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Herausgegeben von
Band 42
De Gruyter
D. Magnus Ausonius, Mosella
von
Joachim Gruber
De Gruyter
ISBN 978-3-11-030721-4
e-ISBN 978-3-11-030933-1
ISSN 0563-3087
Richard Klein
11. 12. 1934 – 20. 11. 2006
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX
Einleitung
1. Die politische und kulturelle Entwicklung des Mosellandes
in der Antike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.1. Von den Anfängen bis zur frühen Kaiserzeit . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2. Trier als Kaiserresidenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.3. Die Zeit Valentinians I. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.4. Die Mosel in der antiken Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.5. Weinbau an der Mosel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
2. Leben und Werk des Ausonius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
3. Die Datierung der Mosella im Rahmen der Zeitgeschichte . . . . . . 13
4. Gliederung, Aufbau und Komposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18
5. Metrik, Sprache und Stil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22
5.1. Versbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
5.2. Wortschatz und Wortformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
5.3. Stilistisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
6. Interpretationsaspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
6.1. Quellen und literarische Vorbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
6.2. Die Mosella im Kontext literarischer Gattungen . . . . . . . . . . . 28
6.2.1. Iter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
6.2.2. Katalog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
6.2.3. Topographie und Chorographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
6.2.4. Bukolik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
6.2.5. Panegyrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34
6.3. Die Mosella als Dokument imperialen Selbstverständnisses 35
7. Rezeption der Mosella in Spätantike und Mittelalter . . . . . . . . . . . 38
8. Die handschriftliche Überlieferung der Mosella . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
9. Forschungsgeschichte, Würdigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Text und Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
VIII Inhaltsverzeichnis
Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Anhang
Symmachus, Brief an Ausonius (epist. 1, 14) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280
Ausonius, Epigrammata 3 und 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282
Abkürzungsverzeichnis
1. Sammelwerke, Lexika, Zeitschriften, Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287
2. Allgemeine Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290
Systematisches Literaturverzeichnis
1. Bibliographien, Forschungsberichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
2. Ausgaben, Übersetzungen, Kommentare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296
Texte im Internet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305
3. Sekundärliteratur
3.1. Zeitgeschichte, Topographie, Kulturgeschichte,
Literaturgeschichte, Leben und Werk des Ausonius . . . . . . 306
3.2. Textgeschichte, Textkritik, Rezeption
und Interpretation der Mosella . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315
3.3. Sprache, Stil, Metrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325
Indices
1. Namen, Sachen, Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329
2. Lateinische und griechische Wörter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338
3. Grammatisches, Metrisches und Stilistisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342
4. Stellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344
Vorwort
3 Nach A. Haffner: Die Treverer im letzten Jahrhundert vor Chr. Geb. nach der
schriftlichen Überlieferung, in: Trier I 27 ff., dort auch ältere Literatur.; J. Kramer:
Der Name der Stadt Trier, KTJ 43, 2003, 27–35.
4 Bei Belginum (vgl. zu V. 10) lag die Grenze zwischen der germanischen und der
gallischen Provinz; vgl. auch zu V. 365 f. und über die Provinzverwaltung in der
Spätantike S. 3.
5 M. Vipsanius Agrippa war zuerst in den Jahren 39/38 Statthalter der Provinz
Gallia transalpina. In den Jahren 20/19 hielt er sich wieder in Gallien auf. In
diese Zeit datieren die großen Straßenbauprojekte; vgl. Strabo 4, 6, 11; RE IX A
(1961) 1233 und 1254 f.
6 J. Hagen [3.1.] I 76–106 und II 9–12; H. Heinen, in: Trier I 37; M. Rathmann, BJ
204, 2004, S. 4 Anm. 16 und 17.
7 Tac. ann. 3, 40–41; RE X (1918) 796–798.
8 RE VI A (1937) 2308.
9 Eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft spielte die Pferdezucht (RE 19 [1938]
1440; Heinen, Grundzüge [3.1.] 92). Dazu kommen der Weinbau (siehe S. 8), die
Schafzucht und Tuchherstellung (Heinen, Grundzüge [3.1.] 98), die Fischerei und
die Herstellung von Tonwaren (Heinen, Grundzüge [3.1.] 106–108; Ders., Trier und
das Trevererland [3.1.] 141 ff.).
10 H. Bernhard, in: Cüppers 116.
1. Die politische und kulturelle Entwicklung des Mosellandes 3
Der Vorort des Trevererlandes entwickelte sich bereits seit der 2. Hälfte
des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu einem ansehnlichen Gemeinwesen mit
repräsentativen Bauten. Zwischen 160 und 180 wird die Stadtmauer mit
der noch erhaltenen Porta Nigra errichtet. Von den Bürgerkriegswirren
am Ende des 2. Jahrhunderts (Usurpation des Clodius Albinus) blieb die
Stadt nicht unberührt. Um 260 und 275/276 werden das Land und Teile
der Stadt von Germanen geplündert und eingeäschert.11
Unter Diokletian (reg. 284–305) hatte dessen Mitkaiser (Caesar )
Maximianus bei seinen Abwehrkämpfen gegen Franken und Alamannen,
welche die Rheingrenze und von da aus Nordgallien gefährdeten, Trier
als bevorzugte Residenz gewählt,12 und nach dem Ende des Gallischen
Sonderreichs (260–274) hatte der vorher in Durocortorum (Reims)
residierende Statthalter der Provinz Gallia Belgica seinen Amtssitz nach
Trier verlegt.13 Der Caesar Constantius Chlorus, Vater Konstantins
des Großen und seit 1. Mai 305 Augustus im Westen des Reiches, hielt
an Trier als Residenz fest. Die Stadt war im Zuge der diokletianischen
Reichsreform seit 293 Vorort der neu eingerichteten Provinz Belgica
Prima mit den Stammesterritorien der Treverer, der Mediomatricer (um
11 Zu den Kämpfen mit Clodius Albinus und den Unruhen der Folgezeit vgl.
H. Heinen, Trier und das Trevererland [3.1.] 86 f. Auch sie bilden einen Kontrast
zur Zeit Valentinians. Zu den Zerstörungen in Trier durch die Germaneneinfälle
vgl. den Überblick von H. Cüppers, in: Trier II 68 ff. mit Hinweisen auf die einzel-
nen Bauten; Clemens [3.1.] 34. Kritisch zur Invasion der Jahre 275/6 Deru [3.1.]
106 f.
12 RE XIV (1930) 2497. Im Panegyricus 10 [2], der im Jahr 289 anläßlich des
Geburtstages der Stadt Rom am 21. April in Trier vor Maximian gehalten wur-
de, wird bereits am Ende der Gedanke der Konkurrenz mit der alten Hauptstadt
formuliert (14, 3 interim tamen te, gentium domina (i. e. Rom), quoniam hunc op-
tatissimum principem in Gallis suis retinet ratio rei publicae, quaesumus, si fieri
potest, ne huic invideas civitati, (i. e. Trier), cui nunc ille similitudinem maiesta-
tis tuae confert natalem tuum diem celebrando in ea consuetudine magnificentiae
tibi debitae); vgl. auch S. 4 Anm. 15.
13 Über die Rolle Triers als Residenz während des Gallischen Sonderreichs vgl.
H.-O. Kröner, Trierer Beiträge 6, 1979, 11; I. König: Die gallischen Usurpatoren
von Postumus bis Tetricus. München 1981; J. F. Drinkwater: The Gallic Empire,
Seperatism and Continuity in the Nord-Western Provinces of the Roman Empire
A. D. 260–274, Stuttgart 1987; A. Luther: Das gallische Sonderreich, in: K.-P.
Johne: Die Zeit der Soldatenkaiser, Krise und Transformation des Römischen
Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. (235–284), Berlin 2008, 325–341; weitere
Literatur bei H. Heinen, Trier und das Trevererland [3.1.] 406 f. und Clemens
[3.1.] S. 32 f. mit Hinweis auf die 2005 entdeckte Münzprägestätte unter Tetricus.
Dazu vgl. J. Morscheiser: Trier im Gallischen Sonderreicn, in: Th. Fischer (Hrsg.):
Die Krise des 3. Jahrhunderts n. Chr. und das Gallische Sonderreich, Wiesbaden
2012, 233–247, bes. 239.
4 Einleitung
14 H. Heinen, Trier und das Trevererland [3.1.] 221. Zur Einteilung der gallischen
Diözesen vgl. die Karte bei T. Bechert: Die Provinzen des Römischen Reiches,
Mainz 1999, Vorsatz hinten, zur Einteilung der gallischen Provinzen die Karte in:
Trier II S. 94.
15 6 [7] 22, 4–6: hic video hanc fortunatissimam civitatem, cuius natalis dies tua
pietate celebratur, ita cunctis moenibus resurgentem, ut se quodammodo gaudeat
olim corruisse, auctior tuis facta beneficiis. Video circum maximum aemulum,
credo, Romano, video basilicas et forum, opera regia, sedemque iustitiae in tan-
tam altitudinem suscitari ut se sideribus et caelo digna et vicina promittant. quae
certe omnia sunt praesentiae <tuae> munera. Vgl. dazu die Erläuterungen bei
Brigitte Müller-Rettig: Der Panegyricus des Jahres 310 auf Konstantin den
Großen. Stuttgart 1990, 298–302. Die Mauern (cunctis moenibus resurgentem)
erwähnt auch Ausonius, ordo 32 (= 6, 5) lata per extentum procurrunt moenia
collem. Vgl. Di Salvo [2.] 168 f. und Marcone [3.2.] 202 f. sowie zu V. 2 miratus.
Auch hier läßt der Panegyriker den Gedanken der Konkurrenz mit Rom anklin-
gen (circum maximum aemulum, credo, Romano), wie er dann auch im Werk des
Ausonius Ausdruck findet, vgl. zu V. 378 und oben S. 3 Anm. 12.
16 Katalog Konstantin Nr. I.5.2; I.15.41–55; ältere Literatur FVFD 32, 1, 1977, 153.
17 Cüppers 616–626, ältere Literatur FVFD 32, 1, 1977, 153 und 208.
18 Die Situation zur Zeit des Aufenthalts des Ausonius in Trier zeigt das Modell im
Katalog Konstantin Nr. I.16.8; vgl. ibid. Nr. I.16.9.
1. Die politische und kulturelle Entwicklung des Mosellandes 5
19 Einzelheiten bei L. Schwinden, in: Trier II 34 ff. Für das Jahr 355 berichtet Ammi-
anus 15, 5, 2, Gallien habe caedes acerbas rapinasque et incendia barbaris licenter
grassantibus nullo iuvante zu ertragen. Zur Usurpation des Magnentius vgl. W.
Enßlin, RE XIV (1928) 445–452; H. Heinen, Trier und das Trevererland [3.1.]
232–234; P. Barceló: Constantius II. und seine Zeit, Stuttgart 2004, 92–101.
20 Eine solche Begründung gibt auch Symmachus, or. 1, 15 sedem . . . in ea parte
posuisti, qua totius rei publicae ruina vergebat. Sivan [3.1.] S. 113 mit Anm. 115
vermutet, daß die Stelle der Symmachus-Rede durch die Mosella beeinflußt sei.
Dagegen sprechen chronologische Überlegungen: Die Rede wurde 368 oder 369
gehalten (Pabst, Reden [3.1.] 137), die Mosella lag Ende 371 vor (vgl. S. 18).
21 RE VI A [1937] 2343. Vgl. den Überblick bei Clemens [3.1.] S. 48 ff. Die Ein-
wohnerzahl Triers in dieser Zeit wird auf annähernd 40 000 geschätzt (ibid. S. 53).
Lit. zu Valentinianus I. bei Ghetta [3.1.] 41 Anm. 115 und unten S. 13 Anm. 71.
22 Ternes, Paysage réel [3.2.] 394 f. = 196 f. mit weiterer Literatur; Green, ICS 14,
1989, 313 f.
23 H. Heinen, Trier und das Trevererland [3.1.] 285, weist darauf hin, daß der
Hunsrück seit etwa 275 nahezu fundleer ist.
24 Einen Überblick über die spätrömischen Befestigungsanlagen des Eifel-Hunsrück-
Gebiets gibt K.-J. Gilles, in: Katalog Konstantin I.12.10.
6 Einleitung
25 Zwischen Koblenz und Trier seien als wichtigste genannt: Winningen (H. Cüppers,
in: Rheinland-Pfalz 669–670), Bruttig-Frankel (Cüppers, ibid. 350), St. Alde-
gund (Cüppers, ibid. 546), Kinheim (Cüppers, ibid. 414–415), Lösnich (Cüppers,
ibid. 451–452), Piesport-Niederemmel (Cüppers, ibid. 523), Leiwen (Cüppers, ibid.
439), Pölich (Cüppers, ibid. 524–525), Mehring (Cüppers, ibid. 477–478; Katalog
Konstantin I.16.41–50); vgl. auch den Kommentar zu V. 283–297 und 318–348.
26 Vergleichbar dieser Tendenz wird im Kalender von 354 Treberis, die Personifikation
der Stadt Trier, als bewaffnete weibliche Gestalt dargestellt, die einen gefesselten
Barbaren vor sich herführt; sie ist mit Attributen des Reichtums umgeben. Vgl.
Katalog Gallien [3.1.] Vorsatzblatt und S. 33; Trier II Nr. 59; Marcone [3.2.] 201 f.
mit Fig. 1.; Katalog Konstantin I.15.22.
27 Berger 202. Andere Deutungen RE XVI (1933) 327.
28 Die maskuline Form findet sich auch im Ordo urbium nobilium bei der Beschrei-
bung Triers (XXIV 33 = 6, 6 largus tranquillo praelabitur amne Mosella). Symm.
epist. 1, 14, 2 spricht, nach lateinischem Sprachgebrauch, von tuus Mosella, wo
aber auch liber mitgehört werden kann. Noch Celtis, der eine Abschrift des Briefes
und der Mosella besaß (vgl. unten S. 41), verwendet die maskuline Form (am.
3, 13, 95 flave Mosella). H. Tränkle [3.2.] 167 f. = 247 f. versuchte das Problem
zu lösen, indem er auch entgegen der Überlieferung an allen Stellen bei den At-
tributen die maskuline Form einsetzte. Einige Stellen entziehen sich jedoch der
1. Die politische und kulturelle Entwicklung des Mosellandes 7
Vorstellung vom Flußgott, wie er auch auf dem Sockel der Igeler Säule
dargestellt ist (vgl. zu V. 23–26 und 60), der römischen Mythologie
und dem lateinischen Sprachgebrauch (vgl. zu V. 381 und 469), das
feminine Genus dagegen keltischer Auffassung. Ausonius scheint mit der
Zweigeschlechtigkeit“ der Namensform dieser Tatsache Rechnung zu
”
tragen (vgl. zu V. 467).29
Die Mosel30 wird erstmalig31 in der antiken Literatur bei Tacitus
anläßlich der Niederschlagung des Aufstandes der Treverer durch Petilius
Cerialis i. J. 70 genannt.32 Schon in den Jahren 55/56 hatte der Legat
Antistius Vetus den Plan eines Kanals zwischen Mosel und Saône, um
eine strategische Verbindung zwischen dem Mittelmeer und der Nordsee
herzustellen.33 Obwohl also die ökonomisch-strategische Bedeutung des
hier vermuteten Differenzierung, so V. 73 placidae subter vada laeta Mosellae.
Denkbar wäre dort die Wahl der femininen Form, ebenso wie V. 148 und in Pater
ad filium (VII 4 f. iam super egelidae stagnantia terga Mosellae / protulerat te,
nate, ratis), aus Gründen des Wohlklangs (placidae vs. placidi) wie beim Genus
von finis (vgl. zu V. 349); siehe Cavarzere, Komm. zu V. 340, ältere Literatur zu
diesem Phänomen bei L.-H.-Sz. II 714. Auch bei anderen Flußnamen schwankt
das Genus, so bei Druentia, vgl. zu V. 479, und bei Garunna, vgl. Tib. 1, 7, 11
magnusque Garumna.
29 Keltische Feminina: V. 354 f. adiuta . . . Sura; V. 462 Matrona . . . intersita;
V. 483 aequoreae . . . Garumnae; vgl. die Darstellung der Sequana (Seine) aus dem
Quellheiligtum bei Saint-Germain-Source-Seine (im Musée Archéologique Dijon,
dazu C. Rolley: La déesse sur le bateau des sources de la Seine, in: Akten der 10.
Internationalen Tagung über Antike Bronzen, Freiburg 18.–22. Juli 1988, Stuttgart
1994, 371–372; S. Deyts: Sequana, source et fleuve, Iconographie et épigraphie,
Caesarodunum 33/34, 1999/2000, 421–430) und die dort gefundenen Inschrif-
ten für Deae Sequanae (z. B. AE 1969/70, 397a) oder Weihung an die Matrona
(Marne) CIL XIII 5674 sowie Marx, RhM N. F. 80, 1931, 387 f. Eine 1961 bei
der Trierer Römerbrücke aufgefundene Prora (RLM Trier, Inv. 62.8), Teil eines
bronzenes Votivschiffs, endet in einem diademgeschmückten Frauenkopf. Trotz der
Inschrift NVM. AVG. ET. GEN. wurde eine Darstellung der Mosella vermutet
(A. Büttner, TZ 27, 1964, 146 f.; Abb. Katalog Mosel und Saar S. 114; Ternes,
Das römische Luxemburg [3.1.] Taf. 7). Vgl. auch unten S. 32 f.
30 Die Belege bei M. Besnier, RE XVI (1933) 358 f.; Consoli, Ed. S. 7–11.
31 Unsicher ist, ob bei der Caes. Gall. 4, 15, 2 erwähnten Schlacht mit den Usipetern
und Tenkterern ad confluentem Mosae et Rheni sich Mosa auf die Mosel oder die
Maas (Meuse) bezieht. Vgl. Ternes, Paysage réel [3.2.] 379 f. = 180 f. (spekulativ).
32 hist. 4, 71, 4 Cerialis . . . Rigodulum (heute Riol östlich von Trier) venit, quem lo-
cum magna Trevirorum manu Valentinus insederat, montibus aut Mosella amne
saeptum; hist. 4, 77, 1 alii viam inter Mosellamque flumen tam improvisis adsi-
luere, ut . . . Cerialis pugnari simul vincique suos audierit. fusi equites, medius
Mosellae pons, qui ulteriora coloniae adnectit, ab hostibus insessus.
33 Tac. ann. 13, 53, 2 Vetus Mosellam atque <Ararim> facta inter utrumque fos-
sa conectere parabat, ut copiae, per mare, dein Rhodano et Arare subvectae, per
eam fossam, mox fluvio Mosella in Rhenum, exim Oceanum decurrerent, sub-
latisque itineris difficultatibus navigabilia inter se occidentis septentrionisque li-
tora fierent. Realisiert wurde das Projekt erst 1874–1882 durch den Canal de l’Est
zwischen Ormoy an der Saône und Nancy.
8 Einleitung
Flusses schon früh erkannt wurde, wird er in der Literatur vor Ausonius
nicht weiter erwähnt.34
34 Eine Ausnahme bildet die Erwähnung bei Florus 1, 45, 14 im Zusammenhang mit
dem Rheinübergang Caesars hic vero iam Caesar ultro Mosellam navali ponte
transgreditur ipsumque Rhenum et Hercyniis hostem quaerit in silvis. Über die
Moselquelle vgl. zu V. 470 f.
35 Vorrömischer Weinbau ist bisher aus Mitteleuropa nicht nachgewiesen“(H. Kroll:
”
Vor- und frühgeschichtliche Weinreben – wild oder ausgebaut? Eine abschließende
Bemerkung, TZ 62, 1999, 151–153, Zitat S. 153).
36 Für die Einzelheiten siehe Loeschke [3.1.]; Gilles, Bacchus und Succellus [3.1.] (mit
ausführlichem Literaturverzeichnis); M. König: Die spätantike Agrarlandschaft an
der Mosel, Weinbau und Landwirtschaft im Umfeld der spätantiken Kaiserresidenz
Trier, Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 33, 2001, 96–102.
37 Paneg. 11 [3] 15, 4 ubi silvae fuere, iam seges est: metendo et vindemiando de-
fecimus. Nixon/Rodgers S. 99 Anm. 78 sehen darin eine Anspielung auf das Gol-
dene Zeitalter und somit einen Gemeinplatz der Panegyrik. Da jedoch der Wein-
bau in Gallien wie in anderen Provinzen seit Probus (reg. 276–282) wieder er-
laubt war, dürfte die Aussage zumindest teilweise einen wahren Kern enthalten“
”
(Gilles, Bacchus und Succellus [3.1.] 30 f.). Dagegen ist Paneg. 5 [8] 6, 6 f. mit
Nixon/Rodgers S. 276 Anm. 33 eher auf den längere Zeit unterbrochenen Wein-
bau in Burgund zu beziehen.
38 Zu den spätantiken Kelterhäusern vgl. A. Neyses: Drei neuentdeckte gallo-römische
Weinkelterhäuser im Moselgebiet. AW 10, 2, 1979, 56–59; K.-J. Gilles: Die erste
Blüte des Moselweins, AW 36, 4, 2005, 29–35.
2. Leben und Werk des Ausonius 9
46 praef. I 17 nec fora non celebrata mihi . . . 24 deserui doctor municipalem operam.
47 PLRE I 874; Lolli, Parentalia [2.2.] 129; Coşkun, Gens 34 vermutet Herkunft aus
Mediolanum Santonum (Saintes).
48 RE XVIII 4 (1949) 2351–2355; PLRE I 677–678.
49 PLRE I 427 f.; Coşkun, Gens 136–147.
50 Außerdem sind ihr fünf Epigramme (19, 20, 27–29) gewidmet, unter denen Nr. 20
einen besonders herzlichen und intimen Ton anschlägt.
51 Zu Valentinianus I. vgl. S. 13 Anm. 71, zu Gratianus S. 14 Anm. 72, zur Frage der
Datierung unten S. 13 ff., über das Verhältnis des Ausonius zur Politik Valentinians
S. 35 ff.
52 Kommentar von A. Franzoi [2.]; vgl. zuletzt M. Gindhardt, RhM 149, 2006, 214–
236; U. Schmitzer: Amor in der Unterwelt, Zu Ausonius’ Gedicht Cupido Crucia-
tus, in: Ders. (Hrsg.): Suus cuique mos, Studien zur paganen Kultur des lateini-
schen Westens im 4. Jahrhundert n. Chr., Göttingen 2006, 167–184; M. Vielberg:
Cupido cruciatus: Jenseitsvorstellungen des antiken Epos im Spiegel von Auson.
XIX, in: W. Ameling: Topographie des Jenseits, Studien zur Geschichte des Todes
in Kaiserzeit und Spätantike, Stuttgart 2011, 143–150.
53 Siehe Anhang S. 282 ff. sowie zu V. 108 und 424.
2. Leben und Werk des Ausonius 11
Noch im Jahre des Konsulats zieht sich Ausonius im Herbst 379 nach
Bordeaux und auf seine Güter zurück, wo er bis nach 393 lebte.62 Eine
erneute Rückkehr des Ausonius nach Trier und einen Aufenthalt dort bis
zur Ermordung des Gratianus, ja ein politisches Engagement unter dem
Usurpator Magnus Maximus, ist eo ipso unwahrscheinlich und wird neu-
erdings mit guten Gründen ausgeschlossen.63 In Aquitanien entstehen als
Alterswerke u. a. die Gedichte über sein ererbtes Landgut (VI De here-
diolo), auf verstorbene Verwandte (X Parentalia), über die Hauptstädte
des Reiches (XXIV Ordo urbium nobilium), über die Rhetorikprofessoren
von Bordeaux (XI Commemoratio professorum Burdigalensium) und der
Briefwechsel mit Paulinus von Nola, dem Schüler und Freund, der sich
aus der klassisch-paganen Kulturwelt des Ausonius ins ferne Kampanien
zurückzieht, um fürderhin der Verehrung des Hl. Felix zu leben.64
Nach 380 verliert Trier seine Vormachtstellung als kaiserliche Resi-
denz. Der Hof residierte bevorzugt in Mailand, aber auch in Aquileia und
Ravenna. In der alten Kaiserresidenz Trier regierte nach der Ermordung
Gratians am 25. 8. 383 bei Lyon der Usurpator Magnus Maximus, der nicht
nur in Britannien, Gallien, Spanien und Africa anerkannt, sondern auch
von Theodosius I. zunächst legitimiert, aber schließlich 388 bei Aquileia
besiegt und getötet wurde.65 Nach dem Tode Valentinians II. 392 wurde
Konstantinopel die wichtigste Residenz des Reiches. In Trier residierte
für kurze Zeit der Gegenkaiser des Theodosius, Flavius Eugenius, bis er
nach der Niederlage am Frigidus 394 erschlagen wurde.66
Zu Beginn des 5. Jahrhunderts wurde der Sitz der gallischen Präfektur
von Trier nach Arles verlegt.67 Als zum Jahreswechsel 406/407 Vandalen,
Sueben und Alanen vom Mittelrhein her in Gallien einfielen, war die
späte Blüte des Mosellandes, der Ausonius sein Gedicht gewidmet
hatte, ebenso unwiderruflich zu Ende wie die letzte große Epoche der
lateinischen Poesie.68 Ausonius selbst hat auf seinen Gütern im fernen
Aquitanien in seinem nidus senectae davon nichts mehr erfahren, und das
Versprechen am Ende der Mosella (V. 389–417 und 438–468), er wolle
später noch einmal das Lob des Stromes im Norden in einem größeren
Gedicht verkünden, blieb wohl nicht zuletzt aufgrund der widrigen
Zeitläufte uneingelöst, sofern man nicht diese Aussage überhaupt lieber
als literarisch-panegyrischen Topos bewerten will.
Zuweisungen von erhaltenen Darstellungen auf die Person des Auso-
nius sind umstritten. Das gilt sowohl für eine Statuette in der Bibliothek
von Auch wie auch für einen 1901 in Trier gefundenen Porträtkopf.69
Über die Gründe, warum die Wahl gerade auf Ausonius fiel, gibt es
keine Nachrichten. Nicht ausgeschlossen scheint jedoch die Annahme,
Valentinian habe schon während seines Aufenthalts in Gallien im Dienste
des Constantius II. und des Julian,79 auf welche Weise auch immer, Infor-
mationen über Bordeaux als einer Bildungsstätte, die über die Grenzen
Galliens hinaus bekannt war, erhalten können. Die Familie des Ausonius
erfreute sich dort besonderen Ansehens, und Ausonius selbst hatte eine
mehr als dreißigjährige, offensichtlich höchst erfolgreiche Lehrtätigkeit80
in Bordeaux ausgeübt und darüber hinaus sein poetisches Talent bereits
unter Beweis gestellt.81 Dem Valentinian selbst spricht Mondin, Ed.
Epist. XIX una certa vivacità intellettuale“ und una qualche sorta di
” ”
dilettantismo letterario“ zu; auch das mag zu der Berufung beigetragen
haben.82
Dagegen ist wohl kaum anzunehmen, daß ein besonderes Bekenntnis
zur christlichen Religion den Ausschlag gab.83 Für die Interpretation der
Mosella spielt die Frage nach dem Christentum des Ausonius nur unter
dem Aspekt eine Rolle, inwieweit sich die in der klassischen literarischen
Tradition stehende Belebung der Landschaft durch pagane Gottheiten84
und der Hinweis auf die alten Haine, der Gaue Ruhm“ (V. 478) mit
”
Wenn A. Pabst, Reden [3.1.] 152 f. die Rede des Symmachus zögernd auf Ende 368
datiert, dann wird ein möglichst früher Beginn dieser Studien beim grammaticus
noch wahrscheinlicher.
79 Vgl. RE VII A (1948) 2159 f.
80 Die Einzelheiten bei Booth, Phoenix 36, 1982, 329–343 (hier 331 f.); chronologisch
teilweise revidiert von Coşkun, Gens [3.1.] 21 ff.; vgl. auch S. 9 mit Anm. 44.
81 Dieses Argument, von Mondin, Ed. Epist. XVIII erwogen, wird von Coşkun, Gens
[3.1.] 40 mit dem Hinweis zu entkräften versucht, daß Ausonius bis zu dem Zeit-
punkt seiner Berufung an den Hof nur wenige frühe Werke geschaffen habe; ihre
Veröffentlichung sei zudem unsicher. Als gesichert für die Zeit vor dem Trierer
Aufenthalt gelten nur einige Briefe und Epigramme. Vgl. aber Sivan [3.1.] 158–
161 und schon Franco Munari: Die spätlateinische Epigrammatik, Philologus 102,
1958, 131 ( Das große Ansehen des Ausonius als Lehrer und Dichter zog . . . die
”
Aufmerksamkeit des Trierer Hofes auf sich“).
82 Überblick über die Argumente der früheren Forschung bei Coşkun, Gens [3.1.]
40 ff., der selbst ein Rolle des Ausonius anläßlich der Überbringung des aurum co-
ronarium (vgl. DNP s. v.) von Bordeaux nach Trier sowie persönliche Beziehungen
zum Hofe vermutet; vgl. zu V. 439. Zu den geistigen Interessen Valentinians vgl.
Alföldy [3.1.] 122 f., über seine Bildung Auson. Cento p. 146, 12 vir meo iudicio
eruditus; Ps. Aur. Vict. epit. 45, 5 Valentinianus fuit vultu decens, sollers inge-
nio, animo gravis, sermone cultissimus. Dagegen hebt Ammian 30, 8, 10 hervor,
Valentinian habe eine Abneigung gegen Gebildete besessen (oderat et eruditos).
83 Green, CQ N. S. 35, 1985, 505 vermutet strong and informed Christian faith“ bei
”
Ausonius, ähnlich positiv Chadwick [3.1.] 60 und A. Cameron [3.1.] 34 f. und 404;
dagegen dezidiert Sivan [3.1.] 90. Die Versus Paschales (IV) kann man mit Sivan
161 als ‘imperial’ work“ verstehen, die Oratio matutina der Ephemeris (II) gilt
”
als Spätwerk (Sivan 163 f.).
84 Eine Zusammenstellung bei Di Salvo 24 f.
16 Einleitung
Terminus nach 368 für die Abfassung der Mosella weist auch V. 407 (vgl.
den Kommentar z. St.).
Im folgenden Jahr 369 unternimmt Valentinian I. vom Neckar aus
einen Vorstoß in das Gebiet der Alamannen. Dieser Feldzug ist außer
durch die Mosella (vgl. zu V. 422–424) auch durch Symmachus bezeugt,
der daran teilnahm (or. 2, 24 und 30) und aus dessen Aussagen eine
annähernde Rekonstruktion des Verlaufs möglich ist.93 Der Vorstoß zu
den Donauquellen (V. 424) ist in das Jahr 370 zu datieren.94 Damals
erfolgte auch der Ausbau der Befestigungsanlagen, auf die in V. 456
angespielt wird.
Die oben zitierte Stelle aus der 3. Rede des Symmachus setzt auch
die Teilnahme Gratians an den Feldzügen seines Vaters voraus, wie sie
in gleicher Weise Ammianus 27, 10, 10 bezeugt.95 Wenn Ausonius, wie
hier dargelegt, vermutlich bereits seit 367 als Erzieher Gratians tätig
war, hat er mit großer Wahrscheinlichkeit an einem oder mehreren dieser
Feldzüge teilgenommen,96 auch wenn die Teilnahme nicht ausdrücklich
bezeugt ist. Sie ist aber aus Symm. or. 3, 7 eindeutig zu erschließen.
In diesem Panegyricus auf Gratian rühmt Symmachus die Verbindung
von literarisch-wissenschaftlichen Studien und Kriegsdienst, wie man sie
schon bei Fulvius Nobilior, Scipio Africanus oder Alexander findet. Diese
wurden von Literaten und Philosophen begleitet.97 Die Aussage ist nur
sinnvoll, wenn auch Gratianus von Intellektuellen“ begleitet wurde,
”
und das war nach Lage der Dinge in erster Linie sein Hauslehrer und
Erzieher Ausonius. Einen direkten Kampfeinsatz des gerade zehnjährigen
Augustus schließt Ammianus ausdrücklich aus.98
93 Pabst, Reden 408 ff. mit der älteren Literatur; Drinkwater, The Alamanni [3.1]
289–293. Den Einfluß dieser Rede auf die Mosella bespricht Shanzer, Festschrift
Clausen [3.2.], 290 ff.
94 Drinkwater l. c. 294; Mondin bei Cavarzere, Komm. S. 190 Anm. 4. Dagegen ver-
bindet Lorenz 107 f. das Ereignis mit der Schlacht bei Solicinium und mit dem
Feldzug von 368.
95 Valentinianus cum Gratiano Rhenum transiit; vgl. Cavarzere, Komm. S. 168 f.
96 Pabst, Reden S. 306; Demandt, Spätantike2 S. 140 Anm. 38 mit der communis
opinio.
97 Symm. or. 3, 7 tropaeis et litteris occupatus otiosa cum bellicis negotia miscui-
sti. . . . iam credimus vetustati, cum in isdem tentoriis tuis volumina et arma
tractentur.
98 27, 10, 10 Gratiano . . . apud signa Iovianorum retro detento, cuius aetas erat
etiamtum proeliorum impatiens et laborum. Dagegen kann Auson. epist. 12
p. 232, 27 ff. dum in comitatu degimus ambo aevo dispari, ubi tu (sc. Symma-
chus) veteris militiae praemia tiro meruisti, ego (sc. Ausonius) tirocinium iam
veteranus exercui eher auf den Hofdienst (Mondin, Ed. Epist. S. 194) als auf den
Aufenthalt im Feldlager (Schenkl, Ed. p. XV Anm. 4) bezogen werden.
18 Einleitung
Ein letzter in der Mosella erwähnter Terminus ist die Geburt Valenti-
nians II. in der 2. Hälfte des Jahres 371.99 Viel diskutiert ist außerdem die
Anspielung V. 409–414 auf eine Persönlichkeit, deren Verdienst erst jetzt
durch ein entsprechendes Ehrenamt gewürdigt wird. Die Unbestimmtheit
der Aussage hat in der Forschung zu verschiedenen Erklärungen geführt,
sodaß eine gesicherte Datierung der Mosella aus dieser Stelle nicht zu
gewinnen ist.100
Aus der Zusammenschau der genannten Daten ergibt sich eine
Abfassungszeit der Mosella zwischen Herbst 370 und Spätherbst 371.
Keine Rolle bei der Datierung spielen dagegen die Verse 451/452, in
denen Ausonius auf seine konsularischen Würden anspielt. Den Konsulat
übte er erst 379 aus, sodaß aus den genannten Versen auf eine spätere
Ergänzung oder Revision des Textes geschlossen wurde.101
Erste Versuche, die überlieferten 483 Verse zu gliedern, sind bereits aus
der ältesten Handschrift, dem Sangallensis 899, zu erkennen. Dort, wie
teilweise auch im Bruxellensis 5369/73, werden Textabschnitte durch
Großbuchstaben gekennzeichnet.102 Nachdem schon Tross (S. IX) die
Berücksichtigung dieser Gliederung gefordert hatte, hat sich Fr. Marx103
daran orientiert und 12 Teilabschnitte benannt. Die handschriftliche, auf
ein frühes Stadium der Überlieferung zurückzuführende Gliederung ist
jedoch wesentlich kleinteiliger, als die Einteilung von Marx vermuten
läßt, und markiert nicht nur Hauptabschnitte, sondern auch kleinere
99 Der genaue Zeitpunkt ist unklar. W. Enßlin, der RE VII A (1948) 2206 die ent-
sprechenden Belege aufführt, datiert die Geburt nicht allzu viel vor dem 22.
”
November 371“; Mondin bei Cavarzere, Komm. S. 189–196, erwägt den Sommer
371; vgl. zu V. 92 und V. 450.
100 Einzelheiten der Diskussion im Kommentar zu V. 409 ff.
101 Tross S. V; Beck, Tres Galliae [3.1.] 93; Sivan, AJPh 111, 1990, 386. Dagegen be-
kräftigt Mondin bei Cavarzere, Komm. S. 190 ff., die alte Vermutung von Mirmont
1889 S. 131 f., daß die Formulierung fascibus Ausoniis decoratum et honore curili
sich auf die adlectio inter consulares beziehe, eine Auszeichnung, die Ausonius als
comes am Hofe Valentinians und Erzieher Gratians erhalten habe oder erhoffen
konnte. Green, Historia 46, 1997, 222 f. schließt selbst die durch Valentinian gege-
bene Hoffnung auf den ordentlichen Konsulat nicht aus. Auch wenn Della Corte
[3.1.] 1956/57, 122 eine spätere Überarbeitung der Mosella und damit Autoren-
varianten grundsätzlich bestreitet, ist die nachträgliche Einfügung eines Einzel-
verses a priori nicht ausgeschlossen; vgl. unten S. 39.
102 Aufgelistet bei John [3.2.] 97; vgl. den kritischen Apparat, ebenso bei Peiper und
Schenkl, nicht jedoch bei Prete und Green.
103 RhM N. F. 80, 1931, 374 ff. Die Gliederung von Marx hat L. Deubner, Philologus
89, 1934, 253–258 mit besonderer Berücksichtigung der Übergänge übernommen.
4. Gliederung, Aufbau und Komposition 19
104 Galand-Hallyn [3.1.] 353 verbindet diese beiden Abschnitte unter dem Titel
Ekphrasis de la Moselle“.
”
105 Man wird deshalb kaum mit Roberts [3.2.] 343 f. = 250 ff. von Mängeln in der
Gesamtkomposition sprechen können. Einen einigermaßen harmonischen Aufbau
”
im Hauptteil“ konstatiert auch, bei anderer Einteilung, Schönberger, Ed. S. 98
und ähnlich Cavarzere (Incontri [3.2.] 186 ff.), der die Verse 23 bis 380 als Einheit
zusammenfaßt. John gliederte den Text nach der Einleitung in fünf Hauptteile (23–
149, 150–282, 283–348, 349–437, 438–483); weitere Vorschläge bieten Ottmann, Ed.
S. 59–68 und Korzeniewski, RhM N. F. 106, 1963, 80–95; vgl. zu den älteren Vor-
schlägen auch Newlands [3.2.] 403 Anm. 3, zu jüngeren hebdomadischen Zahlen-
spekultationen vgl. J. Gruber, Plekos 7, 2005, 128–135 und Gymnasium 113, 2006,
373 f. sowie Scott McGill, Gnomon 84, 2012, 462 f. that apparent misstep“(463).
”
Bemerkenswerte Abweichungen von der hier vorgeschlagenen Gliederung sind im
Kommentar behandelt.
106 Treffend urteilt Green, ICS 14, 1989, 309 Anm. 24: In any case the exact mathe-
”
matics are not important“.
107 Il. 7, 220–223 sieben Lederschichten (ἑπταβόειον) des Schildes des Aiax; 9, 122
sieben Dreifüße als Sühnegeschenke Agamemnons (ibid. 128 sieben Frauen aus
Lesbos, 149 sieben Städte, katalogartig aufgezählt); 9, 85 sieben Feldherrn, usw.
4. Gliederung, Aufbau und Komposition 21
ebenso Rom als die Stadt der sieben Hügel (Aen. 6, 781–787). Aber
auch die Zahlen 3, 30 und 300 bzw. 5, 10 und Mehrfache davon spielen
als Strukturmerkmale der Aeneis eine Rolle, ohne daß das ganze Epos
nach diesen Schemata gegliedert werden könnte.108 Auch Lukan kennt
die (doppelte) Siebenzahl im Flüssekatalog Italiens (2, 399–427) und
dokumentiert damit nur ein altes episches Aufzählungsprinzip. Das
greift Ausonius auf: Der Name des Flusses, wie auch der der Garonne,
besteht aus sieben Buchstaben, denen am Ende des Gedichts eine
siebenfache Anrufung entspricht (vgl. zu V. 477–483), katalogartige
Aufzählungen wie die der Villen nennen ebenfalls traditionell sieben
Objekte, der Vergleich mit Glaucus (V. 276–282) umfaßt sieben Verse,
die verschiedenen Arten des Fischfangs werden (V. 243–249) in insgesamt
sieben Versen beschrieben. Aber dieser Schematismus wird immer wieder
durchbrochen. Das zeigt sich besonders deutlich in der Aufzählung der
Bevölkerungsgruppen V. 399–414 oder bei dem Hinweis auf weitere
Alpenflüsse V. 480. Der Katalog der 11 gallischen Flüsse V. 461–483
beginnt zunächst mit traditionell sieben Namen, zu denen dann weitere
vier hinzutreten. Daraus ergibt sich, daß eine siebenfache Aufzählung
(wie auch in der Gratiarum actio 35 die sieben Qualitäten Gratians; vgl.
dazu Dräger, Ed. 2011, 542) oder eine Beschreibung in sieben Versen eine
aus der epischen Gattungstradition übernommene und auch bei Ausonius
beliebte Kleinstruktur des Gedichts bildet, aber kein immanentes Glie-
derungsprinzip darstellt. Daneben stehen aber auch die in der epischen
Dichtung üblichen Reihen mit fünf, zehn oder mehrfachen Elementen.109
Ebenso finden sich andere Zahlengruppen wie etwa die Vier oder ein
Mehrfaches davon.110 Im übrigen ergibt sich bei der Annahme einer Lücke
in V. 206 oder eines Versausfalls nach V. 379 (beide Möglichkeiten sind
nicht mit letzter Gewißheit auszuschließen) eine andere Gesamtzahl, die
Green l. c. zwischen 485 und weniger als 500 Versen ansetzt, wobei noch
das Faktum einer möglichen späteren Überarbeitung oder mindestens
Ergänzung zu berücksichtigen ist.111
Innerhalb der genannten größeren Gliederungsabschnitte lassen sich
also kleinere Einheiten feststellen, die sich, ähnlich wie bei Claudian und
in anderen spätantiken Literaturwerken, als locker verbundene Szenen
108 Dagegen hat die berühmte 4. Ekloge mit ihren insgesamt 63 Versen eine klar er-
kennbare Siebener-Struktur (vgl. G. Duckworth: Structural Patterns and Propor-
tions in Vergil’s Aeneid, A study in Mathematical Composition, Michigan 1962,
21 f.).
109 V. 287–297 fünf Bezeichnungen für den Hellespont (vgl. zu V. 23–149); fünfzehn
Moselfische, zehn direkte und indirekte Nebenflüsse der Mosel (349–380).
110 In je vier Versen (259–266) wird der Tod eines Fisches beschrieben, der Spiegel-
vergleich V. 230–237 umfaßt acht Verse.
111 Vgl. S. 18 sowie zu V. 451 f.
22 Einleitung
5.1. Versbau
malen“. V. 90 bildet die rasche Bewegung der Äsche ab, V. 467 den
”
schnellen Flußlauf des Tarn. Hinsichtlich der Verteilung von Daktylen
und Spondeen im Hexameter sind Spondeen häufiger im dritten als im
zweiten oder vierten Versfuß.114
Häufig ist der Vers mit Wortstellung nach dem Schema a/b/C/A/B
bzw. a/b/C/B/A gebildet, wobei die Mittelstellung des Verbums C
gerahmt wird von den Adjektiven a und b und den dazugehörigen
Substantiven A und B bzw. B und A. Beide Schemata, auf die im
Kommentar jeweils hingewiesen wird, bezeichnet Cavarzere, offensichtlich
nach englischem Sprachgebrauch, als Versus aureus.115
Gegenüber der klassischen Dichtung tritt verstärkt der Leoninische
Reim (Binnenreim) auf.116 Die bukolische Dihärese wird zur Regel. Zu
weiteren Einzelheiten wie spondeischem Versschluß (V. 11, 342, 453),
Versus tetracolos (V. 22, 76, 156, 273, 408), Bisyllabum am Versende
(V. 357), Elisionen (V. 39), bemerkenswerte Zäsuren und Dihäresen
(V. 209, 279), Synizese (V. 83) vgl. den Kommentar.
Nur in der Mosella oder zuerst bei Ausonius sind folgende Wörter
belegt: 45 limigenus/limigena, 87 trihorium, 122 lucius, 164 deiugis, 197
caudiceus, 201 remipes; 223 nautalis, 299 tectonicus, 311 Ptolomais, 407
aquilonigena; vgl. 316 clorus sowie die Flußnamen Promea (354), Nemesa
(354), Sura (355ḟ.), Celbis (359), Erubris (359), Lesura (365), Drahonus
(365), Salmona (366), Saravus (367), Alisontia (371). – In der Dichtung
sind hier zuerst belegt 205 amnicus, 246 corticeus, 326 speculatio, 366
und 446 fluor.
Seltene Wörter und Wortformen: 1 transieram (seltenes Plusquam-
perfekt), 4 infletus, 32 bivius, 48 crusta, 76 interludens (Neubildung?),
79 alumnus (von Tieren), 82 habitatrix (spontane Neubildung?), 85
fartim, 105 opimare, 116 amnigena, 144 Atlantiacus, 167 adstrepo, 177
paganicus, 210 vaporifer , 228 simulamen, 233 virguncula, 234 germanae
. . . puellae, 256 dexter geschickt“, 258 assibilo, 266 branchia (Sg.), 276
”
Anthedonius, 320 decoramen, 335 assita, 360 allambo, 419 fluentum, 454
subter labi , 462 intersitus; vgl. 269 lanea . . . parma.
Archaische Wortformen: 86 und 113 fartim, 167 olli , 306 Marcei , 400
catus.
Graezismen: Das Spätlatein hat eine Vorliebe für griechische
Fremdwörter (Doblhofer II S. 34). Griechisch war aber auch die Sprache
der Ärzte in der Spätantike. So konnte Ausonius sicher schon von
Haus aus Griechisch, was sich auch in seinem Opus niederschlägt.118
Auffallende neue Graezismen in der Mosella sind 170 glauca tuentes
entsprechend γλαυκώπιδες; 299 tectonicus; 316 clorus (?). Weitere, in die
lateinischen Dichtersprache eingeführte Graezismen sind im Kommentar
vermerkt.
5.3. Stilistisches
wie Ausonius mit Sicherheit mit einer großen Verfügbarkeit über Wen-
dungen, Formeln, Junkturen, Versanfängen und Versschlüssen gerade der
hexametrischen Dichtung zu tun, sodaß die aufgelisteten Parallelen in den
allermeisten Fällen als Elemente dieses Arsenals einer spätlateinischen
Dichtersprache120 und nur an besonders ausgewiesenen Fällen als Imitatio
oder Aemulatio zu werten sind. Aufgabe des Kommentars ist es auch,
die Wurzeln dieses in der Spätantike verfestigten Sprachmaterials aufzu-
zeigen, ohne daß damit im Einzelfall jeweils eine direkte Abhängigkeit
nachgewiesen werden soll. Vielmehr ist die Verwendung des klassischen
Sprachmaterials, wie es durch die Indices im Anhang erschlossen wird,
nicht zuletzt ein Ausdruck der produktiven Rezeption“, die man schon
”
lange als ein Charakteristikum der spätantiken Literatur gesehen hat.121
Ein weiteres Charakteristikum ist das Prinzip der variatio.122 Sie
zeigt sich inhaltlich-thematisch und sprachlich-formal. Beispiele für the-
matische variatio sind die verschiedenen Lagen der Villen (318–348), für
sprachliche die vierfache Benennung des Wassers und Flusses (190), die
sprachlichen Variationen des Phänomens Luft“ (V. 257 f.), die fünffache
”
Benennung des Meeres (V. 287–297), wobei echte Synonymität selten ist
(vgl. zu V. 237 f., 272). Auch der Wechsel des Beobachterstandpunkts
(vgl. S. 20) ist ein Zeichen der variatio. Neben der variatio finden sich
aber nicht selten Wortwiederholungen zur Intensivierung des Ausdrucks
(vgl. zu V. 55).
Auf einzelne Mittel dieses präziösen Stils wie Alliteration, Anapher,
Anastrophe, Chiasmus,123 Enallage, Epanalepse,124 Expolitio, Homoiop-
toton, Homoioteleuton, Litotes, Paradoxon, Pleonasmus,125 Polysyndeton
wird im Kommentar und im Index grammaticus hingewiesen. Regelmäßig
wie sonst im epischen Sprachgebrauch sind Hyperbata, auch vom Vers-
anfang zum Versende (vgl. zu V. 4). Auch diese Stilmittel dienen einer
Darstellungskunst, die mit der Mosella ein Glanzstück spätlateinischer
beschreibt die Technik des Ausonius so (S. 91 f.): a verbal echo – almost verbatim,
”
and never more than two or three words – is embedded in a matrix of less direct
echoes that are thematic in nature. In so doing Ausonius weaves an intricate web
in which competing genres are carefully combined and opposing treatments of the
same theme are delicately interwined.“
120 J.-L. Charlet, Philologus 132, 1988, 75 f. spricht treffend von der poetischen κοινή.
121 R. Herzog, HLL V 33.
122 Roberts [3.1.] 44–56.
123 Der Chiasmus gehört zum beliebtesten und regelmäßig wiederkehrenden Stilmittel
des Ausonius, sodaß sich eine Häufung der Belege erübrigt; eine besondere Her-
vorhebung des jeweiligen Ausdrucks (so etwa Consoli zum Periodenschluß V. 11)
muß damit nicht unbedingt verbunden sein. Vgl. zu V. 1 celerem.
124 Vgl. Cavarzere, Komm. S. 66 zu V. 26 und S. 107 zu V. 196 f.; vgl. zu V. 55.
125 Die Erweiterung des Verbum finitum durch ein prädikatives Partizip (V. 38) be-
spricht als typisch für Ausonius Cavarzere, Komm. S. 69.
26 Einleitung
Literatur geschaffen hat. Dabei erweist sich Ausonius als ein Meister der
Beschreibung (ἔκφρασις). Diese wurde im Rahmen der Progymnasmata
in den Rhetorenschulen geübt und lieferte Beispiele für Themen und
Texte. Ausonius ist natürlich mit ihnen als Schüler und Lehrer bestens
vertraut.126
Der Autor beschreibt aber nicht nur, er nimmt emotional an dem
Beobachteten Teil. Gleich beim ersten Anblick des Moseltals erinnert
ihn dieses an seine Heimat (V. 18), er grüßt die Mosel mit hymnischen
Worten (V. 23 ff.), begleitet die gebotenen Naturschauspiele mit Ausrufen
der Bewunderung und des Entzückens (V. 192 quis color ).127
Ein besonderes Mittel zur Veranschaulichung ist der Vergleich, und
Ausonius macht reichlich Gebrauch davon. Häufig dient der Vergleich
zur Nobilitierung der Mosel, ihrer Fauna und Flora und ihrer Kultur-
landschaft.128 Als einen Schlüssel zum Verständnis des Gedichts hat man
insbesondere den Vergleich V. 208–229 verstanden (Taylor [3.2.]). Beson-
ders größere Abschnitte werden gerne mit einem Vergleich abgeschlossen.
