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Agfw FW 100 2012-06
Agfw FW 100 2012-06
Juni 2012
Einheitliche technische Grundlagen und Regeln sind zur Sicherung der effizienten Fernwärme-
und -kälteversorgung sowie Kraft-Wärme-Kopplung erforderlich und dienen deshalb dem Wohle
der Allgemeinheit. Sie haben den technischen Erkenntnissen, insbesondere den sicherheitstechni-
schen Erfordernissen, unter Berücksichtigung des Standes von Wissenschaft und Technik sowie
der wirtschaftlichen Gegebenheiten zu entsprechen.
Der AGFW hat satzungsgemäß die Aufgabe übernommen, diese einheitlichen technischen Regeln
abzufassen und im AGFW-Regelwerk herauszugeben.
Um spartenübergreifend Darstellung, Aufbau und Ablauf zu vereinheitlichen, wurde in Abstimmung
mit dem DVGW – Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. - das vorliegende Arbeits-
blatt AGFW FW 100 in enger Anlehnung an DVGW GW 100 erstellt.
1 Geltungsbereich
In diesem Arbeitsblatt werden der Aufbau des AGFW-Regelwerkes, dessen Inhalt, Gestaltung und
Dokumentation sowie das Urheberrecht festgelegt.
Das AGFW-Regelwerk gilt für Planung, Bau bzw. Herstellung, Betrieb, Prüfung und Instandhaltung
von Anlagen, Einrichtungen und Erzeugnissen der Fernwärme- und -kälteversorgung sowie für die
Beschaffenheit des Übertragungsmediums. Es ist zudem Grundlage von Prüfungen und Zertifizie-
rungen von Produkten, Verfahren, Unternehmen und Personen.
Weiterhin werden im AGFW-Regelwerk die sicherheitstechnischen, umweltschutzbezogenen und
organisatorischen Anforderungen an die Fernwärme- und -kälteversorgung definiert.
Informative Anmerkungen als Hinweise und Empfehlungen sind entsprechend ausgewiesen und zur opti-
schen Unterscheidung kursiv dargestellt. Informative Anmerkungen sind nicht verbindlicher Teil des Arbeits-
blattes.
2 Technische Regeln
Die folgenden zitierten Dokumente sind für die Anwendung dieses Arbeitsblattes erforderlich. Bei
undatierten Verweisungen gilt die letzte Ausgabe des in Bezug genommenen Dokuments (ein-
schließlich aller Änderungen).
DIN 820
Normungsarbeit
DVGW GW 100
Geschäftsordnung - Tätigkeit der DVGW-Fachgremien und Ausarbeitung des DVGW-
Regelwerkes
EN 45020
Normung und damit zusammenhängende Tätigkeiten - Allgemeine Begriffe
3 Begriffe
3.1 Anerkannte Regeln der Technik
Technische Festlegung in Theorie und Praxis bewährt, die von einer Mehrheit repräsentativer
Fachleute als Wiedergabe des Standes der Technik angesehen wird. (Definition gemäß
EN 45020)
Entwickeltes Stadium der technischen Möglichkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt, soweit Pro-
dukte, Prozesse und Dienstleistungen betroffen sind, basierend auf entsprechenden gesicherten
Erkenntnissen von Wissenschaft, Technik und Erfahrung, d. h. in der Theorie bewiesen, aber noch
nicht in der Praxis erprobt. (Definition gemäß EN 45020)
Informativ: Die anerkannten Regeln der Technik unterscheiden sich vom Stand der Technik dadurch, dass
letztere eine höhere Stufe der technischen Entwicklung darstellen, sich aber in der Praxis noch nicht lang-
fristig bewährt haben müssen. Für Bauleistungen wird aufgrund der Langlebigkeit des Werkes sowie des
Kenntnisstandes der Ausführenden in der Regel die Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik gefor-
dert.
