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DIE NATUR BRINGT KAFFEE ZUR PERFEKTION – IN UNSEREN HÄNDEN LIEGT DAS W ISSEN, DIE
PERFEKTION ZU BEWAHREN
Danksagungen ........................................................................................................... 5
Vorwort ....................................................................................................................... 6
Kapitel 1: Einführung .................................................................................................. 9
Kapitel 2: Prolog ....................................................................................................... 14
Kapitel 3: Faktoren, die die Qualität des Kaffees bestimmen ................................... 16
Kapitel 4: Einflussfaktoren auf den Kaffeegeschmack.............................................. 22
Kapitel 5: Die Wichtigkeit laborgemäßer Verkostungen im Kaffeesektor .................. 40
Kapitel 6: Auf dem Weg zur Exklusivität durch das Beschreiben von Attributen....... 44
Kapitel 7: Zu Suchende Attribute bei einer Verkostung ............................................ 48
Kapitel 8: Der systematische Evaluierungsprozess bei Kaffee ................................. 51
Kapitel 9: Attribute und Besonderheiten bei außergewöhnlichen Kaffees ................ 57
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Danksagungen
Ich möchte Gott danken, dass ich die Möglichkeit erhalten habe, während der Bear-
beitung des Buches mein durch Erfahrung erlangtes Wissen zu teilen. Ich hoffe, dass
es ein Lesevergnügen für die Vielzahl der Produzenten, Exporteure, Wissbegierigen
und alle Personen sein wird, die mehr hinsichtlich der Produktion und Aufbereitung
von Spezialitätenkaffee wissen möchten.
Hugo Hernandez, der Direktor des Consejo Salvadoreño de Cafe half mir mit seinem
Wissen und seiner Erfahrung in der Ausgestaltung und der logischen Abfolge der
Kapitel. Darüber hinaus legte er viel Wert darauf, dass die von mir verfasste Abhand-
lung immer im Wirklichkeitseinklang steht und die vermittelten Informationen aktuell
und verständlich sind. Höchste Anerkennung geht an Luis „Lichi“ Araujo, Kaffeefar-
mer aus Cacahuatique, der mich überzeugte mein Wissen zu Papier zu bringen, in-
dem er mir nachvollziehbar versicherte, dass das vorliegende Buch ein wichtiger Bei-
trag sein wird, mittels dessen es Kaffeeproduzenten schaffen, die so differenzierte
Kaffeeproduktion in El Salvador nachzuvollziehen. Ein großer Dank geht auch an
Ana Elena Escalante, die sich in schwierigen Momenten um meine kranke Tochter
kümmerte.
Hochachtung habe ich an Ricardo Espitia zu zollen, der mir die Möglichkeit gab, der
Operational Manager der Escuela de Cafe de El Salvador zu werden. Zu danken ha-
be ich auch den Produzenten Isa Gadala Samour, Benjamin Argueta und Carlos
Murcia aus den Anbaugebieten El Balsamo, Chinchontepec bzw. Alotepec Metapan,
die bei diesem wichtigen Buch mithalfen, indem sie mich immer wieder motivierten,
sodass dieses Buch letzten Endes erscheinen konnte. Die aufwendigen Lektoratsar-
beiten die Aufarbeitung der Fotografien wurden durch die erfolgreiche Kaffeeprodu-
zentin Beatriz Valdez aus dem Anbaugebiet El Balsamo bewerkstelligt, der ich für
ihre Hilfe enorm dankbar bin, gleiches gilt auch für meinen Kollegen Walter Durán.
Ein spezieller Dank geht an meine Mutter und meine Ehefrau für ihr Einfühlungsver-
mögen und ihre Hilfe, indem sie die gesamte Zeit an mich glaubten, als ich mein
Wissen zusammentrug und dieses Buch schrieb.
Ein Dankeschön geht auch an alle meine Kollegen, die für die Nationale Landwirt-
schaftsschule „Roberto Quiñonez“ arbeiten sowie meine Kollegen von ASCAFE.
Höchster Respekt und Bewunderung zolle ich an alle Produzenten der sechs Anbau-
gebiete El Salvadors, die mit Sorgfalt und viel Aufwand das Land bebauen und mich
auch immer wieder darin bestärkten, dieses Buch zu verfassen.
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Vorwort
Während der letzten zwei Dekaden wurde innerhalb der Kaffeeproduktion weltweit
viel hinsichtlich einer signifikanten Stabilisierung und Ausweitung hoher Produktions-
volumina in Ländern wie Brasilien und Vietnam experimentiert. Diese Experimente
beinhalten in erster Linie die Entwicklung schnellwachsender Varietäten mit hoher
Produktivität.
Der Hauptgrund für fallende Preise liegt in der Ausweitung der Kaffeeproduktion und
dem damit vergrößerten Angebot. Gerade deswegen ist es notwendig herauszuste-
chen, sodass die erzielten Preise für die mit viel Sorgfalt und Hingebung produzierten
Kaffees, die auf dem internationalen Markt erhältlich sind, langfristig höher sind.
Gleichzeitig entwickelt sich zum traditionellen Kaffeemarkt ein Demand für hochwer-
tigeren Kaffee, den diejenigen Kaffeeproduzenten bedienen, die sich auf Möglichkei-
ten spezialisieren, Kaffee ohne Hindernisse für den Endkunden anzubieten. Sie ver-
einen in diesem speziellen Fall Aufgaben der Importeure, Exporteure und Röster in
ihrer Wertschöpfungskette. Ein Verkostungslabor bietet Möglichkeiten einer direkten
Qualitätskontrolle, mittels dessen Qualitäten beständig verbessert werden und
zugleich das Wertpotential des trinkfertigen Produktes zu ermitteln und ggf. korrigie-
rende Maßnahmen zu ergreifen. Dieses Arbeitsfeld ermöglicht die Produktion hoch-
qualitativer Kaffees, erhöht die Rentabilität für den Produzenten und gleichzeitig die
Zahl der zufriedenen Kunden.
Es ist von höchster Dringlichkeit, dass die jüngste Produzentengeneration sich ver-
stärkt für Qualitätssicherung in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen engagiert und diese
Aspekte auch vermehrt in die Verwaltung und in ihr profundes Kultivierungswissen
einfließen lassen. Damit verbunden stehen für die jüngste Produzentengeneration
Themen von sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Dringlichkeit im Vordergrund.
Diese vereinen sich im Kaffeeanbau und in der Notwendigkeit das Erbe einer visionä-
ren Generation anzutreten, zu Experten mit innovativen Ideen heranzureifen, um Ar-
beitsplätze zu schaffen und die Wertschöpfungskette für den Anbausektor zu opti-
mieren. Die jüngste Produzentengeneration wird zukunftsweisend darin sein müssen,
das Augenmerk verstärkt auf verbesserte Produktionsmöglichkeiten zu lenken, neue
Aufbereitungsmethoden zu testen, neue Märkte zu erschließen und vermehrt auf
Messen und bei anderen Gelegenheiten ihre Produkte zu vermarkten.
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kennen, zu wissen wie man auf Espresso basierende Getränke zubereitet und ihre
Qualität hinsichtlich der Zubereitung einzuschätzen.
Darüber hinaus ist wichtig, dass Vermarktungstendenzen für Kaffee frühzeitig er-
kannt werden und an das Konsumverhalten angepasst werden. Um dieses Wissen
zu erlangen sind regelmäßige Teilnahmen an Messen wichtig, bei denen Kaffees
vermarktet werden und die jährlich stattfinden, zum Beispiel die SCAA- und SCAE-
Messen in den USA und Europa sowie in Japan. Hierbei ergeben sich Möglichkeiten,
neue Geschäftsbeziehungen zu etablieren, gleichzeitig zeigen Konsumenten ein er-
höhtes Interesse an der Rückverfolgbarkeit des Kaffees.
Viele erfolgreiche Beispiele für Direct Trade-Kaffees, vor allem Microlots sind mo-
mentan zu beobachten, bei denen junge Produzenten, meistens Kinder oder Enkel
der etablierten Produzentenfamilien, sich mit eben jener Tätigkeit auseinandersetzen
und daraufhin die Vermarktung ihrer Kaffees auf den genannten Messen vorantrei-
ben.
El Salvador gilt unter den Anbauländern als eines, dass für exzellente Qualitäten aus
sechs verschiedenen Anbaugebieten steht. Dies manifestiert sich in den Resultaten
der Cup of Excellence-Wettbewerbe, die seit 2003 stattfinden. Hierbei lässt sich ein
großes Interesse für Kaffees aus allen sechs Anbaugebieten ableiten, die ihren Platz
im Spezialitätensegment haben.
Mittels der in diesem Buch dargestellten Zusammenhänge, möchte ich einen Beitrag
leisten und einen Bogen spannen von der Produktion, über die Aufbereitung bis hin
zur Vermarktung von Spezialitätenkaffees und Möglichkeiten erarbeiten, mittels sei-
ner Hingabe einen Kaffee höchster Qualität zu produzieren. Am Beginn steht die
Sorgfalt bei der zu säenden Varietät, es folgt die Pflege der Pflanzen das ganze Jahr
über, dabei müssen wir unser Augenmerk auf ökonomisch vertretbare Kriterien len-
ken. Es folgen Ernte sowie Aufbereitung und am Ende stehen die richtige Lagerung
bis hin zur Verschiffung des Kaffees. Der Leser wird differenzierte Lösungsansätze
finden, zum Beispiel hinsichtlich der Frage, wie Qualität definiert werden kann. Glei-
ches gilt für Erfahrungswerte bei Cuppings hinsichtlich der Frage, wie man Qualitäten
findet, was als hochwertig angesehen wird. Das Ziel ist, dies alles an die jüngste
Produzentengeneration weiterzugeben als eine proaktive Wissensmethodik, als or-
ganisiertes, ganzheitliches Wissen, um unseren Kaffeebestand in El Salvador, der
immerhin sieben Prozent aller Pflanzen ausmacht, zu schützen und ihm die Wichtig-
keit zu verleihen, den er verdient. Das Buch setzt sich aus 13 Kapiteln zusammen.
Zu Beginn eines jeden Kapitels, soll dem Leser mittels salvadorianischer Lyrik die
landestypische Kaffeekultur und im Allgemeinen die fruchtbare Landschaft El Salva-
dors verbildlicht werden, vor allem durch den Dichter Alfredo Espino aus Ahuacha-
pan.
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EIN FARMER UND EIN STERN
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Kapitel 1: Einführung
Die Produzentenländer für Kaffee gliedern sich weltweit in fünf Gruppen: a) Colombi-
an Milds (gewaschene kolumbianische Kaffees), b) Other Milds (andere gewaschene
Kaffees), c) Brasil Naturals (brasilianische, trockenaufbereitete Kaffees), d) alle ande-
ren Arabicas und e) Robustas. Man differenziert sie untereinander hinsichtlich der
kultivierten Varietät bzw. Spezies, die angewandte Erntemethodik und die Art der
Aufbereitung. Salvadorianischer Kaffee, der zu der Gruppe der Other Milds gezählt
wird, zeichnet sich durch physische, biochemische und sensorische Alleinstellungs-
merkmale aus, die ihm weltweit gefragt machen. Die herausragende Qualität lässt
sich wie folgt begründen:
Die eben genannten Gründe machen den salvadorianischen Kaffee zu einer privile-
gierten Marke und ermöglichen konsequenterweise eine marktgerechte Bewertung.
Im Falle von Spezialitätenkaffee etablieren die salvadorianischen Kaffees für den
Käufer hohe Qualitätsstandards mittels hoher Normen und Verfahrenstechniken, die
in Produktion, Aufbereitung und Klassifizierung des Endprodukts einfließen. Die Qua-
lität von Kaffeegetränken ist unmittelbar verknüpft mit den in der Bohne steckenden
Qualitäten. Die geschmacklichen Charakteristika des Kaffees, sein Aroma, sein Ge-
schmack, sein Körper, seine Säure und seine Süße müssen im Einklang mit der
Marktnachfrage hinsichtlich Weiterverarbeitung und Zubereitung stehen.
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Die salvadorianischen Kaffeeproduzenten müssen sich verstärkt darum bemühen,
die Qualität ihrer Kaffees zu erhalten. Der Schlüssel für einen guten Ruf liegt in der
Arbeit der Entscheidungsträger auf eben jenen Plantagen, die über technische Ka-
pazitäten verfügen, die im Stande sind, das Personal möglichst genau in ihre Arbeits-
felder hinsichtlich Pflanzenmanagement und Ernte zu instruieren. Von großer Bedeu-
tung sind darüber hinaus die Verwalter der Beneficios, die um die technischen Be-
deutung des Aufbereitungsprozesses genau Bescheid wissen. Es folgen die Verkos-
ter, die für ihren guten Geschmackssinn geschätzt werden, da sie in der Lage sind,
die geschmacklichen Attribute von außergewöhnlichen Kaffees herauszuschmecken.
