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Remova Marca d'água Wondershare
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Immanuel Kant
BACO DE VERULAMIO
Instauratio magna. Praefatio
Sr. Exzellenz
dem königl. Staatsminister
Freiherrn von Zedlitz
Gnädiger Herr!
Einleitung
I. Von dem Unterschiede der reinen
und empirischen Erkenntnis
Was noch weit mehr sagen will, als alles vorige, ist
dieses, daß gewisse Erkenntnisse sogar das Feld aller
möglichen Erfahrungen verlassen, und durch Begriffe,
denen überall kein entsprechender Gegenstand in der
Erfahrung gegeben werden kann, den Umfang unserer
Urteile über alle Grenzen derselben zu erweitern den
Anschein haben.
Und gerade in diesen letzteren Erkenntnissen, wel-
che über die Sinnenwelt hinausgehen, wo Erfahrung
gar keinen Leitfaden, noch Berichtigung geben kann,
liegen die Nachforschungen unserer Vernunft, die wir,
der Wichtigkeit nach, für weit vorzüglicher, und ihre
Endabsicht für viel erhabener halten, als alles, was
der Verstand im Felde der Erscheinungen lernen kann,
wobei wir, sogar auf die Gefahr zu irren, eher alles
wagen, als daß wir so angelegene Untersuchungen aus
irgend einem Grunde der Bedenklichkeit, oder aus
Geringschätzung und Gleichgültigkeit aufgeben soll-
ten. Diese unvermeidlichen Aufgaben der reinen Ver-
nunft selbst sind Gott, Freiheit und Unsterblichkeit.
Die Wissenschaft aber, deren Endabsicht mit allen
ihren Zurüstungen eigentlich nur auf die Auflösung
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Aus diesem allem ergibt sich nun die Idee einer be-
sondern Wissenschaft, die Kritik der reinen Vernunft
heißen kann. Denn ist Vernunft das Vermögen, wel-
ches die Prinzipien der Erkenntnis a priori an die
Hand gibt. Daher ist reine Vernunft diejenige, welche
die Prinzipien, etwas schlechthin a priori zu erkennen,
enthält. Ein Organon der reinen Vernunft würde ein
Inbegriff derjenigen Prinzipien sein, nach denen alle
reine Erkenntnisse a priori können erworben und
wirklich zu Stande gebracht werden. Die ausführliche
Anwendung eines solchen Organon würde ein System
der reinen Vernunft verschaffen. Da dieses aber sehr
viel verlangt ist, und es noch dahin steht, ob auch hier
überhaupt eine Erweiterung unserer Erkenntnis und in
welchen Fällen sie möglich sei: so können wir eine
Wissenschaft der bloßen Beurteilung der reinen Ver-
nunft, ihrer Quellen und Grenzen, als die Propädeutik
zum System der reinen Vernunft ansehen. Eine solche
würde nicht eine Doktrin, sondern nur Kritik der rei-
nen Vernunft heißen müssen, und ihr Nutzen würde in
Ansehung der Spekulation wirklich nur negativ sein,
nicht zur Erweiterung, sondern nur zur Läuterung
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I. Transzendentale Elementarlehre
Der transzendentalen Elementarlehre
erster Teil
§3
Transzendentale Erörterung des Begriffs vom Raume
§4
Metaphysische Erörterung des Begriffs der Zeit
aufgehoben werden.
3) Auf diese Notwendigkeit a priori gründet sich
auch die Möglichkeit apodiktischer Grundsätze von
den Verhältnissen der Zeit, oder Axiomen von der
Zeit überhaupt. Sie hat nur Eine Dimension: verschie-
dene Zeiten sind nicht zugleich, sondern nach einan-
der (so wie verschiedene Räume nicht nach einander,
sondern zugleich sind). Diese Grundsätze können aus
der Erfahrung nicht gezogen werden, denn diese
würde weder strenge Allgemeinheit, noch apodikti-
sche Gewißheit geben. Wir würden nur sagen können:
so lehrt es die gemeine Wahrnehmung; nicht aber: so
muß es sich verhalten. Diese Grundsätze gelten als
Regeln, unter denen überhaupt Erfahrungen möglich
sind, und belehren uns vor derselben, und nicht durch
dieselbe.
4) Die Zeit ist kein diskursiver, oder, wie man ihn
nennt, allgemeiner Begriff, sondern eine reine Form
der sinnlichen Anschauung. Verschiedene Zeiten sind
nur Teile eben derselben Zeit. Die Vorstellung, die
nur durch einen einzigen Gegenstand gegeben werden
kann, ist aber Anschauung. Auch würde sich der Satz,
daß verschiedene Zeiten nicht zugleich sein können,
aus einem allgemeinen Begriff nicht herleiten lassen.
Der Satz ist synthetisch, und kann aus Begriffen allein
nicht entspringen. Er ist also in der Anschauung und
Vorstellung der Zeit unmittelbar enthalten.
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§5
Transzendentale Erörterung des Begriffe der Zeit
§6
Schlüsse aus diesen Begriffen
a) Die Zeit ist nicht etwas, was für sich selbst be-
stünde, oder den Dingen als objektive Bestimmung
anhinge, mithin übrig bliebe, wenn man von allen
subjektiven Bedingungen der Anschauung derselben
abstrahiert: denn im ersten Fall würde sie etwas sein,
was ohne wirklichen Gegenstand dennoch wirklich
wäre. Was aber das zweite betrifft, so könnte sie als
eine den Dingen selbst anhangende Bestimmung oder
Ordnung nicht vor den Gegenständen als ihre Bedin-
gung vorhergehen, und a priori durch synthetische
Sätze erkannt und angeschaut werden. Diese letztere
findet dagegen sehr wohl statt, wenn die Zeit nichts
als die subjektive Bedingung ist, unter der alle
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§7
Erläuterung
§8
Allgemeine Anmerkungen zur transzendentalen
Ästhetik
werde. Denn, wenn man den Raum und die Zeit als
Beschaffenheiten ansieht, die ihrer Möglichkeit nach
in Sachen an sich angetroffen werden müßten, und
überdenkt die Ungereimtheiten, in die man sich als-
denn verwickelt, indem zwei unendliche Dinge, die
nicht Substanzen, auch nicht etwas wirklich den Sub-
stanzen Inhärierendes, dennoch aber Existierendes, ja
die notwendige Bedingung der Existenz aller Dinge
sein müssen, auch übrig bleiben, wenn gleich alle exi-
stierende Dinge aufgehoben werden: so kann man es
dem guten Berkeley wohl nicht verdenken, wenn er
die Körper zu bloßem Schein herabsetzte, ja es müßte
so gar unsere eigene Existenz, die auf solche Art von
der für sich bestehenden Realität eines Undinges, wie
die Zeit, abhängig gemacht wäre, mit dieser in lauter
Schein verwandelt werden; eine Ungereimtheit, die
sich bisher noch niemand hat zu Schulden kommen
lassen.
