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UNIVERSITÄT STUTTGART
Silke Schönherr
Juli 2005
Einfluss der seitlichen Seilablenkung
auf die Lebensdauer von Drahtseilen
beim Lauf über Seilscheiben
Vorgelegt von
Dipl.-Ing. Silke Schönherr
geboren in Stuttgart
2005
meinen Eltern gewidmet
Vorwort
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mit-
arbeiterin am Institut für Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart. Die zahl-
reichen Dauerbiegeversuche, die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführt worden sind,
waren Bestandteil des Forschungsprojektes „Reduzierung der Lebensdauer und
Sicherheitsverlust von Drahtseilen durch Schrägzug bei Seilscheiben“, das von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde.
An erster Stelle möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr.-Ing. K.-H. Wehking, dem Leiter
des Instituts für Fördertechnik und Logistik, für die wissenschaftliche Betreuung der
Arbeit, sein Vertrauen und seine Unterstützung bei der Durchführung der Arbeit be-
danken.
Herrn Prof. Dr.-Ing. B. Bertsche, dem Leiter des Instituts für Maschinenelemente,
danke ich für die freundliche Übernahme des Mitberichtes und für die Durchsicht der
Arbeit.
Dem ehemaligen Leiter der Abteilung Seiltechnik, Herrn Prof. Dr.-Ing. K. Feyrer,
dessen Lebensdaueruntersuchungen und Erfahrungen im Bereich der Seiltechnik die
Grundlage zu diesem Forschungsprojekt bildeten, möchte ich ebenfalls Dank sagen
für seine Anregungen und das entgegengebrachte Interesse.
Auch den Kollegen der Abteilung Seiltechnik und dem Abteilungsleiter Herrn Dr.-Ing.
W. Vogel, die mich während meiner Zeit am Institut fachlich begleitet und menschlich
unterstützt haben, möchte ich meinen Dank aussprechen. Mein besonderer Dank gilt
den Kollegen Herrn Dipl.-Ing. O. Berner und Herrn Dipl.-Ing. S. Ziegler, für die wert-
vollen Anregungen, fachlichen Diskussionen und für die stete Hilfsbereitschaft. In den
Dank einschließen möchte ich auch die Mitarbeiter der Seilwerkstatt, die mich beim
Umbau der Biegemaschinen unterstützt und die zahlreichen Biegeversuche mitbetreut
haben.
Mein persönlicher Dank gilt Freunden und der Familie, die während der Zeit der Aus-
arbeitung Rücksicht auf mich genommen, mich aufgemuntert und motiviert haben.
Inhaltsverzeichnis
Literatur................................................................................................................... 158
Anhang.................................................................................................................... 165
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Abkürzungen
EB Einfachbiegung
DB Doppelbiegung
FE Fasereinlage
FEN Naturfasereinlage, z.B. Sisal
PP Polypropylen
SES Stahlseileinlage
SESP Litzen der Stahleinlage parallel zu den Litzen des Seiles
OIPEEC Organisation international pour l’etude de l’endurance des cables
(Internationale Organisation zum Studium der Betriebsfestigkeit
von Seilen)
TGL ehemalige staatliche Standards der DDR
sZ rechtsgängiges Kreuzschlagseil
W Warrington-Seilkonstruktion
WS Warrington-Seale-Seilkonstruktion
Formelzeichen
Zeichen Einheit Bedeutung
ai - Regressionskoeffizienten
A mm² metallischer Nennquerschnitt des Seiles (nach EN 12385-2)
Am mm² wirklicher metallischer Querschnitt des Seiles
A1 N seitliche Auflagekraft des Seiles auf der Rillenflanke in xz-Ebene
A2 N radiale Auflagekraft des Seiles in xy-Ebene
bi - Regressionskoeffizienten
B - Bestimmtheitsmaß
Bx - Drahtbruchanzahl auf der Bezugslänge x
BAx - Ablegedrahtbruchzahl auf der Bezugslänge x
c mm / N Beiwert zur Berechnung des Seildurchmessers nach DIN 15020
ci - Regressionskoeffizienten
d mm Seilnenndurchmesser
dist mm tatsächlicher Seildurchmesser
d0 mm Einheitsseildurchmesser, d0=1 mm
D mm Durchmesser der Seilprüfscheibe
DG mm Seilscheibendurchmesser im Rillengrund
D/d - Durchmesserverhältnis von Seilprüfscheibe zu Seil
D* Nmx100d Verdrehsteifigkeit des Seils
E N/mm² Elastizitätsmodul von Stahldrähten
E10-30 N/mm² ermittelter Elastizitätsmodul gemäß ISO 12076
E⋅I N⋅mm² Biegesteifigkeit des Seiles
fNi - Korrekturfaktoren
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Indizes
G Rillengrund der Seilscheibe
A Auflaufpunkt, Auflagebereich des Seils auf der Rillenflanke
L freie Seilstrecke
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Kurzzusammenfassung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Thematik der seitlichen Ablenkung von
laufenden Stahlseilen und speziell mit den Auswirkungen auf die Seillebensdauer.
Ausgangssituation und Ansatzpunkt der Untersuchung waren, dass die lebensdauer-
mindernde Wirkung von Schrägzug seit langem bekannt ist, die Seillebensdauer
(Bruchbiegewechselzahl) jedoch nie theoretisch oder experimentell quantifiziert wor-
den ist. In früheren Untersuchungen wurden lediglich Schädigungsarten und Draht-
bruchverläufe von seitlich abgelenkten Seilen bis zur Ablegebiegewechselzahl unter-
sucht. Die Seillebensdauer bei Schrägzug konnte hieraus jedoch nicht zuverlässig
vorhergesagt werden.
Im theoretischen Teil der Arbeit werden die physikalischen Vorgänge an der Rillen-
flanke bei der seitlichen Ablenkung von laufenden Seilen betrachtet. Daraus werden
verschiedene Seilbelastungen und Schädigungsmechanismen, die bei der seitlichen
Seilablenkung zusätzlich auftreten, abgeleitet. Die Seillebensdauer, die aus einer Viel-
zahl sich überlagernder Schädigungsmechanismen resultiert, kann quantitativ nur mit
Dauerbiegeversuchen ermittelt werden.
Im experimentellen Teil der Arbeit wurde exemplarisch an 6 Versuchseilen der Ein-
fluss des seitliches Ablenkwinkels auf die Seillebensdauer untersucht. Dabei wurden
zahlreiche lebensdauerbeeinflussende Parameter variiert, die aus den theoretischen
Betrachtungen abgeleitet wurden. Neben dem erwarteten Einfluss des Schrägzug-
winkels ϕ konnten zusätzliche, bisher nicht bekannte Einflüsse ermittelt und erklärt
werden. Die ausgewerteten Dauerbiegeversuche zeigen, dass die Lebensreduzierung
bei Schrägzug nicht allein vom Schrägzugwinkel ϕ, sondern von weiteren Parametern
des Seiltriebs (z.B. vom D/d-Verhältnis) und von seilspezifischen Einflüssen (z.B. von
der Seilkonstruktion) abhängt. Für die praktische Anwendung der Ergebnisse wurde
auf Basis der Versuchsergebnisse eine Gleichung abgeleitet, mit der die Lebens-
dauerreduzierung, die ein Seil beim Lauf über eine Seilscheibe mit seitlicher Seil-
ablenkung erfährt, ausgehend von der Seillebensdauer ohne seitliche Seilablenkung
überschlägig berechnet und vorhergesagt werden kann.
In weiteren Kapiteln beschäftigt sich die Arbeit mit der Seilschädigung und den Ab-
legekriterien. Die Anwendbarkeit des Ablegekriteriums Drahtbruchzahl gemäß DIN
15020 wird auf der Basis der 6 Versuchseile untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass
das Ablegekriterium äußerlich sichtbare Drahtbruchzahl bei weitgehend konstanter
Last auch bei Schrägzug angewendet werden kann.
Abschließend geht die Arbeit auf die Verdrehung von Seilen bei Schrägzug ein und
zeigt die wesentlichen Einflussgrößen für die Verdrehung der Seile auf der Rillen-
flanke auf.
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Abstract
Influence of the fleet angle on the service life of wire ropes running over
sheaves
fleet angle ϕ
ϕ
ϕ sheave
drum
Excessive fleet angles can cause serious damage to the wire ropes, sheaves and
grooved drums. Even though this has been known for a long time, the negative impact
of rope deflection has never been under a comprehensive scientific examination or
subject to quantification.
State of research
In literature the reduction of rope endurance due to fleet angle is ascribed to the wear
of the rope sliding on the groove flank and to stress associated with torque.
In a theoretical paper, Matthias 1966 calculates the geometrical position of the point,
at which the rope leaves the sheave flange for different rope and sheave geometries
in order to prevent the rope from running over the groove edge. Petkow 1968
determines the wear distance on the groove flank by considering the rope bending
stiffness.
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Experimental tests by Neumann 1987 and Heepen 1995 particularly analysed the
application and loading conditions in respect of smelter cranes. The tests, including
lateral rope deflection, were limited to a few parameters and rope constructions. The
focus of the two studies was on tribological damage and wire break development
under rope deflection. Results of the tests showed a clear increase in rope damage
caused by wear with the number of bending cycles as well as a more significant
increase in the number of wire breaks with larger fleet angles. With pulsating tensile
forces Heepen found a movement of the location of the wire breaks to the inside of the
rope. The number of bending cycles until rope failure was not determined in both
studies.
The only approach in literature to calculate the number of bending cycles until discard
for ropes running over sheaves under a fleet angle, was provided by Feyrer 2000. He
derived the correction factor fN4 for fleet angles up to 4° from the results of the tests by
Neumann 1987 with one rope (Warrington Seale FE+6x36). Since the correction
factor fN4 is based only on one rope, tested under a limited number of influencing
parameters, it cannot be regarded as confirmed and reliable.
Thus until now the dimensioning of rope drives with lateral rope deflection, is only
inadequately calculable. This could result in a reduction in safety of installations with
fleet angle.
• A basic damaging influence on the rope is the abrasive wear because of sliding
friction. At the contact points of rope and groove flank additional stress occurs
simultaneously, because of the high contact pressure.
• Under the impact of a torsional moment, generated by a friction force, the rope
profiles on the groove flank are twisted in relation to the profiles which are already
fixed in the groove root by surface pressure. The direction of lay is very important
for the occurring torsional stress on the rope. It determines whether the rope is
twisted or untwisted. The direction of the torsional moment acting on the rope is
determined by the direction of the lateral rope deflection. Consequentially a further
parameter had to be analysed. In the course of the tests this parameter lead to a
individual examination of both possible deflection directions with fleet angles from
-ϕ to +ϕ.
• All together the displayed influences not only cause exterior surface stress on the
rope. They lead to additional tensile, bending and torsion stress to the wires of the
rope. Because of the displacement of the strands and wires during the bending
and twisting of the rope, wear and stress occur at the contact points of strands and
wires.
• Due to this stress fatigue wire breaks occur at the points with the highest stress in
the rope. Mainly the wire breaks appear at the most worn wire surface. The end of
the rope lifetime is determined by the number of wire breaks and also by their
distribution on the rope.
Considering the geometric parameters of a rope drive, the effects of the described
additional stress (caused by the lateral rope deflection) can be evaluated.
The complexity of lateral rope deflection is shown in the multiplicity of interacting
damage effects. As shown in numerous previous fatigue tests on running ropes, the
interaction of the different influences on rope endurance can only be determined
empirically from fatigue bending tests.
The experimental focus of the study therefore was on fatigue bending tests. In
systematic and reproducible bending tests with lateral rope deflection the rope
endurance and the development of wire breaks was tested with 6 ordinary lay ropes
and rope diameters d=12 mm and d=16 mm. Resulting from the theoretical considera-
tions about the rope deflection, parameters relevant for the rope endurance could be
identified. In the tests the parameters rope construction, nominal rope diameter d, fleet
angle -ϕ to +ϕ, the diameter ratio between sheave and rope D/d, groove throat angle γ
and bending length l were varied. Over a period of 4 years more than 300 bending
tests were performed. For the first time extensive bending fatigue tests on ropes
operating with fleet angles have been taken to the point of rope failure. In doing so,
influences and phenomena which have so far been unknown have been found.
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By doing systematic evaluation and analysis of the test results, by means of linear
multiple regression, a calculation approach was set up on the basis of the lifetime
equation by Feyrer 2000. With this approach the endurance with rope deflection can
be quantified for the 6 tested ropes. In addition to the fleet angle ±ϕ , the second factor
influencing the loss of endurance under lateral rope deflection, the D/d ratio of the
rope drive, is also included in the proposed equation. In comparison with the not
15
secured correction factor fN4, which so far only allows an approximation of the number
of bending cycles until discard, the presented calculation approach achieves a
progress in predicting rope endurance with rope deflection The existing insecurity in
calculating rope endurance in rope drives with fleet angles can be further reduced
thereby.
The reference in DIN 15020 to reduce the fleet angle ϕ for torque balanced ropes, was
confirmed in principle. At the same time, a new factor, influencing the loss of
endurance in addition to the fleet angle, the D/d ratio, was found, which has not been
considered so far. A further recommendation of the DIN 15020 to use ropes with a
fleet angle +ϕ, is only confirmed for the two 8-strand Warrington ropes. This re-
commendation aims at preventing rope damage on the free length between the
sheaves – by unloading an untwisted rope. In fatigue bending tests only damages at
the confined bending zones can be analysed. So this recommendation has to be
considered further on, independent of the awareness of the lifetime reduction.
In terms of the safety of rope drives with rope deflection, the discard criteria maximum
number of visible external wire breaks in specified lengths - defined in the DIN 15020 -
was examined for applicability and safety with rope deflection. With rope tests until
rope failure the difference between the number of bending cycles to discard and the
number of bending cycles until rope failure could be clarified and the question of a
meaningful maximum number of wire breaks until discard could be answered. Apart
from the wear as a cause for the wire break development, wire breaks often appear in
the strand contact points, due to bending and twisting. Depending on the rope, in
principle an earlier wire breakage or a steeper increase in the wire break numbers is
found due to rope deflection.
By a statistic evaluation of the visible external wire breaks, the applicability and relia-
bility of the discard criteria maximum number of wire breaks was examined for rope
deflection, based on DIN 15020 and Feyrer 2000. Owing of the short bending length
used in tests, the number of wire breaks at a lifetime of 80% varies strongly. According
to Feyrer, a reliability of 10% is enough to secure the criteria number of wire breaks for
longer bending lengths in practice. With it, for the test ropes examined it was found
that the number of wire breaks according to DIN 15020 is reached reliably at a lifetime
of 80%, considering the additional restrictions by Feyrer (for ropes with fibre core).
Thus in rope drives with rope deflection at steel sheaves and widely constant rope
tension forces, the discard criteria number of wire breaks can be considered as safe.
Indeed for torque balanced ropes the emergence of external wire breaks must be
proven.
A frequent damage problem of rope drives in practice is rope twist. With lateral rope
deflection the problem of rope twist becomes more significant. By angle of rotation
measurements with different rope tension forces and fleet angles, the rope twist have
been pointed out and quantified for different ropes.
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Future prospects
For the future thus a statistical analysis of the results and an extension of the work to
other ropes is desirable. In order to be able to transfer the results, determined in this
study with particular selected testing ropes, to comparable rope constructions, the
results should be added to by tests with same rope constructions of other manu-
facturers. Additionally, the parameters, considering rope endurance, determined in the
context of this study, should be examined over a wider range.
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1. Einleitung
Seit der Erfindung des Drahtseils im Jahre 1834 und den ersten Einsätzen im Bergbau
beschäftigt sich eine zentrale Fragestellung bei der Anwendung von Seilen mit der
Sicherheit. Um eine Gefährdung von Personen beim Einsatz von Seilen in der Förder-
technik und - insbesondere in der Personenfördertechnik - auszuschließen, gilt das
Forschungsinteresse seit Beginn der Seilforschung auch stets der Frage der Seil-
lebensdauer. Nur wenn die lebensdauerbeeinflussenden Parameter bekannt und ihre
lebensdauerreduzierenden Einflüsse quantifiziert sind, kann ein Seil in einem beliebi-
gen Seiltrieb ausreichend dimensioniert und rechtzeitig abgelegt werden. Die Ablege-
kriterien, insbesondere die zulässige Drahtbruchanzahl auf einer festgelegten Bezugs-
länge, müssen dabei ausgehend von der Seillebensdauer unter Berücksichtigung von
sicherheitstechnischen und wirtschaftlichen Aspekten so festgelegt werden, dass der
Ausfall des Seiltriebes zuverlässig und rechtzeitig erkannt wird.
Heute werden Drahtseile in der Fördertechnik auf vielfältige Weise eingesetzt, unter
anderem als laufende Seile, siehe Bild 1.1. Wichtige und häufige Einsatzgebiete von
laufenden Seilen sind z.B. Krane (a, b), Treibscheibenaufzüge (c) und Seilbahnen (d).
a) b)
c) d)
In Seiltrieben von Kranen, aber auch bei anderen Anwendungen, führt die Anordnung
der Seilscheiben vielfach dazu, dass die Seile beim Lauf über die Seilscheiben unter
einem seitlichen Ablenkwinkel auf- und ablaufen, Bild 1.2.
Der seitliche Seilablenkwinkel, der sich dabei zwischen Seil und Scheibe einstellt,
Bild 1.3, wird im Folgenden auch Schrägzugwinkel ϕ genannt.
Schrägzugwinkel ϕ
ϕ
Seiltrommel ϕ Seilscheibe
Die seitliche Ablenkung von Seilen beim Lauf über Seilscheiben wurde experimentell
bisher nur von Neumann 1987 und Heepen 1995 untersucht. Beide Arbeiten be-
trachten speziell hüttenwerkspezifische Einsatzbedingungen, der Fokus ihrer Unter-
suchungen ist auf die tribologische Seilschädigung, die Drahtbruchentstehung und die
Drahtbruchentwicklung ausgerichtet. Die Lebensdauer bzw. die Reduzierung der
Bruchbiegewechselzahl durch Schrägzug wurde dabei nicht untersucht und quanti-
fiziert. Der einzige in der Literatur bekannte Ansatz, die Reduzierung der Biegewech-
selzahlen durch Schrägzug bis zum Erreichen der Ablegereife zu berechnen, stammt
von Feyrer 2000, der aus den Versuchsergebnissen von Neumann 1987 Korrektur-
faktoren fN4 für Schrägzugwinkel bis 4° abgeleitet hat. Da die Korrekturfaktoren fN4 le-
diglich auf der Basis einer Seilkonstruktion und nur für die Ablegebiegewechselzahl
ermittelt werden konnten, gelten sie als wenig gesichert. Bei der Auslegung von Seil-
trieben mit seitlicher Ablenkung fließt somit die bislang nur unzureichend kalkulierbare
Einflussgröße „Schrägzug“ ein, die zu einer Reduzierung der Betriebssicherheit der
Anlage führen kann.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll die seitliche Ablenkung von Seilen daher
grundlegend und systematisch untersucht werden. Dazu wird die lebensdauermin-
dernde Wirkung von Schrägzug beim Lauf von Drahtseilen über Seilscheiben für
sechs Versuchseile und bei variierenden Einflussparametern quantitativ ermittelt.
Hauptursache für die Lebensdauerminderung bei Schrägzug sind die Vorgänge an der
Rillenflanke. In dem theoretischen Teil der Arbeit werden die Vorgänge an der Rillen-
flanke bei Schrägzug dargestellt. Wesentliche Schädigungseinflüsse und deren Aus-
wirkungen werden aufgezeigt.
Im experimentellen Teil der Arbeit wird der Einfluss der seitlichen Seilablenkung auf
die Lebensdauer verschiedener Seilkonstruktionen anhand von reproduzierbaren
Dauerbiegeversuchen an modifizierten Biegemaschinen untersucht. Dazu wird ins-
besondere der Schrägzugwinkel ϕ in großer Breite variiert, auch über den praktischen
Einsatzbereich hinaus bis maximal ϕ=7°. Durch die Variation zahlreicher weiterer Pa-
rameter, wie z.B. des Rillenöffnungswinkels oder des Verhältnisses Scheibendurch-
messer zu Seildurchmesser, werden die theoretischen Erkenntnisse überprüft und die
Reduzierung der Lebensdauer von Drahtseilen durch Schrägzug in Abhängigkeit der
relevanten Einflussparameter ermittelt. Mittels Regressionsanalyse wird aus den Er-
gebnissen der sechs untersuchten Versuchseile eine Berechnungsgleichung abge-
leitet, mit der die Lebensdauer von Drahtseilen, die mit einer seitlichen Ablenkung
über Seilscheiben laufen, beschrieben werden kann. Zusätzlich wird für die praktische
Anwendung eine einfache Gleichung zur Abschätzung der durchschnittlichen Lebens-
dauerabnahme von Kreuzschlagseilen angegeben, die mit seitlicher Ablenkung über
eine Seilscheibe laufen.
Im Hinblick auf die Sicherheit von Seiltrieben mit seitlicher Ablenkung wird außerdem
das in der DIN 15020 festgelegte Ablegekriterium maximale Anzahl sichtbarer Außen-
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Ermittlung der zeitlichen Schädigungseinflüsse im Seil und auf eine tribologische Be-
trachtung der Vorgänge an der Rillenflanke.
Um die hüttenwerksspezifischen Beanspruchungsparameter der Seile möglichst wirk-
lichkeitsgetreu ermitteln und gezielt untersuchen zu können, hat Neumann einen Prüf-
stand konzipiert, Bild 1.4, mit dem Seildurchmesser von 20 bis 34 mm geprüft werden
können. In den Prüfstandsversuchen wurde ein Belastungskollektiv abgebildet, das
anhand von Betriebsmessungen an Hüttenwerkskranen ermittelt wurde. Es wurden
Schrägzugwinkel von 0° bis 4° untersucht. Die durchmesserbezogene Seilzugkraft
wurde bei allen Versuchen mit S/d² =69 N/mm² konstant gehalten, was einer Seil-
belastung nach Triebwerkgruppe 4m (DIN 15020) entspricht. Der Rillenöffnungswinkel
der Versuchsscheiben mit Rundrillen betrug 45°±3°. Die Prüfstandsversuche wurden
nicht regelmäßig bis zum Seil- oder Litzenbruch durchgeführt, sondern bei definierten
Ablegekriterien abgebrochen.
In Bild 1.5 sind die äußerlich sichtbaren Drahtbruchzahlen B75d aufgetragen, die auf
einer Biegezone von 75d bei einer Biegewechselzahl von N=200.000 für unterschiedli-
che Schrägzugwinkel ϕ gefunden wurden. Aus den Drahtbruchzahlen B75d bei 200.000
Biegewechseln errechnet Neumann Biegewechselzahlen, bei denen die Ablegereife
(Ablegedrahtdruchzahl nach DIN 15020) erreicht wird.
Dem Bild 1.6, in dem die ermittelten Ablegebiegewechselzahlen über den Schrägzug-
winkeln ϕ aufgetragen sind, liegen die Ergebnisse von 60 Prüfstandsversuchen mit
einem Seil zugrunde. Die Ablegebiegewechselzahl NA wird für Schrägzugwinkel ϕ>1°
bereits deutlich kleiner. Neumann erklärt die Abnahme der Ablegebiegewechselzahl
bei Schrägzug durch die zusätzliche Biege- und Pressungsbeanspruchung der Seile
an der Rillenflanke. Als Indiz dafür führt er das vermehrte Auftreten von Drahtbrüchen
in diesen Seilzonen an.
Bei den Prüfstandsversuchen beobachtet Neumann eine Drehung der unter Schräg-
zug auflaufenden Seile von bis zu 270°. Daraus schließt er, dass das Seil bei Schräg-
zug nicht ausschließlich über die Rillenflanken gleitet, sondern auch darauf abwälzt.
22
Die Versuche führt Neumann 1987 überwiegend mit der Seilkonstruktion Warrington
Seale FEN + 6x36 durch. Der Anteil der in der Praxis eingesetzten 6-litzigen Seile ist
jedoch gering. In Krananlagen werden heute vorwiegend 8-litzige Seile mit Stahlein-
lage und drehungsfreie Seile eingesetzt, die Neumann nur in 8 von 123 Versuchen
untersucht hat.
einem Kegel. Matthias leitet daraus für Seilscheiben nach TGL 20-37 3600 Seil-
ablenkwinkel ab, die nicht überschritten werden sollen, um eine Biegung des Seils
über den Rillenrand zu vermeiden. Belastungsmechanismen oder Zusammenhänge
von Schrägzugwinkel und Seilschädigung werden nicht aufgezeigt.
Zusammenfassung
Der Einfluss von Schrägzug auf die Bruchbiegewechselzahl laufender Seile wurde
bisher nicht untersucht und quantifiziert. Die Versuche von Neumann 1987, Heepen
1995 zeigen jedoch erhebliche Schädigungseinflüsse bei der seitlichen Ablenkung von
Drahtseilen auf und bestätigen damit die lebensdauerbeeinträchtigende Wirkung von
Schrägzug. Aus diesen Untersuchungen, die darauf ausgerichtet waren die tribolo-
gische Seilschädigung und Schadensentwicklung (Drahtbruchentstehung und -ent-
wicklung) speziell für die Einsatzbedingungen bei Hüttenwerkskranen zu klären, ist
nur teilweise bekannt, welche Beanspruchungsmechanismen im Seil zur Schädigung
der Seile führen. Welche Parameter im System Seil / Seilscheibe die Seilschädigung
neben dem Schrägzugwinkel maßgeblich beeinflussen und in welcher Größenordnung
einzelne Parameter an der Lebensdauerreduzierung beteiligt sind, konnte mit den
Versuchen bis zur Ablegebiegewechselzahl nicht geklärt werden.
25
Hinsichtlich der Lebensdauer von Seilen bei Schrägzug und den lebensdauerbeein-
flussenden Parameter gibt es nach wie vor große Wissenslücken. Folgende Punkte
sind bislang nicht geklärt:
• Die bisherigen Versuche wurden im Wesentlichen bis zur Ablegebiegewechselzahl
(d.h. bis zum Erreichen der Ablegedrahtbruchzahl nach DIN 15020) durchgeführt.
Dabei wurden Erkenntnisse über die Seilschädigung und Drahtbruchentwicklung
bis zum Erreichen der Ablegereife gewonnen. Feyrer 2000 weist jedoch darauf hin,
dass die Drahtbruchzahl und die Lebensdauer nur sehr schlecht korrelieren. Rück-
schlüsse auf die Bruchbiegewechselzahl von seitlich abgelenkten Seilen, sind damit
nur sehr eingeschränkt möglich.
• In den bisherigen Untersuchungen von Neumann 1987 und Heepen 1995 wurden
speziell hüttenwerksspezifische Belastungen berücksichtigt. Die eingesetzten Prüf-
stände und die untersuchten Parameter waren aus diesem Grunde auf die Ein-
satzbedingungen von Hüttenwerkskranen angepasst. Zahlreiche lebensdauerbeein-
flussende Parameter, wie z.B. Scheibendurchmesser, Rillenöffnungswinkel und
Seildurchmesser wurden nicht untersucht.
• In beiden Arbeiten wurden nur wenige ausgewählte Seilkonstruktionen, die speziell
in Hüttenwerkskranen eingesetzt werden, bei geringfügig variierenden Versuchs-
parameter untersucht. Demzufolge ist völlig unklar, wie sich andere Seilkonstruk-
tionen unter dem Einfluss von Schrägzug bei Seilscheiben bei verschiedenen Be-
dingungen verhalten.
• Der Einfluss der Seilablenkrichtung in Bezug zur Schlagrichtung der Seile wurde
bisher nicht betrachtet. Es liegen keine Erkenntnisse vor, ob und inwieweit die Seil-
lebensdauer von der Gleit- und Abwälzrichtung des Seils auf der Rillenflanke, z.B.
durch ein Auf- oder Zudrehen des Seils, unterschiedlich beeinflusst wird.
• Die Technische Regel DIN 15061 schreibt für Seilscheiben einen Rillenöffnungs-
winkel von mindestens 45° vor. Vorschriften anderer Länder weichen davon in
unterschiedlicher Weise ab, vgl. Verreet 1999. Der British Standard legt den mini-
malen Rillenöffnungswinkel mit 52°, die entsprechende US-Norm mit 35° fest.
Bisher sind keine Versuchsergebnisse bekannt, die den Rillenöffnungswinkel in
Zusammenhang mit der Seillebensdauer bei Schrägzug betrachten.
• Die Sicherheit des Ablegekriteriums Drahtbruchzahl kann nur durch die Ermittlung
der Bruchbiegewechselzahl zuverlässig überprüft werden. Bei Schrägzug ist der
Abstand der Ablegebiegewechselzahl zur Bruchbiegewechselzahl, d.h. die „Sicher-
heitsreserve“, bisher unerforscht. Die Auswertung von Drahtbrüchen bei Dauer-
biegeversuchen ohne Schrägzug zeigen, dass die in der DIN 15020 angegebenen
Drahtbruchzahlen in einigen Fällen teilweise Reserven zur Bruchbiegewechselzahl
beinhalten, Feyrer 2000. In anderen Fällen, beispielsweise bei Seilen mit Faser-
einlage, sind die Drahtbruchzahlen nach DIN 15020 bereits unsicher. Für Schräg-
zug muss dies gesondert untersucht und überprüft werden.
26
Fazit
Es herrscht ein großer Mangel an zuverlässigen Erkenntnissen über die Lebensdauer
von Drahtseilen bei Schrägzug. Diese Tatsache ist unbefriedigend, da die seitliche
Ablenkung von Seilen in Seiltrieben von Kranen, Hebezeugen und Personenbeförde-
rungsanlagen konstruktiv und funktional häufig nicht vermeidbar ist und somit zu einer
Reduzierung der Betriebssicherheit der Anlage führen kann. Für die sichere Bemes-
sung von Seiltrieben mit Schrägzug und zur Festlegung von Inspektionsintervallen
benötigt man gesicherte Erkenntnisse über die lebensdauerbestimmenden Parameter
und deren Einfluss auf die Seillebensdauer.
Für eine grundsätzliche Untersuchung der Lebensdauer von Seilen, die mit einer seit-
lichen Ablenkung über Seilscheiben laufen, eignen sich Dauerbiegeversuche mit Hilfe
von Seildauerbiegemaschinen in besonderer Weise. Zahlreiche vorangegangene
Lebensdaueruntersuchungen ohne Schrägzug haben dies bereits gezeigt. Gegenüber
aufwendigen Einzelprüfständen, mit denen häufig nur einzelne Parameter in engen
Grenzen untersucht werden können, können Biegemaschinen schnell und einfach mo-
difiziert und auf neu zu untersuchende Einflussparameter angepasst werden. Dauer-
biegeversuche an modifizierten Seilbiegemaschinen für Schrägzug (siehe Seite 73
und 75) ermöglichen es mit einem einfachen Versuchsaufbau reproduzierbare Ergeb-
nisse zu erhalten. Die Ergebnisse früherer Lebensdaueruntersuchungen können als
Grundlage und Vergleichsbasis genutzt werden, sie stützen die neuen Ergebnisse.
Somit kann eine Grundlage für eine zuverlässige Seillebensdauerberechnung bei
Schrägzug geschaffen werden, die ein breites Feld an Randbedingungen, die in Seil-
trieben auftreten können, berücksichtigt.
27
2. Theorie
Wichtige Einflussgrößen auf die Lebensdauer von Drahtseilen sind die Seilzugkraft S
und das Durchmesserverhältnis D/d von Seilscheibe und Seil. Woernle 1934 zeigt
eine lineare Abhängigkeit lgN=f(lgD/d) auf. Drucker/Tachau 1944 finden als erstes
die Beziehung, dass die Bruchbiegewechselzahlen N zusätzlich von der durchmesser-
bezogenen Seilzugkraft S/d² abhängig ist, lgN=f(lg(d/D⋅S/d²)).
