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209-011

DGUV Information 209-011

Gasschweißen

Oktober 2018
kommmitmensch ist die bundesweite Kampagne der gesetzlichen Unfallversicherung
in Deutschland. Sie will Unternehmen und Bildungseinrichtungen dabei unterstützen,
eine Präventionskultur zu entwickeln, in der Sicherheit und Gesundheit Grundlage
allen Handelns sind. Weitere Informationen unter www.kommmitmensch.de

Impressum

Herausgegeben von:
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung e.V. (DGUV)

Glinkastraße 40
10117 Berlin
Telefon: 030 13001-0 (Zentrale)
Fax: 030 13001-6132
E-Mail: info@dguv.de
Internet: www.dguv.de

Sachgebiet Oberflächentechnik und Schweißen


im Fachbereich Holz und Metall der DGUV

Ausgabe: Oktober 2018

DGUV Information 209-011


zu beziehen bei Ihrem zuständigen ­Unfallversicherungsträger
oder unter www.dguv.de/publikationen

Bildnachweis
Titelbild, 7,8: © BGHM/SLM GmbH; Abb. 1-6, 9-19: ©BGHM;
Gasschweißen

DGUV Information 209-011 August 2018


Inhaltsverzeichnis

Seite Seite

1 Vorwort .............................................................................. 5 7.2.1 Charakteristik und Ausdehnung der


Bereiche ............................................................................ 36
2 Anwendungsbereich .................................................. 6 7.2.2 Bereiche mit Brandgefahr ....................................... 38
7.2.3 Bereiche mit Explosionsgefahr ............................. 40
3 Eigenschaften von Gasen ....................................... 7 7.3 Schweißarbeiten an oder in Behältern
3.1 Sauerstoff ........................................................................ 8 mit gefährlichem Inhalt ............................................ 40
3.2 Brenngase ........................................................................ 9 7.4 Unterwasserschweiß- und
3.2.1 Acetylen ............................................................................ 9 -schneidarbeiten .......................................................... 42
3.2.2 Flüssiggas ........................................................................ 10 7.5 Arbeiten in Druckluft .................................................. 42
3.2.3 Erdgas ................................................................................ 10
3.2.4 Wasserstoff ..................................................................... 11 8 Arbeitsmedizinische Vorsorge ............................. 43

4 Umgang mit Geräten und Einrichtungen ........ 12 9 Vorschriften und Regeln .......................................... 44
4.1 Umgang mit Druckgasflaschen ............................ 12
4.1.1 Kennzeichnung von Druckgasflaschen ............ 12 10 Anlagen ............................................................................. 46
4.1.2 Inhalt der Druckgasflaschen .................................. 14 10.1 Erlaubnisschein für feuergefährliche
4.1.3 Handhabung und Lagerung von Arbeiten ............................................................................ 46
Druckgasflaschen ........................................................ 15 10.2 Muster eines Nachweises zur Einhaltung
4.1.4 Befördern von Druckgasflaschen ........................ 15 der höchtzulässigen Transportmengen
4.1.5 Aufstellen von Druckgasflaschen ........................ 17 nach ­Unterabschnitt 1.1.3.6. ADR
4.1.6 Umfüllen von Druckgasflaschen .......................... 18 (1000-Punkte-Regel) .................................................. 47
4.1.7 Flaschenbatterien ........................................................ 18 10.3 Beförderungsbeispiel ................................................ 48
4.1.8 Verdampferanlagen .................................................... 19
4.2 Umgang mit Druckreglern ....................................... 19
4.3 Umgang mit Gasschläuchen .................................. 21
4.4 Umgang mit Brennern ............................................... 23
4.5 Umgang mit Sicherheitseinrichtungen ............ 25
4.6 Formieren ......................................................................... 27

5 Gesundheitsgefahren durch Gefahrstoffe .... 28


5.1 Gase und Rauche ......................................................... 28
5.2 Lufttechnische Maßnahmen .................................. 29

6 Persönliche Schutzausrüstung ............................ 30


6.1 Schutzkleidung ............................................................. 30
6.2 Atemschutz ..................................................................... 30
6.3 Haut- und Augenschutz vor künstlicher
­optischer Strahlung .................................................... 31
6.4 Lärm und Gehörschutz .............................................. 32
6.5 Sonstige Schutzausrüstungen .............................. 33

7 Schweißtechnische Arbeiten mit


besonderen Gefahren ............................................... 34
7.1 Arbeiten in engen Räumen ..................................... 34
7.1.1 Gefahren ........................................................................... 34
7.1.2 Schutzmaßnahmen .................................................... 35
7.2 Arbeiten in Bereichen mit Brand- und
Explosionsgefahr ......................................................... 36

4
1 Vorwort

In vielen Bereichen von Fertigung und Instandhaltung Möglichkeiten zur Umsetzung der Forderungen, die zum
spielen nach wie vor das Gasschweißen und die damit Beispiel Arbeitsschutzgesetz, Betriebssicherheitsverord-
verwandten Verfahren – Brennschneiden, Flammlöten, nung und auch Gefahrstoffverordnung sowohl an Unter-
Flammrichten, Flammwärmen und andere – eine große nehmer und Unternehmerinnen als auch an Beschäftigte
Rolle. stellen, werden anhand des in DGUV Vorschrift 1 „Grund-
sätze der Prävention“, DGUV Regel 100-500 und 100-501
Die Gerätetechnik wurde zu einem hohen Stand „Betreiben von Arbeitsmitteln“ und in Technischen Regeln
­entwickelt. Dennoch gehen auch von dieser Technik für Betriebssicherheit (TRBS) und zu Gefahrstoffen (TRGS)
­Gefahren aus. beschriebenen Stands der Technik aufgezeigt.

Es kann zum Umfallen der Gasflasche, zum Flammen­ Darüber hinaus müssen sich die Beschäftigten auch über
rückschlag, zum Platzen eines Schlauchs, zu Vergiftun- zusätzliche Gefährdungen und erforderliche Schutz­
gen, zu Blendungen, zum Brand, zu einer Verpuffung oder maßnahmen informieren, die nur indirekt mit dem
auch zu einer Explosion kommen. Schweißen zu tun haben: Schleifarbeiten, Arbeiten von
Leitern aus, Bauarbeiten usw.
Unfälle sind die Folge, oft kleine Verletzungen, manchmal
auch Ereignisse mit schwerwiegenden Folgen für die Weitere DGUV Informationen stehen dafür zur Verfügung.
Betroffenen.

Wie kann man das verhindern?

Sichere Einrichtungen verwenden, sie prüfen und pflegen,


noch genauer und eindringlicher informieren, sich noch
sicherer und gesundheitsbewusster verhalten!

Vorschriften, Normen und Regeln sind nicht immer zur


Hand. Sie sind auch vielleicht nicht immer übersichtlich
und leicht lesbar. Deshalb sollen auf den folgenden
­Seiten Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Anwendung
der Autogentechnik in verständlicher Form abgehandelt
werden.

5
2 Anwendungsbereich

Gasschweißen ist hier als Oberbegriff für eine Vielzahl von Fertigungsverfahren
mit offener Flamme zu verstehen. Es werden für alle Verfahren annähernd gleiche
Ausrüstungen benötigt, und auch die sich aus den Gefährdungen ergebenden
Schutzmaßnahmen sind vergleichbar.

Tabelle 1 Verfahren mit offener Flamme


Verfahren mit offener Flamme

Fügen Beschichten Trennen Ändern von Umformen


Stoffeigenschaften
• Gasschweißen • Flammspritzen • Brennschneiden • Flammhärten • Flammrichten
• Gaspressschweißen • Flammschockspritzen • Brennhobeln • Flammwärmen
• Flammlöten • Gas-Auftrags- • Brennfugen • Flammentspannen
schweißen • Brennflämmen
• Flammgrundieren • Brennbohren
(Sauerstoffkernlanze)
• Flammstrahlen

6
3 Eigenschaften von Gasen

Kenntnisse über die Eigenschaften der verwendeten Gase Für Flammspritzarbeiten werden auch flüssige Brennstof-
sind wichtig, um die Gerätetechnik richtig anzuwenden fe eingesetzt.
und damit Gefährdungen zu vermeiden.
Um den hohen Energiegehalt der Brennstoffe auszunut-
In der Autogentechnik wird meist Acetylen als Brenngas zen und hohe Flammenleistungen und hohe Verbren-
eingesetzt. Flüssiggas und Erdgas werden vorwiegend für nungstemperaturen zu erreichen, wird meist Sauerstoff
Anwärmarbeiten, Flammlöten und Brennschneiden zugeführt.
verwendet.

Dichte der Gase im Vergleich zur Luft


(bei 0°C und 1 bar)
1,8

1,6
1,6

schwerer
1,4

1,2

als Luft
1,0 1,1

0,9
0,8
leichter

0,6
0,6
0,4

0,2 0,07

0,0
Acetylen Propan Erdgas Sauerstoff Wasserstoff
Abb. 1 Dichte der Gase im Vergleich zu Luft

Explosionsbereiche von Gas-Luft-Gemischen

Gas Vol. % 0 50 100


Ethan 3,0 – 12,8
Ethylen 2,7 – 28,5
Acetylen 1,5 – 82,0
Butan 1,5 – 8,5
Kohlenmonoxid 12,5 – 74,5
Methan 5,0 – 5,5
Propan 2,1 – 9,5
Wasserstoff 4,0 – 75,6

Abb. 2 Explosionsbereiche der Brenngase der Autogentechnik

7
Eigenschaften von Gasen

3.1 Sauerstoff Bei weniger als 18 Volumenprozent Sauerstoff in


der Umgebungsluft spricht man von Sauerstoff-
Sauerstoff ist etwas schwerer als Luft (Abb. 1). Er mangel. Häufig wird nicht bedacht, dass jede
ist selbst nicht brennbar, aber für Verbrennungs- Brenngasflamme neben dem zugemischten Sauer-
vorgänge unentbehrlich. Der Sauerstoffgehalt der stoff aus Druckgasflaschen oder Entnahmestellen
Luft beträgt rund 21 Volumenprozent. Eine Erhö- auch Sauerstoff aus der Umgebung für eine voll-
hung um nur wenige Prozent beschleunigt Ver- ständige Verbrennung benötigt.
brennungsprozesse erheblich. In reinem Sauer-
stoff verläuft die Verbrennung gezündeter oder Besonders in engen Räumen und lüftungsarmen
glühender Stoffe äußerst lebhaft. Bereichen besteht so die Gefahr des Sauerstoff-
mangels, wenn nicht auf ausreichende Frischluft-
Neben der Beschleunigung der Verbrennungsvor- zufuhr geachtet wird. Außerdem entsteht bei un-
gänge bei Erhöhung des Sauerstoffgehalts ist häu- vollständiger Verbrennung giftiges Kohlenmonoxid.
fig auch eine Absenkung der Zündtemperatur
brennbarer Stoffe feststellbar. So kann reiner Die Wirkungen von Sauerstoffüberschuss und
Sauerstoff bereits bei Raumtemperatur zur Entzün- Sauerstoffmangel sind in Abbildung 3 aufgezeigt.
dung von Ölen oder Fetten führen.
Für geringe Verbrauchsmengen und mobile
Auch flammhemmend ausgerüstete Schutzklei- Arbeitsplätze wird Sauerstoff in Druckgasflaschen
dung für Schweißen, Schneiden und verwandte in Größen bis 50 l Nenninhalt unter einem Druck
Verfahren kann in mit Sauerstoff angereicherter von 200 oder 300 bar bereitgestellt.
Atmosphäre sehr schnell brennen. Deshalb darf
Sauerstoff niemals zur Luftverbesserung in Räu- Für größeren Verbrauch sind Flaschenbündel ein-
men oder Behältern, zum Abblasen der Kleidung setzbar. Bei großen zentralen Versorgungsanlagen
oder zum Kühlen benutzt werden. wird der Sauerstoff tiefkaltverflüssigt in Tanks ge-
lagert. Über einen Verdampfer wird aber gesichert,
Auf Dichtheit der eingesetzten Schweiß- und dass der Sauerstoff im Verteilungsnetz unter
Schneidausrüstung ist sorgsam zu achten. Nenndruck immer gasförmig vorliegt.

Sauerstoffgehalt 50 zehnfache Verbrennungsgeschwindigkeit


[Vol. % ]
40 explosionsartige Verbrennung

24 doppelte Verbrennungsgeschwindigkeit
obere Gefahrengrenze 23

21 natürlicher Sauerstoffgehalt der Luft

untere Gefahrengrenze 17
16 Benommenheit

8 Bewusstlosigkeit
3 schnelles Ersticken

Abb. 3 Wirkungen von Sauerstoffmangel und Sauerstoffüberschuss

8
Eigenschaften von Gasen

Bauteile und Geräte der Autogentechnik, die mit Wird es dagegen im richtigen Verhältnis mit Press-
reinem Sauerstoff in Kontakt kommen, müssen luft oder Sauerstoff gemischt, verbrennt es voll-
dafür geeignet sein. Eignung und Ausbrennsicher- ständig und rußfrei bei hoher Temperatur, zum
heit müssen vom Hersteller nachgewiesen Beispiel mit Sauerstoff bei ca. 3100 °C.
werden.
Gemische aus Acetylen und Luft/Sauerstoff sind
innerhalb bestimmter, aber sehr weiter, Grenzen
In der DGUV Information 213-073 werden weitere zünd- und explosionsfähig. Bei Luft liegen diese
Informationen zum Umgang mit Sauerstoff Grenzen zwischen 2,3 und 82 Volumenprozent
gegeben. Acetylen (Abb. 2), während in reinem Sauerstoff
bis 93 Volumenprozent Acetylen zu Explosionen
Hinweise zu geeigneten nichtmetallischen Werk- führen können.
stoffen für, zum Beispiel, Dichtungen gibt die
DGUV Information 213-075. Die DGUV Infor- Das bedeutet, dass derartige Gemische nahezu in
mation 213-076 enthält eine Liste der geprüften jedem Mischungsverhältnis explosionsgefährlich
Armaturen, Schläuche und Anlagenteile. Für Rohr- sind. Die Stärke des Geruchs ist kein Maßstab für
leitungen für Sauerstoff gibt das DVS-Merkblatt die Größe der Gefahr.
0217 Installationshinweise.
Schon bei verhältnismäßig niedrigen Temperatu-
ren – etwa 335 °C – und sehr niedriger Zündener-
3.2 Brenngase gie kann es zur Zündung dieser Gasgemische kom-
men. Ein heruntergefallener eiserner Gegenstand,
Die Autogentechnik beruht auf der Ausnutzung der ein Funke in einer elektrischen Handbohrmaschi-
in den Brenngasen enthaltenen Energien. Ihre ne oder in einem Schalter, ein aus der Tasche fal-
Nutzbarmachung bedingt die Verwendung hoch lendes Feuerzeug können ebenso wie die Funken
entwickelter Geräte und Verfahren, die sich je am Schleifbock oder ein heißes Ofenrohr die Ursa-
nach eingesetztem Brenngas in Details wie che einer Zündung sein. Zahlreiche Unfalluntersu-
Arbeitsdrücken, Düsengestaltung oder einsetzba- chungen haben ergeben, dass oft ungewöhnliche
ren Werkstoffen und Dichtungswerkstoffen Vorgänge für die Auslösung des Unglücks ursäch-
unterscheiden. lich waren.

Acetylen ist ein instabiles Gas. Bei plötzlichen


3.2.1 Acetylen Druckstößen oder Temperaturerhöhungen kann
ein Zerfall in Wasserstoff und Kohlenstoff erfolgen.
Acetylen ist etwas leichter als Luft (Abb. 1). Es ist Dazu ist kein Sauerstoff erforderlich. Große Wär-
eine instabile chemische Verbindung aus Kohlen- memengen werden dabei frei, die schnell zu noch
stoff und ­Wasserstoff: C2H2. höheren Drücken und damit zu weiterem, explo-
sionsartigem Zerfall führen.
Geringe Verunreinigungen verleihen dem Acetylen
seinen eigentümlichen Geruch. An der Luft ver- Besondere Umsicht ist bei der Gestaltung und
brennt das Gas mit stark rußender Flamme, da der Nutzung von Hochdruckteilen der Acetylenversor-
zur Verfügung stehende Sauerstoff – die Luft ent- gungsanlagen erforderlich. Querschnitte und Län-
hält nur etwa 21 Volumenprozent – für eine voll- gen der Hochdruckleitungen sind so gering wie
ständige Verbrennung nicht ausreicht. möglich auszuführen, da bei einer adiabatischen
Verdichtung durchaus die Zerfallstemperatur von
Acetylen erreicht werden kann.

