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Explosions-
schutz Grundlagen
und
Anwendung
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg New York
London Paris Tokyo
Hong Kong Barcelona Budapest
Dr. Ing. Wolfgang Bartknecht
Egerstraße 12
79576 Weil am Rhein
ISBN-13:978-3-642-77516-1
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der
Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Thbellen, der
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Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der
gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September
1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen
unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1993
Softcover reprint the hardcover Ist edition 1993
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt
auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der
Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann
benutzt werden dürften.
Für die Richtigkeit und Unbedenklichkeit der Angaben über den Umgang mit Chemikalien in
Versuchsbeschreibungen und Synthesevorschriften übernimmt der Verlag keine Haftung. Derartige
Informationen sind den Laboratoriumsvorschriften und den Hinweisen der Chemikalien- und
Laborgerätehersteller und -Vertreiber zu entnehmen.
Keinem Ingenieur sollte ein Betrieb anvertraut werden, der nicht mit den reak-
tionstechnischen Voraussetzungen zur Entstehung und mit den verheerenden
Auswirkungen entstandener Explosionen auf Menschen und Sachgüter und in
der Umwelt vertraut ist. Gas- und Staub explosionen treten immer unerwartet
auf. Die Anforderungen an das Verantwortungsbewußtsein aller im Betrieb tä-
tigen Menschen können wegen der vielfach tragischen Folgen von Explosionen
nicht hoch genug gestellt werden. Es sind nicht nur technische, sondern, in
starkem Maße, auch psychologische Probleme, die gelöst werden müssen, wenn
den Explosionen und allen damit verbundenen Gefahren wirkungsvoll begeg-
net werden soll.
Der Autor dieses Buches hat sein technisch-wissenschaftliches Wirken dem
Explosionsschutz gewidmet. Dieses Buch, dem bereits zwei Bücher zum glei-
chen Thema vorausgingen, ist das des hervorragenden und engagierten Inge-
nieurs und Wissenschaftlers. Seine Arbeiten gereichen dem "Verein Deutscher
Ingenieure", insbesondere der ,,YDI-Kommission Reinhaltung der Luft" zur
Ehre. Denn der Autor hat nicht nur die technisch-wissenschaftlichen Erkennt-
nisse zusammen mit ebenso engagierten Kollegen erarbeitet und gesammelt, er
hat sie auch im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen des VDI den Fach-
kollegen in Industrie und Wissenschaft vermittelt. Seine Arbeit galt und gilt
dem Schutz des Menschen, den technischen Anlagen und der Umwelt.
Gestützt auf die zum Thil mit großem Aufwand erarbeiteten technisch-wis-
senschaftlichen Grundlagen werden der vorbeugende und der konstruktive
Schutz vor Explosionen brennbarer Gase und Dämpfe, brennbarer Stäube so-
wie hybrider Gemische aus diesen Stoffgruppen behandelt. Darüber hinaus
werden Schutzmaßnahmen für besondere Apparate und Anlagenteile ausführ-
lich behandelt.
Das Buch dient nicht nur dazu, technische Maßnahmen gegen entstehende
Explosionen zu treffen, es dient gleichzeitig zur Schärfung des Verantwor-
tungsbewußtseins der im Betrieb tätigen Menschen, um Gefahren abzuwenden.
Das Buch ist nicht nur den im Betrieb praktisch tätigen Menschen zu empfeh-
len, es sollte Pflichtlektüre sein für alle Studentinnen und Studenten techni-
scher Disziplinen, in denen explosible Gase/Dämpfe und Stäube in irgendeiner
Form gehandhabt werden müssen.
Einleitung ................................................... .
1 Vorbemerkung ...................................... . 9
6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
11 Zusammenfassung ., . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 869
PROTO COL L
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Abb. 1.1. Auszug aus dem Protokoll der zweiten Sitzung des Genossenschafts-Vorstandes der
Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie [1]
2 Einleitung
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Slnubcxplosioncn!
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die »Richtlinien für die Vermeidung der Gefahren durch explosionsfähige At-
mosphäre (Ex-RL) mit Beispielsammlung" [2] dem modernen Explosions-
schutz zu optimaler Anwendung in der Praxis und geben Entscheidungshilfen
für zahlreiche explosionstechnische Problemstellungen (Abb. 1.3). »Richtli-
nien" bedeuten, daß man auch von den gestellten Forderungen abweichen
kann, wenn nachweislich die gleiche Sicherheit durch andere Maßnahmen er-
reicht werden kann [3].
Um die Anwendung der Explosionsschutz-Richtlinien zur Beurteilung mög-
licher Explosionsgefahren in einer vorgegebenen Fabrikationsanlage zu er-
leichtern (Abb. 1.4), sind zunächst die folgenden Fragen zu beantworten [4]:
Sind brennbare Stoffe vorhanden?
Kann im Bereich der zu beurteilenden Anlage oder im Innern der Appara-
turen ein explosionsfähiges Gemisch entstehen?
Welche Mengen an explosions fähigem Gemisch können aufgrund der örtli-
chen und betrieblichen Verhältnisse vorhanden sein oder entstehen und wo
können sie auftreten?
Sind die zu erwartenden Mengen an explosionsfähigem Gemisch aufgrund
der örtlichen und betrieblichen Verhältnisse gefahrdrohend?
Einleitung 3
Explosionsschutz-
Richtlinien
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Abb.l.6 Abb.l.7
Abb. 1.6. Kohlenmonoxid-Explosion in einem Elektrofilter
Abb.l.7. Silozelle nach einer Malzstaubexplosion
Einerseits sind die Erkenntnisse über die Maßnahmen, die das Entstehen
von Explosionen verhindern oder ihre Auswirkungen auf ein unbedenkliches
Maß beschränken, umfangreich. Andererseits wurden die Kenntnisse über die
Ursachen von Brenngas- und Staubexplosionen in den letzten Jahren durch ge-
zielte Forschung ständig erweitert und Schritt für Schritt in die Praxis umge-
setzt. Trotzdem kommt es immer wieder zu teilweise schweren Explosionsun-
glücken (Abb.1.6 und 1.7). Die Druckwirkungen und ausbrechenden Feuer
sind Ursache vieler Schäden an Fabrikationsanlagen und Gebäuden. Häufig
sind dabei Menschenleben zu beklagen.
Es stellen sich also immer wieder neue Fragen, die es zu beantworten gilt. Dies
war der Grund, den erneuten Versuch einer Standortbestimmung [8, 9] zu wa-
gen. Verwertet werden vor allem die Ergebnisse zahlreicher, bisher unveröffent-
lichter Prüf-, Untersuchungs- und Forschungsvorhaben, die im Laboratorium
und unter praxisnahen Bedingungen auf Außenversuchsstellen gewonnen wur-
den, mit der Zielsetzung, noch vorhandene Wissenslücken zu schließen.
Zielsetzung dieses Buches ist es einerseits, die experimentellen und theoreti-
schen Grundtatsachen der Explosionsvorgänge bei Brenngasen und brennba-
ren Stäuben, unter Einbezug der Gefahren, die von abgelagertem Brennstaub
ausgehen können, möglichst umfassend zu beschreiben, andererseits dem in
der Industrie Tätigen von Nutzen zu sein und dazu dienen, in den Betrieben
ein möglichst hohes Sicherheitsniveau bei wirtschaftlich optimaler Betriebs-
weise der Anlage zu erreichen.
Teil 1
Sicherheitstechnische Kenngrößen
und physikalisch-chemische Meßverfahren
1 Vorbemerkung
Zur sicheren Handhabung brennbarer Stoffe in der Praxis ist die Kenntnis ihrer
gefährlichen Eigenschaften notwendig, die durch sicherheitstechnische Kenn-
größen beschrieben werden.
Diese Kenngrößen sind ganz allgemein quantitative Aussagen über Stoffei-
genschaften, die eine Beurteilung der Gefährlichkeit von chemischen Produk-
ten oder von Reaktionsgemischen erlauben.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind sicherheitstechnische Kenngrößen
keine physikalischen Konstanten, sondern konventionelle Größen, deren Aus-
sagekraft und vor allem Reproduzierbarkeit an speziell festgelegte Prüfverfah-
ren gebunden sind, die praxisnah sein müssen oder eine Umsetzung der Prüfer-
gebnisse in die Praxis gestatten. Zu den Zahlenwerten der so bestimmten Kenn-
größen gehört deshalb in der Regel die Angabe der Bestimmungsmethode, die
möglichst international genormt sein sollte, um die Ergebnisse vergleichen zu
können [1 OJ.
Der Umfang der durchzuführenden Untersuchungen orientiert sich in kon-
sequenter Zusammenarbeit zwischen Prüfer und Anwender an der Problem-
stellung und damit an dem Schutzziel, bzw. den zu treffenden Schutzmaßnah-
men gegen das Entstehen von Bränden und Explosionen, bzw. gegen deren
Wirkungen. Im folgenden werden ausgewählte Prüfmethoden und die aus ih-
nen resultierenden sicherheitstechnischen Kenngrößen sowie deren Einflußgrö-
ßen, sofern diese hinreichend bekannt und für die Praxis bedeutsam sind, be-
schrieben, wobei bezüglich der Feststoffe zwischen dem abgelagerten und dem
aufgewirbelten Staub unterschieden wird.
2 Brennbare Gase/Dämpfe
2.1 Explosionsgrenzen
Jede Verbrennung [11, 12] ist eine exotherme Reaktion. Das heißt, eine durch
eine wirksame Zündquelle eingeleitete Reaktion erzeugt pro Zeiteinheit mehr
Wärme als sie verbraucht. Die Geschwindigkeit, mit der die Reaktion - die
Explosionsflamme - selbständig im Gemisch fortschreitet, hängt vom Kon-
zentrationsverhältnis der Gase ab. Bei einem bestimmten Mischungsverhältnis
zwischen Brenngas und z. B. Luft ist die normale Verbrennungsgeschwindigkeit
am höchsten. Sie verringert sich sowohl bei einer Vergrößerung als auch bei
einer Verminderung des Brenngasanteils. Es gibt eine untere und eine obere
Explosionsgrenze, auch Zündgrenze genannt. Jenseits dieser Grenzen ist eine
selbständige Explosionsfortpflanzung nicht mehr möglich. Die Explosions-
grenzen schließen also das Konzentrationsgebiet des Brenngases in Mischung
mit Luft - den Explosionsbereich (Zündbereich) - ein, innerhalb dessen mit-
tels einer Zündquelle eine sich selbständig fortpflanzende Reaktion eingeleitet
werden kann.
Alle gasförmigen brennbaren Stoffe haben in Luft einen Explosionsbereich
(Zündbereich). Umgekehrt ist die Existenz eines solchen Bereiches das ent-
scheidende Kriterium dafür, ob der betreffende Stoff als brennbar zu gelten
hat. In manchen Fällen gibt sich nur hieraus die Brennbarkeit deutlich zu er-
kennen. Während z. B. homogene Gemische aus Ammoniak, Methylchlorid
oder Methylbromid mit Luft im geeigneten Mischungsverhältnis explosions-
fähig sind, gelingt es nicht oder nur schwer, diese und andere Stoffe mit
engen und im hohen Konzentrationsgebiet liegenden Zündbereich beim Aus-
strömen in Luft in einer Diffusionsflamme zum selbständigen Brennen zu
bringen [12].
Die untere Explosionsgrenze UEG von Brenngasen oder brennbaren Dämp-
fen ist vom Verhältnis Sauerstoff zu Stickstoff weitgehend unabhängig. Ist das
Gemisch erst einmal entzündet, dann ist es ziemlich gleichgültig, ob der über-
schüssige Sauerstoff durch Stickstoff ersetzt wird, denn Sauerstoff und Stick-
stoff haben ähnliche spezifische Wärmen, so daß die Übertragung der Verbren-
nungswärme auf beide Gasarten zu gleichen Temperaturen führt.
Die obere Explosionsgrenze OEG hängt dagegen stark vom Sauerstoff-An-
teil in Stickstoff ab. Sie wird vom Überschuß des Brenngases (oder brennbaren
Dampfes), anders gesagt, vom Sauerstoff-Mangel bestimmt.
Der unbefriedigende Stand des Wissens über Explosionsgrenzen von Brenn-
gasen und brennbaren Dämpfen zeigt sich sehr deutlich dadurch, daß es trotz
2.1 Explosionsgrenzen 11
vieler Bemühungen bis heute nicht gelungen ist, Zündgrenzen quantitativ vor-
auszusagen, d. h. man ist gezwungen, sie experimentell zu ermitteln.
Zu ihrer Bestimmung wird ein homogenes Gemisch des zu untersuchenden
Brenngases mit Luft, dessen Brenngasgehalt zunächst innerhalb des zu erwar-
tenden Explosionsbereichs liegt, einer Zündquelle von ausreichender Energie
ausgesetzt, wobei sich die örtlich eingeleitete Reaktion selbständig ausbreitet.
Anschließend wird die Brenngaskonzentration in kleinen Schritten so lange
vermindert bzw. erhöht, bis eben gerade keine selbständige Reaktion mehr zu
beobachten ist. Kann der Explosionsbereich eines Brenngases oder brennbaren
Dampfes im Voraus nicht abgeschätzt werden, sind zunächst orientierende
Zündversuche über den gesamten Konzentrationsbereich erforderlich. Kommt
es hierbei zu einer Gemischentzündung, dann ist zur Ermittlung der Zündgren-
zen in der gleichen Weise zu verfahren wie oben beschrieben.
Für die Festlegung der experimentell bestimmten unteren Explosionsgrenze
UEG bzw. der oberen Explosionsgrenze OEG gibt es die folgenden Entschei-
dungskriterien [13].
Optisches Kriterium: Visuell oder mittels Filmkamera wird in einem vertikal
angeordneten Rohr von ausreichender Länge beobachtet, ob sich von der
Zündquelle eine Flamme nach oben ablöst.
Thermokriterium: Mit Hilfe von sehr rasch ansprechenden Thermoelementen,
die in unterschiedlichen Abständen zur Zündquelle in einem vertikalen Rohr
von ausreichender Länge angeordnet sind, wird die Flammenausbreitung be-
obachtet.
Druckschwellenkriterium: Durch Messung des zeitlichen Druckverlaufs in ei-
nem explosionsfesten Behälter von ausreichender Größe wird diejenige Brenn-
gaskonzentration im Bereich beider Zündgrenzen bestimmt, bei der die Druck-
wirkung eben gerade 200 Torr erreicht.
Tangentenkriterium: Durch Anlegen einer Tangente an die in einem explosionsfe-
sten Behälter von ausreichender Größe im Bereich der Zündgrenzen gemessenen
Explosionsdruck-Konzentrations-Kurven werden die untere und die obere Explo-
sionsgrenze durch die Schnittpunkte mit der Konzentrationsachse bestimmt.
Der Mittelwert der nach den verschiedenen Kriterien bei ansonsten gleichen
Versuchsbedingungen bestimmten unteren Explosionsgrenze von Methanol in
Luft beträgt UEG = 6,33 VolOJo ±O,39% [14]. Dies bedeutet, daß bei folgerich-
tiger Anwendung die Entscheidungskriterien selbst die Explosionsgrenzen
nicht wesentlich beeinflussen.
Die Literaturangaben über die experimentell bestimmten Explosionsgrenzen
streuen meist erheblich, wie Abb. 1.8 am Beispiel von Methan zeigt [15]. Die un-
tere Explosionsgrenze schwankt innerhalb eines Bereichs von UEG = 4,1- 6,3
Vol% und die obere Explosionsgrenze zwischen OEG = 11,9-17,16 Vol%.
Gleichzeitig deutet sich von der Tendenz her an, daß sich im Verlaufe der Zeit
der Explosionsbereich von Methan deutlich erweitert hat. Dies ist vermutlich
darauf zurückzuführen, daß sich die Forscher mehr und mehr bemüht haben,
besonders niedrige bzw. hohe Grenzwerte zu erreichen.
12 2 Brennbare Gase/Dämpfe
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1911 1976
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D= 25 50 60 64 [mmJ D= 25 50 60 64 [mmJ
H= 1500 1500 300 1000 [mmJ H= 1500 1500 300 1000 [mmJ
Abb. 1.9. Bestimmung der Explosionsgrenzen von Brenngasen nach der Rohrmethode:
Einfluß des Rohrdurchmessers D auf die Zündgrenze [16] (Normalbedingungen)
,·"Z=;)
Heissluft- Abgas
Metallhaube
Zünd efäfl
Mittelrohr
Außenrohr
o
o
n
11
Gosgemisch
[J] [J]
Prüf-
I
10
I
zünd-
10
energie E
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w 10 w 10
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V V
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N 10 N 10
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MZE
10 ' - - - - - ' ' - - - - - ' - - - - - ' - - '
UEG zündwilligste OEG
MZE
-.
10 L-_---'----L.,--_--'-_--'
UEG zündwilligste OEG
Konzentration Konzentration
I I I I
024 8 [Vol%] o 4 8 12 16 [Vol%]
Butangehalt in Luft Methangehalt in Luft
Abb. 1.12. Abhängigkeit der Explosionsgrenzen von Brenngasen von der Zündenergie E
(V = 381, H/D = 1,16, Kondensatorentladung)
a E = 100 J
b übliche Feuchte
2.1 Explosionsgrenzen 17
[Vol,tj.------------,
1,4 - Alkane AAlkohole
... Olefine
U~G o.'2. 0
=O"267(n-'»)1 1
UEG =O,136(n-1)+O,15
1,2 -
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E : 10 J
° I I I
1 2 3
I I
4 5
I I I I 1
6 7 8 9 10 1 2 3 4 5 6
Anzahl der Kohlenstottatome
Abb. 1.13. Reziprokwert der unteren Explosionsgrenze UEG homologer Reihen als Funktion
der Anzahl der Kohlenstoffatome [13,16] (Normalbedingungen)
Es sei noch erwähnt, daß für homologe Reihen zwischen dem Reziprokwert
der unteren Explosionsgrenze UEG und der Anzahl der Kohlenstoffatome ein
linearer Zusammenhang festgestellt wurde [13], wie Abb. 1.13 zeigt, die auf
Normaldruck und eine Temperatur von T = 25 oe bezogen ist. In denjenigen
Fällen, bei denen der Dampfdruck einer brennbaren Flüssigkeit bei Raumtem-
peratur nicht ausreichend war, um ein explosionsfähiges Dampf/Luft-Gemisch
entstehen zu lassen, wurde die untere Zündgrenze bei entsprechend höherer
Temperatur bestimmt und nach den Gesetzmäßigkeiten der Temperaturabhän-
gigkeit dieses Grenzwertes auf T = 25 oe extrapoliert.
Danach gilt mit ausreichender Genauigkeit für die untere Explosionsgrenze
UEG
1
der Alkane: -- = 0,1267 (n-1)+0,2 [VollTfo -1] ,
UEG
1
der Alkohole/Olefine: -- = 0,136 (n-l)+0,15 [Vol% -1]
UEG
Die gleiche Gesetzmäßigkeit ist für die obere Explosionsgrenze OEG nur be-
dingt oder überhaupt nicht gegeben.
Weitere Angaben über die Zündgrenzen von Brenngasen und brennbaren
Dämpfen können [21, 22] entnommen werden.
Bezogen auf Normalbedingungen kann unter vereinfachenden Annahmen
die Umrechnung der Explosionsgrenzen EG in Vol% zu den entsprechenden
Angaben in g/m3 in den meisten Fällen mit hinreichender Genauigkeit nach
der folgenden Gleichung [10] durchgeführt werden:
EG [g/m3] = 0,416·MG·EG [Vol%]
Hierin bedeutet MG die molare Masse des brennbaren Anteils [22].
18 2 Brennbare Gase/Dämpfe
Normaldruck
r:~~::'77
[bar,abs.] -
0,75
>
"-
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u
2 0,50
\/
l'0
>
0,25 /
0,10
0
--------------1----- • Induktionsfunkenstecke: E 'V 10 J
o Kondensatorentladung: E = 100 J
0 2,5 5,0 7,5 10,0 [Vol::>]
Propangehalt in Luft
[bar] [Vol%].---------------,
6 Zobetakis
-Rohrmethode,
125 o = 50 mm -
100
75
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T,
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u
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r
"in 7 0 E = 0,01 J
TI
6 o /", E = 0,1 J
> 25
~ 0 E = 100 J
W Propanol
0 ~ 5 Pentanol
0 10 20 30 40 [Vol%]
2c
:J
[bar] Christner
UEG -6 I Behälter,HjO=1
15 f- -Kondensatorentladung
10
5
0 0L--L_L--L_~-y~L--L~
0 10 20 [Vol%] o 200 400 600 800 100012001400 ['C]
Methangehalt in Luft Temperatur T
Abb.l.15 Abb.l.16
Abb. 1.15. Explosionsgrenzen von Methan in Mischung mit Luft im Überdruckbereich
(E=100J)
Abb. 1.16. Einfluß der Thmperatur auf die untere Explosionsgrenze UEG von Brenngasen
und brennbaren Dämpfen
Christner [13] untersuchte den Einfluß, den die Temperatur T auf die untere
Explosionsgrenze UEG von n-AlkohoIlLuft-Gemischen nimmt, und bestätigte
den von Zabetakis gefundenen linearen Zusammenhang. Die von ihm be-
stimmte adiabate Flammentemperatur T F ist jedoch niedriger (Abb. 1.16, un-
ten). Außerdem zeigt das Ergebnis seiner Versuche, daß diese Temperatur im
Rahmen der Versuchs genauigkeit unabhängig von der Zündenergie Eist.
Auch andere Versuchsergebnisse lassen an dem angesprochenen linearen
Verhalten der unteren Zündgrenze keinen Zweifel; sie führen jedoch wiederum
zu verschiedenen adiabatischen Flammentemperaturen T F, wie Tabelle 1.2 zu
entnehmen ist.
Die ganz allgemein festgestellte lineare Abnahme der unteren Explosions-
grenze von Brenngasen und brennbaren Dämpfen mit steigender Temperatur
macht es möglich, durch Extrapolation den auf Raumtemperatur (T = 25°C)
bezogenen Grenzwert auch für solche Brennstoffe anzugeben, die bei dieser
Temperatur wegen des zu geringen Dampfdruckes noch nicht in der Lage sind,
ein explosionsfähiges Gemisch zu bilden.
Dividiert man die für einen brennbaren Stoff bei einer bestimmten Tempera-
tur T gemessene untere Explosionsgrenze UEG (T) durch den auf Raumtempe-
ratur bezogenen Grenzwert UEG (25°C), und stellt man den Quotienten in
Abhängigkeit von der Temperatur T dar, dann ergibt sich Abb.1.17, die natur-
gemäß unabhängig von der Zündenergie ist und nur dem Einfluß der Prüfap-
paratur unterliegt.
Die von Zabetakis und White gemessene Temperaturabhängigkeit der unte-
ren Explosionsgrenze liegt deutlich höher als diejenige der anderen Autoren.
Dies kann vermutlich auf den zu engen Rohrdurchmesser (D = 50 mm) der
Prüfapparatur zurückgeführt werden und wird durch Abb. 1.9 sowie die Ergeb-
nisse von Kappier (D = 64 mm) und Schrödter (D = 70 mm) bestätigt. Auch
das mit zylindrischen (H/D = 1) und kugelförmigen Apparaturen (V ~ 6 I)
festgestellte Verhalten der unteren Explosionsgrenze stimmt im Rahmen der
Versuchsgenauigkeit mit der Rohrmethode (bei ausreichendem Rohrdurchmes-
ser) überein, wenn die Schwierigkeiten berücksichtigt werden, die bei der Ver-
suchsdurchführung (Gemischerstellung) und der Anwendung eines oder meh-
rerer der genannten Entscheidungskriterien entstehen können.
2.1 Explosionsgrenzen 21
1,00 ~---------------,
~Zabetakis: Alkane Rohrmethode:
~/ White: CO.CH •• H, D=50 mm
0,75
~"
f-L{)
8':"
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w
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0,50
0,25
O~~_-L_~ __~__~~~-L~~
25 200 400
Temperatur T
= UEG(25°C)[1-0,0011 (T-25)] .
Dieser Gleichung folgen auch die Meßwerte der in Tabelle 1.2 angegebenen Au-
toren, wenn die entsprechende adiabatische Flammentemperatur T Feingesetzt
wird. Die sich hieraus ergebende prozentuale Veränderung der Konzentrations-
angaben im Vergleich zur Modellgleichung ist für den Fall des Höchstwertes
für die Flammentemperatur (Christner/Kappler: T F = 1050°C) und den des
Niedrigstwertes (Schrödter: TF = 814°C) Abb.1.18 zu entnehmen. Für nicht
allzu hohe Temperaturen bewegen sich also die Konzentrationsunterschiede
zwischen den verschiedenen Bestimmungsmethoden im Rahmen der Versuchs-
genauigkeit. Weil die Untersuchungen, auf die sich obige Betrachtungen bezie-
hen, mit verschiedenen Brenngasen und brennbaren Dämpfen durchgeführt
wurden, kann nach dem augenblicklichen Erkenntnisstand Allgemeingültig-
keit der Modellgleichung angenommen werden. Sie ist daher geeignet, für
Temperaturen von T::5 300 °C die Temperaturabhängigkeit der unteren Ex-
plosionsgrenze UEG mit ausreichender Genauigkeit zu berechnen,
Temperaturen von T> 300°C die Temperaturabhängigkeit des genannten
Grenzwertes abzuschätzen.
22 2 Brennbare Gase/Dämpfe
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0 100 200 300 400 [·C]
Temperatur T
Abb. 1.18. Thmperaturabhängigkeit der unteren Explosionsgrenze UEG von brennbaren
Gasen und Dämpfen. Vergleich: Meßwerte/Modellgleichung
Erfolgt die Bestimmung der unteren Explosionsgrenze UEG bei einer gegen-
über T = 2S oe veränderten Bezugstemperatur TB, dann gilt für die Thmpera-
turabhängigkeit der unteren Explosionsgrenze die Gleichung
UEG(T)=UEG(TB)[t- t (T-TB)].
926-TB
An der oberen Explosionsgrenze OEG von Kohlenwasserstoffen tritt bei einer
Erhöhung der Thmperatur T das Phänomen der sogenannten "Kalten Flam-
men" (Abb. 1.19) auf. Diese, mit leuchtender Flammenfront ablaufende Ver-
brennung hat eine deutlich geringere Druck- und Thmperaturwirkung als die
eigentliche Explosion. Werden die kalten Flammen berücksichtigt, dann ist mit
zunehmender Temperatur die Erweiterung der oberen Explosionsgrenze zu den
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0 10 20 30 [Vol";;]
n - Octangehalt in Luft
Abb. 1.19. Einfluß der Thmperatur T auf die obere Explosionsgrenze OEG von n-Octan in
Mischung mit Luft ohne und mit Berücksichtigung des Bereichs der kalten Flammen (13)
2.1 Explosionsgrenzen 23
[Vol%] o Propan
G Prop~en
A Methan
75 8 Methanol
• Kohlenmonoxyd
(!) 50
w
o
~ 25 T,
c
~
[
I
OL-~~~~-L__~__L-~__~
o
'~[Vol%] o Butan
Q. G Ethanol
x A Ammoniak
w 75- 8Eth~en
GI
"-
GI
..0
~
o
50 -
25 - T, " ~~~'/.r.1
.
0L-_L-I~I~~l~~;.~1~~~_~__~~:_:_~I·-a_·~
-1000 -800 -600 -400 -200 0 200 ['C]
Temperatur T
Abb. 1.20. Einfluß der Thmperatur T auf die obere Explosionsgrenze OEG von Brenngasen
und brennbaren Dämpfen (V ~ 61, E = 10 J)
24 2 Brennbare Gase/Dämpfe
N [Vol%]
CI)
CIl
2cr> OEG
c
c
m
CIl
"'
CIl
"0
C
o
:;:;
o
;-
c
CIl
N
C
o
:>:::
UEG 1 OEG 1 [Vol%]
Konzentration des Brenngases 1 Abb.1.21. Das Gesetz von Le Chatelier
Die bisherigen Betrachtungen bezogen sich auf reine Brenngase oder brenn-
bare Dämpfe in Mischung mit Luft. Hat man es dagegen mit Mischungen meh-
rerer Brenngase (brennbarer Dämpfe) zu tun, dann gelingt es nach dem Gesetz
von Le Chatelier, die Explosionsgrenzen EG des Mischgases in Mischung mit
Luft abzuschätzen, wenn die Explosionsgrenzen der Einzelkomponenten be-
kannt sind. Ist nj der Anteil der Komponente i in der Gesamtbrennstoffkon-
zentration und EGj deren untere oder obere Zündgrenze, dann gilt
EG = 100 [VoIOJo],
L(n/EGj)
wie dies in Abb. 1.21 für ein Zweikomponenten-System dargestellt ist.
Auch die Explosionsgrenzen von Gemischen, die neben brennbaren Anteilen
noch Inertgase und Luft enthalten, lassen sich auf ähnliche Weise abschätzen
[10].
Die Gültigkeit der Gesetzmäßigkeit konnte durch die Ergebnisse einer Reihe
von Untersuchungen bestätigt werden. Streng genommen gilt die Regel jedoch
nur für artverwandte Komponenten. Speziell an der oberen Explosionsgrenze
können nicht unerhebliche Abweichungen vom Experiment auftreten. Im
Zweifelsfall müssen entsprechende experimentelle Untersuchungen durchge-
führt werden.
In der überwiegenden Zahl der Fälle hat man es bei der Gefahr der Explosio-
nen von Brenngasen und brennbaren Dämpfen mit dem Luftsauerstoff als Re-
aktionspartner zu tun. Ungleich gefährlicher werden die Gemische bezüglich
der Breite des Explosionsbereichs, wenn Brennstoffe in Mischung mit Sauer-
stoff auftreten, wie Abb. 1.22 am Beispiel der Olefine [16] zeigt.
Man hat zu berücksichtigen, daß in den Gemischen mit Luft an der unteren
Explosionsgrenze nicht allein der Stickstoff, sondern auch der überschüssige
Luftsauerstoff als Ballast wirkt. Das gleiche trifft für die Gemische mit reinem
Sauerstoff zu, so daß beim gleichen Brennstoff im Rahmen der Versuchsge-
nauigkeit selbst bei zusätzlichem TemperatureinfIuß bezüglich der Werte für
die untere Zündgrenze keine Unterschiede auftreten. Für die Berechnung und
26 2 Brennbare Gase/Dämpfe
['e] r-.;\:--p-ro_~r------,
pylen
t- 200
Loo ~ \.
o~~~~~ __~__~
1,0 3,0 0 25 50 75 [Vol%]
untere Explosionsgrenze UEG obere Explosionsgrenze OEG
Abschätzung dieses Grenzwertes als Funktion der Thmperatur gilt also auch
bei Vorhandensein von reinem Sauerstoff als Reaktionspartner die Modellglei-
chung, die für die Mischung der Brennstoffe mit Luft gilt (s. S.21).
Anders liegen die Verhältnisse bei der oberen Zündgrenze, die durch den zur
Verfügung stehenden Sauerstoff-Anteil im Gemisch bestimmt wird und daher
zu höheren Brennstoffkonzentrationen deutlich ansteigt. Unabhängig davon,
ob Luft oder reiner Sauerstoff vorhanden ist, ist bei Anhebung der Thmperatur
die Heraufsetzung dieses Grenzwertes linear. Die Angabe einer Modellglei-
chung für die Abschätzung der oberen Explosionsgrenze von Olefin/Sauer-
stoff-Gemischen bei Einfluß der Thmperatur ist wegen der uneinheitlichen
adiabatischen Flammentemperatur (TF = 1742- 3733 0c) nicht möglich.
In Thbelle 1.4 sind für einige brennbare Stoffe die Explosionsgrenzen in Luft
und in Sauerstoff zusammengefaßt.
2.2.1 Allgemeines
Der Flammpunkt ist ein Kriterium, das Anhaltspunkte gibt zur Abschätzung
der Explosions- und Feuergefährlichkeit einer brennbaren Flüssigkeit, resp. ih-
rer Dämpfe [10, 37 u. a.].
Definition
Der Flammpunkt ist die niedrigste Thmperatur - bezogen auf einen Druck
von 1013 mbar - bei der sich unter definierten Bedingungen aus der zu prü-
fenden Flüssigkeit Dämpfe in solcher Menge entwickeln, daß sich ein durch
Fremdzündung entflammbares Dampf/Luft-Gemisch bildet [10].
Für den Flammpunkt ist charakteristisch, daß nach erfolgter Zündung, resp.
Verbrennung der Dämpfe, die Flamme erlischt, d. h. die Entzündung ist vor-
übergehend.
Aufgrund ihres Flammpunktes werden Flüssigkeiten in Gefahrenklassen,
z. B. für Verpackung, Transport und Lagerung eingeteilt (Beispiele s. Th-
belle 1.5).
28 2 Brennbare Gase/Dämpfe
s35 I
s -18 >35 I
-18 bis >23 >35 11
<0 <35 hoch ent-
zündlich
<21 >35 leicht ent- leicht entzündlich 11
zündlich' u. rasch abbrenn-
bar', Gefahren-
klasse 1
21 bis 55 >35 entzündlich' entzündlich u. III
rasch abbrenn-
bar',
Gefahrenklasse 2
<23 >35 11
23 bis 60,5 >35 III
23 bis 61 >35 III
~55 nicht
klassiert
>55 bis iOO >35 leichtbrennbar ' III
Gefahrenklasse 3
>60,5 >35 frei
>61 >35 frei
>iOO mittel brennbar ' frei
Gefahrenklasse 4
schwer brennbar'
Gefahrenklasse 5
nicht brennbar'
Gefahrenklasse 6
, ohne
Rücksicht auf den Kp. (Kochpunkt, Siedepunkt)
Flp. Flammpunkt
EG Europäische Gemeinschaft
BVD Brandverhütungsdienst für Industrie und Gewerbe, CH
RID Reglement international concernant le transport des marchandises dangereuses par
chemins de fer. (Schienentransport)
ADR Accord europeen relatif au transport international des marchandises dangereuses
par route. (Straßentransport)
IMDG International Maritime Dangerous Goods Code. (Seetransport)
IATA International Air Transport Association. (Lufttransport)
I, 11, 111: Verpackungsgruppen gemäß UN-Recommendations on the Transport of Dange-
rous Goods [84]. Durch zusätzliche Kriterien, wie Viskosität, Giftigkeit, Ätzvermögen
u. a., kann diese Klassierung weiter beeinflußt werden.
I sehr gefährliche Stoffe, hohes Gefahrenpotential
11 gefährliche Stoffe, mittleres Gefahrenpotential
III weniger gefährliche Stoffe, geringeres Gefahrenpotential
2.2 Flammpunkt 29
Voraussetzungen
Entflammbare Dampf/Luft-Gemische können sich nur bilden im Zündbe-
reich, d. h. im Konzentrationsbereich zwischen unterer und oberer Explosions-
grenze [27].
Bei einer Dampfkonzentration unterhalb der unteren Explosionsgrenze
(Exu) ist das Dampf/Luft-Gemisch nicht entzündbar, weil es zu wenig Brenn-
stoff enthält, bei einer Konzentration oberhalb der oberen Explosionsgrenze
(Exo)' weil es zu wenig Sauerstoff enthält.
Die niedrigste Konzentration an brennbaren Dämpfen im Dampf/Luft-Ge-
misch, die durch Fremdzündung entzündet werden kann, fällt somit mit der
unteren Explosionsgrenze zusammen.
Damit besteht auch ein Zusammenhang zwischen dem Flammpunkt und der
Dampjdruckkurve einer Flüssigkeit [28]
Flp. = f(p,T) ;
denn erst bei einer bestimmten Temperatur ist der Dampfdruck genügend
hoch, um über der Flüssigkeitsoberfläche ein Dampf/Luft-Gemisch von der
Konzentration der unteren Explosionsgrenze zu bilden.
Ist diese Konzentration erreicht, ist eine Fremdentzündung möglich, unab-
hängig davon, ob bei den gegebenen Umständen Sättigung der Atmosphäre
mit dem brennbaren Dampf besteht oder nicht.
Die Temperatur, bei welcher Sättigungskonzentration und untere Explo-
sionsgrenze zusammenfallen, wo also ein Gleichgewichtszustand besteht, ist
der untere Explosionspunkt. Die Thmperatur, bei welcher Sättigungskonzen-
tration und obere Explosionsgrenze zusammenfallen (Gleichgewichtszustand)
ist der obere Explosionspunkt [37].
Es können somit zwei Zündbereiche definiert werden: Ein Konzentrationsbe-
reich und ein Thmperaturbereich.
250
/
21,
22
20 200
~ 18 oberer E~losionsp~1 /O.9!!!~~OSiOnSQrenze
~
~
16
14
150 / ~I",
.~
a
§ 12
glO -
.0
E
DamRfdruckkurvl
(Sättigung) V / ~
"
~ c
.c '"
.0
I~Rlo~nSRunkt V
100 ·0 .2
i
5;
~ 8 ~~
~
'ä. 6 I N "
N
C
E t: 50 ~
8
~ ~__ f------- ______ J':.~~'!_~eloSiOnSgrenze
1,
/?
o o~ I Temperatur
'---- 0 ~ 20 30 1,0 50 [·Cl
Thermometer Zündflamme
schwenkbarer
ündarm
HeizRlatte
rZundflamme
. Z vorr ,ch 9.
Luftbad
Wasseorbqg.
Bemerkung
Eine besondere apparative Ausführungsform für Flammpunkte im Tempera-
turbereich von +5 °C bis +65 °C gibt es für die Flammpunktbestimmung von
lösemittelhaltigen Lacken und Anstrichstoffen. Hier wird der Tiegel ohne
Luftzwischenraum direkt in das Wasserbad gestellt (vergl. dazu [35]).
Bei dieser Methode wird die Probe in einem geschlossenen Tiegel in einem
Heißluftbad erwärmt. Das Heißluftbad, je nach Ausführungsform bloß ein
enger Luftspalt, wird mit einer Gasflamme oder elektrisch beheizt. Dabei wird
die Probe mit einem eingebauten Rührer fortlaufend gerührt. Auch im Dampf-
raum befindet sich ein Rührelement. Die Methode ist geeignet zum Bestimmen
der Flammpunkte von niedrig viskosen Flüssigkeiten im Temperaturbereich
von +65°C bis +200°C [36].
Thermomeler Zundflamme
r-----
Deckel Zundvorrichlung
lu Ibadgelaß
l uftbad
953-887 2
886-813 4
812-733 6
"\ '\
\
10 +-----}J\I------f----+--t---l
\
o \ [Gew.-·/.J
o 20 40 60 SO 100 Losemittel
100 80 60 40 20 o Wasser
Tabelle 1.8. Vergleich Flammpunkt c.c. in normaler Luftatmosphäre mit Flammpunkt c.c.
in reiner Sauerstoffatmosphäre
Der hier bestimmte Flammpunkt ist zwar richtig, aber nicht wahr. Der gefun-
dene Wert hängt von verschiedensten Einflußgrößen ab, z. B. von den Diffu-
sionsvorgängen im festen Produkt, und ist deshalb schlecht reproduzierbar.
Solche Flammpunkte sind unzuverlässig und können nicht dazu dienen, siche-
re Arbeitsbedingungen festzulegen.
2.2.3.9.2 Das feste Produkt zersetzt sich bei relativ niedriger Temperatur
und setzt leichtflüchtige, brennbare Zersetzungsprodukte frei
(z. B. Schwelgase)
Eine hier gefundene Entzündung darf nicht als Flammpunkt bezeichnet wer-
den. In der Praxis wird aber die Flammpunktbestimmungsmethode - insbe-
sondere "nach Pensky-Martens (ohne Rührer)" - häufig für solche Untersu-
chungen mißbraucht. An deren Stelle wäre eine sorgfältige Untersuchung auf
thermisches Zersetzungsverhalten mit entsprechenden Methoden angebracht
(z. B. Differenzthermoanalyse, thermogravimetrische Analyse, u. a.; vergl.
Kap. 3.2.4.1 und Kap. 3.2.4.7).
2.3 Brennpunkt 39
2,6-Diphenylphenol 100 71
Dimethylterephthalat 140 105
Neopentylglykol 125 118
4-Cl-Benzoesäure 243 139
2.3.1 Allgemeines
Für den Flammpunkt (s. Kap. 2.2) ist es charakteristisch, daß die Entzündung
der Dämpfe, die sich über einer Flüssigkeitsoberfläche gebildet haben, in der
Regel vorübergehend ist. Dies weil die Verbrennung wesentlich schneller ab-
läuft als die Nachlieferung der brennbaren Dämpfe durch Verdampfung. Wird
bei der Flammpunktbestimmung im offenen Gefäß nach Cleveland [32] nach
Erreichen des Flammpunktes die zu prüfende Flüssigkeit weiter aufgeheizt,
und werden die Entzündungsversuche in kurzen zeitlichen Abständen fortge-
setzt, so wird eine tiefste Temperatur erreicht, bei der nach erfolgter Entzün-
dung der Dämpfe die Flamme nicht erlischt, sondern auf der Flüssigkeitsober-
fläche weiterbrennt. Bei dieser Temperatur - dem Brennpunkt - ist die Nach-
lieferung brennbarer Dämpfe durch Verdampfung groß genug, um die Verbren-
nung weiter zu unterhalten [10, S. 18; 27, S. 144, 494].
Der Brennpunkt läßt sich somit wie folgt definieren: Der Brennpunkt ist die
niedrigste Temperatur einer brennbaren Flüssigkeit, bei der nach erfolgter Ent-
zündung der überlagerten Dämpfe die Flamme nicht erlischt, sondern auf die
Flüssigkeitsoberfläche übergreift und weiterbrennt.
40 2 Brennbare Gase/Dämpfe
Toluol 110 6 14 18
Ethylglykol (Cellosolv) 135 43 62 62
Butylglykolacetat 192 88 98 98
Hexadecan 280 135 142 152
Polyethylenglykol 600 244 280 320
Polyethylenglykol 1500 258 280
Marlotherm La 130 146 158
Marlotherm S a 203 220 240
Der Brennpunkt kann nur im offenen Gefäß bestimmt werden, da nach er-
folgter Entzündung der Dämpfe zur Unterhaltung der Flamme nicht nur die
Nachlieferung von brennbaren Dämpfen in genügender Menge notwendig ist,
sondern ebenso die Nachlieferung von Luft in genügender Menge. Ein ge-
schlossener Tiegel, bei dem Luftnachschub in den Verbrennungsraum unmög-
lich ist, ist deshalb ungeeignet zur Bestimmung von Brennpunkten.
Nicht in jedem Falle aber ist der Brennpunkt höher als der Flammpunkt o.c.,
in gewissen Fällen fallen Flammpunkt o.c. und Brennpunkt zusammen. Es be-
steht dabei eine Abhängigkeit von der Dampfdruckkurve.
In Thbelle 1.10 sind einige Beispiele (unberichtigte Werte) für Flammpunkte
c.c. und o.c. versus Brennpunkt vorgestellt.
Die Bestimmung des Brennpunkts wird mit den gleichen Apparaturen durch-
geführt, wie die Bestimmung des Flammpunkts im offenen Gefäß (s. Kap.
2.2.2.1). Jedoch wird die Flüssigkeit nach Erreichen des Flammpunktes tempe-
raturprogrammiert weiter aufgeheizt (5 - 6 °C/min), und in 2°C-Schritten wer-
den weiter Entzündungsversuche vorgenommen, bis nach erfolgter Entzün-
dung die Flamme nicht mehr erlischt ( = unberichtigter, auf aktuellen Barome-
terstand bezogener Brennpunkt), sondern auf der Flüssigkeitsoberfläche für
eine Dauer von mindestens 5 s selbständig weiterbrennt. - In einigen Fällen
fallen Flammpunkt o.c. und Brennpunkt zusammen.
Beispiele für Standard-Vorschriften: ISO 2592, DIN 51376, ASTM D 92.
2.4 Explosionsdruck/Explosionsheftigkeit
Zündung
~[barJ
CL dp zeitlicher
~
()
dt = Druckanstieg
I
:::J I
'-
l::J
(f) Pex
c
0
(f)
0 dp
0.-
x
W
0
0 Zeit [sJ
Abb. 1.28. Definition des Explosionsdruckes Pex und des zeitlichen Druckanstieges dp/dt
einer Explosion bei beliebiger Brenngaskonzentration
42 2 Brennbare Gase/Dämpfe
'\ --l ~ ms
Abb. 1.29. Einfluß des Zündortes auf den zeitlichen Druckanstieg einer Methanexplosion
den Explosionsdruck Pex' das ist der Überdruck über dem Anfangsdruck, bei
dem das explosionsfähige Brenngas/Luft-Gemisch entzündet wird, sondern sie
gibt auch den zeitlichen Ablauf des Verbrennungsprozesses wieder. Dabei ist
der zeitliche Druckanstieg dp/dt ein Maß für die Flammengeschwindigkeit und
damit für die Explosionsheftigkeit. Der zeitliche Druckanstieg wird definiert
als der Anstieg im Wendepunkt des aufsteigenden Astes der Druck/Zeit-Kurve
der Explosion und ist gleich dem Quotienten aus Druckdifferenz und dazuge-
höriger Zeitdifferenz.
Der zeitliche Druckanstieg ist am größten (Abb. 1.29), wenn ein explosionsfä-
higes Gemisch in Raummitte entzündet wird. Bei einer Zündortverlagerung,
z. B. an den Behälterrand, kommt die Explosionsflamme sehr viel rascher mit
der abkühlenden Wand in Berührung. Die Folge ist ein verminderter zeitlicher
Druckanstieg und ein, wenn auch geringfügig, herabgesetzter Explosionsdruck.
Optimalwerte für die Explosionskenngrößen eines vorgegebenen Brenngases
(oder brennbaren Dampfes) erhält man daher in einem geschlossenen Behälter
von hinreichender Größe (V ~ 11) bei zentraler Zündortlage aus Messungen
über einen ausreichenden Konzentrationsbereich (Abb. 1.30). Sie werden defi-
niert als:
- Maximaler Explosionsdruck Pmax: Der bei der Explosion eines Brenn-
gas/Luft-Gemisches in optimaler Kon-
zentration auftretende höchste Druck-
wert in einem geschlossenen Behälter.
Maximaler zeitlicher Druckan- Der bei der Explosion eines Brenn-
stieg (dp/dt)max: gas/Luft-Gemisches optimaler Kon-
zentration auftretende höchste Wert
für den zeitlichen Druckanstieg in ei-
nem geschlossenen Behälter.
Obige Definitionen für die optimalen Explosionskenngrößen gelten auch für
die Explosionen von brennbaren Dämpfen in einem geschlossenen Behälter.
Die Maximalwerte stellen sich im Bereich der stöchiometrischen Gemischzu-
sammensetzung ein.
2.4 Explosionsdruck/Explosionsheftigkeit 43
I X [burJ
1Il Cl..QJ - 7 6 bur = muximuler
....... -
-, /
C , Explosionsdruck Pmux
o ~
"Vi x
.9u
o..:::J
X'-
W"O
\
o
Cl ...... [burlsJ
"01"0
Dl
400
- - 380 bur = mux zeitlicher
QJ I\: s Druckunstieg (dp/dtlmux
'-~
QJC
200
/. \
..co I•
=ux
u r\
t::::J
f!:!c5 o \ ...
0 2 4 6 1\01%1
Gaskonzentration
Abb. 1.30. Definition des maximalen Explosionsdrucks Pmax und des maximalen zeitlichen
Druckanstiegs (dp/dt)max bei optimaler Brenngaskonzentration
(dp/dt)max'V1I3 = konst. = Ka .
E >
7,0
0
Oberfläche 0
Voluenen V
Abb. 1.32. Einfluß der Behältergeometrie auf den maximalen Explosionsdruck von Propan
(Gemische im ruhenden Zustand entzündet)
o
Pmax = -0,0146-+7,95.
V
In zylindrischen Behältern mit nicht zu großem Volumen ist daher ein Höchst-
wert für den maximalen Explosionsdruck von Propan von Pmax = 7,9 bar zu
erwarten.
Ist hingegen der Quotient von Oberfläche zu Volumen klein (V~ 10 m3 ,
O/V :5 2,5 rn-I), dann verschwindet der Einfluß von Behältervolumen und
-formgebung, und der maximale Explosionsdruck von Propan erreicht immer
den Höchstwert von Pmax = 8,3 bar.
Je nach Behälterausführung schwankt daher der maximale Explosionsdruck
von Propan zwischen Pmax = 7,5 bar (zylindrischer 7 I-Behälter) und
Pmax = 8,3 bar (Behältervolumen V~ 10 m3). Verantwortlich hierfür ist, wie
gezeigt wurde, die Abhängigkeit der optimalen Druckäußerung vom Oberflä-
chen/Volumen-Verhältnis der Behälter, die sich bei zylindrischer Formgebung
besonders auswirkt. Die Bestimmung des maximalen Explosionsdrucks von
Brenngasen oder brennbaren Dämpfen im Labormaßstab sollte daher nur in
kugelförmigen Prüfapparaturen erfolgen.
Die Ergebnisse von Untersuchungen mit Methan und Wasserstoff in Behäl-
tern von V = 0,001 - 20 m3 Inhalt gelangen zu der gleichen Schlußfolgerung.
46 2 Brennbare Gase/Dämpfe
[bar]
8,5
x
~
a. 8,0
C1 _ _ _ _ _ _ _ _ _C1 _ _ _ _ _ _ _C1
CI
7,5
7,0 L-_L-_L-_-L-_--'----_--'-_---'
[bar. m. S-1] , - - - - - - - - - - - - - - ,
o V=20 I Kugel
CIV=38 I Zylinder-
750 behälter, ~/////,'l/'
H/D=l,18
~
I 500
~ "
250
OL-_L-_-L-_~_~_~~~
50 100
Zündenergie E
Abb. 1.33. Einfluß der Zündenergie E auf die Explosionskenngrößen von Propan
(Kondensatorentladung)
Die Gültigkeit des Kubischen Gesetzes, das, wie bereits bemerkt, die Volu-
menabhängigkeit des maximalen zeitlichen Druckanstiegs beschreibt, wurde
für Propan bestätigt und in Volumina von V:s 0,3 m3 die gasspezifische Kenn-
größe zu durchschnittlich Ko = 100 bar' m . s -1 bestimmt. Voraussetzung hier-
für ist, daß das Höhen/Durchmesser-Verhältnis von zylindrisch ausgeführten
Behältern in der Größenordnung von H/D = 1 liegt und die Energie der Zünd-
quelle (Induktions-Dauerfunkenstrecke, Kondensatorentladung) E = 100 J
nicht übersteigt. Bei höheren Zündenergien (Abb. 1.33) treten deutliche Abwei-
chungen von diesem Gesetz auf. Sie heben die Explosionskenngrößen in kugel-
förmigen Behältern eindeutig stärker als in zylindrischen an.
In großen Behältern nehmen die Propanexplosionen einen heftigeren Ver-
lauf als erwartet (Abb. 1.34). Bei Anwendung geringer Zündenergien (Induk-
tions-Dauerfunkenstrecke: E = 10 J) wird im 1 m 3-Behälter die gasspezifische
Kenngröße vereinzelt, bei höheren Zündenergien (explodierender Kupfer-
schmelzdraht: E = 100 J, pyrotechnische Zünder: E = 10 kJ) reproduzierbar
mehr als verdreifacht. Dabei liegt die Optimalkonzentration für den zeitlichen
Druckanstieg deutlich über der stöchiometrischen Gemischzusammensetzung
und nähert sich dieser in noch größeren Behältern (V = 10- 250 m 3). Dabei ist
die Zündenergie im Rahmen der Versuchsgenauigkeit von untergeordneter Be-
deutung.
2.4 Explosionsdruck/Explosionsheftigkeit 47
[bar]
.. 00
\\
0
7,5 0
0
x
E
Cl- 5,0
2,5 0
200
100
x
I Zündung
0. "
-D [bar]
:::J
'-
"0
CI) 1b'-cFH--- E= 10 J
C 5
o
"üi E=10000 J --~r
o
0.
O~ ____~~~~L-__________~
W
X
o 1,0 [sJ
Zeit
Abb. 1.35. Einfluß der Zündenergie E auf den zeitlichen Druckverlauf von Propan im
250 m3-Behälter (Optimalkonzentration für den zeitlichen Druckanstieg)
48 2 Brennbare Gase/Dämpfe
1[ba~7][lL -----
~ ~~-_~-_~~~~~~~~~_8_'3~b_Cr
____ ____L -__7,8 bor __ ~
[bar. m· S-1J,.--------------------------------------.,
- - - - - - - 336 bor·m.s-'
300
E-1Q-l0000 J
200
E-1Q-l00 J
Behältervolumen V
Abb. 1.36. Einfluß des Behältervolumens V auf die Explosionskenngrößen von Propan
(Durchschnittswerte)
-10 "'5
Zeit f
{'" 5 7
..
oX [bor /5] r - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ,
-:-;E 8 Methan Pmox=7,1 bar KG =55 bar.m·s- 1
'_' 0 Propan Pm,,=7.8/8.3 bor KG =100/336 bor.m.s- 1
~ /2, Wasserstoff Pm,,=6.8 bor KG =550 bor.m.s- 1
~ '~/2,
; 103 r- ~........
~ f'....~.. ~
-6
2
2
10 r-
~~o
~"' ........
O"""'~/2,
o
:;:; "'..............
~
~ 1 G
; 10 ~-~I~--~I-~o_--~I-~lo---~
E 10 10 2
10 10 0 10' 10 2 [m 3 ]
Behö Itervolumen V
Abb.l.38. Maximaler zeitlicher Druckanstieg (dp/dt)max von Brenngasen als Funktion des
Behältervolumens V (H/D - 1)
Abbildung 1.38 zeigt für einige Brenngase die aus dem Kubischen Gesetz zu
erwartende Abnahme des maximalen zeitlichen Druckanstiegs mit steigendem
Behältervolumen. Dabei scheint es bemerkenswert, daß trotz geringer Zünd-
energie (E = 10 J) Propan in größeren Behältern (V 2:: 1 m3) in die unmittelba-
re Nähe von Wasserstoff rückt.
Wie gezeigt wurde, unterliegt vor allem die Druckmessung, weniger die Mes-
sung der Druckanstiegswerte dem Wandeinfluß der Behälter. Um ihn mög-
lichst gering zu halten, sind daher für die Bestimmung der Explosionskenngrö-
ßen brennbarer Stoffe im Labormaßstab stets kugelförmige Apparaturen zu
benutzen. Beträgt ihr Volumen V = 5 I, dann ist zu erwarten, daß in großvolu-
migen Behältern der Praxis der maximale Explosionsdruck um ca. 5OJo höher
ist als die Meßwerte angeben. Die volumenunabhängigen stoffspezifischen
Kenngrößen KG verschiedener Brenngase sind untereinander vergleichbar,
d. h. die Stoffordnung bleibt erhalten.
I Zündpunkt
[bar]
0-10% r.F.
x
v 40-50% ~F.
0.-
o 20 40 60 80 100 [msJ
Zeit
Abb. 1.39. Beeinflussung des zeitlichen Druckverlaufs von Methanexplosionen durch
die relative Feuchte der Verbrennungsluft in einem zylindrischen 7 I-Behälter
50 2 Brennbare Gase/Dämpfe
[bar J
o Propan
s Dimethylformamid
~ Pentan
CD Methanol
~ 8 • Wasserstoff
CL
<J)
o
Ci.
x
w
a; 6
Ci
E
'x
o
E
I I I I[mol.lt"·]
0,0054 0,0067 0,0080 0,0086
Sauerstoffkonzentration in Stickstoff
Abb. 1.40. Einfluß der Temperatur T auf den maximalen Explosionsdruck Pmax von brenn-
baren Gasen und Dämpfen (51-Kugel, E = 10 J)
2.4 Expiosionsdruck/Explosionsheftigkeit 51
80 I- L
r ---El ____ B _ _
-CJ
70 - I "
60- I
'.\
50 I-
~o~!
I :
8
~~:.~~jOformami:\
Pentan
8 Toluol
40 I-- ~I • OctjOchlorid •
30 I- ~I
"
20 ~I I I I I
o 50 100 150 200 ['e]
Temperatur T
I I
0,0086 0,0067 0,0061 0,0054 [mol.lt")
Sauerstoffkonzentration in Stickstoff
Abb. 1.41. Einfluß der Temperatur T auf die Stoffkonstante Ko von brennbaren Gasen und
Dämpfen (51-Kugel. E = 10 J)
52 2 Brennbare Gase/Dämpfe
a extrapolierte Werte
b E= loo-2ooJ
cT=2oo°C
6-
5L-__L-1__~1__-J1__~
~ 8
'(.> 500 /
~ 250 b!
.:::::::.:::::,._1>.
OL·__~__~__~L-~
100 75 50 25 o [Vol%]
o 25 50 75 100 [Vol%]
Methan
Wasserstoff bzw.Acetylen
Abb. 1.42. Explosionskenngrößen von Mischungen aus Methan mit Wasserstoff bzw.
Acetylen (51-Kugel, E = 10 J)
[bor]
0-
~
7.5 r-
5.0 r-
._._\ '"
•
2.5f--- -,
~
0 I I I
[bor. m· s-']
'" Methanol
• Alkohol
150
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100
()
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50
0
100 75 50 25 0 fVa'%j
0 25 50 75 100 Vol%
Methanol bzw.Alkohol
Methylenchlorid
[bar]
o
o 0
7,5e- ~ ~ /"
E
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El •
propan.pen~tan
Wasserstoff
c'l'1'
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OL-__- L_ _ _ _L -_ _- L_ _~
[bar. m· s"J
750
500
250
OL-__- L_ _ _ _L -_ _- L_ _~
o 1,5 2,0 2,5 [bar]
Vordruck Pv
[bar]
o V=l I Kugel
o V=54 I Behältcr.H/D=6
200 ,~
x
o ,~
d "
E
D- #,' ~.
100 r d""
0" " o~
./
,,:f ./
~d""'"
o 5 10 15 [bar]
Vordruck Pv
Bei Methan wurde eine solche Unstetigkeit nicht beobachtet. In einem Be-
hälter von Kugelgestalt änderten sich bis zu einem Vordruck von Pv = 30 bar
der maximale Explosionsdruck Pmax und die gasspezifische Kenngröße KG
proportional.
In langgestreckten Behältern mit einem Höhen/Durchmesser-Verhältnis von
H/D > 5 hat man es bei Zündung in Behältermitte nur im Anfangsstadium des
Verbrennungsprozesses mit einer kugelförmigen Ausbreitung der Explosions-
flamme zu tun [23], die dann in axialer Richtung rasch zu den Behälterenden
wandert und hier ein bereits vorkomprimiertes Gemisch vorfindet. Dies führt
zu einer Steigerung der Explosionsheftigkeit.
In Abb. 1.46 sind die Explosionskenngrößen von Methan gegenübergestellt,
die in einem 11-Kugelbehälter und in einem langgestreckten 541-Behälter
(H/D = 6) bei gleicher Zündenergie (E = 100 J) gemessen worden sind [23].
Bei Normaldruck (Pv = 1 bar, abs.) wird zwar in dem langgestreckten Be··
hälter zufolge der größeren Verlustwärme der an sich in geschlossenen kubi-
schen Behältern zu erwartende maximale Explosionsdruck von etwas mehr als
7 bar nicht ganz erreicht, dennoch ist hier aufgrund des veränderten Verbren-
nungsablaufs mit ansteigendem Vordruck eine stärkere Zunahme des Explo-
sionsdrucks zu beobachten als im Kugelbehälter; bei einem Vordruck von
Pv = 20 bar tritt nahezu Verdopplung ein.
r---=
2.4 Explosionsdruck/Explosionsheftigkeit 57
[bor] ~ im ruhenden
ZUSlond entzün-
5 detes Gern isch
o 0 L - L -_ _ _ _ __
a. E
"'o"
2
1; [bor]
im schwach turbu-
c lenten Zustand ent-
o
"Vi zündetes Gemisch
o 5
0.
x
w
L
OL...L._ _ _ _ _ __
Cl>
Ci
E
"x
E [bar] im stark turbulenten
Zustand entzün-
detes Gemisch
5
O~ ____________ ~
I I I I I
o 250 500 750 [msJ
Zeit t
[bar]
x
c
9-
CI.. _0-' ~.
E
CL
7-- - im ruhenden Zustand
entzündet
61-
5L-__l-1__~1__~1L-~
500 I- /
400 I- 0/0
300
200/
I-
o
/
100 f= -- ----- ----------
o I I I -1
o 500 1000 1500 [U·min]
Drehzahl
Abb. 1.48. Einfluß der Thrbulenz auf den Ablauf von Pentan-Explosionen
im 1,7 m 3-Behälter [44] (3 VolOJo Pentan in Luft)
wie bei Propan (s. Abb. 1.34). Die Thrbulenzerzeugung erfolgte durch zwei im
Bereich der Behältermitte angeordnete Ventilatoren. Wie Abb. 1.48 zeigt, stei-
gen sowohl der maximale Explosionsdruck Pmax als auch der Ko-Wert mit zu-
nehmender Ventilatorendrehzahl als Maß für die Turbulenz linear an, wobei
die Druckäußerung, wie erwartet, nur gering diesem Einfluß unterliegt.
Förster und Steen [45] führten Untersuchungen mit turbulenten Pro-
pan/Luft-Gemischen stöchiometrischer Zusammensetzung in einem 0,055 m3_
und in einem 1,7 m3-Behälter durch. Für die Turbulenzanfachung benutzten
sie vier symmetrisch an der Behälterwand angebrachte Ventilatoren oder auch
vier Düsen, über die das Gemisch in den jeweiligen Behälter eingeblasen wur-
de. Es wurde zunächst festgestellt, daß nicht so sehr die Art der Thrbulenzer-
zeugung sondern der Behälterdurchmesser von ausschlaggebender Bedeutung
für die Korrelationslänge als Maß für den Wirbelballendurchmesser ist, der
mit zunehmendem Behältervolumen steigt. Zunehmende Turbulenzintensität
hebt fast linear den KG-Wert an. Angaben über das entsprechende Verhalten
des maximalen Explosionsdrucks werden nicht gemacht.
Unter Anlehnung an das genormte Untersuchungsverfahren für brennbare
Stäube (s. Kap. 3.3.3) kann die Turbulenz von Brenngasen auch durch Eindü-
sen von Gemisch z. B. in einen 1 m3-Behälter erzeugt werden. Hierbei wird in
2.4 Explosionsdruck/Explosionsheftigkeit 59
[bar] ,
I~"'A
h ~ß~ß:r-'G,.~~
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a.
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I
-%1=0 400 -
; ("'i -"','\.
",' '\c----+bei starker
A : Turbulenz
I
.ä
300 _ i \ entzündet
§ ~G_G"
J?
bei mittlerer
-D 200 I- / ' -G~ \" - Turb~lenz
o
::J I
I A
entzundet
Abb.l.49. Einfluß der Thrbulenz auf den Explosionsbereich von Methan im 1 m 3-Behälter
(E = 10 J)
[bar] , - - - - - - - - - ,
~==:================ }
im ruhenden
0..
E Zustand
8 entzündet
7-
6- Turbulenz:
hoch mittel niedrig
5L-_L-_~_~_~
~~0
• Methan
<:> Propan
~
e. 400 f-
Q)
3:
I
"
300 f-
.~0
.~:
~
200 -
100 ---*-----------------
---~----------------
o I I I
o 0,5 1,0 1,5 [ms]
Zündverzögerungszeit t v
Nach Angaben von Tabelle 1.12 ist, unabhängig von der Art der Thrbulenz-
anfachung, eine recht gute Übereinstimmung bezüglich der von verschiedenen
Autoren gemessenen Explosionskenngrößen für den Fall festzustellen, daß die
Gemische brennbarer Stoffe im stark turbulenten Zustand entzündet wurden.
Danach ist für Propan und ähnlich reagierende Brenngase und brennbare
Dämpfe im Durchschnitt mit einem maximalen Explosionsdruck von Pmax =
8,6 bar und einer stoffspezifischen Kenngröße von Ko = 542 bar' m . s -1 zu
rechnen.
Wie Abb. 1.51 zeigt, ändert sich die prozentuale Anhebung der Explosions-
kenngrößen von Brenngasen durch starke Gemischturbulenz linear mit dem
2.4 Explosionsdruck/Explosionsheftigkeit 61
50D
Abb. 1.51. Prozentuale Anhebung der Explosionskenngrößen von Brenngasen (und brenn-
baren Dämpfen) durch starke Gemischturbulenz (E = 10 J)
Abb. 1.52. Laborapparatur für die Untersuchung des Explosionsablaufs in Behältern von
gleichem Volumen (V = 7 I), die durch ein Rohr verbunden sind
.s:41 [bar] 0- 7
13 0
:S Zweitbehölter
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0..
;0 Zündbehälter
N 7.5 ~--------- "-_ ._----- - -
A_A_A
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1ll=1ll-1ll
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I
7.0
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I- 13-13-13 I-
C 0-0-0
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N
0 0 .
a. E 6.5 I I
..
[bar m s-1 o 0
13-8-- 0
Zündort:
2 o Rohronfang
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41
375 I- I- I- ~ Behölter-
:S
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13 8
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Stirnseite
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250 I- ~ I- I-
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125
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ß"'~/
:.::" o I c;-0- 1
0 I
o 250 5000 250 5000 250 [mm]
Rohrleitungslönge I
Explosionskenngrößen im geschlossenen
Einzelbehölter
Abb. 1.53. Explosionskenngrößen von Propan in durch Rohre verbundenen Behältern von
gleichem Volumen (V = 71, E = 10 J)
2.4 Explosionsdruck/Explosionsheftigkeit 63
ii [bar]
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.
'ü
.
;0
N 7,51--------------------------
~:
"0
C
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•• ~ I I I I
a. E 6,5 L-_..L-_...L-_--L_-L---1
[bar.m.s-j
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~ 250 Z""
.~undOrt:B
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"0
c • ~~ROh
•
~
....
:.:
125
------------~~~~-----
OL-_L-_~_~_-L~
o 25 50 75 100 [mm]
Durchmesser D der verbindenden Rohrleitung
Abb. 1.54. Explosionskenngrößen von Propan als Funktion des Durchmessers D der verbin-
denden Rohrleitung gleichvolumiger Behälter (V = 71, 1 = 400 mm, E = 10 J)
ist (Abb. 1.53). Je weiter der Zündort im Zündbehälter vom Rohranfang ent-
fernt, je enger der Durchmesser D der verbindenden Rohrleitung und je länger
diese selbst ist, um so größer ist die Druckanstiegsrate. Der maximale Explo-
sionsdruck unterliegt hingegen nur dem Einfluß des Zündortes und des Rohr-
durchmessers. Bei günstigsten Versuchsbedingungen ist zufolge von Vorkom-
pressionseffekten im Zweitbehälter die Druckäußerung überhöht.
Abbildung 1.54 zeigt für Propan und eine konstante Rohrlänge die Explo-
sionskenngrößen als Funktion des Durchmessers D der verbindenden Rohrlei-
tung. Danach kann davon ausgegangen werden, daß bei gleichvolumigen Be-
hältern eine Überhöhung des Ko-Wertes gegenüber dem Einzelbehälter dann
nicht mehr gegeben ist (Zündort: Stirnseite, D = 120 mm), wenn der Durch-
messer der verbindenden Rohrleitung mindestens dem halben Durchmesser
der Grundfläche der miteinander verbundenen Behälter entspricht. Abkühlef-
fekte in der gemäß Abb. 1.52 langgestreckten Laborapparatur lassen in diesem
Fall einen maximalen Explosionsdruck von Propan in der Größenordnung von
Pmax = 7 bar erwarten.
Obige Ausführungen gelten grundsätzlich auch dann, wenn Behälter von un-
terschiedlichem Volumen durch eine Rohrleitung verbunden sind (Abb. 1.55).
Jedoch kann in diesem Fall der Einfluß von Vorkompressionseffekten in dem
Behälter, in den eine Explosion übertragen wird, von zusätzlichem Einfluß auf
den Explosionsablauf sein [46].
In Abb. 1.56 sind die Explosionskenngrößen von Methan für den Fall darge-
stellt, daß die Explosionen von dem kleineren Behälter (V = 1 m3) in den grö-
64 2 Brennbare Gase/Dämpfe
.
.5 m J -
Behälter
o
E
a.
r-- ~.
-.,.------- p :Einzel-
mox behälter
o L -_ _L-I_--, I
[bar. m . s -1 .z.iinQQr:t.
Stirnseite/
10000 _1 m J -
Behälter
~1:·
Stirnseite/
5 mJ -
Behälter
5000 - -
':::0/ 01
__
o
~
v/
~ 1000 L -..-c..:'.~- .-J
~o o
0
I
o -- - - - - ---- ---------- KG: EinzeI-
o 250 500 0 250 [mm] behälter
Abb. 1.56. Explosionskenngrößen von Methan in durch Rohre verbundenen Behältern von
unterschiedlichem Volumen (V = 1 m 3 ;:::t 5 m3 , I = 10m, E = 10 J)
2.4 Explosionsdruck/Explosionsheftigkeit 65
\
[bar]
~
__.
~ Stirnseite/
-
.--
1 m3 -
20 I- Behälter
V-
Zii.ruI2rt.. Stirnseite/
5 m3 _
10 f- -
.. Behälter
:( :( :( :(
:::
I" I" ] I" I"
0 2
i
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• 0 0
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10000 I- -. f- \
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I 5000 f-
~~
I- 01 m 3-Behälter
...
.5 m3 -Behälter
~ "
o e-a- 0
I I I ----- f.
--_.
I I I I
10 5575 140 550 10 5575 140 550
K : Einzelbehälter [bar. m· s-~
c;
Tabelle 1.13. Explosionskenngrößen von Brenngasen in Behältern, die durch ein Rohr DN
400 verbunden sind (l = 10 m, Zündort: Stirnseite Zündbehälter , E = 10 J)
Meßwerte bezogen auf Einzelbehälter (ru- Durch ein Rohr DN 400 verbundene
hendes Gemisch) Behälter
V [m3] 5
".
[bar]
.
~pmox=15,6 bar
x
/- -
/.
Cl. 15
-""
U
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-0Vl 10
c
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o ;;:
I
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x 5
W
O~~~~L- __~__~__~__~__~
[bar /s]
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0: 60'10 o in Mischung mit
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Luft
-
Cl' _ in Mischung mit
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Vl 40·10 Sauerstoff
C
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o
~
u
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3
6 20·10
200
400 LA"
o ,.' ',_ I
" K c =57 bar·m·s
I I
-1
I
"
•
o : 10 : 20 30 40 50 60 [Vol%]
I I !
I I Methangeholt
UEG OEG
Luft,02 Luft
Abb. 1.58. Einfluß des Methangehalts bei Mischung mit Luft und mit Sauerstoff auf die Ex-
plosionskenngrößen (51-Kugel, E = 10 J)
Danach bewirkt im Falle von Methan der Ersatz des Stickstoffs der Luft
durch reinen Sauerstoff eine Heraufsetzung des maximalen Explosionsdrucks
Pmax um 1200/0 und der brenngasspezifischen Kenngröße KG um ca. 2400%.
Die Explosionskenngrößen weiterer brennbarer Stoffe in Mischung mit Sau-
erstoff sind Tabelle 1.15 zu entnehmen.
Unabhängig von der Zusammensetzung der Verbrennungsluft ändert sich
aufgrund der ähnlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften der ma-
ximale Explosionsdruck Pmax innerhalb der homologen Reihe Cn H 2n + 2 (Me-
than --+ Butan) im Rahmen der Versuchsgenauigkeit linear mit der Anzahl der
Kohlenstoffatome n (Abb. 1.59). Es gilt
für Mischung mit Luft Pmax = 0,49' n + 6,4
für Mischung mit Sauerstoff Pmax = 2,55' n + 13,0
Hieraus errechnet sich für Pentan (n = 5) und Normalbedingungen bei Mi-
schung mit Luft ein maximaler Explosionsdruck von Pmax = 8,9 bar und bei
Mischung mit Sauerstoff ein solcher von Pmax = 25,8 bar.
Für die gasspezifische Kenngröße existieren die oben angesprochenen Ge-
setzmäßigkeiten nicht. Sie ist unter Berücksichtigung der Tatsache, daß es
2.4 Explosionsdruck/Explosionsheftigkeit 69
[bar]
j-
-
/:
x 20 I-
0
E
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-'"
u
::J in Mischung
-0 mit Sauerstoff
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::J
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E 10 I- in Mischung
mit Luft
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0
5 I I I I
2 3 4 [n]
Cn H 2n + 2
i
Q)
'Öl Ausgangsstoff
'-
Q)
c
W
Zerfallsprodukte
Reaktionsweg -
Abb. 1.60. Energiediagramm einer Zerfallsreaktion [47]
a Zersetzung
: 8.
[bor] r - - - - ; - - - - - - - - - , r--------1 ----------~
~ i
0 . V=O,005 m J .,
~ V=O,038 m J E
A V 24 J
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N r;A"
11/
~ 7,5 - , .......... E=MZE
V 0 08 E=100 J
5 i I I A E=250 J
destzündenergie für den Zerfall entspricht, die mit steigendem Vordruck ab-
nimmt, ein durch eine KondensatorentIadung zum Zerknall gebrachter dünner
Cu-Schmelzdraht (E = 100 J) oder ein pyrotechnischer Zünder mit einem
Energieinhalt von E = 250 J.
Eindeutig ist im Gegensatz hierzu der Einfluß des Oberflächen/Volu-
men-Verhältnisses der Behälter, der im linearen Zusammenhang zum Zerset-
zungsdruck pz steht (rechte Bildseite). Durch Extrapolation gegen Null erhält
man in Abhängigkeit vom Vordruck diejenige Druckwirkung, die bei Aus-
schluß des Oberflächeneinflusses, d. h. in Großbehältern, optimal zu erwarten
ist.
Ein völlig anderes Verhalten zeigt der zeitliche Druckanstieg dp/dt des Ace-
tylen-Zerfalls (Abb. 1.62).
Hohe Zündenergien (linke Bildseite) stören vermutlich den idealen Ablauf
der Zersetzung. Es stellt sich daher in allen Behältern eine relativ niedrige
Druckanstiegsrate ein. Höchstwerte sind hingegen zu beobachten, wenn die
Zündenergie E in Form einer punktförmigen Kondensatorentladung der Min-
destzündenergie MZE für den Acetylenzerfall entspricht. Insgesamt gesehen
steigt der zeitliche Druckanstieg mit zunehmendem BehäItervolumen. Dies be-
[bor/s] ~ : 0 • V=O,005 m3 •
3 [bar/s] ..." , ""'-
~ : G • V==O,OJ8 m" .,; ~
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501- ~~....... E=MZE
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100 0Py =1000
I!>. py =1200 mb ar
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A
~ ~: OB[=100J Elp=1400mbar
o i 1_ L A E=250 J 50 v I I I 'cp I
90010001100,2001300,400[mbar] 0 10 16,8 20 28,2 30 [m']
Oberfläche
Vordruck Pv
Volumen
oa 9,8 182
0,2 11,5 230
0,4 13,1 278
a ~ Atmosphärendruck
o
pz = -0,1241-+8,25·Pv+ 9,8
V
dp/dt =
o
-4,9-+240·pv+ 182
V
abschätzen.
Bei Ausschluß des Oberflächeneinflusses sind die in Tabelle 1.17 angegebe-
nen optimalen Zersetzungskenngrößen zu erwarten.
Bei Normalbedingungen entspricht zwar der Zersetzungsdruck pz von Ace-
tylen dem maximalen Explosionsdruck Pmax bei Mischung mit Luft, die Zer-
fallsreaktion verläuft hingegen wesentlich langsamer als eine Explosion.
Zusatzuntersuchungen im lI-Autoklaven [50] haben für einen Temperatur-
bereich von -16 0 bis +23 oe mit steigender Temperatur eine geringe Abnah-
me der Zersetzungskenngrößen ergeben. Dies ist vermutlich nicht auf den Tem-
peratureffekt, sondern die Abnahme der für einen Zerfall zur Verfügung ste-
henden Acetylenmenge zurückzuführen.
Wenden wir uns nun der Zersetzung von Ethylenoxid-Dampf zu. Umfangrei-
che Untersuchungen [51, 52] in Behältern von unterschiedlichem Volumen ge-
ben Auskunft über die Zersetzungskenngrößen. Betrachten wir zunächst ihr
Verhalten in Abhängigkeit von Temperatur T und Vordruck Pv über dem Nor-
2.4 Explosionsdruck/Explosionsheftigkeit 73
[bar]
0" 40
""
()
2 30
"U)
'"
C
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!j 20
"l' - - T=25 'e
N" ------- T= 100 'e
_._.- T=200 'e
OL-~ __ ~ __ ~ __ ~ ____ ~
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q 50 E=MZE
"iii
N
25
0
0 2 3 4 [bar]
Vordruck Pv
[bar]
6 V= 1 m J J o
o V= 0,02 m
40
E '" 250 J
30
N
"-
20
T=25 'C
T=100 'C
OL-~ __- L_ _- L_ _ ~ _ _ _ _~
[bar. m· s-J . - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ,
o 1 2 3 4 [bar J
Vordruck Pv
[bar] [bar] , - - - - - - - - - - ,
T=25 "C 8 V= 1 m 3 3
T=100 'C 40 _ 0 V= 0,02 m
40
T=200 'C /e
30 - e
Cl-
N
30
0.
N
e/
20- /
20
e
10 - / T=100 'C,E=250 J
,------/---;.<:>-.*--,
o L I I I
[bar. m.s-']
[bar /s]
400 - ~
1500 300 - e/
200- /
%I:<; 1000 e
100 /
500
o I I I I
o 2 3 4 [bar]
O'--_L-_-L-_--'----_---'--_--' Vordruck Pv
o 2 3 4 [bar]
Vordruck p v
Abb.1.66 Abb.167
Abb. 1.66. Zersetzungskenngrößen von Ethylenoxid-Dampf in Abhängigkeit von Temperatur
T und Vordruck Pv (V = 20 I, turbulenter Zustand)
Abb.l.67. Einfluß des Behältervolumens V auf die Zersetzungskenngrößen von Ethylen-
oxid-Dampf (turbulenter Zustand)
12 -100 -17,1
Aus der Literatur [54J ist bekannt, daß sich die Dämpfe von Propargylchlo-
rid in Abwesenheit von Sauerstoff zersetzen können. Untersuchungen im Un-
terdruckbereich in einer 5 I-Apparatur [55J haben die lineare Abhängigkeit der
Zersetzungskenngrößen vom Anfangsdruck bestätigt. Die Zündenergie war
von untergeordnetem Einfluß. Entsprechende Angaben über die zu erwarten-
den Kenngrößen bei Normalbedingungen macht Thbelle 1.18.
Weil die Versuche nicht in unterschiedlichen Volumina stattfanden, konnte
die Existenz einer zersetzungsspezifischen Kenngröße Kz nicht nachgewiesen
werden.
Auch ChlorlWasserstoff-Gemische sind bekanntlich in bestimmten Mi-
schungsverhältnissen zersetzungs fähig. Weil die Reaktionen mit einem starken
Knall verbunden sind, nennt man solche Gemische Chlorknallgas.
Diese Reaktion, entdeckt von Cruixhand (1801), zählt zu den ältesten photo-
chemischen Vorgängen und ist wegen ihres anfänglich sehr verwickelt erschei-
nenden Verlaufes ungewöhnlich häufig bearbeitet worden, zuerst von Draper
(1849) und dann von Bunsen und Roscoe (1856) [56-58J.
Abbildung 1.68 zeigt die Abhängigkeit der Zersetzungskenngrößen von Ge-
mischen aus Chlor und Wasserstoff, gemessen in einem zylindrischen 71-Be-
hälter mit einem Höhen/Durchmesser-Verhältnis = 1 (Zündenergie, E = 10 J).
Im Augenblick des Wirksamwerdens der Zündquelle befand sich das Gemisch
in Ruhe.
[1xIr I .--------o,--------r
I
Vl 8,5 bar =maximaler
Cl
Zersetzungsdruck Pz
§~
N
-+-.:.::: 5
OJ u
~::J
Q)<-
N-o
o
[ bar/51 .----r------,
I
.:.::: a:xxJ
u
::J
<- 6550 bar =maximaler zeitlicher
o a.1-+-
ffJJJ
-0 -0 s Druckanstieg (..QQ.\
Ln:tJ dti'max
2(0)
o o 50 [ ol%1
Chlor-Gehalt in Wasserstoff
Abb. 1.68. Zersetzungskenngrößen von Chlor/Wasserstoff-Gemischen
78 2 Brennbare Gase/Dämpfe
2.5 Mindestzündenergie
Zündwilligste
Gemisch
+-
I QJ
w I
.Y
01 0,75
I
4-
QJ :;J
:0
~indest-
01 .L:
L
QJ -g 0
C ::;J
QJ : N
"'0
C zLinaenergie
:::::J MZE
N
Brenngasgehalt In Luft
Abb.1.69 Abb.1.70
Abb. 1.69. Definition der Mindestzündenergie MZE
Abb.1.70. Relative Zündhäufigkeit von 8,2 Vol"lo Methan in Luft (V = 381, 100 Versuche
pro Zündenergie E)
R2 TR R,
u
S
11
-::-
Triggerkreis
1
-::-
Hierbei wird die Kapazität CL auf eine Spannung etwas unterhalb der
Durchbruchspannung der Funkenstrecke aufgeladen. Mit Hilfe einer Zündspu-
le und eines Triggerstromkreises wird zwischen der Hilfselektrode (2) und der
geerdeten Hauptelektrode (1) ein kurzer Hilfsfunken erzeugt, der die Haupt-
funkenstrecke zum Durchbruch zwingt. Hierbei muß sichergestellt sein, daß
die Energie des Hilfsfunkens vernachlässigbar klein gegenüber der Energie des
Hauptfunkens ist. Er darf daher im allgemeinen das zündwilligste Wasser-
stoff/Luft-Gemisch nicht entzünden. Dies kann durch einen geringeren Ab-
stand zwischen Hilfs- und Hauptelektrode sowie durch Einfügen eines hinrei-
chend großen Strombegrenzungswiderstandes R2 erreicht werden.
Bewährt haben sich Spitzenelektroden in Form von 2 mm-Rundstäben, die
in eine Spitze auslaufen. Zur einfachen Justierung werden die Elektroden der
3-Elektrodenanordnung einstellbar in einer ringförmigen Halterung aus nicht
leitfähigem Material (z. B. Keramik, PTFE, Isolationswert: _10 13 Q) gehal-
ten, die zum Zwecke der Einstellung aus dem Zündgefäß entfernt werden kann
(Abb. 1.73).
Eine wesentliche Verlustgröße für den Entzündungsvorgang ist die Wärme-
ableitung aus dem Funkenplasma, bzw. dem daraus entstehenden heißen Gas-
kern zu den metallenen Elektroden der Funkenstrecke. Größe, Form und Ab-
stand der Elektroden sind bestimmend hierfür. Abbildung 1.74 zeigt den Zu-
sammenhang zwischen Zündenergie und Elektrodenabstand.
Es existiert somit ein Grenzabstand da, bei dem die Gemischentzündung
die niedrigste Energie erfordert, der gas spezi fisch ist. Zu kleineren und zu grö-
[mJl
10 4
10 3
w
Zündbereich
UJ QJ
QJ
'2'
QJ
10 2
C
Cl QJ
'- "0
c
QJ
C
:~
N 10 1
QJ
-0
C
:=:1
N 10 0
G 10-1
0 5 10 [VoI%l
Elektrodenabstand d Methan- Gehalt in Luft
Abb.I.74 Abb.I.75
Abb.I.74. Zusammenhang zwischen Zündenergie E und Elektrodenabstand d
Abb. 1.75. Zusammenhang zwischen Zündenergie E und Methangehalt in Luft
Brennstoff dG [mm]
Methan 1,6
Propylen 1,5
Butan 1,4
Propan 1,3
Wasserstoff 0,5
[mJ]
c:
Cl
"'S
co
10 4
10 3
,,
~
,
,, ,I
lLJ I
Zünd bereich
QJ
"Öl
'-
10 2 ,(>. ,
QJ
C I I
"/
QJ
-0
C I I
10 1
l/
:::J
N
10 0
10-1
0 5 10 [Vc(%]
Brenngas-Gehalt in Luft
Abb.1.76. Zusammenhang zwischen Zündenergie E und Propylen-, Butan-,
Propangehalt in Luft
QJ
"51
'-
QJ
C
QJ
"E
:::J
N
50 [Vol%]
Wasserstoff-Gehalt in Luft
Abb.l.77. Zusammenhang zwischen Zündenergie E und Wasserstoffgehalt in Luft
84 2 Brennbare Gase/Dämpfe
Brennstoff da MZE
[mm] [mJ]
Die Mindestzündenergie MZE ist für eine Reihe von charakteristischen Brenn-
stoffen, basierend auf Eigenmessungen und Literaturangaben [59, 64], in Th-
belle 1.21 zusammengefaßt.
Die Mindestzündenergien der normalbrennbaren Stoffe liegen also inner-
halb eines Bereiches von MZE = 0,01-0,3 mJ und benötigen zu ihrer Bestim-
mung keine Induktivität im Entladestromkreis.
Bei schwerbrennbaren Gemischen mit sehr hohen Werten für die Mindestzün-
denergie wird diese deutlich durch Induktivitäten herabgesetzt. Sie bewirken eine
zeitliche Dehnung des Funkens, wodurch der Anteil der im Funken umgesetzten
Energie erhöht wird. Krämer [65, 66] hat dies bei der Ermittlung der Mindest-
zündenergie von schwerbrennbaren Chlorkohlenwasserstoffen bestätigt. Er ar-
beitete nach dem Meßprinzip des spontanen Durchbruchs einer Funkenstrecke
und verwendete Induktivitäten in dem Bereich von L = 2 - 30 mH. Krämer be-
zog auch schwerer- als normalbrennbare Stoffe in seine Untersuchungen ein und
fand ebenfalls spezifische Grenzabstände dG für die Elektrodenanordnung.
Entsprechende Zahlenangaben sind Thbelle 1.22 zu entnehmen.
Gegenüber den normalbrennbaren Stoffen liegt also di« Mindestzündenergie
von Ammoniak um deutlich mehr als eine Größenordnung und diejenige der
schwerbrennbaren Chlorkohlenwasserstoffe um mehr als 2-4 Größenordnun-
gen höher.
Krämer weist ferner darauf hin [65, 66], daß die Mindestzündenergie der
Chlorkohlenwasserstoffe durch den Zusatz von Stabilisatoren in Form von
normalbrennenden Flüssigkeiten selbst dann nicht erheblich herabgesetzt wird,
2.5 Mindestzündenergie 85
Methan 0,0027
Propan 0,0021
Wasserstoff 0,0012
Acetylen 0,0002
wenn deren Anteil in der Gasphase weit unterhalb ihrer eigenen unteren Explo-
sionsgrenze liegt. Dies ist bei sicherheitstechnischen Betrachtungen zu berück-
sichtigen.
Unter ansonsten gleichen Bedingungen nehmen die Mindestzündenergien
mit steigendem Druck und steigender Temperatur ab. Temperaturerhöhung um
200°C vermindert diesen Grenzwert von Methan, Propan und Butan um ca.
eine Energiedekade [67].
Befindet sich die Zündquelle relativ zum umgebenden Gemisch nicht in Ru-
he, dann kann sich kein ungestörtes Temperaturgefälle ausbilden. Das vorbei-
strömende Gas führt Wärmeenergie ab, und die zur Entzündung führende
Mindestzündenergie steigt mit wachsender Strömungsgeschwindigkeit.