Diese Vergleiche können zu selbständigen Bildern ausgeformt werden
(V. 68–72, 230–239, 267–269). In diesen Bildern, die nicht selten The-
men der griechischen Mythologie aufgreifen, hat man das Nachwirken
alexandrinischer Dichtung erkannt (vgl. zu V. 136). Gelegentlich kann
aber auch ein einzelnes Wort einen Vergleich evozieren (V. 25 odorifer ;
V. 197 caudiceus). Dennoch greift es zu kurz, die Mosella allein als
rhetorisches Produkt zu bewerten,129 auch wenn man natürlich die
Beachtung rhetorischer Vorschriften beobachtet hat (vgl. zu V. 1–11).
126 Die Bedeutung der Rhetorik für die Literatur des 4. Jahrhunderts wurde vielfach
gewürdigt; vgl. die knappe Zusammenfassung und die methodischen Bemerkungen
von J.-L Charlet, Philologus 132, 1988, 74 f. Zu ἔκφρασις vgl. DNP s. v., aber oh-
ne Berücksichtigung des Ausonius; M. Schmale: Bilderreigen und Erzähllabyrinth,
Catulls Carmen 64, München/Leipzig 2004; R. Webb: Ekphrasis, imagination and
persuasion in ancient rhetorical theory and practice, Farnham u. a. 2010. Eine Ge-
samtdarstellung der ἔκφρασις in der spätlateinischen Literatur fehlt offensichtlich;
vgl. vorläufig Roberts [3.1.] 38 ff.
127 Die Präzision und Raffinesse der Naturschilderung wurde wiederholt gewürdigt;
vgl. Principato [3.1.] 416; Rudolf Alexander Schröder bei O. Seel, Römertum und
Latinität S. 512; Ders., Weltdichtung Roms S. 97 f., 411 ( Frische und Echtheit
”
der Empfindung . . . fröhliche Kraft der Wahrnehmung und Wiedergabe“).
128 Green, Kom. zu V. 202: Grandiose comparisions are often used to dignify the
”
everyday occurences which are central to the poem.“
129 So Hosius [3.2.] 199; Martin [3.2.] 244 und die Belege bei Roberts [3.1.] 1; dagegen
Green, ICS 14, 1989, 303 (die Mosella) owes little to rhetorical prescription“. Zur
”
literatur-ästhetischen Beurteilung der Mosella vgl. unten S. 47.
6. Interpretationsaspekte 27
6. Interpretationsaspekte
130 Nur insofern ist die Charakterisierung der Mosella als poesia allusiva“ durch
”
Posani [3.2.] 36 zutreffend.
131 Das Prinzip der aemulatio wurde vielfach beschrieben (vgl. A. Reiff: Interpretatio,
imitatio, aemulatio, Begriff und Vorstellung literarischer Abhängigkeit bei den
Römern, Diss. Köln 1959; A. Benedikt, DNP s. v. Intertextualität; P. Dräger, TZ
63, 2000, 313; Rücker [3.1.] 49–51).
132 Schon Pichon [3.1.] 154 f. forderte eine Unterscheidung der nachgewiesenen Par-
allelstellen, sie hat Posani [3.2.] systematisiert. Im Lichte der intertextuellen Lite-
raturtheorie bespricht die Technik der aemulatio in der Mosella Scafoglio, Tecnica
allusiva [3.2.]. Im übrigen gilt besonders für die spätlateinische Literatur die Be-
merkung Willy Schetters (Kaiserzeit und Spätantike, Stuttgart 1994, 318 Anm.
14): Die Zitierkunst ist einer der wichtigsten Aspekte der lateinischen Dichtung
”
und wird – da auf das Zusammenspiel des zitierenden Autores und des das Zi-
tat erkennenden Rezipienten zielend – durch das gängige Schlagwort imitatio nur
unzureichend erfaßt.“
28 Einleitung
133 Er dürfte den Vergiltext (Cento p. 146, 8 f. Vergiliani carminis dignitatem) weit-
gehend auswendig beherrscht haben; die Abfassung seines Cento nennt er daher
solae memoriae negotium sparsa colligere (p. 146, 4, f.).
134 Vgl. die nur bei ihm belegten Wortformen (V. 276 Anthedonius) sowie charakte-
ristische Junkturen (V. 293 f. commercia linguae / iungere).
135 Kenney [3.2.] 195; Newlands [3.2.]; Consoli, RCCM 37, 1995, 128 f. u. a.
136 G. Seeck, Ed. MGH 6,1, Berlin 1883, 14 datiert den Brief post a. 369“, J. P.
”
Callu, Ed. Paris 1972, 88 après 370“, sodaß die Übersendung durchaus im Zu-
”
sammenhang mit der Arbeit an der Mosella stehen kann.
137 Zu den Hebdomaden Varros vgl. zuletzt M. R. Salzmann: The letters of Symma-
chus, Book 1, Atlanta 2011, S. lxiv, zu Vitruv in der Spätantike vgl. RE IX A
[1961] 462 und M. von Albrecht [3.1.] 699.
138 Arcadia [3.2. ] 161–170 und Komm. S. 7. Burnier [3.2.] 66 verweist auf die Verbin-
dung einzelner Teile mit verschiedenen Textsorten.
6. Interpretationsaspekte 29
gelt.139 Sieht man nur auf den Umfang von knapp 500 Versen, dann trifft
sicher die Bezeichnung Epyllion zu.140 Scafoglio nennt das Gedicht un
”
poemetto descrittivo-encomiastico“, womit er die Hauptinhalte treffend
erfaßt.141 Alle Versuche, die Mosella mit einer der traditionellen Gattun-
gen zu verbinden, bleiben nicht zuletzt deswegen unbefriedigend, weil das
Gedicht als ganzes mit keinem anderen Text der lateinischen Literatur
direkt vergleichbar ist.142 Die in der Mosella beobachteten Beziehungen
zu Gattungen bzw. Textsorten lassen sich, wie folgt, beschreiben:
6.2.1. Iter
6.2.2. Katalog
145 Einzelszenen, wie man sie auch in einem Reisegedicht erwarten könnte, sind v. a.
V. 150–168 (Winzer, Treidler, Schiffer), V. 200–239 (Schifferspiele), V. 240–282
(Fischfang).
146 Die epischen Elemente der Mosella untersucht Scafoglio, WS 117, 2004, 150–172.
Frühe und klassische Belege der Katalogdichtung bespricht Chr. Reitz, DNP s. v.
Katalog, eine zusammenfassende Darstellung der spätantiken Katalogdichtung
fehlt offensichtlich, vgl. vorläufig Roberts [3.1.] 59–62 mit Lit.; kurze Übersichten
bei H. E. Wedeck: The Catalogue in Late and Medieval Latin Poetry, M&H 13,
1960, 3–16; Dräger, KTJ 37, 1997, 11–14; Aufzählung der Baumkataloge bei
Mandile [3.1.] 61 Anm. 21. Parallelen zur bildenden Kunst bespricht Hernández
Lobato (wie S. 22 Anm. 112).
147 Vgl. zu V. 77–81, 151, 298 f., 351, 372–374, 477 f. Über den im Griechischen seit
Hom. Il. 2, 488, im Lateinischen seit Verg. Aen. 6, 625 beliebten Unsagbarkeits-
”
topos“ vgl. Curtius 168; Kl. Thraede, JbAChr 4, 1961, 119; Taegert 117.
6. Interpretationsaspekte 31
6.2.4. Bukolik
153 A. S. McDavitt: The Nightingale and the Olive. Remarks on the First Stasimon of
Oedipus Coloneus, in: R. Hanslik u. a. (Hrsgg.): Antidosis. Festschrift für Walther
Kraus zum 70. Geburtstag. Wien u. a. 1972, 227–237.
154 Vgl. zu V. 169–188. Kritisch über die Bewertung dieser Stelle als bukolisch“
”
W. Schmid, Tityrus Christianus, in: Kl. Garber (Hrsg.), Europäische Bukolik und
Georgik, Darmstadt 1976, S. 119, Nachträge Anm. 27 ( überhöhende mythologi-
”
sche Dekoration einer anmutigen Landschaft“).
6. Interpretationsaspekte 33
155 Vgl. zu V. 462, Einleitung S. 6 f., P. Gros: Gallia Narbonensis, Mainz 2008, 65–67.
156 Man könnte in diesem diagnostischen Blick“ ein Erbteil des Vaters vermuten;
”
vgl. S. 9 Anm. 42. Camille Aymonier [3.1.] 128 urteilt über die Mosella: Elle
”
témoigne une goût d’observation exacte, le même souci que dans les portraits,
d’imiter fidèlement la nature, en réaliste consciencieux“ und gibt ebenda eine Zu-
sammenfassung der von Ausonius dem Leser dargebotenen Naturbeobachtungen.
Il sait voir, faire voir, lignes, formes, mouvements et couleurs surtout.“ Beispie-
”
le sind V. 55–74 die Beschreibung des Grundes der Mosel oder V. 263–266 des
Atmungsvorgangs des Fisches.
157 Marsili, Komm. S. V.
158 Über die Kombination einzelner Stellen hinaus sieht man in der Mosella auch eine
Kombination verschiedener klassischer Grundpositionen. So urteilt Roberts [3.1.]
62 Ausonius’ Mosella is typical. It combines Horatian ethics with an Ovidian
”
awarenes of the fallibillity of appearances and a Statian fascination (in the Silvae)
with visual and architectural detail.“
34 Einleitung
6.2.5. Panegyrik
Seit Vergils Georgica werden bukolische Elemente mit dem Lob des
Landes, aber auch des Herrschers verknüpft. In der lateinischen Literatur
der Kaiserzeit setzt sich diese Tendenz zur Panegyrik fort: In den Eklogen
1, 4 und 7 des Calpurnius wird Nero verherrlicht.160 Da Ausonius selbst
keinen Zweifel daran läßt, daß er ein Preislied auf die Mosel verfaßt
(V. 390 tui praeconia), lag auch hier der Rückgriff auf Vergil nahe. Jener
hatte in seinen Georgica das Lob Italiens gesungen, und die Schilderung
der Mosellandschaft kann geradezu als Gegenentwurf zum Enkomion des
Augusteers gesehen werden.161
Ein Charakteristikum panegyrischer Texte ist zweifelsohne die Über-
höhung und Übersteigerung einer Aussage, die nicht selten als
Übertreibung gedeutet wird. Selbstverständlich lassen sich dafür in
der Mosella hinreichende Belege finden. Bei genauerem Zusehen zeigt
sich jedoch, daß der Autor dabei durchaus mit Augenmaß zu Werke
geht.162 In diesen Zusammenhang ist auch das Urteil des Symmachus zu
stellen (epist. 1, 14, 3; siehe Anhang S. 280 ff.) nequaquam tibi crederem
de Mosellae ortu ac meatu multa narranti, nisi certo scirem quod nec in
poemate mentiaris.163
Der Überhöhung des panegyrischen Textes dienen auch die hymni-
schen Elemente. Hymnische Partien sind insbesondere V. 23–54, 141 f.,
381–388, 469–483. Sie machen die Mosella zu einem canticum laudis.164
159 Nur bedingt zutreffend ist daher das Urteil von Newlands [3.2.] 404 ( he praises
”
nature for qualities that are independent of man and his works and are superior
to them“), zutreffender Green, ICS 14, 1989, 304 man is subordinated to the
”
landscape in which he lives and works“. Zur Darstellung des Wassers bei Ausonius
im Kontext der spätlateinischen Dichtung vgl. Mandile [3.1.] 35–39.
160 Als Lob gesellschaftlicher Instanzen (z. B. von Städten)“ definiert den Terminus
”
J. Dingel, DNP s. v. Panegyrik. Darunter läßt sich auch das Lob einer Landschaft
subsumieren.
161 Als Prototyp für die Mosella bezeichnet Kenney [3.2.] 191 die Georgica.
162 Vgl. z. B. zu V. 3 (Vergleich mit Cannae).
163 Sanchez Salor bei Lossau [3.1.] 144 schließt aus dieser Aussage auf den Verzicht
dichterischer Freiheiten bei Ausonius und kommt in Hinblick auf das Gesamtwerk
zu dem Ergebnis, daß er in Wahrheit mehr Rhetor als Dichter ist“. In Hinblick
”
auf die Mosella, die Sanchez Salor einleitend erwähnt, gilt dieses Urteil (ähnlich
A. Pastorino [2.1.] 113) aber offensichtlich nur beschränkt.
164 Nach der Definition von Isid. orig. 6, 19, 17; dazu J. Fontaine [3.2.] 439; G. La Bua:
L’inno nella letteratura latina, San Severo 1999; Marx 388 ff.; eingeschränkt von
Posani [3.2.] 68.
6. Interpretationsaspekte 35
werk“ 169 schwankt die Beurteilung, wobei allerdings in jüngster Zeit der
politische Hintergrund des Gedichts immer deutlicher wurde.170 Dabei
wurde, über die Tendenz einer Verherrlichung Valentinians I. und seiner
Regierung hinausgehend, die Mosella als politisches Gedicht im Dienste
der Germanenpolitik des Kaisers verstanden.171 Daneben steht die
Deutung, die Mosella beschreibe den Eindruck, den die Landschaft auf
den Dichter bei seiner Rückkehr aus dem Germanenfeldzug Valentinians
machte,172 oder die dezidierte Aussage von Green the work is surpris-
”
ingly free of political allusion and propaganda“ 173 . Er stellt sich damit
in die Tradition von Interpreten, welche eine politische und höfische“
”
Haltung des Ausonius offensichtlich als dem Gedicht unangemessen
beurteilten.174
Zweifellos stellt das Lob des Mosellandes, gerade auch im Rückgriff
auf die laudes Italiae Vergils, die idealisierte Schilderung einer in
Harmonie von Mensch und Natur befindlichen, durch eine erfolgreiche
kaiserliche Politik gesicherten Welt dar. Schon die ersten Verse thema-
tisieren römische imperiale Macht in Vergangenheit und Gegenwart:
Monumente römischer Herrschaft, wie sie die neuen Mauern der Städte
darstellen (V. 2), sind Ausdruck für die Sicherheit des Landes, durch die
auch Ansiedlungen dort möglich sind, wo es bisher keine menschliche
Siedlungstätigkeit gab. Diese heile Welt entfaltet sich in einer Art
Triptychon: Im Zentrum steht der Teil des Imperiums, der durch die
Hauptstadt Trier einen neuen Mittelpunkt gefunden hat, von dem aus der
der Verwüstung und des Niedergangs trage (Ternes, Paysage [3.2.] 395; danach
Szelest, Tendenz [3.2.] 100; Galand-Hallyn 334). Dagegen sieht Martin [3.2.] in der
Mosella die politische Vision des Dichters; vgl. Mondin, Ed. Epist. XXIII Anm.
34; Cavarzere, Arcadia [3.2.] 167.
169 Erwogen von Marx, RE II (1896) 2564 und Hosius, Komm. S. 6 f.; dezidiert behaup-
tet von Paschoud [3.1.] 26 sans doute une commande de l’empereur“; entschieden
”
dagegen Martin [3.2.] 240; vgl. zu V. 469 f.
170 Einen knappen Überblick gibt Scafoglio, WS 117, 2004, 151 Anm. 2.
171 Chadwick [3.1.] 51 the purpose of the poem was to inspire the Gauls with con-
”
fidence in the renewed peace and security“; Kenney [3.2.] 190 It was clearly
”
intended as propaganda“, nämlich die Schaffung einer Kulturlandschaft durch die
römische Herrschaft darzustellen; vgl. Ternes, Komm. S. 6, danach Szelest, Ten-
denz [3.2.] 102, die auch vermutet, das Gedicht habe den Zweck, die italienische“
”
[sic!] und römische Bevölkerung zur Umsiedlung in das Gebiet an der Mosel auf-
”
zumuntern“; mit Recht zurückgewiesen von Martin [3.2.] 242. Ob man andererseits
aus der Mosella Vorbehalte des Ausonius gegenüber einer aggressiven transrhena-
nischen imperialen Politik herauslesen darf (Roberts [3.2.] 352 = 262), erscheint
höchst fraglich.
172 Gagliardi [3.1.], Martin [3.2.], vgl. Galand-Hallyn 335
173 ICS 14, 1989, 304.
174 Hosius, Philologus 81, 1926, 192 f.; Posani [3.2.] 45. Kritisch zu einer politischen
”
Programmatik“ der Mosella auch Liebermann, HLL 305.
6. Interpretationsaspekte 37
Kaiser seine Politik zum Segen des Landes verwirklichen kann.175 Diese
Situation gewinnt Profil einerseits im Vergleich mit anderen Teilen des
Imperiums (Italien, Griechenland und Kleinasien, Rom, Konstantinopel,
Britannien, Ägypten), andererseits im Vergleich mit der Heimat des
Dichters. Das zeigt sich bereits beim ersten Anblick des Moseltals mit der
literarischen Reminiszenz an die Vergilische Beschreibung des Elysiums
und mit der realen Erinnerung an die Heimat. Ausonius, der in anderen
Werken (Parentalia, Commemoratio professorum Burdigalensium, Ordo
urbium nobilium) seine Verbundenheit mit Südgallien, insbesondere mit
Aquitanien und seine Herkunft von dort immer wieder zum Ausdruck
gebracht hat, nimmt auch die Mosella zum Anlaß, auf seine Heimat
hinzuweisen und sie panegyrisch aufzuwerten. Die an den entsprechenden
Stellen eingefügten Vergleiche sind nicht nur Reminiszenzen an klassische
Formulierungen, sondern sie sind das gelehrte Mittel, diese Sichtweise
zu verdeutlichen.176 Vergleiche, Reminiszenzen an den Mythos (Venus
und Bacchus, Glaucus, Hero und Leander, Daidalos, Aeneas) oder geo-
graphisch bestimmte Zitate177 bringen vom Moselland aus gesehen das
ganze Imperium in den Blick, das offenbar noch als Einheit verstanden
wird.178 Auch in den Szenen, die auf den ersten Blick keinen Bezug zur
politischen Absicht des Gedichts haben, ist diese doch durch Vergleiche
oder sprachliche Anklänge stets präsent.179
Andererseits steht der bewußte Rückgriff auf die klassischen Vorbilder
im Dienste einer geistig-literarischen Erneuerung, die im 4. Jahrhundert
nicht nur die christliche Dichtung, sondern, wie in der Mosella und
bei Claudian, auch die profane prägte. Wie Vergil zum Künder der
Roma aeterna wurde, die in der Augusteischen Politik und Kultur ihren
175 Treffend urteilt Della Corte, Storia [3.1.] 70 f.: la Mosella vuol essere un elogio di
”
quel fiume e di quelle terre, ove l’imperatore ha collocato la capitale dell’impero,
proprio sul confine romano, valorosamente difeso contro i Germani. Mentre Costan-
tino, portando la capitale a Bisanzio avveva tratto laggiù, nelle terre di Oriente, la
nobilità e quantità volessero far carriera, Valentiniano aveva impostato su Treviri
la sua nuova politica in funzione renana. Qui i figli dei grandi signori avrebbero
trovato un’educazione degna di Quintiliano, qui ville sul meraviglioso paesaggio
fluviale, qui l’attrativa della pesca, del nuoto, delle regate era un richiamo sportivo
per quanti volessero passare salubremente la loro giornata“.
176 Diese Bezüge verkennt offensichtlich Posani [3.2.] 43 f.
177 Über die Vergleiche mit dem Tiber vgl. zu V. 21 f.; V. 68–74 Britannien; V. 144–
147 Wal im Atlantik; V. 157–162 Weinberge in Griechenland und an der Garonne;
V. 208–219 Schiffskämpfe; V. 276–282 Ägäis (Glaucus); V. 368 Saar/Nil, usw.
178 A. Papst, Divisio [3.1.] 220.
179 Vgl. zu V. 27 Clitumnus, 53 Lacus Nemorensis; 197 caudiceus. Die Schifferspiele
(V. 200–239) konnte Ausonius aufgrund der Beobachtung lokaler Traditionen schil-
dern, gleichzeitig aber durch epische Bezüge aufwerten (Scafoglio, WS 117, 2004,
158). Anders Martin [3.2.] 242, der aber auch die politische Bedeutung der Mosella
würdigt.
38 Einleitung
180 Fontaine, Unité [3.1.] 435; Soler [3.2.] 313); J.-L. Charlet, Philologus 132, 1988,
79 spricht von cultural and political triumphalism“ und findet in diesem Ton ein
”
Charakteristikum spätantiker Literaturwerke. Einen nostalgischen Grundzug sieht
Posani [3.2.] 68 in dem Gedicht.
181 Cavarzere, Arcadia [3.2.] 168–170, der auf den klassischen Aufsatz von Bruno Snell,
Arkadien, die Entdeckung einer geistigen Landschaft, AuA 1, 1945, 26–41 = Ders.:
Die Entdeckung des Geistes, Göttingen 4 1975, 257–274 verweist.
182 Zu einer vergleichbaren Situation im Verhältnis von Maximian und Maxentius vgl.
Paneg. 10 [2] 13 f., dazu Leppin/Ziemssen, Maxentius [3.1.] S. 41.
7. Rezeption der Mosella in Spätantike und Mittelalter 39
mögliches Echo auf das Moselgedicht und zieht daraus Folgerungen auf
die Entstehungszeit. Da aber die genaue Datierung der Rede nicht ge-
sichert ist (vgl. Pabst, Ed. S. 137), sondern nur ungefähr auf 368/369
festgelegt werden kann, sind Schlüsse daraus auf die Abfassungszeit der
Mosella mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor behaftet. Dazu kommt,
daß in der Rede des Symmachus das Trierer Land ganz anders als in
der Mosella dargestellt wird.183 Eher ist die Mosella wie ein Korrek-
tiv dieser aus stadtrömischer Optik gegebenen Darstellung des Landes
zu verstehen und in der, ganz anders als bei Ausonius, die traditio-
nelle Topik der Beschreibung nordischer Barbarenländer vorliegt.184
Keine Anhaltspunkte gibt es für eine Revision des Textes in den un-
mittelbar folgenden Jahren.185 Dagegen ist eine partielle Ergänzung des
Textes nach 379 nicht auszuschließen; vgl. S. 18.
Die chronologisch nächsten Hinweise auf eine Benutzung der Mosella
findet sich im Werk des Meropius Pontius Paulinus, des nachmaligen
Bischofs von Nola in Kampanien. Paulinus, geboren nach 350 und in
Bordeaux aufgewachsen, fand schon in frühen Jahren durch Vermittlung
der Väter (Auson. epist. 24, 8 f.) den Kontakt zu Ausonius. Er gehörte zur
Senatsaristokratie, die ausgedehnten Grundbesitz in Gallien, Spanien und
Italien besaß. Auch nach dem Weggang des Ausonius von Bordeaux blieb
das freundschaftliche Lehrer-Schüler-Verhältnis bestehen. Er dürfte das
Gedicht gekannt haben, bevor er sich um 393 nach Nola zurückzog, wo
er 431 starb.186 Auch bei Paulinus dürfte die Mehrzahl der vermeint-
lichen Entlehnungen dem traditionellen Fundus der lateinischen Dichter-
sprache entstammen, der beiden zur Verfügung stand. Dennoch wur-
den immer wieder einzelne Formulierungen bei Paulinus auf die Mosella
zurückgeführt.187
183 Symm. or. 1, 15 (zitiert S. 5 Anm. 20) und 1, 16 ubi caelo et terris horror aequalis
est, sub crassa nube iugi frigore feroci hoste latissima vastitate.
184 Literatur zu dieser Topik z. B. bei Wolters, Klio 85, 2003, S. 145 Anm. 64.
185 Vermutet von Sivan AJPh 111, 1990, 383–394 (394 towards the end of Valentini-
”
an’s reign“), zurückgewiesen von Scafoglio, WS 117, 2004, 165 Anm. 23.
186 Zum Einfluß des Ausonius auf Paulinus vgl. H. Junod-Ammerbauer: Les construc-
tions de Nole et l’esthétique de saint Paulin, REAug 24, 1978, 49 f.; K. Kohlwes:
Christliche Dichtung und stilistische Form bei Paulinus von Nola, Bonn 1979,
14–33; Mondin, Ed. Epist. S. XXXI f. und 108 f.
187 Eine erste Zusammenstellung vergleichbarer Formulierungen bot Mirmont 1892,
192–200. Roberts [3.1.] 134 bemerkt zu Paul. Nol. carm. 14, 98–103 the alter-
”
nation between systems of enumeration and parallelism (98–101) and antithesis
and paradox (101–3) is reminiscent of Ausonius’ description of a dying fish in the
Mosella 259–66“. Paul. Nol. carm. 10, 240 f. (an Ausonius) verwendet die gleiche
Junktur nitentem / Burdigalam mit gleicher Stellung im Vers und zitiert damit
die Mosella (V. 18 f.). Weitere Einzelnachweise im Kommentar zu V. 9, 14, 20.
40 Einleitung
188 Die Ausgaben beschränken sich in der Regel auf die Nennung einzelner Paral-
”
lelstellen“. Die schon von Mirmont 1892, 176 f. vermuteten Bezüge zu Alcimus
Avitus, Paulinus von Périgueux u. a. wiederholt, ohne Einzelnachweise, B. Selter,
DNP Suppl. 7, 2010, 167. Eine zusammenfassende Darstellung über den Einfluß der
verschiedenartigen Werke des Ausonius auf die spätlateinische Literatur fehlt; vgl.
Liebermann, HLL 306. Pauschal urteilt M. von Albrecht 1053: Sein entspanntes
”
Geplauder gibt in mancher Hinsicht im spätantiken Gallien den Ton an.“
189 Über Ermenrich von Ellwangen vgl. H. E. Bonnell, Philologus 8, 1853, 440–444; M.
Haupt, Opuscula III 358; Manitius I 307 und 493–499; H. Löwe, LexMA III 2157;
Ermenrich d’Ellwangen: Lettre à Grimald. Texte latin édité, traduit, annoté et in-
troduit par Monique Goullet, Paris 2008. Eine Kenntnis der Mosella bei Walahfrid
Strabo, dem gelehrten Abt der Reichenau und Lehrer Ermenrichs (LexMA VIII
1937–1938), ist zu vermuten; vgl. zu V. 13, 125, 144. Mögliche Bezüge zu Paulus
Diaconus (LexMA VI 1825–1826), Ermoldus Nigellus (LexMA III 2160–2161) und
anderen karolingischen Dichtern sammelte Mirmont 1892, 181–191, wiederholt von
B. Selter, DNP Suppl. 7, 2010, 167.
190 MGH SS VIII 146, 12 ff. Audi praeterea quod mireris: Treberis est civitas Gal-
liae nobilis, ubi Senetio quidam, cuius hospicio usus sum per 12 dies, in subur-
bio civitatis ferream imaginem Mercurii volantis magni ponderis ostendit in aere
pendentem. Erat autem magnes, ut hospes idem michi ostendit, supra in fornice
itemque in pavimento, quorum naturalis vis e regione sua [sibi ferrum ascivit,
sicque] ferrum ingens quasi dubitans in aere remansit.
8. Die handschriftliche Überlieferung der Mosella 41
191 Die Überlieferung wird diskutiert von Schenkl XXI–LII; Peiper LI–LVIII;
Mirmont 1889, IX–XXI; Marsili IX–XIII; Prete XLII–XLIII; Creighton [2.1.]; Ree-
ve [3.2.]; Della Corte [3.1.] 1956/57, 118–122; Della Corte [3.2.] 1991; Green,
Komm. xli–xlix; Liebermann, HLL S. 270–277; Alvar Ezquerra, Ed. I 156–160;
Leonori [3.2.]; Cavarzere, Komm. S. 18–23; Scafoglio,Vichiana 4. ser. 4, 2002, 211–
238; Rücker [3.1.] 150–154; vgl. die Übersichten bei Gruber, Plekos 7, 2005, 103–
105 und Gymn. 113, 2006, 360 f. sowie bei Tschäpe [3.1.].
192 Entsprechend dem titulus in B und G incipiunt excerpta de opusculis Decimi
Magni Ausonii. Verzeichnis der Handschriften siehe unten S. 50 f.
42 Einleitung
9. Forschungsgeschichte, Würdigung
193 Vgl. die Zusammenstellung bei Cavarzere, Komm. S. 22 und die ausführliche Dis-
kussion der Varianten zwischen G und den anderen Handschriften bei Scafoglio,
Vichiana 4. ser. 4, 2002, 219–222. Die gemeinsamen Korruptelen aller Handschrif-
ten, die auf eine gemeinsame Abhängigkeit von einem Archetypus hinweisen, listet
Scafoglio l. c. S. 217 Anm. 9 auf.
194 Vgl. die Übersicht bei Creighton [2.1.] 13 f.
195 Stemmata bei Creighton [2.1.] 111 und Scafoglio, Vichiana 4. ser. 4, 2002, 224.
196 Desgraves [1.] Nr. 15; Cavarzere, Komm. S. 21.
197 Die Ausgaben beschreibt Creighton [2.1.] 115–135; vgl. Mirmont 1889, XXIII–
XXIX; Desgraves [1.] Nr. 1 und 6.
198 Codex Vindobonnensis 114; H. Hunger u. a. (Hrsgg): Die Textüberlieferung der
antiken Literatur und der Bibel, München 1975, Abb. 46; Creighton [2.1.] 91–93.
199 Zu den Einzelheiten der verschiedenen Drucke vgl. Mirmont 1889, LXXXIII–XC
und CXXIII–CLXIV sowie die beiden Beiträge von Desgraves [3.2.].
9. Forschungsgeschichte, Würdigung 43
211 M. von Albrecht [3.1.] 1047 macht Ausonius gar zum ersten deutsche Heimat-
”
dichter und mit der Bissula zum Entdecker der Vorzüge des Schwabenmädchens“.
212 Ternes, Paysage [3.2.] 376 f. = 176 f.
213 Zu seiner Vita vgl. Böse [3.2.] 337–339; Ders., in: Trierer Biographisches Lexikon
(wie Anm. 208) 474. Übersetzung ( in metrischer und grammatischer Hinsicht als
”
schlechte vortrefflich“) und Kommentar ( fast durchweg oberflächlich“) beurteilt
”
Böcking 1828, 45 Anm. c) kritisch, der Textgestaltung konzediert er immerhin eine
gewisse Anerkennung ( zu loben, obgleich nicht gelungen“. Kritisch auch Knebel,
”
Rez. Böcking S. 329.). Dennoch verzeichnet Tross zahlreiche Entlehnungen und
sprachliche Parallelen aus der klassischen lateinischen Dichtung, die seitdem zum
Bestand der Kommentare gehören.
214 Tross S. XXI: Vielleicht könnte es“ (sc. mein Wercklein“) in den obern Klas-
” ” ”
sen der Gelehrten-Schulen meines Vaterlandes dem Unterricht der vaterländischen
Geschichte zu Grunde gelegt werden, und es würde mich höchst freuen, wenn auch
dadurch eine genaue Geschichtskenntniß angeregt und befördert werden könnte.
Der Inhalt des Gedichtes ist ganz dazu geeignet und würde dem Lehrer ein weites
Feld öffnen, seine Zöglinge mit der Vorzeit ihres heimatlichen Landes bekannt zu
machen!“
215 Böcking 1828, 45 Anm. d).
216 Zu Böckings Vita vgl. Böse [3.2.] 339; Ders., in: Trierer Biographisches Lexikon
(wie Anm. 208) 36–37.
217 . . . ein vortreffliches Gedicht, gleich anziehend für den Freund der schönen Na-
”
tur und still-heiterer Landschaftsgemälde, für den Alterthümler, den Geschichts-
und Naturforscher, besonders aber mit eigenem Reiz geschmückt für die Bewoh-
46 Einleitung
ner der Gegenden selbst, die der Dichter beschreibt, der herrlichen Thäler, welchen
fünfzehn vorüber eilende Jahrhunderte nichts von dem Glanze zu rauben vermoch-
ten, der uns hier im Spiegel idyllischer Beschreibung anlacht“ (Oppen S. III).
218 ADB 16, 1882, 275–278.
219 . . . in der Mitte zwischen dem oft Ohrenzwang erregenden Hammerschlag der
”
Vossischen Schule und der aufgelös’t hinschlotternden Zerflossenheit und Regel-
losigkeit unserer Hexametristenschar“.
220 ADB 23, 1886, S. 527–528; die Ausonius-Übersetzung wird dort nicht erwähnt.
221 Über die römischen Denkmäler in Trier schreibt er (7 f.): Nicht einmal Achtung
”
für die Ruinen, die von der Vorwelt zeugen, haben die Menschen immer bewiesen.
Erst in der allerneuesten Zeit, seit der Sieger hier gebeut, der deutsches Land von
der Gewalt der Fremden errettete, werden diese ehrwürdigen Ruinen von Schutt
befreit; erst jetzt befahl der für alles Große und Edle empfängliche Herrscher,
ihrem weiteren Verfalle entgegen zu wirken.“
222 ADB 55, 1910, 434–437; NDB 1, 1953, 507–508.
223 Im Ton der nicht nur damals üblichen Übersetzungskritik nennt er die
Übersetzungen von Tross und Neumann zwei böse Stücke“ (S. 86).
”
224 Über ihn vgl. Bernd Raussen, Trierer Biographisches Lexikon (wie Anm. 208),
480 f.
225 Ndr. Wien 1977; vgl. Dräger, TZ 63, 2000, 325.
9. Forschungsgeschichte, Würdigung 47
publiziert, dem zwei weitere Auflagen und Nachdrucke folgen sollten und
der bis heute die ausführlichsten deutschsprachigen Erläuterungen der
Mosella bietet. Hosius hat das von früheren Herausgebern gesammelte
Material (meist ohne Nennung der Quellen) vorgelegt und durch eigene
Beobachtungen angereichert. Er bildet damit den Grundstock, von dem
jede moderne Kommentierung ausgehen muß. Eine kritische Prüfung der
angehäuften Parallelstellen“ ist dabei unerläßlich. Die meisten Ausgaben
”
und Kommentare des 20. Jahrhunderts226 führen kaum darüber hinaus.
Allerdings hat sich die Beurteilung der Dichtung im Kontext einer
Neubewertung der spätantiken lateinischen Literatur grundsätzlich zum
Positiven geändert.227 Einen Meilenstein in der Ausoniusforschung bildet
die Gesamtausgabe von Green 1991 und seine Oxoniensis von 1999, die
in der Forschung lebhaft diskutiert wurden.228 Mit dem Kommentar von
Alberto Cavarzere 2003 hat die sprachliche Erklärung der Mosella eine
neue Qualität bekommen.
Die dichterische Leistung des Ausonius wurde, wie die spätlateinische
Literatur überhaupt, Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts
weitgehend negativ bewertet, wobei man im Werk des Ausonius am
ehesten noch die Mosella gelten ließ.229
Die intensive Erforschung der spätantiken Literatur, ihrer Absichten
und Ausdrucksformen führte dagegen auch zu einer anderen Bewer-
tung und Würdigung der Mosella, gerade auch außerhalb der engeren
Literaturwissenschaft. So urteilt etwa der Trierer Althistoriker Heinz
Heinen (Trier und das Trevererland [3.1.] 357): Die Mosella ist kein
”
Produkt grobschlächtiger Propaganda, sondern ein feinsinniges, facetten-
reiches Kunstwerk spätantiker Spiritualität“, ähnlich R. P. H. Green230
one of the most fascinating products of ancient literature“, und Arnaldi
”
226 John 1932, Grünewald 1934, Marsili 1957, Ternes 1972, Prete 1978, Alvar Ezquerra
1990, Consoli 1998, Schönberger 2000; nähere Angaben im Literaturverzeichnis 2.1.
Zu den verschiedenen Editionen von Paul Dräger [2.1.] vgl. die Besprechungen in
Plekos.
227 Grundlegend dafür ist die Einleitung zu HLL V von Reinhart Herzog; vgl.
Roberts [3.1.] 1–8; Consoli, RCCM 37, 1995, 139. Einige Bewertungen der Mosella
aus pazifistisch-ökologischer Sicht (Roberts: Grenzverletzungen“; Newlands) sind
”
dem Zeitgeist geschuldet und verfehlen die Absicht des Gedichts.
228 Vgl. die unter [2.1.] genannten Rezensionen, dazu Cavarzere, Incontri [3.2.] 173 f.
229 Vgl. z. B. Arnaldi [3.1.] 291 Peccato che la Mosella sia sperduta fra tanta scoria“.
”
Ein Nachhall der negativen Gesamtbewertung bei J. Steinhausen: Das Trierer
Land unter der römischen Herrschaft, in: R. Laufner [3.1.] 193. Ein Florilegium
von Äußerungen über Ausonius hat Ch.-M. Ternes zusammengestellt: Äußerungen
zu Ausonius, Ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichtge im 19. und 20. Jahrhundert,
BAL 23, 1994, 369–388 = Études ausoniennes III, 71–93; eine Auswahl negativer
Urteile bei Mazzoli [3.1.] 77.
230 The poetry of Paulinus of Nola, Brüssel 1971, 14.
48 Einleitung
2. Editores, Correctores
Mosella
Transieram celerem nebuloso flumine Navam,
addita miratus veteri nova moenia Vinco,
aequavit Latias ubi quondam Gallia Cannas
infletaeque iacent inopes super arva catervae.
5 Unde iter ingrediens nemorosa per avia solum
et nulla humani spectans vestigia cultus
praetereo arentem sitientibus undique terris
Dumnissum riguasque perenni fonte Tabernas
arvaque Sauromatum nuper metata colonis
10 et tandem primis Belgarum conspicor oris
Noiomagum, divi castra inclita Constantini.
Purior hic campis aër Phoebusque sereno
lumine purpureum reserat iam sudus Olympum
nec iam consertis per mutua vincula ramis
15 quaeritur exclusum viridi caligine caelum,
sed liquidum iubar et rutilam visentibus aethram
libera perspicui non invidet aura diei,
in speciem cum me patriae cultumque nitentis
Burdigalae blando pepulerunt omnia visu:
20 culmina villarum pendentibus edita saxis
et virides Baccho colles et amoena fluenta
subter labentis tacito rumore Mosellae.
Die Mosel
Überquert hatte ich die rasch dahinfließende Nahe mit
ihrer nebelverhangenen Strömung, voll Bewunderung
für die neuen Mauern, die man um das alte Bingen
gelegt hatte, wo jüngst Gallien sein Cannae ähnlich wie
Rom erlitt und ausgeplünderte Scharen unbeweint auf
den Fluren liegen. (5) Dort beginne ich meine einsame
Reise durch unwegsames Waldgebiet, und ohne Spuren
menschlicher Besiedlung zu erblicken, komme ich (ohne
Aufenthalt) durch Dumnissus, das ohne Wasser ist,
weil ringsum die Gegend trocken, und durch Tabernae,
wohlversorgt durch seine Quelle, die das ganze Jahr
hindurch sprudelt, und durch Fluren, die man erst
neulich für Siedler der Sauromaten vermessen hat,
(10) und endlich erblicke ich im äußersten Grenzge-
biet der Belger Neumagen, das berühmte Kastell des
vergöttlichten Konstantin.
Reiner erfüllt hier die Luft die Gefilde, und Phöbus
schließt mit seinem heiteren Lichte jetzt unumwölkt
den strahlenden Olymp auf und man muß nicht mehr
(15) den Himmel (mit den Blicken) suchen, der aus
der grünen Finsternis ausgeschlossen war, weil die Äste
ineinander verschlungen ein enges Geflecht bildeten,
sondern die freie Helle des klaren Tages verwehrt dem
Betrachter nicht den reinen Glanz und den strahlenden
Himmelsraum, und da erinnerte mich alles durch den
reizenden Anblick an die Schönheit meiner Heimat
und an die Pracht des glänzenden Bordeaux: (20) die
Dächer der Landhäuser, die hoch auf den steilen Felsen
liegen, und die von Weingärten begrünten Hügel und
die liebliche Flut der in kaum vernehmbarem Murmeln
unten dahingleitenden Mosel.
54 Text 23–49
101 frontem] fronte R ventrem Fuchs 102 cenae] mensae R 103 incorrupta
B 108 laeta Tross, Peiper, Prete 109 alumno, distinxit Fuchs 111 quae
Tollius, Green, Cavarzere qua codd., Schenkl, Peiper, al. 113 pinguescit R
115 Nec] maiore init. litt. G B 116 amnigenas Vinetus, Böcking, Green,
Cavarzere amnigenos G X B L F, Tross, Schenkl, Peiper, Hosius, Creighton,
al. amnigeros R 118 nam neque B namque G X L F nam quae R
119 segmenti Cannegieter 120/123 hic G X B R hinc L F 120 Hic] maiore
init. litt. B
Übersetzung 101–124 61
150 Iam] maiore init. litt. G 151 multiplices satis enumerasse B 152 Indu-
cant] maiore init. litt. B 155 flexusque sinusque G X B R flexuque
sinuque L F (sineque F ) 158 pangaea G X R panchea B L pancheia F
160 garumnam R L F, Tross, Schenkl, Peiper, Creighton, Cavarzere garun-
nam X B, Hosius, Green garonnam G, Böcking 166 terens] tenens G | hinc]
hic X 169 Nec] maiore init. litt. G B | hominum codd., corr. Avantius 170–
174 delet Schröder 174 fluctus R
Übersetzung 150–174 65
175 Saepe maiore init. litt. G 176 Oreiadas ed. Par. 1513, edd. oreadas
codd., Oreadas inter Scafoglio 178 Dicitur] maiore init. litt. G | igneus]
aureus G, Böcking, Schenkl, Hosius, Creighton, Prete igneus cett., Tross, Pei-
per, Green, Cavarzere 179 ad Gronovius, edd. ut codd. 181 sqq. usque ad
finem desunt X 182 tunc G B R et cum L F | exultantes Prete 184 dum]
cum B 186 Sed maiore init. litt. G B 187 tegatur G B, edd. tegantur R L
F, Fuchs, Zicàri 188 lateat codd., edd. lateant Zicàri 191 consitus G B R
constitit L F 192 Quis] maiore init. litt. G | propulit G R p. c. L F protulit
R a. c. B 193 perfundit G B R, Tross, Böcking, Peiper, Creighton, Green,
Cavarzere profundit L F perfudit Tollius, Schenkl 194 motibus R p. c.
B p. c, L montibus G R a. c. B a. c. F, Vollmer 196 derisus] de rivis B
198 sese amni B R L F sese animi G se ambigui Vollmer | confundit G F
confudit B R L 199 amnis] unda Fuchs, del. voc. amnis ut repetit. ex v. 198
Übersetzung 175–199 67
200 Haec] maiore init. litt. G B | quam] tam Prete 203 germina] gramina
Böcking 204 alacres G R, edd. alacris B L F alacris . . . magister Canne-
gieter 206 spectat G B L F spectant R specto Mirmont 206a/b de
lacuna cf. comm. | sua . . . posthabet codd. mea . . . posthabeo Mirmont
208 Tales maiore init. litt. G quales Peiper 209 dum Schenkl 214
Apollinea . . . arce Fuchs 215 Mylasena Cannegieter, edd. milasena
B R L mylesana G mille sera F Mylaea Gronovius 216 cumbae]
Cumae Heinsius 218 qualis Accursius, Hosius, Green, Cavarzere
quales codd., Tross, Böcking, Schenkl, Peiper, Creighton, Ternes |
spectata] spectante ed. Lugd., Schenkl, Peiper, Creighton | spec-
tata <est> Fuchs 221 pubertasque amnisque Barthius, Böcking,
Schenkl, Hosius, Creighton, Green, Cavarzere, al. pubertasque amnis
codd., Peiper, Ternes pubertas amnisque Mirmont 222 hos] quos Fuchs
223 nautales] navales Vollmer
Übersetzung 200–224 69
225 utque G B L F atque R 230 Sicuti Speck, Schenkl, Cavarzere sic ubi
codd., maiore init. litt. G, Tross, Böcking, Peiper, Hosius, Creighton, Green,
al. sic est Prete sicut Tränkle 231 explorantis G B R expectantis L F
232 cum] quam Haag tum Lachmann iam Ottmann 236 acus] avis B L
237 vibratos] libratos R 240 Iam] maiore init. lit. G | faciles G facilis B
R L F 242 defensus . . . piscis G 247 subiectas B R L F, Tross, Böcking,
Green, Cavarzere deiectas G, Schenkl, Peiper, Hosius, al. adiectas Fuchs coll.
Cic. nat. deor. 2, 144 248 convexa Vinetus, Tross, Böcking, Schenkl, Peiper,
Creighton, Cavarzere conexa codd., Fuchs, Green 249 inductos G, Schenkl,
Peiper, Green, al. indutos B R, Tross, Böcking, Souter, Cavarzere inclytos L
illitos F
Übersetzung 225–249 71
(225) und wie sie die raschen Bewegungen auf der rech-
ten und auf der linken Seite immer wieder ausführen
und im Wechsel der Ruder ihr Gewicht bald dahin, bald
dorthin verlagern, zeigt es andere Schiffer, nämlich die
Abbilder im Nassen. Das junge Schiffsvolk freut sich
selbst über sein Spiegelbild und wundert sich, wie die
Gestalten täuschend durch den Fluß zurückgeworfen
werden. (230) Wie wenn eine Amme, um die schön fri-
sierten Haare zu zeigen, die weithin glänzende Pracht
eines prüfenden Spiegels zum erstenmal einem lieben
Kinde vorhält, das kleine Mädchen fröhlich das bisher
unbekannte Spiel genießt und glaubt, einer Zwillings-
schwester Gestalt zu erblicken, (235) Küsse, die nicht
erwidert werden, dem blitzenden Metall schenkt oder
den Sitz der Nadeln betasten will oder versucht, an der
Stirne Rand die krausen Haare mit ihren Fingern glatt-
zustreichen, ebenso genießt auch beim Spiel der Spiege-
lungen das junge Schiffsvolk die Gestalten, die zwischen
Wahrheit und Trug schweben.
(240) Wo aber nun das Ufer leichte Zugänge
bietet, sucht überall in der Tiefe die plündernde Schar
(der Fischer) nach Fischen, die unten im Fluß ach so
schlecht geschützt sind. Der eine, der fern (vom Ufer)
in der Mitte des Stroms die triefenden Netze schleppt,
fegt die Schwärme zusammen, die durch die maschenrei-
chen Netze mit List eingefangen wurden, (245) aber ein
anderer zieht dort, wo der Fluß in ruhiger Strömung
dahingleitet, die Netze empor, die von Korkzeichen
(getragen) schwimmen; jener aber, auf den Klippen
vornübergebeugt zu den Wogen in der Tiefe, senkt die
gekrümmte Spitze der elastischen Rute hinab, wenn er
die Angelhaken auswirft, auf die todbringende Köder
gesteckt sind.
72 Text 250–275
276 Sic maiore init. litt. G 277 Dirces codd., corr. Ugoletus 278 carptas]
tactas Accursius, Prete 281 Nereus B | converrere G convertere B R L F
282 captivas] captatas coni. Green | praeda B 283 Talia maiore init. litt.
G 284 instanti] exstanti Cannegieter 286 comunt G R contra L, om. B F
287 Quis maiore init. litt. G 288 miretur G B R miratur F 290 magnum
codd., corr. Scaliger 292 Non maiore init. litt. G 294 pulsu G B L F, Tross,
Schenkl, Peiper, Hosius, Creighton, Green, Cavarzere, al. plausu R, Böcking
lusu Heinsius 296 visus Markland voces codd., edd. 298 Quis maiore init.
litt. G cultusque G B L F cultus R
Übersetzung 276–297 75
300 Non maiore init. litt. B 306 hic codd., Tross, Böcking, Schenkl, Creighton,
Cavarzere, al. hinc Pulmann, Green | habuit] aluit Diggle | margei G B mar
R mergei L, om. F Marcei Schenkl, Peiper, Hosius, Marsili, al. Marci Pul-
mann, Tross, Böcking, Mirmont, Prete, Green, Cavarzere 307 menecratos
codd., corr. Vinetus 310 allicit codd., Tross, Böcking, Schenkl, Green, Cavar-
zere, al. adlicit Peiper, Hosius 311 Conditor maiore init. litt. G 312 quadra
cui G quadro cui R, Tross, Mirmont, Hosius, Creighton, Cavarzere quadro
cuii Tollius, Schenkl quadrec cui B cedro L, om. cui quadrata cui Peiper,
Green, al. cui quadrata Böcking | cono codd., edd., corr. Fuchs 316 clorus
achates] chorus a. G B L F totus Achates R, Tross florus Friedrich, cf. comm.
317 afflatam codd., Tross, Böcking, Schenkl, al. adflatam Peiper, Hosius
318 Hos maiore init. litt. G 321 est] stat Markland | natura] nativi ed. Lugd.,
Schenkl
Übersetzung 298–323 77
326 utque] atque R | dives] felix G, Böcking, Schenkl, Hosius, John, Marsili,
Creighton 327 Quin codd., maiore init. litt. G illa Green, Cavarzere | riguis]
irriguis B 328 conpensat R, Schenkl, Creighton 330 altam G R alta L F
aliam B 331 proprium G a. c. R, edd. proprium est G p. c. B L F, Marsili
332 novales] canales Heinsius 335 Atria maiore init. litt. G B | adsita G
p.c., Tross, Böcking, Schenkl, Peiper 337 substructa G B R subducta F L
340 expirante codd., Creighton spirante Heinsius, Peiper, Prete 345 Quod
maiore init. litt. G | afforet codd. adforet Tross, Peiper, Prete 347 tantus]
tantum Mommsen, Schenkl 348 allicit codd. adlicit Peiper, Prete
Übersetzung 324–348 79
Jenes liegt auf einem Hügel, der ganz weit den Fluß
überragt, (325) und gewinnt freie Ausblicke auf bebau-
tes wie auf unbebautes Land und eine reiche Aussicht
genießt die Ländereien wie ihr Eigentum. Ja sogar ei-
ne, die im tiefgelegenen Grunde in feuchten Wiesen er-
baut wurde, ersetzt den natürlichen Vorzug eines hohen
Berges und bricht drohend mit ihrem hoch emporragen-
dem Dach in den Äther ein, (330) einen riesigen Turm
zur Schau stellend, wie den ägyptischen Pharus. Ein an-
deres Landhaus wieder hat die Besonderheit, daß man
Fische, die in einem abgegrenzten Wasser eingeschlos-
sen sind, inmitten sonniger Flächen zwischen den Fel-
sen fangen kann. Jenes, das ganz oben auf dem Berg-
rücken liegt, sieht den unten dahingleitenden Fluß in
einer Fernsicht, die sich schon bald im Dunst verliert.
(335) Warum soll ich noch die Hallen erwähnen, gele-
gen an grünenden Wiesen, und warum die Dächer, sich
stützend auf ungezählte Säulen? Was soll ich von den
Bädern sagen, die, auf einem Fundament am Strom er-
baut, hier rauchen, wenn Mulciber, an heißem, verbor-
genem Ort verschlungen, durch die hohlen Wandverklei-
dungen die ausgestoßenen Flammen wälzt (340) und da-
mit den eingeschlossenen Rauch durch die ausströmende
Hitze verdichtet? Ich sah selbst, wie manche, erschöpft
vom vielen Schwitzen in den Thermen, von den Bade-
wannen und kalten Wasserbassins nichts mehr wissen
wollten, um frisches Wasser zu genießen, bald vom Flus-
se wieder erquickt, planschend und schwimmend den
kühlen Fluß aufwühlten. (345) Wenn ein Fremder von
den Küsten Cumaes hierher gekommen wäre, würde er
glauben, das euböische Baiae habe diesen Orten hier be-
scheidene Abbilder gegeben: soviel Schmuck und Glanz
lockt hier, und doch erfordert das Vergnügen keine Ver-
schwendung.