9
Eigenschaften von Gasen

Zur Vermeidung gefährlicher Vorgänge ist große Hierdurch kann es in solchen Bereichen zu Unfäl-
Umsicht beim Umgang mit Acetylen erforderlich. len infolge Sauerstoffmangels kommen, vor allem
aber bei Zündung des Gas-Luft-Gemischs zu Brän-
Manipulationen an Acetylenanlagen oder ihren den und Explosionen.
Bauelementen sind verboten. So ist es zum Bei-
spiel nicht zulässig, Flaschendruckregler für den Gemische von Flüssiggas und Luft sind bei einem
Einsatz als Hauptstellendruckregler in Acetylenan- Gasanteil von etwa 2 bis 9,5 Volumenprozent
lagen oder Bündelanschlüssen umzubauen oder zünd- und explosionsfähig (Abb. 2). Eine Wolke
mit selbst gefertigten Adaptern zu betreiben. ausgetretenen Flüssiggases ist in ihrer Randzone
praktisch immer zündfähig.

Installationshinweise für Rohrleitungen für Flüssiggas ist fast geruchlos. Es kann daher in
­Acetylen gibt das DVS- Merkblatt 0216. größeren Mengen ausströmen, ohne bemerkt zu
werden. Es wird deshalb meist ein Geruchsmittel
Der zulässige maximale Arbeitsdruck soll langsam beigemischt, damit bereits kleinere ausströmende
erreicht werden und ist in der Regel auf 1,5 bar Mengen als Gefahr wahrgenommen werden.
begrenzt.
Strömt Flüssiggas in der flüssigen Phase aus, ver-
Die sichere Speicherung von Acetylen unter höhe- gast es in kurzer Zeit zum 260-fachen seines bis-
rem Druck in Acetylenflaschen beruht auf beson- herigen Volumens und kann sich somit gefährlich
deren physikalischen Voraussetzungen. schnell und weit ausbreiten.

Sicherer Umgang mit Acetylen fordert auch, dass


nur geeignete Werkstoffe für Leitungen, Armatu- 3.2.3 Erdgas
ren, Dichtungen und andere Bauteile verwendet
werden. Auch Erdgas – meist aus Netzen der öffentlichen
Gasversorgung – wird in der Autogentechnik
Kommt Acetylen zum Beispiel mit Kupfer oder hoch eingesetzt.
kupferhaltigen Legierungen in Berührung, kann es
zur Bildung des äußerst explosiblen Acetylenkup- Erdgas enthält hauptsächlich Methan, daneben
fers kommen. Teile aus reinem Kupfer oder aus oft auch weitere Brenngasanteile wie Propan, Bu-
Legierungen mit einem Kupfergehalt von mehr als tan, Wasserstoff und, je nach Förderort, unter-
70 Gewichtsprozent dürfen daher an Acetylenanla- schiedliche Anteile an Verunreinigungen mit Koh-
gen nicht angebracht werden. Auch als Schlauchver- lendioxid und Schwefelwasserstoff.
binder sind Kupferröhrchen deshalb unzulässig.
Zum Einstellen von definierten Energiegehalten
pro Volumeneinheit wird in öffentlichen Netzen
3.2.2 Flüssiggas häufig Stickstoff zugemischt.

Das in der Autogentechnik unter anderem zum Erdgas ist leichter als Luft (Abb. 1). Der Zünd- und
Brennschneiden, Anwärmen und Flammlöten be- Explosionsbereich von Erdgas in Luft beträgt etwa
nutzte Flüssiggas (Propan, Butan und deren Gemi- 5 bis 15 Volumenprozent (Abb. 2).
sche sowie Propen) ist in gasförmigem Zustand
wesentlich schwerer als Luft (Abb. 1). Ausgeströmtes Erdgas bewirkt also bei Zündung
Brände oder Explosionen. Zündquellen können
Flüssiggase haben daher das Bestreben, in Vertie- sich auch weit über der Austrittsstelle befinden
fungen, wie Keller, Schächte oder Gruben, einzu- (Hallenbeleuchtung, Heizstrahler, Lüfter).
strömen. Dabei verdrängen sie gleichzeitig Luft.

10
Eigenschaften von Gasen

Erdgas ist geruchlos, wird aber häufig mit einem


Geruchsmittel versetzt, um einen unbeabsichtig-
ten und damit gefährlichen Austritt leichter be-
merkbar zu machen.

3.2.4 Wasserstoff

Wasserstoff (H2) ist ein farbloses, geruchloses und


brennbares Gas. Es ist das leichteste Gas. Da es
mit kaum sichtbarer Flamme brennt, besteht eine
besondere Gefährdung darin, dass Leckflammen
kaum erkannt werden können.

Wasserstoff wird zum Gasschweißen, Brenn-


schneiden und als Zusatz für Formiergas einge-
setzt. Ein weiteres Einsatzgebiet ist das Plasma-
oder auch Laserschneiden.

Der Zündbereich in Luft beträgt 4 bis 75,6 Vol.-%.


Die untere Detonationsgrenze beträgt nur
18 Vol.-%.

Wasserstoff wird überwiegend gasförmig in Druck-


gasflaschen mit 200 oder 300 bar Speicherdruck
oder, bei größerem Bedarf, tiefkalt verflüssigt in
ortsfesten Tankanlagen bereitgestellt.

11
4 Umgang mit Geräten und Einrichtungen

4.1 Umgang mit Druckgasflaschen Die wichtigsten Informationen zum Inhalt der
­Gasflaschen, der Gasbenennung, den Eigenschaf-
ten, dem Hersteller und zu Gefahrensätzen (H-Sät-
4.1.1 Kennzeichnung von Druckgasflaschen ze) und Sicherheitssätzen (P-Sätze) enthält der
Gefahrgutaufkleber auf der Flaschenschulter
Neben der Gasversorgung aus Tanks werden die in (Abb. 4).
der Autogentechnik benötigten Gase vorwiegend
in Druckgasflaschen bereitgestellt. Sie können
damit sicher und wirtschaftlich transportiert, gela- Nach DIN EN ISO 7225 müssen nunmehr bei Gas-
gert und zum Verbrauch bereitgehalten werden. gemischen auch die einzelnen Bestandteile aufge-
führt werden.
Gasflaschen für Sauerstoff, Druckluft und Brenn-
gase unterliegen in der Benutzung der Betriebssi- Ein Sicherheitsdatenblatt muss vorliegen.
cherheitsverordnung. Konstruktion, Fertigung und
Prüfung vor Inbetriebnahme der Gasflaschen müs- Der dargestellte Gefahrgutaufkleber erfüllt die
sen entsprechend den Forderungen der Druckgerä- Anforderungen der Transportvorschriften (GGVSE/
terichtlinie erfolgen. GGVE) und enthält, z. B. für technischen Sauer-
stoff, folgende Informationen:
Beim Transportieren von Druckgasflaschen auf
öffentlichen Straßen sind die Bedingungen nach 1. Risiko- und Sicherheitssätze
ADR einzuhalten. 2. Gefahrzettel
3. Zusammensetzung des Gases bzw.des
Für das Lagern von Druckgasflaschen gelten die Gasgemisches
Forderungen der Technischen Regel für Gefahr­ 4. Produktbezeichnung des Herstellers
stoffe (TRGS) 510. 5. EWG-Nummer bei Einzelstoffen oder das Wort
„Gasgemisch“
Auf der Schulter der Gasflaschen sind wichtige 6. Vollständige Gasbenennung nach GGVSE
Daten eingeprägt (Gasart, Betriebsdruck, Prüfdruck, 7. Herstellerhinweis
Prüfdaten, Eigentümer bzw. Hersteller und bei Ace- 8. Name, ­Anschrift und Telefonnummer des
tylen auch die Kennzeichnung der porösen Masse). Herstellers

Abb. 4 Gefahrgutaufkleber

12
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

Abb. 5 Farbkennzeichnung für Gasflaschen nach DIN EN 1089-3 (technische Gase)

Die Farbkennzeichnung dient als zusätzliche die am 1. Juli 2006 endete, waren alte und neue
­Information über die Eigenschaften der Gase Kennzeichnung parallel anzutreffen. Die neue
(brennbar, oxidierend, giftig usw.) und erleichtert Kennzeichnung wurde dabei durch ein „N“ auf der
Rückschlüsse zu Verhaltensregeln, wenn der Ge- Flaschenschulter hervorgehoben.
fahrgutaufkleber wegen zu großer Entfernung
nicht lesbar ist. Nach Ende der Übergangsfrist sind nur noch die in
DIN EN 1089-3 festgelegten Farbkennzeichnungen
Mit der Umsetzung der europäischen Norm zulässig.
DIN EN 1089-3 „Farbkennzeichnung von Gasfla-
schen“ wurde die Kennzeichnung neu und in der
EU einheitlich geregelt. In einer Übergangsfrist,

13
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

Für Flüssiggasflaschen gibt es keine einheitliche Acetylen ist in Flaschen als gelöstes Gas enthal-
Farbkennzeichnung. Sie sind an der Bauform zu ten. Es kann als unstabiles Gas nicht so hoch ver-
erkennen. dichtet werden wie zum Beispiel Wasserstoff.

Bisher wurden die Ventilanschlüsse nicht EU-ein- Für die Speicherung ist die in jeder Acetylenfla-
heitlich geregelt. Es gelten nationale sche aus Sicherheitsgründen vorhandene poröse
Festlegungen. Masse mit einem Lösemittel − meist Aceton – ge-
tränkt, das Acetylen in großen Mengen lösen kann.
Zum Vermeiden von Verwechslungen haben in
Deutschland die Flaschenventile für verschiedene Der höchstzulässige Druck der Füllung einer Acety-
Gasgruppen unterschiedliche Anschlüsse (z. B. lenflasche ist meist auf 18 bar bei 15 °C festgelegt.
Bügelanschluss für Acetylen, Linksgewinde für Der Druck in der Flasche ändert sich in Abhängig-
andere brennbare Gase, Rechtsgewinde für un- keit von der Außentemperatur, zum Beispiel bei
brennbare Gase, Sauerstoff und Druckluft). Dazu 25 °C ca. 22 bar; bei 0 °C etwa 13 bar.
kommen noch Gewinde verschiedener Größen für
unterschiedliche Flaschendrücke und/oder ver- Eine 40-l-Acetylenflasche enthält bis zu 7210 l Ace-
schiedene Gase. tylen bei 15 °C; das höchste Füllgewicht einer der-
artigen Flasche darf 8,0 kg Acetylen nicht über-
Die Verwendung von Übergangsstücken ist schreiten. Dieser Flasche dürfen kurzzeitig bis zu
untersagt. 1000 l/h Acetylen entnommen werden. Als Dauer-
entnahme sind jedoch nur 600 bis 700 l/h zulässig.

4.1.2 Inhalt der Druckgasflaschen Bei größeren Entnahmemengen müssen daher


mehrere Flaschen zu einer Batterie zusammenge-
Bei verdichteten Gasen, zum Beispiel Sauerstoff, fasst werden, oder die Entnahme muss aus einem
Druckluft, Wasserstoff, kann der Inhalt einer Fla- Flaschenbündel erfolgen.
sche annähernd wie folgt ermittelt werden:
Flüssiggas, zum Beispiel Propan, ist in der gefüll-
I=p·V I Gasinhalt in Liter unter Normal- ten Flüssiggasflasche überwiegend im flüssigen
druck Zustand enthalten. Im Bereich oberhalb des Flüs-
sigkeitsspiegels ist es jedoch als Gas vorhanden.
p Fülldruck in bar Die Entnahme erfolgt in der Regel auch aus der
Gasphase. Durch die Druckverringerung bei Ent-
V Rauminhalt der Flasche in l nahme verdampft weiteres Flüssiggas. So stellt
sich immer wieder ein Gleichgewicht zwischen
Sauerstoffflaschen haben meist einen Fülldruck Propan im flüssigen und im gasförmigen Zustand
von 200 bar. Für eine 50-l-Flasche ergibt sich somit in der Flasche ein.
ein Inhalt von:
Zu beachten ist jedoch, dass zum Verdampfen
I = p · V = 200 · 50 = 10 000 l große Wärmemengen notwendig sind. Mit der sich
daraus ergebenden Temperaturabsenkung der
Dieser Wert entspricht nicht exakt der möglichen Flüssigphase, die dann auch als „Vereisung“ der
Entnahmemenge. In Abhängigkeit vom Hinter- Flasche erkennbar wird, besteht die Gefahr, dass
druck, der am Druckregler eingestellt wurde, ver- der Flaschendruck unter den erforderlichen Versor-
bleibt ein Restdruck, und damit Restinhalt, in der gungsdruck der Verbrauchsgeräte absinkt. Das
Flasche. führt dazu, dass solche Flaschen oftmals als „leer“
angesehen werden, obgleich nach Temperaturan-
passung weitere Entnahme möglich wäre.

14
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

Da 1 kg flüssiges Propan ein Volumen von 1,96 l Mangelnde Lüftung in Verbindung mit angeschlos-
einnimmt und sich bei Übergang in den gasförmi- senen Druckreglern und ungesicherte Gasflaschen
gen Zustand auf das 260-fache dieses Volumens oder offene Gasflaschenventile sind dabei wesent-
ausdehnt, ergibt sich für eine 11-kg-Flüssiggasfla- liche Unfallursachen.
sche ein Inhalt von 5 600 l gasförmigem Propan
(11 kg · 1,96 l/kg · 260 = 5 600 l). Die Gefahrgutverordnung Straße, Eisenbahn und
Binnenschiffahrt (GGVSEB) sowie das ADR regeln
für den öffentlichen Bereich Anforderungen an
4.1.3 Handhabung und Lagerung von Fahrzeug, Kennzeichnung und mitzuführende Do-
Druckgasflaschen kumente sowie Personal bei der Beförderung von
Gasflaschen.
Druckgasflaschen sind so zu handhaben, dass sie
nicht beschädigt werden. Es ist darauf zu achten, Es ist zu beachten, dass auf öffentlichen Straßen
dass sie keiner starken Erwärmung ausgesetzt Gefahrgut, also auch Gase der Schweißtechnik,
werden. Während des Transports und bei der Gas- nur in zugelassenen und vollständigen Verpackun-
entnahme sollten die Druckgasflaschen möglichst gen befördert werden dürfen. Bei Druckgasfla-
stehen. Sie dürfen nicht geworfen oder mit Magne- schen schließt diese Vollständigkeit auch wirksa-
ten transportiert werden. Der Transport muss im- me Schutzeinrichtungen für Flaschenventile ein.
mer mit aufgesetzter Ventilschutzeinrichtung
erfolgen. Außerdem wird die Verwendung geeigneter Fahr-
zeuge gefordert. Das sind in der Regel Fahrzeuge
Die Druckgasflaschen müssen immer gegen Um- in offener Bauart.
fallen gesichert werden.
Müssen kurzzeitig als Ausnahme Fahrzeuge ge-
Die Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 510 schlossener Bauart verwendet werden, sind dabei
legt die grundsätzlichen Forderungen für die Lage- die besonderen Gefahren zu berücksichtigen. Bei
rung von Druckgasflaschen fest. Einsatz geschlossener Fahrzeuge zum Transport
brennbarer Gase ohne ausreichende Lüftung (z. B.
Grundsätzlich gilt, dass in Arbeitsräumen nur Kleintransporter in Serienausstattung) ist es kei-
Druckgase bis zu einer Maximalmenge von 2,5 l nesfalls ausreichend, den nach Ausnahme CV 36
gelagert werden dürfen. Darüber hinaus gehende ADR vorgesehenen Aufkleber „Türen vorsichtig
Mengen sind in Lagern aufzubewahren. Wegen der öffnen“ anzubringen. Damit werden die bei sol-
einfacheren Handhabung und der geringeren bau- chen Serienfahrzeugen vorhandenen Zündquellen
lichen und organisatorischen Maßnahmen sollte nicht beseitigt. Es kann sogar zu einer höheren
die Lagerung im Freien gegenüber einer Lagerung Gefährdung führen, wenn durch sehr langsames
in Lagerräumen bevorzugt werden. Öffnen der Türen Lichtbögen an Schaltern auftre-
ten. Auch ist bei derartigen Kleintransportern
Für Brenngase und Sauerstoff werden nach TRGS meist keine Trennung von Bedien- und Laderaum
510 bei Lagermengen über 200 kg weitere Sicher- vorhanden, so dass ständig Zündquellen aktiv
heitsmaßnahmen notwendig. sind.