IV. In der natürlichen Theologie, da man sich einen
Gegenstand denkt, der nicht allein für uns gar kein
Gegenstand der Anschauung, sondern der ihm selbst
durchaus kein Gegenstand der sinnlichen Anschauung
sein kann, ist man sorgfältig darauf bedacht, von aller
seiner Anschauung (denn dergleichen muß alles sein
Erkenntnis sein, und nicht Denken, welches jederzeit
Schranken beweiset) die Bedingungen der Zeit und
des Raumes wegzuschaffen. Aber mit welchem
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Einleitung
Idee einer transzendentalen Logik
1.
Quantität der Urteile
Allgemeine
Besondere
Einzelne
2. 3.
Qualität Relation
Bejahende Kategorische
Verneinende Hypothetische
Unendliche Disjunktive
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4.
Modalität
Problematische
Assertorische
Apodiktische
§ 10
Von den reinen Verstandesbegriffen oder Kategorien
I.
Der Quantität
Einheit
Vielheit
Allheit
2. 3.
Der Qualität Der Relation
Realität der Inhärenz und Subsistenz
Negation (substantia et accidens)
Limitation der Kausalität und Dependenz
(Ursache und Wirkung)
der Gemeinschaft (Wechselwirkung
zwischen dem Handelnden
und Leidenden)
4.
Der Modalität
Möglichkeit - Unmöglichkeit
Dasein - Nichtsein
Notwendigkeit - Zufälligkeit
§ 11
§ 12
Erster Abschnitt
§ 13
Von den Prinzipien einer transzendent Deduktion
überhaupt
§ 15
Von der Möglichkeit einer Verbindung überhaupt
§ 16
Von der ursprünglich-synthetischen Einheit der
Apperzeption
§ 17
Der Grundsatz der synthetisches Einheit der
Apperzeption ist das oberste Prinzip alles
Verstandesgebrauchs
§ 18
Was objektive Einheit des Selbstbewusstseins sei
§ 19
Die logische Form aller Urteile besteht in der
objektiven Einheit der Apperzeption der darin
enthaltenen Begriffe
§ 20
Alle sinnliche Anschauungen stehen unter den
Kategorien, als Bedingungen, unter denen allein das
Mannigfaltige derselben in ein Bewusstsein
zusammenkommen kann
Kategorien.
§ 21
Anmerkung
§ 22
Die Kategorie hat keinen andern Gebrauch zum
Erkenntnisse der Dinge, als ihre Anwendung auf
Gegenstände der Erfahrung
§ 23
nur sagen konnte, daß die unsrige nicht für ihn gelte.
Aber das Vornehmste ist hier, daß auf ein solches
Etwas auch nicht einmal eine einzige Kategorie ange-
wandt werden könnte: z.B. der Begriff einer Sub-
stanz, d.i. von etwas, das als Subjekt, niemals aber
als bloßes Prädikat existieren könne; wovon ich gar
nicht weiß, ob es irgend ein Ding geben könne, das
dieser Gedankenbestimmung korrespondierete, wenn
nicht empirische Anschauung mir den Fall der An-
wendung gäbe. Doch mehr hievon in der Folge.
§ 24
Von der Anwendung der Kategorien auf Gegenstande
der Sinne überhaupt
***
affiziert. Wie aber das Ich, der ich denke, von dem
Ich, das sich selbst anschauet, unterschieden (indem
ich mir noch andere Anschauungsart wenigstens als
möglich vorstellen kann) und doch mit diesem letzte-
ren als dasselbe Subjekt einerlei sei, wie ich also
sagen könne: Ich, als Intelligenz und denkend Sub-
jekt, erkenne mich selbst als gedachtes Objekt, so
fern ich mir noch über das in der Anschauung gege-
ben bin, nur, gleich andern Phänomenen, nicht wie ich
vor dem Verstande bin, sondern wie ich mir erschei-
ne, hat nicht mehr auch nicht weniger Schwierigkeit
bei sich, als wie ich mir selbst überhaupt ein Objekt
und zwar der Anschauung und innerer Wahrnehmun-
gen sein könne. Daß es aber doch wirklich so sein
müsse, kann, wenn man den Raum für eine bloße
reine Form der Erscheinungen äußerer Sinne gelten
läßt, dadurch klar dargetan werden, daß wir die Zeit,
die doch gar kein Gegenstand äußerer Anschauung
ist, uns nicht anders vorstellig machen können, als
unter dem Bilde einer Linie, so fern wir sie ziehen,
ohne welche Darstellungsart wir die Einheit ihrer Ab-
messung gar nicht erkennen könnten, imgleichen daß
wir die Bestimmung der Zeitlänge, oder auch der Zeit-
stellen für alle innere Wahrnehmungen, immer von
dem hernehmen müssen, was uns äußere Dinge Ver-
änderliches darstellen, folglich die Bestimmungen des
inneren Sinnes gerade auf dieselbe Art als
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§ 25
§ 26
Transzendentale Deduktion des allgemein möglichen
Erfahrungsgebrauchs der reinen Verstandesbegriffe
***
***
sich nach ihnen richten müsse, d.i. wie sie die Verbin-
dung des Mannigfaltigen der Natur, ohne sie von die-
ser abzunehmen, a priori bestimmen können. Hier ist
die Auflösung dieses Rätsels.
