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48 BUND DEUTSCHER FUSSBALL-LEHRER INTERNATIONALER TRAINER-KONGRESS 2012 49

Trainingsform 1: Komplexe Positionsbezogene Passfolgen


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Passen Kombinationsformen auf Minitore
›› Von beiden Seiten gleichzeitig trainieren: Der Torhüter eröffnet auf einen
seiner Innenverteidiger, dieser dribbelt ins markierte Feld an.
›› Im Feld kombinieren die beiden aus dem 4-4-2-System (ohne Spitzen)
abgeleitet positionierten Mannschaften zur Eingewöhnung frei bis zum
Abschluss auf eines der Minitore, das den Pass in die Spitze symbolisiert.
›› Weitere Eröffnungsoptionen für den Innenverteidiger neben dem Andrib-
beln: Passeröffnung zu einem der Mittelfeldspieler oder auf den Flügel zum
hoch postierten Außenverteidiger.

Variationen
›› A) Jeder Spieler muss vor dem Torabschluss mindestens ein Mal (zwei Mal) in
die Kombination mit einbezogen worden sein.
›› B) Ab dem Kommando „Jetzt“ von einem der Spieler oder dem Trainer so-
fort in die Tiefe spielen – keine Quer- oder Rückpässe mehr! Dabei so wenig
Kontakte wie möglich, aber so viele wie nötig spielen.

1.1 Detail: Anbieteverhalten


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Anspielbar machen
›› Fehlerbild 1: Ohne
Gegnerdruck in der offe-
nen Stellung anbieten.
›› Bild 2: Aus dem Deckungs-
Sascha Eickel | U19-Cheftrainer BV Borussia Dortmund schatten heraus anspielbar
machen.

Ballzirkulation im Übergangsspiel
›› Vororientierung: Mög-
lichst über die Spielum-
gebung Bescheid wissen,
bevor der Ball ankommt.
Mit drei aufeinander aufbauenden Trainingsformen führt Sascha Eickel zum siche- 1.2 Detail: Spiel und geh
ren Kombinieren hin und schult dabei immer wettspielnäher die Grundlagen des
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Zusammenspiels. Nach dem Pass weiter!
›› Der Flügelspieler passt
Das „Übergangsspiel“, ein Begriff aus dem Eishockey, ist Deckungsschatten. Die Fähigkeit zum multidirektionalen nach innen und macht
zwischen der Phase des Spielaufbaus und der des Her- Spiel erlaubt es, in Ballbesitz das Spiel in verschiedenster sich sofort danach wieder
ausspielens von Torchancen angesiedelt. Gegen geord- Weise fortzuführen und damit mehrere Optionen zu er- anspielbar.
net verteidigende, abwartende Mannschaften bedeutet kennen und nutzen zu können.
›› In diesem Falle erhält er
das Übergangsspiel den Großteil einer Begegnung in der Das Herzstück der Ballzirkulation ist das gruppentakti-
den Ball direkt per Dop-
Mittelzone des Feldes, in der die überlegene Mannschaft sche Verhalten auf Basis der individuellen Fähigkeiten
pelpass zurück.
versucht, sich an oder in den gegnerischen Strafraum vor- und im Rahmen des Dreiecksspiels. Sobald jeder Spieler
zuarbeiten und zum Tor durchstoßen zu können. in Ballbesitz den Ball sichern und zu einer von mindes- ›› Fehler: Spieler Nr. 5
tens zwei herzustellenden Anspieloptionen weiterleiten könnte sich spieloffener
Ballzirkulation: Vorbild Spanien kann, ist es für den Gegner ausgesprochen schwer, Zugriff anbieten (Bild 1)!
Die Ballzirkulation, wie wir sie von der spanischen Nati- auf den Ball zu erhalten. Die gruppentaktischen Mittel
onalmannschaft oder vom FC Barcelona kennen, ist ein im Dreiecksspiel sind z. B. der Doppelpass, das Spiel über 1.3 Detail: Ballmitnahme
Angriffsmittel zur Ballsicherung und zur Vorbereitung ei- den dritten Mann, Überlaufen usw. Im übergeordneten
ner Torchance. Das markante Merkmal sind lange, in der mannschaftstaktischen Rahmen ist das Auffächern in Tie- 1 2 3
Sichernd oder ins Tempo
Breite des Spielfelds angelegte Ballpassagen, aus denen fe und Breite sowie die Spielverlagerung grundlegend.
heraus sich bietende Lücken mit einem Tempowechsel Darüber hinaus sind Handlungsschnelligkeit von der ›› Die Fotoreihe zeigt eine
und dem Spiel in die Tiefe genutzt werden. Wahrnehmung und Vororientierung bis zur Umsetzung Ballmitnahme ohne
einer Entscheidung und schließlich auch eine gewisse Gegnerdruck in die Vor-
Voraussetzungen der Ballzirkulation Laufbereitschaft (spiel und geh) vonnöten. wärtsbewegung. Bild 3:
Alle Grundlagen des Zusammenspiels sind für die sichere Tempo machen!
Ballzirkulation relevant. Zu den technischen Erfordernis- Trainingsformen der Praxisdemonstration ›› In engen Situationen (vgl.
sen zählen Passtechniken über kurze Distanzen und Flug- Die Trainingsformen finden am wettspielgemäßen Ort
Trainingsform 2 und 3) ­si­­-
bälle zur Spielverlagerung, das ballhaltende Dribbling aus einer 4-4-2-Grundaufstellung mit Mittelfeldraute ab-
chernde Mitnahmen aus
sowie Ballmitnahmen unter Zeit- und Gegnerdruck. geleitet statt. In der beibehaltenen Organisationsform
dem Druck heraus oder
Individualtaktisch benötigen die Spieler ein geschultes sind sie zunächst hinführend angelegt und bauen bis
Eindrehen um den Gegner.
Anbieteverhalten zum Lösen vom Gegner und aus dem zum wettspielgemäßen Training auf.
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Trainingsform 2: 6-gegen-6 mit Andribbler als Überzahlspieler Trainingsform 3: 7-gegen-6 auf 2-gegen-1
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Spielform auf je drei Minitore Wettskampforientierte Spielform
›› Je sechs Spieler pro Mannschaft befinden sich im Spielfeld, nämlich jeweils ›› Der Torhüter eröffnet durch ein zentrales Passtor ca. 30 Meter vor dem Tor
die Mittelfeldraute und zwei Außenverteidiger. zu einem der Innenverteidiger, dieser greift gemeinsam mit zwei Außen-
verteidigern und der Mittelfeldraute gegen sechs Gegner (Raute und zwei
›› Der Torhüter eröffnet zu einem seiner Innenverteidiger, dieser dribbelt ins
Außenverteidiger) an.
Feld ein. Er ist für seine Mannschaft der Überzahlspieler.
›› Schafft es das Offensivteam, einen der beiden Stürmer in der Endzone anzu-
›› Die Ballbesitzmannschaft versucht, aus der Ballzirkulation heraus in eines
spielen, dann dürfen diese beiden gegen einen Verteidiger auf das Großtor
der Minitore zu treffen. Der Gegner kann bei Ballgewinn kontern.
angreifen.
Variationen ›› Gewinnt das Defensivteam den Ball, so kann es in eines der seitlichen Mini-
tore oder in das zentrale Hütchentor kontern.
›› Unterschiedliche Betonung des Lehrthemas durch verschiedene Umschalt-
formen bei Ballgewinn:
Hinweise
»» Aufbau über den eigenen Innenverteidiger, dadurch keine schnellen
›› Die Überzahl begünstigt die angreifende Mannschaft, die sich Chancen zum
Konter sondern nur Ballzirkulation.
Anspiel in die Endzone aus der Ballzirkulation heraus erarbeiten soll.
»» Konter mit maximal 5 Mannschaftskontakten erlaubt.
›› Erweiterungsmöglichkeit: Nachrücker in die Endzone, z. B. je zwei Spieler
»» Entscheidung der Mannschaft je nach Konstellation: Schneller Konter mit eines Teams dürfen zum 4-gegen-3 in die Endzone einlaufen.
5 Mannschaftskontakten oder Abbruch und Ballzirkulation.

