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Ruhr-Universität Bochum

Fakultät für Bauingenieurwesen

Zum Einfluss des Beulens auf die Tragfähigkeit

von Walzprofilen aus hochfestem Stahl

von der Fakultät für Bauingenieurwesen


der Ruhr-Universität Bochum
genehmigte

DISSERTATION

zur Erlangung des Grades


Doktor-Ingenieur

von
Holger Grote

geboren am 28.02.1966 in Essen

Bochum
2003
Doktorarbeit eingereicht am: 07. Februar 2003

Tag der mündlichen Prüfung: 22. Mai 2003

Berichter:

Prof. Dr.-Ing. R. Kindmann, Ruhr-Universität Bochum

Prof. Dr.-Ing. H.-J. Niemann, Ruhr-Universität Bochum


III

Vorwort

Die vorliegende Arbeit entstand in den Jahren 1998 – 2003 während meiner Tätigkeit
als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Konstruktiven Ingenieurbau der
Ruhr-Universität Bochum. Sie wurde von der Fakultät für Bauingenieurwesen als
Dissertation angenommen.

Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr.-Ing. R. Kindmann für die Unterstützung
meiner Arbeit und die Übernahme des Referates.

Herrn Prof. Dr.-Ing. H.-J. Niemann danke ich herzlich für die Übernahme des
Koreferates.

Meiner Frau Alexia und meinen Eltern danke ich für die außerordentliche Unter-
stützung während der Erstellung dieser Arbeit.

Weiterhin gilt mein Dank allen Kollegen für die schöne gemeinsame Zeit am Lehr-
stuhl für Stahl- und Verbundbau.

Mai 2003 Holger Grote


Inhaltsverzeichnis

1 Übersicht ....................................................................................................... 1
1.1 Einleitung ........................................................................................................ 1
1.2 Problemstellung und Zielsetzung .................................................................... 4
1.3 Werkstoff....................................................................................................... 10
1.3.1 Hochfester Stahl ........................................................................................ 10
1.3.2 Gestaltänderungsenergiehypothese.......................................................... 11
1.4 Bezeichnungen ............................................................................................. 12
2 Beultheorie und Tragverhalten .................................................................. 14
2.1 Vorbemerkungen .......................................................................................... 14
2.2 Linearisierte Beultheorie ............................................................................... 14
2.2.1 Grundlagen................................................................................................ 14
2.2.2 Allseitig gelagerte Platte ............................................................................ 15
2.2.3 Dreiseitig gelagerte Platte ......................................................................... 19
2.3 Nichtlineare Beultheorie ................................................................................ 20
2.4 Tragverhalten................................................................................................ 21
2.4.1 Überkritische Tragreserven allseitig gelagerter Platten ............................. 21
2.4.2 Blechbiegung............................................................................................. 23
2.4.3 Plastische Reserven.................................................................................. 28
2.4.4 Überkritische Tragreserven dreiseitig gelagerter Platten........................... 29
2.4.5 Last-Stauchungskurven allseitig und dreiseitig gelagerter Platten ............ 30
2.4.6 Versagensmechanismen ........................................................................... 31
2.5 Zugfeldwirkung schubbeanspruchter Platten ................................................ 32
2.6 Beultragverhalten von I– und U–Profilen....................................................... 33
3 Berechnungsmethoden und Übersicht ..................................................... 36
3.1 Übersicht....................................................................................................... 36
3.2 Beulnachweis................................................................................................ 37
3.3 Grenzwerte b/t .............................................................................................. 45
3.4 Methode der wirksamen Breiten ................................................................... 47
3.5 Beispiele ....................................................................................................... 50
3.6 Zusammenfassung und Fazit........................................................................ 54
4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen .................................... 56
4.1 Vorbemerkungen .......................................................................................... 56
VI Inhaltsverzeichnis

4.2 Grundlagen ................................................................................................... 56


4.3 Druck- und Biegebeanspruchung.................................................................. 57
4.3.1 Prinzipielle Vorgehensweise...................................................................... 57
4.3.2 Grenzdruckkraft Ngr,min ............................................................................... 60
4.3.3 Grenzbiegemoment Mgr ............................................................................. 61
4.3.4 Gemeinsame Wirkung von N und M.......................................................... 67
4.3.5 Berechnung elementarer Grenzschnittgrößen........................................... 75
4.4 Schubbeanspruchung ................................................................................... 82
4.4.1 Allgemein................................................................................................... 82
4.4.2 Grenzquerkraft Vgr ..................................................................................... 82
4.4.3 Primäres Torsionsmoment Mxp .................................................................. 82
4.4.4 Gemeinsame Wirkung von V und Mxp ....................................................... 83
4.5 Gleichzeitige Wirkung aller Schnittgrößen .................................................... 84
5 Zur Beulgefahr hochfester Walzprofile ..................................................... 86
5.1 Allgemeines .................................................................................................. 86
5.2 Einfluss der Ausrundungsradien ................................................................... 86
5.3 Auswirkungen einer Stegeinspannung auf die Gurte .................................... 95
5.4 Auswertung ................................................................................................... 98
6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile..... 102
6.1 Übersicht..................................................................................................... 102
6.2 I-Profile........................................................................................................ 102
6.2.1 Beschreibung des Querschnitts............................................................... 102
6.2.2 Gleichgewicht zwischen Schnittgrößen und Teilschnittgrößen................ 103
6.2.3 Grenzschnittgrößen mit Beuleinfluss ....................................................... 104
6.2.4 Gleichzeitige Wirkung aller σ−Schnittgrößen........................................... 105
6.2.5 Empfehlungen und Beschränkungen....................................................... 108
6.2.6 Nachweis unter Berücksichtigung erforderlicher Beschränkungen.......... 117
6.3 U-Profile ...................................................................................................... 119
6.3.1 Einleitung................................................................................................. 119
6.3.2 Grundgleichungen ................................................................................... 119
6.3.3 Anwendungsgrenzen............................................................................... 124
6.3.4 Nachweisbedingungen ............................................................................ 129
6.3.5 Interaktionskurven ................................................................................... 132
6.4 Berücksichtigung der Ausrundungsradien................................................... 135
6.5 Beispiele ..................................................................................................... 136
7 Zusammenfassung ................................................................................... 142
Inhaltsverzeichnis VII

Anhang ................................................................................................................. 144

Literaturverzeichnis............................................................................................. 147
Kurzfassung

In der vorliegenden Arbeit wird der Einfluss des Beulens auf die Tragfähigkeit von
Walzprofilen aus hochfestem Stahl erforscht. Eine Gliederung erfolgt in zwei The-
menschwerpunkte. Diese werden zum einen durch die Untersuchung einzelner
beulgefährdeter Bleche und zum anderen durch die Übertragung der am Einzelblech
gewonnen Erkenntnisse auf Walzprofile gebildet.
Wesentliche Berechnungsverfahren werden vorgestellt, und deren Vor- und Nachteile
analysiert. Zur Berücksichtigung der Ausrundungsradien von Walzprofilen erfolgt die
Entwicklung eines Hohlkastenmodells. Eine anschließende Untersuchung mit FE –
Programmsystemen zeigt, dass die hohe Torsionssteifigkeit der Ausrundungsradien zu
einer Einspannung beulgefährdeter Profilteile führt. Für beulgefährdete U– und I–
Profile wird ein schnittgrößenorientiertes Nachweisverfahren hergeleitet. Die Ent-
wicklung einer Näherungslösung ermöglicht hierbei die Erfassung von Tragfähig-
keiten zwischen der elastischen und plastischen Tragfähigkeit.
1 Übersicht

1.1 Einleitung

Walzprofile haben für den Stahlbau eine herausragende Bedeutung. Der Wunsch nach
immer filigraneren Konstruktionen führt zur Verwendung hochfester Stahlsorten.
Stabilitätsprobleme oder Gebrauchstauglichkeitsanforderungen ergeben Grenzen für
eine wirtschaftliche Erhöhung der Materialgüte. Neben den üblichen Biegeknick– und
Biegedrillknickproblemen nimmt für hochfeste Walzprofile die Bedeutung des
Beulens zu. Einen ersten Überblick zur Beulgefahr genormter I–Profile zeigt Bild 1.1.

Bild 1.1 Steg– und Gurtbeulgefahr genormter I–Profile aus hochfestem Stahl unter
konstanter Druckbeanspruchung nach DIN 18800 T1 Verfahren Elastisch-
Elastisch
2 1 Übersicht

IPE– und HEA–Profile sind in einer großen Anzahl und HEB– und HEM–Profile in
einer nennenswerten Anzahl stegbeulgefährdet. Eine Gurtbeulgefahr ist nur für
wenige HEA–Profile der Materialgüte S690 feststellbar. Grundlage der Diagramme
sind die in Bild 1.2 dargestellten Grenzschlankheiten grenz (b/t) der DIN 18800 T1
Elastisch–Elastisch.

Bild 1.2 Grenzwerte grenz (b/t) nach DIN 18800 T1 Verfahren Elastisch–Elastisch,
Druckspannungen schraffiert
Ist die vorhandene Schlankheit b/t größer als die Grenzschlankheit grenz (b/t) muss
der Einfluss des Beulens auf die Tragfähigkeit berücksichtigt werden. Ergänzend zur
Untersuchung genormter I–Profile zeigt Tabelle 1.1 eine komplette Übersicht zur
Beulgefahr genormter und nicht genormter Walzprofile aus hochfestem Stahl mit I–
oder U–Querschnitt. Eine große Anzahl der Profile sind stegbeulgefährdet. HP–
Profile sind häufig gurtbeulgefährdet und etliche HEAA– und HD–Profile sind steg-
und gurtbeulgefährdet. Die Häufigkeit einer Beulgefahr und die große Bedeutung von
Walzprofilen als Konstruktionselement im Stahlbau begründen die nachfolgende
Forschungsarbeit zum Einfluss des Beulens auf die Tragfähigkeit von Walzprofilen
aus hochfestem Stahl.
1.1 Einleitung 3
Tabelle 1.1 Beulgefahr von I– und U– Profilen aus hochfestem Stahl, DIN 18800 T1

Keine Beulgefahr Steg beulgefährdet Gurt beulgefährdet Steg und Gurt


beulgefährdet
Werkstoff S 460, gelenkig gelagerte Einzelbleche, konstante Druckbeanspruchung
IPE 80 – 160 IPE 180 – 600
HEA 100 – 400 HEA 450 – 1000
HEB 100 – 500 HEB 550 – 1000
HEM 100 – 650 HEM 700 – 1000
IPEa 80 – 120 IPEa 140 – 600
IPEo 180 – 240 IPEo 270 – 600
IPEv 400 – 600
HEAA 100 – 160 HEAA 280 – 1000 HEAA 180 - 360 HEAA 280 - 360
HL 1000x642–1000x748 HL1000AA – 1000x554
1100A – 1100 R
HP 200x43 – 260x87,3 HP 360x84,3 HP 305x88 – 305x95 HP 360x84,3
305x110 – 305x223 320x88,5
320x103 – 320x184 360x84,3 – 360x133
360x152 – 360x180 400x122 – 400x158
400x176 – 400x231
HD 260x68,2 – 260x299 HD 320x74,2 HD 260x54,1, 320x74,2 HD 320x74,2
320x97,6 – 400x1086
UAP 80 – 300
UPE 80 -240, 300 – 400 UPE 270
Werkstoff S 690, gelenkig gelagerte Einzelbleche, konstante Druckbeanspruchung
IPE 80 - 120 IPE 140 - 600
HEA 100 – 180 HEA 260 – 1000 HEA 200 - 320 HEA 260 - 320
HEB 100 – 400 HEB 450 – 1000
HEM 100 – 550 HEM 600 – 1000
IPEa 80 – 100 IPEa 120 – 600
IPEo 180 – 600
IPEv 400 – 600
HEAA 100 HEAA 160 – 1000 HEAA 120 - 550 HEAA 160 - 550
HL 1000x748 HL 1000 AA HL 1000 AA HL 1000 AA
1000 A – 1000x642
1100 A – 1100 R
HP 260x87,3 HP 360x84,3–360x109 HP 220x57,2 – 260x75 HP 360x84,3–360x109
305x126 – 305x223 305x88 – 305x110
320x117 – 320x184 320x88,5 – 320x103
360x84,3 – 400x194
HD 260x93 – 260x299 HD 260x54,1–260x68,2 HD 260x54,1–260x68,2 HD 260x54,1–260x68,2
320x127 – 320x451 320x74,2-320x97,6 320x74,2-320x97,6 320x74,2-320x97,6
360x162 – 400x1086 360x134-360x147 360x134-360x147 360x134-360x147
UAP 80 – 250 UAP 300
UPE 80 - 160 UPE 180 – 400
4 1 Übersicht

1.2 Problemstellung und Zielsetzung

Eine Druckbeanspruchung schlanker, flächiger Bauteile verursacht Verformungen


senkrecht zur Plattenebene. Es entstehen Beulen, die die Tragfähigkeit reduzieren. Ein
Beispiel für das als Plattenbeulen bezeichnete Phänomen zeigt Bild 1.3.

Bild 1.3 Obergurt- und Stegblechbeulen eines I-Profils


Versuche belegen, dass das Versagen schlanker Platten nicht unmittelbar nach einer
ersten Beulenbildung erfolgt. Trotz zunehmender Verformungen ist häufig eine
weitere erhebliche Laststeigerung möglich. In diesem Zustand ist die Spannungsver-
teilung nichtlinear, Bild 1.4.

Bild 1.4 Nichtlineare Spannungsverteilung einer beulenden Platte


1.2 Problemstellung und Zielsetzung 5

Eine Berechung nichtlinearer Spannungsverteilungen infolge Beulen ist bereits für


einzelne Platten aufgrund der sehr komplizierten geometrischen und physikalischen
Nichtlinearitäten inklusive Vorverformungen, Eigenspannungen und gegebenenfalls
Streckgrenzenstreuungen selbst mit FE–Programmen nur näherungsweise möglich.
Die Ergebnisse werden häufig bereits durch eine geringfügige Änderung nachfolgen-
der Parameter erheblich beeinflusst:
• Elementansatz
• Netzgenerierung
• Materialgesetz
• Imperfektionsannahmen
• Lagerungsbedingungen
• Lasteinleitung
• Erfassung des Nachtraglastbereichs
Aufgrund der vielfältigen Fehlerquellen ist für die Baupraxis eine Bemessung beulge-
fährdeter Profile mit FE–Programmen nicht empfehlenswert. Ebenso können theoreti-
sche Lösungen in der Fachliteratur für Quadratplatten [129], I–Profile [113] und
Kastenträger [57] im Vergleich zu Versuchsergebnissen nur als grobe Näherungen
bezeichnet werden.
Die folgenden Untersuchungen haben somit das Ziel eine möglichst umfassende und
für die Bemessung nutzbare Übersicht zur Grenztragfähigkeit beulgefährdeter
Walzprofile aus hochfestem Stahl zu erstellen. Die vielfältigen Variationen möglicher
Schnittgrößenkombinationen und beulgefährdeter Querschnittsteile würde hierzu eine
Vielzahl von Diagrammen erfordern. Dies ist insbesondere im Hinblick auf eine
praktische Anwendung nicht sinnvoll. Aus diesem Grund ist ein einfaches und
systematisches Verfahren zur Durchführung eigenständiger Berechnungen notwendig.
Hierzu ist wie oben bereits erläutert die Ermittlung nichtlinearer Spannungsverteilun-
gen ungeeignet. Wesentlich sinnvoller ist ein schnittgrößenorientiertes Konzept.
Vergleichbar mit einer Bemessung nach der Plastizitätstheorie sind hierfür Grenz-
schnittgrößen und Interaktionsbedingungen erforderlich. Da jedes beulgefährdete
Profil ein individuelles Tragverhalten aufweist, sind jedoch bereits zur Bestimmung
einzelner Grenzschnittgrößen mit Beuleinfluss einfache formelmäßige Lösungen für
I– und U–Profile nicht bekannt.
Das Teilschnittgrößenverfahren zur Berechnung plastischer Grenztragfähigkeiten von
Kindmann/Frickel – [50], [51], [52] – hat die Vorteile einer Bemessung mit Teil-
schnittgrößen demonstriert. Die Möglichkeit einer einfachen Visualisierung von
Interaktionsbeziehungen im Grenzzustand der Tragfähigkeit für beliebige Schnittgrö-
ßenkombinationen und Querschnitte leistet einen erheblichen Beitrag zum vertieften
Verständnis einer Bemessung nach der Plastizitätstheorie. Dieses bedeutende Grund-
konzept soll nachfolgend auf beulgefährdete Walzprofile übertragen werden. Beson-
ders vorteilhaft erweist sich in diesem Zusammenhang das zur Tragfähigkeit einzelner
beulgefährdeter Platten umfangreiche Forschungsergebnisse zur Verfügung stehen.
Als Resultat soll der Einfluss des Beulens auf die Tragfähigkeit durch Interaktionsbe-
6 1 Übersicht

ziehungen unterschiedlicher Schnittgrößenkombinationen ermittelt und anschaulich


dargestellt werden können. Zwei Beispiele verdeutlichen die Anforderungen an ein
solches Berechnungsverfahren. Beult der Steg eines druckbeanspruchten I–Profils,
verändert sich die Lastverteilung zwischen den Querschnittsteilen. Der Steg wird
anschaulich ausgedrückt „weicher“. Eine weitere Laststeigerung hat zur Folge, dass
der „weiche“ Steg einen geringeren und die Gurte einen höheren Anteil der einwir-
kenden Druckbeanspruchung aufnehmen, Bild 1.5.

Bild 1.5 Druckspannungsumlagerung infolge Stegblechbeulen


Prinzipiell kann eine Erfassung dieses Phänomens auf zwei Arten erfolgen. Eine
einfache, aber unwirtschaftliche Vorgehensweise vernachlässigt das „weicher“
werden des Steges. Aus der Stabstatik ist bekannt, dass die Bauteilbeanspruchung
abhängig von der Steifigkeitsverteilung ist. Dieser Grundsatz gilt auch für eine „Statik
am Querschnitt“. Wird für eine Teilfläche eine höhere Steifigkeit als vorhanden
angesetzt, entfällt auf dieses Element ein zu hoher Lastanteil, Bild 1.6.

Bild 1.6 Vereinfachte Vorgehensweise


1.2 Problemstellung und Zielsetzung 7

Die Tragfähigkeit im Steg wird rechnerisch frühzeitig überschritten, obwohl im


Querschnitt noch Tragreserven vorhanden sind. Wirtschaftliche Bemessungen
beulgefährdeter Querschnitte sollten Umlagerungen zwischen „weicheren“ und
„steiferen“ Querschnittsteilen berücksichtigen. Für dieses sehr einfache Beispiel kann
die aufnehmbare Druckkraft Ngr,min ohne weitere Berechnungen direkt aus der Summe
der Einzeltragfähigkeiten angegeben werden, Bild 1.7.
N ≤ N gr , min mit: Ngr,min = Ngr,o,min + Ngr,u,min + Ngr,s,min

Bild 1.7 Vorgehensweise mit Grenztragfähigkeiten der Einzelbleche


Das hier diskutierte Beispiel ist einer der wenigen Fälle, in denen eine Grenztragfä-
higkeit sofort angegeben werden kann. Komplizierter wird das Problem für eine
Biegebeanspruchung. Beult der Steg eines biegebeanspruchten I-Profils, wird nur der
druckbeanspruchte Teil „weicher“. Eine unsymmetrische Beulenbildung im Steg führt
zu einem Tragverhalten, das einem einfachsymmetrischen Profil entspricht, Bild 1.8.

Bild 1.8 Unsymmetrische Druckspannungsumlagerung infolge Stegblechbeulen unter


reiner Biegebeanspruchung My
8 1 Übersicht

In Bild 1.8 werden zwei mögliche Spannungszustände unterschieden. In der Bildmitte


ist die Normalspannungsbeanspruchung der Gurte σx ≤ fy. Für die zugehörige Deh-
nung am Druckgurt gilt εx ≤ εy. In diesem Fall kann die bereits vorher beschriebene
Verteilung der Beanspruchung auf die Einzelbleche nach der linearen Elastizitätstheo-
rie oder nach einer steifigkeitsorientierten Verteilung in Abhängigkeit von der
Beulgefahr erfolgen. Auf diese Art und Weise können jedoch keine Tragfähigkeiten
oberhalb der elastischen Grenztragfähigkeit berechnet werden. Für überwiegend auf
Druck beanspruchte Bauteile z.B. Stützen oder für gering beanspruchte Bauteile ist
dies ausreichend. Die Tragfähigkeit biegebeanspruchter Konstruktionselemente z.B.
Biegeträger oder eingespannte Stützen kann jedoch je nach Schlankheit der Einzel-
bleche zwischen der elastischen und plastischen Grenztragfähigkeit liegen. Im Sinne
einer wirtschaftlichen Bemessung sollte ein Bemessungsverfahren mögliche plasti-
sche Reserven berücksichtigen. Zur Veranschaulichung ist im Bild 1.8 rechts eine mit
dem Programmsystem Abaqus [29] berechnete Spannungsverteilung dargestellt. Im
Übergangsbereich zwischen Druckgurt und Steg ist deutlich ein plastizierter Bereich
zu erkennen und im Steg die nichtlineare Spannungsverteilung infolge Beulen.
Die Tragfähigkeit beulgefährdeter Platten ist maßgeblich abhängig von der Randlage-
rung. Eine Überprüfung der Lagerungsbedingungen der Einzelplatten unter Berück-
sichtigung der Auswirkungen auf angrenzende Querschnittsteile ist somit von großer
Bedeutung. Beispielhaft zeigt Bild 1.9 eine Unterteilung von I– und U–Profilen in
dreiseitig und allseitig gelagerte Platten.

Bild 1.9 Einteilung von I– und U–Profilen in rechteckige Platten


Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, einen Beitrag zum Verständnis der Beulproble-
matik zu leisten und die Umsetzung filigraner Konstruktionen zu erleichtern. Hierzu
wird, beginnend mit den Beulphänomenen und Grenztragfähigkeiten einzelner
Bleche, der Einfluss des Beulens auf die Tragfähigkeit hochfester Walzprofile als
elementares Konstruktionselement im Stahlbau untersucht.
1.2 Werkstoff 9

Im Einzelnen erfolgt die Bearbeitung nachfolgender Punkte:


• Visualisierung und Erläuterung bedeutender Phänomene beulgefährdeter Plat-
ten, I– und U–Querschnitte
• Sichtung und Darstellung von Forschungsergebnissen zur Grenztragfähigkeit
beulgefährdeter Platten
• Herleitung elementarer Grundgleichungen zur Grenzschnittgrößenberechnung
beulgefährdeter Platten
• Untersuchungen zum Einfluss der Torsionssteifigkeit der Ausrundungsradien
auf die Beulgefahr von Walzprofilen
• Entwicklung einer Teilschnittgrößenoptimierung zur systematischen und einfa-
chen Berechnung und Visualisierung der Grenztragfähigkeiten beulgefährdeter
I– und U– Profile. Nach der Herleitung der allgemeinen Grundbedingungen er-
folgt eine direkte Anwendung auf beulgefährdete Walzprofile und filigranere
Ausführungen
10 1 Übersicht

1.3 Werkstoff

1.3.1 Hochfester Stahl

Erste Regelungen für hochfeste Feinkornbaustähle StE47 und StE70 waren Gegen-
stand der 1974 eingeführten DASt – Richtlinie 011. Mittlerweile erfolgte eine Ablö-
sung durch Zulassungsregelungen. Im Wesentlichen sind hier die Zulassungen Z-
30.1-1 vom 29. Juni 1999 und Z-30.2-2 vom 10. März 1999 zu nennen. Die Bezeich-
nungen haben sich in den Liefernormen in S460 und S690 geändert. Die zugehörigen
Werkstoffeigenschaften und rechnerischen Idealisierungen zeigt Bild 1.10.

Bild 1.10 Spannungs−Dehnungsbeziehung und rechnerische Idealisierungen unter-


schiedlicher Stahlsorten

Die Bruchdehnung εu beträgt laut Zulassungsbescheid für S460 mindestens 17 % und


für S690 mindestens 16 %. Hochfester Stahl hat somit eine deutlich geringere Duktili-
tät als z.B. S235. Während für die Materialgüte S460 in der Normung, Eurocode 3,
das Ausnutzen plastischer Reserven zulässig ist, besteht für die Materialgüte S690
immer noch eine Beschränkung auf den elastischen Bereich. Untersuchungen zur
Rotationskapazität von I – Profilen bis zu einer Materialgüte S885 in [116] bestätigen
jedoch auch für höherfeste Stähle Anwendungsmöglichkeiten für den plastischen
Bereich, so dass Untersuchungen auch für einen Stahl S690 durchgeführt werden.
1.3 Bezeichnungen 11

1.3.2 Gestaltänderungsenergiehypothese

Materialkennwerte für Baustähle, Streckgrenze fy und Zugfestigkeit fu, werden im


einachsigen Zugversuch bestimmt. Beult eine Platte, entsteht ein zweiachsiger
Spannungszustand. Der zweiachsige Spannungszustand muss auf den experimentell
einfach und sicher zu beherrschenden einachsigen Zugspannungszustand zurückge-
führt werden. Dies erfolgt durch die Vergleichsspannung σV. Zur Ermittlung der
Vergleichsspannung σV existieren unterschiedliche Festigkeitshypothesen. Eine
Übersicht und die Grundlagen sind in [87] zusammengefasst. Im Stahlbau erfolgt eine
Anwendung der Festigkeitshypothese von Huber-Mises-Hencky. Die elementaren
Beziehungen werden durch eine Gleichsetzung der Gestaltänderungsarbeit des
zweiachsigen Spannungszustandes mit der Gestaltänderungsarbeit des einachsigen
Spannungszustandes ermittelt. Das Ergebnis zeigt Bild 1.11. σ1 und σ2 sind Haupt-
spannungen. Für Hauptspannungen mit gleichen Vorzeichen kann eine der Haupt-
spannungen Werte oberhalb der Streckgrenze fy annehmen. Der Maximalwert beträgt
σi = 2 3 ⋅ f y . In diesem Fall ist die zugehörige Hauptspannung σ j = 0,58 ⋅fy.

σ = σ2 + σ2 − σ ⋅ σ σ
V 1 2 1 2 2
2
⋅ fy
3
fy

0,58⋅fy σ
1

fy
2
⋅ fy
3

Bild 1.11 Gestaltänderungsenergiehypothese nach Huber-Mises-Hencky


12 1 Übersicht

1.4 Bezeichnungen

Grundlage für die Bezeichnungen sind DIN 1080 und DIN 18800.

Koordinaten, Ordinaten und Bezugspunkte


x Stablängsrichtung
y, z Hauptachsen in der Querschnittsebene
ω normierte Wölbordinate
s Profilordinate
S Schwerpunkt
M Schubmittelpunkt

Schnittgrößen
Nx, Ny Längskräfte, Normalkräfte
Vy, Vz Querkräfte
My, Mz Biegemomente
Mx Torsionsmoment
Mxp, Mxs primäres und sekundäres Torsionsmoment
Mω Wölbbimoment
Index el: Grenzschnittgrößen nach der Elastizitätstheorie
Index pl: Grenzschnittgrößen nach der Plastizitätstheorie
Index d: Bemessungswert (design) der Schnittgrößen

Spannungen
σx, σy, σz Normalspannungen
τxy, τxz, τyz Schubspannungen
σv Vergleichsspannung

Dehnungen, Gleitungen, Verzerrungen


εx, εy, εz Dehnungen
γxy, γxz, γyz Gleitungen
εxx, εxy, usw. Verzerrungen

Werkstoffkennwerte
E Elastizitätsmodul
G Schubmodul
ν Querkontraktion, Poissonsche Zahl
fy Streckgrenze (Index d: Bemessungswert)
fu Zugfestigkeit
εu Bruchdehnung
1.4 Bezeichnungen 13

Teilsicherheitsbeiwerte
γM Beiwert für die Widerstandsgrößen (material)
γF Beiwert für die Einwirkungen (force)

Querschnittskennwerte
A Fläche
Iy, Iz Hauptträgheitsmomente
Iω Wölbwiderstand
IT Torsionsträgheitsmoment
Wy, Wz Widerstandsmomente
Sy, Sz Statische Momente

Plattenkennwerte
x Achse in Plattenlängsrichtung
y Achse in Plattenquerrichtung
Ψ Randspannungsverhältnis im untersuchten
Beulfeld bezogen auf die größte Druckspannung
a Länge des untersuchten Beulfeldes
b Breite des untersuchten Beulfeldes
α = a/b Seitenverhältnis
t Plattendicke
σe Bezugsspannung
k σ, k τ Beulwerte des untersuchten Beulfeldes bei
alleiniger Wirkung von Randspannungen
σx und τ
σPi Ideale Beulspannung bei alleiniger Wirkung
von Randspannungen σx
τPi Ideale Beulspannung bei alleiniger Wirkung
von Randspannungen τ
κ Abminderungsfaktor für das Plattenbeulen
(bezogene Tragbeulspannung)
Gelenkig gelagerter Rand
Eingespannter Rand
Freier Rand

Druckkräfte und Druckspannungen sind negativ definiert.

Normalkräfte werden in positiver Wirkungsrichtung eingezeichnet.

Alle übrigen Bezeichnungen und Abkürzungen sind jeweils im Text erläutert.


2 Beultheorie und Tragverhalten

2.1 Vorbemerkungen

In Kapitel 2 wird die Beultheorie und das Tragverhalten beulgefährdeter Platten


erläutert. Da sich die vorliegende Arbeit auf die Tragfähigkeit hochfester Walzprofile
konzentriert, wird die Thematik nur soweit behandelt, wie es für das Verständnis und
die Berechnung auf Querschnitts- und Systemebene notwendig ist. Weiterführende
Informationen und Herleitungen sind z.B. in [55], [56], [60], [88] und [108] zu finden.

2.2 Linearisierte Beultheorie

2.2.1 Grundlagen

Die linearisierte Beultheorie ist die einfachste aller Beultheorien. Sie wird zur Lösung
von Verzweigungsproblemen verwendet und wird auch heute noch als Hilfsmittel zur
Tragfähigkeitsberechnung verwendet. Ein Verzweigungsproblem liegt vor, wenn für
ein verformbares System neben der idealisierten Ursprungslage eine benachbarte
Gleichgewichtslage möglich ist. Das Gleichgewicht wird indifferent. Wichtige
Idealisierungen sind:
• ideal ebene Platte
• ideal mittige Lasteinleitung
• ideal elastischer, isotroper Werkstoff
• kleine Verformungen
• keine Eigenspannungen
Die am infinitesimalen Plattenelement hergeleitete Differentialgleichung lautet:
B ⋅ ( w //// + 2 ⋅ w // •• + w •••• ) + t ⋅ ( σ x ⋅ w // + 2 ⋅ τ xy ⋅ w / • + σ y ⋅ w •• ) = qz (x, y) (2.1)

E ⋅ t3
mit: B= = Plattensteifigkeit
12 ⋅ (1 − ν 2 )
ν = Querkontraktion, Poissonsche Zahl
/ ∂ • ∂
= =
∂x ∂y

Der homogene Teil der Differentialgleichung ergibt die gesuchten Verzweigungs-


spannungen die als ideale Beulspannungen σPi oder τPi bezeichnet werden.
2.2 Linearisierte Beultheorie 15

Lösungen für das Verzweigungsproblem sind in Abhängigkeit von:


• der Plattengeometrie
• dem Randspannungsverhältnis
• der Beanspruchungsart
• den Lagerungsbedingungen
für die wichtigsten Fälle tabelliert oder in Diagrammen aufgetragen. Hierbei sind
insbesondere [55] und [56] hervorzuheben. Aufgrund der großen Bedeutung für den
Plattenbeulnachweis werden hier einige wichtige Phänomene und Lösungen vorge-
stellt. Die zugehörigen FE–Berechnungen sind mit dem am Lehrstuhl für Stahl- und
Verbundbau der Ruhr – Universität Bochum entwickelten Programm RUB–Beulen
durchgeführt worden.

2.2.2 Allseitig gelagerte Platte

Für die wichtigsten in der Praxis auftretenden Fälle enthält Tabelle 2.1 Beulwerte kσ
und kτ als Hilfsmittel zur Berechnung idealer Beulspannungen allseitig gelenkig
gelagerter Platten.
Tabelle 2.1 Beulwerte allseitig gelenkig gelagerter Platten [118]
Beanspruchung ideale Gültig- Beulwert
Beulspan- keitsbe-
nung reich
Geradlinig verteilte σ1,Pi α≥1 kσ = 8,2 / (ψ +1,05)
Druckspannungen = kσ σe
0≤ψ≤1

Geradlinig verteilte σ1,Pi α≥1 kσ = 7,81 – 6,29 ⋅ ψ


Druck- und Zug- = kσ σe + 9,78⋅ψ2
spannungen
-1 ≤ ψ < 0

Schubspannungen τPi α≥1 kτ = 5,34 + 4,00/α2


= kτ σe

2 2
π2 ⋅ E  t   t   kN 
σe = 2  
= 18.980 ⋅    2 
12 ⋅ (1 − ν )  b   b   cm 
16 2 Beultheorie und Tragverhalten

Zum besseren Verständnis der Beulwertformeln zeigt Tabelle 2.2 einige Beulfiguren,
die den Einfluss der Plattengeometrie und der Beanspruchungsart auf die ideale
Beulspannung verdeutlichen. Eine konstante Druckbeanspruchung σx stimmt mit der
Richtung der Hauptdruckspannung σ1 überein. Die sich ausbildenden Beulen sind
längsorientiert. Für max τ ist die Lage der Hauptspannungen um 45° gedreht. Zusätz-
lich zu den Hauptdruckspannungen σ1 sind positiv wirkende Hauptzugspannungen σ2
vorhanden, die den Beulwert und die ideale Beulspannung über den Wert bei reiner
Druckbeanspruchung anheben. Beulen infolge Schubbeanspruchung verlaufen
diagonal zu den Längsrändern.
Tabelle 2.2 Beulfiguren und ideale Beulspannungen druck- oder schubbeanspruchter
allseitig gelenkig gelagerter Platten
Konstante Druckbeanspruchung Konstante Schubbeanspruchung

Quadratische Platte α = 1, a = 1.000 mm, b = 1.000 mm, t = 10 mm


kσ = 4,0 / σPi = 7,6 kN/cm2 kτ = 9,34 / τPi = 17,7 kN/cm2

Rechteckige Platte α = 3, a = 3.000 mm, b = 1.000 mm, t = 10 mm


kσ = 4,0 / σPi = 7,6 kN/cm2 kτ = 5,84 / τPi = 11,1 kN/cm2
2.2 Linearisierte Beultheorie 17

Anders als ein Knickstab beulen Platten unter konstanter Druckbeanspruchung und
bei Seitenverhältnissen a/b > 2 nicht einwellig, sondern mehrwellig. Dieses
Phänomen ist im unteren Teil der Tabelle 2.2 dargestellt. Je größer das Verhältnis
zwischen Beulfeldlänge und Beulfeldbreite ist, umso größer wird die Anzahl der
Beulwellen. Dies hat zur Folge, dass die ideale Beulspannung mit steigender Beul-
feldlänge nicht abnimmt, sondern gegen den Beulwert kσ = 4 konvergiert. Es entsteht
eine so genannte Girlandenkurve, Bild 2.1.

