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UNHALTBAR:
Erstes Experiment:
Aus zehn, 20 und 30
Metern Entfernung
DER KUGELFANG
wurde etwa einen
Meter vor der weißen
Scheibe in den Mais-
acker geschossen.
D
Text: Dr. Christian Holm das Abprallverhalten der Geschosse zu
untersuchen. Trafen die sechs verschiede-
ie Erde war mal eine Schei- nen Geschosse in den Kalibern .243, .308
be, die Geschenke brachte und 9,3x74 in flachen Winkeln von 2,5
früher der Weihnachtsmann oder fünf Grad auf den weichen, feuchten
und unsere verschossenen Boden, so flogen sie alle als Abpraller wei-
Büchsengeschosse auf der ter. Egal ob Kupfer oder Blei. Erst bei ei-
Jagd, die schluckt brav – nem Auftreffwinkel der Kugel von zehn
der Kugelfang! Auch ich Grad verblieben die Geschosse im Boden.
gehörte – als erfahrener Jäger – bis vor Endlich wurde aus dem Prallhindernis
Kurzem zu der Schar derer, die dies glaub- ein Kugelfang für alle Kaliber und alle Ge-
ten. Dabei ist das Gegenteil seit dem 16. schosse. Der Unterschied zwischen Ab-
Jahrhundert bekannt: Kanoniere setzten praller und Kugelfang lag also in diesem
im Krieg gezielt das sogenannte Ricochet- Versuch irgendwo zwischen fünf und
tieren ein. Die Kanonenkugeln wurden zehn Grad Auftreffwinkel. Wohlgemerkt
flach in den Feind geschossen, um durch bei dem Untergrund des weichen Bodens,
mehrfaches Aufsetzen möglichst großen also einem nahezu perfekten Medium.
Schaden anzurichten. In Österreich beim
Preberseeschießen treffen die Schützen Der Auftreffwinkel
seit 1834 die Zielscheibe – aber per Auf- Der Auftreffwinkel auf den Kugelfang ist
setzer auf dem Wasser! Jeder Lausbub entscheidend: Sogar eine Steinplatte kann
kennt den Trick – werfe ich einen Stein Geschosse stoppen, wenn das Projektil sie
möglichst flach und schnell aufs Wasser, im rechten Winkel trifft (selbstverständ-
ditscht er weiter, statt ins Wasser einzu- lich sind Steine nie ein zulässiger Kugel-
dringen. Was Ballistiker seit Jahrhunder- fang!). In der DEVA-Studie schien also ein die Kugel bereits bei einer Entfernung ernüchternd: Stehen wir doppelt so hoch, Praxis statt Theorie
ten wissen, scheinen Generationen von Auftreffwinkel von zehn Grad ausreichend von 8,5 Metern im Winkel von zehn Grad so werden wir bei gleichem Winkel dop- An diesem alarmierenden Punkt wurde
Jägern ignoriert zu haben. steil, um die Kugel in den weichen Boden auf den Boden auftreffen! Bei 20 Metern pelt so weit schießen. Für den Zehn-Grad- mir klar, dass ich die Theorie in der Pra-
eindringen zu lassen, statt von diesem ab- Schussentfernung stehend ebenerdig be- Winkel heißt das: Aus den 8,5 Metern Ent- xis überprüfen musste. Würden meine
Die DEVA-Studie zuprallen. Nachdem ich diese interessante trug der Auftreffwinkel bereits nur noch fernung des Schützens am Boden werden Projektile bereits auf so kurze Schussent-
Der letzte Warnschuss, den anscheinend Information gelesen hatte, rechnete ich 4,3 Grad, war also schon flacher als die es vom doppelt so hohen Drückjagdsitz fernungen wirklich weiterfliegen oder im
niemand hörte, kam von der Deutschen aus, auf welche Schussentfernungen solch fünf Grad, bei der im DEVA-Versuch alle nun 17 Meter. Und von der sechs Meter Boden als Kugelfang sicher verbleiben?
