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Lernen und
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Lehren
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Bachelorstudium
Psychologie
Pädagogische Psychologie – Lernen und Lehren
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Aus B. Brünken, S. Münzer und B. Spinath: Pädagogische Psychologie – Lernen und Lehren (9783840922145) © 2019 Hogrefe Verlag, Göttingen.
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Bachelorstudium Psychologie
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Roland Brünken
Stefan Münzer
Birgit Spinath
Pädagogische
Psychologie –
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Lernen und
Lehren
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Prof. Dr. Roland Brünken, geb. 1965. Studium der Psychologie, Philosophie und Germanistik in Trier, Düsseldorf und
Aachen. 1998 Promotion. 2003–2006 Professor für Psychologie des Lehrens und Unterrichtens an der Georg-August-
Universität Göttingen. Seit 2006 Professor für Empirische Bildungsforschung an der Universität des Saarlandes.
Prof. Dr. Stefan Münzer, geb. 1969. Studium der Psychologie und Musik in Frankfurt am Main, Wien und Saarbrücken.
2002 Promotion. Seit 2012 Professor für Bildungspsychologie an der Universität Mannheim.
Prof. Dr. Birgit Spinath, geb. 1969. Studium der Psychologie in Bielefeld. 1995–2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin
an den Universitäten Bielefeld, Hildesheim und Dortmund. 1999 Promotion. 2002–2004 Juniorprofessorin für Insti-
tutional Research an der Universität Dortmund. Seit 2004 Professorin für Pädagogische Psychologie an der Universi-
tät Heidelberg.
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Inhaltsverzeichnis
1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.1 Zielgruppe und Lehrziele des Buches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1.2 Was ist Pädagogische Psychologie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.3 Themen, Trends und Traditionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.4 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
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6 Inhaltsverzeichnis
4.2.4 Arbeitsgedächtnismodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
4.3 Unterteilungen des Langzeitgedächtnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
4.3.1 Das deklarative Gedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
4.3.2 Das nicht-deklarative Gedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
4.4 Entwicklung von Kategorien, Konzepten und Schemata . . . . . . . . . . . . . 110
4.4.1 Kategoriale Unterscheidungen bei wahrnehmungsnahen
Prozessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
4.4.2 Semantische Konzepte und Prototypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
4.4.3 Propositionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
4.4.4 Schemata und Skripte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
4.5 Prozesse des Langzeitgedächtnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
4.5.1 Speicherprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
4.5.2 Abrufprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
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Inhaltsverzeichnis 7
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
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8 Inhaltsverzeichnis
10 Instruktionspsychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
10.1 Instruktionspsychologie: ein klassisches Thema der
Pädagogischen Psychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
10.1.1 Klassifikation von Instruktionstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
10.1.2 Theorie- und Modellbegriff der Instruktionspsychologie . . . . . . . . . . . . 260
10.2 Behavioristische Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
10.2.1 Programmierter Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262
10.2.2 Lehrzieltaxonomien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
10.2.3 Kritik an behavioristischen Instruktionsmodellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266
10.3 Kognitive Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
10.3.1 Lehrfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
10.3.2 Motivationsdesign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
10.3.3 Instructional-Design-Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
10.3.4 Kritik an kognitiven ID-Modellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274
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Inhaltsverzeichnis 9
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10 Inhaltsverzeichnis
12.8 Beispiel 2:
Förderung räumlicher Fähigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348
12.8.1 Definition und Trainingskonzeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348
12.8.2 Metaanalyse zur Abschätzung des durchschnittlichen Effekts
von Trainings räumlicher Fähigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352
Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357
Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397
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Kapitel 1
Einführung
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Inhaltsübersicht
1.1 Zielgruppe und Lehrziele des Buches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1.2 Was ist Pädagogische Psychologie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.3 Themen, Trends und Traditionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.4 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
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12 Kapitel 1
1 https://www.dgps.de/uploads/media/BMEmpfehlungDGPs-rev.pdf
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Einführung 13
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14 Kapitel 1
tische Kenntnisse erwarten wir nicht. Dort, wo wir sie benötigen und
nicht selbst erklären, werden wir auf entsprechende Referenzen ver-
weisen.
Pädagogische
fänge des Faches und seine Entwicklung ansieht; empirisch, indem
Psychologie man schaut, was unter dem Label der Pädagogischen Psychologie ge-
macht, also beispielsweise publiziert wird, oder systematisch, indem
man versucht, den Gegenstandsbereich zu definieren und anschlie-
ßend in seine Komponenten zu zerlegen. Oder man schreibt bei denen
ab, die sich vorher schon darum Gedanken gemacht haben.
Versuchen wir es probehalber zunächst mit letzter Strategie und
schauen uns an, welche Themen in einer (nicht erschöpfenden) Reihe
derzeit aktueller nationaler und internationaler Lehrbücher bespro-
chen werden (vgl. Tab. 1).
Neben vielen Besonderheiten der einzelnen Bücher finden wir einige
bemerkenswerte Gemeinsamkeiten: Im Mittelpunkt aller Lehrbücher
stehen die Themen Lernen, Lehren und Diagnostizieren. Man kann
also wohl festhalten, dass weitgehend Einigkeit darüber besteht, dass
es in der Pädagogischen Psychologie um die Frage geht, wie Menschen
lernen, wie man diese Lernprozesse systematisch unterstützen kann
(Lehren) und wie man feststellen kann, ob die Lehr- und Lernbemü-
hungen erfolgreich waren (Diagnostizieren). Zudem befassen sich die
Autorinnen und Autoren der Lehrbücher mit den Voraussetzungen er-
folgreicher Lernprozesse, ihren Rahmenbedingungen sowie – insbe-
sondere amerikanische Lehrbücher – mit interindividuellen Unter-
schieden zwischen verschiedenen Lernern und darauf bezogenen,
differenzierten Lehranforderungen.
Ein Thema, das interessanterweise in modernen Lehrbüchern der Pä-
dagogischen Psychologie im Vergleich zu älteren deutlich seltener auf-
taucht, ist das Thema Erziehung und Sozialisation. Dies bedeutet nicht,
dass das Thema in der Pädagogischen Psychologie keine Rolle spielt;
es hat eine lange Geschichte (Tausch & Tausch, 1998) und es gibt auch
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Hassel- Stern-
Seidel & Wild & Klauer & Nolting
Renkl Lukesch horn & Schnotz Slavin berg & Woolfork Ormrod Mayer
Krapp Möller Leutner & Paulus
(2008) (2001) Gold (2011) (2011) Williams (2014) (2013) (1999)
(2014) (2015) (2012) (2016)
(2017) (2009)
Einführung, Geschichte,
wissenschaftstheoreti-
X X X X X X X X
sche Grundlagen &
Methoden
Lernen, Expertiseerwerb,
X X X X X X X X X X X
Kompetenzerwerb
Persönlichkeit des
X X
Lehrers/Erziehers
Pädagogische Inter
X X X X X X
aktion, Lernumwelten
Medien X X X X
Einführung
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Tabelle 1: Fortsetzung
16
Hassel- Stern-
Seidel & Wild & Klauer & Nolting
Renkl Lukesch horn & Schnotz Slavin berg & Woolfork Ormrod Mayer
Krapp Möller Leutner & Paulus
(2008) (2001) Gold (2011) (2011) Williams (2014) (2013) (1999)
(2014) (2015) (2012) (2016)
(2017) (2009)
Kapitel 1
Entwicklung X X X X X
Individuelle Unter-
schiede, ATI, special X X X X X
needs
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Einführung 17
spezielle Lehrbücher dazu (z. B. Fuhrer, 2009), aber es zeigt doch, dass
der aktuelle Fokus der Pädagogischen Psychologie auf Bildungspro-
zesse generell und auf schulische Bildungsprozesse insbesondere ge-
richtet ist. Dies mag mit dem eingangs erwähnten internationalen
Boom der Empirischen Bildungsforschung insgesamt zu tun haben,
der das Interesse nicht nur, aber auch der Pädagogischen Psychologie
(aber auch der Erziehungswissenschaft) auf diesen Bereich gelenkt hat
– nicht zuletzt bedingt durch die Förderpolitik einschlägiger For-
schungsförderer, wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Versuchen wir vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen eine erste
Definition unseres Gegenstandbereiches, dann könnte diese wie folgt
lauten:
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18 Kapitel 1
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Einführung 19
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20 Kapitel 1
Tabelle 2: Fortsetzung
Kap. 10)
2000 „PISA-Schock“
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Einführung 21
ler Fragestellungen. Dies gilt mit Blick auf die Pädagogische Psycholo-
gie im Übrigen nicht nur für den schulischen Bildungsbereich. Ein
weiteres besonders erfolgreiches Thema der internationalen For-
schung, das Lernen mit neuen Medien (Brünken & Leutner, 2008),
wäre ohne die wachsende gesellschaftliche Bedeutung der Informati-
onstechnologie in den letzten zwanzig Jahren sicher ebenso wenig
denkbar wie die intensiven Debatten um beispielsweise die Modellie-
rung von Bildungsstandards ohne PISA. In einem neueren Übersichts-
artikel für die Psychologische Rundschau beschreiben Spinath und Kol-
legen (Spinath, Hasselhorn, Artelt, Köller, Möller & Brünken, 2012) die
derzeitigen Schwerpunkte pädagogisch-psychologischer Forschungs-
interessen systematisiert vor dem Hintergrund einer prototypischen
lebenslangen Bildungskarriere. Auch hier wird die enge Verflechtung
der Pädagogischen Psychologie mit den übrigen Bildungswissenschaf-
ten ebenso wie mit aktuellen gesellschaftlichen Strömungen deutlich.
Klar wird aber auch die Kontinuität einiger Kernfragestellungen, die
die Forschung bearbeitet.
Will man sich einen ersten Überblick über aktuelle Themen der päda-
gogisch-psychologischen Forschung verschaffen, tut man dies am ef-
fektivsten, indem man einen Blick in die aktuelle Literatur wirft. Nur
welche Literatur ist aktuell? Wo soll man suchen? Was ist relevant, was
nicht? Mit diesen und ähnlichen Fragen sehen sich insbesondere Stu-
dienanfänger in allen Teildisziplinen ihres Fachs konfrontiert: es gibt
Dutzende, vielleicht Hunderte von Fachzeitschriften, nationale, inter-
nationale, fachspezifische, themenspezifische, inter- und transdiszi
plinäre etc. Dazu kommen wissenschaftsjournalistische Organe, Bü-
cher, Tagungsbände, Proceedings, Herausgeberwerke und – natürlich
– Lehrbücher. Wie soll man da einen Überblick erhalten?
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22 Kapitel 1
Obwohl die allgemeine Lingua franca der Psychologie Englisch ist, spielt
in der Pädagogischen Psychologie auch die jeweilige Nationalsprache
in der Wissenschaftskommunikation eine bedeutende Rolle (mehr als
beispielsweise in der Allgemeinen Psychologie; Schui & Krampen, 2007),
was nicht zuletzt an der beschriebenen Vernetzung mit anderen wis-
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Nicht ganz so aktuell, aber wesentlich nachhaltiger, ist die zweite Kom-
munikationsform: das Publizieren in Fachzeitschriften. In der Psycholo-
gie hat sich dazu insgesamt ein Qualitätssicherungsverfahren durchge-
setzt, das als (blind) Peer Review bezeichnet wird. Dazu sendet ein Autor
sein Manuskript an den oder die Herausgeber einer Zeitschrift, die ihm
als Publikationsorgan besonders geeignet erscheint. Dieser Herausge-
ber leitet das Manuskript zur Begutachtung an in der Regel zwei bis drei
Fachkollegen weiter, mit der Bitte um schriftliche Stellungnahme zur
Qualität des Manuskripts. Erfolgt diese Weitergabe anonymisiert, also
unter Weglassung des oder der Autorennamen des Manuskripts, spricht
man von „blind review“. Dieses international von vielen Zeitschriften an-
gewandte Verfahren soll dazu dienen, dass sich die Gutachter bei der
Beurteilung des Manuskripts nicht von sachfremden Erwägungen leiten
lassen – beispielsweise ob sie den Autor kennen oder nicht, ob sie
2 www.earli.org
3 www.aera.net
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Einführung 23
ihn mögen oder vielleicht auf seinen Erfolg neidisch sind. Der Heraus
geber entscheidet dann auf der Basis der Begutachtung, ob ein Manu-
skript zur Veröffentlichung angenommen (accept) wird oder nicht (re-
ject). Oft erhalten die Autoren dabei noch einmal die Gelegenheit, auf
Kritikpunkte der (in der Regel dann ebenfall anonymisierten) Gutach-
ten einzugehen und das Manuskript entsprechend verändert erneut ein-
zureichen (revise and resubmit).
Je nachdem, wie attraktiv eine Zeitschrift für die Autoren erscheint, un-
terscheiden sich die Zeitschriften in der Menge an eingereichten Manu-
skripten. Da jede Zeitschrift nur ein begrenztes Platzangebot hat, führt
dies dazu, dass besonders beliebte Zeitschriften besonders kritisch bei
der Auswahl ihrer Artikel sein können und auch viele gute Beiträge ab-
lehnen. Autoren sind daher oft gezwungen, ihre Beiträge nach und nach
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Ein weiterer Indikator für die Qualität eines Publikationsorgans, der auch
für den Leser ersichtlich ist, ist der Journal Impact Factor (JIF). Hierbei
handelt es sich um eine auf bibliometrischen Analysen basierende Kenn-
zahl für die gesamte Zeitschrift (nicht für den einzelnen Artikel). Dabei
wird die Menge der von einer Zeitschrift in einem bestimmten Zeitraum
publizierten Artikel ins Verhältnis gesetzt zur Anzahl der Zitationen von
Artikeln dieser Zeitschrift in anderen Fachzeitschriften. Der JIF (veröf-
fentlicht in Journal Citation Reports, JCR) wird regelmäßig auf der Basis
einer internationalen Datenbank sozialwissenschaftlicher Zeitschrif-
ten, dem SSCI (Social Science Citation Index) vom Thomson Institut for
Science Information (Thomson ISI4) erstellt. Viele Zeitschriften, insbe-
sondere die renommierteren, veröffentlichen die betreffenden biblio-
metrischen Analysen beispielsweise auf ihrer Homepage. Neben dem
zeitschriftenbezogenen Impact Factor existieren weitere bibliometri-
sche Kennwerte, die publikations- oder autorenbezogene Auswertun-
gen erlauben. Zu den bekanntesten gehört der h-Index (Hirsch, 2005),
der anzeigt, wie häufig die Arbeiten einer Person in anderen wissen-
schaftlichen Veröffentlichungen aufgegriffen werden.
4 http://thomsonreuters.com
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24 Kapitel 1
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Peer
Impact Bemerkung/Webseite
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national
Unterrichtswissenschaft X https://link.springer.com/journal/42010
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Tabelle 3: Fortsetzung
26
Peer
Impact Bemerkung/Webseite
Review
international
Kapitel 1
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Tabelle 3: Fortsetzung
Peer
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Review
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28 Kapitel 1
1.4 Ausblick
Man kann also präzisierend die Pädagogische Psychologie als die wis-
senschaftliche Disziplin der vorwiegend individuumsbezogenen Ana-
lyse und Förderung psychologischer Prozesse in Lehr-Lernkontexten
auffassen. Daran wird sich die Gliederung des Buches orientieren. Dazu
werden zunächst und in Rückgriff auf die allgemeinen Methoden der
Psychologie die für die pädagogisch-psychologische Forschung beson-
ders relevanten Methoden kurz skizziert. Ein erster Schwerpunkt wird
auf den lernpsychologischen Grundlagen liegen, die dann um indivi-
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Einführung 29
Zusammenfassung
Die Pädagogische Psychologie weist bereits eine lange Geschichte auf
und hat ihre Wurzeln in der Psychologie und der Pädagogik. Auch
heute besitzen die beiden Disziplinen eine enge Beziehung zueinan-
der. Sie verfolgen gemeinsame wissenschaftliche Interessen und be-
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30 Kapitel 1
Fragen
1. Womit befasst sich die Pädagogische Psychologie?
2. Mit welchen anderen Disziplinen steht die Pädagogische Psy-
chologie in Beziehung?
3. Worin unterscheidet sich die Pädagogische Psychologie von
ihren Nachbardisziplinen (wie Pädagogik, Entwicklungspsycho-
logie etc.)?
4. Auf welchen wichtigen Forschungskongressen werden aktuelle
Ergebnisse aus der Pädagogischen Psychologie vorgestellt und
diskutiert?
5. Was versteht man unter einen (blind) Peer Review?
6. Welche inhaltlichen Schwerpunkte werden aktuell in der Päda-
gogischen Psychologie verfolgt?
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Kapitel 2
Methodologische Grundlagen der
Pädagogischen Psychologie
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Inhaltsübersicht
2.1 Wissenschaftstheoretische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
2.1.1 Was ist eine wissenschaftliche Theorie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
2.1.2 Von der Theorie zur Empirie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
2.2 Empirische Methoden in der Pädagogischen Psychologie . . . . . . . . . . . . 39
2.2.1 Unterschiedliche Aspekte der Anlage pädagogisch-psychologischer
Studien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
2.2.2 Datengewinnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
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32 Kapitel 2
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 33
Hunde bellen, z. B. indem man dem Dackel der Nachbarin auf den
Schwanz treten würde (was man als teilnehmende Beobachtung be-
zeichnen könnte, auf die wir später noch eingehen werden). So weit –
so gut. Allerdings beinhaltet dieser Satz eine „All-Aussage“, d. h. er be-
ansprucht universelle Gültigkeit für alle Hunde – nun kann man aber
nicht alle Hunde der Welt beobachten, geschweige denn, ihnen auf den
Schwanz treten, d. h. die Aussage ist in ihrem Geltungsbereich (alle
Hunde bellen) nicht überprüfbar und daher auch keine wissenschaft-
liche Aussage (sondern ein Glaubenssatz).
Es existiert noch ein zweites Problem in Bezug auf das Verhältnis von
Aussagen und Beobachtungen, das man das Induktionsproblem nennt
und das man sehr anschaulich an einem Beispiel illustrieren kann, von
dem der Philosoph Bertrand Russel berichtet (zitiert nach Dürr, 1999, Wissenschaftliches
S. 71f.): Danach stellte ein Truthahn fest, dass er jeden Morgen um Schließen
9 Uhr gefüttert wurde. Als skeptischer Wissenschaftler wollte er die-
sem Satz nicht so recht Glauben schenken und sammelte über viele
Tage Beobachtungen, bei Sonne und Regen, in der Woche und am Wo-
chenende, bis er zu dem Schluss kam, dass er immer um 9 Uhr gefüt-
tert würde. Er schloss also aus einer Vielzahl von Beobachtungen in
der Wirklichkeit auf eine auch in Zukunft gültige Regel, einen Schluss,
den die Philosophie Induktionsschluss nennt und der zu den Grund-
formen unseres logischen Denkens gehört. Wie problematisch dieser
Schluss ist, erfuhr der arme Truthahn, als ihm am Weihnachtsmorgen
um 9 Uhr der Hals durchgeschnitten wurde.
Man sieht also, das Verhältnis wissenschaftlicher Aussagen zu Wirk-
lichkeitsbeobachtungen (und umgekehrt) ist nicht so einfach, wie es
auf den ersten Blick erscheint. Die Wissenschaftstheorie – die ein Teil-
gebiet der Philosophie ist, hat daher eine Vielzahl von teils überaus
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34 Kapitel 2
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 35
Multimedia Learning“ von Richard Mayer (Mayer, 2001; vgl. Kap. 9),
zwei in der Pädagogischen Psychologie bedeutsame Theorien zu Struk-
tur- und Prozessaspekten menschlicher Informationsverarbeitung. Bei-
den gemeinsam ist, dass sie die geforderten Eigenschaften von Theo-
rien aufweisen.
Häufig finden sich in der Pädagogischen Psychologie Theorien mit sehr
unterschiedlichen Geltungsbereichen. Neben globalen Theorien wie
beispielsweise den erwähnten zur Informationsverarbeitung finden
sich auch teils sehr spezifische „Mikrotheorien“ zur Erklärung sehr eng
umgrenzter Gegenstandsbereiche, etwa zur Erklärung des Zusammen-
hangs von kognitiver Belastung und Leistung (siehe Kasten). Zudem
sind pädagogisch-psychologische Theorien häufig anwendungsbezo-
gen (sogenannte technologische Theorien) und zielen auf die Vorher-
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Gegenstand der Cognitive Load Theory ist die Beziehung zwischen men-
taler Belastung und Leistung beim Lernen. Grundlage der Theorie (1) bil-
den einerseits Theorien des Arbeitsgedächtnisses, insbesondere das
Working Memory Model von Baddeley (1986), andererseits Theorien der
Informationsverarbeitung, insbesondere schematheoretische und ex-
pertisebezogene Modelle (z. B. Schneider & Shiffrin, 1977; Ericsson &
Kintsch, 1995). Aufbauend auf diesen kognitionspsychologischen Grund-
lagen formuliert die Theorie (2) eine zentrale Annahme: Das Ausmaß an
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36 Kapitel 2
(1) Hoher intrinsic load, hoher extraneous load, notwendiger germane load überschrei-
tet verfügbare Kapazität: Cognitive Overload; kaum oder kein Wissenserwerb
Arbeitsgedächtniskapazität
Die Theorie ist dabei (3) als Modell der Wissenskonstruktion bereichs-
spezifisch und damit klar umrissen. Als Instruktionstheorie ermöglicht
sie darüber hinaus (4) eine Vorhersage der Lerneffizienz unterschiedli-
cher Formen der Informationsvermittlung und hat damit einen präskrip-
tiven Charakter. Die Theorie hat (5) in den letzten Jahren eine Vielzahl
empirischer Studien angeregt, die einerseits ihre Basisannahmen weit-
gehend bestätigt haben, andererseits zu einer kontinuierlichen Diskus-
sion über ihre Weiterentwicklung geführt haben (z. B. de Jong, 2009; Ka-
lyuga, 2011; Schnotz & Kirschner, 2007).
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 37
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38 Kapitel 2
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 39
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40 Kapitel 2
Verhaltensbeobachtung
Die direkte Verhaltensbeobachtung gehört traditionell zu den Unter-
suchungsverfahren der Pädagogischen Psychologie, die sich im Zuge
der aktuellen Bildungsforschung wachsender Beliebtheit erfreuen (Sei-
del & Prenzel, 2010). Ihr Hauptvorzug liegt darin, dass sie es ermög-
licht, komplexe, psychologisch interessierende Umweltsettings zu er-
fassen, die in kontrollierten Laborstudien kaum herstellbar wären. Ihre
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 41
in der Pädagogischen
tungsstudien. Häufig sind diese reaktiv, d. h. die Anwesenheit eines Be- Psychologie
obachters führt dazu, dass sich der Beobachtungsgegenstand ändert.
So wäre es beispielsweise denkbar, dass sich ein Lehrer besonders viel
Mühe gibt, weil er weiß, dass seine Unterrichtsstunde beobachtet wird,
ebenso könnten sich die Schüler durch die Anwesenheit eines Beob-
achters gestört fühlen. Häufig werden Beobachtungsstudien daher
nicht durch personale Beobachter, sondern anhand von Videoaufzeich-
nung durchgeführt. Dies hat darüber hinaus den Vorteil, dass die Be-
obachtungen dauerhaft gespeichert, und damit für eine Auswertung
auch unabhängig vom teilnehmenden Beobachter zugänglich sind. Vi-
deobasierte Beobachtungsstudien haben aus methodischer Perspek-
tive aber noch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Um von der
Beobachtung zur Datenerhebung zu kommen, muss zunächst festge-
legt werden, was beobachtet werden soll, und in welcher Form dies ge-
schehen soll. Dazu benötigt man mehr oder weniger standardisierte
Beobachtungsverfahren oder Klassifikationssysteme. Hierzu liegen
eine Reihe von Vorschlägen vor (vgl. Dalehefte & Kobarg, 2012). Zur
Sicherstellung psychometrischer Gütekriterien, wie Objektivität und
Reliabilität, ist es darüber hinaus in der Regel notwendig, eine Beob-
achtung durch mehrere geschulte Beobachter klassifizieren zu lassen,
was wiederum den Bearbeitungsaufwand erheblich steigert. Zur Un-
terstützung steht dabei spezielle Software zur Verfügung. Trotz ihres
erheblichen Aufwandes haben in den letzten Jahren Videostudien als
Methode der Unterrichtsforschung erheblich an Bedeutung gewonnen,
was nicht zuletzt an der Verwendung dieser Verfahren im Rahmen in-
ternationaler Bildungsstudien, etwa der TIMSS-Videostudie, liegt (vgl.
Pauli & Reusser, 2006).
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42 Kapitel 2
Korrelationsstudien
Zu den weit verbreiteten Untersuchungsanlagen der Pädagogischen
Psychologie gehören die Korrelationsstudien. Hierbei geht es in erster
Linie um die Analyse des Zusammenhangs mehrerer psychologisch in-
teressierender Variablen. Im einfachsten Fall werden dabei zwei Vari-
ablen in den Blick genommen, etwa der Zusammenhang von Motiva-
tion und Leistung oder von elterlichem Einkommen und Bildungserfolg
der Kinder. Korrelationsstudien sind immer dann angezeigt, wenn eine
oder mehrere der interessierenden Variablen nicht oder nur sehr
schwer beeinflussbar sind, was häufig bei vergleichsweise stabilen Per-
sonenvariablen wie beispielsweise Intelligenz oder dem sozioökono-
mischen Status des Elternhauses der Fall ist. Auch können Korrelati-
onsstudien genutzt werden, um nachzuweisen, dass vermutete
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 43
Experimentelle Studien
Auch in der Pädagogischen Psychologie stellt das Experiment die Me-
thode der Wahl dar, wenn das Ziel der Untersuchung die Aufdeckung
von Kausalbeziehungen ist. Allerdings zeichnet sich die Pädagogische
Psychologie auch hier durch einige Besonderheiten aus. Neben dem
klassischen psychologischen Experiment, das vor allem im Rahmen
der lehr-lernpsychologischen Grundlagenforschung verbreitet ist, spielt
das Quasiexperiment eine wichtige Rolle. Hierbei handelt es sich um
Studien, deren Versuchspläne experimentell angelegt sind, die jedoch
in der Regel keine vollständig randomisierte Zuweisung von Versuchs-
personen zu den experimentellen Bedingungsfaktoren aufweisen. Die
Gründe hierfür sind häufig untersuchungstechnischer oder auch recht-
licher Natur und vielfach in Studien zu finden, in denen Schülerinnen
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und Schüler in Schulklassen untersucht werden. Hierbei ist es häufig Besondere Formen
experimenteller Studien
notwendig, Schülerinnen und Schüler klassenweise zu untersuchen, in der Pädagogischen
d. h. eine Bedingungsvariation ist nur zwischen, aber nicht innerhalb Psychologie
von Klassen realisierbar. Daraus ergeben sich eine Reihe methodischer
Schwierigkeiten, da hier Effekte der Bedingungsvariation nicht ohne
weiteres von denen der Klassenzugehörigkeit getrennt werden kön-
nen. Hier ist es von entscheidender Bedeutung, möglichst viele effekt
relevante Variablen in allen untersuchten Gruppen mitzuerheben (z. B.
Vorwissen, Intelligenz, Geschlechterverteilung etc.), um deren Einfluss
gegebenenfalls statistisch schätzen zu können (etwa im Rahmen ko-
varianzanalytischer Auswertungen). Ein weiteres, ebenfalls häufig zu
findendes Studiendesign stellen die Trainings- bzw. Interventionsstudien
dar. Hierbei werden im Rahmen meist „echter“ experimenteller Ver-
suchspläne Untersuchungsgruppen verglichen, von denen einige eine
spezifische Intervention, z. B. in Form eines Trainings, erhalten. Ziel
dieser Studien ist es weniger, kausale Beziehungen aufzuzeigen, als
vielmehr die Wirksamkeit eines Treatments im Vergleich zu einer Kon-
trollgruppe nachzuweisen. Solche Studien finden sich beispielweise im
Rahmen der Forschung zu kognitiven Trainings (Klauer, 2001a) sehr
häufig.
ATI-Studien
Zu den Besonderheiten pädagogisch-psychologischer Untersuchungs-
anlagen gehören die Aptitude-Treatment-Interaction-Studien (ATI-Stu-
dien; Brünken & Leutner, 2005; Hasebrook & Brünken, 2010; vgl. auch
Kap. 9). Diese Studien, deren Bezeichnung auf Cronbach (1967; Cron-
bach & Snow, 1977) zurückgeht, untersuchen den Zusammenhang von
Lernervoraussetzungen (Aptitudes) und instruktionalen Interventio-
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44 Kapitel 2
ATI-Studien prüfen den nen (Treatments). Sie gehen dabei der Frage nach, ob bestimmte Treat-
Zusammenhang von
Personenmerkmalen ments (zum Beispiel Trainings oder bestimmte Formen der Informa-
und Trainingsformen tionsdarstellung) für alle Personen in gleicher Weise wirksam sind,
oder ob sich systematische Unterschiede in der Treatment-Wirksam-
keit nachweisen lassen. Cronbach (1967) verstand solche Studien quasi
als differentialpsychologischen Zugang innerhalb der Pädagogischen
Psychologie. Während die Treatment-Variation häufig im Rahmen ex-
perimenteller Bedingungsvariation realisiert wird, werden Aptitude-
Variablen oft durch standardisierte Tests erhoben. Zur Analyse im Rah-
men varianzanalytischer Auswertungen werden diese dann ex post
klassifiziert – beispielsweise anhand eines Mediansplits. Spezifische
ATI-Effekte zeigen sich dann in den varianzanalytischen Interaktions-
termen. Die Reduktion der Aptitude-Variablen auf das Niveau einer
kategorialen Variable, wie sie für eine varianzanalytische Auswertung
Universitätsbibliothek Mannheim / 134.155.194.21 (2023-09-28 12:11)
In ihrer Studie interessierten sich Münzer und Kollegen nun für die Frage,
ob das räumliche Vorstellungsvermögen auch einen Einfluss auf die Ef-
fizienz des Lernens mit statischen versus dynamischen Repräsentati-
onen hat. Dazu untersuchten sie in einer experimentellen Studie 94 Stu-
dierende, denen sie computerbasierte Lehr-Lernmaterialien zu einem
biologischen Thema vorlegten. Dabei sollten die Lerner verstehen, wie
in einem biologischen Molekül Energie durch eine räumliche Konfigura-
tionsänderung gespeichert werden kann. Die Versuchspersonen wurden
per Zufall auf drei Gruppen verteilt; alle Gruppen erhielten die gleiche
Information in Form einer audiovisuellen Präsentation. Während die
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 45
Die Ergebnisse der Studie bestätigten die Befunde, dass nicht mit einem
einheitlichen Vorteil dynamischer Repräsentationen im Vergleich zu sta-
tischen Repräsentationen gerechnet werden kann. Vielmehr waren so-
wohl die dynamische (Gruppe 2) als auch die angereichert statische Be-
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Video-Animation
statische Bilder
Räumliches
RäumlichesVorstellungsvermögen
Vorstellungsvermögen
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46 Kapitel 2
Damit konnte gezeigt werden, dass die Effizienz eines bestimmten Treat-
ments (Instruktion mit angereicherten statischen Bildern) von der Aus-
prägung einer Aptitude (räumliches Vorstellungsvermögen) abhängt.
Metaanalysen
Die Vielzahl empirischer Untersuchungen zu bestimmten Themen der
Metaanalysen sind
Pädagogischen Psychologie macht es oft schwer, einen Überblick über
Sekundäranalysen den jeweils aktuellen Stand der Forschung zu gewinnen. Dies ist ge-
verschiedener Original-
arbeiten zum gleichen
rade für praktische Zwecke der Gestaltung von Lehr-Lernsituationen
Thema von großem Nachteil, zumal hier oft mit fach- oder auch wissenschafts-
fremden Personen zusammengearbeitet werden muss (z. B. mit Web-
designern, Lehrkräften oder Bildungspolitikern). In diesem Zusam-
menhang ist festzustellen, dass in den letzten Jahren Metaanalysen
(Glass, McGaw & Smith, 1981) in der pädagogisch-psychologischen
Forschung zunehmend an Bedeutung gewonnen haben. Bei dieser
Form der Studie handelt es sich um eine Sekundäranalyse, d. h. es
werden keine Originaldaten an Versuchspersonen erhoben, sondern
bereits bestehende Datensätze werden weiter analysiert. Ziel der Me-
taanalyse ist es dabei eine Übersicht über einen bestimmten For-
schungsbereich zu erzielen, wobei im Unterschied zu Literaturüber-
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 47
Effektstärken
Üblicherweise wird in der Psychologie als zentrales Kriterium für die Be-
lastbarkeit empirischer Befunde die statistische Signifikanz betrach-
tet. Diese macht Aussagen darüber, mit welcher Wahrscheinlichkeit –
unter bestimmten mathematischen Voraussetzungen – ein in den
empirischen Daten gefundener Effekt, zum Beispiel ein Mittelwertsun-
terschied zwischen zwei experimentellen Gruppen – zufällig zu erwar-
ten wäre. Die beiden Parameter, die in diesem Zusammenhang berich-
tet werden, sind das Signifikanzniveau α sowie der p-Wert, der die
Auftretenswahrscheinlichkeit unter einer bestimmten Verteilungsan-
nahme angibt.
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48 Kapitel 2
Die statistische Signifikanz sagt aber noch nichts darüber aus, ob der
Effekt, der in der Untersuchung gefunden wurde, auch praktisch bedeut-
sam ist, d. h. ob der Effekt so groß ist, dass es lohnenswert erscheint,
beispielsweise praktische pädagogische Empfehlungen aus den Ergeb-
nissen abzuleiten. Denn die statistische Signifikanz (oder Nicht-Signi-
fikanz) eines Effektes hängt nicht nur von der tatsächlichen Unter-
schiedlichkeit ab, sondern auch von vielen anderen Faktoren, wie dem
gewählten Untersuchungsdesign oder der Anzahl untersuchter Ver-
suchspersonen.
Mithilfe von Maßen der Effektstärke versucht man nun, die Größe des
Effektes einer experimentellen Variation zu quantifizieren, um damit
einen Eindruck davon zu erhalten, wie sich eine Maßnahme in der Pra-
xis auswirkt und damit der Frage der Relevanz näher zu kommen. Es
existieren verschiedene Effektstärkemaße (Wolf, 2010) – welches man
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 49
2.2.2 Datengewinnung
Grundlage
Eine Besonderheit der Pädagogischen Psychologie ist sicher die große In der Pädagogischen
Psychologie werden
Vielfalt der im Rahmen ihrer Forschung erhobenen Datenarten. Wäh- unterschiedlichste
rend sich viele andere psychologische Teildisziplinen auf die Analyse Daten verwendet
möglichst objektiver behavioraler Daten wie Reaktionszeiten oder
Blickbewegungen konzentrieren, findet man hier das gesamte Spek
trum quantitativer und auch qualitativer empirisch-sozialwissenschaft-
licher Methoden vor. Zur Einordnung der Methodenvielfalt zeigt Ta-
belle 5 ein zweidimensionales Klassifikationsschema.
Subjektive Prozessdaten
Subjektive Prozessdaten dienen der Erfassung des pädagogisch-psy-
chologisch interessierenden Prozesses (häufig des Lernprozesses) aus
Sicht des Lernenden. Sie gehören damit zu den Introspektionsverfah-
ren (vgl. Mey & Mruck, 2010), mit allen Vor- und Nachteilen hinsicht-
lich Objektivität, Reliabilität und Validität, die für diese charakteris-
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50 Kapitel 2
tisch sind (siehe z. B. Brünken, Plass & Leutner, 2003). Trotz ihrer oft
kritisierten methodischen Probleme gehören sie zu den weit verbrei-
teten Methoden insbesondere in der Lehr- Lernforschung. Zu den
dabei besonders häufig zu findenden Verfahren gehören die Methode
des Lauten Denkens (Ericsson & Simon, 1980) sowie Lerntagebücher
(Renkl, Nückles, Schwonke, Berthold & Hauser, 2004).
Beim Lauten Denken (thinking aloud) werden Versuchspersonen z. B.
während des Lernens aufgefordert, alles zu verbalisieren, was ihnen
durch den Kopf geht. Diese verbalen Äußerungen werden in der Regel
per Tonband- oder Videoaufzeichnung protokolliert und im Anschluss
ausgewertet. Dabei erhofft man sich Einblicke in interne kognitive Pro-
zesse, die einer anderweitigen Beobachtung nicht direkt zugänglich
sind. Laut-Denken-Verfahren werden daher oft in Forschungsfeldern
angewandt, in denen die Analyse solcher internen kognitiven Prozesse
im Mittelpunkt steht, etwa im Rahmen der Forschung zum Selbstregu-
lierten Lernen und zu Metakognitionen (z. B. Bannert, 2007; Schrei-
ber, 1998). Die Auswertung der erhobenen Laut-Denken-Protokolle
kann dabei auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen: quantitativ durch
Auszählen der Anzahl geäußerter Kognitionen oder auch qualitativ,
etwa durch die Bewertung der Qualität und Angemessenheit der be-
richteten Strategien. Je nachdem, ob die Auswertung mit mehr oder
weniger Interpretationsspielraum für den Auswerter verbunden ist,
spricht man von niedrig inferenten bzw. hoch inferenten Ratings.
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 51
Objektive Prozessdaten
Neben der subjektiven Erfassung von Prozessmerkmalen durch den
Lernenden selbst, kommt der Analyse objektiver Daten zunehmende
Bedeutung zu. Diese kann auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen. Auf
einer Mikroebene werden Verhaltenskorrelate untersucht, die in einem
vermuteten Zusammenhang zu kognitiven Prozesses stehen. Hierzu
gehören klassische behaviorale Maße wie Blickbewegungen, Fixatio-
nen, Reaktionszeiten (Brünken, Seufert & Paas, 2010; van Gog & Schei-
ter, 2010), aber auch Hautleitwiderstand oder Herzfrequenz sowie neu-
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52 Kapitel 2
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 53
Abbildung 3: Heatmaps zu den Blickdaten beim Lernen mit (rechts) und ohne
(links) Seductive Details (aus der Studie von Park, Korbach &
Brünken, 2015)
Die Ergebnisse der Studie bestätigen den negativen Effekt von Seduc-
tive Details auf den Lernerfolg. Die Analyse des Blickverhaltens zeigt,
dass sich sowohl die Anzahl der Fixationen als auch die Fixationsdauer
für die relevante Bildinformation in der Gruppe mit Seductive Details si-
gnifikant verringert. Darüber hinaus zeigt sich für diese Gruppe auch ein
signifikanter Rückgang in der Anzahl der Blickwechsel zwischen den re-
levanten Text- und Bild-AOIs. Das unterschiedliche Blickverhalten kor-
reliert mit verschiedenen Parametern der kognitiven Belastung und den
Lernergebnissen, sodass die Autoren die Blickdaten im Sinne einer durch
Seductive Details bedingten, oberflächlichen Informationsverarbeitung
interpretieren und daraus auf eine verringerte kognitive Aktivität bei der
Verarbeitung der lernzielrelevanten Informationen schließen, die zu
einer schlechteren Lernleistung führt.
