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Referat 505
Stand: Juni 2017
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort zum Handbuch ...................................................................................................................... 4
1 Allgemeines ............................................................................................................................. 5
1.1 Grundsatz ................................................................................................................................. 5
1.2 Zweck des IFG ......................................................................................................................... 5
1.3 Umfang des Informationszugangs ........................................................................................... 5
1.4 Art des Informationszugangs ................................................................................................... 6
1.5 Abgrenzung zu anderen Einsichtsrechten ................................................................................ 6
2 Organisatorischer Ablauf und Kurzeinstieg ............................................................................. 7
2.1 IFG-Anträge – wer macht was im Antragsverfahren? ............................................................. 7
2.2 Verfahrensablauf Erstbescheid ................................................................................................ 8
2.2.1 Vorprüfung durch Referat 505 ........................................................................................ 8
2.2.2 Erstbescheid bei Zugangsgewährung .............................................................................. 8
2.2.3 Erstbescheid bei (Teil-)Ablehnung.................................................................................. 8
2.2.4 Mitzeichnung und Absendung des Bescheidentwurfs ..................................................... 9
2.2.5 IFG-Anfragen an andere Bundesministerien, die das Auswärtige Amt betreffen ......... 10
2.2.6 Umgang mit umfangreicheren Anträgen ....................................................................... 10
2.3 Widerspruchs- und Klageverfahren ....................................................................................... 10
2.4 Vermittlungsersuchen an die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die
Informationsfreiheit (BfDI) ................................................................................................... 10
3 Ausnahmegründe nach dem IFG............................................................................................ 11
3.1 Nachteilige Auswirkungen auf internationale Beziehungen (§ 3 Nr. 1 a IFG) ...................... 12
3.2 Schutz der inneren und äußeren Sicherheit (§ 3 Nr. 1 c IFG); Schutz der öffentlichen
Sicherheit (§ 3 Nr. 2 IFG) ...................................................................................................... 14
3.2.1 Belange der inneren/äußeren Sicherheit (§ 3 Nr. 1 c IFG) ............................................ 14
3.2.2 Gefahr für die öffentliche Sicherheit (§ 3 Nr. 2 IFG) .................................................... 14
3.2.3 Fazit und Rechtsprechung ............................................................................................. 15
3.3 Schutz laufender Verfahren (§ 3 Nr. 1 g IFG) ....................................................................... 16
3.4 Vertraulichkeit von Verhandlungen und Beratungen (§ 3 Nr. 3 IFG) ................................... 18
3.5 Schutz des behördlichen Entscheidungsprozesses (§ 4 IFG) ................................................. 20
3.6 Konkurrenz der Ausschlusstatbestände § 3 Nr. 3 b IFG (Beeinträchtigung behördlicher
Beratungen) und § 4 IFG (Schutz des behördlichen Entscheidungsprozesses) ..................... 21
3.7 Kernbereich exekutiver Eigenverantwortung ........................................................................ 22
3.8 Verschlusssachen (§ 3 Nr. 4 IFG (i.V.m. VSA)) ................................................................... 23
3.9 Schutz personenbezogener Daten (§§ 5, 7 IFG) .................................................................... 24
3.9.1 Grundsatz....................................................................................................................... 25
3.9.2 Ausnahmen .................................................................................................................... 26
3.10 Schutz des geistigen Eigentums sowie von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen (§ 6 IFG)27
3.10.1 Schutz geistigen Eigentums (§ 6 Satz 1 IFG) ................................................................ 27
3.10.2 Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen (§ 6 Satz 2 IFG) ............................. 28
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Durch RES 20-80 wird die Behandlung von Anfragen nach dem Gesetz zur Regelung des Zugangs zu
Informationen des Bundes (Informationsfreiheitsgesetz – IFG) an das Auswärtige Amt geregelt.
Das Handbuch wurde ergänzend dazu als elektronisches Handbuch und Nachschlagewerk konzipiert.
Die Ablaufschemata „Verfahrensübersicht“ und „Prüfung von Ausschlusstatbeständen“ dienen auch
als Kurzeinstieg zur Klärung erster Fragen bei der Bearbeitung von Anfragen nach dem
Informationsfreiheitsgesetz. Aus den Übersichten wird auch direkt in die jeweiligen Passagen des
Handbuchs verlinkt.
Wenn Sie die Lesezeichen im Auswahlmenü auf der linken Seite anzeigen lassen, wird Ihnen die
Gliederung des Handbuchs gezeigt. Sie können durch Auswahl der Sie interessierenden Bereiche
schnell im Dokument vor- und auch zurückspringen.
Auf ein Stichwortverzeichnis wurde verzichtet, da die Such- und Lesezeichenfunktionen moderne
Möglichkeiten bieten, schnell zu den benötigten Ausführungen im Handbuch zu gelangen.
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1 Allgemeines
1.1 Grundsatz
Das IFG gibt jedem einen Anspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen gegenüber den
Behörden und Einrichtungen des Bundes und somit auch gegenüber der Zentrale und den
Auslandsvertretungen. Auf die Staatsangehörigkeit oder den Wohnort der antragstellenden Person
kommt es nicht an.
Dabei gilt der Grundsatz: Die Herausgabe der beantragten Informationen in der gewünschten Form
ist die Regel, die Versagung des Zugangs die gesondert zu begründende Ausnahme.
Einzelfallentscheidung des Gerichts an. Der in § 7 Abs. 2 S.1 Alt.2 normierte Ausschlusstatbestand
des „unverhältnismäßigen Verwaltungsaufwandes“ ist in der laufenden Rechtsprechung lediglich in
„Extremfällen“ bejaht worden.
Bei Anträgen, die thematisch sehr allgemein gehalten sind, wird die anfragende Person in Absprache
mit dem Fachreferat um Konkretisierung des Antrags gebeten.
Beteiligung
Zuweisung an
anderer
die Fachreferate
Behörden
Frist:
regel-
Sind amtliche Informationen vorhanden? mäßig
Prüfung von Ausschlusstatbeständen (§§ 3-6 IFG) 1
Beteiligung und Mitzeichnung anderer Referate im Haus Monat
Sind private Dritte zu beteiligen (§ 8 IFG)?
Sind andere Behörden nach § 19 GGO zu beteiligen?
Das Ersuchen um Vermittlung steht neben einem möglichen Widerspruchs- bzw. Klageverfahren.