Zu guter letzt werden Experten hinsichtlich der Promotion und der Vermarktung des
Kaffees benötigt.
Der Großteil des Kaffees kommt aus der Kordillera Apaneca Ilamatepec, wohingegen
Alotepec Metapán den kleinsten Marktanteil produziert, nichtsdestro trotz stehen alle
Anbaugebiete für exzellente Qualitäten und positive Geschmackskriterien.
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Geschmacksprofile der jeweiligen Anbaugebiete, aus einer im Jahr 2013 angefertig-
ten Studie für nationale Cuptaster im Auftrag der international renommierten Cuptas-
terin Sherri Johns.
Apaneca Ilamatepec
Alotepec Metapan
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El Balsamo Quezaltepec
Chichontepec
Fragrance: 6,75
Körper: 7,5 Tassenprofil: Kaffees mit süßen Noten,
Säure: 7 zitrischen Säuren, buttrigem Körper,
Geschmack: 7,5 Geschmäckern von Orange über Pfir-
Nachgeschmack: 6,75 sich, Guave, bis hin zu Karamel und
Schokolade mit einem balancierten,
langanhaltenden Nachgeschmack.
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Tecapa Chinameca
Cacahuatique
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DER FEUERBAUM
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Kapitel 2: Prolog
Während der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts bezogen die USA allein aus
Brasilien, Mexiko und El Salvador ca. 90% des für den Konsum vorgesehenen Kaf-
fees. Daran wird deutlich, wie hoch die Qualität unseres Kaffees in diesem Land ge-
schätzt wird. In den sechziger Jahren begann man verstärkt zu forschen und techno-
logische Aspekte in die Kultivierung einzubinden, mit dem Ziel, die Qualität der Boh-
ne zu verbessern. Man begann zusehends, den Produzenten, die Varietät Bourbon
anzubieten, da sie ertragreicher ist, mit der Konsequenz, dass Varietätenmischungen
mit niedrigen Erträgen auf den Plantagen verstärkt gegen Bourbonvarietäten ausge-
tauscht wurden. In den siebziger Jahren fokussierte sich die salvadorianischen Kaf-
feeproduktion vermehrt auf den interkontinentalen Handel mit dem anspruchsvollen
deutschen Markt mit seinen großen Warenumschlagplätzen in Hamburg und Bre-
men. Spätestens mit dieser Epoche wurde deutlich, welch großes Prestige salvado-
rianischer Kaffee bei den ausländischen Käufern genoss, die Kaffees ausschließlich
nach Homogenität und Qualität wählten.
Ende Dezember 1993 wurde unter dem Vorsitz der Europäischen Wirtschaftsge-
meinschaft der Salvadorianische Kaffeeverband (Consejo Salvadoreño de Cafe) ge-
gründet. Ziel war es, einen Plan zu entwickeln unter dem Projektnamen „Spezialitä-
tenkaffee aus El Salvador“. Dieser sollte an die ersten 50 Jahre des Jahrhunderts
anknüpfen und sah einen Export von ca. 50.000 Sack Spezialitätenkaffee vor, mit
denen für das Land Jahr für Jahr wertvolle Devisen generiert werden sollten.
Im Jahr 2003 implementierte der Consejo Salvadoreño de Cafe den Wettbewerb der
Cup of Excellence, welcher es ermöglichte, außergewöhnliche Kaffees mit komple-
xen Geschmacksstrukturen zu finden, die dann in einer Online-Auktion verkauft wer-
den. Dieses Programm ermöglicht es, direkte Handelskontakte zwischen Farmern
und Käufern zu etablieren. Hierbei ist es wichtig zu erwähnen, dass Homogenität und
Qualität unmittelbar mit folgenden Bedingungen verknüpft sind:
o Ausschließliche Ernte von reifen Kaffeekirschen, Vermeidung von Verunreini-
gungen mit unreifen oder überreifen Kaffeekirschen.
o Unterscheidung bei der Anlieferung von Kaffees nach Anbauhöhen.
o Unmittelbare Aufbereitung in einem Zeitraum von maximal 12 Stunden, nach-
dem die Kirschen geerntet wurden, um eine adäquate Nassfermentation ge-
währleisten zu können – ohne enzymatische Prozesse mit ungewünschten
Milchsäuren.
Im Jahr 2013 lagen die Exporte bei über 600.000 Sack mit unterschiedlichen Zielor-
ten. Dieses Resultat belegt, dass diese Initiativen erfolgreich waren.
Abbildung 5: Sonnenuntergang auf der Finca San Alonso, Ciudad Barrios, San Miguel
„VIELSEITIGKEIT – DAS HAUPTCHARAKTERISTIKUM FÜR SALVADORIANISCHE KAFFEES.“
Luis Araujo
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POSTUM
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Kapitel 3: Faktoren, die die Qualität des Kaffees bestimmen
3.1: Anbauhöhe
In El Salvador kultiviert man Kaffee prinzipiell nach drei Anbaukategorien, die sich
durch die jeweilige Anbauhöhe definieren, in der sich eine Finca befindet. Jede die-
ser Höhenkategorien zeichnet sich durch physische und aromatische Eigenheiten
aus. So sind Kaffees aus der untersten Anbaukategorie (bis 900m über NN), auch
Central Standard (CS) genannt, hinsichtlich des Bohnendurchmessers relativ klein,
wenn man sie mit den anderen Anbauhöhen vergleicht. Im Schnitt sind diese Bohnen
zu 50% kleiner als Screen 17 (17/64 Zoll). Geröstet weist der Kaffee eine relativ helle
Farbe und sensorisch weniger Intensität hinsichtlich Körper, Säure und Süße auf.
Der Anteil an Kaliumsalzen ist erhöht und der Absatzmarkt für derartige Kaffees liegt
in Ländern, wo die Konsumenten eher von Natur aus weiche und milde Kaffees be-
vorzugen.
Der in mittleren Höhen kultivierte Kaffee, der international als High Grown (HG) be-
zeichnet wird, wird in Höhen von 901 bis 1.200m Höhe angebaut. Die Bohnengröße
liegt zu 50% über Screen 17. Geröstet weißt der Kaffee einen mittleren Braunton auf
und sensorisch sind Säure, Süße und Körper auf einem mittelkräftigen Niveau aus-
geprägt.
Kaffee aus der höchsten Anbaukategorie, auch Strictly High Grown (SHG) genannt,
wird auf Höhen über 1.201m über NN kultiviert. Die Bohnengröße liegt zu über 60%
über Screen 17, die Röstfarbe ist dunkler und Säure, Körper und Süße sind intensiv
ausgeprägt. Hierbei muss festgehalten werden, dass sich diese Charakteristika nur
dann zeigen, wenn die Kaffeekirschen bei optimaler Reife geerntet, aufbereitet, ge-
röstet und zubereitet werden. Niedrigere Temperaturen, relative Luftfeuchtigkeit, län-
gere Kühlphasen in den Nächten sind Faktoren, die direkten Einfluss auf die Qualität
haben, da sie längere Reifezeiten ermöglichen. Reifezeiten sind hauptverantwortlich
für gemeinhin als hochwertig eingestufte Attribute. Vollentwickelte Intensitäten ste-
hen in unmittelbarer Verbindung zur langsamen Entwicklung der Frucht.
„Kaffee aus El Salvador – Säuren und Süßen in perfekter Balance.“ Roberto Ulloa
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3.2: Bodenbedingungen
Die salvadorianischen Böden sind in der Mehrheit vulkanische Böden, welche sehr
feine pyroklastische Produkte sind. Im Falle von El Salvador sind diese Auswurfpro-
dukte im letzten Eiszeitalter während des Pleistozäns und des darauf folgenden Ho-
lozäns entstanden. Diese beiden Quartäre sind aus geologischer Sicht sehr junge
Bodenproduzenten.
Die chemische und mineralische Zusammensetzung der landestypischen Vulkanbö-
den variiert im Falle von desitischem und andesitischem Bodenmaterial (der Silici-
umdioxid-Gehalt, sog. Kieselerde, im Boden liegt zwischen 45 und 66%). Damit ver-
bunden unterscheidet sich die Mineralstoffzusammensetzung mitunter stark, was
sich auf die Mineralisierung und die generelle Bodenbeschaffenheit hinsichtlich der
benötigten Mineralstoffe zur Entwicklung der Pflanzen auswirkt.
Wir können voraussetzen, dass die vorhandenen Böden komplexe Profile aufweisen,
die mittels Schwemmböden-Anteile Bodenumwälzungen herbeiführen. Diese Profile
können sich sehr weit ins Erdreich wie eine Decke aus Vulkanasche ausdehnen,
entsprechend dick, um eine gute Basis für die lockereren Bodenschichten darüber zu
bilden. Darüber hinaus formieren sich auch Profile, die teilweise aufgewühlt oder ver-
jüngte Erde mit einer dünnen Schicht aus Komposterde aufweisen, die es schaffen
die Bodenverhältnisse an der Oberfläche zu beeinflussen und mit Mineralien anzu-
reichern. Andere vulkanische Mineralstoffe resultieren aus verschiedenen Vulkan-
ascheböden, zumeist das Resultat aus einem oder mehreren Vulkanen.
El Salvador ist ein Land mit einer großen Vielzahl von Bodenderivaten vulkanischen
oder vulkanähnlichen Ursprungs. Sie können sehr unterschiedliche Texturen aufwei-
sen, je nach Ursprungsmaterial. Jedoch kann mit Kaffeekultivierung und damit ver-
bunden mit einer starken Nutzung des Bodens bei gleichzeitig inadäquatem Boden-
management eine Übersäuerung des Bodens entstehen. Es ist daher wichtig, die
Bodenverhältnisse zu bewahren, indem das Bodenmanagement verstärkt unter
technischen Gesichtspunkten ausgeführt wird.
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3.3.2 Die Varietät Pacamara
Die Varietät Pacamara, erforscht mit Beginn der 1950er Jahre, erstmals für den
Weltmarkt im Jahr 1980 kultiviert weißt exzellente Resultate hinsichtlich Aroma und
Geschmack auf.
Die Varietät Pacamara ist das Resultat einer artifiziellen Kreuzung aus den Varietä-
ten Pacas und der roten Maragogipe (selbst eine Varietätenkreuzung oder intraspezi-
fisch gekreuzt). Diese Arbeit wurde in El Salvador durch Agronomen des Instituts
ISIC (Instituto Salvadoreño de Investigaciones del Cafe) vorgenommen mit dem Ziel,
die Produktivität, die Wachstumshöhe, das Resistenzverhalten bei Wind, Sonne,
Dürren sowie die klimatische Anpassungsfähigkeit speziell für das salvadorianische
Klima wie bei der Pacas weitgehend zu erhalten und mit den Charakteristiken der
Maragogipe (Stammstärke, Fruchtgröße und Geschmack) zu verbinden.
Abbildung 7: Die Varietät Pacamara (links), Rohkaffee und gerösteter Kaffee von Bourbon und
Pacamara im Vergleich (rechts)
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nachfolgenden Generationen dieser Pflanze keinerlei phänotypische Varianzen auf-
wiesen.
Diejenigen Varietäten, die ausschließlich tolerant und/oder resistent gegen den Blatt-
rost sind, weisen höchstwahrscheinlich nicht die Qualitäten der klassischen Varietä-
ten auf, weswegen sie unter Umständen richtige Kaffeeenthusiasten auf den ersten
Blick weniger ansprechen. Die Kultivierung von einheitlichen Hybridvarietäten, resis-
tent oder tolerant gegen Krankheiten und hohem Ertrag versehen, stellt sicher, dass
jeder Produzent alle benötigten Informationen hinsichtlich Bohnenqualität und hin-
sichtlich des gewünschten Geschmacks erhält. Dabei spielt die Anbauerfahrung der
anderen Produzenten, die bereits mit der jeweiligen Varietät arbeiten eine zentrale
Rolle.