80 Text 349–371
349 Sed maiore init. litt. G B | qui] sit Fuchs 350 Mosella R,
Böcking, Galdi, Fuchs Mosellam G B L F, Tross, Schenkl, Peiper,
Hosius, Green, Cavarzere, al. 354 Promeae Schenkl, al. proneae
G in ras. B R, Tross, Böcking pronea est L <aquis> Promae Bergk
<aquis> Promeae Holford-Strevens 359 Celbis Scaliger, al. gelbis G,
Tross, Böcking belgis B R L F | erubris G R erubrus B L F 360
adlabere G allabere R alabere L allambere B, Hosius, Green, Cavar-
zere adlambere Tross, Böcking, Schenkl, Peiper, Creighton 361 Celbis
Scaliger, al. celsis codd. | celebratur R, Böcking, Schenkl, Fuchs, Green,
Cavarzere celebratus G B L F, Tross, Schenkl dub., Peiper, Hosius
365 drahonum G drabonum R trachorum B draconum L F 367 navi-
ger maiore init. litt. G | me] te Fuchs 369 fessa] festa G | volveret codd.,
Tross, Böcking, Creighton, Green, al. solveret coni. Christ, probat Cavarzere
370/371 post 364 transp. Green 370 nec G B R non L F 371 alisontia G
B L F alisentia R
Übersetzung 349–371 81
372 mille] totque Fuchs 374 mores codd., Böcking, Schenkl, Peiper,
Hosius, Shackleton Bailey, Green, al. moles Ugoletus, Tross amor est Galdi,
Tränkle, Fuchs, Prete, Badian, Cavarzere | dia codd., edd. die Heinsius, probat
Tränkle 376 oris codd., edd. (horis R) orsis Pichon 378 da Roma G, edd.
mihi Roma B R L F, Tross post 379 lacunam indicant Accursius, Schenkl,
Peiper, Evelyn White, Green, Creighton, Consoli, Cavarzere 380 imperii
<hanc> add. Christ probante Prete, alii alia; cf. comm. | Romae tenuere pa-
rentes codd., Schenkl, Hosius, Green, Cavarzere, al. Romaeque tuere parentes
ed. Par. 1513, Tross Romae tueare parentis Böcking Romae tribuere parentes
Baehrens Romane tuere parentum Peiper dub. Romamque tuere parentem
Mirmont, Prete 381 Salve] maiore init. litt. G B 384 severa B R L F, Tross,
Cavarzere, Green serena G, Böcking, Schenkl, Peiper, Prete 387 spectator
G R L F, Tross, Böcking, Schenkl, Peiper, Creighton, Ternes, Green specula-
tor B sectator Heinsius, Hosius, Fuchs, Cavarzere servator Mirmont, Galdi,
Prete 388 veteresque codd., edd. veteres qui Tross, probat Fuchs veteres
qui clarat Ugoletus 389 Verum] maiore init. litt. G | quid B quod G R L F
390 tui G R tuo L F om. B (tuo in mg.) 391 chelyn G chelin R F chelim
B L | netis R p. c. B, Schenkl, al. neos G necis L F nervis R a. c., Tross,
Böcking, Mirmont, Prete
Übersetzung 372–391 83
394 honos. Tum distinxit et correxit Di Giovine cum codd. 399 Quis] maiore
init. litt. G | tum G B tunc R tun L tamen F407 versum om. L F
Ugoletus aut Italum codd. aut <qui> vel quique Italum Prete 409 popu-
lumque ed. Par. 1517, Tross, Böcking, al. populique codd. 411 festinat codd.,
Tross, Hosius festinet Böcking, Schenkl, Green, Cavarzere, al. 414 nobilibus,
repetenda distinxit Fuchs 417 undas G undis B R L F
Übersetzung 392–417 85
418–420 post 445 conlocati L F, Ugoletus 418 Caeruleos] maiore init. litt. G |
nunc] hinc Ermenricus 423 Nicrum Rhenanus, edd. nigrum codd., Riese |
et Lupodunum Rhenanus et (est F ) luponudum codd. ad Lupodunum coni.
Mommsen 425 haec codd., Tross, Böcking, Schenkl, Green, al. hinc John,
Cavarzere 426 hinc G (maiore init. litt.), Schenkl, Peiper, Hosius, Creighton,
Prete mox R B L F, Tross, Böcking, Green, Consoli, Cavarzere 431 utri-
que codd. uterque Fuchs 433 vias codd. undas Fuchs | fundet codd., Tross,
Böcking, Schenkl, al. findet Heinsius pandet Peiper 434/5 del. Fuchs
436 amni] amne R 438 Vivisca Scaliger, edd. vivifica codd. 439 non G
B R nunc L F 440 Latium Avantius, edd. Latius codd. 441 pyrenen B R
L pyrenem G F 442 aquitanica G aquitania B R L F (eq- L F ), Mirmont
Übersetzung 418–442 87
447 totam] doctam Markland 448 Ast] maiore init. litt. G | quanta
G B R tanta L F | mei codd., Tross, Böcking, Schenkl, al. mihi
Fuchs, probant Green, Cavarzere tanta meri Avantius | liquoris codd., edd.
vigoris Fuchs 450 Augustus pater et nati codd., edd. Augustus pater
et natus Avantius, Tross Augusti pater et natus Mirmont 452 munera
G tempora alii 454 subter laberis Böcking, Hosius subterlaberis Tross,
Schenkl, al. 458 addam <et> Prete 461 Non] maiore init. litt. G | axo-
na G L F uxona B anxona R 462 finis Pulmann, edd. fines codd.
463 refluus ed. Lugd., edd. profluus codd. 464 concedet codd., Tross,
Böcking, Schenkl, al. concedes gelido, Durani, Scaliger, Pulmann, Pei-
per, Prete 465 Tarnem ed. Lugd., Tross, Green, Cavarzere Tarnen G
B R, Böcking, Peiper, Hosius, Creighton Tarnim Green dub. tandem
L F 466 insanus Voit 467 dominae codd., edd. domini Heinsius, Graevius,
probat Tränkle 468 nomine codd., Green, Cavarzere numine Scaliger, Tross,
Böcking, Schenkl, al. | Tarbellius codd., corr. Accursius
Übersetzung 443–468 89
nicht identisch mit der sog. Drususbrücke, die als älteste nichtrömische
Steinbrücke unter dem Mainzer Erzbischof Willigis (975–1011) erbaut
wurde und für die römisches Alter, wie öfters in der Literatur behauptet,
bisher nicht erwiesen ist. Dagegen konnte durch den Fund von Resten von
Eichenpfählen 1983 die römische Nahebrücke, eine im Zuge der Fernstraße
Mainz–Köln im Jahre 77 errichtete Pfahlrostbrücke, lokalisiert werden
(G. Rupprecht, in: Cüppers 333 f.; Ziethen [3.1.] 46 f., dort als Abb. 22 ein
hypothetisches Modell der Brücke). Holzproben des Jahres 305 bezeugen
Arbeiten an der Uferbefestigung. Über den Zustand zur Zeit des Ausonius
scheint nichts bekannt zu sein; vgl. auch zu V. 2. transieram: Vor
Ausonius ist die seltene Verbalform außer an der zu V. 1–5 genannten
Metamorphosenstelle nur noch Ov. epist. 21, 82 belegt (Cavarzere,
Komm. S. 57, mit weitergehenden Überlegungen zu den Reminiszenzen);
vergleichbare Versanfänge sind (mit anderer Bedeutung) Verg. georg.
2, 102 und Aen. 10, 185 transierim (W S. 15). Das Plusquamperfekt (zu
diesem Gebrauch vgl. L.-H.-Sz. II 320 f.) gliedert den Reiseverlauf zeitlich
und formuliert den Beginn, gefolgt von den lebhaft erzählenden Praesen-
tien (V. 5) ingrediens, (V. 7) praetereo und (V. 10) conspicor , wie sie für
die Textsorte Iter charakteristisch sind und die dem Leser den Eindruck
vermitteln, an dem Geschehen unmittelbar teilzunehmen (Burnier [3.2.]
67). celerem: Im Gegensatz zum Lauf der Mosel (V. 21 f., V. 35 –
Green, Komm. z. St.). Mos. 45 nec piger zeigt aber, daß es Ausonius hier
nicht so sehr um die Anspielung auf einen reißenden Unterweltsfluß geht
(Görler [3.2.] 97 Anm. 1 = 150 Anm. 1) als vielmehr um den Kontrast
zu den Qualitäten der Mosel. flumine: Die eindeutige Überlieferung
flumine (vor zweisilbigem Wort am Hexameterschluß auch Catull. 67, 33
flavos quam molli percurrit flumine Mella; Verg. Aen. 9, 31 pingui flumine
Nilus – M 2) wurde von Scaliger [3.2.] 12 geändert in lumine nach Auson.
Cup. 8 nebuloso lumine, von Mommsen in flamine. Beide Vorschläge
sind von Green, Komm. z. St., zurückgewiesen worden, ausführlich
begründet auch von Cavarzere, Paideia 57, 2002, 51 und Komm. S. 57 f.
Bei Verg. Aen. 2, 305 rapidus montano flumine torrens, 7, 30 = 8, 31
fluvio Tiberinus amoeno und 9, 31 (Hosius mit weiteren Belegen) liegt der
gleiche deskriptive Ablativ“ (so Austin II 139, unbestimmter Cavarzere,
”
Komm. S. 57: strumentale“) wie hier vor und wird danach in der
”
Dichtersprache üblich. Cavarzere, Paideia 57, 2002, 53 und Komm. z. St.
charakterisiert diese stilistische Erscheinung dagegen nach Sc. Mariotti
und A. La Penna als nominis commutatio reflessiva“, definiert als kühne
”
Form stilistischer Redundanz, die aus der pleonastischen Wiederholung
eines Substantivs durch ein Synonym in einem anderen Kasus innerhalb
des gleichen Satzes besteht. Synonymität liegt jedoch hier ebenso wenig
wie V. 245 tranquillo . . . agmine flumen vor. – In dem Chiasmus der
100 A. Einleitung: Die Reise ins Moseltal (1–22)
trifft weder für die von den meisten Kommentatoren seit Freher genannte
Niederlage der Treverer bei Bingen i. J. 70 zu, deren Schilderung in nur
einem Satz bei Tac. hist. 4, 70, 4 eher den Eindruck eines nicht allzu
bedeutenden Gefechts (Hosius spricht von einem Scharmützel) als den
eines zweiten Cannae hervorruft, noch für die Kämpfe Julians gegen
die Alamannen, die in der Schlacht bei Straßburg 357 (an sie dachte
schon Scaliger [3.2.] 8 ff.) wirklich eine denkwürdige und verlustreiche
Niederlage erlitten haben (Amm. 16, 12, 63; ausführlich besprochen
von Drinkwater, Alamanni [3.1] 224–242). Aber diese Niederlage der
Alamannen läßt sich schwerlich als Niederlage Galliens“ bezeichnen.
”
Auch die früheren Verwüstungen Galliens durch germanische Stämme
(vgl. Iulian. epist. p. 279 B) kommen wohl kaum in Betracht. Daher
verwies J. J. Hatt: Histoire de la Gaule romane (120 a. C. – 451 d. C.),
Colonisation ou Colonialisme? Paris 1959, 293 auf die Niederlage des
Usurpators und Caesars Decentius (RE IV [1901] 2268 f.; PLRE I
S. 244 Nr. 3) gegen die Alamannen 352, die zwischen Mainz und Bingen
lokalisiert wird (dazu Lorenz [3.1.] 23 f.; Alvar Ezquerra II S. 71 Anm.
26 urteilt más plausible“; dagegen Drinkwater, Alamanni 201 Anm. 151
”
ingenious but not compelling“). Darüber berichtet Ammianus 16, 12, 5
”
nam et Decentium Caesarem superavit (sc. Chnodomarius) aequo Marte
congressus et civitates erutas multas vastavit et opulentas licentiusque
diu nullo refragante Gallias persultavit. Eine gewisse Zurückhaltung
gegenüber der Niederlage eines Römers zeigt sich vielleicht darin, daß
Ausonius nur auf die Lokalität (Gallia, s. u.) hinweist, nicht aber den
Namen des unterlegenen römischen Usurpators nennt. Im übrigen steht
die Niederlage des Decentius im krassen Gegensatz zu den Erfolgen
Valentinians, wie sie im weiteren Verlauf des Gedichts geschildert werden.
Außerdem berichtet Ammian (18, 2, 5) davon, daß die kürzlich ummau-
erten Städte wie Bingen wiedergewonnen“ seien (receptae), was sicher
”
nicht ohne Kampfhandlungen in Anschluß an die Schlacht bei Straßburg
(RE X [1918] 37) zu denken ist. Wenn der Schluß richtig ist, dann
fanden Kämpfe im Gebiet von Bingen nicht nur 352, sondern auch 357
statt mit dem Ergebnis einer Sicherung des Gebietes; die unbestimmte
Zeitangabe quondam kann sich dabei durchaus auf Ereignisse beziehen,
die nur 10 bis 15 Jahre zurückliegen (vgl. zu diesem Gebrauch von
quondam ordo 70 = 9, 7; Paneg. 2 [12] 31, 1; Di Salvo S. 198 f.) und
deren Spuren noch sichtbar waren. Damit ist auch die Aussage über die
unbestatteten Leichenhaufen zu verbinden, die nun keineswegs mehr als
groteske Übersteigerung erscheint (so Ternes, REL 48, 1970, 396 = 198).
Der Verfasser der Gesta Trevirorum (MGH SS VIII p. 143, 8) hat aus
den beiden Versen des Ausonius die Nachricht von einer großen Schlacht
herausgesponnen, in der Drusus gefallen sei (H, T, A E). – Cavarzere,
I. Der Weg von Bingen nach Neumagen (1–11) 103
Komm. S. 58 f., notiert (mit Verweis auf L.-H.-Sz. II 399 ff.) die doppelte
Versetzung (Translatio) des Verbums und Relativums ubi (ebenso V. 53
und 290) als Vorgriff auf den pathetischen Vergilischen Stil des folgenden
Verses. Latias: römisch“ wie häufig in der Dichtersprache seit Ovid
”
und Statius sowie im Spätlatein (Doblhofer II S. 22); vgl. V. 440 nomen
Latium; prof. 22, 14 Latia . . . historia u. ö. – BR. Gallia: Hier als
Sammelbegriff für alle linksrheinischen Gebiete; vgl. Paneg. 5 [8] 3, 3.
Di Salvo 209 bemerkt, daß Ausonius den Singular verwendet, wenn er
sich auf die Vergangenheit bezieht oder eine bestimmte gallische Provinz
nennt (siehe V. 465), während er in Hinblick auf die Verhältnisse seiner
Zeit den Plural wählt.
5–11: Der Weg führt aus der durch historische Ereignisse ge-
prägten Landschaft des Rheintales über den rauhen, wasserarmen
und wenig besiedelten Hunsrück in die heiteren Gefilde des Mosel-
tals. Der Kontrast zwischen dem einsamen Bergland und der elysischen
Flußlandschaft wird besonders herausgearbeitet (vgl. auch zu V. 14 ff.);
Anklänge an Verg. Aen. 6 bespricht Görler [3.2.] 97 = 150. Eine gewisse
Vorstellung vermittelt noch die Abbildung der Ausoniusstraße“ bei
”
104 A. Einleitung: Die Reise ins Moseltal (1–22)
Elzerath (in der Ausgabe von John bei S. 32) oder die Umschlag-
abbildung bei Rücker [3.1.], nicht jedoch die heute gut ausgebaute
Hunsrückhöhenstraße (B 327). Der antike Straßenverlauf von Bingen
nach Trier ist aus der Tabula Peutingeriana zu rekonstruieren (auf sie
verwies schon Freher; ältere Literatur mit Diskussion der Entfernungs-
angaben bei Hosius; vgl. Katalog Mosel und Saar 131; Marcone [3.2.] 203
Fig. 2; H. Aubin/J. Nissen: Geschichtlicher Handatlas der Rheinprovinz,
Köln/Bonn 1926 Nr. 5; Hagen [3.1.] 324 ff.; W. Binsfeld, FVFD 34, 1977,
202–207; Cüppers 310–312; D. Schumacher-Immel: Die Ausoniusstraße,
in: F. Burgard/A. Haverkamp (Hrsgg): Auf den Römerstraßen ins
Mittelalter, Beiträge zur Verkehrsgeschichte zwischen Maas und Rhein
von der Spätantike bis ins 19. Jahrhundert, Trierer Hist. Forsch. 30,
Mainz 1997, 75–95; neuere Literatur zum Straßenwesen der Region bei
M. Rathman, Plekos 8, 2006, 69). Bis V. 17 bespricht den Abschnitt
Pavlovskis [3.2.] 34. Die lange polysyndetische Periode (Consoli S. 62
Anm. 4) spiegelt den beschriebenen mühsamen Weg.
5 f.: Zum Rhythmus der beiden Verse hat Cavarzere, Komm. S. 60,
den Gegensatz zwischen den Daktylen in V. 5 als Ausdruck für die
Geschwindigkeit der Reise und den Spondeen in V. 6 als Ausdruck
verzögernden Beobachtens notiert.
5: Mit dem relativen Anschluß unde beginnt zwar (in moderner In-
terpunktion) ein neuer Satz (anders die Übers. von Neumann), aber
das Relativum stellt doch eine enge Verbindung zu den vorhergehenden
Versen her und unterstreicht die Einheit der ersten 11 Verse. Auch
der Eingang der Aeneis, auf den Dräger, KTJ 37, 1997, 33 hinweist,
umfaßt unter Annahme der Echtheit der von den antiken Vergilerklärern
überlieferten ersten vier Verse eine einzige Periode von 11 Versen
(S. Koster: Ille Ego Qui, Dichter zwischen Wort und Macht, Erlangen
1988, 31–47, allerding mit neuem Satzbeginn in V. 1d at). Zitiert ist
Sil. 15, 503 (= Iuvenc. 2, 99) inde iter ingrediens (H). Den ähnlichen
( less striking“ G) Hexameteranfang bei Verg. Aen. 3, 507 unde iter
”
(M 2) sieht O’Daly [3.2.] 146 als blending of the personae of the Mosella
”
narrator and Aeneas-as-narrator“ (Aeneas spricht in Epirus von der
Abfahrt nach Italien, die Verg. Aen. 6, 2 ihren Abschluß findet; vgl. zu V.
10 et tandem). Auf die Anklänge zum weiteren Silius-Text 15, 503–505
(. . . rapidum per Celtica rura / miratur domitas Alpes ac pervia montis /
ardua et Herculeae quaerit vestigia plantae) verweist Cavarzere, Komm.
S. 59. nemorosa per avia: Wie Stat. Theb. 2, 79 (M 2); vgl. Lucr.
2, 145 (= Verg. Aen. 7, 580; Ov. met. 1, 479) nemora avia; Sil. 7, 438
dumosa per avia und 12, 352 latebrosa per avia (Hosius, der auch die
I. Der Weg von Bingen nach Neumagen (1–11) 105
des ersten christlichen Kaisers noch einen religiösen Inhalt zu“ (Kolb
[3.1.] 131 f.; St. Rebenich: Vom dreizehnten Gott zum dreizehnten
Apostel? Der tote Kaiser in der Spätantike, ZAC 4, 2000, 300–324 =
H. Schlange-Schöningen (Hrsg.): Konstantin und das Christentum, Darm-
stadt 2007, 216–244; Demandt, Spätantike2 [3.1.] S. 261 mit Anm. 95;
einzelne Belege bei Hosius). In dieser Terminologie bewegt sich Ausonius
und deutet damit diskret die dynastische Sukzession“ (Rebenich S. 218)
”
Valentinians an, der dann auch in Konstantinopel beigesetzt wurde (ibid.
S. 220). inclita: Als Attribut von Ortsangaben wie Verg. Aen. 2, 241 f.
incluta bello / moenia (M 2); 6, 781 incluta Roma; Di Salvo S. 267 zu
ordo 164 = 20, 36 Roma inclita.
14 f.: Für das Bild von der dichten Laubdecke (V. 14 BR) ver-
gleicht Wamser S. 20 Ov. met. 12, 22, Görler [3.2.] 99 f. = 154 Verg.
Aen. 7, 565 f. und die Schilderung des Avernus 6, 239 ff.; Ov. met. 4, 432;
Lucan. 3, 399 ff. (Tr) und 6, 642 ff. sowie den lautlichen Gleichklang mit
II. Der Anblick des Moseltals (12–22) 113
Ov. met. 10, 53 f. carpitur acclivis per muta silentia trames, / arduus,
obscurus, caligine densus opaca, auch betont von O’Daly [3.2.] 147, der
zusätzlich auf Ov. met. 4, 433 per muta silentia sedes verweist; mutua
vincula wie Paul. Nol. carm. 27, 346 (M 2).
21 virides Baccho colles: Der Betrachter versetzt sich auf die An-
höhe oberhalb von Neumagen gegenüber dem heutigen Ort Piesport.
Der von dort sich bietende Anblick der Moselhänge als eines Thea-
”
ters“ wird V. 152 thematisiert. Baccho ist klassische Metonymie mit
Übertragung des Namens des Weingottes Bacchus/Dionysus/Liber
(vgl. die Namen für Bacchus Auson. epigr. 32) auf Weinstock/Reben
(Verg. georg. 2, 113 Bacchus amat colles; ibid. 2, 228 und 4, 129) wie
V. 25; ähnlich Auson. ecl. 9, 9 Bacchum ( die Trauben“) September
”
opimat; vgl. zu V. 158 Lyaeo und Di Salvo 242, der auf epist. 24, 84
vitiferi . . . colles (auf den Gütern des Ausonius; vgl. zu V. 160) ver-
weist. Über den Beginn des Weinbaus an der Mosel vgl. Einleitung
S. 8 sowie zu V. 150 ff. – virides weist auf V. 26 voraus.
jetzt unter der Regierung Valentinians und Gratians die Mosel für die
westlichen Diözesen mit ihrer Hauptstadt Trier. Vgl. auch zu V. 36,
39–43, 100, 189–199, 197, 245, 283–297, 374–380, 460 und Einleitung
S. 36. Fuoco [3.2.] 334 sieht in der Verwendung des Adj. amoenus einen
Anklang an die Schilderung des Elysiums bei Vergil (Aen. 5, 734 f. und
6, 638); vgl. zu V. 12 f. und Scafoglio, Tecnica allusiva [3.2.] 450 f.
War der Erzähler des einleitenden Teils zuletzt an der Höhe ober-
halb Neumagens angelangt, so hat er jetzt den Standort gewechselt; der
Beobachter steht am Ufer des Flusses. Den in der Mosella wiederholten
Wechsel des Standpunkts notieren auch Roberts [3.2.] 344 = 252; Burnier
[3.2.] 67; vgl. Einleitung S. 22 und 35. Der ganze Abschnitt läßt sich
unschwer in drei Einheiten gliedern: Hauptteile sind die Aretalogie
(V. 23–74) und der Fischkatalog (V. 85–149), beide verbunden durch eine
Überleitung (V. 75–84). In der Verszahl überwiegen die Zehnergruppen:
Je 10 Verse umfassen die rahmenden Verse 23–32 (Hymnischer Anruf)
und 75–84 (Überleitung zum Fischkatalog), aus einer Zehner- und einer
Zwanzigergruppe besteht der Abschnitt V. 45–74 (Natürliche Schönheit),
wiederum gegliedert in die Beschreibung des Ufers (V. 45–54) und des
Grundes des Flusses (V. 55–74). Im Kontrast zu diesen Zehner-Schemata
umfaßt die Beschreibung des Wasserlaufs (V. 33–44) zweimal 6 Verse,
der Fischkatalog selbst in Form eines Technopaignions 65 Verse. Vgl. zur
Gliederung auch Green, Komm. S. 462.
118 B. Die Wasser der Mosel (23–149)
I. Aretalogie (23–74)
Der Hymnus ist die angemessene Form, in der der Dichter seine
Verehrung für den vergöttlichten Fluß zum Ausdruck bringen kann; der
Hymnus ist seine Opfergabe für den Fluß als Dank für den Segen, den der
Fluß dem Land gespendet hat. Sprachlich finden sich all die Elemente,
die bereits Eduard Norden (Agnostos Theos, Leipzig 2 1923 = Darm-
stadt 4 1956) als Charakteristika für den Hymnus festgestellt hat: Du-,
Partizipial- und Relativstil, anaphorische Wiederholungen, aretalogische
Elemente (zusammengefaßt bei La Bua [3.2.] 381 f.; Cavarzere, Komm.
S. 64). So wird auch stilistisch die Heiligkeit“ des Flusses unterstrichen
”
(vgl. V. 374 dia Mosella, V. 443 f. sacrum . . . amnem, V. 467 f. Mosellae
nomine adorato, dazu Fuoco [3.2.] 339).
a) Gruß (23–26)
Ders. [3.2.] Abb. 4 b; John, Ed. 1980, Abb. bei S. 49; La colonne de
Igel, société et religion au IIIe siècle, Annales de l’Est 51/2, 2001, 5–151;
J. Scheid: Les reliefs du mausolée d’Igel dans le cadre des représentations
romaine de l’audelà, AC 72, 2003, 113–140; weitere Belege zu V. 41 f.).
Stilistisch variiert werden auch die Prädikate dieser Gottheit (Attribute
und Relativsatz). Cavarzere l. c. erinnert zudem an das Gebet, das
der Reisende bei seiner Rückkehr an die Heimat richtet (Aesch. Ag.
810 ff.). Im Kontext des Hymnus sieht La Bua [3.2.] 381 Anm. 170 in der
Erwähnung der Belgae V. 24 die traditionelle Nennung des Ortes, an der
die Gottheit, hier Mosella, verehrt wird (vgl. V. 470–473), wenn auch die
Mosel als Fluß, nicht als Personifikation dargestellt wird (Posani [3.2.]
47). – Über Wortwiederholungen vgl. zu V. 55.
V. 163 wird hier und V. 458 das Wort im Sinne von agricola gebraucht
(Cavarzere, Komm. S. 65, der auch, wie schon John [3.2.] 99 Anm. 1,
außerdem noch weitergehend die Verwendung in der allgemeineren
Bedeutung vir erwägt). Wegen der Zusammenstellung mit agris ist
jedoch die spezifischere Bedeutung agricola vorzuziehen, während die
Bewohner des Landes regelmäßig als Belgae (vgl. zu V. 10, 24, 319, 395,
439, 457, 462) bezeichnet werden.
24: Allein hier und V. 421 wird Trier genannt, beide Male nur in
Paraphrase und gleichsam als Rahmen. Für den Rest des Gedichts bleibt
allein der Fluß im Zentrum des Interesses (Marcone, Ausonio [3.2.]
206). Auch die Kaiserresidenz verdankt also ihre Existenz der Mosel.
Das stimmt zu der durchgängig zu beobachtenden Tendenz, daß für
alle kulturellen Errungenschaften des Mosellandes, ja auch für seine
politische Bedeutung, letzten Endes nicht der Mensch, sondern der
Fluß verantwortlich ist. Der Fluß, d. h. das Wasser, ist Grundlage und
Ursprung aller Kultur. Diese Tendenz bestimmt auch die Darstellung
der Bauwerke (Newlands [3.2.] passim). dignata: dignare für das
häufigere dignari auch V. 116 und 350, dort im Sinne von verglei-
”
chen“ (ThlL V 1, 1140, 80). moenia: Nimmt die Bedeutung Stadt“
”
an (wie Verg. Aen. 2, 252; ThlL VIII 1327, 59 ff.), wohl auch wegen
der Bedeutung der Ummauerung für die spätantiken Städte (vgl. zu
V. 2). Als Summe der Baulichkeiten einer Stadt“ (Köhler 187 zu Sidon.
”
epist. 1, 5, 1 urbes moenium situ inclitas) übersetzt Apul. mund. praef.
p. 288 σχη̃μα πόλεως mit moenia urbis; vgl. auch Isid. orig. 15, 2, 1 urbs
ipsa moenia sunt. Belgae: Ausonius benützt den alten gallischen
Stammesnamen nicht als ethnischen, sondern als territorialen Begriff. In
der Gallia Belgica liegt die kaiserliche Residenz, und ihr verdanken die
Provinz wie auch ihre Bewohner ihren besonderen Rang. Trier und das
Trevererland treten in Konkurrenz zu Rom und Italien. Das V. 394 ff.
angekündigte Enkomion gilt daher nicht in erster Linie den Angehörigen
eines gallischen Stammes, sondern den romanisierten oder römischen
Bewohnern der Regierungshauptstadt“ und ihres Umlandes und damit
”
insbesondere auch dem kaiserlichen Hof.
26: BR; nach Verg. georg. 3, 144 viridissima gramine ripa (Tr); Stat.
Theb. 9, 492 gramineae . . . ripae (M 2); eingehende stilistische Analyse
des Verses bei Cavarzere, Komm. S. 66. – Feuchtes Grünland ist nach
Verg. georg. 2, 219 für den Weinbau besonders geeignet (Green, der hier
in Hinblick auf die weitere Beschreibung a line full of significance“
”
sieht). Ähnlich wird das Ufer V. 162 beschrieben. Der Unterschied zur
südländischen, vertrockneten Vegetation mag ebenfalls anklingen (Kröner
[3.2.] 17). Belege für viridis und verwandte Ausdrücke in der Mosella bei
Dräger, Ed. 2011, 347.
b) Allmacht“ (27–32)
”
Das von Curtius 293 bei Tiberianus entdeckte Summationsschema“,
”
das König [3.2.] auch für den Schluß der Mosella nachgewiesen hat, liegt
ebenso hier vor (Cavarzere, Komm. S. 66 mit weiterer Lit.; Ders., Incontri
[3.2.] 176–178). Die Struktur der Aufzählung vom Meer zur Quelle und
zurück hat Görler [3.2.] 105 f. = 162 beschrieben. Die Mosel umfaßt
somit alle Arten von Gewässern (die Bezeichnungen dafür hat Dräger,
Ed. 2011, 348 f. gesammelt) und so wird sie schließlich auch allen Arten
von Gewässern bekannt sein (V. 477 f.). Zum Wechsel der Anredeformen
zwischen Nominativ und Vokativ (ebenso V. 102 f.; 115–118; 131–134;
418–420) vgl. L.-H.-Sz. II 25; Cavarzere, Komm. S. 67.
Ven. Fort. carm. 3, 13, 1 (vgl. 10, 9, 12) geradezu von pelagus Mosella
sprechen kann (H), wobei pelagus auch den über die Ufer tretenden Fluß
bezeichnet (Della Corte, Maia 42, 1990, 267 f. = Opuscula XIV 125 f.).
Das griech. Fremdwort (πέλαγος) wählt häufig Vergil, hier nur noch
V. 287 als Name eines griech. Gewässers. Daneben nennt Ausonius den
Fluß wiederholt fretum (vgl. zu V. 108). Von Plin. epist. 8, 8, 3 wird
bei der Beschreibung der Clitumnusquelle (nach Verg. georg. 2, 147 ein
flumen sacrum; vgl. auch Kenny [3.2.] 197) ebenfalls bereits an die
Schiffbarkeit des Flusses gedacht (fons adhuc et iam amplissimum flumen
atque etiam navium patiens – H). Weitere Reminiszenzen an die Beschrei-
bung des Plinius (dazu E. Lefèvre, Gymnasium 95, 1988, 251–269) bieten
V. 66 f. und 189–199. Innerhalb der laudes Italiae erinnert Vergil daran,
daß vom Clitumnus die weißen Stiere stammen, die beim Triumph
geopfert wurden (georg. 2, 146–148; vgl. zu V. 422). – Schiffsverkehr setzt
eine prosperierende Wirtschaft voraus, wie sie sich in den Neumagener
Denkmälern für die Zeit vor Valentinian spiegelt. Neben Wein wird
auch Wolle, das zweite Hauptprodukt des Landes, transportiert worden
sein. Ältere Literatur zur Schiffahrt im Mosel-Rhein-Gebiet bei Ternes,
Komm. S. 35 f.; vgl. Cüppers S. 268–270 mit Abb. 155. Zur Wirtschaft vgl.
H. Heinen: Grundzüge der wirtschaftlichen Entwicklung des Moselraums
zur Römerzeit, TZ 39, 1976, 75–118; auf den Aspekt der friedlichen
und fruchtbaren Aktivität der Einwohner in Parallele zum Lauf der
Mosel verweist Marcone, Ausonio [3.2.] 206 f. devexas: Bezeichnet die
Fließbewegung wie Verg. georg. 4, 293 des Nils amnis devexus ab Indis;
vgl. Stat. Theb. 9, 243 vom Meer devexa profundi (H). – Versschluß wie
V. 99, 247, 417 nach Lucan. 3, 40 (H); vgl. Avien. Arat. 1358 devexus in un-
das (C), beide Male vom Sonnenuntergang; klassische Belege für den Hexa-
meterschluß bei Doblhofer II S. 269. pronus: Von Gewässern wie Verg.
georg. 1, 203 amni (Tr) und Aen. 8, 548 f. aqua (Ven. Fort. 10, 9, 20); vgl.
Hor. epist. 1, 10, 21 per pronum trepidat (sc. aqua) cum murmure rivum.
28: Holodactylus. Die Struktur des Verses (Caesuren nach fluvius und
lacus) bespricht Cavarzere, Komm. z. St. Allerdings besteht hier kein
Bezug zwischen Versrhythmus und Inhalt (ebensowenig V. 71, 159,
414), dagegen V. 40, 90, 467. Vgl. Einleitung S. 22 f. vitreoque . . .
profundo: Wie V. 55. Der Vergleich eines Gewässers mit Glas ist
seit Verg. georg. 4, 350 (aber nicht im Griechischen, so Richter z. St.)
verbreitet: Hor. carm. 3, 13, 1 und 4, 2, 4; Ov. epist. 15, 157 (M 2); Stat.
Ach. 1, 26 (P), silv. 2, 2, 49 (zitiert zu V. 189–199); Apul. met. 1, 19, 7
fluvius in speciem placidae paludis ignavus ibat argento vel vitro aemulus
in colorem (Tr). Di Salvo 263 (vgl. ibid. 94) spricht von einem attributo
”
prediletto di Ausonio“ mit Hinweis auf ordo 158 = 20, 30, Mos. 195
I. Aretalogie (23–74) 123
und 223 (vgl. dort und zu V. 179). Weitere Belege bei Fuoco [3.2.] 335
Anm. 15. imitate: Die Lesart von B imitante, von Barthius und
Prete erwogen, ist wegen des Wechsels der Anredeformen mit Green
abzulehnen. Galdi [3.2.] 128 verweist auf Auson. ordo 139 = 20, 12.
29 f.: Der Parallelismus der Verse wird durch den Endreim potu / meatu
unterstrichen; ähnlich V. 33/34, 43/44.
29 trepido: Vielleicht nach trepidare als Ausdruck für den Lauf der
Bäche wie Hor. carm. 2, 3, 12 (S) und epist. 1, 10, 21 (M 2, zitiert zu
V. 27), dazu N.-H. II 60; Nardo [3.2.] 327 Anm. 16. potes: Die
Konjektur von Gronovius ist abzulehnen, da potis nicht absolut in
adjektivischer, sondern nur in prädikativer Verwendung vorkommt (H;
ebenso ThlL X 2, 235, 52 und 336, 73) und die Überlieferung einen guten
Sinn ergibt (G). meatu: Vom Lauf oder der Strömung des Gewässers
nachkl. und spätlat. häufig (ThlL VIII 512, 79 ff.); hier noch V. 35, 44,
63, 140, 352, 354, 472; ebenso meare V. 61, 481; vgl. auch Di Salvo S. 85
zu ordo 138 = 20, 11 und Ders. S. 260 zu ordo 154 = 20, 26.
31 f.: Das Polysyndeton (Belege aus der Mosella bei V. 66) schafft eine
besondere Emphase (vgl. V. 168; Lolli, Parentalia 70 mit weiteren Belegen
aus Ausonius).
33–36: Der ruhige Wasserlauf der Mosel ist weder durch Winde
noch durch verborgene Felsen noch durch Untiefen unterbrochen. Görler
[3.2.] 103 = 158 vermutet auch hier den Gegensatz zu den wirbelnden
Unterweltsflüssen (mit Hinweis auf Sen. Herc. f. 714 f.). Vgl. auch Consoli,
RCCM 37, 1995, 137 f.
35 spirante: Wie Verg. Aen. 10, 291 in der Lesart qua vada non spirant
(sperat Servius, edd.; den Wechsel in der Vergilischen Überlieferung
bespricht Cavarzere, Komm. S. 68 mit Lit.) nec fracta remurmurat
unda (S); vgl. Verg. georg. 1, 327 fretis spirantibus (M 2). vado: Hier
in der Grundbedeutung Untiefe“ wie V. 139, dagegen V. 40 und 61
”
in der üblichen poetischen Verwendung Wasser“, Gewässer“. Vgl.
” ”
auch Di Salvo 220. rapidos: Proleptisch, ebenso V. 40 concita
(H). meatus: Vgl. zu V. 29. – Die Ruhe der Strömung (wiederholt
V. 6 und 292) und die Sicherheit für die gleich anschließend thematisierte
Schiffahrt (nur durch sie wird die Strömung beschleunigt: V. 40 vada
concita) ist ein weiteres Detail der idealtypischen Darstellung des Flusses.
Vielmehr unterbrechen auch dort, wo eine Insel den Fluß teilt, nicht noch
weitere Landflächen den Flußlauf.
39 sortite: Vielleicht will Ausonius auf eine Zuteilung durch Los“ (wie
”
V. 81) bei der Weltschöpfung (Ov. met. 1, 38–42) anspielen; vgl. Ov. met.
2, 241 sortita loco distantes flumina ripas. cum amne: Gleiche Syn-
aloephe V. 449 me in; weitere Belege bei Schenkl, Ed. S. 301 s. v.
synaloephe.
40: Sachlich und sprachlich nahe stehen Verg. Aen. 3, 290 certatim
socii feriunt mare (M 2), außerdem Catull. 64, 58 iuvenis fugiens pellit
vada remis; Verg. Aen. 6, 320 remis vada livida verrunt (W S. 34 f.).
Cavarzere, Komm. S. 69, verweist auf Stat. Ach. 1, 100 et niveas feriunt
vada Thessala plantas und Sil. 15, 301 pepulit vada fervida remis.
feriunt: Wenn auch der überlieferte Konsekutivsatz einen Sinn ergibt
(verteidigt von Green), verstärkt doch die leichte Änderung von Fuchs
[3.2.] 174 den Parallelismus des Satzes derart, daß dem zweiten Ausruf
(V. 43) quotiens (von Peiper als Frage aufgefaßt) ein exklamatives
ut entspricht. Sinngemäß übersetzte auch John (S. 55), allerdings oh-
ne Textänderung. vada: Vgl. zu V. 35. concita: Proleptisch; von
Gewässern im Sinne von agitatus seit Prop. 3, 2, 3 und öfters bei Ovid; vgl.
ThlL IV 38, 22 ff. Durch den Ruderschlag wird die Fließgeschwindigkeit
gleichsam verstärkt. Der Holodactylus malt“ die rasche Bewegung (vgl.
”
zu V. 28), während die drei Spondeen der beiden Versanfänge V. 41 f.
lautlich die ungehemmte, stetige Bewegung abbilden (Dräger, Ed. 2011,
350). remi: Green, Komm. S. 469, bemerkt die Vermeidung eines
persönlichen Subjekts wie V. 47 vestigia. Der Mensch tritt hier noch
ganz zurück und wird eher indirekt oder nur kurz (nautae) erwähnt.
Dennoch enthält die Emsigkeit der Schiffsbewegung auch ein implizites
Lob der Schiffer und Treidler. Im nächsten Hauptteil sind die Bewohner
des Moseltals deutlich präsent, auch wenn dort zuerst die Landschaft
beschrieben wird.
41 f.: Der hier beschriebene Vorgang des Treidelns ist in den tech-
nischen Einzelheiten umstritten: Entweder wird das Schiff von den
Treidlern selbst gezogen oder von Maultieren. Das Treideln durch
Menschenkraft zeigt ein Relief aus Neumagen (E. Espérandieu: Bas-
reliefs, statues et bustes de la Gaule romaine, Paris 1907 ff. Nr. 5148 e f;
F. Moll: Das Schiff in der bildenden Kunst, Bonn 1929 B IV a 76;
W. v. Massow: Die Grabmäler von Neumagen, Berlin/Leipzig 1932 Nr.
179 b; Wightman [3.1.] Abb. 16 b; L. Casson, JRS 55, 1965, 36 f.) sowie
I. Aretalogie (23–74) 129
41: nusquam cessante: Das Seil ist immer straff gespannt (wie es
die Darstellung auf der Igeler Säule zeigt), es hängt an keiner Stelle
des Treidelpfads durch. Das Verbum cessare wird häufig gebraucht von
Gerätschaften im Sinne von unbenutzt daliegen“ (vgl. Val. Fl. 1, 443
”
cessantem . . . remum; ThlL III 961, 1 ff.). remulco: Schleppseil“
”
(vgl. gr. ῥυμουλκει̃ν am Schleppseil ziehen“); am Hexameterschluß wie
”
Valg. carm. frg. 4, 1 (Isid. orig. 19, 4, 8); vgl. Auson. VII 9 (Tr).
42: Formuliert nach Verg. Aen. 2, 236 f. vincula collo / intendunt (Tr),
von Servius mit ligant erklärt; vgl. Stat. silv. 3, 2, 26 f. tendite / mali
vincula (H). Die von J. Scheffer: De militia navali veterum libri quattuor
ad historiam graecam latinamque utiles, Uppsala 1654, 326 vorgeschla-
gene, von Schenkl akzeptierte Konjektur mulorum stützt sich auf Hor.
sat. 1, 5, 18 missae pastum retinacula mulae, ist jedoch mit Deman,
Verdière und Green, Komm. S. 469, abzulehnen. Wird das Treideln mit
Menschenkraft bewerkstelligt, so ist das Seil über die Schulter gezogen,
wie es die Darstellung auf der Igler Säule zeigt, aber nicht um den
Hals. Beim Treideln mit Maultieren dagegen wird das Seil, wie es das
Neumagener Reliefbruchstück darstellt, am Halsjoch (collo) der Tiere
befestigt; vgl. Verg. ecl. 6, 50 quamvis collo timuisset aratrum.
43: Das getreidelte Schiff wird entgegen der Fließrichtung des Flusses
bewegt. Dadurch entsteht der Eindruck einer gegenläufigen Strömung
(recursus), wie sie bei Flut auftritt (Ov. Ibis 419; Auson. epist. 4, 13 f.
von der Garonne, zitiert zu V. 32 – H); darüber wundert sich selbst
der Flußgott. Insofern ist die Korrektur tuo statt tuos mit folgendem
legitimoque (Christ [2.1.] S. 277 Id est, tu putas te ire segnius, quam
”
remulco tracta“; Shackleton Bailey [3.2.] 254) nachvollziehbar, aber
130 B. Die Wasser der Mosel (23–149)
nicht erforderlich (s. u.). Keinesfalls wird aber auf die mäandergleichen
Krümmungen des Flusses angespielt, durch die der Eindruck entsteht,
der Fluß fließe in entgegengesetzte Richtung (wie Freher; Evelyn White,
Ed. I S. 229 at the windings of thine own stream“; Marx, RhM N. F.
”
80, 1931, 378 vermuteten; zurückgewiesen von Böcking, Klausen S. 42,
Green, Komm. S. 469). – Endreim mit V. 44; vgl. zu V. 29 f. ipse
tuos: Ähnliche Junkturen nennt Marx, RhM N. F. 80, 1931, 378, dazu
Ciris 82 (G). miraris: Vielleicht, wie V. 142, nach Verg. Aen. 8, 91
(Tiberfahrt der Aeneaden) mirantur et undae. Vgl. zu V. 2 miratus und
über die Parallelen zum Tiber V. 21 f.
Die Binnengliederung des Abschnitts (V. 45–47 und V. 53/54 als Rahmen
von V. 48–52) bespricht Cavarzere, Komm. S. 70. Binnenreim V. 45/46
und 48/49.
I. Aretalogie (23–74) 131
45 f.: Schlamm und Schilf, die hier der Mosel abgesprochen werden (wie
ordo 158 = 20, 30 inlimis von der Garonne – H), sind nach Görler [3.2.]
102 = 157 feste Attribute der Höllenflüsse“ (Verg. Aen. 6, 415 f. und
”
georg. 4, 478 ff.). Da es hier aber um die Beschreibung des Ufers geht,
besteht kein Widerspruch zu V. 122.
47: Die Nähe zu Ov. met. 2, 870 f. cum deus a terra siccoque a litore
sensim / falsa pedum primis vestigia ponit in undis hat Hosius gesehen
(zurückgewiesen von Green, Komm. z. St.), der auch auf die erlesene
Wortwahl (primores; vor- und nachklass.) bei Ausonius aufmerk-
sam macht und den Versschluß nach Catull. 64, 162 vestigia lymphis
notiert. vestigia: Vgl. zu V. 40 remi.
48: Versanfang nach Ov. epist. 16, 57 i nunc et Phrygiae eqs. (S); weitere
Belege der beliebten ironisch-sarkastischen Formel“ (L.-H.-Sz. II 471)
”
i nunc et bei Mirmont 1892, 98 und 282 sowie Hosius und Illuminati;
Literatur bei Cavarzere, Komm. S. 71. Schönberger z. St. notiert die
ironisch tadelnde“ Formulierung und verweist auf ihre Herkunft aus der
”
kynisch-stoischen Diatribe. sola: Wie Cic. parad. 49; Ov. met. 15, 672
marmoreum . . . solum (W S. 39). consere: Nur die Mosel, nicht der
Mensch, kann die Aufgabe des conserere erfüllen (Newlands [3.2.] 407).
Die Übertragung aus der Bedeutung bepflanzen“ zu bedecken“ legt
” ”
der Kontext (campum) nahe; vgl. Auson. epist. 3, 7 (ostrea) pingui . . .
I. Aretalogie (23–74) 133
51 f.: Die beiden Verse haben seit Cannegieter Anstoß erregt und
zu verschiedenen Konjekturen geführt. Die eindeutige Überlieferung, die
auch durch den vergleichbaren Versschluß Verg. Aen. 3, 505 cura nepotes
(M) gestützt wird (gewichtiges Ende der Abschiedsrede des Aeneas an
Andromache vor dessen Überfahrt nach Italien), ist zu halten, wenn
1. die Zuordnung von cura nepotum und 2. die Bedeutung von cura
geklärt sind. Zu 1.: Die späte Einfügung des Relativpronomens (vgl.
V. 3 und 290 ubi ) ebenso wie die von Konjunktionen (vgl. zu V. 18 cum)
findet sich (nach Tränkle [3.2.] 158 = 234) bei Ausonius nicht selten, z. B.
ordo 135 f. = 20, 8 f. Burdigala est natale solum, clementia caeli / mitis
ubi et riguae larga indulgentia terrae (weitere Belege bei Tränkle l. c., vgl.
die Stellung von quod unten V. 64, 314, 421, 481), sodaß nichts dagegen
spricht, den Relativsatz mit non cura beginnen zu lassen. Zu 2.: cura im
Sinne von studium ist gut belegt (ThlL IV 1452, 41 ff.), bedeutet auch die
Bemühungen der Handwerker (Stat. silv. 5, 1, 8 curas artificum; vgl. Ov.
trist. 2, 487 fucandi cura coloris) und steht allgemein für den Gegensatz
zu dem von Natur Geschaffenem Greg. Tur. Franc. 9, 12 (von einer Burg)
non cura, sed natura tantum munitus. Tränkles Ansicht (157 = 233),
dass man nach der Abwertung des Reichtums in den Versen 48–50 nun,
”
nachdem das naturae opus eingeführt ist, auch eine positive Würdigung
134 B. Die Wasser der Mosel (23–149)
52: Die paradoxe Formulierung, wie sie auch sonst Ausonius liebt,
hat schon Hosius richtig erklärt ( der frühere Reichtum, der bereits zur
”
Armut geworden ist, verschleudert unbekümmert auch den Rest der
Habe“) und verweist auf Mart. 3, 10, 3 luxuriam premeret cum crastina
semper egestas. Tränkle 158 = 233 sieht das Oxymoron vorgebildet
bei Mart. 10, 96, 6. Die vermutete Abhängigkeit von Iuv. 15, 96 dira
obsidionis egestas (P) bestreitet Posani [3.2.] 34. Egestas als Begleiterin
des Luxus auch Claud. carm. 3, 35 f. (Tr), wo Birt z. St. (MGH AA 10, 19)
weitere Belege für diese sprichwörtliche Verbindung von Armut und
Verschwendung bringt. laeta: Vgl. zu V. 163.
I. Aretalogie (23–74) 135
53: Der Vers erinnert nach Mirmont 1892 sowohl an Verg. Aen. 7, 763 f.
umentia circum / litora wie an Ov. trist. 2, 282 durum sternit harena
solum (ebenso Prop. 4, 8, 76). Die Junktur umentia litora ist bei Vergil
singulär, sie beschreibt das Ufer des berühmten Lacus Nemorensis beim
Hain der Diana von Aricia. Aus der immer wieder zu beobachtenden
Tendenz in der Mosella, bei der Beschreibung des Gewässers und der
Landschaft den Vergleich mit Italien hervorzurufen, ergibt sich der
Schluß, daß die Vergilreminiszenz an jenen berühmten See erinnern will.
Die Ovid-Stelle betrifft jedoch einen anderen Sachverhalt. Gemeint ist
dort die Tatsache, daß bei Gladiatorenspielen der gepflasterte Boden mit
Sand bestreut wird, damit einerseits die Fechter einen festen Stand haben
und andererseits das Blut versickern konnte. Aber auch Vergil (Aen.
9, 666) verbindet sternere mit solum. Hexameterschluß wie V. 85; vgl.
Doblhofer II S. 103 und 261. Über Wortwiederholungen vgl. zu V. 55.
54: Auf den häufigen Hexameteranfang nec retinent und auf die
schon Lucr. 2, 356 belegte Junktur vestigia pressa hat Cavarzere, Komm.
S. 72, hingewiesen, sodaß man für die Formulierung nicht mit Ma-
nitius und Hosius auf Vergil oder Ovid Bezug nehmen muß; es sind
Versatzstücke der klassischen Dichtersprache, nicht Reminiszenzen an
bestimmte Stellen. Zur Sache jedoch kann mit Mirmont 1892 Ov. met.