Bild 2.1 Girlandenkurve einer druckbeanspruchten Platte

Für konstant umlaufende Schubbeanspruchungen ist im unteren Teil der Tabelle 2.2
ein ähnlicher Effekt erkennbar. Anders als bei einer konstanten Druckbeanspruchung
konvergiert der Wert jedoch erst bei größeren Verhältnissen a/b gegen den Beulwert
kτ = 5,34, so dass eine Berechnung kürzerer Beulfelder in Abhängigkeit vom Verhält-
nis Plattenlänge zu Plattenbreite erfolgen sollte. Maximale Beulwerte von Platten
enthält Tabelle 2.3.
Tabelle 2.3 Maximale Beulwerte druckbeanspruchter Platten
α=a/b 2 6 12 20 30
kσx 4,50 4,16 4,08 4,05 4,03

Eine Einspannung der Längsränder bewirkt eine weitere Erhöhung der Beulwellenan-
zahl und eine daraus resultierende Verkürzung der Halbwellenlänge. Die ideale
Beulspannung wächst an, Tabelle 2.4.
18 2 Beultheorie und Tragverhalten

Tabelle 2.4 Auswirkung eingespannter Längsränder


Rechteckige Platte α = 3, a = 3.000 mm, b = 1.000 mm, t = 10 mm
Allseitig gelenkig gelagerte Platte Allseitig gelagerte Platte mit eingespannten
Längsrändern

kσ = 4,0 / σPi = 7,6 kN/cm2 kσ = 7,06 / σPi = 13,4 kN/cm2

Allseitig gelenkig gelagerte Platte Allseitig gelagerte Platte mit eingespannten


Längsrändern

kτ = 5,84 / τPi = 11,1 kN/cm2 kτ = 9,49 / τPi = 18,0 kN/cm2


2.2 Linearisierte Beultheorie 19

2.2.3 Dreiseitig gelagerte Platte

Für die wichtigsten in der Praxis auftretenden Fälle enthält Tabelle 2.5 Beulwerte kσ
zur Berechnung idealer Beulspannungen dreiseitig gelenkig gelagerter Platten.
Tabelle 2.5 Beulwerte dreiseitig gelenkig gelagerter Platten [118]
Beanspruchung Beul- Gül- Beulwert
spannung tigkeit
Größte Druckspannung am gelagerten Rand
Geradlinig verteilte σx,Pi α≥1 kσ = 0,578/ (ψ + 0,34)
Druckspannungen = kσ σe
0≤ψ≤1

Geradlinig verteilte σx,Pi α≥1 kσ = 1,70 – 5 ⋅ ψ +


Druck- und Zug- = kσ σe 17,1⋅ψ2
spannungen
-1 < ψ < 0

Größte Druckspannung am freien Rand


Geradlinig verteilte σx,Pi α≥1 kσ = 0,57 – 0,21 ⋅ ψ +
Druckspannungen = kσ σe 0,07⋅ψ2
0≤ψ≤1 1
ψ=1=> k = 0,425 +
σ α2
Geradlinig verteilte σx,Pi α≥1 kσ = 0,57 – 0,21 ⋅ ψ +
Druck- und Zug- = kσ σe 0,07⋅ψ2
spannungen
-1 < ψ < 0

Tabelle 2.6 Druckbeanspruchte dreiseitig gelagerte Platte


Rechteckige Platte α = 4, a = 1.000 mm, b = 250 mm, t = 10 mm
Längsrand gelenkig gelagert Längsrand eingespannt

σPi = 14,8 kN/cm2 σPi = 40,6 kN/cm2


20 2 Beultheorie und Tragverhalten

Eine dreiseitig gelenkig gelagerte Platte beult unter konstanter Druckbeanspruchung


einwellig aus. Erst durch eine Längsrandeinspannung geht die Beulfigur in eine
mehrwellige Beulfigur über, Tabelle 2.6. Angaben zu idealen Beulspannungen
schubbeanspruchter, dreiseitig gelagerter Platten sind dem Verfasser nicht bekannt.
Eine Untersuchung mit dem Programm RUB – Beulen, Bild 2.2, ergibt in Analogie
zur allseitig gelagerten Platte Gleichung (2.2) zur Berechung von kτ.
4
k τ = 0,66 + (2.2)
α2
10,00

9,00

8,00

7,00

6,00

k τ 5,00
4,00

3,00

2,00
x = Programm RUB-Beulen
1,00

0,00
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
α
Bild 2.2 Beulwert kτ in Abhängigkeit von der Randlagerung

2.3 Nichtlineare Beultheorie

Zur rechnerischen Erfassung des nichtlinearen Tragverhaltens beulender Platten war


es notwendig, eine nichtlineare Beultheorie zu entwickeln. Die einfachste Theorie ist
die von Kármán’sche nichtlineare Beultheorie. Das gekoppelte Differentialglei-
chungssystem zeigen Gleichung (2.3) und Gleichung (2.4).
B ⋅ ( w //// + 2 ⋅ w // •• + w •••• ) + t ⋅ ( σ x ⋅ w // + 2 ⋅ τ xy ⋅ w / • + σ y ⋅ w •• ) = qz (x, y) (2.3)
2
σ•x• − 2τ•xy/ + σ //y = E( w / • − w // ⋅ w •• ) (2.4)

Die Anwendung der nichtlinearen Beultheorie ist aufgrund des hohen Aufwands nicht
im Bereich von Handrechnungen sondern als Grundlage für FE–Programme zu sehen.
Aus diesem Grund wird an dieser Stelle nur auf die grundlegenden Arbeiten in [37],
[57], [58], [60], [113], [114] und [130] hingewiesen.
2.4 Tragverhalten 21

2.4 Tragverhalten

2.4.1 Überkritische Tragreserven allseitig gelagerter Platten

Versuche zeigen, dass das Versagen allseitig gelagerter Platten nicht unmittelbar nach
einer ersten Beulenbildung erfolgt. Eine weitere Laststeigerung ist häufig möglich.
Zur Verdeutlichung dieses Phänomens ist mit dem Programmsystem Abaqus ein
Versuch aus [47] an einer druckbeanspruchten, spannungsarm geglühten Platte mit
Vorverformung aus hochfestem Stahl S460 nachgerechnet worden. Bild 2.3 zeigt den
Versuchskörper, die Versuchsdaten, den 1. Eigenwert und die zugehörige Eigenform.
Abmessungen:
a = 2x380 = 760 mm
b = 380 mm
t = 8,15 mm
Streckgrenze:
fy = 54,5 kN/cm2
Vorverformung:
wo = 1,3 mm

Bild 2.3 Versuch Nr. 59 aus [47], Versuchskörper, Versuchsdaten, 1. Eigenwert und
zugehörige Eigenform
22 2 Beultheorie und Tragverhalten

σx = σLx = σPi = 34,78 kN/cm2 σLx,cal=35,73 kN/cm2; σLx;exp=35,30 kN/cm2


Bild 2.4 Rechnerische Spannungszustände der Versuchsplatte im Bereich x = 0 bis x
= a/2 nach einer Berechnung mit dem Programmsystem Abaqus
Aufgrund der zweiwelligen, symmetrischen Beulfigur ist es ausreichend eine Hälfte
der Platte zu betrachten. Bild 2.4 zeigt für die linke Hälfte der Platte den Spannungs-
verlauf σLx = σPi nach der linearisierten Beultheorie ohne Vorverformung und rechts
den Traglastzustand mit Vorverformung. Als Vorverformung ist die 1. Eigenform mit
dem im Versuch gemessenen Stich angesetzt worden. Für σLx = σPi verläuft die
Spannung σx konstant über die Plattenbreite und ist gleich der idealen Beulspannung
σPi. σy ist gleich Null. Beult eine Platte, nimmt im mittleren Teil die Spannungsauf-
nahme ab. Beanspruchungen werden zu den steiferen Randbereichen umgelagert.
Aufgrund der Faserlängung infolge der Durchbiegung w entstehen nichtlinear
verlaufende Spannungen σx und σy. Im stärker verformten Mittelbereich der Platte ist
σy eine Zugspannung und aus Gleichgewichtsgründen im geringer verformten
Randbereich eine Druckspannung. Zugspannungen σy ergeben am verformten System
Komponenten, die der Durchbiegung w entgegen wirken. Anschaulich ausgedrückt
entsteht im Mittelteil der Platte eine Unterspannung der in Längsrichtung gedrückten
Fasern, Bild 2.5.

Bild 2.5 Unterspannungseffekt durch Zugspannungen σy


2.4 Tragverhalten 23

Eine Aktivierung der σy−Zugspannungen ergibt im ausgelenkten Zustand


Beanspruchbarkeiten, die oberhalb der idealen Beulspannung liegen können. Diese
Spannungszustände werden als überkritisch bezeichnet. Die Differenz zwischen
idealer Beulspannung und einer höheren Tragfähigkeit ist die überkritische Tragreser-
ve einer Platte. Je näher die ideale Beulspannung an der Streckgrenze liegt, um so
geringer ist die überkritische Tragreserve, d. h. gedrungene Platten haben eine
wesentlich geringere überkritische Tragreserve als schlanke Platten. Geometrische
und strukturelle Imperfektionen reduzieren überkritische Tragreserven. In dem
durchgerechneten Beispiel ist aus diesem Grund die zulässige Beanspruchbarkeit nur
geringfügig höher als die ideale Beulspannung.

2.4.2 Blechbiegung

Beult eine Platte, entsteht eine Biegebeanspruchung. Die Spannungsverteilung über


die Blechdicke ist nicht mehr konstant sondern veränderlich. Am Beispiel der Ver-
suchsnachrechnung aus 2.4.1 werden im Folgenden Phänomene der Blechbiegung
verdeutlicht. Abaqus teilt Schalenelemente in einzelne Schichten auf, Bild 2.6.

Bild 2.6 Schichtweise Aufteilung von Schalenelementen in Abaqus


An den Schichtgrenzen werden Spannungen elementweise an den so genannten
Section Points ausgegeben. Standardmäßig sind 5 Section Points vorgegeben. Für den
Traglastzustand erfolgt in Tabelle 2.7 eine Visualisierung der σx - Spannungen für die
äußere Randfaser, Section Point 1, und die Mittellinie, Section Point 3. Das Ergebnis
der anderen äußeren Randfaser ist spiegelbildlich. Die Spannungsverläufe σy und τ
sind in Anlage 3 und 4 dargestellt. Zusätzlich zur Spannungsverteilung ist die resultie-
rende Normalkraft, SF = Section Force, für jedes Element dargestellt, Tabelle 2.7
unten. In der äußeren Randfaser sind die Auswirkungen der Blechbiegung sehr gut zu
erkennen, Tabelle 2.7 oben. Auf der linken Seite muss aufgrund der Druckbeanspru-
chung ein Beulental und auf der rechten Seite aufgrund der Zugbeanspruchung in
Feldmitte ein Beulenberg sein.
24 2 Beultheorie und Tragverhalten

Tabelle 2.7 Visualisierung der Berechungsergebnisse

S11 (Section Point 1) = Normalspannung σx auf der Plattenoberfläche

S11 (Section Point 3) = Normalspannung σx in der Plattenmittelebene

SF1 = Kraft pro cm Blechdicke (44,20 [kN/cm] / 0,815 [cm] = 54,23 kN/cm2)
2.4 Tragverhalten 25

Die Oberfläche in einem Beulental wird zweiachsig auf Druck beansprucht. Die
resultierende Spannung beträgt in x-Richtung aufgrund der Gestaltänderungsenergie-
hypothese ca. σ x ≈ − 2 3 ⋅ 54,5 = −62,93 kN / cm 2 und ist damit größer als die
Streckgrenze. Auf einem Beulenberg besteht der zweiachsige Spannungszustand aus
einer Druckspannung in x-Richtung und einer Zugspannung in y-Richtung. Die
zulässige Spannung der einzelnen Hauptspannungen liegt unterhalb der Streckgrenze.
In der Mittelfaser, Section Point 3, ist sehr gut zu erkennen, dass über die gesamte
Plattenbreite die Blechbiegung nie so groß wird, dass eine Zugbeanspruchung
entsteht. Der Spannungsverlauf in der Mittelfläche stimmt mit dem Ergebnis der
Integration über die Blechdicke, Tabelle 2.7 unten, bereits sehr gut überein. Der
endgültige Verlauf der Beanspruchungen zeigt in den beulenden Bereichen sehr
deutlich die Spannungsumlagerung zum gelagerten Längsrand. Außerhalb der
maximalen Beulverformungen nähern sich die Spannungswerte in Feldmitte und am
Längsrand wieder an.
Zur weiteren Verdeutlichung der Blechbiegung sind σx-Spannungen (lokal S11) für
die Elemente 637 bis 646, Tabelle 2.8, und σy-Spannungen (lokal S22) für die
Elemente 466 bis 646 (Inkrement 20), Tabelle 2.9, optisch und zahlenmäßig ausge-
wertet worden. Die Lage der Elemente im Bezug zur Gesamtplatte zeigt Bild 2.7. Des
weiteren soll durch die detaillierte Untersuchung der Zusammenhang zwischen
Spannungen an den Section Points und den von Abaqus ausgegebenen Section Forces
und Section Moments geklärt werden. Bei der Auswertung sind die Spannungen an
den Section Points linear verbunden worden.

Bild 2.7 Elementnummerierung


26 2 Beultheorie und Tragverhalten

Tabelle 2.8 σx-Spannungen (lokal S11) für die Elemente 637 bis 646 und resultierende
Elementkräfte
5 El S. P. S11[kN/cm2] N(S11)[kN] M(S11)[kNcm] SF1[kN] SM2[kNcm]
4 637 1 -57,38 -84,02 0,71 -84,06 0,71
3 2 -56,01
2 3 -54,42
1 4 -52,62
-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40
5 -50,61
5 El S. P. S11[kN/cm2] N(S11)[kN] M(S11)[kNcm] SF1[kN] SM2[kNcm]
4 638 1 -61,12 -82,50 2,05 -82,69 2,05
3 2 -58,53
2 3 -54,41
1 4 -48,74
-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40
5 -41,73
5 El S. P. S11[kN/cm2] N(S11)[kN] M(S11)[kNcm] SF1[kN] SM2[kNcm]
4 639 1 -62,63 -74,07 4,25 -74,58 4,36
3 2 -60,13
2 3 -49,87
1 4 -37,48
-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40
5 -25,09
5 El S. P. S11[kN/cm2] N(S11)[kN] M(S11)[kNcm] SF1[kN] SM2[kNcm]
4 640 1 -62,71 -64,16 6,04 -65,02 6,21
3 2 -59,49
2 3 -43,08
1 4 -26,67
-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40
5 -10,26
5 El S. P. S11[kN/cm2] N(S11)[kN] M(S11)[kNcm] SF1[kN] SM2[kNcm]
4 641 1 -62,21 -55,21 7,43 -56,22 7,64
3 2 -57,70
2 3 -37,60
1 4 -17,50
-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40
5 2,60
5 El S. P. S11[kN/cm2] N(S11)[kN] M(S11)[kNcm] SF1[kN] SM2[kNcm]
4 642 1 -61,67 -47,55 8,63 -48,70 8,87
3 2 -56,26
2 3 -32,95
1 4 -9,63
-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40
5 13,68
5 El S. P. S11[kN/cm2] N(S11)[kN] M(S11)[kNcm] SF1[kN] SM2[kNcm]
4 643 1 -61,34 -40,90 9,63 -42,14 9,89
3 2 -54,75
2 3 -28,82
1 4 -2,90
-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30
5 23,00
5 El S. P. S11[kN/cm2] N(S11)[kN] M(S11)[kNcm] SF1[kN] SM2[kNcm]
4 644 1 -61,15 -35,64 10,42 -36,92 10,70
3 2 -53,58
2 3 -25,50
1 4 2,59
-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40
5 30,01
5 El S. P. S11[kN/cm2] N(S11)[kN] M(S11)[kNcm] SF1[kN] SM2[kNcm]
4 645 1 -61,12 -31,91 10,94 -33,17 11,24
3 2 -52,56
2 3 -23,05
1 4 6,47
-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40
5 34,53
5 El S. P. S11[kN/cm2] N(S11)[kN] M(S11)[kNcm] SF1[kN] SM2[kNcm]
4 646 1 -61,12 -30,03 11,21 -31,27 11,51
3 2 -52,05
2 3 -21,80
1 4 8,45
-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40
5 36,75
2.4 Tragverhalten 27

Tabelle 2.9 σy-Spannungen (lokal S22) für die Elemente 466 bis 646 (Inkrement 20) und
resultierende Elementkräfte
5 El S. P. S22[kN/cm2] N(S22)[kN] M(S22)[kNcm] SF2[kN] SM1[kNcm]
4 466 1 -13,14 -12,25 1,10 -12,25 1,10
3 2 -10,53
2 3 -7,91
1
4 -5,29
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70
5 -2,68
5 El S. P. S22[kN/cm2] N(S22)[kN] M(S22)[kNcm] SF2[kN] SM1[kNcm]
4 486 1 -22,86 -12,52 3,11 -12,52 3,11
3 2 -15,47
2 3 -8,08
1 4 -0,69
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70
5 6,70
5 El S. P. S22[kN/cm2] N(S22)[kN] M(S22)[kNcm] SF2[kN] SM1[kNcm]
4 506 1 -30,83 -10,72 5,03 -10,72 5,03
3 2 -18,87
2 3 -6,92
1 4 5,03
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70
5 16,98
5 El S. P. S22[kN/cm2] N(S22)[kN] M(S22)[kNcm] SF2[kN] SM1[kNcm]
4 526 1 -36,99 -7,45 6,77 -7,45 6,77
3 2 -20,90
2 3 -4,81
1 4 11,28
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70
5 27,37
5 El S. P. S22[kN/cm2] N(S22)[kN] M(S22)[kNcm] SF2[kN] SM1[kNcm]
4 546 1 -38,87 -3,04 8,20 -3,28 8,25
3 2 -22,51
2 3 -2,43
1 4 17,65
-50 -30 -10 10 30 50 70
5 37,73
5 El S. P. S22[kN/cm2] N(S22)[kN] M(S22)[kNcm] SF2[kN] SM1[kNcm]
4 566 1 -40,08 1,52 9,44 1,08 9,53
3 2 -23,38
2 3 0,13
1 4 23,64
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70
5 47,15
5 El S. P. S22[kN/cm2] N(S22)[kN] M(S22)[kNcm] SF2[kN] SM1[kNcm]
4 586 1 -41,27 5,72 10,47 5,17 10,58
3 2 -23,60
2 3 2,63
1 4 28,85
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70
5 55,08
5 El S. P. S22[kN/cm2] N(S22)[kN] M(S22)[kNcm] SF2[kN] SM1[kNcm]
4 606 1 -42,34 9,22 11,26 8,61 11,38
3 2 -23,43
2 3 4,79
1 4 33,01
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70
5 61,23
5 El S. P. S22[kN/cm2] N(S22)[kN] M(S22)[kNcm] SF2[kN] SM1[kNcm]
4 626 1 -43,11 11,22 11,61 10,79 11,78
3 2 -23,15
2 3 6,42
1 4 35,99
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70
5 62,55
5 El S. P. S22[kN/cm2] N(S22)[kN] M(S22)[kNcm] SF2[kN] SM1[kNcm]
4 646 1 -43,53 12,18 11,75 11,89 11,94
3 2 -22,94
2 3 7,31
1 4 37,55
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70
5 62,61
28 2 Beultheorie und Tragverhalten

Tabelle 2.8 und Tabelle 2.9 zeigen die Veränderung der Blechbiegung vom gelagerten
Rand zur Plattenmitte. Während das Randelement überwiegend auf Druck bean-
sprucht wird, ist in Plattenmitte eine erhebliche Biegebeanspruchung vorhanden. Bei
der Überprüfung der Zusammenhänge zwischen den aus Spannungen in den Section
Points berechneten Elementkräften und den Section Forces der Abaqusausgabe ist mit
zunehmender Biegebeanspruchung ein Unterschied feststellbar. Offensichtlich
berücksichtigt Abaqus Plastizierungen genauer. Weitere Auswertungen erfolgen aus
diesem Grund in Abhängigkeit von den Section Forces.

2.4.3 Plastische Reserven

Für eine allseitig gelagerte Platte mit einer linear veränderlichen Randspannung,
Randspannungsverhältnis ψ = 0, zeigt Bild 2.8 den im Versuch gemessenen Span-
nungsverlauf σx.

Bild 2.8 Membranspannungsverlauf einer linear veränderlich beanspruchten Platte [47]

Die maximale Dehnung ε ist am stärker gedrückten Rand größer als εy. Im Versuch
gemessene Traglasten biegebeanspruchter Platten enthalten unabhängig davon ob das
Ergebnis durch eine Beulenbildung oberhalb oder unterhalb einer rechnerischen,
linearelastischen Tragfähigkeit liegt, Plastizierungen. Eine auf Versuchen basierende
Bemessung biegebeanspruchter, beulgefährdeter Platten nutzt somit in jedem Fall
plastische Reserven aus. Für den hier dargestellten Versuch liegt z.B. die Tragfähig-
keit zwischen der linearelastischen und der vollplastischen Tragfähigkeit.
2.4 Tragverhalten 29

2.4.4 Überkritische Tragreserven dreiseitig gelagerter Platten

Eine grundlegende Aufbereitung zum Tragverhalten beulgefährdeter dreiseitig


gelagerter Platten erfolgt in [61]. Experimentelle Untersuchungen wählen häufig den
in Bild 2.9 dargestellten Versuchsaufbau kreuzweise angeordneter Platten.

Bild 2.9 Spannungsverlauf σx unter konstanter Randverschiebung u


Im Versuch werden die Platten durch eine Randverschiebung u konstant gestaucht.
Durch Verformungen senkrecht zur Plattenebene entzieht sich der freie Rand der
Beanspruchung. Druckspannungen werden vom beulenden zum gelagerten Rand
umgelagert. In der Platte entsteht eine unsymmetrische, nichtlineare Spannungsvertei-
lung, die eine resultierende Normalkraft und ein resultierendes Biegemoment ergibt,
Bild 2.10.

Bild 2.10 Spannungsverlauf σx und Schnittgrößen unter konstanter Randverschiebung u


Für symmetrisch angeordnete Bleche hebt sich die zusätzliche Biegebeanspruchung
auf. Bei einzelnen Platten muss das Biegemoment durch den gelagerten Querrand
aufgenommen und bei der Bemessung angrenzender Bauteile berücksichtigt werden.
Im Vergleich zur idealen Beulspannung können insbesondere bei schlanken Platten
erhebliche Tragreserven vorhanden sein.
30 2 Beultheorie und Tragverhalten

2.4.5 Last-Stauchungskurven allseitig und dreiseitig gelagerter Platten

Das Tragverhalten beulgefährdeter Platten kann im Wesentlichen als gutartig be-


zeichnet werden. Nach überschreiten des Maximums der Last−Stauchungskurve fällt
die Tragfähigkeit nicht schlagartig ab, sondern bleibt auf sehr hohem Niveau über
einen größeren Dehnungsbereich erhalten. Für eine konstant gestauchte, allseitig
gelagerte Platte zeigt Bild 2.11 Berechnungsergebnisse aus [20].

Bild 2.11 Bezogene Druckkraft allseitig gelagerter Platten nach [20]

Das Maximum der Last−Stauchungskurve allseitig gelagerter Platten wird ungefähr


bei ε = εy erreicht. Für symmetrisch angeordnete, dreiseitig gelagerte Platten zeigt
Bild 2.12 Last−Stauchungskurven aus Versuchen nach [32]. Auch hier ist das gutarti-
ge Tragverhalten über einen großen Dehnungsbereich zu erkennen.

Bild 2.12 Last−Stauchungskurven symmetrisch angeordneter, dreiseitig gelagerter


Platten, Versuchsergebnisse aus [32]
2.4 Tragverhalten 31

2.4.6 Versagensmechanismen

Beulgefährdete Platten versagen durch die Ausbildung von Fließlinien. Versagensme-


chanismen für unterschiedlich gelagerte Platten zeigt Tabelle 2.10.
Tabelle 2.10 Versagensmechanismen beulgefährdeter Platten [11]
Platte mit freien Längsrändern

Dreiseitig gelagerte Platte

Allseitig gelagerte Platte

Flip-disc Mechanismus Roof-shaped Mechanismus


32 2 Beultheorie und Tragverhalten

Die Ausbildung von Fließlinien beginnt, wenn an einem Punkt der Platte unter
wachsender Beanspruchung die Fließspannung fy erreicht wird. Ausgehend von
diesem Punkt breitet sich der Fließvorgang aus, so dass je nach Lagerungsbedingun-
gen durch eine Ausbildung von Fließlinien eine Kinematik entsteht, die zum Versagen
einer Platte führt. Die grundlegenden Zusammenhänge in der Fließlinie sind in Bild
2.13 dargestellt. Da sich nur im einfachsten Fall senkrechte Fließlinien ausbilden,
muss auch der Fall einer schräg liegenden Gelenklinie erfasst werden.

Bild 2.13 Fließlinie mit β = 0° und β ≠ 0°, Mp''' = MP' ⋅ 1/cos β [11]

Fließlinienmodelle können zur Berechnung von Grenztragfähigkeiten verwendet


werden. An dieser Stelle wird nur auf die Arbeiten zu dieser Thematik in [49], [76],
[77], [80], [81], [82], [102] und [131] hingewiesen.

2.5 Zugfeldwirkung schubbeanspruchter Platten

Das Tragverhalten schubbeanspruchter Platten ist überwiegend an Stegblechen


dünnwandiger Vollwandträger untersucht worden. Im Versuch gemessene Traglasten
liegen insbesondere für sehr schlanke Bleche oberhalb der idealen Querkraft VPi =
τPi⋅(b⋅t). Dieses Phänomen ist durch den Übergang von einem Schubfeld zu einem
Zugfeld zu erklären. Schubbeulen führt zu einer Änderung des Spannungszustandes
im Blech. Die Hauptzugspannungen σ2 wachsen wesentlich schneller an als die
Hauptdruckspannungen σ1. Es erfolgt eine Drehung der Hauptspannungen, so dass die
Hauptzugspannungen in Richtung der sich ausbildenden Falte zeigen. Im schubbean-
spruchten Steg entsteht eine resultierende Zugkraft, Bild 2.14.
2.6 Beultragverhalten von I– und U–Profilen 33

Bild 2.14 Zugfeldwirkung beim leichten Vollwandträger ohne Zwischensteifen [86]


Eine Tragfähigkeitsteigerung darf nur berücksichtigt werden, wenn eine Zugfeldwir-
kung zweifelsfrei gewährleistet ist. Für die Verankerung der Zugkraft ist somit die
konstruktive Ausbildung der Endauflager von größter Bedeutung. Weitere Erläute-
rungen können z.B. [86] entnommen werden.

2.6 Beultragverhalten von I– und U–Profilen

Ergänzend zum Tragverhalten einzelner Platten werden nachfolgend nichtlineare


Spannungsverläufe und Phänomene beulgefährdeter I– und U–Profile visualisiert. Die
zugehörigen Berechnungen sind mit dem Programmsystem Abaqus durchgeführt
worden. Eine Übersicht zum Beultragverhalten konstant druckbeanspruchter I–Profile
zeigt Tabelle 2.11. Wie bereits erläutert besitzen symmetrisch angeordnete dreiseitig
gelagerte Platten überkritische Tragreserven. Diese können für Druckgurte von I–
Profilen ausgenutzt werden.
Tabelle 2.11 Konstant druckbeanspruchte, beulgefährdete I–Profile
Steg beulgefährdet Gurte beulgefährdet
34 2 Beultheorie und Tragverhalten

Zur Bestätigung zeigt Bild 2.15 einen in [101] gemessenen Membranspannungsver-


lauf. Durch die Untersuchung extremer Schlankheiten ist an den Flanschenden sogar
eine Zugspannung vorhanden.

Bild 2.15 Beulgefährdetes I–Profil unter konstanter Druckbeanspruchung [101]


Tabelle 2.12 zeigt unterschiedliche Phänomene konstant druckbeanspruchter, beulge-
fährdeter U–Profile. Beult der Steg, entsteht in den Gurten eine zusätzliche Biegebe-
anspruchung. Beulen die Gurte, wird durch Verformungen senkrecht zur Plattenebene
die Spannungsaufnahme am beulenden, freien Rand reduziert. Der Querschnitt
verdreht sich um die z–Achse.
Tabelle 2.12 Konstant druckbeanspruchte, beulgefährdete U–Profile
Steg beulgefährdet Gurte beulgefährdet
2.6 Beultragverhalten von I– und U–Profilen 35

Tabelle 2.13 Spannungsverteilung biegebeanspruchter, beulgefährdeter I– und U–Profile


My, Steg beulgefährdet Mz, Gurte beulgefährdet

My, Steg beulgefährdet Mz, Gurte beulgefährdet

My < Mel,y
Spannungsverteilungen biegebeanspruchter, beulgefährdeter I– und U–Profile zeigt
Tabelle 2.13. Im Vergleich zu I–Profilen ist das Tragverhalten beulgefährdeter U–
Profile wesentlich komplizierter. Beult der Steg eines U–Profils unter einer Biegebe-
anspruchung My, wird durch die unsymmetrische Beulenbildung nur der druckbean-
spruchte Steg „weicher“. Zum Ausgleich erfährt der gedrückte Rand eine größere
Dehnung als der gezogene Rand. In den Gurten entstehen unterschiedlich große
Normalkräfte. Aus Gleichgewichtsgründen muss in diesem Fall im Steg ebenfalls eine
Normalkraft vorhanden sein und daraus folgend eine resultierende Biegebeanspru-
chung in den Gurten. Beulen die Gurte unter einer Biegebeanspruchung Mz, wird die
Spannungsaufnahme am beulenden, freien Rand durch Verformungen senkrecht zur
Plattenebene reduziert. Die Spannungsnulllinie verlagert sich vom Gurt zum Steg. Der
Querschnitt verdreht sich um die z–Achse.
3 Berechnungsmethoden und Übersicht

3.1 Übersicht

Für den Nachweis beulgefährdeter Konstruktionen zeigt Tabelle 3.1 aus [50] eine
Übersicht über Vorschriften, Richtlinien und Berechnungsmethoden. Größte Bedeu-
tung haben:
• Tragbeulspannungen
• Grenzwerte b/t
• Wirksame Breiten
• Zugfeldtheorie
Weniger bekannte und verwendete Verfahren sind die Methode der wirksamen
Schnittgrößen [36] und die Methode der wirksamen Steifigkeiten [103]. Aufgrund der
eher geringen Bedeutung soll an dieser Stelle der Hinweis auf die zugehörige Literatur
genügen.
Tabelle 3.1 Vorschriften und Methoden für den Nachweis beulgefährdeter Konstruktionen
[50]
Vorschrift Methode Bemerkungen
1 DIN 18800 Teil 1 Beulnachweis Grenzwerte b/t für Einzelbleche oder auch max.
Tabellen 12, 13, mit b/t-Verhältnissen Druckspannungen, nach DIN 18800 Teil 3 können
und 14 sich höhere Beanspruchbarkeiten ergeben
2 DIN 18800 Teil 3 Beulnachweis Ausgesteifte und unausgesteifte Rechteckplatten
unter Druck- und Schubbeanspruchungen
3 DIN 18800 Teil 2 wirksame Einfluss des Beulens auf das Knicken; Ermittlung
Abschnitt 7 Breiten wirksamer Breiten bei Druckbeanspruchungen
(Einzelbleche)
4 EC 3 Teil 1 – 1 Beulnachweis maximale b/t-Verhältnisse für druckbeanspruchte
Tabelle 5.3.1 mit b/t-Verhältnissen Querschnitte; vergleichbar mit DIN 18800 Teil 1
5 EC 3 Teil 1 – 1 wirksame Quer- wirksame Breiten druckbeanspruchter Quer-
Abschnitt 5.3.5 schnitte schnittsteile (Einzelbleche)
6 EC 3 Teil 1 – 1 Zugfeldmethode Nachweise gegen Schubbeulen (Stegbleche)
Abschnitt 5.6.4
7 EC 3 Teil 1 – 5 wirksame Quer- Druckbeanspruchte Querschnitte mit und ohne
Abschnitt 4 schnitte Längssteifen; Schubbeulen
8 DASt-Ri 012 Beulnachweis wie DIN 18800 Teil 3, aber auf Gebrauchs-
lastniveau
9 DASt-Ri 015 Zugfeldtheorie für Träger mit schlanken Stegen
wirksame Quer-
schnitte
10 DASt-Ri 016 wirksame Quer- für dünnwandige kaltgeformte Bauteile
schnitte
3.2 Beulnachweis 37

3.2 Beulnachweis

Ein Beulnachweis nach DIN 18800 T3 basiert auf Beulkurven und der linearisierten
Beultheorie. Die einwirkende Beanspruchung wird nach der linearen Elastizitätstheo-
rie ermittelt. Für jedes druckbeanspruchte Querschnittsteil muss nachgewiesen
werden, dass die vorhandene Spannung geringer als die zulässige ist. Ein Nachweis
für Normalspannungen σx erfolgt in den Schritten:
• Normalspannungen σx nach der linearen Elastizitätstheorie berechnen
2
π2 ⋅ E t
• ideale Beulspannung σxPi = k σ x ⋅ σe ermitteln; σe = 2
⋅ 
12 ⋅ (1 − µ )  b 

• bezogenen Plattenschlankheitsgrad λ P = f y, k / σ xPi bestimmen

• Abminderungsfaktor κ (λ P ) mit der zugehörigen Beulkurve und Grenzbeulspan-


nung σP,R,d = κ⋅fy,k / γM berechnen
σx
• Nachweis mit ≤ 1 für jedes druckbeanspruchte Querschnittsteil führen
σ P, R , d

Beulkurven
Die geometrischen und physikalischen Nichtlinearitäten inklusive Vorverformungen,
Eigenspannungen und gegebenenfalls Streckgrenzenstreuungen sind beim Beulprob-
lem theoretisch nahezu nicht erfassbar. Aus diesem Grund enthält Tabelle 1 der DIN
18800 Teil 3 für unterschiedliche Beanspruchungsarten, Normalspannungen und
Schubspannungen, sowie unterschiedliche Lagerungsbedingungen, allseitig und
dreiseitig gelagerte Platten, Beulkurven zur Ermittlung von Abminderungsfaktoren κ.
Eine Auswertung der Beulkurven zeigt Bild 3.1. Dargestellt sind folgende Fälle:
c allseitige Lagerung , Normalspannung , ψ = 1
d " , " ,ψ≤0
e dreiseitige Lagerung, "
f " , " , konstante Randverschiebung u
g allseitige Lagerung , ohne Längssteifen , Schubspannungen
h " , mit " , "
i Euler-Hyperbel
38 3 Berechnungsmethoden und Übersicht

Bild 3.1 Abminderungsfaktoren κ nach DIN 18800 Teil 3 für Teil- und Gesamtfelder

Allseitig gelagerte Platte


Die Vorgehensweise zur Ermittlung von κ allseitig gelagerter Platten zeigt Bild 3.2.
Ein Vergleich mit der Euler−Hyperbel verdeutlicht die Ausnutzung überkritischer
Tragreserven ab einem bezogenen Schlankheitsgrad λ p > 1, 3 .

Bild 3.2 Abminderungsfaktor κ allseitig gelagerter Platten


3.2 Beulnachweis 39

Der Imperfektionseinfluss gedrungener Platten ist größer als die ohnehin geringe
überkritische Reserve, d.h. die reale Tragfähigkeit liegt unterhalb der Verzweigungs-
spannung. Die verwendete Beulkurve entspricht der Winterkurve. Für Randspan-
nungsverhältnisse Ψ < 1 wird die Winterkurve durch den Faktor c modifiziert, um in
Versuchen gemessene höhere Tragfähigkeiten auszunutzen. Dieser Effekt ist bereits in
der DASt–Richtlinie 012 durch unterschiedliche Sicherheiten berücksichtigt worden.

Herleitung von Beulkurven


Ausgangspunkt zur Herleitung von Beulkurven ist die linearisierte Beultheorie,
Gleichung (3.1).
E ⋅ π2
σ Pi = k σ ⋅ σ e = k σ ⋅ (3.1)
12(1 − ν 2 )( b / t ) 2
Aus Gleichung (3.1) ergibt sich der Vergleichsschlankheitsgrad λ, Gleichung (3.2), so
dass die Darstellung von Gleichung (3.1) der Eulerhyperbel entspricht, Gleichung
(3.3).

12(1 − ν 2 ) 2  b 
λ=   (3.2)
kσ t

Eπ 2
σ Pi = (3.3)
λ2
Mit dem auf die Streckgrenze bezogenen Bezugschlankheitsgrad λa, Gleichung (3.4),
wird der Schlankheitsgrad λ als bezogener Schlankheitsgrad λ P ausgedrückt, Glei-
chung (3.5).
E
λa = π (3.4)
fy

σ Pi 1 λ fy
= 2 => λ p = = (3.5)
fy λp λa σ Pi

Für Schubbeanspruchungen erfolgt die Definition sinngemäß nach Gleichung (3.6).

3 ⋅ τ Pi 1 fy
= 2 => λ p = (3.6)
fy λp 3 ⋅ τ Pi

Der bezogene Schlankheitsgrad λ P berücksichtigt somit Einflüsse wie z.B. Platten-


geometrie, Randlagerung und Randbeanspruchung. Der Einfluss von geometrischen
und strukturellen Imperfektionen wird durch eine Kombination von λ P mit Versuchs-
ergebnissen berücksichtigt. Die prinzipielle Vorgehensweise zeigt Tabelle 3.2.
40 3 Berechnungsmethoden und Übersicht

Tabelle 3.2 Vorgehensweise bei der Kombination von λ p mit Versuchsergebnissen

Versuchsaufbau
Zentrische Lasteinleitung Exzentrische Lasteinleitung
e=0 =>Ψ = 1 e=b/6 => Ψ = 0
fy fy fy fy
λp = =
k σ ⋅ σe 4σ e k σ ⋅ σe 7,81σ e
Versuchsergebnis
Traglast (gemessen) Nexp (e=0) Nexp (e=b/6)
Versuchsauswertung
Fiktive lineare N exp (e = 0)  1 b/6
Spannungsverteilung σ grenz = σ grenz = N exp (e = b / 6) + 
A A w 
σ grenz (e = 0) σ grenz (e = b / 6)
κ(λ p )
fy fy

Die im Versuch gewählte Lasteinleitungsexzentrizität e ergibt das Randspannungs-


verhältnis Ψ zur Berechnung von λ p . Als Versuchsergebnis wird eine Traglast Nexp
gemessen. Hiermit wird in Abhängigkeit von der Plattengeometrie und der vorgege-
benen Lastexzentrizität eine fiktive Grenzspannung σgrenz nach der linearen Elastizi-
tätstheorie berechnet. Der fiktive lineare Verlauf und die Größenordnung der Grenz-
spannung stimmt insbesondere im Bereich schlanker Platten nicht mit den real in
Platten auftretenden nichtlinearen Spannungsverteilungen überein, Bild 3.3.

Versuchsergebnis nichtlinearer Lineare Näherung


ψ = -0,2 Spannungsverlauf σ grenz N exp M exp
κ= = + ≤1
fy N el M el
Bild 3.3 Vorgehensweise zur Grenzspannungsberechnung am Vollquerschnitt
3.2 Beulnachweis 41

Aus den fiktiven Grenzspannungen können jedoch die im Versuch gemessenen


Tragschnittgrößen zurückgerechnet werden, in denen sämtliche Einflüsse wie Werk-
stoffverfestigungen, Imperfektionen und Plastizierungen enthalten sind. Durch den
Bezug der fiktiven Grenzspannung σgrenz auf die Streckgrenze ergeben sich Abminde-
rungsfaktoren κ. Das Ergebnis sind Wertepaare λ p und κ. Ist eine ausreichende
Anzahl an Versuchsergebnissen vorhanden, können aus den Wertepaaren Beulkurven
entwickelt werden. Die Beulkurve mit der auch international größten Bedeutung ist
die Winterkurve, Gleichung (3.7).
1 0,22
κ= − (3.7)
λp λp

Zur Herleitung erfolgte in [108] eine Auswertung von internationalen Veröffent-


lichungen, Versuchsberichten, Kommissionsberichten u.ä. Die ausgewerteten Versu-
che können in folgende Gruppen unterteilt werden
• 415 Versuche an unversteiften Platten
• 95 Versuche an ausgesteiften Platten
• 141 Versuche an Kastenträgern mit und ohne Torsionsbeanspruchung
Bild 3.4 zeigt die Wertepaare λ p und κ = σ u nach Entfernung aller Versuche, die
bestimmten Anforderungen nicht genügen. Als Grenzkurve ist die Winterkurve,
Gleichung (3.7), eingezeichnet. In [108] wird die Winterkurve als geeignet eingestuft,
die untere Begrenzungslinie der Punktwolke zu bilden.