Wird der Stickstoff der Luft durch Sauerstoff ersetzt [64], dann wird die
Mindestzündenergie, je nach Brennstoff, um 1- 3 Energiedekaden herabge-
setzt (1abelle 1.23).
Es wurde auch die Mindestzündenergie von zersetzungsfähigen Stoffen un-
tersucht, die, wie bereits bemerkt, keinen Sauerstoff für die Zerfallsreaktion
benötigen [52, 55]. Als Meßmethode wurde im allgemeinen die Triggerung
[mJ]
I
:-5 Ethylenoxid Propnrgylchorid
I~ V= 1 0m'T=25°[
l;. oV=0,00Sm3 T=25°[
l.1.J 105
:11 0 v= 0:02m3 T=25-100 0 [
N I~ • V = 0,02m3 T =200 0 [ -
:L
.9! 104 I
jl)3, i\
E' :
o~
~::~0
:L 1cP
~0--~--~--1,~5--~2,0~-2~,5~[~oo~rl 0
Anfangsdruck
Abb.l.78. Mindestzündenergie von zersetzungsfähigen Stoffen (Triggerung eines 3-Elek-
troden-Sytems)
86 2 Brennbare Gase/Dämpfe
[J 1
oY=51
UJ 125 6V=3BI
N
L
.~ 100
Cl
t...
QJ
cQJ
75
\
u
C
:::1
......
N
CI)
QJ
50
U
c
L 25
~
O'------''-----L---'--"'''''-~
o 0,1 0,2 0,3
Vordruck Py
Abb. 1.79. Mindestzündenergie MZE des Acetylen-Zerfalls
(TIiggerung eines 3-Elektroden-Systems)
2.6 Zündtemperatur 87
L Induktivität im Entladestromkreis
2.6 Zündtemperatur
0,,:
[ °C]
tIYJ
w
t-
500
~
1---0 .~~
.... 0 __ '
L
::J
9__0 . Aceton
e IIJJ ' --0
1,,, ~l't!thQnol
QJ
Cl. I
E
--6_
.....
QJ
<Il
300
cn
c:: 8 __ 1
::J 200
"0
c:: o 1'-8 .Cl.
8 Ethylether
....c::
:::J
N 0
100 1 ---0 o (S2
W -I
~I
0 '" 1)1
10 10· 10 [ Liter]
Zündbehältervolumen V
Abb. 1.80. Entzündungstemperatur TE von Brennstoffen als Funktion des Zündbehältervo-
lumens V
•
f-
w Coward u. Guest ~ Silver u. Paterson
1400 ~ ~=4m/s
....
L.
::J
21300 ~entan
QJ
Q
~
....~ 1200
Vl
CJ)
§ 1100
-a
c
....c~ 1000 waagerechte Metall-
platten
800
w 900 mOL--J__-L__~__~~__~
7.5 10 12,5 [Vol%] 0 2 3 4 5 [mm]
Erdgasgehalt Kugeldurchmesser
Abb. 1.81. Werkstoffeinfluß auf das Entzündungsverhalten von Brennstoffen an heißen
Oberflächen
turen sind dann die Platten durch eine Schicht verbrannten Gases von dem um-
gebenden Gas isoliert, für dessen Entzündung dann deutlich höhere Tempera-
turen aufgebracht werden müssen.
Silver und Paterson (Abb. 1.81, rechts) benutzten für ihre Zündversuche in
Brenngas/Luft-Gemischen auf bestimmte Temperaturen aufgeheizte Kugeln
von vorgegebenem Durchmesser mit einer Einschußgeschwindigkeit von zu-
'-"1---Y-I--""'---'
[Oe) .....---.,-
I
7001-
UJ ~......: __ 6(hlO~fOrm
f--
G,.-1- b _I
1
r--
'- I!J ", _ 0 _ 0 Methylenchlorid
::J
\ i
1-
d
'-
SOOI-
QJ \ I Ethan
CL
E o \ --g
I
~o-g...-;;" -
QJ
1-
VJ
C1I
c: 300-
i P'Tromid
::J
-0
c: 0 _ ?_<>_<>Ben~ldehYd
:::J 200-
N
4-
c: I
UJ I -
o L-_..l..-1_..l..-_1L...----11_ - - l
Glas . Kupfer
MeSSing Stuhl
Werkstoff
Abb. 1.82. Werkstoffeinfluß auf die Entzündungstemperatur im 200 ml-Erlenmeyer-Kolben:
Ausnahmeergebnisse [73]
90 2 Brennbare Gase/Dämpfe
1700
1650
u.J
r-
S 1600
e
-+-
QJ
~1550
QJ
-+-
<Il
g'1500
::1
"0
C
:::1
~1450
c
w
Anströmgeschwindigkei t v
Abb.1.83. Entzündungstemperatur TE von stöchiometrischen Pentan/Luft-Gemischen, die
gegen beheizte Kreiszylinder strömen [74]
2.6 Zündtemperatur 91
Wärmeisolierung
Heizwicklung
Keramikrohr
Metallmantel
HeiOlötstelle
Halterung
[°(1.-------,------,--------,---------,
600
soo
"-
"-
"-
.......
'- .......
~ "-
"''-cl 300 "-
.......
[ .......
E200 .......
ru .......
~ .......
u
~ 1~ __ ~ ~ ___________
----__
-=- -=- -=::- ==~ .......
o ~ ~ ~
~ w w
Zündbehältervolumen V Icm 3j
Abb. 1.85. Abschätzung der Zündtemperatur Tz in großvolumigen Behältern [78]
2.6 Zündtemperatur 93
Wie stark unter Umständen der Einfluß des Werkstoffes des Zündbehälters
auf die Zündtemperatur sein kann, zeigt das folgende Beispiel [72]: Im Rah-
men der Ursachenklärung einer Explosion in einem Durchlaufbackofen ergab
sich nach DIN 51794 eine Zündtemperatur des verwendeten Backfettes, die
deutlich über der höchsten im Ofen auftretenden Temperatur lag. Der Ersatz
des üblichen aus Glas bestehenden Erlenmeyer-Kolbens durch einen solchen
aus Stahlblech senkte die Zündtemperatur jedoch um 45°C und somit unter
die Ofentemperatur.
Es ist außerdem darauf hinzuweisen, daß Öle unterhalb der nach Norm ge-
messenen Zündtemperatur entzündet werden können, wenn mit schwacher
Luftstromüberlagerung gearbeitet wird. Auch geringe Anteile niedrig sieden-
der Bestandteile können den Temperatur-Grenzwert wesentlich beeinflussen
[69].
Die Berechnung der Zündtemperatur unter Zugrundelegung der Stoffeigen-
schaften ist z. zt. nicht möglich. Allenfalls lassen sich zur Verringerung des
Versuchsaufwandes Schätzwerte für Reinstoffe bestimmen. Für sicherheits-
technische Betrachtungen ist jedoch eine rechnerische Abschätzung nicht aus-
reichend [79].
Hingegen zeigt sich bei einfachen Stoffgruppen, wie bei homogenen Reihen
der n-Paraffine und n-Alkohole, eine deutliche Ordnung nach dem Molekular-
gewicht (Abb. 1.86). Mit wachsender Anzahl der C-Atome im Molekül nimmt
die Zündtemperatur zunächst deutlich ab, um bei entsprechend hohem Mole-
kulargewicht einen Niedrigstwert zwischen 200°C und 300°C zu erreichen
[10, 12].
[Oe 1
on-Paraffine
\.
600
.8. n-Alkohol
N 500
I-
.8.,.8.,.8.\
"-
:::J 400
4-
d '\~
"-
QJ
E
llO ~.8.
0 ........ _'"
QJ 0
4-
-0 200
'Q
c
:;:J
N
100
O~L-J-I.......L....J---L......I.....-'--'---I
23456789
Anzahl der (-Atome
Abb. 1.86. Zündtemperatur Tz als Funktion der Anzahl
der C-Atome im Molekül [12]
94 2 Brennbare Gase/Dämpfe
3.1 Einleitung
Die Brand- und Explosionsgefahren brennbarer Stäube sind weit weniger be-
kannt als die von brennbaren Gasen und Flüssigkeiten. Hierdurch kann es zu
Fehleinschätzungen kommen. Zur sicheren Handhabung von brennbaren Stäu-
ben in der Praxis ist daher die Kenntnis ihrer gefährlichen Eigenschaften not-
wendig [7]. Der verläßlichste Weg, sich über die Brand- und Explosionseigen-
schaften eines Staubes zu informieren, besteht darin, eine Probe zu untersu-
chen und das Prüfergebnis durch sicherheitstechnische Kenngrößen zu be-
schreiben.
Im folgenden werden ausgewählte Prüfmethoden und die aus ihnen resultie-
renden sicherheitstechnischen Kenngrößen sowie deren Einflußgrößen, sofern
diese hinreichend bekannt und für die Praxis bedeutsam sind, beschrieben, wo-
bei zwischen dem abgelagerten und dem aufgewirbelten Staub unterschieden
wird.
In diesem Kapitel sind Prüfmethoden kurz beschrieben, wie sie zum Erkennen
des Gefahrenpotentials abgelagerter Stäube in der chemischen Industrie ange-
wendet werden. Die sicherheitstechnischen Eigenschaften, um die es im we-
sentlichen geht, sind folgende:
Die Mehrzahl dieser Thsts kann auch auf flüssige, pastöse oder granulierte
Stoffe angewendet werden. Es wird jedoch nur ausnahmsweise - wenn es sich
um Besonderheiten handelt - auf die Anwendung auf andere Stofformen
denn auf pulverförmige hingewiesen.
Die folgende Zusammenstellung von Testmethoden erhebt nicht den An-
spruch auf Vollständigkeit. Es gibt zu viele nationale und internationale Gre-
96 3 Brennbare Stäube
mien, die eigene Prüfvorschriften entwickelt und für ihre besonderen Zwecke
verbindlich erklärt haben, oft unterstützt durch die nationale oder internatio-
nale Gesetzgebung. Die dargestellten Tests genügen jedoch zur Erkennung des
Gefahrenpotentials eines abgelagerten pulverförmigen Stoffes.
Die im folgenden beschriebenen Prüfmethoden entsprechen dem, was heute
von der chemischen Industrie in der Schweiz und in Deutschland mehrheitlich
angewendet wird. Zusammenstellungen dieser Methoden finden sich auch in
folgender Literatur: [80,81, 99}.
3.2.1 Entzündbarkeit
Abgelagerte Stäube sind als "brennbare Stäube" anzusehen, wenn sie sich mit
einer Fremdzündquelle entzünden lassen, und der lokale Brand sich nach dem
Entfernen der Zündquelle selbständig ausbreitet.
Im Vorversuch zur Ermittlung des allgemeinen Zünd- und Brennverhaltens
einer Staubablagerung werden Schüttungen des Produktes der Einwirkung ver-
schiedener Zündquellen ausgesetzt, die bei Schadensfällen in der Praxis schon
wiederholt eine große Rolle gespielt haben: mechanisch erzeugte Funken (Cer-
eisenfunken), Zigarettenglut, brennendes Streichholz, Gasflamme (Abb. 1.87)
[159}.
Gegebenenfalls kann es angebracht sein, diese Prüfung bei erhöhter Staub-
temperatur zu wiederholen (z. B. bei 100°C), da oft große Unterschiede im
Verhalten der Stäube bei verschiedenen Temperaturen festgestellt werden kön-
nen (vergl. Kap. 3.2.2.2).
~,
3.2.2 Brennverhalten
Im Falle eines brennbaren Staubes ist nicht nur seine Entzündbarkeit bzw. sein
Verhalten gegenüber verschiedenen Zündquellen von Bedeutung, sondern auch
das Erscheinungsbild des Brandes und die Geschwindigkeit, mit der sich der
Brand ausbreitet. Einfache Prüfungen geben Aufschluß über diese beiden
Kriterien: Die "Brennprüfung" und die "Prüfung auf Abbrenngeschwindig-
keit".
Die Prüfungen werden in einer ventilierten Laborkapelle durchgeführt, wo-
bei die Luftgeschwindigkeit am Standort der Prüfvorrichtung etwa 0,2 mls be-
trägt (in Richtung der Reaktionsfortpflanzung). Die Überlagerung mit einem
leichten Luftstrom ist notwendig, da beim Berühren des Produktes mit der
Zündquelle Inertgas entstehen und das Brennverhalten des Staubes beeinträch-
tigen kann.
Etwa 5 ml des gemahlenen und getrockneten Produktes werden auf einer feuer-
festen Unterlage als Streifen von ca. 4 cm Länge und 1-2 cm Breite aufge-
schüttet. Dies kann auf einer freiliegenden Keramikplatte geschehen, vorteil-
Prüfung im Glasrohr
hafter jedoch in einer speziellen Prüfanordnung (Abb. 1.88), durch welche eine
genügende Luftüberlagerung und der Abtransport der Verbrennungsgase ge-
währleistet wird. Hierzu bedarf es zusätzlicher Hilfsmittel: Eine Schüttrinne,
einen Produktträger (Stahlblech, nicht rostend), ein Glasrohr und eine wärme-
beständige isolierende Unterlage. Die Prüfsubstanz wird lose gehäuft in die
Schüttrinne gefüllt und mit dem Produktträger so zugedeckt, daß das Produkt
in der Mitte des nägers liegt. Beides zusammen wird umgedreht und die
Schüttrinne nach oben abgehoben. Der Träger mit dem Produkt wird in das
auf der Unterlage liegende Glasrohr eingeschoben.
Ein elektrisch beheizter, glühender Platindraht mit einer Temperatur von ca.
1000 oe wird am Ende der Aufschüttung während ca. 5 s in das Pulver einge-
taucht (Abb. 1.88).
Das Brennverhalten wird aufgrund des Reaktionsablaufes durch eine Bewer-
tungszahl (BZ, genannt Brennzahl) gemäß Thbelle 1.25 charakterisiert [82].
Toluol-4-sulfosäurechlorid 2 5
Tetrahydrophthalsäureanhydrid 2 5
3-Hydroxychinaldin-4-carbonsäure 3 5
1-Diazo-2-naphthol-4-sulfosäure 2 6
Dextrin 3 5
Die Entzündung erfolgt mit Hilfe des glühenden Platindrahtes direkt im La-
borofen unter ausreichendem Luftangebot, oder die Prüfvorrichtung wird aus
dem Ofen genommen und in einer ventilierten Kapelle die vorgewärmte Probe
entzündet [80].
3.2.2.3.1 Allgemeines
Tabelle 1.27. Brennprüfung von Flüssigkeiten ohne und mit Beimischung von Kieselgur bei
20°C
Tabelle 1.28. Brennprüfung von schmelzenden Produkten ohne und mit Beimischung von
Kieselgur
4-Nitrophenol 2 5 54
2-(2-Methoxyethoxy)-benzol-1-sulfonamid 2 5 129
Phthalsäureanhydrid 2 5 130
4-Hydroxyazobenzol 2 5 138
2-Chlor-5-aminophenol 2 5 158
Tetrahydrophthalsäureimid 2 5 170
5-Chlor-2-benzoxazolon 2 5 180
Ob bei Brennzahl 2 eine weitergehende Brennprüfung mit Beimischung von Kieselgur not-
wendig ist, hängt von der Problemstellung, resp. von der Risikoanalyse, ab
3.2 Abgelagerter Staub 101
Gelegentlich interessiert es, bis zu welchem reduzierten Druck, oder bis zu wel-
chem reduzierten Sauerstoffgehalt, ein Produkt der Brennzahl ~ 4 (s. Tabel-
le 1.25) sich noch entzünden läßt, bzw. noch eine Ausbreitung des lokal ausge-
lösten Brandes zeigt.
Für die Prüfung werden 5 -10 ml der Prüfsubstanz in einer Kristallisierscha-
le oder einem Uhrglas in einen Witt'schen Topf (Vol. ca. 11) gestellt und mit
dem glühenden, fest eingebauten Platindraht entzündet (Abb. 1.89).
Je nach Fragestellung wird vor den Entzündungsversuchen der Wittsche
Topf mittels Vakuumpumpe bis zum gewünschten reduzierten Druck partiell
evakuiert, wobei es vorteilhaft ist, bei dem konstanten reduzierten Druck einen
geringen Luftstrom durch den Wittschen Topf fließen zu lassen, oder man läßt
durch den Wittschen Topf ein N 2/O r Gemisch mit dem gewünschten OrGe-
halt (z. B. 92070 N2/8% O~ strömen. Beurteilung gemäß Tabelle 1.25.
Dieser Test kann auch verwendet werden als Screening-Test auf Deflagration
(vgl. dazu Kap. 3.2.4.6.2).
evakuierbarer
Gtasbehöller
(Wlltscher Topf
Abb. 1.89. Brennprüfung bei reduziertem Druck, bzw. bei reduziertem Sauerstoffgehalt
Die gern. Thbelle 1.25 bestimmte Brennzahl gibt zwar Auskunft darüber, ob
und ggf. mit welchem Erscheinungsbild sich ein Produkt entzünden läßt und
weiterbrennt, sie sagt aber kaum etwas darüber aus, wie schnell das Produkt
abbrennt, bzw. wie schnell der Brand sich ausbreitet. Dies bedeutet, daß die zu-
sätzliche Bestimmung der Abbrenngeschwindigkeit in bestimmten Fällen für
sicherheitstechnische Überlegungen von Bedeutung sein kann.
102 3 Brennbare Stäube
Schütl rinne
Mit Hilfe einer speziellen Schüttrinne (Abb. 1.90) wird auf einer feuerfesten
(keramischen) Unterlage von dem getrockneten und gemahlenen Produkt ein
Streifen von 25 cm Länge aufgeschüttet. Der Streifen wird mit Hilfe des glü-
henden Platindrahtes an einem Ende entzündet. Mit einer Stoppuhr wird die
Zeit gemessen, die ein Produktstreifen von 20 cm Länge braucht um abzubren-
nen (Beginn der Zeitmessung, nachdem 3 cm des Streifens schon abgebrannt
sind). Auch diese Prüfung kann bei erhöhter Temperatur durchgeführt werden.
Ein Produkt gilt dann als leicht und schnell brennbar, wenn sich der Brand
in weniger als 90 s über den Produktstreifen von 20 cm ausdehnt [80].
In der speziellen Ausführungsform gemäß EG-Prüfrichtlinie A 10 wird die
Abbrenngeschwindigkeit über eine Strecke von 100 mm gemessen, beginnend
nachdem schon 80 mm abgebrannt sind. Ein Produkt wird als leichtentzünd-
lich beurteilt, wenn die Abbrennzeit bei einem von sechs Versuchen kleiner ist
als 45 s [30].
3.2.2.6.1 Allgemeines
Ein Produkt ist brandfördernd, wenn es vermischt mit einem brennbaren Ma-
terial dazu führt, daß die Mischung schneller abbrennt als jede der beiden
Komponenten allein. Es kann sogar die brandfördernde Substanz allein un-
brennbar sein [85].
Als potentiell brand fördernd gelten vor allem solche Produkte, die chemisch
als Oxidationsmittel wirken können, insbesondere aber organische Peroxide
[84]. Der entsprechende englische Ausdruck ist denn auch "Oxidizing Proper-
ties". Das Kriterium ist aber ohne jede Rücksicht auf den Chemismus rein phä-
nomenologisch begründet.
Das Ausmaß der Wirkung einer brand fördernden Substanz auf die Ab-
brenngeschwindigkeit einer Mischung mit brennbarem Material ist abhängig
vom Mischungsverhältnis. Das optimale Mischungsverhältnis ist dasjenige, bei
dem die Mischung die größte Abbrenngeschwindigkeit hat.
3.2 Abgelagerter Staub 103
a) Erläuterung
In der Prüfrichtlinie A 17 der Europäischen Gemeinschaften [30] ist eine Me-
thode beschrieben zur Prüfung von festen, pulverförmigen Produkten auf
"brandfördernde Eigenschaften". Es ist die erste allgemein anerkannte Prüf-
vorschrift. Dabei wird die zu prüfende Substanz in verschiedenen Mengenver-
hältnissen mit einem Cellulosepulver definierter Qualität vermischt und der
Prüfung auf Abbrenngeschwindigkeit (vgl. Kap. 3.2.2.5) unterworfen. Eine
Substanz wird als brandfördernd beurteilt, wenn beim Prüfverfahren die höch-
ste Abbrenngeschwindigkeit der geprüften Gemische größer oder gleich der
höchsten Abbrenngeschwindigkeit eines Referenzgemisches ist. Die Referenz-
mischung besteht aus Cellulose und Bariumnitrat im optimalen Verhältnis
(höchste, größte Abbrenngeschwindigkeit). Sie besteht üblicherweise aus 40070
(Masse) Cellulose und 60% (Masse) Ba(N0 3h.
b) Vorgehen
1. Die Abbrenngeschwindigkeit der Referenzmischung ist bekannt.
2. Zunächst wird ein Vortest durchgeführt, um das optimale Mischungsver-
hältnis einzukreisen. Dazu werden Mischungen aus Cellulose und Prüfsub-
stanz, beide von geforderter Qualität und Kornfeinheit, im Massenverhält-
nis 2: 8, 4: 6, 6: 4 und 8: 2 hergestellt. Die Mengen werden so gewählt, daß
je 30- 35 ml Mischung anfallen. Vor Herstellung der Mischungen werden
die Komponenten bei 105°C getrocknet.
3. Aus Gründen der eigenen Sicherheit wird mit Proben von ca. 4 ml je Mi-
schung die Brennprüfung gemäß Kap. 3.2.2.1 durchgeführt. Ist die Brenn-
zahl kleiner als 6, wird mit dem restlichen Material mit jedem Mischungs-
verhältnis die Abbrenngeschwindigkeit gemäß Kap. 3.2.2.5 bestimmt. Diese
Vorprüfung ergibt, bei welchem Mischungsverhältnis die größte Abbrennge-
schwindigkeit zu erwarten ist.
4. Mit diesem Mischungsverhältnis und mit jenen mit 10% mehr und mit 10%
weniger zu prüfender Substanz werden nun - mit getrockneten Materialien
- je ca. 150-200 ml Mischung hergestellt.
Mit jeder Mischung wird die Brenngeschwindigkeitsprüfung gemäß
Kap. 3.2.2.5 sechsmal durchgeführt. Die Resultate müssen innerhalb vorge-
gebener Toleranzen liegen (± 10%).
5. Falls dabei die höchste Abbrenngeschwindigkeit bei dem mittleren Mi-
schungsverhältnis liegt, ist die Prüfung beendet. Liegt sie beim niedrigeren
oder höheren Gehalt an zu prüfender Substanz, werden weitere Mischun-
gen, je nachdem mit mehr oder weniger Testsubstanzgehalt (10% Schritte)
hergestellt und analog geprüft. Kommt man so in die Nähe der Abbrennge-
schwindigkeit der Referenzmischung, werden Mischungen in Konzentra-
tionsschritten von 5 % hergestellt und geprüft.
6. Steht die Mischung mit der höchsten Abbrenngeschwindigkeit fest (schnell-
ste Einzelprüfung aus der Serie von 6 Prüfungen), wird diese verglichen mit
104 3 Brennbare Stäube
d) Dejlagrationsgejahr
Produkte, die aufgrund ihrer stark oxidierenden Eigenschaften als brandför-
dernd eingestuft werden müssen, können durchaus auch zu deflagrationsge-
fährlichen Mischungen führen (vgl. dazu Kap. 3.2.4.6).
3.2.3 Selbstentzündung
Unter Selbstentzündung wird der Vorgang verstanden, bei dem eine Staub-
schüttung bei allseitiger Wärmeeinwirkung und Anwesenheit von Luft nach
vorangegangener Selbsterhitzung zur Entzündung kommt [81]. Die Umge-
bungstemperatur (Lagertemperatur), bei der es zur Selbstentzündung nach
vorangegangener Selbsterhitzung kommt, wird als Selbstentzündungstempera-
tur bezeichnet [10].
Die Selbsterwärmung eines Produktes beruht dabei auf der bei Lagertempe-
ratur bereits merklichen Oxydation mit Luftsauerstoff, wodurch pro Zeit- und
250
e2!.
=>
oe
~
~
-g
200 :~
j
Ji
150
100 +-__-.-__.....,..___,..-__-.-__S:;;;to:.:;ub;;;;m:;;;z:._
0.1 10 100 1000 10000 cm J
Drahtkörbchen 8 ml
mit PrOf-. resp.
Refere
beheiztes Gehäuse.
Tht>rmoplpmpnl
(Priifsubslanz)
Lufl ..inlrill
1[X:>0C:H-____ (longen haI)
Drahlkorb
(2Dx 20x20mm)
Prüfsubs\onz
H"'zu~
Äuß~r~s Kerom,krohr
Die Temperaturen des Ofens und der Probe werden mit Thermoelementen
gemessen und als Temperatur/Zeit-Kurve aufgezeichnet. Die Selbsterwärmung
der Probe beginnt da, wo die Probentemperatur die Ofentemperatur über-
schreitet. Erreicht die Probentemperatur durch Selbsterwärmung 400 oe, gilt
dies als Selbstentzündung. Als relative Selbstentzündungstemperatur gilt die-
jenige Ofentemperatur, bei der die Probentemperatur 400 oe erreicht.
Zeit (min)
..'\
\
\
,
\
\
\
"
" "
tur), bei der gerade noch eine exotherme Wärmetönung festgestellt wird (auch
als Korbgrenztemperatur bezeichnet), oder diejenige Ofentemperatur, bei der
die Probentemperatur durch Selbsterhitzung 400 °C erreicht. Beides ist üblich.
Für vergleichende Zwecke sollte die für ein Probenvolumen von 1000 cm3
ermittelte Selbstentzündungstemperatur angegeben werden [84].
Bei diesem 'lest handelt es sich um eine spezielle Ausführungsform der im Kap.
3.2.4.4 beschriebenen "Wtirmestauprüjung im Dewargejäß". Im Zusammen-
hang mit der "Selbstentzündungsgejahr" wird er erfolgreich dann eingesetzt,
wenn es um wärmestauende Situationen im Kontakt mit Luft geht. Beispiele:
Aktivkohleadsorber zur Reinigung von Prozeßabluft, Bestimmung der zulässi-
gen maximalen Heißauslade- oder Heißabfülltemperatur für größere Behälter
(z. B. 1 m 3-Container), u.a.
Die Ausführung des 'lests ist im Kap. 3.2.4.4.3 beschrieben.
Die Warmlagerprüfung im offenen Dewargefäß erwies sich gegenüber den
Warmlagerprüfungen in Drahtkörben vergleichbarer Größe als deutlich emp-
findlicher.
3.2 Abgelagerter Staub 111
3.2.3.5 GUmmtemperatur
Die Glimmtemperatur eines Staubes ist eine Kenngröße, durch die die Zündge-
fahren flacher Staubschichten an heißen Oberflächen beschrieben werden. Sie
ist definiert [88] als die niedrigste Thmperatur einer erhitzten freiliegenden
Oberfläche, bei der auf dieser in 5 mm dicker Schicht abgelagerter Staub zur
Entzündung gelangt. Bei größeren Schichtdicken kann Glimmen unterhalb
dieser Glimmtemperatur einsetzen. Die Glimmtemperatur kann nur von sol-
chen Stoffen bestimmt werden, die sich nicht schon vor Erreichen der erforder-
lichen Thmperatur zersetzen, schmelzen oder verdampfen. Sie ist nicht nur von
der chemischen Struktur oder Zusammensetzung eines Stoffes abhängig, son-
dern auch von der physikalischen Beschaffenheit, wie Korngröße und Schütt-
dichte. Mit abnehmender Thilchengröße erniedrigt sich erfahrungsgemäß die
Glimmtemperatur (Thbelle 1.29 und 1.30).
Der Angabe einer Glimmtemperatur muß deshalb für eine zuverlässige In-
terpretation des Ergebnisses die Korngröße, die Schüttdichte und die Schicht-
dicke/Schichthöhe der geprüften Staub ablagerung hinzugefügt werden.
Tabelle 1.30. Abhängigkeit der Glimmtemperatur von der Korngröße und Schichthöhe des
abgelagerten Staubes [12]
3.2.3.6 Pyrophorität
3.2.3.6.1 Allgemeines
Unter Pyrophorität versteht man die spontane Selbstentzündung einer Sub-
stanz im Kontakt mit Luft (innert 5 min) bei normalen atmosphärischen Um-
gebungstemperaturen (25± 10 D C). Stoffe, die sich erst nach Stunden und/oder
bei erhöhter Thmperatur selbst entzünden, gelten nicht als pyrophor (vgl. dazu
auch Kap. 2.6 und Einführung zu Kap. 3.2.3).
Ein spezieller Fall ist die Reibungspyrophorität. Sie liegt dann vor, wenn eine
Substanz beim Reiben sofort Funken bildet und sich entzündet (vgl. dazu auch
Kap. 3.2.5).
(Statische) Pyrophorität und Reibungspyrophorität können leicht festgestellt
werden. Wirklich gefährlich pyrophore Stoffe entzünden sich schon bei ge-
wöhnlicher Handhabung z. B. im Labor. Eine anerkannte Prüfmethode ist in
der EG-Prüfrichtlinie A 13 für feste und flüssige Stoffe gegeben [30].
Vorgehen
Eine kleine Spatelspitze der Prüfsubstanz (ca. 0,5 ml) wird in eine Porzellan-
reibschale, 0 ca. 8 -12 cm, gegeben, und mit einem Pistill kräftig gerieben.
Reibungspyrophore Stoffe entzünden sich dabei, evtl. tritt nur starke Funken-
bildung auf.
114 3 Brennbare Stäube
Unter dem Einfluß erhöhter Temperaturen kann ein Produkt einer chemischen
Umwandlung unterliegen, die - im Gegensatz zur Selbstentzündung - auch
ohne Luftsauerstoff stattfindet. Die Reaktion kann endotherm oder exotherm
sein. Handelt es sich um eine exotherme Reaktion, spricht man von exothermer
Zersetzung. Sie ist - im Gegensatz zur endothermen Zersetzung - von großer
sicherheitstechnischer Bedeutung.
Bei einer solchen - endothermen oder exothermen - Zersetzungsreaktion
können Zersetzungsgase (Schwelgase) freigesetzt werden, die in geschlossenen
Apparaturen zu einem Druckanstieg und in der Folge zum Aufreißen oder Ber-
sten der Apparatur führen können. Die Zersetzungsgase können zudem brenn-
bar sein und somit ein Explosions-Risiko darstellen. Im Falle einer exothermen
Reaktion kann außerdem unter wärmestauenden Bedingungen eine Selbster-
wärmung stattfinden, die zu einer thermischen Explosion führt. Dabei ist, wie
bei der Selbstentzündung, auch bei der exothermen Zersetzung die Volumen-
resp. Mengenabhängigkeit zu beachten. Mit zunehmendem Volumen wächst
die Gefahr einer Wärmeakkumulation. Bei der Bestimmung einer Zersetzungs-
temperatur kann es sich immer nur um eine relative Zersetzungstemperatur
handeln. Der gefundene Wert ist in jedem Fall methodenabhängig und die
Übertragung auf betriebliche Verhältnisse oft problematisch. Bei allen Anga-
ben eines Temperaturwertes für die exotherme Zersetzung muß deshalb immer
die Bestimmungsmethode mit angegeben werden [90,91].
Es wird die niedrigste Temperatur bestimmt, bei der eine Substanz im offenen
Gefäß (Reagenzglas), unter sauerstoffarmen Bedingungen, exotherm reagiert
[92], bzw. bei der ein exothermes Wärmesignal festgestellt werden kann.
Thermoelement
P!otindroht Referenzsubstanz
(co. 1000 oe)
V
Thermoelement
Prüfsubstanz
Heizblock, temperaturgesteuert
Die verwendete Apparatur besteht aus einem elektrisch beheizten Ofen für
6 Reagenzgläser (Abb. 1.97 und 1.98) mit Temperaturregelung und Registrie-
rung der Ofen- und Probentemperatur.
a) Temperaturprogrammierte Prüfung
Etwa 2 g der zu prüfenden Substanz und 2 g Graphit als Referenzsubstanz wer-
den in je einem Reagenzglas in einem gemeinsamen Heizblock mit 2,5 °C/min
bis 350°C (500 0c) Ofentemperatur aufgeheizt. Die Temperatur des Ofens und
der Proben wird gemessen und aufgezeichnet. Eine Exothermie zeigt sich da-
durch an, daß die Temperaturkurve der Prüfsubstanz diejenige der Referenz-
substanz übersteigt (Abb. 1.99).
Bei der Berichterstattung wird angegeben:
die Temperatur der 1. Exotherrnie (englisch: on-set-temperature). Sie gibt
einen ersten allgemeinen Hinweis auf die thermische Stabilität;
Temperatur [ 'e)
.......
I--I--+-----t- <on-set-temp.}
______ _____::;- /
""_Iz"--I-+-+--+,-+--+-I---+-- -l
...- ......
v
Zelt [mln)
Abb. 1.99. Temperaturprogrammierte Prüfung auf exotherme Zersetzung
(Temperaturverlauf)
116 3 Brennbare Stäube
ar.,
.180 : :;.....•.
.. '
o
.......
: I i ./ ... IL.O 0
I ! ! 13
/
I I:·
-~-r· I:
I
I·i·
I I
Zett
Abb. 1.100. Isoperibole Prüfung auf exotherme Zersetzung - Temperaturverlauf
(normales Verhalten)
3.2 Abgelagerter Staub 117
200 1\ ;, a
I
I ii
100 ! I ; i
: :
160 1\
1~
: I
j
Zeit
Aluminium - Block
mit t'lt'ktrischen
Abb. 1.103. Prüfung auf exotherme Zersetzung und Druckaufbau im Miniautoklav nach
Kobler
400 500
i
i I ! I I
I I 1
i
400
! I I iI
I
I I
300
i ! I I I I ,-
I
I Temperatur Prüfsubstanz
1/
I) '--;:Y I
300 r i
I
I
200
i
0/I ..:..,,\ Temperatur
~ \ R.f.r.nzsubstanz
vr
200 i I I
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I
I
1 1'--"" )-L--f
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.8 100 's
~100 I I I
Druck
I ! I
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/ 1 1/ I
.0<
u I
E
I I
n
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Ci ~
I- I I
0 0 V I IJ- I
Z.it
o 0.5 1,5 ( hJ
3.2.4.4.1 Allgemeines
Temp. ('C)
Zeit für eine Teml'eraturerhöhung um 10 'C
./ ~
32h 16h eh 4h
160 --------t---
II
150 t- --, I
i
!
140
130 r----- I 1/
120 t-. I/
--
110 f--.
I
I
! V
I
I
~
100
90
o
J----L-----
10 20 30 40 50 60
Zeit(h)
Temp. ('C)
I
100
Ja Ja
80 / /
/ ,/
/
------
60
~
~
40
Umgebungs-
~---
Temp.: 20'C Zeit (h)
20
o 10 20 30 40
Dabei wirkt sich die Bildung einer großen Menge brennbarer Zersetzungs-
gase gefahrerhöhend aus. Sie schafft ein zusätzliches Explosionsrisiko und
kann allein schon zum Aufreißen oder Bersten des Behälters führen.
Der zeitliche Temperaturverlauf und die kritische Temperatur sind abhängig
vom Volumen der Staubschüttung und von der Wärmeproduktion der Zerset-
zungsreaktion. Mit zunehmendem Volumen erniedrigen sich die kritische Wär-
meproduktion und die kritische Temperatur. Dies aus zwei Gründen:
3.2 Abgelagerter Staub 123
Tabelle 1.31. Beispiel der Selbsterwärmung eines Produktes infolge exothermer Zersetzung
(Abhängigkeit der kritischen Bedingungen vom Volumen der Staubschüttung)
10000 2 37 20d
1000 10 48 4d
100 60 60 20h
10 280 73 Sh
1 1400 86 1h
Zeit (min)
Wärmestauversuche mit
4-Nitrotoluol-2-sulfosäure .,=
im 200 ml- Dewargefäß .1.--
....
r--
--- ---
.-_._--
---1-
103§~~I\~~m~
--(-- . (---
Vorgehen
Bestimmung der Dewar-Grenztemperatur im geschlossenen Dewargefäß,
gemäß Kap. 3.2.4.4.2. Beim Experiment, bei dem die Grenztemperatur er-
reicht ist, Korkzapfen entfernen. Durch den Luftzutritt wird in vielen Fällen
eine starke Exotherrnie auftreten.
Bei niedrigeren Temperaturen als der Grenztemperatur des geschlossenen
Dewargefäßes kann nun entweder das Dewargefäß verschlossen in den auf
Prüftemperatur vorgeheizten Ofen eingesetzt werden, und dann nach Errei-
chen der Ofentemperatur durch die Probe der Zapfen entfernt werden, vor-
teilhafter wird die nicht vorgewärmte Prüfsubstanz im offenen Dewargefäß
in den vorgeheizten Ofen gestellt.
Ob bei diesem Vorgehen eine Exotherrnie erwartet werden muß oder nicht, läßt
sich aus einem Vergleich der Prüfungsergebnisse gemäß Kap.3.2.4.1 und
Kap. 3.2.3.1 abschätzen.
3.2.4.5.1 Allgemeines
quantitativ und in Abhängigkeit von der Temperatur und/oder der Zeit zu be-
stimmen erlaubt [103]. Sie wird in offenen, in der Regel aber verschlossenen,
druckfesten Probenbehältern ausgeführt (Einsatzmengen: 5 - 50 mg). Die Er-
gebnisse quantitativer mikrothermoanalytischer Messungen eignen sich für
Berechnungen und Übertragungen auf Betriebsverhältnisse, z. B. die maximale
Wärmeproduktionsrate in Abhängigkeit von der Thmperatur, die Zersetzungs-
energie, die Zeit bis zur maximalen Wärmeleistung usw. [90]. Dazu ist zu be-
merken, daß auch die unter Kap. 3.2.4.1 bis 3.2.4.4 beschriebenen Methoden
differenzthermoanalytische Methoden sind, allerdings nicht mikrothermo-
analytische. Der Vorteil der mikrothermoanalytischen Methoden liegt in der
Möglichkeit der exakten quantitativen Messungen. Für die Beurteilung der
thermischen Sicherheit und Festlegung der Grenzbedingungen für physikali-
sche Prozesse wie Mahlen, Mischen, Thocknen, Lagern, Befüllen, etc. - sind
jedoch die Methoden gemäß Kap. 3.2.4.1 bis 3.2.4.4 vollauf genügend. Für die
Beurteilung der thermischen Sicherheit chemischer Reaktionen ist jedoch die
quantitative Mikrothermoanalyse vorzuziehen.
Je nach Ausführungsart der Mikrothermoanalyse wird von Differentialther-
moanalyse (DTA) oder Differentialscanningkalorimetrie (DSC) gesprochen
[94].
Bei einer DTA wird kontinuierlich die Thmperaturdifferenz zwischen der
Probe und einer Referenz gemessen und aufgezeichnet. Diese kann durch einen
Eichprozeß quantitativ in eine thermische Leistung umgerechnet werden. Bei
einer DSC-Analyse (Differential Scanning Calorimetry) wird die Temperatur-
differenz zwischen Probe und Referenz durch eine Zusatzheizung, deren Lei-
stung direkt gemessen und aufgezeichnet wird, ausgeglichen (Abb.1.108).
Messungen werden temperaturprogrammiert oder isotherm durchgeführt.
Max. Wärmeleistung Q
[W/kg]
3000
2500
2000
Zersetzung
1000
~
.t:.
500
Ö
__
lj
0r-__~~--------------~--------=-
Schmelzen
3.2.4.5.2 Zersetzungsenergie
Die integrierte Fläche unter dem Peak entspricht der umgesetzten Energiemen-
ge, bzw. der Zersetzungsenergie ßH R; im Beispiel Abb. 1.108 -1200 kJ/kg.
Daraus läßt sich durch Division durch die Wärmekapazität C p (spezifische
Wärme) der unter adiabaten Bedingungen durch Selbsterwärmung maximal
mögliche Temperaturanstieg ßTad rechnerisch abschätzen (ßT ad = ßHR/Cp)'
Im Beispiel Abb.1.108, mit der Annahme Cp = 1,8 kJ/(kg'K), ca. 670°C.
Man erhält so einen Hinweis auf die Tragweite eines Zersetzungsereignisses.
'.
1000 • Werle aus Isothermen Messunaen
- " .- .-
~- - --- +=-~ - E:-
100
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o,I ./ 1 I I 'I 1 I I I I I! 111 !
o 20 40 60 80 100 200 300 400
Temperatur ('Cl
(MaOstab: .!. in K-')
T
3.2.4.5.4 Aktivierungsenergie
Um eine exotherme Reaktion zu starten, muß dem System eine bestimmte
Energiemenge zugeführt werden, die Aktivierungsenergie. Ein relatives Maß
derselben läßt sich aus der Neigung der Geraden aus dem Arrheniusdiagramm
rechnerisch abschätzen.
In (Q/Q2)'R
[J/mol]
(1/T 1)- (1IT 2)
EA Aktivierungsenergie [J/mol]
Q Wärmeproduktionsrate [W/kg] , bzw. [J/(s' kg)]
Ql Wärmeproduktionsrate bei Temperatur TI
Q2 Wärmeproduktionsrate bei Temperatur T 2
R universelle Gaskonstante [8,314 J/(mol' K)]
T Temperatur [K]
Aus der Neigung der Arrheniuskurve ist ersichtlich, ob ein Produkt mehr emp-
findlich ist auf Temperaturschwankungen oder ob es mehr wärmestaugefähr-
det ist. Stoffe, die eine niedrige Aktivierungsenergie aufweisen (flache Neigung
der Kurve), sind stark wärmestaugefährdet. Stoffe, die eine hohe Aktivierungs-
energie aufweisen (steile Neigung der Kurve), sind empfindlich auf Tempera-
turschwankungen (z. B. Heizmediumtemperaturen), jedoch weniger wärme-
staugefährdet.
Bei der Verwendung der ausgeführten Formel wird folgende Annahme im-
pliziert: Die Reaktion folgt einem kinetischen Gesetz nullter Ordnung. Diese
Einschränkung trifft auch für weitere Reaktionen zu, insofern der Einfluß der
Konzentration auf die Geschwindigkeit vernachlässigt werden darf, d.h. für
schnelle und stark exotherme Reaktionen in der Anfangsphase.
Im Fall von selbstbeschleunigenden Reaktionen (z. B. autokatalytische Zer-
setzungsreaktion) trifft selbstverständlich diese Annahme nicht zu. In diesem
Fall werden zu kurze Induktionszeiten vorausgesagt. Vom Standpunkt der
thermischen Sicherheit her sind die vorausgesagten Werte als konservative An-
näherung zu betrachten, d. h. auf der sicheren Seite.
Bemerkung: Die oben dargestellten rechnerischen Abschätzungsmethoden
sind für die meisten betrieblichen Prozesse, auch mit größeren Volumina, ge-
nügend, um die Gefahrensituation zu beschreiben und Gegenmaßnahmen zu
definieren. Für spezielle Fälle sind sie zu ungenau, z. B. für Fälle, bei denen
über eine große Temperaturdifferenz extrapoliert werden muß, oder wenn die
Extrapolation über Phasenumwandlungsprozesse (Schmelzen) hinübergeht. In
solchen Fällen muß der zeitliche Verlauf der (Zersetzungs-)Reaktion genauer
untersucht werden, eventuell durch Messungen mit hochempfindlichen Kalori-
metern bei den gewählten Prozeßbedingungen.
Für weitergehende Berechnungen mit größerer Exaktheit und an spezielle Si-
tuationen angepaßt, ist deshalb gründliches Studium der Fachliteratur notwen-
dig [z. B. 90, 91].
3.2.4.6 Deflagration
3.2.4.6.1 Allgemeines
Es gibt Stäube nichtexplosiver fester Stoffe, bei denen sich eine durch lokale
Erhitzung eingeleitete exotherme Zersetzungsreaktion auch in Abwesenheit
von (Luft-)Sauerstoff fortpflanzt. Die Zersetzungsreaktion breitet sich dann
mehr oder weniger schnell durch die gesamte Produktschüttung hindurch aus,
mit entsprechend hohem Temperaturanstieg und mit der Freisetzung von er-
heblichen Mengen Zersetzungsgasen. Ein solches Verhalten wird Deflagration
genannt [104, 105]. (Der Term Deflagration wird in der Sprengstofftechnik für
das Abbrennen von Explosivstoffen in freier Atmosphäre, ohne daß eine Deto-
nation stattfindet, verwendet. Hier bedeutet er die Fortpflanzung einer lokal
ausgelösten Zersetzungsreaktion auch in Nichtexplosivstoffen im Vakuum
bzw. in inerter Atmosphäre). Produkte, die deflagrieren können, werden
"selbstreaktive" Produkte (self reactive substances) genannt. Eine andere Defi-
nition für "selbstreaktive Stoffe" entbehrt der logischen Konsequenz (vgl. dazu
auch Kap. 3.2.5.5.1).
Eine Deflagration kann z. B. ausgelöst werden durch einen erhitzten Fremd-
körper (z. B. durch Reibung eines Fremdkörpers in einer Mühle, Mischer, För-
derschnecke, etc., welcher anschließend mit dem Produkt zusammen in einen
Container ausgeladen wird), sie kann sich aber auch ergeben aus einem lokal
ausgelösten Brand, indem der Brand wegen ungenügenden Luftzutritts in eine
130 3 Brennbare Stäube
4000
3000
2000
Temperatur
400 ['Cl
Damit ein Produkt überhaupt deflagrieren kann, muß die durch die freige-
setzte Zersetzungsenergie bewirkte Thmperaturerhöhung, berechnet für adiaba-
te Verhältnisse, die "Starttemperatur" überschreiten (T0 + dTad > "Starttempe-
ratur"). Diese Bedingung wird erfüllt bei genügend hohem dTad und genü-
gend hoher Ausgangstemperatur T 0 (Abb. 1.111).
Produkte, bei welchen die gemessene Zersetzungsenergie nicht ausreicht, um
durch Selbsterwärmung die Starttemperatur zu erreichen (bei der Prüfung
nach Lütolf, Kap. 3.2.4.1, wenn dThlax kleiner als 10070 der Starttemperatur in
°C; z. B. Starttemperatur ungefähr 250 °C, dThlax < 25°C), sind apriori nicht
deflagrationsfähig, und es kann auf eine Überprüfung der kinetischen Voraus-
setzung verzichtet werden. Im anderen Fall ist eine kinetische Prüfung notwen-
dig.
132 3 Brennbare Stäube
Glühkerze
Temp.
Thermoelemente ('Cl
3
., . \:. , ".
Glas ohr
-j;;l:;., 1
Zeit
~Pr~u'!.:s~u,-"b~s~o'C.'n~z_-1:r:::-c_,:,;/:,.::.. 1 [minI
Glu kerze
Abb.113 Abb.1.114
Abb. 1.113. Prüfung auf Deflagrationsgefährlichkeit im Deflagrationsrohr, Zersetzung oben
ausgelöst
Abb. 1.114. Prüfung auf Deflagrationsgefährlichkeit im Deflagrationsrohr, Zersetzung un-
ten ausgelöst
134 3 Brennbare Stäube
3.2.4.7 Schwelgase
Schwelgase entstehen
- bei unvollständiger Verbrennung,
- bei endothermer oder exothermer Zersetzung,
- bei Deflagration,
- durch Pyrolyse.
Gefährlich können Schwelgase (Zersetzungsgase) dadurch werden, daß sie zu
einem Druckaufbau führen, und besonders dadurch, daß sie - wenn sie
brennbar sind - mit Luft explosionsfähige Gemische bilden. In den Schwelga-
sen können auch flüchtige Verunreinigungen aus den Produkten enthalten
sein, wie Lösemittelreste, Monomere, etc.
Im Zusammenhang mit der Schwelgasproblematik können folgende Fragen
interessieren:
entstehen überhaupt Schwelgase,
Menge der gebildeten Schwelgase,
Brennbarkeit der Schwelgase,
Schwelpunkt.
Ob Schwelgase entstehen und ob sie brennbar sind, kann mit oben schon dar-
gestellten Methoden nachgewiesen werden (s. dazu Kap. 3.2.4.1 und Abb. 1.97).
Die Menge der entstandenen Schwelgase kann, wie in Abschnitt 3.2.4.1 e)
beschrieben, abgeschätzt werden. Etwas genauer läßt sie sich durch Berech-
nung gemäß Kap. 3.2.4.3.2 a) und Abb. 1.103 bestimmen.
Oft ist von einem sog. Schwelpunkt die Rede [10, 159J. Der Schwelpunkt ist
die niedrigste Thmperatur, bei der die geprüfte Substanz Schwelgase (Zerset-
zungsgase) in solchen Mengen abgibt, daß die entstehenden Schwelgas/Luft-
Gemische durch Fremdzündung entzündet werden können.
Der Schwelpunkt ist in extremem Maße von der Bestimmungsmethode ab-
hängig. Eine genormte Methode gibt es nicht.
Verwendet werden können dazu die vorhin schon genannten Methoden (s.
Kap. 3.2.4.1 und Kap. 3.2.4.3.2 a). Beschrieben ist auch die Bestimmung in ei-
ner Flammpunktbestimmungsapparatur (vgl. dazu Kap. 2.2.3.8) analog einer
Flammpunktbestimmung (ohne Rühren). Bei Anwendung dieser Methode ist
beim temperaturprogrammierten Aufheizen darauf zu achten, daß die Tempe-
raturdifferenz zwischen Wand und Probenmitte klein ist.
136 3 Brennbare Stäube
Als Schwelpunkt wird unter Hinweis auf die Methode die tiefste Wandtem-
peratur angegeben, bei der die entstandenen Schwelgase mit Luft entzündet
werden konnten [81].
3.2.5 Explosivität
3.2.5.1 Allgemeines
Ein explosionsfähiger Stoff kann sich durch thermische Einwirkung, mechani-
sche Beanspruchung, durch Detonationsstoß oder ähnliche Einwirkungen spon-
tan zersetzen. Dabei kann in sehr kurzer Zeit eine große Menge hochgespannter
Gase freigesetzt werden, wodurch eine plötzliche Drucksteigerung (Explosion,
Detonation) hervorgerufen wird. Die Explosionsgefährlichkeit fester Stoffe wird
gemäß der Prüfrichtlinie A 14 der Europäischen Gemeinschaften [30] aufgrund
der Ergebnisse der folgenden drei festgelegten Prüfungen beurteilt:
a) Prüfung auf mechanische Sensibilität durch Schlagbeanspruchung (Schlag-
empfindlichkeit);
b) Prüfung auf mechanische Sensibilität durch Reibbeanspruchung (Reibemp-
findlichkeit );
c) Prüfung auf thermische Sensibilität durch extreme Wärmeeinwirkung
(Stahlhülsentest).
Zwischen diesen drei Prüfungen besteht kein unmittelbarer Zusammenhang.
Ein thermisch sensibler Stoff muß nicht zugleich auch mechanisch sensibel
sein und umgekehrt. Dagegen sind praktisch alle reibempfindlichen Stoffe
auch schlagempfindlich. Jedoch gibt es eine große Zahl von schlagempfindli-
chen Stoffen, die nicht reibempfindlich sind. Bei der Prüfung auf mechanische
Empfindlichkeit nur mit dem Fallhammer (Schlagempfindlichkeit) und nicht
auch mit dem Reibtest (Reibempfindlichkeit) ist die Gefahr klein, einen me-
chanisch empfindlichen, explosionsgefährlichen Stoff nicht als solchen zu
identifizieren. Die Sprengstoffgesetzgebung der einzelnen Länder fordert je
nachdem noch Prüfungen nach weiteren Methoden. Eine Zusammenstellung
der üblichen Methoden ist z. B. in [110] gegeben.
d) Druckgefäß-Thst: Auch dieser Test wird zu den Methoden zur Prüfung auf
Explosivität gerechnet. Er hat seit 1988 an Bedeutung zugenommen, weil
er von den japanischen Behörden für die Gefährlichkeitsklassierung sog.
"selbstreaktiver" Stoffe vorgeschrieben wird (Selbstreaktive Stoffe: vgl.
Kap. 3.2.4.6.1).
e) Stahlrohr-Test (Detonationsstoßempfindlichkeit).
Seit dem 1. Januar 1990 hat dieser Thst vermehrt Bedeutung erlangt. Seit
diesem Zeitpunkt ist der Stahlrohrtest für die UN-Gefahrenklassierung
Klasse 1, explosive Stoffe und Gegenstände mit Explosivstoffen, durch die
internationale Gesetzgebung für den Transport gefährlicher Güter vorge-
schrieben (RID, ADR, IMO, ICAO). Hintergrund dieser Neuregelung:
Bisher wurde mehrheitlich angenommen, daß Stoffe, die sowohl mecha-
nisch wie auch thermisch nicht empfindlich sind, d.h. weder aufgrund der
3.2 Abgelagerter Staub 137
3.2.5.2 Scblagempfindlicbkeit
Zersetzt sich ein Stoff unter festgelegten Versuchsbedingungen durch Einwir-
kung von Schlagenergie mit einem hörbaren Knall, dann ist er schlagempfind-
lich und gilt als explosionsgefährlich [111]. Als Prüfgerät wird ein Fallhammer
verwendet (Fallhammergewicht 49 N (5 kg), Fallhöhe 80 cm (nach Lütolf) [92],
oder Fallhammergewicht 98 N (10 kg), Fallhöhe 40 cm (nach Koenen) [110,
111]. In beiden Fällen beträgt die Schlagarbeit etwa 39 Nm (Abb. 1.115)).
Als Probenbehälter werden Kapseln aus Aluminiumfolie (nach Lütolf) oder
spezielle Stahlkapseln (nach Koenen) verwendet (übereinanderstehende Stahl-
zylinder, Durchmesser 10 mm, Hohlzylinder als Führungsring; die Probe be-
findet sich zwischen den Stahlzylindern). Der Thst wird auch auf Flüssigkeiten
angewendet.
Stoffe, die bei einem Fallgewicht von 10 kg und einer Fallhöhe von 40 cm
oder weniger (resp. 5 kg und 80 cm) detonieren (Knall), gelten als explosionsge-
fährlich.
--rT1r--,-F-"'!cllgewicht 49 N (5 kg) - BO cm
98 N (10kg) - 40 cm
Prüfsubst nz
Es gibt Produkte, die sich ohne Knall, jedoch unter Erscheinung von Rauch,
Feuer, Funken, zersetzen. Hier ist eine weitergehende Prüfung auf Explosions-
gefährlichkeit angebracht.
3.2.5.3 Reibempfindlichkeit
Die Prüfung auf Reibempfindlichkeit erfolgt mit einer von der Deutschen
Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) entwickelten Apparatur [112]. Es
3.2 Abgelagerter Staub 139
1
!
----
I Porzellons"ft
I
Probt
I
~{f.~ .. I -'
Porzellanplalfe
Stahlhülse
rüfsubstanz
Zünd-
flamme
4 Gasbrenner
3.2.5.5 Dmckgefäß-Test
3.2.5.5.1 Allgemeines
Der Druckgefäß-Thst ist in der Literatur beschrieben als ein Spezialtest zur Ge-
fährlichkeitsklassierung von organischen Peroxiden [115, 114]. Seit 1988 wird
er in Japan in leicht modifizierter Form aufgrund des revidierten "Fire Protec-
tion Law" als Pflichttest für "selbstreaktive Stoffe" (self reactive substances)
vorgeschrieben [116]. Es ist nicht klar, was unter "self reactive substances" ef-
fektiv verstanden wird. Denn bei der vorgeschriebenen Handhabung des Thsts
wird jedes organische Produkt, auch Nicht-Peroxide, bei Erhitzung auf genü-
gend hohe Temperatur "self reactive", d.h. es zersetzt sich. Als selbstreaktive
Stoffe müßten doch eigentlich diejenigen bezeichnet werden, die gemäß der
Charakterisierung in diesem Buche deflagrationsgefährlich sind (s.
Kap. 3.2.4.6.1). Sie reagieren schon bei niedriger Produkttemperatur selbst,
wenn eine Zersetzungsreaktion lokal ausgelöst wird. Die lokal ausgelöste Reak-
tion pflanzt sich selbständig durch die ganze Produktmenge fort. Beim Druck-
gefäß-Thst wird aber die Zersetzungsreaktion nicht lokal ausgelöst, vielmehr
wird die ganze Substanzmenge gleichmäßig bis zur spontanen Zersetzung er-
hitzt. Der Druckgefäß-Test ist deshalb ungeeignet, selbstreaktive, d.h. deflagra-
tionsgefährliche Stoffe zu erkennen!
Der Thst erlaubt aber, aufgrund des Volumens der Zersetzungsgase und der
Geschwindigkeit ihrer Freisetzung, die Stoffe in Gefährlichkeitsklassen einzu-
teilen, was allerdings nur dann sinnvoll ist, wenn damit bestimmte Handha-
bungsvorschriften verbunden sind. Der Thst wird aber durchaus auch als Ex-
plosivitäts-Test verstanden, werden doch Produkte bei entsprechendem Prü-
fungsergebnis als explosionsgefährlich klassiert [115].
n-t_ _",Ou"'Sl<!.!enpJ9tt~
Oochlung.
Zentners ander
t n
','.
,
Of.n
Der elektrisch beheizte Ofen wird auf die konstant zu haltende Solltemperatur
aufgeheizt (650°- 850 oe, durch Kalibrierung festzulegen).
5,0 g pulverförmige oder flüssige Substanz werden in einen zylindrischen
Probenbehälter aus Aluminium, Durchmesser 30 mm, Höhe 50 mm, eingefüllt
und in die Mitte des Druckgefäßes gestellt. Um den Aluminiumbecher in der
Mitte festzuhalten und so reproduzierbare Bedingungen zu schaffen, verwen-
den wir als Hilfsvorrichtung einen Zentrierständer (s. Abb. 1.120).
Das Druckgefäß wird, ausgerüstet mit der Düsenplatte und der Berstscheibe,
verschlossen und in den vorgeheizten Ofen gestellt. Unmittelbar anschließend
3.2 Abgelagerter Staub 143
wird die Berstscheibe mit kaltem Wasser bedeckt (ca. 20 ml), um ein Abfallen
des Berstdruckes durch Erhitzen der Berstscheibe während des Aufheizens zu
verhindern. Aufgrund der Kalibrierung ist die Ofentemperatur so eingestellt,
daß die Probe nun mit einer Heizrate von ca. 40°C/min bis auf mindestens
400°C aufgeheizt wird (vgl. dazu auch [117]).
In der Regel erfolgt dabei die totale thermische Zersetzung der Probe. Wer-
den dabei signifikante Mengen Zersetzungsgase innert kurzer Zeit freigesetzt,
vermögen sie entweder durch die Düsenöffnung abzufliessen, so daß die Berst-
scheibe nicht bricht, oder sie vermögen nicht abzufliessen, so daß es zu einem
genügend großen Druckaufbau kommt und die Berstscheibe bricht.
Beurteilung
a) Gemäß Japanese Fire Protection Law [116]
1) Düse 1,0 mm: Bruch der Berstscheibe weniger als 5mal von 10 Versuchen
~ Gefahrenklasse 3 (nicht gefährlich)
2) Düse 1,0 mm: Bruch der Berstscheibe mindestens 5mal von 10 Versu-
chen ~ Gefahrenklasse 2 (gefährlich)
3) Düse 9,0 mm: Bruch der Berstscheibe mindestens 5mal von 10 Versu-
chen ~ Gefahrenklasse 1 (sehr gefährlich)
Für die endgültige Klassierung gemäß japanischem Gesetz muß das Ergeb-
nis einer speziellen DSC-Mikrothermoanalyse (vgl. Kap. 3.2.4.5) mitberück-
sichtigt werden.
b) Gemäß RID [115]
Düse 9,0 mm, Probenmenge 10 g: Bruch der Berstscheibe mindestens 1mal
von 3 Versuchen ~ Produkt gilt als explosionsgefährlicher Stoff.
3.2.5.6.1 Allgemeines
Auch der Stahlrohr-Test wurde von der Bundesanstalt für Materialprüfung,
BAM (Berlin), eingeführt [110].
Bei diesem 'lest wird der zu prüfende Stoff in ein Stahlrohr eingefüllt, eine
definierte Sprengstoffladung (Vorladung, Übertragungsladung) wird zusätz-
lich eingeführt, das Rohr verschlossen und die Sprengstoffladung mit einer
Sprengkapsel zur Detonation gebracht. Es wird geprüft, ob die 'lestsubstanz
von der Detonation des Sprengstoffes bzw. von der dadurch ausgelösten
Druckwelle erfaßt wird und selber auch detoniert.
Ist dies der Fall, wird die Prüfung im Stahlrohr wiederholt, jedoch ohne zu-
sätzliche Sprengstoffvorladung, sondern nur mit der Sprengkapsel. Genügt die
Sprengkapsel allein, die 'lestsubstanz zur Detonation zu bringen, gilt diese als
explosionsgefährlich und ist wie ein Sprengstoff zu behandeln, auch wenn sie
nach keinem andern der oben genannten 'lests (Kap. 3.2.5.2 bis 4) als explo-
sionsgefährlich klassiert werden muß. Beispiele für solche Stoffe: 2,4-Dinitro-
anisol, 2,4-Dinitro-toluol, 1-Chlor-2,4-dinitro-benzol, Ammoniumnitrat.
Detoniert eine Prüfsubstanz nur mit der zusätzlichen Sprengstoffladung,
nicht aber mit der Sprengkapsel allein, gilt sie aufgrund dieses Tests nicht als
explosionsgefährlich.
Der 'lest wird angewendet auf feste und flüssige Stoffe. Er kann insbesonde-
re auch angewendet werden auf chemische Reaktionsmassen.
Bei der ursprünglichen Version der BAM wurde für die~en 'lest als Standard
ein l"-Stahlrohr (33,3 mm äußerer Durchmesser, 4 mm Wandstärke, 300 mm
Länge) verwendet, ggf. ein 2"-Stahlrohr (60 mm äußerer Durchmesser, 5 mm
Wandstärke, 500 mm Länge) und unter besonderen Umständen ein 4"-Stahl-
rohr (114 mm äußerer Durchmesser, 8 mm Wandstärke, 1000 mrn Länge) [10].
Die zur Zeit international gültige Ausführungsform entspricht der Beschrei-
bung in den UN-Richtlinien [99]. Die folgende Beschreibung des Stahlrohrtests
stützt sich auf diese UN-Richtlinie, am Beispiel einer pulverförmigen Prüfsub-
stanz. Für flüssige, pastöse oder andere Formen der Prüfsubstanz wird auf die
Originalliteratur verwiesen.
0,1
1
~
0):
Cl)
t..:J
Cl)
50
E
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~
VI
VI 80
"D
C
.E
VI
..x::
u
:~
o Lycopodium
0:: t:. Cellulose
Korngröße
Abb.l.123. Korngrößenverteilung von zwei Stäuben
3.3 Aufgewirbelter Staub 147
1000
6= 2 g/cm 3
~ 100
E
.=!.
~
-w 10
-'"
cn
'6
c
j
-5
Vl
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..<:!'
Ci 0,1
u...
0,01L.---'---'----'------'
1 10 100 1000 10000
Teilchengröße l!Jml
Abb. 1.126. Aufgewirbelter Staub: Zusammenhang zwischen
Teilchengröße und Fallgeschwindigkeit
Kurze Zeit später wurde vom Ausschuß "Brennbare Stäube" die folgende
Definition gegeben: "Staub ist ein zerteilter (disperser) Feststoff beliebiger
Form, Struktur und Dichte!'
In der Praxis ist es üblich, von Staub zu sprechen, wenn die Korngröße eines
Feststoffgemisches 100-500 11m beträgt. Als Feinstaub werden Gemische mit
einer Korngröße von 100- 300 11m bezeichnet und als Feinststaub solche mit
3.3 Aufgewirbelter Staub 149
einer Korngröße von 30-100 J.1m. Anteile der Feststoffteilchen von< 30 J.1m
nennt Geck [118] den "Staub im Staube!' Sie können bis zu 48 Stunden in der
Schwebe bleiben.
Es sei noch darauf hingewiesen, daß man auch kurze Fasern als "Staub" be-
zeichnet, die durch Schneiden synthetischer Endlosfäden oder durch Mahlen
natürlicher oder synthetischer Faserstoffe hergestellt werden. Solche Feststoffe
(Abb. 1.127) sind unter dem Begriff "Flock" bekannt und werden durch ihr
Grammgewicht je 10 km Fadenlänge (die sogenannte dtex-Zahl [Titer)) und die
Schnittlänge I charakterisiert. Solche Fasern, die im aufgewirbelten Zustand
verbrennen können, werden in der Industrie vor allem in Beschichtungsanlagen
verarbeitet (Teppichherstellung, Fußbodenbelag, Autozubehör).
Staubexplosionsfähigkeit ist immer dann gegeben, wenn in einem Staub/
Luft-Gemisch nach der Entzündung durch eine geeignete Zündquelle eine selb-
ständige Flammenausbreitung (Abb. 1.128) in Verbindung mit einer Druckstei-
gerung auftritt.
Ein solcher Explosionsvorgang besteht aus einer chemischen Reaktion, bei
der sich die Reaktionsprodukte unmittelbar oder über komplizierte Zwischen-
reaktionen bilden. Der erforderliche Sauerstoff wird meistens nur mit der Ver-
brennungsluft zugeführt, wobei der Stickstoff als Ballast wirkt. Die Reaktions-
geschwindigkeit steigt anfangs immer mehr an. Wesentlich ist, daß bei den sich
ergebenden Wärmetönungen die Gesamtreaktion exotherm ist.
Als brennbare Stäube im Sinne der folgenden Ausführungen für den aufge-
wirbelten Staub gelten daher nur diejenigen Stäube, die den Luftsauerstoff zur
exothermen Reaktion benötigen. Für den Begriff "Explosion" existiert keine
einheitliche Definition; an dieser Stelle seien daher nur die wichtigsten wieder-
gegeben.
"Im engeren Sinne versteht man unter einer Explosion jede plötzliche Volu-
menvergrößerung anläßlich eines physikalischen oder chemischen Vorgangs"
(Beyersdorfer [118)).
150 3 Brennbare Stäube
1m 2]
/~
/r
/r
1
/r
4r
10-2
1)3 102 10' 10° IIJIll]
Kantenlärge eines Würfels
Abb.l.tl9. Dezimalteilung eines Würfels von ursprünglich 10 cm Kantenlänge
3.3 Aufgewirbelter Staub 153
gasförmige Medium zu absorbieren, haben sehr feine Stäube eine hohe Ober-
flächenaktivität und reagieren demzufolge heftiger als grobe Stäube.
J aeckel [118] konnte zur gleichen Zeit den experimentellen Beweis für die
Richtigkeit dieser Behauptung erbringen. Bei der Vermahlung von Platten-
zucker in einer kleinen luftdicht verschlossenen Kugelmühle stellte er nach 24 h
einen deutlichen Unterdruck fest, den er mit der Absorption von Luft an den
neu entstandenen großen Oberflächen erklärte. Stäube haben damit eine große
Oberflächenaktivität. Je größer die Teilchen, desto geringer ist die Explosions-
gefährlichkeit.
Beyersdorfer hat zuerst die Gefahren des ruhenden abgelagerten Staubes er-
kannt, der nicht unmittelbar Ursache für eine Explosion sein kann. Wird der
Staub jedoch durch eine primäre Staubexplosion aufgewirbelt, so kann eine
nachfolgende sekundäre Staubexplosion verheerende Ausmaße annehmen. Er
berechnete für Zuckerstaub bei einer unteren Explosionsgrenze von 21 g/m 3,
wie hoch die maximale Ablagerung auf den 6 Begrenzungsflächen eines kubi-
schen Betriebsraumes sein darf, um beim Aufwirbeln eben gerade nicht explo-
sionsfähig zu sein (Abb. 1.130).
Je kleiner also ein Betriebsraum ist, um so geringer darf diese Staubablage-
rung sein. Wenige hundertstel Millimeter Schichthöhe reichen also aus, um ein
explosionsfähiges Staub/Luft-Gemisch zu bilden.
Die Gleichung
cl2s
Ll=-----
1/1 + 1/b + 1/h
Ll zulässige Schichthöhe
1 untere Explosionsgrenze
s Raumgewicht
1, b, h Länge, Breite, Höhe
~
Vi
~
"ifj
,:g
~
QJ
El'-
QJ
01
C
15
QJ Oo----~--~
o 2500 5000
Betriebsraumvolumen [m 3 ]
Abb. 1.130. Zuckerstaubablagerungen in kubischen Betriebsräumen, die beim Aufwirbeln
noch keine Explosionsgefahr darstellen (UEO = 21 g/m 3)
154 3 Brennbare Stäube
ergibt für nicht kubische Betriebsräume, daß die eben zulässige Schichthöhe
einer Staubablagerung in solchen Räumen geringer als in kubischen Räumen
und daß sie in niedrigen, langgestreckten Räumen geringer als in hohen, brei-
ten Räumen ist.
Beyersdorfer vermutete, daß die Explosion eines organischen Staubes letzt-
lich eine Gasexplosion ist. Er beobachtete, daß nach dem Einblasen von Zuk-
kerstaub in einer noch nicht explosions fähigen Konzentration in einem beheiz-
ten Raum die Temperatur zunächst sehr rasch um 10-15 oe abnimmt, um an-
schließend um einige Grade über die Ausgangstemperatur anzusteigen. Die be-
obachtete Temperaturerhöhung stammte im wesentlichen von der Wärme, die
durch das System Zuckerstaub/Gas als Folge einer Oxidation gebildet wurde.
Der Vorgang der Entzündung erfolgt demnach in zwei Phasen:
1. Zerstäubung des Zuckers und
2. Oxidation des Zuckers.
Sind Sauerstoffgehalt und Thmperatur hinreichend groß, so verursacht die frei-
werdende Reaktionswärme die Entzündung des Zuckerstaub/Luft-Gemisches.
Als weiteren Beweis dafür, daß die Explosionen von organischen Stäuben in
ihrer zweiten Phase Gasexplosionen sein müssen, führt Beyersdorfer an, daß
nur Brenngase mit einer Flamme brennen können. Nicht das feste oder flüssige
Stearin einer Kerze brennt, sondern der Stearin-Dampf. Obige Modellvorstel-
lungen über den Beginn der Reaktion, bzw. der Reaktionsablauf selbst, sind
für Metallstäube nicht gültig. Die Verbrennungsprodukte einer Alumini-
um-Staubexplosion ähneln in ihrer Form und Größe den Einzelteilchen des
verbrannten Staubes. Bei einer vor der Verbrennung eingetretenen Verdamp-
fung könnte dies aber kaum der Fall sein. Die Verdampfungstemperatur des
Aluminiums ist so hoch, daß die Bildung von Metalldampf bei der Zündung
nicht wahrscheinlich ist. Dies gilt in verstärktem Maße für Zirkonstaub, der
eine noch viel höhere Verdampfungstemperatur hat.
Messungen haben ergeben, daß bei Aluminium-Staubexplosionen im Ver-
gleich zu organischen Stäuben überhöhte Explosionsdrücke auftreten. Dem-
nach wird der entstehende Druck durch die Ausdehnung der Restgase, insbe-
sondere des Stickstoffs, infolge der hohen Verbrennungstemperatur bestimmt.
Bei den Metallstäuben ist Lichtstrahlung für die Übertragung der freiwer-
denden Energie von großer Bedeutung. Gliwitzky und Leuschke [118] haben
experimentell nachgewiesen, daß aufgewirbelte Metallstaub/Luft-Gemische al-
lein durch intensive Lichtstrahlung, also ohne Wärmeleitung und Konvektion,
zur Explosion gebracht werden können.
Da auch spezielle, sehr leicht entzündliche organische Stäube entweder
durch die Lichtstrahlung einer Blitzlampe oder die einer Staubexplosion selbst,
wenn das zu entzündende Staub/Luft-Gemisch und das entzündete Staub/
Luft-Gemisch durch eine Glasscheibe voneinander getrennt sind, entzündet
werden können, ist wahrscheinlich, daß die Lichtstrahlung bei Staubexplosio-
nen an der Energieübertragung beteiligt ist.
Zehr [118] bestätigt die Vorstellungen von Beyersdorfer über den Verbren-
nungsmechanismus brennbarer Stäube und stellt fest, daß die Verbrennung
3.3 Aufgewirbelter Staub 155
fester Stoffe eine Reaktion ist, die an der Oberfläche unter Beteiligung des
Sauerstoffs in der umgebenden Luft abläuft. Die Brennstoffe reagieren hierbei
unter Flammenerscheinungen, d.h. in der Flamme verbrennen die zuvor ver-
dampften oder ausgeschwelten und durch Konvektion mit Sauerstoff ver-
mischten Gase.
Nach einer Fremdzündung oder Selbstentzündung (bei Vorliegen der Vor-
aussetzung für eine Wärmezündung) pflanzt sich der in einem Staub/Luft-Ge-
misch eingeleitete Verbrennungsvorgang derart fort, daß die bei der Verbren-
nung eines kleinen Volumenteils freiwerdende Energie auf die benachbarten
Volumenteile und die in ihnen enthaltenen Staubpartikel übertragen wird, wo-
bei - neben der Konvektion - die Lichtstrahlung einen wesentlichen Anteil
des Energietransports übernimmt. Die Verbrennung von je 10 g läßt die Tempe-
ratur im Volumenelement bei Schwefel um 135 K, bei Magnesium um 240 K
und bei Aluminium um 340 K steigen. Die Reaktion setzt sich so nach allen
Seiten mit einer relativ hohen Geschwindigkeit fort. Das Reaktionsvermögen
von brennbaren Stäuben in Mischung mit Luft hängt daher von den jeweiligen
Staubeigenschaften ab.
Zu sehr ähnlichen Vorstellungen gelangte man bei den Untersuchungen über
den Mechanismus von Kohlenstaubexplosionen [118]. Ursprünglich nahm
man an, daß auch solche Explosionen überwiegend in der Gasphase ablaufen;
die durch die Entzündung des Kohlekorns freigesetzten flüchtigen Bestandteile
sollten wesentlich an der Reaktion beteiligt sein. Dagegen vertraten andere For-
scher die Meinung, daß Oxidationsprozesse an der Oberfläche der Kohleteil-
chen selbst den Reaktionsablauf bestimmen.
In den letzten Jahren setzte sich mehr und mehr die Ansicht durch, daß so-
wohl die freigesetzten flüchtigen Bestandteile als auch die feste Kohlesubstanz
den Explosionsablauf bestimmen. Lediglich im Anfangsstadium einer Explosion
scheinen nur die flüchtigen Bestandteile entscheidend zu sein. Dies läßt sich durch
experimentelle Untersuchungen des In- und Auslandes bestätigen, wobei man
davon ausgeht, daß die Verbrennung der Kohleteilchen in 3 Phasen verläuft:
Aufheizung des Korns und Pyrolyse (flüchtige Bestandteile und Teerpro-
dukte werden gebildet und freigesetzt),
Zündung und Verbrennung der Pyrolyse-Produkte und
Zündung und Verbrennung des Koks- und Kohlerestes.
Die zeitliche Aufeinanderfolge dieser drei Phasen hängt vor allem von der
Korngröße und der Aufheizungsgeschwindigkeit ab. Howard und Essenhigh
[118] haben bei Aufheizungsgeschwindigkeiten von ca. 104 K/min bei Einzel-
körpern im mm-Bereich eine deutliche Trennung von Entgasung und Verbren-
nung festgestellt. Bei kleineren Teilchendurchmessern und höheren Aufheizge-
schwindigkeiten kam es dagegen bereits zu einer Entzündung des Kornrandes,
bevor die Entgasung merklich einsetzte.
Bei Kohlenstaubexplosionen liegt die Aufheizgeschwindigkeit schätzungs-
weise im Bereich von 106 - 109 K/min. Bei feinen Teilchen kann man davon
ausgehen, daß der Mechanismus von Kohlenstaubexplosionen mit den genann-
ten drei Phasen beschrieben wird.
156 3 Brennbare Stäube
Staubexplosionen sind seit etwa 200 Jahren bekannt, und zwar seit damit be-
gonnen wurde, das Getreide in Windmühlen zu vermahlen. Die erste, als solche
erkannte Staubexplosion ereignete sich nach den Aufzeichnungen der Thriner
Akademie der Wissenschaften am 14. Dezember 1785 in Italien. Es handelte
sich hierbei um eine Mehlstaubexplosion in Thrin [118].
Abbildung 1.131 zeigt die erste authentische Fotografie vom Mühlenbrand
nach einer Getreidestaubexplosion in den USA im Jahre 1853.
In den folgenden 100 Jahren ereigneten sich fünf weitere aufsehenerregende
Mehl- und Getreide-Staubexplosionen (Tabelle 1.33).
Im Zusammenhang mit der im Jahre 1887 stattgefundenen Silospeicher-
explosion in Hameln (Abb. 1.132) schrieb die VDI-Zeitschrift: "Das Ereignis
steht auf dem Kontinent ohne Beispiel da; jede Vorstellung von der gewaltigen,
zerstörenden Kraftwirkung fehlte bisher!'
Mit zunehmender Industrialisierung und als Folge der Umstellung von
Klein- auf Großbetriebe stieg die Zahl der Staubexplosionen. So ereigneten
sich bis zum Jahre 1922 in den USA und Kanada 217 Staubexplosionen im Zu-
sammenhang mit organischen Stäuben in Mühlen, Elevatoren und Silos, Stär-
kefabriken, Zuckerraffinerien sowie in Anlagen, in denen z. B. Aluminium,
Schokolade, Papier, Gummi oder Gewürze verarbeitet werden.
Eine neuere amerikanische Statistik von 1900-1952 über die Staubarten
weist 769 Explosionen mit einem Schaden von 88 Mio. Dollar aus (Th-
belle 1.34).
Insgesamt waren dabei 464 Tote und 1229 Verletzte zu beklagen.
Aber nicht nur die Industrie war von Staubexplosionen betroffen. Während
einer einzigen Ernteperiode wurden in Pacific Northwest (USA) 300 Staub-
explosionen in Dreschmaschinen registriert, mit einem Schaden von mehr als
1 Mio. Dollar.
158 3 Brennbare Stäube
[%]
°v
..., 40
c
~ 31
'" 30
Q)
0
..., 20
~
c
Q)
N
0
'"0.. 10
0
Holz Nahrungs- Metalle Kunst- KOhle/ Papier Sonstige
und Futter- stoffe Torf
mittel
Staubarten
Abb. 1.137. An 426 Staubexplosionen beteiligte Staubarten
3.3 Aufgewirbelter Staub 161
20
[%}
2c 15
«
L-
QJ
Ci 10
...,
:J
C
QJ
N
0
L-
5
a.
0
Anlagengruppe
28
[%]
0ii)
~
c 15
~ 15
«
L
QJ
0 10
.3
c
QJ
N
2 5
Q.
Zündque!lenart
Abbildung 1.138 zeigt den prozentualen Anteil der von den Staubexplosio-
nen betroffenen Staubgruppen. Jede fünfte Staubexplosion ereignet sich also
in einem Silo oder Bunker.
In Entstaubungs-, Mahl- und Förderanlagen ist etwa gleichhäufig mit Staub-
explosionen zu rechnen.
Abbildung 1.139 zeigt den prozentualen Anteil der Zündquellenarten als Ur-
sache für Staubexplosionen. Es sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben,
daß es häufig sehr schwer ist, die tatsächliche Zündursache zu ermitteln. Ein
Teil der Angaben kann sich daher nur auf Vermutungen stützen, indem von
mehreren Möglichkeiten die mit der höchsten Wahrscheinlichkeit angegeben
wird. Man geht davon aus, daß "mechanisch erzeugte Funken" mit 28070 als
häufigste Zündquelle in der Industriepraxis anzusehen sind. Hierunter fallen
162 3 Brennbare Stäube
Schleif-, Reib- und Schlagvorgänge. Es ist daher nicht verwunderlich, daß sich
die neuere Forschung speziell mit der Wirksamkeit dieser Zündart in Staub/
Luft-Gemischen befaßt hat. Die übrigen bedeutsamen Zündquellen treten of-
fenbar mit ungefähr gleicher Häufigkeit auf.
Die bisherigen sicherlich unvollständigen Angaben über Staubexplosionen
mögen für einen Überblick über die seit 200 Jahren bekannte Gefährlichkeit
von brennbaren Stäuben bei ihrer Herstellung, Verarbeitung oder Förderung
genügen. Die oft vertretene Meinung, daß in einer staubverarbeitenden Anlage
keine Gefahr besteht, wenn es jahre- oder jahrzehntelang zu keiner Explosion
kam, ist häufig widerlegt worden.
Die Thtsache, daß rund 36070 aller Staubexplosionen auf menschliches Versa-
gen, Leichtsinn, Fahrlässigkeit oder Gleichgültigkeit zurückzuführen sind,
macht deutlich, daß eine wirksame Belehrung und Aufklärung des Betriebs-
personals unerläßlich ist. In diesem Sinne hat das vom US-Innen- und Land-
wirtschaftsministerium entworfene Plakat (Abb. 1.2) noch heute seine volle Be-
rechtigung.
3.3.3 Prüfapparaturen
:§
-0
i ==-. ~.&
t--::-•..•
'(/I
I
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Zündung im ruhenden
~
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Zustand '~
•
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:J
niedrig I--A
<-
0 hoch mittel
Turbulenz bei Zündung
Abb. 1.140. Einfluß der Thrbulenz auf die Explosionskenngrößen von Brenngasen
Tiffanel und Dürr [118] bedienten sich im Jahre 1911 zur Bestimmung der
relativen Gefährlichkeit einiger Staubarten der photographischen Methode.
Mit einem Sauerstoffstrom bliesen sie eine abgewogene Staubmenge in eine
Benzinflamme und photographierten Länge und Größe der Explosionsflamme
von Mehl, Zucker und Lycopodium.
Abbildung 1.142 zeigt die von Bauer im Jahre 1917 entwickelte Apparatur
für die Bestimmung der unteren Explosionsgrenze von Aluminiumstaub. Sie
besteht aus einem senkrecht stehenden Rohr m mit einem im unteren 'Jeil ange-
ordneten Elektromotor mit Flügelwerk n, einer Zündquelle und dem lose auf-
gelegten Deckel p. Die untere Explosionsgrenze von Aluminium wurde zu ca.
400 g/m 3 bestimmt.
Die von Steinbrecher [118] entwickelte Apparatur zur Ermittlung der unte-
ren Explosionsgrenze von Industriestäuben (Abb. 1.143) unterscheidet sich von
der vorstehend beschriebenen durch eine einmalige Staubaufwirbelung mittels
eines Luftstoßes. Die Verbrennungskammer mit einem Inhalt von 0,1351 be-
steht aus einem vertikalen, zylindrischen Glasrohr, das oben halbkugelförmig
abgeschlossen ist. Sie enthält die Zündquelle und ein Thermoelement.
Der zu untersuchende Staub wird zunächst unmittelbar vor dem Explosions-
raum abgelagert, durch einen Luftstoß aufgewirbelt und im Zylinder verteilt.
Bei diesen Zündversuchen wurde das Glas häufig zerstört.
,...........I!-- _____-Zündunq
Inholl: 0, 'J5l
luf'l!Jehäller
Abb.1.143 Abb.1.144
Abb. 1.143. Versuchseinrichtung zur Bestimmung der unteren Explosionsgrenze nach Stein-
brecher
Abb. 1.144. Versuchseinrichtung der Chemisch-Technischen ReichsanstaIt für die Untersu-
chung der Explosionsfähigkeit von Staub/Luft-Gemischen
166 3 Brennbare Stäube
Steel
tube
In!xJJf:o,m
bZw. O,75Zl
Luflbdlölfer
Acetylene
burner
Air
Abb.l.145 Abb.l.146
Abb. 1.145. Versuchs einrichtung zur Bestimmung der Explosionsfähigkeit von Staub/Luft-
Gemischen nach Eckhoff
Abb. 1.146. Apparatur für die Bestimmung des zeitlichen Druckverlaufs von Staubexplosio-
nen nach Mason und Thylor
Trostel und Frevert entwickelten eine Methode (Abb. 1.147), bei der ein Luft-
stoß von oben auf eine in einem Näpfchen abgelagerte Staubprobe trifft. Auf
diese Weise wird ein Staub/Luft-Gemisch in dem nunmehr kugelförmigen Ex-
plosionsgefäß von 1,4 I Inhalt erzeugt. Auch hierbei erfolgt die Messung des
zeitlichen Druckverlaufs der Staubexplosionen mit Hilfe eines mechanischen
Indikators (Maihak).
Manooeter
'-==,*===..!:=--lt1cuum
Abb.l.147. Apparatur für die Bestimmung des zeitlichen Druckverlaufs von
Staubexplosionen nach Trostel und Frevert
3.3 Aufgewirbelter Staub 167
Oruckoufnehmer
Induktions-
~~==~~7~Ru~
P)!rex-Rohr
Elektroden
die Berechnung des maximalen Explosionsdruckes eines Staubes aus der Ver-
brennungstemperatur erlaubte. Danach war zu erwarten, daß der maximale
Druck der meisten Stäube in der Größenordnung von 8 -12 bar liegt. Die in
den bisher beschriebenen geschlossenen Apparaturen gemessenen Druckwerte
erreichten dagegen oft nicht einmal die Hälfte der theoretischen Werte. Nur
mit einem größeren Volumen des Explosionsgefäßes und einem verbesserten
Staubaufwirbelverfahren schien daher die theoretische Voraussage verifizier-
bar zu sein.
Gliwitzky [118] benützte 1938 für seine Untersuchungen ein Explosionsge-
fäß von 431 Inhalt (Abb. 1.152). Die Staubaufwirbelung wurde durch Flügelrä-
der erreicht. Dabei war es unbedingt nötig, die Staubaufwirbelung und den
Zündvorgang - mit Brückenglühzündern - zu synchronisieren, um reprodu-
zierbare Meßwerte zu erhalten. Diese Apparatur wurde sowohl für die Bestim-
mung der Explosionsgrenzen als auch für die Messung des zeitlichen Druck-
verlaufs von Staubexplosionen eingesetzt. Die in ihr gemessenen optimalen
Druckwerte sind mit den theoretischen Werten vergleichbar.
Im Gründungsjahr 1967 des Ausschusses "Brennbare Stäube" der chemi-
schen Industrie - dem Mitarbeiter der Firmen BASF, Bayer, Hoechst AG und
Ciba-Geigy AG angehören - gelang die reproduzierbare Herstellung großvo-
lumiger, praktisch homogener Staubwolken durch rasches Ausblasen von
Staub aus unter Druck stehenden Vorratsbehältern in Verbindung mit Verdü-
sungseinrichtungen (Abb. 1.153).
Damit waren die Grundvoraussetzungen für Staubexplosionsuntersuchun-
gen in deutlich größeren Behältern als bisher geschaffen.