In Bild 2.1 ist die Bruchbiegewechselzahl N eines Seiles für unterschiedliche Durch-
messerverhältnisse D/d von Seilscheibe und Seil über der durchmesserbezogenen
Seilzugkraft S/d² doppellogarithmisch dargestellt. Die Versuchspunkte werden für
Seilzugkräfte, die kleiner sind als die Donandtkaft, gut durch Geraden repräsentiert,
die mit Hilfe der Regressionsrechnung, z.B. nach Stange 1971, ermittelt worden sind.
Sd02 D Sd02 D
lg N = a 0 + a1 lg + a 2 lg + a 3 lg lg , (2.1)
d2S 0 d d2S 0 d
mit den Parametern Seilzugkraft S in N, Einheitskraft S0 =1 N, Seilnenndurchmesser d
in mm, Einheitsdurchmesser d0 =1 mm und Seilscheibendurchmesser D in mm. Sie
stellt den Mittelwert der Lebensdauer dar, die Streuung der Ergebnisse wird durch die
Standardabweichung lgs beschrieben.
Die mit der Regressionsrechnung gewonnenen Geraden sind in Bild 2.1 für Seilstücke
von einem Seil und in Bild 2.2 für viele Seile gleicher Seilkonstruktion dargestellt. In
Bild 2.1 sind zusätzlich Geraden im Fließbereich der Drähte eingetragen.
29
Der Einfluss der Biegelänge auf die Seillebensdauer wurde von Müller 1961 und
Feyrer 1981/1 ebenfalls in zahlreichen Versuchen untersucht. Wahrscheinlichkeits-
theoretisch kann die Biegelänge l als Kette von Seilstücken mit der Biegelänge l0 be-
trachtet werden, von denen das schwächste Seilstück die Lebensdauer des gesamten
Seiles bestimmt. Die Biegelänge l kann als Biegelänge eines biegeschlaffen Fadens
betrachtet werden. Infolge der Biegesteifigkeit des Seiles stellt sich aber an den
Rändern zusammen eine kleine Biegezone l0 ein, die geringer belastet ist. Die Über-
lebenswahrscheinlichkeit R(l), ist
⎛ l− ∆l ⎞
⎜ ⎟
R(l) = R ⎝ l0 − ∆l ⎠
0 . (2.2)
Die Überlebenswahrscheinlichkeit R0 wird gut durch die logarithmische Normalver-
teilung beschrieben. Feyrer 1981/1 berechnet auf dieser Basis eine Näherungsglei-
chung Gl. 2.3 für die praktische Berechnung der zu erwartenden mittleren Biegewech-
selzahl N bei vorgegebener Biegelänge l = 60d
⎛ l ⎞
N = N60 ⋅ ⎜ (1,2 + lg )−1 − 0,3358 ⎟ . (2.3)
⎝ d ⎠
In Bild 2.3 ist zu erkennen, dass mit abnehmender Biegelänge l die Biegewechselzahl
N wächst. Die berechnete Biegewechselzahl N wurde ebenfalls statistisch abgegrenzt.
Die untere Biegewechselzahl N10 markiert die Grenze, die von höchstens 10% der
Seile nicht erreicht wird. Höchstens 10% der Seile liegen überhalb der oberen Biege-
wechselzahl N90.
30
⎛ D ⎞⎛ Sd2 R ⎞ D d 1
lg N = b0 + ⎜ b1 + b4 lg ⎟⎜ lg 2 0 − 0,4 lg 0 ⎟ + b2 lg + b3 lg + . (2.4)
⎝ ⎜
d ⎠⎝ d S0 ⎟
1770 ⎠ d d0 l
b5 + lg
d
Darin sind die folgenden Parameter berücksichtigt:
Seilzugkraft S in N Einheitskraft S0 = 1 N
Seilnenndurchmesser d in mm Einheitsdurchmesser d0 = 1 mm
Seilscheibendurchmesser D in mm Drahtnennfestigkeit R0 in N/mm²
Seilbiegelänge l in mm (l> 15 d)
In der Praxis weichen die realen Bedingungen von den Bedingungen im Dauerbiege-
versuch ab. Die mit Gl. 2.4 errechneten Biegewechselzahlen müssen deshalb durch
Korrekturfaktoren korrigiert werden. Für die korrigierte Biegewechselzahl Nkorr gilt
Nkorr = N ⋅ fN1 ⋅ fN2 ⋅ fN3 ⋅ fN4 . (2.5)
In Feyrer 2000 sind die Korrekturfaktoren fNi für häufig vorkommende Einsatzbedin-
gungen, z.B. Seilschmierung, Rillenform, dargestellt. Bei Schrägzug wird bisher der
Faktor fN4 eingesetzt, der aus den Versuchsergebnissen von Neumann 1987 durch
Mittelung abgeleitet worden ist. Der Faktor fN4 gilt dabei im Grunde genommen nur bis
zur Ablegebiegewechselzahl nach DIN 15020 und nur für Rundrillen mit einem Rillen-
öffnungswinkel von γ=45°.
Zur Bestimmung der Seillebensdauer in beliebigen Seiltrieben von fördertechnischen
Anlagen wird der Seiltrieb analysiert und das höchst beanspruchte Seilstück zur
Berechnung herangezogen. Für zusätzlich zur Einfachbiegung auftretende Beanspru-
chungselemente wi wie Gegenbiegung oder Einfachbiegung mit Zugkraftänderung
werden ebenfalls korrigierte Biegewechselzahlen Nkorr,i ermittelt. Unterschiedliche Be-
lastungskollektive werden über die Schadensakkumulationshypothese nach Palm-
gren-Miner (Palmgren 1924, Miner 1945) berücksichtigt
1 wi
=∑ . (2.6)
Z Nkorr ,i
Die korrigierten Biegewechselzahlen, d.h. die Einzelschädigungen des Seiles werden
zu einer Schadenssumme zusammengefasst und die Spielzahl Z des Seiltriebes er-
mittelt.
2.2. Lebensdauer bei seitlicher Ablenkung von Seilen beim Lauf über
Seilscheiben
Die Schädigung des Seils beim Lauf über Seilscheiben mit seitlicher Seilablenkung -
und damit die Reduzierung der Lebensdauer gegenüber dem Lauf von Seilen über
Seilscheiben ohne Schrägzug - wird von den Vorgängen an der Rillenflanke bestimmt.
Seile, die neben der Biegung über Seilscheiben auch seitlich über die Rillenflanke ab-
gelenkt werden, siehe Bild 2.6, erfahren dabei zusätzliche Beanspruchungen. Diese
Zusatzbeanspruchungen werden durch eine geometrische und kinematische Analyse
des Seiltriebs aufgezeigt und untersucht.
Die im Folgenden beschriebenen Zusatzbeanspruchungen von seitlich abgelenkten
Seilen werden in starkem Maße von den geometrischen Parametern des Seiltriebes
beeinflusst. Die geometrischen Parameter der Scheibe (Scheibendurchmesser D,
Rillenöffnungswinkel γ), des Seils (Seildurchmesser d) und des Seiltriebes (Schräg-
zugwinkel ϕ) bestimmen die Position des Auflaufpunktes auf der Rillenflanke. Mit dem
Gleichungssystem von Matthias 1966/1 können die Auflaufpunkte auf der Rillenflanke
für ein biegeschlaffes Seil als Berührpunkt eines Kegels mit einem Zylinder berechnet
32
werden. Die Berührlinie des Seiles auf der Rillenflanke ergibt sich aus einzelnen Auf-
laufpunkten, wenn man für den Parameter ϕ Werte von 0° bis ϕmax einsetzt. Der Ein-
fluss verschiedener Seilscheibengeometrien auf die verschiedenen Beanspruchungs-
arten wird unabhängig von dem seilkonstruktionsspezifischen Parameter Biege-
steifigkeit für ein biegeschlaffes Seil betrachtet.
D/2
z
x
Bild 2.4: Seitliche Seilablenkung auf der Rillenflanke (biegeschlaffes Seil)
Der Krümmungsradius ρxz in der xz-Ebene ist bei einer Biegung um die y-Achse ist
3
(1 + z′) 2
ρ xz = . (2.7)
z′′
Näherungsweise kann der Krümmungsradius der Seilachse über einen Kegelschnitt
mit y=D/2 berechnet werden, vgl. Petkow 1968. Dabei wird der torusförmige Bereich
der Rundrille vernachlässigt und angenommen, dass das Seil bei x=0 bereits an der
Rillenflanke anliegt (r=0,5d). Der Krümmungsradius der Seilachse ρxz bei der
seitlichen Seilablenkung ist damit
3
⎛⎜ D 2 ⋅ cos 2 γ + x 2 ⎞⎟ 2
ρ xz = ⎝ 2 ⎠ .
4 2
(2.8)
γ
D ⋅ sin ⋅ cos 2 γ
4 2 2
Der Krümmungsradius nimmt mit zunehmender Entfernung der Berührpunkte vom
Rillengrund (d.h. mit zunehmenden x-Werten) zu. Bei x=0 ist der Krümmungsradius
ρxz minimal
33
D γ
ρ xz,min = ⋅ cot . (2.9)
2 2
Das Verhältnis des minimalen Krümmungsradius auf der Rillenflanke zum Krüm-
mungsradius des Seils um die Seilscheibe hängt lediglich vom Rillenöffnungswinkel
γ ab. Bei einem Rillenöffnungswinkel von γ=60° ist die minimale Krümmung auf der
Rillenflanke 1,7-fach größer als der Biegeradius um die Seilscheibe, bei γ=30° sogar
um den Faktor 3,7, siehe Tabelle 2.1.
Tabelle 2.1: Verhältnis der Krümmungsradien bei verschiedenen Rillenöffnungswinkeln γ
Rillenöffnungs- Krümmungsradius des Seils um die Rillenflanke im
winkel Verhältnis zum Krümmungsradius um die Seilscheibe
γ ρmin/(D/2)
60° 1,73
45° 2,41
30° 3,73
600
500
400
300
200
100
0
0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Bild 2.5: Einfluss des Rillenöffnungswinkels γ auf den Krümmungsradius ρxz des Seiles
auf der Rillenflanke bei verschiedenen Schrägzugwinkeln ϕ, d=12 mm
Die Biegung des Seiles um die Rillenflanke führt - wie die Biegung des Seiles um die
Seilscheibe - zu einer Gleitbewegungen zwischen den Litzen und Drähten und damit
zu Reibung und Verschleiß. Im Vergleich zur Biegebeanspruchung um die Seilscheibe
ist die Biegebeanspruchung des Seiles auf der Rillenflanke jedoch kleiner, da der
34
2.2.2. Pressung
Bei der Biegung um die Rillenflanke erfährt das Seil gleichzeitig eine Pressungsbean-
spruchung. Beim Aufbringen einer Seilzugkraft S legt sich das Seil an der Rillenflanke
an und bewirkt eine seitliche Kraft A1 auf die Rillenflanke, Bild 2.7.
S2
ϕ
ϕ S2
S1
A1
A1
S1
ϕ
S2 2
S1
Bild 2.6: Biegung des Seiles Bild 2.7: Ablenkkraft A1 auf der Rillenflanke
um die Rillenflanke
35
dA1
dA1
β∼γ/2 dA2
dFN dA2
Rillenflanke
β∼γ/2
Die Normalkraft auf einen Seilquerschnitt dFN ist abhängig vom Steigungswinkel β. Bei
einer Seilscheibe mit dem Rillenöffnungswinkel γ/2 ist der Steigungswinkel β abhängig
von der jeweiligen Position des betrachteten Seilquerschnittes. Im Bereich des Rillen-
torus nimmt β von 90° auf γ/2 ab. Entlang der kegelförmigen Rillenflanke ändert sich
der Winkel β ebenfalls geringfügig, entsprechend der Berührpunktlinie des Seiles, vgl.
Bild 2.4. Auf der Rillenflanke kann β jedoch näherungsweise mit β=γ/2 konstant ange-
nommen werden. Der Normalkraftanteil eines Seilquerschnittes auf der Rillenflanke ist
dA 1 dA 1 S ⋅ dϕ
dFN = ≈ ≈ . (2.15)
cos ß γ γ
cos cos
2 2
Vernachlässigt man den torusförmigen Bereich der Rundrille und nimmt vereinfacht
eine Keilrille an, kann mit Gl. 2.16 die auf der gesamten Rillenflanke wirkende Normal-
kraft FN berechnet werden
36
S⋅ϕ
FN ≈ . (2.16)
γ
cos
2
Die Normalkraft FN auf der Rillenflanke ist von der Seilzugkraft S, dem Schrägzug-
winkel ϕ und vom Rillenöffnungswinkel γ abhängig. Sie wird über der gesamten Auf-
lagelänge des Seils auf der Rillenflanke lA aufgebracht. Für die Pressung eines zylin-
drischen Seiles ist neben der Normalkraft FN auch die Auflagelänge des Seiles auf der
Rillenflanke lA entscheidend.
In Bild 2.9 und Bild 2.10 ist die Berührlinie des Seiles auf der Rillenflanke für ein Seil
mit d=12 mm in Abhängigkeit von verschiedenen Geometrieparametern γ und D/d dar-
gestellt, mit r=0,53 d.
11
γ=30°, D/d=25
g=30°,
Abstand der Auflaufpunkte von der Rillenmitte
γ=45°, D/d=25
g=45°, D/d=25
10 γ=60°, D/d=25
g=60°, D/d=25
6°
9
8
zA [mm]
6°
6° 4°
7
2°
4°
0,91°
6 1,29° 2° 4°
1,62°
2°
5
4
0 10 20 30 40 50 60 70
Lage der Auflaufpunkte in x-Richtung der Seilscheibe xA [mm]
Bild 2.9: Einfluss des Rillenöffnungswinkels γ auf die Länge der Berührlinie bei
verschiedenen Schrägzugwinkeln ϕ, d=12 mm
Mit zunehmendem Schrägzugwinkel ϕ liegt das Seil länger in x-Richtung an der Ril-
lenflanke an. Vergleicht man verschiedene Rillenöffnungswinkel, Bild 2.9, nimmt die
Berührlinie des Seiles auf der Rillenflanke bei einem kleineren Rillenöffnungswinkel γ
stark zu. Die längenbezogene Anpresskraft auf der Rillenflanke qN wird dadurch re-
duziert.
Bei einem kleinen Durchmesserverhältnis D/d, Bild 2.10, liegt das Seil dagegen nur
über eine sehr kurze Strecke auf der Rillenflanke an.
37
11
γ=60°, D/d=63
gamma=60°, D/d=63
Abstand der Auflaufpunkte von der Rillenmitte
γ=60°, D/d=25
gamma=60°, D/d=25
10 γ=60°, D/d=12,5
gamma=60°, D/d=12,5
9
6°
8
zA [mm]
6°
7
4°
6° 4°
6 4°
2,29°
2° 2°
1,62 2° 1,02°
5
4
0 10 20 30 40 50 60 70
Lage der Auflaufpunkte in x-Richtung der Seilscheibe xA [mm]
Bild 2.10: Einfluss des Durchmesserverhältnisses D/d auf die Länge der Berührlinie bei
verschiedenen Schrägzugwinkeln ϕ, d=12 mm
Die Pressung des Seiles kann näherungsweise über die längenbezogene Anpress-
kraft qN
F S⋅ϕ
qN = N ≈ (2.17)
lA γ
cos ⋅ l A
2
bestimmt werden. Die Auflagelänge lA ergibt sich vereinfacht über den mittleren Krüm-
mungsradius des Seiles auf der Rillenflanke ρxz , siehe Bild 2.11.
ϕ
tanϕ=dz/
=z'(x)
ρxz(ϕ)
lA
ρxz
x
ϕ ρxz(ϕ=0°)
z
Bild 2.11: Auflagelänge auf der Rillenflanke lA
Bei Schrägzug sind in erster Linie die Pressungen zwischen Seil und Seilscheibe von
Interesse. Die bekannten Erkenntnisse über die Pressungen bei der Biegung des
Seiles um die Seilscheibe können vielfach auf die seitliche Seilablenkung übertragen
werden. Bei der Biegung eines Seiles um die Seilscheibe sind die Pressungen
zwischen Seil und Seilscheibe sowohl längs als auch quer zur Seilachse verteilt. Der
Pressungsverlauf in beiden Richtungen wurde mehrfach untersucht. In Richtung der
Seilachse hat Häberle 1995 in Versuchen eine starke Erhöhung der längenbezo-
genen Anpresskraft im Auf- und Ablaufpunkt des Seiles auf die Seilscheibe gefunden.
Bei Schrägzug ist daher ebenfalls von einer stark höheren Anpresskraft im Auf- und
Ablaufpunkt auf der Rillenflanke auszugehen.
Die Pressungsverteilungen, die sich auch bei Schrägzug im Rillengrund quer zur Rille
ergeben, können ebenfalls aus zahlreichen früheren Untersuchungen übernommen
werden und sollen hier im Einzelnen nicht weiter betrachtet werden. Zu nennen sind
beispielsweise die spezifische Pressungsverteilung quer zur Seilachse, die von
Donandt 1927 und Hymans/Hellborn 1927 zur Berechnung der Treibfähigkeit für
verschiedene Rillengeometrien hergeleitet worden ist. Gleiches gilt für Häberle 1995,
der bei Versuchen mit Rundrillen eine seitliche Verschiebung des spezifischen Pres-
sungsmaximums in Abhängigkeit von der Schlagrichtung des Seiles findet.
Reibung und Verschleiß hängen von einer Vielzahl an Einflussgrößen ab. Die Reib-
kraft ist eine Funktion des Beanspruchungskollektivs B und der Systemstruktur S
FR= f (B, S). (2.20)
Das gleiche gilt für den Verschleißbetrag W [m³]
W= f (B, S). (2.21)
Ein tribologisches System S setzt sich aus den beteiligten Elementen (Reibkörper und
Schmierstoff), deren Eigenschaften (Werkstoff, Härte, Rauheit etc.) und aus den
Wechselwirkungen zwischen den Elementen zusammen. Das Beanspruchungskollek-
tiv B wird über die Bewegungsart, den Bewegungsablauf, die Normalkraft, die Pres-
sung, die Geschwindigkeit, die Temperatur und die Beanspruchungsdauer beschrie-
ben. Die Reibungszahlen µ hängen von den Reibungsarten und -zuständen ab,
Dubbel 1997.
Gleitreibung Festkörperreibung 0,1-1
Grenzreibung (mit Schmierstoff) 0,1-0,2
Rollreibung (mit Fettschmierung): 0,001-0,005
Im System Seil / Seilscheibe tritt Reibung und Verschleiß an mehreren Stellen auf:
• Zwischen Seil und Seilscheibe
• Im Seil zwischen den Litzen und Drähten
Innere Reibung und Verschleiß sind eine Folge von Draht- und Litzenverschiebungen
im Seil. Sie treten bei der Verformung des Seils, beispielsweise durch Zug, Biegung
und Verdrehung, auf. Die äußere Reibung und der Verschleiß zwischen Seil und Seil-
scheibe sind durch die Pressungsverhältnisse und durch die Kinematik von Seil und
Seilscheibe bestimmt. Neumann 1987 beobachtet ein verstärktes Auftreten von Pas-
sungsrost, der infolge Reibkorrosion auftritt.
vS
vSch
vSch
vS vR vS
vR
vS=vSch
vR=0 vSch Absolutgeschwindig-
keit Seilscheibe
vS Absolutgeschwindig-
keit Seil
vR Relativgeschwindig-
keit des Seiles auf
der Seilscheibe
Z
vS
vSch vSch
vS=vSch vS vR vS vR
X
vR=0
Bild 2.12: Relativgeschwindigkeit vR beim Auflaufen des Seiles auf die Rillenflanke
dM
dFR
dFN
∼γ/2
vR
Bild 2.13: Kräfte und Momente beim Auflaufen des Seils auf die Rillenflanke
Beim Auflaufen des Seils auf die Rillenflanke wirkt die Reibkraft nach außen und ver-
sucht das Seil auf der Flanke zu halten, siehe auch Bild 2.14a. Läuft das Seil dagegen
42
von der Seilscheibe ab, wirkt die Reibkraft in Richtung Rillengrund und versucht das
Seil im Rillengrund zu halten, vgl. Bild 2.14b. Der Auflaufpunkt auf der Rillenflanke
liegt daher regelmäßig um ∆y höher als der Ablaufpunkt.
a) b)
(Ablaufendes Ablaufendes
Seil) Seil
Auflaufendes ∆y (Auflaufendes
Seil Seil) FR
FR
∆y
Bild 2.14: a) Auflaufen auf die Rillenflanke b) Ablaufen von der Rillenflanke
Die Reibkräfte dFR am Umfang der Seilquerschnitte wirken zusätzlich als Drehmoment
auf das Seil, Bild 2.13
d
dM = dFR ⋅ . (2.23)
2
Der Gleitbewegung des Seils auf der Rillenflanke ist somit eine Rollbewegung über-
lagert. Dies belegen auch die Abdrücke der Berührpunkte des Seils auf der Rillen-
flanke, Bild 2.15.
W
G
W G
Bild 2.15: Gleitbewegung (G) und Wälzbewegung (W) des Seiles auf der Seilscheibe beim
Hinablaufen in den Rillengrund
43
Bei genauer Betrachtung tritt zwischen Seil und Seilscheibe Wälzreibung auf, d.h.
eine Rollreibung, der eine Gleitkomponente überlagert ist. Das Seil unterliegt an der
Rillenflanke einem Gleit- und Wälzverschleiß, siehe auch Tabelle 2.3. Sobald das Seil
von der Rillenflanke in den Rillentorus gelangt, wirkt am Seilumfang eine
Flächenpressung. Die Relativgeschwindigkeit zwischen Seil und Seilscheibe hat so-
weit abgenommen, dass die Gleitreibung in Haftreibung übergeht. Das Seil führt nur
noch eine Wälzbewegung durch, bis es schließlich seine endgültige Lage im Rillen-
grund erreicht, Bild 2.15.
Die Reibung zwischen Seil und Rillenflanke kann analytisch beschrieben werden.
Neumann 1987 definiert eine Reibarbeit über die Reibleistung nach DIN 50320 und
weist dabei auf die Bedeutung der Flächenpressung für die tribologische Beanspru-
chung hin. Der für die Flächenpressung entscheidende Faktor der Auflagelänge des
Seiles an der Rillenflanke lA wird in seinen Ausführungen jedoch nicht berücksichtigt.
Entgegen der globalen Betrachtungsweise von Neumann ist es sinnvoll die Reib-
beanspruchung einzelner Seilquerschnitte dl auf der Rillenflanke zunächst getrennt zu
betrachten. Für die Bewegung eines Seilquerschnittes i vom Auflaufpunkt in den
Rillengrund ist eine Reibarbeit WR,i aufzubringen. Die Reibarbeit WR,i hängt von der
Länge der Gleitstrecke sR auf der Rillenflanke und dem spezifischen Reibkraftanteil
FR,i des Seilquerschnittes während der Gleitbewegung auf der Rillenflanke ab
F
WR,i = µ ⋅ qN ⋅ sR = µ ⋅ N ⋅ sR . (2.25)
lA
Für das Verschleißverhalten des Seiles ist die spezifische Reibarbeit pro Seilquer-
schnitt WR,i entscheidend. Die Auflagelänge lA hat somit ebenfalls einen entscheiden-
den Einfluss auf die tribologische Beanspruchung. Bei einer größeren Auflagelänge lA
reduziert sich der Normalkraftanteil pro Seilquerschnitt qN. Die spezifische Flächen-
pressung und Reibleistungsdichte sind dadurch vermindert.
Mit zunehmender Einwirkungsdauer, d.h. mit der Anzahl der Biegewechsel N nimmt
die geleistete Reibarbeit WR,i,N für die einzelnen Seilquerschnitte zu
WR,i,N = WR,i ⋅ N = µ ⋅ qN ⋅ sR ⋅ N . (2.26)
Für das gesamte Seil, das N Biegewechsel mit einer konstanten Hublänge h durch-
geführt hat, beträgt die Reibarbeit WR,N
WR,N = µ ⋅ qN ⋅ sR ⋅ N ⋅ h . (2.27)
44
Der Verschleiß durch Abrieb hängt damit von der Flächenpressung und von der Länge
der Gleitstrecke eines Seilquerschnittes auf der Rillenflanke ab. Die Verschleißstrecke
und die Berührlinie des Seils auf der Rillenflanke sind durch den Auflaufpunkt
bestimmt. Die Position des Auflaufpunktes kann vereinfacht für ein biegeschlaffes Seil
nach Matthias 1966/1 ermittelt werden. Bild 2.16 zeigt die Auflaufpunkte auf der
Rillenflanke für unterschiedliche Schrägzug- und Rillenöffnungswinkel bei einem
Rillenradius von r=0,53d.
20
Abstand des Auflaufpunktes vom Rillengrund DG [mm]
γ=30°
18
6°
16
14 γ=45°
Rillenflanke
12
γ=60°
10 4°
6°
8
4°
6 2°
6°
4 2°
4°
Rillentorus r=0,53d 2°
2
0
-10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10
Abstand z des Auflaufpunktes von der Rillenmitte [mm]
Bild 2.16: Auflaufpunkte auf der Rillenflanke nach Matthias 1966/1, d=12 mm
Aus den Auflaufpunkten auf der Rillenflanke können die Verschleißstrecken sR ermit-
telt werden. Vernachlässigt man die geringe Gleitstrecke eines Seilquerschnittes in x-
Richtung (Seillängsrichtung), erhält man die Gleitstrecke sR als Strecke zwischen dem
Auflaufpunkt und Übergang zum Rillentorus, siehe Bild 2.17 und Bild 2.18. Dabei wird
aufgrund der Beobachtungen (vgl. Bild 2.15) vereinfacht angenommen, dass das Seil
nach dem Übergang in den Rillentorus nur noch eine Wälzbewegung durchführt.
Die Verschleißstrecke nimmt mit zunehmendem Schrägzugwinkel ϕ exponentiell zu,
Bild 2.17. Der Rillenöffnungswinkel γ hat dagegen einen noch stärkeren Einfluss auf
die Verschleißstrecke. Die Höhe des Auflaufpunkts auf der Rillenflanke und die Ver-
schleißstrecke sR wachsen bei einem kleinen Rillenöffnungswinkel ebenfalls exponen-
tiell an. Neumann erwartet daher eine deutliche größere Seilschädigung bei einem
kleineren Rillenöffnungswinkel.
45
16
g=30°,
γ=30°,D/d=25
D/d=25
Verschleißstrecke auf der Rillenflanke sR [mm]
14 γ=45°,D/d=25
g=45°, D/d=25
γ=60°, D/d=25
g=60°, D/d=25
12
10
0
0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Seilablenkwinkel ϕ [°]
Der Einfluss des D/d-Verhältnisses fällt dagegen geringer aus, Bild 2.18. Die Ver-
schleißstrecke sR nimmt bei einem kleineren D/d-Verhältnis ab. Bei D/d=12,5 und
einem Schrägzugwinkel von ϕ=2° läuft das Seil nicht mehr auf der Rillenflanke
sondern bereits im Rillentorus auf.
16
g=60°,
γ=60°, D/d=63
Verschleißstrecke auf der Rillenflanke sR [mm]
14 γ=60°, D/d=25
g=60°, D/d=25
γ=60°, D/d=12,5
g=60°, D/d=12,5
12
10
0
0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Seilablenkwinkel ϕ [°]
Bild 2.18: Einfluss des Durchmesserverhältnisses D/d auf die Verschleißstrecke sR bei
verschiedenen Schrägzugwinkeln ϕ, d=12 mm
46
Neben der Länge der Verschleißstrecke sR wird der Verschleiß von der längenbezo-
genen Anpresskraft und der Anzahl der Biegewechselzahl beeinflusst. Für längenbe-
zogenen Anpresskraft qN ist der Krümmungsradius entscheidend, siehe Kapitel 2.2.2.
Bei zunehmender Verschleißstrecke sR vergrößert sich stets die Auflagelänge auf der
Rillenflanke lA (vgl. Bild 2.9 und Bild 2.10) und damit auch der Krümmungsradius.
Bei gleich bleibenden Schmierverhältnissen kann angenommen werden, dass der
Verschleißbetrag durch Abrieb mit der Anzahl der Biegewechselzahl N etwa konstant
zunimmt, vgl. Gl. 2.26 und Gl. 2.27. Der tatsächliche Verschleiß kann damit jedoch nur
näherungsweise abgeschätzt werden.
Bild 2.15 zeigt, dass das Seil zwischen Auflaufpunkt und Rillengrund gleichzeitig eine
Wälzbewegung durchführt, ausgelöst durch das Drehmoment an der Rillenflanke.
Neben dem Gleitverschleiß unterliegt das Seil dabei auch einem Wälzverschleiß, der
jedoch im Vergleich zum Gleitverschleiß vernachlässigbar klein ist. Der Gleitver-
schleiß wird jedoch abhängig von Größe der Wälzbewegung reduziert.
Berücksichtigt man zusätzlich die Litzenstruktur des Seiles hängt der Verschleiß von
der Anzahl der Drahtkuppen ab, die bei der Bewegung des Seiles auf der Rillenflanke
zum Eingriff kommen. Dies ist insbesondere von der Schlaglänge und Litzenzahl des
Seiles abhängig, vgl. Tabelle 2.2. Im realen Seiltrieb ist die Reibungszahl µ von den
Schmierverhältnissen, d.h. dem Schmierstoff, der Temperatur und auch vom Schmier-
stoffverlust über die Auflagedauer abhängig. Zudem verändert sich die Lage des Seils
und der Drahtkuppen während über der Aufliegezeit. Selbst wenn der Verschleißbe-
trag bekannt ist, lässt sich damit nicht klären, wie sich der Verschleiß auf die Lebens-
dauer auswirkt. Ab wann ein bestimmter Verschleißbetrag zu einem Drahtbruch führt,
hängt stark von den Spannungsverhältnissen in den Drähten ab. Dazu müssen die
Beanspruchungen berücksichtigt werden, die in starkem Maße von den Draht- und Lit-
zengeometrie und damit von der Seilkonstruktion abhängen.
Die Reibung zwischen Seil und Seilscheibe und die Reibung im Seil zwischen den
Litzen und Drähten führt zu einer Temperaturerhöhung von Seil und Seilscheibe.
Neumann 1987 hat den Temperaturanstieg über der Biegewechselzahl bei verschie-
denen Prüfgeschwindigkeiten gemessen. Die Temperaturerhöhung in Abhängigkeit
verschiedener Schrägzugwinkel wurde dabei nicht betrachtet.
Im Rahmen der durchgeführten Dauerbiegeversuche wurde exemplarisch an einem
Seil berührungslos mit einem Infrarot-Temperaturmessgerät eine deutliche Tempera-
turerhöhung des Seiles an der Seiloberfläche bei großen Schrägzugwinkeln gegen-
über den Versuchen ohne Seilablenkung festgestellt. Bei gleichen Seil- und Scheiben-
parametern und gleicher Prüffrequenz nahm die Beharrungstemperatur bei einem
Schrägzugwinkel von 6° im Vergleich zu einem Biegeversuch ohne Schrägzug von
29°C auf 42°C zu. Infolge der Temperaturerhöhung kommt es zu einem stärkeren
Schmierstoffaustritt, gleichzeitig verändern sich dadurch die Reibbedingungen.