Schlussendlich ist die richtige Wahl der Varietät von größter Bedeutung, vor allem
hinsichtlich der qualitativen Bewertung und der Kommerzialisierung des Kaffes. Der
Verband der Kaffeeverkoster ASCAFE (Asociación de Catadores de Café), 30 Ver-
koster in El Salvador umfassend, führte über drei Ernten Feldforschungen mit dem
Fokus durch, Tassenprofile in Relation zur Varietät zu setzen. Die vorläufigen Resul-
tate dieser Arbeite lassen sich dahingehend zusammenfassen, dass bei Blattrost-
resistenten Varietäten das Tassenprofil zumeist eher dem kommerziellen Markt ent-
spricht. ASCAFE führt die Studie dahingehend weiter, den Schwerpunkt auf Produk-
tivitäts-Entwicklung, Anpassungsfähigkeit und geschmakliche Qualitätskriterien der
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einzelnen Varietäten zu setzen. Für Sebastien Lafaye, Consultant bei CBI (Centre for
the Promotion of Imports), zeichnen sich salvadorianische Kaffees vor allem durch
Bezeichnungen wie “100% Bourbon” aus. Solche Beschreibungen erhöhen den Wert
des Kaffees ungemein. Die Kultivierung neuerer, vor allem resistenterer Varietäten
könnte das Tassenprofil negativ beeinflussen
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DER ZUCKERROHR IN SEINER BLÜTE
Abbildung 9: Ernesto Velasquez mit einem italienischen Kaffeehändler (links) und Don Ale-
jandro Romero (rechts)
4.1 Sonnenlicht
Kaffee benötigt für sein Wachstum und die Fruchtbildung eine regulierte Sonnen-
lichtexposition, mit der die Verarbeitung von Kohlenstoffdioxid (Photosynthese) ein-
hergeht. Eine Plantage, die vollständig der Sonne ausgesetzt ist, hat einen höheren
Energiebedarf aufgrund erhöhter Photosynthesetätigkeit. Dadurch benötigt der Kaf-
fee mehr Mineralstoffe, entsprechend steigt auch der Bedarf an chemischen Düngern
bzw. organischen Düngern in zertifizierten Betrieben. Eine erhöhte Dichte an Schat-
tenbäumen wirkt sich positiv auf die Bohnengröße aus, sodass die Reifezeit der Kir-
schen verlängert wird. Gleichzeitig erhöht sich dadurch der Saccharosegehalt, der für
eine angenehme Fruchtsäure unverzichtbar ist. Beide Charakteristika sind Wegberei-
ter für jene Aromen, die den Kaffee prinzipiell attraktiv machen. Erntereife Kaffeekir-
schen in Kaffeeplantagen, die vermehrt Sonnenlicht ausgesetzt sind, entwickeln ihre
Reife wesentlich schneller, wodurch geschmackliche Charakteristika, wie Bitternoten
und in der Konsequenz eine fehlende Balance, entstehen. Dies ist eine Folge der
fehlenden Zeit, in der der Kaffee seine positiven Attribute und reichhaltigen Vorzüge
entwickeln würde.
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4.2 Schädlinge
Die Kaffeepflanze ist den Attacken verschiedener Schädlinge ausgesetzt. Manche
beschädigen das Wurzelwerk und andere die Blätter, den Stamm oder die Frucht.
Von Schädlingen befallene Früchte sind meistens frühreif und entwickeln Bohnen mit
einer sehr niedrigen Dichte, die im Röstkaffee sich durch seine helle Farbe wider-
spiegelt und schlussendlich im Tassenprofil einen wenig aussagekräftigen Ge-
schmack ermöglicht. Die Präsenz von Insektenschäden verschlechtert darüber hin-
aus auch das Bohnenbild.
4.3 Krankheiten
Krankheiten befallen, ähnlich wie Schädlinge, verschiedene Teile der Kaffeepflanze,
nämlich das Wurzel- sowie das Blattwerk als auch die Kaffeekirsche. Der Blattrost
(spanisch: Roya / englisch: Coffee Leaf Rust) ist die wohl bekannteste Krankheit. Sie
befällt das Blattwerk der Pflanze und verursacht bei starkem Krankheitsbefall einen
kompletten Verlust der Blätter. Das wirkt sich auf die Frucht dahingehend aus, dass
mit den fehlenden Blättern auch die Mineralstoffreserven fehlen und die Pflanze da-
mit einhergehend den normalen Reifeprozess stoppt, ohne die benötigte Zeit zu ha-
ben, um die gesamte Palette an chemischen Komponenten zu bilden, die normaler-
weise für die aromatischen Qualitäten verantwortlich sind. Während des Röstprozes-
ses fallen die Bohnen der frühreifen Kirschen durch ihre helle Farbe auf und werden
als Quaker bezeichnet. Sie haben eine geringere Dichte und das Tassenprofil dieser
Bohnen wird als ordinär bezeichnet, sodass es nicht möglich ist, solche Kaffees als
Spezialitätenkaffees zu vermarkten.
Abbildung 13: Kaffeekirschen, die aufgrund von Blattrostbefall nicht ihre physiologische Reife
erreicht haben
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4.4 Die Ernte
Kaffeekirschen reifen in einem Zeitraum von acht bis zu zwölf Monaten in Ausnah-
mefällen (Erntezeitraum: November bis März), abhängig vom Blütezeitpunkt verlän-
gert oder verkürzt sich dieser Zeitraum. Bei Arabicakaffee wird dieser Zeitraum au-
ßerdem durch die Varietät, das Klima und die Anbauhöhe beeinflusst. Bei Robusta
liegt dieser Zeitraum normalerweise zwischen zehn und elf Monaten, bei Liberica bei
ca. einem Jahr.
Die Ernte stellt eine Arbeit von größter Wichtigkeit dar. Denn während der Ernte er-
reicht die Frucht ihre volle Stärke, gleichzeitig markiert sie die widmungsvollste Arbeit
für den salvadorianischen Kaffeefarmer im gesamten Arbeitsjahr. Die Ernte muss auf
selektiver Basis erfolgen, mit dem Ziel einen möglichst homogenen Kaffee bei opti-
maler Reife zu produzieren. Eine Kaffeeplantage kann sehr hoch gelegen sein, in der
ideale klimatische Bedingungen herrschen, um einen qualitativ hochwertiges Getränk
zu produzieren, dennoch hängt alles von der Ernte ab, inwiefern ein Kaffee als au-
ßergewöhnlich gesehen werden kann. Im Falle von niedrigen Weltmarktpreisen er-
scheint das Auslesen der ausschließlich reifen Kaffees als großer Kostenfaktor. De-
nnoch sind das präzise Arbeiten und der erhöhte Zeitaufwand notwendig. Wenn die
Ernte inadäquat durch geführt wurde ist es schlichtweg unmöglich, einen Kaffee mit
außergewöhnlichen Qualitätskriterien zu produzieren.
Abbildung 18: Röstkaffee, bestehend aus unreifen (links) und reifen Bohnen (rechts)
Im Falle einer um ein paar Wochen verspäteten Ernte hinsichtlich des eigentlich phy-
siologisch perfekten Reifezeitpunkts der Kirsche, haftet die Mucilage als Teil der
Frucht am Pergamino an, wodurch weinige Noten im Getränk entstehen können.
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sche von der Pflanze der Fermentationsprozess einsetzt. Daher ist es auch notwen-
dig, Kaffeekirschen am selben Tag der Ernte zu entpulpen.
Der soeben geerntete Kaffee muss unmittelbar zum Beneficio transportiert werden,
wo er in Anlieferungsbecken gelagert wird, um unmittelbar verarbeitet zu werden. Für
den Fall dass eine unmittelbare Aufbereitung aufgrund höherer Gewalt nicht möglich
sein sollte, sollte der Kaffee in einem Becken mit frischem Wasser deponiert werden,
um die Fermentationsprozesse hinauszuzögern, die sonst die physische Qualität
gleichwie das Tassenprofil negativ beeinflussen würden. Sobald sich das Wasser
verdunkelt aufgrund von in der Pulpe enthaltenen Säuren, sollte das Wasser gegen
frisches Wasser ausgetauscht werden. Dieser Wechsel sollte alle sechs Stunden
erfolgen.
Die Entpulpung des Kaffees muss am selben Tag der Ernte erfolgen, spätestens
zwölf Stunden nach der Ernte. Hilfreiche Hinweise für eine gute Entpulpung sind:
Die Brustplatte des Entpulpers muss sehr genau kalibriert werden und einmal
pro Woche korrigiert werden.
Erhöhte Aufmerksamkeit muss aufgebracht werden, wenn viele Pulpenreste
im Bohnenbild oder viele Bohnen in den Pulpenresten zu finden sind.
Der Abstand zwischen Trommel und Brustplatte variiert abhängig vom
Durchmesser der Kaffeekirschen. So muss dieser Abstand beispielsweise bei
der Pacamara-Varietät neu kalibriert werden.
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Die Sauberkeit des Entpulpers sowie das Ölen der Antriebskette müssen täg-
lich als Teil der immer wiederkehrenden Wartungsarbeit überwacht werden.
4.6.7.1 Schwingsiebe
Hierbei handelt es sich um Metallsiebe mit ovalförmigen Löchern. Der wie auch im-
mer geartete Kaffee rutscht über die horizontale Fläche, die entpulpten Bohnen fallen
aufgrund ihres Durchmessers und ihrer Form in die Löcher des Siebes und werden
weitergeleitet zu den Fermentationsbecken bzw. zum Demucilierer (Desmucilagina-
dora), währenddessen die nicht entpulpten Kirschen oberhalb des Siebes bleiben
und zum Nachbearbeitungs-Entpulper weitergeleitet werden.
4.6.7.2 Trommel-Rotationssiebe
Rotationssiebe funktionieren grundsätzlich genauso wie Schwingsiebe. Sie drehen
sich mit etwa 15-18 Umdrehungen pro Minute. Die Maschen des Siebs haben die
gleichen Durchmesser wie das Schwingsieb. Um zu vermeiden, dass die Bohnen die
Maschen der Trommel verstopfen, muss ein walzenförmiger Besen oberhalb der
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Trommel installiert werden. Diese Verfahrensweise benötigt kein Wasser, dass nor-
malerweise bis zu diesem Prozessschritt notwendig ist.
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4.6.9.2 Impulspumpen
Hier werden zwei Impulspumpen eingesetzt. Die erste erzeugt Turbulenzen und so-
mit Reibung zwischen den Bohnen, die zweite stellt sicher, dass die Mucilage kom-
plett abgeleitet wird. Das Wasser der zweiten Pumpe kann ein weiteres Mal bei den
Fermentationsbecken eingesetzt werden.
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Abbildung 23: Kontinuierliches Bewegen der Pergaminos (links), gewaschener Pergamino
(rechts)
Während der letzten zehn Jahre hat der Honey-Dried-Prozess einen deutlichen An-
stieg bei Spezialitätenkaffees zu verzeichnen. Dies hängt mit den Cuppingresultaten
zusammen. Der Kaffee weist eine deutliche Süße in Kombination mit einer balancier-
ten Säure auf. Diese Charakteristika werden international bei Spezialitätenkaffees
sehr geschätzt. Um einen Honey-Dried zu erhalten, sollte die Mucilage nicht vom
Pergamino getrennt werden, der dabei entstehende Vorteil liegt in der Tatsache,
dass weniger Kontamination mit der Umwelt stattfindet, da hierbei kein Wasser zum
Einsatz kommt.
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Der Austausch von Wärme mit Feuchtigkeit beginnt in der Oberfläche der Bohne, die
sich nach unten hin ablegt, wo sie nahezu gleich bleibt. Das liegt daran, dass kaum
Wärmeenergie aufgrund von Wasserverdunstung dorthin gelangt. Daher ist ein re-
gelmäßiges Wenden des Kaffees zwingend notwendig. In den wärmsten Stunden
des Tages, wo sich der Kaffee deutlich erhitzt, muss der Kaffee alle 30 Minuten ge-
wendet werden. Dabei sollte bedacht werden, dass ein Quintal (100lb.) Pergamino-
Kaffee, ca. 1,5m² Patio benötigt.
Bedarfskalkulation Patio
Anlieferung des Kaffees (in Quintales) Benötigter Platz auf dem Patio in m²
Die Patios müssen in einem optimalen Zustand hinsichtlich Sauberkeit sein, um ein
uniformes Trocknungsergebnis zu erzielen. Dafür muss außerdem sichergestellt
sein, dass der Kaffee auf ca. 3cm Höhe geschichtet wird. Dies gilt für die ersten zwei
bis drei Tage der Trocknung und hilft dabei, zuerst die Oberfläche des Kaffees zu
trocknen. Alle 30 Minuten muss der Kaffee mit einem Rechen oder mechanisch ge-
wendet werden, wodurch die unteren mit den oberen Schichten ausgetauscht wer-
den.
Viele tendenziell außergewöhnliche Kaffees können aufgrund eines ungenügenden
Trocknungsprozesses, speziell, da der Kaffee nicht ausreichend bewegt wird, nicht in
den Spezialitätenmarkt eingeführt werden.
Ungleiche Farbtöne entstehen durch zu dicke Trocknungsschichten und nicht ausrei-
chende Bewegung in der oben genannten Frequenz. Andere Ursachen hierfür kön-
nen zu dünne Trocknungsschichten sein, wodurch der Kaffee zu schnell trocknet.