Fristen werden dadurch nicht gehemmt.
Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, wenn das Bekanntwerden der Information
nachteilige Auswirkungen haben kann auf internationale Beziehungen.
Die Vorschrift schützt auswärtige Belange der Bundesrepublik Deutschland und das diplomatische
Vertrauensverhältnis zu ausländischen Staaten, überstaatlichen Organisationen, etwa der Europäischen
Union oder den Vereinten Nationen. Sie gilt auch außerhalb laufender internationaler Verhandlungen.
Die schützenswerten Informationen können von einem ausländischen Staat, der EU oder einem
anderen Völkerrechtssubjekt stammen oder auch im Inland erhoben worden sein. Es reicht die
konkrete Möglichkeit der nachteiligen Auswirkung aus. Die Besorgnis muss jedoch ausreichend
dargelegt werden.
Bloße Bedenken genügen nicht. Eine lediglich als unangenehm empfundene Diskussion, bloße
Belästigungen oder Unannehmlichkeiten reichen alleine nicht aus.
1. Definition der außenpolitischen Ziele der Bundesrepublik Deutschland in Bezug auf das in
Rede stehende Land, die Länderkategorie, die internationale Organisation oder Institution.
Um welches Land geht es? Warum sind die Beziehungen möglicherweise besonders sensibel,
gefährdet oder wichtig?
Können durch die Bekanntgabe der Informationen durch das AA nachteilige Auswirkungen für die
Beziehungen/das außenpolitische Ziel zu diesem Land/dieser Organisation auftreten? Warum gerade
durch diese Informationen? Die Ausnahme gilt nicht nur für ausdrückliche und direkte Wertung,
sondern kann auch für rein sachliche Darstellung gelten. Der Wahrheitsgehalt der Informationen ist
irrelevant.
In der Begründung muss eine direkte Verbindung zwischen Herausgabe der konkreten Information
und der Prognoseentscheidung hergestellt und begründet werden.
Die antragstellende Person und ggf. die Gerichte müssen die Entscheidung nachvollziehen
können. Es muss deutlich werden, dass das zuständige Referat den zugrunde liegenden
Sachverhalt ausführlich ermittelt und beleuchtet hat. Es darf keine offensichtlich fehlerhafte
Einschätzung vorliegen.
Wie bei allen Ausnahmetatbeständen gilt der Grundsatz „so viel Information und so wenig
Geheimnisschutz wie möglich“.
Je nach Fall kann der betroffene Staat bzw. die betroffene Organisation um Zustimmung zur
Herausgabe gebeten werden. Eine Beantwortung der IFG-Anfrage könnte dann bis zum Eingehen der
Rückmeldung aufgeschoben werden. Eine gerichtliche Überprüfung dieser Vorgehensweise steht noch
aus, sie scheint aber solide.
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3.2 Schutz der inneren und äußeren Sicherheit (§ 3 Nr. 1 c IFG); Schutz der
öffentlichen Sicherheit (§ 3 Nr. 2 IFG)
§ 3 Nr. 1 c IFG schützt „Belange der inneren oder äußeren Sicherheit“ im Falle nachteiliger
Auswirkungen bei Bekanntwerden der Information. § 3 Nr. 2 IFG hingegen normiert einen
Ausschlusstatbestand, wenn das Bekanntwerden der Information die „öffentliche Sicherheit“
gefährden kann.
Die Abgrenzungsfragen betreffen insbesondere den Begriff der Sicherheit und die Anforderungen an
die jeweilige Gefahrenlage.
Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, wenn das Bekanntwerden der Information
nachteilige Auswirkungen haben kann auf Belange der inneren oder äußeren Sicherheit.
Von diesem Tatbestand ist der nichtmilitärische Sicherheitsbereich erfasst. Belange der inneren oder
äußeren Sicherheit werden insbesondere von den Sicherheitsbehörden des Bundes wahrgenommen
(z.B. Bundespolizei, Bundeskriminalamt etc.). Auf die jeweilige Institution kommt es beim
Anwendungsbereich des § 3 Nr. 1 c IFG jedoch nicht an, sondern auf den materiellen Schutz.
Geschützt werden der Bestand und die Funktionsfähigkeit des Staates und seiner Organe
(einschließlich der Rechtsordnung).
Es reicht die konkrete Möglichkeit der nachteiligen Auswirkung auf die Belange der inneren bzw.
äußeren Sicherheit aus. Diese muss allerdings nachvollziehbar dargelegt werden. Die nachteiligen
Auswirkungen müssen kein bestimmtes Ausmaß erlangen.
Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, wenn das Bekanntwerden der Information
die öffentliche Sicherheit gefährden kann.
Der Begriff der öffentlichen Sicherheit umfasst auch die Normen der objektiven Rechtsordnung. Die
Vorschrift soll das berechtigte Interesse des Bundes wahren, dass sensible verwaltungsinterne Abläufe
und Strukturen vor dem Bekanntwerden geschützt werden. Dazu gehören beispielsweise diejenigen
Vorschriften und Strukturen, die ein objektives und sicheres Visumverfahren gewährleisten.
Für das Schutzgut besteht die notwendige Möglichkeit einer konkreten Gefahrenlage, wenn die
Gewährung des begehrten Informationszugangs bei verständiger Würdigung der Sachlage mit
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In seinem Beschluss vom 13.12.2016 (Az. OVG 6 S 22.16) führt auch das OVG Berlin-Brandenburg
aus, dass der Begriff der öffentlichen Sicherheit im IFG sich - wie im Polizeirecht - auf jede mögliche
Verletzung der Rechtsordnung bezieht, während ein möglicher Nachteil für die innere Sicherheit
erhebliche hierauf bezogene Belange der Bundesrepublik Deutschland betreffen muss. Ein durch den
Zugang zu einer Information möglicher Eintritt von Nachteilen muss dementsprechend ein besonderes
Gewicht für die innere Sicherheitslage haben; eine solche Gesamteinschätzung kann nur im Rahmen
einer plausiblen und nachvollziehbaren Prognoseentscheidung erfolgen. So war hier die Prognose des
Auswärtigen Amtes nicht zu beanstanden, dass das Bekanntwerden von Informationen über die
innerhalb der Bundesregierung angestellten Erwägungen zur Beteiligung an einem Einsatz
bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Bekämpfung terroristischer Handlungen die innere
Sicherheit gefährden kann. Die behördliche Prognose war insbesondere vor dem Hintergrund
nachvollziehbar, dass Staaten, die sich aktiv gegen den internationalen Terrorismus engagieren, einem
erhöhten Anschlagsrisiko ausgesetzt sind. Eine weitere Substantiierung der Gefährdungslage konnte
nicht verlangt werden, da es nahe liegt, dass die Schilderung einer konkreten Terrorgefahr
Rückschlüsse auf die geschützten Informationen zulassen würde.
