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Die schönsten
Sagen der Griechen
OMNIBUS
ist der Taschenbuchverlag für Kinder
in der Verlagsgruppe Random House
SGS-COC-1940
2. Auflage
Erstmals als OMNIBUS Taschenbuch Dezember 2005
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
© 1988 OMNIBUS; München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagbild: Ludvik Glazer-Naudé
Innenvignetten: Manfred Rohrbeck
Umschlagkonzeption:
Basic-Book-Design, Karl Müller-Bussdorf
MP · Herstellung: CZ/SZ
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-570-21620-0
Printed in Germany
www.omnibus-verlag.de
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Inhalt
Im hohen Olymp
Prometheus
ein Ebenbild der Götter, das er zum Herrn der Erde ma-
chen wollte. Um das Gebilde aus Ton zu beleben, entnahm er
aus zahlreichen Tierseelen gute und böse Eigenschaften und
schloss sie in die Brust seines Geschöpfes ein. Pallas Athene,
die Göttin der Weisheit, bewunderte sein Werk. Sie hauchte
dem halb beseelten Gebilde ihren göttlichen Atem ein und
gab ihm den Geist.
So entstanden die ersten Menschen. Und sie pflanzten sich
fort und füllten schließlich zahlreich das Erdenrund.
Aber lange wussten die Menschen von ihren göttlichen
Gaben keinen rechten Gebrauch zu machen. Dumpf leb-
ten sie dahin, hausten in Höhlen wie Tiere und dachten am
Morgen nicht daran, was ihnen der Abend bringen würde.
Da nahm sich Prometheus seiner Geschöpfe an. Er lehrte
sie die Kunst, Steine zu brechen, Holz zu fällen und zu be-
hauen und daraus Häuser zu bauen. Er lehrte sie, den Auf-
gang und Untergang der Gestirne zu beobachten und den
Wechsel der Jahreszeiten. Sie lernten von ihm das Zähmen
von Tieren, das Pflügen mit Stieren und das Lenken von Ros-
sen. Er lehrte sie, den Acker zu bestellen, das Korn zu mah-
len und das Meer mit Schiffen zu befahren. Er zeigte ihnen
das Erz im Schoß der Erde.
Nur eins fehlte den Menschen noch: das Feuer.
Diese Gabe aber konnte nur Zeus vergeben. Prometheus
trat vor die Himmlischen, um als Anwalt der Menschen einen
Bund mit den Göttern zu schließen: Diese sollten die Men-
schenkinder beschützen und die Menschen sollten die Göt-
ter verehren und ihnen gehorchen. Aber in seiner Verschla-
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erwartet. Denn nach einer langen Reihe von Jahren kam der
Held Herakles des Weges, auf der Reise zu den Hesperiden
und ihren Äpfeln. Als er den unglücklichen Prometheus in
seiner Qual erblickte, empfand er Mitleid mit ihm. Mit sei-
nem Pfeil erlegte er den Adler und er befreite den Gequälten
aus seinen Ketten.
Die Menschengeschlechter
tern. In Nebel gehüllt, wandelten sie über die Erde als Spen-
der des Guten, Behüter des Rechts und Rächer aller Vergehen.
Hierauf erschufen die Unsterblichen ein zweites Men-
schengeschlecht, das silberne. Es unterschied sich sehr von
dem ersten und glich ihm weder in Gestalt noch in Gesin-
nung. Volle hundert Jahre wuchs das Kind, von der Mutter
gehegt und gepflegt, im Elternhaus auf, und wenn einer end-
lich zum Jüngling herangereift war, blieb ihm nur noch eine
kurze Frist zum Leben.
Unvernunft und ungezügelte Leidenschaften stürzten die-
se Menschen ins Unglück. Sie frevelten gegeneinander und
vernachlässigten die Götter. Deshalb nahm Zeus, der inzwi-
schen den Himmelsthron in Besitz genommen hatte, dieses
Geschlecht von der Erde hinweg. Weil sie aber zwar fehler-
haft, jedoch nicht ohne gute Eigenschaften waren, durften
sie weiterhin als sterbliche Dämonen auf Erden wandeln.
Nun erschuf der Göttervater Zeus ein drittes Geschlecht,
das war aus Erz. Unähnlich dem silbernen, war das eherne
Geschlecht grausam, gewalttätig und hatte immer nur Krieg,
Zank und Streit im Sinn. Sie verschmähten die Früchte des
Feldes und ernährten sich nur von Tierfleisch. Ihr Starrsinn
war hart wie Diamant, in ihren riesigen Körpern wohnten
ungeheure Kräfte. Ihre Waffen waren aus Erz, ihre Wohnung
war aus Erz, mit Erz bestellten sie das Feld; denn Eisen kann-
te man damals noch nicht.