47
Auf die Torsion eines Seils bei Schrägzug können die Berechnungsansätze ebenfalls
angewendet werden. Wie bereits dargestellt, wirkt bei Schrägzug ein äußeres Dreh-
moment auf das Seil, das durch eine am Umfang des Seils angreifende Reibkraft auf
der Rillenflanke hervorgerufen wird. Die Größe der Verdrehung unter der Einwirkung
eines äußeren Moments M hängt nicht nur von der Bezugslänge l ab, sondern auch
vom inneren Widerstandsmoment des Seils gegenüber einer Verdrehung. In Analogie
zur Torsionstheorie eines Stabes gibt Engel in Engel 1958 und Engel 1966 die Ver-
drehsteifigkeit D* eines Seiles nach Gleichung 2.29 an
M
D* = . (2.29)
ω
Die Verdrehsteifigkeit eines Seils kann aus der Gleichung des Seildrehmoments M
berechnet werden. Das Drehmoment eines um ω verdrehten Seils ist nach Feyrer/
Schiffner 1986
M = c1 ⋅ d ⋅ S + c 2 ⋅ d2 ⋅ S ⋅ ω + c 3 ⋅ G ⋅ d4 ⋅ ω . (2.30)
Beim Aufbringen einer Zugbelastung entsteht bereits im unverdrehten Zustand (ω=0)
ein Seildrehmoment M0, wenn das Seil an beiden Enden fixiert ist. Das Drehmoment
M0 eines unverdrehten Seiles (ω=0) bei einer bestimmten Seilzugkraft S ist
M0 = c1 ⋅ d ⋅ S . (2.31)
Für die Verdrehung eines unverdrehten Seiles um den Winkel ω muss ein Moment ∆M
aufgebracht werden. Die Verdrehsteifigkeit von Seilen ist damit rechnerisch
∆M M − M0 ⎛ S ⎞
D* = = = c 2 ⋅ d2 ⋅ S + c 3 ⋅ G ⋅ d4 = ⎜⎜ c 2 ⋅ + c 3 ⋅ G ⎟⎟ ⋅ d4 . (2.32)
∆ω ω ⎝ d2 ⎠
Die Verdrehsteifigkeit D* ist abhängig von der Seilkonstruktion c1-c3, dem Seildurch-
messer d und von der durchmesserbezogenen Seilzugkraft S/d². Die Parameter c1, c2
und c3 der Drehmomentgleichung sind dabei mit Streuung behaftete Mittelwerte für
Seile gleicher Konstruktion. Für einzelne Seile können die Verdrehsteifigkeiten D*
genauer aus gemessenen Drehmomentkennlinien bestimmt werden.
Die Verdrehung eines Seils führt wie die Biegung zu einer veränderten Seilgeometrie.
Beim Zudrehen eines Seiles vergrößert sich der Schlagwinkel. Die Schlaglänge wird
dabei verringert, die Sperrungen verkleinern sich ebenfalls. Ein starkes Zudrehen des
Seiles kann zu einer Litzenberührung führen. Die Pressungen an den punktförmigen
Berührstellen von Litze und Seileinlage bzw. zwischen benachbarten Litzen werden
dadurch erhöht. Bei einer Seiltorsion führt die Bewegung der Litzen und Drähte zu
Reibung und Verschleiß zwischen den Litzen und Drähten. Bei einer Torsionsbean-
spruchung des Seils verändern sich die Zug-, Biege- und Torsionsbeanspruchungen
der Drähte. Die Drahtbeanspruchungen sind somit ebenfalls von der Verdrehrichtung
abhängig.
49
Die aus der Wälzbewegung resultierende Seiltorsion ist damit nicht nur von den geo-
metrischen Größen und den Belastungsgrößen abhängig. Sie hängt in großem Maße
von der Verdrehsteifigkeit der Seile ab. Das durch Reibkräfte an der Rillenflanke auf
das Seil eingebrachte Moment wird von der Rillenflankengeometrie und der Seilzug-
kraft beeinflusst und ist weitgehend unabhängig von der Seilkonstruktion.
Die durch die Seiltorsion entstehenden Drahtbeanspruchungen sowie die Reib-, Ver-
schleiß- und Pressungsbeanspruchungen zwischen den Litzen und Drähten können
ebenfalls die Lebensdauer bei Schrägzug beeinflussen. Die Auswirkungen auf die
Lebensdauer sind dabei von der Richtung des Drehmoments und der Schlagrichtung
des Seiles abhängig.
Mit Hilfe des folgenden Modells kann die Seilverdrehung anschaulich erklärt werden.
Das Seil wird dazu in einzelne Seilquerschnitte zerlegt, die über Drehfedern, die die
Verdrehsteifigkeit des Seiles repräsentieren, verbunden sind, Bild 2.19. Die Seilenden
können entweder fest eingespannt oder frei drehbar sein.
Läuft ein Seilquerschnitt über die rechte Rillenflanke in den Rillengrund, Bild 2.20,
wirkt auf ihn ein äußeres Drehmoment M. Je nach Widerstandsmoment (Verdrehstei-
figkeit) des Seiles wird der Seilquerschnitt durch das eingeleitete Drehmoment zu dem
Seilquerschnitt, der bereits im Rillengrund liegt und dort infolge der Flächenpressung
in seiner Lage fixiert ist, um den Winkel ωA=φ/lA verdreht. Bei einem rechtsgeschlage-
nen Seil werden die Seilquerschnitte beim Übergang von der Rillenflanke in den
Rillengrund aufgedreht, vgl. Bild 2.20. Wenn das Ende der freien Seilstrecke fixiert ist,
wird das Seil auf der freien Seilstrecke ebenfalls verdreht, die Seilquerschnitte werden
dabei um den längenbezogenen Winkel ωL=φ/L zugedreht. Bei einem linksgeschla-
genen Seil hat das Drehmoment M bei gleicher Seilablenkrichtung eine umgekehrte
Wirkung auf das Seil. Auf der Rillenflanke würde ein linksgeschlagenes Seil zugedreht
und auf der freien Seilstrecke aufgedreht.
50
M Drehmoment
φ Drehwinkel
freie Seil- L Länge der freien
länge Seilstrecke zugedrehtes
lA Auflagelänge auf Seilstück
φ Seil der Rillenflanke L
Rillenflanke M
zugedreht
Seil
Rillengrund aufgedrehtes
aufgedreht
M lA Seilstück
Bild 2.20: Drehwinkel der Seilquerschnitte beim Auflaufen auf die Seilscheibe
Auflaufen Ablaufen
Pos. 2
-ϕ
Bild 2.21: Drehrichtung des Seiles beim Auf- und Ablaufen auf die rechte Rillenflanke
Für rechtsgeschlagene Seile, die auf der linken bzw. rechten Rillenflanke auf- und ab-
laufen, sind in Bild 2.21 die Richtung der Drehmomenteinwirkung und die hierdurch
hervorgerufenen Drehungen des Seiles auf der Seilscheibe dargestellt.
a) b) a) b)
Pos. 1 Pos. 2
Bild 2.22: Drehrichtung des Seils beim Auflaufen (b) und Ablaufen (a) von der Rillenflanke
(vgl. EN 12385-3)
51
Die Verdrehung eines Seilstückes findet somit entlang der Auflagelänge auf der Ril-
lenflanke lA statt, die sich vom Auflaufpunkt des Seiles auf der Rillenflanke bis zum
Auflaufpunkt des Seiles im Rillengrund erstreckt. Für die folgenden Betrachtungen
wird vereinfacht angenommen, dass das Drehmoment dM, das an den einzelnen Seil-
querschnitten durch die Reibkraft dFR erzeugt wird, jeweils konstant ist bzw. dass das
gesamte Drehmoment M, das entlang der Berührlinie wirkt, im Auflaufpunkt auf der
Rillenflanke angreift.
Auflagelänge lA
φ
φ1
l1
φ2
lA l2
1* 3 2 1
l3 l2 l1 φ3
Auflagepunkt auf
der Rillenflanke
l3
Während eines Hubes der Länge lA wird der Seilquerschnitt 1 in Bezug auf den Seil-
querschnitt 1* um den Drehwinkel ωA=φ/lA verdreht. Die Seilquerschnitte 1, 2, 3 sind
damit zueinander ebenfalls um φ1/l1=φ2/l2=φ3/l3=φ/lA=ωA=konstant verdreht.
Das Drehmoment, das auf den Seilquerschnitt 1 über die gesamte Auflagelänge lA
wirkt ist
d
M = µ ⋅ qN ⋅ l A ⋅ . (2.33)
2
Für die freie Seilstrecke gilt entweder φL=konstant oder ωL=konstant, siehe Bild 2.23.
Kann sich das Seil am Ende der freien Seilstrecke frei drehen oder wirkt dort ein
gleichgroßes und gleichgerichtetes Drehmoment, ist der Drehwinkel φL über der freien
Seillänge konstant, siehe Bild 2.23a). Ist das Seil am Ende der freien Seilstrecke fixiert
oder wirkt dort ein unterschiedliches bzw. entgegengerichtetes Drehmoment, Bild
2.23b), wird das Seil auf der freien Strecke verdreht. Über der Seilstrecke ist dann
entsprechend ωL=konstant.
52
freie Seil-
strecke L φL=konstant ωL=konstant
Verdrilllänge
auf der Rillen- ωA=konstant ωA=konstant
flanke lA
Bild 2.24: Drehung und Verdrehung des Seiles auf der freien Länge
a) φL = konstant, b) ωL = konstant
Die Verdrehsteifigkeit D* der Seile ist maßgebend dafür um welchen Betrag sich das
Seilstück verdreht. Wenn die freie Seilstrecke am Ende fixiert ist, gilt
⎛ dφ dφ ⎞
M = D * ⋅ω = D * ⋅(ωA + ωL ) = D * ⋅⎜ + ⎟. (2.34)
⎝ dl L ⎠
Kann sich das Seilende frei drehen, ist ωL=dφ/L=0.
Die Gefahr der Seilschädigung durch Verdrehung wird bei Schrägzug zusätzlich ver-
stärkt. Bild 2.15 zeigt, dass Seilquerschnitte, die auf die Rillenflanke auflaufen in den
Rillengrund hinabgleiten und -wälzen. Neumann 1987, Verreet 1999 und die EN
12385-3 beschreiben ebenfalls, dass sich Seile bei einer seitlichen Seilablenkung auf
der Rillenflanke abwälzen. Infolge der Wälzbewegung an der Rillenflanke drehen sich
seitlich abgelenkte Seile, die unter einer Seilzugkraft S auf die Seilscheibe auflaufen,
auf der freien Seilstrecke.
In der DIN 15020 wird empfohlen bei einer seitlichen Ablenkung von Seilen rechts-
geschlagene Seile mit linksgängiger Einscherung zu verwenden und umgekehrt links-
geschlagene Seile mit rechtsgängiger Einscherung zu verwenden, siehe Bild 2.25. Die
Empfehlung der DIN 15020 bezieht sich dabei nicht auf die Schädigung des Seiles
beim Überrollen der Seilscheibe, sondern ist aus der Drehrichtung des Seiles auf der
freien Seilstrecke abgeleitet. Ein Aufdrehen des Seilstranges auf der freien Länge soll
damit vermieden werden.
Bild 2.25: Empfohlene Einscherung von rechts- und linksgeschlagenen Seilen bei Scheiben
und Trommeln im Seiltrieb (vgl. Feyrer 2000)
Neumann 1987 beobachtet bei seinen Versuchen mit seitlicher Ablenkung eine Seil-
drehung auf der freien Länge um bis zu 270°. Daraus folgert er, dass die Seile neben
einer Gleitbewegung auch eine Wälzbewegung durchführen. Heepen 1995 führt bei
seinen Schrägzugversuchen mit dynamischen Lasten Drehwinkelmessungen durch.
Er unterscheidet dabei zwischen einem Drehwinkel, der bei der Vorwärtsbewegung
der Seile ansteigt und bei der Rückwärtsbewegung der Seile abnimmt und einem
ständig wachsenden Drehwinkel, der zum Ende der Lebensdauer verstärkt zunimmt.
Heepen beschreibt jedoch weder die Ursache noch die Folgen der Drehung.
Die Seildrehung auf der freien Seilstrecke kann jedoch eindeutig aus den Betrach-
tungen in Kapitel 2.2.4 abgeleitet werden. Dort wurde gezeigt, dass die Seile auf der
Rillenflanke beim Übergang in den Rillengrund verdreht werden. Die Verdrehung des
Seiles auf der Rillenflanke ist somit eine Folge der Wälzbewegung, die durch das
Drehmoment M hervorgerufen wird. Die Auswirkungen, die sich daraus für das Seil
auf der freien Seillänge ergeben, sind ebenfalls in Bild 2.24 dargestellt. Ob ein Seil auf
der freien Seilstrecke lediglich gedreht wird oder ob es auf der freien Seillänge auch
54
verdreht wird, was zu einer Schädigung führen kann, hängt von der Befestigung des
Seiles am Ende der freien Seilstrecke bzw. von dem dort eingeleiteten Moment ab.
Mit den Erkenntnissen aus Kapitel 2.2.4 können die beobachteten Seildrehungen auf
der freien Länge erklärt werden. Bei der Analyse eines Seiltriebes ist dabei zunächst
grundsätzlich zu klären, ob die Drehung eines Seilquerschnittes, die über der Hub-
länge beobachtet wird, eine Drehung des Seiles oder eine Verdrehung des Seiles auf
der freien Länge bedeutet. Mit den Gleichungen aus Kapitel 2.2.4 können die
Drehungen überschlägig quantifiziert werden. Die Drehung des Seiles auf der freien
Länge ist einerseits von der Geometrie und den Belastungen im Seiltrieb (z.B. vom
Schrägzugwinkel ϕ, dem Rillenöffnungswinkel γ, der freien Länge L, der Hublänge h
und der Seilzugkraft S) abhängig. Zum anderen wird sie wesentlich von der jeweiligen
seilspezifischen Verdrehsteifigkeit D* der Seilkonstruktion beeinflusst.
2.4. Auflaufpunkt des Seiles auf der Rillenflanke und im Rillengrund unter
Berücksichtigung der Biegesteifigkeit
Matthias 1966/1 liefert einen geometrischen Ansatz zur Berechnung der Lage des
Auflaufpunktes auf der Rillenflanke. Dabei nimmt er vereinfachend ein biegeschlaffes
Seil an. Seile haben jedoch eine Biegesteifigkeit, die die Verformung beeinflusst, vgl.
Isaachsen 1907, Schmidt 1965, Schraft 1997 etc. Die Position des Auflaufpunktes
ist daher nicht nur von geometrischen Parametern, sondern auch von seilspezifischen
Parametern, wie der Biegesteifigkeit abhängig. Petkow 1968 erweitert die Berech-
nungen von Matthias unter Einbeziehung der Biegesteifigkeit des Seils in der Ablenk-
ebene. Sowohl Petkow als auch Matthias nehmen jedoch vereinfacht an, dass die
Seilachse bei x=0 aus der Rille abläuft und in Ablenkrichtung bei einem konstanten y-
Wert liegt, vgl. Bild 2.4.
Seile, die ohne seitliche Ablenkung um Seilscheiben gebogen werden, laufen auf-
grund ihrer Biegesteifigkeit bereits bei x<0 aus dem Rillengrund ab- bzw. auf. Experi-
mentell wurde der Auflaufwinkel des Seilkontaktes von Schmidt 1965 und der Auflauf-
winkel der Anpresskraftspitze von Häberle 1995 nachgewiesen und eingehend ge-
messen. Bei einer Vermessung der Abdrücke der Berührpunkte und Berührlinie eines
Seiles auf der Seilscheibe (vgl. Bild 2.15) hat sich gezeigt, dass biegesteife Seile, die
unter Schrägzug über eine Seilscheibe laufen, ebenfalls bereits bei x<0 aus dem Ril-
lengrund ablaufen, Bild 2.26. Bei der wirklichkeitsnahen Berechnung der Auflauf-
punkte auf der Rillenflanke und des ersten Berührpunktes im Rillengrund sollte die
Krümmung eines biegesteifen Seiles um die y-Achse (d.h. in xz-Ebene) und um die z-
Achse (d.h. in der xy-Ebene=Scheibenebene) berücksichtigt werden.
Die Krümmung des Seiles in der xy-Ebene bei der Biegung um eine Seilscheibe ohne
Schrägzug kann vereinfacht über die Ablenkung eines biegesteifen Drahtes nach
Häberle 1995 berechnet werden. Auch bei Schrägzug wirkt beim Auftreffen auf die
55
Seilscheibe eine radiale Auflagekraft A2. Diese bewirkt ein Biegemoment, gegen das
das Seil ein Gegenmoment durch die Biegesteifigkeit aufbringt.
y
ψG ξ1 S
d
η1
ψG
x
DG
Bild 2.26: Ablauf eines zugbelasteten, biegesteifen Seils von einer Seilscheibe
Bei der Berechnung des Auflaufpunktes auf der Rillenflanke wird vereinfacht ange-
nommen, dass die radiale Auflagekraft A2 bei Schrägzug in dem Punkt wirkt, an dem
das Seil den Rillengrund verlässt. Auf einen Seilquerschnitt wirkt dort eine maximale
Auflagekraft dA2,max Wie bei allen Berechnungen wird das Seil als Zylinder ohne Lit-
zen- und Drahtstruktur angenommen.
Zur Berechnung der Krümmung des Seiles in Seilscheibenebene wird regelmäßig die
von Isaachsen 1907 beschriebene Methodik (Berechnung der freien Krümmung von
Seilbahnseilen) angewendet. Mit der Differentialgleichung
kann die Krümmungslinie der Seilachse η1 = f (ξ1 ) beschrieben werden. Das all-
gemeine Integral der Differentialgleichung ist nach Bronstein/Semendjajew
S
η1 = c 1e w ⋅ ξ1 + c 2 e − w ⋅ ξ1 mit w = . (2.37)
E ⋅I
Beim Ablauf des Seiles aus dem Rillengrund Seilscheibe gelten die Bedingungen,
Bild 2.26
η1(ξ1 = ∞ ) = 0 , (2.38)
1 2 DG + d
η1′′(ξ1 = 0) ≈ = mit D = . (2.39)
ρ xy,G D 2
56
Der Krümmungsradius der Seilachse ρxy,G sei im Ablaufpunkt der Rillengrunds gleich
groß wie der Radius der Seilscheibe zuzüglich des halben Seildurchmessers. Aus den
beiden Bedingungen folgt
D
c1 =0 und c 2 = . (2.40)
2 ⋅ w2
Die Biegelinie der Seilachse ist damit
2
η1 = 2 e − w ⋅ξ1 . (2.41)
w ⋅D
Den Auflaufwinkel ψG für den Ablaufpunkt der Seilachse im Rillengrund erhält man mit
η1′ (ζ1 = 0) = tan ψ G , (2.42)
2
bzw. ψ G = arctan( ). (2.43)
w ⋅D
Im x-y-Achsensystem, siehe Bild 2.26, ist die Biegelinie damit
D 2 ⎛ − w ( x + D ⋅sin ψ G ) ⎞
y= ⋅ cos ψ G + 2 ⎜1 − e 2
⎟. (2.44)
2 w ⋅D ⎝ ⎠
Sobald die Seilachse die Stelle xG
D
x G = − ⋅ cos ψ G (2.45)
2
erreicht, verlässt das Seil den Rillengrund. Nach Verlassen des Rillengrundes bewegt
sich das Seil zunächst entlang eines torusförmigen Rillenbereichs und anschließend
entlang der kegelförmigen Rillenflanke. Die torusförmige Rille wird bei der Berechnung
vernachlässigt. Der Ablauf des Seils erfolgt vollständig entlang eines Kegels, der
durch die Seilachse verläuft. Die Kegelgleichung für diesen Fall ist
2
⎛ D γ⎞ ⎛γ⎞
x 2 + y 2 = ⎜ z + ⋅ tan ⎟ ⋅ cot 2 ⎜ ⎟ . (2.46)
⎝ 2 2⎠ ⎝ 2⎠
Beim Ablauf aus dem Rillengrund wird das Seil in der xz-Ebene um die Kegelflanke
gebogen. Zur Berechnung der Seilachsenkrümmung in der xz-Ebene wird der Kegel
entlang einer Fläche durch die Biegelinie des Seiles y(x) geschnitten.
Durch Einsetzen der Gl. 2.44 in Gl. 2.46 erhält man den Verlauf der Seilachse entlang
des Kegelmantels in xz-Projektion, z = f(x), siehe auch Bild 2.27,
⎡ ⎛D − w ( x + D2 sin ψ G ) ⎞ ⎤
2
γ D γ
2 2
⎢ x + ⎜ cos ψG + 2 (1 − e
z= ) ⎟ ⎥ tan − tan (2.47)
⎢⎣ ⎝2 w D ⎠ ⎥⎦ 2 2 2
z η2
S
ξ2
x
xG xA
Bild 2.27: Seitliche Ablenkung eines biegesteifen Seiles an der Rillenflanke
Der seitliche Ablenkwinkel δ der Seilachse im Auflaufpunkt auf der Rillenflanke in xz-
Projektion kann aus der Steigung der Seilachse bzw. des Seilquerschnitts an einer
Stelle xA
dz
tan δ = (2.48)
dx x=A
berechnet werden. Nach Matthias 1966/1, der die Biegesteifigkeit des Seils vernach-
lässigt, entspricht der seitliche Ablenkwinkel im Auflaufpunkt auf der Rillenflanke δ
dem Schrägzugwinkel ϕ.
Beim seitlichen Auftreffen auf die Rillenflanke wirkt, wie beim Auftreffen des Seils im
Rillengrund, eine Auflagekraft A1, die ebenfalls zu einer Krümmung des biegesteifen
Seiles führt, vgl. Petkow 1968. Die Differentialgleichung der Biegelinie η2 = f (ξ 2 ) und
ihr allgemeines Integral ist nach Bronstein/Semendjajew wiederum
E ⋅ I ⋅ η′2′ = S ⋅ η2 , (2.49)
S
η2 = c 3e w ⋅ξ 2 + c 4e − w ⋅ξ 2 mit w = . (2.50)
E ⋅I
Für den Fall der seitlichen Seilablenkung nach Verlassen der Rillenflanke gelten
folgende Bedingungen
η2 (ξ 2 = ∞ ) = 0 ⇒ c3 = 0, (2.51)
1 1
η′2′ (ξ2 = 0) ≈ ⇒ c4 = . (2.52)
ρ xz,A w 2 ⋅ ρ xz,A
Wobei ρxz,A der Krümmungsradius der Seilachse im Auflaufpunkt xA auf der Rillen-
flanke ist.
Der Krümmungsradius ρ ist allgemein definiert als
3
(1 + f ′) 2
ρ= . (2.53)
f ′′
Mit f=z(xA) aus Gl. 2.47 erhält man den Krümmungsradius ρxz,A im Auflaufpunkt xA. Die
Biegelinie η2 = f (ξ 2 ) der Seilachse ist damit
58
1
η2 = e− w ⋅ξ 2 . (2.54)
2
w ⋅ ρ xz,A
Krümmungsradien
Den Krümmungsradius ρxy um die Seilscheibe in xy-Ebene erhält man für x>xG aus Gl.
2.53 mit f=-y(x) (Gl. 2.44). Bild 2.28 zeigt den Verlauf des Krümmungsradius für die
im Diagramm eingetragene Scheibengeometrie am Beispiel eines Seiles Warrington
Seale SES + 6x36 mit einer konstanten Biegesteifigkeit von E⋅I=1473 kN⋅mm².
2000
1750
1500 Bsp:
WS SES+6x36
E⋅I=1473 kN mm²
1250
ρxy [mm]
d=12 mm
D/d=25
1000 S=30 kN
γ=60°
750
500
250
xG 0 10 20 30 x [mm] 40
Bild 2.28: Krümmungsradius ρxy der Seilachse in Seilscheibenebene xy
59
Der Krümmungsradius ρxz der Seilachse um die y-Achse, vgl. Bild 2.29, kann für den
Bereich der Seilscheibe xG<x<xA aus Gleichung 2.53 mit f=z(x) (siehe Gl. 2.47) er-
mittelt werden.
x
ρ ∞ (x>xA)
xA ρA (x=xA)
z ρ00 (x=0)
xG ρG ∞ (x=xG)
Der Krümmungsradius der Seilachse außerhalb der Seilscheibe, d.h. für x>xA wird mit
f=η2(ξ2) (Gl. 2.54) berechnet. Bild 2.30 zeigt den Verlauf des Krümmungsradius für die
im Diagramm eingetragene Scheibengeometrie am Beispiel eines Seiles Warrington
Seale SES + 6x36 mit einer konstanten Biegesteifigkeit von E⋅I=1473 kN⋅mm².
2000
Bsp:
WS SES+6x36
1750
E⋅I=1473 kN mm²
d=12 mm
1500 D/d=25
ρxz [mm]
S=30 kN
1250 ϕ=6°
γ=60°
1000
750
500
xA Auflaufpunkt des Seils
250 auf der Rillenflanke
xG Auflaufpunkt des Seils
im Rillengrund
xA
xG 0 10 20 30 x [mm] 40
Bild 2.30: Krümmungsradius ρxz der Seilachse in der xz-Ebene
60
Der Krümmungsradius der Seilachse nach Petkow 1968 (bzw. nach Matthias 1966/1
für x<xA) ist gestrichelt dargestellt. Bei x=xA, im Übergangspunkt von der freien zur
erzwungenen Krümmung auf der Seilscheibe, ist der Krümmungsradius aufgrund der
gewählten Anschlussbedingung stetig. Im Punkt x=xG=0 (Seil erreicht den Rillengrund)
ist der Krümmungsradius dagegen endlich und steigt für x<0 sprunghaft auf unendlich
an. Nach dem hier vorgestellten Berechnungsansatz ist der Krümmungsradius dage-
gen bei x=xA und bei x=xG<0 stetig. Die Berechnungen gelten für Keilrillen, der Torus-
bereich der Rundrille wird vernachlässigt.
Petkow berechnet für die Stelle x=0 einen Schrägzugwinkel ϕ0, bei dem bedingt durch
die Biegesteifigkeit der Seile, zwischen Seil und Seilscheibe keine Relativbewegung
auftritt, siehe Bild 2.31b. Nach Petkow laufen die Seile mit Schrägzugwinkel ϕ<ϕ0
stets bei x=0 auf, somit auch ohne Schrägzug. Da biegesteife Seile ohne Schrägzug
jedoch bekanntermaßen bei xG<0 auf die Scheibe auflaufen, führt die Berechnungs-
methode nach Petkow hier zu einem Widerspruch. Berücksichtigt man dagegen, wie
hier nun vorgestellt, zusätzlich die Biegesteifigkeit bei der Krümmung des Seiles um
die Scheibe, dann läuft das Seil bei einem Schrägzugwinkel ϕ gegen Null erst in dem
nach Häberle 1995 berechneten Punkt xG<0 im Rillengrund auf, siehe Bild 2.31a.
a) b)
ϕ,δ [°] ϕ,δ [°]
8 8
ϕ ϕ
7 δ 7 δ
6 6
5 5
Bsp: Bsp:
4 WS SES+6x36 4 WS SES+6x36
3 ∆xA E⋅I=1473 kN mm² 3 E⋅I=1473 kN mm²
d=12 mm d=12 mm
2 D/d=25 2 D/d=25
1 S=30 kN 1 ϕ0 S=30 kN
γ=60° γ=60°
xG 10 20 30 40 10 20 30 40
xA [mm] xA [mm]
Bild 2.31: Schrägzugwinkel ϕ und Ablenkwinkel δ bei beliebigen Auflaufpunkten xA
a) neuer Berechnungsansatz, b) nach Petkow 1968
Im Gegensatz zu den Berechnungsmethoden von Matthias und Petkow kann mit Hilfe
des vorgestellten Berechnungsansatzes auch für Schrägzug rechnerisch nachgewie-
sen werden, dass ein biegesteifes Seil bei x<0 im Rillengrund aufläuft.
61
Für die Biegung um eine Seilscheibe stellt Müller 1957 in Dauerbiegeversuchen unter
gleichen Bedingungen ein exponentielles Anwachsen der Drahtbruchzahl bis zum
Bruch des Seiles fest. Mit zunehmender Seilzugspannung, d.h. Seilzugkraft, verläuft
der Anstieg der Drahtbruchzahlen steiler, es werden geringere Drahtbruchzahlen bis
zum Bruch der ersten Litze erreicht. Die Erkenntnisse werden durch Feyrer bestätigt,
der in zahlreichen Untersuchungen verschiedene Seilkonstruktionen und Einfluss-
parameter, z.B. das D/d-Verhältnis, untersucht hat. Nach einer zunächst draht-
bruchfreien Laufzeit wachsen die äußerlich sichtbaren Drahtbrüche rasch exponentiell
an. Bei einem großen D/d-Verhältnis beginnt die Drahtbruchentwicklung sehr früh, oft
bereits nach 10% bis 20% der später erreichten Bruchbiegewechselzahl. Dabei
streuen die Drahtbruchzahlen in einzelnen Versuchen, insbesondere bei kurzer Biege-
länge stark. Bei großen Biegelängen lässt sich die Verteilung der Außendrahtbrüche
auf kurzen Seilstücken mit Hilfe von statistischen Verteilungen (z.B. Weibull-, Poisson-
oder Geburtsverteilung) gut beschreiben, vgl. Gräbner/Schmidt 1979, Feyrer 1983/1,
Jahne 1992, Ren 1996. Die Gesamtzahl der äußeren und der inneren Drahtbrüche,
erfasst durch magnetische Seilprüfung, wurde bisher nur von Jahne 1992 untersucht.
In den zahlreichen Untersuchungen zur Drahtbruchentwicklung hat sich stets gezeigt,
dass die Anzahl der äußerlich sichtbaren Drahtbrüche eine große Streuung aufweist
und nur bei bestimmten Seilen (i.d.R. Kreuzschlagseile die über Stahlscheiben laufen)
die Ablegereife ausreichend sicher anzeigt. Bei anderen Seilen und beim Einsatz von
Kunststoffscheiben muss die Ablegereife durch magnetische Seilprüfung festgestellt
werden.
Bei Aufzügen wird eine Gefährdung der Fahrgäste durch Redundanz, d.h. durch den
Einsatz paralleler Seile (vgl. Bild 1.1c) und durch eine regelmäßige Überwachung der
äußerlich sichtbaren Drahtbrüche gewährleistet. Im Bereich Seilbahnen (vgl. Bild
1.1d), wo überwiegend Gleichschlagseile und kunststoffgefütterte Seilscheiben einge-
setzt werden, werden die inneren und äußeren Drahtbrüche durch eine regelmäßige
magnetische Seilprüfung erfasst.
Für Krane und Hebezeuge ist das Ablegekriterium „äußerlich sichtbare Drahtbruch-
zahl“ in DIN 15020 bzw. ISO 4309 festgelegt. Die maximal zulässigen Drahtbruch-
zahlen der DIN 15020 basieren auf den experimentellen Untersuchungen von Müller
1957. Je nach Seilkonstruktion und Triebwerkgruppe, die die Schwere und Dauer der
Seilbelastung berücksichtigt, sind maximal zulässige Drahtbruchzahlen auf den
Bezugslängen l=30d und l=6d festgelegt. In den häufigsten Fällen sind die auf der
Bezugslänge l=30d aufgetretenen Drahtbrüche ausschlaggebend. Die kleine Bezugs-
länge l=6d dient dazu, die selten auftretenden lokalen Schädigungsstellen, soge-
nannte Drahtbruchnester, zu erkennen.
