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GK Klausur Nr.

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Politische Institutionen & Prozesse
Zusammenfassung

1. WAHLSYSTEME GRUNDTYPEN: MEHRHEITS- & VERHÄLTNISWAHL 1


2. DAS WAHLSYSTEM ZUM DEUTSCHEN BUNDESTAG: PERSONALISIERTE VERHÄLTNISWAHL 1
3. LANDTAGSWAHLEN BAYERN & HESSEN 2
4. WANDEL DES PARTEIENSYSTEMS; SOG. CLEAVAGE THEORIE 2
4.1 CLEAVAGE-THEORIE 2
4.2 PARTEIENSYSTEM DER BRD 3
5. SPALTUNG LINKS-PARTEI / GRÜNDUNG BSW 3
6. PROZESS DER REGIERUNGSBILDUNG 4
7. VORZEITIGE AUFLÖSUNG DER BUNDESREGIERUNG 4

21.11.2023
1. Wahlsysteme Grundtypen: Mehrheits- & Verhältniswahl
Mehrheitswahl
• Das Wahlgebiet wird in so viele Wahlkreise eingeteilt, wie Sitze zu vergeben sind.
• In jedem Wahlkreis wird genau ein Parlamentssitz (Mandat) vergeben.
• relative Mehrheitswahl: In jedem Wahlkreis gewinnt der Kandidat mit den meisten
Stimmen das Mandat.
• absolute Mehrheitswahl: Im 1. Wahlgang gewinnt ein Kandidat, wenn er über 50%
der Stimmen erhält; ansonsten 2. Wahlgang (i.d.R. Stichwahl).
Verhältniswahl
• Das gesamte Wahlgebiet bildet einen Wahlkreis.
• Die Parteien stellen (vor der Wahl) geordnete Listen auf (deswegen auch "Listenwahl").
• Jede Partei erhält Sitze entsprechend ihrem Stimmenanteil (im "Verhältnis" zu ihren
Stimmen).
• Je nach Listenplatz ziehen Kandidaten ins Parlament ein.

Mehrheitswahl Verhältniswahl
bessere Chancen auch für kleinere
leichtere Regierungsbildung
Vorteile Parteien, keine wegfallenden
(weniger Parteien im Parlament)
Stimmen, deswegen gerechter?

Gefahr der Zersplitterung der


Nachteile geringe Chancen für kleinere
Parteienlandschaft ->
Parteien, manche Stimmen
Regierungsbildung schwierig
verfallen einfach - ungerecht?
(deswegen häufig Sperrklausel)

