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Resonanzen in wenig-Baryon Systemen

Marcel Schindler

Bachelorarbeit in Physik
angefertigt am Helmholtz Institut für Strahlen- und Kernphysik

vorgelegt der
Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät
der
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonn

August 2020
Ich versichere, dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen
Quellen und Hilfsmittel benutzt sowie die Zitate kenntlich gemacht habe.

Bonn, ................. ...................................


Datum Unterschrift

1. Gutachter: Prof. Christoph Hanhart


2. Gutachter: Prof. Tom Luu
Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 1

2 Phasenverschiebung und Wirkungsquerschnitt 5


2.1 Numerische Berechnung der t-Matrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.2 Phasenverschiebung und Wirkungsquerschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

3 Bindungszustand und Resonanz 13


3.1 Bindungszustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
3.1.1 Numerische Bestimmung der Bindungszustände . . . . . . . . . . . . . . . 14
3.2 Resonanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
3.3 Numerische und analytische Berechnung im Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . 18
3.4 Stabilität der Gitterpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.5 Bindungsenergien und virtuelle Zustände vom Reid-Potential . . . . . . . . . . . . . 20
3.6 Bindungsenergien und Resonanzen vom Woods-Saxon-Potential . . . . . . . . . . . 20

4 Zusammenfassung 23
4.1 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

A Anhang 25
A.1 Lösen eines Integrals mit Singularität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
A.2 Analytische Berechnung der Resonanzenergie des Yamaguchi-Potentials . . . . . . . 26

Literatur 29
KAP ITE L 1

Einleitung

Um das Universum besser zu verstehen, versucht der Mensch schon immer den kleinsten Baustein
des Universum herauszufinden. Anfangs dachten die Menschen das Atom sei unteilbar, deher kommt
der Name vom Altgriechischen „átomos“, was unteilbar bedeutet. Später stellte sich heraus, dass
ein Atom aus Bausteinen besteht. Üblicherweise aus Protonen, Neutronen und Elektronen. Anfang
der 60er Jahre wurden sehr viele neue Teilchen entdeckt, deswegen kam der Begriff „Teilchenzoo“
auf. Die Menschen damals konnten sich nicht vorstellen, dass es so viele Elementarteilchen gibt,
deswegen wurden Theorien entwickelt, die eine Substruktur der Hadronen vorhersagt. Damals wurden
die Teilchen Partonen genannt, mittlerweile hat sich der Name Quark durchgesetzt. Mit dieser Hilfe
wurden nur sechs Elementarteilchen benötigt, um Hadronen zu erzeugen. Es ist aber nicht so leicht
nachzuweisen, was für Eigentschaften die Quarks haben. Denn nach unserem jetzigem Wissen können
Quarks nicht ungebunden in der Natur vorkommen. Um dieses Verhalten zu erklären, wurde der
Begriff der Farbe eingeführt[1]. Damit mussten die Quarks entweder „grün“, „rot“, „blau“ oder eine
Anti-Farbe der drei Möglichkeiten haben. Dies ist lediglich eine Art sich das Verhalten anschaulich
darzustellen. Die Quarks haben natürlich keine Farbe im eigentlichem Sinne. Zusammen müssen
Quarks immer Farblos sein. Also entweder Farbe-Antifarbe, sie werden Mesonen genannt, oder eine
Farbkombination aus mehreren Farben, diese werden Baryonen gennant. Das bedeutet, dass ein System
immer mindestens zwei Quarks besitzt und deshalb auch immer zwischen den Elementarteilchen auch
eine Kraft wirkt, wie wir später sehen werden, nennen wir diese Kraft die starke Wechselwirkung. Aus
diesen Gründen ist auch nach heutigem Stand die Masse der Quarks nicht fehlerfrei nachgewiesen.
Auch in der Theorie gestaltet sich das Thema schwierig. Denn auch dort haben die Masse-Parameter
einen kleinen Spielraum.
Neben dem kleinsten Baustein des Universum stellen die Menschen sich die Frage welche Kräfte es
im Universum gibt. Die Gravitationskraft spüren wir immer täglichem Leben. Deshalb wurde schon
relativ früh die Gravitationskraft untersucht. Seit gut 100 Jahren ist nun auch die elektromagnetische
Wechselwirkung erforscht. Auch diese Kraft ist jedem bewusste, der schon mal einen Magneten in der
Hand hatte. Auch wenn das Universum ohne die schwache Wechselwirkung nicht auskommen würde,
nehmen die Menschen sie nicht aktiv war. Dies liegt an der kurzen Reichweite der Wechselwirkung
und dass sie nur bei Zerfällen und Umwandlungen von Teilchen auftaucht. Als letzte und vierte
Kraft gibt es die starke Wechselwirkung. Mit dieser Wechselwirkung beschäftigen wir uns in dieser
Arbeit. Sie ist auch sehr kurzreichweitig und beschreibt die Bindung zwischen den Quarks. Das
Austauschteilchen der starken Wechselwirkung nennt sich Gluon. Durch sie gibt es stabile Kerne bzw.
Kapitel 1 Einleitung Marcel Schindler

Bindungszustände zwischen den Hadronen.


Mit der Entdeckung der Quarks kamen neue Fragen auf. Man wollte mehr über die Eigenschaften der
starken Wechselwirkung erfahren. Dafür werden verschiedene Baryonen oder Mesonen untersuchen,
um Unterschiede zu ermitteln. Für diese Versuche eignen sich Hyperkerne. Hyperkerne sind Kerne die
mindestens ein Hyperon besitzten und Hyperonen sind Baryonen, die ein „strange“-Quark besitzen.
Wieso sich Hyperkerne für die Untersuchung der starken Wechselwirkung eignen liegt an der Mas-
sendifferenz der Quarks. Das Dublett „up“- und „down“-Quark hat eine so kleine Masse, sodass sie
vernachlässigbar ist. Die Masse der Baryonen kommt dann vorwiegend durch die Bindungsenergie aus
der starken Wechselwirkung. Das „strange“-Quark ist auch noch relativ leicht, hat aber eine Masse, die
nicht vernachlässigbar ist. Durch die Massendifferenz der Quarks wird ermittelt, was für einen Einfluss
die Masse bei der starken Wechselwirkung hat. Die restlichen Quarks, also „charm“-, „bottom“- und
„top“-Quark, sind deutlich schwerer und kommen deshalb viel seltener in der Natur vor. Da die Masse
von „up“- und „down“-Quark sehr ähnlich sind, kann davon ausgegangen werden, dass Neutronen und
Protonen sich bei der starken Wechselwirkung gleich verhalten.
Normalerweise treten Hyperonen nicht ohne weiteres in der Natur auf, aber in extrem Situationen,
wie einem Neutronenstern, können Hyperonen zu finden sein. Denn durch das Pauli-Prinzip der
Neutronen, kann es von der Energie her günstiger sein, dass sich auch Hyperonen bilden. Die Dichte
eines Neutronensterns nimmt zum Inneren, wegen der Gravitationskraft, zu. Es stellt sich die Frage,
ab welcher Dichte sich vermehrt Hyperonen bilden. Um die starke Wechselwirkung zu untersuchen,
werden Hyperkerne betrachtet. Mit Hilfe von Streuexperimenten wird die Bindungsenergie und
Resonanzenergie der Hyperkerne bestimmt. Es werden dafür Streuexperimente verwendet, da wegen
des Unschärfeprinzips keine direkten Beobachtungen des Kerns möglich sind. Streuprozesse haben
schon in der Vergangenheit viele Eigenschaften des Atoms ans Licht gebracht. So hat Rutherford 1911
[2] mit Hilfe von Streuexperimenten herausgefunden, dass die positive Ladung sich im Kernzentrum
aufhält. Auch das Neutron wurde von James Chadwick mit Hilfe von Streuexperimenten entdeckt[3].
Später hatten Streuprozesse eine entscheidende Rolle bei der Verifizierung der Quantenmechanik
gespielt.
Für Streuprozesse ist der Wirkungsquerschnitt von besonderer Bedeutung, er ist ein Maß für die Wahr-
scheinlichkeit, dass ein Prozess stattfindet. Dadurch werden Rückschlüsse auf die Zusammensetzung
des Atomkerns getätigt und wie stark dieser gebunden ist. Oft besitzt der Wirkungsquerschnitt eine
Struktur, auch wenn das System keinen Bindungszustand eingehen kann. Wir nennen diese Struktur
dann eine Resonanz. Eine Resonanz entsteht, wenn zwei Teilchen aufeinander stoßen und einen
metastabilen Zustand für eine endliche Lebensdauer eingehen, bevor es wieder in Einzelteile zerfällt.
Dabei ist es wichtig wie stark die Struktur des Wirkungsquerschnittes ausgeprägt ist und bei welcher
Energie sie sich aufhält. Wir betrachten dabei nur den Zerfallskanal durch die starke Wechselwirkung.
Die Kerne, die durch die starke Wechselwirkung zerfallen, haben eine Halbwertszeit von ⇡ 10 23 s
und die Kerne, die durch die schwache Wechselwirkung zerfallen, haben eine Halbwertszeit von
⇡ 10 10 s. Daran sehen wir, dass wenn ein Zerfall durch die starke Wechselwirkung möglich ist, dann
wird dieser auch mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit stattfinden. Deshalb ist für diesen Fall die
Auswirkung auf den Wirkungsquerschnitt fast nur die starke Wechselwirkung von Bedeutung.
Wie schon gesagt schauen wir uns Hyperkerne an. 1950 wurden erstmals das Hyperon ⇤ beobachtet.
Wenig später folgte der erste ⇤ -Hyperkern. Damals gab es noch nicht leistungsstarke Teilchenbeschleu-
niger, deshalb wurde für Experimente die Höhenstrahlung verwendet . Das ⇤ -Teilchen zerfällt durch
die schwache Wechselwirkung innerhalb von 10 10 s [4]. Wegen der kurzen Lebensdauer, ist es schwer
Experimente mit Hyperonen zu machen. Zerfallszeiten und Energie sind von essenzieller Bedeutung