Bild 3.4 Auswertung internationaler Plattenbeulversuche [108]


42 3 Berechnungsmethoden und Übersicht

In den Versuchsergebnissen sind nicht nur Einzelplatten sondern auch Querschnitte


mit beulgefährdeten Einzelblechen enthalten. Insbesondere druckbeanspruchte
Stützen und biegebeanspruchte Träger wurden untersucht, um die Interaktion einzel-
ner Bleche untereinander zu erfassen und um bei Einzelplatten nicht herstellbare
Lastexzentrizitäten wie eine reine Biegebeanspruchung zu erzeugen. Durch den Bezug
zur linearisierten Beultheorie und die Verwendung bezogener Schlankheitsgrade ist es
möglich, sämtliche Versuche mit unterschiedlichen Randbedingungen unabhängig
von der Streckgrenze in einem Diagramm auszuwerten.

Dreiseitig gelagerte Platte


Zur Grenztragfähigkeitsberechnung dreiseitig gelagerter Platten stehen in der DIN
18800 T3 zwei unterschiedliche Beulkurven zur Verfügung, Tabelle 3.3.
Tabelle 3.3 Abminderungsfaktor κ dreiseitig gelagerter Platten

DIN 18800 T3 Tabelle 1 Zeile 5 DIN 18800 T3 Tabelle 1 Zeile 4


Konstante Randverschiebung u Normalspannung σ
σ grenz 0,7 f y, k σ grenz 1 f y, k
κ= = , λp = ;Ψ=1 κ= = 2 , λp = ;Ψ=1
f y,d λp σ Pi f y, d λ p + 0,51 σ Pi

Bild 3.5 zeigt Versuchsergebnisse symmetrisch angeordneter, dreiseitig gelagerter


Platten unter konstanter Randverschiebung u. Zum Vergleich sind die Beulkurven der
DIN 18800 T3 Zeile 4 und Zeile 5, die Euler-Hyperbel und die Winterkurve einge-
zeichnet.

Bild 3.5 Versuchsergebnisse symmetrisch angeordneter, dreiseitig gelagerter Platten


unter konstanter Randverschiebung u (Ψu = 1),
3.2 Beulnachweis 43

Symmetrisch angeordnete, konstant gestauchte Platten können durch Umlagerungen


Tragfähigkeiten erreichen, die deutlich oberhalb der idealen Beulspannung liegen.
Dieser Fall wird durch die Beulkurve der DIN 18800 T3 Zeile 5 abgedeckt. Die
meisten Versuchsergebnisse liegen nicht nur oberhalb der Beulkurve nach Zeile 5,
sondern auch oberhalb der Winterkurve. Die Verformungen am freien Rand sind
jedoch sehr groß, so dass die Wahl der Beulkurve nicht nur an Tragfähigkeitsgrenzen,
sondern zusätzlich an Gebrauchstauglichkeitskriterien orientiert worden ist. Sofern
keine Umlagerungen möglich sind, muss die Resultierende der Spannungsverteilung
in der Platte mit der Wirkungsrichtung der äußeren Beanspruchung zusammenfallen.
Dieser Fall wird durch die Beulkurve der DIN 18800 T3 Zeile 4 abgedeckt. Es ist gut
zu sehen, dass die Beulkurve an keiner Stelle oberhalb der Euler – Hyperbel liegt.
Selbst unter Berücksichtigung von geometrischen und strukturellen Imperfektionen
kann bei der Anwendung der Beulkurve nach Zeile 4 davon ausgegangen werden,
dass die Spannungsverteilung in der Platte näherungsweise linear bleibt.

Schubbeanspruchte, allseitig gelagerte Platten


Die Vorgehensweise zur Berechnung von κτ schubbeanspruchter, allseitig gelagerter
Platten nach DIN 18800 T3 zeigt Tabelle 3.4.
Tabelle 3.4 Abminderungsfaktor κτ schubbeanspruchter, allseitig gelagerter Platten
DIN 18800 T3 Tabelle 1 Zeile 6
0,84
κτ =
λP
f y ,k
mit: λp =
3 ⋅ τ Pi
1,0
Basler (starr)

Nishino-Okumura
(starr)
0,8 Höglund (starr)

Frey-Anslijn (starr)

0,6 Bergfeit-Hövik (weich)

Carskaddan (weich)
κ

Granholm (weich)
0,4
Höglund (weich)

Frei-Anslijn (weich)
0,2
DIN 18800 T3 Zeile 6

Euler-Hyperbel
0,0
0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 λ p

Bild 3.6 Versuchsergebnisse schubbeanspruchter Stegbleche dünnwandiger Voll-


wandträger mit starren oder weichen Auflagersteifen [88]
44 3 Berechnungsmethoden und Übersicht

Im Bild 3.6 ist sehr gut zu erkennen, dass die verwendete Beulkurve an Versuchser-
gebnisse angepasst worden ist. Im Bereich höherer Schlankheiten sind Tragfähigkei-
ten oberhalb der idealen Beulspannungen zulässig. Dies liegt an der bereits beschrie-
benen Zugfeldwirkung. Die Beulkurve nach DIN 18800 T3 ist über den gesamten
Schlankheitsbereich nur anwendbar, wenn zweifelsfrei die Zugkraft aus einer Zug-
feldwirkung am Endauflager verankert werden kann. Ist dies nicht der Fall, sollte für
Schlankheitsgrade λ P > 1 0,84 = 1,19 auf die Ausnutzung von Tragfähigkeiten
oberhalb der Euler-Hyperbel verzichtet werden.

Normal− und Schubspannungen


Gleichzeitig auftretende Normal- und Schubspannungen müssen in der DIN 18800 T3
mit der Interaktionsformel nach Gleichung (3.8) nachgewiesen werden. Für Erläute-
rungen zu Gleichung (3.8) wird auf [71] verwiesen.
e1
 σy 
e2
 σx ⋅ σy   τ  e3 (3.8)
 σx 
  +  − V ⋅ +  ≤1
σ 
 xP,R,d   σ   σ xP,R,d ⋅ σ yP,R,d   τP,R,d 
 yP,R,d   
Hierin bedeuten:
e1 = 1 + κ 4x (3.9)
e 2 = 1 + κ 4y (3.10)
e 2 = 1 + κ 4y (3.11)
e 3 = 1 + κ x ⋅ κ y ⋅ κ 2τ (3.12)
V = (κ x ⋅ κ y )6 (3.13)
V ist nach Gleichung (3.13) zu bestimmen, wenn beide Normalspannungen σx und σy
Druckspannungen sind. Andernfalls gilt für V Gleichung (3.14).
σx ⋅ σy (3.14)
V=
σx ⋅ σy

Die in den Gleichungen (3.9) bis (3.13) verwendeten Abminderungsfaktoren κ und


Grenzbeulspannungen gelten für alleinige Wirkung der entsprechenden Spannungen.
Sofern einzelne Spannungen nicht vorhanden oder σx bzw. σy Zugspannungen sind,
ist der zugehörige Abminderungsfaktore κ = 1 zu setzen.
Ein neuer Vorschlag zur Berücksichtigung gleichzeitig wirkender Spannungen wird in
[107] vorgestellt, Gleichung (3.15). Zur Berechnung der Abminderungsfaktoren κ*
wird der bezogene Schlankheitsgrad λ P für die jeweilige Beulkurve in Abhängigkeit
von der idealen Beulvergleichsspannung σVPi verwendet und ein Nachweis im Format
einer Vergleichsspannung geführt.
3.3 Grenzwerte b/t 45

  2  σ  2 σ  
 σ x  +  y  − σ x ⋅ y + 3 τ  ≤ f y, d
 κ *x   κ *y  κ *x κ *y  κ * 
 τ 
  
(3.15)
 f y, k 
mit: κ *  λ P = 
 σ VPi 

Eine auf der sicheren Seite liegende Interaktion ist immer durch eine Addition der
Einzelwirkungen möglich. Es entsteht die so genannte Dunkerley−Gerade nach
Gleichung (3.16), Bild 3.7.
σ τ
+ ≤1 (3.16)
σ P, R , D τ P, R , D
1,00

Vergleichs-
0,80 spannung

0,60
τ/τP,R,d

Dunkerleygerade
0,40

0,20

0,00
0,00 0,20 0,40 0,60 0,80 1,00
σ/σP,R,d

Bild 3.7 Linearisierte Interaktion zwischen Normal− und Schubbeanspruchung

3.3 Grenzwerte b/t

In der Bemessungspraxis kann durch die Begrenzung der Schlankheit (b/t) einzelner
Bleche ein vereinfachter Beulnachweis geführt werden. Die Herleitung erfolgt z.B.
aus den Beulkurven für den Fall κ = 1,0. Grenzwerte grenz (b/t) zum Tragsicherheits-
nachweis Elastisch−Elastisch haben somit prinzipiell keine eigenständige Bedeutung.
Sie dienen lediglich zur Vereinfachung der Bemessung. Grenzwerte b/t zum Tragsi-
cherheitsnachweis Elastisch−Plastisch und Plastisch−Plastisch basieren auf Versuchs-
ergebnissen.
46 3 Berechnungsmethoden und Übersicht

Eine Auswertung der Grenzwerte grenz (b/t) nach DIN 18800 T1 ist in Abhängigkeit
von der Lage der plastischen Nulllinie α in Bild 3.8 und Bild 3.9 dargestellt. Eine
Bemessung nach dem Verfahren Plastisch–Plastisch erfordert große Rotationen in den
Fließgelenken. Grenzwerte grenz (b/t) für das Nachweisverfahren Plastisch–Plastisch
müssen aus diesem Grund strenger als Grenzwerte grenz (b/t) für das Nachweisver-
fahren Elastisch–Plastisch formuliert werden. Für die Materialgüte S690 ist auf eine
Auswertung verzichtet worden, da eine Gültigkeit der Regelungen noch nicht zwei-
felsfrei bewiesen ist.

60 60

50 50
S460
40 40 S460
grenz (b/t)

30 30

20 20

10 10

0 0
0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1
α α

Elastisch - Plastisch Plastisch - Plastisch

Bild 3.8 Grenzwerte grenz (b/t) allseitig gelagerter Platten nach DIN 18800 T1

30 30

25 25
S460 Druck am
20 gelagerten Rand 20 S460 Druck am
grenz (b/t)

gelagerten Rand
15 15

10 10

5 S460 Druck am 5 S460 Druck am


freien Rand freien Rand
0 0
0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0
α α

Elastisch - Plastisch Plastisch - Plastisch

Bild 3.9 Grenzwerte grenz (b/t) dreiseitig gelagerter Platten nach DIN 18800 T1
3.4 Methode der wirksamen Breiten 47

3.4 Methode der wirksamen Breiten

Die Methode der wirksamen Breiten versucht das Tragverhalten beulgefährdeter


Platten wirklichkeitsnäher durch eine Beanspruchungsumlagerung von beulenden zu
weniger beulgefährdeten Querschnittsteilen zu erfassen.

Bild 3.10 Wirksamer Querschnitt bei Biegebeanspruchung nach EC 3 [50]


Beulende Querschnittsteile gehen bei der Querschnittswerteberechnung mit reduzier-
ten Flächen ein, Bild 3.10. Durch die Verwendung wirksamer Querschnitte in Abhän-
gigkeit von der Beulgefahr erfolgt eine steifigkeitsabhängige Verteilung der Bean-
spruchungen auf die Einzelbleche, Bild 3.11.

Bild 3.11 a) Bruttoquerschnitt und Spannungsverteilung

b) Abminderung des Obergurtes und Spannungsverteilung

c) Wirksamer Querschnitt (Obergurt und Steg abgemindert) [50]

Eine Übersicht über wirksame Breiten zeigt Bild 3.11. Die genauen Regelungen
können den angegebenen Literaturstellen entnommen werden. Eine ausführliche
Untersuchung wirksamer Breiten ist z.B. in [90] zu finden. Darüber hinaus enthält die
Fachliteratur insbesondere für dreiseitig gelagerte Platten unter Biegebeanspruchung
([15], [21]) und für das Ausnutzen plastischer Reserven ([16], [19], [20], [97], [99])
neue Entwicklungen wirksamer Breiten.
48 3 Berechnungsmethoden und Übersicht

Tabelle 3.5 Wirksame Breiten


Nachweisverfahren „Elastisch – Elastisch“
Allseitig gelagerte Platte Dreiseitig gelagerte Platte
DIN 18800 T2, DASt−Ri Parameterstudien mit der Beulkurve DIN 18800 T3
015, DASt−Ri 016 Verallgemeinerten Techni- Tabelle 1 Zeile 5
schen Biegetheorie [103]
Eurocode 3 Teil 1-5 Winterkurve [108] Winterkurve [108]
Brune, B. - Parameterstudien mit einem
nicht veröffentlichten
Programm NIPL, Randdeh-
nung ε = εy [15]
Klöppel, K., Bilstein, W. Parameterstudien mit der von Parameterstudien mit der von
Kármán’schen nichtlinearen Kármán’schen nichtlinearen
Beultheorie [54] Beultheorie [54]
Nachweisverfahren „Elastisch – Plastisch“
DIN 18800 T2 Herleitung aus Grenzwerten Herleitung aus Grenzwerten
b/t nach DIN 18800 T1 [31] b/t nach DIN 18800 T1 [31]
Brune, B. Parameterstudien mit einem Parameterstudien mit einem
nicht veröffentlichten Pro- nicht veröffentlichten
gramm NIPL, vorgegebene Programm NIPL, vorgegebe-
Randdehnung ε = 4εy [20] ne Randdehnung ε = 4εy [20]
Lindner, J., Rusch, A. Versuche an beulgefährdeten
I-Profilen mit Biegung um
die z-Achse [97],[99]
Zum besseren Verständnis zeigt Bild 3.12 die Vorgehensweise bei der Herleitung
wirksamer Breiten in [54] und [57]. Im Vergleich zur realen, nichtlinearen Span-
nungsverteilung am Vollquerschnitt soll eine Spannungsberechnung nach der linearen
Elastizitätstheorie am reduzierten Querschnitt identische Randspannungen und
resultierende Schnittgrößen ergeben. Aus den Gleichgewichtsbedingungen ergeben
sich eine quadratische und eine kubische Gleichung, (3.17) und (3.18), zur Bestim-
mung wirksamer Plattenbreiten bm1 und bm2.

Bild 3.12 Herleitung wirksamer Breiten in [54]


3.4 Methode der wirksamen Breiten 49

b⋅t  b2 b2   b2 b2 
( σ Lx , o + σ Lx , u ) = σ x , o  b m1 − m1 + m 2  t + σ x , u  b m 2 − m 2 + m1  t (3.17)
2  2b b   2b b 
b⋅t
( σ Lx , o − σ Lx , u ) = [σ x , o ⋅ b m1 ( b − b m,1 ) − σ x , u ⋅ b m 2 ⋅ ( b − b m 2 ) −
1
12 2
(3.18)
 b2  b 2  
2
 b b 2
( σ x , o − σ x , u ) ⋅  m1  − b m1  + m 2  − b m 2  
 2 2 3  2 2 3  

Zur Ermittlung wirksamer Breiten müssen somit die Randspannungen σx,o, σx,u, die
zugehörige Resultierende Druckkraft R und die Exzentrizität e bekannt sein. Ist eine
ausreichende Anzahl an Daten vorhanden, kann versucht werden einfache Rechenvor-
schriften für bm1 und bm2 herzuleiten.

Methode der wirksamen Breite für das Verfahren Elastisch-Plastisch


Die bisher vorgestellte Methodik wird in Normen und Richtlinien prinzipiell dem
Nachweisverfahren „Elastisch−Elastisch mit Beuleinfluss“ zugeordnet, da in die
Nachweise Spannungen eingehen, die nach der Elastizitätstheorie ermittelt werden.
Abschnitt 7.4 der DIN 18800 Teil 2 enthält eine Methode, die für das Nachweisver-
fahren Elastisch−Plastisch (mit Beuleinfluss) vorgesehen ist. Als Grundidee wird der
beulende Druckbereich aus dem Blech herausgelöst und auf wirksame Breiten soweit
reduziert, dass die Grenzwerte b/t für das Nachweisverfahren Elastisch−Platisch
allseitig gelagerter Platten eingehalten werden, Bild 3.13.

Allseitig gelagerte Platte:

2 ⋅ 18,5
grenz (b/t) = ⋅ 240 f y, k
α

b1// = 18,5 ⋅ t ⋅ 240 f y, k

b 2// = 18,5 ⋅ t ⋅ 240 f y, k

Bild 3.13 Wirksame Breiten für das Verfahren Elastisch–Plastisch DIN 18800 T2
In [20] wird eine dehnungsorientierte Vorgehensweise zur Herleitung wirksamer
Breiten für ein Nachweisverfahren Elastisch−Plastisch gewählt. Parameterstudien in
[20] ergeben, dass die Beanspruchbarkeit in einem Bereich von 4εy bis 10εy nur noch
geringfügig abnimmt. Als Randdehnung wird aus diesem Grund 4εy auf einer Seite
vorgegeben und für unterschiedliche Randdehnungsverhältnisse mit einem unveröf-
fentlichten Programm NIPL zugehörige Schnittgrößen nach der nichtlinearen Beul-
theorie berechnet. Wie oben beschrieben sind hiermit alle erforderlichen Parameter
50 3 Berechnungsmethoden und Übersicht

bekannt, so dass Formeln zur Berechnung wirksamer Breiten hergeleitet werden


konnten. Anstelle der in Bild 3.12 dargestellten Spannungsverteilung nach der
linearen Elastizitätstheorie ist zur Auswertung der Ansatz einer plastischen Span-
nungsverteilung notwendig. Die Gleichungen (3.17) und (3.18) müssen somit an eine
plastische Spannungsverteilung angepasst werden, und für σx,o und σx,u kann direkt fy
eingesetzt werden.
In [97] und [99] erfolgen Versuche an I-Profilen mit einer Biegbeanspruchung um die
z-Achse, d.h. eine Untersuchung dreiseitig gelagerter, beulgefährdeter Platten. Eine
Auswertung mit den wirksamen Breiten aus [20] zeigt, dass die Versuchstraglasten
rechnerisch nicht erreicht werden. Aus diesem Grund wird für diesen Spezialfall eine
neue Beulkurve entwickelt, Gleichung (3.19).
1 0,22
ρ= − 2 + 0,05λ p (3.19)
λp λp
Auf den ersten Blick ist erkennbar, dass die neue Beulkurve eine weitere Modifizie-
rung der Winterkurve darstellt. Mit der neuen Beulkurve und den wirksamen Breiten
aus [20] werden die Versuchstraglasten aus [97] und [99] sehr gut nachvollzogen.

3.5 Beispiele

An Beispielen wird die Vorgehensweise bekannter Methoden und Vorschriften zur


Bemessung beulgefährdeter Querschnitte verdeutlicht und verglichen. In Tabelle 3.6
erfolgt die Berechnung einer Grenzdruckkraft Ngr,min. Die Querschnittsabmessungen
entsprechen einem HEB 800. Für die Gurte, b/t = 3,37, kann ein Beulen ausgeschlos-
sen werden. Ein Grenzbiegemoment Mgr,y wird in Tabelle 3.7 ermittelt. Die Quer-
schnittsabmessungen entsprechen einem modifizierten HEA 1000, d.h. die Stegdicke
ist auf tS = 8 mm reduziert. Die gedrungenen Gurte, b/t = 4,84, sind nicht beulgefähr-
det. Die einfachste und schnellste Methode ist eine Berechnung mit Tragbeulspan-
nungen nach DIN 18800 T3. Durch die Verteilung der Beanspruchung auf die
einzelnen Bleche nach der linearen Elastizitätstheorie ist das Randspannungsverhält-
nis für alle Querschnittsteile sofort bekannt. Die Berechnung mit wirksamen Breiten
nach Eurocode 3 ist wesentlich aufwändiger. Das Randspannungsverhältnis ψ und der
wirksame Querschnitt sind nicht mehr unabhängig voneinander, d.h. in den meisten
Fällen ist eine Iteration notwendig. Eine Berechnung mit wirksamen Breiten nach
DIN 18800 T2 Nachweisverfahren Elastisch−Plastisch ist relativ einfach in der
Anwendung. Eine Anwendung ist jedoch nur für überwiegend auf Biegung bean-
spruchte Querschnitte sinnvoll.
3.5 Beispiele 51

Tabelle 3.6 Ngr,min mit Beuleinfluss für ein druckbeanspruchtes HEB 800

Material: S460

Querschnitt: HEB 800


tg = 33 mm
b = 300 mm
ts = 17,5 mm
hs = 674 mm
ag = 707 mm

Nel = 15.364 kN

DIN 18800 T3:


Gurte: κ = 1
Steg: kσ (ψ = 1) = 4
2
 17,5  kN
σ e = 18.980 ⋅   = 12,80
 674  cm 2
46
λp = = 0,95
4 ⋅ 12,8
1 0,22
κS = − = 0,81
0,95 0,952
N gr , min = −0,81 ⋅ 15.364 = −12.445 kN

Eurocode 3:
Gurte: Keine Beulgefahr

46
λp = = 0,95
Steg: 4 ⋅ 12,8

1 0,22
ρ= − = 0,81
0,95 0,952
hS,eff = 0,81 ⋅ 674 = 546 mm

Ngr,min = − 15.364 + (67,4 – 54,6) ⋅ 1,75 ⋅ 46

= − 14.333,6 kN
52 3 Berechnungsmethoden und Übersicht

Tabelle 3.7 Mgr,y mit Beuleinfluss für ein biegebeanspruchtes HEA 1000 (modifiziert)
Querschnitt: tg = 31 mm / b = 300 mm / ts = 8 mm / hs = 928 mm / ag = 959 mm
Material: S460 / Mel = 461.372 kNcm / Mpl = 489.489 kNcm
DIN 18800 T3:

Steg: kσ (ψ= -1) = 23,9


2
 8  kN
σ e = 18.980 ⋅   = 1,41
 928  cm 2
46
λp = = 1,17
23,9 ⋅ 1,41
 1 0,22 
κ = 1,25 ⋅  −  = 0,87
2
 1,17 1,17 
M gr , y = 0,87 ⋅ 461.372 = 401.393 kNcm

Eurocode 3:
Schritt 1: ψ = -1
Wo,eff = -9.670,5 cm3
Wu,eff = 10.229,3 cm3
Wo,eff/wu,eff = -0,945

Schritt 2: ψ = -0,945
Wo,eff = -9.648,5 cm3
Wu,eff = 10.238,3 cm3
Wo,eff/wu,eff = -0,942
Mgr,y = 443.831 kNcm

DIN 18800 T2:

240
b1// = 18,5 ⋅ 0,8 = 10,7 cm
Steg: 460
240
b 2// = 18,5 ⋅ 0,8 = 10,7 cm
460
b 3// = 2 ⋅ 10,7 = 21,4 cm
362,52 8
M gr , y = 46 ⋅ 30 ⋅ 3,1 ⋅ 95,9 + ⋅ ⋅ 79.229
46 928
= 446.767 kNcm
3.5 Beispiele 53

Nachweise für weitere Beanspruchungen und Querschnitte


Mögliche Nachweisführungen für U–Profile mit beulgefährdeten Stegen und Bean-
spruchungen N oder My zeigt qualitativ Tabelle 3.8.
Tabelle 3.8 Druck- und biegebeanspruchtes U–Profil mit einem beulgefährdeten Steg
DIN 18800 T3 Eurocode 3

N gr , min = κ ⋅ f y ⋅ A  1 e 
N gr , min = f y /  + N 
 A eff Weff , z 
eN = Schwerpunktverschiebung für den
effektiven Querschnitt

M gr , y = κ ⋅ f y ⋅ A f y ⋅ Weff
M gr , y =
cos α
α = Hauptachsendrehwinkel
54 3 Berechnungsmethoden und Übersicht

Tabelle 3.9 I–Profil mit beulgefährdeten Gurten und Biegebeanspruchung Mz


DIN 18800 T3 Eurocode 3 DIN 18800 T2

M gr , z = κ ⋅ f y ⋅ w z M gr , z = f y ⋅ w eff , z M gr , z = M pl, eff , z


Nulllinie im Steg
Ergänzend zur Darstellung beulgefährdeter U–Profile zeigt Tabelle 3.9 für I–Profile
mit beulgefährdeten Gurten und Biegebeanspruchung Mz qualitativ das Ergebnis einer
Grenzschnittgrößenberechnung nach DIN 18800 T3 und Eurocode 3.

3.6 Zusammenfassung und Fazit

Zum Nachweis beulgefährdeter Stäbe stehen prinzipiell zwei Verfahren zur Verfü-
gung:
• Beulnachweis
• Methode der wirksamen Breiten
Der grundlegende Unterschied liegt in der Verteilung einwirkender Beanspruchungen
auf die einzelnen Teilflächen. Ein Tragbeulspannungsnachweis verteilt Schnittgrößen
nach der linearen Elastizitätstheorie am Vollquerschnitt, während die Methode der
wirksamen Breiten eine Verteilung in Abhängigkeit von der Beulgefahr der Einzel-
bleche am wirksamen Querschnitt vornimmt, d.h. beulgefährdete Bleche werden
entlastet und Bleche mit Tragreserven stärker belastet. Die Methode der wirksamen
Breiten ermöglicht somit eine Ausnutzung höherer Tragfähigkeiten. Definitionen für
wirksame Breiten liegen in unterschiedlicher Form vor:
• Linearelastische Spannungsverteilung am wirksamen Querschnitt
• Plastische Spannungsverteilung am wirksamen Querschnitt
3.6 Zusammenfassung und Fazit 55

Eine Differenzierung ist nur für überwiegend auf Biegung beanspruchte Bauteile
sinnvoll. In Tabelle 3.7 zeigt sich, dass der Unterschied zwischen Mgr,y beider Verfah-
ren gering sein kann. Dies gilt auch für eine Berechnung nach [20]. Anders als für
Querschnitte ohne Beulgefahr ergibt eine Berechnung mit „plastischen“ wirksamen
Breiten nicht zwangsläufig höhere Beanspruchbarkeiten als eine Berechnung mit
„elastischen“ wirksamen Breiten. Dies ist auf eine stärkere Querschnittsreduzierung
der wirksamen Breiten im plastischen Bereich zurückzuführen. Aufgrund größerer
Querschnittsrotationen wird die Möglichkeit berücksichtigt, dass einzelne Bleche den
Scheitelpunkt der Last–Verformungskurve überschreiten und sich bereits auf dem
abfallenden Ast befinden. Wirksame Breiten die eine plastische Spannungsverteilung
am wirksamen Querschnitt zulassen, zwingen den Querschnitt rechnerisch in einen
Zustand, der die maximal aufnehmbare Beanspruchung häufig bereits überschritten
hat. Für Beulnachweise ist eine starre Einteilung in Nachweisverfahren Elastisch–
Elastisch und Elastisch–Plastisch offensichtlich nicht zweckmäßig. Wünschenswert ist
ein Verfahren, das durchgängig für alle Schnittgrößenkombinationen Traglasten
berechnet. Ebenso stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit einer aufwändigen
iterativen Verteilung der einwirkenden Schnittgrößen auf effektive Querschnitte. Für
stegbeulgefährdete, biegebeanspruchte U−Profile muss sogar eine Drehung der
Hauptachsen berücksichtigt werden. Angesichts der vielen vereinfachenden Annah-
men, die Berechnung des Randspannungsverhältnis ψ wird z.B. nicht im Sinne der
Beulkurven am Vollquerschnitt des Einzelblechs durchgeführt, steht die Genauigkeit
der Ergebnisse in keinem Verhältnis zum Arbeitsaufwand, der zusätzlich noch eine
nicht vorhandene Genauigkeit suggeriert.
Die folgenden Abschnitte liefern einen der ersten Beiträge zu einem schnittgrößen-
orientierten Bemessungskonzept beulgefährdeter Stäbe. Durch die Ausbildung
nichtlinearer Spannungsverteilungen ist eine exakte Aufteilung der einwirkenden
Schnittgrößen auf die Einzelbleche wie bei der linearelastischen oder idealplastischen
Theorie nahezu unmöglich. Die bisherigen Versuche mit wirksamen Breiten können
nur als grobe Näherung bezeichnet werden. Zur Nachweisführung ist die genaue
Kenntnis der Verteilung jedoch nicht notwendig. Es reicht aus, den Nachweis zu
führen, dass der Querschnitt die einwirkenden Schnittgrößen aufnehmen kann. Hierzu
wird die Annahme getroffen, dass die Querschnittstragfähigkeit nicht überschrit-
ten wird, wenn alle Einzelbleche ihre Grenztragfähigkeit einhalten. Unabhängig
von der realen Spannungsverteilung ist eine Optimierungsaufgabe durch Variationen
von Grenzzuständen zu lösen. Mit dieser Vorgehensweise werden zwar die realen
Spannungsverteilungen nicht erfasst, grundsätzlich sollte jedoch durch Umlagerungen
aufgrund der großen Duktilität des Materials automatisch eine zulässige Verteilung im
Querschnitt entstehen.
4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

4.1 Vorbemerkungen

Aufbauend auf den Erkenntnissen aus Kapitel 2 und 3 werden nachfolgend Grenz-
schnittgrößen beulgefährdeter, rechteckiger Teilflächen hergeleitet. Eine Unterschei-
dung erfolgt in allseitig und dreiseitig gelagerte Platten. Grundlage sind Beulkurven,
Grenzwerte b/t und wirksame Breiten. Die hier zusammengestellten Beziehungen sind
Ausgangspunkt für ein teilschnittgrößenorientiertes Verfahren zur Berechnung von
Grenztragfähigkeiten beulgefährdeter Querschnitte.

4.2 Grundlagen

Rechteckige Teilflächen dünnwandiger Stabquerschnitte werden in der Schnittebene


durch die Schnittgrößen
N, M, V und Mxp
beansprucht, Bild 4.1. Ein Blechbiegemoment wird vernachlässigt.

Bild 4.1 Beulgefährdete Teilfläche und Schnittgrößen in der Schnittebene


Der Bezugspunkt ist der Schwerpunkt S der Schnittfläche. Aufgrund der Symmetrie-
eigenschaften sind y und z Hauptachsen und der Bezugspunkt ist gleichzeitig der
Schubmittelpunkt M.
4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 57

4.3 Druck- und Biegebeanspruchung

4.3.1 Prinzipielle Vorgehensweise

Forschungsergebnisse zur Grenztragfähigkeit einzelner beulgefährdeter Bleche sind in


unterschiedlicher Form aufbereitet worden. Im Einzelnen sind bekannt:
• Maximal zulässige Druckspannungen am Vollquerschnitt
• Wirksame Breiten am reduzierten Querschnitt, lineare Spannungsverteilung
• Plastische Spannungsverteilung am Vollquerschnitt (Grenzwerte grenz (b/t))
• Wirksame Breiten am reduzierten Querschnitt, plastische Spannungsverteilung
Zum Vergleich bekannter Forschungsergebnisse und zur Anwendung bekannter
Beziehungen in einem teilschnittgrößenorientierten Verfahren werden nachfolgend
allgemeingültige Formeln zur Schnittgrößenberechnung aus vorliegenden Daten
hergeleitet. Druckspannungen und Druckkräfte sind negativ definiert.

Maximale Druckspannung am Vollquerschnitt


Tragbeulspannungen oder Grenzwerte b/t geben eine maximal zulässige Druckspan-
nung am Vollquerschnitt vor. Einen fiktiven linearen Spannungsverlauf und die
daraus resultierenden Schnittgrößen zeigt Bild 4.2.

Bild 4.2 Fiktiver Spannungsverlauf am Vollquerschnitt und resultierende Schnittgrößen

In Abhängigkeit vom Randspannungsverhältnis ψ können zulässige Schnittgrößen-


kombinationen berechnet werden. Die Herleitung erfolgt aus den Gleichungen (4.1)
und (4.2). Auflösen nach M und N ergibt die Gleichungen (4.3) und (4.4).
N gr M gr
σo = + ⋅ z o = − κ ⋅ f y, d (4.1)
A Iy
58 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

N gr M gr
σu = + ⋅ z u = −ψ ⋅ κ ⋅ f y, d (4.2)
A Iy

N gr 1
= − ⋅ (1 + ψ) ⋅ κ ≤ 1 mit N el = t ⋅ b ⋅ f y, d (4.3)
N el 2
M gr 1 t ⋅ b2
= ⋅ (1 − ψ) ⋅ κ ≤ 1 mit M el = ⋅ f y, d (4.4)
M el 2 6

Wirksame Breiten am reduzierten Querschnitt, lineare Spannungsverteilung


Eine Schnittgrößenberechung am wirksamen Querschnitt ist wesentlich aufwändiger
als am Vollquerschnitt. Beispielhaft zeigt Bild 4.3 den zugehörigen Spannungsverlauf.
Die zulässigen Schnittgrößenkombinationen Mgr und Ngr können am wirksamen
Querschnitt nach Gleichung (4.5) und (4.6) berechnet werden.

Bild 4.3 Spannungsverlauf am wirksamen Querschnitt und resultierende Schnittgrößen

N gr σ D  b1  b  b  b 
=   2 − 1 (1 − ψ )  + 2  2ψ + 2 (1 − ψ)  ≤ 1 (4.5)
N el 2f y  b  b  b  b 

 b1  3b1 b12  

−  6 − (3 − ψ) + 4 2 (1 − ψ)  
M gr σ  b b b  
= D  ≤1 (4.6)
M el 2f y b  3 b 4 b 2 
 + 2  6ψ + 2 (1 − 3ψ) − 2 (1 − ψ ) 
 b  b b2 

4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 59

Plastische Spannungsverteilung am Vollquerschnitt (Grenzwert grenz (b/t))


Grenzwerte b/t für das Nachweisverfahren Elastisch–Plastisch ermöglichen die
Berechnung einer plastischen Nulllinienlage α, für die kein Einfluss lokaler Beulen
auf die Tragfähigkeit berücksichtigt werden muss. Ausgehend von der bekannten N–
M–Interaktionsgleichung für den Rechteckquerschnitt, Gleichung (4.7), ergeben sich
die Schnittgrößen Ngr und Mgr nach Gleichung (4.8) und (4.9).

2
 N gr  | M gr |
  + ≤1 (4.7)
 N pl  M
  pl

N gr
= (1 − 2α) ≤ 1 mit N pl = t ⋅ b ⋅ f y, d (4.8)
N pl

M gr t ⋅ b2
= 4 ⋅ α ⋅ (1 − α) ≤ 1 mit M pl = ⋅ f y,d (4.9)
M pl 4

Wirksame Breiten am reduzierten Querschnitt, plastische Spannungsverteilung


Den zugehörigen Spannungsverlauf und die resultierenden Schnittgrößen für eine
plastische Spannungsverteilung am reduzierten Querschnitt zeigt Bild 4.4.

Bild 4.4 Spannungsverlauf am wirksamen Querschnitt und resultierende Schnittgrößen


Die resultierenden Schnittgrößen Ngr und Mgr können am reduzierten Querschnitt aus
den Schnittgrößen am Vollquerschnitt durch Abzug der Fehlfläche hergeleitet werden,
Gleichung (4.10) und (4.11). Die Lage der Nulllinie wird durch den Parameter α
festgelegt.
60 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

N gr b1 + b 2
= 2(1 − α) − ≤ 1 mit N pl = t ⋅ b ⋅ f y, d (4.10)
N pl b

M gr 2b1  b1  2 b 2  b 2  t ⋅ b2
= 4(1 − α)α + 1 −  − 1 −  ≤ 1 mit M pl = ⋅ f y,d (4.11)
M pl b  b b  b  4

4.3.2 Grenzdruckkraft Ngr,min

Allseitig gelagerte Platten


Grenzdruckkräfte allseitig gelagerter Platten werden mit der national, DIN 18800, und
international, Eurocode 3, anerkannten Winterkurve berechnet. Die Herleitung von
Gleichung (4.12) erfolgt aus Gleichung (4.3). Da die Winterkurve in vielen Versuchen
und Berechnungen bestätigt worden ist, erübrigen sich weitere Untersuchungen.

N gr , min 137,77 ⋅ t k σ 4175,6 ⋅ t 2 k σ


=− + ≤1
N el b f y, k b2 f y, k
N el = t ⋅ b ⋅ f y, d (4.12)
 kN 
f y in  2 
 cm 

Bild 4.5 Nichtlinearer Spannungsverlauf einer beulgefährdeten, allseitig gelagerten


Platte und die resultierende Schnittgröße Ngr,min mit der Winterkurve

Dreiseitig gelagerte Platten


Das Tragverhalten dreiseitig gelagerter Platten ist bereits hinreichend diskutiert
worden. Ist eine Spannungsumlagerung infolge Beulen zum gelagerten Rand nicht
möglich, ergibt nur die in DIN 18800 T3, Tabelle 1, Zeile 4 angegebene Beulkurve
eine reine Druckkraft Ngr,min, Bild 4.6.
4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 61

2
t
18.980 ⋅ k σ ⋅  
N gr , min  b
=− 2
≤1
N el t
f y, k + 9.679,8 ⋅ k σ ⋅  
b (4.13)
N el = t ⋅ b ⋅ f y, d
 kN 
f y in  2 
 cm 

Bild 4.6 Näherungsweiser Spannungsverlauf einer beulgefährdeten, dreiseitig ge-


lagerten Platte und die resultierende Schnittgröße Ngr,min nach DIN 18800 T3
Für dreiseitig gelagerte Platten sind betragsmäßig größere Druckkräfte als Ngr,min
möglich. Dieses Phänomen wird später in Zusammenhang mit der N−M−Interaktion
diskutiert.

4.3.3 Grenzbiegemoment Mgr

Allseitig gelagerte Platte


Tragbeulspannungen ermöglichen auf einfachste Art und Weise Grenzbiegemomente
mit Beuleinfluss zu berechnen. Für ein Randspannungsverhältnis ψ = -1 kann aus
Gleichung (4.4) und der mit dem Faktor c modifizierten Winterkurve eine Berech-
nungsformel für Mgr hergeleitet werden, Gleichung (4.14).