Hierdurch bleicht die Bohne speziell an den Rändern aus.
33
Den Kaffee anzuhäufen und während der Nächte abzudecken hat eine positive Aus-
wirkung auf die Homogenität hinsichtlich des Feuchtigkeitsgehaltes. Hierdurch
kommt ein intensiver dunkelgrüner Farbton sowie für den Spezialitätenmarkt positiv
besetzte Geschmackscharakteristika zu Stande.
35
in denen Kaffee egal in welchem Zustand auch immer gelagert wird, mit Leichtigkeit,
angenehme sowie unangenehme Gerüche aus der Umgebung aufnehmen.
Die Lagerung von Kaffee muss zu dem Zeitpunkt beginnen, wo der Kaffee eine
durchschnittliche Feuchtigkeit von 12% erreicht hat. Im Falle, dass aufgrund eines
Fehlers der Kaffee mit einer Feuchtigkeit oberhalb von 13% gelagert wird, besteht
das Risiko, dass sich das in der Bohne enthaltene Wasser während der Lagerung
erhitzen wird. Im Vordergrund muss immer stehen, dass der ökonomische Wert des
Kaffees erhalten bleibt. Die Bohne ist nach wie vor lebendig und weist physiologische
Aktivität auf. Bei 12% Restfeuchtigkeit befindet sich die Bohne quasi im Schlafzu-
stand und muss gelagert werden. Jede weitere Bearbeitung des Kaffees generiert
Wärme, die wiederum physischen und sensorischen Charakteristika des Kaffees ne-
gativ beeinflusst.
Wird im Gegenzug Kaffee mit einem sehr niedrigen Feuchtigkeitsgehalt gelagert, ver-
liert dieser an Gewicht. Darüber hinaus wird der Kaffee während der Schälung (Trilla)
Schaden nehmen, da er im Inneren kristallisiert ist. Letzteres führt zu einer signifikan-
ten Verringerung des Verkaufspreises und der Qualität.
Abbildung 27: Rohkaffee unterteilt nach abweichender Farbe aufgrund zu hoher Feuchtigkeit
bei Lagerung
Es wird empfohlen, Kaffee bei Temperaturen zwischen 18 und 20°C und einer Luft-
feuchtigkeit zwischen 60 und 65% zu lagern. Die Oberflächenbeschaffenheit des Bo-
dens muss so beschaffen sein, dass ein direkter Kontakt mit dem Wasser vermieden
wird. Es wird die Benutzung von Holzpaletten daher empfohlen. Eine andere Option
stellt die Benutzung der Pergamentschalen als Abfallprodukt aus dem Trilla dar. Dar-
36
über hinaus kann man auch mit Säcken arbeiten, die wie eine Isolatin zwischen Kaf-
fee und dem Boden fungieren. Auf diese Weise wird die Feuchtigkeit im Kaffee erhal-
ten und gleichzeitig eine physische Zersetzung auch im Hinblick auf das Kaffeege-
tränk vermieden. Es muss darüber hinaus beachtet werden, dass die Kaffees nicht
zu nah an Wänden oder am Dach gelagert werden, damit Luftzirkulation sowie ein
ständiger Zugang zu jedem einzelnen Kaffee sichergestellt sind. Es muss sicherge-
stellt werden, dass zwischen dem Kaffee und den Wänden ein Mindestabstand von
0,5m und zum Dach ein Abstand von 1,5m besteht.
In dem Moment, wo der Kaffee an einen anderen Ort transportiert werden soll, muss
sichergestellt sein, dass die Oberfläche des Transportmittels so sauber wie möglich
und frei von kontaminierenden Substanzen sowie ander Unreinheiten ist.
Der Kaffee sollte gemäß der bereits realisierten Cuppingresultate angemessen gela-
gert werden. Diese sind wichtig, um den Kaffee zu klassifizieren, gleichwie seine or-
ganoleptischen Charakteristiken zu beschreiben. Eine qualitätskonforme Trocknung
und die Lagerung unter guten Bedingungen führen zur besten Vorsorge gegen jede
Art von Pilzbefall.
37
4.6.12.3 Volumetrische Klassifikation des Rohkaffees
Dieser Vorgang wird mittels Schüttelsieben durchgeführt. Dabei werden die Bohnen
nach Volumen klassifiziert. Die Bohnen mit einem höheren Volumen sind i.d.R.
hochwertiger und werden in El Salvador als Primärkaffee (café de primera) bezeich-
net.
4.6.12.7 Aufbereitungen
Abhängig vom Markt, in dem der Kaffee offeriert werden soll, wird die Aufbereitung
hinsichtlich der Anzahl der Defekte auf 300g Kaffee eines repräsentativen Musters
spezifiziert. Bohnenvolumen sowie die Intensität der allgemeinen Geschmackskrite-
rien spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Allgemein gibt es zwei internationale Aufbe-
reitungsarten für den weltweiten Kaffeemarkt, die als European Preparation (EP) so-
wie American Preparation (AP) bezeichnet werden. Die APs sind flexibler hinsichtlich
der Anzahl der Defekte.
Der für den Spezialitätenkaffeemarkt produzierte Kaffee weist eine grün-bläuliche
Färbung, eine ansprechende Erscheinung und ein einheitliches Volumen auf. Der
Feuchtigkeitsgehalt liegt bei 12%, der Kaffee weist klare Attribute in der Tasse auf.
Ausschließlich jene Kaffees, die mit höchster Sorgfalt und Aufmerksamkeit produziert
werden, können in diesen Markt eingeführt werden.
38
QUEZALTEPEC
Abbildung 29: Absolventen aus San Igna- Abbildung 30: Freunde von der Vereinigung
cio, Chalatenango (2009) "Verkoster des Jahres" (2014)
39
Kapitel 5: Die Wichtigkeit laborgemäßer Verkostungen im Kaffeesektor
Der Verkostungsprozess stellt die Bemessung, Bewertung und Beschreibung der
physischen und organoleptischen Charakteristiken des Kaffes dar. Diese Kunst er-
laubt es uns, Attribute gleichwie Qualitäten und Defekte zu bewerten, was schluss-
endlich Sinn und Zweck einer Qualitätskontrolle am Ende des Transformationspro-
zess des Produktes sein sollte. Salvadorianischer Kaffee gilt als sehr wandlungsfähig
und weißt viele Charakteristiken auf. Hierbei muss erwähnt werden, dass es viele
Variablen gibt, die hinsichtlich des Geschmacks evaluiert und bemessen werden
müssen, wodurch sich das Profil des Kaffees und all seine Geschmäcker definieren.
Sobald man die Stärken des Kaffees identifiziert hat, hat man einen kompletten Ein-
blick, was die Vermarktung des Kaffee angeht. Das Wissen besteht in dem Können,
den Bereich abzustecken, in dem ein Produkt kommerzialisiert werden kann. Es ist
unumgängliches Wissen, dass die Verkostungsergebnisse von erheblicher Wichtig-
keit sind, den Kaffee erfolgreich zu handeln.
Mittels der Verkostung evaluiert man die Intensität und die Qualität, die das Getränk
definieren: Aroma, Körper, Säure, Geschmack sowie den Nachgeschmack. Diese
Attribute stehen im Zusammenhang mit der Anbauhöhe, klimatischen Einflussfakto-
ren, dem Plantagenmanagement, der botanischen Spezies und Varietät, den Boden-
verhältnissen, dem Aufbereitungsprozess und der schlussendlichen Lagerung. Diese
Attribute werden in numerischen Skalen evaluiert sowie durch beschreibende Adjek-
tive unterstrichen, die sowohl Qualitäten wie auch Defizite beinhalten. In der Summe
lässt sich daraus das Tassenprofil ableiten.
Ohne zutreffende Beschreibungen der Qualitäten bzw. ohne repräsentatives Muster
besteht keine Kauf-/Verkaufsgrundlage für (Micro-)Lots. Gleichwohl ist die Frage
nach Qualitäten immer auch eine subjektive Bestimmung, offen für viele Interpretati-
onen, immer einhergehend mit den persönlichen Kriterien des Cuptasters.
„DIE NATUR BRINGT KAFFEE ZUR PERFEKTION – IN UNSEREN HÄNDEN LIEGT DAS W ISSEN,
DIE PERFEKTION ZU BEWAHREN“
Roberto Iglesias
40
Die Farmer, die in unternehmerischer Hinsicht interessiert sind, ihre Produkte im
Spezialitätensegment zu platzieren, sind daran gehalten, sich vollends auf Qualität
zu fokussieren. Eine gute Reputation kann nur dann erzielt werden, wenn man sich
strikt an die im Kontrakt festgehaltenen Absprachen hält und das Produkt liefert, das
man auch angeboten hat.
Reputationswerte im Relation mit einer guten Qualität locken eine gute Käuferclientel
an, die an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert sind. Dadurch wird das
Interaktionsniveau zwischen den einzelnen Parteien erhöht, die Vermarktungsstrate-
gie bewegt sich von simpler Preissteuerung weg hin zum Konzept, wo Preis und
Qualität in Relation stehen. Einer der meistbegangenen Fehler von Kaffeeproduzen-
ten liegt in der Tatsache, einen Kaffee wissentlich zu verkaufen, der nicht die Spezifi-
kationen eines Kontraktes erfüllt. Der Fokus auf Qualität sowie eine tadellose Aus-
führung des Kontrakts sind daher essentiell wichtig und können zum wichtigsten Be-
standteil werden hinsichtlich der Kommerzialisierung.
Das Verkostungslabor stellt eine fundamentale Institution dar für diejenigen, die den
Wunsch verspüren, differenzierte Kaffees zu erhalten und erfolgreich Kaffee handeln
wollen. Das Labor wird dadurch zu einem Ort, an dem sehr wichtige Entscheidungen
getroffen werden. Darüber hinaus dient das Verkostungslabor dem Produzen-
ten/Aufbereiter auch dazu, Kaffees zu beurteilen und seine Qualitäten zu erklären
hinsichtlich der Preisverhandlung. Dem Käufer steht der Kaffee hier vorab zur Verfü-
gung, um zum jeweiligen Moment, prädominante Geschmäcker, die generellen Qua-
litäten der produzierten Varietäten sowie die gefundenen Attribute unter Verwendung
verschiedener Zubereitungsmethoden zu bestimmen. Er kann die hervorstehenden
Charakteristiken des Kaffees kommentieren, auch abhängig davon, ob der Kaffee
gewaschen, halbgewaschen, als Honey Dried, als Natural oder als Blend vorliegt.
Das Verkostungslabor schafft die idealen Geschäftsbedingungen und verbindet sie
mit einem familiären und vertrauenswürdigen Ambiente. Es besteht auch die Mög-
lichkeit testweise Proben zu erstellen, um zum Beispiel einen gewaschenen Kaffee in
einer bestimmten Menge mit einem halbgewaschenen Kaffee zu mischen. Man kann
den Kaffee auf unterschiedliche Farbwerte rösten, um den Kaffee auf die Wünsche
des Klienten anzupassen. Zu guter letzt verkostet der Käufer den Kaffee dort, wo er
auch geerntet wurde.
Abbildung 33: Verkostungstisch (l.), der internationale Cuptaster Paul Songer (r.)
Wenn potentielle Käufer ein Ursprungsland besuchen, zeigen sie sich besonders
zufrieden, wenn sie sich direkt an den Produktionsorten aufhalten und sind beson-
ders dankbar, Verkostungen mit dem Besuch einer Finca zu kombinieren. Das Ver-
kostungslabor ist der Ort, um Geschäfte zu realisieren und darüber hinaus auch der
perfekte Ort, an dem Informationen hinsichtlich der Rückverfolgbarkeit des Kaffees
gesammelt werden, zum Beispiel durch ein Musterarchiv, die Lage des Lots oder des
Hangs auf der Finca, die kultivierte Varietät, Anbauhöhe, Bohnendurchmesser, anvi-
siertes Tassenprofil, Temperaturen und andere für den Käufer wichtige Daten. Im
41
folgenden ist das klassische Verkostungsformat nach den Standards der SCA zu se-
hen, mittels dessen man den Kaffee evaluiert. Dieses wird auch z.B. in Japan ange-
wandt, momentan der wichtigste Abnehmer für die hochwertigsten Kaffees. Es ist
darüber hinaus wichtig zu erwähnen, dass eine genaue Evaluierung der Qualität
durch drei Cuptaster vorgenommen werden sollte, die über die Q-Grader-
Zertifizierung verfügen.
42
KAFFEE
I VI
LASS DIE TASSE KAFFEE ZURÜCK WIE DER KAFFEE, SO SIND SIE GEREIFT
IN DER ECKE DER SCHLAFLOSEN NÄCHTE
ZUSAMMEN MIT DEM STIFT
UND EINEM W ASSERGLAS SIE SIND FRÜCHTE DER NATUR.
