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Bearbeitungshinweise zu

Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz


(IFG)

Referat 505
Stand: Juni 2017
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort zum Handbuch ...................................................................................................................... 4
1 Allgemeines ............................................................................................................................. 5
1.1 Grundsatz ................................................................................................................................. 5
1.2 Zweck des IFG ......................................................................................................................... 5
1.3 Umfang des Informationszugangs ........................................................................................... 5
1.4 Art des Informationszugangs ................................................................................................... 6
1.5 Abgrenzung zu anderen Einsichtsrechten ................................................................................ 6
2 Organisatorischer Ablauf und Kurzeinstieg ............................................................................. 7
2.1 IFG-Anträge – wer macht was im Antragsverfahren? ............................................................. 7
2.2 Verfahrensablauf Erstbescheid ................................................................................................ 8
2.2.1 Vorprüfung durch Referat 505 ........................................................................................ 8
2.2.2 Erstbescheid bei Zugangsgewährung .............................................................................. 8
2.2.3 Erstbescheid bei (Teil-)Ablehnung.................................................................................. 8
2.2.4 Mitzeichnung und Absendung des Bescheidentwurfs ..................................................... 9
2.2.5 IFG-Anfragen an andere Bundesministerien, die das Auswärtige Amt betreffen ......... 10
2.2.6 Umgang mit umfangreicheren Anträgen ....................................................................... 10
2.3 Widerspruchs- und Klageverfahren ....................................................................................... 10
2.4 Vermittlungsersuchen an die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die
Informationsfreiheit (BfDI) ................................................................................................... 10
3 Ausnahmegründe nach dem IFG............................................................................................ 11
3.1 Nachteilige Auswirkungen auf internationale Beziehungen (§ 3 Nr. 1 a IFG) ...................... 12
3.2 Schutz der inneren und äußeren Sicherheit (§ 3 Nr. 1 c IFG); Schutz der öffentlichen
Sicherheit (§ 3 Nr. 2 IFG) ...................................................................................................... 14
3.2.1 Belange der inneren/äußeren Sicherheit (§ 3 Nr. 1 c IFG) ............................................ 14
3.2.2 Gefahr für die öffentliche Sicherheit (§ 3 Nr. 2 IFG) .................................................... 14
3.2.3 Fazit und Rechtsprechung ............................................................................................. 15
3.3 Schutz laufender Verfahren (§ 3 Nr. 1 g IFG) ....................................................................... 16
3.4 Vertraulichkeit von Verhandlungen und Beratungen (§ 3 Nr. 3 IFG) ................................... 18
3.5 Schutz des behördlichen Entscheidungsprozesses (§ 4 IFG) ................................................. 20
3.6 Konkurrenz der Ausschlusstatbestände § 3 Nr. 3 b IFG (Beeinträchtigung behördlicher
Beratungen) und § 4 IFG (Schutz des behördlichen Entscheidungsprozesses) ..................... 21
3.7 Kernbereich exekutiver Eigenverantwortung ........................................................................ 22
3.8 Verschlusssachen (§ 3 Nr. 4 IFG (i.V.m. VSA)) ................................................................... 23
3.9 Schutz personenbezogener Daten (§§ 5, 7 IFG) .................................................................... 24
3.9.1 Grundsatz....................................................................................................................... 25
3.9.2 Ausnahmen .................................................................................................................... 26
3.10 Schutz des geistigen Eigentums sowie von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen (§ 6 IFG)27
3.10.1 Schutz geistigen Eigentums (§ 6 Satz 1 IFG) ................................................................ 27
3.10.2 Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen (§ 6 Satz 2 IFG) ............................. 28
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3.11 Drittbeteiligungsverfahren (§§ 8 und 7 IFG) ......................................................................... 31


3.11.1 Grundsatz und Verfahrensablauf ................................................................................... 31
3.11.2 Ausnahmen .................................................................................................................... 32
4 Kosten .................................................................................................................................... 33
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Vorwort zum Handbuch

Durch RES 20-80 wird die Behandlung von Anfragen nach dem Gesetz zur Regelung des Zugangs zu
Informationen des Bundes (Informationsfreiheitsgesetz – IFG) an das Auswärtige Amt geregelt.
Das Handbuch wurde ergänzend dazu als elektronisches Handbuch und Nachschlagewerk konzipiert.
Die Ablaufschemata „Verfahrensübersicht“ und „Prüfung von Ausschlusstatbeständen“ dienen auch
als Kurzeinstieg zur Klärung erster Fragen bei der Bearbeitung von Anfragen nach dem
Informationsfreiheitsgesetz. Aus den Übersichten wird auch direkt in die jeweiligen Passagen des
Handbuchs verlinkt.
Wenn Sie die Lesezeichen im Auswahlmenü auf der linken Seite anzeigen lassen, wird Ihnen die
Gliederung des Handbuchs gezeigt. Sie können durch Auswahl der Sie interessierenden Bereiche
schnell im Dokument vor- und auch zurückspringen.
Auf ein Stichwortverzeichnis wurde verzichtet, da die Such- und Lesezeichenfunktionen moderne
Möglichkeiten bieten, schnell zu den benötigten Ausführungen im Handbuch zu gelangen.
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1 Allgemeines

1.1 Grundsatz
Das IFG gibt jedem einen Anspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen gegenüber den
Behörden und Einrichtungen des Bundes und somit auch gegenüber der Zentrale und den
Auslandsvertretungen. Auf die Staatsangehörigkeit oder den Wohnort der antragstellenden Person
kommt es nicht an.
Dabei gilt der Grundsatz: Die Herausgabe der beantragten Informationen in der gewünschten Form
ist die Regel, die Versagung des Zugangs die gesondert zu begründende Ausnahme.

1.2 Zweck des IFG


Anträge nach dem IFG müssen nicht begründet werden. Ein rechtliches oder sonstiges qualifiziertes
Interesse an der gewünschten Information muss nicht geltend gemacht werden.
Zweck des IFG ist es, das Verwaltungshandeln des Bundes durch erleichterten Informationszugang
transparenter zu gestalten und die demokratischen Beteiligungsrechte der Bürgerinnen und Bürger zu
stärken.
Wenn sich die Anfrage auf in zumutbarer Weise aus allgemein zugänglichen Quellen beschaffbare
Informationen bezieht, kann das Auswärtige Amt den Antrag ablehnen (§ 9 Abs. 3 IFG). Hierbei ist
nicht relevant, ob die allgemein zugänglichen Quellen einen kostenfreien Zugang gewähren.

1.3 Umfang des Informationszugangs


Der Anspruch richtet sich auf Zugang zu amtlichen Informationen (§ 1 Abs. 1 Satz 1 IFG).
Amtliche Informationen sind „jede amtlichen Zwecken dienende Aufzeichnung, unabhängig von der
Art ihrer Speicherung. Entwürfe und Notizen, die nicht Bestandteil eines Vorgangs werden sollen,
gehören nicht dazu“ (§ 2 Ziff.1 IFG). Amtlichen Zwecken dient eine Aufzeichnung, wenn sie die
Behörde betrifft oder in Erfüllung einer amtlichen Tätigkeit angefallen ist oder in anderer Weise im
Zusammenhang mit der amtlichen Tätigkeit steht. Es ist unerheblich, ob die Informationen auf Papier
oder in elektronischer Form (Datei, E-Mail) vorliegen.
Dabei beschränkt sich der Informationszugang auf die Informationen, die zum Zeitpunkt der
Antragstellung bei der Behörde tatsächlich vorhanden sind.
Auf den Urheber der Informationen kommt es hingegen regelmäßig nicht an. Wenn die
Aufzeichnung amtlichen Zwecken dient, ist es unerheblich, ob das Auswärtige Amt sie selbst gezielt
gewonnen hat oder als Zufallsinformation bekommen hat oder ob die Information ursprünglich von
einer anderen Behörde oder von privaten Dritten stammt.
Das IFG enthält keine Missbrauchsklausel. Dem Anspruch auf Informationszugang kann lediglich
der allgemein verwaltungsrechtlich anerkannte Einwand des Rechtsmissbrauchs entgegengehalten
werden (Handeln der antragstellenden Person allein von Absicht geprägt, Behörde oder Drittbetroffene
zu schikanieren, belästigen, zu blockieren oder anderen Schaden zuzufügen). Da der Zugang zu
Informationen nach dem IFG aber unabhängig von den Motiven, Zielen oder Zwecken der
antragstellenden Person zu gewähren ist (auf diese kommt es nicht an, der Anspruch auf
Informationszugang ist vielmehr voraussetzungslos und bedarf grundsätzlich keiner Begründung),
bleibt es schwierig, den Rechtsmissbrauch zu begründen. Es kommt im Zweifel auf die
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Einzelfallentscheidung des Gerichts an. Der in § 7 Abs. 2 S.1 Alt.2 normierte Ausschlusstatbestand
des „unverhältnismäßigen Verwaltungsaufwandes“ ist in der laufenden Rechtsprechung lediglich in
„Extremfällen“ bejaht worden.
Bei Anträgen, die thematisch sehr allgemein gehalten sind, wird die anfragende Person in Absprache
mit dem Fachreferat um Konkretisierung des Antrags gebeten.

1.4 Art des Informationszugangs


Informationszugang kann im Rahmen einer Auskunft durch Gewährung von Akteneinsicht oder in
sonstiger Weise erfolgen. Die Wahl erfolgt unter Berücksichtigung der von der anfragenden Person
gewünschten Art des Informationszugangs. Die Abweichung vom Wunsch der anfragenden Person
ist zu begründen.
In der Praxis erfolgt der Informationszugang häufig durch Übersendung einer Kopie der erbetenen
Information (per E-Mail oder per Post) oder im Rahmen einer Auskunft. Akteneinsicht im
Auswärtigen Amt wird nur relativ selten gewünscht; diese wird ggf. durch das inhaltlich zuständige
Fachreferat begleitet.

1.5 Abgrenzung zu anderen Einsichtsrechten


Neben dem IFG bestehen weitere Informationsrechte und –möglichkeiten, die von
Akteneinsichtsrechten nach § 29 VwVfG und Anfragen nach § 19 BDSG zu gespeicherten
Personendaten über Presseanfragen und Bürgeranfragen bis hin zu Informationsrechten der
Bundestagsabgeordneten reichen. Diese Rechte bestehen teilweise nebeneinander oder sie gehen dem
IFG vor.
§ 1 Abs. 3 IFG verfügt, dass Regelungen über den Informationszugang in anderen Rechtsgrundlagen,
mit Ausnahme des § 29 VwVfG und des § 25 SGB X, vorgehen.
Aufgrund einer spezielleren Regelung gehen u.a. die in folgenden Gesetzen geregelten Zugangsrechte
dem IFG vor:
 Einsichtnahmen in Archivmaterial (Bundesarchivgesetz),
 Zugang zu Umweltinformationen nach dem UIG,
 Einsicht Dritter in Gerichtsakten (§ 299 Abs. 2 ZPO ggf. in Verbindung mit § 173 Satz 1
VwGO),
 Zugang zu Prüfungsberichten und Prüfungsergebnissen des Bundesrechnungshofes (§ 96 Abs.
4 BHO).
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2 Organisatorischer Ablauf und Kurzeinstieg


2.1 IFG-Anträge – wer macht was im Antragsverfahren?

Eingang Referat 505 Fachreferat andere Behörde

Zentrale Erfassung und  Federführendes


Prüfung des Ressort
 Landesbehörde
Informationsgesuchs
 anderer Staat

Beteiligung
Zuweisung an
anderer
die Fachreferate
Behörden

Frist:
regel-
 Sind amtliche Informationen vorhanden? mäßig
 Prüfung von Ausschlusstatbeständen (§§ 3-6 IFG) 1
 Beteiligung und Mitzeichnung anderer Referate im Haus Monat
 Sind private Dritte zu beteiligen (§ 8 IFG)?
 Sind andere Behörden nach § 19 GGO zu beteiligen?