Es ist nun nichts befremdlicher, wie die Gesetze
der Erscheinungen in der Natur mit dem Verstande
und seiner Form a priori, d.i. seinem Vermögen, das
Mannigfaltige überhaupt zu verbinden, als wie die
Erscheinungen selbst mit der Form der sinnlichen An-
schauung a priori übereinstimmen müssen. Denn Ge-
setze existieren eben so wenig in den Erscheinungen,
sondern nur relativ auf das Subjekt, dem die Erschei-
nungen inhärieren, so fern es Verstand hat, als Er-
scheinungen nicht an sich existieren, sondern nur rela-
tiv auf dasselbe Wesen, so fern es Sinne hat. Dingen
an sich selbst würde ihre Gesetzmäßigkeit notwendig,
auch außer einem Verstande, der sie erkennt, zukom-
men. Allein Erscheinungen sind nur Vorstellungen
von Dingen, die, nach dem, was sie an sich sein
mögen, unerkannt da sind. Als bloße Vorstellungen
aber stehen sie unter gar keinem Gesetze der Ver-
knüpfung, als demjenigen, welches das verknüpfende
Vermögen vorschreibt. Nun ist das, was das Mannig-
faltige der sinnlichen Anschauung verknüpft, Einbil-
dungskraft, die vom Verstande der Einheit ihrer intel-
lektuellen Synthesis, und von der Sinnlichkeit der
Mannigfaltigkeit der Apprehension nach abhängt. Da
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§ 27
Resultat dieser Deduktion der Verstandesbegriffe
***
Einleitung
Von der transzendentalen Urteilskraft überhaupt
Wenn der Verstand überhaupt als das Vermögen
der Regeln erklärt wird, so ist Urteilskraft das Vermö-
gen, unter Regeln zu subsumieren, d.i. zu unterschei-
den, ob etwas unter einer gegebenen Regel (casus
datae legis) stehe, oder nicht. Die allgemeine Logik
enthält gar keine Vorschriften für die Urteilskraft, und
kann sie auch nicht enthalten. Denn da sie von allem
Inhalte der Erkenntnis abstrahiert: so bleibt ihr
nichts übrig, als das Geschäfte, die bloße Form der
Erkenntnis in Begriffen, Urteilen und Schlüssen ana-
lytisch auseinander zu setzen, und dadurch formale
Regeln alles Verstandesgebrauchs zu Stande zu brin-
gen. Wollte sie nun allgemein zeigen, wie man unter
diese Regeln subsumieren, d.i. unterscheiden sollte,
ob etwas darunter stehe oder nicht, so könnte dieses
nicht anders, als wieder durch eine Regel geschehen.
Diese aber erfordert eben darum, weil sie eine Regel
ist, aufs neue eine Unterweisung der Urteilskraft, und
so zeigt sich, daß zwar der Verstand einer Belehrung
und Ausrüstung durch Regeln fähig, Urteilskraft aber
ein besonderes Talent sei, welches gar nicht belehrt,
sondern nur geübt sein will. Daher ist diese auch das
Spezifische des so genannten Mutterwitzes, dessen
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Das System
der Grundsätze des reinen Verstandes
erster Abschnitt
Des Systems
der Grundsätze des reinen Verstandes
zweiter Abschnitt
Des Systems
der Grundsätze des reinen Verstandes
dritter Abschnitt
1.
Axiomen
der Anschauung
2. 3.
Antizipationen Analogien
der Wahrnehmung der Erfahrung
4.
Postulate
des empirischen Denkens
überhaupt
1.
Axiomen der Anschauung
Beweis
apprehendiert werden.
Auf diese sukzessive Synthesis der produktiven
Einbildungskraft, in der Erzeugung der Gestalten,
gründet sich die Mathematik der Ausdehnung (Geo-
metrie) mit ihren Axiomen, welche die Bedingungen
der sinnlichen Anschauung a priori ausdrücken, unter
denen allein das Schema eines reinen Begriffs der äu-
ßeren Erscheinung zu Stande kommen kann; z. E.
zwischen zwei Punkten ist nur eine gerade Linie mög-
lich; zwei gerade Linien schließen keinen Raum ein
etc. Dies sind die Axiomen, welche eigentlich nur
Größen (quanta) als solche betreffen.
Was aber die Größe (quantitas), d.i. die Antwort
auf die Frage: wie groß etwas sei? betrifft, so gibt es
in Ansehung derselben, obgleich verschiedene dieser
Sätze synthetisch und unmittelbar gewiß (indemon-
strabilia) sind, dennoch im eigentlichen Verstande
keine Axiomen. Denn daß Gleiches zu Gleichem hin-
zugetan, oder von diesem abgezogen, ein Gleiches
gebe, sind analytische Sätze, indem ich mir der Identi-
tät der einen Größenerzeugung mit der andern unmit-
telbar bewußt bin; Axiomen aber sollen synthetische
Sätze a priori sein. Dagegen sind die evidenten Sätze
der Zahlverhältnis zwar allerdings synthetisch, aber
nicht allgemein, wie die der Geometrie, und eben um
deswillen auch nicht Axiomen, sondern können Zahl-
formeln genannt werden. Daß 7 + 5 = 12 sei, ist kein
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2.
Antizipationen der Wahrnehmung
Beweis
3.
Analogien der Erfahrung
Beweis
A. Erste Analogie
Grundsatz der Beharrlichkeit der Substanz
Beweis
werden.