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54 Kapitel 2
Produktdaten
Häufig stehen bei pädagogisch-psychologischen Studien neben den
Prozessen vor allem die Ergebnisse, insbesondere Leistungsdaten, im
Vordergrund, zumal dann, wenn es um die Abschätzung des Erfolgs
pädagogisch-psychologischer Interventionen geht (etwa unterschied-
licher Trainingsmaßnahmen). Auch hier lassen sich wiederum subjek-
tive und objektive Verfahren unterscheiden. Auch dazu ließen sich wie-
der eine Vielzahl von Beispielen finden. So sind beispielsweise im
Rahmen der Lehr-Lernforschung subjektive Verfahren zur Einschät-
zung der kognitiven Belastung und der Aufgabenschwierigkeit weit
verbreitet (z. B. Leppink, Paas, Van der Vleuten, Van Gog & Van Mer-
riënboer, 2013). Hierbei werden die Lernenden aufgefordert, meist
nach Abschluss einer Lernsequenz summarisch die interessierende Di-
mension (z. B. Aufgabenschwierigkeit) auf einer meist 7- oder 9-stufi-
gen Likertskala einzuschätzen. Diese Einschätzungen können dann zu
anderen Faktoren (etwa der Art der Aufgabendarbietung) in Beziehung
gesetzt werden. Solche Verfahren gelten als ökonomisch und leicht ein-
setzbar, haben aber mitunter Validitäts- und Reliabilitätsprobleme.
Ebenfalls häufig zu finden sind hier Fragebogenverfahren zur Selbst-
einschätzung des subjektiven Befindens, wie etwa der FAM zur Erfas-
sung aktueller Motivation in Lern- und Leistungssituationen (Rhein-
berg, Vollmeyer & Burns, 2001) oder der PANAVA-KS (Schallberger,
2005) zur Erfassung emotionalen Befindens.
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 55
Zusammenfassung
Als Teilgebiet der Psychologie ist die Pädagogische Psychologie
einem empirischen, theoriebasierten Zugang zur Beschreibung, Er-
klärung und Vorhersage psychologisch relevanter Phänomene in pä-
dagogisch-psychologischen Anwendungskontexten verpflichtet. Als
anwendungsorientiertes Fach ist sie dabei gleichermaßen einem er-
kenntnis- wie nutzenorientierten Wissenschaftsverständnis ver-
pflichtet, das Stokes (1997) als Pasteurs Quadranten bezeichnet. Sie
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56 Kapitel 2
Fragen
1. Was versteht man wissenschaftstheoretisch unter einer posi-
tivistischen Position?
2. Was versteht man unter einer wissenschaftlichen Theorie?
3. Worauf basiert die Cognitive Load Theory und was ist ihre zen-
trale Annahme?
4. Was bezeichnet man als „Pasteurs Quadranten“?
5. Welche Formen der Untersuchungsanlage werden im Kapitel
beschrieben?
6. Welche Vor- und Nachteile haben längsschnittliche gegenüber
querschnittlich angelegten Studien?
7. Wann ist es sinnvoll, Verhaltensbeobachtungen einzusetzen?
8. Welche Untersuchungsanlage eignet sich, um Kausalbeziehun-
gen aufzudecken?
9. Was versteht man unter ATI-Studien?
10. Nennen Sie je zwei Verfahren zur Erfassung von subjektiven
und objektiven Prozessdaten.
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Methodologische Grundlagen der Pädagogischen Psychologie 57
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Kapitel 3
Lernen als Reaktionsverstärkung
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Inhaltsübersicht
3.1 Perspektiven auf Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
3.2 Lernen als Reaktionsverstärkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
3.2.1 Klassisches Konditionieren: Pawlow und der frühe Behaviorismus . . . 63
3.2.2 Operantes Konditionieren: Skinner und die Wirkung von
Verstärkung und Bestrafung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
3.3 Lernen am Modell: Banduras sozial-kognitive Lerntheorie . . . . . . . . . . . 80
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
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60 Kapitel 3
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Lernen als Reaktionsverstärkung 61
Begriffsklärung: Lernen
Lernen wird in der Psychologie definiert als Prozess des relativ dauer-
haften Aufbaus oder der Veränderung von Verhaltensdispositionen auf-
grund von Erfahrung.
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62 Kapitel 3
3. Das Gesetz der Bereitschaft (law of readiness), das besagt, dass der
lernende Organismus (Thorndike selbst spricht hier von Leistungs-
einheit) in spezifischen Situationen in unterschiedlichem Ausmaß
dazu bereit ist, eine Handlung auszuführen. Abhängig vom Ausmaß
der Leistungsbereitschaft werden S-R-Einheiten unterschiedlich
schnell und intensiv erworben. Heute verbindet man das Gesetz der
Bereitschaft dabei in erster Linie mit motivationalen Aspekten des
Lernens.
Ein Vorteil der Auffassung von Lernen als S-R-Assoziation besteht nun
darin, dass Aussagen über Lernprozesse gemacht werden können, ohne
dass es notwendig ist, über intrapsychische Prozesse zu spekulieren.
Damit benötigte die Lernpsychologie auch keine „unwissenschaftli-
chen“ Methoden wie Introspektion oder Hypnose, wie sie von Vertre-
tern der psychoanalytischen Psychologie zur Aufdeckung intrapsychi-
scher Prozesse verwendet wurden, sondern konnte sich allein auf die
Beschreibung beobachtbarer Phänomene konzentrieren.
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Lernen als Reaktionsverstärkung 63
Stimulus Response
interne Prozesse
(Reiz) (Reaktion)
beobachtbar: R = f (S)
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64 Kapitel 3
nur bei der Präsentation von Futter ausgelöst wurde, sondern auch mit
jedem anderen Stimulus, wenn dieser oft genug gepaart mit dem Fut-
ter präsentiert wurde. Zu den Stimuli zählten zuerst der Pfleger, der
das Futter brachte und später nach einer Serie kontrollierter Experi-
mente auch andere Stimuli wie Licht oder das Erklingen einer Glocke.
Seine Versuchshunde reagierten schon mit Speichelfluss, wenn sie nur
den Pfleger sahen oder einen erkennbaren Stimulus wie Licht oder das
Erklingen eines Geräusches (Glocke etc.) wahrnahmen.
Wie klassisches Kondi- Pawlow gibt jeder dieser Komponenten bei der klassischen Konditio-
tionieren funktioniert
nierung einen Namen. So bezeichnet er das Futter als unkonditionier-
ten Stimulus (UCS), da es sich um einen Reiz handelt, der an sich au-
tomatisch zu einer Reaktion, dem Speichelfluss, führt. Den Speichelfluss
nannte er unkonditionierte Reaktion (UCR), da dieser die Reaktion auf
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Lernen als Reaktionsverstärkung 65
UCS UCR
(unkonditionierter Stimulus) (unkonditionierter Reaktion)
NS Orientierungsreaktion
(neutraler Stimulus)
UCS + CS UCR
(konditionierter Stimulus;
vorher NS)
CS CR
(konditionierter Reaktion)
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66 Kapitel 3
CS
verzögert
UCS
CS
Spuren
UCS
CS
simultan
UCS
CS
rückwirkend
UCS
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Lernen als Reaktionsverstärkung 67
Stärke der CR
Anzahl
Anzahlder
derCS-UCS-Paarungen
CS-UCS-Paarungen
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Abbildung 7: Lernkurve
Speicheln der Hunde nach Ertönen des Tons (CS) zuerst anhielt, aber
dennoch bei mehrmaligem Ertönen des Signals (CS) irgendwann von
selbst aufhörte. Diese Extinktion ist allerdings nicht zuverlässig, da Lernen, Verlernen
seine Hunde auch nach einer längeren Pause wieder auf das erneut und Vergessen
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68 Kapitel 3
son und Rosalie Rayner (1920) mit der vielleicht berühmtesten Ver-
suchsperson der Psychologiegeschichte, dem kleinen Albert, gewagt
(siehe Kasten).
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Lernen als Reaktionsverstärkung 69
Für die Klinische Psychologie und auch für die Pädagogische Psycho-
logie ist die spätere Erkenntnis von Bedeutung, dass sich auch positive
Emotionen konditionieren lassen, wenn man sich z. B. Freude anstelle
der Furcht zunutze macht. Ein weiterer Meilenstein und vor allem ein
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70 Kapitel 3
ches kuscheliges braunes Fell, mit welchem Albert zu spielen lernt, wel-
ches dann irgendwann auch in weiß präsentiert wird. Dies wären erste
Schritte, um eine Gegenkonditionierung bei Albert zu erreichen. Eine
weitere Methode wäre es, den Stimulus dann zu präsentieren, wenn
der kleine Albert gar nicht mit Furcht und Wegkrabbeln reagieren kann.
Diese Methode nennt sich Methode der inkompatiblen Stimuli (Guthrie,
1952). Zusammenfassend handelt es sich beim Gegenkonditionieren
immer um das Durchbrechen von (unerwünschten) Gewohnheiten.
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Lernen als Reaktionsverstärkung 71
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72 Kapitel 3
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Lernen als Reaktionsverstärkung 73
ter, sondern konnten durch Betätigen des Hebels den Strom abschal-
ten, der durch den Gitterfußboden floss. Und wiederum andere Rat-
ten erhielten erst dann einen Stromschlag, wenn sie den Hebel
betätigten.
Skinner (1938, 1953) analysiert das Verhalten, indem er eine Analyse
der sogenannten Kontingenzen des Verhaltens durchführt. Zu diesen
Kontingenzen zählt er drei Dinge: Was tut ein Organismus? Unter wel-
chen Umständen? Und was sind die Konsequenzen der Handlung?
Nicht interessant für Skinners Analysen ist zunächst, ob der Organis-
mus irgendeine Motivation hat, so zu handeln. Dies erscheint ihm be-
reits zu spekulativ, da es nicht durch direkte Verhaltensbeobachtung
erschlossen werden kann. Deswegen wird Skinner auch gelegentlich
als radikaler Behaviorist und Antitheoretiker bezeichnet. Zur Analyse
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74 Kapitel 3
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Lernen als Reaktionsverstärkung 75
zusetzen und ihn erst wieder an seinen Platz zurückzulassen, wenn das
erwünschte Verhalten gezeigt wird. Dieses Ereignis wird ebenfalls die
Wahrscheinlichkeit steigern, dass der Schüler in einer ähnlichen Situ-
ation keine Flieger mehr bastelt (für weitere Beispiele aus dem Schul-
alltag siehe auch den Kasten „Techniken der Verhaltenskontrolle“ in
Kap. 11).
Positive und negative Verstärker bewirken immer einen Anstieg der
Wahrscheinlichkeit, dass das durch den Verstärker bewirkte ausgeübte
Verhalten wieder gezeigt wird. Hierzu zählen übrigens primäre Verstär-
ker, die Primärbedürfnisse befriedigen wie Nahrung oder Wasser, aber
auch soziale Zuwendung. Davon zu unterscheiden sind sekundäre Ver-
stärker, welche alle Ereignisse beschreiben, die ursprünglich nicht ver-
stärkend wirkten, sondern sich erst durch Paarung mit entsprechen-
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positiv negativ
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76 Kapitel 3
eherrschen. Sogar noch bis in die 1980er Jahre war es durchaus üb-
b
lich, hier und da eine Ohrfeige zu verpassen oder die Ohren langzuzie-
hen, um erzieherisch durchzugreifen. Heutzutage sind solche erziehe-
rischen Maßnahmen gesetzlich verboten. Bestrafungen Typ 1 finden
wir dennoch in anderer Form in der modernen Schulzeit: z. B. Strafar-
beiten, eine Lehrerstandpauke oder mehrmaliges Abschreiben der
Hausordnung, der Gang zum Rektor oder gar der berühmte Brief an
die Eltern. Diese Bestrafungen gehören in das Repertoire einer Lehr-
person als Rezepte zum Management von Konfliktsituationen und Dis-
ziplinschwierigkeiten im Schulalltag. Von der Anwendung dieser Re-
zepte ist jedoch eher abzuraten, da negative Bestrafung immer
Vermeidungslernen auslöst, welches speziell in der Schule nicht ge-
rade von Vorteil ist. So wird häufige Bestrafung Typ 1 und die daraus
folgenden negativen emotionalen Zustände letztendlich eher mit dem
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Bestrafenden assoziiert und nicht mehr mit der Situation oder dem
Verhalten, welches es zu vermeiden gilt. Somit ist oft die Konsequenz
von negativer Bestrafung, dass nicht das bestrafte Verhalten vermie-
den wird, sondern die bestrafende Lehrperson gemieden wird.
Entzugsbestrafung oder Bestrafung Typ 2 bedeutet, dass ein bestimm-
tes unerwünschtes Verhalten damit bestraft wird, dass eine normaler-
weise erwartete positive Konsequenz entzogen wird. Die Ratte in der
Skinnerbox musste beispielsweise lernen, dass das Futter wieder weg-
genommen wird, wenn sie sich nicht schnell genug daran machte, es
zu verspeisen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Ratte sich Zeit lässt
nach Ergattern des Futters, es zu fressen, sinkt mit der Bestrafung
Typ 2, dem Entzug des Futters. Im alltäglichen Umgang wirkt das Ent-
ziehen einer normalerweise stattfindenden Belohnung, wie beispiels-
weise eine verlängerte Pause, das Sehen eines Filmausschnittes oder
Spiele nach erfolgreichem Unterricht, bestrafend.
Nicht jedes Auftreten Neben der Art und Wirkung verschiedener Verstärkertypen wurde im
des Verhaltens muss
Rahmen der operanten Konditionierung auch die Häufigkeit des Ver-
verstärkt werden
stärkereinsatzes und ihr Zusammenhang zum Aufbau und Erhalt von
Lernprozessen untersucht. Dabei unterscheidet man zunächst zwi-
schen kontinuierlicher und intermittierender Verstärkung. Während bei
kontinuierlicher Verstärkung die Verhaltenskonsequenz jedes Mal
erfolgt, wenn das Zielverhalten gezeigt wird, erfolgt die Verhaltens-
konsequenz bei intermittierender Verstärkung nicht auf jede Verhal-
tensäußerung, sondern nur noch auf ausgewählte Ereignisse. Die Fest-
legung, welche Ereignisse dabei verstärkt (oder bestraft) werden,
erfolgt nach einer vorab festgelegten Sequenz: dem Verstärkerplan.
Dabei unterscheidet man einerseits Intervall- und Quotenpläne und an-
dererseits feste bzw. randomisierte Pläne. Bei Quotenplänen wird eine
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Lernen als Reaktionsverstärkung 77
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78 Kapitel 3
Nicht nur bei Ratten in der Skinnerbox, sondern auch beim Menschen
in einer hochkomplexen realen Umgebung werden einzelne Verstär-
ker bzw. Bestrafungen mal weniger und mal mehr zur erfolgreichen
operanten Konditionierung und dem entsprechend erwünschten Ver-
halten führen. Es wurden verschiedene Verstärkerpläne entwickelt, die
mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einer operanten Konditionierung
führen. Die beiden für den Lernalltag wichtigsten Verstärkerpläne sind
das sogenannte Shaping (Verhaltensformung) und das Chaining (Ver-
kettung). Eine weitere wichtige Technik zum Lernen komplexer Ver-
haltensweisen ist das Fading (Ausblenden), wobei Diskrimination und
Generalisierung hier eine entscheidende Rolle spielen.
Methoden des Erwerbs Shaping ist eine Methode, mit der man bei Tieren nicht nur das von
komplexen Verhaltens
ihnen zufällig ausgeführte Verhalten, wie das Drücken eines Hebels,
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Lernen als Reaktionsverstärkung 79
erlernt. Und die letzte Reaktion ist schließlich das erwünschte Zielver-
halten. Sei es das Hebeldrücken bei der Ratte, das viele Teilschritte vo-
raussetzt oder sei es eine Verkettung von Reaktionen einer Katze, die
schließlich zur Verhaltensformung, dem Pfotegeben, führt. Das Erler-
nen des Pfotegebens bei einer Katze ist also durch Chaining beim Sha-
ping möglich, indem sie kontinuierlich bei Zwischenschritten des Pfo-
tegebens, z. B. (1) still vor einem zu sitzen und dann (2) dem Anheben
der Pfote alleine sowie (3) schließlich dem Auflegen der Pfote auf die
Hand, einen Verstärker (Futter) erhält. Nach längerem Training wird
die Katze auf die verbale Aufforderung „Pfote“ die Pfote direkt geben,
ohne dass ein Verstärker folgen muss, da der diskriminative Stimulus
der verbalen Aufforderung beim Training nun die Kontrolle über die-
ses Verhalten übernehmen kann.
Im alltäglichen Umgang können wir beim Menschen viele Ketten bei
der Verhaltensformung ausmachen. So setzen viele automatisierte Pro-
zesse ein Lernen durch Chaining und Shaping voraus, sei es das Auto-
fahren, das Spielen eines Instruments, Lesen und Schreiben oder auch
Grundlegendes, wie der Vorgang Essen mit Besteck oder Trinken aus
einem Glas.
Fading (Ausblenden) ist eine weitere Technik, die für das alltägliche
Lernen von Bedeutung ist. Mit Ausblenden ist gemeint, dass ein Merk-
mal eines Stimulus, der das Zielverhalten auslöst, Stück für Stück aus-
geblendet wird und schließlich nicht mehr notwendig ist, um das Ziel-
verhalten auszulösen. Beispiele hierfür sind die Stützräder beim
Erlernen des Radfahrens oder die körperliche Unterstützung eines
Trainers beim Erlernen von Schwimmzügen (Stütze am Bauch) oder
bei Turnübungen, wie z. B. beim Flick-Flack (Stütze am Becken). So-
bald die ersten Schritte des Zielverhaltens erlernt wurden, lassen sich
die Unterstützungen wegnehmen (ausblenden), ohne den Lernprozess
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80 Kapitel 3
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Lernen als Reaktionsverstärkung 81
Kasten; Bandura, Ross & Ross, 1961, 1963; Bandura, 1965), die zu-
grundeliegende Theorie wurde aber immer wieder aktualisiert und
weiterentwickelt.
Die Bobo-Doll-Experimente
In einer Serie experimenteller Studien gingen Bandura und Mitarbeiter
der Frage nach, ob aggressives Verhalten durch Beobachtung erworben
werden kann.
Im zweiten Teil des Experimentes wurden nun alle Kinder einzeln in einen
Untersuchungsraum geführt, der dem im Film entsprach und in dem
sich die dort gezeigten Gegenstände, u. a. die Puppe Bobo, befanden. Die
Kinder wurden dann für eine Zeit alleine gelassen und unbemerkt be-
obachtet. Die Versuchsleiter notierten dabei die Anzahl aggressiver und
nicht aggressiver Verhaltensweisen der Kinder. Es zeigte sich, dass alle
Kinder das aggressive Verhalten Rockys der Puppe Bobo gegenüber
nachahmten, allerdings in unterschiedlich starkem Ausmaß. Die Kinder,
die den Film unter Bedingung 1 gesehen hatten, in denen Rocky für seine
Aggressionen belohnt worden war, zeigten eine höhere Auftretenswahr-
scheinlichkeit aggressiver Verhaltensweisen als die Kinder der Gruppen
2 und 3.
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82 Kapitel 3
Beobachtung als dafür oft auch die Begriffe Beobachtungs- oder Nachahmungslernen
Methode des Lernens verwandt werden. Obwohl die Theorie Banduras auf den Prinzipien
des operanten Konditionierens basiert, wird sie als sozial-kognitive
Theorie bezeichnet, da sie zur Erklärung des Phänomens des Modell-
lernens auch auf Annahmen zurückgreift, die allein mit behavioristi-
schen Vorstellungen nicht vereinbar sind. Banduras Theorie stellt damit
einen Zwischenschritt zwischen den rein auf Verhaltensbeobachtung
basierenden Konditionierungstheorien und den nachfolgenden kogni-
tiven Lerntheorien dar. Bandura wird daher auch zuweilen als Neo-
Behaviorist bezeichnet.
Ein Grundsatz der Theorie Banduras wird als reziproker Determinismus
(Woolfolk, 2014) bezeichnet. Darunter versteht man eine wechselsei-
tige Beeinflussung von Person, Verhalten und Umwelt bei der Entste-
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hung neuen Verhaltens. Das Verhalten einer Person wird also nicht nur
– wie es der Behaviorismus annimmt – allein von der physischen und
sozialen Umwelt bestimmt, sondern auch von ihren Personenmerk-
malen (z. B. Einstellungen, Überzeugungen). Das Verhalten wiederum
kann eine Wirkung auf Umwelt und Person ausüben. Des Weiteren ist
eine Wechselwirkung zwischen Person und Umwelt möglich (Gerrig,
2015).
Den Prozess des Modelllernens beschreibt Bandura dabei in einem
Vier-Phasen-Modell, bestehend aus den Phasen (1) Aufmerksamkeit,
(2) Behalten, (3) Reproduktion sowie (4) Motivation (vgl. Abb. 9).
Der Lernprozess beginnt damit, dass die Aufmerksamkeit des Beobach-
ters erregt wird. Dies kann durch bestimmte Merkmale des Modells
(s.u.), durch Eigenschaften des Beobachters sowie durch die wahrge-
Modellierungs-
stimuli
• Deutlichkeit
• Affektive Valenz
• Verbreitung Symbolische Physische
• Funktionaler Kodierung Fähigkeiten Äußere
Wert Bekräftigung
Kognitive Verfügbarkeit der
Beobachtungs- Teilreaktionen
Modellierte merkmale Organisation Stellvertretende Nachbildungs-
Ereignisse • Wahrneh- Bekräftigung leistung
Symbolische Selbstbeob-
mungs- achtung bei der
kapazität Nachbildung Selbst-
Reproduktion bekräftigung
• Erregungs-
niveau Motorische
Nachbildung Feedback zur
• Wahrneh- Angemessenheit
mungs-
einstellung
• Frühere Be-
kräftigung
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Lernen als Reaktionsverstärkung 83
nommene Relevanz des Verhaltens beeinflusst werden (Bandura, Die Phasen des
Modelllernens
1979). Das beobachtete Verhalten muss dabei – wie schon im Bobo-
Doll-Experiment gezeigt – nicht unmittelbar selbst ausgeführt wer-
den, vielmehr kann zwischen Beobachtung und Handlungsausfüh-
rung ein durchaus längerer Zeitraum liegen. Das setzt aber voraus,
dass der Beobachter das Verhalten, das er später nachahmen wird, be-
halten hat, d. h. es muss eine mentale Repräsentation der Beobach-
tung existieren. Ob dies tatsächlich der Fall ist, zeigt sich aber erst
dann, wenn das Verhalten auch tatsächlich ausgeführt wird, was Ban-
dura als Reproduktionsphase bezeichnet. Gegebenenfalls muss der Be-
obachter das Verhalten auch mehrfach üben, bevor er es exakt be-
herrscht, d. h. die Reproduktionsphase kann selbst wieder einen
Prozess der sukzessiven Verhaltensformung beinhalten. Ob das ge-
lernte Verhalten schließlich auch dauerhaft in das Verhaltensreper-
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toire des Beobachters übernommen wird, hängt von der Situation und
von deren Einschätzung durch den Beobachter ab. Erwartet der Be-
obachter eine Verstärkung für das Verhalten, wird er deutlich moti-
vierter sein, das Verhalten zu zeigen, als wenn er keine Verstärkung
oder sogar eine Bestrafung erwartet (Woolfolk, 2014). Die Phase der
Motivation ist also, ganz in der Tradition der operanten Konditionie-
rung, der Verhaltensausführung nachgelagert und schließt als vierte
Phase den Modellzyklus ab.
Hinsichtlich der Verstärkung werden drei Formen unterschieden, die
alle die Häufigkeit des Verhaltens erhöhen können. Bei (a) der stellver-
tretenden Verstärkung erlebt der Beobachter, wie andere Personen für
das Verhalten belohnt werden. Dies kann ihn dazu motivieren, das Ver-
halten künftig selbst zu zeigen. Möglich ist aber auch, dass der Beob-
achter das Verhalten unabhängig von einer Verstärkung des Modells
imitiert. Erhält er infolgedessen (b) eine direkte Verstärkung (z. B. ma-
teriell: Bonbons, Geld; sozial: Lob, Zuwendung), kann ihn dies dazu
veranlassen, in ähnlichen Situationen mit dem gleichen Verhalten zu
reagieren. Ein pädagogisch wünschenswertes Ziel ist (c) die Selbstver-
stärkung, bei der der Beobachter sein Verhalten selbst bekräftigt und
bestärkt. Indem er sein Verhalten persönlich wertschätzt, kann er es
selbst steuern und wird unabhängig von äußeren Belohnungen (Ban-
dura, 1979).
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84 Kapitel 3
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Lernen als Reaktionsverstärkung 85
SModellierungsreize R SBekräftigung
Symbolische
Kodierung
Kognitive
Antizipierte SBekr. Aufmerksamkeit SModellierungsreize Organisation
R
Wiederholung
Abbildung 10: Schematische Darstellung der Wirkung von Verstärkung (nach Ban-
dura, 1979, S. 47)
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86 Kapitel 3
ten ebenso gesichert wie die Motivation. Der Tanzlehrer fungiert hier
im Übrigen nicht nur als Modell, sondern auch als Verstärker in der Re-
produktionsphase, in der das Zielverhalten in aller Regel nicht spon-
tan perfekt, sondern im Sinne einer sukzessiven Verhaltensformung
erworben wird. Wir können hier also sehen, wie Prozesse des Modell-
lernens und des operanten Konditionierens ineinandergreifen.
In anderen Modelllernsituationen muss das Verhalten selbst jedoch
nicht erst durch Beobachtung erworben werden. So verfügen Menschen
in der Regel über die Fähigkeit, aggressive Verhaltensweisen zu zei-
gen, ohne dass diese in spezifischen Situationen beobachtet wurden.
Wenn nun nach der Beobachtung eines aggressiven Modells, wie in
Banduras Bobo-Doll-Experimenten, die Auftretenswahrscheinlichkeit
aggressiver Verhaltensweisen beim Beobachter steigt, wird nicht das
Universitätsbibliothek Mannheim / 134.155.194.21 (2023-09-28 12:11)
Zusammenfassung
Im Mittelpunkt der hier vorgestellten Lerntheorien steht in erster
Linie der Erwerb von Verhaltensweisen. Ein Hauptgrund für die Fo-
kussierung auf diesen Gegenstandsbereich liegt dabei in der wis-
senschaftstheoretischen Grundposition des Behaviorismus. In ihrem
Bemühen um eine streng naturwissenschaftliche, am Selbstver-
ständnis der Physik orientierte Psychologie, versuchten die Vertreter
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Lernen als Reaktionsverstärkung 87
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88 Kapitel 3
Fragen
1. Welche drei Perspektiven auf Lernen werden im Kontext der
Pädagogischen Psychologie diskutiert?
2. Wie wird Lernen definiert?
3. Was versteht man nach Thorndike unter „Assoziationslernen“?
4. Was ist mit dem Begriff „Black Box“ gemeint?
5. Beschreiben Sie das klassische Konditionieren anhand des Bei-
spiels vom kleinen Albert.
6. Was bedeutet Gegenkonditionierung und welche Techniken
existieren hierfür?
7. Was ist ein Verstärker und welche zwei Arten von Verstärkung
lassen sich unterscheiden?
8. Welche Arten von Bestrafung lassen sich unterscheiden? Nen-
nen Sie je ein Beispiel.
9. Was versteht man unter einem Verstärkerplan und welche las-
sen sich unterscheiden?
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Lernen als Reaktionsverstärkung 89
10. Was ist mit Shaping, Chaining, Fading, Generalisieren und Dis-
krimination innerhalb des operanten Konditionierens gemeint?
11. Warum bezeichnet man die Theorie des Modelllernens nach
Bandura als sozial-kognitive Theorie?
12. Skizzieren Sie den Prozess des Modelllernens.
13. Welche drei Formen der Verstärkung werden innerhalb der
Motivationsphase unterschieden?
14. Welche Modelle werden beim Modelllernen mit höherer Wahr-
scheinlichkeit nachgeahmt?
15. Welche drei Effekte lassen sich beim Modelllernen unterschei-
den?
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Kapitel 4
Lernen als Informationsverarbeitung
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Inhaltsübersicht
4.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
4.2 Der Informationsverarbeitungsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
4.2.1 Wahrnehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
4.2.2 Aufmerksamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
4.2.3 Das Arbeitsgedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
4.2.4 Arbeitsgedächtnismodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
4.3 Unterteilungen des Langzeitgedächtnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
4.3.1 Das deklarative Gedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
4.3.2 Das nicht-deklarative Gedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
4.4 Entwicklung von Kategorien, Konzepten und Schemata . . . . . . . . . . . . . . 110
4.4.1 Kategoriale Unterscheidungen bei wahrnehmungsnahen Prozessen . . . 111
4.4.2 Semantische Konzepte und Prototypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
4.4.3 Propositionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
4.4.4 Schemata und Skripte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
4.5 Prozesse des Langzeitgedächtnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
4.5.1 Speicherprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
4.5.2 Abrufprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
4.6 Erwerb kognitiver Fertigkeiten: Die ACT-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
4.6.1 Das Zusammenspiel von prozeduralem und deklarativem Wissen . . . . 121
4.6.2 Steuerung des Verarbeitungsprozesses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
4.6.3 Erwerb von Wissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
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92 Kapitel 4
4.1 Einleitung
Der Mensch ist ein Lebewesen, das Informationen verarbeitet, zusam-
menfasst und interpretiert. Wenn Lichtenergie auf die Netzhaut des
Auges trifft, wandeln spezialisierte Rezeptoren diese Energie in elek
trochemische Impulse um und schicken sie durch Nervenbahnen in
die visuellen Areale der Großhirnrinde. Die Zusammenfassung, Ver-
rechnung und Auswertung dieser elektrochemischen Impulse durch
das Gehirn führt letztlich dazu, dass Objekte in der Umwelt erkannt
werden, eine Situation in der Umwelt interpretiert und bewertet wird
und Handlungsoptionen vorbereitet werden. Dafür spielt das Wissen,
das bereits im Langzeitgedächtnis gespeichert ist, die entscheidende
Erkennen als Wissen Rolle. Unsere Auffassung davon, was in der Außenwelt der Fall ist und
wie wir in dieser Welt handeln können, hängt davon ab, welche Be-
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Lernen als Informationsverarbeitung 93
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94 Kapitel 4
Aufmerksamkeits-
steuerung
aktivierte Elemente 6 Fokus der
(Arbeitsgedächtnis) Aufmerksamkeit
5 7
1
Sinne
Außenwelt
Langzeit-
gedächtnis
sensorische
Speicher
2
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enkodiertes,
aktiviertes
Element 3
aktivierte 4
Assoziationsbahnen
4.2.1 Wahrnehmen
Sensorische Speicher
Reiznah Reizeindrücke der Außenwelt, die von den Rezeptoren der Sinnesor-
gane in Informationen verwandelt wurden, werden zunächst in moda-
litätsspezifischen, sensorischen Speichern für kurze Zeit festgehalten.
Modalitätsspezifisch Modalitätsspezifisch bedeutet, dass es für die verschiedenen Sinnes-
modalitäten (Sehen, Hören etc.) eigene Speicher gibt. Sensorisch be-
deutet, dass die Information in diesen Speichern noch sehr reiznah ist.
Im auditiven sensorischen Speicher ist beispielsweise der Höreindruck,
der dadurch hervorgerufen wurde, dass der Gesprächspartner soeben
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Lernen als Informationsverarbeitung 95
Enkodieren
In der nächsten Verarbeitungsstufe wird die akustische Information Erkennen
enkodiert, d. h. in einen kategorialen Code überführt. Dies ist ein Pro-
zess des Erkennens und er impliziert, dass Elemente im Langzeitge- Zuordnung zu
dächtnis aktiviert werden, beispielsweise phonologische Einheiten einer Kategorie
(Laute einer Sprache werden erkannt bzw. voneinander unterschieden)
und semantische Konzepte (die Bedeutung einer Lauteinheit wird er-
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96 Kapitel 4
McGurk-Effekt
Ein klassisches Beispiel dafür, dass ein und dieselbe akustische Infor-
mation in Kombination mit weiteren Informationen aus einer anderen
Sinnesmodalität völlig anders „gehört“ werden kann, ist der sogenannte
Integration von McGurk-Effekt. Dieser Effekt zeigt, dass die Interpretation eines gehör-
Sinnesmodalitäten ten Sprachlautes von der dazu gesehenen Lippenbewegung des Spre-
chers abhängt (McGurk & MacDonald, 1976). Bei der einen Lippenbe-
wegung „hört“ man also ein und denselben Laut anders als bei der
anderen Lippenbewegung. Das Informationsverarbeitungssystem ver-
rechnet hier beide „Eingänge“ miteinander (mit einer Priorität der visu-
ellen Information), um Mehrdeutigkeiten zu minimieren. Dies geschieht
vorbewusst, uns fällt dies nicht auf.
4.2.2 Aufmerksamkeit
Der Ausdruck „die Aufmerksamkeit auf etwas richten“ umschreibt eine
der wichtigsten Eigenschaften des Informationsverarbeitungssystems,
Fokussieren nämlich die Fähigkeit, bestimmte Informationen in der Außenwelt aus-
zuwählen und diesen eine besondere Priorität bei der Verarbeitung zu
geben. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass das Informationsverar-
beitungssystem andere, derzeit nicht als relevant erachtete Informati-
Ausblenden onen ignorieren bzw. ausblenden kann. Die Steuerung der Aufmerk-
samkeit ist bei fast allen Informationsverarbeitungsprozessen und
Handlungsentscheidungen notwendig. Würden wir nicht zwischen
wichtigen und unwichtigen Informationen unterscheiden, würden wir
alles unterschiedslos als relevant erachten, dann wäre unsere Informa-
tionsverarbeitung sehr schnell hoffnungslos überladen. Wir könnten
keine sinnvollen Entscheidungen zwischen Handlungsalternativen tref-
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Lernen als Informationsverarbeitung 97
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98 Kapitel 4
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Lernen als Informationsverarbeitung 99
den.
Die „Energiemenge“ des Arbeitsgedächtnisses ist nicht als statischer
Wert zu verstehen, dem immer eine bestimmte Informationsmenge
gegenüberstünde. Vielmehr ist das Arbeitsgedächtnis in einem Ver-
bund mit dem Langzeitgedächtnis zu verstehen. Aktivation und Orga- Aktivation im
Langzeitgedächtnis
nisationsgrad (Verknüpfungen) von Kategorien, Konzepten und Sche-
mata im Langzeitgedächtnis können variieren. Wenn hoch zugängliche,
ständig aktivierte Kategorien im Langzeitgedächtnis angesprochen
werden, dann wird weniger Arbeitsgedächtnis-„Energie“ gebraucht.
Hoch zugängliche und effizient verknüpfte Kategorien und Schemata
im Langzeitgedächtnis sind wiederum das Ergebnis von Lernprozes-
sen.
Der gesamte Informationsverarbeitungsprozess ist also ein Zusam-
menwirken von aktivierter Langzeitgedächtnis-Information und aktu-
ellem Aufrechterhalten und Bearbeiten dieser Elemente im Arbeitsge-
dächtnis. Informationen werden bewusst verarbeitet, indem die
Aufmerksamkeit auf eine begrenzte Auswahl von Elementen im Ar-
beitsgedächtnis gerichtet wird. Kontrollierte Aufmerksamkeit meint, dass
man sich bewusst einer sehr begrenzten Menge von Informationen zu-
wendet und diese verarbeitet und dabei andere ebenfalls aktivierte Ele-
mente im Arbeitsgedächtnis ignoriert. Im Bereich des Arbeitsgedächt-
nisses kann die Aufmerksamkeit wie ein Scheinwerfer gesteuert
werden. Die erfassten Elemente werden hoch aktiviert.
4.2.4 Arbeitsgedächtnismodelle
Die Leistung und Arbeitsweise des Arbeitsgedächtnisses kann man auf
unterschiedliche Weise beschreiben und erklären. In der vorangegan-
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100 Kapitel 4
Visuell-
Visuell-
Visuell- Zentrale
Zentrale
Zentrale Phonologische
Phonologische
Phonologische
räumlicher
räumlicher
räumlicher Schleife
Schleife
Notizblock
Notizblock
Notizblock
Exekutive
Exekutive
Exekutive Schleife
(visuell-
(visuell-
(visuell- (Aufmerksamkeit,
(Aufmerksamkeit,
(Aufmerksamkeit, (sprachlich-
(sprachlich-
(sprachlich-
räumliche
räumliche
räumliche Verarbeitung,
Verarbeitung,
Verarbeitung, phonologische
phonologische
phonologische
Information)
Information)
Information) Koordination)
Koordination)
Koordination) Information)
Information)
Information)
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Lernen als Informationsverarbeitung 101
sults if one assumes that working memory involves a single unitary store
whose limited capacity is likely to be totally absorbed when the limit of me-
mory span is reached. On this assumption, a concurrent load of eight digits
should cause reasoning performance to break down completely. It clearly
does not. (Baddeley, 1990, S. 69)
Ähnlich zeigten Logie und Duff (1996), dass bei einer Zusammenstel-
lung von einer Verarbeitungs- und einer Speicheraufgabe (Überprü-
fung einfacher Additionsergebnisse; Behalten einer Liste unverbunde-
ner Wörter) eine Erhöhung der Menge entweder der Aufgaben oder
der Wörter in einer gegebenen Zeit praktisch keinen Effekt auf die je-
weils andere Aufgabe hatte. Auch das Kopfrechnen besteht aus dem
sprachlichen Speichern von Zwischenresultaten und dem Verarbeiten
des eigentlichen Rechenschritts (Logie, Gilhooly & Wynn, 1994).