2
Marcel Schindler

für das Verständnis der starken Wechselwirkungen. Durch die Problematik mit den Experimenten, gibt
es bisher relativ wenige Datensätze. Es ist also zum Teil schwer geeignete Potentiale zu bestimmen
und deshalb problematisch auf Basis von diesen Potentialen neue Voraussagen zu machen. Dennoch
gibt es einem Informationen ob und wo ungefähr sich Resonanzen aufhalten.
Zur Vereinfachung beschäftigen wir uns in dieser Arbeit mit einer Nukleon-Nukleon- und einer
Nukleon-Alphateilchen-Streuung, um bei diesen Prozessen Bindungsenergien und Resonanzenergien,
unter der starken Wechselwirkung, zu bestimmen. Mit dieser Vorarbeit kann man dann übergehen um
Resonanzenergien von Hyperkernen zu bestimmen.
Die Arbeit ist so aufgebaut, dass wir uns in Kapitel 2 mit dem Wirkungsquerschnitt und der Phasen-
beziehung beschäftigen von zwei unterschiedlichen Potentialen. Einmal das Reid-Potential[5] und
dem Woods-Saxon-Potential[6]. Damit haben wir eine gute Vorbereitung für das 3. Kapitel getroffen.
In Kapitel 3 beschäftigen wir uns mit Bindungszuständen und Resonanzen. Auch in diesem Kapitel
untersuchen wir die beiden Potentiale. Das Ganze schließen wir mit einer Zusammenfassung ab und
geben einen Ausblick, wie man die Arbeit zu Hyperkernphysik erweitern kann. Im Anhang befinden
sich technische Vorbereitungen für die Kapitel 2 und 3.

3
KAP ITE L 2

Phasenverschiebung und Wirkungsquerschnitt

Streuprozesse haben eine große Bedeutung in der Physik, da sie Rückschlüsse auf Material- und
Teilcheneigenschaften geben. Bei dem Streuprozess wird zwischen elastischen und inelastischer
Streuung unterschieden. Die elastische Streuung verändert die Teilchenart zwischen Anfangszustand
|8i und Endzustand | 5 i nicht. Beim inelastischen Streuprozess kann es zu Anregungen, sowie zur
Erzeugung und Vernichtung von Teilchen kommen. Wir beschäftigen uns in dieser Arbeit nur mit
der elastischer Streuung. Um es einfacher zu halten, vernachlässigen wir den Spin der Baryonen und
nehmen eine spinunabhängige Wechselwirkung an. Bei der elastischen Streuung gilt die zeitabhängige
Schrödingergleichung
m ?Æ2
i |ki = ˆ |ki, mit ˆ = + +. (2.1)
mC 2`
Dabei ist + das Potential, dem das Teilchen ausgesetzt ist, ` die reduzierte Masse des Systems und ?Æ
der Relativimpuls der Teilchen. Eine formelle Lösung der Schrödingergleichung ist durch

|k(C)i = exp ( 8 ˆ C)|k(0)i ⌘ *ˆ (C)|k(0)i (2.2)

gegeben. Wir gehen davon aus, dass beim Anfangszustand ebene Wellen vorliegen. Dadurch erhalten
wir im zeitlichen Verlauf eine Überlagerung von ebenen Wellen, das heißt eine Superposition von
ebenen Wellen. Der Anfangszustand lässt sich wie folgt schreiben
π
|8i = d3 ? 1 d3 ? 2 5 ( ?Æ1 ) 5˜( ?Æ2 )| ?Æ1 ?Æ2 i.

Dabei sind ? 1 und ? 2 die 3er Impulse der beiden Teilchen.


Für C ! 1, also bevor es zum Streuprozess gekommen ist, sind die Teilchen noch keinem Potential
2

ausgesetzt. Sie können so durch den freien Hamiltonoperator 0 = 2` beschrieben werden. Mit dieser
Hilfe kann |k(0)i durch den Anfangszustand |8i ausdrücken werden
C! 1
*ˆ (C)|k(0)i ! *ˆ 0 (C)|8i. (2.3)
Kapitel 2 Phasenverschiebung und Wirkungsquerschnitt Marcel Schindler

Mit Gleichung 2.3 wird der „in“-Zustand

|8, 8=i ⌘ lim *ˆ † (C)*ˆ 0 (C) |8i (2.4)


| {z }
C! 1

⌦+ Møller-Operator

motiviert, der durch die Überlagerung ebener Wellen |8i gegeben ist. Analog dazu kann der „out“-
Zustand
| 5 , >DCi ⌘ lim *ˆ † (C)*ˆ 0 (C) | 5 i (2.5)
| {z }
C!+1

⌦ -Møller-Operator

für C ! +1 definiert werden. Dadurch kann die Wahrscheinlichkeitdichte definiert werden, dass ein
Anfangszustand in einen bestimmten Endzustand übergeht. Sie lautet:

|h 5 , >DC|8, 8=i| 2 = |h 5 | ⌦† ⌦+ |8i| 2 . (2.6)


|{z}
=S-Operator

Damit haben wir den S-Operator bestimmt. Dieser ist für die Streutheorie in der Quantenmechanik
von einer großen Bedeutung. Um nun den S-Operator zu bestimmen, muss der Grenzwert berechnet
werden. Dazu wird der folgende Trick benutzt
π 1
lim 5 (C) = lim+ n dC exp (nC) 5 (C). (2.7)
C! 1 n !0 0

Dies lässt sich durch partielle Integration beweisen. Analog dazu:


π 1
lim 5 (C) = lim+ n dC exp ( nC) 5 (C). (2.8)
C!+1 n !0 0

Mit dieser Hilfe lässt sich der Møller-Operator umschreiben zu


π 0
ˆ † ˆ
|8, 8=i ⌘ lim * (C)*0 (C)|8i = lim+ n dC exp (nC)*ˆ † (C)*ˆ0 (C)|8i
C! 1
π 0 π
n !0 1

= lim+ n ˆ ˆ
dC exp (nC) exp (+8 C) exp ( 8 0 C) d3 ? 1 d3 ? 2 5 ( ?Æ1 ) 5˜( ?Æ2 )| ?Æ1 ?Æ2 i
π
n !0 1
8n
= d3 ? 1 d3 ? 2 lim+ | ?Æ ?Æ i 5 ( ?Æ1 ) 5˜( ?Æ2 ).
n !0 ⇢ ? ? + in ˆ 1 2
| {z }
1 2

b
= | ?Æ1 ?Æ2 i (+) „in“-Zustand für | ?Æ10 ?Æ20 i

6
Marcel Schindler

⇢ ?1 ?2 ergibt sich aus der zeitunabhängigen Schrödingergleichung ˆ 0 | ? 1 ? 2 i = ⇢ ?1 ?2 | ? 1 ? 2 i.