In einem Urteil des BVerwG vom 20.10.2016 wird auch eine Gefährdung der Funktionsfähigkeit und
die effektive Aufgabenerfüllung staatlicher Einrichtungen unter den Begriff „öffentliche Sicherheit“
i.S.d. § 3 Nr. 2 IFG subsumiert (im Ergebnis daher kein Zugang zu internen dienstlichen Telefonlisten
von Jobcentern).
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Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, wenn das Bekanntwerden der Information
nachteilige Auswirkungen haben kann auf die Durchführung eines laufenden
Gerichtsverfahrens, den Anspruch einer Person auf ein faires Verfahren oder die Durchführung
strafrechtlicher, ordnungswidrigkeitsrechtlicher oder disziplinarischer Ermittlungen.
Dieser Paragraph stellt die störungsfreie Durchführung von Verfahren sicher, schützt also die
Rechtspflege und den Gesetzesvollzug. Es soll gewährleistet werden, dass die Gerichte das laufende
Gerichtsverfahren unter Einhaltung der jeweils einschlägigen Prozessordnung und unter Wahrung der
verfassungsmäßigen Verfahrensrechte der Parteien führen.
Nicht geschützt ist die Position der prozessbeteiligten Behörde. Die öffentliche Hand kann keine
Informationen zurückhalten, die der Bürger benötigt, um etwa in einem Amtshaftungsprozess die
Rechtswidrigkeit staatlichen Handelns nachzuweisen können.
Liegt eine der genannten Alternativen vor, muss das Bekanntwerden der Information nachteilige
Auswirkungen auf eines der geschützten Verfahren bzw. den Anspruch einer Person auf ein faires
Verfahren haben können, um die Informationsverweigerung zu begründen.
Die Behörde muss den gerichtlich überprüfbaren Nachweis einer konkreten nachteiligen
Auswirkung auf das jeweilige Verfahren oder den Anspruch einer Person auf ein faires Verfahren
erbringen (Darlegungslast der Behörde). Eine lediglich pauschal formulierte Vermutung oder
abstrakte Mutmaßungen einer negativen Auswirkung genügen nicht, einen Antrag auf Herausgabe
einer behördlichen Information abzulehnen. Eine besondere Schwere des nachteiligen Effekts verlangt
die Vorschrift nicht.
Entscheidend ist, dass sich die prognostizierten nachteiligen Auswirkungen auf die Durchführung
eines Gerichts- /Ermittlungsverfahrens bzw. auf den Anspruch auf ein faires Verfahren beziehen und
nicht etwa auf das Ergebnis des Verfahrens.
Liegen die Voraussetzungen des § 3 Nr. 1 g IFG vor, so ist der Informationszugang zwingend zu
versagen.
Keine Beschränkung auf laufende Verfahren; sichert auch die Fairness künftiger Verfahren ab.
Seine Wurzeln hat das Recht auf ein faires Verfahren nach der Rechtsprechung des BVerfG
innerstaatlich im Rechtsstaatsprinzip i.V.m. den Freiheitsrechten und Art. 1 Abs. 1 GG. Seine
prominenteste Normierung findet das Recht auf ein faires Verfahren in Art. 6 Abs. 1 Satz 1
EMRK (Europäische Menschenrechtskonvention) - Garantie der Unschuldsvermutung (vgl.
Schoch, Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Nr. 1 g IFG, Rn. 133).
Zu 3. Alt.: Ermittlungsverfahren:
Die dritte Variante schützt die Durchführung strafrechtlicher, ordnungswidrigkeitsrechtlicher
und disziplinarischer Ermittlungen.
Das strafrechtliche Ermittlungsverfahren beginnt nach § 160 StPO mit der Aufnahme
staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen (sog. Anfangsverdacht) und endet mit der Erhebung der
öffentlichen Klage oder der Einstellung des Verfahrens. Strafrechtliche Ermittlungen i.S.d. § 3
Nr. 1 g IFG umfassen auch polizeiliche Ermittlungen.
In strafrechtlichen Verfahren kann die Behörde auf Grund eigener Erkenntnismöglichkeiten
oftmals nur unzureichend einschätzen, ob das Bekanntwerden der Informationen nacheilige
Auswirkungen auf die Durchführung der Ermittlungen haben kann. Für die sachgerechte
Beurteilung der Gefährdungslage ist in der Regel die Einbeziehung der Ermittlungsbehörde
unverzichtbar (vgl. Schoch, Informationsfreiheitsgesetz; § 3 Nr. 1 g IFG, Rn 143).
Die Darlegungslast geht dabei aber nicht auf die Staatsanwaltschaft über, sondern bleibt
Aufgabe der nach dem IFG informationspflichtigen Behörde.
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Nicht geschützt ist auch die Identität der Beratenden, der Schutz personenbezogener Daten richtet sich
nach § 5 IFG.
Der Ablehnungstatbestand wird nicht bereits dadurch begründet, dass eine Verhandlung
nichtöffentlich stattfindet oder eine Beratung als „vertraulich“ bezeichnet wird.
Eine „Beeinträchtigung“ ist anzunehmen, wenn sich die Preisgabe der Information auf die
Verhandlungen bzw. Beratungen behindernd oder hemmend auswirken kann, also nachteilige
Auswirkungen auf die Vertraulichkeit hat. Das ist der Fall, wenn ein unbefangener und freier inner-
oder zwischenbehördlicher Meinungsaustausch sowie eine offene Meinungsbildung bei
Bekanntwerden der Information eingeschränkt werden oder wenn sie sogar unterbleiben (vgl. Schoch,
Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Nr. 3 IFG, Rn. 185).