Unsere Apprehension des Mannigfaltigen der Er-
scheinung ist jederzeit sukzessiv, und ist also immer
wechselnd. Wir können also dadurch allein niemals
bestimmen, ob dieses Mannigfaltige, als Gegenstand
der Erfahrung, zugleich sei, oder nach einander folge,
wo an ihr nicht etwas zum Grunde liegt, was jederzeit
ist, d.i. etwas Bleibendes und Beharrliches, von wel-
chem aller Wechsel und Zugleichsein nichts, als so
viel Arten (Modi der Zeit) sind, wie das Beharrliche
existiert. Nur in dem Beharrlichen sind also Zeitver-
hältnisse möglich (denn Simultaneität und Sukzession
sind die einzigen Verhältnisse in der Zeit), d.i. das
Beharrliche ist das Substratum der empirischen Vor-
stellung der Zeit selbst, an welchem alle Zeitbestim-
mung allein möglich ist. Die Beharrlichkeit drückt
überhaupt die Zeit, als das beständige Correlatum
alles Daseins der Erscheinungen, alles Wechsels und
aller Begleitung, aus. Denn der Wechsel trifft die Zeit
selbst nicht, sondern nur die Erscheinungen in der
Zeit (so wie das Zugleichsein nicht ein Modus der
Zeit selbst ist, als in welcher gar keine Teile zugleich,
sondern alle nach einander sind). Wollte man der Zeit
selbst eine Folge nach einander beilegen, so müßte
man noch eine andere Zeit denken, in welcher diese
Folge möglich wäre. Durch das Beharrliche allein be-
kömmt das Dasein in verschiedenen Teilen der
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Eben so war der Satz: aus nichts wird nichts, nur ein
anderer Folgesatz aus dem Grundsatze der Beharrlich-
keit, oder vielmehr des immerwährenden Daseins des
eigentlichen Subjekts an den Erscheinungen. Denn
wenn dasjenige an der Erscheinung, was man Sub-
stanz nennen will, das eigentliche Substratum aller
Zeitbestimmung sein soll, so muß sowohl alles Da-
sein in der vergangenen, als das der künftigen Zeit,
daran einzig und allein bestimmt werden können.
Daher können wir einer Erscheinung nur darum den
Namen Substanz geben, weil wir ihr Dasein zu aller
Zeit voraussetzen, welches durch das Wort Beharr-
lichkeit nicht einmal wohl ausgedruckt wird, indem
dieses mehr auf künftige Zeit geht. Indessen ist die
innre Notwendigkeit, zu beharren, doch unzertrenn-
lich mit der Notwendigkeit, immer gewesen zu sein,
verbunden, und der Ausdruck mag also bleiben. Gigni
de nihilo nihil, in nihilum nil posse reverti, waren
zwei Sätze, welche die Alten unzertrennt verknüpften,
und die man aus Mißverstand jetzt bisweilen trennt,
weil man sich vorstellt, daß sie Dinge an sich selbst
angehen, und der erstere der Abhängigkeit der Welt
von einer obersten Ursache (auch so gar ihrer Sub-
stanz nach) entgegen sein dürfte; welche Besorgnis
unnötig ist, indem hier nur von Erscheinungen im
Felde der Erfahrung die Rede ist, deren Einheit nie-
mals möglich sein würde, wenn wir neue Dinge (der
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B. Zweite Analogie
Grundsatz der Zeitfolge nach dem Gesetze
der Kausalität
Beweis
gar nicht bestimmt, und die Reihe der einen der fol-
genden Vorstellungen kann eben sowohl rückwärts
als vorwärts genommen werden. Ist aber diese Syn-
thesis eine Synthesis der Apprehension (des Mannig-
faltigen einer gegebenen Erscheinung), so ist die Ord-
nung im Objekt bestimmt, oder, genauer zu reden, es
ist darin eine Ordnung der sukzessiven Synthesis, die
ein Objekt bestimmt, nach welcher etwas notwendig
vorausgehen, und wenn dieses gesetzt ist, das andre
notwendig folgen müsse. Soll also meine Wahrneh-
mung die Erkenntnis einer Begebenheit enthalten, da
nämlich etwas wirklich geschieht: so muß sie ein em-
pirisches Urteil sein, in welchem man sich denkt, daß
die Folge bestimmt sei, d.i. daß sie eine andere Er-
scheinung der Zeit nach voraussetze, worauf sie not-
wendig, oder nach einer Regel folgt. Widrigenfalls,
wenn ich das Vorhergehende setze, und die Begeben-
heit folgte nicht darauf notwendig, so würde ich sie
nur für ein subjektives Spiel meiner Einbildungen
halten müssen, und stellete ich mir darunter doch
etwas Objektives vor, sie einen bloßen Traum nennen.
Also ist das Verhältnis der Erscheinungen (als mögli-
cher Wahrnehmungen), nach welchem das Nachfol-
gende (was geschieht) durch etwas Vorhergehendes
seinem Dasein nach notwendig, und nach einer Regel
in der Zeit bestimmt ist, mithin das Verhältnis der Ur-
sache zur Wirkung die Bedingung der objektiven
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C. Dritte Analogie
Grundsatz des Zugleichseins, nach dem Gesetze
der Wechselwirkung, oder Gemeinschaft
Beweis
***
4.
Die Postulate des empirischen Denkens überhaupt
Erläuterung
***
Lehrsatz
Beweis
***
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***
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Anhang
Anmerkung
zur Amphibolie der Reflexionsbegriffe
***
***
Nichts,
als
1.
Leerer Begriff ohne Gegenstand,
ens rationis
2. 3.
Leerer Gegenstand Leerer Anschauung
eines Begriffs, ohne Gegenstand,
nihil privativum ens imaginarium
Einleitung
I. Vom transzendentalen Schein
statt nicht rohe Begriffe, eben darum, weil sie aus Er-
fahrung geschöpft worden, alle gute Absicht vereitelt
hätten. Je übereinstimmender die Gesetzgebung und
Regierung mit dieser Idee eingerichtet wären, desto
seltener würden allerdings die Strafen werden, und da
ist es denn ganz vernünftig (wie Plato behauptet), daß
bei einer vollkommenen Anordnung derselben gar
keine dergleichen nötig sein würden. Ob nun gleich
das letztere niemals zu Stande kommen mag, so ist
die Idee doch ganz richtig, welche dieses Maximum
zum Urbilde aufstellt, um nach demselben die gesetz-
liche Verfassung der Menschen der möglich größten
Vollkommenheit immer näher zu bringen. Denn wel-
ches der höchste Grad sein mag, bei welchem die
Menschheit stehen bleiben müsse, und wie groß also
die Kluft, die zwischen der Idee und ihrer Ausführung
notwendig übrig bleibt, sein möge, das kann und soll
niemand bestimmen, eben darum, weil es Freiheit ist,
welche jede angegebene Grenze übersteigen kann.
