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Seminar
am 02. Juli 2004
in Karlsruhe
Schriftenreihe des
Instituts für Massivbau und Baustofftechnologie
Prof. Dr.-Ing. Harald S. Müller und Prof. Dr.-Ing. Lothar Stempniewski
2004
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Vorwort
an der Universität Karlsruhe (TH)
Vorwort
Seit Juli 2001 liegt die neue DIN 1045-1 als Weißdruck vor. Neben der Anwendung
eines Bemessungskonzeptes nach Grenzzuständen der Tragfähigkeit und Ge-
brauchstauglichkeit mit entsprechenden Teilsicherheitsbeiwerten auf der Einwir-
kungs- und Widerstandsseite haben sich gegenüber DIN 1045 und DIN 4227 aus
dem Jahre 1988 in vielen weiteren Bereichen grundlegende Änderungen ergeben.
Die Übergangsfrist für eine zulässige alternative Anwendung der alten Normen endet
am 31.12.2004.
Aus der Baupraxis wurde vielfach der Wunsch nach einer Einführungsveranstaltung
zur neuen Norm geäußert. Das Institut für Massivbau und Baustofftechnologie der
Universität Karlsruhe (TH) hat sich daher entschlossen, gemeinsam mit dem Inge-
nieurbüro Krebs und Kiefer und der Ingenieurgruppe Bauen aus Karlsruhe sowie
dem Innenministerium Baden-Württemberg das am 2. Juli 2004 stattfindende Se-
minar zur neuen DIN 1045-1 zu veranstalten. Wir möchten hiermit allen Teilnehmern
in entsprechenden Vorträgen die neue Norm vorstellen und auf verschiedene Kapitel
näher eingehen. Zunächst soll die neue Bezeichnung der Betone erläutert werden,
wobei hier unter anderem auf Materialkennwerte und Überwachungsklassen einge-
gangen wird. Es schließen sich zwei Vorträge an, die sich mit den Grenzzuständen
der Tragfähigkeit beschäftigen. Es werden hier das Modellstützenverfahren und der
Querkraft- und Durchstanznachweis vorgestellt. In einem weiteren Vortrag wird auf
die in der neuen Norm recht umfangreich behandelten Grenzzustände der Ge-
brauchstauglichkeit eingegangen. Den Abschluss bildet ein Vortrag von Seiten der
Bauaufsicht, mit dem der Übergang von der alten zur neuen DIN 1045 erläutert wer-
den soll.
Aufgrund des Umfangs von DIN 1045-1 kann hier nur ein erster Einblick in die neue
Norm gegeben werden. Jeder Ingenieur ist dazu angehalten, sich durch intensives
Studium mit allen Bereichen der DIN 1045-1 vertraut zu machen. Wir hoffen, dass
dieses Seminar mit dem vorliegenden Tagungsband hierfür eine Hilfestellung bietet.
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Inhaltsverzeichnis
an der Universität Karlsruhe (TH)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort .........................................................................................................................i
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Inhaltsverzeichnis
an der Universität Karlsruhe (TH)
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Inhaltsverzeichnis
an der Universität Karlsruhe (TH)
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Inhaltsverzeichnis
an der Universität Karlsruhe (TH)
vi
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
an der Universität Karlsruhe (TH)
1.1 Einführung
Betrachtet man in dieser Norm zunächst einmal nur die werkstoffbezogenen Festle-
gungen, so ist festzustellen, dass ähnlich wie bei der Bemessung eine grundlegende
Neukonzeption vorgenommen wurde. Besonders ins Auge fallen neue Material-
modelle, neue Klassifizierungen und die Erweiterung des Gültigkeitsbereichs gegen-
über der alten Norm auf hochfeste und leichte Betone. Vor allem die Klassifizierun-
gen beruhen auf Vorgaben in europäischen Richtlinien.
Der Bezug zu europäischen Normen wird besonders deutlich, wenn man die
DIN 1045-2 betrachtet, die untrennbar mit der DIN EN 206-1 verknüpft ist. Grund
hierfür ist, dass im März 2000 die europäische Norm EN 206-1 – sie behandelt die-
selben Inhalte wie der damalige Entwurf zur DIN 1045-2 – durch die CEN-Mitglieder,
zu denen auch Deutschland gehört, verbindlich angenommen wurde. Somit konnte
die Herausgabe der DIN 1045-2 nicht in der ursprünglich vorgesehenen Form erfol-
gen. Daher beschloss man, die DIN EN 206-1 als deutsche Norm in Verbindung mit
einer entsprechend angepassten DIN 1045-2, die nur die deutschen Anwendungs-
regeln enthält, zu veröffentlichen. Dies war auch erforderlich, da die EN 206 in be-
stimmten Bereichen nur einen Rahmen vorgibt, der durch nationale Regeln näher zu
bestimmen ist. Die genannten Normen sind gemeinsam im Juli 2001 als Weißdruck
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
an der Universität Karlsruhe (TH)
erschienen. Der DIN-Fachbericht 100 [10] fasst die DIN 1045-2 und die DIN EN 206-
1 in der Form eines durchgehenden und damit leichter zu lesenden Textes zusam-
men.
Die DIN 1045-2 bzw. DIN EN 206-1, Ausgabe Juli 2001, enthält gegenüber den bis-
herigen Normen eine Reihe neuer bzw. grundlegend überarbeiteter Punkte. Die
wichtigsten sind:
In den Abschnitten 1.3 bis 1.5 werden einige wichtige Inhalte dieser Norm näher vor-
gestellt.
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
an der Universität Karlsruhe (TH)
1.2.1 Vorbemerkungen
In der DIN 1045-1 finden sich Angaben zur Rohdichte, den Festigkeitskennwerten,
den elastischen Verformungseigenschaften, der Wärmedehnung sowie zum Krie-
chen und Schwinden von Beton. Die gegebenen Materialkennwerte gehen für nor-
malfeste Betone im Wesentlichen auf Angaben im Eurocode 2 [4] bzw. im CEB-
FIP Model Code 1990 [11] zurück. Die Festlegungen für hochfesten Beton wurden
teilweise aus der DAfStb-Richtlinie Hochfester Beton übernommen, teilweise aber
auch völlig neu formuliert. Dies gilt insbesondere für das Modell zur Vorhersage des
Kriechens und Schwindens von Beton. Dieser Themenbereich wird neben den Fes-
tigkeitskennwerten in den Abschnitten 1.2.5 und 1.2.6 näher behandelt.
Die Angaben in Abschnitt 9.1.4 der DIN 1045 erlauben eine Abschätzung der End-
werte des Kriechens und Schwindens für trockene (Innenräume) und feuchte (Au-
ßenluft) Umgebungsbedingungen. Die jeweiligen Endwerte sind den gegebenen
Nomogrammen zu entnehmen. Diese wurden auf der Grundlage analytischer Bezie-
hungen entwickelt, die in diesem Beitrag in Übereinstimmung mit den Angaben im
Heft 525 des Deutschen Ausschuss für Stahlbeton [7] angegeben werden. Die An-
gaben im Heft 525 gehen in vollem Umfang auf die Arbeiten in [3] zurück. Sie er-
lauben eine Berechnung des Kriechens und Schwindens für beliebige Zeitpunkte und
Umgebungsbedingungen. Zusätzlich werden im vorliegenden Beitrag Definitionen
und Erläuterungen gegeben, die das Verständnis und damit die richtige Anwendung
der neuen Vorhersageverfahren sicherstellen sollen.
Da der Verfasser des vorliegenden Beitrags auch die entsprechenden Textteile des
Heftes 525 des DAfStb zum Kriechen, Schwinden und teils auch zum E-Modul ver-
fasst hat, sind verschiedene Textpassagen wörtlich mit dem Text in Heft 525 iden-
tisch.
3
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
an der Universität Karlsruhe (TH)
1.2.2 Festigkeitskennwerte
Die Referenzfestigkeit eines Betons wird in DIN 1045 als charakteristische Festigkeit
bezeichnet. Sie ist als Druckfestigkeit fck (teilweise auch als fck,cyl) von Probe-
zylindern, h/D = 30/15 cm, im Alter von 28 Tagen definiert. Die charakteristische Fes-
tigkeit entspricht der Nennfestigkeit der alten DIN 1045, Ausgabe 1988. Sie dient der
Klassifizierung der Betone, d. h. ihrer Einteilung in einzelne Festigkeitsklassen (siehe
Abschnitt 1.3.3).
Die mittlere Betonfestigkeit fcm ergibt sich nach DIN 1045 zu fcm = fck + 8 N/mm². Aus
der charakteristischen Festigkeit bzw. der mittleren Festigkeit können mittels ein-
facher Beziehungen die mittlere und charakteristische Zugfestigkeit fctm bzw. fctk so-
wie der E-Modul des Betons Ecm berechnet werden. Die entsprechenden Angaben
finden sich in Tabelle 9 der DIN 1045-1 [1]. Auf deren Wiedergabe wird hier verzich-
tet.
Darin bezeichnet εc(t) die zum Zeitpunkt t vorhandene Gesamtdehnung eines Beton-
körpers unter zeitlich konstanter Spannung σc(t0). Diese Dehnung ergibt sich aus der
Summe von Schwinddehnung εcs(t,ts), elastischer Dehnung εci(t0) und Kriech-
dehnung εcc(t,t0). Gl. (1.1) gilt für konstante Umgebungsbedingungen, d. h. eine kon-
stante relative Luftfeuchte und Temperatur. In DIN 1045 [1] wird unterstellt, dass
Gl. (1.1) auch für mittlere konstante Umgebungsbedingungen gilt. Die Zeitpunkte ts
und t0 bezeichnen das Betonalter zu Beginn der Trocknung bzw. das Belastungsalter
des Betons. Abbildung 1.1 veranschaulicht den zeitlichen Verlauf der Gesamt-
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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verformung von Beton, die gemäß DIN 1045 einem rechnerischen Endwert entge-
genstrebt.
Die Kriechzahl ϕ(t,t 0 ) nach DIN 1045 ist wie folgt definiert:
In Gl. (1.2) stellt εci, 28 die elastische Dehnung eines Betons im Alter von 28 Tagen
dar, Ec0 ist der entsprechende E-Modul (Tangentenmodul im Ursprung der Span-
nungsdehnungslinie) des Betons, und σc(t0) bezeichnet die kriecherzeugende kon-
stante Spannung, die zum Zeitpunkt t0 aufgebracht wird. Die Kriechzahl gibt damit
das Verhältnis aus Kriechdehnung unter Dauerlast und elastischer Dehnung dessel-
ben Betons im Alter von 28 Tagen bei gleicher Belastungshöhe an. Sie ist in Gl. (1.2)
für beliebige Zeitpunkte t angegeben und gilt dementsprechend auch für t = ∞ (siehe
Gl. 60 in DIN 1045 [1]).
σc(t)
σc(t0)
t0 t
εc(t)
εcc∞
εcc(t,t0
εci(t0)
εci(t0)
εcs(ts) εcs∞
ts t0 t
5
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1 1
Ec0 = ⋅ Ecm = ⋅ 9500 ⋅ 3 fcm
αi f (1.3)
0,8 + 0,2 ⋅ cm
88
mit fcm = mittlere zylindrische Druckfestigkeit des Betons [N/mm²] im Alter von 28 Ta-
gen und Ecm = mittlerer Sekantenmodul. Bei Anwendung von Gl. (1.3) ist zu be-
achten, dass αi = 0,8 + 0,2 ⋅ (fcm / 88) ≤ 1,0 gilt.
Der Elastizitätsmodul des Betons Ec(t) im Alter t ≠ 28 Tage kann nach Gl. (1.4) er-
mittelt werden:
s 28
Ec (t) = Ec0 ⋅ exp 1 − (1.4)
2 t / t1
In Gl. (1.4) stellt die Zeitkonstante t1 = 1 Tag den Bezugwert dar. Der Beiwert s hängt
vom verwendeten Zementtyp und der Druckfestigkeit des Betons ab und kann Tabelle
1.1 entnommen werden.
Tabelle 1.1: Beiwert s (Gl. 1.4) zur Berücksichtigung des Einflusses des Zementtyps
auf die zeitliche Entwicklung des E-Moduls
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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Gl. (1.3) gilt für die Verwendung von quarzitischem Zuschlag. Bei Verwendung an-
derer Zuschläge ist der nach Gl. (1.3) ermittelte E-Modul Ec0 mit dem Faktor αE (sie-
he Tabelle 1.2) zu multiplizieren. Wenn keine näheren Angaben verfügbar sind, sollte
bei verformungsempfindlichen Konstruktionen mit dem pessimalen Wert, ansonsten
mit dem Mittelwert der jeweiligen Spanne für die αE-Werte gerechnet werden.
Tabelle 1.2: Beiwert αE zur Berücksichtigung des Einflusses der Zuschlagart auf
den E-Modul von Beton nach Gl. (1.3)
Soweit keine genaueren Angaben vorhanden sind, wird vom Verfasser zusätzlich
empfohlen, den Korrekturbeiwert αE nach Tabelle 1.2 für Betone der Festigkeits-
klassen ≥ C 60/75 mit Basalt- und Kalksteinzuschlag auf αE = 1,0 abzumindern.
1.2.5 Schwinden
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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den ist ebenfalls eine lastunabhängige Dehnung, die jedoch durch einen Feuchtig-
keitsverlust, d. h. durch eine Wasserabgabe an die Umgebung, hervorgerufen wird.
Trocknungs- - Wasserzementwert
schwinden - Zementart, Blaine-Wert
versiegelt
- Steifigkeit der Zuschläge
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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Da sich das Schrumpfen parallel zum Erhärtungsvorgang von Beton entwickelt, tritt
es stets auf. Anders als das Trocknungsschwinden hängt das Schrumpfen nicht von
Bauteilabmessungen und der Umgebungsfeuchte ab.
Bei normalfestem Beton stellt sich das Trocknungsschwinden ein, wenn die Umge-
bungsfeuchte am Ende der Nachbehandlung Werte kleiner ca. 99 % besitzt. Andern-
falls, d. h. bei fortgesetzter Feucht- oder Wasserlagerung, treten Quellverformungen
auf. Da bei hochfestem Beton mit sinkendem Wasserzementwert die innere relative
Feuchte infolge der Selbstaustrocknung auf Werte weit unter 100 % absinkt, können
bei einer Lagerung von hochfesten Betonbauteilen auch bei Umgebungsfeuchten
von z. B. 100 % > RH > 85 % bereits Quellverformungen auftreten. Dieses Verhalten
findet sich auch in den nachfolgenden Beziehungen (Gln. (1.11) und (1.13)) wieder.
Das Trocknungsschwinden ist bei einer Wiederbefeuchtung des Betons teilweise re-
versibel. Beachtet werden muss, dass die nachfolgend bzw. in DIN 1045 angege-
benen Quellmaße für Betonbauteile mittlere Werte darstellen, die nur dann gelten,
wenn der Beton am Ende der Nachbehandlung einer Feuchtlagerung unterworfen
wird. Bei lang andauernder Vortrocknung und anschließender Feuchtlagerung wer-
den daher deutlich größere Quellmaße als hier angegeben erreicht.
Der Ansatz der DIN 1045 ist an das entsprechende Konzept und die Beziehungen
der Schwindvorhersage im EC 2 [4] angelehnt. Wesentliche Änderungen bzw. eine
Weiterentwicklung dieses Ansatzes erwiesen sich jedoch als notwendig, weil der
Gültigkeitsbereich der DIN 1045, anders als jener des EC 2, auch den hochfesten
Beton mit einschließt. Wie aus den Ausführungen im Abschnitt 1.2.5.1 hervorgeht,
muss damit die Verformungskomponente Schrumpfen im Ansatz berücksichtigt wer-
den. Das Gesamtschwinden wird daher aus der Summe von Schrumpfen und Trock-
nungsschwinden berechnet.
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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mit
εcas ( t ) = εcas0 ( fcm ) ⋅ βas ( t ) (1.6)
und
Darin stellt εcs(t) die Gesamtschwindverformung des Betons, εcas(t) das Schrumpfen
und εcds(t,ts) das Trocknungsschwinden dar. Die Zeitpunkte t und ts geben das Alter
des Betons in Tagen zum Beobachtungszeitpunkt bzw. bei Beginn der Austrocknung
an. Die Grundwerte des Schrumpfens und Trocknungsschwindens εcas0(fcm) bzw.
εcds0(fcm) sowie die Funktionen βas(t), βRH und βds(t-ts) werden aus den Gln. (1.8) bis
(1.13) bestimmt.
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Die Schrumpfverformung εcas(t) nach Gl. (1.6) wird unter Verwendung der Gln. (1.8)
und (1.9) ermittelt:
2,5
f f
εcas0 ( fcm ) = −α as cm cm0 ⋅ 1 0 −6 (1.8)
6 + fcm fcm0
und
t
0,5
wobei
fcm mittlere zylindrische Druckfestigkeit des Betons im Alter von 28 Tagen
[N/mm²]; es gilt: fcm = fck + 8 N/mm², wobei fck die charakteristische Zylinder-
druckfestigkeit des Betons ist, siehe [1] bzw. Abschnitt 1.2.2;
fcm0 10 N/mm²;
t1 1 Tag;
αas Beiwert, siehe Tabelle 1.3
Tabelle 1.3: Beiwerte nach Gl. (1.8) und Gl. (1.10) in Abhängigkeit vom Zementtyp
des verwendeten Betons. Für die Zuordnung der Zementtypen nach
EC 2 zu DIN EN 197-1, siehe Tabelle 1.4
Beim hier gewählten Ansatz stellt der Grundwert des Schrumpfens εcas0(fcm) gleich-
zeitig den Endwert des Schrumpfens εcas∞ dar.
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Die Größen fcm0 und t1 in den Gln. (1.8) und (1.9) sind als Bezugsgrößen eingeführt,
um eine dimensionsreine Darstellung zu ermöglichen. Dieser Grundsatz wird hier
durchgängig beibehalten (siehe Gln. (1.10) bis (1.13) sowie (1.16) bis (1.22)).
In Abbildung 1.3 sind die Endwerte des Schrumpfens in Abhängigkeit von der Beton-
festigkeit für die verschiedenen Zementtypen entsprechend Gl. (1.8) dargestellt. Der
zeitliche Verlauf der Schrumpfverformung ist in Abbildung 1.5 wiedergegeben. Da-
nach entwickelt sich das Schrumpfen gegenüber dem Trocknungsschwinden ver-
gleichsweise schnell.
Festigkeitsklassen nach
Zementtyp nach EC 2 Merkmal
DIN EN 197-1
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Zur Bestimmung des Trocknungsschwindens εcds(t,ts) nach Gl. (1.7) werden die Gln.
(1.10) bis (1.13) herangezogen:
RH
3
0,5
( t - t s ) t1
β ds ( t - t s ) = (1.12)
350 ⋅ ( h h )2 + ( t - t ) t
0 1 s 1
0,1
3,5 ⋅ fcm0
βs1 = ≤ 1,0 (1.13)
f cm
wobei
αds1 Beiwert zur Berücksichtigung der Zementart, siehe Tabelle 1.3;
αds2 Beiwert zur Berücksichtigung der Zementart, siehe Tabelle 1.3;
βs1 Beiwert zur Berücksichtigung der inneren Austrocknung des Betons;
RH relative Luftfeuchte der Umgebung [%];
RH0 100 %;
h0 2Ac/u = wirksame Bauteildicke [mm], mit Ac = Querschnittsfläche [mm2] und
u = Umfang des Querschnitts, welcher der Trocknung ausgesetzt ist [mm];
h1 100 mm;
fcm0 10 N/mm².
Der Endwert des Trocknungsschwindens εcds∞ ergibt sich aus dem Produkt des
Grundwertes des Trocknungsschwindens εcds0(fcm) nach Gl. (1.10) und dem Beiwert
für den Einfluss der Umgebungsfeuchte βRH nach Gl. (1.11).
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In Abbildung 1.4 sind die Endwerte des Trocknungsschwindens für Betone in Abhän-
gigkeit von der Betonfestigkeit für die verschiedenen Zementtypen und die Umge-
bungsfeuchten RH = 50 % (im Innenraum) und RH = 80 % (im Freien) entsprechend
den Gln. (1.10) und (1.11) dargestellt. Der zeitliche Verlauf des Trocknungs-
schwindens für ein dünnes (h0 = 50 mm) und ein dickes (h0 = 300 mm) Bauteil ist in
Abbildung 1.5 wiedergegeben.
