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Berlin, 8.

April 2020

Analyse und Beratung


Gesellschaftlicher Zusammenhalt

Der Staat gegen Judenhass


Antisemitismusbeauftragte in Bund und Ländern

Bruno Hamm-Pütt | Andreas Jacobs

www.kas.de
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Informationen & Recherchen 8. April 2020

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Inhaltsverzeichnis

Bundesebene (Berlin) 3

Baden-Württemberg 3

Bayern 3

Berlin 4

Brandenburg 4

Bremen 4

Hamburg 4

Hessen 4

Mecklenburg-Vorpommern 5

Niedersachsen 5

Nordrhein-Westfalen 5

Rheinland-Pfalz 5

Saarland 6

Sachsen 6

Sachsen-Anhalt 6

Schleswig-Holstein 6

Thüringen 7

Impressum 8

Die Autoren............................................................................................................................................................ 8
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Die Bekämpfung des Antisemitismus wird zunehmend als Das Amt ist im Staatsministerium angesiedelt. Blume ist
staatliche Aufgabe verstanden. 14 der 16 Bundesländer promovierter Religionswissenschaftler und verfügt über
sowie der Bund haben in den zurückliegenden Monaten langjährige religionspolitische Erfahrung. 2010 übernahm
Funktionsstellen geschaffen, die antisemitische Vorfälle er die Leitung der Stabsstelle der Staatsrätin für interkul-
registrieren und öffentlich machen sowie für Prävention turellen und interreligiösen Dialog. 2011 wurde er Leiter
Sorge tragen sollen. Das vorliegende Papier gibt einen des Referats für Kirchen und Religion, Integration und
Überblick über die betreffenden Positionen, Personen Werte. Seit August 2016 ist er Leiter des Referats für
und Aufgaben. Nichtchristliche Religionen, Werte, Minderheiten, Pro-
jekte im Nordirak.
Bundesebene (Berlin)
In seiner Funktion als Landesbeauftragter koordiniert
Die Einsetzung eines „Beauftragten für jüdisches Leben Blume ressortübergreifend Maßnahmen zur Bekämpfung
in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus“ des Antisemitismus, ist Ansprechpartner und Vermittler
auf Bundesebene wurde im Koalitionsvertrag der 19. Le- für Antisemitismusbekämpfung in Bund, Land und Zivil-
gislaturperiode von CDU/CSU und SPD beschlossen. Im gesellschaft und sensibilisiert die Gesellschaft für aktu-
Mai 2018 wurde dieser Beschluss mit der Berufung des elle und historische Formen des Antisemitismus durch
Juristen und Diplomaten Dr. Felix Klein als Beauftragter Öffentlichkeitsarbeit sowie durch politische und kultu-
der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland relle Bildung. Blume präsentierte im Juli 2019 einen aus-
und den Kampf gegen Antisemitismus umgesetzt. Klein führlichen Bericht zum Sachstand des Antisemitismus in
trat nach seinem Studium der Rechtswissenschaften Baden-Württemberg, der umfangreiche Handlungsemp-
1994 in den Auswärtigen Dienst ein. Nach mehreren Pos- fehlungen enthält. Er ist außerdem mit zahlreichen Bei-
ten im In- und Ausland war er von März 2014 bis April trägen sowie mit dem Podcast „Verschwörungsfragen“
2018 Sonderbeauftragter für Beziehungen zu jüdischen im öffentlichen Diskurs zum Thema präsent. Sein beson-
Organisationen und Antisemitismusfragen im Auswärti- deres Augenmerk liegt hierbei auf der digitalen Netzkul-
gen Amt. tur und deren Bedeutung für die aktuelle Verbreitung an-
tisemitischer Einstellungen und Verschwörungsmythen.
Kleins Position als Beauftragter der Bundesregierung ist
dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat Bayern
angegliedert. Er wird unterstützt durch ein neu einge-
richtetes Fachreferat „Bekämpfung Antisemitismus“. Der Freistaat Bayern richtete im Mai 2018 die Stelle ei-