Neben dieser Trennung von Verarbeiten und Speichern sowie der Tren-
nung der Subsysteme aufgrund spezifischer Interferenzeffekte (z. B.
Logie, 1995) gelten selektive Ausfälle und Beeinträchtigungen bei Hirn-
patienten (z. B. Della Sala & Logie, 1993) als stützende Hinweise für
die Kernannahme des Modells.
Es gibt eine Reihe von Studien zur Funktionsweise des verbalen Spei- Verbales Speicher-
Subsystem für phonolo-
cher-Subsystems (der phonologischen Schleife). Dieses Subsystem ist gische Information
auf verbales Material in einem abstrahierten phonologischen Code spe-
zialisiert. Dieser Code ist nicht modalitätsgebunden, also nicht abhän-
gig davon, ob die sprachliche Information auditiv oder visuell wahrge-
nommen (gehört oder gelesen) wird. Ein wichtiger Effekt, der die
Funktionsweise erklärt, ist der sogenannte Wortlängeneffekt. Wenn die
Wörter, die aufrechterhalten werden sollen, länger sind (mehr Silben
enthalten), dann können weniger Wörter aufrechterhalten werden, als
wenn die Wörter kürzer sind. Die Speicherkapazität der phonologi-
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102 Kapitel 4
schen Schleife bezieht sich also nicht auf die Anzahl der semantischen
Elemente, sondern auf die Anzahl der Lauteinheiten. Es wurde außer-
dem gezeigt, dass Wörter im Englischen, die längere Zeit zum Aus-
sprechen benötigen, weil ihre Vokale länger sind (harpoon vs. bishop),
die Gedächtnisspanne verkürzen (Baddeley, Thomson & Buchanan,
1975). Daraus wird zweierlei geschlossen: (1) Die Information in der
phonologischen Schleife zerfällt als Funktion der Zeit (nicht als Funk-
tion der Anzahl der Lauteinheiten). (2) Die sprachliche Information
wird durch einen Mechanismus reaktiviert, der mit der Sprachproduk-
Inneres Sprechen tion (Artikulation) zu tun hat. Der „Auffrischungsmechanismus“ der
phonologischen Schleife hat mit einer Art „subvokalem Artikulieren“,
d. h. verborgenem, inneren, automatisierten „Sprechen“ zu tun: „The
presence of a word-length effect implies some form of subvocal rehear-
sal“ (Baddeley, 1990, S. 78).
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Funktion für Sprach Die Funktionsweise der phonologischen Schleife könnte daher wich-
erwerb und Lesen
tig sein für Spracherwerb und Lesen. Das Speicher-Subsystem hilft,
gehörte oder gelesene Sprache in einem phonologischen Code im
Arbeitsgedächtnis aufrechtzuerhalten, damit die Information weiter-
verarbeitet werden kann. Ist beispielsweise die Speicherleistung der
phonologischen Schleife aus bestimmten Gründen gestört oder ernied-
rigt, erschwert dies das Verständnis gehörter und gelesener Sprache.
Es erschwert auch das Lernen einer Sprache und das Erlernen des Le-
sens, da phonologische Information im Arbeitsgedächtnis zu schnell
verloren geht, „undeutlich“ wird und nicht weiterverarbeitet werden
kann. Konsistent mit dieser Überlegung enthalten Programme zur
Phonologische Lese-Rechtschreibförderung insbesondere Trainingsbausteine für die
Bewusstheit phonologische Verarbeitung der Sprache (phonologische Bewusstheit;
z. B. Küspert & Schneider, 2008; siehe auch Kap. 4 in Spinath & Brün-
ken, 2016).
Arbeitsgedächtniskapazität
Ungeachtet der genaueren Betrachtungen der spezialisierten Speicher-
Subsysteme, wie sie durch das eben besprochene Strukturmodell des
Unterschiede Arbeitsgedächtnisses beschrieben werden, nimmt man an, dass für va-
zwischen Personen
riable und bewusst auszuführende Informationsverarbeitungsprozesse
eine insgesamt begrenzte Kapazität zur Verfügung steht – welche sich
allerdings zwischen Personen unterscheiden kann. Durch geeignete
Tests kann diese Arbeitsgedächtniskapazität individuell gemessen wer-
den. Hierfür werden Aufgaben eingesetzt, die Speichern und Verarbei-
ten gleichzeitig fordern. Ein Beispiel hierfür ist der Lesespannentest (Da-
neman & Carpenter, 1980). Bei diesem Test müssen Versuchspersonen
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Lernen als Informationsverarbeitung 103
einen Satz laut lesen. Der semantische Gehalt des Satzes wird dabei
unweigerlich automatisch verarbeitet. Gleichzeitig müssen sie sich das
letzte Wort des Satzes merken. Nachdem einige Sätze in Folge gelesen
wurden, sollen die Versuchspersonen die gemerkten Wörter in der rich-
tigen Reihenfolge nennen. Die Anzahl der Wörter, die sie richtig erin- Aufgaben zum
nern, entspricht ihrer Lesespanne und gilt als der Indikator für die Speichern und
Verarbeiten
Arbeitsgedächtniskapazität. Inzwischen sind eine Reihe solcher Spei-
chern-und-Verarbeiten-Aufgaben entwickelt worden. Der Lesespan-
nentest ist insofern verändert worden, als die zu merkenden Wörter
nicht mehr aus dem Satz entnommen werden, also mit dem Satzinhalt
nicht zusammenhängen. Bei der Rechenspanne („Operation Span“)
tritt eine Rechenaufgabe anstelle des Satzes (z. B. „Ist 4/2 + 3 = 6 – ja
oder nein?“); auch hier sind zusätzlich unrelatierte Wörter zu merken.
Bei der Zählspanne („Counting Span“) müssen Versuchspersonen be-
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stimmte Objekte auf dem Bildschirm zählen und dabei andere Objekte
ignorieren (verarbeiten). Dann müssen sie sich jeweils die Anzahl der
gezählten Objekte pro Durchgang merken (speichern).
Die durch solche Tests ermittelte Arbeitsgedächtniskapazität steht mit Zusammenhänge mit
kognitiven Leistungen in Zusammenhang: Personen mit höherer Ar- komplexen kognitiven
Leistungen
beitsgedächtniskapazität erbringen höhere Leistungen in komplexen
und wissensintensiven kognitiven Aufgaben. Speichern-und-Verarbei-
ten-Kapazitätsmaße des Arbeitsgedächtnisses weisen u. a. positive Zu-
sammenhänge mit Leseverständnis, Vokabellernen, Wortflüssigkeit
(z. B. freier Abruf von Instanzen einer Kategorie aus dem Langzeitge-
dächtnis), schlussfolgerndem Denken, Notizen machen oder Lerner-
folg beim Erlernen einer Programmiersprache auf (Engle, 2002).
Um was genau handelt es sich bei der Arbeitsgedächtniskapazität?
Engle (2002) nimmt an, dass die Arbeitsgedächtniskapazität der Effi-
zienz entspricht, mit der Informationen in einem hoch zugänglichen
Zustand gehalten werden können, während gleichzeitig konkurrie-
rende Anforderungen verarbeitet bzw. blockiert werden. Damit wäre Arbeitsgedächtniskapa-
die Arbeitsgedächtniskapazität eine Form kontrollierter Aufmerksam- zität und kontrollierte
Aufmerksamkeit
keit. Zwei Aufgaben sollen dies illustrieren. In beiden Aufgaben wur-
den Personen mit niedriger Arbeitsgedächtniskapazität mit Personen
mit hoher Arbeitsgedächtniskapazität verglichen.
Die klassische Stroop-Aufgabe (Stroop, 1935) besteht aus einer Liste von
Farbnamen (blau, rot, grün, braun etc.), die farbig gedruckt sind. Die
Versuchsperson soll für jeden Listeneintrag die Druckfarbe nennen –
nicht den Farbnamen lesen. Bei kongruenten Listeneinträgen stimmen
Farbnamen und Druckfarbe überein („blau“ ist in der Farbe blau ge-
druckt). Bei inkongruenten Listeneinträgen ist das nicht der Fall. „Blau“
ist beispielsweise in roter Druckfarbe gedruckt, und die Versuchsper-
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104 Kapitel 4
son soll „rot“ aussprechen, obwohl dort „blau“ steht. Ein Unterschied
zwischen Personen mit hoher versus niedriger Arbeitsgedächtniskapa-
zität kann dann beobachtet werden, wenn die Anforderung, die Reak-
tionstendenz zu unterdrücken und das Verhaltensziel aufrechtzuerhal-
ten, „überraschend“ kommt. In Bedingungen, in denen entweder alle
oder die Hälfte der Listeneinträge inkongruent waren, wurde kein Un-
terschied zwischen hoher und niedriger Arbeitsgedächtniskapazität
festgestellt. Hier war die Anforderung offenbar so vorhersehbar, dass
sich das Arbeitsgedächtnis darauf „einstellen“ konnte. Galt es aber, in
nur 25 % der Fälle korrekt auf die inkongruenten Listeneinträge zu re-
agieren, machten Personen mit niedriger Arbeitsgedächtniskapazität
fast doppelt so viele Fehler wie Personen mit hoher Arbeitsgedächtnis-
kapazität (Kane & Engle, 2003).
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Lernen als Informationsverarbeitung 105
Mehrere Gedächtnis-
Gedächtnis
Gedächtnis
Gedächtnis systeme
deklaratives
deklaratives
deklaratives
deklaratives
deklaratives
deklaratives nicht-deklaratives
nicht-deklaratives
nicht-deklaratives
nicht-deklaratives
nicht-deklaratives
nicht-deklaratives
Gedächtnis
Gedächtnis
Gedächtnis
Gedächtnis
Gedächtnis
Gedächtnis Gedächtnis
Gedächtnis
Gedächtnis
Gedächtnis
Gedächtnis
Gedächtnis
(explizit)
(explizit)
(explizit)
(explizit)
(explizit)
(explizit) (implizit)
(implizit)
(implizit)
(implizit)
(implizit)
(implizit)
semantisch
semantisch
semantisch episodisch
episodisch
episodisch prozedural
prozedural Konditionierung
prozedural Konditionierung
Konditionierung Priming
Priming
Priming
Aus der Sicht der Informationsverarbeitung ist alles, was unser Wis-
sen ausmacht, in unserem Langzeitgedächtnis gespeichert. Lernen be-
deutet also, organisierte und abrufbare Repräsentationen im Langzeit-
gedächtnis zu speichern. Wie ist unser Wissen nun in unserem
Langzeitgedächtnis repräsentiert? Das Langzeitgedächtnis ist kein ein-
heitliches System, das jegliches Wissen in einer einheitlichen Reprä-
sentation speichert. Vielmehr bestehen mehrere Gedächtnissysteme
nebeneinander (vgl. Abb. 13).
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106 Kapitel 4
Tiefenstruktur Die semantische Tiefenstruktur liegt „darunter“ und ist mit sogenann-
ten Propositionen darstellbar (siehe dazu Abschnitt 4.4.3). Ein und der-
selbe semantische Sachverhalt (beispielsweise die Feststellung, dass
Peter Maria liebt) wird in der Tiefenstruktur durch eine möglichst ein-
deutige Proposition dargestellt. In der sprachlichen Oberflächenstruk-
tur kann dies jedoch auf verschiedene Weise ausgedrückt werden (bei-
spielsweise indem man sagt, dass Maria von Peter geliebt wird).
Visuell-räumliche Ferner ist ein visuell-räumliches Repräsentationsformat anzunehmen.
Repräsentation
Schließlich nehmen wir nicht alle Informationen aus unserer Umwelt
in sprachlicher Form auf. Ganz offensichtlich speichern wir visuelle
Eindrücke von Objekten und Szenen und können diese aus dem Ge-
dächtnis abrufen. Wir können mentale Karten aufbauen und diese Kar-
ten innerlich nach räumlichen Verhältnissen absuchen. Wir bilden auch
aus einer Textbeschreibung innere Bilder und Vorstellungen von
Objekten, Personen, Räumen und Szenen. Wir generieren mentale
Modelle – beispielsweise eines Stromkreises – und simulieren in unse-
rer Vorstellung bestimmte Vorgänge in diesen mentalen Modellen
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Lernen als Informationsverarbeitung 107
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108 Kapitel 4
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Lernen als Informationsverarbeitung 109
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110 Kapitel 4
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Lernen als Informationsverarbeitung 111
vielleicht verzerrt oder gestört ist – beispielsweise, wenn wir einen hus-
tenden und näselnden Gesprächspartner am Telefon haben. Es wer-
den also objektiv möglicherweise recht unähnliche akustische Ereig-
nisse in eine einzige sprachliche Lautkategorie eingeordnet. Ebenso
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112 Kapitel 4
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Lernen als Informationsverarbeitung 113
er stellt die Referenz dar, wenn es gilt, ein konkretes Exemplar zu klas-
sifizieren. Je ähnlicher das konkrete Exemplar dem Prototyp ist, desto
schneller gelingt die Klassifizierung. Die Zeichnungen eines fünfjähri-
gen Kindes in Abbildung 14 illustrieren zentrale prototypische Merk-
male eines „Katzengesichts“ und eines „Hundegesichts“: Die wahrge-
nommenen Merkmale der Katzen und Hunde, denen das Kind
begegnet ist, wurden im Konzeptbildungsprozess offensichtlich zu pro-
totypischen Exemplaren verdichtet.
Der Prototyp entsteht auch durch Differenzierung zu anderen Konzep-
ten. „Natürliche“ Konzepte, also solche, die durch beiläufiges Lernen
im alltäglichen Umgang mit Lebewesen und Objekten entstehen, zeich-
nen sich durch eine eigentümliche Unterscheidungsfähigkeit auf einer
bestimmten nützlichen Ebene aus. So werden Katzen von Hunden un-
terschieden, obwohl diese etwa im Vergleich zu Fischen oder Vögeln
einander durchaus ähnlich sind (und gleichzeitig Hunde einander
äußerst unähnlich sein können). Es werden Stühle von Tischen, Schrän-
ken und Betten unterschieden (jedoch werden nicht unbedingt
innerhalb der Stühle, Tische, Schränke und Betten prototypische Un-
terkonzepte unterschieden). Diese Ebene, auf der die Differenzierung
stattfindet, wird Basiskategorie genannt. Offensichtlich erweist sich hier Basiskategorie
die Zusammenfassung und Prototypisierung einerseits und die Diffe-
renzierung von anderen Konzepten andererseits für das kognitive Sys-
tem am nützlichsten.
4.4.3 Propositionen
Eine Proposition ist eine bedeutungstragende (semantische) Einheit. Bedeutung von
Aussagen
Es ist eine Repräsentation der Bedeutung (eines sprachlichen Satzes,
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114 Kapitel 4
Sprachlich vermittelte Wir haben bereits in Abschnitt 4.2.3 festgestellt, dass die Oberflächen-
Bedeutung von struktur als wörtliche Erinnerung rasch an Aktivation verliert. Die Tie-
komplexeren
Zusammenhängen fenstruktur als Repräsentation der Bedeutung bleibt jedoch länger er-
halten. Man kann dies mit Experimenten nachweisen, in denen man
Personen eine Geschichte lesen lässt. Einige Zeit später legt man Sätze
vor, die dahingehend beurteilt werden sollen, ob sie in der Geschichte
genauso vorkamen. In diesen Testsätzen variiert man sowohl die Ober-
flächenform als auch die Bedeutung. Es gibt beispielsweise wörtlich
korrekte Sätze oder bedeutungsmäßig korrekte, aber bezüglich der
Oberflächenform inkorrekte Sätze sowie Sätze, die sowohl in Bedeutung
als auch Oberfläche nicht korrekt sind. Je mehr Zeit zwischen dem ers-
ten Lesen und dem Beurteilen vergangen ist, umso weniger können sich
Personen an die wörtlichen Formulierungen erinnern. Das ist daran er-
kennbar, dass sie zwischen den bedeutungsmäßig korrekten, aber in der
Oberfläche veränderten Sätzen und den auch in der Oberflächenform
korrekten Sätzen keinen Unterschied machen. Ihre Wiedererkennens-
leistung ist bei allen diesen Sätzen die gleiche. Wohl aber können sie
hinsichtlich der Bedeutung falsche Sätze zurückweisen (z. B. Sachs,
1967; Kintsch & Bates, 1977). Personen erinnern sich also an die seman-
tische Bedeutung (die Tiefenstruktur), nicht aber an die konkrete sprach-
liche Form. Sollen sie das Gelernte in freier, eigener Erzählung wieder-
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116 Kapitel 4
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Lernen als Informationsverarbeitung 117
4.5.1 Speicherprozesse
Jeder, der schon einmal etwas auswendig gelernt hat, hat sicherlich die
zu lernenden Inhalte in irgendeiner Form wiederholt. Die Wiederho-
lung von Gedächtnisinhalten als bewusst ausgeführtes lernstrategi-
sches Verhalten wird unter dem Stichwort Rehearsal erforscht. Damit Erhöhung von A
ktivation
ist gemeint, dass man die zu lernenden Inhalte bewusst im Arbeitsge- durch Wiederholung
dächtnis zirkulieren lässt. Dies soll den Effekt haben, dass die Elemente
im Arbeitsgedächtnis aktiviert bleiben und dass sie auch im Langzeit-
gedächtnis gestärkt würden, sodass später ein Erfolg von Abrufversu-
chen aus dem Langzeitgedächtnis wahrscheinlicher sei.
Die Forschung hat jedoch gezeigt, dass oberflächliches und repetitives
Wiederholen im Sinne eines Zirkulierens im Arbeitsgedächtnis (Typ-
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Berühmtheit hat die Vergessenskurve von Ebbinghaus erlangt: Mit zu- Zeitintervall zwischen
nehmendem Zeitintervall zwischen dem Erstlernversuch und dem zwei- Wiederholungen des
Lernens
ten Lernversuch nimmt die Lernersparnis ab, d. h. das Vergessen wird
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118 Kapitel 4
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Lernen als Informationsverarbeitung 119
4.5.2 Abrufprozesse
Abrufe aus dem Langzeitgedächtnis basieren auf Aktivation von einem
bereits im Arbeitsgedächtnis befindlichen Element zu weiteren im
Langzeitgedächtnis befindlichen, damit verknüpften Elementen. Wie
die Aktivationsausbreitung im semantischen Gedächtnis funktioniert,
kann man am priming (vgl. Abschnitt 4.3.2) erkennen. Wenn ein Ele- Vor-Aktivierung
ment im semantischen Gedächtnis aktiviert wird, dann werden damit erleichtert Abruf
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120 Kapitel 4
zu lassen.
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Lernen als Informationsverarbeitung 121
und Nutzung von prozeduralem Wissen vorstellen? Prozedurales Wis- Prozedurales Wissen
sen wurde in Abschnitt 4.3.2 bereits als Teil des nicht-deklarativen (im-
pliziten) Gedächtnisses eingeführt und als Handlungswissen beschrie-
ben. Das Handlungswissen schließt gut eingeübte motorische Abläufe
(z. B. Laufen, Schreibmaschineschreiben) und die automatisierte
Koordination von Wahrnehmung, kognitiver Interpretation und Hand-
lungsausführung (z. B. Autofahren, vom Blatt lesen beim Instrumen-
talspiel) ein, meint aber auch automatisierte Informationsverarbei-
tungsprozesse, die zum Ziel haben, Konzepte miteinander in
Verbindung zu bringen, Schlussfolgerungen zu ziehen und neue Infor-
mationen durch Umformung zu erzeugen.
Als Beispiel für prozedurales Wissen wurde bereits in Abschnitt 4.3.2
die Beherrschung der Muttersprache genannt. Ein sechsjähriger kom-
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122 Kapitel 4
es das Ziel ist, das Ergebnis der Addition einer Zahl n1 und einer Zahl
n2 zu nennen,
demzufolge n1 + n2 = n3 ist,
DANN
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Lernen als Informationsverarbeitung 123
kann sich vorstellen, dass im Laufe der Zeit viele solcher „Additions-
fakten“ erworben und im Anwendungsfall abgerufen werden.) Im de-
klarativen Gedächtnis liegt also ein schematisiertes Wissen darüber
vor, dass die Addition von zwei bestimmten Zahlen eine dritte Zahl als
Summe zum Ergebnis hat. Die Produktion (Regel) kann nun dieses Fak-
tenwissen im deklarativen Gedächtnis abrufen und im Zusammenhang
mit einem Informationsverarbeitungsprozess nutzen.
Die Trennung des prozeduralen vom deklarativen Wissen und die da-
raus folgende Abstraktion der Produktionen machen die Regeln auf Kombinatorik durch
bisher noch nicht verwendete Fakten, Konzepte und Sachverhalte an- abstrakte Regeln
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124 Kapitel 4
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Lernen als Informationsverarbeitung 125
3x + 7 = 13
3x = 6
Um beispielsweise zu verstehen, wie die zweite Gleichung aus der ers-
ten Gleichung entstanden ist, wird zunächst das Gemeinsame in beiden
Gleichungen gesucht. Dies ist „3x“, und es wird angenommen, dass „3x“
in beiden Gleichungen das Gleiche bedeutet. (In die obere Gleichung
könnte also „6“ anstelle von „3x“ eingesetzt werden.) Dazu passt, dass
im deklarativen Gedächtnis ein Additionsfakt existiert, welcher die Zah-
len „6“, „7“ und „13“ in Beziehung zueinander setzt (6 + 7 = 13). Diese Er-
kenntnis könnte zu folgender Regel führen:
WENN
es das Ziel ist, eine Gleichung zu lösen der Form
Argument + n1 = n3
und n1 + n2 = n3,
DANN
setze als nächstes Ziel, eine Gleichung zu lösen der Form Argument = n2.
Man könnte bei der Betrachtung des Beispiels auch zu einer anderen
Transformation kommen, beispielsweise zu der Erkenntnis, dass auf
beiden Seiten der ersten Gleichung n1 subtrahiert wurde. Wichtig ist,
dass Lernende diese Transformationsschritte selbst nachvollziehen oder
imitieren, und zwar auf kleinschrittige Art und Weise, sodass daraus
kleine prozedurale Wissenseinheiten (Produktionen) werden können.
Eine direkte Instruktion (also ein direkter Hinweis auf die hier anzuwen-
dende Regel oder eine Anleitung bzw. Strategie, wie man vorgeht) kann
die Aufmerksamkeit unerfahrener Lernender führen und ihre „Imitation“
unterstützen. Ebenso können ausgearbeitete Lösungsbeispiele helfen,
Umformungsregeln zu erkennen und nachzuvollziehen.
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126 Kapitel 4
Neue Regeln bilden Der Erwerb prozeduralen Wissens erfordert, dass Regeln gebildet wer-
den, die die Transformation von deklarativen Wissenselementen zum
Gegenstand haben. Es wird angenommen, dass solche Transformati-
onen zumindest beim Erwerb kognitiver Fertigkeiten zunächst bewusst
aus Beispielen erkannt und nachvollzogen werden. Anschließend wird
eine Regel im prozeduralen Wissen gebildet und bei späteren Proble-
men der gleichen Form angewandt. Bei häufigem Gebrauch wird die
Regel automatisiert. Dann ist immer weniger Aufmerksamkeit nötig,
um die Regel zu aktivieren und auszuführen. Dies hat allerdings auch
zur Konsequenz, dass die Regel zu „implizitem“, nicht mehr bewusst
zugänglichem prozeduralem Wissen wird.
Im Kern besteht der Erwerb von Wissen in der ACT-Theorie aus dem
Enkodieren von deklarativen Wissenselementen aus der Umgebung
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Regelübergänge
Bisweilen kann durch geeignete Instruktion dafür gesorgt werden, dass
typische Fehler bei einem Übergang erkannt und beseitigt werden. Wer-
den die fehlerhaften Regeln nicht erkannt, dann wird bei komplexeren
Aufgaben der Lösungsweg schnell so unübersichtlich, dass die Ursa-
chen für die dann entstehenden Fehler unklar bleiben. Ein Beispiel ist
der Übergang von natürlichen Zahlen zu Brüchen im schulischen
Mathematikunterricht. Eine zuvor erlernte Regel der Multiplikation
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Lernen als Informationsverarbeitung 127
Zusammenfassung
Unsere Auffassung davon, was in der Außenwelt passiert und wie
wir in dieser Welt handeln können, hängt davon ab, welche Begriffe,
Kategorien und Schemata im Langzeitgedächtnis verfügbar sind,
um die Informationen aus der Außenwelt zu interpretieren.
Nachdem Reizeindrücke der Außenwelt zunächst in sensorischen
Speichern für kurze Zeit festgehalten wurden, werden diese Infor-
mationen enkodiert, d. h. in einen kategorialen Code überführt. Dies
ist ein Prozess des Erkennens und er impliziert, dass existierende
Elemente im Langzeitgedächtnis aktiviert werden. Die zentrale
Funktion des Arbeitsgedächtnisses ist es, die Aktivation von Informa-
tionen aufrechtzuerhalten, die in laufenden Informationsverarbei-
tungsprozessen benötigt werden. Das Arbeitsgedächtnis besteht aus
aktivierten Elementen des Langzeitgedächtnisses. Im Arbeitsge-
dächtnis werden Informationen nicht nur kurzfristig gespeichert,
sondern gleichzeitig auch verarbeitet. Das Arbeitsgedächtnis ver-
fügt über eine begrenzte Kapazität.
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128 Kapitel 4
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Lernen als Informationsverarbeitung 129
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130 Kapitel 4
Weiterführende
Literatur Anderson, J. R. (1996). ACT: A simple theory of complex cognition. American
Psychologist, 51 (4), 355–365.
Pressley, M., Borkowski, J. G. & Schneider, W. (1989). Good information pro-
cessing: What it is and how education can promote it. International Journal
of Educational Research, 13 (8), 857–867.
Fragen
1. Welches ist die zentrale Funktion des Arbeitsgedächtnisses?
2. Was ist ein kognitives Schema?
3. Warum wird Lernen im Wesentlichen als aktive Konstruktion
kognitiver Schemata betrachtet?
4. Welche Gedächtnissysteme lassen sich unterscheiden?
5. Welche kognitiven Lernstrategien bieten sich für das Lernen von
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Kapitel 5
Lernen als Expertiseerwerb
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Inhaltsübersicht
5.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
5.2 Moderne Expertiseforschung: methodische Herausforderungen . . . . . . 135
5.2.1 Problem der Reproduzierbarkeit der Expertenleistung . . . . . . . . . . . . . . . 135
5.2.2 Problem der Selektion bzw. Selbst-Selektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
Problem des impliziten Wissens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
5.3 Charakterisierung der Expertise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
5.3.1 Lösungsstrategien von Experten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
5.3.2 Mentale Repräsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
5.3.3 Perzeptuell-psychomotorische Fähigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
5.4 Erwerb von Expertise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
5.4.1 Investierte Zeit für Übung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
5.4.2 Qualität der Übung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
5.5 Welche Rolle spielt Begabung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
5.5.1 Expertiseforschung und Intelligenzforschung:
unvereinbare Ansichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
5.5.2 Varianz in Intelligenz und Varianz in der Spielstärke im Schach . . . . . . . 152
5.5.3 Die Frage domänenspezifischer Begabung („Talent“) . . . . . . . . . . . . . . . . 155
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
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132 Kapitel 5
5.1 Einführung
Es gibt Menschen, die Außergewöhnliches leisten. Per Definitionem
bedeutet dies, dass einige Menschen mit ihrer Leistung das, was man
in einer Domäne bzw. einem Leistungsbereich als „Normalmaß“ an-
sieht, weit übertreffen. Beispiele sind Sportlerinnen und Sportler, die
Wettkämpfe auf höchstem Niveau gewinnen, Musikerinnen und Mu-
siker, die ein großes Repertoire an Werken beherrschen und virtuoser
und ausdrucksvoller spielen als andere, Wissenschaftlerinnen und Wis-
senschaftler, die produktiver und origineller als andere sind. Solche
Leistungen zeigen, wie anpassungsfähig und lernfähig Menschen sein
können, und wie weit sich körperliche und kognitive Leistungen von
dem entfernen können, was man gemeinhin für „menschenmöglich“
oder „normal“ hält. Wie kann man sich dies erklären? Wie gelangen
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Lernen als Expertiseerwerb 133
sonen.
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134 Kapitel 5
Ausnahmeleistung Alle diese Beobachtungen weisen darauf hin, dass es sich um außer-
wird „normal“
gewöhnliche Leistungen aufgrund von Lernen und Übung handeln
muss, die auf Errungenschaften früherer Leistungen, Innovationen
und Techniken aufbauen, welche erlernt und damit in das Verhaltens-
repertoire integriert werden konnten. Was einmal außergewöhnlich
erschien, kann durch Lernen und Übung in wenigen Jahrzehnten „nor-
mal“ werden. Dies weist darauf hin, dass etwas, was früher als außer-
gewöhnliche und kaum erklärliche Ausnahmeleistung betrachtet
wurde, später nicht mehr so außergewöhnlich erscheint und mögli-
cherweise von vielen Personen erlernt werden könnte.
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136 Kapitel 5
sich geschlagen geben musste. Dabei resultiert für jeden Spieler die
sogenannte ELO-Zahl. Amateure – Hobbyspieler bis sehr gute
Vereinsspieler – haben ELO-Werte zwischen 1 200 und 1 999. Als
Schachexperten werden Personen mit einem ELO-Wert von 2 000
bis 2 199 angesehen, als „Meister“ ab einem Wert von 2 200. Inter-
nationale Meister besitzen einen ELO-Wert von 2 400 bis 2 499;
Großmeister 2 500 bis 2 699. In einem konkreten Schachspiel hän-
gen die eigene Leistung und der Spielverlauf von den Aktionen und
Reaktionen des Gegners ab. Es existieren jedoch auch Schachprob-
leme, die man als Aufgabe einzelnen Personen vorlegen kann. Eine
im Labor beobachtbare repräsentative Aufgabe ist es, den nächsten
besten Zug für eine gegebene Spielstellung zu bestimmen (de Groot,
1946, 1978).
Musik • In der Musik greift man oft auf Bewertungen von Expertinnen und
Experten zurück (z. B. Professoren der Musikhochschulen, die ihre
Studierenden bewerten und Vorhersagen über ihren Karriereverlauf
machen). Eine im Labor beobachtbare repräsentative Aufgabe ist
die wiederholte Ausführung eines Stücks mit der Vorgabe, die Inter-
pretation immer so identisch wie möglich zu gestalten. Die Abwei-
chungen zwischen den Ausführungen (Geschwindigkeiten, Ge-
schwindigkeitsänderungen, Lautstärken etc.) können gemessen
werden – je geringer die Abweichungen, desto höher das Experti-
seniveau. Eine weitere repräsentative Aufgabe ist das Vom-Blatt-
Spielen unbekannter Stücke.
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Lernen als Expertiseerwerb 137
gerade bei jenen Personen, bei denen gute Voraussetzungen (z. B. In-
teresse, Motivation, förderliche Lernumgebung) offenkundig bereits
gegeben waren und die sich selbst der experimentellen Lernbedin-
gung zugeteilt haben. Es ist unglücklicherweise nur selten möglich,
eine zufällig ausgewählte Person davon zu überzeugen, sich einem
intensiven und sehr spezialisierten Lernprogramm zu unterwerfen,
um etwa demonstrieren zu können, dass besondere Fähigkeiten (z. B.
verblüffende Leistungen des Kurzzeitgedächtnisses) prinzipiell von
jedem durch Lernen erworben werden können. Es ist deswegen nicht
auszuschließen, dass die höchstleistenden Personen, die man vor-
findet, eine spezielle Gruppe mit gewissen Besonderheiten darstel-
len.
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138 Kapitel 5
Novize vs. Experte • Eine oft genutzte Möglichkeit ist der Vergleich zwischen Experten und
Novizen („Neulingen“). Dabei können die Leistungen von Experten
erkannt und analysiert werden. Dieser Vergleich erfordert, dass re-
präsentative Aufgaben existieren, die prinzipiell auch von den No-
vizen angegangen werden können. Beispielsweise können Schach-
novizen wie Schachexperten versuchen, sich die Platzierung von
Schachfiguren auf einem Spielbrett zu merken. Musikerinnen und
Musiker unterschiedlichen Expertiseniveaus können versuchen, ein
unbekanntes Stück vom Blatt zu spielen.
Rückschluss auf • Man kann die gestellte Aufgabe gezielt verändern, um herauszufin-
kognitive Schemata
den, welche kognitiven Verarbeitungsmuster und Schemata von den
Experten genutzt werden. Bei der Schach-Erinnerungsaufgabe (vgl.
Abschnitt 5.3.2) kann man die Figuren so aufstellen, dass eine aus
einem möglichen Spielverlauf folgende „sinnvolle“ Stellung ent-
steht, man kann die Figuren jedoch auch zufällig aufstellen. Für die
Schachexperten macht dies einen Unterschied (de Groot, 1978;
Chase & Simon, 1973b). Bei Aufgaben, bei denen Musiker Stücke
vom Blatt spielen sollen, kann man die Musikstile variieren und Feh-
ler einbauen, um festzustellen, ob schematische Strukturen im Ge-
dächtnis der Experten (z. B. Funktionsharmonik der tonalen Musik)
die Leistung determinieren (für eine Zusammenfassung siehe Leh-
mann & Kopiez, 2009).
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Lernen als Expertiseerwerb 139
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140 Kapitel 5
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Lernen als Expertiseerwerb 141
Arbeitsgedächtnis in
Langzeitgedächtnisstrukturen
Das Arbeitsgedächtnis kann man als ein Bündel kognitiver Funktionen
betrachten, welche Teilinformationen mentaler Repräsentationen in
einem aktivierten Zustand halten, sodass diese im aktuellen Informa-
tionsverarbeitungsprozess verwendet werden können (vgl. auch Kap. 4).
Working memory refers “to the temporary storage of information that is being
processed in any range of cognitive tasks” (Baddeley, 1986, S. 34), that is, to
information maintained in readily accessible storage for only a short period
without rehearsal or reactivation. (Ericsson & Kintsch, 1995, S. 211)
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142 Kapitel 5
The limited demands on working memory for many unfamiliar tasks used
in laboratory studies are mostly consistent with the traditional models that
assume a working memory of limited capacity. However, these models do
not appear to offer plausible accounts of the increased demand for availa-
ble information requried by skilled processing in more complex tasks. (Erics-
son & Kintsch, 1995, S. 213)
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Lernen als Expertiseerwerb 143
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144 Kapitel 5
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Lernen als Expertiseerwerb 145
11000
10000
Akkumulierte Übezeiten (in Stunden)
9000
8000
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
4 6 8 10 12 14 16 18 20
Alter der Violinisten (in Jahren)
Abbildung 15: Akkumulierte Übezeiten im Altersbereich von 5 bis 20 Jahren von drei
Studierendengruppen mit dem Hauptfach Violine sowie professio-
nell tätigen Konzertmusikern (nach Ericsson et al., 1993, S. 379)
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146 Kapitel 5
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Lernen als Expertiseerwerb 147
beendet. Eine vierte Phase schließt sich eventuell für Personen an, die
über den internationalen Experten-„Standard“ hinaus Dinge erreichen,
die auch ihren Meistern nicht möglich waren und die etwas Neues in
ihrer Domäne entwickeln (neue Techniken und Interpretationen, In-
novationen, einzigartige Weiterentwicklung der Domäne).
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148 Kapitel 5
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Lernen als Expertiseerwerb 149
„Normale“ Experten
Die Beobachtung und Analyse von Höchstleistung führt zu Erkenntnis-
sen über Lernverläufe und Funktionsweisen des kognitiven Apparats,
die auch für den domänenspezifischen Kompetenzerwerb „normaler“
Personen Gültigkeit haben. Akademische Professionen erfordern eine Lernwege in akademi-
jahrelange vertiefte und spezialisierte Einarbeitung und Lernerfahrung, schen Professionen als
Expertiseerwerb
bis ein Leistungsniveau erreicht ist, das es erlaubt, selbstständig typi-
sche Probleme der Domäne zu bearbeiten, zu beurteilen und zu lösen.
Eine solche Spezialisierung entspricht unserem Alltagsverständnis von
einer Person, die als Experte oder Expertin für ein bestimmtes Gebiet
gilt.
Professionelle Berufsstände wie Ärzte, Psychotherapeuten oder Rechts-
anwälte regeln Bildungswege für ihre Mitglieder, die schon von außen
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150 Kapitel 5
Gefahr unreflektierten Gefahr, dass diese Personen in eine „autonome“ Phase kommen und ihre
Ausführens (stehenge- Leistung daher nicht mehr weiter verbessern. Eine Verbesserung kommt
bliebene Entwicklung)
nicht automatisch mit zunehmender Ausführung oder Erfahrung, son-
dern sie kommt mit gezielter Übung in besonderen Lernsituationen, in
denen man der Verbesserung seine ganze Konzentration widmet. Pro-
fessionen, die sich entwickeln und auf eine Sicherung der Qualität ach-
ten, bieten institutionelle Strukturen für die Reflexion der eigenen Tä-
tigkeit, z. B. bei Ärzten und Psychotherapeuten in Form von Supervision
durch dafür besonders qualifizierte Expertinnen und Experten. Andere
Professionen schreiben regelmäßige Fortbildungen vor, beispielsweise
für Lehrkräfte in Schulen.
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Lernen als Expertiseerwerb 151
thos“. Die Extremposition der Expertiseforschung lautet sogar, dass Mythos Talent
zehn Jahre andauernde intensive Beschäftigung mit den Anforderun-
gen der Domäne (bzw. 10 000 Stunden gezielten Übens in der Quali-
tät wie oben beschrieben) zu kognitiven und körperlichen Anpassun-
gen führen, die Hochleistung ermöglichen. Diese sehr spezifischen
Anpassungen reflektieren eine qualitativ veränderte Informationsver-
arbeitung. Diese basiert vor allem auf einer sehr umfangreichen, hoch-
organisierten und auf spezifische Problemlösungen ausgerichteten
Wissensbasis. Konsequenterweise spielen Intelligenzunterschiede
dann keine Rolle mehr:
Individual differences in more “basic” cognitive processes (e.g., intelligence,
memory capacity, and perceptual functioning) have not, to date, been pre-
dictive of attained level of skilled performance. (Ericsson & Ward, 2007,
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S. 348)
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152 Kapitel 5
sich.
