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1. Einleitung
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Berufswahlreife
2.2 Ausbildungsreife
3. Aktueller Forschungsstand der beschriebenen Theorien
4. Forschungsfragen und Hypothesen
5. Methode
5.1 Hypothesenblock 4
5.2 Hypothese 14
6. Ergebnisse
7. Diskussion und Interpretation der Ergebnisse in Rückbezug der
Hypothesen
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
2.3 Ausbildungsreife
Berufswahlreife
Die Berufswahlreife hängt eng mit den beruflichen
Entwicklungsaufgaben zusammen. Diese Aufgaben werden durch
gesellschaftliche Erwartungen definiert. Menschen sollen in
bestimmten Lebensabschnitten, bestimmte Aufgaben bewältigt
haben. Eine solche Erwartung kann beispielsweise die Entwicklung
von beruflichen Zielvorstellungen sein. Folglich ist das Konstrukt der
Berufswahlreife als „Fähigkeit und Bereitschaft zur Inangriffnahme
und effektiven Bewältigung der phasentypischen beruflichen
Entwicklungsaufgaben“ (Bergmann 2004, S. 367) definiert (vgl. ebd.).
Super entwickelt die Laufbahnentwicklungstheorie zur
berufswahlreife. Sie basiert auf der Selbstkonzept- und Lerntheorie.
Konzentriert sich also auf das Zusammenkommen der personalen
Merkmale und den vorhandenen beruflichen Anforderungen. Super
bezieht auch soziale und ökonomische Umweltfaktoren in seine
Theorie mit ein, um am Ende eine Auswahl an passenden
Ausbildungen und Berufen zu ermitteln. Jugendliche müssen vorerst
eigene berufliche Interessen und Fähigkeiten ergründen. Diese
können ihren Ursprung in den eigenen Erfahrungen (Hobbys,
Fähigkeitstests oder Nebenjobs) oder in denen ihres Umfeldes
haben. Sie müssen eigene Werte und Einstellungen festigen, die sie
auf die Berufswelt beziehen können. All das kann als berufliches
Selbstkonzept bezeichnet werden. Im Weiteren wird der Jugendliche
berufliche Ziele für sich festlegen, die er in seinen nächsten
Schritten verfolgen wird. Während dieses Prozesses sind die
Jugendlichen den Erwartungen und Anforderungen der Umwelt
ausgesetzt und müssen unter diesem Druck zielführende
Entscheidungen und letztendlich Wahlen treffen. Nach Praktika und
Recherche soll nun eine passende und realistische Berufswahl
getroffen worden sein. Die Anforderungen müssen den Fähigkeiten
und der Bereitschaft des Jugendlichen erliegen. Je höher die
Berufswahlreife ist, desto höher ist persönliche Zufriedenheit im
Endeffekt (vgl. Hartkopf 2020, S. 45-46).
Auch Holland entwickelte eine Theorie zur Berufswahlreife. Er
unterteilt die Arbeitsumwelt und deren Personen in 6 grundlegende
Typen. Im sogenannten RIASEC-Modell steht das R für „realistic“ und
beschreibt die handwerklich-technische Orientierung, das I für
„investigative“, also die untersuchend-forschende Orientierung, das
A für „artistic“, welches die künstlerisch- kreative Orientierung
darstellt, das S für „social“ beschreibt die erziehend-pflegende
Orientierung, das E für „enterprising“, somit für die führend-
verkaufende Orientierung und das C steht für „conventional“, für die
ordnend-verwaltende Orientierung. Dieses Modell zeigt jedoch nicht
nur Orientierungen auf. ZU jeder Orientierung gibt es eine
gleichnamige Arbeitsumwelt, welche Berufe enthält, für die die
jeweiligen Orientierungen passend sind und sogar benötigt werden.
Hollands Theorie beschreibt die Kongruenz zwischen den Umwelten
und den eigenen Interessenstypen. Besteht eine hohe Kongruenz,
hat dies einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit, auf die
Stabilität in der Laufbahnentwicklung und auf die Leistung im Beruf.
Es konnte gezeigt werden, dass Menschen eher in Berufsrichtungen
einschlagen, die ihren Interessen entsprechen und bleiben in diesen
länger und effektiver (vgl. Hirschi 2020, S. 31).