-300 -1200
Endwerte des Schrumpfens, εcas∞ [µm/m]
εcds∞ [µm/m]
-600
-150 RS-Zemente
-400
-100
-200
-50
0
0 0 20 40 60 80 100 120
0 20 40 60 80 100 120 Betondruckfestigkeit, fcm [N/mm²]
Betondruckfestigkeit, fcm [N/mm²]
Abbildung 1.5 veranschaulicht in Verbindung mit Gl. (1.7), dass sich die Bauteildicke
nur auf den zeitlichen Verlauf, nicht jedoch auf den Endwert des Trocknungs-
schwindens auswirkt. Dies steht im Einklang mit der Diffusionstheorie, die den
Trocknungsprozess zutreffend beschreibt. Vereinfachend wurde hier unterstellt, dass
der Einfluss der Betonfestigkeit auf den Verlauf des Trocknungsschwindens ohne
Genauigkeitseinbußen vernachlässigt werden kann. Die Zeitfunktion des Schrump-
fens ist von der Bauteildicke unabhängig.
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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1,2
εcas (t)
Zeitfunktionen für das Schrumpfen
0,6
0,4
0,2
1 5 10 50 100 Jahre
0
0,1 1 10 100 1000 10000 100000
Alter t bzw. Trocknungsdauer (t-ts) des Betons [Tage]
Abbildung 1.5: Zeitfunktionen des Schrumpfens (Gl. (1.9)) und des Trocknungs-
schwindens (Gl. (1.12)) für verschiedene Bauteildicken (halb-
logarithmischer Maßstab)
1.2.6 Kriechen
1.2.6.1 Einflussparameter
Das Kriechen wird neben der Spannungshöhe, den Umgebungsbedingungen und
Bauteilabmessungen sowie dem Belastungsalter, ähnlich wie das Schwinden, von
zahlreichen betontechnologischen Parametern wie Wasserzementwert, Zementart
und Zementgehalt sowie Zuschlagart etc. beeinflusst. Die genannten betontechno-
logischen Parameter bestimmen ebenfalls die Höhe der Betonfestigkeit, so dass die-
15
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
an der Universität Karlsruhe (TH)
se wichtige Kenngröße eines Betons auch zur Abschätzung der Größe des Krie-
chens in der DIN 1045 herangezogen wurde.
Betonfestigkeit
normal RH = 65 %
hoch
Kriechzahl, ϕ
Trocknungs- Grund-
kriechen kriechen
versiegelt
RH = 65 %
versiegelt
Belastungsdauer, (t-t0)
Abbildung 1.6: Zeitlicher Verlauf des Kriechens von normalfestem und hochfestem
Beton in trockener Umgebung (RH = 65 %) bzw. bei versiegelter La-
gerung (versiegelt = verhinderte Feuchteabgabe)
Man erkennt aus Abbildung 1.6, dass sich mit der Betonfestigkeit nicht nur die Grö-
ße, sondern auch das Verhältnis von Grund- und Trocknungskriechen ändert. Diese
Zusammenhänge finden sich im Ansatz der DIN 1045 bzw. in den folgenden analyti-
schen Beziehungen zur Verformungsvorhersage wieder.
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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Da das Maß des Feuchteverlustes während der Wirkung einer Dauerlast die Größe
der Kriechverformung beeinflusst, ergibt sich bei vorhandenen Feuchtegradienten
eine ungleichförmige Verteilung der Kriechneigung über dem Querschnitt eines Bau-
teils. Für die Belange der Praxis, d. h. bei Betrachtung des mittleren Verhaltens eines
Querschnittes, können die hieraus resultierenden Effekte vernachlässigt werden. Be-
rücksichtigt werden muss das ungleichförmige Austrocknen und Kriechen bei einer
genaueren, punktweisen Analyse von Spannungen und Verformungen in einem
Querschnitt.
Der Typ des Ansatzes bestimmt nicht nur die erzielbare Genauigkeit bei der Vorher-
sage von Kriechverformungen unter konstanter Last, sondern wirkt sich auch maß-
geblich auf die Möglichkeiten und die Genauigkeit einer rechnerischen Behandlung
des Einflusses aus variablen Lasten aus. Näheres hierzu ist dem einschlägigen
Schrifttum zu entnehmen [2], [3].
In der DIN 1045 wurde zur Ermittlung von Kriechzahlen ein so genannter Produkt-
ansatz gewählt, der eng an den Ansatz im Anhang 1 des EC 2 [4] angelehnt ist. Der
Ansatz im EC 2 gilt jedoch nur für Betone bis zur Festigkeitsklasse C 50/60. Da sich
der Gültigkeitsbereich der DIN 1045 bis zur Festigkeitsklasse C 100/115 erstreckt [1],
wurde der im EC 2 gegebene Berechnungsansatz für die Kriechzahl entsprechend
erweitert. Der Ansatz in DIN 4227, Ausgabe 1988, („Summationsansatz“) wurde we-
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
an der Universität Karlsruhe (TH)
In Gl. (1.14) stellt ϕ0 die Grundzahl des Kriechens dar, und βc(t,t0) beschreibt die zeitli-
che Entwicklung der Kriechverformung. Die Beiwerte ϕ0 und βc(t,t0) ergeben sich aus
den Gln. (1.15) bis (1.22):
5,3
β ( fcm ) = (1.17)
fcm / fcm0
1
β ( t0 ) = (1.18)
0,1 + ( t 0 / t1 )
0,2
wobei
α
9
t 0 = t 0,T ⋅ + 1 ≥ 0,5 Tage (1.19)
2 + ( t 0,T / t1,T )
1,2
und
( t − t 0 ) / t1
0,3
βc (t,t 0 ) = (1.20)
βH + ( t − t 0 ) / t1
mit
18
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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RH h0
18
In den Gln. (1.15) bis (1.22) sind die verwendeten Parameter wie folgt definiert:
t Betonalter zum betrachteten Zeitpunkt [Tage];
t0 Betonalter bei Belastungsbeginn [Tage];
t0,T wirksames Betonalter bei Belastungsbeginn unter Berücksichtigung des Tempe-
ratureinflusses [Tage]; für T = 20 °C gilt t0,T = t0; für andere Fälle siehe [11];
t1,T 1 Tag;
RH relative Luftfeuchte der Umgebung [%];
RH0 100 %;
h0 2Ac/u = wirksame Bauteildicke [mm], mit Ac = Querschnittsfläche [mm2] und
u = Umfang des Querschnitts, welcher der Trocknung ausgesetzt ist [mm];
h1 100 mm;
fcm mittlere zylindrische Druckfestigkeit des Betons [N/mm²]; es gilt:
fcm = fck + 8 N/mm², wobei fck die charakteristische Zylinderdruckfestigkeit des
Betons ist, siehe [1] bzw. Abschnitt 1.2.2;
fcm0 10 N/mm²;
α Beiwert zur Berücksichtigung des Einflusses der Zementart; α = -1 für SL-
Zemente; α = 0 für N-, R-Zemente; α = 1 für RS-Zemente; siehe hierzu auch
Tabelle 1.4;
αi Beiwerte zur Berücksichtigung des Einflusses der Betonfestigkeit nach Gl. (1.22)
Es sei hier darauf hingewiesen, dass der Einfluss des wirksamen Alters t0,T in [1] bzw.
[7] vernachlässigt wird. Dort wird also stets t0,T = t0 gesetzt. Dies kann insbesondere
bei geringen Umgebungs- bzw. Betontemperaturen (T < 20 °C) zu einer deutlichen
Unterschätzung des Kriechens, bei höheren Temperaturen zu einer Überschätzung
führen. Daher wird empfohlen, ggf. eine Berücksichtigung dieses Einflusses ent-
sprechend den Angaben in [11] vorzunehmen.
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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6
wirks. Bauteildicke h0 = 50 mm C 30/37; fcm = 38 N/mm²
Endkriechzahl, ϕ∞ 5 C 70/85; fcm = 78 N/mm²
4
RH = 50 %
3 RH = 80 %
0
1 3 10 30 100 300 1000
Belastungsalter, t0 [Tage]
1,0
C 30/37; RH = 50 %
C 70/85; RH = 50 %
Zeitfunktion für das Kriechen
0,8
0,6
h0 = 50 mm
0,4
h0 = 300 mm
0,2
1 5 10 50 100 Jahre
0,0
1 10 100 1000 10000 100000
Belastungsdauer, (t-t0) [Tage]
Abbildung 1.8: Zeitlicher Verlauf des Betonkriechens für zwei verschieden dicke
Bauteile bei normalfestem und hochfestem Beton (halblogarithmi-
scher Maßstab)
Der rechnerische Endwert des Kriechens, d. h. die Endkriechzahl ϕ∞, entspricht dem
Wert der Grundzahl des Kriechens nach Gl. (1.15). In Abbildung 1.7 sind Endkriech-
zahlen in Abhängigkeit vom Belastungsalter für einen normalfesten Beton C 30/37 (alt:
B 35) und einen hochfesten Beton C 70/85 (alt: B 85) bei Betrachtung eines dünnen
Bauteils (ho = 50 mm) in trockener (RH = 50 %, Innenraum) und feuchter (RH = 80 %,
20
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im Freien) Umgebung graphisch dargestellt. Dabei wurde unterstellt, dass die Betone
jeweils mit einem Zement CEM I 32,5 R (Zementtyp R) hergestellt wurden.
Der zeitliche Verlauf des Kriechens wird durch die hyperbolische Funktion nach
Gl. (1.20) beschrieben, die für hohe Belastungsdauern (t-t0 → ∞) den Grenzwert
βc(t,t0) = 1,0 besitzt. Abbildung 1.8 zeigt Kriechverläufe für ein dünnes (h0 = 50 mm)
und ein dickes (h0 = 300 mm) Bauteil, die aus einem normalfesten Beton (C 30/37
bzw. B 35) und einem hochfesten Beton (C 70/85 bzw. B 85) hergestellt wurden und
in trockener Umgebung (RH = 50 %) einer Dauerlast unterworfen sind.
Analog den Beziehungen für das Schwinden gelten die obigen Gleichungen zur Vor-
hersage der Kriechzahl für Bauteile aus normalschwerem Konstruktionsbeton mit
einer mittleren Betondruckfestigkeit von 15 N/mm² ≤ fcm ≤ 120 N/mm², die nicht län-
ger als 14 Tage feucht nachbehandelt und üblichen klimatischen Umgebungsbedin-
gungen mit mittleren relativen Luftfeuchten von 40 % bis 100 % und Temperaturen
von 10 °C bis 30 °C ausgesetzt werden. Im Weiteren gilt, dass das Belastungsalter
t0 ≥ 1 Tag und der Beanspruchungsgrad σc/fcm (t0) ≤ 0,4 sein müssen.
t
∂σc ( τ)
εcσ (t,t 0 ) = J(t,t 0 ) ⋅ σc (t 0 ) + ∫ J(t, τ)
t0
⋅
∂τ
⋅ dτ (1.23)
Dabei stellt εcσ(t,t0) die gesamte lastabhängige Dehnung des Betons zum Zeitpunkt t
dar, die durch den Spannungsverlauf σc(t), der zum Zeitpunkt t0 mit der Spannungs-
höhe σc(t0) seinen Ausgang nimmt, ausgelöst wird. Die Funktion J(t,t0) wird als
Kriechfunktion bezeichnet. Sie ist eine charakteristische Materialeigenschaft und gibt
21
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die Summe aus elastischer Dehnung und Kriechdehnung unter der Wirkung einer
konstanten Einheitslast an.
Die Kriechfunktion kann unter Verwendung der Kriechzahl ϕ(t,t0) nach Gl. (1.2) bzw.
Gl. (1.14) wie folgt ausgedrückt werden:
1
J(t,t 0 ) = ⋅ [n(t 0 ) + ϕ(t,t 0 )] (1.24)
Ec0
In Gl. (1.24) bezeichnet Ec0 den E-Modul des Betons (Tangentenmodul) im Alter von
28 Tagen, während n(t0) = Ec0/Ec(t0) den Kehrwert der Alterungsfunktion für die elas-
tische Verformung bzw. den E-Modul darstellt (siehe hierzu Gl. (1.4)). Der E-Modul
(Tangentenmodul) ergibt sich aus Ec0 = σc(t0)/εci(t0), wobei εci(t0) die elastische An-
fangsdehnung des Betons bei Erstbelastung darstellt. Die rechnerische Abschätzung
der Größe des E-Moduls ist in Abschnitt 1.2.4 angegeben.
Exakte Berechnungen zum Kriech- oder Relaxationsverhalten nach Gl. (1.23) oder
einer hierzu analogen Differentialgleichung sind in der Regel schwierig und aufwän-
dig. Eine für die praktische Berechnung von Kriech- und Relaxationsproblemen hilf-
reiche Approximation für Gl. (1.23) stellt Gl. (1.25) dar:
σc (t 0 ) σ (t) − σc (t 0 )
εcσ (t,t 0 ) = ⋅ [1 + ϕ(t,t 0 )] + c ⋅ [1 + ρ(t,t 0 ) ⋅ ϕ(t,t 0 )] (1.25)
Ec0 Ec0
In Gl. (1.25) stellt ρ(t,t0) den Relaxationskennwert dar. Sein Zahlenwert kann aus der
Spannungsgeschichte und dem Kriechverhalten des Betons exakt berechnet werden.
Er variiert in den Grenzen 0,5 ≤ ρ ≤ 1,0 und darf für zahlreiche praktische Fälle mit
hinreichender Genauigkeit als konstant mit ρ = 0,8 angenommen werden. Nähere
Angaben zum Relaxationskennwert (auch Alterungsbeiwert bzw. aging coefficient
genannt) findet man z. B. in [6].
Gl. (1.25) enthält im zweiten Summand den so genannten wirksamen E-Modul Ec0,eff,
der eine einfache Berücksichtigung des Einflusses des Kriechens ermöglicht:
22
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Ec0
Ec0,eff = (1.26)
1 + ρ(t,t 0 ) ⋅ ϕ(t,t 0 )
Unter Verwendung von Gl. (1.26) werden Berechnungen zum Einfluss des Kriechens
bei variablen mechanischen Beanspruchungen auf die Lösung eines rein elastischen
Problems reduziert. Trotz dieser erheblichen Vereinfachung gegenüber der präzisen
Beschreibung des Betonverhaltens anhand Gl. (1.23) werden bei Anwendung von
Gl. (1.26) in den meisten praktischen Anwendungsfällen hinreichend genaue Ergeb-
nisse erzielt.
Da die Kriechzahl in der DIN 1045 als Produktansatz formuliert ist, können bei An-
wendung von Gl. (1.23) unter bestimmten Randbedingungen inkonsistente Ergeb-
nisse entstehen. Diesbezüglich sei auf das einschlägige Schrifttum verwiesen [2], [3],
[5]. Die hier angedeuteten Probleme treten jedoch nicht auf, wenn die Gln. (1.25) und
(1.26) herangezogen werden, deren Anwendung in Verbindung mit dem vorstehend
beschriebenen Ansatz für das Kriechen empfohlen wird.
1.3 Klassifizierungen
1.3.1 Allgemeines
Die Festlegung eines Betons erfolgt nach neuem europäischem Regelwerk durch die
Angabe von Klassen, die Einwirkungen auf den Beton und die Betoneigenschaften
wiedergeben. Hierzu gehören insbesondere die Umweltbedingungen bzw. Expositi-
onsklassen, die Druckfestigkeitsklassen und die Konsistenzklassen.
23
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1.3.2 Konsistenzklassen
Zu den wichtigsten Frischbetoneigenschaften gehört die Konsistenz. Der Begriff
Konsistenz beschreibt in der Betontechnologie die Verarbeitbarkeit des Betons. Der
Frischbeton kann über verschiedene Prüfverfahren einer Konsistenzklasse zugeord-
net werden. Die Konsistenzklassen werden mit einem jeweils eindeutigen Buch-
staben, z. B. „F“ für „flow table test“ (Ausbreitmaß) und „C“ für „compaction test“
(Verdichtungsmaß), und einer Klassennummer (F1 bis F6 bzw. C0 bis C3) gekenn-
zeichnet. Die bisher üblichen Konsistenzbereiche (KS, KP, KR, KF) werden durch die
Konsistenzklassen abgelöst. Die Konsistenzklasse F6 ( ≥ 630 mm) wurde in die
Norm neu aufgenommen. Bei Ausbreitmaßen über 700 mm ist jedoch die DAfStb-
Richtlinie „Selbstverdichtender Beton“ (Ausgabe Nov. 2003) zu beachten.
24
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1.3.3 Druckfestigkeitsklassen
Bei den Betondruckfestigkeitsklassen unterscheidet die Norm zwischen:
- Normal- und Schwerbeton C 8/10 bis C 100/115
- Leichtbeton LC 8/9 bis LC 80/88
Die erste Zahl hinter den Buchstaben C bzw. LC bezeichnet die charakteristische
Festigkeit (Nennfestigkeit) gemessen am Betonzylinder (h/D = 30/15 cm) im Alter von
28 Tagen, während die zweite Zahl den entsprechenden Kennwert für die Versuchs-
durchführung am Würfel (15 cm) angibt. Damit entspricht ein Beton C 20/25 einem
Beton B 25 nach der alten DIN 1045 (DIN 1045:1988). Nach neuer Norm gibt es eine
größere Anzahl von Festigkeitsklassen (siehe Tabelle 1.6). Mit in die Norm aufge-
nommen wurden auch die Festigkeitsklassen für hochfesten Beton von C 55/67 bis
C 100/115 (Tabelle 1.6), für Leichtbeton und hochfesten Leichtbeton in den Klassen
LC 55/60 bis LC 80/88 (Tabelle 1.7).
Druckfestigkeitsklasse Druckfestigkeitsklasse
Betonart
nach DIN 1045:1988 nach DIN 1045:2001
B5 C 8/10
B 10
B 15 C 12/15
C 16/20
B 25 C 20/25
normalfester
C 25/30
Konstruktionsbeton
B 35 C 30/37
B 45 C 35/45
C 40/50
B 55 C 45/55
C 50/60
B 65 C 55/67
hochfester B 75 C 60/75
Konstruktionsbeton B 85 C 70/85
B 95 C 80/95
B 105 C 90/105
B 115 C 100/115
25
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Tabelle 1.7: Leichtbeton - Zuordnung der Festigkeitsklassen von altem und neuem
Regelwerk gemäß DIBt [8]
Druckfestigkeitsklasse Druckfestigkeitsklasse
Betonart
nach DIN 1045:1988 nach DIN 1045:2001
LB 8 LC 8/9
LB 10 LC 12/13
LB 15 LC 16/18
LC 20/22
normalfester LB 25 LC 25/28
Konstruktionsleichtbeton LC 30/33
LB 35 LC 35/38
LC 40/44
LB 45 LC 45/50
LB 55 LC 50/55
hochfester LC 55/60
Konstruktionsleichtbeton LC 60/66
LC 70/77
LC 80/88
Die Umrechnung erfolgt für Normalbeton bis einschließlich C 50/67 nach folgender
Formel (Gl. 1.27):
wobei fc,cube = Druckfestigkeit an Probewürfeln mit einer Kantenlänge von 150 mm bei
Referenzlagerung (Wasser) und fc,dry = analoge Druckfestigkeit bei üblicher Lage-
rung.
26
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1.3.5 Expositionsklassen
Die Expositionsklassen präzisieren die Umgebungsbedingungen, denen ein Beton
ausgesetzt ist, und berücksichtigen gleichzeitig den hierdurch gegebenen Beton-
angriff. Eine Übersicht über die Bezeichnung der Expositionsklassen enthält Tabel-
le 1.8.
Tabelle 1.8: Erläuterung der Bezeichnungen der Expositionsklassen nach DIN 1045
Bewehrungs-Korrosion Beton-Korrosion
ohne Korrosi-
Karbonatisierung Frost
on oder An-
XC = Carbonation XF = Freezing
griffsgefahr
Chloride chemischer Angriff
XD = Deicing XA = Chemical Attack
X0
Meerwasser Verschleiß
XS = Seawater XM = Mechanical Attack
27
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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Jede Angriffsart wird je nach Stärke des Angriffs in einzelne Stufen, die mit Nummern
gekennzeichnet werden, unterteilt (siehe Tabelle 1.9, Beispiel Frostangriff).
Tabelle 1.9: Bezeichnung der Expositionsklassen bei Frostangriff mit und ohne
Taumittel nach DIN 1045
mäßige Wassersättigung,
XF1 - Außenbauteile
ohne Taumittel
- offene Wasserbehälter
hohe Wassersättigung,
XF3 - Bauteile in Wasserwechselzonen
ohne Taumittel
von Süßwasser
28
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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29
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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Beton für ein Bauteil / Bauwerk ist nach den jeweils maßgebenden Expositions-
klassen unter Beachtung der damit verbundenen Grenzwerte zu entwerfen.
