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Berufsakademie Mosbach

Vorlesung
„Rechtsrahmen des
Handelsmanagement“

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 1


Berufsakademie Mosbach

Gliederung der Vorlesung:

1. Überblick und Ziel der Vorlesung


2. Legal Management als Bestandteil der Unternehmensorganisation
3. Recht in der Werbung und im Marketing
4. Branding: Marken und andere Schutzrechte
5. Trends und aktuelle Rechtsentwicklungen im Handel
5.1 Modernes Contractmanagement
5.2 EU-Osterweiterung: Chancen/Risiken beim Outsourcing in der Logistik
5.3 IT-Verträge für das Projektmanagement
5.4 Neues vom Einwegpfand

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1. Überblick und Ziel der Vorlesung


1.1 In welchen Bereichen eines Handelsunternehmens ist Recht relevant?
1.2 Warum betrifft Recht jede Führungskraft?

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1.1 In welchen Bereichen eines Handelsunternehmens ist


Recht relevant?
1.1.1 Warenwirtschaft
• Einkauf:

- Verträge / AGB (Gewährleistung, Haftung / Regress etc.),


- Qualitätssicherung Ware (Produktsicherheit, Kennzeichnung, Verkehrsfähigkeit etc.),
- Importe (INCOTERMS, Marken- / Produktpiraterie etc.),
- Wettbewerbskontrolle (Machtmissbauch, Verkauf unter Einstand etc.) usw.
• Logistik:

- Beschaffungslogistik (Verträge mit der Industrie und Transportunternehmern),


- Importabwicklung (Zölle, Steuern etc.),
- Zentrallager-Betrieb (Gefahrstoffe, Dienstleister etc.),
- Transporte (Gefahrgut, Lenkzeiten etc.) usw.
• Vertrieb / Verkauf:

- Verbraucherschutz (Jugendschutz, e-Commerce etc.),


- Produktverantwortung (Aufbewahrung, Kennzeichnung etc.),
- Einwegpfand (Rücknahme, Pfand-Clearing etc.) usw.

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1.1 In welchen Bereichen eines Handelsunternehmens ist


Recht relevant?
1.1.2 Zentralthemen
• Unternehmen:

- Gesellschaft (Gründung, Gewerbe-Anmeldung etc.),


- Steuern / Bilanzen (Buchhaltung, Jahresabschluss),
- Personal (Verträge, Betriebsrat etc.),
- IT (Rechenzentrum, Hardware / Software, Outsourcing / Outtasking etc.) usw.
• Immobilien:

- Planung (Genehmigung etc.),


- Bau / Reparaturen (Mängel, Sicherheiten / Insolvenzen etc.),
- Anmietung / Vermietung (Verträge, Verkehrssicherheit etc.) usw.
• Werbung / Marketing:

- Werbemittel (Print, TV / Radio, Internet),


- Werbeverbote (Tabak, Product-Placement etc.),
- Markenführung (Waren und Unternehmenskennzeichen) usw.

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1.2 Warum betrifft Recht jede Führungskraft?

• These:

Jeder Vorgang in einem Unternehmen berührt irgendein Rechtsgebiet. Also handelt


jede Führungskraft in jedem Moment unternehmerischer Tätigkeit juristisch. Und da
jede Führungskraft Verantwortung für das eigene Tun oder Unterlassen trägt, sollte
sie in Grundzügen wissen, wie sie sich korrekt zu verhalten hat.

• Ziele der Vorlesung:


1. Verständnis für besondere juristische Zusammenhänge im Handel
2. Gespür für Chancen und Risiken
3. Bewusstsein der eigenen Verantwortung

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2. Legal Management als Bestandteil der


Unternehmensorganisation
2.1 Ziel des Legal Management: Pflichterfüllung oder Kür? - Corporate
Governance, Compliance und andere Anforderungen
2.2 Make or buy: Inhouse-Juristen oder Anwälte?

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2.1 Ziel des Legal Management: Pflichterfüllung oder Kür? - Corporate


Governance, Compliance und andere Anforderungen
Für die Geschäftsführung von Kapitalgesellschaften ergeben sich umfassende
Sorgfalts- und Kontrollpflichten aus § 93 AktG und § 43 GmbHG.
Weitere Grundlagen sind z.B.
- Corporate-Governance-Kodex,
- Sarbanes-Oxley-Act (für an US-Börsen notierte Unternehmen).
Aber auch für nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen ergeben sich aus
verschiedenen Normen diverse Haftungsrisiken und Handlungspflichten, die eine
Organisation im Umfang mit Rechtspflichten erfordern.
Weiterhin stellen z.B. die Banken bei der Unternehmensfinanzierung bestimmte
Anforderungen, die das Unternehmen durch entsprechende organisatorische
Maßnahmen umzusetzen und zu kontrollieren hat („Basel-II“).
Je nachdem, ob die Pflichten gesetzlich festgelegt sind oder nicht, wird Recht mehr
oder weniger formalisiert gemanagt.

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Bausteine des Legal Management


Die „optimale Rechtsorganisation“ berücksichtigt:
 Corporate Governance / Compliance
 Riskmanagement bei rechtlichen Fragestellungen
 Contractmanagement
 wirtschaftliche und rechtmäßige Verträge, Standards und Einzelfallprüfung
 Legal Cost-Management
 strategischer und (kosten-)transparenter Einsatz von internen Juristen und/oder
externen Anwälten
 Infomanagement / Lobbying
 Beobachtung von Rechtsentwicklungen und Anpassung der eigenen Strukturen

effiziente und kostenbewusste Unternehmensrechtsberatung

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„Compliance“
Sicherstellung der Rechtmäßigkeit unternehmerischen Handelns zur
Vermeidung von
 Strafbarkeit der Geschäftsleitung und Führungskräfte
 hohen behördlichen Geldbußen
 wirtschaftlichen Schäden für das Unternehmen (auch Image)

Berücksichtigung in der Aufbau- und Ablauforganisation

1. Compliance-Organisation (Compliance-Officer, dezentrale


Beauftragte, Ombudsleute)
2. Verhaltenskodex („Code of Conduct“, Katalog von Grundregeln für
alle Mitarbeiter)
3. Compliance-Programme (Organisationsanweisungen, Checklisten,
Berichtswesen etc.)

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Grundverständnis für die Compliance-Organisation


1. Recht ist lokal.
2. Recht ist „Chefsache“ - die Haftung für rechtliche Verstöße haben
die verantwortlichen Geschäftsführer und leitenden Führungskräfte
der einzelnen Geschäftsbereiche.
3. Compliance-Officer regelt und überwacht durch entsprechende
Systeme die Einhaltung aller rechtlichen Gebote und Verbote mit
relevanten rechtlichen oder wirtschaftlichen Risiken.
4. Geschäftsbereiche verantworten Einhaltung bestimmter Grundsätze
- Aufgaben können delegiert werden, die Verantwortung für das Ganze
bleibt aber Chefsache.
5. Die Trennung von Maßnahmen in den Geschäftsbereichen und
Kontrolle durch die Compliance-Organisation soll ein ausgewogenes
check-and-balance-Prinzip bewirken.

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Compliance-Themenfelder (Beispiele):
• Gesellschafts- und Konzernrecht (Buchführungs- und Bilanzierungspflichten,
Unterrichtung der Gesellschafter, Pflichten bei Kapitalmaßnahmen zur
Kapitalaufbringung und -erhaltung, insolvenzrechtliche Sonderbestimmungen in der
Krise)

• Umweltrecht und Umweltstrafrecht (für die Gebiete Abfallentsorgung, Gewässer-


und Bodenschutz, Gefahrgüter, Immissions- und Strahlenschutz)

• Arbeits- und Sozialrecht (Abführung der Steuern und Sozialversicherungsabgaben,


Antidiskriminierung, Mitbestimmung, Ausländerbeschäftigung, Schwarzarbeit,
Beachtung der arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben wie Gefahrstoffverordnung,
Arbeitsstättenverordnung, Betriebssicherheitsverordnung)

• Unternehmensfinanzierung (Vermeidung unkontrollierter Risikogeschäfte,


Überwachung offener Positionen, Einhaltung von Financial Covenants in
Kreditverträgen)

• produktionsrechtliche Regelungen (Produktsicherheit, Sicherheitsmonitoring,


Beschwerdemanagement, Produkthaftungs- und Rückrufmanagement)

• vertriebsrechtliche Regelungen (Exportvorschriften, Dual-use-Regelungen,


Außenwirtschaftsrecht, Meldepflichten gegenüber Behörden, Konsumgütern, Autos
und für Zulieferer in die Vereinigten Staaten)
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2.2 Make or buy: Inhouse-Juristen oder Anwälte?


Sofern rechtliche Fragestellungen auftauchen, die nicht aus eigener Sachkunde oder
mit Hilfe von Standard-Verträgen, Vorlagen, Checklisten etc. durch die einzelnen
Fachbereiche erledigt werden können, werden entweder interne Juristen oder externe
Anwälte hinzugezogen. Dazu kommen in den Unternehmen unterschiedliche Modelle
zur Anwendung:
• überwiegend interne Bearbeitung der Rechtsfragen durch Unternehmensjuristen,
• komplettes Outsourcing der Rechtsberatung an externe Anwälte,
• Mischform von interner Beratung und Einschaltung von Kanzleien.
Welches Modell gewählt wird, hängt insbesondere von der Rechtsform des
Unternehmens, der Branche und der Größe des Unternehmens ab.

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Was sind die allgemeinen Anforderungen an Inhouse-Juristen und Anwälte?


• Rechtliche Regeln und Verträge werden im Unternehmen meist erst richtig bewusst
wahrgenommen, wenn nachhaltige Probleme auftreten.
(interne Beratung <> Einschaltung externer Anwälte)
• Das rechtliche Risikomanagement darf nicht nur die Bewältigung von
Problemsituationen umfassen, sondern muss auch vorsorglich Probleme vermeiden
helfen.
(präventive Unterstützung / Begleitung)
• Die Kernkompetenzen des Rechtsmanagements müssen im Unternehmen
verbleiben.
(Umgang mit dem Standardgeschäft / Erledigung alltäglicher Vorgänge)
• Die wichtigsten Aufgaben des Unternehmensjuristen sind die
Informationssammlung und -verarbeitung sowie die interne Koordination innerhalb
des Unternehmens. Daneben muss er die rechtlichen Standardsituationen im
Unternehmensalltag beherrschen.
(Fachdialog / Kommunikation intern-extern / Lösungsvorschläge)
• Die typischen Aufgaben der Anwälte sind
- die Bearbeitung von Spezialbereichen,
- Hilfe bei Sofortmaßnahmen,
- Überbrückung von Kapazitätslücken,
- die Prozessführung und
- die fachliche Beratung beim Aufbau von Vertragssystemen.

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Beispiel für Make-or-Buy-Strategie“

Verteilung
Verteilung der der Aufwände
Aufwände
intern
intern // extern
extern (Budget)
(Budget)
1. Kernkompetenzen (A-Themen): „Make“
B A AA
Die Kernkompetenzen werden „im Hause“
hoch

systematisch auf- und ausgebaut und haben


60 %
eine hohe Priorität in der Bearbeitung.
Relevanz //
Strategische Relevanz

C B A Bsp.: Steuern, Vertragswesen


Wertschöpfung
Wertschöpfung

mittel

30 % 2. B- und C-Themen: „Make-or-Buy“


Strategische

Eigen- und / oder Fremdbearbeitung dieser


CC C B Themen wird im Einzelfall geprüft:
gering

Kriterien:
10 % a) Wettbewerbssensibilität / Geheimhaltung
b) Kapazität / Know-how
gering mittel hoch c) Dringlichkeit der Bearbeitung
d) Qualitätskonsistenz
Nähe
Nähe zum
zum Kerngeschäft
Kerngeschäft
im
Bsp.: Marken, Produktrecht
im Unternehmen
Unternehmen

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Beispiel für Kanzlei-Strategie

1. Full-Service-Großkanzleien z.B. für


- internationale Berührungspunkte im Vertragswesen oder
- Spezialthemen wie Immobilienrecht oder Gesellschaftsrecht
mit hoher wirtschaftlicher / unternehmerischer Bedeutung

2. mittelgroße Anwaltskanzleien z.B. für


- Spezialthemen wie öffentliche Bauplanung, Lebensmittel oder Marken

3. örtliche kleinere Kanzlei z.B. für


- Prozessführung und
- allgemeine Fragen, z.B. Wettbewerbsrecht oder Forderungsmanagement

4. Spezialanwälte z.B. für


- außergewöhnliche Geschäftsvorfälle wie Ermittlungs- / Strafverfahren

Kanzleien werden heute überwiegend objektiv in Castings / Beauty Contests


ausgewählt. Die Vergütung wird in Honorarvereinbarungen festgelegt. Die Leistung
wird regelmäßig bewertet.