Dieses neue Verfahren wurde erstmalig [126] in Verbindung mit einem explo-
sionsfesten zylindrischen Behälter von 1 m 3 Inhalt (Höhen/Durchmesser-Ver-
hältnis == 1) angewendet und wie folgt vorgegangen (Abb. 1.154);
170 3 Brennbare Stäube
b
Abb. 1.152. Apparatur für die Bestimmung der Explosionsgrenzen und Explosionskenngrö-
ßen von Staubexplosionen nach Gliwitzky. a Geöffnete Apparatur; b geschlossene Appara-
tur
Zeit t
~
Abb. 1.154. Schematische Darstellung des neuen Verfahrens für die Untersuchung
des Ablaufs von Staubexplosionen (1967)
b
Abb.1.156. 1 m3-PrüfbehäIter für die Untersuchung des Ablaufs von Staubexplosionen.
a Schematische Darstellung; b praktische Ausführung
I bar]
I X !-- 1- 1081x1r =rro.xmaler
~a..QJ 10 ' Explosionsdruck Pmax
!/
o
.Vi ...:.::
.9u
Cl.::J
~{:j 5
11
o
01 ... Ibar/s]
\:JI\:J 400 ~- - 432 bar =max. zeitlicher
s Druckanstieg (dpldtlmax
j /f 1\
'-v!
QJC
.co 200
/ 1\
Fl-
u...:.::
~~
~c5 o
o 1000 Ig/m3]
Staubkonzentration
Abb. 1.157. Definition des maximalen Explosionsdruckes Pmax und des maximalen
zeitlichen Druckanstiegs (dp/ dt)max bei optimaler Staubkonzentration
174 3 Brennbare Stäube
[barJ
-=8'------ ~---~ 10
y---
\
-
L: \
Cl I
.0
x I
d I 5
)( \
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CL @±:
> '"
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I
niedrig
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c- 0 I
L '"
o~------~~~~--------~ 300
10 l-Behälter ~
\
~I
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E 200
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.:.
1l 5,4l-Behälter 1\ .~,
~
-
( j)
100
~'~
\
"'-....,
Turbulenz, \ I
°o
I
\
0,6 [sJ I I
0,6 0,9 [5]
Zündverzögerungszeit t V
ZundverzogerungszE'd t v
Abb.1.158 Abb.159
Abb. 1.158. Explosionskenngrößen von brennbaren Stäuben als Funktion der Zündverzöge-
rungszeit lv
Abb. 1.159. Einfluß des Staubvorratsbehältervolumens und der Zündverzögerungszeit t v
auf die Explosionskenngrößen von Cellulose
der Zündquelle (vg1. Abb. 1.158 am Beispiel von zwei beliebig ausgewählten
Stäuben). Hiervon ist besonders der maximale zeitliche Druckanstieg
(dp/dt)max betroffen, der deutlich mit abnehmender Zündverzögerungszeit t v
- als Maß für die Thrbulenz - kontinuierlich zunimmt. Für die Staubexplo-
sionsprüfung mußte daher eine konstante Zündverzögerungszeit von t v = 0,6 s
festgelegt werden, die bei der Bestimmung der Explosionskenngrößen zwin-
gend einzuhalten ist.
Diese Festlegung gilt natürlich nur für den 1 m3-Behälter bei Anwendung
von Staubvorratsbehältern mit einem Inhalt von 5,41. Da zu diesem Zeitpunkt
der Vorratsbehälter praktisch entleert ist, ist eine ungefähre Angabe der Staub-
konzentration beim Wirksamwerden der Zündquelle möglich.
Es kann nun - speziell bei brennbaren Stäuben mit einem sehr niedrigen
Schüttgewicht - vorkommen, daß der ursprünglich normierte 5,41-Staubvor-
ratsbehälter nicht ausreicht, um die vorgeschriebenen Untersuchungen für die
Bestimmung der optimalen Explosionskenngrößen über einen breiten Konzen-
trationsbereich durchzuführen. In diesem Fall muß zu einem größeren Staub-
vorratsbehälter von z. B. 10 I Inhalt übergegangen und durch entsprechende
Wahl der Zündverzögerungszeit 1v dafür gesorgt werden, daß im Rahmen der
3.3 Aufgewirbelter Staub 175
Versuchsgenauigkeit die gleichen Ergebnisse erhalten werden wie mit dem klei-
neren Vorratsbehälter. Abbildung 1.159 verdeutlicht, daß - bei gleichem
'ITeibmitteldruck (Luft von 20 bar) - der größere Staubvorratsbehälter eine
höhere Thrbulenz der Staub/Luft-Gemische erzeugt, bezogen auf eine konstan-
te Zündverzögerungszeit. Hierdurch wird der maximale zeitliche Druckanstieg
(dp/dt)max beeinflußt. Der maximale Explosionsdruck Pmax ist dagegen von
der Volumenvergrößerung des Staubvorratsbehälters praktisch nicht betroffen.
Um daher zu Explosionskenngrößen zu gelangen, die - im Rahmen der Meß-
genauigkeit - mit denjenigen des kleineren Staubvorratsbehälters überein-
stimmen, muß bei Anwendung des 101-Vorratsbehälters die Zündverzöge-
rungszeit auf 4 = 0,9 s angehoben werden~
Werden die vorgeschriebenen Zündverzögerungszeiten von t y = 0,6 s (5,41-
Vorratsbehälter) bzw. t y = 0,9 s (101-Vorratsbehälter) nicht konsequent einge-
halten, dann kann keine angenäherte Staub konzentration angegeben werden,
weil das gewünschte Staub/Luft-Gemisch entweder noch nicht völlig erstellt
(ty <0,6 s bzw. 0,9 s) oder bereits dem Prozeß der Entmischung bzw. Sedimen-
tation (4)0,6 s bzw. 0,9 s) unterworfen ist.
Der 1 m3-Behälter hat sich als Prüfinstrument für Staubuntersuchungen be-
währt, und das Verfahren ist international genormt [127] und den Verhältnis-
sen in der Praxis angepaßt.
Geht man vom 1 m3-Behälter zu größeren geschlossenen Behältern über, so
ist der maximale Explosionsdruck Pmax von der Volumenveränderung weitge-
hend unbeeinflußt. Der maximale zeitliche Druckanstieg (dp/dt)max vermin-
dert sich dagegen - wie bei den Brenngasen - nach dem sogenannten Kubi-
schen Gesetz:
(dp/dt)max'VI/3 = konst. = Kst
KSt ist eine auf die brennbaren Stäube bezogene prüf- und verfahrenstechni-
sche, volumenunabhängige Kenngröße mit der Dimension [bar' m . s -I].
In Abb. 1.160 sind die in verschiedenen Volumina gemessenen Explosions-
kenngrößen brennbarer Stäube denjenigen des genormten 1 m3-Behälters ge-
genübergestellt. Unabhängig von der Explosionsbehältergröße stimmen also
die Werte für den maximalen Explosionsdruck Pmax - im Rahmen der Meß-
genauigkeit - überein. Sie werden allenfalls durch die Behälterform beein-
flußt.
In kugelförmigen Behältern werden, wie von den Brenngasen her erwartet
(vgl. Abb. 1.32), höhere Drücke beobachtet als in Behältern zylindrischer
Form. Da das Höhen/Durchmesser-Verhältnis des 1 m3_ bzw. 10 m3-Behälters
== 1 und dasjenige des 2,4 m3-Behälters 1,55 beträgt, erklärt dies die in diesem
Behälter gemessenen etwas geringeren Druckwerte.
Wie ferner Abb. 1.160 entnommen werden kann, ist auch der Wert für die
staub spezifische Kenngröße KSt der verschiedenen brennbaren Stäube unab-
hängig vom Behältervolumen.
Obige Übereinstimmung beider Explosionskenngrößen (Pmax, KsJ in ge-
schlossenen Behältern von verschiedenen Volumina gilt jedoch nur dann, wenn
das eingangs beschriebene Staubuntersuchungsverfahren korrekt angewendet
176 3 Brennbare Stäube
e
[bar) 0 V = 2,4 m' e//e
... 9_ eV =10rr? /
~
~
4
/0
00
ci'l 8- e00
'1 /At 0
; 7 - /
~ //
~. 6 I-- //
J 6 55 7
~/
8
I I
9 [bar)
I I
pmax.: 1 m3 - Behiilter
[bar.m.s1r----------/'
/'
/
...
~ 300 "-
:0
~ /0
cu
a:> 0!(
rn~ 200 -
?P
," 0"
~ /
)i
N
f' 100 ~
""~
o ,,
L L/- _ -I ' - - _ - I' - - _ - ' I- - _ - - '
o 100 200 300 [bar·m·s- 1 )
Kst : 1m3- Behälter
Abb. 1.160. Vergleich der Explosionskenngrößen brennbarer Stäube in unterschiedlichen
Volumina (V = 1 m3 : ein 5,41-Staubvorratsbehälter; V = 2,4 m3 : zwei 5,41-Staubvorrats-
behälter; V = 10 m 3 : zehn 5,41-Staubvorratsbehälter)
wird. Dies bedeutet, daß für solche Untersuchungen eine dem Explosionsbehäl-
tervolumen proportionale Anzahl an 5,41-Staubvorratsbehältern mit sprengkap-
selbetätigtem Ventil verwendet wird, der Staub aus allen Vorratsbehältern über
Ringdüsen im Explosionsraum verteilt wird und die Zündquelle in Form von py-
rotechnischen Zündern mit einem Gesamtenergieinhalt von E = 10 kJ, t y = 0,6 s
nach Beginn der Staubeingabe in Raummitte wirksam wird. Zulässig ist auch -
wie bereits erwähnt - die Verwendung der entsprechenden Anzahl von 101-
Staubvorratsbehältern mit sprengkapselbetätigtem Ventil in Verbindung mit ei-
ner Zündverzögerungszeit von t y = 0,9 s. Jedes Abweichen von diesen Bedin-
gungen (verändertes Volumen und veränderte Anzahl der Staubvorratsbehälter,
geänderter Treibmitteldruck, Änderung des Ventils am Austrag des Staubvor-
ratsbehälters, Änderung der Ringdüse für die Staubverteilung) kann die Explo-
sionskenngrößen - speziell den KSt-Wert - so beeinflussen, daß selbst bei
Einhaltung der vorgeschriebenen Zündverzögerungszeiten keine Übereinstim-
mung mehr mit den Meßwerten des 1 m 3-Behälters besteht. Sollen solche abge-
änderten Systeme für Staubuntersuchungen eingesetzt werden, so müssen die
Zündverzögerungszeiten so gewählt werden, daß für eine Vielzahl von Stäuben
nachgewiesen werden kann, daß im Rahmen der Versuchsgenauigkeit die glei-
chen Ergebnisse erzielt werden wie im genormten 1 m3-Behälter.
3.3 Aufgewirbelter Staub 177
Staubexplosionsklasse
>0-200 St 1
201-300 St 2
>300 St 3
Bei der Vielzahl der in der Industrie produzierten und verarbeiteten Stäube
ist es sinnvoll, nach der Explosionsheftigkeit, dem KseWert, eine Einteilung in
Staubexplosionsklassen vorzunehmen und danach vor allem die konstruktiven
Schutzmaßnahmen gegen die Auswirkungen von Staubexplosionen auszule-
gen. Es handelt sich hierbei (Thbelle 1.35) um definierte Bereiche, die durch be-
stimmte Kst-Werte begrenzt werden.
Die ehemals eingeführte Staubexplosionsklasse St 0 (nicht staubexplosions-
fähig) wurde fallengelassen, weil es Produkte gibt - z. B. chemisch nicht reine
Stäube, mit anorganischen Zuschlagstoffen vermischt -, deren Gemische eine
höhere Zündenergie als die genormte Prüfzündenergie (E = 10 kJ) benötigen.
Besonders zu vermerken ist, daß die Angabe der Staubexplosionsklasse nur
eine Aussage über den zu erwartenden Verlauf einer Staubexplosion macht, kei-
nesfalls über das Zündverhalten eines Staubes. Relativ schwach reagierende
Stäube können besonders leicht, heftig reagierende Stäube dagegen schwer ent-
zündlich sein. Somit enthält die Angabe der Staubexplosionsklasse auch keines-
falls eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Staubexplosi-
on oder über die zu erwartenden Explosionsauswirkungen in der Industriepraxis.
Erwähnt sei noch, daß Vergleichsversuche ergeben haben, daß die Explo-
sionskenngrößen (Pmax' KSt) unabhängig von den Zündbedingungen, wie er-
wartet, in der "Hartmann-Apparatur" (Abb. 1.140) deutlich niedriger sind als
im 1 m 3-Behälter. Eine eindeutige Zuordnung besteht nicht [41, 126]. Die
Aussage der "modifizierten Hartmann-Apparatur" (Abb. 1.151) unterschätzt,
aber auch überschätzt teilweise die Staubexplosionsklasse.
Die Verwendung von Großbehältern für die Bestimmung der Explosions-
kenngrößen brennbarer Stäube ist mit einem hohen Zeit- und Produktaufwand
verbunden. Es stellt sich daher die Frage, bis zu welchem Mindestvolumen das
erwähnte Kubische Gesetz im Zusammenhang mit Staubuntersuchungen gilt.
Der systematischen Entwicklungsarbeit von Siwek [128, 129] ist die Lösung
dieser Problemstellung zu verdanken. Er untersuchte bei unterschiedlichen
Zündbedingungen das Explosionsverhalten von zahlreichen brennbaren Stäuben
in kugelförmigen Apparaturen von einigen Litern Inhalt mit entsprechend ver-
kleinertem Staubvorratsbehälter (aber auch in der Hartmann-Apparatur) und
verändertem 1teibmitteldruck und veränderten Zerstäubungsanordnungen.
Bei Verwendung der jeweils günstigsten Zerstäubungsanordnung (im allge-
meinen Ringdüse) gelangte er zu der grundlegenden Erkenntnis (Abb. 1.161),
daß sich mit zunehmendem Prüfvolumen die Angleichung der staubspezifi-
schen Kenngröße KSt an die Werte des genormten 1 m 3-Behälters verbessert.
178 3 Brennbare Stäube
[bor. m· S - 1 ] r - - - - - - - - - - - - . . . .
700
Abb. 1.161. Vergleich der KscWerte in den Laborapparaturen mit denen im genormten
1 m3-Behälter
OberflöchenlVolumen- Verhältnis
Abb. 1.162. Abhängigkeit des "KscGradienten" Laborapparatur zu
1 m3-Behälter vom Oberflächen/Volumen-Verhältnis der Prüfapparaturen
3.3 Aufgewirbelter Staub 179
b
Abb.l.163. 201-Laborapparatur für die Untersuchung des Explosionsverhaltens
von brennbaren Stäuben. a Schematische Darstellung; b praktische Ausführung
180 3 Brennbare Stäube
Explosion
~x
Normaldruck
Vorvakuum
o ---i---.j...---
o 60 [ms]
Staubeinblas -
ventil öffnet
J Zeit t
x /
°o~----------~----------~~
o..~ /
/
/
I
o0~----:5~P----:[::-'bo.r]
Pmox : 1m3-Behölter
[bar-m-s~"'-----'------"
o Tron_ent. PlAver 0 /
D EP / PES Pliver /
l'>. a1u-haltige Pulver
orP
o / ~
/.r:o
,.00 -
/
/
o
/
/
/
I
"KlO [oor·m-s-1 ]
KSt :1m 3-BehäLter
Abb.l.165 Abb.l.l66
Abb. 1.165. Vergleich der Explosionskenngrößen brennbarer Stäube in der 201-Laborappa-
ratur und im genormten 1 m3-Behälter
Abb. 1.166. Vergleich der Explosionskenngrößen von Beschichtungspulvern in der 201-La-
borapparatur und im genormten 1 m3-Behälter
bezieht sich auf die Anwendung der üblichen Prüfzündquelle. Danach ist der
maximale Explosionsdruck Pmax - unabhängig von der Schnelligkeit einer
Staubexplosion - sehr genau meßbar. Dagegen nimmt die Meßgenauigkeit
der staub spezifischen Kenngröße KSt zu kleinen Werten hin prozentual relativ
stark ab. Absolut gesehen ist die Standardabweichung jedoch annähernd
gleich.
Die 201-Laborapparatur hat sich für die Untersuchung von brennbaren
Stäuben als Prüfinstrument weltweit bewährt. Für einige, wenn auch wenige,
brennbare Stäube, im allgemeinen mit schlechtem Fließverhalten, wurden je-
182 3 Brennbare Stäube
L:
.8
"6f-
\ Pyrotechnische Zünder
J
E=10oooJ
I
600
"1(1
20l-KUJel &. I
E 1m3_ Behälter St3
"- 400
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t
SI2
V)
:.:::
200
.......
i
Sll
I
o0 15 3Ö StO
Standardabweichung J !:!:%l
Abb.l.167. Standardabweichung für die Explosionskenngrößen brennbarer Stäube
-t
Ix I
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I
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\
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V "
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~
CI
B 9
00 3 6 9 12 ~
Pmax,Ringdüse
[bar]
KSt,Ringdüse lbormlsJ
Abb. 1.169. Einfluß der Staubverteilungsanordnung auf die Explosionskenngrößen in der
201-Laborapparatur
3.3.4 Explosionsgrenzen
.-. 100
m
.€
E) 75
ci
E 50
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..9
.1-
I
C>
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~ "-A--A-A-A-A-
I
~c ?-8
I
D
:;;,
9
10 100 104 [ mJ )
Zündenergie E
re Explosionsgrenze von UEG = 30 g/m 3 [131]. Dies gilt auch dann, wenn der
organische Anteil der Partikel von 990/0 auf 70% sinkt. Beträgt er 400/0, dann
wird der Grenzwert auf UEG = 60 g/m 3 angehoben. Zumischungen von bis
zu 6% Aluminiumpulver verändern die untere Explosionsgrenze nicht.
Flock (Abb. 1.127) ist eine monophile Stapelfaser, die in einem Titerbereich
von etwa 0,9- 22 dtex und einer Länge im Bereich von 0,5 - 2,5 mm liegt. Die
folgenden Ausführungen beziehen sich auf Flock aus Polyamid 66, Poly-
amid 6, Acryl, Viskose, Polyester, Baumwolle im Titerbereich von 0,6 - 6,7 dtex
und im Längenbereich von 0,5 -1,5 mm. Der Flock lag geschnitten und gemah-
len vor.
Wegen des niedrigen Schüttgewichts von Flock war es notwendig, die explo-
sionstechnischen Untersuchungen in der Prüfapparatur von V = 1 m 3-Inhalt
(Abb. 1.156) vorzunehmen. Weil das Austragen dieses Produktes über die übli-
186 3 Brennbare Stäube
0,54 15
3,30 30
4,90 60
6,70 125
8,50 250
~.--------.---------,--------,--------.
m
E
2>
)~----o2CfJ
"-o"-!}---.o--<)125
oL____~::~::~~~E;~;;~~~~~~~w
'00 101 10 2 103 10 4
~
Zi..indenergie E [JJ
Abb.l.I72. Einfluß der Zündenergie E auf die untere Explosionsgrenze UEO von Flock
3.3 Aufgewirbelter Staub 187
1,00
'"'\< \0
o .Il> 13 Glorner t.!!-
...
\ ß
0,75 I- ~
(J i\ CI>
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\ 0
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c
0,25 r- Wiemonn~\ ~0
\ CI>
0 I 1 1 '(I
0 100 200 300 400 ['e]
Temperatur T
Abb. 1.173. Einfluß der Temperatur T auf die untere Explosionsgrenze UEO brennbarer
Stäube. Vergleich Rechnung [134]/Meßergebnisse [67]
lE;1 125.----,---,---,---,--."
~
I I
I // I
o /
/
-
/
/
o / -
o Q/
0/
/
501- / -
/
o <IC/ o technische Stäube
09 $> 6. Brennstoffstäube
25- / o anorg. brennbare
/ Stäube
/
0/ I I I I
o 25 50 75 100 125
UEG :experimenteU bestimmt 19/m3 ]
Abb.1.174. Gegenüberstellung der berechneten und experimentell gemessenen
unteren Explosionsgrenze UEG brennbarer Stäube
3.3 Aufgewirbelter Staub 189
[g/m 3 ] I
I
g; I
] 750 e- \
c3 500 - \
~ 250- 0~0
~ 0 I I~'
100 75 50 25 [%]
o 25 50 75 [%]
nicht expl.MC-Granulat
Mischungsverhältnis explosionsf.MC-Feinstaub
3.3.5 Explosionsdruck/Explosionsheftigkeit
[bar] [bar-m-s-l
Para formaldehyd
<I>
Vi
o Methytcellulose
~
0 I')
~
E 400 Q)
'" 0
0 63 100 200 300 [}Jm] 0 63 100 200 300 [}Jm]
Medianwert M
Abb.l.176. Einfluß des Medianwertes M auf die Explosionskenngrößen brennbarer Stäube
~orD1verfahren)
3.3 Aufgewirbelter Staub 191
10
c::
d
.D
5
()--.--
00 ____ e
e-----e
.--.....,...--. -.--~
0
a
10
4~._
•
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......
Ll
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d o crg.Anttil 99%
o...E 70% X sr- -
.. 1,lJ%
cl
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I I
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<j
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E ..... ......... e
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c:.. E
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d 100- ' ,'tl'....._e- _ -- "-
.D cl
Ll 100 -
..... ................
l/)
:x:: '., Vi
:.:::
00 I I I 0 I
20 40 60 0 2 4
Medianwert M [fJml Aluminiumgehalt [%]
Abb.l.l77 Abb.l.178
Abb. 1.177. Einfluß des Medianwertes M auf die Explosionskenngrößen von Beschichtungs-
pulvern
Abb.l.178. Explosionskenngrößen aluminiumhaltiger Beschichtungspulver
10 T
~
.0
S-
~ o 0
-
~
a..E
O~------_~I------~
200
o Scmttflock
o " "-Präpar.
b. Mar/flock
00 5,0 1)
Tabelle 1.39. Einfluß des Medianwertes M und der spezifischen Kornoberfläche auf die
Explosionskenngrößen von Aluminium-Staub
[bar]
E
12,5f-
12,Of-
/-------
/-
a.
11,51-
11,0
l- 1
1 1 1 1
/-
[bar.m.s-J
1500 -
/-
/ '
in 1000 I-
~
500 f-
o
-1I J L 11
o 10 20 30 40 50 60 [cmJ'g]
spezifische Kornoberflöche x 10-3
1 7,4 123
2 7,2 97
3 8,0 125
4 7,3 140
Auch bei der Prüfung von Gummistaub [141] wurde beobachtet (Thbel-
le 1.40), daß trotz gleichen Medianwertes M die verschiedenen Chargen unter-
schiedlich heftig reagieren.
Die Kornanalyse hat eindeutig ergeben, daß die Nichtübereinstimmung der
Explosionskenngrößen auf die unterschiedliche Kornverteilung < 83 f..I.m und
damit deren Einfluß auf die spezifische Kornoberfläche zurückzuführen ist.
Es gibt nun Stäube, die sich bereits beim Austritt aus der Ringdüse in das
Explosionsgefäß selbst entzünden können, wie z. B. roter Phosphor. Die Ex-
plosion tritt daher vor dem Wirksamwerden der Zündquelle ein und damit bei
einer deutlich geringeren Zündverzögerungszeit (höheren Thrbulenz) als vorge-
schrieben. Eine Bestimmung der Explosionskenngrößen nach dem Normver-
[bar1
_!.6bar
.,.
....' - - II
.' I
I
I
1
o~------~-------~II~
[bar·m.s-1] r--------",S7,..,.0-bar-.-m·-s-"',~-.-----,
SOO -
I
/11
400 r-
/ " I
I 0.1
• ~I
; ,::;j;t:
200 r- "<::1'"
100 r- I 11..J
«I
• I
I I
°O~------~------~~--'
10 20 [Vol %1
02 - Gehalt in N2
Abb. 1.181. Bestimmung der Explosionskenngrößen von rotem Phosphor durch Extrapola-
tion aus den Meßwerten in sauerstoffarmer Atmosphäre
3.3 Aufgewirbelter Staub 195
fahren ist also nicht ohne weiteres möglich. Weil einerseits bei Verminderung
des Sauerstoffgehaltes in der Verbrennungsluft die Neigung zur Selbstentzün-
dung abnimmt, und andererseits ein linearer Zusammenhang zur staubspezifi-
schen Kenngröße Kst (Abb. 1.181) besteht, gelingt es, diese Kenngröße durch
Extrapolation zu bestimmen, aber auch den maximalen Explosionsdruck Pmax
abzuschätzen. Kontrollversuche ohne Selbstentzündung bei normaler Luftzu-
sammensetzung bestätigen das Ergebnis des oben beschriebenen Extrapola-
tionsverfahrens.
In Thbelle 1.41 sind die nach dem Normverfahren gemessenen Explosions-
kenngrößen einer Reihe von brennbaren Feinstäuben zusammengefaßt.
Siwek [142] untersuchte das Explosionsverhalten von Klärschlamm-Trocken-
gütern. Allgemein gültige Gesetzmäßigkeiten zu erarbeiten, erwies sich als sehr
schwierig, weil, wie bei den Beschichtungspulvern (Abb. 1.177), neben dem
Medianwert auch der organische Anteil der Produkte von Einfluß ist. Einige
Hinweise gibt Thbelle 1.42.
Fallender Medianwert hebt, wie erwartet, zunächst die Explosionskenngrö-
ßen an. Gleichzeitig wirkt sich explosionsverstärkend die Zunahme des organi-
schen Anteils aus. Weil er bei dem Feinstaub (M = 44 Ilm) deutlich niedriger
ist als bei den anderen Produkten, tritt die eigentlich zu vermutende Steigerung
der Explosionsheftigkeit nicht ein.
Staubexplosionsklasse St 1
PVC 8,5 98
Milchpulver 9,7 130
Polyethylen 8,8 131
Kohlenstaub 8,2 135
Metallseifen 8,4 140
Gummi 7,4 140
Zichorie 8,5 157
Toner 7,5 166
Harz 8,9 174
Braunkohle 10,0 176
Staubexplosionsklasse St 2
Cellulose 9,8 229
Holz 10,5 238
organ. Peroxid 9,0 273
Schleiflack 10,5 286
Staubexplosionsklasse St 3
Bromphenoxim 11,9 342
Pigmente 10,7 344
Moschus (nitriert) 10,0 360
Paraformaldehyd 9,6 405
roter Phosphor -6,0 -570
Aluminium 12,5 2000
196 3 Brennbare Stäube
Bei den Zahlenangaben der Thbellen 1.41 und 1.42 handelt es sich nur um
Richtwerte, da auch die Konfiguration der Staubpartikel von Einfluß auf das
Explosionsgeschehen sein kann. Weitere Kenngrößen können [143J entnom-
men werden. Hierbei sind die Grenzen der Anwendbarkeit im Hinblick auf die
verschiedenen Prüfmethoden (1 m 3-Behälter (Abb. 1.156), modifizierte Hart-
mann-Apparatur (Abb.1.151), insbesondere aber die Abhängigkeit von der
Korngröße (Abb. 1.176) zu beachten. So gibt das Thbellenwerk z. B. für Para-
formaldehyd die folgenden Explosionskenngrößen an:
M = 27IJ.m, Pmax = 10,7 bar, KSt = 222 bar·m·s- t •
40 [%)
St1 St2 St 3
==
j 30
.2'
'S
,ftI
:r::
20
Abb. 1.181. Häufigkeit der Staubexplosionsklassen (mehr als 500 untersuchte Stäube)
3.3 Aufgewirbelter Staub 197
Staubexplosionsklasse :
o St 1
a St 2
Il. St 3 516 Stäube
[%]
]!
~ 30
,"
::J
:z::
Behälterwand 20 I - Kugel
~ O,25mm
~ O,34mm
~ O,SOmm
1I2R
Ther moelemente
- - gemessene
----- zu erwartende
j max.F1ammen-
tempo Tmax
- • - berechnete ""
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2000 r- . "" ", •
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'xc • EI Lycopodium
.. 6 Malsstärke
E
1000~___~I·__~~r~ln_u_vl_n~I____~I~~~
6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 [bar]
maximaler Explosionsdruck Pmax
Abb. 1.185. Maximale Flammentemperatur Tmax brennbarer Stäube (von Propan) als Funk-
tion des maximalen Explosionsdruckes Pmax (201-Laborapparatur)
3.3 Aufgewirbelter Staub 199
Jaeger weist darauf hin, daß ein Fehler durch Strahlungs ableitung bei seinen
Versuchen unvermeidbar war, der ca. 180-2OO°C betragen kann, und nimmt
daher an, daß für die tatsächlich zu erwartende maximale Flammentemperatur
10
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M' h h'lt . nicht expl. Grobstaub
ISC ungsver anis: expl. Feinstaub
Abb.l.186. Explosionskenngrößen von Mischungen aus Grobstaub mit Feinstaub
200 3 Brennbare Stäube
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[ txr·m·"1"'------:::---"-----""
25
R'oduktfeuchle ("101 R-oduktfeuchle
Abb.l.187 Abb.l.188
Abb.l.187. Wasserhaltige Produkte: Einfluß der Produktfeuchte auf die Explosionskenn-
größen
Abb. 1.188. Lösungsmittelhaltige Pharma-Produkte. Einfluß der Produktfeuchte auf die Ex-
plosionskenngrößen
3.3 Aufgewirbelter Staub 201
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0 0,5 1,0 1,5 [bar,abs]
Vordruck Pv
Abb. 1.189. Einfluß des Vordruckes Pv auf die Explosionskenngrößen brennbarer Stäube
202 3 Brennbare Stäube
Gleichzeitig steigt auch die optimale Staub konzentration für die Explosions-
kenngrößen mit zunehmendem Vordruck an. Die lineare Abhängigkeit des ma-
ximalen Explosionsdruckes Pmax gilt auch bei deutlich überhöhtem Vordruck
Pv (Abb. 1.190). Die staubspezifische Kenngröße KSt hingegen verflacht sich
[146, 147], und es scheint sich anzudeuten, daß dies um so eher geschieht, je
höher der Medianwert ist.
Abbildung 1.191 vergleicht den Quotienten aus den Explosionskenngrö-
ßen, die bei einem vorgegebenen Vordruck gemessen wurden (Pmax,p) Kst,p)'
mit den Werten, die sich bei Normaldruck ergaben. Wie man sieht, steigt, aus-
gehend vom Normaldruck, der maximale Explosionsdruck im Rahmen der
Versuchsgenauigkeit proportional zum Vordruck an. Dies gilt vermutlich auch
für noch höhere Anfangsdrücke (Pv > 5 bar, abs.). Im Falle der staubspezifi-
schen Kenngröße ist diese Proportionalität hingegen nur bis zu einem Vor-
druck von ca. Pv = 2 bar, abs. gegeben, dessen weitere Anhebung zu keiner
wesentlichen Verstärkung der Explosionsheftigkeit mehr führt.
Ob wie bei den Brenngasen (S. 54) auch bei den brennbaren Stäuben bei ei-
nem Grenzdruck von einigen 10 mbar eine Staubexplosion nicht mehr möglich
ist, wurde bisher noch nicht systematisch untersucht. Man kann aber davon
ausgehen.
Da in der Industriepraxis brennbare Stäube häufig bei hohen Temperaturen
hergestellt, verarbeitet oder gefördert werden, ist es für ihre sicherheitstechni-
sche Beurteilung erforderlich, die Temperaturabhängigkeit der Explosions-
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Pmax,T = Pmax,Rt ( 0,88 -+0,12) .
T
Aus den Untersuchungen von Wiemann [134] mit anderen brennbaren Stäuben
resultiert die folgende Gleichung für die Temperaturabhängigkeit des maxima-
len Explosionsdruckes:
TRt
Pmax,T = Pmax,Rt ( 0,91 -+0,09) .
T
'frotz der Thtsache, daß Glarner die Untersuchungen in der 201-Laborappa-
ratur (Abb. 1.163) und Wiemann im 1 m 3-Behälter (Abb. 1.156) durchführten,
ergeben beide Gleichungen praktisch übereinstimmende Rechenwerte
(Abb. 1.193, unten) und deuten auf Allgemeingültigkeit hin.
Die Thmperaturabhängigkeit des maximalen Explosionsdruckes brennbarer
Stäube kann für die Industriepraxis von besonderer Bedeutung sein. Eine häu-
fig an Zerstäubungstrocknungsanlagen angewendete konstruktive Schutzmaß-
nahme ist die Explosionsdruckentlastung. Wegen der meist sehr großen Volu-
mina bestehen jedoch oft Schwierigkeiten, die erforderlichen Druckentia-
stungsflächen unterzubringen. Da sich einerseits, wie noch an anderer Stelle
gezeigt werden wird, der Flächenbedarf mit abnehmendem maximalem Explo-
sionsdruck vermindert und andererseits die relativ hohen 'frocknungstempera-
turen einen relativ niedrigen Explosionsdruck zur Folge haben (Abb. 1.192),
besteht hier die Möglichkeit einer Flächeneinschränkung gegenüber den hier-
für gültigen Richtlinien.
In Abb. 1.194 ist am Beispiel von vier Stäuben für Normaldruck das Verhal-
ten der staubspezifischen Kenngröße KSt bei Temperaturerhöhung gezeigt.
Diese Kenngröße steht wiederum in linearem Zusammenhang zur Sauerstoff-
konzentration in Stickstoff. Wie man sieht, existieren Stäube (Lycopodium,
Braunkohle), bei denen Thmperaturerhöhung eine Abnahme der staubspezifi-
schen Kenngröße zur Folge hat. Bei anderen (Erbsenmehl) wirkt sich eine Tem-
peraturerhöhung überhaupt nicht aus.
Hier kompensiert die Reaktionsbeschleunigung durch die Temperaturerhö-
hung die durch Verminderung der Sauerstoffkonzentration erwartete Abnah-
me der staubspezifischen Kenngröße. Bei anderen Produkten (Farbstoff) be-
206 3 Brennbare Stäube
100
:xi/, 75 A _ _--=-A---A
50
o Lycopodium
25 o Braunkohle
A Erbsenmehl
I!l Farbstoff
o~ __ ~ __ ~ __ ~ __ ~ __ ~
Abb. 1.194. Staubspezifische Kenngröße KSt als Funktion der 02-Konzentration in N 2 bzw.
der absoluten Temperatur T (Normaldruck)
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Abb. 1.196. Einfluß des Füllgrades auf die Explosionskenngrößen brennbarer Stäube
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Abb.l.197. Einfluß der Zündenergie E auf die Explosionskenngrößen von leicht oder nor-
mal entzündlichen Stäuben
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Zündenergie
Abb.l.198. Einfluß der Zündenergie E von Beschichtungspulvern bei niedriger Gemischtur-
bulenz in der 201-Laborapparatur (zündwilligste Staubkonzentration)
210 3 Brennbare Stäube
Flock [132] gehört, wie noch gezeigt werden wird, zu den normal bis leicht
entzündlichen Produkten. Deshalb ist der Einfluß der Zündenergie auf das Ex-
plosionsgeschehen unterschiedlich (Abb. 1.199). Während die Explosionskenn-
größen von Feinflock (dtex'mms 1,7) unbeeinflußt sind, nimmt vor allem die
staubspezifische Kenngröße von Grobflock (dtex' mm > 1,7) mit fallender
Zündenergie ab. Genauere Untersuchungen mit schwer entzündlichen brenn-
baren Stäuben haben dies bestätigt (Abb. 1.200): Herabsetzung der Zündener-
gie vermindert in halblogarithmischer Darstellung die staubspezifische Kenn-
größe linear; der maximale Explosionsdruck bleibt im allgemeinen von diesem
Einfluß unberührt. Lediglich bei sehr schwer entzündlichen Stäuben (Farb-
stoff) zeigt sich eine abnehmende Tendenz. 10070 - 20070 aller brennbaren Pro-
dukte gehören erfahrungsgemäß in diese Staubgruppe.
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Zi.ß:lenergie E
Abb.I.199 Abb.l.200
Abb. 1.199. Einfluß der Zündenergie E auf die Explosionskenngrößen von Flock
Abb. 1.200. Einfluß der Zündenergie E auf die Explosionskenngrößen von schwer entzündli-
chen Stäuben
3.3 Aufgewirbelter Staub 211
3.3.6 Mindestzündenergie
Die Kenntnis der Mindestzündenergie MZE brennbarer Stäube ist für die Beur-
teilung der Gefahrensituation in staubverarbeitenden Anlagen von großer Be-
deutung, weil sie den Umfang und damit den finanziellen Aufwand von
Schutzmaßnahmen gegen das Entstehen und die Auswirkungen von Staubex-
plosionen bestimmen kann. Dies gilt vor allem bei Anwendung der vorbeugen-
den Schutzmaßnahme ,yermeiden von wirksamen Zündquellen" (Abb.1.5,
[7]), insbesondere für Zündphänomene der statischen Elektrizität (Funkenent-
ladungen, Büschelentladungen, Gleitstielbüschelentladungen, Schüttkegelent-
ladungen). Sie kann auch, gemeinsam mit der Zündtemperatur (s. Kap. 3.3.7),
für die Abschätzung der Sauerstoffgrenzkonzentration in Stickstoff (bei der
keine Staubexplosion mehr möglich ist) die Zündwirksamkeit von mechanisch
erzeugten Funken (Kurzzeit-Schleif- und Langzeit-Reibvorgänge) sowie die Be-
rechnung der Grenzspaltweite von engen parallel verlaufenden Spalten (bei der
eine Explosionsübertragung gerade noch verhindert wird) herangezogen wer-
den.
Franke [148, 149] entwickelte als einer der ersten im Jahre 1968 eine Appara-
tur für die Bestimmung der Mindestzündenergie von Fettkohle. Er benutzte
hierfür die Methode der ,,'Iriggerung eines 3-Elektrodensystems" (Abb. 1.72) in
Verbindung mit der "modifizierten Hartmann-Apparatur" (Abb. 1.151) als Ex-
plosionsgefäß. Dieses Verfahren wird auch heute noch mit Erfolg angewendet.
Franke fand, daß durch Zuschalten von Induktivitäten in den Entladekreis die
Funkendauer wie erwartet verlängert und hierdurch die Mindestzündenergie
MZE von Fettkohle deutlich herabgesetzt wird (Abb. 1.201). Weil man früher
der Ansicht war, daß sich Staub/Luft-Gemische sehr viel schwerer entzünden
lassen als Brenngas/Luft-Gemische [150], wurden die weiterführenden Unter-
suchungen mit zeitlich gedehnten Kondensatorentladungen durchgeführt.
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Funkendauer t
Abb.I.201. Mindestzündenergie MZE als Funktion der Funkendauer t [148]
212 3 Brennbare Stäube
Pellmont [151] bestimmte nach der gleichen Methode für die Erzeugung von
Kondensatorentladungsfunken die Mindestzündenergie von technischen
brennbaren Produkten im 1 m 3-Behälter (Abb.1.156) und Glarner [67] in der
201-Laborapparatur (Abb. 1.163). Die genauen, umfangreichen und systemati-
schen Untersuchungen waren u.a. die Grundlage für die Prüfrichtlinie [152],
die nach redaktioneller Überarbeitung durch Siwek im Jahre 1987 erschien.
Als Mindestzündenergie eines brennbaren Staubes im Gemisch mit Luft gilt
der niedrigste Wert der kapazitiv gespeicherten Energie, die bei der durch eine
Induktivität im Entladekreis zeitlich gedehnten Kondensatorentladung über ei-
ne Funkenstrecke eben gerade ausreicht, das zÜDdwilligste Gemisch aus Staub
und Luft zu entzünden. Wenn nicht anders angegeben, bezieht sich die Min-
destzündenergie auf die zündwilligste Konzentration eines brennbaren Staubes
in Luft von 1,013 bar Anfangsdruck und Raumtemperatur.
Die Mindestzündenergie kann nach folgenden Verfahren bestimmt werden:
Triggerung eines 3-Elektroden-Systems (Abb.1.72),
- spontaner Durchbruch einer Funkenstrecke (Abb.1.71) und
- Triggerung durch bewegte Elektroden [152].
Die Abb. 1.202 und 1.203 zeigen den Einfluß der Versuchszahl pro Energie auf
das statistische Übergangsgebiet für die Zündwahrscheinlichkeit von zwei un-
terschiedlich entzündbaren Stäuben bei zündwilligster Staubkonzentration. Bei
der Bestimmung der Mindestzündenergie der leichter entzündlichen Cellulose
(MZE = 20 mJ) sind mindestens 5 Versuche pro Energie erforderlich, dagegen
mindestens 10 Versuche beim schwerer entzündlichen Erbsenmehl
(MZE = 200 mJ). Eine Erhöhung der Versuchszahl führt in beiden Fällen zu
keiner weiteren Herabsetzung des Energiegrenzwertes.
Um die Mindestzündenergie eines brennbaren Staubes zu bestimmen, geht
man deshalb von einer Kondensatorentladungsenergie mit einer hundertpro-
zentigen Zündwahrscheinlichkeit aus. Dann wird für eine konstante Staubkon-
zentration durch Energiehalbierung derjenige Energiewert ermittelt, bei dem
bei 5 aufeinanderfolgenden Versuchen keine Staubexplosion mehr auftritt. Aus
entsprechenden Versuchen über einen breiten Konzentrationsbereich wird auf
diese Weise die zündwilligste Staubkonzentration (Abb. 1.69) bestimmt und bei
dieser die Versuche so lange fortgesetzt, bis bei 10 aufeinanderfolgenden Ver-
suchen eben gerade keine Entzündung mehr festzustellen ist. Ist die Aussage
über die zünd willigste Konzentration nicht eindeutig, so müssen die Zündver-
suche auf der Basis von 10 Nichtzündungen, ebenfalls über einen breiten Kon-
zentrationsbereich, durchgeführt werden. Die Mindestzündenergie MZE eines
brennbaren Staubes ist dann um 100070 höher als diejenige Energie, die eben
gerade zu keiner Entzündung des zünd willigsten Gemisches mehr führte. Nach
dem beschriebenen Verfahren erhält man ein sinnvolles, zuverlässiges und ver-
gleichbares Meßergebnis. Eine genauere Bestimmung der Mindestzündenergie
brennbarer Stäube ist mit vertretbarem Aufwand kaum möglich.
Glarner [67] bestätigte die Beobachtung von Franke (Abb.1.201), wonach
sehr kurze Kondensatorentladungsfunken in Staub/Luft-Gemischen deutlich
weniger zündwirksam sind als zeitlich gedehnte Funken. Er fand (Abb. 204),
3.3 Aufgewirbelter Staub 213
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Abb. 1.202. Cellulose: Einfluß der Anzahl der Versuche/Energie auf die Mindestzündenergie
(zünd willigste Staub konzentration)
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Zündenergie E [mJ 1
Abb. 1.203. Erbsenmehl: Einfluß der Anzahl der Versuche/Energie auf die Mindestzünd-
energie (zündwilligste Staubkonzentration)
übliche Indyktiviti;it
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Abb. 1.204. Einfluß der Induktivität L im Entladekreis
auf die MindestzÜDdenergie MZE brennbarer Stäube
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tv=40ms
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(l) 10 1
C
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10°
0 500 1000
Staubkonzentration
Abb. 1.205. Lycopodium: Zündenergie E als Funktion der Zündverzögerungszeit t v und der
Staubkonzentration (201-Laborapparatur)
e"O"".---e
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EI Lycopodium
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20 Itr.- Laborapparatur
I I
o 0,5 1,0 es]
1 m3 - Behälter
Zündverzögerungzeit t v
Interessant ist ferner die Feststellung (Abb. 1.206), daß speziell bei den leicht
entzündlichen Produkten (MZE:o:; 10 mJ) der Energiegrenzwert zunächst un-
abhängig von der Zündverzögerungszeit ist und erst bei höherer Gemischtur-
bulenz ansteigt.
216 3 Brennbare Stäube
[mJ]
Optische
......... Aufheller
.......
10 6 10 5
10 5 , I Melomin
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Abb.l.207 Abb.l.208
10 3
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10 2 I I
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0 500 1000 o 5,0 10
Flock -Konzentration [g/m 3 ) Titer x Schnittlönge [dtexmmJ
Abb.1.209 Abb.• 1.210
Abb. 1.209. Zündenergie E als Funktion der Thrbulenz und der Flockkonzentration
Abb. 1.210. Mindestzündenergie MZE von Flock als Funktion des Produktes aus Titer und
Schnittlänge
218 3 Brennbare Stäube
bei höherem Wassergehalt dieser deutlich ausgeprägter sein kann als der Ein-
fluß des Medianwertes (Abb. 1.208). Siwek [130] stellte in der 20 I-Laborappa-
ratur (Abb. 1.163) bis zu einer Feuchte von F = 10 Gew.OJo einen linearen Zu-
sammenhang zur Mindestzündenergie MZE fest (Abb. 1.212), der sich für die-
sen Bereich auch aus Abb. 1.211 andeutet. Das Zündverhalten der brennbaren
Stäube muß daher mit auf Gewichtskonstanz getrockneten Produkten unter-
sucht werden.
Aus vorangegangenen Ausführungen lassen sich die folgenden Untersu-
chungsbedingungen für die Bestimmung der Mindestzündenergie brennbarer
Stäube ablesen:
gespitzte Elektroden aus rostfreiem Stahl von 2 mm Durchmesser,
Abstand der Hauptelektroden: 6 mm,
Induktivität im Entladekreis: L ~ 1,32 mH,
kein zusätzlicher Widerstand im Entladekreis und
auf Gewichtskonstanz getrockneter Feinstaub (M - 10 ~m).
Abbildung 1.213 zeigt, daß in diesem Fall die Zündwilligkeit der brennbaren
Stäube das statistische Übergangsgebiet für die Zündwahrscheinlichkeit beein-
flußt. Das genannte Gebiet erweitert sich also mit steigendem Energiegrenz-
wert und kann bei sehr schwer entzündlichen Produkten (MZE> 100 J) sogar
drei Energiedekaden betragen. Dies gilt auch für die Mindestzündenergie von
Flock (Abb. 1.214). In Analogie zu den brennbaren Stäuben erweitert sich die-
ses Gebiet mit steigender Mindestzündenergie. Dies macht nochmals deutlich,
warum für die Prüfung von brennbaren Produkten auf Explosionsfähigkeit die
erwähnten hohen Prüfenergien (E = 10 kJ) angewendet werden müssen.
[mJ]
[mJ]
• Mais
• Mehl
... Tapioca
10°'--_....1_---'1'--_..J..1_---' 10°'----'---'----'---'----'
o 5 10 15 [Gew%l o 4 6 B [G~w·I.]
Wass~rf~ucht~ Wass~rf~ucht~
Abb.l.211 Abb.l.212
Abb. 1.211. Mindestzündenergie MZE brennbarer Stäube als Funktion der Feuchtigkeit (mo-
difizierte Hartmann-Apparatur)
Abb. 1.212. Mindestzündenergie MZE brennbarer Stäube als Funktion der Feuchtigkeit
(201-Laborapparatur)
3.3 Aufgewirbelter Staub 219
~ 100
~
1ii
..lc:
[%J
J::.
u
~ • Antioxicbnt (EHImin = 1mJ
~ 50
u • Lycopodium .. = 2 ..
III
<- • Cellulose = 10 ..
J::. • Erbsenmehl =100"
~
"0 o Hindestzündenergie MZE
C
:~
N Ol~~~~--~----.---~r----r----.---~
10-3 10-2 10-1 10 0 101
Zündenergie E [J ]
Abb. 1.213. Einfluß der Mindestzündenergie brennbarer Stäube (Zündenergie E) auf das sta-
tistische Übergangsgebiet für die Zündwahrscheinlichkeit
.....
~
J::.
u
~
~ 50
u
III
<-
J::.
d
3
"0
C
-----...J OMroestzünd-
:~
N i } - - - - ( l I } - - - { . I I I - - - - - - G I)..
10 4 energie MZ E
10°
Zündenergie E
Abb. 1.214. Einfluß der Mindestzündenergie von Flock (Zündenergie E) auf das statistische
Übergangsgebiet für die Zündwahrscheinlichkeit
Titer x I [dtex' min] Pmax [bar] KSt [bar.m.s -I] MZE [J]
100 I
10- D ...
~
--. ohne Alumini.m
E
mit 6 %. Alumirlum
Z",,;sclU1g
w n- -
N
~ C ll. Basis: 5 NichtzüncI.Jngen
• .\ .. :20 ..
_L
0,11------'-------1
o 1000 2000
Staubkonzentration [g/m 3]
Abb. 1.215. Einfluß von Aluminiumzusatz auf die Mindestzündenergie MZE von Polyester
MZE [mJ]
Abb. 1.216. Häufigkeit der Mindestzündenergie MZE von ca. 200 untersuchten
brennbaren Stäuben
[bar)
8
~
u
~!IJ
c:
.12 4
!IJ
-§.
)(
W
0
t2
0 25 50 75 100 [ms)
Zeit
Abb.1.217. Definition der Zeitkenngrößen
[mJI [mJlr-------------o------~
1m3 Großapparatur I
tv = 0,6 s II
°1
::: /
o
102
/
c
W
N
~ 10 1
,
o
I
D
o
I
o
I
,I o
I 201- loborapparatur
-1 I I I
I
I -1
,I tv= O,06s
101~0--~Z5~-~~~no----2~~--[m~sl 10 1L,-0----:J~-"L,.----L...-----I---J
Abb. 1.218. Zusammenhang zwischen der Mindestzündenergie brennbarer Stäube und der
minimalen Induktionszeit t 2,min im 1 m 3-Behälter bzw. der minimalen Verbrennungsdauer
tt,min in der 201-Laborapparatur
10 4
10 3
--,
10 2
w
N
10 1
2:
10 0
10-1
10-2
50 100 200 300 400
Induktionszeit t2 [msl
Abb. 1.219. Zusammenhang zwischen Mindestzündenergie MZE von Flock und minimaler
Induktionszeit t 2•min im 1 m 3-Behälter (niedrige Gemischturbulenz)
224 3 Brennbare Stäube
Melamin
[mJ]
10 4 Methylenchlorid
Trichlorethon
10 3
w
N
:;:
.~ 2 Erbsenmehl
(Jl 10
L..
<ll
C Maisstaerke
<ll Ammoniak Flock
"0
10 1
C
::::3
...,N Lycopodium
(Jl
<ll
10 0 Antioxidantien
"0
c Methan
5i Propan
10- 1 Aluminium
10- 2 Wasserstoff
Schwefel-
kohlenstoff
10- 3 LJ LJ
Gasel brennbare
Dämpfe Stäube
Abb. 1.220. Vergleich der Mindestzündenergien von brennbaren Stäuben und Brenngasen
(brennbaren Dämpfen) (Normalbedingungen)
3.3 Aufgewirbelter Staub 225
[mJ]
.§[ m/s
o'
,;;1
00 VF'=15
VF'=20
8 VF'=25
m/s
m/s
1250 ~i I!l VF'=32 m/s
O·
:31
W
1000 00.·'" =MZE
Q) ~I··
c:n
L
Q) ~I
~~()
c 750
1:/
Q)
"c
::::J
N
500 :~A
250
,\::0,-1
o ,--"
0
""'--,,0
2 3 4
Stau b kon zen tra t ion sb erei eh
[mJ]
w
N
::E
.~
375
c:n
L
Q)
C
Q) 250
" C
::::J
N
......
(f)
Q)
125
"c
::E OL-__~__~____~__~~~
10 15 20 25 30 [m/s]
Fördergesehwindigkeit VF
Abb. 1.222. Mindestzündenergie MZE von Maisstärke in einem pneumatischen Fördersy-
stern DN 200 als Funktion der Fördergeschwindigkeit vF
10 6
o Melamin
6. Klärschlarrrn
10 5
10 4
10 3
-.
.s 10 2
lJ.J
N
2
10 1
10 0
10-1
10-2
10 'KlO [OCI
Tempemtur T
Abb. 1.224. Einfluß der Temperatur T auf die Mindestzündenergie MZE brennbarer Stäube
228 3 Brennbare Stäube
Abbildung 1.225 zeigt für einen leicht (Lycopodium), für einen normal (Erb-
senmehl) und für einen schwer entzündlichen Staub (Melamin-Polymer) den
Zusammenhang zwischen dem Vordruck Pv und der Mindestzündenergie
MZE. Für den Vordruckbereich (Pv = 1-1,6 bar(abs.» ist kein Einfluß fest-
stellbar, während im Unterdruckbereich (Pv< 1 bar(abs.» die Zündwilligkeit
der Stäube abnimmt. Dies ist verständlich, weil sich auch mit abnehmendem
Vordruck die zündwilligste Staub konzentration vermindert, was eine Zunahme
des Energiegrenzwertes erwarten läßt. Im Falle von Melamin konnte zwar we-
gen Überschreitens der maximalen Energie der Zündanordnung eine solche
Einflußnahme nicht festgestellt werden, dennoch kann man annehmen, daß
bei einer weiteren Verminderung des Vordruckes (Pv < 0,6 bar(abs.» die Min-
destzündenergie ebenfalls ansteigt [67J.
1reten also in Anlagen mit brennbaren Stäuben natürliche Schwankungen
um den Normaldruck auf, so braucht bei Sicherheitsbetrachtungen eine Verän-
derung ihres Zündverhaltens nicht berücksichtigt zu werden.
Die bisherigen Ausführungen beziehen sich auf die Zündwirksamkeit von
zeitlich gedehnten Kondensatorentladungen, die durch Zuschalten einer In-
duktivität in den Entladekreis erzeugt werden. Glarner zeigt (Abb. 1.204), daß
durch diese Maßnahme die Mindestzündenergie der von ihm untersuchten
Stäube gegenüber dem Zustand "ohne Induktivität im Entladekreis" deutlich
herabgesetzt wird. Dies gilt auch für die Mindestzündenergie des feinen und
relativ leicht entzündlichen Acryl-Flocks [132J, die bei Vorhandensein einer In-
duktivität im Entladekreis um 2 Energiedekaden niedriger ist (Abb. 1.226).
10 6 r - - - - - , - - - - - - - ,
384
,
._.~~;O
ohne Induktivität
~ 10 0
~bsenmeh~
10 1
0,02
Tabelle 1.45. Mindestzündenergie brennbarer Stäube mit und ohne Induktivität im Entlade-
kreis (Normalbedingungen)
3.3.7 Zündtemperatur
Kla •
"'ollnoch.
;:'"
c §
. ~
;:
i .;;
.; ~
C
..~
c
[
-;; 0
0
E
;; ~
.c
~
dann wird der Ofen nochmals auf die nächste Stufe aufgeheizt und die Zünd-
temperatur wiederum bei sinkender Ofentemperatur in Schritten von 10°C be-
stimmt.
Niedrigstwerte für die Zündtemperatur werden nur dann erhalten, wenn die
beschriebenen Zündversuche mit systematisch abgestuften Staubmengen
durchgeführt werden. In diesem Fall sind die Meßwerte im BAM-Ofen im all-
gemeinen um durchschnittlich 6,71110 niedriger als in der normalen, und um
5,1 % niedriger als in der verlängerten Godbert-Greenwald-Apparatur [158].
3.3 Aufgewirbelter Staub 233
~==~ Staub
Explosionsklappe
1600
o Far bs toff B
I oe J • Erbsenmehl
MZE .= 1mJ
..
-- --- - . .. . . " .'
MZE =100 mJ
zündlich ist (MZE = 100 mJ), kann dagegen bei einer Glühwendeltemperatur
von T GI = 700 oe über einen breiten Konzentrationsbereich zur Explosion ge-
bracht werden.
Glarner hat hingegen einen eindeutigen linearen Zusammenhang der für ei-
ne Entzündung der Staub/Luft-Gemische notwendigen Glühwendeltemperatur
und der Zündtemperatur, gemessen im BAM-Ofen (Abb. 1.229), gefunden. Sei-
ne eindeutige Aussage ist, daß bei der vorgeschriebenen Glühwendelprüftem-
peratur von TGI = 1200 oe nur solche Stäube als explosionsfähig erkannt wer-
den, deren Zündtemperatur T BAM::; 540 oe ist. Da brennbare Stäube auch eine
höhere Zündtemperatur haben können, ist bei Anwendung der Glühwendel als
3.3 Aufgewirbelter Staub 235
Tabelle 1.46. Einfluß der Staubverteilung auf die Explosionskenngrößen brennbarer Stäube
in einem geschlossenen 25 m3-Behälter
M Pmax K St Pmax K St
Staubart 111m] [bar] [bar·m·s- I ] [bar] [bar·m·s- I ]
4.1.1 Einleitung
[mJJ ~
1
t alO ...
1
150
Fettkct-lenstaub I
~---- r----i
100 \ I
JO
1
1
20
I1
u...
N
:E
10
~thon(turW«CJ ohf'll!'
P\'C-5to.b
~r
250
~~
f
'"'"
0
.
(L0
[bor]
//./
•
-
6
[bari.)
250
PVC-Staubl<onzentralion
4.1.2 Explosionsgrenzen
Das Verhalten der unteren Explosionsgrenze UEG von hybriden Gemischen ist
für die Praxis im Hinblick auf Sicherheitsbetrachtungen von Fabrikationsanla-
gen von großer Bedeutung. In Abb. 1.237 ist das Verhalten der unteren Explo-
sionsgrenze von drei brennbaren Stäuben in Abhängigkeit vom Propangehalt
in der Verbrennungsluft dargestellt [151].
Mit steigendem Brenngasgehalt ist eine lineare Abnahme der unteren Explo-
sionsgrenze der Feststoffe bis zum Erreichen des Grenzwerts von Propan
selbst, der mit UEG = 1,25 VolOJo zufolge des Zündenergieeinflusses niedriger
ist als der nach dem Normverfahren bestimmte Wert, festzustellen.
240 4 Hybride Gemische
(91m3 ]
I
I
I
I
I
150 I
I
I
I
I
I
l'"
UJ
:::>
0,5 (Val%]
Prop;r1-Gehalt in Luft
t;
W
::J
Q)
N
PVCjC 3 Hs
C
Q) LactosejC 2Hs 0
L..
O'Q) FettkohlejCH+
(/)..c
C ::J Gas-Flammkohle
0:0 jCH+
.~ U1 ~Rlosionsfähig
CiL..
X Q)
w6
~-g
Q) C
..... Q)
C L..
::J..c
....
Q)
L..
Q)
'E
0,25 0,50 0,75 0
L..
a
C
0,25 0,50 0,75 1
normierte untere Explosionsgrenze UEG: Brenngas (Dampf)
Abb. 1.238. Normierte Darstellung der unteren Explosionsgrenze von hybriden Gemischen
aus brennbarem Staub mit Brenngas (brennbarem DampO
Es zeigt sich also in der Regel bezüglich der unteren Explosionsgrenze von
hybriden Gemischen im Rahmen der Untersuchungsgenauigkeit ein linearer
Zusammenhang, wie er nach dem Gesetz von Le Chatelier (Abb. 1.21) zu er-
warten ist und auch für die hybriden Gemische anderer Komponenten nachge-
wiesen wurde [153].
Bei der Mischung von nicht explosionsfähigem PVC mit Propan bzw. von
explosionsfähigem PVC mit Methan (Abb. 1.238) rechts) ergibt sich jedoch ei-
ne Abweichung von dieser Regel; man findet hier einen hyperbolischen Zusam-
menhang zu Lasten des nicht explosionsfähigen Bereiches. Dieser Effekt ist
sehr wahrscheinlich durch die relativ schwere Entzündbarkeit des PVC-Stau-
bes, wohl aber auch durch das relativ träge reagierende Methan verursacht. Die
Aufstellung einer allgemein gültigen Gesetzmäßigkeit ist daher zum jetzigen
Zeitpunkt nicht möglich.
Immerhin bestätigen aber die neueren Versuche, was von Engler bereits im
Jahre 1885 ausgesprochen wurde: Staub- und Brenngas/Luft-Gemische in nor-
malerweise nicht explosions fähigen Konzentrationen können sich bei gemein-
samem Auftreten zu explosionsfähigen hybriden Gemischen addieren. In sol-
chen Gemischen sind daher bei einer vorgegebenen Staubkonzentration unter-
halb der unteren Explosionsgrenze zum Erreichen des Explosionsbereichs um
so geringere Brenngas- bzw. Dampfkonzentrationen erforderlich, je niedriger
deren untere Explosionsgrenze ist.
Auch Stäube, die zum Beispiel aufgrund ihrer Korngröße selbst durch eine
sehr kräftige Zündquelle nicht zur Explosion gebracht werden können
(Abb. 1.236 und 1.238), sind unter Umständen bei Brenngaszusatz bzw. Zusatz
von brennbarem Dampf explosionsfähig.
4.1.3 Explosionsdruck/Explosionsheftigkeit
""l~....---;
X
o..OJ
5
I /},
J /-o ohne C3 Hs
+O,9Vol%C3 HS
+2,1Vol%C 3Hs
o + 4,5 Vol%C 3Hs
° ._--~----~----~--~
125
Staub konzentration
Abb. 1.239. Einfluß des Propangehalts in Luft auf die Explosionskenngrößen von Cellulose
(1 m 3-Behälter)
400
'"
:r:
u'"
~300
~
~ 200
N
.0
y.:.Vl 100
Propangehalt in Luft
Abb. 1.240. Explosionskenngrößen von hybriden Gemischen aus Farbstoff-Staub und Pro-
pan im Vergleich zu demjenigen turbulenter Propan/Luft-Gemische
4.1 Brennbarer Staub/Brenngas 243
Propangehalt in Luft
Farbstoff-Staubes (Pmax = 5,4 bar, KSt = 20 bar· m . s -1) mit Propan vom
Brenngasgehalt im Vergleich zum Explosionsverhalten von turbulenten Pro-
pan/Luft-Gemischen. Hierbei entspricht die Gemischturbulenz des Brennga-
ses derjenigen des Staubes nach dem Normverfahren [127]. Danach werden
durch Brenngaszusatz die Explosionskenngrößen des Farbstoff-Staubes in die
Größenordnung derjenigen von Propan angehoben, und die Staubexplosions-
klasse wird verschärft. Ferner wird die obere Explosionsgrenze des Brenngases
in Gegenwart von brennbarem Staub wie erwartet herabgesetzt.
Abbildung 1.241 zeigt den Zusammenhang zwischen Propangehalt und Ex-
plosionskenngrößen von Stäuben, die heftiger als Farbstoff-Staub (Abb. 1.240)
reagieren. Brenngaszusatz verändert den maximalem Explosionsdruck nur un-
wesentlich. Die staubspezifische Kenngröße Kst unterliegt dagegen einem star-
ken Einfluß: Sie wird mit zunehmendem Propangehalt linear angehoben und
fällt erst nach Überschreiten der optimalen Brenngaskonzentration. Insgesamt
gesehen liegt wiederum die staubspezifische Kenngröße aller drei Stäube im
Bereich der gasspezifischen Kenngröße Ko des zugemischten, im turbulenten
Zustand entzündeten Propan. Der Explosionsablauf der in reiner Luft heftig
reagierenden Produkte (opt. Aufheller) wird durch Brenngaszusatz weniger
stark beeinflußt als derjenige der schwächer reagierenden (Erbsenmehl). Dies
wurde auch für andere brennbare Stäube unterschiedlicher Herkunft bei Mi-
schung mit Propan experimentell nachgewiesen (1abelle 1.47).
244 4 Hybride Gemische
Tabelle 1.47. Explosionskenngrößen brennbarer Stäube und hybrider Gemische mit Propan
(Optimalkonzentrationen)
a bezogen auf E = 10 kJ
Für die in der Tabelle 1.47 angegebenen hybriden Gemische erhält man
durchschnittlich
- einen maximalen Explosionsdruck von Pmax = 9,5 bar ± 60/0 und
- eine staubspezifische Kenngröße von KSt = 474±8,1 0J0.
Die genannten Kenngrößen entsprechen im Rahmen der Versuchsgenauigkeit
recht gut denjenigen von Propan bei mittlerer Gemischturbulenz (Pmax =
9,5 bar, Ko = 430 bar·m·s- 1).
Bei der Projektierung von konstruktiven Schutzmaßnahmen gegen die Aus-
wirkungen von Staubexplosionen muß also berücksichtigt werden, daß sich in
Gegenwart von Brenngasen oder brennbaren Dämpfen, die ein dem Propan
ähnliches Explosionsverhalten haben, die Einstufung in Explosionsklassen
verschärft (Thbelle 1.48).
Tabelle 1.48. Einfluß des Propanzusatzes zur Verbrennungsluft auf die Klassifizierung von
Stäuben nach Staubexplosionsklassen (Pmax:S 10 bar)
a Optimalkonzentration
4.1 Brennbarer Staub/Brenngas 245
[barl
V o
.
.
~--
o~"
.....
~D
"',
6
0
,
,
..
9'" 0 Propan
o Butan
e. Methan
,
',/li
°
o~--~--~------~------~
0,29 0,5 1,0 1,5
Normierte Brenngaskonzentration
Optimal konzentration
Normierte Brenngaskonzentration
Abb. 1.243. Optimale Staubkonzentration hybrider Gemische aus Cellulose mit Brenngasen
4.1.4 Mindestzündenergie
Überall dort, wo in der Industriepraxis mit dem Auftreten von hybriden Gemi-
schen aus brennbarem Staub mit Brenngas bzw. brennbarem Dampf gerechnet
wird, stellt sich häufig die Frage, wie sich die Mindestzündenergie solcher Ge-
mische gegenüber denjenigen der reinen Staub/Luft-Gemische verändert.
Franke [149] führte als einer der ersten Untersuchungen mit Kohlenstäuben
und Methan in der "modifizierten Hartmann-Apparatur" (Abb. 1.151) durch.
Er fand grundsätzlich im Rahmen der Versuchsgenauigkeit in halblogarithmi-
scher Darstellung (Abb. 1.244) einen linearen Zusammenhang zwischen dem
4.1 Brennbarer Staub/Brenngas 247
[mJ] o Fettkohle A
CI Fettkohle 8
o <!!. Gasflammkohle A
'" Gasflammkohle 8
W
N
::::;
0,1 L--.l._......1..._...l-_"",-="---l
o 2 3 4 [Vol%]
Methangehalt
Abb. 1.244. Einfluß des Methangehalts in der Verbrennungsluft
auf die Mindestzündenergie MZE von Kohlenstäuben [149)
\
[ffiJ 1 Cl o Farbstoff M= 20)-lffi
"Cellulose M= 27llffi
A F\)l)Öthylen M=125}lffi
10'
~ PVC M= 20IJffi
Cl PVC M=1251Jffi
D ----- Propan ohne Sfoub
\\
10' '"
10' c
.Q
r
12
1::
\", QJ
~
0
10'
""
C
I
LU
8.
N ~
~
10'
0~
1()0 0
Pnopangehalt
nicht nur die Zündbarkeit von Staub wird durch Brenngaszusatz erhöht, son-
dern auch die Zündwilligkeit bestimmter Propan/Luft-Gemische kann durch
Zusatz von sehr zündfreudigem Staub erhöht werden, wie aus Abb. 1.245 her-
vorgeht. Eine Zündenergie von E == 100 mJ ist erforderlich, um Pro-
pan/Luft-Gemische etwas oberhalb der unteren Explosionsgrenze zu entzün-
den. Dagegen sinkt die notwendige Zündenergie auf E == 10 mJ in Gegenwart
von Farbstoff-Staub mit einer sehr niedrigen Mindestzündenergie. Die Frage
nach der Zündfähigkeit hybrider Gemische kann daher im Zusammenhang mit
zusätzlich vorhandenem Propan oder ähnlich zündfreudigen Brenngasen oder
brennbaren Dämpfen wie folgt beantwortet werden:
Bei der Verarbeitung von normal oder schwer entzündlichen Stäuben
(MZE ~ 10 mJ) darf der Brenngasanteil die untere Explosionsgrenze errei-
chen, ohne daß die Mindestzündenergie Werte annimmt, die der Äquiva-
lentenergie elektrostatischer Büschelentladungen entspricht.
Bei der Verarbeitung von sehr leicht entzündlichen Stäuben (MZE::::; 10 mJ)
bewirkt bereits ein geringer Zusatz von Brenngas (Lösungsmitteldampf) ei-
ne Verschärfung der Gefahrensituation. Wenn auch noch nicht experimen-
tell nachgewiesen, so ist doch eine Entzündung von solchen hybriden Gemi-
schen durch elektrostatische Büschelentladungen denkbar.
Die beiden oben beschriebenen Mindestzündenergiebereiche für die brenn-
baren Stäube sind bezüglich des Zündverhaltens ihrer hybriden Gemische
nicht eindeutig voneinander getrennt. Hier sind zusätzlich sicherheitstech-
nische Überlegungen im Hinblick auf die Zündgefahr durch elektrostati-
sche Büschelentladungen notwendig.
Überschreitet dagegen der Brenngasanteil bzw. der Anteil an brennbaren
Dämpfen deren untere Explosionsgrenze deutlich, so ist immer mit einer
leichten Entzündbarkeit der hybriden Gemische und damit mit der Zündfä-
higkeit von elektrostatischen Büschelentladungen zu rechnen.
4.2 Octanol-Nebel/Propan
~
u 750
~I+-'
~
'li
N
500
.0
250
20
>-
'li
N
.0
Z
..: 10
>
Propangehalt
Linien ergänzt. Man findet eine ähnliche Abhängigkeit von der Brenngaszumi-
schung, wie sie in Abb. 1.240 für Farbstoff-Staub dargestellt ist:
bei unterstöchiometrischer Propanzumischung liegen die Kenngrößen der
hybriden Gemische höher als diejenigen von Propan selbst,
bei stöchiometrischer Propanzumischung erreichen die Kenngrößen des hy-
briden Gemisches diejenigen von Propan und
bei überstöchiometrischer Propanzumischung wird, sehr wahrscheinlich
bei zusätzlichem Vorhandensein von Octanol-Nebel, die obere Explosions-
grenze von Propan eingeschränkt.
Aufgrund dessen ist zu erwarten, daß bei Vorhandensein eines stöchiometri-
schen Propan/Luft-Gemisches der maximale Explosionsdruck von Octanol-
NebellPropan/Luft-Gemischen demjenigen von Propan, bezogen auf die vor-
gegebenen Versuchsbedingungen, entspricht.
Es deutet sich daher an, daß das Explosionsverhalten von hybriden Gemi-
schen aus brennbarem Nebel mit Brenngasen vergleichbar ist mit solchen, die
aus brennbaren Stäuben mit Brenngasen entstehen.
5 Rohrleitungen
5.1 Brenngase
Re = Vkrit.· D = 2100
v
entspricht. Das Geschwindigkeitsprofil folgt näherungsweise einem Potenzge-
setz, d.h. die Thrbulenz wirkt weitgehend ausgleichend.
Der Wert 2100 ist eine untere Grenze, unterhalb der selbst bei starken Strö-
mungen nur der laminare Zustand stabil ist. Laminare Strömungen sind
jedoch auch bei hohen Re-Zahlen (z. B. Re< 40000) möglich. Die geringste
Störung bedingt jedoch einen sofortigen Umschlag. Allgemein kann gesagt
252 5 Rohrleitungen
werden, daß unter sonst gleichen Bedingungen der Umschlag von der lamina-
ren Strömung in den turbulenten Zustand um so eher erreicht wird, je rauher
die Rohrwand ist. Bei der Strömung von Gasen in Rohren von technischem
Durchmesser (D = einige 100 mm) erfolgt der Umschlag in den turbulenten
Bereich bereits bei Strömungsgeschwindigkeiten von 0,1 bis 1,0 m/s, ein Be-
reich also, der demjenigen der normalen Verbrennungsgeschwindigkeiten der
Brenngase entspricht.
Diese Feststellung ist von wesentlicher Bedeutung für die Betrachtung von
Verbrennungsvorgängen (Explosionsvorgängen) in Rohren.
Hinsichtlich des Explosionsablaufes von Brenngasen in Rohren [164-166J,
z. B. von Methan in kurzen Rohren von technischem Durchmesser
(Abb.1.247), muß man mit zwei Grenzfällen rechnen.
[m/s]
Rohrleityng'
,. o einseitig offen
>" Zdg.om geschl.Ende
'" geschlossen
~ 150 Zdg.on einem Ende
~
Ol ~ einseitig offen
'ö Zdg.om offenen Ende
c:
.~
'5
CI)
100
Q)
Ol
CI)
c:
o
.~ 50
Ci.
x
w
Methangehalt in Luft
Abb.l.247. Explosionsgeschwindigkeit Vex als Funktion des Methan-Gehalts
(DN 300, I = 10 m; Gemisch im ruhenden Zustand entzündet)
5.1 Brenngase 253
schwindigkeit Vex um den Faktor F/f größer als die normale Verbrennungsge-
schwindigkeit vn
F
V ex = -Vn •
f
Unter normaler Verbrennungsgeschwindigkeit Vn ist die Geschwindigkeit zu
verstehen, mit der unverbranntes Gemisch senkrecht in eine stationäre Flamme
eintritt und chemisch umgesetzt wird [11].
~------------------ ~m --------------------~
1--- -- -5 m ------------_ -- 25 m - - -t-' m
l cindquelle
lrindbehaller
Meßbohrungen
Abb. 1.248. Einrichtung für die Untersuchung des Verbrennungsablaufs von Gasen
in Rohren verschiedenen Durchmessers (DN 100 - DN 400, 1= 30 m)
te; im letzten Teil wird sie kleiner, weil die Verdrängungsgeschwindigkeit zum
geschlossenen Rohrende hin gegen Null abnimmt, so daß sich auch die Thr-
bulenz vermindert, d.h. die Flamme durchläuft einen Bereich abnehmender
Reynoldscher Zahlen. Wiederum überlagern sich Schwingungen.
Diese Betrachtungen mögen genügen, um den Ablauf von Brenngasexplo-
sionen in Rohren unter den verschiedenen Versuchsbedingungen phänomeno-
5.1 Brenngase 255
und einer schwachen Zündquelle (Zündkerze) nimmt. Danach nimmt mit zu-
nehmender Rohrnennweite - mit zunehmendem Rohrdurchmesser - ganz
allgemein die Geschwindigkeit der Methan- und Propanexplosionen zu. Ober-
halb einer Nennweite von DN 2: 400 ist zumindest im Anlaufstadium (l::5 30 m)
keine wesentliche Veränderung mehr festzustellen, wenn die Gemische im
ruhenden Zustand entzündet werden.
Abbildung 1.253 vermittelt einen visuellen Eindruck von den Auswirkungen
einer Methanexplosion am Mundloch der DN 2500-Rohrleitung (Abb. 1.249)
nach der Entzündung von 400 m 3 explosionsfahigem Gemisch.
Zufolge eines sehr großen Oberflächen/Volumen-Verhältnisses und von
Schwingungsüberlagerungen ist die Geschwindigkeitsentwicklung von Methan
5.1 Brenngase 257
[m/sJ hWIllm.
'" DN100,1=30m ._
150 - III DN200,1=30m "..-:
'" DN400,1=30m :/'"
• DNl400,1=40m / /
• DN2500,1=80m Let
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g' Rohrleitung
g 150 I- einseitig offen,
·iii Zündquelle am
o geschl.Ende
Ci.
x
w 100 -
Abb. 1.252. Einfluß des Rohrdurchmessers
DN auf die Explosionsgeschwindigkeit Vex
(Optimalkonzentration, Gemischentzün-
dung im ruhenden Zustand durch Zünd-
kerze)
Rohrlänge I
[m/5] :c
I
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I
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·i 400 A.6.Propan I/
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o DN400,1=30m
gj 300 einseitig offen
CI Zündquelle
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100 / e ,A" ,,0
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_ ... -~:: ... &" ... -
~::::.$=~~-
20 [m]
Rohrlänge I
Abb. 1.254. Einfluß der Zündquelle auf die Explosionsgeschwindigkeit Vex von Methan und
Propan (Gemischentzündung im ruhenden Zustand)
und Propan in Rohren DN< 400 nicht mehr kontinuierlich steigend, sondern
diskontinuierlich. Vermindert man den Rohrdurchmesser weiter, so nimmt die
Explosionsgeschwindigkeit mehr und mehr ab, bis sich bei einem endlichen
kleinen Durchmesser eine Flamme überhaupt nicht mehr fortpflanzt. Dieser
kritische Durchmesser, auf den an späterer Stelle näher eingegangen wird, liegt
für beide Brenngase im mm-Bereich.
Kräftige Zündquellen, z. B. der Flammenstrahl einer Brenngasexplosion aus
einem Kugelgehäuse [41], steigern die Explosionsgeschwindigkeit von Methan
und Propan wiederum in einseitig offenen Rohren erheblich (Abb. 1.254) und
die Schallgeschwindigkeit wird deutlich überschritten.
Nun kann die Explosionsgeschwindigkeit nicht unbegrenzt anwachsen. Die
Reaktionsgeschwindigkeit ist nämlich nicht die einzige Größe, welche die
Flammengeschwindigkeit bestimmt; aus der Brennzone wird einerseits durch
Leitung Wärme auf das unverbrannte Gemisch übertragen, andererseits dif-
fundieren aktive Thilchen in das unverbrannte Gemisch und dieses in die
Brennzone hinein. Wärme- und Diffusionsstrom können hierbei aber nicht
über eine gewisse Grenze anwachsen, die einer mittleren Molekelgeschwindig-
keit von einigen km/s entspricht. Um dies zu erreichen, ist ein erhebliches
Druckgefälle in Richtung der Rohrachse notwendig, das zu einer Kompression
des noch unverbrannten Gemisches vor der Flammenfront führt. Diese Kom-
pression kann sich zu einer Stoßwelle entwickeln, die mit Überschallgeschwin-
digkeit fortschreitet, wobei die Brennzone mit der Front dieser Welle gekoppelt
ist. Dieser Vorgang wird Detonation genannt. Ihre Geschwindigkeit ist nicht
größer als die vorgenannte thermische Geschwindigkeit von einigen km/s [11].
Detonationsgeschwindigkeiten werden erreicht (Abb. 1.255, oben), wenn den
in Abb. 1.248 gezeigten einseitig offenen Rohren ein 0,8 m 3-Zündbehälter vor-
gesetzt ist, in dem die Zündquelle in Form z. B. einer Zündkerze angeordnet
5.1 Brenngase 259
[ / ] ,----{!)..--E1-E1r-----.
m S Detonation
1500
x 1000
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1000 .&.
Rohrleitungen
500 einseitig offen.
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Zündquelie im
Zündbehaelter
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o 10 20
Rohrlänge I
Abb.1.255. Brenngase: Explosionsgeschwindigkeit vex als Funktion der Rohrlänge I
(strömendes Gemisch, Zündquelle: Zündkerze)
[m/5] .-0-.
___-_-..- - - - - - ,
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~ 1500
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500 '" • DN100
0 . DN200
Rohrleitung geschlossen
Zündquelle im
Zündbehaelter
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o
o 10 20 [m]
Rohrlänge I
Abb. 1.256. Einfluß der Zündart und des Rohrdurchmessers DN auf die Explosionsge·
schwindigkeit Vex (strömende Gemische)
Tabelle 1.49. Bis zum Einsetzen der Detonation von der Flamme zu durchlaufende Rohr-
strecke für verschiedene Brenngase in Mischung mit Luft (strömende Gemische, Optimal-
konzentration)
Die Zahlenangaben in Tabelle 1.49 können nur richtungweisend sein und be-
ziehen sich auf die vorgegebene Versuchsanordnung (Abb. 1.248). Andere Ein-
richtungen können hiervon abweichende Werte ergeben.
Es sei noch erwähnt, daß sich sowohl in einseitig offenen als auch geschlos-
senen Rohren DN 125 bzw. DN 200 (I = 20/40 m) Propan in Mischung mit
Luft ebenfalls zu einer Detonation entwickelt, wenn eine kräftige Zündquelle
(explodierender Cu-Schmelzdraht E-1oo J) inmitten der Rohrleitungen ange-
ordnet ist. Die Optimalkonzentration beträgt in diesem Fall 3,5 VoIOJo.
Eine Sonderstellung nehmen die normalerweise nicht detonationsfähigen
Methan/Luft-Gemische ein. Während im Normalfall bei einer stationären De-
tonation, deren Geschwindigkeit über lange Rohrstrecken konstant ist, Stoß-
welle und Flammenfront aneinander gekoppelt sind, können bei instationären
Detonationen (um solche handelt es sich bei Methan) Stoßwelle und Brennzo-
ne wieder auseinanderlaufen und die Detonation zum Abbruch zwingen.
Scholl [167] untersuchte den Ablauf von Methanexplosionen im Außenraum
eines 30 m langen und geschlossenen Ringrohres (Außendurchmesser:
473,1 mm, Innendurchmesser: 339,7 mm, Wanddicke: 11-12 mm). Die Gemi-
sche wurden im ruhenden Zustand durch einen elektrischen Funken am ge-
schlossenen Rohrende eingeleitet. Bei Normaldruck (Pv = 0 bar) wurden le-
diglich maximale Explosionsgeschwindigkeiten von V rnax = 50 m/s beobachtet.
Anhebung des Vordruckes auf Pv = 2 bar ergab hingegen eine Detonation
(vrnax = 2000 m/s), und das der Zündquelle gegenüberliegende Leitungsende
wurde zerstört (Abb. 1.257).
Andernorts [168] wurde der Ablauf von Erdgas-Explosionen in einem
7"-Rohr (Wanddicke: 8 mm) untersucht, dessen Rohrlänge abschnittweise bis
zu 300 m verlängert wurde (Abb. 1.258). Dieses Brenngas hat im Rahmen der
Versuchsgenauigkeit die gleichen Explosionskenngrößen wie Methan bei ge-
ringfügig verschobener Optimalkonzentration. Die Gemische wurden im ru-
henden Zustand durch die aus dem Zündgehäuse austretende Flamme einer
Wasserstoffexplosion stöchiometrischer Zusammensetzung entzündet.
L-co.50.100.200 u.300 m
Zündgehäu.e 1000
100 cm J
Druckgeber
Abgas
Abb. 1.258. Anordnung für die Untersuchung des Explosionsablaufs von Erdgas/Luft-
Gemischen in abschnittweise verlängerten 7"-Rohren
[m/s] ,---- ~ - - - - - - - - ,
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o ~,. ~gasschieber .~
Ci geschlossen . Stoß;;;ile-
~ 250
o~ __ __ __ __ __
~ ~ ~ ~ ~~
dig. Er ist aber nicht stabil und geht in längeren Rohren wiederum in eine Ex-
plosion über, die schließlich verlöscht. In 300 m langen Leitungen läuft nur
noch eine Stoßwelle durch das unverbrannte Gemisch am Rohrende, das hier
erneut entzündet werden konnte. Bei ausreichender Vorverdichtung des Erd-
gas/Luft-Gemisches in dieser grundsätzlich geschlossenen 7"-Leitung
(Pv = 1,5 - 3,0 bar) oszillierte die Explosion mit einer Frequenz von
10- 20 Hz, und ein Verlöschen der Flamme wurde unterbunden. Detonations-
ähnliche Verbrennungsabläufe oder Detonationen wurden im Gegensatz zu
den Beobachtungen von Scholl in relativ kurzen Rohren [167] nicht beobach-
tet.
Die Explosionsgeschwindigkeit Vex ist, wie gezeigt wurde, eine wichtige
Kenngröße, um den Ablauf von Brenngasexplosionen in Rohren zu charakteri-
sieren. In der Regel erhält man bei solchen Explosionsversuchen eine Reihe
von Meßwerten (Abb. 1.252), die neben dem Rohrdurchmesser auch von der
Brenngaskonzentration und dem Meßort abhängen. Die maximale Explosions-
geschwindigkeit Vmax wird daher als der höchste Geschwindigkeitswert defi-
niert, der sich aus Messungen über einen breiten Konzentrationsbereich bei
Optimalkonzentration, bezogen auf ein vorgegebenes Rohrsystem und be-
stimmte Versuchsbedingungen (Zündortlage und Zünd energie, im ruhenden
oder strömenden Zustand entzündetes Gemisch (Abb. 1.255», ergibt. Beide
Kenngrößen treten daher an die Stelle des zeitlichen Druckanstiegs dp/dt
(Abb. 1.28) und des maximalen zeitlichen Druckanstiegs (dp/dt)max
(Abb. 1.30), die u.a. den Explosionsablauf in geschlossenen Behältern beschrei-
ben.
Auch der Explosionsdruck Pex ist bei Explosionen in Rohren konzentrati-
ons- und meßortabhängig. In Analogie zu oben wird daher der maximale Ex-
plosionsdruck Pmax als der höchste Überdruckwert auf die Rohrwand defi-
niert, der bei Optimalkonzentration in einem vorgegebenen Rohrsystem bei be-
stimmten Versuchsbedingungen gemessen wird.
Umfangreiche Untersuchungen mit Methan, Propan und Wasserstoff in ein-
bzw. beidseitig offenen Rohren haben unabhängig von der Art des Brenngases,
dem Rohrdurchmesser und der Rohrlänge ergeben, daß zwischen dem auf die
Rohrwand senkrecht zur Ausbreitungsrichtung wirkenden maximalen Explo-
sionsdruck Pmax und der maximalen Explosionsgeschwindigkeit Vmax ein nahe-
zu linearer Zusammenhang besteht (Abb. 1.260).
Wegen des diskontinuierlichen Explosionsablaufs infolge von Schwingungs-
überlagerungen ist die Streuung der Meßwerte jedoch nicht unerheblich. Für
die Abschätzung der maximalen Druckäußerung gilt die Gleichung
Pmax = 0,0135 ·vmax ·
In geschlossenen Rohrsystemen ist der maximale Explosionsdruck, unabhän-
gig von der maximalen Explosionsgeschwindigkeit, additiv um durchschnitt-
lich 5 bar höher, d.h. es gilt die Abschätzungsgleichung
Pmax = 0,0135·vmax +5
für vmax > 0 m/s.
264 5 Rohrleitungen
[bar]
)( Rohrleityngen einseitig und beidseitig offen
"E 25 Methan
0- Propan
.:.: Wasserstoff
0
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maximale Explosionsgeschwindigkeit V max
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~22/:.7
UJ
0
0 300 [bar.m.slJ
KG-Wert
Abb. 1.261. Druck auf die Rohrwand und den Abschlußflansch, der dem Zündort gegen-
überliegt, im Falle einer Quasidetonation bzw. Detonation (l = 30 m, strömendes Gemisch)
5.1 Brenngase 265
Allgemein kann man sagen, daß bei einer Explosion (v rnax < 500 m/s) 10 bar
nicht überschritten werden, während bei detonationsähnlichem Ablauf oder
Detonationen (vrnax > 1000 m/s) 25 - 30 bar kurzzeitig auf die Rohrwand wir-
ken.
Umfangreiche Untersuchungen haben ergeben, daß Rohre, die für einen
Nenndruck von 10 bar Überdruck ausgelegt sind, die im Detonationsfall sehr
kurzfristig auftretenden Spitzendrücke überstehen, ohne zu bersten.
Besonders hohe Drücke stellen sich dann ein, wenn eine Detonation gegen
eine feste Wand, z. B. gegen den Abschlußflansch in einer Rohrleitung, läuft
(Abb. 1.261). Die Stoßwelle wird reflektiert. Der Druck auf den Abschluß-
flansch ist dann ca. dreimal so hoch wie der Druck auf die Rohrwand hinter
der Detonation.
Interessant ist die Feststellung, daß die Druckbelastung des Abschlußflan-
sches bei Wasserstoff deutlich niedriger ist als bei Methan und Propan. Als Ur-
sache hierfür ist anzusehen, daß im Falle der langsamer brennenden Kohlen-
wasserstoffe vor dem Eintreffen der Detonationsfront im Bereich des Flan-
sches eine druckverstärkende Vorkompression vorhanden ist. Derart hohe
Druckäußerungen sind daher auch im Explosionsfall zu beobachten, wenn
nämlich die Flammenfront in eine entsprechend hohe Vorkompression des Ge-
misches hineinläuft.
