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erneut-zu-diskussionen/

Podiumsdiskussion: Mehr Überwachungskameras (Skript zum Video)

Die im Zentrum bereits installierten Überwachungskameras führen derzeit zu hitzigen Diskussionen.


Aus diesem Grund wurde am Mittwochabend eine Podiumsdiskussion veranstaltet, damit die Bürger
der Stadt ihre Meinung bezüglich der Kameras in der Innenstadt geben konnten. Was bei dem
Diskussionsabend heraus kam, dass sehen Sie jetzt.

Das Thema „Videoüberwachung in der Innenstadt“ ist wohl derzeit eines der am meisten diskutierten
Themen in Chemnitz. Weil dementsprechend viel Redebedarf existiert, veranstaltete die Fraktion Bündnis
90/Die Grünen am Mittwochabend eine Podiumsdiskussion, gemeinsam mit den Bürgern der Stadt. Als
Moderatorin führte Stadträtin Christin Furtenbacher, von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, die
Gäste durch den Abend. Auch Valentin Lippmann, Sprecher für Datenschutz von den Grünen und
Mitglied des Sächsischen Landtags, war zu Gast. Er stellte sich strikt gegen ein Scharfstellen der 38
Videokameras, die schon bald die Innenstadt überwachen sollen. Als Vertreter der Stadt war außerdem
Bürgermeister Miko Runkel und für die Chemnitzer Verkehrs-AG David Joram zu Gast. Diese fanden,
dass alle Kameras die Sicherheit in der Innenstadt erheblich verbessern werden.

Noch im Herbst dieses Jahres soll mit der Überwachung begonnen werden. Zugriff auf die insgesamt 38
Kameras werden sowohl die Stadt und die C³, als auch die CVAG und die Polizei haben. Laut Valentin
Lippmann wird mit diesem Projekt eine anlasslose Überwachung der Bürgerinnen und Bürger in der
Innenstadt begonnen, die mit ihrem Umfang und ihrem Ausmaß in Sachsen bislang einmalig ist.
Außerdem greife die Überwachung massiv in die Grundrechte tausender Menschen ein, die sich in der
Chemnitzer City bewegen. Die Grünen lehnen eine solch flächendeckende Videoüberwachung ab, denn
diese verhindere keine Straftaten, sondern verdränge diese allenfalls. Andere nicht überwachte Orte
könnten dadurch in Chemnitz gefährlicher werden. Ihrer Meinung nach wäre es besser, wenn mehr
Polizei durch die Innenstadt patrouillieren würde.

Für die Stadt hingegen ist eine schnellere Aufklärung von begangenen Straftaten Hauptgrund für die
Überwachung. Außerdem erhoffen sie sich durch die Kameras eine abschreckende Wirkung. Runkel
fügte in der Diskussion außerdem hinzu, dass die objektive Lage in der Innenstadt viel besser wäre, als
das subjektive Empfinden. Die Stadt gehöre zu einer der sichersten Großstädte in Deutschland. Laut
CVAG-Sprecher Joram fühlen sich derzeit sowohl alte, als auch junge Fahrgäste an der Zentralhaltestelle
unsicher. Der Einsatz von Kameras in den Bussen habe in der Vergangenheit gezeigt, dass die Gäste sich
sicherer fühlen, aus diesem Grund müsse etwas an der Zenti (Zentralhaltestelle in Chemnitz) getan
werden.