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3. Recht in der Werbung und im Marketing


3.1 Wettbewerbsrechtliche Grundstrukturen
3.2 Verbraucherleitbild oder der Durchschnittsverbraucher
3.3 Generalklausel
3.4 Verbot unlauteren Wettbewerbs
3.5 Irreführende Werbung
3.6 Mondpreiswerbung
3.7 Lockvogelwerbung
3.8 Vergleichende Werbung
3.9 Unzumutbare Belästigungen
3.10 Sonderveranstaltungen
3.11 Rechtsdurchsetzung: Gang eines Wettbewerbsverfahrens
3.12 Exkurs: Verkauf unter Einstandspreis

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3.1 Wettbewerbsrechtliche Grundstrukturen (1)


Freier Wettbewerb ermöglicht erst einen funktionsfähigen, fairen Wettbewerb der
Anbieter am Markt - den freien Wettbewerb zu sichern ist Aufgabe des
Wettbewerbsrechts. Dabei steht das Prinzip der Wettbewerbsfreiheit im
Spannungsfeld zu Verboten, die dem Schutz des Verbrauchers oder des Wettbewerbs
dienen.
Das Bemühen der Politik um eine Liberalisierung des Werberechts (z.B. Wegfall
Rabattgesetz, Zugabeverordnung) wird durch eine verbraucherfreundliche Politik
teilweise wieder relativiert (siehe die Diskussion über Mindestpreise auf
Lebensmitteln aufgrund der „Gammelfleisch“-Fälle). Zunehmend gewinnt zudem der
europäische Gesetzgeber an Einfluss auf das deutsche Wettbewerbsrecht (z.B.
Richtlinie 2005 / 29 unlautere Geschäftspraktiken), was die Verbraucherschützer freut,
die Unternehmen aber zu aus Sicht der Wirtschaft wenig hilfreichen Maßnahmen
zwingt (z.B. übersteigerte Informations- und Aufklärungspflichten).

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3.1 Wettbewerbsrechtliche Grundstrukturen (2)


Die Sicherung des freien Wettbewerbs erfolgt
- einerseits durch Kartellverbote bzw. -beschränkungen (Preiskartell, regionale
Marktaufteilung, Konditionenkartell, Rabattkartell etc.), Abwehr von
Marktbeherrschungen (Diskriminierung / Behinderung anderer Unternehmen aufgrund
marktbeherrschender Stellung) sowie Fusionskontrolle (Zusammenschluss von
Unternehmen) und
- andererseits durch die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs.

Wesentliche gesetzliche Bestimmungen enthalten insbesondere


- das Gesetz über den unlauteren Wettbewerb (UWG) sowie die Verordnung zur
Regelung der Preisangaben (PAngVO),
- das Gesetz über Wettbewerbsbeschränkungen (GWB),
- die Wettbewerbsregeln der EG (Art. 81, 82 EGV) sowie
- die gewerblichen Schutzgesetze über Patente, Gebrauchmuster,
Geschmacksmuster, Marken und Urheberrechte.

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3.2 Verbraucherleitbild oder der Durchschnittsverbraucher


Das im Jahr 2004 reformierte UWG erwähnt erstmals den Verbraucher als
Schutzobjekt im Gesetz. Welchen Schutz ein Verbraucher allgemein genießen soll,
wurde durch die Rechtsprechung mit dem sog. „Verbraucherleitbild“ entwickelt.
Danach werden Wettbewerbshandlungen aus Sicht eines informierten, aufmerksamen
und verständigen Durchschnittsverbrauchers bewertet. Diese Definition hat
maßgeblich der Europäische Gerichtshof geprägt.
Die Gerichte gehen bei der Prüfung einer Wettbewerbsmaßnahme grundsätzlich
davon aus, dass der Verbraucher selbst beurteilen kann, welche Geschäfte sich für
ihn lohnen und welche Rabatte attraktiv sind. Dabei wird die Verkehrsauffassung an
den dem mündigen Verbraucher zur Verfügung stehenden Informationen gemessen -
was gestern noch schleierhaft war, kann morgen daher als allgemein bekannt
angesehen werden.

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3.3 Generalklausel
Mit § 3 hat das Gesetz 2004 eine neue Generalklausel erhalten. Die bestimmt, dass
"unlautere Wettbewerbshandlungen" unzulässig sind. Der Begriff der "guten Sitten"
aus der früheren Generalklausel des § 1 UWG-alt wird nicht mehr verwendet. Die neue
Generalklausel enthält jetzt selbst direkt eine Bagatellklausel:
"Wettbewerbshandlungen, die geeignet sind, den Wettbewerb zum Nachteil der
Mitbewerber, der Verbraucher oder der sonstigen Marktteilnehmer nicht nur
unerheblich zu beeinträchtigen, sind unzulässig.“
In den dann folgenden Paragraphen werden Beispiele für "unlautere
Wettbewerbshandlungen" aus § 3 aufgeführt. Dort nicht erfasste
Wettbewerbshandlungen können dennoch nach der Generalklausel § 3 unzulässig
sein.

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3.4 Verbot unlauteren Wettbewerbs (1)


Wettbewerbswidrig ist nach § 4 u.a. eine Werbung, die:
- Druck oder Angst auf den Käufer ausübt,
- die geschäftliche Unerfahrenheit von Kindern ausnutzt,
- die bei Zugaben oder Geschenken die Bedingungen für deren Inanspruchnahme
nicht genau in der Werbung angibt,
- den Werbecharakter von Wettbewerbshandlungen verschleiert,
- die Teilnahme an einem Gewinnspiel mit dem Warenabsatz koppelt,
- den Mitbewerber herabsetzt oder verunglimpft.

Beispiele: Die Werbung „Für jeden Kauf ab 50,-- EUR nehmen Sie an der Verlosung
eines Beauty-Weekends teil“ ist unzulässig, da die Teilnahme an einem Gewinnspiel
nicht mit dem Warenabsatz gekoppelt werden darf. Gewinnspiele und Verlosungen
sind allerdings nicht generell unzulässig.

Erlaubt sind z.B.:


- Coupons in Zeitschriften, mit denen Rabatte gewährt werden,
- Stundung des Kaufpreises über mehr als zwei Monate,
- Geld - Zurück- Garantie, wenn die Ware irgendwo billiger angeboten wird,
- Powershopping,
- Sonderaktionen/Rabatte für bestimmte Kunden z.B. Teilnehmer an
Kundenbindungssystemen (Breuninger Card, IKEA Family , Muttertagsrabatt),
- Feste Inzahlungnahme von Altgeräten unabhängig von deren tatsächlichen Wert ,
- Bewerbung einer Zugabe als Gratis, kostenlos oder umsonst.

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3.4 Verbot unlauteren Wettbewerbs (2)

weitere Beispiele:
- Werbegeschenke, dürfen nur im einem gewissen finanzielle Rahmen erfolgen, etwa
um Nachteile und Unannehmlichkeiten für den Kunden auszugleichen oder einen
positiven Erinnerungseffekt auszulösen.
- Fahrservice: Der Kunde sieht sich z.B. wegen persönlichem Fahrservice oder aus
sonstigen psychologischen Gründen zum Kauf verpflichtet.
- Kaffeefahrten mit all ihren “vermeintlichen” Vergünstigungen sind zulässig, wenn
sie als solche erkennbar sind - dennoch kann es hier noch zu zahlreichen Verstößen
kommen.
- Koppelungsangebote: zwei verschiedene Produkte werden zu einem Preis
angeboten. Das ist dann zulässig, wenn der Kunde mit zumutbarem Aufwand die
Einzelpreise in Erfahrung bringen kann, sonst nicht. Zulässig ist z.B. ein Angebot wie
Ski+Bindung (kritisch aktuell: Lidl-Werbung) oder Musikanlage+Boxen.
- Vorspannangebote sind eine besondere Art des Koppelungsangebotes, es ist die
Kopplung von branchen-/betriebsfremden Waren. Sie sind nicht zulässig, wenn der
Kunde dadurch von einer sachlichen Überprüfung des Kaufangebots abgehalten wird.
- Werbung mit Ängsten: “Erkältung und grippale Infekte überrollen
Berlin….Melissengeist ! SOFORT besorgen !“
- Verunglimpfung: Kondomwerbung - ”Mars macht Mobil bei Sex Sport und Spiel”,
„Es tut NIVEA als das erste mal.“ Hier wird der Bekanntheitsgrad “ausgebeutet”.
- Vorsprung durch Rechtsbruch: Die für Verbraucher lästige „Dosenpfandregelung“
wird ignoriert. Damit verschafft sich eine Verkaufsstelle einen Vorteil gegenüber
Konkurrenten
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3.5 Irreführende Werbung


Irreführende Werbung ist in § 5 UWG geregelt. Eine irreführende Angabe liegt vor,
wenn sie bei den von ihr angesprochenen Verkehrskreisen einen unrichtigen
Eindruck hervorruft.

Beispiel 1: Die Werbung eines Schlankheitsinstituts „Garantiert in 16 Wochen 66


Pfund abnehmen“ ist irreführend und damit unzulässig, da hiermit ein sicherer Erfolg
auch bei krankhaft Übergewichtigen vorgetäuscht wird, eine Garantie für einen
Gewichtsverlust aber tatsächlich nicht gewährt werden kann.

Im Bereich der Gesundheitswerbung legt die Rechtsprechung besonders strenge


Maßstäbe an, da es sich hier um einen extrem sensiblen und schutzwürdigen Bereich
handelt. Werbeangaben auf diesem Gebiet müssen gesicherten Erkenntnissen
entsprechen und können selbst dann unzulässig sein (weil sie zu stark
verallgemeinern und jeder Mensch unterschiedlich reagieren kann).

Beispiel 2: Slogans wie “Kennen Sie eine bessere Adresse als xyz?“ oder „Red Bull
verleiht Flügel“, „Das lustig fruchtige Kaubonbon“, „Weißer als weiß“ etc. –
Verbraucher kann solche nichtssagenden Anpreisungen gut einordnen.

Beispiel 3: Handel mit „gebrauchten“ Softwarelizenzen und die Werbung dafür -


Irreführung über das Rechte des Werbenden?

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3.6 Mondpreiswerbung
Nach § 5 Abs. 4 UWG wird vermutet, dass es irreführend ist, mit reduzierten Preisen
zu werben, wenn der frühere (höhere) Preis nur für einen unangemessen kurzen
Zeitraum gefordert wurde. Ist streitig, ob es sich tatsächlich um eine unzulässige
Mondpreiswerbung handelt, greift eine Beweislastumkehr ein. Es muss nunmehr der
Werbende nachweisen, ob und wie lange er einen bestimmten Preis gefordert hat.
Beispiele: Mit dem Slogan „Vorher 100 €, jetzt nur noch die Hälfte“ darf nur werben,
wer vorher auch für diesen Artikel 100 € verlangt hat.
Bei der Werbung mit „Statt-Preisen“ ist wichtig, auf welchen vorherigen
Vergleichspreis Bezug genommen wird (UPE oder Händlerpreis).

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3.7 Lockvogelwerbung
Eine Ware zu bewerben, die nicht in angemessener Menge vorhanden ist und daher
nicht die zu erwartende Nachfrage befriedigen kann, ist wie nach § 5 Abs. 5 UWG
irreführend. Neu in das Gesetz aufgenommen wurde, dass im Regelfall der Vorrat der
beworbenen Ware für 2 Verkaufs-Tage reichen muss. Dasselbe gilt auch für
Dienstleister. Diese müssen ebenfalls ihre Dienstleistung nach einer Werbung
mindestens zwei Tage anbieten. Eine Unterschreitung der Zwei-Tages-Grenze ist in
Ausnahmefällen denkbar. Zum Beispiel bei unerwarteter und außergewöhnlich hoher
Nachfrage oder wenn unvorhergesehene Lieferschwierigkeiten aufgetreten sind.

Für die Beurteilung der Frage, ob eine irreführende Lockvogelwerbung vorliegt, ist die
konkrete Form der Werbung mit ausschlaggebend. Bei einer unauffälligen Werbung
erwartet der Verbraucher eher nicht ohne weiteres eine sofortige Lieferbarkeit.
Werden bestimmte Artikel jedoch in der Werbung besonders hervorgehoben, geht der
Leser von einer sofortigen Liefermöglichkeit, jedenfalls zum Zeitpunkt des
Erscheinens der Werbung, aus.

Beispiele: Der übliche Hinweis „Solange der Vorrat reicht“ ist nicht ausreichend,
wenn nicht auch eine angemessene Menge des beworbenen Artikels zur Verfügung
steht.

Vielleicht ein Ausweg: In der Werbung werden die tatsächlich verfügbaren


Stückzahlen der beworbenen Ware angegeben oder die Ware wird in „Happy hours“
an einem Tag beworben.