Die Rechtsprechung verlangt für die Bejahung der Gefährdung des geschützten Belangs die ernsthafte
Möglichkeit der Schutzgutbeeinträchtigung. Gefordert ist demnach eine Prognose seitens der
informationspflichtigen Stelle; anhand nachprüfbarer Fakten ist zu prognostizieren, ob das
Bekanntwerden der begehrten Information sich auf die Verhandlungen bzw. Beratungen behindernd
oder hemmend auswirken kann. (vgl. Schoch, Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Nr. 3 IFG, Rn. 186).
Sind der Beratungsvorgang und der Entscheidungsprozess vollständig abgeschlossen (und ggf. sogar
vollzogen), ist eine Schutzgutgefährdung im Falle des Informationszugangs der Lehre nach nicht zu
erkennen (vgl. Schoch, Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Nr. 3 IFG, Rn. 187), während das OVG Berlin
feststellt, dass § 3 Nr. 3 b keiner festen zeitlichen Grenze unterliegt.
Mit der Formulierung „solange“ wird deutlich gemacht, dass der Informationszugang grundsätzlich
nur aufgeschoben ist. Die Dauer des Aufschubs bestimmt sich danach, ob der Schutz der
Vertraulichkeit weiterhin eine Offenlegung der Beratungsinterna verbietet. Die Behörde muss
substantiiert darlegen, dass sich die Bekanntgabe der Information auch noch nach Abschluss des
Beratungsprozesses auf Beratungen behindernd oder hemmend auswirken kann (vgl. Schoch,
Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Nr. 3 IFG, Rn. 194). Dies richtet sich nach den konkreten Umständen
des Einzelfalles.
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(1) Der Antrag auf Informationszugang soll abgelehnt werden für Entwürfe zu Entscheidungen
sowie Arbeiten und Beschlüsse zu ihrer unmittelbaren Vorbereitung, soweit und solange durch
die vorzeitige Bekanntgabe der Informationen der Erfolg der Entscheidung oder bevorstehender
behördlicher Maßnahmen vereitelt würde. Nicht der unmittelbaren Entscheidungsvorbereitung
nach Satz 1 dienen regelmäßig Ergebnisse der Beweiserhebung und Gutachten oder
Stellungnahmen Dritter.
(2) Der Antragsteller soll über den Abschluss des jeweiligen Verfahrens informiert werden.
Zu den geschützten Entscheidungsprozessen zählen z.B. die Verfahren der Ernennung von Beamten
sowie die Vorbereitung von Gesetzen in den Bundesministerien.
Nicht geschützt sind in der Regel Gutachten und Stellungnahmen Dritter, es sei denn, sie bereiten
ausnahmsweise doch eine Entscheidung unmittelbar vor, was von der Behörde darzulegen ist.
Funktionaler Zusammenhang:
Die dem Ausschlusstatbestand zugeordneten Aufzeichnungen müssen in einem unmittelbaren
Zusammenhang mit dem Entscheidungsprozess stehen.
Sachliche Gefahrenlage:
Die Informationsverweigerung kann nur erfolgen, „soweit“ eine Vereitelung der geplanten
Entscheidung oder sonstigen behördlichen Maßnahme droht. Dies ist der Fall, wenn sie bei
Bekanntgabe der Information voraussichtlich überhaupt nicht, mit anderem Inhalt oder wesentlich
später zustande kommen würde (BT-Drs. 15/4493). Ob dies der Fall ist, wird anhand einer Prognose
entschieden.
Zeitliche Limitierung:
Die Informationsverweigerung ist nur berechtigt, „solange“ die Gefahr einer Vereitelung der geplanten
Entscheidung oder sonstigen behördlichen Maßnahme droht. Ist das Verfahren abgeschlossen, kommt
§ 4 IFG nicht mehr zum Tragen (vgl. Schoch, Informationsfreiheitsgesetz, § 4 IFG).
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Die Ausnahmetatbestände des IFG sind nebeneinander anwendbar. So bestehen zwischen § 3 Nr. 3 b
IFG und § 4 Abs. 1 IFG viele Überschneidungen der Informationsverweigerungsgründe. Eine
vollständige Deckungsgleichheit ist aber nicht gegeben.
§ 4 Abs. 1 bezieht sich auf laufende Entscheidungsprozesse, während § 3 Nr. 3 b - ergänzend - auch
außerhalb solcher Verfahren anwendbar ist.
Weiter setzt § 3 Nr. 3 b IFG die Interaktion mindestens zweier Personen voraus; dagegen genügt
bei § 4 Abs. 1 IFG der Entscheidungsprozess nur eines Amtswalters.
Der zeitliche Schutzrahmen des § 3 Nr. 3 b IFG ist weiter, da auch der Zeitraum nach
Entscheidungsfindung in den Anwendungsbereich fällt. So schützt § 3 Nr. 3 b IFG auch noch die
entscheidungsunabhängige behördeninterne Vertraulichkeit, wobei diese besonderen
Begründungsanforderungen unterliegt (vgl. oben).
Weiter begrenzt nur § 4 Abs. 1 IFG die Informationsverweigerung inhaltlich durch die Formulierung
„soweit“ und zeitlich durch die Formulierung „solange“. Der Schutzbereich des § 4 Abs. 1 IFG erfasst
allerdings auch die Beratungsgrundlagen, den Beratungsgegenstand und das Beratungsergebnis,
während § 3 Nr. 3 b IFG nach h.M. nur den Beratungsprozess als solchen erfasst.
Schließlich stellt § 3 Nr. 3 b IFG einen absoluten Ausnahmetatbestand dar, der zwingend die
Verweigerung des Informationszugangs vorschreibt. Dagegen ist § 4 Abs. 1 IFG eine „Soll“-
Vorschrift. Liegen beide Informationsverweigerungsgründe vor, setzt sich § 3 Nr. 3 b IFG als
„stärkerer“ Ausschlussgrund durch und der Informationszugang ist nicht zu gestatten. Unter
Beachtung des Übermaßverbots kann jedoch eine Darlegung und Begründung der Behörde angezeigt
sein, in der sie erläutert, warum im konkreten Fall der Schutz des § 4 Abs. 1 IFG nicht ausreichend ist
und § 3 Nr. 3 b IFG angewendet werden muss.