Für Transporte eines Unternehmens für die eigene


4.1.4 Befördern von Druckgasflaschen Versorgung in Verbindung mit dem Hauptgewerk
oder auch für Kleinmengentransporte sind ent-
Immer wieder ereignen sich bei der Beförderung sprechende Ausnahmeregelungen mit Erleichte-
von Druckgasflaschen schwere Unfälle, vor allem rungen zur Fahrzeugausrüstung, zu mitzuführen-
in geschlossenen und in Werkstatt-Fahrzeugen. den Dokumenten und zu Forderungen an die
Personalausbildung enthalten.

15
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

So müssen zum Beispiel keine Warntafeln am Es ist zu beachten, dass nur der Transport von
Fahrzeug angebracht und lediglich ein 2-kg-ABC- Kleinmengen, nicht aber die Lagerung von Druck-
Löscher zur Bekämpfung von Bränden im Motor- gasflaschen in geschlossenen Fahrzeugen, die
raum oder in der Fahrzeugelektrik mitgeführt wer- nicht für ständige Flaschenaufstellung ausgerüstet
den. Fahrpersonal muss keine Gefahrgutausbildung sind, erlaubt ist. Das bedeutet, dass die Flaschen
nachweisen. Eine Unterweisung aller am Transport erst unmittelbar vor Abfahrt eingeladen werden
von Druckgasflaschen Beteiligten ist jedoch erfor- dürfen, der Zielort auf direktem Wege erreicht wird
derlich. Rauchverbot gilt generell bei Be- und Ent- und die Flaschen unmittelbar nach Ankunft am
ladearbeiten und auch während des Transports, Zielort aus dem geschlossenen Fahrzeug entfernt
wenn brennbare Gase oder Sauerstoff mit Fahrzeu- werden.
gen befördert werden, deren Kabine nicht gasdicht
vom Laderaum getrennt ist. Das Nichtbeachten dieser Grundsätze hat auch in
jüngster Zeit zu schweren Unfällen, Explosionen
Es wird empfohlen, bei solchen Kleinmengen- und Bränden von Kleintransportern und PKW
transporten einen Lieferschein nach Anlage 10.2 geführt.
dieser DGUV Information mitzuführen, der Absen-
de- und Zielort sowie Art und Menge des mitge- Für sicheren innerbetrieblichen Transport gibt die
führten Gefahrguts beinhaltet, einschließlich des Technische Regel TRBS 3145/TRGS 745 wichtige
Nachweises, dass die 1000-Punkte-Grenze nicht Hinweise.
überschritten wird.
Folgende Grundsätze sind für den Transport von
Druckgasflaschen zu beachten:
Anhang B der GGVSEB enthält einzusetzende Maß- 1. Sicherung der Druckgasflasche bei der
einheiten und Faktoren zur Bestimmung der Frei- Beförderung
grenzen, innerhalb derer der Transport nach den 2. Ausreichende Lüftung bei der Beförderung in
vereinfachten Bedingungen als Kleinmengen- Fahrzeugen geschlossener Bauweise
transport gilt. 3. Schutz der Flasche und des Flaschenventils
4. Sorgsames Verschließen der Flaschenventile
und wiederkehrende Prüfung der Dichtheit
Das DVS-Merkblatt 0211 „Druckgasflaschen in ge-
schlossenen Kraftfahrzeugen“ gibt Hinweise, wel- Es muss selbstverständlich sein, Druckregler ab-
che Mindestvoraussetzungen für eine funktionie- zubauen, die Ventile dicht zu schließen, − wenn
rende Lüftung zu erfüllen sind. erforderlich, zusätzlich die Ventilschutzmuttern
aufzuschrauben − und die Ventile durch Aufsetzen
und Befestigen der vorgesehenen Ventilschutzein-
Anlage 10.3 dieser DGUV Information zeigt ein richtungen (Ventilschutzkappen, Schutzkörbe
Beispiel für die Ermittlung der „Gefahrgutpunkte“ o. Ä.) vor Beschädigung zu schützen.
gemäß Kleinmengenregelung.

16
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

4.1.5 Aufstellen von Druckgasflaschen Sonnenstrahlung gilt in unseren Breiten nicht als
gefährliche Wärmeeinwirkung.
Das Aufstellen von Druckgasflaschen umfasst
nach TRGS 3145/TRBS 745 sowohl das Bereithalten Flüssiggasflaschen – auch entleerte – müssen bei
für eine unmittelbar bevorstehende Entnahme als ihrer Lagerung und im Gebrauch für Schweißen,
auch die Entnahme aus angeschlossenen Schneiden und verwandte Verfahren stets aufrecht
Druckgasflaschen. stehen.

Zur Gasentnahme angeschlossene Gasflaschen Zum Schutz der Flaschenventile, Druckregler und
und Flaschenbatterien dürfen – genau wie gela- Sicherheitseinrichtungen vor Verschmutzung oder
gerte Flaschen – nicht in Haus- und Stockwerksflu- Beschädigung sollten auch die Flaschen für ande-
ren, Treppenräumen, Durchgängen und Durchfahr- re Gase der Schweißtechnik nur stehend betrieben
ten, in deren unmittelbarer Nähe sowie an werden.
Rettungs- oder Fluchtwegen aufgestellt werden.
Auch in bewohnten oder der Öffentlichkeit zu- Vor allem bei Flüssiggasflaschen ist darauf zu
gänglichen Räumen, in unmittelbarer Nähe leicht ­ chten, dass der Verbrauch der möglichen Ver-
a
entzündlicher Stoffe und in ungenügend belüfte- dampfungsleistung angepasst ist und Druckregler
ten Bereichen ist eine Flaschenaufstellung oder Flasche nicht vereisen.
unzulässig.
Acetylenflaschen sind besonders sorgsam zu be-
Abweichungen sind nur dann möglich, wenn die handeln und dürfen keiner stoßartigen Belastung
Aufstellung zur Ausführung von Arbeiten vorüber- ausgesetzt werden. Acetylen als instabiles Gas
gehend notwendig ist und besondere Sicherungs- kann auch ohne Sauerstoff zerfallen und große
maßnahmen getroffen sind, zum Beispiel Absper- Wärmemengen freisetzen, die zu weiterem Acety-
rung, Lüftung. lenzerfall führen.

Sowohl angeschlossene als auch Reserveflaschen Sicherheitseinrichtungen gegen Gasrücktritt und


sind gegen Umfallen zu sichern. Bewährt haben Flammendurchschlag werden deshalb auch für
sich dafür feststehende oder fahrbare Gestelle, Einzelflaschenanlagen empfohlen.
Schellen oder Ketten. Auch die Nutzung der spe-
ziellen Transportpaletten mit verstellbarem Riegel, Wenn Brände an Gasflaschen unmittelbar nach
in denen viele Gaslieferanten die Flaschen bereit- Ausbruch bemerkt werden, lassen sie sich im All-
stellen, ist eine gute Lösung. gemeinen durch geeignete Maßnahmen und um-
sichtiges Verhalten wirksam bekämpfen.
Bei der Aufstellung von Gasflaschen wird gelegent-
lich übersehen, dass die Schlauchanschlussstut- Das Flaschenventil muss unmittelbar nach Aus-
zen nicht auf andere Gasflaschen gerichtet sein bruch des Brandes mit geschützter Hand geschlos-
dürfen. Deshalb müssen die Armaturen entspre- sen werden. Die Flasche ist zu kühlen und, wenn
chend geneigt oder die Flaschen gedreht werden. gefahrlos möglich, ins Freie zu bringen. Acetylen-
flaschen sind wegen des möglichen inneren Zer-
Angeschlossene Einzelflaschen und Flaschenbat- falls über mehrere Stunden zu kühlen.
terien dürfen nicht erhitzt werden.
Bei anderen in der Schweißtechnik gebräuchli-
Es ist also nicht zulässig, die Flaschen in unmittel- chen Brenngasen gilt jedoch, dass ein kontrollier-
barer Nachbarschaft von Schmiedefeuern, Öfen, ter Abbrand austretender Brenngase eine „siche-
Heizkörpern aufzustellen oder zu lagern oder sie re“ Methode zur Vermeidung einer Explosion ist,
durch Flammen, Lichtbogen oder Heißluftgebläse wenn keine Gefahr für Personen, Umgebung oder
zu erhitzen. andere Druckgasflaschen besteht.

17
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

In jedem Fall müssen die im Sicherheitsdatenblatt bedarfsgerechter einsetzen zu können. Dazu wer-
vorgesehenen Maßnahmen eingeleitet werden. den technische Einrichtungen angeboten, die ein
Umfüllen ermöglichen sollen.
Beim Brand der Armaturen einer Sauerstoffflasche
ist das Flaschenventil möglichst sofort zu schlie- Ist dabei sichergestellt, dass bei der Entnahme
ßen, um einer Zerstörung des Druckreglers oder aus den kleinen Acetylenflaschen durch falsche
des Flaschenventils vorzubeugen. Lage oder zu großen Bedarf nicht auch das Löse-
mittel Aceton entnommen wurde?
Flaschen, die gebrannt haben oder einer Brandwir-
kung ausgesetzt waren, müssen deutlich gekenn- Gefahren ergeben sich dann beim erneuten Füllen.
zeichnet, aus dem Betrieb entfernt und mit entspre- Eine sichere Acetylenspeicherung ist bei Aceton-
chendem Hinweis an das Füllwerk zurückgegeben mangel nicht gewährleistet. Es besteht die Gefahr,
werden. so einen Acetylenzerfall einzuleiten.

Bei anderen Gasen, zum Beispiel Sauerstoff, be-


4.1.6 Umfüllen von Druckgasflaschen steht die Gefahr, dass vor allem ältere Flaschen
mit zu hohem Druck befüllt werden. Auch das Fül-
Das Füllen von Druckgasflaschen erfolgt üblicher- len von Gasflaschen, deren Prüffrist abgelaufen
weise in Füllanlagen. In derartigen Anlagen nimmt ist, ist verboten.
entsprechendes Fachpersonal die Füllung vor. Da-
bei wird gleichzeitig sichergestellt, dass erforderli- Es kommt immer wieder zu schweren Unfällen,
che Prüffristen eingehalten und notwendige War- weil beim unsachgemäßen Umfüllen nicht darauf
tungs- oder Reparaturarbeiten veranlasst werden. geachtet wird, dass nur das Gas eingefüllt werden
darf, für das die Druckgasflasche vorgesehen ist.
Nur für so genannte Handwerkerflaschen mit Flüs-
siggas und einem Rauminhalt von 1 Liter (Kleinst- Wirtschaftliche Vorteile, die eine Umfüllung durch
flasche) besteht eine Ausnahme. Hier können Nutzer und Nutzerinnen rechtfertigen, scheinen
Handwerksleute in eigener Verantwortung die Fla- äußerst fragwürdig.
sche volumetrisch füllen − durch Umfüllen, aller-
dings ausschließlich mit einer dafür vorgesehenen Füllen oder Umfüllen sollte immer in entsprechen-
und zugelassenen Einrichtung. den Füllwerken erfolgen.

Um ein sicheres Umfüllen zu gewährleisten, sind


eine Reihe technischer Schutzmaßnahmen zu 4.1.7 Flaschenbatterien
beachten. Dazu gehören insbesondere Lüftung
und Zündquellenfreiheit. Die Sachkunde der be- Bei größerem Verbrauch von Schweißgasen wird
auftragten Personen muss gewährleistet sein. die Versorgung aus einzelnen Gasflaschen unwirt-
schaftlich oder gar unmöglich. Man koppelt daher
mehrere Flaschen zu einer Flaschenbatterie zu-
Hinweise zum Füllen gibt die Fachbereichsinfor- sammen. Diese Flaschenbatterie muss in einem
mation des DGUV-Sachgebietes Flüssiggas („Volu- gesonderten Raum oder im Freien aufgestellt wer-
metrisches Füllen von Handwerkerflaschen“). den, wenn sie aus mehr als 6 Flaschen besteht.
Von dort wird das Gas über einen Hauptstellen-
Das Umfüllen anderer Gase der Schweißtechnik, druckregler auf Mitteldruck entspannt und vorwie-
bis hin zu Acetylen, in eigener Regie wird immer gend durch Rohrleitungen, die je nach Baugröße
wieder, besonders von kleineren Unternehmen der Anlage durch Sicherheitseinrichtungen (z. B.
und vom Schweißzubehörhandel, als erstrebens- automatische Schnellschlussventile, Flammensper-
wertes Ziel benannt, um Brenngase angeblich ren) geschützt werden, zu den Verbrauchsstellen

18
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

geführt. Hier können Entnahmestellendruckregler 4.1.8 Verdampferanlagen


angeordnet sein, die den für die Verbrauchsanlage
spezifischen Arbeitsdruck bereitstellen. Wenn große Mengen an Sauerstoff benötigt wer-
den, wird heute immer häufiger die Anlieferung
Ein Sonderfall der Flaschenbatterie ist das und Lagerung des Sauerstoffs in tiefkalt verflüssig-
­Flaschenbündel, bei dem alle Flaschen in einem tem Zustand genutzt.
Gestell über Rohrleitungen verbunden sind und
gleichzeitig gefüllt werden. Auch die Entleerung Zur Entnahme des Sauerstoffs aus dem stationä-
erfolgt über einen zentralen Anschluss ren Tank wird dann eine Verdampferanlage einge-
gleichzeitig. setzt, die bedarfsgerecht Sauerstoff in gasförmigem
Zustand unter dem Druck der Versorgungsanlage
Die Vorteile des Einsatzes von Flaschenbatterien (Ringleitung) bereitstellt.
gegenüber Einzelflaschen liegen in der zentralen
Bedienung, in der Raumersparnis an den Arbeits- Dabei muss beachten werden, dass jede Anlage
plätzen, in der Verminderung des innerbetriebli- entsprechend dem zu erwartenden Verbrauch
chen Flaschentransportes und nicht zuletzt in der ausgelegt wird, das heißt, es muss sichergestellt
größeren Sicherheit. sein, dass der Sauerstoff immer nur maximal in
der Menge entnommen wird, für die die Anlage
Wegen des großen Energiegehalts der Flaschen- ausgelegt ist, damit nicht Sauerstoff in tiefkalt
batterien müssen die für Gasflaschen geltenden verflüssigtem Zustand in die Versorgungsleitung
Sicherheitsbestimmungen besonders sorgfältig eintritt.
beachtet werden. Auf keinen Fall dürfen Einzelfla-
schendruckregler durch selbst gebaute Adapter Flüssiger Sauerstoff würde bei Temperaturerhö-
als Hauptstellendruckregler eingesetzt werden. hung sofort verdampfen und zu schlagartiger
Druckerhöhung im Gasverteilungssystem und so-
Bei der Gefährdungsbeurteilung für Batterie- oder mit meist zu dessen Zerstörung führen.
Flaschenbündelanlagen ist eine mögliche Explo-
sionsgefährdung besonders zu beachten. Dabei
ist neben der unmittelbaren räumlichen Ausdeh- 4.2 Umgang mit Druckreglern
nung des explosionsgefährdeten Bereichs um die
Flaschen- oder Bündelanschlussstellen der Be- Jede Gasentnahme aus einer Gasflasche zum
reich der Abblaseleitungen von Sicherheitsventi- Schweißen und Schneiden erfolgt über einen
len von besonderer Bedeutung. Flaschendruckregler.