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3.8 Vergleichende Werbung


Die Regelungen zur Vergleichenden Werbung sind in § 6 zu finden. Sie ist erlaubt,
wenn bestimmte Zulässigkeitskriterien erfüllt sind. Sie darf zum Beispiel den
Mitbewerber nicht herabsetzen. Verglichen werden dürfen außerdem nur Waren die
denselben Bedarf decken bzw. dieselbe Zweckbestimmung haben. Der Vergleich
muss sich außerdem auf wesentliche, nachprüfbare Eigenschaften der Ware
beziehen. Das ist laut Gesetz zum Beispiel der Preis.

Beispiel: Die Werbung „Bei Hertie kostet die 100 g Milka-Nuss 0,65 EUR -
bei uns aber nur 0,60 EUR“ ist als vergleichende Werbung zulässig. Aber Achtung:
Aktualität und Nachprüfbarkeit der Preise muss gewährleistet sein.

Die Werbung „Speedway beschleunigt Ihren Datenverkehr um ein Vielfaches - genau


dort, wo ISDN an Geschwindigkeit verliert“ wurde als unzulässig angesehen, weil der
Anbieter verschwiegen hatte, dass die Konkurrenz mit TDSL über einen gleich
schnellen Internetzugang verfügt.

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3.9 Unzumutbare Belästigungen


§ 7 mit der Überschrift "Unzumutbare Belästigung“ betrifft im Großen und Ganzen
Telefon-, Telefax- und E-Mail- Werbung sowie Werbung mittels SMS.
Telefon-Werbung ist gegenüber Verbrauchern nur bei Vorliegen derer Einwilligung
erlaubt. Bei Gewerbetreibenden reicht auch die "mutmaßliche Einwilligung" aus.
Bei Telefax- und E-Mail-Werbung muss ausdrücklich eine Einwilligung des
Adressaten für diese Art der Werbung vorliegen.
Für E-Mail Werbung gibt es eine Ausnahme. Hat der Unternehmer die E-Mail-Adresse
durch eine Bestellung erhalten, so kann er dem Kunden eine Werbemail für ähnliche
Produkte zu schicken. Hat der Kunde z. B. Bücher bestellt, so darf der Unternehmer
ihm eine Werbe-Mail für Bücher zu senden. Weitere Voraussetzung ist, dass dieser bei
jeder Werbe-Mail darauf hinweist, dass der E-Mail Empfänger dieser Werbeart
widersprechen kann.

Beispiele: Oftmals wird die ausdrückliche Einwilligung für Anrufe/E Mail oder sms
Werbung / Information eingeholt. Eine versteckte Einwilligungsklausel in den AGB
reicht nicht aus. Falls keine Einwilligung vorliegt, ist die Telefonwerbung grds.
unzulässig, weil erheblicher Eingriff in die Privatsphäre.
- Faxwerbung ist ebenso unzulässig wegen der Blockierung des Gerätes und den
anfallenden Druckkosten.
- Briefkastenwerbung: nur unzulässig bei systematischer Missachtung von
Aufklebern.

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3.10 Sonderveranstaltungen
Die wesentlichste Änderung des neuen UWG ist der Wegfall des gesamten
Sonderveranstaltungsrechts. Die Sommer- und Winterschlussverkäufe sowie die
Jubiläums- und Räumungsverkäufe sind nicht mehr im Gesetz geregelt, so dass jeder
Einzelhändler zu beliebigen Zeiten solche Verkaufsaktionen durchführen kann.

Beispiel: Jubiläumsverkäufe waren nach alter Rechtslage nur unter bestimmten


Voraussetzungen zulässig. Die C&A-Werbung von Anfang 2002 war mit Auslöser,
Sonderveranstaltungen grundsätzlich zuzulassen. Beworbene Jubiläen müssen
allerdings den Tatsachen entsprechen („Wir feiern diese Woche den 21. Geburtstag
von XYZ“).

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3.11 Rechtsdurchsetzung: Gang eines Wettbewerbsverfahrens (1)


Bei Wettbewerbsverstößen bestehen folgende Ansprüche:
• Beseitigung der Störung und Unterlassung bei Erstbegehungs- oder
Wiederholungsgefahr,
• Auskünfte zur Bezifferung eines Schadensersatzanspruchs,
• Schadensersatz,
• Gewinnabschöpfung - Abführung des Gewinns, der durch wettbewerbswidrige
Maßnahmen auf Kosten einer Vielzahl von Abnehmern erzielt wurde, an
Bundeshaushalt bei vorsätzlichem Verstoß gegen § 3 UWG.

Anspruchsberechtigt sind
• Mitbewerber,
• Interessenverbände oder andere Einrichtungen nach dem UKlageG oder
• IHK.

Wettbewerbsrechtliche Ansprüche verjähren in der Regel nach 6 Monaten. Die


Verjährung beginnt, sobald der Anspruchsteller Kenntnis von der abgeschlossenen
Verletzungshandlung und der Person des Verletzers hat oder hätte haben müssen.

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3.11 Rechtsdurchsetzung: Gang eines Wettbewerbsverfahrens (2)


Regelmäßig wird in wettbewerbsrechtlichen Streiten eine außergerichtliche
Vorgehensweise gewählt: Der Anspruchsteller mahnt den Verletzer ab.

Mit der Abmahnung fordert der Anspruchsteller


• die Unterlassung der wettbewerbswidrigen Handlung,
• Zusage einer Vertragsstrafe zur Vermeidung einer Wiederholungsgefahr und
• Übernahme der Kosten der Abmahnung (Pauschalen bei Verbänden und
Wettbewerbszentrale von Ca. 180,- € oder Anwaltskosten).

Der Abgemahnte kann auf verschiedenste Weise reagieren: Er gibt z.B. die geforderte
Erklärung ab, er ändert Formulierungen, er reduziert die Vertragsstrafe oder formuliert
das Vertragsstrafeversprechen nach dem „Hamburger Brauch“, er widerspricht dem
Vorwurf des wettbewerbswidrigen Verhaltens oder er schweigt einfach.

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3.11 Rechtsdurchsetzung: Gang eines Wettbewerbsverfahrens (3)


Wenn der Abgemahnte nicht eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abgibt oder
die Angelegenheit dringlich ist, wird der Anspruchsteller eine gerichtliche
„Einstweilige Verfügung“ beantragen. Gegen diese kann der Anspruchsgegner
Widerspruch einlegen, so dass dann eine sog. Hauptsacheentscheidung gefällt wird.
Erkennt der Anspruchsgegner die Entscheidung im Eilverfahren allerdings an, kann er
einen weiteren Rechtsstreit, das Hauptsacheverfahren, vermeiden, wenn er eine
Abschlusserklärung abgibt, mit der er die Entscheidung des Eilverfahrens als
endgültig anerkennt.
Alternativ kann unter bestimmten Voraussetzungen ein Güteverfahren vor einer
Einigungsstelle (IHK) durchgeführt werden.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 32


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3.12 Exkurs: Verkauf unter Einstandspreis


Das Verbraucherministerium plant auf Druck insbesondere der Landwirtschaft, das
Verbot des Verkaufs von Artikeln unter Einstandspreis zu verschärfen.
„Gelegentliche" Ausnahmen von diesem Verbot soll es zukünftig nicht mehr geben.
Dieses Verbot ist entsprechend des aktuellen Gesetzesentwurfs auf Lebensmittel
beschränkt. Das Gesetz sieht zwar einen Katalog von Ausnahmen vor, z.B.
- Produkte mit MHD / Verbrauchsdatum kurz vor Ablauf,
- Saisonartikel nach Ende der Saison (z.B. Osterartikel),
- Abgabe an gemeinnützige Einrichtungen (z.B. "Die Tafel").
Diese Ausnahmen sollen aber teilweise mit unzumutbarer Bürokratie bewältigt werden
(„Weihnachtartikel sind reduziert weil Weihnachten vorbei ist“).

Für die Beurteilung des "Einstandspreises" an sich gelten die Leitlinien des
Bundeskartellamtes, die nach den Verfahren gegen WalMart, Lidl etc. aufgestellt
wurden (www.bundeskartellamt.de).

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 33


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4. Branding: Marken und andere Schutzrechte


4.1 Was sind „Kennzeichen“ und welche Arten gibt es?
4.2 Recherche, Anmeldung und Verteidigung von Marken
4.3 Domainschutz
4.4 Andere Schutzrechte

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 34


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4.1 Was sind „Kennzeichen“ und welche Arten gibt es? (1)
„Kennzeichen“ sind besondere nach dem MarkenG geschützte Bezeichnungen.
Daneben gilt z.B. der Schutz des Namens nach § 12 BGB oder der Firmenschutz nach
§ 18 HGB.
In der Marke steckt für ein Produkt oder die Dienstleistung eines Unternehmens ein
enormes wirtschaftliches Potential:
• Sie hebt Produkte und Leistungen von denen der Mitbewerber ab;
• Sie bürgt gegenüber den Kunden für Qualität;
• Sie bürgt für die Herkunft des Produktes und der Leistungen des Unternehmens;
• Sie löst einen positiven Wiedererkennungseffekt aus und führt zu Kundentreue.

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4.1 Was sind „Kennzeichen“ und welche Arten gibt es? (2)
„Marken“ sind Zeichen, die geeignet sind, die Waren und Dienstleistungen eines
Unternehmens von den Waren eines anderen Unternehmens zu unterscheiden.
Als Marken kommen verschiedene Formen von Kennzeichnungen in Betracht:
• Wortmarke (z.B. "Siemens"),
• Bildmarke (z.B. die springende Raubkatze von "Puma"),
• Wort-Bild-Marke (z.B. das "Bayer-Kreuz"),
• Dreidimensionale Formen (z.B. die Kühlerfigur von Rolls-Royce),
• Hörmarken (z.B. Erkennungsmelodien wie bei Radiosendern, Telekom oder Audi),
• Farben / Farbkombinationen (z.B. das Rosa der Telekom),
• Zahlen oder
• Buchstaben (Einzelbuchstaben oder Gruppen von Buchstaben).

Voraussetzung für die Schutzfähigkeit der Zeichen ist, dass sich diese graphisch
darstellen lassen. Insoweit reicht es aus, dass beispielsweise Hörzeichen in
Notenschrift niedergelegt werden können.

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4.1 Was sind „Kennzeichen“ und welche Arten gibt es? (3)
Das MarkenG bezeichnet folgende Arten von „Kennzeichen“:
• Produktkennzeichen = Marke, Bezeichnung einer Ware oder einer Dienstleistung mit
Wort, Bild etc. (z.B. „BMW 724 i“, „Nichts-wie-weg-Reisebüro“),
• Herkunftskennzeichen = geografische Herkunftsangabe für Ware oder Dienstleistung
(z.B. „Warsteiner“ oder „tv.Berlin“),
• Unternehmenskennzeichen = Hinweis auf Geschäftsbezeichnung (z.B. „Kaufland“,
„Hotel zur Eiche“, „UfA-Kino“),
• Werktitelkennzeichen = Bezeichnung von Druckschriften, Filmen oder anderen
Werken (z.B. „TIP der Woche“, „Der 7. Sinn“, „PowerPoint“).

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4.2 Recherche, Anmeldung und Verteidigung von Marken (1)


Deutsche Marken werden beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA)
angemeldet. Für die Mitgliedstaaten der EU gibt es die Möglichkeit, eine sog.
Gemeinschaftsmarke beim Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (HABM) in
Alicante, Spanien, anzumelden. Internationale Registrierungen sind beim Amt für
geistiges Eigentum (World Intellectual Property Organisation, WIPO) in Genf
zustellen. Dazu muss der Anmelder allerdings über eine nationale Marke, eine
Basismarke, in einem Vertragsstaat verfügen, deren Schutz auf die vom Anmelder
benannten Länder erstreckt wird.
Das DPMA prüft bei der Anmeldung nur, ob ein Kennzeichen generell
eintragungsfähig ist. Hingegen wird nicht von Amts wegen untersucht, ob gleiche
beziehungsweise ähnliche Marken bereits für einen anderen Inhaber registriert
wurden. Da im Markenrecht der sogenannte Prioritätsgrundsatz - "Wer zuerst kommt,
mahlt zuerst" - gilt, kann es deshalb auch nach erfolgter Eintragung noch geschehen,
dass jemand ältere Rechte geltend macht und die Löschung des "Nachzüglers"
erzwingt - woraufhin dieser den betreffenden Begriff nicht mehr nutzen darf. Deshalb
sollte man sich vor einer Anmeldung im eigenen Interesse vergewissern, dass die
gewünschte Marke nicht bereits anderweitig vergeben ist. Entsprechende Recherchen
werden zum Beispiel über die Homepage des DPMA oder von gewerblichen
Markensuchdiensten beziehungsweise Patentanwälten durchgeführt.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 38


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4.2 Recherche, Anmeldung und Verteidigung von Marken (2)


Vor der Eintragung der Marke prüft das DPMA die Schutzfähigkeit der Anmeldung.
Absolute Schutzhindernisse sind beispielsweise:
• fehlende Unterscheidungskraft,
• für die allgemeine Benutzung freizuhaltende beschreibende Angaben,
• ersichtliche Irreführungsgefahr,
• in der Marke enthaltenes Hoheitszeichen,
• Verstoß gegen die guten Sitten oder die öffentliche Ordnung (z.B. anstößige
Kennzeichnungen).