Aufgabe des Antisemitismusbeauftragten ist es, Maßnah- nes Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für
men der Bundesregierung zur Bekämpfung von Antisemi- jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinne-
tismus ressortübergreifend zu koordinieren. Darüber hin- rungsarbeit und geschichtliches Erbe ein. Als erster Be-
aus gibt er Anstöße für Gesetzesänderungen, staatliche auftragter wurde der ehemalige Kultusminister Dr. Lud-
und nichtstaatliche Initiativen und ist in der Öffentlich- wig Spaenle (CSU) ernannt. Der promovierte Historiker
keit durch Veranstaltungen und medial präsent. Klein ist arbeitete zunächst als Journalist und gehörte von 1994
Ansprechpartner für jüdische Organisationen und koordi- bis 2018 dem Bayerischen Landtag an. Als Kultusminister
niert die Aktivitäten von Bund, Ländern und Zivilgesell- amtierte er von 2008 bis 2018.
schaft, u.a. im Rahmen einer ständigen Bund-Länder- Das Referat des Antisemitismusbeauftragten ist in Bay-
Kommission der Antisemitismusbeauftragten. Zu seiner ern dem Leitungsgremium des Staatsministeriums für
Unterstützung wurde im September 2019 außerdem ein Unterricht und Kultus von Michael Piazolo zugeordnet.
unabhängiger Expertenkreis – bestehend aus jeweils vier Spaenle soll die Interessen der in Bayern ansässigen Jü-
jüdischen und vier nichtjüdischen Mitgliedern – einberu- dinnen und Juden mit denen der Regierung verknüpfen.
fen, der als unabhängiges Fachgremium die Bundesregie- Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Spaenle angeregt, eine
rung berät. Meldemöglichkeit für antisemitische Vorfälle einzurich-
Baden-Württemberg ten. Diese Anregung wurde im April 2019 mit der Einrich-
tung der Recherche- und Informationsstelle Antisemitis-
Als erstes Bundesland setzte Baden-Württemberg einen mus Bayern (RIAS Bayern) umgesetzt. Darüber hinaus lei-
Antisemitismusbeauftragten ein. Im März 2018 berief tet Spaenle gemeinsam mit Felix Klein die Bund-Länder-
der Landtag Dr. Michael Blume (CDU) zum Beauftragten Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus.
des Landes Baden-Württemberg gegen Antisemitismus.
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Berlin burg an und will eine bessere Kooperation und Vernet-
zung aller Akteure im Phänomenbereich Antisemitismus
Im Mai 2019 wurde Lorenz Korgel zum Ansprechpartner sowie die Begleitung und Anregung interreligiöser Begeg-
für Antisemitismus des Berliner Senats ernannt. Die nungen im Land Brandenburg fördern.
Stelle ist bei der Senatsverwaltung für Justiz, Verbrau-
cherschutz und Antidiskriminierung angesiedelt. Ihre Ein- Bremen
richtung geht auf das im März 2019 vom Senat verab-
schiedete „Landeskonzept zur Weiterentwicklung der In Bremen hat man sich gegen die Berufung eines Antise-
Antisemitismus-Prävention“ zurück. Korgel ist hauptbe- mitismus-Beauftragten entschieden, aber im September
ruflich als Referatsleiter für Demokratieförderung und 2019 ein umfassendes Handlungskonzept „Stopp den
Prävention in der Landesstelle für Gleichbehandlung – Antisemitismus“ beschlossen. Das Konzept zielt darauf
gegen Diskriminierung (LADS) tätig, die seit 2018 zur Se- ab, öffentliche Institutionen für die Herausforderungen
natsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Anti- des Antisemitismus zu sensibilisieren. Darüber hinaus
diskriminierung gehört. Er übt das Amt kommissarisch sollen zivilgesellschaftliche Akteure, die sich gegen Anti-
aus, bis die Stelle nach der endgültigen Festlegung ihres semitismus engagieren, stärker unterstützt werden. Das
Profils 2020 hauptamtlich besetzt werden soll. Land Bremen hat außerdem ein Kooperationsabkommen
mit der „International School for Holocaust Studies“ in