Dieser Ausschlusstatbestand ist nicht kodifiziert. Er wurde vom Bundesverfassungsgericht aus dem
Gewaltenteilungsgrundsatz abgeleitet und als Schutzposition der Regierung gegenüber dem Parlament
ausgestaltet. Danach besteht ein nicht ausforschbarer Initiativ-, Beratungs- und Handlungsbereich
der Regierung, der insbesondere die Willensbildung der Regierung (Erörterungen im Kabinett,
Vorbereitung von Kabinetts- und Ressortentscheidungen) schützt. Eine Informationspflicht besteht in
der Regel nicht, solange die Regierungsentscheidung vorbereitet wird und die Entscheidung noch
nicht getroffen ist. Bei abgeschlossenen Vorgängen hängt es im Einzelfall von der jeweiligen
Information ab. Informationen aus dem Bereich der Vorbereitung von Regierungsentscheidungen, die
Aufschluss über den Prozess der Willensbildung geben, sind umso schutzwürdiger, je näher sie der
gubernativen Entscheidung stehen. So kommt den Erörterungen im Kabinett besonders hohe
Schutzwürdigkeit zu. Außerhalb der unmittelbaren Vorbereitung von Kabinetts- bzw.
Ministerentscheidungen ist es schwierig diesen Ausnahmetatbestand im Rahmen des IFG nach
erfolgter Entscheidung gerichtsfest zu nutzen.
In der Rechtsprechung ist noch nicht abschließend entschieden, ob es sich bei dem „Kernbereich
exekutiver Eigenverantwortung“ um einen ungeschriebenen Ausschlussgrund handelt oder diese
Ausnahme von § 3 Nr. 3 b IFG erfasst wird. Im Zweifel prüfen die Gerichte zunächst den normierten
Ausnahmetatbestand des § 3 Nr. 3 b IFG. Einigkeit scheint jedenfalls darüber zu bestehen, dass die
vom Bundesverfassungsgericht aufgestellten Grundsätze zum „Kernbereich exekutiver
Eigenverantwortung“ auch einen IFG-basierten Informationsanspruch ausschließen können. Es wäre
mit dem Gewaltenteilungsprinzip der Verfassung nicht zu vereinbaren, wenn eine Behörde berechtigt
wäre, bestimmte Informationen einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss vorzuenthalten,
gleichwohl jedoch verpflichtet wäre, diese Informationen an Dritte auf Antrag zu erteilen. Dabei
gelten allerdings die bereits beschriebenen hohen Hürden.
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Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, wenn die Information einer durch
Rechtsvorschrift oder durch die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum materiellen und
organisatorischen Schutz von Verschlusssachen geregelten Geheimhaltungs- oder
Vertraulichkeitspflicht oder einem Berufs- oder besonderen Amtsgeheimnis unterliegt.
Prüfungsablauf:
1. Einstufung anhand VSA überprüfen: Ist die Einstufung (immer noch) materiell-rechtlich
notwendig?
Gemäß § 3 VSA sind Verschlusssachen je nach dem Schutz, dessen sie bedürfen, gemäß § 4 Abs. 2
des Sicherheitsüberprüfungsgesetzes in vier Geheimhaltungsgrade einzustufen.
Die betreffenden Informationen sind nur dann geschützt, wenn sie zum Zeitpunkt der IFG-Anfrage
noch dieses Schutzes bedürfen. Dies ist im Einzelfall zu prüfen; Prüfung und Ergebnis sind im
Bescheid festzuhalten.
Wenn die VS-Einstufung nicht mehr besteht, muss diese durch die einstufende Stelle aufgehoben
werden. Die Informationen können anschließend herausgegeben werden.
2. Wenn die VS-Einstufung noch zu Recht besteht, ist die Möglichkeit einer Teilherausgabe zu
prüfen: Sind alle Informationen, die die antragstellende Person begehrt, als VS eingestuft?
Im Zweifelsfall ist eine Überprüfung Satz für Satz der teilweise einstufungsbedürftigen Dokumente
erforderlich. Die (teilweise) Ablehnung des Informationszugangs muss unter kurzer Inhaltsangabe
ohne Preisgabe der geheimhaltungsbedürftigen Informationen detailliert begründet werden.
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§5
(1) Zugang zu personenbezogenen Daten darf nur gewährt werden, soweit das
Informationsinteresse des Antragstellers das schutzwürdige Interesse des Dritten am Ausschluss
des Informationszugangs überwiegt oder der Dritte eingewilligt hat. Besondere Arten
personenbezogener Daten im Sinne des § 3 Abs. 9 des Bundesdatenschutzgesetzes dürfen nur
übermittelt werden, wenn der Dritte ausdrücklich eingewilligt hat.
(2) Das Informationsinteresse des Antragstellers überwiegt nicht bei Informationen aus
Unterlagen, soweit sie mit dem Dienst- oder Amtsverhältnis oder einem Mandat des Dritten in
Zusammenhang stehen und bei Informationen, die einem Berufs- oder Amtsgeheimnis
unterliegen.
(3) Das Informationsinteresse des Antragstellers überwiegt das schutzwürdige Interesse des
Dritten am Ausschluss des Informationszugangs in der Regel dann, wenn sich die Angabe auf
Name, Titel, akademischen Grad, Berufs- und Funktionsbezeichnung, Büroanschrift und -
telekommunikationsnummer beschränkt und der Dritte als Gutachter, Sachverständiger oder in
vergleichbarer Weise eine Stellungnahme in einem Verfahren abgegeben hat.
(4) Name, Titel, akademischer Grad, Berufs- und Funktionsbezeichnung, Büroanschrift und -
telekommunikationsnummer von Bearbeitern sind vom Informationszugang nicht
ausgeschlossen, soweit sie Ausdruck und Folge der amtlichen Tätigkeit sind und kein
Ausnahmetatbestand erfüllt ist.
§7
(1) Über den Antrag auf Informationszugang entscheidet die Behörde, die zur Verfügung über
die begehrten Informationen berechtigt ist. Im Fall des § 1 Abs. 1 Satz 3 ist der Antrag an die
Behörde zu richten, die sich der natürlichen oder juristischen Person des Privatrechts zur
Erfüllung ihrer öffentlich-rechtlichen Aufgaben bedient. Betrifft der Antrag Daten Dritter im
Sinne von § 5 Abs. 1 und 2 oder § 6, muss er begründet werden. Bei gleichförmigen Anträgen
von mehr als 50 Personen gelten die §§ 17 bis 19 des Verwaltungsverfahrensgesetzes
entsprechend.