Sie brachten sich gegenseitig um und mussten trotz ihrer
Stärke doch dem schwarzen Tod unterliegen. So stiegen sie
vom hellen Sonnenlicht hinab in die dunkle Unterwelt.
Götter und Menschen · 17
ter waren als ihr Ruf, und nahm sich vor, das ruchlose Ge-
schlecht von der Erde zu tilgen.
Schon wollte er Blitz und Donner niederfahren lassen;
doch er fürchtete, den Äther in Flammen zu setzen und die
Weltachse zu verbrennen. Deshalb legte er die Donnerkeile,
die ihm die Kyklopen geschmiedet hatten, beiseite und be-
schloss, die Menschen durch einen ungeheuren Platzregen
zu ertränken.
Auf der Stelle wurde der Nordwind, der die Regenwol-
ken zu vertreiben pflegte, in die Höhlen des Windgottes Aio-
los eingeschlossen und nur der Südwind losgelassen. Der
flog mit triefenden Schwingen zur Erde hinab, pechschwar-
zes Dunkel verhüllte sein Antlitz. Schwer von Gewölk war sein
Bart, aus seinen weißen Haaren troff das Wasser. Er packte
die tief herabhängenden Regenwolken und presste sie aus.
Der Donner rollte, die Flut stürzte vom Himmel. Auch
Poseidon, der Gott des Meeres, kam seinem Bruder bei dem
Zerstörungswerk zu Hilfe. Er rief alle Flüsse zusammen
und befahl ihnen: »Lasst eurer Strömung alle Zügel schie-
ßen, fallt in die Häuser, durchbrecht die Dämme!« Er selbst
durchstach mit seinem Dreizack die Teiche und bahnte der
rasenden Flut den Weg.
Die Ströme ergossen sich ins offene Land, überfluteten
Felder und Wälder und rissen Tempel und Häuser ein. Und
wo wirklich einmal ein Palast fest genug war und stehen
blieb, versank er bald in der steigenden Flut.
Die Menschen suchten, sich zu retten, so gut sie konn-
ten. Die einen trieben in Booten dahin, andere erklommen
Götter und Menschen · 19
die höchsten Berge. Aber die meisten ereilte die Flut, und
wer dem Wasser entging, starb den Hungertod auf einsamen
Gipfeln. Land und Meer waren eins, überall dehnte sich die
öde Wasserwüste aus.
In einem kleinen Schiff trieben zwei Menschen dahin,
Deukalion, der Sohn des Prometheus, und Pyrrha, seine Frau.
Kein Sterblicher war ihnen gleich an Rechtschaffenheit und
Ehrfurcht vor den Göttern. Prometheus hatte sie, als er noch
frei war, gewarnt und ihnen ihr Schiff gebaut, das dem Sturm
und den Wogen trotzte.
Als nun Zeus vom Himmel herab die große Verwüstung
betrachtete und von den abertausend Sterblichen nur noch
dies eine Menschenpaar übrig geblieben sah, beide fromm
und gottesfürchtig und ohne Schuld, da machte er ein Ende.
Er sandte den Nordwind aus, der die schwarzen Wolken
sprengte und den Nebel vertrieb. Er zeigte dem Himmel die
Erde und der Erde den Himmel wieder. Auch Poseidon legte
den Dreizack nieder und glättete die Wogen.
Das Meer erhielt seine Ufer wieder, die Flüsse kehrten
in ihr Bett zurück. Die Wälder reckten ihre schlammbedeck-
ten Wipfel aus dem Wasser, die Hügel folgten, dann brei-
tete sich die Ebene aus und zuletzt war der Erdboden wieder
da.
Deukalion blickte um sich. Das Land war verwüstet, ein
Acker des Todes. Er hatte sein Schiff am Berg Parnassos an-
gelegt. Tränen rollten ihm über die Wangen, als er zu seiner
Frau Pyrrha sprach: »Weh uns, wir allein sind übrig geblie-
ben, alle andern sind in der Wasserflut umgekommen! Was
20 · Götter und Helden
Günter Sachse
Die schönsten Sagen der Griechen
cbj
Kongenial und kindgerecht erzählt: Die schönsten und bekanntesten klassischen Sagen der
griechischen Antike in einer spannenden Nacherzählung! Die »Ilias« und die »Odyssee«, die
Abenteuer von Herakles und die Fahrt der Argonauten, der Perseus- Mythos und viele andere
Abenteuer aus der Antike...