Abschließend sind in der Bilderfolge Abb. 1.262 die verschiedenen Stadien
des Verbrennungsablaufs von Propanexplosionen bis zum Umschlag in eine
Detonation mittels Schlierenaufnahmen [164, 165] wiedergegeben.
Zusammenfassend ist festzustellen, daß bei befürchteten Explosionen von
Brenngasen in Rohren besonders dann, wenn strömende (turbulente) Gemische
vorhanden sind und die Gefahr besteht, daß die Explosion von einem Lei-
tungsteil, gegebenenfalls über Querschnittveränderungen, in einen anderen
Leitungsteil übertragen wird, der Explosionsablauf weitgehend von Verdrän-
gungs- d. h. Strömungseffekten und den damit verbundenen Turbulenzände-
rungen der Gemische abhängig ist. Die normale Verbrennungsgeschwindigkeit
ist in diesen Fällen von untergeordneter Bedeutung, d.h. der Verbrennungsab-
lauf ist nahezu unabhängig von der Art des Brenngases und kann besonders
in Rohren mit engen Querschnitten nach relativ kurzen Anlaufwegen in eine
Detonation (bzw. Quasidetonation) umschlagen.
266 5 Rohrleitungen
c d
vieren der sprengkapselbetätigten Ventile trat der Staub über eng an der Rohr-
wand liegende, perforierte 3/4"-Verteilungsrohre in das Rohrinnere ein und er-
zeugte hier ein homogenes Staub/Luft-Gemisch. In jedem Rohrteilstück waren
die Staubverteilungsrohre diametral gegeneinander versetzt. Weil die Teilvolu-
mina z. T. sehr klein sind (DN 200: 0,16 m3/5 m Rohr), sind auch die benötig-
ten Staubmengen sehr gering und daher sehr rasch in das Rohrinnere einge-
bracht. Aus diesem Grund wurde die Zündverzögerungszeit zwischen dem Be-
ginn der Staubeingabe und dem Wirksamwerden der Zündquelle (pyrotechni-
sche Zünder mit einem Energieinhalt von E = 10 kJ) zu 1v = 0,3 s optimiert.
Die Staub/Luft-Gemische im Rohrinnern werden also bei einer deutlich höhe-
ren Thrbulenz entzündet als nach dem Normverfahren (vgl. Abb. 1.158).
Für die Untersuchungen standen zahlreiche brennbare Stäube zur Verfü-
gung, deren nach dem Normverfahren [127] gemessene staubspezifische Kenn-
größe in dem Bereich von 85 (Kohlenstaub) bis 550 bar· m . s -I (Aluminium-
staub) bei einem maximalen Explosionsdruck von Pmax = 7,6-12 bar lag.
Schon bald zeigte sich, daß das über den Explosionsablauf der Brenngase
in Rohren Gesagte (s. Kap. 5.1) auch für die brennbaren Stäube gilt: Heftigste
Explosionswirkungen sind in einseitig offenen Rohren bei Lage des Zündortes
am geschlossenen Ende zu beobachten. Dies gilt besonders dann, wenn die
Zündquelle in einem vorgesetzten Zündbehälter (Abb.1.248) wirksam wird,
d.h. wenn die turbulenten und strömenden Staub/Luft-Gemische in der eigent-
lichen Rohrleitung durch einen Flammenstrahl zur Explosion gebracht werden.
Abbildung 1.264 zeigt für diesen Fall den Einfluß, den der Rohrdurchmesser
DN bei konstanter Rohrlänge (l = 20 m) auf die Abhängigkeit der Explosions-
kenngrößen von der staubspezifischen Kenngröße KSt nimmt.
Wie bei den Brenngasen begünstigen auch im Falle der brennbaren Stäube
enge Rohrquerschnitte den Ablauf von Explosionen. Die Explosionskenngrö-
ßen werden mit fallendem Rohrdurchmesser und, wie erwartet, auch mit zu-
nehmender staubspezifischer Kenngröße deutlich angehoben. Wegen der bes-
seren Abkühlungsmöglichkeit ist der maximale Explosionsdruck in Rohren
DN 200 niedriger als in Rohren DN 400.
Aufgrund dessen konzentrierten sich die weiteren Untersuchungen auf die
Rohrleitung DN 400. Abbildung 1.265 zeigt für Puderzucker (Pmax = 9,3 bar,
KSt = 160 bar·m·s- I), daß in 40m langen, sowohl einseitig als auch beidsei-
tig geschlossenen Rohren detonations ähnliche Abläufe auftreten. Zwar ist ge-
genüber der einseitig geschlossenen Rohrleitung im druckdichten Rohr wegen
Herabsetzung der Verdrängungsgeschwindigkeit zum Rohrende hin die Explo-
sionsgeschwindigkeit niedriger, wegen des fehlenden Ausschubs wird jedoch
mehr Staub umgesetzt, und demzufolge ist der Explosionsdruck höher. Ursa-
che für die hohe Druckäußerung im Bereich des Zündortes (I = 0 m) ist die
nochmalige Reflektion des am gegenüberliegenden Flansch auftretenden Ex-
plosionsdruckes.
Staub explosionen in Rohren zeigen also ein ähnliches Verhalten wie Gasex-
plosionen. Sie sind besonders heftig, wenn sie durch den Flammenstrahl einer
in einem vorgeschalteten Behälter ablaufenden Staubexplosion entzündet wer-
den, d.h. wenn der Staub nicht nur aufgewirbelt wird, sondern das Gemisch
502 Brennbare Stäube 269
x
0 [bar] Rohrleitung einseitig
E
0.. offen
20 Zündquelle:
"'u" Flammenstrahl am
2 geschl.Rohrende
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~ Rohrende
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~ i:;:::::::;~
o I I I I I L I
o 5 10 15 20 25 30 35 [m]
Rohrlänge I
Abb. 1.265. Explosionskenngrößen von Puderzucker in einem einseitig und beidseitig ver-
schlossenen Rohr DN 400 von 40 m Länge (strömende Gemische)
270 5 Rohrleitungen
[bar]
11
E
Q. 20
~
0
2
"C
15
UI
C
0
·iii 10
0
0..
)(
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0
11 [rn/5] Rohrleitungen
E eln.eltlg
>
3i 2000 geschlossen
Zündquene:
~
0
UI
Flommen-
GI 1500 strahl
01 am geschlo
UI
c Rohr-
0
°iii 1000 ende
0
ä.
)(
w 500
0
0
Abb. 1.166. Rohr DN 400. Einfluß der Rohrlänge I auf die Abhängigkeit der Explosions-
kenngrößen von der staubspezifischen Kenngröße KSt (strömende Gemische)
5.2 Brennbare Stäube 271
Gemäß Abb. 1.267 steht der maximale Explosionsdruck Pmax auch von
Staubexplosionen in Rohren (vgl. Abb. 1.260) in einem quasi linearen Zusam-
menhang zur maximalen Explosionsgeschwindigkeit Vmax und ist nahezu un-
abhängig von der Staubart. Die Streuung der Meßwerte ist bedingt durch die
unterschiedlichen Überlagerungen des zeitlichen Ablaufs der Reaktionen. Es
gelten die gleichen Abschätzungsgleichungen für den maximalen Explosions-
druck, wie sie auf S. 263 für die Brenngase angegeben wurden.
Sind Behältern, in denen mit dem Auftreten von Staubexplosionen zu rech-
nen ist, lange Rohrleitungen mit Krümmern oder Abschlußflanschen nachge-
setzt, so ist hier mit ähnlich hohen Druckäußerungen zu rechnen, wie in
Abb. 1.261 gezeigt.
Vogl [171] untersuchte den Explosionsablauf unterschiedlich heftig
reagierender brennbarer Stäube der Staubexplosionsklasse St 1 (Kst:S
200 bar'm 'S-I) in einer pneumatischen Saug-Flug-Förderanlage DN 200
(Abb. 1.268) unter praxisnahen Bedingungen bei Fördergeschwindigkeiten
VF= 15-30m/s.
~
c.E [bar1 . - - -- -- - - - - -
KSt
-'"
u 20 + - 1
::J
'- Kohlenstaub : 85 [bar,rn,s- 1
'tJ
Vl
C
Methyleellulose : 130
o Puder zucker : 160
'Vi
.9 10 Holzstäube : 230
c.
x
UJ Pigmente : 300
'-
QJ
Aluminium : 550
Ö 01lL.l~....I...-_--I--_.J..----'-----'
E
g o 500 1000 1:«) 2000 [m/s1
E maximale Explosionsgeschwindigkeit V mox
[bar]
gegen die Förderrichtung f in Förderrichtung
x
40 • .!lli2.QQ 1=38'm 1=46 m
Maisstärke
c1! o vF=15 m/s • vF=15-30 m/s
b. vF=20 m/s
.::L
u 30 o vF=25 m/s
:::l
L
-0
° vF=30 m/s
Vl
c
20
0,
0
"Vi
0
0..
•
x o,~
..
b.,
W 10
0 0 "'0
~.
0
[rn/sJ 1000 750 500 250 0 250 500 750 1000 [rn/sJ
Explosionsgeschwindigkeit vex
Abb. 1.269. Explosionsdruck Pex als Funktion der Explosionsgeschwindigkeit Vex (Zünd ort:
Mitte Rohrbogen)
5.2 Brennbare Stäube 273
[bar] \
x
"
30 r-
°
DN200.1=46 m
vF=15 - 30 m/s
- ° Maisstärke
'" Lycopodium /0
0.. o Weizenmehl
- °
10 r-L>
.::,::
\
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/0 / 0
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Cf)
3 r- o, -
c /0/
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° ",-::;0
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w
X
",~o
0 I I I 10 I I
[m] 18,75 12,5 6,25 0 6,25 12,5 18,75 [m]
Laufweg L
i 500~:<\
§ '-."'"
c-
/0 ",,/0
/~"
'üj 00", ° C?0
o 250- "o~ " I- /°...00
3" "a~o ~a'/
o I I AI 18" I I
[m] 18,75 12,5 6,25 0 6,25 12,5 18,75 [m]
Laufweg L
i
Zündort
..:::::., Produktaufgabe
Rohrbogen
Der Explosionsdruck der Produkte folgt einer e-Funktion, während sich die
Explosionsgeschwindigkeit proportional zum Laufweg verändert. Ihr Druck-
und Geschwindigkeitsverhalten in beiden Richtungen ist bei überhöhtem Ex-
plosionsdruck von Maisstärke im Bereich der Produktaufgabe ähnlich.
Die Flammenlaufzeit der brennbaren Stäube zwischen dem Zündort und der
Produktaufgabe ist größer als zum Zyklon hin. Dies kann durch einen zeitver-
zögerten Explosionsanlauf im Zündquellenbereich erklärt werden, weil die Ex-
plosionsausbreitung gegen die Förderrichtung von einem höheren Explosions-
druck ausgeht als in Förderrichtung. Außerhalb dieses Bereiches stimmen die
abschnittweise gemittelten Flammenlaufzeiten für jedes Produkt im Rahmen
der Versuchsgenauigkeit in beiden Richtungen überein.
In Thbelle 1.50 sind die aus den Untersuchungen resultierenden maximalen
Explosionskenngrößen der Produkte zusammengefaßt und in Abb. 1.271 gra-
phisch dargestellt. Die Erfahrung lehrt, daß der nach dem Normverfahren in
kubischen Behältern gemessene maximale Explosionsdruck von wesentlichem
Einfluß auf die Druckentwicklung von Staub explosionen in Rohren ist. Daher
wurden die bei den maximalen Explosionsgeschwindigkeiten gemessenen ma-
ximalen Druckwerte von Weizenmehl (Pmax = 8,5 bar) und von Lycopodium
(Pmax = 8,4 bar) auf den bei gleicher Explosionsgeschwindigkeit mit Maisstär-
ke (Pmax = 9,4 bar) zu erwartenden Explosionsdruck angehoben.
Ist die staubspezifische Kenngröße Kst > 150 bar· m . s -1, wird der maximale
Explosionsdruck wiederum sprunghaft angehoben und erneut die höhere
Druckwirkung der Explosionen zur Produktaufgabe hin bestätigt. Dies gilt
auch für die maximale Explosionsgeschwindigkeit, aber mit einem deutlich ge-
ringeren Einfluß der Explosionsrichtung. Es gelten folgende empirische Glei-
chungen:
Maximaler Explosionsdruck Pmax in Förderrichtung:
Kst ::5; 150 bar·m ·S-1: Pmax = 0,05· KSt
KSt > 150 bar·m ·S-1: Pmax = 0,324· KSt -41,67
Maximaler Explosionsdruck Pmax gegen die Förderrichtung:
Kst ::5; 150 bar·m ·S-1: Pmax = 0,05· Kst
Kst > 150 bar·m ·S-1: Pmax = 0,4413· KSt -55,06
x
c [bar]
E DN2001=46 m
.f'
0..
vF =15-30 m/s •
.Y 40
()
:J °
Pm.,.9,4 b"(N~Wrl1
in Förderrichtung
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(f) 30 • gegen die
c
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0Cij
F"d'";'''009
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x
w
x0 10 0--,"0
E
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>E [m/s]
~
.c 750
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(f)
Ql
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c
o
(f)
o
0..
x
W
x
o
E
o 50 100 150
staubspezifische Kenngröße K St
Abb. 1.271. Maximale Explosionskenngrößen als Funktion der staubspezifischen
Kenngröße KSt (Zündort: Mitte Rohrbogen)
276 5 Rohrleitungen
[m/s} Kohlenstaub:
Pmax =7.6 bar,K St =85 bar.rn .s-1
400 o Rohrleitung einseitig offen
• Rohrleitung beidseitig geschlossen
300
x
~
> 200
+'
'Qi
-a, 100
:0
c
'j
.r::
~ [m/s} r - - - - - - - - - - - - - - z 1 n
<ll Puderzucker: /
01 Pmax =9,3 bar
~ 400 Kst =160 bar.rn.s- 1
.~ ~Rohrleitung einseitig ~
o offen /
~ 300 ... Rohrleitung beidseitig
w geschlossen /~
200 ... ~,-...,;/1;
'X''\
I, .~.
'A
100 ~--
~ ",.,-4"
OL-____L-____L -__~L'~'~~
o 10 20 30 [m]
Rohrlänge
Normverfahren Rohrleitung
Die Angaben der Tabelle machen deutlich, daß, wie zu erwarten, auch der
Einfluß der Rohrlänge I auf das Explosionsgeschehen in Rohren von großem
Durchmesser besteht. Die festgestellten Explosionswirkungen sind gegenüber
Rohren mit engen Querschnitten geringer. Dies ist sicherlich auf die verschie-
denen Untersuchungsverfahren, d.h. auf die unterschiedliche Gemischturbu-
lenz beim Wirksamwerden der Zündquelle zurückzuführen.
Abbildung 1.273 vermittelt einen Eindruck der Flammenausbreitung von
Staubexplosionen im Nahbereich des Mundlochs eines einseitig offenen
1600mm-Rohres von 10m Länge, in dem jeweils 10kg Staub~500g/m3 zur
Explosion gebracht worden sind. Die Ausdehnung der Flamme des zunächst
unverbrannt aus dem Mundloch ausgestoßenen und die durch nacheilende
Flamme entzündeten Staub/Luft-Gemisches ist, bezogen auf diejenige einer
b
Abb. 1.273. Flammenausbreitung von Staubexplosionen im Nahbereich des Mundlochs eines
10 m langen 1600 mm-Rohres. a Pharmaprodukt, b organisches Pigment
5.3 Hybride Gemische 279
Im Kap. 4.1 wurde über den Einfluß berichtet, den eine Zumischung von Brenn-
gas zur Verbrennungsluft auf den Ablauf von Staubexplosionen in kubischen
Behältern nimmt. Bereits bei Vorhandensein geringer Brenngasgehalte unterhalb
der unteren Explosionsgrenze wurde die Explosionsheftigkeit der brennbaren
Stäube deutlich verstärkt. Es konnte daher angenommen werden, daß eine ähn-
liche Einflußnahme auch bei Staubexplosionen in Rohren gegeben ist.
Bruderer [173] führte entsprechende Untersuchungen mit hybriden Gemi-
schen aus Maisstärke und Propan in Rohren DN 200 von 30 m Länge durch.
Er wendete für die Herstellung der Staub/Luft-Gemische grundsätzlich das
Normverfahren [127] an und verteilte den Staub über längs der Rohrwand an-
geordnete perforierte Rohre. Die Versuche fanden in Luft oder aber in Gegen-
wart von bestimmten Propangehalten in der Verbrennungsluft statt. Als Zünd-
quelle dienten am Rohrende angeordnete pyrotechnische Zünder mit einem
Energieinhalt von E = 10 kJ. Das Untersuchungsergebnis faßt Tabelle 1.52 zu-
sammen.
Tabelle 1.52. Explosionskenngrößen hybrider Gemische aus Maisstärke mit Propan in ein-
seitig offener Rohrleitung DN 200 von 30 m Länge (Zündquelle am geschlossenen Rohr-
ende)
Beim Umgang mit brennbaren Stoffen, die in drei Gruppen eingeteilt werden
können
Gase, Dämpfe/Nebel (Flüssigkeiten),
- brennbare Stäube und
- hybride Gemische aus den beiden oben genannten Stoffgruppen
kann Brand- und Explosionsgefahr gegeben sein. Für die Beurteilung der Ent-
zündungsgefahr solcher Stoffe, im allgemeinen in Mischung mit Luft, und
FestIegung von Schutzmaßnahmen gegen das Entstehen und die Auswirkun-
gen von Explosionen müssen bestimmte sicherheitstechnische Kenngrößen be-
kannt sein. Dies sind im allgemeinen keine physikalischen Konstanten, sondern
auf spezielle Prüfverfahren bezogene Größen, die von zusätzlichen Parametern
beeinflußt werden können. Daher gehört in der Regel zum Zahlenwert auch die
Angabe der Bestimmungsmethode.
Die Stoffeigenschaften allein sind noch kein ausreichender Hinweis auf die
Art der zu treffenden Schutzmaßnahme. In die Betrachtungen müssen daher
immer die Verfahrens- und Anlagengegebenheiten einbezogen werden, an de-
nen sich der Umfang der experimentellen Untersuchungen in konsequenter Zu-
sammenarbeit zwischen dem Prüfer und dem Anwender orientiert.
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dorf 1954
7 Literatur 287
Dies gilt auch für die Beurteilung der Explosionsfähigkeit von Stäuben,
wenn die Untersuchungen in einem geschlossenen 1 m3-Behälter (Abb.1.156)
nach dem vereinbarten und genormten Verfahren [4] in Gegenwart einer Zünd-
quelle mit einem Energieinhalt von E = 10 kJ durchgeführt werden. Diese sehr
hohe Zündenergie ist in der 201-Laborapparatur (Abb. 1.163) von Einfluß auf
das Zündverhalten besonders der schwer entzündlichen brennbaren Stäube.
Daher ist nach Untersuchungen von Siwek (Abb. 2.2 [5]) in der Kleinapparatur
eine Prüfzündenergie von E = 2 kJ anzuwenden, um eine übereinstimmende
Aussage über die Staubexplosionsfähigkeit eines Produktes in beiden Appara-
turen zu erhalten.
Es ist jedoch darauf hinzuweisen, daß einige wenige brennbare Stoffe für ei-
ne selbständige Flammenausbreitung eine höhere Zündenergie benötigen, als
oben angegeben.
Der Explosionsschutz umfaßt die Explosionsgefahren beim Umgang mit
brennbaren Stoffen, die eine gefahrdrohende Menge explosionsfähiger Atmo-
sphäre bilden können, und die Beurteilung der Wirksamkeit von Schutzmaß-
nahmen zur Vermeidung dieser Gefahren. Das Unfallrisiko soll mindestens so
weit beschränkt werden, daß es vertretbar ist.
Welche Menge an explosionsfähiger Atmosphäre ist als gefahrdrohend anzu-
sehen? Dies ist nach Angaben der Explosionsschutz-Richtlinien [6] der Fall,
wenn 10 I explosions fähige Atmosphäre unabhängig von der Raumgröße in ge-
schlossenen Räumen in zusammenhängender Menge auftreten. Nach einer
Faustregel gilt, daß in solchen Häusern explosionsfähige Atmosphäre von
mehr als einem Zehntausendstel des Raumvolumens, d.h. 10 I in 100 m\ als
gefahrdrohend anzusehen ist. Diese Angaben sind, was häufig vergessen wird,
richtungweisend. Auch kleinere Mengen können gefahrdrohend, größere hin-
gegen ungefährlich sein. In die Betrachtungen ist immer die Art und der Ort
des Entstehens einer explosionsfähigen Atmosphäre, und ob und wie sie um-
schlossen ist, einzubeziehen.
5 'r05r-----,----r---~
g
111
~ 104
f
~
~ 102 "--_ _--.J.._ _ _l . -_ _....J
102 '103 104 1)5
MZE:1-m3.ßeoolter/tv=O.6s (J]
Abb. 2.2. Vergleich der Mindestzündenergie MZE schwer entzündlicher Stäube
im 1 m3-Behälter und in der 20 l-Laborapparatur
1 Einleitung 295
Die nur für die brennbaren Stäube geltende VDI-Richtlinie 2263: Staubbrän-
de und Staubexplosionen: "Gefahren-Beurteilung-Schutzmaßnahmen" [7J un-
terscheidet hingegen zwischen dem vorbeugenden Explosionsschutz und dem
konstruktiven Explosionsschutz und ist wie folgt gegliedert:
Vorbeugender Explosionsschutz
Vermeiden von explosionsfähigen Staub/Luft-Gemischen
Vermeiden von Staubexplosionen durch Inertisierung
Vermeiden von wirksamen Zündquellen.
Konstruktiver Explosionsschutz
Explosionsfeste Bauweise für den maximalen Explosionsdruck
Explosionsfeste Bauweise für den reduzierten Explosionsdruck in Verbin-
dung mit Explosionsdruckentlastung
Explosionsfeste Bauweise für den reduzierten Explosionsdruck in Verbin-
dung mit Explosionsunterdrückung
Explosionstechnische Entkopplung von Systemen bzw. Explosionsabbruch.
Die Maßnahmen des vorbeugenden Explosionsschutzes dieser Richtlinie ver-
hindern das Entstehen von Staubexplosionen und sind daher identisch mit den
Maßnahmen des primären Explosionsschutzes und der 1. Maßnahme des se-
kundären Explosionsschutzes der Explosionsschutz-Richtlinien.
Der konstruktive Explosionsschutz, der die Auswirkungen von Explosionen
auf ein unbedenkliches Maß herabsetzt, stimmt in beiden Richtlinien überein,
denn der Einsatz "flammendurchschlagsicherer Einrichtungen" [5J ist eben-
falls eine "explosionstechnische Entkopplung" [7J.
Die Anwendung von Schutzmaßnahmen im Falle befürchteter Brenngas-,
(Dampf-) oder Staubexplosionen in einer Anlage (Apparatur) setzt die Beurtei-
lung ihrer Wirksamkeit voraus, die aber nur dann möglich ist, wenn das Ent-
stehungs-, Zünd- und Explosionsverhalten eines brennbaren Stoffes bekannt
ist. Die im Teil I beschriebenen sicherheitstechnischen Kenngrößen entscheiden
darüber, welche und in welchem Umfang eine der oben angegebenen Schutz-
maßnahmen anzuwenden ist.
2 Vorbeugender Explosionsschutz
2.1 Vorbemerkung
fachsten sind die Verhältnisse überschaubar, wenn die pro Zeiteinheit ausströ-
mende Menge eines brennbaren Stoffes bekannt ist und die freiwerdenden Ga-
se und Dämpfe sich mit dem Zuluftstrom gleichmäßig vermischen. In der Re-
gel sind die Verhältnisse jedoch nicht so einfach, sondern die tatsächlichen
Strömungsverhältnisse im Raum müssen berücksichtigt werden. Besonders bei
Gasen und Dämpfen, die schwerer als Luft sind, ist die Beurteilung, ob natürli-
che Lüftung als Schutzmaßnahme gegen das Entstehen gefahrdrohender Men-
gen explosionsfähiger Atmosphäre ausreicht, nur einem Lüftungsfachmann
vorbehalten. Die alleinige Anwendung dieser Maßnahme ist in den seltensten
Fällen ausreichend [6, 8, 9].
Die Thchnische Lüftung ermöglicht im Vergleich zur natürlichen Lüftung die
Anwendung größerer Luftmengen und eine gezieltere Luftführung in um-
schlossenen Räumen oder Apparaturen. Ihre Wirksamkeit (Ventilatoren, Lüf-
tungskanäle, Leitbleche, Zu- und Abluftöffnungen) müssen durch sachkundi-
ges Personal geprüft sein. Der Einsatz der Thchnischen Lüftung unterliegt be-
stimmten Voraussetzungen, die ebenso wie die Berechnung des Mindestvolu-
menstromes für die Zu- bzw. Abluft [6, 8] zu entnehmen ist. Bei Chargenbe-
trieb muß die Lüftung von geschlossenen Räumen mit möglichen zeitabhängi-
gen Quellenströmen gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre (z. B. bei
Kammertrocknern) den gegebenen Betriebsbedingungen angepaßt werden.
Der Einsatz von Gaswarngeräten für das Einleiten von Maßnahmen des pri-
mären Explosionsschutzes ist möglich in Verbindung mit manueller oder auto-
matischer Auslösung von Schutzmaßnahmen oder auch von Notfunktionen
zur Stillegung der Anlage [6]. Sie müssen von einer durch die Berufsgenossen-
schaft anerkannten Prüfstelle auf Funktionsfähigkeit für den vorgesehenen
Anwendungszweck einzeln oder als Baumuster geprüft sein. Die Funktionsfä-
higkeit muß vom Hersteller durch ein auf dem Gerät angebrachtes Kennzei-
chen bestätigt sein. Gemäß Gebrauchsanleitung ist eine regelmäßige Wartung
notwendig. Die Anzeigefähigkeit ist durch ein Prüfgas zu testen. Jederzeit muß
ein Eingreifen von Hand in den von der Warnanlage gesteuerten automati-
schen Ablauf möglich sein. Dieser Eingriff ist jedoch nur von den vom Be-
triebsleiter als sachkundig benannten Personen vorzunehmen. Die Gaswarnan-
lagen sind nach ihrer Einrichtung in bestimmten Zeitabständen auf ihre Funk-
tionsfähigkeit zu prüfen. Der Alarmpunkt des Gerätes muß auf eine Konzen-
tration mindestens so weit unterhalb der unteren Explosionsgrenze eingestellt
sein, daß nach Alarmgabe die in der Betriebsanweisung festgelegten Maßnah-
men durchführbar sind, die die Bildung gefahrdrohender Mengen explosions-
fähiger Atmosphäre noch sicher verhindern können. Allgemeingültige Hinwei-
se für die örtliche Anordnung der Sensoren (Meßköpfe) können nicht gegeben
werden. Dies ist von Fall zu Fall zu entscheiden [6, 8, 9].
ersetzt wird. Weil die Zumischung des unbrennbaren Produktes jedoch in der
Größenordnung von 50 Gew."'o liegt, ist die Anwendung dieser Schutzmaßnah-
me aus produktionstechnischen Gründen nicht relevant.
Für brennbare Stäube haben die Explosionsgrenzen wegen der Wechselwir-
kung zwischen abgelagertem und aufgewirbeltem Staub nicht die gleiche Be-
deutung wie bei den Brenngasen und brennbaren Dämpfen. Die Staubkonzen-
tration kann durch Aufwirbelung, Ablagerungen oder Absetzen von aufgewir-
beltem Staub ganz wesentlich verändert werden. Sowohl durch Aufwirbeln von
abgelagertem Staub können explosions fähige Gemische entstehen (s.
Abb. 1.130) als auch durch Absetzen von solchen Gemischen, deren Konzentra-
tion zunächst oberhalb der oberen Explosionsgrenze lag.
Gelingt es, die Staubkonzentration außerhalb des Explosionsbereichs
(Zündbereichs) zu halten, so werden Staubexplosionen verhindert. Diese Maß-
nahme kann allein oder ergänzend zu anderen Schutzmaßnahmen angewendet
werden. Sie hängt von der Verfahrenstechnik und den entsprechenden sicher-
heitstechnischen Kenngrößen (leilt, Kap. 3.3.4) ab. Weil die obere Explosions-
grenze i. allg. nicht von sicherheitstechnischem Interesse ist, kommt in diesem
Zusammenhang der unteren Explosionsgrenze (Abb.2.4) eine besondere Be-
deutung zu.
In Einzelfällen ist die Konzentrationsbegrenzung als alleinige Schutzmaß-
nahme möglich, wenn in Anlagen oder Anlagenteilen (z. B. in Raumluftabsau-
[bar]
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Gemische
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Gemisch zündfähig
zündfähig
2.3.1 Vorbemerkung
Inertisieren heißt, durch ein bestimmtes Verfahren ein zunächst explosionsfähi-
ges Gemisch in ein nicht entzündbares zu überführen, um so den primären [6]
bzw. vorbeugenden Explosionsschutz [7] zu erreichen. Dies kann durch die Zu-
gabe von gasförmigen Inertstoffen (z. B. Stickstoff, Kohlendioxid, Edelgase,
halogenierte Kohlenwasserstoffe), Wasserdampf oder auch von pulverförmi-
gen Inertstoffen zur Verbrennungsatmosphäre erreicht werden.
Stickstoff und Kohlendioxid verdünnen das System und verringern so die
Konzentration der reaktiven Partner. Beim Wirksamwerden der Zündquelle
nehmen die Inhibitoren (Stoff, der einen chemischen Vorgang hemmt oder un-
terbindet) die entstehende Reaktionsenergie auf, das System erwärmt sich
nicht mehr so stark und die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt ab. Bei entspre-
chend hohem Inertgasanteil ist schließlich keine selbständige Flammenfort-
pflanzung mehr gegeben. Es handelt sich hierbei also im wesentlichen um phy-
sikalische Vorgänge [12].
Auch Wasserdampf kann als Inertisierungsmittel eingesetzt werden. Seine
Wirksamkeit beruht gleichfalls auf dem Verdünnungs- und dem Kühleffekt
(Aufnahme von Wärmeenergie). Es ist der Einfluß der Kondensation zu be-
rücksichtigen.
Halogenierte Kohlenwasserstoffe haben ebenfalls eine gute Inertisierungsfä-
higkeit. Der Name "Halon" [13] leitet sich vom englischen "halogenated Hy-
drocarbon" durch Zusammenziehung der ersten und letzten Buchstaben der
beiden Worte ab. Es handelt sich um ein zunächst flüssiges Löschmittel, das
unter Druck in Behältern gehalten wird und beim Übertritt in die Atmosphäre
verdampft. Der Dampf ist bei Raumtemperatur nicht brennbar. Die Bezeich-
nungen der Halone beruhen auf der folgenden Nomenklatur:
1. Zahl: Anzahl der Kohlenstoffatome,
2. Zahl: Anzahl der Fluoratome,
3. Zahl: Anzahl der Chloratome,
4. Zahl: Anzahl der Bromatome,
5. Zahl: Anzahl der Jodatome.
2.3 Vermeiden von Explosionen durch Inertisierung 303
2.3.2 Brenngase
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100 95 90 85 80 N2 [Vol%]
Sau erstoffjStickstoff- Verhä Itn is
Abb. 2.5. Einfluß des Sauerstoff/Stickstoffverhältnisses auf die Mindestzündenergie von
Propan (Definition der Sauerstoff-Grenzkonzentration SGK)
[bar]
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Methan/Wasserstoff-Verhältnis
Abb.2.7. Einfluß des Sauerstoffgehalts in Stickstoff auf den Explosionsbereich von Misch-
gasen aus Methan und Wasserstoff (V = 20 I, E = 101)
306 2 Vorbeugender Explosionsschutz
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0,01 0,1 1,0 [mJ]
Tz+ 273
MZE x 273
Abb.2.9. Sauerstoff-Grenzkonzentration SGK von Brenngasen in Stickstoff als Funktion
des Produktes aus Mindestzündenergie MZE und reduzierter Thmperatur
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o 50 100 150 200 250 [·e] 0,7 0,8 0,9 1,0
Temperatur T normierte UEG[T]
Abb.2.10. Abhängigkeit der Sauerstoff-Grenzkonzentration SGK von Brenngasen von der
Thmperatur T und der normierten unteren Explosionsgrenze UEG(T)
2.3 Vermeiden von Explosionen durch Inertisierung 309
[Vol%]
20
N
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Explosionsbereich
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Acetylen-Gehalt
Abb. 2.11. Einfluß des Sauerstoffgehaltes in Stickstoff auf den Explosionsbereich
von Acetylen
310 2 Vorbeugender Explosionsschutz
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ID
50
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N2 [Vol%]
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nicht explosionsföhig
o I I I
1000 25 50 75 ['e]
Temperatur
Abb.2.12. Methylenchlorid-Dampf: Explosionsbereich (oben) und Temperatureinfluß auf
das 02/NrGrenzgemisch (unten) (E = 10 J)
2.3 Vermeiden von Explosionen durch Inertisierung 311
Ausgehend von reiner Sauerstoffatmosphäre (Abb. 2.12, oben) engt sich der
Explosionsbereich von Methylenchlorid-Dampf mit zunehmendem Stickstoff-
gehalt in der Verbrennungsluft ein. Im Gegensatz zum Verhalten von Methan,
Propan, Wasserstoff und Acetylen bleibt die untere Explosionsgrenze nicht na-
hezu konstant, sondern verschiebt sich deutlich zu höheren Werten hin. Die ur-
sprüngliche Dreiecksform (Abb. 2.11) ist nicht mehr gegeben. Bei der vorgege-
benen Temperatur sind bei einer Zusammensetzung der Verbrennungsluft aus
35 Vol"lo Sauerstoff und 65 Vol% Stickstoff Explosionen nicht mehr möglich,
wobei die Gemische im Bereich der stöchiometrischen Zusammensetzung den
größten Anteil an Inertgas benötigen. Mit steigender Temperatur verschiebt
sich dieses Sicherheits-Grenzgemisch linear zugunsten des Stickstoffs
(Abb. 2.12, unten). Man kann davon ausgehen, daß Methylenchlorid-Dampf in
Mischung mit normaler Luft bei einer Thmperatur von ca. 100 oe durch eine
Energie von E = 10 J entzündet wird [21].
Der Thbelle 2.2 ist der Einfluß der Thmperatur T auf die Sauerstoff-Grenz-
konzentration SGK von Methylenchlorid-Dampf zu entnehmen, die, bezogen
auf das Gesamtgemisch Methylenchlorid-Dampf + Sauerstoff + Stickstoff, bei
unbekannter Dampf- und Stickstoffkonzentration zum Vermeiden von Explo-
sionen nicht überschritten werden darf.
Der Abfall des Sauerstoff-Grenzwertes mit steigender Thmperatur ist linear
und mit 13,5 Vol% pro 100 oe Temperaturerhöhung deutlich größer als bei den
herkömmlichen Brenngasen (s. S. 307 und 308).
Abschließend sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sich die Zahlenanga-
ben der Thbelle 2.2 auf eine Zündquelle mit einer Energie von E = 10 J bezie-
hen. Stärkere Zündquellen haben Sicherheits-Grenzgemische mit geringeren
Sauerstoff-Gehalten als hier angegeben.
Auch für das Vermeiden von Zerfallsreaktionen, die des Sauerstoffs nicht
bedürfen, ist Stickstoff ein Inertisierungsmittel. Siwek [22] führte entsprechen-
de Untersuchungen mit Ethylenoxid-Dampf in der 201-Laborapparatur
(Abb. 1.163) durch. Abbildung 2.13 zeigt den Zusammenhang zwischen der
Zündenergie E in Form einer zeitlich gedehnten Kondensatorentladung, bei der
eben keine Zersetzung eintritt, und dem Mischungsverhältnis aus Ethylenoxid-
Dampf mit Stickstoff einerseits und der Temperatur T andererseits.
Wie erwartet, erfordert zunehmender Stickstoffgehalt im Ethylenoxid-
Dampf höhere Zündenergien, die zusätzlich von der Temperatur T beeinflußt
werden. Der Verlauf der Begrenzungskurven ist typisch (vgl. Abb. 2.5).
20 50 60 80 100
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100 75 50 100 70 40
0 25 50 0 30 60
Mischungsverhältnis EOIN 2
Abb. 2.13. Einfluß der Zündenergie E und der Thmperatur T auf den Zersetzungsbereich von
Ethylenoxid-Dampf bei Inertisierung mit Stickstoff
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0 50 100 150 [oe]
Temperatur T
Abb.1.14. Einfluß des Vordrucks Pv und der Thmperatur T auf die Stickstoff-Grenzkonzen-
tration StGK von Ethylenoxid-Dampf (E = konst. = 50 J)
1000 20 30 45
3000 40 55
5000 35 45 60
7000 35 45 60
314 2 Vorbeugender Explosionsschutz
50
T [Oe]
Interessant ist die Andeutung, daß eine Thmperatur, die der Zündtemperatur
von Ethylenoxid-Dampf entspricht (T = 440°C), eine 100OJoige Befüllung der
Apparatur mit Stickstoff erfordert.
Für die Bestimmung der Mindestzündenergie von Ethylenoxid-Dampf
(Abb.1.78, Thbelle 1.24) und der Stickstoff-Grenzkonzentration werden zeit-
lich gedehnte Kondensatorentladungen verwendet, d.h. im Entladekreis befin-
det sich eine Induktivität. Es wurde im Zusammenhang mit den brennbaren
Stäuben (Thbelle 1.45) gezeigt, daß rein kapazitive kurzzeitige Funkenentla-
dungen (ohne Induktivität im Entladekreis) deutlich weniger zündwirksam
sein können. Dies wurde auch für Ethylenoxid-Dampf bestätigt [23].
Abbildung 2.16 zeigt für eine Thmperatur von T = 100°C den in der 20 l-La-
borapparatur (Abb. 1.163) gemessenen Zusammenhang zwischen der Mindest-
zündenergie MZE und dem Vordruck Pv. Wie man zunächst erkennt, ist im
Falle zeitlich gedehnter Kondensatorentladungen der Abstand der Hauptelek-
trode des 3-Elektroden-Systems (Abb. 1.73) von nicht allzu großem Einfluß auf
den Energie-Grenzwert. Ähnliche Meßwerte werden erhalten, wenn anstelle der
Induktivität ein Serienwiderstand von 3 -10 KD in den Entladekreis geschaltet
ist. Im Gegensatz dazu sind kurzzeitige kapazitive Funken ca. eine Energiede-
kade weniger zündwirksam. Der Einfluß des Vordruckes auf die Verminderung
der Mindestzündenergie ist geringer. Weil i. allg. in der Praxis nur mit dem
Auftreten zeitlich nicht gedehnter Funken zu rechnen ist, kann erwartet wer-
den, daß die in Thbelle 2.3 angegebenen Stickstoff-Grenzkonzentrationen in
Gegenwart solcher Zündquellen niedriger sind.
Auch ChlorlWasserstoff-Gemische können durch die Zugabe von Stickstoff
inertisiert werden [24]. Ähnlich wie bei den normalen Brenngasen liegen die
unteren Zersetzungsgrenzen von Chlor in den verschiedenen aus Wasserstoff
und Stickstoff bestehenden Mischgasen bemerkenswert dicht zusammen
(Abb.2.17).
2.3 Vermeiden von Explosionen durch Inertisierung 315
[mJ] 1
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Vordruck Pv
Abb.2.16. Einfluß der Funkenart und des Vordrucks Pv auf die Mindestzündenergie E von
Ethylenoxid-Dampf
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Chlorgehalt in H2 /N 2-Gemisch
Der Ersatz von Wasserstoff durch Stickstoff wirkt sich daher besonders auf
die Einschränkung der oberen Zersetzungsgrenze aus und vermindert die Zer-
setzungskenngrößen. Abbildung 2.18 veranschaulicht die Breite des Zerset-
zungsbereichs [24]. Bei einem Stickstoffgehalt von 700/0 im Gesamtgemisch ist,
bezogen auf die vorgegebene Energie der Zündquelle, keine Zersetzungsgefahr
mehr gegeben. Die untere Zersetzungsgrenze ist praktisch unbeeinflußt von
Stickstoffzusatz und benötigt für die vollständige Inertisierung einen höheren
Anteil als die ansonsten als gefährlich anzusehenden Gemische optimaler Zer-
setzungskenngrößen.
Einzelheiten, speziell im Hinblick auf den Einfluß von Temperatur, Druck
und Art des Inhibitors auf die Grenzwerte solcher Gemische, sind [25] zu ent-
nehmen.
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Propan-Gehalt Propan-Gfllalt
Abb. 2.20. Einfluß der Art des Inertisierungsmittels auf den Explosionsbereich von Propan
318 2 Vorbeugender Explosionsschutz
trisehen Bereich. Eine Begründung hierfür kann wie folgt gegeben werden: Die
Wirksamkeit von Stickstoff (und auch von Kohlendioxid) beruht im wesentli-
chen, wie bereits bemerkt, auf dem Verdünnungs- bzw. dem Kühleffekt, wäh-
rend Halon aktiv in den Verbrennungsvorgang eingreift und antikatalytisch
wirkt.
Wiemann [18] bestätigte durch sehr umfangreiche und sorgfältige Untersu-
chungen in einer explosionsfesten 441-Explosionskammer in neuerer Zeit obi-
ge Thndenzen. Außerdem inertisierte er Methan/Luft-Gemisch mit
Argon,
Helium,
Stickstoff,
Kohlendioxid,
Schwefelhexafluorid und mit
Halon 1211 bzw. 1301
und bezog auch Propan/Luft-Gemische in die Untersuchungen ein.
Wiemann fand für beide Brenngase den in Abb. 2.21 gezeigten linearen Zu-
sammenhang zwischen der Sauerstoff-Grenzkonzentration SGK und dem Ver-
hältnis von Luft-Stickstoff zu Inertgas. Der Inertgasanteil fällt mit zunehmen-
der Wirksamkeit des Inertisierungsmittels (Argon-+halogenierte Kohlenwas-
serstoffe). Gleichzeitig steigt die Sauerstoff-Grenzkonzentration und mit ihr
auch der Stickstoffgehalt in Luft an. Die festen Volumenverhältnisse von Luft-
Stickstoff zu Inertgas verhindern bei beliebiger Zumischung von Methan oder
Propan Explosionen.
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5 I I I I I
30 40 50 60 70 80 N2 [Vol%]
70 60 50 40 30 20 Inertg.[Vol%]
Verhältnis von Luft-Stickstoff zu Inertgas
Folgende Erklärung wird für die unterschiedliche Wirkung der Inertgase ge-
geben (Abb. 2.22): Mit zunehmender molarer Masse bzw. molarer Wärmeka-
pazität des Luft-Stickstoff/lnertgas-Verhältnisses steigt die inertisierende Wir-
kung zu den mehratomigen Inertgasen hin. Aus den bereits genannten Grün-
den folgen die halogenierten Kohlenwasserstoffe dieser Tendenz nicht. Bei Be-
trachtung der spezifischen Wärmekapazität bzw. der Wärmeleitfähigkeit erge-
ben sich hingegen annähernd konstante Werte für diese physikalischen Kenn-
größen, die im Falle von Helium anomal hoch sind und daher herausfallen.
Bisher wurden Brenngase mit einer relativ niedrigen und nicht sehr vonein-
ander verschiedenen normalen Verbrennungsgeschwindigkeit betrachtet. Was-
serstoff hat mit SGK = 4,5 VolOJo eine niedrige Sauerstoff-Grenzkonzentration.
Berücksichtigt man auch die Mischgase, dann besteht bei der Inertisierung mit
Stickstoff ebenfalls ein linearer Zusammenhang zwischen dem Sauerstoff-
Grenzwert und dem Verhältnis von Luft-Stickstoff zu Stickstoff (Abb. 2.23).
Steigende Verbrennungsgeschwindigkeit vermindert die Sauerstoff-Grenzkon-
zentration und hebt den Stickstoffbedarf an.
[Vol%]
Halone W
15 I- ~0~
:>::: /&0
'-' 10 - 0
Vl
5-
[Vol%]
0 I I I e Mischgas aus CH 4 und H2
0 0,25 0,5 0,75 15 f-
normierte molare Masse
0A
/oe
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[Vol%] '-' 10 -
o Methan Vl
.!> Propan
Halone W
15 -
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.,...--0-
5- 0/e
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'-' 10 - 0 0 I I I I
Vl
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90 80 70 60 50 N2 [Vol%]
5-
Verhä Itnis Luft-Stickstoff zu Stickstoff
0 I I I I I I
0 0,25 0,5 0,75 2,5 0,43 0,31 [m/s]
normierte molare Wärmekapazität normale Verbrennungsgeschwindigkeit
Abb.2.22 Abb.2.23
Abb. 2.22. Sauerstoff-Grenzkonzentration SGK von Brenngasen als Funktion der molaren
Masse und Wärmekapazität des Luft-Stickstoffllnertgas-Verhältnisses [18] (T = 50°C)
Abb. 2.23. Sauerstoff-Grenzkonzentration SGK von Brenngasen als Funktion des Verhält-
nisses von Luft-Stickstoff zu Stickstoff (T = 50°C)
320 2 Vorbeugender Explosionsschutz
Wiemann [18] untersuchte ferner den Einfluß der Temperatur auf die Sauer-
stoff-Grenzkonzentration der verschiedenen Inertgase und fand grundsätzlich
eine Verminderung nach der Gleichung
SGKT = SGKRt - a (T- Rt) .
SGKT Sauerstoff-Grenzkonzentration bei der Temperatur T
a Temperaturkoeffizient
SGKRt Sauerstoff-Grenzkonzentration bei Raumtemperatur Rt
Zahlenangaben für den Temperaturkoeffizienten a sind Thbelle 2.4 zu entneh-
men.
Der Temperaturkoeffizient a wird also nicht nur von der Art des Inertgases
sondern auch von der Art des Brenngases beeinflußt.
Siwek [27J untersuchte das Inertisierungsverhalten von Argon im Vergleich
zu Stickstoff im Unterdruckbereich (py = 0,1-1 bar, abs.) für Wasserstoff bei
Raumtemperatur. Die Sauerstoff-Grenzkonzentration ergab sich mit SGK = 5
Volll7o als unabhängig von den Versuchsbedingungen.
Acetylen kann durch Zugabe des Brenngases Methan "inertisiert" und damit
ein Zerfall vermieden werden. Diesbezügliche Erkenntnisse [28] beruhen auf
Untersuchungen in einer kugligen 51-Apparatur (Abb. 1.11) in Gegenwart ei-
ner Zündquelle in Form eines durch eine kräftige Kondensatorentladung zur
Zerstörung gebrachten dünnen Kupferdrahtes (E = 100 J). Abbildung 2.24
zeigt, daß das Grenzgemisch von Acetylen zu Methan, bei dem gerade noch
keine Zersetzung stattfindet, mit zunehmendem Vordruck Py, dem Ausgangs-
druck, linear zugunsten des Methans verändert wird. Allerdings ist in diesem
Zusammenhang der Einfluß von Behältervolumen und -form auf das Zerset-
zungsverhalten von Acetylen (Abb. 1.61 und 1.62) zu berücksichtigen.
2.3 Vermeiden von Explosionen durch Inertisierung 321
60
40
40 Keine
60 Zersetzung
20
80
o
100 0'-----0......5--1.......0--1......5--[b-'ar ]
Vordruck Pv
Abb. 2.24. Einfluß des Vordruckes Pv auf das Grenzgemisch von Acetylen und Methan. bei
dem eben gerade noch keine Zersetzung erfolgt
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&~b/e$ Oetritdt
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~ Löschpulver-Basis:
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0 25 50 75 H2 [Vol%]
Mischgaszusammensetzung
UEG OEG---
[Vol%] r<;"e-"~----------,
20 I I /
8 1 A/A /
o \ / - - SGK /)"
8/
Explosionsbereich , //
i
z 15 fIjJ
IN
t~
'\ /0
o 10 ~ /0
0_0 - - - SGK A Farbstoff A
8 Farbstoff 8
o Farbstoff C Abb.2.27. Einfluß des Sauerstoffgehalts in
Stickstoff auf den Explosionsbereich von
Farbstoff-Feinstäuben (V = 1 m3 , 1v = 0,6 s,
I I I E = 10kJ)
250 500
Staubkonzentration
[bar]
x 5
~
[bar/s]
~ 100H--o.o;=~0=====±----------~
- 0 ______ ti 100 1-----+---~,4!':it----l
""'-"---1
~
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.g- 0
Abb. 2.28. Einfluß des Sauerstoffgehalts in Stickstoff auf die Explosionskenngrößen von
Polyethylen-Staub (M < 25 11m) (V = 1 m 3, t y = 0,6 s, E = 10 kJ)
Obige Aussagen über das Verhalten der Explosionskenngrößen bei der Iner-
tisierung der Verbrennungsluft mit Stickstoff gelten auch für andere Stäube
[30]. In Thbelle 2.5 ist die gemessene Sauerstoff-Grenzkonzentration SGK für
einige Stäube angegeben, die grundsätzlich auf Feinstäube (M< 63 J.1m) zu be-
ziehen ist.
Weitere Angaben siehe [30].
Während die Korngröße von nicht unerheblichem Einfluß auf das Explo-
sionsgeschehen ist (Abb. 1.176), scheint dies nicht den Sauerstoff-Grenzwert zu
betreffen, wie die folgenden Zahlenangaben zeigen:
Paraformaldehyd: M = 23 J.1m, SGK = 7,0 Vol%, M = 11 J.1m,
. SGK=6 Vol%
Braunkohle: M = 52 J.1m, SGK = 12,5 Vol% M = 19 J.1m,
SGK = 12,0 Vol% [18].
Im Falle der Klärschiamm-1fockengüter hat sich ergeben [32], daß der Sauer-
stoffgrenzwert bei der Inertisierung mit Stickstoff mit steigendem organischem
Anteil deutlich fällt.
Zusammenfassend ist daher festzustellen, daß bei den meisten organischen
Stäuben eine Herabsetzung des Sauerstoffgehalts (gegenüber Luft) um unge-
fähr die Hälfte eine vollständige Inertisierung bewirkt. Es gibt aber auch Aus-
nahmen (Bisphenol A~Paraformaldehyd).
Die Sauerstoff-Grenzkonzentration brennbarer Stäube muß mangels einer
Gesetzmäßigkeit bisher von Fall zu Fall experimentell bestimmt werden. Den-
noch deuten sich Tendenzen [33] an, daß
der Sauerstoff-Grenzwert um so höher ist, je schwächer ein Produkt rea-
giert (Abb. 2.29) und daß
der Sauerstoff-Grenzwert ebenfalls um so höher ist, je höher die im BAM-
Ofen gemessene Zündtemperatur Tz ist (Abb. 2.30).
Eine annähernde Abschätzung oder Bestimmung der Sauerstoff-Grenzkonzen-
tration brennbarer Stäube bei der Inertisierung der Verbrennungsluft ist auf-
grund dieser Aussagen jedoch nicht möglich. Weil die Vermutung nahe lag,
326 2 Vorbeugender Explosionsschutz
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0
8
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______ ______ ___ ß . aP.Qaratur I
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o 10 20 [\tll%) 0 5 10 15 20 [\tll%)
02- Grenz konzentration in Nz 02- Grenzkonzentration in Nz
Abb.2.29. Abb.2.30.
Abb.2.29. Zusammenhang zwischen staub spezifischer Kenngröße KSt und der Sauerstoff-
Grenzkonzentration in Stickstoff (V = 1 m3)
Abb. 2.30. Zusammenhang zwischen der Zündtemperatur Tz und der Sauerstoff-Grenzkon-
zentration in Stickstoff (V = 1 m3)
daß eine ganze Anzahl von Parametern von Einfluß sind, untersuchte Siwek
[34] die Abhängigkeit der Sauerstoff-Grenzkonzentration einer Reihe von
i. allg. leicht entzündlichen Stäuben von der Zündenergie E im 1 m 3-Behälter
und bestimmte zusätzlich sowohl die Zündtemperatur Tz im BAM-Ofen
(Abb. 1.229) als auch die Mindestzündenergie MZE', bezogen auf eben gerade
keine Gemischentzündung bei der vorgegebenen Zündverzögerungszeit von
t v = 0,6 s. Ungefähr zur gleichen Zeit führte Wiemann [18] mit im allgemei-
nen schwer entzündlichen Produkten ebenfalls im 1 m 3-Behälter ähnliche Un-
tersuchungen durch. Seine Angaben über die Zündtemperatur Tz beziehen
sich auf die Godbert-Greenwald-Apparatur (Abb. 1.228). Die Mindestzünd-
energie MZE' wurde jedoch nicht gemessen. Nach Abb. 2.31 besteht in halblo-
garithmischer Darstellung ein linearer Zusammenhang zwischen der Sauer-
stoff-Grenzkonzentration SGK und der Zündenergie E bei im Rahmen der Ver-
suchsgenauigkeit gleichen Gradienten. Bei bekanntem, auf die Prüfzündener-
gie (E = 10 kJ) bezogenen Sauerstoff-Grenzwert ist es daher durch Ziehen von
Parallelen möglich, für alle von Wiemann untersuchten Stäube die Abhängig-
keit der Sauerstoff-Grenzkonzentration von der Zündenergie und die Mindest-
zündenergie MZE' abzuschätzen.
2.3 Vermeiden von Explosionen durch Inertisierung 327
[Vol%] r ; r - - - - - - - - - - - - , - - - - ,
20 .~:--'-:~-------!------ Luft
G ~ A I
15~ G 0~~
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10 AGasfiammkohle G ~
o Uvitex I
G Paraformaldehyd $"
I'~
5 A Wiemann
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10-1 10 4 [J]
Zündenergie
Abb.2.31. Sauerstoff-Grenzkonzentration SGK brennbarer Stäube als Funktion der Zünd-
nergie E (V = 1 m3 , t v = 0,6 s)
[Vol%]
o Cl. Siwek
20 -
"" ...... Wiemenn
TZ =400-61 O'C
10 2 [ J]
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o 201 - Laborapparatur
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I
I
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0
0
I'
20 [Vol%]
Staubkon2l!l1tration Oz-Gehalt in Nz
Abb. 2.33. Einfluß des Sauerstoffgehalts in Stickstoff auf die Explosionskenngrößen von
Schädlingsbekämpfungsmittel in der 201-Laborapparatur
Abb. 2.34. Einfluß des Behältervolumens auf die Sauerstoff-Grenzkonzentration von Schäd-
lingsbekämpfungsmittel
Abb. 2.35. Sauerstoff-Grenzkonzentration SGK brennbarer Stäube als Funktion der Zünd-
energie E in der 201-Laborapparatur (tv = 60 ms)
~VOI;J ~;~;~~:----------i------
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~ 5- EI. Paraformaldehyd ;§ : ~
2 ~I~
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~ 10 2 10' 10 0 10' 10 2 10 3 10 4 [J]
Zündenergie E
Abb. 2.36. Sauerstoff-Grenzkonzentration brennbarer Stäube als Funktion der Zünd energie
E und des Behältervolumens V (mittlere Gemischturbulenz)
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~ig 10 _ -----_____
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Cellulose
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- ~ Aluminium ................ ,ga.
.ll c:::J Netzschwefel II
b 0 I I I I I I
~ 10- 3 10- 2 10' 10° 10' 10 2 10 3 [J]
Zündenergie E
Abb.l.37. Sauerstoff-Grenzkonzentration SGK brennbarer Stäube als Funktion
der Zündenergie E bei niedriger Gemischturbulenz in der 201-Laborapparatur
332 2 Vorbeugender Explosionsschutz
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QJ 200'( •
~
ro
VI
40
250 500 750 1000
Staubkonzentration (g/m 3)
Abb. 2.38. Einfluß des Sauerstoffgehalts in Stickstoff und der Thmperatur auf die Sauer-
stoff-Grenzkonzentration von Lycopodium
[Vol%]
: Braunkohle[37]
I
I
16 I
I
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G
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o
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(I) : Torf[38]
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o 2 3 4 5 6 [bar.abs]
Vordruck Pv
Abb.2.39. Einfluß des Vordrucks Pv auf die Sauerstoff-Grenzkonzentration SGK
brennbarer Stäube
2.3 Vermeiden von Explosionen durch Inertisierung 333
[Vol%]
T=150·C
14 t-
13 I- o
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11 -
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12 I I I
o 50 100 150 ['e]
Temperatur T
Abb. 2.41. Einfluß der Temperatur T und des Inertisierungsmittels auf die Sauerstoff-Grenz-
konzentration SGK brennbarer Stäube [18]
Sowohl die Staub art als auch das Inertisierungsmittel sind von Einfluß auf
den Temperaturkoeffizienten a.
Bei der Inertisierung mit Stickstoff wird (unter Hinzuziehung weiterer Er-
gebnisse aus [18]) je 100 C Temperaturerhöhung der Sauerstoff-Grenzwert der
0
Inertgas N2 CO 2
Inertgas N2
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N2/02 -Verhältnis [Vol%/Vol%l ISC ungsver a ",5: Tropolar [Gew. %1
Abb.2.42 Abb.2.43
Ibarl.~..
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Cl
cl 5
o ---1.-.0·.- - -
o E= 10J
Cl E= 100J Abb. 2.42. Mindestzündenergie MZE brennbarer
IJ E=10000J
Stäube als Funktion des Stickstoff/Sauerstoff-
Verhältnisses
Abb. 2.43. Mindestzündenergie MZE von Erbsen-
mehl als Funktion des Mischungsverhältnisses
mit lfopolar
Abb. 2.44. Einfluß der Zündenergie E auf die In-
ertstaub-Grenzkonzentration von Cellulose
Cellulose IGew. %1
Mischungsverhältnis : Tropolar IGew. %1
Abb.2.44.
2.3 Vermeiden von Explosionen durch lnertisierung 339
Tabelle 2.8. Wirksamkeit verschiedener Inertstäube bei der lnertisierung von brennbaren
Stäuben (V = 1 m3 , E = 10 kJ)
Günstig Ungünstig
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0..... ()' .
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QI QI
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Inertstaub-
- - - - -GrenZkOnzenträhon
~
CI
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.c
u
111 o 500 1000 1500 2000 Ig/m3]
i: Staubkonzentration
Abb. 2.45. Einfluß des Mischungsverhältnisses von Erbsenmehl zu Inertstaub (ftopolar) auf
den Zündbereich (V = 20 I, E = 10 kJ)
[bar 1 I
<ll't>..
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OL-______ ~ ____ ~ __ ~
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" 0, _
oL-________L...-~6--l Erbsenmehl [Gew.%1
Mischungsverhältnis : Tropolar [Gew%1
1M .50. ~ JL
o 50 15 100
wie bei der Stickstoffinertisierung ist nur eine geringe Beeinflussung der unte-
ren Explosionsgrenze bei starker Einschränkung der oberen Explosionsgrenze
festzustellen. Gleichzeitig vermindern sich die Explosionskenngrößen (maxi-
2.3 Vermeiden von Explosionen durch Inertisierung 341
Lycopodium 6S 70
Technocel 40 40
Erbsenmehl 40 40
Maisstärke 40 40
Weizenmehl 30 30
UEG
i~ßmb~;. ,~
[Vol%l
15 ·r ~0
1,. (6_(-
.. ~ 02 - Grenzkonzentration
W - -------------
o Gemische ruhend gezündet
5 A Gemisch turbulent gezündet
(3 He -Konzentration
Abb.2.47. Einfluß der Sauerstoffkonzentration in Stickstoff auf den Zündbereich und die
Sauerstoff-Grenzkonzentration von ruhend und turbulent entzündeten Propan/Luft-Gemi-
schen
2.3 Vermeiden von Explosionen durch Inertisierung 343
,1300 /-
~~l::i
200 /./
10 15 20 [\t)l%]
01 -Konzentration
Abb. 2.48. Explosionskenngrößen von hybriden Gemischen aus Erbsenmehl und Propan als
Funktion des Sauerstoffgehalts in Stickstoff
344 2 Vorbeugender Explosionsschutz
[bar]
~
5 rI~O
o Staub ohne (3 Ha
• +0,9Vol% (3 Ha
• +2,7Vol% [3 Ha
Oeo I I
[bar.rn·5' J •
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15 20 [\\)I%J
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1015
I
20 [Vol%J
O2 -Konzentration
Abb. 2.49. Explosionskenngrößen von hybriden Gemischen aus Cellulose und Propan als
Funktion des Sauerstoffgehalts in Stickstoff
2.3 Vermeiden von Explosionen durch Inertisierung 345
•
I ~.
J" h/-
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Propan -Konzentration
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Brenngase Optimalkcnzentration,
[\bl %1 Brenngase 11>
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11 ~~f':-Grenzkonzentr
~--~." I -Metha:1
110~ '~";'~o" ! -Butan, Propan
~ 9L tIj I I
o 0,5 1,0
Norrrierte Brenngaskonzentration
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C/J 0 1 2 3 4 [Vol%]
3,4
Methon-Konzentration
Abb. 2.52. Sauerstoff-Grenzkonzentration SGK von hybriden Gemischen aus Kohle
und Methan als Funktion des Brenngaszusatzes und der Temperatur [18]
V [m 3] 1,0 0,02
Für die Brenngase besteht daher, bezogen auf die vorgegebene Zündenergie,
folgender durchschnittlicher Zusammenhang
SGK: 1 m 3-Behälter = 1,32 SGK:201-Laborapparatur.
Im Durchschnitt liegt der Sauerstoff-Grenzwert in der Großapparatur um 320/0
höher als in der Laborapparatur. Der Einfluß des Prüfvolumens ist somit bei
den Brenngasen nur halb so groß wie bei den brennbaren Stäuben (vgl. S. 327).
Dies hat zur Folge, daß die Sauerstoff-Grenzkonzentration von z. B. Cellulose
mit 10,5 Vol % in der Groß apparatur über und in der Laborapparatur mit 6
Vol% deutlich unter derjenigen von Propan liegt. Ferner sind im Gegensatz zu
den Abb. 2.48 und 2.49 keine sprunghaften Veränderungen des maximalen Ex-
plosionsdrucks festzustellen (Abb. 2.53), und die staubspezifische Kenngröße
nähert sich auch bei geringem Propanzusatz asymptotisch der Abszisse. Aber
auch in diesem Fall zeigt sich (Abb. 2.54), daß die Sauerstoff-Grenzkonzentra-
tion des hybriden Gemisches bestimmt wird durch den Brennstoff mit dem
niedrigsten Grenzwert, nämlich Cellulose.
[bar1
o Staub ohne [3 Ha A [3 Ha ohne Staub
• +1Vol % [3Ha - +SVol% [3Ha
- + 3Vol % [3Ha • +7 Vol% [3Ha
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[bar·m·s-'1
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5 10 15 [Vol%] 5 10 15 [Vol%]
Oz -Gehalt n Nz
Abb.2.53. Explosionskenngrößen hybrider Gemische aus Cellulose und Propan als Funk-
tion des Sauerstoff-Gehalts in Stickstoff in der 201-Laborapparatur
348 2 Vorbeugender Explosionsschutz
lJEG Optinalkonzentration
Brenngase Brenngase
(Vol%]
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51 U I
0,5
!
1,0
Normierte Brenngaskonzentration
2.4.1 Vorbemerkung
Explosionen können nur dann entstehen (Abb. 2.3), wenn ein brennbarer Stoff,
Luft-Sauerstoff und eine wirksame Zündquelle gleichzeitig auftreten. Sie kön-
nen daher verhindert werden, wenn es gelingt, Zündquellen zu vermeiden, die
aufgrund ihrer Eigenschaften, z. B. Energie, Temperatur und Einwirkdauer, in
der Lage sind, Brennstoff/Luft-Gemische zu entzünden. Die Frage nach den
in der Praxis möglichen Zündquellen hat schon immer eine wichtige Rolle ge-
spielt und wird in den Fachgremien häufig diskutiert.
Die Anwendung der Schutzmaßnahme ,;Vermeiden von wirksamen Zünd-
quellen" [6, 7] setzt gute Kenntnisse voraus und muß begründet sein. In diesem
Zusammenhang ist zu unterscheiden zwischen:
'Itivialen Zündquellen (z. B. unbefugtes Rauchen, Schweißen, Schneiden,
Umgang mit offenen Flammen) und
gegenüber dem normalen Betriebsablauf bei Betriebsstörungen zu erwarten-
de Zündquellen (z. B. Fremdkörper oder Stiftbruch in Mühlen, Glimmnester).
Die trivialen Zündquellen können in einem modern geführten Betrieb durch
organisatorische Maßnahmen (z. B. Erlaubnissehein) sicher ausgeschlossen
werden. Gelingt dies auch für die betriebsüblich zu erwartenden Zündquellen,
z. B. durch explosionsgeschützte bzw. staubexplosionsgeschützte elektrische
Anlagen und Betriebsmittel, Einhaltung sicherheitstechnisch vorgegebener
Temperaturen, einwandfreie elektrostatische Erdung und durch die Nichtver-
wendung von mechanischen Antrieben mit hoher Drehzahl bzw. hoher Lei-
stung, so wird dies nach dem Stand der Erkenntnisse als ausreichende Schutz-
maßnahme gegen das Entstehen von Explosionen angesehen. Für jede Anlage
muß daher geprüft werden, mit welchen Zündquellen zu rechnen ist, und ob
sie sicher ausgeschaltet werden können. Hierzu zählen die in den Explosions-
schutz-Richtlinien [6] angegebenen 13 Zündquellenarten. Im folgenden wer-
den die bedeutsamen Zündquellen charakterisiert.
Während über die Häufigkeit des Auftretens von mechanisch erzeugten Fun-
ken als Zündquelle für Brenngas- bzw. Lösungsmitteldampf-Explosionen keine
verläßlichen Angaben vorhanden sind, werden sie in der staubverarbeitenden
Industrie zu knapp 30070 (Abb. 1.139) als Ursache für Staubexplosionen nach
dem bisherigen Erkenntnisstand angesehen.
Über den Zündmechanismus bzw. die Zündwirksamkeit von solchen Funken
in Brennstoff/Luft-Gemischen ist bis heute noch keine befriedigende theoreti-
sche Beschreibung bekannt. Daher konnte auch nicht entschieden werden, ob
bzw. unter welchen Bedingungen die Entzündung eines vorgegebenen Brenn-
gas/- oder Staub/Luft-Gemisches zu erwarten ist. Eine Antwort auf diese für
350 2 Vorbeugender Explosionsschutz
Abb. 2.55. Explosionsfeste 38 I-Apparatur für die Untersuchung der Zündwirksamkeit von
mechanisch erzeugten Funken in Brennstoff/Luft-Gemischen
2.4 Vermeiden von wirksamen Zündquellen 351
[ms)
o Lycopodium
A Kohlenstaub
A.;""A
+-LLJ 100 I-
A ~
".. I Zündverzägerungs-
=ffi 80 ~___ _ ~ zeit für BestimllUlQ
~ ~---l der Explosions-
g' ~ kenngrößen
::J
lii 50 r-
~
.0-
O~--~I--~I~I~~
o 250 500 750 [gI m3)
errechnete
Staubkonzentration ce
Abb. 2.58. Zusammenhang zwischen der errechneten Staubkonzentration ce
und der Entleerungszeit t E des O,91-Staubvorratsbehälters (V = 381)
S" I g/m 3 )
c:
.2
"2
..... 1000
~
N
c:
o
.>0:: o Lycopodium
.g 750
12 t::. Kohlenstaub t::.
VI
Abb. 2.61. Zusammenhang zwischen der gemessenen Staubkonzentration cg und der Zünd-
verzögerungszeit t v einerseits und der errechneten Staubkonzentration ce (V = 38 I)
Zundstem
_--llt~:$Etit-D_OP_P._lh_
ubmo_g_n._t_ _ _ _IHI=!:=.:.::=~~;;;:::;RelbPlatte
~1OmmW\>
I".es"ngfuhrung
EI. Zuleitung
Abbildung 2.64, links zeigt für Butan den Zusammenhang zwischen der
elektrischen Zündenergie E und dem Brenngasgehalt, in den der Zündbereich
des Zündstein-Reib funkens eingezeichnet ist. Man erhält somit für diese Fun-
kenart im unterstöchiometrischen Bereich eine elektrische Äquivalentenergie
von EÄ.u = 105 mJ und im oberstöchiometrischen Bereich eine solche von
EÄ.o = 2'1~ mJ.
Die Reduzierung der Zündwirksamkeit dieses mechanischen Funkens bei
hohem Brenngasanteil ist durch die Verminderung des Sauerstoffanteils im Ge-
misch zu erklären, die die Funkenverbrennung beeinträchtigt. Weil Methan bei
annähernd gleicher Mindestzündenergie MZE eine deutlich höhere Zündtem-
Im JI ImJ ]
EÄ,u
MethanMZEo 0,31 mJ
10 4 10 4 Tz = 595 0 (
103 103
u.J
.!!!
0>
102 102
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10 0 100
10- 1 I I I 10- 1
0 2,5 5,0 \5 I \bI %1 4 I Val %1
(4 H10 - Geh alt ,n Luf t (H 4 - Geha lt i n L fut
ImJ]
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trisch \ N
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0\
10 0 0~----:5~00"""---""'[:-g/...Jm31
10-2
0 500 1°C]
Zürdtemperatu- TZ Staubkonzentration
Abb.2.65 Abb.2.66
Ig/m3) Ighn~
c: JY!Qllodium Cellulose
0
1500 1500
...
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1:
GI
N 1000 1000
c:
0
.lC
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...
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0
Vl
500 500
0 0
0 50 100 150 [ms) 0 50 100 150 [ms)
Zündver zögerungszeit tv
Abb.2.67. Einfluß der Zündverzögerungszeit t" (Gemischturbulenz) auf den Zündbereich
von Zündstein-Reibfunken in Staub/Luft-Gemischen
500 [Oe)
Tz
Abb. 2.68. Zündgrenzgerade von Zündstein-Reib funken in Brennstoff/Luft-Gemischen
358 2 Vorbeugender Explosionsschutz
Hubmagnet
~
Drehrichtung
Abb. 2.69. Anordnung für die Erzeugung von Schleiffunken (schematische Darstellung)
IUmiii'l
J:!ill!Q.!!.
4000
0-0
Funkenberetch
1
-I1
3000 o-c
Zundbereich
j
c:
::c
Cj
tlOO I
N
.J;;
C1.I
L... 0
"'C
c:
C1.I IU,ml;;'1
.0 WQ!.sersloff
b C1.I
.J;; 4000
u
Vl
3000
O L..-_..I.-_-'-_--'-_----J
o 25 50 75 IVoI%1
Br enngasgehalt in Luft
Abb.2.72. Funken- und Zündbereiche
von Zündstein-Schleiffunken in Brenn-
gas/Luft-Gemischen als Funktion der
Drehzahl n (PA = 3,75 kp)
c
Abb•.2.73. Titan-Schleiffunken
Abb.2.74. Zirkonium-Schleiffunken
St 37 Baustahl 2.75
St 79 1.1750 2.76
V2A 1.4435 2.77
2.4 Vermeiden von wirksamen Zündquellen 361
Abb.2.77. V2A-Schleiffunken
362 2 Vorbeugender Explosionsschutz
10'1 I I I I I
200 300 400 SOO 600 700 (OC 1
Zündtemperatur Tz
Abb.2.78. Schleif-(Reib-)Funken: Elektrische Äquivalentenergie EÄ
als Funktion der Zündtemperatur Tz der Brennstoffe
Interessant ist die folgende Feststellung; Es gelang zwar, wie aufgrund der
Angaben obiger Thbelle zu erwarten ist, die Gemische von Wasserstoff
(Tz = 560°C, MZE = 0,012mJ) und Netzschwefel (Tz = 250°C, MZE =
0,01 mJ) zu entzünden, in einigen Fällen, die dies erwarten lassen, jedoch
nicht. Allenfalls wurden örtlich Abflammungen festgestellt, die ohne Durch-
zündung durch die gesamte Apparatur wieder verlöschten. Dieser Effekt wird
der Zusatzturbulenz zugeschrieben, die den Brennstoff/Luft-Gemischen durch
die Scheibenrotation aufgezwungen wird. Sie hebt die Explosionskenngrößen
z. B. von Propan (Abb.2.79) kontinuierlich an. Dies gilt auch für Cellulose
(Abb. 2.80), wenn man für eine Zündverzögerungszeit von tv = 150 ms die Ex-
plosionskenngrößen speziell im Bereich der unteren Explosionsgrenze, d.h. im
Bereich der zündwilligsten Staub konzentration für mechanisch erzeugte Fun-
ken bei stillgesetzter und rotierender Scheibe vergleicht. Thrbulenzerhöhung
bedeutet aber ganz allgemein (s. Abb.1.221 und 1.222) Verminderung der
Zündwirksamkeit von Zündquellen. Die Untersuchungen wurden daher nicht
mit Brenngas/Luft-Gemischen im ruhenden und mit Staub/Luft-Gemischen
im schwach turbulenten Zustand, sondern bei erhöhter Gemischturbulenz
durchgeführt, deren Einfluß bei den sehr zündwirksamen Werkstoffen (Zünd-
stein, Titan, Zirkon) von untergeordneter Bedeutung ist.
Es bestehen keine Unterschiede hinsichtlich der Zündwirksamkeit von Stahl-
Kurzzeit- und Stahl-Langzeit-Schleiffunken (ts = 5000 ms).
11 /9/44/87
[bar) I
I
-
I
9 I
I
I
I
B -
=-~-"!'i_-----'O--:
o -9 6 I
~
E 7 -
c..
6 -
I
5 I I I i
~_L...--..J._--L._....J.._....I
I
I
I
70 r- I
I
50 ~~,__~,___~,~i__~
o 1000 2000 3000 IIYJJ [U.miii1j
Sc:heibendrehzahl n
Abb.2.79. Einfluß der Scheibendrehzahl auf die Explosionskenngrößen
von Propan (V = 381, E = 10 kJ)
364 2 Vorbeugender Explosionsschutz
[barl . - - - - - - - - - ,
X
QJ
a.
xu ~~~I
./0
I
::J
L-
l7l 5 0 Iv = 150ms
co
'Vi Scheibe shllgesetzl A t v = 120 ms
o o Iv = BO ms
Ci.
~ ScheJbe rotierend. t v = 150 ms
o
.....
~ [barlsl
1~~~~
off
a.
-0
0'1
QJ
:;:::
III
§
xu
100 N
::J
L-
a
0L...lL-----''--------'
o 500 [g/m 3 1
Staubkonzentrotion
Abb. 2.80. Einfluß der Zündverzögerungszeit t v und der Scheibendrehzahl n
auf die Explosionskenngrößen von Cellulose (V = 381, E = 10000 J)
I~
i
N OL.......i~oe--.J:!-----'-_.....
o 100
StQUbkonzenITtt~n
200 Igfm3J
a b
Abb.2.82. Stahl-Reibfunken. aScheibe: V2A, Stift: St79; b Scheibe 000-70, Stift: 1.2842
[mJI
Brenng~
• Zündung
10 4 Stäube
.. Zündung
:«
UJ 103
... Flammener-
scheinungen
CII
Cl
.. rJ.
I-
CII
c
CII
C
CII
101
Ci
>
':;
:«C" 100
1Ö1
Stiftwerksloff : St 79
Scheibenwerkstoff : V2A
1Ö2
0 2SO 500 700 [Oe)
Zündtemperatur Tz
Abb.2.83. Elektrische Äquivalentenergie EÄ von Stahlreibfunken als Funktion
der Zündtemperatur Tz der Brennstoffe
lmJl
Keine Entzündung
1i.J<C 103
cu
'Öl
"-
cu
c
.2:!
c
cu
Cl
>
'5
er
:<C
Entzündung
101 ~------~------~~------~
200 300 400
Zündtemperatur Tz
Abb.2.84. Vergleich der elektrischen Äquivalentenergie EÄ von Stahl-Schleif-
und Reibfunken
368 2 Vorbeugender Explosionsschutz
Tabelle 2.15. Stahl-Reibfunken: Abhängigkeit der Mindeszündenergie MZE von der Zünd-
temperatur Tz bei Zündgefahr (tR = 0,5 - 5 s)
Hubmagnet
--IH---+ ---t-+-I-~~t-a~-+t1t'"tT=='-+-.
Sch
Amboß
Abb. 2.86. Anordnung für die Erzeugung von Schlagfunken (schematische Darstellung)
~gierung_2_
VI
VI
o Zündberelc h
.D
E
« 10
QJ
.x:
c:
'3 5
Vl
01
c:
:::J
01
'w
Z Anpresskraft Amboß : PA = 6 kp -1
o Drehzahl Schlagscheibe : n = 5000 U, min
o 10 20 30 40 [Val %1 Federk ra ft Alu - Stifte : PA, S = 10 kp
Wasserstoff - Geholt Federkraft Fe- Stifte . PA.S = 7 kp
Abb.2.87. Einfluß des Neigungswinkels a des Ambosses auf den Zündbereich von Alumini-
um/Rost-Schlagfunken in Wasserstoff/Luft-Gemischen
370 2 Vorbeugender Explosionsschutz
(Abb. 2.87) und anschließend die Drehzahl n der Schlagscheibe, die Anpreß-
kraft PA des Ambosses und die Anpreßkraft PA,s der Schlag stifte systematisch
verändert (Abb. 2.88). Die unter den als optimal erkannten Bedingungen sich
einstellenden Schlagfunken, allerdings mit einem "hellen", weniger zündwirk-
samen Rost, zeigt Abb. 2.89.
-. c
Cl 1000
..>:
111
111 2,5
..>:
111
Vl
N ~ ~
.c Cl. a.
ClJ c e:
es 0
~
0
~
o ,--_",--1_____1_--,
0 20 40 IVd %} 0 40 IVaI %} o 20 40 IVal %}
Was serstaff - Gehalt
Abb. 2.88. Einfluß der Schlagscheibendrehzahl n, der Anpreßkraft des Ambosses und der
Anpreßkraft der Schlagstifte auf den Zündbereich von Aluminium/Rost-Schlagfunken in
Wasserstoff/Luft-Gemischen (a = 6°, AnpreßzeitiAmboß: t A = 30 ms)
[m)1 , - - - - - - - - - - - ,
Keine Entzündung
\.
\Titan I Rost- Schlag funken
101 .-
~lu/Rost-
\ •
-5cu
Vl
Schlagfunken \
'C
~ 10
0
Entzündun;" \
1Ö1 .I ~. --'-_-'-----'
I kpl Stiftwerkstoff ,
o St 37
o V2A
'" St79
0...< 5
Ikpl
:tif~;k~:~n\\
• Zirkon Sichtbare Funken
.. Titan
0...< 5-
o L_____._~~=·~~~··~~~·--==~====~~
0,1 1,0 10,0 Im/51
Vu
[ kpl Scheiben -
werkstoff:
0...<t: 5 St 37
o
10
~
r--
'ß>0' Sichtlx!re Funken
V2A
o
Keine sichtbaren Fun~en~C=
10
o t:.
Abb.2.94. Anordnung für die Untersuchung des Zündverhaltens von mechanisch erzeugten
Funken bei überhöhter Temperatur
376 2 Vorbeugender Explosionsschutz
[Vol%]
I Methan
9 I
----.l----!----------------- Zünd willigste
8 I' Konzentration
7
II "CI
I
I
QJ
N
6 I
C I
QJ I
"-
C'I
5 ~---+~--------~
"C
c
::::J [Vol%]
N I Butan Zündwilligste
""'' ' ' ' ' ' '
-
4 -~---------------
QJ
"-
CL!
3 I 0
c
=> I
2 I
I
: ~
o
o 'Xl 40 50 [ o(]
Temperatur T
Abb.2.95. St79-Schleiffunken: Einfluß der Thmperatur auf die untere Zündgrenze
in Brenngas/Luft-Gemischen
2.4 Vermeiden von wirksamen Zündquellen 377
Unabhängig von der Brenngasart fällt also die untere Zündgrenze bei Vor-
handensein von Stahl-Schleiffunken als Zündquelle linear mit steigender Tem-
peratur. Wie erwartet, erfordern Butan/Luft-Gemische für eine Entzündung
eine Temperatur von 10°C, Methan/Luft-Gemische hingegen eine solche von
40°C. Infolgedessen hebt sich die elektrische Äquivalentenergie EA
(Abb. 2.96) sehr rasch an. Thtsächlich fällt sie geringer aus, weil mit der Tempe-
raturerhöhung auch die Mindestzündenergie herabgesetzt wird [35].
Für die Erzeugung von Stahl-Reibfunken (Abb.2.69) wurde grundsätzlich
eine St37-Reibscheibe verwendet. Der Einfluß dieser Zündquelle auf die Tem-
peraturabhängigkeit der unteren Zündgrenze der Brenngase ist Abb. 2.97 zu
entnehmen.
Anders als bei den Schleiffunken (Abb. 2.95) wird bei Reibfunken, praktisch
unabhängig vom Stift-Werkstoff, die untere Zündgrenze hyperbolisch herabge-
setzt und nähert sich im Falle von Methan bei 100°C und von Butan bei 40°C
offenbar einem Grenzwert. Daher wirkt sich die Temperatur weniger stark
und, wie aufgrund der Kurvenverläufe zu erwarten, auch weniger definiert auf
die Heraufsetzung der elektrischen Äquivalentenergie aus als bei den Schleif-
funken (Abb.2.96, [43]).
Stahl-Schleif- und -Reib funken entzünden die Gemische von Netzschwefel
und Aluminiumstaub aufgrund der sehr niedrigen Mindestzündenergie, wenn
ImJ I
o Methan
:«
UJ
l:>. Butan
-1
10
o 50 [o()
Temperatur T
Abb.2.96. Schleiffunken: Elektrische Äquivalentenergie EA in Brenngas/Luft-Gemischen
als Funktion der Temperatur T
378 2 Vorbeugender Explosionsschutz
[Vol%]
Methan
9
7
ClJ
N
c: 6
QJ
"-
Cl
"C 5
c:
::J
N [Vol%l
Butan Zündwilligste
-···0·································
'6:0> Zi~
Konzentnation
~
4
2 Stiftwerkstoft:
o St 1.1740
6 St 37
° St 1.2842
CJ V2A
o
o 50 [OC]
Temperatur T
Abb.2.97. Reibfunken: Einfluß der Temperatur T und des Stiftwerkstoffes auf die untere
Zündgrenze in Brenngas/Luft·Gemischen
gie und untere Explosionsgrenze der brennbaren Stäube weniger stark herabge-
setzt werden als bei den Brenngasen [35].
Zusammenfassend ist also festzustellen, daß die Art der funkenerzeugenden
Werkstoffe neben der Mindestzündenergie MZE und der Zündtemperatur Tz
darüber entscheidet, ob beim Auftreten von Schleif-, Reib- und Schlagfunken
mit der Entzündung von Brennstoff/Luft-Gemischen zu rechnen ist. Tempera-
turerhöhung bis zu 100°C verbessert die Zündwirksamkeit von Schleif- und
auch von Reibfunken in Brenngas/-(Lösungsmitteldampf-)Luft-Gemischen,
nicht hingegen in Staub/Luft-Gemischen.
Abb.2.99. Heiße Oberflächen nach dem Reiben von 6 mm-V2 A-Stiften gegen eine V2A-
Reibscheibe (tv = 7 s)
Abb.2.102. Berieseln des in diesem Fall noch kalten Stiftes mit Produkt
( °C]
Stiftwerkstoff: V2A
...
,7
1300 Stiftdurchmesser
(OC]
Stithoerf<stoff, V2A,SHI St79
... 6mm
A Bmm
Slif!l!!!rchmesser,
o 4mm Jii
·6mm
~ +-
L..
:::;) 1200
1000
§'
L.. 0
L..
:::;)
+- QJ
0 a.
-'"
L.. E
:f'
QJ
a. QJ
+-
E 'C
J!! c: A
1100
-
::::;)
'E
:::>
900 N
I
N +-
I
+-
~
~
1000 I I
800
200 300 400 ( °Cl 300 400 500 (OC]
Zündtemperatur Tz Zündtemperatur Tz
im SAM -Ofen der Brenngase
Abb.2.10S Abb.2.106
Abb. 2.105. Stift-Zündtemperatur T St brennbarer Stäube als Funktion der nach Vorschrift
gemessenen Zündtemperatur Tz
Abb. 2.106. Stift-Zündtemperatur T St brennbarer Gase als Funktion der nach Vorschrift ge-
messenen Zündtemperatur Tz
384 2 Vorbeugender Explosionsschutz
[°(1
I
I
I
1400 I- I
I
I
1300 I-
~!
r~
V;
""'"' 1200
'}.
1100 I- Il.(H4 I Heizzünder
o H2 I
I I I: I
11XX>
0 2 3 4 Icm2]
FS
Abb.2.108. Stift-Zündtemperatur TSI von Methan und Wasserstoff
als Funktion der erwärmten Stiftoberfläche Fs
Nach den Angaben von Abb. 2.108 besteht für Wasserstoff ein linearer Zu-
sammenhang zwischen der Stift-Zündtemperatur T St und der erwärmten
Oberfläche F s . Man kann davon ausgehen, daß die Heizzünder-Temperatur
1150°C betragen muß, um auch Methan/Luft-Gemische zu entzünden. Mit
weiter zunehmender erwärmter Oberfläche nähert sich die Temperatur, die für
eine Gemischentzündung erforderlich ist, der nach Vorschrift gemessenen
Zündtemperatur (s. Abb. 1.84).
Grundsätzlich war damit nachgewiesen, daß auch sehr kleine erwärmte
Oberflächen (Fs = 1-2,3 cm 2) bei entsprechender Temperatur Brennstoff!
Luft-Gemische entzünden. Es stellte sich daher die Frage, ob dies auch für die
in Abb.2.98 und 2.99 gezeigten heißen Oberflächen gilt, die beim Reiben von
Stahl gegen Stahl in Verbindung mit der Versuchsanordnung Abb. 2.69 entste-
hen.
In einem ersten Schritt wurde für verschiedene Stahl-Werkstoff-Kombinatio-
nen in Abhängigkeit von Reibzeit t R berührungslos die maximal sich einstel-
lende Stifttemperatur T opt (Abb.2.109 zeigt dies beispielhaft) mit dem in
Abb. 2.110 angegebenen Ergebnis bestimmt [43].
Unabhängig vom Reibscheibenwerkstoff fallen die deutlich über 1000 oe lie-
genden Temperaturen in der Reihenfolge St37-+V2A-+St79. Beim gegenseiti-
gen Reiben von St 1.7131 (einem sogenannten praxisnahen Werkstoff) treten
noch höhere Temperaturen auf. In Verbindung mit Grauguß-Reibscheiben sind
dagegen die Stifttemperaturen wesentlich niedriger.
Für die Zündversuche wurden nur solche Werkstoffkombinationen und
Brennstoffe verwendet, von denen aufgrund der Vorversuche bekannt war, daß
eine Entzündung durch Reibfunken nicht eintrat. Ferner hat sich ergeben, daß
die Entzündung von Brenngas/- und von Staub/Luft-Gemischen nur möglich
ist, wenn nach der optimalen Reibzeit die Reibscheibe automatisch abgebremst
und der geriebene Stift abgehoben wird, d.h. wenn die durch die rotierende
Reibscheibe verursachte Zusatzturbulenz möglichst ausgeschaltet wird.
386 2 Vorbeugender Explosionsschutz
[OC).-----------------,
Scheibe: 5137 (Bauslahl),
Sliftdurchmesser: 4mm
PA =9kp, n= 3000 U' min'
1500
Stiftwerkstoff:
e V2A
LI>. St37
e St79.ungehärtet
• St79. gehärtet
0 500
[ms)
iOCl Reibscheibe,
1400 5137 V2A SI 79 5137 V2A SI79
..:
a.