(2) Besteht ein Anspruch auf Informationszugang zum Teil, ist dem Antrag in dem Umfang
stattzugeben, in dem der Informationszugang ohne Preisgabe der geheimhaltungsbedürftigen
Informationen oder ohne unverhältnismäßigen Verwaltungsaufwand möglich ist.
Entsprechendes gilt, wenn sich der Antragsteller in den Fällen, in denen Belange Dritter berührt
sind, mit einer Unkenntlichmachung der diesbezüglichen Informationen einverstanden erklärt.
(3) Auskünfte können mündlich, schriftlich oder elektronisch erteilt werden. Die Behörde ist
nicht verpflichtet, die inhaltliche Richtigkeit der Information zu prüfen.
(4) Im Fall der Einsichtnahme in amtliche Informationen kann sich der Antragsteller Notizen
machen oder Ablichtungen und Ausdrucke fertigen lassen. § 6 Satz 1 bleibt unberührt.
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(5) Die Information ist dem Antragsteller unter Berücksichtigung seiner Belange unverzüglich
zugänglich zu machen. Der Informationszugang soll innerhalb eines Monats erfolgen. § 8 bleibt
unberührt.
3.9.1 Grundsatz
Erfasst der Antrag personenbezogene Daten Dritter, ist der Dritte vor einer Herausgabe seiner Daten
zu beteiligen. Die Herausgabe erfolgt nur mit Zustimmung des Dritten oder wenn das Interesse des
Anfragenden an den Daten das Interesse des Dritten an der Geheimhaltung dieser Daten überwiegt.
Dieses Verfahren ist zeitaufwändig und verursacht von der antragstellenden Person zu tragende
Bearbeitungskosten. Die antragstellende Person kann sich alternativ auch mit der Schwärzung der
Daten Dritter einverstanden erklären.
Verfahrensablauf:
Referat 505 informiert den Anfragenden zutreffendenfalls, dass in den angefragten Informationen
personenbezogene Daten Dritter enthalten sind. Mit Hinweis auf das erforderliche
Drittbeteiligungsverfahren und die entstehenden Bearbeitungskosten wird die antragstellende Person
gebeten mitzuteilen, ob sie die Herausgabe dieser Daten erbittet oder sich mit der Schwärzung dieser
Daten einverstanden erklärt. Für den Fall des weiterhin begehrten Zugangs dieser personenbezogenen
Daten wird der Anfragende um Begründung seines Antrags gebeten (§7 Abs. 1 Satz 3 IFG), der
Anfragende sollte gleichzeitig sein Einverständnis mit der Weitergabe seines Namens und seiner
Antragsbegründung an den Dritten erklären.
Beschreibung des Drittbeteiligungsverfahrens § 8 IFG
Stimmt der Dritte der Herausgabe seiner personenbezogenen Daten zu, werden diese
grundsätzlich herausgegeben. Lediglich ggf. weitere einschlägige Ausschlusstatbestände verhindern
die Herausgabe.
Lehnt der Dritte die Herausgabe seiner personenbezogenen Daten explizit ab oder meldet sich nicht
beim Auswärtigen Amt zurück, liegt seine Zustimmung nicht vor. Daher muss das Interesse der
antragstellenden Person an der Herausgabe der Daten gegen das Interesse des Dritten an der
Nichtherausgabe abgewogen werden. Ggf. vom Dritten angebrachte Argumente fließen bei der
Interessenabwägung ein.
Zur Interessenabwägung äußert sich die Beauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit
detailliert zu einem IFG-Antrag an das Bundeskanzleramt zur Gästeliste anl. eines Abendessens im
Bundeskanzleramt (Urteil vom 20. März 2012 - OVG 12 B 27.11; auch im 4. Tätigkeitsbericht der
BfDI, Ziffer 5.2.3).
Falls dem Interesse der antragstellenden Person an der Herausgabe der personenbezogenen Daten
größeres Gewicht beigemessen wird als dem Interesse des Dritten an der Nichtherausgabe dieser
Daten, sind diese Daten herauszugeben. Diese Entscheidung muss dem Dritten mitgeteilt werden. Ihm
stehen Rechtsmittel gegen diese Entscheidung zur Verfügung. Die Daten werden daher erst dann an
den Anfragenden übermittelt, wenn die Entscheidung dem Dritten gegenüber bestandskräftig
geworden ist.
3.9.2 Ausnahmen
Das Informationsinteresse der antragstellenden Person überwiegt nicht bei Informationen aus
Unterlagen, soweit sie mit dem Dienst- oder Amtsverhältnis oder einem Mandat des Dritten in
Zusammenhang stehen, und bei Informationen, die einem Berufs- oder Amtsgeheimnis unterliegen
(§ 5 Abs. 2 IFG).
Das Informationsinteresse der antragstellenden Person überwiegt in der Regel, wenn sich die Angabe
auf Name, Titel, akademischen Grad, Berufs- und Funktionsbezeichnung, Büroanschrift und -
telekommunikationsnummer beschränkt und der Dritte als Gutachter, Sachverständiger oder in
vergleichbarer Weise eine Stellungnahme in einem Verfahren abgegeben hat (§ 5 Abs. 3 IFG).
Zugang wird nur
zu den genannten Angaben (Name, Kontaktdaten etc.) eröffnet und auch nur dann, wenn
o der Dritte „externe Person“ (im Gegensatz zum in § 5 Abs. 4 IFG genannten
Personenkreis) als Gutachter, Sachverständiger oder in vergleichbarer Weise
o eine Stellungnahme in einem Verfahren abgegeben hat.
Die Regelvermutung des § 5 Abs. 3 IFG lässt allerdings Ausnahmen zu (siehe Gesetzesbegründung,
BT-Drs. 15/4493 S. 13 f.).
Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, soweit der Schutz geistigen Eigentums
entgegensteht. Zugang zu Betriebs- oder Geschäftsgeheimnissen darf nur gewährt werden,
soweit der Betroffene eingewilligt hat.
Die Regelung schützt das geistige Eigentum (Satz 1) sowie Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse (Satz
2) Dritter oder der Behörde selbst. Eine Abwägung zwischen dem Informationsinteresse der
antragstellenden Person und den Geheimhaltungsinteressen des Rechteinhabers erfolgt nicht. Während
§ 5 IFG ein Abwägen der sich gegenüberstehenden Belange im Bereich der personenbezogenen Daten
ausdrücklich vorsieht (vgl. Ausführungen zu § 5 IFG), enthält § 6 IFG eine solche Abwägungsklausel
nicht: Der Schutz ist absolut, d.h. eine Abwägung der Interessen ist ausgeschlossen, der
Informationszugang ist nur mit Einwilligung des Betroffenen möglich (siehe Drittbeteiligung).