Aber nicht bloß in demjenigen, wobei die mensch-
liche Vernunft wahrhafte Kausalität zeigt, und wo
Ideen wirkende Ursachen (der Handlungen und ihrer
Gegenstände) werden, nämlich im Sittlichen, sondern
auch in Ansehung der Natur selbst, sieht Plato mit
Recht deutliche Beweise ihres Ursprungs aus Ideen.
Ein Gewächs, ein Tier, die regelmäßige Anordnung
des Weltbaues (vermutlich also auch die ganze
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1.
Die Seele ist Substanz
2. 3.
Ihrer Qualität nach Den verschiedenen Zeiten
einfach nach, in welchen sie da ist,
numerisch-identisch, d.i.
Einheit (nicht Vielheit)
4.
Im Verhältnisse
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1.
Ich denke
2. 3.
als Subjekt als einfaches Subjekt
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4.
als identisches Subjekt,
in jedem Zustande meines Denkens
***
Allgemeine Anmerkung,
den Übergang von der rationalen Psychologie
zur Kosmologie betreffend
Zweites Hauptstück
1.
Die absolute Vollständigkeit
der Zusammensetzung
des gegebenen Ganzen aller Erscheinungen
2. 3.
Die Die
absolute Vollständigkeit absolute Vollständigkeit
der Teilung der Entstehung
eines gegebenen Ganzen einer Erscheinung
in der Erscheinung überhaupt
4.
Die absolute Vollständigkeit
der Abhängigkeit des Daseins
des Veränderlichen in der Erscheinung
Thesis
Die Welt hat einen Anfang in der Zeit, und ist dem
Raum nach auch in Grenzen eingeschlossen.
Beweis
Denn, man nehme an, die Welt habe der Zeit nach
keinen Anfang: so ist bis zu jedem gegebenen Zeit-
punkte eine Ewigkeit abgelaufen, und mithin eine un-
endliche Reihe auf einander folgender Zustände der
Dinge in der Welt verflossen. Nun besteht aber eben
darin die Unendlichkeit einer Reihe, daß sie durch
sukzessive Synthesis niemals vollendet sein kann.
Also ist eine unendliche verflossene Weltreihe un-
möglich, mithin ein Anfang der Welt eine notwendige
Bedingung ihres Daseins; welches zuerst zu beweisen
war.
In Ansehung des zweiten nehme man wiederum das
Gegenteil an: so wird die Welt ein unendliches gege-
benes Ganzes von zugleich existierenden Dingen sein.
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I. zur Thesis
Antithesis
Beweis
Thesis
Beweis
I. zur Thesis
geschehen ist.
Ich rede übrigens hier nur von dem Einfachen, so
fern es notwendig im Zusammengesetzten gegeben ist,
indem dieses darin, als in seine Bestandteile, aufgelö-
set werden kann. Die eigentliche Bedeutung des Wor-
tes Monas (nach Leibnizens Gebrauch) sollte wohl
nur auf das Einfache gehen, welches unmittelbar als
einfache Substanz gegeben ist (z.B. im Selbstbewußt-
sein) und nicht als Element des Zusammengesetzten,
welches man besser den Atomus nennen könnte. Und
da ich nur in Ansehung des Zusammengesetzten die
einfachen Substanzen, als deren Elemente, beweisen
will, so könnte ich die Antithese der zweiten Antino-
mie die transzendentale Atomistik nennen. Weil aber
dieses Wort schon vorlängst zur Bezeichnung einer
besondern Erklärungsart körperlicher Erscheinungen
(molecularum) gebraucht worden, und also empiri-
sche Begriffe voraussetzt, so mag er der dialektische
Grundsatz der Monadologie heißen.
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Antithesis
Beweis
Thesis
Beweis
I. zur Thesis
Antithesis
Beweis
Thesis
Beweis
I. zur Thesis
Antithesis
Beweis
***
schlechterdings unmöglich. 56
Hieraus folgt denn zugleich die bejahende Ant-
wort: der Regressus in der Reihe der Welterscheinun-
gen, als eine Bestimmung der Weltgröße, geht in in-
definitum, welches eben so viel sagt, als: die Sinnen-
welt hat keine absolute Große, sondern der empirische
Regressus (wodurch sie auf der Seite ihrer Bedingun-
gen allein gegeben werden kann) hat seine Regel,
nämlich von einem jeden Gliede der Reihe, als einem
Bedingten, jederzeit zu einem noch entfernetern (es
sei durch eigene Erfahrung, oder den Leitfaden der
Geschichte, oder die Kette der Wirkungen und ihrer
Ursachen) fortzuschreiten, und sich der Erweiterung
des möglichen empirischen Gebrauchs seines Ver-
standes nirgend zu überheben, welches denn auch das
eigentliche und einzige Geschäfte der Vernunft bei
ihren Prinzipien ist.