2. Das Wahlsystem zum Deutschen Bundestag:


personalisierte Verhältniswahl
Voraussetzungen:
• 598 Bundestagsmandate (mind.)
• Wahlrechtsgrundsätze nach Art. 38 GG (allgemein, unmittelbar, frei, gleich, geheim)
• dt. Staatsangehörigkeit, 18. Lebensjahr vollendet
• (Wähler haben) 2 Stimmen
• Parteien stellen a) 299 Wahlkreiskandidaten und b) 16 Landeslisten auf.
Verfahren der Sitzverteilung:
a) Auszählung der Erststimmen in den Wahlkreisen → 299 Direktmandate
b) Auszählung der Zweitstimmen im Bund
c) Sperrklausel: mindestens 5% Zweitstimmen oder 3 Direktmandate
d) Berechnung der Gesamtsitzzahl der Parteien aus deren Zweitstimmenanteil nach Sainte-
Laguë / Schepers
e) Rückverteilung der gewonnenen Sitze auf Landeslisten nach Sainte-Laguë / Schepers
f) Abzug der Direktmandate (Möglichkeit von Überhang- bzw. - neu 2013: -
Ausgleichsmandaten)
g) Auffüllung durch Landesliste
 personalisierte Verhältniswahl!!!
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3. Landtagswahlen Bayern & Hessen
• CDU triumphiert in Hessen: Ministerpräsident Boris Rhein konnte seine Position mit einem
deutlichen Vorsprung vor der AfD behaupten. Er profitierte von der Schwäche der SPD, die mit
ihrer Bundesinnenministerin Nancy Faeser eine herbe Niederlage einstecken musste.
• CSU verliert in Bayern: Die Christsozialen blieben zwar stärkste Kraft, mussten aber erhebliche
Verluste hinnehmen. Die Freien Wähler wurden zweitstärkste Kraft und dürften weiterhin
Koalitionspartner der CSU bleiben. Die FDP schaffte den Einzug in den Landtag nicht.
• Ampelparteien abgestraft: SPD, FDP und Grüne verloren in beiden Ländern deutlich an
Zustimmung. Die Wählerinnen und Wähler zeigten sich unzufrieden mit der Arbeit der neuen
Bundesregierung unter Kanzler Olaf Scholz. Die Ampelkoalition steht vor großen
Herausforderungen, vor allem in der Migrationspolitik.
• AfD legt zu: Die rechtsextreme Partei konnte in beiden westdeutschen Flächenländern deutlich
zulegen1. Sie profitierte von der Unzufriedenheit mit der Ampel und dem Unmut über die Asyl-
und Flüchtlingspolitik. Die AfD wird immer mehr zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft,
auch im Westen.
• Grüne Grenzen: Die Ökopartei musste in beiden Ländern herbe Verluste hinnehmen. Sie litt
unter dem Ampel-Effekt, aber auch unter dem Verlust an Rückhalt für ihre liberale
Migrationspolitik und ihre teuren Klimaschutzmaßnahmen. Die Grünen stehen vor einem
Dilemma zwischen Prinzipien und Pragmatismus
Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/landtagswahl-bayern-hessen-erkenntnisse-100.html (21.11.2023)

4. Wandel des Parteiensystems; sog. Cleavage Theorie


• Cleavage-Theorie: Ein politikwissenschaftlicher Denkansatz, der 1967 von Seymour Martin Lipset
und Stein Rokkan vorgestellt wurde.
• Vier Konfliktlinien: Zentrum vs. Peripherie,
Kirche vs. Staat, Stadt vs. Land, Arbeit vs.
Kapital. Diese entstanden im Zuge der
politischen und wirtschaftlichen
Modernisierung seit dem 16./17.
4.1 Cleavage-Theorie

Jahrhundert und spalteten die Gesellschaft


in verschiedene soziale Gruppen.
• Parteiensysteme: Die Interessen und Werte
der sozialen Gruppen fanden ihre
Entsprechung in der Programmatik der
Parteien, die sich entlang der Konfliktlinien
positionierten. Beispiel: die traditionelle
Verbindung zwischen Arbeiterschaft und
SPD bzw. zwischen konservativ-christlichem Milieu und CDU/CSU.
• Pluralisierung und Postmaterialismus: Seit den 1980er Jahren lösen sich die klassischen
Konfliktlinien und Parteibindungen auf, die Parteienlandschaft fächert sich auf und bietet mehr
Anknüpfungspunkte für die Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger. Die modernen
Konfliktlinien verlaufen zwischen Markt und Sozialstaat einerseits, liberaler und konservativer
Werthaltung andererseits.

