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Bei der Wechselwirkung eines Quantensystems mit seiner Umgebung (beispielsweise mit

Gasteilchen der Atmosphäre, mit einfallendem Licht oder mit einer Messapparatur)
kommt es unweigerlich zu Dekohärenz-Effekten. Das Phänomen der Dekohärenz lässt
sich unmittelbar aus dem Formalismus der Quantenmechanik ableiten. Es stellt daher
keine Interpretation der Quantenmechanik dar. Dennoch spielt Dekohärenz bei den
meisten modernen Interpretationen eine zentrale Rolle, da sie einen unverzichtbaren
Bestandteil bei der Erklärung des „klassischen“ Verhaltens makroskopischer Objekte
darstellt und damit für jeden Versuch relevant ist, die Diskrepanz zwischen den
ontologischen Aussagen der Interpretationen der Quantenmechanik und der
Alltagserfahrung zu erklären.

Zu den wesentlichen Auswirkungen der Dekohärenz gehören die folgenden Phänomene:


[21][22]

Dekohärenz führt zu einer irreversiblen Auslöschung der Interferenzterme in der


Wellenfunktion: Bei großen Systemen (ein Fulleren ist in dieser Hinsicht bereits
als „groß“ anzusehen) ist dieser Mechanismus äußerst effizient. Die Dekohärenz
macht somit verständlich, warum bei makroskopischen Systemen keine
Superpositionszustände beobachtet werden:
Dekohärenz verursacht eine selektive Dämpfung aller Zustände, die nicht
bestimmten Stabilitätskriterien genügen, die durch die Details der Wechselwirkung
zwischen dem System und seiner Umgebung definiert sind. Diese so genannte
Einselection (Abkürzung für „environmentally-induced-superselection“, d. h.
„umgebungsinduzierte Superselektion“) führt zur Ausprägung bevorzugter „robuster“
Zustände (Pointer-Zustände), d. h. von Zuständen, die nicht durch die Dekohärenz
zerstört werden. Das wurde von Wojciech Zurek zu einer Interpretation der
Quantenmechanik über eine (im Sinne Darwins) natürliche Auslese von Zuständen in
Wechselwirkung mit der Umgebung ausgebaut zur Erklärung des Messprozesses
(Quantendarwinismus).
Die tatsächlich beobachtbaren Observablen sind durch diese robusten Zustände
bestimmt. Modellrechnungen zeigen, dass das Coulomb-Potential, das (unter
Normalbedingungen) wichtigste für den Aufbau von Materie relevante
Wechselwirkungspotential, zu einer Superselektion räumlich lokalisierter Zustände
führt. Das Auftreten lokalisierter makroskopischer Zustände von Alltagsgegenständen
kann so auch im Rahmen der Quantenmechanik erklärt werden.
Messvorrichtungen sind immer makroskopische Objekte und unterliegen damit der
Dekohärenz. Das Auftreten eindeutiger Zeigerzustände bei der Durchführung von
Messungen lässt sich damit zwanglos erklären. Allerdings löst auch die Dekohärenz
das Messproblem nicht vollständig, da sie nicht beschreibt, wie es zum Auftreten
eines konkreten Ereignisses (z. B. des Zerfalls eines Atoms) kommt. Hierfür müssen
auch im Rahmen des Dekohärenz-Programms zusätzliche Annahmen, wie z. B. das
Postulat eines Kollapses oder die Annahmen der viele-Welten-Interpretation,
zugrunde gelegt werden.

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