Im Bereich des Baus von Verkehrswegen wurden im Mai 2003 die Zusätzlichen
Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten (ZTV-ING)
eingeführt [9]. Im Teil 3, Massivbau, Abschnitt 1, werden z. T. andere Anforderungen
in Abhängigkeit von Expositionsklassen gestellt. So wird z. B. bei der Ausführung von
30
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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1.4 Überwachungsklassen
Für die Überprüfung der maßgebenden Frisch- und Festbetoneigenschaften wird der
Beton bei der Verwendung auf der Baustelle in drei Überwachungsklassen eingeteilt.
Für die Einordnung eines Betons bei mehreren zutreffenden Überwachungsklassen
ist die höchste maßgebend.
Standardbeton
Überwachungsklasse 1
≤ C 25/30 X0, XC, XF1
≤ C 25/30
XS, XD, XA, XM,
≥ C 30/37
≤ C 50/60 XF2, XF3, XF4
Überwachungsklasse 3 ≥ C 50/60 -
31
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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Beton der Überwachungsklasse 1 kann mit dem Beton BI nach DIN 1045:1988
gleichgesetzt werden. Der Einbau von Beton der Überwachungsklassen 2 und 3 ist
durch eine anerkannte Überwachungsstelle für jede Baustelle mindestens einmal zu
überprüfen. Angaben zu den Prüfungen enthält DIN 1045:2001 (siehe auch Abschnitt
1.5.3). Bei länger andauernden Baustellen sind weitere Überprüfungen in ange-
messenen Zeitabständen durchzuführen. Der Überwachungsbericht ist auf Ver-
langen der zuständigen Baubehörde vorzulegen. Dies entspricht der Vorgehens-
weise bei BII-Baustellen nach alter Norm.
Beim Beton nach Eigenschaften ist der Verfasser der Leistungsbeschreibung dafür
verantwortlich, dass dem Hersteller alle maßgebenden Anforderungen an den Beton
genannt werden, die bei der Zusammensetzung und Herstellung wesentlich sind, wie
z. B. die Druckfestigkeitsklasse, die Expositionsklasse, das Größtkorn des Zuschlags
etc. Der Hersteller trägt dafür Verantwortung, dass die spezifizierten Anforderungen
eingehalten werden.
Beim Beton nach Zusammensetzung spezifiziert der Verfasser gegenüber dem Her-
steller lediglich die Zusammensetzung des Betons. Der Verfasser der Leistungs-
beschreibung ist dafür verantwortlich, dass mit der von ihm gewählten Zusammen-
setzung die Anforderungen an den Beton erreicht werden. Der Betonhersteller ist
lediglich für die korrekte Zusammensetzung des Betons und nicht etwa für dessen
Eigenschaften verantwortlich.
32
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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Der Standardbeton ist nach dem Kriterium der Verantwortlichkeit ein Beton nach Zu-
sammensetzung. Er entspricht damit in etwa dem bisherigen Rezeptbeton in der al-
ten DIN 1045:1988. Für ihn werden im nationalen Anwendungsdokument relativ ho-
he Mindestzementgehalte festgelegt. Außerdem wird seine Einsatzmöglichkeit einge-
schränkt. Sein Vorteil liegt darin, dass man den Überwachungsaufwand bei Verwen-
dung dieses Betons erheblich reduzieren kann.
Der Konformitätsnachweis ist Bestandteil der Produktionskontrolle und dient als Be-
stätigung dafür, dass die festgelegten Anforderungen an einen Beton erfüllt werden.
Dabei werden in der Norm Angaben zum Prüfumfang, zur Prüfhäufigkeit und Probe-
nahme etc. gemacht.
33
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
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Für den Verwender des Betons sind die näher beschriebenen „Identitätsprüfungen“
auf der Baustelle von besonderem Interesse. In den deutschen Anwendungsregeln
(DIN 1045-2) finden sich hierzu Festlegungen, die entgegen der DIN EN 206-1 eine
Überwachung der Eigenschaften, wie sie nach alter Norm für Betone B I und B II ge-
geben ist, auch in Zukunft durch die Eingruppierung in Überwachungsklassen (siehe
Abschnitt 1.4) sicherstellen.
Nach DIN EN 206-1 ist eine Betonfamilie definiert als „eine Gruppe von Zusammen-
setzungen, für die ein verlässlicher Zusammenhang zwischen maßgebenden Eigen-
schaften festgelegt und dokumentiert ist“. Für den Betonhersteller ist entscheidend,
dass im Zuge der Produktionskontrolle nicht die Druckfestigkeiten einzelner Beton-
sorten, sondern der gesamten Familie (Referenzbeton) bewertet werden können.
Damit reduziert sich die Anzahl der Prüfkörper zur Bestimmung der Betondruckfestig-
keit insbesondere dann ausgeprägt, wenn ein Hersteller viele Betonsorten mit gerin-
ger Produktionsmenge herstellt.
1.6 Zusammenfassung
Die neue DIN 1045:2001 enthält auch hinsichtlich der auf den Baustoff Beton bezo-
genen Festlegungen zahlreiche Neuerungen und Erweiterungen im Vergleich zur
alten Ausgabe DIN 1045:1988. Neben neuen Materialmodellen werden umfang-
reiche neue Regelungen zu Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
von Beton eingeführt. Sie beinhalten auch eindeutige Verantwortlichkeiten an den
Schnittstellen zwischen dem Verfasser der Festlegung, dem Hersteller und dem Ver-
wender des Betons. Das Sicherheitsniveau bleibt unverändert. Die sehr lange Über-
gangsphase von fast drei Jahren endet am 31. Dezember 2004.
34
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
an der Universität Karlsruhe (TH)
1.7 Literaturverzeichnis
[1] DIN 1045: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton. Teile 1 – 4, Aus-
gabe Juli 2001
[2] Comité Euro-International du Béton (CEB): Evaluation of the time dependent
behavior of concrete. CEB Bulletin d’Information, No. 199, Lausanne, Schweiz,
1990
[3] Müller, H. S., Kvitsel, V.: Grundlagen der neuen Vorhersagemodelle für das
Kriechen und Schwinden von Beton nach DIN 1045. Deutscher Ausschuss für
Stahlbeton, in Vorbereitung; siehe auch: Kriechen und Schwinden von Beton –
Grundlagen der neuen DIN 1045 und Ansätze für die Praxis. Beton- und Stahl-
betonbau, Bd. 97, Heft 1, 2002
[4] Eurocode No. 2 (EC 2): ENV 1992-1, Design of Concrete Structures. Part 1:
General rules and rules for buildings, European Committee for Standardization
(CEN), 1991
[5] Bažant, Z. P.: Mathematical Modelling of Creep and Shrinkage of Concrete.
John Wiley & Sons Ltd., Chichester, England, 1988
[6] Comité Euro-International du Béton (CEB): Structural effects of time-dependent
behaviour of concrete. CEB Bulletin d’Information, No. 215, Lausanne, Schweiz,
1993
[7] Deutscher Ausschuss für Stahlbeton: Erläuterungen zu DIN 1045-1. DAfStb
Heft 525, 1. Auflage, Berlin, 2003
[8] DIBt – Mitteilungen 1/2002: Neues Normenwerk im Betonbau. Bauaufsichtliche
Einführung beschlossen – Festlegungen + Konsequenzen, Dr.-Ing. U. Hartz,
Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt), Berlin, 2002
[9] ZTV-ING, Teil 3 Massivbau. Bundesanstalt für Straßenwesen bzw. Bundes-
minister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Berlin, 2003
[10] DIN-Fachbericht 100 Beton: Zusammenstellung von DIN EN 206-1 Beton, Teil
1: Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität und DIN 1045-2
Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton, Teil 2: Beton - Festlegung,
Eigenschaften, Herstellung und Konformität – Anwendungsregeln zu
DIN EN 206-1, Ausgabe 2001
35
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Neue Betone
an der Universität Karlsruhe (TH)
[11] CEB-FIP Model Code 1990. CEB Bulletin d'Information, No. 213/214, Comité
Euro-International du Béton, Lausanne, Schweiz, 1993
36
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
2.1.1 Momenten-Krümmungs-Beziehungen
Die Schnittgrößen stabförmiger Bauteile dürfen nach DIN 1045-1 unter Ansatz rech-
nerisch ermittelter Momenten-Krümmungs-Beziehungen berechnet werden, wobei
das Ebenbleiben der Querschnitte (Bernoulli Hypothese) vorausgesetzt wird. Zur
Vereinfachung darf eine linearisierte Momenten-Krümmungs-Beziehung verwendet
werden, wie in Abbildung 2.1 dargestellt.
37
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
tan θ ≅ θ
∆x
=
r (2.1)
= ∆x ⋅ κ
ε1 − ε 2
= ∆x ⋅
h
M
κ =
EI
1
= (2.2)
r
ε1 − ε 2
=
h
M r
w(x)
x Θ ε2 • ∆x
Biegelinie
h
h/2
Stabelement
∆x ε1 • ∆ x
mit der Länge ∆x
38
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
N
Nud
MEd, max
Nbal
Bei Vorhandensein einer Druckbewehrung (As2) wird diese bei Nbal und üblichen
Randabständen der Bewehrung auf Grund der Dehnungsverteilung ebenfalls zum
Fließen kommen. Über ein Kräftegleichgewicht am Querschnitt lässt sich dann Nbal
aus folgender Gleichung ermitteln:
39
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
klasse C 50/60 und Betonstahl BSt 500 ergeben sich für εc2u = -3,5‰ und
εyd = 2,174‰ die Werte zu:
αR = 0,81
x = 0,617⋅d (mit d = statische Nutzhöhe = h-d1)
d2
εc2 = εc2u
Fs2 = As2 fyd
εs
Fc = x αR b fcd
x
d1
Bei Vorliegen eines symmetrisch bewehrten Rechteckquerschnitts mit As1 = As2 und
d1 = d2 folgt daraus:
Je nach gewähltem Randabstand der Bewehrung (d1) lässt sich daraus Nbal einfach
ermitteln. Im Falle einer kombinierten Beanspruchung aus Biegung mit Längsdruck
gilt der folgende Zusammenhang:
40
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
Liegt eine von Nbal abweichende Normaldruckkraft vor, kommt es im Bauteil zu einer
Steifigkeitsabnahme, da der Träger weiter aufreißt. Das aufnehmbare Biegemoment
fällt wieder ab.
Für einen Rechteckquerschnitt mit der Breite b, der Querschnittshöhe h und der stati-
schen Nutzhöhe d lassen sich die in Abbildung 2.5 angegebenen dimensionslosen
Beiwerte folgendermaßen berechnen:
M
bezogenes Biegemoment: µ= (2.5)
b ⋅ h 2 ⋅ f cd
h
= ε1 − ε 2
bezogene Krümmung: r
2 ⋅ ε yd
(2.6)
≅ ⋅h
0,9 ⋅ d
Hierbei wird davon ausgegangen, dass sich die Lagen der Zug- und Druckbe-
wehrung im Abstand 0,9⋅d voneinander befinden.
41
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
1,0
ω = 2,0
ω = 1,5
ω = 1,0
0,8 ω = 0,5
bezogenes Moment µ
ω = 0,1
0,6
0,4
0,2
0
0 0,005 0,010 0,015
bezogene Krümmung h/r
2.2 Modellstützenverfahren
Das Modellstützenverfahren überführt den Nachweis nach Theorie II. Ordnung eines
Einzeldruckglieds in eine Querschnittsbemessung für Biegung mit Längskraft. Es ist
als einfaches Hilfsmittel zu verstehen, um beispielsweise die mit einem Computer-
programm durchgeführte statische Berechnung eines Druckgliedes von Hand nach-
rechnen, kontrollieren und auf Plausibilität prüfen zu können. Die alte Norm fasste
die Tragfähigkeitsnachweise von Stahlbetonstützen unter dem Begriff „Nachweis der
Knicksicherheit“ zusammen (vgl. [7]). Da es sich aber beim Nachweis von Stahl-
betonstützen in den allermeisten Fällen um Spannungsprobleme handelt (vgl. hierzu
die folgende Abbildung 2.6), wird der Begriff „Knicksicherheitsnachweis“ in der neuen
Norm folgerichtig nicht mehr verwendet (vgl. [8]).
42
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
Bei Einzeldruckgliedern handelt es sich nach [8] dabei entweder um ein einzelnes
Druckglied, oder aber um ein Druckglied als Teil eines Gesamttragwerkes, welches
zum Zwecke der Bemessung als Einzeldruckglied mit der Ersatzlänge l0 betrachtet
werden kann. Beispiele für Einzeldruckglieder sind demnach:
43
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
geblich beeinflussen. Es ist nach [8] anwendbar für Stützen mit rechteckigem und
rundem Querschnitt, liefert aber auch für andere Querschnittsformen mit annähernd
symmetrisch angeordneter Bewehrung As1 = As2 annehmbare Ergebnisse (vgl. [3]).
Eine Modellstütze ist eine Kragstütze mit der Länge l = l0/2, wobei l0 die Knicklänge
(= Ersatzlänge) kennzeichnet (siehe Kapitel 2.2.3). Sie ist am Stützenfuß einge-
spannt und am Stützenkopf frei verschieblich, vgl. hierzu die folgende Abbildung 2.7.
Das maximale Moment tritt am Stützenfuß auf.
Gemäß DIN 1045-1 wird der Nachweis des Gleichgewichtes dadurch erbracht, dass
die Bemessung im kritischen Querschnitt am Fuß der Modellstütze erfolgt. Es ist da-
bei die Krümmung (1/r) des Querschnitts unter der maximalen Auslenkung der Stütze
nach Theorie II. Ordnung anzusetzen.
e tot = e1 + e 2 (2.7)
44
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
mit:
e1 = e 0 + e a (2.8)
Dabei ist:
e0 die planmäßige Lastausmitte nach Theorie I. Ordnung
ea die zusätzliche ungewollte Lastausmitte infolge geometrischer Imperfektionen
e2 die zusätzliche Lastausmitte infolge Auswirkungen nach Theorie II. Ordnung
Die einzelnen Anteile werden im Folgenden näher erläutert, wobei zunächst auf die
Verschieblichkeit von Tragsystemen eingegangen wird.
Hinweis:
Das Modellstützenverfahren liefert für planmäßige Lastausmitten e0 < 0,1·h und Län-
gen l0 > 15·h zunehmend unwirtschaftliche Ergebnisse. In diesen Fällen sollte die
Bemessung mit Hilfe eines Computerprogramms durchgeführt werden (vgl. [3]).
1
für m ≤ 3
1 Ecm ⋅ Ic 0,2 + 0,1⋅ m
⋅ ≥ (2.9)
hges FEd 1 für m ≥ 4
0,6
45
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
1
0,2 + 0,1 ⋅ m für m ≤ 3
1 E cm ⋅ Ic 1 G cm ⋅ IT
⋅ + ⋅ ≥
∑ (FEd, j ⋅ r j2 ) ∑ (FEd, j ⋅ r j2 )
(2.10)
h ges 2,28 1 für m ≥ 4
j j 0,6
Die angegebenen Formeln entsprechen den Gleichungen (25) und (26) aus
DIN 1045-1. Die genauen Bezeichnungen der Bestandteile können dort nachgelesen
werden.
Sollte das Tragwerk nach dieser Berechnung nicht als unverschieblich eingestuft
werden können, so muss es als Gesamtsystem unter Berücksichtigung der Einflüsse
nach Theorie II. Ordnung nachgewiesen werden, wenn so die Tragfähigkeit um mehr
als 10 % verringert wird. Sollte das Tragwerk dagegen als unverschieblich betrachtet
werden können, dürfen die Bauteile als Einzeldruckglieder nachgewiesen werden.
Vereinfachend und auf der sicheren Seite liegend können aber grundsätzlich alle
unausgesteiften Bauteile als horizontal verschieblich angenommen werden.
46
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
Bemerkung:
In [8] werden ausführliche Hinweise dafür gegeben, wie der Tragfähigkeitsnachweis
für ein Einzeldruckglied zu erfolgen hat. Nachweise am Gesamtsystem werden dort
leider nicht geregelt. Hier sei z. B. auf [3] und [4] verwiesen.
planmäßige Lastausmitte e0
Sie errechnet sich nach der bekannten Formel:
MEd
e0 = (2.11)
NEd
0,6 ⋅ e 02 + 0,4 ⋅ e 01
e 0 = max (2.12)
0,4 ⋅ e 02
wobei gilt:
e 02 ≥ e 01 (2.13)
Die planmäßige Ausmitte e01 bzw. e02 der Längskraft nach Theorie I. Ordnung an den
beiden Stützenenden ist jeweils mit Vorzeichen einzusetzen. Je nach Biegemomen-
tenverlauf sind folgende Fälle denkbar (vgl. Abbildung 2.8):
47
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Hiermit soll gewährleistet werden, dass der Nachweis im mittleren Drittel der Knick-
biegelinie erfolgt. Es ist in jedem Fall sicherzustellen, dass beim späteren Nachweis
im maßgebenden Querschnitt für ein größeres Moment bemessen wird als dies
planmäßig nach Theorie I. Ordnung am jeweiligen Stützenende erfolgen würde.
zusätzliche Lastausmitte ea
Wegen der beim Bau zu berücksichtigenden üblichen Toleranzen (vgl. z. B.
DIN 18202) wird eine so genannte „ungewollte Schiefstellung“ der Stütze durch eine
zusätzliche Lastausmitte ea berücksichtigt, die in ungünstiger Richtung anzusetzen
ist. Es gilt nach [8]:
ea = α a1 ⋅ l0 2 (2.14)
l0 ist dabei die Ersatzlänge der Stütze. αa1 berücksichtigt die Schiefstellung gegen die
Sollachse nach folgender Gleichung:
1 1
α a1 = ≤ (2.15)
100 ⋅ hges 200
48
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hges ist dabei die Gesamthöhe des Tragwerkes in [m] und nicht die Ersatzlänge!
1+ 1 n
αn = (2.16)
2
V=N
1
H
Zustand I
ungerissen
l = l0/2
Zustand II
gerissen
x
1• l 1/r = f (tot M) M2 M1 e2 e1
M (x) (1/r) (x)
tot M tot e
Krümmung
49
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Es folgt:
__
1
e2 = ∫ M ⋅ dx (2.17)
r( x )
1 Mtot ( x )
= mit EI = konst. (2.18)
r( x ) EI
Im gerissenen Zustand II gilt dieser Zusammenhang nicht mehr. Es stellt sich ein
nichtlinearer Krümmungsverlauf ein, der durch die Momenten-Krümmungs-Be-
ziehung definiert wird. Mit Integraltafeln lässt sich e2 in Abhängigkeit vom Krüm-
mungsverlauf ermitteln. Geht man für die Modellstütze (= Kragstütze der Länge l0/2)
davon aus, dass an der Einspannung die maximale Krümmung (1/r)max vorliegt und
nimmt unterschiedliche Krümmungsverläufe an, so ergeben sich für e2 die folgenden
Werte:
5 1 l l 5 1 5
parabelförmig e2 = ⋅ ⋅ 0 ⋅ 0= ⋅ ⋅ l 02 K3 =
12 r max 2 2 48 r max 48
1 1 l l 1 1 1
konstant e2 = ⋅ ⋅ 0 ⋅ 0 = ⋅ ⋅ l 02 K3 =
2 r max 2 2 8 r max 8
1 1 l l 1 1 1
linear ansteigend e2 = ⋅ ⋅ 0 ⋅ 0= ⋅ ⋅ l 02 K3 =
3 r max 2 2 12 r max 12
Da für die Stütze der tatsächliche Krümmungsverlauf aufgrund der Rissbildung unbe-
kannt ist, wird die sich einstellende Krümmung zwischen den Grenzwerten „kon-
stante Krümmung“ und „linear ansteigende Krümmung“ liegen. In [8] wird für K3 ein
50
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Wert von 0,1 = 1/10 angegeben. Dies entspricht in etwa der Annahme eines parabel-
förmigen Krümmungsverlaufes (5/48 = 0,1042 ≅ 0,10).
1 1
e 2 = K 1 ⋅ ⋅ l02 ⋅ (2.19)
r 10
λ
− 2,5 für 25 ≤ λ ≤ 35
K 1 = 10 (2.20)
1 für λ > 35
l0
λ= (2.21)
i
l0 bezeichnet wiederum die Ersatzlänge der Stütze und i den Trägheitsradius des
Stützenquerschnitts in der betrachteten Richtung.
Für die Krümmung (1/r) darf näherungsweise die auf der sicheren Seite liegende An-
nahme getroffen werden, dass im betrachteten Querschnitt sowohl die Zugbeweh-
rung als auch die Druckbewehrung gleichzeitig ins Fließen kommen (Fließdehnung
εyd).
Hinweis:
Es sei darauf hingewiesen, dass es im Falle einer Bewehrungsstaffelung durchaus
auch in anderen Stützenquerschnitten zum Fließen der Bewehrung kommen kann.
Der Krümmungsverlauf nähert sich dann eher der Rechteckform an. In diesem Fall
51
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sollte in Gl. (2.19) der Faktor 1/10 durch 1/8 ersetzt werden (vgl. hierzu Tab. 2.1 und
[3]).