Fragen Rückmeldung Antwort-


jederzeit über zu betei- element
an 505 ligende Dritte

 Ggf. Durchführung Drittbeteiligungsverfahren


 Erstellung eines Bescheidentwurfs und Einholung der Mitzeichnung durch
Fachreferate
 Finalisierung des Bescheids
 Übermittlung von Information und Bescheid
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2.2 Verfahrensablauf Erstbescheid


Referat 505 bearbeitet alle an die Zentrale und die Auslandsvertretungen gerichteten IFG-Anfragen
federführend. Der Informationszugang muss unverzüglich erfolgen, er soll innerhalb eines Monats
erfolgen. Daher müssen IFG-Anfragen, die bei anderen Referaten oder bei Auslandsvertretungen
eingehen, von diesen unverzüglich und ggf. elektronisch vorab an Referat 505 weitergeleitet werden.

2.2.1 Vorprüfung durch Referat 505


Bevor Referat 505 eine IFG-Anfrage an das aktenführende Fachreferat bzw. die aktenführende
Auslandsvertretung zur Bearbeitung weiterleitet, prüft Referat 505, ob es sich überhaupt um eine
Anfrage nach dem IFG handelt (und nicht z.B. um eine einfache Bürgeranfrage) und ob die (wenigen)
Antragsvoraussetzungen erfüllt sind (ob der Antrag z.B. hinreichend bestimmt ist).
Sollte das aktenführende Fachreferat bzw. die aktenführende Auslandsvertretung allerdings im Laufe
der Bearbeitung feststellen, dass der Antrag ggf. günstiger nach anderen Informationszugangsrechten
(z. B. §29VwVfG, §19 BDSG) bearbeitet werden kann, bittet Referat 505 um Rücksprache.
Referat 505 berät bei allen Fragen im Zusammenhang mit der Bearbeitung von IFG-Anfragen und
steht während des gesamten Verfahrens jederzeit für Rückfragen zur Verfügung. Oft lassen sich
Fragen am einfachsten telefonisch oder im persönlichen Gespräch lösen. Deshalb ruft Referat 505 in
aller Regel bei den aktenführenden Fachreferaten an, bevor es eine IFG-Anfrage zur weiteren
Bearbeitung an diese weiterleitet.
Immer häufiger werden IFG-Anfragen ähnlich oder gleich lautend an mehrere Bundesministerien
gestellt. Referat 505 hält in diesen Fällen den Kontakt zu den IFG-Referaten der anderen Ressorts, mit
dem Ziel, Einigkeit über herauszugebende Informationen oder die Anwendbarkeit von
Ausnahmetatbeständen zu erzielen. Allerdings legen die Ressorts das IFG mitunter sehr
unterschiedlich aus. Maßstab ist daher nicht automatisch, wie ein anderes Ressort einen IFG-Antrag
behandelt, sondern die im Laufe der Zeit im Auswärtigen Amt gefundene Linie.

2.2.2 Erstbescheid bei Zugangsgewährung


Wird Zugang oder Teilzugang zu den angefragten Informationen gewährt, stellt das aktenführende
Fachreferat bzw. die aktenführende Auslandsvertretung die dort gesichteten, herauszugebenden
Informationen zusammen und übersendet diese in Kopie an Referat 505.

2.2.3 Erstbescheid bei (Teil-)Ablehnung


Kann lediglich Teilzugang zu den angefragten Informationen gewährt werden, stellt das aktenführende
Fachreferat bzw. die aktenführende Auslandsvertretung die dort gesichteten, herauszugebenden
Informationen zusammen, kopiert diese und markiert die Informationen, die nicht herausgegeben
werden können. Die endgültige Schwärzung erfolgt durch Referat 505. Referat 505 bittet, den
konkreten Umgang mit den herauszugebenden Informationen mit Referat 505 abzusprechen.
In der Praxis hat es sich besonders bei schwierigen IFG-Anträgen als hilfreich herausgestellt, wenn
Referat 505 die vom Antrag umfassten Informationen möglichst umgehend zur Verfügung gestellt
werden, ggf. bereits mit ersten Überlegungen des aktenführenden Fachreferats bzw. der
aktenführenden Auslandsvertretung, welche Informationen oder Teile der Informationen aus dortiger
Sicht nicht herausgegeben werden können. Wenn Referat 505 die betroffenen Informationen kennt,
kann es gezielter beraten.
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Das aktenführende Fachreferat bzw. die aktenführende Auslandsvertretung fertigt einen


Antwortentwurf an (Stattgabe, Teilstattgabe oder vollständige Versagung des Antrags auf
Herausgabe der angefragten Information) und übersendet diesen zusammen mit den Informationen an
Referat 505.
Nach dem IFG ist der Informationszugang die Regel, seine Verweigerung die Ausnahme. Als solche
muss sie immer besonders sorgfältig und einzelfallbezogen begründet werden. Ein Zurückhalten von
amtlichen Informationen kann im Einzelfall unabdingbar sein, um besondere öffentliche Belange oder
die Interessen Dritter zu schützen. Nur bei einer sorgfältigen und nachvollziehbaren Begründung ist
gewährleistet, dass diese Entscheidung in einem Widerspruchs- oder Klageverfahren Bestand hat.
Genauere Erklärungen finden Sie unter den einzelnen Ausnahmetatbeständen. Daneben gelten für alle
Begründungen folgende Leitlinien:
 Immer Teilherausgabe prüfen (§ 7 Abs. 2 IFG)
In den seltensten Fällen dürfte ein gesamtes Dokument zurückzuhaltende Informationen enthalten. Oft
sind Schwärzungen von Teilen des Dokumentes ausreichend. Einleitungs- und Schlussformeln von
Briefen, nicht wertende Teile von Berichten, Teilnehmerlisten von Sitzungsprotokollen dürften oft
auch dann unbedenklich sein, wenn andere Teile des Dokuments schützenswert sind. Teilherausgabe
von Informationen zeigt antragstellenden Personen und Gerichten, dass wir das Transparenzgebot des
IFG ernst nehmen.
 Begründung von der Einzelinformation her
Bitte begründen Sie nicht vom Ausnahmetatbestand her, sondern von der konkret zurückzuhaltenden
Information. Schwerpunkt der Begründung sollte sein, warum gerade diese Information unter den
Ausnahmetatbestand fällt. Ein bloßer Verweis auf einen IFG-Ausnahmetatbestand reicht nicht aus.
 Keine Preisgabe der zu schützenden Information
Bei aller Einzelfallbezogenheit muss die Begründung so abstrakt gehalten bleiben, dass die zu
schützende Information nicht preisgegeben wird. Eine schwierige Gratwanderung!
 Fragen Sie Referat 505
Insbesondere umfangreiche IFG-Anträge stellen eine erhebliche Zusatzbelastung für die Fachreferate
dar. Referat 505 kann Ihnen die Prüfung und Entscheidung der Anträge in fachlicher Hinsicht nicht
abnehmen. Wir stehen aber für Fragen jederzeit gerne zur Verfügung.
Wie detailliert eine Ablehnung bereits im Erstbescheid begründet werden muss, kann im Einzelfall aus
praktischen Erwägungen unterschiedlich sein. Es empfiehlt sich enger Kontakt mit Referat 505.

Die Ausnahmetatbestände sind nebeneinander anwendbar, das Vorliegen eines Ausnahmetatbestands


reicht also aus, um die Herausgabe der Informationen zu versagen. Wenn mehrere
Ausnahmetatbestände vorliegen, hat es sich in der Praxis aber als hilfreich erwiesen, auch im
Erstbescheid alle Ausnahmetatbestände zu nennen.

2.2.4 Mitzeichnung und Absendung des Bescheidentwurfs


Referat 505 schreibt, unter Nutzung des Antwortentwurfs des Fachreferats bzw. der
Auslandsvertretung, den abschließenden Bescheid, ergänzt diesen ggf. um die Kostenregelung und
sendet ihn nach Mitzeichnung durch die beteiligten Fachreferate bzw. Auslandsvertretungen ab.
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2.2.5 IFG-Anfragen an andere Bundesministerien, die das Auswärtige Amt betreffen


Wenn bei anderen Ressorts eingehende IFG-Anfragen dort vorliegende amtliche Informationen
betreffen, die vom Auswärtigen Amt stammen (z.B. im Ressortkreis verteilte Drahtberichte einer
Auslandsvertretung, Weisungen für die Ständige Vertretung in Brüssel) oder Auswirkungen auf die
internationalen Beziehungen haben könnten, wenden sich die entsprechenden Ministerien in der Regel
an das im Auswärtigen Amt zuständige Fachreferat mit der Bitte um Mitteilung, ob die erbetenen
Informationen aus dortiger Sicht herausgegeben werden können. Dies kann in der Regel nur das
Fachreferat entscheiden. Referat 505 unterstützt die Fachreferate gerne bei dieser Entscheidung,
insbesondere bezüglich des Vorliegens möglicher Ausnahmetatbestände.
Die Antwort an das anfragende Ressort sendet regelmäßig das Fachreferat ab. 505 sollte jedoch vorher
beteiligt und in cc gesetzt werden.

2.2.6 Umgang mit umfangreicheren Anträgen


Stellt das Fachreferat bzw. die zuständige Auslandsvertretung fest, dass die Anfrage sehr weit gefasst
ist und daher von der Anfrage ein großer Umfang an Unterlagen betroffen ist, ist kurzfristige
Unterrichtung von Referat 505 erforderlich. Referat 505 wird die anfragende Person in Abstimmung
mit dem Fachreferat bzw. der zuständigen Auslandsvertretung über den Umfang der von der Anfrage
umfassten amtlichen Informationen benachrichtigen und eine Einschränkung bzw. Konkretisierung
des Informationsinteresses anregen.
Sofern die Monatsfrist nicht eingehalten werden kann, wird der/die Anfragende durch Referat 505
regelmäßig über den Bearbeitungsstand seiner Anfrage unterrichtet.

2.3 Widerspruchs- und Klageverfahren


Wird gegen einen Bescheid auf eine IFG-Anfrage Widerspruch eingelegt oder nach Durchführung des
Widerspruchsverfahrens Klage erhoben, schreibt in der Regel Referat 505 auf Grundlage des von dem
Fachreferat bzw. der Auslandsvertretung gelieferten Entwurfs des jeweiligen Erstbescheids den
Entwurf des Widerspruchsbescheids bzw. der Klageerwiderung. Allerdings ist Referat 505 dabei oft
auf die Zulieferung weiterer Informationen durch das Fachreferat bzw. die Auslandsvertretung
angewiesen. In aller Regel bittet Referat 505 auch um Mitzeichnung der Entwürfe, bevor
Widerspruchsbescheid bzw. Klageerwiderung versandt werden.
Im Widerspruchsverfahren hat das Auswärtige Amt in der Regel drei Monate Zeit für den
Widerspruchsbescheid (§ 75 VwGO). Im Klageverfahren nach dem IFG muss das Auswärtige Amt
abhängig von der vom Verwaltungsgericht Berlin im Einzelfall gesetzten Frist reagieren, in der Regel
innerhalb von vier Wochen.