Selektierte Stichproben Das Studium von Hochleistung findet praktisch immer mit selektier-
ten Stichproben statt, welche bereits Hochleistung zeigen, was eine
Reihe methodischer Probleme aufwirft. Detterman (2014, S. 4) illust-
riert eines der Probleme an Basketballspielern der NBA (National Bas-
ketball Association in den USA). Zwischen der individuellen Körper-
größe und der Leistung (in einer Saison erzielte Punkte der einzelnen
Spieler) besteht eine Korrelation nahe Null, was zu der Schlussfolge-
rung verleiten könnte, dass (angeborene) Unterschiede in der Körper-
größe für den Erfolg im Basketballspiel keine Rolle spielen. Allerdings
ist auf einen Blick festzustellen, dass alle NBA-Spieler eine gegenüber
der durchschnittlichen Körpergröße in der Population stark erhöhte
Körpergröße aufweisen und dass dieser Umstand ganz offensichtlich
ein Selektionskriterium für die Domäne darstellt.
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154 Kapitel 5
Fähigkeit und Übung 3. Das dritte Modell nimmt an, dass Intelligenz und fokussiertes Üben
wirken additiv beständig additiv wirken. Dies impliziert, dass intelligentere Perso-
nen auch noch als Experten bzw. Hochleister Nutzen aus einer höhe-
ren Intelligenz ziehen können und dass Intelligenz und Übung wech-
selseitig kompensierbar sind (intelligentere Personen würden
weniger Übezeit benötigen und umgekehrt).
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Lernen als Expertiseerwerb 155
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156 Kapitel 5
Elemente einer Was ist im Kern Begabung? Howe, Davidson und Sloboda (1998)
Definition von
Begabung
schlagen folgende Elemente vor: (1) Begabung erklärt Leistung (be-
schreibt nicht nur das ohnehin Sichtbare), (2) Begabung ist wenigs-
tens zum Teil angeboren und vererbt, (3) es gibt frühe Anzeichen von
Begabung, die es erlauben, die Begabung zu erkennen und Leistung
vorherzusagen, auch wenn die Leistung noch nicht voll entfaltet ist,
(4) begabt sind nur wenige, und (5) Begabung ist relativ domänenspe-
zifisch.
Für die Begabungsforschung ist frühe Hochleistung (durch Prodigies)
ein Beleg dafür, dass Begabungen eine entscheidende Rolle spielen
müssen.
The extremely young age at which the prodigies demonstrate their remar-
kable abilities limits the extent to which their abilities can be solely the re-
sult of extreme dedication to practice. (Ruthsatz, Ruthsatz-Stephens & Ruth-
satz, 2014, S. 60)
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Lernen als Expertiseerwerb 157
schwierig, weil diese Indikatoren zum großen Teil auf Lernen und
Übung zurückgehen und gleichzeitig die Vorhersage von domänenspe-
zifischer Hochleistung nicht zulassen.
Expertiseforscher wenden ein, dass das Zustandekommen ungewöhn- Forschungsergebnisse
lich früher Hochleistung bei Kindern sehr schwierig nachzuvollziehen zu Prodigies
ist. Berichte über die entsprechenden Lernwege stammen von den El-
tern, sie sind retrospektiv und anekdotisch. Unabhängige Beobachter
kommen erst ins Spiel, wenn die Leistung bereits sichtbar erbracht
wird. Stets findet man ein förderndes, auch forderndes Umfeld (Feld-
man & Goldsmith, 1986), und dabei ist es hoch wahrscheinlich, dass
dieses Lernumfeld die Domäne, in der die Spezialisierung stattfindet,
determiniert (bekannt bei „Musikerfamilien“). Howe, Davidson und
Sloboda (1998) schließen, dass frühe Leistung der Verfügbarkeit einer
ungewöhnlichen Lernumgebung folgt, nicht dieser vorausgeht. Die
frühe Hochleistung steht insbesondere nicht in einem stabilen Zusam-
menhang mit späterer Höchstleistung. Prodigies erreichen selten Aus-
nahmeleistungen in ihren erwachsenen Jahren (Feldman & Goldsmith,
1986). Entsprechend waren später anerkannte erwachsene Höchstleis-
ter nur in den seltensten Fällen auch Prodigies (z. B. Sosniak, 1985).
Oft können „normale“ Personen die Leistungen der Prodigies errei-
chen oder übertreffen, nur eben einige Jahre später.
Die singulären, eng umgrenzten Ausnahmeleistungen von Savants er- Forschungsergebnisse
scheinen bedeutsam, weil gleichzeitig die allgemeine Intelligenz redu- zu Savants
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158 Kapitel 5
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Zusammenfassung
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160 Kapitel 5
Weiterführende
Literatur Ericsson, K. A. & Charness, N. (1994). Expert performance: Its structure and
acquisition. American Psychologist, 49 (8), 725–747.
Ericsson, K. A. & Ward, P. (2007). Capturing the naturally occurring superior per-
formance of experts in the laboratory toward a science of expert and excep-
tional performance. Current Directions in Psychological Science, 16 (6), 346–350.
Howe, M. J. A., Davidson, J. W. & Sloboda, J. A. (1998). Innate talent: Reality or
myth? Behavioral and Brain Sciences, 21, 399–442.
Fragen
1. Welche methodischen Probleme sind bei der Erforschung von
Expertenleistung besonders herausfordernd?
2. Welche Elemente sind für das gezielte Üben (Deliberate
Practice) besonders charakteristisch?
3. Welche Argumente und Belege lassen sich für die Behauptung
der Expertiseforschung anführen, der zufolge für die Entwick-
lung von Hoch- und Höchstleistung in einer Domäne Begabung
letztlich keine Rolle spiele?
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Kapitel 6
Intelligenz als Merkmal von Lernenden
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Inhaltsübersicht
6.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
6.2 Definition und Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
6.3 Intelligenzmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
6.4 Vorhersage von Bildungs-, Ausbildungs- und Berufserfolg . . . . . . . . . . . 175
6.4.1 Intelligenz und Bildungserfolg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
6.4.2 Intelligenz und berufliche Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
6.5 Veränderbarkeit und Erblichkeit von Intelligenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
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164 Kapitel 6
6.1 Einführung
Wir haben in Kapitel 5 mit der Expertiseforschung einen Ansatz ken-
nengelernt, der Übung als zentral für den Erwerb von Wissen und Kom-
petenzen ansieht. Dieser Ansatz entspricht in besonderer Weise dem
Anliegen der Pädagogischen Psychologie, weil er die Formbarkeit
menschlicher Fähigkeiten ins Zentrum stellt. Die Expertiseforschung
lässt jedoch außer Acht oder stellt gar infrage, dass es bezüglich der
Lernfähigkeit interindividuelle Unterschiede gibt, welche die Wirk-
samkeit von Übung begrenzen können. In diesem Kapitel wird mit der
Intelligenzforschung ein Ansatz vorgestellt, der annimmt, dass Men-
schen sich in ihrer Fähigkeit zu lernen unterscheiden und dass dies eine
relativ stabile Eigenschaft ist. Individuen werden demnach aufgrund
dieser Eigenschaft unterschiedlich von Bildungseinflüssen und Lern-
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Diese beiden Definitionen haben den Vorteil, dass sie leicht verständ-
lich sind und man ihnen intuitiv zustimmen kann. Sie entsprechen dem
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Intelligenz als Merkmal von Lernenden 165
die versuchen, auf die Abfrage von Weltwissen und auf sprachlich ge-
fasstes Wissen zu verzichten. Die Aufgaben sind zu Aufgabengrup-
pen zusammengefasst, die den Intelligenzfaktoren entsprechen, die
wiederum das Intelligenzmodell vorsieht. Aus den Werten für die
Aufgabengruppen kann ein Intelligenzprofil erstellt werden. Allerdings Intelligenztestaufgaben
stellt man immer wieder fest, dass die Aufgaben untereinander po- sind positiv korreliert
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166 Kapitel 6
g-Faktor kurz g). Da dieser g-Faktor sehr erklärungsmächtig ist, wird häufig
weniger Gewicht auf ein Intelligenzprofil als vielmehr auf den Ge-
samttestwert gelegt.
Bei der Messung von Intelligenz wird jedem Individuum aufgrund sei-
nes Gesamttestwertes ein Rangplatz innerhalb seiner Bezugspopula-
tion zugewiesen. Dieser Rangplatz wird mit dem generellen Intelli-
genzwert ausgedrückt. Dieser Intelligenzwert wurde ursprünglich
Intelligenzwert, IQ Intelligenzquotient oder kurz IQ genannt, weil er aus einem Quotien-
ten gebildet wurde. Gemeint war damals eine Relation zwischen Intel-
ligenz und Alter (Quotient aus „Intelligenzalter“ und „Lebensalter“).
Das ist heute nicht mehr der Fall, obwohl der Begriff IQ noch häufig
verwendet wird, wenn man die generelle Intelligenz meint. Mit dem
Intelligenzwert wird in standardisierter und über Testverfahren hin-
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Der Intelligenzwert
Die Auswertung der von den Probandinnen und Probanden gegebenen
Antworten im Intelligenztest führt zu einem Testrohwert. Diese Testroh-
werte sind je nach benutztem Testverfahren unterschiedlich, werden je-
doch in ein standardisiertes Maß überführt, damit sie in gleicher Weise
interpretiert werden können. Der standardisierte Intelligenzwert setzt
den erzielten Testrohwert in einen Bezugsmaßstab. Dazu muss ein Test
geeicht werden. In einer repräsentativen Eichstichprobe werden bei-
spielsweise mehrere 1 000 Personen mit einem Intelligenztest getestet.
Es resultieren mehrere 1 000 Rohwerte dieses konkreten Tests. Daraus
werden der Mittelwert (M) und die Standardabweichung (SD) errechnet.
Die Standardabweichung ist die mittlere Abweichung vom Mittelwert.
Die Standardabweichung wird nun als neue Einheit verwendet, mit der
die Abstände vom Mittelwert eingeteilt werden. Die Testrohwerte wer-
den neu skaliert – sie erhalten einen Bezugspunkt (den Mittelwert) und
eine Einheit (die Standardabweichung).
Skalierung: Die heute gängigen Intelligenztests benutzen eine einheitliche Skalie-
M = 100, SD = 15 rung, die zur besseren Interpretierbarkeit so festgelegt wurde. Der Mit-
telwert von Intelligenztests beträgt stets 100, die Standardabweichung
typischerweise 15 (manchmal 10). Aufgrund der Kenntnis der Verteilung
der Intelligenzwerte in der Population bzw. Eichstichprobe kann ein in-
dividueller Testwert eingeordnet werden. Intelligenz ist, wie viele psy-
chologische Konstrukte, in der Population normalverteilt (vgl. Abb. 16).
Beträgt der gemessene individuelle Intelligenzwert 100 Punkte, so be-
deutet das, dass dieser Wert genau dem Durchschnitt (Mittelwert) der
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Intelligenz als Merkmal von Lernenden 167
Sind solche Intelligenztests gültig – messen sie das, was wir unter In-
telligenz verstehen? Die Validität (Gültigkeit) von Intelligenztests und
ihr praktischer Wert wird vor allem hinsichtlich ihrer Übereinstimmung
mit einem bestimmten Intelligenzmodell (Konstruktvalidität) und ihrer
Eignung als Prädiktor von relevanten Außenkriterien (Kriteriumsvali-
dität) bestimmt. Um diese Fragen geht es in den folgenden Abschnit-
ten.
6.3 Intelligenzmodelle
Intelligenzmodelle bzw. Intelligenztheorien befassen sich mit der
Frage, welche Intelligenz- bzw. Konstruktbereiche sich sinnvoll vonei-
nander unterscheiden lassen. Um Intelligenzbereiche zu identifizie-
ren, kann man datengetrieben oder theoriegeleitet vorgehen. Beim
datengetriebenen Ansatz wird zunächst eine große Anzahl von Einzel-
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168 Kapitel 6
unabhängiger
konstrukte unterschiedliche Vorschläge gemacht. Beispielsweise nahm
Primärfaktoren
Thurstone (1938) sieben Primärfaktoren der Intelligenz an, die vonei-
nander unabhängig seien (vgl. Abb. 17b). Diese sieben Primärfaktoren
waren Sprachverstehen, Wortflüssigkeit, schlussfolgerndes Denken,
räumliches Denken, Rechenfertigkeit, Wahrnehmungsgeschwindig-
keit und Gedächtnis. Jeder Faktor wurde durch eine Reihe von Aufga-
ben gemessen. Spearman (1904, 1923) hingegen glaubte, dass den ver-
a Test 1 s
Test 2 s
Test 3 s
Test 4
Test 5
Test 6
s
s
s
g
Test 7 s
Test 8 s
Test 9 s
b Sprachverstehen Wahrnehmungs-
geschwindigkeit
c
T1 T2 T3 figural-bildhaft
T1 T2 T3
Wortflüssigkeit verbal
Rechenfertigkeit
T1 T2 T3 numerisch
T1 T2 T3
Schlussfolgerndes
Denken Gedächtnis
Räumliches
Denken
T1 T2 T3 T1 T2 T3
T1 T2 T3
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Intelligenz als Merkmal von Lernenden 169
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170 Kapitel 6
Cattells kristallisierte tung sollte nicht von bestimmten Kulturerfahrungen abhängen; dies
Intelligenz
hat sich jedoch als schwierig erwiesen). Die kristallisierte Intelligenz
ist hingegen das Produkt aus fluider Intelligenz einerseits und Wissen
bzw. Erfahrung andererseits. Sie nimmt mit Bildung und Kompetenz
erwerb zu, wird mit numerischen und verbalen Aufgaben gemessen
und ist kulturabhängig.
Carrolls Three- Die vergleichsweise aktuelle Three-Stratum-Theorie von Carroll (1993)
Stratum-Theorie
wurde aus einer äußerst umfangreichen Reanalyse von hunderten Da-
tensätzen vorangegangener Intelligenzteststudien, die in verschiede-
nen Ländern mit über hunderttausend Personen durchgeführt worden
waren, entwickelt. Der Analyse zufolge kann ein zentraler, allgemei-
ner Intelligenzfaktor (g-Faktor) als bestätigt gelten. Auf der Ebene
darunter (zweite Schicht) beschreibt Carroll (1993) acht spezifischere
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Intelligenz als Merkmal von Lernenden 171
gefaltete Papier ein Loch gestanzt wird. Man soll dann entscheiden,
wie das Papier aussehen würde, wenn man es wieder auseinander-
faltet. Beim Mental Rotation Test (Shepard & Metzler, 1971) soll fest-
gestellt werden, ob eine dreidimensionale Figur mit einer oder meh-
reren ggf. rotierten Vergleichsfiguren identisch ist. Um die Identität
zu beurteilen, müssen die Figuren mental z. T. um mehrere Achsen
gedreht werden.
Verschiedene Autoren haben versucht, die große Zahl an visuell-räum-
lichen Testverfahren mit faktorenanalytischen Verfahren zu ordnen
(z. B. Carroll, 1993; Lohman, 1988). In einer Übersicht dazu kommt
Souvignier (2000) zu dem Schluss, dass diese Ordnungsvorschläge Ordnungsversuche für
Faktoren räumlichen
regelmäßig einen übergeordneten Faktor „visualisation“ identifizie- Denkens
ren, der die mentale Manipulation und Transformation von visuell-
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172 Kapitel 6
Arbeitsgedächtniskapazität und
fluide Intelligenz
Den Kern des Arbeitsgedächtnisses bildet die kontrollierte Aufmerksam-
keit – die Funktion, Aufmerksamkeit auf ausgewählte Informationen zu
richten und andere, konkurrierende Informationen auszuschließen. Das
Arbeitsgedächtnis hält Informationen in einem aktivierten und zugäng-
lichen Zustand, auch wenn gleichzeitig Verarbeitungsprozesse laufen
oder irrelevante Informationen zu blockieren sind.
Den Kern der Intelligenz bildet die fluide Intelligenz bzw. das schluss-
folgernde Denken. In entsprechenden Aufgaben sollen Beziehungen
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Intelligenz als Merkmal von Lernenden 173
Die populäre Theorie multipler Intelligenzen (Gardner, 1983, 2011) Gardners Theorie
multipler (unabhängiger)
kann als eine Art Gegenentwurf zu den etablierten, psychometrisch Intelligenzen
abgesicherten Intelligenzmodellen aufgefasst werden. Die Theorie
möchte der Unterschiedlichkeit und Kulturbezogenheit von geistigen
Leistungen gerecht werden, einschließlich der Erklärung besonderer
Leistung durch spezifische Begabungen. Die zentrale Behauptung ist,
dass es mehrere voneinander unabhängige „Intelligenzen“ gäbe, die
biologisch angelegt seien:
• „Linguistische Intelligenz“ (Sprachlernbegabung, gewandter Um-
gang mit Sprache),
• „Logisch-mathematische Intelligenz“ (logisch-deduktives Denken,
Verstehen komplexer Zusammenhänge),
• „Visuell-räumliche Intelligenz“ (räumliche Orientierung, räumliche
Vorstellung),
• „Musikalische Intelligenz“ (Befähigung zur Musik),
• „Körperlich-kinästhetische Intelligenz“ (effektiver und koordinier-
ter Einsatz des Körpers),
• „Sozial-interpersonale Intelligenz“ (Empathie und Kooperation),
• „Sozial-intrapersonale Intelligenz“ (Selbsterkenntnis zu eigenen
Emotionen und Motivationen),
• „Naturalistische Intelligenz“ (Unterscheidungs- und Konzeptbil-
dungsfähigkeit für Phänomene aller Art).
Die angenommene Unabhängigkeit der multiplen Intelligenzen in die- Unvereinbarkeit mit
dem g-Faktor
ser Theorie steht der Auffassung eines g-Faktors ganz offenkundig dia-
metral entgegen.
Die Theorie multipler Intelligenzen ist verbunden mit einer Kritik an
der psychometrischen Erfassung von Intelligenz: Intelligentes Verhal-
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174 Kapitel 6
Anklang gefunden. Aus ihr lässt sich folgern, dass Menschen über mehr
Intelligenzpotenziale verfügen als der psychometrischen Intelligenz-
messung zugänglich sind, dass die schulischen Bildungsprogramme
der westlichen Welt diese Intelligenzpotenziale verkümmern lassen,
und dass ein Kind, das in der Schule keine gute Leistungen zeigt, in
einer anderen der multiplen Intelligenzen begabt sein könne.
Fehlende Instrumente, Aus Sicht der etablierten Intelligenzforschung hat die Theorie „mul-
um multiple
Intelligenzen zu messen
tiple Irritationen“ (Rost, 2008) erzeugt. Ein großes Problem ist, dass
noch immer keine Messinstrumente für die multiplen Intelligenzen
vorliegen, welche den Gütekriterien der Objektivität, Reliabilität und
Validität nachweisbar genügten. Messinstrumente für multiple In
telligenzen sind „kontextualisierte“ Aufgabenstellungen (z. B. für
„Visuell-räumliche Intelligenz“: „Zeichne ein Tier, einen Menschen
und ein Fantasietier“, „Erschaffe eine Skulptur“; für „Körperlich-ki-
nästhetische Intelligenz“: „Kreative Bewegungen – Stelle dir vor, du
bist ein Roboter; bewege dich wie ein Roboter“; für „Linguistische
Intelligenz“: „Erzähle eine Geschichte auf Basis einer gegebenen Sze-
nerie und einigen Charakteren“), die aufwendig und mehrdimensio-
nal bewertet werden sollen. Weiterhin existieren Selbsteinschätzungs-
bzw. Fremdeinschätzungsskalen, deren Reliabilität und prädiktiver
Wert weitgehend unbekannt sind. Ohne reliable Messinstrumente
aber kann die Theorie nicht überprüft und damit auch nicht falsifi-
ziert werden. Es liegen nur wenige empirische Studien zur Theorie
der „multiplen Intelligenzen“ vor, und diese sprechen nicht für die
Theorie.
Almeida et al. (2010) untersuchten 294 Kinder im Alter von fünf bis
sieben Jahren. Sie verwendeten einerseits eine traditionelle Intelligenz-
testbatterie und andererseits kontexualisierte Aufgaben für die multi-
plen Intelligenzen. Letztere erforderten eine komplexe Bewertung der
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Intelligenz als Merkmal von Lernenden 175
Widerlegung zentraler
der Tests der multiplen Intelligenzen interkorrelierten (mit Ausnahme Annahmen der Theorie
multipler Intelligenzen
der Tests für die körperlich-kinästhetischen und musikalischen Berei-
che). Eine Faktorenanalyse legte die Extraktion eines g-Faktors nahe.
Visser et al. (2006) werten ihre Ergebnisse als Widerlegung von Kern-
aussagen der Theorie der multiplen Intelligenzen, insbesondere hin-
sichtlich der Unabhängigkeit.
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176 Kapitel 6
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Intelligenz als Merkmal von Lernenden 177
Intelligenz (g) gemessen im Alter von 11 Jahren und einem aus den Test Hoher Zusammenhang
mit Schulleistungstests
ergebnissen gebildeten Faktor „Schulleistung“ gemessen im Alter von
16 Jahren war sehr hoch (r = .81). Dies belegt eindrücklich die hohe Be-
deutung der Intelligenz für Schulleistungen.
Es kann somit als breit bestätigt gelten, dass Intelligenz hohe Vorher-
sagekraft für schulischen Erfolg hat. Die enge Beziehung zwischen all-
gemeiner Intelligenz und Schulleistung gehört zu den am besten gesi-
cherten empirischen Befunden der psychologischen Forschung.
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178 Kapitel 6
Intelligenz korreliert Problemlösegüte betrug r = .52. In vergleichbarer Höhe lag der Zusam-
mit Problemlösen menhang mit der Arbeitsgedächtniskapazität. Auch bereichsspezifi-
sches Wissen hatte einen Einfluss. Daraus kann geschlossen werden,
dass bereits existierende Intelligenzkonstrukte (v.a. schlussfolgerndes
Denken) und Arbeitsgedächtniskapazität mit der Fähigkeit, mit komple-
xen Problemen erfolgreich umzugehen, in einem substanziellen Zusam-
menhang stehen. Darüber hinaus erklärt domänenspezifisches Vorwis-
sen den Erfolg beim Lösen komplexer Probleme.
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Intelligenz als Merkmal von Lernenden 179
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180 Kapitel 6
Flynn-Effekt
Allgemeine Steigerung Flynn (1987) publizierte eine Studie, der zufolge Intelligenztestwerte in
der Intelligenz verschiedenen Ländern um ca. 3 Intelligenzwert-Punkte pro Jahrzehnt
zunehmen, wobei diese Steigerungen insbesondere bei Aufgaben mit fi-
gural-räumlichem Material und induktiven Denkanforderungen (also
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Intelligenz als Merkmal von Lernenden 181
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182 Kapitel 6
Zusammenfassung
Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass sich Menschen in ihrer
allgemeinen kognitiven Lern- und Leistungsfähigkeit unterschei-
den. Der Kern der vielfältig beobachtbaren Unterschiede in der ko-
gnitiven Leistungsfähigkeit ist in der allgemeinen Intelligenz zu
suchen – einem unspezifischen intellektuellen Potenzial, das die all-
gemeine Lernfähigkeit einer Person zu einem substanziellen Teil
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Intelligenz als Merkmal von Lernenden 183
Weiterführende
Plomin, R. & Spinath, F. M. (2004). Intelligence: genetics, genes, and genom- Literatur
ics. Journal of Personality and Social Psychology, 86, 112–129.
Rost, D. H. (2013). Handbuch Intelligenz. Weinheim: Beltz.
Stern, E. & Neubauer, A. (2013). Intelligenz – Große Unterschiede und ihre Fol-
gen. München: DVA.
Fragen
1. Wie lässt sich Intelligenz definieren?
2. Wie wird Intelligenz gemessen?
3. Welche Modellvorstellungen von Intelligenz gibt es?
4. Woher weiß man, dass Intelligenztests valide sind?
5. Welche Zusammenhänge gibt es zwischen Intelligenz und Bil-
dungs- bzw. Karriereerfolg?
6. Ist Intelligenz veränderbar?
7. Welche Argumente sprechen gegen die Theorie der multiplen
Intelligenzen von Gardner?
8. Warum hat man zunächst vermutet, dass komplexes Problem-
lösen nicht in einem Zusammenhang mit dem psychometrischen
IQ stünde? Durch welche Erkenntnis wurde diese Vermutung
korrigiert?
9. Ein Forscherteam möchte 150 Kinder mit Hochbegabung aus
einer zufällig gezogenen, repräsentativen Stichprobe identifizie-
ren. Eine Hochbegabung liegt vor, wenn der IQ den Wert von
130 übersteigt. Wie viele Kinder müssen getestet werden, um in
dieser Stichprobe 150 hochbegabte Kinder zu finden?
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184 Kapitel 6
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Kapitel 7
Motivation als Merkmal von Lernenden
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Inhaltsübersicht
7.1 Bedeutung von Motivation für Lern- und Leistungsverhalten . . . . . . . . . 186
7.2 Theorien und Konstrukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
7.2.1 Motivation als Abwägen von Erwartungen und Werten . . . . . . . . . . . . . . . 187
7.2.2 Motivation als Zielverfolgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189
7.2.3 Motivation als Bedürfnisbefriedigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192
7.2.4 Motivation als Interesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192
7.2.5 Motivation als Resultat von Selbstbewertungsprozessen . . . . . . . . . . . . 194
7.3 Motivationsförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
7.3.1 Motivationsförderung durch Verwendung unterschiedlicher
Bezugsnormen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
7.3.2 Kurzinterventionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
7.3.3 Wirksamkeit von Ansätzen zur Motivationsförderung . . . . . . . . . . . . . . . . 202
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
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186 Kapitel 7
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Motivation als Merkmal von Lernenden 187
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188 Kapitel 7
Eigenschaften des
Kindes:
• Begabungen Affektive Reaktionen Subjektive
• Geschlecht und affektives Werte:
• Geburtsrang Interpretation der Gedächtnis des Kindes 1. Interesse/
Erlebnisse durch das Kind Intrinsisch
2. Wichtigkeit
Frühere leistungs- 3. Nützlichkeit
bezogene Erlebnisse 4. Kosten
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Motivation als Merkmal von Lernenden 189
zielen hin, bei denen im Gegensatz zu anderen Zielen nicht ein be-
stimmtes zu erreichendes Ergebnis im Vordergrund steht, sondern le-
diglich das Vermeiden von Arbeit. Aufbauend auf diesen
Pionierarbeiten sind weitere Differenzierungen von Zielen vorgenom-
men worden.
Früh ist erkannt worden, dass es sinnvoll ist, Leistungsziele in Annä- Annäherungs- und
herungs- und Vermeidungs-Leistungsziele zu unterscheiden, weil Vermeidungsziele
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190 Kapitel 7
der sich nicht nur in der Forschung, sondern auch für die Beratung etwa
im Schulkontext als sehr fruchtbar erwiesen hat.
Skalen zur Erfassung Im nachfolgenden Kasten ist mit den Skalen zur Erfassung der Lern- und
der Lern- und
Leistungsmotivation (SELLMO; Spinath, Stiensmeier-Pelster, Schöne &
Leistungsmotivation
Dickhäuser, 2012) ein deutschsprachiges Instrument zur Diagnose von
Zielen dargestellt, das in Forschung und Praxis weite Verbreitung
findet.
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Motivation als Merkmal von Lernenden 191
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192 Kapitel 7
Intrinsische und
extrinsische Motivation
selbst als belohnend empfunden wird. Intrinsische Motivation gilt des-
halb als besonders wünschenswerte Art der Lernmotivation, weil sich
die Lernenden als selbstbestimmt erleben können und Freude beim
Lernen empfinden. Demgegenüber wird von extrinsischer Motivation
gesprochen, wenn die Gründe für die Beschäftigung mit einer Aufgabe
in den Konsequenzen liegen. Zum Beispiel könnte sich ein Schüler nur
deshalb mit seinen Mathematikaufgaben befassen, weil er gute Noten
haben oder sich vor anderen nicht blamieren möchte. Extrinsische Mo-
tivation wird im Allgemeinen als wenig wünschenswerte Motivation
angesehen, weil die Beschäftigung mit der Aufgabe nur Mittel zum
Zweck ist und bei Wegfall der antizipierten Konsequenzen auch keine
Beschäftigung mit der Sache mehr erfolgen wird. In der Realität sind
intrinsische und extrinsische Motivation selten in ihrer Reinform an-
zutreffen. Stattdessen wird von verschiedenen Zwischenformen aus-
gegangen, die auf einem Kontinuum zwischen intrinsischer und ex
trinsischer Motivation liegen (Ryan & Deci, 2000).
Empirisch finden sich zwischen intrinsischer Motivation und Leistung
schwache bis mittlere Korrelationen, die typischerweise r = .30 nicht
überschreiten (z. B. De Naeghel, Van Keer, Vansteenkiste & Rosseel,
2012; Steinmayr & Spinath, 2009). Dies entspricht der mittleren Kor-
relation von Schulleistung mit Interesse, was aufgrund der engen Ver-
wandtschaft dieser beiden Konstrukte nicht anders zu erwarten ist
(Schiefele, Krapp & Schreyer, 1993).
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Motivation als Merkmal von Lernenden 193
nach Wegfall der äußeren Reize wieder ab. Beispielsweise kann ein un-
terhaltender Redner für eine gewisse Zeit die Aufmerksamkeit, viel-
leicht sogar Begeisterung wecken. Wenn aber die Person bei der wei-
teren Beschäftigung dem Gegenstand nicht noch andere positiv
bewertete Aspekte abgewinnen kann, bleibt das situative Interesse ein
Strohfeuer.
Höheres Interesse sollte sich im Vergleich zu niedrigerem Interesse
vermittelt über qualitativ und quantitativ intensivere Beschäftigung
mit Inhalten in besseren Leistungen niederschlagen (Krapp, 2005b;
Schiefele, 2012; Hidi & Renninger, 2006). Laut einer Metaanalyse von
Schiefele, Krapp und Schreyer (1993) besteht zwischen Interesse und
schulischer Leistung eine schwache bis moderate Korrelation (r = .30).
Die gesichteten Studien wiesen jedoch eine große Schwankungsbreite
auf (r zwischen .09 und .67). In dieser Metaanalyse konnte nicht auf-
geklärt werden, warum der Zusammenhang zwischen Interesse und
Leistungen so stark schwankt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die
Rahmenbedingungen, unter denen gelernt wird, den Einfluss des In-
teresses mal stärken und mal schmälern. In vielen Lernkontexten
dürfte die Wirkung externer Anreize (z. B. Noten) so stark sein, dass
sie die Wirkung des Interesses überlagern. Je nachdem also, ob es sich
um starke externe Anreize oder aber eine sehr freie Lernsituation han-
delt, dürfte das Interesse ein schwächerer oder stärkerer Prädiktor für
die Lernleistung sein. Diese Vermutung ist jedoch bis heute nicht aus-
reichend durch Studien belegt.
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194 Kapitel 7
chung für Lern- und Lehrkontexte durch Rheinberg und andere (Rhein-
berg & Krug, 2017; dazu mehr im Abschnitt 7.3) haben sich in der
deutschsprachigen Pädagogischen Psychologie als sehr fruchtbar er-
wiesen.
In der Persönlichkeitstheorie von Murray (1938) ist das Leistungsmo-
tiv eines von mehreren grundlegenden menschlichen Bedürfnissen,
das sich im Streben nach Erfolg ausdrückt. Motive sind definiert als re-
lativ überdauernde Merkmale der Person, die Präferenzen für be-
stimmte Klassen von Reizen oder wiederkehrende Anliegen charakte-
risieren. Beim Leistungsmotiv ist das wiederkehrende Anliegen das
Bewältigen von herausfordernden Aufgaben oder, anders ausgedrückt,
die Auseinandersetzung mit einem Gütemaßstab (McClelland, Atkin-
son, Clark & Lowell, 1953). Im Kern des Leistungsmotivs stehen die
Affekte Stolz und Scham (Atkinson, 1957). Die antagonistischen Ten-
denzen Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg stehen sich in-
nerhalb des Leistungsmotivs gegenüber.
Heckhausen (1972) beschreibt in seinem Selbstbewertungsmodell drei
Prozesskomponenten, die zusammen das Leistungsmotiv ausmachen:
Selbstbewertungs Zielsetzung, Ursachenzuschreibungen (Attribution) und Selbstbewer-
modell
tung (vgl. Tab. 7). Je nachdem, ob bei Personen Hoffnung auf Erfolg
oder Furcht vor Misserfolg überwiegt, sind diese drei Prozesskompo-
nenten unterschiedlich ausgeprägt. Personen mit hoher Hoffnung auf
Erfolg bevorzugen mittelschwere Aufgaben und setzen sich realisti-
schere Ziele, während misserfolgsängstliche Personen zu leichte oder
zu schwere Aufgaben bevorzugen und sich unrealistische Ziele setzen.
Erzielte Erfolge werden von Hoffnungsmotivierten verstärkt auf eigene
Fähigkeit oder Anstrengung zurückgeführt, Misserfolg hingegen auf
veränderbare Faktoren. Misserfolgsmotivierte schreiben im Gegensatz
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Motivation als Merkmal von Lernenden 195
dazu eigene Erfolge Faktoren außerhalb der Person zu (z. B. Glück), je- Prozesse hinter
dem Leistungsmotiv
doch sehen sie Misserfolge als selbst verursacht und zeitlich stabil an.
Diese Attributionsmuster führen bei Erfolgsmotivierten zu Stolzerle-
ben bei Erfolg und ggf. Enttäuschung und Ärger bei Misserfolg, nicht
jedoch Hilfslosigkeit. Misserfolgsmotivierte hingegen stehen dem ei-
genen Erfolg häufig gleichgültig gegenüber, erleben aber umso mehr
Scham und Resignation bei Misserfolg. Nach Heckhausen (1972) bil-
den diese drei Komponenten ein sich selbst stabilisierendes System.
Um das Leistungsmotiv einer Person zu verändern, muss daher an allen
drei Prozessen gleichzeitig angesetzt werden.
Motivausprägung
Teilprozesse der
Selbstbewertung Erfolgszu Misserfolgs
versichtlich ängstlich
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196 Kapitel 7
7.3 Motivationsförderung
Alle oben vorgestellten Motivationstheorien haben intensive Forschung
zu Möglichkeiten der positiven Beeinflussung von Motivation und Leis-
tungsergebnissen hervorgebracht. In diesem Abschnitt werden einige
Fünf Ansätze zur Beispiele für Ansätze zur Motivationsförderung dargestellt. Tabelle 8
Universitätsbibliothek Mannheim / 134.155.194.21 (2023-09-28 12:11)
Motivationsförderung
gibt einen Überblick darüber, was laut der fünf zuvor dargestellten Mo-
tivationstheorien gefördert werden sollte und benennt beispielhaft
dazu genutzte Methoden. Neben Ansätzen, die sich auf eine einzelne
Theorie fokussieren, gibt es auch Förderprogramme, die Herangehens-
weisen aus verschiedenen Theorien kombinieren (z. B. Martin, 2008;
Schober & Ziegler, 2001). Ein eigener Abschnitt wird jeweils der Mo-
tivationsförderung durch Nutzung unterschiedlicher Bezugsnormen
sowie Kurzinterventionen gewidmet. Abschließend wird durch einen
Blick auf Metaanalysen und systematische Reviews die Wirksamkeit
solcher Ansätze zusammenfassend bewertet.
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Motivation als Merkmal von Lernenden 197
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198 Kapitel 7
Je nach verwendeter Norm kann ein und dasselbe Ergebnis ganz un-
terschiedlich bewertet werden. Es zeigt sich, dass Lehrpersonen sich
darin unterscheiden, welche Bezugsnorm sie bevorzugen und wie fle-
xibel sie zwischen Bezugsnormen wechseln.
Die Bevorzugung bestimmter Bezugsnormen durch Lehrpersonen
und ein darauf abgestimmter Unterricht sollen sich nach Rheinberg
(2017) in motivationaler Hinsicht auf die Schülerinnen und Schüler
auswirken. Die häufige Verwendung einer individuellen Bezugsnorm
soll bei Schülerinnen und Schülern die Wahrnehmung des Zusam-
menhangs zwischen Anstrengung und Leistung fördern sowie zu ver-
stärkten Anstrengungsattributionen, optimistischeren Einschätzun-
gen zukünftiger Leistungen und realistischeren Zielsetzungen führen.
Die Auswirkungen einer dominierenden sozialen Bezugsnorm der
Lehrperson sollten hingegen vom jeweiligen Leistungsstand der
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Motivation als Merkmal von Lernenden 199
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200 Kapitel 7
ten jedoch aufgrund des Vergleichs von nur zwei Klassen nicht über-
bewertet werden. Der Wert dieser Studie liegt vor allem in der experi-
mentellen Herangehensweise, bei der Unterricht einer trainierten
Lehrkraft nach individueller und sozialer Bezugsnorm verglichen
wurde. Untersuchungen mit größeren Stichproben, jedoch nicht-expe-
rimentellen Designs konnten Effekte der Bezugsnormorientierung von
Lehrkräften auf motivationale Schülermerkmale wie Fähigkeitsselbst-
konzepte nachweisen (z. B. Lüdtke et al., 2005; für eine Zusammen-
fassung siehe Köller, 2005).
Abschließend soll das häufige Missverständnis angesprochen werden,
dass soziale Leistungsvergleiche grundsätzlich negativ zu beurteilen
seien und durch individuelle ersetzt werden sollten. Es ist weder sinn-
voll noch möglich, dass Lehrpersonen durchgängig individuelle Be-
Universitätsbibliothek Mannheim / 134.155.194.21 (2023-09-28 12:11)
Flexibler Umgang zugsnormen verwenden. Die Regelungen zur Vergabe von Noten las-
mit Bezugsnormen
sen dies nicht zu und auch von Eltern, Arbeitgebern sowie den
Schülerinnen und Schülern selbst werden Bewertungen nach sozia-
len und sachimmanenten Maßstäben eingefordert. Auch sind Bewer-
tungen nach individueller Bezugsnorm aufwendig, was zu Problemen
bei der praktischen Umsetzung führt. Nur eine Leistungsbewertung,
die alle Bezugsnormen berücksichtigt, vermittelt ein umfassendes Bild
und erlaubt realistische Fähigkeitseinschätzungen. Dass soziale Ver-
gleiche motivierend sein können, zeigt sich an sportlichen Wettbe-
werben. Gerade leistungsstarke Schülerinnen und Schüler können
durch soziale Vergleiche zu Höchstleistungen motiviert werden. Da
soziale Vergleiche im Schulalltag jedoch dominieren, soll durch den
flexiblen Umgang mit Bezugsnormen ein Gegengewicht geschaffen
werden, sodass alle Schülerinnen und Schüler optimal motiviert wer-
den können.
