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Zusammenfassung: Beschleunigter Drache nach Y.

Seirawan

1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 g6

Die schwarze Idee ist es, den Königsläufer zu fianchettieren, den Springer nach f6 zu spielen und zu
rochieren. Mit diesem Aufbau kann Schwarz dann sehr zufrieden sein, da er doch seinen
Randbauern auf c7 gegen den weißen Zentrumsbauern auf d2 getauscht hat. Das Zentrum
kontrolliert zwar für den Augenblick Weiß, aber, weil Schwarz mehr Zentrumsbauern geblieben
sind, kann er das weiße Zentrum herausfordern. Der Bauerndurchbruch d5 in einem Zug gilt als
schwarzer Befreiungsschlag.

Weiß hat zwei Wege, diesem schwarzen Plane zu begegnen. Auf ersterem entwickelt sich Weiß
weiter mit 5. Sc3, wie er es im offenen Sizilianer gewohnt ist. Auf zweiterem versucht er, den
wichtigen schwarzen Befreiungsschlag d5 zu vereiteln, indem er 5. c4 spielt. Die so erhaltene
Position bezeichnet man als Maróczys Fessel.

a) Klassische Entwicklung mit 5. Sc3

5. Sc3 Lg7

Damit wird der Springer auf d4 angegriffen. Weiß könnte antworten, indem er den angegriffenen
Springer gegen den Springer c6 tauscht. Weil aber Schwarz mit dem Bauern b7 zum Zentrum hin
schlagen könnte, würde Weiß dem Schwarzen den Kampf ums Zentrum erleichtern.

Ein weiterer Zug ist, den Springer nach b3 (oder f3) zu spielen und aus der Schusslinie zu nehmen.
Dieser Zug trägt aber nichts zur Entwicklung bei und und droht auch nichts. Somit verlöre Weiß ein
Tempo.

6. Le3 entwickelt den Läufer und pariert den schwarzen Angriff. Dies ist als der beste weiße Zug
anzusehen.

6. … Sf6 Eine Alternative ist 6. … d6, was in die Hauptvariante des sizilianischen Drachen führt.
Dieser Übergang widerspräche aber dem Sinn der gewählten Zugfolge, nämlich den Vorstoß nach
d5 in einem Zuge zu bringen. So ließe sich der Jugoslawische Angriff umgehen, eine schwere
Prüfung des schwarzen Drachen.

Der Textzug bereitet unser Vorhaben, den Vorstoß d5, vor, indem er die Kontrolle über das Feld d5
verstärkt.

Wir betrachten einige mögliche weiße Antworten: 7. Dd2 würde den Weg für eine lange Rochade
frei machen und droht, mit Lh6 den wertvollen Fianchettoläufer abzutauschen. Der Zug scheitert
aber, weil er Kontrolle über das Feld g4 aufgibt. Dadurch kann Schwarz mit Sg4 antworten, was
den Läufer e3 tauscht. Der Verlust des schwarzfeldrigen weißen Läufers ist im Drachen für Schwarz
immer positiv zu bewerten, sodass Dd2 als Option ausscheidet.

7. Sxc6 erscheint zunächst unsinnig, wo voranstehend erklärt wurde, dass Schwarz mit bxc6
vorteilhaft zurückschlagen kann. Indem Weiß aber jetzt den Springer c6 ausschaltet, verliert
Schwarz Kontrolle über e5, sodass Weiß mit seinem Bauern nach 7. … bxc6 8. e5 vorprischt. Weil
das Bauernopfer 8. … Sd5 9. Sxd5 cxd5 10. Dxd5 Tb8 Schwarz nicht kompensiert, bleibt ihm
einzig 8. … Sg8. Es könnte folgen 9. f4 (verteidigt e5) Sh6 (schielt nach f5) 10. Df3 0-0 11. 0-0-0
f6 und Schwarz plant die lange Diagonale a1-h8 zu öffnen und mit Tb8 gegen b2 vorzugehen. In
der Großmeisterpraxis hat Schwarz aus dieser Position sogar besser abgeschnitten als Weiß!
7. Lc4 verstärkt ebenso die Kontrolle über d5, um den Bauernvorstoß des Schwarzen zu verhindern.

7. … 0-0 Schwarz überlässt es Weiß das Weitere zu entscheiden. Großmeister vermeiden hier oft
8. f3 zu spielen, weil sie den Zug überflüssig finden und das Tempo sparen wollen.

