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Elektrotechnik und Elektronik für den Maschinenbau

02 – Widerstand

Georg Simon Ohm (* 16. März 1789 in Erlangen; † 6. Juli 1854 in München)

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft www.kit.edu


Ohm‘scher Widerstand
Bei einem ohm‘schen Widerstand sind Spannung und Strom zueinander proportional. Der Proportionalitätsfaktor heißt
Widerstand.

𝑈∼𝐼 U
𝑈 = 𝑅 ⋅ 𝐼 bzw. 𝑅 = 𝑈/𝐼
𝑈 V R I
𝑅 = = = 1Ω = 1 Ohm
𝐼 A
Schaltbild

Achtung: Es gibt auch nichtlineare Widerstände, bei denen die Proportionalität von Spannung und Strom nicht gegeben
ist (LDR, PTC, NTC).
Spezifischer Widerstand
Der ohmsche Widerstand bzw. Leitwert eines Leiters ist von seinen Abmessungen
und vom spezifischen Widerstand bzw. spezifischen Leitwert des Leitermaterials
abhängig.

Leiter Halbleiter Isolatoren

U  Eds E l 1 l
Eisen
l
R= = = = = Glas/Keramik
I  SdA S A  A A Kupfer Germanium
Glimmer
Silber Silizium
Kunststoffe

10
-10
10
-8
10
-6 -4
10 10
-2
1 10
2 4
10
6
10
8
10 10
10
10
12
10
14 
kappa.cdr ©ETI Vo
[m]

Bereich des spezifischen Widerstandes


Elektrische Leitfähigkeit
Der Reziprokwert des ohmschen Widerstands wird als Leitfähigkeit oder Leitwert bezeichnet.

G = I / U = 1/ R
 I  = A = 1 = 1S = 1 Siemens
G  =
U  V 

Leitwert eines Leiters

1 A A
G= =
 l l
Spezifischer Widerstand bzw. Leitfähigkeit
Material chem. latein. spez. Widerst. Leitfähigkeit
Bezeichn. Bezeichn.  in   cm  in S·m/mm2
Silber Ag Argentum 1,65·10-6 60,6
Kupfer Cu Curpum 1,78·10-6 56,2
Gold Au Aurum 2,3·10-6 43,5
Aluminium Al Aluminium 2,9·10-6 34,5
Konstantan - - 50·10-6 2
Eisen Fe Ferrum (10 .. 68)·10-6 10 .. 1,5
Chromnickel - - 112·10-6 0,89
Polyäthylen - - 1016 10-20
Spezifische Widerstände/Leitfähigkeit verschiedener Materialien (bei 20° C)

m2 mm 2 1 1 m m
Umrechnungen: 1 cm = 10−2  = 1 104  ; = −2 = 1  10−4 S
m m  cm 10  m 2
mm 2
Beispiel
Ohmscher Widerstand einer Zuleitung zu einem Verbraucher.

Querschnitt: A = 1,5 mm2, Anschlusslänge: l = 100 m, Material: Kupfer

I
U
reale Leitung

U U UV RV

Quelle Verbraucher
2_1.CDR
©ETI Vo

Gesamtleiterlänge beträgt wegen Hin- und Rückleitung doppelte Entfernung

2l mm 2 2  100 m
R = Cu  = 1,78  10 
−2
  2,37 
A m 1,5 mm 2
Reihenschaltung
Der Anfang eines Widerstands ist jeweils mit dem Ende des nächsten Widerstands verbunden.
=> In allen Widerständen fließt der gleiche Strom.

I R1 R2 R3
...
Rn

U1 U2 U3 Un
U
2_1.CDR
©ETI Vo

Aus der Maschenregel U = U1 + U 2 + U 3 + ...U n


= I  R1 + I  R2 + I  R3 + ... + I  Rn = I  ( R1 + R2 + R3 + ... + Rn )
= I R

n
folgt für den Gesamtwiderstand R =  Ri
i =1
Spannungsteiler
Die Reihenschaltung kann zum Anpassen von Spannungen verwendet werden.

I R1

U1

R2 U2
U
2_1.CDR
©ETI Vo

U = U1 + U 2 =
= I  R1 + I  R2 = I  ( R1 + R2 )

I = U / ( R1 + R2 ) Tastkopf für ein Oszilloskop.


