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Henrik Schnegas
Auslegung von Konstruktionselementen
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH
Dietrich Schlottmann . Henrik Schnegas
Auslegung
von Konstruktions-
elementen
Sicherheit, Lebensdauer
und Zuverlässigkeit im Maschinenbau
2. Auflage
, Springer
Professor Dr. ac. techno Dietrich Schlottman
Dipl.-Ing. Henrik Schnegas
Universität Rostock
Institut für Konstruktionstechnik
FB Maschinenbau und Schiffstechnik
Albert-Einstein-Str.2
D-18059 Rostock
e-mail: henrik.schnegas@mbst.uni-rostock.de
ISBN 978-3-662-05933-3
(VDI-Buch)
ISBN 978-3-662-05933-3 ISBN 978-3-662-05932-6 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-05932-6
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Nach den positiven Reaktionen zur Erstauflage, die das Anliegen verfolgte, die
klassische Sicherheitszahl in ihrer Umsetzung bei Schwingbeanspruchung und
insbesondere die Lebensdauerberechnung in ihrer Anwendung auf Ermüdung,
Verschleiß und andere flächenabtragende Prozesse darzustellen, ermöglicht die
vorliegende Auflage zusätzlich eine einfache
Bevor für den konstruktions technisch interessierten Leser die "Auslegung von
Konstruktionselementen" eine entsprechende Einordnung in den konstruktiven
Gesamtprozess erfahren wird, soll in einer historisch angelegten Darstellung ver-
deutlicht werden, welchem wissenschaftlichen Anliegen und welchem Ziel das
vorliegende Buch zuzuordnen ist.
Bei der Auslegung von Maschinen, Baugruppen und Elementen wird nach der
Festlegung der Prinziplösung über Hauptabmessungen, Masse und Zuverlässigkeit
entschieden. Informationsverarbeitung und Rechentechnik haben das Tätigkeits-
bild des Konstrukteurs in den letzten Jahrzehnten verändert.
Neben den Möglichkeiten der Computergraphik lassen sich Berechnungen
durchführen, die noch vor Jahren wegen des hohen Arbeits- und Zeitaufwandes
nicht denkbar waren.
Natürlich hat diese Entwicklung auch die "Auslegung" von Konstruktions-
elementen beeinflusst. Denken wir nur an die Methoden der Finiten Elemente, die
es gestattet, die vorhandenen Spannungen in kompliziertesten Bauteilen zu be-
rechnen.
Trotzdem bleibt die Rechentechnik für die Ermittlung von Sicherheit, Lebens-
dauer und Zuverlässigkeit ein Hilfsmittel, da das Ausfallverhalten von Konstruk-
tionselementen und Maschinen damit nur auf der Basis mathematischer Modelle
simuliert werden kann.
Das Problem des Ausfalles bzw. des Vers agens von Geräten und schließlich
auch Bauwerken dürfte so alt sein wie die Menschheit selbst. Die Erfahrung des
Menschen lieferte jedoch offensichtlich ein relativ sicheres Gefühl für die Belast-
barkeit der beeindruckenden Bauwerke des Altertums.
Erste wissenschaftliche Ansätze einer "Auslegungsrechnung" gehen auf Galilei
(1564-1663) zurück, der den Methoden und Modellen der heutigen Festigkeitsleh-
re bereits sehr nahe kam (vgl. Z.B. [62, 63]). So verwendete er den Begriff der
Spannung und berechnete diese für den Einspannungsquerschnitt eines Kragar-
meso Auch wenn die angenommene Spannungsverteilung und damit das Ergebnis
falsch waren, so erkannte er die Bedeutung der Spannung als Vergleichsgröße für
das Eintreten des Bruches. Mit Recht wird deshalb der Name Galilei mit der ein-
fachsten Bruchtheorie, nämlich der Hauptnormalspannungshypothese in Verbin-
dung gebracht (vgl. Kap. 3).
Natürlich war es bis zur Gestaltänderungsenergiehypothese (1913) nach v. Mi-
ses [44] noch ein weiter Weg. Die v. Mises'sche Hypothese dürfte für das Fließen
und den Bruch infolge statischer Beanspruchung insbesondere für metallische
Werkstoffe der Realität am nächsten kommen.
Neue Rätsel gaben die sich immer schneller drehenden Maschinen ihren Schöp-
fern insbesondere bzgl. ihrer Haltbarkeit auf. Berechnungen mit Kräften analog
den statischen Lasten erwiesen sich als völlig unzutreffend. Es ist das bleibende
Verdienst von Wöhler, das Ermüdungsverhalten von Werkstoffen und Bauteilen
mit dem nach ihm bezeichneten "Wöhlerdiagramm" anschaulich und zweckmäßig
beschrieben zu haben [74].
Ein Grundanliegen des vorliegenden Buches besteht darin, der von Wöhler für
die Ermüdung entwickelten Methodik auch für andere Versagensarten wie Ver-
schleiß und Korrosion zu folgen.
Die erstmals von Wöhler entdeckte "Dauerfestigkeit" metallischer Werkstoffe,
d.h. ihre Unempfindlichkeit gegenüber schwingender Beanspruchung unterhalb
eines bestimmten Beanspruchungsniveaus, führte zu relativ einfachen Berech-
nungsmethoden auch für den Ermüdungsbereich. Wie bei statischer Belastung
werden "Sicherheiten" als Quotient aus zum Versagen führender und vorhandener
Beanspruchung berechnet. Obwohl diese einfache ingenieurmäßige Methode in
Kap. 3 teilweise einer kritischen Betrachtung unterzogen wird, dürfte sie auch in
Zukunft ihre Bedeutung behalten.
Andererseits ist es gerade die Schädigung durch "Ermüdung", die sich im letz-
ten Jahrzehnt durch eine hohe Forschungsdichte auszeichnet und als "Betriebs-
festigkeitslehre" zu einer selbstständigen Teildisziplin der Festigkeitslehre gewor-
den ist.
Leider hat sich die Betriebsfestigkeitslehre bisher nicht von der Empirie lösen
können, und es muss vielleicht gerade deshalb beklagt werden, dass sie nicht in
gebührendem Maße bei der Auslegung von Bauteilen des Maschinenbaus zur An-
wendung gekommen ist. Die Berechnungsstandards gehen bisher weitgehend da-
von aus, dass eine Maschine auf "Dauerfestigkeit" ausgelegt wird - und das ist
gleichbedeutend mit einer zumindest theoretisch unendlichen Lebensdauer.
Die Erfahrung lehrt aber, dass Maschinen nach endlichen Zeiten ausfallen -
und dass nicht nur durch Gewalt- oder Ermüdungsbruch, sondern auch durch Ver-
schleiß, Korrosion und andere Versagensarten. So gesehen stellt die von Palmgren
[53] bereits 1924 vorgeschlagene Methode der Lebensdauerberechnung von
Wälzlagern eine der Zeit vorausgehende Pionierleistung dar, deren Entwicklung
sich aufdrängte, da Wälzlager keinen Dauerfestigkeitsbereich aufweisen.
Neben der Wöhlerlinie wird die von Palmgren eingeführte und von Miner [43]
verallgemeinerte Methode der Lebensdauerberechnung in der vorliegenden Publi-
kation als eine ingenieurmäßig zweckmäßige Vorgehensweise angesehen, die
auch bei Schädigungsmechanismen wie Ermüdung, Verschleiß und Korrosion an-
zuwenden ist.
1.1 Berechnung von Sicherheit, Lebensdauer und Zuverlässigkeit 3
Das Bedürfnis nach neuen Erzeugnissen wird durch die Entwicklung der Wirt-
schaft und das Entstehen von Marktlücken ausgelöst. Für den Entwicklungsinge-
nieur und Konstrukteur beginnt der Konstruktionsprozess i.d.R. mit einer entspre-
chend formulierten Aufgabe und endet mit der Produktdokumentation des ange-
strebten Erzeugnisses.
Eine wissenschaftliche Analyse dieses Prozesses geht auf Hansen [37] sowie
Müller [48] zurück. Ähnliche Darstellungen sind in [70] und [56] zu finden.
Ohne die Struktur des Konstruktionsprozesses beschreiben zu wollen, werden
sieben Arbeitsphasen durchlaufen (vgl. Abb. 1.1), wie am Bsp. einer Getriebekon-
struktion erläutert wird.
4 I Auslegung von Maschinen- und Konstruktionselementen
Aufgabe
WIF Anforderungen
F M, .. ...
F Cül • .••
w
Anforderungsliste
Ermitteln von Funktionen
und deren Strukturen
Funktionsstruktur
Suchen nach
Lösungsprinzipien
und deren Strukturen
Prinzipielle Lösung
Gliedern in
realisierbare Module
Modulare Struktur
Gestalten der
maßgebenden Module
Vorentwürfe
Gestalten des
gesamten Produktes
Gesamtentwurf
Ausarbeiten der
Ausführungs- und
Nutzungsangaben
Dokumentation
( weitere Realisierung
In Abb. 1.2 wird deutlich, dass im Arbeitsschritt 5 über die wesentlichen Abmes-
sungen des technischen Gebildes entschieden wird, d.h., das Bauteil erfährt seine
vorläufige "Auslegung". Bei genauer Betrachtung unterteilt sich dieser Prozess
wiederum in 3 Teilschritte, nämlich in
• Entwurfsrechnung
• Gestaltung und
• Funktionsnachweis,
Beispiel "Welle"
Modulare Struktur /
/
Ir Entwurfsrechnung I ~J~ f-
1
f1 Gestaltung fl[pp
Gestalten der
5 maßgebenden I
Module
Nachweisrechnung
für die Schnitte 1.11 •...
I IIIIII ...
/
Vorentwürfe
/ vollständige Strukturbeschreibung
Wie bereits in Abschn. 1.1 dargestellt, soll eine allgemeine ingenieurmäßige Aus-
legungsmethodik auf der Basis der Berechnung von Lebensdauer und Zuverläs-
sigkeit entwickelt werden, die auch Schädigungen wie Verschleiß und andere flä-
chenabtragende Schädigungsprozesse berücksichtigt und dem Konstrukteur mit
der Ausfallwahrscheinlichkeit eine echte Entscheidungsmöglichkeit bietet.