11, 232 f. (der Meerbusen von Pagasai) litus habet solidum, quod nec
vestigia servet / nec remoretur iter verglichen werden (zurückgewiesen
von Green, Komm. zu V. 47). Weitere vermutliche Anklänge bei Wamser
S. 42 und 103. memores: In der Bedeutung (an etwas) erinnernd“
”
bereits klassisch (ThlL VIII 661, 48, ff.).
Belebtheit der Szene verweist Newlands [3.2.] 406 Anm. 11; es herrscht
keine Statik wie auf einem Gemälde.
55: BR. spectaris: Fuoco [3.2.] 325 notiert die Bedeutung guardare
”
con ammirazione“, was trefflich zu V. 51 paßt; the taste for spectacle and
”
spectacular“ und den Gebrauch von spectare und mirari in der Mosella
als ein Charakteristikum spätantiker Literaturwerke beobachtet J.-L.
Charlet, Philologus 132, 1988, 79. vitreo . . . profundo: Wie V. 28.
Die Änderung von Fuchs [3.2.] (ohne Begründung, siehe app. cr.) ist nicht
notwendig. Versschluß nach Stat. Theb. 5, 482 terga profundi (Mirmont
1892, der auch auf die Junktur terga maris Lucan. 5, 565 verweist).
Häufig auf das Meer angewendet, scheint profundum die Dimension des
Flusses zu vergrößern (Fuoco l. c.). levia terga: levis von einer glatten
Wasseroberfläche wie Stat. silv. 3, 2, 4 unda (v. l. lenis Phillimore, Ed.
Oxford 1905, vgl. aber B. Kytzler, Gnomon 34, 1962, 571); Anth. 718, 18
(an den Ozean) tende favens glaucum per levia dorsa profundum; das Bild
vom Rücken des Meeres“ schon Hom. Il. 2, 159 u. ö., bei Ausonius noch
”
Mos. 205 und VII 4 egelidae stagnantia terga Mosellae (Dräger, Ed. 2011,
351). Einige Wortwiederholungen in der Mosella hat Hosius zu V. 59 f.
zusammengestellt; bemerkenswert sind 23–26 amnis, 46/53 litora, 47/54
vestigia, 55/60 profundo/profundi , 57/61 liquidis/liquidarum, 61/66
aquarum/aquas, 146/149 magna/magno, 198/199 amni/amnis, 258/161
aere, 323/324 amnem/amni , 416/418 virentia/virentem, 430–440 nomen,
443/446 sacrum/sacros, 458/460 ripa/ripas; vgl. V. 196 f.
56 secreti nihil: Seinen Reichtum verbirgt der Fluß (anders als der
Reiche: Newlands [3.2.] 408 Anm. 20) nicht (zur Formulierung vergleicht
Mirmont 1892 Ov. trist. 3, 6, 11 secreti quidquid habebam), dagegen hütet
er das Geheimnis der ihn bevölkernden Wesen, sodaß kein Widerspruch
zu V. 187 f. besteht. Daß jedoch auch hier das Erscheinungsbild des
Flusses mit einer geradezu religiösen Atmosphäre umgeben wird, wie
schon Mirmont 1892, 52 beobachtete (Fuoco [3.2.] 336 Anm. 17), zeigt
die Formulierung von V. 60 arcani . . . penetrale profundi. Beispiele für
eine vergleichbare Vergöttlichung eines Flusses nennt Fuoco [3.2.] 336.
In der Mosella wird diese Vorstellung eines göttlichen Flusses allmählich
gesteigert. Während hier Erscheinungsformen des Flusses mit einer
göttlichen Aura umgeben werden (vgl. auch zu V. 338), wird gegen
Ende die Göttlichkeit immer öfters direkt ausgesprochen; vgl. V. 374
dia Mosella, gleich anschließend V. 381 magne parens frugum virumque;
V. 443 f. sacrum . . . amnem; V. 467 f. dominae tamen ante Mosellae /
nomine adorato. almus: Bei Ausonius in der Regel als Attribut für
Gottheiten (alma Venus Cup. 80 u. ö.; almo lumine vom Sonnenlicht
I. Aretalogie (23–74) 137
prec. 3, 3 f.) und Gewässer (Mos. 446; ordo 157 = 20, 29) verwendet,
which are also sacred for him“ (Green, Komm. S. 239; Di Salvo S. 262).
”
Von daher liegt die Übertragung auf die mit dem Fluß verglichene Luft
nahe; vgl. zu V. 157. Die Verbindung des Adj. almus con l’idea della
”
luce“ notiert Fuoco [3.2.] 336 Anm. 16; vgl. ThlL I 1704, 45 ff.
57: Der überlieferte Text ist zu halten; vgl. die Diskussion der Änderungs-
vorschläge bei Fuoco [3.2.] 335 Anm. 16. panditur: Die Verwendung
von pandere bei Ausonius bespricht Di Salvo S. 203. Cavarzere, Komm.
z. St., vermutet Anklang an Verg. Aen. 10, 1 panditur interea domus omni-
potentis Olympi und verweist auf die Erklärung von S. J. Harrison: Vergil,
Aeneid 10, with Introduction, Translation, and Commentary, Oxford
1991 z. St. intuitu . . . obtutibus: Als Ablativ des Begleitumstands
(L.-H.-Sz. II 115 f.) bezeichnet intuitus im Sinne von prospectus (ThlL
VII 2, 95, 72 f.) die Voraussetzung ( freie Fernsicht“) für (Dativ) das
”
Hinblicken“ (obtutibus) bzw. für die Augen (ThlL IX 2, 307, 33 ff. und
”
die Belege bei Hosius, anschließend erklärt mit nec . . . prohibent oculos).
Tränkles Konjektur ([3.2.] 160 = 236) sub noctibus ist gerade vor dem
Hintergrund von V. 12–17 abwegig (vgl. auch Green z. St.). Die Abundanz
der Ausdrücke, die schon Hosius registrierte, allerdings mit Sympathie
für Peipers introitu, ist nicht auffallend. Über die von Mirmont 1889,
57 vermutete Nachahmung bei Prud. ham. 907 f. vgl. Charlet [3.2.] 7
Anm. 34. – Cavarzere l. c. notiert das Wortspiel intuitu . . . obtutibus mit
Verweis auf J. Willis: Repetition in Latin Poetry, Figures of Allusion,
Oxford 1996, 449. Die Originalität der Junktur bemerkt Fuoco [3.2.]
336. liquidus: Bezeichnet die Klarheit wie V. 16, sinngemäß auf aer
zu beziehen (Enallage – C). Die Wiederholung V. 61 (vgl. zu V. 55)
unterstreicht den Vergleich.
58 placidi . . . venti: Wie Verg. Aen. 5, 763 (Ma); Val. Fl. 4, 422 (C).
per inania: Sc. ire (H). Nach ThlL VII 1, 827, 68 ff. häufig in der Dichter-
sprache; vgl. zu V. 257. Versschluß nach Culex 212 rapior per inania
ventis; Ov. met. 2, 506 raptos per inania vento (M 2). Auf den Rhythmus
des Verses (drei anapästische Wörter) verweist Cavarzere, Komm. S. 72 f.
mit Lit.
65–70: Der optische Eindruck, den der Grund des Flusses und im
Vergleich dazu die Küsten Britanniens bieten, ist bestimmt von den
Farben Weiß, Rot und Grün. Zu den weißen (oder bunten; vgl. Anth.
478, 8 discolor ) Steinchen des Moselgrundes gesellen sich Kiesel (glarea)
und grünes Moos, während in umgekehrter Reihenfolge die britannischen
Küsten durch grüne Algen, rote Korallen und weiße Perlen ausgezeichnet
sind. Daß Ausonius vermutlich an rote Kiesel (aus rotem Schiefer, wie er
u. a. an der Ruwer und bei Ürzig ansteht) dachte, ergibt sich aus dem
Vergleich mit den britannischen Korallen. Ob damit jedoch ein Vergleich
der Mosel mit dem Rubicon (Sidon. epist. 1, 5, 7 qui originem nomini de
glarearum colore puniceo mutuabatur ) intendiert ist, muß offenbleiben.
68: BR. Der Grund der Mosel wird mit den Küsten Britanniens
verglichen, die einen ähnlichen Schmuck aufweisen. Fuoco [3.2] 341
erklärt die überlieferte Lesart: L’immagine offerta dal fondale del fiume
”
è compendiata, a v. 68, da tota . . . talis pictura“, und die meisten
Herausgeber haben an der Überlieferung festgehalten (Green, Komm.
S. 472 mit Hinweis auf die spectacula V. 152 ff.). Der überlieferte Text
bietet jedoch inhaltliche und syntaktische Probleme, die schon Vinetus
erkannt hat: 1. tota ist neben talis pictura nach Green grammatically
”
awkward“. 2. Ausonius verwendet pictura nur Cupido praef. und ibid.
V. 29, aber nicht im übertragenen Sinne, wie er hier gefordert ist.
3. Die Ellipse eines Verbums. Da man die Alliteration tota . . . talis
angesichts der Vorliebe des Ausonius für diese Stilform nicht ohne Not
aufgeben sollte, erübrigen sich Korrekturen der einhelligen Überlieferung
von tota (Barths Konjektur nota nach dem Versanfang Auson. techn.
11, 8 nota Caledoniis auch ThlL X 1, 2083, 77 f. und verteidigt von Green,
Scafoglio, Vichiana 4. ser. 4, 2002, 217; C. Di Giovine, BStudLat 40,
2010, 527 sicurissima . . . correzione“, der auch mit Green pictura
”
beibehält); prädikativ am Versanfang wie V. 194. Die Zusammenstel-
lung mit talis ist unproblematisch, da talis adverbiell im Sinne von
sic gebraucht ist wie Mart. 5, 48, 5 talis raptus Hylas (L.-H.-Sz. II
171); Auson. Mos. 144. Die syntaktische Schwierigkeit (Ellipse eines
Verbums) ist durch Böckings leichte Emendation talis picta (sc. est)
ora (mit Elision wie V. 136 tergora olivo) beseitigt, die auch inhaltlich
eine befriedigende Lösung bietet. Caledoniis . . . Britannis: Die
gleiche Junktur Lucan. 6, 68 (P, bewertet von Posani [3.2.] 35 und
37 als bewußte und betonte Reminiszenz, ebenso Cavarzere, Paideia
57, 2002, 54 und Scafoglio, WS 117, 2004, 162 f.); Mart. 10, 44, 1 (M
2). Die Wohnsitze der Kaledonier lagen im heutigen Schottland. Zur
Sache vgl. Auson. epist. 3, 36 f. quae (sc. ostrea) / mira Caledonius
nonnumquam detegit aestus (P) und die Belege bei Mondin, Ed. Epist.
S. 207. Die dort zu beobachtenden Gezeiten erwähnt Ausonius auch
ecl. 24, 32, vielleicht angeregt durch Plin. nat. 2, 217 omnes autem
I. Aretalogie (23–74) 141
70: Die Imitatio bei Prud. ham. 270 f. bespricht Charlet [3.2.] 44.
aestus: Belege für aestus zurücktretende Flut“ bietet Hosius (Lucan.
”
4, 428, zitiert zu V. 32; Plin. nat. 36, 72; Auson. epist. 3, 37 und ecl.
24, 32). concharum germina: Vgl. Plin. nat. 9, 107 partumque
concharum esse margaritas (Tr). Die Apposition in Parenthese bewertet
Cavarzere (Komm. S. 74 mit Lit.) als un tratto nobilitante e caratteri-
”
stico della lingua della Mosella“. Zum Ausdruck vergleicht er Culex 68
conchea baca.
79: BR. Versschluß nach Ov. met. 2, 633 divinae stirpis alumno;
Sil. 1, 106 Cadmeae stirpis alumnos und 1, 514 Phrygiae . . . stirpis
alumnos (H); Mastandrea S. 822. alumnos: Selten von Tieren (ThlL
I 1797, 55 ff.); vgl. V. 109.
80–84: Die Teilung der Welt unter den Söhnen des Kronos erwähnt schon
Hom. Il. 15, 187–195 (Tr). So ist auch hier das Reich des Wassers eine
eigene Welt; vgl. V. 261 sub amne suo . . . aere nostro (Roberts [3.2.] 345
= 253). Der Gedankengang ist durchaus stimmig: Zuerst stellt der Dichter
fest, daß es gegen göttliches Recht verstößt, die Fische aufzuzählen, wobei
diese Aussage natürlich nur für den Menschen gilt; vgl. auch zu V.
186–188. Die Naiade dagegen darf das, und nichts hindert, den Text bis
V. 149 als Rede der Naiade zu verstehen. Andererseits gelten Nymphen
(und daher auch Naiaden) seit Theokrit als Quelle der Inspiration (Belege
bei H. Herter, RE XVII [1937] 1546), sodaß der Dichter nach dem Anruf
der Naiade selbst in der Lage ist, die Fische aufzuzählen.
80 fas aut ille sinit: Wie Verg. Aen. 2, 779 (Tr). Damit wird auch aut
gegen die nur von R gebotene Variante haud gestützt (C); vgl. V. 443 f.
fas mihi . . . perstrinxisse. Ähnlich Oppian. hal. 1, 85 ff. πολλὰ δὲ . . . /
κέκρυπται, τά κεν οὔτις ἀείδελα μυθήσαιτο / θνητὸς ἐών (H).
III. Fischkatalog (85–149) 145
82: BR. habitatrix: Nur noch Vulg. Ier. 21, 13 und 46, 19 belegt,
also hier offenbar spontane Neubildung (ThlL VI 3, 2471, 75 ff.). Vgl.
zu V. 241 populatrix. Nais: Nennung vergleichbarer Gottheiten bei
Ausonius hat Di Salvo 25 zusammengestellt; vgl. Einleitung S. 32.
84 caeruleo . . . amne: Wie Lygd. 10, 18; Stat. silv. 1, 5, 51; vgl.
V. 477 f. caerula . . . flumina und zu V. 62 und 219. Zur Verwendung der
beiden seit Ennius und Plautus belegten Formen caerulus und caeruleus
vgl. ThlL III 103, 83. fluitantes: Von Meerestieren wie Cic. nat.
deor. 2, 100. amne catervas: Vergleichbarer Hexameterschluß V. 282;
Petron. 124 v. 281 fluitantes orbe catervas (W S. 51); vgl. zu V. 197.
Gagliardi [3.1.] S. 72 Anm. 21 erinnert an die Junktur Pervig. Ven. 10
caerulas inter catervas.
Der Katalog ist Höhepunkt und Abschluß des Themas Die Wasser
”
der Mosel“ und sollte daher nicht, wie von Marx und Deubner, als
selbständige Einheit gesehen werden. Zu den Qualitäten des Flusses, von
denen bis jetzt die Rede war, gehört nicht zuletzt der Fischreichtum
(hervorgehoben von Hunink [3.2.] 168). Der Mensch als colonus (vgl.
zu V. 23) des Moseltals bleibt zunächst noch außer Betracht; erst der
nächste Abschnitt (V. 150–380) wendet sich den Menschen zu. Zugleich
bereitet der Fischkatalog den Abschnitt über den Fischfang (V. 240–282)
vor (Newlands [3.2.] 408 Anm. 22).
Bemerkenswert bei der Beschreibung der Fische und ihres Verhaltens
ist die Humanisierung und social differentiation“ der Aufzählung
”
(Roberts [3.2.] 345 f. = 253 f. mit Anm. 18). Noch weiter geht Martin
[3.2.] 347 f., der in der geschilderten Fischpopulation ein Abbild einer
idealen Sozialstruktur des römischen Imperiums sieht. Die in antiken
Fischdarstellungen hervorgehobene Eigenschaft der Selbstverteidigung
(Ov. hal. passim; Plin. nat. 32, 1, ff.) fehlt hier (Newlands [3.2.] 408 Anm.
22); vgl. aber V. 270–282 über die Lebenskraft der Moselfische.
Inwieweit der Fischkatalog von einer bestimmten epischen Katalog-
dichtung angeregt ist, bleibt umstritten; eine Parodie des Homerischen
Schiffskatalogs (so W.-H. Friedrich, Gnomon 9, 1933, 617) ist er sicherlich
146 B. Die Wasser der Mosel (23–149)
nicht (Green, ICS 14, 1989, 314). V. 151 numerasse verweist aber
eindeutig auf die Katalogform. Friedrich l. c., danach Deubner [3.2.]
256 f., erinnerten an die Heroenkataloge (eingeschränkt von Posani [3.2.]
57, der auch das Verhältnis zu Ov. hal. bespricht), Cavarzere, Komm.
S. 75 und Hunink [3.2.] 172 ff. verweisen auf die Form des gastronomischen
Lehrgedichts (Archestratos von Gela, ῾Ηδυπάθεια, vgl. dazu J. Wilkins/
Sh. Hill: Archestratus, Fragments from the Life of Luxury, Totnes
2011, und Ennius, Hedyphagetica; vgl. zu V. 106–114). Aufzählungen
von Meeresfischen finden sich in Ovids Halieutica 94 ff. und Oppians
῾Αλιευτικά passim; vgl. Anth. 1, 21, 56–59. Apuleius verfaßte naturales
quaestiones, eine Schrift, in quo plura de piscium genere tractata sunt
(Apul. apol. 36). Auch im Fischkatalog wurde Vergilimitation beobachtet
(Görler [3.2.], Nachtrag 1990, 175; zuletzt betont von O’Daly [3.2.] 148),
und zwar des Rebenkatalogs in Verg. georg. 2, 89–108, bes. 97 ff., und
”
mancher seiner Leser wird das Kunststück gewürdigt haben, daß für
Weinreben geprägte Formulierungen auf Fischarten übertragen werden
konnten“ (Görler l. c.; danach Dräger, TZ 63, 2000, 321 ff. mit weitgehend
spekulativen Überlegungen). Mirmont 1892, 92 verwies schon auf den
Katalog der Giftschlangen bei Lucan 9, 700–726. Im übrigen wurden
aber gerade im Fischkatalog eher allgemeine Reminiszenzen festgestellt.
Consoli [3.2.] 133 bemerkt im Vergleich mit anderen Texten wie Ovids
Halieutica l’originalità linguistico-poetica di Ausonio“. Als episches
”
Element der Mosella hat zuletzt Scafoglio, WS 117, 2004, 152–154 den
Katalog besprochen. Die Bewertung als ein aus Reminiszenzen an
”
antike Muster zusammengestoppeltes Flickwerk“ (Hosius S. 37) wird
dem artifiziellen Anliegen spätantiker Dichtung und der offensichtlichen
Autopsie des Dichters nicht gerecht.
Die Identifizierung und zoologische Benennung der aufgezählten
fünfzehn Fischarten wird seit langem intensiv diskutiert. Schon die
ersten Kommentatoren (Vinet; Freher, Komm. Sp. 31 f.) verwiesen auf
Autoren wie Pierre Belon (1517–1564), Histoire naturelle des estranges
poissons (1551), Guillaume Rondelet (1507–1566), Libri de Piscibus
marinis (Lyon 1554), Hippolytus Salvianus (1514–1572), Aquatilium
animalium historiae liber primus, cum eorumdem formis, aere excusis
(Rom 1554) sowie Conrad Gesner (1516–1565), Historia animalium
IV: Piscium & aquatilium animantium natura (1558), die sich die
präzisen Beschreibungen des Ausonius für ihre Darstellungen aneig-
neten; vgl. auch die unter [3.2.] genannten Arbeiten von Chassot des
Florencourt, Herzhoff, Kinzelbach, Kroll, Oken, Schäfer, Weitzel (mit
Zusammenstellung der zoologischen Literatur) und die Nachweise bei
Marsili S. 52; wenig förderlich ist der Beitrag von Haury [3.2.]. Die
gleichen Namen begegnen meistens auch in dem Fischverzeichnis, das
III. Fischkatalog (85–149) 147
der Kalendertafel des Polemius Silvius von 448 beigegeben ist: MGH
AA IX (chron. I p. 544, 5 ff.); König/Winkler IX S. 134–140 (unvoll-
ständig); vgl. RE XXI (1951) 1260–1263; Cavarzere, Komm. S. 76
mit Lit. Im übrigen dürfte die Kenntnis der Fische auch auf eigener
Empirie beruhen, waren dem Dichter doch mit Sicherheit Flußfische von
Jugend auf bekannt, wie etwa der Salm (vgl. zu V. 97–105). Die vermut-
lichen Gallizismen (arista, rhedo, umbra) weisen ebenfalls in diese
Richtung. Auch wenn sich die realen Verhältnisse an der Mosel z. Z. des
Ausonius wegen der Veränderungen des Klimas und der Wasserqualität
und infolge des Flußausbaus mit den gegenwärtigen nur bedingt ver-
gleichen lassen, sind doch die Befunde über heutige Vorkommen von
Interesse. Die immer wieder zitierte Stelle des Symmachus-Briefes (epist.
1, 14 unde illa amnicorum piscium examina repperisti eqs., siehe Anhang
S. 280 ff.) ist kein Argument für oder gegen die empirische Kenntnis der
genannten Arten, sondern ein Kompliment in dem Sinne: Deine Dichtung
übertrifft die Realität des Alltags und der Natur.
Sucht man Beziehungen zur zeitgenössischen bildenden Kunst, so muß
man (mit Green, ICS 14, 1989, 314) an die Darstellung verschiedener
Fische auf Mosaiken erinnern: Ein Beispiel aus der Tarraconensis,
datiert in die erste Hälfte des 3. Jh., nennt S. Panzram (Stadtbild und
Elite: Tarraco, Corduba und Augusta Emerita zwischen Republik und
Spätantike, Stuttgart 2002, S. 99 mit Anm. 392); vgl. das Okeanos-Mosaik
aus Dueñas (2. Viertel des 4. Jh.), abgebildet bei W. Trillmich u. a.
(Hrsgg.): Hispania antiqua II, Denkmäler der Römerzeit, Mainz 1993,
Tafel 226 sowie ein Mosaik aus Toledo (4. Jh.), ibid. Farbtafel 18 mit
über 30 Meerestieren (U. Kreilinger, ibid. S. 241: Dies ist ein überaus
”
häufiges Thema auf Mosaiken in allen Teilen des Römischen Reiches
und zu jeder Zeit, besonders beliebt in Thermen und Triclinien“); eine
Monographie bietet R. D. Depuma: The Roman Fish Mosaic (1969,
Microfilm). Hingewiesen sei auch auf die Meerstadt-Schale aus dem
Schatzfund von Kaiseraugst, die in die Mitte des 4. Jh. datiert und einem
weströmischen Silberschmied zugewiesen wird (Katalog Gallien [2.1.]
Nr. 38). Ein Beispiel aus Antiochia vergleicht Roberts [3.1.] 76–78.
Der Katalog sollte als Einheit gesehen werden (so Klausen, Hosius,
Peiper; anders Green, Cavarzere), da die Formeln nec te (V. 97,
115), aber auch nunc (V. 135) eher verbinden als trennen. Die Ein-
heit kommt auch in dem Fisch-Technopaegnion“ zum Ausdruck, das
”
Dräger (Gymnasium 104, 1997, 456–459 u. ö.) entdeckt und Cavarzere
S. 76 f. (ebenso Hernández Lobato [vgl. Einleitung S. 2 Anm. 112)
übernommen hat. Dagegen entzieht sich die Zahl der 15 Fische Spe-
kulationen über eine hebdomadische Gliederung, wie sie Dräger, TZ
63, 2000, 319 u. ö. vermutet. Das zeigt eine genauere Betrachtung
148 B. Die Wasser der Mosel (23–149)
85–87 capito: [1.; 3 V.]. Der Döbel eröffnet wegen seines lateini-
schen Namens capito ( Großkopf“) den Katalog wie ihn der silurus
”
( Schwanzwedler“) V. 135–149 beschließt (Gloss. V 564, 7 magnum
”
habens caput, griech κέφαλος ὁ ἰθχύς; alle Belege ThlL III 349 6 ff.). Der
Anfang des Katalogs ist auch durch eine erlesene Wortwahl hervorgeho-
ben (praetener, fartim, arista). Der Döbel (Leuciscus cephalus L., früher
Squalius cephalus L.), auch als Rohrkarpfen oder Aitel bezeichnet (andere
Namen verwandter Arten aus französischen Gewässern bei Mirmont
1889, 62 und Ternes z. St.), wird von Sterba 308 wie folgt beschrieben:
Körper langgestreckt, walzenförmig . . . Körperseiten und Unterseite
”
silberglänzend“ (interlucet) . . . Bauch weißlich, Schuppen dunkel
”
III. Fischkatalog (85–149) 149
86 viscere: In der Bedeutung Fleisch“ öfters bei Cicero (z. B. nat. deor.
”
2, 159), aber klassisch nur Pl.; Sg. auch V. 97. praetenero: Nur noch
Plin. nat. 14, 25 von einer Rebsorte und 25, 156 von einer Pflanzenart
( Erdrauch“ – H) belegt (ThlL X 2, 987, 64 ff). fartim: Ebenso V. 113;
”
seltenes archaisches Wort, nur Lucil. frg. 79; Apul. met. 2, 7, 2 und
3, 2, 5 belegt (ThlL VI 1, 287). Den Pleonasmus mit weiteren Parallelen
bespricht Cavarzere. congestus: In Hinblick auf V. 133 ist die
Überlieferung der Mehrzahl der Hss. gegen Fuchs [3.2.] zu halten: vgl.
Lucan. 9, 796 congesto corpore. aristis: Wie V. 119 Gräten“ (frz.
”
arêtes – Sc); Marcellus Empiricus (um 400, aus Bordeaux) med. (CML
V) 15, 103; Greg. Tur. Mart. 3, 1 (H); offenbar ein zuerst hier belegter
Gallizismus (ThlL II 580, 50). Die normale Bezeichnung spina (V. 89) hat
sich in anderen romanischen Sprachen erhalten.
87: Vgl. dagegen V. 103 über den Lachs. Ebenso epist. 4, 62 (P)
nec duraturi post bina trihoria corvi (ein Seefisch wie Plin. nat.
32, 145). duraturus: sich halten“; vom Wein Cato agr. 104;
”
Verg. georg. 2, 100; von der Vogelbeere (sorbum) Varro rust. 1, 59, 3
(ThlL V 2298, 20 ff.); vgl. Lucan. 4, 53 non duraturae conspecto sole
pruinae (H). Nach Görler [3.2.] 175 und O’Daly [3.2.] 148 ist das
Futurpartizip durch Verg. georg. 2, 94 temptatura . . . vincturaque
beeinflußt. trihoria: Nach Mondin, Ed. Epist. S. 100 ist trihorium
vor Ausonius nicht belegt, bei ihm außer epist. 13, 62 (Fr) noch ecl. 10, 5;
vgl. griph. 34 trina trinoctia (H).
88: [2.; 1 V.]. Die Bachforelle (salar, Salmo trutta fario L.) wird
ähnlich beschrieben wie eine Eidechsenart bei Ov. met. 5, 461 variis
stellatus corpora guttis (S; Posani [3.2.] 39). Charakteristisch für die
”
Bachforelle sind schwarze und rote, runde, mehr oder weniger blau
150 B. Die Wasser der Mosel (23–149)
gesäumte Tupfen. Fettflosse meist mit roten Flecken“ (Sterba 55), daher
purpureis. Als Speisefisch Sidon. epist. 2, 2, 12 erwähnt (Freher, der auch
auf die Besprechung der Sidoniusstelle bei Salvianus [s. o. S. 146] Kap.
24 verweist); vgl. auch H. Gossen, RE XII (1924) 343. Abb. F.-T.-H.
S. 296/297 Nr. 2; Sterba Taf. 39 (s.-w.); Maitland S. 94/95. Vor dem
Ausbau der Mosel war sie weit verbreitet (Weitzel [3.2.] 123); vgl. auch
zu V. 361.
89: [3.; 1 V.]. Vermutlich handelt es sich bei dem nur noch im Katalog bei
Polemius (chron. I p. 544, 18) unmittelbar vor wie hier nach salar genann-
ten Fisch rhedo um das Flußneunauge (Lampetra fluviatilis L.), für dessen
knorpeliges Skelett die Charakterisierung nullo spinae nociturus acumine
gut paßt; vgl. Sterba 20–22. Abb. F.-T.-H. S. 294/295 Nr. 2; Maitland
S. 72/73. Noch im 19. Jh. wurde das Flußneunauge bei seiner Wanderung
in die Flüsse Nordeuropas in großen Mengen gefangen (Meyers Großes
Konversations-Lexikon 1905, XIV 569), ist aber heute vom Aussterben
bedroht (Nachweise über Vorkommen bei Dräger, Ed. 2011, 358); andere
Deutungen bei Ottmann, Ed. S. 69 (Aalrutte) und, wohl unzutreffend,
Cavarzere, Komm. S. 80 f. (Rotfeder, Scardinius erytrophthalmus L.;
Sterba 313 mit Taf. 103 (s.-w.); Abb. F.-T.-H. S. 302/303 Nr. 6; Maitland
S. 138/139). Bemerkenswert ist der Hinweis von Ternes z. St., daß im
Languedoc der Aal, wohl wegen der Ähnlichkeit mit dem Neunauge, resso
genannt werde. Die Formulierung nach Ov. hal. 128 spina non nocuus
gobius ulla (S).
90: [4.; 1 V.]. Daß die Äsche (umbra; Thymallus thymallus L., frz. ombre)
nach ihrer Farbe benannt sei (ebenso im Griechischen σκιαθίς, σκίαινα),
wußte Varro ling. 5, 77. Belege (seit Ennius) für die Erwähnung des
Fisches bei Freher und Hosius, der den Holodactylus mit der hier formu-
lierten schattengleichen, schnellen Bewegung“ verbindet (vgl. zu V. 28);
”
zur Junktur vgl. Stat. Theb. 6, 602 effugit hic oculos (M 2) sowie Ov. hal.
22 avertitque vias oculos frustrata sequentis (Posani [3.2.] 56). Consoli,
RCCM 37, 1995, 134 betont den Unterschied zur Darstellung bei Ov.
hal. 111 f. corporis umbrae / liventis und Colum. 8, 16. Zu levis umbra
erinnert Wamser S. 54 an Paneg. in Mess. 68. Das seltene Vorkommen
der Äsche in der Mosel dokumentiert Weitzel [3.2.] 124; Beschreibung
bei Ottmann, Ed. S. 70; Abb. F.-T.-H. S. 296/297 Nr. 6; Sterba Taf. 39
(s.-w.); Maitland S. 106/107. natatu: Vgl. zu V. 77.
91–96: [5.; 6 V.]. Die Flußbarbe, (barbus, Barbus barbus L., frz. barbeau),
nur hier und im Vergleich V. 134 sowie bei Polemius (chron. I p. 544, 17
barba) erwähnt (ThlL I 1748, 57 und 1727, 67), war vor dem Moselausbau
III. Fischkatalog (85–149) 151
häufig (Weitzel [3.2.] 127), beschrieben bei Ottmann, Ed. S. 71; Abb.
F.-T.-H. S. 302/303 Nr. 5; Sterba 240/257 mit Taf. 101 (s.-w.); Maitland
S. 152/153.
91: BR. Die Nähe zu Stat. silv. 1, 3, 66 f. teque, per obliquum peni-
tus quae laberis amnem, / Marcia hat Wamser S. 54 f. beobachtet;
obliquus vom gewundenen Wasserlauf (man denke besonders an die
bekannte Saarschleife bei Mettlach, Katalog Mosel und Saar Nr. 4a
mit Abb.) auch Hor. carm. 2, 3, 11 (H); Ov. met. 1, 39 und 9, 18
(Tr). fauces: Mündungsarme“ wie Plin. nat. 5, 54, nicht etwa die
”
tiefen Einschnitte des Saartales. vexate: Die Mediziner sprechen
von vexata, Quetschungen (Cels. 7, 1). In der Mosel dagegen kann die
Barbe frei schwimmen (V. 94). Den Text hat schon Ottmann richtig erfaßt.
95 melior peiore: Das Paradoxon (C) wird durch die Stellung noch
unterstrichen; vielleicht gebildet nach Ov. Pont. 1, 4, 1 deterior . . . aetas
(Posani [3.2.] 40).
98: Versschluß wie (wörtlich) Hor. sat. 2, 7, 49 (P), ähnlich Ov. hal. 13
sub verbere caudae (Tr), weitere Belege bei Hosius.
III. Fischkatalog (85–149) 153
102: BR. dubiae . . . cenae: Wie Hor. sat. 2, 2, 77 nach Ter. Phorm.
342 (Fr; Posani [3.2.] 46; Nardo [3.2.] 326) von einer Mahlzeit, bei der
man wegen der Güte der Gerichte zweifelt, was man am besten nehmen
soll (Ter.: ubi tu dubites quid sumas potissimum); dazu Nardo [3.2.] 326.
Gleicher Versschluß Calp. ecl. 4, 167; Wamser S. 59 vergleicht Hor. sat.
2, 6, 104.
106–114: [7.; 9 V.]. Der mustela genannte Fisch ist bereits in den
Hedyphagetica des Ennius erwähnt (frg. 34 V. = Apul. apol. 39 omnibus
ut Clipea praestat mustela marina; dazu Scafoglio, WS 117, 2004, 154),
ferner bei Plin. nat. 9, 63 (H) als Speisefisch im Bodensee wegen der
Qualität seiner Leber (proxima est mensa iecori dumtaxat mustelarum,
quas, mirum dictu, inter Alpes quoque lacus Raetiae Brigantinus aemulas
marinis generat). Ausonius weiß auch, daß er in der Donau vorkommt
und sich dort angeblich durch Schaumbildung an der Wasseroberfläche
verrät (Hinweise dazu fehlen in der Fachliteratur). Es handelt sich wohl
um die Quappe (Lota lota L.). Die Lebensweise beschreibt Dräger, Ed.
2002, 155 und Ed. 2011, 360; Literatur bei König/Winkler IX 169;
Abb. F.-T.-H. S. 308/309 Nr. 3; Maitland S. 184/185. Dagegen denkt
Cavarzere, Komm. S. 84 f. (wie schon ausführlich Scaliger bei Tollius
S.374 f. unter Bezug auf Cassiod. var. 12, 14, 5 und Ottmann S. 79 f.)
mit Hinweis auf Colum. 8, 17, 8 avidas mustelas an das seltene (Sterba
22) Meerneunauge (Lamprete, Petromyzon marinus L.), das auch im
Unterlauf von Flüssen vorkommt und nach Weitzel [3.2.] 121 in der Mosel
beobachtet wurde; Maitland S. 68/69.
106 Illyricum: Zur Zeit des Ausonius eine der zwei orientali-
”
schen Praefecturen“ (H) und hier allgemein als Bezeichnung für die
Länder an der unteren Donau; vgl. Auson. epigr. 3, 1 f. Illyricis regnator
aquis, tibi, Nile, secundus, / Danuvius und Anhang S. 282 ff. per
stagna binominis Histri: Die Donau heißt in ihrem Oberlauf Danuvius
(Belege RE IV [1901] 2103), in ihrem Unterlauf ῎Ιστρος (RE IV [1901]
2106–2109). Da mit stagna auch langsam fließende Gewässer bezeichnet
werden (V. 121 und 482), könnte man vermuten, daß Ausonius an den
Unterlauf des Flusses bzw. das Donaudelta denkt. Versschluß wie Ov.
Pont. 1, 8, 11; Stat. silv. 5, 1, 89 (Tr); Sil. 1, 326 (C).
III. Fischkatalog (85–149) 155
107 natantum: Versschluß wie V. 141 und 250 nach Verg. georg. 3, 541
(Ma).
109: Die Periode geht, wie Böcking und Fuchs [3.2.] erkannt haben, bis
V. 110 color mit Periodenschluß innerhalb des Verses wie V. 137. Dagegen
lassen die meisten Herausgeber seit Tross den Satz mit alumno enden und
verstehen subvecta als Verbum finitum (sc. es). alumno: Vgl. zu V. 79.
111 quae lutea circuit iris: Die Konjektur von Tollius (quae
statt des überlieferten qua) verteidigt entschieden Green, Komm. z. St.
Goldgelbe Kreise (zum kollektiven Singular vgl. zu V. 67) in der Farbe
des Regenbogens umgeben die dunklen Punkte; vgl. die Beschreibung
bei Dräger, Ed. 2011, 361; luteus als Farbe des Regenbogens (Dräger l. c.
denkt an die gleichnamige Gelbe Schwertlilie) wie Sen. nat. 3, 4; Amm.
20, 11, 26 (H).
156 B. Die Wasser der Mosel (23–149)
112: BR. Nach Verg. Aen. 2, 474 lubrica convolvit . . . terga (sc. coluber –
M 2) und 5, 84–87 lubricus anguis . . . ceruleae cui terga notae maculosus
(C). caeruleus . . . fucus: Wie Prop. 2, 18, 31 (C). Gagliardi [3.2.] 80
Anm. 44 (mit Lit.) bemerkt zu dieser Farbbezeichnung indica pratica-
”
mente tutte le sfumature dell’azzurro“ und notiert die Häufigkeit ihres
Vorkommens in der Mosella im Verhältnis zu Vergil. Vgl. auch zu V. 84.
perducit tergora: Ebenso V. 136 perductum tergora (S). Freher ver-
gleicht Verg. georg. 4, 416 totum corpus perduxit (sc. ambrosiae odor ;
weitere Belege bei Hosius).
114: BR. extremam . . . caudam: Die gleiche Junktur bei der Be-
schreibung von Schlangen oder Skorpionen Verg. georg. 3, 423 (W S. 60 f.;
zitiert zu V. 138); Germ. 189; Manil. 4, 553; Stat. Theb. 5, 538 (C).
cutis arida: Wie Iuv. 6, 144 (M 2).
115–119: [8.; 5 V.]. Der Flußbarsch (perca – Perca fluviatilis L., frz.
perche, griech. περκίς, πέρκη). Er wird zuerst Ov. hal. 112 erwähnt; das
Rezept für eine Soße (ius in percam) bei Apic. 10, 14. Wie der Vergleich
des Flusses mit dem Meer so ist der des Flußfisches mit dem Meeresfisch
das höchste Lob (H, C). Er kommt häufig in der Mosel vor (Weitzel
[3.2.] 132). Beschrieben von Ottmann S. 71; Sterba 664 f. mit Taf. 227
(s.-w.); Abb. F.-T.-H. S. 306/307 Nr. 5; Maitland S. 210/211. – Über den
Wechsel der Anredeformen vgl. zu V. 27–32.
115 nec . . . silebo: Belege für die gleiche Litotes (nach Hor. carm.
1, 12, 21 und Verg. Aen. 10, 793) bei Di Salvo 186 f., Hosius und Ca-
varzere, Komm. S. 86, der auch eine nota di panegirico“ bemerkt.
”
delicias: Hier ist der Fisch ganz konkret der Leckerbissen“ ( in senso
” ”
materiale“ Di Salvo 187; ThlL V 1, 448, 58 ff.), während epist. 14b, 38
gratus deliciis nobilium cibus (von Miesmuscheln gesagt) eher die ab-
strakte Bedeutung Genuß“ vorliegt. Neben der Delikatesse werden V.
”
123 ff. Fische als Nahrung der einfachen Leute erwähnt: so ernährt die
Mosel Reich und Arm (Ternes, REL 49, 1970, 495 Anm. 3 = 197 Anm.
87; Roberts [3.2.] 346 = 254 Anm.18).
116 amnigenas: Die Konjektur von Vinet, die sich auf das sin-
guläre Wort bei Val. Fl. 5, 584 amnigenam . . . Choaspen stützt und
III. Fischkatalog (85–149) 157
120 Latio risus praenomine: Vielleicht steckt hinter dem Hinweis auf
den Gleichklang mit dem römischen Vornamen mehr als ein Scherz: Zur
Zeit der Abfassung der Mosella trieb ein Lucius als arianischer Gegen-
bischof in Alexandria sein Unwesen (A. Lippold, RE Suppl. X [1965]
380 f.); der von Cavarzere, Komm. S. 87, beobachtete Doppelsinn von
cultor als Bewohner“ und signore, patrono“, spezieller noch Verehrer
” ” ”
einer Gottheit, Priester“ läßt sich auch auf den Bischof übertragen.
Belege für Wortspiele mit Eigennamen bei Ausonius bietet Marsili S. 55.
123 obsidet: Wie Plin. nat. 11, 62 quae (sc. ranae) stagna rivos-
que obsident (C). hic: Anapher von hic hier“ V. 120 (Tross u. a.),
”
dagegen er“ Böcking.
”
124: BR. Formuliert nach Hor. sat. 2, 4, 62 quaecumque immundis
fervent allata popinis (S); Cavarzere, Komm. S. 88, sieht in dem Zusatz
olido nidore eine Glossierung des Horazverses durch Cic. Pis. 13 in
illo ganearum tuarum nidore atque fumo. fumosis popinis auch Auson.
ephem. 8, 21 (Fr); vgl. Posani [3.2.] 54 mit ähnlichen Attributen von
popina. Über popina vgl. F. Wotke, RE XXII (1953) 69–74.
127: [12.; 1 V.]. Der Maifisch (alausa – Alosa alosa L., frz. alose)
wird noch Pol. Silv. chron. I p. 544, 18 und Ps.Garg. Mart. med. p. 209
Rose erwähnt (H; ThlL I 1483, 20 ff.). Er war früher in der Mosel häufig
(Weitzel [3.2.] 122); beschrieben von Ottmann S. 70; Abb. F.-T.-H.
S. 294/295 Nr. 7; Maitland S. 82/83. obsonia: Schon bei Horaz
Bezeichnung für Fischgerichte. Auf den Gegensatz zu Auson. epist. 16, 38
(zitiert zu V. 115) und epist. 3, 1 f. ostrea nobilium cenis sumptuque
nepotum / cognita verweisen Hosius und Cavarzere, Komm. S. 88 f. Von
plebeiae cenae piscis spricht Varro rust. 3, 17, 7.
128–130: [13.; 3 V.]. Die einhellig so, aber nur hier überlieferte
Namensform sario für die Meerforelle (Salmo trutta trutta L.) sollte
nicht geändert werden, da sie auch lautlich die Zwischenstellung zwischen
160 B. Die Wasser der Mosel (23–149)
130: BR. medio . . . aevo: Plin. nat. 9, 167 bezeichnet aevum die
Lebensdauer von Fischen.
131–134: [14.; 4 V.]. Der Gründling (gobio – Gobio gobio L., frz.
goujon), als Speisefisch Mart. 13, 88 (principium cenae gobius esse solet)
erwähnt (Fr), beschrieben von Ottmann S. 77. Er wird in Frankreich gern
”
gegessen“ (Sterba 285 mit Beschreibung). H. Gossen, RE II A (1921)
796 bezieht die Beschreibung auf die sonst nicht genannte Schmerle
(Nemachilus barbatulus L.). Die Deutung ist abzulehnen, da Ausonius
den gobio ausdrücklich als Schwarmfisch charakterisiert, der auch heute
noch in der Mosel weit verbreitet ist (Weitzel [3.2.] 126); Abb. F.-T.-H.
III. Fischkatalog (85–149) 161
132: Seine geringe Größe notiert auch Colum. 8, 17, 14 (Tr), beab-
sichtigt ist der Kontrast zum folgenden Stör, dem größten Fisch des
Katalogs (Dräger, Ed. 2011, 363).
133 ovipara: Zuerst von Apuleius nach griech. ᾠοτόκος gebildet (apol.
38). congestior: Der Komparativ findet sich nur hier, Anklang an
Moret. 34 compressior alvo (H). Green vermutet V. 86 fartim congestus
aristis als Ausgangspunkt für die Formulierung hier.
134: Mit seinen Barteln (iuba) ist der Gründling der Barbe ähnlich.
Das Wortspiel iuba = barba bespricht Cavarzere, Komm. S. 90 (recte:
Ov. fast. 1, 259). propexi . . . barbi: Als Attribut des Bartes (barba)
steht das Adj. Verg. Aen. 10, 838 propexam in pector barbam (H); Ov. l. c.
u. ö. imitatus: Über den Wechsel der Anredeformen vgl. zu V. 27–32.
205), dürfte Ausonius diesen gemeint haben (so schon Freher, Minola,
Böcking u. a.; vgl. Tross S. 38; Marsili S. 57). Und nicht zuletzt wegen der
V. 137 ff. geschilderten Schwimmbewegung wird es sich um den Stör im
Gegensatz zu dem ortstreuen, nachtaktiven Wels“ (Kinzelbach [3.2.]
”
227) handeln (Abb. F.-T.-H. S. 294/295 Nr. 5; Maitland S. 78/79). Seine
Größe (bis zu 6 m) und sein Gewicht (bis 400 kg; beide Angaben nach
Herzhoff [3.2.] 204) wertet Ausonius mit der für große Meerestiere (V. 148
ballena Mosellae) üblichen Bezeichnung pecus noch auf. Belege für pecus
Fisch“ (zuerst Lucr. 2, 343) bei Hosius und Mondin, Ed. Epist. S. 254;
”
Hor. carm. 1, 2, 7 (Robben); Ciris 486. Die Frage besprechen ausführlich
Herzhoff und Kinzelbach [3.2.], zusammenfassend Cavarzere, Komm.
S. 9; Dräger, Ed. 2002, 156 f. und Ed. 2011, 364 f.; zur etymologischen
Verbindung mit lat. silus stupsnasig“ vgl. F. Solmsen, IF 30, 1912, 9–11.
”
135 pecus aequoreum: Wie epist. 22, 19; Anklang an Verg. georg.
3, 243 et genus aequoreum an gleicher Stelle im Vers (W S. 64 f.).
136: BR. Actaeo: Zuerst Verg. ecl. 2, 24, abgeleitet von dem
Landschaftsnamen Akte, Bezeichnung für eine südlich des grossen Pei-
”
raieushafens blattförmig sich ausbreitende, nach Westen vorspringende
Halbinsel“ (RE I [1893], 1212), zugleich alter Name für Attika (Eurip.
Hel. 1673; Strabo 9, 391 und 397), nach Cavarzere, Komm. S. 91 un
”
preziosismo callimacheo“, der an den attischen Mythos über den Ölbaum
(die Belege dazu RE VII [1937], 2015 ff.) erinnere; Auson. griph. 71
Actaeae . . . Athenae. perductum tergora: Vgl. zu V. 112.
137 amnicolam: Nur noch Ov. met. 10, 96 (von der Weide) belegt
(ThlL I 1941, 75 f.); ulteriore preziosismo“ (C). delphina: Oppian.
”
hal. 2, 542 nennt die Delphine die ἡγεμονη̃ες unter den Fischen (Tr).
Zusammenstellung der von Ausonius verwendeten Akkusative der
3. Deklination auf -a bei Delachaux [3.3.] 83; in der Mosella nur hier.
freta: Vgl. zu V. 108. magnum: Adverbieller Gebrauch wie V. 61,
368, 370, 466, 482; L.-H.-Sz. II 40. Schenkl vergleicht Verg. georg. 3, 28 f.
magnumque fluentem / Nilum. Über die emphatische Wortstellung des
Adverbs am Versende vgl. Cavarzere zu V. 410 quamvis.
138 longi vix corporis agmina solvis: Mit Verg. georg. 3, 423
agmina caudae solvuntur (Tr) verbindet Ausonius Ov. met. 11, 639 fit
longo corpore serpens (C); vgl. auch Verg. Aen. 2, 212 f. (Schlangen)
agmine certo / Laocoonta petunt, wo nach Austin II S. 105 agmen the
”
idea both of the steady onward movement of the creatures . . . as well
perhaps as implying a sweeping, coiling motion“ vermittelt. – vix nähert
III. Fischkatalog (85–149) 163
sich der Bedeutung von non an (L.-H.-Sz. II 455), sodaß mit V. 139 kein
Widerspruch zu V. 27 ff. (besonders V. 46), wo allein das Ufer beschrieben
wird, oder zu V. 149 magno . . . amni besteht: Weder Untiefen noch
Schilf oder Schwimmpflanzen behindern die Schwimmbewegung.
141 f.: Den durch das anaphorische dreimalige te (wie Verg. Aen. 7, 759 f.;
ebenso V. 382 f., vgl. V. 359 und 477 ff.) charakterisierten Hymnenstil
notieren Hosius und Cavarzere, Komm. S. 92; vgl. zu V. 23–26. virides
ripae: Wie Cic. leg. 1, 16 (W S. 66). turba natantum: Wie V. 250;
vgl. zu V. 107. alveo: Vgl. zu V. 83. mirantur: Vielleicht, wie
V. 43, nach Verg. Aen. 8, 91 mirantur et undae, miratur nemus (H).
144: BR. talis: Vgl. zu V. 68. Atlantiaco: Nur noch Calp. ecl.
4, 83; Sil. 13, 200 belegt (ThlL II 1045 38 ff.). ballena: Hier die spätlat.
Form gegenüber klass. ballaena (S); vgl. Georges, Wortformen 89;
ThlL II 1699, 47 ff.; Walahfr. carm. 6, 13; griech. φάλαινα. An den früher
im Golf von Biskaya ausgeübten Walfang erinnert Marx, BJ 120, 1911, 12.
145 vento: Daß ein Wal vom Wind an die Küste getrieben wird,
hat schon Hosius als merkwürdig empfunden. Kennys Änderung in venti
(PCPh 22, 1976, 54) als Figur des ἀπὸ κοινου̃ ändert daran nichts. Könnte
Ausonius mit vento die von Walen regelmäßig ausgestoßene Atemluft
(Plin. nat. 9, 16 nimbos efflant; vgl. König/Winkler z. St. sowie Colum.
6, 30, 8 über Blähungen der Pferde venter . . . nec emittit ventos) gemeint
und sie mit der Fortbewegung der Wale in Verbindung gebracht haben?
In diesem Falle wäre suo ἀπὸ κοινου̃ gebraucht (danach die Übersetzung).
Eine andere, wenig wahrscheinliche Deutung bietet Cavarzere, Komm.
S. 93 (nach einer brieflichen Mitteilung Mondins): Reminiszenz an die
sagenhafte Bewegung der Insel Delos nach Anth. 707, 3 f. telluris ad
oras: Versschluß wie Ov. met. 3, 597 (Fr).
146 f.: Wie Verg. Aen. 3, 195 f. magnaque surgunt / aequora (S).
fundit mare: Vgl. zu V. 142 f.; fundere im Sinne von extendere offenbar
singulär (ThlL VI 1569, 65); daher erwägt Green, RPL 21, 1998, 10 effun-
dit; vgl. aber V. 433 und app. cr. Stärkere Interpunktion im Hauptsatz
nach mare (so Cavarzere, Paideia 57, 2002, 63) ist nicht zwingend.
exclusum: extra limina prolatum“ Rehm, ThlL V 2, 1271, 43; vgl. zu
”
V. 38.
Hosius hat beobachtet, daß Ausonius zum Abschluß des Abschnitts dem
Leser nicht die Gefährlichkeit des Wals vermitteln will, sondern den Stör
als exitio procul , fern davon, Verderben zu bringen“, schildert. Ternes,
”
Ed. S. 53 spricht daher von einem Abfall der psychologischen Spannung.
149: Der große Fisch ist eine besondere Auszeichnung für den großen
Fluß; der Text ist daher nicht mit der Handschrift R zu ändern. Die Ver-
bindung von honos und addere schon Verg. georg 3, 290 und Aen. 5, 249.