Ein bestimmter empirischer Regressus, der in einer
gewissen Art von Erscheinungen ohne Aufhören fort-
ginge, wird hiedurch nicht vorgeschrieben, z.B. daß
man von einem lebenden Menschen immer in einer
Reihe von Voreltern aufwärts steigen müsse, ohne ein
erstes Paar zu erwarten, oder in der Reihe der Welt-
körper, ohne eine äußerste Sonne zuzulassen; sondern
es wird nur der Fortschritt von Erscheinungen zu Er-
scheinungen geboten, sollten diese auch keine wirkli-
che Wahrnehmung (wenn sie dem Grade nach für
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sie auch auf die Menge der auf gewisse Weise in dem
gegebenen Ganzen schon abgesonderten Teile, da-
durch diese ein quantum discretum ausmachen, er-
strecken wollen. Annehmen, daß in jedem geglieder-
ten (organisierten) Ganzen ein jeder Teil wiederum
gegliedert sei, und daß man auf solche Art, bei Zerle-
gung der Teile ins Unendliche, immer neue Kunstteile
antreffe, mit einem Worte, daß das Ganze ins Unend-
liche gegliedert sei, will sich gar nicht denken lassen,
obzwar wohl, daß die Teile der Materie, bei ihrer De-
komposition ins Unendliche, gegliedert werden könn-
ten. Denn die Unendlichkeit der Teilung einer gegebe-
nen Erscheinung im Raume gründet sich allein darauf,
daß durch diese bloß die Teilbarkeit, d.i. eine an sich
schlechthin unbestimmte Menge von Teilen gegeben
ist, die Teile selbst aber nur durch die Subdivision ge-
geben und bestimmet werden, kurz, daß das Ganze
nicht an sich selbst schon eingeteilt ist. Daher die Tei-
lung eine Menge in demselben bestimmen kann, die
so weit geht, als man im Regressus der Teilung fort-
schreiten will. Dagegen wird bei einem ins Unendli-
che gegliederten organischen Körper das Ganze eben
durch diesen Begriff schon als eingeteilt vorgestellt,
und eine an sich selbst bestimmte, aber unendliche
Menge der Teile, vor allem Regressus der Teilung, in
ihm angetroffen, wodurch man sich selbst wider-
spricht; indem diese unendliche Einwickelung als eine
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***
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Erscheinung ist und als solche mit ein Glied der Reihe
ausmacht.
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Gestalten erscheinen.
So hat denn jeder Mensch einen empirischen Cha-
rakter seiner Willkür, welcher nichts anders ist, als
eine gewisse Kausalität seiner Vernunft, so fern diese
an ihren Wirkungen in der Erscheinung eine Regel
zeigt, darnach man die Vernunftgründe und die Hand-
lungen derselben nach ihrer Art und ihren Graden ab-
nehmen, und die subjektiven Prinzipien seiner Will-
kür beurteilen kann. Weil dieser empirische Charakter
selbst aus den Erscheinungen als Wirkung und aus
der Regel derselben, welche Erfahrung an die Hand
gibt, gezogen werden muß: so sind alle Handlungen
des Menschen in der Erscheinung aus seinem empiri-
schen Charakter und den mitwirkenden anderen Ursa-
chen nach der Ordnung der Natur bestimmt, und wenn
wir alle Erscheinungen seiner Willkür bis auf den
Grund erforschen könnten, so würde es keine einzige
menschliche Handlung geben, die wir nicht mit Ge-
wißheit vorhersagen und aus ihren vorhergehenden
Bedingungen als notwendig erkennen könnten. In An-
sehung dieses empirischen Charakters gibt es also
keine Freiheit, und nach diesem können wir doch al-
lein den Menschen betrachten, wenn wir lediglich be-
obachten, und, wie es in der Anthropologie geschieht,
von seinen Handlungen die bewegenden Ursachen
physiologisch erforschen wollen.
Wenn wir aber eben dieselben Handlungen in
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***
Erster Abschnitt
Von dem Ideal überhaupt
Wir haben oben gesehen, daß durch reine Verstan-
desbegriffe, ohne alle Bedingungen der Sinnlichkeit,
gar keine Gegenstände können vorgestellet werden,
weil die Bedingungen der objektiven Realität dersel-
ben fehlen, und nichts, als die bloße Form des Den-
kens, in ihnen angetroffen wird. Gleichwohl können
sie in concreto dargestellet werden, wenn man sie auf
Erscheinungen anwendet; denn an ihnen haben sie ei-
gentlich den Stoff zum Erfahrungsbegriffe, der nichts
als ein Verstandesbegriff in concreto ist. Ideen aber
sind noch weiter von der objektiven Realität entfernt,
als Kategorien; denn es kann keine Erscheinung ge-
funden werden, an der sie sich in concreto vorstellen
ließen. Sie enthalten eine gewisse Vollständigkeit, zu
welcher keine mögliche empirische Erkenntnis zu-
langt, und die Vernunft hat dabei nur eine systemati-
sche Einheit im Sinne, welcher sie die empirische
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unterwerfen.
Er lautet also: Wenn etwas existiert, so muß auch
ein schlechterdingsnotwendiges Wesen existieren.
Nun existiere, zum mindesten, ich selbst: also exi-
stiert ein absolutnotwendiges Wesen. Der Untersatz
enthält eine Erfahrung, der Obersatz die Schlußfolge
aus einer Erfahrung überhaupt auf das Dasein des
Notwendigen.63 Also hebt der Beweis eigentlich von
der Erfahrung an, mithin ist er nicht gänzlich a priori
geführt, oder ontologisch, und weil der Gegenstand
aller möglichen Erfahrung Welt heißt, so wird er
darum der kosmologische Beweis genannt. Da er
auch von aller besondern Eigenschaft der Gegenstän-
de der Erfahrung, dadurch sich diese Welt von jeder
möglichen unterscheiden mag, abstrahiert: so wird er
schon in seiner Benennung auch vom physikotheolo-
gischen Beweise unterschieden, welcher Beobachtun-
gen der besonderen Beschaffenheit dieser unserer Sin-
nenwelt zu Beweisgründen braucht.
Nun schließt der Beweis weiter: das notwendige
Wesen kann nur auf eine einzige Art, d.i. in Ansehung
aller möglichen entgegengesetzten Prädikate nur
durch eines derselben, bestimmt werden, folglich muß
es durch seinen Begriff durchgängig bestimmt sein.