2.4 Vermittlungsersuchen an die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und


die Informationsfreiheit (BfDI)
Ruft eine antragstellende Person die BfDI an, bittet diese das Auswärtige Amt in der Regel zunächst
um Stellungnahme. Diese Stellungnahmen werden von Referat 505 verfasst, das im Einzelfall die
schon einmal mit der IFG-Anfrage befassten Fachreferate bzw. Auslandsvertretungen um weitere
Informationen bitten wird. Die BfDI kann das rechtswidrige Versagen einer Information förmlich
beanstanden.
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Das Ersuchen um Vermittlung steht neben einem möglichen Widerspruchs- bzw. Klageverfahren.
Fristen werden dadurch nicht gehemmt.

3 Ausnahmegründe nach dem IFG

Die wichtigsten Ausnahmen (§§ 3 – 6 IFG )

Nachteilige Auswirkungen auf Vertraulichkeit von Verhandlungen


internationale Beziehungen § 3 Nr. 3 a IFG
§ 3 Nr. 1 a IFG

Beeinträchtigung behördlicher Schutz der inneren oder äußeren


Beratungen Sicherheit; Schutz der öffentlichen
§ 3 Nr. 3 b IFG Sicherheit
§ 3 Nr. 1 c IFG; § 3 Nr. 2 IFG

Verschlusssachen Kernbereich exekutiver


§ 3 Nr. 4 IFG (i.V.m. VSA) Eigenverantwortung

Schutz des behördlichen Schutz von Betriebs- und


Entscheidungsprozesses Geschäftsgeheimnissen
§ 4 IFG §§ 6, 7 IFG

Schutz personenbezogener Daten Schutz laufender Verfahren


§§ 5, 7 IFG § 3 Nr. 1 g IFG
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3.1 Nachteilige Auswirkungen auf internationale Beziehungen (§ 3 Nr. 1 a IFG)

Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, wenn das Bekanntwerden der Information
nachteilige Auswirkungen haben kann auf internationale Beziehungen.

Die Vorschrift schützt auswärtige Belange der Bundesrepublik Deutschland und das diplomatische
Vertrauensverhältnis zu ausländischen Staaten, überstaatlichen Organisationen, etwa der Europäischen
Union oder den Vereinten Nationen. Sie gilt auch außerhalb laufender internationaler Verhandlungen.
Die schützenswerten Informationen können von einem ausländischen Staat, der EU oder einem
anderen Völkerrechtssubjekt stammen oder auch im Inland erhoben worden sein. Es reicht die
konkrete Möglichkeit der nachteiligen Auswirkung aus. Die Besorgnis muss jedoch ausreichend
dargelegt werden.

Negative Beeinflussung genügt. Eine konkrete Beeinträchtigung/Gefährdung ist nicht erforderlich.

Bloße Bedenken genügen nicht. Eine lediglich als unangenehm empfundene Diskussion, bloße
Belästigungen oder Unannehmlichkeiten reichen alleine nicht aus.

Prüfungsablauf (i.d.R. durch Länderreferat):

1. Definition der außenpolitischen Ziele der Bundesrepublik Deutschland in Bezug auf das in
Rede stehende Land, die Länderkategorie, die internationale Organisation oder Institution.

 Um welches Land geht es? Warum sind die Beziehungen möglicherweise besonders sensibel,
gefährdet oder wichtig?

Weitgehender Schutz: insbesondere geschützt sind rechtliche, politische, wirtschaftliche, kulturelle,


soziale und militärische Beziehungen; die Bundesrepublik Deutschland muss aber an der Beziehung
beteiligt sein.

2. Prognose der nachteiligen Auswirkungen einer Bekanntgabe:

Können durch die Bekanntgabe der Informationen durch das AA nachteilige Auswirkungen für die
Beziehungen/das außenpolitische Ziel zu diesem Land/dieser Organisation auftreten? Warum gerade
durch diese Informationen? Die Ausnahme gilt nicht nur für ausdrückliche und direkte Wertung,
sondern kann auch für rein sachliche Darstellung gelten. Der Wahrheitsgehalt der Informationen ist
irrelevant.

 „nachteilige Auswirkungen“ meinen negative Auswirkungen von gewisser Erheblichkeit,


 für die Erheblichkeitsschwelle kann auch das Interesse auswärtiger Partner bedeutend sein:
sind diese nicht mit der Gewährung eines Informationszugangs einverstanden, ist dies ein
Indiz für drohende nachteilige Folgen für die bestehenden Beziehungen
(informationsrechtliches Rücksichtnahmegebot),
 die konkrete Möglichkeit nachteiliger Auswirkungen genügt,
 Prognoseentscheidung ist vom Gericht nicht inhaltlich überprüfbar.
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3. Begründung der Prognose

In der Begründung muss eine direkte Verbindung zwischen Herausgabe der konkreten Information
und der Prognoseentscheidung hergestellt und begründet werden.

 Die antragstellende Person und ggf. die Gerichte müssen die Entscheidung nachvollziehen
können. Es muss deutlich werden, dass das zuständige Referat den zugrunde liegenden
Sachverhalt ausführlich ermittelt und beleuchtet hat. Es darf keine offensichtlich fehlerhafte
Einschätzung vorliegen.

Wie bei allen Ausnahmetatbeständen gilt der Grundsatz „so viel Information und so wenig
Geheimnisschutz wie möglich“.

4. „Optional“: Stellungnahme des betroffenen Staates bzw. der betroffenen Organisation

Je nach Fall kann der betroffene Staat bzw. die betroffene Organisation um Zustimmung zur
Herausgabe gebeten werden. Eine Beantwortung der IFG-Anfrage könnte dann bis zum Eingehen der
Rückmeldung aufgeschoben werden. Eine gerichtliche Überprüfung dieser Vorgehensweise steht noch
aus, sie scheint aber solide.
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3.2 Schutz der inneren und äußeren Sicherheit (§ 3 Nr. 1 c IFG); Schutz der
öffentlichen Sicherheit (§ 3 Nr. 2 IFG)

§ 3 Nr. 1 c IFG schützt „Belange der inneren oder äußeren Sicherheit“ im Falle nachteiliger
Auswirkungen bei Bekanntwerden der Information. § 3 Nr. 2 IFG hingegen normiert einen
Ausschlusstatbestand, wenn das Bekanntwerden der Information die „öffentliche Sicherheit“
gefährden kann.

Die Abgrenzungsfragen betreffen insbesondere den Begriff der Sicherheit und die Anforderungen an
die jeweilige Gefahrenlage.

3.2.1 Belange der inneren/äußeren Sicherheit (§ 3 Nr. 1 c IFG)

Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, wenn das Bekanntwerden der Information
nachteilige Auswirkungen haben kann auf Belange der inneren oder äußeren Sicherheit.

Von diesem Tatbestand ist der nichtmilitärische Sicherheitsbereich erfasst. Belange der inneren oder
äußeren Sicherheit werden insbesondere von den Sicherheitsbehörden des Bundes wahrgenommen
(z.B. Bundespolizei, Bundeskriminalamt etc.). Auf die jeweilige Institution kommt es beim
Anwendungsbereich des § 3 Nr. 1 c IFG jedoch nicht an, sondern auf den materiellen Schutz.
Geschützt werden der Bestand und die Funktionsfähigkeit des Staates und seiner Organe
(einschließlich der Rechtsordnung).

Es reicht die konkrete Möglichkeit der nachteiligen Auswirkung auf die Belange der inneren bzw.
äußeren Sicherheit aus. Diese muss allerdings nachvollziehbar dargelegt werden. Die nachteiligen
Auswirkungen müssen kein bestimmtes Ausmaß erlangen.

Der Ausschlusstatbestand ist bereits im Vorfeld einer Gefährdung anwendbar.

3.2.2 Gefahr für die öffentliche Sicherheit (§ 3 Nr. 2 IFG)

Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, wenn das Bekanntwerden der Information
die öffentliche Sicherheit gefährden kann.

Die Begriffsbestimmung der „öffentlichen Sicherheit“ in § 3 Nr. 2 ist dem Gefahrenabwehrrecht zu


entnehmen. Wie im allgemeinen Polizei- und Ordnungsrecht schützt der Begriff der „öffentlichen
Sicherheit“ die Unversehrtheit von Individualrechtsgütern (Leben, Gesundheit, Freiheit, Ehre etc.) und
der Rechtsordnung sowie den Bestand und das Funktionieren des Staates und seiner Einrichtungen
und Veranstaltungen. § 3 Nr. 2 hat einen sehr weiten Schutzumfang, insbesondere durch die
Einbeziehung der gesamten Rechtsordnung.

Der Begriff der öffentlichen Sicherheit umfasst auch die Normen der objektiven Rechtsordnung. Die
Vorschrift soll das berechtigte Interesse des Bundes wahren, dass sensible verwaltungsinterne Abläufe
und Strukturen vor dem Bekanntwerden geschützt werden. Dazu gehören beispielsweise diejenigen
Vorschriften und Strukturen, die ein objektives und sicheres Visumverfahren gewährleisten.

Für das Schutzgut besteht die notwendige Möglichkeit einer konkreten Gefahrenlage, wenn die
Gewährung des begehrten Informationszugangs bei verständiger Würdigung der Sachlage mit
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hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einer Verletzung der jeweiligen Rechtsvorschriften führt. Dies


muss durch die Behörde entsprechend dargelegt werden.

3.2.3 Fazit und Rechtsprechung


Die Abgrenzung der beiden Ausnahmetatbestände kann einerseits fließend verstanden werden.
Andererseits ist der Schutztatbestand der „inneren oder äußeren Sicherheit“ des § 3 Nr. 1 c IFG
wesentlich enger zu fassen als die „öffentliche Sicherheit“ des § 3 Nr. 2 IFG.
Im Urteil des OVG Berlin-Brandenburg vom 20.03.2012 (Az. OVG 12 B 27.11) wird klargestellt, dass
§ 3 Nr. 1 c IFG mit dem Hinweis auf die Möglichkeit eines zukünftigen Nachteils auf einen
zukunftsgerichteten Umgang mit Erfahrungswissen verweist, der zwangsläufig mit besonderen
Unsicherheiten behaftet ist. Grundlage dieser prognostischen Einschätzung können allein bei den
staatlichen Stellen vorhandene sicherheitsrelevante Erkenntnisse sein, die sich regelmäßig aus einer
Vielzahl von Einzelinformationen zusammensetzen und erst in ihrer Gesamtschau eine Beurteilung der
Sicherheitslage ermöglichen.