7.3.2 Kurzinterventionen
Minimal Interventions In den letzten Jahren hat die Forschung zur Motivationsförderung in
den USA einen enormen Aufschwung genommen. Mit verblüffend
wenig aufwendigen Kurzinterventionen (auch Minimal Interventions
oder Wise Interventions; Yeager & Walton, 2011) werden zum Teil be-
merkenswerte und langfristige Effekte auf Motivation und wünschens-
werte Ergebnisse in Lern- und Leistungskontexten erzielt (z. B. Noten,
Bildungsjahre, Wahl von Bildungsangeboten). Als zentral für die Wir-
kung dieser Interventionen wird angesehen, dass sie auf sehr gut
ausformulierten und empirisch belegten theoretischen Grundlagen be-
ruhen und dass die Kurzinterventionen ungünstige kognitive und emo-
tionale Prozesse so beeinflussen, dass neue, motivational günstige re-
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Motivation als Merkmal von Lernenden 201
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202 Kapitel 7
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Motivation als Merkmal von Lernenden 203
im Vergleich zum Aufwand angeht als auch was die Skalierbarkeit der
Maßnahmen betrifft. Skalierbarkeit ist aktuell ein Modebegriff, der in Skalierbarkeit von
diesem Zusammenhang meint, dass eine Maßnahme dazu geeignet Kurzinterventionen?
Zusammenfassung
Motivation ist in der Pädagogischen Psychologie ein besonders in-
tensiv beforschtes Thema mit hoher Relevanz für die Optimierung
von Lehr- und Lernprozessen. Es gibt zahlreiche unterschiedliche
Theorien zur Beschreibung der Vorgänge, die Motivation ausma-
chen, und jeder Ansatz hat sich für bestimmte Phänomene und Ziel-
gruppen als nützlich erwiesen.
Auf der Grundlage dieser Theorien sind zahlreiche Ansätze zur Mo-
tivationsförderung entwickelt worden. Diese weisen zusammenge-
fasst moderate Wirkungen auf, wobei eine große Schwankungsbreite
besteht. Eine solide theoretische Fundierung ist dabei ein wesent-
licher Erfolgsfaktor für bessere Wirkungen.
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204 Kapitel 7
Weiterführende
Literatur Elliott, A., Dweck, C. S. & Yeager, D. S. (2017). Handbook of Competence and Mo-
tivation (2nd ed.). New York: Guilford.
Spinath, B., Dickhäuser, O. & Schöne, C. (Hrsg.). (2018). Psychologie der Moti-
vation und Emotion: Grundlagen und Anwendung in ausgewählten Lern- und
Universitätsbibliothek Mannheim / 134.155.194.21 (2023-09-28 12:11)
Fragen
1. Warum ist Motivation als Thema der Pädagogischen Psycholo-
gie so bedeutsam?
2. Welche Konstrukte zur Beschreibung von Motivation gibt es und
zu welchen Theorien gehören diese?
3. Welches sind die Elemente der Selbstbewertungstheorie der Mo-
tivation und wie greifen diese ineinander?
4. Welches sind die Kernannahmen der Selbstbestimmungstheo-
rie der Motivation?
5. Inwiefern sind Erkenntnisse über die Entwicklung im Kindesal-
ter wichtig, um interindividuelle Unterschiede in der Lern- und
Leistungsmotivation zu verstehen?
6. Welche Ansätze eignen sich dazu, Lern- und Leistungsmotiva-
tion zu fördern?
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Kapitel 8
Selbstreguliertes Lernen
Universitätsbibliothek Mannheim / 134.155.194.21 (2023-09-28 12:11)
Inhaltsübersicht
8.1 Das Lernen lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
8.1.1 Eine andere Sicht auf Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
8.1.2 Übertragung auf Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
8.2 Modelle der Selbstregulation des Lernens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
8.2.1 Strukturmodelle der Selbstregulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
8.2.2 Prozessmodelle der Selbstregulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212
8.3 Lernstrategien und ihre Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
8.4 Training selbstregulierten Lernens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226
Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
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206 Kapitel 8
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Selbstreguliertes Lernen 207
Vergleich
Ist-Zustand Soll-Zustand
Regulation
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208 Kapitel 8
unter den Soll-Wert, schaltet sich die Heizung wieder ein. Das System
funktioniert also als dauernder Regelkreislauf aus Messung, Vergleich
und Handlungsentscheidung.
Gestaltung (vgl. Kap. 10) extern durch eine Lehrperson oder ein Lehr-
Lernen als kyber programm gesteuert und gefördert werden. Aber auch dort ist eine
netischer Prozess Eigenständigkeit des Lerners Voraussetzung (vgl. das Angebots-
Nutzungs-Modell erfolgreichen Unterrichts; Helmke, 2012; siehe auch
Kap. 11). Begreift man darüber hinaus Lernen als einen lebenslangen
Prozess, in dem sich Wissen und Kompetenzen größtenteils selbst an-
geeignet werden müssen („Lebenslanges Lernen“), ist die selbständige
Steuerung und Gestaltung des Lernprozesses eine essenzielle Voraus-
setzung für effektives Lernen und eine erfolgreiche Teilhabe an der
Gesellschaft (vgl. z. B. Baumert et al., 2003; Brunstein & Spörer, 2001).
Somit ist nach Weinert (1996) selbstgesteuertes Lernen Ziel des Un-
terrichts, gleichzeitig aber auch seine Voraussetzung und sein Mittel.
Auch Pressley, Borkowski und Schneider (1989) gehen in ihrem Mo-
dell der guten Informationsverarbeitung (GIV-Modell; vgl. Kap. 4)
davon aus, dass planvolles und selbstgesteuertes Lernen und damit
strategisches und reflexives Verhalten des Lernenden die Grundlage
und Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lernen darstellt. Der „gute
Informationsverarbeiter“ verfügt über eine Auswahl an geeigneten
Strategien, mit denen er bestimmte Problemstellungen bewältigen
kann. Er ist sich im Weiteren darüber bewusst, wann welche Strategien
effektiv eingesetzt werden können. Darüber hinaus sind solche Perso-
nen in der Lage, ihren Lernprozess gut zu planen, zu überwachen und
anzupassen. Außerdem verfügen sie über förderliche Persönlichkeits-
eigenschaften wie z. B. geringe Ängstlichkeit und über hohe Selbstwirk-
samkeitsüberzeugungen.
Brunstein und Spörer (2001) fassen diese Aspekte in drei Funktions-
bereiche bzw. Komponenten zusammen, die dem selbstgesteuerten
Lernen zugrunde liegen. Dabei unterscheiden Sie zwischen (1) kogni-
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Selbstreguliertes Lernen 209
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210 Kapitel 8
nd
Regulatio es Selbst
o n d e s L e r n p ro z e s
u l a ti se s
Reg
Regulation des
Selbstreguliertes Lernen
Verarbeitungsmodus
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Selbstreguliertes Lernen 211
Auf der inneren, ersten Ebene bezieht sich die Selbstregulation auf den Selbstregulation erfolgt
Prozess der Informationsverarbeitung selbst (Regulation des Verarbei- auf drei verschiedenen
Ebenen
tungsmodus). Hier sind all jene Prozesse und Strategien angesiedelt,
die direkt die einzelnen Schritte der Informationsverarbeitung tangie-
ren (Informationsauswahl, -organisation, -integration; aber auch Ak-
tivierung von Vorwissen usw.). Viele Lernstrategien und Lerntechni-
ken (vgl. Abschnitt 8.3) beziehen sich auf diese innere Ellipse.
Auf der zweiten, mittleren Ebene beziehen sich die Regulationsmecha-
nismen auf den Lernprozess insgesamt (Regulation des Lernprozesses).
Hier geht es vor allem um den Einsatz metakognitiver Strategien und
Kompetenzen. Regulationsgegenstand ist also nicht mehr der Lernin-
halt (also die Frage, ob man etwas richtig verstanden hat), sondern der
Lernprozess als solches, also etwa die Frage, ob genügend Ressourcen
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212 Kapitel 8
Handlungs- und
Planungsphase Willensbezogene Selbstreflexion
Kontrolle
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Selbstreguliertes Lernen 213
Lernergebnis:
• Qualität
• Quantität
Selbstreflexion • Zufriedenheit
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Emotion
Reaktion
Postaktionale Phase
Abbildung 21: Prozessmodell von Schmitz (nach Schmitz & Schmidt, 2007, S. 12)
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214 Kapitel 8
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Selbstreguliertes Lernen 215
Metakognitive Strategie
Abbildung 22: EPOS-Modell (nach den Elzen-Rump & Leutner, 2007, S. 253)
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216 Kapitel 8
tet sind“. Diese Definition steht sozusagen in der Mitte zweier differie-
render Positionen, bei denen der Bewusstheitsgrad für den Einsatz von
Lernstrategien (per se bewusstseinspflichtig vs. automatisiert ablau-
fende Prozesse) im Mittelpunkt der Diskussion steht (z. B. Baumert &
Köller, 1996).
Unterschiedliche Systematiken zur Kategorisierung von Lernstrategien finden sich in der
Klassifikationsschemata Literatur recht viele. Dansereau (1985) unterteilt in Primär- und Stütz-
für Lernstrategien
strategien, wobei Primärstrategien alle Strategien umfassen, die den
Informationsverarbeitungsprozess direkt beeinflussen. Stützstrategien
haben die Aufgabe, motivationale und exekutive Funktionen zu steu-
ern, die den Lernprozess indirekt beeinflussen, wozu auch metakog-
nitive Strategien zählen. Eine weitere mögliche Einteilung nach Mikro-,
Meso- und Makrostrategien schlagen z. B. Derry und Murphy (1986) vor.
Dabei nehmen die Komplexität und die zeitliche Dauer der Informa-
tionsverarbeitungsprozesse zu. Zu Mikrostrategien zählen dabei z. B.
einfache Vergleiche, Finden von Oberbegriffen etc. In die Mesoebene
werden Strategien eingeordnet, die bei komplexeren Informationsver-
arbeitungsprozessen eingesetzt werden, z. B. für das Verstehen länge-
rer Texte. Makrostrategien sind für längerfristige Prozesse geeignet,
wie z. B. das längerfristige Arbeitsverhalten im Studium o. Ä. (Friedrich
& Mandl, 1992).
In Anlehnung an die Systematiken von Weinstein und Mayer (1986)
sowie der Arbeitsgruppe um Pintrich (z. B. VanderStoep & Pintrich,
2003) haben Friedrich und Mandl (2006) eine Systematisierung vor-
geschlagen, die die Umfassendste zu sein scheint und daher im Fol-
genden näher vorgestellt wird. Die Autoren unterscheiden in:
1. kognitive Lernstrategien,
2. Motivations- und Emotionsstrategien,
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Selbstreguliertes Lernen 217
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218 Kapitel 8
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Selbstreguliertes Lernen 219
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220 Kapitel 8
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Selbstreguliertes Lernen 221
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222 Kapitel 8
Anzahl Effektstärke
Variablen
Interventionen Hedges’ g
Strategien
Kognitive Strategien
• Wiederholung 10 1.39
• Elaboration 50 .75
• Organisation 32 .81
Metakognitive Strategien
• Planung 68 .80
• Monitoring 81 .71
• Evaluation 54 .75
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Management-Strategien
• Anstrengung 15 .77
• Gruppe 21 .83
• Umwelt 6 .59
Motivationale Aspekte
• Self-efficacy 13 .72
• Aufgabenwert 6 1.84
• Zielorientierung 6 .59
Metakognitives Wissen
• Allgemein 35 .97
• Personal 13 .94
Personencharakteristiken
• Normal 67 .61
• Geringer SÖS und ethni- 7 .72
sche Minderheit
• Besonderer Hilfebedarf 14 .89
• Hochbegabt und hoher SÖS 7 .72
Messinstrumente
Fachinhalt
• Lesen 23 .36
• Schreiben 16 1.25
• Mathematik 449 .66
• Naturwissenschaften 3 .73
• Andere .23
Anmerkungen: SÖS = sozioökonomischer Status
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Selbstreguliertes Lernen 223
der Effekt deutlich größer ist, wenn der Lernerfolg mit ad hoc konst-
ruierten Tests gemessen wurde, als mit standardisierten Verfahren,
was möglichweise für ein hohes Maß an Spezifität der Effekte spricht.
Schließlich scheint auch die trainierte schulische Domäne einen Ein-
fluss auf die Effektstärke zu haben.
Insgesamt sprechen die Studien also für eine Trainierbarkeit von Me- Strategien
sind erlernbar
thoden und Techniken des selbstregulierten Lernens, allerdings feh-
len insbesondere Studien zu weiten Transfereffekten, etwa auf den
Lernerfolg im Studium und im Beruf.
Auch wenn die Bedeutung der Förderung selbstregulierten Lernens
mittlerweile in der Forschung anerkannt ist, ist die Vermittlung von
Techniken selbstregulierten Lernens nach wie vor keine Selbstver-
ständlichkeit im schulischen Alltag. Deshalb ist es nicht verwunder-
lich, dass Schülerinnen und Schüler nach wie vor große Defizite im
Wissen und im Gebrauch von Strategien aufweisen. Vor diesem Hin-
tergrund ist es interessant, der Frage nachzugehen, wie kognitive
Strategien generell erworben werden. Hier lohnt sich vor allem ein
Blick auf die entwicklungspsychologische Forschung zum Strategie-
erwerb (Flavell, 1970; Flavell, Miller & Miller, 2001; Hasselhorn,
1996).
Flavell (1970) und später Hasselhorn (1996) unterscheiden vier Stufen
des Strategieerwerbs, die typischerweise durchlaufen werden, wenn
Kinder eine neue Strategie erwerben. Diese sind dabei durch spezifi-
sche Charakteristika bzw. spezielle Defizite gekennzeichnet:
1. Mediationsdefizit: In dieser ersten Phase zeigen die Kinder noch kei-
nerlei Strategiegebrauch, auch dann nicht, wenn dieser von einem
kompetenten und vertrauten Modell vorgeführt wird. Als Erklärung
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224 Kapitel 8
hierfür nehmen die Autoren an, dass es den Kindern zu diesem Zeit-
punkt noch an den kognitiven Voraussetzungen (den Mediatoren)
zur Strategieausführung fehlt. Mediationsdefizite treten daher typi-
scherweise eher bei jungen Kindern auf.
2. Produktionsdefizit: Ein Produktionsdefizit liegt vor, wenn die Ler-
nenden zwar prinzipiell dazu in der Lage wären, eine Strategie aus-
zuführen, diese aber nicht spontan zeigen. Werden sie jedoch dazu
explizit angeleitet, zeigen sie diese Strategie durchaus mit Erfolg,
allerdings behalten sie die Strategie noch nicht längerfristig bei.
3. Nutzungsineffizienz: Das Stadium der Nutzungsineffizienz (Hassel-
horn, 1996) stellt die nächste Phase des Strategieerwerbs dar. Sie
ist dadurch gekennzeichnet, dass die Lernenden eine Strategie
durchaus selbstständig und spontan anwenden, diese jedoch noch
nicht zu einer Leistungsverbesserung führt. Hierbei handelt es sich
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Selbstreguliertes Lernen 225
5
1,5
4
Bildanzahl
Bildgüte
3 1
2
0,5
1
0 0
neutrale Instruktion Bildinstruktion neutrale Instruktion Bildinstruktion
Die Ergebnisse des zweiten Experimentes zeigten, dass durch die Inst-
ruktion zwar die Anzahl der Bilder erhöht werden konnte, nicht jedoch
deren Güte. Für die räumlichen Fähigkeiten zeigte sich ein Interaktions-
effekt: Lernende mit geringeren räumlichen Fähigkeiten verbessern den
funktionalen Bildeinsatz durch die Instruktion nicht, was im Sinne eines
Mediationsdefizits interpretiert werden kann, wohingegen Lernende mit
höheren räumlichen Fähigkeiten unabhängig von der Instruktion häufi-
gen Strategieeinsatz und gute Leistungswerte zeigten. Ihre ausgepräg-
teren Fähigkeiten wirken sich hier also kompensierend auf den fehlen-
den Strategieeinsatz aus, was für ein Produktionsdefizit spricht.
Insgesamt zeigt die Studie exemplarisch zweierlei: zum einen, dass der
Einsatz von Lernstrategien nicht bedingungslos erfolgreich ist, sondern
vor dem Hintergrund der individuellen Lernervoraussetzungen und der
Phase des Strategieerwerbs zu unterschiedlichen Effekten führen kann.
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226 Kapitel 8
Zusammenfassung
Dem selbstregulierten Lernen wird als Voraussetzung für die Bewäl-
tigung der Anforderungen moderner Wissensgesellschaften eine
Schlüsselrolle zugewiesen. Demensprechend vielfältig und umfang-
reich ist die pädagogisch-psychologische Forschung zu diesem
Thema. Diese befasst sich mit der Analyse der Struktur, des Prozes-
ses, der Förderung und den Voraussetzungen selbstregulierten Ler-
nens.
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Selbstreguliertes Lernen 227
belegen Metaanalysen, die aber auch zeigen, dass die Stärke des zu
erwartenden Effektes von vielen Rahmenbedingungen abhängt (Art
des trainierten Prozesses, Lernervoraussetzungen, Inhaltsdomäne,
Art des Messinstruments).
Eine derzeit noch kontrovers diskutierte Frage dreht sich um die Do-
mänenspezifität bzw. den zu erwartenden Transfer beim Training
von Lernstrategien. Aus einer pädagogisch-praktischen Perspektive
wäre es natürlich wünschenswert, wenn es gelänge, Lernstrategien
unabhängig von spezifischen Domänen generell zu trainieren (z. B.
in speziellen Unterrichtsstunden wie dem Seminarfach). Dies würde
aber nur dann Sinn machen, wenn zu erwarten wäre, dass die dort
trainierten Fähigkeiten auf den Einsatz in allen Schulfächern und
darüber hinaus im Sinne einer allgemeinen Kompetenz transferiert
Universitätsbibliothek Mannheim / 134.155.194.21 (2023-09-28 12:11)
Weiterführende
Landmann, M. & Schmitz, B. (Hrsg.). (2007). Selbstregulation erfolgreich fördern. Literatur
Stuttgart: Kohlhammer.
Mandl, H. & Friedrich, H. F. (Hrsg.). (2006). Handbuch Lernstrategien. Göttin-
gen: Hogrefe.
Schunk, D. H. & Greene, J. A. (2017). Handbook of Self-regulation of Learning and
Performance (2nd ed.). New York: Routledge.
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228 Kapitel 8
Fragen
1. Welche drei Komponenten liegen dem selbstgesteuerten Ler-
nen nach Brunstein und Spörer (2001) zugrunde?
2. Welche Modelle der Selbstregulation lassen sich grundlegend
unterscheiden? Wie sind diese gekennzeichnet?
3. Welche Phasen unterscheidet das Prozessmodell von Schmitz
(2001), welches auf Zimmerman basiert?
4. Wie lassen sich Lernstrategien klassifizieren?
5. Was versteht man unter kognitiven Strategien, Motivations- und
Emotionsstrategien, Strategien für das kooperative Lernen und
Strategien zur Ressourcennutzung?
6. Welche Verfahren bieten sich zur Erfassung selbstregulierten
Lernens an? Was sind Vor- und Nachteile?
7. Nach Hasselhorn (1996) werden typischerweise vier Stufen des
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Kapitel 9
Wissenserwerb mit neuen Medien
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Inhaltsübersicht
9.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230
9.2 Die Theorie der kognitiven Belastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
9.2.1 Begrenzte Arbeitsgedächtniskapazität für Lernprozesse . . . . . . . . . . . . 232
9.2.2 Messung von Lernerfolg und kognitiver Belastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234
9.3 Die kognitive Theorie multimedialen Lernens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
9.3.1 Lernen aus Text und Bild: Struktur und Verlauf der Informations-
verarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
9.3.2 Erklärung des „Multimedia-Effekts“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
9.4 Designprinzipien für Multimedia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
9.5 Theoretische Ergänzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243
9.5.1 Das integrative Modell des Text- und Bildverstehens . . . . . . . . . . . . . . . . 243
9.5.2 Berücksichtigung affektiver Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
9.6 Wechselwirkungen zwischen Lernereigenschaften und
instruktionalen Maßnahmen beim Lernen mit Multimedia . . . . . . . . . . . 248
9.6.1 Die ATI-Hypothese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248
9.6.2 Vorwissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249
9.6.3 Kognitiver Stil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254
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230 Kapitel 9
9.1 Einführung
Computer bieten Computer und das Internet haben Lernumgebungen verändert. Die Ver-
viele Möglichkeiten änderungen reichen von flexibleren und erweiterten Präsentationsmög-
lichkeiten für Medien aller Art (Audiodateien, Filme, Karten, Grafiken,
Animationen, dreidimensionale und virtuelle Modelle) über die schnelle
Verfügbarkeit von Information jederzeit und überall (z. B. Online-Le-
xika, Datenbanken und Nachschlagewerke, Online-Mediatheken) bis
hin zu fachlich spezifischen Lernprogrammen und Simulationen. Com-
puter sind beim Lernen produktiv nutzbar, z. B. zum Rechnen, zum Er-
zeugen von eigenen Texten, Grafiken, Präsentationen, Musik, Podcasts
oder Videos und zum Programmieren. Das Internet bietet Kommunika-
tionswerkzeuge wie Blogs und Foren, Chats und virtuelle Klassenräume.
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Lernen als aktive All dies kann gezielt zur Unterstützung von Lernprozessen eingesetzt
Konstruktion kognitiver
Schemata
werden, garantiert aber noch keinen besseren Lernerfolg. Um erfolg-
reich zu lernen, müssen Lernende aus den präsentierten Informatio-
nen nach wie vor Wissen aktiv konstruieren. Dabei werden die Infor-
mationen vor dem Hintergrund existierender Schemata interpretiert,
es werden Schemata modifiziert oder neu aufgebaut (vgl. auch Kap. 4).
Die Forschung zum Lernen mit neuen Medien hat aus der Perspektive
der aktiven Wissenskonstruktion Erkenntnisse zur gezielten Nutzung
der multimedialen Präsentationsmöglichkeiten erbracht. In diesem
Kapitel wird dargestellt, wie Informationen mit neuen Medien so auf-
bereitet und dargestellt werden können, dass ein verständiges Lernen
mit dem Ziel der kognitiven Schemakonstruktion unterstützt wird.
Dabei werden Designprinzipien für die Gestaltung multimedialer Prä-
sentationen erläutert.
Interaktivität Lernprogramme können Fragen und Übungen vorgeben, Eingaben von
Lernenden entgegennehmen, diese Antworten bewerten und Rück-
meldung bereitstellen. Lernprogramme können Eingaben oder Bear-
beitungsschritte in Bezug auf das mutmaßliche Wissen der Lernenden
analysieren und zielgerichtet Hinweise auf Lösungsschritte geben.
Computerbasierte Simulationen können durch Eingriffe der Lernen-
den fortlaufend in ihrem Zustand verändert werden, womit Lernende
Zusammenhänge selbst erschließen oder Handlungsschritte üben kön-
nen. Lernprogramme können den Lernverlauf dokumentieren und
selbstregulative und metakognitive Strategien unterstützen. Im Fol-
genden werden einige gebräuchliche Formen von Lernprogrammen
hinsichtlich ihrer Interaktivität voneinander unterschieden.
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Wissenserwerb mit neuen Medien 231
Intelligente tutorielle Systeme bzw. kognitive Tutoren: Diese Lernpro- Prozedurale Regeln
gramme streben eine differenzierte Wissensdiagnose des Lernenden erwerben/korrigieren
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232 Kapitel 9
Situiertes Lernen Simulationen und Mikrowelten: Bei diesen Programmen wird ein Aus-
in komplexen schnitt der Realität durch ein virtuelles Modell simuliert. Einerseits die-
Umgebungen
nen Simulationen für das Training (Automatisierung) von Handlungs-
schritten, z. B. für Piloten in Flugsimulatoren oder für Ingenieure in
simulierten Kernkraftwerk-Leitständen. Dabei können Situationen her-
gestellt werden, die in der Realität nicht geübt werden können (z. B. Not-
fallsituationen, Ausfall von Teilsystemen). Andererseits dienen Simula-
tionen als situierte Problemlöseumgebung. Handlungsschritte sind den
Lernenden hier zunächst nicht bekannt; Lernende handeln in einer „au-
thentischen“ Situation, sollen bestimmte Zielgrößen erreichen und ge-
winnen dabei Einsichten in das Problem. Solche Simulationen betref-
fen z. B. das Steuern eines Wirtschaftsunternehmens, das Agieren als
Fondsmanager einer Bank oder das Regieren einer Kleinstadt.
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Wissenserwerb mit neuen Medien 233
1. intrinsische kognitive Belastung, die auf die Komplexität des Lern- Lerninhalt
inhalts zurückgeht (intrinsic cognitive load, ICL),
2. irrelevante kognitive Belastung, die auf die äußerliche Gestaltung Gestaltung
des Instruktionsmaterials zurückgeht und das Lernen unnötiger-
weise behindert (extraneous cognitive load, ECL),
3. relevante, auf das Lernen bezogene kognitive Belastung, die vom Lernanstrengung
Lernenden zum Verständnis des Inhalts investiert wird (germane co-
gnitive load, GCL; das englische Wort germane bedeutet hier so viel
wie „relevant, wirklich, wahr“).
Die drei Arten von Belastungen müssen sich eine gegebene Arbeitsge-
dächtniskapazität teilen. Ist beispielsweise ECL hoch, dann steht we-
niger Kapazität für die Verarbeitung von Beziehungen zwischen Ele-
menten des Lernmaterials (ICL) und gleichfalls weniger Kapazität für
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234 Kapitel 9
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Wissenserwerb mit neuen Medien 235
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236 Kapitel 9
Vorwissen
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Wissenserwerb mit neuen Medien 237
Verarbeitungskapazität
sprachlicher Information genutzt werden, und gleichzeitig kann die in zwei Kanälen
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238 Kapitel 9
Besseres Lernen Dieser „Multimedia-Effekt“ wird von der kognitiven Theorie multime-
mit Bild + Text
dialen Lernens wie folgt erklärt: Gesprochener oder geschriebener Text
resultiert in einem verbalen mentalen Modell. Bilder führen zu einem
visuell-räumlichen mentalen Modell. Wird mit Texten und Bildern ge-
lernt, so sollte sich dies folglich sowohl in einem verbalen mentalen als
auch in einem bildhaften mentalen Modell niederschlagen, die zu einem
integrierten mentalen Modell zusammengeführt werden können. Wird
hingegen nur mit Text gelernt, so resultiert zwar ein verbales mentales
Modell. Es ist aber weniger wahrscheinlich, dass zusätzlich ein (quali-
tativ gutes und vollständiges) bildhaftes mentales Modell erzeugt wird.
Folglich sollte daher auch das integrierte mentale Modell unvollstän-
dig bzw. qualitativ schlechter sein. Dies spiegelt letztlich ein schlechte-
res Verständnis des zu vermittelnden Sachverhalts wider.
Allerdings sollte hinzugefügt werden, dass die Theorie anhand von
Lernmaterialien entwickelt wurde, die bestimmte Eigenschaften
Typische Multimedia- haben. Die typischen Multimedia-Präsentationen sind kurz (zwei bis
Präsentationen
fünf Minuten, 200 bis 500 Wörter) und behandeln naturwissenschaft-
liche und technische Themen (z. B. Funktionsweise einer Luftpumpe,
Entstehung eines Vulkanausbruchs, Entstehung eines Gewitters, Funk-
tionsweise von Trommelbremsen). Die gezeigten Bilder haben eine
wichtige Lernfunktion und zeigen relevante räumliche Strukturen, Zu-
sammenhänge und Veränderungen am Lerngegenstand.
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Wissenserwerb mit neuen Medien 239
Verteilte Aufmerksamkeit
Beim Lernen mit Bild und Sprache verfügen Lernende über mehrere Suchprozesse zwischen
Elementen reduzieren
Informationsquellen, deren Elemente aufeinander bezogen werden
müssen. Liegt die sprachliche Information beispielsweise schriftlich
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als Text vor und bezieht sie sich auf eine Abbildung (z. B. ein Diagramm
oder ein Schaubild), so müssen die zu verbindenden Informationen oft
in verschiedenen Teilen (Text, Bild) der Präsentation „zusammenge-
sucht“ werden. Diese Suchprozesse führen zu irrelevanter kognitiver
Belastung. Während des Suchens geraten lernrelevante, zuvor akti-
vierte Elemente in den Hintergrund.
Kontiguität
Die kognitive Theorie multimedialen Lernens formuliert zum Problem
der Aufmerksamkeitsverteilung ein räumliches sowie ein zeitliches
Kontiguitätsprinzip: Zusammen gehörende Informationen sollten so
nah beieinander wie möglich präsentiert werden. Es ist beispielsweise Integrierte Formate
möglich, in einer Bedienungsanleitung alle Beschriftungen im Schau-
bild räumlich direkt bei den Elementen zu zeigen (anstatt diese in der
Abbildung mit Nummern zu versehen und eine nummerierte Liste se-
parat zu präsentieren). Es ist möglich, Erläuterungen zu Abläufen in
einem Schaubild direkt an den relevanten Positionen zu platzieren, an-
statt die Abläufe separat in einem Text zu schildern. Auch ist es mög-
lich, Formeln, aus denen sich eine Grafik ergibt, direkt in die relevan-
ten Stellen der Grafik zu setzen. Solcherart „integrierte“ Formate
helfen dem Verständnis, da Suchprozesse vermieden werden. Das zeit-
liche Kontiguitätsprinzip bezieht sich auf die Synchronisation von ge- Synchronisation
sprochener Sprache zu Bildern oder Animationen in Multimedia-
Präsentationen.
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240 Kapitel 9
Modalität
Verbale Information (Sprache) kann entweder gesprochen (auditive
Modalität) oder geschrieben (visuelle Modalität) präsentiert werden.
Beide Theorien behaupten, dass gesprochener Text besser sei als ge-
schriebener Text, wenn die Lerneinheit aus Bildern und Text besteht.
Die Theorien beziehen sich hierbei auf die partiell unabhängig funkti-
onierenden Kanäle bzw. Arbeitsgedächtnisressourcen für sprachliche
vs. für bildhafte Information (wie in Abschnitt 9.3.1 erläutert). Wird
Text gesprochen (Audio) Text nicht gesprochen, sondern geschrieben dargeboten, dann wird er
darbieten, wenn
zunächst im visuellen System verarbeitet; damit bleibt der auditive
mit Bild verknüpft
Kanal ungenutzt und die bildlichen und sprachlichen Informationen
müssen sich die visuellen Verarbeitungskapazitäten „teilen“. Bei ge-
sprochener Sprache kann man hingegen der verbalen Information fol-
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gen, während man gleichzeitig das Bild betrachtet. Das soll die Inte
gration erleichtern.
Der Modalitätseffekt ist oft bestätigt worden. Es gibt jedoch Situatio-
nen, in denen er nicht auftritt. Ist geschriebener Text ins Bild integriert
(verwendet man also ein „integriertes“ Format), so verschwindet häu-
fig die Überlegenheit von gesprochenem gegenüber geschriebenem
Text. Außerdem tritt der Modalitätseffekt vor allem auf, wenn Ler-
nende keine Kontrollmöglichkeit über die multimediale Lernumge-
bung haben (d. h. wenn sie als Animation oder Film „durchläuft“, ohne
dass sie angehalten oder darin navigiert werden kann) und wenn es
sich um relativ kurze Texte handelt. Wenn Lernende Kontrollmöglich-
Einflüsse von Lernzeit, keiten haben und sich ausreichend viel Zeit zum Lernen nehmen kön-
Lernerkontrolle nen, verschwindet der Vorteil von gesprochenem gegenüber geschrie-
und Textlänge
benem Text und kehrt sich gegebenenfalls sogar um (z. B. Crooks,
Cheon, Inan, Ari & Flores, 2012; Schüler, Scheiter & Gerjets, 2013).
Ferner zeigt sich, dass ein geschriebener Text besser verarbeitet und
gelernt werden kann als ein gesprochener Text, wenn es sich um lange
Lerneinheiten handelt (wie es bspw. bei einem Lehrbuchkapitel der
Fall wäre; Tabbers, Martens & van Merriënboer, 2004). Dies liegt ver-
mutlich darin begründet, dass bei längeren, informationsreichen Tex-
ten andere Zugänge und Lernstrategien (Überblick verschaffen, die
konzeptuelle Struktur verstehen, Informationen reduzieren und zu-
sammenfassen, Informationen auf höherem Abstraktionsgrad organi-
sieren) im Vordergrund stehen als bei kürzeren Multimedia-Präsenta-
tionen, bei denen ein begrenzter Zusammenhang thematisiert wird.
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Wissenserwerb mit neuen Medien 241
Redundanz
Wenn in Lernmaterialien die gleiche Information mehrfach (z. B. so-
wohl im Bild als auch im Text) vorkommt, führt dies nicht zu einer Ver-
besserung, sondern zu einer Verschlechterung für das vertiefte Ver-
ständnis. Die Theorie der kognitiven Belastung betrachtet Redundanz Redundanz vermeiden
als irrelevante Belastung, denn die Kapazität des Arbeitsgedächtnis-
ses wird mit redundanter Information unnötig verringert. Mehrfach
dieselbe Information zu erfassen, führt nicht zu einer Verbesserung
des Lernens von Zusammenhängen.
Der lernhinderliche Effekt von redundanter Information tritt vor allem
dann auf, wenn sich diese kaum ignorieren lässt. Wenn „integrierte“
Formate gewählt werden und hier Redundanz vorliegt, wirkt diese lern-
hinderlich. Wenn Informationsquellen getrennt voneinander sind,
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242 Kapitel 9
Auf interessante, aber konkurriert. Lernhinderlich wird die irrelevante Information, wenn sie
unwichtige Information
verzichten
von den relevanten Informationen ablenkt, die tiefere Verarbeitung
der relevanten Informationen behindert und Prozesse der Selektion,
Organisation und Integration stört. Mit Kohärenz ist hier also die in sich
geschlossene Darbietung der relevanten Informationen gemeint.
Signalisierung
Beziehungen zwischen Mit „Signalisierungen“ (z. B. durch Hervorhebung, räumliche Gliede-
Elementen hervorheben rung, Einsatz von Farben zur Markierung von Zusammengehörigkeit)
können kognitive Prozesse unterstützt werden. Die kognitive Theorie
multimedialen Lernens beschreibt Prozesse der Selektion, Organisa-
tion und Integration. Die Selektion kann beispielsweise durch Hervor-
heben relevanter Bereiche in Bildern und durch Fettdruck von Schlüs-
selwörtern erleichtert werden. Die Organisation kann beispielsweise
durch die Markierung von Reihenfolgen und von kausalen Zusammen-
hängen (z. B. durch Pfeile) in Bildern erleichtert werden. Die Integra-
tion kann durch Zeigen von Zusammenhängen zwischen Elementen
in Bild und Text (z. B. durch Farben, durch „integrierte“ Formate) er-
leichtert werden. Diese Erleichterungen entlasten das Arbeitsgedächt-
nis und ermöglichen dadurch mehr freie Kapazität für konstruktive
Lernprozesse.
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Wissenserwerb mit neuen Medien 243
der weisen mit dem abgebildeten Gegenstand Ähnlichkeit auf. Der Ler-
nende kann den abgebildeten Lerngegenstand als solchen „auf einen
Blick erkennen“. Ein Abbild kann allerdings auch tiefergehend seman-
tisch analysiert werden. Bewusste, sequenzielle Verarbeitungsprozesse
entnehmen dem Abbild bedeutsame Informationen und überführen
sie in eine propositionale Form (z. B. Erkenntnisse zu räumlichen Ver-
hältnissen, Konstruktionsmerkmalen, mögliche Veränderungen durch
kausale Wirkungen etc.). Diagramme hingegen zeigen keine Gegen-
stände, sondern Verhältnisse, die mit einem Sachverhalt in einer Ana-
logierelation stehen. Diagramme erlauben das Erfassen von Verhält- Diagramme für
nissen, Unterschieden, Zusammenhängen zwischen visualisierten Beziehungen in Daten
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244 Kapitel 9
konzeptuelle
Organisation
Modell-
konstruktion
propositionale mentales
Repräsentation Modell- Modell
inspektion
Verarbeitung
semantische
thematische
Selektion
visuelle
Textoberflächen-
Wahrnehmung/
repräsentation
Vorstellung
subsemantische
Wahrnehmung
Verarbeitung
verbale piktoriale
Organisation Organisation
Text Bild/Diagramm
Abbildung 25: Das integrative Modell zum multimedialen Lernen von Schnotz
(2001b)
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Wissenserwerb mit neuen Medien 245
der entsteht auf der ersten Stufe eine visuelle Wahrnehmung und auf
der zweiten Stufe das daraus konstruierte mentale Modell.
Aus den ursprünglich aus einem Text konstruierten Propositionen kön- Transformationen
nen mentale Modelle abgeleitet werden, sie können also in den visuell- zwischen mentalen
Modellen
räumlichen Code überführt werden. Umgekehrt können die visuell-
räumlichen mentalen Modelle „inspiziert“ und ggf. „mental animiert“
werden. Dabei entstehen wiederum Propositionen. Aus diesen Prozes-
sen ergibt sich die Integration zwischen Text und Bild.