In der Praxis kommt der Frage der Unterscheidungskraft und der Prüfung, ob eine
freihaltungsbedürftige beschreibende Anlage vorliegt, die größte Bedeutung zu.
Hierbei muss die Marke immer mit Blick auf die vom Anmelder zur Kennzeichnung
vorgesehenen Waren oder Dienstleistungen beurteilt werden. So wäre beispielsweise
das Wort "Obst" für Computer oder Kinderfahrräder schutzfähig, nicht jedoch für
Äpfel, weil es als insoweit beschreibende Angabe für die Mitbewerber zur
ungehinderten Verwendung freigehalten werden muss.

Bei der Prüfung der Unterscheidungskraft kommt es darauf an, ob die Marke von
zumindest erheblichen Verkehrskreisen überhaupt als Betriebshinweis verstanden
wird. Dies ist z.B. bei reinen Anpreisungen, wie "der absolute Knüller", "super",
"cool", aber auch bei bloßen Sachhinweisen zu verneinen.
Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 39
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4.2 Recherche, Anmeldung und Verteidigung von Marken (3)


Markenschutz entsteht
1. durch Eintragung eines Zeichens als Marke in das vom Patentamt geführten
Register,
2. durch die Benutzung eines Zeichens im geschäftlichen Verkehr, soweit das Zeichen
innerhalb beteiligter Verkehrskreise als Marke Verkehrsgeltung erworben hat, oder
3. durch die i. S. des Pariser Verbandesübereinkunft zum Schutze des gewerblichen
Eigentums (Pariser Verbandesübereinkunft) notorische Bekanntheit einer Marke.

Ad 1.: Der Markenschutz entsteht durch Anmeldung und Eintragung. Unabhängig vom
Zeitpunkt der Eintragung richtet sich der Zeitpunkt der Priorität nach
dem Zeitpunkt der Anmeldung. Durch die Anmeldung entsteht ein Anspruch auf
Eintragung. Dem Eintragungsantrag ist stattzugeben, es sei denn, in das die
Anmeldungserfordernisse nicht erfüllt sind oder das absolute Eintragungshindernisse
der Eintragung entgegenstehen.

Ad 2.: Auch ohne Anmeldung und Eintragung entsteht der Schutz eines Kennzeichens
nach dem Markengesetz auf Grund von Verkehrsgeltung.

Ad 3.: Die praktische Bedeutung dieses Tatbestandes besteht in dem Schutz


ausländischer Marken, die im Inland nicht verwendet werden. Allerdings ist
erforderlich, dass diese Marken im Inland "notorisch bekannt " sind.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 40


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4.2 Recherche, Anmeldung und Verteidigung von Marken (4)


Bei Anmeldung einer Marke beim DPMA sind folgende Gebühren zu entrichten:
• Anmeldegebühr bei elektronischer Anmeldung einschließlich der Klassengebühr bis
zu 3 Klassen: 290 Euro,
• Anmeldegebühr bei Anmeldung in Papierform einschließlich der Klassengebühr bis
zu 3 Klassen: 300 Euro,
• Klassengebühr bei Anmeldung einer Marke für jede Klasse ab der 4. Klasse: 100
Euro,
• Anmeldegebühr bei Kollektivmarken einschließlich der Klassengebühr bis zu 3
Klassen: 900 Euro,
• Klassengebühr bei Anmeldung einer Kollektivmarke für jede Klasse ab der 4. Klasse:
150 Euro,
• Antrag auf beschleunigte Prüfung: 200 Euro.

Die Anmeldegebühr ist eine Pauschalgebühr. Sie umfasst neben den Gebühren für 3
Waren oder Dienstleistungsklassen nicht nur den Druckkostenbeitrag für die
Veröffentlichung der Marke im Markenblatt, sondern auch die Gebühr für die
Eintragung in das Register. Die Zahlungsfrist für Anmelde- und Klassengebühren
beträgt drei Monate ab Fälligkeit. Ansonsten gilt die Anmeldung als
zurückgenommen.
Die Schutzdauer der Marke beträgt 10 Jahre und kann mehrfach verlängert werden.
Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 41
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4.2 Recherche, Anmeldung und Verteidigung von Marken (5)


Nach der Eintragung der Marke besteht für die Inhaber älterer angemeldeter oder
eingetragener Marken, die mit der jüngeren Marke identisch oder ähnlich sind, die
Möglichkeit, wegen möglicherweise entgegenstehender älterer Rechte innerhalb von 3
Monaten nach Veröffentlichung der Eintragung Widerspruch einzulegen. Auch der
Widerspruch ist gebührenpflichtig. Die Gebühr in Höhe von 120 Euro muss innerhalb
der Widerspruchsfrist gezahlt werden. Das DPMA selbst nimmt von Amts wegen keine
Prüfung auf möglicherweise entgegenstehende ältere Rechte vor, die nach dem
Grundsatz der Priorität gegebenenfalls Vorrang haben können.

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4.2 Recherche, Anmeldung und Verteidigung von Marken (6)


Der Markeninhaber hat das ausschließliche Recht, die Marke zu verwenden.
Dritte dürfen weder identische noch ähnliche Marken im geschäftlichen
Verkehr für gleiche oder ähnliche Waren und Dienstleistungen verwenden.

Dritten ist insbesondere untersagt:


• das Zeichen auf Waren oder ihrer Aufmachung oder Verpackung anzubringen;
• Waren mit diesem Zeichen ein- oder auszuführen;
• Waren unter Verwendung dieser Marke anzubieten, in den Verkehr bringen oder zu
diesen Zwecken zu besitzen;
• Dienstleistungen unter Verwendung der Marke anzubieten oder erbringen;
• Marken auf Geschäftspapieren oder in der Werbung zu benutzen.

Es ist zu beachten, dass die Durchsetzung der vorgenannten Rechte verwirkt werden
kann. Wer diese Rechte über eine längere Zeit nicht geltend macht, läuft Gefahr, dass
die spätere Geltendmachung als rechtsmissbräuchlich bewertet wird. Dies hat zur
Folge, dass die Gerichte den Schutz versagen, der Wert der eigenen Marke verwässert
wird und man sich über eine neue Marke Gedanken machen muss. Verwirkung tritt
insbesondere ein, wenn der Inhaber einer Marke oder einer geschäftlichen
Bezeichnung während eines Zeitraums von fünf aufeinanderfolgenden Jahren in
Kenntnis der Benutzung eines Dritten geduldet hat, soweit der Dritte nicht bösgläubig
handelt. Dabei ist es gleichgültig, ob der Dritte das jüngere Zeichen selbst als Marke
eingetragen hat oder ohne Registrierung nutzt.
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4.3 Domainschutz (1)


Das Internet hat eine wichtige Rolle für Werbe- und Vertriebszwecke erlangt
(„Dotcom“-Unternehmen). Dies hat auch zur Folge, dass Namen- und Markenpiraten
die Zugkraft berühmter oder bekannter Kennzeichen missbrauchen („Grabber“).
Da eine Domain weltweit nur ein einziges Mal vergeben wird, birgt das Internet das
besondere Risiko, dass die gewünschte Domain blockiert ist. Während im
Markenrecht ein Begriff für unterschiedliche Waren oder Dienstleistungen von
verschiedenen Inhabern registriert werden kann, offenbart die Einzigartigkeit der
Domain die Kehrseite des Prioritätsprinzips bei Namensgleichheit: Nur bei
überragender Verkehrsgeltung kann ein Unternehmen einen Namensgleichen die
Domain streitig machen („Shell“, „Krupp“).
Der Domainschutz ist streng genommen kein Namensschutz, da die IP-Adresse
(Internet Protocol) primär eine Nummernfolge ist. Die Rechtsprechung hat den
Domains aber eine namensähnliche Funktion beigemessen. Ansprüche kann ein
Berechtigter z.B. aus § 12 BGB oder § 14 MarkenG herleiten.
Die Domain besteht aus mehreren Bestandteilen. Beispiel: „kaufland.de“ besteht aus
der Top-Level-Domain (TDL) „de“ und der Second-Level-Domains (SLD), dem
eigentlichen Domainnamen „kaufland“.

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4.3 Domainschutz (2)


Domains werden von privatrechtlich organisierten NIC (Network Information Center)
vergeben. In Deutschland ist dies für die Top-Level-Domain „.de“ die DENIC. Die
Vergabe erfolgt bei Vorliegen eines „Whois“-Auszugs zugunsten des
Domaininhabers, der einen admin-C (administrativer Ansprechpartner) und einen
tech-C (technischer Ansprechpartner) benennen muss. Eine Prüfung eines Namens-
oder Markenrechts erfolgt nicht.
Um einen Domainbesitzer an der unberechtigten Nutzung einer Domain zu hindern,
kann der Berechtigte bei der DENIC einen Dispute vermerken lassen und dann die
Freigabe bzw. Übertragung der Domain mit dem Besitzer klären.
Zu einer umfassenden Domainstrategie gehört die sorgfältige Auswahl
unterschiedlicher gTDL (generische TDL) wie z.B. „.com,“ „.net“, „.org“ oder „.info“
und ccTDL (country code TDL) wie z.B. „.de“, „.be“ oder „.es“.
Als neue Spielwiese von Trittbrettfahrern hat sich das Setzen von „Meta-Tags“
klangvoller Namen oder Marken entwickelt. Dazu werden im Quellcode einer Website
Schlagworte „versteckt“, die bei Suchmaschinen für entsprechende Treffer sorgen.
Die Rechtsprechung hat mittlerweile anerkannt, dass aus dem Namen- und
Markenschutz auch gegen nicht vorher genehmigte Meta-Tags vorgegangen werden
kann.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 45


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4.4 Andere Schutzrechte


Neben dem Kennzeichenschutz von kommunikativer-identifizierender Leistungen
werden auch andere geistige Leistungen eines Unternehmens geschützt, die unter
den Oberbegriff „Gewerbliche Leistungsschutzrechte“ fallen.
1. Patent / Gebrauchsmuster schützen technisch-innovative Leistungen. Als Patent
können Erzeugnisse oder Verfahren geschützt werden, die eine neue gewerbliche
Erfindung darstellen. Die Erfindung muss wiederholbar sein, sich in der
Problemlösung vom Stand der Technik deutlich abheben und zum Zeitpunkt der
Anmeldung nicht öffentlich bekannt sein (Beispiele: Maschinen, Skibindung,
künstlicher Rückenwirbel). Die Eintragung in die Patentrolle beim DPMA erfolgt bei
Vorliegen einer Patenbeschreibung und nach einer amtlichen Prüfung. Die
Schutzdauer beträgt 3 - 20 Jahre. Das Gebrauchsmuster wird als „kleines Patent“
bezeichnet, bei dem an die Erfindungshöhe keine zu hohen Anforderungen gestellt
werden und das DPMA keine inhaltliche Prüfung vornimmt.
2. Geschmacksmuster schützen gestalterisch-innovative Leistungen. Voraussetzung
sind Muster (zweidimensional) oder Modelle (dreidimensional) mit Eigenart. Die
Eigentümlichkeit erfordert eine über dem Durchschnitt liegende Leistung (Beispiele:
Flaschenform, Kfz-Design, Textilschnitte, Schriftzüge). Neu ist die Leistung, wenn sie
zum Zeitpunkt der Anmeldung nicht bekannt war oder die Gestaltungselemente dem
Anmelder nicht hätten bekannt sein können. Die Schutzdauer beträgt 5 - 25 Jahre.
3. Urheberschaft schützt künstlerisch-kreative Leistungen. Der Urheber schafft ein
neues Werk aus Literatur, Wissenschaft oder Kunst, eine Schöpfung (etwas Neues)
mit gewisser Gestaltungshöhe (etwas Besonderes). Beispiele: Buch, Musikstück,
Computerprogramm. Der Schutz dauert bis zu 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers.
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5. Trends und aktuelle Rechtsentwicklungen im Handel

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5.1 Modernes Contractmanagement

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5.1.1 Vertragsbehandlung

Der „Vertrag“ - nur ein Stück


Papier für die Aktenablage?

Nein, eine Vertragsbeziehung ist ein aktiver Vorgang im


Wirtschaftsleben!

⇒ Lückenhafte Regelungen und unklare Formulierungen (nicht


verständlich oder mehrdeutig) sind zu vermeiden, sonst droht
Rechtsverlust und damit finanzieller Schaden. Und zwar von
der Ausschreibung an über die Vertragsgestaltung bis zur
Durchführung und Beendigung eines Vertragsverhältnisses.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 49


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5.1.2 Vertragssystem

Moderne Vertragssysteme sind klar strukturiert und modular !