Die Konstruktion und wichtige Bestandteile eines


Erforderliche Maßnahmen sind gemäß TRGS 407 Flaschendruckreglers zeigt Abb. 6.
zu bestimmen und zu ergreifen.
Da es sich bei Druckreglern und Manometern um
Das DVS- Merkblatt 0221 „Gasversorgungsanlagen empfindliche feinmechanische Geräte handelt,
für Schweißen, Schneiden und verwandte Verfah- bedürfen sie pfleglicher Behandlung. Treten trotz-
ren – Empfehlungen für Prüffristen und die Gefähr- dem Schäden an ihnen auf, dürfen sie nicht weiter
dungsbeurteilung“ bietet Hilfestellung bei der benutzt werden. Reparaturen dürfen nur von Fach-
sicherheitstechnischen Bewertung und Gefähr- leuten, die meist auch von den Herstellern dafür
dungsanalyse bestehender Gasversorgungsanla- autorisiert wurden, ausgeführt werden. Nur Ersatz-
gen sowie bei der Festlegung erforderlicher Prü- teile des Original-Herstellers sind zulässig.
fungen und Prüffristen für die Gesamtanlage und
deren sicherheitsrelevanten Bauteile. Nicht sachgemäßes Anschließen des Druckreglers
oder zu schnelles Öffnen des Flaschenventils bei

19
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

Inhaltsmanometer Arbeitsmanometer

Abblaseventil
Schmutzfänger Absperrventil

Flaschenanschluss
Schlauchanschluss
Entlastungsloch
Federdeckel

Stellschraube

Abb. 6 Prinzipskizze eines Flaschendruckreglers

nicht entspannter Stellschraube des Druckreglers Es ist äußerst gefährlich und führt immer wieder
können zu Schäden am Druckregler selbst, aber zu schweren Unfällen, wenn durch Verlängerung
auch in nachgeschalteten Verteilungsleitungen, des Schlüssels oder durch Hammerschläge auf
führen. den Schlüssel das Anzugsmoment der Anschluss-
mutter erhöht wird, um Dichtheit zu erzwingen.
Vor dem Anschrauben des Druckreglers ist das Das Gleiche gilt, wenn der Druckregleranschluss
Flaschenventil vorsichtig kurz zu öffnen, um Staub unter Druckbeanspruchung nachgezogen wird.
und andere Verunreinigungen aus dem Anschluss-
stutzen zu blasen. Der Druckregler muss so ange- Nach Feststellen der Dichtheit des Druckregleran-
baut werden, wie in der Bedienungsanleitung des schlusses am Gasflaschen- oder Bündelventil ist
Herstellers dargestellt. Dabei ist darauf zu achten, durch langsames Einschrauben der Stellschraube
dass weder der Ventilabgang noch der Schlauch- der erforderliche Arbeitsdruck einzustellen.
anschlussstutzen auf andere Flaschen gerichtet
sind. Um Gasaustritte zu vermeiden, müssen die Fla-
schenventile oder die Ventile an den Gebrauchs-
Vor dem Öffnen des Flaschenventils muss die Ein- tellen von Gasversorgungsleitungen bei längeren
stellschraube des Druckreglers bis zur Entlastung Arbeitsunterbrechungen, nach Verbrauch des Fla-
der Feder zurückgedreht werden. Dann erst ist scheninhalts und vor dem Abschrauben des
langsam und vorsichtig das Flaschenventil zu öff- Druckreglers geschlossen werden.
nen. Dabei soll die Bedienperson sich niemals in
der direkten Verlängerung von Ventilabgang, Ab- Bei größerer und länger dauernder Gasentnahme
blaseventil oder Schlauchanschlussstutzen können besonders einstufige Druckregler einfrie-
aufstellen. ren, da bei der Entspannung des Gases vom ho-
hen Flaschendruck (bei Sauerstoff 200 oder heute
Die Dichtheit des Druckregleranschlusses am Fla- auch 300 bar) auf den relativ niedrigen Arbeits-
schenventil muss geprüft werden, gegebenenfalls druck eine starke Abkühlung eintritt.
sind Schaum bildende Mittel einzusetzen. Bei
Undichtigkeiten muss der Anschluss auf korrekten Bei zu großer Gasentnahme aus Flüssiggasfla-
Sitz und unbeschädigte Dichtung geprüft werden. schen tritt ebenfalls ein Vereisungseffekt an den

20
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

Flaschen auf, der dazu führen kann, dass nicht Geringe Spuren dieser Stoffe, besonders in feiner
mehr genügend Gas für einen sicheren Betrieb Verteilung, genügen bereits zur Einleitung einer
bereitsteht. Es kann zum Erlöschen der Flamme Entzündung und explosionsartigen Verbrennung,
mit anschließendem Ausströmen unverbrannten wenn reiner Sauerstoff vorhanden ist.
Brenngases oder gar zum Rückbrennen in die Gas-
schläuche kommen. Fettige Finger, gebrauchte Putzlappen, abtropfen-
des oder verspritztes Öl haben schon schwere
Das Auftauen darf nur mit heißem Wasser, Warm- Unfälle oder Brandschäden verursacht.
luft oder Ähnlichem erfolgen. Anwendung offener
Flammen oder glühender Gegenstände ist
untersagt. Verschmutzte Teile lassen sich mit entsprechenden
Mitteln reinigen (siehe DGUV Information 213-073
Vorrangig sollte aber die Gerätetechnik dem Ver- „Sauerstoff“).
brauch angepasst werden, das heißt, es sollten
Flaschenbatterien oder –bündel eingesetzt und Generell sollte immer darauf geachtet werden,
auch mehrstufige Druckregler und Druckregler mit dass die Filtereinsätze am Eingangsstutzen der
größerere Leistung gewählt werden. Druckregler vorhanden und funktionsfähig sind,
damit Verunreinigungen nicht die Funktionsfähig-
Die Druckregler müssen für die entsprechende keit beeinträchtigen oder gar zur Zerstörung des
Gasart gekennzeichnet sein und zum genormten Druckreglers oder der gesamten Anlage führen.
Flaschenanschluss passen. Zwischenstücke oder
Adapter dürfen nicht verwendet werden.
4.3 Umgang mit Gasschläuchen
Es ist nicht zulässig, Flaschendruckregler oder
Entnahmestellendruckregler für die Entnahme von Bei stationärem Betrieb und hohem Bedarf an
Acetylen aus Flaschenbündeln einzusetzen oder Gasen für Schweißen, Schneiden und verwandte
für diesen Einsatz anzupassen. Hier müssen ge- Verfahren erfolgt die Gasversorgung vorwiegend
eignete Hauptstellendruckregler benutzt werden. über fest verlegte Rohrleitungen. Von der Entnah-
mestelle der Versorgungsanlagen zum Verbrauchs-
Die Manometer von Acetylen-Flaschendruckreg- gerät sowie im handwerklichen Bereich, mit häufig
lern tragen die Aufschrift „acetylene“ und der ein- wechselnden Verbrauchsplätzen und -mengen,
stellbare Hinterdruck ist auf 1,5 bar zu begrenzen werden vorwiegend Schlauchleitungen eingesetzt.
(zusätzlich macht eine rote Marke am Hinterdruck- Es werden dabei besondere Anforderungen an die
manometer bei 1,5 bar darauf aufmerksam). Schläuche, Schlauchkupplungen, Schlauchan-
schlüsse und deren Verbindungen gestellt.
Alle Sauerstoffmanometer sind auf dem Zifferblatt
mit dem Wort „oxygen“ oder dem Buchstaben „O“ Die technischen Anforderungen an die Beschaf-
sowie dem Symbol gekennzeichnet. fenheit und Gestaltung sind in Normen festgelegt.
Es ist besonders darauf zu achten, dass Schläuche
Eine farbliche Kennzeichnung der Zifferblattmitte der richtigen Druckstufen eingesetzt werden.
erfolgt nicht mehr. Der höchstzulässige Betriebs-
druck ist mit einer farbigen Marke zu kennzeich- Gummischläuche zum Schweißen, Schneiden und
nen. für verwandte Verfahren werden entsprechend
ihrer Eignung für die einzelnen Gase farblich
Für alle Anlagenteile, die mit reinem Sauerstoff in gekennzeichnet.
Kontakt kommen können, muss darauf geachtet
werden, dass sie absolut frei von Öl, Fett oder Diese Eignung ist mit in Normen festgelegten Prü-
­Glycerin sind. fungen durch den Hersteller nachzuweisen. Für die

21
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

Tabelle 2 DIN EN ISO 3821 gibt folgende Kennzeichnungsfarben für Gummischläuche für Schweißen, Schnei-
den und verwandte Verfahren vor:
Gasart Kennfarbe und Kennzeichnung der Außenschicht
Acetylen und andere Brenngasea
rot
(außer LPG, MPS, Erdgas, Methan)

Sauerstoff blau

Druckluft, Stickstoff, Argon, CO2 schwarz

LPG, MPS, Erdgas, Methan orange

alle Brenngase (in dieser Tabelle),


rot/orange
außer mit Flussmittel versetzte Brenngase

mit Flussmittel versetzte Brenngase rot-FLUX


a Der Hersteller ist bei Verwendung von Wasserstoff zur Eignung der Schläuche zu befragen.

einzelnen Gasarten werden auch unterschiedliche falsche Platzierung der Befestigung oder zu
Prüfungen erforderlich. Die Kennzeichnungsfarbe starkes Quetschen des Schlauchs müssen da-
garantiert dann die Eignung für die jeweilige bei sicher ausgeschlossen werden.
Gasart.
Die Dichtheit des Anschlusses ist zum Beispiel
Allein damit ist aber keine ausreichende Sicher- durch Abpinseln mit Schaum bildenden Mitteln
heit gewährleistet. Betriebliche Einsatzbedingun- nachzuweisen. Zu beachten ist, dass die
gen müssen in jedem Fall berücksichtigt werden. Schlaucheinbindung auch Zug- und Biegekräfte
übertragen muss. Die in DIN EN 1256 dafür vor-
Es bleibt dabei oberstes Gebot, die Dichtheit der gegebenen Werte sollten erreicht werden.
Schläuche und der Anschlussstellen zu erhalten,
um Unfälle durch ausströmendes Gas zu Verbindungen mit Draht sind völlig ungeeignet.
vermeiden.
2. Schutz gegen äußere Einwirkungen
Dabei muss Folgendes besonders beachtet Besonders bei Bauarbeiten ist mit mechani-
werden: schen Beschädigungen, Verunreinigungen
1. Sicherung gegen Abgleiten durch Öl oder Fett oder gar thermischen Einwir-
Es ist auf fachgerechte Verbindung zwischen kungen zu rechnen. Biegebeanspruchung, Wär-
Schlauch und Anschlussstück zu achten. Dabei mestrahlung, aber auch UV-Strahlung können
dürfen nur genormte Durchmesser-Kombinatio- zur Versprödung der Schlauchhülle führen. Da-
nen von Schlauchinnendurchmesser und An- mit sind Festigkeit und Dichtheit des Schlauchs
schlussstück eingesetzt werden. nicht mehr gewährleistet.

Unlösbare, nach DIN EN 1256 gefertigte und Gegen mechanische Beschädigungen sind die
damit geprüfte, Schlaucheinbindungen sind zu Schläuche zum Beispiel zu schützen durch:
bevorzugen. -- Schutzmaßnahmen an scharfen Kanten,
-- druckfeste Überdeckung auf Verkehrswegen,
Für Reparaturen sind aber auch Schlauchschel- -- zweckmäßige Verlegung und Führung der
len oder Klemmen zulässig, die nach dem Schläuche.
Schlauchaußendurchmesser ausgewählt wer-
den. Beschädigungen des Schlauchs durch

22
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

3. Austausch schadhafter Schläuche Baustellen an Einzelflaschen neu angeschlos-


Besonders die Biegebeanspruchung am Fla- sen werden. Damit wird verhindert, dass sich im
schenanschluss und, vielmehr noch, am Bren- Schlauch noch rückzündfähiges Brenngas-Luft-
ner sorgt dafür, dass Schläuche über Gebühr oder Brenngas-Sauerstoff-Gemisch befindet.
beansprucht werden und häufig Beschädigun-
gen aufweisen. Die tägliche Sichtkontrolle ist das wichtigste
Mittel zur Einhaltung dieser Forderungen, umso
Schadhafte Schläuche sind nachzusetzen, mehr, wenn es sich um Arbeitsbereiche ohne
sachgemäß auszubessern (Einsatz geeigneter ausreichende Lüftung handelt, oder die Schläu-
Schlauchkupplungen) oder zu ersetzen; ein che nicht im unmittelbaren Sichtbereich verlegt
Ausbessern mit Isolierband ist kein sachgemä- sind.
ßes Ausbessern.
Die Unternehmerin oder der Unternehmer sind
Vor allem ist auf richtigen Sitz der Schlauch- gut beraten, wenn sie durch Unterweisungen
klemme zu achten, damit keine Beschädigung oder Anweisungen derartige Kontrollmaßnah-
einzelner Schichten des Schlauchs auftritt. men zum Bestandteil der täglichen Arbeitsauf-
gaben werden lassen.
4. Erstmaliges Anschließen
Neue Schläuche sind vor erstmaligem Gebrauch
gründlich mit vorzugsweise inerten Gasen aus- 4.4 Umgang mit Brennern
zuspülen. Damit sollen Verunreinigungen in den
Schläuchen beseitigt werden. Vor Zünden des Für Schweiß-, Schneid- und Anwärmarbeiten mit
Brenners müssen die Schläuche ausreichend der Flamme werden überwiegend Saugbrenner
mit den entsprechenden Betriebsgasen gespült (Injektorbrenner) benutzt, bei denen der Sauer-
werden. Das gilt sowohl für neue Schläuche als stoff (bei Wärmebrennern auch die Druckluft) in
auch für Schläuche, die zum Beispiel auf Folge des höheren Arbeitsdrucks das Brenngas

Abb. 7 Saugprobe an einem Injektorbrenner

23
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

über eine Injektordüse ansaugt. Die erforderliche den Herstellerbetrieb oder eine autorisierte Fach-
Funktionsprüfung ist zumindest werkstatt zu geben.
• vor der ersten Inbetriebnahme,
• beim Anschluss von Schläuchen Der Austausch von Verschleißteilen kann auch
durchzuführen. durch das Bedienpersonal selbst erfolgen, wenn
es nach besonderer Unterweisung über entspre-
Es empfiehlt sich, die Saugprobe auch nach einem chende Fachkunde verfügt und Ersatzteile des
Wechsel des Brennereinsatzes zu machen. Herstellers zur Verfügung stehen.

Sie lässt sich nach Abnehmen des Brenngas- Nach jeder Reparatur, besonders bei Verwendung
schlauchs von der Brennertülle leicht durchführen. von zugelassenen Bauteilen anderer Hersteller, ist
Die angefeuchtete Fingerspitze wird bei geöffne- eine Prüfung des Brenners auf Dichtheit, Saugfä-
ten Brennerventilen und anstehendem Sauerstoff- higkeit, Gasrücktrittsicherheit, Rückzündsicher-
oder Pressluftdruck auf die Brenngastülle gelegt heit und sicheren Betrieb erforderlich. Die Ergeb-
(Abb. 7). Zeigt sich dabei keine Saugwirkung, ist nisse der Prüfung sind zu dokumentieren.
der Brenner nicht in Ordnung und darf in diesem
Zustand nicht benutzt werden. Um jede Verwechslung zu vermeiden, müssen auf
jedem sicherheitstechnisch wichtigen Einzelteil
Soll der Saugbrenner gezündet werden, ist übli- des Brenners der Name oder das Firmenzeichen
cherweise folgende Reihenfolge einzuhalten: des Herstellers und die Brenngasart angegeben
1. Sauerstoffventil öffnen, sein. Für die Brenngase werden zum Beispiel fol-
2. Brenngasventil öffnen, gende Zeichen verwendet:
3. ausströmendes Gasgemisch anzünden,
4. Flamme einstellen. A = Acetylen,
P = Flüssiggas, Propan
Zum Abstellen muss in umgekehrter Reihenfolge M = Erdgas, Methan
verfahren werden. H = Wasserstoff

Das Zünden des Brenners muss mit geeigneten An der Mischdüse eines jeden Brenngas-Sauer-
Gasanzündern erfolgen, die das Unternehmen stoff oder Brenngas-Druckluft-Brenners muss das
bereitstellen muss. Die Verwendung von Streich- Kennzeichen für das jeweilige Mischsystem ange-
hölzern oder Feuerzeugen kann zu Brandverlet- geben sein.
zungen führen. Es ist zu beachten, dass mit Zün-
dung der Flamme sofort große Wärme entsteht. i für Mischung mit Saugwirkung (Saugbrenner)
Auf ausreichenden Abstand zu Körperteilen, II für Mischung ohne Saugwirkung
­Kleidung oder brennbaren Gegenständen muss (Druckbrenner)
geachtet werden. für gasrücktrittsichere Mischung mit
Saugwirkung
Wenn die Brennerflamme beim Gebrauch wieder- für gasrücksichtrittsichere Mischung ohne
holt abknallt oder sogar zurückschlägt, ist die Saugwirkung
Ursache meist Überhitzung oder Verstopfung der
Brennerdüse oder ungenügender Dichtsitz des Fehlt der waagerechte Strich im Misch­system-
Brennereinsatzes. Kühlen, Reinigen und leichtes Kennzeichen, bedeutet das mangelnde Sicherheit
Nachziehen der Überwurfmutter des Brennerein- gegen Gasrücktritt. Dem Brenner muss dann an
satzes sollten für richtige Funktion sorgen. den Eingängen für Brenngas und Sauerstoff oder
Druckluft jeweils eine entsprechende Sicherheits-
Lässt sich die Störung mit diesen Mitteln jedoch einrichtung vorgeschaltet werden.
nicht beseitigen, ist der Brenner zur Reparatur an

24
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

Es muss aber darauf geachtet werden, dass nicht


durch versehentliches Herabfallen des Brenners
eine unbeabsichtigte Freigabe des Gasflusses
möglich wird.