Grenzbiegemoment aus Tragbeulspannungen nach


DIN 18800 T3:
M gr 172,21 ⋅ t k σ 5.219,5 ⋅ t 2 k σ
= − ≤1
M el b f y, k b2 f y, k
(4.14)
t ⋅ b2
M el = ⋅ f y,d
6
 kN 
f y in  2 
 cm 

Bild 4.7 Grenzbiegemoment Mgr beulgefährdeter, allseitig gelagerter Platten nach DIN
18800 T3
62 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

Grenzbiegemoment aus wirksamen Breiten


Verfahren Elastisch–Plastisch nach DIN
18800 T2:
M gr 362,52 t
= ⋅ ≤1
M pl f y, k b (4.15)
t ⋅ b2
M pl = ⋅ f y,d
4
 kN 
f y in  2 
 cm 

Bild 4.8 Grenzbiegemomente allseitig gelagerter Platten nach DIN 18800 T2 EL-PL
Klassische Verfahren, Tragbeulspannungen und die Methode der wirksamen Breiten
Elastisch−Elastisch, orientieren sich an dem früher üblichen Spannungsnachweis. Die
Tragfähigkeit einer beulgefährdeten Platte wird durch die elastische Grenztragfähig-
keit ohne Beuleinfluss nach oben begrenzt. Moderne Bemessungsverfahren verwen-
den Grenzschnittgrößen und Tragfähigkeiten die auch oberhalb der elastischen
Grenztragfähigkeit liegen können. Im Vergleich zu klassischen Verfahren ist ausge-
hend von Gleichung (4.11) und den Regelungen der DIN 18800 T2 eine Berechnung
von Mgr mit wirksamen Breiten für das Verfahren Elastisch–Plastisch, Gleichung
(4.15), oder nach [20] möglich. Einen Vergleich der unterschiedlichen Methoden zeigt
Bild 4.9.
1,0
DIN 18800 T2 EL-PL
[20]
0,8

0,6
Mgr/Mpl

DIN 18800 T3

0,4

0,2 M

0,0
0,0 25,0 50,0 75,0 100,0 125,0
b/t

Bild 4.9 Mgr allseitig gelenkig gelagerter Platten nach DIN 18800 T2 Elas-
tisch−Plastisch, DIN 18800 T 3 und [20], Materialgüte S460
4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 63

Tabelle 4.1 grenz (b/t) biegebeanspruchter, allseitig gelagerter Bleche


Werkstoff DIN 18800 T1 ψ= -1 DIN 18800 T1 α= 0,5 [20]
Elastisch−Elastisch Elastisch−Plastisch
S 460 96,1 53,5 33,9
Auffällig ist der große Unterschied zwischen dem Beginn der Kurven nach DIN
18800 T2 Elastisch−Plastisch und [20]. Die genauen Werte zeigt Tabelle 4.1. Dieses
Phänomen ist in einem gesonderten Forschungsvorhaben untersucht und in [100]
veröffentlicht worden. Gegen die Verwendung der Grenzwerte grenz (b/t) nach DIN
18800 T1 bestehen demnach, gestützt auf experimentelle Untersuchungen, keinerlei
Bedenken. Ebenso können zu dieser Fragestellung [22] und [116] herangezogen
werden, so dass im weiteren Verlauf auf die Regelungen nach DIN 18800 T1 zurück-
gegriffen wird.
Der Sprung zwischen den Kurven nach DIN 18800 T2 und DIN 18800 T3 ist unbe-
friedigend. Da gegen die Modifikation der Winterkurve mit dem Faktor c grundsätz-
lich keine Bedenken bestehen, erscheint es sinnvoll bis zur Entwicklung einer einheit-
lichen Kurve, den jeweils höheren Wert zu verwenden.

Dreiseitig gelagerte Platte, größte Druckbeanspruchung am freien Rand


Die Biegetragfähigkeit Mgr dreiseitig gelagerter Platten mit der größeren Druckbean-
spruchung am freien Rand kann auf der Basis von Tragbeulspannungen nach DIN
18800 T3 nach Gleichung (4.16) berechnet werden, Bild 4.10. Die Herleitung erfolgt
aus Gleichung (4.4).
Grenzbiegemoment aus Trag-
beulspannungen nach DIN 18800
T3
2
t
18.980 ⋅ k σ ⋅  
M gr b
= 2
≤1
M el t (4.16)
f y + 9.679,8 ⋅ k σ ⋅  
b
t ⋅ b2
M el = ⋅ f y,d
6
 kN 
f y in  2 
 cm 
Bild 4.10 Grenzbiegemoment dreiseitig gelagerter Platten nach DIN 18800 T3
Ebenso kann eine Ermittlung von Mgr aus wirksamen Breiten nach DIN 18800 T2
Elastisch–Plastisch nach Gleichung (4.17) erfolgen, Bild 4.11. Die Grundlage der
Beziehung ist Gleichung (4.11).
64 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

Wirksame Breiten für das Verfah-


ren Elastisch–Plastisch nach DIN
18800 T2, größte Druckbeanspru-
chung am freien Rand:
M gr 11.616  t  2
= ⋅ 
M pl fy  b (4.17)
t ⋅ b2
M pl = ⋅ f y,d
6
 kN 
f y in  2 
 cm 
Bild 4.11 Grenzbiegemomente dreiseitig gelagerter Platten nach DIN 18800 T2
Neue wirksame Breiten zur Bestimmung von Mgr sind in [15] und [20] veröffentlicht
worden. Der entscheidende Unterschied zu anderen Herleitungen ist die Anordnung
einer wirksamen Breite am gedrückten, freien Rand. Aufgrund der unbekannten
Randdehnung ist eine formelmäßige Angabe nicht möglich. Eine Auswertung der
Gleichungen (4.5) und (4.6) bzw. Gleichung (4.10) und (4.11) mit einem Tabellenkal-
kulationsprogramm ergibt für die Forderung ∑ N = 0 jedoch sehr schnell das
gesuchte Randdehnungsverhältnis ψε.

Wirksame Breiten nach [15]:


Auswertung von Gleichung (4.5)
und (4.6) erforderlich: (4.18)
εD = - εy
∑ N = 0 ⇒ ψε

Wirksame Breiten nach [20]:


Auswertung von Gleichung (4.10)
und (4.11) erforderlich:
εD= - 4 εy
(4.19)
1
α= für − 1 ≤ ψ ε < 0
1 − ψε
α =1 für 0 ≤ ψε ≤ 1

∑ N = 0 ⇒ ψε
Bild 4.12 Grenzbiegemomente dreiseitig gelagerter Platten nach [15] und [20]
4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 65

Bild 4.13 Mgr nach DIN 18800 T2 Elastisch−Plastisch, DIN 18800 T 3, Eurocode 3, [15]
und [20], Materialgüte S460, Druck am freien Rand
Einen Vergleich der Verfahren für die Materialgüte S460 zeigt Bild 4.13. Auffällig ist
erneut der große Unterschied zwischen dem Beginn der Kurven nach DIN 18800 T2
Elastisch−Plastisch und [20]. Die genauen Grenzwerte zeigt Tabelle 4.2. Ebenso ist es
sehr überraschend, dass die Grenzwerte b/t nach DIN 18800 T1 Elastisch−Elastisch
für ψ=−1 geringere Werte ergeben als die Grenzwerte b/t nach DIN 18800 T1
Elastisch–Plastisch für α= 0,5.
Tabelle 4.2 grenz (b/t) biegebeanspruchter, dreiseitig gelagerter Bleche, Druckbeanspru-
chung am freien Rand
Werkstoff DIN 18800 T1 ψ= -1 DIN 18800 T1 α= 0,5 [20]
Elastisch−Elastisch Elastisch−Plastisch
S 460 13,1 15,9 6,4
Bei der Überprüfung der Grenzwerte b/t in [100] sind keine Untersuchungen für α =
0,5 durchgeführt worden. Eine Aussage über die Richtigkeit der Lösungen ist somit
abschließend nicht möglich. In diesem Fall erscheint es sinnvoller auf konservativere
Lösungen zurückzugreifen, d.h. entweder auf die Ausnutzung von Tragfähigkeiten
zwischen der elastischen und plastischen Grenztragfähigkeit zu verzichten oder
Lösungen nach [20] anzuwenden.
66 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

DIN 18800 T1 kσ = 0,85

DIN 18800 T3 kσ = 0,425

Bild 4.14 Widerspruch zwischen DIN 18800 T1 und DIN 18800 T3


Eine weitere Auffälligkeit ist der Widerspruch zwischen dem Grenzwert b/t nach DIN
18800 T1 Elastisch–Elastisch und der rechnerischen Tragfähigkeit nach DIN 18800
T3, Bild 4.14. Während nach DIN 18800 T3 der Beulwert dreiseitig gelagerter Platten
in jedem Fall nur für ψ = 1 zu berechnen ist, fehlt diese Einschränkung in der DIN
18800 T1. Bild 4.13 zeigt zusätzlich zur vorschriftsmäßigen Kurve kσ (ψ = 1) = 0,425
eine Kurve für kσ (ψ = - 1) = 0,85. Es ist sehr gut zu erkennen, dass die Kurve für kσ =
0,85 im Bereich der Lösung nach [15] liegt. Da Lösungen nach [15] und [20] auf der
sicheren Seite liegen, ist die Vorgabe kσ = 0,425 für alle Randspannungsverhältnisse
unnötig. Beulwerte können auch für die Beulkurve nach DIN 18800 T3 Tabelle 1
Zeile 4 mit dem rechnerischen Randspannungsverhältnis ψ berechnet werden.

Dreiseitig gelagerte Platte, Druckbeanspruchung am gelagerten Rand


Biegebeanspruchte, dreiseitig gelagerte Platten mit der größten Druckbeanspruchung
am gelagerten Rand sind für die hier untersuchten Schlankheiten nicht beulgefährdet.
Grenzwerte b/t für diesen Fall zeigt Tabelle 4.3.
Tabelle 4.3 grenz (b/t) biegebeanspruchter, dreiseitig gelagerter Bleche, Druckbeanspru-
chung am gelagerten Rand
Werkstoff DIN 18800 T1 ψ= -1 DIN 18800 T1 α= 0,5 [20]
Elastisch−Elastisch Elastisch−Plastisch
Druck am gelagerten Rand
S 460 69,4 22,5 33,9
Überraschend niedrig sind die Grenzwerte b/t nach DIN 18800 T1 Elastisch–
Plastisch. Da das Tragverhalten einer dreiseitig gelagerten Platte unter reiner Biege-
beanspruchung und einer Druckbeanspruchung am gelagerten Rand eher dem Trag-
verhalten einer allseitig gelagerten Platte ähnelt, Beulwert kσ (ψ =−1) = 23,8, befindet
man sich hier, im Gegensatz zur Druckbeanspruchung am freien Rand, offensichtlich
unnötig deutlich auf der sicheren Seite. Eine abschließende Beurteilung zur Tragfä-
higkeit dreiseitig gelagerter Platten mit der größeren Druckbeanspruchung am
gelagerten Rand erfolgt nach einer Diskussion der N–M–Interaktion.
4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 67

4.3.4 Gemeinsame Wirkung von N und M

Im folgenden Abschnitt wird die N–M−Interaktion beulgefährdeter, allseitig und


dreiseitig gelagerter Platten diskutiert. Aufgrund der unterschiedlichen Berechnungs-
konzepte ist eine Unterscheidung für den Bereich unterhalb der elastischen Grenztrag-
fähigkeit und für den Bereich zwischen der elastischen und plastischen Grenztragfä-
higkeit notwendig.

Allseitig gelagerte Platte


Die Grenzschnittgrößenermittlung Ngr,min und Mgr hat für allseitig gelagerte Platten
gezeigt, dass die Regelungen der DIN 18800 T2 Elastisch – Plastisch und der DIN
18800 T3 Tragbeulspannungen zur Zeit die einfachsten und besten Lösungen sind.
N–M−Interaktionskurven mit Beuleinfluss der beiden Lösungen zeigt Bild 4.15.
Unterhalb der Geraden der elastischen Grenztragfähigkeit sind die Kurven nach
Gleichung (4.3) und (4.4), DIN 18800 T3 Tragbeulspannungen, und im Bereich
zwischen der elastischen und plastischen Grenztragfähigkeit nach Gleichung (4.10)
und (4.11), DIN 18800 T2 wirksame Breiten Elastisch–Plastisch ermittelt worden.

Bild 4.15 N−M−Interaktion allseitig gelagerter Platten, S460


68 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

Bild 4.16 Näherung für eine N–M–Interaktion allseitig gelagerter Platten, S460
Zwischen den Kurven gleicher Schlankheit ist an der Grenze zur elastischen Tragfä-
higkeit ein deutlicher Versatz zwischen den einzelnen Methoden zu erkennen. Dies ist
kein befriedigendes Ergebnis. Für die Zukunft wäre eine durch Versuche abgesicherte,
durchgängige N–M–Interaktionskurve wünschenswert. Eine erste mögliche Näherung
kann durch eine lineare Erweiterung zwischen der elastischen und der plastischen
Tragfähigkeit erfolgen, Bild 4.16.

Dreiseitig gelagerte Platten


Die Untersuchungen in den Kapiteln 4.3.2 und 4.3.3 haben gezeigt, dass die Regelun-
gen der DIN 18800 T3, Tabelle 1, Zeile 4 in Abhängigkeit von einem Randspan-
nungsverhältnis 1 ≤ ψ ≤ -1 zweifelsfreie Resultate liefern. Ebenso ergeben [15] und
[20] sichere Lösungen. Aus diesem Grund erfolgt eine Analyse der N–M–Interaktion
weitgehend für diese Methoden. Eine erste vergleichende Darstellung zeigt Bild 4.17.
4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 69

Bild 4.17 Vergleich DIN 18800 T3 und [20], größte Druckbeanspruchung am freien
Rand, Materialgüte S460
Bereits für die geringe Schlankheit b/t = 10 wird deutlich, dass die wirksamen Breiten
nach [20] nur für eine überwiegende Biegebeanspruchung geringfügig höhere Tragfä-
higkeiten als die Beulkurve nach DIN 18800 T3 ergeben. Ebenso ist nach [20] bereits
für eine Schlankheit b/t = 8 eine Abminderung der Tragfähigkeit infolge Beuleinfluss
notwendig. Dies steht im Widerspruch zu den nach [100] abgesicherten Grenzwerten
b/t der DIN 18800 T1, grenz b/t (α = 1) = 7,95 (Elastisch–Plastisch). Die Festlegun-
gen nach [20] sind offensichtlich sehr konservativ gewählt worden.
Da ein Vergleich von [20] und der Beulkurve nach DIN 18800 T3 kaum nennenswert
neue Erkenntnisse ergeben hat, wird ergänzend ein Vergleich mit den Regelungen im
Eurocode 3 und [15] durchgeführt, Bild 4.18. Der Einmündungspunkt in die elastische
Gerade beträgt nach DIN 18800 T3 λ P = 0,7 und nach Eurocode 3 und [15]
λ P = 0,673 .
70 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

Bild 4.18 Vergleich DIN 18800 T3, Eurocode 3 und [15], Materialgüte S460, größte
Druckbeanspruchung am freien Rand
Zwei Effekte sind erkennbar. Für Mgr/Mel > 0 ergeben DIN 18800 T3 und [15]
vergleichbare und der EC 3 bereichsweise niedrigere Ergebnisse. Eine Steigerung der
Druckbeanspruchung bei gleichzeitiger Beachtung der bereits diskutierten Span-
nungsumlagerung zum gelagerten Rand wird nur durch den EC 3 und [15] berücksich-
tigt. Es ist gut zu sehen, dass die aufnehmbare Druckkraft in diesem Fall nur durch ein
gleichzeitig wirkendes Biegemoment ansteigen kann. Für b/t = 13,15 (S460) beträgt
der Unterschied zwischen der maximal aufnehmbaren Druckkraft zwischen [15] und
DIN 18800 T3 bereits ca. 15 % mit steigender Tendenz bei höheren Schlankheiten.
Eine Erweiterung von Bild 4.18 zeigt für den Fall einer größeren Druckbeanspru-
chung am gelagerten Rand Bild 4.19. Durch einen höheren Beulwert wird das Niveau
λ P = 0,7 oder λ P = 0,673 erheblich früher erreicht. Besonders interessant ist der
Verlauf der Kurven nach EC 3 und [15]. Es stellt sich die Frage inwiefern die höheren
Druckbeanspruchbarkeiten im Vergleich zur Kurve nach DIN 18800 T3 in einer
Bemessung berücksichtigt werden dürfen. Exemplarisch wird für ψ = 1 das Berech-
nungsergebnis nach EC 3 diskutiert. Die aufnehmbare Normalkraft ist Ngr/Nel = -0,79
und das zugehörige Biegemoment Mgr/Mel = - 0,5.
4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 71

Bild 4.19 Vergleich DIN 18800 T3 mit Eurocode 3 und [15], Materialgüte S460
Wie bereits optisch zu erkennen ist, liegen die Schnittgrößen deutlich oberhalb der
elastischen Grenztragfähigkeit. Für ein Einzelblech ist dies unbedeutend, da dem
Anwender bereits vor einer Berechnung wirksamer Breiten die Überschreitung
auffallen muss. Schwieriger ist der Fall bei zusammengesetzten Querschnitten. Eine
Berechnung am Vollquerschnitt ergibt möglicherweise Spannungen unterhalb der
Streckgrenze. Erst durch eine weitere Querschnittsreduktion kommt es zum Grenzfall.
Für ein gurtbeulgefährdetes U–Profil verdeutlicht Tabelle 4.4 diesen Effekt. Als
Beanspruchung wirken eine Druckkraft N und ein positives Biegemoment Mz, d.h. der
gelagerte Rand der dreiseitig gelagerten Gurtplatte wird stärker auf Druck beansprucht
als der freie Rand. Nach einer Querschnittsreduktion wirken die Biegebeanspruchung
Mz und das Zusatzmoment infolge Schwerpunktverschiebung N ⋅ eNy entgegengesetzt.
Schlimmstenfalls heben sich beide Anteile auf, so dass die Tragfähigkeit für ψ = 1
ermittelt wird.
72 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

Tabelle 4.4 Dreiseitig gelagerte Platte, größte Druckbeanspruchung am gelagerten Rand

Spannungsverteilung am Vollquerschnitt Spannungsverteilung am eff. Querschnitt


N M z + N ⋅ e Ny N
N < 0 und Mz > 0 + =
A eff w eff A eff
eNy = Verschiebung der y–Achse am
wirksamen Querschnitts
Am effektiven Querschnitt des U–Profils wird bei diesem Nachweis die zulässige
Spannung eingehalten. Die resultierenden Teilschnittgrößen der Gurte können jedoch
deutlich oberhalb der elastischen Grenzschnittgrößen liegen. Die Definition wirksa-
mer Breiten kann offensichtlich zu Fehlern auf der unsicheren Seite führen. Ebenso
muss für hohe Schlankheiten auch bei der DIN 18800 T3 beachtet werden, dass der
Betrag von N el , M ≥ N gr , min sein kann. Dies resultiert aus der Entlastung des freien
Rands durch eine positive Biegebeanspruchung. Eine Ausnutzung dieses Phänomens
kann nur erfolgen, wenn die Schnittgrößen M und N in jedem Fall gleichzeitig
wirken.
Ein weiterer, bereits mehrfach angesprochener Fall ist die symmetrisch angeordnete
dreiseitig gelagerte Platte z.B. als Gurt von I-Profilen. Für eine überwiegende Druck-
beanspruchung kann es zu einem Beulen beider Platten kommen, so dass die Biegebe-
anspruchung infolge Spannungsumlagerung sich gegenseitig aufhebt. Dieser Fall wird
durch einen Vergleich von [15] und DIN 18800 T3 verdeutlicht, Bild 4.21. Anders als
in den bisherigen Diagrammen ist die etwas günstigere Beulkurve nach DIN 18800
T3, Tabelle 1, Zeile 5, konstante Randverschiebung u, verwendet worden. Dabei ist
die in der Norm vorgeschriebene Beschränkung, Beulwerte in jedem Fall mit ψ = 1
berechnen zu müssen, unberücksichtigt geblieben. Da die zulässige Beanspruchbarkeit
nach [15] immer oberhalb der Beanspruchbarkeit nach DIN 18800 T3 liegt, kann
diese Vernachlässigung als gerechtfertigt angesehen werden. Insgesamt ist der
Unterschied zwischen beiden Verfahren jedoch abgesehen von dem Bereich einer
überwiegenden Druckbeanspruchung gering.
4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 73

Bild 4.20 Vergleich DIN 18800 T3 Zeile 5 mit [15], Materialgüte S460
Größere Abweichungen zwischen beiden Verfahren beginnen, wenn eine überwie-
gende Druckbeanspruchung ein Beulen beider Platten hervorruft. Nach [15] wird
offensichtlich eine wesentlich stärkere Spannungsumlagerung infolge Beulen berück-
sichtigt als nach DIN 18800 T3. An der Größenordnung der Tragfähigkeiten nach [15]
für überwiegende Druckbeanspruchung gibt es aufgrund einer Vielzahl von Versu-
chen keinen Zweifel. Die Beulkurve nach DIN 18800 T3 ist offensichtlich nicht nur
an Traglasten, sondern auch an Gebrauchstauglichkeitsanforderungen orientiert
worden.
Während für eine überwiegende Druckbeanspruchung nach [15] eine Tragfähigkeits-
steigerung im Vergleich zur Beulkurve nach DIN 18800 T3 festgestellt werden kann,
wird ergänzend eine überwiegende Biegebeanspruchung im Vergleich zu [20]
untersucht. Für symmetrisch angeordnete, dreiseitig gelagerte Platten ist offensichtlich
eine deutlich höhere Biegebeanspruchung möglich, Bild 4.21. Da sich in diesem Fall
jedoch eine Spannungsumlagerung nur für eine Platte ergibt, stellt sich eine resultie-
rende Zugkraft ein. Wirkt gleichzeitig eine äußere Druckkraft, sinken die Tragfähig-
keiten nach [20] sehr schnell unter die Tragfähigkeiten nach DIN 18800 T3.
74 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

Bild 4.21 Vergleich DIN 18800 T3 Zeile 5 mit [20], Materialgüte S460
Wie diese kurze Diskussion gezeigt hat, ist zur Anwendung bekannter Verfahren
erhebliche Sorgfalt notwendig. Dies gilt insbesondere für den Eurocode 3. Die
kompletteste und sicherste Lösung über den gesamten Tragfähigkeitsbereich bietet für
einzelne Platten eindeutig die DIN 18800 T3, wenn die Beulwerte für Randspan-
nungsverhältnisse 1 ≤ ψ ≤ -1 berechnet werden. Nennenswerte Tragfähigkeitssteige-
rungen gegenüber dieser Beulkurve sind nur in Einzelfällen möglich. Dies erfordert
jedoch einen sehr hohen Kenntnisstand der Beulproblematik, d.h. diese Bereiche
sollten dem Fachmann vorbehalten bleiben, der die Anwendbarkeit im Einzelfall
genau prüfen kann. In diesem Sinne wird für allgemeine Lösungen nachfolgend auf
die Beulkurve der DIN 18800 T3 zurückgegriffen. Ein Teilschnittgrößenverfahren ist
jedoch unabhängig von einer Beulkurve anwendbar, so dass der versierte Anwender
selbstverständlich auch Lösungen nach [15] und [20] problemlos ergänzen kann.
Hierfür sind jedoch häufig sehr aufwändige und fehleranfällige Iterationen notwendig.
4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 75

4.3.5 Berechnung elementarer Grenzschnittgrößen

Im folgenden Abschnitt werden Gleichungen zur Berechnung der elementaren


Grenzschnittgrößen
• Npl,M und Mpl,N, Grenzschnittgrößen Nachweisverfahren Elastisch–Plastisch
• Nel,M und Mel,N, Grenzschnittgrößen Nachweisverfahren Elastisch–Elastisch
• Ngr und Mgr, Grenzschnittgrößen mit Beuleinfluss,
hergeleitet und tabellarisch zusammengefasst. Zur Auswirkung der Ausrundungsra-
dien von Walzprofilen erfolgt für Stege und für Gurte von U–Profilen eine gesonderte
Untersuchung. Die Grenzschnittgrößen Npl,M und Mpl,N sind abhängig von der Lage
der plastischen Nulllinie α. Mit der Bedingung b/t = grenz (b/t) wird α mit den
Grenzwerten b/t nach DIN 18800 T1 Verfahren Elastisch–Plastisch berechnet, Tabelle
4.5.
Tabelle 4.5 Npl,M und Mpl,N für den Fall b/t = grenz (b/t) Elastisch–Plastisch
N pl, M M pl, N t ⋅ b2  kN 
= (1 − 2α), = 4α(1 − α) mit N pl = b ⋅ t ⋅ f y, d , M pl = f y, d , f y in  2 
N pl M pl 4  cm 
Allseitig gelagerte Platte b 24
≤ 37 ⋅ => α = 1
t f y, k
b 24 t 24
> 37 ⋅ => α = 37 ⋅ ⋅
t f y, k b f y, k
Dreiseitig gelagerte Platte max. Druck am freien Rand:
b 24
≤ 11 ⋅ => α = 1
t f y, k
b 24 t 24
> 11 ⋅ => α = 11 ⋅ ⋅
t f y, k b f y, k
max. Druck am gelagerten Rand:
b 24
≤ 11 ⋅ => α = 1
t f y, k
2
b 24  t  24
> 11 ⋅ => α = 3 11 ⋅  ⋅
t f y, k  b  fy
Dreiseitig gelagerte Platte, symmetrisch bG 24
≤ 11 ⋅ => α = 1
t f y, k
bG 24
> 11 ⋅ => N pl, M ist eine Zugkraft
t f y, k
76 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

Die Grenzschnittgrößen Nel,M und Mel,N sind abhängig von dem Randspannungsver-
hältnis Ψ. Grenzwerte b/t nach DIN 18800 T1 berücksichtigen keine eingespannten
Einzelbleche. Aus diesem Grund erfolgt die Herleitung direkt aus den Beulkurven
nach DIN 18800 T3 mit der Bedingung κ = 1, Gleichung (4.20).
 1 0,22  f y, k b
κ = 1 = c ⋅  −  mit c=1,25−0,25⋅Ψ≤1,25 und λ p = ⋅ (4.20)
 λp λp  k σ ⋅ 18.980 t
Einsetzen von c und λ p und auflösen nach b/t ergibt Gleichung (4.21).
k σ ⋅ 18.980
grenz ( b / t ) = (c / 2 + 0,25 ⋅ c − 0,22 ⋅ c ) ⋅ (4.21)
f y, k
Die zugehörigen Beulwerte kσ sind in Tabelle 4.6 zusammengefasst.
Tabelle 4.6 Beulwerte kσ allseitig gelagerter Platten
Gelenkig gelagert: Eingespannte Längsränder:
8,2 14,3
0≤Ψ≤1 kσ = kσ =
ψ + 1,05 ψ + 1,05
-1 ≤ Ψ ≤ 0 k σ = 7,81 − 6,29 ⋅ ψ + 9,78 ⋅ ψ 2 k σ = 13,56 − 12,0 ⋅ ψ + 14,0 ⋅ ψ 2

Einsetzen von kσ nach Tabelle 4.6 in die Gleichung (4.21) ergibt eine nach Ψ nicht
auflösbare Formel. Aus diesem Grund ist die Entwicklung ausreichend genauer
Näherungslösungen erforderlich. In Tabelle 4.7 und Tabelle 4.8 erfolgt eine grafische
Auswertung von Gleichung (4.21) für fy,k = 24 kN/cm2. Gleichzeitig sind am Verlauf
der Kurven entwickelte Näherungslösungen eingezeichnet. Die Übereinstimmung der
Kurven ist nahezu exakt. Nur im Bereich zwischen 0 ≤ ψ ≤ 0,05 sind geringe Abwei-
chungen feststellbar. Eine Zusammenfassung der Näherungslösungen erfolgt in
Tabelle 4.9.
Tabelle 4.7 Näherungslösungen zur Berechnung von Ψ (grenz b/t) allseitig gelenkig
gelagerter Platten

1,00 0,00

0,80 -0,20

0,60 -0,40

0,40 -0,60

0,20 -0,80
ψ = −1,4581 ⋅ ln( b / t ) + 6,3013 ψ = −1,7482 ⋅ ln( b / t ) + 7,5485

0,00 -1,00
0 15 30 45 60 75 90 60 75 90 105 120 135
grenz (b/t) grenz (b/t)
4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 77

Tabelle 4.8 Näherungslösungen zur Berechnung von Ψ (grenz b/t) allseitig gelagerter
Platten mit eingespannten Längsrändern

1,00 0,00

0,80 -0,20

0,60 -0,40

0,40 -0,60

0,20 -0,80
ψ = −1,4581 ⋅ ln( b / t ) + 6,7107 ψ = −1,8285 ⋅ ln( b / t ) + 8,405
0,00 -1,00
30 45 60 75 90 105 80 100 120 140 160 180
grenz (b/t) grenz (b/t)

Tabelle 4.9 Nel,M und Mel,N allseitig gelagerter Platten für den Fall b/t = grenz(b/t) Elas-
tisch–Elastisch
N el, M 1 M 1 t ⋅ b2  kN 
= − (1 + ψ), el , N = (1 − ψ ) , mit N el = b ⋅ t ⋅ f y, d , M el = ⋅ f y, d , f y in  2 
N el 2 M el 2 6  cm 

b 24 b 24
≤ 37,8 ⋅ => ψ = 1 ≤ 50 ⋅ => ψ = 1
t f y, k t f y, k
24 b 24 24 b 24
37,8 ⋅ < < 75,8 50 ⋅ < < 100
f y, k t f y, k f y ,k t f y ,k
 b f y, k   b f y, k 
ψ = −1,4581 ⋅ ln ⋅  + 6,3013 ψ = −1,4581 ⋅ ln ⋅  + 6,7107
t 24  t 24 
 
24 b 24 24 b 24
75,8 ⋅ ≤ ≤ 133 100 ⋅ ≤ ≤ 170
f y, k t f y, k f y, k t f y, k
 b f y, k   b f y, k 
ψ = −1,7482 ⋅ ln ⋅  + 7,5485 ψ = −1,8285 ⋅ ln ⋅  + 8,405
t 24  t 24 
   
78 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

Tabelle 4.10 Nel,M und Mel,N dreiseitig gelagerter Platten, b/t = grenz(b/t) Elastisch–Elastisch
N el, M 1 M 1 t ⋅ b2  kN 
= − (1 + ψ ), el , N = (1 − ψ ) , mit N el = b ⋅ t ⋅ f y, d , M el = f y, d , f y in  2 
N el 2 M el 2 6  cm 

max. Druck am freien Rand: max. Druck am freien Rand:


b 24 b 24
≤ 12,9 ⋅ => ψ = 1 ≤ 22,3 ⋅ => ψ = 1
t f y, k t f y, k
24 b 24 24 b 24
12,9 ⋅ < ≤ 18,2 ⋅ 22,3 ⋅ < ≤ 28,8 ⋅
f y, k t f y, k f y, k t f y, k
2 2
 b−3 −3 b
ψ = 1,5 − − 5,893 + 1,534 ⋅ 10 ⋅   ⋅ f y, k ψ = 3,071 − − 13,995 + 1,534 ⋅ 10 ⋅   ⋅ f y, k
t t
max. Druck am gelagerten Rand: max. Druck am gelagerten Rand:
b 24 b 24
≤ 12,9 ⋅ => ψ = 1 ≤ 22,3 ⋅ => ψ = 1
t f y, k t f y, k
24 b 24 24 b 24
12,9 ⋅ < ≤ 25,7 ⋅ 22,3 ⋅ < ≤ 47,8 ⋅
f y, k t f y, k f y, k t f y, k
2 2
5384  t  15.242  t 
ψ = −0,340 +   ψ = −0,278 + ⋅ 
f y, k  b  f y, k  b 
24 b 24 24 b 24
25,7 ⋅ < ≤ 96,1 ⋅ 47,8 ⋅ < ≤ 124 ⋅
f y, k t f y, k f y, k t f y, k
2 2
−6  b −6 b
ψ = 0,146 − − 0,078 + 6,3 ⋅ 10 ⋅   ⋅ f y, k ψ = 0,658 − 0,028 + 7,365 ⋅ 10 ⋅   ⋅ f y, k
t t

bG 24 bG 24
≤ 12,9 ⋅ => ψ = 1 ≤ 22,3 ⋅ => ψ = 1
t f y, k t f y, k
24 b G 24 24 b G 24
12,9 ⋅ < ≤ 18,2 ⋅ 22,3 ⋅ < ≤ 28,8 ⋅
f y, k t f y, k f y, k t f y, k

b  5384  t   b  15242  t  
2 2
ψ = 1− 1,340 − ⋅   ψ = 1− 1,278 − ⋅  
bG  f y, k  b G   bG  f y, k  b G  
   
4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 79

Die Herleitung zur Berechnung von Nel,M und Mel,N dreiseitig gelagerter Platten
erfolgt analog zur allseitig gelagerten Platte. Die Grundgleichung ist:
κ = 1 = 0,7 / λ p mit λ p = f y, k /( k σ ⋅ 18980) ⋅ b / t (4.22)

Einsetzen der Beulwerte kσ nach Tabelle 4.11 ergibt die gesuchten Lösungen, Tabelle
4.10.
Tabelle 4.11 Beulwerte kσ dreiseitig gelagerter Platten
Gelenkig gelagert: Eingespannte Längsränder:
maximale Druckbeanspruchung am freien Rand
-1 ≤ Ψ ≤ 1 0,57 − 0,21 ⋅ ψ + 0,07 ⋅ ψ 2 1,64 − 0,43 ⋅ ψ + 0,07 ⋅ ψ 2
maximale Druckbeanspruchung am gelagerten Rand
1≤Ψ≤0 0,578 /(ψ + 0,34) 5,9 /(1 + 3,6 ⋅ ψ )
0 < Ψ ≤ -10 1,7 − 5 ⋅ ψ + 17,1 ⋅ ψ 2 5,9 − 19,2 ⋅ ψ + 14,6 ⋅ ψ 2
Zur Vervollständigung der elementaren Grenzschnittgrößen werden nachfolgend
Beziehungen zur Berechnung von Ngr und Mgr mit Beuleinfluss hergeleitet. Der
typische Verlauf der Interaktionskurve ist in Bild 4.22 dargestellt. Grundlage sind die
im vorhergehenden Abschnitt hergeleiteten Grundbedingungen:
N gr 1
= − ⋅ (1 + ψ ) ⋅ κ (4.23)
N el 2
Mgr 1
= ⋅ (1 − ψ) ⋅ κ (4.24)
Mel 2
M el, N ≤ M gr ,ψ =0 M gr ,ψ =0 < M el, N ≤ M gr ,ψ = −1
1,00

0,80
max Mgr/Mel

0,60

Lineare
0,40 Näherung

0,20
Abweichung

0,00
-1,00 -0,80 -0,60 -0,40 -0,20 0,00
Ngr/Npl

Bild 4.22 Lineare Näherung zur Berechnung von Ngr und Mgr mit Beuleinfluss allseitig
gelagerter Platten
80 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

Prinzipiell erfolgt eine Unterscheidung in drei Bereiche. Für Mel,N ≤ Mgr,Ψ=0 ist die
Kurve mit Beuleinfluss in etwa eine Gerade. Ist Mgr,Ψ=0 < Mel,N ≤ Mgr,Ψ=-1 ergeben sich
zwei näherungsweise lineare Abschnitte mit einem Knickpunkt an der Stelle ψ = 0
und einem Schnittpunkt mit der Geraden der elastischen Genztragfähigkeit. Für den
Fall, dass M gr , ψ = −1 < M el ist, bleibt der qualitative Verlauf erhalten, es gibt jedoch
keinen Schnittpunkt mit der Geraden der elastischen Grenztragfähigkeit. Zur exakten
Berechnung der N–M–Interaktionskurve müsste eine direkte Berechnung von ψ
hergeleitet werden. Ausreichend genau ist bereits eine lineare Näherung. Zusammen-
fassend zeigt Tabelle 4.12 die Berechnungsmethodik. Die N–M–Interaktionskurve
beulgefährdeter, dreiseitig gelagerte Platten, Bild 4.23, weist keinen Knick auf. Der
Verlauf ist über den gesamten Bereich nahezu linear. Aus diesem Grund vereinfacht
sich die empfohlene Näherung zu einer Geradengleichung. Eine Zusammenfassung
zeigt Tabelle 4.13.
Tabelle 4.12 Ngr und Mgr beulgefährdeter, allseitig gelagerter Platten
N gr 1 M gr 1 t ⋅ b2  kN 
= − (1 + ψ ) κ, = (1 − ψ ) κ , mit N el = b ⋅ t ⋅ f y, d , M el = f y, d , f y in  2 
N el 2 M el 2 6  cm 
Allseitig gelagerte Platte  k t 
2
kσ t
κ = c ⋅ 137,8 ⋅ ⋅ − 4175,6 ⋅ σ ⋅    ≤ 1
 f y, k b f y, k  b  
mit c = 1,25 − 0,25 ⋅ ψ ≤ 1,25
Näherung inklusive Interpolation zwischen Nel,M und Npl,M
N − N gr ,1
M gr = M gr ,1 + ( M gr ,2 − M gr ,1 ) ⋅
N gr ,2 − N gr ,1
M − M gr ,1
N gr = N gr ,1 + ( N gr ,2 − N gr ,1 ) ⋅ (Bei der Einstufung N durch M ersetzen)
M gr ,2 − M gr ,1
Einstufung Mgr,1 Ngr,1 Mgr,2 Ngr,2
N < Nel,M 0 Ngr,min Mel,N Nel,M
Nel,M < Ngr,ψ=0
Nel,M ≤ N ≤ Npl,M Mel,N Nel,M Mpl,N Npl,M
N < Ngr,ψ=0 0 Ngr,min Mgr,ψ=0 Ngr,ψ=0
Ngr,ψ=0 ≤ N < Nel,M Mgr,ψ=0
Ngr,ψ=0 Mel,N Nel,M
Nel,M ≥ Ngr,ψ=0 Nel,M ≤ N < Npl,M Mel,N Nel,M Mpl,N Npl,M
Mgr = (−fy – N/Nel) ⋅ Mel
N ≥ Npl,M und Npl,M > 0
Ngr = (−fy + M/Mel) ⋅ Nel
Rechenwerte: Mpl,N und Npl,M nach Tabelle 4.5, Mel,N und Nel,M nach Tabelle 4.9
N gr , min N gr , ψ = 0 M gr , ψ = 0
= κ (ψ = 1) , = − 0,5 ⋅ κ(ψ = 0) , = 0,5 ⋅ κ (ψ = 0)
N el N el M el
Beulwerte kσ ψ=1 ψ=0 ψ=-1
Gelenkige Lagerung 4 7,81 23,9
Eingespannte Längsränder 6,97 13,56 39,6
4.3 Druck- und Biegebeanspruchung 81
1,0

0,8

0,6
max Mgr/Mel

0,4
Lineare
Näherung
0,2
Abweichung

0,0 Ngr/Nel
-1,00 -0,80 -0,60 -0,40 -0,20 0,00

-0,2

Bild 4.23 Lineare Näherung zur Berechnung von Ngr und Mgr mit Beuleinfluss dreiseitig
gelagerter Platten

Tabelle 4.13 Ngr und Mgr beulgefährdeter, dreiseitig gelagerter Platten


N gr 1 M gr 1 t ⋅ b2  kN 
= − (1 + ψ) κ, = (1 − ψ) κ , mit N el = b ⋅ t ⋅ f y, d , M el = f y, d , f y in  2 
N el 2 M el 2 6  cm 
Dreiseitig gelagerte Platte 18980 ⋅ k σ ⋅ ( t / b) 2
κ= ≤1
f y, k + 9679,8 ⋅ k σ ⋅ ( t / b) 2
Dreiseitig gelagerte Platte, symmetrisch
kσ t
κ = 96,44 ⋅ ⋅ ≤1
f y, k bG

Näherung dreiseitig gelagerte Platte Ngr,min < Nel,M


Mgr,Ψ=-1 < Mel Mgr,Ψ=-1 = Mel
Mgr,1 = Mgr,Ψ=-1, N gr ,1 = 0 Mgr,1 = Mel,N, Ngr,1 = Nel,M
N gr = N gr , min + M / M gr ,1 ⋅ ( N gr ,1 − N gr , min )
M gr = M gr ,1 ⋅ ( N − N gr , min ) /( N gr ,1 − N gr , min )
Rechenwerte:
N gr , min M gr , ψ = −1
Mel,N und Nel,M nach Tabelle 4.10, = κ (ψ = 1) ,
= κ (ψ = −1) ,
N el M el
Beulwerte kσ max. Druck am freien Rand max. Druck am gel. Rand:
ψ=1 ψ=-1 ψ=1 ψ=-1
Gelenkige Lagerung 0,425 0,85 0,425 23,9
Eingespannte Längsränder 1,28 2,14 1,28 39,6
82 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

4.4 Schubbeanspruchung

4.4.1 Allgemein

Rechteckige Platten können als Teilfläche dünnwandiger Stäbe durch Querkräfte V


und primäre Torsionsmomente Mxp beansprucht werden. Die Tragfähigkeit ist
abhängig von der konstruktiven Endauflagerausbildung. Aus diesem Grund wird zur
Herleitung allgemeingültiger Beziehungen auf den Ansatz der in Kapitel 3 beschrie-
benen Zugfeldwirkung verzichtet.