... „klar strukturiert“ = Qualitätsmanagement,


Standard -
d. h. einheitliche Standarddokumente
Dokument
(Rahmenvereinbarung, Leistungsbeschreibung, AGB etc.)

... „modular“ = Unterlagen, die für Verträge benötigt werden,


können als „Module eines Baukastensystems“ zusammengestellt
werden und bilden dann ein Paket
(Bsp.: Rahmenvereinbarung + Leistungsbeschreibung „Kauf“ + AGB + ...)

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5.1.3 Anforderungen an das Vertragsmanagement (1)

Grundsätze oder warum sich Verträge so ähnlich sind:

1. Aufbau orientiert sich am Vertragstyp


(Kaufvertrag, Werkvertrag, Leasingvertrag etc.)

 Grobstruktur ist vom gesetzlichen Leitbild vorgegeben

2. Reihenfolge von Regelungen innerhalb eines Vertrages


Abfolge von „Regelungsbereichen“ und von
„Detailregelungen innerhalb einzelner Regelungsbereiche“

 vom Allgemeinen zum Besonderen


 vom Grundlegenden zum weniger Wichtigen
 vom Häufigen zum Seltenen

Vorteil: Ähnlicher Aufbau erleichtert Überblick und Suche

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5.1.3 Anforderungen an das Vertragsmanagement (2)

Umgang mit „Anlagen“ zum Vertrag (= modulare Verträge)

 „Anlagen“ dienen der Aussonderung von Vertragsbestandteilen, die


 in sich abgeschlossen sind und nur bestimmte Vertragsregelungen betreffen
(z.B. Konzept, technische Beschreibung, Preisliste, Terminplan)

 von Dritten stammen oder das Verhältnis zu Dritten betreffen


(z.B. Eintragungen im Grundbuch; Verträge, auf die Bezug genommen wird)

 nicht sprachlicher Natur sind


(z.B. Fotos, Skizzen, Pläne)

 zur Übersicht dient ein „Anlagenverzeichnis“


sofern Änderungen der Anlagen zu erwarten sind, ist die „Änderungshistorie“
kontinuierlich zu dokumentieren

Vorteil: Wird eine „Anlage“ einvernehmlich geändert,


muss nicht der gesamte Vertrag neu gefasst werden!

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5.1.4 Vertragstypen

Vertragstypen
(Auswahl)

Kaufvertrag Dienstvertrag Werkvertrag Wartungsvertrag

 Übergabe einer  Leistung der  Erstellung des  Pflege einer Sache


(fehlerfreien) Sache versprochenen Dienste versprochenen Werkes
und Verschaffung von (Herstellung oder  Instandhaltung
Eigentum daran  Gewährung der Veränderung einer (Beseitigung kleinerer
(Pflicht des Verkäufers) vereinbarten Vergütung Sache / Erfolg durch Störungen)
Arbeit oder
 Annahme der Sache Dienstleistung)  Instandsetzung
und Zahlung des (Beseitigung
Kaufpreises  Entrichtung der von Mängeln)
(Pflicht des Käufers) vereinbarten Vergütung
und Abnahme des
vertragsmäßigen Werkes

 „Rahmenverträge“ sind grundsätzlich unverbindlich und sollen eine auf Dauer


angelegte Geschäftsbeziehung eröffnen; sie verpflichten
grundsätzlich nicht zum Abschluss von Einzelverträgen;
allerdings kann der Nichtabschluss eines Einzelvertrages zur
Schadensersatzpflicht führen.
Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 53
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5.1.5 Inhalte eines Vertrages

... Grundsatz der Vertragsautonomie


⇒ Vertragsparteien können Rechte und Pflichten im Rahmen der verfassungsmäßigen
Ordnung eigenverantwortlich gestalten (Ausnahme: Abschlusszwang, z.B. bei EVU)

... Vertrag beschreibt Leistungen und konkretisiert die gesetzlichen Regelungen


⇒ z.B. „Kauf einer Sache“
 Übergabe eines Gerätes, Typ „Saugut“, am 15.03.2007 in Heilbronn
zum Preis von 2.500,00 €, fällig 4 Wochen nach Lieferung

... Vertragsparteien einigen sich über die wesentlichen Vertragsbestandteile


(Leistung, Gegenleistung, Ort, Zeit)

... regelmäßig sind einige Vertragsregelungen vorformuliert für eine Vielzahl


von Verträgen und weichem vom gesetzlichen Standard ab
(AGB = Allgemeine Geschäftsbedingungen)

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 54


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Beispiel für Beschreibung einer Sache:

... “mit verständlicher Montageanleitung“

... scheitert Montage wegen Fehler der


Montageanleitung ⇒ Mangel

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5.1.6 Vertragsvorbereitung

Was gilt es bereits vor Vertragsschluss zu bedenken ?


... genaue Bestimmung der Leistungen der Vertragsparteien,
um wirtschaftliche Folgen des Vertrages umfassend zu erkennen
⇒ Haupt- und Nebenpflichten
(Liefergegenstand, Menge, Qualität, Verpackung, Transport, Versicherung,
Montage etc.)
⇒ Gegenleistung und erforderliche Mitwirkung
(Preis, Frachtkosten, Reisekosten, Fälligkeiten,
Bereitstellung von eigenem Personal / Material etc.)

... Verhandlungen / Gespräche im Vorfeld können bereits


Rechte und Pflichten begründen
⇒ wenn der potentielle Vertragspartner z. B. zur Vorlage von Test-Mustern
seiner Ware oder zur Vorlage umfangreicher Ausschreibungsunterlagen
aufgefordert wird, kann er dafür eine Vergütung verlangen, es sei denn,
die Bezahlung wurde ausdrücklich ausgeschlossen („Angebot kostenlos“)
⇒ „Letter of Intent“ ist in der Regel eine nicht verbindliche Fixierung der
Verhandlungsposition, ein späteres Abrücken von den Festlegungen
kann aber zu einer Haftung führen

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5.1.7 Vertragsabschluss

Was ist beim Vertragsabschluss zu bedenken ?

... Die „Vertragsfreiheit“ ist oftmals durch gesetzliche Vorgaben


oder Handelsbräuche begrenzt
⇒ Vertragsabschluss setzt übereinstimmende Willenserklärungen voraus,
wobei eine Willenserklärung so abzugeben ist, dass der andere
Vertragspartner Kenntnis davon nehmen kann
(Beispiele: schriftliches Angebot ohne konkrete Vorverhandlung = Vertrag?;
Schweigen auf die schriftliche Bestätigung eines Verhandlungsgesprächs = Vertrag?)
 Bedeutung „Bestellung“ / „kaufmännische Bestätigung“ / „Auftragsbestätigung“

... Leistungen und vertragliche Inhalte klar und verständlich formulieren


⇒ die „Leistungsbeschreibung“ ist Maßstab für die Bewertung von Abweichungen in der
Menge / Qualität, Verpackung etc.
⇒ „Transparenzgebot“ von rechtlichen Absprachen

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5.1.8 Vertragsdurchführung

Was ist zu tun, wenn vertragliche Vorgaben nicht eingehalten werden ?

... “Pflichtverletzungen“ haben i.d.R. erhebliche finanzielle Auswirkungen;


werden Pflichtverletzungen nicht 1. erkannt, 2. bewertet, 3. verhandelt und 4. geahndet,
kann eine Menge Geld verspielt werden

... Arten von Pflichtverletzungen:


 Nichtleistung (Schuldner kann nicht leisten oder Leistung ist für jedermann unmöglich)
 Verzögerung der Leistung (Schuldner leistet trotz Fälligkeit und ggf. Mahnung nicht)
 Teilleistung (Schuldner erbringt nur einen Teil der vereinbarten Gesamtleistung)
 Schlechtleistung (Schuldner leistet mit Mängeln, zu geringe Menge oder andere Sache)
 sonstige Pflichtverletzung (Schuldner liefert schlechtes Verpackungsmaterial etc.)

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5.1.9 Vertragsbeendigung

Warum ist die richtige Beendigung eines Vertrages so wichtig?


... Laufzeiten von Rahmenvertrag, Einzelvertrag und Vergütungsklauseln
können unterschiedlich sein
⇒ Was wird gekündigt? Der Rahmenvertrag? Oder der Einzelvertrag?

... Soll der Vertrag ordentlich (durch einfache, fristgerechte Kündigung)


oder außerordentlich (fristlose Kündigung für die Zukunft oder Rücktritt mit
Wirkung für die Vergangenheit) beendet werden?

... Sind bei Vertragsbeendigung alle Rechte und Pflichten abschließend


behandelt?
⇒ kein stillschweigender Verzicht auf Rechte
⇒ Verjährung von Ansprüchen vorbeugen, dazu ggf. Verhandlungen über offene Punkte
einleiten

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5.2 EU-Osterweiterung: Chancen / Risiken beim


Outsourcing in der Logistik
5.2.1 Auftraggeber-Pflichten bei der Transportdurchführung
5.2.2 Einsatz von Dienstleistern im Lagerbetrieb

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5.2.1.1 Abgrenzung Spediteur / Frachtführer

 Wonach bestimmt sich, ob ein Transportunternehmer


als Spediteur oder Frachtführer tätig wird ?

Spediteurvertrag Frachtvertrag
mit dem Inhalt:
mit dem Inhalt:
Durchführen eines
Besorgung der Transportes von A nach B
Versendung eines Gutes und Ablieferung des Gutes

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 61


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5.2.1.2 Durchführung von Transporten

Kernpunkte der Transportdurchführung

✘ ..... Betriebssicherheit und Eignung des Fahrzeugs


✘ ..... Umgang mit dem Transportgut
✘ ..... Verladung und Übernahme
✘ ..... Obhut während des Transportes
✘ ..... Weisungen und Hindernisse
✘ ..... Zwischenlagerung
✘ ..... Ablieferung beim Empfänger
✘ ..... Verspätung
✘ ..... Beschädigungen / Verlust

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5.2.1.3 Zulässigkeitsvoraussetzungen Güterkraftverkehr

 „Güterkraftverkehrsgesetz“ (GüKG)
unterscheidet

✘ ..... gewerblichen Straßengüterverkehr


(Beförderung für Dritte)

Erlaubnis- und Versicherungspflicht

und ✘ ..... Werkverkehr


(Beförderung für eigene Zwecke)
keine Zugangsbeschränkungen
(Erlaubnis- und Versicherungsfreiheit)

 Kontrolle durch Bundesamt für Güterverkehr (BAG)

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5.2.1.4 Anforderungen an das Personal

 Vorgaben durch das


„Gesetz zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung
im gewerblichen Güterkraftverkehr“
(GüKBillBG wurde in das GüKG integriert)

Der Auftraggeber hat sicherzustellen, dass


 der Transportunternehmer die vorgeschriebenen
Erlaubnisse / Berechtigungen zum gewerblichen
Güterkraftverkehr hat,
 das Fahrpersonal über die erforderlichen Arbeits-
genehmigungen verfügt und
 eingesetzte Subunternehmer müssen diese
Voraussetzungen ebenfalls erfüllen

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 64


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5.2.1.5 Arbeits- und Ruhezeiten

 Sozialvorschriften geben „Umfeldbedingungen“


für die Planung von Touren vor
(auch für den Auftraggeber von reinen Transportaufträgen)

 Arbeitszeitregelungen

 Lenk- und Ruhezeiten

 Arbeitszeitnachweise

Kontrolle durch Aufsichtsämter

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5.2. EU-Osterweiterung: Chancen / Risiken beim


Outsourcing in der Logistik
5.2.2 Einsatz von Dienstleistern im Lagerbetrieb

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5.2.2.1 Worum geht es? (1)

 verschärfte Kontrollen durch die „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“


(FKS) - ehemals Zoll -

 ca. 7.000 Mitarbeiter an 113 Standorten im bundesweiten Einsatz;


im Zeitraum von 2001 bis 2004 haben sich

- Überprüfungen von Arbeitgebern verfünffacht

- abgeschlossene Ermittlungsverfahren wegen Straftaten


versechsfacht

- abgeschlossene Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten


versiebzehnfacht

 verstärkte Zusammenarbeit zwischen Sozial- und Steuerbehörden

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5.2.2.1 Worum geht es? (2)

 schärfere Bekämpfung von Schwarzarbeit laut Koalitionsvertrag Ziel


der großen Koalition

 geplante Ausweitung des Entsendegesetzes zur flächendeckenden


Bekämpfung von Lohndumping

 Bekämpfung von illegaler (Ausländer-) Beschäftigung

 Gefahr der „negativen Presse“ mit sämtlichen Konsequenzen

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5.2.2.2 Risiken

 irreparabler Imageschaden

 Bußgelder für

- die Gesellschaften

- die handelnden Akteure

 Straftaten der

- Gesellschaften

- handelnden Akteure

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5.2.2.3 Problemfelder

 Werkunternehmer
 Scheinselbständigkeit
 verdeckte Arbeitnehmerüberlassung
 Lohndumping

 Arbeitnehmerüberlassung
 „Equal Pay“
 illegale Ausländerbeschäftigung

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 70


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5.2.2.4 Werkunternehmer (1)

 … sind als selbständige Unternehmer für die ordnungsgemäße


Auftragsdurchführung selbst verantwortlich;

 … tragen eigenes unternehmerisches Risiko


(Einsatz eigener Mitarbeiter, Haftung für den vereinbarten
Leistungserfolg, Gewährleistung bei Misserfolg);

 … organisieren den Einsatz ihrer Mitarbeiter und deren Ausrüstung


selbst;

 … sind „fremde Dritte“ und nicht „eigene Leute“.