In seinem Beschluss vom 13.12.2016 (Az. OVG 6 S 22.16) führt auch das OVG Berlin-Brandenburg
aus, dass der Begriff der öffentlichen Sicherheit im IFG sich - wie im Polizeirecht - auf jede mögliche
Verletzung der Rechtsordnung bezieht, während ein möglicher Nachteil für die innere Sicherheit
erhebliche hierauf bezogene Belange der Bundesrepublik Deutschland betreffen muss. Ein durch den
Zugang zu einer Information möglicher Eintritt von Nachteilen muss dementsprechend ein besonderes
Gewicht für die innere Sicherheitslage haben; eine solche Gesamteinschätzung kann nur im Rahmen
einer plausiblen und nachvollziehbaren Prognoseentscheidung erfolgen. So war hier die Prognose des
Auswärtigen Amtes nicht zu beanstanden, dass das Bekanntwerden von Informationen über die
innerhalb der Bundesregierung angestellten Erwägungen zur Beteiligung an einem Einsatz
bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Bekämpfung terroristischer Handlungen die innere
Sicherheit gefährden kann. Die behördliche Prognose war insbesondere vor dem Hintergrund
nachvollziehbar, dass Staaten, die sich aktiv gegen den internationalen Terrorismus engagieren, einem
erhöhten Anschlagsrisiko ausgesetzt sind. Eine weitere Substantiierung der Gefährdungslage konnte
nicht verlangt werden, da es nahe liegt, dass die Schilderung einer konkreten Terrorgefahr
Rückschlüsse auf die geschützten Informationen zulassen würde.

In einem Urteil des BVerwG vom 20.10.2016 wird auch eine Gefährdung der Funktionsfähigkeit und
die effektive Aufgabenerfüllung staatlicher Einrichtungen unter den Begriff „öffentliche Sicherheit“
i.S.d. § 3 Nr. 2 IFG subsumiert (im Ergebnis daher kein Zugang zu internen dienstlichen Telefonlisten
von Jobcentern).
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3.3 Schutz laufender Verfahren (§ 3 Nr. 1 g IFG)

Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, wenn das Bekanntwerden der Information
nachteilige Auswirkungen haben kann auf die Durchführung eines laufenden
Gerichtsverfahrens, den Anspruch einer Person auf ein faires Verfahren oder die Durchführung
strafrechtlicher, ordnungswidrigkeitsrechtlicher oder disziplinarischer Ermittlungen.

Dieser Paragraph stellt die störungsfreie Durchführung von Verfahren sicher, schützt also die
Rechtspflege und den Gesetzesvollzug. Es soll gewährleistet werden, dass die Gerichte das laufende
Gerichtsverfahren unter Einhaltung der jeweils einschlägigen Prozessordnung und unter Wahrung der
verfassungsmäßigen Verfahrensrechte der Parteien führen.

Nicht geschützt ist die Position der prozessbeteiligten Behörde. Die öffentliche Hand kann keine
Informationen zurückhalten, die der Bürger benötigt, um etwa in einem Amtshaftungsprozess die
Rechtswidrigkeit staatlichen Handelns nachzuweisen können.

Liegt eine der genannten Alternativen vor, muss das Bekanntwerden der Information nachteilige
Auswirkungen auf eines der geschützten Verfahren bzw. den Anspruch einer Person auf ein faires
Verfahren haben können, um die Informationsverweigerung zu begründen.

Die Behörde muss den gerichtlich überprüfbaren Nachweis einer konkreten nachteiligen
Auswirkung auf das jeweilige Verfahren oder den Anspruch einer Person auf ein faires Verfahren
erbringen (Darlegungslast der Behörde). Eine lediglich pauschal formulierte Vermutung oder
abstrakte Mutmaßungen einer negativen Auswirkung genügen nicht, einen Antrag auf Herausgabe
einer behördlichen Information abzulehnen. Eine besondere Schwere des nachteiligen Effekts verlangt
die Vorschrift nicht.

Entscheidend ist, dass sich die prognostizierten nachteiligen Auswirkungen auf die Durchführung
eines Gerichts- /Ermittlungsverfahrens bzw. auf den Anspruch auf ein faires Verfahren beziehen und
nicht etwa auf das Ergebnis des Verfahrens.

Nach Abschluss eines Verfahrens greift § 3 Nr. 1 g IFG nicht mehr.

Liegen die Voraussetzungen des § 3 Nr. 1 g IFG vor, so ist der Informationszugang zwingend zu
versagen.

Zu 1. Alt.: Durchführung eines laufenden Gerichtsverfahrens:


 Gerichtsverfahren: Erfasst sind Verfahren in allen Gerichtszweigen, einschließlich der
Verfahren vor supranationalen und internationalen Gerichtshöfen, wie etwa dem EuGH.
 Laufendes Verfahren: Geschützt sind Gerichtsverfahren nicht schlechthin, sondern nur
laufende Verfahren (d.h. Klage ist bereits anhängig und das Verfahren noch nicht beendet).
 Durchführung des Verfahrens: Geschützt ist der ordnungsgemäße Verfahrensablauf, nicht aber
die Position der prozessbeteiligten Behörde. Der Ablehnungsgrund gilt zeitlich begrenzt bis
zum Abschluss des Verfahrens. Künftige Verfahren sind nicht geschützt.

Zu 2. Alt.: Faires Verfahren:


 Das Fairnessgebot erstreckt sich auf alle Gerichts-und Verwaltungsverfahren.
Seite 17 von 33 Stand: Juni 2017

 Keine Beschränkung auf laufende Verfahren; sichert auch die Fairness künftiger Verfahren ab.
 Seine Wurzeln hat das Recht auf ein faires Verfahren nach der Rechtsprechung des BVerfG
innerstaatlich im Rechtsstaatsprinzip i.V.m. den Freiheitsrechten und Art. 1 Abs. 1 GG. Seine
prominenteste Normierung findet das Recht auf ein faires Verfahren in Art. 6 Abs. 1 Satz 1
EMRK (Europäische Menschenrechtskonvention) - Garantie der Unschuldsvermutung (vgl.
Schoch, Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Nr. 1 g IFG, Rn. 133).

Zu 3. Alt.: Ermittlungsverfahren:
 Die dritte Variante schützt die Durchführung strafrechtlicher, ordnungswidrigkeitsrechtlicher
und disziplinarischer Ermittlungen.
 Das strafrechtliche Ermittlungsverfahren beginnt nach § 160 StPO mit der Aufnahme
staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen (sog. Anfangsverdacht) und endet mit der Erhebung der
öffentlichen Klage oder der Einstellung des Verfahrens. Strafrechtliche Ermittlungen i.S.d. § 3
Nr. 1 g IFG umfassen auch polizeiliche Ermittlungen.
 In strafrechtlichen Verfahren kann die Behörde auf Grund eigener Erkenntnismöglichkeiten
oftmals nur unzureichend einschätzen, ob das Bekanntwerden der Informationen nacheilige
Auswirkungen auf die Durchführung der Ermittlungen haben kann. Für die sachgerechte
Beurteilung der Gefährdungslage ist in der Regel die Einbeziehung der Ermittlungsbehörde
unverzichtbar (vgl. Schoch, Informationsfreiheitsgesetz; § 3 Nr. 1 g IFG, Rn 143).
 Die Darlegungslast geht dabei aber nicht auf die Staatsanwaltschaft über, sondern bleibt
Aufgabe der nach dem IFG informationspflichtigen Behörde.
Seite 18 von 33 Stand: Juni 2017

3.4 Vertraulichkeit von Verhandlungen und Beratungen (§ 3 Nr. 3 IFG)

Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, wenn und solange


a) die notwendig Vertraulichkeit internationaler Verhandlungen oder
b) die Beratungen von Behörden beeinträchtigt werden.

Vertraulichkeit internationaler Verhandlungen (§ 3 Nr. 3 a IFG)


Die Vorschrift schützt die internationale Verhandlungsfähigkeit der Bundesregierung. Der Begriff
„internationale Verhandlungen“ erfasst jeden mündlichen, schriftlichen, elektronischen u.ä.
Gedankenaustausch des Bundes (bzw. seiner Organe) mit anderen Staaten und internationalen
Organisationen (vgl. Schoch, Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Nr. 3 Rn. 171).

Vgl. dazu auch BT-Drs. 15/4493, S. 10:


„Bei europäischen und internationalen Verhandlungen muss die Bundesregierung in der Lage sein,
deutsche Interessen so wirksam wie möglich zu vertreten und flexibel auf unvorhersehbare
Verhandlungsabläufe zu reagieren. Zu diesem Zweck ist es in der Praxis oft notwendig, mehrere
Verhandlungslinien aufzubauen und Rückfallpositionen zu erarbeiten. Würde entsprechende
Information im Vorfeld bekannt, kann dies die Verhandlungsposition der Bundesregierung
schwächen.“
Verhandlungen sind „notwendig vertraulich“, wenn Informationen zu ihrem Inhalt nicht nach außen
dringen sollen, weil ihr Bekanntwerden Auswirkungen auf die deutsche Verhandlungsposition haben
kann. Der bloße Verweis „vertraulich“ genügt allerdings für die Informationsverweigerung nicht; es
muss auch ein objektiver Grund hinzutreten. Die Bezeichnung „vertraulich“ kann ein Indiz für die
notwendige Vertraulichkeit sein. Entscheidend ist im jeweiligen Zusammenhang aber, ob nach den
erkennbaren Umständen die Möglichkeit eines freien Gedankenaustausches geschaffen und eine
Entscheidungsfindung erleichtert werden soll. Dies ist von der informationspflichtigen Stelle
begründet darzulegen (vgl. Schoch, Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Nr. 3 IFG, Rn. 173).
Da die Vorschrift nur während laufender Verhandlungen gilt, ist ihre praktische Bedeutung als
gering einzuschätzen. In der Regel kann der Zugang zu hier zu schützenden Informationen auch über §
3 Nr. 1 a IFG (Schutz internationaler Beziehungen) versagt werden.