UND DER TIEFGRÜNDIGEN RUHE UND DIE GIER AUS EINTAUSEND AUGEN
BERÜHRT NUR DAS DRUMHERUM.
II ACH, WIE WUNDERVOLL SIND DIE TROPISCHEN
DIES ALLES UND DIE LUFT IM RAUM WÄLDER
BRINGT DICH DAZU, DIE DÜFTE UND DER KAFFEE ALS WESENTLICHKEIT HIER!
KENNENZULERNEN,
DEN INTENSIVEN DUFT DER ORANGENBLÜTE, VII
HELLER TABAK, DUNKLER KAFFEE, SPÄTER… AUF DEM PATIO.
UND DEN DUFT VON ROSINEN DIE ROTEN KIRSCHEN.
UND ALLES WAS DU FINDEN KANNST WIE ROTE UNBEWEGLICHE EIDECHSEN
SCHLAFEN SIE IN IHREM EIGENEN SAFT
III WIE AUF LANGGEZOGENEN STRÄNDEN
DIES IST DIE GESCHICHTE EINES EINZIGEN IN DER SONNE.
SCHLUCKES UND SIE ZIEHT WEITER UND KOMMT DOCH
DORT, WO MAN ATMET: WIEDER.
KRÄFTIGE GERÜCHE BRINGEN UND EIN SÜßLICHER GERUCH MACHT DIE
EIN UNTERGRÜNDIGES VERLANGEN DIREKT LUFT DICHT UND SCHWER
VOM HIMMEL TAG UND NACHT, VOM AUFGANG BIS ZUM
UND DIES UMRUNDET DEN ERDBALL. UNTERGANG.
KLETTERE ZU DER GRÜN-SCHWARZEN LASS DIE TASSE KAFFEE ZURÜCK
FRUCHT IN DER ECKE DER SCHLAFLOSEN NÄCHTE
ZERSTÄUBT WIE VON EINER SICH IM W IND
WIEGENDEN BLÜTE VIII
DURCH DIE URGEWALTEN GESCHÜTTELT LASS DIE AROMEN WIE FLÜGEL ENTWEICHEN,
OFFENBART SIE IM KERN EINEN RUBIN LANGSAM GENIEßEN,
DIES IST DER HONIG DIESES GIFTES. EIN FEST FÜR DIE SINNE,
EIN UNAUSWEICHBARER ZAUBER,
IV WENN DER KAFFEE SICH GLEICH ENEM
UND DANN…VOM STRAUCH IN DEN KORB RODEOREITER SEINEN WEG BAHNT.
WERDEN DIE PFLÜCKER EINS MIT IHR UND LASS UNS DABEI ÜBER FINCAS UND
GLEICHWIE IHRE SCHNELLEN HÄNDE. SOMMER SPRECHEN
UND EIN REGEN VON KIRSCHEN MIT LEISEN STIMMEN
PRASSELT IN DEN KORB HERNIEDER. BIS HIN ZUR WAHREN RUHE.
V IX
ZUR MITTAGSSTUNDE BEGLEITEN SIE DIES IST DIE GESCHICHTE EINES EINZIGEN
GUITARRE UND DIE SONNE GLEICHERMAßEN SCHLUCKES
WIE EIN MAST AUS LICHT UND SCHWÜLE DORT, WO MAN ATMET.
AUF EINEM SINKENDEN SCHIFF HEIMISCH IN MEINEM LAND
UND DER GERUCH DER BOHNEN UND KULTIVIERT VON MEINEM VOLK.
TORTILLAS MEINE ZUNGE RÜHMT DEN KAFFEE
UND DIE FARBINTENSITÄT WIE EIN MEIN BLUT SCHMECKT SEINE GEHEIMNISSE
FRENETISCHER TRUBEL. UND MEINE GEFÜHLE – SIE SIND IM REINEN
DIE ESSENZ DES KAFFEES IN MEINEN VENEN.
44
6.1.1 Separierung der einzelnen Lots, abhängig von Hanglage, Erntedatum, Höhenla-
ge, Varietät und Aufbereitungsprozess
6.1.3 Rückverfolgung des Produkts bis hin zum involvierten Personal (Plantagema-
nager bzw. –verwalter, operative Manager in den Beneficios bis zum Ursprung zu-
rück)
6.1.4 Wirtschaftliche Beteiligung gemessen an der erzielten Qualität für alle Beteilig-
ten, die daran gearbeitet haben, ein gutes Produkt zu erzeugen
Abbildung 34: Produzent/innen aus Ciudad Barrios (l.), Käufer aus Japan (rechts)
Salvadorianische Farmer sollten sich generell progressiv zeigen, wenn es darum geht,
neue Wege im Kaffeesektor zu gehen. Ein Beispiel hierfür ist der Anbau außergewöhnli-
cher Varietäten oder auch die Zuwendung zu Aufbereitungsprozessen, die für außerge-
wöhnliche Geschmäcker stehen, speziell Naturals oder Honeys oder auch eine Mischung
aus Beidem. Im Verkostungsprozess gibt es drei verschiedene Typen von Kaffees zu iden-
tifizieren: Außergewöhnliche Kaffees, die ihre Charakteristiken klar definiert im Getränk
ausdrücken, die dann später auf dem Markt auch zu höheren Preisen verkauft werden
können. Darüber hinaus gibt es kommerzielle Kaffees, die gesund sind und auf dem Welt-
markt verkauft werden, sowie beschädigte Kaffees, die über Defektgeschmäcker verfügen.
Die Verkostung gewährt einen Einblick in die Tatsache, welcher Kaffee außergewöhnlich,
kommerziell bzw. defekt ist.
Außergewöhnliche Kaffees stehen für das Beste aus der jeweiligen geografischen Region
und die Information über die Verkostungsergebnisse sind in einer Weise dargestellt, bei der
die sensorische Wahrnehmung des Verkosters in ein numerisches System übertragen wird.
Um diese Ergebnisse nun kommunizieren zu können, ist eine gemeinsame und einheitliche
45
Sprache innerhalb der Kaffeeszene genauso wichtig wie die Erörterung eines Musters aus
verschiedenen Blickwinkeln. Mit der Zeit kann ein Verkoster seine Wahrnehmung verbes-
sern und jeden Aspekt voneinander getrennt bewerten. Wenn seine Professionalität weiter
wächst, entwickelt ein Verkoster ein gustatorisches Erinnerungsvermögen.
Ein anderes Verkostungsniveau liegt darin, Qualitäten zu identifizieren, nach denen ein
bestimmter Käufer sucht. Solche Kaffees bilden eine Zusammenstellung aller Aspekte dar,
die ihn einzigartig machen und alle Faktoren einbeziehen, die die Qualität beeinflussen
bzw. erzeugen. Ein perfekt geernteter und aufbereiteter Kaffee weist eine saubere Tasse
und eine balancierte Süße auf. Ist diese der Fall, kann man davon ausgehen, dass die
Fermentationsprozesse sauber, der Waschungsprozess adäquat und die weitere Behand-
lung mit der nötigen Achtsamkeit ausgeführt wurden.
Die Süße des Kaffees ist ein Nachweis dafür, dass der Kaffee bei optimaler Reife geerntet
und korrekt getrocknet wurde. Speziell was die Trocknung betrifft, verhält es sich so, dass
die Sonne den Kaffee zu stark aufheizen kann und dieser dadurch Zucker abbaut.
Abbildung 36: Produzent/innen aus Perquin (l.), Preisverleihung an Ernesto Velasquez zum „Catador
del Año“ (Verkoster des Jahres) 2013 (r.)
46
FRAGMENTE DER BEGRÜßUNGSREDE AN IHRE MAJESTÄT RINA I.
DIE KÖNIGIN DES KAFFEES AUS AHUACHAPAN (1966)
WIR SIND HIER, UM EURE AUGEN ZU SEHEN UND EUREN GESANG ZU HÖREN
DEN ICH ZU ÜBERTRAGEN VERSUCHE MIT SUBTILER LEICHTIGKEIT,
WIR SEHEN UNSERER TRAGÖDIE MIT EINZIGARTIGEM ANMUT ENTGEGEN,
DENN NUR IN DIR, KÖNIGIN, FINDEN WIR UNS WIEDER.
47
Kapitel 7: Zu Suchende Attribute bei einer Verkostung
Die Kaffees, die beispielhaft für Qualität stehen, bergen in sich einen erhöhten Wert, da sie
auch in ein einzigartig feines Getränk umgewandelt werden können, dass in dieser Form
einen limitierten Status genießt. Es wird auf dem Markt detailgetreu mit direktem Bezug zur
Finca angeboten werden und sind gute Repräsentanten für ihren Ursprung, ganz gleich,
ob gewaschen, halgbewaschen, Honey oder Natural oder eine Mischung daraus. Im fol-
genden werden die allgemeinen Geschmackscharakteristiken in Relation zu Anbauhöhen
und Aufbereitungsprozessen dargestellt.
Honey: Duft und Aroma sind intensiv karamellig, feines Säureprofil, mittelkräfti-
ger Körper, balanciertes Geschmacksprofil mit leicht fruchtigem Einschlag und
sauberem Nachgeschmack
Natural: Duft und Aroma sind sehr süß, schokoladig und fruchtig, feines Säure-
profil, cremiger Körper, sehr vielfältig, gute Balance mit sauberem Nachge-
schmack
48
Strictly High Grown (Kultivierungshöhe min. 1201m über NN)
Gewaschen: Duft und Aroma erinnern an reife und karamellisierte Früchte. Leb-
haftes Säureprofil. Deutlich wahrnehmbarer Körper: nachhaltig und viskos. Zitri-
sche Geschmäcker, karamellig, schokoladig bis hin zu diversen Früchten, langer
und lieblicher Nachgeschmack.
Honey: Duft und Aroma: zitrisch, karamellig und schokoladig. Fruchtiges und
saftiges Säureprofil, voller und cremiger Körper. Balanciert, komplexe Ge-
schmacksstruktur, sauberer und langanhaltender Nachgeschmack.
Natural: Duft und Aroma: süß und schokoladig. Sehr fruchtiges Säureprofil.
Cremiger und umgreifender Körper, balanciert, hohe Vielfalt an Geschmäckern,
sauberer, lieblicher und langanhaltender Geschmack.
Anmerkung: Diese Charakterisierung ist ausgelegt auf Arabica-Varietäten und gilt natürlich
nur unter Voraussetzung einer rigorosen Ernte der reifen Kirschen sowie einer mit adäqua-
ter Qualitätskontrolle versehenen Weiterverarbeitung.
Bevor man in den Spezialitätenkaffeemarkt geht, ist es notwendig, ein möglichst präzises
Wissen hinsichtlich der Qualitäten und über die Attribute des produzierten Kaffees zu ha-
ben und zu wissen, in welche der vielen Nischen, die der Spezialitätenkaffeemarkt bietet,
man passen könnte. Auch wenn einzelne Produzenten die gleichen Varietäten kultivieren,
gibt es Unterschiede in der Beschaffenheit der Pflanzen, der Detailversessenheit, der Ferti-
lisierung und den generellen Anbaupraktiken. Dies sind Faktoren, die die Kaffeequalität von
einer Finca zur anderen in der gleichen Anbauregion variieren lassen können. Sind diese
Unterschiede nicht allzu evident, besteht auch die Möglichkeit, die Kaffees miteinander zu
vermischen und dennoch eine akzeptable Qualität zu erhalten. Im Falle, dass die Unter-
schiede jedoch sehr deutlich zu Tage treten, ist es ratsam, nicht die schlechteren Qualitä-
ten mit den besseren zu mischen.
Abbildung 37: Käufer aus Japan Abbildung 38: Käufer der Cup of Excellence 2014
7.1 Das Finden von Defekten und die Korrektur der Defekte am entsprechenden Pro-
duktionspunkt
Sowohl im agronomischen Bereich, wie auch während der Ernte, der Aufbereitung, der La-
gerung und des Dry-Millings können Defekte entstehen aufgrund von Unachtsamkeit oder
49
fehlendem Wissen. In einigen Fällen sind sie im Muster des Rohkaffees nicht sichtbar, je-
doch in der Tasse zu schmecken.
