Die Entladung eines Kondensators Praktikum

Auftrag: Ermitteln Sie Entladekurven von Kon- Messwerte:

densatoren (t-U-Diagramme).
t in s 0 10 20 30 40 50 60 70
Geräte: Kondensatoren (​C​1​= 1 000 μF, ​R​1​​C​1​ U in V 3 1,1 0,41 0,15 0,06 0,02 … …
​C2​ ​= 3 300 μF ), Widerstände ( ​R​1​= 10 kÐ,
​R​2​= 33 kÐ), Funktionsgenerator, Messver­ ​R​2​​C​2​ 3 2,2 1,64 … … … … …
stärker, Spannungsmessgerät, Stoppuhr, ​R​1​​C​2​ 3 2,4 … … … … … …
­elektrische Versorgung 12 V AC
​R​2​​C​1​ 3 … … … … … … …

Aufbau:
Auswertung:
12 V AC
U in V
3 3V

C
Funktions- Mess- U​ 2
generator R verstärker
1,5 V

1
0,75 V
0,375 V
t in s
0
0 10 20 30 40 50 60

Durchführung: Schließen Sie die Versorgungs-

spannung (12 V AC) an den Messverstärker an.
Verbinden Sie den Messverstärker über das
sechspolige Kabel mit dem Funktionsgenera-
tor. Wählen Sie am Funktionsgenerator mit
den Miniaturschaltern „Gleichspannung +“ aus.
Messen Sie die Spannung des Funktions­
generators und korrigieren Sie den Wert mit
dem Amplituden-Regler auf 3 V. Bauen Sie
die weitere Schaltung entsprechend dem
Schaltplan und dem Foto des Versuchsaufbaus
auf und stellen Sie den Miniaturschalter auf
die Verstärkung „×1“. Achten Sie auf die richtige
Polung des Kondensators. Messen Sie für
die Kombinationen R ​ 1​ ​​C​1​ , ​R2​ ​​C​2​ , ​R1​ ​​C​2​und R
​ 2​ ​​C​1​die
Spannung in Abhängigkeit von der Zeit.
º A1 Machen Sie Aussagen zum Verlauf der
Spannungen und begründen Sie dies physika-
lisch.
º A2 Bestimmen Sie die Zeiten, nach denen
die Spannungen auf U = 1,5 V, U = 0,75 V und
U = 0,375 V abgesunken sind.
Fassen Sie die Ergebnisse zusammen.
º A3 Es ist ¯ = U/R. Rechnen Sie die Mess-
werte auf die Stromstärke ¯ um und zeichnen
Sie die Graphen ¯ (t) für die vier angegebenen
RC-Kombina­tionen.

Bildquelle: B1a–B1c Klett-Archiv (Manfred Grote) Elektrisches Feld 1

© Ernst Klett Verlag GmbH, 2011
 Methoden Die mathematische Beschreibung der Kondensatorentladung

U in V Die e-Funktion in der Physik Größen f (t ),

die sich in gleichen Zeitspannen ð t (z. B. alle
R1C1 R2C1 30 s) verdoppeln oder halbieren, beschreiben
3
R1C2 R2C2 exponentielle Zusammenhänge. Sie lassen sich
erfassen durch Funktionen
2 f (t ) = a · ​2 ​± t/ð t​; a * R
( „+“-Zeichen bedeutet: Verdopplung,
„–“-Zeichen bedeutet: Halbierung nach der
1 Zeit ð t )

t in s
In der Physik benutzt man zur mathematischen
0 Beschreibung Exponentialfunktionen mit der
0 10 20 30 40 50
Basis e = 2,718 … Diese Zahl heißt Euler’sche
B1 Entladekurven eines Kondensators Zahl.