8. Lb3 Der Läufer ist auf c4 immer ein Objekt für taktische Motive von Schwarz, z. B. 8. … Sxe4
9. Sxe4 d5! und Schwarz gewinnt über den Gabeltrick das Material zurück und bringt setzt seinen
Plan d5 um. Dann könnte folgen 10. Sxc6 bxc6 11. Ld3 dxe4 12. Lxe4 =. Auf 8. Dd2 folgt also
entweder der Gabeltrick (8. … Sxe4 9. Sxe4 d5 10. Sxc6 bxc6 11. 0-0-0 Dc7) oder Sg4, wie
besprochen: 8. Dd2 Sg4 9. 0-0-0 Sxe3 10. fxe3 (10. Dxe3? Sxd4 11. Txd4 Lxd4) und ohne den
schwarzfeldrigen Läufer und zerstörten Bauernstruktur von Weiß ist der echte Drache nicht mehr zu
fürchten: 10. … d6.

Schwarz könnte sich nun mit 8. … d6 in sein Schicksal ergeben und den echten Drachen spielen.
Allerdings gibt es noch ein paar kreativere Ansätze.

8. … a5 Schwarz möchte den Lb3 nebst 9. … a4 angreifen, um Bauern e4 zu entfernen. Gelingt es


nämlich Schwarz mit 9. … a4, dass Weiß mit Lb3 oder Sc3 auf a4 nehmen muss, dann hat der Sf6
freie Bahn nach e4. Sollte das Spiel außerdem in einen klassischen Drachen übergehen und Weiß
rochiert lang, dann ist der Bauer a5/a4 gut für den zweifellos folgenden Flügelangriff postiert.

Die weiße Anwort 9. Lc4 führt zu denselben taktischen Verwicklung die vorangehend beschrieben
sind. Auf 9. f3 kann Schwarz mit 9. … d5! den Befreiungsschlag bringen. Die Position nach dxe4
wäre sehr gut für Schwarz, weshalb Weiß auf d5 nehmen sollte. Dafür hat er drei Optionen:
1. 10. Sxd5 a4 laut Fritz zweifelhaft wegen 11. Sxc6 (11. Sxf6+? Lxf6 12. Ld5 [einziger Zug,
da Sd4 und Lb3 angegriffen sind] Sxd4 13. Lxd4 Lxd4 14. Dxd4 e6 und Schwarz gewinnt
eine Figur) 11. Lc4 Sxd5 12. exd5 (Lxd5 verliert wie zuvor)
Schwarz hat nun einige gute Züge: 12. … Se5/Sa5 vertreiben den Läufer Lc5 und erlauben
dann, den Bauern d5 mit der Dame zurückzunehmen. Weiß könnte den Bauern behaupten,
indem er 13. b3 spielt. Nach 13. … Sxc4 14. bxc4 ist Weiß zwar einen Bauern im Vorteil,
aber er hat das Läuferpaar verloren und der Doppelbauer auf der c-Linie ist leicht angreifbar.
14. … Dc7 droht den c4 zu nehmen, wodurch auch der Bauer d5 schwach würde. 15. Dd3
Ld7 nebst Tfc8 mit gutem Spiel für Schwarz gegen c4. Auch möglich wäre 14. … Da5+ 15.
Ld2?! Dc5
Auch 12. … Sb4 zielt auf Rückgewinn des Bauern ab. 13. Sd2 Lf5/a3
Anm.: Fritz empfiehlt nach 10. Sxd5 Sxd5 11. exd5 Sb4! um den Bauern
zurückzugewinnen. Auf 12. c4 folgt 12. … a4 13. Dd2 axb3 14. Dxb4 bxa2 mit Vorteil
Schwarz.
2. 10. Lxd5 Sxd5 11. exd5 Sb4 12. Sde2 e6
3. 10. exd5 Sb4 11. Sde2 a4 12. Sxa4 (Lxa4 führt nach 12. … Sfxd5 zu gutem schwarzen
Spiel) Sfxd5
9. a4 Sg4 10. Dxg4 Sxd4 oder 10. Sxc6 Sxe3 11. Sxd8 Sxd1 usw.

b) Maroczy Aufbau nach 5. c4

Mit diesem Zug will Weiß es schwer bis unmöglich machen, dass Schwarz d5 spielt. Der so
erhaltene Aufbau gilt als günstige Option für Weiß, um gegen den beschleunigten Drachen zu
spielen, auch wenn er damit die lange Rochade samt dem scharfen Königsangriff aufgibt.