4.4.2 Grenzquerkraft Vgr

Grenzquerkräfte Vgr allseitig gelagerter Platten können bis zum Schnittpunkt mit der
Euler−Hyperbel auf einfache Art und Weise aus der Beulkurve nach DIN 18800 T3
berechnet werden. Nach einer kurzen Umformung ergibt sich Gleichung (4.25).
b 498,6 Vgr kτ t  kN 
≤ = 152,3 ≤ 1 f y in  2  (4.25)
t f y, k Vpl f y, k b  cm 
2
b 498,6 Vgr k t  kN 
> = 32874,3 τ   ≤ 1 f y in  2  (4.26)
t f y, k Vpl f y, k b  cm 

Der Schnittpunkt mit der Euler−Hyperbel wird durch b / t = 498,6 f y gekennzeich-


net. Grenzquerkräfte von Blechen mit größeren Schlankheiten für die keine zweifels-
freie Zugfeldwirkung angesetzt werden darf, sollten unter Ansatz der Euler−Hyperbel
als Beulkurve nach Gleichung (4.26) berechnet werden. Für dreiseitig gelagerte
Platten unter Schubbeanspruchung wird unter Hinweis auf die vereinfachenden
Annahmen im Kapitel 3 davon ausgegangen, dass für Schlankheiten b/t < 15 keine
Schubbeulgefahr vorhanden ist.

4.4.3 Primäres Torsionsmoment Mxp

Dünnwandige, rechteckige Querschnitte sind nicht wölbfrei. Das Wölbbimoment Mω


und das sekundäre Torsionsmoment Mxs sind jedoch unbedeutend. Zum besseren
Verständnis wird ein gabelgelagerter Einfeldträger betrachtet. Der Querschnitt ist
rechteckig und als Einwirkung greift ein Einzeltorsionsmoment MLx in Feldmitte an.
Bild 4.24 zeigt das statische System und den zugehörigen Schnittgrößenverlauf. Die
Berechnung ist mit dem am Lehrstuhl für Stahl- und Verbundbau entwickelten
Programm KSTAB 2002 [63] durchgeführt worden.
4.4 Schubbeanspruchung 83

MLx = 10.000 kNcm

-60 x/l
-40
-20 0,0 0,5 1,0
0
20 Mxp Mxs
40
60

0,00 0,50 x/l 1,00


0
50
100
150
200

Bild 4.24 Gabelgelagerter Einfeldträger mit einem Einzeltorsionsmoment MLx


Abgesehen von geringen Störungen im Lasteinleitungsbereich ergibt die Berechnung
ein reines primäres Torsionsmoment Mxp. Auch eine Untersuchung mit dem Pro-
grammsystem Abaqus und einer Diskretisierung mit Schalenelementen ergibt in
keinem Stabbereich eine nennenswerte Druckbeanspruchung. Für einen dünnwandi-
gen Rechteckquerschnitt unter reiner Torsionsbeanspruchung Mxp wird somit sowohl
global wie auch lokal eine Stabilitätsgefahr ausgeschlossen. Die Tragfähigkeit ist
identisch mit der Querschnittstragfähigkeit.

4.4.4 Gemeinsame Wirkung von V und Mxp

Unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus den vorangehenden Kapiteln wird im


Folgenden eine Interaktion zwischen der Querkraft V und dem primären Torsions-
moment Mxp diskutiert.

Dreiseitig gelagerte Platte


Aufgrund der vereinfachenden Annahmen vorangehender Kapitel kann für dreiseitig
gelagerte Platten mit Schlankheiten b/t < 15 eine Schubbeulgefahr ausgeschlossen
werden. In diesem Fall kann eine Interaktion zwischen V und Mxp nach dem von
Kindmann/Frickel entwickelten Hohlkastenmodell erfolgen. Detaillierte Herleitungen
sind in [50], [51] und [52] zu finden.
84 4 Grenzschnittgrößen beulgefährdeter Teilflächen

Aus den grundlegenden Beziehungen ergeben sich nach [50] Gleichung (4.27) und
Gleichung (4.28).
2
 V  M xp
  + ≤1 (4.27)
 Vpl  M
  pl , xp
2 2
τ | M xp |  M xp   V 
= +   +  (4.28)
τ R 2 ⋅ M pl,xp  2⋅M  V 
 pl , xp   pl 
1 fy
Mit: M pl, xp = ⋅ τ R ⋅ b 2 ⋅ ( 2 ⋅ b − t ) , Vpl = τ R ⋅ b ⋅ t und τ R =
4 3

Allseitig gelagerte Platte


Eine Schubbeulgefahr allseitig gelagerter Platten ist abhängig von der Querkraft V.
Wird die Grenzquerkraft Vgr erreicht, ist eine weitere Lastaufnahme nicht mehr
möglich. Andererseits kann bei einer reinen Torsionsbeanspruchung die Querschnitts-
tragfähigkeit Mxp,pl erreicht werden. Eine Interaktionsbeziehung zwischen V und Mxp
schubbeulgefährdeter Bleche ist nicht bekannt. Eine lineare Beziehung nach Glei-
chung (4.29) sollte jedoch in jedem Fall auf der sicheren Seite liegen.

V M xp
+ ≤1 (4.29)
Vgr M pl, xp

4.5 Gleichzeitige Wirkung aller Schnittgrößen

Interaktionsbeziehungen zwischen Druck- und Schubbeanspruchungen beulgefährde-


ter Bleche sind kompliziert und verschachtelt. Da in dieser Arbeit der Schwerpunkt
auf einer schnittgrößenorientierten Berechnungsmethodik liegt, wird an dieser Stelle
die Verwendung der einfachen und auf der sicheren Seite liegenden Dunker-
ly−Linearisierung empfohlen, Gleichung (4.30).
Sσ + S τ ≤ 1 (4.30)
Eine schrittweise Vorgehensweise zur Nachweisführung zeigt Tabelle 4.14.
4.5 Gleichzeitige Wirkung aller Schnittgrößen 85

Tabelle 4.14 Grenztragfähigkeit beulgefährdeter Platten für N, M, V und Mxp


Schritt Nachweis b2 t b2 t  kN 
N pl = N el = b ⋅ t ⋅ f y, d , M pl = f y, d , M el = f y, d , f y in  2 
4 6  cm 
b 498,6 Vgr kτ t
≤ = 152,3 ≤1
V t f y, k Vpl f y, k b
1 ≤1
Vgr b 498,6 Vgr k t
2
> = 32874,3 τ   ≤ 1
t f y, k Vpl f y, k  b 
2
 V  M xp
Vgr = Vpl ⇒ Sτ =   +
 Vpl  M pl, xp
2 Sτ ≤ 1  
V M xp
Vgr < Vpl ⇒ S τ = + ≤1
Vgr M pl, xp
Allseitig gelagerte Platte:
N gr , min nach Tabelle 4.12
3 N ≤ N gr , min
Dreiseitig gelagerte Platte:
N gr , min nach Tabelle 4.13
N el , M ≤ N
M gr nach Tabelle 4.12 oder Tabelle 4.13

N el , M > N ≥ N pl, M und N gr , pl ≤ 0


4 M ≤ Mgr N − N el , M
M gr = M el, N + ⋅ ( M pl, N − M el , N )
N pl, M − N el , M
Mpl,N und Npl,M nach Tabelle 4.5
Mel,N und Nel,M nach Tabelle 4.9 oder Tabelle 4.10
M
5 ≤ 1 − Sτ
M gr
5 Zur Beulgefahr hochfester Walzprofile

5.1 Allgemeines

Einen Überblick zur Beulgefahr hochfester Walzprofile zeigt Tabelle 1.1 in Kapitel 1.
Der Untersuchung hat die in Normen, [1] und [7], und Richtlinien, [4], [5] und [6],
übliche Annahme gelenkig gelagerter Einzelbleche zu Grunde gelegen. Im Folgenden
wird gezeigt, dass durch die Berücksichtigung der hohen Torsionssteifigkeit der
Ausrundungsradien eine wesentlich geringere Anzahl an Walzprofilen beulgefährdet
ist. Hierzu erfolgen Berechnungen mit dem Programmsystem Abaqus an zusammen-
gesetzten Querschnitten und vergleichende Untersuchungen mit dem Programm
RUB–Beulen an Einzelblechen mit Randaussteifungen.

5.2 Einfluss der Ausrundungsradien

Beulwerte allseitig und dreiseitig gelagerter Platten sind abhängig von der Geometrie,
Randlagerung und Beanspruchungsart. Die wesentlichen Zusammenhänge sind in
Kapitel 2 verdeutlicht worden. Für zusammengesetzte Profile wird in der Berechnung
vereinfachend von einer gelenkigen Lagerung der Einzelteile ausgegangen. Bild 5.1
und Bild 5.2 zeigen beispielhaft ideale Beulspannungsberechnungen mit dem Pro-
grammsystem Abaqus [29] für ein druckbeanspruchtes I–Profil mit gelenkig gelager-
ten Einzelblechen. Zur Simulation einer gelenkigen Lagerung sind zwischen den
Schalenelementen der Einzelbleche Volumenelemente in Form eines Ausrundungsra-
dius diskretisiert worden. Die Volumenelemente sind mit den Schalenelementen in
den Verschiebungsfreiheitsgraden fest verbunden, während die Rotationsfreiheitsgra-
de frei bleiben. In Bild 5.1 sind die Querschnittsabmessungen so gewählt worden,
dass die ideale Beulspannung für den Steg geringer als die ideale Beulspannung der
Gurte ist. Bild 5.2 zeigt den umgekehrten Fall. Die Beanspruchung ist mit 1 kN/cm2
vorgegeben, so dass der 1. Eigenwert der idealen Beulspannung entspricht. Die
Eigenformen entsprechen exakt den Erwartungen. Für den Steg entsteht eine mehr-
wellige Beulfigur und die Gurte beulen einwellig. Die ideale Beulspannung für den
Steg, σPi = 7,69 kN/cm2, und für die Gurte, σPi = 13,10 kN/cm2, stimmen sehr gut mit
den theoretischen Werten allseitig gelenkig gelagerter Platten, σPi = 7,59 kN/cm2, und
dreiseitig gelenkig gelagerter Platten, σPi = 13,04 kN/cm2, überein.
5.2 Einfluss der Ausrundungsradien 87

Bild 5.1 Eigenform und Eigenwert für ein druckbeanspruchtes I–Profil mit „gelenkig“
gelagerten Einzelblechen, σPi,Steg < σPi,Gurt, L=4,0 m

Bild 5.2 Eigenform und Eigenwert für ein druckbeanspruchtes I–Profil mit „gelenkig“
gelagerten Einzelblechen, σPi,Steg > σPi,Gurt, L=4,0 m
88 5 Zur Beulgefahr hochfester Walzprofile

Bild 5.3 Eigenform und Eigenwert für ein druckbeanspruchtes, monolithisches I–Profil,
σPi,Steg < σPi,Gurt, L = 4,0 m
Im Vergleich zur gelenkigen Lagerung der Einzelbleche zeigt Bild 5.3 den ersten
Eigenwert und die zugehörige Eigenform für ein monolithisches I–Profil unter
konstanter Druckbeanspruchung. Die Schlankheiten der Einzelbleche sind überein-
stimmend nach Bild 5.1 gewählt worden. Im Vergleich zur gelenkigen Lagerung
wächst die ideale Beulspannung von σPi = 7,69 kN/cm2 auf σPi = 9,14 kN/cm2 an.
Dies ist damit zu erklären, dass der beulgefährdete Steg in die Gurte elastisch einge-
spannt wird. Der Grad der Einspannung und die daraus resultierende Verdrehung der
Gurte sind im Wesentlichen abhängig von der Torsionssteifigkeit der Gurte. Im
Plattenprogramm RUB–Beulen können Steifen unter Berücksichtigung der jeweiligen
Torsionssteifigkeit IT eingegeben werden. Durch eine Idealisierung der Gurte als
Randsteifen kann die ideale Beulspannung für das Profil aus Bild 5.3 prinzipiell auch
mit dem Programm RUB–Beulen berechnet werden. Das Ergebnis lautet σPi = 10,70
kN/cm2. Im Vergleich zu Abaqus, σPi = 9,14 kN/cm2, ist die ideale Beulspannung um
ca. 17 % größer. Weitere Untersuchungen zeigen, dass die Abweichungen für größere
Torsionsträgheitsmomente IT geringer werden. Beide Programme konvergieren gegen
den Wert für eine Volleinspannung der Längsränder, σPi = 13,25 kN/cm2. Die Unter-
schiede sind offensichtlich darauf zurückzuführen, dass die positiv wirkende Stegein-
spannung gleichzeitig eine Zusatzbeanspruchung der Gurte hervorruft. Im Gegensatz
zu Abaqus berücksichtigen Programme wie RUB–Beulen, die „Steifen“ als Stabele-
mente diskretisieren, diesen Effekt nicht. Andererseits kann mit RUB–Beulen eine
Optimierung der Steifen / Gurtabmessungen vorgenommen werden, so dass für den
Steg eine Volleinspannung der Längsränder angesetzt werden darf. In diesem Fall ist
RUB–Beulen zur Berechnung völlig ausreichend und aufgrund seiner einfachen
Handhabung anderen Programmen vorzuziehen.
5.2 Einfluss der Ausrundungsradien 89

Tabelle 5.1 Torsionsträgheitsmoment IT für Walzprofile unter Berücksichtigung der


Ausrundungsradien
I–Profile:
1  t g  1
I T = 2  b ⋅ t 3g 1 − 0,63  + ( h − 2 t g ) t s3 + 2α ⋅ D 4
3  b  3
 2  t s 
( t g + r ) + t s  r + 4  
 
D= 
(2r + t s )
 r t
α =  0,1 + 0,145  s
 tg  tg
 
UPE– und UAP–Profile:
2 3 t g  t s3
I T = b ⋅ t g 1 − 0,315  + ( h − 2 t g ) + 2α ⋅ D 4
3  b 3
D = 2 t s + 2 t g + 6r − 32 ⋅ r 2 + 8t s t g + 16t s r + 16t g r
 r t
α =  0,075 + 0,07  s
 tg  tg
 
Ausrundungsradien von Walzprofilen ergeben einen nennenswerten zusätzlichen
Anteil zum Torsionsträgheitsmoment IT. Die Vorgehensweise bei der Berechnung
zeigt Tabelle 5.1. Weitere Erläuterungen können [123] entnommen werden.
Untersuchungen mit dem Programmsystem Abaqus, den Ausrundungsradius von
Walzprofilen mit Volumenelementen zu diskretisieren, ergaben aufgrund der Proble-
matik eine biegesteife Verbindung zwischen Volumen- und Schalenelementen
herzustellen, wenig brauchbare Ergebnisse. Aus diesem Grund erfolgt eine Idealisie-
rung durch Schalenelemente. In einer ersten Untersuchung wird eine Stegverbreite-
rung im Bereich der Ausrundungsradien angeordnet, Bild 5.4. Die Stegdicke tsA ergibt
sich aus der Forderung, dass das Torsionsträgheitsmoment IT beider Querschnitte
gleich sein muss.
1 3
I sT = ⋅ t sA ⋅ (t g + 2 ⋅ r)
6
I sT = I TA
I TA
=> t sA = 3 6 ⋅
tg + 2 ⋅ r
mit I TA = Torsionsträgheitsmoment der
Ausrundungsradien
Bild 5.4 Idealisierung der Ausrundungsradien von Walzprofilen durch eine Stegver-
stärkung
90 5 Zur Beulgefahr hochfester Walzprofile

1
I Tg = ⋅ t 3gA ⋅ ( t s + 2 ⋅ r )
3
I T = I TA
g

I TA
=> t gA = 3 3 ⋅
ts + 2 ⋅ r

mit I TA = Torsionsträgheitsmoment der


Ausrundungsradien
Bild 5.5 Idealisierung der Ausrundungsradien von Walzprofilen durch eine Gurtverstär-
kung

Ist die ideale Beulspannung σPi für den Gurt geringer als für den Steg, wird die
Schlankheit der Gurte im Falle einer Idealisierung durch eine Stegverstärkung
ungünstig hoch. In diesem Fall ist es sinnvoller eine Gurtverstärkung anzuordnen,
Bild 5.5. Eine Vorgehensweise, die beide Fälle direkt erfasst, ist die Idealisierung
durch einen dreieckigen Hohlkasten, Bild 5.6.
bH = 2⋅r + ts
hH = r + tg/2
 si  (bH ⋅ h H )2 ⋅ t H
I TH = 4 ⋅ A 2m /  ∑  =
 i t i  b H + 2 ⋅ ( b H / 2) 2 + h H 2
I TH = I TA
I TA ⋅  b H + 2 ⋅ ( b H / 2) 2 + h H 2 
=> t H =  
2
(bH ⋅ h H )

mit I TA = Torsionsträgheitsmoment der


Ausrundungsradien
Bild 5.6 Idealisierung der Ausrundungsradien von Walzprofilen durch einen dreiecki-
gen Hohlkasten aus Schalenelementen
Für das Beispiel aus Bild 5.1 ist anstelle des Volumenkörpers eine Stegverstärkung,
Bild 5.7, und in einer zweiten Rechnung ein biegesteif verbundener Dreieckshohlkör-
per aus Schalenelementen eingesetzt worden, Bild 5.8. Basis für die Idealisierung ist
näherungsweise der Ausrundungsradius eines HEA 1000. Es wird deutlich, dass die
ideale Beulspannung σPi = 12,38 kN/cm2 (Stegverstärkung) und σPi = 12,62 kN/cm2
(dreieckiger Hohlkastenkörper) aufgrund der großen Torsionssteifigkeit der idealen
Beulspannung für eine Volleinspannung, σPi = 13,25 kN/cm2, rückt. Ebenso ist die
Verformungsfigur der Gurte erheblich schwächer ausgebildet.
5.2 Einfluss der Ausrundungsradien 91

Bild 5.7 Eigenform und Eigenwert für ein konstant druckbeanspruchtes I–Profil,
Idealisierung der Ausrundungsradien durch eine Stegverstärkung, σPi,Steg <
σPi,Gurt, L= 4,0 m

Bild 5.8 Eigenform und Eigenwert für ein konstant druckbeanspruchtes I–Profil,
Idealisierung der Ausrundungradien durch einen dreieckigen Hohlkasten,
σPi,Steg < σPi,Gurt, L= 4,0 m
92 5 Zur Beulgefahr hochfester Walzprofile

Eine Berechnung mit dem Programm RUB–Beulen unter Berücksichtigung der


Torsionssteifigkeit der Gurte und Ausrundungsradien ergibt σPi = 12,68 kN/cm2. Im
Vergleich zur Berechnung mit Abaqus, σPi = 12,38 bzw. 12,62 kN/cm2, ist der
Unterschied gering. Dies ist auf den hohen Einspanngrad der Ausrundungsradien
zurückzuführen. Die lokalen Gurtauslenkungen sind so gering, dass die ideale
Beulspannung für das Gesamtprofil alleine durch den eingespannten Steg bestimmt
wird. In diesem Fall ist eine Berechnung mit einem reinen Plattenprogramm voll-
kommen ausreichend. Eine Zusammenfassung der Eigenwertberechnung zeigt Tabelle
5.2.
Tabelle 5.2 Ideale Beulspannungen σPi für eine konstante Druckbeanspruchung σx
Gesamtprofil (Berechnung mit Abaqus) Einzelplatte (Berechnung mit RUB–Beulen)
Beschreibung σPi [kN/cm2] Beschreibung σPi [kN/cm2]
Steg gelenkig Allseitig gelenkig gelagert
7,68 7,59
h/t = 100/1 h/t = 100/1
Gurt gelenkig Dreiseitig gelenkig gelagert,
13,10 13,04
(b/2)/t = 25/1 (b/2)/t = 25/1
Monolithisch Querränder gelenkig,
Steg h/t = 100/1 h/t = 100/1
9,14 10,70
Gurt (b/2)/t = 25/1 2 Längsrandsteifen
IT = 16,7 cm4
Monolithisch mit
Ausrundungsradius
als Stegverbreiterung
Steg h/t = 100/1 Querränder gelenkig,
12,38
Gurt (b/2)/t = 25/1 h/t = 100/1
tg 2 Längsrandsteifen 12,68
r + /tsA= 4,55/3,78 IT = 79,9 cm4
2
Monolithisch mit Querränder gelenkig, 13,25
Ausrundungsradius h/t = 100/1
als Hohlkasten Längsränder eingespannt
12,62
Steg h/t = 100/1
Gurt (b/2)/t = 25/1
bH/hH/tH = 7,6/4,5/1
Die Auswirkungen einer elastischen Längsrandeinspannung beulgefährdeter Gurte
zeigen Bild 5.9 und Bild 5.10. Beispielhaft ist ein I–Profil mit Ausrundungsradius
unter einer Biegebeanspruchung Mz untersucht worden. Eine Idealisierung erfolgt als
Gurtverstärkung und durch einen dreieckigen Hohlkasten. An der Eigenform ist durch
die erhöhte Beulwellenanzahl die einspannende Wirkung sofort erkennbar. Der
Unterschied zwischen beiden Vorgehensweisen, σPi = 45,32 kN/cm2 (Gurtverstär-
kung) und σPi = 46,47 kN/cm2 (dreieckiger Hohlkastenkörper) kann als gering
bezeichnet werden.
5.2 Einfluss der Ausrundungsradien 93

Bild 5.9 Eigenform und Eigenwert für ein biegebeanspruchtes (Mz) I–Profil, Idealisie-
rung der Ausrundungsradien durch eine Gurtverstärkung, L= 4,0 m

Bild 5.10 Eigenform und Eigenwert für ein biegebeanspruchtes (Mz) I–Profil, Idealisie-
rung der Ausrundungradien durch einen dreieckigen Hohlkasten, L= 4,0 m
94 5 Zur Beulgefahr hochfester Walzprofile

Zum Vergleich ist der druckbeanspruchte Gurtteil als Einzelplatte mit dem Programm
RUB–Beulen untersucht worden. Die Querrandlagerung ist gelenkig und am Längs-
rand wird eine Steife angeordnet. Die Querschnittswerte der Steife berechnen sich aus
einem Ausrundungsradius und dem halben Steg. Das Randspannungsverhältnis ist
durch den Ausrundungsradius nicht ψ = 0 sondern ψ = 0,125. Während am Gesamt-
profil Abaqus σPi = 45,32 bzw. 46,47 kN/cm2 ermittelt, ist das Ergebnis mit RUB–
Beulen σPi = 45,83 kN/cm2. Zum Vergleich beträgt die theoretische Lösung einer
gelenkigen Längsrandlagerung σPi = 17,48 kN/cm2 und die einer eingespannten
Längsrandlagerung σPi = 47,67 kN/cm2. Eine Berechnung ohne idealisierten Ausrun-
dungsradius ergibt für ein monolithisches I-Profil mit Abaqus σPi = 41,48 kN/cm2 und
für eine Einzelplatte mit RUB–Beulen σPi = 41,22 kN/cm2. Eine Zusammenfassung
der Berechnungsergebnisse für eine Biegebeanspruchung Mz zeigt Tabelle 5.3.
Tabelle 5.3 Ideale Beulspannungen σPi für eine Biegebeanspruchung Mz
Gesamtprofil (Berechnung mit Abaqus) Einzelplatte (Berechnung mit RUB–Beulen)
Beschreibung σPi [kN/cm2] Beschreibung σPi [kN/cm2]
Monolithisch Dreiseitig gelenkig gelagert, 17,48
Steg h/t = 100/1 (b/2)/t = 25/1, ψ = 0
Gurt (b/2)/t = 25/1 41,48 Querränder gelenkig, h/t = 100/1 41,22
4
1 Längsrandsteife IT = 16,7 cm ,
ψ =0
Monolithisch mit
Ausrundungsradius
als Gurtverbreiterung
45,32 Querränder gelenkig,
Steg h/t = 100/1
1 Längsrandsteife, IT = 79,9 cm4 45,83
Gurt (b/2)/t = 25/1
2 ⋅ r + t s /tsA=7,65/2,92 (b/2)/t = 25/1, ψ = 0,125
Monolithisch mit Querränder gelenkig,
Ausrundungsradius Längsrand eingespannt, 47,68
als Hohlkasten (b/2)/t = 25/1, ψ = 0,125
46,47
Steg h/t = 100/1
Gurt (b/2)/t = 25/1
bD/hD/tD = 7,6/4,5/1
Untersuchungen monolithischer I–Profile mit dem Programmsystem Abaqus und
einzelner Platten mit dem Programm RUB–Beulen zeigen, dass die rechnerische
Annahme gelenkig gelagerter Ränder zur Berechnung idealer Beulspannungen
erheblich unter den Werten elastisch eingespannter Querschnittsteile liegen. Insbe-
sondere für Walzprofile erscheint es ratsam, die hohe Torsionssteifigkeit der Ausrun-
dungsradien auszunutzen. Bei der Anwendung von Programmen für Einzelplatten ist
zu beachten, dass die Interaktionen zwischen einspannenden und elastisch einge-
spannten Elementen ideale Beulspannungen reduzieren. Eine sichere Anwendung ist
somit nur bei einer annähernden Volleinspannung oder für Lastfälle bei denen keine
nennenswerte Interaktion auftritt, z.B. Biegebeanspruchung Mz, möglich.
5.3 Auswirkungen einer Stegeinspannung auf die Gurte 95

5.3 Auswirkungen einer Stegeinspannung auf die Gurte

Wie die vorherigen Untersuchungen gezeigt haben, ist es bei der Bemessung von
Walzprofilen mit schlanken Stegen ratsam, eine Stegeinspannung zu berücksichtigen.
Für den einspannenden Gurt entsteht in diesem Fall für die Länge einer Beulwelle
eine Torsionsbeanspruchung mT, Bild 5.11.

Bild 5.11 Torsionsbeanspruchung der Gurte durch eine Stegeinspannung


Der regelmäßige Wechsel von Beulental und Beulenberg ergibt eine abschnittsweise
gegenläufige Beanspruchung, Bild 5.12. Die genaue Größe und der genaue Verlauf
kann nur durch ein EDV–Programm ermittelt werden. Auf der sicheren Seite liegt die
Annahme einer vollen Plastizierung über die Stegdicke. Eine Berechnung von mT und
MT kann dann näherungsweise mit Gleichung (5-1) und (5-2) erfolgen.
t s2
mT = ⋅ f y (5-1)
4
l
M T = m T ⋅ BW mit lBW = Länge einer Beulwelle (ψ = 1 => lBW = 0,65⋅ hs) (5-2)
2

Bild 5.12 Torsionsbeanspruchung in Trägerlängsrichtung für einen einspannenden Gurt


96 5 Zur Beulgefahr hochfester Walzprofile

-30 lBW lBW lBW lBW x/l


-20
-10 0,0 0,5 1,0
0
10
20 Mxp Mxs

30
Mxp,g

Bild 5.13 Näherungsweiser Verlauf einer Torsionsbeanspruchung für einen einspan-


nenden Gurt

Die Beulwellenlänge lBW ist abhängig von dem Randspannungsverhältnis ψ und von
der Plattengeometrie. Der ungünstigste Fall ist eine druckbeanspruchte Platte, ψ = 1.
Mit eingespannten Längsrändern ist die Beulwellenlänge lBW ca. das 0,65 – fache der
Plattenbreite. Unter Berücksichtigung vorhergehender Annahmen wird für den
ungünstigsten Fall eine Vorgehensweise zur Berechnung und zum Nachweis einer
Zusatzbeanspruchung für nicht beulgefährdete, einspannende Gurte hergeleitet,
Tabelle 5.4. Die Berechung einer reduzierten Spannung red fy wird aus [50] über-
nommen. Eine Darstellung erfolgt in Bild 5.14.
Tabelle 5.4 Zusatzbeanspruchung nicht beulgefährdeter, einspannender Gurte

t s2
c mT = ⋅ f y
4
d lBW = 0,65 ⋅ [h – 2 ⋅ (tg + r)]
2
l BW 13 ⋅ t s ⋅ [ h − 2 ⋅ ( t g + r )]
e M T = M xp, g = mT ⋅ = ⋅ fy
2 160
fy
f M pl, xp, g = ⋅ t 2g ⋅ ( 2 ⋅ b − t g ) / 4 [50]
3

g [
red f y = f y ⋅ 1 − ( τ g / τ R ) 2 = f y ⋅ 1 − M xp, g /( 4 ⋅ M pl, xp, g ) ] [50]

13 ⋅ 3 ⋅ t s2 ⋅ [ h − 2 ⋅ ( t g + r )]
h red f y = f y ⋅ 1 − e und f in g
160 ⋅ t 2g ⋅ ( 2 ⋅ b − t g )

Beispiel:
Profil: HEA 1000
Geometrie: h = 990 mm, b = 300 mm, ts = 16,5 mm, tg = 31 mm, r = 30 mm
τ
red f y ( HEA 1000) = 0,97 ⋅ f y < 0,25 τ vernachlässigbar Bild 5.14
τR
5.3 Auswirkungen einer Stegeinspannung auf die Gurte 97

Bild 5.14 Ermittlung einer reduzierten Streckgrenze red fy [50]


Mit den Beziehungen aus Tabelle 5.4 sind alle Walzprofile mit einem beulgefährdeten
Steg, Tabelle 5.6, untersucht worden. Das Profil mit der größten Gurtbeanspruchung
ist ein HEA 1000. Die Untersuchungen ergeben, dass selbst im ungünstigsten Fall
eine Zusatzbeanspruchung infolge Stegeinspannung vernachlässigbar ist, HEA 1000
=> red fy = 0,97 ⋅ fy. Dies gilt selbstverständlich nur, wenn nicht gleichzeitig eine
weitere Schubbeanspruchung berücksichtigt werden muss. Zur Verifizierung der
Erkenntnisse ist eine Berechnung mit dem Programmsystem Abaqus durchgeführt
worden. Das statische System ist ein konstant auf Druck beanspruchter Einfeldträger
mit l = 5⋅lBW und der Querschnitt ein HEA 1000. Die Berücksichtigung der Ausrun-
dungsradien erfolgt mit dem Hohlkastenmodell und die Vorverformung wird affin zur
1. Eigenform mit einem Stich von wo = lBW/250 vorgegeben. Die Berechnung der
idealen Beulspannung mit Abaqus für das Gesamtprofil, σPi = 45,06 kN/cm2, zeigt
eine sehr gute Übereinstimmung mit dem Programm RUB–Beulen, σPi = 45,64
kN/cm2. Der Verlauf der Torsionsbeanspruchung SM2 [kNcm/cm] für einen einspan-
nenden Gurt ist im Verhältnis zur angenommenen Größe mT in Bild 5.15 dargestellt.
Die getroffenen Annahmen liegen deutlich auf der sicheren Seite.
1,0
Abaqus Annahme
0,8 für mT

0,6

0,4

0,2
SM2/mT

0,0
0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0
-0,2
x/l
-0,4

-0,6

-0,8

-1,0

Bild 5.15 Verlauf einer Torsionsbeanspruchung für einen einspannenden Gurt


98 5 Zur Beulgefahr hochfester Walzprofile

Tabelle 5.5 Visualisierung der Einspannwirkung, HEA 1000, Materialgüte S460

σy – Spannungen Gesamtansicht

σy – Spannungen Seitenansicht

τ - Spannungen Draufsicht Obergurt


Tabelle 5.5 zeigt eine Visualisierung der Abaqus Berechnungsergebnisse. An der
Gesamtansicht und noch besser in der Seitenansicht ist die Stegeinspannung in die
Gurte und die wechselnde Beanspruchung in Abhängigkeit von einem Beulenberg
oder von einem Beulental sehr gut erkennbar. Die resultierende Schubbeanspruchung
der Gurte wird durch eine Obergurtdraufsicht dargestellt. Im Bereich des Hohlkas-
tenmodells sind die Beanspruchungen höher als außerhalb. Insgesamt zeigt sich
jedoch, dass die Schubspannungen im Traglastzustand maximal 4 – 6 kN/cm2 betra-
gen, so dass eine Vernachlässigung gerechtfertigt ist.
5.4 Auswertung 99

5.4 Auswertung

In den vorhergehenden Abschnitten konnte gezeigt werden, dass die hohe Torsions-
steifigkeit der Ausrundungsradien die ideale Beulspannung von Walzprofilen durch
eine einspannende Wirkung beulgefährdeter Profilteile positiv beeinflusst. Eine
Untersuchung aller stegbeulgefährdeten Profile mit dem Programm RUB–Beulen
belegt, das die maximale Abweichung zur idealen Beulspannung einer Volleinspan-
nung 4,5 % beträgt. Ausnahmen sind die Profile HEAA 600 bis 1000 und UPE 300 –
400 mit einer Abweichung von 6 – 10 % zur Volleinspannung. Aufgrund der auf
einfache Art und Weise nicht abschätzbaren Auswirkungen auf die Gurttragfähigkeit
sollte für diese Profile auf den Ansatz einer Stegeinspannung verzichtet werden.
Profile mit beulgefährdeten Gurten sind ebenfalls mit dem Programm RUB–Beulen
und mit dem Programmsystem Abaqus unter Ansatz des Hohlkastenmodells unter-
sucht worden. Anders als bei beulgefährdeten Stegen liegt der Einspanngrad nur bei
ca. 70 – 90 %. Aufgrund der geringen Anzahl gurtbeulgefährdeter Profile und der in
diesem Fall nicht zu vernachlässigenden Interaktion zwischen Gurt und Steg sollte auf
den Ansatz einer Einspannung verzichtet werden.
Die Berücksichtigung einer Stegeinspannung reduziert die Anzahl stegbeulgefährdeter
Walzprofile. Nachfolgend sollen die Fragen beantwortet werden:
• Welche Walzprofile aus hochfestem Stahl sind nach Berücksichtigung einer
Stegeinspannung stegbeulgefährdet?
• Für welches Randspannungsverhältnis ψ muss der Einfluss des Beulens auf die
Tragfähigkeit stegbeulgefährdeter Walzprofile berücksichtigt werden?
Hierzu zeigt Bild 5.16 die Querschnittsgeometrie und den qualitativen Verlauf einer
linearen Spannungsverteilung im Steg von Walzprofilen mit I− oder U−Querschnitt.