Abbildung 42: Licenciada Ileana Rogel, Licenciado Orestes Ortez, Minister Carlos Cheng und Ernesto
Velasquez
50
Kapitel 8: Der systematische Evaluierungsprozess bei Kaffee
Der Verkostungsprozess ist eine systematische Methode, um gustatorisch und olfaktorisch
wahrnehmbare Charakteristiken in einem Muster zu evaluieren. Die Methodik besteht im
Wesentlichen darin, Kaffee in mehreren Schritten zu überprüfen, wobei jeder Schritt uns
die Gelegenheit gibt, den Duft und den Geschmack des Kaffees wahrzunehmen. Da eine
Verkostung generell mit einer ökonomischen Intention verbunden ist, folgt der Verkoster
einem sehr rigorosen Schema, woraus sich die Technik des Verkostens ergibt.
Der zu evaluierende Kaffee sollte seinen Röstzeitpunkt möglichst nah an der Verkostung
haben. Idealerweise einen Tag vor der Verkostung sollte er geröstet werden. Es wird emp-
fohlen, den Röstkaffee möglichst in einem geschlossenen Gefäß zu lagern, um zu vermei-
den, dass Luft, Licht, Feuchtigkeit oder Fremdgerüche mit dem Kaffee in Kontakt kommen.
„HOCHACHTUNG GEWINNT MAN, INDEM MAN VORBILD FÜR ANDERE IST.“ ALDO RUFFATTI
51
8.1.2 Farbmessungen bei Röstkaffee
Es ist wichtig, die Farbwerte des Röstkaffees zu messen. Jeder Farbwert hat eine direkt
wahrnehmbare Auswirkung auf die Qualitäten des Getränks. Ein dunklerer Röstgrad betont
weniger stark das Säureprofil und damit auch weniger stark die unterschiedlichen Aspekte
des Geschmacks, dafür wird der Körper deutlicher betont. Ist der Röstgrad heller, kommen
die Säure sowie der Geschmack stärker zum Vorschein, der Körper tritt in den Hintergrund.
Die Bezeichnungen hell, mittel und dunkel werden je nach Person unterschiedlich interpre-
tiert, sie sind subjektive Begriffe. Daher hat die Specialty Coffee Association (SCA) ein
Punktesystem eingeführt, um den Röstgrad zu messen. Durch dieses Werkzeug ist es
möglich, eine gleiche Sprache hinsichtlich des Röstgrades zu sprechen. Dieses System
bedient sich acht verschiedenen Farb-Disks, mit denen man sein Kaffeemuster gemahlen
in einer Petri-Schale vergleicht. Darüber hinaus kann man auch Röstgrade mittels der
Agtron-Skala messen. Sie startet bei Nummer 95 (sehr hell) und geht auf 25 runter (sehr
dunkel)
Auf Basis der Agtron-Skala sollte Kaffee hinsichtlich einer Verkostung auf einen Farbwert
von 58 (ganze Bohne) bzw. 63 (gemahlen) geröstet werden. Diese Farbwerte werden i.d.R.
bei Röstzeiten zwischen sieben und acht Minuten erzielt. Mit Beendigung der Röstung soll-
te der Kaffee unmittelbar mit frischer Luft gekühlt werden. Die Varietät Pacamara weist eine
geringere Dichte auf, weswegen die Röstart sich hier auch unterscheidet. Die Starttempe-
ratur sollte entsprechend angepasst werden. Im Falle, dass man Pacamara wie z.B. einen
Bourbon röstet, wird der Kaffee tendenziell an der Oberfläche sehr dunkel und innen sehr
hell. Die bohnenspezifische Dichte ist generell an die Anbauhöhe gebunden: Je höher die
Lage, desto höher auch die Dichte. Dadurch wird der Farbwert des Kaffees tendenziell
dunkler.
52
Abbildung 45: Eine Kaffeemühle für Verkostungen
Das zu verwendende Wasser sollte etwa 100-200ppm (parts per million) an gelösten Stof-
fen aufweisen, das entspricht der durchschnittlichen Wasserhärte bei Tafelwasser.
Die Wasserqualität sollte nicht als selbstverständlich angesehen werden, sie sollte immer
wieder kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass die Partikel des gemahlenen Kaffees
und die Fülle aller Komponenten auch wirklich extrahiert werden können. Dies erleichtert
die Wahrnehmung der Attribute während der sensorischen Evaluierung.
Die physischen Vorgänge, die während des Verkostungsprozesses involviert sind, sind be-
schreiben, riechen und schlürfen. Sie müssen deutlich ausgeprägt sein im Vergleich als
das normalerweise der Fall ist, wenn man Getränke konsumiert. Der Grund für diese deut-
liche Ausprägung liegt darin, dass man die Intensitäten des Kaffees zu jedem Zeitpunkt
bestmöglich verdeutlichen muss, um eine komplette Wahrnehmung des Kaffees zu ge-
währleisten. Das Schlürfen sorgt darüber hinaus dafür, dass auch die kleinstmöglichen Par-
tikel, die im Wasser gelöst sind, in die verschiedenen Bereiche unserer sensorischen
Wahrnehmung vordringen.
Der Verkostungsprozess bei Kaffee besteht aus acht Phasen, die es uns ermöglichen, die
Attribute und Besonderheiten zu identifizieren und/oder Defekte zu erkennen.
54
DER BAUM
Abbildung 47: Absolventen der Berlin School Abbildung 49: Produzenten aus Morazan und
of Coffee Ernesto Velasquez
55
Kapitel 9: Attribute und Besonderheiten bei außergewöhnlichen Kaffees
Unter sinnlicher Wahrnehmung versteht man jene Funktionen, mit denen der Mensch Ein-
drücke von außen mittels der jeweils damit in Verbindung stehenden Organe wahrnimmt.
Um externe Stimulanzen wahrzunehmen, ist unser Nervensystem mit sensorischen Rezep-
toren ausgestattet, die man als Exterorezeptoren bezeichnet. Diese Rezeptoren sind je-
weils in den Sinnesorganen lokalisiert: In unserer Haut für die taktile und thermische Wahr-
nehmung, in unserem Mund für die gustatorische Wahrnehmung, im Riechepithel für die
olfaktorische Wahrnehmung, in unseren Augen für die visuelle Wahrnehmung und in unse-
re Ohren für die auditive Wahrnehmung. Durch Stimulation wird ein Nervenreflex ausge-
löst, der in unser Großhirn weitergeleitet wird. Im Parasympathikus, einem Teil des Groß-
hirns, wird der Nervenreflex in einen individuellen Zusammenhang gebracht und zu einer
taktilen, thermischen, mitunter schmerzhaften, gustatorischen, olfaktorischen, visuellen und
oder auditiven Wahrnehmung umgewandelt.
Die sensorischen Funktionen lassen sich in drei Etappen unterscheiden: a) Rezeption, b)
Überführung und c) Wahrnehmung. Die Stimulantien benötigen eine bestimmte Intensität,
um von unseren Rezeptoren wahrgenommen zu werden, diese Mindestintensität nennt
man Wahrnehmungsschwelle. Um darüber hinaus ihre volle Leistung abrufen zu können,
muss jeder Sinn auf etwas spezialisiert sein, zum Beispiel wird das Auge durch Licht stimu-
liert und das Gehör durch Schallwellen. Einhergehend mit der Beschaffenheit des Stimu-
lanz werden chemische Rezeptoren (Chemorezeptoren), mechanische Rezeptoren (Me-
chanorezeptoren) oder Lichtrezeptoren (Photorezeptoren) angesprochen. Chemorezepto-
ren sind diejenigen Rezeptoren, die für die Aufnahme von Substanzen und Düften zustän-
dig sind. Der Verkostungsprozess umfasst alle fünf Sinne, auch wenn wir letztendlich uns
nur auf die olfaktorische und gustatorische Wahrnehmung beziehen.
57
Generell ist uns nicht immer der schmale Grad zwischen olfaktorischer und gustatorischer
Wahrnehmung bewusst. Nur wenn wir erkältet sind, bekommen wir einen Eindruck davon,
dass es nicht nur schwer ist, Gerüche in Getränken wahrzunehmen sondern auch der
Grundgeschmack zusehends verschwindet.
Unsere olfaktorische Wahrnehmung basiert auf chemischen Prozessen, die als Stimulus
flüchtige (volatile) Duftpartikel wahrnimmt. Über die Luft die wir einatmen werden Duftparti-
kel an die Riechschleimhaut zum Riechepithel transportiert, wo die Riechzellen setzen.
Damit sie aber wahrgenommen werden können, müssen sie vorab löslich gemacht werden.
Damit dies geschehen kann, befeuchtet die Riechschleimhaut das Riechepithel. Abhängig
von der Person ist die olfaktorische Sensibilität mehr oder weniger stark ausgeprägt. Die
Aromen im Kaffee basieren auf Estern, Aldehyden, Ketonen, und Schwefelverbindungen.
58
9.2 Die gustatorische Wahrnehmung
Die gustatorische Wahrnehmung basiert auf dem Kontakt zwischen chemischen sowie lös-
lichen Substanzen mit der Zunge. Der Mensch ist im Stande einen breiten Fächer an Ge-
schmäckern wahrzunehmen. Diese basieren auf einer Kombination aus verschiedenen
Stimulantien aus Textur, Temperatur, Duft und Grundgeschmack. Die Oberfläche der Zun-
ge ist bedeckt mit einer Schleimhaut, in der sich kleine kegelförmige Erhebungen befinden,
die als Papillen bezeichnet werden. Die am häufigsten anzufindenden Papillen sind krater-
förmig bzw. pilzförmig. Die darin befindlichen mikroskopisch kleinen Geschmacksknospen
nehmen den Geschmack wahr. Die fadenförmigen bzw. kronenförmigen Papillen sind für
die tactile sowie thermische Wahrnemung zuständig. Die Geschmacksknospen bestehen
aus Basalzellen sowie Geschmackssinneszellen. Diese besitzen kleine Härchen unmittel-
bar unterhalb der Poren der Zunge, die mit einer Vielzahl von Nervenzellen verbunden
sind. Die Nervenzellen transportieren die geschmackliche Wahrnehmung zum verlängerten
Mark, ein spezieller Bereich des Hirnstamms. Die annähernd 10.000 Geschmackspapillen,
die der Mensch im Durchschnitt hat, sind in ungleicher Weise über die Zungenoberfläche
verteilt. Sie formen bestimmte Bereiche auf der Zunge, die für bestimmte chemische Kom-
ponenten zuständig und damit definitorisch für die Gustatorik tätig sind. Die chemischen
Komponenten lösen sich im Speichel und kommen somit mit den in den Poren der Zun-
genoberfläche befindlichen Geschmackspapillen und damit auch mit den Geschmackssin-
neszellen in Kontakt. Wird einer der Rezeptoren von den gelösten Stoffen stimuliert, ent-
steht ein Nervenimpuls zum Gehirn hin. Die Wiederholungsfrequenz dieser Impulse be-
stimmt die Geschmacksintensität. Es ist möglich, dass ein spezifischer Geschmack auf-
grund eines bestimmten Zelltyps, der für diesen Geschmack zuständig ist, registriert bleibt.
Über eine verlängerte Exposition sättigen sich dann die Geschmackspapillen und Informa-
tionen werden an das Gehirn gesendet, weswegen nach einer bestimmten Zeit sich ein
Geschmack wahrnehmen lässt.
60
Floral Bergamotte, Organgenblüte, Jasmin, Magnolie, Lavendel, Nelke
61
9.2.3 Der Nachgeschmack oder Aftertaste
Die schwereren Duftmoleküle werden wahrgenommen und evaluiert gemeinsam mit dem
Grundgeschmack des Kaffees. Ein lang anhaltender Nachgeschmack ist nicht zwingend
wünschenswert oder positiv. Idealerweise ist er angenehm. Bleibt ein lang anhaltender Bit-
tergeschmack handelt es sich nicht um einen angenehmen Nachgeschmack. Die Präsenz
eines lang anhaltenden, süßen und angenehmen Nachgeschmacks wird als fundamental
für außergewöhnliche Kaffees angesehen.
62
Positive deskriptive Elemente für Kaffee
Knackig Strukturiert Weich Saftig
Brillant Balanciert Tief Andauernd
Vibrierend Rund Komplex Flüchtig
Spitz Dicht Delikat Sauber
63
Die Geschichte des Kaffeeanbaus in El Salvador
Der Historiker Don Ignacio Barberena gibt als Ursprungsort die Umgebung von Ahuacha-
pan an, wo die ersten Kaffeepflanzen aus Guatemala von der Hacienda "El Soyate" kom-
mend durch Álvarez de Asturias angebaut wurden. Darüber hinaus kultivierte der gebürtige
Brasilianer Don Antonio Cohello, Pädagoge an der Hochschule in San Salvador, 1840 eini-
ge Pflanzen auf einer Finca. Er wird ebenfalls als möglicher Gründer der salvadorianischen
Kaffeekultur angesehen.