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5.2.2.4 Werkunternehmer (2)

 Rechtliche Konsequenzen:

- Abschluss entsprechend gestalteter Verträge

- Auswahl unter verschiedenen, am Markt präsenten Anbietern

- Wechsel zwischen verschiedenen Anbietern

 Praktische Konsequenzen:

Grundsatz: tatsächliche Handhabung geht vor rechtlicher


Gestaltung – aber Fehler in den Verträgen sind nur schwer
„beiseite zu praktizieren“

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 72


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5.2.2.4 Werkunternehmer (3)


 Der Auftraggeber muss beachten („Do not“)
- keine Eingliederung von Werkunternehmern
oder (insbesondere) deren Mitarbeitern in Betriebe
- keine arbeitsbezogenen Weisungen
- keine Mängelrügen / Beanstandungen gegenüber den einzelnen Mitarbeitern
der Werkunternehmer sondern gegenüber Koordinator
- keine Urlaubswünsche, Krankmeldungen und ähnliche
Arbeitnehmerfragen behandeln – sie gehen den Auftraggeber nichts an
- keine Durchmischung mit eigenem Personal - räumliche und / oder zeitliche
Trennung der Arbeitsbereiche von Werkunternehmern und eigenem Personal
/ Leiharbeitnehmern
- keine falsche Terminologie: nicht „meine Jungs“ !
- keine Arbeitszeiterfassung oder Arbeitszeitüberwachung;
aber: Aufmerksamkeit geboten bzw. Stichproben, ggf. den Koordinator
des Werkunternehmer ansprechen
- keine stetige Effizienzkontrolle des einzelnen Mitarbeiters des
Werkunternehmers; Auslastungsdaten anderweitig erfassen
(z.B. Anzahl bzw. Gewicht / Preis, Stichproben, Ergebnisse)

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 73


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5.2.2.4 Werkunternehmer (4)


 Der Auftraggeber kann/darf („do“)
- erfolgs- und ergebnisbezogene Anweisungen im Rahmen der
vereinbarten Leistungen geben
- einzelne Betriebsmittel zur Verfügung stellen, wenn für
Leistungserfolg wesentlich und Werkunternehmer deren Einsatz im übrigen
frei nach eigenen betrieblichen Vorstellungen bestimmen kann
- ergebnisbezogene Eckdaten für die Leistungserbringung vorgeben
- ergebnisbezogene Mängelrügen / Beanstandungen vorbringen
- Leistungen/Werke förmlich abnehmen, fehlerhafte Leistungen
zurückweisen, Nachbesserung verlangen, nachgebesserte
Leistungen / Werke erneut abnehmen
- hygienische und arbeitssicherheitstechnische Grundlagen
vorgeben und Einhaltung überwachen; Umsetzung gegenüber
ihren Mitarbeitern bleibt Sache der Werkunternehmer, ebenso
Ahndung von einzelnen Verstößen der Mitarbeiter
- hygienetechnisch erforderliche Arbeitsmittel und Betriebsmittel beistellen
(sind aber bei der Preisgestaltung zu berücksichtigen)
- entgeltlich Schulungen vor allem hinsichtlich Arbeitssicherheit und
Hygienevorschriften durchführen
- gesunden Menschenverstand walten lassen !
Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 74
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5.2.2.4 Werkunternehmer (5)

 Lohndumping:
- „auffälliges Missverhältnis zwischen Leistung (Arbeit) und Lohn“
- auffälliges Missverhältnis:  „Was kommt tatsächlich an?“
> weniger als 2/3 des ortsüblicher Vergleichlohns
oder eines einschlägigen branchenüblichen Tariflohns
 Rechtsfolgen für den Auftraggeber:
- kein Haftungsrisiko des Auftragnehmers, aber:
- Imageschaden
- Ordnungswidrigkeit; Straftat (Beteiligung)
 Vermeidung durch den Auftraggeber:
- Überschlagsrechnung - ist der Lohn fair?
- Billig(st)anbieter vermeiden

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 75


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5.2.2.5 Arbeitnehmerüberlassung (1)

 Grundsatz:
Leiharbeitnehmer dürfen so wie eigene Arbeitnehmer behandelt
werden:
- Eingliederung in betriebliche Organisation des Auftraggebers
- weisungsabhängig
- Mitbestimmung Betriebsrat
- „Rechtlicher“ Arbeitgeber bleibt aber der Verleiher

 Wesentlich dafür:
gültige Arbeitnehmerüberlassungserlaubnis (AÜE)

 Achtung:
Fehlt eine gültige AÜE, werden Leiharbeitnehmer zu eigenen
Arbeitnehmern

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 76


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5.2.2.5 Arbeitnehmerüberlassung (2) - „Equal Pay“

 Regelung:
Verleiher hat entliehenen Arbeitnehmern vergleichbaren Lohn zu
zahlen und Auftraggeber hat vergleichbare Arbeitsbedingungen zu
gewähren wie eigenen Mitarbeitern.
 Ausnahme:
Ein einschlägiger und angewandter Tarifvertrag enthält
abweichende Regelungen. Achtung: Öffnungsklauseln!
 Zweck:
Garantie gesetzlicher Mindeststandards für überlassene
Arbeitnehmer.
 Folge:
Anspruch gegen Verleiher auf vergleichbares Arbeitentgelt und
vergleichbare Arbeitsbedingungen wie für vergleichbare Mitarbeiter
des Auftraggebers
 Kein Anspruch unmittelbar gegen den Auftraggeber,
aber Haftungsrisiko und Imageschaden

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 77


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5.3 IT-Verträge für das Projektmanagement

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 78


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Vorfragen:

 Für welches inhaltliche / wirtschaftliche / rechtliche Ziel


wird welches Dokument / welcher Vertrag benötigt?

 Zu welchem Zeitpunkt im „Einkaufsprozess“ wird


welches Dokument / welcher Vertrag relevant?

 Welchen Zweck haben einzelne Regelungen der Dokumente / Verträge?

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 79


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Ausschreibung/ Vertrags-
Bedarfs- Vertrags- Vertrags- Vertrags-
Angebots- verhandlung/
ermittlung planung durchführung controlling
einholung -abschluss

Ziel
Definition der fachlichen Anforderungen

 Welche Leistungen und Termine sollen fixiert werden?


 Welche Verträge bestehen schon oder werden benötigt?
To-Do

Dokument/ 1. Fachkonzepte / Anforderungskatalog


Vertrag 2. Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
für Ziel im 3. Bestehende Verträge (Rahmenverträge)?
Prozess-
abschnitt

ad 1.: Anforderungen werden Grundlage der Ausschreibung und münden später


vertraglich in ein „Leistungsverzeichnis“ (LV). Das LV ist wiederum Maßstab
für den Soll-Ist-Abgleich im Rahmen von Change-Requests (CR) oder im
Zweck/ Projekt-/Vertrags-Controlling.
Inhalte
des
ad 2.: interne Kalkulationsgrundlage, Kosten-Nutzen-Betrachtung
Dokuments/
ad 3.: vorhandene Stundensätze, Lizenzmodelle etc., die z.B. Basis für die
Vertrags
Kalkulation eines Festpreisangebots sind

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 80


Berufsakademie Mosbach

Ausschreibung/ Vertrags-
Bedarfs- Vertrags- Vertrags- Vertrags-
Angebots- verhandlung/
ermittlung planung durchführung controlling
einholung -abschluss

Ziel
Sichtung von potentiellen Vertragspartnern

 Welche Daten / Unterlagen werden an Dritte übergeben?


 Mit welchen Unterlagen werden die Interessen des Auftraggebers gewahrt?
To-Do

Dokument/ 1. Ausschreibungsunterlagen (Umfang je nach Bedarf)


Vertrag - Anschreiben - QS-Vorgaben
für Ziel im - Fachkonzept - Geheimhaltungsvereinbarung
Prozess- - Grob-Terminplanung - Datenschutzerklärung
abschnitt 2. IT-AGB

ad 1.: Konzept und Terminplanung sind die inhaltlichen Kernpunkte, die für
die Vertragsplanung wesentlich sind.
Zweck/ Über sonstige Begleitdokumente ist sicherzustellen,
Inhalte dass Daten / Informationen vertraulich behandelt werden,
des dass für Aufwand des Dritten keine Kosten beim Auftraggeber
Dokuments/
Vertrags
entstehen („kostenfreies Angebot“),
dass Vorgespräche für den Auftraggeber unverbindlich sind,
etc.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 81


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Ausschreibung/ Vertrags-
Bedarfs- Vertrags- Vertrags- Vertrags-
Angebots- verhandlung/
ermittlung planung durchführung controlling
einholung -abschluss

Ziel
Sichtung von potentiellen Vertragspartnern

To-Do

Dokument/
Vertrag
für Ziel im
Prozess-
abschnitt

ad 2.: Regelungskomplexe von IT-AGB (Auswahl):


 Inhalte von Angeboten / Angebotskosten
 Wann kommt ein Einzelvertrag zustande?
Zweck/  Wie müssen Leistungsnachweise und Rechnungen gestaltet sein?
Inhalte  Wie weit greifen die Geheimhaltung und das Werbeverbot?
des  Was kann der Auftraggeber bei Leistungsstörungen (Verzug, Mängel) fordern?
Dokuments/  In welchem Umfang erhält der Auftraggeber Rechte an Arbeitsergebnissen
Vertrags bzw. Nutzungsrechte/ Lizenzen?
 Wie wird mit dem Quell-Code von Software umgegangen?
 Welche Einzelregelungen gelten für Standardsoftware, IT-Projekte, Individual-
software, Hardware-Erwerb, Support/Pflege und Beratung /Consulting?

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 82


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Ausschreibung/ Vertrags-
Bedarfs- Vertrags- Vertrags- Vertrags-
Angebots- verhandlung/
ermittlung planung durchführung controlling
einholung -abschluss

Ziel
Auswahl des besten Anbieters

 Vorbereitung von Vertragsentwürfen


 Strukturierung und interne Abstimmung von Vertragsunterlagen
To-Do  Sichtung und Bewertung von inhaltlichen, kaufmännischen und rechtlichen
Risiken der vorliegenden Angebote / Anbieter („Verhandlungsmasse“)

Dokument/ 1. Bewertungsmatrix für Angebote (inhaltlich, zeitlich und kaufmännisch)


Vertrag 2. Entwurf „Leistungsverzeichnis“ (Pflichtenheft)
für Ziel im 3. Entwurf Terminplanung, Meilensteine
Prozess- 4. ggf. Letter of Intent (LoI) / Memorandum of Understanding (MoU)
abschnitt

ad 1.: Analyse / Bewertung der Angebote, interne Vorauswahl der besten Anbieter
ad 2.: Überarbeitung des LV anhand der Angebote (kein „Referenzverweis“!)
Zweck/ ad 3.: Überarbeitung / interne Abstimmung der Terminplanung
Inhalte ad 4.: falls endgültige Entscheidung zum Vertragsschluss erst kurzfristig vor
des Arbeitsbeginn des Anbieters, dann im Ausnahmefall Abschluss LoI / MoU;
Dokuments/
Vertrags
Inhalte:  Anbieter bindet sich
 Auftraggeber lässt Entscheidung offen
 vorläufige Vergütungsregeln
 Beendigung der Zusammenarbeit, wenn kein Vertragsschluss

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 83


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Ausschreibung/ Vertrags-
Bedarfs- Vertrags- Vertrags- Vertrags-
Angebots- verhandlung/
ermittlung planung durchführung controlling
einholung -abschluss

Ziel
Festlegung der fachlichen, kaufmännischen und rechtlichen
Vertragsgrundlagen
 Sind Verträge vorbereitet und intern abgestimmt?
 Sind Vertragsunterlagen auf letztem Verhandlungsstand und vollständig?
To-Do  Sind die inhaltlichen, kaufmännischen und rechtlichen Risiken erkannt,
bewertet und angemessen mit Vertragspartner verhandelt?
 Ist der geplante Termin zur Vertragsunterzeichnung haltbar?