150 f.: Die beiden Verse können durchaus noch abschließend zum
Fischkatalog gerechnet werden (so Roberts [3.2.] 345 = 253) und sind
daher von den folgenden Versen deutlich abzusetzen, mit denen ein neues
Thema (V. 152 aliam . . . pompam) beginnt. Die Herausgeber folgen der
schon im Sangallensis vermerkten Gliederung. iam . . . satis: Belege
für diese Übergangsformel bei Focardi S. 174. Beispiele für die Stellung
von iam am Versanfang bei Di Salvo 188. Vgl. zu V. 25. liquidas . . .
vias: Wie Lucr. 1, 373 nach ὑγρὰ κέλευθα Hom. Il. 1, 312 u. ö. (H); vgl.
V. 433. spectasse: Rückverweis auf V. 55–74.
166 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
152 inducant: Es ist die Natur der Mosellandschaft, die nicht nur den
Rahmen für die folgenden Szenen bildet, sondern das Schauspiel geradezu
inszeniert (Fuoco [3.2.] 330). Darauf wird auch im folgenden wiederholt
hingewiesen: V. 156 naturalique theatro, V. 169 scaena locorum, V. 200
celebrant spectacula pompas, V. 211 ff. der Vergleich mit den ludi Actiaci ,
selbst die Villen werden als Zuschauer gesehen (V. 283 talia despec-
tant). Soll mit dieser friedlichen pompa ein Gegenbild zu den blutigen
Veranstaltungen im Circus, wie sie in Trier und auch in Konstantinopel
üblich waren, geschaffen werden? Die Parallelkomposition der Verse
152–168 und 283–297 hat Korzeniewski [3.2.] 86 beobachtet. Man sollte
allerdings nicht mit Deubner, Philologus 89, 1934, 254 von einem Fest-
”
zug“ sprechen, da sich die einzelnen Szenen innerhalb des Theaters“
”
abspielen. Der fünf Zeilen umfassende lange Satz malt gleichsam die
schweifenden Blicke (vagos visus) der Zuschauer. spectacula: In der
Bedeutung Amphitheater“ wie z. B. Calp. ecl. 7, 23 (Fr); Suet. Cal.
”
35, 1; dagegen unten V. 200 Schauspiele“. Von den Landschaften des
”
Moseltals vermittelt v. a. die Moselschleife bei Piesport diesen Eindruck
(Gilles, Bacchus und Succellus 29 und Abb. S. 32; vgl. zu V. 21), aber
auch der Calmont bei Bremm, den vermutlich Venantius Fortunatus in
seiner Moselreise (carm. 10, 9, 25–42) beschreibt (Gilles, ibid. 36 f. und
Abb. S. 37). vitea: Über den Gebrauch dieses poetischen Attributs
vgl. Di Salvo 91.
153: BR. Die (ebenso wie vagos . . . visus neue) Junktur sollicitare
visus auch Paul. Nol. epist. 31, 177 (H). Baccheia: Entsprechend
griech. βακχήιος wie Verg. georg. 2, 454 Baccheia dona (Tr), während
Statius Ach. 1, 184 Baccheaque munera bildet (C). Vgl. auch die Belege
bei Mirmont 1892, 284 und Di Salvo 242 zu ordo 129 = 20, 2 o patria, in-
signem Baccho. munera: Gaben des Bacchus wie Ov. ars 1, 565 (M 2);
Mart. 8, 68, 4 (Hosius mit weiteren Belegen). – Zum Weinbau an der
Mosel vgl. Einleitung S. 8.
154 sublimis apex: Wie Stat. Theb. 2, 35; Iuv. 12, 72 (M 2). longo
. . . tractu: Wie V. 283; Ov. met. 2, 320 (H); Lucan. 5, 565 (C); tractu
am Versende auch V. 416. super ardua: Wie Verg. Aen. 7, 562 (H).
Beobachtungen zur Stilistik des Verses bei Cavarzere, Komm. z. St.
I. Arbeit und Vergnügen (150–282) 167
156: Die beiden Ablative (Cavarzere: Dative) vitibus und theatro haben
verschiedene Funktion. Während vitibus die begleitenden Umstände
(dazu L.-H.-Sz. II 115) benennt, wird die Ortsbestimmung V. 154 qua
durch die Angabe naturali theatro wieder aufgenommen. Vergleichbarer
lokaler Ablativ V. 161 summis . . . iugis. Einen Kontrast zwischen Natur
und Technik vermutet in diesem Ausdruck Ternes, Verus limes [3.2.] 370;
sachlich ähnlich Verg. Aen. 5, 287–289 und Sen. Troad. 1123–1125 (H),
dazu Fuoco [3.2.] 340.
157 Gauranum: An erster Stelle steht der auch sonst wegen sei-
nes Weinbaus (Athen. 1, 26 f. Γαυρανὸς ο˜᾿ινος, die Belege RE VII [1910]
878; vgl. A. Tchernia: Le vin d’Italie romaine, Rom 1986, 344) erwähnte
Gaurus mons. Damit sind die Höhen der Phlegräischen Felder gemeint, in
der Antike berühmt wegen ihres Weißweins, während heute der Rotwein
dominiert (Piedirosso Campi Flegrei). Die Gegend wird aufgrund des bis
in die Gegenwart in der Solfatara von Pozzuoli austretenden Schwefels
V. 209 als sulphureus bezeichnet. Der Name Gaurus lebt weiter im
Monte Gaudo im Norden von Cumae (J. Beloch: Campanien, Berlin
1879, 25). Damit ist bereits ein Vorverweis auf die Ideallandschaft
Kampanien gegeben (vgl. zu V. 10, 208–219). Vgl. auch die Darstellung
des personifizierten Gaurus in einem Mosaik in den Thermen von Sidi
Ghrib (Tunesien) aus der Zeit des Ausonius (M. Blanchard-Lemée:
168 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
158: BR. Die thrakischen Gebirge Rhodope (῾Ροδόπη, über seine Lage vgl.
RE I A [1914] 957) und Pangaeus mons (Πάγγαιον) werden auch Verg.
georg. 4, 461 (Sil. 2, 73) zusammen genannt (S), allerdings in ande-
rem Zusammenhang. Als Kultorte des Bacchus/Dionysos werden das
Rhodope-Gebirge Stat. Theb. 2, 81 und 4, 655 erwähnt (H) sowie
das Pangaion Sil. 4, 776. Aus diesen Angaben über die Verehrung
des Dionysos dürfte die anders nicht belegte Ansicht vom dortigen
Weinbau abgeleitet sein, während sonst gerade das Pangaion als
rauh und unwirtlich geschildert wird (RE XVIII, 3, 589–592). Die
Belege des Akkusativs auf -en bei Ausonius (hier noch V. 315 Arsi-
noen, 441 Pyrenen, 447 Aganippen) hat Delachaux 81 f. zusammen-
gestellt. proprio: In abgeschwächter Bedeutung von suo wie oft im
Spätlat. Lyaeo: Metonymie für Weinstock/Reben“ wie V. 163 viridi
”
. . . Lyaeo; vgl. zu V. 21. nitent: Vgl. zu V. 18 ff.
159: Holodactylus (vgl. zu V. 28). Als dritter thrakischer Berg wird der
Ismarius collis als Weinbaugebiet (wie Verg. georg. 2, 37 f. iuvat Ismara
Baccho / conserere – Tr) genannt; zusammen mit dem Rhodope-Gebirge
wird der Ismarus in anderem Zusammenhang Verg. ecl. 6, 30 erwähnt.
Die rein literarischen Nachrichten über diesen Wein gehen auf Hom. Od.
9, 161 ff. zurück: Mit dem Wein aus der zerstörten Stadt der Kikonen,
Ismaros, machte Odysseus den Polyphem trunken (ibid. 347 ff.; Prop.
2, 33, 32; vgl. Auson. perioch. Od. 9), daher Archiloch. frg. 2 West
᾿Ισμαρικὸς ο˜᾿ινος; Prop. l. c Ismario mero. Vgl. auch die Belege RE IX
(1916) 2134 f.
I. Arbeit und Vergnügen (150–282) 169
R. Verdière, Eos 52, 1962, 114), bezieht sich aber auf eine andere
Situation. Syntax und Stilistik des Abschnitts besprechen Roberts [3.1.]
17–19 und Cavarzere l. c., der auch auf die Alliterationen des Abschnitts
verweist. – Aus der Kombination von Hor. sat. 1, 7, 29–31 und Plin. nat.
18, 249 (Fr) (s. u.) hat man geschlossen, daß die Arbeiten im Frühjahr
stattfinden (John [3.2.] 100 Anm. 1). Bringt man jedoch die Reise
realiter mit der Erinnerung an eine Rückkehr von einem der Feldzüge
Valentinians in Verbindung (vgl. Einleitung S. 16 f. und zu V. 1–11),
dann kommt nur der Spätsommer oder Herbst in Frage (Deubner [3.2.]
254). Auch die Erzählung von Panope (V. 175–177) spielt im Herbst
(V. 175 furata . . . uvas) und die Scherzworte V. 165–167 lassen sich
ebenfalls auf die Ernte beziehen.
163 f.: Es gehört zur idyllischen Verklärung der Landschaft, daß die
Leute freudig bei der Arbeit sind; festinantes . . . properant als Hendia-
dyoin beschreibt die eifrige Tätigkeit; die bei Gell. 16, 14 (H) notierte
Differenzierung beider Begriffe ist hier irrelevant. Gleiche Zusammenstel-
lung parent. 20, 4 f. (properate pater. / festinasse putes fatum). Anders
als bei der Beschreibung der Strömung (vgl. zu V. 40 feriunt) tritt hier
der Mensch im Rahmen der Landschaft deutlich hervor; vgl. Green,
ICS 14, 1989, 309. Ähnlich wirkt die Landschaft auf den Menschen V. 442.
163 laeta operum: Die Konstruktion mit dem Genitiv ist vorwie-
gend poetisch wie Verg. Aen. 11, 73 laeta laborum (M 2), mit Abl. V. 52.
plebes . . . coloni: Vgl. zu V. 9 colonis und die Unterscheidung zwischen
einer persona plebeia und colonaria Sidon. epist. 5, 19, 2 (Marx, RhM N. F.
80, 1931, 380, kritisch John [3.2.], 99 Anm. 1 und als Pleonasmus inter-
pretiert von Cavarzere, Paideia 57, 2002, 58 mit Hinweis auf Roberts [3.1.]
18 Anm. 20). Étienne, Ausone, propriétaire [3.1.], 306 zieht den Vergleich
zu den Landarbeitern auf den eigenen Gütern des Ausonius in Aquitanien.
164 vertice . . . summo. Junktur wie Ov. met. 4, 731 (M 2). deiugis:
Nur hier belegt (ThlL V 413, 39).
Auf die real beobachtete Gruppe der Menschen am Fluß folgt die
imaginäre (V. 171 credam; V. 178 dicitur ; V. 186–189) Szenerie
ländlicher Gottheiten, die ihrer Art gemäß Schabernack treiben. Über
Echo gebende Orte, die in der traditionellen poetischen Imagination
von ländlichen Gottheiten bewohnt sind, vgl. Lucr. 4, 580 f. haec loca
capripedes satyros nymphasque tenere / finitimi fingunt et faunos
esse loquuntur (H). Es ist abwegig, von der literarischen mytholo-
gischen Szenerie auf die Religion des Ausonius zu schließen, wie es
Weis, Einleitung S. 12 tut. Richtig bemerkt Gagliardi [3.1.] S. 78,
daß die Mythologie in der Mosella nur eine marginale Rolle spiele.
Dennoch gehören göttliche Wesen auch entsprechend der spätantiken
Bildungskultur zu den Elementen einer Ideallandschaft; vgl. Einleitung
S. 32 und zu V. 431. Zu Abbildungen derartiger Gottheiten auf Grab-
denkmälern von Neumagen vgl. W. Binsfeld u. a.: Katalog der römischen
Steindenkmäler des Rheinischen Landesmuseums Trier 1: Götter- und
Weihedenkmäler, Mainz 1988.
170 agrestes Satyros: Wie Hor. ars 221 (C). Σάτυροι werden,
zusammen mit Nymphen, zuerst Hes. frg. 10, 8 M.-W. erwähnt, ebenso
Pan und Nymphen Hom. hymn. 19, 3. Wenn Ausonius anschließend
auch von Pane und Faune spricht, so ist nicht zu entscheiden, ob er an
verschiedene Gruppen denkt wie Ov. fast. 1, 393 ff. bei der Schilderung
des Dionysos-Festes (397 Panes et in Venerem Satyrorum prona iuventus;
weitere Belege für das gemeinsame Auftreten von Satyrn und Faunen
RE VI [1909] 2072) oder ob er die gleichen lüsternen, bocksfüßigen
Gesellen nur variierend benennt, denn seit hellenistischer Zeit verschmilzt
die Darstellung des bocksfüßigen Satyrn mit Pan (RE III A [1927] 52;
F. Brommer: Satyroi, Würzburg 1937). Ihren Charakter kennt auch
Aug. civ. 15, 23 p. 108, 15 ff. D. Silvanos et Panes, quos vulgo incubos
vocant, improbos saepe extitisse mulieribus et earum appetisse et peregisse
concubitum. agrestis als Attribut der Faune wie Ov. fast. 2, 193; vgl.
zu V. 177. glauca tuentes: Singuläre Junktur entsprechend griech.
γλαυκώπιδες (H), bei Homer Beiwort der Athene, dann auch auf an-
dere Gottheiten übertragen. Verbindung des Verbums mit neutralem
Akkusativ wie Verg. Aen. 6, 467 torva tuentem (M 2); weitere Belege
für den seit Lucr. 5, 33 (acerba tuens) belegten Gräzismus bei Norden
S. 255 und Hosius, der auch die Farbbezeichnung glaucus als Attribut
von Gewässern (hier noch V. 189, 349) und Wassergottheiten bespricht;
vgl. Blümner 147. – Binnenreim wie auch im folgenden Vers.
174 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
173 f.: Überlegungen zur Imitatio der Verse bei Cavarzere, Komm. S. 101.
trepidas . . . terrent: Alliterierend wie Ov. met. 5, 358 (C).
174 indocili: Weil sie nicht schwimmen können (V. 183). Im Sinne des
prosaischen indoctus häufig in der Dichtersprache seit Verg. Aen. 8, 321;
vgl. ThlL VII 1, 1217, 18 ff.
176 Oreiadas: Seit Hom. Od. 6, 123 f. werden Nymphen auf Bergen
lokalisiert (αἳ ἔχουσ’ ὀρέων ἀπεινὰ κάρηνα); vgl. Hes. frg. 10a, 17 M.-W.
οὔρειαι Νύμφαι. In lat. Dichtung zuerst Verg. Aen. 1, 500 in der Form
Oreades, so auch metrisch unkorrekt die Mosella-Handschriften. Durch
die bei Ausonius auch sonst belegte Wortumstellung Oreadas inter
versucht Scafoglio, Vichiana 4. ser. 4, 2002, 229 f. die Überlieferung zu
halten, beseitigt aber damit zugleich den Binnenreim. fluvialis: Da sie
sich sonst im Meer aufhält, ist ihr Erscheinen in der Mosel ungewöhnlich
(G). amicas: Wie die Nereustochter Panope gehören die Oreiaden zur
großen Gemeinschaft der Nymphen; vgl. Isid. orig. 8, 11, 97; RE XVII
(1937), 1532.
182 insultantes: Vgl. zu V. 173; vgl. Paul. Nol. carm. 25, 31. sua per
freta: Wie Val. Fl. 4, 421 (C).
184 f.: Die Szene vergleicht man seit Tross mit der Geschichte von Pan
und der Syrinx Ov. met. 1, 705 f. Panaque, cum prensam sibi iam
Syringa putaret, / corpore pro nymphae calamos tenuisse palustres. Die
Unterschiede bespricht Fuoco [3.2.] 357. lubrica . . . membra: Wie
Stat. silv. 4, 2, 47 f. in gleicher Versposition (C); vgl. ThlL VII 1687, 1.
Weitere Überlegungen zur Bedeutung von lubricus an dieser Stelle bei
Cavarzere, Komm. S. 103. falsi: Die Satyrn sind getäuscht wie V. 196
der Schiffer, der die Weinreben im Wasser zu zählen versucht.
186 spectata: Sc. sunt. Versschluß wie Stat. silv. 3, 3, 112 (M 2).
I. Arbeit und Vergnügen (150–282) 177
187 fas . . . loqui: Vgl. V. 443; nach Verg. Aen. 6, 266 sit mihi fas
audita loqui (Hosius mit ähnlichen Wendungen, dazu Anth. 1, 21, 35
sit mihi fas reticenda loqui ; gleicher Hexameteranfang Stat. silv.
2, 1, 82). secreta: Wohl nicht Neutrum Pluralis (wie z. B. Verg. georg.
4, 403), sondern Attribut zu dem als Singular verstandenen reverentia.
Dabei wird zugleich die Abgeschiedenheit des Geschehens von der
menschlichen Beobachtung wie auch das Geheimnisvolle ausgedrückt.
Allerdings wird man als störend empfinden, daß das Bezugswort erst im
zweiten Teilsatz erscheint; vgl. aber V. 456 f. condita . . . castra.
189 f.: Zur Wortstellung vgl. Kenney [3.2.] 200. Sie entspricht der Struk-
tur des Verses und bildet damit die beobachtete Spiegelung der Ge-
genstände und den Wechsel zwischen Realität und Illusion durch die
gespiegelte Wortstellung (glaucus / opaco – colli / fluvius) vollkommen
nach. Vgl. auch Rücker [3.1.] 285 f. mit Verweis auf Lucr. 4, 578 f. (zitiert
zu V. 297). Interpunktion nach C. Di Giovine, BStudLat 40, 2010, 528.
190 respondet: Entspricht responsat bei Statius (s. o.); vgl. Lucr.
4, 167 res ibi (im Spiegel) respondent simili forma atque colore (G).
fluvius: Auf die Variation der Begriffe Wasser“, Fluß“ (latices, amnis,
” ”
vadis, gipfelnd in V. 193 Mosellam) verweist Cavarzere, Komm. S. 104;
vgl. zu V. 99. frondere videntur: Fuoco [3.2.] 345 vergleicht Ov.
met. 8, 714 f. (Philemon und Baucis).
192 f.: Das bekannte Phänomen, daß am Abend die Schatten länger
werden und damit die Moselberge ihren Schatten auf den Fluß werfen
(V. 198 f. imago collis), hat trotz des einfachen Sachverhalts zu verschie-
denen Interpretationen geführt. Ausonius überbietet sein Vorbild Statius,
indem er für umbra cadit die erlesenere Wendung seras cum propulit
I. Arbeit und Vergnügen (150–282) 179
192 Quis color: Vgl. die Anmerkung von Cavarzere, Komm. S. 106,
und Soler [3.2.] 312 f. (nach Fontaine) sowie Einleitung S. 26. Ebenso
malt“ die Natur V. 110; vgl. zu V. 69 pictura. seras: Den Gebrauch
”
von serus (hier prädikativ) bei Ausonius bespricht Di Salvo 67.
193 Hesperus: Der Abendstern, dux noctis Sen. Med. 877 (H),
bei Ausonius nur hier als Metapher für Abend“. Vgl. die abendliche
”
Szene bei Verg. ecl. 10, 77 ite domum saturae, venit Hesperus, ite
capellae. perfundit monte Mosellam: Sachlich entspricht Stat.
Theb. 5, 52 (Athos) nemorum obscurat imagine pontum (H). Ähnliche
Verwendung des Verbums Sidon. epist. 2, 2, 18 aequor viride per litus,
quia in undam fronde porrecta aquas unda perfundit (H). Schon Posani
[3.2.] 61 hat beobachtet, daß hier das feste Element (mons) und das
flüssige (Mosella) ihre Rollen getauscht haben; zustimmend Cavarzere,
Komm. S. 106, mit weiteren Beobachtungen zum Tempusgebrauch.
S. 26. fluitans: Vom Schiffer selbst wie Avien. Arat. 809; Paul. Nol.
carm. 24, 342; in der Dichtung gerne von schwimmenden Gegenständen
gebraucht (ThlL VI 954, 74 ff.); vgl. V. 84 fluitantes . . . catervas; 246
fluitantia retia; 282 fluitavit praedo; Auson. techn. 12, 13 quid fluit pelago.
198 f.: Die Schatten der Berge reichen bis in die Mitte des Flusses,
Wasseroberfläche und Schattenwurf werden eins, und die in der Fluß-
mitte stärkere Strömung läßt außerdem die Konturen des Schattenwurfs
verschmelzen (conserit, wörtlich: fügt zusammen“); vgl. Marsili, Ed.
”
S. 58. Die verstärkende Funktion des alliterierenden con- (confundit . . .
confinia conserit) hat Kenney [3.2.] 202 Anm. 15 beobachtet.
198 per medium, qua: Hexameteranfang wie Verg. Aen. 10, 383 (C).
Auf die gleiche Verwendung von qua ordo 95 = 16/17, 4 verweist Di
Salvo 221. imago: Das Spiegelbild wie V. 219; Varro ling. 6, 82 erklärt
speculum, quod in eo specimus imaginem.
199 umbrarum: Von Kenney [3.2.] 202 Anm. 15 gedeutet als Spie-
”
gelungen“ ( where the water joins [sc. with itself, sibi ] the edges of the
”
reflection“). Näher liegt es aber, den Ausdruck im eigentlichen Sinne wie
V. 191 als Schatten“ zu verstehen. Vergleichbar ist ecl. 8, 8 (temporal)
”
confinia miscens (Dräger, Ed. 2011, 256).
4. Schifferspiele (200–239)
201: Schema a,b/V/B,A. In der Mitte des Versus aureus gibt das
Verbum certant das Thema des folgenden Abschnitts an (C). remi-
pides: Neubildung, ebenso epist. 1, 13 und 15, 34. Ausonius liebt die
Wortbildung mit pes (vgl. V. 172 capripedes). lembi: Vgl. zu V. 197.
Versschluß wie Verg. georg. 1, 201 flumine lembum (C).
202 flexus: Die Schiffsbewegungen bei einer Regatta wie Flor. epit.
4, 11, 6. Als Terminus des Wagenrennens im Zirkus bezeichnet flexus das
Umbiegen um die Meta (Pers. 3, 68); vgl. Verg. Aen. 5, 583; Scafolglio l. c.
204–207: Soll der überlieferte Wortlaut transire diem mit den Hand-
schriften unverändert beibehalten werden (Peiper, Green, Schönberger
u. a. ), so ist entweder eine Ergänzung eines Subjekts im Sinne von is qui
spectat (so John, Übers. S. 132) bzw. aus V. 197 navita ( der das was hier
”
als Spiel getrieben wird, von Berufs wegen treibt – sua seria – und deshalb
so gefesselt wird, daß er alles darüber vergißt“; John ibid.) erforderlich;
transire wäre in diesem Fall transitiv gebraucht wie Sen. epist. 45, 12
transisse vitam (Birt). Andernfalls ist transire diem als Korruptel zu
verstehen. Als Korrekturen wurden vorgeschlagen: transire dein Scaliger;
transire dies Tollius u. a.; transire sator Knebel, Rez. Böcking S. 331, zu-
stimmend Klausen S. 43; transitque dies Birt, Hosius u. a.; transire cliens
Bieler, RhM 86, 1937, 285–287; transire, colens ( il cultivatore“) C. Di
”
Giovine, BStudLat 40, 2010, 528 f.; Cavarzere setzt transire diem zwischen
Cruces desperationis. Wegen des Ausfalls des Subjekts (das Scafoglio
I. Arbeit und Vergnügen (150–282) 183
durch die Änderung von dum in qui gewinnt) muß aber eher eine Lücke
angenommen werden, wie zuerst Böcking vermutete (danach Schenkl,
Ed.; Creighton; Green, Ed. u. a.), was folgerichtig zur Ergänzung eines
Verses führen muß. Die Lücke ergänzt Böcking (übernommen von Wilson
[3.2.] 155, zurückgewiesen von Knebel, Rez. Böcking S. 330 f.) mit viridis
qua surgit ripa, colonus, / non sentit. Hilfsweise wurde die Ergänzung
von Fuchs [3.2.] 178 in den Text gesetzt. Vgl. zuletzt Cavarzere, Incontri
[3.2.] 179 f.; Ders. Komm. S. 109 f.; Scafoglio, Vichiana 4. ser. 4, 2002,
231–234.
206 f.: Nach Verg. ecl. 7, 17 posthabui . . . mea seria ludo (S). Der
colonus läßt seine V. 163 ff. genannten ernsthaften Beschäftigungen
(seria, cura) ruhen und widmet sich ganz dem Anblick der Schifferspiele.
Zu cura ernsthafte Beschäftigung“ vgl. Auson. praef. I 17 = prof. praef. 3
”
cura docendi. Die Gegenüberstellung von vetus und novus auch V. 2;
Auson. prec. 3, 7.
207 nova gratia: Wie Stat. silv. 3, 4, 59 crescit nova gratia Baccho
(M 2); Auson. prec. 2, 14 (C); jeweils an gleicher Versstelle.
liegend, da der See in augusteischer Zeit durch die von Agrippa geschaffene
Verbindung zum Lucrinersee als Kriegshafen diente (Suet. Aug. 16, 1
portum Iulium apud Baias inmisso in Lucrinum et Avernum lacum mari
effecit; Kirsten l. c. 235–237). Schiffsmanöver konnten dort mit Sicherheit
beobachtet werden. Wenn Sueton an der genannten Stelle fortfährt in
quo cum hieme tota copias exercuisset, dann könnte Ausonius, der mit
Sueton, wie seine Caesares zeigen, bestens vertraut war, aus dieser
Formulierung Schiffsmanöver auf dem lacus Avernus erschlossen haben.
Eindeutiger ist die Nachricht bei Florus, epit. 4, 8, auf die schon Mirmont
1889 S. 80 hingewiesen hat: Lucrinus lacus mutatus in portum, eique in-
terrupto medio additus Avernus, ut in illa aquarum quiete classis exercita
imaginem belli navalis agitaret. Unmittelbar anschließend erwähnt Sueton
den Sieg über Pompeius zwischen Mylai und Naulochos (Pompeium inter
Mylas et Naulochum superavit), woran Ausonius hier V. 215 erinnert.
Von nachgespielten Naumachien weiß Hor. epist. 1, 18, 61–64 (H); vgl.
Scafoglio, WS 117, 2004, 159. Das in der Villa in Welschbillig (vgl.
Einleitung S. 11) ausgegrabene Becken konnte auch zur Aufführung von
Naumachien gedient haben; die Villa ist zur Zeit Valentinians entstanden
(Cüppers 665–667). – Im Norden des lacus Avernus liegt der Gaurus
(vgl. zu V. 157). Die ganze Region des Golfs von Neapel, den der Vesuv
überragt, ist aufgrund der vulkanischen Böden (auch heute noch) ein her-
vorragendes Weinbaugebiet und daher nach mythologischem Verständnis
ein beliebter Aufenthaltsort des Bacchus. Er findet sich ein, weil Venus
die Spiele in Erinnerung an die großen Seeschlachten des julischen Hauses
inszeniert, denn beide gehören sprichwörtlich zusammen (Otto 366). Die
Gegend um Baiae und Cumae und damit Kampanien als Ideallandschaft
(seit Vergil besonders mit der römischen Frühgeschichte verbunden; vgl.
E. Stärk: Kampanien als geistige Landschaft, München 1995; Ders. in
DNP [RGW] s. v. Kampanien) wird zum Vergleich mit dem Moseltal auch
V. 345 f. (vgl. V. 10 und 157) herangezogen (Görler 107 = 165 und 111 f.
= 170 f.). Der Abschnitt beginnt und schließt mit einem versus aureus (C).
209 f.: Vgl. die feierliche Epiphanie (C) Verg. Aen. 4, 143 ff. qualis . . .
Apollo . . . iugis Cynthi graditur (P).
210: BR. vaporiferi: Attribut eines Vulkans wie Stat. Theb. 6, 716
vom Aetna (vgl. silv. 1, 3, 45 v. fornacibus). Die seltene Verwendung des
Adj. bespricht Charlet [3.2.] 74. Vesevi:: Die in der Dichtersprache aus
metrischen Gründen (neben Vĕsvius) statt Vĕsŭvius gebräuchliche Form
Vesēvus (auch Verg. georg. 2, 224 u. ö.) stellt die Dehnstufe zu ∗ Vĕsĕvo-
dar (G. Radke, RE VIII A [1958] 2434 f.). Weinbau am Vesuv erwähnt
Plin. nat. 14, 22 (Tr). Der ganze Abschnitt erinnert mit wörtlichen
Anklängen an die Schilderung Kampaniens Stat. silv. 3, 5, 96 ff. sive
vaporiferas . . . Baias . . . visere . . . dulce sit . . . seu tibi Bacchei vineta
madentia Gauri (S); vgl. zu V. 295.
211–216: Zur Feier des Sieges über Antonius und Kleopatra (V. 213
Niliacae classes) bei Actium (2. 9. 31 v. Chr.) hatte Augustus die ludi
Actiaci (῎Ακτια) gestiftet. Außer musischen und gymnischen Wettkämpfen
wurde auch eine Naumachie veranstaltet. Das Fest wurde bis ins 4. Jh.
gefeiert; aus Paneg. 3 [11] 9, gehalten am 1. 1. 362, schloß man auf eine
Erneuerung des Festes durch Julian (RE I [1893] 1214; die Belege zu
den Spielen bei K. Latte: Römische Religionsgeschichte, München 1960,
303 = G. Binder [Hrsg.]: Saeculum Augustum II, Darmstadt 1988, 37
Anm. 40; vgl. Binder 254). Venus als Stammutter der Aeneaden und
damit der Julier (RE VIII A [1955] 864 ff.) ist Schutzherrin der von
den Amores nachgespielten Schlacht. Zum historischen Hintergrund
dieser Kämpfe vgl. RE XXI (1952), 2233 ff.; J. M. Carter: Die Schlacht
bei Aktium, Wiesbaden 1972; R. A. Gurval: Actium and Augustus,
Ann Arbor 1995; C. H. Lange: Res publica constituta, Actium, Apollo
and the Accomplishment of the Triumviral Assignment, Leiden 2009.
Alternativ dazu (V. 215 aut) denkt Ausonius an eine Naumachie zur
Erinnerung an die Seekämpfe zwischen Agrippa und Sextus Pompei-
us bei Sizilien im August 36 v. Chr.; vgl. dazu Cass. Dio 49, 1–10;
A. Powell/K. Welch (Hrsgg.): Sextus Pompeius, London 2002. – Schon
Stat. silv. 3, 1, 150 schaut Lucrina Venus den dort geschilderten Spielen
zu. Das seit spätrepublikanischer Zeit wegen seiner warmen Schwefelquel-
186 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
len als mondäner Badeort beliebte Baiae (vgl. zu V. 346) wurde natürlich
auch (in poetischer Imagination) von Venus gern besucht; vgl. Mart.
11, 80, 1 ff. litus beatae Veneris aureum Baias / Baias superbae blanda
dona naturae, / ut mille laudem, Flacce, versibus Baias, / laudabo digne
non satis tamen Baias. Ein Tempel der Venus (in ihrer Funktion als
Aphrodite Euploia) befand sich an der Küste auf der Punta dell’Epitaffio,
von dem sich aber keine Spuren erhalten haben (Kirsten [zitiert zu V. 32]
238). Nach C. Koch, RE VIII A (1955) 838 sollen zu ihren Ehren alle
fünf Jahre Spiele stattgefunden haben. Die Fischerspiele auf der Mosel
sind aber nur noch eine späte, romantisch-idyllische Erinnerung an den
Kampf um die Republik, wenn man nicht auch hier eine Anspielung
auf eine mögliche ideologische Verknüpfung der Valentinianischen Dyna-
stie mit dem Beginn des römischen Kaisertums sehen will, symbolisch
repräsentiert durch die Schlacht von Actium (s. u.); vgl. auch zu V. 11 divi.
211: BR. laeta triumphis: Gleicher Versschluß Auson. epist. 24, 45;
ähnlich Ov. met. 1, 560; Mart. 3, 66, 3 (Di Salvo 200).
212 ludere . . . proelia: Wie Ov. ars 3, 357 proelia ludat (M 2).
lascivos . . . Amores: Wie Mart. 14, 187, 1; vgl. Ov. ars 3, 27, am.
3, 1, 43 (M 2) = ars 2, 497; Mart. 14, 79, 1 ludite lascivi ; Iuv. 11, 98 lascivi
ludebant (H); Stat. Theb. 9, 786 proelia lude und Ach. 1, 40 proelia ludit
(C); Doblhofer II S. 178. Nicht selten findet sich auf kaiserzeitlichen
Sarkophagen das Motiv von Eroten, die zu Schiff fahren (Nachweise
bei G. Koch/H. Sichtermann: Römische Sarkophage, München 1982,
209 f.). fera proelia: Wie Ov. trist. 5, 6, 9 (M 2). Schon Marx, RE II
(1896) 2571 dachte an ein Wandgemälde als Vorlage.
213: Vgl. Lucan. 3, 529 cornua Romanae classis validaeque triremes (H).
214: Südlich von Kap Actium (vgl. die Karte bei E. Gall: Actiaca,
MEFR 53, 1936, 43; Lange S. XIII) stand ein alter Apollon-Tempel,
den Augustus nach seinem Sieg vergrößern ließ (Suet. Aug. 18, 2; Strabo
7, 7, 6; weitere Belege mit Lit. bei Binder 253 Anm. 477 und Lange 105
[vgl. zu V. 211–216]). Ausonius denkt aber offenbar an eine Naumachie
unterhalb des berühmten Leukadischen Felsens (arces; in der Dichter-
sprache seit Verg. Bezeichnung für einen locus editus; vgl. ThlL II 741 ff.),
auf dem sich ebenfalls ein Apollon-Tempel befand (Verg. Aen. 3, 275; RE
XII [1925] 2236). Eine Anregung bot die Beschreibung des Schildes des
Aeneas, auf dem auch die Schlacht von Actium dargestellt war (Verg.
Aen. 8, 675–677 in medio classis aeratas, Actia bella / cernere erat,
totumque instructo Marte videres / fervere Leucaten auroque effulgere
I. Arbeit und Vergnügen (150–282) 187
215: BR. aut: Sc. cum (H). Mylasena: Das regulär zum karischen
Stadtnamen Mylasa (Liv. 38, 39, 9) gebildete Adjektiv (nur noch Val.
Max. 9, 14 ext. 2 belegt) hat Ausonius hier auf Mylae in Sizilien (heute
Milazzo, westlich von Messina) bezogen. pericula belli: Versschluß
wie Verg. Aen. 11, 505 (M 2).
218: BR. Damit wird keine dritte Naumachie genannt, wie Green z. St.
meint. Siculo qualis spectata Peloro: Diese Textfassung (Emen-
188 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
dation des Accursius) verteidigen auch die Kommentare von Green und
Cavarzere. Belege für die Ellipse des Hilfsverbums bei Hosius; damit
erübrigt sich die Ergänzung von Fuchs. Siculo . . . Peloro wie Lucan.
2, 438 (M 2); Wamser S. 78 erinnert an Ov. met. 13, 727 (Beschreibung
Siziliens) boreamque spectat Peloros.
222 hos: Die von Fuchs vorgeschlagene Änderung quos ist nicht
zwingend. Hyperionio: Hyperion ist der Vater des Sol. Das Adj.
wird aber regelmäßig auf die Sonne bezogen (Sil. 15, 214; Val. Fl.
2, 34). perfuderit aestu: Junktur nach Verg. Aen. 3, 397 perfunditur
. . . aestu (Ma), wo jedoch aestus Flut“ bedeutet. Wamser S. 81
”
vergleicht Lucr. 2, 147 f. quam subito soleat sol ortus . . . / convestire sua
perfundere omnia luce.
I. Arbeit und Vergnügen (150–282) 189
224: BR. pandas: Die Körper, durch die Haltung des Ruderns
gekrümmt (deutlich sichtbar in Abb. 10 des zu V. 225 f. zitierten Aufsat-
zes von W. Böcking), erscheinen auch im Wasser so, allerdings durch den
Vorgang der Spiegelung auf dem Kopf stehend (inversi ). Die Wortstel-
lung pandas inversi corporis umbras imitiert die Spiegelung (Cavarzere,
Paideia 57, 2002, 64). corporis umbras: Ähnliche Versschlüsse (seit
Ov.) verzeichnet Mastandrea 179. Der Singular corporis neben dem
Plural umbras ist kollektiv gebraucht (L.-H.-Sz. II 13).
225 f.: Offenbar ist daran gedacht, daß das den Kelten vertraute
(D. Ellmers, JRGZ 16, 1969, 118) Stechpaddel, mit beiden Händen
gehalten, abwechselnd auf der rechten und auf der linken Seite des
Bootes eingetaucht wird. Das wird nahegelegt durch zwei Terra-Sigillata-
Scherben im Rheinischen Landesmuseum Trier (Inv. ST. 14812 und
74,20), die W. Böcking, Schiffbau mittelmeerischer Prägung am Rhein,
AW 11, 3, 1980, 19 f., besprochen hat; vgl. auch W. Binsfeld, Katalog
Mosel und Saar Nr. 37, wo auf die Mosellastelle verwiesen ist, sowie Ders.:
Moselschiffe (zitiert zu V. 41 f.) 1–3. Allerdings zeigen die genannten
Denkmäler größere Frachtschiffe mit zwei Reihen von Paddlern, während
wir es hier wohl mit kleineren Kähnen zu tun haben. Versteht man
dagegen dextra laevaque als mit der Rechten und Linken“ (Besser,
”
John), dann müßte man mit einem Doppelpaddelruder rechnen, für das
es offensichtlich keine archäologischen Belege gibt.
225 dextraque laevaque: Wie Lucr. 4, 276; Verg. Aen. 6, 486 (M 2).
228 simulamine: Das seltene (noch Iul. Val. 1, 4) Subst. nach Ov.
met. 10, 727 (D). nautica pubes: Wie V. 238 nach Sil. 6, 351 (H).
den Glanz wie bei Sil. 12, 230 f. miro candoris honore / lucet in aure lapis
(M 2), sondern auch an die oft aufwendigen Verzierungen der Spiegel
denken müssen. Weitere Belege für diesen poetischen Gebrauch von
honos bei Hosius, z. B. Sil. 17, 527 f. honorem / fulgentis saguli; ThlL VI
2930, 16 ff.
232: BR. carae . . . alumnae: Wie Stat. Theb. 12, 361; gleicher Vers-
schluß häufig seit Ovid.
233: Schema a,b/V/A,B mit BR. virguncula: Belege für das seltene
Wort (auch Auson. Biss. 1, 2) bei Cavarzere, Komm. S. 116; an gleicher
Versstelle Iuv. 13, 40.
235: Das Motiv des vergeblichen, nicht erwiderten Kusses findet sich
mehrfach bei Ovid (Tr, M 2, H), z. B. met. 1, 556 (Daphne); 3, 427
(Narcissus), 4, 79 (Pyramus und Thisbe), 8, 211 f. (Daedalus und Icarus)
(W S. 85). Die Imitatio der Stelle bei Prud. perist. 11, 193 bespricht
Charlet [3.2.] 71 f. referenda: Belege für Gerundivum ohne notio
necessitatis (wie V. 358 ignoranda) bei Hosius; vgl. L.-H.-Sz. II 370.
238 f.: Das Spiel von Schein und Wirklichkeit, die unentwirrbare
Vermischung von Realität und Abbild, kann geradezu als ein Charakte-
ristikum spätantiker Literaturwerke angesehen werden; vgl. Einleitung
S. 35. J.-L. Charlet, Philologus 132, 1988, 79 sieht in der hier geschilderten
Haltung des jungen Schiffers einen Ausdruck der ästhetischen Haltung
192 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
238 umbrarum ludibria: Vgl. Liv. 24, 44, 8 alia ludibria oculorum
auriumque credita pro veris (C).
4. Fischfang (240–282)
240 accessus faciles: Gleiche Junktur Lucan. 3, 44; vgl. Ov. Pont.
3, 3, 91 faciles aditus (M 2). Auf die Hervorhebung der lokalen Bestim-
mung accessus faciles durch das anastrophisch gestellte qua verweist
Cavarzere, Komm. S. 117.
242 male defensos: Ebenso Ov. met. 15, 770 (P), weitere Belege
Iuv. 10, 85 (M 2) und bei Hosius. Auf Verg. georg. 1, 448 (gleicher
Versanfang) und die vergleichbare compassione“ des Dichters verweist
”
Focardi, Festschrift Ronconi [3.2.] 113 Anm. 45 (C).
243 f.: Die erste Art der Netzfischerei wird mitten im Fluß mit
Schleppnetzen (Varro rust. 3, 17, 7 everriculum) vom Boot aus betrieben
(Fr). Das Thema wird in Literatur und bildender Kunst häufig darge-
stellt, in der lat. Dichtung seit Verg. georg. 1, 142 pelagoque alius trahit
umida lina (P); vgl. Ov. fast. 5, 239 lina madentia ducunt; Manil. 4, 285
quin placidum ductis everrere retibus aequor , ähnlich Sil. 14, 262 f. retibus
aequor / verrere (H); bildliche Darstellungen bei Marsili, Ed. S. 61 f.;
S. Reinach: Répertoire de Peintures Grecques et Romaines, Paris 1922,
273 ff.
244 nodosis . . . plagis: Wie Ov. fast. 6, 110 von den Netzen der
Vogelfänger (M 2). decepta: Wie Ov. met. 3, 587 (s. o.). Die Grund-
bedeutung wegfangen“ kann noch mitgehört werden (ThlL V 178, 51–59).
”
examina: Vgl. zu V. 76. verrit: Vgl. V. 281 converrere.
245 f.: Diese Methode beruht nach Hosius z. St. darauf, daß ein
”
grosses Netz, mit dem einen Ende am Ufer festgehalten, mit dem andern
einen grossen Halbkreis beschreibt, bis auch dieses zum Ufer geführt den
Fischen jeden Ausweg verschliesst, die dann durch Einholen des Garnes
leicht in die Hände der Fischer gebracht werden; ein Verfahren, wie man
es bei Strömen von der Grösse der Mosel noch vielfach beobachten kann
. . . Starke Korken halten den obern Rand des Netzes an der Oberfläche
des Wassers, damit kein Fisch darüber wegschlüpfen kann“ (vgl. aber
John, Ed. 98 f., der an eine doppelte Beschreibung der Netzfischerei denkt,
I. Arbeit und Vergnügen (150–282) 195
ein Spiel mit Worten“). Die Fixierung eines Netzes mit Hilfe von Korken
”
beschreibt Sidon. epist. 2, 2, 12 (H), während sich die Erwähnungen bei
Oppian. hal. 3, 80 und Ov. ars 1, 764 nicht eindeutig zuordnen lassen.
245 ast hic: Versanfang wie Enn. ann. 76 V2 = 93 Sk.; Sil. 12, 116;
Stat. silv. 2, 1, 220 (C); vgl. zu V. 50. tranquillo qua labitur agmine
flumen: Vgl. zu V. 33. Versschluß wie Enn. ann. 173 V2 = 163 Sk. (H,
besprochen von Posani [3.2.] 48 und Cavarzere), und besonders Verg.
Aen. 2, 782 (M 2) vom Tiber leni fluit agmine flumen, dazu Austin II
282 f., vgl. zu V. 21 f.; formal ähnlich V. 78. Wenn hier mit tranquillo
agmine die ruhigere Strömung am Ufer im Gegensatz zu der in der
Flußmitte gemeint ist, kann man schwerlich von Synonymität sprechen;
vgl. zu V. 1 flumine (deskriptiver Ablativ). Zur Bezeichnung fließenden
Wassers ist agmen häufig seit Verg. georg. 1, 322 agmen aquarum.
246: Zur Struktur der Verse 244 und 246 (BR) vgl. Cavarzere, Komm.
S. 119. ducit . . . retia: Wie Ov. met. 13, 922 (s. o.) vom Angler.
corticeis: In der Dichtung zuerst hier belegt (ThlL IV 1071, 22–26).
247–249: Als dritter wird ein Angler beschrieben, der von einer
Klippe aus die Angelrute auswirft. Für felsiges Ufer empfiehlt diese Me-
thode schon Ov. hal. 86 f. aspera num saxis loca sint (nam talia lentos /
deposcunt calamos, at purum retia litus) (H, C). Das Bild ist topisch
und findet sich bereits Hom. Il. 16, 407 πέτρῃ ἔπι προβλη̃τι καθήμενος
und Od. 12, 251 ἐπὶ προβόλῳ ἁλιεὺς περμήκεı̈, vgl. Oppian. cyn. 1, 56.
Weitere Anglerszenen (nach Cavarzere, Komm. S. 119) Ov. met. 13, 923
(Glaucus) nunc in mole sedens moderabar harundine linum; Sen. Herc. f.
154–158 hic exesis / pendens scopulis aut deceptos / instruit hamos
aut suspensus / spectat tremulum linea piscem; Petron. 3, 4 piscator . . .
moratur in scopulo.
247: Die Parallele Ov. met. 13, 438 exanimem scopulo subiectas misit
in undas (M 2) stützt die Lesart subiectas, auch verteidigt von C. Di
Giovine, BStudLat 40, 2010, 529 f., während ThlL V 394, 68 die Variante
deiectas in G mit Val. Fl. 3, 594 verbunden wird. Versschluß wie V. 27.
und Komm. S. 120), der erst im nächsten Vers genannt wird, sondern
das äußerste Ende der Angelrute, an dem die Leine befestigt ist; darauf
verweist auch der Vergleich mit der Peitsche V. 257 f.; vgl. Stat. silv.
5, 4, 18 extremo . . . cacumine virgae (M 2); zur Imitatio bei Prud. apoth.
346 vgl. Charlet [3.2.] 79. Durch die einfache Korrektur von Vinetus
(convexa), die zuletzt Cavarzere (Incontri [3.2.] 183 f. und Komm. l. c.)
nachdrücklich befürwortet hat, ergibt sich ein gut nachvollziehbarer Sach-
verhalt: Die Spitze der elastischen Angelrute wird durch Angelschnur,
Angelhaken und Köder leicht nach unten gebogen. Tränkles Bedenken
gegen convexus im Sinne von curvatus werden entkräftet durch Isid. orig.
13, 5, 6 convexum enim curvum est . . . seu inclinatum (C).
251 rictibus: Wie V. 265; gerne verwendet das Wort Ovid in den Me-
tamorphosen (8 Belege). invasit: Belege für den nachklass. Gebrauch
bei Seneca ThlL VII 2, 112, 71 ff. patulae . . . fauces: Vgl. Ov. hal.
42 ora patentia (C); formal gleiche Junktur Sil. 5, 618 und 6, 275 (C).
252: Schema a,b/V/A,B mit BR, Versschluß wie Ov. hal. 61 (W S. 86).
occultati: Nämlich durch den Köder; vgl. zu V. 249.
253 trepidant: Der von Green (RhM N. F. 125, 1982, 350; nicht in
seiner Ausgabe und im Kommentar erwähnt) vorgeschlagene Sg. trepidat
bezieht sich präzise auf den einzelnen, gefangenen Fisch, der überlieferte
Plural auf alle Fische oder auf fauces. Da aber im ersten Teil des Satzes
von der Mehrzahl der Fische die Rede ist, kann der Plural gehalten
werden. Versanfang wie Verg. Aen. 9, 418 dum trepidant, it hasta; vgl.
ibid. 12, 737 dum trepidat. subit indicium: Gewöhnlich bezogen
auf das Zittern der Angelrute, wodurch angezeigt wird, daß ein Fisch
angebissen hat. Zur Sache vgl. Sen. Herc. f. 157 sentit tremulum linea
piscem (Tr); Mart. 1, 55, 9 piscem tremula salientem ducere saeta (H);
ibid. 3, 58, 27 tremulave captum linea trahit piscem (C). Cavarzere,
Komm. S. 121, erwägt auch, es könne das Absinken des Schwimmers
(Korken; φελλός Anth. Pal. 6, 192, 6) unter der Last der Beute gemeint
sein, übersetzt aber di basso si tradisce la loro cattura“. Die Bewegung
”
von unten nach oben (umgekehrt V. 279) überträgt sich auf die Angelrute
(V. 254). crispoque tremori: Vgl. V. 194 crispis . . . motibus.
254 saetae: Angelschnur“ zuerst Ov. hal. 35. nutans: Das Frequen-
”
tativum bespricht (mit Lit.) Cavarzere, Kom. S. 122. harundo: An-
”
gelrute“ seit Ov. ars 2, 77 = met. 9, 217 tremula dum captat harundine
pisces (C).
255 nec mora et: Wie Stat. Achill. 1, 27 (Tr); nec mora am Hexa-
meteranfang häufig seit Verg. georg. 3, 110, vgl. die Belege bei
Charlet [3.2.] 76 Anm. 4; Doblhofer II S. 129. Zur Synalöphe vgl.
Norden S. 185.
198 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
256: BR. dexter: Die seltene Bedeutung geschickt“ wie Ov. Pont.
”
4, 16, 24; vgl. ThlL V 924, 51 ff. in obliquum: An gleicher Versstelle
Verg. georg. 1, 98 (W S. 87). excipit ictum: Vergleichbare Vers-
schlüsse bei Mastandrea 259.
257 f.: Der Vergleich beschreibt die akustischen Phänomene, die mit
dem Peitschenknall verbunden sind. Mit fractus wird der einzelne Knall
oder Ton bezeichnet wie Verg. georg. 4, 72 fracti sonitus tubarum (M 1);
vgl. Richter 339 scharf gestoßen und abgesetzt“; formal gleiche Junktur
”
Sidon. carm. 22, 190 (M 1). Daher ist auch die Überlieferung korrekt.
Aber schon vorher (Hysteron proteron!) entsteht durch den Luftzug ein
pfeifendes Geräusch. Es handelt sich daher nicht um einen Pleonasmus
(so Cavarzere, Paideia 57, 2002, 64 und Komm. S. 122), sondern um
zwei unterschiedliche, kurz aufeinander folgende Geräusche. Zu den
meisterlichen sprachlichen Variationen des Phänomens Luft“ (spiritus
”
. . . inane . . . aura . . . aëre ventus) vgl. die fünf Varianten für Meer“
”
V. 287–297 und Einleitung S. 25.
258 assibilat: Zuerst Stat. Theb. 5, 578 (M 2) und nur noch Claud.
rapt. Pros. 2, 225; Claud. carm. 10, 136 belegt (ThlL II 876, 70 ff.), hier
jedoch intransitiv verwendet (D 79).
260: Versschluß wie Lucr. 1, 147 = 2, 60 u. ö. lucida tela diei (Tr);
als ein Beispiel der Centonentechnik des Ausonius bewertet von Gagliardi
[3.1.] 76 Anm. 30. Die Umwertung lucida/letalia hebt Posani [3.2.] 46
hervor.