Die klassische Auslegungsmethode durch den Sicherheitsnachweis wird jedoch
auch ihre Anwendungsberechtigung behalten, zumal eine Fülle von Standards und
Vorschriften darauf basieren und letztendlich im vorliegenden Buch der Zusam-
menhang von Sicherheit und Ausfallwahrscheinlichkeit hergestellt werden konnte.
2 Auslegung von Konstruktionselementen
durch Berechnung der "Sicherheit"
Dabei sollen unter Belastungen B sowohl Kräfte als auch Momente verstanden
werden (vgI. Abb. 2.1). Entsprechend der bereits in [45] getroffenen Definition
der Sicherheit als Faktor S > 1 kann rur GI. (2.1) auch geschrieben werden
und damit
S = B vers. .
(2.3)
B vorh.
S = avers. . (2.4)
avorh.
M F
Abb. 2.1. ScheibenIörmiges Bauteil mit Belastungen Bi' (Kraft F in der Scheibenebene;
Moment M senkrecht zur Scheibenebene)
cr = l:cri (2.5)
mit i = 1,2,3, ... ,
In der Praxis tritt dieser einfache Sonderfall jedoch nur selten auf. Beispiele wären
"scheibenartige" Bauteile mit "lastfreien" Oberflächen oder "einachsig" bean-
spruchte Stäbe. Häufig anzutreffen ist dagegen die Kombination einer Normal-
pannung cr mit einer Schubspannung 't, wie später noch gezeigt wird.
Für das allgemeine räumliche Bauteil muss am Materialelement mit
3 Normalspannungen und
6 Schubspannungen
gerechnet werden (vgl. Abb. 2.3), wobei die Schubspannungen sich wegen der
"Gegenseitigkeit" auf drei reduzieren.
8 2 Auslegung von Konstruktionselementen
a b
Abb. 2.3. Spannungen am Materialelement eines Bauteils. a Normal-, Schubspannungen;
b Hauptspannungen
o
(2.6)
Die Berechnung der vorhandenen Spannungen ist die Aufgabe der Elastizitäts-
theorie; daher soll hier nur ein systematischer Überblick gegeben werden.
Das einfachste Modell eines realen Bauteils wird durch den Stab realisiert.
Ausgehend von äußeren Belastungen werden zunächst die Auflagerreaktionen des
Systems bestimmt, um dann die sog. Schnittgrößen zu berechnen. Diese Ele-
mentarkennnise werden vorausgesetzt. In einer Schnittstelle x oder s (x i.d.R. für
den geraden, s für den gekrümmten Stab) wirken die Schnittgrößen
Normalkraft Fn(s)
Biegemoment Mb(s)
Torsionsmoment MtCs) und
Querkraft Fq(s)
(vgl. Abb. 2.4), aus denen sich die Spannungen 'zd, ab, 'I und 'q nach den in
Tabelle 2.1 angegebenen Formeln berechnen lassen.
2.2 Berechnung der "vorhandenen" Spannungen 9
a b c d
Auch hier gilt die Bemerkung, dass im elastizitätstheoretischem Sinne azd und ab
sowie 'tl und 'tq bei Übereinstimmung von Schnittflächen und Richtung addiert
werden dürfen, was im Folgenden wegen der unterschiedlichen schädigenden
Wirkung nur mit einer entsprechenden Gewichtung zugelassen werden soll.
Neben dem Stabmodell sind auch die Vollwelle unter Außendruck, die Boh-
rung in der unendlichen Scheibe unter achsensymmetrischer radialer Pressung und
der dünnwandige Kessel als "elementare" Spannungszustände anzusehen (vgl. Ta-
fel I im Anhang A). Querschnittsänderungen insbesondere des Stabes und andere
Formabweichungen der elementaren Berechnungsmodelle werden in Kap. 5 noch
ausfiihrlicher behandelt.
Berechnungsmodelle der "höheren technischen Mechanik" sind
[~ ~l
0
F~~
Normalkraft
Fn (s) 0
Fn(s) an = - -
A 0
01 = an
Mb(s)
[~ ~l
0
.+ a b
ab = - - -
(~
Biegemoment
Wz 0
Mb(s) M.(s)
Mb(s) 0
ab = - _ .y
Iz 01 = ab
[~ ~l
0
Mt (s)
<t = - - -
~.,
02
Torsionsmoment Wt
0
MI(s) Mt(s) Mt(s)
<t = - - · r
Ip 01 = 1<1=- 02
(~ ~:
0
Fq
Querkraft <qmax =x-A 02
Fq(s) 0
0\ = 1<1= -02
A .. . Querschnittsfläche
I" I, ... Trägheitsmoment
W, ... Widerstandsmoment
X ... Flächenbeiwert
Wegen des gehäuften Auftretens dieses "ebenen" Spannungs zustandes sei noch
ohne Ableitung auf die Fonnel zur Berechnung der Hauptspannungen
(2.7)
und deren anschauliche Darstellung im Mohr'schen Kreis (vgl. Abb. 2.5) sowie
auf die Sonderfälle "einachsiger Spannungszustand" und "reiner Schubspan-
nungszustand" verwiesen.
2.2 Berechnung der "vorhandenen" Spannungen 11
0'
O'x+O'y
-2-
a
b c
Wesentlich für die Werkstoff- bzw. Bauteilschädigung ist die Betrachtung und
Kenntnis der Zeitfunktionen vorhandener Spannungen. Während die "Statik" vor-
zugsweise von "statischen" oder "ruhenden Belastungen" ausgeht, sind Maschi-
nenbauteile meistens "periodisch schwingend" belastet und beansprucht. Hinge-
wiesen sei dabei auf den häufig auftretenden Sonderfall der sog. "Umlaufbie-
gung", bei dem ein konstantes Biegemoment der Welle eine "wechselnde" Bean-
spruchung hervorruft. Besondere Betrachtung erfordern "stochastische" Belastun-
gen, die natürlich auch "stochastische" Beanspruchungen mit sich bringen (vgl.
Abb. 2.6). Diesen Belastungs- und Beanspruchungs-"Kollektiven" wird in späte-
ren Abschnitten gebührender Raum zugemessen.
Werden bei diesem Prüfvorgang die Spannungen über der Dehnung aufgetragen,
so ergibt sich das aus der Werkstoffprüfung bekannte Spannungs-Dehnungs-
Diagramm, das abhängig von der Bruchart charakteristische Formen aufweist (vgl.
Abb.2.9).
Für die Auslegung von Bauteilen unter ruhender Belastung sind also nicht nur
die verschiedenen Brucharten interessant. Es muss insbesondere für Stähle mit
ausgeprägtem Fließverhalten bereits von Versagen gesprochen werden, wenn das
Bauteil durch unzulässige plastische Deformationen seine Funktionsfähigkeit ver-
liert.
Ausgehend von den für Stäben möglichen Beanspruchungsarten (s. Abschn. 2.2)
ergeben sich bereits infolge ruhender Beanspruchung theoretisch acht Werkstoff-
kennwerte, die aus praktischen Gründen auf vier eingeschränkt werden (vgl. Ta-
belle 2.2).
2.3 Versagen durch Verformung, Gewalt- und Schwingbruch 13
a b
Abb. 2.7. Prüfkörper der Werkstoffprüfung. Abb. 2.8. Brucharten beim Zugversuch.
a Rundprobe; b Flachprobe a Trennbruch bei sprödem Werkstoff;
b Gleitbruch; c Trennbruch nach Ein-
schnürung und Verfestigung
Dehnung
Fließen Bruch
Torsion
~ -r.ß
Nun sind die meisten Bauteile nicht ruhend, sondern periodisch schwingend oder
sogar stochastisch belastet bzw. beansprucht (vgl. Abb. 2.6).
Es ist das Verdienst von August Wöhler [74], im Jahre 1870 die Dauerschwing-
festigkeit der metallischen Werkstoffe entdeckt und in einem noch heute üblichen,
nach ihm benannten Diagramm dargestellt zu haben (Abb. 2.10).
Bei schwingender Beanspruchung nimmt die zum Schwingbruch führende
Lastspielzahl N rur abnehmende Spannungshorizonte zu. Bei Erreichen eines
Spannungshorizontes crAD wird schließlich eine gegen unendlich gehende Last-
spielzahl ertragen. Dieser Übergang zur "Dauerschwingfestigkeit" wird bei N =
106 ••• 10 7 Lastwechseln beobachtet, d.h. die meisten Maschinen wie Motoren und
durch sie angetriebene Arbeitsmaschinen überschreiten diese Grenzlastspielzahl
nach wenigen Tagen, sie sind also nach "Dauerfestigkeit" auszulegen. Durch die
Unterdrückung des Zeitparameters wird auch fur diese Fälle eine ,,sicherheitsbe-
rechnung" möglich. Dieses Dauerfestigkeitsverhalten der metallischen Werkstof-
fe, welches durch abnehmende Ausschlagfestigkeiten bei zunehmender Mit-
telspannung gekennzeichnet ist, lässt sich in sog. Dauerfestigkeitsschaubildern
darstellen (vgl. Abb. 2.l1).
Zeitfestigkeit Dauerfestigkeit
gLastspielzahl N
a b
0"
O"B
.................
O"s
O"a
O"a
O"w O"w
O"m
O"w O"u O"w
O"B+-------c.'
0" s +-----r---/
N
pE
~E
b~
(JbW =240
crzdW =190
1'tF=190 /J - Biegung
l' tW =140 Zug / Druck
-L.--F--- Torsion
Abb. 2.13. Dauerfestigkeitsschaubilder flir St50 bei Biegung, Zug/Druck und Torsion
aufzubereiten. Das Versagen wird durch die Ausschlagspannung GA und die Mit-
telspannung GM (sie soll hier vorübergehend mit großem Buchstaben als Index
versehen werden) entsprechend dem Smith-Diagramm gekennzeichnet, analog
durch TA und TM bei Torsion.