Teilerverhältnis 1:10 oder
R2 1:100
U 2 = I  R2 = U   U
R1 + R2
Parallelschaltung
Die Anfänge aller Widerstände und die Enden aller Widerstände sind miteinander verbunden.
=> An allen Widerständen liegt die gleiche Spannung.

I I1 I2 I3 In
R1 R2 R3 Rn
...

U
2_1.CDR
©ETI Vo

Aus der Knotenregel folgt für den Gesamtwiderstand


U U U U
I= + + + ... +
R1 R2 R3 Rn 1
R=
 1 1  U
n
1
=U  +
1
+
1
+ ... + =
R n  R
R
 R1 R 2 R 3 i =1 i

n
1 1 1 1 1 1
= + + + ... + = 
R R1 R2 R3 R1 i =1 Ri
Parallelschaltung
Die Anfänge aller Widerstände und die Enden aller Widerstände sind miteinander verbunden.
=> An allen Widerständen liegt die gleiche Spannung.

I I1 I2 I3 In
R1 R2 R3 Rn
...

U
2_1.CDR
©ETI Vo

Aus der Knotenregel folgt für den Gesamtwiderstand


U U U U
I= + + + ... +
R1 R2 R3 Rn 1
R=
 1 1  U
n
1
=U  +
1
+
1
+ ... + =
R n  R
R
 R1 R 2 R 3 i =1 i

n
1 1 1 1 1 1
= + + + ... + = 
R R1 R2 R3 R1 i =1 Ri
Stromteiler
Eine Parallelschaltung aus zwei Widerständen kann als Stromteiler betrachtet werden.

I I1 I2
R1 R2
An beiden Widerständen liegt I1 R2
die gleiche Spannung U = I1  R1 = I 2  R2  =
I 2 R1
U
2_1.CDR
©ETI Vo

Gesamtwiderstand und Teilströme in Abhängigkeit vom Gesamtstrom


U U  1 1  U
I = I1 + I 2 = + =U  + =
I1 U / R1 R
= = =
R2
R1 R2  R1 R 2  R I U / R R1 R1 + R2
1 1 1
= + I1 = I 
R2
R R1 R2 R1 + R2
1 R1  R2
R= = I2 = I 
R1
1
+
1 R1 + R2 R1 + R2
R1 R2
Stromwärmeverluste
Wenn in einem Leiter Strom fließt, wird elektrische Energie in Wärme umgewandelt. Die dafür notwendige Leistung muss
dem Leiter von außen zugeführt werden.

𝑈2
𝑃 =𝑈⋅𝐼 = = 𝑅 ⋅ 𝐼2
𝑅

Joule J
 P  = U    I  = V  A = W = =
s s
Die in einem Zeitintervall im Leiter umgesetzte Wärme ist das Integral über die Leistung.

t1

W =  P (t )  dt
t0

Die entstehende Wärme muss durch Kühlung abgeführt werden, da es sonst zu einer Überhitzung kommt.
Stromwärme
Für die Erwärmung ist entscheidend, in welchem Volumen die Wärme entsteht.

P U I
= = E  S =   E2 =   S 2
V lA

Meistens ist die entstehende Stromwärme ein unerwünschter Nebeneffekt, welcher den Wirkungsgrad einer Anlage
verschlechtert. In diesen Fällen werden typischerweise Kupferleiter eingesetzt, um die Stromwärmeverluste möglichst
gering zu halten (Silber wäre technisch noch etwas besser, ist jedoch zu teuer).

Manchmal ist die Stromwärme jedoch das eigentliche Ziel, wie zum Beispiel bei elektrischen Heizgeräten oder beim
elektrischen Bremsen von Fahrzeugen.
Bei Glühlampen wird der Leiter im Glühwendel bis zur Weißglut erhitzt.
Temperaturabhängigkeit des spezifischen
Widerstandes
Bei reinen Metallen besteht im Bereich von (0...150)° C ein nahezu linearer Zusammenhang zwischen  und 

 w − k Temperaturkoeffizient
= ( − k ) +  k =
w − k
1  w − k 1 d w
 1  w − k  = = 
=  k 1 + ( − k ) =  k w − k  k dw
  k w − k  1
=  k 1 +  ( − k )
  =
C
Temperaturkoeffizient (TK)

Temperaturkoeffizient von Leitern (bei 20° C)

Material  / 1/°C u / °C
Kupfer 3,92·10-3 -235
Aluminium 4,0·10-3 -230

Für die Herstellung von Präzisionswiderständen werden spezielle


Metalllegierungen mit kleinem Temperaturkoeffizient hergestellt.

