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Aronson, E., Wilson, T., & Akert, R. (2008). Gruppenentscheidungen: Sind zwei (oder mehr) Köpfe besser als einer?
In: Sozialpsychologie (S. 291). München: Pearson Studium.
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Überblick & Einleitung Gruppen
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ZHAW Psychologisches Institut Aronson, E., Wilson, T., & Akert, R. (2008). Gruppenentscheidungen:
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Sind zwei (oder mehr) Köpfe besser als einer? In: Sozialpsychologie (S. 291). München: Pearson Studium.
Übersicht
Die Definition von Gruppe. Je nach Disziplin unterscheiden sich die Definitionen geringfügig.
„Eine Gruppe besteht aus zwei oder mehreren Personen, die miteinander interagieren und insofern interdependent
sind, als ihre Bedürfnisse und Ziele eine gegenseitige Beeinflussung bewirken. Personen, die sich zu einem
gemeinsamen Zweck zusammengetan haben, bilden Gruppe “ (Aronson et al., 2014)
„Eine Gruppe ergibt sich, wenn sich zwei oder mehr Einzelpersonen als Mitglieder einer Gruppe definieren.“ (Tajfel,
1981)
„A group exists when two or more people define themselves as members of it and when its existence is recognized by
at least one other member. “ (Brown, 1988)
“Eine Gruppe ist 1. eine Mehrzahl von Personen, 2. die über längere Zeit 3. in direktem Kontakt stehen, 4. wobei sich
Rollen ausdifferenzieren, 5. gemeinsame Normen entwickelt werden und 6. Kohäsion, d. h. ein Wir-Gefühl,
besteht.“ (von Rosenstiel 2003).
„Eine Gruppe im Arbeitskontext besteht aus drei oder mehr Personen, die ihre Aufgabenstellungen mit Hilfe von
Kommunikation und Kooperation bearbeiten.“ (Brodbeck & Guillaume, 2010)
• …sind hilfreich, weil man weiß, was man voneinander zu erwarten hat:
• Wenn Mitglieder einer Gruppe sich an ein Gefüge klar definierter Rollen halten, resultiert daraus tendenziell
Zufriedenheit und gute Leistung.
• "I had taken similar images myself 30 years earlier," he says. "And by similar, I mean prisoners with bags over their heads, prisoners
stripped naked, prisoners made to do sexually degrading activities. It was very disturbing. [The scenes at Abu Ghraib] recreated
emotionally the horrible things I not only saw but that I allowed to continue to happen."
• "When the American military and Bush administration immediately distanced themselves by saying Abu Ghraib was the work of a few bad
apples, I was suspicious," he says. "I knew that in the Stanford experiment, I began with good apples and that it was the place that
corrupted them, so my hypothesis was that maybe these soldiers were good apples and it was the barrel at Abu Ghraib that corrupted
them."
• "There was a real injustice," says Zimbardo. "Colonel Larry James, a psychologist sent to Abu Ghraib to fix it, said that 50 times he was
within 100 yards of being blown up or shot. It was 130 degrees. There was faeces everywhere; rats running around; 1,000 prisoners,
many naked; people screaming. It was hell." Frederick, he explains, worked 12-hour shifts in these conditions without a night off in 40
days. When he finished his shift he would sleep in a cell, "so he was always in prison". Not once in three months did a senior officer come
down to his area, says Zimbardo.
‣ Auch wenn die Aufgabe enge Kooperation zwischen den Gruppenmitgliedern erfordert, bewirkt die
entstehende Kohäsion, dass eine Gruppe hohe Leistungen erbringt (z.B. im Fussball, Militärmanöver, etc.).
‣ Wenn die Aufrechterhaltung guter Beziehungen zwischen Gruppenmitgliedern wichtiger wird als die
Erarbeitung guter Lösungen für das gegebene Problem, kann die Kohäsion optimalen Lösungen auch im Weg
stehen. (z.B. „kuschelnde Politiker“)
‣ Große Kohäsion > bessere Leistung bei Aufgaben, die enge Zusammenarbeit erfordern
und > schlechtere Leistung bei Aufgaben, die Differenziertheit erfordern (siehe Groupthink)
‣ Nach einer Wahl wird der Gewinner grösser eingeschätzt als vor der Wahl (Higham & Carment, 1992).
‣ … Personen, die prototypisch für die Gruppe angesehen werden – die also zentrale Eigenschaften der Gruppe
verkörpern –, erhalten eher einen höheren Status, z. B. durch Bestimmung durch den Gruppenführer (Haslam, 2004).