Die in Abschn. 2.1 angestellten Überlegungen sind hier sowohl auf die Aus-
schlagspannungen als auch die Mittelspannungen anzuwenden, d.h. es muss davon
ausgegangen werden, dass Sicherheiten für die Spannungsamplitude und fur die
Mittelspannung anzugeben sind. Es gilt
S = GA TA
a bzw.
Ga Ta
(2.9)
S m = GM TM
bzw.
Gm Tm
Überlastfall I
Die mittlere Belastung und damit die Mittelspannung Gm ist klein im Vergleich zur
Streckgrenze Gs bzw. sie kann sicher bestimmt werden. Ungleich "unsicher" sei
etwa durch mögliche Resonanzschwingungen die Amplitude. In diesem Fall wird
nur Sa entsprechend groß vorgegeben; für die Mittelspannung genügt die Sicher-
heit Sm = I. Die Abb. 2.14a veranschaulicht diesen Fall im Smith-Diagramm.
Überlastfall 2
Beide Sicherheiten sollen gleich groß sein, wenn davon ausgegangen wird, dass
Mittelspannung Gm und Amplitude Ga gleich "unsicher" sind. Die Sicherheit
18 2 Auslegung von Konstruktionselementen
Überlastjall 3
Die Spannung O'm und O'a sind in der Weise unsicher, so dass O'u = const. bleibt
(vgl. Abb. 2.14c) und schließlich als
allgemeiner Fall
für ein bestimmtes Verhältnis SalSm, für das der Schnittpunkt durch den Abstand a
auf der Abzisse festgelegt werden kann (s. Abb. 2.14d).
In der Regel wird sich der Bearbeiter rür den Lastfall 1 oder 2 entscheiden.
a b
CJ CJ
CJ m
c d
CJ CJ
CJ m CJ m
(2.10)
(2.11 )
Für die Schwellfestigkeit gilt Gm = Ga, d.h. für den Überlastfall 1 kann vereinfacht
mit
(2.12)
gerechnet werden.
Nach diesen Ausführungen zur Anwendung der "Überlast fälle" wird es erforder-
lich, prinzipielle Überlegungen zur Zweckmäßigkeit der weiteren Vorgehensweise
anzustellen.
Insbesondere das Auftreten örtlicher Spannungsspitzen an Kerben wie Quer-
schnittsänderungen an Stäben, Bohrungen, Nuten u.a. führen auf die Unterschei-
dung zwischen Sicherheitsbestimmung nach dem
bzw. dem
Nennspannungskonzept.
Da die Störung in geringem Abstand von der Bohrung rasch abklingt, kann mit
Hilfe der "Kirsch'schen Lösung" auch die Auswirkung einer Querbohrung z.B. in
einer Welle auf die örtlichen Spannungen abgeschätzt werden.
Definieren wir die Spannungserhöhung am Kerbrand gegenüber dem Nenn-
spannungszustand durch
(2.13)
ak ... Formzahl,
so kann fUr die Querbohrungen bei kleinem Durchmesser gegenüber dem Wellen-
durchmesser fUr Zug und Biegung mit akz = akb = 3.0 gerechnet werden.
Für Torsion steigt die örtliche Spannungserhöhung auf akt = 4.0 , wie aus der
Überlagerung des zweiachsigen Hauptspannungszustandes (vgl. Abb. 2.16) leicht
zu erkennen ist.
2.5 Örtliche Spannungen 21
a b
Abb. 2.16. Spannungserhöhung in einer Welle mit Querbohrung. a Zug bzw. Biegung;
b Torsion
-~- ~-
a b c
@j-
Abb. 2.17. Anrisse an Schmierbohrungen in Kurbelwellen. a Biegebeanspruchung;
b Torsionsriss infolge schwingender Überlastung; c Torsionsriss bei Wechsel- Schwing-
banspruchung
F Mt
Abb. 2.18. Kerben an Schulterstab und Welle
22 2 Auslegung von Konstruktionselementen
C")
~
0
6
Ukb 0.08
5 0.1
0.15
4 0.2
M{ )M b
3
0.3
0.5
1
2 2
5
10
0.6 0.8 1.0
bIß
Abb. 2.19. Formzahl akb bei Biegebeanspruchung des abgesetzten Flachstabes (nach [64])
(weitere Beanspruchungen und Formen s. Tafel IV des Anhanges A)
("I)
~
0
6
0.05
akt
5 0.07
0.1
M.(OOnJM. 4
0.15
0.2
3 0.3
0.5
2 1
2
5
10
1 0.3 0.2 0.1 0
tlD
Abb. 2.20. Formzahl akt bei Torsionsbeanspruchung der gekerbten Welle (nach [64])
(weitere Beanspruchungen und Formen s. Tafel IV des Anhanges A)
2.5 Örtliche Spannungen 23
Besonders gefahrlieh sind ,,spitzkerben", wie sie mit der Gewindegeometrie ver-
bunden sind. Die Kerbwirkung erhöht sich am belasteten Gewinde infolge der
Umlenkung der "Kraftlinien" um den Kerbgrund (vgl. Abb. 2.21). Die Formzah-
len dürften die Größenordnung von Uk = 6 ... 9 erreichen.
Folgen wir der bisherigen Vorgehensweise beim Berechnen der Sicherheit, so darf
die örtliche Spannungserhöhung die zum Versagen führenden Beanspruchungen
nicht überschreiten. Es gilt also
(J vers.
S= (2.14)
a . (J nenn.
• Streckgrenzenüberschreitung und
• Bruch infolge statischer bzw. ruhender Beanspruchung
anzuwenden (vgl. Abb. 2.23). Beim Versagen durch Schwingbruch sind neben der
durch Spannungen ausgedrückten Beanspruchung Einflüsse wie Oberflächenrau-
igkeit, der Spannungsgradient und die unterschiedliche Kerbempfindlichkeit der
Werkstoffe zu berücksichtigen. Praktische Erwägungen bei der experimentellen
Ermittlung dieser Einflussgrößen und insbesondere der unterschiedliche Schädi-
gungseinfluss von Mittelspannung und Ausschlaggrößen haben zur Entwicklung
des sog. "Nennspannungskonzeptes" geführt, welches für stabförmige Bauteile
gegenwärtig dem Konzept der örtlichen Spannung überlegen ist.
Probestäbe --(prüfbelastung)
Nennspannung
örtliche Beanspruchung
örtliche Vergleichsspannung
Schwingfestigkeits-
Mittelspannung schaubilder
Ausschlagspannung
Sicherheit gegen
Gewaltbruch bzw. Fließen
Sicherheit gegen
Schwingbruch
Wir kennen bereits einige Hinweise, dass nicht die Spannung allein für den
Schwingbruch verantwortlich ist. Wie sollten die wesentlich höheren ertragbaren
Beanspruchungen bei Biegung gegenüber denen bei ZuglDruck-Beanspruchungen
erklärt werden?
Bekannt ist die Hypothese, dass auch das Spannungsgefälle den Schwingbruch
beeinflusst. Entsprechende Versuche zeigen, dass das sog. "Bezogene Schwin-
gungsgefälle" X
I da
x=-_·- (2.15)
aRand dn
wirksam wird.
Wird in Analogie zur Formzahl Uk eine Kerbwirkungszahl
definiert, so ergibt sich für gehärtete Stähle eine Übereinstimmung von Uk und ßk,
während für elastisch - plastische Stähle Uk > ßk gilt. Wir erkennen damit als wei-
teren Einfluss eine Abhängigkeit vom Werkstoff.
Da diese Ermüdungsvorgänge weit unterhalb der Streck- oder Fließgrenze
wirksam werden, muss es infolge des Spannungsgefälles zu intermolekularen und
interkristallinen Ausgleichsvorgängen kommen, die die Spannungsspitzen abbau-
en und benachbarte Werkstoffbereiche stärker beanspruchen (vgl. Abb 2.24). Die-
se Erscheinung wird auch als Stützwirkung bezeichnet.
crk
wirksame
'" bruchwirksame
Kerbspannung Biegespannung
a b
(2.17)
(2.18)
berechnet werden. Aus dem Vergleich zwischen bekannten Uk und ßk lassen sich
in Tabelle 2.3 zusammengestellte Kerbempfindlichkeiten l]k ableiten (vgl. auch
Tafel IV.3 des Anhanges A).
Eine weitere, sich zunehmender Anwendung erfreuende Methode, wurde von Sie-
bel [61] entwickelt. Sie definiert eine Stützziffer n die vom bezogenen Span-
nungsgefalle und von der Werkstofffestigkeit abhängig ist (s. Abb. 2.25 und Tafel
IVA des Anhanges A).
ßk--uk
-, (2.19)
n
Wir empfehlen folgende Methoden, wobei die Reihenfolge als Wertung verstan-
den werden soll.
n crs
200
N/mm 2
300
~ :: t-....,...':.-t-:--r·'-;;'··;f"7..,...
·: -tV .. ~·: =;;t-7
--....,::;:I ":': ±~;:i;~.=..I~
_···:....···rl...,..., 400
1.3 ... ..; .. / ··i)·--t,~~ .,;. ,
1.2 ,.;., . / . ~ ~ .: ,........ ....... . 600
' Z~ 7 4' I ,:,,,: ., ... ,.
800
1.1 I ~~ < .. :..... , ...... . 1000
1.0
2 3 4 5 6 7 8 9 10
bezogenes Spannungsgefälle X* [mm- 1j
Abb. 2.25. Stützziffer n als Funktion des bezogenen Spannungsgefälles (vgl. Tafel IV des
Anhanges A)
(2.20)
0.5 .. ;" ... , I'; , ' : ' '-:?-N-~ ': 160 (Walzhaut)
. -.~ ....... . .. ., .. ., ...:' . ... . ... .