5. c4 Lg7 6. Le3 Sf6 7. Sc3 0-0

Statt der schwarzen Rochade, ist auch 7. …Sg4 möglich. Dieser Zug verschärft das Spiel, und ist
daher geeignet, schwächere Spieler zu schlagen. 7. … Sg4!? 8. Sxc6 Sxe3 9. Sxd8 Sxd1 10. Txd1
Kxd8 oder Lxc3+ 11. bxc3 Kxd8. In der so entstandenen Position hat Schwarz sein Rochaderecht
verloren. Der schwarze König findet aber, gerade im zweiten Abspiel, auf c7 ein sicheres Zuhause.
Weil die schwarze Bauernstruktur weniger schwächen hat und das Endspiel naht, steht Schwarz
besser.

Nach 7. … Sg4 gibt es eine bessere Fortsetzung für Weiß: 8. Dxg4 Sxd4 9. Dd1 (so die meisten
Großmeister) Se6 (oder e5; die Idee ist Lxc3, b6, La6, Tc8 mit Druck gegen c4 oder b6, Lb7 mit
doppeltem Fianchetto, Rochade und f7-f5, um das weiße Bauernzentrum zu zerlegen)

8. Le2 Sxd4 9. Lxd4 d6 10. 0-0 (Grundposition, die gut analysiert ist)

Dem schwarzen stellt sich hier die Frage, was er mit seinem weißfeldrigen Läufer plant. Eine Idee
ist, den Läufer auf e6 zu stellen, damit er gegen c4 drückt. Es ist auch möglich mit dem Manöver
Ld7-Lc6 Druck gegen e4 aufzubauen. Schwarz möchte warten, b6 zu spielen, um den weißen
Vorstoß a4-a5 nicht zu begünstigen. Er sollte außerdem den Zug e5 vermeiden, da d6 schwach wird
und auf einer halboffenen Linie liegt.

10. … Ld7 11. Ld3?! Da5 (Idee a6-b5, um c4 anzugreifen) 12. Sd5?! (Angriff auf e7) Sxd5 13.
Lxg7 (Kxg7 14. exd5 und der Bauer e7 wird rückständig, „Karpovs Schule“) 13. … Se3 (14. fxe3
Kxg7 und Schwarz steht komfortabel mit der weißen Schwäche auf e3; 14. Lc3 Sxd1 15. Lxa5
Sxb2 Schwarz hat einen Bauern mehr und kann mit Tfc8 großartigen Druck gegen c4 aufbauen) 14.
De2 (Sxf1 15. Lxf8 Txf8 (15. … Sg3 16. hxg3 Txf8 usw.) 16. Txf1=

A) 10. … Le6

B) 10. … Ld7 11. Dd2 Lc6 (Hauptvariante: 11. … Da5) (versucht Weiß zu f3 zu zwingen, um die
Möglichkeit eines Angriffes mit f2-f4 auszuschließen) 12. f3 Sd7

Schwarz möchte den Läufer auf g7 tauschen, damit die Dame auf b6 dem weißen König einheizen
kann. 13. Lxg7 Kxg7 14. Sd5 Lxd5 15. exd5 (die Karpov-Position ist hier nicht so schlimm für
Schwarz, weil er anstelle eines Läufers einen Springer auf d7 stehen hat. 15. … Db6+ 16. Kh1 a5
(nebst Sc5 oder Se5, Tac8, und a4, falls b3 folgt)

Anstatt mit 14. … Lxd5 ist auch 14. … e6 möglich. Zwar ensteht eine Schwäche auf d6, aber nach
15. Sd3 Db6 (mit dem Ziel Tfd8, Sf6) Schwarz erreicht hier einen perfekten Hedgehog.

Grundsätzliche Pläne (nach Emms) im Maróczy:


Weiß wartet mit seinem Raumvorteil ab, bis er eine Schwäche im schwarzen Lager aufreißen kann.
Nachdem er seinen Turm von a1 wegbewegt hat, kann Weiß seinen Springer nach d5 stellen.
Gewöhnlich kann Schwarz diesen Springer nicht allzu lange gewähren lassen, weshalb er ihn gegen
seinen Läufer tauscht oder mit e6 vertreibt. Letzterer Zug schwächt den Bauern d6.
Schwarz möchte Sc5, Db6 und Tfc8 spielen um irgendwie Gegenspiel am Damenflügel zu
entwickeln. Weiß wird versuchen den Springer mittels b3-b4 zu verscheuchen.

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