Nun ist nur ein einziger Begriff von einem Dinge
möglich, der dasselbe a priori durchgängig bestimmt,
nämlich der des entis realissimi: Also ist der Begriff
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Anhang
zur transzendentalen Dialektik
Von dem regulativen Gebrauch der Ideen
der reinen Vernunft
vorzuzeichnen.
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gelangen.
Gehen wir aber von dieser Restriktion der Idee auf
den bloß regulativen Gebrauch ab, so wird die Ver-
nunft auf so mancherlei Weise irre geführt, indem sie
alsdenn den Boden der Erfahrung, der doch die Merk-
zeichen ihres Ganges enthalten muß, verläßt, und sich
über denselben zu dem Unbegreiflichen und Uner-
forschlichen hinwagt, über dessen Höhe sie notwen-
dig schwindlicht wird, weil sie sich aus dem Stand-
punkte desselben von allem mit der Erfahrung stim-
migen Gebrauch gänzlich abgeschnitten sieht.
Der erste Fehler, der daraus entspringt, daß man
die Idee eines höchsten Wesens nicht bloß regulativ,
sondern (welches der Natur einer Idee zuwider ist)
konstitutiv braucht, ist die faule Vernunft (ignava
ratio66). Man kann jeden Grundsatz so nennen, wel-
cher macht, daß man seine Naturuntersuchung, wo es
auch sei, für schlechthin vollendet ansieht, und die
Vernunft sich also zur Ruhe begibt, als ob sie ihr Ge-
schäfte völlig ausgerichtet habe. Daher selbst die psy-
chologische Idee, wenn sie als ein konstitutives Prin-
zip für die Erklärung der Erscheinungen unserer
Seele, und hernach gar, zur Erweiterung unserer Er-
kenntnis dieses Subjekts, noch über alle Erfahrung
hinaus (ihren Zustand nach dem Tode) gebraucht
wird, es der Vernunft zwar sehr bequem macht, aber
auch allen Naturgebrauch derselben nach der Leitung
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***
von einer gewissen Art, und zwar nicht etwa nur ver-
mutet, sondern aus Prinzipien bewiesen wird. So ist
der Skeptizism ein Ruheplatz für die menschliche
Vernunft, da sie sich über ihre dogmatische Wande-
rung besinnen und den Entwurf von der Gegend ma-
chen kann, wo sie sich befindet, um ihren Weg ferner-
hin mit mehrerer Sicherheit wählen zu können, aber
nicht ein Wohnplatz zum beständigen Aufenthalte;
denn dieser kann nur in einer völligen Gewißheit an-
getroffen werden, es sei nun der Erkenntnis der Ge-
genstände selbst, oder der Grenzen, innerhalb denen
alle unsere Erkenntnis von Gegenständen eingeschlos-
sen ist.
Unsere Vernunft ist nicht etwa eine unbestimmbar-
weit ausgebreitete Ebene, deren Schranken man nur
so überhaupt erkennt, sondern muß vielmehr mit einer
Sphäre verglichen werden, deren Halbmesser sich aus
der Krümmung des Bogens auf ihrer Oberfläche (der
Natur synthetischer Sätze a priori) finden, daraus aber
auch der Inhalt und die Begrenzung derselben mit Si-
cherheit angeben läßt. Außer dieser Sphäre (Feld der
Erfahrung) ist nichts für ihr Objekt, ja selbst Fragen
über dergleichen vermeintliche Gegenstände betreffen
nur subjektive Prinzipien einer durchgängigen Be-
stimmung der Verhältnisse, welche unter den Verstan-
desbegriffen innerhalb dieser Sphäre vorkommen kön-
nen.
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versuchen wollen.
Ist aber der Satz, über den ein Beweis geführt wer-
den soll, eine Behauptung der reinen Vernunft, und
will ich sogar vermittelst bloßer Ideen über meine Er-
fahrungsbegriffe hinausgehen, so müßte derselbe noch
vielmehr die Rechtfertigung eines solchen Schrittes
der Synthesis (wenn er anders möglich wäre) als eine
notwendige Bedingung seiner Beweiskraft in sich ent-
halten. So scheinbar daher auch der vermeintliche Be-
weis der einfachen Natur unserer denkenden Substanz
aus der Einheit der Apperzeption sein mag, so steht
ihm doch die Bedenklichkeit unabweislich entgegen:
daß, da die absolute Einfachheit doch kein Begriff ist,
der unmittelbar auf eine Wahrnehmung bezogen wer-
den kann, sondern als Idee bloß geschlossen werden
muß, gar nicht einzusehen ist, wie mich das bloße Be-
wußtsein, welches in allem Denken enthalten ist, oder
wenigstens sein kann, ob es zwar so fern eine einfache
Vorstellung ist, zu dem Bewußtsein und der Kenntnis
eines Dinges überführen solle, in welchem das Den-
ken allein enthalten sein kann. Denn, wenn ich mir die
Kraft meines Körpers in Bewegung vorstelle, so ist er
so fern für mich absolute Einheit, und meine Vorstel-
lung von ihm ist einfach; daher kann ich diese auch
durch die Bewegung eines Punkts ausdrücken, weil
sein Volumen hiebei nichts tut, und, ohne Verminde-
rung der Kraft, so klein, wie man will, und also auch
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macht, daß ein jeder Teil bei der Kenntnis der übrigen
vermißt werden kann, und keine zufällige Hinzuset-
zung, oder unbestimmte Größe der Vollkommenheit,
die nicht ihre a priori bestimmte Grenzen habe, statt-
findet. Das Ganze ist also gegliedert (articulatio) und
nicht gehäuft (coacervatio); es kann zwar innerlich
(per intus susceptionem), aber nicht äußerlich (per ap-
positionem) wachsen, wie ein tierischer Körper, des-
sen Wachstum kein Glied hinzusetzt, sondern, ohne
Veränderung der Proportion, ein jedes zu seinen
Zwecken stärker und tüchtiger macht.