Bild 5.16 Querschnittsgeometrie und Spannungsverteilung

Eine Spannung σ(z) kann in jedem Punkt des Steges nach Gleichung (5-3) berechnet
werden.
1 − ψ 
σ( z ) = f y , d ⋅  ⋅ z − 1 mit z = 0 OK Obergurt (5-3)
 h 
100 5 Zur Beulgefahr hochfester Walzprofile

Für einen Beulnachweis müssen die Spannungen σo nach Gleichung (5-4) und σu nach
Gleichung (5-5) bekannt sein.
1 − ψ 
σ o = σ( z = c ) = f y , d ⋅  ⋅ c − 1 (5-4)
 h 
1 − ψ 
σ u = σ( z = h − c ) = f y , d ⋅  ⋅ ( h − c) − 1 (5-5)
 h 
Gleichung (5-4) verdeutlicht, dass die Spannung σo nur für ein Randspannungsver-
hältnis ψ = 1 gleich –fy,d ist. In allen anderen Fällen ist der Betrag der Druckspannung
geringer. Zur Ausnutzung der vollen elastischen Tragfähigkeit muss also nicht die
Bedingung κ = 1 gelten, sondern es ist ausreichend die Bedingung (5-6) zu erfüllen.
1− ψ  σu
− ⋅ c − 1 ≤ κ ( ψ * ) ≤ 1 mit ψ* = (5-6)
 h  σo
Der Zusammenhang zwischen ψ und ψ* kann durch einsetzen von σo und σu und
auflösen nach ψ durch Gleichung (5-7) berechnet werden.
c ⋅ (1 + ψ* ) − ψ ⋅ h
ψ= (5-7)
c ⋅ (1 + ψ* ) − h
Eine Auswertung der Bedingung (5-6) und Gleichung (5-7) unter Berücksichtigung
einer möglichen Stegeinspannung ergibt als Resultat eine Übersicht der stegbeulge-
fährdeten Walzprofile, Tabelle 5.6.
Tabelle 5.6 Stegbeulgefährdete Walzprofile unter Berücksichtigung einer Stegeinspan-
nung
Werkstoff S460, Steg beulgefährdet Werkstoff S690, Steg beulgefährdet
IPE 330 – 600 IPE 220 – 600
IPEa 240 – 600 IPEa 140 – 600
HEA 600 – 1000 IPEo 300 – 600
HEAA 500 – 1000 (* IPEv 450 – 500
HEB 800 – 1000 HEA 450 - 1000
HL 1000 A – 1000M HEAA 400 – 1000 (*
1100 A – 1100 R HEB 600 - 1000
HEM 900 – 1000 HL 1000 A – 1000x477
1100 A – 1100 R
HEM 800 – 1000
UPE 300 – 400 (*
(* Bei den Profilen HEAA 600 bis 1000 und UPE 300 – 400 erfolgte keine Berücksichti-
gung einer Stegeinspannung
Für die Profile nach Tabelle 5.6 muss der Einfluss des Beulens auf die Tragfähigkeit
berücksichtigt werden. Ab welchem Randspannungsverhältnis Ψ eine Reduktion der
Tragfähigkeit erfolgen muss, zeigt Tabelle 5.7.
5.4 Auswertung 101

Tabelle 5.7 Randspannungsverhältnis Ψ für das keine Reduktion der elatischen Grenz-
schnittgrößen notwendig ist
HEA HEAA (* HEB HEM

Mgr/Mel

Mgr/Mel

Mgr/Mel

Mgr/Mel
Ngr/Nel

Ngr/Nel

Ngr/Nel

Ngr/Nel
Profil Material ψ

ψ
S460 - - - 0,69 -0,85 0,15 - - - - - -
450
S690 0,99 -0,99 0,01 0,41 -0,71 0,29 - - - - - -
S460 - - - 0,58 -0,79 0,21 - - - - - -
500
S690 0,87 -0,94 0,06 0,30 -0,65 0,35 - - - - - -
S460 - - - 0,54 -0,77 0,23 - - - - - -
550
S690 0,77 -0,89 0,11 0,27 -0,64 0,36 - - - - - -
S460 0,95 -0,98 0,02 0,46 -0,73 0,27 - - - - - -
600
S690 0,68 -0,84 0,16 0,18 -0,59 0,41 0,92 -0,96 0,04 - - -
S460 0,88 -0,94 0,06 0,38 -0,69 0,31 - - - - - -
650
S690 0,60 -0,80 0,20 0,11 -0,56 0,44 0,83 -0,92 0,08 - - -
S460 0,86 -0,93 0,07 0,31 -0,66 0,34 - - - - - -
700
S690 0,57 -0,79 0,21 0,05 -0,53 0,47 0,80 -0,90 0,10 - - -
S460 0,70 -0,85 0,15 0,21 -0,61 0,39 0,91 -0,96 0,04 - - -
800
S690 0,42 -0,71 0,29 -0,04 -0,48 0,52 0,63 -0,82 0,18 0,88 -0,94 0,06
S460 0,60 -0,80 0,20 0,13 -0,57 0,46 0,80 -0,90 0,10 0,98 -0,99 0,01
900
S690 0,32 -0,66 0,34 -0,16 -0,42 0,58 0,52 -0,76 0,24 0,70 -0,85 0,15
S460 0,47 -0,74 0,26 0,00 -0,50 0,50 0,67 -0,84 0,16 0,80 -0,90 0,10
1000
S690 0,20 -0,60 0,40 -0,26 -0,37 0,63 0,39 -0,70 0,30 0,53 -0,77 0,23
IPE IPEa IPEo IPEv
Mgr/Mel

Mgr/Mel

Mgr/Mel

Mgr/Mel
Ngr/Nel

Ngr/Nel

Ngr/Nel

Ngr/Nel
Profil Material
ψ

S460 - - - - - - - - - - - -
220
S690 0,97 -0,99 0,01 0,75 -0,88 0,12 - - - - - -
S460 - - - 0,98 -0,99 0,01 - - - - - -
240
S690 0,94 -0,97 0,03 0,71 -0,86 0,14 - - - - - -
S460 - - - 0,86 -0,93 0,07 - - - - - -
270
S690 0,84 -0,92 0,08 0,58 -0,79 0,22 - - - - - -
S460 - - - 0,83 -0,92 0,08 - - - - - -
300
S690 0,77 -0,89 0,11 0,55 -0,78 0,22 0,93 -0,97 0,03 - - -
S460 - - - 0,80 -0,90 0,10 - - -
330
S690 0,72 -0,86 0,14 0,52 -0,76 0,24 0,89 -0,95 0,05 - - -
S460 0,95 -0,98 0,02 0,69 -0,85 0,15 - - - - - -
360
S690 0,68 -0,84 0,16 0,41 -0,71 0,29 0,87 -0,94 0,06 - - -
S460 0,91 -0,96 0,04 0,63 -0,82 0,20 - - - - - -
400
S690 0,63 -0,82 0,18 0,35 -0,68 0,35 0,80 -0,90 0,10 - - -
S460 0,85 -0,93 0,07 0,55 -0,78 0,22 - - - - - -
450
S690 0,57 -0,79 0,21 0,28 -0,64 0,39 0,79 -0,90 0,10 0,95 -0,98 0,02
S460 0,80 -0,90 0,10 0,53 -0,77 0,23 - - - - -
500
S690 0,52 -0,76 0,24 0,25 -0,63 0,37 0,75 -0,88 0,12 0,97 -0,99 0,01
S460 0,79 -0,90 0,10 0,50 -0,75 0,25 0,97 0,99 0,11 - - -
550
S690 0,51 -0,76 0,24 0,22 -0,61 0,39 0,69 -0,85 0,15 - - -
S460 0,76 -0,88 0,12 0,48 -0,74 0,26 - - - - -
600
S690 0,48 -0,74 0,26 0,20 -0,60 0,40 0,79 -0,90 0,10 - - -
(*Gelenkige Steglagerung
6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I–
und U–Profile

6.1 Übersicht

Aufgrund der vielfältigen Variationen möglicher Schnittgrößenkombinationen und


beulgefährdeter Querschnittsteile ist ein einfaches und systematisches Verfahren zur
Ermittlung des Beuleinflusses auf die Tragfähigkeit notwendig. Hierzu ist die Berech-
nung nichtlinearer Spannungsverteilungen ungeeignet. Wesentlich sinnvoller ist ein
schnittgrößenorientiertes Konzept. Ein Teilschnittgrößenverfahren wurde von Kind-
mann/Frickel erstmals in [52] für nicht beulgefährdete I−Querschnitte und anschlie-
ßend in [51] für weitere nicht beulgefährdete Querschnittsformen vorgestellt. Eine
Übersicht erfolgt in [50]. Grundgedanken des Teilschnittgrößenverfahrens sind:
• Gleichgewicht zwischen Schnittgrößen und Teilschnittgrößen bilden („Statik
am Querschnitt“)
• Teilschnittgrößen in den möglichen Grenzen variieren, so dass die Grenztrag-
fähigkeit erreicht wird
Für beulgefährdete I– und U–Profile wird nachfolgend eine vergleichbare Vorge-
hensweise unter Berücksichtigung erforderlicher Beschränkungen verfolgt.

6.2 I-Profile

6.2.1 Beschreibung des Querschnitts

Eine Idealisierung doppeltsymmetrischer I−Profile zeigt Bild 6.1.

Bild 6.1 Idealisierung doppeltsymmetrischer I−Querschnitte [50]


6.2 I-Profile 103

Eine Unterteilung erfolgt in drei Bleche, Obergurt, Steg und Untergurt. Aufgrund der
Dünnwandigkeit ist eine näherungsweise Erfassung durch ein Linienmodell mit
Überlappung möglich.

6.2.2 Gleichgewicht zwischen Schnittgrößen und Teilschnittgrößen

Die Beziehungen zwischen Schnittgrößen und Teilschnittgrößen werden aus [50]


übernommen. Eine Unterscheidung erfolgt in τ−Schnittgrößen und σ−Schnittgrößen.
Weitere Erläuterungen sind in [50] zu finden.

Bild 6.2 Schnittgrößen und Teilschnittgrößen für den doppeltsymmetrischen


I-Querschnitt [50]
a) τ−Schnittgrößen
∑ Vy = 0 : Vy = Vo + Vu (6.1)

∑ Vz = 0 : Vz = Vs (6.2)

∑ M xs = 0 : Mxs = Vo ⋅ ag/2 – Vu ⋅ ag/2 (6.3)

∑ M xp = 0 : Mxp = Mxp,o + Mxp,s + Mxp,u (6.4)

b) σ−Schnittgrößen
∑N = 0: N = Nu + Ns + No (6.5)

∑ My = 0 : My = Nu ⋅ ag/2 + Ms – No ⋅ ag/2 (6.6)

∑ Mz = 0 : Mz = Mu + Mo (6.7)

∑ Mω = 0 : Mω = Mu ⋅ ag/2 – Mo ⋅ ag/2 (6.8)


104 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

6.2.3 Grenzschnittgrößen mit Beuleinfluss

Einen ersten Einblick in die Zusammenhänge zwischen Schnittgrößen und Teil-


schnittgrößen ergibt eine Ermittlung ausgewählter Querschnittsgrenzschnittgrößen Sgr
für den Fall, dass die betrachtete Schnittgröße maximal ist und alle anderen Schnitt-
größen gleich Null sind. Der einfachste Fall ist eine Grenzdruckkraft Ngr,min, Bild 6.3.
Für diesen Fall ist ohne weitere Erläuterungen sofort zu erkennen, dass Ngr,min gleich
der Summe der Grenzdruckkräfte der Einzelbleche entspricht.

N gr , min = N gr , o, min + N gr ,s, min + N gr , u , min


Bild 6.3 Grenzdruckkraft Ngr,min
Unter der Annahme, dass Gurte doppelsymmetrischer I–Profile unter Biegebeanspru-
chung My gedrungen ausgebildet werden, zeigt Bild 6.4 die zugehörige Verteilung der
Teilschnittgrößen und die Berechnungsformel für Mgr,y,max.

M gr , y, max = ( N gr , u , max − N gr , o, min ) ⋅ a g / 2 + M gr , s, max


Bild 6.4 Grenzbiegemoment Mgr,y,max, Gurte nicht beulgefährdet
6.2 I-Profile 105

6.2.4 Gleichzeitige Wirkung aller σ−Schnittgrößen

Mit der Anzahl unabhängig wirkender Schnittgrößen erhöht sich der Schwierigkeits-
grad. Umso wichtiger ist eine einfache und systematische Vorgehensweise bei der
Berechnung. Nachfolgend werden die einzelnen Schritte einer Teilschnittgrößenopti-
mierung mit Beuleinfluss beschrieben. Dabei ist folgende Schreibweise definiert:
• min Ngr => zusätzlich zur Biegebeanspruchung zulässige Druckkraft
• Ngr,min => maximal zulässige Druckkraft (M = 0)

Schritt 1
Die Gleichgewichtsbedingungen ∑ Mz = 0 und ∑ Mω = 0 ergeben eine Aufteilung
der einwirkenden Schnittgrößen Mz und Mω auf die Biegeteilschnittgrößen der Gurte,
Gleichung (6.9) und (6.10).
Mo = Mz/2 – Mω/ag (6.9)
Mu = Mz/2 + Mω/ag. (6.10)
Der stärker auf Druck beanspruchte Gurt erreicht im Grenzzustand der Tragfähigkeit
in jedem Fall seine Grenztragfähigkeit. Ist My ≥ 0, gilt für den Obergurt Gleichung
(6.11).
My ≥ 0 => No = min Ngr,o (6.11)
Dieser Fall wird nachfolgend weiterentwickelt. Für den Fall My < 0 ist aufgrund der
Symmetrie die Vorgehensweise identisch. Eine Berechnung von min Ngr,o erfolgt aus
der N−M−Interaktionsbeziehung für den Gurt nach Tabelle 4.5 oder Tabelle 4.13.

Schritt 2
Ist der zulässige Betrag der Gurtdruckkräfte berechnet, kann die zusätzlich zu Mz und
Mω aufnehmbare Druckkraft min Ngr ermittelt und mit der einwirkenden Normalkraft
verglichen werden.
N ≤ min N gr = 2 ⋅ min N gr , o + N gr , s, min (6.12)

Ist die Bedingung (6.12) erfüllt, erfolgt eine weitere Berechnung mit Schritt 3.

Schritt 3
Weiterhin unbekannt sind die drei Teilschnittgrößen Ns, Ms und Nu. Zur Verfügung
stehen jedoch nur die beiden Gleichgewichtsbedingungen ∑ N = 0 und ∑ M y = 0 .
Die Lösung des Problems erfolgt durch eine Variation möglicher Grenzzustände.
Prinzipiell wird das zusätzlich zu den Beanspruchungen Mz, Mω und N maximal
106 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

aufnehmbare Biegemoment My gesucht. Diese Vorraussetzung wird durch die


größtmögliche Zugkraft am Untergurt erfüllt, Gleichung (6.13).
Nu = max Ngr,u (6.13)
Eine Berechnung von max Ngr,u erfolgt aus der N−M−Interaktionsbeziehung für den
Untergurt. Eine Zugkraft am Untergurt erhöht die Druckbeanspruchung für den Steg.
Für Ns muss nun die Überprüfung erfolgen, dass die Stegbeanspruchung die Grenz-
tragfähigkeit nicht überschreitet, Gleichung (6.14).
Ngr,s,min ≤ Ns = N – min Ngr,o – max Ngr,u ≤ 0 (6.14)
Ist die Bedingung (6.14) erfüllt, wird der Grenzzustand Gurt (Fall 1) maßgebend.
Andernfalls erfolgt eine weitere Berechnung mit dem Grenzzustand Steg (Fall 2).

Fall 1: Grenzzustand Gurt min N gr, o + N gr, s, min + max N gr, u < N ≤ 0

Der Grenzzustand Gurt wird für geringe Druckkräfte N maßgebend. Am Untergurt


kann zusätzlich zur Biegebeanspruchung Mu die Zugkraft max Ngr,u angesetzt werden.
Die Berechnung von Ns erfolgt aus der Gleichgewichtsbedinung ∑ N = 0 , Gleichung
(6.15).
Ns = N – min Ngr,o – max Ngr,u (6.15)
Anschließend wird max Mgr,s aus der N−M−Interaktionsbeziehung für den Steg
ermittelt. Damit sind alle Teilschnittgrößen bekannt. Zusätzlich zu den Beanspru-
chungen Mz, Mω und N kann das Biegemoment max My nach Gleichung (6.16)
aufgenommen werden.
max My = (max Ngr,u – min Ngr,o) ⋅ ag/2 + max Mgr,s (6.16)

Fall 2: Grenzzustand Steg N ≤ min N gr, o + N gr, s, min + max N gr, u

Der Grenzzustand Steg wird bei größeren Druckkräften maßgebend. Anders als beim
Grenzzustand Gurt kann keine der beiden Teilschnittgrößen Ns und Ms direkt vorge-
geben werden. Durch eine Optimierung sollen nachfolgend Ns und Ms so bestimmt
werden, dass die einwirkenden Schnittgrößen einen maximalen Wert annehmen.
Hierzu werden die Gleichgewichtsbedingungen c ∑ N = 0 und d ∑ M y = 0
verwendet.
c N = Nu + Ns + No => Nu = N – Ns – No
d My = Nu ⋅ ag/2 + Ms – No ⋅ ag/2
c in d einsetzen => e
e My – N ⋅ ag/2 = Ms – Ns ⋅ ag/2 – No ⋅ ag
=> My = Ms – Ns ⋅ ag/2 – No ⋅ ag + N ⋅ ag/2
6.2 I-Profile 107

Die Teilschnittgröße No = min Ngr,o ist bekannt und für N kann die einwirkende
Normalkraft eingesetzt werden. In diesem Fall wird My maximal, wenn die Bedin-
gung Ms – Ns ⋅ ag/2 maximal wird.
f max (Ms – Ns ⋅ ag/2) => max My
Mit der N–M−Interaktionskurve für den Steg kann die gesuchte Schnittgrößenkombi-
nation Ms und Ns ermittelt werden.
1
g N gr ,s = − ⋅ (1 + ψ ) ⋅ κ ⋅ N el
2
1
M gr ,s = ⋅ (1 − ψ) ⋅ κ ⋅ M el
2
Einsetzen von g in f => h
1 1 ag 
h max  ⋅ (1 − ψ) ⋅ κ ⋅ M el + ⋅ (1 + ψ) ⋅ κ ⋅ N el ⋅ 
2 2 2
6
N el ≈ M el ⋅ => i
ag
1 3 
i max  ⋅ (1 − ψ ) ⋅ κ ⋅ M el + ⋅ (1 + ψ) ⋅ κ ⋅ M el  = max [ κ ⋅ M el ⋅ ( 2 + ψ)]
2 2 
Für Bleche, die nicht beulgefährdet sind, ist die Lösung ψ = 1 und daraus folgend
Ms=0 und Ns = Ngr,s,min sofort erkennbar. Für beulgefährdete Bleche ist an i sehr gut
eine gegenläufige Entwicklung zu erkennen. κ wird mit ansteigendem ψ kleiner. Bild
6.5 zeigt eine Funktionsauswertung für den veränderlichen Teil κ ⋅ ( 2 + ψ ) von i.
3,0
κ ⋅ (2 + ψ)
2,5
b/t =40
2,0
κ =1
b/t =60
1,5

1,0 b/t =95

0,5

0,0
-1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
ψ
Bild 6.5 Auswertung der Funktion κ ⋅ ( 2 + ψ ) für unterschiedliche Schlankheiten,
Materialgüte S460
108 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

Für geringe Schlankheiten, d.h. κ (-1 ≤ ψ ≤ 1) = 1, ist die Funktion eine monoton
ansteigende Gerade. Eine Vergrößerung der Schlankheit zeigt, dass das Maximum der
Funktion für κ (ψ=0) < 1 bei ψ = 0 oder, wenn keine Beulgefahr für ψ=0 vorliegt, am
Schnittpunkt mit der Geraden für κ = 1 liegt. Die Neigung der Kurven ist sehr flach,
so dass im Sinne einer zum Teilschnittgrößenverfahren nach [50] kompatiblen Lösung
die Abweichung zur Annahme Ns = Ngr,s,min für beulgefährdete Bleche untersucht
worden ist. Die Differenz zwischen der vereinfachenden Annahme ψ = 1 und den
Maximalwerten ist sehr gering. Bei einer Schlankheit b/t = 90 beträgt der Unterschied
ca. 10 %. Wird zusätzlich berücksichtigt, dass der Anteil beulgefährdeter Stege an der
Gesamttragfähigkeit mit zunehmender Schlankheit abnimmt, ist die Annahme Ns =
Ngr,s,min und Ms = 0 zur Maximierung der Bedingung max (Ms – Ns ⋅ ag/2) auch für
beulgefährdete Bleche völlig ausreichend. Durch diese Vereinfachung ist das in [50]
entwickelte Teilschnittgrößenverfahren auf I−Profile mit beulgefährdeten Stegen
prinzipiell übertragbar. Die fehlende Teilschnittgröße Nu kann nun aus der Gleichge-
wichtsbedingung ∑ N = 0 berechnet werden, Gleichung (6.17).

min N gr , u ≤ N u = N − min N gr , o − min N gr ,s ≤ max N gr , u (6.17)


Liegt Nu zwischen den Schnittgrößen min Ngr,u und max Ngr,u kann zusätzlich zu den
Beanspruchungen Mz, Mω und N das Biegemoment My nach Gleichung (6.16)
aufgenommen werden.
max My = (N – 2 ⋅ min Ngr,o – min Ngr,s) ⋅ ag/2 (6.18)
Vor einer tabellarischen Zusammenfassung aller Bedingungen werden nachfolgend
beulspezifische Phänomene untersucht. Hieraus resultieren Empfehlungen und
Beschränkungen zur Anwendung der Teilschnittgrößenoptimierung.

6.2.5 Empfehlungen und Beschränkungen

In Abhängigkeit von der Beulgefahr werden bei einem Teilschnittgrößenverfahren


plastische Grenztragfähigkeiten und Tragfähigkeiten mit Beuleinfluss gleichzeitig
verwendet. Zum Ausnutzen plastischer Reserven sind je nach Beanspruchung große
Dehnungen erforderlich, so dass in zusammengesetzten Querschnitten eine beulge-
fährdete Platte möglicherweise das Maximum der Last−Stauchungskurve überschrei-
tet. Dies hat eine Reduktion der Beanspruchbarkeit zur Folge. Im Extremfall erfolgt
die Ausbildung einer Fließlinienkinematik. Aus diesem Grund wird nachfolgend für
stegbeulgefährdete, gurtbeulgefährdetet und steg− und gurtbeulgefährdete I−Profile
die Notwendigkeit von Verfahrensbeschränkungen überprüft.

Stegbeulgefährdete I–Profile
Walzprofile aus hochfestem Stahl sind häufig stegbeulgefährdet. Für das Profil mit
der größten Stegschlankheit, HEA 1000, sind in Bild 6.6 N–My–Interaktionskurven
6.2 I-Profile 109

mit Beuleinfluss unterschiedlicher Verfahren dargestellt. Zusätzlich zur Teilschnitt-


größenoptimierung mit Beuleinfluss sind zum Vergleich die Lösungen nach Eurocode
3 und DIN 18800 T2 Elastisch–Plastisch ergänzt worden. Der Berechnung nach
Eurocode 3 und der Teilschnittgrößenoptimierung liegen bis zum Ereichen von κ = 1
die mit dem Faktor c modifizierte Winterkurve und die Annahme eingespannter
Längsränder zugrunde.
1,00

Teilschnittgrößen-
optimierung mit
0,80
Beuleinfluss

0,60 Plastisch
Mgr/Mpl

Elastisch

0,40

EC3 HEA 1000

0,20 DIN 18800 T2 EL - PL

0,00
-1,00 -0,80 -0,60 -0,40 -0,20 0,0
Ngr/Npl

Bild 6.6 N−My−Interaktionsbeziehung Teilschnittgrößenoptimierung, Eurocode 3 und


DIN 18800 T2 Elastisch−Plastisch, Profil HEA 1000, Materialgüte S460
Die Teilschnittgrößenoptimierung und der Eurocode 3 ergeben im Bereich unterhalb
der elastischen Tragfähigkeit nahezu identische Ergebnisse. Der Unterschied beträgt
maximal 2,7 % und liegt letztendlich an der vereinfachten Modellierung durch ein
Überlappungsmodell. Untersuchungen an anderen Profilen bestätigen die gewonnen
Erkenntnisse. Tragfähigkeiten zwischen der elastischen und plastischen Tragfähigkeit
können bisher nach DIN 18800 T2 und [20] berechnet werden. Die Regelungen der
DIN 18800 T2 basieren auf [31]. Ein Zitat aus [31] lautet „.... Bei diesen Kurven
handelt es sich um erste, aufgrund von Überlegungen konservativ festgelegte Nähe-
rungen....“. Der Schnittpunkt zwischen der elastischen Geraden und den Interaktions-
kurven nach Eurocode 3 / Teilschnittgrößenoptimierung auf der einen Seite und nach
110 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

DIN 18800 T2 Elastisch−Plastisch auf der anderen Seite weichen deutlich voneinan-
der ab. Ein Grund für diese Abweichung liegt in den starren Vorgaben der DIN 18800
T2. Es kann weder eine Einspannung der Längsränder berücksichtigt werden, noch ist
eine wirkliche Anpassung an die Beanspruchung erkennbar. Die Größe der wirksamen
Breiten im Druckbereich ist unabhängig von der Lage der plastischen Nulllinie. Der
Übergang von einer reinen Biegebeanspruchung zu einer reinen Druckbeanspruchung
wird nur durch eine Verkleinerung der Zugzone erreicht, Bild 6.7.

Bild 6.7 Aufteilung wirksamer Breiten nach DIN 18800 T2 EL – PL


Eine überwiegende Biegebeanspruchung kann auf diese Art und Weise ausreichend
genau ermittelt werden. Mit zunehmender Druckbeanspruchung wird das Ergebnis
jedoch unwirtschaftlicher. Für den Fall einer reinen Druckbeanspruchung zeigt
Tabelle 6.1 einen Vergleich der zulässigen Stegtragfähigkeit für ein HEA 1000 nach
DIN 18800 T2 und der Winterkurve.
Tabelle 6.1 Stegtragfähigkeit mit Beuleinfluss für ein HEA 1000
Geometrie: b = 86,8 cm, t = 0,8 cm
Werkstoff: S460

Winterkurve DIN 18800 T2 Elastisch– Plastisch

fy 46 24
λp = = = 1,295 b1// = b 2// = 18,5 ⋅ t ⋅
σ Pi 4 ⋅ 18.980 ⋅ (1,65 / 86,8) 2 fy

1 0,22 1 0,22 24
κ= − 2 = − = 0,64 = 18,5 ⋅ 1,65 ⋅ = 22,05 cm
λ λ 1,295 1,2952 46

N gr , min = −0,64 ⋅ 1,65 ⋅ 86,8 ⋅ 46 = −4.223 kN N gr , min = −2 ⋅ 1,65 ⋅ 22,05 ⋅ 46 = −3.347 kN

Im Vergleich zur Winterkurve ist bereits ohne Berücksichtigung einer Stegeinspan-


nung das Ergebnis nach DIN 18800 T2 Elastisch–Plastisch deutlich geringer. Erneut
6.2 I-Profile 111

wird klar, dass die aktuellen Methoden beulgefährdeter Querschnitte eher „Insellö-
sungen“ entsprechen. Während der Eurocode 3 für eine überwiegende Druckbean-
spruchung gute Ergebnisse liefert, erweist sich die DIN 18800 T2 Elastisch– Plastisch
für eine überwiegende Biegebeanspruchung günstiger. Noch extremer sind die
Lösungen nach [20]. Die maximale Randdehnung ist unabhängig von der Beanspru-
chung mit ε = 4 ⋅ εy vorgegeben. Für allseitig gelagerte Platten unter konstanter
Druckbeanspruchung bedeutet dies, dass der üblicherweise an der Stelle ε ≈ εy
liegende Scheitelpunkt der Last−Verformungskurve bereits deutlich überschritten ist.
Dieser Fall wäre für beulgefährdete Gurte biegebeanspruchter Kastenträgern denkbar.
Große Druckgurtdehnungen sind nur dann zum Erreichen der Traglast notwendig,
wenn der Steg nicht beulgefährdet ist. Ein hochbeanspruchter Biegeträger mit beulge-
fährdetem Druckgurt und nicht beulgefährdetem Steg ist jedoch eher akademisch.
Erneut wird deutlich, dass die starre Einteilung in Nachweisverfahren Elastisch–
Elastisch und Elastisch–Plastisch für beulgefährdete Querschnitte ungeeignet ist.
Abgesehen von der einfachen Systematik ergibt eine Teilschnittgrößenoptimierung
eine über den gesamten N–M–Interaktionsbereich sinnvolle Lösung. Dies wird
deutlich an der Übereinstimmung mit den jeweiligen „Insellösungen“ am Anfang und
am Ende, sowie im Abstand der Kurve zur plastischen Grenztragfähigkeit. Da eine
reine Druckbeanspruchung der ungünstigste Beanspruchungsfall ist, sollte an diesem
Punkt die Differenz zwischen der Grenztragfähigkeit mit Beuleinfluss und der
Grenztragfähigkeit ohne Beuleinfluss maximal sein. Mit zunehmender Biegebean-
spruchung ist eine Annäherung der Kurven bis zum Schnittpunkt zu erwarten. Wie
Bild 6.6 zeigt, ist die Teilschnittgrößenoptimierung offensichtlich noch auf der
sicheren Seite. Dies liegt an der fehlenden Interaktionskurve für Stegbleche zwischen
der elastischen und plastischen Grenztragfähigkeit. Die Entwicklung der Winterkurve
erfolgte für überwiegend auf Druck beanspruchte Bleche, während andere Lösungen
für überwiegende Biegebeanspruchungen entwickelt worden sind. Wünschenswert
und an moderne, schnittgrößenorientierte Bemessungsverfahren angepasst, wäre ein
Aufbau nach (6.19).
N gr
= (1 − 2α) ⋅ κ
N pl
(6.19)
M gr
= 4 ⋅ α ⋅ (1 − α) ⋅ κ mit κ in Abhängigkeit von α
M pl

Damit könnte auch die aus dem klassischen Spannungsnachweis resultierende


Umrechung gemessener Traglasten in Spannungen und die für einen Nachweis
erforderliche Rückrechung der Traglasten aus Tragbeulspannungen entfallen. Hier
zeigt sich erneut der enorme Vorteil eines Teilschnittgrößenverfahrens. Zukünftige
Forschungsergebnisse beulgefährdeter Einzelbleche können ohne Aufwand nur durch
die Entwicklung einer N–M−Interaktionsbeziehung integriert werden.
Für Profile mit nicht beulgefährdeten Gurten ist Mgr,z = Mpl,z. In diesem Fall ist die
resultierende Stegbeanspruchung unter Vernachlässigung einer Blechbiegung gleich
112 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

Null. Dieser Zustand ist unabhängig von einer Stegbeulgefahr in jedem Fall möglich.
Als Ergebnis kann somit für stegbeulgefährdete I−Profile mit nicht beulgefährdeten
Gurten eine Teilschnittgrößenoptimierung ohne Einschränkungen angewendet
werden.

Gurtbeulgefährdete I–Profile
Eine Untersuchung im Kapitel 4 zur Anwendung von Beulkurven und wirksamen
Breiten auf beulgefährdete Gurte von I–Profilen hat gezeigt, dass die Beulkurven nach
DIN 18800 T3 unter Vernachlässigung der Beschränkung ψ = 1 sehr einfache, sichere
und im Vergleich zu anderen Methoden ausreichend wirtschaftliche Lösungen
ergeben. Da durch die Anwendung der Beulkurve nach DIN 18800 T3 die Tragfähig-
keit durch die elastische Grenztragfähigkeit nach oben beschränkt wird, ist diese
Lösung trotzdem insgesamt eher unbefriedigend. Tragfähigkeiten zwischen der
elastischen und der plastischen Grenztragfähigkeit können in Ermangelung geeigneter
Regelungen nicht oder nur für Grenzfälle ermittelt werden.
Während der Grenzzustand einer reinen Druckbeanspruchung eindeutig ist, müssen
mögliche Biegegrenzzustände genauer untersucht werden. Eine Biegetragfähigkeit
Mgr,z setzt sich nur aus den Tragfähigkeiten der beiden beulgefährdeten Gurte zusam-
men. Dieser Zustand ist ohne jeden Zweifel möglich. Eine zusätzlich wirkende
Normalkraft, die kleiner oder gleich der zulässigen Stegdruckkraft ist, verändert die
zulässige Biegebeanspruchung Mgr,z nicht. Dieser Grenzzustand ist fraglich, da dies
nur unter Berücksichtigung von Plastizierungen möglich ist. Für b/t ≤ 15 und eine
Materialgüte S460 hat die Untersuchung in Kapitel 4 gezeigt, dass die Tragfähigkeiten
mit Beuleinfluss plastischer wirksamer Breiten nach [20] und nach DIN 18800 T3 für
eine reine Biegebeanspruchung in etwa übereinstimmen. Damit kann durch die
Beschränkung auf baupraktisch übliche Schlankheiten auch dieser Grenzzustand als
ausreichend abgesichert angesehen werden.
Im Fall einer reinen Biegebeanspruchung My sind zur Ausnutzung der vollen plasti-
schen Stegtragfähigkeit Randdehnungen ε > εy notwendig. Große Stauchungen am
Druckgurt können eine Reduktion der zulässigen Beanspruchbarkeit bewirken.
Schlimmstenfalls entsteht am Druckgurt eine Fließlinienkinematik bevor der Steg und
der Untergurt die Grenztragfähigkeit erreicht haben. Zur Vermeidung dieser Effekte
sollte die Ausnutzung des Restquerschnitts auf der Zugseite beschränkt werden.
Ebenso sollte für den Steg nur die elastische N–M–Interaktionsbeziehung verwendet
werden. Im Folgenden wird ein Kriterium zur Begrenzung der Untergurtkraft Ngr,u,max
hergeleitet. Unter Voraussetzung einer elastischen Spannungsverteilung im Steg
ergibt sich nachfolgend Bedingung d. Die größten Querschnittsrotationen treten für
Mgr,y auf, d.h. es gilt N = 0. Daraus folgen die Bedingungen c und e. Alle weiteren
Herleitungsschritte sind selbsterklärend.
c N s = − N gr , o, min − N u
6.2 I-Profile 113

Ns Ms
d − = −1
N el, s M el ,s
Ns Ms Nu
e + =
N el ,s M el,s N el, u
N gr , o, min
f N gr , o, min = κ o ⋅ N el, u mit κ o =
N el , o
c, d und f in e einsetzen => g
N el , u
g N u = (2 ⋅ κ o ⋅ N el, u + N el,s ) ⋅
( 2 ⋅ N el , u + N el,s )
h N el, u = A Gurt ⋅ f y
i N el,s = ASteg ⋅ f y
A Steg A Steg
j δ= =
A ges 2 ⋅ A Gurt + A Steg
h, i und j in g einsetzen => k
k N u = N gr , u, max = −( κ o ⋅ δ − κ o − δ) ⋅ N el, u
Bild 6.8 zeigt eine Auswertung der Funktion zur Beschränkung der Untergurttragfä-
higkeit. Für δ = 0 liegt ein Sandwichquerschnitt vor, d.h. Ngr,u,max ist gleich Ngr,o,min. Je
größer der Anteil der Stegfläche an der Gesamtfläche ist, umso geringer fällt die
Beschränkung der Untergurttragfähigkeit aus. Dies liegt an der zunehmenden Bedeu-
tung der Stegbiegetragfähigkeit.
κ =1
1

κ = 0,8
0,8

κ = 0,6
− (κ ⋅ δ − κ − δ)

0,6

0,4

0,2

0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6
δ
Bild 6.8 Auswertung zur Beschränkung der Zuggurtkraft
114 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

Unter Berücksichtigung der vorhergehenden Erläuterungen wird nachfolgend eine


Teilschnittgrößenoptimierung für die Einwirkungskombinationen N−My und
N−My−Mz beispielhaft an einem IPE 400 Profil mit reduzierten Gurtabmessungen b x
tg = 24 x 0,8 ausgewertet. Bild 6.9 zeigt die N–My Interaktion. Ebenso ist die N–My
Interaktionsbeziehung nach DIN 18800 T2 Verfahren Elastisch– Plastisch dargestellt.
1
DIN 18800 T2 EL-PL
mit Beuleinfluss
0,8

Elastisch
max Mgr,y/Mel,y

0,6
Teilschnittgrößen-
optimierung mit
Beuleinfluss
0,4 Dehnungs-
beschränkung IPE 400

0,2 Gurtdicke:
red tg = 0,8 cm

0
-1 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0
Ngr/Npl

Bild 6.9 Auswertung der N–My Interaktionsbeziehung für ein IPE 400 mit reduzierten
Gurtabmessungen b x tg = 24 x 0,8, Material S460
Im Vergleich zur N–My Interaktion nach DIN 18800 T2 Verfahren Elastisch–Plastisch
ergibt eine Teilschnittgrößenoptimierung größere zulässige Druckbeanspruchungen
und geringere zulässige Biegebeanspruchungen. Dies ist auf die unterschiedliche
Ermittlung der aufnehmbaren Druckbeanspruchung dreiseitig gelagerter Platten und
die Beschränkung der zulässigen Untergurtkraft bei der Teilschnittgrößenoptimierung
zurückzuführen. Ziel der vorgeschlagenen Teilschnittgrößenoptimierung ist es, eine
sichere und einfache Bemessung für sämtliche Schnittgrößenkombinationen zu
ermöglichen. Wie bereits erläutert, sind in Grenzfällen höhere Tragfähigkeiten
vorhanden. Die daraus resultierenden zusätzlichen Fallunterscheidungen würden ein
Verfahren jedoch unnötig erschweren.
In den Endbereichen der N-M-Interaktionskurve ist die Teilschnittgrößenoptimierung
durch anerkannte Verfahren ausreichend abgesichert. Ebenso ist der Verlauf der
Kurve plausibel. Mit einer ansteigenden Biegebeanspruchung entfällt eine Berück-
sichtigung von Beuleinflüssen am Untergurt. Die Kurve nähert sich der elastischen
Grenztragfähigkeit abzüglich der Beuleinflüsse am Obergurt. Für große Biegebean-
spruchungen treten immer stärkere Druckgurtstauchungen auf. Die Beanspruchbarkeit
6.2 I-Profile 115

für den Druckgurt fällt infolge Beulen ab, und der Kurvenverlauf wird flacher. Der
Punkt, an dem die Kurve flacher wird, ist in Ermangelung an Versuchsergebnissen
fraglich. Eine Dehnungsiteration für das vorgeführte Beispiel ergibt Druckgurtdeh-
nungen, die deutlich oberhalb von εy liegen, so dass eine weitere Abflachung der
Kurve notwendig ist. Um die abgesicherten Endpunkte der Kurve zu erhalten, wird
eine variable Reduktion von Ngr,u,max in Abhängigkeit von der einwirkenden Druck-
kraft eingeführt. Dem Zuggurt wird mindestens der Anteil der Druckkraft zugewiesen,
der sich nach der linearen Elastizitätstheorie ergibt. Daraus folgt Gleichung (6.20).
A Steg
max N gr , u = −( κ o ⋅ δ − κ o − δ) ⋅ N el, u + N ⋅ (1 − δ) δ= (6.20)
A ges

