Sie sind auf Seite 1von 2

Ärger im Verkehr

Jemand nimmt uns die Vorfahrt, ein anderer überholt uns rechts, und an der
Ampel müssen wir erneut warten, weil der Vordermann die Grünphase verschlafen
hat. Kaum ein Bereich unseres Lebens ist so konfliktträchtig wie der Straßen-
verkehr.

Tatsächlich gibt es gewisse Rahmenbedingungen, die es nahezu allen


Verkehrsteilnehmern schwerer machen, sich angemessen zu verhalten. Im Auto
befinden wir uns ja in einem abgeschlossenen Käfig und können uns nur
eingeschränkt verständigen: Die Entschuldigung eines anderen ist da schnell
übersehen. Handzeichen oder Lichthupe können als Hinweis ebenso wie als
Nötigung interpretiert werden. Es gibt also ein großes Potenzial für
kommunikative Missverständnisse, und das Medium der Sprache, um solche
Geschehnisse klären zu können, entfällt dabei. Und viel zu oft deuten wir
Situationen im Straßenverkehr als vorsätzliche Handlung und nehmen sie
persönlich: Jemand nimmt mir etwas weg, und das kann ich nicht so stehen lassen.
Das ist natürlich höchst irrational. Da begegnen sich millionenfach fremde
Menschen im Straßenverkehr, die glauben, dass das Verhalten des anderen
irgendetwas mit ihnen zu tun hat.

„Viel zu oft deuten wir Situationen im Straßenverkehr als vorsätzliche


Handlung und nehmen sie persönlich.“
Unsere Art der Sozialisation sieht vor, mit anderen Menschen in
persönlichem Kontakt zu stehen – vom Elternhaus über den Kindergarten bis hin
zur Schule. Das übertragen wir automatisch auf den Straßenverkehr. Hier bewegen
wir uns allerdings in einem künstlich geschaffenen Rahmen, der tatsächlich
unpersönlich ist.
Im Auto bewegen wir uns zwar in der Öffentlichkeit, fühlen uns aber
zugleich geschützt durch das Fahrzeuggehäuse und eine gewisse Anonymität. Das
kann dafür sorgen, dass Hemmungen nicht so wirksam sind wie im Alltag. Dass
man also Dinge tut, die man sich nicht trauen würde, wenn man dem anderen
direkt gegenüberstünde. Ein Fehlverhalten hat zudem oft keine Konsequenzen:
Beleidigungen oder Nötigungen wie dichtes Auffahren oder Ausbremsen werden
nur in den seltensten Fällen angezeigt. Verkehrssünder können also ihre Impulse
ausagieren – Dampf ablassen und die anderen „in ihre Schranken weisen“ –, ohne
dafür Sanktionen zu erfahren. Das führt dazu, dass sie sich in ihrem Verhalten
bestärkt fühlen.
Wie kann ich konkret für mehr Entspannung sorgen?
Das kann ein Yoga-Kurs sein oder autogenes Training. Einfache Atemtechniken
kann ich mir auch über das Internet aneignen. Und die kann man dann im Auto
praktizieren.

Das könnte Ihnen auch gefallen