Feyrer hat bei der Auswertung vieler Dauerbiegeversuche festgestellt, dass die Ab-
legedrahtbruchzahlen der DIN 15020 in einigen Fällen, insbesondere bei Seilen mit
Fasereinlage, zu groß gewählt sind. Auf der Basis seiner Versuche und unter der An-
nahme, dass die Ablegedrahtbruchzahl spätestens bei 80% der Lebensdauer erreicht
werden muss, entwickelt er eine Gleichung für die Ablegedrahtbruchzahl BA30
2 2
⎛ S⋅d 2 ⎞ d ⎛ d ⎞ ⎛⎜ S ⋅ d0 ⎞⎟
2 2
B A 30 = g0 − g1 ⎜ 0 ⎟ − g 2 − g3 ⎜ ⎟ ⋅ , (2.58)
⎜ S ⋅ d2 ⎟ D ⎝ D ⎠ ⎜ S ⋅ d2 ⎟
⎝ 0 ⎠ ⎝ 0 ⎠
mit d0=1 mm und S0=1 N. g0 bis g3 sind darin die für verschiedene Seilkonstruktionen
ermittelten Regressionskoeffizienten, siehe Feyrer 2000. Für die Bezugslänge l=6d ist
B A 6 = 0,5 ⋅ B A 30 (2.59)
anzusetzen. Feyrer empfiehlt, die in der DIN 15020 angegebenen Drahtbruchzahlen
zu korrigieren, falls diese die Drahtbruchzahlen BA30 und BA6 überschreiten.
länge l=30d erreicht, Neumann 1987. In beiden Untersuchungen hat sich eine große
Streuung der sichtbaren äußeren Drahtbrüche gezeigt. Bei vier Seilen mit einer seit-
lichen Seilablenkung von 0°, 1°, 2° und 4° ermittelt Neumann die äußerlich sichtbaren
Drahtbrüche bei festen Biegewechselzahlen von 100.000 und 200.000 und findet bei
größeren Schrägzugwinkeln einen starken Anstieg der Drahtbruchzahlen. Heepen
1995 findet diese Abhängigkeit bei seinen Versuchen mit dynamischer Belastung nicht
immer bestätigt. Er weist stattdessen auf eine stärkere Verlagerung der Drahtbrüche
in das Innere des Seiles bei größeren schwellenden Kraftanteilen hin. Auch bei den
reinen Zugschwelluntersuchungen von Wehking/Klöpfer 2000 treten an Warrington-
Seale-Seilen nahezu keine äußeren Drahtbrüche auf. Durch theoretische Überle-
gungen erwartet Neumann bei einem Rillenöffnungswinkel von γ=30° eine stärkere
Seilschädigung und eine größere Anzahl an Drahtbrüche aufgrund der längeren Ver-
schleißstrecke auf der Rillenflanke.
Neben der äußeren Seilschädigung durch Reibung und Verschleiß muss bei Schräg-
zug jedoch auch von einer zusätzlichen inneren Seilschädigung ausgegangen wer-
den. Diese ist nicht allein auf die Biegung, sondern auch auf die Verdrillung des Seils
zurückzuführen. Das Biegen und Tordieren des Seils kann zu Litzenberührungen mit
plastischer Verformung und zu Verschleiß führen. Bei der Torsion des Seiles ver-
ändern sich der Schlagwinkel des Seiles und der Litzen und die Sperrung, abhängig
von der Torsionsrichtung und Schlagrichtung des Seiles. Es ist zu erwarten, dass die
innere Seilschädigung seilspezifisch sehr unterschiedlich ist. Wolf 1987, Jenner 1992
und Fuchs/Ulrich 1981 weisen auf einen Zusammenhang der Seillebensdauer mit
der Anzahl der Litzenberührstellen und den Sperrungen hin.
65
Aus der Reibkraft, der Relativgeschwindigkeit bzw. Verschleißstrecke sowie aus der
Normalkraft und Auflagelänge kann jedoch qualitativ auf die Lebensdauerminderung
durch Verschleiß auf der Rillenflanke geschlossen werden. Durch eine tribologische
Systembetrachtung können somit lebensdauerbestimmende Einflussgrößen abgeleitet
werden. Nimmt man an, dass die Materialeigenschaften der Drähte in Bezug auf
66
Härte, Rauheit etc. und die Schmiereigenschaften näherungsweise konstant sind, wird
der Verschleiß des Seiles auf der Rillenflanke durch das Beanspruchungskollektiv B
bestimmt. Aus den Beanspruchungen B, d.h. aus den Faktoren Bewegungsart, Nor-
malkraft, Pressung, Geschwindigkeit, Temperatur, Belastungsdauer, können Einfluss-
größen abgeleitet werden, die bei einer seitlichen Seilablenkung lebensdauerbe-
einflussend sind. Diese sind beispielsweise die Seilzugkraft S, der Schrägzugwinkel ϕ,
der Rillenöffnungswinkel γ und das D/d-Verhältnis. Die Anzahl der Belastungszyklen
ist ebenfalls ein wesentlicher Faktor für den Verschleiß. Neben dem äußeren Ver-
schleiß haben auch die Gleit- und Wälzbewegungen im Inneren des Seiles zwischen
den Litzen und Drähten einen Einfluss auf den Verschleiß des Seiles.
Die Erkenntnisse über die Lebensdauer von Seilen ohne seitliche Ablenkung zeigen,
dass die aus der Zug- und Biegebelastung resultierenden Beanspruchungen einen
Einfluss auf die Lebensdauer haben und dass verschiedene Seilkonstruktionen unter-
schiedliche Seillebensdauern erreichen. Es ist daher anzunehmen, dass die Redu-
zierung der Seillebensdauer bei seitlicher Seilablenkung nicht nur vom Verschleiß,
sondern auch von der Biegung, Pressung und Torsion des Seiles beeinflusst wird.
Ebenso können seilspezifische Parameter wie Litzenkonstruktionen, Seildurchmesser,
Schlaglänge und Anzahl der Außenlitzen, Anzahl der Litzenberührstellen, Schlag-
richtung, Sperrung die Seillebensdauer beeinflussen.
Die Lebensdauer von Seilen mit seitlicher Ablenkung hängt von den Wechselwir-
kungen der verschiedenen Beanspruchungen ab. Weitere Einflussparameter sind
durch die Seilkonstruktion und Seilherstellung, vgl. Wolf 1987, sowie durch die Ein-
satzverhältnisse gegeben. Insgesamt können für Seile über 50 Einflussparameter
benannt werden, Bahke 1979. Wie bei laufenden Seilen ohne seitliche Ablenkung
oder zugschwellbeanspruchten Seilen kann die Lebensdauer auch bei Schrägzug nur
empirisch in Dauerbiegeversuchen ermittelt werden. Durch die Vielzahl der Bean-
spruchungen, die sich wechselseitig überlagern und beeinflussen, sollten dabei die
Einflussparameter Seilkonstruktion, Zugbelastung und Geometrie des Seiltriebs in
großer Breite variiert werden.
67
3. Versuche
Seilnenndurch- 12 12 12 12 16 16
messer d [mm]
Seildurchmesser 12,4 12,5 12,0 12,3 16,3 16,2
dIst [mm]
Bild
kraft-Linien geben Aufschluss über die Verdrehsteifigkeit D* der Seile. Die Verdreh-
steifigkeit D* wurde von Engel nach Gl. 2.29 definiert. Für verschiedene durchmesser-
bezogene Seilzugkräfte S/d2 sind die Verdrehsteifigkeiten der Versuchseile aus den
Drehmoment-Seilzugkraft-Diagrammen bestimmt worden, Tabelle 3.2. Zusätzlich sind
die mittleren Konstanten c1, c2 und c3 aus Feyrer/ Schiffner 1986 und Feyrer 1997/1
eingetragen. Mit Ausnahme des Seiles A liegen die ermittelten Konstanten der Ver-
suchseile etwa im Bereich der Standardabweichung nach Feyrer/Schiffner 1986.
Die Versuchseile D und F sind sehr torsionssteif, sie bauen bei einer Verdrehung ein
großes Seildrehmoment auf. Die Rundlitzenseile A, D und E mit Stahlseileinlage sind
im Vergleich zum Rundlitzenseil B mit Fasereinlage ebenfalls verdrehsteifer. Seil A
weist eine nicht konstruktionstypisch hohe Verdrehsteifigkeit auf. Wie bereits beschrie-
ben, werden im verdrehten Zustand die Litzen und die Stahleinlage beim Aufbringen
der Seilzugkraft ungleich belastet. Die Verdrehsteifigkeit gegenüber einer Torsion, die
das Seil zudreht, ist vergleichsweise hoch. Für das Seil A wurde eine sehr kleine,
leicht negative Sperrung ermittelt, Tabelle 3.1. Durch die Berührung der Außenlitzen
muss beim Zudrehen des Seiles ein größeres Drehmoment aufgebracht werden.
3.2. Dauerbiegeversuche
3.2.2. Versuchsparameter
Die Lebensdauerminderung beim Lauf von Seilen über Seilscheiben mit seitlicher Ab-
lenkung ist nicht allein von den schrägzugspezifischen Parametern Schrägzugwinkel
ϕ und Rillenöffnungswinkel γ abhängig, sondern wird zusätzlich vom Zusammenwirken
verschiedener Einflussparameter, wie Seilzugkraft, Biegelänge etc. beeinflusst. Dies
ist darin begründet, dass unter Schrägzug mehrere Schädigungseinflüsse, wie Ver-
schleiß des Seiles an der Rillenflanke durch Gleitbewegung, Verdrehung des Seils als
Folge der Wälzbewegung und Krümmung des Seils um die Rillenflanke gleichzeitig
wirken und sich wechselseitig überlagern. Die Seile laufen in Abhängigkeit von geo-
metrischen Parametern, wie Schrägzug- und Rillenöffnungswinkel sowie vom Ver-
hältnis D/d jeweils in einem anderen Auflaufpunkt auf der Rillenflanke auf, liegen
unterschiedlich lang an der Rillenflanke an und werden mit unterschiedlichem Krüm-
mungsradien um die Rillenflanke gebogen. Die verschiedenen Schädigungseinflüsse
sind darüber hinaus in unterschiedlichem Maße von der Belastung (insbesondere von
der Seilzugkraft) abhängig. Sie führen - abhängig von der Seilkonstruktion - zu unter-
schiedlichen Beanspruchungen im Seil und in der Folge zu einer unterschiedlich
großen Lebensdauerminderung bei Schrägzug.
72
Über einen Zeitraum von 4 Jahren konnten mit den 6 Versuchseilen auf den 4 einge-
setzten Biegemaschinen (darunter eine Biegemaschine mit großem Achsabstand zur
Untersuchung der großen Biegelängen l>60d) insgesamt 322 Versuche durchgeführt
und ausgewertet werden.
73
3.2.3. Versuchseinrichtung
Dauerbiegemaschinen
Dauerbiegemaschinen, Bild 3.1, sind so konzipiert, dass die Seile und Seilprüfschei-
ben schnell und einfach ausgetauscht werden können. Die obere Antriebsscheibe der
Seilbiegemaschine wird oszillierend angetrieben und bewegt das Seilprüfstück über
die untere Prüfscheibe hin und her.
a) b) c)
Seil-
Antriebs-
scheibe
Achsabstand 8,7m
Wirbel
Versuchs-
seil
Seilprüf-
Seilprüf-
scheibe
scheibe
Bild 3.1: Dauerbiegemaschine, Anordnung der Seile und Seilscheiben zur Biegung
von laufenden Drahtseilen, a) ohne Wirbel, b) mit Wirbel, c) Biegemaschine
mit großem Achsabstand von 8,7 m
Seilprüfscheiben
Durch Einbau verschiedener wälzgelagerter Seilprüfscheiben kann das Durchmesser-
verhältnis von Seil und Prüfscheibe D/d, der Rillenöffnungswinkel γ, aber auch die
Rillenform und der Rillenwerkstoff variiert werden. Die Schrägzugversuche werden
ausschließlich mit Seilprüfscheiben aus gehärtetem Stahl durchgeführt, vgl. Bechtloff/
Szelagowski 1967, Eilers/Schwarz 1974. Gemäß DIN 15020 sind die Seilscheiben
mit Rundrillen und mit einem Rillenradius von r/d=0,53, ausgeführt, siehe Bild 3.3.
Der Einfluss des Rillenöffnungswinkels γ auf das Verschleiß- und Drehverhalten der
Seile beim Auf- bzw. Ablaufen von der Seilscheibe unter Schrägzug, wird anhand von
Seilscheiben mit Rillenöffnungswinkeln γ von 30°, 45° und 60° untersucht.
75
Seitliche Seilablenkung
Die seitliche Ablenkung der Versuchseile kann bei den eingesetzten Seildauerbiege-
maschinen durch Neigung der Seilprüfscheibe (Bild 3.4a) oder durch Verdrehung der
Seilprüfscheibe bezüglich der oberen Antriebsscheibe (Bild 3.4b) erreicht werden.
a) b)
Die Richtung der seitlichen Seilablenkung aus der Seilscheibenebene bestimmt die
Wälzrichtung des Seiles beim Auf- und Ablaufen auf die Rillenflanke und damit die Art
der Seiltorsion (Zu- oder Aufdrehen des Seiles). In den Versuchen wird daher zu-
sätzlich auch die Richtung der seitlichen Seilablenkung unterschieden.
Ist die untere Seilscheibe in Bezug auf die obere Seilscheibe nach rechts verdreht,
siehe Bild 3.4b, wird das Seil auf der unteren Seilscheibe auf beiden Seiten der Seil-
scheibe um den Schrägzugwinkel -ϕ nach links abgelenkt.
Ist die Seilscheibe dagegen wie in Bild 3.4a um den Winkel -ϕ nach links geneigt, wird
das Seil auf einer Seite der Seilscheibe um den Winkel +ϕ nach rechts abgelenkt, auf
der gegenüberliegenden Seite der Seilscheibe wird es jedoch um den Winkel -ϕ nach
links abgelenkt. Die beiden unterschiedlichen Seilablenkrichtungen werden als Posi-
tion 1 (-ϕ) und Position 2 (+ϕ) bezeichnet und unterschieden.
76
Die Bilder 3.5a) bis c) zeigen die beiden Schrägzugrichtungen für die geneigte Seil-
scheibe und für die verdrehte Seilscheibe. Zusätzlich ist in den Bildern die jeweilige
Drehrichtung der Seile beim Auflaufen auf die Seilscheiben für die untersuchten
rechtsgeschlagenen Seile dargestellt. Beim Ablaufen von der Seilscheibe kehrt sich
die Drehrichtung der Seile entsprechend um.
a) b)
c)
Pos. 2 Pos. 2
+ϕ +ϕ
3.2.4. Versuchsdurchführung
Entscheidend für die Vergleichbarkeit von Ergebnissen aus Seildauerbiegeversuchen
ist die Festlegung von definierten Versuchsbedingungen. Damit ist gewährleistet, dass
mit Seilbiegemaschinen unterschiedlicher Bauart dieselben Versuchsergebnisse ge-
wonnen werden. Die Versuchsbedingungen sind in den Empfehlungen der OIPEEC-
Recommendation Nr. 4 festgelegt.
Die Versuchseile wurden vor dem Versuch mit schwerem Mineralöl ohne Zusätze mit
einer Viskosität von 1370 bis 1520 mm²/s geschmiert, um einheitliche Schmierver-
hältnisse zu gewährleisten. Zur Beurteilung des Seilzustandes werden die Seile wäh-
rend des Versuchs regelmäßig bei Biegewechselzahlen entsprechend der Renard-
reihe R10 (vgl. OIPEEC- Recommendation Nr. 6) inspiziert. Bei diesen festgelegten
Inspektionsintervallen werden in den Biegezonen die äußerlich sichtbaren Draht-
brüche auf Bezugslängen von 30xd und 6xd (gemäß DIN 15020) gezählt, der Seil-
durchmesser ermittelt und erkennbare Seilschädigungen und Seilgefügeänderungen
dokumentiert.
Wie bei den Seildauerbiegeversuchen ohne Schrägzug gilt der Bruch von mindestens
einer Litze oder der Seileinlage als Bruch des Seiles. Die zu diesem Zeitpunkt erreich-
te Biegewechselzahl wird als Bruchbiegewechselzahl N bezeichnet. Darin liegt ein we-
sentlicher Unterschied zu den bisher durchgeführten Schrägzuguntersuchungen von
Neumann 1987 (123 Versuche) und Heepen 1995 (22 Versuche), bei denen die Ver-
suche nur bis zum Erreichen definierter Ablegekriterien und nicht bis zum Versagen
des Seiles durchgeführt worden sind.
Bei etwa 60 Dauerbiegeversuchen wurde zusätzlich die Drehung der Seile zwischen
den beiden Seilscheiben ermittelt. Dazu wurde der Drehwinkel des Seils auf der freien
Länge über der Hublänge h mittels einer auf dem Seil angebrachte Winkelskala auf-
genommen. Außerdem wurden mit drei Versuchseilen die Drehwinkel über einer kon-
stanten Hublänge von h=6m für variierte Schrägzugwinkel von ϕ=-6° bis +6° jeweils
bei drei unterschiedlichen Seilzugkräften ermittelt.
3.2.5. Versuchsauswertung
Die Versuchsergebnisse, d.h. die ermittelten Bruchbiegewechselzahlen N, werden
mittels Regressionsrechnung ausgewertet. Die Mehrfachregression ist die Schätzung
einer abhängigen Variablen y anhand mehrerer Variablen xm
y( xm ) = lg Nϕ = a0 + a1 ⋅ x1 + a2 ⋅ x 2 + ... + ap ⋅ xp . (3.2)
Die Anzahl der variierten Einflussparameter, d.h. die Anzahl p der Regressions-
variablen xm sollte dabei in einem sinnvollen Verhältnis zur Anzahl der Versuchs-
ergebnisse n stehen. Bei der Auswertung der Seillebensdauer mittels Regression hat
sich die Verwendung von logarithmischen Prognosewerten, beispielsweise der Bruch-
biegewechselzahl y=lgN, vielfach bewährt.
78
Statistische Abgrenzung
Mit dem Bestimmtheitsmaß B wird die Qualität einer Regressionskurve, in Bezug auf
die Güte der gewählten Gleichung und die Signifikanz der gewählten Variablen xm be-
urteilt
n
n n
∑ (yi − y( xi,m )2 ∑ (lg Ni − lg Ni,ϕ )2
s= i=1 bzw. lg s = i=1 . (3.4)
n − p −1 n − p −1
Die ermittelten Regressionskurven lgNϕ können mit Hilfe der logarithmischen Stan-
dardabweichung bezüglich eines beliebig festzulegenden Anteils γ′ an Versuchs-
werten nach oben oder unten abgegrenzt werden
lg Nγ ' = lg Nϕ ± uγ ' ⋅ lg s . (3.5)
In der Regel wird die Untergrenze angegeben, die maximal von 10% der Versuchs-
ergebnisse unterschritten wird. Mit dem Parameter uγ′ der Standardnormalverteilung
für einen Anteil von γ′=10%, u10%=-1,282, kann beispielsweise die untere Grenze für
die Stichprobe berechnet werden
lg N10 = lg Nϕ − 1,282 ⋅ lg s . (3.6)
Für die Gesamtheit von Seilen gleicher Konstruktion ist die Unter- bzw. Obergrenze
für den Anteil γ′ bzw. 1-γ′ mit der Sicherheit 1-α (z.B. 95%)
lg N γ ' = lg Nϕ ± k T( α, γ ' ) ⋅ lg s . (3.7)
Der Faktor kT(α,γ′) wird mit den Methoden der mathematischen Statistik, z.B. Stange
1971, für einen bestimmten Parameterbereich gemittelt.
79
7
1x10
Warrington SES + 8x19, sZ
6 d=12 mm
5x10 S S R0=1770 N/mm²
r=6,36 mm
6 D
2x10 N90 Stahl
! D/d=25; l=60d
gehärtet
Bruchbiegewechselzahl N
= D/d=12,5; l=30d
6
1x10
Feyrer Nm
5
5x10
N10
5 N90
2x10
1x10
5 Nm
4
5x10 N10
4 D
2x10
4
1x10
40 50 60 70 80 90 100 200 300 400
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
Die nach der Lebensdauergleichung nach Feyrer für die jeweiligen Seilkonstruktionen
zu erwartenden Lebensdauern sind ebenfalls in die Diagramme eingetragen. Nm ist
dabei die mittlere Bruchbiegewechselzahl der Seilkonstruktion, N10 bzw. N90 mar-
kieren die Biegewechselgrenzen, die höchstens von 10% der Seile nicht erreicht bzw.
mindestens von 90% der Seile erreicht werden. Der nach Feyrer 2000 abgegrenzte
Sprungpunkt der Donandtkraft ist mit D gekennzeichnet.
Das in Bild 4.1 dargestellte Versuchseil A erreicht außergewöhnlich hohe Bruch-
biegewechselzahlen. Dies zeigt sich bei einem Vergleich mit den durchschnittlichen
Bruchbiegewechselzahlen Nm, die Seile der Seilkonstruktion Warrington SES+8x19
üblicherweise erreichen. Alle weiteren Versuchseile (Seil B bis F, siehe Anhang)
zeigen jedoch eine gute Übereinstimmung, mit den für die jeweilige Seilkonstruktion
durchschnittlich zu erwartenden Bruchbiegewechselzahlen Nm.
Um eine ausreichend große und aussagekräftige Datenbasis mit insgesamt 6 Ver-
suchseilen zu erhalten, musste die Aufliegezeit der Seile in den Versuchen bis zum
Erreichen der Bruchbiegewechselzahl möglichst klein gehalten werden. Die Dauer-
biegeversuche wurden aus diesem Grund auch mit größerer Belastung durchgeführt,
als in der Praxis nach DIN 15020 für bestimmte Triebwerkgruppen üblich. Bei Seil C
liegt die durchmesserbezogene Seilbelastung von S/d²=312,5 N/mm² (S=45 kN) über
der Donandtkraft, bei der die Lebensdauer stark abnimmt. Dieser Bereich ist nicht
mehr durch die Lebensdauergleichung von Feyrer beschrieben. Bei der Ermittlung der
Regressionsgeraden wurde der Versuchspunkt nicht berücksichtigt und ist in Klam-
mern () dargestellt. Die nach Gleichung 4.1 ermittelten Regressionsgeraden der Ver-
suchseile sind als Linien eingezeichnet.
S ⋅ d02
lg N0 = a0 + a1 ⋅ lg . (4.1)
d2 ⋅ S0
Auf der Basis dieser Gleichung können die für die Versuchseile ermittelten Regres-
sionskoeffizienten a0 und a1 mit den entsprechenden Koeffizienten für viele Seile der
gleichen Seilkonstruktion nach Feyrer verglichen werden, siehe Tabelle 4.1 (D/d=25)
und Tabelle 4.2 (D/d=12,5). Die Regressionskoeffizienten b0 bis b5 nach Feyrer 2000
wurden dazu in die Koeffizienten a0 und a1 umgerechnet.
81
Bei der Regression (nach Gl. 4.1) wurden für die Streuung lgs der Versuchser-
gebnisse je nach Seilkonstruktion Werte zwischen lgs=0,018 (Seil E) und lgs=0,092
(Seil D) ermittelt. Diese liegen in einem Bereich, wie sie bei der Auswertung einzelner
Seile üblicherweise erreicht werden.
10.000.000
Warrington SES + 8x19, sZ
d=12 mm, R0=1770 N/mm²
Laschenversuche, l=60d, Einfachbiegung
S S D/d=25, r=6,36 mm
S=16,8 kN, S/d²=117 N/mm²
S=30 kN, S/d²=208 N/mm²
D S=45 kN, S/d²=313 N/mm²
Stahl
gehärtet Rillenöffnungswinkel
Bruchbiegewechselzahl N
1.000.000 γ γ=60°
r γ=45°
γ=30°
100.000
10.000
0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
10.000.000
Warrington FE + 8x19, sZ
d=12 mm, R0=1770 N/mm²
Laschenversuche, l=60d, Einfachbiegung
S S D/d=25, r=6,36 mm
S=16,8 kN, S/d²=117 N/mm²
S=30 kN, S/d²=208 N/mm²
D
Stahl
S=45 kN, S/d²=313 N/mm²
gehärtet
Bruchbiegewechselzahl N
1.000.000 γ Rillenöffnungswinkel
r γ=60°
γ=30°
100.000
10.000
0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
10.000.000
Warrington Seale SES + 6x36, sZ
d=12 mm, R0=1770 N/mm²
Laschenversuche, l=60d, Einfachbiegung
S S D/d=25, r=6,36 mm
S=16,8 kN, S/d²=117 N/mm²
S=30 kN, S/d²=208 N/mm²
D
Stahl
S=45 kN, S/d²=313 N/mm²
gehärtet
Bruchbiegewechselzahl N
1.000.000 γ Rillenöffnungswinkel
r γ=60°
γ=30°
100.000
( ) ( )
( )
10.000
0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
10.000.000
SES + 34x7, sZ
d=12 mm, R0=1770 N/mm²
Laschenversuche, l=60d, Einfachbiegung
S S D/d=25, r=6,36 mm
S=16,8 kN, S/d²=117 N/mm²
S=30 kN, S/d²=208 N/mm²
D S=45 kN, S/d²=313 N/mm²
Stahl
gehärtet
Bruchbiegewechselzahl N
1.000.000 γ Rillenöffnungswinkel
r γ=60°
γ=30°
100.000
10.000
0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
10.000.000
Warrington Seale SES + 6x36, sZ
d=16 mm, R0=1770 N/mm²
Laschenversuche, l=60d, Einfachbiegung
S S D/d=25, r=8,48 mm
1.000.000 γ Rillenöffnungswinkel
r γ=60°
γ=45°
100.000
10.000
0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
10.000.000
FE + 18x7, sZ
d=16 mm, R0=1770 N/mm²
Laschenversuche, l=60d, Einfachbiegung
S S D/d=25, r=8,48 mm
S=15 kN, S/d²=59 N/mm²
S=30 kN, S/d²=117 N/mm²
D
Stahl
S=50 kN, S/d²=195 N/mm²
gehärtet
Bruchbiegewechselzahl N
1.000.000 γ Rillenöffnungswinkel
r γ=60°
γ=45°
100.000
10.000
0 1 2 3 4 5 6
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
S ⋅ d02
c 0 = lg N0 = a0 + a1 ⋅ lg . (4.3)
d2 ⋅ S02
Damit erhält man für die Lebensdauer unter seitlicher Ablenkung den folgenden
Regressionsansatz über alle S/d²
S ⋅ d0 2
lg Nϕ = lg N0 + c 1 ⋅ ϕ = a 0 + a1 ⋅ lg + c1 ⋅ ϕ . (4.4)
d2 ⋅ S 0 2
86
Die Bestimmtheitsmaße B der Regression liegen zwischen 93% und 98%, siehe
Tabelle 4.4. Die Größe der Bestimmtheitsmaße B zeigt, dass der lineare Regressions-
ansatz nach Gl. 4.4 zur Abschätzung der Lebensdauer bei verschiedenen Schrägzug-
winkeln ϕ gut geeignet ist. Die logarithmische Standardabweichungen lgs erreichen
Werte zwischen 0,039 (Seil E) und 0,113 (Seil D).
Tabelle 4.4: Bestimmtheitsmaß B u. logarithmische Standardabweichung lgs der Regression
Seil Seilkonstruktion d Bestimmt- Standard-
[mm] heitsmaß abweichung
B [%] lg s
A Warrington SES + 8x19 12 94,3 0,081
B Warrington FE + 8x19 97,9 0,065
C Warr. Seale SES + 6x36 97,1 0,066
D SES + 34x7 93,4 0,113
E Warr. Seale SES + 6x36 16 95,9 0,039
F FE + 18x7 98,1 0,071
geringfügig - maximal um 0,02 - höher und bewegen sich damit in einem für Biege-
versuche üblichen Rahmen. Die Versuchsergebnisse von Neumann (vgl. Bild 1.6)
zeigen ähnliche große Abweichungen vom Mittelwert.
Vergleicht man die Regressionsergebnisse der sechs Versuchseile in Bezug auf die
Lebensdauerabnahme bei Schrägzug kann man feststellen, dass die drei Seile B, C
und E Steigungen c1 zwischen -0,019 und -0,034 besitzen. Das Seil A sowie die
Spiralrundlitzenseile D und F haben Steigungen zwischen -0,054 und -0,072, die im
Vergleich zu den Seilen B, C und E etwa doppelt so groß sind. Die Lebensdauer lgN
wird dementsprechend stärker reduziert.
Die Lebensdauerreduzierung infolge seitlicher Seilablenkung unterscheidet sich somit
bei verschiedenen Versuchseilen stark, auch bei Seilen mit gleicher Außenlitzenkon-
struktion, z.B. Seil A und B. Die Größenordnung dieser Unterschiede deutet darauf
hin, dass der äußere Seilverschleiß an der Rillenflanke nicht der alleinige Schädi-
gungseinfluss ist, der für die Lebensdauerreduzierung verantwortlich ist.
100
90
C
80
Lebensdauerverhältnis Nϕ/N0
70
B
60
8 A
Schrägzugfaktor -c1 x 100
50 7
6
40 5
D
4
30
3
20 2
1
10 0
Seil C Seil B Seil A Seil D
0
0 1 2 3 4 5 6
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Bild 4.8: Lebensdauerverhältnis Nϕ/N0 der Versuchseile mit d=12 mm
100
90
80
Lebensdauerverhältnis Nϕ/N0
E
70
G
60
8 H
Schrägzugfaktor -c1 x 100
50 7
6 F
40 5
4
30
3
20 2
1
10 0
Seil E Seil G Seil H Seil F
0
0 1 2 3 4 5 6
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Bild 4.9: Lebensdauerverhältnis Nϕ/N0 der Versuchseile mit d=16 mm
89
E Warrington Seale 16 11 14 27 -3
SES + 6x36
F FE + 18x7 16 22 28 48 -3
G1 Warrington 16 13 17 30 -3
FE + 8x19
H1 Seale 16 17 22 39 -3
SES + 8x19
mit fN42 nach Feyrer 2000 17 25 33
1 Versuchseile G und H entsprechend Tabelle 4.5
2 gilt nur bis zur Ablegebiegewechselzahl
3 bei Versuchen mit d=16 mm wurde auf vorhandene Seilscheiben zurückgegriffen, die nur Schrägzugwinkel bis
ϕ=4° zuließen. Bei größeren Ablenkwinkeln laufen die Seile über den Rillenrand.
Ergebnisse:
- Die Reduzierung der Seillebensdauer unterscheidet sich bei verschiedenen
Versuchseilen sehr stark, auch bei Seilen mit gleicher Außenlitzenkonstruktion,
beispielsweise Seil A und B. Bei einem Schrägzugwinkel von ϕ=4° reduziert sich
die Lebensdauer des Seils C beispielsweise nur um 16%, während sich die
Lebensdauer bei Seil F bereits um 48% vermindert hat. Die prozentuale Lebens-
dauerreduzierung unterscheidet sich bei den untersuchten Versuchseilen somit
um den Faktor 3 (ϕ=4°) bis 3,7 (ϕ=1,5°). Dies bedeutet, dass unterschiedliche
Seile auf gleiche Schrägzugwinkel ϕ sehr unterschiedlich reagieren und in unter-
schiedlichem Maße geschädigt werden. Mit pauschalen Korrekturfaktoren für
beliebige Seile, z.B. fN4, wird man einzelnen Seilen daher nur sehr eingeschränkt
gerecht.
90
400.000
Warrington FE + 8x19, sZ
d=12 mm, R0=1770 N/mm²
350.000 Laschenversuche, l=60d, Einfachbiegung
S S D/d=25, r=6,36 mm
S=16,8 kN, S/d²=117 N/mm²
S=30 kN, S/d²=208 N/mm²
300.000 D
Stahl S=45 kN, S/d²=313 N/mm²
gehärtet
Bruchbiegewechselzahl N
Rillenöffnungswinkel
γ γ=60°
250.000 r γ=30°
200.000
150.000
100.000
50.000
0
0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Betrachtet man die Lebensdauer ohne Schrägzug (vgl. Bild 4.10 bei ϕ=0°) ist eine
starke Zunahme der Lebensdauer bei kleineren Seilzugkräften zu erkennen, um-
gekehrt betrachtet nimmt die Lebensdauer bei größeren Seilzugkräften bereits ohne
seitliche Ablenkung sehr stark ab. Die stärkere Seilschädigung bei größeren Seil-
zugkräften tritt somit bei Schrägzug nicht zusätzlich und gesondert auf, sondern wirkt
sich in gleichem Maße auch auf die Lebensdauer ohne Schrägzug aus.