Für größere einwirkende Druckkräfte NEd ≥ Nbal (Druckbewehrung fließt) darf auf-
grund des zunehmenden Drucks auf der Zugseite des Querschnitts der Krümmungs-
wert mit dem Faktor K2 abgemindert werden:
1 ε yd
= 2 ⋅ K2 ⋅ (2.22)
r 0,9 ⋅ d
Nud − NEd
K2 = ≤1 (2.23)
Nud − Nbal
D. h. für den Bereich zwischen Nud und Nbal wird von einem linearen Anwachsen der
Krümmung ausgegangen, vgl. Abbildung 2.10:
N
Nud
Näherung
Nbal
1 1
( –r )max ( –r )
52
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Der Bemessungswert der Fließdehnung errechnet sich für Betonstahl BSt 500 zu:
f yd
ε yd =
Es
(2.24)
500 1,15
= ≅ 2,174 ⋅ 10 −3
200000
Die vom Querschnitt maximal aufnehmbare Druckkraft Nud berechnet sich aus fol-
gender Formel:
(
Nud = − f cd ⋅ A c + f yd ⋅ A s ) (2.25)
ginn eine Stahlfläche As zu schätzen. Die Annahme K2 = 1,0 liegt allerdings stets auf
der sicheren Seite.
k1 k2
l0 = 0,5 ⋅ lcol ⋅ 1 + ⋅ 1 + (2.27)
0,45 + k 1 0,45 + k 2
53
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10 ⋅ k 1 ⋅ k 2
1+
k1 + k 2
l0 = lcol ⋅ max (2.28)
k1
k 2
1 + 1 + k ⋅ 1 + 1 + k
1 2
ϕ EI
ki = ⋅ ∑ col (2.29)
∑M lcol
54
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∞ ∞
l0 = 0,5 ⋅ l col ⋅ 1 + ⋅ 1 +
0,45 + ∞ 0,45 + ∞
= 0,5 ⋅ l col ⋅ (1 + 1) ⋅ (1 + 1)
= 0,5 ⋅ l col ⋅ 4
= l col
0 0
l0 = 0,5 ⋅ l col ⋅ 1 + ⋅ 1 +
0,45 + 0 0,45 + 0
= 0,5 ⋅ l col ⋅ 1⋅ 1
= 0,5 ⋅ l col
∞ 0
l0 = 0,5 ⋅ l col ⋅ 1 + ⋅ 1 +
0,45 + ∞ 0,45 + 0
= 0,5 ⋅ l col ⋅ (1 + 1) ⋅ (1 + 0)
= 0,5 ⋅ l col ⋅ 2
≅ 0,71 ⋅ l col
55
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Bei rahmenartigen Tragwerken wird gemäß des oberen Vorgehens an allen Knoten
in direkter Nachbarschaft zum jeweils betrachteten Knoten des Druckgliedes eine
Verdrehung ϕ = 1 in ungünstiger Richtung wirkend angesetzt.
„In ungünstiger Richtung“ heißt in diesem Fall:
In [3] wird empfohlen, für die Druckglieder die Steifigkeit des ungerissenen Beton-
querschnittes anzusetzen, für die einspannenden Stäbe (= Riegel) dagegen nur die
Hälfte der Steifigkeiten des ungerissenen Betonquerschnittes. Des Weiteren wird
empfohlen, für die Beiwerte ki keine kleineren Werte als 0,1 zu verwenden, da die
Realisierung von starren Einspannungen im Stahlbetonbau praktisch unmöglich ist.
Daraus ergeben sich für die Ersatzlängen der Druckglieder folgende untere Schran-
ken:
Die vorne dargelegte Regelung löst damit die bisherige Vorgehensweise ab, nach
welcher die Ersatzlänge der Stützen mit Nomogrammen aus den so genannten Bei-
werten kA und kB ermittelt wurde (siehe z. B. in [2] und [9]). Von Ehrigsen und Quast
wurden allerdings für die Ermittlung der Ersatzlänge mit den Beiwerten k1 und k2
neue Nomogramme entwickelt, die nachfolgend aufgeführt werden.
56
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57
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Die bezogene Normalkraft νEd berechnet sich bei einem Rechteckquerschnitt zu:
NEd
ν Ed = (2.31)
b ⋅ h ⋅ fcd
Für λ ≤ λmax handelt es sich um ein nicht schlankes Einzeldruckglied, bei welchem
eine Bemessung nach Theorie I. Ordnung ausreicht. Bei schlanken Einzeldruck-
gliedern muss zunächst die Verschieblichkeit des Tragwerkes untersucht werden. In
horizontal verschieblichen Tragwerken muss ein schlankes Einzeldruckglied in jedem
Fall nach Theorie II. Ordnung bemessen werden. Handelt es sich dagegen um ein
unverschiebliches Tragwerk und stellt die betrachtete Stütze eine schlanke Stütze
dar, so ist eine Untersuchung nach Theorie II. Ordnung entbehrlich, wenn die vor-
handene Schlankheit die kritische Schlankheit gemäß folgender Formel nicht über-
schreitet:
e
λ crit = 25 ⋅ 2 − 01 (2.32)
e 02
Für e01 und e02 sind dabei die planmäßigen Lastausmitten nach Theorie I. Ordnung
an den jeweiligen Stützenenden mit ihren Vorzeichen einzusetzen, wobei
e 01 ≤ e 02 gilt. Da für den Sonderfall einer beidseitig gelenkig gelagerten Stütze beide
Hinweis:
In DIN 1045-1 wird für bewehrte Stützen keine Obergrenze für die zulässige
Schlankheit angegeben. Nach der alten Norm galt hier bekanntlich eine Obergrenze
von λ = 200 (vgl. [7]).
58
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h
MRd ≥ NEd ⋅
20 (2.33)
NRd ≥ NEd
e 2,c = K c ⋅ e 2 (2.34)
bzw.:
l0,c = K c ⋅ l0 (2.35)
Der Faktor Kc (Index c steht für creep = engl. kriechen) berücksichtigt die Kriechver-
formungen aufgrund der quasi-ständigen (Dauer-) Lasten. Er berechnet sich nach [5]
aus folgender Formel:
59
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MEd,c
Kc = 1+
MEd
MGd,0
= 1+ (2.36)
M (G+Q )d,0 +a
MGd,0
= 1+
MEd,1
M tot = M1 + N ⋅ e 2
(2.37)
M tot = M(e1 + e a ) + N ⋅ e 2
1 l2
Mtot = M1 + N ⋅ K 1 ⋅ ⋅ 0 (2.38)
r 10
2
Mtot M1 N h l
= + ⋅ 0,1 ⋅ K 1 ⋅ ⋅ 0 (2.39)
b ⋅ h ⋅ fcd b ⋅ h ⋅ fcd b ⋅ h ⋅ fcd
2 2
r h
60
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(2.31)) und für K1 = 1,0 (sichere Seite) lässt sich dies auch schreiben als:
2
h l0
µEd,tot = µEd,1 + ν Ed ⋅ 0,1⋅ ⋅ (2.40)
r h
Trägt man in einem Diagramm das bezogene Moment µEd über der bezogenen
Krümmung (h/r) auf, so lässt sich der Einfluss der Theorie II. Ordnung anschaulich
als Steigung der Geraden deuten, vgl. Abbildung 2.13. Die Steigung der Geraden ist
umso größer, je schlanker die Stütze ist. Der Abszissenwert entspricht dem Moment
µEd,1 nach Theorie I. Ordnung. Diese Gerade kennzeichnet die äußere Einwirkung.
bezogenes 1
Moment µEd
2
Fließmoment
3
Rissmoment
61
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Sollte die Stütze lediglich zentrisch gedrückt werden und „ideal“ betoniert worden
sein, also keinerlei geometrische Imperfektionen aufweisen, so ist M1 = 0. Für das
Gesamtmoment nach Theorie II. Ordnung folgt aus Gleichung (2.38) mit K1 = 1:
1 l2
M = M tot = N ⋅ ⋅ 0 (2.41)
r 10
10 M 10 π2
N=M ⋅ r ⋅ = ⋅ ≅ EI ⋅ (2.42)
l02 κ l02 l02
Dies entspricht der Eulerschen Knicklast mit EI = konstant. Hieraus kann die
Schlussfolgerung gezogen werden, dass die vereinfachte Eulersche Knick-Theorie
als ein Sonderfall der allgemeineren Stabilitätstheorie mit nichtlinearer Momenten-
Krümmungs-Beziehung aufgefasst werden kann (vgl. [5]).
62
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2.3.1 Bemessungshilfen
M-N-Interaktionsdiagramm
Das M-N-Interaktionsdiagramm eignet sich als Bemessungshilfsmittel bei An-
wendung des Modellstützenverfahrens mit Ermittlung der Ausmitte nach Theorie
II. Ordnung. Wie vorher beschrieben, wird hiermit der Stabilitätsnachweis der Einzel-
stütze in eine Querschnittsbemessung überführt.
Die Abbildung auf der folgenden Seite zeigt beispielhaft ein M-N-Interaktions-
diagramm für einen symmetrisch bewehrten Rechteckquerschnitt. Gut zu erkennen
ist auch hier das vom Bewehrungsgrad ωtot nahezu unabhängige, maximal aufnehm-
bare Biegemoment bei einer bezogenen Normalkraft von νEd ≅ -0,4 bis -0,45 (vgl.
Ausführungen in Kapitel 2.1.2 und 2.1.3).
Für den Bemessungswert der Betondruckfestigkeit fcd gilt für die ständige und vorü-
bergehende Bemessungssituation:
fck f
fcd = α ⋅ = 0,85 ⋅ ck (2.43)
γc 1,5
Der Faktor α berücksichtigt dabei die Langzeitwirkungen auf die Druckfestigkeit (vgl.
[8]).
63
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64
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µ-Nomogramm
Es existieren verschiedene Nomogramme für unterschiedliche Stützenquerschnitte
(rechteckig oder rund), Bewehrungsanordnungen (2 Seiten oder 4 Seiten) und Rand-
abstände der Bewehrung.
Die Abbildung auf der folgenden Seite zeigt beispielhaft ein µ-Nomogramm für eine
symmetrisch bewehrte Rechteckstütze. Weitere Nomogramme sind z. B. in [1] und
[5] zu finden.
Hinweise:
Bei der Anwendung dieser µ-Nomogramme und ebenfalls der nachfolgend beschrie-
benen e/h-Diagramme wird der Bemessungswert der Betondruckfestigkeit fcd ohne
Berücksichtigung des Faktors α ermittelt. Diese Nomogramme wurden für die An-
wendung des Eurocode 2 entwickelt. Hier wurde der Faktor α bereits in die Diagram-
me eingearbeitet.
Sollte die Bewehrung gestaffelt werden, so kann die Bemessung vereinfachend für
eine um 10% vergrößerte bezogene Stützenlänge 1,1⋅l0/h erfolgen (vgl. [5]).
65
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66
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e/h-Diagramm
Es existieren verschiedene Diagramme für unterschiedliche Stützenquerschnitte
(rechteckig oder rund), Bewehrungsanordnungen (2 Seiten oder 4 Seiten) und Rand-
abstände der Bewehrung.
Die Abbildung auf der folgenden Seite zeigt beispielhaft ein e/h-Diagramm für eine
symmetrisch bewehrte Rechteckstütze. Weitere Diagramme sind z. B. in [1] und [5]
zu finden.
67
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68
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l
0
Schlankheit λ = –– Rechteckquerschnitt: i ~
= 0,289 • h
i
ja
λ < λmax Regelbemessung nach Th. I. Ord.
nein M - N - Interaktionsdiagramme
l0 > 15 h
veränderlicher Querschnitt ja genauere Berechnung erforderlich,
abgestufte Bewehrung Computerprogramme
l0
–– < 0,1
h
nein
1+ 1n
––
1 l0 1
ea = ––– • ––––––– • –– ≤ –––
2 100 √lcol 2 200
e - Diagramme
Modellstützenverfahren µ - Nomogramme ––
h
1 2 1 1
e2 = K1 • – • l 0 • –– mit K1, K2, –r l0,c = √ Kc • l0
r 10
MGd,0
M - N - Interaktionsdiagramme e2,c = Kc • e2 ––––
Kc = 1+ M
Ed,1
falls Berücksichtigung
des Kriechens
69
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e0 z h
≤ 0,2
e0 y b
oder (2.44)
e0 y b
≤ 0,2
e0 z h
Mit:
e0y Lastausmitte nach Theorie I. Ordnung parallel zur Querschnittseite b
e0z Lastausmitte nach Theorie I. Ordnung parallel zur Querschnittseite h
h die größere der beiden Querschnittsseiten
Die y-Achse verläuft demnach parallel zur Querschnittsseite b, die z-Achse parallel
zur Querschnittsseite h, vgl. Abbildung 2.18 auf der folgenden Seite. Der Lastan-
griffspunkt muss sich für einen getrennten Nachweis im schraffierten Bereich befin-
den.
70
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Abbildung 2.18: Grenzen für getrennte Nachweise in Richtung der beiden Haupt-
achsen (nach [8])
Ist ein getrennter Nachweis nach Gleichung (2.44) in beiden Hauptrichtungen zuläs-
sig, so ist für e0z > 0,2⋅h der Nachweis für Biegung um die schwächere Hauptachse
(= z-Achse) auf der Grundlage einer reduzierten Querschnittsdicke zu führen. Hiermit
soll berücksichtigt werden, dass der Querschnitt infolge Biegemomente um die stär-
kere Achse in der Zugzone gerissen ist und dieser gerissene Bereich bei Biegung um
die schwächere Achse nicht mitträgt. Nach [8] darf die reduzierte Querschnittsdicke
hred unter Annahme einer linearen Spannungsverteilung nach folgender Gleichung
ermittelt werden (vgl. auch folgende Abbildung 2.19):
h h
hred = ⋅ 1 + ≤h (2.45)
2 6 ⋅ (e 0 z + e az )
71
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Der getrennte Nachweis kann wie vorher ausführlich beschrieben in beiden Rich-
tungen mit dem Modellstützenverfahren und den angegebenen Hilfsmitteln durchge-
führt werden.
72
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Abbildung 2.20: Interaktionsdiagramm für schiefe Biegung mit Normalkraft für ei-
nen symmetrisch bewehrten Rechteckquerschnitt (nach [1])
73
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NEd
A s,min = 0,15 ⋅ (2.46)
fyd
Daraus folgt, dass Vollstöße nur bis zu einem Bewehrungsgrad von maximal 4,5 %
möglich sind.
74
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d s,l ≥ 12 mm (2.48)
1
⋅d
ds,bü ≥ max 4 s,l,max (2.49)
6 mm
12 ⋅ ds,l,min
sbü,max ≤ min kleinste Seitenlänge bzw. Stützendurchmesser (2.50)
30 cm
Die Bedingung, dass der Bügelabstand höchstens 30 cm betragen darf, greift erst ab
einem Längsstabdurchmesser von > 25 mm (sofern die Stütze dicker ist als 30 cm),
sie tauchte in der alten Norm nicht auf (vgl. [7]).
Die so ermittelten Bügelabstände sind in folgenden Bereichen mit dem Faktor 0,6 zu
reduzieren:
• unmittelbar über und unter Balken und Platten über eine Höhe gleich der größe-
ren Abmessung des Stützenquerschnitts
• bei Übergreifungsstößen der Längsstäbe, wenn ds,l,max > 14 mm
75
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2.5 Rechenbeispiele
Aufgabenstellung
Bei dem dargestellten System sollen von allen 4 Stützen die Ersatzlängen ermittelt
werden. Für das ges. System wird die gleiche Betonsorte verwendet (⇒ E = const.).
Statisches System:
G H
4 5m
E F
3 5m
C D
2 5m
A B
1 5m
6m 6m
76
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Querschnittswerte:
40 4
• Stützen 1 und 2: b / h = 40 cm / 40 cm ⇒ I= = 213333 cm 4
12
30 4
• Stützen 3 und 4: b / h = 30 cm / 30 cm ⇒ I= = 67500 cm 4
12
40 ⋅ 50 3
• Riegel A und B: b / h = 40 cm / 50 cm ⇒ I= = 416667 cm 4
12
40 ⋅ 60 3
• Riegel C und D: b / h = 40 cm / 60 cm ⇒ I= = 720000 cm 4
12
30 ⋅ 50 3
• Riegel E und F: b / h = 30 cm / 50 cm ⇒ I= = 312500 cm 4
12
30 ⋅ 40 3
• Riegel G und H: b / h = 30 cm / 40 cm ⇒ I= = 160000 cm 4
12
lcol = 5,0 m (einheitlich), lR = 6,0 m (einheitlich)
Lösung
Es handelt sich um ein unverschiebliches Tragwerk. Die Ersatzlänge für ein Druck-
glied berechnet sich daher nach folgender Gleichung:
k1 k2
l 0 = 0,5 ⋅ l col ⋅ 1 + ⋅ 1 +
0,45 + k 1 0,45 + k 2
mit:
ϕ EI
ki = ⋅ ∑ col
∑M l col
Die Biegemomente ergeben sich aus der Definition des Drehwinkelverfahrens, wobei
ϕ = 1 ist und für die Riegel nur die Hälfte der Biegesteifigkeit nach Zustand I ange-
setzt werden sollte.
a) Stütze 1 im Erdgeschoss:
4 ⋅ EI A
• Riegel A: eingespannt - eingespannt ⇒ MA = ⋅1
lR
77
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4 ⋅ EIB
• Riegel B: eingespannt - eingespannt ⇒ MB = ⋅1
lR
1 EI EI 1 I +I
k2 = ⋅ 1 + 2 = ⋅ 1 2
4 ⋅ EI A 4 ⋅ EIB l col l col 4 ⋅ I A + 4 ⋅ IB l col
0,5 ⋅ + 0,5 ⋅
lR lR lR
1 213333 + 213333
= ⋅ = 0,3072
4 ⋅ 416667 + 4 ⋅ 416667 5,0
0,5 ⋅
6,0
0,1 0,3072
l 0,Stütze 1 = 0,5 ⋅ 5,0 m ⋅ 1 + ⋅ 1 + = 0,5 ⋅ 5,0 m ⋅ 1,289 ≅ 3,22 m
0,45 + 0,1 0,45 + 0,3072
b) Stütze 2 im 1. Obergeschoss:
4 ⋅ EIC
• Riegel C: eingespannt - eingespannt ⇒ MC = ⋅1
lR
3 ⋅ EID
• Riegel D: eingespannt - gelenkig ⇒ MD = ⋅1
lR
1 EI EI 1 I +I
k2 = ⋅ 2 + 3 = ⋅ 2 3
4 ⋅ EIC 3 ⋅ EID col l l col 4 ⋅ IC + 3 ⋅ ID l col
0,5 ⋅ + 0,5 ⋅
lR lR lR
1 213333 + 67500
= ⋅ = 0,1337
4 ⋅ 720000 + 3 ⋅ 720000 5,0
0,5 ⋅
6,0
0,3072 0,1337
l 0,Stütze 2 = 0,5 ⋅ 5,0 m ⋅ 1 + ⋅ 1 + = 0,5 ⋅ 5,0 m ⋅ 1,314 ≅ 3,29 m
0,45 + 0,3072 0,45 + 0,1337
c) Stütze 3 im 2. Obergeschoss:
78
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3 ⋅ EIE
• Riegel E: gelenkig - eingespannt ⇒ ME = ⋅1
lR
3 ⋅ EIF
• Riegel F: eingespannt - gelenkig ⇒ MF = ⋅1
lR
1 EI EI 1 I +I
k2 = ⋅ 3 + 4 = ⋅ 3 4
3 ⋅ EIE 3 ⋅ EIF l col l col 3 ⋅ IE + 3 ⋅ IF l col
0,5 ⋅ + 0,5 ⋅
lR lR lR
1 67500 + 67500
= ⋅ = 0,1728
3 ⋅ 312500 + 3 ⋅ 312500 5,0
0,5 ⋅
6,0
0,1337 0,1728
l 0,Stütze 3 = 0,5 ⋅ 5,0 m ⋅ 1 + ⋅ 1 + = 0,5 ⋅ 5,0 m ⋅ 1,253 ≅ 3,13 m
0,45 + 0,1337 0,45 + 0,1728
d) Stütze 4 im 3. Obergeschoss:
3 ⋅ EIH
• Riegel H: eingespannt - gelenkig ⇒ MH = ⋅1
lR
1 EI 1 I
k2 = ⋅ 4 = ⋅ 4
3 ⋅ EIH l col 3 ⋅ IH l col
0,5 ⋅ 0 + 0,5 ⋅
lR lR
1 67500
= ⋅ = 0,3375
3 ⋅ 160000 5,0
0,5 ⋅
6,0
0,1728 0,3375
l 0,Stütze 4 = 0,5 ⋅ 5,0 m ⋅ 1 + ⋅ 1 + = 0,5 ⋅ 5,0 m ⋅ 1,351 ≅ 3,38 m
0,45 + 0,1728 0,45 + 0,3375
79
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
In der nachfolgenden Tabelle sind die Ergebnisse der Beiwerte k1 und k2 sowie die
sich daraus ergebenden Ersatzlängen l0 der Stützen 1 bis 4 zusammengestellt, wenn
die variablen Stützen- und Riegelquerschnitte wie vorne angegeben verwendet wer-
den:
Tabelle 2.2: Ersatzlängen für die vorne angegebenen variablen Stützen- und
Riegelquerschnitte
Stütze k1 k2 l0
1 0,1000 0,3072 3,22 m
2 0,3072 0,1337 3,29 m
3 0,1337 0,1728 3,13 m
4 0,1728 0,3375 3,38 m
Im Vergleich dazu ergeben sich die Ersatzlängen der Stützen 1 bis 4 bei einheit-
lichen Stützenquerschnitten von b / h = 40 cm / 40 cm und Riegelquerschnitten von
jeweils b / h = 40 cm / 50 cm zu den folgenden Werten:
Stütze k1 k2 l0
1 0,1000 0,3072 3,22 m
2 0,3072 0,3511 3,55 m
3 0,3511 0,4096 3,64 m
4 0,4096 0,4096 3,69 m
80
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
Aufgabenstellung
Querschnitt
NEd d1 d1
y
MEd
As As
b = 45 cm
––– –––
z 2 NEd 2 z
lcol = 6,0 m
MEd
y
h = 45 cm
Es wird ein Beton C 25/30 und Betonstahl BSt 500 verwendet. Die Betondeckung be-
trägt cnom = 2,5 cm. Die Stütze wird senkrecht zur Zeichenebene gehalten.