Beratungen von Behörden (§ 3 Nr. 3 b IFG)


Die Vorschrift schützt die Vertraulichkeit der Beratungen von Behörden, um einen unbefangenen
und freien Meinungsaustausch innerhalb der nationalen Behörden zu gewährleisten. Erfasst werden
sowohl Beratungen innerhalb als auch zwischen Behörden, zwischen Exekutive und Legislative und
zwischen Behörden und sonstigen Einrichtungen.
Schutzobjekt ist nur der eigentliche Vorgang der behördlichen Entscheidungsfindung, d.h. die
Besprechung, Beratschlagung und Abwägung, mithin der eigentliche Vorgang des Überlegens,
Entscheidungsvorschläge, Bewertungen und Entscheidungsdiskussionen (= Beratungsprozess).
Protokolle über entsprechende Diskussionen sind in den Schutz einbezogen.
Vorausgesetzt ist demnach - auch in Abgrenzung zu § 4 IFG - die Interaktion zwischen mindestens
zwei Personen.
Die Beratungsgrundlagen (z.B. Sachinformationen, gutachterliche Stellungnahmen im Vorfeld),
Beratungsgegenstand und das Beratungsergebnis sind nicht vom Schutz des § 3 Nr. 3 IFG umfasst.
Seite 19 von 33 Stand: Juni 2017

Nicht geschützt ist auch die Identität der Beratenden, der Schutz personenbezogener Daten richtet sich
nach § 5 IFG.
Der Ablehnungstatbestand wird nicht bereits dadurch begründet, dass eine Verhandlung
nichtöffentlich stattfindet oder eine Beratung als „vertraulich“ bezeichnet wird.
Eine „Beeinträchtigung“ ist anzunehmen, wenn sich die Preisgabe der Information auf die
Verhandlungen bzw. Beratungen behindernd oder hemmend auswirken kann, also nachteilige
Auswirkungen auf die Vertraulichkeit hat. Das ist der Fall, wenn ein unbefangener und freier inner-
oder zwischenbehördlicher Meinungsaustausch sowie eine offene Meinungsbildung bei
Bekanntwerden der Information eingeschränkt werden oder wenn sie sogar unterbleiben (vgl. Schoch,
Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Nr. 3 IFG, Rn. 185).
Die Rechtsprechung verlangt für die Bejahung der Gefährdung des geschützten Belangs die ernsthafte
Möglichkeit der Schutzgutbeeinträchtigung. Gefordert ist demnach eine Prognose seitens der
informationspflichtigen Stelle; anhand nachprüfbarer Fakten ist zu prognostizieren, ob das
Bekanntwerden der begehrten Information sich auf die Verhandlungen bzw. Beratungen behindernd
oder hemmend auswirken kann. (vgl. Schoch, Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Nr. 3 IFG, Rn. 186).
Sind der Beratungsvorgang und der Entscheidungsprozess vollständig abgeschlossen (und ggf. sogar
vollzogen), ist eine Schutzgutgefährdung im Falle des Informationszugangs der Lehre nach nicht zu
erkennen (vgl. Schoch, Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Nr. 3 IFG, Rn. 187), während das OVG Berlin
feststellt, dass § 3 Nr. 3 b keiner festen zeitlichen Grenze unterliegt.
Mit der Formulierung „solange“ wird deutlich gemacht, dass der Informationszugang grundsätzlich
nur aufgeschoben ist. Die Dauer des Aufschubs bestimmt sich danach, ob der Schutz der
Vertraulichkeit weiterhin eine Offenlegung der Beratungsinterna verbietet. Die Behörde muss
substantiiert darlegen, dass sich die Bekanntgabe der Information auch noch nach Abschluss des
Beratungsprozesses auf Beratungen behindernd oder hemmend auswirken kann (vgl. Schoch,
Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Nr. 3 IFG, Rn. 194). Dies richtet sich nach den konkreten Umständen
des Einzelfalles.
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3.5 Schutz des behördlichen Entscheidungsprozesses (§ 4 IFG)

(1) Der Antrag auf Informationszugang soll abgelehnt werden für Entwürfe zu Entscheidungen
sowie Arbeiten und Beschlüsse zu ihrer unmittelbaren Vorbereitung, soweit und solange durch
die vorzeitige Bekanntgabe der Informationen der Erfolg der Entscheidung oder bevorstehender
behördlicher Maßnahmen vereitelt würde. Nicht der unmittelbaren Entscheidungsvorbereitung
nach Satz 1 dienen regelmäßig Ergebnisse der Beweiserhebung und Gutachten oder
Stellungnahmen Dritter.

(2) Der Antragsteller soll über den Abschluss des jeweiligen Verfahrens informiert werden.

Schutzgegenstand ist der Verwaltungsablauf: Entscheidungsentwürfe, Arbeiten und Beschlüsse zur


unmittelbaren Entscheidungsvorbereitung.

Zu den geschützten Entscheidungsprozessen zählen z.B. die Verfahren der Ernennung von Beamten
sowie die Vorbereitung von Gesetzen in den Bundesministerien.

Nicht geschützt sind in der Regel Gutachten und Stellungnahmen Dritter, es sei denn, sie bereiten
ausnahmsweise doch eine Entscheidung unmittelbar vor, was von der Behörde darzulegen ist.

Funktionaler Zusammenhang:
Die dem Ausschlusstatbestand zugeordneten Aufzeichnungen müssen in einem unmittelbaren
Zusammenhang mit dem Entscheidungsprozess stehen.

Sachliche Gefahrenlage:
Die Informationsverweigerung kann nur erfolgen, „soweit“ eine Vereitelung der geplanten
Entscheidung oder sonstigen behördlichen Maßnahme droht. Dies ist der Fall, wenn sie bei
Bekanntgabe der Information voraussichtlich überhaupt nicht, mit anderem Inhalt oder wesentlich
später zustande kommen würde (BT-Drs. 15/4493). Ob dies der Fall ist, wird anhand einer Prognose
entschieden.

Zeitliche Limitierung:
Die Informationsverweigerung ist nur berechtigt, „solange“ die Gefahr einer Vereitelung der geplanten
Entscheidung oder sonstigen behördlichen Maßnahme droht. Ist das Verfahren abgeschlossen, kommt
§ 4 IFG nicht mehr zum Tragen (vgl. Schoch, Informationsfreiheitsgesetz, § 4 IFG).
Seite 21 von 33 Stand: Juni 2017

3.6 Konkurrenz der Ausschlusstatbestände § 3 Nr. 3 b IFG (Beeinträchtigung


behördlicher Beratungen) und § 4 IFG (Schutz des behördlichen
Entscheidungsprozesses)

Die Ausnahmetatbestände des IFG sind nebeneinander anwendbar. So bestehen zwischen § 3 Nr. 3 b
IFG und § 4 Abs. 1 IFG viele Überschneidungen der Informationsverweigerungsgründe. Eine
vollständige Deckungsgleichheit ist aber nicht gegeben.

§ 4 Abs. 1 bezieht sich auf laufende Entscheidungsprozesse, während § 3 Nr. 3 b - ergänzend - auch
außerhalb solcher Verfahren anwendbar ist.

Weiter setzt § 3 Nr. 3 b IFG die Interaktion mindestens zweier Personen voraus; dagegen genügt
bei § 4 Abs. 1 IFG der Entscheidungsprozess nur eines Amtswalters.

Der zeitliche Schutzrahmen des § 3 Nr. 3 b IFG ist weiter, da auch der Zeitraum nach
Entscheidungsfindung in den Anwendungsbereich fällt. So schützt § 3 Nr. 3 b IFG auch noch die
entscheidungsunabhängige behördeninterne Vertraulichkeit, wobei diese besonderen
Begründungsanforderungen unterliegt (vgl. oben).

Weiter begrenzt nur § 4 Abs. 1 IFG die Informationsverweigerung inhaltlich durch die Formulierung
„soweit“ und zeitlich durch die Formulierung „solange“. Der Schutzbereich des § 4 Abs. 1 IFG erfasst
allerdings auch die Beratungsgrundlagen, den Beratungsgegenstand und das Beratungsergebnis,
während § 3 Nr. 3 b IFG nach h.M. nur den Beratungsprozess als solchen erfasst.

Schließlich stellt § 3 Nr. 3 b IFG einen absoluten Ausnahmetatbestand dar, der zwingend die
Verweigerung des Informationszugangs vorschreibt. Dagegen ist § 4 Abs. 1 IFG eine „Soll“-
Vorschrift. Liegen beide Informationsverweigerungsgründe vor, setzt sich § 3 Nr. 3 b IFG als
„stärkerer“ Ausschlussgrund durch und der Informationszugang ist nicht zu gestatten. Unter
Beachtung des Übermaßverbots kann jedoch eine Darlegung und Begründung der Behörde angezeigt
sein, in der sie erläutert, warum im konkreten Fall der Schutz des § 4 Abs. 1 IFG nicht ausreichend ist
und § 3 Nr. 3 b IFG angewendet werden muss.

(Schoch, Informationsfreiheitsgesetz, § 3 Rn. 196 und § 4 Rn. 55-59)


Seite 22 von 33 Stand: Juni 2017

3.7 Kernbereich exekutiver Eigenverantwortung

Dieser Ausschlusstatbestand ist nicht kodifiziert. Er wurde vom Bundesverfassungsgericht aus dem
Gewaltenteilungsgrundsatz abgeleitet und als Schutzposition der Regierung gegenüber dem Parlament
ausgestaltet. Danach besteht ein nicht ausforschbarer Initiativ-, Beratungs- und Handlungsbereich
der Regierung, der insbesondere die Willensbildung der Regierung (Erörterungen im Kabinett,
Vorbereitung von Kabinetts- und Ressortentscheidungen) schützt. Eine Informationspflicht besteht in
der Regel nicht, solange die Regierungsentscheidung vorbereitet wird und die Entscheidung noch
nicht getroffen ist. Bei abgeschlossenen Vorgängen hängt es im Einzelfall von der jeweiligen
Information ab. Informationen aus dem Bereich der Vorbereitung von Regierungsentscheidungen, die
Aufschluss über den Prozess der Willensbildung geben, sind umso schutzwürdiger, je näher sie der
gubernativen Entscheidung stehen. So kommt den Erörterungen im Kabinett besonders hohe
Schutzwürdigkeit zu. Außerhalb der unmittelbaren Vorbereitung von Kabinetts- bzw.
Ministerentscheidungen ist es schwierig diesen Ausnahmetatbestand im Rahmen des IFG nach
erfolgter Entscheidung gerichtsfest zu nutzen.

In der Rechtsprechung ist noch nicht abschließend entschieden, ob es sich bei dem „Kernbereich
exekutiver Eigenverantwortung“ um einen ungeschriebenen Ausschlussgrund handelt oder diese
Ausnahme von § 3 Nr. 3 b IFG erfasst wird. Im Zweifel prüfen die Gerichte zunächst den normierten
Ausnahmetatbestand des § 3 Nr. 3 b IFG. Einigkeit scheint jedenfalls darüber zu bestehen, dass die
vom Bundesverfassungsgericht aufgestellten Grundsätze zum „Kernbereich exekutiver
Eigenverantwortung“ auch einen IFG-basierten Informationsanspruch ausschließen können. Es wäre
mit dem Gewaltenteilungsprinzip der Verfassung nicht zu vereinbaren, wenn eine Behörde berechtigt
wäre, bestimmte Informationen einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss vorzuenthalten,
gleichwohl jedoch verpflichtet wäre, diese Informationen an Dritte auf Antrag zu erteilen. Dabei
gelten allerdings die bereits beschriebenen hohen Hürden.
Seite 23 von 33 Stand: Juni 2017

3.8 Verschlusssachen (§ 3 Nr. 4 IFG (i.V.m. VSA))

Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, wenn die Information einer durch
Rechtsvorschrift oder durch die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum materiellen und
organisatorischen Schutz von Verschlusssachen geregelten Geheimhaltungs- oder
Vertraulichkeitspflicht oder einem Berufs- oder besonderen Amtsgeheimnis unterliegt.

Der Ausnahmetatbestand schützt Informationen, die gemäß der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift


zum materiellen und organisatorischen Schutz von Verschlusssachen (VS-Anweisung, „VSA“) als
„VS-NfD“ (und höher) eingestuft sind.

Prüfungsablauf:

1. Einstufung anhand VSA überprüfen: Ist die Einstufung (immer noch) materiell-rechtlich
notwendig?

Gemäß § 3 VSA sind Verschlusssachen je nach dem Schutz, dessen sie bedürfen, gemäß § 4 Abs. 2
des Sicherheitsüberprüfungsgesetzes in vier Geheimhaltungsgrade einzustufen.