Zu den Kernaufgaben des Ansprechpartners für Antise- Yad Vashem (Jerusalem) sowie die Förderung von Aus-
mitismus zählt die Abstimmung von Maßnahmen zur An- tauschprogrammen beschlossen. Schließlich will sich Bre-
tisemitismusprävention zwischen Bund und dem Land men an den Vorschlägen des Bundesbeauftragten Klein
Berlin. Darüber hinaus koordiniert Korgel die Umsetzung orientieren und dessen Empfehlungen auf Landesebene
der Maßnahmen des Landeskonzeptes zur Weiterent- umsetzen.
wicklung der Antisemitismusprävention. Er identifiziert
Weiterentwicklungspotenziale und leitet einen Kreis von Hamburg
Experten aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und jüdi-
scher Gemeinde. Zudem organisiert er den Austausch Die Stadt Hamburg beschloss im Dezember 2019, einen
mit jüdischen Organisationen und mit Akteuren der Anti- Antisemitismus-Beauftragten an der Behörde für Arbeit,
semitismusprävention. Soziales, Familie und Integration (BASFI) anzusiedeln und
einen »Runden Tisch« gegen Antisemitismus einzurich-
Brandenburg ten. Der Beauftragte soll ebenfalls ehrenamtlich tätig
sein und für drei Jahre ernannt werden. Die jüdische Ge-
Anders als in den anderen Bundesländern entschied sich meinde Hamburgs wird in den Prozess eingebunden und
Brandenburg keinen Antisemitismus- hat ein Vorschlagsrecht für das Amt des Antisemitismus-
beauftragten zu ernennen. Stattdessen richtete das Land beauftragten erhalten.
im Mai 2019 auf Anregung der Staatskanzlei eine Fach-
stelle Antisemitismus ein. Geleitet wird die Fachstelle Hessen
von Peter Schüler (Bündnis 90/Die Grünen). Schüler ist
bereits seit frühen 1990er Jahren landes- und kommunal- Der erste Antisemitismusbeauftragte des Landes Hessen,
politisch aktiv. Zudem setzt sich der Jurist unter anderem Prof. Felix Semmelroth (CDU), bekleidete sein Amt von
als Anwalt für Minderheiten ein. Juli 2018 bis April 2019. Nachdem Semmelroth sein Amt
aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, folgte
Die Fachstelle soll die fachliche Expertise zum Thema An- ihm der amtierende Bürgermeister der Stadt Frankfurt,
tisemitismus für Brandenburg erarbeiten und als Anlauf- Uwe Becker (CDU) als Beauftragter der Hessischen Lan-
stelle für Betroffene und Ratsuchende dienen. Zugeord- desregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen
net ist sie dem Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrum den Antisemitismus.
für europäisch-jüdische Studien (MMZ). Die Fachstelle
will Diskriminierungs-erfahrungen sichtbar machen, so- Becker ist gelernter Bankkaufmann und wurde 2006 als
wie Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung Stadtrat für Soziales, Jugend und Sport in den Magistrat
fachlich beraten. Sie strebt eine enge Kooperation mit der Stadt Frankfurt gewählt. Seit 2007 ist er Stadtkäm-
den jüdischen Gemeinden und Einrichtungen in Branden- merer und Kirchendezernent sowie seit 2016 Bürger-
meister. Becker engagiert sich als Präsident der Freunde
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der Universität Tel Aviv in Deutschland und steht seit Ok- am Verwaltungsgericht in Lüneburg und Stade tätig und
tober 2019 der Deutsch-Israelischen Gesellschaft als Prä- fungierte dann fast zwanzig Jahre als Sprecher des Lan-
sident vor. Die Funktion des Antisemitismusbeauftragten destags. Bis zu seiner Pensionierung war er dann Spre-
ist der hessischen Staatskanzlei zugeordnet. Die Aufgabe cher der Niedersächsischen Landesregierung.
des Beauftragten ist unter anderem, die Initiativen der
Landesregierung zur Bekämpfung des Antisemitismus zu Organisatorisch ist die Geschäftsstelle des Beauftragten
ergänzen und weiterzuentwickeln. Als unabhängiges Bin- an das Niedersächsische Justizministerium angebunden.