Analog wird der „out“-Zustand
π
8n
| 5 , >DCi = d3 ? 10 d3 ? 20 lim+ | ?Æ1 0 ?Æ2 0i 5 ( ?Æ1 0) 5˜( ?Æ2 0)
n !0 ⇢ ?0 ?0 + in ˆ
| {z }
1 2

b
= | ?Æ1 0 ?Æ2 0 i ( ) „out“-Zustand für | ?Æ1 0 ?Æ2 0 i

bestimmt. Mit dieser Hilfe lässt sich die S-Matrix


( )
h ?Æ1 0 ?Æ2 0 | ?Æ1 ?Æ2 i (+) (2.9)

definieren. Allgemein gilt, dass die S-Matrix 1 ist, wenn die Impulse unverändert bleiben. Außerdem
gilt, dass die Energie und der Impuls erhalten sein muss. Mit diesen Annahmen ist die S-Matrix durch
folgenden Ausdruck
( )
h ?Æ1 0 ?Æ2 0 | ?Æ1 ?Æ2 i (+) = X (3) ( ?Æ1 0 ?Æ1 )X (3) ( ?Æ2 0 ?Æ2 ) (2.10)

2icX(⇢ ?10 ?20 ⇢ ?1 ?2 )X (3) ( ?Æ1 0 + ?Æ2 0 ?Æ1 ?Æ2 )C ( ?Æ1 0 ?Æ2 0 ?Æ1 ?Æ2 )
gegeben. Die t-Matrix in der Gleichung 2.10 ist eine Transfermatrix. Sie stellt einen Zusammenhang
zwischen dem Anfangs- und Endzustand dar. Für weitere Rechnungen ist es von entscheidender
Bedeutung die t-Matrix zu bestimmen. Dafür wird die Lippmann-Schwinger-Gleichung betrachtet.
Für den einfacheren Umgang ist die Gleichung
1 ±in
Æ (±) = | ?i
| ?i Æ + Æ (±) =
+ | ?i | ?i
Æ (2.11)
⇢ ? ± in ˆ0 ⇢ ? ± in ˆ

mit relativ Impulsen gegeben. Wir benutzen die Resolventen-Identität

⌧ (I) =⌧ 0 (I) + ⌧ 0 (I)+⌧ (I) (2.12)


1 1
Dabei ist ⌧ (I) = I und ⌧ 0 (I) = I . Mit Hilfe von der Identität 2.11 und 2.12 können wir die
0
S-Matrix
( )
h ?Æ0 | ?i
Æ (+) = h ?Æ0 |in⌧ 0 (⇢ ?0 + in) | ?i
Æ (+) + h ?Æ0 |in⌧ 0 (⇢ ?0 + in) + ⌧ (⇢ ?0 + in) | ?i
Æ (+)
| {z } | {z } | {z }
h ?Æ 0 | h ?Æ 0 | ( ⇢ ?0 +in ⇢? )
1

!( 1
= h ?Æ0 | ?i
Æ + h ?Æ0 |⌧ 0 (⇢ ? + in)+ | ?i
Æ (+) + h ?Æ0 |+ | ?i
Æ (+) 0
⇢ ? + in ⇢?
1 1
=h ?Æ0 | ?i
Æ + h ?Æ0 |+ | ?i
Æ (+) + h ?Æ0 |+ | ?i
Æ (+)
⇢ ? + in ⇢ ?0 ⇢ ?0 + in ⇢?
!
1 1
=X (3) ( ?Æ ?Æ0) + + h ?Æ0 |+ | ?i
Æ (+)
⇢ ? + in ⇢ ?0 ⇢ ?0 + in ⇢ ? | {z }
| {z } ⌘C ( ?Æ0 , ?)
Æ
⌘ 2 ci X (⇢ ? ⇢ ?0 )

7
Kapitel 2 Phasenverschiebung und Wirkungsquerschnitt Marcel Schindler

bestimmen. Durch das Vergleichen mit Gleichung 2.10 wird eine Verbindung zur t-Matrix erhalten,
unter Berücksichtigung, dass wieder mit Relativimpuls gerechnet wird. Mit diesem Wissen kann die
Lippmann-Schwinger-Gleichung umgeschrieben werden, indem die Gleichung mit dem Potential
multipliziert wird:
Æ (+) = + | ?i
+ | ?i Æ (+) .
Æ + +⌧ 0 + | ?i (2.13)
| {z } | {z }
⌘C | ?i
Æ ⌘C | ?i
Æ

Für die numerische Berechnung wollen wir mit den Beträgen der Impulse arbeiten, deswegen wird die
Gleichung
’’ ’
C ( ?Æ0, ?)
Æ = ⇤
.;< ˆ ;<,;0 <0 ( ?, ? 0).;0 <0 ( ?ˆ 0) =
( ?)C ⇤
.;< ˆ ;< ( ? 0, ?).;< ( ?ˆ 0)
( ?)C (2.14)
;< ;0 <0 ;<

in Partialwellenzerlegung betrachtet. Dabei sind .;< ( ?) ˆ die Kugelflächenfunktionen und ? = | ?|. Da


das Potential rotationssymmetrisch ist, sind die beiden Drehimpulse identisch, sodass eine Summe
weg fällt. Wir kommen nun wieder zur Lippmann-Schwinger-Gleichung 2.13 und fügen einen Satz
von Impulseigenzuständen hinzu
π
1
0 0
Æ = + ( ?Æ , ?)
C ( ?Æ , ?) Æ + d3 ? 00+ ( ?Æ0, ?Æ00) C ( ?Æ00, ?).
Æ (2.15)
?2
⇢ + in 2`

Erweitert mit Kugelflächenfunktionen ergibt sich


’ ’

.;< ˆ ;< ( ?ˆ 0)C; ( ? 00, ?) =
( ?). ⇤
.;< ˆ ;< ( ?ˆ0)+; ( ?, ? 0)
( ?). (2.16)
;< ;<

’ π π
1
+ .;⇤ <( ?).
ˆ ;< ( ?ˆ 0) d ?ˆ 00 d? 00 ? 002+; ( ? 0, ? 00).;<

( ?ˆ 00) .;< ( ?ˆ 00)C; ( ? 00, ?).
?2
;< ⇢ + in 2`

Da weder t noch V von dem Winkel abhängen, ist lässt sich t und V aus dem Integral ziehen und das
Integral über die Kugelflächenfunktionen ist nach Definition auf eins normiert. Wir betrachten die
linke Seite der Gleichung 2.16 und projizieren auf die Drehimpulseigenzustände
’ π π
⇤ 0 00 ⇤ 0
ˆ ;< ( ?ˆ )C; ( ? , ?)
.;< ( ?). ˆ ;0 <0 ( ?ˆ )
| · .;0 <0 ( ?). d ?ˆ d ?ˆ 0 (2.17)
π;< π ’
) d ?ˆ d ?ˆ 0 ˆ ;⇤0 <0 ( ?ˆ 0).;<
.;0 <0 ( ?). ⇤
ˆ ;< ( ?ˆ 0)C; ( ? 0, ?)
( ?). (2.18)
;<
= C;0 ( ? 0, ?). (2.19)

Analog lässt sich das Gleiche für die rechte Seite der Gleichung 2.16 durchführen und es ergibt sich
die Lippmann-Schwinger-Gleichung für die Partialwellenzerlegung
π 1
0 0 1
C; ( ? , ?) = +; ( ? , ?) + d? 00 ? 002+; ( ? 0, ? 00) C; ( ? 00, ?). (2.20)
?2
0 ⇢ + in 2`

8
Marcel Schindler 2.1 Numerische Berechnung der t-Matrix

Dieser Ausdruck der t-Matrix ist für eine numerische Lösung geeignet. Wir wollen einen Zusammen-
hang zwischen S-Matrix, t-Matrix, Phasenverschiebung und Wirkungsquerschnitt haben. Dafür gibt
es die Relation [7]
(; = exp (2iX; ( ? 0 )) = 1 2ic`? 0 C; ( ? 0 , ? 0 ) (2.21)
p
in Partialwellenzerlegung. Dabei bezeichnet ? 0 = 2`⇢ den „on-shell“ Impuls, der durch die Energie
gegeben ist.
Den totalen Wirkungsquerschnitt lässt sich entweder über die Integration des differentiellen Wirkungs-
querschnittes bestimmen oder über das optische Theorem. Das optische Theorem ist gegeben durch
[7]
(2c) 3
f; = ` · =(C; ( ? 0 , ? 0 )). (2.22)
| ?0 |
Der Wirkungsquerschnitt ist damit ein Maß für die Wahrscheinlichkeit, dass es zwischen einem
einfallendem und einem anderen Teilchen zur Reaktion kommt.