Temperaturkoeffizient Spez. Widerstand


Material
 in 1/C (bei 20° C)  in ·cm (bei 20° C)
Konstantan - 0,03·10-3 50·10-6
Manganin (0,01 .. 0,02)·10-3 (40 .. 44)·10-6
Nickelin (0,18 .. 0,21)·10-3 42·10-6
Temperaturabhängigkeit einer Halogenlampe
10

9 Halogenlampe 12 V / 20 W
Spannungsabhängigkeit von
Leistung P
8
Strom I P
Ohmscher Widerstand R
7
R
I [A]; R [Ohm]; P [W]

6 I
P

5 R
4

2
I
1
Halog.xls
0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Spannung U [V]
Die Supraleitfähigkeit
Kühlt man einige Metalle auf Temperaturen
unter 10K = - 263,15°C ab, so sinkt ihr
spezifischer Widerstand sprungförmig auf
unmessbar kleine Werte. Es können
Widerstandssprünge von mehr als 16
Zehnerpotenzen auftreten.
In der jüngsten Zeit wurden auch Sinter-
keramiken gefunden, die bereits bei der
Temperatur des siedenden Stickstoffs (77K)
supraleitend werden. Leider verlieren die
Supraleiter bei größeren magnetischen
Induktionen (>1..15 T) und bei größeren
Stromdichten (>10..106 A/cm2) ihre
Supraleitfähigkeit wieder.
Anwendungen:
• Kernspin-Tomograph
• Teilchenbeschleuniger
Supraleitender Großmagnet für Kernfusionstechnologie (KFK)
1,8 Kelvin 11 Tesla 19.600 Ampere
Magnetresonanztomographie (MRT)

Supraleitender Magnet für medizinische Anwendungen


4 Kelvin, bis 18 Tesla
(typisch ca. 3 Tesla)
Magnetresonanztomographie (MRT)

Supraleitender Magnet für medizinische Anwendungen


4 Kelvin, bis 18 Tesla
(typisch ca. 3 Tesla)
Zeitlich veränderliche Spannungen
Liegt an einem ohmschen Widerstand eine sich als Funktion der Zeit ändernde Spannung u(t), so hat der Strom i(t) bis
auf den konstanten Faktor R den gleichen zeitlichen Verlauf, weil für jeden Zeitpunkt die Proportionalität zwischen Strom
und Spannung besteht.

u (t ) = R  i (t )
Spannungsquelle und Verbraucher
Belastet man eine Spannungsquelle mit einem Verbraucher, so ist die gelieferte Leistung vom Verbraucherwiderstand
abhängig.

Uq
Ri I I=
Ri + Rv
URi RV Rv
U v = Rv  I = U q 
Rv + Ri
Uq UV
Rv
Pv = U v  I = U q2 
( Ri + Rv )
Quelle 2_2.CDR
©ETI Vo 2

Wirkungsgrad

Pv Rv  I 2 Rv Rv / Ri
= = = =
Pq ( Ri + Rv )  I 2
Ri + Rv 1 + Rv / Ri
Leistungsanpassung
Belastet man eine Spannungsquelle mit einem Verbraucher, so ist die gelieferte Leistung vom Verbraucherwiderstand
abhängig.
dPv ( R + Rv ) − 2  Rv
= 0 = U q2  i
Ri
( Ri + Rv )
I 3
dRv
URi RV  Ri = Rv