Angeschlossene Brenner dürfen niemals in ge-


schlossene Schränke, Schubladen oder Werkzeug-
kisten abgelegt werden, weil es infolge unzurei-
chenden Luftaustausches bei undichten oder
unverschlossenen Ventilen zu explosionsfähigen
Gasansammlungen kommen kann.

4.5 Umgang mit Sicherheitseinrichtungen

In der Autogentechnik sind Sicherheitseinrichtun-


gen notwendig, um Menschen, Anlagen und Gerä-
Abb. 8 Geräuscharmer Wärmebrenner mit te zu schützen.
Mehrlochdüse
So kann es dann und wann zum „Abknallen“ des
Für Wärmearbeiten sind anstelle eines Schweiß- Brenners kommen – sei es infolge Überhitzung,
brenners spezielle Wärmebrenner mit Mehrloch- oder infolge Verstopfung des Brennermundstücks
düse (Abb. 8) oder Luftansaugbrenner einzuset- auch ein „Rückzünden“ , das heißt ein Zurück-
zen. Derartige Brenner verursachen wesentlich schlagen der Flamme in den Brenner und Weiter-
geringere Geräusche. brennen dort mit pfeifendem Geräusch ist
möglich.
Alle Geräte der Autogentechnik sind Präzisions­
geräte. Sie müssen immer pfleglich behandelt, vor Wirklich gefährlich wird es aber, wenn – etwa in-
mechanischen und thermischen Beschädigungen folge von Undichtigkeiten oder nur nachlässig
geschützt und bei Nichtgebrauch sorgsam ver- angezogenen Verbindungen – im ganzen Brenner
wahrt werden. und in einem der Zuführungsschläuche ein Brenn-
gas-Sauerstoff-Gemisch vorhanden ist, das dann
Das Anhängen der Schläuche und Brenner an Gas- bei einer Rückzündung explosionsartig verbrennt.
flaschen und Druckregler ist gefährlich, hat wie- Aufgerissene Schläuche, Handverbrennungen,
derholt zu schweren Unfällen geführt und ist des- selbst Brände am Druckregler und im schlimmsten
halb nicht gestattet. Falle ein Acetylenzerfall in der Flasche können die
Folge eines solchen „Flammenrückschlags“ sein.
Für das kurzfristige Ablegen des Brenners bei der
Arbeit haben sich Aufhängegabeln bewährt. Durch
eine sinnvolle Zusatzeinrichtung kann dabei die Was ist dagegen zu tun?
Gaszufuhr zum Brenner unterbrochen werden, so
dass die Flamme verlischt; eine Zündflamme zur Die entscheidenden Voraussetzungen zur Vermei-
Wiederzündung des Brenners ermöglicht schnel- dung von Gefährdungen sind einwandfreie Bren-
les Weiterarbeiten ohne Neueinstellung der ner, Schläuche und Druckregler sowie eine sach-
Brennerflamme. gerechte Bedienung der Anlage. Um Gefährdungen
durch fehlerhafte Betriebszustände zu vermeiden,
können zusätzliche Sicherheitseinrichtungen ver-
wendet werden.

25
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

Abb. 9 Acetylenflasche mit Druckregler, Sicherheitsmanometern und Sicherheitseinrichtung mit Flammensperre,


Gasrücktritt­sicherung und Nachströmsperre

Solche Sicherheitseinrichtungen wurden im Verbrauchsgeräts gefüllt, wenn es in Betrieb ge-


Sprachgebrauch der ehemaligen Acetylenverord- nommen wird.
nung als Gebrauchsstellenvorlage oder als Einzel-
flaschensicherung bezeichnet. Sobald der Unterdruck entfällt (kleine Leckagen,
Schlauchbruch, undichte Verschraubungen,
Die Europäische Normung verwendet diese Außerbetriebsetzen des Brenners), wird der Gas-
­Begriffe nicht, sondern unterscheidet nur nach der fluss unterbrochen.
Funktion. Je nach Schutzziel werden Sicherheits-
einrichtungen mit Flammensperre, mit Gasrücktritt- Damit bietet das System erhöhte Sicherheit vor
sicherung, mit Nachströmsperre oder mit Kombi- allem beim Arbeiten in engen Räumen.
nationen dieser Eigenschaften verwendet.
Sicherheitseinrichtungen sollten beim Schweißen,
Einen Sonderfall der Sicherheitseinrichtungen Schneiden und verwandten Verfahren entspre-
stellt die Gebrauchstellenvorlage ATEX dar, die chend nachfolgender Tabelle eingesetzt werden.
jedoch nur für den Einsatz mit Injektorbrennern Je nach Schutzziel können die Sicherheitseinrich-
geeignet ist. Sie ist eine Kombination aus Sicher- tungen direkt am Brenner, in den Schlauchleitun-
heitseinrichtung und Leckgassicherung. Der gen oder am Ausgang der Druckregler eingebaut
Brenngasschlauch ist bei diesem System drucklos werden.
und wird erst durch die Injektorwirkung des

26
Umgang mit Geräten und Einrichtungen

Tabelle 3 Einsatz von Sicherheitseinrichtungen


Temperaturgesteuerte
Gasart Gasrücktrittventil Flammensperre
Nachströmsperre
Acetylen x x x

Andere Brenngase und


x x x
Brenngasgemische

Erdgas und Flüssiggas Betriebsdruck > 0,1 bar x x x

Erdgas und Flüssiggas Betriebsdruck ≤ 0,1 bar x xa xa

Druckuft x x -

Sauerstoff x x x
a kann entfallen, sofern das Gasrücktrittventil flammendurchschlagsicher ist

Ein mehrfacher Einbau erhöht nicht die Sicherheit, für den jeweiligen Anwendungsfall ist deshalb
da die damit erhöhten Strömungswiderstände unter Berücksichtigung einer Vielzahl von Parame-
unsichere Zustände bei der Versorgung der Ver- tern, wie Gasmenge, Formierzeit, Vorlauf- und
braucher hervorrufen können. Nachströmzeit, Art der Zuführung und vieles ande-
re mehr, von sicherheitstechnischer Bedeutung.
Sicherheitseinrichtungen sind mindestens jährlich
auf Funktionsfähigkeit zu überprüfen. Im Umgang mit Formiergasen darf die Erstickungs-
gefahr gegenüber der Explosionsgefahr nicht ver-
nachlässigt werden. Deshalb sind beim Befahren
4.6 Formieren formierter Behälter oder Rohrleitungen, ein-
schließlich benachbarter Bereiche, zusätzliche
Um an unzugänglichen Nahtbereichen, zum Bei- Sicherheitsmaßnahmen, wie Befahrerlaubnis,
spiel Wurzelseite in Rohren, Behältern, komplizier- Messung der Luftzusammensetzung, Sicherheits-
ten Bauteilformen, lose Zunderschichten zu ver- posten, aufsichtführende Person etc., zu
meiden oder bei hochlegierten Werkstoffen die veranlassen;
Korrosionsbeständigkeit zu gewährleisten, werden
Formiergase eingesetzt.
siehe DGUV Regel 113-004 „Behälter, Silos und
Hierbei handelt es sich in der Regel um Argon, enge Räume - Teil 1: Arbeiten in Behältern und
Stickstoff oder deren Gemische mit Wasserstoff. engen Räumen“.
Mit dem Einsatz wasserstoffhaltiger Gase > 4 % ist
eine der Voraussetzungen dafür erfüllt, dass sich Beim Einsatz großer Mengen Formiergas in ge-
explosionsfähige Gemische bilden können. schlossenen Räumen ist stets für eine ausreichen-
de Lüftung zu sorgen.
Das kann allerdings nur dann geschehen, wenn
Sauerstoff/Luft infolge unsachgemäßer Durchfüh-
rung des Formatiervorgangs hinzutreten kann.
Deshalb sind – besonders bei komplexen Bauteil-
geometrien – Maßnahmen zu treffen, mit denen
ein unkontrolliertes Eindringen von Luft und ein
Verbleiben von Luftpolstern vermieden werden
kann. Die Wahl der geeigneten Formiermethode

27
5 Gesundheitsgefahren durch Gefahrstoffe

Zusätzlich zu den Unfallgefahren tritt bei Schweißarbeiten Die Menge der sich bildenden nitrosen Gase ist
eine Gefährdung durch Gefahrstoffe auf, die umgangs- umso größer, je länger die frei brennende Flamme
sprachlich auch als Schadstoffe bezeichnet werden. Im und je größer die Brenndauer ist. Am gefährlichs-
Rahmen einer Gefährdungsanalyse sind auftretende Ge- ten wird es, wenn große Brenner, zum Beispiel
fährdungen zu bestimmen und entsprechende Schutz- Wärmebrenner, benutzt werden und dann auch
maßnahmen aufzuzeigen. Die Gefahrstoffverordnung noch mit großer Flammenlänge frei brennen.
begründet eine eindeutige Rangigkeit der auszuführen-
den Schutzmaßnahmen von Substitution des Verfahrens, Man soll deshalb den Brenner auch bei kurzen
technischen, dann organisatorischen Maßnahmen bis Zwischenräumen zwischen einzelnen Schweiß-
letztendlich zur Verwendung von persönlicher Schutzaus- und Wärmevorgängen abstellen.
rüstung, die nur zur Beseitigung von verbleibenden Rest-
gefährdungen dienen kann. Während in gut gelüfteten Werkstatträumen die
sich bildenden nitrosen Gase schnell verdünnt
und abgeführt werden und es somit dort kaum zu
Die Technische Regel zu Gefahrstoffen „Schweißtechni- Vergiftungsfällen kommen wird, muss bei Auto-
sche Arbeiten“ (TRGS 528) dient als Hilfe bei der Gefähr- genarbeiten in schlecht gelüfteten „engen
dungsanalyse und der Festlegung wirksamer ­Räumen“ (Tanks, Kessel, Behälter) relativ schnell
Schutzmaßnahmen. mit der Entstehung gefährlicher Konzentrationen
nitroser Gase gerechnet werden. Gute Be- und
Entlüftung ist dort zwingend notwendig.
5.1 Gase und Rauche
Zu berücksichtigen ist, dass möglichst Arbeits­
Unter den beim Gasschweißen und bei den ver- haltungen eingenommen werden, die die nitrosen
wandten Arbeitsverfahren mit frei brennender Gase nicht in den unmittelbaren Einatembereich
Flamme auftretenden atembaren Schadstoffen gelangen lassen.
sind die nitrosen Gase – auch Stickoxide genannt
– wegen ihrer Gefährlichkeit an erster Stelle zu
nennen. Es handelt sich um Stickstoff-Sauer- Weitere Informationen hierzu enthält die DGUV
stoff-Verbindungen, die sich an der Hüllfläche Information 209-047 „Nitrose Gase beim Schwei-
heißer Flammen bilden. Die nitrosen Gase sind ßen und bei verwandten Verfahren“.
gefährliche Reizgase, deren Einatmung schon in
geringer Konzentration zu lebensgefährlichen Er- Beim Gasschweißen der üblichen Eisenwerkstoffe
krankungen infolge Schädigung des Lungengewe- entstehen aus dem Grundwerkstoff und den
bes führen kann. Oft zeigen sich die Symptome Schweißdrähten Eisenoxidrauche, die jedoch
der Erkrankung erst mehrere Stunden oder Tage nicht giftig sind und auch beim Einatmen norma-
nach der Einwirkung, führen dann aber rasch zu lerweise nicht zu Gesundheitsstörungen führen.
sehr kritischen Gesundheitszuständen. Kritischer wird es, wenn verzinkte, verbleite oder
mit bleihaltigen Anstrichstoffen, wie Mennige,
Hustenreiz, Atemnot und Brustschmerzen sind versehene Gegenstände geschweißt, brennge-
Anzeichen einer Vergiftung durch nitrose Gase. schnitten oder autogen gewärmt werden.
Besteht der Verdacht auf eine derartige Vergiftung,
ist die Arbeit sofort einzustellen und die erkrankte Zinkoxidrauche können „Zinkfieber“ bewirken,
Person muss bis zum Eintreffen des Arztes oder Bleioxidrauche können zu schweren Bleivergiftun-
der Ärztin an frischer Luft vollkommen ruhig gela- gen führen. Solche Arbeiten sind nur in Verbin-
gert werden. Bei Atemstillstand ist künstliche Be- dung mit weiteren lufttechnischen Maßnahmen
atmung durchzuführen. durchführbar.

28
Gesundheitsgefahren durch Gefahrstoffe

Atemschutzgeräte sind immer dann zusätzlich


erforderlich, wenn die auftretenden Rauche und
Gase durch die lüftungstechnischen Maßnahmen
nicht ausreichend beseitigt werden können.

5.2 Lufttechnische Maßnahmen

Bereits bei der Arbeitsvorbereitung haben Unter-


nehmen die Verpflichtung, durch Auswahl geeig-
neter Verfahren und Gerätetechnik für geringe Ge-
fahrstoffimmissionen zu sorgen.

Die beim Gasschweißen, Brennschneiden und


verwandten Verfahren entstehenden Gase und
Rauche müssen so abgeführt werden, dass die
Atemluft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
gesundheitsgefährlichen Stoffen freigehalten
wird. Das kann auf unterschiedliche Weise, je
nach den örtlichen Gegebenheiten, der Verfah-
rensart und den verwendeten Zusatzwerkstoffen,
geschehen, insbesondere durch

• Absaugung an der Entstehungsstelle,


• raumlufttechnische Anlagen,
• freie Lüftung
und
• Kombination vorgenannter Maßnahmen.

Die TRGS 528 „Schweißtechnische Arbeiten“ be-


schreibt den Stand der Technik und gibt Hinweise
zur Gefährdungsbeurteilung und zur Festlegung
erforderlicher Schutzmaßnahmen.

Anforderungen an die Ausführung der jeweiligen


Lüftungsart werden in der DGUV Regel 109-002
„Arbeitsplatzlüftung - lufttechnische Maßnahmen“
beschrieben.

Die Richtlinie VDI/DVS 6005 gibt Hinweise für die


Planung von Lüftungsmaßnahmen an Schweiß-
arbeitsplätzen.