Das AGFW-Regelwerk steht jedem zur Anwendung frei. Wer es benützt, hat für die richtige An-
wendung im konkreten Fall Sorge zu tragen.
Das AGFW-Regelwerk basiert auf einem Konsens der interessierten Fachkreise.
Das AGFW-Regelwerk ist nicht die einzige, sondern eine wichtige Erkenntnisquelle für technisch
ordnungsgemäßes Verhalten im Normalfall. Es kann nicht alle möglichen Sonderfälle erfassen, in
denen weitergehende oder einschränkende Maßnahmen geboten sein können.
Durch das Anwenden des AGFW-Regelwerkes entzieht sich niemand der Verantwortung für eige-
nes Handeln. Für den Anwender spricht jedoch der Beweis des ersten Anscheins, dass er die all-
gemein „anerkannten Regeln der Technik“ beachtet hat.
AGFW-Regelwerk
Technische Technische
Regeln Hinweise
Technische Regeln sind AGFW-Arbeitsblätter und Technische Regeln von Fachgremien anderer
technisch-wissenschaftlicher Organisationen (z. B. Normen des DIN Deutsches Institut für Nor-
mung e. V.). Sie sind anerkannte Regeln der Technik.
Die Technischen Regeln bilden einen Maßstab für einwandfreies technisches Verhalten. Dieser
Maßstab ist auch im Rahmen der Rechtsordnung von Bedeutung. Bei Festlegungen in Techni-
5.1.1 AGFW-Arbeitsblätter
AGFW-Arbeitsblätter enthalten Bau- und Verfahrensweisen, die sich in ihrer praktischen Anwen-
dung bewährt haben und nach allgemeiner sachverständiger Überzeugung als einwandfreie tech-
nische Lösung gelten. Sie enthalten insbesondere die sicherheitstechnischen Anforderungen für
Planung, Bau bzw. Herstellung, Betrieb und Prüfung von Anlagen, Einrichtungen und Erzeugnis-
sen der Fernwärme- und -kälteversorgung sowie für die Beschaffenheit des Übertragungsmedi-
ums. Die AGFW-Arbeitsblätter enthalten darüber hinaus Festlegungen zu Verfahren, organisatori-
schen Abläufen und Dienstleistungen wie zum Beispiel:
– AGFW-Zeichenerteilung
– Erteilung von AGFW-Bescheinigungen und
– Anerkennung von AGFW-Sachverständigen
Bei der Erarbeitung von AGFW-Arbeitsblättern ist die angemessene Mitwirkung der interessierten
Fachkreise gegeben. Hierdurch ist sichergestellt, dass die AGFW-Arbeitsblätter fachgerecht sind
und die Anerkennung der Fachleute der Fernwärme- und -kälteversorgung genießen. Die AGFW-
Arbeitsblätter gelten deshalb allgemein als „anerkannte Regeln der Technik“.
Als anerkannte Regeln der Technik für die Fernwärme- und -kälteversorgung anzusehende Ar-
beitsergebnisse von Fachgremien anderer technisch-wissenschaftlicher Organisationen können
mit deren Zustimmung durch Beschluss des Vorstandes des AGFW in das AGFW-Regelwerk auf-
genommen werden.
Technische Hinweise sind Veröffentlichungen des AGFW in Form von Merkblättern, die nicht als
Technische Regeln im Sinne von Abschnitt 5.1 anzusehen sind.
AGFW-Merkblätter enthalten Arbeitsergebnisse von AGFW-Gremien, in denen technische Bau-
und Verfahrensweisen beispielhaft behandelt werden. Zudem werden technische Erkenntnisse
und Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen wiedergegeben mit dem Ziel, sie zur Anwen-
dung in der Praxis zu empfehlen.
Zu ihnen zählen auch Zusammenstellungen bereits vorhandener, jedoch an verschiedenen Stellen
niedergelegter Regelungen für die Fernwärme- und -kälteversorgung.