2.1 Numerische Berechnung der t-Matrix

Um die t-Matrix auszurechnen, startet wir mit der Gleichung 2.20


π 1
0 0 1
C; ( ? , ?) = +; ( ? , ?) + d? 00 ? 002+; ( ? 0, ? 00) C; ( ? 00, ?). (2.23)
?2
0 ⇢ + in 2`

Dieses Integral auszurechnen ist nicht trivial, da es eine Singularität hat. Im Anhang A.1 wird
beschrieben wie ein solches Integral berechnet wird. Mit diesem Wissen lässt sich Gleichung 2.23
lösen:
π 1
0 0 1
C; ( ? , ?) =+; ( ? , ?) + d? 00 ? 002+ ( ? 0, ? 00)C; ( ? 00, ?)
0 | {z } ⇢ + in ?2
2`
= 5 ( ?00 )
1
1
K
=+; ( ? 0, ?) + d? 00 ? 002 +; ( ? 0, ? 00)C; ( ? 00, ?) ic`? 0+; ( ? 0, ? 0 )C ( ? 0 , ? 0 ).
0 ?2
⇢ 2`

Zur analytischen Berechnung ist das Integral immer noch nicht gut geeignet, da das Hauptwertintegral
nicht stetig ist. Deshalb wird das Integral verändert, sodass Zähler und Nenner gleichzeitig Null sind.
Dazu wird eine Null eingefügt, es wird ein Term subtrahiert, der anschließend wieder addiert wird
π 1 00 K 1
00 5 ( ? ) 5 ( ?0) 5 ( ?0)
... + d? 002
+ d? 00 002
.
0 ⇢ ?2` 0 ⇢ ?2`
| {z }
stetig, da f differenzierbar

9
Kapitel 2 Phasenverschiebung und Wirkungsquerschnitt Marcel Schindler

Der Vorteil an dieser Umformung ist, dass sich jetzt das zweite Integral
K ⇤ 5 ( ?0) 2` arctanh ⇤
` | ? + ⇤|
ln 0
00 ?0
d? = = 5 ( ?0) (2.24)
0 ⇢ ? 002
?0 ? 0 | ? 0 ⇤|
2`

analytisch berechnen lässt. Für die numerische Berechnung haben wir eine Integrationsgrenze ⇤
gewählt.
Anschließend soll die t-Matrix numerisch ausgerechnet werden. Dazu werden Gitterpunkte ? gewählt
und dadurch kann eine Matrix aufgestellt werden. Wir legen nun ein Satz von # Impulsen fest

? 0 ! ? 8 , ? ! ? 9 , ? 00 ! ? :

und zur Übersichtlichkeit wird auf die Kennzeichnung der Partialwelle verzichtet, d.h. C = C; und
+ = +; . Wir erhalten:


#
5 ( ?: ) 5 ( ?0) ` | ? + ⇤|
C8 9 = +8 9 ic`? 0+80 C0 9 + F: + ln 0 5 ( ? 0 ). (2.25)
?:2 ? 0 | ? 0 ⇤|
:=1 ⇢ 2`

Dabei wird das Integral mit einer Summe approximiert und F : sind die Gewichtungen der einzelnen
Terme.
Damit das Matrixelement C00 = C ( ? 0 , ? 0 ) bestimmt werden kann, empfiehlt es sich die Gleichung
umzuformen, sodass folgendes Gleichungssystem


#

8: C : 9 = +8 9 (2.26)
:=0

erhalten wird. Dabei sind die Einträge 1-N verteilte Gitterpunkte von ? und der 0-te Eintrag ist der
„on-shell“ Impuls. Mit einigen Umformungen und Einführen des Kronecker-Delta ergibt sich
# h
’ | ? 0 + ⇤|
+8 9 = X8: `? 0+80 ln X + ic ? 0+80 X : 0 (2.27)
:=0
| ? 0 ⇤| :0


#
F; 1 i
+ ? 20+80 X :0 F : ? 2: +8: X̄ :0 C : 9 .
?;2 ?:2
;=1 ⇢ 2` ⇢ 2`

Für die Übersichtlichkeit wird X̄ wie folgt definiert


(
0, wenn G = H
X̄ G H = (2.28)
1, sonst

Mit Hilfe von Gleichung 2.27 lässt sich die Matrix 8: aufstellen. Dazu werden # Gitterpunkte für ?
benötigt. Werden passende Gitterpunkte gefunden, kann die Matrix 8: ausgerechnet werden und mit
Hilfe der Gaußeliminierung das Gleichungssystem 2.26 gelöst und dadurch C00 bestimmt werden.

10
Marcel Schindler 2.2 Phasenverschiebung und Wirkungsquerschnitt

Abbildung 2.1: Links: Phasenverschiebung vom Reid-Potential[5]. Rechts: Phasenverschiebung vom Reid93-
Potential[8]

2.2 Phasenverschiebung und Wirkungsquerschnitt beim Reid- und


dem Woods-Saxon-Potential

In diesem Abschnitt wollen wir uns die Phasenverschiebung und den Wirkungsquerschnitt anhand von
zwei Potentialen betrachten. Die Phasenverschiebung ist eine übliche Parametrisierung der S-Matrix
und lässt sich durch Gleichung 2.21 berechnen. Dazu wird die Gleichung umgestellt:
i
X; = ln (1 2ic`? 0 C; ( ? 0 , ? 0 )). (2.29)
2
p
Mit einer gewählten Energie lässt sich der „on-shell“ Impuls durch ? 0 = 2`⇢ bestimmen. Für den
Wirkungsquerschnitt verwenden wir die Gleichung 2.22

(2c) 3
f; = ` · =(C; ( ? 0 , ? 0 )). (2.30)
| ?0 |

Zuerst schauen wir uns das Reid-Potential[5] an


h exp ( `A) exp ( 4`A) exp ( 7`A) i
+'483 (A) = 10, 463 1650, 6 + 6484, 2 MeV. (2.31)
`A `A `A

Dabei wurde ` = 0,7 fm 1 festgelegt. Das Potential ist repulsiv bei kleinen Abständen, ist aber bei
großen Abständen wieder attraktiv. Inzwischen wurde dieses Potential überarbeitet und spiegelt auch
in vielen Teile die Streuexperimente nicht realitätsgetreu wieder. Für die S-Welle einer Nukleon-
Nukleon-Wechselwirkung reicht diese aber aus. In Abbildung 2.1 ist die Phasenverschiebung gegen
die Schwerpunktsenergie aufgetragen. Rechts davon ist das verbesserte Reid-Potential von 1993[8]
abgebildet. In der Abbildung 2.1 wird ein starker Anstieg bei geringer Energie erkannt, gefolgt
von einem langsamen Abfall. Dies ist ein Indiz für eine virtuellen Zustand. Ein Bindungszustand
kann es nicht sein, denn nach dem Levinson’s Theorem [9] ist die Phase bei ⇢ = 0 gegeben durch
X(0) = # · c, mit # der Anzahl der Bindungszustände. Da X(0) = 0 vorliegt, wissen wir, dass es
kein Bindungszustand gibt. Es muss sich dementsprechend um einen virtuellen Bindungszustand

11
Kapitel 2 Phasenverschiebung und Wirkungsquerschnitt Marcel Schindler

Abbildung 2.2: Wirkungsquerschnitt der S-Welle vom Reid-Potential.

Abbildung 2.3: Links:Phasenverschiebung vom Woods-Saxon-Potential.


Rechts: Wirkungsquerschnitt vom Woods-Saxon-Potential

handeln, was einen höheren Wirkungsquerschnitt bedeutet. Wir erwarten also bei kleinen Energien
einen großen Wirkungsquerschnitt. Dies können wir auch mit Abbildung 2.2 bestätigen.
Für die P-Welle schauen wir uns das Woods-Saxon Potential[6] an
+0 p3
+, ( (') = ,mit ' = A 0 · . (2.32)
1+ exp ( A 0' )

Dabei ist die Massenzahl, +0 = 40 MeV, A 0 = 1,25 fm und 0 = 0,65 fm. Wir schauen uns eine
Nukleon-Alphateilchen-Wechselwirkung an. Deshalb ist = 4. Das Woods-Saxon-Potential wurde
von Roger Woods und David Saxon 1954 [6] entwickelt. Das Woods-Saxon-Potential ist anziehend
und nimmt monoton mit dem Abstand zur Kernmitte zu. Dies ist eine sehr vereinfachte Ansicht
des Atomkerns, liefert aber überzeugende Ergebnisse. In Abbildung 2.3 ist die Phasenverschiebung
gegenüber der Schwerpunktsenergie dargestellt. Hier lässt sich eine Resonanz vermuten. Diese
Resonanz ist diesmal bei etwas höheren Energien. Wir erwarten nun, dass der Wirkungsquerschnitt
erst zunimmt bis ein Maximum erreicht wurde und dann asymptotisch wieder zur Null zurückkehrt.
Dies können wir auch in Abbildung 2.3 sehen.
Anhand der Ergebnisse konnten wir einen Zusammenhang zwischen Phasenverschiebung und Wir-
kungsquerschnitt erkennen.

12
KAP ITE L 3

Bindungszustand und Resonanz

In diesem Kapitel wollen wir uns Bindungszustände und Resonanzen von einem zwei Teilchen
System anschauen. Bindungszustände sind dabei ein dauerhafter Zustand und er wird als teilchenstabil
bezeichnet. Das bedeutet, nur mit einer äußeren Störung kann dieser Zustand aufgehoben werden.
An der Stelle sei anzumerken, dass wir uns nur die starke Wechselwirkung anschauen. Der Zustand
kann immer noch über die schwache Wechselwirkung und die elektromagnetischen Wechselwirkung
zerfallen. Resonanzen hingegen sind Zustände mit einer endlichen Lebensdauer und damit nicht
teilchenstabil. Sie zerfallen also auch ohne äußere Störung. Bei einem kurzreichweitigen Potential
und der zeitunabhängigen Schrödingergleichung wissen wir, dass Bindungszustände eine Energie von
1  ⇢ ⌫  0 haben müssen. Das bedeutet, dass Bindungszustände sich nur aufheben können, wenn
dem System Energie zufügt wird.