29
6 Persönliche Schutzausrüstung

Bereitstellung und Nutzung von persönlicher Schutzaus- Die Atemschutz-Geräte sind abhängig von der
rüstung (PSA) sind im Arbeitsschutzgesetz enthalten. Gefährdung auszuwählen.
Darüber hinaus gehende Regeln enthält die DGUV Vor-
schrift 1 „Grundsätze der Prävention“. Gegen Schweißrauche bei sonst ausreichender
Atemluft werden Partikel filternde Masken
Beim Schweißen, Schneiden und bei verwandten Verfah- eingesetzt.
ren werden hauptsächlich folgende persönliche Schutz-
ausrüstungen verwendet: Sind unter diesen Bedingungen zusätzlich nitrose
Gase zu erwarten, sind auch Gasfilter gegen nitro-
se Gase erforderlich.
6.1 Schutzkleidung
Für toxische Rauche sind Kombinationsfilter
Der Schutz des Körpers vor Strahlung sowie Me- auszuwählen.
tall- und Schlackespritzern ist durch persönliche
Schutzkleidung sicherzustellen. Welche Art von Beim Flammlöten müssen die aus den verwen­
Schutzkleidung verwendet werden sollte, muss im deten Flussmitteln entstehenden Gefahrstoffe
Rahmen der Gefährdungsbeurteilung geprüft wer- berücksichtigt werden.
den. Dabei ist die unterschiedliche Intensität der
Einwirkungen bei den verschiedenartigen schweiß- Vor allem in Bereichen, in denen beim Gasschwei-
technischen Verfahren zu berücksichtigen. ßen, Brennschneiden oder bei verwandten Verfah-
ren der Autogentechnik mit Sauerstoffverarmung
Schutzkleidung muss vom Unternehmen zur Verfü- durch Verbrennungs- oder auch Verdrängungsvor-
gung gestellt werden. Textile Schutzkleidung für gänge zu rechnen ist, sind Atemschutzgeräte, die
Schweißen, Schneiden und verwandte Verfahren von der Umgebungsatmosphäre unabhängig wir-
muss die Prüfanforderungen von DIN EN ISO 11611 ken, einzusetzen. Solche Geräte sind Schlauchge-
erfüllen und entsprechend zertifiziert sein. In je- räte und Behältergeräte (Pressluftgeräte). Sauer-
dem Falle muss die Kleidung hochgeschlossen stoffgeräte dürfen nicht verwendet werden. In
getragen werden und frei von Verunreinigungen jedem Fall müssen bei Benutzung von Atemschutz­
durch Öle und Fette sein. Für spezielle Arbeitsbe- geräten weitere Sicherungsmaßnahmen für Scha-
dingungen, zum Beispiel Überkopfschweißen, densfälle vorgesehen werden.
Brennschneiden, Arbeiten in engen Räumen, sind
geeignete Ergänzungen der Kleidung, wie Kopf- Gute Pflege der Geräte und Masken und rechtzeiti-
hauben, Gamaschen, Schürzen oder schwer ent- ges Auswechseln der Filter gelten als wichtige
flammbare Kleidung und Ähnliches erforderlich. Voraussetzungen für einen sinnvollen Einsatz der
persönlichen Atemschutzgeräte.

6.2 Atemschutz Nicht zu bestreiten ist allerdings, dass gerade das


Tragen von Atemschutzgeräten eine erhebliche
Immer wenn die notwendige Lüftung, zum Beispiel Unbequemlichkeit und Belastung für die Beschäf-
die Absaugung, nicht ausreichend wirksam oder tigten darstellt.
im Einzelfall nicht möglich ist, muss persönlicher
Atemschutz benutzt werden. Das gilt auch für
Arbeiten mit offener Flamme an verzinkten, ver- Die Forderungen der DGUV Regel 112-190 „Benut-
bleiten oder mit Farben beschichteten Werkstü- zung von Atemschutzgeräten“ sind einzuhalten.
cken und Nichteisenmetallen, vor allem aber in
engen Räumen.

30
Persönliche Schutzausrüstung

Tragezeitbegrenzungen bei belastenden Atem- Für das Gasschweißen, das Hartlöten und für das
schutzgeräten und medizinische Eignungsuntersu- Brennschneiden sind die empfohlenen Schutz­
chungen müssen angeboten oder veranlasst wer- stufen in Abhängigkeit vom jeweiligen Volumen-
den. Bei der Benutzung von Atemschutzgeräten durchsatz des Acetylens oder des Sauerstoffs dar-
ohne Belastung (z. B. Gebläsefiltergeräte mit gestellt und reichen von Schutzstufe 4 bis
Helm) ist eine Tragezeitbegrenzung nicht Schutzstufe 7.
vorgesehen.
Sowohl Filter als auch Brillenkörper sind nach die-
sen Normen zu kennzeichnen und müssen die
6.3 Haut- und Augenschutz vor künstlicher festgelegten Prüfungen, zum Beispiel der mecha-
­optischer Strahlung nischen Festigkeit, der Oberflächenbeständigkeit,
bestehen.
Von der Autogenflamme und dem Schweißbad
geht optische Strahlung im sichtbaren, im ultravio-
letten und im infraroten Bereich aus. Diese Strah- q = Volumendurchsatz von Acetylen in l/h
lung führt bei längerer Einwirkung auf Haut und Arbeit q ≤ 70 70 < q ≤ 200 200 > q ≤ 800 q > 800
ungeschützte Augen zu Schädigungen.
Schwei-
ßen und
Hautschutz erfolgt durch geschlossene Kleidung
Hartlöten
sowie durch spezielle Hautschutzemulsionen mit 4 5 6 7
von
hohem Lichtschutzfaktor. Schwer-
metallen1)
Sichtbare Lichtstrahlen haben Blendwirkung.
1) Der
Ausdruck „Schwermetalle” bezieht sich auf
­Utraviolette Strahlen können zu schmerzhaften
Augenentzündungen und Hautrötungen sowie zu Stähle, legierte Stähle, Kupfer und seine Legierungen,
Hautkrebs führen. Infrarote Strahlen rufen eine usw.
Wärmewirkung, häufig mit Austrocknung der Abb. 10 Schutzstufen beim Gasschweißen und
­Augenoberfläche, hervor und führen in Extrem­ Hartlöten
fällen zum so genannten Feuerstar.

Gegen die Wirkung dieser Strahlen auf die Augen Bei Schweißarbeiten helfende und andere Perso-
schützt eine entsprechende Schutzbrille als Korb- nen können aufgrund des größeren Abstands zur
oder Bügelbrille mit Seitenschutz. DIN EN 166 legt Flamme die Schutzstufen 1,2 bis 4 verwenden.
generelle Forderungen an persönlichen Augen-
schutz fest.
q = Volumendurchsatz von Acetylen in l/h
Schutz gegen Schmelzmetall und heiße Festkörper Arbeit 900 ≤ q≤2000 2000 < q ≤ 4000 4000 < q ≤ 8000
wird danach nur von Korbbrillen und Gesichts-
Brenn-
schutzschilden gewährleistet. 5 6 7
scheiden1)
1) Je
nach Einsatzbedingungen können die nächst­
Die Anforderungen an die Schweißerschutzfilter höhere oder nächstniedrigere Schutzstufe verwendet
sind umfassend in der DIN EN 169 festgeschrieben. werden
Abb. 11 Schutzstufen beim Brennschneiden

31
Persönliche Schutzausrüstung

Je nach Einsatzbedingungen und persönlichem 5 – Nennbereich 6 bis 9 mm – und bei Schneid-


Empfinden können höhere oder niedere Schutz- brennern etwa ab 20 mm Schneiddicke können
stufen verwendet werden. Filter mit zu hoher Pegelwerte von mehr als 90 dB(A) gemessen wer-
Schutzstufe können sich unter Umständen nach- den. Anhaltswerte für Schallpegel verschiedener
teilig auswirken, da die mit Schweißarbeiten be- schweißtechnischer Verfahren sind in Abb. 12
schäftigten Personen dazu gezwungen sind, näher aufgeführt.
an die Strahlungsstelle heranzugehen. Damit gera-
ten sie meist in die aufsteigenden Schweißrauche Bereiche, in denen Lärm von 85 dB(A) oder mehr
und Gase. auftritt, gelten als Lärmbereiche und sind entspre-
chend zu kennzeichnen, gegebenenfalls abzu-
Durch die beim Gasschweißen eingesetzten lan- grenzen. Für sie müssen Unternehmerinnen und
gen Schweißdrähte besteht ebenfalls die Gefahr Unternehmer ein Lärmminderungsprogramm ent-
von Augen- und Gesichtsverletzungen. Das obere wickeln und umsetzen.
Ende des Schweißdrahts sollte daher stets rund
gebogen werden; diese Maßnahme hat sich in der Dazu gehören der Einsatz lärmärmerer Geräte und
Praxis seit vielen Jahren bewährt. Verfahren oder auch die Schall absorbierende Ge-
staltung von Abschirmungen und Abtrennungen.

Hinweis: Zum Schutz von Außenstehenden vor Wenn die technischen und organisatorischen Mit-
optischer Strahlung sind Stellwände oder tel und Möglichkeiten zur Lärmminderung ausge-
Schutzvorhänge nach DIN EN ISO 25980 zu schöpft sind, müssen persönliche Schallschutz-
verwenden! mittel, zum Beispiel Gehörschutzwatte,
Gehörschutzstöpsel, Kapselgehörschützer, be-
nutzt werden. Sie sind ab einem Beurteilungspe-
6.4 Lärm und Gehörschutz gel von 80 dB(A) vom Unternehmen zur Verfügung
zu stellen und entsprechend von den Beschäftig-
Schweiß-, Schneid- und Wärmebrenner gelten ten zu nutzen. Ab 85 dB(A) besteht die besondere
infolge des schnellen Austretens erheblicher Gas- Verpflichtung zur Benutzung.
mengen aus der engen Brennerdüse als starke
Lärmquellen. Bei Schweißbrennern etwa ab Größe

Schallpegel dB(A) (Anhaltswerte)


Verfahren 70 80 90 100 110 120
Brennschneiden (Einzelbrenner)

Flammwärmen, Flammrichten

Gasschweißen

Lichtbogenhandschweißen

Plasmaschneiden

Schutzgasschweißen: MIG, MAG

Schutzgasschweißen: WIG

Unterpulverschweißen

Abb. 12 Schallpegel verschiedener Verfahren der Schweißtechnik

32
Persönliche Schutzausrüstung

Es empfiehlt sich, Gehörschutz auch nach der Spezielle Schweißerschutzschuhe mit Funken-
Akzeptanz bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbei- schutzlasche und Schnellverschluss können das
tern auszuwählen. Risiko des Eindringens von Schweißperlen vermin-
dern, aber vor allem die Schwere der Verbrennun-
Für Beschäftigte in Lärmbereichen ab 80 dB(A) ist gen verringern, da die Schuhe sehr schnell abge-
medizinische Vorsorge anzubieten. Für Beschäftig- streift werden können.
te in Bereichen ab 85 dB(A) ist regelmäßige Vorsor-
ge durchzuführen. Vor allem bei Verfahren mit starker Funken- und
Spritzerbildung bieten Schweißerschürzen aus
Leder einen guten und zusätzlichen Schutz.
6.5 Sonstige Schutzausrüstungen

In vielen Fällen werden Gasschweißer und


-schweißerinnen zum Schutz gegen herabfallende
Gegenstände und gegen Anstoßen Schutzhelme
tragen müssen, vor allem bei Arbeiten auf Baustel-
len und bei Außenmontagen.

Über den Schutz der Atmungsorgane, der Augen


und des Gehörs wurde bereits einiges gesagt. Oft
gilt es aber darüber hinaus gerade beim Schwei-
ßen und Schneiden, gefährdete Körperteile gegen
Verbrennungen durch Wärmeübertragung, Funken,
Spritzer, Schlacke und glühende Metallteilchen zu
schützen. So ist es zumindest beim Brennschnei-
den üblich, aber auch bei der Arbeit mit großen
Wärmebrennern zweckmäßig, an beiden Händen
Stulpenhandschuhe, meist aus Leder, zu tragen.

Häufig treten bei Schweißarbeiten Verbrennungen


im Fußbereich – Fersen, Fußknöchel, auch Fuß­
rücken – auf, weil besonders bei Arbeiten in
Zwangslage Schweißperlen zwischen Hose und
Schuhe eindringen können. Das Anziehen von
Gamaschen kann das verhindern.

Da beim Schweißen und Schneiden häufig mit


Fußverletzungen durch herabfallende Gegenstän-
de zu rechnen ist, gehören Schutzschuhe zur
Grundausrüstung der Schweißerinnen und
Schweißer.

33
7 Schweißtechnische Arbeiten mit besonderen
Gefahren

7.1 Arbeiten in engen Räumen Schon eine geringe Steigerung des Sauerstoff­
gehalts in der Raumluft von normal 21 Volumen-
prozent auf zum Beispiel 25 Volumenprozent
7.1.1 Gefahren ­bewirkt, dass die mit Sauerstoff angereicherte
Arbeitskleidung – selbst wenn es sich dabei um
Der Begriff „enger Raum“ ist zwar kurz und knapp schwer entflammbare Schutzkleidung handelt
und somit sehr einprägsam, zeigt aber nicht die – beim Auftreffen eines Funkens sofort in Flam-
eigentlich damit verbundene Gefährdung auf. Bei men aufgeht.
Autogenarbeiten ist nicht nur die Enge des Raums
als Ausdruck mangelnder Bewegungsfreiheit die Wegen der zahlreichen, tödlich verlaufenden Ver-
besondere Gefahr, sondern vor allem die fehlende brennungsunfälle kann nicht eindringlich genug
natürliche Belüftung. vor der Verwendung von Sauerstoff zur Belüftung
oder Kühlung gewarnt werden.
Zu beachten ist, dass der zum Verbrennen des
Brenngases erforderliche Sauerstoff nur zu einem Zum frühzeitigen Erkennen eines Sauerstoffüber-
Teil aus der Sauerstoffflasche stammt. Zur voll- schusses hat sich besonders in Werften der Ein-
ständigen Verbrennung in der Streuflamme wird satz von Odoriermitteln in zentralen Versorgungs-
Sauerstoff aus der Umgebungsluft verbraucht. anlagen als sinnvoll erwiesen.

Die Bezeichnung des engen Raums als „luftaus- Voraussetzung dazu ist die ständige Funktions­
tauscharmer Bereich“ wäre weitaus treffender für fähigkeit der Anlage.
die Benennung der eigentlichen Gefährdung.