Für N = 0 oder für große Druckkräfte ändert sich dadurch nichts an der Interaktions-
kurve. Im Mittelbereich wird die Grenztragfähigkeit reduziert, so dass über den
gesamten Tragfähigkeitsbereich keine zu großen Dehnungen am Druckgurt hervorge-
rufen werden und die Teilschnittgrößenoptimierung auf der sicheren Seite liegt.
Bild 6.10 zeigt die N–My–Mz–Interaktion. Eine einwirkende Biegebeanspruchung Mz
wird zu gleichen Teilen auf die Gurte aufgeteilt. Aus der N–M Interaktionsbeziehung
der Gurte können die zulässigen Gurtnormalkräfte ermittelt werden. Zur Berechnung
von Ngr,u,max ist eine Fallunterscheidung notwendig. Entweder wird die Dehnungsbe-
schränkung maßgebend, oder die Biegebeanspruchung infolge Mz ist so groß, dass die
zulässige Zugkraft bereits geringer ist.
1

0,8
max Mgr,y/Mel,y

0,6
Mz/Mgr,z = 0,3

0,4
IPE 400
Mz/Mgr,z = 0

0,2 Gurtdicke:
red tg = 0,8 cm
Mz/Mgr,z = 0,6
0
-1 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0
Ngr/Npl
Bild 6.10 Auswertung der N–My–Interaktionsbeziehung für ein IPE 400 mit reduzierten
Gurtabmessungen b x tg = 24 x 0,8, Material S460
116 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

Steg− und gurtbeulgefährdete I–Profile


Das Tragverhalten von steg− und gurtbeulgefährdeten I–Profilen ist nur sehr schwer
vorherzusagen. Wie bereits bei der Beulwertberechnung gezeigt worden ist, kommt es
zu einer Interaktion zwischen einspannenden und elastisch eingespannten Bauteilen.
Dieses Phänomen wird in der aktuellen Berechnungsmethodik durch die Annahme
einer gelenkigen Lagerung der Einzelbleche unterdrückt. Für beide Bauteile werden
der Beulwert und die Traglast zwar nicht korrekt berechnet, aber in der Summe sollte
das Ergebnis auf der sicheren Seite liegen. Eine Überprüfung, ob diese vereinfachende
Annahme richtig ist, kann nur mit Versuchen belegt werden. In [26] ist zur Verifizie-
rung der Regelungen im Eurocode 3 ein Versuch an einem Biegeträger aus hochfes-
tem Stahl S460 dokumentiert. Der Querschnitt ist ein steg− und gurtbeulgefährdetes
I–Profil. Tabelle 6.2 zeigt eine Übersicht über die Querschnittsgeometrie, das Ver-
suchsergebnis, das Resultat der FE–Berechnung und das Ergebnis einer Teilschnitt-
größenoptimierung. Im Sinne einer einheitlichen und einfachen Lösung ist zur
Teilschnittgrößenoptimierung die Vorgehensweise gurtbeulgefährdeter I–Profile
übernommen worden. Damit wird die Annahme getroffen, dass die Größe der Zug-
gurtkraft maßgeblich von der aufnehmbaren Druckgurtkraft bestimmt wird.
Tabelle 6.2 Vergleich Versuchsergebnis aus [26] und Teilschnittgrößenoptimierung
fy b tg b/tg h ts h/ts My My My
[kN/cm2] [cm] [cm] [cm] [cm] [kNm] [kNm] [kNm]
Versuch FEM Teilschnittgrößen-
[26] [26] optimierung
46 36 1,2 15 84 0,6 140 1.639 1.705 1.328
Ergänzend sind in [26] mit einem an der Versuchsauswertung kalibrierten FE–Modell
neun weitere Querschnitte der Materialgüte S460 und sieben weitere Querschnitte der
Materialgüte S690 untersucht worden. Bei der Querschnittsgeometrie wurde die
Stegschlankheit variiert, während die Gurtabmessungen und Profilhöhe konstant
blieben. Da die Ergebnisse ohne eine zahlenmäßige Auflistung nur in Form von Last–
Verformungskurven dargestellt sind, wird auf eine exakte Auswertung verzichtet.
Tendenziell ist das Verhältnis zwischen dem Ergebnis der Teilschnittgrößenoptimie-
rung und den FE–Berechnungen vergleichbar mit dem Ergebnis aus Tabelle 6.2.
Aufgrund der Unterschreitung der Versuchstraglast und der FE–Traglasten in allen
Fällen um mindestens 19 % kann die vorgeschlagene Teilschnittgrößenoptimierung
für eine Biegebeanspruchung My als ausreichend sicher angesehen werden. Ergänzend
wird in Bild 6.11 für den Versuchsquerschnitt aus [26] eine N–My−Interaktion mit der
Methode der Teilschnittgrößenoptimierung berechnet. Zur Verifizierung wird eine
lineare Verbindung zwischen dem Versuchsergebnis Mgr,y und Ngr,min nach Eurocode 3
eingezeichnet. Die Interaktionskurve der Teilschnittgrößenoptimierung überschreitet
an keiner Stelle die lineare Verbindung. Damit ist auch die N–My–Interaktion und
aufgrund der verwendeten Beulkurve die N–My–Mz–Interaktion ausreichend abgesi-
chert. Wie bereits mehrfach angesprochen, ist die größere Grenzdruckkraft Ngr,min
nach Eurocode 3 auf die Anwendung unterschiedlicher Beulkurven zurückzuführen.
6.2 I-Profile 117

1
Mgr,y Versuchs-
ergebnis [119]

0,8 Elastisch
max Mgr,y/Mel,y

0,6

0,4 Lineare
Verbindung

0,2
Teilschnittgrößen-
Ngr,min EC3 optimierung mit
Beuleinfluss
0
-1 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0
Ngr/Npl
Bild 6.11 Auswertung der N–My Interaktionsbeziehung, steg- und gurtbeulgefährdetes
I−Profil, Versuchsquerschnitt aus [26]

6.2.6 Nachweis unter Berücksichtigung erforderlicher Beschränkungen

In den vorhergehenden Abschnitten erfolgte eine systematische Untersuchung der


Grenzzustände beulgefährdeter I−Profile. Eine Zusammenfassung der Nachweisbe-
dingungen für die gleichzeitige Wirkung aller σ−Schnittgrößen unter Berücksichti-
gung der gewonnenen Erkenntnisse und erforderlichen Beschränkungen erfolgt in
Tabelle 6.3. Für b G / t ≤ 11 ⋅ 24 / f y, k ist eine Berechnung der Gurttragfähigkeit nach
der plastischen N−M−Interaktionsbeziehung möglich. Ist bG / t > 11 ⋅ 24 / f y, k muss
eine Gurtbeulgefahr berücksichtigt werden und die Berechung der Gurtteilschnittgrö-
ßen erfolgt nach der Elastizitätstheorie. In Abhängigkeit von der Schlankheit muss
gegebenenfalls eine Beulgefahr berücksichtigt werden. Anschließend wird der
Nachweis geführt, dass die einwirkende Normalkraft aufgenommen werden kann.
Zum Abschluss wird die zusätzlich zu den Beanpsruchungen N, Mz und Mω aufnehm-
bare Biegebeanspruchung My ermittelt und mit der vorhandenen Beanspruchung My
verglichen.
118 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

Tabelle 6.3 Teilschnittgrößenoptimierung mit Beuleinfluss für die gleichzeitige Wirkung


aller σ−Schnittgrößen (N<0 und My > 0)
Gurtbiegung M z und M ω
M M M M
Mo = z − ω , Mu = z + ω
2 ag 2 ag

N-M-Interaktion der Gurte


Fall Schlankheit min Ngr,o max Ngr,u
bG 24 Mo
≤ 11 ⋅ − N pl,o ⋅ 1 − Mu
PL t f y, k M pl,o N pl,u ⋅ 1 −
M pl,u

bG 24 Minimum von:
> 11 ⋅ In Abhängigkeit
EL t f y, k von Mo nach a) − ( κ o ⋅ δ − κ o − δ) ⋅ N el,u + N ⋅ (1 − δ)
Tabelle 4.13
b) In Abhängigkeit von Mu nach Tabelle 4.13
Grenzdruckkraft min N gr

min N gr = 2 ⋅ min N gr , o + N gr ,s, min ≤ N ≤ 0

Grenzbiegemoment max M y

Fall Normalkraft N max M y =


N ≥ min N gr ag
1 ( N − 2 ⋅ min N gr , o − N gr ,s, min )
N < min N gr , o + N gr , s, min + max N gr , u 2

ag
(max N gr , u − min N gr , o ) ⋅ + M gr ,s
N ≥ min N gr , o + N gr , s, min + max N gr , u 2
2
N≤0
mit : N s = N − min N gr , o − max N gr , u

max Mgr,s nach Tabelle 4.12


Rechenwerte: b G = b / 2 − t s / 2 − r , N el , o = N el , u = b ⋅ t ⋅ f y , M pl, o = M pl, u = b 2 ⋅ t / 4 ⋅ f y

Ngr,o,min, nach Tabelle 4.13, Ngr,s,min nach Tabelle 4.12


N gr , o, min ASteg
κo = , δ=
N el , o A ges
6.3 U-Profile 119

6.3 U-Profile

6.3.1 Einleitung

In der Baupraxis haben U–Profile große Bedeutung. Eine Idealisierung erfolgt durch
drei Bleche, Obergurt, Steg und Untergurt, Bild 6.12. Aufgrund der Dünnwandigkeit
ist eine näherungsweise Erfassung durch ein Linienmodell möglich. Die erforderli-
chen Angaben zur Geometrie müssen durch as, Lage des Gesamtschwerpunktes, und
aM, Lage des Schubmittelpunktes, ergänzt werden.

Bild 6.12 Idealisierung einfachsymmetrischer U−Querschnitte

6.3.2 Grundgleichungen

Die Beziehungen zwischen Schnittgrößen und Teilschnittgrößen werden prinzipiell


aus [50] übernommen. Eine Unterscheidung erfolgt in τ−Schnittgrößen und
σ−Schnittgrößen.

Bild 6.13 Schnittgrößen und Teilschnittgrößen für ein U−Profil


120 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

a) τ-Schnittgrößen
∑ Vy = 0 : Vy = Vo + Vu (6.21)

∑ Vz = 0 : Vz = Vs (6.22)

∑ M xs = 0 : Mxs = Vo ⋅ ag/2 – Vu ⋅ ag/2 (6.23)

∑ M xp = 0 : Mxp = Mxp,o + Mxp,s + Mxp,u (6.24)

b) σ-Schnittgrößen
∑N = 0: N = No + Ns + Nu (6.25)

∑ My = 0 : My = (Nu – No)⋅ag/2 + Ms (6.26)

∑ Mz = 0 : Mz = (Nu + No) ⋅ (b/2 – as) – Ns ⋅ as + Mo + Mu (6.27)

∑ Mω = 0 : Mω= (Nu – No) ⋅ (b/2 – aM) ⋅ ag/2 + (Mu – Mo) ⋅ ag/2 – Ms ⋅ aM (6.28)

Nachfolgend werden für die Biegemomente My und Mz und für die Normalkraft N
Grundbedingungen für ein Teilschnittgrößenverfahren hergeleitet. Vorraussetzungs-
gemäß soll Mω = 0 sein. Aus den Gleichgewichtsbedingungen (6.25) und (6.26)
werden durch Auflösen nach Ns und Ms die Gleichungen (6.29) und (6.30) ermittelt.
Ns = N − Nu − No (6.29)
Ms = My − (Nu – No)⋅ag/2 (6.30)
Einsetzen von (6.29) und (6.30) in (6.27) und (6.28) ergibt nach einigen Umformun-
gen die Gleichungen (6.31) und (6.32).
Mz + N ⋅ as = Nu ⋅ b/2 + Mu + No ⋅ b/2 + Mo (6.31)
2 ⋅My ⋅ aM / ag = Nu ⋅ b/2 + Mu − (No ⋅ b/2 + Mo) (6.32)
Aus den Gleichungen (6.31) und (6.32) können je nach Auflösung die Gleichungen
(6.33) und (6.34) ermittelt werden.
No ⋅ b/2 + Mo = Mz/2 + N ⋅ as/2 − My ⋅ aM/ag (6.33)
Nu ⋅ b/2 + Mu = Mz/2 + N ⋅ as/2 + My ⋅ aM/ag (6.34)
Da im weiteren Verlauf zur Berücksichtigung einer Beulgefahr die Beulkurve nach
DIN 18800 T3 verwendet wird, erzeugen die Schnittgrößen My und N keine Gurtbie-
gemomente Mo oder Mu. Wie an den Gleichungen (6.33) und (6.34) zu erkennen ist,
gilt in diesem Fall:
Mu = Mo =Mg (6.35)
Mit dieser Bedingung vereinfacht sich die (6.28) zu Gleichung (6.36).
6.3 U-Profile 121

∑ Mω = 0 : 0 = (Nu – No) ⋅ (b/2 – aM) ⋅ ag/2 − Ms ⋅ aM


(6.36)
Ù Nu – No = Ms ⋅ aM / [(b/2 – aM) ⋅ ag/2]
Durch einsetzen von Nu – No in Gleichung (6.30) ergibt sich Gleichung (6.37).
Ms = My ⋅ (1 – 2 ⋅ aM/b) (6.37)
Als Hilfswert für spätere Fallunterscheidungen wird aus Gleichung (6.36) und (6.37)
Nu-o hergeleitet.
Nu – No = Nu-o = My ⋅ 4⋅aM/(b⋅ag) (6.38)
In Abhängigkeit von der größeren Druckbeanspruchung der Gurte ist eine Unterschei-
dung von Mz notwendig. Folgende Definition wird festgelegt:
• max Mz => größere Druckbeanspruchung am gelagerten Rand
• min Mz => größere Druckbeanspruchung am freien Rand
Ein Biegemoment max Mz reduziert die Druckbeanspruchung der Gurte. Für gurt-
beulgefährdete Profile kann dies durch einen Nachweis Mz ≤ max Mz zu einer
Überschätzung der Normalkrafttragfähigkeit führen. Das gleiche gilt im umgekehrten
Fall für eine Stegbeulgefahr und min Mz. Aus diesem Grund sollte in jedem Fall der
Nachweis erfolgen, dass der Querschnitt die Beanspruchungen N und My bei alleini-
ger Wirkung aufnehmen kann.

My
Für den Steg kann aus der einwirkenden Biegebeanspruchung My die Teilschnittgröße
Ms direkt berechnet werden. Ein Nachweis erfolgt nun durch den Vergleich mit der
maximal zulässigen Teilschnittgröße Mgr,s,max, Gleichung (6.39).
Ms = My ⋅ (1 – 2 ⋅ aM/b) ≤ Mgr,s,max (6.39)
Die Beschränkung von Mgr,s,max auf Mel,s resultiert aus der Forderung Mω = 0.
Für nicht gurtbeulgefährdete U−Profile ist der Nachweis mit der Bedingung (6.39)
erbracht. Andernfalls muss noch eine Überprüfung der Gurttragfähigkeit erfolgen. Die
Differenz der Gurtkräfte No und Nu wird nach Gleichung (6.38) ermittelt. Die Ober-
gurtdruckkraft beträgt für eine Biegebeanspruchung My genau die Hälfte von Nu-o.
Daraus resultiert die Bedingung (6.40).
Nu-o = My ⋅ 4⋅aM/(b⋅ag) ≤ 2 ⋅ N gr , o, min (6.40)

Sind die Bedingungen (6.39) und (6.40) erfüllt, kann die Beanspruchung My von dem
Querschnitt aufgenommen werden.
122 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

N
Die zulässige Druckkraft N wird entweder durch eine Steg- oder Gurtbeulgefahr
beschränkt. Eine zusätzlich zur Biegebeanspruchung Ms aufnehmbare Stegdruckkraft
min Ngr,s kann aus der N−M−Interaktionsbeziehung für den Steg nach Tabelle 4.12
ermittelt werden. Dem gegenüber steht die maximal zulässige Druckgurtkraft Ngr,o,min
nach Tabelle 4.13. Aus der Gleichgewichtsbedingung (6.27) mit Mz = 0 ergibt sich
nun eine Bedingung welches Querschnittsteil die Tragfähigkeit massgebend be-
schränkt, Bedingung (6.41).
 b 
min N gr ,s ≥ ( 2 ⋅ N gr , o, min + N u − o ) ⋅  − 1 => Gurtbeulgefahr
 2 ⋅ as 
(6.41)
 b 
min N gr ,s < ( 2 ⋅ N gr , o, min + N u−o ) ⋅  − 1 => Stegbeulgefahr
 2 ⋅ as 
Eine Verdeutlichung der Fallunterscheidung erfolgt für eine reine Druckbeanspru-
chung in Tabelle 6.4.
Tabelle 6.4 Druckkraft Ngr,min in Abhängigkeit von einer Steg- oder Gurtbeulgefahr
Gurtbeulgefahr Stegbeulgefahr

Fall 1: Gurtbeulgefahr
Ist eine Gutbeulgefahr massgebend, gilt für die Teilschnittgrößen No und Mg (6.42).
N o = N gr , o, min und M g = 0 (6.42)
Einsetzen in die Gleichgewichtsbedingungen (6.25) und (6.27) ergibt für Mz = 0 die
Nachweisbedingung (6.43).
 N  b
 N gr, o, min + u − o  ⋅ ≤ N ≤ 0 (6.43)
 2  as
6.3 U-Profile 123

Fall 2: Stegbeulgefahr
Ist eine Stegbeulgefahr massgebend, gilt für die Teilschnittgröße Ns (6.44).
Ns = min Ngr,s (6.44)
Die Gurtteilschnittgrößen No und Nu können dann nach (6.45) berechnet werden.
N o = 0,5 ⋅ ( N − min N gr ,s − N u − o )
(6.45)
N u = 0,5 ⋅ ( N − min N gr ,s + N u − o )

Der Nachweis ist erbracht, wenn die Teilschnittgrößen No und Nu betragsmäßig


geringer als die Grenzschnittgrößen der Gurte sind. Dies wird automatisch im nächs-
ten Schritt durch die Berechnung eines Gurtbiegemomentes Mg aus der N−M−Inter-
aktionsbeziehung überprüft.

max Mz
Ein Biegemoment Mz > 0 reduziert die Druckbeanspruchung und damit die Beulge-
fahr der Gurte. Da die Querschnittstragfähigkeit für N−My bereits nachgewiesen ist
und No = Ngr,g,max und Ns < min Ngr,s nur für N > 0 auftreten kann, gilt zur Berechnung
von max Mz in jedem Fall:
N s = min N gr ,s (6.46)
Einsetzen in die Gleichgewichtsbedingungen (6.25) und (6.27) ergibt die Nachweis-
bedingung (6.47).
b  b
max M z = N ⋅  − a s  − min N gr, s ⋅ + 2 ⋅ max M g (6.47)
2  2

min Mz
Ist der Nachweis für N−My erfüllt, wird die Biegebeanspruchung min Mz nicht mehr
durch eine Stegbeulgefahr begrenzt. Maßgebend ist in jedem Fall die Tragfähigkeit
der gedrückten Gurte. Aus diesem Grund wird die Nachweisbedingung für min Mz in
Abhängigkeit von den Gurtteilschnittgrößen ermittelt, (6.48).
b
min M z = − N ⋅ a s + N u − o ⋅ + min N gr, o ⋅ b + 2 ⋅ min M g (6.48)
2
In Gleichung (6.48) sind die einzigen unbekannten Größen min Ngr,o und min Mg.
Vergleichbar mit der für I−Profile beschriebenen Vorgehensweise ergibt die Lösung
der Optimierungsbedingung min (No ⋅ b + 2 ⋅ Mg) die gesuchten Teilschnittgrößen.
Für nicht beulgefährdete Gurte ist das Ergebnis min ( N o ⋅ b + 2 ⋅ M g ) = Ngr,o,min sofort
erkennbar. Die Tragfähigkeit beulgefährdeter Gurte wird für eine Druckkraft stärker
reduziert als für eine Biegebeanspruchung. Aus diesem Grund ist eine weitergehende
Untersuchung notwendig.
124 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

Einsetzen der N–M–Interaktionsbeziehung einer beulgefährdeten, dreiseitig gelager-


ten Platte ergibt:
c min ( N o ⋅ b + 2 ⋅ M g )
1
d N gr , o = − ⋅ (1 + ψ ) ⋅ κ ⋅ N el
2
1
M gr , g = ⋅ (1 − ψ ) ⋅ κ ⋅ M el
2
6
Einsetzen von d in c und N el = M el ⋅ => e
b
e min [ −2 ⋅ κ ⋅ M el ⋅ (1 + 2 ⋅ ψ )]

Die Auswertung der Funktion - κ(1+2ψ) zeigt Bild 6.14. Der minimale Wert wird
immer für ψ = 1 erreicht. Es gilt somit:
min (No ⋅ b + 2 ⋅ Mg) = Ngr,o,min.

3,0
− κ ⋅ (1 + 2 ⋅ ψ)
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0 ψ
-1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2
-0,5 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
-1,0
-1,5 b/t =15
-2,0
-2,5 b/t =12,5
-3,0 b/t =grenz (b/t)
-3,5

Bild 6.14 Auswertung der Funktion - κ (1+2ψ) für unterschiedliche Schlankheiten,


Materialgüte S460, κ nach DIN 18800 T3, Zeile 4 mit -1 ≤ Ψ ≤ 1

6.3.3 Anwendungsgrenzen

Analog zur Untersuchung beulgefährdeter I−Profile müssen auch für U−Profile die
Anwendungsgrenzen eines Teilschnittgrößenverfahrens geprüft werden. Hierzu
erfolgt eine Betrachtung steg- und gurtbeulgefährdeter U−Profile.
6.3 U-Profile 125

Stegbeulgefährdete U-Profile
Stegbeulgefährdete U–Profile werden besonders ungünstig durch ein Biegemoment
max Mz beansprucht. Abgesehen von der konstanten Stegdruckbeanspruchung sind
zur Ausnutzung plastischer Gurttragreserven große Querschnittsrotationen erforder-
lich. In Bild 6.15 wird ausgehend von dem Zustand c, reine Zugkraft, die Auswir-
kung einer anwachsenden Biegebeanspruchung abgebildet. In d wird die Grenze der
elastischen Tragfähigkeit erreicht, in e erreicht die Druckseite ebenfalls die Streck-
grenze und im Zustand f ist sowohl die Zug- wie auch die Druckseite teilplastiziert.

Bild 6.15 Elastische und teilplastische Spannungsverteilungen


126 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

Nach der Plastizitätstheorie müssen theoretisch die Randdehnungen der Gurte gegen
unendlich tendieren. In Wirklichkeit wird bereits bei relativ geringen Randdehnungen,
ε = 2 ⋅ εy, M = 1,375 ⋅ Mel erreicht. Ausführliche Erläuterungen zur plastischen
Grenztragfähigkeit rechteckiger Teilquerschnitte sind in [50] zu finden. Die in Kapitel
2 dargestellte Last−Stauchungskurve beulgefährdeter, allseitig gelagerter Platten
verdeutlicht, dass die Tragfähigkeit mit zunehmender Stauchungen abnimmt, d.h. die
Ausnutzung plastischer Gurttragreserven ist für stegbeulgefährdete U−Profile nur
beschränkt möglich. Nach einer Überprüfung der Last-Stauchungskurven beulgefähr-
deter, allseitig gelagerter Platten ist bis ca. εD = − 1,5 εy kein nennenswerter Trag-
kraftverlust infolge Beulen feststellbar. Werden die Dehnungen im Steg auf εD = − 1,5
εy beschränkt, ist eine Modifizierung der N–M−Interaktionsbeziehung der angrenzen-
den Gurte notwendig.
Durch die Vorgabe einer Randdehnung und einer Normalkraft N kann aus der
Geometrie das zugehörige Biegemoment berechnet werden, Gleichung (6.49) bis
(6.51). Der Quotient ∆M / M pl , Gleichung (6.51), gibt die Differenz zur plastischen
N–M−Interaktionsbeziehung, Gleichung (6.52), an. Die Auswirkungen einer Deh-
nungsbeschränkung εD = − 1,5 εy zeigt Tabelle 6.5.

εZ = εD ⋅
(1 + N / N pl )
(1 − N / N pl ) (6.49)

b el ε y  N 
= ⋅ 1 − (6.50)
b εD  N pl 
 
∆M
=
( )
t ⋅ b el2 / 4 − t ⋅ b el2 / 6 ⋅ f y 1 b 
= ⋅  el 
2
(6.51)
M pl M pl 3  b 
2
M  N 
= 1−   (6.52)
M pl  N pl 
 
Tabelle 6.5 Auswirkungen einer Dehnungsbeschränkung auf der Druckseite
Abweichung zur plasti- N–M−Interaktion ohne
N b el schen N–M−Interaktion Dehnungsbeschränkung
N pl εD εZ ∆M M
b
M pl M pl
-0,2 - 1,5 εy 1,0 εy 0,8 0,21 0,96
-0,1 - 1,5 εy 1,23 εy 0,73 0,18 0,99
0 - 1,5 εy 1,5 εy 0,67 0,15 1
0,1 - 1,5 εy 1,83 εy 0,60 0,12 0,99
0,2 - 1,5 εy 2,25 εy 0,53 0,09 0,96
0,3 - 1,5 εy 2,79 εy 0,47 0,07 0,91
0,4 - 1,5 εy 3,5 εy 0,40 0,05 0,84
6.3 U-Profile 127

Die Randdehnung muss mit zunehmender Normalkraft von εD = − 1,5 εy zu εD = − εy


übergehen, d.h. die Querschnittsrotation wird geringer. Im Vergleich zur plastischen
N–M−Interaktionsbeziehung sind Abweichungen vorhanden. Aufgrund der Deh-
nungsbeschränkung auf der Druckseite ist für eine geringe Druckkraft der Unterschied
deutlicher als für eine Zugkraft. Eine Visualisierung der Berechnungsergebnisse ist
auf der linken Seite von Bild 6.16 dargestellt.
1,00 1,00
Plastisch M ≤ 0,8
M
pl

0,80 0,80
Dehnungs-
beschränkt

0,60 0,60

M/Mpl
M/Mpl

0,40 0,40

0,20 Elastisch 0,20 M + N =1


M N
pl pl

0,00 0,00
-1 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0 0,2 0,4 -1 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0 0,2 0,4
N/Npl N/Npl

Bild 6.16 Auswirkung einer Dehnungsbeschränkung εD = − 1,5 εy für einen Rechteck-


querschnitt und Vorschlag einer einfachen Näherung
Unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus Tabelle 6.5 wird eine Beschränkung auf
Mg = 0,80 Mpl,g vorgeschlagen. Dies entspricht dem 1,25–fachen des elastischen
Grenzbiegemomentes. Durch die Begrenzung des Gurtmomentes kann eine sehr
einfache und ausreichend genaue Interaktionsbeziehung aufgestellt werden, Gleichung
(6.53).
M N M
+ = 1 mit ≤ 0,8 (6.53)
M pl N pl M pl

In Bild 6.16 rechts ist die vereinfachte Interaktionskurve und ein Vergleich mit der
dehnungsbeschränkten Interaktionskurve dargestellt. Die Näherung ist ausreichend
genau.

Gurtbeulgefährdete U-Profile
Gurte von UPE− und UAP−Profilen aus hochfestem Stahl sind nicht beulgefährdet.
Zur möglichen Modifizierung von Walzprofilquerschnitten und einer problemlosen
Übertragung einer Teilschnittgrößenoptimierung auf gekantete und geschweißte
Profile wird dieser Fall dennoch untersucht. Gurtbeulgefährdete U–Profile werden
128 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

besonders ungünstig durch ein Biegemoment min Mz beansprucht. Die Optimierungs-


bedingung für den Fall min Mz ist min (No ⋅ b + 2 ⋅ Mg) = Ngr,o,min. Für den Fall
Mgr,z,min zeigt Bild 6.17 links einen Vergleich der Spannungsverteilungen an der
Grenze einer näherungsweise linearen Spannungsverteilung und Bild 6.17 rechts für
den Fall No = Ngr,o,min und Mg = 0.
Näherungsweise No = Ngr,o,min, Mg = 0
lineare Spannungsverteilung

Bild 6.17 Spannungsverteilungen für Mgr,z,min gurtbeulgefährdeter U-Profile


Werden die zu einer näherungsweise linearen Grenzspannungsverteilung zugehörigen
Dehnungen überschritten, wachsen die Verformungen senkrecht zur Plattenebene an.
Ist eine Steigerung der Dehnungen ohne die Ausbildung einer Fließlinienkinematik
möglich, ergibt sich im Extremfall der in Bild 6.17 rechts dargestellte nichtlineare
Spannungszustand. Der dargestellte nichtlineare Spannungszustand hat nichts mehr
mit den Grundlagen der zur Optimierung verwendeten Beulkurve gemeinsam. Falls
dieser Zustand überhaupt ohne die Ausbildung einer Fließlinienkinematik erreicht
werden kann, ist Ngr,o,min durch die großen Stauchungen vorraussichtlich deutlich
geringer. Zur Verwendung der Beulkurve nach DIN 18800 T3 ist eine Beschränkung
der Bedingungen zur Teilschnittgrößenoptimierung notwendig. Letztendlich muss im
rechnerischen Grenzzustand die Spannungsverteilung näherungsweise elastisch
bleiben. Damit ist klar, dass die Druckgurtkraft Ngr,g aus den elastischen Anteilen von
My und N und zusätzlich aus dem unbekannten Anteil von Mgr,z besteht. Dieser Anteil
wird in Bedingung c mit X bezeichnet.
2⋅a A
c N gr , g = (1 − δ) ⋅ N − M y ⋅ M + X mit δ = Steg
b ⋅ ag A ges
Die N–M−Interaktionsbeziehung beulgefährdeter, dreiseitig gelagerter Platten aus
Tabelle 4.13 ergibt die Bedingung d.
N − N gr , g
d M gr, g = M gr, g,1 ⋅ gr, g, min
N gr , g, min
6.3 U-Profile 129

Durch die Annahme einer näherungsweise elastischen Spannungsverteilung entspricht


das Verhältnis zwischen Mgr,g und X Bedingung e.
b ⋅ (1 − ψ) a
e M gr , g = X ⋅ mit ψ = − s
6 ⋅ (1 + ψ) b − as

Auflösen von c nach X und Einsetzen in e ergibt f.


 2 ⋅ a M  b2
f M gr , g = − N gr , g − (1 − δ) ⋅ N − M y ⋅ ⋅
 b ⋅ a g  6 ⋅ ( b − 2 ⋅ a s )

Einsetzen von d in f und Auflösen nach Ngr,g ergibt die gesuchte Grenzdruckkraft .
b 2 ⋅ N N − My + β
g N gr , g = N gr , g, min ⋅ 2
b ⋅ N gr , g, min + β

2 ⋅aM
mit N N − My = (1 − δ) ⋅ N − M y ⋅
b ⋅ ag

β = 6 ⋅ M gr , g,1 ⋅ (b − 2a s )

Mgr,g1 = Mel ⋅ κ (ψ = −1)


Mit Ngr,g ist auch das Grenzbiegemoment Mgr,g bekannt.

6.3.4 Nachweisbedingungen

Nachfolgend wird eine systematische Nachweisführung unter Berücksichtigung


erforderlicher Beschränkungen zusammengestellt. Vorraussetzungsgemäß sind Mω =
0, N ≤ 0 und My ≥ 0. Aufgrund der Symmetrie ist der Nachweis für My < 0 analog und
für N > 0 ist eine Beulproblematik eher unbedeutend. Eine tabellarische Auflistung
der Nachweisbedingungen erfolgt in Tabelle 6.6. Zur Berechnung der Gurtbiegemo-
mente max Mg und min Mg sind in Abhängigkeit von der Beulgefahr unterschiedliche
Interaktionsbeziehungen zu verwenden. Eine tabellarische Zusammenstellung zeigt
Tabelle 6.7.

max Mg
Die Gurtteilschnittgrößen No und Nu sind bekannt, (6.54).
N o = 0,5 ⋅ ( N − min N gr ,s − N u − o )
(6.54)
N u = 0,5 ⋅ ( N − min N gr ,s + N u − o )
Ist min Ngr,s ≥ Npl,M,s und N o ≥ N pl, M , o ist weder der Steg noch der Gurt beulgefähr-
det. Ein Nachweis kann nach dem Teilschnittgrößenverfahren nach [50] erfolgen.
130 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

Tabelle 6.6 Interaktion N ≤ 0 − My ≥ 0 − Mz beulgefährdeter U–Profile mit der größeren


Druckbeanspruchung am gelagerten Gurtrand
My
 2 ⋅aM 
M s = M y ⋅ 1 −  ≤ M gr ,s, max
 b 
4 ⋅aM
N u − No = N u−o = M y ⋅ ≤ 2 ⋅ N gr , o, min
b ⋅ ag
N
 b   N  b
1 min N gr ,s ≥ ( 2 ⋅ N gr , o, min + N u − o ) ⋅  − 1  N gr , o, min + u − o  ⋅ ≤ N ≤ 0
 2 ⋅ as   2  as
 b  Nachweis ist in der Berechnung
2 min N gr ,s < ( 2 ⋅ N gr , o, min + N u − o ) ⋅  − 1
 2 ⋅ as  von max Mg > 0 enthalten
Mz
b  b
max M z = N ⋅  − a s  − min N gr ,s ⋅ + 2 ⋅ max M g
2  2
b
min M z = − N ⋅ a s + N u − o ⋅ + min N gr, o ⋅ b + 2 ⋅ min M g
2
Gurtbiegemoment max Mg und min Mg nach Tabelle 6.7
M gr , s, max , min N gr ,s nach Tabelle 4.12, N gr , o, min nach Tabelle 4.13
b2 ⋅ t
N pl, M , o , N pl, M ,s nach Tabelle 4.5, N pl, g = b ⋅ t ⋅ f y , M pl, g = ⋅ fy
4
Ist min N gr ,s < N pl, M ,s und N o ≥ N pl, M , o , muss aufgrund der Stegbeulgefahr die
vereinfachte Interaktionsbeziehung unter Beachtung einer Dehnungsbeschränkung
verwendet werden. Ist zusätzlich zur Stegbeulgefahr die Bedingung zur Berechnung
plastischer Tragfähigkeiten N o < N pl, M , o nicht erfüllt, ist die Anwendung der Interak-
tionsbeziehung nach Tabelle 4.13 erforderlich.

min Mg
Hier ist eine Unterscheidung in zwei Fälle notwendig. Eine Berechnung der Teil-
schnittgröße No erfolgt nach Gleichung (6.55).
N o = 0,5 ⋅ ( N − max N gr ,s − N u − o ) (6.55)
Für N o ≥ N pl, M , o ist die plastische N−M−Interaktionsbeziehung anwendbar. Andern-
falls muss die im vorhergehenden Kapitel hergeleitete Beschränkung für beulgefähr-
dete Gurte angewendet werden. In diesem Fall ist Ns < Ngr,s,max.
6.3 U-Profile 131

Tabelle 6.7 Gurtbiegemoment Mg

max Mz
Fall Beulgefahr Gurtbiegemoment Mg
min N gr ,s ≥ N pl, M ,s
1-max Teilschnittgrößenverfahren nach [50]
0,5 ⋅ ( N − min N gr ,s − N u − o ) ≥ N pl, M , o
N − min N gr ,s ≤ 0 :
max M g  N − min N gr ,s − N u − o 
= 1 −  ≤ 0,8
min N gr ,s < N pl, M ,s M pl, g  2 ⋅ N pl, g 
 
2-max 0,5 ⋅ ( N − min N − N ) ≥ N
gr , s u−o pl , M , o
N − min N gr ,s > 0 :
max M g  N − min N gr ,s + N u − o 
= 1 −  ≤ 0,8
M pl, g  2 ⋅ N pl, g 
 

N − min N gr ,s ≤ 0
N o = 0,5 ⋅ ( N − min N gr ,s − N u − o )
min N gr ,s < N pl, M ,s
max Mg (No) nach Tabelle 4.13
3-max 0,5 ⋅ ( N − min N − N ) < N
gr , s u−o pl , M , o
N − min N gr ,s > 0
N u = 0,5 ⋅ ( N − min N gr ,s + N u − o )
max Mg (Nu) nach Tabelle 4.13
min M z
Fall Beulgefahr Gurtbiegemoment Mg
1-min 0,5 ⋅ ( N − max N gr , s − N u − o ) ≥ N gr , o, pl Teilschnittgrößenverfahren nach [50]
b2 ⋅ N N − M y + β
min N gr , o = N gr , o, min ⋅
2-min 0,5 ⋅ ( N − max N gr ,s − N u − o ) < N gr , o, pl b 2 ⋅ N gr , o, min + β

min M g (min N gr , o ) nach Tabelle 4.13


M gr , s, max , min N gr ,s nach Tabelle 4.12, N gr , o, min nach Tabelle 4.13
b2 ⋅ t ASteg
N gr , o, pl , N gr ,s, pl nach Tabelle 4.5, N pl, g = b ⋅ t ⋅ f y , M pl, g = ⋅ fy , δ =
4 A ges
2 ⋅aM
N N − M y = (1 − δ) ⋅ N − M y ⋅ , β = 6 ⋅ M gr , g,1 ⋅ ( b − 2a s ), Mgr,g,1 nach Tab. 4.13
b ⋅ ag
132 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