Versuchs- und Prüf-Anstalt für Jagd- und ein sicherer Auftreffwinkel von zehn Grad Kugeln vom weichen Boden abprallten. hohen Kanzel 34 Meter Entfernung. Diese Schnell wurde folgender Versuch ausge-
Sportwaffen (DEVA) in ihrer „Studie zum unterschritten wird. Im ebenen Gelände Das offensichtliche Problem mit dem Winkellogik kann man auch in die Entfer- dacht: Beschuss von Acker, Wiese und
Abprallverhalten von Jagdgeschossen“ in ist dies keine Zauberei: Man stelle sich ein Schießen von ebener Erde haben wir ja in- nung anwenden: Verdoppelt man die Ent- Waldboden aus verschiedenen Entfernun-
2011. Angelegt als Versuch zur Klärung Dreieck vor, bei dem die Höhe des Hoch- zwischen alle bemerkt, und deshalb stehen fernung, halbiert sich der Winkel! Vom gen mit verschiedenen üblichen (Blei-)
den Maisacker im Mai und Waldboden sich das mit Schuss drei: dieser prallte
im Juli auf Entfernungen von zehn, 20 so- am Boden ab und durchschlug die Schei-
wie 30 Metern beschossen. Vom Hochsitz be. Schuss vier hielt wieder im Boden. In
aus wurde auf eine Wiese geschossen (Ent- drei von vier Fällen hatte es einen Kugel-
fernungen: 45 und 75 Meter). Der Ziel- fang gegeben. Nur 25 Meter weiter, auf
punkt am Boden wurde mit kleinen Schil- 75 Meter Entfernung, war dies nicht mehr
dern kurz vor der Scheibe markiert. Für der Fall. Nach jedem Schuss war minde- Auf 30 Meter im Mais: Die Scheibe zeigt Auf 30 Meter im Wald: Drei Kugeln gin-
jede Kombination aus Entfernung und Un- stens ein weiteres großes Loch in der Lein- eindeutig, dass Splitter und größere Ge- gen flach ab. Schuss 1 wurde hingegen
tergrund wurden mindestens vier Schuss wand. Dreimal schien das Geschoss un- schossreste nach dem Aufschlag des deutlich weiter nach oben abgelenkt,
mit verschiedenen Geschossen gemacht. zerlegt weiterzufliegen, einmal fanden sich Geschosses auf den Boden weiterflogen. wahrscheinlich traf er auf ein Hindernis.
Nach jedem Schuss wurde die Scheibe auf drei etwa gleichgroße Löcher. Von Kugel-
Abpraller und Splitter abgesucht und far- fang keine Spur.
big markiert. Große Löcher wurden mit
einem Ausrufezeichen extra markiert. Die ernüchternde Bilanz
Nach 32 Schuss im Revier, alle auf nahe
Experiment 1: Maisacker Distanzen abgegeben, war das Ergebnis
Im ersten Versuch wurde stehend auf ernüchternd: nur sechs Mal, also in weni-
ebener Erde auf Entfernungen von zehn, ger als 20 Prozent der Fälle, verblieb die
20 und 30 Metern auf einen Maisacker Kugel an der Stelle, wo sie den Boden traf!
geschossen. Der Theorie nach durfte die In über 80 Prozent der Fälle flogen ent-
Kugel in einem Winkel flacher als zehn weder Splitter, Geschossreste oder sogar
Grad auftreffen und wahrscheinlich ab- das ganze Geschosse nach dem Aufprall
prallen. In der Praxis erwartete ich, dass weiter. Bei Auftreffwinkeln von um die
die Kugeln auf so kurze Entfernung im acht Grad (zehn Meter vom Boden aus, Auf 20 Meter im Wald: Die Scheibe ver- Durchlöchert: die Fangscheibe nach 24
Boden verbleiben würden. 45 Meter von der hohen Kanzel) funkti- deutlich nach vier Schuss in den Wald- Schuss. Alle Löcher sind Abpraller, die
Auf die kurzen zehn Meter warfen die Waldboden: Unser Versuch onierte der Boden als Kugelfang immer- boden eindrucksvoll: keiner der Schüsse großen oben schlugen unten ein – die
Schüsse gewaltig Dreck auf. Man sah, wie fand in einem lichten Buchen- hin noch in fünf von zwölf Fällen, aber wurde vom Kugelfang neutralisiert. Scheibe wurde zwischenzeitlich gedreht.