5 Methode
Im Seminar Berufsorientierung der Universität Stuttgart werden
seit dem Wintersemester 2015/2016 jährlich Daten zur
Berufswahlreife in 8 Kohorten mithilfe von 11 theoriegestützten
Fragebögen erhoben. Bis zum Wintersemester 2022/2023 wurden
301 Studierende befragt. Davon gaben 239 Personen an weiblich zu
sein und 62 männlich oder gaben keine Angabe. Angaben zur
Ausprägung divers wurden nicht festgestellt.
Zur Überprüfung der ausgewählten Hypothesen werden die Daten
aus 3 der 11 Fragebögen herangezogen. Der Fragenbogen 3 zur
Berufswahlreife stellt 21 Items zur Verfügung. Der Fragebogen
untersucht vier Facetten. Zum einen die Laufbahnplanung nach
Ratschinski mit 5 Items, die Laufbahnplanung von LBE nach Seifert
und Eder mit 6 Items, die Laufbahnexploration nach Kracke mit 5
Items und schließlich der Realismus nach Ratschinski ebenfalls mit
5 Items. Eine Beispielfrage zur ersten Facette ist „Vor der
Bewerbung um einen Studienplatz in Berufspädagogik habe ich mir
genaue Informationen über den Studiengang und die
Studiengangsanforderungen beschafft“. Diese kann anhand von
einer Likert-Skala mit den Ausprägungen „nicht daran gedacht“ bis
„es (z. T.) schon getan“ beantwortet werden. Eine Beispielfrage zur
zweiten Facette ist „Ich weiß über die Tätigkeiten
(Arbeitsanforderungen) im Beruf BP Bescheid“. Diese kann mit 5
Ausprägungen von „Stimmt voll und ganz“ bis „stimmt gar nicht“
beantwortet werden.
Eine Beispielfrage zur dritten Facette ist „Ich habe versucht
herauszufinden, welche beruflichen Interessen ich überhaupt
habe“. Diese kann mit 4 Ausprägungen von „trifft nicht zu“ bis „trifft
genau zu“ beantwortet werden. Eine Beispielfrage zur vierten
Facette ist „Man sollte einen Beruf wählen, durch den man berühmt
werden kann“. Diese kann ebenfalls mit 4 Ausprägungen von „trifft
nicht zu“ bis „trifft genau zu“ beantwortet werden.
Der Fragebogen 5, zum Thema Aspiration und Werdegang, wird nur
für ein Item, die Frage 7 nach Besonderheiten vor Beginn des
Studiums, herangezogen. Hier gab es die Antwortmöglichkeiten
„Ausbildung fertig gemacht“, „Ausbildung abgebrochen“, „Anderes
Studium fertig gemacht“, „Anderes Studium abgebrochen“,
„Freiwilliges Soziales Jahr“ und „Auszeit vor dem Studium (länger
als 3 Monate)“.
Der Fragebogen 8 behandelt das Thema Ausbildungsreife. Aus
diesem Fragebogen werden 26 Items aus 5 Facetten verwendet.
Drei der Facetten befassen sich mit der Lese- und
Schreibekompetenz, der mathematischen Kompetenz und der
motorischen Kompetenz. Gefragt wird beispielsweise inwiefern
Aussagen wie „Ich lese gerne“ auf die Probanden zutreffen. Hier
gibt es 4 Antwortmöglichkeiten von „trifft nicht zu“ bis „trifft genau
zu“. Die vierte Facette behandelt die Arbeitseinstellung der
Probanden, mit derselben Likert-Skala. Und die fünfte Facette
befragt zur sozialen Kompetenz.
Hypothese 4:
Hypothese 14:
Hypothesenblock 4:
Beginnend mit der Teilhypothese 4 a) „Die einzelnen Facetten der
Berufswahlreife sind im Mittel höher ausgeprägt bei Personen, die
den Berufspädagogen als Wunschberuf haben“, dort wird ein
signifikanter Unterschied bei der ersten Facette (Laufbahnplanung
nach Ratschinski) deutlich. Mit einem t-Wert von t(270) = 3,186, p =
0,002 und einer Cohen‘s d = 0,364. Dies spricht für einen eher
kleinen Effekt. Auch in der zweiten Facette (Laufbahnplanung nach
LBE) gibt es einen signifikanten Unterschied mit einem t-Wert von
t(256) = -3,386, p = 0,001 und d = -0,395 was einen eher mittelgroßen
Unterschied aufzeigt. Die dritte Facette (Exploration nach Kracke)
ergibt sich ein t-Wert von t(230) = 0,134, p = 0,894 und d = 0,16. Hier
ergibt sich kein signifikanter Effekt. Bei der letzten Facette
(Realismus nach Ratschinski) mit einem t-Wert von t(270) = -1,045,
p = 0,297 und d = - 0,119 lässt sich ebenfalls kein signifikanter
Unterschied feststellen.