deglied zwischen den jüdischen Gemeinden in Hessen Enste ist der zentraler Ansprechpartner für die jüdischen
und der Landesregierung soll er Strategien gegen Juden- Verbände in Niedersachsen sowie für alle im Bundesland
hass entwickeln und als Kontaktperson für die Opfer von lebenden Menschen jüdischen Glaubens. Er unterstützt
Judenfeindlichkeit zu Verfügung stehen. Seine Ernen- die Interessen der jüdischen Verbände gegenüber der
nung erfolgte in enger Abstimmung mit dem Jüdischen Landesregierung, entwickelt Empfehlungen zum Umgang
Landesverband Hessen und der Jüdischen Gemeinde mit Antisemitismus und sensibilisiert für das Thema Anti-
Frankfurt. semitismus. Außerdem vertritt Enste das Land Nieder-
sachsen gegenüber anderen Bundesländern und dem
Mecklenburg-Vorpommern Bund sowie den von diesen geschaffenen Einrichtungen
in Fragen des Antisemitismus. Er erstellt jährlich einen
Im November 2019 wurde in Mecklenburg-Vorpommern Bericht über Antisemitismus und Maßnahmen zu dessen
Dr. Hansjörg Schmutzler zum (Landes-)Beauftragten für Bekämpfung in Niedersachsen.
jüdisches Leben in Mecklenburg-Vorpommern und ge-
gen Antisemitismus berufen. Schmutzler war zunächst Nordrhein-Westfalen
Richter am Bundesverwaltungsgericht und später Abtei-
lungsleiter im Wirtschaftsministerium des Landes Meck- Die nordrhein-westfälische Landesregierung ernannte im
lenburg-Vorpommern. Von 2007 bis zu seinem Eintritt in November 2018 die ehemalige Bundesjustizministerin
den Ruhestand 2016 war Schmutzler als Abteilungsleiter Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zur Antise-
und ständiger Vertreter der Staatsekretärin im Schweri- mitismusbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen.
ner Justizministerium tätig. Seit Frühjahr 2015 war ihm Die Juristin wurde im Jahre 1990 in den deutschen Bun-
auch das Referat Kirchenangelegenheiten und Angele- destag gewählt, dem sie bis 2013 angehörte. In dieser
genheiten der religiösen Gemeinschaften zugeordnet. Zeit war sie von 1992 bis 1996 und von 2009 bis 2013
Schmutzler übt die Aufgabe des Antisemitismusbeauf- Bundesministerin der Justiz. Die Stelle der Antisemitis-
tragten im Ehrenamt aus. musbeauftragten ist dem Geschäftsbereich von Minister-
präsidenten Armin Laschet zugeordnet. Leutheusser-
Organisatorisch ist der Landesbeauftragte dem Landes- Schnarrenberger ist Ansprechpartnerin für Opfer antise-
justizministerium zugeordnet, das seine personelle und mitischer Übergriffe und Straftaten. Sie legt einen jährli-
sachliche Unterstützung sicherstellt. Der Landesbeauf- chen Bericht vor und empfiehlt Maßnahmen zur Be-
tragte will keine neuen Strukturen schaffen. Er ist An- kämpfung von Antisemitismus in NRW. In diesem Zusam-
sprechpartner für jüdische Gemeinden, Gruppen sowie menhang soll auch eine Meldestelle für Opfer antisemiti-
Bürgerinnen und Bürger. Er wird Maßnahmen anregen, scher Übergriffe eingerichtet werden.
die das jüdische Leben in Mecklenburg-Vorpommern
würdigen, unterstützen und fördern und für die Bekämp- Rheinland-Pfalz
fung des Antisemitismus den unterschiedlichen Akteuren
als Vermittler zur Verfügung stehen. Im Dezember 2017 beschloss der Ministerrat des Landes
Rheinland-Pfalz einen Beauftragten der Ministerpräsi-
Niedersachsen dentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen zu
ernennen. Im Mai 2018 trat der SPD-Politiker Dieter Bur-
Nach längeren Vorbereitungen wurde im November gard diese Stelle an, die in der Staatskanzlei unmittelbar
2019 Dr. Franz Reiner Enste zum Niedersächsischen Lan- dem Geschäftsbereich der Ministerpräsidentin zugeord-
desbeauftragten gegen Antisemitismus und für den net ist. Burgard war von 2001 bis 2010 Landtagsabgeord-