, •.0
1200
1100
Slifldurchmesser: 4 mm Slifldurchmesser, 6 mm
Abb.2.110. Optimale Stifttemperaturen T opt beim Reiben von Stahl gegen Stahl
Heiße Oberflächen, die beim Reiben von St37- bzw. St 1.7131-Stiften gegen
eine St37-, V2A- bzw. St 1.7131-Reibscheibe entstehen, erwiesen sich als zünd-
wirksam in den Gemischen von Brennstoffen, deren Zündtemperatur in dem
Bereich von Tz = 365°-500°C liegt. Alle anderen Werkstoffkombinationen
waren weniger zündwirksam. Die Mindestzündenergie (MZE = 0,27 - 2 J) ist
für diesen Zündvorgang ohne Bedeutung.
2.4 Vermeiden von wirksamen Zündquellen 387
deren Abhängigkeit von der Zündtemperatur der brennbaren Stäube, bis zu der
Gemischentzündung erfolgt Abb. 2.112 zeigt.
Ist daher die Stifttemperatur ~ 11 00 °e, werden mit 4 mm-Stiften Staub/
Luft-Gemische bis zu einer Zündtemperatur von 420 oe und mit 6 mm-Stiften
bis zu einer Zündtemperatur von 500 oe problemlos entzündet.
Heiße Oberflächen treten in der Industriepraxis als Zündquelle nicht auf,
wenn die Umfangsgeschwindigkeiten Vu (Abb. 2.113) niedrig gehalten werden
(vu -1 m/s). Um ein Glühen zu erzwingen, benötigen St 79-Stifte bei mittleren
Geschwindigkeiten (vu -10 m/s) größere Anpreßkräfte als die anderen Stahl-
werkstoffe. Bei höheren Geschwindigkeiten (vu > 30 m/s) ist hingegen ein
Werkstoffeinfluß nicht mehr gegeben.
Abb.2.111. St37-Stifte von 4 mm- und 6 mm-Durchmesser nach dem Reiben durch eine
Stahlscheibe
388 2 Vorbeugender Explosionsschutz
[ oe]
QJ
..0 Keine Zündung
::J
:d A
+-
V1
r:..: Zündung
::J
400 0
"B....
QJ
c-
E Topt. ;.1100°C
J!!. o 4 mm - Stifte
"0
c A 6mm - Stifte
:::J
N 300
1 10 100 [mm]
Topt X DR X s
6T
Abb. 2.112. Zusammenhang zwischen der "zündwirksamen Stiftoberfläche" und der Zünd-
temperatur brennbarer Stäube
[kp] ~~i~-:
0..« 5 i-
\._~"hon wer 5
St37
-.1/
Kein Glühen
I
0
10 DA
0..« 5 - \O'A
~a>~-me.
Glühen
V2A
Kein Glühen
I
0
10 A
c~ Glühen
0..« 5 - c~ St79
Kein Glühen
0 1
1.0 10.0 Im/51
Vu
Stiftwerkstoff: oSt" c V2A A St79
!
1111I1111111 11111111 I11111111111111111
123
Abb. 2.114. Nach einer Staubexplosion aus einem Mühlenbunker entnommener
Fremdkörper (T> l00Q°C)
mit einem Energieinhalt von E = 10 J (s. Kap. 2.3.2.1) und für die brennbaren
Stäube mit pyrotechnischen Zündern mit einem Gesamtenergieinhalt von
E = 10 kJ (s. Kap. 2.3.3.1) bestimmt. Bei den mit den genannten Zündenergien
gemessenen Sauerstoff-Grenzwerten dürfen daher die für die Praxis bedeutsa-
men Zündquellen nicht mehr zündfähig sein. Weil Stickstoff häufig als Inhibi-
tor verwendet wird, stellte sich die Frage, wie es um die Zündwirksamkeit von
mechanisch erzeugten Funken und heißen Oberflächen bestellt ist, wenn der
Sauerstoffgehalt abschnittweise durch Ersatz mit Stickstoff herabgesetzt wird.
Es wurden daher die Sauerstoff-Grenzkonzentrationen mit diesen Zündquellen
ermittelt und mit denen des Normverfahrens verglichen.
Ritter [42] führte als erster solche Untersuchungen mit Schleif-, Reib- und
Schlagfunken durch. Hierfür benutzte er jedoch nicht, wie in der Praxis i. allg.
zu erwarten, Stahl als Funkenerzeuger, sondern deutlich zündwirksamere
Werkstoffe. Abbildung 2.115 zeigt am Beispiel von Methan den Einfluß, den
mechanisch erzeugte Funken auf den Zündbereich nehmen, wenn der Sauer-
stoffgehalt schrittweise vermindert wird. Er wird, abhängig von der Funkenart,
unter Beibehaltung der unteren und Herabsetzung der oberen Explosionsgren-
ze eingeengt. Die Sauerstoff-Grenzkonzentration fällt in der Reihenfolge
Titan/Rost-Schlagfunken: SGK = 16,4 Vol%,
- Titan-Schleiffunken: SGK = 13,5 VolOJo und
- Zündstein-Reibfunken: SGK = 12,6 Vol%,
wobei aber der nach dem Normverfahren bestimmte Grenzwert (SGK =
12,1 VoIOJo) nicht erreicht wird. Ritter bestätigte dies mit einer Ausnahme auch
für andere Brenngase (Tabelle 2.17).
Wie in normal zusammengesetzter Verbrennungsluft, so haben auch bei her-
abgesetztem Sauerstoffgehalt Zündstein-Funken die beste Zündwirksamkeit,
was sich aus den niedrigen Grenzwerten ergibt.
[Vol%]
20,0
N
Z
c 17,5
0
..c
Q) 15,0
Cl
I
N
0
12,5
10,0
0 2,5 5,0 7,5 10,0 12,5 [Vol%]
Methan-Gehalt
Abb. 2.115. Einfluß des Sauerstoffgehalts in Stickstoff auf den Zündbereich
mechanisch erzeugter Funken in Methan [42]
2.4 Vermeiden von wirksamen Zündquellen 391
15
N
Z
.E;;;
O~----~------~------~----~
o 1000 2000 3000 [U.min-1]
Drehzahl der Schleifscheit.e
Abb. 2.116. Zündstein-Schleiffunken: Einfluß der Scheibendrehzahl auf die Sauerstoff-
Grenzkonzentration verschiedener Brennstoffe
[\t1%l
ZO
15
N
Z
.E;;;
§ - - - - - - - - - - - Butan: E=lOJ - - - --
I
10 - ---- - - -- - - --- CeUuIose:E:1lkJ·--
-. -- ----- • •.• •• . •.•. LycopodUn:E:lO kJ ..
e Butan
~ A Cellulose
N
o Lycopodiun
~
1.!J
5
I
N
o
o ol--.....I..--'--~~~~~-:-:-'[
kpl Abb.2.117. Titan-Schleiffunken: Einfluß der
Anpreßkraft PA auf die Sauerstoff-Grenzkon-
zentration verschiedener Brennstoffe
2.4 Vermeiden von wirksamen Zündquellen 393
a Normverfahren
b Staub behindert Funkenbildung
2.4.5 Glimmnester
l-_----Fall,rohr (Hosenstück )
~_----I)ren,nbar-er Staub
~----- Glühwendel
druckluftgesteuerte
Kloppe
~_~ Container ( V ~ 1 m3 )
gen zu einer Explosion kommt. Dies konnte bestätigt werden. Ca. 1 Sekunde
nach dem Betätigen der Klappe trat Gemischentzündung ein. Die Explosions-
heftigkeit nahm mit steigender Staub menge (M = 0,5 -10 kg) zu.
In einem weiteren Schritt befand sich auf dem Containerboden ein Glimm-
nest des gleichen Farbstoffs. Gemischentzündung des abgeworfenen Produktes
trat nur dann ein, wenn die Reinigungstür am Container geöffnet, d.h. wenn
Luftzutritt gewährleistet war. Ein verstärkter Brand war andernfalls die Folge.
Bei einer abschließenden Versuchsreihe wurde mit Hilfe einer Glühwendel
(T = 1200 °C, Einwirkdauer: 0,5 -1 min) im Produkt auf der Klappe ein
Glimmnest erzeugt. Beim anschließenden Abwurf (M = 3 - 9 kg) trat mit dem
vorerwähnten Farbstoff und mit Cellulose Gemischentzündung ein, deren Ex-
plosionsheftigkeit deutlich höher war als bei den Versuchen mit der Funken-
strecke. Bei anderen Produkten war dies nicht der Fall, jedoch wurden nach
dem Versuch auf dem Containerboden stets ausgedehnte Glimmnester beob-
achtet.
Interessant ist, daß ein handelsüblicher Flammenrneider mit überhöhter An-
sprechempfindlichkeit am Übergang Fallrohr/Container bei keinem der Versu-
che ein Glimmnest detektierte, allenfalls die nachfolgende Staubexplosion.
Zokoll [49] führte in einer ähnlichen Apparatur (Abb. 2.119: die Reinigungs-
tür war durch einen Folienabschluß ersetzt) zur Abklärung der Ursache von
Staubexplosionen in Milchtrocknern Zündversuche mit Glimmnestern durch.
Abb.2.119. Apparatur für die Untersuchung des Zündverhaltens von Glimmnestern [491
(praktische Ausführung)
396 2 Vorbeugender Explosionsschutz
Abb.2.121. Offen brennendes Magermilchpulver mit einer Temperatur von ca. 900 oe
Befanden sich dagegen die Glimmnester auf dem Boden der Apparatur und
wurde Magermilchpulver aus dem Fallrohr abgeworfen, kam es selbst dann zu
einer Gemischentzündung, wenn die Glimmnesttemperatur ca. 900 oe betrug,
ohne daß die Glimmnester sichtbar brannten.
Zokoll kommt zu der Schlußfolgerung, daß es von der Größe des Glimmne-
stes, vom Staubangebot und den Umgebungsbedingungen abhängt, ob eine
Explosion eingeleitet wird oder nicht.
398 2 Vorbeugender Explosionsschutz
2J
'0
11
"
" e•• • HolJ:kohl.
10
[Kg/m 3 ] °
~
0\00 Weißmehl,M=54 ).Im
Putzereiabfälle,M=120 ).Im
g' 0,75 v,=20 m/s
::J
"0
0,
o 0
Z 0,50 \
~o: J
0,25 "'---
~ 0 0
OL-__~__~____~~~
o 25 50 75 [mJ
Partikel-Flugweite
Abb. 2.124. Flugweite von Putzereiabfall-Glimmnestern in einer pneumatischen Förderlei-
tung DN 100/110 in Abhängigkeit vom geförderten Produkt [52]
400 2 Vorbeugender Explosionsschutz
Abb. 2.127. 201-Laborapparatur mit Einrichtung für den Eintransport von Glimmnestern
10 250 4 4 3
>320 Keine Entzündung
20 250 1
>320 Keine Entzündung
Zu Zo
Icm 2]
Holzmehl
TZ: 480 oe
0
LI.. 125
aJ
.c
u 100
E
.....
<- Drosol Gelb 3R
aJ
..0 75
.....Vl
0
aJ
/' T
Z
'30'OI
c::
E 50 ....l.J~ Glimmnesttemperotur
E TGL : 900 oe
'-=' 25
OL..-_....L..._---L._--I'-----J
o 500 1000 1250 [g 1m3 ]
MZE = 32 J bestimmt wurde, kann sie für den betrachteten Zündvorgang nicht
von Bedeutung sein. Glimmnestoberfläche Fo und Zündtemperatur Tz ent-
scheiden darüber, ob eine Entzündung zu erwarten ist oder nicht. Abbildung
2.132 zeigt die gegenseitige Abhängigkeit.
Jaeger konnte damit erstmalig nachweisen, daß sich die Zündtemperatur Tz
brennbarer Stäube, bis zu der Gemischentzündung erfolgt, linear mit zuneh-
mender Oberfläche F o eines zusammenhängenden Glimmnestes anhebt. Mit
einer Glimmnestoberfläche, die einem Würfel mit der Kantenlänge von 3,7 cm
entspricht, lassen sich alle Staub/Luft-Gemische entzünden, die im Anwen-
dungsbereich des BAM-Ofens liegen. Diese Angaben beziehen sich auf eine
Glimmnesttemperatur von TGI = 900 0 C. Höhere Temperaturen würden die
Zündgrenzgerade in Abb. 2.133 anheben, niedrigere sie absenken.
Um in der Industriepraxis Brände und Explosionen als Folge von Glimmne-
stern zu verhindern, ist ihre Früherkennung über Kohlenmonoxid-Messungen
notwendig. Diesbezügliche sehr umfangreiche und systematische Untersuchun-
gen mit einem Trockenentstauber werden in [55] beschrieben. Solche Einrich-
tungen sind im Steinkohlenbergbau an zentralen Stellen mit hohem Stauban-
fall zur Reinigung der Luft eingesetzt. Die Glimmnestentstehung in solchen
Trocknern ist nicht auszuschließen, wie die aufgetretenen offenen Brände zei-
gen.
Die Untersuchungen in einem Versuchstrockner haben ergeben, daß die je
Zeiteinheit entwickelte Kohlenmonoxidmenge linear von der Fläche eines Koh-
lenstaub-Glimmbrandes abhängt. Bei einem Luftvolumenstrom von
10000 m 3/h entwickelt eine glimmende Fläche von
0,12 m 2 eine CO-Menge von 41/h und von
- 0,30 m2 eine CO-Menge von 101/h.
[·e]
600
N
f-
'- 500
....,::J
0
'-
CI)
0.-
400
E Entzündung von
....,
CI)
300
-0 Staub /Luft-Gemischen
C
:::J
N
200
Glimmnesttemperatur: TG1 =900·C
100
0
0 cm 2 ]
Glimmnestoberflöche Fa
Abb. 2.133. Zündtemperatur brennbarer Stäube, bis zu der Gemischentzündung erfolgt als
Funktion der Glimmnestoberfläche F0
2.4 Vermeiden von wirksamen Zündquellen 407
Betriebsversuche auf Bergwerken haben ergeben, daß bei Kenntnis der Luftvo-
lumenströme und richtiger Anordnung der Meßsonden für die Gasprobenent-
nahme das Erkennen von Kohlenstaub-Glimmbränden in Groß-ltockenent-
stäubern durch kontinuierliche Überwachung mit Kohlenmonoxid-Meßgeräten
möglich ist.
In die Untersuchungen wurden auch Beschäumungsversuche zur Bekämp-
fung eines möglichen Brandes in einem Trockenentstäuber einbezogen.
Aus den Versuchsergebnissen resultieren wertvolle Hinweise für die Anwen-
dung des Verfahrens zum Erkennen von Glimmbränden aus anderen Industrie-
zweigen.
ner nicht leitfähigen Dichtung. Aus Kapazität C und Spannung U kann nach
der Gleichung
Abb. 2.137. Physikalische Büschelentladung zwischen spitzen Elektroden mit einem Abstand
von d = 30mm
l.i..l [mJ]
N
E =konst= 12 kV / cm
L
.5!! 15
Cl
L-
Q)
C
Q)
-0
C
10 •
:::J
N
-+-
Vl
Q) 5
-0
C
L
0
0 10 20 [mm]
Etek trodenabstand d
Abb.2.138. Zündwirksamkeit von physikalischen Büschelentladungen in
Staub/Luft-Gemischen (E = konst. = 12 kV/cm)
LU [mJ)
N o Kugelelektrode
L
o Spitzenelektrode
.9:1 15
Cl
'-
<lJ
C
<lJ
-0 10
C
::J
/0'"0'"0
N
4-
V1 5
<lJ
-0
o
c
L
0
0 10 20 [mm)
Elektrodenabstand d
Abb. 2.139. Zündwirksamkeit von physikalischen Büschelentladungen in Staub/Luft-Gemi-
schen (Versuche bei minimal erforderlicher Potentialdifferenz)
schen Anlagen solche Entladungen erzeugt werden können. Sowohl ihre Ab-
messungen als auch die Aufladung sind im Vergleich zur Natur zu gering.
Es gilt als experimentell nachgewiesen [64, 65J, daß in zylindrischen Behäl-
tern bis zu 3 m Durchmesser und beliebiger Höhe gewitterblitzartige Entladun-
gen nicht zu erwarten sind. In größeren Behältern sind Zündgefahren nicht ge-
geben, wenn im gesamten Bereich die Feldstärke unterhalb von 500 kV . m- 1
liegt.
Thbelle 2.20 faßt die bedeutsamen Entladungsarten und die Anhaltswerte
für die umgesetzte Energie sowie die Maßnahmen gegen Zündgefahr zusam-
men. Sie ist nur dann gegeben, wenn die Mindestzündenergie der genannten
Brennstoffe kleiner ist als die freigesetzte Energie oder dieser entspricht.
Weitere Einzelheiten sind [66-68J zu entnehmen. Von großem Interesse sind
die Ausführungen in [69J über "Bemerkenswerte Ereignisse mit Stäuben niedri-
ger Mindestzündenergie". Die Verfasser weisen nach, daß es bei zunächst als
harmlos anzusehenden Störungen des Betriebsablaufs, bei geringen Abwei-
chungen von den vorgeschriebenen Betriebsbedingungen, vom vorgeschriebe-
nen Arbeitsablauf oder von der Form bzw. Verpackung der Einsatzstoffe zur
Entzündung solcher Gemische durch elektrostatische Zündquellen kommen
kann.
g' [cm]
::J
.,'"
::J
~ 20
"0
C
~
..Cl
E 15
.~
.,
(3
'ö 10
"0
C
2., 5
..Cl
o
15
E o~ __~__~__~~~
'x
o o 250 500 750 [~
::0
Blitzenergie
2.5 Zusammenfassung
3.1 Vorbemerkung
§plosionsfeste
~p'paroturen
Explosionsdruckfest : Qcplpsionsdruckstossfest:
Sicherheitsbeiwert gegen Sicherheitsbeiwert gegen
Festigkeitskennwert= 1,5 Festigkeitskennwert = 1,0
Zum Schutz gegen die Druckwirkungen von Explosionen können Behälter und
Apparate für den maximalen Explosionsdruck explosionsdruckfest ausgelegt
werden. Es handelt sich hierbei um solche, die bei voller Anwendung der
Berechnungs- und Bauvorschriften für Druckbehälter [74] vorwiegend aus ro-
tationssymmetrischen 'leilen gebaut, geprüft und mit einem Fabrikschild verse-
hen sind. Für die Brenngase und brennbaren Dämpfe sind daher Behälter und
Apparate für einen Prüfüberdruck zu konzipieren, der mindestens dem achtfa-
chen des absoluten Arbeitsdruckes entspricht [6].
Weil die Betriebsdrücke in staubverarbeitenden Behältern relativ niedrig sind
( - 20 bis + 40 mbar), fallen sie aus dem Geltungsbereich der Druckbehälter-
verordnung heraus. Der anzuwendende maximale Explosionsdruck ist weder
der zulässige Betriebsdruck noch der Betriebsüberdruck, der entstehen kann.
Wäre dies der Fall und entspräche der maximale Explosionsdruck dem zulässi-
gen Betriebsüberdruck, dann würde der im Explosionsfall zu erwartende Ex-
plosionsdruck den "zulässigen Betriebsdruck" um den acht- bis zehnfachen
Wert übersteigen. Sind aber derartige Behälter Druckbehälter im Sinne der
Druckbehälterverordnung, weil in ihnen wegen der Betriebsweise ein "Be-
triebsüberdruck" herrscht, so ist deren zulässiger Betriebsdruck nicht dem ma-
ximalen Explosionsdruck gleichzusetzen. Die explosionsfeste Bauweise erfor-
dert vor der Inbetriebnahme eine Wasserdruckprüfung gemäß [74].
Die angesprochene konstruktive Schutzmaßnahme basiert auf dem nach
vereinbarten und genormten Verfahren für Brenngase, Lösungsmitteldämpfe
und brennbare Stäube in geschlossenen Behältern gemessenen maximalen Ex-
plosionsdruck. In der Praxis kann dieser Wert sowohl unterschritten (z. B. Ab-
weichung von der Optimalkonzentration, erhöhte 'lemperatur, 'leilbefüllung
der zu schützenden Anlage, Unterdruck) als auch überschritten (z. B. bei er-
höhtem Vordruck oder Sauerstoff-Gehalt) werden (s. auch 'leili, Kap. 3.3.5).
Ist der zu erwartende Explosionsdruck niedriger als der nach Vorschrift gemes-
sene maximale Explosionsdruck, so kann einer der beiden Drücke bei der Pro-
jektierung der zur Diskussion stehenden konstruktiven Schutzmaßnahme zu-
grunde gelegt werden. Ist dagegen der zu erwartende Explosionsdruck höher
als der nach Vorschrift gemessene maximale Explosionsdruck, so gibt der zu
erwartende Explosionsdruck den Ausschlag [81].
Trotz Anwendung der explosionsfesten Bauweise für den maximalen Explo-
sionsdruck muß hier, wie auch bei den in den folgenden Ausführungen be-
schriebenen konstruktiven Schutzmaßnahmen, alles getan werden, um wirksa-
me Zündquellen auszuschalten, weil Produktionsausfall und Produktionsver-
lust unerwünscht sind.
3.2 Explosionsfeste Bauweise für den maximalen Explosionsdruck 423
Zum Schutz von Behältern und Apparaten vor der Druckwirkung von Explo-
sionen können diese für den maximalen Explosionsdruck auch explosions-
druckstoßfest ausgeführt sein. Dies sollte nur dann geschehen, wenn nur selten
mit Explosionen zu rechnen ist [78].
Es handelt sich hierbei um Behälter und Apparate, bei denen die für Druck-
behälter geltenden Regeln soweit wie möglich angewendet werden, in einzelnen
Punkten aber auch abgewichen wird. Dies gilt vor allem für die Verwendung
von ebenen Wänden und für eine höhere Ausnutzung der Materialfestigkeit.
Da auch in diesen Behältern und Apparaten, in denen explosionsfähige
Staub/Luft-Gemische auftreten können, der Betriebsüber- und -unterdruck im
allgemeinen sehr gering ist, unterliegen sie nicht dem Geltungsbereich der
"Druckbehälterverordnung~'
In der Regel ist eine Wasserdruckprüfung beim Hersteller durchzuführen
[78]. Der Prüfdruck soll bei
Walz- und Schmiedestählen und Aluminium den 0,9fachen,
- bei Stahlguß und Gußeisen den 1,3fachen und
- bei Gußeisen mit Lamellengraphit (Grauguß) den 2fachen
Wert des Berechnungsdruckes betragen.
Eine Explosionsdruckprüfung ist an Prototypen von Apparaten oder Bau-
teilen erforderlich, die sich infolge ihrer Bauform rechnerisch nicht erfassen
lassen und bei denen eine Wasserdruckprüfung nicht möglich ist. Die Höhe des
angewendeten Explosionsprüfdruckes soll mindestens das 1,tfache des Berech-
nungsdruckes betragen.
Bei den folgenden Beispielen für eine Explosionsdruckprüfung, die sich
nicht immer auf den maximalen Explosionsdruck beziehen, sondern auch
Auskunft über die Explosionsfestigkeit von Apparaturen geben, wurde, ausge-
hend von der unteren Explosionsgrenze, die Konzentration von Propan oder
eines brennbaren Staubes schrittweise angehoben und so die Druckwirkung sy-
stematisch erhöht.
Der in Abb. 2.145 gezeigte 50 I-Glasbehälter wird in der Praxis als Destillier-
blase oder Vorlage eingesetzt [82]. Obgleich eine Sicherheitseinrichtung gegen
zu hohen Innendruck vorhanden war, interessierte die Explosionsfestigkeit sol-
cher Behälter, die zum Zweck einer Splitterschutzwirkung mit einem farblosen
Lack beschichtet waren.
Bei einem zunächst durchgeführten statischen Berstversuch wurde der Ku-
gelbehälter bei einem Überdruck von p = 3,9 bar zerstört. Dies gilt auch für
Explosionsdruckbelastung. Eine Schutzwirkung gegen davonfliegende Glas-
splitter durch die außen aufgebrachte Beschichtung wurde nicht beobachtet.
Bei der Diskussion über Reaktorsicherheit (Abb.2.146) interessierte der
Berstdruck bei dynamischer Explosionsbelastung [83]. Der statische Berst-
druck des Klöpperbodens als schwächster Teil betrug 76 bar. Der Zer knall er-
folgte jedoch erst bei einem Explosionsdruck von Pex = 158 bar eines unter
Vordruck zur Explosion gebrachten stöchiometrischen Wasserstoff/Luft-Ge-
misches (Abb. 2.147) und damit ungefähr beim zweifachen Rechenwert.
424 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Abb.2.145 Abb.2.146
Abb. 2.147. Bruchstücke des 240 I-Reaktors nach Berstversuch (rechts im Bild zum Vergleich
ein 60 I-Reaktor)
3.2 Explosionsfeste Bauweise für den maximalen Explosionsdruck 425
Einem Explosionsdruck von Pex = 1,3 bar widerstand die in Abb. 2.148
(oben) gezeigte Siebmaschine, während bei einem solchen von Pex = 2,4 bar
unter starken Flammenerscheinungen außer halb das Oberteil abgerissen und
das Maschinengehäuse verformt wurde (Abb.2.148, unten [84]).
Die Abb. 2.149 und 2.150 zeigen Apparate, die explosionsdruckstoßfest für
einen Überdruck von p = 10 bar gebaut sind.
b
Abb.2.148. Siebmaschine vor (a) und nach (b) Explosionsbelastungsversuch
426 3 Konstruktiver Explosionsschutz
a b
Abb.2.151. 1 m3-Kleincontainer für Schüttgut. a Anlieferungszustand, b nach Explosions-
druckprüfung
Abb. 2.152. Container, der längere Zeit einem Brand ausgesetzt war,
nach Explosionsdruckprüfung
428 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Abbildung 2.151, links zeigt einen Kleincontainer für Schüttgut mit ebenen
Flächen und Abb. 2.151, rechts den gleichen Container nach Belastung durch
eine Aluminium-Staubexplosion mit einem maximalen Explosionsdruck von
Pmax = 10,8 bar [85J. Die Wände haben sich zwar verformt, der Container ist
jedoch nicht aufgerissen. Er kann daher als explosionsdruckstoßfest bis
p = 9,8 bar angesehen und z. B. zum Abfüllen von staubexplosionsgefährlichen
Produkten aus konstruktiv geschützten Mahlanlagen eingesetzt werden. Die
Explosionsfestigkeit bleibt auch dann erhalten, wenn der Container mehrere
Jahre im Betrieb für verschiedene Schüttgüter eingesetzt wird. Eine Reihe von
Staubexplosionsereignissen in der Praxis hat gezeigt, daß der geprüfte Contai-
ner voll den zu stellenden Anforderungen genügt.
War der Container im Zusammenhang mit einem Deflagrationsereignis für
längere Zeit einem Brand ausgesetzt, dann widerstand er immer noch einem
Explosionsdruck von Pex = 6 bar [86J und wurde bei Pex = 11 bar zerstört
(Abb.2.152).
Das gute Prüfergebnis gilt auch für ähnliche Schüttgutcontainer anderer
Hersteller [57J.
Die Angaben in Thbelle 2.21 [88J machen deutlich, wie durch Explosions-
druckprüfungen Schwachstellen erkannt werden und wie durch systematische
Entwicklungsarbeit die Explosionsfestigkeit der Bauelemente eines Bandförde-
rers deutlich erhöht werden konnte.
Durch die getroffenen Maßnahmen konnte also die Explosionsdruckstoß-
festigkeit der Bauelemente der Bandförderer von weniger als 1,3 bar auf
p = 5,1 bar angehoben werden.
Abb. 2.156. Wirbel schicht-Apparatur mit einer Explosionsdruckstoßfestigkeit von p> 2 bar
3.2 Explosionsfeste Bauweise für den maximalen Explosionsdruck 431
a b
a b
Abb. 2.160. Kunststoffrohre von 20 m (a) und 40 m Länge (b) für Explosionsdruckprüfung
vorbereitet
434 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Abb. 2.162. Zerstörte Aspirationsleitung von 2,5 rnrn Wandstärke nach Detonations-
belastung
3.2 Explosionsfeste Bauweise für den maximalen Explosionsdruck 435
Abb. 2.164. Längsgefalzte Rohrleitung DN 400 nach Explosionsdruckbelastung mit 3,3 bar
Sie überstanden eine Druckbelastung von 7,3 bar und wurden erst bei einem
Explosionsdruck von 9,5 bar zerstört (Abb.2.165, unten).
Die Verbindung explosionsfester Anlagenteile erfordert häufig elastische
Manschettenverbindungen in entsprechender Explosionsfestigkeit. Sie ist rech-
nerisch kaum nachzuweisen, so daß auch in diesem Fall eine Explosionsdruck-
prüfung notwendig ist [96, 97]. Abbildung 2.166 zeigt eine solche Prüfappara-
tur, bestehend aus einem zweiteiligen 1 m 3-Behälter, dessen abzudichtender
Spalt von der zu prüfenden Manschette umschlossen ist. Sie besteht aus 5 mm
dicken Neoprenstreifen, die zu einem Ring verklebt sind (Einzelheiten s. [97]).
Die Manschette widerstand einem Explosionsdruck von 2,9 bar und wurde
bei einem solchen von 3,3 bar einschließlich der Spannringe stark verformt
(Abb. 2.167). Durch Verstärkung der Spannringe wurde erreicht, daß die Man-
schette eine Druckbelastung von 6,9 bar überstand. Das Zerplatzen der Man-
schettenverbindung erforderte einen Explosionsdruck von 9,5 bar (Abb. 2.168).
Die angeführten Beispiele mögen als Beweis genügen, daß sich die Anwen-
dung der Explosionsprüfung bewährt hat. Sie ermöglicht nicht nur die Über-
prüfung der zu fordernden Explosionsfestigkeit von Behältern, Apparaten und
Rohrleitungen bei Anwendung von konstruktiven Schutzmaßnahmen, sondern
sie zeigt auch Schwachstellen und vor allem die Grenzen der dynamischen Be-
lastbarkeit auf, die durch entsprechende Maßnahmen verbessert werden kön-
nen.
Die folgenden Ausführungen beziehen sich nicht auf die Explosionsfestig-
keit von Rohren, sondern auf die Auswirkungen eines Leitungsbruchs auf die
Umgebung.
3.2 Explosionsfeste Bauweise für den maximalen Explosionsdruck 437
b
Abb. 2.165. Spiralförmig gefalztes Ventilationsrohr DN 385 vor Explosionsdruckprüfung
(a), nach Explosionsdruckbelastung mit 9,5 bar (b)
Abb. 2.166. Anordnung für die Prüfung von Abb.2.167. Manschettenverbindung nach
Manschettenverbindungen auf Explosions- Explosionsdruckbelastung mit 3,3 bar
festigkeit
Abb. 2.169. Rohrbündel für Berstversuche mit unter Druck stehenden Rohren
Hierfür stand ein Rohrbündel (Abb. 2.169) zur Verfügung. Es bestand aus
einem zentral liegenden längeren Rohr DN250 von 6,3 mm Wandstärke, das
unter einem Luftdruck von 25 bar stand. Der Abstand der umliegenden acht
Rohre DN80-DN200 betrug 120 mm. Sie waren mit Wasser gefüllt und stan-
den unter dem zulässigen Betriebsdruck für Heizöl, Rohbenzin, Cyclohexan
und Paraxylol von 38-100 bar. Der Leitungsbruch des inneren Rohres wurde
durch Aktivieren einer Sprengschnur in einer Umfangs- oder Längskerbe
(Abb. 2.170) simuliert.
Bei einem ersten Versuch mit Umfangriß wurde überhaupt keine Beschädi-
gung der umgebenden Rohre festgestellt. Die Wirkung eines Leitungsbruchs
mit Längsriß, wie er auch in der Praxis beobachtet wurde, zeigt Abb.2.171.
Das gerissene Innenrohr hatte sich zwar um ca. 320 mm durchgebogen und
demzufolge auch unter mechanischer Einwirkung speziell das unter 100 bar
stehende benachbarte 80 mm-Rohr, das jedoch keine Risse erkennen ließ.
Damit war experimentell nachgewiesen, daß beim Bersten eines Gasrohres
zwar mit einem Verbiegen oder Verformen der benachbarten Rohre, nicht hin-
gegen mit ihrem Bruch zu rechnen ist.
Eine Festigkeitsprüfung von unterirdisch verlegten Ethylen-Leitungen, die
für einen Betriebsdruck von 100 bar vorgesehen sind, ist mittels Wasserdruck-
probe nicht möglich. Bereits kleinste Wassermengen können zu Betriebsstörun-
gen und Schwierigkeiten bei der Weiterverarbeitung des Ethylens führen. Man
entschloß sich daher, die Auswirkungen eines Leitungsbruchs bei 120 bar zu
untersuchen [99].
Hierfür wurde ein 100 m langes, beidseitig mit einem Kümpelboden ver-
schlossenes Rohr DN250 in der Mitte mit einer Sollbruchstelle (Kerbe) verse-
hen. Nach Anbringen der Sprengschnur erfolgte das Absenken in einen vorbe-
reiteten 1,25 m tiefen Graben, der anschließend mit Erdreich zugeworfen wur-
de. Ein Hochdruckverdichter sorgte für den erforderlichen Versuchsdruck von
120 bar. Anschließend erfolgte der Berstversuch.
Bei den Versuchen mit Luft (Abb. 2.172) sind die Auswirkungen senkrecht
zur Rohrachse weitgehend unabhängig von der Länge (l = 0,21-1,0 m) und
der Lage der Sollbruchstelle (Rohroberseite, zur Seite, Rohrunterseite). Die
Erdrnassen werden 30- 50 m weit fortgeschleudert. Die Krater haben eine Län-
ge von 10-14m und eine Breite von ca. 6m (Abb.2.173). Der senkrecht zur
Leitung gemessene Druck beträgt
in 10m Entfernung 10mbar,
in 30 m Entfernung 5 mbar und
in 50 m Entfernung 2,5 mbar.
3.2 Explosionsfeste Bauweise für den maximalen Explosionsdruck 441
Abb. 2.172. Erdauswurf bei Sollbruchstelle Rohrunterseite (ca. 600 ms nach Leitungsbruch)
442 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Während das Bersten bei der Luftdruckprüfung von einem pilzförmigen Erd-
auswurf (Abb. 2.172) begleitet ist, wird beim Bersten eines unter einem Wasser-
druck von 120 bar stehenden Rohres DN250 ein mehr oder weniger gerichteter
Strahl beobachtet (Abb. 2.174). Bei größerer Auswurfhöhe ist die Auswurfwei-
te wesentlich geringer als bei den Berstversuchen mit Luft. Die Kraterlänge und
-breite betrug lediglich ca. 0,7 m (Abb.2.175).
Aus den beschriebenen Versuchen resultieren wichtige Hinweise für die zu
treffenden Sicherheitsrnaßnahmen bei der Druckprüfung von Rohrleitungen.
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 443
3.3.1 Vorbemerkung
[ bar]
6 ='
~red ~p) =0,5 = 25 barls = reduzierter zeitlicher
a red \ t red 0.D2 Oruckanstieg
o ....._...-c.
Zünd- atre d=O,02s [sl
zeitpunkt
Abb. 2.176. Definition der reduzierten Explosionskenngrößen bei
Explosionsdruckentlastung (beliebige Brennstoffkonzentration)
[bar)
I "',
o.7SbJr:reduzierli!r maxincier
~ 0,75 ~- Explosionsdruck Pred.Imx
Co
~ 0,50
~~
... 0
.l!l.i:} 0,25
......
-2~
o~--~--~--~--~--~
[ barIsI
o~--~--~--~--~--~
o
Brennstoffkonzentration
3.3.2 Behälter
lagenunabhängige Anordnung,
Dichtheit im Über- und Unterdruckbereich,
zufolge der geringen Masse praktisch keine Beeinflussung des Entlastungs-
vorganges und
geringer Platzbedarf.
Für spezielle Anwendungsfälle gibt es nicht verformungs fähige spröde Berst-
scheiben aus harzimprägniertem Graphit (Abb. 2.178).
Ihr Einsatzbereich liegt zwischen den Nennweiten DN 25 - DN 600 mit stati-
schen Ansprechdrücken Pstat ~ 0,1 bar und Temperaturen von - 20 0 bis
+ 130 oe bei sehr guter Korrosionsbeständigkeit. Die Ansprechgenauigkeit be-
trägt im allgemeinen ± 100/0. Solche Berstscheiben können Lastwechsel bis zu
75% ertragen. Sie werden überwiegend in ebener runder Ausführung verwen-
det [101].
Verformungsfähige Berstscheiben werden z. B. aus Kunststoff (Abb.2.179)
hergestellt. Eine wichtige Voraussetzung für das einwandfreie Arbeiten ist ein
a------ b
Abb.2.179. Berstscheibe aus Kunststoff-Folie vor dem Ansprechen (a),
nach dem Ansprechen (b)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 447
inverser Durchmesser 6
Abb.2.180. Statischer Ansprechdruck P,tat von Kunststoff-Folien als Funktion des inversen
Durchmessers UD der Entlastungsöffnung
a b
Abb.2.181. Monarflex-Plastik-Folie vor (a) und nach dem Ansprechen (b)
Thbelle 2.23 gibt Richtwerte für K-Faktoren bei Vorhandensein einer scharf-
kantigen Einspannvorrichtung.
Auch der statische Ansprechdruck von rechteckigen Berstscheiben mit ei-
nem Verhältnis von Länge zu Breite ~ 2 kann nach der angegebenen Gleichung
abgeschätzt werden, wenn der äquivalente Durchmesser der ihnen zugeordne-
ten runden Fläche eingesetzt wird [1 05J .
Die aufgrund der vorgegebenen Gleichung vermutete Proportionalität zwi-
schen dem K-Faktor einerseits und der Foliendicke d bzw. der Anzahl der La-
gen ist eindeutig (Abb. 2.182) belegbar. Innerhalb des untersuchten Bereichs ist
der statische Ansprechdruck einer Berstscheibe von vorgegebenem Werkstoff
und Durchmesser unabhängig davon, ob sie aus einem Stück besteht oder aus
einer entsprechenden Anzahl von Folienlagen zusammengesetzt ist.
Trotz der aufgezeigten Zusammenhänge sei davor gewarnt, für die Festle-
gung des statischen Ansprechdruckes einer Berstscheibe nur die Rechnung zu-
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 449
Werkstoff d K-Faktor
[mm] [bar'm]
/
[bar- m]
0,4 -
Ll. 0 Polyeth}!en-Folie
... / Ll. Aluminium-Folie
53 0,3 -
/A
0-- __
.:f.
o
u... 0,2-
I
:.:: o
,Ll.
O,1f- A 0--
, 0-
I 0-
Oil>~-I I I I
o 0,1 0,2 0,3 0,4 [mm]
Foliendicke d
[bar-m] /
5 O.15~ /"///
~o
O,10f- /
_/0
~ /./0
:.:: 0,051- /-/
/,0 0 0,1 mm Polyeth}!en-Folle
",,/,." _ 0,15 mm Polyeth}!en-Folle
01/.... I I I I
o 1 2 345
Anzahl der Lagen z
Abb.2.182, K-Faktoren als Funktion der Foliendicke d
und der Anzahl der Lagen Z
450 3 Konstruktiver Explosionsschutz
grunde zu legen. Es muß vielmehr trotz gleichen Werkstoffs innerhalb der ein-
zelnen Folienbahnen
zu folge der Walzvorgänge mit einer unterschiedlichen Zerreißfestigkeit so-
wie
mit gewissen Abweichungen hinsichtlich der Membrandicke
gerechnet werden, d.h. der statische Abdrückversuch ist unerläßlich. Dazu
wird für zwei, besser drei Nennweiten (DN 2=: 200 mm) aus mindestens fünf
Einzelmessungen durch Mittelung der statische Ansprechdruck bestimmt.
Ebenfalls durch Mittelung aus allen Versuchen wird der K-Faktor berechnet,
aus dem sich dann für einen vorgegebenen Durchmesser D der Berstscheibe
durch Rechnung der Wert für den statischen Ansprechdruck Pstat ergibt.
Für die Abdrückversuche ist eine Einspannvorrichtung zu verwenden, die in
der Praxis Anwendung finden soll, da die Abrundung von Kanten gemäß
Abb. 2.183 den statischen Ansprechdruck beeinflußt. Scharfkantige Einspann-
vorrichtungen ergeben kleinere Ansprechwerte als abgerundete Kanten.
Grundsätzlich ist es für den Entlastungsvorgang im Explosionsfall nicht
ausreichend, nur den statischen Ansprechdruck einer Berstscheibe zu betrach-
ten, der sich auf eine Belastungsgeschwindigkeit von < 1 bar/s bezieht. Sie ist
im allgemeinen höher und führt zu einem verspäteten Ansprechen
(Abb. 2.184), dem sogenannten dynamischen Ansprechdruck Pdyn, der mit zu-
nehmendem zeitlichem Druckanstieg ansteigt. Diese Einflußnahme ist um so
größer, je niedriger der statische Ansprechdruck ist [106] und bei Graphit
praktisch nicht vorhanden. Sie ist bei großen Entlastungsflächen geringer als
bei kleinen. Der dynamische Ansprechdruck ist bei den in den folgenden Aus-
führungen angegebenen Gleichungen und Nomogrammen für die Berechnung
der Größe von Explosionsdruckentlastungsflächen berücksichtigt.
Bei Explosionsbelastung der in Abb.2.185 gezeigten vorgewölbten Kunst-
stoff-Berstscheibe DN 900 mit Sollbruchstellen trat das erwartete apfelsinen-
.---------,----,---------" Plexiglas:
1.0mm
;;; AI-Folie'
Vi 0.2mm
; J I----b....-=---+---I'------j
Belastung
1-
~
-0
-5 150 '
'0."
~ 2 f----+--/---+----1
<{ Membrane
l'
,~ AI-Folie
;;; Qlmm
"' I f----+----+----1
o 5 10 [mmJ
Radius der Abrundung
Abb. 2.183. Einfluß der Einspannung auf den statischen Ansprechdruck von Berstscheiben
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 451
s, [bar]
~
~
o
....
:::J
pvc
"..co 2mm
.,a.c~
«
Abb. 2.184. Dynamischer Ansprechdruck Pdyn von Berstscheiben als Funktion des zeitli-
chen Druckanstieges dp/dt (quadratische Öffnung 500 x 500 mm)
b
Abb.2.185. Vorgewölbte Kunststoff-Berstscheibe DN 900 vor (a) und nach Explosionsbela-
stung (b)
452 3 Konstruktiver Explosionsschutz
förmige Öffnen nicht auf, sondern das Entlastungselement zerbrach [24]. Die-
ses Ergebnis macht deutlich, daß eine lYpenprüfung solcher Explosions-
druckentlastungseinrichtungen unumgänglich ist.
Weil Aluminium eine sehr geringe Zugfestigkeit hat und leicht mit gleichmä-
ßiger Qualität hergestellt werden kann, ist es besonders geeignet für Berstschei-
ben mit niedrigem Ansprechdruck. Die Obergrenze für die Arbeitstemperatur
beträgt 100°C. Kupfer-Berstscheiben haben eine geringe Knickfestigkeit und
sind weniger korrosions fest. Sie können bis ca. 120 °C angewendet werden.
Nickel hat eine hohe Knickfestigkeit bei erhöhten Temperaturen, wodurch eine
Anwendung bis 450°C möglich ist. Bei Thntal-Berstscheiben tritt zwischen
150 °C und der höchsten Arbeitstemperatur von 250 °C nur eine geringe Verän-
derung des Ansprechdruckes auf. Sie sind gegen chemischen Angriff in saurer
Atmosphäre sehr beständig, jedoch weniger beständig unter basischen Bedin-
gungen. Palladium ist bis zu Temperaturen von 300°C oxydationsbeständig
und widersteht einer Vielzahl von korrodierenden Einflüssen. Abbildung 2.186
zeigt eine solche Metallberstscheibe.
Um die Hauptnachteile der einfachen Berstscheibe (relativ große Empfind-
lichkeit gegen Abrieb, wechselnde Beanspruchung und erhöhte Temperatur)
möglichst auszuschalten, wurde von einem Hersteller eine dreiteilige Berst-
scheibe (Abb. 2.187) entwickelt, die bis ca. 200°C einsetzbar ist. Sie besteht aus
drei miteinander verschweißten Teilen: Schutzhaube, Berstscheibe und Vaku-
umstütze. Sie wird auch rechteckig ausgeführt und gegebenenfalls mit einem
Signalteil ausgerüstet (Abb.2.188), um im Explosionsfall durch Unterbruch
eines Ruhestromes eine Fabrikationsanlage automatisch stillzusetzen [107] .
Hierbei ist jedoch darauf zu achten, daß die Elektroinstallation, z. B. durch
einen Funken bei Leitungsbruch, nicht in der Lage ist, Brennstoff/Luft-Gemi-
sche zu entzünden [69].
b
Abb. 2.189. Entlastungseinrichtung: Scheibe in Gummiklemmprofil. a Gummiklemmprofil;
b als Explosionsklappe ausgeführt
Für runde Scheiben von 5 mm Dicke ist der Zusammenhang zwischen dem
statischen Ansprechdruck Pstat und dem Durchmesser D durch folgende Glei-
chung gegeben [109]
K 0,071
Pstat D .
== D ==
Durch dünnere Scheiben (z. B. 1,6 mm) verringert sich die Werkstoffkonstante
(z. B. K == 0,059), wodurch der statische Ansprechdruck herabgesetzt wird.
Durch das Trägheitsmoment und das Öffnungsverhalten der Explosions-
scheiben wird der Entlastungsvorgang, unabhängig von der Brennstoffart, be-
hindert. Ihre Entlastungsfähigkeit ist nach den Angaben von Abb. 2-190 ent-
sprechend geringer als die einer Berstscheibe von gleicher EntlastungsfIäche.
Dies bewirkt einen höheren reduzierten maximalen Explosionsdruck P~ed.max
im zu schützenden Behälter, der (wie auch die Entlastungsfähigkeit E F :
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 455
[borl'-~----------------'
Entlastungsfähigkeit =
F, x 100
--F-Z- [%]
.x
~
~c:
o o Messwerte·
'Vi t-
o
Ci.
x
UJ
\t~~i~
t-
i,----r
1, ~F=FI
~x~~~~~~~loppe
I r I I::j
F, FZ [m Z ]
Entlostungsflöche F
[%] ,
w
... :
:
:
1':E----:=;~·r-----
c 0 C I
~o 40 ~ <I........ _~ a..~ !I
~ ~~ I
~~:
~~
~E 1,0-
"E
.o..!! (J~O i
'ii~
-5.~ 0,6- o i F=konstant
(/)
··x PStat=~ i
E O,3L-____~I_G=_5_1_1_LkI9~/_m_2__L_J_Li:~~~
,;
~
"0. 0,1 0,25 0,50 1,0 1,5 [bar]
Pred.max.: Berstscheibe
Abb. 2.191, oben) im allgemeinen mit zunehmendem auf eine Berstscheibe be-
zogenen reduzierten maximalen Explosionsdruck angehoben wird (Abb.2.191,
unten). Diesem Einfluß ist, bei unveränderter Entlastungsfläche durch Erhö-
hung der Behälterfestigkeit p wie folgt zu begegnen:
Scheibe in Gummiklemmprofil:
p = P;ed, max = 1,245' p~~;!ax für Pred, max S 1,5 bar
Explosionsklappe in Gummiklemmprofil:
p = P;ed,max = 1,52'p~~;~ax für Pred,maxs2 bar
Ist dies nicht möglich, d. h. ist die Behälterfestigkeit p vorgegeben, dann ist die
Entlastungsfläche F so zu vergrößern, daß sich folgender reduzierter maxima-
ler Explosionsdruck Pred, max bei freier ungehinderter Entlastung einstellt:
Scheibe in Gummiklemmprofil:
p = 0,56'P~:max für Pred,maxs 1,5 bar
Explosionsklappe in Gummiklemmprofil:
p = 0,327' P~~;max für Pred,max S 2 bar
In Abb. 2.192 sind beispielhaft für einen brennbaren Staub und ein Volumen
von V = 10 m 3 die gegenüber einer Berstscheibe notwendigen Flächenvergrö-
[bar] V=10 m3
0\_"". ~!~~:~~:m-
J "'" , Gummiklemm-
t
0. \,\ '\ profil
1,001-
~
~ O,50r \ 0,\
" " profil
ro 0,25 - [ [\ [o~
0,1 0 '-----'-_'---'-<>----''---'----'
0,10 0,25 0,50 1,00 2,50 5,00 [m 2 ]
Entlastungsfläche F
ßerungen für beide Explosionsscheiben angegeben. Man erkennt, daß wie er-
wartet der Flächenmehrbedarf mit zunehmender Behälterfestigkeit deutlich
nillt und, je nach Entlastungseinrichtung, bei einer Behälterfestigkeit von
p = 1,5 - 2,0 bar nicht mehr erforderlich ist.
Ein ähnliches Verhalten haben Explosionsklappen üblicher Bauart
(Abb. 2.193 [110)) mit einer flächenbezogenen Masse von 48,7 kg · m- 2 • Entla-
stungsfähigkeit Ep und der im zu schützenden Behälter sich einstellende über-
höhte reduzierte maximale Explosionsdruck P;ed,max nehmen mit steigendem,
auf eine Berstscheibe bezogenen reduzierten maximalen Explosionsdruck zu
(Abb. 2.194). Es deutet sich an, daß zumindest im vorgegebenen Anwendungs-
fall dieses Verhalten unabhängig von der Größe der Explosionsklappe und
vom Behältervolumen ist.
b
Abb.2.193. 0,5 m2-Explosionsklappe (a) und 1,0 m2-Explosionsklappe (b)
458 3 Konstruktiver Explosionsschutz
... [%]
...'Gi
l.LI
.Y.
Cl
:c
~., 0
Itl
Cl
50 -
....,o
C
:l
ö~
........
11 11
o V=10 m J
;;
C o 11 Va25 mJ
l.LI 30L-________1L-______ ~
[bar]
4
2
1,0
0,5
[bar]
V=10 rn'
Pmax=9 bor. Kst =200 bor·rn .s-'.
PStat=O.1 bor
2,00 ---<>-.-------------------------
\ \ 0 Berstscheibe
1,50 o • • Explosions-
0.. \ \ kloppe
\\
+J
·iii 1,00
~
0'1
:;:;
In
\\
Q)
"-
'- 0,50
Q)
+J
:0
..c
\"
Q)
m 0,25
0,1 0 L...-.--1.._.l.--...J...o-lII--'--......J
0,10 0,250,501,00 2,505,OO[m 2 ]
Entlastungsfläche F
Beulfestigkeit
1,0 25 mbor
,-, 50 mbor
N
E ./
100 mbor
Ql
/' 200 mbor
.r:
:0
;;=
ü
0,1 V
C7>
::J
0 500 mbor
VI
«
C / V
CL>
0,01 / /'
E
0
VI
.:;,{.
L.
.~
1../
0,001
10 100 1000
Behälter-[Silo]-Volumen [m 3 ]
Abb.2.197. Nomogramm zur Bestimmung der Ansaugfläche
von Unterdruck-Sicherungen an Behältern (Silos) (111)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 461
durch können Behälter und Apparate aus ihren Verankerungen gerissen und
sogar umgeworfen werden, auch dann, wenn die Behälter explosionsfest für ei-
nen vorgegebenen reduzierten maximalen Explosionsdruck gebaut sind.
Mehrere Veröffentlichungen [112-115] befassen sich mit der angesproche-
nen Problemstellung. Ritter berechnete die Rückstoßkräfte nach einer thermo-
dynamischen Methode, bei der der Ausströmvorgang selbst berücksichtigt
wird. Die experimentellen Untersuchungen führten schließlich zu der folgen-
den Berechnungsgleichung, bezogen auf einen statischen Ansprechdruck der
Entlastungseinrichtung in Form von Berstscheiben von Pstat = 0,1 bar
FR = a·100·F·Pred,max·
FR Rückstoßkraft [KN] ,
a Dynamikkoeffizient,
F Entlastungsfläche [m2] ,
Pred,max reduzierter maximaler Explosionsdruck [bar].
Der Dynamikkoeffizient a ist je nach Versuchsanordnung Schwankungen
unterworfen. Für die Praxis ist es ausreichend, ihn 1,19 zu setzen. Die experi-
mentell gemessenen flächenbezogenen Rückstoßkräfte liegen damit in der Mit-
te des thermodynamischen und stationär berechneten Wertes (Abb.2.198).
1000 .------r-----r-.nn
Ne
--z
~ 500
--
L.L.
0 ::
L.L.
o ~~----~------~
o 5 10
Pred ,max [bar]
Abb.2.198. Gemessene und errechnete flächenbezogene Rückstoßkraft FR
bei Explosionsdruckentlastung
462 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Dies gilt nicht bei Vorhandensein von Ausblasrohren, die der Entlastung nach-
gesetzt sind. In diesem Fall deutet sich eine Annäherung an die stationäre Be-
rechnungsmethode an. Dieses Phänomen läßt sich durch die Betrachtung der
Ausströmbehinderung aus dem explosionsdruckentlasteten Behälter erklären
[113).
Das Rückstoßmoment auf den explosionsdruckentlasteten Behälter kann
durch gegenüberliegende gleichgroße Entlastungsöffnungen kompensiert wer-
den.
Interessant sind die Beobachtungen von Brunner [113). Er stellt für einen
vorgegebenen Brennstoff und ein bestimmtes Behältervolumen fest, daß, wie
erwartet, der reduzierte maximale Explosionsdruck mit zunehmender Entla-
stungsfläche asymptotisch fällt. Anders verhalten sich dagegen die Rückstoß-
kräfte. Sie steigen zunächst an, erreichen bei einer "optimalen Entlastungsflä-
che" eine "optimale Rückstoßkraft", um anschließend zu größeren Entla-
stungsflächen hin wieder abzufallen. Für mehrere brennbare Stäube wurde
festgestellt, daß der dazugehörige reduzierte maximale Explosionsdruck
3,3 bar beträgt. Bei sehr großen Entlastungsflächen nähert sich bei freier Ent-
lastung die Druckwirkung immer mehr dem statischen Ansprechdruck der
Entlastungseinrichtung. Daher nähert sich auch die Rückstoßkraft einem Mi-
nimalwert, um anschließend linear proportional zur Entlastungsfläche wieder
zuzunehmen.
Brunner [113) untersuchte auch das Tragwerkverhalten von zwei Stahlträ-
gern bei Explosionsdruckentlastung eines 10 m3-Behälters. Die Masse dieser
Träger konnte durch Aufschichten einer oder mehrerer Lagen von Betonplatten
verändert werden. Die Bruchgrenze des einen Systems wurde nach den übli-
chen statischen Methoden zu 77 KN und eines zweiten Systems zu 35 KN be-
rechnet. Beide Systeme widerstanden jedoch einer Rückstoßkraft von 110 KN
bei einer bleibenden Verformung von 19 bzw. 33 mm. Dieses Untersuchungser-
gebnis zeigt die Reserven von duktilen Werkstoffen bei relativ kurz dauernder
Stoßbelastung gegenüber der statischen Berechnungsmethode auf.
Für die praktische Auslegung der einen explosionsdruckentlasteten Behälter
stützenden Baukonstruktion ist daher nicht nur die berechnete maximale
Rückstoßkraft allein, sondern auch deren zeitlicher Ablauf maßgebend [113).
Zur Berücksichtigung wird der vom Rückstoß übertragene Impuls auf einen
flächengleichen Rechteckimpuls gleicher Impulsdauer zurückgeführt [141).
Hierbei läßt sich für den quasi statischen Lastfall ein "Belastungsfaktor b" de-
finieren FR
b=--
FR,max
Er ist das Verhältnis aus der sich ergebenden Rückstoßkraft als Maß für die
Höhe des Rechteckimpulses und der maximal auftretenden Rückstoßkraft
FR,max.
Für die Praxis kann b = 0,52 gesetzt werden. Die zu berücksichtigende Rück-
stoßkraft (statische Ersatzlast) berechnet sich daher wie folgt
FR = 0,52 ·119· F·Pred,max =0,62· F· Pred,max .
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 463
heftiger Explosionsablauf
Pdyn = (-0,0357 F+O,09)d+O,058 F-O,134 .
Abbildung 2.202 macht nicht nur deutlich, daß speziell bei dickeren Scheiben
und heftigem Explosionsablauf die Fensterfläche deutlich später freigegeben
wird als bei langsamem Explosionsablauf, sondern auch, daß selbst bei großen
Fenstern geringerer Dicke (2 mm) der dynamische Ansprechdruck den Schwel-
lenwert überschreitet, bei dem nicht unerhebliche Gebäudeschäden zu erwarten
sind.
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 465
[bar]
F=1 5 m 2
n"O
~ O)150~
• m= 0,4 - 4.0 bar /s /
.Y
u •
~2 0,125 I- EXPI:=t~~gse~ /
~ ablauf
CO-
~ 0,100 I- •
i
!.
0,075- / 0/
.~ /
o 0,050- 0
~ ~angsamer
,/0 Explosions-
0,025 - •/ ablauf
o
__~<2.I:!.Qq~I}_Q!J_l~9b!!w. _ft'1~~I:!.~I}'~§D9~.0.!~_
Türen ,Fenstern und Dächern
OL-__L-~L--J__~__~__-"
o 2 3 4 5 [mm]
Scheiben dicke d
Abb. 2.202. Dynamischer Ansprechdruck Pdyn von Glas als Funktion der Scheibendicke d
466 3 Konstruktiver Explosionsschutz
-"
I druckO~~'::w.seite I )
Film
druckzugew.Seite
[mbar] , - - - - - - - - - - - - ,
a.
0>
.z.,
C
200
o
Gi
.,.,
.0
2
~ 100
o
...
:l
o
d=2 mm
F=O,86 m 2
o~ __ ~ __ ~ __ ~ __ ~
o [m]
Entfernung vom Mundloch des Ausblasrohres
Abb. 2.204. Einfluß von Splitterschutz-Film auf das Bruchverhalten von Glas
468 3 Konstruktiver Explosionsschutz
... ,o,ßI
B~hÖltrrd,,(h' mit 6 Anschlußslu/nn
und 1 Mannloch
nicht nur für einen geschlossenen, sondern auch für einen explosionsdruckent-
lasteten Behälter gilt
Danach kann man annehmen, daß für einen konstanten Ansprechdruck einer
Berstscheibe als EntIastungseinrichtung und für einen konstanten reduzierten
maximalen Explosionsdruck auch die spezifische EntIastungsfläche
f=~
V
diesem Gesetz folgt
f 1 'V1I3
1 -- f 2' v2II3
472 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Es ist daher nicht nur möglich, bei Kenntnis der für ein Volumen VI experi-
mentell bestimmten Entlastungsfläche F I die erforderliche Entlastungsfläche
F 2 für ein Volumen V2 zu berechnen, sondern man kommt auch mit deutlich
kleineren Entlastungsöffnungen aus als z. B. bei proportionaler Umrechnung.
Die in den letzten Jahrzehnten bei der Bergbau-Versuchsstrecke (Dortmund-
Derne) und der Ciba-Geigy AG (Basel) erhaltenen Untersuchungsergebnisse
über die Explosionsdruckentlastung von Brenngasen wurden nach dem heuti-
gen Erkenntnisstand einer erneuten Auswertung unterzogen.
Es handelt sich hierbei um Versuche, die in explosionsdruckentlasteten Be-
hältern von 1-30m3-Inhalt (Abb.2.214-2.216), teilweise auch in einem Be-
tonbunker von 60 m3-Inhalt (Abb. 2.217) durchgeführt wurden [126] . Der sta-
tische Ansprechdruck der Entlastungseinrichtung in Form von Berstscheiben
betrug Pstat = 0,1 - 0,5 bar.
Die gasspezifische Kenngröße KG der verwendeten Brenngase, gemessen in
Volumina < 1 m 3, war wie folgt abgestuft:
Methan: KG = 55 bar·m·s- I,
Propan: KG = 100 bar · m . s - I,
Stadtgas: KG = 140 bar·m·s- I,
Wasserstoff: KG = 550 bar · m . s -I .
Der maximale Explosionsdruck lag in dem Bereich von Pmax = 6,8 - 7,6 bar.
Die Explosionsdruckentlastungsversuche erfolgten stets über einen breiten
Konzentrationsbereich.
Die folgenden Ausführungen beziehen sich zunächst auf explosions-
druckentlastete Brenngasexplosionen mit Gemischentzündung bei Normal-
druck im ruhenden Zustand und einen statischen Ansprechdruck der Berst-
scheiben von Pstat = 0,1 bar.
Nach Angaben von Abb.2.218 hängt der Flächenbedarf bei Explosions-
druckentlastung (z. B. Propan) von der in der Zündquelle freigesetzten Energie
x
c
E
11 [bar]
O-~
.::.:
ü
::J
1,5-
\\ \
.LI.<>
• E=10J
Ll.E=100J
L
-0 \ \\ <> E=10kJ
rn
c
o
'00
1,0- .LI. <>
o
'-""'<>
"~•
0-
X
W 0,51-
X
o
E OL-__L-I__~I__~I__~
-0
Q)
L o 0,25 0,50 0,75 [m 2 ]
Entlastungsfläche F
Abb. 2.218. Einfluß der Zündenergie E auf den Flächenbedarf von Propanexplosionen im
2 m3-Behälter (Pstat = 0,1 bar). Gemisch im ruhenden Zustand entzündet
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 475
[bar] r - - - - - - - - - - - - - - - - - ,
6,,~
D ",
2,0 -----------------------':---~~-\-----------------------
1 0 _______________________ ___
,
0,8 - Ergebnisse:
~ ~~\--------------------
0.0.
'\.
o V=1 m3 0 ~ ".0.
0,6 - 0 V=2 m3 00 \.0.
.0. V=10 m3 CO \
0,4 - 0 V=30 m; 0 .0.
o V=60 m '.0.
nach kubischem Gesetz 0 \.
0,2 - auf 1 ml umgerechnet 00 \
0,1 ':-_...LI-:--_.l-I....JI'---'I_.l-I_....JI'---_.l.I_L...l..~L
0,01 0,02 0,040,06 0,1 0,2 0,4 O,60,8[m 2 ]
0,08 F
reich haben. Mit Hilfe der einhüllenden Geraden kann jedoch der Zusammen-
hang zwischen Entlastungsfläche F und reduziertem maximalem Explosions-
druck für Pred,max ~ 2 bar beschrieben werden. Hierbei wird in Kauf genom-
men, daß
für Behältervolumina, die von V = 10 m 3 abweichen, ggf. kleinere Entla-
stungsflächen ausreichend sind und
für eine Druckwirkung von Pred,max > 1 bar die errechneten Flächen etwas
größer sind als die experimentell bestimmten (gestrichelter Bereich).
Unter dieser Voraussetzung gilt für die untersuchten Brenngase die folgende
allgemeine Gleichung für den Zusammenhang zwischen der Entlastungsfläche
F und dem reduzierten maximalen Explosionsdruck Pred,max' der der zu for-
dernden Mindest-Explosionsfestigkeit p [79] des zu schützenden Behälters ent-
spricht:
F = a· Pred,
-b
max
Brenngas KSt a b
[bar·m·s- I ]
0,3
0,2
E=10J
p =0,1 bar
Stat.
0,1
:::
.. 2
5 5; "i
li !!
:::::E D.. (I) ~
~ LO---::'55::--c'1~~O:-,Ic,.14""O:---5=-:~~0:-;:['="bar. m .s~
Kc
Abb. 2.220. Faktor ader Berechnungsgleichung für den Flächenbedarf als Funktion
der gasspezifischen Kenngröße Ko
Der Flächenbedarf für Propan und Wasserstoff kann auch aus dem in
Abb. 2.221 angegebenen Nomogramm abgeschätzt werden. Hierfür wird auf
der Abszisse des rechten leils des Nomogramms zunächst der Wert für das Vo-
lumen V gesucht. Von dort geht man senkrecht nach oben bis zum Schnitt-
punkt mit der Isobaren, die den gewünschten Wert für den reduzierten maxi-
malen Explosionsdruck Pred,max (entsprechend der vorgesehenen Behälterfe-
stigkeit p) angibt. Von hier wird eine Parallele zur Abszisse bis zum Schnitt-
punkt mit der im linken Nomogrammteil gelegenen geneigten Geraden gezo-
gen, die alle Punkte des gleichen Brenngases verbindet. Der Abszissenwert die-
Pred.m;;,,p.
[bar]
0,2
0,4
0,6
1,0
1,5
2,0
[bar]
\
0
3-
o F=n x DN6DD
.0.
..
tP F=n x DN8DO
o F=n x DN1000
'"
~
a.
2-
0
\.
1- "-..0.
o~.o.
' - 0• .0.
0 I J I I I~o_ 0
0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 [m 2 ]
F
[bar]
o 0,2-
0,4
0,3 - 0-
~:::::-S~
_0
0----
~
° ° Methan
0,11-- o Propan
" Stadtgas
° Wasserstoff
O~_L-I~I__~I__~I__~
[m 2 ] ,-----------:::;;;;>"'"-----,
}
0 __ 0
p =0,5 bar
,,~
red.mal(.
0,3
, , -0:'----_ ___
O-~
0_°
}
lJ... 0,2
0--0 - p =2.0 bar
red.max.
0,1 A- 4=:::============
ö::::=",b'--
PS!at.
Abb.2.223 Abb.2.224
Abb. 2.223. Einfluß des statischen Ansprechdruckes Pstot von Berstscheiben auf den Flä-
chenbedarf von Methan im 1 m3-Behälter
Abb. 2.224. Einfluß des statischen Ansprechdruckes Pstot von Berstscheiben auf den Flä-
chenbedarf von Brenngasen im 1 m3-Behälter
Hieraus folgt ganz allgemein für den Zusammenhang zwischen der Entla-
stungsfläche Fund
der gasspezifischen Kenngröße: Ko =s; 550 bar' m . s -1 ,
dem reduzierten maximalen Explosionsdruck: Pred,max =s; 2 bar,
dem statischen Ansprechdruck der Berstscheibe:
Pstat =s; 0,5 bar bzw.
dem zu schützenden Behältervolumen: V =s; 1000 m 3
die allgemeine Gleichung
(~\=55b~r
~ /red.
Cl
Pred. =2,4 bar
C
::J
_______________________________________ ungehinderte
"0
~
C m J -Behälter Entlastung
:::J
(~)r:~60 b~r
L.
0 N
.0
'--' ..c:
0
.,; 0
e c
a. I/) r---~~-~--~-~--~---------------------------- Entlastung
E , mJ-Behälter Pred. =2,2 bar über
0
l()
1-----_ . . ._------------------------ Abblasrohr
Jt
Abblasrohr
Zeit -
[ms]
- --
5,0
2,5
V
<; 2,0
f,..-- I........ Abblasrohr:
----
t! ~ ..........
...................
E
...11- ,/'"
..................
0,1
0,1 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,5 2,0
p". ohne Abblasrohr [bar]
Abb. 2.226. Brenngase: Einfluß von Abblasrohren auf den reduzierten maximalen Explo-
sionsdruck p'red,max im zu schützenden Behälter
-1
p sta t.=7,6 bar,K G =100 bar.m.s
3
V=10 m ,PStat. =0,1 bar
[bar]
..----r,,
.
.~----
, 1;>3 m:p;.d.ma,z1,73 bar
1,5 ,,, ,,
""E ,
,,
,,
,,
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,,,,
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red.max.
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tUt
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~ freie Entlastung
0
0 0,5 1,0 1,36 [m 2 ]
0,65 1,12 1,5
F
Abb.2.227. Einfluß der Abblasrohrlänge 1 auf die Entlastungsfähigkeit EF
einer Berstscheibe von F = 1,36 m2
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 483
p'red,max = 1,73 bar angehoben. Die Entlastungsfähigkeit Ep (s. Abb. 2.190) der
vorgegebenen Fläche wird daher eingeschränkt, und es gilt für
[bar]
\\ \ Gemische bei
--0- ruhendem Zustand
1,5r--
\\ \
000 ----0---- mittlerer Turbulenz
\~\.\
- ' - 0 - ' - starker Turbulenz
x
o \ entzündet
E \
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~
0. ~ ,~
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.................. ~
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O~ __~I__~I__~I____~I__~I~
o 0,25 0,50 0,75 1,0 1,25 [m 2 ]
F
Abb.2.228. Einfluß der Thrbulenz von Propan/Luft-Gemischen auf den Flächenbedarf
(V = 2 m 3 , E = 100 J, Pstat = 0,1 bar)
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o 0,25 0,50 0,75 [m 2 ]
Entlastungsfläche F bezogen auf V = m3
Abb.2.230. Gesamtdruck Pred,max+Pv von Methanexplosionen als Funktion
der Entlastungsfläche F und des Vordruckes Pv [133]
[bar,abs]
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20
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o 100 % > Pv
A 100 % > Pv
10 o 93 ,. > Pv
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0 I I
o e-'?--~ I I
o 5 10 15 20 [bar,abs]
Vordruck Pv
dies nicht gegeben, dann wird der Gesamtdruck herauf- (Pv = 1 bar, abs.) bzw.
herabgesetzt (Pv = 25 bar). Dies erklärt die teilweise erhebliche Streuung der
Meßwerte.
Abbildung 2.231, unten vergleicht die Entlastungswirkung mit dem im ge-
schlossenen Behälter zu erwartenden Gesamtdruck, der unter den vorgegebe-
nen Bedingungen (F = 0,3 m2 , Pstat = 100"70 >Pv) um 75% herabgesetzt wird.
Die Druckreduzierung kann durch prozentuale Herabsetzung des statischen
Ansprechdruckes über dem Vordruck vergrößert werden.
Diese Erkenntnisse sollten nur auf Behältervolumina in der Größenordnung
von 1 m3 und weniger angewendet werden, bei Flächenumrechnung nach dem
Kubischen Gesetz. Der Vordruck darf Pv = 25 bar, abs. nicht übersteigen.
Damit ist die Explosionsdruckentlastung unter Vordruck entzündeter Me-
than/Luft-Gemische weniger problematisch als ursprünglich angenommen.
Eine Übertragbarkeit dieser Untersuchungsergebnisse auf andere, heftiger
reagierende Brenngase ist z. Zt. nicht möglich. Einerseits ist davon auszugehen,
daß die Flächen, bei deren Überschreiten kein Einfluß des Vordruckes auf den
Gesamtdruck mehr festzustellen ist, von der gasspezifischen Kenngröße Ko
abhängen, andererseits wurde bereits bei Propan und einem Vordruck von
Pv > 2 bar ein anomaler Anstieg des maximalen zeitlichen Druckanstiegs
(s. Abb. 1.45) festgestellt und bei Wasserstoff auch bei geringerem Vordruck
eine überhöhte Druckwirkung (Thbelle 2.25), was auf den Beginn detonations-
ähnlicher Vorgänge schließen läßt.
F = V (dp/dt)red,max,v
a V2 RT/M VPred,max (Pred, max - Pe)
V Behältervolumen [m3],
R allgemeine Gaskonstante = 8,31 Joule,
M mittleres Molekulargewicht von Luft = 29 g/Mol.,
488 3 Konstruktiver Explosionsschutz
F = V1I3
t
(dp/dt)red,max,V! • V22/ 3
a V2RT/M VPred,max (Pred,max-pJ
Damit war erstmalig nachgewiesen, daß die Berechnung einer Entlastungsflä-
che F für einen vorgegebenen brennbaren Staub in unterschiedlichen Volumina
möglich ist, wenn entsprechende Meßwerte, z. B. aus einer Laborapparatur, be-
kannt sind.
Weil seinerzeit nur die geschlossene Hartmann-Apparatur (Abb.1.150) für
Staubuntersuchungen zur Verfügung stand, setzte Heinrich in obige Gleichung
anstelle des reduzierten maximalen zeitlichen Druckanstiegs den in dieser Ap-
paratur aus Messungen über einen weiten Konzentrationsbereich bestimmten
maximalen zeitlichen Druckanstieg (dp/dt)max ein. Begründet wurde dies mit
der Überlegung, daß im Augenblick des Ansprechens der Berstscheibe die
Druckanstiegsgeschwindigkeit des noch verbliebenen unverbrannten Restgemi-
sches durch zusätzliche Thrbulenz um so mehr angehoben wird, je schwächer
es reagiert. Es wurde daher erwartet, daß das Einsetzen des in der geschlosse-
Heinrich kehrte daher zur Ausgangsgleichung (S. 487) zurück, die man für
ein konstantes Volumen V wie folgt darstellen kann
1
F = m ' -:r=======
VPred. max (Pred. max - 1)
und wies die Gültigkeit dieser Beziehung anhand vorhandener experimenteller
Untersuchungsergebnisse nach, wie in den Abb. 2.237 und 2.238 beispielhaft
gezeigt wird.
Aus dem Anstieg in der Geraden
m= (dp/dt)red! max , v
aV2RT/M
kann demzufolge ohne weiteres der reduzierte maximale zeitliche Druckanstieg
für ein vorgegebenes Volumen und einen bestimmten statischen Ansprech-
druck ermittelt werden. Heinrich ging also davon aus, daß unter diesen Bedin-
gungen diese Kenngröße unabhängig von der Größe der Entlastungsfläche ist,
was jedoch nicht experimentell bestätigt wurde. Trotz dieser Thtsache wurde ei-
ne recht gute Anpassung der Rechenwerte an die Meßwerte mit vertretbaren
Unterschieden erreicht [137] .
Weil der Geradenanstieg der direkten Messung nicht zugänglich ist, sondern
umfangreiche Untersuchungen notwendig sind, wurde eine andere Bezugsgrö-
ße gesucht. Hierfür bot sich der maximale zeitliche Druckanstieg (dp/dt)max
im 1 m 3-Behälter an, der nach einem zwischenzeitlich vereinbarten und ge-
normten Verfahren [31] bestimmt wurde. Heinrich standen nicht nur Eigen-
messungen zur Verfügung, sondern aufgrund der damaligen guten Zusammen-
arbeit auch diejenigen anderer Prüfstellen. Er rechnete den in explosions-
druckentlasteten Behältern für einen brennbaren Staub gemessenen reduzier-
ten maximalen zeitlichen Druckanstieg nach dem Kubischen Gesetz auf ein Vo-
492 3 Konstruktiver Explosionsschutz
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V
V
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F
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V
(m 11
V
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V
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o Q2 Q4 Q6 as 1.0 1.2 2 3
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Abb.2.237 Abb.2.238
Abb.2.237. Entlastungsfläche F von PAN-Staub als Funktion der inversen Wurzel aus dem
reduzierten Explosionsdruck Pred~Pred,max [136] (V = 5 m 3, Pstat = konst.)
Abb. 2.238. Entlastungsfläche F von Braunkohlenstaub als Funktion der inversen Wurzel
aus dem reduzierten Explosionsdruck Pred ~ Pred,max [136] (V = 500 m 3 , P'tat = konst.)
2oor-----.-----~~~------------.---__.
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o Berggewerkschaftliche
Versuchsstrecke
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°O~~--~---7200~--~~~----4~OO~-~500~--~~
(dPel/d1)mol (bar/sI
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m FlmlJ 1) , ,N
a11 1) IX) Vin' 010
Zur gleichen Zeit wurde auf der Basis der in [137] beschriebenen Untersu-
chungsergebnisse ein weiteres Nomogramm entwickelt (Abb.2.241, Beispiel:
Pstat = 0,1 bar), das den Flächenbedarf in Abhängigkeit von der Staubexplo-
sionsklasse beschreibt. In diesem Fall wurden die experimentell für einen
brennbaren Staub in einem vorgegebenen Volumen bestimmten Druck-Flä-
chen-Kurven nach dem Kubischen Gesetz (s. Kap. 3.3.2.2.1) auf andere Volumi-
na umgerechnet.
Beide Nomogramme gelten für brennbare Stäube mit einem maximalen Ex-
plosionsdruck von Pmax = 10 bar (Staubexplosionsklassen St 1 und St 2) bzw.
Pmax = 12 bar (Staubexplosionsklasse St 3).
Für die Bestimmung der Entlastungsfläche F wird auf der Abszisse des rech-
ten Teils des Nomogramms der Wert für das Volumen V gesucht. Von dort geht
man senkrecht nach oben bis zum Schnittpunkt mit der Isobaren, die den ge-
wünschten Wert für den Entlastungsdruck angibt, der der Behälterfestigkeit
entspricht. Von hier wird eine Parallele zur Abszisse bis zum Schnittpunkt mit
der im linken Nomogrammteil gelegenen geneigten Geraden gezogen, die alle
Punkte der gleichen staubspezifischen Kenngröße Kst bzw. der gleichen
Staubexplosionsklasse verbindet. Der Abszissenwert dieses Schnittpunktes gibt
für Berstsicherungen unmittelbar die Größe der erforderlichen Druckentla-
stungsfläche an, die im Bedarfsfall wie bei den Brenngasen (Abb. 2.222) in Ein-
zelflächen aufgeteilt werden kann.
494 3 Konstruktiver Explosionsschutz
OruckwerW ~ Absolutdrüdcen
~t----/Ht++++~---/#H+t-+-t----/
~~}~~+H~~~H+~~ ~~~H+m--+~+H~~~~H~~:
I~" I---+-H-t++lt+--+-t-ffi+ttll---+-H-:Pol 1.2 bar
I---PS1ca • 1.1 bar -+-++t-H-ttt----1/--""'''f-h.Il::::
BehMervol.men Y---+-l-+H
11111 J,,21 I 11 I I 1m3) I 11111
11111 j I I I 11 • I I U IIllI
10 0.1 1 10 100
Abb. 2.241. Nomogramm für die Bestimmung der Entlastungsfläche F von Staubexplosio-
nen in Behältern in Abhängigkeit von der Staubexplosionsklasse (Beispiel: Pstat = 0,1 bar)
Wie gezeigt wurde, ist das mathematische Vorgehen bei der Entwicklung der
Nomogramme unterschiedlich. Daher können sich bei der Flächenberechnung
Unterschiede ergeben, die jedoch sicherheitstechnisch vertretbar sind.
Umfangreiche Untersuchungen haben ergeben, daß bei zu hohen Werten für
den reduzierten maximalen Explosionsdruck die Streuung der Meßwerte stark
zunimmt. Die Nomogramme sind daher auf 2 bar ~ 3 bar, abs. begrenzt.
Die Nomogrammdarstellungen wurden schließlich in die VDI-Richtlinie
3673 "Druckentlastung von Staubexplosionen" [138] übernommen
(Abb. 2.242), die ebenfalls Nomogramme für einen statischen Ansprechdruck
von Pstat = 0,2 bar bzw. Pstat = 0,5 bar enthält.
Mit dem Erscheinen dieser Richtlinie wurde die seinerzeit häufig gestellte
Frage nach der "ausreichenden Bemessung von Explosionsdruckentlastungs-
öffnungen an Behältern und Apparaten" beantwortet. Dr. G. Leuschke von der
Bundesanstalt für Materialprüfung in Berlin hat sich als Obmann des entspre-
chenden VDI-Arbeitskreises bei ihrer Erstellung große Verdienste erworben.
Die Anwendung der Richtlinien in der Praxis hat sich, auch im Ausland, in
mehr als 10 Jahren bewährt [139].
Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß der Rechenansatz von Heinrich
und von Donat davon ausgeht, daß für die Veränderung des reduzierten maxi-
malen zeitlichen Druckanstiegs und damit für die Veränderung der Entla-
stungsfläche mit dem Behältervolumen das Kubische Gesetz gilt. Eine Über-
prüfung der in den Jahren 1966-1973 durchgeführten Explosionsdruckentla-
stungsversuche [137] zeigt, daß dies nicht der Fall ist.
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 495
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()lVUOC 1121.511.1::541.121.012 .• E.. ,II-",Od~."1IJ
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VEREIN
DEUTSCHER Druckentlastung von Staubexplosionen
VDI3673
INGENIEURE Pressure Release of Dust Explosions
Decharge de la pression ,lt,ulg.be/.,w'f.oltlon
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des explosions de poussiere G...... IlfEIIIIIII ... /~ •• nc;ll
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Vorwort Introdllction Pr.fllc.
DLe Nationalkomitees der ML1gli~ The national commiuecs Les comites nalionau~, mcmbrcs
der des FEM, "FcdCl1ltion Euro- membcl1ofSection 11 ofthe dc I. scclion 1I de la Fcderalion
ptenn~ de la Manutention",Sek· "Fedcl1I!ion Europeenne de la Euro~nnc de la Manulcnlion
I
lion ll,haben ..... ährendihrerVoll· Manulenlion" (FE.M) havc de- ont dccidc,.i leur reunion pleniere
versammlung in Malmö (Juni cidtd allheir Plenaf)' Meeling in dc Malmö (juin 1982), d'ad"p'N
1982) beschlossen, die Richtlinie Malmö (June 1982) 10 adopl the lc~ rccommandalions du VDI ~ur
VDI 3673 "DruckenLiaslung yon VDI Guidcline on Ihe "Pn:ssun: la "dCI,nIC dc la pression des
Slaube~plosionen" anzuerkennen release of dust cKplos;ons" (Ref. coups de poussiert» (rH.
j Die Scklion 11 des FEM hai
VDI3613), VDI3673).
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Scction 11 oflhc FEM alwdecided La scelion 11 dc la FEM a e,ale· I
I Ri buchlossen, ihren Milaliedem so·
wie deren Kunden die An"",n. 10 f,comllltndio il, membeL"lI"d mcnl dccidc de fl'commamlrr a sc~ j
111,. dung die~cs DokumenLCl zu rmp· 10 theirclicntt the utilisa!ion of mcmbre, cL iI Icul"$clienLS I'utiliu. ~
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Entlostungsflö'che F Versuche: 1966 -1973
1m2 ) I bar/s)
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1cP
~ 0
g
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u.. .g-1=5 10
Aus diesen Erkenntnissen konnte zwar der Schluß gezogen werden, daß die
nach den Nomogrammen [138] bestimmten Entlastungsflächen auf der siche-
ren Seite liegen, der Nachweis der Gültigkeit des Kubischen Gesetzes auf den
Entlastungsvorgang war jedoch nicht erbracht. Hierfür gibt es eine Reihe von
Ursachen.
Erst in neuerer Zeit wurde bewiesen, daß das genannte Gesetz die Abhängig-
keit der Explosionskenngrößen (Pmax, Kst ) vom Volumen in geschlossenen Be-
hältern nur dann beschreibt (Abb. 1.160), wenn für die Herstellung der homo-
genen Staub/Luft-Gemische eine dem Volumen proportionale Anzahl von
5,41- oder 10 l-Staubvorratsbehältern verwendet wird, die vor Versuchsbeginn
unter einem Luft-Vordruck von 20 bar stehen, die Staubverteilung im Explo-
sionsbehälter über eine perforierte Ringdüse erfolgt und wenn die Zündquelle
nach definierten Zündverzögerungszeiten wirksam wird. Abgesehen davon,
daß die seinerzeit verwendeten explosionsdruckentlasteten Behälter nicht ex-
plosionsfest für den maximalen Explosionsdruck konzipiert waren, und daher
die Explosionskenngrößen der verwendeten brennbaren Stäube im geschlosse-
nen Zustand nicht kontrolliert werden konnten, wichen die Gemischerstel-
lungssysteme hinsichtlich der Anzahl der Staubvorratsbehälter von obiger For-
derung ab, teils wurde auch mit einem Treibmitteldruck von 40 bar gearbeitet
und andere Zündverzögerungszeiten als vorgeschrieben gewählt. Es bestanden
auch Unsicherheiten bezüglich der Dimensionierung der Entlastungsflächen
für Großbehälter, weil die Versuche in den Jahren 1966-1973 nur bis zu einem
Volumen von V = 60 m 3 durchgeführt wurden.
Dies waren die Gründe für den Beginn eines neuen Forschungsvorhabens
mit explosionsdruckentlasteten Volumina von V = 2,4 - 250 m 3 (Abb. 1.31).
Um die Explosionskenngrößen auch im geschlossenen Zustand bestimmen zu
können, waren alle Behälter explosionsfest für den maximalen Explosions-
druck gebaut [140].
498 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Bei einem Treibmitteldruck von 20 bar Luft und einer maximal möglichen
Befüllung mit 12,5 kg Cellulose oder 25 kg Maisstärke war dieser Vorratsbehäl-
ter nach knapp 1 sentleert (Abb. 2.248). Die durchschnittliche Ausbreitungsge-
schwindigkeit der Staubwolke (Abb. 2.249) betrug ca. 30 m/s. Mit dem Ergeb-
nis dieser Voruntersuchungen galt die Eignung des beschriebenen Gemischer-
stellungssystems als nachgewiesen.
Begonnen wurde mit dem geschlossenen 10 m 3-Behälter. Nach Angaben
von Abb. 2.250 und 2.251 hängt der Zusammenhang zwischen der Zündverzö-
gerungszeit t v und vor allem der staubspezifischen Kenngröße KSt nicht nur
1.5 r--------,.-----,.--------,
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°o~---~m~----~~----~~
Staubmenge
Abb. 2.248. Ausströmzeit des 501-Staubvorratsbehälters als Funktion
der Staubart und der Staubmenge (PLuft = 20 bar)
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11r-------,----,--------,
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tv [sl
Abb. 2.250. Zusammenhang zwischen maximalem Explosionsdruck Pmax und Zündverzöge-
rungszeit t v im geschlossenen 10 m 3-Behälter (501-Staubvorratsbehälter)
4001r---~~-.------.------.
I
400r---------,-----------.----------,
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§ 2001-
.c
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~ 100 I-
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CelIuklse : 0 1 Stnbbehälter Masstärke: 1 Staubbehälter
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.2" ..
I I
00~------~~------~------~.5 0
0,5 1,0 \ 0 0,5 1.0 1.5
tv [51 tv [51
Abb. 2.251. Zusammenhang zwischen staubspezifischer Kenngröße KSt und der Zündverzö-
gerungszeit t v im geschlossenen 10 m 3-Behälter (501-Staubvorratsbehälter)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 501
von der Staub art (Maisstärke, Cellulose), sondern auch von der Anzahl der
Vorratsbehälter ab, die für die Herstellung der Staub/Luft-Gemische eingesetzt
wurden. Hieraus ergeben sich diejenigen Zündverzögerungszeiten, bei denen
sich die gewünschten staub spezifischen Kenngrößen im oberen Grenzbereich
der Staubexplosionsklasse St 1 und St 2 einstellen. In gleicher Weise wurde mit
einem weiteren Staub (Aminophenazon) und 101-Staubvorratsbehältern in
Verbindung mit der Pralldüse (Abb. 1.168) für die Staubverteilung verfahren.
Hieraus ergaben sich durch entsprechende Wahl der Zündverzögerungszeit
t v (Thbelle 2.26), unabhängig von der Staub art, sehr genaue Ausgangsbedin-
gungen
Staubexplosionsklasse St 1: Pmax = 9,2 bar±2,5D7o, KSt = 203±3,4%,
Staubexplosionsklasse St 2: Pmax = 8,9 bar±2,3%, KSt = 301 ±5,6%
für die anschließenden Explosionsdruckentlastungsversuche. Der hierbei aus
Messungen über einen breiten Konzentrationsbereich bestimmte Flächenbe-
darf ist Abb. 2.252 zu entnehmen.