3.1 Bindungszustand

Bindungszustände lassen sich über die stationäre Schrödinger-Gleichung


2
⇢ |qi = ˆ |qi, mit ˆ = ?Æ + + (3.1)
2`
ermitteln. Dabei ist + das Potential, dem das Teilchen ausgesetzt ist, ` die reduzierte Masse des
Systems und ?Æ der Impuls des Teilchens.
Die Gleichung lässt sich umschreiben zu
!
?Æ2
⇢ |qi =+ |qi (3.2)
2`
1
, |qi = + |qi. (3.3)
?Æ 2
⇢ 2`

⇣ ⌘ 1
?Æ 2
Zur Lösung werden die Eigenwerte des Operators ⇢ 2` + betrachtet. Wir erhalten ein Spektrum
an Eigenwerten. Wenn einer dieser Eigenwerte _ = 1 ist, dann ist die obige Gleichung erfüllt und es liegt
ein Bindungszustand vor. Um den Grundzustand zu ermitteln, muss der maximale Eigenwert _ <0G = 1
Kapitel 3 Bindungszustand und Resonanz Marcel Schindler

sein. Wir wollen im Folgenden zeigen, dass wenn ein Bindungszustand auftritt, dann spiegelt sich das
durch einen Pol in der Streumatrix wieder. Dazu schauen wir uns die Lippmann-Schwinger-Gleichung
2.13 für die t-Matrix an und multiplizieren die Gleichung mit ⌧ 0

⌧ 0 C ( ? 0, ?) ⌧ 0+ ( ? 0, ?)⌧ 0 C ( ? 0, ?) =⌧ 0+ ( ? 0, ?) (3.4)
0 0 0
, 1 ⌧ 0+ ( ? , ?) ⌧ 0 C ( ? , ?) =⌧ 0+ ( ? , ?) (3.5)
1
) ⌧ 0 C ( ? 0, ?) = 1 ⌧ 0+ ( ? 0, ?) ⌧ 0+ ( ? 0, ?). (3.6)

Wir schreiben nun den Operator 1 ⌧ 0+ ( ? 0, ?) mit Hilfe seiner Eigenwerte und Eigenzustände auf
und erhalten ’1
⌧ 0 C ( ? 0, ?) = |_ih_|⌧ 0+ ( ? 0, ?). (3.7)
_
_
Der Eigenwert ist bei der gesuchten Energie ⇢ 0 null, denn es gilt ⌧ 0+ = 1. Nun hat die rechte Seite
damit einen Pol, also muss auch die linke Seite einen Pol haben. ⌧ 0 ist auf der linken Seite eine
endliche Zahl, deshalb muss die t-Matrix bei der Energie ⇢ 0 einen Pol haben.

3.1.1 Numerische Bestimmung der Bindungszustände

Zur Bestimmung der Bindungszustände wird der Zustand h ?Æ0 | auf die Gleichung 3.3 projiziert
1
h ?Æ0 |qi =h ?Æ0 | + |qi (3.8)
?Æ 2
⇢ 2`
1
= h ?Æ0 |+ |qi. (3.9)
?Æ 02
⇢ 2`

Für den vollständigen Satz der Impulseigenzustände gilt


π π 1
1= d ?ˆ d? ? 2 | ?ih
Æ ?|.
Æ (3.10)
0

Wir gehen auch hier davon aus, dass + den Drehimpuls erhält und führen deswegen wieder die
Kugelflächenfunktionen ein. Über die Winkelintegration verschwinden diese aber wieder und wir
erhalten die Gleichung 3.11:
π 1
0 1
h? |qi = d?h? 0 |+ | ?ih?|qi. (3.11)
?02 0
⇢ 2`

Es wird wieder die Matrixschreibweise wie in Kapitel 2 genutzt

? 0 ! ?8 , ? ! ?9

=+8 9 .
h? 8 |+ | ? 9 ib

14
Marcel Schindler 3.2 Resonanzen

Für die numerische Berechnung werden N-Gitterpunkte für die Impulse festgelegt und das Integral
wird durch eine Summe approximiert


# +8 9
q( ?Æ8 ) = F 9 ? 29 q( ?Æ 9 ). (3.12)
?82
9=1 ⇢ 2`
| {z }
= 89

Dabei sind F 9 die Gewichtungen der Summanden. Wir haben nun das Problem auf eine Matrixgleichung
8 9 q( ? 9 ) = q( ? 8 ) zurückgeführt. Dies hat eine nicht triviale Lösung, wenn sich der Eigenwert _ = 1
im Spektrum befindet. Um das Eigentwertsprektrum zu bestimmen wird die Matrix diagonalisiert.
Dies wird mit einer Routine von LAPACK [10] umgesetzt.
Um möglichst schnell auf die Bindungsenergie zu kommen, ist es sinnvoll das Sekantenverfahren[11]
zu benutzen. Dafür wird eine Funktion benötigt, die bei dem gesuchten Ergebnis eine Nullstelle hat.
Deshalb wählen wir die Funktion
5 (⇢) = _ <0G 1. (3.13)

3.2 Resonanzen

Bisher haben wir gesehen, dass bei einem Bindungszustand ein Pol in der t-Matrix vorliegt. Beim
Verringern des Potentials verändert sich die Bindungsenergie und der Pol in der t-Matrix verschiebt
sich. Das Potential kann so lange verringert werden, bis die Bindungsenergie ⇢ ⌫ = 0 erreicht ist.
Wir gehen davon aus, dass die Pole der t-Matrix sich stetig verschieben. Bei ⇢ ⌫ = 0 kommt es zu
einem Schnitt. Dabei wird der Bereich, bei dem sich die Bindungsenergien aufhält, das physikalische
Blatt oder auch das erste Blatt bezeichnet und nach dem Schnitt bezeichnen wir den Bereich das
unphysikalische Blatt oder auch das zweite Blatt. Jetzt stellt sich die Frage wie sich die Pole und damit
die Energie verändert, wenn das Potential weiter verringert wird. Dabei wird erkannt, dass die Energie
komplexe Werte annehmen kann. Wenn die Energie nahe an dem physikalischem Blatt ist, dann hat es
einen größeren Einfluss auf den physikalischen Prozess. Wenn die Energie wieder auf der negativen
reellen Achse liegt, dann bezeichnen wir es als einen virtuellen Bindungszustand. Wir werden später
sehen, dass Resonanzen und virtuelle Bindungszustände einen Einfluss auf den Wirkungsquerschnitt
haben.
Die folgende Herleitung ist angelehnt an die Referenz [7].
Wir gehen davon aus, dass der Pol der t-Matrix bei Verringern des Potentials weiter wandert und nicht
bei ⇢ = 0 verschwindet. Dafür wird die Lippmann-Schwinger Gleichung für die t-Matrix
π
1
0
Æ ?Æ ) = + ( ?,
C ( ?, 0
Æ ?Æ ) + d3 ? 00+ ( ?,
Æ ?Æ00) C ( ?Æ00, ?Æ0) (3.14)
?Æ 002
I 2`

betrachtet. Dabei wird I = ⇢ + in mit n > 0 gewählt. Das Potential V ist gegeben durch
π
00 00 1
ˆ ? ?ˆ ) =
+ ( ? ?, 3
ˆ (G) exp ( i? 00 ?ˆ 00).
dG exp ( i? ?)+ (3.15)
(2c)

15
Kapitel 3 Bindungszustand und Resonanz Marcel Schindler

p
Die Gleichung 3.14 hat eine Singularität bei ? 00 = ? 0 = 2`⇢ + in. Dabei wird ? 0 komplex. Durch
die Singularität in dem Integral verändert sich das Integral und wir erhalten ein Residuum. Dadurch
verändert sich die Gleichung zu
π π
0 0 3 00 00 1 00 0
Æ ?Æ )+ d ? + ( ?,
Æ ?Æ ) = + ( ?,
C ( ?, Æ ?Æ ) C(? , ? ) `? 0 2ci d ?+ Æ ? 0 ?ˆ 00)C ( ? 0 ?ˆ 00, ?Æ0).
ˆ ( ?,
?Æ 002
⇢ 2`
(3.16)
Die steht dafür, dass die Funktion auf dem zweiten Blatt definiert ist, also dem unphysikalischem
Blatt. Wir schauen uns die Pole ⇢ ? von t an. ? 0 wird festgesetzt und es wird die Gleichung

