Sie sind auf Seite 1von 8

DIE ORCHIDEENFRAU

IM TREIBHAUS
PFLANZEN IN DER KUNSTGESCHICHTE

LENA PSENNER
ORDCHIDEEN — Als Kind waren Orchideen, die Blumen, die bei meiner
Großmutter auf dem Küchenfensterbrett standen. Sie hatte mindestens 10
verschiedene Orchideen und eine davon war besonders prächtig — ein
Frauenschuh. Auch meine Mutter hat mindestens genauso viele zu Hause
stehen, das gilt auch für jede andere weibliche Person in meiner Familie.
Orchideen waren für mich ein Symbol der Weiblichkeit.

Die Orchidee wird seit ihrer ersten Erwähnung in der westlichen


Wissenschaft mit Sex in Verbindung gebracht und über die erotisierenden
Kräfte der Orchideen wurden bereits in Geschichten der Antike
geschrieben.
In der Literatur des neunzehnten Jahrhunderts ist die Orchidee fast immer
weiblich und die zentrale Rolle spielt die hinterhältige Frau, die sich in die
verführerische Orchidee verwandelt und durch List und Täuschung Männer
in ihre Falle lockt. Beispiele für die Orchideenliteratur sind die
Kurzgeschichten wie „The Purple Terror“ von Fred White oder „The Orchid
Horror“ von John Blunts. Im Roman „Woman of the Orchids“ von Marvin
Hill Dana schlüpft der Leser in die Rolle eines männlichen Entdeckers, der
von den exotischen Blumen verführt wird. Die Grenzen zwischen Frauen
und Blüten verschwinden und verschmelzen zu einem einzigen Symbol des
Bösen. Die Orchideenfrau wurde zur Verkörperung der Femme Fatal, die
sexuelle Leidenschaft und Bosheit zusammenschließt. Die Femme Fatal ist
ein Konzept, das aus einem Projektionsbild weiblicher Stereotypen und
misogynen Ängste von einer„undurchschaubaren“ Frau getäuscht zu
werden, entstanden ist. Auch wenn manche die Femme Fatal als
feministische Figur interpretieren, kann man bei genauerem
Auseinandersetzen überholte Geschlechterstereotypen und einen
misogynen, sexistischen Hintergrund erkennen.
Lange Zeit war das Frauenbild der Femme fatal auf der Suche nach
weiblicher Emanzipation, war aber trotzdem vom männlichen Blick
dominiert. Durch meine praktische Arbeit möchte ich mit dem Bild der
Orchidee als Femme Fatal spielen und dabei Klischees dekonstruieren und
neu aneignen. Um meine praktische Arbeit zum Thema „Orchideenfrau“ zu
realisieren, habe ich mit Fotos von der Orchideensammlung meiner Oma
gearbeitet und durch Verformung und Verschiebung in eine Art Collage
umgesetzt. Das Motiv habe ich dann mit einem digitalen Textildrucker auf
Jersey-Stoff gedruckt und damit ein Kleid genäht. Das Kleid ist für „the
female gaze“ gedacht und sollte keine visuelle Wahrnehmung des
weiblichen Körpers darstellen, sondern viel mehr eine
Sinneswahrnehmung der Weiblichkeit verkörpern.

Das könnte Ihnen auch gefallen