Wie man erkennt, sind die Druck-Flächenkurven im Rahmen der Versuchs-
genauigkeit nicht nur unabhängig von der Staubart, sondern auch von dem
System, mit dessen Hilfe die Staub/Luft-Gemische erstellt werden, wenn die
Zündverzögerungszeiten so gewählt werden, daß sich im geschlossenen Behäl-
ter die gewünschten staub spezifischen Kenngrößen einstellen.
Diese wichtige, den Versuchsaufwand mindernde Feststellung wurde für Cel-
lulose und Maisstärke auch für den 25 m 3-Behälter bestätigt [140].
Die Untersuchungen mit dem geschlossenen und explosionsdruckentlasteten
250 m 3-Behälter (Abb.2.253) wurden dann nur noch mit Maisstärke bei den
entsprechenden Zündverzögerungszeiten durchgeführt.
Umrechnung der für die kleineren Behälter bestimmten Druck- und
Druckanstiegsflächenkurven nach dem Kubischen Gesetz auf den Großbehäl-
ter (Abb. 2.254: Beispiel Staubexplosionsklasse St 1) ergibt nicht, wie eigentlich
erwartet, Übereinstimmung mit den Meßwerten des 250 m 3-Behälters. Daher
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3 Konstruktiver Explosionsschutz
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Abb.2.254. Umrechnung des Flächenbedarfs des 2,4-25 m 3-Behälters nach dem Kubischen
Gesetz auf den 250 m3-Behälter (Staubexplosionsklasse St 1, Pst.t = 0,1 bar)
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Abb. 2.256. Zusammenhang zwischen Behältervolumen V und reduziertem maximalem zeit-
lichem Druckanstieg (dp/dt)red,max: Vergleich Meßwerte/Kubisches Gesetz (Pst.t = 0,1 bar)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 505
m=2.9'10-;Op -0.589
red.max.
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2
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0,1 0,5 1,0 1,5 2,0 [bar]
0,75
P red.max.
Abb.2.257. Entwicklung einer Gleichung für die Berechnung des Flächenbedarfs homoge-
ner Staub/Luft-Gemische (V = 1 m3 , P,tat = 0,1 bar)
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o 0,25 0,50 0,75 [m 2 ] 0 2,5 5,0 7,5 [m 2 ]
F F
Abb.2.258. Staubexplosionsklasse St 1: Vergleich des errechneten Flächenbedarfs homoge-
ner Staub/Luft-Gemische mit dem gemessenen (Pmax = 9 bar, P,tat = 0,1 bar)
Bei gleichem Vorgehen wird der aus der VDI-Richtlinie 3673 [138] sich erge-
bende und auf der Gültigkeit des Kubischen Gesetzes beruhende Flächenbe-
darf F durch folgende empirische Gleichung beschrieben
F = 6,02·10-5·p;3:~~ ·Pmax · KSt · V2I3 •
Sie gilt ebenfalls für einen statischen Ansprechdruck der Berstscheibe von
Pstat = 0,1 bar.
Die neueren Untersuchungen [140] ergeben (Abb.2.260) für Kleinbehälter
einen geringeren, für sehr große kubische Behälter hingegen einen größeren
Flächenbedarf als in der VDI-Richtlinie 3673 vorgesehen.
Wie bei den Brenngasen (Abb.2.224, S. 478) ist bei Erhöhung des statischen
Ansprechdruckes Pstat der Berstscheibe die Flächenzunahme LlF im Rahmen
der Versuchsgenauigkeit unabhängig von der Art der brennbaren Stäube, d.h.
von ihrer staubspezifischen Kenngröße Kst , und wird nur vom reduzierten
maximalen Explosionsdruck Pred,max bestimmt, wobei gilt
LlF = 0,27· p;3:~ (Pstat - 0, 1) .
Einerseits fällt bei Erhöhung des statischen Ansprechdruckes, unabhängig von
der Brennstoffart, der zusätzliche Flächenbedarf LlF mit steigendem reduzier-
tem maximalem Explosionsdruck (Abb. 2.261); er ist andererseits im Falle der
brennbaren Stäube höher als im Falle der Brenngase. Damit geht die auf S. SOS
angegebene Gleichung für die Berechnung des Flächenbedarfs homogener
Staub/Luft-Gemische bei Berücksichtigung des statischen Ansprechdruckes
Pstat der Berstscheibe über in
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508 3 Konstruktiver Explosionsschutz
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V Pred.mox.
Abb.2.260 Abb.2.261
Abb.2.260. Flächenbedarfsvergleich: VDI-RL 3673 (Kubisches Gesetz)/Versuche [145]
(Pred,max = 1 bar, P,tat = 0,1 bar)
nicht nur auf der auch experimentell nachgewiesenen Gültigkeit des Kubischen
Gesetzes für geschlossene Behälter abstützen, sondern auch sehr viel genauer
sind als die in [140] beschriebenen Explosionsdruckentlastungsversuche der
Frühzeit.
Bisher wurden homogene Staub/Luft-Gemische in explosionsdruckentlaste-
ten Behältern betrachtet, die nach dem vereinbarten und genormten Verfahren
erstellt und nach einer definierten Zündverzögerungszeit, d.h. bei annähernd
konstanter Gemischturbulenz, entzündet wurden. Daher wurde zunehmend
Kritik laut. Sie bezog sich auf das Nichtvorhandensein von realen Einfüll- und
Aufwirbelbedingungen in Behältern und Apparaten der Praxis (z. B. Mahlan-
lagen, Wirbelschicht- und Zerstäubungstrockner, Abscheidern usw.). Die hier-
bei entstehende Gemischturbulenz ist entscheidend für die Heftigkeit von
Staubexplosionen und damit ihre Druckwirkung. Einerseits wurde befürchtet,
daß dies größere Entlastungsflächen erfordert. Dagegen spricht die jahrzehn-
telange positive Erfahrung mit der Schutzmaßnahme "Explosionsdruckentla-
stung" in der Praxis. Andererseits wurde auch vermutet, daß man mit kleine-
ren Entlastungsflächen auskommt als erwartet, wofür es einige Hinweise gibt.
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 509
Weil es die einhellige Meinung der Fachwelt ist, daß es in absehbarer Zeit
nicht möglich sein wird, die Gemischturbulenz in praxisnahen Apparaten und
Behältern zu beschreiben und eine Beziehung zum Explosionsablauf herzustel-
len, war dieser Weg ungeeignet, um der Kritik zu begegnen.
Hingegen ist die pneumatische Produkt be füllung von Behältern, bei der in-
homogene Staub/Luft-Gemische entstehen, eine häufig in der Praxis anzutref-
fende Einfüllmethode. Entsprechende Explosionsdruckentlastungsversuche
[142, 143] wurden in Volumina von V = 10- 250 m3 Inhalt (Abb.2.262 bis
Abb. 2.264) durchgeführt. Als Schüttgut wurden drei brennbare Stäube (Wei-
zenmehl, Technocel, Maisstärke) mit unterschiedlichem Schüttgewicht und ei-
ner nach dem Normverfahren voneinander verschiedenen Explosionsheftigkeit
verwendet, die axial zentral über ein Förderrohr vom Durchmesser
DF = 0,09 m in die zur Verfügung stehenden kubischen Behälter ohne Einbau-
ten gefördert wurden. Die volumenabhängigen Fallhöhen h sind Abb. 2.265 zu
entnehmen.
Als Zündquelle dienten die bei Staubuntersuchungen üblichen, in Raum-
mitte angeordneten pyrotechnischen Zünder mit einem Energieinhalt von
E = 10 kJ.
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Schüttgewicht
Abb.2.267. Optimale Produktbeladung M opt als Funktion des Schüttgewichts bei pneuma-
tischer Produkteinförderung in kubische Behälter
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 513
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Luftmenge Q Luftmenge Q
a b
Abb.2.268. Pneumatische Produkteinförderung in den 25 m 3·Behälter: Reduzierte maxima·
le Explosionskenngrößen von Maisstärke (a) und Technocel (b) als Funktion des Luftvolu·
menstroms Q (optimale Beladung)
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Werte
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10 25 100 250 [m 3 ]
Behältervolumen V
Abb. 2.270. Pneumatische Produkteinförderung: Entlastungsfläche F als Funktion der
staubspezifischen Kenngröße KSt und des Behältervolumens V (Q = 15 m3/min,
MopvPstat = 0,1 bar)
Dz~ ~4~V.
Vergleicht man bei konstantem reduziertem maximalem Explosionsdruck die
gemessene Flächenveränderung mit dem Behältervolumen, dann besteht im
Rahmen der Untersuchungsgenauigkeit ein linearer Zusammenhang zum Man-
tellVolumenverhältnis (M/V = 4/Dz) des zugeordneten Zylinders. Es gilt die
folgende allgemeine empirische Gleichung für die Entlastungsfläche F inho-
mogener Staub/Luft-Gemische in kubischen Behältern
4
F = (a·log Pred,max- b) --c·log
D
Pred max+d
'z
3,3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 515
4
F= [ (2,1S'logPredmax-1,S)--S,SlogPredmax+3,7] '10 -3 'Kst ,
. D . z
Einerseits wurden in [142, 143] beschriebene Untersuchungen bei einem För-
derrohr-Durchmesser DF = 0,09 m durchgeführt. Andererseits kann man da-
von ausgehen, daß seine Verringerung zur Abnahme, und seine Vergrößerung
zur Zunahme des Flächenbedarfs führt. Wird dies berücksichtigt, dann geht
obige Gleichung über in
[m 2 ] , - - - - - - - - - - - - ,
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2.5 -Pmox=9 bar-
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I _ _-,I_ _,--I_ ___=___,
10 25 100 250 [m 3 ]
Behä Itervolumen V
Abb. 2.271. Flächenbedarf bei pneumatischer Produkteinförderung in kubische Behälter:
Vergleich Meßwerte/Rechnung (Dz = 0,09 m, Q = 15 m 3/min, Pstat = 0,1 bar)
516 3 Konstruktiver Explosionsschutz
[m 2 ] . - - - - - - - - - - - - - - .
StcubexplosiQnsklcsse 5t1
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104 10 3 102 10' [m3 ] 104 10 3 102 10' [m3 ]
Behä Itervolumen V Behältervolumen V
Abb.2.272. Nomogramm für die Bestimmung der Entlastungsfläche kubischer Behälter mit
inhomogenen Staub/Luft-Gemischen (DF = 0,09 m, Q~ 15 m 3/min, optimale Beladung,
Pstat = 0,1 bar)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 517
(bar) r----------------------,
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Entlastungsfläche F
Abb. 2.273. Einfluß des Behältervolumens und der Luftmenge Q auf den Zusammenhang
zwischen reduziertem maximalem Explosionsdruck Pred,max und Entlastungsfläche F für
Maisstärke (optimale Beladung)
scheibe liegt. Durch entsprechendes Einsetzen von Pred,max = Pstat = 0,1 bar in
die vorgenannte Gleichung kann diese Fläche errechnet werden. Im Anwen-
dungsfall ist zu empfehlen, den Luftvolumenstrom nicht größer als
Q = 50 m 3/min und die Behälterfestigkeit nicht kleiner als p = 0,25 bar zu
wählen.
Die Art der Gemischwolke in kubischen Behältern (Abb.2.274) entscheidet
bei Explosionsdruckentlastung über den Flächenbedarf, der bei inhomogenen
Staub/Luft-Gemischen, wie sie bei der pneumatischen Produkteinförderung
entstehen, deutlich geringer ist als bei homogenen Gemischen nach dem
Normverfahren. Ursache ist das "Zusammenbrechen" der Explosionskenngrö-
ßen ([144], Thbelle 2.27).
Besonders bei Großbehältern (Abb.2.275) ist daher die Flammenausbrei-
tung im Nahbereich der Entlastungsöffnung deutlich geringer als bei homoge-
nen Staub/Luft-Gemischen (Abb. 2.253).
In der Regel hat die Bemessung der Explosionsdruckentlastungsöffnung ku-
bischer Behälter nach der Gleichung (dem Nomogramm) für homogene
Staub/Luft-Gemische zu erfolgen. Hiervon kann abgewichen werden, wenn in
der Praxis die Befüllung solcher Behälter bei axialer zentraler Einführung des
Gutstromes durch pneumatischen Transport vorgenommen wird und wenn die
vorgenannten Voraussetzungen (s. S. 515/516) erfüllt sind.
Bei Behältern ohne Einbauten ist bei der Bemessung von Druckentlastungs-
flächen im Normalfall das Leervolumen zugrunde zu legen. Sind Einbauten
vorhanden (z. B. Filterschläuche und Filtertaschen), so kann in der Regel das
Hüllvolumen der Filterelemente vom Leervolumen abgezogen werden [128]. Es
muß jedoch gewährleistet sein, daß der Entlastungsvorgang durch Einbauten
nicht behindert wird. Daher dürfen z. B. Filterschläuche die Entlastungsfläche
nicht verdecken. Im Zweifelsfall muß die Entlastungsfähigkeit experimentell
nachgewiesen sein.
518 3 Konstruktiver Explosionsschutz
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- Normverfahren - Q.)
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- Flugförderung - :J
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Behältervolumen V
Abb. 2.274. Einfluß der Art der Gemischwolke auf den Flächenbedarf (Pred max = 1 bar,
D z = 0,09 m, Q = 15 m3Imin, Pstat = 0,1 bar) ,
[bar] F=0071 00 2 0
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o 2 4 6 [m] 0,1 7 [bar]
Ausblasrohrlänge I red.max.Explosionsdruck P,.ed.ma~hne Ausblasrohr
Abb. 2.280. Reduzierter maximaler Explosionsdruck Pred,max als Funktion der Ausblasrohr-
länge 1 (V = 1 m 3 , Pmax = 9 bar, Pstat = 0,1 bar)
Abb. 2.281. Reduzierter maximaler Explosionsdruck p' red max mit Ausblasrohr als Funktion
des reduzierten maximalen Explosionsdruckes Pred,m~ ohne Ausblasrohr (homogene
Staub/Luft-Gemische)
Ist hingegen die Behälterfestigkeit p = p/red,max vorgegeben, dann ist die Entla-
stungsfläche F so groß zu wählen, daß sich der folgende reduzierte maximale
Explosionsdruck Pred,max bei freier (ungehinderter) Entlastung einstellt:
In neuerer Zeit wird immer wieder die Frage diskutiert, ob nicht durch eine
Erweiterung des Ausblasrohres gegenüber der Entlastungsfläche eine weniger
starke Anhebung der Druckwirkung im zu schützenden Behälter erreicht wer-
den kann. Zur Klärung wurden Versuche mit dem 1 m 3-Behälter (Abb.2.277)
durchgeführt und der Entlastungsfläche F = 0,071 m2 (ON 300) unterschied-
lich lange Ausblasrohre ON 500 nachgesetzt, deren Querschnitt um den Faktor
2,8 größer war. Das Normverfahren für homogene Staub/Luft-Gemische und
der statische Ansprechdruck der Berstscheibe mit p = 0,1 bar wurden beibehal-
ten.
Bei niedriger staub spezifischer Kenngröße (Kst = 100 bar' m . s -1; Abb.
2.282, oben) ist die Druckwirkung im 1 m 3-Behälter bei erweitertem Ausblas-
rohr insgesamt gesehen höher als bei gleichem Querschnitt von Ausblasrohr
und Entlastungsfläche. Kurze Ausblasrohre (Abb. 2.282, unten) setzen, bezo-
gen auf eine staubspezifische Kenngröße von Kst = 200 bar' m . s -1, den redu-
zierten maximalen Explosionsdruck gegenüber der freien Entlastung herab.
Bei verlängerten Rohren ist die Druckwirkung unabhängig davon, ob eine Aus-
blasrohrerweiterung vorhanden ist oder nicht. Sehr ähnlich verhalten sich
brennbare Stäube mit der staubspezifischen Kenngröße Kst = 250 bar' m . s -1 •
[bar] F=O,071 m2
....
..
.r. Ausblasrohr
o
....
1,5 o DN300
:a..
o
.DN500
:J
«
... 1,0
OE Ii
E
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"a.! 0.5
""2 o
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KSt =100 bar- m _s-1
"'0 O~~ __~__~__~
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E
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ON
1~·
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"'0
411
....
o'----'-1_-'1'--_...1..-
I...".-J
o 2 4 6 [rn]
Ausblasrohrlänge I
Abb. 1.181. Einfluß einer Ausblasrohrerweiterung auf die Verstärkung der Druckwirkung
(V = 1 m3, Pmax = 9 bar, P,tat = 0,1 bar)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 525
)(
o [m/s]
E K =100 bar.rn.s l K =200 ba/rn. sI
> st
st /
~ .(
~
..s::. 300 f-
f- •
o
In
Q)
C"l
In
c 200 f-
.2
In
o
a. 100 c-
x
w
x o
o
E o '--_-'--1---1...1_L--1...J I I I
l
[bar] F=O,071 rn 2
Aysblgsrohr
2,0 c-
o DN300
/01"
...l<:
o • DN500
....
:J
1,5 r-
-0
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In
c
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In 1,0
o
0.
x
w 0,5 c-
x
o
•
E o L..---L_--I---L--:--'. I I I
1 2 4 6 [m] 1 2 4 6 [m]
Ausblasrohrlänge
Abb. 2.283. Einfluß einer Ausblasrohrerweiterung auf die Explosionskenngrößen im Rohr
(V = 1 m 3, Pmax = 9 bar, Pstat = 0,1 bar)
526 3 Konstruktiver Explosionsschutz
C =0· 0.55
Ausblaskanal
Abb. 2.285. Dimensionierung des Abstandes c einer Explosionsklappe
von der Innenwand eines Ausblaskanals (Ausblasrohrs)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 527
stand c von der Mitte der längeren Seite ader Entlastungseinrichtung zur In-
nenwand des Ausblasrohres (Ausblaskanals) der Gleichung
c = 0,55 a
folgt. Der Querschnitt des Ausblasrohres ist also deutlich größer als der der
wirksamen Entlastungsfläche der Explosionsklappe. Ursache ist, daß nach
dem Ansprechen einer Explosionsklappe der Vorschub von noch unverbrann-
tem Gemisch in das Ausblasrohr dosiert, die Staubkonzentration gering gehal-
ten und daher die volle Ausbildung einer Sekundärexplosion verhindert wird.
Zwar ist der Behinderung des Entlastungsvorgangs einer solchen Entlastungs-
einrichtung durch Vergrößerung der Behälterfestigkeit oder Entlastungsfläche
zu begegnen (Abb.2.195). Trotzdem kann bei entsprechender Entlastungsfä-
higkeit die zu fordernde Erhöhung der Explosionsfestigkeit des zu schützenden
Behälters geringer sein als bei Berstscheiben (Abb.2.281).
Ist obige Voraussetzung nicht erfüllt, dann gelten für die Verstärkung der
Druckwirkung die Gleichungen für Berstscheiben (S.522/523), bezogen auf
den reduzierten maximalen Explosionsdruck, der sich bei Vorhandensein einer
Explosionsklappe ohne Ausblasrohr einstellt, oder es sind entsprechende expe-
rimentelle Untersuchungen notwendig.
Ist in explosionsdruckentlasteten kubischen Behältern mit dem Auftreten
von inhomogenen Staub/Luft-Gemischen zu rechnen, wie sie bei pneumati-
scher Produktbefüllung entstehen [142, 143], dann ist, im Gegensatz zu homo-
genen Gemischen die Wirkung von Ausblasrohren auf die Anhebung des redu-
zierten maximalen Explosionsdruckes im zu schützenden Behälter erheblich
eingeschränkt (Abb. 2.286) und erstreckt sich nur auf den Bereich von
Pred,max = 0,1- 2 bar. Um diesen Einfluß auszuschließen, ist zu empfehlen, die
Entlastungsfläche entweder so groß zu wählen, daß die Druckwirkung dem
v: ~
... V -tmm -----{< 3
/' l/
/,/'
///
V'/
,./,'/
--- ---
ß - - r----
statischen Ansprechdruck der Berstscheibe (Pstat = 0,1 bar) entspricht (in die-
sem Fall ist man auch unabhängig vom Luftvolumenstrom Q) oder, daß der
reduzierte maximale Explosionsdruck und damit die Behälterfestigkeit
Pred,max = P ~ 2 bar ist. Dies ist bei den ohnehin notwendigen, sehr kleinen
Entlastungsflächen (Abb. 2.270) problemlos.
Unabhängig davon, ob in kubischen Behältern mit homogenen oder inho-
mogenen Staub/Luft-Gemischen zu rechnen ist, sollten Ausblasrohre mög-
lichst kurz und gerade verlegt sein. Runde Ausblasleitungen sind aus Festig-
keitsgründen eckigen vorzuziehen.
Bei einer z. B. in der Nähe einer Entlastungseinrichtung vorhandenen In-
spektiollsöffnung müssen Deckel und Verschluß der Ausblasrohrfestigkeit und
daher der Behälterfestigkeit entsprechen.
Um das Eindringen von Regen und Schnee in die Ausblasleitungen zu ver-
hindern, sind leichte Abdeckungen, z. B. Folien oder Scheiben in Gummi-
klemmprofilen (Abb. 2.189) zulässig; sie müssen bei sehr niedrigen Drücken
(sO,l bar) abgeworfen werden.
Gesteigerte Gemischturbulenz, Vorkompression und großflächige Flammen-
strahlzündung können in Behältern, die durch Rohre verbunden sind, wie bei
den Brenngasen (Abb. 1.53 - 1.57) so auch bei den brennbaren Stäuben zu einer
deutlich überhöhten Explosionsheftigkeit führen. Dies bedeutet, daß Glei-
chung und Nomogramm für homogene Gemische unterdimensionierte Entla-
stungsflächen ergeben, wenn eine Explosion aus einem Behälter über ein Rohr
in einen anderen Behälter übertragen wird. Die Schutzmaßnahme Explosions-
druckentlastung kann in solchen Fällen nach dem augenblicklichen Erkennt-
nisstand wie folgt angewendet werden:
Die Entlastungseinrichtung ist grundsätzlich für einen sehr niedrigen stati-
schen Ansprechdruck (Pstat S 0,2 bar) auszulegen.
Bei gleich großen Behältern (V ± 100/0) sind bei möglichst hoher Explo-
sionsfestigkeit beide Behälter nach der Gleichung (dem Nomogramm für
homogene Gemische) zu entlasten.
Bei unterschiedlich großen Behältern ist zunächst eine möglichst hohe Ex-
plosionsfestigkeit anzustreben und nach den Gleichungen (dem Nomo-
gramm) für homogene Gemische zu entlasten. Besteht keine Möglichkeit,
den kleineren Behälter zu entlasten (z. B. dann, wenn eine Staubexplosion
aus einer Mühle über eine längere Rohrleitung in ein größeres Filter über-
tragen wird), dann ist dieser explosionsfest für den vollen maximalen Ex-
plosionsdruck auszulegen und die für den größeren Behälter bestimmte
Entlastungsfläche zu verdoppeln. Für diesen Fall folgt der sich einstellende
reduzierte maximale Explosionsdruck p'red,max der Gleichung
Pred, - 0294'pO,9417
' max - , red, max
[bar]
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0
0,75 I-
I", I",
ii
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Ul L.
[bar] ' - - A - - P ma
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.. py =2.5 bar.ab.
22,S - \ A Py =5 bar.ab.
A A Pv =, 0 bar,ab.
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" _ _ .. _ A __A_A
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"0"0 ............... A __
---- 200 .a., .............. A
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O~_~_~_~_~_~~~
o 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 [m 2 ]
EnUastungsftHche F
Abb. 2.290. Reduzierte maximale Explosionskenngrößen als Funktion der Entlastungsfläche
F und des Vordruckes Pv (V = 1 m3 , H/D = 2, Zündort Raummitte)
532 3 Konstruktiver Explosionsschutz
10 I- 0'- 0--0____
"' ___ '" --6.
0 I I I ~~o
[bar /s] ,
0",- PV=10 bar,abs
ps,", =O,5'p v
750 f--- 0 ........ 0 _ _ _
x
E °__ 0
~ 500 -
--------
%1=0
------- 250 I-
0
0 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 [m 2 ]
EnUastungsfiöche F
[bar]
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x
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0.
~
10
0
0 0.05 0,10 0,15 0,20 0,25 [m 2 ]
Entlastungsfläche F
o
Vi
0.
11 x
E
-g
0."
Abb. 2.292. Einfluß des statischen Ansprechdruckes Pstat und der staubspezifischen Kenn-
größe KSt auf den Flächenbedarf (V = 1,2 m3 , H/D = 2, Zündort Raummitte)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 533
Geht man von der Gleichung aus, die die Abhängigkeit des reduzierten ma-
ximalen Explosionsdruckes Pred,max von der Entlastungsfläche F bzw. der
staubspezifischen Kenngröße Kst beschreibt und löst sie nach F auf, dann
folgt
3 -1 5 ] -0,495' K~?17
F = [ 10,291'10 ':St . ·Pred.max
für einen statischen Ansprechdruck der Berstscheibe von 50070 über dem Vor-
druck und die Zündortlage Raummitte. Setzt man in dieser Gleichung
Pred.max = 0,5' Pv, dann erhält man den in Abb. 2.292 (unten) gezeigten Zusam-
menhang zur staub spezifischen Kenngröße KSt ' Wird daher die Entlastungs-
fläche
F~ 1,2.10- 5 • K§f8
[bar]
F=O,13 m 2
2,5 I-
F=O'20m~/
F=O,28 m
2,0 l-
x
r;----
o 0
;1,51- /
D-1!.1,OI- ~
o /0
0,5 -/0/
0~t:.1-- I I
o 25 50 75 [%]
Befüllungsgrad BG
[bar]
x 2
o
I-
E
[bar]
p : 100% Befüllung
red.max.
p'red,max, der sich abhängig vom Befüllungsgrad BG (> 10070) und der Druck-
wirkung Pred,max bei vollständiger Gemischbefüllung einstellt
Ist in der Praxis mit dem gleichzeitigen Auftreten von aufgewirbeltem brennba-
rem Staub und Brenngasen oder Lösungsmitteldämpfen zu rechnen, spricht
man von hybriden Gemischen. Für geschlossene Behälter (Abb. 1.241) wurde
bei zusätzlicher Anwesenheit von Propan in der Verbrennungsluft nachgewie-
sen, daß solche Gemische, unabhängig von der Staubart, durchschnittlich die
folgenden Explosionskenngrößen haben
maximaler Explosionsdruck Pmax = 9,5 bar±60J0 und
staubspezifische Kenngröße Kst = 474 bar' m . s - t ± 8, 10J0
536 3 Konstruktiver Explosionsschutz
[bar] r-r--r\1J":(J~-'\""'---.\-o-ce-IIU-la-se------'
0 arg.Plgment
\
1 5 '- (J Cellulose/org.Pigment
0 \ \ 11
,I ~\ ' . + Propan
x \ ' : - \ - Pmax =9,5 bar.
E 1 0 '0 :I \ . Kst =474 bar.m .s-1
J
~
,I- \ \. \ \ '\:.-Propan: Gemisch im
0 "\. ~"\. ruhenden
'- ·IJ~.... ....... Zustand
0,51- o
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I
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entzündet
I
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I
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I
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I
o 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 [m 2 ]
[bar]
1,5
x
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1,0
0,5 Y=O,5 m J
<> Mai.stärke <>_
~ Maisstärke + Propan
O~ __ ~ __ ~ __- L_ _ ~ _ _ _ _~
Abb. 2.295. Flächenbedarf von hybriden Gemischen aus brennbarem Staub mit Propan
(Pstat = 0, 1 bar)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 537
und St 2 mit brennbaren Gasen oder Dämpfen zu rechnen ist, die eines dem
Propan ähnliches Explosionsverhalten haben, ist daher in der Gleichung für
homogene Staub/Luft-Gemische (S. 506) unter Berücksichtigung einer Sicher-
heitsspanne
- der maximale Explosionsdruck Pmax = 10 bar und
- die staubspezifische Kenngröße KSt = 500 bar' m . S-1
zu setzen.
Gegebenenfalls sind die Explosionskenngrößen der zur Diskussion stehen-
den hybriden Gemische nach dem Normverfahren [152, 153] zu bestimmen.
a b
Abb. 2.297. Gesamtansicht des 20 m3-Betonsilos (a), im Falle einer Maisstärke-Staubexplo-
sion (b) (H/D = 6,25)
Abb. 2.298. Perforierte Halbringdüsen für die Staubverteilung nach dem Normverfahren im
20 m3-Betonsilo
540 3 Konstruktiver Explosionsschutz
[bar]
x
c
3 -------!!--_
~....
E
.,; 2 ____ ~_ .. _~
horizontale Siloanordnung
ct" 1 0 0 Meßort: Silowand
o •- Meßort: EntlasteteSilodecke
[bar]
x 3- ------
2 '--:':::=--D~'''''''''
c
E ~~
.,;
cl: 1 - vertikale Siloanordnung ~
o I
J 40~O~
x
20 0 __
vertikale Silo- ----
anordnung
OL-______~________~
Siloboden Silomitte Silodecke
( geschlossen) (entlastet)
Zündort
Abb. 2.299. Reduzierter maximaler Explosionsdruck Pred,max und maximale Explosionsge-
schwindigkeit vex,max als Funktion von Zündort und Siloanordnung (F = 0,2 m2 , Cellulose,
Pstat = 0,1 bar)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 541
150.---------,------,
Entlastungsfläche zu. Sie hängt zusätzlich von der Zündortlage ab und ist bei
horizontalem Explosionsablauf deutlich höher als bei vertikalem. Dies ist ver-
mutlich darauf zurückzuführen, daß im zuletzt genannten Fall das Gewicht der
homogenen Staubwolke über der Flammenfront die Verdrängungsgeschwin-
digkeit des noch unverbrannten Gemisches und daher die Ausbreitungsge-
schwindigkeit der Flammen behindert. Der unterschiedliche Explosionsablauf
in horizontalen langgestreckten "Räumen" kann auch für die Erklärung von
Explosionsschäden an Gebäudeteilen wie z. B. Silokeller, Treppenhäuser usw.
genutzt werden. Diese Aussagen sind vor allem für Maßnahmen zur Flammen-
ausbreitungsbekämpfung und Explosionsdruckentlastung über Wände und
Decken von Bedeutung, wenn diese als Kombinationen vorkommen.
Ferner ist festzustellen (Abb. 2.301), daß sich für jeden untersuchten brenn-
baren Staub vier verschiedene Druck-Flächen-Kurven ergaben, die sich im all-
gemeinen gegenseitig durchdringen. Die folgenden Betrachtungen beziehen
sich daher auf den "einhüllenden Kurvenzug", der den optimalen Flächenbe-
darf angibt. Er wird in Abb. 2.302 verglichen mit dem kubischen Behälter von
gleichem Volumen [140]. Bei kleinflächiger Entlastung (F< 0,4 m2) ist der re-
duzierte maximale Explosionsdruck im Silo niedriger als im kubischen Behäl-
ter, weil im Silo die Flamme nach der Einleitung der Staubexplosion sehr viel
rascher die abkühlende Wand erreicht. Bei großflächiger Entlastung
(F> 0,4 m2) liegen dagegen die reduzierten maximalen Druckwerte im Silo
eindeutig höher als im kubischen Behälter. Silos haben also einen größeren
Flächenbedarf als kubische Behälter. Wie er sich mit dem Höhen/Durchmes-
ser-Verhältnis verändert, war das Ziel weiterführender Untersuchungen
[158-160] im vertikalen Betonsilo (Abb.2.297).
542 3 Konstruktiver Explosionsschutz
[bar]
2,5f-- Pm " =8,2 bar,K" =135 bar.m.s-'
~ ~ ~
2,0 f-- \0 'E,g
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c
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-ci
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Q) , • 0 • horizontales Silo
o.~
~\0 _ vertikales Silo
1,Of-- ' '\
O,5f-
o ~
o I I
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T
o 0,5 1,0 1,5 [m 2 JO
Entlastungsfläche F
Abb. 2.301. Einfluß von Silo anordnung und Zündortlage auf den Flächenbedarf brennbarer
Stäube (V = 20m3, H/D = 6,25, Pstat = 0,1 bar)
3
~:PmQX =8,2 00r; KSt =135 tor-m·s-1
~ 2
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Beispiel:V= 20 m'· H/D=6.25
~ Maisstärke
3.01----- ~
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O.101L..._ _ _ _ _ _....L_ _ _ _----.J
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Entlastungsfläche F
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J:; ~(. .~ l,g.jij I
o '?~. I ~ I~::E: I
o 100 200 300
Kst[bar.m.s-·)
[ barI
V=4m' V=~8m'
e H/D=l
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)(
~ 1,0
-----
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-------- ----------------
-----~--
AH/D=l,8
~A
QJ
0-'-
0,1 I I I
0,1 0,2 0.3 0,6 0' 0.2 0,3 0.5 [mi)
[bar)
V=11,5m' V=20m'
• H/D=l • H/D=l
"'""c.. ~a~ 0 H/D=3,6 a HlD=6,25
~ ----:::~~,,----------------
1,0
0-'- '-~~a
a Entlastungsfläche F
(bar]
V=4m' V= 5,S m'
eH/D=l
~
"'H/D=l
..
)(
oH/D=l,25 A H/D=1,8
E
-g 1,0 ------------ ---.-----
~
0-'-
(barjr----------------,
V=11,5m' V=20m'
• H/D=1 • H/D=1
Abb. 2.304. Reduzierter maximaler Ex-
j\Or~
plosionsdruek Pred,max als Funktion
der Entlastungsfläehe F für niehtkubi-
sehe Volumina bezogen auf die Staub-
explosionsklasse St 1 (a) und die Staub-
explosionsklasse St 2 (b)
O,1_L-_-:L:---:~I_:l:-----l.I:---:!-:-I----:I:----:--:-: (Pstat = 0> 1 bar)
<11 0,2 <13 Q6 1.0 2.0 3,0 (m']
b Entlastungsfläche F
Es wird zunächst bestätigt (vgl. Abb. 2.302), daß, unabhängig von Staub-
explosionsklasse und Höhen/Durchmesser-Verhältnis, für eine relativ hohe Be-
hälterfestigkeit (Pred,max> 1,5 bar) der nichtkubische Behälter einen geringeren
Flächenbedarf hat als der kubische Behälter. Bei geringerer Behälterfestigkeit
(Pred,max< 1,5 bar) tritt hingegen der umgekehrte Fall ein, wobei der Vergleich
zeigt, daß die Flächenzunahme in Abhängigkeit vom Höhen/Durchmesser-
Verhältnis nur geringfügig dem Einfluß der Staubexplosionsklasse unterliegt.
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 545
1.00
)( 0.15
'"
E
-0
o..P!. 0.50
0.25
HlO; 1,5 2 3 4 5 6
0
0 [%J
Flächenvergrösserung AF gegenüber
kubischen Behältern
Abb.2.305. Prozentuale Flächenvergrößerung LlF langgestreckter Behälter (Silos) gegenüber
kubischen Behältern (homogene Staubwolken)
546 3 Konstruktiver Explosionsschutz
\,
1,5 ~\ _._ .-
'0.
Gleichung H/D -6 .25
\ \ • Meßwerte H/D=6.25
\ .
.,
x
\\ ~ ~.
'.
0
E 1,0 ~
-ci
~ \
~\ ~.
0..
b '.
\0', ' .'-.- \
0,5
, 0 .....
,
~, ' ...
0 ......
0
0 0,5 1,0 0,5 1,0
Abb. 2.306. Vergleich Meßwerte/Rechnung für den Flächenbedarf eines kubischen und eines
nichtkubischen 20 m 3-Behälters mit homogenen Staubwolken (Pmax ~ 9 bar, Pstat = 0,1 bar)
Werden solche Behälter (Silos) für eine Explosionsfestigkeit von p ~ 1,5 Über-
druck ausgelegt, dann gilt für die Berechnung der Entlastungsfläche die Glei-
chung für kubische Behälter, d.h. das Höhen/Durchmesser-Verhältnis braucht
nicht berücksichtigt zu werden.
Ausblasleitungen (Abb. 2.307) scheinen nicht den Einfluß auf die Verstär-
kung der Explosionswirkung zu haben wie erwartet. Hierauf deuten Untersu-
chungsergebnisse hin (Abb. 2.308), die mit 9 m langen Ausblasrohren erhalten
wurden, die einer Entlastungsfläche DN 500 des horizontal angeordneten Silos
nachgesetzt waren. Trotz unterschiedlicher Zündortlagen lag die Druckverstär-
kung deutlich niedriger als in [141] für lange Ausblasrohre (1)3 m) für kubi-
sche Behälter angegeben.
- 10
a
,....---------~---,
.0
~
+-
'E
"tJ
QJ
L-
a..
0,1
0,1 1,0 10
Pred: ohne Ausblasleitung [bar]
Abb.2.308. Anordnung gemäß Abb.2.307. Reduzierter Explosionsdruck Pred mit Ausblas-
leitung als Funktion des reduzierten Explosionsdruckes Pred ohne Ausblasleitung von Cellu-
lose, 1=9 m
I barl
"
?,-:'
"C
QJ
~2
06~o 1
Ibarls ll----;::::::::::~
"
3
o 125g/m
"C
/
~ 10 " " 185 g/m 3
~OAo~~':~~~~~~~~~~~~~:1
horizontalen Silos auf die reduzierten Explo-
sionskenngrößen von Cellulose (F = 0,2 m2 ,
__ P,tat = 0,1 bar)
o 50 1% I
Befüllungsgrad
Bei Füllvorgängen in der Praxis hat man es häufig mit anderen Mechanis-
men der Staubwolkenerzeugung zu tun. Eine oft angewandte Füllmethode ist
die pneumatische Befüllung. Die bei zentraler, vertikaler Gutstromeinförde-
rung entstehende inhomogene Staubwolkenbildung zeigt Abb.2.310.
Um auch für diesen Fall eine Aussage über den Flächenbedarf brennbarer
Stäube machen zu können, wurden ent~prechende Untersuchungen [142, 159]
5
Beginn des
.c Gutstrames
u
.~
GI 4 11
h Ende des Gutstrames
.c 11
"
CI)
I:
11 5110auslauf Wandnllhe
~ 11
11
nI Sliomitte-Wandnähe
.:::C 3
GI
N
:
I
'\
'~~
\ ,I, "\.
I
,.,.IV,.,~,.," I \II 5110zentrum
C
0
1 'H~r\1 \~
: f
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I:
IV ~ \ _._.- ElnfOllberelch Wandnähe
GI 2 1 \
.:.: 1
Ö
I :. ~r· "
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1
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0 10 20 30
FOllzelt [MInI
,r-:;t-- -----,
, I
I I
Entlastungsschlot
"
lI I
: . . I
~
I I
I -
f140mm rl+---i
b
Abb. 2.311. Versuchsanordnung: Pneumatische Befüllung eines druckentiasteten
20 m3-Silos. a Schematische Darstellung, b praktische Ausführung
550 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Tabelle 2.28. Schüttgewicht und Explosionskenngrößen der für die Siloversuche verwende-
ten brennbaren Stäube
Als Zünd quelle dienten wiederum pyrotechnische Zünder mit einem Ge-
samtenergieinhalt von E = 10 kl.
Bei Konstanthaltung von Zündort (Silomitte), Entlastungs fläche
(F = 0,5 m2) und Luftvolumenstrom (Q = 15,6 m3Imin) wurde zunächst zur
Festlegung der optimalen Versuchsbedingungen der Einfluß untersucht, den
die Produktbeladung M auf die reduzierten Explosionskenngrößen nimmt
(Abb.2.312).
Ähnlich wie bei der pneumatischen Produktbefüllung von kubischen Behäl-
tern (Abb.2.266) unterliegen die reduzierten Explosionskenngrößen erhebli-
chen Schwankungen, und eine Tendenz zur Zündverzögerung tv zwischen dem
[ barl
[borl
1,0 ~ o
o
0'" '0
o
o
~ 0,5- -
o 0.
'0
"'0 o
o 0 o
QJ o
a.'-
0,5 r-- O~ ___ _____
~I ~I ___ ~
o t y =1Os
ot y =20s [bar/si 1
'" t y = 325
o 1
L..-_.L . - _.....
1_---'1'-----'
'0
[bar/51 r - - - - - - - - - - - , QJ
L
:;:::: 10 r-- -
20 r-- ::e0.
'0
~
a :s
---I
0",
0. ......
2='.~
10 I-
'" 00 0 0 0
_ 0 I'" I
O'---...J.....-....i...----I.----'
I o~ ___~~I_ _ _O~JI~_ _~~
o 5 10 15 [kg/m 3 J o 5 10 [kgAn 1
Produktbeladung M Produktbelo.dung M
a b
Abb.2.312. Reduzierte Explosionskenngrößen von Maisstärke (a) und Lichtschutzmittel (b)
als Funktion der Produktbeladung M (Zündort: Silomitte, F = 0,5 m2 , Q = 15,6 m3Imin)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 551
Beginn der Produkteingabe und dem Wirksamwerden der Zündquelle ist nicht
eindeutig erkennbar. Eine sehr hohe Versuchszahl war für die Bestimmung der
Optimalwerte (einhüllende Kurvenzüge) notwendig. Höchstwerte für die redu-
zierten Explosionskenngrößen treten nur bei optimaler Produktbeladung auf,
die bei der schwereren Maisstärke mit Mopt = 12,5 kg/m3 deutlich höher liegt
als beim leichteren Lichtschutzmittel mit M opt = 8,5 kg/m3 • Damit wurden die
Angaben von Abb. 2.267 bestätigt.
In einem weiteren Schritt wurde mit der am heftigsten reagierenden Mais-
stärke eine Verschiebung des Zündortes auf dem Silodurchmesser von der Silo-
mitte zur Silowand (Abb. 2.313) und von der entlasteten Silodecke zum ge-
schlossenen Siloboden hin (Abb. 2.314) vorgenommen und untersucht, wie sich
dies auf das Explosionsgeschehen bei optimaler Produktbeladung des Luftvo-
lumenstroms auswirkt.
Beide Untersuchungsergebnisse führen zu der eindeutigen Schlußfolgerung,
daß sich bei Anordnung der Zündquelle auf der Siloachse in Silomitte Höchst-
werte für die reduzierten Explosionskenngrößen
- reduzierter maximaler Explosionsdruck Pred,max und
- reduzierter maximaler zeitlicher Druckanstieg (dp/dt)red,max
einstellen. Bei dieser Zündortlage wurden daher die Explosionsdruckentla-
stungsversuche weitergeführt und der Einfluß untersucht, den der Luftvolu-
menstrom Q auf die oben genannten Kenngrößen nimmt. Er ist für alle unter-
suchten brennbaren Stäube, unabhängig von der Entlastungsfläche, linear
(Abb.2.315).
Bildet man den Quotienten aus der staubspezifischen Kenngröße von Wei-
zenmehl und den beiden anderen brennbaren Stäuben, und multipliziert man
die reduzierten maximalen Druckwerte dieser Produkte mit den entsprechen-
den Faktoren, dann zeigt sich Übereinstimmung (Abb.2.316, oben).
Die Druckwirkung im 20 m3-Silo verändert sich also proportional zu den
staubspezifischen Kenngrößen. Dies gilt nur bedingt für den reduzierten maxi-
malen zeitlichen Druckanstieg (Abb.2.316, unten).
Abbildung 2.317 vermittelt einen visuellen Eindruck von diesen Untersu-
chungen, aus denen die in Abb. 2.318 gezeigten Druck-Flächen-Kurven resul-
tieren.
Die beobachteten maximalen Explosionsgeschwindigkeiten vex,max im verti-
kalen 20 m3-Silo sind ähnlich gering wie beim Vorhandensein homogener
Staub/Luft-Gemische (Abb. 2.300), unterliegen aber nur geringfügig dem Ein-
fluß der Entlastungsfläche. Entgegen der Förderrichtung wird sie von
vex,max = 14 m/s (Weizenmehl) über vex,max = 24 m/s (Lichtschutzmittel) auf
vex,max = 35 m/s (Maisstärke) entsprechend der nach dem Normverfahren vor-
gegebenen Explosionsheftigkeit angehoben. Dies gilt zunächst auch für den
Explosionsanlauf vom Zündort in Silomitte zum geschlossenen Siloboden
(Abb.2.319). Im weiteren Verlauf ist jedoch die Schnelligkeit des Explo-
sionsablaufs uneinheitlich, wobei Weizenmehl-Staubexplosionen (KSt =
78 bar'm 'S-1) im allgemeinen rascher ablaufen als Maisstärke-Staubexplosio-
nen (KSt = 226 bar'm 'S-1),
552 3 Konstruktiver ExploslOnsschutz
.
[barll .
o~/l o I
I QJ
Vl
1:=~
0,5
[bar/SII
~1O·~Jr o I
10 Silomitte
OxO 0,5 x 0 entlastete
Zündort Silodecke
Abb.2.313 Abb.2.314
[barl'-~- ---
o Maisstärke .R
~ .
~Qx=a6bQr:K~f=150
öLlChtsch-Mitt . max=9,OoorK -726
o Weizerrnehl el:
m::::~KSt=7~b
~r.m/s
·m/s
orm/s
• Maisstärke
.... Lichtsch.-Mittel ; Messwerte x 0,35
o Weizenmehl ; Messwerte x 0,52
Messwerte
o
[tor/si =:::::=-l_-..JL--1_---1_
12 13 15 [mJ/minl
Luftmenge Q
Abb.2.315 Abb.2.316
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 553
Pmox =8-9txr
o KSt =50 lxir'm/s
6 KSt =1lO IxIrm/s
[] KSt =200 barm/s
o KSt :300 lxirml s
Ps tat =0,1 bar
a =15-16 ml /mil
Abb.2.317 Abb.2.318
Abb.2.317. Maisstärke-Staubexplosion beim pneumatischen Befüllen des druckentlasteten
20 m3-Silos
Abb. 2.318. Druck-Flächen-Kurven bei pneumatischer Produktbefüllung des 20 m3-Silos
(H / D = 6,25, Q = 15 m3/ min, Pstat = 0,1 bar)
Aus den Untersuchungen [142] resultieren sehr genaue Kenntnisse über den
Flächenbedarf von kubischen (RIO = 1) und langgestreckten Behältern
(RIO = 6,25) bei Vorhandensein von inhomogenen Staub/Luft-Gemischen,
wie sie bei der pneumatischen Produkteinförderung entstehen. Der entspre-
..
Abb. 2.313. Einfluß einer Zündortverschiebung von der Silomitte auf der Siloachse zur Silo-
wand auf die reduzierten Explosionskenngrößen von Maisstärke (F = 0,5 m2 ,
Q = 15,8 m3I min, optimale Beladung)
Abb. 2.314. Einfluß einer Zündortverschiebung auf der Siloachse von der entlasteten Silo-
decke zum geschlossenen Siloboden auf die reduzierten Explosionskenngrößen von Mais-
stärke (F = 0,5 m2 , Q = 15,8 m3/ min, optimale Beladung)
Abb. 2.315. Reduzierte maximale Explosionskenngrößen als Funktion des Luftvolumen-
stroms Q (Zündort: Silomitte, F = 0,5 ml , optimale Beladung)
Abb. 2.316. Normwerte reduzierter maximaler Explosionskenngrößen als Funktion des Luft-
volumenstroms Q (Zündort: Silomitte, F = 0,5 m2, optimale Beladung)
554 3 Konstruktiver Explosionsschutz
[rn/51
40 e- (J
° Maisstärke 'Pmax =9,0 bar; KSt=226 barm/s
LichtschcMittel: Pmax =8,6 bar; KSt=150 barm/s -
0"",
• Weizenmehl : Pmax =8,1 bar; KSt = 78 bar·m/s
3Qe-
°
/(J 0_0---0 -
Messort:~-4m-
.
20 e-
~.--.-.- -
10 .~
OL-______L - I_ _ _ _ _ _L - I_ _ _ _ ~
[rn/sI I I
Messort : 4m - 2m
0/:-0"""0_0
40 e- -
30 e- -
o \ -
o 0,5 1,0
Entlastungsfläche F
Abb.2.319. Maximale Explosionsgeschwindigkeit vex,max als Funktion der Entlastungsflä-
che F (Q = 15 m 3/rnin, optimale Beladung)
Stgybexplosions
~
xc
E
..,;
a.~
6
,5
H/D: 1,5
OL-__ I __ ~ ~
0 =?,09
__ I
_ L_ _
m
~
Abb. 2.320. Einfluß des Höhen/Durchmesser-Verhältnisses H/D von Behältern mit inhomo-
genen Staubwolken auf den Flächenbedarf F und die Flächenvergrößerung LlF
(Q = 15 m 3/min)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 555
[bar]
StgubeXDIQsjQosklgsse St1
.
o H/O<2
'" H/D=2
}
.
1,0 o H/D=4 Gleichung
o H/D=6.25
"
D
"E
..; 1,5 ~o ~
.s:
"
0.'- D~ g
0,5
0
:~
0 0,5 1,0 1,5 [m 2 ]O 0,5 1,0 1,5 [m 2 ]
Entlastungsfläche F
Abb.l.311. Vergleich Meßwerte/Rechnung für den Flächenbedarf eines kubischen und
nichtkubischen 20 m3-Behälters mit inhomogenen Staubwolken
(Pmaxs9bar, Q = 15 m3/min, Pstat = 0,1 bar)
556 3 Konstruktiver Explosionsschutz
[barl
• Silo : inhomogene Staubwolke
o Silo : homogene Staub'tlOlke
6 Kubischer 8ehä!ter:VOI-Verfahren
[bar!
Normverfahren
1,77 -------- ----...JrJ
x
Pmox " 9 bar d
E ,,/ I
KSt =226 bar-m/s al- 1,S
~ /' I
LJ-
OJ
c...
Pstat = 0,1 bar c...
0..
o
/' I
I
0..
0/ II
1,0 L...-_ _ _-L.._ _ _ _U
[bar/sI
37 -------------~
0 ,," I
30 ---1-20
0.1 . . . 0/
0/ II
~ I
~2O I
I
E 10 I
LJ-
~ 10
I
I
o L...-_ _ _-L.._ _ _ _
-------
~_J.
%I=t 0 10 15 20
'----" 0
F Luftmenge Q
Abb.2.322 Abb.2.323
Abb. 2.322. Einfluß der Staubwolkenart auf die reduzierten maximalen Explosionskenngrö-
ßen als Funktion der Entlastungsfläche F (V = 20 m 3, Q = 15,5 m 3Imin)
Abb. 2.323. Reduzierte maximale Explosionskenngrößen als Funktion des Luftvolumen-
stroms Q im Vergleich zum Normverfahren (V = 20 m 3, F = 0,5 m2 , Q = 15,5 m 3/min)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 557
lenz als das homogene hat. Bei weiterer Erhöhung des Luftvolumenstroms ist
nicht auszuschließen, daß die Explosionsheftigkeit der homogenen Staubwol-
ken (Normverfahren) übertroffen wird.
Bisher wurden relativ kleinvolumige Silos mit einer Silo höhe von maximal
H = 10 m betrachtet, und es stellt sich die Frage nach Übertragung der Er-
kenntnisse auf großvolumige Silos mit einer Silohöhe von H> 10 m [161]. AI-
fert macht Angaben über entsprechende Untersuchungsergebnisse beim pneu-
matischen Transport von Maisstärke (einem Produkt im oberen Grenzbereich
der Staubexplosionsklasse St 1) über eine pneumatische Förderleitung von
D F = 150 mm Durchmesser bei annähernd optimaler Produktbeladung eines
Luftvolumenstroms von Q = 40 m 3Imin in ein explosionsdruckentlastetes
- Silo von V = 236 m 3-Inhalt (H = 22,1 m, H/D = 6) (Abb. 2.324) und in ein
- Silo von V = 500 m 3 (H = 25,2 m, H/D = 5).
Obgleich sich die in [142] beschriebenen Untersuchungen mit inhomogenen
Staubwolken auf einen Luftvolumenstrom von maximal Q = 15 m 3Imin bezie-
hen, werden wegen des gefundenen linearen Zusammenhangs zu den reduzier-
ten maximalen Druckwerten auch Angaben über den durch Extrapolation für
einen höheren Luftvolumenstrom von Q = 30 m3Imin erforderlichen Flächen-
bedarf kubischer Behälter gemacht. Daher sind auch Rückschlüsse auf das Ex-
plosionsgeschehen bei noch höheren Luftvolumenströmen, wie sie bei den
Großsiloversuchen angewendet wurden, möglich.
I K____--,
[m 2 ] ~ L.6 ~ L-
11 ].0 u]
-c:o
I '"
N I tO
-
.., ci • I'l ö
~5 Ji
1"'1
1I~'ii~ ~ II~
E E 0 E
c;t ~ 1 >0.
>a.a.
~ 1
•
o 0 6 Rechnung
u:-' ~O •• Ä Meßwerte[161]
6_6-Q 5
0 __ _
0 06
22
0_0-06
H/D:
0
0 10 20 30 40 [m 3 Imin]
co
C
::J
.,""
:::E
0
co
c
::J
.,"
.c
u
a::
3
2
70" 0=0,1 073(H-1 0)+1
(>
lL.J lL.J
0
0 5 10 [m]
(H-10)
Moisstärke: Pm". =9 bor.K St =200 bor. m .s-1
Abb.2.326. Staubexplosion beim Abwurf von Maisstärke in das 20 m 3-Silo (F = 1,27 m2)
Pstat = 0, 1 bar)
Tabelle 2.30. Einfluß des Staubeinförderungsverfahrens auf die reduzierten maximalen Ex-
plosionskenngrößen im 20 m 3-Silo (Zündort: Silomitte, F = 1,27 m 2 , Pstat = 0,1 bar)
[00rl [barls
Pmox " 9 bar
KSt =226 bar·mls
F =1.Z7 m2
x Pstot =0,1 bar
CI
E
-ai 0,6
0..'-
A B ( A B
1000 ... - - - - - - - - - - - - - - - - ,
500
EI
1---"~------------1
--.
7
E
~ 100 -. 0
(lJ 50 .----
c:
(lJ
""CI
c:
:::::l o Pol yethylen 1000 M}
N pneum. Förderung
• Polyethylen 1000 Z
,,/ r,. Polyethylen 1000M }
Zyklon
10 j" I I ... Polyethylen 1000Z
o 0,5 1,0 1,5 2.0 3
Feinstoubkonzentrotion CF Ikg/m )
Abb. 2.328. Zündenergie E als Funktion der Feinstaubkonzentration CF und der Förderart
(V = 20m 3 , H/D = 6,25)
562 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Abb. 2.329. Mit einer Zündenergie von E = 10 mJ eingeleitete Staubexplosion beim pneuma-
tischen Füllen des 20 m 3-Silos mit Polyethylen-Grieß und einem Feinstaubanteil von 720/0
[162] (F = 1,27 m2)
30r----------------,
00
20
-
'iii
E
(A
x
>OJ 10
o pneum. FörderUng} 1000 M
(~)
• Zyklon
~ pneum.FÖrderUng} 1000 Z
A Zyklon
OL--...I....---I...---L----' Q pneum.Förderung 1001 Z
o 0,5 1,0 1,5 2,0 3
Feinstoubkonzentrotion (F !kg/m ]
Abb.2.330. Explosionsgeschwindigkeit entgegen der Förderrichtung als Funktion der Fein-
staubkonzentration CF (V = 20 m3 , H/D = 6,25, F = 1,27 m2)
Die Gleichung für den zusätzlichen Flächenbedarf (s. S. 555) gilt für
- Volumina V< 10000m3 und
- eine maximale Silohöhe von H = 10 m.
Bei größeren Silohöhen (H> 10m) ist von der veränderten Basisgleichung für
kubische Behälter auszugehen (s. S. 558); die Gleichung für den zusätzlichen
Flächenbedarf (s. S. 555) bleibt erhalten.
Bei Produktabwurf in ein Silo gelten die Berechnungsgrundlagen für inho-
mogene Staubwolken unter folgenden Bedingungen:
Volumina V ~ 10000 m\
- Entlastungsfläche F > 40070 der Silodecke und
- abgeworfene Staubmenge M ~ 8000 kg/h.
In allen anderen Fällen gelten die Berechnungsgrundlagen für homogene
Staub/Luft-Gemische.
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 565
[bar]
75 % der Silodecke f ü r /
Entlastung vorgesehen
1,25 - DF =0.09 m °
Q=1000 mJ/min/
1,OOr-
homogene
StaUbWOlke/o
~ 0,751-
Q.
X
W
° /
1i 0,501- / /r>
~2 0,25 r- /:homogene
Staubwolke
oo
b.
1 ----------------- P Pmax =9 bar,
I I I I SIal
KSI =200 bar· m .s-l
o 2 4 6 8 10
Höhen/Durchmesser - Verhältnis H/D
Abb. 2.332. Fest vergossener Betondeckel als Entlastungseinrichtung auf dem Silodach
a
.0 2
· _ _ _...(,
~_.....o~
Fdie: Pstot =0,1 l:or
o~o----~~~----~~-----+.~----~·
2,0
F
Abb. 2.334. Entlastungsfähigkeit von Betondeckeln als Entlastungseinrichtung für Silos
3.3.3.2 Brenngase
Im Bereich der unteren und der oberen Zündgrenze von Propan wurden
auch höhere Zündenergien eingesetzt.
Abbildung 2.336 zeigt für den Bereich der Optimalkonzentration (4-4,5
Vol-% Propan) die Abhängigkeit der Explosionsgeschwindigkeit Vex von der
Zündortlage, die durch die Beeinflussung der Verdrängungsgeschwindigkeit
des noch unverbrannten Gemisches vor der Flammenfront durch die Versuchs-
bedingungen erklärt werden kann.
Bei Einleitung der Propanexplosionen am entlasteten Rohrende wird das
Abströmen der Verbrennungsgase mit abnehmender Entlastungsfläche mehr
und mehr behindert, d.h. die Anlaufgeschwindigkeit nimmt zu. Im weiteren
Verlauf wird die Verdrängungsgeschwindigkeit zum geschlossenen Ende auf
Null herabgesetzt und die End-Explosionsgeschwindigkeit ist unbeeinflußt von
der Größe der Entlastungsfläche. Bei Zündortlage Rohrmitte wird einerseits
die Verdrängungsgeschwindigkeit zum geschlossenen Rohrende wiederum her-
abgesetzt, und die Geschwindigkeit der Explosion ist im Rahmen der Versuchs-
genauigkeit erneut unabhängig von der Entlastungsfläche. Zum entlasteten
Rohrende hin wird hingegen die Verdrängungsgeschwindigkeit um so mehr
heraufgesetzt, je größer die Entlastungsfläche ist, und die Explosionsge-
schwindigkeit nimmt entsprechend zu.
>
.[m/s]
";i
o F=O,0079 m2
I:>. F=O,031 m2
~ o F=O,126 m2
.<:
o
.
U>
Q)
01
c:
o
'00
o
Ci
x
w
J..
"
.!!
c:
«
o I I I
geschlossenes Rohrmitte entlastetes
Rohrende Rohrende
Zündort
Abb.2.336. Einfluß der Zündortlage im 7,85 m3-Explosionsbehälter (H/D = 10) auf die
Explosionsgeschwindigkeit Vex von Propan (4-4,5 VoIOJo)
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 569
[bOr]r-----~--------------,
B~..............
3,0 r-
~~o~ H/~=1
"
~ 1,0 r- Ziln.QQd;.
~R~
~
0"" \
\
\
\
\
Cl. ~ • entl.Rohrende } ~0 \
• Rohrmitte -6Vol% Propan ~ \
\
• geschl.Rohrende
0,3 r- o entl.Rohrende } \
o Rohrmitte 4-4,5Vol% Propan
~ geschl.Rohrende
0,1 I I I
0,0001 0,0079 0,031 0,126
Entlastungsfläche F
Abb. 2.337. Reduzierter maximaler Explosionsdruck Pred max als Funktion der Entlastungs-
fläche F (V = 7,85 m3 , H/D = 10, Pstat = 0,1 bar) .
570 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Gebäudeteil PB (bar)
Tabelle 2.32. Vergleich des Flächenbedarfs FOleichung für rechteckige Räume mit dem Flä-
chenbedarf Fhomogen für homogene Staub/Luft-Gemische (Pbern = Pred,max = 0,1 bar)
Zur Beurteilung der Aussagekraft obiger Gleichung wird die sich hieraus für
organische und metallische Stäube ergebende Entlastungsfläche FGleichung für
Gebäudeabschnitte unterschiedlicher Abmessungen und einen Bemessungs-
druck von Pbem = 0,1 bar = Pred,max in Tabelle 2.32 verglichen mit dem Flä-
chenbedarf FhomOgen, der bei Anwendung der Berechnungsgleichungen für ho-
mogene Staub/Luft-Gemische notwendig ist. Die Angaben für die Staubexplo-
sionsklassen St 1 und St 2 beziehen sich auf einen maximalen Explosionsdruck
von Pmax = 9 bar und der Staubexplosionsklasse St 3 auf einen solchen von
Pmax = 12 bar und eine staubspezifische Kenngröße von Kst = 600 bar' m . s - 1•
Wie man sieht, liegen, unabhängig vom Berechnungsverfahren, die Entla-
stungsflächen für brennbare Produkte der Staubexplosionsklassen St 1 und
St 2 in der gleichen Größenordnung.
Für Metallstäube (Staubexplosionsklasse St 3) liefert dagegen die Gleichung
für die Entlastung rechteckiger Räume deutlich niedrigere Flächen. Um daher
eine wirksame Explosionsdruckentlastung von Gebäudeteilen, in denen z. B.
mit dem Auftreten von Aluminium-Feinstäuben zu rechnen ist, möglich zu ma-
chen, ist die Konstante ß mindestens zu verdoppeln.
Kann auf der Oberfläche eines Gebäudeabschnittes die für einen Bemes-
sungsdruck Pbem errechnete Fläche F nicht untergebracht werden, sondern nur
die kleinere Fläche F', dann müssen die belasteten Strukturelemente auf einen
Bemessungsdruck P'bem verstärkt werden, um dem zu erwartenden erhöhten
reduzierten maximalen Druckwert standzuhalten, wobei gilt
[mJ
o homogene Staub/Luft-Gemische } K ~300 bor.m_s-1
x • inhomogene Stoub/Luft-Gemische (OF~0.09m,Q~'5 m3/min) St
°.---
c
E Propan/Luft-Gemische 0
.... /j.
-'
...----0 ~~o
Cl>
C'"
:0
C
Cl>
10' :--:
E 6..
E
0
G::
o ~,o _________ •
x
0
6.
E
10 0
10
Behöltervolumen V
40 1>.,/ \ Zündort: I
< 1,- 0 Bereich der Entlastung
o.G " o \ 0 I>. Behältermitte
.Y. 30 '\ ,",0 Behälterwand
0
2
"0
" 0~F=O'14 rr?-
c 20 0_. ~ PStat=O,25 bor
""
Q) '0 ...
l:'
::J
'. '.t:J....... 0
<{ 10 0......
.... ..... []
.... ... A 0
.........A
"'"-'-'-0_'-0
0
0 [m]
Entfernung R
[mbar] o KSt =100 bor.m.s-1
< • KSt =200 bar.m.s-1
0.
"E" Pr.d.mo~ 1 bar
Behältervolumen V
[bar]
Messorlentfernung:
\'f
n
o St1- Staub
ä St2- Staub
\\\\
~
}0
11>;" o
°O~------1~O------~~-
20 J) 40 50 60 70 80 [mbar J
Abb.2.341. Außendruck p von Staubexplosionen der Staubexplosionsklassen St 1 und St 2
im 250 m 3-Behälter (Pstat = 0,1 bar)
576 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Pr = Pmax,A' ~s
[ ]
.
In Verbindung mit dem 0,3 m3-Behälter ergab sich bei Propanexplosionen der
gleiche Einfluß der Zündortlage auf den Außendruck der Primär- bzw. Sekun-
därexplosion wie bei den brennbaren Stäuben (Abb. 2.340, oben). Höchstwerte
stellen sich in geringerer Entfernung von der Entlastungsfläche ein und liegen
in der gleichen Größenordnung oder höher als bei Staubexplosionen.
Untersucht wurde auch der zeitliche Temperaturverlauf der Explosionen in-
homogener Staub/Luft-Gemische, die bei pneumatischer Einförderung von
Maisstärke in den über Berstscheiben entlasteten 250 m3-Behälter entstehen
[142]. Unabhängig vom Leiterdurchmesser (D = 0,15-0,34 mm) zeigten die in
Behältermitte angeordneten ChromellAlumel-Mantel-Miniatur-Thermoele-
mente zum gleichen Zeitpunkt die gleichen Höchstwerte für die Thmperatur
an. Dies ist auf den sehr geringen reduzierten maximalen zeitlichen Druckan-
stieg (dp/dt)red,max < 1 bar/s zurückzuführen.
Nach Angabe von Abb. 2.342 ist (bei konstantem Luftvolumenstrom Q) ein
erstes Temperaturmaximum zeitlich identisch mit dem Auftreten des Druck-
maximums, gefolgt von einem sich ca. 10 s später einstellenden zweiten Tempe-
raturmaximum, das mit abnehmender Entlastungsfläche fällt. Es charakteri-
siert den nach der Staubexplosion, trotz raschem Abstellen der Produktzufüh-
rung, entstehenden Nachbrand, der durch Ansaugen von Luft mit größer wer-
dender Entlastungsfläche begünstigt wird.
Je geringer der Luftvolumenstrom Q ist (Abb.2.343), um so höher ist die
Nachbrandtemperatur, vermutlich weil bei höheren Luftvolumenströmen zu-
folge erhöhter Gemischturbulenz eine bessere Verbrennung stattfindet und we-
niger Produkt für den Nachbrand zur Verfügung steht.
3.3 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung 577
, I
F = 0,79 m2
500 : . - Pex = 0,13 bar
0,1
o
L.J
o 10 20 30 t[ 51
o Pex
1000 7,25 = 12,9 m3/min
I- r:m:: ..... _. Tmax =760 Q
-
0,8 0 (
L.. F = 0,2 m2
::::I 500
d
L..
QJ
0- o
E o 10 20 30 t [sI
~
1000 Q = 12,9m3/min
0,8
F = 0,07 m2
500
o~.&oI:o,.;::..Lo~:.lo..............L._---L_--+
o 10 20 30 t[sl
Abb. 2.342. Zeitlicher Druck- und Thmperaturverlauf inhomogener Maisstärke-Staubwolken
(V = 250 m3, P,tat = 0,1 bar , Pex = Pred.max>
1500
o a = 9,3 m3/min
o Q = 12,9 m3/min
u oa = 16,9 m3/min
~
1000
)(
c:I
,.3
L.
::l
-0
L.
QJ
0.
E 500
~
QJ
Ci M = 13,1 kgl m3
.S
)(
~
0
0 2
red. max. Explosionsdruck Pred,max [bar)
Abb.2.343. Maximale Thmperatur Tmax des Maisstärke-Nachbrandes als Funktion des re-
duzierten maximalen Explosionsdruckes Pred,max inhomogener Staubwolken (V = 250 m 3 ,
P,tat = 0,1 bar)
578 3 Konstruktiver Explosionsschutz
0,3 , - - - - - - , - - ---,.----,
j
01".0,» ~,I...
- I .O,3s V:O,64m l
F:1l.~ ",.
~:/
] 0,2
i .....
JO,I
o . r
~
•
~ 12 /~ o
j6 ~~
i- 0 o'----°....J·~'------20----'lhgl
ExploslOflsklapperY;jeWlcht
Abb. 2.345. Bauelement für Bandförderer Abb. 2.346. Einfluß des Explosions-
mit Explosionsklappe klappengewichts auf die reduzierten
maximalen Explosionskenngrößen
o~~--~----~----~
wahren den zu schützenden Behälter (die zu schützende Anlage) vor einer Zer-
störung und die im Anlagenbereich befindlichen Personen vor Schaden.
Explosionsunterdrückungsanlagen engen den Wirkungsbereich von Explo-
sionsflammen bereits im Anfangsstadium eines Verbrennungsvorgangs ein.
Hierdurch kann z. B. in Betriebsräumen mit nicht zu vermeidendem überhöh-
tem Staubangebot eine oft zu beobachtende Raumexplosion verhindert wer-
den. Die Explosionsunterdrückung ist wichtig, wenn mit toxischen und die
Umwelt schädigenden Brennstoffen gerechnet wird und daher die Explosions-
druckentlastung nicht angewendet werden kann. Vorausgesetzt wird allerdings,
daß die Explosionskenngrößen für den geschlossenen Behälter (maximaler
Explosionsdruck Pmax), brenngasspezifische bzw. staubspezifische Kenngrö-
ßen KG , KSt ) innerhalb des Anwendungsbereiches solcher Explosionsunter-
drückungsanlagen liegen. Explosionsunterdrückung ist unabhängig vom
Standort der zu schützenden Anlagen möglich. Allerdings ist der Wartungsbe-
darf (Ansprechverhalten der Explosionsdetektoren, Kontrolle des Treibmittel-
drucks in den Löschmittel-Vorratsbehältern und der Elektronik) höher als bei
durch die beiden anderen konstruktiven Schutzmaßnahmen abgesicherten An-
lagen. Dies ist vermutlich der Grund dafür, daß sich diese konstruktive und,
wie noch gezeigt werden wird, sehr effektive Maßnahme nur langsam durch-
setzt, obgleich sie in der Praxis schon häufig ihre Wirksamkeit unter Beweis
gestellt hat.
Explosionsunterdrückungsanlagen (Abb. 2.354) bestehen aus einem die an-
laufende Explosion erkennenden Detektorsystem und den unter Druck stehen-
den Löschmittelbehältern, deren Schnellöffnungsventile durch das Detektorsy-
stem über eine Steuer- und Überwachungszentrale betätigt werden. Der Lösch-
mittelinhalt wird in möglichst kurzer Zeit in den zu schützenden Behälter ent-
leert und der zu erwartende maximale Explosionsdruck Pmax bei optimalen
Konzentrationsbedingungen deutlich auf einen reduzierten maximalen Explo-
sionsdruck Pred,max vermindert (Abb. 2.355).
EXplosions-Detektoren
Steuer- u. Oberwachungszentral
mit Stromversorgung u. Batterie
p = Ansprechdruck des
A Unterdrückungssystems
<-
cl
..0
x
u
::;)
<-
"'0
VJ
c: normaler Explosionsablauf
o
"Vi
o
Ci
Jj
--~-
Zeit t.
unterdrückter [ms]
Explosionsablauf
Abb. 2.355. Zeitlicher Druckverlauf einer normal ablaufenden und einer "unterdrückten"
Explosion in einem Behälter
ANS~IIEC:HEN DU DETEKTOIIS
Zft' J5 M,II, seJu,,"k1t n ZeH 55 M,II's elcundf' '''
Oruck 0,1155 O(cl
Orudt · 0.01 4 "cU:
a b
Abb. 2.357. Halbkugelförmige Unterdrücker im Betriebszustand und nach dem Ansprechen
(a) sowie Ausbreitung der Löschmittelwolke (b) (zeitlicher Bildabstand: 30 ms)
d ne
se '(
Abb. 2.360. Geöffnete Berstscheiben des Löschmittelbehälters gemäß Abb. 2.359 bei schwa-
cher Initiierung (links) und starker Initiierung (rechts)
592 3 Konstruktiver Explosionsschutz
~
,~N 300~------------~------~~----~
~
.2'
GI
~
.oL-------------~--------------~
o 500
Staubkonzentration
Bei Anwendung von optischen Detektoren ist speziell im Hinblick auf Staubex-
plosionen zu beachten, daß die Staubwolke zwischen der Einbaustelle des De-
tektors und der Zündquelle durch Strahlungsabsorption zu erheblichen Melde-
verzögerungen führt. Wie Abb. 2.363 zeigt, treten bei höheren Staubkonzentra-
tionen in Abhängigkeit von der Absorptionsfähigkeit des Staubes so hohe An-
zeigeverzögerungen zwischen dem Wirksamwerden der Zündquelle und dem
Erkennen der Explosion auf, daß bei Cellulose die Explosionsunterdrückung
erst eingeleitet werden kann, wenn der Explosionsdruck im Behälter bereits
Pex ::::: 0,8 bar beträgt, im Fall von Lykopodium sogar erst, wenn der Explo-
sionsdruck Pex ::::: 1,8 bar erreicht hat.
Wie gezeigt wird, ist hier eine wirksame Unterdrückung der Explosion nicht
mehr möglich. Eine zusätzliche Unsicherheit ist durch die betrieblich bedingte
Verschmutzungsgefahr der aktiven Oberfläche der optischen Detektoren gege-
ben, die die Meldeverzögerung zusätzlich heraufsetzen kann. Solche Detekto-
ren sind daher problematisch.
Da sich der Explosionsdruck einer anlaufenden Explosion im Behälter all-
seitig und gleichmäßig mit Schallgeschwindigkeit ausbreitet, ist der Druckde-
tektor am geeignetsten. Solche Membran-Detektoren (Abb. 2.364, oben) regi-
strieren mit hinreichender Sicherheit eine anlaufende Explosion und geben in
Verbindung mit der Melde- und Steuereinheit den Zündimpuls für die Betäti-
gung der Ventile des Löschmittelbehälters. Membrandetektoren haben sich in
der Industriepraxis bereits hinreichend bewährt.
Auch piezoelektrische, piezoresistive Detektoren sowie Detektoren auf
DMS-Basis mit relativ kleinen aktiven Oberflächen (Abb.2.364, unten) sind
bereits mit entsprechenden Verstärkereinheiten in der Industriepraxis erprobt
worden [185-187].
Während es bei den bisher verwendeten Systemen nur möglich war, unab-
hängig von der Schnelligkeit des Druckanstiegs, Druckwerte beim Überschrei-
ten des Grenzwertes zu erfassen, kann heute auch der zeitliche Druckanstieg
594 3 Konstruktiver Explosionsschutz
einer Explosion selbst als Auslösekriterium verwendet werden [188 -190]. Dies
ermöglicht Selektierung der in den zu schützenden Behältern auftretenden
Druckverläufe. Durch die logische Verknüpfung beider Auslösekriterien
(Druck mit zeitlichem Druckanstieg) in der Auswerteelektronik ist es möglich,
die Art der auftretenden Druckäußerung selbständig zu erkennen und einen
automatischen Entscheid darüber zu treffen, ob ein Löschvorgang eingeleitet
3.4 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsunterdrückung 595
werden muß oder nicht. Hierdurch wird die Möglichkeit von Fehlauslösungen,
z. B. durch betriebliche Druckschwankungen oder Fahren gegen einen Schie-
ber, weitgehend eingeschränkt.
Die Detektoren müssen, hierauf sei nochmals ausdrücklich hingewiesen,
dem zeitlichen Druckverlauf der Explosion unter Temperatureinfluß trägheits-
los folgen und den Unterdrückungsvorgang im ms-Bereich einleiten. Andern-
falls kann es zu einem verminderten Löschvorgang oder zum verspäteten An-
sprechen eventueller explosionstechnischer Entkopplungsmaßnahmen kom-
men. Aus der Prüfpraxis gewinnt man zeitweilig den Eindruck, daß nicht obige
Forderung, sondern der Wunsch nach dem Einsatz in explosionsgefährdeten
Bereichen Vorrang hat.
Die den Explosionsunterdrückungsvorgang auslösenden Druckdetektoren
müssen gegenüber dem Behältergut und vor allem gegenüber äußeren Einflüs-
sen (Stöße, Vibrationen) unempfindlich sein. Deshalb werden sie üblicherweise
in Duoschaltung eingesetzt, d.h. zwei um 90 0 versetzte Detektoren müssen
gleichzeitig den Auslösedruck für das Unterdrückungssystem erreichen, der
ferner überprüfbar sein sollte. Die Detektorsysteme müssen außerdem beim
Arbeiten im Schutzbereich außer Betrieb gesetzt und gegenüber Auslösung ge-
sichert werden können.
Bei der Projektierung von Explosionsunterdrückungsanlagen für den Behäl-
terschutz geht es im wesentlichen um die Frage nach dem wirksamsten Lösch-
mittel für die Unterdrückung von Brennstoffexplosionen.
Grundsätzlich besteht der in Abb. 2.365 gezeigte Zusammenhang zwischen
dem Ansprechdruck PA des Unterdrückungs systems und dem reduzierten ma-
ximalen Explosionsdruck Pred,max' demjenigen Explosionsdruck, der sich un-
ter optimalen Konzentrationsbedingungen für einen Brennstoff nach dem
Wirksamwerden eines Explosionsunterdrückungssystems im zu schützenden
Behälter einstellt. Steigender Ansprechdruck PA bedingt daher auch eine Zu-
nahme des reduzierten maximalen Druckwertes Pred,max' Ein Löschmittel ist
daher als besonders gut zu bezeichnen, wenn eine Anhebung des Ansprech-
[bar)
weniger gut
4 wirkendes
" löschmiHr!!
~~
~ "" I
gut wirkendes
___ ~~" ~ löschmitll!l
~------
Ansprechdruck PA
Abb. 2.365. Wirksamkeit von Löschmitteln für Explosionsunterdrückungsanlagen
596 3 Konstruktiver Explosionsschutz
a b
Abb.2.366. Löschmiuelverteilungsanordnungen für Unterdrückungsanordnungen.
a Fächerdüse, b geschlitzte Kugeldüse
3.4 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsunterdrückung 597
[bar]
---~---~---~---~---
x
o
E
-ö
7,5
5,0
.-.
~ D._D. ___ D. ___ D. __
o-o~
"
cf: Tropolar ~.
o Kugeld.4mm Bohr.o~
2,5 .Kugeld.5mm Bohr. ~o
D. Facherdüse ".
~ Halon: Kugeldüse
~__ 4 mm Bohrung
.-.
~--
D._D._!:::::::! __
0-0,"-
..........•
60
",",0_ ....-:;
• 0
30 Löschmitteleingabe ' - - .
100 ms nach 7
OL-__~__~__~__~__~
o 2 3 4 [kgJ o 50 100 150 200 [msJ
Löschmittelmenge Löschmitteleingabe nach 1
Abb.2.367. Einfluß der Löschmittelart, -menge, und -verteilungsanordnung auf die Unter-
drückungsfähigkeit im 1 m3-Behälter (Herbizid-Staub/Luft-Gemisch optimaler Konzentra-
tion) (Versuche 1965)
[bar]
31-
x
c
E
,; 2-
~ "
1-
x
3/ 4 0
Kohlenstaub
_systemj
E 37.5 Kst=84 bar o m's-1
/
,;
__~ 25
0.1 ....
"C"C
- - 12,5 ~ --~
__ / '%
e __
"e, / "
o~~~~ __~__~~~
o 0,2 0,4 0,6 0,8 [bar] o 0,1 0,2 0,3 0,4 [bar]
Ansprechdruck PA des Unterdrückungssystems
Abb.2.368. Einfluß der Löschmittelart und des Theibmitteldruckes PN2 auf die Wirksam-
keit von Unterdrückungssystemen (V = 1 m3, 4 kg Löschmittel)
3.4 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsunterdrückung 599
Versuch zeigte sich das Halon nicht nur als unwirksam (es stellte sich der durch
die Entlastungseinrichtung bedingte, volle reduzierte maximale Explosions-
druck in der 60 m 3-Kammer ein), sondern es zersetzte sich außerhalb im Be-
reich der Entlastungsöffnung (Abb. 2.369, unten) und führte zu schweren
Druckschäden in der Umgebung. Eine wirksame Unterdrückung von Staub-
explosionen mittlerer Explosionsheftigkeit gelang in dem vorgegebenen Volu-
men ebenfalls nicht.
Die beschriebenen negativen halonspezifischen, weniger von der Art des Ha-
lons abhängigen Eigenschaften lassen die Anordnung von Explosionsunter-
drückungsanlagen auf Halonbasis in der Praxis problematisch erscheinen. Aus
heutiger Sicht sollte sie aus Umweltschutzgründen völlig unterbleiben.
600 3 Konstruktiver Explosionsschutz
a b
Abb.2.370. Löschpulverausstoß (4 kg) aus den Explosionsunterdrückungsanordnungen
80 ms nach Ventilbetätigung. a 3"-System, PN2 = 60 bar; b 3/ 4"-System, PN2 = 120 bar
und wenn
bei im ruhenden Zustand entzündeten Brenngas/Luft-Gemischen die gas-
spezifische Kenngröße nicht größer ist als Ko = 100 bar' m . s - 1 (Propan,
Lösungsmitteldämpfe).
Staubexplosionen lassen sich daher leichter unterdrücken als Brenngasexplo-
sionen.
Brennstoffexplosionen von einer der genannten Anwendungsgrenzen über-
schreitenden Explosionsheftigkeit lassen sich in Behältern über den gesamten
Konzentrationsbereich nicht mehr wirksam unterdrücken (Abb. 2.373). Allen-
falls können die Schutzsysteme im Bereich der unteren (und auch der oberen)
Explosionsgrenzen einschränkend eingesetzt werden, und zwar bis zu Konzen-
trationen, deren Kenngrößen ungefähr den Anwendungsgrenzen entsprechen.
602 3 Konstruktiver Explosionsschutz
0--
t:i. 0 SI
-- -----;/-----------------
o 0
OL-__-L__ ____L __ _~
J
~
im ruhenden
x Zustand
E
o 3 entzündet
,;
cf 2 o
/ 6 LM-Behölter:
------oa-----:o-L~~~':'-~~- bar· m· s-1
0 .......... 0 - -
o~
OL-__ ~ ___L_ __L_ _ ~
bar]
Stadtgas:
KG=140 bar. m. s-1
o ohne Unterdrückung
9 • mit Unterdrückung:
p Sial =0,1 bar=konst.
-1
·s
250 500
Brenngas-Konzentration Staubkonzentration
äE ~
i 5 "0'
11
E 5 1---\-----:;i;~::-L7l
IL.- IL.-
o L -_ _ _ _ _ _ _ _....J milUnterdrückung
o~------------~ PA' 0,1 bar
Iballn.s1j .-....,~!---- .........
-"-.- - - ,
• •..,....
Löschpulver, Amrnon •
phosphat
."
+ Methan
(KG)ruhend=55bar.rnil (KGJ ruhend =75 barmil
-
~ 250 t---~-----1
t=
~ 250 1---\----0>"<;:-----1
'cl 200
I
Cl 200
~ ~
o L _ _ _-=:!t:::::::J
hoch mittel gering hoch mittel gering
Turbulenzgrad der Brenngas/Luft-Gemische
ser Frage ist aufgrund der Ergebnisse von systematischen Versuchen mit im ru-
henden Zustand entzündeten Methan- bzw. Propan/Luft-Gemischen und
brennbaren Stäuben der Staubexplosionsklasse St 1 und St 2 in Behältervolu-
men von V = 1 - 60 m 3 unter der Voraussetzung möglich, daß
5 I-Vorratsbehälter unter den angegebenen Stickstoff-Treibmitteldrücken
stehen und
das jeweils günstigste Löschpulver (4 kg) angewendet wird.
Beispielhafte Untersuchungsergebnisse zeigt Abb. 2.375.
Die Anzahl der für eine Unterdrückung notwendigen Löschmittelbehälter
(der Löschmittelbedart) verändert sich also nicht proportional zum Behälter-
volumen V, sondern wird durch das Kubische Gesetz bestimmt, und es gilt
z = k'V2/ 3
Der Faktor k ist eine auf ein zu schützendes Volumen von V = 1 m 3 bezogene
fiktive Anzahl an Löschmittelvorratsbehältern. Er ist grundSätzlich abhängig
(im Falle der 51-Löschmittelbehälter unabhängig) vom Unterdrückungssystem
und wird vor allem von der gas- bzw. staub spezifischen Kenngröße beeinflußt.
Angaben macht Thbelle 2.33.
Die gemäß Thbelle 2.33 für ein vorgegebenes Behältervolumen errechnete
Anzahl z der Löschmittelbehälter ist grundsätzlich nach oben aufzurunden.
3.4 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsunterdrückung 605
100
so ~! 1 111 1
=
Brennbare Stäube: KSt 200 ba,rns1} p. _01 b P. 1bar
.cl =
Brenngas Propan: KG 100baJ:rns-1 "A-' ar, red·
:a.c 2S
.,
.n
e'" ~
~ 10 /
~\OB.Vt
I
'":ü
"0
N
:c e./
y
" 2.5
V
N
c: /'
<i
10
Behältervolumen V
Sie sind möglichst gleichmäßig auf der Oberfläche des zu schützenden Behäl-
ters zu verteilen, dessen Festigkeit mindestens p = 1 bar betragen muß. Ist sie
höher, dann kann bei Kenntnis des Zusammenhangs zwischen reduziertem ma-
ximalem Druckwert und Ansprechdruck dieser über PA = 0,1 bar hinaus an-
gehoben werden.
Es wurde bereits darauf hingewiesen (Abb. 1.35 u. 1.36), daß in Volumina
V> 1 m3 der zeitliche Druckanstieg von Propanexplosionen bei Optimalkon-
zentration anomal angehoben wird. Die Folge ist eine überhöhte gasspezifische
Kenngröße Ko . Abbildung 2.376 erklärt, warum sich trotzdem Propanexplo-
sionen leichter als Explosionen der Staubexplosionsklasse St 2 unterdrücken
lassen.
Während die Druckentwicklung im Falle der turbulent entzündeten Staub/
Luft-Gemische sehr rasch nach dem Wirksamwerden der Zündquelle einsetzt,
geschieht dies bei im ruhenden Zustand entzündeten Propan/Luft-Gemischen
erst zu einem deutlich verspäteten Zeitpunkt. Weil das Explosionsunter-
drückungssystem zufolge des geringen Ansprechdruckes (PA = 0,1 bar) sehr
frühzeitig in den Verbrennungsablauf eingreift, kann es zu den vorerwähnten
überhöhten Druckanstiegsraten gar nicht erst kommen.
Brennstoff
Methan 0,81
Propan, Lösungsmitteldämpfe 1,08
Stäube: Staubexplosionsklasse St1 1,08
Stäube: Staubexplosionsklasse St2 1,40
606 3 Konstruktiver Explosionsschutz
1
-'-
CI
.0
10
5
x
a..OJ
0
0 0.5
Zeit t
Abb. 2.376. Zeitlicher Druckverlauf von turbulent entzündeten Staub/Luft- und im ruhen-
den Zustand entzündeten Propan/Luft-Gemisch im geschlossenen 25 m3-Behälter
5 Versuchsergebnis: ",,,,'
PA =0,1 bar ,,,,'"
4 I- Ammonphosphat,'" ,,"
Pr.d.m~J.bar,'" , ...
3- .... ' ", ...... '
// ","
.,
L.
2-
, ,... ,"'0
.//
"N 1 _'0
, ......
klasse Stl
0 Stoubexplosions-
1-
Rechnung: Z=K V 3
:cc • Staubexplosions-
N
c: OL-__~
I __~klasse
____St2
L -__~ V ~ explosionfähigem Teilvolumen
o
c(
25 50 75 [%]
Befüllungsgrad
Abb.2.377. Unterdrückung von Staubexplosionen bei Befüllung von Thilvolumina mit
explosions fähigem Gemisch optimaler Konzentration (V = 6,5 m3)
3.4 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsunterdrückung 607
a -- __ ~~ _______-
[bor] r------/
~---,
/-
"
o
E
0,75 1-
-
-g 0,5-
Q.~
[bar /s]
7,5 l-
c
x
E
-ci
~ 5-
~
Q.I+-'
"0"0
'-----'"
2,51- Abb. 2.378. Einfluß der Schlauchlänge I
zwischen dem 3/4"-Ventil und der Kugel-
düse auf die Unterdrückung von Propan-
0 I I I I
und Staubexplosionen im 2 m 3-Behälter.