Die bloße Gegenwart Anderer kann eine Reihe interessanter Auswirkungen auf unser
Verhalten haben.
‣ Bearbeitung einer Aufgabe mit Personen, die dasselbe tun wie Sie
‣ Bearbeitung einer Aufgabe vor einem Publikum, das nichts anderes tut, als Sie zu beobachten
• Cockroach-Studie (Zajonic et al., 1969) • Triplet (1898) Soziale Erleichterung/Aktivierung
• Angelschnur-Studie: (social facilitation)
Solange die Aufgabe relativ
…Tendenz, dass Menschen bei
einfach bleibt und gut einfachen Aufgaben besser, bei
eingeübt ist, verbessert die schwierigen Aufgaben schlechter
bloße Anwesenheit anderer abschneiden, wenn sie in
die Leistung. Gegenwart anderer sind und ihre
individuelle Leistung messbar ist.
ZHAW Psychologisches Institut Aronson, E., Wilson, T., & Akert, R. (2008). Individualverhalten im Kontext !18
der Gruppe. In: Sozialpsychologie (S. 318). München: Pearson Studium.
Leistung der Gruppe – Leistung des Einzelnen
Beeinflusst das Zusammensein mit anderen die eigene Leistung?
Die bloße Gegenwart anderer kann eine Reihe interessanter Auswirkungen auf unser
Verhalten haben.
‣ Wer mit anderen zusammen ist, kann in einer Gruppe auch untergehen und weniger auffallen
(Einzelleistung ist nicht messbar), es besteht keine Bewertungsangst und Entspannung setzt
ein. Die Motivation, das Beste zu geben, sinkt.
Soziales Faulenzen (social loafing)
(Latané, Williams & Harkins. 1979)
• Ringelmann-Effekt
• nachgewiesen in zahlreichen Untersuchungen: Beifall klatschen, …Tendenz, dass Menschen bei
einfachen Aufgaben schlechter, bei
Team anfeuern, vielfältige Verwendung eines Gegenstandes (z.B.
schwierigen Aufgaben aber besser
Karau & Williams, 2001)
abschneiden, wenn sie in Gegenwart
anderer sind und ihre individuelle
Leistung nicht messbar ist.
• Nicht der Dumme sein wollen (»sucker effect«): Grundlage: Free-Rider Effekt, Reduzierung der
Anstrengung durch Wahrnehmung reduzierter Leistung anderer Gruppenmitglieder.
• weitere Erkenntnisse
(Karau & Williams, 1993):
ZHAW Psychologisches Institut Aronson, E., Wilson, T., & Akert, R. (2008). Individualverhalten im Kontext !21
der Gruppe. In: Sozialpsychologie (S. 320). München: Pearson Studium.
Leistung der Gruppe – Leistung des Einzelnen
‣ Deindividuation - Untergehen in der Menge
‣ … Lockerung der normalen Verhaltenszwänge beim Einzelnen, wenn er in der Gruppe nicht direkt
identifiziert werden kann.
‣ … führt zu einem Anstieg von impulsiven und von der gesellschaftlichen Norm abweichenden
Handlungen (Handlungen, von denen keiner geglaubt hätte, dazu fähig zu sein)
‣ Bsp. gegnerische Fussballfans, Ku-Klux-Klan, Massaker durch Militär (Lynchmorde)
‣ je mehr Mitglieder der Mob umfasste, desto grausamer und hinterhältiger wurden die Opfer getötet (Mullen, 1986).
Krieger, die vor dem Kampf ihre Identität maskierten (Gesichts- & Körperbemalung) neigten signifikant stärker zu
Mord, Folter oder Verstümmelung von Kriegsgefangenen als Krieger, die ihre Identität nicht maskierten (Watson,
1973)
‣ … mindert das Verantwortungsgefühl (senkt die Wahrscheinlichkeit, zur Rechenschaft gezogen zu werden)
‣ … verstärkt das Befolgen von Gruppennormen (je höher die Deind., desto eher wird die Gruppennorm befolgt)
‣ … tritt häufig im Cyberspace auf (anonyme Kommentarfunktion erlaubt bedenkenlos Kommentare)
‣ Wenn Anwesende wieder als Individuen adressiert werden - z. B. gezieltes Ansprechen in der Menge -
dann nimmt die Verantwortung für die Handlung zu und die Handlung wird direkt auf sich selbst
bezogen.