' ( ?)
Æ
Æ ?Æ0)
C ( ?, = (3.17)
⇢ ⇢?

erhalten. Mit Hilfe der Gleichung 3.16 ergibt sich


π π
3 00 00 1 00
Æ =
' ( ?) d ? + ( ?,
Æ ?Æ ) ' ( ?Æ ) `? 0 2ci d ?+ Æ ? 0 ?ˆ 00)' ( ? 0 ?ˆ 00) (3.18)
ˆ ( ?,
⇢ ⇢ ?00
π π
3 00 00 1 00
ˆ =
' ( ? 0 ?) d ? + ( ? 0 ?,
ˆ ?Æ ) ' ( ?Æ ) `? 0 2ci d ?+ ˆ ? 0 ?ˆ 00)' ( ? 0 ?ˆ 00).
ˆ ( ? 0 ?,
⇢ ⇢? 00

(3.19)

Auf dem ersten Blatt ist die Gleichung:


π
1
' ( ?) = d3 ? 00+ ? ?00 ' ( ? 00). (3.20)
⇢ ⇢ ?00

Wir gehen davon aus, dass das Potential rotationssymmetrisch ist. Damit ist das Drehmoment ; erhalten
und es kann der Ansatz
' ( ?) = .;< ( ?)'; ( ?) (3.21)
angewendet werden. Somit kann die Expansion von ebenen Wellen durchgeführt werden

ei ?G = 4c ⇤
.;< (G).;< ˆ 9; ( ?A).
( ?)i (3.22)
;<

Mit diesem Wissen lässt sich die Gleichung 3.19 umschreiben zu


π 1
1
'; ( ?) = d? 0 ? 02 E ; ( ?, ? 0) · '; ( ? 0) `? 0 2ciE ; ( ?, ? 0 )'; ( ? 0 ) und (3.23)
⇢ ⇢ ?0
π 1
0
1
'; ( ? 0 ) = d? 0 ? 02 E ; ( ? 0 , ? 0) · '; ( ? 0) `? 0 2ciE ; ( ? 0 , ? 0 )'; ( ? 0 ). (3.24)
0 ⇢ ⇢? 0

Aus den Gleichungen 3.15 und 3.22 ergibt sich für das Potential
π
2 1
0
E ; ( ?, ? ) = dAA 2 9; ( ?A)+ (A) 9; ( ? 0A). (3.25)
c 0

16
Marcel Schindler 3.2 Resonanzen

Es lässt sich '; ( ? 0 ) eliminieren und es ergibt sich


π 1 h i
`? 0 2ci 1
'; ( ?) = d? 0 ? 02 E ; ( ?, ? 0) E ; ( ?, ? 0 ) E ; ( ? 0 , ? 0) · '; ( ? 0).
1 + `? 0 2ciE ; ( ? 0 , ? 0 ) ⇢ ⇢?
| {z }
0 0

⌘⇠ ( ?0 )
(3.26)
Anhand der Gleichung 3.26 wird erkannt, dass im Gegensatz zum ersten Blatt ein weiterer Potentialterm
erhalten wird. Dieser ist aber komplex. In abstrakter Notation liest sich die Gleichung 3.26

|'i = E⌧ 0 |'i |E( ? 0 )i⇠ ( ? 0 )hE( ? 0 )|⌧ 0 |'i. (3.27)

Um deren Eigenwerte zu erhalten, wird die Gleichung 3.27 zu

|'i = (1 E⌧ 0 ) 1 |E( ? 0 )i⇠ ( ? 0 )hE( ? 0 )|⌧ 0 |'i (3.28)


⇥ ⇤
, hE( ? 0 )|⌧ 0 |'i 1 + ⇠ ( ? 0 )hE( ? 0 )|⌧ 0 (1 E⌧ 0 ) 1 |E( ? 0 )i = 0 (3.29)

umgestellt. Die nicht-triviale Lösung verlangt, dass das Skalarprodukt 0 ist. In der expliziten Form
wird
π 1 π 1
`? 0 2ci 2 1
1+ d? ? d? 0 ? 02 E ; ( ? 0 ?) h?|(1 E⌧ 0 ) 1 | ? 0iE ; ( ? 0, ? 0 ) = 0
1 + `? 0 2ciE ; ( ? 0 , ? 0 ) 0 0 ⇢ ⇢?
(3.30)
erhalten. Diese Gleichung wollen wir vereinfachen. Dafür benutzen wir

1 1 E 1 1
⌧ 0 (1 E⌧ 0 ) ⌘ 1 = (3.31)
⇢ 0 ⇢ 0 ⇢ 0 E

Wir multiplizieren die Gleichung 3.30 mit dem Nenner und erhalten
h π 1 π 1 i
2
0 = 1+`? 0 2ci E ; ( ? 0 , ? 0 )+ d? ? d? 0 ? 02 E ; ( ? 0 , ?)h?|(⇢ 0 E) 1 | ? 0iE ; ( ? 0, ? 0 ) . (3.32)
0 0

Um diese Gleichung zu vereinfachen, wird die Gleichung 2.20 betrachtet und die Serie weiter geführt

C = + + +⌧ 0+ + +⌧ 0+⌧ 0+ + ... (3.33)

Auf der rechten Seite erkennen wir

⌧ 0 + ⌧ 0+⌧ 0 + ⌧ 0+⌧ 0+⌧ 0 + ... (3.34)


| {z }
⌘⌧= ⇢ 1

Sodass die t-Matrix durch folgenden Ausdruck gegeben ist

C = + + +⌧+. (3.35)

17
Kapitel 3 Bindungszustand und Resonanz Marcel Schindler

Mit dieser Relation wird erkannt, dass in der Gleichung 3.32 die t-Matrix vom ersten Blatt auftaucht.
Wir erhalten nun
0 = 1 + `? 0 2ciC; ( ? 0 , ? 0 ). (3.36)
In Abschnitt 2.1 wird bereits beschrieben, wie die t-Matrix bestimmt wird und ihren „on-shell“ Wert
C; ( ? 0 , ? 0 ) bestimmt werden kann.
Um die Resonanz eines gegebenen Potentials zu ermitteln, empfiehlt es sich das Sekantenverfahren [11]
zu benutzen. Im Gegensatz zu Abschnitt 3.1.1 müssen wir in diesem Abschnitt das Sekantenverfahren
auf komplexe Funktionen erweitern. Als Funktion kann die rechte Seite von 3.36 benutzt werden.
Diese Funktion ist sehr anfällig auf Änderungen in der Energie bzw. dem „on-shell“ Impuls. Deshalb
ist es ratsam einen Verstärkungsfaktor ^ einzuführen. Das Potential ist dann gegeben durch + 0 = ^+.
Wir erhöhen den Verstärkungsfaktor so weit bis wir einen Bindungszustand haben. Wenn wir nun ^
verringern, dann können wir genau die Bahn des Pols, bei kleiner werdendem ^, ermitteln. Der Vorteil
ist, dass man nur kleine Schritten verwendet und deshalb den Pol leichter finden kann. Dabei wird als
Startwert die Resonanz von dem vorherigen Verstärkungsfaktor angenommen.

3.3 Numerische und analytische Berechnung im Vergleich

Damit wir die numerischen Verfahren verifizieren können, vergleichen wir sie mit einem Potential,
welches auch analytisch lösbar ist. Die analytische Berechnung des Potentials ist im Anhang A.2 zu
finden. Das Potential, welches wir betrachten, ist das Yamaguchi-Potential

0 0 ?;
+; ( ?, ? ) = ^_(;)6; ( ?)6; ( ? ) ,mit 6; ( ?) = . (3.37)
? 2 + V2

Dabei ist ; der Bahndrehimpuls, ^ der Verstärkungsfaktor, _(0) = 0, 5592, _(1) = 0, 3023800176
und V = 1, 13. _(0) wird so ermittelt, dass es mit der Bindungsenergie des Deuterons übereinstimmt und
_(1) wird so gewählt, dass es gerade keinen Bindungszustand mehr gibt. Wir wollen die Resonanzen
bei verschiedenen Verstärkungfaktoren ^ für das Potential bestimmen. Für die numerische Berechnung
benutzen wir die Gleichung 3.36. Die Ergebnisse von der analytischen und der numerischen Rechnung
sind in Abbildung 3.1 dargestellt. Um diese beiden Graphen besser zu vergleichen, werden in Tabelle 3.1
drei Datenpunkte verglichen. Dabei fällt auf, dass bei einem hohen Verstärkungsfaktor die Genauigkeit
bei 1% liegt, während bei den beiden anderen Werten es nochmal genauer ist. Dies liegt daran, dass
der erste Wert nah an der reellen Achse liegt und damit die Diskretisierung der Impulse eine größere
Rolle spielt.