81
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
Schnittgrößen:
• MEd = 200 kNm
• MEd (quasi-ständig) = 80 kNm
• NEd = 700 kN (Längsdruck)
Lösung
1. Fall: Kriechen wird vernachlässigt
Querschnittswerte:
b = 45 cm
h = 45 cm
A = 45 ⋅ 45 = 2025 cm 2
45 4
I = = 341718,75 cm 4
12
341718,75
i = = 12,99 cm
2025
Es handelt sich um ein verschiebliches System, die Ersatzlänge berechnet sich da-
her zu:
10 ⋅ k 1 ⋅ k 2
1+
k1 + k 2
l 0 = max
k1 k2
1 + 1 + k ⋅ 1 + 1 + k
1 2
82
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
damit:
10 ⋅ 0,1 ⋅ ∞
1+ 1+ 1
0,1 + ∞
l0 = 6,0 m ⋅ max = 6,0 m ⋅ max 0,1
1 + 0,1 ⋅ 1 + ∞ 1 + ⋅ (1 + 1)
1 + 0,1 1 + ∞ 1,1
2 = 1,4142
= 6,0 m ⋅ max = 6,0 m ⋅ 2,1818 ≅ 13,09 m
(1,0909 ) ⋅ (2) = 2,1818
Beton C 25/30: f ck = 25 N / mm 2
f ck 25
f cd = α ⋅ = 0,85 ⋅ = 14,17 N / mm 2
γc 1,5
1 1
daraus folgt für d1: d1 = c nom + d s,bü + ⋅ d s,l = 25 + 10 + ⋅ 25 = 47,5 mm
2 2
statische Nutzhöhe d: d = h − d1 = 45 − 4,75 = 40,25 cm
d1 4,75
= = 0,106 ≅ 0,10
h 45
l0 13,09
Schlankheit: λ= = = 100,8
i 12,99 ⋅ 10 −2
NEd − 700 ⋅ 10 −3
bezogene Normalkraft: ν Ed = = = − 0,244
b ⋅ h ⋅ f cd 0,45 ⋅ 0,45 ⋅ 14,17
16 16
λ max = = = 32,4
ν Ed − 0,244
83
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
Dies gilt ebenfalls unter Ansatz von fcd ohne den Beiwert α (also nach EC 2)!
Nud − NEd
K2 = ≤1
Nud − Nbal
f yd
ε yd =
Es
Nud (
= − fcd ⋅ A c + f yd ⋅ A s )
84
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
− 4576,88 − − 700
K2 = = 1,13 > 1,0 ⇒ K 2 = 1,0
− 4576,88 − − 1147,77
Hinweis:
Dieses Ergebnis hätte man auch schneller über den Vergleich von Nbal mit NEd erhal-
ten können: NEd = 700 kN < 1147,77 kN = Nbal ⇒ K 2 = 1,0
1 2,174 ⋅ 10 −3 1
= 2 ⋅ 1,0 ⋅ = 12,00 ⋅ 10 −3
r 0,9 ⋅ 0,4025 m
λ = 100,8 > 35 ⇒ K 1 = 1,0
13,09 2
e2 = 1,0 ⋅ 12,00 ⋅ 10 −3 ⋅ = 0,2056 m ≅ 20,6 cm
10
Gesamtausmitte:
e tot = e 0 + e a + e 2 = 28,6 + 2,7 + 20,6 = 51,9 cm
85
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
ω ≅ 0,40
16,67
As = 0,40 ⋅ 45 ⋅ 45 ⋅ = 31,05 cm 2
434,8
l0
= siehe vorne ≅ 29,1
h
e0 + ea = 28,6 + 2,7 = 31,3 cm
219,1⋅ 10 −3
µ Ed,1 = ≅ 0,144
0,45 ⋅ 0,45 2 ⋅ 16,67
ν Ed = siehe vorne = − 0,207
ω ≅ 0,40
16,67
As = 0,40 ⋅ 45 ⋅ 45 ⋅ = 31,05 cm 2
434,8
86
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
MGd,0 80
K c =1+ =1+ = 1,365
MEd,1 219,1
damit:
MEd,tot 415,8 ⋅ 10 −3
µ Ed,tot = = ≅ 0,322
b ⋅ h 2 ⋅ fcd 0,45 ⋅ 0,45 2 ⋅ 14,17
ν Ed = siehe vorne = − 0,244
Rest unverändert!
Ablesung aus Diagramm:
ω ≅ 0,49
16,67
As = 0,49 ⋅ 45 ⋅ 45 ⋅ = 38,04 cm 2
434,8
87
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
ω ≅ 0,48
16,67
As = 0,48 ⋅ 45 ⋅ 45 ⋅ = 37,27 cm 2
434,8
In der nachfolgenden Tabelle sind die ermittelten Stahlmengen für die untersuchten
Fälle und angewendeten Bemessungsverfahren zusammengefasst:
Tabelle 2.4: Zusammenstellung der ermittelten Stahlmengen (BSt 500) für Re-
chenbeispiel 2
Modellstützenverfahren
31,02 cm2 37,62 cm2
(M-N-Interaktionsdiagramm)
88
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
1
⋅d
d s,bü = 10 mm ≥ max 4 s,l,max = 6,25 mm
6
ds,l = 25 mm > 14 mm
im Übergreifungsbereich gewählt: sbü = 0,6⋅25 = 15 cm
15⋅ds,bü = 15⋅1,0 = 15 cm
Anordnung von Zwischenbügeln zur Sicherung der außerhalb von 15⋅ds,bü = 15 cm
angeordneten Längsstäbe mit Bügelabstand:
sbü’ = 2⋅25 cm = 50 cm bzw. sbü’ = 2⋅15 cm = 30 cm im Übergreifungsbereich
89
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
Aufgabenstellung
Querschnitt
NEd
MEdz d1y d1y
MEdy y
d1z
Asz
–––
Asy 2 Asy
b = 40 cm
Asz MEdy
–––
2
d1z
y
h = 50 cm
Es wird ein Beton C 25/30 und Betonstahl BSt 500 verwendet. Die Betondeckung be-
trägt cnom = 2,5 cm. Die Lagerung der Stütze ist in beiden Richtungen identisch (ein-
gespannte Kragstütze).
90
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
Schnittgrößen:
• MEdy = 200 kNm
• MEdz = 30 kNm
• NEd = 700 kN (Längsdruck)
Lösung
Die Bezeichnungen wurden gemäß DIN 1045-1 so vorgenommen, dass die y-Achse
parallel zur kleineren Querschnittsseite b verläuft (⇒ „starke Achse“) und die z-Achse
parallel zur größeren Querschnittsseite h (⇒ „schwache Achse“).
Querschnittswerte:
b = 40 cm
h = 50 cm
A = 40 ⋅ 50 = 2000 cm
40 ⋅ 50 3
Iy = = 416666,67 cm 4
12
50 ⋅ 40 3
Iz = = 266666,67 cm 4
12
416666,67
iy = = 14,43 cm
2000
266666,67
iz = = 11,55 cm
2000
91
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
Beton C 25/30: f ck = 25 N / mm 2
f ck 25
f cd = α ⋅ = 0,85 ⋅ = 14,17 N / mm 2
γc 1,5
1 1
daraus folgt für d1: d1y = d1z = c nom + d s,bü + ⋅ d s,l = 25 + 10 + ⋅ 25 = 47,5 mm
2 2
dy = h − d1y = 50 − 4,75 = 45,25 mm
statische Nutzhöhen:
dz = b − d1z = 40 − 4,75 = 35,25 mm
d1y 4,75
= = 0,095 ≅ 0,10
h 50
d1z 4,75
= = 0,119 ≅ 0,10
b 40
l0 y 13,09
λy = = = 113,3
iz 11,55 ⋅ 10 −2
Schlankheiten:
l 13,09
λz = 0z = = 90,7
iy 14,43 ⋅ 10 −2
NEd − 700 ⋅ 10 −3
bezogene Normalkraft: ν Ed = = = − 0,247
b ⋅ h ⋅ f cd 0,40 ⋅ 0,50 ⋅ 14,17
16 16
λ max = = = 32,2
ν Ed − 0,247
113,3 = λ y
λ max = 32,2 < ⇒ schlanke Stütze!
90,7 = λ z
Dies gilt ebenfalls unter Ansatz von fcd ohne den Beiwert α (also nach EC 2)!
Die Auswirkungen nach Theorie II. Ordnung sind demnach in beiden Richtungen zu
berücksichtigen.
92
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
MEdz 30
e 0y = = ⋅ 10 2 = 4,3 cm
NEd 700
MEdy 200
e 0z = = ⋅ 10 2 = 28,6 cm
NEd 700
e 0z h 28,6 50
= = 5,32 > 0,2
e0y b 4,3 40
e0y b 4,3 40
= = 0,19 < 0,2
e 0z h 28,6 50
Ein getrennter Nachweis ist auf Grund der letzten Bedingung zulässig!
Für den Nachweis um die schwächere Achse ist eine reduzierte Querschnittsdicke
anzusetzen!
zusätzliche ungewollte Lastausmitten infolge geometrischer Imperfektionen:
Da hges und l0y bzw. l0z jeweils den Werten aus Rechenbeispiel 2 entsprechen, kön-
nen eay bzw. eaz auch von dort übernommen werden:
eay = 2,7 cm
eaz = 2,7 cm
h h
h red = ⋅ 1 + ≤ h
2 6 ⋅ (e 0 z + e az )
50 50
= ⋅ 1 + = 31,7 cm ≤ 50 cm = h
2 6 ⋅ (28,6 + 2,7 )
93
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
1 2,174 ⋅ 10 −3 1
= 2 ⋅ 1,0 ⋅ = 10,68 ⋅ 10 −3
r z 0,9 ⋅ 0,4525 m
13,09 2
e 2z = 1,0 ⋅ 10,68 ⋅ 10 −3 ⋅ = 0,1830 m = 18,3 cm
10
Gesamtausmitte:
A s,tot,y f yd
ω tot,y = ⋅ ≅ 0,39
b ⋅ h f cd
f cd 14,17
A s,tot,y = ω tot,y ⋅ b ⋅ h ⋅ = 0,39 ⋅ 40 ⋅ 50 ⋅ = 25,42 cm 2
f yd 434,8
94
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
1 2,174 ⋅ 10 −3 1
= 2 ⋅ 1,0 ⋅ = 13,71 ⋅ 10 −3
r y 0,9 ⋅ 0,3525 m
13,09 2
e 2y = 1,0 ⋅ 13,71 ⋅ 10 −3 ⋅ = 0,2349 m ≅ 23,5 cm
10
Gesamtausmitte:
A s,tot,z f yd
ω tot,z = ⋅ ≅ 0,46
h red ⋅ b fcd
f cd 14,17
A s,tot,z = ω tot,z ⋅ h red ⋅ b ⋅ = 0,46 ⋅ 31,7 ⋅ 40 ⋅ = 19,01cm 2
f yd 434,8
95
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
Alle anderen Werte können von vorne übernommen werden. Es ergeben sich:
e0z = 28,6 cm, eaz = 2,7 cm, e2z = 18,3 cm, etot,z = 49,6 cm, MEd,tot,y = 347,2 kNm
e0y = 4,3 cm, eay = 2,7 cm, e2y = 23,5 cm, etot,y = 30,5 cm, MEd,tot,z = 213,5 kNm
Die bezogenen Schnittgrößen müssen unter Ansatz des nach EC 2 ermittelten Be-
messungswertes der Betondruckfestigkeit berechnet werden, da das verwendete In-
teraktionsdiagramm für schiefe Biegung mit Normalkraft aus DAfStb Heft 425 ent-
nommen wurde. Es folgt:
MEd,tot,y 347,2 ⋅ 10 −3
µ Ed,tot,y = = = 0,208 ≡ µ1
b ⋅ h 2 ⋅ f cd 0,40 ⋅ 0,50 2 ⋅ 16,67
MEd,tot,z 213,5 ⋅ 10 −3
µ Ed,tot,z = = = 0,160 ≡ µ2
h ⋅ b 2 ⋅ f cd 0,50 ⋅ 0,40 2 ⋅ 16,67
NEd − 700 ⋅ 10 −3
ν Ed = = = − 0,210
b ⋅ h ⋅ f cd 0,40 ⋅ 0,50 ⋅ 16,67
A s,tot f yd
ω tot = ⋅ ≅ 0,74
b ⋅ h f cd
fcd 16,67
A s,tot = ω tot ⋅ b ⋅ h ⋅ = 0,74 ⋅ 40 ⋅ 50 ⋅ = 56,74 cm 2
f yd 434,8
96
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
In der nachfolgenden Tabelle sind die ermittelten Stahlmengen für die untersuchten
Fälle und angewendeten Bemessungsverfahren zusammengefasst:
Tabelle 2.5: Zusammenstellung der ermittelten Stahlmengen (BSt 500) für Re-
chenbeispiel 3
Bei der Bemessung mit dem Interaktionsdiagramm für schiefe Biegung mit Nor-
malkraft wird davon ausgegangen, dass bei dem Rechteckquerschnitt je Quer-
schnittsseite ¼ der Gesamtbewehrung eingelegt wird. Aufgrund der recht starken
Unterscheidung der Biegemomente um die beiden Hauptachsen ergeben sich da-
raus für den betrachteten Querschnitt folgerichtig im Nachweis für schiefe Biegung
mit Normalkraft insgesamt deutlich größere Bewehrungsmengen als beim getrennten
Nachweis in Richtung der beiden Hauptachsen. Weitere Gründe für Ungenauigkeiten
können in der tatsächlichen Geometrie der eingelegten Bewehrung liegen:
97
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Stabförmige Bauteile unter Längsdruck
an der Universität Karlsruhe (TH)
2.6 Literaturverzeichnis
[4] Ehrigsen, O.; Quast, U.: Knicklängen, Ersatzlängen und Modellstützen. Be-
ton- und Stahlbetonbau 98, Heft 5, S. 249-257, 2003
[5] Kordina, K.; Quast, U.: Bemessung von schlanken Bauteilen für den durch
Tragwerksverformungen beeinflussten Grenzzustand der Tragfähigkeit - Sta-
bilitätsnachweis. Betonkalender 2002, Verlag Ernst & Sohn, BK 1, S. 361-
434, Berlin, 2002
[6] Leonhardt, F.; Mönnig, E.: Vorlesungen über Massivbau. Teil 1: Grundlagen
zur Bemessung im Stahlbetonbau. Springer-Verlag, 3., völlig neu bearbeitete
und erweiterte Auflage, Berlin, 1984
[7] Norm DIN 1045: Beton- und Stahlbeton, Bemessung und Ausführung. Beuth
Verlag, Berlin, Juli 1988
[8] Norm DIN 1045-1: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton. Teil 1:
Bemessung und Konstruktion. Beuth Verlag, Berlin, Juli 2001
[9] Vornorm DIN V ENV 1992 Teil 1-1: Eurocode 2: Planung von Stahlbeton-
und Spannbetontragwerken. Teil 1 Grundlagen und Anwendungsregeln für
den Hochbau. Beuth Verlag, Berlin, Juni 1992
[10] Zilch, K.; Rogge, A.: Grundlagen der Bemessung von Beton-, Stahlbeton-
und Spannbetonbauteilen nach DIN 1045-1. Betonkalender 2002, Verlag
Ernst & Sohn, BK 1, S. 217-359, Berlin, 2002
98
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
an der Universität Karlsruhe (TH)
3.1 Querkraft
3.1.1 Einleitung
In DIN 1045-1 werden unter Abschnitt 10.3 die Nachweise der Querkrafttragfähigkeit
von Stahlbeton- und Spannbetonbauteilen aus Normalbeton und Leichtbeton im
Grenzzustand der Tragfähigkeit geregelt. Das Querkraftbemessungskonzept beruht
auf durchgängigen Ansätzen für alle Betonarten, mit und ohne Vorspannung, mit
gleitendem Übergang zu anderen Querkraftproblemen (Beanspruchung in Fugen,
Druck- und Zuggurtanschlüsse) durch die Verwendung eines einheitlichen mechani-
schen Grundmodells.
Gleichlast
Schubrisse Biegerisse
99
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
an der Universität Karlsruhe (TH)
3.1.2 Definitionen
Nachweiskonzept
Allgemein gilt, dass die Einwirkungen kleiner sein müssen als die Bauteilwiderstän-
de. Bezogen auf den Nachweis der Querkräfte (Gleichung (3.1)) bedeutet dies:
Solange die einwirkenden Querkräfte kleiner oder gleich dem Wert VRd,ct sind, ist
rechnerisch keine Querkraftbewehrung erforderlich (da für Biegeträger prinzipiell eine
Mindestquerkraftbewehrung vorzusehen ist, sind definitionsgemäß nur plattenartige
Bauteile von diesem Nachweis betroffen).
100
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
an der Universität Karlsruhe (TH)
Wenn rechnerisch der Wert VRd,ct überschritten wird, ist eine Querkraftbewehrung
erforderlich. Der Wert VRd,max darf in keinem Querschnitt des Bauteils durch die ein-
wirkende Querkraft überschritten werden.
Einwirkende Querkraft
Bei einer direkten Auflagerung gemäß Abbildung 3.2 wird ein Teil der Belastung über
ein fächerartiges Druckfeld direkt in das Auflager abgetragen.
Demzufolge darf für die Berechnung der Querkraftbewehrung, nicht jedoch für die
Bemessung des maximalen Querkraftwiderstands, die Beanspruchung im Abstand d
vom Auflagerrand ermittelt werden.
101
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
an der Universität Karlsruhe (TH)
Bei einer indirekten Lagerung, vgl. Abbildung 3.3, stellt sich der beschriebene Druck-
fächer nicht ein. Sämtliche Nachweise sind deshalb mit der Bemessungsquerkraft
am Auflagerrand zu führen.
Auflagernahe Einzellasten, vgl. Abbildung 3.4, dürfen gemäß DIN 1045-1 mit einem
Faktor β (siehe Gleichung (3.2)) abgemindert werden.
102
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
an der Universität Karlsruhe (TH)
x
β= (3.2)
2,5 ⋅ d
103
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
an der Universität Karlsruhe (TH)
Die Rissufer der Betonzähne sind infolge der Betonkörnung rau und miteinander ver-
zahnt. An den Rissufern können somit Querkräfte FK übertragen werden. Eine Ver-
dübelung FDü erfolgt durch die Zugbewehrung. Die Biegetragfähigkeit des Beton-
zahns ist erschöpft, wenn hier die Betonzugfestigkeit fct erreicht ist. Mit zunehmender
Beanspruchung vergrößern sich die Rissbreiten, die Dübelkräfte am Betonzahn ver-
lieren an Bedeutung und das Tragverhalten nähert sich einem Bogen-Zugband-
104
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
an der Universität Karlsruhe (TH)
Der teilweise empirisch bestimmte Bemessungswert VRd,ct ist in DIN 1045-1 (vgl. [2])
gemäß Gleichung (3.3) angegeben.