Schweißtechnische Arbeiten mit offener Flamme Die DGUV Regel 109-012 „Odorierung von Sauer-
in luftaustauscharmen Bereichen führen im We- stoff zum Schweißen und Schneiden“ nennt die
sentlichen immer zu gleichartigen Gefährdungen: Anforderungen an den sicheren Betrieb derartiger
Anlagen.
1. Anreicherung der Raumluft mit Sauerstoff
2. Anreicherung der Raumluft mit brennbaren Einige Gaselieferer bieten aber auch Einzelfla-
Gasen schen mit odoriertem Sauerstoff an, so dass diese
3. Anreicherung der Raumluft mit gesundheits- Technik auch für Klein- und Mittelunternehmen
schädlichen Stoffen, z. B. nitrosen Gasen, oder bei Arbeiten in engen Räumen einsetzbar ist.
­Rauchen von Nichteisenmetallen
4. Sauerstoffmangel In anderen Industriezweigen wird bevorzugt ein
Messgerät eingesetzt, das die Person im engen
Die größte Gefahr bei Schweiß-, Schneid- und Raum bei sich trägt, und das einen Sauerstoffüber-
­ ärmearbeiten in engen Räumen droht durch
W schuss oder auch -mangel akustisch anzeigt.
­unerkannten Sauerstoffaustritt mit nachfolgender
Sauerstoffanreicherung der Kleidung. Immer Andere Gefahren in engen Räumen können entste-
­wieder ist es, besonders im Bereich der Schiffs- hen durch die Bildung und ungenügende Beseiti-
werften, zu schwersten Verbrennungsunfällen gung von nitrosen Gasen (siehe auch DGUV Infor-
gekommen, weil Sauerstoff aus undichten Schläu- mation 209-049 „Nitrose Gase beim Schweißen
chen oder Geräten ausgetreten war und manchmal und bei verwandten Verfahren“), durch den Aus-
sogar ein Schweißer Sauerstoff zur Kühlung tritt und die Entzündung von Acetylen oder ande-
­benutzt hat. ren eingesetzten Brenngasen, durch die Erwär-
mung und Zündung brennbarer Rückstände des
früheren Ladeguts und schließlich durch Mangel
an Sauerstoff als Folge von Verbrennungs-

34
Schweißtechnische Arbeiten mit besonderen Gefahren

vorgängen oder einer Verdrängung des Sauerstoffs Die Schutzkleidung aller in engen Räumen anwe-
durch andere Gase, wie Formiergase und senden Personen muss schwer entflammbar und
Schutzgase. frei von Verunreinigungen, wie Öl und Fett, sein.
Das gilt auch für eventuell außerhalb des engen
Die Beurteilung der konkreten Arbeitsbedingun- Raums positionierte Sicherungsposten.
gen, der sich daraus ergebenden speziellen Ge-
fährdungen und die schriftliche Festlegung der Brenngas- und Sauerstoffflaschen müssen stets
erforderlichen Schutzmaßnahmen sind für den außerhalb von engen Räumen bleiben.
Einzelfall vorzunehmen.
Bei der Arbeit in engen Räumen müssen die
Die verantwortliche Person hat besonders dafür zu Schweiß- und Schneidgeräte besonders sorgfältig
sorgen, dass mit den Arbeiten erst begonnen wird, behandelt und bedient werden; vor allem ist für
wenn die festgelegten Maßnahmen durchgeführt den sicheren Anschluss der Gasschläuche zu
wurden. Zur Abstimmung der Arbeiten mehrerer sorgen.
Firmen ist ein Koordinator oder eine Koordinatorin
einzusetzen. Schon bei kurzen Unterbrechungen der Schweiß-
arbeit sind die Brennerventile sorgfältig zu
schließen.
7.1.2 Schutzmaßnahmen
Der Einbau selbsttätig wirkender Schlauchbruchsi-
Die entscheidende Schutzmaßnahme in engen cherungen in Sauerstoffschläuche wird empfoh-
Räumen ist eine gute Be- und Entlüftung. Zuluft len. Bei längeren Arbeitsunterbrechungen, zum
muss eingeblasen, die mit Gefahrstoffen belastete Beispiel Frühstückspausen, Schichtwechsel, sind
Raumluft muss abgesaugt werden. Dabei ist die Brenner und Schlauchleitungen aus dem engen
Frischluft so einzuleiten, dass die Lufterneuerung Raum zu entfernen oder von den Entnahmestellen
im Zusammenwirken mit der Absaugung zumin- zu trennen.
dest im Arbeitsbereich sichergestellt wird.
Schweißarbeiten in Tanks oder Behältern zählen
Falls eine ausreichende Be- und Entlüftung im aufgrund der erhöhten Gefährdung zu den „ge-
Einzelfall nicht möglich ist, müssen Beschäftigte fährlichen Arbeiten“. Sie dürfen deshalb nur von
im engen Raum ein von der Umgebungsatmosphä- geeigneten Personen ausgeführt werden, denen
re unabhängiges Atemschutzgerät, zum Beispiel die damit verbundenen Gefahren bekannt sind.
ein Schlauchgerät, ein Behältergerät, benutzen.
Sauerstoffgeräte sind hier genau so unzulässig Wenn eine solche Arbeit von einer Person allein
wie das Belüften mit Sauerstoff. ausgeführt wird, muss das Unternehmen eine
Überwachung sicherstellen und Vorsorge für eine
Auch Filtergeräte sind ungeeignet, weil sie nicht eventuell notwendige Bergung aus dem Gefahren-
gegen Sauerstoffmangel schützen. bereich treffen.

Die vorgenannten Schutzmaßnahmen sind sinnge-


Die DGUV Regel 112-190 „Benutzung von Atem- mäß auch dann anzuwenden, wenn durch Außen-
schutzgeräten“ gibt Hinweise für Geräteauswahl, arbeiten an Behältern usw. Personen im Innern
Personalauswahl, Eignungsuntersuchungen und durch die Bildung gesundheitsschädlicher Gase
medizinische Vorsorge sowie Tragezeitbegrenzun- oder Dämpfe gefährdet werden.
gen für belastende Atemschutzgeräte.

35
Schweißtechnische Arbeiten mit besonderen Gefahren

Bei Schweißarbeiten in engen Räumen, in denen Im Unternehmen muss durch eingehende Besich-
brennbare oder gesundheitsgefährdende Stoffe tigung vor Beginn der Gasschweiß-, Löt- oder
enthalten sind oder waren, müssen zusätzlich die Brennschneidarbeiten geprüft werden, ob Berei-
Sicherheitshinweise aus che mit Brand- oder Explosionsgefahr vorliegen.

Vorrangig sollte dann sein, schweißtechnische


der DGUV Regel 113-004 „Behälter, Silos und enge Arbeiten in diesen Bereichen zu vermeiden und
Räume – Teil 1: Arbeiten in Behältern, Silos und möglichst durch andere Arbeitsverfahren zu erset-
engen Räumen“ zen, bei denen nicht die Gefahr der Brand- oder
Explosionsauslösung besteht.
beachtet werden.
Ist die Durchführung von schweißtechnischen
Arbeiten unumgänglich, müssen Unternehmerin-
7.2 Arbeiten in Bereichen mit Brand- und nen und Unternehmer geeignete Maßnahmen
Explosionsgefahr festlegen, die Explosion oder Brandentstehung
sicher vermeiden.

7.2.1 Charakteristik und Ausdehnung der Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei vielen Brän-
Bereiche den oder auch Explosionen nicht die Brennerflam-
me selbst die Zündquelle war, sondern Funken,
Außerhalb von speziell für Schweißarbeiten einge- Spritzer, Schlacke, weg geschleuderte oder ab-
richteten Werkstätten ist stets mit Bereichen, in tropfende glühende Metallteilchen oder sogar die
denen Brand- oder Explosionsgefahr bestehen Wärmeleitung der geschweißten Teile.
kann, zu rechnen.

nach links

nach oben

nach
hinten nach vorne

nach rechts

nach
unten

Abb. 13 Ausbreitungsverhalten von Funken, Metall-und Schlackepartikeln bei Schweißarbeiten

36
Schweißtechnische Arbeiten mit besonderen Gefahren

Durch Funkenflug gefährdeter Bereich

[m] 9

8 Flugbahnen
heißer Partikel
Hüllkurve
7
Vertikale Reichweite

4
Durch Funkenflug
3 gefährdeter Bereich
2
Arbeitshöhe

0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 [m]
Horizontale Reichweite
Abb. 14 Ausdehnung des durch Funkenflug gefährdeten Bereichs beim thermischen Trennen in einer Arbeitshöhe von 3 m

Die von der Arbeitsstelle wegfliegenden oder ab- Raumbegrenzungen und wirksame Abschirmun-
tropfenden Partikel erreichen dabei je nach gen können diesen Bereich beschränken.
Arbeitsverfahren, Arbeitsweise und den jeweiligen
örtlichen Gegebenheiten durch ihre Flugbewegung Die Tabelle 4 gibt Anhaltswerte für durch Funken-
und die sich daran anschließenden Roll-, Hüpf- flug gefährdete Bereiche bei verschiedenen
und Gleitbewegungen häufig erstaunlich große Arbeitsverfahren. Grundlage dieser Angaben sind
Reichweiten (Abb. 13). immer fachgerechte Ausführung der Arbeiten und
richtige Handhabung der Autogengeräte, das heißt
Für das Brennschneiden in 3 m Arbeitshöhe zeigt auch Einstellung der korrekten Arbeitsdrücke und
Abb. 14 den gefährdeten Bereich beispielhaft auf. Flammenbilder des Brenners.

Tabelle 4 Anhaltswerte zur Abschätzung des Funkenflugs


Kennfarbe und Kennzeichnung der Außenansicht
Arbeitsverfahren Horizontale Vertikale Reichweite
Reichweite 1) nach oben nach unten
Löten mit Flamme bis zu 2 m bis zu 2 m bis zu 10 m

Schweißen (manuelles Gas- und Lichtbogenschweißen) bis zu 7,5 m bis zu 4 m bis zu 20 m

Thermisches Trennen bis zu 10 m bis zu 4 m bis zu 20 m


1) Reichweite bei üblicher Arbeitshöhe von ca. 2 bis 3 m

37
Schweißtechnische Arbeiten mit besonderen Gefahren

Unverschlossene Öffnungen, wie Schlitze oder • Kontrolle durch eine Brandwache, die im An-
Spalten, ermöglichen aber durchaus, dass Funken schluss an die schweißtechnischen Arbeiten für
oder Spritzer benachbarte Bereiche erreichen. die folgenden Stunden den Arbeitsbereich und
seine Umgebung auf Glimmnester, verdächtige
Es können aber noch weitere Ursachen für Brand- Erwärmung und Rauchentwicklung regelmäßig
entstehung verantwortlich sein. Eine Möglichkeit kontrolliert.
sind zum Beispiel Sekundärflammen, die bei
Arbeiten an Rohrleitungen aus nicht einsehbaren Die Sicherheitsmaßnahmen sollen unter Beach-
Öffnungen dieser Leitungen, auch in benachbar- tung der jeweiligen Umgebungsbedingungen mit
ten Räumen, austreten und brennbare Materialien dem Auftraggeber abgestimmt werden und müs-
entzünden können. sen in einer Schweißerlaubnis (Beispiel siehe
Anlage 10.1) schriftlich festgelegt werden.
Auch die Wärmeleitung darf nicht übersehen wer-
den, besonders dann, wenn die zu bearbeitenden Bei regelmäßig wiederkehrenden, gleichartigen
Bauteile in uneinsehbare Wände, Böden und De- schweißtechnischen Arbeiten unter vorhersehbar
cken führen. gleichen Bedingungen der Brandgefährdung kön-
nen, als Sonderfall der Schweißerlaubnis, die er-
gänzenden Sicherheitsmaßnahmen in einer Be-
7.2.2 Bereiche mit Brandgefahr triebsanweisung schriftlich festgelegt werden.

Wenn aufgrund von baulischen Gegebenheiten


und betriebstechnischen Gründen brennbare Stof-
fe und Gegenstände nicht vollständig entfernt
werden können, muss eine Brandentstehung
durch folgende ergänzende Sicherheitsmaßnah-
men verhindert werden (Abb. 15):

• Abdecken verbliebener brennbarer Stoffe und


Gegenstände, z. B. durch Sand, Erde, geeignete
Pasten, Schäume oder schwer entflammbare Maßnahmen beim Schweißen unter Brandgefahr
Tücher. Ein Feuchthalten der Abdeckung verbes-
sert deren Wirkung.
• Abdichten von Öffnungen zu benachbarten
­Bereichen, wie Fugen, Ritzen, Mauerdurch-
brüche, Kanäle, Rohröffnungen, Rinnen, Kami-
ne, Schächte z. B. mit Lehm, Gips, geeigneten
Massen oder feuchtem Sand. 1. Brennbare Stoffe 2. Abdecken 3. Abdichten
• Bereitstellen geeigneter Feuerlöscheinrichtun- entfernen
gen nach Art und Umfang der Brandgefahren,
z. B. mit Wasser gefüllte Eimer, Feuerlöscher
oder angeschlossener Wasserschlauch.
• Überwachen durch einen Brandposten, der wäh-
rend schweißtechnischer Arbeiten den brand­
gefährdeten Bereich auf eine Brandentstehung
beobachtet, einen möglichen Brand in seiner 4. Feuerlöschein- 5. Brandposten 6. Brandwache
Entstehung durch einen eigenen Löschangriff richtungen stellen
verhindert und gegebenenfalls weitere Hilfe
herbeiholt. Abb. 15 Maßnahmen beim Schweißen unter Brandgefahr

38
Schweißtechnische Arbeiten mit besonderen Gefahren

Bereich
Nein mit Brand- oder
Explosionsgefahr?

Ja

Festlegen der räumlichen Ausdehnung

Entfernen brennbarer Stoffe

Brand- oder
Nein Explosionsgefahr
weiterhin vorhanden?

Ja Ja
Brandgefahr Explosionsgefahr

Maßnahmen in Bereichen mit Brandgefahr: Maßnahmen in Bereichen mit Explosionsgefahr:


(in Verantwortung des Unternehmers/der Unter- (in Verantwortung des Unternehmers/der Unter-
nehmerin) nehmerin)
Keine Schweißerlaubnis erforderlich

Übertragung an geeignete Personen Übertragung an geeignete Personen


Aufsicht Überwachung Aufsicht Überwachung

Schriftliche Schweißerlaubnis mit Schriftliche Schweißerlaubnis mit


­Sicherheitsmaßnahmen: ­Sicherheitsmaßnahmen:
A bdecken verbliebener Stoffe und Abdichten gegen Atmosphäre
­Gegenstände
Abdichten gegenüber anderen Arbeits­
Abdichten von Öffnungen, Ritzen etc. bereichen
Sonstige Maßnahmen Lufttechnische Maßnahmen in Verbindung
mit messtechnischer Überwachung
Ü
 berwachung des Bereiches mit Brand­
gefährdung während der Arbeiten durch Ü
 berwachung der Maßnahmen auf
Brandposten ­Wirksamkeit
W iederholte Kontrolle des Bereiches mit Aufhebung der Sicherheitsmaßnahmen,
Brandgefährdung nach Beenden der wenn keine Gefahren mehr bestehen
­Arbeiten durch Brandwache

Ja Sind Gefahren durch


­ xplosionsfähige Atmo-
e
sphäre auszuschließen?

Nein

Ausführung der schweißtechnischen Arbeiten Schweißtechnische Arbeiten unzulässig!

Abb.16 Schematisches Vorgehen bei der Ermittlung von Sicherheitsmaßnahmen für Schweißarbeiten in Bereichen mit Brand-
oder Explosionsgefahr.

39
Schweißtechnische Arbeiten mit besonderen Gefahren

7.2.3 Bereiche mit Explosionsgefahr 7.3 Schweißarbeiten an oder in Behältern mit


gefährlichem Inhalt
Wenn aufgrund von baulischen Gegebenheiten
und betriebstechnischen Gründen explosionsfähi- Für Schweißarbeiten an oder in Behältern, zum
ge Stoffe und Gegenstände nicht vollständig ent- Beispiel Tanks, Silos, Fässern, Apparaten, Rohrlei-
fernt werden können, muss eine explosionsfähige tungen, Kanälen und dergleichen, die gefährliche
Atmosphäre durch folgende ergänzende Sicher- Stoffe oder Zubereitungen enthalten oder enthal-
heitsmaßnahmen verhindert werden: ten haben können, müssen vor Beginn der Arbei-
ten sachkundig die erforderlichem Sicherheits-
• Sicheres Abdichten gegenüber der Atmosphäre, maßnahmen festgelegt werden. Die Einhaltung der
z. B. von fest eingebauten Behältern, Apparaten Sicherheitsmaßnahmen und die Durchführung der
oder Rohrleitungen, die brennbare Flüssigkei- Arbeiten sind durch die Unternehmerinnen und
ten, Gase oder Stäube enthalten oder enthalten Unternehmer oder ihre Beauftragten zu
haben. überwachen.
• Sicheres Abdichten gegenüber anderen Arbeits-
bereichen, z. B. durch Lehm, Gips, Mörtel, geeig- Gefährliche Stoffe oder Zubereitungen haben eine
nete Massen oder feuchten Sand. oder mehrere der folgenden Eigenschaften:
• Lufttechnische Maßnahmen in Verbindung mit • explosionsgefährlich,
messtechnischer Überwachung während der • brandfördernd,
Arbeit, z. B. durch Einsatz von Gaswarngeräten. • hochentzündlich,
• Überwachen der Wirksamkeit der Sicherheits- • leicht entzündlich,
maßnahmen während der Arbeiten, z. B. Beob- • entzündlich,
achten von Gaswarngeräten und augenblickli- • krebserzeugend,
ches Einstellen der Arbeiten bei Gefahr. • sehr giftig,
• giftig,
Die Sicherheitsmaßnahmen sollen unter Beach- • gesundheitsschädlich,
tung der jeweiligen Umgebungsbedingungen mit • ätzend
dem Auftraggeber abgestimmt werden und müs- und
sen in einer Schweißerlaubnis (Beispiel siehe • reizend.
­Anlage 10.1) schriftlich festgelegt werden.
Auch geringe Reste solcher Stoffe können – be-
Die Sicherheitsmaßnahmen dürfen erst aufgeho- sonders unter Schweißhitze – gefährlich werden.
ben werden, wenn die Arbeiten abgeschlossen Solche Stoffe sind zum Beispiel auch Heizöl, Die-
sind und keine Zündgefahr mehr besteht. selkraftstoff, Öle, Fette, bituminöse Massen.