I. Arbeit und Vergnügen (150–282) 199
262: BR. segnis: Aufgegriffen im nächsten Vers durch iam piger (C).
vitam consumit: Wie Aug. civ. 3, 29 und 13, 10; Drac. laud. dei 2, 127.
Es ist gleichsam die Überschrift für die folgenden vier Verse, in denen sich
Ausonius wieder als Meister genauer Beobachtung und Beschreibung er-
weist, die durch einen Vergleich abgeschlossen wird; vgl. Einleitung S. 33.
263–266: Der diagnostische Blick richtet sich zuerst auf den Fisch als
ganzen (corpore), dann wird der Todeskampf am Körperende (cauda) und
am Kopf (rictus) beschrieben. Dort sind die Merkmale am auffallendsten,
was durch das anschließende Gleichnis noch unterstrichen wird.
263 iam piger: Ebenso Mart. 13, 79, 1 (Tr). invalido . . . corpore:
Junktur wie Ov. epist. 21, 209 u. ö. (C). plausus: Hier singulär
gebraucht; vielleicht übernommen vom Flügelschlag der Vögel (ThlL X
1, 2373, 15 ff.; seit Ennius).
267: BR. ubi: Von den Erklärern in der Regel temporal ver-
standen. Die lokale Bedeutung, mit der die Szenerie des Geschehens
knapp angedeutet wird, setzt Fuchs, MH 32, 1975, 179 an; sie wurde in
die Übersetzung übernommen. Vgl. L.-H.-Sz. II 651: Während cum den
”
reinen Zeitbegriff hervorhebt, schimmert bei ubi auch das räumliche Be-
deutungselement durch“. fabriles . . . ignes: Ähnlich Claud. 22, 177
flamma fabrilis. exercet: Vgl. Ov. epist. 15, 9 indomitis ignem exer-
centibus Euris (Tr).
268: Die Kiemen des Fisches öffnen und schließen sich wie der
Ventildeckel das Einzugsloch des Blasebalgs öffnet und schließt (C).
Mit alterno foramine ist das einmal geöffnete, dann wieder geschlossene
Einzugsloch bezeichnet; vgl. zu diesem Gebrauch von alternus bei identi-
schen, aber veränderten Objekten Verg. Aen. 11, 624 alterno procurrens
gurgite pontus. cohibetque: Damit die Luft nicht wieder aus dem
Einzugsloch entweichen kann; vgl. Ov. met. 14, 224 cohibentem carcere
ventos und 15, 346 venti cohibentur in antris (C). Unbegründet ist daher
die Kritik von Hosius an diesem Ausdruck.
270–282: Hier wird kein einmaliges Ereignis geschildert, auch nicht, daß
sich der Fluß einmal auf eine heitere Weise rächte“, wie Schröder [3.2.]
”
53–55 ausführt, sondern die Szene ist ein Beweis für die Lebenskraft
(V. 271 animus) von Moselfischen (vgl. V. 261 vigor und zu V. 277)
und der belebenden Wirkung des Moselwassers (vgl. V. 341–344). Den
Abschnitt bespricht Scafoglio, WS 117, 2004, 165 f. Auch Oppian weiß
von einigen Fischarten (hal. 3, 143) πολλάκι δ’ ἐξώλισθον ἀπ’ ἀγκίστροιο
λυθέντες. Anknüpfungspunkt für das mythische Beispiel ist die Unter-
”
wasserjagd“ des törichten Anglers.
270 vidi egomet: Vgl. V. 341 vidi ego. Es bedeutet nicht so sehr einen
Wendepunkt“ (Schröder) in der Schilderung, sondern ist Beglaubigungs-
”
topos für das Folgende wie am Hexameteranfang Verg. Aen. 3, 623; Hor.
sat. 1, 8, 23 (H); Stat. silv. 2, 1, 101; dazu Burnier [3.2.] 70. quos-
dam: Implizit bringt Ausonius durch den Plural zum Ausdruck, daß
er den Vorgang wiederholt beobachtet hat. leti sub fine tremen-
tes: Nur scheinbar ein Pleonasmus, da letum den ganzen Vorgang
der Vernichtung“ bezeichnet (Prisc. gramm. II 529, 20 letum‘ dici-
” ’
tur, quod delet vitam). Ähnlicher Versschluß Iuv. 7, 241 (M 2); vgl. V. 264.
274 impos: Vgl. ThlL VII 1, 666, 15 i. q. non ferens damnum; vielleicht
soll auch der Gegensatz zu V. 273 potientes mitgehört werden. An
Paronomasie mit V. 276 impetit denkt Cavarzere, Komm. S. 126.
202 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
276: BR. Anthedonius: Das Adj. nur noch Stat. Theb. 9, 291
und 328 (D) belegt. Offensichtlich ist das Attribut gesetzt, um den
Fischer von den zahlreichen anderen mythischen Gestalten gleichen
Namens (RE l. c. s. v. Glaukos Nr. 9–26) zu unterscheiden. Boeotia
per freta: Wenn Cavarzere, Komm. S. 126, darauf hinweist, daß hier
fretum nicht nur allgemein nach poetischem Sprachgebrauch das Meer
bezeichnen kann (vgl. zu V. 108), sondern im eigentlichen Sinne die
Meerenge zwischen Euböa und Böotien, so ist damit implizit auch ein
Vergleich der Mosel mit dem nur 30 m breiten Euripos gegeben; vgl. zu
V. 108. Gesteigert wird der Meerengen-Vergleich dann V. 287–291 mit
der Erwähnung des Bosporos.
280 ille: Das Demonstrativpronomen ist nicht auf den puer zu beziehen
(C), denn 1. verweist das Pronomen von der Gegenwart auf die entfernte
mythische Vergangenheit, 2. ist der puer nicht als erfahrener Fischer
gezeichnet, 3. ist er kein Meeresfischer und 4. paßt die Formulierung
V. 282 captivas . . . catervas eher zu Glaucus; vgl. Green, Komm.
z. St. hamis et rete potens: Vgl. zu V. 250 ignara doli. Ov. met.
13, 922 f. sagt Glaucus selbst nam modo ducebam ducentia retia pisces, /
nunc in mole sedens moderabar harundine linum und 933 f. (pisces)
quos aut in retia casus / aut sua credulitas in aduncos egerat hamos
(Tr). scrutator: Vgl. zu V. 241.
[3.2.] 346 = 254 Anm. 20). Die Metonymie des Namens der Merresgottheit
Nereus für Meer“ wie Ov. met. 1, 187 u. ö.; Belege bei Focardi S. 86.
”
Zum Versschluß vergleicht Cavarzere, Komm. S. 128 Stat. silv. 5, 3, 178
facis explorator opertae.
Die Struktur des Abschnitts entspricht der von V. 152–168: Auf eine
allgemeine Charakteristik der Villen (V. 283–286) folgt ein ausführlicher
Vergleich (V. 287–291). Abschließend wendet sich der Blick wieder dem
Fluß und seinen Eigenschaften zu. Vorbild für den ganzen Abschnitt ab
V. 285 ist Stat. silv. 1, 3, 24–31 (Beschreibung der Villa des Manilius
Vopiscus in Tivoli): litus utrumque domi, nec te mitissimus amnis /
dividit. alternas servant praetoria ripas: / non externa sibi fluviumve
obstare queruntur. Sestiacos nunc fama sinus pelagusque natatum /
iactet et audaci victos delphinas ephebo! / hic aeterna quies, nullis hic
iura procellis, / numquam fervor aquis. datur hic transmittere visus /
et voces et paene manus. Mit der schon von Freher notierten Aemulatio
(dazu Posani [3.2.] 59 f.; Kenney [3.2.] 192 f.; Pavlovskis [3.2.] 37 f.;
Scafoglio, Tecnica allusiva [3.2.] 455 f.) tritt Ausonius nicht nur wiederum
in Konkurrenz zu einem bedeutenden literarischen Text, sondern sucht
auch inhaltlich die Parallele zu jenem immer wieder gerühmten Ort am
Anio, wo sich schon Horaz seinen Altersitz wünschte (carm. 2, 6, 5 ff.; vgl.
carm. 1, 7, 12 ff.; 4, 2, 29 ff.) und Hadrian seine bekannte Villa erbaute.
Man darf daher auch an dieser Stelle einen indirekten Vergleich der Mosel
mit einer berühmten Landschaft Italiens vermuten, der ebenso zum Lob
des Flusses beiträgt wie der anschließende Vergleich mit Bosporos und
Hellespont. Darüber hinaus ist eine Reminiszenz an den Tiber gegeben,
II. Die Villen (283–348) 205
von dem Plin. nat. 3, 55 bemerkt pluribus prope solus quam ceteri in
omnibus terris amnes accolitur adspiciturque villis. Auch ein persönliches
Interesse dürfte Ausonius bei der Beschreibung der Villen geleitet haben.
Bekanntlich besaß er eigene Güter an Garonne und Gironde (dazu Grimal
[3.1.]). Vgl. auch Kenny [3.2.] 192 f. und Scafoglio, WS 117, 2004, 160
mit einem kurzen Überblick über die verschiedenen Interpretationen des
Abschnitts.
283 caerula: Das Adj. wird, wie caeruleus, in der Mosella außer
V. 112 immer im Zusammenhang mit dem Wasser gebraucht (V. 62,
84, 141, 418, 477). Substantiviert als Neutrum Pluralis kann caerula
sowohl den blauen Himmel (Lucr. 6, 96) wie das blaue Wasser bezeichnen
(Verg. Aen. 8, 672). Die Übersetzer schwanken z. B. zwischen am blauen
”
Firmament“ (John), oben im Blau“ (Weis), nell’azurro firmamento“
” ”
(Marsili) und am bläulichen Strome“ (Tross, Ottmann), am blauen
” ”
Wasser“ (Schönberger), along the azure reaches of the river“ (Evelyn
”
206 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
285 medius dirimit: Mehrfach bei Lukan (3, 275; 4, 18 und 33) belegte
epische Junktur (H). sinuosis flexibus: Nach Verg. georg. 1, 244
flexu sinuoso elabitur Anguis (M). Die Charakteristik trifft auf den
gesamten Flußlauf von Trier abwärts zu, gilt aber auch schon innerhalb
der Gallia Belgica. Die klassische Eigenschaft des Mäander (Plin. nat.
5, 113 – H) ist auch für italische Flüsse belegt: Verg. georg. 3, 14 f.
tardis ingens ubi flexibus errat / Mincius (H); Sil. 9, 227 f. sinuat qua
flexibus undam / Aufidus; Claud. 27, 175 (Eridanus) sinuatis flexibus (Tr).
287–297: Zunächst gilt das Lob dem Fluß selbst (Schröder [3.2.] 47;
Cavarzere, Komm. S. 130); erst ab V. 298 werden die verschiedenen
Typen der villae beschrieben. Das Lob erwächst aus dem negativ
konnotierten vergleichenden Hinweis auf den Hellespont. Die fünffache
Nennung mit den Varianten (vgl. V. 156–160) pelagus, aequor, freta,
pontus, euripus (Dräger, Ed. 2011, 382; dagegen haben Hosius, Marsili
II. Die Villen (283–348) 207
und Cavarzere, Paideia 57, 2002, 58 f. und Komm. nur drei Varianten
konstatiert; vgl. V. 257 f.; vergleichbare Varianten Sen. Phaedr. 1007 ff.)
konzentriert sich auf die Schwierigkeit der Kommunikation dort im
Gegensatz zu der, durch das Vorbild des Statius vorgegebenen, Leichtig-
keit des Verkehrs hier an der Mosel. Die Überquerung des Hellespont
scheiterte letztlich, und wo sie zunächst erfolgreich erschien, wie bei der
Unternehmung des Dareios, war sie ebenfalls nicht von Bestand. Durch
die ephemeren Überbrückungen ließ sich keine Verbindung zwischen
Asien und Europa schaffen. Die Mosel dagegen ist selbst verbindendes
Element. Entsprechend der Tendenz der Mosella ist mit Schönberger (Ed.
S. 70, aufgegriffen von Cavarzere, Komm. S. 131) nicht auszuschließen,
daß Ausonius auch implizit über den Umweg der Topographie einen
Vergleich zwischen den neuen Hauptstädten des Reiches, Konstantinopel
und Trier, zieht, der natürlich zugunsten der Augusta Treverorum und
ihres Umlandes ausfällt. Zu den im folgenden genannten sprachlichen
Parallelen konstatiert Green CQ 71, 1977, 449 a cluster of echos“.
”
287 Sestiacum pelagus: Nach Stat. silv. 1, 3, 27 (M 1). Der Helles-
pont (Dardanellen), Meerenge zwischen den Städten Sestos auf der
europäischen und und Abydos auf der kleinasiatischen Seite, benannt
nach Helle, der Tochter der Nephele. Sie floh zusammen mit ihrem Bruder
Phrixos auf einem goldenen Widder vor ihrer Stiefmutter Ino und ertrank,
als sie bei der Überquerung der Meerenge von dem fliegenden Widder
stürzte (die Belege RE VIII [1912] 159–163). Das antike Abydos lag auf
einem Burghügel 5 km nördlich der heutigen Stadt Çanakkale (DNP s. v.
Abydos [1]). Vgl. zu V. 27. Nepheleidos Helles: Versschluß wie Ov.
met. 11, 195 (Tr).
288: Hero, Priesterin der Aphrodite in Sestos, lernte bei einem Fest
Leander (ephebus wie bei Stat.) aus Abydos kennen. Jede Nacht durch-
schwamm er den Hellespont, um sie zu treffen. Als die Lampe, die Hero
in einem Turm als Wegweiser aufgestellt hatte, in einer Sturmnacht
erlosch, verirrte sich Leander und ertrank. Als Hero den Leichnam findet,
stürzt sie sich von dem Turm. Die beliebte hellenistische Liebesgeschichte
ist in der lateinischen Literatur zuerst Verg. georg. 3, 258–263 (ohne
Namensnennung) erwähnt, Ovid widmet ihr epist. 17 und 18. Das direkte
Vorbild für Ausonius (auch Cup. 22 f. erwähnt) ist jedoch Stat. silv.
1, 3, 24–33. Abydeni: Das Adj. seit Ovid (epist. 17, 2) belegt; vgl.
Stat. silv. 1, 2, 81 Abydeni iuvenis; ThlL I 253, 15 ff.
Plin. nat. 4, 76 u. a. Sie lag wohl an der mit 660 m engsten Stelle,
wo sich heute die nördliche Bosporusbrücke befindet. Da Plinius im
gleichen Zusammenhang auch die bekanntere Brücke des Xerxes über
den Hellespont erwähnt (4, 75 constrato in navibus ponte), hat schon
Cannegieter wegen der sprachlichen Parallele vermutet, daß Ausonius
auch an diese gedacht habe; vgl. zu V. 291.
290 regis opus: Wie Hor. epist. 2, 3, 65 (Tr), Varianten der Junktur
bei Hosius. magni: Scaligers Korrektur verteidigt zuletzt Scafoglio,
Vichiana 4. ser. 4, 2002, 218.
290 f. Ähnlich epist. 17 l. 20. Auf die sprachliche Nähe zu Stat. Achill.
1, 409 f. Phrixi qua semita iungi / Europamque Asiamque vetat hat
schon Tross hingewiesen; vgl. Stat. Theb. 11, 438 Pontus Cyaneos vetuit
concurrere montes (H). Die topographische Terminologie ist durch Plin.
nat. 9, 50 (H) vorgegeben (in euripo Thracii Bospori . . . in ipsis Europam
Asiamque separantis freti angustiis, ebenso 4, 75 tenuis Euripus); vgl.
zur formelhaften Verbindung beider Erdteile Wamser S. 90 f.; Mondin,
Ed. Epist. S. 116.
292 dira . . . rabies: Wie Lucan. 7, 51; Stat. Theb. 1, 589 (Wamser
S. 91 und Cavarzere; Komm. S. 132 mit weiteren Belegen zur Terminolo-
gie des Sturmes).
294 iungere et: Zu dieser Form der Synalöphe vgl. Lolli, Parentalia 75.
alterno . . . pulsu: Zu ergänzen ist nicht linguae (H), sondern aëris
nach der Platonischen Definition (Tim. 67 B) der Stimme bei Gell.
5, 15, 7 plaga ipsa atque percussio, id vox est (Tränkle, Nachtrag 1990
S. 249, der damit seine eigene Konjektur dictu revidiert). Cavarzere,
Komm. S. 133, verweist auf Prosp. carm. de ingrat. 470 pulsante aures
sermone. sermonem texere: Vgl. schon Plaut. Trin. 797 sermones
longos texere (H).
295 f.: Nach Roberts [3.2.] 351 = 260 f. eine Kontamination der
Imitation von Stat. silv. 1, 3, 30 f. datur hic transmittere visus et voces
et paene manus (Tr) und Stat. Theb. 12, 783 permiscent . . . manus (H).
Die Silvae-Stelle legt zunächst Marklands Änderung in visus nahe: So
würde das wörtliche Zitat variiert und die syntaktisch problematische
Wiederaufnahme von et voces vermieden. Diese jedoch erklärt Cavarzere,
Komm. S. 134, zu Recht als Anadiplosis zur Verbildlichung des Echos.
297 verba refert . . . echo: Auf Lucr. 4, 578 f. ita colles collibus
ipsi / verba repulsantes iterabant dicta referri und Auson. epist. 4, 23
referitur vocibus echo verweist Cavarzere, Komm. S. 134, auf Auson.
epigr. 11 Rücker [3.1.] 286 f..
Der Katalog der Architekten, die nach der Vorstellung des Ausonius
Villen an der Mosel errichtet haben könnten, gliedert sich, nach den
beiden einleitenden Versen, in vier variierende Abschnitte, die sich
auf verschiedene Vorlagen zurückführen lassen. Die Reihe beginnt mit
Daidalos, dem Ahnherrn und Schutzpatron der athenischen Handwerker
und Künstler; Quelle ist Vergil. Philon und Archimedes stellt Plin. nat.
7, 125 zusammen, der allerdings bei Archimedes nur seine Kenntnisse
in Geometrie und Mechanik erwähnt. Danach folgt eine Gruppe, die
anonym und pauschal als die Hebdomas Varros bezeichnet wird. Während
über die Quelle für die Erwähnung eines Menekrates nur spekuliert wer-
den kann, läßt sich die Nennung des Chersiphron wiederum auf Plinius
l. c. zurückführen, der allerdings Iktinos nicht erwähnt. Diesen könnte
Ausonius aus Vitruv (7 praef. 12 und 16) gekannt haben, der im
4. Jh. noch gelesen wurde (vgl. Einleitung S. 28). Am ausführlichsten ist
Deinochares, wiederum nach Plinius, erwähnt. Ob die sieben namentlich
genannten Architekten mit der Hebdomas Varros identisch sind, wie von
den Erklärern als selbstverständlich behauptet wird, ist keineswegs sicher;
Roberts [3.2.] 348 = 257 Anm. 25 spricht wohl mit Recht von insgesamt
acht Beispielen, denn V. 305 Forsan et weist eher auf einen neuen
Aufzählungspunkt hin. Auch sonst durchbricht oder ergänzt Ausonius
die namentliche katalogartige Aufzählung durch den pauschalen Hinweis
auf ungenannte andere; vgl. V. 151, 372–374, 480; Cup. 43 centum
aliae und Einleitung S. 30. Das Interesse des Ausonius für Architektur
äußert sich auch im Ordo urbium nobilium; vgl. Di Salvo 26. In der
Nennung der griechischen Architekten und ihrer berühmten Bauwerke
wird die Tendenz der Mosella wiederum deutlich: Die hier errichteten
Villen können dem Vergleich mit berühmten Schöpfungen griechischer
Architektur ebenso standhalten wie ihre ungenannten Baumeister den
Vergleich mit den griechischen Künstlern. Bemerkenswerterweise werden
aber in dem Vergleich keine Bauten Italiens genannt, während schon
II. Die Villen (283–348) 211
298 f.: Der Abschnitt wird eingeleitet durch zwei Verse, die topisch von
der Schwierigkeit der Aufzählung sprechen. Sie sind charakteristisch für
den Anfang eines Katalogs. Vgl. zu V. 77–81 und Einleitung S. 30. Schon
der Dichter des Homerischen Schiffskatalogs (Il. 2, 488) sagt πληθὺν δ᾿ οὐκ
ἂν ἐγὼ μυθήσομαι οὐδ᾿ ὀνομήνω. Ausonius vermeidet allerdings den schon
von Persius 5, 1 ff. verspotteten 1000-Zungen-Topos (dazu Norden S. 293).
298 quis potis: Wie Enn. ann. 174 V. = 164 Sk. (H); im Altlat. häufig
ohne Kopula (ThlL X 2, 336 63 ff.). cultusque habitusque: Junktur
(in anderer Bedeutung) nach Verg. georg. 1, 52 (M 2). Hier sind die
verschiedenartigen äußeren Erscheinungsformen der Villen gemeint,
variiert durch cultus ( prachtvolle Ausgestaltung“ wie Suet. Aug. 72, 1),
”
habitus ( äußere Erscheinung“ wie Colum. 7, 3, 3; Sen. nat. 7, 15, 1),
”
V. 299 tectonicas . . . formas, aufgenommen V. 319 scaenas . . .
domorum. retexens: In der Bedeutung wieder erzählen“ seit Stat.
”
Theb. 3, 338 (C), Versschluß wie hier. Vgl. noch Ps.Auson. app. 4
p. 265, 18 ff. breviter et in epitomae speciem belli Troici causam . . .
retexuimus.
in auro, / bis patriae cecidere manus (Tr). Zur ganzen Wortwahl des
Ausonius vgl. Cavarzere, Komm. S. 134 f.; Scafoglio, Tecnica allusiva
[3.2.] 456 f.; zu Daidalos Künstlerlexikon I 151–152. Aus der von Vergil
übernommenen Passage (ebenso Auson. epist. 17 l. 42) den Schluß zu
ziehen, das Werk des Daidalos (ebenso wie das des Iktinos und Deinocha-
res) sei ein Beispiel für die unliebsamen Folgen menschlicher Kunst und
technischer Geschicklichkeit (Newlands [3.2.] 408 f. nach Roberts [3.2.]
348 = 257 f.), ist abwegig. Dreifaches anaphorisches non; vgl. zu V. 23–26.
302 patrii . . . dolores: Gleiche Junktur Val. Fl. 2, 609 (Tr) und
5, 432 (M 2). pepulere: Wie V. 19 ist auch hier der Affekt stark
betont; vgl. ThlL X 1, 1016, 56 ff. Gleichzeitig klingt das Motiv der
Überbietung an: Während in Cumae der Vaterschmerz Daidalos daran
hinderte, sein Werk auszuführen, würde er hier an der Mosel die Arbeit
in Angriff nehmen.
303 Philo Cecropius: Als zweiter Athener ist Philon (2. Hälfte des
4. Jh. v. Chr.) genannt, der Erbauer des Arsenals im Piraeus, das bei
der Eroberung Athens durch Sulla im Jahre 86 v. Chr. zerstört wurde.
Da Philon und das Arsenal häufig in der Literatur erwähnt werden,
konnte Ausonius auf weitere Erklärungen verzichten. Quellen und reiche
Literaturangaben bei L. Lehmann, Künstlerlexikon II 245–247. Cecropi-
us, abgeleitet von Kekrops, dem sagenhaften ersten König Attikas und
Erbauer der Burg von Athen, seit Catull. 64, 79 häufig im Sinne von
athenisch“ oder attisch“ wie auch Symm. or. 2, 19 (s. u.).
” ”
303 f.: Eineinhalb Verse sind dem griechischen Mathematiker und
Konstrukteur Archimedes (ca. 287–212) gewidmet. Bei der Belagerung
von Syrakus durch die Römer vermochte er durch seine Verteidigungs-
maschinen den Fall der Stadt um zwei Jahre zu verzögern (Polyb. 8, 7–9;
Liv. 24, 21–39 und 25, 23, 1–25, 31, 11; Plut. Marc. 13–19; Val. Max.
8, 7, 7). Übereinstimmend wird berichtet, daß Marcellus den Tod des
Archimedes beklagte und seine hinterbliebenen Verwandten außerordent-
II. Die Villen (283–348) 213
lich ehrte. In seinem Panegyricus des Jahres 370 stellt Symmachus die
Bau- und Kriegskunst Valentinians über die Fähigkeiten des Archimedes
(2, 18): Während dieser seine Bürger nur eine Zeitlang schützen konnte
und sein Ruhm somit begrenzt ist, hat Valentinian durch die Errichtung
von Stadtmauern die Städte dauerhaft geschützt. Da Archimedes aber
immer nur wegen seiner geometrischen und mechanischen Kenntnisse
erwähnt wird, dürfte die offensichtlich singuläre Zusammenstellung mit
den anderen Architekten auf Plin. nat. 7, 125 zurückzuführen sein, wo an-
schließend Architekten genannt sind, sofern nicht eine direkte Anspielung
auf den Pangyricus des Symmachus vorliegt, in dem 2, 19 auch Daidalos
als Erbauer des Labyrinths erwähnt wird (Cretaeus Daedalus grassatorem
Cecropiae nobilitatis inclusit). Die Problematik der Verwendung des
Namens Archimedes im Hexameter (Creticus) bespricht Cavarzere,
Komm. S. 135; zur Kenntnis des Ausonius über Archimedes vgl. Simms
[3.2.] 641 f.; über seine Bedeutung als Mathematiker und Astronom vgl.
M. Geymonat: The Great Archimedes, Waco 2010 und St. Paipetis/
M. Ceccarelli (Hrsgg.): The Genius of Archimedes, New York 2010.
304: Schema a,b/V/A,B mit BR. traxit: Wie Quint. inst. 1, 10, 48
Archimedes unus obsidionem Syracusarum in longius traxit (Tr).
certamina belli: Versschluß wie Lucr. 1, 475 (C), weitere Belege bei
Mastandrea 119.
305–307: Der Abschnitt wurde (bis V. 315) von Urlichs [3.2.] näher be-
sprochen. Als Quelle für die Nennung einer anonymen Gruppe von sieben
Architekten dient Ausonius das 10. Buch der Imagines (Hebdomades),
in denen Marcus Terentius Varro (116–27) 700 Porträts von berühmten
Griechen und Römern zusammenstellte. Im einzelnen ist der Inhalt dieser
Schrift nur annähernd bekannt, die Ausonius-Stelle gilt als Quelle für
die Nachrichten über Architekten; vgl. RE Suppl. VI (1935) 1227–1229.
Das Werk wird auch Symm. epist. 1, 2, 2 und 1, 4, 1 im Briefwechsel
des Jahres 375 zwischen Vater und Sohn Symmachus erwähnt. Der
Vater (vgl. V. 409–414) nennt epist. 1, 2, 2 Varro Romanae eruditionis
parentem. Vielleicht will sich Ausonius durch die einzige Nennung eines
römischen Autors in der Mosella mit dem gelehrten Römer vergleichen,
der vermutlich im Auftrag Caesars eine römische Nationalbibliothek
einrichten sollte (RE l. c.) und der sich unter den Gebildeten des 4. Jah-
runderts immer noch höchster Wertschätzung erfreute. Nach Gell. 3, 10, 1
handelte Varro im 1. Buch der Hebdomades über die vielfachen virtutes
und potestates der Siebenzahl. Ausonius mag auch dadurch angeregt
worden sein, in der Mosella einige hebdomadisch bestimmte Passagen
einzufügen, ohne dem ganze Gedicht ein Siebenerschema aufzuzwin-
214 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
gen; vgl. Scott McGill, Gnomon 84, 2012, 462 f.; Einleitung S. 20 f. und
R. Reeh: De Varrone et Suetonio quaestiones Ausonianae, Halle 1916, 7 ff.
306 hic habuit: Die Konjektur Pulmanns hinc, übernommen von Green,
wird von Cavarzere, Komm. S. 136, mit Recht abgelehnt; die von J. Diggle,
PCPhS 22, 1976, 54, vorgeschlagene Form aluit (statt habuit) in der
Bedeutung foster“, inspire“ ist aus ThlL I 1711 nicht zu belegen;
” ”
habere ist hier im Sinne von adhibere (ThlL VI 3, 2439, 26 ff.) gebraucht
( realizzò“ Cavarzere). Marcei: Die Überlieferung führt, entsprechend
”
der üblichen Verwechslung von g/c (vgl. zu V. 2 und die Schreibweise
des Ortsnamens Margus RE XIV [1930] 1409), auf die archaische Form
Marcei , von Schenkl aus CIL I 1013 gewonnen, während neuere Editionen
die Normalform Marci bieten, verteidigt von Mirmont 1889, 91. Die von
Hosius gegebene Begründung zur Unterscheidung von den Zeitgenossen“
”
ist jedoch nicht überzeugend, vielmehr soll die Quelle als besonders
altehrwürdig“ charakterisiert werden; vgl. den Archaismus V. 167.
”
307 Menecratis: Die überlieferte Form menecratos hat Vinet verbessert;
sie steht seit Scaliger in den Kommentaren. Unter den bekannten
Künstlern dieses Namens (RE XV [1931] 802 f. Nr. 32–38) findet sich
jedoch kein berühmter Architekt (Fabricius ibid. 803 Nr. 39, danach
Künstlerlexikon II 66), sodaß eine Verwechslung (vgl. V. 312 Dinocha-
res) angenommen werden muß. Vorgeschlagen wurde von Mirmont
1889, 92 Metagenes, Sohn des anschließend genannten Chersiphron
(Künstlerlexikon II 78–79); vielleicht weist V. 308 atque auf diese
verwandtschaftliche Verbindung hin. Eine Schrift der beiden über den
ionischen Artemis-Tempel in Ephesos (s. u.) erwähnt Vitr. 7 praef. 12,
Quelle für Plin. nat. 36, 95–97. Berühmter ist jedoch Mnesikles, der
Erbauer der Propyläen in Athen (Plut. Pericl. 13; Künstlerlexikon II
II. Die Villen (283–348) 215
89–92); an ihn dachte schon Urlichs 472; vgl. Marsili S. 66 und Cavarzere,
Komm. z. St.
307 f. artes . . . manus: Wie Stat. silv. 1, 3, 47 (Tr); vgl. Mart. 4, 39, 2–5
et solus veteres Myronos artes, / solus Praxitelus manum Scopaeque, /
solus Phidiaci toreuma caeli, / solus Mentores habes labores (H).
308 Ephesi spectata manus: Chersiphron (1. Hälfte des 6. Jh. v. Chr.)
war berühmt als Erbauer des Artemis-Tempels in Ephesos (fertiggestellt
um 460), eines der 7 Weltwunder (Plin. nat. 36, 95; Künstlerlexikon I
139). Ausonius umschreibt etymologisch die Bestandteile des Namens,
χερσὶ φρονω̃ν mit den Händen geschickt“ ähnlich wie Stat. silv. 1, 1, 6 f.
”
Palladiae . . . manus (H). in arce Minervae: Versschluß wie Verg.
Aen. 3, 531 (C); Ov. met. 8, 250 ex arce Minervae (M 2).
309 f.: Iktinos (6. Jh. v. Chr., Zeitgenosse des Phidias) ist u. a. der
Erbauer des Parthenon auf der Akropolis in Athen (Künstlerlexikon I
338–345). Die für die Erzählung von der magischen Eule relevanten Stel-
len hat Hosius zusammengestellt, zuletzt zusammengefaßt von Cavarzere,
Komm. S. 137. Auf der Akropolis gab es zahlreiche Eulen-Bilder, und
eine Darstellung der Eule fehlte auch an Athena-Statuen nicht, so an
der linken Wangenklappe des Helms der Athena Parthenos (Dio Chrys.
or. 12, 6; RE VI [1907] 1070; J. Boardman: Griechische Plastik, Die
klassische Zeit, Mainz 1987 Abb. 102). Damit scheint kombiniert die von
Lucr. 6, 749–755 überlieferte Nachricht, daß es auf der Akropolis beim
Parthenon einen für die Vögel verderblichen Avernus locus gebe, quo
numquam pennis appellunt corpora raucae / cornices (V. 751 f.). Auch
der Name des Iktinos ( Weihe“) mag in die Erzählung verwoben sein.
”
309: BR. cui: Ictinus, ebenso V. 312; vgl. zu V. 104. perlita
fuco: Versschluß wie Ser. med. 798 (C).
311–317: Wie Plin. nat. 7, 125 wird in der Reihe der Architekten als
letzter ein Dinochares genannt. Gesichert ist, daß er die Vermessungs-
arbeiten bei der Gründung Alexandrias leitete (metatus Alexandro
condenti in Aegypto Alexandriam; vgl. Plin. nat. 5, 62 Dinochares ar-
chitectus pluribus modis memorabili ingenio). Die korrekte Namensform
Dinocrates (Δεινοκράτης) bieten Vitr. 2 praef. 1; Iul. Val. 1, 31 (RE
216 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
312 f.: Während Plin. nat. 34, 148 von einem Tempel spricht (vgl.
ibid. 36, 68 über einen Obelisken zu Ehren der Arsinoe II.), verbin-
det Ausonius die Nachricht über den Tempelbau mit dem Bau einer
Pyramide, beschrieben als vierseitiger Kegel; vgl. Amm. 22, 15, 29 quae
figura . . . extenuatur in conum . . . umbras quoque mechanica ratione
consumit (Tr). Dazu paßt die in der Hs. R überlieferte Form quadro (sc.
cono, so auch ThlL IV 890, 9). Folgt man der Lesart quadra der besten
Hs. G, so muß man eine Korruptel annehmen und mit Böcking und
Peiper in quadrata ändern, bezogen auf fastigia. Der Hiat cui in ist bei
Ausonius selten, aber nicht ungewöhnlich (vgl. Parent. 7, 2 magna cui
et; Schenkl, Index S. 290 s. v. cui und S. 293 s. v. hiatus; Marsili S. 67),
in der Mosella aber singulär (C). Gestützt wird die Überlieferung cui ,
bezogen auf Dinochares, auch durch den parallelen Satzbau in V. 309
(C). Weitere Überlegungen zur Prosodie bei Hosius. Über das Phänomen,
daß die Pyramide (wenn die Sonne senkrecht über ihr steht) ihren eigenen
Schatten verzehrt“, vgl. Anth. 417, 4 R. = 415 Sh.-B. pyramidas, medio
”
quas fugit umbra die; Cassiod. var. 7, 15, 4 pyramides in Aegypto, quarum
in suo statu se umbra consumens ultra constructionis spatia nulla parte
respicitur ; Isid. orig. 15, 11, 4 u. ö. (H).
II. Die Villen (283–348) 217
315 Pharii: Der Name der Alexandria vorgelagerten Insel Pharos, auf
der sich der berühmte gleichnamige, von Ptolemaios II. erbaute Leucht-
turm befand, steht stellvertretend für die ganze Stadt. suspendit
in aëre: Weder hier noch bei Plin. nat. 34, 148 (Isid. orig. 16, 21, 4)
ist gesagt, daß die Statue f r e i in der Luft schwebt (RE XIV [1928]
484; vgl. A. Radl: Der Magnetstein in der Antike, Quellen und Zusam-
menhänge, Stuttgart 1988, 97 die Statue schwebt tatsächlich“, ähnlich
”
die meisten Übersetzer, z. B. John frei in den Lüften schweben“),
”
sondern lediglich, daß sie in der Höhe“ (vgl. Verg. georg. 2, 123 f. aëra
”
. . . summum / arboris – Tr, danach Val. Fl. 6, 261 summi ab aëre
rami ) aufgehängt“ ist (richtig Lassaulx, Tross). Auch Ov. fast. 6, 277 f.
”
suspensus in aëre clauso / stat globus (M 2) schwebt die Sphaira des
Archimedes (vgl. Cic. rep. 1, 21 f.) nicht im Raum, sondern ist aufgehängt.
316 f.: Die Aufhängung sollte dadurch bewirkt werden, daß das eiserne
Standbild durch einen in der Decke angebrachten Magnetstein fest-
218 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
sola haec materia [sc. ferrum] virus [vires Bayer, Ed. 1989] ab eo lapide
[sc. magnete] accipit) keine Stütze in der handschriftlichen Überlieferung.
Ausführlich bespricht die Stelle Tränkle [3.2.] 164–166 = 243–245.
vis, wo aber ebenfalls die Fassade gemeint ist (Pabst [3.1.] S. 148).
Entscheidend ist demnach der Anblick, den die Villen bieten, nicht
etwa ihr Grundriß, wie Tross vermutete (danach die unzutreffende
Übersetzung Grund“ bei John). Die Stelle erörtert Korzeniewski [3.2.]
”
87 Anm. 20; vgl. zu V. 298. posuisse: Vom Errichten von Bauwerken
wie Verg. Aen. 4, 200 aras posuit und 6, 19 posuitque immania templa.
320: BR. molitos: Vgl. Verg. Aen. 4, 424 molirique arcem und
Austin I z. St. celsas . . . villas: Die gleiche Junktur Stat. silv. 2, 2, 3
(C); Mart. 4, 64, 10 (W S. 92); weitere Belege für celsus als Epitheton
”
ornans für Bauwerke“ bei Doblhofer II S. 66. decoramina: Nur Sil.
16, 208 und hier belegt. Das erlesene Wort hebt die Bedeutung der
Villen für die Flußlandschaft hervor. Sie sind Teil der vom Menschen
geschaffenen Kulturlandschaft, die den Fluß nobilitiert. Abwegig ist
daher wiederum die Interpretation von Roberts [3.2.] 349 = 258, der in
der Beschreibung der Villen etwas Gewaltsames gegen die Natur sieht.
Ebenso verfehlt spricht Newlands [3.2.] 411 von militaristic language“
”
und Scafoglio, WS 117, 2004, 161 Anm. 16 stellt eine Reihe von Aus-
drücken zusammen, in denen er einen linguaggio bellico-strategico“ sieht
”
mit der Schlußfolgerung le ville sembrano in conflitto col paesaggio na-
”
turale“; richtig ist aber seine Bewertung (S. 162) einer compenetrazione
”
reciproca, feconda di bellezza“; vgl. auch Cavarzere zu V. 325.
321: Die erste Villa liegt etwa auf halber Höhe . . . über dem Flußtal“
”
(Thielscher [3.2.] 1102 f.) auf einem Felsen. Die Wendung natura sublimis
(gleiche Junktur in anderer Bedeutung Hor. epist. 2, 1, 165) wird durch
in aggere saxi näher erklärt; vgl. Verg. Aen. 6, 830 aggeribus . . . Alpinis;
Sil. 4, 740 aggere montis (M 2). est . . . sublimis wie Ov. met. 1, 168 est
via sublimis und 11, 605, wobei est ἀπὸ κοινοῡ auch zu V. 322 fundata
gehört.
322: Die zweite Villa befindet sich direkt am Ufer auf einer ins Wasser
reichenden Landzunge. Die Beschreibung einer gegenüber der vorherge-
henden Villa entgegengesetzten Lage dürfte v. a. der Variatio geschuldet
sein, denn in Hinblick auf die gerade früher häufigen Hochwasser scheint
eine solche Lage unrealistisch, wenn sie sich nicht auf einem hochwasser-
freien Rücken befand wie das Palatiolum von Pfalzel (Cüppers 649; vgl.
zu V. 327–330). crepidine ripae: Versschluß wie Stat. Theb. 9, 492
(Ma); vgl. Verg. Aen. 10, 653 crepidine saxi (M 2) und V. 337.
324: Nach Verg. Aen. 1, 419 f. collem qui plurimus urbi / imminet
(S, dazu Posani [3.2.] 48); Ov. met. 7, 779 collis . . . subiectis imminet
arvis (M 2). Aus den imitierten Stellen ergibt sich auch hier die Bedeu-
tung Hügel“ (Tr; altura“ Cavarzere), nicht Hang“ (Thielscher u. a.);
” ” ”
plurimus ist Elativ (Servius zu Verg. l. c.; Stat. Theb. 1, 114 f.; Austin I
S. 146), nicht Superlativ.
327–330: Was die eine Villa durch ihre Höhenlage auszeichnet, erreicht
eine andere, am feuchten Ufer gelegen, durch ihre Bauweise. Ausonius
könnte bei dieser Beschreibung durch die spätantike Anlage des Palatio-
lums von Pfalzel angeregt sein; vgl. das Modell bei Cüppers 649; einen
zeitweiligen Aufenthalt des Prinzenerziehers dort wegen der Nähe des
Ortes zur Ruwermündung (vgl. zu V. 359) vermutet Wikander [3.2.] 185.
Die Risalite der Villa von Nennig hatten drei Stockwerke (Oelmann,
zitiert zu V. 283–286, S. 185). Allerdings ist an dieser Stelle der Gedanke
an den Turm von Babel (so Roberts [3.2.] 349 = 258) oder an eine
Verteidigungsanlage (Di Salvo 250) fernzuhalten. Die fluvii decoramina
sind gerade keine Belege für eine menschliche Technik, die gottlos in den
Himmel eindringt. Di Salvo 26 mit Anm. 62 zeigt, wie Ausonius auch im
Ordo derartige aufragende Bauweise würdigt. Dem entspricht auch die
Bewunderung für die Mauern Bingens; vgl. zu V. 2 miratus.
327 quin etiam: Die Hervorhebung einer einzigen Villa wird von Green,
RhM 125, 1982, 350 f. als merkwürdig ( strange“) notiert. Seinem Vor-
”
schlag zur Änderung in illa folgt Cavarzere; Komm. S. 141. Tatsächlich
bringt Ausonius aber nur zum Ausdruck, daß auch die tief gelegene
Villa durch ihre Bauweise die Höhenlage der vorher genannten Villa
kompensiert“ und ihr somit ebenbürtig ist. Über quin etiam zwecks
” ”
Einführung eines bedeutsamen neuen Gliedes bei Aufzählungen“ vgl.
L.-H.-Sz. II 677. riguis . . . pratis: Vgl. Colum. 2, 16, 3 riguum . . .
pratum (W S. 92); Ov. rem. 193 riguis . . . in hortis; weitere Belege für die
Bedeutung feucht, bewässert“ bei Di Salvo 249. humili pede: Nicht
”
eine niederige Basis“ (H) des Gebäudes ist gemeint, was auf feuchtem
”
Grund sowieso nicht zu erwarten ist, sondern der niedere Standpunkt“
”
(Schönberger; su un basso appezzamento“ Cavarzere; als aedificiorum
”
area ThlL X 1, 1909, 14 erklärt). Die Junktur ist nur hier belegt.
329 sublimi . . . tecto: Junktur wie Ov. met. 14, 752 (M 2).
minans: Nicht threateningly“ (Roberts [3.2.] 349 = 258), minacciosa“
” ”
(C), drohend“ (Schönberger u. a.; vgl. Scafoglio, WS 117, 2004, 161),
”
sondern in der eher neutralen Bedeutung emporragend“ wie Verg. Aen.
”
1, 162 f. hinc atque hinc vastae rupes geminique minantur / in caelum sco-
puli (Servius: eminent; Austin I S. 73 mit weiteren Beispielen; vgl. auch
E. Malaspina, Aevum antiquum 4, 2004, 108 Anm. 70). irrum-
pit: Nicht selten bei geographischen Beschreibungen, z. B. Curt. 5, 1, 15
per Babyloniorum fines in Rubrum mare inrumpunt (sc. amnes); Plin.
nat. 6, 36.
II. Die Villen (283–348) 223
331 f. Die Besonderheit der nächsten Villa ist ein Fischteich. Solche
Anlagen bei Villen der Region wurden nachgewiesen bei der Villa in
Horath südlich der Römerstraße Niederemmel-Belginum (FVFD 34, 1977,
213 ff.; Cüppers 395–397) und in den luxemburgischen Villen von Mersch
und Schwarzacht bei Echternach. Der Fischteich der Villa in Horath hatte
außer einem natürlichem Zufluß auch eine Grundquelle. Zwar könnte
es sich auch um eine Anlage handeln, die durch eine Abriegelung vom
Fluß gebildet wurde (Dräger, Ed. 2011, 390; gurges = Fluß wie Verg.
Aen. 9, 23), aber es ist nicht gesagt, daß die hier genannte Villa direkt
am Fluß liegt, was auch für die folgende nicht zutrifft. Der wiederholt
beobachteten Freude am Paradoxen ist es geschuldet, wenn besonders
darauf hingewiesen wird, daß das Fischefangen apricas scopulorum inter
. . . novales möglich ist. Der Fischteich dürfte also abseits vom Fluß auf
einer neu gewonnenen Fläche angelegt sein. novales: Versende wie
Verg. georg. 1, 71 (Posani [3.2.] 34).
333 f.: Als letzte Villa wird wieder eine in Höhenlage genannt; im
Gegensatz zur ersten Villa liegt sie aber vom Fluß entfernter. Vgl. zu
V. 22 und 454. summis . . . iugis: Wie V. 161. despectu . . .
caligante: Die Fernsicht auf den Fluß verliert sich bald im Dunst
( scompare alla vista nella foschia“ Cavarzere); vgl. Aetna 314 vallibus
”
exoriens caligat nubilus aer ; Sil. 3, 492 caligat in altis obtutus saxis (H).
335 f.: Mit atria sind sicher nicht die Innenhöfe des klassischen alt-
römischen Hauses gemeint, sondern Hallen, wie sie auch den christlichen
Basiliken vorgelagert sind. Schon Hosius hat auf die Villa von Winningen
hingewiesen (Cüppers 669 f.). Dort ist dem Hauptgebäude im Westen
und Osten eine Porticus vorgelagert, was genau der Formulierung des
Ausonius entspricht, ebenso bei der Villa in Konz (s. u.) im Norden
und Süden. Die erlesene, nur noch Apul. flor. 2 p. 2, 8 H. belegte Form
(C) assita unterstreicht ebenso wie das v. a. poetische viridans und der
224 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
Hinweis auf unzählige Säulen wie in der Villa von Nennig (Katalog Mosel
und Saar Nr. 54) die Besonderheit des Bauwerks, literarisch vorgebildet
durch Stat. silv. 1, 2, 152 pendent innumeris fastigia nixa columnis
(M 2); das gleiche Attribut auch Stat. silv. 3, 5, 90, gleicher Versschluß
Mart. 2, 14, 9 u. ö. (Belege bei Hosius und Mastandrea 551). Die knappe
Formulierung des Ausonius muß sich aber nicht allein auf villae rusticae
beziehen, sondern kann auch kaiserliche Bauten wie die Palastvilla in
Konz (vgl. zu V. 367–369) betreffen.
335: BR. quid memorem. Die Form der Praeteritio wie Hor. sat.
1, 8, 40 (H) oder Verg. Aen. 6, 123 (W S. 94) registriert Schröder [3.2.]
49; ebenso ordo 148 = 20, 20. viridantibus . . . pratis: Vgl. V. 416
rura virentia.
337 f.: Quid (sc. memorem) wie Verg. Aen. 6, 122. Die weitere Formulie-
rung nach Stat. silv. 1, 3, 43 f. quae graminea suscepta crepidine fumant /
balnea.
339: BR. Genau genommen befindet sich das Feuer nur in der eigent-
lichen Feuerstelle, von der aus die Feuergase in die Fußböden und in die
mit Tonröhren versehenen Wände gejagt werden (RE II [1896] 2743–2758
s. v. Bäder, VII [1912] 2646–2652 s. v. Heizung, IX [1914] 333–336 s. v.
Hypocaustum, XXII [1954] 1348–1350 s. v. Praefurnium; Brödner [s. o.]
18–22). volvit: Wie Stat. silv. 1, 5, 59 tenuem volvunt hypocausta
vaporem. anhelatas . . . flammas: Vgl. Ov. fast. 4, 492 anhelatis
ignibus (Hosius und Cavarzere mit weiteren Belegen). tectoria per
cava: Mit tectorium wird der Stuck bezeichnet, der in mehreren Schich-
ten aufgetragen wird (RE V A [1934] 104 f.). Das Attribut cava bezieht
sich auf die unter dem Verputz befindlichen tönernen tubuli , durch deren
Hohlräume die warme Luft aufsteigen konnte (RE IX [1914] 334 f. und
VII A [1939] 762).
340 glomerans: Wie Sil. 14, 450 glomerabat Mulciber aestus (H).
aestu exspirante: Hosius verweist auf Lucr. 6, 639 f. per fauces montis
226 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
ut Aetnae / exspirent ignes. Somit läßt sich das System der Hypo-
kaustheizung mit dem Inneren eines Vulkans vergleichen (C). An die
durch die Befeuerung der Heizanlagen bedingte Abholzung des zuvor
”
umfangreichen Waldbestandes“ und die durch die Verbrennung bedingte
Luftverschmutzung erinnert Clemens [3.1.] 52.
341 vidi ego: Vgl. V. 270 vidi egomet und die Belege bei Hosius sowie zu
V. 270–282. defessos multo sudore: Vgl. Verg. Aen. 9, 458; Lucan.
4, 303 exhausta super multo sudore iuventus; Sen. epist. 86, 6 multa suda-
tione (H). lavacri: Bezeichnung für Thermen wie Auson. ordo 41 =
7, 7 regio Herculei . . . lavacri (in Mailand); Amm. 16, 10, 14 lavacra
(die Thermen Roms); Belege aus der Historia Augusta bei Doblhofer II
S. 66. Die Bezeichnung für großstädtische Thermenanlagen im Zusammen-
hang mit den Villen an der Mosel fügt sich in die Topik der Überbietung.
345 f.: Jeweil BR. Vgl. zu V. 316. huc adforet: Wie Verg. ecl.
2, 45 huc ades; Ov. am. 1, 6, 53 u. ö. Die Änderung von Fuchs [3.2.] in hic
ist daher unnötig. exilia: Wird erklärt durch V. 348.
348: BR. Burnier [3.2.] 66 läßt hier den ersten, überwiegend de-
skriptiven Teil des ganzen Gedichts enden. Ohne Zweifel gehört jedoch
der Katalog der Nebenflüsse eher zur Beschreibung des Mosellandes als zu
dem mit V. 381 eingeleiteten hymnischen Finale. et: In der Bedeutung
und doch“ besprochen von Schröder [3.2.] 50. oblectatio: Das häufig
”
228 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
von Cicero gebrauchte Wort findet sich in der Dichtung nur hier; vgl.
techn. 2 p. 197, 15.
Der Abschnitt über die Landschaft und ihre Bewohner schließt mit
einem Flüssekatalog. Er steht, wie auch der Katalog der gallischen Flüsse
(V. 461–483), in einer Tradition, die ebenfalls auf Homer zurückzuführen
ist. Bereits der früheste Beleg, Hom. Il. 12, 19–24, zeigt eine charakteri-
stische Form, bei der in einer Art Crescendo am Ende die Bedeutung der
zuletzt genannten Objekte hervorgehoben wird (vgl. J. Gassner: Kataloge
im römischen Epos, Diss. München, Augsburg 1972). Dagegen ist die
knappe Nennung der vier bekannten Unterweltsflüsse Hom. Od. 10, 513 f.
eher als Grenzfall eines Katalogs im engeren Sinne zu sehen. Hes. Theog.