Die Teilhypothese 4 b) „Die einzelnen Facetten der Berufswahlreife
sind im Mittel höher ausgeprägt bei Frauen“ weist in den ersten drei
Facetten (Laufbahnplanung nach Ratschinski, Laufbahnplanung
nach LBE und Laufbahnexploration nach Kracke) keine signifikanten
Effekte auf. Sie ergeben die Werte t(86) = 0,735, p = 0,465 und d =
0,114 , t(100) = 0,331, p = 0,741 und d = 0,046 und t(97) = 1,190, p =
0,237 und d = 0,167. Die letzte Facette (Realismus nach Ratschinski)
weist einen signifikanten Unterschied mit einem mittelgroßen Effekt
auf. Sie ergibt die Werte t(91)=-3,103, p= 0,003 und d= -0,460.
Die dritte Teilhypothese 4 c) „Die einzelnen Facetten der
Berufswahlreife sind im Mittel höher ausgeprägt bei Personen, die
nicht direkt nach der Schule mit dem Berufspädagogik-Studium
begonnen haben“ weist in der ersten Facette (Laufbahnplanung nach
Ratschinski) mit den Werten t(287) = 2,409, p = 0,017 und d = 0,281
einen signifikanten Unterschied mit kleineren Effekt auf. Aus der
zweiten Facette (Laufbahnplanung nach LBE) ist mit den Werten
t(284) = -2,297, p = 0,022 und d = -0,267 ebenfalls ein signifikanter
Unterschied mit eher kleinem Effekt abzulesen. Die dritte und vierte
Facette (Laufbahnexploration nach Kracke und Realismus von
Ratschinski) weist keinen signifikanten Unterschied auf. Sie
ergeben die Werte t(293) = 0,971, p = 0,332 und d = 0,113 und t(273)
= 0,048, p = 0,962 und d = 0,006.
Hypothese 14:
Zu guter Letzt die Ergebnisse der Hypothese 14. Bei der Überprüfung
einer Korrelation zwischen der Berufswahlreife und der
Ausbildungsreife korreliert die Facette „Laufbahnplanung nach
Ratschinski“ signifikant positiv mit der Facette „Kompetenz: Lesen
und Schreiben“. Es ergeben sich folgende Werte r= 0,125 und p=
0,030. Somit besteht ein schwacher Zusammenhang. Auch mit den
Facetten „Arbeitseinstellung“ und „Sozialkompetenz“ korreliert die
Facette „Laufbahnplanung nach Ratschinski“ signifikant positiv. Es
lassen sich die Werte r= 0,162, p= 0,005 und r= 0,261, p= 0,000
ablesen. Hier besteht bei der Facette „Arbeitseinstellung“ ebenfalls
ein schwacher und bei der Facette „Sozialkompetenz“ ein mittlerer
Zusammenhang.
Auch die Facette „Laufbahnplanung nach LBE“ korreliert mit den
Facetten „Kompetenz: Lesen und Schreiben“, „Arbeitseinstellung“
und „Sozialkompetenz“. Allerdings negativ, was zu einem
schwachen Zusammenhang führt. Hier können die Werte r= -0,145,
p= 0,012 , r= -0,158, p= 0,006 und r= -0,191, p= 0,001 abgelesen
werden.
Die Facette „Laufbahnexploration nach Kracke“ korreliert mit
denselben Facetten signifikant positiv. Es ergeben sich folgende
Werte r= 0,118, p= 0,041 , r= 0,210, p= 0,000 und r= 0,252, p= 0,000.
Somit weisen die Korellationen der Facetten „Arbeitseinstellung“
und „Sozialkompetenz“ einen mittleren Zusammenhang auf und die
Facette „Kompetenz: Lesen und Schreiben“ einen schwachen
Zusammenhang.
Die letzte Facette „Realismus nach Ratschinski“ korreliert negativ
mit der Facette „Sozialkompetenz“ und weist einen schwachen
Zusammenhang auf. Hier ergeben sich die Werte r= -0,140, p= 0,015.