Die betreffenden Informationen sind nur dann geschützt, wenn sie zum Zeitpunkt der IFG-Anfrage
noch dieses Schutzes bedürfen. Dies ist im Einzelfall zu prüfen; Prüfung und Ergebnis sind im
Bescheid festzuhalten.

Die Rechtmäßigkeit der Einstufung ist gerichtlich überprüfbar.

Wenn die VS-Einstufung nicht mehr besteht, muss diese durch die einstufende Stelle aufgehoben
werden. Die Informationen können anschließend herausgegeben werden.

2. Wenn die VS-Einstufung noch zu Recht besteht, ist die Möglichkeit einer Teilherausgabe zu
prüfen: Sind alle Informationen, die die antragstellende Person begehrt, als VS eingestuft?

Im Zweifelsfall ist eine Überprüfung Satz für Satz der teilweise einstufungsbedürftigen Dokumente
erforderlich. Die (teilweise) Ablehnung des Informationszugangs muss unter kurzer Inhaltsangabe
ohne Preisgabe der geheimhaltungsbedürftigen Informationen detailliert begründet werden.
Seite 24 von 33 Stand: Juni 2017

3.9 Schutz personenbezogener Daten (§§ 5, 7 IFG)

§5
(1) Zugang zu personenbezogenen Daten darf nur gewährt werden, soweit das
Informationsinteresse des Antragstellers das schutzwürdige Interesse des Dritten am Ausschluss
des Informationszugangs überwiegt oder der Dritte eingewilligt hat. Besondere Arten
personenbezogener Daten im Sinne des § 3 Abs. 9 des Bundesdatenschutzgesetzes dürfen nur
übermittelt werden, wenn der Dritte ausdrücklich eingewilligt hat.

(2) Das Informationsinteresse des Antragstellers überwiegt nicht bei Informationen aus
Unterlagen, soweit sie mit dem Dienst- oder Amtsverhältnis oder einem Mandat des Dritten in
Zusammenhang stehen und bei Informationen, die einem Berufs- oder Amtsgeheimnis
unterliegen.

(3) Das Informationsinteresse des Antragstellers überwiegt das schutzwürdige Interesse des
Dritten am Ausschluss des Informationszugangs in der Regel dann, wenn sich die Angabe auf
Name, Titel, akademischen Grad, Berufs- und Funktionsbezeichnung, Büroanschrift und -
telekommunikationsnummer beschränkt und der Dritte als Gutachter, Sachverständiger oder in
vergleichbarer Weise eine Stellungnahme in einem Verfahren abgegeben hat.

(4) Name, Titel, akademischer Grad, Berufs- und Funktionsbezeichnung, Büroanschrift und -
telekommunikationsnummer von Bearbeitern sind vom Informationszugang nicht
ausgeschlossen, soweit sie Ausdruck und Folge der amtlichen Tätigkeit sind und kein
Ausnahmetatbestand erfüllt ist.

§7
(1) Über den Antrag auf Informationszugang entscheidet die Behörde, die zur Verfügung über
die begehrten Informationen berechtigt ist. Im Fall des § 1 Abs. 1 Satz 3 ist der Antrag an die
Behörde zu richten, die sich der natürlichen oder juristischen Person des Privatrechts zur
Erfüllung ihrer öffentlich-rechtlichen Aufgaben bedient. Betrifft der Antrag Daten Dritter im
Sinne von § 5 Abs. 1 und 2 oder § 6, muss er begründet werden. Bei gleichförmigen Anträgen
von mehr als 50 Personen gelten die §§ 17 bis 19 des Verwaltungsverfahrensgesetzes
entsprechend.

(2) Besteht ein Anspruch auf Informationszugang zum Teil, ist dem Antrag in dem Umfang
stattzugeben, in dem der Informationszugang ohne Preisgabe der geheimhaltungsbedürftigen
Informationen oder ohne unverhältnismäßigen Verwaltungsaufwand möglich ist.
Entsprechendes gilt, wenn sich der Antragsteller in den Fällen, in denen Belange Dritter berührt
sind, mit einer Unkenntlichmachung der diesbezüglichen Informationen einverstanden erklärt.

(3) Auskünfte können mündlich, schriftlich oder elektronisch erteilt werden. Die Behörde ist
nicht verpflichtet, die inhaltliche Richtigkeit der Information zu prüfen.
(4) Im Fall der Einsichtnahme in amtliche Informationen kann sich der Antragsteller Notizen
machen oder Ablichtungen und Ausdrucke fertigen lassen. § 6 Satz 1 bleibt unberührt.
Seite 25 von 33 Stand: Juni 2017

(5) Die Information ist dem Antragsteller unter Berücksichtigung seiner Belange unverzüglich
zugänglich zu machen. Der Informationszugang soll innerhalb eines Monats erfolgen. § 8 bleibt
unberührt.

3.9.1 Grundsatz
Erfasst der Antrag personenbezogene Daten Dritter, ist der Dritte vor einer Herausgabe seiner Daten
zu beteiligen. Die Herausgabe erfolgt nur mit Zustimmung des Dritten oder wenn das Interesse des
Anfragenden an den Daten das Interesse des Dritten an der Geheimhaltung dieser Daten überwiegt.
Dieses Verfahren ist zeitaufwändig und verursacht von der antragstellenden Person zu tragende
Bearbeitungskosten. Die antragstellende Person kann sich alternativ auch mit der Schwärzung der
Daten Dritter einverstanden erklären.

Verfahrensablauf:

Referat 505 informiert den Anfragenden zutreffendenfalls, dass in den angefragten Informationen
personenbezogene Daten Dritter enthalten sind. Mit Hinweis auf das erforderliche
Drittbeteiligungsverfahren und die entstehenden Bearbeitungskosten wird die antragstellende Person
gebeten mitzuteilen, ob sie die Herausgabe dieser Daten erbittet oder sich mit der Schwärzung dieser
Daten einverstanden erklärt. Für den Fall des weiterhin begehrten Zugangs dieser personenbezogenen
Daten wird der Anfragende um Begründung seines Antrags gebeten (§7 Abs. 1 Satz 3 IFG), der
Anfragende sollte gleichzeitig sein Einverständnis mit der Weitergabe seines Namens und seiner
Antragsbegründung an den Dritten erklären.
Beschreibung des Drittbeteiligungsverfahrens § 8 IFG

Stimmt der Dritte der Herausgabe seiner personenbezogenen Daten zu, werden diese
grundsätzlich herausgegeben. Lediglich ggf. weitere einschlägige Ausschlusstatbestände verhindern
die Herausgabe.

Lehnt der Dritte die Herausgabe seiner personenbezogenen Daten explizit ab oder meldet sich nicht
beim Auswärtigen Amt zurück, liegt seine Zustimmung nicht vor. Daher muss das Interesse der
antragstellenden Person an der Herausgabe der Daten gegen das Interesse des Dritten an der
Nichtherausgabe abgewogen werden. Ggf. vom Dritten angebrachte Argumente fließen bei der
Interessenabwägung ein.

Zur Interessenabwägung äußert sich die Beauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit
detailliert zu einem IFG-Antrag an das Bundeskanzleramt zur Gästeliste anl. eines Abendessens im
Bundeskanzleramt (Urteil vom 20. März 2012 - OVG 12 B 27.11; auch im 4. Tätigkeitsbericht der
BfDI, Ziffer 5.2.3).

Falls dem Interesse der antragstellenden Person an der Herausgabe der personenbezogenen Daten
größeres Gewicht beigemessen wird als dem Interesse des Dritten an der Nichtherausgabe dieser
Daten, sind diese Daten herauszugeben. Diese Entscheidung muss dem Dritten mitgeteilt werden. Ihm
stehen Rechtsmittel gegen diese Entscheidung zur Verfügung. Die Daten werden daher erst dann an
den Anfragenden übermittelt, wenn die Entscheidung dem Dritten gegenüber bestandskräftig
geworden ist.

Weiter unter Drittbeteiligungsverfahren


Seite 26 von 33 Stand: Juni 2017

3.9.2 Ausnahmen
Das Informationsinteresse der antragstellenden Person überwiegt nicht bei Informationen aus
Unterlagen, soweit sie mit dem Dienst- oder Amtsverhältnis oder einem Mandat des Dritten in
Zusammenhang stehen, und bei Informationen, die einem Berufs- oder Amtsgeheimnis unterliegen
(§ 5 Abs. 2 IFG).

Das Informationsinteresse der antragstellenden Person überwiegt in der Regel, wenn sich die Angabe
auf Name, Titel, akademischen Grad, Berufs- und Funktionsbezeichnung, Büroanschrift und -
telekommunikationsnummer beschränkt und der Dritte als Gutachter, Sachverständiger oder in
vergleichbarer Weise eine Stellungnahme in einem Verfahren abgegeben hat (§ 5 Abs. 3 IFG).
Zugang wird nur
 zu den genannten Angaben (Name, Kontaktdaten etc.) eröffnet und auch nur dann, wenn
o der Dritte „externe Person“ (im Gegensatz zum in § 5 Abs. 4 IFG genannten
Personenkreis) als Gutachter, Sachverständiger oder in vergleichbarer Weise
o eine Stellungnahme in einem Verfahren abgegeben hat.
Die Regelvermutung des § 5 Abs. 3 IFG lässt allerdings Ausnahmen zu (siehe Gesetzesbegründung,
BT-Drs. 15/4493 S. 13 f.).

Personenbezogene Daten von Behördenmitarbeitern (Name, Amtsbezeichnung, Funktion,


dienstliche Kontaktdaten), soweit sie Ausdruck und Folge der amtlichen Tätigkeit sind, werden nicht
als schutzwürdige Daten Dritter im Sinne des § 5 Abs. 1 IFG angesehen. Sie werden allgemein als
Bearbeiterdaten bezeichnet. Eine Interessenabwägung nach § 5 Abs. 1 S. 1 IFG erfolgt nicht, sondern
die in § 5 Abs. 4 IFG aufgeführten Daten der Bearbeiter sind der antragstellenden Person
grundsätzlich zugänglich zu machen.
Diese Daten sind nur dann geschützt, wenn ein weiterer Ausnahmetatbestand vorliegt (§5 Abs. 4 IFG).
Wichtig ist daher die Prüfung, ob es sich bei den fraglichen Daten der Behördenmitarbeiter um
Bearbeiterdaten gem. §5 Abs. 4 IFG handelt. Beispielsweise verneinte das Bundesverwaltungsgericht
dies in seinem Urteil vom 20. Oktober 2016 (BVerwG 7 C 20.15) für Telefonlisten eines Jobcenters.
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3.10 Schutz des geistigen Eigentums sowie von Betriebs- und


Geschäftsgeheimnissen (§ 6 IFG)

Der Anspruch auf Informationszugang besteht nicht, soweit der Schutz geistigen Eigentums
entgegensteht. Zugang zu Betriebs- oder Geschäftsgeheimnissen darf nur gewährt werden,
soweit der Betroffene eingewilligt hat.