337–345 mit der überwiegend attributlosen Aufzählung von 25 Flüssen,
männlichen Kindern der Tethys und des Okeanos, stellt die schmucklose
Urform eines Flüssekatalogs dar. Ebenso schmucklos ist zunächst der
anschließende Katalog der Okeaninen aufgelistet (349–360). Aber auch
hier erfährt die zuletzt genannte Styx mit einer Crescendo-Formel“ eine
”
besondere Aufwertung und der Hinweis 363 ff. auf eine große Zahl nicht
namentlich Genannter wird von da an topisch.
Der Katalog beginnt und endet mit dem traditionellen Hinweis auf die
große Zahl der zu nennenden Objekte (vgl. zu V. 298–320), von denen 10
namentlich erwähnt werden. Am Anfang stehen, zunächst überraschend,
Prüm und Nims aus dem Einzugsgebiet des ersten Mosel-Nebenflusses
Sauer. An ihn schließen sich stromabwärts Kyll, Ruwer und Lieser an.
Mit ihr ist die Provinzgrenze erreicht. Wieder stromaufwärts münden
Dhron und Salm. Beschlossen wird der Katalog mit Saar und Alzette,
die wiederum über die Sauer nur indirekt in die Mosel fließt. Steinhausen
(vgl. zu V. 365 f.) 128 weist darauf hin, daß die hier erwähnten latini-
sierten Gewässernamen zum alteuropäischen Bestand aus vorkeltischer
Zeit gehören. Den Abschnitt bespricht Consoli, RCCM 37, 1995, 136,
das epische Kolorit Scafoglio, WS 117, 2004, 154 f.; spekulativ Dräger,
Gymnasium 104, 1997, 435–461 (ebenso Ders., KTJ 37, 1997, 11–38, dort
S. 13–15 summarische Aufzählung antiker Flußkataloge; KTJ 38, 1998,
11–16 mit pythagoreischer Zahlenspekulation; Gymnasium 107, 2000,
223–228; TZ 63, 2000, 325 f.). Zum Flußkatalog bei Claud. 1, 253–261 vgl.
Taegert S. 233 f. Karte der genannten Flüsse bei Weis, Ed. Vorsatzblatt
(= Marcone S. 203, Cavarzere, Komm. S. 147, Schönberger, Ed. S. 57)
und in den Ausgaben von Dräger; geographische Informationen nach
http://de.wikipedia.org/wiki/.
III. Katalog der Nebenflüsse (349–380) 229
349 qui tandem finis: Um endlich den Abschnitt über die Landschaft
und ihre Bewohner abzuschließen, bedient sich Ausonius nicht ohne
Ironie einer episch-heroischen Formel, mit der Jupiter gegen Ende der
Aeneis Juno auffordert, ihren Widerstand gegen die Aeneaden aufzu-
geben und sich dem Schicksal zu fügen (Verg. Aen. 12, 792 – M 2).
Die Wahl des Genus von finis bespricht Cavarzere z. St. glauca
fluenta: Vgl. V. 21 amoena fluenta. Dagegen hat der Unterweltsfluß
Acheron Verg. Aen. 6, 327 rauca fluenta (S, Posani [3.2.] 37 f.; Görler 103
= 159; Scafoglio, Tecnica allusiva [3.2.]451; kritisch über den Bezug zu
Vergil Green, Komm. z. St. und O’Daly [3.2.] 149).
351 innumeri: Eine in den Katalogen seit Hes. Theog. 363 (vgl.
Ov. Pont. 4, 10, 57 im Flüssekatalog innumerique alii – H) übliche
Formel, mit der der Autor seine Beschränkung auf ausgewählte,
namentlich genannte Objekte begründet. Tatsächlich münden links und
rechts jeweils über 65 Zuflüsse in die Mosel; vgl. V. 372 mille alii und
zu V. 77–81. diversa per ostia: Die Abfolge der Aufzählung von
der Kyll bis zur Alzette folgt dem Prinzip der Abwechslung zwischen
linken und rechten Zuflüssen. Die gleiche Junktur V. 433: Wie die ver-
schiedenen Nebenflüsse der Mosel erst ihre wirkliche Größe verschaffen,
so schafft dann die Vereinigung von Mosel und Rhein den verus limes
(V. 435). late: Während sich die namentliche Aufzählung auf das Ge-
biet zwischen Saarmündung und der östlichen Provinzgrenze beschränkt,
wird durch die rahmende Stellung von innumeri und late und das weite
Hyperbaton innumeri . . . amnes (vgl. zu V. 4) der gesamte Lauf der
Mosel berücksichtigt.
352 incurrunt amnes: Wie Dirae 69; vgl. Lucr. 1, 287 (C) und
zu V. 23. differe meatus: Im Gegensatz zu V. 353 celerant, V. 355
properat, V. 360 festinat (C). Dagegen wird V. 368 genau das von der
Saar ausgesagt, die ihren Lauf verlängert hat (distulit). Über meatus vgl.
zu V. 29.
230 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
östlich von Prüm in Weinsheim und mündet unterhalb von Irrel in die
Prüm. adiuta: Wie Amm. 22, 15, 10 (H). meatu: Vgl. zu V. 29.
355 Sura: Die 173 km lange Sauer (frz. Sûre) entspringt in den
Ardennen und mündet bei Wasserbillig in die Mosel. Sie wird in der
lateinischen Literatur hier zuerst genannt (RE IV A [1931] 961 f.;
R. Wiegels, DNP s. v. Sura [5]; zur Namensform vgl. Weisgerber 331;
Rasch 94; Berger 251). non degener: Vielleicht will Ausonius andeu-
ten, daß auch die Sauer schiffbar war. Vgl. das Grabmal des Schiffers
Arrgaippus (sic!) bei Bollendorf mit der Darstellung eines Frachtschiffs
(CIL XIII 4105); dazu E. Krüger, TZ 18, 1949, 37 ff.; Ternes, Das
römische Luxemburg [3.1.] S. 49 und Abb. 9; Heinen, Trier und das
Trevererland [3.1.] 110.
359–364: Als erstes Paar werden die einander gegenüber (vgl. V. 352
diversa . . . ostia) mündenden Flüsse Kyll und Ruwer genannt (zweimal
BR). Die 142 km lange Kyll entspringt im Zitterwald (Nordeifel) an der
deutsch-belgischen Grenze und mündet in Ehrang (Trier). Den sonst
nicht überlieferten lateinischen (maskulinen) Namen des Flusses hat
Scaliger aus der Form gelbis (mit der üblichen c/g-Variante; vgl. zu
V. 2) aus der Hs. G hergestellt; zur ungeklärten Namensform vgl. Rasch
55; Berger 171; Dräger, Ed. 2011, 397. Gegenüber der Kyll und dem
232 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
und das Trevererland [3.1.] 153 und 363. Dagegen hält Wikander S. 187 f.
aufgrund des Sprachgebrauchs des Ausonius an der Bedeutung Marmor“
”
fest und vermutet S. 184, wie ebenfalls schon Hosius und Steinhausen
(vgl. zu V. 365 f.), die Bearbeitung importierten Marmors, wie sie die
kaiserlichen Bauten Triers erforderten (Wightman [3.1.] 194; Marmor an
den Anbauten der Basilika in Trier erwähnt K.-P. Goethert, FVFD 32, 1,
1977, 148 f.; Abb. des Marmorfußbodens der Basilika Katalog Konstantin
Nr. I.15.43, I.14.46, I.16.7). Aber auch die vorher beschriebenen Villen
(wodurch nach Wikander S. 188 die Verbindung zum vorherigen Katalog
hergestellt wird), insbesondere Pfalzel, dürften Marmor verwendet
haben. Von Pfalzel aus war der Lärm der Marmorsägen an der Ruwer
sicher zu hören. Somit gibt Ausonius wie sonst mit dem Hinweis auf
Autopsie (V. 270) seinen persönlichen Eindruck wieder, auch wenn er
die Sägemühlen, wie wiederholt vermutet wurde (Belege bei Wikander),
selbst nicht gesehen haben dürfte. Aber warum sollte ein hoher Beamter
wie Ausonius die für den Kaiser tätigen Werkstätten nicht besucht haben?
unter der römischen Herrschaft, in: R. Laufner [3.1.] 127 und 191 verlief
die Provinzgrenze an der Dhron. Mit diesem dritten kleinen Fluß wendet
sich der Blick wieder moselaufwärts.
366: Die 63 km lange, nur hier genannte Salmona (Salm) entspringt bei
dem Ort Salm südlich von Gerolstein in der Eifel und mündet westlich
von Klüsserath in die Mosel. fluores: Das Wort wird häufig von den
Medizinern für eine Körperflüssigkeit gebraucht; der Plural (wie V. 446)
ist selten, in der Dichtung zuerst hier; vgl. ThlL VI 1, 976, 21 ff.
367–369: Die Saar ist mit 227 km der längste Nebenfluß der Mosel.
Nach dem Prinzip der paarweisen Nennung kehrt Ausonius an den Punkt
zurück, von dem aus der Katalog seinen Ausgang nahm, zur Mündung
der Saar bei Konz gegenüber der Mündung der Sauer.
368 tota veste vocat: Nach Verg. Aen. 8, 711 f. Nilum / panden-
tem . . . sinus et tota veste vocantem (sc. Cleopatram – V). Wie dort der
Flußgott mit seinem Gewand ein Zeichen gibt, damit sich Kleopatra in
III. Katalog der Nebenflüsse (349–380) 235
seinem Schoße berge (vgl. Mos. 419 f.), so gibt hier umgekehrt Saravus
ein Zeichen (vgl. Ov. am. 3, 2, 74 iactatis togis), um die Aufmerksamkeit
des Autors (oder nach der allerdings nicht zwingenden Änderung von
Fuchs: der Mosel) auf sich zu lenken. Der Bezug zu Vergil unterstreicht
die panegyrische Aussage (O’Daly [3.2.] 148; Posani [3.2.] 47: Ausonio
”
vuol dare solennità e maestà all’immagine della Saar“ im Vergleich
mit dem größten bekannten Fluß der Antike. Posani bespricht auch die
Unterschiede der Kontexte: Personifikation bei Vergil, Flußbeschreibung
bei Ausonius; vgl. auch Scafoglio, WS 117, 2004, 155). longum: Den
von Fuchs vermuteten adverbiellen Gebrauch (vgl. zu V. 137 magnum)
billigt zu Recht Cavarzere, Komm. S. 151.
370 f.: Alisontia wird nur hier genannt und bezeichnet die Alzette
(bei Goethe, Campagne in Frankreich, Hamburger Ausgabe Bd. 10,
280 Elze“) nach Vinet ( qui Luxemburgensibus Elz dicitur“; weitere
” ”
Varianten des Namens bei Dräger, KTJ 37, 1997, 18 Anm. 12; Ders., Ed.
2011, 401); vgl. auch Tross S. 97; Weisgerber 326 (dort Anm. 19 ältere
Lit.) und 328; Ternes, Paysage [3.2.] 381 f. = 182 f. und Topographie
[3.2.] 217; Krahe [3.2.]; Steinhausen (vgl. zu V. 365 f.) 132; Rasch 13;
Falileyev 43; Dräger, Gymn. 104, 1997, 441 ff. Gemeint ist nicht die
bei Moselkern mündende Elz, wie u. a. Freher, Böcking und zuletzt
Cavarzere, Komm. S. 152 annahmen, denn nur für den bei Ettelbruck in
die Sauer mündenden luxemburgischen Hauptfluß ist der Vergleich mit
236 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
der Saar sinnvoll. Ähnlich wie die Saar begleitet sie zunächst die Mosel,
um dann (über die Sauer) in sie zu münden. Im übrigen werden hier nur
Flüsse beschrieben, die im näheren Umkreis Triers und damit innerhalb
der Provinz Gallia Belgica direkt oder indirekt in die Mosel münden.
Dabei läßt die Formulierung des Ausonius nicht erkennen, daß es sich
bei der Alzette nicht um einen direkten Nebenfluß der Mosel handelt.
Ihre Bedeutung liegt darin, daß sie fruchtbares Acker- und Weideland
durchfließt (per sola pinguia . . . frugiferas, felix . . . ripas; vgl. zu V. 23)
so wie die Mosel die von Reben geprägte Kulturlandschaft. In der Ver-
herrlichung der Mosellandschaft kommt ihr daher eine bedeutende Rolle
zu. Für die deutsche Elz trifft das nur bedingt für den Oberlauf (Maifeld)
zu. Die Tatsache, daß die Alzette eine wichtige Ergänzung zur Mosel
bietet und daß nur Nebenflüsse innerhalb der Gallia Belgica genannt
werden, wurde bisher nicht beachtet (unter diesem Gesichtspunkt sind
auch die Ausführungen in Plekos 7, 2005, 125 Anm. 70 zu korrigieren).
Greens Umstellung der Verse hinter V. 364 wäre für die deutsche Elz
sinnvoll als Vergleich mit der Kyll (nec minor hoc), nicht mit der Saar, ist
aber nach dem Gesagten hinfällig; vgl. auch Scafoglio, Vichiana 4. ser. 4,
2002, 236–237. Die älteren Gleichsetzungen von Alisontia mit der deut-
schen Elz besprechen Mirmont 1889, 106–108; Dräger, KTJ 37, 1997, 20.
370 nec minor: Wegen ihrer Bedeutung als Fluß des Fruchtlan-
des westlich von Trier ist dieser Ausdruck im Kontext der Panegyrik
angemessen. Die seit Verg. Aen. 5, 803 (9, 342 und 452) häufig am Hexa-
meteranfang belegte Wendung nec minor mit der Nennung der Alisontia
ist also weder senzo . . . alcun rapporto con la realità“ (Cavarzere,
”
Komm. S. 152) noch ἀπροσδόκητον (Dräger, Gymn. 104, 1997, 453 u. ö.),
sondern fügt sich aufs Beste zur Tendenz des Gedichts. Da die Mündung
der Sauer, über die die Alzette der Mosel zugeführt wird, am anderen
Moselufer nur etwa 5 km von der Saarmündung entfernt ist, gilt auch
für sie sub Augustis muris. Aus der doppelten Verwendung der Formel
non minor hic im Flußkatalog Lukans (2, 416 und 418) und der Zahl der
zweimal sieben italischen Flüsse folgert Dräger (KTJ 37, 1997, 21–26
u. ö) spekulativ literarische Abhängigkeit des gesamten Katalogs von
Lukan. tacitum: Adverbiell wie Auson. ephem. 3, 55 (C), vgl. zu
V. 137 magnum. sola pinguia: Wie Verg. georg. 1, 64 (M 2) und Aen.
4, 202 pingue solum (H); Wamser S. 97 f. vergleicht Catull. 68, 110 pingue
palude solum.
nur die Mosel, sondern auch die am Ende des Flußkatalogs genannte
Alzette zu einem zweiten Tiber und verdient das Prädikat nec minor.
Der Binnenreim frugiferas . . . ripas unterstreicht die Aussage. felix:
Sowohl aktiv befruchtend“ wie passiv beglückt“. Das gleiche Attribut
” ”
erhalten V. 417 die Mosel (vgl. Verg. georg. 2, 188 felicem . . . limum)
und V. 458 die Bewohner der Gallia Belgica.
373 f.: An der Überlieferung mores hat schon Ugoletus Anstoß ge-
nommen, denn damit würde eine Eigenschaft, die V. 384 den Einwohnern
des Mosellandes zukommt (vgl. auch V. 395), auf die Nebenflüsse selbst
übertragen. Gegenüber Shackleton Baileys Änderung tanti statt tantus
und der Deutung von mores als their (good) morals“ (AJPh 97, 1976,
”
256) verdient die Korrektur von M. Galdi, RIGI 16, 1932, 126 (und
offensichtlich unabhängig davon Badian ALPh 98, 1977, 139 f.), zuletzt
verteidigt von Cavarzere, Komm. S. 153) amor est den Vorzug; sie
stellt den erforderlichen Sinn her. Die Junktur amor est findet sich häufig
bei Statius. Wamser S. 98 erinnert auch an Hor. ars 17 et properantibus
aquae per amoenos ambitus agros.
schließlich nach Trier überging; beide Flüsse müssen sogar hinter der
Mosel zurücktreten. Für die translatio von Troia nach Italien mit dem
Ziel der Gründung Roms genügt es, auf das Proömium der Aeneis zu
verweisen oder auf das Geschichtswerk des Pompeius Trogus, das diesem
Prinzip folgt; vgl. Iustin. 31, 8, 1–4 und W. Goez: Translatio imperii,
Tübingen 1958. Danach kann auch die Verlegung der Hauptstadt als eine
solche translatio verstanden werden (Goez S. 30) so wie man im Ostreich
die Verlagerung des Kaisertums von Rom nach Konstantinopel verstand
(ibid. S. 54; über die Bewertung Konstantinopels durch Ausonius vgl.
Di Salvo 152). Ein Zeugnis für Trier als Belgica Roma bei F. Vollmer/
H. Rubenbauer: Ein verschollenes Grabgedicht aus Trier, TZ 1, 1926,
26–30; ausführliche Erklärung der Inschrift bei H. Thomas: Studien zur
Trierer Geschichtsschreibung des 11. Jahrhunderts, insbesondere zu den
Gesta Treverorum, Bonn 1968, 162–179; Text und Übersetzung auch
bei Steinhausen (vgl. zu V. 365 f.) 202 f. und Heinen, Trier 318. Jede
Phase dieser Übertragung ist mit einem großen Dichternamen verbunden:
Homer, Vergil, Ausonius. Der Bescheidenheitstopos, der sich in der For-
mel si tibi . . . dedisset verbirgt, gehört zur gesellschaftlich-literarischen
Konvention, und mancher am Hofe mag Ausonius, nicht zuletzt wegen
seines Cento nuptialis, einen zweiten Vergil genannt haben; vgl. Symm.
epist. 1, 14, 5 Anhang S. 280 ff. (über die Mosella) tuum carmen libris
Maronis adiungo sowie Paul. Nol. epist. 11, 38. Zu dieser in der Literatur
des 4. Jh. beliebten Form der captatio benevolentiae vgl. J. Küppers:
Die Fabeln Avians, Bonn 1977, 187–190. Ausonius nennt seine Bissula
bescheiden poematia . . . rudia et incohata (p. 143), bei Symmachus sind
die Bescheidenheitsformeln topisch. Die Umkehrung dieses Topos findet
sich bei Statius, der den früh verstorbenen Lukan über Vergil stellt (silv.
2, 7, 79 f. ipsa te Latinis / Aeneis venerabitur canentem; ebenso Anth.
233, zitiert von Dräger, KTJ 37, 1997, 33 Anm. 56), während er selbst am
Ende seine Thebais auffordert (12, 816) nec tu divinam Aeneida tempta
und so den Vergleich mit Vergil evoziert; vgl. zu V. 375 vatem und 437
Bicornis. Weniger dezent als Ausonius vergleicht sich Lukan mit Homer:
Lucan. 9, 983–986 nam, si quid Latiis fas est promittere Musis, / quantum
Zmyrnaei durabunt vatis honores, / venturi me (sc. Lucanum) teque (sc.
Caesarem) legent; Pharsalia nostra / vivet. Während die translatio von
Troia nach Rom leicht nachzuvollziehen ist, bedarf die Verlegung der
Kaiserresidenz von Rom nach Trier einer Rechtfertigung. Obwohl der
Satzbau V. 378–380 nicht zu beanstanden ist, bleibt der Gedankengang
problematisch. Er vollzieht sich in folgenden Schritten: 1. Der Tiber muß
in seiner Ehre hinter der Mosel zurücktreten, da diese einen Dichter
gefunden hat, der Homer und Vergil übertrifft (so die Aussage des
Bescheidenheitstopos im Klartext); 2. Rom möge daher nachsichtig
III. Katalog der Nebenflüsse (349–380) 239
sein, Neid und Verargen seien fern; 3. den Sitz der Herrschaft in Rom
hatten die Vorväter inne. Da der Text zwingend eine Rechtfertigung
Triers als neuen Herrschaftssitzes des (West-)Reiches beinhaltet, müßte
eine derartige Aussage aus V. 380 herausgelesen werden: Der Tiber
behält seine Ehre, weil die Vorväter in Rom herrschten, aber er muß
hinter der Mosel zurücktreten, da jetzt – so ist zu ergänzen – Trier
Kaiserresidenz ist. Will man diese Lücke im Gedankengang dem Autor
nicht zutrauen – und sie ist in der Tat nur schwer akzeptabel – muß man
den Ausfall mindestens eines Verses annehmen. Textänderungen in V.
380 allein vermögen den Gedankensprung nicht zu überdecken. Während
die meisten Herausgeber seit Accursius (Schenkl, Peiper, Cavarzere)
v o r V. 380 eine Lücke von einem Vers annehmen und Green, Komm.
S. 504, sogar den Verlust von 2 oder 3 Versen vermutet, ist die Lücke
auch nach V. 380 denkbar. Ausführlich besprechen die Stelle, außer
den Kommentatoren, Tränkle [3.2.] 156 = 231 Anm. 6 und Scafoglio,
Vichiana 4. ser. 4, 2002, 234–236 (kein Versausfall, ebenso Hosius, John,
Marsili, Schönberger u. a.). Angemerkt sei auch, daß Valentinian I.
niemals Rom besucht hat (Demandt, Spätantike2 [3.1.] 142 und 331).
Insofern fügt sich die Passage auch in die Valentinianische Rompolitik
ein. Und schließlich gilt in diesem Zusammenhang das schon mehr als
ein Jahrhundert vorher von Herodian (1, 6, 5) überlieferte Wort: Rom
”
ist dort, wo der Kaiser ist“ (ἐκει̃ τε ἡ ῾Ρώμη, ὅπου ποτ’ ἂν ὁ βασιλεὺς ˜᾿
ῃ); vgl. Mazzoli [3.1.] 87–89. Ebenso formuliert der Panegyriker des
Jahres 291 (11 [3] 12, 2) ut tibi tunc (d. h. in Mailand) esse sedes imperii
videretur quo uterque venerat imperator. Als nach 380 der Hof von Trier
nach Mailand verlegt wurde (vgl. Einleitung S. 12), war eine Aussage
über Trier als Kaiserresidenz obsolet geworden. Nicht auszuschließen ist,
daß daher eine diesbezügliche Aussage in der Mosella getilgt wurde, so
wie umgekehrt V. 451 offensichtlich später eingefügt ist; vgl. Einleitung
S. 18. Im übrigen scheint Ausonius zu Rom, das er vermutlich nie
besuchte, ein distanziertes Verhältnis gehabt zu haben. Das zeigt nicht
nur der formal-kühle Eingangssatz des Ordo, in dem sich der Preis Roms
auf einen einzigen Hexameter mit traditionellen Klischees beschränkt
(Prima urbes inter, divum domus, aurea Roma), sondern auch der Schluß
(ordo 167 f. = 20, 39 f. Diligo Burdigalam, Romam colo; civis in hac sum,
/ consul in ambabus; cunae hic, ibi sella curulis). Zurückgekehrt nach
Bordeaux blickt Ausonius auf den Höhepunkt seiner politischen Karriere,
den Konsulat des Jahres 379 zurück. In Bordeaux ist er geboren, dort ist
er Bürger und die Würde des Konsulats gilt dort ebenso wie in Rom, das
er verehrt. Seine Liebe aber schenkt er Bordeaux.
240 C. Die Landschaft und ihre Bewohner (150–380)
376: BR. Iliacis . . . in oris: Junktur wie Verg. Aen. 2, 170 (H).
Simois: Vermutlich ist der Nebenfluß des Skamander (Xanthus) auch
deshalb genannt, da nach Verg. Aen. 1, 618 dort Venus den Aeneas
geboren haben soll. Er ist also ein bedeutender Ort auch der römischen
Geschichte. memoratus in oris: Versschluß wie Verg. Aen. 7, 564
(G), weitere Belege bei Mastandrea S. 496.
378 f.: Den schon von Hosius gegebenen Hinweis auf Anth. 233 R.
(= 225 Sh. B.) Mantua, da veniam, fama sacrata perenni: / Si fas
Thessaliam post Simoenta legi vertieft Green mit der Bemerkung, daß der
in der Überlieferung des Epigramms genannte Autor Alcimius vermutlich
der in prof. 2 genannte Alcimus Alethius (HLL § 546.3) sei und der
Text ab V. 375 diese Vorlage benutze. Ein vergleichbarer Gedanke findet
sich im Panegyricus auf Maximian vom Jahr 289 (10 [2] 14, 3, zitiert
Einleitung S. 3 Anm. 12), worauf schon Tross hingewiesen hat. Der
Text dokumentiert eindringlich, daß bereits in der Tetrarchie Rom nur
noch eine Statistenrolle“ (Leppin/Ziemssen [siehe zu V. 347–348] 41)
”
zukam. Die direkte Anrede an die auch in der Spätantike immer noch
als göttliches Wesen vorgestellte Roma (ältere Literatur bei Paschoud
[3.1.] 9 Anm. 3; dazu Brodka [3.1.]; Demandt, Spätantike2 [3.1.] 423–441)
läßt vermuten, daß neben Nemesis auch Invidia personifiziert gedacht ist
(s. u.).
D. Finale (381–483)
Das Finale ist sorgfältig gegliedert: Die rahmenden hymnischen Ab-
schnitte mit 8 und 15 Versen zeigen ein Verhältnis von annähernd 1 : 2,
die beiden Ankündigungen sind mit 29 und 31 Versen fast gleich groß und
zusammen mit 60 Versen dreimal so lang wie der Mittelteil (20 Verse).
381: Mit diesem Zitat aus Verg. georg. 2, 173 f. salve, magna parens
frugum, Saturnia tellus / magna virum (Tr) wird nicht nur der Hauptteil
gerahmt und geschlossen (Görler 104 = 160), sondern auch der Schlußteil
eröffnet; der Vers hat Scharnierfunktion wie V. 150/51, uno snodo essen-
”
I. Hymnischer Gruß (381–388) 243
382 f.: Zweimal BR. Das Trikolon mit wachsenden Gliedern nennt
drei Stände“, die am Hof präsent sind: Die hohen Verwaltungsbeamten,
”
das Militär und die Rhetoren, zu denen auch die Juristen und Professoren
zu rechnen sind. Ihnen ist eine ganze Zeile gewidmet. te . . . te . . . te:
Über die für den Hymnenstil charakteristische anaphorische Anrede vgl.
Norden (zitiert zu V. 23) 142–163.
382 clari proceres: Neben der Kaiserresidenz war Trier auch Sitz
des praefectus praetorio Galliarum und damit Verwaltungszentrale für
den von Britannien bis Nordafrika reichenden Teil des westlichen Impe-
riums. Wenn auch das Attribut an den besonderen Rang der höchsten
Beamten und Senatoren, der viri clarissimi , erinnert, so umfaßt der
Ausdruck wahrscheinlich die gesamte Beamtenschaft des Hofes und der
Präfektur; anders Auson. Caes. 1 Caesareos proceres von den Kaisern
selbst; vgl. Green, Komm. S. 559 f. bello exercita pubes: Seit Tross
verweisen die Kommentatoren auf die Äußerungen Caesars über die
Kriegstüchtigkeit der Treverer (Gall. 2, 24, 4; 5, 3, 1; Hirt. 25, 2). Zur
militärischen Situation der Zeit vgl. Einleitung S. 16 f.; Überblick über
die militärischen Anlagen bei Heinen, Trier und das Trevererland [3.1.]
293–299, über Trier als Truppenstandort ibid. 322 f. mit Bewertung der
Mosella-Stelle; vgl. Ders., Grundzüge [3.1.] 113 f. mit Hinweis auf die
Darstellung Triers im Kalender von 354 (dazu Einleitung S. 6 Anm. 26).
Die Funktion Triers als Versorgungsstandort für die Grenztruppen wird
auch ordo 31 = 6, 4 formuliert: imperii vires quod alit, quod vestit et armat
244 D. Finale (381–483)
383: Die in diesem Vers (zitiert von Beat. Rhen. Germ. 2 p. 266, 4
M.) gepriesene facundia gewinnt konkrete Gestalt nicht nur in der
Person des Ausonius selbst, sondern auch in den Panegyriken, die in
Trier gehalten wurden (M 1), oder durch einen Text wie Auson. epist.
10 Ad Ursulum grammaticum Trevirorum. Die Förderung der Trierer
Rhetorenschule durch Gratian belegt Cod. Theod. 13, 3, 11 (a. 376);
vgl. Mondin, Ed. Epist. S. 120 f.; Di Salvo 172 und 182 und Einleitung
S. 11. Auf die Anklänge an Vergil verweist O’Daly 150 ( the theme is
”
embedded in an intertext with Vergil’s eulogy of Italy“). Latiae . . .
facundia linguae: Wie Ov. Pont. 2, 3, 75 (M 2); gleiche Versschlüsse bei
Mastandrea S. 268. Cavarzere, Komm. S. 156 f. verweist auf die Klage
des Cornelius Severus über den Tod Ciceros (carm. frg. 13, 11 Morel)
conticuit Latiae tristis facundia linguae.
386: Bis in die Spätantike gelten die Catones als Exempla altrömischer
Tugend und Sittenstrenge, aber auch für republikanische Gesinnung;
vgl. Gruber S. 225; Stellensammlung bei Otto S. 78. Der censor Cato
(M. Porcius Cato) wird auch parent. 22, 3 f. neben Aristides genannt
(nec solus semper censor Cato nec sibi solus / iustus Aristides his
placeant titulis) und vor allem an diesen mag Ausonius auch hier gedacht
haben, wenngleich der Caesargegner Cato Uticensis ebenfalls wegen
seiner Strenge bekannt war (Mart. 11, 2, 1 f. triste supercilium durique
severa Catonis frons), wodurch sich der bereits bei Seneca sprichwörtliche
Plural erklärt. Die Frage diskutiert ausführlich Cavarzere, Komm. S. 157 f.
388 pollet: Vgl. Auson. parent. 30, 3 ingenitis pollens virtutibus (Tr).
Aristides: Athenischer Politiker zur Zeit der Perserkriege. Seit dem
4. Jh. v. Chr. trägt er den Beinamen der Gerechte“ (᾿Αριστείδης ὁ δίκαιος,
”
vgl. Cic. Sest. 141 qui unus omnium iustissimus fuisse traditur ). Die
Formulierung des Ausonius (nec . . . unus tantum; ähnlich parent. 22, 3 f.,
s. o.) kann als Korrektur der Bewertung Ciceros verstanden werden.
Zu Aristides verweist Lolli S. 207 auf I. Calabi Limentani: Aristide il
giusto, Fortuna di un nome, RIL 94, 1960, 43–67. illustrat: Vgl. Di
Salvo 56 Anm. 62. Athenas: Die Bedeutung Athens ist für Ausonius
nur noch eine kulturelle. Das zeigt sich besonders in der Erwähnung
im Ordo urbium nobilium (V. 86–91) erst an fünfzehnter Stelle (Beck,
Tres Galliae 54) nach den spanischen Städten; hervorgehoben werden die
friedenbringende Olive“, die Beredsamkeit und die Kolonisation. Vgl.
”
Di Salvo 147 und 212 ff.
246 D. Finale (381–483)
Der Dichter weist sich selbst zurecht, indem er sich vorwirft, allzu
rasch das Enkomion (praeconia) zu beenden. Durch die ausführliche
Ankündigung erfüllt der vorliegende Text selbst schon diese Aufgabe
einer umfangreicheren Würdigung. Ohne noch das spätere Enkomion auf
die Gallia Belgica verfaßt zu haben, läßt Ausonius sein Gedicht auf die
Mosel in einem Lob Galliens enden. Dazu dient einleitend ab V. 399 die
rhetorische Form der Praeteritio. Vergleichbar ist (nach Sivan [3.1.] 122)
die Ankündigung eines Werkes über die militärischen Erfolge Gratians
(grat. 9 und 62), die ebenfalls nicht eingelöst wurde. Vgl. zur Funktion
des ganzen Abschnitts Galand-Hallyn [3.1.] 344–346, Consoli, RCCM 37,
1995, 129 f.; Scafoglio, WS 117, 2004, 169–172.
390 victus amore tui: Wie Verg. Aen. 12, 29 (M 2). praeco-
nia: Wiederholt V. 453; vgl. V. 404 und drei weitere Belege bei
Ausonius. Durch die Zwischenstellung muß tui auch darauf bezogen
werden. detero: Vielleicht nach Hor. carm. 1, 6, 12 (Fr); vgl. zur
übertragenen Bedeutung im Sinne von detrectare ThlL V 805, 67–70;
M. E. Consoli, RCCM 37, 1995, 130. Während aber dort Horaz ein
Lobgedicht auf Agrippa ablehnt, weil er als Lyriker dazu nicht in der
Lage sei, gesteht Ausonius seine Schuld“ ein, deutet das Ende des
”
vorliegenden Gedichts an und verheißt ein größeres Lied. Vgl. auch Nardo
[3.2.] 326; Lourenço [3.2.] 263.
391: BR. chelyn: Die bei Ausonius nur hier gebrauchte, hoch-
poetische griechische Bezeichnung für die Leier (Schildkröte; lat. testudo)
auch Stat. silv. 1, 5, 1. extremo carmine: Wie Ov. fast. 3, 390 (C).
netis: Griechisch νέτη (sc. χορδή) als Bezeichnung für die unterste Saite,
im Lateinischen Terminus technicus seit Vitr. 5, 4, 5; vgl. Chalc. Tim. 40
und 44. Boethius erklärt mus. 1, 20 septima (sc. chorda) autem dicitur
nete, quasi neate, id est, inferior. Inter quam neten et paramesen est
sexta, quae vocatur paranete, quasi iuxta neten locata (D). Singuläre
Variante des Versschlusses carmina nervis (Mastandrea 105).
II. Ankündigung eines größeren Liedes (389–417) 247
392–394: Der Dichter erwartet, in seinem Alter noch einmal den Stoff
für literarische Tätigkeit zu finden. C. Di Giovine, BStudLat 40, 2010,
530 f. hat durch Interpunktion und leichte Textänderung (commendet
honos. Tum facta) die Struktur des Abschnitts geklärt, nach Green
z. St, expressed with an abundance of literary echoes“. tempus
”
erit, cum me: Wie Tib. 1, 4, 79 (Tr); Ov. fast. 1, 529 (M 2);
Stat. Theb. 1, 32 u. ö. (H); um folgenden Konjunktiv vgl. L.-H.-Sz.
II 622 (final-konsekutiv). studiis ignobilis oti: Nach Verg. georg.
4, 564 studiis florentem ignobilis oti (Fr), bringing the achievement
”
of the Mosella and that of the Georgics into proximity“ (O’Daly [3.2.]
150). Gemeint ist die Ferne von den Aufgaben des Hofdienstes, die durch
literarische Tätigkeiten (studiis) kompensiert werden wird. Gleicher
Versschluß Auson. praef. 5, 15 (C); vgl. zu V. 475. mulcentem
curas: Wie Stat. silv. 3, 1, 63 curas mulcere (M 2). mulcentem . . .
foventem: Der Reim (Homoioptoton) wie V. 460; nicht selten bei Vergil
(Austin II S. 220). seniique aprica: Als Vorbild für das kühne
”
Bild“ (H) gilt Pers. 5, 179 aprici . . . senes (Tr). Über aprica vgl. zu
V. 155. materiae commendet honos: Umschreibung für materia
honesta. Beispiele ähnlicher Umschreibungen bei Hosius. Vgl. parent.
praef. quosdam (sc. versiculos) solet commendare materia (Fr). Dräger,
Ed. 2011, S. 430 erinnert an Biss. 1, 3 otium magis foventes quam
studentes gloriae. Abhängig davon ist der Dativ studiis.
4, 88. Als Ausdruck für ein ausgefeiltes Gedicht wie oben tenui filo und
anschließend tenui . . . subtemine. Auch in der Rhetorik ist das Attribut
gebräuchlich (Martin, Rhetorik 331 ff.).
397 Pierides: Die Musen; vgl. Cic. nat. deor. 3, 54 Musae, quae
Pieridas et Pierias poetae solent appellare, benannt nach der makedoni-
schen Landschaft Pieria (andere Deutungen RE Suppl. VIII [1956] 495 f.).
397 f.: Ähnlich schildert Vergil den Webvorgang georg. 1, 294 arguto
coniunx percurrit pectine telas und Aen. 7, 14 (S). Zur Technik selbst vgl.
RE V A (1934) 173–185. Mit subtemen wird der Einschlag“ bezeichnet,
”
der die Kettenfäden (telas) des Aufzugs durchkreuzt (percurrent); sie
sind am Kettenbaum, dem oberen Querbalken des Webstuhls, befestigt
(aptas, vgl. Ov. met. 6, 55 tela iugo vincta est und zu dieser Bedeutung
von aptus Cic. Tusc. 5, 62 gladium e lacunari saeta equina aptum).
398: BR. purpura: Entweder auf das Gewebe zu beziehen, das durch
die Zugabe von Purpurfäden aufgewertet wird, oder auf die zu erwarten-
de größere Ehre (V. 474 honos). Ausführlich ist die Stelle zuletzt von
Cavarzere, Komm. S. 161 f., besprochen, der aber eine Anspielung auf den
Kaiser durch die Nennung der kaiserlichen“ Farbe Purpur ausschließt.
”
Vergleichbarer Versschluß griph. 11 (P). Das Glanzstück eines Gedichts
bezeichnet Horaz ars 16 f. als purpureus . . . pannus (Tr).
400 catos: Wie prudens, scitus u. ä. (H) nur hier mit dem Gen.
verbunden (ThlL III 623, 60), wohl aus metrischen Gründen und wegen
des folgenden potentes, wo diese Konstruktion gut belegt ist (Lolli,
Parentalia S. 119); sonst bei Ausonius, wie üblich, mit dem Abl. (epigr.
95, 1; parent. 17, 15). Die Verwendung des archaischen Wortes bespricht
Nardo [3.2.] 327. Konkret kann man an die mit dem Kaiserhof, aber
auch mit der provinzialen und städtischen Verwaltung verbundenen
verschiedenen Gruppen von Rechtskundigen denken, wie sie F. Wieacker,
Recht und Gesellschaft in der Spätantike, Stuttgart 1964, 81 aufzählt und
250 D. Finale (381–483)
401: Als Advokaten sind die Rhetoren für ihre Parteien (rei ) agierende
Anwälte, die rhetorisch ausgebildeten Sachwalter“ (Wieacker l. c.).
”
Nicht zuletzt wegen des sprachlichen Anklangs an cod. Theod. 1, 29, 5
(a. 370), wodurch die Einsetzung von defensores civitatis in jeder Ge-
meinde verfügt wurde, ut innocens et quieta rusticitas patrocinii beneficio
fruatur (Marx [3.2.] 380), hat man hier einen Hinweis auf diese Funktion
sehen wollen (Cavarzere, Paideia 57, 2002, 61). Die defensores civitatis
sind 368 erstmals belegt, aber wohl schon seit dem Anfang des Jahrhun-
”
derts vorhanden. Sie sollten bes. die niederen Stände der Städte gegen
Rechtsverletzungen der Mächtigen schützen“ (R. Klein, LMA III 634 f.;
Demandt, Spätantike2 456). Mit praesidium . . . reis, nach Hor. carm.
2, 1, 13 insigne maestis praesidium reis (Tr), vgl. Auson. prof. 24, 7 inque
foro tutela reis; Ov. Pont. 4, 16, 42 praesidium . . . fori (H), sind aber nicht
nur die Angeklagten gemeint, sondern die Prozeßparteien wie Cic. de
orat. 2, 321. sublime: Vielleicht Anspielung auf die Stilhöhe der Rede.
403: BR. praetextati . . . ludi: Gemeint ist die Schule, die bis zum
17. Lebensjahr besucht wurde, solange der römische Knabe die mit
II. Ankündigung eines größeren Liedes (389–417) 251
einem Purpurstreifen verzierte toga praetexta trug; vgl. Auson. prof. 18, 7
praetexta . . . pubes (Tr).
405 suas rexere urbes: Die Junktur nach Ov. met. 2, 370 magnas
rexerat urbes und 4, 212 (M 2); zur Sache vgl. die Selbstaussage von Prud.
praef. 16 ff. bis legum moderamine frenos nobilium reximus urbium, ius
civile bonis reddidimus, terruimus reos; die von Mirmont 1892, 201 f.
vermutete Abhängigkeit des Prudentius von Ausonius bezweifelt Charlet
[3.2.] 7, der Anm. 36 auf die Formulierungen bei Cic. rep. 1, 53 (in iis
civitatibus quae ab optimis reguntur ) und 43 (Massilienses per dilectos et
principes cives . . . reguntur ) verweist. Nicht auf den Geburtsort, sondern
auf die Verwaltungsorte der Statthalter bezieht sich das Attribut suas
(Green).
407 f.: Die vicarii sind Verwalter der Diözesen (vgl. Einleitung S. 4)
und dort Stellvertreter des praefectus praetorio (daher praefecturarum
titulo tenuere secundo). Da hier nur die vicarii Britanniens und Italiens
genannt sind, vermutete man die Beziehung auf bestimmte Personen.
Nach dem Textzusammenhang muß es sich jedoch nicht um Personen mit
Herkunft aus der Gallia Belgica handeln, sondern um Beamte, die mit
252 D. Finale (381–483)
dem Trierer Hof besonders eng verbunden waren; vgl zu V. 24 Belgae. Die
Nennung der Diözesen Italia und Britannia erklärt sich aus der aktuellen
politischen Situation (s. u.).
407: BR. aut: Pretes Ergänzung aut <qui> ist unnötig, da aut die
erforderliche Trennung der beiden Satzglieder bewirkt (K.-St. II 100).
Italum populos: Wie Verg. Aen. 6, 92 gentis Italum. Zusammenstellung
der von Ausonius verwendeten Genitive der 2. Deklination auf -um bei
Delachaux [3.3.] 83. – Anders als für die Verhältnisse in Britannien
(siehe das Folgende) läßt sich der Hinweis auf Italien nur schwer mit
einem zeitgleichen Ereignis zusammenbringen. Von den beiden Diözesen
Italia, nämlich annonaria (Oberitalien) und suburbicaria (Unteritalien),
dürfte wohl die letztere nicht in Betracht kommen. In das Jahr 370 fällt
die Ansiedlung von gefangenen Alamannen durch den magister equitum
Theodosius (s. u.) als Kolonen in der Poebene (Amm. 28, 5, 15). Auch
das ist ein Erfolg, der in den Zusammenhang der Kämpfe Valentinians
gegen die Alamannen paßt. Welche Rolle allerdings dabei der vicarius
der Diözese spielte, ist unbekannt, zumal da die vicarii Italiae zwischen
365 und 374 nicht namentlich bekannt sind. Der von Böcking und Hosius
genannte Cataphronius war erst 376/377 vicarius Italiae (Ternes z. St.;
PLRE I 186) und scheidet demnach aus. aquilonigenas: Neubildung;
vgl. Auson. ecl. 7, 2 (= 362 S.) 22 Saturnigenam (H); ecl. 24, 36 caeligena
und oben zu V. 116. Zur Sache vgl. Di Salvo 77. Britannos: Im Jahre
368 schickte Valentinian den magister equitum Theodosius (PLRE I
902–904), den Vater des gleichnamigen späteren Kaisers, zur Beruhigung
der von Aufständen und Überfällen gekennzeichneten Situation nach
Britannien. Dieser richtete Valentinian zu Ehren dort eine fünfte Provinz
Valentia bzw. Valentiniana ein. Auf Bitten des Theodosius hin wurde
Civilis als vicarius nach Britannien geschickt. Er ist nur aus Amm.
27, 8, 10 bekannt, wo es von ihm heißt: Civilem nomine recturum Britan-
nias pro praefectis ad se poposcerat mitti (sc. Theodosius), virum acrioris
ingenii, sed iusti tenacem et recti. Damit beginnt die letzte bescheidene
”
Blütephase des römischen Britannien“ (Demandt, Spätantike2 141; vgl.
K. Brodersen: Das römische Britannien, Spuren seiner Geschichte, Darm-
stadt 1998, 233–240). Während für die Zeit nach 368 Einzelnachweise
über die vicarii Britanniarum fehlen (PLRE I 1080), fügt sich das Urteil
des Ammianus über Civilis aufs beste zu dem, was Ausonius an den
Provinzstatthaltern rühmt. Der Befriedungserfolg des Theodosius und
des vicarius Civilis in Britannien paßt vorzüglich als Parallele zu der
Befriedung des Mosel-Rhein-Gebiets durch Valentinian. Insofern zeigt die
Aussage des Ausonius auch hier wiederum die panegyrische Tendenz der
Mosella.
II. Ankündigung eines größeren Liedes (389–417) 253
409 caput rerum: Wie Ov. met. 15, 736 caput rerum, Romanam
urbem (H), dazu Consoli, RCCM 37, 1995, 132; Tac. ann. 1, 47, 1; vgl. zu
V. 378 und 483. Daneben steht die häufigere Junktur caput orbis (dazu
Doblhofer II S. 106). Die mythologische Erklärung findet sich bei Livius
5, 54, 7 hic Capitolium est, ubi quondam capite humano invento respon-
sum est eo loco caput rerum summamque imperii fore. populumque
patresque: Alliterierender formelhafter Versschluß wie Verg. Aen. 4, 682
(S) und oft (Belege bei Hosius z. St.; Mastandrea 677).
412 Fortuna: Die Möglichkeit des Bezugs auf die Gottheit erwägt
Di Salvo 187. Die Syntax des Satzes beschreibt eher die Aktion einer
göttlichen Macht (vgl. parent. 22, 13) als eines Abstraktums; daher
Großschreibung wie Peiper u. a. Wie Fortuna als Fortuna Augusta eng
mit dem Kaiserhaus verbunden ist, kann hier Fortuna stellvertretend
für den Kaiser selbst gesagt sein, denn realiter kann nur dieser die
angesprochenen Ehrungen gewähren.
416 f.: Zitiert von Beat. Rhen. Germ. 1 p. 42, 20 f. M., der V. 421–424
anschließt.
417: Zum Inhalt vgl. Di Salvo 246. felicem fluvium: Vgl. zu V. 371.
sacremus: Mit der unbestimmten, hochstilisierten Wendung (vgl. N.-H.
zu Hor. carm. 1, 26, 11) dürfte ebenso wie bei Horaz der Gedanke an
die Unsterblichkeit durch das Lied verbunden sein (vgl. consecrare ThlL
V 384, 43 ff.). Hosius versteht den Ausdruck im Sinne von feierlich
”
bestatten = zu Ende bringen“, Fr. Marx, RhM N. F. 80, 1931 385 so,
daß die Mosel dem weltberühmten Rhein als Weihgeschenk in die Arme
”
gelegt wird“ (zustimmend L. Deubner, Philologus 89, 1934, 253). Eine
vergleichbare Vorstellung wird mit der Einmündung der Sauer in die
Mosel V. 354–358 verbunden. Zum Hexameterschluß vgl. zu V. 27.
422–424: Die Zeilen beziehen sich auf die Kriege Valentinians ge-
gen die Alamannen in den Jahren 369 und 370, während das erfolglose
Unternehmen gegen den Alamannenkönig Macrianus 372 (Amm. 29, 4
und 30, 7, 11) natürlich nicht in den Zusammenhang der triumphi paßt,
aber ohnehin nach dem Abschluß der Mosella stattgefunden haben
dürfte. Auch der Feldzug des Jahres 368 (vgl. Einleitung S. 16), an
dem Gratian und vermutlich auch Ausonius selbst teilnahmen, war
nicht so erfolgreich (vgl. Amm. 27, 10, 16), daß er im nachhinein zu
den triumphi gerechnet werden konnte. Gesichert ist dagegen durch
die Eigennamen Nicer und Lupodunum der Feldzug des Jahres 369, an
dem auch Symmachus teilnahm, und der Vorstoß zu den Donauquellen
370. Mit diesen Unternehmungen war die Ruhe an der Rheingrenze
hergestellt, das Rhein- und Moselgebiet war in den folgenden Jahren
ohne Bedrohung. Diese Situation spiegelt die Mosella wider.
422: BR. Es gibt zwar keine Belege für förmliche Triumphe außerhalb
Roms und Konstantinopels (G), aber der erweiterte Sprachgebrauch as-
soziiert nach einem erfolgreichen Feldzug die Vorstellung eines Triumphs.
Symm. or. 2, 2 spricht im Zusammenhang mit dem Feldzug von 369
von triumfalia castra; vgl. ibid. 11 triumphi speciem vicit inpunitas
(sc. der Alamannen) und besonders 30 (dum orbis secreta rimaris,
dum in medullis barbarorum non tentoria sed tecta constituis, triumfum
pacis egisti ), woraus man schließen kann, daß tatsächlich kein Triumph
stattfand. Da der Sohn Gratian den Vater Valentinian auf beiden Zügen
begleitete (vgl. auch zu V. 450), kann Ausonius von iuncti triumphi
sprechen. Das Attribut wird V. 426 Mosel und Rhein beigelegt, womit
die Vereinigung der Flüsse die gemeinsamen Anstrengungen von Vater
und Sohn widerspiegelt (angedeutet von Di Giovine [3.2.] 218). Über die
hier vorliegende wohl metaphorische Ausdrucksweise vgl. mit weiterer
Literatur Pabst, Reden 250 f. und Divisio [3.1.] 195; zu wenig differenzie-
rend Brodka [3.1.] 27 Rom verliert bei Ausonius sein Triumphmonopol“.
”
Zur Triumph-Symbolik vgl. auch die Beziehung zu Clitumnus V. 27.
Die Stilistik der Wendung natique patrisque bespricht Cavarzere, Komm.
S. 168. Die Junktur spectavit . . . triumphos wie Ov. Pont. 2, 2, 91 (C).
III. Mosel und Rhein (418–437) 259
423: BR. exactis: Den Gebrauch von exigere bei Ausonius bepricht
Di Salvo 64 ff.; vgl. Dies. 200. Nicrum: Der Name des Neckars
erscheint vorher in der Literatur nur Paneg. 6 [7] 13, 2 (in der Form
Nicer , zitiert zu V. 420) und Symm. or. 2, 24, der ausdrücklich darauf
hinweist, daß frühere Autoren den Fluß nicht erwähnten: Nigrum parem
maximis (sc. fluminibus) ignoratione siluerunt. nunc primum victoriis
tuis externus fluvius publicatur. Zum Wechsel in der Schreibweise Ni-
cer/Niger und zur Namensform vgl. RE XVII (1936) 173; Weisgerber
330; Rasch 75; Berger 208; Falileyev 151. Die späte Erwähnung des
Neckars ist umso bemerkenswerter, als das Flußtal seit der 2. Hälfte
des 1. Jahrhunderts n. Chr. als Grenzgebiet des Imperium Romanum
zahlreiche militärische und zivile Anlagen aufweist; vgl. die Karten
in Imperium Romanum I S. 48 und 49. Dazu paßt die Feststellung
von Kai Brodersen (Imperium Romanum I S. 33), daß aus römischer
” ’
Sicht‘ traditionellerweise nicht die geographischen Details . . . zwischen
Rhein und Donau von Interesse waren, sondern allenfalls die Grenz-
marke der Erde im Westen: der Rhein selbst“. Durch den Verlust des
Dekumatlandes nach dem Alamanneneinfall von 259 lag das Gebiet
außerhalb der Grenzen des Imperiums. Lupodunum: Bereits Beatus
Rhenanus (Germ. 1 p. 42, 26 ff. M.; vgl. ibid. 3 p. 286, 16) korrigierte
die Überlieferung in Lupodunum, setzte aber den Namen mit der 1416
geschleiften Burg Lupfen (Hohenlupfen) in der Baar (Schwäbische Alb)
gleich. Marquard Freher, De Lupoduno Antiquissimo Alemaniae Oppido
Commentariolus, Heidelberg 1618 (http://diglib.hab.de/drucke/gm-4f-
524/start.htm; zweisprachige Ausgabe von Hermann Wiegand, Heidelberg
1998), erkannte in dem Ortsnamen das inschriftlich belegte Lopodunum,
Vorort der civitas Ulpia Sueborum Nicrensium. Diese Ansiedlung, das
heutige Ladenburg, wurde im Zusammenhang mit der Besetzung des
oberen Neckartals unter Vespasian errichtet. Außer in Inschriften ist
der Ortsname in der antiken Literatur nur an unserer Stelle überliefert.