Mit dem Beginn der Präsidentschaft von Doktor Eugenio Aguilar im Jahre 1846 wurde der
Kaffeesektor gezielt gefördert. In dieser Epoche wurden jenen Bauern besondere Privile-
gien zugesprochen, die sich auf den Kaffeeanbau spezialisierten, da man sich von diesem
Bereich viel für die Zukunft versprach. Dieser Entstehungsprozess dynamisierte sich in der
Regentschaft von Gerardo Barrios und die Leitung des Republik unter ihm. Er vergrößerte
die Privilegien, wies Land jenen zu, die Sich der Kaffeekultivierung verschreiben wollten
machte damit den Kaffeeanbau mehr oder weniger verpflichtend. Zuvor wurde im Landwirt-
schaftssektor Kakao, Tabak, Baumwolle, Getreide, Vieh und Indigopflanzen gehalten.
Abbildung 52: Kaffee-, Tee- und Weinmesse in Abbildung 54: Berlin School of Coffee
Taiwan, 2013
Abbildung 53: Perquín Morazán 2014 Abbildung 55: Produzenten aus Perquín Mora-
zán 2014
64
Kapitel 10: Defektgeschmäcker im Kaffee
Alle physischen Schäden bringen geschmackliche Beeinträchtigungen mit sich , was zu
einem unschönen Geschmacksbild führt. Dadurch reduziert sich auch der kommerzielle
Wert des Kaffees. Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass die Qualität durch Kontamination
in den verschiedenen Phasen der Nassaufbereitung, Lagerung und Klassifizierung sich
verschlechtern kann. Sog. Defektgeschmäcker die man normalerweise während einer Ver-
kostung ausfindig machen kann, sind im Folgenden beschrieben:
10.1 Herb
Dieser Geschmack tritt auf durch die Ernte unreifer oder grüner Kirschen, wodurch die phy-
siologisch adäquate Reife noch nicht erzielt wurde, die normalerweise verantwortlich für die
Ausformung von Säure und Süße ist. Das mit unreifem Kaffee zubereitete Getränk hat als
Charakteristik einen sehr ordinären Geschmack. Dieser Geschmack wird nicht als Tassen-
fehler angesehen, nichtsdestotrotz kann der Kaffee nicht als Spezialitätenkaffee gehandelt
werden.
10.2 Erdig
Es dominiert ein muffig-feuchter Geschmack in der Tasse. Dieser charakteristische Ge-
schmack kommt durch das Auflesen von Kaffeekirschen vom Boden zu Stande.
10.3 Schimmelig
Dieser Geschmack entsteht durch Fehler in der Trocknung, zum Beispiel aufgrund zu sel-
tener Wendung des Kaffees oder zu dicken Trocknungsschichten auf den Trocknungspati-
os. Dieser Defekt kann auch bei Lagerung des Kaffees bei zu hoher Feuchtigkeit und bei
gleichzeitig hohen Temperaturen auftreten. Dieser Schaden verstärkt sich vor allem, wenn
der Kaffee lang anhaltend unter diesen Bedingungen gelagert wird.
10.4 Weinig
Ein Geschmack, der durch die Ernte überreifer Kaffeekirschen begünstigt wird. Gleichzeitig
kann es auch sein, dass der Entpulpungsprozess verspätet stattgefunden hat. Die Bohne
weist eine rötliche Färbung auf. Der fruchtige oder an Wein erinnernde Geschmack ist ein
gutes Beispiel für einen weniger schwerwiegenden Defekt, da es durchaus möglich ist,
dass diese Geschmäcker dem Kaffee etwas Interessantes verleihen.
Nichtsdestotrotz ist der darauf folgende Schritt hin zu einem essigartigen Geschmack un-
erwünscht. Der weinige Geschmack kann sich auch zu einem zwiebelartigen Geschmack
entwickeln - ein Zeichen für Fermentationsgeschmäcker.
10.3 Fruchtig
Kann durch einen verspäteten Entpulpungsprozess begünstigt werden.
65
10.6 Säurig
Ein intensiverer Geschmack als fruchtig oder weinig, der speziell bei ähnlichen aber lang-
anhaltenderen Bedingungen entsteht. Der säurige Geschmack, häufig ins zwiebelige ge-
hend, entsteht durch eine starke Verzögerung zwischen Ernte und Entpulpung. Auch die
Übertrocknung von Pergaminos ist eine Ursache für diesen Defekt.
10.7 Überfermentation
Überfermentation charakterisiert sich in Form unerwünschter Geschmäcker und Gerüche,
die durch nicht ausreichendes Waschen des Kaffees entstehen und der Kaffee zu lang in
den Fermentationsbecken verbleibt. Es kann aber auch eine Überziehung derjenigen Be-
dingungen sein, die fruchtige und weinige Geschmäcker begünstigen.
10.9 Kräuterig
Der Geschmack nach Kräutern überdeckt die feineren Aspekte des Tassenprofils, wie zum
Beispiel den Geschmack und das Aroma. Der daraus resultierende Geschmack, häufig an
Heu erinnernd, liegt häufig bei sehr frischen Kaffees vor, deren Aufbereitung unmittelbar
zurückliegt.
10.10 Kontamination
Kaffee ist anfällig für von außen kontaminierende Düfte. Deswegen muss man ihn fernhal-
ten von Rauch, Insektiziden, Düngemitteln, Zitrusfrüchten, Gummi, Benzin und anderen
stark riechenden Substanzen.
10.11 Phenolisch
Dieser Geschmack wird häufig mit medizinischen, jodartigen, apothekenartigen und che-
mischen Geschmäckern gleichgesetzt. Die daraus resultierende Qualität ist extrem unan-
genehm für den Gaumen. Die Einflussfaktoren hinsichtlich dieses Defektes können chemi-
sche wie auch mikrobakterielle Kontamination während des finalen Reifeprozesses sein.
Durch Kaffeebohrerbefall kann dieser Geschmack indirekt auftreten gleichwie durch feh-
lendes Wenden während des Trocknungsprozesses oder schlechte Lagerungsbedingun-
gen.
10.12. Stinker
Die hauptsächlichen Gründe für das Auftreten dieses Defektes liegen in schlechten Ernte-
bedingungen sowie fehlenden Hygienemaßnahmen im Nassaufbereitungsprozess.
66
Der eifrige Farmer - Gründer von ökonomischem und ökologischem Reichtum
Der salvadorianische Farmer arbeitet in einer Industrie, die es seit fast 200 Jahren gibt. Er
ist ein Veteran, was Kaffeekrisen angeht - sie kommen und gehen. Und der Farmer, einge-
bettet in seinen eigenen Stoizismus, wurde von den Widrigkeiten geformt und verfolgte
immer den Anbau dieses aromatischen Produktes. Die schlechten Zeiten hat man immer
durchgestanden und der salvadorianische Farmer hat sie immer irgendwie überwunden,
während sein Kaffee mittlerweile einen sehr guten Ruf im Spezialitätensektor hat.
Der Farmer heute, Nachfolger von ganzen Farmergenerationen, ist ausgestattet mit der
richtigen Mentalität und einem Herzen für Kaffee. Hört er von aufkommenden Krisen, so
sagt er sich: Viele Übel sind über uns gegangen, doch wir denken an die Pflege unserer
Baumschulen (Nurseries); wir denken daran, alle notwendigen Arbeiten auf dem Feld zu
machen; und bei alledem haben wir genug Wissen was aktuelle Kaffeeprobleme betrifft.
Wir beharren auf das Gute, dass der Kaffee mit sich bringt, das Gute was er dem Land ge-
bracht hat mit all seinen Schwierigkeiten, die sich in der Konsequenz daraus ergeben ha-
ben, wie zum Beispiel die Arbeitslosigkeit durch die zunehmende Industrialisierung des
Landes.
Es ist klar, dass viele Entbehrungen im Kaffeesektor auftreten. Die Gründe dafür liegen in
schlechten Ernten, verursacht durch natürliche Phänomene wie starke Winde, Dürren, zu
viel Regen, Plagen, Krankheiten und niedrige Preise. Immer wieder auftretende Weltwirt-
schaftskrisen genau so wie unstrukturierte Märkte, in denen Kaffee zuerst gehortet wird
und später dann die Konsumentenländer mit Kaffee überschwemmt werden, tragen ihren
Teil dazu bei.
Die sich für die Produzenten ergebenden Möglichkeiten gleichwie die technologischen
Neuerungen, die durch Experten vorangetrieben werden, verändern den Kaffeesektor da-
hingehend, dass jeder von uns seinen Platz findet, wie er es sich erhofft: An der Quelle des
Lebens in El Salvador.
Abbildung 57: Herr Generalkonsul Arthur Dar- Abbildung 58: Auf der Messe Kaffee, Tee und
boven (l.) und sein Vater (r.) Wein, Taiwan 2013
67
Kapitel 11: Physische Analyse von Kaffee
Die physische Analyse besteht im Wesentlichen aus der Ermittlung der physischen Eigen-
schaften des Kaffees durch kalibriertes Equipment.
Kleine und leichte Bohnen werden zu schnell geröstet in Relation zur normalen Röstdauer,
wo größere Bohnen mehr Zeit benötigen. Diese haben naturgemäß auch ein höheres Ge-
wicht sowie eine höhere Dichte.
"ES HERRSCHT KEINE ARMUT IN DEN TASCHEN DER MENSCHEN, SIE HERRSCHT IN DEN KÖPFEN."
Francisco Figueroa
68
11.4 Physische Defekte im Kaffee
Physische Defekte müssen in jedem Fall vermieden werden. Ein erhöhter Anteil an Defek-
ten verringert das Exportvolumen und darüber hinaus auch die Einkünfte. Die Ursachen der
Defekte können im Anbau, der Ernte, der unmittelbaren Aufbereitung, der Lagerung und
die Exportaufbereitung entstehen. Verfärbte Bohnen sind zum Beispiel ein Indiz für eine
unadäquate Aufbereitung, insbesondere für eine ungenaue Kontrolle des Feuchtigkeitsge-
haltes in der Bohne. Ein hoher Feuchtigkeitsgehalt verursacht somit einen schnelleren Alte-
rungsprozess.
69
gerte Pergaminos können ihre Farbe über einen langen Zeitraum erhalten, während bei der
Lagerung von grünen Bohnen der Kaffee seine normale Farbe nur für einen begrenzten
Zeitraum konserviert. Eine vernünftige Verpackung des Kaffees besteht daher darin, spe-
zielle Plastikbeutel (Grain Pro-Bags) zu verwenden, die die physischen und sensorischen
Eigenschaften des Kaffees konservieren und vermeiden, dass Luft von außen an die Boh-
ne dringt. Dadurch wird der Kaffee über einen längeren Zeitraum konserviert. Der Großteil
der Käufer von Spezialitätenkaffees will, dass Kaffees in diesen Plastikbeuteln verpackt
werden.
11.4.9 Bruchbohnen
Diese Bohnen weisen Absplitterungen oder Kratzer auf, die normalerweise mit einer
schwarzen Färbung einhergehen. Dies geschieht aufgrund von Oxidation. Der Defekt ent-
steht aufgrund von zu starker mechanischer Einwirkung während des Entpulpungsprozes-
ses. In alkalischer Flüssigkeit weisen die Bruchstellen der Bohne an den Rändern eine
dunkelgrüne bis bläuliche Färbung auf. Nach ein paar Tagen wandeln sich diese Farben in
eine dunkle Farbe um.
11.4.11 Insektenschäden
Insektenschäden liegen bei den Bohnen vor, die über kleine Löcher verfügen. In der Regel
handelt es sich um Schäden, verursacht durch den Kaffeebohrer (Broca). Ist der verursach-
te Schaden stärker ausgeprägt, entsteht ein bitterer und ordinärer Geschmack.
70
und Entpulpung, einer zu langen Fermentation, unsauberen Fermentationsbecken oder
einer zu starken Erhitzung des Kaffees während der Trocknung.
Eine ungenaue Ernte hat einen erhöhten Anteil unreifer Bohnen zur Folge. Die dadurch
entstehenden Farbunterschiede sind sowohl im Rohkaffee, im Röstkaffee als auch im Ge-
tränk erkennbar. Die Evaluationsstandards für hochwertigere Kaffees erlauben eine Ma-
ximalanzahl an Quakerbohnen von max. 3 Bohnen auf 100 Gramm, bei Spezialitätenkaf-
fees darf lediglich eine Quakerbohne auf 100 Gramm Röstkaffee entfallen.
Der Größteil der Defekte entsteht im Aufbereitungsprozess nach der Ernte, weswegen es
naturgemäß wichtig ist, dass wir unser gesamtes Augenmerk auf die Konservierung der
Qualität in diesem Abschnitt richten, ohne dabei den Trocknungsprozess und die korrekte
Lagerung aus den Augen zu verlieren.