Dokument/ 1. Leistungsverzeichnis 6. Projektvertrag


Vertrag 2. Terminplanung 7. Wartungsvertrag
für Ziel im 3. Projektteam, Projektleitung (PL), Lenkungsausschuss (LA)
Prozess- 4. QS-Vorgaben
abschnitt 5. Rahmenvertrag + IT-AGB
ad 1.: LV ist jetzt das „Herzstück“ für alle qualitativen / quantitativen Bewertungen
ad 2.: Die Terminplanung ist nun die verbindliche zeitliche Richtschnur, wobei
eigene Termine für erforderliche Mitwirkung einzuhalten sind.
Zweck/
Inhalte ad 3.:  PL und LA sind der interne Filter und die für alle vertraglichen Dinge
des entscheidende Schnittstelle zwischen den Vertragspartnern
Dokuments/  stets interne und externe Sicht der Dinge differenzieren
Vertrags  „kommunizieren statt spekulieren“
ad 4.: QS-Vorgaben sind der Maßstab zur Umsetzung der Anforderungen des LV
(= Qualitätsanforderung)

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 84


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Ausschreibung/ Vertrags-
Bedarfs- Vertrags- Vertrags- Vertrags-
Angebots- verhandlung/
ermittlung planung durchführung controlling
einholung -abschluss

Ziel
Festlegung der fachlichen, kaufmännischen und rechtlichen
Vertragsgrundlagen

To-Do

Dokument/
Vertrag
für Ziel im
Prozess-
abschnitt

ad 5.:  Im Rahmenvertrag werden die kaufmännischen Belange


(Preise, Zahlungsziele, Nachlässe, Zahlungssicherheiten etc.) abgebildet.

Zweck/  IT-AGB regeln allgemeine rechtliche Dinge zu Rechten an Arbeits-


ergebnissen, Software-Entwicklungen und Quell-Code etc.
Inhalte
des
Dokuments/
Vertrags

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 85


Berufsakademie Mosbach

Ausschreibung/ Vertrags-
Bedarfs- Vertrags- Vertrags- Vertrags-
Angebots- verhandlung/
ermittlung planung durchführung controlling
einholung -abschluss

Ziel
Festlegung der fachlichen, kaufmännischen und rechtlichen
Vertragsgrundlagen

To-Do

Dokument/
Vertrag
für Ziel im
Prozess-
abschnitt

ad 6.: Der Projektvertrag legt die Spielregeln der Projekt-Zusammenarbeit fest:


 Welche Leistungsphasen hat das Projekt?
 Werden diese komplett oder phasenweise beauftragt?
Zweck/  Was sind die Projektanforderungen, welche Mitwirkungspflichten hat der Auftraggeber?
Inhalte  Wie wird die Terminplanung gesteuert?
 Wie werden Vertragsänderungen behandelt (Change-Management)?
des
 Wie funktioniert die Projektsteuerung / das Eskalationsmanagement (PL LA)?
Dokuments/
 Was passiert bei Soll-Ist-Abweichungen (Claim-Management)?
Vertrags
 Mit welchem Prozedere erfolgt die Abnahme und welche Fehlerklassen gelten?
 Kann der Vertrag vorzeitig gekündigt werden und mit welchen Folgen?
 Wie erfolgt die Vergütung (Zahlungsplan) und sind Vorauszahlungen gesichert
(Bürgschaften)?
Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 86
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Ausschreibung/ Vertrags-
Bedarfs- Vertrags- Vertrags- Vertrags-
Angebots- verhandlung/
ermittlung planung durchführung controlling
einholung -abschluss

Ziel
Festlegung der fachlichen, kaufmännischen und rechtlichen
Vertragsgrundlagen

To-Do

Dokument/
Vertrag
für Ziel im
Prozess-
abschnitt

ad 7.: Der Wartungsvertrag ist i.d.R. bewusst als selbständiger Vertrag gefasst,
um einen herstellerunabhängigen Support regeln zu können:
 Wartungsobjekte (HW/SW)
Zweck/  Wartungsumfang (z.B. Hotline, Updates/Upgrades etc.)
Inhalte  Wartungsausschlüsse
 Servicezeiten (z.B. 7 x 24)
des
 Reaktions- und Wiederherstellungszeiten (Zeiten nach Fehlerklassen, Hochverfügbarkeit?)
Dokuments/  Regularien zur Service-Anforderung (Wie werden Fehler gemeldet?)
Vertrags  Servicenachweise
 Change-Management
 Vergütungsmodalitäten
 Laufzeit / Kündigung

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 87


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Ausschreibung/ Vertrags-
Bedarfs- Vertrags- Vertrags- Vertrags-
Angebots- verhandlung/
ermittlung planung durchführung controlling
einholung -abschluss

Ziel
Umsetzung der Anforderungen in qualitativer / quantitativer
und zeitlicher Hinsicht
 Überwachung von Abweichungen durch Vertragspartner (z.B. Fristen / Termine)
 Dokumentation von Störungen
To-Do  Klärung von Vertragsverletzungen
hält der Vertragspartner,
was er versprochen hat?

Dokument/ 1. Leistungsverzeichnis / Change-Management


Vertrag 2. Terminplanung / Change-Management
für Ziel im 3. Projektteam / LA / Change-Management
Prozess- 4. Rüge Vertragsverletzungen (Verzug, Schlechtleistungen
abschnitt etc.) / Fehlerprotokoll / Abnahmeprotokoll
ad 1. - 3.:
 LV, Terminplanung und PL/LA können sich aus sachlichen Gründen
ändern, z.B. weil der Auftraggeber zusätzliche Leistungen wünscht
Zweck/  Im Rahmen des Change-Managements ist stets zu beachten,
Inhalte wer für notwendige Änderungen die Verantwortung trägt
des
Dokuments/  „Change-Management“ vs. „Claim-Management“
Vertrags  CR-Formular für Aufwandsermittlung, interne Freigabe und
Vereinbarung mit Vertragspartner („Änderung der Vertragsleistung“)

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 88


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Ausschreibung/ Vertrags-
Bedarfs- Vertrags- Vertrags- Vertrags-
Angebots- verhandlung/
ermittlung planung durchführung controlling
einholung -abschluss

Ziel
Umsetzung der Anforderungen in qualitativer / quantitativer
und zeitlicher Hinsicht

To-Do

Dokument/
Vertrag
für Ziel im
Prozess-
abschnitt

ad 4.:  Sofern der Vertragspartner sein Pflichtprogramm nicht einhält, sind


festgestellte Abweichungen zu dokumentieren (Beweissicherung).
 Der Vertragspartner ist schriftlich zu rügen (Beschreibung der Symptome).
Zweck/  Zusätzlich können Fristsetzung, Androhung von (Vertrags-) Strafen oder sonstige
Inhalte Folgen nach Vertrag / Gesetz aufgezeigt werden.
des  Da Pflichtverletzungen regelmäßig umstritten sind (Liegt eine Abweichung überhaupt
Dokuments/ vor? Wer ist verantwortlich?), sollten die Punkte im Gespräch zunächst auf PL-Ebene
Vertrags geklärt und in einem Protokoll dokumentiert werden. Wesentliche Abweichungen sind
über den LA zu klären.
 Ist die Leistung unvollständig oder mangelhaft und sind diese Abweichungen dem
Vertragspartner angezeigt (siehe oben), werden Rechnungen (teilweise) nicht bezahlt.

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Ausschreibung/ Vertrags-
Bedarfs- Vertrags- Vertrags- Vertrags-
Angebots- verhandlung/
ermittlung planung durchführung controlling
einholung -abschluss

Ziel
Soll-Ist-Abgleich und Erfahrungswerte

 Welche Probleme sind aufgetreten?


 Welche Ursachen und Verantwortlichkeiten konnten festgestellt werden?
To-Do  Was ist daraus für zukünftige Projekte zu lernen?
 Sind alle offenen Punkte geklärt und abgerechnet?

Dokument/ 1. Bewertungsmatrix
Vertrag 2. Reporting
für Ziel im
Prozess-
abschnitt

ad 1.:  Abgleich der Soll-Anforderungen (Leistung, Termine, Qualitätsstandards,


Vergütung) zu Ist-Zustand (Change-Management?)
 Feststellung der Verantwortlichkeit für Abweichungen
Zweck/
 Sanktionierung von Abweichungen, sofern rechtzeitig und richtig gerügt
Inhalte
des ad 2.: Meldung von Verbesserungspotenzial an relevante Bereiche
Dokuments/ (z.B. QM, PM, Einkauf, Recht)
Vertrags

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 90


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5.4 Neues vom Einwegpfand

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 91


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5.4.1 Einleitung: Pfandpflicht auf Einweg-Getränkeverpackungen


Handel, Getränke-Abfüller und -Importeure mussten sich erneut mit umfangreichen
Änderungen beim Pflichtpfand auf Einwegverpackungen vertraut machen. Nach
einjähriger Übergangsfrist wurde das Pflichtpfand zum 1. Mai 2006 auf weitere
Getränkearten ausgedehnt. Ebenso werden die bisher nebeneinander existierenden
Einweg-Pfandsysteme weitgehend durch ein bundesweit einheitliches Pfandsystem
abgelöst.

Welche Vorgaben der Verpackungsverordnung zu beachten sind und wie das neue
Pfandsystem funktioniert, erläutert der folgende Fragen- und Antwortenkatalog.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 92


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5.4.2 Welche Verpackungsarten unterliegen der Pfandpflicht? Welche


Ausnahmen gibt es?
Alle Einweg-Getränkeverpackungsarten unterliegen zunächst der Pfandpflicht.
Ausgenommen sind laut der Verpackungsverordnung die folgenden als ökologisch
vorteilhaft eingestuften Verpackungen:
• Giebel- oder Block-Getränkekartons,
• Getränke-Polyethylen-Schlauchbeutel und
• Folien-Standbodenbeutel.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 93


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5.4.3 Welche Getränke unterliegen zukünftig der Pfandpflicht und welche


sind von der Pfandpflicht ausgenommen?
Pfandpflichtig sind seit dem 1. Mai 2006 folgende Getränke in Einwegverpackungen
(sofern diese Verpackungen nicht als ökologisch vorteilhaft eingestuft werden, siehe
oben):
• Bier (einschließlich alkoholfreies Bier) und Biermischgetränke,
• Mineral-, Quell-, Tafel- und Heilwässer (alle Wässer mit oder ohne Kohlensäure),
• Erfrischungsgetränke / Softdrinks mit oder ohne Kohlensäure (insbesondere
Limonaden einschließlich Cola-Getränken, Mischungen von Fruchtsäften und
Mineralwasser wie z.B. Apfelschorle, Brausen, Bittergetränke und Eistee),
• Sport- und Energydrinks (mit oder ohne Kohlensäure),
• alkoholhaltige Mischgetränke mit einem Alkoholgehalt von weniger als 15 Vol %
(insbesondere sogenannte „Alcopops“) bzw. weniger als 50 % Weinanteil.

Ausgenommen von der Pfandpflicht sind explizit:


• Fruchtsäfte und Fruchtnektare;
• Gemüsesäfte und Gemüsenektare;
• Wein, Sekt und Spirituosen;
• Milchgetränke mit einem Mindestanteil von 50 % Milch oder aus Milch gewonnenen
Erzeugnissen;
• diätetische Getränke mit Ausnahme solcher für intensive Muskelanstrengungen.

Zur Abgrenzung gelten die Regelungen des Lebensmittelrechts.

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5.4.4 Wie hoch ist das Pfand auf Einweg-Getränkeverpackungen?


Der Pfandbetrag beträgt einheitlich 25 Cent und gilt für alle Verpackungsgrößen
zwischen 0,1 Litern und 3 Litern. Während bei der Abgabe der Verpackungen an den
Konsumenten die Mehrwertsteuer schon mit enthalten ist, muss diese auf den
vorgelagerten Erzeuger- und Vertriebsstufen noch hinzugerechnet werden.

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5.4.5 Wurden die sogenannten „Insellösungen“ abgeschafft?


Die alte Verpackungsverordnung erlaubte es z.B. den großen Discountern, ihre
Rücknahmen zu beschränken auf die von ihnen in Verkehr gebrachte
Verpackungsarten, Verpackungsformen und Verpackungsgrößen. Dadurch
entstanden die sogenannten „Insellösungen“ (beispielsweise Aldi-Flaschen konnten
nur bei Aldi zurückgegeben werden, Lidl-Flaschen nur bei Lidl, usw.).
Diese Regelung wurde zum 1. Mai 2006 gestrichen. Es gilt der Grundsatz: Wer
pfandpflichtige Einweg-Getränkeverpackungen - egal aus welchem Material - in
Verkehr bringt, muss auch pfandpflichtige Einweg-Getränkeverpackungen des
gleichen Materials zurücknehmen.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 96


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5.4.6 Gibt es für kleine Verkaufsstellen weiterhin eine Sonderregelung?


Beibehalten wurde die Beschränkung der Rücknahmepflichten für Verkaufsräume, die
kleiner als 200 Quadratmeter sind. So können z.B. Kioske und kleine Läden auch
zukünftig die Rücknahme von pfandpflichtigen Einweg-Getränkeverpackungen auf
diejenigen Getränkemarken beschränken, die sie in ihrem Sortiment führen.