~' ~' ~ ~
OA J--7-+-~-:--t-;-t--"-+-~-;--t-':-t--"-1-'-+-;--t--'---t
I·..:.. :.... ·i·,
0 . 3 ~~~~~~~~~~~~~~~~
I
k g =a · -+b (2.21 )
d
in der a und baus kg = 1für d = dProbe und kg = koo für d ~ 00 zu bestimmen sind.
Der maximale Größeneinfluss k m kann z.B. aus
(2.22)
(2.23)
Eine Auswertung der GI. (2.22) und (2.23) ergibt die in Abb. 2.27 dargestellten
Kurvenverläufe. Dem geometrischen Größeneinfluss können sich technologische
Einflüsse durch Einsatzhärtung oder Vergütung überlagern (vgl. Anhang A, Tafel
IV.6), sodass k=kg . k t zu bilden ist.
2.6 Einflüsse auf die Schwingfestigkeit, Nennspannungskonzept 29
k 1.0
as
9 o. 9 +---+~~'+----1---.,..+-",--+--'-+-''-+-'-+----l
0.8 /1400
........ -1000
0.7 . -600
•... "400
0.6
N/mm 2
0.5 +----L---+-'--'---+----L~+---+---+~+---l
2 3 4 5 6 7 8 9 10
d/d Probe
Abb. 2.27. Geometrischer Größeneinflussfaktor kg für Biegung und Torsion
(JA
(JAK =--, (2.25)
Yk
wobei gegenüber dem Konzept der örtlichen Spannungen zu beachten ist, dass die
Mittelspannung (Jm eine fiktive Spannung ohne Umrechnung bleibt. Die prinzi-
pielle Vorgehensweise nach dem "Nennspannungskonzept" ist der Abb. 2.29 zu
entnehmen. Bei der Anpassung des Smith-Diagramms kann eine Streckgrenzener-
höhung infolge Verfestigung im Kerbbereich berücksichtigt werden durch
30 2 Auslegung von Konstruktionselementen
(2.26)
Ist Uk nicht bekannt, so liegt man mit Uk = ßk auf der "sicheren Seite".
cr cr
a b
Abb. 2.28. Reduktion des Smith-Diagrammes. a Einfluss von Kerben auf die Ausschlagfes-
tigkeit; b Erhöhung der Streckgrenze im Kerbbereich
! !
Reduktionsfaktoren ( Schwingfestigkeitsschaubilder
Kerbform (Zug/Druck, Biegung, Torsion)
Oberfläche
Größeneinfluss
...
Nennspannungen
(Zug/Druck, Biegung, Torsion)
Mittelspannung IAuSSchlagspannung
(
l
reduzierte Schwingfestigkeitsschaubilder
(Kerben,Oberflächeneinfluss, ... )
1
l
[ Teilsicherheiten
~
1
( Gesamtsicherheit
)
Abb. 2.29. Festigkeitsnachweis nach dem Nennspannungskonzept ftir stabförmige
Bauteile mit schwingender Beanspruchung
2.7 Zusammengesetzte oder kombinierte Beanspruchung 31
o
0"2 (2.27)
o
beschrieben werden kann.
Das Problem besteht nun darin, das Schädigungsverhalten des allgemeinen Span-
nungszustandes zu vergleichen mit der an Probestäben i.d.R. rur ZugIDruck oder
Biegung oder Torsion ermittelten Versagensspannung.
Für dieses Grundproblem der Festigkeitslehre wurden mehrfach Hypothesen
entwickelt. Die älteste geht auf Galilei (um 1600) zurück, der die größere Haupt-
spannung 0"\ stets rur das Versagen verantwortlich macht, d.h. es gilt
Hier gilt
(2.29)
Sie sagt aus, dass der Werkstoff versagt, wenn am Probestab ein Element die glei-
che Gestaltänderungsenergie aufnimmt wie das Bauteil bei mehrachsiger Bean-
spruchung. Für die Aufstellung dieser Hypothese gingen v.Mises und Huber von
der Überlegung aus, dass eine hydrostatische Beanspruchung (j, = (j2 = (j3 = P
zumindest im Druckbereich nicht zum Versagen fUhrt.
Die Gestaltänderungsenergie ist also die um den hydrostatischen Anteil ver-
minderte allgemeine Deformationsenergie. Für den dreiachsigen Spannungszu-
stand gilt, auf die Ableitung soll hier verzichtet werden (vgl. z.B. [44]),
(2.30)
(2.31 )
Mit GI. (2.7) ergeben sich dann aus der Schubspannungshypothese und der Ge-
staltänderungsenergiehypothese die sehr ähnlichen Formen
2 ,2
l=~+ xy (2.35)
Gy 2 Gy 2/ a 2
2.7 Zusammengesetzte oder kombinierte Beanspruchung 33
wird eine Ellipse erkennbar, deren Halbachsen mit den zum Versagen führenden
Spannungen O"B oder o"s bzw. '"CF identifiziert werden können (s. Abb. 2.30).
'I xy
Versagensgrenze
CJvers .= CJv
~/ (Zug/Druck
'f. oder Biegung)
Diese Bruch- oder Versagensellipse ist gut bestätigt. Der Gedanke der Erweite-
rung ihres Gültigkeitsbereiches auf schwingende Beanspruchung wurde von
Gough/ Pollard [34] zumindest für Wechselbeanspruchung nachgewiesen.
Sind Versuchswerte O"vers. bzw .• vers. für die Halbachsen bekannt, so kann a aus
GI. (2.35) bestimmt werden. Es gilt:
O"y
't xy = - - = 't vers. für 0" x = 0 (2.37)
a
0"
a=~ (2.38)
't vers .
d.h. die Hypothese lässt sich an die jeweils zutreffende Versagensart anpassen.
So kann z.B. gesetzt werden
crv = crzd
2
+ (
~
crB J
2
·'tt
2 (2.40)
(2.41)
Wird von der Zulässigkeit der Addition von Zug- und Biegespannungen ausge-
gangen, so gilt
(2.42)
(2.43)
, crB
a=aB=- bzw.
'tB
Hier tritt ein weiterer Schwierigkeitsgrad hinzu, da auch für die Mittelspannung
eine Vergleichsspannung zu bilden ist. In Analogie zu Gl. (2.43) gilt für die
Zug/Druck-Vergleichsspannung mit den Nenn-Mittelspannungen
(2.44)
Weiter können sinngemäß (JbmV und 'bmV gebildet werden. Einfacher gilt aber
auch
(2.47)
(2.48)
Ingenieurmäßig übersichtlicher ist ein Weg, der über Teilsicherheiten zur gleichen
Gesamtsicherheit ruhrt.
Dividieren wir die Gi. (2.47) durch O"zdAK (d.h. genau den Wert, mit dem der Si-
cherheitsnachweis zu ruhren ist!), so erhalten wir nach Quadrieren
(2.49)
Die einzelnen Quotienten dieser Gleichung sind jeweils die Kehrwerte von Sicher-
heiten, sodass auch geschrieben werden kann
(2.50)
1 1 1
-=--+--
S2 S 2 S 2 (2.51 )
cr 't
bekannt.
Die Gleichung eröffnet einen Weg zur übersichtlichen Berechnung der Gesamtsi-
cherheit, indem die Teilsicherheiten rur jede Beanspruchungsart zunächst getrennt
nach den in Abschn. 2.6 angegebenen Methoden aus den rur den Kerbfall redu-
zierten Smith-Diagrammen berechnet werden. Dabei können rur die Teilsicher-
heiten auch unterschiedliche Überlastfälle zugelassen werden.
Gleichung (2.50) lässt sich in anschaulicher Weise auch aus der Versagensellipse
(s. Abb. 2.30) herleiten.
Gehen wir davon aus, dass die vorhandenen bzw. zulässigen Spannungen
(s. Abb. 2.31) kleiner als die Versagensspannungen sein müssen, lässt sich ein
"zulässiger Bereich" im Innem der Versagensellipse abgrenzen.
Wird die Versagensellipse auf den Achsen durch O"vers. bzw.•vers. relativiert,
geht die Versagensellipse in einen Versagenskreis (r = 1) über und wir erkennen
"die Kreise der zulässigen Spannungen" als Kehrwert der Sicherheit. Mit Hilfe des
Pythagoras ergeben sich die GIn. (2.51) bzw. (2.50) auch auf anschaulichem We-
ge.
Am Beispiel 2 des Anhanges wird auch der Rechnungsweg über die Teilsicher-
heiten demonstriert.
2.7 Zusammengesetzte oder kombinierte Beanspruchung 37
l' vorh.
T vers .
b
Abb. 2.31. Weiterentwicklung der Versagensellipse. aVersagensellipse mit zu!. Bereich;
b Sicherheitskreis
(2.52)
werden mit Hilfe der GI. (2.30) die Vergleichsspannungen rur Mittelwert und
Ausschlagspannung O'Vm und O'v berechnet. Im für den Werkstoff zutreffenden
Dauerfestigkeitsschaubild kann die Sicherheit entsprechend dem vorliegenden
Überlastfall bestimmt werden.
Im Vegleich zum Nennspannungskonzept fiir stabförmige Bauteile sind kleine-
re Sicherheiten zu erwarten bzw. das Bauteil wird bei gleicher Sicherheit überdi-
mensioniert. Die Ursachen sind unschwer in der Nichtberücksichtigung des inter-
molekularen Spannungsausgleiches infolge des Spannungsgefälles zu erkennen.
Hier werden die gegenwärtigen Grenzen des Konzeptes der örtlichen Spannungen
und die Notwendigkeit entsprechender Forschungsarbeiten offenbar.
Diese Aussage trifft insbesondere auf die Vergleichsspannungshypothesen zu.
Dabei ist der im Abschn. 2.7 abgeleitete Weg über die Berechnung der Gesamtsi-
cherheit aus den Teilsicherheiten durch die Praxis zumindest rur den Bereich des
Maschinenbaus zur Kombination von O'x und 't xy im Sinne des Nennspannungs-
konzeptes gut bestätigt.