Abbildung 61: Ernesto Velasquez mit japanischen Rohkaffeehändlern (links: im Jahr 2008, rechts: im
Jahr 2009)
Abbildung 62: Ernesto Velasquez mit einem Abbildung 63: Yoshi Cato (im Jahr 2010)
taiwanesischen Rohkaffeehändler (Orsir Cof-
fee)
72
Kapitel 12: Ideale Bedingungen für ein Verkostungslabor
12.1 Sauberkeit
Das Verkostungslabor muss absolut sauber sein, angefangen beim Boden, über die Wän-
de, Musterregale, Maschinerie bis hin zum Verkostungsequipment. Wir sollten uns immer
daran erinnern, dass dies allein für den vermittelten Ersteindruck gegenüber dem Käufer
wichtig ist. Es ist empfehlenswert, dass das Verkostungsareal ausschließlich aus dem Ver-
kostungstisch besteht und darum herum ausschließlich Dinge zu finden sind, die in Verbin-
dung zur Verkostung stehen. Der Röster, die Mühle, Waagen und anderes Equipment soll-
te außerhalb des Verkostungsareal sein. Darüber steht die äußerlich sichtbare Hygiene des
Raumes auch für Sauberkeit und Intaktheit des Equipments.
12.2 Ordnung
Sämtliche Materialien und das Equipment müssen an ihrem adäquaten Platz sein. Für die
Lagerung von Mustern sind kleine, luftdicht verschließbare Plastikschälchen empfehlens-
wert, die keine unangenehmen oder künstlichen Gerüche absondern.
12.3 Instandhaltung
Die Instandhaltung des Equipments sollte über das gesamte Jahr hinweg gewährleistet
sein, um die Lebensdauer der Gerätschaften zu verlängern.
12.4.1 Sampleröster
Es ist empfehlenswert, sich Equipment von bekannten Herstellern anzuschaffen, da diese
eine bessere Langlebigkeit bei kontinuierlicher Instandhaltung garantieren und darüber
hinaus Röstergebnisse garantieren, die auf einem einheitlichen Profil beruhen.
12.4.2 Mühle
Die Mühle muss eine homogene Vermahlung sicherstellen. Dieser Faktor steht in direkter
Verbindung mit der Extraktion sowie der später stattfindenden, klaren Wahrnehmung olfak-
torischer und gustatorischer Attribute.
12.4.3 Cuppingtisch
Der Tisch, auf dem sich die Muster sowie die Cuppingbowls befinden, sollte traditionell ge-
formt sein, entweder rund oder rechteckig. Im Fall einer Verkostung mit mehreren Ver-
kostern empfiehlt sich ein rechteckiger Tisch. Die empfohlenen Maße sind: 1m (Höhe) x 2m
(Länge) x 0,8m (Tiefe)
73
12.4.4 Cuppingbowls
Die Tassen müssen die Eigenschaft besitzen, die Wärme des Getränks zu konservieren.
Damit wird sichergestellt, dass der Verkoster auch bei der letzten Tasse auf dem Tisch ei-
ne adäquate Temperatur vorfindet, die es ihm ermöglicht, die Eigenschaften und Einzelhei-
ten des Kaffees bestimmen zu können. Das Volumen dieser Tassen sollte normalerweise
bei 225ml liegen.
12.4.5 Cuppingspoons
Cuppingspoons zeichnen sich durch eine runde Form aus. Man kann sie auf Messen der
SCA käuflich erwerben.
12.4.6 Siebe
Die Siebe dienen der Evaluierung der Bohnengrößen von Rohkaffee. Die zumeist genutz-
ten Siebe haben die Nummern, 14, 15, 16, 17 und 18 (je /64 Zoll). Entsprechend besteht
der Unterschied bei den Sieben im Durchmesser der Löcher.
12.4.7 Thermometer
Das Thermometer ist für die Messung der Temperatur beim Sampleröster, die Messund
der Temperatur der gerösteten Bohnen sowie für die Messung der Wassertemperatur, mit
der man den Kaffee aufgießt, erforderlich.
12.4.8 Farbmessgerät
Das Farbmessgerät dient der Festlegung eines einheitlichen Röststandards. Der Farbwert
wird numerisch ermittelt. Zumeist wird auf Basis der Agtron-Discs gemessen. Jede dieser
Discs repräsentiert mit ihrer Farbintensität einen Farbwert. Diese Discs sind ebenfalls auf
den zuvor erwähnten Messen erhältlich.
12.4.9 Digitalwaage
Die Waage sollte im Stande sein, bis auf das Zehntelgramm genau zu abzuwiegen. Sie
dient dazu, den Kaffee zu dosieren, der später analysiert werden soll. Darüber hinaus dient
sie auch der Ermittlung des Ist-Gewichts von Rohkaffee nach der Entfernung des Pergami-
nos.
12.4.10 Wasserkessel
Die Wasserkessel können hinsichtlich ihres Volumens variieren. Das Volumen ist abhängig
davon, wie viele Kaffees man in einem Durchgang verkostet. In diesen Kesseln muss das
Wasser auf die korrekte Temperatur für eine Verkostung erhitzt werden, die bei 92-96°C
liegt.
12.4.11 Evaluierungsbögen
Die Evaluierungsbögen, die man für eine Verkostung verwendet, um schlussendlich aus-
sagekräftige Verkostungsresultate zu erzielen, können vom Besitzer der Farm und/oder
vom Verkoster angepasst werden. Jedoch dienen als Basis in den meisten Fällen die Eva-
luierungsbögen der Cup of Excellence oder der SCA.
74
12.5 Minimale Anforderungen für das Cupping-Lab
12.5.1 Lichtintensität
Die Lichtintensität im Cupping-Lab sollte es dem Cuptaster ermöglichen, Farbunterschiede
im Rohkaffee, im Röstkaffee sowie im Mahlgut einfach erkennen zu können. Daher ist es
empfehlenswert, neben künstlichen Lichtquellen auch Tageslicht im Cuppinglab zu haben.
12.5.2 Luftreinheit
Im Cuppinglab sollten weder angenehme noch unangenehme Gerüche wahrnehmbar sein.
Entsprechend sollte die Luft neutral sein. Daher sollte der Raum sowie die Umgebung sau-
ber gehalten weder. Es sollte kein Müll, keine Desinfektionsmittel, kein Benzin, kein Öl,
keine Pulpe, keine Erde, keine Gewürze und des Weiteren nichts in der Nähe sein, was zur
Veränderung der Luft beiträgt. Denn solche Stoffe verursachen Störgerüche speziell bei
Röstkaffee. Kaffee hat die Eigenschaft, mit Leichtigkeit jegliche Gerüche in der Umgebung
zu absorbieren. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, dass die Raumtemperatur kontrol-
liert wird, und diese auch angenehm ist, um den Verkostern, Käufern und Besuchern die
Möglichkeit zu geben, in einem angemessenen Ambiente die sensorische Analyse eines
Kaffees vorzunehmen.
75
Kapitel 13: Positive Gesundheitswirkungen im Kaffee
77
AUF EINE TASSE KAFFEE
78
Abbildung 72: Kooperative Las Abbildung 73: Verkoster des Jah-
Marias 93 res 2014 und Freunde
Ernesto Velasquez Zarco begann mit seiner Anhäufung von Wissen bezüglich Kaffee
schon in seiner Kindheit. Geboren wurde er auf der Finca Montecarmelo an den Hängen
des Vulkans Boqueron im Cantón San Juan Los Planes, im Departement San Salvador.
Als er zwei Jahre alt war, entschieden seine Eltern auf die Finca La Fany in Apaneca um-
zusiedeln. Beide Fincas sind im Besitz von Enrique Alfaro Castillo. Zusammen mit Arman-
do Zarco, dem Vater des Autors fingen sie schon früh an, Ernest das Wissen über die Kul-
tivierung von Kaffee und den Respekt für die Pflanze nahe zu bringen.
Seine erste berufliche Tätigkeit trat Ernesto im Jahr 1990 bei UCAFES an, wo er für die
Vorbereitung von Cuppings für die beiden altehrwürdigen Cuptaster Boris Elías und Jorge
Trejo zuständig war. So wurde er in die schöne Kunst des Verkostens eingeführt. Später
arbeitete er für das Institut PROCAFE zehn Jahre lang. Hierbei handelt es sich um eine
Institution, die es ihm ermöglichte sein Wissen hinsichtlich der Verkostungen weiter auszu-
bauen, neben vielen anderen Schulungen, die sein Wissen über Kaffee bereicherten. Vier
weitere Jahre arbeitete er für SEM, wo er die Möglichkeit erhielt als Trainer in den Berei-
chen Kaffeeaufbereitung und Qualitätskontrolle zu arbeiten und Schulungen für Produzen-
ten in Guatemala, Nicaragua und Panama durchzuführen.
Seit 2007 arbeitet er als Koordinator im Bereich Qualitätskontrolle für die Escuela de Cafe
(Kaffeeschule El Salvadors) als Unterbereich des Consejo Salvadoreño del Cafe (salvado-
rianischer Kaffeerat). Diese Institution kümmert sich um die politische Dimension des Kaf-
feeanbaus in El Salvador. Im Juni 2013 erhielt Ernesto Velasquez Zarco die Auszeichnung
zum Cuptaster des Jahres, verliehen durch die ASCAFE. Diese Auszeichnung entspringt
einer Abstimmung von fast 20.000 Produzenten aus den sechs Anbauregionen, vertreten
durch je einen Produzenten aus jedem Anbaugebiet, namentlich durch Andreas Girón (A-
paneca-Ilamatepec), Anny Ruth Pimentel (El Balsamo-Quetzaltepec), María Elena de Botto
(Alotepec-Metapàn), Roberto Iglesias (Chichontepec), Lucía de Ortiz (Tecapa-Chinameca)
sowie Andrés Quintanilla (Cacahuatique, auch bekannt als das Kakaogebirge).
Die gesammelten Erkenntnisse sind Früchte meiner Erfahrung und das Ergebnis einer di-
rekten Verbindung und Respekt zu den Farmern, die sich mit der Kultivierung des Kaffees
79
und seinen verschiedenen Aufbereitungen beschäftigen. Dies ist das Fundament in der
Kaffeewelt. Gemäß dieser gesammelten Erfahrungen empfehle ich den Kaffeefarmern, die
in diesem Buch beschriebenen Ansätze zu befolgen und wünsche ihnen viel Erfolg hin-
sichtlich der Produktion und des Verkaufs hochwertiger Kaffees.
ICH MAG ES IN DEN W IND ZU SINGEN, DENN DER WIND TRÄGT MEINEN GESANG,
UND ES IST MEIN WICHTIGSTES ANLIEGEN, ZU SAGEN, DASS ICH EIN KIND DES KAFFEES BIN.
Der experimentierfreudige Cuptaster sollte die Farmer El Salvadors anregen, weiterhin ihr
bestes zu geben, das Land zu bestellen, Kaffee mit Leidenschaft zu produzieren und somit
dem Land und der Regierung zu helfen. Ohne die Hilfe aller im Kaffee zu findenden Seg-
mente, wird man großen Schwierigkeiten ausgesetzt sein.
Doch durch den Enthusiasmus seitens der salvadorianischen Farmer, kann dieses Land zu
einem leuchtenden Beispiel werden. Man kann der Welt zeigen, neben all den Entbehrun-
gen, die die Kaffeeproduktion mit sich bringt, welche Eigenschaften und Vorzüge salvado-
rianischer Kaffee mit sich bringt. In diesem Zusammenhang möchte ich unseren verehrten
Landwirtschaftsminister Orestes Ortéz erwähnen, der sich als federführend in dieser Hin-
sicht erweist und mitverantwortlich dafür ist, dass der Kaffeekonsum in unserem Land ex-
ponentiell ansteigt.
Unsere Philosophie besteht darin, dass wir nach vorne schauen können und müssen. Wir
müssen überdies lernen, mit der Regierung zusammen zu arbeiten, nur so können wir im
Gegenzug gemeinsame Ziele für die einzelnen Regionen definieren. Ohne einen Rechts-
staat gibt es keinen Fortschritt. Wir müssen einander helfen, wenn es um das Gute in unse-
rem Land geht, nur so geht es sozial bergauf.
Seit Beginn seiner Amtszeit hat unser hochverehrter Präsident Sánchez Cerén zu ver-
schienden Arbeitssektoren Brücken gebaut, die Rechte der Arbeiter gestärkt, das Sozial-
system verbessert, um das Land langfristig zukunftsfähig wirtschaftlich wie auch sozial zu
machen.
Abbildung 76: Kaffeeproduzent Gadala Samour Abbildung 77: Ricardo Ventura und Ernesto Velas-
und Ernesto Velasquez quez
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