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Unterkühlung

Kentern bei niedrigen Wassertemperaturen


Bei Wassertemperatur unter 15°C kann es in den ersten 1-3 Minuten zum
Kälteschock kommen mit heftigen Atem-, Blutdruck- und Kreislaufreaktionen, die
besonders für ältere Menschen lebensbedrohlich sein können. 1/3 der Todesfälle
sollen sich unmittelbar nach dem Eintauchen ins kalte Wasser ereignen!

Als nächstes Stadium tritt nach 3-30 min Schwimmversagen ein. Erst im 3. Stadium
kommt es zur eigentlichen lebensbedrohlichen Unterkühlung mit Absinken der
Kerntemperatur unter 35 °C.

Die Überlebenszeit ist bei Temperaturen unter 10°C dramatisch schlecht. Eine
Daumenregel besagt, dass die Zeit in Minuten, in der eine Person sich noch selbst
helfen kann, der Wassertemperatur in Grad Celsius entspricht.

In einer britischen Studie des Institut of Naval Medicine (R.Poole), sprang ein
ehemaliger Silbermedaillengewinner im Schwimmen mit Jeans und Pullover
bekleidet unter kontrollierten Bedingungen in ein Becken mit +10° C kaltem Wasser.
Man filmte seine Schwimmbewegungen und stellte fest, dass es dem Schwimmer
nach ca. 10 Minuten nicht mehr gelang, koordinierte Schwimmbewegungen
durchzuführen.

In Großbritannien ertranken 55 % aller Opfer nicht mehr als drei Meter vom Ufer oder
von einem Boot entfernt, obwohl ein Drittel von ihnen als gute Schwimmer galten.

Nur ein Trockenanzug mit warmer Unterkleidung verlängert die Überlebenszeit


drastisch (7 fach), ein Neoprenanzug maximal 3 fach. Die im Verein verfügbaren
Schwimmhilfen verhindern weder eine Unterkühlung und noch können sie eine
bewusstlose Person in Rückenlage drehen, damit die Atemwege frei bleiben. Das
kann nur eine zertifizierte ohnmachtssichere Rettungsweste mit CO2 Patrone.

Wenn man bei Wassertemperaturen unter 15°C kentert, ist es am sichersten sich
möglichst mit dem ganzen Körper auf das evtl. auch durchgekenterte Boot zu retten,
da die Gefahr der Auskühlung an der Luft deutlich geringer ist als im Wasser. Auch
wenn das Boot nicht wieder bestiegen werden kann, sollte man am Boot bleiben und
es als Schwimmhilfe nutzen. Jede Anstrengung, auch Schwimmen, erhöht die
Gefahr eines Kreislauftodes. Kleidung soll anbehalten bleiben. In Embryohaltung ist
die Auskühlung am geringsten. Unterkühlte Personen müssen in der Horizontalen
geborgen werden, um einen Kreislaufversagen zu vermeiden. Immer ist ärztliche
Hilfe zu holen.

Hilfreich sind außerdem: ein wasserdichtes Handy oder eine entsprechende Hülle,
Auftriebskörper im Boot, ein Begleitboot mit Rettungsmitteln, Kentertraining, nie
alleine unterwegs zu sein, körperliche Fitness und mentale Vorbereitung auf einen
Notfall.
SKG Wassersport Jürgen Sinn 12/2020
Weitergehende Literatur, Links:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ertrinken

file:///C:/Users/JS/AppData/Local/Microsoft/Windows/INetCache/Content.Outlook/
3FLWAAI8/%C3%9Cberleben%20im%20kalten%20Wasser.pdf

Deutscher Kanuverband:
https://www.kanu.de/_ws/mediabase/Nuke/downloads/Gefahr-Unterkuehlung.pdf

Deutscher Ruderverband:

https://www.rudern.de/news/2014/sicherheit-empfehlungen-und-hinweise-bei-kaltem-
wasser-zur-unterkuehlung-hypothermie#:~:text=Unterk%C3%BChlung%20tritt
%20ein%2C%20wenn%20der,unter%20allen%20Umst%C3%A4nden%20vermieden
%20werden

SKG Wassersport Jürgen Sinn 12/2020

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