In einer späteren Fassung (Schnotz, 2005) ist das Modell entlang
(1) sensorischer Repräsentationen, (2) Repräsentationen im Arbeits-
gedächtnis und (3) Repräsentationen im Langzeitgedächtnis struktu-
riert worden. Außerdem wurde es um detailliertere Annahmen zu Pro-
zessen und Zwischenrepräsentationen (sensorische Repräsentationen,
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zuwenden, steigern (Plass, Homer & Hayward, 2009) und daher den
Lernerfolg erhöhen. Lebendig gestaltete Zusatzbilder oder Zusatzin-
formationen könnten situationales Interesse erwecken, Langeweile
entgegenwirken und damit positiv auf die Motivation Einfluss nehmen
(Efklides, Kourkoulou, Mitsiou & Ziliaskopoulou, 2006). Auf der an-
deren Seite könnten sogar unangenehme Zustände, wie sie z. B. einen
kognitiven Konflikt bei der Verarbeitung widersprüchlicher Informa-
tionen begleiten, dazu motivieren, aktive lernförderliche Anstrengun-
gen zu unternehmen (D’Mello, Lehman, Pekrun & Graesser, 2014).
Um ein vollständiges Bild des Lernens mit Multimedia zu zeichnen,
hat Moreno (2006) die bisherigen kognitiv orientierten Modelle um
weitere Einflussgrößen ergänzt. Demnach können motivationale Fak-
toren das aktive (letztlich kognitive) Engagement abschwächen oder
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246 Kapitel 9
Wirkung von Demgegenüber steht die Vermutung eines affektiv positiven Einflus-
estaltungsfaktoren
G
auf Arbeitsgedächtnis-
ses von Zusatzbildern und Zusatzinformation. Eine Studie zeigte, dass
kapazität und eine positive Wirkung von dekorativen zusätzlichen Bildern auf den
Motivation Lernerfolg nur bei jenen Lernenden beobachtet werden konnte, die
über ein hohes Vorwissen verfügten (Magner, Schwonke, Aleven, Po-
pescu & Renkl, 2014). Dies bestätigt einerseits einen möglichen Ein-
fluss eines motivationalen Faktors (situationales Interesse), die Erklä-
rung des Befundmusters basiert andererseits auf den kognitiven
Theorien: Lernende mit hohem Vorwissen verfügten vermutlich über
genügend Kapazität zur Verarbeitung dieser Zusatzinformation. Nur
wenn das der Fall ist, ist die „Ablenkung“ vertretbar und potenziell
auch motivierend und lernförderlich.
Emotionen könnten generell eine Quelle irrelevanter kognitiver Belas-
tung (ECL; vgl. Abschnitt 9.2.1) im Sinne der Theorie der kognitiven
Belastung darstellen. Die Verarbeitung von Emotionen beansprucht
kognitive Ressourcen, die nicht mehr für Lernprozesse zur Verfügung
stehen. Im Einklang damit zeigten Seibert und Ellis (1991), dass posi-
Irrelevante Gedanken tive Emotionen irrelevante Gedanken förderten. Andere Studien de-
durch Emotionen
monstrierten einen lernhinderlichen Effekt positiver Emotionen auf
fokussierte Aufmerksamkeit (Norman, 2004) und auf schlussfolgern-
des Denken (Oaksford, Morris, Grainger & Williams, 1996).
Emotionen sind komplexe, multidimensionale Phänomene, welche af-
fektive, kognitive, expressive und physiologische Facetten haben. Emo-
tionen können unterschiedlich andauern und als unterschiedlich in-
tensiv empfunden werden. Um Emotionen und ihre Wirkung
untersuchen zu können, müssen zunächst Intensität, Dauer und Va-
lenz (positive oder negative Richtung der „Gestimmtheit“) sowie Be-
gleitkognitionen eingegrenzt werden. Die Kombination von Valenz und
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Wissenserwerb mit neuen Medien 247
Aktivierung könnte zu differenzierten Hypothesen der Wirkung von Valenz und Aktivierung
Emotionen auf Verarbeitungsprozesse im Zusammenhang mit der Art
der Aufgabe führen: Positiv-aktivierende Emotionen, wie z. B. Freude,
könnten beispielsweise eine holistisch-relationale („ganzheitliche“)
Verarbeitung anregen. Aufgaben, die dieser Art der Bearbeitung ent-
gegenkommen (kreative Aufgaben, Aufgaben, bei denen Ideen gene-
riert werden sollen, bei denen Assoziationen hilfreich sind), könnten
hiervon profitieren. Andere Arten von Aufgaben, bei denen Sorgfalt
und tiefere Verarbeitung gefragt sind, würden demgegenüber nicht
profitieren. Vorhersagen darüber, welche Art von Emotion welche Wir-
kung auf Lernerfolg haben wird, erscheinen derzeit noch schwierig,
wie die folgenden Beispiele illustrieren.
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248 Kapitel 9
niedrige niedrige
Fähigkeit Fähigkeit
hohe hohe
Fähigkeit Fähigkeit
a) Fähigkeit steigert die Wirkung des Treatments b) Fähigkeit kompensiert das Fehlen des Treatments
(ability-as-enhancer) (Kontrolle) (ability-as-compensator)
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Wissenserwerb mit neuen Medien 249
lernen. Die höhere Fähigkeit kompensiert in diesem Fall auch die we-
niger optimale Instruktion (ability-as-compensator). Alternativ könnte
man auch davon sprechen, dass die instruktionale Maßnahme spezi-
ell bei den Personen mit niedrigeren Fähigkeiten hilfreich ist. Ein Bei-
spiel wäre, dass eine Animation Lernenden mit niedrigeren räumli-
chen Fähigkeiten dazu verhilft, eine räumliche Transformation besser
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zu verstehen, welche sie aus einem statischen Bild nicht gut erschlie-
ßen könnten (Münzer, 2012, 2015). Für Lernende mit höheren räum-
lichen Fähigkeiten ergibt sich dieser Vorteil nicht in gleicher Weise,
weil sie auch mit dem statischen Bild gut zurechtkommen.
Welche Eigenschaften von Lernenden sind relevant für die Wirksam-
keit von Instruktionen und könnten eine ATI-Hypothese rechtfertigen?
Für die Gestaltung von multimedialem Lernmaterial werden im fol-
genden Vorwissen und Lernstile näher betrachtet.
9.6.2 Vorwissen
Unterstützende, gliedernde und anleitende instruktionale Maßnah- Vorwissen interagiert
mit Gestaltung
men, die für Novizen in einer Domäne lernwirksam sind, sind unter
von Instruktionen
Umständen nicht mehr wirksam, wenn Lernende bereits Vorwissen in
die Lernsituation mitbringen. Nicht nur das: Relative Lernzuwächse
verschwinden oder sind sogar kleiner, wenn Lernende mit Vorwissen
Lernmaterialien mit Unterstützungsfunktionen erhalten, als wenn sie
mit reduziertem Material lernen. Dieser Effekt wird Expertise-Reversal-
Effekt genannt, wobei mit „Expertise“ nicht ein bestimmtes (hohes)
Kompetenzniveau gemeint ist, sondern ein (erhebliches) spezifisches
Vorwissen, das in die aktuelle Lernsituation eingebracht wird.
Kalyuga (2007) bietet einen Überblick über die Befunde zu diesem
Effekt. Für Studien wurden unter anderem sorgfältig geplante Trai-
ningsdesigns verwendet, in denen kontrolliert wurde, wie Lernende
domänenspezifisches Wissen (beispielsweise in der Elektrotechnik)
erwarben. Regelmäßig waren nun die von einschlägigen Theorien
empfohlenen Gestaltungsprinzipien für Lernende zu Beginn wirksam
und nach dem Erwerb von domänenspezifischem Wissen und Kön-
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Kognitive Stile
Ein kognitiver Stil charakterisiert die Art und Weise, wie eine Person
wahrnimmt, denkt, Probleme löst, lernt und sich zu anderen Personen
verhält (nach Witkin, Moore, Goodenough & Cox, 1977). Grundlage des
kognitiven Stils sind weniger kognitive Fähigkeiten, sondern vielmehr
stabile Einstellungen, Präferenzen oder Strategien (Messick, 1976). Ein
gutes Beispiel ist die Dimension der „Feldabhängigkeit“ (Witkin et al.,
1954). Eine Person wird als „feldabhängig“ beschrieben, wenn sie über
verschiedene Aufgaben hinweg die Tendenz zeigt, den Kontext (das um-
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Zur Messung des kognitiven Stils einer Person sind Messinstrumente Messung
entwickelt worden, die meistens auf Selbstauskünften beruhen. Es hat
sich zunächst als problematisch erwiesen, kognitive Stile jenseits von
Selbstauskünften zuverlässig und valide zu messen, etwa mit Reakti-
onszeiten: Für die Verbalizer-Visualizer-Dimension wird für eine Person Verbal vs.
beispielsweise ermittelt, ob sie konzeptuell-verbale Vergleiche schnel- visuell-räumlich
ler als visuelle Vergleiche anstellen kann. Für diese Dimension liegt
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Wissenserwerb mit neuen Medien 253
Verbalizern und Visualizern hat die Forschung denn auch kaum über-
zeugende Belege für Aptitude-Treatment-Interactions erbracht.
Schließlich lassen sich Lernpräferenzen und Strategien auch ändern.
Es erscheint sinnvoller, einen Verbalizer mit Strategien zur Verarbei-
tung von visuell-räumlichen Darstellungen vertraut zu machen, anstatt
für ihn Informationen in Textform aufzubereiten, die angemessener
in visuell-räumlicher Form präsentiert würden.
Zusammenfassung
Die Theorie kognitiver Belastung unterscheidet drei Belastungsar-
ten im kapazitätsbegrenzten Arbeitsgedächtnis: (1) Die intrinsische
kognitive Belastung (ICL) ist abhängig von der Element-Interakti-
vität des Lerngegenstandes sowie vom Vorwissen des Lernenden.
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254 Kapitel 9
Weiterführende
Literatur Mayer, R. E. (2014). Principles for reducing extraneous processing in multime-
dia learning: Coherence, signaling, redundancy, spatial contiguity, and tem-
poral contiguity principles. In R. Mayer & L. Fiorella (Eds.), The Cambridge
handbook of multimedia learning (pp. 279 – 315). Cambridge: Cambridge Uni-
versity Press.
Plass, J. L., Moreno, R. & Brünken, R. (2010). Cognitive load theory. Cambridge:
Cambridge University Press.
Zheng, R. Z. (Ed.). (2018). Cognitive load measurement and application. New
York: Routledge.
Fragen
1. Welche Form des Lernens soll mit gut gestalteten Multimedia-
Präsentationen unterstützt werden?
2. Von welchen Faktoren ist die resultierende intrinsische kogni-
tive Belastung bei einem individuellen Lerner abhängig?
3. Wie können vorhandene Kapazitäten und Verarbeitungswege
für Informationen im Arbeitsgedächtnis in verschiedenen Codes
und Modalitäten bestmöglich genutzt werden?
4. Durch welche Gestaltungsmaßnahmen kann man die Aufmerk-
samkeitsverteilung optimieren?
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Kapitel 10
Instruktionspsychologie
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Inhaltsübersicht
10.1 Instruktionspsychologie: ein klassisches Thema der
Pädagogischen Psychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
10.1.1 Klassifikation von Instruktionstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
10.1.2 Theorie- und Modellbegriff der Instruktionspsychologie . . . . . . . . . . . . . 260
10.2 Behavioristische Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
10.2.1 Programmierter Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262
10.2.2 Lehrzieltaxonomien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
10.2.3 Kritik an behavioristischen Instruktionsmodellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266
10.3 Kognitive Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
10.3.1 Lehrfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
10.3.2 Motivationsdesign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
10.3.3 Instructional-Design-Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
10.3.4 Kritik an kognitiven ID-Modellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274
10.4 Konstruktivistische Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
10.4.1 Problembasiertes Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
10.4.2 Beispiele PBL-orientierter Instruktionsansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279
10.4.3 Kritik an PBL-basierten Instruktionsmodellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290
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258 Kapitel 10
10.1 Instruktionspsychologie:
ein klassisches Thema der
Pädagogischen Psychologie
In den Kapiteln 3 bis 5 haben wir verschiedene Auffassungen von Ler-
nen als Reaktionsverstärkung (vgl. Kap. 3), als Informationsverarbei-
tung (vgl. Kap. 4) und als Expertiseerwerb (vgl. Kap. 5) kennengelernt.
In jedem dieser Kapitel wird Lernen als ein individuumsinterner Pro-
zess aufgefasst, der im und durch den Lerner selbst abläuft (done by the
learner; Reigeluth & Carr-Chellmann, 2009a). Von Beginn der päda-
gogisch-psychologischen Forschung an wurde diese Sichtweise ergänzt
um die Frage, ob und wie man diesen Prozess durch lernerexterne Ak-
tivitäten beeinflussen kann (done to the learner; Reigeluth & Carr-Chell-
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mann, 2009b). Mit anderen Worten, die Frage des Lernens war stets
begleitet von der Frage des Lehrens, verstanden als einer gezielten Tä-
tigkeit zur Herbeiführung, Aufrechterhaltung und Förderung von Lern-
prozessen (Klauer, 1985). Die Auffassungen über Lehren hängen dabei
ebenso wie die Schwerpunkte der diesbezüglichen Forschung von den
jeweiligen Vorstellungen über das Lernen ab. Betrachtet man Lernen
aus einer behavioristischen Perspektive, spielen Fragen der Operatio-
nalisierung der Lehrziele (welches Verhalten soll verstärkt werden?)
eine zentrale Rolle. Aus einer kognitionspsychologischen Perspektive
werden eher Fragen im Kontext des Informationsverarbeitungsprozes-
ses adressiert (z. B. in welcher Form soll Information präsentiert wer-
den?). Aus konstruktivistischer Perspektive schließlich stehen Aspekte
wie die ökologische Validität (Situiertheit) der Lernaktivität im Mittel-
punkt.
Auch hier gilt wieder wie bei den Lerntheorien, dass es nicht die „eine“
richtige Lehrtheorie gibt (auch wenn es immer wieder Beispiele für
Kontroversen um die richtige Art der Wissensvermittlung gibt),
sondern, dass eine Vielzahl von Ansätzen und Modellen existieren,
deren Nützlichkeit jeweils von der Art des Lehrziels abhängt (zusam-
menfassend Reigeluth, 1983, 1999; Reigeluth & Carr-Chellmann,
2009a).
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260 Kapitel 10
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262 Kapitel 10
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Instruktionspsychologie 263
4. Das Programm stellt Hilfen zur Verfügung, die den Lerner zu einer
korrekten Aufgabenlösung hinführen.
5. Das Programm liefert dem Lernenden unmittelbare und kontinu-
ierliche Rückmeldung über seinen erreichten Leistungsstand (Skin-
ner, 1953).
Die Idee des Programmierten Unterrichts basiert also fundamental auf
der Analyse und Sequenzierung der Lehrinhalte und der Konzeption
und Operationalisierung angemessener Testaufgaben. Da zu dieser
Zeit die Möglichkeiten der maschinellen Testauswertung noch recht
begrenzt waren, wurde überwiegend mit verschiedenen Formen ge-
schlossener Aufgabenformate gearbeitet (Multiple-Choice-Aufgaben,
Richtig/Falsch-Aufgaben, Einsetzaufgaben u. a.). Auch heute noch fin-
den sich vielfältige (heute computerbasierte) Anwendungen, die nach
den Prinzipien des Programmierten Unterrichts konzipiert worden sind
(z. B. Vokabeltrainer, Rechentrainer, Trainingsprogramme zur theore-
tischen Führerscheinprüfung u. Ä.).
10.2.2 Lehrzieltaxonomien
Die zentrale Funktion der Messung von Lernerfolg als Indikator für die
Planung von Unterricht und Instruktion wurde nicht nur von Skinner
gesehen, sondern stellt ein generelles Charakteristikum behavioristi-
scher Instruktionspsychologie dar. Insbesondere der Klassifikation von
Lehrzielen wurde dabei besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Ein For-
scher, dessen Name heute quasi synonym dafür steht, war Benjamin
S. Bloom (1913–1999). Seit Beginn der 1950er Jahre entwickelte er
Lehrzieltaxonomien kognitiver, affektiver und psychomotorischer
Lehrziele, die mit einigen Weiterentwicklungen (Krathwohl, 2002) bis
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264 Kapitel 10
schnitt 10.3.3), die sich vor allem mit den kognitiven Aktivitäten
beschäftigt, die ein Lerner beim Erwerb von Fähigkeiten und Fertig-
keiten ausführt.
Exemplarisch für die Lehrzieltaxonomien sollen hier kurz die von der
Arbeitsgruppe um B. S. Bloom entwickelten und wohl am weitesten
verbreiteten Lehrzieltaxonomien dargestellt werden (siehe Kasten).
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Instruktionspsychologie 265
• Analyse: Die Analyse von Wissen bezieht sich auf deren Zerlegung in
elementarere Bestandteile und das Erkennen zugrundeliegender Re-
lationen (etwa die Zerlegung des Satz des Pythagoras in die Relatio-
nen der Flächenverhältnisse der Quadrate).
• Synthese: Quasi als komplementärer Prozess zur Analyse von Wis-
senseinheiten ist die Synthese konzipiert. Hierbei geht es um das Zu-
sammenfügen elementarer Wissensbestandteile zu komplexeren
Wissenseinheiten.
• Bewertung (Evaluation): Hier geht es schließlich um die Einnahme
einer Metaperspektive, bei der das erworbene Wissen von einem
übergeordneten Standpunkt aus auf Konsistenz und Sinnhaftigkeit
hin eingeordnet werden soll.
Nach dem gleichen Muster, wenn auch weniger verbreitet, hat die Ar-
beitsgruppe um Bloom auch Lehrziele im affektiven Bereich entwickelt
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266 Kapitel 10
Instruktionsmodellen
Mechanistische Skinners Idee des Lernens durch Verstärkung wurde ebenso wie der
Vorstellungen von darauf basierende Programmierte Unterricht und die teaching machi-
Lernen
nes der 1960er und 1970er Jahre wegen ihrer mechanistischen und li-
nearen Vorstellungen von Lernen oft und heftig kritisiert (Morris, 2003;
Gagné & Dick, 1983). Umso mehr mag es verwundern, dass zentrale
Ideen behavioristischen Unterrichtens auch heute noch – ebenso wie
die Grundprinzipien des Programmierten Unterrichts – häufig vorzu-
finden sind. Auch wenn sich die Vorstellungen von Lernen mittlerweile
stark ausdifferenziert haben und kognitive und konstruktivistische Mo-
delle heute überwiegen, werden bei der Konzeption und Realisation
von Unterrichtsmodellen und Lehr-Lernprogrammen viele behavio-
ristische Grundprinzipien nach wie vor berücksichtigt.
Zu den wichtigsten dieser Prinzipien gehören dabei die kontinuierli-
che Diagnostik des Lernprozesses durch Aufgaben und die Anpassung
Adaptivität von Parametern der Informationspräsentation (Schwierigkeit, Ge-
schwindigkeit) an die individuelle Leistungsfähigkeit des Lerners (Ad-
aptivität; Leutner, 1992) auf der Basis dieser Lernprozessdiagnostik.
Auch wenn heute die Prüfung der Ordnung und des Zusammenhangs
von Aufgaben meist empirisch erfolgt (durch Modelle der probabilis-
tischen Testtheorie; vgl. Kap. 8 in Spinath & Brünken, 2016), basiert
deren Konzeption nach wie vor auf den hier vorgeschlagenen Taxono-
mien. Insoweit sind behavioristische Instruktionsmodelle nach wie vor
präsent und einflussreich.
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Instruktionspsychologie 267
seit Ende der 1960er Jahre (z. B. Neisser, 1967) änderte sich auch der
Fokus der Instruktionspsychologie. Wurde Lehren in behavioristischer
Tradition noch als Bereitstellung von Lehrinhalten, Verhaltensgele-
genheiten und Reinforcement verstanden, besteht Lehren in kogniti-
onspsychologischer Hinsicht in erster Linie in Aktivitäten, die der
Förderung und Aufrechterhaltung des Informationsverarbeitungspro-
zesses dienen. Instruktion wird definiert als Abfolge von Handlungen,
die die internen Prozesse des Lernens unterstützen sollen (Gagné &
Dick, 1983).
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10.3.1 Lehrfunktionen
Ein bekanntes Modell zur Sequenzierung von Instruktion stellen die
Principles of Instructional Design von Gagné, Briggs und Wager (2004)
dar. Gagné und Kollegen unterscheiden dabei neun „events of inst-
ruction“, die sequenziell durchlaufen werden sollten, um Lernpro-
zesse erfolgreich anzuleiten (siehe auch Ertmer, Driscoll & Wager,
2003):
1. Aufmerksamkeit gewinnen,
2. den Lerner über den Gegenstandsbereich informieren,
3. Vorwissen aktivieren,
4. Information präsentieren,
5. Lernerunterstützung anbieten,
6. Leistung fördern,
7. informative Rückmeldung geben,
8. Leistung bewerten,
9. Wiedergabe und Transfer fördern.
Schon an der Wahl der Begrifflichkeit erkennt man, dass Gagné einer
behavioristischen Tradition entstammt, allerdings in seinen Vorschlä-
gen für effektive instruktionale Maßnahmen über behavioristische An-
sätze hinausgeht und kognitive Aspekte (Vorwissen aktivieren, Leis-
tung und Transfer fördern) mitberücksichtigt. Das Modell bezieht sich
dabei in erster Linie auf Formen der direkten Instruktion (z. B. durch
einen Lehrenden), lässt sich aber ohne weiteres auch auf technologisch
unterstützte Lehrprozesse übertragen.
Ein in Deutschland entwickeltes und verbreitetes Modell, das viele Ge-
meinsamkeiten mit Gagnés „instructional events“ aufweist, ist das
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268 Kapitel 10
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Instruktionspsychologie 269
liert Klauer als sechste Lehrfunktion die der Steuerung und Kontrolle. Ähnlichkeiten zum
Selbstregulierten
Diese Lehrfunktion liegt gleichsam orthogonal zu den anderen fünf Lernen
Lehrfunktionen (vgl. Schreiber, 1998) und dient auf jeder Ebene der
Lehrfunktionen der Überwachung und Entscheidung darüber, ob die
jeweilige Lehrfunktion ihr jeweiliges Ziel in ausreichendem Maß er-
reicht hat. Damit geht Klauer über das sequenzielle Modell Gagnés
hinaus und fasst den Lehrprozess als Regulationsmechanismus auf.
Dieser hat damit strukturelle Ähnlichkeiten zu den in Kapitel 8 beschrie-
benen Modellen selbstregulierten Lernens, nur dass hier eben die Steu-
erungsfunktion nicht durch den Lernenden selbst, sondern durch den
Lehrenden (oder das Lehrsystem) erfolgt. Eine direkte Übertragung des
Klauer’schen Lehrfunktionsmodells auf das selbstregulierte Lernen fin-
det sich bei Schreiber (1998).
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10.3.2 Motivationsdesign
Ein Modell, das explizit als motivational design-Modell firmiert, hat Kel-
ler mit dem ARCS-Modell vorgestellt (Keller & Kopp, 1987). Das
Akronym ARCS steht dabei für die vier Hauptstrategien der Motivati-
onsförderung: Attention (Aufmerksamkeit), Relevance (Bedeutung),
Confidence (Zuversicht) und Satisfaction (Befriedigung). Jede der vier
Basiskategorien wird dabei nochmals in drei Subkategorien unterteilt
(vgl. Tab. 12), welche präziser die einzelnen angestrebten Motivations-
komponenten beschreiben (Keller & Kopp, 1987).
Das Modell basiert dabei nicht auf einer einzelnen Motivationstheorie Wie fördert man
Motivation durch
(vgl. Kap. 7), sondern verbindet Elemente verschiedener motivationa- instruktionales Design?
ler Konstrukte, wie Attribution, Selbstwirksamkeit, Leistungsmotiva-
tion usw. Das Modell ist, ähnlich wie die vorher vorgestellten kogniti-
ven Modelle von Klauer und Gagné, nicht auf einen spezifischen
Anwendungskontext beschränkt, bezieht sich aber ursprünglich eben-
falls auf das Lehrerhandeln. Interessanterweise findet das Modell heute
aber überwiegend Verwendung im Bereich des technologiebasierten
Lernens (Niegemann et al., 2008; Astleitner & Leutner, 2000; Astleit-
ner, Brünken & Leutner, 2003).
Astleitner, der auch Forschung zum ARCS-Modell beim Einsatz tech-
nologiebasierter Lehrmaterialien durchgeführt hat (Astleitner & Huf-
nagl, 2003), hat ebenfalls ein nicht-kognitives Instruktionsmodell vor-
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Tabelle 12: Das ARCS-Modell (nach Keller & Kopp, 1987, S. 292 f.)
270
Aufmerksamkeit A.1 Wahrnehmung … durch die Verwendung von neuen, überraschenden, unerwarteten oder inkongruen-
anregen ten Ereignissen in der Instruktion.
Kapitel 10
A.2 Handlungen … durch Anregung der Informationssuche mithilfe von vorgegebenen oder zu erstel-
anregen lenden Fragen oder Problemlöseaufgaben.
A.3 Variabilität … zur Aufrechterhaltung des Lernerinteresses durch variierende Elemente in der Ins-
fördern truktion.
Bedeutung R.1 Vertrautheit … durch die Verwendung konkreter Sprache und die Verwendung von Beispielen und
erzeugen Konzepten aus dem Erfahrungs- und Interessenbereich des Lernenden.
R.2 Zielorientierung … durch die Verwendung von Aussagen und Beispielen, die die Anwendbarkeit des
fördern Lehrstoffes darstellen, und durch die Vermittlung von Zielen, die der Lernende erfül-
len soll.
R.3 Übereinstim- … durch die Verwendung von Lehrstrategien, die für den Lernenden motivationale An-
mung der Motive reize darstellen.
herstellen
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Zuversicht C.1 Erfolgserwartung … durch die Offenlegung von Anforderungen und Bewertungskriterien der Leistungs-
fördern beurteilung.
C.2 Herausforderun- … durch multiple Anforderungsniveaus, die es dem Lernenden erlauben, sich indivi-
gen setzen duelle Leistungsstandards zu setzen, und durch die Schaffung von Gelegenheiten, die
Leistung zu zeigen, um Erfolg zu erfahren.
C.3 Attributions … durch die Vermittlung von Feedback, das eine Attribution auf Fähigkeiten und An-
muster fördern strengung als Erfolgsfaktoren ermöglicht.
Befriedigung S.1 Natürliche … durch die Schaffung von Anwendungsmöglichkeiten für die neu erworbenen Fähig-
Konsequenzen keiten und Fertigkeiten.
anregen
S.2 Positive Konse- … durch die Vermittlung von Rückmeldungen, die das erwartete Verhalten verstetigen
quenzen anregen helfen.
S.3 Gleichheit för- … durch die Verwendung konsistenter Standards und Bewertungskriterien bei der
dern Bewertung der Zielerreichung.
Instruktionspsychologie
271
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272 Kapitel 10
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Instruktionspsychologie 273
10.3.3 Instructional-Design-Theorien
Instructional-Design-Theorien (ID-Theorien) umfassen nicht nur den Instruktionstheorien
Aspekt der Lehrfunktionen, sondern versuchen – mit unterschiedli- formalisieren den
Gesamtprozess der
chem Fokus – den gesamten Prozess der Instruktion zu formalisieren. Instruktion
Die Vielzahl der hier existierenden Theorien und Modelle ist unüber-
sichtlich und wächst ständig. In seinem mittlerweile dreibändigen He-
rausgeberwerk „Instructional Design Theories and Models“ (Reige-
luth, 1983, 1999; Reigeluth & Carr-Chellmann, 2009a) geben Reigeluth
und Kollegen einen Überblick. Beim Versuch der Systematisierung un-
terscheiden sie dabei sechs Hauptrichtungen von ID-Modellen, die den
gesamten ID-Prozess mit jeweils unterschiedlichem Fokus beleuch-
ten, in event, analysis, planning, building, implementation und evalua-
tion. Zur Verdeutlichung dieser Einteilung verwenden sie die Analogie
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274 Kapitel 10
Träges Wissen dabei das Phänomen des „trägen Wissens“ (Renkl, 1996). Damit ge-
meint ist die Beobachtung, dass Schülerinnen und Schüler (aber auch
Studierende und professionell Tätige) oft nicht dazu in der Lage sind,
einmal erworbenes Wissen auf neue Situationen zu transferieren und
dort angemessen zu verwenden. Klassische Transfertheorien (für eine
Zusammenfassung siehe Klauer, 2011) gehen davon aus, dass Wissen
beim Lernen dekontextualisiert wird und dann aufgrund struktureller
Ähnlichkeiten auf neue Situationen angewendet werden kann. Dies
scheint jedoch zumindest nicht immer der Fall zu sein, was die grund-
sätzliche Frage aufwirft, welche Rolle der Lernkontext (die Situation)
beim Wissenserwerb spielt.
Gleichzeitig begann Ende der 1980er Jahre die Verbreitung von Er-
kenntnissen der neurowissenschaftlichen Forschung in der Psycholo-
gie, ausgehend von den populärwissenschaftlichen Arbeiten z. B. von
Maturana und Varela (1987), die ebenfalls Zweifel an der Existenz ob-
jektiven, situationsunabhängigen Wissens aufkommen ließen.
Neben der grundlegenden konzeptuell-theoretischen Debatte, die
unter dem Schlagwort „situiertes Lernen“ in den 1990er Jahren (auch
als Anderson-Greeno-Debatte bekannt; vgl. Abschnitt 10.1.1) geführt
wurde und bis heute geführt wird, führte die Kontroverse auch zur Ent-
wicklung neuer Instruktionsansätze, die sehr viel stärker als die klas-
sischen kognitionspsychologischen Modelle die Lernsituation und die
aktive Rolle des Lerners im Lehr-Lernprozess in den Blick nehmen und
die unter der Sammelbezeichnung „konstruktivistische Ansätze“ sub-
summiert werden (siehe auch Reinmann & Mandl, 2006).
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Instruktionspsychologie 275
Vertreter des Konstruktivismus berufen sich dabei häufig auf die Ar- Situiertes Lernen
beiten von Wygotski (1964) und Piaget (1969). Danach entsteht Wis-
sen durch soziale Interaktion und Handlung. Insoweit ist die entste-
hende Wissensstruktur subjektiv und individuell, objektives Wissen
gibt es nicht, nur intersubjektiv geteiltes Wissen. Dabei ist das Wissen
immer in sinnvolle Handlungskontexte eingebettet (situiert), abstrak-
ter Transfer findet nicht statt. Lernen erfolgt durch individuelle oder
soziale Auseinandersetzung mit sinnvollen Problemstellungen (Greeno,
1989; Hmelo-Silver, 2004). So sieht auch Schnotz (2011) Situiertheit,
sozialen Kontext und die Auffassung von Lernen als konstruktivem
Prozess als die drei grundlegenden Annahmen, die die konstruktivis-
tische Auffassung von Lernen von kognitiven Ansätzen unterscheiden,
und die die verschiedenen daraus entstandenen Instruktionsmodelle
miteinander verbinden.
Konstruktivistische Instruktionsmodelle befassen sich nun insbeson-
dere mit zwei Aspekten des Lehr-Lernprozesses: (1) dem Umgang mit
(Problem-)Komplexität und (2) der Gestaltung der Lehrer-Schüler-In-
teraktion. Komplexitätsreduktion ist dabei nicht das Ziel der Vermitt-
lung, vielmehr steht die Authentizität der Lehrsituation, also die mög-
lichst enge Anlehnung an tatsächliche, praktische Probleme im Authentische
Vordergrund (Reinmann & Mandl, 2006). Argumentiert wird dabei, Lernsituationen
dass viele „reale“ Probleme komplex sind, und eine „didaktische Re-
duktion“ zu keiner adäquaten Problemlösung führen würde, zumal
dann, wenn es nicht nur um die Vermittlung von Wissen, sondern auch
um den Erwerb praktischer Fertigkeiten geht. Auch die Rolle von Leh-
renden und Lernenden wird in diesen Ansätzen neu bestimmt. Leh-
rende werden häufig als Domänenexperten konzeptualisiert, deren
wesentliche Aufgabe darin besteht, die Lernenden zu unterstützen und
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276 Kapitel 10
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Instruktionspsychologie 277
Problem- Probleme
situation analysieren und
formulieren
Fakten
identifizieren
Selbstreguliertes
Hypothesen
Lernen
generieren
Wissensdefizite
erkennen
Neues Wissen
anwenden
Abstrahieren
Evaluieren
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278 Kapitel 10
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Instruktionspsychologie 279
die aktuelle Forschung mit der Frage befasst, wie man diesen Argu-
mentationsprozess durch angemessene instruktionale Unterstüt-
zung (sog. Kollaborations-Skripte) fördern kann (Fischer et al., 2013;
Kollar, Fischer & Slotta, 2007; Weinberger, Stegmann & Fischer, 2010).
Einen weiteren, von Mandl, Gruber und Renkl (1997) nicht adressier-
ten Aspekt problembasierter Lernumgebungen, der aber vor allem bei
der Beurteilung der Lerneffizienz solcher Modelle von großer Bedeu-
tung ist, führt Savery (2009) an:
Authentisches Lern-Assessment: Die angenommenen Vorzüge PBL- Erfassung von
basierter Instruktionsansätze zeigen sich dann besonders deutlich, Lernergebnissen
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280 Kapitel 10
Cognitive Apprenticeship
Im Mittelpunkt des Cognitive Apprenticeship-Ansatzes steht die Gestal-
tung des Verhältnisses zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und
Schülern und die Anregung des Problemlöseprozesses bei Schülerinnen
und Schülern. Als Modell einer idealen Lehrer-Schüler-Beziehung sehen
Universitätsbibliothek Mannheim / 134.155.194.21 (2023-09-28 12:11)
die Autoren dabei – sicher idealisiert – das Verhältnis von Meister und
Die Handwerks Lehrling in der klassischen Handwerkslehre (Collins, Brown & New-
ausbildung als Vorbild
man, 1989). Durch die Beobachtung und sukzessive, angeleitete Über-
nahme von Aktivitäten des Meisters wächst der Lehrling, so die Idee,
zunehmend in eine „community of experts“ hinein. Die Aufgabe des
Experten (des Meisters) besteht dabei nicht nur darin, angemessen kom-
plexe Aufgabenstellungen bereitzustellen, sondern auch, den Lehrling
jeweils so differenziert zu unterstützen, dass er ihn dazu befähigt, neue,
bislang noch nicht verfügbare Fähigkeiten zu entwickeln. Gleichzeitig
muss er dafür Sorge tragen, dass der Lehrling die Kompetenzen nicht
nur zeigt, sondern sich dieser Fähigkeiten auch bewusst wird, damit er
zunehmend von der Anwesenheit des Meisters unabhängig wird.
Die Autoren übertragen nun diese Idee auf die Entwicklung kognitiver
Fähigkeiten, insbesondere auf kognitive Basiskompetenzen wie Lesen,
Schreiben und den Umgang mit Mathematik. Sie unterteilen den Pro-
zess der Meister-Schüler-Interaktion dabei in sechs aufeinander auf-
bauende Schritte der zunehmenden Autonomiegewährung:
1. Modeling: Der Lehrende macht sein Vorgehen vor und verbalisiert
dabei, was er genau macht und denkt. Dadurch werden die intern
ablaufenden kognitiven Prozesse für den Lernenden beobachtbar.
2. Coaching: Nach der Modellierung befasst sich der Lernende selbst
mit einem Problem; bei Bedarf erhält er Betreuung und Unterstüt-
zung durch den Lehrenden.
3. Scaffolding und Fading: Kann der Lernende Aufgaben nicht allein be-
wältigen, hilft ihm der Lehrende durch Tipps und Hinweise. Im Ver-
lauf des Lernens gewinnt der Lernende dadurch an Selbstvertrauen
und Kontrolle. Der Lehrende blendet seine Hilfestellung allmählich
aus, bis der Lernende schließlich allein und ohne Unterstützung das
Problem lösen kann.
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Instruktionspsychologie 281
Anchored Instruction
Einen stark technologieorientierten Fokus hat das an der Vanderbilt
University entwickelte Modell der Anchored Instruction, das in seinen
konzeptionellen Grundlagen bereits in den 1990er Jahren entwickelt
wurde (Cognition and Technology Group at Vanderbilt, 1992, 1997),
aber dort bis heute weiterentwickelt und auch kommerziell vermark-
tet wird (über das Vanderbilt Center for Technology Transfer and Com-
mercialization).
Im Mittelpunkt dieses Ansatzes steht die Frage, wie man durch geeig- Lernen durch instrukti-
nete instruktionale Unterstützung dem Problem des mangelnden onale Geschichten
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282 Kapitel 10
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Instruktionspsychologie 283
Goal-Based Scenarios
Ein drittes, verwandtes Beispiel für einen PBL-basierten Instruktions- Rollenspiele als
ansatz stellen die von Roger Schank (1994) entwickelten Goal-Based Lernwelten
Wie bei anderen Ansätzen des situierten Lernens auch, verspricht sich
Schank dabei einerseits motivationale Vorteile, andererseits die Ver-
meidung trägen Wissens (Schank, Berman & Macpherson, 1999). Um
dieses Ziel zu erreichen, werden in GBS komplexe, realitätsnahe An-
wendungsszenarien entwickelt, innerhalb derer die Lerner bestimmte
Rollen einnehmen und definierte Arbeitsziele erreichen müssen. Im
Unterschied zu den Lehr-Lernszenarien, die im Kontext der Anchored
Instruction verwendet werden, wird der Lerner hier also direkt in die
Szenario-Handlung eingebunden, nicht vermittelt über einen fiktiven
„Helden“. Oft wird dazu eine Arbeitsplatzmetapher verwendet, bei der Arbeitsplatzmetapher
der Lerner in die Rolle eines bestimmten Arbeitnehmers schlüpft (z. B.
die eines Zeitschriftenredakteurs bei Zumbach & Reimann, 2003), der
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Instruktionspsychologie 287
Worum geht es? Unzählige empirische Studien zeigen, dass Lerner, ins-
besondere Novizen, oft nicht dazu in der Lage sind, von sich aus Pro
bleme zu lösen und daher ein hohes Maß an Anleitung beim Lernen be-
nötigen. Andererseits zeigen ebenso viele Studien, dass Lerner von der
aktiven, selbst durchgeführten Bearbeitung und Lösung von Problemen
profitieren, ja dass ein Zuviel an Anleitung unter Umständen sogar den
Lernerfolg reduzieren kann (der sogenannte expertise reversal effect;
Kalyuga, Ayres, Chandler & Sweller, 2003). Koedinger und Aleven (2007)
bezeichnen dieses Phänomen als Assistance Dilemma.