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die Energie der Kugeln den Boden aufwarf altholz statt. Genau hier kom-
und Krater in die Erde riss. Aber zu mei- men gerne die Sauen!
nem Erstaunen fanden sich trotzdem reich-
lich Löcher im Papier. Nur in einem Fall,
bei dem härtesten Geschoss, verblieb die Experiment 2: Waldboden drungen waren, dass wir es nicht schaff-
Kugel im Boden, in den anderen drei Fäl- Der gleiche Versuchsaufbau wurde im ten, sie mit einem Messer freizulegen. Dies
len fanden sich zwei bis vier Splitter, die Wald wiederholt. Diesmal beschossen wir zeigt, wie viel Energie sie noch hatten.
die Wand durchschlagen hatten. Immer- den Boden in einem Buchenbestand. Der
hin war festzustellen, dass sich die Projek- Geländeverlauf war annähernd eben, und Experiment 3: Wiese Unsere Besonderheit
tile alle zerlegt hatten, aber den Splittern im normal feuchten Boden fanden sich ne- Im letzten Versuch entschieden wir uns
möchte man nicht in den Weg kommen. ben wenigen Steinen vor allem Wurzeln. für eine Ansitzsituation: ein Hochsitz auf Autokalibration!!!
Ergebnis auf zehn Meter nach vier Schuss: Auf zehn Meter beschossen, funktionierte einem Wall am Rande einer großen, tiefer-
einmal Kugelfang, dreimal Splitter. Auf 20 der Untergrund auch diesmal nur in einem gelegenen Wiese. Der Höhenunterschied
Meter Entfernung sah dies schon anders von vier Fällen als Kugelfang, in den drei zum Ziel betrug dadurch knapp sechs Me- Präzisionskamera
aus. In drei Fällen fanden wir neben Split- anderen Fällen fanden sich zwei bis vier ter. Der Boden war mattenartig bewach- für genaueste
tern hinter dem Auftreffpunkt auch ein Splitter, teils auch große, in der Fangwand. sen, sehr stark durchwurzelt und feucht.
großes Loch in der Wand, das wir für das Die Projektile hatten sich im Boden aber Sicher ein idealer Kugelfang, wie man ihn Schusserkennung!
Geschoss oder zumindest den großen Rest anscheinend zerlegt, so dass es keine Hin- nur selten finden wird. Geschossen wurde
desselben halten mussten. Auf 20 Meter weise auf das Weiterfliegen ganzer Ge- auf 45 und 75 Meter Entfernung. Die re- 3D animierte
verblieb wieder nur eine Kugel von vier schosse gab. Auf 20 Meter wieder das glei- sultierenden Schusswinkel waren dank
im Boden, in allen anderen Fällen war von che Bild wie beim Maisacker: In allen vier der großen Höhe unseres Abschusspunk- hochauflösende
Kugelfang rein gar nichts mehr zu beob- Fällen konnte neben ein bis mehr als sechs tes ähnlich wie auf die kürzeren Entfer- Videospiele!
achten – die Projektile und Splitter flogen Splittern in der Papierwand sogar ein gro- nungen vom Boden aus geschossen, also
weiter. Auch auf 30 Meter hielt keins der ßes Loch gefunden werden, das der Ge- im ersten Fall um die acht Grad, im zwei- Wir bieten das weltweit erste
vier Geschosse im Boden, in zwei Fällen schoss(rest)körper sein musste. Am Ende ten bei 4,5 Grad. Um den Zielpunkt am und einzige System mit
flog anscheinend das Geschoss unzerlegt wurde auch noch auf dreißig Meter ge- Boden direkt vor der Scheibe überhaupt
nach dem Aufsetzen weiter! Der Abgangs- schossen, und auch hier war von einem sehen zu können, mussten wir das Gras vollautomatischer Kalibration.