Weiter führte er aus, dass für das Thema Datenschutz schon ausreichend Maßnahmen getroffen wurden.
Für den Aufbau der Kameras hatte die CVAG im Vorfeld einen externen Datenschutzbeauftragten
hinzugezogen. Mit diesem seien alle datenschutzrelevanten Probleme gelöst und der Aufbau der Kameras
in Absprache mit dem Sächsischen Datenschutzbeauftragten umgesetzt worden. Die Kameras verfügen
über mehrere hochauflösende Objektive. Sie besitzen aber keine Zoomfunktion und nehmen keinen Ton
auf. Areale, die nicht zum überwachten Bereich gehören, werden außerdem ausgeschwärzt. Des Weiteren
gibt es keine Personen, die die Videos aktiv überwachen. Nur bei Bedarf ist es den vier beteiligten
Projektpartnern möglich auf die Monitore zuzugreifen. Hinzu kommt, dass die Videoaufnahmen über
einen Zeitraum von 10 Tagen auf einem Server gespeichert werden. Dieser befindet sich an einem
sicheren Ort, abseits vom Zentrum.

Die Gäste der Podiumsdiskussion reagierten mit geteilter Meinung. Zum einen fühlten sich einige Bürger
durch die Kameras belästigt und wünschen den Abbau dieser und mehr Privatsphäre. Zum anderen
fordern viele die Kameras scharf zu schalten, um die Sicherheit in der Innenstadt zu gewährleisten. Die
Podiumsdiskussion hat auf jeden Fall gezeigt, dass das Thema „Videoüberwachung in der Innenstadt“ die
Chemnitzer wohl noch ein ganzes Stück auf Trab halten wird.
2) Braucht es mehr Kameras? Mehr Videoüberwachung = mehr Schutz?

Einerseits mögen Kameras bei der Täterermittlung helfen. Andererseits: Straftaten scheinen
sie nicht zu verhindern. Nach der Kölner Silvesternacht und angesichts der Terrorgefahr wird
in Deutschland der Ruf nach mehr Videoüberwachung immer lauter. Was spricht dafür, was
dagegen?

PRO - für mehr Videoüberwachung

Von SWR-Hauptstadtkorrespondentin Rebecca Lüer

Video-Überwachung auf Schritt und Tritt? Warum nicht? Dank Facebook, Twitter oder
Standortweitergabe bei meinen Smartphone-Apps werde ich datentechnisch ja schon seit Jahren
überwacht. Natürlich werden die Sicherheitsbehörden auch mit fünfmal so vielen Kameras
künftig nicht alle Verbrechen verhindern können. Aber es wird für Menschen, die andern Böses
wollen, deutlich schwerer, ihre Pläne durchzusetzen. Oder, falls sie es doch schaffen, ungestraft
davon zu kommen. Und falls ich mit einer großen Tasche bepackt jemals so auffallen sollte, dass
mich jemand kontrolliert – bitte! Wenn ich weiß, dass nicht nur ich meine harmlosen Einkäufe
vorzeigen muss, sondern auch der Typ mit dem nächsten Sprengsatz durch Kameraüberwachung
auffliegt, dann hab ich mit dieser Einschränkung meiner persönlichen Freiheit kein Problem.
Ganz im Gegenteil. Mir gibt das ein Gefühl von mehr Sicherheit. Und ich bin mit meiner
Meinung nicht allein. Seit Jahren spricht sich in Umfragen die überwältigende Mehrheit der
Deutschen für mehr Videoüberwachung im öffentlichen Raum aus.

CONTRA - gegen mehr Videoüberwachung

Von Uwe Lueb, SWR-Korrespondent in Berlin

Privatsphäre endet nicht an der Wohnungstür. Zugegeben: Es spricht wenig gegen


Videoüberwachung an Flughäfen und in der U-Bahn. Aber es muss doch Grenzen geben. Wenn
ich mit meinem Hund spazieren gehe oder im Jogginganzug Brötchen hole, möchte ich dabei
nicht gefilmt werden. Auch im öffentlichen Raum gibt es Privatheit. Wenn das Argument für
solche Kontrolle "mehr Sicherheit" ist, dann endet das in letzter Konsequenz bald mit einer
totalen Überwachung. Vor Terror schützen Videokameras übrigens garantiert nicht. So zynisch
es klingen mag: Selbstmordattentätern ist es egal, ob sie kurz vor dem Zünden ihrer Bombe
gefilmt werden oder nicht.

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