0 200 400 600 800 [mmJ a Versuchsanordnung I = 1000 mm,
b Schlauchlänge b Versuchsergebnisse
608 3 Konstruktiver Explosionsschutz
(bar( (bar) , - - - - - - - - , - - - - - - - - - - - . ,
ohne
Explosionsunterdrückung
~.
E
~ -ci
~ 101------r~~-~ ;. S l - - - - r + - - - - - \
0 0
(bar/s( ( bar/s)
/ '\-
,(
CI Löschmittel :
E Wasser
)(
-ci
CI
E e
100
~Iö ~SO
OL-_ _ _--.J.._ _ __ _
o
v
Vordruck P (absolut)
1
•
lS
.---- (bar)
Ammonphosphnt - Pulver
Sie gelang erst dann, wenn ein maximaler Explosionsdruck von Pmax = 7,7
bar und eine staubspezifische Kenngröße von Kst = 170 bar' m . s -1 vorgege-
ben war. Der reduzierte maximale Explosionsdruck liegt in solch einem Fall in
der Größenordnung von Pred,max = 1 bar. Entsprechend wird die Explosions-
heftigkeit vermindert. Grundsätzlich können also auch Unterdrückungssyste-
me für die Bekämpfung von Explosionen organischer Peroxide eingesetzt wer-
den. Die Anwendungsgrenze dieser Schutzmaßnahme ist jedoch in diesem Fall
eingeschränkt. Zur Abklärung sind grundsätzlich Versuche in hinreichend gro-
ßen Behältern (z. B. V = 1 m3) notwendig.
Bei Anwendung der bisher beschriebenen Explosionsunterdrückungssyste-
me in Verbindung mit 51-Löschmittelbehältern zum Schutz von Volumina mit
100 oder 200 m 3 Inhalt werden, je nach Größe und Brennstoffart, zwischen 23
und 48 Löschmittelbehälter benötigt. Nicht nur ihre Anzahl, sondern auch die
Montage ist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Die Hersteller solcher
Unterdrückungsanordnungen machten daher große Anstrengungen, um nicht
nur die Löschwirksamkeit der Systeme zu verbessern, sondern auch die bisheri-
ge Anwendungsgrenze bezüglich des zu schützenden Behältervolumens von
V = 100 m 3 deutlich heraufzusetzen.
Das bisherige 3/4"-System (Abb. 2.362) wurde durch einen 501-Löschmittel-
behälter mit HRD-DN 80-Ventil (Abb. 2.382, oben) ersetzt [196, 201]. Nach Be-
3.4 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsunterdrückung 611
b
Abb.2.382. 501-Löschmittelbehälter mit nachgesetzter Kugeldüse (a) und Ventilzustand vor
und nach Betätigung (b)
.,,-0,6 r- ~ ~o
o..~ --'.~l:>.
0,41- .~~o ~
o~~A
0,2 I- ~
l:>.
O~------~I------~I------~
[barls1
8
x / . 10 LM-Behälter
o
E
~- 6
~I"'"
U U 4
.~·~o 7LM-8etrilte~
2
l:>.-
___-l:>.
__ 0 5 LM-8ehälter
~l:>.
O~~----~------~------~
o 0,1 0,2 [bar 1
PA
100 . - - - - - - - - - - - - - - - - - - ,
PA :! 0.1 bar
N 60 Pred.1IDX :! 1.0 bar
D
!;;
;ä4O 6
~
~ 20
5.41-LM- BI!hä1tei
mit 3" - Vl!fltil
~
i
~ 10 ~: :
I: jf
07
j :~. IL~__ _r u_Ot_5_"_-VI!" " 'lnt~i
!;; 451-LM-Bl!hältl!r
..L.'
1 10 100 Im3l
zu schützendes Behältervolumen V
2 2
Propan : Z=1I1JoVT ... Propan : Z=0.1lVJ
2
St1- Stäube: Z=1.oeVT • St1-Slöube: Z =0.1S oV3
2 2
St2 -Sftiube: Z =\40 V"3"0
• St2-Slöube:Z=0.25VT
Abb. 2.391. Einfluß des Löschmittelbehältervolumens auf den Löschmittelbedarf
in Abhängigkeit vom zu schützenden Behältervolumen
Löschmittelbehältervolumen [I] 5 5 20 50 45
Löschpulvermenge [kg] 4 4 16 35 35
PN2 [bar] 60 120 60 100 60
Ventildurchmesser [mm] 76 2x 19 76 80 127
Brennstoff k-Faktor
a extrapolierte Werte
Einerseits beziehen sich die in Thbelle 2.34 angegebenen k-Faktoren auf die
Verwendung der günstigsten Löschmittel (im allgemeinen ein Löschpulver auf
Ammonphosphat-Basis), andererseits auf im ruhenden Zustand entzündete
Brenngas/Luft-Gemische. Ist innerhalb der Anwendungsgrenzen (Abb. 2.374)
mit turbulenten Gemischen zu rechnen, hat die Berechnung des Löschmittelbe-
darfs, unabhängig von der Brenngasart, nach den Angaben für St 2-Stäube zu
erfolgen.
Es ist zu empfehlen, die beschriebenen Explosionsunterdrückungssysteme
nach den Angaben von Thbelle 2.35 selektiv für abgestufte Bereiche des zu
schützenden Behältervolumens einzusetzen.
Abbildung 2.392 zeigt die praxisnahe Anwendung des 5"-Unterdrückungs-
systems an einem Zerstäubungstrockner.
Siwek [202] unterdrückte erstmalig inhomogene Staub/Luft-Gemische, wie
sie beim pneumatischen Thansport (Förderrohrdurchmesser Dp = 0,09 m) in
kubische Behälter von 25 m3 und 250 m3 Inhalt entstehen. Er fand für Stäube
der Staubexplosionsklasse St 1 (optimale Beladung bei einem Luftvolumen-
strom von Q = 14 m3/h) den folgenden Zusammenhang zwischen der Anzahl
z der für eine erfolgreiche Explosionsbekämpfung erforderlichen 201-Lösch-
mittelbehälter mit 3"-Ventil und dem Behältervolumen V
z = 0,2' VO,5 •
Der Aufwand an Löschmittelbehältern konnte durch Anwendung des 5"-Sy-
sterns weiter verringert werden.
M-Behältervolumen [I] 5 5 20 50 0 45
Ventildurchmesser [mm] 76 2x 19 76 80 127
BehäItervolumen [m3] <5 <5 5-30 5-30 >30
3.4 Explosionsfeste Bauweise in Verbindung mit Explosionsunterdrückung 619
Nach Angabe von Tabelle 2.34 ist zu erwarten, daß für die Staubexplosions-
klasse St 2 gilt
z-O,3 VO. 5•
Dies ist allerdings experimentell noch zu bestätigen.
Inhomogene Staub/Luft-Gemische bedürfen also eines geringeren Lösch-
aufwandes und die Anzahl der erforderlichen Löschmittelbehälter verändert
sich auch weniger mit dem zu schützenden Behältervolumen als bei homoge-
nen Staub/Luft-Gemischen.
Folgende Ausführungen informieren über das Vorgehen bei der Projektie-
rung von Explosionsunterdrückungsanlagen, die bis zu Behältervolumina von
V = 1000 m3 gesichert eingesetzt werden können.
Eine Grundvoraussetzung für die Planung von Explosionsunterdrückungs-
einrichtungen ist die Kenntnis der sicherheitstechnischen Kenngrößen, die das
Explosionsverhalten eines Brennstoffs in den Behältern einer Fabrikationsan-
lage beschreiben. Es sind dies:
- der maximale Explosionsdruck Pmax und
- die staubspezifische Kenngröße KSt bzw. die gasspezifische Kenngröße KG •
Sie werden nach vereinbarten und genormten Verfahren bestimmt, und es ist
zu prüfen, ob der bei ihrer Ermittlung angewendete Turbulenzzustand der
Brennstoff/Luft-Gemische den tatsächlichen Gegebenheiten in der Praxis ent-
spricht. Hierbei ist auch der An- und Abfahrzustand zu berücksichtigen.
620 3 Konstruktiver Explosionsschutz
--
5O-l-\brrots-
Heissm- behälter für
Stickstoff
Zündung - l : : : 1 - - - -
Manometer
EO -
Heissluft
® Drucksensor
• Drucksensor mit Auslösung des Unterdrückungsvorgangs
[bar /s]
o Ein 20Itr.LM-Behälter /
3" -Ventil
• Zwei 20Itr.LM-Behälter
451- 3"-Ventil
... Ein 45Itr. LM
: ZBehälter0
5"-Ventil
~I"'" 30-
\J\J /
---...- O.
15 -
/ ... /
........
o I I I I
o 0,1 0,2 0,3 0,4 [bar]
Ansprechdruck PA
Abb.2.394. Reduzierte Zersetzungskenngrößen von Ethylenoxid-Dampf als Funktion des
Ansprechdruckes PA des Unterdrückungssystems (turbulenter Zustand)
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 623
3.5.1 Vorbemerkung
Abb. 2.396. Übertragung einer Staubexplosion aus einer Rohrleitung DN 400 in ein explo-
sionsdruckentlastetes 14 m3-Filtergehäuse
o
ANLAGETEIL 1 ANLAGETEIL 2
Konstruktiver r--------------,
I I Vorbeugender
Explosionsschutz I I EXllosionsschutz
I
Detektoren I
I
Zündquelle _} Mindestabstand
I
Ir=:
I
f
T.
Entkopplungsemrlchtung
selbstlöti;j wirkeOemdbetötigL
ZeUenrodschieuse Löschmittelsperre
ExJlosionsscrutzventil Sclll1!llschlussschieber. -klappe
Entlastungsschlot Explosionsschutzventil
Abb.2.397. Prinzip der Wirksamkeit explosionstechnischer Entkopplungseinrichtungen
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 625
explosions fähige
Atmosphäre
Funken,
Erwärmung mit nachfolgender
möglicher Explosion
Solche Betriebsmittel benötigen vor ihrem Einsatz in der Praxis die Zulas-
sung einer anerkannten PrüfsteIle. Die Prüfkriterien bezüglich Zünddurch-
schlagsicherheit beziehen sich auf entsprechende Abmessungen von Spalten,
die mit genormten Prüfapparaturen für Brenngase und brennbare Dämpfe ge-
messen werden.
Für die Untersuchung des Zünddurchschlagverhaltens von Brenngasen
(brennbaren Dämpfen) wird die in Abb. 2.400 schematisch dargestellte Prüfan-
ordnung verwendet. Ein Zündbehälter VI mit vorgegebenem Volumen ist von
einem deutlich größeren Zweitbehälter V2 umgeben. Ein Ringspalt mit der
Spaltlänge Is verbindet beide Behälter, die vor Versuchsbeginn mit explosions-
fähigem Gemisch befüllt sind. Als ZündqueIIe dient im allgemeinen eine in
Spaltnähe angeordnete Dauer-Funkenstrecke (E = 10 J). Ausgehend von einer
Spaltweite, die zu einem Zünddurchschlag führt, wird diese so lange in kleinen
Schritten herabgesetzt, bis es eben gerade zu keiner Entzündung des Außenge-
misches mehr kommt. Dieser Grenzwert hängt von der Brenngaskonzentration
in Luft ab. Zur Bestimmung seines MinimaIwertes sind daher die Untersuchun-
gen über einen breiten Konzentrationsbereich durchzuführen. In diesem Zu-
sammenhang wurde der Begriff der Grenzspaltweite wg eingeführt. Man ver-
steht hierunter diejenige Spaltweite, die bei einer vorgegebenen SpaltIänge Is
bei einer Explosion des "zünddurchschlagwiIIigsten Gemisches" eines Brenn-
gases (oder brennbaren Dampfes) Entzündung des Außengemisches eben gera-
de verhindert.
Die GrenzspaItweite "entkoppelt" daher den Raum, in dem mit einer Explo-
sion zu rechnen ist, von der ihn umgebenden explosions fähigen Atmosphäre.
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 627
Abb.2.400 Abb.2.401
Abb.2.400. Schematische Darstellung der Versuchsanordnung zur Bestimmung der Min-
destabmessungen von Spalten gegenüber Brenngasexplosionen. VI Zündbehälter, V2 Zweit-
behälter, F Funkenstrecke, I, Spaltlänge, w Spaltweite
Abb.2.401. IEC-Normspaltweiten-Prüfgerät. a 20 cm3-Zündbehälter, b Zweitbehälter,
c Stellschraube, d Druck-Korrektur-Gefäß, e Filter, f Flanschbreite = Spaltlänge I,
Kunststoffmontel -..re~r::;mijbttl~~
vers(h"essbarer_--I+--Il-~~~""t~
spalt
Zündquelle Zweltbehalter V2
Zundbehöl ter V1
Abb.2.402. SMRE-Spaltweiten.Prüfgerät
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 629
Abb.2.403. Vergleich der experimentellen und der statistischen Grenzspaltweite von Methan
(Zündbehälter VI = 61, Zweitbehälter V2 = 1 m3)
Slöchiomel r,
Gemisch
[mm]
1,4 2
1,3
1,2
~
1,0
.! I ~ 0,8
'Qj
~
. . ,,).. i ,
Ci
1,2 1-----+-1,. :...>dBJZ~~1
I I
:
Wg
2.
'Qj
0,6
a. I : .
: hl ~
Ul ,!,
unddurc schlag ==Cl 0,4
i : i
I ' .
~ 0,2
l : I
;c :
z (0'
1,1
IVol·I.1 o2 3 4 5 10 20 304050 [Vol %]
Methangehalt in Luft Brenngasgehalt im Gemisch
Abb.2.404 Abb.2.405
Abb. 2.404. Einfluß der Spaltweite w auf den Zünddurchschlagbereich von Methan/Luft-
Gemischen (Zündbehälter VI = 61, Zweitbehälter V2 = 1 m 3 , I, = 25 mm)
Abb.2.405. Zünddurchschlagbereich verschiedener Brenngase (Zündbehälter VI = 100 m3,
Zweitbehälter V2 = 250 I, I, = 15 mm), 1 Propan, 2 Methan, 3 Mischgas (30 VolOJo Methan
+ 70 VolOJo Wasserstoff), 4 Stadtgas, 5 Wasserstoff, -' - stöchiometr. Gemisch
Mitte Behälter
[mm]
• Zünddurchschlog
3'"
2,0
o ~n llinddurchschlog
.....
(l)
1,5
"w
3
::,
d 1,0
Cl.
VI
0,5
Abb.2.407. Fahrschalter mit oben entfernter Abdeckhaube vor dem Plattenpaket (a) und
explosionsdruckentlastete 40 m3-Explosionskammer (b)
Kam es bei den mehr als 500 Zündversuchen zu einer Entzündung des Au-
ßengemisches, dann geschah dies zeitlich unverzögert, d.h. unmittelbar nach
der Schmelzdrahtexplosion.
Der Partikeldurchmesser wurde zu Dp = 0,1-0,01 mm bestimmt. Die Parti-
kelgeschwindigkeit war werkstoffabhängig und lag in dem Bereich von
Vp = 3-66 m/s.
Schmelzdrahtexplosionen von Eisen ergaben, unabhängig vom Spaltwerk-
stoff, immer eine Entzündung der Stadtgas/Luft-Gemische. Hierfür ist nach
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 633
Silver [210], bezogen auf den gegebenen Partikeldurchmesser und die -ge-
schwindigkeit, eine Partikeltemperatur von mindestens 1300 oe notwendig. Sie
wird, bedingt durch die hohe Schmelztemperatur des Eisens von
T s = 1525 oe, nicht nur überschritten, sondern durch die Reaktion mit Sauer-
stoff noch zusätzlich erhöht. Wegen der gegenüber Stadtgas höheren Mindest-
zündenergie und Zündtemperatur wurden Methan/Luft-Gemische nicht ent-
zündet.
Auf diese Weise kann die 30OJoige Zünddurchschlaghäufigkeit von Kupfer-
partikeln (Schmelztemperatur T s = 1083 0c) beim Durchgang durch Alumini-
umflansche in den Gemischen bei der Brenngase (Thbelle 2.37) zunächst nicht
erklärt werden. Weil zu damaliger Zeit keine Möglichkeit bestand, den Entzün-
dungsvorgang mit einer Hochgeschwindigkeitskamera aufzunehmen, ent-
schloß man sich zu photographischen Aufnahmen mit offener Kamera ohne
Vorhandensein von Brenngas/Luft-Gemisch.
Bei 70070 von 100 Aufnahmen ergab sich das in Abb. 2.409 gezeigte Erschei-
nungsbild (wie auch beim Durchgang von Eisenpartikeln durch Spalte ver-
schiedener Werkstoffe) einer geraden Flugbahn rötlich leuchtender Partikel.
Bei 30% der Aufnahmen (Abb. 2.410) zeigten sich gekrümmte Flugbahnen mit
am Ende helleuchtenden Knoten. Hierbei müßte es sich also um das Erschei-
nungsbild handeln, das zur Gemischentzündung führt, die wie folgt zu erklä-
ren ist: Es fiel auf, daß die vorher glatten Kanten der Aluminiumspalte auf der
zum Schmelzdraht zugekehrten Seite mit zunehmender Versuchszahl (mikro-
skopisch nachgewiesen) Anreißungen hatten, die bei deri anderen Werkstoffen
13g' D.
i
0 D./
~ OL-___~lo__~~~'_D._/
__~,___~'___~I~~
:;:l 0 25 50 75 100 125 [ms]
Lichtbogenstandzeit t L
2.0
[mm] ,------------------,
E •
~- ,
E
1,5
301
Methan
•
3<31
1,5 Methan
....--
~
"(jj
1,0
--- Propan
- .l':!
"Cü 10
~~ropan
~ _-----
~=~~~~-
3
_0
Stadtgas 3
==0-
0 ~ A
==0-
0
0,5
O'5r~ 0--_
VI
N
0_°--'0 WJsserstoff VI
C 0 N
C , Wasserstoff
~
...'"
l!J
0 l!J o "--___--.J._ _ _ _--'
100 o 25 [mm]
Volumen Zünd behälter [cm 3) Spaltlänge I g
Abb.2.413 Abb.2.414
Abb. 2.413. Einfluß des Volumens des Zündbehälters auf die Grenzspaltweite wg von
Brenngasen (I. = 25 mm)
Abb.2.414. Einfluß der Spaltlänge I. auf die Grenzspaltweite wg von Brenngasen (Zünd-
behälter VI = 100 cm3, Zweitbehälter V2 = 250 I)
Methan 1,3
Propan 1,0
Stadtgas 0,6
Wasserstoff 0,3
638 3 Konstruktiver Explosionsschutz
[mml
1,0
0,8
3'"
Äthylen
C1J
:t:: 0,6
C1J
3
==0
0..
0,4
'"
N
c
Wasserstoff
C1J
'- 0,2
l::J
0
0 50 100 150 200 [OC I
Ausgangs te mpera tur
Abb.2.415. Grenzspaltweite wg von Brenngasen und brennbaren Dämpfen als Funktion der
Temperatur T [213] (Zündbehälter VI == 20 cm3, I, == 25 mm)
4,0
E
E 3,0
3 '"
C1J
+- 2,0
"w3
+-
Ci
0..
'" 1,0
N
C
C1J
'-
l::J
0
0 2 3 4
1 -1
x 10 3 [mbar I
pv
Abb.2.416. Grenzspaltweite wg von Brennstoffen als Funktion des inversen Vordruckes Pv
(Zündbehälter V I == 20 cm 3 , I, == 25 mm)
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 639
J ,,,Ir
[Vol %1
Cl
.9 /"-?-+-+_.-+~
2._
..c: 3 -
u
VI
..c:
u
L..
::1..c:
-0 u
-0 . - - w=1,08mm
e ~
/+
:::1 QJ
N .0 o I I I
[mml
0,98 r-
......
QJ ~% r- + +
'Qj
3 0,94 ~-+-+-+-+-+
±:;
cJ
:7l-
N 0,92
eQJ
L.. ~
L!J 0 -' L I I
0 LU 40 60 80 [%1
relative Feuchte
Abb. 2.418. Einfluß der relativen Feuchte von Methan/Luft-Gemischen
auf das Zünddurchschlagverhalten Os = 12,7 mm)
Tabelle 2.39. Gruppeneinteilung von Brenngasen und brennbaren Dämpfen nach der
Normspaltweite Wo [215]
Explosionsgruppe Beispiel
I Sondergruppe: Methan
HA >0,9 Propan
Butan
HB sO,9 Ethylen
~O,5 Dioxan
He <0,5 Acetylen,
Schwefelkohlenstoff,
Wasserstoff
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 641
[mml
10 0 ~ Methan
~
Propan
~
r::
5
V
11'"
.l!! 4 AzelYfen
-, !7-
.Qi I-Sc hwefelkohlenstoff
~ 3 F= Wasserstoff
Cia.
CII 2
E
::;
z
2 3 4 5 10 2 [mAl
Mindestzünclstrom Iz
[mm]
o I s=5mm
1,25 6 Is=25mm
2
"Qi
....
~
"5
a.
rn
N
~ 0,5
(!)
0,25
Mischgas-Zusammensetzung
[mm]
0,51-
- - - 0 - - - 0 ______- - - - -
__ 0 -0
oL-_l....-I_l....-I_.l.......-I_.L........1---J
o 2 3 4 [Vol%]
N0 2 - Zusatz
Das Stickoxid NO hat ein großes Bestreben, sich mit dem Luftsauerstoff zu
Stickstoffdioxid N02 zu verbinden
2NO+0 2-+N0 2 •
Es entstehen braune Dämpfe, die die Grenzspaltweite der untersuchten Brenn-
gase im Rahmen der Untersuchungsgenauigkeit linear anheben. Gleichzeitig
verschiebt sich wegen des höheren Sauerstoffangebotes in der Verbrennungsat-
mosphäre die zünddurchschlagwilligste Konzentration gegenüber Luft zu
höheren Brenngaskonzentrationen hin.
Es ist bekannt, daß der Zerfall von Acetylen verhindert werden kann, wenn
es mit einem Fremdgas verdünnt wird. Je größer der prozentuale Anteil z. B.
von Methan im Gemisch ist, um so höher ist der Grenzdruck, bei dem Zerset-
zung eintritt (Abb. 2.24). Im Zusammenhang mit der gefahrlosen Beseitigung
acetylenhaltiger Abgase stellte sich daher die Frage, wieviel Acetylen im Me-
than allerhöchstens enthalten sein darf, damit eine für Propan geprüfte me-
chanische Flammensperre sicher den Rückschlag einer Explosion vom Misch-
gasbrenner einer Verbrennungsanlage in das Abluftsystem verhindert [217].
Wie erwartet (Abb.2.422, links) wird durch Zusatz von Acetylen zum Methan
die Grenzspaltweite wg' bei gleichzeitiger Verschiebung der zünddurchschlag-
willigsten Konzentration zu höheren Werten hin, herabgesetzt. Unabhängig
von der Spaltlänge 18 (Abb. 2.422, rechts) fällt zunächst die Grenzspaltweite wg
linear mit zunehmendem Acetylenanteil im Gemisch. Ist dieser ~ 30 VoIOJo,
dann ist, ähnlich wie bei Wasserstoff (Abb. 2.414), ein Spaltlängeneinfluß nicht
mehr vorhanden. Es zeigt sich ferner, daß ein aus 80 Vol % Methan und 20
Vol% Acetylen zusammengesetztes Mischgas das gleiche Zünddurchschlagver-
halten wie Propan hat.
Schuber [218] ist ein umfassendes Wissen über die Grenzspaltweite wg
brennbarer Stäube zu verdanken. Er benutzte als Zündbehälter die in
~ 1,Or-
2
"4j
...,~
"0
6}O,5 r-
o 100/0 CH 4 /C 2 H2 '" wc:Propon
'" 80/20 CH 4 /C 2 H
060/40 CH 4 /C 2 H2
o I I I o I I I I
o 3,75 7,5 10,75 LVol%] 100 90 80 70 60 50 CH4 [Vol%]
Mischgasgehalt
o 10 20 30 40 50 <;~[Vol%]
Mischgaszusammensetzung
Abb. 2.422. Zünddurchschlagverhalten von Mischgasen aus Methan und Acetylen durch
parallele Spalte (Zündort: Spaltnähe)
644 3 Konstruktiver Explosionsschutz
b
Abb. 2.423. 42 I-Apparatur für die Untersuchung des Zünddurchschlagverhaltens von brenn-
baren Stäuben durch enge parallele Spalte. a Schematische Darstellung; b praktische Aus-
führung
Abb. 2.423 gezeigte Apparatur von 421 Inhalt mit Ringspalt in abgestuften
Spaltlängen von ls = 0- 50 mm.
Für die Herstellung der homogenen Staub/Luft-Gemische wurde das verein-
barte und genormte Untersuchungsverfahren [31] angewendet. Die zum 1 m 3_
Normbehälter äquivalente Zündverzögerungszeit zwischen dem Beginn der
Staubeingabe und dem Wirksamwerden der Zündquelle (E = 10 kJ) ergab sich
im geschlossenen Zustand zu t v = 0,12 s (Abb. 2.424).
Als Zweitbehälter wurde der 1 m 3-Behälter (Abb.2.425) gewählt und die
Staub/Luft-Gemische ebenfalls nach dem Normverfahren [31] erstellt.
Zunächst ,:eigte sich, daß die übliche Zündenergie der pyrotechnischen Zün-
der von E = 10 kV im Zündbehälter auf E ~ 250 J herabgesetzt werden mußte,
um eine Entzündung des Außengemisches durch die Zündquelle selbst zu ver-
hindern.
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 645
[bar)
4001-
3001-
N
...:t 2001-
+--
I/l
:.::: Abb. 2.424. Vergleich der Explosionskenngrößen
brennbarer Stäube im 421-Zündbehälter (iv = 0,12 s)
und im 1 m3-Normbehälter (tv = 0,6 s)
Schuber ging davon aus, daß, wie im Falle der mechanisch erzeugten Funken
(Abb.2.78), auch das Zünddurchschlagverhalten brennbarer Stäube von Min-
destzündenergie MZE und Zündtemperatur Tz bestimmt wird. Er verwendete
daher für seine Untersuchungen 12 brennbare Produkte innerhalb eines Min-
destzündenergiebereichs von MZE< 1 - 5000 mJ und Zündtemperaturbereichs
von Tz = 260°-580°C.
[mm)
4
0
Ho,,,m.,
o mit1e1
/
0
[mm)
6 -
I
I ·Y
Kohl,",,,.b tj
.TurtJulenz6 mittel"
I
Turbulenz • niedrig
medrlg
- \:,-.:/ .
~
~ 3 • E;10J E=250J
.....
~_._.
QJ
5
. ._._..............-
.2! "Qj
"Qj 2
.....~ ~c::I
Ci c. 4 - '--6
C. Vl
Vl
I I I
0 3
0 500 1000 1500 [g/m 3 ) 0 250 500 750 [g/m 3 )
Staubkonzentration stau bkonzentration
Abb.2.426. Spaltweite w als Funktion der Staubkonzentration (ls = 1S mm)
'S07
3.5 Exp1osionstechnische Entkopp1ung und Exp1osionsabbruch 647
[%] 0 [%] 0
"',"'. .,
MZE=20mJ
~Og ," ) "'""",,",I,
MZE=100mJ 0
:I:
.0-
TZ = 400o( =
TZ SOOo( 0
'ijj
.x
CI
;;::
50 50 e-
"
'0
.r:: 0
I
8'
:E
/0
~
"E
0
"c:
'0
'0
'"
0
0 0,5
0/0
1,0 1,5 [mm]
o L--i,/ 1,5
I
2,0
I
2,5 [mm]
N '0
w W
I~: rf____
-----"'------=::::;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;~2 Kohlenstaub II
~ :f~--se'
~o
'-::===<>
- 1 Maisstörke
Lycopodium
or I I I I
o ~ ro ~ 40 Imml
Spaltlänge ls
Abb. 2.428. Grenzspaltweite wg brennbarer Stäube als Funktion der Spaltlänge 15 (Zündort:
Raummitte Zündbehälter)
Darstellung die in Abb. 2.429 gezeigte Gerade, für die unabhängig von der
Brennstoffart gilt
0,157
w = W = 101' ( MZE·Tz+273 )
g n' 273
::::
5 ~'-~--~-----------------------~~--~
~ ~ ~ A
~ 0 0 Benzanthron
j ~ ct_~~
~_ Co+- >.
..
E ~:E Bl~
E -5 UJ tü. o~
'8 o~SOO '<Y
r:ß 00
o
Wasserstoff
Es ist der große Verdienst von Schubers Untersuchungen, daß bei Kenntnis
der Mindestzündenergie MZE und der Zündtemperatur Tz für die vorgegebe-
ne Spaltlänge ls = 25 mm die Normspaltweite Wn von Brenngasen und die
Grenzspaltweite wg von brennbaren Stäuben berechnet werden kann. Bei
Übereinstimmung der beiden sicherheitstechnischen Kenngrößen, die das
Zündverhalten beschreiben, ist unabhängig von der Brennstoffart der gleiche
Grenzwert zu erwarten. Die in den "Explosions schutz-Richtlinien" [6] vertrete-
ne Meinung, wonach die Grenzspaltweite brennbarer Stäube größer ist als die
der Brenngase, ist damit widerlegt.
Schuber untersuchte mit der gleichen Apparatur (Abb. 2.245) auch das
Zünddurchschlagverhalten von hybriden Gemischen aus brennbarem Staub
mit Propan. Hierfür war es zunächst notwendig, die Grenzspaltweite Ws des
Brenngases bei Gemischentzündung im ruhenden und turbulenten Zustand
(erzeugt durch entsprechende Wahl der Zündverzögerungszeit 1v im Zünd-
und Zweitbehälter) zu bestimmen. Das Ergebnis faßt Thbelle 2.40 zusammen.
Bei im ruhenden Zustand entzündeten Gemischen ist der Niedrigstwert für
die Grenzspaltweite Ws (~der Grenzspaltweite Wg) wie erwartet bei der Zünd-
ortlage "Spaltrand", bei Gemischturbulenz, wie bei den brennbaren Stäuben,
bei der Zündortlage "Raummitte" zu beobachten. Das Ergebnis ist unabhängig
von der Zündenergie (E = 101250 J) und dem Thrbulenzgrad (mittel, niedrig).
Für die Zünddurchschlagversuche wurden brennbare Stäube mit deutlich
unterschiedlichen Grenzspaltweiten wg verwendet.
Bereits bei geringen Propanzusätzen zur Verbrennungsluft nimmt die zünd-
durchschlagwilligste Staubkonzentration im hybriden Gemisch deutlich ab, um
sich bei hohen Propanzusätzen asymptotisch einem Endwert zu nähern
(Abb.2.430). Der Staubanteil wird also zunehmend vom Brenngasanteil ver-
drängt.
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 649
Tabelle 2.40. Propan: Einfluß des Zündortes und der Gemischturbulenz auf die zünddurch-
schlagsichere Spaltweite Ws und die zünddurchschlagwilligste Konzentration Cz
(E = 10/250 J)
e N
DU
.Y
-§-5
E,~
VJE
OJ
.....
OJ~
'"
giji
~ -0
' j 't:
enD
EE
L
~,§
L e
:: 0 • NetzschwefeLE=10J,niedrige Gemischturbulenz
::J~
-0 d ... Maisstörke, E=10J, niedrige Gemischlurbulenz
-0'-
,e 1:: • KahlenstaubE=250J,mittlere Gemrschturbulenz
i.:.:.l gj 1 2 4 [Val %J
.•
Zünddurchschlagfreudigstes
Propan/Luft Gemisch
Imm: l~--"i!
• I • NetzschY.efel :E=10J ,niedrige Gemischturbulenz
... Maisstürke: E=10J,niedrige Gemischturbulenz
• Kohlenstaub E =250J, mittlere Gemischturbulenz
o, I I II turbulenz
o 1 2 3 4 IVol %1
Propankonzentration
Abb. 2.431. Einfluß der Propankonzentration auf die zünddurchschlagsichere Spaltweite Ws
hybrider Gemische (ls = 15 mm)
lund~ VI · O' I
l'lfi ~j t~s# V,. 601
Die Untersuchungen ergaben aber auch, daß die Abhängigkeit der sicheren
Rohrlänge vom Rohrdurchmesser (Tabelle 2.41) zusätzlich vom Volumen des
Zündgehäuses, nicht aber vom Rohrwerkstoff (Stahl/Glas) abhängt.
Die Sperrwirkung von 4 mm Rohren gegenüber Methanexplosionen wurde
aufgehoben, wenn sie als Wendel (Gesamtlänge 1= 1000 mm) ausgeführt wa-
ren, wobei Wendeldurchmesser und Windungszahl die Übertragungshäufigkeit
beeinflußten [219].
Schuber [218] untersuchte mit seiner Apparatur (Abb.2.245) ebenfalls das
Zünddurchschlagverhalten von Propan und brennbaren Stäuben durch Boh-
rungen.
1,5 5
2,0 25
3,0 50
3,5 70
4,0 100
652 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Methan 4
Propan 3
Stadtgas 2
Wasserstoff 1
ir 'mmJ .---------~~--~~-----o---l
8 lycopodium } niedrige Turbulenz
L-
<lJ Zündort ' Raummitte
VI
VI 6 Zündbehälter
<lJ
E Netzschwefel nB = 12
A-_--0----------0--
____
~ --/
~--~A----
I L
VI ~ 4
C7l ::J
c:: "0
::J N
L- c:: 2 Propan ruhend
L <lJ
o L-
Zündort : Nähe Bohrung
co l:l
o OL---l.L..O--2.L..O--30"----4...0--S...0-'-m-m--'J nB = 1
Bei einer Länge der Bohrung von IB - 50 mm stellt sich der Löschabstand
dg,max ein, der für
Lycopodium dg,max = 10 mm,
- Netzschwefel dg,max = 4 mm und
- Propan dg,max = 1,5 mm
beträgt. Der für das Brenngas angegebene Grenzwert liegt deutlich unter den
Angaben von Thbelle 2.42, bedingt durch das deutlich größere Volumen de~
Zündbehälters.
Auch bei zünddurchschlagsicheren Bohrungsabmessungen werden im Au-
ßenraum des Zweitbehälters Flammenerscheinungen beobachtet (Abb. 2.436).
Zusammenfassend ist festzustellen, daß sich der Löschabstand von Brennga-
sen und brennbaren Stäuben, oberhalb dessen eine selbständige Flammenfort-
pflanzung eintritt, im mm-Bereich liegt. Bei Staubexplosionsgefahr ist daher
eine Sicherung gegen Flammendurchschlag nicht leichter realisierbar als bei
der Explosionsgefahr durch Brenngase oder brennbare Dämpfe [6].
Es ist bekannt, daß auch Schichtgüter die Flammenfortpflanzung von
Brenngas-Explosionen aufzuhalten vermögen. Zielsetzung von systematischen
Untersuchungen mit kugelförmigem Schichtgut war es zu prüfen, ob das
Zünddurchschlagverhalten von Brenngasen ähnlichen Gesetzmäßigkeiten un-
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 655
tAbgas
Zünd· Funk.n5/ro,ko
lsololor
Uc/lIP
Glo.kugoln Siob 11: Mo!C~~,. QS mm
• 111 • QS6
V: /.0
2.~
Br.nng..
"
b
Mischdii~
Luft
terliegt, wie sie aus den Untersuchungen über die Wirksamkeit von Spalten
zwischen parallelen Flächen und geraden Rohren als Flammensperre resultie-
ren [220].
Die Versuche wurden mit der in Abb. 2.437 gezeigten Apparatur durchge-
führt. Das Zündgehäuse a (VI = 0,61) ist über eine Kugelschicht (gehalten
durch ein ebenes Drahtsieb) mit dem Zweitbehälter b (V 2 = 61) verbunden.
Die Zünddurchschlagsicherheit einer solchen Flammensperre setzt sich aus
der Wirksamkeit des Haltesiebes und der Kugelschicht zusammen. Bei den zu':,
nächst durchgeführten Versuchen ohne Schichtgut ergab sich, im Gegensatz
zum Zünddurchschlag durch Spalte und Rohre, daß eine Explosionsübertra-
gung um so leichter erfolgt, je weiter die Zündquelle (Induktions-Dauerfun-
kenstrecke: E = 10 J) vom Haltesieb entfernt und je größer seine Maschenweite
ist. Ein Einfluß des Drahtwerkstoffes wurde nicht festgestellt. Für die weiter-
führenden Untersuchungen befand sich daher die Zündquelle im Deckelbe-
reich des Zündgehäuses.
In Abb. 2.438, links ist für Glaskugeln und verschiedene Brenngase der Zu-
sammenhang zwischen der sicheren Schichthöhe h s' bei der eben gerade keine
Explosionsübertragung stattfindet, und dem Kugeldurchmesser D dargestellt.
Um den Zünddurchschlag zu begünstigen, wurden solche Drahtgewebe als Trä-
ger des Schichtgutes ausgewählt, deren Maschenweite ein Durchfallen der zu
untersuchenden Kugelschicht eben gerade verhinderte.
Zunehmende normale Verbrennungsgeschwindigkeit (Methan--+Wasserstoff)
erfordert eine größere sichere Schichthöhe hs ' die zusätzlich vom Volumen des
656 3 Konstruktiver Explosionsschutz
"
.s;;.
:0
~150
:0
- <> D=lmm
durchmesser
:5 40 :5 o D=2mm
ii :§ 6.D=6mm
~ 30
CI) ~100 _oD=7mm
"\; ~
"
I ~ i
~ g 50
~ 10 ~
e
~
~
e
~
~
~ ~
<: <:
~ Kugeldurchmesser D ~ Volumen des Zündgehäuses V,
Zündgehäuses abhängt (Abb. 2.438, rechts). Ferner deuten sich für den Kugel-
durchmesser DAnwendungsgrenzen von Schichtgut als Flammensperre an. Im
Falle von Wasserstoff sind nur 1 mm-Kugeln zünddurchschlagsicher.
Um den Einfluß des Werkstoffs zu untersuchen, wurden neben Glas- auch
Blei- und Aluminium-Kugeln (Verhältnis der Wärmeleitfähigkeiten: 1 : 43 : 259)
verwendet und im Rahmen der Versuchsgenauigkeit kein Einfluß auf die siche-
re Schichthöhe festgestellt.
Die relative Feuchte von Methan/Luft-Gemischen hat einen ähnlichen Ein-
fluß auf die Zünddurchschlaghäufigkeit bei eben gerade noch nicht sicherer
Schichthöhe wie bei den Spaltuntersuchungen: Einem raschen Anstieg folgt
ein Abfall zu hohen Feuchtegehalten hin.
Auch der Einfluß von strömenden Methan/Luft-Gemischen wurde bis zu
Geschwindigkeiten von ca. 1 m/s mit 5 mm-Kugeln untersucht. Erfolgt Ent-
zündung "in Strömungsrichtung" (Gemisch strömt aus dem Zünd- in das
Zweitgehäuse) verdreifacht sich die sichere Schichthöhe. Sie ist hingegen kon-'
stant bei Entzündung "entgegen der Strömungsrichtung" (Gemisch strömt aus
dem Zweit- in das Zündgehäuse). Dieses Untersuchungsergebnis wurde erwar-
tet und war wiederum unabhängig vom Kugelwerkstoff.
In der Praxis können im allgemeinen nicht bewegte und nicht einer häufigen
Nachprüfung bedürfende elektrische Betriebsmittel durch Einbetten in körni-
ges Material gegen umgebende explosionsfähige Atmosphäre zünddurch-
schlagsicher gemacht werden. Man spricht in diesem Zusammenhang von der
Zündschutzart Sandkapselung "Q". Um auch diesen Fall zu erfassen, wurden
mit der in Abb. 2.439 gezeigten Apparatur Zünddurchschlagversuche durchge-
führt.
Das Zweitgehäuse b (V = 61) diente der Gemischherstellung, während im
Zündgehäuse a (V = 0,61) die Zündquelle (Induktions-Dauer-Funkenstrecke:
E = 10 J) innerhalb des Schichtgutes angeordnet war. Die Untersuchungen
wurden wiederum mit Glas- und auch mit Bleikugeln durchgeführt. Der Zu-
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 657
t Abgas
Ventil
Schauglas
Mischdii~
b L"" "
V~rt~l/erdiJ~
Ve>nti/
Gthause a V. 0.6/
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V -g 30 E 60
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'0
O~o~-~ __~____~__~~
C
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N
o 2 4 6 8 [mmJ
Kugeldurchmesser D
Abb. 2.440. Zünddurchschlagsichere Schichthöhe h, über der Zündquelle
als Funktion des Kugeldurchmessers D für verschiedene Brenngase
658 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Methan 7
Propan 6
Stadtgas 4
Wasserstoff -2
fmml
10 ""'-'''''''-r7--r7-r7"T"7"?T7"'''''-''''''-:,..,..,,...,,-r7"""7""71-r7-rT"7""T1
2 ~~~F-~-1----~-----+----~
Wmox • 1.2 mm
o 20 40 60 80 100 fmml
Schichthöhe h.
Rohrlänge I
Spa/tlänge I
Abb. 2.442. Zünddurchschlagsichere Abmessungen mechanischer Flammensperren gegen-
über Methanexplosionen
=
1-)
.!;
Z
I
A: I J
~
...c 2.5
~
..a
es
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u \0
111
'0
..J
QS
1125
D,I
10 50 100 500 I.........
KG-Wert
....... Lllff
",0'
Piezoeleklrisches
Druckelemeni
Zündgehäuse
Geschwindigkeits-
messung
-< .a·
ZündfunkM- I ) Schichtgut
strecke
Temperaturmessung ......
•or der FlamtnM-
sperre ~SSSS:~
Flammen-
sperre
Temperatur -
messung hinltlr 11) Rohre
der Flammen-
sperre
Zweitgehäuse ~
.b" Enllastungsflöche 111) Spalte
a b
Abb.2.445. Mikroskopaufnahmen der für die Thmperaturmessung verwendeten Mantel-Mi-
niatur-Thermoelemente ohne Ummantelung. a Leiterdurchmesser 0,05 mm; b Leiterdurch-
messer 0,1 mm
Spaltweite w· 7,0 mm
1500
° t-5mm
+ t-15mm
• t-25mm
.....
....~ 1000
o 20 40 60 80 100
Abstand von der Ftammensperre [mm J
Abb, 2.446. Thmperaturabfall der Verbrennungsgase von Methan in Abhängigkeit von der
Spaltlänge und daraus resultierende Thmperaturproflle
Abb. 2.447. Thmperaturproflle der Verbrennungsgase von Methan nach eben gerade eine
Explosionsübertragung verhindernden mechanischen Flammensperren
Tabelle 2.44. Kenngrößen der Verbrennungsgase von Methan im Außengemisch bei eben
sicheren Flammensperren (Zündgehäuse: 0,81)
3.5.3 Entkopplungsmaßnahmen
wmmOßßmJIUßIIOJIIIUßIUllmC· ~IION}<
Zeit einem Abbrand standhalten. Es sei denn, es wird durch gezielte Maß-
nahmen (z. B. automatische Löschanlagen) dafür Sorge getragen, daß es zu
keiner längeren Flammenstanddauer im Sperrenbereich kommt.
Detonationssichere Armaturen: Sie müssen einen Flammendurchschlag
auch im Falle einer Detonation verhindern und entsprechendem Druck
standhalten. Die Druckfestigkeit solcher Armaturen muß also wesentlich
höher sein als die der explosionssicheren Armaturen.
Immer werden die engen Durchtrittsquerschnitte der in den folgenden Ausfüh-
rungen beschriebenen Sperrenanordnungen vom Zünddurchschlagvermögen
des Brenngases oder brennbaren Dampfes bestimmt. Davy-Siebe, engmaschige
Drahtnetze, Stahlwolle entsprechen wegen ihrer ungenügend definierten
Durchtrittskanäle und nicht ausreichender mechanischer Festigkeit nicht mehr
den heutigen Anforderungen und sollten in der Industrie nicht mehr angewen-
det werden.
I
6 a
b
Abb.2.449. Explosionssicherungen für enge (a) und weite (b) Rohrquerschnitte [224]
z ur TNV · Anlog(l' T
(moglIch. Z"nd ,
quoll.1
Tnc-rmo'lIhlN
(aJQ<>IQSSil?n 'ur
20n. "0 " I
von Abgo s
obQcbendt'r
Anlago
Abb. 2.450. Explosionssicherung mit Thermofühler für die Auslösung von Löschfunktionen
bei Dauerbrandgefahr (224)
...........
"'0" Abgos
AnlOG"
,,,,'HV~
CfIIl09!t(ht
~""dQU.U .. 1
Je aNS." "tI I
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c 25 I
I
I
I
::J Spaltweite: : :
+'
Cf) 3 } I I
o o w=O,9mm,V=1 m 3 ohne Ausblasrohr
:;::; • w=O,9mm,V=60 m
c .c.w=O,7mm,V=1 m3 , Ausblosrohrlönge ~ 6m
w
10L-______L -_ _ _ _~-L~~~
0,1 0,3 [bar]
p : Berstscheibe
red.max.
- Zünddurchsch!agslcherung -
8J : Sicherheits-
Schnellschluflventil
Zünddurchschlag -
SIcherung
Schnellgasprüfer
Ist der Luftanteil sehr hoch und eine Weiterverwendung nicht möglich, wird
das Grubengas über eine Ausblasleitung ("Fackel" auch bei Nichtbrennen ge-
nannt) in die freie Atmosphäre ausgeblasen. Wird der Explosionsbereich von
Methan erreicht, erfolgt Gebläseabschaltung und Notabfackelung über den na-
türlichen Auftrieb. Weil aufgrund der Erfahrung Zünd quellen nicht ausge-
schlossen werden können (z. B. Blitzschlag), war die Anordnung von Explo-
sionssicherungen vor dem Gebläse zur Grube hin und in der "Fackel" notwen-
dig [226].
Zunächst war vorgesehen, die Absicherung zur Grube hin mit sogenannten
Plattenschutzpaketen (Abb. 2.454) vorzunehmen. Es handelt sich hierbei um
Blechpakete von 50 mm Länge (SpaltIänge I = 50 mm), bei denen der Abstand
zwischen den 1 mm-Blechen die Spaltweite bestimmt. Je nach Rohrnennweite
wurden 4, 12 oder 20 solcher Plattenpakete verwendet, d.h. der Querschnitt der
Explosionssicherung war gegenüber dem Rohranschluß erweitert.
Die Zünddurchschlagversuche mit unterschiedlichen Rohrlängen (quasi of-
fen und druckdicht verschlossen) wurden mit Mischgasen aus Methan und
Wasserstoff (Abb. 2.420) durchgeführt und diejenige Zusammensetzung be-
stimmt, bei der eben gerade kein Zünddurchschlag erfolgte.
Zunächst zeigte sich, daß bei druckdichtem Rohrabschluß die Wahrschein-
lichkeit des Zünddurchschlags ab- und bei quasi offenem Rohrabschluß zu-
nimmt. Das Untersuchungsergebnis faßt Tabelle 2.45 zusammen.
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 673
A
Schmll A - 8
(~ KuglJnJ
Si~bgewebe
Siebfolie
J---+- Verstllrl<ungs-
rippen
I
'-.
8 d. ·6mm . h, ·gOmm }
d" ·5mm. h, 'SOmm Glaskugelful/ung
DN[mm] 1 [m]
15 0,5
20 1,0
25 1,5
32 2,0
40 3,0
50 4,0
65 6,0
80 8,0
100-200 10,0
Schutzhaube
Schmelz-
bolzen
b
Abb. 2.457. Dauerbrandsichere Flammensperren. a Schutzhaube verbrennt;
b metallische Haube klappt auf
Die Flammensperren sind so konstruiert, daß sie die beim Abbrand entstehen-
de Reaktionswärme unter allen Betriebsbedingungen ohne Beeinträchtigung
der Sperrwirkung abführen. Abbildung 2.458 zeigt das Schema eines flüssig-
keitsbelasteten Membranventils ohne statische Flammensperre, das den Effekt
der dynamischen Flammensperre [223, 224] nutzt und dauerbrandsicher ist
Es besteht aus Ventilsitz und Ventilaufsatz mit eingespannter Membrane. Sie
wird entsprechend dem Ventilöffnungsdruck kontrolliert über eine Schwim-
meranzeige, mit frostsicherer Flüssigkeit belastet, die oben über eine flammen-
durchschlagsichere Öffnung mit der Atmosphäre in Verbindung steht
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 677
Ist der Druck im Thnk größer als der der Flüssigkeitssäule, hebt sich die
Membrane an, und der Thnk wird entlüftet. Kommt es zur Entzündung des
ausströmenden Gemisches, ist die Ausströmungsgeschwindigkeit größer als die
normale Verbrennungsgeschwindigkeit; ein Flammenrückschlag ist daher nicht
möglich (dynamische Flammensperre). Bei kleinem Luftvolumenstrom brennt
die Flamme unmittelbar am Spalt. Die Flamme erwärmt die Membrane, die
sich infolge ihrer Elastizität noch besser an den Ventilsitz anpaßt. Hierdurch
wird der Spalt verkleinert, d.h. die Ausströmgeschwindigkeit des Gemisches
und damit auch die Sicherheit auf Flammendurchschlag erhöht. Außerdem
wird die Membrane durch die Belastungsflüssigkeit so gekühlt, daß eine Funk-
tionsbeeinflussung durch Reaktionswärme nicht gegeben ist.
Bei Grubengasabsauganlagen (Abb.2.453) kann
bei nicht explosionsfähigem, deutlich über der oberen Explosionsgrenze
von Methan liegendem Grubengas ein Brand am Mundloch einer Gasaus-
blasleitung entstehen oder
bei explosionsfähigem Methan/Luft-Gemisch eine Explosion bis zur Ein-
baustelle der Flammensperre in der Gasausblasleitung zurückschlagen.
Sehr ähnlich liegen die Verhältnisse in den Gasausblasleitungen von Thnkschif-
fen [227, 228], die im allgemeinen durch Bandsicherungen abgesichert sind.
Bei der Beladung von Thnkschiffen hat sich ergeben, daß der Öldampfgehalt
in Luft in solchen Leitungen (ON 200-1200) und damit auch im Laderaum im
allgemeinen bis zu einer 40070 - 500J0igen Beladung explosionsfähig ist, bei wei-
678 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Löschdüse - Löschdüse
;;;
;g
15 .-------.----J SAI-Behäller
PN2=120 bar 101-Behiilter,
Skg Ammonphosphat löschpulver
~
.0
~
1;
PN;120 bar
VI ::E
e10~~~~~----~ 10,--------.--------,--------,
j
~ ... 5.41-Behälter
.- 2 leg Amrnonpl1os-
~ phQt-löschpulver
,~ PN2 =120 bar
~ 5 t---------;;.-'f-------j
;;;
"t:I
ii
N
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«
o ~o-----:5:.::00:------::1000::::----:-1
1....1
Anordnung B -:rtT
, I' '
Anordnung A
, I,
I
-;--1'
,, ,,
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NW20O,I:3m
~~~·l':"i,
I 1
t
11
I!, ~---
V=125 I
Wasser
NW400
+ Anonlnung A
• AnanhmgB
100 1---/----+-----4
lbar/sl , - - - - - , - - - - - ,
..e
\
.c::
o
Vi Propao/l.uft-
Gemische
50 INm/hl
Gemischmenge (explosibell
so ImmJ
Sichere Tauchhöhe h s
a b
Abb.2.462. Einfluß der Explosionsheftigkeit (a) und des Volumenstroms (b) auf die sichere
Thuchhöhe h s
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 681
Als Brenngas wurde Propan verwendet. Durch entsprechende Wahl der Ver-
suchsbedingungen (Zündseite entlastet und druckdicht verschlossen, turbulen-
te Gemischentzündung durch Vorsatz eines 440 I-Behälters (Abb. 2.464» wur-
den sowohl Explosionen als auch Detonationen (bei jeweils sehr unterschiedli-
chen Optimalkonzentrationen) in den Flüssigkeitsverschluß übertragen. Die im
Thuchtopf gemessenen Kenngrößen sind (doppeltlogarithmisch) linear vonein-
ander abhängig (Abb. 2.465), je höher die Explosionsheftigkeit um so niedriger
die sichere Thuchhöhe hs • Dies gilt auch dann, wenn zur Verschärfung der
Situation der Zündbehälter (Abb. 2.464) auf 2 m 3 vergrößert wird. Allerdings
wird dann der maximale Explosionsdruck in der Sicherung von Pmax = 28 bar
auf Pmax = 64 bar angehoben. Um Sperrwirkung zu erreichen, benötigen De-
tonationen daher eine geringere Thuchhöhe als Explosionen.
Es wurde nun versucht, die sichere Thuchhöhe durch den Einbau von "Schi-
kanen" (Abb. 2.466) zu beeinflussen.
Unabhängig von der Siebart (und Bohrung: 3,5 und 6 mm) verminderte sich
die sichere Thuchhöhe bei schwacher Explosionsbelastung von hs = 50 mm
auf hs = 20 mm und blieb bei Detonationsbelastung und Verdoppelung des
maximalen Explosionsdruckes mit hs = 10 mm konstant. Dementsprechend
war auch der Wasserausstoß (Abb. 2.467) gegenüber dem Zustand "ohne Sieb-
einbauten" deutlich höher. Nach allen Detonationsversuchen (Gesamtwasser-
höhe H = 210- 250 mm ~ h = 10- 50 mm) war Sperrwirkung nicht mehr gege-
ben.
Nach Angabe von Abb.2.465 stellen sich optimale sichere Thuchhöhen bei
schwacher Explosionsbelastung (ohne Rohrvorsatz) ein. Daher wurde für die-
sen Fall der Einfluß der Strömungsgeschwindigkeit in der Thuchsicherung auf
,§/O
C "!.
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10~ __~~__~~__~~__~__~
E
10 0 104 [bar/s]
maximaler zeitlicher Druckanstieg (d P)
dt max
Abb. 2.465. Propan: Maximaler Explosionsdruck Pmax als Funktion des maximalen zeit-
lichen Druckanstiegs (dp/dt)max in der 1801-Thuchsicherung (Angabe der sicheren Thuch-
höhe h,)
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 683
Abb. 2.466. Siebeinbauten für die Thuchsi- Abb.2.467. Wasserausstoß aus der Thuchsi-
cherungen. a Sieb kragen; b Siebtopf cherung bei Detonationsbelastung
(H = 230mm, h = 30mm)
[mm].---------------~
o
----.
150
•
/ .
5°1 mit Sieb topf: Bohrung 6mm
[mm]
~o
150
o
_ / Zündort:horiz.Rohr-
100
l'.~
Cl> o ohne Zusatzrohr -
..c _ mit 15m Zusotzrohr
:0
..c
..c
o
~ [mm)
150 I-
100 r-
/~ r~ ~ ~:r-
0 ____-
anschluß
50 / - / -
0:-- 0 I I I
o 0.125 0.25 0.275 [m/sJ
Strömungsgeschwindigkeit v
Abb.2.469 Abb.2.470
Abb.2.469. Zündort: Vertikaler Rohranschluß mit 15 m Zusatzrohr
Abb. 2.470. Propan: Sichere Tauchhöhe hs bei Zündortlage "entgegen der Strömungsrich-
tung" (mit Siebtopf: 6 mm Bohrung)
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 685
3.5.3.3 l.öschmittelsperre
3.5.3.3.1 Beschreibung
für das Löschmittel über Fächerdüsen (Abb. 2.473) oder gegebenenfalls auch
Teleskop-Fächerdüsen (s. Abb. 2.380) in das Rohrinnere freigegeben wird.
Da es bei Explosionen in Rohren darum geht, die sich ausbreitende Explo-
sionsflamme zu erkennen und abzulöschen, stellt der optische Flammenmelder
das geeignete Auslöseelement für die Sperrenanordnung dar. Druckdetektoren
sind im vorliegenden Fall nicht brauchbar, da es beim Explosionsablauf in
Rohren keine eindeutige Zuordnung zwischen Flammen- und Druckfront gibt.
Optische Detektoren auf Infrarot-Basis haben sich bewährt. Allerdings ist zu
beachten, daß die Flammenfront von Brenngasexplosionen im Bereich der Ex-
plosionsgrenzen im Gegensatz zur stöchiometrischen Zusammensetzung eine
geringe Intensität hat. Um daher unerwünscht hohe Meldeverzögerungen zu
vermeiden, sind die optischen Detektoren hochempfindlich eingestellt. Dies
erhöht die Gefahr zur Fehlauslösung bei Thgeslichteinfall in ein Rohrsystem.
Wegen der gegenüber Gasexplosionen erfahrungsgemäß sehr viel stärkeren
Flammenintensität kann bei Staubexplosionen mit optischen Flammenmel-
dern gearbeitet werden, die weniger empfindlich eingestellt und daher gegen-
über Tageslicht unempfindlich sind.
Wie noch gezeigt werden wird, können automatische Löschmittelsperren Ex-
plosionen in Rohren mit großen und engen Querschnitten an einer definierten,
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 687
Im Jahr 1965 wurde erstmalig die in Abb. 2.474 gezeigte Löschmittelsperre von
der Firma TOTAL, Foerstner & Co. (Ladenburg) entwickelt.
a b
Abb.2.475. Ungehinderte (a) und abgelöschte (b) Explosion des Mischgases 80120 CH4/H 2
690 3 Konstruktiver Explosionsschutz
unterfüllt 14,5
Fächerdüse 10
Fächerdüse 10
unterfüllt 20
Fächerdüse 8
Tabelle 1.48. Rohrleitung DN 1400: Einfluß der Art des Löschmittels auf den spezifischen
Löschmittelbedarf (5l-LM-Behälter (unterfüllt) mit einem 3/4"-Ventil, PN2 = 60 bar, Fä-
cherdüse)
Methan 170 10 10 13
Methan/ 200-300 8 10 10
Kohlenstaub
Kohlenstaub 200-300 5 8 8
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 695
700 1 II
~
e .r·-·....J·'
I - - - 9 Val.· 'I, C H4
/
250g/mJ Kohlenstaub
·5 250g/mJ Kohlenstaub
~:a • 3 Val.· 'I, CH,
500 /
{i P _ 2.4 bar. •
&~ 400 P _ 3,4 bar
'=- ~~
I
<
P - 1,9 barl ~
i~ le
::: :c I~
~~ Ij
~ ·a
"t.l1
liii
I
~ I
9000
Rohrlänge 111 in m
pulver befüllt und unter einem Treibmitteldruck von PN2 = 120 bar stehend
(Abb. 2.480). Durch diese Maßnahme wurde die Löschpulverausstoßzeit unge-
fähr halbiert und der 'spezifische Löschpulverbedarf gegenüber den Angaben
von Thbelle 2.48 um ca. 35070 herabgesetzt.
Es stellt sich ferner die Frage nach der Änderung des spezifischen Löschpul-
verbedarfs bei Verdoppelung der Explosionsgeschwindigkeit. Weil sie auf
Grund der Ergebnisse der Grundlagenversuche beim 90. Leitungsmeter auftritt
(Abb. 2.481), wurde die Löschmittelsperre an diesen Standort verlegt. Das Er-
gebnis der Löschversuche faßt Thbelle 2.49 zusammen.
Verdoppelung der Explosionsgeschwindigkeit verlangt also eine Verdoppe-
lung des spezifischen Löschpulverbedarfs, um Explosionen erfolgreich in
Großrohrleitungen abzubrechen. Er erhöht sich (Kohlenstaub-+Methan/Koh-
lenstaub-+Methan) im Verhältnis 1: 1,5: 2.
Die oben angesprochenen Untersuchungen haben einerseits ergeben, daß
sich der spezifische Löschpulverbedarf in Rohren mit großen Querschnitten
proportional mit der an der Sperre erwarteten Explosionsgeschwindigkeit ver-
ändert. Proportionalität herrscht aber auch zwischen Explosionsgeschwindig-
keit und Explosionsdruck (Abb. 1.260). Daher besteht ein linearer Zusammen-
hang zwischen dem am Einbauort der Sperre erwarteten Explosionsdruck und
[ kgl
/ o Methanexplosionen
o Kohlenstaubexplosionen
/
0
t:. Methan/Kohlenstaub-Explosionen
Streckenquerschnitt: ~ 5 m2
- Explosionsgeschwindigkeit : ~ 4OOm/s
t:.
/
51-Löschmittelbehälter mit zwei
3/4" -Ventilen
Ammonphosphat- Löschpulver
!
o 0
p = 120 bar
N2
I I I I
1 2 3 4 [tnrl
Pex: Löschmittelsperre
Tabelle 2.50. Wirksamkeit einer Löschmittelsperre im Bereich des Silodaches auf die maxi-
malen Explosionskenngrößen von Maisstärke in Optimalkonzentration
a ohne Löschmittelsperre
702 3 Konstruktiver Explosionsschutz
a b
Abb. 2.488; Flammenerscheinungen im Siloboden bei Anwendung unterschiedlicher spezifi-
scher Löschpulvermengen. a 6,0 kg/m2; b 10,4 kg/ m 2 (50 Bilder/ s)
704 3 Konstruktiver Explosionsschutz
a b
Abb. 2.489. Löschpulveraustritt bei vorhandener (a) und Flammenaustritt bei nicht vorhan-
dener Löschmittelsperre (b) aus der Entlastung des Silobodens
c
Abb. 2.490. Entwicklung der Löschmittelsperre für enge Rohrquerschnitte. a Löschmittelein-
gabe über 7 rnrn-Düsen (vgl. Abb.2.474); b Löschmitteleingabe über 7 rnrn-Bohrungen (vgl.
Abb.2.478); c Löschmitteleingabe über Fächerdüsen (vgl. Abb. 2.47312.479)
706 3 Konstruktiver Explosionsschutz
20
tO /-----*A:-~"""~~
löschmiHelspene beim
-lO.StrecJcenmeter
Im/si ,------,-----r..,...,,.....,
1000 I------+<:V""A:-~'"'"
'i..
tOO
..
..
g'
5,41 BehöI1er mit
E 2 31'·Ventilen
~
E
," 'kg Löschpul....
~:I20bar
~ 50
u
~
1u
.
",'
~ ..!..-
'E
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.g 0
W 0 300
'm'"
Explosionsgeschwindigkeit an der Sperre Vex
200 einem 1 1 2 2
300 3/4"-Ventil 1 2 4 5
400 1 4 6 8
500 zwei 2 2 3 4
600 3/4"-Ventilen 2 3 4 5
700 3 4 6 7
708 3 Konstruktiver Explosionsschutz
V
.. .I
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§A ~e , , ; '
rA'! '?"'o.~"'''
I
'SP\e ,
~A
'\j,
"
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t",
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300 [mls]
sionen von maximal 100 m/s (Abb. 1.252). Sie wird auf ca. 150 m/s angehoben,
wenn anstelle einer schwachen (Induktions-Dauerfunkenstrecke) eine kräftige-
re Zündquelle (Flammenstrahl) vorhanden ist (Abb. 1.254). Schallgeschwindig-
keit wird bei Entzündung von Methan- und Propan/Luft-Gemischen im strö-
menden, d.h. turbulenten Zustand erreicht (Abb. 1.255). Dies gilt allerdings
nur für Rohre DN ~ 400. Bei geringerem Rohrdurchmesser ist hingegen mit de-
tonationsähnlichen Abläufen zu rechnen. Scholl [29] hat zwar auch für diesen
200 einem 2 2 3
300 3/4"-Ventil 2 3 6
400 2 3 12
500 zwei 3 4 6
600 3/4"-Ventilen 3 6 9
700 4 8 12
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 709
Fall und Methan die Möglichkeit des Einsatzes von Löschmittelsperren nach-
gewiesen, entsprechende Versuche mit Propan fehlen jedoch zur Zeit.
Abbildung 2.494 zeigt die praktische Ausführung einer Löschmittelsperre
für eine Aspirationsleitung.
Statistisch (Abb. 1.138) sind Elevatoren in der staubverarbeitenden Industrie
zu 10070 von Explosionen betroffen. Solche Einrichtungen (Abmessungen:
230 X 270 mm, Wanddicke: 2 mm) widerstehen im allgemeinen Explosions-
drücken von - 2 bar. Weitere Drucksteigerung führt zu Rißbildung an den
Kanten, Verformungen und schließlich zur Zerstörung (Abb. 2.495) [247]. Dies
kann durch den Einsatz von Löschmittelsperren ebenso verhindert werden, wie
z. B. ein Explosionsübertritt in ein nachgeschaltetes Silo, wie die nachfolgen-
den Ausführungen zeigen.
Die Wirksamkeit solcher Sperrenanordnungen wurde mit einem verstärkten
Gurtelevator von 30 m Förderhöhe, dessen Elevatorschächte als Rohre ausge-
bildet waren (Schacht-Rohrdurchmesser: 390 mm, Rücklauf-Rohrdurchmes-
ser: 300 mm), erprobt (Abb. 2.496).
In Förderrichtung befand sich unmittelbar nach dem Elevatorfuß und dem
Elevatorkopf je eine Löschmittelsperre (zwei gegenüberliegend angeordnete
51-Löschmittelbehälter mit 3/4"-Doppelventil, mit 4 kg Ammonphosphat-
Löschpulver unter einem Stickstoff-Treibmitteldruck von PN2 = 120 bar be-
füllt). Zusätzlich waren Elevatorkopf und -fuß durch einen weiteren Löschmit-
telbehälter mit einem 3/4"-Ventil abgesichert (Abb. 2.497). Die Löschpulverver-
teilung im Elevator erfolgte über Teleskop-Fächerdüsen [248, 249]. Der opti-
sche Flammenrneider für die Sperre am Fuß befand sich beim 7,5ten Schacht-
meter und für den Kopf beim 22,56ten Schachtmeter.
Die Löschmittelsperren waren zunächst immer aktiv. Ungernahlenes Soja-
Extraktionsschrot wird wegen seines hohen Medianwertes (M = 1000 ~m) und
710 3 Konstruktiver Explosionsschutz
a b
a b
Abb.2.496. Gesamtansicht des Gurtelevators (a) und des Becherwerkes (b)
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 711
a b
Abb. 2.498. Elevatorkopf bei Absicherung durch eine Löschmittelsperre (a) und durch
Explosionsdruckentlastung (b)
x
c
[bar]
I.
E
.::<. 3 Förderschacht
'""":=:
ü • DN390.1~30m
::J
..... 0 ohne}
-0
.0 .""
Cf)
C
o 2
Cf)
o
0..
X
1. ~A
W
X I
::
4 b. Rohr!eitung ON400
1=40m,(einseitig
offen,Zündort:
o • / " "'-Jo
E OL-__~____~g_eS_Ch_I.R_OLhr_en~de_)~
o 50 100 150 [m/sJ
max.Explosionsgeschw. v max
Abb. 2.499. Maximaler Explosionsdruck Prnax als Funktion der maximalen Explosionsge-
schwindigkeit vrnax von Nahrungsmittelstäuben im Elevator-Förderschacht und einer gera-
den Rohrleitung
i
« O!:----...".I,,------,J
o ~5 W
Querschnitt des Schachtrohnes [m2]
I I I I I I
o 400 600 800 1OCO [mm)
Durchnesser des Schachtrohres
Funkenlöschanlagen (Abb. 2.502) sind zwar nicht in der Lage, voll ausgebil-
dete Staubexplosionen in Rohren wirksam zu bekämpfen, können aber helfen,
die Zündursache zu vermeiden [250-252].
Die z. B. bei der Holzverarbeitung entstehenden Funken sind im allgemeinen
nicht sehr energiereich und verlöschen auf ihrem Weg in die pneumatischen
Förderanlagen. Energiereiche Funken und auch Glimmnester können aber zum
Risiko werden, wenn sie in kritische Anlagenbereiche, z. B. Späne- und Staub-
abscheider, hineingetragen werden. Es wird durch verschärfte Emissions-
Schutzforderungen erhöht, wenn anstelle der ehemals benutzten Zyklone fil-
ternde Abscheider gefordert werden. In solcher Apparatur ist nicht nur Brand-
gefahr, sondern zufolge des Auftretens explosionsfähiger Staub/Luft-Gemi-
sche auch Explosionsgefahr gegeben.
Die Funkenlöschanlage besteht aus einem geeigneten Funkendetektor, der
beim Auftreten von Funken, z. B. in einer pneumatischen Förderanlage, über
eine Funkenmeldezentrale das Einsprühen von im allgemeinen Wasser aus Spe-
zialdüsen in einem räumlichen Abstand und somit das Verlöschen der Funken
bewirkt. Ein an die Wasserversorgung (7 bar) angeschlossenes Magnetventil
716 3 Konstruktiver Explosionsschutz
FunkenmelderI
sorgt für eine kurzzeitige Wassereingabe (6-10 s), d.h. die Wirksamkeit der
Anlage bleibt ständig aufrechterhalten. Solche Anlagen haben sich in der In-
dustriepraxis bewährt. Einzelheiten über die Anwendungsmöglichkeiten sind
[250) zu entnehmen.
3.5.3.4 Explosionsschutzventil
Vor mehr als 25 Jahren sah sich die Firma Rickenbach & Co (CH-St. Gallen)
vor die Aufgabe gestellt, für den Schutz privater und öffentlicher Schutzraum-
bauten gegen die Druckwellen von atomaren Explosionen ein Schutzventil zu
entwickeln mit folgenden Anforderungen:
Eine relativ hohe Druckfestigkeit bei möglichst geringer Ventilmasse zum
Erreichen einer maximalen Beschleunigung und damit einer kurzen
Schließzeit.
Der die Schließzeit bestimmende Ventilweg war so zu wählen, daß ein vor-
gegebener Durchflußwiderstand nicht überschritten wird.
Der Zentrale Sicherheitsdienst der Ciba-Geigy AG (Basel) schlug im Jahr 1971
vor, auf der damaligen Berggewerkschaftlichen Versuchsstrecke (Dortmund-
Derne) ein solches "Ventex-Ventil" auf Zünddurchschlag und Explosionsdruck-
belastung zu prüfen (Abb. 2.503).
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 717
....,
Cl
b
Abb. 2.504. Grundsätzlicher Aufbau des Explosionsschutzventils Ventex.
a Praktische Ausführung; b schematische Darstellung
718 3 Konstruktiver Explosionsschutz
b
Abb. 2.505. Explosionsschutzventil Ventex DN 700 (a) mit veränderter Schließarretierung (b)
0..
U)
0,' Zündort: 0,1-
c Ventilbereich
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o
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"0
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OL-_~I~I~_L-l~I__~
0,04 [bar' s] Q)
L-
0,010 0,011 0,012 0,013 0,014 [bar.s]
0.
Impuls I U)
Impuls I
C
«
[bar] L- [bar]
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.!!!
Zeichen erklärung siehe oben
.Y.
() 0,2 ,... E 0,2 -
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L-
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0.
U)
0,1,... 0,1-
C
«
5-
"0 o0 o I I I
o 175 350 525 [ms] o 125 250 375 [ms]
Schließzeit t s Schließzeit t s
a. b
Abb. 2.507. Schließverhalten von Explosionsschutzventilen Ventex DN 200 bei waagerechter
(a) und vertikaler Anordnung (b) (Propan/Luft-Gemische)
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 721
[bar) (0)
0.9 Twenbezeic:hnung:
i
/
0309.129.3
Zündortenlfernung
~ 0.8 vom Ventil :
0."
o 36.6 m
.x 0.7 '" 30.6 m
u
018.7 m
2 • • Zünddurchschlog
"C
.t: 0.6
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e
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ß
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0.4
.,
U
0.3
(0)
'E
0
~ 0.2
"C
a
Abb. 2.508. Waagerechte Anordnung eines Explosionsschutzventils Ventex DN 200 in einer
pneumatischen Ring-Förderleitung (a) und Prüfergebnisse mit Maisstärke (b) (Förderge-
schwindigkeit vF = 20 m/s)
ts,m [ms]
124 94 44
I(,,"~' ~.,
•
.... , Or... ~ . !'t
-,
(lruc: _ ... A">to; nlw ••
IftftDr.. ~.,,..,,
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A .,..,
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"'''..-01 Deo1.. tOf
0nIt ' A ~
.I
Stt lung • Zu.
Fülcsttllcnopl
200 5 40
300 10 49
500 10 163
724 3 Konstruktiver Explosionsschutz
3.5.3.5 Schnellschlußschieber
Eine weitere Entkopplungsmaßnahme sind Schnellschlußschieber. Es handelt
sich um fremdbetätigte Systeme, die für ihre Auslösung eines geeigneten De-
tektors mit einer entsprechenden Steuereinheit (Eigenzeit im ms-Bereich) be-
dürfen. Wird an einem Behälter eine konstruktive Schutzmaßnahme angewen-
det, dann kann im Explosionsfall die Betätigung des dem Behälter in einer
Rohrleitung nachgesetzten Schnellschlußorgans über eine Berstscheibe mit
Signalgebung oder den bei Explosionsunterdrückung üblichen Druckdetektor
mit entsprechend geringem Ansprechdruck erfolgen. Geschieht dies mittels ei-
nes in der Rohrwand angeordneten optischen Detektors, so muß dieser einen
von der erwarteten Explosionsgeschwindigkeit und Schließzeit abhängigen Ab-
stand von der Einbaustelle des Schnellschlußschiebers haben, deren Wirksam-
keit im allgemeinen unabhängig von der Einbaulage ist.
Schnellschlußschieber müssen vor ihrem Einsatz in der Praxis auf Zünd-
durchschlagsicherheit und Druckbelastbarkeit unter Explosionsbedingungen
geprüft sein. Eine solche Prüfanordnung zeigt Abb.2.515 (a).
Vor Versuchsbeginn wird die Rohrleitung vor und hinter dem Explosions-
schutzschieber mit explosionsfähigem Brennstoff/Luft-Gemisch homogen be-
füllt. Nach Einleitung der Explosion wird diese über einen optischen Flam-
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 725
menmelder erkannt, der über eine Steuereinheit, wie in der Praxis, das Schnell-
schlußorgan betätigt. Während dieses Vorgangs werden Flammengeschwindig-
keit und Explosionsdruck (vor allem vor dem Schieber) in der gesamten Prüf-
anordnung bestimmt, die auch so abgewandelt werden kann (Abb. 2.512 (b»,
daß der Leitungsteil vor der Sperre durch einen Explosionsbehälter ersetzt
wird.
Als Prüfmedien finden Anwendung:
Das Brenngas Propan zum Abdecken des Bereichs der hybriden Gemische
und
die sehr zünddurchschlagwilligen brennbaren Stäube Lycopodium und Alu-
minium.
726 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Die Brennstoffkonzentration wird bei der Prüfung über einen breiten Bereich
systematisch verändert und die Zündquelle gegebenenfalls (Zünddurchschlag-
versuche) in den Schieberbereich verlegt.
Erste Erfahrungen wurden im Jahr 1976 gesammelt, als die Firma Maschi-
nenfabrik Sidler und Stalder AG (CH-Luzern/Eschenbach) einen solchen
WEY-Viereckschieber (200 x 200 mm) für Untersuchungen mit einer Schließ-
zeit von t s = 40 ms zur Verfügung stellte. Seine Schließung erfolgt durch Ex-
pansion von Luft aus einem Vorratsbehälter (Abb.2.513). Die mit Propan
durchgeführte Prüfung war positiv, und der Schieber wurde bei einer maxima-
len Explosionsgeschwindigkeit von Vmax = 121 m/s mit einem Explosions-
druck von Pmax = 1,1 bar belastet [225].
In der Folgezeit wurde dann zum Rundschieber übergegangen und eine
Explosionsdruckbelastung des Schieberblattes von Pmax = 10 bar angestrebt.
Hierbei ergab sich die Notwendigkeit, von Grauguß zu rostfreiem Stahl als
Werkstoff überzugehen. Abbildung 2.514, links zeigt den aus einem herkömm-
lichen Flachschieber für staubförmige Medien durch systematische Versuche
entwickelten Explosionsschutz-Schnellschlußschieber [256], der diese Bedin-
gungen im Explosionsfall erfüllt.
Es handelt sich um einen Schieber mit einem über einen Hochdruckschlauch
angeschlossenen 51-Druckluftbehälter mit sprengkapselbetätigtem Ventil. Bei
Betätigung dieses Ventils im Explosionsfall über den Impuls der zentralen
Steuereinheit bewirkt das ausströmende Treibmittel über ein Kolben-Zylinder-
system das Schließen des Schieberblattes, das durch eine plastisch verformbare
Aufprallvorrichtung gebremst und somit ein Prellen verhindert wird. Mittels
zusätzlicher Ventilkombination kann zu jeder Zeit eine Funktionsprüfung im
Einbauzustand vorgenommen werden.
Der Schnellschlußschieber, der für Rohrnennweiten DN 50-650 gefertigt
wird, ist zünddurchschlagsicher gegenüber Explosionen von Propan, Lycopo-
dium und Aluminium [257, 258] und daher auch gegenüber Explosionen von
schwerer entzündlichen Brennstoffen.
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 727
[ms]
80 r- 5 Itr.-Vorrotsbehölter
o PT= 1 0 bcr
60 r- () PT = 20 bar
•
.
/.
• P = 40 bar
r·
VI
..- T
..- 40 r-
·v
N ()
c:::
Q) o () •
-
r.
0 00, 0
20
/
(f)
10 1 1 .1 1 1 1 1 1
10 20 4060 100 200 400 [ mm]
80 600
b Sch ieber- Durchmesser ON
a
Abb. 2.514. Praktische Ausführung des Explosionsschutzschiebers WEY (a) und Schließ-
zeiten (b)
150
o 2SOglm ) Mar.>
1:. 250glml Mais +3%Prop:n
125
° 29J gJm l Alu
oL_--2:==:::::::=:=c-:!1
noo', -- -----,--------o-I'
,
,,
~
: ~_
>QJ
/0' _ ,
~-- ~-
00 10 20 Iml
Streckenmeter
Abb.2.515 Abb.2.516
Abb. 2.515. Explosionskenngrößen brennbarer Stäube in einer beidseitig verschlossenen
Rohrleitung DN 400 (I = 23 m)
Abb. 2.516. Durch überhöhte Explosionsdruckbelastung verformtes Schieberblatt
100
o p,. =0.5 bar
• p,. =2.0 bar
50
)(
o..OJ ()j =1.00
I = 23m
0
SOO
O L-----~ ______ ~~
o 10 i'J Iml
Streckenmeter
Abb.2.517 Abb.2.518
Abb.2.517. Explosionsschutzschieber WEY DN 400 mit vorgesetztem Entlastungselement
Abb.2.518. Einfluß des Ansprechdruckes PA des Entlastungselementes auf die Explosions-
kenngrößen in Rohrleitung DN 400 (mit Schnellschlußschieber beim 23. Streckenmeter)
a b
Abb. 2.519. EntIastungselementanordnung beim O. Leitungsmeter (a) und detonationsähn-
lieher Ablauf von A1uminium-Feinstaub (b)
Im/sI
Rohrleilu!!J,einseit!2 offon Iml
2500
• ohne Entlastoog
a Entlastung, 0. m
Rohrleitu!!J,einsei!!g offen
• ohne Entlastung
•
G Entlastung,lO.m
a Entlastung,O.m
A Entla stung ,20.m G Entlastung, 10.m
2000 30 A Entlastung, 20. m
1500
I
.
I x
~
> 1000
I Ql20
a.. •
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, • I / L_
t-v~.
~
10
500 .~.
GI- _ _ _ GJ---~
~-
°0 °0 Iml
Abb. 2.520. Einfluß der Anordnung des EntIastungselementes auf das Gesehwindigkeits-
und Druekverhalten von Aluminium-Feinstaub in Rohrleitung DN 400
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 731
[bar)
EI Rohrltg. verschlossen
-------
• m~ befutigtem Schieber
x 10
/
QJ
a..
~.~·Ell
--w __ __
[m/s 1
...----/
~500
>
~~.
-
'I
....
....Iil
0 I I I
10 20 ~ [m[
Rohrlänge l
Abb. 2.521. Einfluß der Versuchsanordnung auf das Geschwindigkeits-
und Druckverhalten von Aluminium-Feinstaub
Staub nicht ablagern kann. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, daß
nicht nur bei Explosionen, sondern auch bei befürchteten detonationsähn-
lichen Abläufen die Problematik durch den Einsatz von Explosionsschutz-
Schnellschlußschiebern beherrschbar und kostengünstig (keine stark überhöh-
te Schieberfestigkeit) ist.
Abschließend sei noch erwähnt, daß speziell der Abbruch von Staubexplo-
sionen in Rohren auch durch detektorgesteuerte Schnellschlußklappen erzwun-
gen werden kann. Die in Abb. 2.524 gezeigte Ausführung wird pneumatisch
durch Expansion von Luft aus einem Vorratsbehälter geschlossen. An solche
Schnellschlußsysteme sind die gleichen Anforderungen zu stellen wie an
Schnellschlußschieber.
3.5.3.6 Zellenradscbleusen
Erfolgt z. B. der Austrag von brennbarem Staub aus einem durch konstruktive
Schutzmaßnahmen abgesicherten Behälter oder Silo über eine Zellenrad-
schleuse (Abb. 2.525), so kann die Schleuse unter Berücksichtigung bestimmter
Konstruktionsmerkmale als mechanische Flammensperre, d. h. als Entkopp-
lungsmaßnahme gegenüber Staubexplosionen wirken.
Konstruktionsmerkmale sind:
die Dicke der Rotorstege, gekennzeichnet durch die Spaltlänge Is, und
- der Abstand des Endes der Rotorstege zur Gehäusewand, gekennzeichnet
durch die Spaltweite w.
Zellenradschleusen (vielfältig ausgeführt) müssen vor ihrem Einsatz in der
Praxis als mechanische Flammensperre auf Zünddurchschlagsicherheit und
Druckbelastbarkeit unter Explosionsbedingungen durch eine fachkundige
Prüfstelle geprüft sein. Sie sind im Explosionsfall automatisch stillzusetzen,
734 3 Konstruktiver Explosionsschutz
Gehöuse
Zellenradkammer Rotorsteg b
5,41 - Staubvorratsbehälter
Zellenradschleuse
O,2m3- Zweitbehälter
Schubers großer Verdienst war es, daß er nicht nur das Zünddurchschlagver-
halten brennbarer Stäube im Labormaßstab, sondern auch Zellenradschleusen
untersuchte [218, 264] und mit seinen Ergebnissen wesentliche Wissenslücken
schloß.
In einem ersten Schritt, bei dem er die in Abb. 2.526 gezeigte Zellenrad-
schleuse durch einen 350 mm breiten, mittels Distanzierscheiben einstellbaren
Schlitzspalt (Abb. 2.527) ersetzte, ergab sich bei systematischer Veränderung
von Zündort, Zündenergie und Gemischturbulenz für eine Spaltlänge von
ls = 15 mm, Propan und unterschiedlich entzündliche brennbare Stäube im
Rahmen der Versuchsgenauigkeit Übereinstimmung der Grenzspaltweiten mit
den Laborversuchen (s. Kap. 3.5.2).
Abb. 2.528. Zellenradschleusenmodell mit unterem und oberem Spalt (Deckel geöffnet)
Zündort: .
TI
Versuchsbedingungen : "A" "8"
3 Stege im Eingriff 2 Stege im Eingriff
Abb. 2.529. Im Lauf und Stillstand auf Zünddurchschlag geprüfte herkömmliche Zellenrad-
schleusen
"A" "8" b
Abb. 2.530. Prüfanordnung bei verminderter Anzahl (a) und spezieller Anordnung
der Rotorstege (b)
738 3 Konstruktiver Explosionsschutz
zu erwarten ist (Abb. 1.185). Er berechnete adiabatisch mit Hilfe des oberen
und unteren Heizwerts die stöchiometrische Konzentration CS,K (bezüglich
Wasser- und Aschegehalt korrigiert) für eine Reihe von brennbaren Stäuben
und stellte sie der gemessenen zünddurchschlagwilligsten Konzentration Cz
(Abb. 2.532), die (im Gegensatz zu den Brenngasen) tendenzmäßig höher ist,
gegenüber. Es verbrennt im Zündbehälter also nicht die gesamte eingebrachte
Staubmenge, sondern nur ein Teil. Dies wird auch visuell durch unverbrannte
Rückstände speziell im Zündbehälter nach einer Staub explosion nachgewiesen.
Schuber gelang es ferner, unter Einbeziehung seiner im Laborversuch ge-
wonnenen Erkenntnisse ein Nomogramm (Abb. 2.533) zu entwickeln, das es
ermöglicht, bei Kenntnis
der durch Mindestzündenergie MZE und Zündtemperatur Tz charakteri-
sierten Entzündbarkeit eines brennbaren Staubes,
der Spaltlänge ls der Stege der Zellenradschleuse und
der ständig oben und unten im Eingriff befindlichen Anzahl ns der Stege
die eben noch zulässige radiale Spaltweite W p d.h. den Abstand zwischen den
Stegen und der Innenwand des Zellenradschleusengehäuses, zu bestimmen
(Beispiel: Maisstärke).
Das Nomogramm gilt nicht nur für Zellenradschleusen mit offenem und ge-
schlossenem Rotor, sondern auch für axiale Spaltabmessungen, die im allge-
meinen jedoch deutlich geringer sind. Zu beachten ist, daß die Spaltlänge ls
mit der Dicke der Rotorstege übereinstimmt, aber auch durch Anschrägen ge-
ringer sein kann. Um ein Verbiegen und damit Spaltveränderungen zu vermei-
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 739
1250
-
m 1000
E
Cl
2!
VI N 750
~ "c:
3 0
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Ll
250
""0 ::J
c:
:::J
N
....Vl
0
o o~----~----~------~----~----~
100 200 300 400 500
stöchiometrische Staubkonzentration cS,k [g 1m 3 J
3
4
5
9
8
Mai sstörke A 10
wr[mm]
Abb. 2.533. Nomogramm für die Bestimmung der radialen zünddurchschlagsicheren Spalt-
abmessungen für Zellenradschleusen
3.5.3.7 EntIastungsschlot
Eine besonders kostengünstige explosionstechnische Entkopplung ist der Ent-
lastungsschlot (Abb.2.534), bei dem die Strömungsrichtung um 180 0 umge-
lenkt wird.
Er besteht aus Leitungsteilen, die durch ein spezielles Rohrstück miteinander
verbunden sind. Den Abschluß der Leitung gegen die Atmosphäre bildet eine
Berstmembrane oder Abdeckplatte. Eventuell wegfliegende Teile müssen durch
einen Schutzkorb aufgefangen werden. Die Hauptwirkung einer in einer länge-
ren Rohrleitung anlaufenden Staubexplosion, die dem zu schützenden Behälter
(Apparat) vorgesetzt ist, wird durch Abheben der Endastungseinrichtung nach
oben abgelenkt. Die im senkrechten Rohrstück, wenn überhaupt, wieder an-
laufende Explosion tritt mit geringer Explosionsgeschwindigkeit und Druck-
äußerung in eine konstruktiv abgesicherte Apparatur ein. Flammenstrahlzün-
dung unter Vorkompression (Abb. 2.396) wird auf diese Weise vermieden.
S<:hulzkorb
~~_I~I_ e __~+-+-~
oder
8erstmemb<'on
a
Abb. 2.534. Entlastungsschlot in systematischer Darstellung (a) und praktische Ausführung
(b) [265]
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 741
[bor)
2
l:
E
a.