Wenn unterschiedliche Seilzugkräfte S1 und S2 bei Schrägzug die gleichen Auswir-
kungen auf die Lebensdauer haben wie ohne Schrägzug, muss gelten
Nϕ (S1) N0 (S1)
= =konstant. (4.7)
Nϕ (S2 ) N0 (S2 )
Durch Umstellung der Gleichung folgt
Nϕ (S1) Nϕ (S2 )
= =konstant. (4.8)
N0 (S1) N0 (S2 )
Dies bedeutet, dass die Lebensdauer bei Schrägzug Nϕ relativ zur Lebensdauer ohne
Schrägzug N0 bei gleichen Seilzugkräften S1 und S2 jeweils im gleichen Verhältnis re-
duziert wird.
92
D.h. bei logarithmischer Darstellung muss der Abstand, den man für die Lebensdauer
ohne Schrägzug bei unterschiedlichen Seilzugkräften ermittelt hat, auch bei Schräg-
zug unabhängig vom Schrägzugwinkel ϕ jeweils erhalten bleiben. Anhand der Le-
bensdauerdiagramme (Bild 4.2 bis Bild 4.7) kann dies für alle Seilkonstruktionen A-F
jeweils bestätigt werden.
10
Warr. Seale SES+6x36
9 Warrington FE+8x19
8 SES+34x7, FE+18x7
Lebensdauerfaktor -c1 x 100
Seil F
7
6 Seil D
4 Seil G
Seil E
3 Seil B
2 Seil C
0
10 12 14 16 18
Seilnenndurchmesser d [mm]
Mit dem Seildurchmesser hat sich ein Effekt gezeigt, der überraschend und ver-
gleichsweise unerklärlich ist. Über den Einfluss des Seildurchmessers auf die Lebens-
dauer kann lediglich eine Tendenz festgestellt werden, die durch die geringe Anzahl
vergleichbarer Seilkonstruktionen nicht statistisch abgesichert ist. Mit den beiden
untersuchten Seildurchmessern von d=12 mm und d=16 mm wurde außerdem nur ein
sehr enger Bereich an Seildurchmessern untersucht.
93
100,0
Verdrehsteifigkeit lgD* [Nmx100d]
Seil F
Seil D
10,0
Seil E
Seil A
1,0 Seil C
Seil B FE+18x7, d=12 mm
SES+34x7, d=12 mm
Warr. Seale SES+6x36, d=16 mm
Warr. Seale SES+6x36, d=12 mm
Warrington SES+8x19, d=12 mm
Warrington FE+8x19, d=12 mm
0,1
0 50 100 150 200 250 300 350
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
Bild 4.12: Mittlere Verdrehsteifigkeit lgD* der Versuchseile über der durchmesserbezogenen
Seilzugkraft S/d²
Die Verdrehsteifigkeit lgD* ist stark konstruktionsabhängig, sie nimmt mit der durch-
messerbezogenen Seilzugkraft S/d² und mit dem Seildurchmesser d zu.
Der Einfluss der Verdrehsteifigkeit kann über die Verdrillung der Seile erklärt werden.
In Kapitel 2.2.4 wurde gezeigt, dass die Seile beim Hinablaufen in den Rillengrund
neben der Gleitbewegung auch eine Wälzbewegung durchführen. Sie wird ausgelöst
durch das Drehmoment, das an der Rillenflanke durch die Reibkräfte auf das Seil
wirkt. Die Folge ist eine Seilverdrillung in Bezug auf die in der Rillenflanke fixierten
94
Seilabschnitte. Die Größe der Seilverdrehung ist abhängig von der Verdrehsteifigkeit
der Seile. Drehungsarme und drehungsfreie Seile besitzen ein großes Widerstands-
moment gegen eine Verdrehung. Beim Aufbringen einer Seilzugkraft oder Einwirkung
eines äußeren Moments verdrehen sie sich nur wenig. Gleichzeitig bewirkt bereits
eine kleine Verdrehung ein starkes Ansteigen des Seildrehmoments. Die Seile reagie-
ren darauf sehr empfindlich und versagen deutlich früher.
Gegen den Einfluss der Verdrehsteifigkeit spricht jedoch die Tatsache, dass die
beiden Warrington-Seale-Konstuktionen SES+6x36 (Seil C und E) trotz ihrer größeren
Verdrehsteifigkeit im Vergleich zu den Warrington-Seilkonstruktionen FE+8x19 (Seil B
und G) einen geringen Lebensdauerverlust bei Schrägzug erfahren.
Ergebnis:
Die Empfehlung der DIN 15020 den Schrägzugwinkel bei drehungsarmen und dreh-
ungsfreien Seilen auf ϕ=1,5° im Vergleich zu ϕ=4° bei einlagigen Rundlitzenseilen
stärker zu begrenzen, deutet bereits daraufhin, dass die Seilkonstruktion und die Ver-
drehsteifigkeit einen Einfluss auf die Seillebensdauer bei Schrägzug hat.
Die größere Lebensdauerreduzierung bei Seilkonstruktionen mit großer Verdrehstei-
figkeit lässt die Schlussfolgerung zu, dass die Seillebensdauer bei Schrägzug auch
von der Verdrehsteifigkeit der Seile beeinflusst wird. Die Verdrehsteifigkeit ist jedoch
nicht allein ausschlaggebend für die Größe der Lebensdauerreduzierung. Der Ver-
gleich der Seile B und G mit den Seilen C und E zeigt, dass Seillebensdauer nicht
allein von der Verdrehsteifigkeit D* abhängt, sondern dass zusätzlich auch die Art der
Seilkonstruktion, beispielsweise der Außendrahtdurchmesser im Verhältnis zum Seil-
durchmesser δD/d, die Anzahl der Litzenberührstellen sowie seilgeometrische Para-
meter, z.B. die Sperrung, einen Einfluss haben können.
sage über den Einfluss des Rillenöffnungswinkels ist bei einzelnen Seilkonstruktionen
nicht möglich, da die ermittelten Bruchbiegewechselzahlen N im Bereich der Streuung
der Versuchsergebnisse liegen.
Es lassen sich jedoch Tendenzen erkennen: Die Versuchseile mit d=12 mm erreichen
bei einer seitlichen Seilablenkung von ϕ=6° und bei einem Rillenöffnungswinkel von
γ=30° überwiegend eine höhere Lebensdauer im Vergleich zu γ=60°. Dies ist insofern
überraschend, da die Verschleißstrecke sR insbesondere bei großen Schrägzugwinkel
und bei einem kleinen Rillenöffnungswinkel von γ=30° sehr viel länger ist, vgl. Bild
2.16 und Bild 2.17. Bei einem Schrägzugwinkel von ϕ=2° ist dagegen keine eindeutige
Tendenz über alle Seilkonstruktionen mit d=12 mm erkennbar. Bei den Seilkonstruk-
tionen A und D nimmt die Seillebensdauer mit kleinem Rillenöffnungswinkel von γ=30°
tendenziell zu, bei den Seilkonstruktionen B und C, die eine geringere Lebensdauer-
reduzierung über dem seitlichen Ablenkwinkel zeigen, eher ab.
Aufgrund der geringen Lebensdauerunterschiede, die im auftretenden Streubereich
der Versuchsergebnisse von Biegeversuchen liegen, ist es nicht sinnvoll den Ein-
flussparameter Rillenöffnungswinkel separat für jedes Versuchseil in der Regressions-
gleichung zu berücksichtigen. Für einzelne Seile ist die Datenbasis an Versuchen mit
variiertem Rillenöffnungswinkel γ zu klein. Der Einfluss des Rillenöffnungswinkels und
die Frage, ob eine systematische Abweichung der Lebensdauer bei einem Rillen-
öffnungswinkel vorliegt, kann nur über alle untersuchten Seilkonstruktionen mit d=12
mm hinreichend statistisch untersucht werden.
Die Koeffizienten der Regressionsgleichung werden bei der Mehrfachregression über
alle Versuchsergebnisse lgNi unter der Bedingung ermittelt, dass die mittlere qua-
dratische Abweichung der Versuchsergebnisse von der Regressionsgleichung
minimal ist. Die Versuchsergebnisse lgNi werden dabei normalverteilt über den Para-
metern xi,m der Regression, z.B. über dem Schrägzugwinkel ϕ, angenommen, siehe
Bild 4.13.
Bild 4.13 zeigt die Regressionsgerade eines Seiles. Die Lebensdauerreduzierung über
dem Schrägzugwinkel ϕ ist dabei nach Gleichung 4.11 unabhängig von der Lebens-
dauer ohne Schrägzug dargestellt
Nϕ
lg = c1 ⋅ ϕ . (4.11)
N0
96
γ=30°
lgNi
getrennte
Auswertung
der Rillen-
γ=60° öffnungs-
winkel γ=30°
und γ=60°
lg(Nϕ/N0)10=lg(Nϕ/N0)+u10%lgsReg
100.000
0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
⎛ Nϕ ⎞ N Nϕ ⎛ Nϕ ⎞
⎜ lg ⎟ = lg ϕ + u γ ' ⋅ lg sRe g , wobei lg = ⎜⎜ lg ⎟ , (4.12)
⎜ N ⎟ N0 N0 ⎝ N0 ⎟⎠
⎝ 0 ⎠ γ' 50
N Ni,ϕ
lg i = lg + ui ⋅ lg sRe g . (4.13)
N0 N0
Die Abweichungen der ermittelten Bruchbiegewechselzahlen lgNi von Mittelwert der
Regression lgNi,ϕ sind über alle Seilkonstruktionen unabhängig vom lebensdauermin-
dernden Faktor c1 und damit unabhängig von der Steigung der Regressionsgeraden
N Ni,ϕ
∆ lg Ni,ϕ = lg Ni − lg Ni,ϕ = lg i − lg = ui ⋅ lg sRe g . (4.14)
N0 N0
97
Wie die Versuchsergebnisse sind auch die Abweichungen von der Regressions-
geraden ∆lgNi,ϕ normalverteilt und können aufgrund gleicher Streuungen lgsReg für alle
Seile mit d=12 mm gemeinsam ausgewertet werden.
Bild 4.14a zeigt die Abweichung aller Versuchsergebnisse vom jeweiligen Mittelwert
der Regression bei einem Schrägzugwinkel von ϕ=2°, d=12 mm. In Bild 4.14b wurden
die Abweichungen von der Regressionsgeraden für die Rillenöffnungswinkel γ=60°
und γ=30° jeweils getrennt ausgewertet.
99.5 99.5
Seitlicher Seitlicher
98 Ablenkwinkel: 98 Ablenkwinkel:
ϕ=2°
ϕ=2,2° ϕ=2°
ϕ=2,2°
90
Summenhäufigkeit F [%]
90
Summenhäufigkeit F [%]
Rillenöffnungs- Rillenöffnungs-
winkel: winkel:
70 , γ=60° 70 , γ=60°
+ γ=30° + γ=30°
50 50
30 30
10 10
2 2
0.5 0.5
-0.2 -0.1 0 0.1 0.2 -0.2 -0.1 0 0.1 0.2
Abweichung der Versuchsergebnisse Abweichung der Versuchsergebnisse
von der Regressionsgleichung ∆lgNi,ϕ von der Regressionsgleichung ∆lgNi,ϕ
Bild 4.14: Normalverteilte Abweichung der Versuchsergebnisse von der Regression, ϕ=2°
a) Auswertung aller Versuchsergebnisse mit γ=60° und γ=30°
b) getrennte Auswertung der Versuchsergebnisse mit γ=60° und γ=30°
Sowohl bei der gemeinsamen Auswertung als auch bei der separaten Auswertung
über den Rillenöffnungswinkeln γ beträgt die Abweichung der Versuchsergebnisse
vom Mittelwert im Durchschnitt (bei F=50%) ∆lgNi,ϕ≈0,007. Auch die Streuungen sind
näherungsweise gleich (lgs2°≈lgs2°,60°≈lgs2°,30°≈lgsReg≈0,085) und entsprechen den
Streuungen der Regressionen lgsReg. Bei einem Schrägzugwinkel von ϕ=2° sind die
Lebensdauerunterschiede bei verschiedenen Rillenöffnungswinkeln γ somit über alle
Seilkonstruktionen zufällig und nicht systematisch.
Bei der Auswertung aller Versuchsergebnisse mit ϕ=6° ergibt sich ein anderes Bild.
Die Abweichungen der Bruchbiegewechselzahlen sind wiederum normalverteilt, vgl.
Bild 4.15a, treten aber bei Rillenöffnungswinkeln von γ=60° und 30° stark getrennt
über dem Streubereich der Normalverteilung auf. Wertet man die Abweichungen vom
Mittelwert getrennt aus (Bild 4.15b), zeigen sich für γ=60° und 30° zwei Normalver-
teilungen, mit lgs6°,60°≈ lgs6°,30°≈0,05, siehe auch Bild 4.13.
98
99.5 99.5
Seitlicher Seitlicher
98 Ablenkwinkel: 98 Ablenkwinkel:
ϕ=6°
ϕ=6,1° ϕ=6,1°
ϕ=6°
90 90
Summenhäufigkeit F [%]
Summenhäufigkeit F [%]
Rillenöffnungs- Rillenöffnungs-
winkel: winkel:
70 , γ=60° 70 , γ=60°
+ γ=30° + γ=30°
50 50
30 30
10 10
2 2
0.5 0.5
-0.2 -0.1 0 0.1 0.2 -0.2 -0.1 0 0.1 0.2
Abweichung der Versuchsergebnisse Abweichung der Versuchsergebnisse
von der Regressionsgleichung ∆lgNi,ϕ von der Regressionsgleichung ∆lgNi,ϕ
Bild 4.15: Normalverteilte Abweichung der Versuchsergebnisse von der Regression, ϕ=6°
a) Auswertung aller Versuchsergebnisse mit γ=60° und γ=30°
b) getrennte Auswertung der Versuchsergebnisse mit γ=60° und γ=30°
Die bei einem Schrägzugwinkel von ϕ=6° beobachteten Abweichungen vom Mittelwert
der Regression bei Rillenöffnungswinkel von γ=60° und 30° sind somit nicht zufällig
über alle untersuchten Seile, sondern haben systematische Ursachen. Über alle Seil-
konstruktionen beträgt die mittlere Abweichung (bei F=50%) bei einem Rillenöffnungs-
winkel von γ=60° ∆ lg N6°,60° =-0,058, bei einem Rillenöffnungswinkel von γ=30° ist
∆ lg N6°,30° =+0,061.
Hieraus folgt für die Lebensdauer bei einem Schrägzugwinkel von ϕ=6° N6°,γ
Die in den Versuchen bei einem Schrägzugwinkel von ϕ=6° ermittelten Seillebens-
dauern liegen bei einem Rillenöffnungswinkel von γ=30° im Mittel um 15% über der er-
mittelten Lebensdauer der Regression, bei einem Rillenöffnungswinkel von γ=60° sind
sie im Durchschnitt um 12% vermindert.
Bei den Versuchen mit d=16 mm wurden lediglich Rillenöffnungswinkel von γ=60° und
45° und Schrägzugwinkel bis ϕ=4° variiert. Der Einfluss des Rillenöffnungswinkels γ
auf die Seillebensdauer ist bei Schrägzugwinkel ϕ≤4° wie bei d=12 mm sehr gering.
99
Bei einem Schrägzugwinkel von ϕ=6° ist die Verschleißstrecke auf der Rillenflanke bei
einem Rillenöffnungswinkel von 30° etwa um den Faktor 4,8 länger als bei einem
Rillenöffnungswinkel von 60°. Die Betrachtung des äußeren Verschleißes zwischen
Seil und Rillenflanke reicht somit nicht alleine aus, um die geringere Lebensdauer-
abnahme bei einem Rillenöffnungswinkel von γ=30° für Schrägzugwinkel von 6° voll-
ständig zu erklären.
Durch die wesentliche geringere längenbezogene Anpresskraft wird jedoch neben der
Pressung zwischen Seil und Seilscheibe auch die Pressung im Seil und damit der
innere Verschleiß deutlich reduziert. Gleichzeitig ist das Drehmoment M durch den ge-
ringeren Rillenöffnungswinkel γ etwas kleiner, was zu einer geringeren Seilschädigung
durch Verdrehung führen kann. Bei einem kleineren Rillenöffnungswinkel verändert
sich auch der Biegeradius des Seiles um die Rillenflanke.
Der minimale Biegeradius auf der Rillenflanke ist bei Rillenöffnungswinkel von 60° 1,7-
mal so groß wie der Biegeradius um die Scheibe, bei γ =30° sogar um das 3,7-fache
größer, Kapitel 2.2.1 Tabelle 2.1. Bei größeren Schrägzugwinkeln nimmt der Krüm-
mungsradius im Auflaufpunkt der Seilscheibe weiter zu. Nach Häberle 1995 ist die
maximale längenbezogene Anpresskraft im Auflaufpunkt q0 bei größerem D/d-Ver-
hältnis geringer. Betrachtet man für Biegung um die Rillenflanke anstelle des Schei-
bendurchmessers D den 2-fachen Krümmungsradius auf der Rillenflanke, erhält man
100
Ergebnis:
Die Versuchsergebnisse haben gezeigt, dass der Rillenöffnungswinkel γ bis zu einem
Schrägzugwinkel von ϕ=4°, d.h. in dem Bereich, in dem Schrägzugwinkel ϕ in der
Praxis üblicherweise auftreten, keinen feststellbaren Einfluss auf die Seillebensdauer
hat. Der Einfluss des Rillenöffnungswinkels auf die Seillebensdauer kann daher bei
der Lebensdauervorhersage von seitlich abgelenkten Seilen vernachlässigt werden.
Die These von Neumann 1987, dass die Seilschädigung und der Lebensdauerverlust
bei unterschiedlichen Rillenöffnungswinkeln im Wesentlichen über die Länge der Ver-
schleißstrecke auf der Rillenflanke sR beurteilt werden kann, konnte auf Basis der
Versuchsergebnisse widerlegt werden. Neben der Verschleißstrecke wird auch die
Pressung auf der Rillenflanke vom Rillenöffnungswinkel γ und vom Krümmungsradius
ρxy beeinflusst. Bei kleineren Rillenöffnungswinkeln nimmt die Pressung stark ab, dies
kann anhand der längenbezogenen Anpresskraft qN, siehe Gl. 2.19, gezeigt werden.
Während bei den Versuchen ohne Schrägzug die Seilbrüche in einer der beiden
Biegezonen mit einer statistischen Zufälligkeit von ca. 50% erfolgen, weichen die Ver-
suche mit seitlicher Ablenkung teilweise so stark von der statistischen Zufälligkeit ab,
dass ein systematischer Einfluss vermutet werden kann. Ähnliche Seilkonstruktionen,
beispielsweise die beiden Warrington-Seile, weisen starke Parallelen auf. Bei Schräg-
zugwinkeln von ϕ=±2° und ϕ=±4° sind die Seile A und B mit einer relativen Häufigkeit
zwischen 83% und 100% auf Pos.1 gerissen. Bei einem Schrägzugwinkel von ϕ=±6°
findet man dagegen in der Schrägzugrichtung Pos. 2 (ϕ=+6°) bei den Seilen A-D
Bruchhäufigkeiten zwischen 62% und 86%, die ebenfalls deutlich vom statistischen
Mittel von 50% abweichen.
Tabelle 4.7: Anzahl der gerissenen Seile und Bruchhäufigkeit der Seile bei getrennter
Betrachtung der Seilrichtung +ϕ und -ϕ
Seil Versuch- Schrägzugwinkel ϕ
seilkonstruktion -6° 6° -4° +4° -2° +2° 0°
Pos.1 Pos.2 Pos.1 Pos.2 Pos.1 Pos.2 Bz.1 Bz.2
A Warr. SES + 8x19 5 8 9 1 8 0 5 6
38% 62% 90% 10% 100% 0% 45% 50%
γ=60° 0 5
γ=30° 3 1
B Warr. FE + 8x19 1 6 7 1 5 1 3 3
14% 86% 88% 13% 83% 17% 50% 50%
γ=60° 0 3
γ=30° 1 2
C Warr. Seale SES + 6x36 1 6 1 3 2 5 4 2
14% 86% 25% 75% 29% 71% 67% 33%
γ=60° 1 3
γ=30° 0 3
D SES + 34x7 2 4 3 2 3 4 6 6
33% 67% 60% 40% 43% 57% 50% 50%
γ=60° 0 3
γ=30° 2 1
E Warr. Seale SES + 6x36 1 3 3 1 1 1
F SES+18x7 2 3 1 5 2 3
Zur Veranschaulichung der Ergebnisse sind in Bild 4.16 die ermittelten Bruchhäufig-
keiten der Seile A bis D, die in größerer Anzahl untersucht wurden, jeweils ab-
weichend vom statistischen Mittelwert (50%) dargestellt. Für das Seil A wurde bei-
spielsweise in der Tabelle 4.7 bei einem Schrägzugwinkel von ϕ=-6° eine Bruchhäu-
figkeit von 39% ermittelt. In Bild 4.16 ist dieser Wert bei ϕ=-6° eingetragen, die Ab-
weichung vom statistischen Mittelwert beträgt 11% und ist als grauer Balken dar-
gestellt. Die Bruchhäufigkeit bei ϕ=+6° liegt dementsprechend bei 61%, wiederum mit
einer Abweichung von 11% vom statistisch zufälligen Mittelwert von 50%.
102
500 500
Warr. SES + 8x19, sZ Warrington FE + 8x19, sZ, d=12
40
10 40
10
d=12 mm
30
20 20
30
Bruchhäufigkeit [%]
Bruchhäufigkeit [%]
20
30 30
20
10
40 40
10
0
50 50
0
-10
60 -6 -4 -2 0 2 4 6 60
-10 -6 -4 -2 0 2 4 6
70
-20 70
-20
80
-30 80
-30
90
-40 90
-40
100
-50 100
-50
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°] Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
500 500
Warr. Seale SES + 6x36, sZ, d=12 SES + 37x7, sZ, d=12 mm
40
10 40
10
30
20 30
20
Bruchhäufigkeit [%]
Bruchhäufigkeit [%]
20
30 20
30
10
40 10
40
0
50 0
50
-10
60 -6 -4 -2 0 2 4 6 -10
60 -6 -4 -2 0 2 4 6
70
-20 -20
70
80
-30 -30
80
90
-40 90
-40
100
-50 100
-50
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°] Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Aus den ermittelten Ergebnissen für die Bruchhäufigkeit wird im Folgenden eine Pro-
gnose für den Verlauf der Seillebensdauer über den seitlichen Ablenkwinkel ab-
geleitet.
zone a liegt über 50%. Durch die Streuung der beiden normalverteilten Bruchbiege-
wechselzahlen lgNa und lgNb überlappen sich die beiden Normalverteilungen, so dass
mit einer geringen Häufigkeit das Seilversagen in Biegezone b auftreten werden.
f(lgN) f(ν)
a b ub .lgsν
Qb
Nb
lg ν = lg Nb − lg Na = lg , (4.18)
Na
lg sν = lg sRe g ⋅ 2 . (4.20)
N Nb
lg b − lg
Na Na
u= . (4.21)
lg s ν
Für den Fall, dass ein Seil zuerst in Biegezone b reißt, muss gelten: Nb ≤ Na . Setzt
man die Bruchbedingung
Nb N
=1 bzw. lg b = 0 (4.22)
Na Na
in Gleichung 4.21 ein, kann die Wahrscheinlichkeit Qb für ein Seilversagen in Biege-
zone b über den Parameter ub aus der Tabelle der Standardnormalverteilung ermittelt
werden
104
Nb
− lg
Na
ub = . (4.23)
lg s ν
Im vorliegenden Fall sind jedoch nicht die beiden Normalverteilungen für die beiden
Biegezonen a und b bekannt, sondern lediglich die Bruchhäufigkeiten in beiden Biege-
zonen (Qa und Qb). Es kann jedoch angenommen werden, dass die mittlere Seil-
lebensdauer in der Biegezone mit der geringeren Seillebensdauer (hier: lgNa) der er-
mittelten Lebensdauer der Regression lgNϕ nach Gl. 4.4 entspricht
N Nϕ
lg a = lg = c1 ⋅ ϕ . (4.24)
N0 N0
Damit kann der Mittelwert der Lebensdauer lg Nb für die Biegezone b ermittelt
werden, in der das Versagen des Seiles noch nicht eingetreten ist
N Nϕ
lg b = lg − ub ⋅ lg s ν bzw. Nb = Nϕ ⋅ 10 −ub ⋅lg sν . (4.25)
N0 N0
Aufgrund der begrenzten Anzahl von 4 bis 13 Versuchen je Seil und Schrägzugwinkel
wurden auch Bruchhäufigkeiten Qb=0% bzw. entsprechend Qa=100% ermittelt. Es ist
jedoch unwahrscheinlich, dass Bruchhäufigkeiten von 100% auch bei einer größeren
Anzahl von Versuchen erreicht werden. Zur Prognose der mittleren Seillebensdauer
lg Nb wird daher die Bruchhäufigkeit Qb in der Biegezone mit kleinerer Seillebens-
dauer daher um 3% erhöht.
In den Bildern 4.18 bis 4.21 sind für die Versuchseile mit d=12 mm ausgehend von
den ermittelten Regressionsgeraden Nϕ die nach Gl. 4.25 prognostizierten Verläufe
der Seillebensdauer lg Nb über den Seilablenkwinkeln ±ϕ dargestellt. Die Diagramme
zeigen, dass der Einfluss der Seilablenkrichtung ±ϕ auf die Seillebensdauer bei den
Seilen A, B, C und D unterschiedlich stark ausgeprägt ist.
0,2
lgNϕ/N0 Warrington SES + 8x19, sZ, d=12 mm - - - Regressionsgerade
Laschenversuche
0,0 ⎯ Prognose aus den ermittel-
telten Bruchhäufigkeiten
-0,2
-ϕ ϕ
-0,4
-0,6
-7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Bild 4.18: Lebensdauerprognose für die Schrägzugrichtungen +/-ϕ, Seil A
105
0,2
lgNϕ/N0 Warrington FE + 8x19, sZ, d=12 mm
0,0
-0,2
-ϕ ϕ
- - - Regressionsgerade
Laschenversuche
-0,4 ⎯ Prognose aus den ermittelten
Bruchhäufigkeiten
-0,6
-7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Bild 4.19: Lebensdauerprognose für die Schrägzugrichtungen +/-ϕ, Seil B
0,2
Warr. Seale SES + 6x36, sZ, d=12 mm
lgNϕ/N0
0,0
- - - Regressionsgerade
-0,2 -ϕ ϕ
Laschenversuche
⎯ Prognose aus den ermittelten
Bruchhäufigkeiten
-0,4
-0,6
-7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Bild 4.20: Lebensdauerprognose für die Schrägzugrichtungen +/-ϕ, Seil C
0,2
lgNϕ/N0 SES + 34x7, sZ, d=12 mm - - - Regressionsgerade
Laschenversuche
0,0 ⎯ Prognose aus den ermittelten
Bruchhäufigkeiten
-0,2
-ϕ ϕ
-0,4
-0,6
-7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Bild 4.21: Lebensdauerprognose für die Schrägzugrichtungen +/-ϕ, Seil D
106
Für die beiden Warrington-Seilkonstruktionen 8x19 (Seil A und B) muss auf der Basis
der durchgeführten Laschenversuche und der ermittelten Bruchhäufigkeiten angenom-
men werden, dass die Seillebensdauer bei unterschiedlicher Seilablenkrichtung stark
variiert. Die Laschenversuche deuten daraufhin, dass bei einer seitlichen Seilablen-
kung bis 4° nach rechts (Pos. 2, +ϕ) höhere Lebensdauer erreicht werden, siehe Bild
4.18 und Bild 4.19. Bei Seil A liegt die prognostizierte Seillebensdauer bei einem
Schrägzugwinkel von ϕ=2° sogar über der Seillebensdauer bei 0°. Bei einem Seilab-
lenkwinkel von 6° zeigt sich dagegen ein umgekehrtes Verhalten, das auf eine höhere
Lebensdauer bei einer Seilablenkung nach links (Pos. 1, -ϕ) hindeutet.
Im Gegensatz zu den Warrington-Seilkonstruktionen zeigt die Lebensdauerprognose
(Bild 4.21) für das drehungsfreie Spiral-Rundlitzenseil SES+34x7 (Seil D) keinen Ein-
fluss der Schrägzugrichtung, die Seillebensdauer ist weitgehend unabhängig von der
Seilablenkrichtung.
Bei dem untersuchten Warrington-Seale-Seil SES+6x36 (Seil C) kann ein geringer
Einfluss der Seilablenkrichtung abgelesen werden. Bei einer Seilablenkung nach links
(Pos. 1, -ϕ) werden in Bild 4.20 etwas höhere Seillebensdauern erreicht.
Die Prognosen aus den Laschenversuchen können durch Versuche mit verdrehter
Seilscheibe überprüft werden, siehe Kapitel 4.3. Auch wenn in der DIN 15020 auf-
grund der Verdrehung des Seiles auf der freien Länge Seile bevorzugt nach rechts
abgelenkt werden sollen, gibt es Einsatzfälle, wo Seile nach links abgelenkt werden.
Für die praktische Anwendung ist daher die Kenntnis der Lebensdauer auf beiden
Schrägzugrichtungen wichtig.
107
In den Diagrammen (Bild 4.22 bis Bild 4.31) sind die mit 6 Versuchseilen bei verschie-
denen Seilzugkräften durchgeführten Versuche mit geneigter und verdrehter Seil-
scheibe dargestellt, geordnet nach vergleichbaren Seilkonstruktionen. Die Versuchs-
ergebnisse zeigen, dass mit beiden Schrägstellarten (Lasche und Käfig) vergleichbare
Lebensdauern erreicht werden. Die Versuche können somit gemeinsam ausgewertet
werden. Bei Versuchen mit geneigter Seilscheibe wurden die Bruchbiegewechsel-
zahlen jeweils dem Seilablenkwinkel zugeordnet, auf dessen Biegezone das Seil
gerissen ist. Die Versuchsergebnisse, die bei unterschiedlichen Biegelängen, u.a. auf
der Biegemaschine mit sehr großer Hublänge (vgl. Bild 3.1c) erreicht wurden, sind in
den Diagrammen ebenfalls dargestellt.
Die variierten Durchmesserverhältnisse D/d=25 und D/d=12,5 sind in getrennten Dia-
grammen abgebildet. Die Punkte bei ϕ=0° zeigen die Regressionsergebnisse der
Referenzversuche, die in der Auswertung ebenfalls berücksichtigt sind. Die dazuge-
hörigen Versuchsergebnisse sind mit „X“ markiert. Die ermittelten Regressionskurven
sind als durchgezogene Linien eingezeichnet und zeigen den Mittelwert (50%-Grenze)
der Versuchsergebnisse. Die gestrichelten Linien zeigen die 10%-Grenzen, die jeweils
von 90% der Versuchsergebnisse eines Seiles überschritten werden.