Die Regelung schützt das geistige Eigentum (Satz 1) sowie Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse (Satz
2) Dritter oder der Behörde selbst. Eine Abwägung zwischen dem Informationsinteresse der
antragstellenden Person und den Geheimhaltungsinteressen des Rechteinhabers erfolgt nicht. Während
§ 5 IFG ein Abwägen der sich gegenüberstehenden Belange im Bereich der personenbezogenen Daten
ausdrücklich vorsieht (vgl. Ausführungen zu § 5 IFG), enthält § 6 IFG eine solche Abwägungsklausel
nicht: Der Schutz ist absolut, d.h. eine Abwägung der Interessen ist ausgeschlossen, der
Informationszugang ist nur mit Einwilligung des Betroffenen möglich (siehe Drittbeteiligung).

3.10.1 Schutz geistigen Eigentums (§ 6 Satz 1 IFG)


Was versteht man unter geistigem Eigentum?
Der Begriff des „geistigen Eigentums“ umfasst neben Marken-, Patent-, Gebrauchs- und
Geschmacksmusterrechten insbesondere auch das Urheberrecht. Nach dem „Gesetz über
Urheberrechte und verwandte Schutzrechte (Urheberrechtsgesetz – UrhG)“ sind Werke der Literatur,
Wissenschaft und Kunst, insbesondere auch Sprachwerke, wie Schriftwerke, Reden und
Computerprogramme und Darstellungen wissenschaftlicher oder technischer Art, wie Zeichnungen,
Pläne, Skizzen, Tabellen und plastische Darstellungen geschützt (§§ 1, 2 Abs. 1 UrhG).

Was ist ein „Werk“?


Ein Werk genießt urheberrechtlichen Schutz, wenn es eine persönliche geistige Schöpfung darstellt
(§ 2 Abs. 2 UrhG). In jedem Fall bedarf es jedoch einer dem Schöpfer zuzurechnenden
Individualität des Werkes. Es ist Aufgabe der Behörde, Kriterien für das Vorliegen eines Werkes im
Einzelnen darzulegen.

Liegt ein Werk vor, ist zu prüfen, ob durch den Informationszugang das Erstveröffentlichungsrecht (§
12 UrhG), das Vervielfältigungsrecht (§ 16 UrhG) oder das Verbreitungsrecht (§ 17‚UrhG)
entgegensteht. Der Schutz dieser Rechte steht dem Informationszugang nicht entgegen, wenn der
Verfasser des Werks der Behörde entsprechende Nutzungsrechte eingeräumt hat.

Ein Behördenmitarbeiter, der in Erfüllung seiner Dienstpflichten ein urheberrechtlich geschütztes


Werk geschaffen hat, räumt dem Dienstherrn in aller Regel auch die Nutzungsrechte ein, die der
Dienstherr benötigt, um Zugangsansprüche nach dem IFG gewähren zu können.

Der Ausnahmetatbestand des „geistigen Eigentums“ wird dabei häufig von den auskunftspflichtigen
Stellen als Allzweckwaffe eingesetzt; tatsächlich liegt nur in den wenigsten Fällen ein urheberrechtlich
schutzfähiges Werk vor. Das Urheberrecht darf nicht dazu eingesetzt werden, staatliche Informationen
zurück zu halten.
Mit seinem Urteil vom 25.06.2015 (BVerwG, Urt. v. 25.6.2015 – 7 C 1/14) hat das BVerwG
Folgendes entschieden: „Soweit nicht Urheberrechte außenstehender Dritter betroffen sind, ist es der
Behörde in aller Regel versagt, ein bestehendes urheberrechtliches Schutzrecht gegen
Informationszugangsansprüche zu wenden.“
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Während Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse dem Informationszugang ohne Einwilligung des


Betroffenen schon dann entzogen sind, wenn ein derartiges Geheimnis gegeben ist, verhindern Rechte
am geistigen Eigentum den Informationszugang nur dann, wenn dessen Schutz entgegensteht. Das ist
nicht der Fall,
 wenn und soweit der Berechtigte mit dem Informationszugang einverstanden ist oder
 kein urheberrechtlicher Schutz besteht oder
 die informationspflichtige Stelle über ein entsprechendes Nutzungsrecht verfügt.
(vgl. Schoch, Informationsfreiheitsrecht, § 6 Satz 1 IFG, Rn. 68)

3.10.2 Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen (§ 6 Satz 2 IFG)


Als Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse werden alle auf ein Unternehmen bezogenen Tatsachen,
Umstände und Vorgänge verstanden, die nicht offenkundig sind. Ein Geschäfts- oder
Betriebsgeheimnis setzt neben dem Mangel an Offenkundigkeit der zu Grunde liegenden Information
ein berechtigtes Interesse des Unternehmens an deren Nichtverbreitung voraus.
Ein solches Interesse besteht, wenn die Offenlegung der Informationen geeignet ist, exklusives
technisches oder kaufmännisches Wissen den Marktkonkurrenten zugänglich zu machen und so die
Wettbewerbsposition des Unternehmens nachteilig zu beeinflussen.

Betriebsgeheimnisse umfassen im Wesentlichen technisches Wissen (z.B. Produktionsmethoden und


Verfahrensabläufe).

Geschäftsgeheimnisse zielen auf den Schutz kaufmännischen Wissens; sie betreffen alle Konditionen,
durch welche die wirtschaftlichen Verhältnisse eines Unternehmens maßgeblich bestimmt werden.
Dazu gehören u.a. Umsätze, Ertragslagen, Geschäftsbücher, Lieferanten- und Kundenlisten,
Bezugsquellen, Konditionen, Marktstrategien, Kalkulationen, Patentanmeldungen,
Geschäftsverbindungen und Vertriebssysteme eines Unternehmens. Auch konkrete
Vertragsgestaltungen, d.h. ein bestimmtes Vertragswerk, zu dem auch Angaben über beteiligte
Kreditunternehmen oder Finanzdienstleister, Modelle der Zwischenfinanzierung oder steuerrechtliche
Abschreibungsmodalitäten und sonstige Transaktionsbeschreibungen gehören, können als
Geschäftsgeheimnis geschützt sein.

Für das Vorliegen eines Betriebs- oder Geschäftsgeheimnisses genügt weder ein bloß subjektiv
empfundener Nachteil noch ein irgendwie gearteter Nachteil, der keinen Bezug auf die grundrechtlich
geschützte Teilnahme des Unternehmens am Wettbewerb hat. Vielmehr ist das Erfordernis einer
Wettbewerbsrelevanz der betreffenden Information dem Begriff des Betriebs- und
Geschäftsgeheimnisses immanent.

Übersicht:

Im Einzelnen wird für die zu schützende Information verlangt:


 Bezug auf ein bestimmtes Unternehmen,
 nur einem begrenzten Personenkreis bekannt und damit nicht offenkundig,
 der erkennbare Wille des Unternehmensinhabers zur Geheimhaltung und
 ein berechtigtes wirtschaftliches Geheimhaltungsinteresse des Unternehmensinhabers.

Diese Voraussetzungen müssen kumulativ erfüllt sein!


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Erläuterungen zu den einzelnen Voraussetzungen:

Unternehmensbezogenheit der Information:


Die Information muss sich auf ein konkretes Unternehmen beziehen. Dieser Unternehmensbezug
grenzt Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse von privaten Geheimnissen und allgemeinen
Informationen zu wirtschaftlichen Verhältnissen ab.

Nichtoffenkundigkeit der Information:


Kein „Geheimnis“ liegt vor, wenn die Information nicht mehr im Kreis des Unternehmens bewahrt
wird, sondern für beliebige Externe leicht zugänglich oder gar allgemein bekannt ist.
Die Preisgabe einer geheim zu haltenden Information gegenüber einer Behörde (z.B. bei der Vorlage
von Unterlagen für ein Genehmigungsverfahren) führt nicht zur Offenkundigkeit der Information; das
Unternehmen darf sich auf die Verschwiegenheitspflicht der Behördenmitarbeiter, deren Kreis
überschaubar bleibt, verlassen. Dies gilt nicht für Unterlagen, die öffentlich ausgelegt werden (vgl.
Schoch, Informationsfreiheitsgesetz, 2016, § 6 Satz 2, Rn. 83).

Subjektiver Geheimhaltungswille:
Der Geheimnisträger muss den Willen zur Geheimhaltung haben und dieser Wille muss erklärt
werden, zumindest aber nach außen hin erkennbar gemacht worden sein. Der Wille kann ausdrücklich
oder konkludent geäußert werden. Es kann auch aus der Natur der geheim zu haltenden Information
geschlossen werden (vgl. Schoch, Informationsfreiheitsgesetz; § 6 Satz 2, Rn. 89).
Bei betriebsinternen Vorgängen, Umständen und Tatsachen spricht grundsätzlich eine Vermutung
dafür, dass diese vom Geheimhaltungswillen des Geheimnisträgers erfasst sind.

Berechtigtes Geheimhaltungsinteresse
Es hängt nicht allein vom Willen des Betriebsinhabers ab, ob ein Betriebs- oder Geschäftsgeheimnis
vorliegt. Vielmehr muss die Behörde prüfen, ob ein berechtigtes Geheimhaltungsinteresse
anzuerkennen ist.
Ein berechtigtes Geheimhaltungsinteresse liegt vor, wenn das Bekanntwerden der Tatsache geeignet
ist, die Wettbewerbsstellung des Konkurrenten zu fördern oder die Stellung des eigenen Betriebs im
Wettbewerb zu benachteiligen, oder wenn es geeignet ist, dem Geheimnisträger wirtschaftlichen
Schaden zuzufügen, indem exklusives technisches oder kaufmännisches Wissen dem
Marktkonkurrenten zugänglich gemacht wird. Es kommt also immer auf die
Wettbewerbsrelevanz der betreffenden Information an. Der Nachweis eines konkreten
Schadenseintritts muss nicht geführt werden. Ob und ggf. welche Bedeutung eine Information für
mögliche Konkurrenten hat, lässt sich insbesondere anhand der Frage beurteilen, ob die Kenntnis
bestimmter Daten Rückschlüsse auf die Betriebsführung, die Wirtschafts- und Marktstrategie und/oder
die Kostenkalkulation und Entgeltgestaltung des Unternehmens zulässt (vgl. Kloepfer,
Informationsfreiheitsgesetz und Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen, Rechtsgutachten im
Auftrag des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, S. 28 f).

Verträge von Unternehmen mit öffentlichen Stellen sind nicht per se als Betriebs- und
Geschäftsgeheimnisse zu betrachten. Sie sind im Einzelnen daraufhin zu prüfen, ob und inwieweit sie
Vereinbarungen enthalten, an denen zumindest ein berechtigtes wirtschaftliches Geheimhaltungs-
interesse besteht. Oftmals wird zumindest ein teilweiser Informationszugang (§ 7 Abs. 2 Satz 1 IFG)
möglich sein.
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Prüfung des Ausnahmetatbestands:


Es ist Aufgabe der auskunftspflichtigen Behörde, festzustellen, ob ein berechtigtes und
schutzwürdiges Interesse des Geschäftsinhabers an der Geheimhaltung anzuerkennen ist. Ob ein
Betriebs- oder Geschäftsgeheimnis vorliegt, ist anhand der Besonderheiten des jeweils betroffenen
Sach- oder Rechtsgebiets zu bestimmen. Hierbei steht der Behörde kein Ermessens- oder
Beurteilungsspielraum zu; die Entscheidung ist vielmehr gerichtlich voll überprüfbar. Ein ablehnender
Bescheid muss so begründet werden, dass die antragstellende Person und ein angerufenes Gericht die
Gründe für die Informationsverweigerung im Hinblick auf den Schutz von Betriebs- und
Geschäftsgeheimnissen noch als zutreffend anerkennen können, ohne dass andererseits
geheimhaltungsbedürftige Daten unmittelbar oder mittelbar preisgegeben werden.