Seinen Ausgang nahm die Debatte in den 1960er Jahren in einer Ausei-
nandersetzung zwischen Jerome Bruner (1961) und David Ausubel
(1968). Ausgehend von seiner Beschäftigung mit der Theorie Piagets und
seinen Arbeiten zum Konzepterwerb plädierte Bruner dafür, dass Ler-
nende Lehrmaterialien frei explorieren können sollten, um Strukturen
und Beziehungen zu erfassen und ihr Wissen erweitern zu können. In
der freien Auseinandersetzung mit dem Lehrmaterial (zum Beispiel dem
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288 Kapitel 10
In ihrer aktuellen Übersicht über die Kontroverse weisen Lee und An-
derson (2013) darauf hin, dass die Kontroverse um widerstrebende
Evidenzen und unterschiedliche Auffassungen der Rolle des Lerners
möglichweise darauf hindeutet, dass noch nicht alle Mechanismen ver-
standen sind, die dazu führen, dass „Lernende ihre Erfahrungen in Wis-
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Instruktionspsychologie 289
sen verwandeln“ (Lee & Anderson, 2013, S. 463). Auffallend sei hierbei,
dass es bei der Kontroverse in der Regel um höhere kognitive Prozesse,
insbesondere um die Fähigkeit geht, Probleme zu lösen, weniger darum,
reines Faktenwissen zu erwerben. In diesem Feld komme es kaum vor,
dass Lerner einfach gelerntes Wissen anwenden könnten, um es 1:1 auf
eine neue Situation zu übertragen. Daher komme es hier auf Problem-
verständnis und die Verfügbarkeit von Lösungsbeispielen an:
… wir vermuten, dass das Lernen in Problemlösedomänen fundamental bei-
spielbasiert ist und dass beides, Instruktion und Entdecken, ihren Effekt
darin haben, dass sie Lernenden helfen, Beispiele zu verstehen. (Lee & An-
derson, 2013, S. 463, Übers. v. Verf.)
Beide Formen des Lehrens haben, so ihr weiteres Argument, unter die-
ser Annahme spezifische Vor- und Nachteile, die wiederum das hohe
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Zusammenfassung
Die Instruktionspsychologie stellt eine angewandte Teildisziplin der
Pädagogischen Psychologie dar. Sie befasst sich mit Fragen der In-
gangsetzung und Optimierung von Lehr-Lernprozessen auf ver-
schiedenen Abstraktionsebenen. Ausgangspunkt aller instruktions-
psychologischen Überlegungen sind dabei immer grundsätzliche
Vorstellungen darüber, wie menschliche Lernprozesse am besten
beschrieben werden können. Analog zu den Veränderungen der
Lerntheorien (vgl. Kap. 3 bis 5) lassen sich auch in Bezug auf inst-
ruktionspsychologische Ansätze behavioristische, kognitive und
konstruktivistische (situierte) Modelle unterscheiden.
Instruktionspsychologische Theorien sind technologische Theorien,
das heißt, sie werden nicht nach einem Wahrheits-, sondern nach
einem Nützlichkeitskriterium bewertet: Solche Theorien sind nütz-
lich, die empirisch evident Lerner unterstützen, Lehr-Lernprozesse
befördern und zum Kompetenzerwerb beitragen. Man könnte daher
mit einiger Berechtigung Effizienz als ein zentrales Bewertungsmaß
für Instruktionstheorien und -modelle auffassen. Auch wenn es ei-
nige diesbezügliche Überlegungen gibt (z. B. Paas & van Merriën-
boer, 1993), ist dieser Ansatz bislang in der Instruktionspsychologie
weit weniger vertreten als beispielsweise im Kontext schulischen
Lernens (Hattie, 2009).
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290 Kapitel 10
Weiterführende
Literatur Klauer, K. J. & Leutner, D. (2012). Lehren und Lernen. Einführung in die Instruk-
tionspsychologie (2. Aufl.). Weinheim: Beltz.
Niegemann, H. M., Domagk, S., Hessel, S., Hein, A., Hupfer, M. & Zobel, A.
(2008). Kompendium multimediales Lernen. Berlin: Springer.
Fragen
1. Was versteht man unter Instruktionspsychologie?
2. Welche Arten von Lehrtheorien lassen sich mit Fokus auf Lehr-
tätigkeiten unterscheiden?
3. Was versteht man unter dem Begriff „Instruktion“?
4. Was versteht man unter Programmiertem Unterricht?
5. Welche Arten von Lehrzieltaxonomien lassen sich grundlegend
unterscheiden?
6. Skizzieren Sie die Lehrzieltaxonomie der kognitiven Lehrziele
nach Bloom.
7. Das Lehrfunktionsmodell von Klauer (1985) unterscheidet
sechs Lehrfunktionen. Welche sind das? Was kennzeichnet die-
ses Modell als kognitionspsychologisch?
8. Wie unterscheiden sich Instruktionstheorien von Curriculums-
theorien?
9. Welche grundlegenden Annahmen unterscheiden die konstruk-
tivistische Auffassung von Lernen von kognitiven Ansätzen?
10. Welche grundlegenden Prinzipien für die Gestaltung situier-
ter Lernumgebungen lassen sich nach Mandl, Gruber und
Renkl (1997) zusammenfassen?
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Instruktionspsychologie 291
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Kapitel 11
Bedingungen guten Unterrichts
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Inhaltsübersicht
11.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
11.2 Qualitätsmerkmale des Unterrichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
11.2.1 Bestimmung von Qualitätsmerkmalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
11.2.2 Klassenführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305
11.2.3 Klarheit und Strukturiertheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310
11.2.4 Kognitive Aktivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312
11.2.5 Lernförderliches Klima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315
11.3 Lehrerprofessionalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320
11.3.1 Lehrerpersönlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321
11.3.2 Expertise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324
11.3.3 Ein Strukturmodell von Lehrerkompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328
Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
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294 Kapitel 11
11.1 Einführung
Eine Schulklasse zu unterrichten, ist eine komplexe Herausforderung.
Eine Vielzahl von Merkmalen haben Einfluss auf den Unterrichtspro-
zess und die Lernergebnisse, beispielsweise die fachdidaktisch geplan-
Viele Faktoren im ten Inhalte und die Instruktionsmethode (z. B. aktivieren Inhalte und
Unterrichtsprozess
Methode die Schüler zum Mitdenken, Problemlösen, Üben?), die Mo-
tivation der Schülerinnen und Schüler (z. B. sind die Schüler interes-
siert am Lerninhalt, sind sie bereit, sich anzustrengen?), die kogniti-
ven Lernvoraussetzungen (z. B. verfügen die Schüler über das Wissen,
auf dem neue Inhalte aufbauen werden?), die Klassenführung (z. B.
verläuft der Unterricht störungsfrei und ohne Zeitverschwendung?),
die Qualität der Lehreräußerungen (z. B. sind die Erläuterungen der
Lehrkraft klar verständlich und gut strukturiert?) und die Lernatmo-
Universitätsbibliothek Mannheim / 134.155.194.21 (2023-09-28 12:11)
sphäre (z. B. fühlen sich Lehrkraft und Schüler wohl? Ist das Lernklima
angstfrei?).
Organisation Darüber hinaus wird der Unterricht in einer Art und Weise organisiert,
von Unterricht
die wir selten hinterfragen. Klassen werden in einer Größe von rund
30 Schülerinnen und Schülern eines Jahrgangs zusammengestellt.
Fachunterricht wird typischerweise in zwei bis fünf Einheiten pro
Woche zu je 45 Minuten erteilt, ohne dass inhaltliche Zusammenhänge
zwischen Fächern bestehen. Im Gegensatz zur Qualität des Unterrichts
kann diese Organisationsform von der einzelnen Lehrkraft nicht be-
einflusst werden.
Qualitätsmerkmale Wie kann guter Unterricht angesichts der Komplexität und der gege-
von Unterricht benen Rahmenbedingungen gelingen? Welche Faktoren sind die rele-
vantesten? Wie kann man sie beobachten und bewerten und wie kann
man sie günstig beeinflussen? Dieses Kapitel führt vor allem in solche
Qualitätsmerkmale des Unterrichts ein, die sich mit Blick auf Lerner-
folge der Schülerinnen und Schüler als relevant erwiesen haben. Der
Schwerpunkt liegt dabei auf jenen Merkmalen, die von der Lehrkraft
beeinflussbar sind. Zwischen der Gestaltung jener Merkmale und den
professionellen Kompetenzen der Lehrkraft besteht ein Zusammen-
hang. Guter Unterricht hängt – vermittelt über die beobachtbaren Qua-
litätsmerkmale – vom Wissen, Können und den Einstellungen der Lehr-
kraft ab.
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Bedingungen guten Unterrichts 295
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296 Kapitel 11
Herausfordernde
Reflexion
Aufgaben
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Bedingungen guten Unterrichts 297
Mit dem Fokus auf zehn Kategorien hat das System den Vorzug, leicht
erlernbar zu sein. Es handelt sich um ein „niedrig inferentes“ System –
den Beobachtern werden keine weitreichenden Schlussfolgerungen ab-
verlangt, um ein Merkmal zu beurteilen.
Flanders ging davon aus, dass sich der Unterricht grundsätzlich in einer
Art gelenktem Unterrichtsgespräch vollzieht und dass die Kategorien
seines Systems dazu beitragen könnten, den Interaktionsstil dieses Ge-
sprächs bewusst zu machen und zu verbessern. Die Verbesserung der
Interaktion sollte darin bestehen, die Initiative der Schülerinnen und
Schüler zu erhöhen, ihre Ideen und Fragen zu akzeptieren und zu ver-
wenden und den Unterricht damit in einem weniger direkten Stil zu ge-
stalten.
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298 Kapitel 11
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Bedingungen guten Unterrichts 299
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300 Kapitel 11
Cliquenbildung, Diskriminierung
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Bedingungen guten Unterrichts 301
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302 Kapitel 11
Als ein Beispiel können wir den „Effekt von Hausaufgaben“ als einen
Faktor betrachten, der die Schulleistung beeinflussen kann. Eine mög-
liche Intervention, um den Effekt von Hausaufgaben auf die Schulleis-
tung zu ermitteln, könnte der Vergleich einer Kontrollgruppe (mehrere
Klassen erhalten beispielsweise ein Schuljahr lang in einem Fach keine
Hausaufgaben) mit einer Interventionsgruppe (mehrere andere, ansons-
ten vergleichbare Klassen erhalten ein Schuljahr lang im gleichen Fach
Hausaufgaben) sein. Vorher und nachher kann der Leistungsstand mit
einem objektiven Schulleistungstest erhoben werden. Der Unterschied
im Leistungszuwachs zwischen Interventions- und Kontrollgruppe wird
Effektstärke von im Maß der Effektstärke d ausgedrückt. Die Effektstärke beschreibt den
Interventionen zur Unterschied zwischen den beiden Gruppen in Standardabweichungs-
Steigerung von
Lernerfolg einheiten. Eine Effektstärke von d = 0.5 zugunsten der Interventions-
gruppe würde bedeuten, dass ein durchschnittlicher Schüler der Inter-
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Hattie (2009; dt. Übersetzung 2015) hat für sein Buch „Lernen sichtbar
machen“ über 800 bereits existierende Metaanalysen zu verschiedenen
Bereichen gesichtet, in neuen Berechnungen synthetisiert, beschrieben
und zusammengefasst. In diesen Metaanalysen „stecken“ 52 637 ein-
zelne Studien mit 146 142 einzelnen Effektstärken. Die Zahl der unter-
suchten Lernenden über alle Studien hinweg betrug rund 240 Millionen.
Für das nachfolgende Buch „Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen“
(Hattie, 2012; dt. Übersetzung 2014) wurden weitere 7 518 Studien und
darin 13 428 Effektstärken und 5 Millionen Lernende ergänzt. Die Aus-
sagen zu den Faktoren, die Lernleistungen beeinflussen, ruhen also auf
einer umfassenden empirischen Basis. Die meisten Studien haben sich
mit dem Unterrichten befasst (beispielsweise: Effekt von Hausaufga-
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Bedingungen guten Unterrichts 303
Die breite Basis an Daten hat Hattie zunächst genutzt, um einen Richt- Richtwert für bedeut-
wert für bedeutsame Effekte zu finden. Dazu hat er die Höhe und Häu- same Effekte: d = 0.40
figkeit aller gefundenen Effektstärken betrachtet und Folgendes fest-
gestellt: Die meisten Studien zeigen Effektstärken um d = 0.40. Die
Häufigkeit der Effektstärken ist normalverteilt (wie eine regelmäßig ge-
formte „Glocke“ mit der Häufigkeitsspitze bei d = 0.40). Das bedeutet,
dass die Verteilung symmetrisch ist (die eine Hälfte der Effektstärken
liegt oberhalb von d = 0.40, die andere Hälfte findet sich unterhalb von
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mittel
0.8
ch
1 Schulbesuchs-
0.
effekte
0.
Erwünschte
KENNWERTE
9
.0
Effekte
–0
Entwicklungs-
1.0
tiv
Rang 88
–0.1
1.1
1.2
Abbildung 29: Visualisierung des Effekts von Hausaufgaben nach Hattie (aus
Hattie, 2015, S. 24) (© Schneider Verlag Hohengehren, Balt-
mannsweiler. Abdruck mit freundlicher Genehmigung.)
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304 Kapitel 11
Daten aus fünf Metaanalysen ein, die 161 Einzelstudien, 295 einzelne
Effektstärken und über 100 000 Lernende umfassten. Die Effektstärke
ist im Barometer angegeben und zusätzlich mit dem Zeiger visualisiert.
Sie beträgt d = 0.29, bleibt also deutlich unterhalb der Zone der er-
wünschten Effekte. Die Aussage ist, dass der Effekt von Hausaufgaben
in der Realität im Durchschnitt geringer ist als möglicherweise ange-
nommen. Mit Blick auf den Umschlagpunkt ist der Effekt nicht so groß,
dass Hausaufgaben in wünschenswerter Weise funktionieren. Man sollte
diese Aussage zum Anlass nehmen zu überlegen, was getan werden
könnte, um Hausaufgaben für das Lernen effektiver (den Effekt stärker)
zu machen.
Die Hattie-Studie hat bei ihrem Erscheinen für Aufsehen und Diskus-
sionen gesorgt, weil die empirische Evidenz zu bestimmten Faktoren
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Bedingungen guten Unterrichts 305
11.2.2 Klassenführung
Die Klassenführung stellt einen bewusst gestalteten Rahmen für Un- Rahmen für
terrichtsprozesse im Klassenraum dar. Dieser Rahmen umfasst die Art Unterrichtsprozesse
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306 Kapitel 11
Regeln für die Regeln. Ein Miteinander im Unterrichtprozess gelingt besser, wenn alle
Zusammenarbeit Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewisse Grundregeln einhalten. Diese
Regeln betreffen beispielsweise die Interaktion (Freundlichkeit, Res-
pekt, Ausreden lassen, Melden) und die Zusammenarbeit (kooperative
Einstellung, Hilfsbereitschaft, Vermeiden von Störungen) in der Klasse.
Auch das individuelle Engagement (Beteiligung am Unterricht, Anstren-
gungsbereitschaft) könnte thematisiert werden. Regeln können gemein-
sam formuliert werden; sie sollten in einer einfachen Sprache abgefasst
sein; ihre Anzahl sollte übersichtlich bleiben. Vereinbarungen über Re-
geln sollten zu Beginn der Zusammenarbeit (z. B. am Anfang eines Un-
terrichtsjahres) getroffen werden. Ein späteres Verhandeln, nachdem
bereits auf Vorkommnisse reagiert werden musste, ist schwieriger.
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Bedingungen guten Unterrichts 307
verdeutlichen auch, dass die Lehrkraft das Verhalten bemerkt und es Verhaltenskontrolle
nicht für selbstverständlich hält. Wird das gewünschte Verhalten nicht durch Verstärkung
im Rahmen von
gezeigt, so können Schülerinnen und Schüler dazu angehalten werden, Klassenführung
das Verhalten in gewünschter Form zu wiederholen (Beispiele: Melden
und warten, bis man drangenommen wird, Umstellen von Tischen und
Stühlen für eine Gruppenarbeit ohne Lärm und Unruhe). Anschließend
wird die gelungene Durchführung durch Lob verstärkt.
Verstärker können auch „negativ“ sein: Das Beenden eines als unange-
nehm empfundenen Zustands kann verstärkend für das gewünschte Ver-
halten sein. (Beispiel: Befreundeten Schülern, die Tischnachbarn sind,
werden nach Unterrichtsstörung getrennte Plätze zugewiesen. Dies wird
vermutlich als unangenehm empfunden. Bei regelkonformem Verhalten
wird dieser Zustand aufgehoben und sie dürfen wieder beieinander sit-
zen. Dabei sollte verdeutlicht werden, dass sie nicht für den Regelver-
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308 Kapitel 11
Lehrkraft und Schüler Nicht nur die Lehrkraft verfügt über Verstärker und Strafreize, auch die
in einem Kreislauf Schülerinnen und Schüler können gegenüber der Lehrkraft Sympathie,
wechselseitiger
Verhaltenskontrolle Verständnis für bzw. Zustimmung zu ihren Entscheidungen, Interesse
und Aufmerksamkeit signalisieren (Verstärker) oder aber Antipathie,
Verweigerung und Desinteresse zum Ausdruck bringen und damit das
Verhalten der Lehrkraft sanktionieren. Insofern befinden sich Lehrkraft
und Schüler in einem Kreislauf wechselseitiger Vergabe von Verstärkern
oder Strafreizen. Lehrkräfte, die sich das nicht bewusst machen, kön-
nen sich von einer geschickt agierenden Klasse unter Druck setzen und
steuern lassen. In einem solchen Fall beherrscht die Klasse die Technik
der Verhaltenskontrolle besser als die Lehrkraft.
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Bedingungen guten Unterrichts 309
Schüler fragen und erklären sich gegenseitig etwas oder tauschen Ma-
terialien aus. Schüler entfalten jedoch auch unterrichtsferne Aktivitä-
ten, zeichnen und malen, führen Privatgespräche, benutzen ihr Smart-
phone, erledigen Hausaufgaben für andere Fächer oder lesen in
fachfremden Büchern. Für die Behandlung derartiger Ablenkungen
und Störungen gilt ebenfalls der Grundsatz, die Lernzeit für die ge-
samte Klasse zu maximieren. Dies bedeutet, möglichst keine große
Sache aus den Störungen zu machen, nicht darüber zu diskutieren und
nicht die Aufmerksamkeit der übrigen Schülerinnen und Schüler da
rauf zu lenken. Solche Störungen sollten im Keim erstickt und mög-
lichst „nebenbei“ beendet werden, ohne den Unterrichtsfluss zu un-
terbrechen. Dafür ist es notwendig, die Klasse beständig „im Blick“ zu
behalten, Störungen früh zu erkennen und ihre Entwicklung zu antizi- Antizipierendes, non-
pieren. Bleibt die Störung insgesamt unter einer gewissen Schwelle und verbales und undrama-
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tisches Handeln
wird antizipiert, dass sie sich umgehend erledigt haben wird, ist es u. U. vermeidet Störungen
angemessen, die Störung nicht aufzugreifen. Wird ein Verhalten je-
doch als störend bewertet und wird antizipiert, dass sich die Störung
nicht von selbst legen wird, ist ein frühzeitiges, bestimmtes, undrama-
tisches und möglichst nonverbales Eingreifen angezeigt. Ein solches
Eingreifen kann beispielsweise darin bestehen, dass sich die Lehrkraft
dem Tisch der störenden Schüler nähert, während der Unterricht fort-
gesetzt wird. In der Nähe können wirkungsvoll nonverbale Zeichen ge-
sendet werden, die den Schülern signalisieren, dass die Störung be-
merkt wurde und zu unterbleiben hat. Auch Bücher und Smartphones
können auf diese Weise ohne Worte entfernt werden. Darüber hinaus
können Verfahren eingeführt werden, um wiederholte Störungen von
Schülerinnen und Schülern zu protokollieren, ohne den Unterrichts-
fluss zu unterbrechen.
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310 Kapitel 11
Verlässlichkeit) passieren und dass es jemanden gibt, der (oder die) dafür sichtbar Ver-
antwortung übernimmt. Wenn die Verantwortung für eine solche
Struktur diffus bleibt, entsteht eine Lücke, die von den Schülerinnen
und Schülern nicht gefüllt werden kann. Klassenführung bedeutet also
auch, Verantwortung für die Etablierung der Struktur zu übernehmen
und als eine Art „Gewissen“ oder „Über-Ich“ zu fungieren. Die dadurch
vermittelte Sicherheit bildet Vertrauen und wirkt sich positiv auf die
Lernatmosphäre aus. Voraussetzung dafür ist wiederum, dass die Lehr-
kraft sich ihrer Verantwortung und Vorbildrolle bewusst ist. Kommt
die Lehrkraft beispielsweise selbst des Öfteren unpünktlich in den Un-
terricht, ist sie nicht gut vorbereitet, vergisst sie Medien und Materia-
lien und werden Schüler regelmäßig erst einmal zum Kopieren von Ar-
beitsblättern geschickt, entstehen sichtbare Widersprüche.
Dies zeigt, dass sich die beschriebenen Elemente effektiver Klassen-
führung in einem Geflecht von Wirkfaktoren befinden. Effektive Klas-
senführung, Unterrichtsvorbereitung und Lernatmosphäre stehen in
einem Zusammenhang.
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Bedingungen guten Unterrichts 313
Unterricht
Kognitive
Herausforderung
Fachdidaktisches Leistungszuwachs
Adaptive
Wissen der Lehrkraft der Schüler
Unterstützung
Effektive
Klassenführung
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314 Kapitel 11
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Bedingungen guten Unterrichts 315
Das fachdidaktische Wissen, das mit dem Test erfasst wurde, erwies Je höher das fachdidak-
sich in der COACTIV-Studie auch tatsächlich als wirksam für den Lern- tische Wissen der
Lehrkraft, desto höher
zuwachs der Schülerinnen und Schüler. In den 181 Klassen, die ein Jahr der Lernzuwachs ihrer
nach PISA 2003 noch vorhanden waren, wurde die PISA-Testung im Jahr Schüler
2004 wiederholt. Damit verfügte man über ein objektives Maß der Schü-
lerleistung nach einem Lernjahr. Bei dieser Leistungsmessung wurden
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316 Kapitel 11
Das Klima hängt von vielen Faktoren ab, die sich wechselseitig beein-
flussen. Die oben erwähnte Ordnung von Unterrichtsmerkmalen aus
Expertensicht (vgl. Tab. 13) enthielt beispielsweise in den ersten drei
Kategorien eine Reihe von Merkmalen, die zum Unterrichtsklima bei-
tragen: (1) Sozialorientierung des Unterrichts (z. B. Thematisierung
nicht-fachlicher Ziele, Wertschätzung, Wärme und Zuwendung, Akzep-
tanz), (2) Sozialklima in der Klasse (Kooperationsverhalten, Hilfsbereit-
schaft von Mitschülern) und (3) Einstellungen und Lernhaltungen der
Schüler (z. B. Leistungsbereitschaft, Mitarbeit, Konkurrenz). Direkt und
indirekt hängen wiederum viele (wenn auch nicht alle) Merkmale des
Klimas von den Verhaltensweisen und Äußerungen der Lehrkraft ab.
Aspekte von der Von der Lehrkraft beeinflussbare Aspekte des lernförderlichen Klimas
Lehrkraft beeinflussbar
sind beispielsweise der Umgang mit Fehlern, angemessene Wartezei-
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ten und Abbau von Angst (Helmke, 2009). Anhand dieser Aspekte wird
präzisiert, was unter einem insgesamt lernförderlichen Klima verstan-
den werden kann und welche Voraussetzungen dafür geschaffen wer-
den müssen.
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Bedingungen guten Unterrichts 317
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318 Kapitel 11
tioniert (z. B. weil sie den Eindruck haben, dass fehlerhafte Beiträge
entsprechend vermerkt werden und in die mündliche Mitarbeitsbe-
wertung negativ eingehen oder weil sie sich bloß gestellt oder ignoriert
fühlen), dann entwickeln sie eine fehlervermeidende Haltung und „ver-
bergen“ fehlerhaftes Wissen vor der Lehrkraft. Eine Vermischung von
Lern- und Leistungssituationen geht mit einem ungünstigen, negati-
ven Lernklima einher (Hascher, 2004; Götz, Zirngibl & Pekrun, 2004).
Wenn sich zudem nur jene Schülerinnen und Schüler am Unterricht
beteiligen, die keine Fehler machen, hat die Lehrkraft höchstwahr-
scheinlich ein unzutreffendes Bild vom Wissensstand der Klasse.
Unterrichtstempo
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Bedingungen guten Unterrichts 319
Antwort). Eine bewusste Erhöhung beider Zeiten kann auf Dauer po-
sitive Effekte haben, u.a. längere und überlegtere Schülerantworten,
mehr freiwillige Meldungen, weniger unbeantwortete Fragen und auch
mehr Fragen von Schülerinnen und Schülern (Borich, 2013). Eine län-
gere Wartezeit 1 interpretieren Schüler als Hinweis darauf, dass die
Antwort überlegt sein sollte. Eine längere Wartezeit 2 kommuniziert Wirkungen längerer
an die Schüler, dass eigentlich eine bessere (elaboriertere, gramma- Wartezeiten
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320 Kapitel 11
11.3 Lehrerprofessionalität
Lehrkräfte spielen eine zentrale Rolle bei der Frage, wie erfolgreich
der Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten bei Schülerinnen und
Schülern verläuft (Kunter & Pohlmann, 2009). Dementsprechend groß
ist auch das Forschungsinteresse an der Frage, was „gute“ Lehrkräfte
ausmacht und was erfolgreiche Lehrkräfte von weniger erfolgreichen
unterscheidet. Die diesbezügliche Forschung wird heute unter dem
Lehrerprofessionalität Titel „Lehrerprofessionalität“ subsummiert und ist keineswegs nur Ge-
genstand der Pädagogischen Psychologie, sondern stellt ein Feld inter-
disziplinärer Bildungsforschung dar, in dem sich verschiedene Wissen-
schaftsdisziplinen, wie die Pädagogik und die Psychologie, aber auch
die Soziologe und die Fachdidaktiken finden (Tillmann, 2014). Ent-
sprechend heterogen sind daher auch die theoretischen und empirisch-
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Bedingungen guten Unterrichts 321
11.3.1 Lehrerpersönlichkeit
Forschung zur Lehrerpersönlichkeit (für eine Zusammenfassung siehe
Mayr, 2014) basiert dabei in der Regel auf dem Fünf-Faktoren-Modell Big-Five-Modell
der Persönlichkeit (auch Big-Five-Modell) als Standardmodell der Per-
sönlichkeitsforschung (vgl. Neyer & Asendorpf, 2018; Rammsayer &
Weber, 2016). Dieses Modell beschreibt die Persönlichkeit eines Men-
schen anhand der Ausprägungen auf fünf Eigenschaftsdimensionen:
Extraversion, Neurotizismus, Offenheit für Erfahrungen, Verträglich-
keit und Gewissenhaftigkeit. Positive Zusammenhänge zum Lehrer-
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322 Kapitel 11
Realistic Investigative
Conventional Artistic
Enterprising Social
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Bedingungen guten Unterrichts 323
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324 Kapitel 11
11.3.2 Expertise
Die Entstehung von Expertise gehört zu den klassischen Forschungs-
fragen der (Pädagogischen) Psychologie (vgl. Kap. 5). Allerdings be-
zieht sich die traditionelle Expertiseforschung auf Bereiche besonde-
rer Hochleistung (z. B. im Sport, beim Schachspielen, beim Musizieren).
Hierbei zeigte sich, dass besondere Hochleistungen nicht allein durch
überragende allgemeine Intelligenz oder herausragende Begabung,
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Bedingungen guten Unterrichts 325
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326 Kapitel 11
Experten
Professionals
Fachkräfte
Fortgeschrittene
Novizen
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Bedingungen guten Unterrichts 327
tung erfreut, stellt das von Baumert und Kunter im Rahmen der
COACTIV-Studie vorgeschlagene Kompetenzmodell (Baumert & Kun- COACTIV-Modell
ter, 2006, 2011) dar (vgl. Abb. 33).
Neben dem expertisebezogenen Professionswissen stellen dabei mo-
tivationale Orientierungen, Überzeugungen und Werthaltungen sowie
Selbstregulationsfähigkeiten zentrale Aspekte professioneller Kompe-
tenzen von Lehrkräften dar. Das Professionswissen selbst ist wiede-
rum in Anlehnung an Shulman (1986) in fünf Facetten unterteilt, wobei
die Autoren die drei zentralen Kategorien von Shulman (Fachwissen,
fachdidaktisches Wissen und pädagogisch-psychologisches Wissen)
um die Facetten Organisationswissen und Beratungswissen ergänzen.
Insbesondere die Facetten des fachdidaktischen und pädagogisch-psy-
chologischen Wissens werden dabei noch weiter ausdifferenziert. Das
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Motivationale
Orientierungen
Überzeugungen/
Aspekte professioneller Werthaltungen/ Selbstregulation
Kompetenz Ziele
Professionswissen
Fach- Pädagogisch-
Fach- Organisations- psycholo- Beratungs-
Kompetenz- didaktisches
wissen wissen wissen
bereiche Wissen gisches
Wissen
Abbildung 33: Modell der Lehrerkompetenz (nach Baumert & Kunter, 2011, S. 32)
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328 Kapitel 11
Zusammenfassung
Unterricht ist ein komplexer, interaktiver Prozess, der aus verschie-
denen Blickwinkeln betrachtet werden kann (z. B. Interaktionsana-
lyse, Qualitätsmerkmale, Fachdidaktik). In unterschiedlichen Be-
schreibungen von Unterricht, die theoriegeleitet und empirisch
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Bedingungen guten Unterrichts 329
Weiterführende
Baumert, J. & Kunter, M. (2006). Stichwort: Professionelle Kompetenzen von Literatur
Lehrkräften. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9 (4), 469 – 520.
Hattie, J. (2015). Lernen sichtbar machen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe
von „Visible Learning“ (3. Aufl.). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Ho-
hengehren.
Helmke, A. (2012). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose, Eval-
uation und Verbesserung des Unterrichts (4. Aufl.). Seelze-Velber: Klett-Kall-
mayer.
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330 Kapitel 11
Fragen
1. Wie beurteilen Sie die Beobachtung des Unterrichts aus Sicht
des Interaktionsanalysesystems von Flanders? Welche Vor- und
Nachteile hat dieses System?
2. Welche Bedeutung hat in den Metaanalysen von Hattie die Ef-
fektstärke d = 0.40? Wie ist Hattie darauf gekommen?
3. Bitte beschreiben Sie die Hauptergebnisse der COACTIV-Stu-
die. Wie wurde vorgegangen, um das fachliche und das fachdi-
daktische Wissen der Lehrkräfte zu ermitteln?
4. Welche Faktoren und Maßnahmen tragen dazu bei, eine effek-
tive Klassenführung zu erreichen?
5. Welche Faktoren können Lehrkräfte auf welche Weise beein-
flussen, um das Unterrichtsklima lernförderlicher zu machen?
6. Welche Facetten professioneller Kompetenzen von Lehrkräften
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Kapitel 12
Kognitives Training
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Inhaltsübersicht
12.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332
12.2 Konsistente und inkonsistente Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334
12.3 Effektstärke und Wirkungsbreite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335
12.4 Validität eines kognitiven Trainings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337
12.4.1 Konvergente Validität, Bereichsspezifität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337
12.4.2 Nicht intendierte Trainingswirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337
12.4.3 Drei-Gruppen-Plan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338
12.4.4 Konstruktvalidität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338
12.5 Trainingsansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340
12.6 Unterschiede der Wirkung von Trainings zwischen Personen . . . . . . . . . 341
12.6.1 Wirkungen auf die Leistungsvarianz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341
12.6.2 Positive Status-Gewinn-Korrelation: Der „Matthäus-Effekt“ . . . . . . . . . 342
12.7 Beispiel 1: Training induktiven Denkens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344
12.7.1 Definition und Trainingskonzeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344
12.7.2 Metaanalyse zur Abschätzung des durchschnittlichen Effekts
des induktiven Denktrainings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347
12.8 Beispiel 2: Förderung räumlicher Fähigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348
12.8.1 Definition und Trainingskonzeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348
12.8.2 Metaanalyse zur Abschätzung des durchschnittlichen Effekts von
Trainings räumlicher Fähigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352
Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354
Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354
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332 Kapitel 12
12.1 Einführung
Lassen sich intellektuelle Fähigkeiten und kognitive Funktionen – bei-
spielsweise schlussfolgerndes Denken, räumliche Fähigkeiten – durch
Training gezielt verbessern? Bei einem kognitiven Training werden
Prozedurales Wissen prozedurale Fertigkeiten und Fähigkeiten vermittelt und durch wieder-
holte Ausübung trainiert. Diese Fähigkeiten können komplex sein. Bei-
spielsweise können Lese- oder Denkstrategien trainiert werden, die
dazu dienen, prinzipiell unendlich viele neuartige Aufgaben bearbei-
ten zu können. Die trainierten Fertigkeiten können aber auch ver-
Komplexität gleichsweise einfach und spezifisch sein. Sie können dazu dienen, die
Leistung in nur einer Art von Aufgabe (beispielsweise in einer bestimm-
ten Art von Konzentrationstest oder in einer psychomotorischen Fä-
higkeit wie dem schnellen Schreiben auf einer Tastatur) zu verbessern.
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Abhängig von der Komplexität der trainierten Fähigkeit und von der
angezielten Wirkungsbreite des Trainings stellt sich die Frage, inwie-
Transfer weit Transfer auf andere Aufgaben erwartet werden kann. Man könnte
beispielsweise hoffen, dass ein Training räumlicher Fähigkeiten nicht
nur Leistungen in Aufgabentypen verbessert, die den trainierten Auf-
gaben ähneln, sondern dass es auf angewandte Probleme transferiert,
von denen man weiß, dass räumliche Fähigkeiten darin eine Rolle spie-
len (z. B. geometrische Probleme in der Mathematik, technisches Ver-
ständnis). Oftmals gelingt dies nicht. So stellte der Bericht des U.S. Na-
tional Research Council (NRC) aus dem Jahr 2006, „Learning to Think
Spatially“, fest, dass es mit der Generalisierbarkeit von Trainings räum-
licher Fähigkeiten auf Lernerfolge in naturwissenschaftlichen, techni-
schen und mathematischen Domänen nicht weit her sei und dass man
nach Wegen suchen müsse, Trainingsprogramme für räumliche Fähig-
keiten so zu gestalten, dass tatsächlich ein Transfer auf Lernleistun-
gen in fachlichen Domänen nachweisbar sei.
Spezifität Um Transfer wahrscheinlich zu machen, darf ein Training weder zu
spezifisch noch zu generell gestaltet sein. Damit dies gelingt, bedarf es
einiger theoretischer und methodischer Vorüberlegungen, beispiels-
weise bezüglich der zu trainierenden kognitiven Prozesskomponenten
und dazu, wie die Wirkung und der Transfer des Trainings nachgewie-
sen werden sollen.
In diesem Kapitel wird zunächst allgemein dargestellt, welche Ansätze
es gibt, um kognitive Trainings zu erstellen und zu prüfen. Dann wer-
den beispielhaft zwei kognitive Trainingsbereiche etwas genauer an-
gesprochen, die aus unterschiedlichen Kontexten stammen und unter-
schiedliche Trainingsansätze verfolgen: Training des induktiven
Denkens und Training räumlicher Fähigkeiten.
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Kognitives Training 333
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334 Kapitel 12
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Kognitives Training 335
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336 Kapitel 12
Geringere Effektstärke, Bei inkonsistenten Aufgaben wird eine größere Wirkungsbreite ange-
aber höhere
Wirkungsbreite bei
zielt. Auch unbekannte Aufgaben mit neuen Materialien sollen nach
infiniten Aufgaben dem Training kompetenter angegangen und besser gelöst werden.
Demzufolge sollte das Training bezüglich der Materialien und der ver-
mittelten Strategien allgemeiner gestaltet sein. Damit werden die Wir-
kungen in spezifischen Aufgaben schwächer (kleinere Effektstärke),
die Wirkungsbreite aber größer. Das Training des induktiven Denkens
von Klauer, das in Abschnitt 12.7 erläutert wird, ist ein Beispiel hier-
für. Im Training werden Strategien vermittelt, systematisch Gemein-
samkeiten, Unterschiede und Beziehungen in gegebenen Elementen
zu ermitteln. Dabei werden unterschiedliche Materialien eingesetzt,
die Aufmerksamkeit auf das Identifizieren unterschiedlicher Typen
von Aufgaben gerichtet und Kontrollstrategien eingeübt. Das Training
ist – bei mittleren Effektstärken – wirksam, wenn man die Wirkung
mit einer Batterie von induktiven Intelligenztestaufgaben prüft. Dar-
über hinaus kann man eine Verbesserung in schulischen Leistungen
feststellen (hohe Transferdistanz). Typische Anwendungsaufgaben
im schulischen Unterricht erfordern oftmals induktives Denken (d. h.
aus Beispielen und Phänomenen auf zugrundeliegende Regeln schlie-
ßen).
Power-generality Die hier beschriebene negative Beziehung zwischen Effektstärke und
t rade-off
Wirkungsbreite wird als power-generality trade-off bezeichnet (Salo-
mon & Perkins, 1989; Klauer, 2001b). Eine allgemeine Methode hat
eine hohe Anwendungsbreite (z. B. „allgemeine Problemlösestrate-
gien“ oder „reflexives Denken“), ist jedoch im konkreten Fall schwach.
Eine spezifische Methode ist stark und oftmals entscheidend für ein
bereichsspezifisches Problem. Experten besitzen für ihre Domäne die
starken, bereichsspezifischen Methoden. Bereichsspezifisches Wis-
sen kann durch allgemeine Methoden nicht ersetzt werden.