UV Rv U q2
Uq
Pv = U 
2
; Pv max =
( Ri + Rv ) 4  Ri
q 2
Quelle 2_2.CDR
©ETI Vo

Pv 4 Ri  Rv 4  Rv / Ri
= =
Pv max ( Ri + Rv )2 (1 + Rv / Ri )2

Wirkungsgrad bei Pmax

Pv max Ri  I 2 1
= = =
Pq ( Ri + Ri )  I 2
2
Internationale Normreihe
Für elektronische Baugruppen werden riesige Mengen von kleinen Widerständen gebraucht. Damit man nur eine
endliche Anzahl von Widerstandswerten vorhalten muss, stuft man die Widerstandswerte innerhalb einer Dekade nach
einer genormten geometrischen Reihe. (z.B. E12)

f = 12 10 = 1, 211

f0 f1 f2 f3 f4 f5 f6 f7 f8 f9 f10 f11
1,0 1,2 1,5 1,8 2,2 2,7 3,3 3,9 4,7 5,6 6,8 8,2

Widerstandswerte aus dieser Reihe sind z.B.:


0,18 𝛺; 4,7 𝛺; 22 𝛺; 390 𝛺; 1,5 k𝛺; 82 k𝛺; 560 k𝛺; 2,7 M𝛺; 10 M𝛺;
Farbcode für Widerstände
Farbe Wert Multiplikator Toleranz
schwarz 0 100 -
braun 1 101 1%
rot 2 102 2%
orange 3 103 -
gelb 4 104 -
grün 5 105  0,5 %
blau 6 106  0,25 %
violett 7 10 7 -
grau 8 108 -
weiß 9 109 -
gold - 10-1 5%
silber - 10-2  10 %
keine - -  20 %

rot=2 %
gelb= * 10000
grün=5
orange=3 2_2.CDR
rot=2 ©ETI Vo
Übung: Ohmsche Widerstände
(Prüfung Herbst 2002)

Aus drei gleichen Widerständen mit R=47 soll eine Heizung mit umschaltbarer Heizleistung gebaut werden.

1. Zeichnen sie die Schaltbilder aller sieben möglichen Kombinationen und nummerieren Sie sie mit R1 bis R7 durch!
(Hinweis: Es müssen nicht immer alle Widerstände Verwendung finden.)

2. Berechnen Sie den Gesamtwiderstand jeder Widerstandskombination R1 bis R7!

3. Berechnen Sie die Heizleistung P1 bis P7 jeder Widerstandskombination beim Anschluss an die Netzspannung von
U=230V!

4. Welche Widerstandskombinationen sind bei der Netzspannung von U=230V zulässig, wenn die maximal zulässige
Verlustleistung eines einzelnen Widerstands PV,R,max=600W beträgt?
27 30.10.2023
28 30.10.2023
Übung: Widerstandsbrücke (Prüfung Herbst 2003)

Eine Widerstandsbrücke mit den Widerständen R11=100 ,


R12=33 , R21=33  und R22=100  ist an eine
Gleichspannung von U0=24V angeschlossen und wird
zwischen den Klemmen a und b belastet.

1. Berechnen Sie die Spannungen U1 und U2 im Leerlauf!

2. Berechnen Sie die Leerlaufspannung Ux0 zwischen Klemme a und Klemme b!

3. Berechnen Sie den Kurzschlussstrom Ixk beim Kurzschluss der Klemmen a und b!

4. Berechnen Sie die Spannung Ux, wenn zwischen den Klemmen a und b ein Widerstand Rx=33  angeschlossen ist!

5. Berechnen Sie für den Fall von Teilaufgabe 4 die gesamte Leistung der Schaltung!
Übung: Widerstandsbrücke (Prüfung Herbst 2003)

Eine Widerstandsbrücke mit den Widerständen R11=100 ,


R12=33 , R21=33  und R22=100  ist an eine
Gleichspannung von U0=24V angeschlossen und wird
zwischen den Klemmen a und b belastet.

1. Berechnen Sie die Spannungen U1 und U2 im Leerlauf!


Eine Widerstandsbrücke mit den Widerständen R11=100 ,
R12=33 , R21=33  und R22=100  ist an eine
Gleichspannung von U0=24V angeschlossen und wird
zwischen den Klemmen a und b belastet.

31 30.10.2023
Eine Widerstandsbrücke mit den Widerständen R11=100 ,
R12=33 , R21=33  und R22=100  ist an eine
Gleichspannung von U0=24V angeschlossen und wird
zwischen den Klemmen a und b belastet.

32 30.10.2023
Ende 01 - Widerstand

33 30.10.2023

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