[rn/s)
I
c l
.!! I
400
~
I
I
300 I
I
l: I
E I
> 200 I
I
100
OL-____L-__ ~~ ____~__~-;
o
Förderleit ungslonge I
I I I I I I I I
9 15 28 31 35 41 Zyklon
Zündortloge
L Produktaufgabe
Abb. 2.536. Einfluß des Entlastungsschlots auf die Explosionskenngrößen
von Maisstärke im pneumatischen Fördersystem
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0.. 0 5 10 15 20 [ml
x
LU Leitungsmeter
Abb.2.537. Explosionsübertragungshäufigkeit von Maisstärke
über den Entlastungsschlot
3.5 Explosionstechnische Entkopplung und Explosionsabbruch 743
(bor]
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I
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I
I
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Förderleitungslänge I
I I , ' I I
1 9 1528 35 Zyklon
Zündortlage
a L Produktaufgabe
Ist ein Entlastungsschlot ohne oder mit Sperrwirkung vorhanden, dann liegt
der reduzierte Druckwert in der Größenordnung des nach dem Normverfahren
erwarteten Wertes.
Entlastungsschlote haben eine nur unzureichende Sperrwirkung bei Saug-
förderung. Die Explosionsübertragungshäufigkeit kann vermutlich durch kon-
struktive Maßnahmen (leichte Explosionsklappe mit niedrigem Ansprech-
druck) vermindert, bei sehr langsam ablaufenden Explosionen ohne zusätzli-
che Entkopplungsmaßnahmen aber wahrscheinlich nicht auf Null herabgesetzt
werden.
3.6 Zusammenfassung
39. R. Siwek: Explosion and Inerting Behaviour of Coal Dust at Different Initial Pressures
and Temperatures, Bericht E 16/89 der Fachgruppe Explosionstechnik/Elektrostatik im
Zentralen Sicherheitsdienst der Ciba-Geigy AG Basel vom 11. Dezember 1989
40. IVSS: Staubexplosionsgefährdete Maschinen und Apparate: "Vorbeugende und kon-
struktive Schutzmaßnahmen", Arbeitskreis 6, Staubexplosionen, Entwurf 1986
41. W. Bartknecht: Jahresbericht 1967 des Arbeitsgebietes "Explosionstechnik" der Bergge-
werkschaftlichen Versuchsstrecke Dortmund-Derne (unveröffentlicht)
42. K. Ritter: Die Zündwirksamkeit mechanisch erzeugter Funken gegenüber Gas/Luft- und
Staub/Luft-Gemischen, Dissertation Universität Fridericiana Karlsruhe (TH), 1984
43. W. Bartknecht: Zündwirksamkeit von mechanisch erzeugten Funken und heißen Ober-
flächen, Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz - Forschung - Fb 572,
1989
44. C. W. Wegst: Stahlschlüssel, Verlag Stahlschlüssel Wegst GmbH, D-7142 Marbach, 1986
45. W. Bartknecht: Untersuchungen über die Zündwirksamkeit von Reibvorgängen gegen
Densit Inducast 6000 in Brennstoff/Luft-Gemischen, Ciba-Geigy AG Basel, Zentraler
Sicherheitsdienst, Fachgruppe Explosionstechnik, Bericht D 18/84 vom 3.12.1984
46. R. Müller: Untersuchungen über die Zündwirksamkeit von mechanisch erzeugten Fun-
ken in Aluminiumstaub/Luft-Gemischen, Ciba-Geigy AG Basel, Zentraler Sicherheits-
dienst, Fachgruppe Explosionstechnik, Bericht D 16/86 vom 22.12.1986
47. W. Bartknecht: Untersuchungen zur Frage der Zündung von Schlagwettern an der hei-
ßen Oberfläche von Heizzündern, Berggewerkschaftliche Versuchsstrecke Dortmund-
Derne, Tgb.-Nr. 215/1963
48. W. Bartknecht: Versuche zur Frage der Zündfähigkeit und des Erkennens von Glimmne-
stern, Wochenrapport 33/1975 der Fachgruppe Explosionstechnik im Zentralen Sicher-
heitsdienst der Ciba-Geigy AG Basel vom 26.11.1975
49. C. Zockoll: Zündwirksamkeit von Glimmnestern in Staub/Luft-Gemischen, VDI-Be-
richte 701, S. 295-301, 1989
50. E. Alfert, R. K. Eckhoff, K. Fuhre: Zünd wirksamkeit von Glimmnestern und heißen Ge-
genständen in industriellen Anlagen, VDI-Berichte 701, S. 303-319, 1989
51. Th. Pinkwasser: On the Ignition Capacity of Free-Falling Smouldering Fires, Euromech
Colloquium 208, Explosions in Industry, April (1986)
52. Th. Pinkwasser: Extinguishing Nests of Smouldering Material in Pneumatic Conveying
Systems, Intern. Symposium Organized by L'Association Pour Le Promotion Industrie
Agriculture, Paris (1985)
53. N. Jaeger: Untersuchung des Zündverhaltens von Glimmnestern in Staub/Luft-Gemi-
schen, Diplomarbeit Bergische Universität Gesamthochschule Wuppertal, 1987
54. N. Jaeger: Zündwirksamkeit von Glimmnestern in Staub/Luft-Gemischen, VDI-Berich-
te 701, S. 263 - 294, 1989
55. H. Auberg, M. Faber, E.W. Scholl: Entwicklung von Brand- und Explosionsschutzein-
richtungen in lfockenentstaubungsanlagen, Abschlußbericht des Bundesministeriums
für Forschung und Technologie, 1979
56. H. Möhle: Erkennen und Vermeiden von Zündquellen, 1984, Seminar "Explosions-
schutz in der chemischen Industrie" der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie,
Maikammer 1990
57. B. Maurer: Elektrostatische Entladungsvorgänge als Zündquellen, 9. Internationales
KOlloquium für die Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten in der chemi-
schen Industrie, Luzern, 6.-7. Juni 1984, S. 159-178
58. B. Maurer: Elektrostatische Entladungsvorgänge als Zündquellen, VDI-Berichte 494,
S. 119-127
59. M. Glor: Hazards due to Electrostatic Charging of Powders. Journal of Electrostatiks,
16, S. 175-191, 1985
60. A. Vogl: Zündwirksamkeit von kontinuierlichen Entladungen in Staub/Luft-Gemischen,
VDI-Berichte 701, 1989, S. 351-371
61. L. Post, M. Glor, G. Lüttgens, B. Maurer: Gleitstielbüschelentladungen bei der Hand-
habung von Stäuben, VDI-Berichte 701, 1989, S. 373-384
4 Literatur 749
151. R.E. Bruderer: Bestimmung der Druck-Flächen-Kurven von Propan, brennbaren Stäu-
ben und hybriden Gemischen für Kleinbehälter mit einem Volumen V< 1 m 3 , Bericht
D 8/83 der Fachgruppe Explosionstechnik im Zentralen Sicherheitsdienst der Ciba-
Geigy AG Basel vom 10. Mai 1983
152. International Standard, ISO 618412: Explosion Proteetion Systems - Part 2: Determi-
nation of explosion indices of combustible gases in air, 1st edn. - 1985-11-15
153. International Standard, ISO 6184/3: Explosion Proteetion Systems - Part 3: Determi-
nation of explosion indices of fuel/air mixtures other than dust/air and gas/air mix-
tures, 1st edn. - 1985-11-15
154. R. E. Bruderer: Ablauf von Staubexplosionen in einem druckentlasteten Kleinsilo,
1.-3. Zwischenbericht der Fachgruppe Explosionstechnik im Zentralen Sicherheits-
dienst der Ciba-Geigy AG Basel, März 1982 - Januar 1983
155. W. Bartknecht: Druckentlastung von Staubexplosionen in Großbehältern, Jahresbe-
richt 1982 zum gleichnamigen Forschungsvorhaben vom 1.2.1983
156. S. Radandt: Staubexplosionen in Silos für Nahrungsmittel, Futtermittel, Getreide und
Ölsaaten, Symposium Heft 9 (Dez 1981) und Heft 12 (Nov 1983) der Berufsgenossen-
schaft Nahrungsmittel und Gaststätten
157. W. Bartknecht: Effectiveness of Explosion Venting as a Protective Measure for Silos,
Plant/Operation Progress (Vol. 4, No. 1), January 1983
158. W. Bartknecht: Einfluß des Höhen/Durchmesser-Verhältnisses druckentlasteter Behäl-
ter auf den Flächenbedarf, Bericht D 15/88 der Fachgruppe Explosionstechnik/Elek-
trostatik im Zentralen Sicherheitsdienst der Ciba-Geigy AG Basel vom 4.10.1988
159. S. Radandt: Abläufe und Auswirkungen von Staubexplosionen in der Praxis, Symposi-
umsheft 18 der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten, 1988
160. S. Radandt: Einfluß von Betriebsparametern auf Explosionsabläufe in Silozellen, VDI-
Berichte Nr. 701,1988, S. 755-774
161. R. Alfert: Mitteilung für den VDI-Arbeitskreis 3673 "Druckentlastung von Staubexplo-
sionen", 1990, Christian-Michelsen-Institute Bergen (Norwegen)
162. G. Schuber, R. Siwek: Zündverhalten von Polyethylen-Produkten während der pneu-
matischen BefüIlung eines 20 m 3-Silos, Bericht D 7/86 der Fachgruppe Explosions-
technik im Zentralen Sicherheitsdienst der Ciba-Geigy AG Basel vom April 1986
163. E. Kolk: Zünd- und Explosionsverhalten von Polyethylenfeinstäuben bei pneumati-
scher SilobefüIlung, VDI-Berichte Nr. 701, 1988, S. 723 -753
164. S. Radandt: Explosionsdruckentlastung von Silos, Vortrag VDI-Seminar "Sichere
Handhabung brennbarer Stäube", Oktober 1990, Mannheim
165. NFPA 68: Venting of Deflagrations, 1968, Edition National Fire Proteetion Agency
166. Persönliche Mitteilung: H. Hürlimann, Ciba-Geigy AG (Basel), 1. Wirkner-Bott, Bat-
teIle-Institute eY. (Frankfurt)
167. 1. Wirkner-Bott: Druckentlastung von Staubexplosionen, Vortrag auf der DECHEMA-
Jahrestagung 1990
168. M. Stock, 1. Wirkner-Bott: BMFT/ZefU-Forschungsvorhaben: "Auswirkungen von
Staubexplosionen auf die Umgebung druckentlasteter Anlagenteile", Dez. 1992
169. W. Bartknecht: Explosionen in Rohrstrecken und Maßnahmen zur Verhütung schäd-
licher Auswirkungen, "Moderne Unfallverhütung", Heft 10, 1966
170. W. Bartknecht: Gasexplosionen in Rohrstrecken, Bergfreiheit, Zeitschrift für den Berg-
bau Nr. 5, 1966
171. W. Bartknecht: Sicherheitsrnaßnahmen gegen die ungehinderte Ausbreitung von Ex-
plosionen und gegen Explosionsauswirkungen in Rohrstrecken, "Moderne Unfallver-
hütung", Heft 11, 1967
172. W. Bartknecht: Erprobung von Explosionssicherungen in Rohrleitungen, "Moderne
Unfallverhütung", Heft 12, 1968
173. W. Bartknecht: Explosionen und Gegenmaßnahmen, Schlägel und Eisen, Jahrg. 1968,
Jan./Febr., Nr. 1
174. W. Bartknecht: Schutzmaßnahmen gegen Explosionen in Rohrstrecken, "Stahl und
Eisen", 88 (1968), Heft 16
754 4 Literatur
175. W. Bartknecht: Ablauf von Gas- und Staubexplosionen in Behältern und Rohrstrecken
sowie Sicherheitsrnaßnahmen gegen das Entstehen von Explosionen und Explosions-
auswirkungen, VFDB-Zeitschrift, 20. Jahrg., Heft Nr. 4, November 1971
176. W. Bartknecht: Brenngas- und Staubexplosionen in Behältern und Rohrstrecken,
"Stahl und Eisen" 92 (1972), Heft 6
177. W. Bartknecht: Ablauf von Gas- und Staubexplosionen und deren Bekämpfung,
"Sichere Arbeit" (Österreich), Heft 1/1974
178. K. Winter: Ausspülen von Rohrleitungen mit Gasen, "Moderne Unfallverhütung",
Heft 10, 1966
179. H. Schuhmacher: Anlagen zur Explosionsunterdrückung, VFDB-Zeitschrift 4/66
180. W. Bartknecht: Explosionsunterdrückung von Staubexplosionen in Behältern, Staub-
Reinhalt. Luft 31, Nr. 3 (März 1971)
181. W. Bartknecht: Unterdrückung von Gas- und Staubexplosionen in Behältern, 2. Inter-
nationales Kolloquium für die Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten
in der Chemischen Industrie, Frankfurt/Main, Juni 1973
182. W. Bartknecht: Maßnahmen gegen Explosionen in Rohrstrecken, Packung und 1\:'ans-
port in der Chemischen Industrie, 5/74
183. W. Bartknecht: Entlasten oder Unterdrücken? Maschinenmarkt, 82. Jahrg., 2. März
1976
184. W. Bartknecht: Die Schutzmaßnahme Explosionsunterdrückung, Sonderausgabe des
"Ladenburger Kreises" Nr. 50 vom März 1977
185. D. Schneider: Erfahrungen mit Staubunterdrückungssystemen in Mahlanlagen, VDI-
Berichte 494, S. 293-307, 1984
186. D. Schneider: Erfahrungen mit Schutzmaßnahmen gegen Staubexplosionen, 9. Inter-
nationales Kolloquium für die Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten
in der Chemischen Industrie, Luzern 1984, S. 489-534
187. R. Junge, P. Strickes: Erprobung der Betriebstauglichkeit von zwei Explosionsunter-
drückungsanlagen an einem Wirbelschichttrockner der pharmazeutischen Produktion
Stein, Ciba-Geigy AG, Interne Mitteilung der ZID-Konzernwerke, 1976
188. AVL-Information: Exdet Unit AVL 260 (Explosion detecting and extinguisher trigger-
ing device). Fa. AVL, Prof. Dr. Ing. H. List (Graz, Österreich), 1970
189. Incom Brandschutz AG: Dynamisches Explosions-Druck-Meß-System, Schönenwerd
(CH-5012), 1990
190. G. Plösser: Detektionsmöglichkeiten im Brand- und Explosionsschutz, IRS-Seminar:
"Brand- und Explosionsschutz bei Verwendung brennbarer Stäube", Winterberg, Nov.
1990
191. W. Bartknecht: Bericht über Untersuchungen zur Frage der Bekämpfung von Herbizid-
Explosionen in Zers1äubungstrocknungsanlagen, Berggewerkschaftliche Versuchs-
strecke, Dortmund-Derne, Oktober 1969
192. E. W. Scholl: Bericht über Explosionsunterdrückungsversuche mit Löschmitteln auf
Ammonphosphat-Basis, Berggewerkschaftliche Versuchsstrecke Dortmund-Derne,
13.8.1973
193. International Standard ISO 6184/4: Explosion Protection Systems - Part 4: Determi-
nation of Efficacy of Explosion Suppression Systems, International Organisation for
Standardization, 1985
194. W. Bartknecht: Anwendung der Schutzmaßnahme Explosionsunterdrückung in einem
nur teilweise mit Staub/Luft-Gemisch befüllten Behälter, Wochenrapport 1/1978 der
Fachgruppe Explosionstechnik im Zentralen Sicherheitsdienst der Ciba-Geigy AG
Basel vom 11. Januar 1978
195. W. Bartknecht: 3/4"-Unterdrückungssystem: Einfluß der Schlauchlänge auf den
Löscheffekt, Wochenrapport 27/1978 der Fachgruppe Explosionstechnik im Zentralen
Sicherheitsdienst der Ciba-Geigy AG Basel vom 6. November 1979
196. G. Schuber: Untersuchung der Wirksamkeit eines Explosionsunterdrückungssystems
auf der Basis von 501-Löschmittelbehältern mit einem HRD-Ventil DN 80 am
25 m3-Behälter, Bericht D 11/87 der Fachgruppe Explosionstechnik im Zentralen
Sicherheitsdienst der Ciba-Geigy AG Basel vom 9. September 1987
4 Literatur 755
219. W. Bartknecht: Untersuchungen über den Einfluß der Weite, der Krümmung und der
Länge von Kanälen, insbesondere von Rohren, bei der Verbrennung explosionsfähiger
Gas/Luft-Gemische, Mitteilungen der Westfälischen Berggewerkschaftskasse, Heft 15,
April 1959
220. W. Bartknecht: Untersuchungen über die Eignung von Schichten aus körnigem Materi-
al zur Verhinderung der Flammenfortpflanzung bei der Zündung explosionsfähiger
Gas/Luft-Gemische, Mitteilungen der Westfälischen Berggewerkschaftskasse, Heft 17,
April 1960
221. W. Bartknecht, E. W. Scholl: Untersuchungen zur Erforschung der Vorgänge beim
Durchgang von heißen Explosionsgasen durch Flammensperren, gebildet aus Spalten,
Rohren und Schichtgütern, wie sie bei Betriebsmitteln in explosionsgeschützter Aus-
führung verwendet werden. Physikalisch-Chemisches Laboratorium der Berggewerk-
schaftlichen Versuchsstrecke Dortmund-Derne, 26.1.1966
222. W. Bartknecht: Ablauf von Brenngas- und Staubexplosionen - unter spezieller Be-
rücksichtigung von Methan und Kohlenstaub - in Behältern und Rohrstrecken, sowie
Sicherheitsrnaßnahmen gegen die ungehinderte Ausbreitung von Explosionen und ge-
gen Explosionsauswirkungen, Jahresbericht 1967 der Fachgruppe Explosionstechnik
der Berggewerkschaftlichen Versuchsstrecke Dortmund-Derne vom 14. Mai 1968
223. H. Leinemann, K. Schampel: Explosionsschutztechnik mit flammendurchschlagsiche-
ren Einrichtungen, Lehrgang Technische Akademie Esslingen, 2.11.1987
224. V. Halstrik, H. Leinemann: Einsatz flammendurchschlagsicherer Armaturen, TÜ
Band 28 (1987), Nr. 5 (Mai)
225. W. Bartknecht: Einfluß von Abblasrohren auf die Verstärkung der Staubexplosionshef-
tigkeit in druckentlasteten Behältern und Prüfung von Bandsicherungen als mechani-
sche Flammensperre gegenüber Staubexplosionen, Berufsgenossenschaft Nahrungs-
mittel und Gaststätten, Mannheim, Bericht 1/1992 vom 14. Februar 1992
226. W. Bartknecht: Entwicklungen und Prüfungen von explosionstechnischen Einrichtun-
gen für Grubengasabsaugeanlagen, Schlägel und Eisen, J ahrg. 1964, Hefte 3 - 5
227. W. Bartknecht, E. W. Scholl: Automatische Brand- und Explosionsbekämpfung an
Entlüftungsleitungen von Thnkschiffen, Hansa-Schiffahrt-Schiffbau-Hafen-106,
Jahrg. 1969, Messe-Sondernummer
228. W. Bartknecht: Automatische Löschung von Rohgas-Fackeln und von Rohgasexplosio-
nen in Gasausblaseleitungen, Schiff und Hafen, Februar 1969, Heft 2
229. W. Bartknecht: Prüfung einer Thuchsicherung auf Flammendurchschlag bei Propan-
Explosionen und -Detonationen, Bericht D 3/81 der Fachgruppe Explosionstechnik im
Zentralen Sicherheitsdienst der Ciba-Geigy AG Basel vom Januar 1981
230. F. Schmalz: Einfluß einer Blende auf die sichere Thuchhöhe einer nassen Explosionssi-
cherung, Bericht D 34/81 der Fachgruppe Explosionstechnik im Zentralen Sicherheits-
dienst der Ciba-Geigy AG Basel vom 25. September 1981
231. E. W. Scholl, W. Bartknecht: Bericht über Untersuchungen zur Verhinderung der Fort-
pflanzung von Gichtgasexplosionen in Rohren mit großen Querschnitten, Berggewerk-
schaftliche Versuchsstrecke Dortmund-Derne, Juli 1965
232. E. W. Scholl, W. Bartknecht: Bericht über Untersuchungen zur Ablöschung von Lö-
sungsmittel-Dampf-Explosionen in langgestreckten Räumen, Berggewerkschaftliche
Versuchsstrecke Dortmund-Derne, 23.8.1966
233. W. Bartknecht, E. W. Scholl: Ablauf von Brenngas- und Staubexplosionen unter spezi-
eller Berücksichtigung von Methan und Kohlenstaub in Behältern und Rohrstrecken
sowie Sicherheitsrnaßnahmen gegen die ungehinderte Ausbreitung von Explosionen
und gegen Explosionsauswirkungen, Jahresberichte 1966-1971 der Fachgruppe Ex-
plosionstechnik der Berggewerkschaftlichen Versuchsstrecke Dortmund-Derne
234. E. W. Scholl: Automatische Löschung ausgebildeter Schlagwetter- und Kohlenstaub-
explosionen, 12. Internationale Konferenz Grubensicherheitlicher Versuchsanstalten,
Dortmund, 1967
235. W. Bartknecht, E. W. Scholl: Automatische Löschung von Grubenexplosionen in Roh-
ren mit großen Querschnitten, 13. Internationale Konferenz Grubensicherheitlicher
Versuchsanstalten, Tokio 1969
4 Literatur 757
Latent treten Gefahren bei der Handhabung brennbarer Stoffe immer auf,
wenn betriebsmäßig explosionsfähige Gemische in gefahrdrohenden Mengen
entstehen. Kommt es bei Vorhandensein einer wirksamen Zündquelle dann zu
einer Explosion, so können die freiwerdenden Energien beträchtlich und die
Wirkungen auf die Anlagen und das darin beschäftigte Betriebspersonal ver-
heerend sein.
In solchen Fällen sind Schutzmaßnahmen notwendig [1, 2]. Zu unterschei-
den hat man zwischen vorbeugenden (primären) Schutzmaßnahmen, die bei
sachgemäßer Anwendung Explosionen unmöglich machen, und konstruktiven
(sekundären) Schutzmaßnahmen, die die Wirkungen einer Explosion auf ein
unbedenkliches Maß begrenzen. Weil es sich in der staubverarbeitenden Indu-
strie speziell um Apparate und Apparaturen handelt, in denen überwiegend
brennbare Stäube hergestellt, bewegt und gefördert werden, wird vor allem auf
sie in den folgenden Ausführungen Bezug genommen.
Zum vorbeugenden Explosionsschutz gehören neben der "Vermeidung ex-
plosionsfähiger Gemische" und "Inertisierung" das ,;Vermeiden von wirksa-
men Zündquellen". Jahrzehntelange Erfahrung führte zu allgemein gültigen
Schlußfolgerungen, die es gestatten, die zuletzt genannte Schutzmaßnahme
speziell bei bestehender Staubexplosionsgefahr mit Erfolg anzuwenden, wenn
es gelingt,
- triviale Zündquellen und
- betriebliche Zündquellen
sicher auszuschalten.
Thiviale Zündquellen (z. B. unbefugtes Schweißen, Schneiden oder Rauchen)
können in einem modern geführten Betrieb durch strenge organisatorische
Maßnahmen ausgeschaltet werden.
Betriebliche Zündquellen sind solche, die aufgrund der Erfahrung in Stör-
fällen auftreten. Hier sind mechanisch erzeugte Funken oder Funkengarben
bestimmter Werkstoffe zu nennen, wie sie in Apparaten bei Mahl- oder
Schleifvorgängen von bewegten Einbauten mit hohen Umfangsgeschwindigkei-
ten entstehen können. Ist die Entzündbarkeit eines Brennstoffes bekannt, dann
kann nach heutigem Stand der Erkenntnisse die Zündwirksamkeit solcher
Zündquellen beurteilt werden (s. Teil 11, Kap. 2.4). Die bei den vorgenannten
Vorgängen eventuell auch auftretenden heißen Oberflächen sind im allgemei-
nen als sehr viel zündwirksamer einzustufen. Weitere Zündquellen können
durch chemische Reaktionen (Zersetzung, Deflagration), statische Elektrizität
(z. B. Aufladung ungeerdeter Metallteile) und elektrische Einrichtungen gege-
ben sein.
762 1 Einleitung
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Abstand von der Zündquelle d
Abb.3.1. Abflammung von 16 kg Nitrobenzol Abb.3.2. Thmperaturprofi! von 16 kg
Nitrobenzol
2 Verhalten von Berufskleidung bei Einwirkung von Nitrobenzolabflammungen 765
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Zeit t
Abb. 3.3. Zeitlicher Temperaturverlauf unter nichtflammenfester und flammenfester Ar-
beitskleidung beim Abflammen von 16 kg Nitrobenzol (Abstand vom Zündzentrum: 2,5 m)
Abb.3.4. Zustand der Arbeitskleidung in 2,5 m Abstand vom Zündzentrum einer 16 kg Ni-
trobenzolabflammung (beide linke Puppen: Flammenfeste Kleidung; beide rechte Puppen:
Nichtflammenfeste Kleidung)
3 Einfluß von Zusatzoberflächen
auf die Wirksamkeit konstruktiver Schutzmaßnahmen
3.1 Vorbemerkung
~ r-------------------,-------------------,
soo ccm'.J
Zusatzoberfläche
Abb.3.5. Beeinflussung des maximalen Explosionsdruckes Pmax von Methan durch Strah-
lungsabsorption an Zusatzoberflächen
Ist der 0,6 I-Behälter über eine Kugelschüttung als Flammensperre mit einem
Zweitbehälter verbunden (Abb. 2.437), dann bewirkt Adsorption bei kleinem
spezifischem Öffnungsquerschnitt (geringem Sperrendurchmesser) eine Anhe-
bung der sicheren Schichthöhe von Methan in Gegenwart einer Aluminium-
Zusatzoberfläche um 1100/0 und einer gleich großen Eisenzusatzfläche um
160% gegenüber dem unbeeinflußten Zustand. Im Rahmen der Versuchs ge-
nauigkeit verschwindet dieser Einfluß bei großem spezifischem Öffnungsquer-
schnitt.
Siwek [7] hat durch systematische Untersuchungen in einer 20 I-Kugel nach-
gewiesen, daß bei hinreichend großer Zusatzoberfläche die selbständige Fort-
pflanzung von Propanexplosionen (Zündquelle: Induktions-Funkenstrecke:
E == 101) sogar verhindert wird. Er benutzte ein aus einer Legierung (Alumini-
um und Magnesium) bestehendes Netzwerk von 2 mm Drahtdicke (Abb. 3.6).
Abb.3.6. Netzwerk als Zusatzoberfläche für Versuche mit Propan in einer 20 I-Kugel
768 3 Einfluß von Zusatzoberflächen
[bor]
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ZU50tzoberfläche
a Propangehalt b
Abb.3.7. Einfluß von Zusatzoberflächen auf den Explosionsbereich (a) und die Explosions-
kenngrößen (b) von Propan [7] (V = 20 I, E = 10 J)
Ähnlich wie bei der Inertisierung mit Stickstoff (Abb. 2.7) engt sich der Ex-
plosionsbereich von Propan mit wachsender Zusatzoberfläche ein. Beträgt sie
8 m2 (~400 m2/m 3), dann ist eine Entzündung von explosionsfähigen Pro-
pan/Luft-Gemischen durch die vorgegebene Zünd quelle nicht mehr möglich
(Abb. 3.7, links). Gleichzeitig werden der maximale Explosionsdruck Pmax ver-
mindert und die aus dem Kubischen Gesetz (s. Teil I, Kap. 2.4) resultierende
gasspezifische Kenngröße Ko im Rahmen der Versuchsgenauigkeit linear her-
abgesetzt (Abb.3.7, rechts).
Zu sehr ähnlichen Ergebnissen ist man bei Staubexplosionsversuchen mit
homogenen Gemischen eines Produktes der Staubexplosionsklasse St 1 im
1 m 3-Behälter gelangt [8]. Zwei Drittel seines Volumens enthielten dünne
Eisenbleche, deren Anzahl bis zu einem minimalen Abstand von 25 mm syste-
matisch verändert wurde (Abb. 3.8). Die Explosionskenngrößen werden wie bei
den Brenngasen deutlich mit wachsender Zusatzoberfläche herabgesetzt
(Abb. 3.9), und zwar unabhängig von der Zündortlage (im freien Volumen bzw.
inmitten der Bleche).
Wurden die Bleche durch ein Thschenfilter ( = 12 m2) ersetzt (Abb. 3.10), er-
folgte eine nochmalige Reduzierung des maximalen Explosionsdruckes von
Pmax = 5 bar auf Pmax = 2,1 bar und des maximalen zeitlichen Druckanstiegs
von (dp/dt)max = 45 bar/s auf (dp/dt)max = 16 bar/s, d.h. um ca. 60070.
3.1 Vorbemerkung 769
v=,m3
[barJ
"13
1\.
E
c..
Pigmentstaub
+-r--+ ___ PmtUI • 8,6 bar
KSI • 165 bcr.m ..-1
o
[bar1sJ
100 \
\ "'-+- -+---
o
o 25
Zusatzoberfläche
o..L"
.Y
U
:l
'--
-u
Cf)
c
E
~ [bar]
-ci
15
, -
V=1 mJ
o Leervolumen
6 mit 37 m 2 Zusatz-
oberfläche
o mit 12 m 2 Taschen-
filter
1,Of- 3/4"-System
p =60 bar
1 0
o N]
o_o--~~
Cf)
6:::::::::-
o
0..
05
, I- - - - 0::'---
x
W o
x
o 0L-_~1~1___~1~1~~
E
-u
o 0,1 0,2 0,3 0,4 [bar]
<IJ
'-- Ansprechdruck PA
Abb.3.11. Einfluß von Zusatzoberflächen und Einbauten im 1 m3-Behälter auf die Wirk-
samkeit eines Unterdrückungssystems gegenüber Staubexplosionen (Pmax = 8,5 bar,
KSt = 165 bar·mos-I)
3.2 Mühlen 771
3.2 Mühlen
Abb. 3.12. Stiftmühle (a) mit Produktaufgabe und dem Mühlenbunker nachgesetzter Rohr-
leitung (b)
[bar] ,------,---------,-----:j
o
g [bor/s]
$
30
o
o 100 200 300
Mühleneintritt (F =0.01 m2) oHen, Ksf Wert Mühleneintritt mit Aufgabegefiiss und ZeUenra:!,
Mühlenaustritt verschlossen. Müh!enaustritt mit nachgesetzter Rohrleitung.
[bar] r-----,-------,
[bar/51 :====::===~
~ BreMQas8
~
~
500 r-------+7~----~
)(
0....
~ 1
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o ,.
i o ~ ____ ~~ __ ~ ____ ~
[barts] ,----,-1\,---,-----,
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100 ~--~~~~---~
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.co
.
u.x
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.~ ::J
~
NO 0 3'-----.J....-----..J.S----.[v~ol.,.l
Propangehalt in Luft
Abb.3.16. Einfluß eines Kanals über der Luftansaugöffnung einer Mühle (V = 0,024 m3)
auf die Explosionskenngrößen von Propan
3.2 Mühlen 775
Tabelle 3.1. Einfluß eines Kanals über der Luftansaugöffnung einer Mühle (V = 0,024 m 3)
auf die Explosionskenngrößen von Propan
Mühle 0,82 80
Mühle und Übergang 1,10 115
Mühle mit Übergang und Kanal 1,70 215
3.2.2 Schlägermühle
STI l>I!tlU>
2 ZlmII.Dl
Sr) rlll.SONJol1'
ST. -..u...r
5TS:.lll~
STS <rALW.a.: ")U
$11 510<rV1~
$18 SI""," I
t _ID1OJ...[
weiten Bereich erstrecken (Pmax = 0,6 - 9,3 bar, Kst = 1-135 bar' m . s -1), ge-
langten die Gemische der folgenden brennbaren Stäube zur Anwendung
Polyethylen: Pmax = 7,1 bar, Kst = 50 bar·m · s- I ,
Saarkohlenstaub: Pmax = 8,1 bar, Kst = 105 bar ' m . s - I und
Cellulose: Pmax = 9,4 bar, KSt = 185 bar · m·s- I •
Polyethylen simuliert den Ablauf der schwächer und Cellulose den der heftiger
reagierenden Kohlenstäube.
3.2 Mühlen 777
1
6
5 ~o
7--- 1 :c
~~
':J
~
t: 4
o
«!
--~.
~ 3 t--Zündbereich
2
-=- ~.
-=.- f-I-
~
~o_-
..!!
"ij
:;
t
o 100 200 300 (ms)
Flammenlaufzeit t"
0-----0 POlyäthylen
_ . _ .... Saarkohle
Abb. 3.20. Inspektionstür der Mahlanlage Abb. 3.21. Kohlezuteiler nach Druckbelastung
nach Druckbelastung mit 2,4 bar mit 2,6 bar
3.2 Mühlen 779
a b
Abb. 3.22. Entlastungseinrichtung auf Zuteiler im Fallschachtbereich (a) und Wirksamkeit
bei einer Kohlenstaubexplosion in der Mahlanlage (b)
Einerseits ergab sich, daß das Ansprechen der Entlastung die Flammenfort-
pflanzung der Explosionen in der Mahlanlage wie erwartet begünstigt. Beson-
ders gut war die Wirksamkeit der Entlastungseinrichtung bei Anordnung im
Bereich des Fallschachtes (Abb.3.22, links) und nicht am Ende des Zuteilers.
Das Ergebnis der Explosionsversuche (Abb.3.22, rechts) faßt Thbelle 3.2 zu-
sammen.
Sind die Kohlenstaubrohre wie in der Praxis offen, werden die reduzierten
maximalen Druckwerte um ca. 30070 gesenkt. Zusatzversuche mit einem 5 m
langen Ausblasrohr bestätigten die Angaben von S. 522 (Abb. 2.281) über die
Verstärkung der Druckwirkung in der Mahlanlage.
Unmittelbar nach Abschluß der Untersuchungen wurde, basierend auf den
gewonnenen Erkenntnissen, eine Kohlenmahlanlage mit einer Leistung von
100 tlh saniert (Abb.3.23). Kurze Zeit später kam es zu einer Kohlenstaub-
explosion, bei der die Entlastungseinrichtung voll wirksam war.
Obige Ausführungen dürfen sicherlich nicht verallgemeinert werden. Sie zei-
gen aber doch, daß man durch gezielte Versuchstechnik kostengünstige lösun-
gen für konstruktive Schutzmaßnahmen, z. B. für die Sanierung von konstruk-
tiv ungeschützten Anlagen, erarbeiten kann.
780 3 Einfluß von Zusatzoberflächen
3.3 Staubabscheidefilter
3.3.1 Vorbemerkung
3.3.2 Schwebstoff-Filter
2. Flltetstu'e
~~$~~_ Oüs.nwagen
IHtfHII-- t RIt enlure
a
Abb.3.24. Schematische Darstellung eines Schwebstoff-Filters (a) und Filterkassette (b)
782 3 Einfluß von Zusatzoberflächen
[bar] r - - r \~\r--,--St-Q-Ub-e-XP-IQ-S-iQ-nS-k-Ig-ss-e-s-t-'...,
\ Messwerte
0,5 r- \ 0 0'" 0 PS,a,=O,' bar
o'--__ '--I'_,_"jL-~_-_-..c
...._=---'y'---_-_-_ -:..J-_-_-_-..J,Q
-D [bar ]r------.---...-------------,
2
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0,5
o
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o
0. _ _'___~_~_~
x O'--_..J-~~
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~ [bor] r-------St-gy-b-e-xp-!o-s-jo-ns-k-Ig-ss-e-S-t-3'
E
'xo 1,5 \
\0
E
,,
\
\
1,0
\
,,
05 ... 0
---
, _ Leervolumen: V=l,l m 3 ...........
---freies Volumen: V=O.5 m J ............ _ _
EnUastungsflöche F
Abb.3.26. Reduzierter maximaler Explosionsdruck Pred,max im Schwebstoff-Filter als Funk-
tion der Entlastungsfläche F (Vergleich: Meßwerte/Flächenbedarf für kubische Behälter)
3.3 Staubabscheidefilter 783
a b
Abb.3.28. Doppel-Schwebstoff-Filtergehäuse (a) mit Explosionsdruckentlastung (b)
a
Abb. 3.31. Untersuchung der Wirksamkeit des 3"-Unterdrückungssystems gegenüber Staub-
explosionen in kleinvolumigen Apparaturen [15]. a 0,25 m 3-Behälter; b 0,50 m 3-Behälter
3.3.3 Taschenfilter
Bestätigung fanden zunächst die Erkenntnisse über den Einfluß von Einbauten
auf den Explosionsablauf brennbarer Stäube in Behältern (Abb. 3.8 bis
Abb. 3.10) durch Untersuchungen in einem explosionsdruckentlasteten 2,4 m 3_
Taschenfilter (Abb. 3.32).
Trotz des Vorhandenseins von Explosionsklappen als Entlastungseinrich-
tung stellte sich mit einem Staub der Staubexplosionsklasse St 1 im Filterge-
häuse ein um 250/0 geringerer reduzierter maximaler Explosionsdruck ein als
für homogene Gemische für das Leervolumen erwartet. Da aus diesen orientie-
renden Versuchen allgemein gültige Rückschlüsse nicht gezogen werden konn-
ten, wurde zu systematischen Explosionsversuchen übergegangen [16].
Das in Abb. 3.33 gezeigte und für Versuchszwecke bestimmte Taschenfilter-
gehäuse mit 58 Filtertaschen von insgesamt 53 m 2 Oberfläche konnte wahl-
weise
3.3 Staub abscheide filter 787
oben im Deckel,
seitlich im Rückenteil des Gehäuses sowie
unten im Konus
über Explosionsdruckentlastungseinrichtungen in Form von Explosionsklap-
pen (FKlappe = 0,25 m 2 , Klappengewicht G = 10 kg, statischer Ansprechdruck
Pstat = 0,05 bar) entlastet werden [16]. Konus und Deckel waren durch einen
freien Raum von entsprechend großem Querschnitt verbunden, so daß die
Explosionsdruckentlastung ungehindert vonstatten gehen konnte.
Explosionsfähige Propan/Luft-Gemische wurden im ruhenden Zustand
durch eine Induktions-Dauerfunkenstrecke (E = 10 J) entzündet. Als Zünd-
quelle für die homogenen, nach dem Normverfahren erstellten Staub/Luft-Ge-
mische dienten die üblichen pyrotechnischen Zünder mit einem Energieinhalt
von E = 10 kJ. Der Zündort befand sich in Raummitte, und es wurde stets über
einen breiten Konzentrationsbereich gearbeitet.
Die aus den Explosionsversuchen resultierenden Druck-Flächenkurven für
Propan und einen brennbaren Staub im oberen Grenzbereich der Staubexplo-
sionsklasse St 2 sind in Abb. 3.34 wiedergegeben. Sie werden verglichen mit den
entsprechenden Kurven, die für kubische Behälter (bezogen auf das Leer- und
freie Volumen) erwartet werden, wenn sie über Berstscheiben mit einem stati-
schen Ansprechdruck von Pstat = 0,05 bar entlastet werden.
788 3 Einfluß von Zusatzoberflächen
Wie man erkennt, ist bei Vorhandensein von Einbauten und explosionsfähi-
gen Propan/Luft-Gemischen eine wesentliche Flächenreduzierung selbst dann
gegeben, wenn für die Berechnung das freie Volumen (Leervolumen minus Fil-
tervolumen) zugrundegelegt wird. Dies gilt auch dann, wenn die örtliche Lage
der Entlastungseinrichtung verändert wird. Günstig ist die seitliche Entlastung
an der Rückwand im Zündquellenbereich. Ungünstig ist deren Anordnung
unten im Konus. Aber selbst dann liegt der reduzierte maximale Druckwert
immer noch ca. 50% unter der Erwartung.
Druckreduzierung ist, wenngleich in geringerem Maß, auch im Fall der
brennbaren Stäube gegeben und ebenfalls für andere Produkte (Kst =
90bar'm's- 1 bzw. Kst = 153 bar·m·s- 1) gültig. Der Flächenbedarf liegt je-
3.3 Staubabscheidefilter 789
~\
....Q)
......... 0,50
Q)
'N
:J 0\
"0
....
Q) 0,25 ~~
PStat o~
°° 0,5 1,0 1,5 [m ]
Entlastungsfiöche F
Abb.3.34. Druck-Flächen-Kurven des Thschenfilters im Vergleich zum kubischen Behälter
(Pst.t = 0,05 bar)
doch nur wenig unter dem, der für das freie Volumen zu erwarten ist. Günstig
ist die Anordnung der Entlastung unten im Konus, ungünstig, wenn sie sich
im Deckel befindet.
Die Nichtübereinstimmung der günstigsten Anordnung der Entlastungsein-
richtung ist auf unterschiedliches Fortpflanzungsverhalten von Brenngas- und
Staubexplosionen im Filtergehäuse zurückzuführen.
In beiden Fällen ist aber zu beachten, daß die Untersuchungen mit relativ
schweren Explosionsklappen durchgeführt wurden, die bekanntlich den Entla-
stungsvorgang nicht unwesentlich behindern. Werden sie durch Berstscheiben
mit gleichem statischem Ansprechdruck ersetzt, dann sind speziell für brenn-
bare Stäube deutlich größere Unterschiede zum Flächenbedarf für das freie Vo-
lumen zu erwarten.
Im Gegensatz zu den Brenngasen (Abb. 3.35, oben) ist die Flammenausbrei-
tung im Bereich der Entlastung bei brennbaren Stäuben (Abb. 3.35, unten) be-
sonders bei großer Entlastungsfläche anhaltender und intensiver. Abhilfe kann
nur durch Erhöhung der Explosionsfestigkeit des Filtergehäuses und Vermin-
derung der Entlastungsfläche erreicht werden. Der konsequente Schluß ist,
daß explosionsdruckentlastete Staubabscheidefilter bei Nichtanwendung von
790 3 Einfluß von Zusatzoberflächen
3.3.4 Schlauchfilter
a b
Abb. 3.36. 13,6 m3-Schlauchfiltergehäuse (a) und mit Plastik folie überzogene Stützkörbe (b)
792 3 Einfluß von Zusatzoberflächen
[bar] ,
x O,4r- 0" Propan
o
E
-0
0,3 r-
G=25 kg/m 2
'0', ............. '
CL
~ 0,2 r- • O-"':::-C"_
0,1 r----Kubische Behälter ---- _
.::t:.
U o I I I
:::J
L
"0
({) [bar] ... G=25 k '1m2 Pmox9,5 bar
c::: 0,4 r- \ g, l:> °KSt =160 bar'm's- 1
o \ ,'c. Ll.Pmo~10 bar
(() 0,3 r- \, 0 " ' KSt =300 bar· m. s-1
o , ... l:>
0,2 f- , 0 ' ..... 'l:>
"
CL
x , 0 ... -
w 0,1 f- ..............
L
O~ __~I____~I_____~I__~
Q)
o o 1 2 3 [m 2J
E Entlastungsfläche F
x
o
E [barJ ______
L
Q)
_ ~::----o _______
-+-'
L
Q)
O,2~ ~
N F=4 m 2
:::J
"0
Q)
o 1r- 0 p =9,5 bar,K St =160 bar· m. s-1
J max
L Ll.p =10 bar,K St =300 bar.m.s- 1
o mfx I I I
o 2 3 4 [Vol%J
Propan-Gehalt
Abb.3.37. Leeres 13,6 m3-Schlauchfiltergehäuse: Flächenbedarf im Vergleich zum kubi-
schen Behälter und Einfluß von Propan auf die Druckwirkung
Bei Explosionen im leeren Filtergehäuse hat sich ergeben (Abb. 3.37, oben),
daß bei Propan (Ko = 100 bar' m . s -1) der Flächenbedarf geringer, im Fall
der brennbaren Stäube Abb. 3.37, Mitte) hingegen etwas höher ist als in gleich-
volumigen Behältern, wenn diese über Berstscheiben (Pstat = 0,1 bar) entlastet
werden. Druckreduzierung wird durch Verminderung des Klappengewichtes
(25 kg/m2 ) erreicht.
Bei zusätzlich vorhandenem Propan in der Verbrennungsluft (hybride Gemi-
sche: Abb.3.37, unten) wird wegen Verstärkung der Explosionsheftigkeit der
brennbaren Stäube (Abb. 1.241) selbst bei großflächiger Entlastung (F = 4 m2)
der reduzierte maximale Explosionsdruck Pred,max ungefähr verdoppelt.
Es hat sich ferner gezeigt, daß die für die Explosionsdruckentlastung sorgen-
den Scheiben an 8 mm-Stahlseilen zusätzlich zu halten sind, um Sekundär-
schäden durch Davonfliegen (Wurfweite bis zu 70 m) zu vermeiden (Abb. 3.38).
Bei Staubexplosionen waren besonders dann umfangreiche Flammenerschei-
nungen im Bereich der Entlastungsöffnung zu beobachten, wenn sich dort zu-
sätzlich Staubablagerungen befanden (Abb.3.39). Die Unterkante der Entla-
3.3 Staubabscheidefilter 793
Abb. 3.38. Nach Explosion im Filtergehäuse davongeschleuderte (a) und durch ein 8 mm-
Stahlseil abgesicherte Entlastungsscheibe (b)
b
Abb.3.39. Staubexplosion im Filtergehäuse ohne (a) und mit zusätzlichen Staubablagerun-
gen (b) im Entlastungsbereich
wird. Dies gilt sowohl für die Explosionen von Brenngasen als auch für solche
von brennbaren Stäuben.
Wird dagegen der Druckentlastungsvorgang durch die Schlauchfilter nicht
behindert, d.h. wird eine Druckentlastungsfläche von F = 4 m2 am freien Vo-
lumen des Filtergehäuses angeordnet, so ist die volle Wirksamkeit der ange-
wendeten Schutzmaßnahme gegeben. Ein Einfluß der Anzahl der Schlauchfil-
ter auf die Druckwirkung im Filtergehäuse wurde unter den vorliegenden Be-
dingungen nicht festgestellt [16], weil bei der vorgegebenen großflächigen Ent-
lastung der horizontale Ast der Druckflächen-Kurven gültig ist (Abb.3.34,
3.3 Staubabscheidefilter 795
OL-______PSlal=O,08-0,l
________
~
bor
~
o 50 100
Anzahl der Filterschläuche
oben), wo weder die Art des Brennstoffes noch die Flächengröße einen nen-
nenswerten Einfluß auf die Druckentlastung nehmen.
Die bisherigen Betrachtungen bezogen sich auf Explosionsereignisse, bei de-
nen die Zündquelle in Raummitte des Filtergehäuses wirksam ist. In der Praxis
ist jedoch damit zu rechnen, daß eine Explosion aus einer angeschlossenen
Rohrleitung heraus in Form einer Flammenstrahlzündung übertragen wird.
Um auch diesen Fall zu untersuchen, mündete in den Konus des Filtergehäuses
eine Rohrleitung DN 400. Durch entsprechende Wahl ihrer Länge
(1 = 5 - 10m) wurden unterschiedliche Explosionseintrittsgeschwindigkeiten
erreicht (Abb. 3.41) und das Filtergehäuse ohne Einbauten senkrecht hierzu
entlastet (F = 3 m2).
Der Zusammenhang zwischen der Explosionseintrittsgeschwindigkeit V ex
und den sich im Filtergehäuse einstellenden reduzierten maximalen Explo-
[bar]
J t:-
x
0,50
_/
0,25/
::j~.
o~· I I I I
o 100 200 300 400 [m/s]
v ex: DN400 beim Eintritt ins Filtergehäuse
sionskenngrößen ist in Abb. 3.42 für Propan und homogene Gemische eines
Staubes (Normverfahren) der Staubexplosionsklasse St 2 dargestellt. Es besteht
ein proportionaler Zusammenhang.
Erfolgt eine solche Explosionsübertragung mit langsamer Explosions-
geschwindigkeit (v ex einige m/s), dann ist die Entlastung voll wirksam
(Abb. 3.43). Völlig andere Verhältnisse liegen aber dann vor, wenn die Explo-
sionsgeschwindigkeit in der angeschlossenen Rohrleitung DN 400 deutlich hö-
her liegt: Die das Anschlußrohr verlassende Flamme trifft im Filtergehäuse auf
ein stark turbulentes und unter Vorkompression stehendes explosionsfähiges
Gemisch, das schlagartig entzündet wird. Die Folge ist eine starke Erhöhung
der Abbrandgeschwindigkeit und naturgemäß eine Verstärkung des reduzierten
maximalen Explosionsdruckes, der trotz Überdimensionierung der Druckent-
lastung zur Deformation des Filtergehäuses führt (Abb. 2.396).
Bei Brenngasexplosionen wird die Explosionsfestigkeit des vorgegebenen
Filtergehäuses mit p - 0,4 bar bei sehr viel geringerer Explosionseintritts-
geschwindigkeit (v ex = 70 m/s) überschritten als bei Staubexplosionen
(v ex = 400 m/s).
Abhilfe kann nur durch die Anwendung explosionstechnischer Entkopp-
lungsmaßnahmen (s. Teil 2, Kap. 3.5) zwischen der Rohrleitung und dem zu
schützenden Filtergehäuse erreicht werden.
3.3 Staub abscheide filter 797
Nl0.------------,------r--,r--,
d;
~ 8r-------------t-------~--t-~
.c
GI
.0
(/)
"§ }
Für eine erfolgreiche
Unterdrückung not-
l5 1-"'-f....L..f....L..<-L-<-L-<-L.<-L..<.f-"-'C..~LL.q;.~-<--t.L-L-'-'l wendige Behälterzahl
>
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E
.c
u
.:2 2 ;----+------c~--I__......_I
-: ~I
~ ~I
1
VI
~N lL--------------L------~--~--~
1
3.3.5 Folgerungen
Leer sock -
.1 1....-.u..:verdichter
b
Abb.3.48. Sackzerreißmaschine schematisch (a)
und Leergehäuse für Explosionsversuche (b)
804 4 Sackzerreißmaschinen
Loschmittel-Behdlter
Verte ilung des U:ischmlttels über
Kugeldüsen
b
Abb.3.53. Müllzerkleinerungsanlage mit 3/4"·Unterdrückungssystem [20]. a Schematische
Darstellung; b praktische Ausführung
808 5 Müllzerkleinerungsanlagen
Löschmittel - Behälter
Verteilung des Löschmittels über
Fächerdüsen
-jlm
Abb. 3.54. Anordnung der Löschmittelsperren am Ein- und Auslauf der Müllzerkleinerungs-
anlage [201
9,8 320
12,3
ohne
0,14-0,20
0,09-0,48
0,13
6,4-11,9 °
0,5 -5,0
12,3"
mit einem Ansprechen der Detektoren (PA = 0,1 bar) nicht zu rechnen. In der
Praxis ist im Rotorbereich hingegen mit inhomogenen Staub/Luft-Gemischen
zu rechnen. Im Entzündungsfall kann zwar ein Ablöschen der Flammen am
Ein- und Auslauf aufgrund der Untersuchungen erwartet werden, jedoch muß
der Ansprechdruck des Auslösesystems erreicht werden.
Der Einsatz von optischen Detektoren wurde zwar wegen der Verschmut-
zungsgefahr verworfen, sie könnten aber in Kombination mit Druckdetektoren
und einem geringeren Ansprechdruck als üblich (Funktionsprüfungen an lau-
fenden Zerkleinerungsanlagen mit einem Ansprechdruck von PA = 0,02-
0,04 bar wurden bereits mit Erfolg durchgeführt) in der Müllzerkleinerungsan-
lage anlaufende Explosionen rascher erkennen und die Löschmittelsperren
rechtzeitiger betätigen. Wahrscheinlich ist, daß in diesem Fall auch Flammen
von inhomogenen Lösungsmitteldampf/Luft-Gemischen (Propan) erstickt
werden. Hier sollte die Weiterentwicklung (gleichzeitiges Erkennen von Flam-
me und Druck) einsetzen.
6 Pulverbeschichtungsanlagen
Brennbare Beschichtungspulver sind nach Angaben von Tabelle 3.5 leicht ent-
zündlich [21].
Die nach Vorschrift gemessene Mindestzündenergie mit Induktivität im Ent-
ladekeis [22] ist für alle Produkte MZE< 10 mJ. Ist dies auch bei nicht vorhan-
dener Induktivität der Fall, kann aufgrund praktischer Erfahrung und der
Analyse von Schadensfällen auch bei sicherem Ausschluß von trivialen und be-
trieblichen Zündquellen und ständigem Vorhandensein solcher Staub/Luft-
Gemische (wie bei Brenngas/Luft-Gemischen) die Schutzmaßnahme ,,vermei-
den von wirksamen Zündquellen" [2] nicht angewendet werden. Dies gilt auch
für Beschichtungspulver, bzw. es handelt sich um Grenzfälle.
Die untere Explosionsgrenze dieser Pulver liegt im Bereich von
UEG = 15 - 30 g/m3 und kann bei Herabsetzung des organischen Anteils auf
UEG = 60 g/m 3 angehoben werden [21]. Weil Berechnung auf thermochemi-
schem Weg nur mit großen Einschränkungen möglich ist (Abb. 1.174), muß der
Grenzwert im allgemeinen experimentell nach dem Normverfahren bestimmt
werden.
Das VDMA-Einheitsblatt 24371, Teil 1 [23] und die entsprechenden Sicher-
heitsregeln des Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften [24,
25] enthalten Richtlinien für das Errichten und den Betrieb von Anlagen und
Geräten für elektrostatisches Beschichten mit Kunststoffpulvern. Zweck ist es,
Maßnahmen aufzuzeigen, durch die die Beschäftigten gegen mögliche Gesund-
heitsschäden geschützt, sowie die Brand- und Explosionswahrscheinlichkeit
herabgesetzt und Explosionsschäden vermieden werden.
a b
Abb.3.56. Pulverentzündung an 4 Sprühpistolen bei Nichtvorhandensein (a) undVorhan-
densein (b) von explosionsfähigem Gemisch in der Rückgewinnung
6 Pulverbeschichtungsanlagen 813
~~----------------~ b
Abb.3.58. 15 m 3• (a) und 30 m 3·Sprühkabine (b) für Explosionsversuche vorbereitet
[bar] r - - - - - - - - - - - ,
"0
QJ
0...'- 0,05
r
ro,,"0""
1\.
°
°
Ibar I
0,9
Pmax = 9 oor
-1
KS t =200 bar·m· s
PStnt =0,1 bar
0
I
° I I I
0,8
0,7
o
6
15 m3 - Sprühkabine
21 m3 - Sprühkabine
o 30.,,3 - Sprühkabine
0,6
[barls] ~
~
E
-ci' 0,5
6/ ~\
~
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° 0,4
I: der
"0
QJ Öffnungen der
-0..1 . . .
'- 0,3 Sprühkabinen ,
~ ° o 15 m3_Spriihkabine O~D
.6
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, :
/ ~6\
'
0,2 I
Ä 30 m3-Sprühkobine ,
I,
,
' I
I
---_\\~
I
: I
0,1 ' , I
°
PStnt
i!
0 0
0 250 500 750 [g/m 3 ] 0 2 4 5,35 6,71nfl
Staubkonzentration Entlastungsfläche F
Abb. 3.60. Reduzierte Explosionskenngrö- Abb. 3.61. Vergleich des Flächenbedarfs
ße als Funktion der Staubkonzentration für St 1-Stäube mit der Summe der Entla-
stungsöffnungen von Sprühkabinen
816 6 Pulverbeschichtungsanlagen
die Öffnungen abdeckenden Folien von Pstat = 0,01 bar gearbeitet wurde, ist
die maximale Druckwirkung in den Kabinen von Pred.max < 0,1 bar erklärt.
Sprühkabinen, die hinsichtlich der Abmessungen, Arbeits-, Ein- und Aus-
lauföffnungen den Versuchskabinen entsprechen, sollten daher eine Mindest-
explosionsfestigkeit von p = 0,1 bar haben.
Für die Bestimmung der Beschichtungspulver-Grenzkonzentration, bei der
eben gerade noch keine Personengefährdung an den Handöffnungen besteht,
wurden beide Sprühkabinen sowohl partiell (mit dünnen Folien abgegrenzte
Teilvolumina) als auch vollständig mit homogenem Staub/Luft-Gemisch be-
füllt. Bei diesbezüglicher Auswertung des Film- und Video-Materials wurde
berücksichtigt, daß in der Praxis im Bereich der Werkstückein- und -auslauf-
öffnungen bis zur Entfernung von 5 meine Sicherheitszone einzuhalten ist.
Betrachtet man die Abhängigkeit des Grenzkonzentrationswertes nicht vom
Befüllungsgrad der Kabinen, sondern vom mit Gemisch be füllten Teilvolumen,
erhält man, bedingt durch die großflächige Entlastung, einen vom Kabinenvo-
lumen unabhängigen Kurvenzug (Abb. 3.62, oben). Ausgehend von einer Kon-
zentration von 60 g/m3 bleibt der Grenzwert zunächst konstant und steigt bei
einem Befüllungsgrad von ca. < 500/0 rasch an. Entsprechend verringert sich
zunächst die aus der Beschichtungspulver-Grenzkonzentration errechnete Pul-
vermenge, um anschließend wieder zuzunehmen. Die Darstellung (Abb.3.62,
[g/m 31 r -
o ----------------,
C \ PES - Beschichtung~pulver
~ Pmax =B,2 bar
L.. KSt =150 bar.m· 51
~ 15 m3 - Sprühkabine
I>. 30 m3 - Sprühkabine
0
§ 500
l \.
~
0.. 0 L_______~~::~~::==r=~I>.==:::j1>.
[ kgl
o~------~------~------~
o 10 20 [m31
unten) läßt den Schluß zu: Das durch Aufwirbeln bis zu 1 kg Pulver entstehen-
de Gemisch ist eben noch nicht gefahrdrohend (Abb. 3.63).
Die in den vorgegebenen Sprüh kabinen mit homogenen Beschichtungspul-
ver/Luft-Gemischen festgestellten Grenzkonzentrationen liegen z. T. deutlich
oberhalb der unteren Explosionsgrenze. Wenn dieses Ergebnis in der Praxis aus
naheliegenden Gründen auch nicht angewendet werden kann, so zeigt sich
doch, daß die in den Explosionsrichtlinien (1) richtungweisend angegebene
"gefahrdrohende Menge an explosionsfahiger Atmosphäre" von 10 I auch
deutlich höher sein kann.
Anschließend wurde geprüft, ob durch praxisnahen Beschichtungspulver-
ausstoß aus Sprühpistolen (Abb. 3.64) die bei den Vorversuchen bestimmten
gefahrdrohenden Mengen erreicht oder überschritten werden.
Für die Untersuchungen standen insgesamt 17 Sprühpistolen zur Verfügung.
Jeweils 4 waren im Pistolenschlitz in einem gegenseitigen Abstand von 500 mm
angeordnet, zur Begünstigung der Gemischbildung war keine Luftstromüber-
lagerung vorhanden.
Wird aus 11 Pistolen eine Beschichtungspulvermenge von 63 gis ausgesto-
ßen, dann ist nach 20 s in der 15 m 3-Sprühkabine rechnerisch eine Staubkon-
zentration von ca. 80 g/m3 zu erwarten, die deutlich höher ist als die mit
818 6 Pulverbeschichtungsanlagen
Abb.3.64. Pulverausstoß aus Sprühpistole mit Prallteller (a) und mit Drall-Luft (b)
(Pulvermenge 5 gis)
b
Abb. 3.65. Brandunterdrückungsanlage. a Flammendetektor; b Meldezentrale
820 6 Pulverbeschichtungsanlagen
Ventilator---f:~~5:s---:~1l
Rüttelvorrichtung---k~~~~~:=<t=1
Abluftfilter -1f------Vorfilfer
Sprühdüse----+---f!-=~I
Produkfbehälfer-----\-.,.;;. 'xr-lf------Lufferhitzer
~~LJ:!:;FFt------Temperaturf ühler
I
q
Haupt.erbend der gewerblichen Be-;.;t.genOSSenlchaften
Zenlr.101 11 tOr Unlal erhOlung und Ar.,.ttl!Md~ln
Ltnpartweog 10l 5lOO 80nn •
r _ u a .CNIn"- I
ExplolloMld1uuyon -
Wirbeloc:lllchl-Sprilh-Granuialoron. Bestell-Hr • ZH I &11
Wlrbel.lChlenttrockn.rn , Au.be' 10. UMO
Wlrbeloc:lllchl-Co.Unganlag.n
Sicherheitsregeln
für den Explosionsschu1z bei der
Konstruktion und Errichtung von
Wirbelschicht-Sprüh-Granulatoren,
Wlrbelschlchttrocknern,
Wirbelschicht-Coatlnganlagen
.,
B.G
leisten. Die Abb. 3.72 und 3.73 zeigen Ausführungsbeispiele bei Anwendung
der Explosionsdruckentlastung, Abb. 3.74 die praktische Ausführung.
Explosionsschutz-Schnellschlußventile (Abb. 3.75) sichern die Zu- und Ab-
luftleitung gegen die Fortpflanzung und gefährlichen Auswirkungen von Ex-
plosionen in andere Teile der Anlage (z. B. nachgeschaltete Ventilatoren oder
auch Filter bzw. vorgeschaltete, nicht explosions fest ausgeführte Apparateteile
wie Heizelemente und Filter). Sie werden über entsprechende Kontakte an der
Entlastungseinrichtung oder Druck- bzw. Flammendetektoren aktiviert und
durch Expansion von Luft aus 5 I-Vorratsbehältern mit sprengkapsel betätigtem
Ventil geschlossen. Ihre Schließzeit liegt bei einem Treibmitteldruck von
PT = 40 bar für Nennweiten DN 200- DN 600 in dem Bereich von t s =
20-25 ms. Sie sind auf Zünddurchschlag und Explosionsdruckbelastung mit
Propan geprüft. Auf Schnellschlußventile kann verzichtet werden, wenn die
Abluftleitungen einschließlich eventuell vorhandener Ventilatoren explosions-
fest entsprechend dem zu schützenden Apparat ausgeführt sind, nicht mit an-
deren Abluftsystemen in Verbindung stehen und gefahrlos ausmünden [33].
In der Folgezeit ergab sich die Notwendigkeit zu Kontrollversuchen [34, 35],
um die bisherigen Erkenntnisse zu bestätigen.
Abb.3.73
I
- -.-;-
[
Abb.3.74 Abb.3.75
7 Wirbelschicht-ltockner und -Granulatoren 827
Abb.3.76. Staubexplosion in einem Wirbelschichttrockner ohne (a) und mit Produkt filter
(b) aber ohne Ausblasrohr
..
Abb.3.73. Wirbelschicht-Apparatur mit vertikaler Explosionsdruckentlastung und nachge-
setztem Ausblasrohr
Abb.3.74. Horizontal explosionsdruckentlastete Wirbelschicht-Apparatur (Entlastungsein-
richtung nicht sichtbar)
Abb.3.75. Explosionsschutz-Schnellschlußventil zur Absicherung der Zu- und Abluftleitung
828 7 Wirbelschicht-Thockner und -Granulatoren
Das Ergebnis dieser Untersuchungen stimmt bei Staub explosionen mit den
berufsgenossenschaftlichen Sicherheitsregeln [33] bzgl. der Forderung für die
Größe der Entlastungsfläche und die Explosionsfestigkeit überein. Hierbei
wurde ferner festgestellt, daß
das Produktfilter (Stauchfilter) einen explosionsverstärkenden Einfluß nur
dann hat, wenn kein Ausblasrohr vorhanden ist (Abb.3.76),
ein Ausblasrohr mit Querschnittserweiterung (Abb. 3.77) den Druckentla-
stungsvorgang nicht begünstigt,
der reduzierte maximale Explosionsdruck bei nicht vorhandenem Produkt-
filter sich linear zur Länge des Ausblasrohres unter Bestätigung von
Abb.2.281 anhebt und
sich eine Querschnittsverengung (Abb. 3.78) deutlich stärker auf die Anhe-
bung des reduzierten maximalen Druckwertes auswirkt als ein abgewinkel-
tes Ausblasrohr (Abb.3.79).
b
Abb.3.80. Explosionsfeste 0,4 m3-Wirbelschicht-Apparatur für den maximalen Explosions-
druck (a) und abluftseitiges Explosionsschutz-Schnellschlußventil (b)
150
Produktmenge M
o Technocel:
M=50 Kg
300 - Weizenmehl:
o /M=100 Kg
200 -
100 - fi)~
/ g.?- ~aisstärke: M=100 Kg
0 ....."
o I I I
o 1000 2000 3000 [m 3 /h]
Luftvolumenstrom Q
Abb.3.85. Staubkonzentration brennbarer Stäube als Funktion der Produktmenge Mund
des Luftvolumenstroms Q (Meßhöhen über Siebboden: 1100 rnrn)
[bar] -e Reinluftseite
<=-=:===0-
Stqubsejte t;.
x 1,5 t-
0
E
.,;
1,0 t- g P
--
~
..----.... o 0=1000 m 3 /h
a.1+-'
"0"0
0,5 I- 0=2000 m3 /h
t;.
0 I I I
0 50 100 150 0 50 100 150[bar.m.s-J
Kst : Normverfahren Kst : Normverfahren
Abb. 3.86. Reduzierte maximale Explosionskenngrößen inhomogener Staub/Luft-Gemische
bei Explosionsdruckentlastung (F = 0,5 m2 , Pstot = 0,1 bar) im Vergleich zu den staubspezi-
fischen Kenngrößen KS! nach dem Normverfahren
[bar] [bar]
Stgubl>!:i1!: '0 R!:inluUsei1!: /
""
'0
1!
c::t" 0,4 F=O,5 m 2 'Pstat.=O,1 bar" a. 0,4 F=O,5 m 2 'PStat.=O,1 bar //
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I.- 0,3 I.-
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x 0,1 w 0,1
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Q)
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4,5
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o
8
o
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o
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00 '~ o
O~~I ___~I~I___~I~ N O~~ __- L__~__~~
o 1000 2000 3000 4000 [m 3 /h] ~ o 1000 2000 3000 4000 [m 3 /h]
I.-
Luftvolumenstrom Q Luftvolumenstrom Q
Abb.3.87. Reduzierte Explosionskenngrößen von Maisstärke auf der Staub- und Reinluft-
seite als Funktion des Luftvolumenstroms Q
7 Wirbelschicht-nockner und -Granulatoren 835
warten, daß dies bei Produkten mit einem gegenüber Maisstärke höheren
Schüttgewicht aber ähnlicher Explosionsheftigkeit nicht der Fall ist. Sehr
wahrscheinlich stellen sich höhere Werte für den reduzierten Explosionsdruck
ein (gestrichelte Geraden), die der Endauswertung zugrunde gelegt wurden.
Zündortverlagerung zum Siebboden hin veränderte wegen der Großflächig-
keit der Zündquelle (pyrotechnische Zünder, E = 10 kJ; Abb. 1.155) das Explo-
sionsgeschehen nicht wesentlich.
Rückwaage des Produktes aus dem MaterialbehäIter ergab, daß nur
1,5 - 2,5 kg Maisstärke an den Staubexplosionen beteiligt waren.
Vergleicht man für das vorgegebene Trocknervolumen den Flächenbedarf in-
homogener Maisstärke-Staub/Luft-Gemische mit dem homogener Staub/
Luft-Gemische (Abb. 3.88), dann zeigt sich bei geringem Luftvolumenstrom
(Q = 1000 m 3/h) im Rahmen der Versuchsgenauigkeit Übereinstimmung.
Wird er hingegen auf Q = 5000 m 3/h angehoben, liegen die Druckwerte insge-
samt gesehen höher und steigen, entgegen der bisherigen Erwartung, mit zu-
nehmender Entlastungsfläche, wenn auch geringfügig, an. Eine Analyse der
zeitlichen Druckverläufe ergab, daß dies auf das Zusammenspiel von Luftvolu-
menstrom einerseits und dem Berstverhalten von Produkt filter und Berstschei-
be andererseits zurückzuführen ist. Bei kleinen Entlastungsflächen
(F:S 0,5 m2) wird das Filter nach (Abb. 3.89, oben) und bei großen
(F = 0,74 m 2) gleichzeitig mit der Berstscheibe zerstört (Abb. 3.89, unten). Im
zuerst genannten Fall entlastet die Staubexplosion im Trockner vorwiegend in
die Ausblasleitung, im zweiten Fall vor allem über die Entlastungsfläche selbst;
dadurch wurde nachgewiesen, daß die Explosionskenngrößen (Explosions-
druck, Explosionsgeschwindigkeit) in dieser Leitung mit zunehmender Größe
der Entlastung deutlich abnehmen.
Befand sich im Materialbehälter sehr viel weniger heftig reagierendes Wei-
zenmehl, waren Luftvolumenstrom Q und Entlastungsfläche F von unterge-
x
c
E
-ci [bar]
a.
~ !, \, \ -o VDI-RL3677
WST-Versuche ohne Filter 1974
0, • • WST-Versuche mit Filter 1974
0,75
~
u ~ ~ ~
...
:::J
\ ,
\ A ... WST-Versuche mit Filter 1990
3/
"0
UJ ~\ \.. ~ ... Q=5000 m h
c
0,50
.2
UJ \ -, ~-... ~ Q=3000 m 3 /h
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w 0,25 .............
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A
Q 1000
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3/h
E
-ci
...C1l °° 0,25 0,50 0,75
Entlastungsfläche F
Abb.3.88. Reduzierter maximaler Explosionsdruck Predmax im 2,7 m3-Trockner als Funk-
tion der Entlastungsfläche F im Vergleich zum Flächenbedarf früherer Untersuchungen
(Pstat = 0,1 bar)
836 7 Wirbelschicht-Thockner und -Granulatoren
J
: Reinl~ftseite:
\
....................
. j
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,Zeit t :
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:7 :
8,·········,···· .... ,......... ,......... :......... :......... ,..... .
: Rei~luftseiie
·:·········i·········:·········;·········:···,·····;·········i·······
.. .. ..
: : : . . . : : . .
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.8 ~ Stau~seite ~
: . :tZ
. . :. . . . . . . ..
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. . . : Imsl.
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. . . : . .. .
1:!·.;·m.·i-i';';";;···t·~ .................... .. .... : .........
. : ......... : ................... .:
0,····· .
-160ms -60ms
.. 40ms 140ms 240ms 340ms "Oms 540ms S40ms
[bor]
[bar /5]
0,75
~/~
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N 0.25
~
oo • 100 200 [bar. m· 5-1 Ow.:::..-------,!-:-------::-~-r:-----'
0 [bor. m· s-1
Abb. 3.90 K SI : Normverfahren Abb. 3.91 K SI : Normverfahren
Abb.3.90. Reduzierte maximale Explosionskenngrößen im 2,7 m3-lrockner als Funktion
der staubspezifischen Kenngröße KSt nach dem Normverfahren (Pstat = 0,1 bar)
Abb. 3.91. Maximale Explosionskenngrößen in Abluftleitung DN 400 als Funktion der
staubspezifischen Kenngröße KSt nach dem Normverfahren
838 7 Wirbelschicht-Trockner und -Granulatoren
[bar] F-0.25 m2
• o
0.
~ 0,4 ----. ----0
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U 0,3 L....._._...l.-_ _--'
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UI 0,3 [=0.50 m2
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0,1 '---_ _'---_---'
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Q)
N
0,3 [-0,74 m2
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10 [-0.50 m2
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Q)
.N~
::J o'---_--'-_--:--:-' I
"U o 100 200 0 100
....
Q)
Luftvolumenstrom Q
staubseite Reinluftseite
Abb. 3.93. Reduzierte Explosionskenngrößen von Propan als Funktion des Volumenstroms
Q und der Entlastungsfläche F (Optimalkonzentration)
840 7 Wirbelschicht-1rockner und -Granulatoren
[bar]
a.
. x
4f-
~
u
2 3f- /0
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.,
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°
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o ~-:-:I~n"""......r"~--=-
'~I_,,-;
N
':--, Abb. 3.95. Explosionskenngrößen von Ace-
o 100 200 300 400 [ml/min] ton im 2,7 m 3-Thockner als Funktion der
Aceton-Menge M versprühten Menge M (Q = 100 m3/h)
842 7 Wirbelschicht-'ll"ockner und -Granulatoren
o I I I I
5 6 7 8 9 [bar]
Pmax_: Normverfahren
[bar- m· s-l.-----------",.------,
...., . . '
- St1 , St2 - .. '
,,
o 15~ ','
,"I
N
~
e/ I
"
~
10-
Q/ ,,i
,,
o~--~I~--~i~~-~
o 100 200 [bar-m-s-l
K SI: Normverfahren
und von
Kst = 300 bar·m ·S-1 auf Kst =20 bar·m ·S-1
herabgesetzt. Eine Erhöhung des Luftvolumenstroms wirkt sich erfahrungsge-
mäß nur auf die Explosionsheftigkeit, d.h. auf die staubspezifische Kenngröße
aus.
Der Explosionsdruck in der Abluftleitung lag bei einer Explosionsgeschwin-
digkeit von V ex = 60-150 m/s in der gleichen Größenordnung. Dies gilt aller-
dings nur bei Nichtvorhandensein von explosionsfähigem Staub/Luft-Gemisch
auf der Reinluftseite.
Beim Umsetzen dieser Erkenntnis auf ähnlich gestaltete Wirbelschicht-Ap-
paraturen mit Abluftleitung DN 400 ist eine Explosionsfestigkeit von p = 4 bar
Überdruck zu wählen, wenn der nach dem Normverfahren gemessene maxima-
le Explosionsdruck Pmax ::510 bar ist. Ferner ist eine Staubkonzentrations-
überwachung in der Abluftleitung vorzusehen, die bei überhöhten Werten die
Anlage automatisch abschaltet.
Um festzustellen, welcher Druckbelastung der für eine Explosionsfestigkeit
von p = 2 bar Überdruck konzipierte 2,7 m 3-Trockner tatsächlich widersteht,
wurde ein Abschlußversuch mit optimaler Propankonzentration in der Ge-
samtapparatur durchgeführt und bei einem maximalen Explosionsdruck von
Pmax = 4,1 bar der über einen Anschlußflansch verschraubte Deckel abgeho-
ben (Abb. 3.97). Es stellte sich eine überhöhte gasspezifische Kenngröße von
KG = 150 bar· m . s -1 ein, und in der Abluftleitung wurde bei einer maximalen
Explosionsgeschwindigkeit von V max = 200 m/s ein maximaler Explosions-
druck von Pmax = 6 bar gemessen.
Die mit der Wirbel schicht-Apparatur und zu- bzw. abluftseitig angeordneten
Schnellschlußventilen (Aktivierungsdruck Pex = 0,1 bar) durchgeführten Ex-
plosionsdruckentlastungsversuche (statischer Ansprechdruck der Berstscheibe
Pstat = 0,1 bar) unter Betriebsbedingungen geben erstmalig Auskunft über das
Ausblasrohrlänge [mI
Staubexplo- F
°
Pred, max [barI
3 6 3 6
sionsklasse [m21
P3 P2 PI
f3 F2 Fl
Z = Zündorte
b
Abb.3.98. Pneumatische Saug-Flug-Förderanlage DN 100.
a Schematische Darstellung; b praktische Ausführung
8 ExplosionsverhaIten brennbarer Stäube 847
[bor] [bor] 0
DN100 1-38 m "0 DN100,1=38
DN200,1=46 m 'V'= ms 3m/s
07
J Werte In Förderrichtung 0 ~ m,v,=15-30
3 Pmo)(=9.4 bar ./,6 cf Werte in Förderrichtung
~
(Normverfahren) a~O tj 20 - Pm.,;=9,4 bor
~ 2 (Norm verfahren)
alc alc
o
'(ij
o
2
rz,~~
o
o
~ 10
C.
x c.
~ 0 _ _0
UJ
~
E ~ 0 ~:-"-,,
o
[m/s]r----------, [m/s]
o v, =20 m/s 0
~ " v, =30 m/s /
-k: "
~
>E 375 r- 0 v, =40 m/s ~" >E 750
1 /.,~/. / ~ 0
~
0>
250 r- ~a./':>"/ "/
1500 /
'125r~/O i.2
lil'
250 ,,--
6~
~ 0::' 1 1 1 1 ~ 0
E 0 50 150200 250[bor.m.s] E 0~~5~0--~1~0~0--~15~0--~2~00~[~bo~r.m.s]
staubspezifische Kenngrö6e KSt staubspez~ische KenngröBe KSt
Abb.3.99 Abb.3.100
Für staub spezifische Kenngrößen Kst::S; 154 bar· m . s -1 erhöht sich die
maximale Explosionsgeschwindigkeit annähernd im Verhältnis der Rohr-
querschnitte, bei detonationsähnlichen Abläufen (Maisstärke: KSt =
217bar·m·s- 1) um den 1,35fachen Betrag des Verhältnisses.
Auch für die Flammenlaufzeit, die linear zur staubspezifischen Kenngröße fällt
und in der Förderleitung DN 100 größer als in der Förderleitung DN 200 ist
(Abb. 3.101), wurden Gesetzmäßigkeiten erkannt.
Aus der Bestimmung des Quotienten der Flammenlaufzeiten für ein jedes
Produkt folgt im Vergleich zum Förderlängen/Förderrohrdurchmesser-Verhält-
nis:
Die Flammenlaufzeit der Explosion eines brennbaren Staubes in Förderlei-
tung DN 200 verkürzt sich gegenüber der Förderleitung DN 100 annähernd
im Verhältnis der Quotienten aus Förderlänge und Förderleitungsdurch-
messer beider Förderleitungen.
Man kann zusammenfassen, daß eine Vergrößerung des Förderrohrdurchmes-
sers die Fortpflanzung von Staubexplosionen begünstigt und die Explosions-
heftigkeit anhebt. Dies steht im Gegensatz zu den mit Brenngasen gewonnenen
8 Explosionsverhalten brennbarer Stäube 849
c
o
[msJ
~ Werte in FÖrderrichtung
N Mittelwerte: vF =20-30 m/s
400 • DN100,1=38 m
:----------.
o DN200,1=46 m
0:'" 300
-
(l) 200
N
- - - 0_ _ _ _
:::J 0
o 100
C
(l)
Erkenntnissen. Wie bereits gezeigt (Abb. 1.255, 1.256), werden bei diesen
Brennstoffen mit steigendem Rohrdurchmesser, bezogen auf eine konstante
Rohrlänge, Explosionsdruck und Explosionsgeschwindigkeit herabgesetzt. Die
Anlaufwege zum Erreichen der hohen Detonationsgeschwindigkeit (Tabelle
1.49) verlängern sich.
Die mit brennbaren Stäuben festgestellte Begünstigung des Explosionsab-
laufs mit zunehmendem Rohrdurchmesser ist sehr wahrscheinlich auf enge
Rohrquerschnitte begrenzt. Dies beweisen die Ergebnisse von Untersuchungen,
die in einseitig offenen Rohren nach dem Normverfahren (gezielte Eingabe von
Produkt aus Vorratsbehältern mit Wirksamwerden der Zündquelle am ge-
schlossenen Rohrende) durchgeführt wurden. Die Staubexplosionen von Pu-
derzucker (Pmax = 9,3 bar, KSt = 160 bar· m . s -1) liefen zwar in einer Rohrlei-
tung DN 400 von 48 m Länge detonationsähnlich mit einer Explosionsge-
schwindigkeit von - 2300 m/s in Verbindung mit einem Explosionsdruck von
- 30 bar ab (Abb. 1.265), in Rohren DN 700 war aber die Explosionsheftigkeit
deutlich geringer (Abb. 1.264), und in einer Rohrleitung DN 1400 gleicher Län-
ge wurde bei einer Explosionsgeschwindigkeit von - 500 m/s nur noch ein ma-
ximaler Explosionsdruck von 2,1 bar (Abb.1.272, Tabelle 1.51) gemessen.
Trotz der unterschiedlichen Versuchsverfahren deutet sich daher auch für
pneumatische Förderleitungen ein Grenzdurchmesser von - 400 mm an, des-
sen Überschreitung die Explosionskenngrößen brennbarer Stäube bei Rohrlän-
gen von einigen 10m nicht weiter anhebt.
9 Staubsauger
10.1 Vorbemerkung
10.2 Brenngase
10.2.1 Explosionsdruckentlastung
V [m3] 10 50 100
P- ' max -
- Pred, - 1,52. Pred,
0,375
max .
Die Veränderung der Zahlenangaben von Thbelle 3.10 sind Thbelle 3.11 zu ent-
nehmen:
V [m 3] 10 50 100
V [m3] 10 50 100
V [m3] 10 50 100
10.2.2 Explosionsunterdrückung
Tabelle 3.15. Anzahl Z der Löschmittelbehälter für die Unterdrückung von Propanexplo-
sionen in kubischen Behältern in Abhängigkeit vom zu schützenden Behältervolumen V und
Unterdrückungssystem (PA = 0,1 bar, Pred,max:S 1 bar)
LM-Behältervolumen [l] 5 20 50 45
Löschpulvermenge [kg] 4 16 35 35
Z 2 4 3 3
10.3.1 Explosionsdruckentlastung
St-Klasse St 1 St 2
Setzt man Kst = 200 bzw. 300 bar' m . s -1 (Staubexplosionsklassen St liSt 2),
dann ergeben sich die Entlastungsflächen F der Thbelle 3.16 für Produkte mit
einem maximalen Explosionsdruck Pmax = 9 bar, unterschiedlicher Behälterfe-
stigkeit p = Pred,max' -volumina V und einem statischen Ansprechdruck der
Berstscheibe von Pstat = 0,1 bar.
Explosionsklappen behindern durch die Massenträgheit des beweglichen
Deckels den Entlastungsvorgang gegenüber einer Berstscheibe, und zwar um
so mehr, je geringer die Druckwirkung im zu schützenden Behälter ist. Die Be-
hälterfestigkeit muß daher erhöht oder die Entlastungsfläche vergrößert wer-
den.
Beim Einsatz von Explosionsklappen mit sehr guter Wirksamkeit [44] als
Entlastungseinrichtung erhöht sich bei gleichbleibender Entlastungsfläche F
die ursprünglich auf den reduzierten maximalen Explosionsdruck Pred,max be-
zogene Behälterfestigkeit p nach der Gleichung
P- ' max -
- Pred, - 1, 155' Pred,
0,8635
max .
Die Veränderung der Zahlenangaben von Thbelle 3.16 ist Thbelle 3.17 zu ent-
nehmen.
Tabelle 3.17. Anhebung der Behälterfestigkeit auf P = P;ed,max für Explosionsklappen mit
einem Ansprechdruck von PA = 0,08 bar [44] (vgl. Tabelle 3.16)
St-Klasse St 1 St 2
Tabelle 3.18. Vergrößerter Flächenbedarf FKlappe für Explosionsklappen mit einem An-
sprechdruck von PA = 0,08 bar [44] (vgl. Tabelle 3.16)
St-Klasse St 1 St 2
Tabelle 3.19. Anhebung der Behälterfestigkeit auf p = P~ed,max für Abblasrohre unter-
schiedlicher Länge I (vgl. Tabelle 3.16)
St-Klasse St 1 St 2
St-Klasse St 1 St 2
V = 25m3 V=100m 3
D z = V4'V/n .
Die Anwendung obiger Gleichung ist an folgende Voraussetzungen gebunden:
Maximaler Explosionsdruck nach dem Normverfahren Pmax::5 9 bar,
staubspezifische Kenngröße nach dem Normverfahren KSt ::5 300 bar'm 'S-1,
statischer Ansprechdruck der Berstscheibe Pstat = 0,1 bar und
Luftvolumenstrom Q::5 1000 m 3/h.
Tabelle 3.22 macht entsprechende Zahlenangaben für die Staubexplosionsklas-
se St 1.
864 10 Dimensionierung von konstruktiven Schutzmaßnahmen
V [m 3] 25 100
Tabelle 3.23. Faktoren für die Berechnung des Abblasrohreinflusses auf die Anhebung des
reduzierten maximalen Explosionsdrucks Pred,max im zu schützenden Behälter
I [m] :53 ~6
a b a b
Tabelle 3.24. Anhebung der Behälterfestigkeit auf p = P~ed,max durch lange Abblasrohre
(12: 6 m) (vgl. Tabelle 3.22)
V [m 3] 25 100
Für lange Abblasrohre (l ~ 6 m) verändert sich daher die in Thbelle 3.22 ange-
gebene Behälterfestigkeit p auf die in Tabelle 3.24 angegebenen Werte.
Obige Betrachtungen gelten für kubische Leervolumina V:::; 10000 m 3 , und
nur, wenn die vorgegebenen Voraussetzungen erfüllt sind. In allen anderen Fäl-
len ist die Flächenberechnung für homogene Staub/Luft-Gemische zugrunde
zu legen.
P - '
- Pred,max - 2,31. Pred,max'
- 0,4072
Tabelle 3.25. Entlastungsflächen F für ein 100 m3-Silo in Abhängigkeit von Silofestigkeit
P = Pred, max' verschiedenem H/D-Verhältnis und Staubexplosionsklasse (Pmax = 9 bar ,
Pstat = 0,1 bar)
Staubexplosionsklasse St 1 St2
2 3,1
1 2,3
0,5 1,7
Tabelle 3.27. Entlastungsflächen F für dje Staubexplosionsklasse St 1 und ein 100 m3-Silo
in Abhängigkeit von der Silo festigkeit p = Pred,max und verschiedenem H/D-Verhältnis
(Pmax = 9 bar, Pstat = 0,1 bar)
DF = 0,1 m DF = 0,15m
10.3.2 Explosionsunterdrückung
Tabelle 3.28. Anzahl der Löschmittelbehälter für die Unterdrückung von Produkten der
Staubexplosionsklassen St 1 und St 2 in kubischen Behältern in Abhängigkeit vom zu schüt-
zenden Behältervolumen V und Unterdrückungssystem (PA = 0,1 bar, Pred,maxs 1 bar)
LM-Behältervolumen [I] 5 20 50 45
Löschpulvermenge [kg] 4 16 35 35
formen. Ich beziehe in meinen Dank alle meine früheren Mitarbeiter, Diplo-
manden und Doktoranden ein. Sie haben durch ihren besonderen Einsatz ent-
scheidend zum Gelingen der Versuche beigetragen, deren z. T. wesentlich neue
Erkenntnisse als Grundlage für dieses Buch dienten.
Zum Dank verpflichtet bin ich zahlreichen Apparateherstellern, die oft unei-
gennützig die meist sehr aufwendigen und kostspieligen Versuche unterstütz-
ten.
Mein besonderer Dank gilt Herrn A. Schaerli, dem früheren Leiter des Zen-
tralen Sicherheitsdienstes der Ciba-Geigy AG in Basel, für das Verständnis, das
er den Arbeiten des ihm seinerzeit unterstellten Arbeitsgebiets entgegenge-
bracht hat. Mit viel Ausdauer und Energie hat er sich um die Erweiterung und
Verbesserung der Versuchsbedingungen im Laboratorium und den Außenver-
suchsstellen im Jura bemüht. Ohne ihn wäre ein großer Teil der in diesem Buch
angesprochenen Versuche, vor allem diejenigen in Großbehältern, nicht mög-
lich gewesen.
Zu danken habe ich Herrn G. Zwahlen, dem Leiter der Sicherheitsprüfstelle
der Ciba-Geigy AG Basel, für seine Beiträge in diesem Buch und die stets gute
Zusammenarbeit.
In meinen Dank beziehe ich alle ein, die mir technische Hilfe beim Entste-
hen dieses Buches leisteten, insbesondere den Mitarbeitern des Springer Ver-
lags für die Gestaltung.
13 Literatur