6.3.5 Interaktionskurven

Zur Verdeutlichung des Beuleinflusses auf die Tragfähigkeit von U−Profilen werden
nachfolgend Interaktionskurven ausgewählter Querschnitte und Schnittgrößenkombi-
nationen visualisiert. Zu Beginn erfolgt eine Auswertung für ein stegbeulgefährdetes
UPE 400 Profil der Materialgüte S460. Zur Betonung der auftretenden Effekte wird
der Steg zusätzlich auf ts = 0,8 cm reduziert. Das Ergebnis zeigt Bild 6.18.
 N − min N gr ,s 
max M z = − N ⋅ a s + (N − min N gr,s ) ⋅ b/2 + 2 ⋅ 1 − ⋅M
pl , g
 2 ⋅ N pl, g 
 

1,00 Plastisch
Beschränkung
Teilschnittgrößen- Mg = 0,8 Mpl,g
optimierung mit
0,80 Beuleinfluss
max Mgr,z/Mpl

0,60

0,40

Elastisch UPE 400


0,20
Stegdicke:
0,00 red ts = 0,8 cm
-1 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0
Ngr/Npl

Bild 6.18 Auswertung der N-max Mz-Interaktionsbeziehung für ein UPE 400 mit
reduzierter Stegdicke ts = 0,8 cm, N o ≥ N pl, M , o

Am oberen Rand von Bild 6.18 ist unter Verwendung der vereinfachten Interaktions-
beziehung, Gleichung (6.53), die Grundgleichung zur Berechnung von max Mgr,z mit
Beuleinfluss angeführt. Die Abflachung der Interaktionskurve resultiert aus der
Beschränkung Mg ≤ 0,8 Mpl,g. Im Vergleich zur Kurve mit Beuleinfluss sind die
plastische und die elastische N–M−Interaktionsbeziehung ohne Beuleinfluss einge-
zeichnet. Die plastische Interaktionskurve ergibt sich, wenn anstatt der vereinfachten
Gurtinteraktion die plastische Interaktionsbeziehung (1 − N − N gr , s, min / N pl, g )
2

verwendet wird.
6.3 U-Profile 133

 b 
min N gr ,s < ( 2 ⋅ N gr , o, min + N u − o ) ⋅  − 1 , N o ≥ N pl, M , o
 2 ⋅ as 

  N − min N gr ,s − N u − o  
N = 4 ⋅  1 − ⋅M
pl , g − min N gr , s ⋅ b  /( b − 2 ⋅ a s )
  2 ⋅ N pl, g 
 
1

0,8
max Mgr,y/Mel,y

0,6

0,4
Elastisch

0,2 Teilschnittgrößen- UPE 400


optimierung mit
Beuleinfluss Stegdicke:
0 red ts = 0,8 cm
-1 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0
Ngr/Npl

Bild 6.19 Auswertung der N-My-Interaktionsbeziehung für ein UPE 400 mit reduzierter
Stegdicke ts = 0,8 cm,
Die Biegetragfähigkeit Mgr,y wird bereits für nicht beulgefährdete U–Profile durch die
Forderung Mω = 0 auf die elastische Grenztragfähigkeit Mel,y beschränkt. Bild 6.19
zeigt die N–My−Interaktion, die zugehörigen Grundgleichungen und eine Auswertung
für das modifizierte, stegbeulgefährdete UPE 400 Profil. Bei der Herleitung der
Gleichungen ist ebenfalls die vereinfachte N–M−Gurtinteraktionsbeziehung verwen-
det worden.
Zum Abschluss der Untersuchungen wird die N–My–max Mz−Interaktion betrachtet.
In Abhängigkeit vom Verhältnis der einwirkenden Beanspruchungen wird zusätzlich
zum Grenzzustand Steg min Ngr,s entweder am Druckgurt oder am Zuggurt die
Grenztragfähigkeit erreicht. Überwiegt im Vergleich zur Biegebeanspruchung My eine
Druckbeanspruchung N, wird der Grenzzustand Druckgurt maßgebend. Im umgekehr-
ten Fall der Zuggurt. Mit der vereinfachten Gurtinteraktionsbeziehung ergeben sich je
nach Grenzzustand zwei Gleichungen zur Berechnung von max Mgr,z. Die Grundglei-
chungen und eine Auswertung für das modifizierte, stegbeulgefährdete UPE 400
Profil zeigt Bild 6.20. Für My = 0,3 Mel,y ist sehr gut zu erkennen, dass keine Be-
schränkung des Gurtmomentes notwendig ist.
134 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

N − min N gr ,s ≤ 0 , M g ≤ 0,8 ⋅ M pl, g und N o ≥ N pl, M , o

b  b  N − min N gr,s − N u − o 
max M z = N ⋅  − a s  − min N gr,s ⋅ + 2 ⋅ M pl, g ⋅ 1 + 
2  2  2 ⋅ N 
 pl, g 
N − min N gr ,s > 0 , M g ≤ 0,8 ⋅ M pl, g und N o ≥ N pl, M , o

b  b  N − min N gr,s + N u − o 
max M z = N ⋅  − a s  − min N gr,s ⋅ + 2 ⋅ M pl, g ⋅ 1 − 
2  2  2 ⋅ N 
 pl, g 
1
Beschränkung
Mg = 0,8 Mpl,g
0,8
max Mgr,z/Mpl

0,6

0,4

My/Mel,y =0 UPE 400


0,2
Stegdicke:
My/Mel,y =0,3
red ts = 0,8
0 cm
-1 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0
Ngr/Npl
Bild 6.20 Grundgleichungen und beispielhafte Auswertung der N–My–max Mz–Inter-
aktionsbeziehung stegbeulgefährdeter U–Profile

Gurtbeulgefährdete U–Profile
Walzprofile aus hochfestem Stahl sind nicht gurtbeulgefährdet. Aus diesem Grund
erfolgen an dieser Stelle nur einige Erläuterungen zur Teilschnittgrößenoptimierung
gurtbeulgefährdeter U−Profile. Für die N−My−Interaktion und die N−My−min
Mz−Interaktion entspricht das Ergebnis der Teilschnittgrößenoptimierung exakt einem
Nachweis nach DIN 18800 T3. Durch eine Reduktion der Gurtdruckbeanspruchung
infolge Mz > 0 ist die N−My−max Mz−Interaktion auf jeden Fall auf der sicheren
Seite, wenn vorab nachgewiesen worden ist, dass die Schnittgrößen N und My
aufgenommen werden können.
6.4 Beispiele 135

6.4 Berücksichtigung der Ausrundungsradien

Ist ein Querschnittsteil beulgefährdet, ergibt eine Idealisierung von Walzprofilquer-


schnitten durch ein Überlappungsmodell ungünstig hohe Schlankheiten der Einzelble-
che. Ein wirtschaftlicher Nachweis sollte die Reduzierung der Schlankheit durch
Ausrundungsradien berücksichtigen. Für Gurte von Walzprofilen ist dies bereits in
den Tabellen zur Einzeltragfähigkeit berücksichtigt. Gurte von U−Profilen sind nicht
beulgefährdet, so dass nachfolgend ausschließlich beulgefährdete Stege behandelt
werden. Die Reduzierung der Stegschlankheit durch Ausrundungsradien zeigt Bild
6.21.

Bild 6.21 Reduzierung der Stegschlankheit durch Ausrundungsradien (Überlappungs-


modell)
Die reduzierte Steghöhe wird nach Gleichung (6.56) ermittelt.
b* = a g − t g − 2 ⋅ r (6.56)
Nachfolgend werden alle Größen, die sich auf die reduzierte Steghöhe beziehen, mit
einem * gekennzeichnet. Bei einem Nachweis ist entweder die Teilschnittgröße Ns
oder Ms bekannt. Der Anteil von Ns oder Ms, der auf die reduzierte Steghöhe entfällt,
kann nach (6.57) berechnet werden.
N *s = b* / a g ⋅ N s oder M *s = ( b* / a g ) 3 ⋅ M s (6.57)
Die Ermittlung der zusätzlich zu den Teilschnittgrößen N *s oder M *s zulässigen
Grenzschnittgrößen M *gr ,s oder N *gr ,s erfolgt nach Tabelle 4.12.
M *gr ,s oder N *gr ,s nach Tabelle 4.12 mit b = b* (6.58)
Mit den Grenzschnittgrößen für die reduzierte Steghöhe können die zusätzlich zu den
Teilschnittgrößen Ns oder Ms aufnehmbaren Grenzschnittgrößen M gr , s oder N gr ,s
nach (6.59) berechnet werden.
M gr ,s = M *gr ,s (a g / b* ) 3 ≤ M gr ,s, el oder
(6.59)
N gr ,s = N *gr ,s ⋅ a g / b* ≤ N gr ,s, el
136 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

6.5 Beispiele

Nachfolgend verdeutlichen drei Beispiele den Verfahrensablauf einer Teilschnittgrö-


ßenoptimierung. Ebenso soll ein Vergleich der Ergebnisse mit den zulässigen
Beanspruchbarkeiten aktueller Normen zeigen, dass der Verzicht auf die starre
Einteilung in Nachweisverfahren oder Querschnittsklassen teilweise erheblich
günstigere Ergebnisse liefert.

Beispiel 1: N–My−Interaktion / Querschnitt HEA 1000


In Beispiel 1 wird die N−My−Interaktion für ein HEA 1000 untersucht. Zum Ver-
gleich der Teilschnittgrößenoptimierung mit den Beanspruchbarkeiten nach DIN
18800 und Eurocode 3 wird eine Normalkraft vorgegeben und das zusätzlich auf-
nehmbare Biegemoment max My berechnet.
Beanspruchung: N = −1.000 kN, max My =?
Querschnitt: HEA 1000
Material: S460, γM = 1,1
Geometrie: Gurt tg = 31 mm / b = 300 mm
Steg ts = 16,5 mm / ag = 959 mm, r = 30 mm
Teilschnittgrößenoptimierung nach Tabelle 6.3:
Zuerst erfolgt die Berechnung der Grenzschnittgrößen für den Obergurt und den
Untergurt. Da Mz und Mω gleich Null sind, ist Mo = Mu = 0 und die Grenznormalkräf-
te können ohne Berücksichtigung einer N−M−Interaktion ermittelt werden. Vorab ist
die Möglichkeit einer Gurtbeulgefahr zu überprüfen.
• min Ngr,o und max Ngr,u
bG 24 11,2 30 − 16,5 − 2 ⋅ 30
≤ 11 ⋅ => = 3,6 < 7,9 mit b G =
t f y, k 3,1 2
Die Gurte sind nicht beulgefährdet.
min N gr , o = min N gr , u = − b ⋅ t g ⋅ f y, d = −30 ⋅ 3,1 ⋅ 46 / 1,1 = −3.889 kN

max N gr , u = max N gr , o = b ⋅ t g ⋅ f y, d = 30 ⋅ 3,1 ⋅ 46 / 1,1 = 3.889 kN

Um den Nachweis zu führen, dass die Druckkraft N aufgenommen werden kann, ist
eine Berechnung der zulässigen Stegdruckkraft Ngr,s,min notwendig. Aufgrund der
hohen Stegschlankheit ist die Beachtung einer Beulgefahr notwendig. Der Abminde-
rungsfaktor κ wird unter Ansatz einer Stegeinspannung nach Tabelle 4.12 berechnet.
Die verwendete Beulkurve basiert auf den Regelungen der DIN 18800 T3. Die
Berücksichtigung der Ausrundungsradien erfolgt durch eine Berechnung von κ mit
der verringerten Steghöhe b* nach Kapitel 6.4.
6.5 Beispiele 137

• Ngr,s,min
 kσ t k t 
2
κ = c ⋅ 137,8 ⋅ ⋅ − 4175,6 ⋅ σ ⋅  
 f y, k b f y, k  b  
2
6,97 1,65 6,97  1,65 
= 137,8 ⋅ ⋅ − 4.175,6 ⋅ ⋅  = 0,791 ≤ 1 (Tabelle 4.12)
46 86,8 46  86,8 
mit c = 1,25 − 0,25 ⋅ ψ = 1 und b = b* = 95,9 − 3,1 − 2 ⋅ 3 = 86,8
1 46
N gr , s, min = − (1 + ψ) ⋅ κ ⋅ N el ,s = −0,791 ⋅ 1,65 ⋅ 95,9 ⋅ = −5.234 kN
2 1,1
Mit min Ngr,o und Ngr,s,min sind die Grenzdruckkräfte der Einzelbleche bekannt. Eine
Addition der Einzeltragfähigkeiten ergibt die Grenzdruckkraft für den Querschnitt.
• Grenzdruckkraft min N gr
min N gr = 2 ⋅ min N gr , o + N gr ,s, min ≤ N ≤ 0
2 ⋅ ( −3.889) − 5.234 = −13.012 kN < −1.000 < 0
Nachdem eine ausreichende Normalkrafttragfähigkeit nachgewiesen werden konnte,
erfolgt die Berechnung eines zusätzlich aufnehmbaren Biegemomentes My. Hierzu ist
eine Fallunterscheidung notwendig.
• Grenzbiegemoment My
min N gr , o + N gr ,s, min + max N gr , u ≤ N ≤ 0
− 5.234 ≤ −1.000 ≤ 0 => Fall 2 ist maßgebend
Die Druckkraft ist so gering, dass der Untergurt die Untergurttragfähigkeit max Ngr,u
erreichen kann und der beulgefährdete Steg in der Lage ist einen Gleichgewichtszu-
stand herzustellen. Damit ergibt sich die Stegdruckkraft Ns.
N s = N − min N gr , o − max N gr , u
N s = −1.000 kN + 3.889 − 3.889 = −1.000 kN
Nachfolgend muss das zusätzlich zu Ns maximal aufnehmbare Biegemoment Ms
ermittelt werden. Die Berechnung erfolgt aus der N-M-Interaktionsbeziehung für den
Steg. Aufgrund einer möglichen Beulgefahr ist vorab eine Überprüfung der Zulässig-
keit notwendig. Nach Tabelle 4.5 kann die Schnittgröße Npl,M,s ermittelt werden, so
dass die plastische Interaktionsbeziehung gerade noch anwendbar ist.
24 t 24
b * / t = 52,6 > 37 ⋅ = 26,7 => α* = 37 ⋅ ⋅ = 0,51 (Tabelle 4.5)
46 b * 46
N *pl, M ,s = (1 − 2 ⋅ α*) ⋅ N *pl ,s = −119,8 kN > N s = −1.000 kN

Die plastische Interaktion darf nicht verwendet werden.


138 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

Nach Tabelle 5.7 ist für ein HEA 1000 die Elastizitätstheorie ohne Beuleinfluss
anwendbar, wenn das Randspannungsverhältnis ψ ≤ 0,47 ist. Damit ergeben sich für
ψ = 0,47 die Grenzschnittgrößen Nel,M,s und Mel,N,s.
N el , M ,s = −0,5 ⋅ (1 + ψ ) ⋅ N el,s = −4.863,6 kN < N s = −1.000 kN
M el , N ,s = 0,5 ⋅ (1 − ψ ) ⋅ M el,s = 28.027 kNcm

Die Grenztragfähigkeit liegt zwischen der elastischen und plastischen Interaktions-


kurve. Auf der sicheren Seite ist eine Berechnung von Ms nach der Elastizitätstheorie.
An dieser Stelle wird die in Kapitel 4 eingeführte Interpolation zwischen der elasti-
schen und plastischen Interaktionskurve gewählt. Hierzu ist eine Übertragung der auf
die verringerte Steghöhe b* bezogenen Größen auf die gesamte Steghöhe notwendig.
N pl, N ,s = N *pl, M ,s = −119,8 kN
b*
α = 0,5 + ⋅ ( α* − 0,5) = 0,51
b
M pl, N ,s = 4 ⋅ α ⋅ (1 − α) ⋅ M pl,s = 158.582 kNcm

N s − N el , M ,s
max M gr , s = M el , N ,s + ( M pl , N ,s − M el , N ,s ) ⋅ = 134.358 kNcm
N pl, M , s − N el, M , s
Mit den Teilschnittgrößen kann das zusätzlich zur Druckkraft N maximal aufnehmba-
re Biegemoment My berechnet werden.
ag
max M y = (max N gr , u − min N gr , o ) ⋅ + M gr ,s = 507.313 kNcm
2
Nach DIN 18800 T1 ist aufgrund der hohen Stegschlankheit ein Nachweisverfahren
Elastisch−Plastisch nicht zulässig. Ebenso muss der Querschnitt nach Eurocode 3 in
die Querschnittsklasse 3 eingestuft werden. Das zulässige Biegemoment
max M y = 435.640 kNcm muss nach der Elastizitätstheorie berechnet werden. Die
Teilschnittgrößenoptimierung ergibt ein um ca. 16,5 % größeres max My.

Beispiel 2: N–My−Mz−Interaktion / Querschnitt HEA 1000


In Beispiel 2 wird die N−My−Mz−Interaktion untersucht. Der Querschnitt ist ebenfalls
ein HEA 1000. Gesucht ist das zusätzlich zu einer vorgegebenen Beanspruchung N
und Mz aufnehmbare Biegemoment max My.
Beanspruchung: N = −6.000 kN, Mz = 38.890 kNcm, My = ? kNcm
Querschnitt: HEA 1000
Material: S460, γM = 1,1
Geometrie: Gurt tg = 31 mm / b = 300 mm
Steg ts = 16,5 mm / ag = 959 mm, r = 30 mm
6.5 Beispiele 139

Teilschnittgrößenoptimierung nach Tabelle 6.3:


Zuerst erfolgt die Berechnung der Teilschnittgrößen für den Obergurt und die maxi-
mal zulässige Untergurtzugkraft.
• Grenzschnittgrößen der Gurte
38.890
Mo = Mu = = 19.445 kNcm
2
bG 24 11,2
≤ 11 ⋅ => = 3,6 < 7,9
t f y, k 3,1
Die Gurte sind nicht beulgefährdet.
Mo
min N gr , o = − max N gr , u = − b ⋅ t g ⋅ f y, d ⋅ 1 − = −2.245 kN
M pl, o

Die Berechnung der zulässigen Stegdruckkraft ist identisch mit Beispiel 1.


• Ngr,s,min
1 46
N gr , s, min = − (1 + ψ ) ⋅ κ ⋅ N el ,s = −0,791 ⋅ 1,65 ⋅ 95,9 ⋅ = −5.234 kN
2 1,1
Eine Addition der Einzeltragfähigkeiten ergibt die Grenzdruckkraft min Ngr.
• Grenzdruckkraft min N gr
min N gr = 2 ⋅ min N gr , o + N gr ,s, min ≤ N ≤ 0
2 ⋅ ( −2.245) − 5.234 = −9.724 kN < −6.000 kN < 0
Nachdem eine ausreichende Normalkrafttragfähigkeit nachgewiesen werden konnte,
erfolgt die Berechnung eines zusätzlich aufnehmbaren Biegemomentes My. Hierzu ist
eine Fallunterscheidung notwendig.
• Grenzbiegemoment My
min N gr ≤ N < min N gr , o + N gr , s, min + max N gr , u
− 9.724 < −6.000 < −5.234 => Fall 1 ist maßgebend
Die Stegdruckkraft ist Ns = Ngr,s,min und max My kann direkt berechnet werden.
ag
max M y = ( N − 2 ⋅ min N gr , o − N gr ,s, min ) = 178.566 kNcm
2
Nach DIN 18800 T1 ist aufgrund der hohen Stegschlankheit bereits für die Beanspru-
chungen N und Mz das Verfahren Elastisch−Plastisch nicht mehr zulässig. Das
Gleiche gilt für einen Nachweis nach Eurocode 3. Da Mz ≈ Mel,z entspricht, kann
selbst ohne Berücksichtigung einer Beulgefahr die Schnittgröße N nicht mehr aufge-
nommen werden. Die Teilschnittgrößenoptimierung ergibt somit durch den Verzicht
auf die starre Einteilung in Nachweisverfahren und Querschnittsklassen eine erheblich
höhere Beanspruchbarkeit.
140 6 Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und U–Profile

Beispiel 3: N–Mz−Interaktion / Querschnitt UPE 400 mit red ts = 0,8 cm


In Beispiel 3 wird für ein UPE 400 mit reduzierter Stegdicke die N−Mz−Interaktion
untersucht. Gesucht ist das zusätzlich zu einer vorgegebenen Beanspruchung N
aufnehmbare Biegemoment max Mz.
Beanspruchung: N = −100 kN, Mz = ? kNcm
Querschnitt: UPE 400 (modifiziert)
Material: S460, γM = 1,1
Geometrie: Gurt tg = 18 mm / b = 114,6 mm
Steg ts = 8 mm, ag = 382 mm, as = 32,9 mm, aM = 46,4 mm, r= 18 mm

Nachweis nach Tabelle 6.6:


Für My = 0 ist die Stegteilschnittgröße Ms = 0, und für die Differenz der Gurtnormal-
kräfte gilt ebenfalls Nu-o = 0. Zum Nachweis der Druckkraft N ist die Berechnung der
Grenzdruckkraft für den Steg und der Gurte erforderlich.
• min Ngr,s
bG 24 8,35
≤ 11 ⋅ => = 4,6 < 7,9
t f y, k 1,8
Die Gurte sind nicht beulgefährdet.
min N gr , o = − b ⋅ t g ⋅ f y, d = −11,46 ⋅ 1,8 ⋅ 46 / 1,1 = −862,6 kN

Aufgrund der hohen Stegschlankheit muss für den Steg eine Beulgefahr berücksichtigt
werden. Der Abminderungsfaktor κ wird nach Tabelle 4.12 berechnet. Die verwende-
te Beulkurve basiert auf den Regelungen der DIN 18800 T3. Bei der Ermittlung von
kσ wird keine Stegeinspannung berücksichtigt. Aufgrund der Ausrundungsradien
erfolgt eine Berechnung von κ mit der verringerten Steghöhe b* nach Kapitel 6.4.
• min Ngr,s
b* = 38,2 − 1,8 − 2 ⋅ 1,8 = 32,8 cm
κ = 137,8 ⋅ 4 / 46 ⋅ 0,8 / 32,8 − 4.175,6 ⋅ 4 / 46 ⋅ (0,8 / 32,8) 2 = 0,775 (Tab. 4.12)
min N gr ,s = −0,775 ⋅ 0,8 ⋅ 38,2 ⋅ 46 / 1,1 = −990 kN

Zum Nachweis der Grenzdruckkraft ist eine Fallunterscheidung notwendig. Da der


Steg beulgefährdet ist und die Gurte nicht beulgefährdet sind, ist sofort erkennbar,
dass der Fall 2 maßgebend wird. In diesem Fall ist Ns = min Ngr,s und der Nachweis
für die Normalkraft N ist erfüllt, wenn es ein Gurtbiegemoment Mg gibt, dass die
Gleichgewichtsbedingungen erfüllt. Das Gurtbiegemoment Mg kann in Abhängigkeit
von der Beulgefahr der Einzelbleche nach Tabelle 6.7 berechnet werden. In diesem
Fall ist der Steg beulgefährdet, und für die Gurte gilt N o < N pl, M , o .
6.5 Beispiele 141

• Gurtbiegemoment Mg:
 N − min N gr ,s − N u − o 
max M g = M pl, g ⋅ 1 −  ≤ 0,8 ⋅ M
pl , g (Tabelle 6.7)
 2 ⋅ N pl, g 
 
 − 100 + 990 − 0 
max M g = 2.471 ⋅ 1 −  = 1.197 kNcm ≤ 1.977 kNcm
 2 ⋅ 863 
Zum Schluss wird aus den bekannten Teilschnittgrößen das zusätzlich zur Beanspru-
chung N aufnehmbare Biegemoment max Mz ermittelt.
• max Mz
b  b
max M z = N ⋅  − a s  − min N gr ,s ⋅ + 2 ⋅ max M g
2  2
 11,46  11,46
max M z = −100 ⋅  − 3,29  + 990 ⋅ + 2 ⋅ 1.197 = 7.823 kNcm
 2  2
Durch den beulgefährdeten Steg ist nach DIN 18800 T3 ein Verfahren Elastisch-
Plastisch nicht zulässig. Ebenso muss der Querschnitt nach Eurocode 3 in die Quer-
schnittsklasse 4 eingeteilt werden. Bei einem Nachweis stellt sich heraus, dass die
Querschnittstragfähigkeit durch Erreichen der Streckgrenze auf der Zugseite be-
schränkt wird. Das zusätzlich zur Normalkraft N aufnehmbare Biegemoment beträgt
max Mz = 5.262 kNcm. Die Teilschnittgrößenoptimierung ergibt ein um ca. 48,7 %
größeres max Mz.
DIN 18800 T2
Zum Abschluss erfolgt ein Vergleich der Teilschnittgrößenoptimierung mit einer
Berechnung nach DIN 18800 T2 Verfahren Elastisch−Plastisch (mit Beuleinfluss):
• Beispiel 1: max My = 485.619 kNcm (mod. TSV 507.313 kNcm)
• Beispiel 2: max Mz = 73.459 kNcm (mod. TSV 178.566 kNcm)
• Beispiel 3: max Mz = 8.169 kNcm (mod. TSV 7.823 kNcm)
In Beispiel 1 und Beispiel 2 ergibt die Teilschnittgrößenoptimierung höhere Tragfä-
higkeiten. Dies ist auf die bereits beschriebene ungünstige Ermittlung der Stegtragfä-
higkeit nach DIN 18800 T2 zurückzuführen. Da der Steg in Beispiel 2 konstant auf
Druck beansprucht wird, ist hier der Unterschied besonders groß. In Beispiel 3 ist die
Beanspruchbarkeit nach DIN 18800 T2 geringfügig größer. Der Unterschied resultiert
aus der Verwendung einer linearisierten N−M−Interaktionsbeziehung bei der Teil-
schnittgrößenoptimierung. Die aus einer Dehnungsbeschränkung auf der Druckseite
resultierende Linearisierung ist in Abschnitt 6.3.3 ausführlich erläutert worden.
Aktuell muss der in der Praxis tätige Ingenieur aus mehreren möglichen Verfahren das
für den jeweiligen Querschnitt und Beanspruchung beste Verfahren herausfinden.
Durch eine Teilschnittgrößenoptimierung ist eine Unterscheidung in Nachweisverfah-
ren oder Querschnittsklassen nicht mehr notwendig. Bei der Bemessung wird automa-
tisch die rechnerisch größte Tragfähigkeit ermittelt.
7 Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit wird der Einfluss des Beulens auf die Tragfähigkeit
hochfester Walzprofile erforscht. Eine Gliederung erfolgt in zwei Themenschwer-
punkte. Diese werden zum einen durch die Untersuchung beulgefährdeter Einzelble-
che und zum anderen durch die Übertragung der am Einzelblech gewonnen Erkennt-
nisse auf hochfeste Walzprofile gebildet.
Die linearisierte Beultheorie ist auch heute noch eine unverzichtbare Hilfe zur
Berechnung realer Tragfähigkeiten beulgefährdeter Platten. Hierzu erfolgt eine
Übersicht zur Ermittlung idealer Beulspannungen und eine Zusammenstellung,
Visualisierung und Erläuterung maßgebender Phänomene. Im Einzelnen werden die
Form der Beulen in Abhängigkeit von der Beanspruchung, – Druck oder Schub – , der
Einfluss der Geometrie, die Auswirkung einer Einspannung im Vergleich zu einer
gelenkigen Längsrandlagerung und der Unterschied zwischen dreiseitig und vierseitig
gelagerten Platten veranschaulicht.
Versuche belegen, dass das Versagen schlanker Platten nicht unmittelbar nach einer
ersten Beulenbildung erfolgt. Trotz zunehmender Verformungen ist häufig eine
weitere erhebliche Laststeigerung möglich. Dieses Phänomen wird durch eine
Versuchsnachrechnung mit dem FE–Programmsystem Abaqus untersucht. Eine
Darstellung der Spannungsverteilungen im Traglastzustand demonstriert die Aus-
bildung eines zweiachsigen Spannungszustands und erklärt eine daraus resultierende
Tragfähigkeitssteigerung. Ebenso wird der zugehörige Verlauf der Blechbiegung in
Plattenlängs- und in Plattenquerrichtung visualisiert und erläutert. Weitere Untersu-
chungen folgen für dreiseitig gelagerte Bleche. Eine Zusammenstellung der
Versagensmechanismen unterschiedlich gelagerter Bleche schließt die Analyse
maßgebender Beulphänomene ab.
Beulkurven sind ein wichtiges Hilfsmittel zur Berechnung realer Tragfähigkeiten
beulgefährdeter Bleche. Nach einer Sichtung bekannter Versuchs- und Forschungser-
gebnisse wird durch eine neue schnittgrößenorientierte Darstellungsform ein Beitrag
zum besseren Verständnis geleistet, Widersprüche an Übergängen einzelner Regelun-
gen aufgedeckt und missverständliche Bestimmungen erläutert. Eine einfache Nähe-
rung erweitert die Berechnungsmöglichkeiten allseitig gelagerter Platten bis zur
plastischen Tragfähigkeit. Für dreiseitig gelagerte Platten wird gezeigt, dass die in der
DIN 18800 T1, Tabelle 1, Zeile 4 und 5 vorgegebene Beschränkung auf ein Rand-
spannungsverhältnis ψ = 1 nicht notwendig ist und eine Diskussion der Regelungen
im Eurocode 3 deckt Probleme beim Ansatz wirksamer Breiten auf. Die fundamenta-
len Erkenntnisse bilden die Grundlage zur Herleitung elementarer Gleichungen zur
Grenzschnittgrößenberechnung mit Beuleinfluss rechteckiger Bleche.
Eine Beulgefahr zusammengesetzter Querschnitte wird nach DIN 18800 T1 durch
einen Vergleich der vorhandenen Schlankheit (b/t) mit dem Grenzwert der Schlank-
heit grenz (b/t) überprüft. Grenzwerte grenz (b/t) werden unter der Annahme gelenkig
7. Zusammenfassung 143

gelagerter Einzelbleche hergeleitet. Zur Berücksichtigung der Ausrundungsradien von


Walzprofilen erfolgt die Entwicklung eines Hohlkastenmodells. Eine anschließende
Untersuchung aller stegbeulgefährdeten Profile mit den FE–Programmsystemen
Abaqus und RUB–Beulen zeigt, dass die hohe Torsionssteifigkeit der Ausrundungsra-
dien zu einer Einspannung beulgefährdeter Profilteile führt. Die maximale Abwei-
chung der idealen Beulspannung zur Volleinspannung beträgt 4,5 %. Ausnahmen sind
die Profile HEAA 600 bis 1000 und UPE 300 – 400 mit einer Abweichung von 6 – 10
%. Profile mit beulgefährdeten Gurten sind ebenfalls mit dem Programm RUB–
Beulen und mit dem Programmsystem Abaqus unter Ansatz des Hohlkastenmodells
untersucht worden. Anders als bei beulgefährdeten Stegen liegt der Einspanngrad nur
bei ca. 70 – 90 %. Die gleichzeitige Prüfung der Zusatzbeanspruchung einspannender
Bauteile ergibt, dass der Einfluss bei druck- und biegebeanspruchten Walzprofilen
vernachlässigt werden kann. Als Ergebnis kann im Vergleich zur DIN 18800 T1 eine
größere Anzahl hochfester Walzprofile als nicht beulgefährdet eingestuft werden.
Ebenso zeigt sich für die verbleibenden Profile, dass eine Beulgefahr nur für eine
überwiegende Druckbeanspruchung auftritt.
Zur Untersuchung des Beuleinflusses auf die Tragfähigkeit von Walzprofilen aus
hochfestem Stahl erfolgt eine Zusammenstellung und Darstellung möglicher Beulphä-
nomene beulgefährdeter I– und U–Profile und eine Übersicht bekannter Berech-
nungsmethoden. Es zeigt sich, dass kein bekanntes Verfahren geeignet ist, Tragfähig-
keiten mit Beuleinfluss für sämtliche N–My–Mz−Schnittgrößenkombinationen einfach
und ausreichend wirtschaftlich zu ermitteln. Abgesehen von den vielfach sehr auf-
wändigen Iterationen sind in den meisten Fällen Lösungen für Einzelprobleme
optimiert worden, ohne über den gesamten Tragfähigkeitsbereich sinnvolle Lösungen
zu ergeben. Aktuell muss der in der Praxis tätige Ingenieur in Abhängigkeit von der
Querschnittsgeometrie und der Beanspruchung das beste Verfahren herausfinden.
Durch die Entwicklung einer Teilschnittgrößenoptimierung für beulgefährdete I– und
U–Profile wird diese Lücke geschlossen. Zuerst erfolgt eine Herleitung elementarer
Grundgleichungen und nachfolgend werden für unterschiedliche Schnittgrößenkom-
binationen und wechselnde beulgefährdete Einzelelemente systematische Nachweis-
bedingungen unter Berücksichtigung erforderlicher Beschränkungen hergeleitet. Eine
Unterscheidung in Nachweisverfahren oder Querschnittsklassen ist nicht mehr
notwendig. Bei der Bemessung wird automatisch die rechnerisch größte Tragfähigkeit
ermittelt. Beispielhaft wird an hochfesten Walzprofilen der Einfluss des Beulens auf
die Tragfähigkeit durch Interaktionskurven der Grenzschnittgrößen veranschaulicht.
Einen Vergleich der Ergebnisse mit bekannten Methoden, Versuchstraglasten und mit
an Versuchen kalibrierten FE-Berechnungen verifizieren die gewonnenen Erkenntnis-
se. Im Hinblick auf eine praktische Anwendung kann eine Teilschnittgrößenoptimie-
rung den Einfluss des Beulens auf die Tragfähigkeit von I– und U–Profilen auf
einfache Art und Weise visualisieren und eine Optimierung der Profilgeometrie
unterstützen. Durch die Untersuchung aller möglichen Kombinationen beulgefährde-
ter Profilteile ist eine Übertragung der gewonnenen Erkenntnisse auf geschweißte
oder gekantete Profile problemlos möglich.
Anhang
Elementare Bedingungen des Teilschnittgrößenverfahrens nach [50] für doppelsym-
metrische I – Profile.
Tabelle A.1 Nachweisbedingungen für die τ-Schnittgrößen Mxp, Vy, Vz und Mxs nach [50]

Nachweisbedingungen:

2 2
τo Mxp,g  Mxp,g   
= +   +  Vo  ≤ 1
τR 2 ⋅ Mpl,xp,g  2 ⋅ Mpl,xp,g   Vpl,g 
   

2 2
τs Mxp,s  Mxp,s   
= +   +  Vs  ≤ 1
τR 2 ⋅ Mpl,xp,s    
 2 ⋅ Mpl,xp,s   Vpl,s 

2 2
τu Mxp,g  Mxp,g   
= +   +  Vu  ≤ 1
τR 2 ⋅ Mpl,xp,g  2 ⋅ Mpl,xp,g   Vpl,g 
   

mit: Vo = Vy 2 + Mxs a g Vu = Vy 2 − Mxs a g


Mxp,g = Mxp ⋅ IT,g IT Mxp,s = Mxp ⋅ IT,s IT
Rechenwerte:

Vpl,g = τR ⋅ b ⋅ tg Mpl,xp,g = τR ⋅ t g2 ⋅ (2 ⋅ b − t g ) / 4 IT,g = b ⋅ t 3g / 3 τR = fy 3

Vpl,s = τR ⋅ hs ⋅ ts Mpl,xp,s = τR ⋅ t s2 ⋅ (2 ⋅ hs − t s ) / 4 IT,s = hs ⋅ t 3s / 3 IT = 2 ⋅ IT,g + IT,s

Tabelle A.2 Ermittlung von Mpl,o,τ, Mpl,u,τ, Ngr,o und Ngr,u nach [50]

|Mo| ≤ Mpl,o,τ = t g ⋅ b 2 4 ⋅ fy ⋅ 1 − (τo τR )


2

mit: Mo = Mz / 2 - Mω / ag

|Mu| ≤ Mpl,u,τ = t g ⋅ b 2 4 ⋅ fy ⋅ 1 − (τu τR )


2

mit: Mu = Mz / 2 + Mω / ag

Ngr,o = t g ⋅ b ⋅ fy ⋅ 1 − (τo τR ) ⋅ 1 − Mo Mpl,o,τ


2

Ngr,u = t g ⋅ b ⋅ fy ⋅ 1 − (τu τR ) ⋅ 1 − Mu Mpl,u,τ


2

(τo/τR) und (τu/τR) siehe Tabelle A.1


Vorzeichen der Schnittgrößen beachten!
Anhang 145

Schichtweise Visualisierung der σy – Spannungen einer beulenden Platte


Oberfläche

Mittelfläche

Integration über die Plattendicke


146 Anhang

Schichtweise Visualisierung der Schubspannungen einer beulenden Platte


Oberfläche:

Integration über die Plattendicke


Literaturverzeichnis

Normen, Vorschriften und Richtlinien

[1] DIN 18800 (11.90): Stahlbauten


Teil 1: Bemessung und Konstruktion,
Teil 2: Stabilitätsfälle, Knicken von Stäben und Stabwerken
Teil 3: Stabilitätsfälle, Plattenbeulen
Teil 5: Verbundtragwerke aus Stahl- und Beton (Entwurf 01.99)
[2] DIN 18807 (06.87): Trapezprofile im Hochbau, Stahltrapezprofile,Teil..
[3] DASt-Ri 011: Hochfeste schweißgeeignete Feinkornbaustähle StE460 und
StE690, Anwendung für Stahlbauten
[4] DASt-Ri 012 (10.78): Beulsicherheitsnachweise für Platten
[5] DASt-Ri 015 (07.90): Träger mit schlanken Stegen
[6] DASt-Ri 016 (06.88): Bemessung und konstruktive Gestaltung von Tragwer-
ken aus dünnwandigen kaltgeformten Bauteilen
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Teil 1-1 (04.93): Allgemeine Bemessungsregeln, Bemessungsregeln für den
Hochbau
Teil 1-5 (02.01): Allgemeine Bemessungsregeln, Ergänzende Regeln zu ebenen
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[8] DIN V ENV 1994, Eurocode 4: Bemessung und Konstruktion von Verbund-
tragwerken aus Stahl und Beton
Teil 1-1 (02.94): Allgemeine Bemessungsregeln, Bemessungsregeln für den
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