winkel wurde mit zunehmender Entfer- Kugelfang nichts zu entdecken: Alle vier davor abmähen und den Zielpunkt mit ei-
FOTOS: DR. CHRISTIAN HOLM
bei Auftreffwinkeln von 4,5 Grad und ist aber konstant mit den Ergebnissen der Höhe, aus der geschossen wird: Der Ge-
weniger (Schüsse auf 20 Meter und mehr DEVA-Studie. Ich empfehle allen Jägern, ländeverlauf und die Neigung des Bodens
vom Boden, 75 Meter von der Kanzel) es mit ein paar alten Patronen und einer am Zielort spielen die größte Rolle. Selbst
war es nur noch ein einziger Fall von 20 Pappscheibe im Revier selbst auszupro- auf 300 Meter Entfernung kann die Kugel
Schüssen! Interessant war dabei auch die bieren. Die offensichtlich von uns Jägern sauber gefangen werden, wenn hinter dem
Beobachtung, dass die allseits bekannten völlig unterschätzte Frage des Auftreffwin- Ziel zum Beispiel ein Hang oder eine Bö-
länglich schlanken Kugelrisse nur dann kels der Kugel auf den Boden muss viel schung aufsteigt. Das bedeutet: Wenn das
zu finden waren, wenn die Kugel nicht im mehr Beachtung finden: sie ist neben der Gelände hinter dem beschossenen Wild
Boden verblieb, sondern am Boden nur Frage der Beschaffenheit des Untergrunds von uns weg abfällt, ist der Auftreffwin-
abgeprallt war. Die Energie der weiter- von absolut entscheidender Bedeutung! kel der Kugel flach und somit gefährlich –
fliegenden Splitter und Geschossreste ist Die Kombination aus der Beschaffenheit und wenn das Gelände ansteigt, wird der
nicht bekannt, aber in Einzelfällen wur- des Untergrunds und dem Winkel, in dem Auftreffwinkel steiler und somit sicherer.
den Geschossteile in dahinterliegenden unsere Kugel diesen trifft, wird entschei-
Buchenstämmen gefunden. den, ob unser Schuss sicher ist oder nicht. Ein Kugelfang reicht nicht!
Der hier geschilderte Feldversuch er- Der Winkel ist aber zum Glück nicht nur Eigentlich wussten wir es ja schon vorher
füllt keine wissenschaftlichen Maßstäbe, eine Frage der Schussentfernung und der – schließlich schießt niemand in den Bo-
den, wenn dahinter Straßen, Häuser oder
Treiber sind. Aber man muss es sich noch
SCHUSSENTFERNUNG deutlicher vor Augen führen: Die Rich-
tung, in die ich schieße, bleibt, wenn ich
Mit Verdopplung halbiert sich der Schusswinkel.
in den Boden schieße, ein Gefährdungs-
bereich! Wir können im Jagdbetrieb nicht SUPERFORMANCE
wissen, was genau die Kugel in welchem ERHÄLTLICH MIT FOLGENDEN
Winkel treffen wird. Deshalb muss ich GESCHOSSEN:
3m 17° 9° 6° 4° 3° mir schon vor dem Schuss Gedanken ma-
10 m 20 m 30 m 40 m 50 m chen, was die Kugel hinter dem Kugel-
fang noch treffen kann und wird. Was ist SUPERFORMANCE
BLEIFREI
der Kugelfang für meinen Abpraller? Ein
Hang oder dichter Wald? Oder nur eine Exklusivladungen für die Jäger Europas mit dem
STANDHÖHE Wiese, ein Weg? Die glückliche Tatsache,
Durch höhere Geschwindigkeit und Energie bei nicht
wirkungsvollen blei- und splitterfreien
GMX-Geschoss von Hornady in 42 Büchsen-
Mit Verdopplung verdoppelt sich bei gleichem Schusswinkel die Schussentfernung. dass trotz der vielen Abpraller nicht noch
erhöhtem Gasdruck ist es dem größten unabhängigen kalibern inklusive 3 klassischen Randpatronenkalibern
mehr Jagdunfälle passieren, liegt in der Geschosshersteller der Welt gelungen, bei der Evolution und Patronen für Flinten mit bleifreien Slugs.
10° Wahrscheinlichkeit begründet. Der Wald
GRAFIKEN: P. REFELD NACH DR. CHRISTIAN HOLM