2.8 Vergleichsspannung und Sicherheitsnachweis 39
(2.53)
geschrieben werden. Die Auftragung in Abb. 2.32 zeigt, dass typische Anwendun-
gen des Maschinenbaus wie Wellen und "reine" Torsion im Bereich CiiCiI< I auf
einsehbare und experimentell bestätigte Werte führen.
reine Torsion
----~------~~----~--~~
Wellen
Andererseits ist der Bereich 0 < Ci2/CiI< I mit Civ/Cil< 1 kaum richtig, wie z.B. aus
dem Behälterbau bekannt ist. So ist es sehr zu begrüßen, dass zahlreiche jüngere
Publikationen das Problem der Vergleichsspannung aufgreifen bzw. mit sog. "In-
teraktionsformeln" versuchen, diese Aufgabe zu lösen.
Aus später noch erkennbaren Gründen soll jedoch an der klassischen Sicherheit
festgehalten werden, auch wenn sie sehr kritikwürdig ist.
40 2 Auslegung von Konstruktionselementen
Im Abschn. 2.1 haben wir die Sicherheitszahl S als Quotienten aus zum Versagen
führender Belastung oder Beanspruchung und den tatsächlich vorhandenen Grö-
ßen definiert. Nach den bisherigen Überlegungen unterscheiden wir
Grundsätzlich wird die Sicherheit als Zahl > I definiert. Aus praktischer Erfah-
rung und nach einschlägigen Vorschriften werden "erforderliche Sicherheiten" in
der Größenordnung
zu dokumentieren ist.
Mit den nachfolgenden Überlegungen sollen die Einflüsse auf die "erforderliche
Sicherheit" verdeutlicht werden. Dabei wird der klassische Sicherheitsnachweis
eine kritische Wertung erfahren.
Die Sicherheitszahl entsprechend der o.g. Definition verbindet stets zwei unab-
hängige Gruppen von Einflussgrößen, die statistischen bzw. wahrscheinlichkeits-
theoretischen Verteilungen unterliegen.
_
. Maßhaltigkeit
·Oberflächengüte
1
H (B vers ) - f [ . .
. . W erkst~.~fqUahtät
. Windlasten ;
H(BvorhJ= f [ ·Seegangslasten .
. Umweltemf lüsse
Abbildung 2.32 verdeutlicht, dass ein Schaden immer dann auftritt, wenn ein
Bauteil statistisch geringerer Festigkeit statistisch große vorhandene Belastung
aufnehmen muss.
I H (B vorh.)
H Schaden
Bvorh. B vers.
Abb. 2.33. Schädigungs bereich infolge Schneidung der Verteilungen für Bvorh und Bvcrs .
2. Verringerung der Streubreite flir Bvers . bei konstantem Bvorh . Das kann durch
verbesserte technologische Bedingungen erreicht werden, die natürlich eben-
falls kostenintensiv sind (Abb. 2.34b).
Die Maßnahme 5 ist besonders dann sinnvoll, wenn eine extreme "Lastannahme"
getroffen werden müsste.
Bvorh B vers. B
a
B
b
Auswirkung verbesserter
H
Gütekontrolle
Bvorh. B vers. B
c
B
d
Auswirkung von
H Überlastschutz
Bvorh. B
e
a b c
Xi = Bi Xi =ti Xi = hvi
Abb. 3.1. Histogramme statistischer Verteilungen. a Bauteilversagen als Funktion der Be-
lastung; b Ventilsitzausfall als Funktion der Nutzungsdauer; c Verschleiß von Gleitsteinen
als Funktion der Verschleißhöhe
Wesentlich für die Aufbereitung ist die Abschätzung der Streu- oder Variations-
breite T
T = x max . - xmin. (3.1)
Die Klassenzahl k richtet sich dabei nach dem Umfang der Ereignisse n. Für die
Auswertung hat sich
als günstig erwiesen. So wird in Form eines sog. Histogramms die Auftragung der
absoluten Klassenhäufigkeit Hj oder besser durch Bezug auf n die relative Häufig-
keit
H·
h. =_J .100% (3.4)
J n
als Funktion von Xj möglich (vgl. Abb. 3.2), wobei Xj die jeweilige Klassenmitte
kennzeichnet.
Hj hj
80
80 1,00
70
60
50
40 0,50
30 Summenhäufigkeit
20
10
x =Xj
Abb. 3.2. Diskrete Verteilungsfunktion mit Summenhäufigkeit
46 3 Schädigung und Versagen technischer Gebilde
Die Verteilungs funktion wird gekennzeichnet durch den Mittelwert X und die
mittlere quadratische Abweichung (Standardabweichung) s bzw. die Varianz S2.
Der Mittelwert errechnet sich aus den Einzelmerkmalen nach
_
X=_·
1
LXi
n
(3.5)
n i=1
(3.6)
(3.7)
bzw.
k k
s2 = ~. L (x j - xf .H j = L (x j - x: f .h j. (3.8)
j=! j=!
(3.9)
bzw.
(3.10)
Die Zuverlässigkeitstheorie betrachtet das Versagen als Funktion der Zeit t oder
daraus abgeleiteter Funktionen. So sind z.B. die in Abb. 3.1 dargestellten statis-
tischen Verteilungen für den Ausfall auch als statistische Verteilungen in Abhän-
gigkeit von der Zeit t beschreibbar.
Übliche Funktionen der Zuverlässigkeitstheorie sind
Die Dichtefunktion g(x) beschreibt den Ausfall analog den in Abschn. 3.1 be-
nutzten Histogrammen als Grenzfall t.x = t.t --+ U (vgl. Abb. 3.3). Das Integral
der Dichtefunktion g(x) über der Zeit ergibt den Ausfallanteil a(x) mit
Der Anfangsbestand No, vermindert um den Ausfallanteil a(x), wird als Bestand-
anteil N(x)
bezeichnet, der bezogen auf den Anfangsbestand die sehr wichtige Zuverlässig-
keitsfunktion R(x) darstellt
I
R(x)= N(x)=I _ _ xfg(x) dx. (3.14)
No No
X=O
48 3 Schädigung und Versagen technischer Gebilde
x*
~
Cl
a(x) = j9(X) dx
C
o o
~
-
C
:::J
Ql
E()
Ci
x* x
- - - - - - - -
I
X-
cu X-
cu, ~a(x)
"w
c
~
z
11
0
~ ~
(/) Z
«
:::J
x* x
_ -1 "d R(x)
A(X) - R(x) dx
x* x
Eine Analyse von Bauteilen bzgl. ihrer Ausfallrate über die gesamte Nutzungs-
dauer ergibt i.d.R. einen typischen und für alle technischen Gebilde zumindest
qualitativ wiederkehrenden Verlauf (vgl. Abb. 3.4), der wegen gewisser Ähnlich-
keit als "Badewannenkurve" bezeichnet wird.
A,(x)
x
Abb. 3.4. "Badewannenkurve" für das Ausfallverhalten technischer Gebilde
Die wohl gebräuchlichste Verteilungs funktion geht auf Gauß zurück, der aus
Fehleruntersuchungen die Funktion - wir schreiben sie als Dichtefunktion g(x) -
den Zusammenhang
_ (x-xf
g(x)= ~.e 28 2 (3.17)
Sv 2n
fand. Die Größen x und S2 sind dabei der in Abschn. 3.1 bereits erläuterte Mittel-
wert und die die Streubreite charakterisierende Varianz, die für die Gaußfunktion
besonders einprägsam sind. Wegen der Symmetrie der Funktion befindet sich x
an der Stelle des Maximums, während s durch die Lage des Wendepunktes be-
stimmt ist (vgl. Abb. 3.5).
g(x)
x
Abb. 3.5. Gauß'sche Verteilungsfunktionen mit unterschiedlicher Standardabweichung s
und gleichem Mittelwert x
+00
fg(x) dx = 1. (3.18)
-00
Die Gaußverteilung hat aber auch Nachteile: Sie ist von - 00 bis + 00 definiert und
außerdem für unsymmetrische Verteilungen nicht geeignet. Der erste Mangel kann
dadurch behoben werden, dass die Gaußverteilung für l·s; 2 ·s;3·s -Bereiche oder
in der technischen Anwendung meistens durch den lO%-Flächenbereich begrenzt
wird. Die weiteren Funktionen wie Zuverlässigkeitsfunktion R(x) und Ausfallrate
A(X) lassen sich nach den GIn. (3.11) bis (3.16) berechnen (vgl. Abb. 3.6).
3.2 Grundlagen der Zuverlässigkeitstheorie 51
Gauß-Verteilung Weibull-Verteilung
g(x) g(x)
1.5 f--.-----:-::-.-----, 2.0 +----.-.-----,---.----,
1.5 #-'-,-+..,.-+\--1--+---I
1.0 t--~b-:-ll_::>+tt_+_--;
1.0 M--++--+\I,....--I--+----;
0.5 t----:-JII--t--~~--I
(x-x:f
fe
+00 _
R(x)= fhl 2 S2
S 21t x
R(x) R(x)
1.00 .............-.,,------r-,-----,
A(X)= g(x)
R(x) A(X)= a· ß .(a. x) ß-\
A(X) A(X)
10t---,--,--,-ro 5+----,---r-r----r---.-~
4-1--+-III--+-..,.jL---l
3*--+___I~~~~---;
2++--+-/-,,.jL--+--+----l
O~~--+--~--+-_
o 0.5 1.5 2 X
0.5 1.5 2 2.5 X
ron
99 , ~5
99,5
aa
00
(x+2s) 97,72 ~~
~.
~~
'3'-1
roro
(X+s) 84,13 - -
8C
-
~
~ ~
"Qi
.><:
0>
60"
<.:
,iil (x) 50
.s::.
c
<Il 4V
E
E JO
::J
C/)
LU
(X-s) 15,87 -
1~
t:.
,.,
(x-2s) 2,28 .
v
....