Liegt ein Werk vor, ist zu prüfen, ob durch den Informationszugang das Erstveröffentlichungsrecht (§
12 UrhG), das Vervielfältigungsrecht (§ 16 UrhG) oder das Verbreitungsrecht (§ 17‚UrhG)
entgegensteht. Der Schutz dieser Rechte steht dem Informationszugang nicht entgegen, wenn der
Verfasser des Werks der Behörde entsprechende Nutzungsrechte eingeräumt hat.
Der Ausnahmetatbestand des „geistigen Eigentums“ wird dabei häufig von den auskunftspflichtigen
Stellen als Allzweckwaffe eingesetzt; tatsächlich liegt nur in den wenigsten Fällen ein urheberrechtlich
schutzfähiges Werk vor. Das Urheberrecht darf nicht dazu eingesetzt werden, staatliche Informationen
zurück zu halten.
Mit seinem Urteil vom 25.06.2015 (BVerwG, Urt. v. 25.6.2015 – 7 C 1/14) hat das BVerwG
Folgendes entschieden: „Soweit nicht Urheberrechte außenstehender Dritter betroffen sind, ist es der
Behörde in aller Regel versagt, ein bestehendes urheberrechtliches Schutzrecht gegen
Informationszugangsansprüche zu wenden.“
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Geschäftsgeheimnisse zielen auf den Schutz kaufmännischen Wissens; sie betreffen alle Konditionen,
durch welche die wirtschaftlichen Verhältnisse eines Unternehmens maßgeblich bestimmt werden.
Dazu gehören u.a. Umsätze, Ertragslagen, Geschäftsbücher, Lieferanten- und Kundenlisten,
Bezugsquellen, Konditionen, Marktstrategien, Kalkulationen, Patentanmeldungen,
Geschäftsverbindungen und Vertriebssysteme eines Unternehmens. Auch konkrete
Vertragsgestaltungen, d.h. ein bestimmtes Vertragswerk, zu dem auch Angaben über beteiligte
Kreditunternehmen oder Finanzdienstleister, Modelle der Zwischenfinanzierung oder steuerrechtliche
Abschreibungsmodalitäten und sonstige Transaktionsbeschreibungen gehören, können als
Geschäftsgeheimnis geschützt sein.
Für das Vorliegen eines Betriebs- oder Geschäftsgeheimnisses genügt weder ein bloß subjektiv
empfundener Nachteil noch ein irgendwie gearteter Nachteil, der keinen Bezug auf die grundrechtlich
geschützte Teilnahme des Unternehmens am Wettbewerb hat. Vielmehr ist das Erfordernis einer
Wettbewerbsrelevanz der betreffenden Information dem Begriff des Betriebs- und
Geschäftsgeheimnisses immanent.
Übersicht:
Subjektiver Geheimhaltungswille:
Der Geheimnisträger muss den Willen zur Geheimhaltung haben und dieser Wille muss erklärt
werden, zumindest aber nach außen hin erkennbar gemacht worden sein. Der Wille kann ausdrücklich
oder konkludent geäußert werden. Es kann auch aus der Natur der geheim zu haltenden Information
geschlossen werden (vgl. Schoch, Informationsfreiheitsgesetz; § 6 Satz 2, Rn. 89).
Bei betriebsinternen Vorgängen, Umständen und Tatsachen spricht grundsätzlich eine Vermutung
dafür, dass diese vom Geheimhaltungswillen des Geheimnisträgers erfasst sind.
Berechtigtes Geheimhaltungsinteresse
Es hängt nicht allein vom Willen des Betriebsinhabers ab, ob ein Betriebs- oder Geschäftsgeheimnis
vorliegt. Vielmehr muss die Behörde prüfen, ob ein berechtigtes Geheimhaltungsinteresse
anzuerkennen ist.
Ein berechtigtes Geheimhaltungsinteresse liegt vor, wenn das Bekanntwerden der Tatsache geeignet
ist, die Wettbewerbsstellung des Konkurrenten zu fördern oder die Stellung des eigenen Betriebs im
Wettbewerb zu benachteiligen, oder wenn es geeignet ist, dem Geheimnisträger wirtschaftlichen
Schaden zuzufügen, indem exklusives technisches oder kaufmännisches Wissen dem
Marktkonkurrenten zugänglich gemacht wird. Es kommt also immer auf die
Wettbewerbsrelevanz der betreffenden Information an. Der Nachweis eines konkreten
Schadenseintritts muss nicht geführt werden. Ob und ggf. welche Bedeutung eine Information für
mögliche Konkurrenten hat, lässt sich insbesondere anhand der Frage beurteilen, ob die Kenntnis
bestimmter Daten Rückschlüsse auf die Betriebsführung, die Wirtschafts- und Marktstrategie und/oder
die Kostenkalkulation und Entgeltgestaltung des Unternehmens zulässt (vgl. Kloepfer,
Informationsfreiheitsgesetz und Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen, Rechtsgutachten im
Auftrag des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, S. 28 f).
Verträge von Unternehmen mit öffentlichen Stellen sind nicht per se als Betriebs- und
Geschäftsgeheimnisse zu betrachten. Sie sind im Einzelnen daraufhin zu prüfen, ob und inwieweit sie
Vereinbarungen enthalten, an denen zumindest ein berechtigtes wirtschaftliches Geheimhaltungs-
interesse besteht. Oftmals wird zumindest ein teilweiser Informationszugang (§ 7 Abs. 2 Satz 1 IFG)
möglich sein.
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In der Praxis ist zu beobachten, dass Unternehmen oftmals nahezu alles, was ihren Betrieb oder ihr
Geschäft betrifft, als Geheimnisse deklarieren. Oftmals reagieren Behörden vorschnell und bejahen auf
Grund der Behauptung des Unternehmens das Vorliegen eines Betriebs- und Geschäftsgeheimnisses
(siehe BfDI, 2. Tätigkeitsbericht zur Informationsfreiheit (2008/2009)).