108
100.000
S S
D -ϕ ϕ
Stahl
gehärtet
D/d=25 γ
S=16,8 kN, S/d²=117 N/mm² r γ=60°
S=30 kN, S/d²=208 N/mm² γ=45°
S=45 kN, S/d²=312 N/mm² r=6,36 mm γ=30°
10.000
-8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
1.000.000
Warrington SES + 8x19, sZ γ
S S d=12 mm, R0=1770 N/mm² r
Käfigversuche, l=60d,
Doppelbiegung, D/d=12,5 r=6,36 mm
D
Stahl S=8,4 kN, S/d²=58 N/mm² γ=60°
gehärtet
S=16,8 kN, S/d²=117 N/mm²
Bruchbiegewechselzahl N
100.000
-ϕ ϕ
10.000
-8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
1.000.000
Warrington FE + 8x19, sZ Lasche, l=60d EB γ
S S d=12 mm, R0=1770 N/mm² Käfig, l=60d DB r
D/d=25 Käfig, l=250d / 450d DB
S=16,8 kN, S/d²=117 N/mm² r=6,36 mm
D
Stahl S=30 kN, S/d²=208 N/mm² γ=60°
gehärtet
S=45 kN, S/d²=312 N/mm² γ=30°
Bruchbiegewechselzahl N
-ϕ ϕ
100.000
10.000
-7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
1.000.000
Warrington FE + 8x19, sZ γ
S S d=12 mm, R0=1770 N/mm² r
Käfigversuche, l=60d,
Doppelbiegung, D/d=12,5 r=6,36 mm
D
Stahl S=8,4 kN, S/d²=58 N/mm² γ=60°
gehärtet
S=16,8 kN, S/d²=117 N/mm²
Bruchbiegewechselzahl N
100.000
-ϕ ϕ
10.000
-7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
100.000
-ϕ ϕ
10.000
-8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
1.000.000
γ
Warrington Seale SES + 6x36, sZ
S S r
d=12 mm, R0=1770 N/mm²
Käfigversuche, l=60d,
Doppelbiegung, D/d=12,5 r=6,36 mm
D
Stahl S=8,4 kN, S/d²=58 N/mm² γ=60°
gehärtet
S=16,8 kN, S/d²=117 N/mm²
Bruchbiegewechselzahl N
100.000
-ϕ ϕ
10.000
-8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
1.000.000
Lasche, l=60d EB γ
Warrington Seale SES + 6x36, sZ
S S Käfig, l=30d DB r
d=16 mm, R0=1770 N/mm²
D/d=25
r=8,48 mm
D
Stahl S=30 kN, S/d²=117 N/mm² γ=60°
gehärtet
S=50 kN, S/d²=195 N/mm² γ=45°
Bruchbiegewechselzahl N
100.000
-ϕ ϕ
10.000
-6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
100.000
-ϕ ϕ
10.000
-7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
1.000.000
SES + 34x7, sZ γ
r
S S d=12 mm, R0=1770 N/mm²
Käfigversuche, l=60d,
Doppelbiegung, D/d=12,5 r=6,36 mm
D γ=60°
Stahl
S=8,4 kN, S/d²=58 N/mm²
gehärtet S=16,8 kN, S/d²=117 N/mm²
Bruchbiegewechselzahl N
100.000
-ϕ ϕ
10.000
-7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
1.000.000
FE + 18x7, sZ S=15 kN, S/d²=59 N/mm² S S γ
d=16 mm, R0=1770 N/mm² S=30 kN, S/d²=117 N/mm² r
Lasche, l=60d EB S=50 kN, S/d²=195 N/mm²
D
Käfig, l=30d DB Stahl
r=8,48 mm
gehärtet
γ=60°
D/d=25 γ=45°
-ϕ ϕ
Bruchbiegewechselzahl N
100.000
10.000
-6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
das Seil A eine sehr kleine negative Sperrung ermittelt wurde (siehe Tab. 3.1). Ein
Zudrehen des Seiles auf der Rillenflanke kann damit zu Litzenberührungen führen,
wodurch die Lebensdauer vermindert wird, vgl. Wolf 1987. Nur auf der Grundlage von
zwei Seilen kann jedoch sicher geklärt werden, ob die ermittelten Lebensdauer-
unterschiede bei Seil A und B konstruktionsspezifische Ursachen haben, d.h. nur bei
8-litzigen Warrington-Konstruktionen auftreten, oder ob dieser Effekt verstärkt bei
Rundlitzenseilen mit Fasereinlage und bei Seilen mit sehr kleinen bzw. negativen
Sperrungen auftritt. Um hierzu eine abschließende und gesicherte Aussage machen
zu können, müssen weitere Versuche durchgeführt werden.
Alle übrigen Versuchseile zeigen den Effekt, dass die Seillebensdauer bei einem
Schrägzugwinkel ϕ über der Seillebensdauer ohne Schrägzug liegt, nicht. Bei den
beiden drehungsfreien und drehungsarmen Spiral-Rundlitzenseilen D und F verläuft
die Seillebensdauer über den Seilablenkrichtungen ±ϕ weitgehend symmetrisch zu
ϕ=0°. Ohne seitliche Seilablenkung werden die größten Seillebensdauern erreicht. Bei
einer Seilablenkung nach rechts (+ϕ) erreichen die Seile im Vergleich zur Seilab-
lenkung nach links (-ϕ) etwas niedrigere Bruchbiegewechselzahlen. Diese mäßigen
Lebensdauerunterschiede, die noch nicht auf der Basis von vielen Seilen bestätigt
sind, können bei den Spiral-Rundlitzenseilen über die unterschiedlichen Verdrehrich-
tungen der gegensinnig geschlagenen Litzenlagen im Seil, d.h. anhand der Zugkraft-
belastungen der einzelnen Litzenlagen, erklärt werden.
Die beiden 6-litzigen Warrington-Seale-Seile C und E erreichen ebenfalls ohne
Schrägzug die größten Bruchbiegewechselzahlen. Wie bei den Spiral-Rundlitzensei-
len nehmen die Seillebensdauern bei einem Seilablenkwinkel +ϕ etwas stärker ab.
Die Versuche mit verdrehter Seilscheibe bestätigen damit auch für die Versuchseile C
und D den Verlauf der Seillebensdauer über den Seilablenkwinkeln ±ϕ, der aus den
Laschenversuchen vorhergesagt wurde.
D/d-Verhältnis:
Bei einem kleinerem D/d-Verhältnis ist die Lebensdauerabnahme über dem Schräg-
zugwinkel ±ϕ bei allen untersuchten Seilkonstruktionen kleiner, der konstruktions-
spezifische Verlauf der Lebensdauer über den Seilablenkwinkeln ±ϕ bleibt jedoch
auch bei einem veränderten D/d-Verhältnis erhalten. Die beiden Warrington-Seilkon-
struktionen, zeigen wiederum starke Lebensdauerunterschiede über den jeweiligen
Seilablenkrichtungen -ϕ und +ϕ.
Bei einem kleineren D/d-Verhältnis verringert sich die Verschleißstrecke sR aber auch
die Auflagelänge auf der Rillenflanke lA, vgl. Bild 2.10 und Bild 2.18. In Kapitel 4.2.5
wurde bereits gezeigt, dass die Lebensdauerminderung durch Verschleiß nicht von
der Verschleißstrecke abhängt, da sich parallel dazu auch die Auflagelänge auf der
Rillenflanke verändert. Die kurze Verschleißstrecke sR bei kleinem D/d-Verhältnis
scheidet somit als Erklärung aus. Eine mögliche Erklärung findet man, wenn man den
abrasiven Verschleiß als zeitlichen Prozess betrachtet, vgl. Kapitel 2.2.3, S. 43.
115
4.3.2. Regressionsanalyse
Mittels Regressionsanalyse soll ein Gleichungsansatz aufgestellt werden, mit dem die
Seillebensdauer über den Schrägzugwinkeln ±ϕ für alle untersuchten Seile beschrie-
ben werden kann. Die Lebensdauerunterschiede der Versuchseile für die beiden
untersuchten Seilablenkrichtungen ±ϕ und das Lebensdauermaximum der beiden
Warrington-Seilkonstruktionen bei ϕ>0° können nur mit einer Gleichung 3. Ordnung
rechnerisch abgebildet werden. Um die Regressionsgleichung überschaubar zu hal-
ten, werden nur die bedeutenden Einflussfaktoren, die die Seillebensdauerreduzie-
rung bei Schrägzug bestimmen, d.h. der Schrägzugwinkel ϕ und das D/d-Verhältnis,
116
Die Gleichung 4.27 mit den zusätzlichen Parametern für Schrägzug kann zur Vorher-
sage des Lebensdauerverlaufes einzelner Seilkonstruktionen über den Schrägzugwin-
keln ±ϕ angewendet werden. Die ermittelten Regressionskoeffizienten gelten jedoch
nur für die einzelnen untersuchten Seile. Um gesicherte, seilkonstruktionsspezifische
Regressionskoeffizienten bilden zu können, müssen Versuche mit vielen Seilen
gleicher Seilkonstruktionen unterschiedlicher Hersteller durchgeführt werden.
Nϕ ⎡⎛ D⎞ ⎤
= 0,9754 − ⎢⎜ 0,00842 + 0,00237 ⋅ ⎟ ⋅ ϕ − 0,00101⋅ ϕ2 ⎥ . (4.28)
N0 ⎣⎝ d⎠ ⎦
Die Standardabweichung der Regression ist s=0,185.
Unter Berücksichtigung der Bedingung, Nϕ/N0=1 bei ϕ=0°, werden die Parameter der
Gleichung 4.28 korrigiert, in dem die Koeffizienten durch 0,9754 dividiert werden. Die
mittlere Lebensdauer von Seilen, die mit einem seitlichen Ablenkwinkel ϕ über eine
Seilscheibe laufen, kann für beliebige Kreuzschlagseile mit Gleichung 4.29 prognosti-
ziert werden
Nϕ ⎡⎛ D⎞ ⎤
= 1 − ⎢⎜ 0,00863 + 0,00243 ⋅ ⎟ ⋅ ϕ − 0,00103 ⋅ ϕ2 ⎥ . (4.29)
N0 ⎣⎝ d⎠ ⎦
Die Gleichung 4.29 gilt für ±ϕ in ° und für Rillenöffnungswinkel von γ=30° bis 60°. Sie
kann zur Berechnung der Bruchbiegewechselzahl N oder zur Berechnung der Ablege-
biegewechselzahl NA angewendet werden. Gleichung 4.29 sollte jedoch nur auf die
untersuchten Parameterbereiche angewendet werden, d.h. für Durchmesserverhält-
nisse D/d von 12,5 bis 25, für durchmesserbezogene Seilzugkräfte von S/d²=58 bis
350 N/mm² und für Seildurchmesser von d=12 mm bis 16 mm. Eine Extrapolation der
Ergebnisse auf stark abweichende Bedingungen ist nicht abgesichert. Der untersuchte
Bereich an Schrägzugwinkeln ϕ bis maximal 7° und die untersuchten Rillenöffnungs-
winkeln γ von 30° bis 60° decken den praktischen Einsatzbereich vollständig ab.
Der prognostizierte Mittelwert nach Gl. 4.29 ist in Bild 4.32 für ein D/d-Verhältnis von
25 und in Bild 4.33 für ein D/d-Verhältnis von 12,5 eingezeichnet. Zusätzlich ist der
große Streubereich, der sich für die Versuche mit allen Seilen ergibt, dargestellt als
10%-Grenze bzw. 90%-Grenze der Stichprobe (Standardabweichung der Regression
ist s=0,185). Neben den Prognosewerten sind die Mittelwerte einzelner Versuchseile
bei verschiedenen Schrägzugwinkeln in den Diagrammen eingetragen.
In der Tabelle 4.11 ist das mit Gleichung 4.29 ermittelte Lebensdauerverhältnis Nϕ/N0
für verschiedene Schrägzugwinkel ϕ für D/d-Verhältnisse von 25 und 12,5 eingetra-
gen. Zum Vergleich ist auch der Korrekturfaktor fN4=NA,ϕ/NA,0 dargestellt, der aus Ver-
suchen von Neumann mit einem D/d-Verhältnis von 23 ermittelt wurde und zur Korrek-
tur der Ablegebiegewechselzahl NA verwendet werden kann. Man erkennt, dass bei
näherungsweise gleichem D/d-Verhältnis die zu erwartende Lebensdauerabnahme
nach Gl. 4.29 mit der Lebensdauerreduzierung über den Faktor fN4 etwa überein-
stimmt. Bei einem kleineren D/d-Verhältnis von 12,5 wird mit dem Faktor fN4 jedoch
eine zu große Lebensdauerabnahme bei Schrägzug vorhergesagt.
119
1,3
Warrington FE + 8x19, d=12 mm
Nϕ/N0 Warrington SES+8x19, d=12 mm
90%-Grenze der
1,2 Versuchsergebnisse Warr. Seale SES+6x36, d=12 mm
Warr. Seale SES+6x36, d=16 mm
SES + 34x7, d=12 mm
1,1
FE + 18x7, d=16 mm
Prognostizierter
1
Mittelwert
0,9
0,8
0,7
10%-Grenze der
Versuchsergebnisse
0,6
0,5
D/d=25
0,4
0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
1,3
Warrington FE + 8x19, d=12 mm
Nϕ/N0
90%-Grenze der Warrington SES+8x19, d=12 mm
1,2 Versuchsergebnisse Warr. Seale SES+6x36, d=12 mm
SES + 34x7, d=12 mm
1,1
Prognostizierter
1 Mittelwert
0,9
0,8
0,7
10%-Grenze der
Versuchsergebnisse
0,6
0,5
D/d=12,5
0,4
0 1 2 3 4 5 6 7
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Tabelle 4.11: Lebensdauerverhältnis Nϕ/N0 über alle Versuchseile, Vergleich mit dem Faktor fN4
Nϕ/N0 Schrägzugwinkel ϕ [°]
1° 2° 3° 4° 5° 6°
D/d=25 0,93 0,87 0,80 0,74 0,68 0,62
D/d=12,5 0,96 0,93 0,89 0,86 0,83 0,80
fN4 1 D/d=23 0,90 0,75 0,70 0,67 - -
1 Feyrer 2000, aus Versuchen von Neumann 1987 mit D/d=23, d=20 mm, S/d²=68,75 N/mm²
Fazit:
Gegenüber den Korrekturfaktoren Faktoren fN4, vgl. Tabelle 4.12, die lediglich auf der
Basis eines Seils, eines D/d-Verhältnisses von 23 und für eine Seilzugkraft ermittelt
worden sind und nur bis zur Ablegebiegewechselzahl angewendet werden dürfen, ist
die Gleichung 4.29 auf einer größeren Basis von 6 untersuchten Seilen unterschied-
licher Konstruktionen und sowie für eine größere Breite an Einflussparameter abge-
sichert. Da die Lebensdauern zudem bis zum Versagen des Seiles ermittelt worden
sind, kann Gl. 4.29 sowohl zur Korrektur der Bruchbiegewechselzahl angewendet
werden als auch zur Korrektur der Ablegebiegewechselzahl. Für die Lebensdauer-
prognose von Seilen, die mit seitlicher Ablenkung über eine Seilscheibe laufen, stellt
sie damit eine wesentliche Verbesserung dar. Mit der Gleichung 4.29, die auf Basis
von 6 Seilen ermittelt wurde und bis zur Bruchbiegewechselzahl gilt, wird gegenüber
der bisherigen Berechnungsunsicherheit bereits ein erheblicher Fortschritt erzielt. Bei
der praktischen Anwendung von Gleichung 4.29 ist jedoch der große Streubereich zu
beachten, insbesondere bei Spiral-Rundlitzenseilen, die eine größere Lebensdauer-
abnahme bei Schrägzug im Vergleich zu den einlagigen Seilen zeigen.
Der über die Standardabweichung abgegrenzte Bereich (10%- und 90%-Grenze der
untersuchten Stichprobe, dargestellt in den Bildern 4.32 und 4.33) umschließt nicht
nur die hier untersuchten Seile A-F, sondern auch die Lebensdauerergebnisse der
Neumann‘schen Untersuchung, die ebenfalls im Streubereich der Lebensdauervor-
hersage berücksichtigt sind.
Weiterhin zeigt ein Vergleich unterschiedlicher D/d-Verhältnisse in Tabelle 4.12, dass
sich das Lebensdauerverhältnis Nϕ/N0 bei jeweils gleichen seitlichen Ablenkwinkeln ϕ
unterscheidet. Im Gegensatz zur bisherigen Berechnung mit dem Faktor fN4 können
mit Gl. 4.29 unterschiedliche D/d-Verhältnisse bei der Berechnung der Seillebens-
dauer einbezogen und berücksichtigt werden. In der Gleichung 4.29 sind dazu die
beiden wesentlichen lebensdauerbeeinflussenden Parameter bei Schrägzug, d.h. der
Schrägzugwinkel ϕ und das D/d-Verhältnis, berücksichtigt. Eine verbesserte und
weiter spezifizierte Gleichung kann nur durch zukünftige Versuche mit vielen weiteren
Seilen gleicher Seilkonstruktion aber von verschiedenen Herstellern erzielt werden.
121
I
I
II
I
I
II
II
II
Drahtkuppen, die im Bild 4.34a oberhalb der Schädigungszone I liegen, sind nicht mit
der Seilscheibe in Berührung gekommen und weisen keine Schädigung auf. In der
Schädigungszone I erkennt man einen Bereich von 1 bis 2 Drahtkuppen, die vor-
wiegend eine Gleitbewegung auf der Rillenflanke durchgeführt haben und dadurch
starken Abrieb zeigen, siehe Bild 4.35a. Zur Schädigungszone II gehören mehreren
benachbarte Drahtkuppen, die bei der Wälzbewegung in den Rillengrund geschädigt
wurden. Im Gegensatz zur Schädigungszone I werden die Drahtkuppen in Zone II
122
Bild 4.36: a) Verschleiß durch Abrieb b) Bruch des Drahtes am kleinsten Querschnitt
Bei den Käfigversuchen mit Doppelbiegung werden die seitlich abgelenkten Seile an
zwei Stellen des Seilumfangs geschädigt, Bild 4.37. Bei großer Hublänge bilden sich
die Drahtbrüche aufgrund der Drehung des Seiles auf der freien Länge entsprechend
dem Drehwinkel des Seiles wendelförmig entlang der beiden Seilflanken aus. Bei
einem kleinen D/d-Verhältnis verteilen sich die Drahtbrüche mit zunehmender Biege-
wechselzahl häufig über den gesamten Umfang des Seils, vgl. Bild 4.38.
Pos. 1
A B
Bild 4.37: Schädigung an zwei Seilflanken Bild 4.38: Drahtbrüche an den Litzenberühr-
stellen (am gesamten Seilumfang)
Seilverband heraus treten, vgl. Bild 4.38. Durch die unterschiedliche Drahtbruchent-
stehung an den Litzenberührstellen und an der Rillenflanke unterscheiden sich die
Bruchflächen einzelner Drähte und weisen unterschiedliche Anteile an Dauerbruch-
und Restbruchflächen auf. Ausführliche Untersuchungen hierzu findet man bei
Woodtli-Folprecht/Fichter 1975 und speziell für Schrägzug bei Neumann 1987 und
Heepen 1995, die mit Hilfe von mikroskopischen und metallografischen Untersuchun-
gen u.a. das Risswachstum und die Bruchflächen der Drähte beschreiben. Die vor-
liegende Arbeit beschränkt sich daher auf die makroskopische Analyse von Draht-
brüchen und Seilschädigungen.
Am Versuchsende fallen die Seile bei seitlicher Ablenkung durch die bekannten Ver-
sagensarten aus. In den überwiegenden Fällen brechen mehrere Litzen, meist ist
auch die Seileinlage stark geschädigt oder zerstört. Nur vereinzelt (etwa bei großen
Seilzugkräften) reißt das ganze Seil. In einigen Fällen, insbesondere bei Schrägzug-
versuchen mit Doppelbiegung, einem kleinem D/d-Verhältnis von 12,5 und bei kleinen
Seilzugkräften, wird das Seil über dem gesamten Seilumfang zerstört, vgl. Bild 4.39.
Weitere typische Schadensbilder der abgelegten Seile sind Korkenzieher, Bild 4.40.
Bei Versuchen mit großen Biegewechselzahlen bildet sich infolge Reibkorrosion ver-
stärkt Passungsrost.
Bild 4.39: Seilschädigung bei Doppelbiegung und D/d=12,5 Bild 4.40: Korkenzieher
ohne Schrägzug noch bei Schrägzug Außendrahtbrüche auf. Das Versagen des Sei-
les tritt regelmäßig durch Litzenbrüche in der ersten Litzenlage ein, Bild 4.42. Der für
den Lauf über Seilscheiben ohne Schrägzug bekannte Sachverhalt, dass bei Spiral-
Rundlitzenseilen der Nachweis zur Ablegereiferkennung durch äußere Drahtbrüche im
Einzelfall zu erbringen ist, Feyrer 1997/2, behält damit auch bei Schrägzug, d.h. trotz
eines stärken äußeren Seilverschleißes auf der Rillenflanke, seine Gültigkeit.
Die Funktionsfähigkeit des Systems hängt somit vom Verschleiß des Seiles und vom
Verschleiß der Scheibenflanke ab. Sicherheitstechnisch und wirtschaftlich gesehen ist
der Verschleiß der Seilscheiben im Vergleich zum Seil bei Stahlscheiben meist nicht
relevant. Eine Schädigung der Scheibenflanke kann sich jedoch auf die Schädigung
125
des Seiles auswirken. Bei starker Scheibenschädigung ist mit einer weiteren Redu-
zierung der Lebensdauer zu rechnen.
Seilscheiben, die nach einem Versuch Schädigungsspuren aufwiesen, wurden ausge-
tauscht und durch eine neue Scheibe ersetzt. Die Seilscheiben, die zur Untersuchung
großer Scheibendurchmesser mit D/d=63 eingesetzt wurden, Bild 4.43b, konnten beim
Scheibenhersteller im Gegensatz zu den Seilscheiben mit kleinem Scheibendurch-
messer nicht komplett gehärtet werden, sondern nur an der Oberfläche mittels Flamm-
härtung. Im Gegensatz zu den Seilprüfscheiben mit kleinem Durchmesser wiesen
diese Scheiben bereits nach einem Versuch (u.a. auch durch die langen Versuchs-
dauern mit Biegewechselzahlen von über 1 Mio.) eine starke Schädigung auf. Die
wenigen Versuche, die mit einem D/d-Verhältnis von 63 durchgeführt wurden, konnten
aus diesem Grunde bei der Auswertung der Versuchsergebnisse nicht berücksichtigt
werden.
Drahtbruchzahl B30
50
20
30
20
10
10
5
5
3
3 S=16,8 kN S=16,8 kN
2 2
S=30 kN S=30 kN
S=45 kN S=45 kN
1 1
1x104 2x104 5x104 1x105 2x105 1x104 2x104 5x104 1x105 2x105 5x105
Biegewechselzahl N Biegewechselzahl N
Bild 4.44: Unterschiedliche Drahtbruchverläufe bei verschiedenen Seilkonstruktionen,
ϕ=0°, a) Seil A, b) Seil B
ϕ= -4° (Pos. 1)
30 ϕ=+4° (Pos. 2)
20 ϕ= -6° (Pos. 1)
ϕ=+6° (Pos. 2)
10
5
3
2
1
1x104 2x104 3x104 5x104 1x105 2x105 3x105 5x105
Biegewechselzahl N
Bild 4.45: Drahtbruchentwicklung über der Biegewechselzahl bei verschiedenen
Schrägzugwinkel, Seil A (D/d=25, S=16,8 kN)
Erwartungsgemäß werden bei ϕ≠0 jeweils auf der Schrägzugposition des Seilrisses
die größeren Drahtbruchzahlen erreicht (dargestellt als durchgezogene Linie). Die in
127
den Lebensdauerdiagrammen Bild 4.22 (S. 108) und Bild 4.24 (S. 109), bei ϕ=+2° und
+4° erreichten höheren Bruchbiegewechselzahlen sind auf eine geringere Seilschä-
digung zurückzuführen, was auch durch einen späteren Drahtbruchbeginn und einen
geringeren Anstieg der Drahtbruchzahl belegt werden kann. Der Lebensdauerver-
gleich bei einem Schrägzugwinkel von ϕ=6°, Bild 4.22 und Bild 4.24, mit etwas klei-
neren Bruchbiegewechselzahlen bei ϕ=+6° im Vergleich zu ϕ=−6°, kann ebenfalls am
Drahtbruchverlauf abgelesen werden.
Bei Seil A entstehen die ersten Drahtbrüche auf der stärker geschädigten Biegezone
(durchgezogene Linie) nahezu zeitgleich unabhängig vom Ablenkwinkel ϕ. Bei doppel-
logarithmischer Darstellung der Drahtbruchzahl über der Biegewechselzahl, verläuft
das Drahtbruchwachstum bei allen Schrägzugwinkeln bis zu etwa 10 Drahtbrüchen
nahezu parallel. Bei ϕ=6° und 4° setzt sich der steile Anstieg der Drahtbruchzahl
anschließend fort, bei kleinen Winkel von ϕ=0° und 2° nehmen die äußerlich sicht-
baren Drahtbrüche im Vergleich weniger stark zu.
Im Gegensatz zu Seil F wird bei dem zweiten untersuchten Spiral-Rundlitzenseil D die
zunehmende Seilschädigung durch äußere Drahtbrüche angezeigt. Der Drahtbruch-
beginn und der Drahtbruchanstieg verlaufen bei Seil D für alle Schrägzugwinkel ϕ und
in beiden Biegezonen (Pos. 1 und 2) nahezu gleich, Bild 4.46.
200
SES + 34x7, sZ
100 d=12 mm, S=16,8 kN
ϕ=0°
ϕ=0°
50 ϕ= -2° (Pos. 1)
Drahtbruchzahl B30
ϕ=+2° (Pos. 2)
30 ϕ= -4° (Pos. 1)
ϕ=+4° (Pos. 2)
20 ϕ= -6° (Pos. 1)
ϕ=+6° (Pos. 2)
10
5
3
2
1
5x103 1x104 2x104 3x104 5x104 1x105 2x105 3x105
Biegewechselzahl N
Bild 4.46: Drahtbruchentwicklung über der Biegewechselzahl bei verschiedenen
Schrägzugwinkel, Seil D (D/d=25, S=16,8 kN)
Der nahezu gleiche Anstieg der Drahtbruchzahlen über der Biegewechselzahl N bei -ϕ
und +ϕ, z.B. bei ϕ=-6° und ϕ=+6°, spiegelt sich bei Seil D in nahezu gleichen erreich-
ten Bruchbiegewechselzahlen unabhängig von der Seilablenkrichtung wieder, vgl. Bild
4.29. Somit zeigt sich auch bei diesem Seil eine Analogie zwischen den jeweils auf
den beiden Schrägzugpositionen erreichten Lebensdauern und den Drahtbruchent-
128
Ergebnisse:
- Bei Schrägzug wird die zunehmende Schädigung der Seile bei 5 von 6 untersuch-
ten Kreuzschlagseilen (Ausnahme: Seil F) durch Außendrahtbrüche angezeigt. Die
sichtbaren Außendrahtbrüche treten an der Berührlinie von Seil und Seilscheibe
auf. Überwiegend brechen die Drähte an den durch Verschleiß verringerten Draht-
querschnitten der Außendrähte. Weitere Drahtbrüche entstehen an den Litzen-
berührstellen, insbesondere bei großen Seilzugkräften.
- Das Versuchseil F zeigt, dass bei Spiral-Rundlitzenseilen auch bei Schrägzug, trotz
der erhöhten Verschleißbeanspruchung infolge der Relativbewegung des Seiles auf
der Rillenflanke und trotz sichtbarer Verschleißspuren, nicht unbedingt Außendraht-
brüche entstehen. Für Biegeversuche ohne seitliche Seilablenkung war dies bereits
bekannt, vgl. Feyrer 1997/2, Verreet 1999. Da bei Spiral-Rundlitzenseilen die Lit-
zenlagen in unterschiedlicher Richtung geschlagen sind und sich im Seilinnern
kreuzen, werden diese Seilkonstruktionen bei der Biegung um die Seilscheibe auch
an den Berührstellen zwischen den einzelnen Litzenlagen geschädigt, es entstehen
Drahtbrüche an den Litzenberührstellen. Eine seitliche Seilablenkung führt zusätz-
lich zu einer wiederholten Verdrehung des Seils an der Rillenflanke bei jedem
Biegewechsel. Da das drehungsarme Seil F zudem mit einem Wirbel geprüft
wurde, werden die Litzenlagen dabei zueinander verdreht, was die Entstehung von
Innendrahtbrüchen zusätzlich begünstigt. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass die
Seilschädigung bei Schrägzug nicht nur auf den äußeren Verschleiß, sondern auch
auf die Verdrehung der Seile zurückzuführen ist. Die Ablegereife kann in solchen
Fällen nur mittels magnetischer Seilprüfung sicher erkannt werden.
- Die von Versuchen ohne Schrägzug bekannten konstruktionsspezifischen Eigen-
schaften bei der Drahtbruchentwicklung und Seilschädigung, z.B. Neigung zur
Schlaufenbildung, treten auch bei Schrägzug auf. Dies gilt jedoch nur für Schräg-
zugversuche mit weitgehend konstanter Seilzugkraft. Heepen 1995 beobachtet bei
Biegeversuchen mit dynamischem Kraftanteil eine starke Verlagerung der Draht-
brüche in die äußerlich nicht sichtbaren Bereiche des Seils. Ein ähnliches Verhalten
findet man bei Zugschwellversuchen mit Seilen ohne Biegung. Klöpfer 2002
beobachtet dabei häufig keine Außendrahtbrüche. Die Rate der äußerlich erkenn-
baren Drahtbrüche sinkt bei Heepen mit zunehmender Höhe der Kraftamplitude.
Bei dynamischen Seilzugkräften bis zu einer Größenordnung ±20% Abweichung
von der Mittellast sind noch genügend Außendrahtbrüche erkennbar. Lastampli-
tuden dieser Größenordnung treten jedoch nur bei höchstbelasteten Seiltrieben in
129
Fazit:
Im Rahmen des Versuchsprogramms, das im Wesentlichen auf die Ermittlung der
Lebensdauer unter Schrägzug ausgerichtet ist, wurden viele Versuche mit kleiner
Biegelänge durchgeführt. Die daraus abzuleitende Entwicklung der Drahtbrüche ist
aufgrund der kurzen Biegelängen unsicher und nur begrenzt aussagekräftig. Die
Drahtbruchentwicklung und die Verteilung der Drahtbrüche auf verschiedenen Ab-
schnitten des Seils kann nur durch Versuche mit großer Biegelänge untersucht
werden. Dabei sollten auch äußerlich nicht sichtbare Drahtbrüche, z.B. durch magne-
tische Seilprüfung, berücksichtigt werden.
130
Dennoch kann die - in Bezug auf die praktische Anwendung - sehr wichtige Frage-
stellung, ob und in wieweit die Ablegekriterien der DIN 15020 auch für Schrägzug
sicher bzw. wirtschaftlich anwendbar ist, durch statistische Auswertung der durch-
geführten Versuche mit großer Aussagekraft untersucht und in Kapitel 4.4.4 beant-
wortet werden.
Die Versuche, die zur Realisierung kurzer Versuchszeiten mit einem kleinen D/d-Ver-
hältnis von 12,5 durchgeführt wurden, fallen ebenfalls nicht in die empfohlene Seil-
triebsauslegung der DIN 15020, da Dmin/dmin mindestens 25 (S=16,8 kN) bzw. 28
(S=8,4 kN) betragen sollte. Die Versuche mit D/d=12,5 wurden daher nur hinsichtlich
der von Feyrer (nach Gl. 2.58 und Gl. 2.59) festgelegten Ablegedrahtbruchzahlen
untersucht, Tabelle 4.13.
Nach Feyrer 1984/2 sollte für das sichere Erkennen der Ablegereife die Ablegedraht-
bruchzahl spätestens bei 80% der Lebensdauer erreicht sein. Unter Berücksichtigung
dieser Bedingung wurden die Drahtbruchzahlen auf 30d und die Drahtbruchzahlen auf
6d bei 80% der Lebensdauer durch logarithmische Interpolation ermittelt. Zwischen
den Ablesezyklen wird ein linearer Anstieg der logarithmischen Drahtbruchzahl über
der logarithmischen Bruchbiegewechselzahl angenommen. Bei den Dauerbiegever-
suchen, bei denen die Drahtbrüche auf zwei getrennten Biegezonen von jeweils l=30d
ermittelt wurden, werden die Drahtbruchzahlen beider Biegezonen in der Auswertung
berücksichtigt, um eine ausreichend große Stichprobengröße zu erhalten.