^ analytisch numerisch
0,95 1, 3205 1, 10792i 1, 3248 1, 1132i
0,59 4, 5513 11, 5017i 4, 5513 11, 5049i
0,19 12, 3900 32, 7575i 12, 3909 32, 7573i

Tabelle 3.1: Numerische und analytische Berechnung der Resonanzenergie vom Yamaguchi-Potential

Wir wissen nun, dass die numerischen Verfahren stimmen und können nun zu Potentialen übergehen
für die es keine analytische Berechnung gibt.

18
Marcel Schindler 3.4 Stabilität der Gitterpunkte

Abbildung 3.1: Resonanzen bei verschiedenen Verstärkungsfaktoren vom Yamaguchi-Potential.


Links:numerisches Verfahren. Rechts:analytisches Verfahren

3.4 Stabilität der Gitterpunkte

In diesem Abschnitt wollen wir untersuchen, ob die gewählten Parameter für die Gitterpunkte gut
gewählt wurden. Dabei werden die Parameter verändert und geschaut, ob sich die Ergebnisse stark
unterscheiden.
Die Gitterpunkte werden dabei wie folgt aufgeteilt

0 ... ,mit (3.38)


|{z} |{z} |{z}
... ⌫ ... ⇠ # = # 0 + #1
#0 /2 #0 /2 #1

Dabei sind die Großbuchstaben die Grenzen und die Kleinbuchstaben die Anzahl der Gitterpunkte
innerhalb der Grenzen.
Dabei wählen wir für die Impulse der beiden Potentiale:

% = 1 fm 1 , % ⌫ = 8 fm 1 , %⇠ = 30 fm 1 , und % #0 = 20, % #1 = 20 (3.39)

und für den Abstand

' = 0,5 fm, ' ⌫ = 2 fm, '⇠ = 10 fm, und ' #0 = 100, ' #1 = 100. (3.40)

Wir verändern nun diese Parameter und erhalten für das Reid Potential die Tabelle 3.2. Wir lassen
dabei % = 1 fm 1 und ' = 0,5 fm konstant.
Das selbe ist in Tabelle 3.3 für das Woods-Saxon-Potential.
Wir können zwar Abweichungen erkennen, diese sind aber weniger als 1%. Da die Laufzeit sonst
deutlich länger wird sind wir mit einer Genauigkeit von 1% zufrieden. Damit haben wir die Stabilität
der Gitterpunkte sicher gestellt und haben damit die Ergebnisse verifiziert.

19
Kapitel 3 Bindungszustand und Resonanz Marcel Schindler

1 1
% ⌫ in fm %⇠ in fm % #0 % #1 ' ⌫ in fm '⇠ in fm ' #0 ' #0 Energie in MeV
8 30 20 20 2 10 100 100 -0.12256
8 30 20 20 2 10 200 200 -0.12255
8 30 20 20 4 20 200 200 -0.12198
8 30 20 20 4 20 400 400 -0.12198
8 30 40 40 2 10 100 100 -0.12267
16 60 40 40 2 10 100 100 -0.12255
16 60 80 80 2 10 100 100 -0.12254

Tabelle 3.2: Stabilität der gewählten Parameter für das Reid-Potential

1 1
% ⌫ in fm %⇠ in fm % #0 % #1 ' ⌫ in fm '⇠ in fm ' #0 ' #0 Energie in MeV
8 30 20 20 2 10 100 100 1.00953 1.28831i
8 30 20 20 2 10 200 200 1.00953 1.28831i
8 30 20 20 4 20 200 200 1.00937 1.28843i
8 30 20 20 4 20 400 400 1.00937 1.28843i
8 30 40 40 2 10 100 100 1.00953 1.28831i
16 60 40 40 2 10 100 100 1.00915 1.28778i
16 60 80 80 2 10 100 100 1.00926 1.28803i

Tabelle 3.3: Stabilität der gewählten Parameter für das Woods-Saxon-Potential

3.5 Bindungsenergien und virtuelle Zustände vom Reid-Potential


Da wir nun den Algorithmus zur Bestimmung der t-Matrix überprüft haben, können wir nun
Potentiale betrachten, die nur numerisch lösbar sind. Dazu betrachten wir wie in Kapitel 2 das
Reid-Potential 2.31 und erweitern das Potential mit einem Verstärkungsfaktor ^. In Abbildung 3.2 sind
die Bindungsenergien und virtuelle Zustände von verschiedenen Verstärkungsfaktoren ^ dargestellt.
Wie schon in Abschnitt 3.2 besprochen, befinden sich die Bindungszustände auf dem ersten Blatt. Wir
haben also einen Bindungszustand wenn ^ = 1, 10 oder größer ist. Auf dem zweiten Blatt befindet
sich unter anderem die virtuellen Zustände. Wir sehen, dass sie auf der reellen Achse bleiben und bei
Verringern des Potentials immer kleiner werden. Bei ^ = 1, 00 finden wir einen virtuellen Zustand
von ⇢ E8A C = 0,122 5 MeV. Da sich der virtuelle Zustand in der Nähe von dem ersten Blatt befindet,
sollte der Wirkungsquerschnitt sehr groß sein. Außerdem sollte der Wirkungsquerschnitt bei kleinen
Energien am größten sein. Bei hohen Energien nimmt grundsätzlich der Wirkungsquerschnitt ab, da
die Teilchen durch die hohe Geschwindigkeit nicht so gut wechselwirken können. Diese Eigenschaften
können in Abschnitt 2.2 nachgeschaut werden.

3.6 Bindungsenergien und Resonanzen vom Woods-Saxon-Potential


Als zweites schauen wir uns das Woods-Saxon-Potential 2.32 an und erweitern es mit dem Verstär-
kungsfaktor ^. Hier betrachten wir die P-Welle einer Nukleon-Alphateilchen-Wechselwirkung. In
Abbildung 3.3 sind die Bindungsenergien und Resonanzenergien aufgetragen. Dabei verlässt die
Resonanzenergie die reelle Achse. Bei einer Verstärkung von ^ = 1.47 liegt noch ein Bindungszustand

20
Marcel Schindler 3.6 Bindungsenergien und Resonanzen vom Woods-Saxon-Potential

Abbildung 3.2: Resonanzenergien und Bindungsenergien bei verschiedenen Verstärkungsfaktoren vom Reid-
Potential

vor. Bei kleinerem Verstärkungsfaktor ist das System nicht mehr gebunden und es gibt eine Resonanz.
Bei einer Verstärkung von ^ = 1, 00 liegt eine Resonanzenergie von ⇢ '4B = (1, 0095 1, 2883i) MeV
vor. Im Gegensatz zur S-Welle vom Reid-Potential ist die Resonanzenergie weit entfernt vom ersten
Blatt. Wir erwarten also, dass der Wirkungsquerschnitt deutlich geringer ist. Außerdem ist die Resonanz
bei positiver Energie, deshalb sollte bei kleinen Energien der Wirkungsquerschnitt zunehmen und
bei hohen Energien wieder abnehmen. Auch diese Eigenschaften können wir unter Abschnitt 2.2
nachvollziehen. Auffällig ist hingegen, dass das Maximum des Wirkungsquerschnittes nicht mit der
Resonanzenergie übereinstimmt. Dies könnte an dem hohen Imaginärteil liegen und weil der Pol
dadurch sehr weit von dem physikalischem Blatt entfernt ist.

Abbildung 3.3: Resonanzenergien und Bindungsenergien bei verschiedenen Verstärkungsfaktoren vom Woods-
Saxon-Potential

21
Kapitel 3 Bindungszustand und Resonanz Marcel Schindler

22
KAP ITE L 4

Zusammenfassung

In dieser Arbeit haben wir die virtuelle Zustände einer Nukleon-Nukleon-Streuung mit Hilfe des
Reid-Potentials untersucht und dabei die Energie des virtuellen Zustands der S-Welle bestimmt

⇢ E8A = 0,122 5 MeV.

Bei einem virtuellen Zustand, erwarten wir, dass bei 0 MeV Schwerpunktsenergie der größte Wir-
kungsquerschnitt ist. Genau das konnten wir auch nachvollziehen.
Das selbe haben wir auch noch für eine Nukleon-Alphateilchen-Streuung mit Hilfe des Woods-Saxon-
Potentials gemacht. Dabei haben wir für die P-Welle eine Resonanzenergie von

⇢ '4B = (1, 0095 1, 2883i) MeV.

feststellen können. Im Gegensatz zu der Nukleon-Nukleon-Streuung ist die Resonanzenergie weiter


entfernt vom ersten Blatt. Wir erwarten also, dass die Resonanzenergie einen kleineren Einfluss
auf physikalische Prozesse hat als beim Reid-Potential. Wir konnten feststellen, dass der Wir-
kungsquerschnitt deutlich kleiner gegenüber der Nukleon-Nukleon-Streuung sind. Zudem hat die
Resonanzenergie einen positiven Realteil. Deshalb sind die Maximas von dem Wirkungsquerschnitt
und der Phasenverschiebung zu höheren Energien verschoben.