Merkblätter können, wenn die in ihnen enthaltenen Aussagen durch die Praxis bestätigt werden
und sie die Anerkennung der Fachleute des Fernwärmefaches finden, in Technische Regeln nach
Abschnitt 5.1 überführt werden.
Jeder kann bei der AGFW-Geschäftsstelle die Neuerarbeitung oder die Überarbeitung von AGFW-
Regeln anregen.
7.1 Vorfeldanalyse
Vor Beginn der Bearbeitung bzw. Überarbeitung eines Regelwerkes ist im zuständigen AGFW-
Gremium (Expertenkreis) grundsätzlich eine Analyse des Vorhabens insbesondere zu den folgen-
den Kriterien durchgeführt und dokumentiert werden:
– Ausgangssituation und Praxisrelevanz
– Notwendigkeit der Regelsetzung
– Aufgabenbeschreibung und Zielsetzung
– Risiken (Fachlicher und organisatorischer Art)
– Effekte für den Anwender
– Einbeziehung fachlich tangierter Gremien
– geschätzter Aufwand
– interne Priorität
– Zeitbedarf
– Ressourcenbedarf
7.2 Arbeitsprogramm
Das zuständige AGFW-Gremium (Lenkungskreis) entscheidet über die vorgelegten Analysen und
beauftragt die Umsetzung. Das Arbeitsprogramm enthält Aussagen zu den folgenden Punkten:
– Priorisierung der Vorhaben
– Benennung des bearbeitenden Gremiums
– Ressourcenbereitstellung
– Termine
– Qualitätssicherung und Abnahme
Der Fachöffentlichkeit wird die Möglichkeit gegeben, sich über die Erarbeitung von AGFW-Arbeits-
blättern und -Merkblättern zu informieren. Die Absicht zur Erstellung von AGFW-Arbeitsblättern
und Merkblättern wird auf der Homepage des AGFW und in der Fachzeitschrift „Euroheat &
Power“, EW-Verlag, Frankfurt/Main, veröffentlicht.
7.4.1 Entwurfsveröffentlichung
7.4.2 Einspruchsverfahren
Zu den Entwürfen können von jedem innerhalb einer angegebenen Frist – üblicher Weise drei Mo-
nate, gerechnet vom Zeitpunkt der Anzeige auf der AGFW-Homepage, in der Fachpresse und im
Bundesanzeiger – und unter Angabe der Gründe Änderungs- und/oder Ergänzungsvorschläge
eingereicht werden.
Nach Ablauf der Einspruchsfrist werden die Einsprüche im zuständigen AGFW-Gremium beraten.
Zu dieser Beratung werden die Einsprechenden, die schriftlich begründete Einsprüche geltend
gemacht haben, eingeladen. Der Einsprechende ist über das Ergebnis zu unterrichten, wenn er
nicht an der Einspruchsberatung teilgenommen hat.
Ergeben sich bei dieser Beratung der Einsprüche Änderungen grundsätzlicher Art, kann das zu-
ständige AGFW-Gremium eine nochmalige Entwurfsveröffentlichung, ggf. mit verkürzter Ein-
spruchsfrist, empfehlen.
Nach Beendigung der Einspruchsberatungen erstellt das zuständige Arbeitsgremium die endgülti-
ge Schlussfassung, die nach Freigabe durch das zuständige AGFW-Gremium in das AGFW-
Regelwerk aufgenommen wird.
7.4.3 Berufungsverfahren
Wird in der Einspruchsberatung kein Einvernehmen hergestellt, kann der Einsprechende eine
schriftliche Begründung für die Ablehnung seines Einspruches verlangen. Er kann seinen Ein-
spruch mit nochmaliger Begründung dem Berufungsausschuss vorlegen. Der Einspruch ist der
Geschäftsstelle unter gleichzeitiger Benennung eines vom Einsprechenden vorzuschlagenden
Fachmannes mit eingeschriebenem Brief zuzuleiten. Die Geschäftsstelle leitet den Einspruch den
Mitgliedern des Berufungsausschusses zu.