Die Idee bedarf zur Ausführung ein Schema, d.i.
eine a priori aus dem Prinzip des Zwecks bestimmte
wesentliche Mannigfaltigkeit und Ordnung der Teile.
Das Schema, welches nicht nach einer Idee, d.i. aus
dem Hauptzwecke der Vernunft, sondern empirisch,
nach zufällig sich darbietenden Absichten (deren
Menge man nicht voraus wissen kann), entworfen
wird, gibt technische, dasjenige aber, was nur zu
Folge einer Idee entspringt (wo die Vernunft die
Zwecke a priori aufgibt, und nicht empirisch erwar-
tet), gründet architektonische Einheit. Nicht tech-
nisch, wegen der Ähnlichkeit des Mannigfaltigen,
oder des zufälligen Gebrauchs der Erkenntnis in con-
creto zu allerlei beliebigen äußeren Zwecken, sondern
architektonisch, um der Verwandtschaft willen und
der Ableitung von einem einigen obersten und inneren
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bestimmen können.
Es ist schlimm, daß nur allererst, nachdem wir
lange Zeit, nach Anweisung einer in uns versteckt lie-
genden Idee, rhapsodistisch viele dahin sich bezie-
hende Erkenntnisse, als Bauzeug, gesammlet, ja gar
lange Zeiten hindurch sie technisch zusammengesetzt
haben, es uns denn allererst möglich ist, die Idee in
hellerem Lichte zu erblicken, und ein Ganzes nach
den Zwecken der Vernunft architektonisch zu entwer-
fen. Die Systeme scheinen, wie Gewürme, durch eine
generatio aequivoca, aus dem bloßen Zusammenfluß
von aufgesammleten Begriffen, anfangs verstümmelt,
mit der Zeit vollständig, gebildet worden zu sein, ob
sie gleich alle insgesamt ihr Schema, als den ur-
sprünglichen Keim, in der sich bloß auswickelnden
Vernunft hatten, und darum, nicht allein ein jedes für
sich nach einer Idee gegliedert, sondern noch dazu
alle unter einander in einem System menschlicher Er-
kenntnis wiederum als Glieder eines Ganzen zweck-
mäßig vereinigt sind, und eine Architektonik alles
menschlichen Wissens erlauben, die jetziger Zeit, da
schon so viel Stoff gesammlet ist, oder aus Ruinen
eingefallener alter Gebäude genommen werden kann,
nicht allein möglich, sondern nicht einmal so gar
schwer sein würde. Wir begnügen uns hier mit der
Vollendung unseres Geschäftes, nämlich, lediglich die
Architektonik aller Erkenntnis aus reiner Vernunft zu
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rationalis.
Die ursprüngliche Idee einer Philosophie der reinen
Vernunft schreibt diese Abteilung selbst vor; sie ist
also architektonisch, ihren wesentlichen Zwecken
gemäß, und nicht bloß technisch, nach zufällig wahr-
genommenen Verwandtschaften und gleichsam auf
gut Glück angestellt, eben darum aber auch unwan-
delbar und legislatorisch. Es finden sich aber hiebei
einige Punkte, die Bedenklichkeit erregen, und die
Überzeugung von der Gesetzmäßigkeit derselben
schwächen können.
Zuerst, wie kann ich eine Erkenntnis a priori, mit-
hin Metaphysik, von Gegenständen erwarten, so fern
sie unseren Sinnen, mithin a posteriori gegeben sind?
und, wie ist es möglich, nach Prinzipien a priori, die
Natur der Dinge zu erkennen und zu einer rationalen
Physiologie zu gelangen? Die Antwort ist: wir neh-
men aus der Erfahrung nichts weiter, als was nötig ist,
uns ein Objekt, teils des äußeren, teils des inneren
Sinnes zu geben. Jenes geschieht durch den bloßen
Begriff Materie (undurchdringliche leblose Ausdeh-
nung), dieses durch den Begriff eines denkenden We-
sens (in der empirischen inneren Vorstellung: Ich
denke). Übrigens müßten wir, in der ganzen Metaphy-
sik dieser Gegenstände, uns aller empirischen Prinzi-
pien gänzlich enthalten, die über den Begriff noch ir-
gend eine Erfahrung hinzusetzen möchten, um etwas
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beziehen können.
Das ist also die allgemeine Idee der Metaphysik,
welche, da man ihr anfänglich mehr zumutete, als bil-
ligerweise verlangt werden kann, und sich eine Zeit-
lang mit angenehmen Erwartungen ergötzte, zuletzt in
allgemeine Verachtung gefallen ist, da man sich in
seiner Hoffnung betrogen fand. Aus dem ganzen Ver-
lauf unserer Kritik wird man sich hinlänglich über-
zeugt haben: daß, wenn gleich Metaphysik nicht die
Grundveste der Religion sein kann, so müsse sie doch
jederzeit als die Schutzwehr derselben stehen bleiben,
und daß die menschliche Vernunft, welche schon
durch die Richtung ihrer Natur dialektisch ist, einer
solchen Wissenschaft niemals entbehren könne, die
sie zügelt, und, durch ein szientifisches und völlig
einleuchtendes Selbsterkenntnis, die Verwüstungen
abhält, welche eine gesetzlose spekulative Vernunft
sonst ganz unfehlbar, in Moral sowohl als Religion,
anrichten würde. Man kann also sicher sein, so sprö-
de, oder geringschätzend auch diejenige tun, die eine
Wissenschaft nicht nach ihrer Natur, sondern allein
aus ihren zufälligen Wirkungen zu beurteilen wissen,
man werde jederzeit zu ihr, wie zu einer mit uns ent-
zweiten Geliebten zurückkehren, weil die Vernunft,
da es hier wesentliche Zwecke betrifft, rastlos, entwe-
der auf gründliche Einsicht oder Zerstörung schon
vorhandener guten Einsichten arbeiten muß.
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Fußnoten
1 Ich folge hier nicht genau dem Faden der Geschich-
te der Experimentalmethode, deren erste Anfänge
auch nicht wohl bekannt sind.
nenne.
werden können).