4.1 Ausblick
Als nächster Schritt steht an, die Resonanzenergien von Hyperkernen zu bestimmen. Wir gehen nun
von einer elastischen Streuung in eine inelastischen Streuung über. Das heißt, dass einige Größen
sich während der Streuung verändern. Größen wie der Bahndrehimpuls sind nicht mehr erhalten.
Außerdem können Teilchen erzeugt und eliminiert werden. Wir brauchen ein Potential, welches die
Eigenschaften der inelastischen Streuung berücksichtigt. Wie schon in der Einleitung besprochen gibt
es nicht so viele Datensätze über Streuung an Hyperkernen. Deswegen sind die Potentiale großen
Fehlern ausgesetzt. Es ist also ratsam ein Problem nicht nur für ein Potential zu untersuchen, sondern
sich verschiedene zu untersuchen und Unterschiede zu ermitteln.
In der Hyperkernphysik wird an den Unterschieden zwischen der ⇤-n- und der ⇤-p-Wechselwirkung
geforscht. Wir erhoffen uns dadurch mehr über die starke Wechselwirkung zu erfahren. Das Problem ist,
dass es für die ⇤-p-Streuung ungefähr 20 Datensätze gibt und für die ⇤-n-Streuung keine. Stattdessen
Kapitel 4 Zusammenfassung Marcel Schindler

kann man sich auch die Resonanzenergie von einem ⇤-n-n-System anschauen[12]. Für Experimente
ist es günstiger mit schwereren Kernen umzugehen. Deswegen werden Kerne wie 4⇤ 4 und 4⇤
untersucht[13].

24
ANHAN G A

Anhang

A.1 Lösen eines Integrals mit Singularität

In diesem Abschnitt wollen wir uns damit befassen, wie ein Integral mit einer Singularität der folgenden
Form zu lösen ist:
π 1 π ⇢ X π 1 π
5 ( ?) 5 ( ?) 5 ( ?) 5 ( ?)
lim d? 2
= lim d? 2
+ d? 2
+ .dG (A.1)
n !0 0 ? X!0 0 ? ? ?2
⇢ + in 2` ⇢ 2` ⇢+ X ⇢ 2` ⇠ ⇢
2`
| {z }
J1 5 ( ?)
= 0 d?
?2

2`

?2 J1
Hierbei sei ⇢ = 2`0 . Das Integral 0 d? nennt sich Hauptwertintegral.
Für die Parametrisierung um die Singularität wird der Pfad ⇠, der durch

? = ? 0 + Xeiq ,mit q 2 c  q  2c (A.2)

gegeben ist, benutzt. Mit Hilfe der Parametrisierung eingefügt und der dritte Binomische Formel
(G + H)(G H) = G 2 H 2 erhalten wir
π π
1 1 5 ( ? 0 + Xeiq ) · 2`
K
5 ( ?) 5 ( ?)
d? = lim d? + d? (A.3)
0 ?2 X!0 0 ?2 ⇠ ( ? 0 + ?) ( ? 0 ?)
⇢ 2` ⇢ 2`
π
5 ( ? 0 + Xeiq ) · 2`
=... + d? . (A.4)
⇠ (2? 0 + Xeiq ) ( Xeiq )

d?
Nun substituiert wir das letzten Integral ? ! q indem wir dq = iXeiq verwendet und erhalten:
π π
1 1 2c 5 ( ? 0 + Xeiq ) · 2`
K
5 ( ?) 5 ( ?)
d? = lim d? dq . (A.5)
0 ⇢ ?2 X!0 0 ⇢ ?2 c (2? 0 + Xeiq )
2` 2`
Anhang A Anhang Marcel Schindler

Dieser Grenzwert kann ausgeführt werden und dadurch das letzte Integral analytisch berechnet werden
π 1 K 1
5 ( ?) 5 ( ?) 5 ( ?0)
lim d? = d? ic` . (A.6)
n !0 0 ?2 ? 2
?0
⇢ + in 2` 0 ⇢ 2`

A.2 Analytische Berechnung der Resonanzenergie des


Yamaguchi-Potentials
Das Yamaguchi Potential ist gegeben durch

0 0 ?;
+; ( ?, ? ) = ^_(;)6; ( ?)6; ( ? ) ,mit 6; ( ?) = . (A.7)
? 2 + V2

Dabei ist , ^ der Verstärkungsfaktor, _(0) = 0, 5592, _(1) = 0, 3023800176 und V = 1, 13. ; ist der
Bahndrehimpuls.
Wir werden im folgenden die Rechnung mit Hilfe von Wolfram Mathematica [14] durchführen.
Um die Lippmann-Schwinger-Gleichung analytisch zu lösen, wird der Ansatz

C; ( ?, ? 0) := 6; ( ?)g6; ( ? 0). (A.8)

benutzt. Die Lippmann-Schwinger-Gleichung für den Bahndrehimpuls l=1 ist dann gegeben durch
π 1
1
C1 ( ?, ? 0) = +1 ( ?, ? 0) + d? 00 C ( ? 00, ? 0) ic`? 0+1 ( ?, ? 0 )C1 ( ? 0 , ? 0).
002 1
(A.9)
0 ?
⇢ 2`

Dabei ist E die Energie und ` die reduzierte Masse. Unter der Annahme, dass der Realteil der Energie
größer als 0 ist, erhalten wir
3
7,47404(1,4429+16,13⇢+20,7579i) ⇢ 2 )_(1) g
? ? 0 ( 2_(1) + 2g + )
(1,2769+4,75812⇢) 2
0= 2 02
. (A.10)
2(1, 2769 + ? (1, 2769 + ? ))
Die Gleichung ist erfüllt wenn der Zähler verschwindet. Die Gleichung wird nach g aufgelöst

2_(1)
g= 3
. (A.11)
7,47404(1,4429+16,13⇢+20,7579i⇢ 2 )_1
2+
(1,2769+4,75812⇢) 2

Damit können wir ein Ausdruck für C ( ? 0 , ? 0 ) finden

4⇢ `_(1)
C1 ( ? 0 , ? 0 ) = 3
. (A.12)
2 2 7,47404(1,4429+16,13⇢+20,7579i⇢ 2 )_(1)
(V + 2⇢ `) (2 + )
(1,2769+4,75812⇢) 2

Mit Hilfe von dieser Gleichung lässt sich die Resonanzenergie bestimmen. Dazu muss folgende
Gleichung erfüllt sein
0 = 1 + 2c`i? 0 C1 ( ? 0 , ? 0 ). (A.13)

26
Marcel Schindler A.2 Analytische Berechnung der Resonanzenergie des Yamaguchi-Potentials

Die Gleichung A.13 kann man mit Hilfe von Mathematica [14] lösen und durch den „on-shell“ Impuls
die Energie bestimmen.

27
Literatur

[1] Y. N. Moo-Young Han, Three-Triplet Model with Double SU(3) Symmetry,


Physical Review (1965).
[2] E. Rutherford, The Scattering of U and V Particles by Matter and the Structure of the Atom,
Philosophical Magazine (1911).
[3] J. Chadwick, Possible Existence of a Neutron, Nature (1932).
[4] D. J. M. A. Gal E. V. Hungerford, Strangeness in nuclear physics,
REVIEWS OF MODERN PHYSICS (2016).
[5] R.V.Reid, Local phenomenological nucleon-nucleon potentials, Ann. Phys. (1968).
[6] D. S. S. Roger D. Woods, Diffuse Surface Optical Model for Nucleon-Nuclei Scattering,
Physical Review (1954).
[7] P. D. W. Glöckle, The Quantum Mechanical Few Body Problem, 1. Aufl.,
Springer Verlag Berlin-Heidelberg, 1983.
[8] R. U. Nijmegen, Phaseverschiebung von NN-Wechselwirkung, : http://nn-online.org,
(aufgerufen: 20.08.2020).
[9] M. Wellner, Levinson’s Theorem(an Elementary Derivation), (1964).
[10] LAPACK-Linear Algebra PACKage, : http://www.netlib.org/lapack/,
(aufgerufen: 31.08.2020).
[11] W. H. Press u. a., Numerical Recipes in Fortran 77, Cambridge University Press, 1992.
[12] B. F. G. Iraj R. Afnan, Can a ⇤== Resonance Constrain the ⇤= Amplitude?, 2019,
: https://doi.org/10.1007/s00601-019-1519-7.
[13] K. Miyagawa und H. Yamamura,
S-matrix poles near the ⇤N and ⌃N thresholds in the coupled ⇤N-⌃N system, 1997.
[14] Wolfram, Mathematica, : https://www.wolfram.com/mathematica/,
(aufgerufen: 23.08.2020).

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