Schutz jüdischen Lebens ernannt. Enste bekleidet die Po- neter, ab 2010 Bürgerbeauftragter des Landes und ab
sition ehrenamtlich und übt seine Funktion unabhängig 2014 zusätzlich Beauftragter für die Landespolizei. Er ist
und frei von Weisungen aus. Er war zunächst als Richter seit 1989 ehrenamtlich in der Gedenkarbeit tätig und
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gründete 2001 die Landesarbeitsgemeinschaft der Ge-
denkstätten und Erinnerungsinitiativen zum Nationalso- Die Aufgaben des Antisemitismusbeauftragten im Frei-
zialismus. staat sind die Stärkung jüdischen Lebens, die Durchfüh-
rung von Begegnungs-, Bildungs- und Diskussionsveran-
In seiner Funktion als Beauftragter ist Burgard Ansprech- staltungen, die Vernetzung staatlicher und zivilgesell-
partner für jüdische Gemeinden aber auch für Sicher- schaftlicher Akteure sowie die Empfehlung von Unter-
heitsbehörden, Schulen und anderen Einrichtungen. Zu stützungsmöglichkeiten. Feist wird regelmäßig über anti-
seinen Aufgabenbereichen gehören die Sensibilisierung semitische Straftaten informiert und stellt Kontakte zwi-
für das Thema Antisemitismus, die Gewährleistung freier schen Sicherheitsbehörden, Verwaltungen und der
Religionsausübung der 3500 jüdischen Gemeindemitglie- Staatsanwaltschaft her. Er unterstützt außerdem die Ein-
der und die Pflege der 1700jährigen jüdischen Ge- richtung einer Recherche- und Informationsstellen Anti-
schichte in Rheinland-Pfalz mit ihren hochrangigen jüdi- semitismus (RIAS Sachsen). Schließlich koordiniert Feist
schen Lehrorten des Mittelalters Speyer, Worms und die Zusammenarbeit zwischen Staatsregierung, jüdischen
Mainz. Der Stelle des Beauftragten soll eine Meldestelle Gemeinden und unterschiedlichen Akteuren der Zivilge-
für antisemitische Vorfälle und Straftaten zugeordnet sellschaft und fördert Austauschprogramme mit Israel.
werden.
Sachsen-Anhalt
Saarland
Im November 2018 ernannte Sachsen-Anhalt Dr. Wolf-
Im Saarland bekleidet seit Januar 2019 Prof. Dr. Roland gang Schneiß zum Ansprechpartner für jüdisches Leben
Rixecker das Amt des Beauftragten für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus. Schneiß
und gegen Antisemitismus. Rixecker ist Präsident des ist als Referatsleiter in der Staatskanzlei des Landes Sach-
Verfassungsgerichtshofes des Saarlandes und war von sen-Anhalt tätig und hier für die Bereiche Bildung, Wis-
1985 bis 1995 Staatssekretär des Ministeriums der Justiz senschaft, Digitalisierung und Religionsgemeinschaften
des Saarlandes sowie von 1995 bis 2016 Präsident des zuständig.
Saarländischen Oberlandesgerichts. An der Universität
des Saarlandes lehrt er Staats- und Verwaltungsrecht Das Amt des Ansprechpartners für jüdisches Leben in
und Privatversicherungsrecht. Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus ist direkt beim
Ministerpräsidenten angesiedelt und wird durch eine in-
Der Beauftragte wird durch den Landtag des Saarlandes terministerielle Arbeitsgruppe aller Ressorts der Landes-
gewählt. Seine Position ist ehrenamtlich und mit einer regierung unterstützt. Die weitere Ausstattung der Stelle
Geschäftsstelle im Landtag ausgestattet. Rixecker ist An- befindet sich derzeit noch in Planung. Im Frühjahr 2020
sprechpartner für jüdische Bürgerinnen und Bürger, will Schneiß ein Aktionsprogramm gegen Antisemitismus
Gruppen und Organisationen im Saarland. Darüber hin- in Sachsen-Anhalt vorlegen, das u.a. die Beteiligung des
aus soll er auf antisemitische Haltungen und Äußerungen Landes am Aufbau eines bundesweiten Meldesystems
aufmerksam machen und antisemitischen Vorfällen vor- zur Erfassung antisemitischer Vorfälle konkretisiert.
beugen. Zu seiner Unterstützung ist die Einrichtung einer
unabhängigen Expertenkommission vorgesehen. Schleswig-Holstein