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Kognitives Training 337
dem angezielten Bereich zeigen. Jedoch ist auch der Nachweis diskri-
minanter Validität relevant. Wenn ein Training Leistungsbereiche ver-
bessert, die von der trainierten Fertigkeit gar nicht abhängen sollten,
dann liegt die Vermutung nahe, dass das Training zusätzliche oder all-
gemeinere Fähigkeiten beeinflusste. Das Training induktiven Denkens
sollte die Leistung in Aufgaben verbessern, bei denen induktives Den-
ken erforderlich ist, aber beispielsweise nicht die Leistung im schrift-
lichen Multiplizieren.
rung bei der zweiten Testung allein durch die Wiederholung des Tests
(auch Retest-Effekt genannt).
Weitere Einflüsse ergeben sich aus Veränderungen der Situation in der
Wahrnehmung der Trainingsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Die
Leistung kann sich allein deshalb verbessern, weil sie bemerken, dass
sie an einem Training teilnehmen (Hawthorne-Effekt), auch wenn es
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338 Kapitel 12
sich tatsächlich um ein Placebo handelt. Die Leistung kann sich ver-
bessern, weil Trainerinnen und Trainer erwarten, dass sich die Leis-
Nicht intendierte tung verbessert (Pygmalion-Effekt) oder weil eine neue Lernsituation
Gründe für
(z. B. mit neuen Medien) hergestellt wird, die interessant erscheint,
Verbesserung
weil sie sich vom Üblichen abhebt (Novitätseffekt). Die Leistung kann
sich auch verbessern, weil Trainingsteilnehmerinnen und -teilnehmer
wahrnehmen, dass ihnen als hervorgehobene Gruppe eine besondere
Aufmerksamkeit gewidmet wird (Zuwendungseffekt). Es ist daher nicht
überraschend, dass die Wirksamkeit eines Trainings stark von der Per-
son des Trainers oder der Trainerin abhängt.
12.4.3 Drei-Gruppen-Plan
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Trainingsgruppe Um von einer sichtbaren Verbesserung nicht fälschlich auf die Wirk-
samkeit des Trainings zu schließen, ist es notwendig, nicht trainings-
Kontrollgruppe bedingte Einflüsse zu kontrollieren. Mit einer Kontrollgruppe, die die
Vor- und Nachtests erhält, mit der jedoch kein Training durchgeführt
wird, kann der Wiederholungseffekt abgeschätzt werden. Mit einer
weiteren Gruppe, die ein ähnliches Programm wie die Trainingsgruppe
durchläuft, jedoch nicht das spezielle Training erhält, sondern etwas
Dummy-Treatment- anderes macht (Dummy-Treatment), können Placebo-Effekte der Trai-
Gruppe
ningssituation (Erwartung, Zuwendung, Novität etc.) kontrolliert wer-
den. Mit einem solchen Drei-Gruppen-Plan kann festgestellt werden,
ob ein Treatment überhaupt wirksam ist und über den Wiederholungs-
effekt hinausgeht (Vergleich zwischen Kontrollgruppe mit Trainings-
gruppe und Dummy-Treatment-Gruppe). Ferner kann festgestellt wer-
den, ob spezifische Trainingselemente wirksam waren oder ein
Placebo-Effekt vorherrschte (Vergleich zwischen Training und Dummy-
Treatment).
12.4.4 Konstruktvalidität
Über die konvergente und diskriminante Validität hinaus wäre es wün-
schenswert, wenn der Nachweis der Konstruktvalidität eines Trainings
geführt werden könnte. Damit ist gemeint, dass ein Training tatsäch-
lich die der Leistung zugrundeliegende Fähigkeit fördert. Möchte man
beispielsweise die Fähigkeit der mentalen Rotation fördern, genügt es
nicht zu zeigen, dass typische Aufgaben der mentalen Rotation nach
dem Training besser gelöst werden als vorher. Trainingsteilnehmerin-
nen und -teilnehmer könnten die Aufgaben mit unterschiedlichen Stra-
tegien angegangen haben (z. B. verbale Strategien, analytische Strate-
gien) und diese Strategien in Bezug auf das in den Aufgaben gezeigte
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Kognitives Training 339
für das Erlernen der Schriftsprache (Lesen, Schreiben) dar. Eine durch
Training verbesserte phonologische Bewusstheit sollte dazu führen,
dass weniger Probleme beim Lesen lernen auftreten werden. Das ist
der Fall. Sowohl durch ein Screening diagnostizierte Risikokinder als
auch durchschnittliche Kinder profitierten vom „Würzburger Trai-
ningsprogramm zur phonologischen Bewusstheit“ (Küspert & Schnei-
der, 2008), wenn das Programm konsistent durchgeführt wurde
(Schneider, Roth, Küspert & Ennemoser, 1998; Schneider, Roth &
Küspert, 1999).
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340 Kapitel 12
schätzen.
• Nachweis einer mittelfristigen Wirksamkeit (Effektdauer). Dass ein
Trainingseffekt nicht nur unmittelbar nach dem Training festgestellt
werden kann, sondern auch drei bis sechs Monate später, ist nicht
nur praktisch bedeutsam, sondern auch ein Hinweis darauf, dass eine
Kompetenz trainiert wurde. Unter anderem sollten kurzfristige Ef-
fekte der Trainingssituation (z. B. Motivation durch freundliche Lern
atmosphäre, Novität u. Ä.) dann nicht mehr wirksam sein und der Test-
wiederholungseffekt keine große Rolle mehr spielen.
12.5 Trainingsansätze
Testaufgaben trainieren
Testaufgaben als Ob eine Validierung des Trainings hinsichtlich des zugrundeliegenden
raining in finiten
T
Konstrukts überhaupt möglich sein wird, hängt auch vom Trainings-
eistungsbereichen
L
ansatz ab. Ein Trainingsansatz besteht beispielsweise schlicht darin,
testanaloge Aufgaben zu verabreichen. Hierbei lautet das Prinzip, dass
Aufgaben, die zum Testen einer Fähigkeit geeignet sind, auch zum Trai-
nieren einer Fähigkeit geeignet sein sollten. Allerdings werden die Ef-
fekte recht spezifisch bleiben (nicht transferieren). Darüber hinaus wird
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Kognitives Training 341
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342 Kapitel 12
Das Training wirkt daher voraussichtlich nicht nur auf den Mittelwert
der Gruppe ein, sondern hat auch eine Wirkung auf die Leistungsvari-
anz der Gruppe. Zwei mögliche Wirkungen sind denkbar:
Reduktion der 1. Das Training führt dazu, dass die Leistungen insbesondere der
H
eterogenität
schwächeren Teilnehmenden steigen, während sich die Leistungen
der stärkeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht weiter verbes-
sern. Das Training kompensiert also zu Beginn bestehende Leis-
tungsunterschiede. Dies zeigt sich in einer verminderten Varianz der
Leistungen im Nachtest.
Erhöhung der 2. Das Training führt dazu, dass sich die Leistungen der stärkeren Teil-
H
eterogenität nehmerinnen und Teilnehmer schneller und weiter verbessern als
die der zu Beginn schwächeren Teilnehmenden. Dies zeigt sich in
einer nach dem Training erhöhten Varianz der Leistungen.
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Eine Zeit lang nahm man an, dass man aus der Varianzveränderung
auf Anlage- oder Umwelteinflüsse zurückschließen könne: Aus einer
Verminderung der Varianz wollte man schließen, dass umweltbedingte
Einflüsse (Training) wirksam seien, aus einer Erhöhung der Varianz
wollte man schließen, dass angeborene (erbliche) Faktoren wirksam
seien. Solche Rückschlüsse sind allerdings unzulässig. Welche der bei-
den Wirkungen eintreten wird, hängt vielmehr von einer ganzen Reihe
von Faktoren ab. Eine kompensatorische Wirkung ist beispielsweise
wahrscheinlicher, wenn die Varianz in der abhängigen Variablen (Nach-
test) eingeschränkt ist. Das kann bei konsistenten (finiten) Aufgaben
oftmals der Fall sein, die spezifisch sind und im Nachtest keinen Trans-
fer vorsehen. Wenn sich die Leistung aller Trainingsteilnehmerinnen
und -teilnehmer der Asymptote nähert, wird die Varianz kleiner sein
als vor dem Training (es kommt zu einem Deckeneffekt). Die bereits
zuvor leistungsstärkeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer profitieren
dann allerdings wenig vom Training (langweilen sich).
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Kognitives Training 343
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344 Kapitel 12
12.7 Beispiel 1:
Training des induktiven Denkens
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Kognitives Training 345
Heuristiken
Hypothese überprüft. Wenn dies nach mehrfachen Versuchen nicht
zum Erfolg führt, wird auf eine systematischere Vorgehensweise um-
geschaltet oder die Aufgabenbearbeitung wird abgebrochen.
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346 Kapitel 12
Varianten des Trainings Durch die Vielzahl der Aufgaben, der unterschiedlichen Einkleidungen
der Probleme sowie einer zunehmenden „Entfernung“ der gestellten Auf-
gaben von der einfach erkennbaren Grundstruktur ist nach Klauer
(2001c) ein Transferproblem nicht zu befürchten. Das Denktraining exis-
tiert als Denktraining für Kinder I (Klauer, 1989) für den Altersbereich
von 5 bis 7 Jahren (hier dominiert sprachfreies, konkretes Material, z. B.
Würfel und Klötze sowie Abbildungen realer Objekte), als Denktraining
für Kinder II (Klauer, 1991) für den Altersbereich von 10 bis 13 Jahren
und als Denktraining für (lernschwache) Jugendliche (Klauer, 1993) im
Altersbereich von 14 bis 16 Jahren. Darüber hinaus liegt eine Compu-
terspielvariante des Denktrainings für Kinder zwischen 5 und 10 Jah-
ren vor (Lenhard, Lenhard & Klauer, 2011).
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Kognitives Training 347
personen, Klauer & Phye, 2008, Tab. 4). Beim Programm Denktrai-
ning für Kinder I war die Effektstärke etwas höher (d = 0.57, Mittelwert
aus 42 Effektstärken) als bei Denktraining II (d = 0.43, Mittelwert aus
24 Effektstärken) und Denktraining III (d = 0.50, Mittelwert aus 13 Ef-
fektstärken). Klauer (2001c) erwog, dass besonders geeignete Traine-
rinnen und Trainer einige der Trainings in den Kindergärten (Denktrai-
ning I) durchgeführt haben könnten, was zu besonders hohen
Effektstärken geführt habe.
Ein Effekt des Trainings auf induktives Denken, wie es mit Intelligenz-
testaufgaben gemessen wird, kann somit als nachgewiesen gelten.
Dabei wird Wert auf die Feststellung gelegt, dass die Intelligenztest-
aufgaben bereits Transfer darstellen (Klauer, 2001c, S. 185). Die Auf-
gaben des Denktrainings enthalten sinnvolles Material, während die
Aufgaben der Intelligenztests abstrakt-figurales, sinnfreies Material
enthalten.
Einige Studien (22 Effektstärken, 1 094 Versuchspersonen) wiederhol-
ten die Posttests (Intelligenztestaufgaben) nach einem Zeitraum von
wenigstens drei Monaten (zwischen drei und zwölf Monaten, im Wiederholte Prüfung
nach mehreren
Schnitt nach knapp sechs Monaten). Die Effektstärken blieben dabei Monaten
stabil. Daraus kann geschlossen werden, dass die Effekte in dem Zeit-
raum konstant blieben und nicht nur kurzfristiger bzw. temporärer
Natur waren. Dies wird als Hinweis darauf diskutiert, dass die trai-
nierten Personen die erworbenen Strategien auch nach dem Training
bei anderen Lernmaterialien anwandten (Klauer, 2001c). Möglicher-
weise sind die längerfristigen Effekte auf selbstreguliertes Lernen bzw.
die erworbenen metakognitiven Strategien zurückzuführen (Klauer &
Phye, 2008, S. 106). Hierzu fehlen allerdings noch aussagekräftige
Studien.
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348 Kapitel 12
Prüfung des Transfers Eine Reihe der Experimente (38 Effektstärken, insgesamt 1 723 Ver-
auf schulische suchspersonen) prüfte die Auswirkungen des Denktrainings auf schu-
Lerninhalte
lisches Lernen. Die Gestaltung der Lernsituationen und die Inhalte
waren dabei unterschiedlich. Es kamen kontrollierte Lernmaterialien
mit eigens erstellten Tests zur Anwendung, es wurden Problemlöse-
aufgaben, fachliche Lernfähigkeitstests und Klassifizierungsaufgaben
gestellt, oder es wurden Unterrichtsstunden durchgeführt und der
Lernerfolg für die vermittelten Inhalte geprüft. Fachlich wurden un-
terschiedliche Gebiete ausgewählt, u. a. Mathematik, Physik, Biologie,
Geografie und Deutsch. Alle Experimente zusammengenommen,
wurde eine mittlere Effektstärke von d = 0.69 berechnet (Klauer & Phye,
2008, Tab. 5). Es kann demnach festgehalten werden, dass das induk-
tive Denktraining bei schulischen Lerninhalten wirksam ist – und die-
ser Effekt ist deutlich höher als bei der Wirkung auf Intelligenztestauf-
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gaben.
12.8 Beispiel 2:
Förderung räumlicher Fähigkeiten
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Kognitives Training 349
gaben gelöst werden (Souvignier, 2000). Dabei weist das Material, mit
dem trainiert wird, zu den Aufgaben, mit denen die räumlichen Fähig-
keiten getestet werden und der Trainingserfolg überprüft wird, bereits
eine gewisse Transferdistanz auf. Computerspiele lassen eine Steige-
rung der Schwierigkeit zu (z. B. über Schnelligkeit oder Anzahl von zu
lösenden Aufgaben pro Zeiteinheit), sie sind interaktiv (Ergebnisse von
Eingriffen sind direkt sichtbar) und bieten Rückmeldung über Erfolg
und Misserfolg. Untersuchungen mit einem breiten Förderansatz fin-
den oftmals im Kontext von Schule und Unterricht statt und sind mit
der Hoffnung verbunden, dass die mittels Training gesteigerten räum-
lichen Fähigkeiten später auch das Lernen in bestimmten Domänen
erleichtern (z. B. in Physik).
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350 Kapitel 12
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Kognitives Training 351
eines einzelnen Objekts oder das Falten und Entfalten eines Stücks Pa-
pier. Extrinsisch-statisch sind Aufgaben, bei denen es um das Verständ-
nis von Objekten im Verhältnis zu einem räumlichen Kontext geht. Ex-
trinsisch-dynamisch sind Veränderungen der räumlichen Perspektive
(beispielsweise zu imaginieren, eine andere Position im Raum einzu-
nehmen und den Raum von dort aus zu betrachten). Alle Trainings- und
Testaufgaben wurden bezüglich des Vierfelderschemas von den Auto-
ren der Metaanalyse klassifiziert. Wenn Trainings- und Testaufgaben im
selben Feld zu finden waren, handelte es sich um ähnliche Aufgaben
(naher Transfer). Wenn Trainings- und Testaufgaben in unterschiedli-
chen Feldern des Schemas zu finden waren, unterstellten die Autoren
unterschiedliche Repräsentationen und Prozesse und somit substanziel-
len Transfer. Für diese „weiten“ Trainingswirkungen wurde eine Effekt-
stärke von 0.55 ermittelt (51 Studien).
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352 Kapitel 12
Zusammenfassung
Bei einem kognitiven Training werden prozedurale Fertigkeiten und
Fähigkeiten vermittelt und durch wiederholte Ausübung trainiert.
Daher weist ein Training Bezüge zum Fertigkeitserwerb auf, vor
allem, wenn es sich um konsistente (begrenzte) Aufgaben handelt.
Bei konsistenten Aufgaben kann der Verlauf der Lernkurve gemäß
dem Gesetz der Übung erwartet werden. Daraus folgt eine hohe Ef-
fektstärke, aber auch eine geringe Wirkungsbreite. Auf diese Weise
kann man praktisch jede Aufgabe trainieren, u. a. indem man sehr
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Kognitives Training 353
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354 Kapitel 12
Weiterführende
Literatur Klauer, K. J. (Hrsg.). (2001). Handbuch Kognitives Training (2. Aufl.). Göttingen:
Hogrefe.
Fragen
1. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Effektstärke und
Wirkungsbreite eines Trainings?
2. Wie unterscheiden sich konsistente von inkonsistenten Aufga-
benbereichen, insbesondere hinsichtlich des Lernverlaufs und
der Wirkung von Training auf fähigere und weniger fähige Trai-
ningsteilnehmerinnen und -teilnehmer?
3. Was versteht man unter dem „Drei-Gruppen-Plan“ zur Trai-
ningsevaluation und welche Vergleiche kann man mit diesem
Plan anstellen?
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Anhang
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Glossar
Anterograde Gedächtnisausfall für jene Ereignisse, die zeitlich nach der Gehirn-
Amnesie schädigung liegen (vgl. Retrograde Amnesie).
Attributionsstil Typische Art und Weise, in der Personen Erfolge und Misserfolge
durch unterschiedliche Ursachen erklären (z. B. Fähigkeit, Anstren-
gung, Glück).
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Glossar 385
Begabung Ausmaß, in dem eine Person Fähigkeiten besitzt, die es ihr ermög-
lichen, im Vergleich zu anderen besonders gute Ergebnisse zu erzie-
len. Dabei liegt der Ursprung der Begabung in einer Veranlagung
und geht nicht (allein) auf Förderung oder Übung zurück.
Chunk Ein Chunk ist das Ergebnis der Bündelung von aktuell verarbeiteten
Informationen durch Langzeitgedächtnisstrukturen, sodass das Ar-
beitsgedächtnis entlastet wird.
Deliberate Practice Kognitiv anstrengende, gezielte Übetätigkeit mit dem Ziel, Aspekte
der Tätigkeit bewusst zu verbessern. Problemlösende Herangehens-
weise, Fehleranalyse und Reflexion spielen eine große Rolle, nicht
aber das repetierende Ausführen zur Automatisierung.
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386 Glossar
Doppelaufgaben Aus dem Ergebnis der gleichzeitigen Bearbeitung von zwei unter-
paradigma schiedlichen Aufgaben wird versucht zu schließen, ob diese beiden
Aufgaben unterschiedliche oder gemeinsame kognitive Ressourcen
beansprucht haben.
Drei-Speicher- Modell von Atkinson und Shiffrin (1968) zur Erklärung von Gedächt-
Modell nisstrukturen und -prozessen. Stellt eine der grundlegenden Rah-
mentheorien der Kognitiven Psychologie dar, deren Grundideen sich
bis heute in theoretischen Modellen der Lehr-Lernforschung finden.
Drill and Practice Typ von computerbasierten Lernprogrammen, bei denen klein-
schrittiges Üben auf Basis vieler Aufgaben mit jeweils einfachster
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Effektstärke Statistisches Maß zur Abschätzung der Größe eines statistisch sig-
nifikanten Effektes. Wird vielfach verwendet zur Einschätzung der
praktischen Bedeutsamkeit empirisch nachweisbarer Effekte. Es gibt
eine Vielzahl von Maßen der Effektstärke, zu deren bekanntesten
Cohens d gehört.
Erwartungs-Wert- Theorien, die Motivation als Resultat der Abwägung von Erwartun-
Theorien gen über zukünftige Erfolge und Misserfolge sowie Wertzuschrei-
bungen für Tätigkeiten oder Domänen beschreiben.
Expertise Bezeichnet das Ausmaß, in dem eine Person über bestimmte pro-
fessionelle Kompetenzen verfügt. Kennzeichnend ist, dass Exper-
tise als domänenspezifisch und erlernbar gilt.
Expertise reversal Instruktionale Hilfen, die sich bei Novizen als lernförderlich erwei-
effect sen, können bei Domänenexperten zu negativen Effekten führen.
Extrinsische Eine Aufgabe wird primär wegen ihrer Konsequenzen und nicht um
Motivation ihrer selbst willen durchgeführt (vgl. Intrinsische Motivation).
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Glossar 387
Gesetz der Übung Exponentielle Lernkurve beim Erwerb von prozeduralem Wissen
(Fertigkeitserwerb). Zu Beginn ist der Lernfortschritt enorm. Die
Verbesserungen werden im Verlauf des Fertigkeitserwerbs immer
kleiner und die Lernkurve nähert sich einer Asymptote. Um noch
bessere Leistungen zu erzielen, sind dann immer höhere Trainings-
investitionen notwendig.
Hattie-Studie Eine auch in der Öffentlichkeit bekannt gewordene Studie, bei der
der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie 2008 mehr als
800 Metaanalysen zu Determinanten schulischer Leistung reanaly-
siert und auf der Basis einer gemeinsamen Metrik hinsichtlich ihrer
Wirksamkeit bewertet hat.
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388 Glossar
Implizite Theorien Menschen unterscheiden sich darin, inwiefern sie eigene Fähigkei-
über die Veränder- ten als veränderbar oder feststehend wahrnehmen. Diese Wahrneh-
barkeit von Intelli- mung beeinflusst, wie Personen Schwierigkeiten und Misserfolge
genz erleben und sich in Anbetracht dieser verhalten.
Induktives Induktives Denken bedeutet das Entdecken und Ableiten von Re-
Denktraining gelmäßigkeiten bzw. Gesetzmäßigkeiten aus einer Menge von (mit-
einander verknüpften bzw. ähnlichen) Elementen, Beispielen oder
Fällen. Im induktiven Denktraining werden diese Informationsver-
arbeitungsprozesse gezielt und systematisch herausgearbeitet und
trainiert. Zusätzlich werden Kontrollstrategien eingeübt.
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Intrinsische Die Ausübung einer Tätigkeit selbst wird als belohnend empfunden.
Motivation Die Gründe für die Beschäftigung mit einer Aufgabe liegen in die-
ser selbst (vgl. Extrinsische Motivation).
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Glossar 389
tigt wird. Intrinsische kognitive Belastung bezieht sich auf die Kom-
plexität des Lernmaterials (im Verhältnis zum Vorwissen des Ler-
nenden), irrelevante („extraneous“) kognitive Belastung bezieht sich
auf Gestaltungsfaktoren des Lernmaterials und lernförderliche Be-
lastung bezieht sich auf strategische Verhaltensweisen des Lernen-
den beim aktiven Verarbeiten der Informationen.
Kognitiver Stil Ein kognitiver Stil charakterisiert die Art und Weise, wie eine Per-
son wahrnimmt, denkt, Probleme löst, lernt und sich zu anderen
Personen verhält. Grundlage sind nicht kognitive Fähigkeiten, son-
dern stabile Einstellungen, Präferenzen und Strategien.
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390 Glossar
Kristallisierte Das Produkt aus fluider Intelligenz einerseits und Wissen bzw. Erfah-
Intelligenz rung (Bildung) andererseits. Sie nimmt mit Bildung und Kompetenz
erwerb zu, wird mit numerischen und verbalen Aufgaben gemessen
und ist kulturabhängig.
Kriteriumsvalidität Unterform des Gütekriteriums Validität. Gibt an, wie gut ein empi-
risches Maß (z. B. Noten) mit anderen Maßen für dasselbe Konst-
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Lautes Denken Methode der Datengewinnung, bei der Personen gebeten werden,
entweder simultan oder retrospektiv zur Ausführung kognitiver Pro-
zesse ihre dabei ablaufenden Gedanken laut auszusprechen.
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Glossar 391
Lernen Bezeichnet den mehr oder weniger dauerhaften Aufbau oder die
Veränderung von Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Long-Term Working Durch Übung entstandene, für eine Domäne/für ein Material spe-
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Mastery Learning Bezeichnet einen Unterrichtsansatz, dessen Ziel darin besteht, dass
alle Lernenden das gesetzte Lehrziel vollständig erreichen, unab-
hängig von der dafür benötigten Instruktionszeit.
Motivation Psychische Kraft, die dem Verhalten Intensität, Richtung und Aus-
dauer gibt.
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392 Glossar
Niedrig vs. hoch Bezeichnet das Ausmaß, in dem die Klassifikation beobachteten Ver-
inferente Ratings haltens von der Einschätzung (Interpretation) des Beobachters ab-
hängt. Je inferenter ein Rating, umso mehr hängt die Urteilsgüte von
Erfahrung und Schulung des Beobachters ab.
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Glossar 393
Problem Based Sammelbegriff für Methoden des situierten Lernens, bei denen die zu
Learning erwerbenden Kompetenzen in Form komplexer, authentischer Pro-
bleme vermittelt werden, verbreitet u.a. in der Ausbildung von Me-
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dizinstudenten.
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394 Glossar
Reliabilität Neben Validität und Objektivität eines der drei wichtigen Gütekrite-
rien einer Messung. Weist aus, inwiefern eine Messung zuverlässig,
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also genau ist. Dies lässt sich beispielsweise darüber erfassen, wie
sehr sich die Messungen über mehrere Messzeitpunkte gleichen.
Retrograde Amnesie Gedächtnisausfall für jene Ereignisse, die zeitlich vor der Gehirn-
schädigung liegen (vgl. Anterograde Amnesie).
Selbstbestim- Theorie, die Art und Ausmaß der Motivation dadurch erklärt, inwie-
mungstheorie fern äußere Bedingungen die Befriedigung grundlegender Bedürf-
nisse ermöglichen. Postuliert werden die drei Grundbedürfnisse
Kompetenz-, Autonomie- und Zugehörigkeitserleben.
SELLMO Die Skalen zur Erfassung der Lern- und Leistungsmotivation sind
ein deutschsprachiges Instrument zur Diagnose von vier Zielarten:
Lernziele, Annäherungs-Leistungsziele, Vermeidungs-Leistungs-
ziele und Arbeitsvermeidung.
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Glossar 395
Status-Gewinn- Korrelation zwischen dem Status (Fähigkeit vor dem Training) und dem
Korrelation Gewinn (Fähigkeitszuwachs durch das Training). Eine positive Korre-
lation entspricht dem Matthäus-Effekt („wer hat, dem wird gegeben“).
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396 Glossar
Validität Neben Objektivität und Reliabilität eines der drei wichtigen Gütekri-
terien einer Messung. Gibt an, inwiefern das gemessen wird, was
gemessen werden soll.
Zieltheorien Theorien, die Motivation als Streben nach Zielen ansehen und ent-
weder formale Aspekte oder Inhalte von Zielen fokussieren.
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Sachregister
Adaptivität 266
Authentisches Lern-Assessment 279
AIST-R 322
Authentizität der Lehrsituation 275
akkumulierte Übezeit 145
Automatisierung 126, 127, 137
aktionale Phase 213
Aktivation 98, 124 B
Aktivationsausbreitung 116 Basiskategorie 113
Alltagstheorien 36 Begabung 156
Amnesie behaviorale Maße 51
−− anterograde 109 behavioristische Lerntheorie 316
−− retrograde 109 Belastungstypen 323
Analyse und Sequenzierung von Teilzielen Belonging Interventions 201
259 Beobachten 81
Analysis Theory 273 Berliner Intelligenzstrukturmodell 169, 177
Anchored-Instruction-Ansatz 278, 280, 281 Berufs-Interesse 321
Angebots-Nutzungs-Modell des Unterrichts Bestrafung 75
295 Bestrafung Typ 2 76
Angst 319 Bewältigungsmuster 324
Annäherungs-Leistungsziele 189 Bewertungen 214
Anwendung 286 Bewertungsprozesse 214
Aptitude-Treatment-Interaction (ATI) 43, Bezugsnorm 198
248, 252 bibliometrische Kennwerte 23
Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Bildungsprozesse 17
Erlebensmuster (AVEM) 323 bildungswissenschaftliche Forschung 320
Arbeitsgedächtnis 98, 232 Black Box 62
Arbeitsgedächtniskapazität 102, 172 blind review 22
Arbeitsgedächtnismodell von Baddeley 236 Bobo-Doll-Experimente 80
Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Bottom-up-Prozesse 243
Forschung (AEPF) 18 Building Theory 273
Arbeitsvermeidungsziele 189
ARCS-Modell 269 C
Areas of Interest (AOIs) 52 Chaining (Verkettung) 78, 79
Articulation 281 chunk 144
Assoziationslernen 62 Clusteranalyse 300
ATI-Effekte 46 Coaching 280
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398 Sachregister
Erwartungs-Wert-Theorien 187
Dämpfungstheorie 97
Erziehung und Sozialisation 14
Deckeneffekt 342
essential components 284
deep-level approach 209
Evaluationsstudien 272
deklaratives Wissen 286
Evaluationsverfahren 287
deliberate practice 147
Evaluation Theory 273
Deutsche Gesellschaft für Psychologie 12
events of instruction 267
diagnostizieren 14
Event Theory 273
Diagramme 243
evidenzbasierte Lehrerbildung 325
dichotische Höraufgaben 104
Experiment 43
direkte Instruktion 259, 311
direkte Verhaltensbeobachtung 40 experimentelle Zugänge 39
diskriminante Validität 337, 340 Experte 325
Diskrimination 80 Experten-Novizen-Paradigma 325
diskriminativer Stimulus 73 Expertiseforschung 324
Domänenexperten 285 Expertisemodell von Dreyfus und Dreyfus
done by the learner 258 325
Doppelaufgabenparadigma 101 Expertise-reversal-Effekt 249
Drei-Gruppen-Plan 338 Exploration 281
Drei-Schichten-Modell 210 Extinktion 67
Drittmittelförderung 21 extraneous cognitive load (ECL) 233
dual coding 237 Eye-Mind-Hypothese 52
duale Kodierung 107
F
Dummy-Treatment 338
Fachdidaktik 295
Durchführungs- und Auswertungsökonomie
Fachdidaktisches Wissen 313
51
Fachgruppe Pädagogische Psychologie 18
E Fachkongresse 22
ECOLE-Ansatz 272 Fachzeitschriften 22
Effektivitätsforschung 295, 298 Fading (Ausblenden) 78, 79
Effektstärke 47, 221, 302, 335, 339, 347, 348, Fähigkeitsselbstbild 317
350 Fähigkeitsselbstkonzepte 187
Eigenaktivität des Lerners 259 Faktorenanalysen 168
Eignungstests 178 FEASP-Ansatz 272
Elaborationsstrategien 217 Fehlervermeidung 287
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Sachregister 399
Fragebogenverfahren 218
Fremdbeurteilungen 218 I
Fremdregulation 207 Implementation Theory 273
Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit 321 implizite Theorien über die Veränderbarkeit
von Intelligenz und Begabung 201
G
individuumsbezogene Perspektive 28
Geburtsstunde der Pädagogischen
Induktionsproblem 33
Psychologie 17
Gedächtnis induktives Denken 180, 344
−− deklaratives 105 Informationsaufnahme 268
−− episodisches 105 Informationsspeicherung 268
−− nicht-deklaratives 107 Informationsverarbeitung 268
−− prozedurales 107 inkrementelle Validität 172
−− semantisches 105 Inquiry Learning (IL) 276, 277
Gedächtniskünstler 142 Instructional-Design-Theorien 273
Gedächtnisspanne 102 instructional events 267
Gedächtnistechniken 143 Instructional Transaction Theory 264
Gegenkonditionierung 69 instruktionale Gestaltung 208
geisteswissenschaftlich hermeneutische instruktionale Interventionen (Treatments)
Herangehensweise 18 43
Generalisieren 80 Instruktionsgestaltung 29
Generatives Lernformat 282
Instruktionsmethode 294
germane cognitive load (GCL) 233
Instruktionspsychologie 260
Gesellschaft für Empirische
Integration 242
Bildungsforschung (GEBF) 21
integratives Modell 243
Gesetz der Bereitschaft 62
Gesetz der Übung (power law of practice) 62, integratives Modell des Text- und
334, 343 Bildverstehens 243
Gesetz der Wirkung 62 Intelligenz 333
Gestaltung schulischen Unterrichts 261 −− fluide 169, 173
Gestaltung von Materialen 261 −− kristallisierte 170
gezieltes Üben 146, 148, 150 Intelligenzprofil 157, 165
g-Faktor 166, 169 Intelligenztestwerte 153, 154, 175
Goal-Based Scenarios (GBS) 278, 280, 283 Intelligenztheorien 167
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400 Sachregister
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Sachregister 401
Lernkurven 66 Motive
Lernprozessdiagnostik 266 −− explizite 195
Lernprozesse 14 −− implizite 195
lernpsychologische Grundlage 28 Multimedia-Effekt 238
Lerntagebücher 50, 51, 220 Multimedia-Präsentationen 238
Lern- und Leistungsziele 189 multiple Intelligenzen 156
Lesespannentest 102
N
Long-Term Working Memory 140, 142
Nachahmen 81
Löschung (Extinktion) 66, 307
narratives Format 282
M natürliche Modelle 83
Makrostrategien 216 negative Verstärkung 74
Mastery Learning 262 Neo-Behaviorist 82
mathematantischer Effekt 224 neutraler Stimulus (NS) 64
Matthäus-Effekt 342, 343 Novitätseffekt 338
Nutzungsineffizienz 224
Universitätsbibliothek Mannheim / 134.155.194.21 (2023-09-28 12:11)
McGurk-Effekt 96
Mediationsdefizit 223
O
mehrebenenanalytische Verfahren 32
Oberflächenstruktur 114
mental effort 235
Objektivität 41, 49
mentale Modelle 106
Operant 73
mentale Rotation 339, 349
operantes Konditionieren 63, 306
Mental Rotation Test 171
Optimalklassen 301
Metaanalysen 46, 179, 220, 221, 286, 301,
Organisation 242
302, 347, 349
Organisationsstrategien 217
Metakognitionen 50
metakognitive Komponenten 209 P
Meta-Metaanalyse von Hattie 220 Paare verwandter Abenteuer 282
Methode der inkompatiblen Stimuli 70 Pädagogik 18
Methode des Lauten Denkens 50 Pädagogische Psychologie 12, 20
Methodendebatte 38 Paper Folding Test 170
Methoden der formativen Evaluation 279 Person-Environment-Fit 322
Mikroregulation des Strategieeinsatzes 215 persönlichkeitspsychologische Ansätze 321
Mikrostrategien 216 Perspective Taking Test 171
Minimal Interventions 200 Perspektive
Modalitäten 236 −− behavioristische 258
Modalitätseffekt 240 −− kognitionspsychologische 258
Modeling 280 −− konstruktivistische 258
Modell der guten Informationsverarbeitung Pfadanalysen 42
(GIV-Modell) 93, 208 Phase
Modelle 34 −− assoziative 148
Modelleffekt 85 −− autonome 148, 150
Modelllernen 80 −− kognitive 148
Motivation 83, 186, 268, 294 Phase der Handlungs- bzw. Willensbezogenen
−− extrinsische 192 Kontrolle 212
−− intrinsische 192 phonologische Bewusstheit 102, 339
motivational design-Modell 269 phonologische Schleife 101
motivationale Komponenten 209 PISA-Schock 20
Motivations- und Emotionsstrategien 217 Planning Theory 273
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402 Sachregister
Reliabilität 41, 49
Prinzip der eingebetteten Daten 282 Reproduktionsphase 83
Prinzip der Verstärkerkontrolle 261 Respondent 73
Problem Based Learning (PBL) 276 response strengthening 60
Problemkomplexität 282 Retest-Effekt 337, 350
Problemlösegüte 177 reziproker Determinismus 82
Problemorientiertes oder -basiertes Lernen RIASEC-Modell von Holland 321
276 Rituale 71
Proceeding 24 Rückmeldung 263
Prodigies 156, 157 Rückwärtskonditionierung 66
Produktionen 121
Produktionsdefizit 224 S
Produktvermarktung 71 Satisfaction 269
Professionswissen 326 Savants 137, 156, 157
programmed instruction movement 262 Scaffolding und Fading 280
Programmierter Unterricht 262 Schema 115
project talent 171 Schemata 230
Propositionen 106, 113 SCHOLASTIK-Studie 301
Prototyp 112 Schulleistungstests 176
prozedurale Fertigkeiten 332 Schwerpunkte pädagogisch-psychologischer
Prozessmodelle 210, 212 Forschungsinteressen 21
Prozess-Produkt-Paradigma 297 Seductive Details 52
Pygmalion-Effekt 338 Sekundäranalyse 46
Selbstbestimmungstheorie 192
Q
Selbstbeurteilungen 218
qualitative Methoden 279
Selbstbewertung 194
Quasiexperiment 43
Selbstbewertungsmodell 194
Quotenpläne 76
Selbstreflexionsphase 212
R Selbstregulation 207
radikaler Behaviorist 73 Selbstverstärkung 83
Rahmenhandlung 284 Selbstwirksamkeitsüberzeugungen 323
Ratings Selektion 242
−− hoch inferente 50 semantisches Konzept 111
−− niedrig inferente 50 sensorische Speicher 94
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Sachregister 403
Spurenkonditionierung 65
Trainings- bzw. Interventionsstudien 43
standardisierte Beobachtungsverfahren 41
Transfer 268, 281, 332, 339, 349, 351
stellvertretende Verstärkung 83
Transitions 53
Steuerung und Kontrolle 269
Tyler-Matrix 265
Stimulusdiskrimination 66, 67
Typikalitätseffekt 112
Stimulusgeneralisierung 66, 67
Typ-R-(Reaktion)-Konditionierung 73
Stimulus-Substitution 64
Strategien für kooperatives Lernen 218 Typ-S-(Stimulus)-Konditionierung 73
Strategien zum Ressourcenmanagement 218 U
Stroop-Aufgabe 103, 120 Überwachung 214
strukturelles Modell des Arbeitsgedächtnisses unkonditionierten Stimulus (UCS) 64
100
unkonditionierte Reaktion (UCR) 64
Strukturgleichungsmodelle 42
Unterrichtsplanung 308
Strukturmodelle 210
Unterstützung des
Stützstrategien 216
Informationsverarbeitungsprozesses 259
Subfaktoren der Intelligenz 157
Untersuchungen
subjektive Prozessdaten 49
−− längsschnittliche 40
subjektiver Wert einer Aufgabe 188
−− querschnittliche 40
subvokales Artikulieren 102
Ursachenzuschreibungen 194, 214
surface-level approach 209
symbolische Modelle 83 V
systematische Desensibilisierung 69 Validität 49, 167
Systemdiagnostik 29 Value Interventions 201
Systemregulation 207 verbalizer 250, 252
Szenario 284 Vergessenskurve 117
T Verhaltensbeobachtungen 39, 61
Talent 150, 155 Verhaltenskorrelate 51
target 119 Vermeidungs-Leistungsziele 189
Testwiederholungseffekt 337 Vermeidungslernen 75
thematische Schwerpunkte 24 Verstärker 306
Theorie multipler Intelligenzen 173 −− primärer 75
Theorien 34 −− sekundärer 75
−− präskriptive 35 Verstärkerplan 76
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404 Sachregister
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