O ,~
0'"
(x-3s) 0,135 · -
0,1
0,:::5
0,02"
:-s X+s
Wir wollen auf zwei weitere fur die technische Anwendung besonders relevante
Verteilungen eingehen.
Für zufällige Ausfälle hatten wir bereits im Zusammenhang mit der "Badewan-
nenkurve" (vgI. Abb. 3.4) den Sonderfall
(3.22)
Diese wurde von Weibull durch Einfuhrung eines weiteren Parameters anpas-
sungsfähiger gemacht. Es entsteht die nach ihm benannte Weibull-Verteilung
(3.23)
wenn außerdem 'A durch a ersetzt wird. Auch diese Funktionen sind in Abb. 3.6
dargestellt. Wir erkennen die besondere Eignung der Weibull-Funktion fur un-
symmetrische Verteilungen sowie fUr abfallende und aufsteigende Verläufe der
Früh- und Spätausfälle. Ein charakteristischer Punkt liegt fur a· x = 1 mit dem
Wert R(x) = 0,368 bzw. F(x) = 0,632 vor. Bemerkenswert ist außerdem, dass für
ß = 3.4 eine Weibullverteilung mit großer Ähnlichkeit zur Gaußverteilung vor-
handen ist. Bezüglich weiterer Ausfuhrungen zur Weibull-Verteilung wird auf [4]
verwiesen.
In der praktischen Arbeit fallen die Verteilungen meist als Histogramme (vgI.
Abschn. 3.1) an und es sind die Verteilungen anzupassen. Ist der Verteilungstyp
bekannt, lassen sich Mittelwert und Varianz berechnen.
Die Entscheidung über den Verteilungstyp kann im sog. "Wahrscheinlich-
keitspapier" vorgenommen werden. In Abb. 3.7 erkennen wir die Auftragung der
Summenhäufigkeit in einem Koordinatensystem mit derart verzerrter Auftragung,
dass die Summenhäufigkeit eine Gerade ergibt. Ähnliches Auftragungspapier gibt
es auch fur die Weibull-Verteilung. Dabei ist es eine subjektive Entscheidung, ob
die Abweichungen der eingetragenen Punkte als zulässig bewertet werden.
54 3 Schädigung und Versagen technischer Gebilde
Zugleich können Mittelwert und Varianz bzw. bei der Weibull-Verteilung die Pa-
rameter a und ß sofort abgelesen werden (s. Tafel IX.2.1 und Beispiel 8 und 9 des
Anhanges B).
Natürlich existieren auch Rechenprogramme, die diese Aufgabe als Ausgleichs-
rechnung nach dem "Minimum der Abstandsquadrate" ausfuhren. Jeder bessere
Taschenrechner erledigt heute derartige Routinen. Bezüglich weiterer Verteilungs-
funktionen wird auf entsprechende Nachschlagewerke verwiesen (vgl. z.B. [36]).
3.2.3 Systemzuverlässigkeit
Von der Festigkeitslehre her ist bekannt, dass Bauteile mehrere gefährdete Quer-
schnitte aufweisen können. Auch die Anordnung einer größeren Anzahl gleicher
oder ähnlicher Elemente wie mehrere Wälzlager in einem Getriebe, fur die die
Einzelzuverlässigkeiten bekannt sind, muss bzgl. Lebensdauer und Zuverlässigkeit
berechnet werden können. Es ist die Frage nach der Gesamt- oder Systemzuver-
lässigkeit des technischen Gebildes zu beantworten.
In der Theorie der Zuverlässigkeit von Systemen wird unterschieden zwischen
Serien- und Parallelsystemen (vgl. Abb. 3.8).
-:-~
x
b
- - - - - I
---
x
(3.24)
TI RJx).
n
R ges.(x)= (3.25)
i=!
Für das Parallelsystem, d.h. für den Fall der Funktionsübernahme durch Nachba-
relernente, wird zweckmäßig in der Überlegung vom Ausfallanteil ausgegangen.
In Analogie zum Seriensystem sind die Systeme ausgefallen, für die der Anteil
al(x) mit a2(x) gekoppelt war, d.h. es gilt
(3.26)
Mit den Gin. (3.11) bis (3.15) ergibt sich nach Umrechnung auf die Zuverlässig-
keitsfunktion und Erweiterung auf n Elemente
TI (1 - R (x)).
n
R ges. (x) = 1 - i (3.27)
i=!
Für redundante Systeme erhöht sich also die Gesamtzuverlässigkeit, wie in Abb.
3.8b erkennbar ist.
56 3 Schädigung und Versagen technischer Gebilde
i----------l i : i
1 ~1-rrY
1 1
L __________ J ~-------~ 1
~-------~ 1
1 ' 1
Technische Gebilde sind während ihrer Nutzung - und dazu kann auch der Still-
stand gehören - ständig einer Schädigung unterworfen.
Erreicht die Schädigung Grenzen, die eine FunktionserfUllung nicht mehr ge-
währleisten, so wird die Schädigung als Versagen bezeichnet.
Die Häufigkeit des Versagens infolge Schädigung nimmt mit der Nutzungsdau-
er i.d.R. progressiv zu.
Das Versagen infolge Schädigung ist den in Abschn. 3.2.1 im Zusammenhang
mit den Grundlagen der Zuverlässigkeitstheorie dargestellten Spätausfällen (s.
Badewannenkurve in Abb. 3.4) zuzuordnen.
Im Unterschied zu den dort ebenfalls erwähnten Frühausfällen, die vorwiegend
durch den Fertigungsprozess verursacht werden und den meist bedienungsabhän-
gigen zufälligen Ausfällen, sind es die Spätausfälle, die fUr die Auslegung von
3.3 Mathematische Beschreibung von Schädigung und Versagen 57
B = f(L)
1
B=C·- (3.29)
L
(3.30)
(3.31 )
(3.32)
bevorzugen.
3.3 Mathematische Beschreibung von Schädigung und Versagen 59
Mit Rücksicht auf das Versagen durch Verschleiß und Korrosion und neuere For-
schungen, die eine exakte "Dauerfestigkeit" in Frage stellen, sollen im Weiteren
die Begriffe
• Kurzlebigkeit
• Langlebigkeit und
• Sofortausfalle
beschreiben, wenn die Konstanten für beide Bereiche unterschieden werden. Die
Dauerfestigkeit ist als Sonderfall b ~ 00 enthalten, während das Fehlen der Lang-
lebigkeit und auch der Dauerfestigkeit durch a = b gekennzeichnet wird (vgl. Abb.
3.12). Letzteres trifft insbesondere für die noch zu behandelnde komplexe Schädi-
gung des Wälzlagers (s. Abschn. 3.3.6), wie auch für Verschleiß und andere
flächenabtragende Prozesse zu.
Sofort- 19 L
ausfälle Kurzlebigkeit Langlebigkeit
Für unsere Zwecke ist das Wöhlerdiagramm stets durch die Angabe des Streufel-
des für 10% vorzeitigen Ausfall (R=0.9) und 10% Überleben (R=O.1) zu ergänzen
(vgl. ebenfalls Abb. 3.12). Während für Ermüdungsprozesse i.d.R. an der Ordinate
die Beanspruchung B in Spannungen aufgetragen wird, muss für Verschleiß und
Korrosion von einer allgemeineren Deutung des Begriffes Beanspruchung ausge-
gangen werden.
60 3 Schädigung und Versagen technischer Gebilde
Es ist jedoch naheliegend, dass auch fUr Verschleiß und Korrosion eine Beanspru-
chung definiert werden kann, fiir die der empirische Ansatz der GI. (3.32) oder
GI. (3.33) gilt. Wenn auch eine natur- bzw. technikwissenschaftliche Ableitung
dieses Ansatzes schon aus Dimensionsgründen nicht gegeben werden kann, so ist
er fUr viele Schädigungsprozesse in guter Näherung zutreffend.
Gehen wir davon aus, dass eine Schädigung selbst als energetischer Prozess
aufgefasst werden kann, so ist den Schädigungen durch Ermüdung, Verschleiß
und Korrosion sicher gemeinsam, dass eine Energieumsetzung am Bauteil an be-
vorzugten Bereichen zu einer Akkumulation von Schädigungsenergie fUhrt, die
beim Überschreiten einer kritischen Grenze das Versagen des Bauteils bewirkt.
Schädigungen sind als irreversible Prozesse einzuordnen, auch wenn "Erholun-
gen" Z.B. bei Ermüdungsprozessen eine dieser Thesen entgegenstehende Erschei-
nung darstellen. Dementsprechend fUhrt die Akkumulation von Schädigungsener-
gie stets zu einer Entropiezunahme des einem Schädigungsvorgang unterworfenen
Volumenelementes. So liegt neben speziellen Untersuchungen der Versagensarten
Ermüdung, Verschleiß und Korrosion auch der Gedanke nahe, den Versuch einer
allgemeinen Betrachtung über die Schädigungsenergie zu unternehmen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist der diesbezügliche Erkenntnisstand nicht aus-
reichend, um in dem vorliegenden Buch durchgängig eine einheitliche Betrach-
tungsweise anzuwenden.
a b c
Die zeitliche Änderung der zur Ermüdung führenden Beanspruchung kann peri-
odisch schwingend oder mit unterschiedlicher Regellosigkeit stochastisch sein
(s. Abb. 3.14).
cr
a.) b.) c.) d.)
Zeit t
Nahezu alle in der Praxis auftretenden Ermüdungsschäden lassen sich bzgl. der
Zeitabhängigkeit ihrer Beanspruchung in das in der Abb. 3.14 dargestellte Schema
einordnen.
Während bis vor zwei Jahrzehnten die Werkstoffprüfung nur periodisch
schwingende Beanspruchungen simulieren konnte und sich dabei vorzugsweise
auf die Sonderfälle wechselnde Beanspruchung (O"m = 0) und schwellende Bean-
spruchung (O"m = 0".) beschränkte, ermöglichen modeme servohydraulische Prüf-
maschinen mit Prozessrechner praktisch die Simulation beliebiger Belastungs-
Zeit-Funktionen.