Die Behörde darf sich jedoch nicht einfach auf die Behauptungen des betroffenen Unternehmens
verlassen. Die Behörde wird nur durch Kooperation mit dem betroffenen Unternehmen sachgerecht
ermitteln können, ob ein Betriebs- oder Geschäftsgeheimnis vorliegt (vgl. Jastrow/Schlatmann,
Informationsfreiheitsgesetz IFG, § 6 Rn. 59, 62).
Wurde die Einwilligung erteilt, muss die Behörde die Information auch dann herausgeben, wenn sie
aufgrund ihrer eigenen Wertung zu dem Ergebnis gelangt, dass die Information besser nicht
zugänglich sein sollte. Das gilt allerdings nicht, wenn dem Zugang zur Information noch andere
Ausschlussgründe, insbesondere Vorschriften zum Schutz öffentlicher Belange nach §§ 3 oder 4 IFG,
entgegenstehen.
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§8
(1) Die Behörde gibt einem Dritten, dessen Belange durch den Antrag auf Informationszugang
berührt sind, schriftlich Gelegenheit zur Stellungnahme innerhalb eines Monats, sofern
Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass er ein schutzwürdiges Interesse am Ausschluss des
Informationszugangs haben kann.
(2) Die Entscheidung nach § 7 Abs. 1 Satz 1 ergeht schriftlich und ist auch dem Dritten bekannt
zu geben. Der Informationszugang darf erst erfolgen, wenn die Entscheidung dem Dritten
gegenüber bestandskräftig ist oder die sofortige Vollziehung angeordnet worden ist und seit der
Bekanntgabe der Anordnung an den Dritten zwei Wochen verstrichen sind. § 9 Abs. 4 gilt
entsprechend.
Nach § 8 IFG ist einer beteiligten dritten Person, deren Belange durch den Antrag auf
Informationszugang berührt sind, vor Herausgabe dieser Informationen Gelegenheit zur
Stellungnahme innerhalb eines Monats zu geben.
Der Informationszugang zu Daten Dritter stellt einen Eingriff in das Recht auf informationelle
Selbstbestimmung (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG) des Dritten dar. Daher ist dieser Dritte vor
Gewährung des Informationszugangs in der Regel anzuhören. Dabei ist es unbeachtlich, dass die
Behörde die Interessen des Anfragenden am Informationszugang zum Antragszeitraum ggf. höher
bewerten wird als die Interessen des Dritten am Ausschluss des Informationszugangs (z.B. bei der
beantragten Herausgabe personenbezogener Daten). Nur durch das Drittbeteiligungsverfahren kann
der Anspruch des Dritten auf rechtliches Gehör gewahrt werden. Die Schutzwirkung des § 8 Abs. 2
IFG kann sich nicht entfalten, wenn der Dritte nicht über die Anfrage informiert würde, sondern die
Herausgabe der Information direkt erfolgt.
Bei den Informationen kann es sich um personenbezogene Daten Dritter (§ 5 IFG) oder sonstige
Rechte eines Dritten (§ 6 IFG, z. B. Urheberrecht, Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse) handeln.
Durch die Durchführung des Drittbeteiligungsverfahrens wird die Monatsfrist des § 7 Abs. 5 IFG
ausgesetzt.
Eine fehlende und auch nach Aufforderung nicht nachgereichte Begründung führt indes nicht zur
Unzulässigkeit des Antrags. Er wird jedoch in der Sache kaum Erfolg haben, da die behördliche
Interessenabwägung zu Lasten der antragstellenden Person ausgehen wird.
3.11.2 Ausnahmen
Andere Behörden gelten grundsätzlich nicht als Dritte. Die Beteiligung anderer Bundesbehörden
erfolgt gem. § 19 GGO.
Eine etwaige Ressortabstimmung o. ä. muss innerhalb der gesetzlichen Frist von einem Monat für die
Bearbeitung der Anfrage erfolgen.
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4 Kosten
Geht der Informationszugang über eine einfache Auskunft hinaus, setzt Referat 505 Gebühren auf der
Grundlage der IFGGebV (Verordnung über die Gebühren und Auslagen nach dem
Informationsfreiheitsgesetz) fest, teilt diese der anfragenden Person mit und überwacht den
Zahlungseingang.
Bei der Gebührenfestsetzung berücksichtigt Referat 505 den für die Herausgabe der Information bei
den Fachreferaten angefallenen Verwaltungsaufwand.
Zu berücksichtigen sind
Aktenrecherche,
Sichtung und Prüfung der Unterlagen auf Grundlage des IFG,
Fertigung des Antwortbeitrags,
Zusammenstellung der Unterlagen einschließlich Schwärzung von Unterlagen,
ggf. Beteiligung Dritter.
Nicht berücksichtigt werden können:
referatsinterne Besprechungen,
hausinterne Abstimmungen und Mitzeichnungsverfahren.
Weiterhin muss bei der Gebührenfestsetzung berücksichtigt werden, dass die Gebühr nicht
abschreckend wirken oder ein Informationszugang durch die Gebührenfestsetzung nicht erschwert
oder verhindert werden darf.
Die Gebühr wird regelmäßig mit dem IFG-Bescheid festgesetzt. Da bei einer Akteneinsicht in der
Behörde der Aufwand erst nach der Akteneinsicht feststeht, wird in diesen Fällen ein gesonderter
Kostenbescheid erlassen.
Nach der IFGGebV ist aus Billigkeitsgründen oder öffentlichem Interesse eine Ermäßigung oder
Befreiung von den Gebühren möglich. Erkenntnisse hierzu sollte das Fachreferat dem
gebührenfestsetzenden Referat 505 mitteilen.
Ergänzend: Die IFGGebV sieht in Teil B auch die Erhebung von Auslagen vor. Seit Entscheidung des
BVerwG vom 20.10.2016 findet dieser Teil der Verordnung jedoch keine Anwendung mehr. Das
BVerwG hat am 20. Oktober 2016 entschieden, dass die auf die Erhebung von Auslagen bezogenen
Teile der Informationsgebührenverordnung mangels einer gesetzlichen Grundlage nichtig sind. Mit
§10 Abs. 3 IFG wurde das BMI lediglich zur Bestimmung von Gebührentatbeständen und
Gebührensätzen in einer Rechtsverordnung ermächtigt, nicht zur Bestimmung von Auslagensätzen.
Bis zu einer Anpassung der Ermächtigungsgrundlage werden daher keine Auslagen erhoben.