132
Bei den Laschenversuchen mit den Warrington-Seilen A und B sind aufgrund der
großen Lebensdauerunterschiede auf den beiden Biegezonen bei einem Schrägzug-
winkel ±ϕ nur die Drahtbruchzahlen der Biegezone einbezogen, in der das Seil ge-
rissen ist.
Die Stichprobe wird aus allen Drahtbruchzahlen mit einer Seilkonstruktion und glei-
cher Seilzugkraft gebildet und den einzelnen Ergebnissen jeweils eine Summenhäu-
figkeiten nach Stange 1971 zugeordnet. Die bei einer Biegewechselzahl von N‘=80%
ermittelten Drahtbruchzahlen können für alle untersuchten Seilkonstruktionen gut mit
einer logarithmischen Normalverteilung beschrieben werden. Die Auswertung von
Drahtbruchzahlen mit einer Verteilung, die eine logarithmische Abszisse besitzt, hat
bereits Jahne 1992 beschrieben. Sie hat dafür die Weibullverteilung gewählt, die sich
durch ihre große Anpassungsfähigkeit auszeichnet. Mit den untersuchten Versuch-
seilen wurden im Weibullnetz Ausfallsteilheiten gefunden, die in dem Bereich zwi-
schen 1,5 und 3 liegen. Die ermittelten Drahtbruchzahlen können daher auch mit einer
logarithmischen Normalverteilung ausgewertet werden, mit dem Vorteil einer ein-
fachen Berechnung des Mittelwerts und der Streuung. Versuche ohne Drahtbrüche
sind mit den Versuchseilen A-D und E nicht aufgetreten. Daher kann die Ablegedraht-
bruchzahl BA als Abszisse gewählt werden. In anderen Fällen sollte wie bei Jahne
1992 als Abszisse BA+1 gewählt werden.
Bild 4.47 bis Bild 4.51 zeigen für die einzelnen Versuchseile und verschiedenen
Seilzugkräfte die Verteilung der Drahtbruchzahlen auf den Bezugslängen 30d und 6d
bei 80% der Lebensdauer mit einem D/d-Verhältnis von 25. Die Versuchsparameter
Schrägzugwinkel ϕ und Rillenöffnungswinkel γ sind unterschiedlich gekennzeichnet.
a) 99 b) 99
98 Warr. SES + 8x19 6d 30d 98 6d 30d
d=12 mm; D/d=25
95 S=16,8 kN 95
90 , 0° * 2° 90
/ 4° & 6°
80 Rillenöffnungswinkel γ: 80
70 , 60° o 45° + 30° 70
Anteil in %
Anteil in %
60 60
50 50
40 40
30 30 Warr. SES + 8x19
20 20 d=12 mm; D/d=25
S=30 kN
10 10 , 0° * 2°
5 5 / 4° & 6°
Rillenöffnungswinkel γ:
2 2
, 60° o 45° + 30°
1 1
1 2 5 10 20 50 100 200 500 1 2 5 10 20 50 100 200 500
Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80% Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80%
Bild 4.47: Verteilung der Ablegedrahtbruchzahl BA30 und BA6, Seil A, a) 16,8 kN, b) 30 kN
133
a) 99 Warr. FE + 8x19 b) 99
98 6d 30d 98 6d 30d
d=12 mm; D/d=25
95 S=16,8 kN 95
90 , 0° * 2° 90
/ 4° & 6°
80 Rillenöffnungswinkel γ: 80
70 , 60° + 30° 70
Anteil in %
Anteil in %
60 60
50 50
40 40
30 30 Warr. FE + 8x19
20 20 d=12 mm; D/d=25
10 10 S=30 kN
, 0° * 2°
5 5 / 4° & 6°
2 2 Rillenöffnungswinkel γ:
, 60° + 30°
1 1
1 2 5 10 20 50 100 200 500 1 2 5 10 20 50 100 200 500
Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80% Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80%
Bild 4.48: Verteilung der Ablegedrahtbruchzahl BA30 und BA6, Seil B, a) 16,8 kN, b) 30 kN
Anteil in %
60 60
50 50
40 40
30 30
20 20
10 10
5 5
2 2
1 1
1 2 5 10 20 50 100 200 500 1 2 5 10 20 50 100 200 500
Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80% Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80%
Bild 4.49: Verteilung der Ablegedrahtbruchzahl BA30 und BA6, Seil C, a) 16,8 kN, b) 30 kN
134
a) 99 SES + 34x7 b) 99
98 6d 30d 98 6d 30d
d=12 mm; D/d=25
95 S=16,8 kN 95
90 , 0° * 2° 90
/ 4° & 6°
80 Rillenöffnungswinkel γ: 80
70 , 60° + 30° 70
Anteil in %
Anteil in %
60 60
50 50
40 40
30 30 SES + 34x7
20 20 d=12 mm; D/d=25
10 10 S=30 kN
, 0° * 2°
5 5 / 4° & 6°
2 2 Rillenöffnungswinkel γ:
, 60° + 30°
1 1
1 2 5 10 20 50 100 200 500 1 2 5 10 20 50 100 200 500
Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80% Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80%
Bild 4.50: Verteilung der Ablegedrahtbruchzahl BA30 und BA6, Seil D, a) 16,8 kN, b) 30 kN
a) 99 6d 30d b) 99
98 Warr.Seale SES + 6x36 98 Warr.Seale SES + 6x36 6d 30d
d=16 mm; D/d=25 d=16 mm; D/d=25
95 S=30 kN 95 S=50 kN
90 , 0° * 2° / 4° 90 , 0° * 2° / 4°
Rillenöffnungswinkel γ: Rillenöffnungswinkel γ:
80 , 60° + 45° 80 , 60° + 45°
70 70
Anteil in %
Anteil in %
60 60
50 50
40 40
30 30
20 20
10 10
5 5
2 2
1 1
1 2 5 10 20 50 100 200 500 1 2 5 10 20 50 100 200 500
Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80% Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80%
Bild 4.51: Verteilung der Ablegedrahtbruchzahl BA30 und BA6, Seil E, a) 30 kN, b) 50 kN
Die mittlere Drahtbruchzahlen BA,50% auf den Bezugslängen 30d und 6d sind bei
kleinerer Seilzugkraft stets größer. Durch die kurze untersuchte Biegelänge l=30d wei-
sen die Ablegedrahtbruchzahlen bei 80% der Lebensdauer sehr große Streuungen
auf. Für einzelne Seilkonstruktion sind die Streuungen bei 30d und 6d nahezu kon-
stant und weichen auch bei veränderter Seilzugkraft nur wenig ab. Im Mittel liegt die
Streuung über alle Seile bei lgs=0,20, Tabelle 4.14. Aufgrund der kurzen untersuchten
Biegelängen sind diese großen Streuungen üblich.
Das Verhältnis der mittleren Drahtbruchzahl auf 30d zur mittleren Drahtbruchzahl auf
6d liegt je nach Seil zwischen 3,1 und 4,4, im Durchschnitt über alle Seile bei 3,6. Das
135
Verhältnis BA30/BA6, das sich bei einer gleichmäßigen Verteilung der Drahtbrüche auf
der Bezugslänge um den Faktor 5 unterscheiden müsste, ist in DIN 15020 mit dem
Faktor 2 festgelegt, um Drahtbruchnester auf der Bezugslänge von 6d festzustellen.
Bei den untersuchten Seilen sind somit keine ausgesprochenen Drahtbruchnester auf-
getreten.
Bei 80% der Seillebensdauer erreichen die Versuchseile Drahtbruchzahlen, die unab-
hängig vom Schrägzugwinkel ϕ und Rillenöffnungswinkel γ um einen Mittelwert lg BA
streuen, siehe Bild 4.47 bis Bild 4.51. Auch die Versuche ohne Schrägzug (ϕ=0°)
streuen um den jeweiligen Mittelwert und liegen nicht systematisch bei großen oder
kleinen Ablegedrahtbruchzahlen. Ein Einfluss des Schrägzugwinkels ϕ oder Rillenöff-
nungswinkels γ auf die äußerlich sichtbare Drahtbruchzahl bei N‘=80% ist nicht er-
kennbar. Auch bei den Käfig- und Laschenversuchen (in den Diagrammen sind diese
nicht separat gekennzeichnet) haben sich keine systematischen Unterschiede in der
Drahtbruchzahl bei 80% Lebensdauer gezeigt, obwohl Laschenversuche im Versuchs-
verlauf infolge der Einfachbiegung nur an einer Stelle am Umfang des Seiles durch
Verschleiß geschädigt werden. Alle ermittelten Drahtbruchzahlen werden daher ge-
meinsam in einer Verteilung ausgewertet.
Zur Untersuchung der Sicherheit des Ablegekriteriums Drahtbruchzahl wurde für die
Stichprobe der einzelnen Verteilungen die mittlere Drahtbruchzahl bei 80% Lebens-
dauer BA nach Gleichung 4.31 bestimmt. Mit den Gleichungen 4.32 bis 4.33 wurde
der prozentuale Anteil (Summenhäufigkeit) der Versuchsergebnisse F(u), die unter-
halb der von DIN 15020 bzw. nach Feyrer 2000 angegebenen Ablegedrahtbruch-
grenze liegen, ermittelt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.14 eingetragen.
In den Gleichungen
1 n
lg BA = ∑ lgB A,i
n i=1
(4.31)
n
∑ (lg B A,i − lg BA )2
i =1
lg s = (4.32)
n−1
lg B A * − lg BA,i
u= (4.33)
lg s
sind BA,i die bei N‘=80% ermittelten Drahtbruchzahlen,
BA die mittlere Drahtbruchzahl der logarithmischen Normalverteilung,
lgs die Streuung der Drahtbruchzahlen,
n die Anzahl der Ergebnisse,
BA* die in DIN 15020 bzw. nach Feyrer festgelegten Ablegedrahtbruch-
zahlen BA (siehe Tabelle 4.12 und Tabelle 4.13), hier bezeichnet als BA*,
u der Parameter der Standardnormalverteilung F(u).
136
Die bei einem Verhältnis D/d=12,5 und bei Seilzugkräften S=8,4 kN und S=16,8 kN
ermittelten Versuchsergebnisse BA,30d und BA,6d bei N‘=80% sind im Anhang (Bild A.12
bis Bild A.15, Seite 172f) abgebildet. Die Ergebnisse der statistischen Auswertung
sind in Tabelle 4.15 angegeben.
Die ermittelten Drahtbruchzahlen bei einer Lebensdauer von 80% streuen auch bei
einem D/d-Verhältnis 12,5 sehr stark um den Mittelwert BA . Über alle Versuche ergibt
sich ein Mittelwert von lgs=0,19.
Gleichgeblieben ist auch das Verhältnis der mittleren Drahtbruchzahlen auf 30d zu 6d.
BA 30 / BA 6 beträgt auch bei D/d=12,5 im Durchschnitt 3,6.
137
Ergebnisse:
Die kleinste auf 30d bzw. 6d gefundene äußerlich sichtbare Drahtbruchzahl Bmin
nimmt bei größeren Biegelängen ebenfalls zu. Betrachtet man die Versuche mit
Biegelängen von 250d und 450d, werden keine Drahtbruchzahlen unter 22 (30d)
bzw. unter 9 (6d) erreicht. Diese Drahtbruchzahlen liegen in dem für eine Biege-
länge von l=30d ermittelten Diagramm (Bild 4.50b) stets über 10% (30d) bzw. 15%
(6d). Dies bestätigt die Aussage von Feyrer, dass bei einer kurzen Biegelänge
(l=30d bzw. l=60d) eine Zuverlässigkeit von etwa 10% ausreicht, um die Ablege-
reife bei längeren Biegelängen zuverlässig zu erkennen.
139
- Lediglich bei vier von insgesamt 235 Versuchen mit Biegelängen von l=60d wurde
die Ablegedrahtbruchzahl nach DIN 15020 bei N‘=80% in keiner der beiden
Bezugslängen 30d und 6d erreicht. Drei dieser Versuche betreffen das Seil B mit
Fasereinlage. Mit der von Feyrer vorgeschlagenen Ablegedrahtbruchzahl BA30 wird
die Ablegereife jedoch in allen drei Fällen erkannt.
Somit bleibt von 235 Versuchen nur ein Versuch (Seil A, D/d=25), bei dem die
Ablegereife über die Drahtbruchzahl nicht erkannt wurde. Die Ablegedrahtbruch-
zahlen nach DIN 15020 unter Berücksichtigung der Einschränkungen nach Feyrer
2000 haben sich für die untersuchten Seile mit Schrägzug somit als sicheres Ab-
legekriterium erwiesen.
Fazit:
Bisher war nicht bekannt, ob das Ablegekriterium Drahtbruchzahl nach DIN 15020
auch für Seile, die unter einer seitlichen Ablenkung über Seilscheiben laufen, ange-
wendet werden kann. Die Fragestellung, ob mit den vorgeschriebenen Ablegedraht-
bruchzahlen die Ablegereife auch bei Schrägzug sicher detektiert wird, kann nun aus-
gehend von der Lebensdauer - d.h. bei Kenntnis der Bruchbiegewechselzahl - über-
prüft und beantwortet werden. Erstmals sind dazu Seildauerbiegeversuche mit seit-
licher Seilablenkung mit 6 unterschiedlichen Versuchseilen bis zur Bruchbiegewech-
selzahl durchgeführt worden.
Für 5 der 6 untersuchten Seile hat sich gezeigt, dass die sichtbaren Außendraht-
brüche auch bei Schrägzug als zuverlässiges und sicheres Ablegekriterium zur Be-
urteilung der zeitlich fortscheitenden Seilschädigung angewendet werden können, so-
lange eine weitgehend konstante Seilzugkraft vorausgesetzt ist. Wie bei Seilanwen-
dungen ohne seitliche Ablenkung ist auch bei Schrägzug die Reduzierung der Ablege-
drahtbruchzahlen nach DIN 15020 bei Seilen mit Fasereinlage gemäß dem Vorschlag
von Feyrer 2000 dringend geboten. Gleichermaßen ist auch bei Schrägzug zu be-
achten, dass die Ablegreifeerkennung bei sehr kurzen Biegelängen unsicher ist und
dass bei Spiral-Rundlitzenseilen trotz erkennbarer äußerer Verschleißspuren die Aus-
bildung von Außendrahtbrüchen für das einzelne Seil nachgewiesen sein muss.
ist. Die Ablegereifeerkennung über die Drahtbruchzahl ist somit bei großen Quer-
schnittsverlusten stets unsicher. Daher ist in der DIN 15020 neben anderen Ablege-
kriterien, wie z.B. Drahtbruchzahl oder groben Seilschäden, auch das Ablegekriterium
Querschnittsverlust durch Abrieb von 10% gegenüber dem Nennmaß festgelegt.
Bei Schrägzug tritt der Querschnittsverlust durch Verschleiß jedoch nicht über den
gesamten Seilumfang, sondern nur lokal begrenzt auf. Die Bruchkraftverluste sind
dabei kleiner als bei Querschnittsverlusten über dem gesamten Seilumfang. Dies
zeigen auch die durchgeführten Versuche. Ein Querschnittverlust von 10% wurde in
keinem Versuch erreicht. Es ist jedoch denkbar, dass bei Seilanwendungen mit sehr
großen Bruchbiegewechselzahlen, beispielsweise bei einem großem D/d-Verhältnis
und einer kleiner Seilzugkraft, das Ablegekriterium Querschnittsverlust zur Anwen-
dung kommt.
141
600
Warrington SES + 8x19, sZ
d=12 mm
500
400
Drehwinkel φ [°]
300
200
ϕ =6°, S=45 kN
100
ϕ =4°, S=45 kN
ϕ=2°, S=45 kN
0
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000
Hublänge h [mm]
Bild 4.53: Gemessene Drehwinkel φ eines Seilquerschnitts auf der freien Seillänge
bei verschiedenen Hublängen h, Seil A
700
Warrington FE + 8x19, sZ
d=12 mm
600
500
Drehwinkel φ [°]
400
300
200
ϕ =6°, S=30 kN
100 ϕ =4°, S=30 kN
ϕ=2°, S=30 kN
0
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000
Hublänge h [mm]
Bild 4.54: Gemessene Drehwinkel φ eines Seilquerschnitts auf der freien Seillänge
bei verschiedenen Hublängen h, Seil B
143
80
SES + 34x7, sZ
70 d=12 mm
60
Drehwinkel φ [°]
50
40
30
20
ϕ=6°, S=30 kN
10 ϕ=4°, S=30 kN
ϕ=2°, S=30 kN
0
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000
Hublänge h [mm]
Bild 4.55: Gemessene Drehwinkel φ eines Seilquerschnitts auf der freien Seillänge
bei verschiedenen Hublängen h, Seil D
Erwartungsgemäß nimmt der auf der freien Länge gemessene Drehwinkel φ bei
konstantem Schrägzugwinkel linear mit der Hublänge h zu, da jeder Seilquerschnitt an
der Flanke um den gleichen Betrag verdreht wird. Bezieht man den Drehwinkel φ auf
die Hublänge erhält man einen konstanten längenbezogenen Drehwinkel ω
φ
ω= =konstant. (4.34)
h
Bei größeren Schrägzugwinkeln ϕ nehmen die Drehwinkel φ ebenfalls näherungs-
weise linear zu. Dies ist eine Folge der größeren Reibkraft an der Rillenflanke. Der
Vergleich verschiedener Seilkonstruktionen (Bild 4.54 und Bild 4.55, S=30 kN) zeigt,
dass die gemessene Seildrehung stark von der Seilkonstruktion abhängt. Die Dreh-
winkel des drehungsfreien Seiles D sind im Vergleich zum Versuchseil B, einer
Warrington-Seilkonstruktion, sehr viel kleiner. Die Größe der Seildrehung φ bzw. des
längenbezogenen Drehwinkels ω wird nicht nur durch das an der Rillenflanke einge-
leitete Drehmoment bestimmt, sondern ist erheblich von der konstruktionsspezifischen
Torsionssteifigkeit des Seils beeinflusst. Dies belegt, dass die Drehung des Seiles auf
der freien Länge zwischen den Seilscheiben eine Folge der Seilverdrehung auf der
Rillenflanke ist.
In zusätzlichen Versuchen wurden auf der Biegemaschine mit großem Achsabstand,
Bild 3.1c, bei einer großen Hublänge von h=6m mit drei Versuchseilen die längen-
bezogenen Drehwinkel bei verschiedenen Schrägzugwinkeln und Seilzugkräften er-
mittelt, Bild 4.56 bis Bild 4.58.
144
200
Warrington
Warrington Seale
Seale SES
SES +
+ 6x36,
6x36, sZ
sZ γ γ
S SS d=12 mm,
d=12 mm, RR00=1770
=1770 N/mm²
N/mm² r r
D/d=25, l=500xd
D/d=25, l=500xd
150
Längenbezogener Drehwinkel ω=φ/100d [°/mm]
S=16,8kN,
S=16,8 kN,S/d²=117
S/d²=117N/mm² r=6,36 mm
r=6,36 mm
DD
N/mm²Stahl
Stahl S=30 kN, S/d²=208 N/mm² γ=60°
γ=60°
gehärtet
gehärtet S=30 kN,
S=45 kN, S/d²=312
S/d²=208 N/mm²
N/mm²
100 S=45 kN S/d²=312 N/mm²
50
-50
-100
-150
-200
-6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Bild 4.56: Längenbezogene Drehung des Seils auf der freien Strecke, Seil C
200
Warrington
Warrington Seale SES +
FE + 8x19, sZ6x36, sZ γ γ
S SS d=12 mm,
d=12 mm, RR00=1770
=1770 N/mm²
N/mm² r r
D/d=25, l=500xd
D/d=25, l=500xd
150
Längenbezogener Drehwinkel ω=φ/100d [°/mm]
S=16,8kN,
S=16,8 kN,S/d²=117
S/d²=117N/mm² r=6,36 mm
DD γ=60°
N/mm²Stahl
Stahl S=30 kN, S/d²=208 N/mm²
gehärtet
gehärtet S=30
S=45 kN,
kN, S/d²=208
S/d²=312 N/mm²
N/mm²
100 S=45 kN S/d²=312 N/mm²
50
-50
-100
-150
-200
-6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Bild 4.57: Längenbezogene Drehung des Seils auf der freien Strecke, Seil B
145
30
Warrington Seale SES + 6x36, sZ γ γ
SES + 34x7, sZ
S SS d=12 mm, R =1770 N/mm² r r
d=12 mm, R00=1770 N/mm²
D/d=25, l=500xd
D/d=25, l=500xd
S=16,8 kN, S/d²=117 r=6,36
r=6,36
mmmm
S=16,8 kN, S/d²=117 N/mm²
Längenbezogener Drehwinkel ω=φ/100d [°/mm]
20 DD
N/mm²Stahl
Stahl S=30 kN, S/d²=208 N/mm² γ=60°
γ=60°
gehärtet
gehärtet S=30 kN, S/d²=208 N/mm²
S=45 kN, S/d²=312 N/mm²
S=45 kN S/d²=312 N/mm²
10
-10
-20
-30
-6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6
Seitlicher Ablenkwinkel ϕ [°]
Bild 4.58: Längenbezogene Drehung des Seils auf der freien Strecke, Seil D
Die Diagramme zeigen, dass Seile, die nicht seitlich abgelenkt werden (ϕ=0°), sich
nicht drehen. Bei einer seitlichen Seilablenkung nimmt die Seildrehung jedoch mit
dem Schrägzugwinkel ±ϕ zu. Das Seil C dreht sich bei einem Schrägzugwinkel von
ϕ=+6° auf einer Strecke von 1200 mm um einen Winkel von 150°. Der Betrag des
Drehwinkels ist auf den beiden Schrägzugrichtungen -ϕ und +ϕ dabei nicht gleich,
sondern weicht leicht voneinander ab. Bei den Seilen C und B wurden bei einer Seil-
ablenkung +ϕ jeweils größere Drehwinkel gemessen. Bei dem Spiral-Rundlitzenseil D
ist der Drehwinkel ω dagegen bei +ϕ im Vergleich zu -ϕ etwas kleiner.
Besonders auffällig ist die unterschiedlich starke Zunahme des Drehwinkels über dem
Schrägzugwinkel. Es können zwei Bereiche unterschieden werden. Bis zu einem
Winkel ϕ von ca. 1,6° nimmt der längenbezogene Drehwinkel ω stark zu. Bei größeren
Schrägzugwinkeln ist der Anstieg des Drehwinkels ω über dem Schrägzugwinkel ϕ
flacher. Eine Erklärung hierfür bietet die Rillengeometrie. In Bild 2.16 (S. 44) und Bild
2.9 (S. 36) ist zu erkennen, dass ein Seil mit einem Seildurchmesser d=12 mm bis zu
einem Schrägzugwinkel von ϕ=1,6° im Bereich des Rillentorus abläuft (Rillenradius
r=0,53d). Bei Ablenkwinkeln über 1,6° liegt das Seil zusätzlich an der Rillenflanke an.
Im Rillentorus ergibt sich durch den großen Winkel β ein höherer Normalkraftanteil dN,
vgl. Gl. 2.15. Infolgedessen nimmt auch die Reibkraft dFR und das Drehmoment dM
im Bereich des Rillentorus stärker zu. Sobald das Seil auch über die Rillenflanke auf-
146
und abläuft (wo der Winkel β näherungsweise konstant γ/2 ist), nehmen die Reibkraft
und das Drehmoment über dem Schrägzugwinkel weniger stark, jedoch konstant zu.
Auch eine größere Seilzugkraft führt zu einer größeren Reibkraft und zu einem größe-
ren Drehmoment, vgl. Gl. 2.22 und 2.23. In den Diagrammen ist daher auch ein deut-
licher Anstieg des Drehwinkels über der Seilzugkraft zu erkennen. Bei einem Ver-
gleich der Diagramme zeigen sich große Drehwinkelunterschiede bei den verschie-
denen Seilkonstruktionen. Dies belegt, dass die Drehung der Seile von der Torsions-
steifigkeit abhängt.
Die Reibkraft FR hängt nach Gl. 2.17 und 2.22 von den folgenden Parametern ab
FR = f (µ, S, ϕ, β bzw. γ ) . (4.35)
Während der Schrägzugversuche wurden bei ca. 60 Versuchen die Drehwinkel der
Versuchseile auf der freien Seillänge zwischen den Scheiben bei verschiedenen
Biegemaschinen gemessen. Aus den gemessenen Drehwinkeln kann die Reibkraft
auf der Rillenflanke FR, die auf jeden Seilquerschnitt zwischen Auflaufpunkt und
Rillengrund einwirkt, mit verschiedenen vereinfachten Annahmen (z.B. Vernachlässi-
gung des unterschiedlichen Drehmoments am Ende der freien Seilstrecke) und unter
Berücksichtigung der Scheibenanordnung überschlägig bestimmt werden. Für die
Berechnung wurden die Verdrehsteifigkeiten der Versuchseile verwendet, die in den
Drehmomentversuchen ermittelt worden sind. Bild 4.59 zeigt die überschlägig
bestimmten Reibkräfte FR. Man erkennt, dass die mit verschiedenen Seilen ermittelten
Reibkräfte unabhängig von der Seilkonstruktion und von der Verdrehsteifigkeit der
Seile sind. Erwartungsgemäß nehmen die Reibkräfte auf der Rillenflanke mit größeren
Seilzugkräften S und größeren Schrägzugwinkeln ϕ stark zu.
700
Lasche, D/d=25 γ=60°
Käfig, D/d=25 γ=45°
600 Käfig, D/d=12,5 γ=30°
500
Reibkraft FR [N]
400
300 S=45 kN
200
S=30 kN
100 S=16,8 kN
S=8,4 kN
0
-8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8
Schrägzugwinkel ϕ [°]
Bild 4.59: Reibkräfte FR über dem Schrägzugwinkel ϕ für verschiedene Seilzugkräfte S
147
In einigen Dauerbiegeversuchen konnte eine Abnahme der Drehung über der Ver-
suchsdauer beobachtet werden, häufig ist die Drehung über der Versuchsdauer auch
konstant geblieben. Ein regelmäßiger Zusammenhang zwischen der Abnahme der
Derhung und der Lebensdauer wurde nicht festgestellt.
Je nach Anordnung der Seilscheiben im Seiltrieb hat die Wälzbewegung des Seiles
auf der Rillenflanke unterschiedliche Auswirkungen. Das Seil kann auf der freien
Länge gedreht oder verdreht werden. Wirkt in einem Seiltrieb am anderen Ende der
freien Länge durch einen gleichgroßen Schrägzugwinkel ein gleichgroßes und gleich-
gerichtetes Drehmoment, wird das Seil auf der freien Länge nicht verdreht, sondern es
dreht sich lediglich um die Seilachse. Ist das Seil dagegen am Ende der freien Länge
entweder fixiert oder läuft unter einem unterschiedlichen Schrägzugwinkel ab, wird es
auf der freien Länge verdreht. In der Praxis wird dies mit dem Begriff Seildrall
bezeichnet. Eine starke Verdrehung des Seiles auf der freien Länge kann zu einem
vorzeitigen Versagen des Seiles führen. Verreet 1999 beschreibt, dass sowohl der
Längenüberschuss der Innenlitzen beim Zudrehen des Seiles als auch der Längen-
überschuss der Außenlitzen beim Aufdrehen des Seiles zum Seilversagen führen
kann. Eine weitere Seilschädigung kann entstehen, wenn sich die Verdrehung beim
Entlasten des Seiles plötzlich zurückbildet. Wird ein aufgedrehtes Seil entlastet,
können Seilklanken entstehen. Nach DIN 15020 ist die Seilscheibenanordnung daher
so zu wählen, dass das Seil auf der freien Länge zugedreht wird.
Mit den durchgeführten Biegeversuchen, d.h. mit jeweils konstanter Seilzugkraft,
Schrägzugwinkel und Hublänge, konnte die seilschädigende Wirkung einer Seilver-
drehung auf der freien Strecke nicht praxisnah untersucht werden. Mit Kenntnis der
Einflussfaktoren auf die Drehung bzw. auf den längenbezogenen Drehwinkel, die in
diesem Kapitel beschrieben sind, können Seiltriebe in der Praxis jedoch hinsichtlich
einer Verdrehung des Seils zwischen den Seilscheiben analysiert werden.
149
ϕ ϕ ϕ
ϕ
Die in der Praxis eingesetzten Seiltriebe können unter diesen Gesichtpunkten auf eine
mögliche Seilablenkung untersucht werden. In den folgenden Seilanwendungen, Bild
4.61, tritt häufig eine seitliche Seilablenkung auf.
Bei der Führung eines Seils von der Trommel über eine Seilscheibe, Bild 4.61a, tritt
Schrägzug auf der Seilscheibe und auf der Trommel auf. Ist die Seilscheibe dabei
nicht fest sondern lose gelagert, vergrößert sich der Schrägzugwinkel bei Verkürzung
der freien Seillänge.
150
Bei Seiltrieben mit mehrfach eingescherten Seilsträngen kann ein starker Versatz der
Seilscheiben, Bild 4.61b, zu einer seitlichen Seilablenkung führen.
Treten zusätzlich Reibungsverluste im Seiltrieb auf, z.B. durch die Scheibenlagerung
oder durch Reibungsverluste zwischen Seil und Seilscheibe, die sich über mehrere
Scheiben summieren, werden die Seilscheiben infolge der Seilzugkraftunterschiede
wie bei den Laschenversuchen geneigt, Bild 4.61c. Bei einer Bewegungsumkehr nei-
gen sich die Seilscheiben in entgegengesetzter Richtung.
Ein weiterer Anwendungsfall, der ebenfalls zu einer seitlichen Ablenkung der Seile
führen kann, ist das Aufnehmen einer Last. Beim Aufbringen einer großen Last ver-
drehen sich Seilscheiben infolge des Seildrehmomentes, Bild 4.61d,
4.6.2. Seildrall
Eine weitverbreitete Schädigungsursache in der Praxis ist der Seildrall, vgl. Oplatka
2004, Verreet 2000 etc. Er entsteht durch eine Seilverdrehung, die sich bei einem re-
versierenden Hub nicht mehr zurückbildet und zwischen den Seilscheiben gefangen
ist. Auch ein Drallfänger, der bei drehungsfreien Seilen verwendet wird, kann eine
Seilverdrehung in der Regel nicht über die Seilscheiben hinweg abbauen, da die Seile
auf der Seilscheibe fixiert sind. Ist ein Seil auf der freien Länge aufgedreht, kann eine
plötzliche Seilentlastung (Schlaffseilbildung) dazu führen, dass sich eine Seilklanke
bildet. Aus diesem Grund empfiehlt die DIN 15020 rechtsgängige Seile in Verbindung
mit einer linksgängigen Einscherung der Seilscheiben einzusetzen. Das Seil wird da-
durch auf der freien Länge zugedreht.
In Seiltrieben, in denen Seile mit einer seitlichen Ablenkung über Seilscheiben laufen,
besteht neben der ermittelten Lebensdauerreduzierung zusätzlich die Gefahr einer
Seilschädigung durch Verdrehung des Seils zwischen den Seilscheiben oder in Bezug
auf den Fixpunkt des Seiles. In der Praxis, z.B. beim Lauf eines Seils über mehrfach
eingescherte Seilscheiben, kann insbesondere bei wechselnden Hublängen, Seilzug-
belastungen und Schrägzugwinkeln eine zunehmende Seilverdrehung auftreten und
zu einem vorzeitigen Ausfall des Seiles führen.
Die Schädigung eines Seiles durch Verdrehung wird von den geometrischen Abmes-
sungen und den Belastungszyklen des Seiltriebes (z.B. von wechselnden Hublängen
und Lasten) beeinflusst und muss anhand der Geometrie, der Seilendbefestigung,
sowie anhand des Belastungskollektives und anhand der vorherrschenden Hublängen
bei den Arbeitsspielen analysiert werden.