Einen Überblick über die Stadtanlage und die Funde geben C. Sebastian
Sommer: Vom Kastell zur Stadt, LOPODVNVM und die CIVITAS
VLPIA SVEBORVM NICRESIVM, in: H. Probst (Hrsg.): Ladenburg,
Aus 1900 Jahren Stadtgeschichte, Ubstadt-Weiher 1998, 81–201 und
Britta Rabold, in: D. Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg,
Stuttgart 2005, 161–168 sowie Imperium Romanum I S. 177–180. Die
Entdeckung Frehers im Kontext humanistischer Bemühungen um den
Text der Mosella bespricht Wiegand bei Probst S. 447–457.
stößt bis an die Grenzen der Welt vor (or. 2, 24 dum orbis terminos
quaeris), ja erweitert diese durch die Entdeckung neuer Gebiete. Wäre
Valentinian schon 369 bis zu den Donauquellen vorgestoßen, hätte
Symmachus dieses Unternehmen mit Sicherheit in seinem Panegyricus
gebührend gefeiert. Ausonius aber kann hier noch mehr rühmen als den
Vorstoß in das ehemalige Reichsgebiet am Neckar. Valentinian tritt in die
Fußstapfen der großen Eroberer, indem er die Quellen eines der bedeu-
tendsten Flüsse entdeckt und bekannt macht; er wird zu einem Antitypus
Alexanders wie er auch zu einem Antitypus des Augustus wird (vgl. zu
V. 437). Während der Ursprung der Donau in vorrömischer Zeit in den
Alpen vermutet wurde, hat der Vorstoß des Tiberius im Jahre 15 v. Chr.
vom Bodensee aus Quellflüsse der Donau erschlossen (so Brandis, RE IV
[1901] 2115 zu Strabo 7, 1, 5 p. 292 Τιβήριος ε˜᾿ιδε τὰς του̃ ῎Ιστρου πηγάς).
Ob er jedoch das Quellgebiet beim heutigen Donaueschingen erreichte, ist
nach Brandis unsicher (eine Nachricht darüber vermutet er bei Plin. nat.
31, 25) und bis jetzt umstritten; vgl. K. Dietz, in: Die Römer in Bayern,
Stuttgart 1995, 32 f. mit weiterer Lit. Entscheidend für Ausonius ist wie
schon für Symmachus die damit zu verbindende Herrscherpanegyrik, wie
sie auch Paneg. 11 [3] 16, 4 formuliert wird, wo die Donau zusammen mit
der Elbe als Nordgrenze des Imperiums bezeichnet wird (sub extrema
septentrionis plaga, qua fervidum caput Danubius evolvit). Zur selben Zeit
verfaßte Ausonius die Epigramme 3 und 4, die den gleichen triumphalen
Geist atmen (3, 7 f. caede fuga flammis stratos periisse Suebos / nec
Rhenum Gallis limitis esse loco; 4, 1 f. Danuvius penitis caput occultatus
in oris / totus sub vestra iam dicione fluo und 4, 6 f. omnia sub vestrum
flumina mitto iugum, woran sich für Valens die Erwartung anschließt
inveniet fontes hic quoque, Nile, tuos); vgl. Anhang S. 282 ff. Im übrigen
war es Sitte, bei Triumphzügen Tafeln mit Namen und Darstellungen
unbekannter eroberter Orte mitzuführen. Die Nennung der Namen Nicer
und Lupodunum in der Mosella ist in dieser Tradition zu sehen und fügt
sich in den Zusammenhang Triumph“; vgl. K. Brodersen: Terra cognita,
”
Studien zur römischen Raumauffassung, Hildesheim 1995, 118 ff.; Fordyce
zu Verg. Aen. 8, 726 ff. Latiis . . . annalibus: Wie Lucan. 3, 309 (M 2).
426 feret: Die Mosel selbst wird die Siegesnachrichten überbringen wie
epigr. 3 die Donau sich selbst in dieser Rolle des Boten sieht; vgl. Anhang
S. 282 ff. iuncti: So wie die beiden Augusti durch die Triumphe
verbunden sind (C); das Bild wird anschließend durch gemino . . . tractu
wieder aufgenommen. Die Mosel wird auch dadurch aufgewertet, daß
sie als Zwilling (vgl. V. 420 fraternis . . . aquis) des größeren Rheins
erscheint. V. 432 wird das ursprüngliche Bett des Rheins sich breiter
machen für die geschwisterlichen“ Ufer und nach der Vereinigung wird
”
der Rhein zwei geschwisterliche“ Namen haben.
”
427 mare purpureum: Seit Verg. georg. 4, 373 (vgl. V. 467) geläufige
Junktur entsprechend griech. πορφύρεος (M 2). Vgl. Blümner 194 f. und
Cavarzere, Komm. z. St. propellite: Wie Avien. orb. terr. 928 Caspia
propellit luctu freta (sc. Oxus) (Hosius mit weiteren Belegen).
429: Die nach einem Sprichwort oder einer ethischen Maxime klin-
gende Formulierung ist nur in Hinblick auf den Rhein sinnvoll: Er als
Gastgeber (richtig Cavarzere: chi ospita“; vgl. Tac. hist. 3, 41, 1 hospitum
”
domus) muß nicht neidisch auf die Vorzüge der Mosel sein, er behält
ja nicht nur sein prestige“ (s. o.), sondern auch seinen Namen, anders
”
als die Zuflüsse der Mosel V. 353. Die früheren Übersetzer seit Las-
saulx, Tross, Böcking, Hosius usw. beziehen dagegen hospes auf die Mosel.
von der Mehrzahl der Erklärer seit Böcking auf die beiden Mündungsarme
Lek und Waal (ThlL V 1, 1637) bezogen. Dagegen hat Cavarzere, Komm.
S. 171 f., den im einzelnen problematischen Text konsequent auf die Verei-
nigung der beiden Flüsse gedeutet. Seine Erklärung ist hier übernommen.
Auf die Nähe zur Beschreibung des Rheinlaufs von der Quelle bis zum
Bodensee in dem lückenhaften Text bei Amm. 15, 4, 2 f. verweist Di
Giovine [3.2.] 221.
432: BR. Das Flußbett des Rheins wird nach der Vereinigung der
beiden Flüsse breiter werden. Mit geminis . . . ripis sind demnach
nicht die beiden“ Ufer des Rheins, wie in der gleichen Junktur Sil.
”
13, 29; Stat. Theb. 5, 516 u. ö. gemeint (Marsili, Ed. S. 81; Pastorino,
Ed. S. 533 Anm. 79 u. a.), sondern die geschwisterlichen“ Ufer der
”
einmündenden Mosel (vgl. zu V. 426), für die sich das Flußbett des
Rheins verbreitert. divortia: Der poetische Plural, vielleicht angeregt
durch ähnlichen Gebrauch von litora, ripae (L.-H.-Sz. II 16 f.), bezeichnet
nicht verschiedene Mündungen des Rheins (Böcking, Hosius, Evelyn
White u. a.), sondern die Grenzscheide (Sil. 3, 419 aeterna tenet magnis
divortia terris sc. Pyrene; Tac. ann. 12, 63, 1 artissimo inter Europam
Asiamque divortio Byzantium . . . opposuere Graeci ) und damit den
Zwischenraum oder Abstand zwischen beiden Ufern des Rheins nach
seiner Vereinigung mit der Mosel; Di Giovine [3.2.] 220; danach Erm.
epist. 36 p. 182 divortia Rheni.
434: BR. accedent vires: In Hinblick auf die Tendenz des Gedichts
und die historische Situation wird man vires im doppelten Sinne
verstehen: Es sind zunächst die Wassermassen“ (wie Stat. Theb.
”
9, 450), die der Rhein durch seine Vereinigung mit der Mosel erhält
(Tross; Wogenmenge“ Hosius; Di Giovine [3.2.] 221 f.) und durch die
”
er (Anapher in V. 436) einen doppelten Namen bekommt. Zu accedent
wäre, entsprechend V. 436, tibi zu ergänzen. Andererseits dachte schon
A. Riese [3.2.] an die Rheinbefestigungen, die unter Valentinian verstärkt
wurden, was den Hinweis auf den verus limes nahelegt (ebenso Marx,
RhM 80, 1931, 385; L. Deubner, Philologus 89, 1934, 353). Cavarzere
versteht das Verbum absolut und übersetzt si aggiungeranno a te
”
nuove forze“ und verweist Paideia 57, 2002, 50 = Komm. S. 173 auf
Paneg. 6 [7] 11, 1–3 und 5. Francia: So wird auf der Peutingerschen
Tafel das rechtsrheinische Gebiet bezeichnet (Franken I S. 56 Abb. 38).
Chamaves: Germanischer Stamm am Unterlauf des Rheins (Franken I
S. 57 Abb. 39); 356 zum Frieden gezwungen (DNP s. v. Chamavi).
435 Germani: Hier Sammelbegriff für alle Völker östlich des Rheins
(M 1). limes: Wiederholt wird der Rhein bei den Panegyrikern
(vgl. D. Lassandro, CISA 13, 1987, 295–300; Di Salvo S. 166) als
limes erwähnt. Ausführlich äußert sich der Redner des im Jahre 289
in Trier auf Maximian gehaltenen Panegyricus über die Bedeutung des
Rheins, der durch den Vorstoß des Kaisers in rechtsrheinisches Gebiet
seine Bedeutung als Grenze verloren habe (10 [2] 7, bes. 7 quidquid ultra
Rhenum prospicio, Romanum est). Nach den erneuten Germaneneinfällen
um die Mitte des 4. Jh. stand für Valentinian die Grenzsicherung im
Vordergrund. Die Funktion als verus limes verdankt der Rhein jetzt
nicht zuletzt der Verstärkung durch die Mosel. In der Betonung des verus
limes könnte man eine Revision der Aussage des Symmachus sehen, der
noch im Jahr 369 formulierte (or. 3, 9) ecce iam Rhenus non despicit
264 D. Finale (381–483)
443 audax: Wie Verg. georg. 4, 565 (S), bereitet zusammen mit
exigua fide die Bescheidenheitsfloskeln vor, die bis V. 448 das Hauptmo-
tiv bilden. concino: Als verstärktes cano im Sinne von laudare wie
sonst häufig in der klass. Dichtersprache (ThlL IV 53, 82 ff.); resultatives
Praesens wie oft bei Verben des Sagens (L.-H.-Sz. II 305).
443 f.: Während fas (vgl. zu V. 187) und sacrum . . . amnem (wie
V. 374 dia Mosella) dem Sakralbereich entnommen sind, zeigt perstrin-
xisse (vgl. Di Salvo 153) . . . tenui libamine, anders als parent. 3, 24 haec
tibi de Musis carmina libo tuis, den Bescheidenheitstopos wie grat. 61;
Cens. 1, 11 tibi haec exigua reddo libamina (C); vgl. zu V. 77–81. Eine
nur kleine, aus dem Musenquell geschöpfte Dichtung, hat er dem Fluß
geweiht, wiederholt V. 474 tenui . . . Camenae, später soll das größere
Epos folgen. Der enge gedankliche Zusammenhang zeigt, daß die eigent-
liche Sphragis erst mit V. 447 endet. V. 448 beginnt, mit Ast ego deutlich
markiert, ein neuer Absatz. Die Anklänge an Vergil besprechen O’Daly
[3.2.] 150; Galand-Hallyn [3.1.] 347 f.; Consoli, RCCM 37, 1995, 132 f.
IV. Erneute Ankündigung (438–468) 267
445–447: Die fiktive Annahme einer Vielzahl von Dichtern, die das
Lob der Mosel singen, ist ein weiteres panegyrisches Element. Von diesen
setzt sich jedoch Ausonius selbstbewußt und kritisch ab; vgl. Cavarzere,
Komm. z. St. sunt tibi multi: Während die vergleichbare Aussage
Verg. ecl. 6, 6 f. (H) dort eine recusatio begründet, dient sie hier als
Entschuldigung für die Kürze des Gedichts.
451 f.: Die Stelle gehört zu den am meisten diskutierten des Gedichts.
Wenn Ausonius auf seinen Konsulat des Jahres 379 (vgl. Einleitung
S. 11) anspielt, dann kann V. 451 erst 378/379 oder später verfaßt
sein und ist erst nachträglich in das Gedicht eingeschoben worden, da
der noch als lebend angesprochene Valentinian I. am 17. 11. 375 starb
und alle anderen historischen Faktoren für die Abfassungszeit 370/371
sprechen. Im gesamten Kontext des Abschnitts, ja in der ganzen Mosella
spricht Ausonius jedoch nirgends von seinen politischen Ämtern, umso
nachdrücklicher aber von seiner Rolle als Prinzenerzieher. Darauf ver-
weist nicht nur das Vergilzitat in V. 450, das an die Sorge der Venus um
ihren Enkel Iulus erinnert (vgl. epigr. 3, 6 superum cura secunda Valens),
sondern auch V. 452, der die Erziehertätigkeit umschreibt. Dieser Hinweis
auf die Erzieherrolle und der immanente Vergleich mit dem Sohn des
Aeneas, Ascanius/Iulus, dem Gründer von Lavinium, der Mutterstadt
Roms, verbindet auf subtile Weise das Geschlecht Valentinians mit
den Anfängen Roms. Unter diesem Aspekt wirkt V. 451 inhaltlich und
stilistisch geradezu als Fremdkörper; Shanzer, Historia 47, 1998, 232
Anm. 157 spricht treffend von the awkward postponement of mittent“.
”
Da die Mosella nach dem Zeugnis des Symmachus sehr rasch verbreitet
wurde (vgl. Einleitung S. 38), ist außerdem eine Aussage des Ausonius
über seine politische Karriere-Erwartung bereits zum Zeitpunkt der
IV. Erneute Ankündigung (438–468) 269
451: Die fasces und die sella curulis, umschrieben mit honore curuli
(ebenso praef. 1, 37, zitiert zu V. 451 f. und ordo 168 = 20, 40) und mit
gleicher Stellung im Vers wie Stat. silv. 5, 2, 167 (H), sind noch in der
Spätantike Kennzeichen des Konsulats. Das Amt hatte auch damals
nichts von seiner Würde verloren (vgl. Einleitung S. 11 Anm. 57), und
noch Iordanes (Get. 289) bezeichnete es im 6. Jh. als summum bonum
primumque in mundo decus (Demandt, Spätantike2 336). Über die
Doppelbedeutung von Ausonius und das damit verbundene Wortspiel
vgl. Di Salvo S. 201.
453 Arctoi: Offenbar hat sich der Blickpunkt so verlagert, daß Ausonius
schon in Gedanken von Bordeaux aus nach Norden blickt, wie sonst
von Rom aus der Rhein und andere Flüsse des Nordens gesehen werden
(Lucan. 5, 268; Belege bei Mirmont 1889, Hosius und Cavarzere). Di Salvo
246 bespricht den Gebrauch des Adjektivs. praeconia: Vgl. zu V. 390.
454: BR. addam urbes: Nach Verg. georg. 2, 155 und 3, 30 (dazu
Posani [3.2.] 52; Scafoglio, Tecnica allusiva [3.2.] 452) sowie in der Sprache
der Panegyrik paneg. 2 [12] 4, 4 (H). Wie bei Vergil die Städte als Zeugen
”
der Siege des Augustus und als Symbol des endlich wiederhergestellten
Friedens genannt werden“, so wird Valentinian dadurch als Friedensstifter
gepriesen (Görler [3.2] 113 f. = 174). Di Salvo 16 sieht hier un vago
”
presagio“ des Ordo urbium nobilium. Eine Liste der Städte an der
Mosel bietet der anonyme Geograph von Ravenna 4, 26 (H). tacito
. . . alveo: Singuläre Junktur (Enallage); vgl. zu V. 83. subter
laberis: Ähnlich V. 22; außer an der unsicher überlieferten Stelle Liv.
30, 25, 6 nur noch Verg. georg. 2, 157 und Ov. trist. 3, 10, 27 belegt; vgl.
Görler 109 und 113; Kenny 191.
460: Durch das wörtliche Zitat des ganzen Verses Verg. Aen. 8, 63 (Tr)
aus der Selbstdarstellung des Tiber ist endgültig die Gleichsetzung
von Mosel und Tiber vollzogen; vgl. zu V. 21 f. Mit dem unmittelbar
anschließenden Katalog der gallischen Flüsse wendet sich der Blick von
Italien zurück in die Heimat des Ausonius. So weitet sich am Schluß
das Enkomion auf die Mosel zu einem Lob Galliens und noch einmal
entfaltet sich das Triptychon“ Italia – Mosella – Gallia als Ausdruck
”
des politischen und kulturellen Selbstverständnisses des Dichters.
461–483: Zum Ende des Gedichts wird ein Katalog von 11 gallischen
Flüssen aufgeboten, die alle hinter der Mosel zurückstehen und ihr
huldigen. Der Katalog selbst ist zweigeteilt. V. 461–468 werden zunächst
7 Flüsse genannt, wobei die Aufzählung sich annähernd von Norden
nach Süden bewegt und in der Heimat des Ausonius endet (über die in
Katalogen beliebte Siebenzahl vgl. Einleitung S. 20 f.). Der zweite Teil
des Katalogs beginnt im Osten Galliens und endet mit der Garonne
ebenfalls in der Heimat des Dichters im Westen. Neben den persönlichen
Bezug des Aquitaniers Ausonius zu den im folgenden genannten Flüssen
tritt die literarische Reminiszenz. Tibull 1, 7 verherrlichte den Triumph
Messallas nach dessen Feldzug gegen die Aquitanier im Jahre 30 v. Chr.,
an dem der Dichter selbst teilnahm; Flüsse und Regionen Südfrankreichs
werden als Zeugen für den Sieg Messallas angeführt.
461 Liger: Als erster Fluß wird mit der Loire der längste Fluß
Galliens (über 1000 km) genannt. Er entspringt in den Cevennen in der
Nähe des Mont Gerbier de Jonc und mündet bei St. Nazaire in den
Golf von Biskaya. Den Römern ist er seit Caes. Gall. 3, 9, 1 (in flumine
Ligeri, quod influit in Oceanum) bekannt; vgl. Tib. 1, 7, 12 Carnutis
et flavi caerula lympha Liger und die Belege RE III (1926) 524 und
Y. Lafond, DNP s. v. Liger. Axona: In den Argonnen entspringt die
Aisne, Nebenfluß der Oise, die wiederum in die Seine mündet. Auch sie
272 D. Finale (381–483)
ist zuerst bei Caesar (Gall. 2, 5, 4 flumen Axonam, quod est in extremis
Remorum finibus) erwähnt. Zur Etymologie des Namens vgl. Falileyev
67. praeceps: Bei einem Höhenunterschied des Flußlaufs von 210 m
ist das sonst gerne für Flüsse verwendete Attribut (pr. Anio Hor. carm.
1, 7, 13; ThlL X 2, 417, 6 ff; für die Belege bei Ausonius vgl. Di Salvo
96) hier kaum zutreffend. Es handelt sich also wohl um eine literarische
Reminiszenz, die mit dem großen Eroberer Galliens verbunden ist.
462: BR. Die Marne (Matrona) entspringt auf dem Plateau von
Langres und mündet bei Paris in die Seine. Sie wird als Grenzfluß
zwischen Galliern und Belgern ebenfalls zuerst bei Caesar (Gall. 1, 1, 2
Gallos . . . a Belgis Matrona et Sequana dividit) genannt. Ausonius
umschreibt das literarisch überlieferte Faktum; in der Spätantike verlief
die Grenze zwischen den Provinzen Gallia Belgica und Lugdunensis
südlich der Marne (A. Ferdière: Gallia Lugdunensis, Eine römische
Provinz im Herzen Frankreichs, Mainz 2011, 17–21). Zur Etymologie des
Namens vgl. Falileyev 158. Ihre Verehrung als Quell- oder Flußgottheit
bezeugt CIL XIII 5674 (abgebildet bei Deru [3.1.] Abb. 74; vgl. auch
Einleitung S. 7 Anm. 29). Pulmanns Korrektur finis verteidigt zuletzt
Scafoglio, Vichiana 4. ser. 4, 2002, 218. intersita: Das seltene Adj.
(ThlL VII 1, 2279, 35 ff.) wie Iul. Val. 2, 28 transgredi flumen intersitum.
464 f.: Die Dordogne entspringt an den Monts Dore in der Auver-
gne in 1380 m Höhe (gelido de monte) und bildet nördlich von Bordeaux
zusammen mit der Garonne den Mündungstrichter der Gironde. Mit
dem Genitivus definitivus (so Vinet) Durani kann entweder (wie Verg.
Aen. 6, 659 plurimus Eridani . . . amnis) der Fluß selbst bezeichnet
werden (spätantike Belege und Namensformen RE V [1905] 1851; Scaliger
wollte Tib. 1, 7, 11 Rhodanus durch Duranus ersetzen, von Ihm, RE l. c.
befürwortet) oder etymologisierend das Gebirge des Quellgebiets (so
IV. Erneute Ankündigung (438–468) 273
A. Szantyr, ThlL VIII 1434, 48), wofür allerdings weitere Belege fehlen.
Scaligers Konjektur concedes, aufgenommen von Mirmont 1889, Peiper
und Prete, versteht Durani als Vokativ wie Sidon. carm. 22, 102 f. et tu
. . . , curvata Durani , durchbricht aber die Reihe der Verbalformen in der
3. Person Singularis (anteferet, postponet). Vgl. Cavarzere, Komm. S. 181.
465: Der Tarn (Tarnis), zuerst erwähnt Plin. nat. 4, 109 (weitere
Belege RE IV A 2328 und Falileyev 212; Auson. epist. 20 b, 32 bietet die
Überlieferung die Form Tarnim), entspringt auf dem Hochplateau des
Mont Lozère in 1560 m Höhe in den Cevennen und mündet bei Moissac in
die Garonne. Goldreichtum des Flusses wird in der antiken Literatur nicht
erwähnt (Literatur zur Goldsuche am Tarn nennt B. Herzhoff bei Dräger,
Ed. 2011, 419 f.), aber Strabon spricht allgemein vom Goldreichtum der
Cevennen (3, 2, 8) und Ausonius nützt das Klischee des goldführenden
Flusses (ThlL II 1496, 69 ff.) für seine Argumentation: Selbst ein derarti-
ger Fluß Galliens tritt hinter die Mosel zurück. Zusammenstellung der
von Ausonius verwendeten Akkusative der 3. Deklination auf -en bei
Delachaux [3.3.] 83.
467: Versanfang wie Verg. georg. 4, 373 (S); vgl. V. 427. Der rein
daktylische Rhythmus des Verses bildet offensichtlich den raschen Fluß-
lauf nach (vgl. Einleitung S. 22 f.).
274 D. Finale (381–483)
Von der katalogartigen Übersicht über die gallischen Flüsse, die V. 479 ff.
fortgesetzt wird, wechselt der Dichter in eine Art Vogelperspektive, aus
der er mit einem einzigen Blick den Gesamtverlauf des Flusses von der
Quelle bis zur Mündung darstellt. Mit dieser neuen Sichtweise wechselt
auch das Geschlecht des Flusses, der jetzt wieder stärker als Gewässer
gesehen wird. Quelle, Mittellauf und Mündung des Flusses werden einzeln
erwähnt. Wie der erste Katalogteil mit dem heimatlichen Aturrus schloß,
so endet dieser letzte Teil mit der heimatlichen Garonne. Daraus ergibt
sich zugleich eine starke Klammer zum ersten Anblick des Moseltals,
besonders zu V. 18 ff.
470 locis: Da es sich nur um eine einzige Quelle handelt, steht der
Plural wohl zur Hiatvermeidung wie öfters in der Dichtersprache; vgl.
Norden S. 409. superno: hoch gelegen“ wie Hor. epod. 1, 29 (M 1).
”
471 taurinae frontis: Wie Ov. fast. 6, 197 (G).
Ausonius mit topographischen Angaben auch sonst sehr genau ist (vgl.
V. 1–11 oder den Katalog der Nebenflüsse V. 349–380), könnte der Hafen
entweder im Mündungsbereich der Mosel oder rheinaufwärts östlich
des Kastells gesucht werden. Vermutungen über eine Hafenanlage im
Bereich der Moselmündung bei H. Küster: Geschichte der Landschaft
in Mitteleuropa, Von der Eiszeit bis zur Gegenwart, München 1995,
S. 157 und K.-P. Johne: Die Römer an der Elbe, Das Stromgebiet der
Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewusstsein der
griechisch-römischen Antike, Berlin 2006, S. 163 (nach freundlicher
Mitteilung von Ulrich Lambrecht, Koblenz). Für die Form portubus (F)
plädiert Mirmont 1889 S. 136 nach Ov. met. 13, 710 sowie trist. 3, 12, 38
u. a. (vgl. Georges, Wortformen s. v.). ostia solvis: Ebenso Auson.
epigr. 4, 5; Lucan. 3, 231 (M 2); vgl. zu V. 369.
474 si quis honos: Gleicher Versanfang Stat. Theb. 5, 630 (C). tenui
. . . Camenae: Vgl. zu V. 444.
477 vivique lacus: Wie Verg. georg. 2, 469 (S). Hosius verweist
auf Anth. 718, 5 fontesque lacusque, flumina quin etiam te norunt.
479: BR. Druna: Mit der Drôme, die in den französischen Vor-
alpen 40 km westlich von Gap entspringt und südlich von Valence in die
Rhône mündet, wird der gallische Flüssekatalog fortgesetzt, jetzt in der
Richtung von Ost nach West. Der Fluß wird in der antiken Literatur nur
hier genannt. Zur Etymologie des Namens vgl. Falileyev 115. sparsis
incerta Druentia ripis: Die Durance entspringt am Montgenèvre an
der Grenze zwischen der Dioecesis Galliarum und Italien in 2300 m Höhe
und mündet bei Avignon in die Rhône. Zur Etymologie des Namens vgl.
Falileyev 115. Als Gebirgsfluß verlagert die Durance häufig ihr Bett. Silius
beschreibt sie 3, 467–476 nach Liv. 21, 31, 10 (468 turbidus . . . Druentia)
anläßlich der Alpenüberquerung Hannibals (472 vada translato mutat
fallacia cursu; Liv. l. c. nullis coercitus ripis); Junktur wie Lucan 10, 310
spargens . . . ripam (M 2). Zu ripa (als pars pro toto) in der Bedeutung
rivus vgl. Claud. rapt. Pros. 1, 88 und C. E. Gruzelier: Claudian, De
raptu Proserpinae, Oxford 1993 z. St. Die Änderung von Fuchs ist daher
nicht erforderlich.
480 Alpini . . . fluvii: Ebenso Liv. 21, 31, 10 Alpinus fluvius. Unter
den linken Nebenflüssen der Rhône sind v. a. Isère (Isara, die Belege
RE IX [1916] 2053; vgl. Mirmont 1889 z. St.) und Ouvèze (Ovidis) zu
nennen; vgl. auch Strabo 4, 1, 11 und zu V. 298–320. duplicemque
per urbem: Die Tatsache, daß Arles (Arelate) durch die Rhône in zwei
Stadtteile getrennt wird, wird ordo 73 = 10, 1 (duplex Arelate) und 76 =
10, 4 praecipitis Rhodani sic intercisa fluentis gleich zweimal ausgedrückt.
Belege für Erwähnung Arles’ bei Ausonius geben Mirmont 1889 S. 137;
Beck, Tres Galliae 72–76 und Di Salvo 203. Unter Konstantin wurde
die spätantike Stadt ausgebaut, aber schon in der frühen Kaiserzeit
orientierten sich die Bauten der Stadt am Vorbild Roms (P. Gros:
Gallia Narbonensis, Mainz 2008, 50), sodaß Ausonius (ordo 74 = 10, 2)
von Gallula Roma Arelas, Arles, das Rom meines geliebten Galliens“,
”
sprechen konnte (dazu Gruber, Plekos 6, 2004, 113).
481: BR. dextrae: Die Rhône gibt dem rechten, westlichen Ufer
(daher mit Vinet, Christ, Green, Cavarzere klein zu schreiben) den
Namen (vergleichbar in Narbo CIL XII 4398 conductor ferrariarum
ripae dextrae), der nicht überliefert ist, aber aus dieser Stelle etwa als
Trans Rhodanum gedeutet werden kann, entsprechend der Regio XIV
Trans Tiberim in Rom, woraus sich eine weitere Parallele zwischen der
Gallula Roma Arelas (s. o.) und Rom ergibt. Auf der rechten Rhôneseite,
278 D. Finale (381–483)
482 f.: Anklang an Verg. Aen. 12, 139 stagnis fluminibusque sonoris (S).
stagnis . . . caeruleis: Die Besonderheit der Junktur (wie Stat. Theb.
3, 250) notiert Blümner 189; vgl. zu V. 62. ego: Am Ende des Gedichts
spricht Ausonius noch einmal selbstbewußt von seiner Leistung, durch
die er sich schon V. 374–380 mit Homer und Vergil verglichen hatte.
magnum: Zum adverbialen Akk. vgl. ThlL VIII 1481, 55 ff. und zu
V. 137. sonoris: Di Salvo 263. aequoreae . . . Garunnae: Eben-
so Auson. epist. 8, 1; vgl. zu aequoreus Di Salvo 79 f. und zu V. 160; eine
ähnliche Aussage Auson. epist. 4, 13 f. aequoris undosi qua multiplicata
recursu / Garunna pontum provocat. Über den Vergleich mit dem Tiber
vgl. zu V. 36. Dräger, Ed. 2002, 107 u. ö. notiert die gleiche Prosodie und
Buchstabenzahl für Mosella und Garunna. Im Vergleich des Mosellandes
mit Italien könnte die Siebenzahl auch an die septemgeminae . . . moenia
Romae / imperii Latiale caput (Stat. silv. 1, 2, 191 f.) erinnern. In gleicher
Weise schließt der Ordo urbium nobilium mit dem Blick auf die Heimat
(167 = 20, 39 diligo Burdigalam).
Anhang
Symmachus Ausonio
(1) Petis a me litteras longiores. est hoc in nos veri amoris indicium. sed
ego, qui sim paupertini ingenii mei conscius, Laconicae malo studere brevi-
tati quam multiiugis paginis infantiae meae maciem publicare. nec mirum,
si eloquii nostri vena tenuata est, quam dudum neque ullius poematis tui
neque pedestrium voluminum lectione iuvisti. unde igitur sermonis mei
largam poscis usuram, qui nihil litterati fenoris credidisti? (2) volitat tua
Mosella per manus sinusque multorum divinis a te versibus consecratus,
sed tantum nostra ora praelabitur. cur me istius libelli, quaeso, exortem
esse voluisti? aut ἀμουσότερος tibi videbar, qui iudicare non possem, aut
certe malignus, qui laudare nescirem. itaque vel ingenio meo plurimum
vel moribus derogasti. (3) et tamen contra interdictum tuum vix ad il-
lius operis arcana perveni. velim tacere, quid sentiam, velim iusto de te
silentio vindicari; sed admiratio scriptorum sensum frangit iniuriae. novi
ego istum fluvium, cum aeternorum principum iam pridem signa comita-
rer, parem multis, imparem maximis: hunc tu mihi improviso clarorum
versuum dignitate Aegyptio Melone maiorem, frigidiorem Scythico Tanai
clarioremque hoc nostro populari reddidisti. nequaquam tibi crederem de
Mosellae ortu ac meatu magna narranti, nisi certo scirem, quod nec in
poemate mentiaris. (4) unde illa amnicorum piscium examina repperisti
quam nominibus varia tam coloribus, ut magnitudine distantia sic sapore,
que tu pigmentis istius carminis supra naturae dona fucasti? atqui in tuis
mensis saepe versatus, cum pleraque alia, quae tunc in praetorio erant esui
obiecta, mirarer, numquam hoc genus piscium deprehendi. quando tibi hi
pisces in libro nati sunt, qui in ferculis non fuerunt? (5) iocari me putas
atque agere nugas? ita dii me probabilem praestent, ut ego hoc tuum car-
men libris Maronis adiungo. sed iam desinam mei oblitus doloris inhaerere
laudibus tuis, ne hoc quoque ad gloriam tuam trahas, quod te miramur
offensi. spargas licet volumina tua et me semper excipias, fruemur tamen
tuo opere, sed aliorum benignitate. vale.
Symmachus an Ausonius
(1) Du erbittest von mir einen längeren Brief. Das ist ein Zeichen wahrer
Zuneigung uns gegenüber. Aber ich, der ich mir meiner armseligen Bega-
bung bewußt bin, will mich lieber um lakonische Kürze bemühen, als auf
vielen Seiten meines Gestammels Dürftigkeit öffentlich machen. Auch ist
es kein Wunder, daß die Ader unserer Beredsamkeit dünn geworden ist,
die du schon lange weder durch die Lektüre eines Gedichtes von Dir noch
von Prosawerken genährt hast. Weswegen also forderst Du von meinen
Worten reichlichen Zins, der du nichts an schriftstellerischem Darlehen
gewährt hast? (2) Rasch eilt Deine Mosella durch die Hände und Taschen
vieler, durch göttliche Verse von Dir verewigt, aber nur an unseren Au-
gen geht sie vorbei. Warum wolltest Du, bitte, daß ich vom Besitz Deines
Büchleins ausgeschlossen sein sollte? Entweder schien ich Dir zu unmu-
sisch, um ein Urteil haben zu können, oder doch wenigstens mißgünstig,
sodaß ich nicht loben könnte. Demnach hast Du entweder sehr viel mei-
ner Begabung oder meinem Charakter abgesprochen. (3) Und dennoch
bin ich gegen Deinen Einspruch unter Mühen zum Versteck jenes Werkes
vorgedrungen. Gerne verschwiege ich, was ich empfinde, gerne rächte ich
mich durch ein gerechtes Schweigen über Dich; aber die Bewunderung für
das, was Du geschrieben hast, entkräftet das Empfinden, Unrecht erlitten
zu haben. Ich habe diesen Fluß kennengelernt, als ich schon vor einiger
Zeit die Feldzeichen der unsterblichen Kaiser begleitete, vielen gleich, den
größten ungleich: Diesen hast Du mir unversehens durch die würdevolle
Schönheit glänzender Verse größer als den ägyptischen Melon, kälter als
den skythischen Tanais und berühmter als diesen unseren einheimischen
gemacht. Keinesfalls würde ich Dir glauben, der Du über der Mosel Ur-
sprung und Lauf Großes erzählst, wenn ich nicht sicher wüßte, daß Du
auch in einer Dichtung nicht die Unwahrheit sagst. (4) Wo hast du jene
Schwärme von Stromfischen gefunden, wie nach Namen so nach Farben
verschieden, gleichwie nach Größe wie auch nach Geschmack unterschied-
lich, die du mit den Farben Deines Gedichts über die Gaben der Natur
hinaus aufgeputzt hast? Ich habe oft an Deiner Tafel gesessen und doch
habe ich, obwohl ich vieles andere, was damals im Kaiserpalast zum Essen
aufgetragen war, bewunderte, niemals diese Art von Fischen vorgefunden.
Wann sind Dir diese Fische im Buch erzeugt worden, die nicht auf den
Tabletts gewesen sind? (5) Du glaubst, ich scherzte und triebe dummes
Zeug? So wahr ich wünsche, daß die Götter mich als glaubwürdig erschei-
nen lassen, so wahr will ich dieses Dein Gedicht den Büchern Maros an die
Seite stellen. Aber ich will jetzt aufhören, nachdem ich meinen Schmerz
vergessen habe, mit Lobsprüchen auf Dich fortzufahren, damit du nicht
auch noch das Deinem Ruhm hinzurechnest, daß wir Dich bewundern, ob-
282 Anhang
Epigrammata
3
Epigramme
3
Als Herrscher über die illyrischen Gewässer, auf dem zweiten Rang hinter
Dir, Nil, / erhebe ich, die Donau, froh mein Haupt aus der Quelle. / Ich
sage den Kaisern Lebewohl, dem Sohn und dem Vater, / die ich für die
waffentragenden Pannonier aufgezogen habe. / (5) Als Bote will ich als-
bald jetzt zum Schwarzen Meer eilen, / damit Valens, die zweite Sorge der
Himmlischen, dieses wisse, / daß durch Tod, Flucht und Flammen ver-
nichtet die Sueben zugrunde gegangen seien / und der Rhein den Galliern
nicht als Grenze diene. / Wenn nach der Gesetzmäßigkeit des Meeres der
Strom mir rückläufig fließen würde, / (10) könnte ich hierher von dort
berichten, daß die Goten besiegt sind.
Ich, die Donau, verborgen das Haupt in inneren Gefilden, / jetzt ganz un-
ter Eurer Herrschaft fließe ich dahin. / Wo ich meine kalte Quelle mitten
aus den Sueben hervorströmen lasse, / wo ich die herrschaftsträchtigen
pannonischen Provinzen durchschneide / und wo ich wasserreich im sky-
thischen Meer münde, / schicke ich alle Flüsse unter Euer Joch. / Aber
die nächste Siegespalme wird dem Kaiser Valens gegeben werden: / Dieser
wird auch deine Quellen, Nil, finden.
284 Anhang
Erläuterungen
1. Symmachus, epistula 1, 14
Text nach Green 1999; vgl. Ders., Komm. S. 379 f.; englische Übersetzung
und ausführliche Erläuterungen bei N. M. Kay [2.2.] 73–79, die genannten
Belege sind daraus übernommen.
Erläuterungen 285
Epigramm 4: Waren die Siege der beiden Augusti das zentrale Thema
des vorhergehenden Epigramms, so wird jetzt die Folge dieser Siege
genannt: Der Herrschaft Valentinians über den Westen wird die des
Valens über den Osten entsprechen, symbolisiert seit Augusteischer Zeit
durch den Nil. Seit Herodot hat die Frage nach den Quellen des Nils
antike Historiker und Geographen beschäftigt. Gleichzeitig wird die
Entdeckung unbekannter Quellen großer Flüsse zu einem Thema der
Herrscherpanegyrik. Wie Valentinian die Entdeckung der Donauquellen
gelang (vgl. zu V. 424), so wird von Valens die Entdeckung der Nilquellen
erwartet. Er würde damit die östliche Grenze des Imperium Romanum
weiter ausdehnen, als es je einem römischen Feldherrn gelang. Und
mit seinem Vorstoß bis zu den Enden der Welt würde er es Alexander
gleichtun, auch wenn diese für die Zeitgenossen unmißverständliche
Anspielung nicht expressis verbis ausgesprochen werden mußte.
Abkürzungsverzeichnis
1. Sammelwerke, Lexika, Zeitschriften, Reihen
AAHG Anzeiger für die Altertumswissenschaft
AC L’Antiquité classique
AClass Acta Classica. Proceedings of the Classical Associa-
tion of South Africa
ADB Allgemeine Deutsche Biographie
AE L’Année Épigraphique
AErt Archaeologiai értesı́tő
AHR American Historical Review
AiD Archäologie in Deutschland
AIV Atti dell’Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arte.
Classe di Scienze morali e Lettere
AJA American Journal of Archeology
ALGB Annali del Liceo Classico G. Garribaldi di Palermo
AntJ The Antiquaries Journal
AuA Antike und Abendland
A&R Atene e Roma
ASNP Annali della Scuola Normale Superiore di Pisa
AW Antike Welt
BAL Bulletin des antiquités luxembourgeoises
BFC Bollettino di Filologia Classica
BICS Bulletin of the Institute of Classical Studies, Univ. of
London
BJ Bonner Jahrbücher des rheinischen Landesmuseums
in Bonn und des Vereins von Altertumsfreunden im
Rheinlande
BMCRev Bryn Mawr Classical Review
BPhW Berliner Philologische Wochenschrift
BStudLat Bolletino di Studi latini
Bursian Bursians Jahresberichte über die Fortschritte der
klassischen Altertumswissenschaft
CFC(L) Cuadernos de filologı́a clásica. Estudios latinos
288 Anhang
2. Allgemeine Literatur
Austin I Austin, R. G.: P. Vergili Maronis Aeneidos liber pri-
mus. Oxford 1971.
Austin II Austin, R. G.: P. Vergili Maronis Aeneidos liber se-
cundus. Oxford 1964.
Austin VI Austin, R. G.: P. Vergili Maronis Aeneidos liber sex-
tus. Oxford 1977.
Berger Berger, D.: Geographische Namen in Deutschland.
2. Aufl. Mannheim 1999.
Binder Binder, G.: Aeneas und Augustus. Interpretationen
zum 8. Buch der Aeneis. Meisenheim am Glan 1971.
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Di Salvo: Di Salvo, L.: Decimo Magno Ausonio. Ordo urbium nobilium.
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307; C. Mordeglia, Maia 54, 2002, 182–186; G. Uggeri, Latomus 62,
2003, 165–167; J. Gruber, Plekos 7, 2005, 145–148 und Gymn. 113,
2006, 378–379.
Dräger, Ed. 2001: Ausonius, Mosella. Lateinisch/Deutsch. Heraus-
gegeben, in Blankverse übersetzt, erläutert und mit einer Einführung
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BMCRev 2002; R. P. H. Green, CR N. S. 53, 2003, 383 f.; U. Lambrecht,
2. Ausgaben, Übersetzungen, Kommentare 299
KTJ 43, 2003, 290–294; R. Martin, RPh 77, 2003, 359–361; U. Schin-
del, GFA 6, 2003, 1145–1153; J.-M. Demarolle, AC 73, 2004, 406 f.; C.
Fry, MH 61, 2004, 249; J. Gruber, Plekos 7, 2005, 121–128 und Gym-
nasium 113, 2006, 367–373.
Dräger, Ed. 2002: D. Magnus Ausonius: Mosella, Bissula, Briefwech-
sel mit Paulinus Nolanus. Herausgegeben und übersetzt von Paul
Dräger. Düsseldorf/Zürich 2002. – Rez.: C. Di Giovine, RFIC 130,
2002, 238–242; F. Unruh, TZ 65, 2002, 378–381; J. V. Ebbeler,
BMCRev 2003.03.19; R. P. H. Green, CR N. S. 53, 2003, 489 f.;
Lambrecht, KTJ 43, 2003, 290–294; U. Schindel, GFA 6, 2003,
1145–1149; Ch.-M. Ternes, LEC 81, 2003, 357 f.; V. Zarini, REL 81,
2003, 357 f.; J.-M. Demarolle, AC 73, 2004, 406 f.; C. Fry, MH 61, 2004,
249; Ch.-M. Ternes, Latomus 63, 2004, 988–992; S. Tilg, AAHG 57,
2004, 123 f.; J. Gruber, Plekos 7, 2005, 128–135 und Gymnasium 113,
2006, 373 f.
Dräger, Ed. 2004: D. Magnus Ausonius: Mosella, lateinisch-deutsch.
Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Paul Dräger. Düssel-
dorf/Zürich 2004. – Rez: H.-J. Kann, Landeskundliche Vierteljahres-
blätter 50, 4, 2004, 36; U. Lambrecht, KTJ 44, 2004, 281; S. Tilg,
AAHG 57, 2004, 186–189; C. Fry, MH 63, 2006, 236; G. Scafoglio,
Latomus 67, 2008, 231–232.
Dräger, Ed. 2011: Decimus Magnus Ausonius. Sämtliche Werke. Band
2: Trierer Werke. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Paul
Dräger. Trier 2011 [Nr. 14–24 Green]. – Rez.: G. Scafoglio, BMCRev
2011.12.03; Sc. McGill, Gnomon 84, 2012, 462 f.; J. Gruber, Plekos
15, 2013. 7–22.
Dräger, Ed. 2012: Decimus Magnus Ausonius. Sämtliche Werke.
Band 1: (Auto-)biographische Werke. Herausgegeben, übersetzt und
kommentiert von Paul Dräger. Trier 2012.
Evelyn White: Ausonius. With an English Translation by Hugh G.
Evelyn White. 2 Bde. London/Cambridge (Mass.) 1919/1921 [Nachdr.
1961, 1968].
*Flint: Flint, F. S.: The Mosella. London 1916.
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duzione e commento. Neapel 2002. – Rez.: L. Di Salvo, Maia 55, 2003,
660–663; C. Marangoni, BStudLat 33, 2003, 244–247; G. Marconi,
RCCM 45, 2003, 356–357; A. Bisanti, SMed 43, 2005, 397–406; J. Gru-
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300 Systematisches Literaturverzeichnis
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2. Mosella
http://www.thelatinlibrary.com/aus.mos.html
http://www.lyrikwelt.de/gedichte/magnusg1.htm
http://www9.georgetown.edu/faculty/jod/texts/mosella.html
http://www.forumromanum.org/literature/ausonius/mosella.html
306 Systematisches Literaturverzeichnis
http://www.hs-augsburg.de/∼harsch/Chronologia/Lspost04/Ausonius/
aus mose.html
http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3atext
%3a2008.01.0619 [= Ed. H. G. Evelyn-White]
http://www.parsonsd.co.uk/moselle.php [englische Übersetzung]
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468; Fuchs, HJ 107, 1987, 140–141; Gomolka-Fuchs, DLZ 108, 1987,
730–732; Jehne, BJ 187, 1987, 816–819; von Ungern-Sternberg, MH 44,
1987, 298; Mrozek, RSA 17/18, 1987/88, 338–341; Maass, Klio 70,
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52, 1989, 504–508; Lippert, AAHG 42, 1989, 86–87; R. Hanoune, AC
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1939, 150–154; Nailis, PhS 11, 1939/1940, 62–64; Brink, CR 55, 1941,
103; de Jonge, MPh 48, 1941, 185; Salmon, AJPh 62, 1941 248–249.
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344–346; D. Schlinkert, Klio 76, 1994, 537–539; M. Demarolle, JRS 85,
1995, 335–336; J. Fontaine, CRAI 1996, 527–528; St. Rebenich,
Gnomon 68, 1996, 344–348; R. Van Dam, Speculum 71, 1996, 214–216;
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3. Sekundärliteratur: 3.2. Mosella 319
288, 289, 300, 303, 306, 307, 311, Hyperbaton 4, 5, 44, 329, 336, 351
321, 322, 323, 382 f., 431, 454, 458, Hysteron proteron V. 277–279
460
Anastrophe V. 172 imitatio S. 24, 26
Anredeformen V. 27-32 interpretatio S. 26
Archaismus V. 167, 306, 400 Iter S. 27
Aretalogie V. 33–44
Ausmalung → Expolitio Kürzung der Endsilbe S. 21
Autobiographie V. 1–11
Litotes V. 96, 115
Beglaubigungstopos V. 186–188, 270,
341 Metonymie V. 25, 280
Bescheidenheitstopos V. 77–81
Binnenreim → Reim, leoninischer Neologismen S. 24
Bukolik S. 29
Oxymoron V. 52
Cento S. 24
Chiasmus S. 23; V. 1 (S. 99 f.), 2, 25 f., Paradoxon V. 52, 95, 331 f.
Chorographie S. 28 Parallelismus V. 29 f.
Paronomasie V. 274
Daktylen S. 21 Partizip V. 2
Dativus sympatheticus V. 104, 309, Pleonasmus V. 1, 38, 86, 161, 163
312 Plural, poetischer V. 109, 470, 473;
Dihärese, bukolische S. 23 bei Gerätschaften V. 269
Plusquamperfekt V. 1
Ekphrasis S. 23 Polysyndeton passim
Elision S. 23; V. 39, 68 Postposition V. 265
Ellipse V. 218 Praesens V. 1, 4
Enallage V. 57, 179 Praeteritio V. 335, 365 f., 389 f., 399
Endreim V. 29 f., 33 f., 43 f., Progymnasmata S. 25
Epanalepse S. 23; V. 23–26, 55, 196 f., Prolepse V. 35, 40
431 Redundanz V. 1
Expolitio (Ausmalung) V. 100 Reim, leoninischer passim
4. Stellen
Aetna 26, 4, 5: V. 9 (S. 107)
314: V. 334 26, 10, 4: V. 326
485: V. 18 ff. 27, 2, 4: V. 326
600: V. 51 27, 6, 8: S. 13 Anm. 73
27, 6, 9: S. 14 Anm. 78
Aischylos (Aesch.) 27, 8, 10: V. 407
Agamemnon (Ag.) 27, 10, 8: S. 16 Anm. 9o
810 ff.: V. 23–26 27, 10, 10: S. 17
27, 10, 16: V. 422–424
Ambrosius (Ambr.) 27, 12, 18 : V. 13
Epistulae (epist.) 28, 2, 1: 2; V. 4, 418–437
47, 4: V. 76 28, 2, 1: V. 2
28, 2, 10: V. 1–11 (S. 97)
De officiis clericorum (off.) 28, 4 18: V. 221
1, 43, 211: V. 172 28, 5, 15: V. 407
29, 4: V. 422–424
Ammianus Marcellinus (Amm.) 29, 6, 7: S. 10
14, 11, 25 f.: V. 379 30, 1, 9: V. 77
15, 4, 2 f.: V. 431–437 30, 7, 5 f.: V. 2
15, 5, 2: S. 5 Anm. 19 30, 7, 11: V. 422–424
15, 6, 4: S. 5 30, 8, 10: S. 15 Anm. 82
15, 11, 2: V. 441 30, 9, 3: S. 16 Anm. 87
16, 3, 1: V. 358 31, 13, 19: V. 3
16, 10, 14: V. 341
16, 12, 5: V. 3 (S. 102) Anaxagoras
16, 12, 57: V. 77 VS Nr. 59 A 115: V. 266
16, 12, 63: V. 3 (S. 102)
18, 2, 3 ff.: V. 2 Anonymus Geograph von Ravenna
18, 2, 5: V. 3 (S. 102) 4, 26, p. 234: V. 11
20, 11, 26: V. 111 4, 25: V. 2
21, 5, 3: V. 418–437 4, 26: V. 454
22, 15, 10: V. 354
22, 15, 29: V. 312 f. Anonymus Περὶ ὕψους
23, 6, 88: V. 71 35, 4: V. 418–437
4. Stellen 345