[
VRd,ct = 0,10 ⋅ κ ⋅ η1 ⋅ (100 ⋅ ρ l ⋅ f ck )
1/ 3
]
− 0,12 ⋅ σ cd ⋅ b w ⋅ d (3.3)
Hierin bedeuten:
Der Vorfaktor 0,10 wurde empirisch gewählt und hängt sehr stark vom Sicherheits-
konzept ab. Es wird empfohlen, bei Bauteilen, bei denen Arbeitsfugen in Längsrich-
tung unumgänglich sind, eine Abminderung entsprechend der Rauigkeit der Fuge mit
βct / 2,4 (βct nach DIN 1045 Teil 1, Tabelle 13) vorzunehmen. Fugen bei nacheinan-
der betonierten Bauteilen werden in Abschnitt 3.1.5 erläutert.
Normgemäß ist das Tragmodell für VRd,ct nur für plattenförmige Bauteile anzuwen-
den, da hier keine wesentlichen Zugspannungen senkrecht zur Plattenebene auftre-
ten (z. B. aus abfließender Hydratationswärme oder Schwinden), welche sich mit der
Einspannung der Betonzähne überlagern können. Für stabförmige Bauteile ist prinzi-
piell eine Mindestquerkraftbewehrung vorzusehen, um ein Schubversagen ohne Vor-
ankündigung zu vermeiden.
105
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
an der Universität Karlsruhe (TH)
Die Neigung θ der Druckstreben ist für dieses Modell in gewissen Grenzen frei wähl-
bar. In Abhängigkeit der übertragbaren Rissreibungskraft und einer evtl. einwirken-
den Längskraft ist die Neigung nach Gleichung (3.4) frei wählbar:
Die Neigung der Druckstreben kann wegen der Rissverzahnungskräfte flacher wer-
den als die Neigung der Schrägrisse im Steg. Sie wird noch flacher, wenn Längs-
druckkräfte oder Vorspannung wirken. Dagegen wird die Neigung steiler, wenn
Längszugkräfte wirken. Zur Vereinfachung können für die Bemessung der Bügel
auch Allgemeinwerte zwischen 40° (cot θ = 1,2) und 45° (cot θ = 1,0) angenommen
werden. Entsprechende Hinweise liefert Abbildung 3.7 (aus [8]).
106
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
an der Universität Karlsruhe (TH)
Die Querkraftbewehrung wird mit Hilfe von Gleichung (3.5) ermittelt (Bügel senkrecht
zur Bauteilachse):
A sw
VRd,sy = ⋅ fyd ⋅ z ⋅ cot θ (3.5)
sw
Der Hebelarm der inneren Kräfte darf i. d. R. mit z = 0,9·d angenommen werden. In
der Praxis wird man sich Gleichung (3.5) nach der erforderlichen Bewehrung umstel-
len, indem VRd,sy durch VEd ersetzt wird:
A sw VEd
= (3.6)
sw fyd ⋅ z ⋅ cot θ
Die Tragfähigkeit der Druckstrebe VRd,max ergibt sich mit demselben Fachwerkmodell
nach Gleichung (3.7):
b w ⋅ z ⋅ α c ⋅ fcd
VRd,max = (3.7)
cot θ + tan θ
107
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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Die Tragfähigkeit der Fuge ist wesentlich von der Rauigkeit der Fuge und von der
Größe der die Fuge kreuzenden Bewehrung abhängig. Die Betonoberfläche im Riss
wird durch den Rauigkeitsbeiwert βct beschrieben.
Oberflächenbeschaffenheit βct µ
verzahnt (Bild 3.8) 2,4 1,0
rau 2,0 0,7
glatt 1,4 0,6
sehr glatt 0 0,5
108
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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• sehr glatt: die Oberfläche wurde gegen eine Stahl- oder glatte Holzschalung
betoniert,
• glatt: die Oberfläche wurde abgezogen, im Extruderverfahren hergestellt oder
blieb nach dem Betonieren ohne weitere Behandlung,
• rau: die Oberfläche weist ein definiertes Rauigkeitskriterium auf; vgl. [3],
• verzahnt: die Geometrie der Verzahnung entspricht den Angaben in
DIN 1045-1, Bild 35a, oder das Korngerüst wurde freigelegt.
Der Bemessungswert der Einwirkung errechnet sich aus dem über die Fuge zu über-
tragenden Längskraftanteil Fcdj (i. A. ist das der Anteil der Biegedruckkraft). Dieser
wird mit der Gesamtdruckkraft Fcd ins Verhältnis gesetzt:
Fcdj VEd
v Ed = ⋅ (3.8)
Fcd z
Man kann erkennen, dass z. B. bei Überzügen im Regelfall die gesamte Druckkraft
Fcd = MEd/z in der Fuge zu übertragen ist.
Im Gegensatz zur DIN 1045 (88) berücksichtigt die aktuelle Norm einen Betontrag-
anteil für die Kraftübertragung zwischen Ortbeton und Fertigteil, so dass bei geringen
Beanspruchungen grundsätzlich auch die Ausführung einer unbewehrten Fuge mög-
lich ist (gilt z. B. für Großflächenplatten oder für Fugen zwischen Wand- und Decken-
fertigteilen; bei Überzügen ist stets eine Mindestquerkraftbewehrung anzuordnen).
Ohne Anordnung einer Verbundbewehrung ergibt sich der Bauteilwiderstand zu:
[
v Rd,ct = 0,042 ⋅ η1 ⋅ β ct ⋅ f ck
1/ 3
]
− µ ⋅ σ Nd ⋅ b (3.9)
109
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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110
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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3.2 Durchstanzen
3.2.1 Einleitung
Die punktgestützte Platte erfreut sich in der heutigen Bauweise des Hoch- und In-
dustriebaus zunehmender Beliebtheit. Der wegfallende Schalungsaufwand für Unter-
züge sowie die hindernisfreie Führung von Installationsleitungen und eine glatte Un-
tersicht werden hierbei als maßgebliche Gründe genannt.
Bei punktgestützten Platten treten allerdings im Bereich von Stütze zu Platte kon-
zentrierte Beanspruchungen auf, die zum sogenannten „Durchstanzversagen“ der
Konstruktion führen können. Der sich einstellende Spannungs- und Verformungszu-
stand stellt eine Kombination aus Momenten- und Querkraftbeanspruchung dar. Das
Durchstanzversagen kann also als Sonderfall der Querkraftbeanspruchung von plat-
tenförmigen Bauteilen gedeutet werden. Nach [6] entstehen bei geringer Beanspru-
chung zunächst Biegerisse in radialer Richtung. Erst bei höherer Belastung beobach-
tet man Tangentialrisse (vgl. Abbildung 3.10), von deren Äußerstem sich ein unter
ca. 30° bis 35° geneigter Stanzkegel entwickelt. An der Druckseite der Platte ist ein
umlaufender Druckring erkennbar, welcher im Gleichgewicht mit der einwirkenden
Querkraftkomponente steht (Abbildung 3.11).
111
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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Derzeit gibt es keine allgemein gültige theoretische Lösung für das Durchstanzprob-
lem. Alle Bemessungsregeln, auch die der DIN 1045-1, basieren auf halbempirischen
bzw. empirischen Ansätzen. Rechnerische Modelle in Form von räumlichen Fach-
werken (vgl. [9]) weisen teilweise gute Übereinstimmung mit Versuchsergebnissen
auf, beschreiben aber die maßgebenden Einflüsse nur unbefriedigend. Aus diesem
Grund wurde in der Neufassung der DIN 1045 eine Kombination aus mechanischem
Modell und Versuchsergebnissen berücksichtigt.
3.2.2 Definitionen
Ähnlich dem Nachweis bei Querkraftbeanspruchung ist auch hier nachzuweisen,
dass die bezogene einwirkende Querkraft vEd kleiner oder gleich dem bezogenen
Bauteilwiderstand zu sein hat.
112
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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Die einwirkende Querkraft vEd = VEd · β / u wird hierbei den zuvor genannten Wider-
ständen gegenübergestellt. Der Beiwert β berücksichtigt die Auswirkung von Momen-
ten bzw. einer nicht rotationssymmetrischen Lasteintragung. Nach DIN 1045-1
(vgl. [2]), Bild 44, dürfen für die Erhöhungsfaktoren β näherungsweise folgende Wer-
te gesetzt werden:
113
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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Die zuvor genannten Werte gelten für unverschiebliche Systeme, wenn die Spann-
weiten eines Feldes senkrecht zueinander (lx zu ly) um nicht mehr als 33 % und die
Stützweitenunterschiede um nicht mehr als 25 % voneinander abweichen (vgl. [3]).
Prinzipiell können die β-Faktoren auch über Lasteinzugsflächen gemäß Ab-
bildung 3.12 ermittelt werden (vgl. [6], [9]). Dieses Verfahren der Lasteinleitungs-
sektoren ist seit langem bekannt und fand auch in der bisherigen Norm
DIN 1045 (88) seine Anwendung. Weitere Möglichkeiten zur Bestimmung der β-
Faktoren sind in [1] dargestellt.
Der kritische Rundschnitt ist für Lasteinleitungsflächen, die sich nicht in der Nähe von
freien Rändern befinden, in einem Abstand von 1,5·d vom Rand der Stütze anzuset-
zen. Weitere Rundschnitte innerhalb und außerhalb des kritischen Rundschnitts sind
affin zum kritischen Rundschnitt zu führen. Mögliche Formen des kritischen Rund-
schnitts sind in Abbildung 3.13 dargestellt.
Aus Versuchen wurde ersichtlich, dass bei rechteckigen Stützen der Umfang der
Lasteinleitungsfläche uc nicht größer als 11·d und das Verhältnis von Länge zu Breite
nicht größer als 2,0 sein darf (Abbildung 3.14).
114
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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uc
Die Erfordernis von Nachweisen in einer gegenüber der alten DIN 1045 erhöhten
Anzahl von Bemessungsschnitten liegt in den Ergebnissen neuerer Durchstanzver-
suche begründet. Aus diesen Ergebnissen wurde deutlich, dass es trotz einer Be-
schränkung der Durchstanzbewehrung auf den Bereich innerhalb des kritischen
Rundschnitts zu einem Versagen außerhalb der Durchstanzbewehrung kommen
kann. Dies bedeutet, dass auch außerhalb des Durchstanzbereiches ein Querkraft-
nachweis berücksichtigt werden muss. In allen Schnitten muss die Durchstanz-
bewehrung ausreichend dimensioniert sein, um die einwirkende Beanspruchung an
die zugbeanspruchte Oberfläche zu führen („Hochhängung“). Der gegenüber
DIN 1045 (88) flacher angesetzte Durchstanzkegel mit einer Neigung von 33,7° ge-
genüber der Horizontalen wurde in Anlehnung an Versuchsbeobachtungen festgelegt
(vgl. [4]).
115
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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[
v Rd,ct = 0,14 ⋅ η1 ⋅ κ ⋅ (100 ⋅ ρ l ⋅ f ck )
1/ 3
]
− 0,12 ⋅ σ cd ⋅ d (3.12)
Hierin bedeuten:
Der Bemessungswert vRd,ct ist entlang des kritischen Rundschnittes, also im Abstand
1,5·d von der Stütze nachzuweisen. Für Platten mit vEd ≤ vRd,ct ist keine Durchstanz-
bewehrung erforderlich. Aufgrund des mehrachsigen Spannungszustandes im
Durchstanzbereich konnte der Vorfaktor gegenüber dem Nachweis der Querkraft-
tragfähigkeit von 0,10 auf 0,14 erhöht werden. Für den gemittelten Biegebeweh-
rungsgrad ρl darf nur die Bewehrung angerechnet werden, die im betrachteten Rund-
schnitt auf der Zugseite im Verbund liegt und außerhalb dieses Rundschnittes aus-
reichend verankert ist.
116
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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Bei der Verwendung von bauaufsichtlich zugelassenen Dübelleisten erhöht sich der
Vorfaktor in Gleichung (3.13) auf 1,9.
κ s ⋅ A sw ⋅ fyd ⋅ d
v Rd,sy = v Rd,c + (3.14)
u ⋅ sw
117
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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d − 400 ≥ 0,7
κ s = 0,7 + 0,3 ⋅ mit d in [mm] (3.15)
400 ≤ 1,0
Schrägstäbe als Durchstanzbewehrung müssen einen Winkel zwischen 45° und 60°
mit der Bauteilachse aufweisen. Werden ausschließlich Schrägstäbe verwendet, dür-
fen diese höchstens in zwei Reihen angeordnet werden. Weitere Hinweise sind in
[10] und [11] zu finden.
118
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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Der letzte nachzuweisende innere Rundschnitt ergibt sich an der Stelle, an der rech-
nerisch keine Durchstanzbewehrung mehr erforderlich wird. Hier ist der Übergang
zur Querkraftbewehrung mit der folgenden Formel (3.16) zu führen:
Mit:
0,29 ⋅ l w
κa = 1 − ≥ 0,71 (3.17)
3,5 ⋅ d
Das Nachweiskonzept nach DIN 1045-1 geht davon aus, dass die Biegezugbeweh-
rung gleichmäßig im gesamten Nachweisschnitt vorhanden ist. Baupraktisch ist es
jedoch erforderlich, teilweise die Biegezugbewehrung nicht durch die Stütze zu füh-
ren, sondern neben der Stütze auszulagern. Infolge der Auslagerung der Längsbe-
wehrung wird in [1] berichtet, dass rechnerisch nur noch 90 % der Bruchlast erreicht
werden. Aus diesem Grund sollte bei der Bestimmung des Wertes vRd,ct eine Reduk-
tion gemäß Gleichung (3.18) vorgenommen werden. In Gleichung (3.18) wird der
119
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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A
v Rd,ct,red = v Rd,ct ⋅ 1 − 0,1⋅ s,aus (3.18)
ρ l ⋅ lc ⋅ d
Bei Fundamenten darf die einwirkende Querkraft vEd um die günstige Wirkung der
Bodenpressung in der kritischen Fläche abgemindert werden. Die resultierenden Bo-
denreaktionskräfte dürfen zu 50 % in der kritischen Fläche in Ansatz gebracht wer-
den. Ausführliche Hinweise zur praktischen Durchführbarkeit werden in [1] und [10]
dargestellt.
120
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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100%
60%
50%
38% 40%
40%
28%
30%
22%
20% 14%
10%
0% 2%
0%
Versagen der Versagen der Versagen außerhalb der
Lasteinleitungszone Durchstanzbewehrung Durchstanzbewehrung
121
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Querkraft- und Durchstanznachweise
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3.3 Literaturverzeichnis
[2] DIN 1045-1 (07/2001): Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton,
Teil 1: Bemessung und Konstruktion.
[5] Hegger; Görtz: Querkraftbemessung nach DIN 1045-1. Beton- und Stahlbe-
tonbau (2002), H. 9, S. 460ff
[9] Stiglat; Bauer; Andrä: Zum Tragverhalten, Konstruieren und Bemessen von
Flachdecken. Beton- und Stahlbetonbau (1984), S. 258-263
122
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
Neben den Grenzzuständen der Tragfähigkeit (GZT) wird in DIN 1045-1 der Ge-
brauchstauglichkeit, insbesondere vor dem Hintergrund der Dauerhaftigkeit, eine hö-
here Bedeutung beigemessen. Vornehmlich durch die Nachweise der Spannungs-
begrenzungen und der Rissbreiten gilt es Langzeitschäden an Stahlbetontragwerken
zu vermeiden. Die Vorgaben des Abschnitts 11 sind somit als Ergänzung der Vorga-
ben des Abschnitts 6 (Expositionsklassen, Betondeckung) zu sehen, um der im
BMVBW-Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“ (vgl. [3]) für übliche Hochbauten gefor-
derten durchschnittlichen Nutzungsdauer von 120 Jahren (Innenbauteile) bzw. 70
Jahren (Außenbauteile) gerecht zu werden.
Darüber hinaus gilt es die Funktionalität und das Erscheinungsbild des Gebäudes zu
sichern, d. h. Maschinen und Installationen müssen einwandfrei funktionieren, es
dürfen keine Schäden oder optische Beeinträchtigungen an Ausbauelementen ent-
stehen.
123
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
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Seltene Einwirkungskombination
Quasi-ständige Einwirkungskombination
Der Operand ⊕ bedeutet hierbei „in Kombination mit“, d. h. nur ungünstig wirkende
Veränderliche Qi sind zu berücksichtigen. Die Umformung in Gl. (4.1) erleichtert die
Identifikation der maßgebenden führenden, veränderlichen Einwirkung Q1. So
braucht nur einmal die Kombination errechnet zu werden, um anschließend anhand
der Einzellastfallergebnisse auf Q1 zu schließen. Die Kombinationsbeiwerte ψ erge-
ben sich hierbei aus DIN 1055-100 (2001), Tab. A.2. In Tabelle 4.1 sind beispiels-
weise die maßgebenden Kombinationsbeiwerte für ein übliches Bürogebäude aufge-
zeigt.
Im Vergleich zur DIN 1045 (1988), Abs. 17.6, wird das Gebrauchslastniveau nicht
mehr pauschaliert zu „ständige Last, jedoch mindestens 70% der Gesamtlast“.
124
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
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Beispiel 1
Bürogebäude mit Flachdecken d = 24 cm, 2,5 kN/m² Ausbau / Installation so-
wie 3,5 kN/m² Nutzlasten
0,24 m⋅ 25 kN/m ² + 2,5 kN/m ² + 0,3 ⋅ 3,5 kN/m ²
quasi − ständiger Anteil = = 80%
0,24 m⋅ 25 kN/m ² + 2,5 kN/m ² + 3,5 kN/m ²
Bei Versammlungs- oder Lagerräumen wird der ständige Anteil noch größer. Eben-
falls zu beachten ist, dass Zwang aus Temperatur in der quasi-ständigen Kombi-
nation nicht, dagegen Zwang aus Setzungen voll zu berücksichtigen ist.
Tabelle 4.1: Auszug aus DIN 1055-100 (2001), Tab. A.2, für Bürobauten
Ψ0 Ψ2
Einwirkung
selten quasi-ständig
Windlasten 0,6 0
125
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4.1.1 Spannungsbegrenzung
Die Nachweise zur Spannungsbegrenzung können i. A. (für nicht vorgespannte, nach
Abschnitt 10 bemessene Tragwerke des üblichen Hochbaus) entfallen, wenn
126
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
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Nur bei ausschließlicher Zwangeinwirkung sind Spannungen von bis zu 1,0 fyk zu-
lässig, da durch die Rissbildung die Zwangeinwirkung i. d. R. wieder abgebaut wird.
1,1 E cm 1
E c,eff (t = ∞ ) = ≈ E cm (4.6)
1,1 + ϕ ( ∞, t 0 ) 3
127
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
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45
40 C 30/37
35
30
Spannung [N/mm²]
25
20
15
GZG, Abs. 9.1.5
10 GZG, t=0, linear
GZG t=oo, phi=2,2, linear
5 GZT, Abs. 9.1.6
0,45 fck
0
0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4
Dehnung [o/oo]
MEd
µ Ed = , (4.7)
bd 2 f cd
die sich aus dem GZT ergeben, verglichen mit den maximal nach Gl. 4.3 bis 4.5
möglichen bez. Momenten. Eine evtl. Momentenumlagerung wird durch einen Faktor
δ < 1,0 berücksichtigt. Zum Vergleich wird zwischen Belastung in jungem und im fort-
geschrittenen Betonalter unterschieden. Da die Betonspannungsbegrenzung gerade
128
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
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übermäßiges Kriechen verhindern soll, ist auf der sicheren Seite die Verwendung
von Ecm in jungem Alter zu empfehlen. Für die Begrenzung der Stahlspannungen ist
hingegen von fortgeschrittenem Alter und somit von Ec,eff auszugehen.
1
C 30/37
0.94
(bez. Moment µ GZG) / (δ * bez. Moment µ GZT) [-]
0.9
0.84
0.82
GZG maßgebend
0.8
0.73
0.7
0.65
0.5
sigma c < 0,45 fck, t=0
sigma c < 0,45 fck, t=oo
sigma c < 0,6 fck, t=0
sigma s < 0,8 fyk, t=oo
0.4 Beispiel 2, delta = 1,0
Beispiel 2, delta = 0,78
Beispiel 2, delta = 0,7
0.3 0.13
0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3
δ * bez. Moment µ im GZT [-]
Beispiel 2
Querschnitt: b / h / d = 30 cm / 40 cm / 37 cm
Beton: C 30/37
Bewehrung: BSt 500 S (B), 3 Ø 16, As = 6,03 cm², ρ = 0,55 %
Aus Nebenrechnung: MRd = 90 kNm => µRd = 0,13
Belastung: wie Beispiel 1 =>
µ Ed,perm 0,24 ⋅ 25 + 2,5 + 0,3 ⋅ 3,5
= = 0,57
δ ⋅ µ Rd 1,35 ⋅ (0,24 ⋅ 25 + 2,5 ) + 1,5 ⋅ 3,5
µ Ed,rare 0,24 ⋅ 25 + 2,5 + 0,7 ⋅ 3,5
= = 0,65
δ ⋅ µ Rd 1,35 ⋅ (0,24 ⋅ 25 + 2,5 ) + 1,5 ⋅ 3,5
129
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
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gemäß Abbildung 4.2: Kriterium Gl. 4.3 wird für junges Betonalter verletzt,
sonst Gl. 4.3 bis 4.5 erfüllt.
gemäß Abbildung 4.2: Kriterien Gl. 4.3 bis 4.5 werden verletzt => Umlagerung
nicht möglich.