Im Rahmen der Dauerbiegeversuche konnte nur die Drehung und Verdrehung des
Seils bei konstanten Seilzugkräften, Hublängen und Schrägzugwinkel untersucht
werden. Mit den Erkenntnissen aus Kapitel 4.5 können jedoch die Verdrehungen, die
infolge einer seitlichen Seilablenkung in Seiltrieben der Praxis eingebracht werden,
analysiert und die Größenordnung der Drehung unter Berücksichtigung von Seil-,
Scheiben- und Seiltriebsparameter vorhergesagt werden.
151
4.6.3. Gegenbiegung
Die Gegenbiegung von Seilen in Seiltrieben führt zu einer starken Lebensdauerredu-
zierung, Feyrer/Jahne 1991. Eine Gegenbiegung ist in Seiltrieben daher zu vermei-
den. In der Regel gibt die Anordnung der Seilscheiben und die Länge der Biegezone
darüber Aufschluss, ob eine Gegenbiegung auftritt. Für Seilanwendungen mit Schräg-
zug reicht diese Definition nicht aus. Eine seitliche Ablenkung von Seilen, kann in
beliebigen Seiltrieben zu einer Gegenbiegung führen, wenn die Seile sich drehen.
Selbst wenn die Seilscheiben nicht in der typischen Weise einer Gegenbiegung ange-
ordnet sind. Bei Seiltrieben mit Schrägzug ist das Erkennen einer Gegenbiegung sehr
viel schwieriger. Gegenbiegung kann nur mit Kenntnis der auftretenden Seildrehung
erkannt und vermieden werden. Für beliebig angeordnete Seiltriebe, in denen Schräg-
zug auftritt, können bei Kenntnis der Seildrehung kritische Längen definiert werden,
die zu einer Gegenbiegung der Seile führen, Bild 4.62.
α=0°
α=120°
α=180°
Für beliebig angeordnete Seiltriebe mit einem Winkel α zwischen den Scheiben (De-
finition siehe Bild 4.62), lassen sich die kritischen Längen nach folgender Gleichung
berechnen
α + 180° + 360° ⋅ n
Lkritisch = φ
. n={...,-3, -2, -1, 0, 1, 2, 3,...} (4.36)
100 d
Darin ist φ [°] die Drehung des Seiles auf einer Bezugslänge von l=100d. Der Winkel
α [°] zwischen den Seilscheiben muss im gleichen Drehsinn wie die Drehrichtung des
Seiles zwischen diesen Scheiben angegeben sein.
4.6.4. Kunststoffscheiben
Kunststoffscheiben werden zur Verschleißminimierung an Seilen, zur Erhöhung der
Treibfähigkeit oder zur Gewichtsersparnis verwendet. In der Kranpraxis werden bei-
spielsweise bei mehrfach eingescherten Seiltrieben häufig Kunststoffscheiben einge-
setzt. Dabei ist zu erwarten, dass die verschleißbedingte Seilschädigung, die zwi-
152
schen dem Seil und der Seilscheibe auftritt, stark reduziert wird. Neumann 1987 hat
bei Versuchen mit Kunststoffscheiben einen geringeren Seilverschleiß über der Biege-
wechselzahl gefunden. Beim Lauf über Kunststoffscheiben entstehen Drahtbrüche be-
kanntermaßen an den Litzenberührstellen im Seil, SR Kunststoffrollen 1986. Die
Ablegereife kann bei einer äußerlichen Seilinspektion nicht mehr sicher über sichtbare
Außendrahtbrüche erkannt werden.
Die veränderten Reibparameter, insbesondere die größere Reibzahl von Stahl auf
Kunststoff, führt zu einer größeren Reibkraft auf der Rillenflanke. Infolge der stärken
äußeren Reibung wird vorwiegend die Kunststoffscheibe geschädigt. Durch die
Verzahnung von Seil und Seilscheibe bei zunehmendem Verschleiß werden die
Reibkräfte zusätzlich erhöht. Infolge des größeren Drehmoments erfährt das Seil eine
größere Torsionsbeanspruchung auf der Rillenflanke. Insbesondere bei Spiral-
Rundlitzenseilen kann dies zu einem starken Lebensdauerverlust führen. Durch die
größere Wälzbewegung des Seiles auf der Rillenflanke wird das Seil auch auf der
freien Länge stärker verdreht. Bei häufigen Last- und Hublängenänderungen müssen
somit beim Einsatz von Kunststoffscheiben in der Praxis verstärkt Schäden infolge der
Seilverdrehung befürchtet werden. Es ist jedoch unklar, in wieweit sich bei Kunst-
stoffscheiben die stärkere Seildrehung und -verdrehung im Verhältnis zum vermin-
derten Verschleiß auf die Lebensdauer auswirkt. Durch die veränderten Seilbean-
spruchungen ist eine Übertragung der ermittelten Regressionsergebnisse auf den
Anwendungsbereich Kunststoffscheiben nicht möglich.
5. Zusammenfassung
Obwohl der lebensdauermindernde Einfluss von Schrägzug seit langem bekannt ist,
wurde er nie umfassend wissenschaftlich untersucht und quantifiziert. In der Literatur
wird die Lebensdauerabnahme bisher weitgehend auf den Verschleiß und die
Verdrehung des Seiles auf der Rillenflanke zurückgeführt.
In einer theoretischen Betrachtung ermittelt Matthias 1966/1 die geometrische Lage
des Auflaufpunktes auf der Rillenflanke in Abhängigkeit von Seil- und Scheiben-
geometrien, um ein Auflaufen des Seiles auf die Kante zu verhindern. Petkow 1968
berechnet unter Berücksichtigung der Seilbiegesteifigkeit eine Verschleißstrecke auf
der Rillenflanke. In den bislang durchgeführten experimentellen Untersuchungen von
Neumann 1987 und Heepen 1995 wurden sehr spezielle Einsatzbedingungen in Hüt-
tenwerkskranen analysiert und untersucht. Die Versuche mit seitlicher Seilablenkung
beschränken sich dabei auf wenige Einflussparameter und Seilkonstruktionen. Der
Fokus der beiden Arbeiten ist im Wesentlichen auf die tribologische Beanspruchung
und Seilschädigung bei Schrägzug gerichtet. Ergebnisse der Versuche sind eine deut-
liche erhöhte Seilschädigung durch Verschleiß über der Biegewechselzahl sowie ein
stärkerer Anstieg der Drahtbrüche bei größeren Schrägzugwinkeln. Bei schwellenden
Zugkräften findet Heepen eine Verlagerung der Drahtbrüche ins Innere des Seiles.
Die Seillebensdauer wurde in beiden Untersuchungen nicht ermittelt.
Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit war deshalb eine grundlegende, wissen-
schaftliche Untersuchung des Einflusses und der Wirkung der seitlichen Seilablen-
kung auf die Seillebensdauer beim Lauf über Seilscheiben. Dazu wurden im theo-
retischen Teil der Arbeit die bei der seitlichen Seilablenkung relevanten Einflüsse
ermittelt und analysiert. Beim Lauf eines Seiles über eine Seilscheibe mit seitlicher
Ablenkung führt das Seil auf der Rillenflanke eine kinematisch bestimmte Bewegung
durch. Entgegen der Relativgeschwindigkeit von Seil und Seilscheibe auf der Rillen-
flanke wirkt eine Reibkraft. Die Reibkraft ist durch die seitliche Auflagekraft des Seiles
auf die Rillenflanke bestimmt und hängt damit von Größe des seitlichen Ablenkwinkels
ab. Gleichzeitig bewirkt die Reibkraft an den Berührstellen von Seil und Rillenflanke
ein Drehmoment auf das Seil. Die Gleitbewegung des Seiles auf der Rillenflanke ist
dadurch von der Wälzbewegung des Seils in den Rillengrund überlagert. Als Folge der
kinematischen Vorgänge können zusätzliche Seilbeanspruchungen und Schädigungs-
einflüsse bei Schrägzug identifiziert werden:
• Infolge der seitlichen Ablenkung wird das Seil nicht nur um die Seilscheibe
gebogen, sondern auch um die Rillenflanke. Die Biegebeanspruchung des Seiles
ist bei der Biegung um die Rillenflanke im Vergleich zur Biegung um die Seil-
scheibe geringer, da der Krümmungsradius um die Rillenflanke größer ist.
• Ein wesentlicher Schädigungseinfluss für das Seil ist der abrasive Verschleiß
infolge der Gleitreibung. An den Berührstellen von Seil und Rillenflanke tritt gleich-
zeitig eine Pressungsbeanspruchung auf.
154
Durch Betrachtung der geometrischen Einflussgrößen des Seiltriebes können die Aus-
wirkungen einzelner Schädigungen auf das Seil abgeschätzt werden. Die Komplexität
der seitlichen Seilablenkung zeigt sich jedoch in der Vielzahl an Schädigungsein-
flüsse, die sich wechselseitig beeinflussen. Wie in zahlreichen vorangegangen Le-
bensdaueruntersuchungen von laufenden Seilen, können die Wechselwirkungen der
verschiedenen Einflüsse auf die Lebensdauer auch bei der seitlichen Seilablenkung
nur empirisch mit Hilfe von Biegeversuchen ermittelt werden.
Der Schwerpunkt der Arbeit lag daher auf den experimentellen Lebensdauerversu-
chen. In systematischen und reproduzierbaren Dauerbiegeversuchen wurde die Seil-
lebensdauer und die Drahtbruchentwicklung bei seitlicher Seilablenkung für 6 Kreuz-
schlagseile mit Seildurchmessern von 12 und 16 mm untersucht. Aus den theoreti-
schen Betrachtungen konnten für die seitliche Seilablenkung lebensdauerrelevante
Parameter identifiziert werden. In den Versuchen wurden die Parameter Seilkonstruk-
tion, Seilnenndurchmesser d, Seilablenkwinkel und -richtung -ϕ bis +ϕ, D/d-Verhältnis,
Rillenöffnungswinkel γ und Biegelänge l variiert. Über einen Zeitraum von 4 Jahren
wurde eine Datenbasis von über 300 Biegeversuchen geschaffen. Erstmalig sind
damit umfangreiche Schrägzugversuche bis zur Bruchbiegewechselzahl durchgeführt
worden. Dabei wurden bisher nicht bekannte Einflüsse und Phänomene gefunden.
Zusammengefasst konnten die folgenden wesentlichen Erkenntnisse gewonnen
werden:
155
Die Empfehlung der DIN 15020 den Schrägzugwinkel ϕ für verdrehsteife Seile stärker
zu reduzieren, wurde damit grundsätzlich bestätigt. Ein weiterer Hinweis der DIN
15020 Seile in Seilablenkrichtung +ϕ zu verwenden, hat sich nur für die beiden unter-
suchten 8-litzigen Warrington Seile bestätigt. Diese Empfehlung hat jedoch das Ziel
156
Seilschäden auf der freien Länge zwischen den Scheiben - beim Entlasten eines auf-
gedrehten Seils - zu verhindern. Da bei den Lebensdauerversuchen nur die Seilschä-
digung in der belasteten Biegezone untersucht wurde, ist diese Empfehlung unab-
hängig von den Erkenntnissen der Lebensdauerreduzierung weiterhin zu beachten.
Durch systematische Auswertung und Analyse der Versuchsergebnisse mittels line-
arer Mehrfachregression wurde auf der Basis der Lebensdauergleichung von Feyrer
2000 ein Berechnungsansatz aufgestellt, mit dem der Lebensdauerverlauf unter-
schiedlicher Seilkonstruktionen über dem Schrägzugwinkel ±ϕ quantifiziert werden
kann. Neben dem Schrägzugwinkel ϕ wird dabei auch der zusätzliche Einfluss des
D/d-Verhältnisses bei Schrägzug berücksichtigt. Die für die 6 Versuchseile jeweils er-
mittelten Regressionskoeffizienten sollten mit weiteren Versuchen und durch Variation
der Einflussparameter über den gesamten praktischen Anwendungsbereich erweitert
und abgesichert werden. Durch weitere Versuche können auch die bisher nur für
einzelne Versuchseile ermittelten Tendenzen (z.B. der Einfluss der Richtung der seit-
lichen Seilablenkung und die Bedeutung der Verdrehsteifigkeit in Bezug auf die Größe
der Lebensdauerreduzierung) überprüft und geklärt werden.
Mit der in Kapitel 4.3.3 ermittelten Regressionsgleichung Nϕ/N0, in der alle Versuchs-
ergebnisse der sechs untersuchten Seile berücksichtigt sind, kann die mittlere
Lebensdauerreduzierung von Kreuzschlagseilen prognostiziert werden, die mit seit-
licher Ablenkung über eine Seilscheibe laufen. Die Berechnungsunsicherheit der Seil-
lebensdauer in Seiltrieben mit seitlicher Seilablenkung, die durch den bisher nicht an
mehreren Seilen abgesicherten Korrekturfaktor fN4 bestand, konnte damit weiter ver-
ringert werden.
Ablegekriteriums Drahtbruchzahl bei Seilen mit Schrägzug als sicher gelten. Bei
Spiral-Rundlitzenseilen muss jedoch die Entstehung von Außendrahtbrüchen nachge-
wiesen sein.
Mit Hilfe von Drehwinkelmessungen wurde die Drehung und Verdrehung der Seile bei
Schrägzug ermittelt. Die Verdrehung von Seilen auf der freien Länge zwischen den
Seilscheiben stellt in der Praxis einen weiteren wesentlichen Schädigungsfaktor dar,
der infolge einer seitlichen Seilablenkung verstärkt auftritt. Die Verdrehung des Seiles
kann zu einer vorzeitigen Seilschädigung führen und ist bei Seiltrieben mit Schrägzug
ebenfalls zu beachten.
Für die Zukunft ist eine weitere Untersuchung der Einflussfaktoren, insbesondere eine
Überprüfung und statistische Absicherung der aufgezeigten Einflussgrößen und Ten-
denzen, außerordentlich wünschenswert. In weiterer Zukunft sollten die Erkenntnisse
auf andere Seilkonstruktionen (z.B. Gleichschlagseile) sowie auf andere Seil- und
Scheiben-Werkstoffe erweitert werden.
158
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Stuttgart, 1995
Heepen 1995
Heepen, R.: Entwicklung und Einsatz eines Verfahrens zur Durchführung
praxisgerechter Lebensdaueruntersuchungen an Drahtseilen unter mehr-
achsiger dynamischer Beanspruchung, Dissertation Gerhard-Mercator-
Universität Duisburg, 1995
Heinrich 1942
Heinrich, G.: Über die Verdrehung der zugbelasteten Litzen, Der Stahlbau
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Hymans/Hellborn 1927
Hymans, F., Hellborn, A. V.: Der neuzeitliche Aufzug mit Treibscheibenantrieb,
Springer Verlag Berlin, 1927
161
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Isaachsen J.: Die Beanspruchung von Drahtseilen, Zeitschrift des Vereines
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Jahne 1992
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Kurzfassung: Feyrer, K., Jahne, K.: Zuverlässigkeit des Ablegekriteriums
Drahtbruchzahl bei laufenden Drahtseilen. Draht 44 ( 1993 ) 7/8, S. 427-434
Jenner 1992
Jenner, T.: Ein Beitrag zur Geometrie der Drahtseile, Dissertation Universität
Stuttgart, 1992
Klöpfer 2002
Klöpfer, A.: Untersuchung zur Lebensdauer von zugschwellbeanspruchten
Drahtseilen, Dissertation Universität Stuttgart, 2002
Kollros 1974
Kollros W.: Zusammenhang zwischen Torsionsmoment, Zugkraft und Verdril-
lung in Seilen, ISR 17 (1974) 2, S. 49-58 und Draht 26 (1975) 10, S. 475-480
Leider 1977
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Miner, M.A.: Cumulative damage in Fatigue, J. of Appl.-Mech. Trans ASNE 67
(1945) S. 159-164
Müller 1957
Müller, H.: Konstruktion und Prüfung von Personenseilbahnen, Verkehr und
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Müller, H.: Das Verhalten der Drahtseile bei Wechselbeanspruchung, Draht-
Welt 47 (1961) 3, S. 193-201
Matthias 1966/1
Matthias, K.: Zur Seilablenkung an Seilrollen, Hebezeuge und Fördermittel 6
(1966) 2, S.46-49
Matthias 1966/2
Matthias K.: Zur Seilablenkung an Seiltrommeln, Hebezeuge und Fördermittel 6
(1966) 4, S. 104-110
Neumann 1987
Neumann, P.: Untersuchungen zum Einfluß tribologischer Beanspruchung auf
die Drahtseilschädigung, insbesondere Abnutzung unter Berücksichtigung
hüttenwerksspezifischer Einsatzbedingungen, Dissertation TH Aachen, 1987
Oplatka 1990
Oplatka, G.: Seileinlauf in Seilscheibe. Video, Institut für Bau- und Transport-
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162
Oplatka 2004
Oplatka, G.: Drall in Zug- und Förderseilen, Internationale Seilbahnrundschau
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Palmgren 1924
Palmgren, A.: Die Lebensdauer von Kugellagern, Z VDI 68 (1924) S. 339-341
Petkow 1968
Petkow K.D.: Seilablenkung auf Rollen, Hebezeuge und Fördermittel
8 (1968) 9, S. 279-280
Ren 1996
Ren, G.: Drahtbruchprozeß bei laufenden Drahtseilen, Dissertation Universität
Stuttgart, 1996
Kurzfassung: Feyrer K., Ren, G.: Drahtbruchprozeß bei laufenden Drahtseilen,
Technische Überwachung 39 (1998) 3, S. 55-59
Reuleaux 1861
Reuleaux, F.: Der Konstrukteur, 1. Auflage. Braunschweig, Vieweg 1861
Rieger 1983
Rieger, W.: Ein Beitrag zur magnetinduktiven Querschnittsmessung von
Drahtseilen, Dissertation Universität Stuttgart, 1983
Schiffner 1986
Schiffner, G.: Spannung in laufenden Seilen, Dissertation Universität Stuttgart,
1986
Kurzfassung: Feyrer, K., Schiffner, G.: Spannungen in laufenden Drahtseilen.
Draht 38 (1987) 2, S.103-106 und 3, S.203-206.
Schmidt 1965
Schmidt, K.: Die sekundäre Zugbeanspruchung der Drahtseile aus der
Biegung, Dissertation Karlsruhe 1965
Schraft 1997
Schraft, O.: Die Biegesteifigkeit und der Wirkungsgrad laufender
Rundlitzenseile, Dissertation Universität Stuttgart 1997
Kurzfassung: Feyrer K., Schraft O.: Biegesteifigkeit und Wirkungsgrad
laufender Rundlitzenseile, Fördern und Heben 48 (1998) 7, S. 527-531
Shitkow/Pospechow 1957
Shitkow, D.G., Pospechow I.T.: Drahtseile, VEB Verlag Technik, Berlin 1957
Stange 1971
Stange, K.: Angewandte Statistik, Erster Teil, Eindimensionale Probleme, 1970.
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Unold 1923
Unold, G.: Die Seilablenkung auf Rollen und Trommeln,
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Unterberg 1979
Unterberg, H.-W.: Das Verdrillen der Seilstränge bei Kranen mit großen
Hakenwegen, Fördern und Heben 29 (1979) 2, S. 90-92
163
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Verreet, R.: Stahldrahtseile für Hebezeuge: Probleme und Lösungen, Teil 1:
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Verret, R.: Let's twist again, Cranes & Access September/October 2000,
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Verreet R., Ridge I.M.L: The use of swivels with steel wire ropes,
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Kurzfassung: Feyrer, K., Wang, N.: Spannungen in Spiralseilen mit erzwun-
gener und freier Krümmung, Fördern und Heben 41 (1991) 9, S. 710- 716
Wehking/Klöpfer 2000
Wehking, K.-H., Klöpfer, A.: Lebensdauer und Ablegereifeerkennung von
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Woernle, R.: Versuche über das Verhalten der Drahtseile gegenüber
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Woernle 1929
Woernle, R.: Ein Beitrag zur Klärung der Drahtseilfrage, Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure Z. VDI 73 (1929) 13, S. 417-426
Woernle 1934
Woernle, R.: Drahtseilforschung, Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
Z. VDI 78 (1934) 52, S. 1492-1498.
Wolf 1987
Wolf, E.: Seilbedingte Einflüsse auf die Lebensdauer laufender Drahtseile,
Dissertation Universität Stuttgart 1987
Kurzfassung: Feyrer, K., Wolf, E.: Seilbedingte Einflüsse auf die Lebensdauer
laufender Drahtseile. Draht 39 (1988) 11, S. 1088-1093
Woodtli-Folprecht/Fichter 1975
Woodtli-Folprecht, J.; Fichter, R.: Fraktographie von Brüchen an Seildrähten
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Wyss 1956
Wyss, T.: Die Stahldrahtseile der Transport- und Förderanlagen, insbesondere
der Standseil- und Schwebebahnen, Schweizer Druck- und Verlagshaus AG
Zürich, 1956
164
Normen:
DIN 15020
Grundsätze für Seiltriebe, Blatt 1: Berechnung und Ausführung, 1974-02,
Blatt 2: Überwachung im Gebrauch, 1974-04
DIN 15061
Blatt 1: Hebezeuge; Rillenprofile für Seilrollen, 1977-08,
Blatt 2: Krane; Rillenprofile für Seiltrommeln, 1977-08
DIN 50320
Verschleiß, Begriffe, Systemanalyse von Verschleißvorgängen, Gliederung des
Verschleißgebietes, 1979-12 (1997-11 zurückgezogen)
EN 12385-1
Drahtseile aus Stahldraht – Sicherheit – Teil 1: Allgemeine Anforderungen;
Deutsche Fassung EN12385-1: 2002
EN 12385-2
Drahtseile aus Stahldraht – Sicherheit – Teil 2: Begriffe, Bezeichnung und
Klassifizierung, 2003-04; Deutsche Fassung EN 12385-2: 2002
EN 12385-3
Drahtseile aus Stahldraht – Sicherheit – Teil 3: Informationen für Gebrauch und
Instandhaltung, 2004-12; Deutsche Fassung EN 12385-3: 2004
EN 12385-4
Drahtseile aus Stahldraht – Sicherheit – Teil 4: Litzenseile für allgemeine
Hebezwecke, 2003-03; Deutsche Fassung EN 12385-4: 2002
ISO 12076
Drahtseile aus Stahldraht - Ermittlung des scheinbaren Elastizitätsmoduls,
2002-08
ISO 4309
Cranes - Wire ropes - Care, maintenance, installation, examination and discard,
2004-08
OIPEEC-Recommendation
OIPEEC-Recommendation Nr. 1-6. OIPEEC-Bulletin 56, Torino Nov. 1988
SR Kunststoffrollen 1986
Sicherheitstechnische Richtlinie Seilrollen aus Kunststoff, 1986-07,
veröffentlicht in: BArbBl (1986) Nr. 7/8
TGL 20-37 3600
TGL 20-37 3600: Fachbereichsstandard Hebezeuge: Seilrollen mit
Wälzlagerungen, gegossen geschweißt, Hauptabmessungen, 1. Januar 1963
VDI 2358
VDI-Richtlinie. Drahtseile für Fördermittel. Oktober 1984, Beuth Verlag GmbH,
1984-10
165
Anhang
166
Drehmomentversuche
90
Warrington SES + 8x19, sZ +360°/100d
d=12 mm
80 +270°/100d
+180°/100d
+90°/100d
70
0°
-90°/100d
60 -180°/100d
-270°/100d
Seildrehmoment M [Nm]
-360°/100d
50
40
30
20
10
-10
0 50 100 150 200 250 300 350 400
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
90
Warrington FE + 8x19, sZ
d=12 mm
80
70 +360°/100d
+270°/100d
+180°/100d
+90°/100d
60 0°
Seildrehmoment M [Nm]
-90°/100d
-180°/100d
-270°/100d
50 -360°/100d
40
30
20
10
-10
0 50 100 150 200 250 300
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
90
Warr. Seale SES + 6x36, sZ
d=12 mm
80
70 +360°/100d
+270°/100d
+180°/100d
60 +90°/100d
0
Seildrehmoment M [Nm]
-90°/100d
-180°/100d
50 -270°/100d
-360°/100d
40
30
20
10
-10
0 50 100 150 200 250 300 350 400
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
90
SES + 34x7, sZ, d=12 mm
80
70
+135°/100d
60
50 +90°/100d
40
Seildrehmoment M [Nm]
30 +45°/100d
20
0°
10
0
-45°/100d
-10
-20 -90°/100d
-30
-40 -135°/100d
-50
0 50 100 150 200 250 300 350 400 450
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
180
Warr. Seale SES + 6x36, sZ
d=16 mm
160 +360°/100d
+270°/100d
+180°/100d
140 +90°/100d
0°
-90°/100d
120 -180°/100d
-270°/100d
Seildrehmoment M [Nm]
-360°/100d
100
80
60
40
20
-20
0 50 100 150 200 250 300 350 400
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
180
FE + 18x7, sZ, d=16 mm +180°/100d
160
+135°/100d
140
120 +90°/100d
100
Seildrehmoment M [Nm]
+45°/100d
80
0°
60
40 -45°/100d
20 -90°/100d
-135°/100d
0
-180°/100d
-20
-40
-60
0 50 100 150 200 250 300 350
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
Referenzversuche
7
1x10
Warrington FE + 8x19, sZ
6 d=12 mm
5x10 S S
R0=1770 N/mm²
r=6,36 mm
6 D
2x10 N90 Stahl
! D/d=25; l=60d
gehärtet
Bruchbiegewechselzahl N
= D/d=12,5; l=30d
6
1x10 Feyrer Nm
5x105
N10
5
N90
2x10
5
Nm
1x10
4 N10
5x10
D
4
2x10
4
1x10
40 50 60 70 80 90 100 200 300 400
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
Bild A.7: Bruchbiegewechselzahlen N0 für ϕ=0 über der durchmesserbezogenen
Seilzugkraft S/d², Seil B
7
1x10
Warrington Seale SES + 6x36, sZ
6 d=12 mm
5x10 S S R0=1770 N/mm²
r=6,36 mm
6 D
2x10 N90 Stahl
! D/d=25; l=60d
gehärtet
Bruchbiegewechselzahl N
= D/d=12,5; l=30d
6
1x10 Feyrer Nm
5x105
N90 N10
5
2x10
Nm
5
1x10
N10
4
5x10
4
2x10 D
( )
4
1x10
40 50 60 70 80 90 100 200 300 400
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
Bild A.8: Bruchbiegewechselzahl N0 für ϕ=0° über der durchmesserbezogenen
Seilzugkraft S/d², Seil C
170
7
1x10
SES + 34x7, sZ
6 d=12 mm
5x10 S S
R0=1770 N/mm²
r=6,36 mm
6 D
2x10 N90 Stahl
gehärtet ! D/d=25; l=60d
Bruchbiegewechselzahl N
= D/d=12,5; l=30d
6
1x10
Feyrer
Nm
5
5x10 N90
5
2x10 N10
5
Nm
1x10
4
5x10
N10 D
4
2x10
4
1x10
40 50 60 70 80 90 100 200 300 400
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
Bild A.9: Bruchbiegewechselzahl N0 für ϕ=0° über der durchmesserbezogenen
Seilzugkraft S/d², Seil D
7
1x10
Warrington Seale SES + 6x36, sZ
6
d=16 mm
5x10 S S R0=1770 N/mm²
r=8,5 mm
6
N90 D
2x10 Stahl
! D/d=25; l=60d
gehärtet
Bruchbiegewechselzahl N
= D/d=16; l=30d
6 Feyrer
1x10 Nm
5x105
N10
N90
5
2x10
Nm
5
1x10
4
N10
5x10
4
2x10 D
4
1x10
40 50 60 70 80 90 100 200 300 400
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
Bild A.10: Bruchbiegewechselzahl N0 für ϕ=0° über der durchmesserbezogenen
Seilzugkraft S/d², Seil E
171
7
1x10
FE + 18x7, sZ
6 d=16 mm
5x10 S S R0=1770 N/mm²
r=8,5 mm
6 D
2x10 N90
Feyrer
Stahl ! D/d=25; l=60d
Bruchbiegewechselzahl N
gehärtet
= D/d=16; l=30d
1x10
6 Nm
5x105 N10
2x10
5 N10
5 Nm
1x10
4 N10
5x10
D
4
2x10
4
1x10
40 50 60 70 80 90 100 200 300 400
Durchmesserbezogene Seilzugkraft S/d² [N/mm²]
Bild A.11: Bruchbiegewechselzahl N0 für ϕ=0 über der durchmesserbezogenen
Seilzugkraft S/d², Seil F
172
Ablegedrahtbruchzahlen
a) 99 b) 99
98 Warr. SES + 8x19 6d 30d 98 6d 30d
d=12 mm
95 D/d=12,5 95
90 S=8,4 kN 90
, 0° * 2°
80 / 4° & 6° 80
70 70
Anteil in %
Anteil in %
60 60
50 50
40 40
30 30
20 20 Warr. SES + 8x19
d=12 mm
10 10
D/d=12,5
5 5 S=16,8 kN
, 0° * 2°
2 2
/ 4° & 6°
1 1
1 2 5 10 20 50 100 200 500 1 2 5 10 20 50 100 200 500
Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80% Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80%
Bild A.12: Verteilung der Ablegedrahtbruchzahl BA30 und BA6, Seil A, a) 8,4 kN, b) 16,8 kN
a) 99 b) 99
98 6d 30d 98 6d 30d
95 95
90 90
80 80
70 70
Anteil in %
Anteil in %
60 60
50 50
40 40
30 30
20 Warr. FE + 8x19 20 Warr. FE + 8x19
d=12 mm d=12 mm
10 D/d=12,5
10
D/d=12,5
5 S=8,4 kN 5 S=16,8 kN
, 0° * 2° , 0° * 2°
2 / 4° & 6°
2
/ 4° & 6°
1 1
1 2 5 10 20 50 100 200 500 1 2 5 10 20 50 100 200 500
Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80% Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80%
Bild A.13: Verteilung der Ablegedrahtbruchzahl BA30 und BA6, Seil B, a) 8,4 kN, b) 16,8 kN
173
a) 99 b) 99
98 Warr.Seale SES + 6x36 6d 30d 98 Warr.Seale SES + 6x36 6d 30d
d=12 mm d=12 mm
95 D/d=12,5 95 D/d=12,5
90 S=8,4 kN 90 S=16,8 kN
, 0° * 2° , 0° * 2°
80 / 4° & 6° 80 / 4° & 6°
70 70
Anteil in %
Anteil in %
60 60
50 50
40 40
30 30
20 20
10 10
5 5
2 2
1 1
1 2 5 10 20 50 100 200 500 1 2 5 10 20 50 100 200 500
Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80% Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80%
Bild A.14: Verteilung der Ablegedrahtbruchzahl BA30 und BA6, Seil C, a) 8,4 kN, b) 16,8 kN
a) 99 b) 99
98 SES + 34x7 6d 30d 98 6d 30d
d=12 mm
95 D/d=12,5 95
90 S=16,8 kN 90
, 0° * 2°
80 / 4° & 6° 80
70 70
Anteil in %
Anteil in %
60 60
50 50
40 40
30 30
20 20 SES + 34x7
10 d=12 mm
10
D/d=12,5
5 5 S=16,8 kN
, 0° * 2°
2 2
/ 4° & 6°
1 1
1 2 5 10 20 50 100 200 500 1 2 5 10 20 50 100 200 500
Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80% Ablegedrahtbruchzahl BA bei N'=80%
Bild A.15: Verteilung der Ablegedrahtbruchzahl BA30 und BA6, Seil D, a) 8,4 kN, b) 16,8 kN
174
Lebenslauf
Geburtsdatum: 16.10.1968
Staatsangehörigkeit: deutsch
Schule
1975 - 1979 Grundschule in Stuttgart
Studium
1988 - 1989 Studiengang Mathematik
an der Universität Stuttgart
Berufliche Tätigkeit
1992 - 1997 Wissenschaftliche Hilfskraft
am Institut für Fördertechnik und Logistik
der Universität Stuttgart