Die periodisch schwingende Beanspruchung wird zweckmäßig durch das An-
strengungsverhältnis
(3.34)
gekennzeichnet.
Für die Beschreibung der stochastischen Beanspruchung sind weitere solcher
Kenngrößen notwendig (vgl. Kap. 4). Bei der Schädigung durch Ermüdung sind
• der Anriss
• die Rissausbreitung und
• der Restbruch
62 3 Schädigung und Versagen technischer Gebilde
(3.35)
Lastwechselzahl N
Die Rissbildungsenergie steht dabei zweifellos mit der sog. Hysteresis beim Bean-
spruchungszyklus im Spannungs-Dehnungs-Diagramm (s. Abb. 3.16) im Zusam-
menhang. Der größte Teil dieser Hysteresis-Arbeit wird dabei allerdings in Wär-
me umgewandelt, die sich in einer Temperaturerhöhung der Probe äußert, sodass
eine Bestimmung der Rissbildungsenergie auf diesem Wege zumindest schwierig
sein dürfte. Andererseits deuten Erholeffekte darauf hin, dass Rissbildungsvor-
gänge nicht grundsätzlich irreversibel sind.
Bei zyklischen Spannungs-Dehnungsverläufen wird weiter ein Sättigungseffekt
beobachtet, der auf Gefügeumwandlungen zurückgeführt wird [27].
Die Gesamtheit dieser Erscheinungen stützt die Hypothese, dass Ermüdungs-
und Rissbildungsprozesse als Überlagerung von Entfestigung und Verfestigung
3.3 Mathematische Beschreibung von Schädigung und Versagen 63
und (3.33) zur Beschreibung der Wöhlerlinie voraus. Wesentlich ist die
Grenzkurve R = 0.9, die auch die fiir die Bestimmung der zur Sicherheitsbe-
rechnung notwendigen Festigkeitswerte enthält, d.h. auch ao und Na
(vgI. Abb. 3.l8).
4. Eine Normierung wird mit dem Punkt (ao und Na) vorgenommen (im Unter-
schied zum Normierungsvorschlag nach [36] (s. Abb. 3.l9), fiir den R = 0.5
verwendet wird.)
5. Auf der Grundlage der GI. (3.32) gilt mit dem üblichen Wöhlerkurvenexpo-
nenten a = k, der fiir die Neigung der Geraden in doppelt-logarithmischer
Auftragung kennzeichnend ist,
(3.36)
(3.37)
(3.38)
(3.39)
T = 0"0.\
cr (3.42)
0"0.9
(3.43)
Wöhlerdiagramme
I---------....:-------------~~---------------
- 1s~=Oc=h~a-s-ti-sc-h-e-~
periodische
Schwingbeanspruchung Blockprogramm L~eansprUChUng
cr cr cr
<Ja
<Ja
<Jm
a b
Go --
*
··_·---+---+--~-(JO.9
4.0
Q)
'0 ()
~
Ci. 372 Einzelversuche
E 2.0
<U
Cl
c:
.~
.c
u
(f)
o.k 2.5 3.6 5.2 •• •
Q)
c: 1.0 r=-1
• 0• • •••
• • TO'= 1.26
Q)
Cl
,=0 0 0 •
0
N
Q)
•
In
0.5
10 3 2 5 10 4 2 5 10 5 2 5 10 6 2 5 10 7
Schwingspielzahl N
Abb_3.19. Normierte Wöhlerlinie ftir Kerbstäbe aus vergütetem Stahl (nach [36])
1 f - - -- - - - - - - - - - = ' a :, . . . - - - - - - - b-oo
b =15
b = 10
b=3
1 N IN D (log)
oder wegen der Identität der Bezugsflächen bei FR und FN auch in Spannungen zu
definierende Reibungskoeffizient
(3.45)
U
FR =1']·_·A (3.46)
h
mit 1'] .. . Stoffkonstante, Viskosität
U .. . Relativgeschwindigkeit der Grenzflächen
h .. . Schmierfilmdicke
A .. . Reibungsfläche
beschreiben.
3.3 Mathematische Beschreibung von Schädigung und Versagen 69
( Reibung )
I
I I I I
Festkörperreibung Festkörperreibung Flüssigkeitsreibung Rollreibung
ohne Schmiermittel mit Schmiermittel bei Trennung der
Festkörper
0.5
:t Bewegungsreibung
"E
CI)
·N
;e ohne Schmiermittel
CI)
0
,
-'"
U>
\
Flüssigkeilsreibung
Cl
c:
::>
.c
.e;;
[l:
Rollreibung
Relalivgeschwindigkeil u
Die reine Flüssigkeitsreibung (ebenso die Gasreibung) ist die einzige verschleiß-
freie Reibungsart. Sie sollte neben der Rollreibung das technisch anzustrebende
Optimum darstellen. Die Schädigung des Bauteils wird am Verschleiß sichtbar
und messbar.
Auch der Verschleiß sollte systematisiert werden, wobei davon ausgegangen
wird, dass die relativ bewegten Oberflächen eine technologisch bedingte Anfangs-
rauigkeit aufweisen.
Die Oberflächen veränderungen lassen sich in drei wesentliche Kategorien ein-
teilen (vgl. Abb. 3.24).
Die erste Verschleißform, gekennzeichnet durch plastische Deformation mei-
stens einer der beiden Festkörpergrenzflächen, vermindert die technologisch vor-
handenen Oberflächenrauigkeiten. Der Glättungsvorgang wird durch einen sog.
"Härtesprung" durch Paarungen Stahl/Stahl bzw. Stahl/Lagermetall angestrebt,
wenn eine Trennung der Grenzflächen durch Flüssigkeitsreibung nicht oder nur
unvollständig erreicht werden kann.
Der abrasive Verschleiß nach Abb. 3.24 tritt ebenfalls dort auf, wo weder Flüs-
sigkeitsreibung noch gezielte Stoffpaarungen mit dem Ziel der Plastizierung den
abrasiven Verschleiß Minimieren können.
Beispiele sind Bremsbeläge/Stahl, Radkranz/Schiene, Kolben/Zylinder, Gleit-
führungen u.a. Der Verschleiß schreitet mit der Nutzungsdauer fort und führt zur
Schädigung und schließlich zum Versagen.
Verschleiß
I
plastische Abrasivverschleiß und
Abrasivverschleiß
Deformation Auftrag auf der Gegenfläche
Besonders kritisch bzgl. des Ausfallverhaltens ist die Verschleißform nach Abb.
3.24, bei der es vor dem Abschervorgang durch Verschweißung mit der Gegenflä-
che zum Stoffübergang kommt. Meistens endet dieser Vorgang - in der Praxis als
das geftirchtete "Fressen" bei Paarungen Stahl/Stahl bekannt - sehr rasch nach
progressivem Schädigungsvorlaufmit dem Totalausfall der Baugruppe.
Die hier bevorzugte Darstellung von Reibung und Verschleiß weist stark me-
chanische Züge auf. Es sei bemerkt, dass die wirklichen Prozesse an den Grenz-
flächen der Reibungskörper insbesondere unter Beteiligung der Schmierstoffe
3.3 Mathematische Beschreibung von Schädigung und Versagen 71
Vv
c
b
tg Zeit
te tg
Abb. 3.25. Zeitlicher Verlauf des Verschleißes. a nach Einlaufzeit te stationärer Verschleiß
b wie a, aber Übergang in den progressiven Verschleiß; c progressiver Verschleiß mit ra-
schem Übergang in die Verschleißhochlage ("Fressen"); d nach Einlaufzeit 4 kein Ver-
schleiß
Das Verschleißvolumen Vv bzw. die Verschleißhöhe hv ist dabei wie der Ermü-
dungsvorgang von einer Beanspruchung abhängig und wird ebenfalls eine statisti-
sche Streuung aufweisen. Die Abb. 3.26 verdeutlicht diese Gesetzmäßigkeiten,
wobei zunächst in der Literatur üblichen Auftragungen gefolgt wird.
Lv
Abb. 3.26. Einfluss der Belastung auf den Verschleißvorgang (B\<B 2<B 3) statistische
Verteilung für Vv bzw. hv = const.
Nun liegt es bei den schon angedeuteten Analogien zum Ermüdungsvorgang nahe,
ebenfalls eine wöhlerlinienähnliche Auftragung anzustreben (diese wurde übri-
gens bereits in [56] vorgeschlagen).
Die Auswertung von Versuchsergebnissen spricht dafür, dass auch für den Ver-
schleiß der empirische Zusammenhang nach GI. (3.32) in der Form
Bt . Lv = const. (3.47)
gültig ist, wobei ebenfalls die in Abb. 3.12 definierte Kurz- und Langlebigkeit
(vgI. Verschleiß nach Abb. 3.25d) zutreffend sein kann.
Die Gültigkeit der GI. (3.47) lässt sich auch aus bekannten Verschleißansätzen
ableiten, wobei sowohl die Verschleißbeanspruchung Bv als auch die Lebensdauer
Lv neu zu definieren sind.
Es ist üblich (vgI. Z.B. [10]), eine Verschleißintensität h
(3.48)
einzuführen.
3.3 Mathematische Beschreibung von Schädigung und Versagen 73
(3.49)
hy -m
-=C·tR (3 .50)
sR
oder
(3.51 )
Durch den Vergleich mit GI. (3.47) wird die Verschleißbeanspruchung mit
B v= TR und die Lebensdauer mit Lv = SR definiert. Deuten wir hv als eine zum
Schaden fuhrende Verschleißhöhe, so ergibt sich eine wöhlerlinienähnliche Auf-
tragung mit Streufeld, die wir als zweckmäßiges Arbeitsdiagramm den weiteren
Betrachtungen zu Grunde legen wollen (vgl. Abb. 3.28).