Formulieren Sie Hypothesen zur Funktionsglei-
chung U (t) der Kondensatorentladung. Für die
Kombination R ​ ​1​​C​1​(siehe vorangehende Seite)
könnte z. B. eine lineare Funktion, eine quadra-
tische Funktion oder eine exponentielle Funk­
tion eine Beschreibung liefern.
Bemerkung: Die Form der Kurve lässt eine lineare Funktion
Der natürliche Logarith- ungeeignet erscheinen.
mus ist die Umkehrfunk-
tion zur Exponentialfunk-
Die Halbparabel wäre eine mögliche Beschrei-
tion mit der Basis e. bung. Dagegen spricht aber die Beobachtung,
dass die Spannung in jeweils gleichen Zeit-
spannen von 3 V auf 1,5 V, von 1,5 V auf 0,75 V
und von 0,75 V auf 0,375 V abfällt. Dies lässt auf
einen exponentiellen Verlauf schließen.
Die Funktion U (t ) = 4 V · ​2 ​– t/30 s​  beschreibt den
exponentiellen Abfall der Spannung U bei der
Entladung eines Kondensators. Um diese Funk-
tion mit der Basis e auszudrücken, wird die
Beziehung 2 = e​  ​ln (2)​  benutzt. Damit ergibt sich:
U (t ) = 4 V · ​e ​– ln (2)·t/30 s​
ln (2) ist der Logarithmus zur Basis e von 2.
ln (2) wird natürlicher Logarithmus von 2
­genannt. Entsprechend lassen sich alle Expo­
nentialfunk­tionen auf die Basis e umrech­nen.
º A2 Rechnen Sie auf die Basis e um:
U (t ) = 4 V · 1,​5 ​– t/10s​
U (t ) = 3 V · 0,9​1 ​– t/s​

» Bei exponentiell abfallenden Funktionen º A3 Geben Sie die Gleichungen der Messkur-
halbiert sich der Funktionswert nach jeweils ven mit der Basis e an:
gleichen Zeitspannen. Diese Zeitspannen ​R​1​​C​1​: U (t ) = 3 V · 0,9​1 ​–t/s​
heißen Halbwertszeit. U (t ) = 3 V · ​e ​– ln (0,91) · t/s​
U (t ) = 3 V · ​e ​– (0,094 · 1)/(s · t)​
Beispiel: U (t ) = 3 V · ​e ​– t/10,6 s​
​R​2​​C​2​ : U (t ) …
U in V

4 Allgemein gilt für die Entladung eines Konden­

– 30t s
U = 4V·2 sators die Zeit-Spannungs-Funktion
3
​ ​0​ · ​e ​– t/(R·C)​
U (t ) = U
2
Daraus kann man eine Formel für die Halbwerts-
1 ­zeit der Entladung des Kondensators ableiten.
t in s Die Halbwertszeit ist die Zeitspanne t​ ​H​ , in der
0
ðt = 30 s ðt = 30 s ðt = 30 s ðt = 30 s die Spannung auf den halben Wert absinkt.
0 30 60 90 120 ​U​ ​
​ ​0​ · ​e ​– ​t​H​ /(R·C)​= _
Also ist U (​t​H​ ) = U ​  20 ​
B2 Exponentieller Abfall
​ 21 ​ .
​ ​0​ergibt ​e ​– ​tH​ ​ /(R·C)​= _
Division durch U
º A1 Beschreiben Sie die t-U-Diagramme für Das Logarithmieren dieser Gleichung liefert
die Kombinationen R​ ​1​​C​1​, R
​ ​2​​C​2​, ​R​1​​C​2​und R
​ ​2​​C​1​ die Beziehung – ​tH​ ​ /(R · C ) = ln (1/2) = – ln (2) .
(siehe vorangehende Seite) in gleicher Weise Für die Halbwertszeit t​ H​ ​der Entladung des
mittels der Halbwertszeiten: U (t ) = 3 V · ​2 ​– t/…​ Kondensators gilt ​t​H​= ln (2) · R · C .

2 Elektrisches Feld © Ernst Klett Verlag GmbH, 2011