130
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4.1.2 Rissbreitenbegrenzung
Im Unterschied zur DIN 1045 (1988), welche die Rissbreitenbeschränkung nur im-
plizit behandelte, werden in DIN 1045-1 Rissbreiten wk direkt berechnet. Es wird ex-
plizit darauf hingewiesen, dass es sich bei der Rissbreite wk nicht um einen exakten
Wert handelt. Dies sollte – nicht zuletzt vor dem Hintergrund juristischer Auseinan-
dersetzungen – stets allen Planungsbeteiligten verdeutlicht werden. Rissbreiten un-
terliegen statistischen Schwankungen und sind selbst über ihre Tiefe nicht konstant.
So verstehen sich die rechnerischen Rissbreiten der Norm als in Lage der Beweh-
rung definiert (Abbildung 4.3). Biegerisse können daher an der Betonoberfläche grö-
ßere Werte annehmen.
131
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
Mit den Werten in Tabelle 4.2 gelten die Anforderungen an die Dauerhaftigkeit und
das Erscheinungsbild i. A. als erfüllt. Unabhängig davon kann der Bauherr eine hö-
here Anforderungsklasse und damit geringere Rissbreiten fordern. Es empfiehlt sich
daher eine frühzeitige Abstimmung mit den Planungsbeteiligten. Für wasserun-
durchlässigen Beton werden darüber hinaus durch die WU-Richtlinie (vgl. [5]) zuläs-
sige Rissbreiten unter der häufigen (!) Einwirkungskombination definiert, bei denen
man von einer sukzessiven Selbstheilung des Betons ausgehen kann (Tabelle 4.3).
132
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
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w k = s r,max ⋅ (ε sm − ε cm ) (4.8)
fct,eff
σ s − 0,4 ⋅ (1 + α e ⋅ eff ρ )
eff ρ σ (4.9)
ε sm − ε cm = ≥ 0,6 s
Es Es
mit:
αe = E s E cm
eff ρ = A s A c,eff
f ct,eff = f ctm ≥ 3,0 N / mm 2
133
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
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f ct,eff
σ s − 0,6 ⋅ (1 + α e ⋅ eff ρ )
eff ρ σ (4.10)
ε sm − ε cm = ≥ 0,4 s
Es Es
Der Wirkungsbereich der Bewehrung Ac,eff ist in DIN 1045-1, Bild 53, definiert. Es sei
darauf hingewiesen, dass die in Abbildung 4.4 dargestellten Bereiche nur bei dünnen
Bauteilen mit am Rand konzentrierter Bewehrung gültig sind und bei dicken Bau-
teilen gemäß Abbildung 4.5 anwachsen können.
134
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heff /d1 4
Zentrischer Zwang
2 Biegung
0
0 10 20 30 40 50 60 70
h/d1
ds σ s ⋅ ds
s r,max = ≤ (4.11)
3,6 ⋅ eff ρ 3,6 ⋅ f ct,eff
Die obere Grenze des Rissabstandes wird hierbei durch die doppelte Einlei-
tungslänge der Stahlzugkraft in den Beton und den damit minimalen Abstand zwi-
schen zwei Einzelrissen definiert.
Beispiel 3
System und Belastung wie Beispiel 2
Anforderungsklasse E => wk = 0,3 mm unter quasi-ständiger Einwirkungskom.
fct,eff = 3,0 N/mm² (C 30/37: fctm = 2,9 N/mm², nicht maßgebend)
αe = 200000/31900 = 6,2; Ac,eff = 30 cm ⋅ 2,5 ⋅ 3 cm = 225 cm²
As = 6,03 cm² => eff ρ = 0,027
µ Ed,perm
= 0,57
µ Rd
⇒ MEd,perm = 0,57 ⋅ 90 kNm = 51,3 kNm
135
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
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3 MN / m²
255 MN / m² − 0,4 ⋅ (1 + 6,2 ⋅ 0,027 )
0,027
ε sm − ε cm = = 0,001
200000 MN / m²
255 MN / m²
≥ 0,6 ⋅ = 0,00077
200000 MN / m²
16 mm 255MN/m² ⋅ 16 mm
sr,max = = 165mm ≤ = 378mm
3,6 ⋅ 0,027 3,6 ⋅ 3MN/m²
3,6 ⋅ w k ⋅ E s ⋅ A 2s
zul. d s ≤ (4.12)
f ct,eff ⋅ A c,eff ⋅ (σ s ⋅ A s − 0,4 ⋅ f ct,eff ⋅ A c,eff ⋅ (1 + α e ⋅ eff ρ ))
Für DIN 1045-1 wurde das aus DIN 1045 (1988) bewährte, indirekte Nachweis-
verfahren der in Abhängigkeit von der Stahlspannung zulässigen Stabdurchmesser
in Tabellenform übernommen. Hierfür wurde vereinfachend fct,eff · Ac,eff = σs · As (un-
günstigster Fall), fct,eff = fct,0 = 3,0 N/mm² und (1 + αe ⋅ eff ρ) = 1,0 angenommen, so
dass sich Gl. 4.12 vereinfacht zu:
3,6 ⋅ w k ⋅ f ct,eff ⋅ E s
zul. d s ≤ (4.13)
0,6 ⋅ σ 2s
136
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50
45
σ s = 240 N/mm²
zul. Stabdurchmesser ds [mm]
40
α e = 6,2
35
30
25
20
15
DIN 1045-1, Tab. 20
10 rho = 0,01
rho = 0,02
5
rho = 0,03
0
0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3 0.35 0.4 0.45
rechnerische Rissbreite wk [mm]
137
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Beispiel 3 (Fortsetzung)
Indirekter Nachweis der Rissbreite:
σs = 255 N/mm² => DIN 1045-1, Tab. 20, zul. ds* ≈ 17 mm > vorh. ds = 16 mm
Der Grenzdurchmesser nach Tabelle 4.4 ist in Abhängigkeit von der Bauteilhöhe und
der effektiven Betonzugfestigkeit (z. B. bei hoher Zugfestigkeit) zu modifizieren:
σs ⋅ A s f ct,eff
d s = d *s ≥ d *s (4.14)
4 ⋅ (h − d) ⋅ b ⋅ f ct,0 f ct,0
Alternativ darf bei überwiegender Lastbeanspruchung auch der Nachweis über die
Einhaltung der Stababstände nach DIN 1045-1, Tab. 21, geführt werden. Im Falle
einer mehrlagigen oder verteilten Bewehrung sollte jedoch immer ein Nachweis mit-
tels der Grenzdurchmesser gewählt werden.
Mindestbewehrung
Neben der Mindestbewehrung der einzelnen Bauteilarten (z. B. die Mindest-
verbügelung bei Balken), welche vornehmlich zur Sicherung des GZT anzuordnen
ist, wird in DIN 1045-1 auch eine Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreiten
verlangt. Diese soll die Dauerhaftigkeit und das Erscheinungsbild bei nicht be-
rücksichtigter Zwangeinwirkung oder Eigenspannungen gewährleisten und ist stets
anzuordnen, wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass eine Zwangs-
beanspruchung durch konstruktive Maßnahmen weitgehend ausgeschlossen wird.
A s = k c ⋅ k ⋅ f ct,eff ⋅ A ct / σ s (4.15)
138
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
Der Beiwert kc berücksichtigt die Form der Spannungsverteilung im vor der Riss-
bildung unter Zugspannung stehenden Betonquerschnitt Act. Vereinfachend kann an-
genommen werden:
1.1
Beiwert k [-], DIN 1045-1, Gl.127
1
äußerer Zwang
0.9
0.8
innerer Zwang
0.7
0.6
0.5
0.4
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Bauteilhöhe [cm]
σs bezeichnet die für den Nachweis der jeweiligen Rissbreite maximal zulässige
Spannung in der Bewehrung gemäß Tabelle 4.4.
Wenn gezeigt werden kann, dass die Zwangsschnittgrößen die Schnittgrößen, wel-
che zum Reißen des Bauteils führen würden, nicht überschreiten (σc < fct,eff), so ist
139
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
zwar dennoch eine Mindestbewehrung vorzusehen. Diese darf aber dann auf Basis
der tatsächlich auftretenden Zwangsschnittgröße ermittelt werden.
Die Begrenzung der Rissbreite kann hierbei auch über den Stabdurchmesser nach-
gewiesen werden, wobei ht die Höhe der Zugzone im ungerissenen Querschnitt ist:
k c ⋅ k ⋅ ht fct,eff
d s = d *s ≥ d *s (4.16)
4 ⋅ (h − d) ⋅ fct,0 fct,0
Beispiel 4
Mindestbewehrung für Querschnitt Beispiel 2
Äußerer Biegezwang (z. B. Temperatur) im mittleren Betonalter
=> fctm = 3,0 N/mm²
kc = 0,4; k = 0,74; ds = 16 mm => σs ≈ 260 MN/m² (wk = 0,3 mm)
erf A s = 0,4 ⋅ 0,74 ⋅ 3,0 MN / m² ⋅ 0,5 ⋅ 0,4 m ⋅ 0,3 m / 260 MN / m² = 2,05 cm²
< vorh A s = 6,03 cm²
In Abbildung 4.8 werden für die Randbedingungen des Beispiels 4 die Werte nach
alter und neuer DIN 1045 für unterschiedliche Bauteilhöhen verglichen. In der neuen
Norm wird insbesondere für hohe Querschnitte deutlich weniger Mindestbewehrung
gefordert.
7 C30/37 (B35)
b = 30 cm
Mindestbewehrung [cm²]
6 ds = 16 mm
Außenbauteil
Biegezwang
5
2
DIN 1045-1(2001)
1
DIN 1045(1988)
0
0 20 40 60 80 100 120
Bauteilhöhe [m]
140
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
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141
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
Von Kempf, Graubner (vgl. [9]) wurden in diesem Zusammenhang interessante Un-
tersuchungen unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit durchgeführt. Erwartungsge-
mäß entstehen bei weißen Wannen mit kleinen zulässigen Rissbreiten große Zusatz-
kosten (Abbildung 4.9) bezogen auf die Gesamtkosten. Diese sind jedoch vornehm-
lich durch den nahezu kompletten Wegfall der Schalungskosten bedingt. Anders
sieht es daher bei Wänden aus, bei denen die Schalung einen sehr hohen Anteil an
den Gesamtkosten hat (Abbildung 4.10). Bei Bodenplatten lohnt demnach oftmals
eine genauere Betrachtung der tatsächlichen Zwangsbeanspruchung.
142
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
Durchhang
+ Überhöhung
= Durchbiegung
1. Durchhang
Der Durchhang des Tragwerks (z. B. Unterzug oder Decke) im Endzustand sollte
1/250 der Stützweite nicht überschreiten. Dann kann der GZG als erfüllt angese-
hen werden. Sollten die zu erwartenden Verformungen größer werden, so sind
Überhöhungen bis zu 1/250 der Stützweite zulässig.
2. Durchbiegung
Wie auch in der alten Norm besteht die Möglichkeit, diese Verformungen durch eine
Begrenzung der Biegeschlankheit indirekt nachzuweisen. Üblicherweise kann das
Kriterium
li / d ≤ 35 (4.17)
143
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
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herangezogen werden, wobei li die Ersatzstützweite nach DIN 1045-1, Tab. 22, (Ta-
belle 4.5) darstellt. Für erhöhte Anforderungen gilt das Kriterium:
Diese Kriterien sind jedoch mittlerweile umstritten (vgl. [4], [7]), da sie auf älteren Un-
tersuchungen basieren. Heutzutage werden Bewehrung und Querschnitte weitaus
höher ausgenutzt, so dass geringere Bewehrungsgrade verbunden mit größeren Ver-
formungen im Zustand II vorliegen. Es ist daher zu empfehlen, bei verformungs-
empfindlichen Baukonstruktionen (z. B. Flachdecken mit KS-Innenausbau) genauere
Betrachtungen der zu erwartenden Verformungen vorzunehmen.
Tabelle 4.5: Tab. 22, DIN 1045-1, zur Bestimmung der Ersatzstützweite
144
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
Überschlägige Berechnung
Bei jeder „genaueren“ Berechnung der Verformungen von Stahlbauteilen sollte man
sich stets die statistischen Schwankungen der Einflussparameter (Materialeigen-
schaften, statische Randbedingungen usw.) bei der Beurteilung der Ergebnisse in Er-
innerung rufen. Auch bei den Verformungen handelt es sich um „Rechenwerte“. Dies
ist den Planungsbeteiligten entsprechend zu vermitteln.
Zur qualitativen Abschätzung soll im Folgenden ein Ansatz (einer von vielen an-
deren) in Anlehnung an das Verfahren von Eurocode 2, Anhang 4, für reine Biegung
vorgestellt werden. Da statische Berechnungen in der Baupraxis heutzutage über-
wiegend mit EDV-Programmen durchgeführt werden, stellt die Ermittlung der linear-
elastischen Verformungen sowohl für Stabwerke als auch Flächentragwerke i. A.
kein Problem dar. Die darüber hinaus maßgebenden Einflüsse aus Langzeit-
wirkungen (Kriechen und Schwinden) sowie den nichtlinearen Materialeigenschaften
(Zustand II) werden hingegen noch längst nicht von allen Programmen berück-
sichtigt. Als eine gute Vorgehensweise zur Abschätzung der Verformungen hat sich
in den letzten Jahren die Methode der affinen Verläufe bewährt (vgl. [11]):
145
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
( )
EIII = A s ⋅ Es,eff ⋅ d − x (Ec,eff ) ⋅ z (Ec,eff ) . (4.19)
2
A s ⋅ E s,eff A s ⋅ E s,eff A ⋅E
x II = d ⋅ − + + 2 ⋅ s s,eff , (4.20)
A c ⋅ E c,eff A ⋅E A c ⋅ E c,eff
c c,eff
z II = d − x / 3 . (4.21)
Bei der Stahlsteifigkeit Es,eff kann der begünstigende Einfluss der Mitwirkung des Be-
tons zwischen den Rissen (tension stiffening) nach [4], Abb. H8-4, berücksichtigt
werden. Nimmt man vereinfachend an
Mriss f ctm ⋅ h 2
σ sr = = , (4.22)
0,9 ⋅ d ⋅ A s 6 ⋅ 0,9 ⋅ d ⋅ A s
MEd,perm
σ s,perm = , (4.23)
0,9 ⋅ d ⋅ A s
β t ⋅ σ sr + σ s β t ⋅ Mriss + MEd,perm
E s,eff = Es = Es (4.24)
σs MEd,perm
mit βt = 0,25 für Dauerbelastung. Die Abschätzung der Aufteilung in gerissene und
ungerissene Bereiche erfolgt nach Eurocode 2
2
Mriss
ζ = 1 − β1 ⋅ β2 (4.25)
MEd,perm
146
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
mit β1 = 1,0 für Rippenstahl und β2 = 0,5 für Dauerlast. Setzt man nun einen zur elas-
tischen Biegelinie affinen Verlauf der Verformung an, so ergibt sich der rechnerisch
zu erwartende Verformungswert aus
E cm ⋅ I
fII,∞ = ⋅ fI,0 . (4.28)
EIII
Beispiel 5
Einachsig gespannte Einfeldplatte, L = 4,0 m
Belastung: g1 = 1,0 kN/m², q = 5,0 kN/m² (Versammlungsstätte, ψ2 = 0,6)
Querschnitt: b / h / d = (100 cm) / 15 cm / 12,7 cm
Beton: C 20/25
Aus Bemessung: Bewehrung BSt 500 S (B), as = 5,9 cm²/m, ρ = 0,4 %
Überprüfung der Schlankheitskriterien:
li d = 400 12,7 = 31,5 ≤ 35 OK
li2 d = 4 0,1272
= 126 ≤ 150 OK
„Genauere“ Berechnung:
(
m Ed,perm = 0,15 m ⋅ 25 kN / m 3 + 1,0 kN / m 2 + 0,6 ⋅ 5,0 kN / m 2 ⋅ ( 4 m) 2 / 8)
= 15,5 kNm / m
= 2,2MN / m2 ⋅ ( 0,15 m ) / 6
2
mriss = 8,25kNm / m
0,0155MNm / m
σs,perm = = 230MN / m2 / m
0,9 ⋅ 0,127m ⋅ 0,00059m2
0,00825MNm / m
σsr = = 122MN / m2 / m
0,9 ⋅ 0,127m ⋅ 0,00059m2
0,25 ⋅ 8,25 + 15,5
Es,eff = ⋅ 200000MN / m2 = 226613MN / m2
15,5
A s ⋅ Es,eff 5,9 cm2 ⋅ 226613MN / m2
= = 0,093
A c ⋅ Ec,eff 100 cm ⋅ 15 cm ⋅ 9600MN / m2
147
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
= 1,243MN / m2
5 q ⋅ L4
fI,0 = ⋅
384 Ecm ⋅ I
=
5
⋅
( )
0,15 m ⋅ 25kN / m3 + 1,0kN / m2 + 0,6 ⋅ 5,0kN / m2 ⋅ (4 m)4
384 28800000kN / m2 ⋅ 1,0 m ⋅ (0,15m)3 /12
= 0,0032m
Die Verformung entspricht 0,0192/4 = 1/208 L und erfüllt somit beide Kriterien
nicht!
Zur Einhaltung von L/500 wäre eine Dimensionierung von z. B. h = 18 cm und
As = 12 cm²/m notwendig.
Zum Vergleich wurde mit einem EDV-Programm (vgl. [12]) eine nichtlineare
Berechnung unter Berücksichtigung von Kriechen, Zugfestigkeit des Betons
und tension stiffening durchgeführt. Mit fII,∞,eff = 0,022 m liegt das Ergebnis na-
he an der Handrechnung und ebenfalls über den zulässigen Werten.
Anhand des Beispiels wurde verdeutlicht, dass die Verlässlichkeit der Schlankheits-
kriterien begrenzt ist. Insbesondere bei verformungsempfindlichen Einbauten sollten
weitere Überlegungen angestellt werden.
148
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
Die Thematik wird ausführlich von Fricke (vgl. [7]) behandelt, der für die Vordimen-
sionierung Diagramme entwickelt hat (Abbildung 4.12).
149
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
4.1.4 Schwingungen
Anders als oftmals angenommen sind nicht die Eigenfrequenzen des Bauwerks, son-
dern die auftretenden Beschleunigungen für die Behaglichkeit bei Deckenschwin-
gungen maßgebend. Je nach Nutzung werden Schwingungen mehr oder weniger to-
leriert. Die Ansprüche an Bürobauten oder Krankenhäuser sind entsprechend anders
als an Einkaufszentren. Da die Schwingungsamplituden – und somit die Beschleu-
nigungen – bei Resonanz mit der Schwingungserregung zunehmen, versucht man
Bauwerke möglichst nicht mit Eigenfrequenzen im Bereich der Erregungsfrequenzen
zu konzipieren. Hieraus resultiert dann der üblicherweise geforderte Frequenzbereich
des Tragwerks.
Bauwerksart Frequenzbereich
vertikal: 1,6 bis 2,4 Hz und 3,5 bis 4,5 Hz vermeiden
Fußgängerbauwerke
horizontal: > 3,4 Hz
Bürogebäude etc. > 4,8 Hz (ζ > 5 %) bzw. > 7,2 Hz (ζ < 5 %)
Turn- und Sporthallen > 7,5 Hz
Tanzlokale und Konzertsäle ohne feste
> 6,5 Hz
Bestuhlung
Konzertsäle und Theater mit fester Be-
vertikal: > 6,5 Hz
stuhlung sowie Tribünen (bei Popkon-
horizontal: > 2,5 Hz
zerten)
150
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
4.2 Rahmenknoten
Aus diesem Grund werden bei unverschieblichen Rahmen nur maximal 10 % und in
verschieblichen Rahmen gar keine Momentenumlagerungen zugelassen.
4.2.1 Rahmenecken
Bei Rahmenecken nimmt das innere Moment bis zum Schnittpunkt der Systemlinien
wieder leicht ab. Daher ist als Bemessungspunkt ein Abstand von 0,2 d vom An-
schnitt ausreichend.