2.1 Detail: Spiel der Innenverteidiger 3.1 Ziel: Tiefe Angriffsoptionen herausspielen
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Druck & Sicherung Lücken herausspielen und erkennen
›› Der andribbelnde Innen- ›› Im Zuge der sicheren Ballzirkulation lässt sich der gegneri-
verteidiger nutzt den sche Sechser aus der Ordnung ziehen, die Mittelfeldraute
freien Raum vor sich und der verteidigenden Mannschaft weist kurzzeitig eine Lücke
übt damit Druck auf den auf, die der Innenverteidiger mit seinem Pass in die Tiefe
Gegner aus. Anschluss nutzt.
zum Spiel herstellen, nicht
›› Schnell erkennen und handeln, die Lücke besteht nur kurz!
zu früh passen!
›› Präzise handeln: druckvoll und genau passen!
›› Der Partner rückt nach
innen nach und sichert das 2
Zentrum. Passdauer nutzen
›› Der Pass ist genau durch die Lücke durchgesteckt, der tiefe
2.2 Detail: Anspielstationen Anspielpunkt erwartet den Ball ohne allzu großen Druck.

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›› Die Zeit, in der der Ball unterwegs ist, müssten die Mitspie-
Sichere Abspiele ler nun konsequent nutzen: Die Spieler Nr. 7, 11 und 9 kön-
nen unmittelbaren Anschluss zum Passempfänger herstellen
›› Fehlerbild 1: Der Außen-
und bereits Anspielpunkte schaffen, bevor dieser überhaupt
verteidiger passt in die
den Ball hat. Dazu müssten sie aber jetzt bereits dynamisch
Mitte, ohne nach einem
antreten!
sicheren Abnehmer Aus-
schau gehalten zu haben. 3

›› Bild 2: Der Gegner läuft


Vororientierung des Passempfängers
den Pass ab, er kann so- ›› Je nach Konstellation und Gegnerdruck sollte der Passemp-
fort in das Tor schießen! fänger zwischen mehreren Optionen wählen können, die
er bereits vor dem Ballkontakt kennt. Nur so gelingt z. B.
›› Besser: Abdrehen, Rück-
direktes Spiel.
pass!
›› Die Mitspieler stellen noch keinen Anschluss her, daher
1.3 Detail: Vororientierung bleibt in dieser Situation ohnehin nur die individuelle
Lösung.
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Das Spiel lesen
›› Der Passempfänger hat 4
Freiraum nutzen
genug Zeit, bis der Ball bei
ihm ankommt. ›› Der Passempfänger dreht mit der Mitnahme nach vorne
auf, weg vom anrückenden Gegner Nr. 10.
›› Er nutzt die Dauer des Pas-
ses um sich zu orientieren ›› Damit geht er genau in den freien Raum, der zum Fortset-
und dreht sich bereits vor zen des Angriffs in der Tiefe zur Verfügung steht.
der Mitnahme auf, weil er
›› Ein Spieler, der ohne Vororientierung und dem Sicher-
sieht, dass er keinen Druck
heitsdenken folgend den Ball nach hinten mitnimmt oder
hat. Viele Spieler lassen
prallen lässt, vergeudet die Chance auf den Torangriff.
hier einfach nur prallen!

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