In der Praxis ist zu beobachten, dass Unternehmen oftmals nahezu alles, was ihren Betrieb oder ihr
Geschäft betrifft, als Geheimnisse deklarieren. Oftmals reagieren Behörden vorschnell und bejahen auf
Grund der Behauptung des Unternehmens das Vorliegen eines Betriebs- und Geschäftsgeheimnisses
(siehe BfDI, 2. Tätigkeitsbericht zur Informationsfreiheit (2008/2009)).

Die Behörde darf sich jedoch nicht einfach auf die Behauptungen des betroffenen Unternehmens
verlassen. Die Behörde wird nur durch Kooperation mit dem betroffenen Unternehmen sachgerecht
ermitteln können, ob ein Betriebs- oder Geschäftsgeheimnis vorliegt (vgl. Jastrow/Schlatmann,
Informationsfreiheitsgesetz IFG, § 6 Rn. 59, 62).

Einwilligung des betroffenen Dritten:


Ist nach umfassender Prüfung das Vorliegen eines Betriebs- oder Geschäftsgeheimnisses bejaht
worden, dann ist die Herausgabe der gewünschten Informationen nur mit ausdrücklicher
Einwilligung des Dritten möglich. Auf eine mutmaßliche Einwilligung darf der Zugang zu Betriebs-
und Geschäftsgeheimnissen dagegen nicht gestützt werden. Anders als bei § 5 Abs. 1 IFG ist eine
Interessenabwägung nicht möglich.

Wurde die Einwilligung erteilt, muss die Behörde die Information auch dann herausgeben, wenn sie
aufgrund ihrer eigenen Wertung zu dem Ergebnis gelangt, dass die Information besser nicht
zugänglich sein sollte. Das gilt allerdings nicht, wenn dem Zugang zur Information noch andere
Ausschlussgründe, insbesondere Vorschriften zum Schutz öffentlicher Belange nach §§ 3 oder 4 IFG,
entgegenstehen.
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3.11 Drittbeteiligungsverfahren (§§ 8 und 7 IFG)

§8
(1) Die Behörde gibt einem Dritten, dessen Belange durch den Antrag auf Informationszugang
berührt sind, schriftlich Gelegenheit zur Stellungnahme innerhalb eines Monats, sofern
Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass er ein schutzwürdiges Interesse am Ausschluss des
Informationszugangs haben kann.
(2) Die Entscheidung nach § 7 Abs. 1 Satz 1 ergeht schriftlich und ist auch dem Dritten bekannt
zu geben. Der Informationszugang darf erst erfolgen, wenn die Entscheidung dem Dritten
gegenüber bestandskräftig ist oder die sofortige Vollziehung angeordnet worden ist und seit der
Bekanntgabe der Anordnung an den Dritten zwei Wochen verstrichen sind. § 9 Abs. 4 gilt
entsprechend.

Nach § 8 IFG ist einer beteiligten dritten Person, deren Belange durch den Antrag auf
Informationszugang berührt sind, vor Herausgabe dieser Informationen Gelegenheit zur
Stellungnahme innerhalb eines Monats zu geben.
Der Informationszugang zu Daten Dritter stellt einen Eingriff in das Recht auf informationelle
Selbstbestimmung (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG) des Dritten dar. Daher ist dieser Dritte vor
Gewährung des Informationszugangs in der Regel anzuhören. Dabei ist es unbeachtlich, dass die
Behörde die Interessen des Anfragenden am Informationszugang zum Antragszeitraum ggf. höher
bewerten wird als die Interessen des Dritten am Ausschluss des Informationszugangs (z.B. bei der
beantragten Herausgabe personenbezogener Daten). Nur durch das Drittbeteiligungsverfahren kann
der Anspruch des Dritten auf rechtliches Gehör gewahrt werden. Die Schutzwirkung des § 8 Abs. 2
IFG kann sich nicht entfalten, wenn der Dritte nicht über die Anfrage informiert würde, sondern die
Herausgabe der Information direkt erfolgt.
Bei den Informationen kann es sich um personenbezogene Daten Dritter (§ 5 IFG) oder sonstige
Rechte eines Dritten (§ 6 IFG, z. B. Urheberrecht, Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse) handeln.
Durch die Durchführung des Drittbeteiligungsverfahrens wird die Monatsfrist des § 7 Abs. 5 IFG
ausgesetzt.

3.11.1 Grundsatz und Verfahrensablauf


Begründung des Antrags auf Informationszugang - Beteiligungsverfahren
Wurde bei der ersten Sichtung der vorliegenden Informationen festgestellt, dass von dem Antrag auf
Informationszugang Daten Dritter betroffen sind, muss der Antrag begründet werden (§ 7 Abs. 1 Satz
3 IFG). Der Anfragende muss daher zuerst über diesen Umstand informiert werden. Sollte der
Anfragende kein Interesse an den Daten Dritter haben, kann er sich auch mit einer
Unkenntlichmachung dieser Informationen einverstanden erklären (§ 7 Abs. 2 Satz 2 IFG).
In diesem Zusammenhang sollte der Anfragende gebeten werden mitzuteilen, ob er mit der
Weitergabe seiner Daten (Name und Antragsbegründung) an den zu beteiligenden Dritten
einverstanden ist. Häufig wird dem Dritten die Entscheidung, ob er mit der Herausgabe seiner Daten
einverstanden ist, erleichtert, wenn er diese Daten kennt.
Wenn dem Anfragenden bereits bei Antragstellung bewusst ist, dass von seinem Antrag auf
Herausgabe von Informationen auch Daten Dritter betroffen sind, enthält der Antrag ggf. bereits die
erforderliche Begründung.
Seite 32 von 33 Stand: Juni 2017

Die Begründungspflicht wird teilweise als Widerspruch zur grundsätzlichen Voraussetzungslosigkeit


des Informationsanspruchs kritisiert. Nur die Begründung des Anfragenden nach § 7 Abs. 1 S. 3 IFG
erlaubt jedoch
 der Behörde beispielsweise eine sachgerechte Abwägung gem. § 5 Abs. 1 Satz 1 IFG und
 dem Dritten eine mögliche Einwilligung in den Informationszugang in Kenntnis, wer an den
ihn betreffenden Informationen welches Interesse hat.

Eine fehlende und auch nach Aufforderung nicht nachgereichte Begründung führt indes nicht zur
Unzulässigkeit des Antrags. Er wird jedoch in der Sache kaum Erfolg haben, da die behördliche
Interessenabwägung zu Lasten der antragstellenden Person ausgehen wird.

Herausgabe der Information – Bekanntgabe der Entscheidung der Behörde


Die Behörde muss ihre Entscheidung über die Gewährung des Informationszugangs auch dem
betroffenen Dritten bekannt geben. Der Informationszugang darf erst erfolgen, wenn die Entscheidung
dem Dritten gegenüber bestandskräftig ist. Dies ist wichtig, da dem Dritten gegen die Entscheidung
der Behörde Widerspruch und Klage zur Wahrung seiner Interessen zur Verfügung stehen.
In der Praxis führt dies zu folgenden Konstellationen:
 Bei vorliegendem Einverständnis des Dritten in die Herausgabe seiner Daten wird dem Dritten
die Herausgabe der Daten an den Anfragenden mitgeteilt.
 Ist der Dritte nicht mit der Herausgabe der Information einverstanden, die Behörde
beabsichtigt jedoch trotzdem die Herausgabe, erhält die anfragende Person zunächst nur einen
Bescheid ohne die Daten des Dritten. Der Dritte erhält im gleichen Zug Kenntnis vom
Bescheid und den beabsichtigten, herauszugebenden Daten und damit die Möglichkeit,
Rechtsmittel einzulegen (Widerspruch, Klage). Die eigentlichen Informationen werden erst
dann herausgegeben, wenn der Dritte die Entscheidung nicht mehr anfechten kann.
 Ist der Dritte nicht mit der Herausgabe der Information einverstanden und sind aus Sicht der
Behörde die Informationen nicht an die anfragende Person herauszugeben, erhalten die
anfragende Person und der Dritte zeitgleich entsprechende Schreiben.

3.11.2 Ausnahmen
Andere Behörden gelten grundsätzlich nicht als Dritte. Die Beteiligung anderer Bundesbehörden
erfolgt gem. § 19 GGO.
Eine etwaige Ressortabstimmung o. ä. muss innerhalb der gesetzlichen Frist von einem Monat für die
Bearbeitung der Anfrage erfolgen.
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4 Kosten
Geht der Informationszugang über eine einfache Auskunft hinaus, setzt Referat 505 Gebühren auf der
Grundlage der IFGGebV (Verordnung über die Gebühren und Auslagen nach dem
Informationsfreiheitsgesetz) fest, teilt diese der anfragenden Person mit und überwacht den
Zahlungseingang.
Bei der Gebührenfestsetzung berücksichtigt Referat 505 den für die Herausgabe der Information bei
den Fachreferaten angefallenen Verwaltungsaufwand.
Zu berücksichtigen sind
 Aktenrecherche,
 Sichtung und Prüfung der Unterlagen auf Grundlage des IFG,
 Fertigung des Antwortbeitrags,
 Zusammenstellung der Unterlagen einschließlich Schwärzung von Unterlagen,
 ggf. Beteiligung Dritter.
Nicht berücksichtigt werden können:
 referatsinterne Besprechungen,
 hausinterne Abstimmungen und Mitzeichnungsverfahren.
Weiterhin muss bei der Gebührenfestsetzung berücksichtigt werden, dass die Gebühr nicht
abschreckend wirken oder ein Informationszugang durch die Gebührenfestsetzung nicht erschwert
oder verhindert werden darf.
Die Gebühr wird regelmäßig mit dem IFG-Bescheid festgesetzt. Da bei einer Akteneinsicht in der
Behörde der Aufwand erst nach der Akteneinsicht feststeht, wird in diesen Fällen ein gesonderter
Kostenbescheid erlassen.
Nach der IFGGebV ist aus Billigkeitsgründen oder öffentlichem Interesse eine Ermäßigung oder
Befreiung von den Gebühren möglich. Erkenntnisse hierzu sollte das Fachreferat dem
gebührenfestsetzenden Referat 505 mitteilen.
Ergänzend: Die IFGGebV sieht in Teil B auch die Erhebung von Auslagen vor. Seit Entscheidung des
BVerwG vom 20.10.2016 findet dieser Teil der Verordnung jedoch keine Anwendung mehr. Das
BVerwG hat am 20. Oktober 2016 entschieden, dass die auf die Erhebung von Auslagen bezogenen
Teile der Informationsgebührenverordnung mangels einer gesetzlichen Grundlage nichtig sind. Mit
§10 Abs. 3 IFG wurde das BMI lediglich zur Bestimmung von Gebührentatbeständen und
Gebührensätzen in einer Rechtsverordnung ermächtigt, nicht zur Bestimmung von Auslagensätzen.
Bis zu einer Anpassung der Ermächtigungsgrundlage werden daher keine Auslagen erhoben.

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