Sachsen Am 1. März 2020 trat der ehemalige Ministerpräsident


des Landes Schleswig-Holstein Peter Harry Carstensen
Im März 2019 wurde in Sachsen Dr. Thomas Feist (CDU) (CDU) das Amt als Landesbeauftragter für jüdisches Le-
zum Beauftragten der Staatsregierung für das Jüdische ben und gegen Antisemitismus an. Der studierte Agrar-
Leben berufen. Feist ist promovierter Musikwissen- wissenschaftler Carstensen war von 1983 bis 2005 Mit-
schaftler und war zwischen 2009-2017 Abgeordneter des glied des Deutschen Bundestages und von 2005 bis 2012
Deutschen Bundestages. Seit 2018 ist Feist Berater für Ministerpräsident.
politische Kommunikation und Reputationsmanagement.
2019 übernahm er außerdem den Vorsitz der CDU Die Stelle des Landesbeauftragten ist dem von Karin
Leipzig. Feists ehrenamtliche Position ist beim Sächsi- Prien geleiteten Bildungsministerium zugeordnet. In den
schen Staatsministerium für Kultus angesiedelt, wo ihn kommenden Wochen will Carstensen Kontakte zu den
ein Expertenrat unterstützt. anderen Antisemitismusbeauftragten herstellen und eine
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Bestandsaufnahme bisheriger Maßnahmen des Landes
im Bereich Antisemitismusprävention durchführen. Cars- Als Chef der Staatskanzlei kommt Hoff auch im Themen-
tensen hat sich bereits vor seiner Ernennung für die Inte- feld der Bekämpfung des Antisemitismus eine koordinie-
ressen der jüdischen Gemeinden im Bundesland einge- rende Funktion zu. Die Zuständigkeiten für einzelne Prä-
setzt. Zum Amtsantritt betonte er, dass er sich für die ventionsbereiche verteilen sich entsprechend der jeweili-
Selbstverständlichkeit jüdischen Lebens in Schleswig-Hol- gen Thüringer Ministerien. So verantwortet das Thürin-
stein einsetzen wolle. ger Bildungsministerium die Lehrerfortbildung und Lehr-
planentwicklung des Landes hinsichtlich des Themas An-
Thüringen tisemitismus. Das Justizministerium führt im Rahmen des
„Thüringen-Monitor“ Statistik über rechtsextremistisch
Im Januar 2019 ist Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff bzw. fremdenfeindlich motivierte Straftaten. Im Thürin-
(DIE LINKE) zum Beauftragten für jüdisches Leben in ger Ministerium für Inneres und Kommunales werden
Thüringen und die Bekämpfung des Antisemitismus be- Kriminalitätsentwicklungen und Handlungsfelder erfasst
rufen worden. Von 2006 bis 2011 war Hoff Staatssekre- und analysiert, um präventive Strategien zu entwickeln.
tär für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz im Zugleich unterstützt die Landesregierung das Institut für
Senat von Berlin. 2014 wurde er Minister für Kultur, Bun- Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in Jena im Bereich
des- und Europaangelegenheiten und Chef der Staats- wissenschaftlicher Antisemitismusforschung. Geplant ist
kanzlei des Freistaates Thüringen. Seit 2019 ist er zusätz- zudem eine feste Dokumentationsstruktur, die mit bun-
lich noch amtierender Minister für Infrastruktur und desweiten Erfassungsinstrumenten kompatibel sein soll.
Landwirtschaft. Das Kabinett Ramelow II hat ihn am 4. Im Rahmen der Erinnerungskultur in Bezug auf den Nati-
März in seinen Positionen bestätigt. Hoff ist außerdem onalsozialismus kooperiert Thüringen außerdem mit den
Honorarprofessor an der Alice-Salomon-Hochschule in unterschiedlichen Gedenkstätten im Land.
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Die Autoren

Bruno Hamm-Pütt hat Jüdische Studien und Philosophie in Potsdam studiert und ist Studentische Hilfskraft in der
Hauptabteilung Analyse und Beratung der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Dr. Andreas Jacobs ist Leiter der Abteilung Gesellschaftlicher Zusammenhalt in der Hauptabteilung Analyse und Bera-
tung der Konrad-Adenauer-Stiftung

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Dr. Andreas Jacobs


Leiter Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Hauptabteilung Analyse und Beratung
T +49 30 / 26 996-3744
Andreas.Jacobs@kas.de

Postanschrift: Konrad-Adenauer-Stiftung, 10907 Berlin

Herausgeberin: Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 2020, Sankt Augustin/Berlin


Gestaltung & Satz: yellow too Pasiek Horntrich GbR

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