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Die Liste der Partien der Schachweltmeisterschaft 1986 führt sämtliche Partien auf,
die beim Wettkampf um den Weltmeistertitel im Schach zwischen dem seit 1985
amtierenden Weltmeister Garri Kasparow und dem Herausforderer Anatoli Karpow (beide
Sowjetunion) gespielt wurden. Der Schiedsrichter des vom 28. Juli bis 8. Oktober
1986 ausgetragenen Zweikampfes war Lothar Schmid.
Die Weltmeisterschaft ging über 24 Partien, deren 1. bis 12. im Ballsaal des
Londoner Park-Lane Hotels ausgetragen wurden; die Partien 13 bis 24 fanden im
Konzertsaal des Hotels Leningrad in Leningrad statt. Die Bedingung für einen Gewinn
des Wettkampfes war das Erreichen von mindestens 12,5 Punkten; im Falle eines
unentschiedenen Wettkampfes durfte Kasparow laut Reglement seinen Titel behalten.
Kasparow gewann 12,5:11,5 und blieb Weltmeister. Als Bedenkzeit waren zweieinhalb
Stunden für 40 Züge angesetzt; wenn diese gespielt waren, konnte die Partie nach
Belieben fortgesetzt werden, oder aber jeder Spieler konnte, wenn er am Zug war, in
die Hängepartie übergehen, wonach die Partie am nächsten Tag fortgesetzt wurde.
Partietabelle
In den Eröffnungen wurden einige Neuerungen gespielt, jedoch keine so spektakulären
Neuerungen wie Kasparows Wiedererweckung des Dely-Gambits[1] als Kasparow-Gambit im
Jahr zuvor. Kasparow überraschte durch die Verwendung der Grünfeldindischen
Verteidigung, welche er zuvor so gut wie nie gespielt hatte. Die weiße Partei
dominierte den Wettkampf mit 8:1 Siegen recht deutlich, auch der einzige schwarze
Sieg war vom Partieverlauf her ein vergebener Sieg von Weiß.
Kasparow hatte zwar die etwas bessere Figurenstellung, doch derartige strategische
Endspiele waren immer Karpows Spezialität gewesen. In vielen Partien hatte er seine
Gegner durch filigrane Züge in harmlosen Stellungen überspielt, inklusive Kasparow
selbst, und schlechtere Positionen zumindest Remis gehalten. Doch
überraschenderweise spielte Kasparow wie Karpow in seiner besten Zeit und stellte
ihn mit geringen Mitteln vor positionelle Probleme. Nach beidseitigen
Ungenauigkeiten vor der Zeitkontrolle im 40. Zug wurde die Partie in Remisstellung
vertagt.
9. Partie
Nach der sehr taktischen 8. Partie war der Besucherandrang bei dieser Partie
besonders groß. Doch die 9. Partie schloss zur Enttäuschung der Zuschauer eher an
die langweiligen Partien eins und drei an. Kasparow spielte wiederum sein
„repariertes“ Grünfeld-Indisch. Karpow brachte eine Neuerung: Mit 13. Sd4 befragte
er zwei gegnerische Figuren, Sc6 und Lf5. Hätte Schwarz mit 13. … Sc6xd4 14. e3xd4
getauscht, so hätte Karpow zwar wie in der Vorpartie einen Isolani im Zentrum
gehabt, diesmal aber unter günstigen, Vorteil versprechenden Bedingungen mit
Angriff auf der offenen e-Linie. Kasparow wählte aber den soliden Rückzug 13. …
Ld7, worauf die Partie schnell Remis endete.