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Übersicht
‣ Im Allgemeinen arbeiten Gruppen erfolgreicher als Individuen, wenn sie sich auf die Person mit
dem meisten Fachwissen verlassen und wenn sie motiviert sind, nach der Antwort zu suchen, die
am besten für die gesamte Gruppe ist und nicht nur für sie selbst.(DeDreu, Nijstad & van Krippenberg, 2008)
‣ Manchmal sind aber zwei oder mehr Köpfe nicht besser als einer, oder zumindest nicht besser als zwei
selbstständig arbeitende Köpfe.
‣ Prozessverlust: (>versuchen zu überzeugen und tatenlos mit ansehen, wie die falsche Entscheidung gefällt wird)
‣… alle Aspekte der Interaktion in Gruppen, die gutes Problemlösungsverhalten beeinträchtigen.
Diese können aus ganz verschiedenen Gründen auftreten:
‣ zu wenig Sorgfalt bei der Auswahl des kompetentesten Mitglieds
‣ kompetentestes Mitglied kann Meinung nicht durchsetzen (normativer Einfluss)
‣ Kommunikationsschwierigkeiten innerhalb der Gruppe (zuhören vs. sprechen vs. abschalten)
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Entscheidungsprozesse in Gruppen
‣ Prozessverlust - wenn wichtige Informationen nicht geteilt werden
‣ … Tendenz von Gruppen, sich auf das zu
konzentrieren, was ihre Mitglieder bereits alle
wissen und Diskussion von Informationen zu
versäumen, über die nur wenige Mitglieder
verfügen
‣ Lange genug diskutieren!! dann wird klar, was
jeder Einzelne bereits weiss und
höchstwahrscheinlich auch ungeteilte
Informationen eingebracht.
‣ Verschiedene Gruppenmitglieder für
bestimmte Wissensgebiete zu Experten
erklären!! dann wird Bewusstsein geschaffen,
dass sie allein dafür verantwortlich sind, bestimme
Informationen beizutragen. (Stewart & Strasser, 1995)
‣ „Transaktives Gedächtnis“ nutzen!!
Kombiniertes Gedächtnis zweier Personen, das
effizienter ist als das des Einzelnen
Aronson, E., Wilson, T., & Akert, R. (2008). Gruppenentscheidungen: Sind zwei (oder mehr)
ZHAW Psychologisches Institut !25
Köpfe besser als einer? In: Sozialpsychologie (S. 289). München: Pearson Studium.
Entscheidungsprozesse in Gruppen
‣ Prozessverlust - wenn viele Köpfe das gleiche denken - „Groupthink“
‣… Form des Denkens, bei dem der Erhalt der Gruppenkohäsion und der Solidarität wichtiger
ist als die realistische Betrachtung der Tatsachen (z.B. Challenger Disaster)
‣Groupthink ist ein „... Denkmodus, in den Personen verfallen, wenn sie Mitglied einer hoch
kohäsiven Gruppe sind, wenn das Bemühen der Gruppenmitglieder um Einmütigkeit, ihre
Motivation, alternative Wege realistisch zu bewerten, übertönt“. (Janis, 1982, S. 9).
‣ Tritt am wahrscheinlichsten unter bestimmten Vorbedingungen auf:
‣ Gruppe ist hoch kohäsiv, von anderen Meinungen isoliert, einem direkten
Führer unterstellt, der seine Wünsche klar äußert, die Mitglieder unter
hohem Stress stehen und der Entscheidungsfindungsprozess keine
Alternativentscheidungen vorsieht.
‣ z.B. Invasion der Schweinebuch unter J.F. Kennedy
ZHAW Psychologisches Institut Aronson, E., Wilson, T., & Akert, R. (2008). Gruppenentscheidungen: !26
Sind zwei (oder mehr) Köpfe besser als einer? In: Sozialpsychologie (S. 291). München: Pearson Studium.
Entscheidungsprozesse in Gruppen
• Prozessverlust - wenn viele Köpfe das Gleiche denken - „Groupthink“
• fehlerhafte Entscheidungsprozesse
sind verbreiteter als ursprünglich
angenommen und werden bereits durch
wenige Voraussetzungen ausgelöst.
Gruppen müssen daher umso
umsichtiger vorgehen, um
Fehlentscheidungen zu vermeiden.
(Baron, 2005)
ZHAW Psychologisches Institut Aronson, E., Wilson, T., & Akert, R. (2008). Gruppenentscheidungen: !27
Sind zwei (oder mehr) Köpfe besser als einer? In: Sozialpsychologie (S. 291). München: Pearson Studium.