151
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
152
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
153
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
heit einen Einfluss. Bei großer Normalkraft sinkt die Querkraftbeanspruchbarkeit. Bei
im Vergleich zur Stützendicke abnehmender Riegelhöhe steigt die Beanspruchbar-
keit. In Abbildung 4.16 ist die empfohlene Durchbildung dargestellt. Die Stützbeweh-
rung ist wegen des Momentenwechsels im Eckbereich zu verankern, ggf. ist eine Zu-
lagebewehrung vorzusehen. Die Riegelbewehrung sollte als Schlaufe mit dbr ≥ 10 ds
verankert werden. Alternativ kann die Riegelbewehrung mit Ankerplatten ausgebildet
werden. Die Steckbügel sollten einen Abstand s ≤ 10 cm haben.
Bei Rahmeninnenknoten können aus feldweiser Belastung und durch die Aussteifung
von Horizontalkräften antimetrische Momente entstehen. Daher ist auch hier die Kno-
tenquerkraft und die Verankerung im Knotenbereich nachzuweisen.
Im Wesentlichen kann gemäß [4] bei allen Rahmenknoten durch Biegezulagen auf
die früher oftmals anzuordnende Diagonalbewehrung verzichtet werden.
154
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
4.3 Zusammenfassung
Der Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit hat in der neuen DIN 1045-1 den nor-
mativen Stellenwert erlangt, den er in der Baupraxis (Weiße Wannen, Durchbie-
gungsprobleme) bereits hatte. Hierdurch wird den Anforderungen an die Dauer-
haftigkeit und die Funktionalität Rechnung getragen.
Das auf den ersten Blick sperrige - da ungewohnte - Thema der Rissbreiten- und
Durchbiegungsberechnungen sollte auch dem praxisnahen Ingenieur genauso ver-
traut werden wie Schub- und Biegebemessung. Eine benutzerfreundliche Aufar-
beitung in Form von Diagrammen und Tabellen steht noch aus, aber eine Vielzahl
von EDV-Programmen haben sich bereits der Thematik angenommen.
155
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
4.4 Literaturverzeichnis
[2] Bachmann, H.: Wenn Bauwerke schwingen – Eine lockere Betrachtung an-
hand von 10 Thesen. Bauingenieur 75 (2002), Heft 11, S. 683-693
[6] Eibl, J.; Häußler-Combe, U.: Baudynamik. Betonkalender 1997, Ernst & Sohn
[8] Hegger, J.; Roeser, W.: Die Bemessung und Konstruktion von Rahmen-
knoten. Grundlagen und Beispiele gemäß DIN 1045-1. DAfStb-Heft 525,
Beuth, Berlin
[10] König, G.; Tue, V.N.: Grundlagen und Bemessungshilfen für die Rissbreiten-
beschränkung im Stahlbeton und Spannbeton …. DAfStb-Heft 466, Beuth,
Berlin, 1996
[11] Litzner, H.-U.: Grundlagen der Bemessung nach DIN 1045-1 in Beispielen. In
Beton-Kalender 2002, T. 1, Ernst & Sohn
[12] SOFISTIK AG; ASE – Allgemeine Statik Finiter Element Strukturen. V. 10-62,
Oberschleißheim, 2003
156
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Gebrauchstauglichkeit / Rahmenknoten
an der Universität Karlsruhe (TH)
[13] Zilch, K.; Rogge, A.: Grundlagen der Bemessung von Beton-, Stahlbeton-
und Spannbetonbauteilen nach DIN 1045-1. In Beton-Kalender 2002, T. 1,
Ernst & Sohn
157
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Übergang von DIN 1045-alt zu DIN 1045-neu
an der Universität Karlsruhe (TH)
5.1 Vorbemerkungen
Im Juli 2001 hat der Normenausschuss Bauwesen (NABau) im DIN ein neues Nor-
menwerk für den Betonbau herausgebracht. Dieses Normenwerk wurde Mitte des
Jahres 2002 im Geltungsbereich der Landesbauordnungen bauaufsichtlich einge-
führt. Alternativ darf bis zum 31.12.2004 das alte Normenwerk angewendet werden.
Der folgende Text beschäftigt sich mit bauordnungsrechtlichen Fragen, die im Zu-
sammenhang mit dem Übergang vom alten zum neuen Normenwerk, d. h. von
DIN 1045-alt zu DIN 1045-neu auftreten.
Das alte Normenwerk (hier vereinfacht mit DIN 1045-alt umschrieben) umfasste die
Beton- und Stahlbetonnorm DIN 1045:1988-07, die Leichtbeton- und Stahlleichtbe-
tonnormen DIN 4219-1 und -2 (jeweils: 1979-12), die Spannbetonnormen DIN 4227-
1:1988-07, DIN 4227-2:1984-05 und DIN 4227-4:1986-02, sowie die Normen
DIN 1084-1 bis -3 (jeweils: 1978-12), in denen die Güteüberwachung geregelt war. In
Bezug auf Eigenschaften, Herstellung, Verarbeitung und Gütenachweis von Beton
konnte alternativ die europäische Vornorm DIN V ENV 206:1990-10 angewendet
werden.
Die genannten Normen wurden durch das neue Normenwerk ersetzt, welches hier
vereinfacht mit DIN 1045-neu umschrieben wird. Das neue Normenwerk besteht aus
den Normen DIN 1045-1 bis -4 sowie DIN EN 206-1 (jeweils: 2001-07). DIN 1045-1
regelt die Bemessung und Konstruktion von Tragwerken aus Beton, Stahlbeton und
Spannbeton, DIN 1045-3 deren Bauausführung. Die DIN 1045-4 enthält ergänzende
Regeln für die Herstellung und die Konformität von Fertigteilen. Die Anforderungen
an den Baustoff Beton ergeben sich aus der nicht harmonisierten europäischen
Norm DIN EN 206-1 und den zugehörigen nationalen Anwendungsregeln in
DIN 1045-2. Bei der Anwendung der neuen Normen sind die im Juni 2002 erschie-
nenen Berichtigungen zu DIN 1045-1 bis -3 zu beachten.
159
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Übergang von DIN 1045-alt zu DIN 1045-neu
an der Universität Karlsruhe (TH)
5.3.1 Allgemeines
Regeln der Technik, die dazu dienen, die Anforderungen der Landesbauordnungen
(LBO) zu erfüllen, werden von der Bauaufsicht als technische Baubestimmungen be-
kannt gemacht und damit bauaufsichtlich eingeführt. Die technischen Baubestim-
mungen sind einzuhalten und müssen von allen am Bau Beteiligten bei der Planung,
Berechnung, Ausführung und baurechtlichen Überprüfung von baulichen Anlagen
beachtet werden (§ 3 LBO).
Eine technische Regel kann entweder über die Liste der Technischen Baube-
stimmungen (LTB) oder über die Bauregelliste A bauaufsichtlich eingeführt werden:
• Die LTB umfasst Regeln zur Standsicherheit von Gebäuden sowie zum
Brand-, Wärme-, Schall-, Erschütterungs- und Gesundheitsschutz. Im An-
hang zur LTB können bestimmte Normenteile von der Einführung ausgenom-
men, zusätzliche Anforderungen erhoben, Erleichterungen festgelegt und
Druckfehler korrigiert werden. Die LTB wird auf der Basis einer länder-
übergreifend abgestimmten Musterliste (MTB) von jedem Bundesland geson-
dert bekannt gemacht. Daher sind geringfügige inhaltliche Abweichungen
zwischen den Listen der einzelnen Bundesländer möglich. Die einzelnen Lis-
ten erscheinen auch nicht zeitgleich. Eine technische Baubestimmung gilt
aber bereits dann als „allgemein“ bauaufsichtlich eingeführt, wenn sie in we-
nigstens einem Bundesland bekannt gemacht wurde. In Baden-Württemberg
erfolgt die Bekanntmachung der LTB im Gemeinsamen Amtsblatt (GABl.).
Eine aktuelle Fassung der jährlich neu herausgegebenen Liste findet sich auf
der Homepage des Innenministeriums (www.im.baden-wuerttemberg.de).
• Die Bauregelliste A wird zusammen mit der Bauregelliste B und der Liste C
vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) im Einvernehmen mit den Län-
dern bekannt gemacht. Sie erscheint in den Mitteilungen des DIBt. Die Bau-
regelliste A Teil 1 (BRL A 1) enthält nationale technische Regeln für Baupro-
dukte, an die aus bauordnungsrechtlicher Sicht Anforderungen bezüglich der
Verwendbarkeit gestellt werden. Auch hier gibt es einen Anhang, der die
gleichen Funktionen wie der Anhang zur LTB erfüllt.
160
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Übergang von DIN 1045-alt zu DIN 1045-neu
an der Universität Karlsruhe (TH)
Im Zusammenhang mit der Einführung des neuen Normenwerkes wurden die euro-
päischen Vornormen DIN V ENV 206:1990-10 sowie DIN V ENV 1992-1-1, -1-3, -1-4,
-1-5 und -1-6 aus der LTB gestrichen. Die erstgenannte Vornorm wurde durch
DIN EN 206-1 ersetzt. Bei den anderen Vornormen handelt es sich um Vornormen
zum Eurocode 2. Sie wurden gestrichen, weil man nicht drei alternative Normen-
werke für Beton in der LTB haben wollte und weil die europäischen Vornormen zum
EC 2 in der Praxis kaum angewendet wurden.
Nach der notwendigen Notifizierung der MTB durch die EU-Kommission im April
2002 konnte die MTB von den Ländern umgesetzt werden. In Baden-Württemberg
wurde das neue Normenwerk mit der LTB 2002 vom 1. September 2002 eingeführt
(GABl., S. 591).
161
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Übergang von DIN 1045-alt zu DIN 1045-neu
an der Universität Karlsruhe (TH)
lers (ÜH) ausreicht (wie bei BI nach DIN 1045:1988-07), ist für höherwertige Betone
ein Übereinstimmungszertifikat (ÜZ) erforderlich.
Gestrichen und durch Standardbeton (lfd. Nr. 1.5.8) ersetzt wurden die Baustellen-
betone der Festigkeitsklassen ≤ C 20/25 (lfd. Nrn. 1.5.8.1 bis 1.5.8.4). Ebenfalls ge-
strichen wurden die Verweise auf DIN V EN 206 bzw. DIN V ENV 1992-1-3 bei
Transportbeton (lfd. Nr. 1.5.3), Trockenbeton (lfd. Nrn. 1.5.4 und 1.5.5) sowie bei den
Fertigteilen (lfd. Nrn. 1.6.1 und 1.6.2).
5.3.4 Übergangsfrist
Bei der Einführung von DIN 1045-neu hat die Bauaufsicht beschlossen, das alte Nor-
menwerk nicht sofort zurückzuziehen, sondern innerhalb einer Übergangsfrist bis
zum 31.12.2004 beide Normenwerke parallel gelten zu lassen. Einerseits wollte man
damit der Praxis einen genügend langen Zeitraum lassen, sich auf die neuen Nor-
men einzustellen. Andererseits waren und sind diverse technische Regeln sowie eine
Vielzahl von Zulassungen an das neue Normenwerk anzupassen.
Verankert ist die Übergangsfrist sowohl in der LTB als auch in der BRL A Teil 1:
• In der LTB ist in Anlage 2.3/14 festgelegt, dass DIN 1045-alt bis zum
31.12.2004 alternativ zu DIN 1045-neu angewendet werden darf. Dabei ist
ein Mischungsverbot zu beachten, d. h. altes und neues Normenwerk dürfen
nicht mit einander kombiniert werden. Bei der Bemessung von Fertigteilen
und vergleichbaren Bauteilen gilt das Mischungsverbot nicht, wenn die
betreffenden Bauteile mit dem Gesamttragwerk nicht monolithisch verbunden
sind und die Übertragung der Schnittgrößen innerhalb des Gesamttragwerks
sowie die Gesamtstabilität nicht berührt werden.
• In der BRL A 1 wird in Anlage 1.24 bestimmt, dass die Bauprodukte nach
dem alten Normwerk bis zum 31.12.2004 alternativ zu den Bauprodukten
nach dem neuen Normenwerk hergestellt werden dürfen.
162
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Übergang von DIN 1045-alt zu DIN 1045-neu
an der Universität Karlsruhe (TH)
163
Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Übergang von DIN 1045-alt zu DIN 1045-neu
an der Universität Karlsruhe (TH)
Bauvorhaben, die nach dem neuen Normenwerk geplant wurden, müssen jedoch
jetzt schon und erst recht nach Ende der Übergangsfrist nach dem neuen Normen-
werk ausgeführt werden. Das Verwenden von Betonen nach altem Normenwerk ist
für solche Bauvorhaben nicht zulässig. Transportbetonwerke, die keinen Beton nach
neuer Norm liefern können, kommen somit als Lieferanten nicht in Frage. Für die
Transportbetonwerke folgt daraus, dass sie möglichst schnell, zumindest aber recht-
zeitig vor dem kommenden Jahreswechsel, ihre Produktion umstellen müssen, um
Wettbewerbsnachteile zu vermeiden.
Dabei ist es nicht zwingend erforderlich, dass die Betonhersteller neben Beton nach
neuem Regelwerk weiterhin Beton nach altem Regelwerk anbieten müssen, da der
Fall „Planung-alt“ + „Beton-neu“ über zwei Äquivalenzlisten abgedeckt ist, die vom
DIBt veröffentlich wurden (vgl. [5]). Mit den Listen können Betoneigenschaften und
Festigkeitsklassen der alten Betone denen der neuen Betone zugeordnet werden.
Bei datierten Verweisen und bei Verweisen auf technische Inhalte ist dagegen zu
prüfen, ob die neue Norm sinngemäß anwendbar ist. In Zweifelsfällen muss das
Normungsgremium um eine Auslegung gebeten werden.
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Übergang von DIN 1045-alt zu DIN 1045-neu
an der Universität Karlsruhe (TH)
Das DIBt stellt auf Antrag der Zulassungsinhaber die Zulassungen auf DIN 1045-neu
um. Dennoch kann es vorkommen, dass die neuen Zulassungen in der Praxis nicht
rechtzeitig vorliegen. In [6] wird der Umstellungsprozess aus Sicht des DIBt erläutert.
Außerdem werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie in der Übergangszeit weiterhin mit
den alten Zulassungen gearbeitet werden kann.
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Übergang von DIN 1045-alt zu DIN 1045-neu
an der Universität Karlsruhe (TH)
Zurzeit ist der Nachweis für den Brandfall mittels DIN V ENV 1992-1-2:1997-05 und
der „DIBt-Richtlinie zur Anwendung von DIN V ENV 1992-1-2 in Verbindung mit
DIN 1045-1“ zu führen (vgl. [4]).
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Seminar zu DIN 1045-1 am 2. Juli 2004 Übergang von DIN 1045-alt zu DIN 1045-neu
an der Universität Karlsruhe (TH)
Anmerkung:
Es ist geplant, den in Anführungszeichen gesetzten Text als Anlage 2.3/15 in die LTB
aufzunehmen.
5.5.6 Hilfsmittel
Vom Deutschen Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb) wurden folgende Erläuterungen
zum neuen Normenwerk herausgegeben, die in der bekannten „grünen Reihe“ des
Beuth-Verlags erschienen sind:
Außerdem wird hier auf zwei weitere Hilfsmittel verwiesen, die die Arbeit mit den
neuen Normen erleichtern können:
5.5.7 Auslegungsfragen
Anfragen zur Auslegung des neuen Normenwerkes sind an den Normenausschuss
Bauwesen (NABau) im DIN zu richten. Hierzu ist ein Formblatt zu verwenden, dass
unter http://www2.nabau.din.de/ zu finden ist. Die Anfrage wird an den für die jeweili-
ge Norm zuständigen NABau-Arbeitsausschuss weitergeleitet und von diesem be-
handelt. Soweit bauaufsichtliche Aspekte betroffen sind, wird die Auslegung mit den
bauaufsichtlichen Gremien abgestimmt.
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Für den Brücken- und Ingenieurbau an den Bundesfernstraßen ist der Bund zustän-
dig. Das Bundesministerium für Verkehr-, Bau- und Wohnungswesen macht den o-
bersten Straßenbaubehörden der Länder, die im Auftrag des Bundes Verkehrsbau-
ten erstellen, über Allgemeine Rundschreiben Straßenbau (ARS) die technischen
Regeln bekannt, die beim Bau von Bundesfernstraßen zu beachten sind. Die Länder
werden gebeten, in ihrem Zuständigkeitsbereich (in Baden-Württemberg: Landes-
und Kreisstraßen) entsprechend zu verfahren.
Für die Verwendung von Beton bei Brücken- und Ingenieurbauwerken wurde vom
Bund der DIN-Fachbericht 100 (Ausgabe 2001) im ARS Nr. 9/2003 bekannt gemacht
(vgl. [1]). Die Bekanntmachung erfolgte im Zuge der Umstellung auf das europäische
Normenwerk für den Brückenbau (vgl. [8]). Gleichzeitig wurden die DIN-
Fachberichte 101: Einwirkungen auf Brücken, 102: Betonbrücken, 103: Stahlbrücken
und 104: Verbundbrücken sowie die Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen
und Richtlinien für Ingenieurbauten (ZTV-ING), jeweils in der Ausgabe März 2003,
bekannt gemacht (ARS 10/2003 bis 14/2003) (vgl. [1]).
Die Umstellung auf die neuen technischen Regeln für den Brücken- und Ingenieur-
bau erfolgte mittels Stichtagregelung. Als Stichtag wurde der 01.05.2003 festgelegt.
Maßgebend war der Tag der Absendung der Vergabe-Bekanntmachung
(ARS 8/2003) (vgl. [1]).
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In Baden-Württemberg wurden die ARS 08/2003 bis 14/2003 durch mehrere Verwal-
tungsvorschriften des Ministeriums für Umwelt und Verkehr (UVM) für Bundesfern-,
Landes- und Kreisstraßen eingeführt (GABl. 2003, S. 441 und 442). Den Gemeinden
wurde empfohlen, entsprechend zu verfahren.
Inzwischen ist mehr als ein Jahr seit dem Stichtag vergangen und sowohl das
BMVBW als auch das UVM Baden-Württemberg haben auf Anfrage mitgeteilt, dass
es bei der Umstellung keine nennenswerten Probleme gegeben hat, weder bei der
Planung noch bei der Ausführung.
5.7 Fazit
Das alte und das neue Normenwerk im Betonbau dürfen bis zum Ende der Über-
gangsfrist am 31.12.2004 alternativ angewendet werden. Da inzwischen die wesent-
lichen Voraussetzungen für eine allgemeine Anwendung der DIN 1045-neu vorhan-
den sind, sollten Planverfasser jedoch nicht mehr länger zögern und auf das neue
Normenwerk umstellen, zumal es in Hinblick auf die Dauerhaftigkeit privatrechtliche
Probleme bei der Anwendung von DIN 1045-alt geben kann.
Die Erfahrungen im Brücken- und Ingenieurbau zeigen, dass die Umstellung ohne
größere Schwierigkeiten erfolgen kann. Auch im Hochbau wurden diverse große
Bauvorhaben bereits erfolgreich nach neuer Norm geplant, z. B. das Zwischenlager
Philippsburg, das Landratsamt Tübingen und das Parkhaus Neue Messe Stuttgart.
Die Umstellung auf das neue Normenwerk lässt sich auch durch Unterschriften-
aktionen im Internet (www.normenflut.de) nicht mehr aufhalten. Den Initiatoren dieser
Aktion sei entgegengehalten, dass seit 1925, als die erste Ausgabe der DIN 1045 er-
schien, im Schnitt alle 8 bis 9 Jahre eine Neufassung dieser Norm herausgegeben
wurde. Das Umstellen auf neue Normen hat die Ingenieure also schon immer bei
ihrer Tätigkeit begleitet und sollte auch jetzt bewältigt werden.
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5.9 Literaturverzeichnis
[2] Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein et al. (Hrsg.): DIN 1045 Tragwerke
aus Beton und Stahlbeton. Teil 1. Bemessung und Konstruktion. Kommen-
tierte Kurzfassung, Fraunhofer IRB Verlag 2004, ISBN 3-8167-6459-2
[3] Franke, H.: Der technische Standard - Betrachtung mit Blick auf die Neufas-
sung der DIN 1045. beton 11/2003, S. 546-550
[6] Hartz, U.: Umstellung der Zulassungen im Betonbau auf DIN 1045-1 - ein
Kraftakt. Beton und Stahlbetonbau 98, Heft 6, S. 351-359
[7] Motzke, G.; Litzner, H.-U., Meyer, L.: Planung und Ausführung von Beton-
bauwerken - nach alter oder neuer Norm? beton 7+8/2002, S. 368-372
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