Lassen sich Gefahren durch eine explosions­ Ergänzende Informationen können der
fähige Atmosphäre trotz der getroffenen Sicher- DGUV Regel 113-004 „Behälter, Silos und enge
heitsmaßnahmen nicht sicher ausschließen, Räume – Teil 1: Arbeiten in Behältern, Silos und
dürfen schweißtechnische Arbeiten nicht aus- engen Räumen“ entnommen werden.
geführt werden.
Die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen umfas-
sen in der Regel das Entleeren und Reinigen des
Behälters sowie eine flammenerstickende Schutz-
füllung während der Arbeiten, gegebenenfalls
auch gefahrloses Abführen von Schadstoffen.

40
Schweißtechnische Arbeiten mit besonderen Gefahren

Abb. 17 Schutzfüllung mit Stickstoff Abb. 18 Schutzfüllung mit Kohlendioxid

Abb. 19 Arbeitstechnik beim Schweißen von Fässern oder ähnlichen Hohlkörpern

Die Eigenschaften des Behälterinhalts können Die Schutzfüllung kann zum Beispiel aus Wasser,
zum Beispiel folgende Maßnahmen beim Entlee- Stickstoff oder Kohlendioxid bestehen.
ren und Reinigen erfordern:
• Benutzen geeigneter persönlicher Beispiellösungen dafür zeigen die Abbildungen 17
Schutzausrüstungen, bis 19.
• Potenzialausgleich zum Vermeiden elektrostati-
scher Aufladungen, An geschlossenen Behältern darf nur geschweißt
• funkenfreies Öffnen der Verschlüsse, oder brenngeschnitten werden, wenn darüber
• Verwenden funkenfreier Entnahmeeinrich- hinaus Vorsichtsmaßnahmen getroffen sind, die
tungen, das Entstehen eines gefährlichen Überdrucks
• Verwenden geeigneter Auffangbehälter. verhindern.

Eine flammenerstickende Schutzfüllung ist erfor-


derlich bei Behältern, die zum Beispiel explo-
sionsgefährliche oder entzündliche Stoffe enthal-
ten haben.

41
Schweißtechnische Arbeiten mit besonderen Gefahren

7.4 Unterwasserschweiß- und 7.5 Arbeiten in Druckluft


-schneidarbeiten
Arbeiten unter erhöhtem Luftdruck gehören mit zu
Der Einsatz von Autogenverfahren in nasser Umge- Arbeiten unter besonderer Gefahr. Diese Gefahr
bung beschränkt sich im Wesentlichen auf das geht aus von den immer anzutreffenden Bedin-
autogene Brennschneiden und das Brennbohren. gungen des „engen Raums“ sowie der größeren
Menge an Sauerstoff durch die Komprimierung der
An die ausführenden Personen sind besondere Luft.
Anforderungen zu stellen. Sie müssen sowohl
tauchspezifischen Anforderungen (siehe auch Damit sind alle Schutzmaßnahmen vorrangig, die
DGUV Vorschrift 40 „Taucharbeiten“) als auch • Begrenzung der Personenzahl,
schweißspezifischen Anforderungen gerecht wer- • Ausstattung mit Schutzkleidung,
den, das heißt, sowohl mit den Verfahren, deren • Einsatz von Sicherungsposten und Bereithalten
praktischer Handhabung, als auch mit entstehen- von Rettungseinrichtungen
den Gefährdungen vertraut sein. zum Inhalt haben.

Vor allem bei Arbeiten in geschlossenen Räumen Außerdem muss beachtet werden, dass Acetylen
oder Arbeitsräumen, an denen sich Hohlräume als Brenngas meist nicht eingesetzt werden kann,
befinden, können sich zündfähige Gemische da sein Arbeitsdruck für einen sicheren Betrieb
ansammeln. nicht mehr als 1,5 bar betragen darf.

Die Aufstellung aller Druckgasflaschen darf nur


Bei Verwendung flüssiger Brennstoffe kann es bei außerhalb des Bereichs erhöhten Drucks erfolgen.
Zündung an der Wasseroberfläche Flächenbrände Sicherheitseinrichtungen gegen Flammenrück-
geben. Ausführliche Hinweise über sicherheits- schlag, Gasrücktritt und Schlauchbruch sind
technische Maßnahmen sind im Merkblatt DVS einzusetzen.
1812 enthalten.
Für das eingesetzte Personal sind medizinische
Maßnahmen gemäß Druckluftverordnung
einzuleiten.

42
8 Arbeitsmedizinische Vorsorge

Nach der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge müssen Arbeitgeber und


Arbeitgeberinnen prüfen, ob eine Pflicht- oder eine Angebotsvorsorge einzulei-
ten ist. Darüber hinaus kann für Beschäftigte eine Wunschvorsorge ermöglicht
werden.

Eine Pflichtvorsorge ist immer dann einzuleiten, wenn


Grenzwerte überschritten werden können und vor allem
bei Tätigkeiten mit krebserzeugenden Gefahrstoffen.

Bei Tätigkeiten ohne krebserzeugende Gefahrstoffe ist bei


Unterschreitung eines A-Staubwertes von 3 mg/m³ eine
Angebotsvorsorge erforderlich.

Weitere Kriterien sind möglich.

Hinweise, wann Pflicht- oder Angebotsvorsorge durchzu-


führen ist, sind im Anhang der Verordnung zur arbeitsme-
dizinischen Vorsorge (ArbMedVV) und den Technischen
Regeln dazu (AMR) enthalten.

43
9 Vorschriften und Regeln

Nachstehend sind besonders zu beachtende Gesetze, 2 Normen


Vorschriften, Regeln, ­Informationen, Grundsätze und Nor- Bezugsquelle: Beuth-Verlag GmbH, Burggrafen-
men zusammengestellt. straße 6, 10787 Berlin

• DIN EN 166:2002-04 „Persönlicher Augenschutz


1 Gesetze, Verordnungen und Technische – Anforderungen“
Regeln • DIN EN 169:2003-02 „Persönlicher Augenschutz
– Filter für das Schweißen und verwandte
Bezugsquelle: Buchhandel und Internet: Techniken“
z. B. www.gesetze-im-internet.de • DIN EN 1089-3:2011-10 „Ortsbewegliche Gasfla-
schen - Gasflaschen-Kennzeichnung (ausge-
• Arbeitsschutzgesetz (ArbschG) nommen Flüssiggas (LPG)) - Teil 3:
• Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) Farbcodierung
• Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) • DIN EN 1256:2008-03 „Gasschweißgeräte –
• PSA-Benutzungsverodnung (PSA-BV) Festlegungen für Schlauchleitungen für Ausrüs-
• Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge tungen für Schweißen, Schneiden und verwand-
(ArbMedVV) te Prozesse“
• Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung • DIN EN ISO 3821:2016-10 „Gasschweißgeräte
(LärmVibrations-ArbSchV) – Gummischläuche für Schweißen, Schneiden
• Arbeitsschutzverordnung zu künstlicher opti- und verwandte Prozesse“
scher Strahlung (OStrV) • DIN EN ISO 7225:2013-01 „Gasflaschen
– Gefahrgutaufkleber“
• Technische Regeln für Arbeitsstätten • DIN EN ISO 11611:2015-11 „Schutzkleidung für
–– ASR A1.3 „Sicherheits- und Schweißen und verwandte Verfahren“
Gesundheitsschutzkennzeichnung“ • DIN EN ISO 25980:2015-01 „Arbeits- und Ge-
–– TRGS 407 „Tätigkeiten mit Gasen sundheitsschutz beim Schweißen und bei ver-
– Gefährdungsbeurteilung“ wandten Verfahren – Durchsichtige Schweißvor-
–– TRGS 510 „Lagerung von Gefahrstoffen in orts- hänge, -streifen und -abschirmungen für
beweglichen Behältern“ Lichtbogenschweißprozesse“
–– TRGS 528 „Schweißtechnische Arbeiten“
–– TRBS 1201 „Prüfung von Arbeitsmitteln und
überwachungsbedürftigen Anlagen“
–– TRBS 1203 „Befähigte Personen“
–– TRBS 3145/TRGS 745 „Ortsbewegliche Druck-
gasbehälter – Füllen, Bereithalten, innerbe-
triebliche Beförderung, Entleeren“
–– TRBS 3146/TRGS 746 „Ortsfeste Druckanlagen
für Gase“

44
Vorschriften und Regeln

4 DGUV Regelwerk für Sicherheit und


­Gesundheit bei der Arbeit

Bezugsquelle: Bei Ihrem zuständigen Unfall­


versicherungsträger und unter www.dguv.de/
publikationen

Vorschriften
• DGUV Vorschrift 1 „Grundsätze der Prävention“

Regeln
• DGUV Regel 100-500 und 100-501 „Betreiben
von Arbeitsmitteln“, Kap. 2.26 „Schweißen,
Schneiden und verwandte Verfahren“
• DGUV Regel 109-010 „Richtlinien für Einrichtun-
gen zum Reinigen von Werkstücken mit
Lösemitteln“
• DGUV Regel 112-189 und 112-989 „Benutzung
von Schutzkleidung“
• DGUV Regel 112-190 „Benutzung von
Atemschutzgeräten
• DGUV Regel 113-004 „Behälter, Silos und enge
Räume - Teil 1: Arbeiten in Behältern, Silos und
engen Räumen“

Informationen
• DGUV Information 209-047 „Nitrose Gase beim
Schweißen und bei verwandten Verfahren“
• DGUV Information 209-049 „Umgang mit tho-
riumoxidhaltigen Wolframelektroden beim
Wolfram-Inertgasschweißen“
• DGUV Information 213-073 „Sauerstoff“
• DGUV Information 213-075 „Liste der nichtmetal-
lischen Materialien – zu Merkblatt M034
„Sauerstoff“
• DGUV Information 213-076 „Liste der Armaturen,
Schläuche und Anlagenteile – zu Merkblatt
M034 „Sauerstoff“

45
10 Anlagen

10.1 Erlaubnisschein für feuergefährliche Arbeiten


Erlaubnisschein für Schweißen und verwandte Verfahren bei Brand- und Explosionsgefahr
1 Ausführende ­
Firma/Abteilung
2 Arbeitsort/-stelle

2a Bereich mit Brand- und


Explosionsgefahr Die räumliche Ausdehnung um die Arbeitsstelle: Umkreis/Radius: | Höhe: m | Tiefe:
3 Arbeitsauftrag Beginn: Datum/Uhrzeit ausführende Person:
Voraussichtl. Ende: Datum/Uhrzeit
3a Art der Arbeiten
Schweißen Schneiden sonstiges
Trennschleifen Löten
4 Sicherheitsmaßnahmen Entfernen
 beweglicher brennbarer Stoffe und Gegenstände, Firma/Name:
bei Brandgefahr ggf. auch Staubablagerungen, im Umkreis von m und
(soweit erforderlich) auch in angrenzenden Bereichen
Entfernen
 von Wand- und Deckenverkleidungen, soweit sie
brennbare Stoffe abdecken oder verdecken oder selbst ausgeführt:
brennbar sind
4a Beseitigen der Abdecken
 ortsfester brennbarer Stoffe oder Gegenstände
Brandgefahr (Unterschrift)
(z. B. Holzbalken, -wände, -fußböden, Kunststoffteile) mit
geeigneten Mitteln und ggf. deren Anfeuchten
Abdichten
 von Öffnungen (z. B. Fugen, Ritzen, Mauerdurch-
brüche, Schächte) zu benachbarten Bereichen mit nicht-
brennbaren Stoffen
Bereitstellen einer Brandwache mit Löschmittel
4b Löschgerät/Löschmittel Feuerlöscher mit Wasser Pulver Firma/Name:
CO2 Schaum
Löschdecken
Löschsand ausgeführt:
angeschlossener Wasserschlauch
wassergefüllte Eimer
(Unterschrift)
Benachrichtigen der Feuerwehr
4c Brandwache während der Arbeit Name
nach Beendigung der Arbeit Name
Dauer Std. unmittelbar nach Beendigung weitere Kontrollgänge alle Min.
5 Sicherheitsmaßnahmen Entfernen
 sämtlicher explosionsfähiger Stoffe und Gegen- Firma/Name:
bei Explosionsgefahr stände (auch Staubablagerungen und Behälter mit gefährli-
chem Inhalt oder dessen Resten)
Beseitigen
 der Explosionsgefahr in Rohrleitungen
5a Beseitigen der ausgeführt:
Abdichten
 von ortsfesten Behältern, Apparaten oder Rohrlei-
Explosionsgefahr tungen, die brennbare Flüssigkeiten, Gase oder Stäube ent-
halten oder enthalten haben (Verbindungen z. B. zu Lüf- (Unterschrift)
tungskanälen beachten)
Durchführung
 lüftungstechnischer Maßnahmen nach Explo-
sionsschutz-Regeln mit nachfolgender Messung
(„Freumessen”)
5b Überwachung Überwachung
 der Sicherheitsmaßnahmen auf Wirksamkeit Firma/Name:
(z. B. durch Gaswarngeräte):
5c Aufhebung der Nach Abschluss der schweißtechnischen Arbeiten Firma/Name:
Sicherheitsmaßnahmen Nach: Std.
6 Alarmierung Standort des nächstgelegenen Brandmelders
Telefon: Feuerwehr Ruf-Nr.:
7 Auftraggebende/ Die Maßnahmen nach Nummern 4 und 5 tragen den durch die örtlichen Verhältnisse ent-
Verantwortliche stehenden Gefahren Rechnung

Datum Firma Unterschrift


8 Auftragnehmende/ Die Arbeiten nach Nummer 3 dürfen erst begonnen werden, Kenntnisnahme der
Verantwortliche wenn die Sicherheitsmaßnahmen nach Nummer 4 und/oder 5 ausführenden Person
durchgeführt sind. nach Nr. 3

46
Anlagen

10.2 Muster eines Nachweises zur Einhaltung der höchtzulässigen Transportmengen nach
­Unterabschnitt 1.1.3.6. ADR (1000-Punkte-Regel)

Firma/Absender(in): Kfz-Kennzeichen:

Empfänger(in)/Baustelle:

UN-Nr. Gefahrgut/ Anzahl der Fassungsraum Summe Faktor Punkte


Gefahrstoff Verpackungen je Verpackung
in Litern/ in kg
UN

UN

UN

UN

UN

UN

UN

UN

UN

UN

Gesamtpunktzahl:

Gesamtpunktzahl <=1000 = Beförderung kleiner Mengen nach Unterabschnitt 1.1.3.6 ADR


Beförderung nach Unterabschnitt 1.1.3.1 c) ADR im Rahmen der Haupttätigkeit
( Gesamtpunktzahl > 1000 = Gefahrgutbeförderung (z. B. Warntafeln, ADR-Bescheinigung…))

Datum, Fahrer(in):

47
Anlagen

10.3 Beförderungsbeispiel
UN-Nr. Gefahrgut/ Gefahrstoff Anzahl der Fassungs- Summe Faktor Punkte
Verpackungen raum je Ver-
packung in
Litern/ in kg
UN 1001 Acetylen (unter Druck gelöst) 3 7 kg 21 3 63

UN 1072 Sauerstoff (verdichtet) 5 50 l 250 1 250

UN 1965 Propan/ Butan (verflüssigt) 5 33 kg 165 3 495

UN 1203 Benzin 1 20 l 20 3 60

UN 1202 Diesel, Heizöl 1 50 l 50 1 50

UN 1950 Spraydosen (brennbar) 10 1 kg 10 3 30

UN 2037 Gaskartuschen (brennbar) 10 0,5 kg 5 3 15

UN

UN

UN

Gesamtpunktzahl: 963

X Gesamtpunktzahl ≤ 1000 = Beförderung kleiner Mengen nach Unterabschnitt 1.1.3.6 ADR


Beförderung nach Unterabschnitt 1.1.3.1 c) ADR im Rahmen der Haupttätigkeit
( Gesamtpunktzahl > 1000 = Gefahrgutbeförderung (z. B. Warntafeln, ADR- Bescheinigung…))

48
Notizen
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung e.V. (DGUV)

Glinkastraße 40
10117 Berlin
Telefon: 030 13001-0 (Zentrale)
Fax: 030 13001-6132
E-Mail: info@dguv.de
Internet: www.dguv.de

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