Der Berufungsausschuss setzt sich zusammen aus:
– einem Mitglied des zuständigen Arbeitsgremiums,
– einer vom Einsprechenden benannten Fachperson,
Der zuständige AGFW-Lenkungskreis gibt die Technischen Regeln oder Technischen Hinweise
zur Aufnahme in das AGFW-Regelwerk frei. Dies wird durch Veröffentlichung auf der AGFW-
Homepage, in der Fachpresse und im Bundesanzeiger bekanntgegeben. Dabei wird mitgeteilt:
– der Titel und die Nummer der Technischen Regel (Arbeitsblatt) oder Technischen Hinweises
(Merkblatt),
– das Datum des Inkrafttretens,
– ggf. vorgesehene Übergangsfristen.
7.6 Inkrafttreten
Technische Regeln sind beginnend mit dem Inkrafttreten spätestens alle fünf Jahre auf ihre Aktua-
lität und Praxisrelevanz durch das entsprechende AGFW-Gremium zu überprüfen.
Die Fristenverfolgung übernimmt die AGFW-Geschäftsstelle. Für das Überarbeiten gelten die glei-
chen Verfahren wie für die Erstbearbeitung.
7.8 Zurückziehung
8 Dokumentation
Das gesamte Verfahren ist angemessen zu dokumentieren und im Mitgliederbereich der AGFW-
Homepage zu veröffentlichen.
Der AGFW als Herausgeber des AGFW-Regelwerkes ist ermächtigt die Urheberrechte hieran gel-
tend zu machen. Demgemäß stehen dem AGFW insbesondere das Vervielfältigungs- und das
Verbreitungsrecht zu. Selbstverständlich bleiben hiervon die Urheberrechte für technische Regeln
anderer Organisationen unberührt. So liegen z. B. für DIN-Normen, die von dem AGFW in das
AGFW-Regelwerk übernommen werden, diese Rechte beim DIN.
Ein Geltendmachen von Rechten Einzelner an den Ergebnissen des AGFW-Regelwerkes ist mit
dem Wesen dieser Arbeit als Gemeinschaftsarbeit nicht vereinbar.
Die Beteiligung an der Erarbeitung des AGFW-Regelwerkes schließt die Erklärung ein, dass die
nach dem Urheberrechtsgesetz übertragenen Rechte dem AGFW zur ausschließlichen Nutzung
und Verbreitung übertragen werden.
Außerdem schließt die Beteiligung an der Erarbeitung des AGFW-Regelwerkes beim AGFW die
Zustimmung zur Einräumung von einfachem Nutzungsrecht an Dritte ein. Der AGFW erteilt die
Genehmigung zur auszugsweisen oder vollständigen Wiedergabe Technischer Regeln und Tech-
nischer Hinweise und für eine Vervielfältigung.
Im Einvernehmen mit dem AGFW dürfen Technische Regeln und Technische Hinweise auch in
andere Sprachen übersetzt werden. Sofern es sich um technische Regeln anderer Organisationen
handelt, bedarf die Übersetzung der Zustimmung eben dieser Organisationen.
- 10 - AGFW-Regelwerk: FW_100_A_1206
Anhang 1 Geschäftsgang bei der Erstellung von AGFW-Regeln (informativ)
(Arbeitssebene) (Entscheidungsebene)
Mindestens 3 Monate
Zuständiger Berufungsausschuss
AGFW-Regelwerk: FW_100_A_1206 - 11 -
Veröffentlichung des
2. Entwurfs
Max. 5 Jahre
Überarbeitung
Unveränderte Ersatzloses
(nach dem zuvor
Veröffentlichung Zurückziehen
beschriebenen
Verfahren)
- 12 - AGFW-Regelwerk: FW_100_A_1206
Anhang 2 Standardinhalte von AGFW-Regeln (normativ)
AGFW-Regelwerk: FW_100_A_1206 - 13 -