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4.2 Parteiensystem der BRD
• Kontinuität, Neubeginn, Konzentration (1945 - 1961):
Schrumpfung von zunächst zehn auf nur noch drei Parteien durch
o Parteiverbote
o Einführung der 5%-Klausel (1957 erstes Mal angewendet)
o Integration (DP und GB/BHE -> CDU)
• Dreiparteiensystem (1961 - 1983): CDU/CSU, SPD und FDP bei Bundestagswahlen 1972 und
1976 zusammen mit je 99,1%!
• Vierparteiensystem (1983-1990): nach Gründung der Grünen 1980 infolge von Anti-Atomkraft-
, Umweltschutz-, Frauenrechts- und Friedensbewegung (NATO-Doppelbeschluss)
• Fünfparteiensystem (1990 - 2017): durch Etablierung der PDS (bzw. Linkspartei) nach Wende
und Wiedervereinigung (bzw. Hartz-IV-Gesetz)
• in der Zukunft evtl. ein Sechsparteiensystem nach dem Aufkommen der AfD (seit 2017 im
Bundestag, seit Hessen November '18 in allen Landesparlamenten vertreten)?
o offensichtlich (2017!) erschwerte Regierungsbildung
• diskutierte Reaktionen:
o Erhöhung der 5%-Hürde?
o Einführung eines reinen Mehrheitswahlrechts?
o neue Parteienverbote (AfD, Linke?)

5. Spaltung Links-Partei / Gründung BSW


• Gründung des BSW: Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) wurde am 26. September 2023 in
Karlsruhe gegründet. Der Verein soll die Gründung einer neuen politischen Partei vorbereiten.
Die Gründungsmitglieder des Vereins gehörten zuvor überwiegend der Partei Die Linke an.
• Ziele des BSW: Der Verein zielt darauf ab, an der politischen Willensbildung in Deutschland
mitzuwirken und Menschen eine Stimme zu geben, die das Vertrauen in die Politik verloren
haben und sich durch keine der vorhandenen Parteien mehr vertreten fühlen.
• Mitglieder des BSW: Namensgeberin und Mitgründerin ist Sahra Wagenknecht, Mitglied des
Deutschen Bundestages. Weitere prominente Mitglieder sind die bisherige Fraktionsvorsitzende
der Linken im Bundestag, Amira Mohamed Ali, und der Bundestagsabgeordnete Christian Leye.
• Auswirkungen auf die Linkspartei: Die Mitglieder des neuen Bündnisses Sahra Wagenknecht
(BSW) sind aus der Linkspartei ausgetreten. Solange die BSW-Abgeordneten keine neue Partei
gründen, hat der Austritt aus der Linkspartei für den Fraktionsstatus keine Auswirkungen.
• Zukünftige Pläne: Die BSW plant, zur Europawahl 2024 eine neue Partei auf dem Wahlzettel zu
haben. Eine Kandidatur für die Landtagswahlen in den drei ostdeutschen Ländern Brandenburg,
Sachsen und Thüringen im Jahr 2024 wird ebenfalls angestrebt.

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6. Prozess der Regierungsbildung
1. Wahl des Bundestags: Die Mitglieder des Bundestags werden alle vier Jahre durch die
Bürgerinnen und Bürger gewählt (Art.38 GG)
2. Bildung des Bundestags: Nach der Wahl konstituiert sich der Bundestag und der
Bundespräsident beruft den Bundestag ein (Art. 39 GG)
3. nach der Wahl des Bundestages Koalitionsverhandlungen -> Koalitionsvertrag
o Die Bundesregierung besteht aus Bundeskanzler und Bundesministern. (Art. 62 GG)
4. Wahl des Bundeskanzlers (auf Vorschlag des Bundespräsidenten) durch den Bundestag mit
absoluter Mehrheit (sog. Kanzlermehrheit) (Art. 63 GG)
5. Ernennung der Bundesminister durch Bundespräsidenten auf Vorschlag des Kanzlers (Art.64 GG)

7. Vorzeitige Auflösung der Bundesregierung


• Konstruktives Misstrauensvotum (Art. 67 GG):
o Abwahl des Bundeskanzlers durch Wahl eines anderen (mit Kanzlermehrheit) jederzeit
möglich
o (Machtinstrument des Parlaments
gegen die Regierung)
• Vertrauensfrage (Art. 68 GG)
o Bundeskanzler kann Bundespräsident
nach gescheiterter Vertrauensfrage
um Auflösung des Bundestages bitten
o “echte”/”unechte” Vertrauensfrage?
o (Machtinstrument der Regierung
gegen das Parlament)

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