Entscheidungsprozesse in Gruppen
• Prozessverlust - „Groupthink“ verhindern
• Ein umsichtiger Führer kann mehrere Schritte befolgen, um sicherzustellen, dass seine Gruppe bei
Entscheidungsfindung gegen Gruppendenken gefeit ist. (vgl. Zimbardo & Andersen, 1993)
• Unparteiisch bleiben (Führer darf keine direktive Rolle einnehmen)
• Fremdmeinungen einholen (Von außerhalb Meinungen von Personen einholen, die keine
Gruppenmitglieder sind. Diese haben es weniger auf die Kohäsion der Gruppe abgesehen.)
• Untergruppen bilden (Diese sollten zuerst separat und später dann gemeinsam
zusammentreffen, um unterschiedliche Vorschläge zu diskutieren.)
• Namenlos abstimmen (Durch geheime, anonyme Abstimmung wird Selbstzensur verhindert.)
‣ … Förderung von Kooperation und das Lösen von Konflikten (Bsp. Gefängnisdilemma)
‣ z.B. mit Freunden/Bekannten oder Personen spielen, die man später wiedersehen wird. Sozialisierung (z.B. in
asiatischen Kulturen). bewusste Namensgebung (Wall Street Game (33%) -> Community Game (71%). Tit-for-tat-
Strategie: zunächst kooperativ, dann aber stets wie der Gegner in der vorausgegangenen Runde handeln (kann beides
kooperativ oder kompetitiv sein) mindert die Bereitschaft vor Rückzug & Ausbeutung. Einzelpersonen verhandeln lassen.
‣ LKW-Speditions-Experiment (Deutsch
&Krauss, 1962)
Aronson, E., Wilson, T., & Akert, R. (2008). Konflikt und Kooperation.
ZHAW Psychologisches Institut !33
In: Sozialpsychologie (S. 302). München: Pearson Studium.
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Konflikte & Kooperation - Koordination von Gruppen
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‣ Auswirkung von Kommunikation
‣ Wie förderlich ist es z.B. bei Verhandlungen, miteinander zu kommunizieren?
‣ Variation des Lastwagenspiels: keine Kommunikation vs. freiwillige Kommunikation vs.
erzwungene Kommunikation
‣ freiwillig: kommunizierten nicht viel, Auswirkungen von
Kommunikation eher gering
‣ erzwungen: minderte Verluste leicht (bei einseitiger
Bedrohung), aber auch hier kein deutlicher Anstieg der
Gewinne; Kooperation wurde nicht gefördert.
‣Kommunikation förderte nicht das Vertrauen;
Sprechanlage wurde für Drohungen genutzt
‣ Kommunikation löst Konflikte nur dann, wenn sie
Vertrauen fördert.
Aronson, E., Wilson, T., & Akert, R. (2008). Konflikt und Kooperation.
ZHAW Psychologisches Institut !34
In: Sozialpsychologie (S. 303). München: Pearson Studium.
Konflikte & Kooperation - Koordination von Gruppen
‣ Robbers-Cave-Experiment „Ferienlagerexperiment“ (Sherif, 1961)
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‣ 22 Jungen im Ferienlager und die Dynamik der eigenen Gruppenzugehörigkeit (11 gegen 11)
‣1. Gruppenbildung > 2. Gruppenkonflikt > 3. Gruppenkonfliktlösung
‣ 2.: Gruppen treten in Wettbewerben gegeneinander an, manipuliert zugunsten immer dergleichen
Gruppe, schnell kam es zu verbalen Attacken und Aggressionen, rivalisierende Gruppen sollten dann
3. Aufgaben lösen, die nur gemeinsam gelöst werden konnten, dadurch reduzierten sich nach und
nach Stereotype.
‣ Erkenntnisse:
‣ Gruppenkonflikte entstehen nicht als Konsequenz persönlicher Probleme, Neurosen o.ä., sondern bei völlig
normalen Menschen, aber aufgrund bestimmter Rahmenbedingungen.
‣ Wettbewerb um begrenzte Ressourcen fördert einen Gruppenkonflikt massiv.
‣ Intergruppenkontakte beeinflussen die Bildung von In-Group-Normen (nur so konnte ein ehemals isolierter
Junge sozial aufsteigen zu einem „Tyrann“).
‣ Wiederholte Anlässe für kooperierendes Verhalten zur Erreichung gemeinsamer Ziele verbessert die
Atmosphäre zwischen zwei Gruppen.
ZHAW Psychologisches Institut !35
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