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5.4.7 Wer ist für den Aufbau des neuen bundesweiten Pfandsystems
verantwortlich?
HDE (Hauptverband des deutschen Einzelhandels) und BVE (Bundesvereinigung der
deutschen Ernährungsindustrie) haben im Jahr 2005 die DPG (Deutsche Pfandsystem
GmbH) mit Sitz in Berlin geschaffen. Zu den wesentlichen Aufgaben der Gesellschaft
gehören die Erarbeitung und Verwaltung des DPG-Vertragswerkes, das Management
der erforderlichen Zertifizierungen für Sicherheitsfarbe und Zählzentren sowie die
Bereitstellung der Stammdatenbank.
Einzelheiten können im Internetauftritt der DPG abgerufen werden:
www.dpg-pfandsystem.de.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 98


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5.4.8 Wie ist das Pfand-System der DPG organisiert?


Grundsätzlich ist das DPG-System modular angelegt, d.h. jeder Teilnehmer kann eine
oder mehreren Aufgaben bzw. Rollen innerhalb des Gesamtsystems übernehmen – je
nach Interessenslage, Funktion oder Möglichkeiten.
Die beiden zentralen Rollen sind die des so genannten „Erstinverkehrbringers /
Pfandkontoführers“ sowie des „Forderungsstellers“, da zwischen diesen das
Pfandclearing stattfindet:
• Erstinverkehrbringer / Pfandkontoführer sind in der Regel Abfüller oder Importeure,
die Pfandgelder einnehmen. Sie können mit der administrativen Abwicklung ihres
Pfandkontos auch einen Dienstleister beauftragen.
• Forderungssteller sind im DPG-System all jene, die Einwegpfandgeldforderungen an
Erstinverkehrbringer / Pfandkontoführer stellen. In der Regel sind dies Unternehmen,
die für sich selbst oder für angeschlossene Unternehmen die Rücknahme von DPG-
Verpackungen organisieren. Auch Forderungssteller können Dienstleister mit der
Abwicklung der Forderungsstellung beauftragen.

Alle Teilnehmer haben Zugriff auf die zentrale DPG-Stammdatenbank, in der alle für
das Pfandclearing relevanten Daten erfasst werden.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 99


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5.4.9 Welche Unternehmen können oder müssen sich bei der DPG
registrieren bzw. zertifizieren lassen?
Alle Unternehmen, die pfandpflichtige Einweg-Getränke erstmals in den Verkehr
bringen, in der Regel Abfüllbetriebe und Importeure, können als Erstinverkehrbringer /
Pfandkontoführer Teilnehmer am DPG-System werden. Etikettendrucker und
Verpackungshersteller, die Einwegverpackungen bzw. Etiketten mit dem DPG-
Pfandzeichen herstellen bzw. bedrucken wollen, müssen sich als Farbverwender
ebenfalls bei der DPG registrieren lassen.
• Für am System teilnehmende Erstinverkehrbringer / Pfandkontoführer gilt: Sie
müssen ihre Unternehmensdaten und die Daten der von ihnen in Verkehr gebrachten
Produkte (EANCode, Material der Verpackung, Gebindeinhalt, Größe, Leergewicht,
Farbe) melden. Diese Daten werden in der Stammdatenbank gespeichert, die bei der
DPG geführt wird.
• Auch für am System teilnehmende Dosenhersteller und Etikettendrucker gilt: Sie
müssen ihre Unternehmensdaten an die DPG melden. Vor einer Verwendung der
Sicherheitsfarbe für das DPG-Label ist eine Zertifizierung durch eine von der DPG
anerkannte Zertifizierungsstelle notwendig. Die Liste der Zertifizierer ist unter
http://www.dpg-pfandsystem.de veröffentlicht worden.
• Ebenso müssen sich auch die am System teilnehmenden Zählzentren registrieren
und zertifizieren lassen.
• Auch die am System teilnehmenden Dienstleistungsunternehmen
(„Pfandkontodienstleister“, „Forderungsstellerdienstleister“) erhalten eine Zulassung
von der DPG.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 100
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5.4.10 Besteht eine Teilnahmepflicht am neuen DPG-System?


Die Teilnahme von Abfüllern, Händlern und Importeuren am DPG-System erfolgt
grundsätzlich „freiwillig“. Es gibt keine Zwangsmitgliedschaft oder
Registrierungspflicht oder dergleichen, die Verpackungsverordnung schreibt dies
nicht vor. Andererseits ist darauf hinzuweisen, dass in der Praxis wohl kaum ein Weg
an einer Teilnahme vorbeiführt. Lediglich für Importeure, die nur in marginalem
Umfang Getränke verkaufen, mag ein Verzicht auf eine Teilnahme in Frage kommen.
Sie können dann aber nicht am automatisierten Pfandclearing teilnehmen und ihre
Kunden können die leeren Verpackungen in anderen Geschäften eventuell nur nach
langwierigen Diskussionen (oder gar nicht) gegen Pfanderstattung abgeben.

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5.4.11 Was ist bei der Verpackungsrücknahme zu beachten? (1)


Eine Rücknahme der Verpackungen ist entweder per Hand (zur Weitergabe an ein
Zählzentrum) oder durch entsprechende Automaten möglich. Grundsätzlich ist zu
beachten, dass für die Rücknahme im Rücknahmeautomaten oder im Zählzentrum die
Gebinde noch rotationsfähig sein müssen, d.h. Dosen dürfen beispielsweise nicht
flach gedrückt sein. Bei Flaschen ist es notwendig, dass das Etikett noch an der
Flasche haftet. Leichte Verschmutzungen sowie leichte Deformationen sind von der
„Ausleseeinheit“ zwar noch zu bewältigen; bei stärkeren Verschmutzungen und
Deformationen ist allerdings mit Beeinträchtigungen der Auslesung zu rechnen, die
zur Abweisung der Gebinde führen können.
Wichtig: Solange das Pfandlogo erkennbar ist, sind z.B. auch stark verschmutzte
Verpackungen zurückzunehmen.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 102
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5.4.11 Was ist bei der Verpackungsrücknahme zu beachten? (2)


Bei den händisch zurückgenommenen Verpackungen werden diese analog zu den
bisherigen Einweg-Pfand-Systemen („P-System“, Interseroh, usw.) in speziellen
„System-Säcken“ gesammelt. Die Säcke werden mit speziell etikettierten
Kabelbindern gekennzeichnet, die eine Identifizierung der Verkaufsstelle im
Zählzentrum ermöglichen. Je nach Anbindung der Verkaufsstelle werden die vollen
Säcke vom Großhändler oder einem Dienstleistungsunternehmen abgeholt, quittiert
und weiter zum Zählzentrum gebracht. Nach der Identifizierung und Zuordnung der
Säcke werden EAN-Code und Pfandlabel der Gebinde geprüft, der Inhalt gezählt und
der Pfandwert registriert. Schließlich wird das Pfandlogo mechanisch entwertet und
die separierten Wertstoffe dem Recycling zugeführt. Das Zählzentrum meldet die
relevanten Pfanddaten an die zuständigen Pfandkontoführer (Abfüller, Importeure,
beauftragte Dienstleistungsunternehmen).

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5.4.11 Was ist bei der Verpackungsrücknahme zu beachten? (3)


Bei den per Automat zurückgenommenen Verpackungen werden ebenfalls EAN-Code
und Pfandlabel der Gebinde geprüft und der Pfandwert der Rücknahmestelle und dem
Pfandkontoführer zugeordnet. Anschließend wird auch hier das Pfandlogo
mechanisch zerstört. Eine Meldung der Pfandbeträge erfolgt hier direkt auf
elektronischem Weg.

Ob sich die Anschaffung eines Rücknahmeautomaten lohnt, hängt vor allem von der
Anzahl der täglich zurückgenommenen Verpackungen ab. Nach einer Faustformel
lohnt sich die Automatenaufstellung ab ca. 1000 Verpackungen pro Tag. Derzeit
schon genutzte „alte“ Automaten müssen laut der DPG bis zum 1. Oktober 2006
nachgerüstet werden, um die neuen DPG-gekennzeichneten Verpackungen korrekt
erfassen zu können.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 104
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5.4.12 Was passierte seit dem 1. Mai 2006 mit Einweg-Getränke-


verpackungen, die ein Pfandlabel der „alten“ bestehenden Systeme trugen?
Alle Verkaufsstellen von betroffenen Getränken bzw. Verpackungsarten (s.o.) mit
einer Verkaufsfläche größer als 200 Quadratmeter sind verpflichtet, auch diese
Verpackungen zurückzunehmen und den Kunden das Pfand zu erstatten. Mit den
bestehenden Pfandsystembetreibern und den Discountern wurde die
Übergangsregelung vereinbart, dass bis zum Ende des Jahres 2006 die Pfandbeträge
für diese Alt-Verpackungen jeweils über den entsprechenden Pfandkontoführer
(Abfüller, beauftragtes Dienstleistungsunternehmen) abgerechnet werden.
Voraussetzung ist allerdings, dass der auf den Getränkeverpackungen aufgedruckte
„alte“ EAN-Code in das Stammdatensystem der DPG eingespeist worden ist.
Letzteres will die DPG gebührenfrei ermöglichen. Durch eine gezielte rechtzeitige
Umstellung der Pfandkennzeichnung auf das neue DPGSystem dürften sich allerdings
schon in wenigen Monaten kaum noch „Alt-Verpackungen“ im Handel befinden.
Trägt eine Verpackung kein Pfandlabel, dann kann ein Händler eine Rücknahme und
Pfanderstattung verweigern, da dann zu vermuten ist, dass die Verpackung z.B. aus
dem Ausland stammt.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 105
Berufsakademie Mosbach

5.4.13 Was ist beim Import von Einweg-Getränkeverpackungen zu beachten?


Importierte Einweg-Getränkeverpackungen unterliegen der Pfandpflicht ebenso wie
die in Deutschland abgefüllten Getränkeverpackungen. Bei größeren Importmengen
sollte geprüft werden, ob sich der ausländische Abfüller selbst bei der DPG registriert
und ein Aufdruck des EAN-Codes sowie des Sicherheitslabels direkt auf dem Gebinde
/ Etikett erfolgen kann. Ist dies nicht möglich, ist der in Deutschland ansässige
Importeur angesprochen, sich und seine Produkte bei der DPG zu registrieren und die
importierten Gebinde mit Selbstklebeetiketten nachzuetikettieren. Diese Aufkleber
können über die registrierten DPG-Dienstleister bezogen werden.

Rechtsrahmen des Handelsmanagements WL04, 5. Semester `06/`07 Dirk Libuda Seite 106
Berufsakademie Mosbach

5.4.14 Anhang: Auszug aus der neuen Fassung der VerpackV

§ 8 Pfanderhebungs- und Rücknahmepflicht für Einweggetränkeverpackungen

( 1 ) Vertreiber, die Getränke in Einweggetränkeverpackungen mit einem Füllvolumen


von 0,1 l bis 3 l in Verkehr bringen, sind verpflichtet, von ihrem Abnehmer ein Pfand in
Höhe von mindestens 0,25 Euro einschließlich Umsatzsteuer je Verpackung zu
erheben. Satz 1 gilt nicht für Verpackungen, die nicht im Geltungsbereich der
Verordnung an Endverbraucher abgegeben werden. Das Pfand ist von jedem
weiteren Vertreiber auf allen Handelsstufen bis zur Abgabe an den Endverbraucher zu
erheben. Das Pfand ist jeweils bei Rücknahme der Verpackungen nach § 6 Abs. 1 Satz
1 und 6 sowie § 6 Abs. 2 Satz 1 zu erstatten. Ohne eine Rücknahme der Verpackungen
darf das Pfand nicht erstattet werden. Beim Verkauf aus Automaten hat der Vertreiber
die Rücknahme und Pfanderstattung durch geeignete Rückgabemöglichkeiten in
zumutbarer Entfernung zu den Verkaufsautomaten zu gewährleisten. Bei
Verpackungen, die nach Satz 1 der Pfandpflicht unterliegen, gilt an Stelle des § 6 Abs.
1 Satz 4, dass sich die Rücknahmepflicht nach § 6 Abs. 1 Satz 1 auf Verpackungen der
jeweiligen Materialarten Glas, Metalle, Papier/Pappe/Karton oder Kunststoffe
einschließlich sämtlicher Verbundverpackungen mit diesen Hauptmaterialien
beschränkt, die der Vertreiber in Verkehr bringt. § 6 Abs. 1 Satz 9 und 10 gelten nicht
für die in Satz 1 genannten Verpackungen. Im Rahmen der Verwertung nach Anhang I
Nr. 1 Abs. 5 Satz 1 sind die zurückgenommenen Verpackungen vorrangig einer
stofflichen Verwertung zuzuführen.

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