SR (log)
Die aus der Literatur verfugbaren Aufgaben zur Quantifizierung der Verschleiß-
diagramme sind im Vergleich zur Ermüdung sehr spärlich. In Analogie zur Ermü-
dung würden ebenfalls zwei Wertepaare (tRI: SR)) und (tR2 ; SR2) genügen, um den
Exponenten fur Linien h v = const. und R = const. zu bestimmen, wobei auch fur
den Verschleiß
mO.9 ~ mO.1
74 3 Schädigung und Versagen technischer Gebilde
- sRO.l
Ts- -- (3.52)
sRO.9
und
T~ =TS (3.53)
Für m = 1 geht die GI. (3.51) mit (3.48) in die einfache Form
(3.54)
über, die völlig analog mit der von Fleischer [27] eingeführten "Verschleißgrund-
gleichung"
(3.55)
(3.56)
die Fleischer als "scheinbare Reibungsenergiedichte" bezeichnet und für die in der
Literatur eine Reihe von Werten vorliegen. Zweckmäßig dürfte auch die Form
(3.57)
oder
(3.58)
In der Tafel VII des Anhanges sind eine Reihe von Verschleißkennwerten aus Li-
teraturangaben zusammengestellt worden.
[:m2~
10 3
(log)
SR [mm)
(log)
(3.59)
Ausgehend von der Überlegung, dass die Erosionsbeanspruchung wegen der Um-
lenkbeschleunigung proportional dem Quadrat der mittleren Geschwindigkeit v,
der mittleren Krümmung k = lIr und der Differenz der Stoffdichte des Mediums
Pp sein wird, gilt
(3.60)
Natürlich werden auch die Festigkeitswerte der erodierenden Oberfläche und die
Härte der Partikel von Einfluss sein. Diese und andere Größen werden in der Kon-
stante Cer zusammengefasst.
Weitere Ausfuhrungen zu Erosion sind in [3] und [10] zu finden. Einige Zah-
lenangaben sind der Tafel VII des Anhanges A zu entnehmen.
Auch die flächenabtragende Korrosion dürfte grundsätzlich GI. (3 .59) genügen.
Die Abb. 3.29 gibt einen Überblick über die vielfältigen Erscheinungsformen der
Korrosion.
--- ------
Korrosion
--
Flächenkorrosion örtliche Korrosion
Lochfraß interkristalline
Korrosion
I
hK(t)
~~ ~"~. : ".,'.
.
.~:. -·i~.'·· , .....: , ':..,-:-':"'::~...
""'. .
Obwohl in der Literatur (vgl. z.B. [55]) eine Reihe von Messwerten mitgeteilt
werden, ist es schwierig, eine konkrete Korrosionsbeanspruchung B Korr zu definie-
ren. Es lässt sich zwar eindeutig eine Abhängigkeit der Korrosionsgeschwindig-
keit von den Umgebungsbedingungen nachweisen, jedoch sind Angaben wie
Landatmosphäre
Meeratmosphäre
Industrieatmosphäre
(3.61)
78 3 Schädigung und Versagen technischer Gebilde
Flanke Fuß
~
1 ~----,----,--~-,-----r~--.
0.9t-~""""':I=--i--+----;-+-----'----1r--;--1
I
I
1....--
1 (JFI
I 0.5t---'--t--'--+~---''t--'----1r--'-~
I
I
I
I
I 0.1 t---'---I--'---+---:--+--'---t---:...:::......j
i
2 3 4 5
Abb. 3.30. Mehrfachschädigung am Beispiel der Verzahnung
Schädigung an Wälzlagern
Wälzlager haben sich im Maschinenbau seit mehr als 50 Jahren als Elemente ein-
gefiihrt, deren hohe Lebensdauer und Zuverlässigkeit zugeschrieben werden [53].
Dabei verläuft die Schädigung des Wälzlagers äußerst kompliziert. Es sind drei
Phasen zu unterscheiden:
- ohne Spiel
I "> zunehmendes
"-- 1 _-A / ' Lagerspiel
Dieser komplexe Vorgang der Schädigung beginnend mit Verschleiß und dem ei-
gentlichen Ausfall durch Ermüdung ist in Abb. 3.34 dargestellt, wobei natürlich
der Ermüdungsschaden durch Überlastung (im Vergleich mit der Auslegungsbe-
lastung) oder durch Einbaufehler (Verspannung durch zu enge Passungen bzw.
Taumelbewegungen) ebenfalls auftreten kann.
80 3 Schädigung und Versagen technischer Gebilde
Element 1 (Innenring)
Element 2 (Außenring)
r
I I I
I I Verschleiß durch
~
I Gleiten am Käfig
I Einbaufehler I II
I I Verschleiß durch
L
•
Überlastung
partielles Gleiten
(Kugeln, Tonnen)
....
<I>
~
!\l
-0
(f)
c:
<I>
I ~
.c
<I>
I
....J
Spielvergrößerung,
1-- Vergrößerung von Fmax
I !
I Ermüdungsschaden
L--.
auf den Laufbahnen
- Beanspruchungs-Zeit-Zusammenhang
- statistisches Ausfallverhalten und
- Schadensakkumulation
entwickelt wurde.
Der Ansatz nach GI. (3.32) wird in der Wälzlagerberechnung in der Form
(3.63)
p = 3 für Kugeln
p = 1% für Rollen
verwendet, wodurch die Konstante C = Cdyn . die Dimension einer Kraft annimmt
und so definiert ist, dass die Lebensdauer L von 106 Umdrehungen mit einer
Wahrscheinlichkeit von 90% erreicht wird.
82 3 Schädigung und Versagen technischer Gebilde
(3.64)
t L
X=- bzw. X=--
tN LN
mit tN = LN als "nomineller" Lebensdauer fUr R=0.9. Für alle Wälzlager gilt be-
kanntlich hirneichend gemiu fUr die mittlere Lebensdauer mit R = 0.5
(3.65)
Die mögliche Vorspannung des Kolbenringes wird begrenzt durch die Bruchbie-
gung des Kolbenringmaterials. Das maximale Biegemoment tritt gegenüber dem
Schlitz auf(s. Abb. 3.35).
5 h
I 2
Mb max =-·p·h·d
2 (3.66)
und damit
(3.67)
bzw.
(3.68)
Mit dem üblichen Verhältnis a!D = 1/25 und O"b = O"bB = 230 N/mm2 fiir GG22 er-
gibt sich ein Anpressdruck von p = 12 N/mm2 , der den in der Literatur angegebe-
nen Werten entspricht. Mit dieser hohen statischen Biegebeanspruchung überla-
gert sich die Ermüdungsbeanspruchung infolge des von der Kreisform abwei-
chenden Laufbuchsenverschleißes (vgl. Abb. 3.36).
84 3 Schädigung und Versagen technischer Gebilde
Nähern wir die Verschleißform durch die Annahme einer Ellipse, so gilt für die
Krümmung im Bereich der kleinen Halbachse
(3.69)
und mit
1
a =-. (D +11D) (3.70)
2
sowie
1
b=-·D
2
(3.71 )
1 (D+11D) D
Pb = - . ~- + 11D .
2 D 2
Die rür die Ermüdung wesentliche Krümmungsändemng 1/11p lässt sich aus den
Kehrwerten der Radien
2 D 11D
---- (3.72)
11p D + 211D 2 - D 2
y ~~_l_ (3.73)
E . Iz 11p
!\D
M =4·_·E·I (3.74)
w D2 z
bzw. mit
(3.75)
Für einen gemessenen Verschleiß von !\D = 0.4 mm bei D = 400 mm folgt mit
!\D = 0.001 und aJD = 1/25 sowie E = 1 . 105 N/mm 2
2
Gbw = 2·0.001· 0.04 .10 5 N /mm 2 Gbw = 4 N / mm .
1 2 1 2
Gm =Gb --'Gbm ~200N/mm und Ga = - . Gbm ~ 2 N / mm
2 2
cr
(4.1)
Bekannt sein muss der heute allgemein als "Wöhler-Exponent" bezeichnete Wert
a und die Konstante C, die zweckmäßig aus einem bekannten Wertepaar (B o, Lo)
hergeleitet wird. So ergibt sich
(4.2)
B +------...,..
L L (log)
Für praktische Aufgaben der Auslegung eines Wälzlagers z.B. rur ein Getriebe ist
i.d.R. davon auszugehen, dass eine sog. Kollektivbeanspruchung bzw. -belastung,
d.h. Belastungen auf mehreren Horizonten vorliegen.
Es ist die Leistung von Palmgren, dieses Problem bereits 1924 mit einem genial
einfachen Ansatz gelöst zu haben.
Der Grundgedanke besteht darin, dass auf jedem Beanspruchungshorizont die
Schädigung D linear fortschreitet und bei einem Horizont nach der Schädigungs-
dauer L mit der Wahrscheinlichkeit I-R zum Schaden ruhrt.
Für die Schädigung D soll der Wertebereich D::;; 1 gelten. Bei mehreren Hori-
zonten kann jeweils nur eine Teilschädigung (vgl. Abb. 4.2) zugelassen werden.
Die Teilschädigung definieren wir als
(4.3)
(4.4)
ein. Nun sind die tatsächlich zum Schaden ruhrenden lj nicht bekannt, wohl aber
die lj* des beobachteten Beanspruchungskollektivs, wobei i.d.R. lj* < lj gilt. Führen
wir einen Faktor (l ein, so können wir schreiben
l~=(l.l·
1 1 (4.5)
88 4 Berechnung der Lebensdauer bei nomineller Zuverlässigkeit
folgt dann
L=_L."1*
__,_
* (4.7)
,,~
L.L·I
und damit auch
(4.8)
Gleichung (4.8) ist die bekannte Lebensdauergleichung nach Palmgren, die später
von Miner auf die Betriebsfestigkeitslehre übertragen wurden.
Ci
g
!Xl
L1
Bmax =B1
11
B2
12
Bä
Bi
L L (log)
Gehen wir von Gi. (4.1) aus, so gilt die Beanspruchung auf einem Horizont
LI =~a (4.9)
BI
(4.10)
1 a
D=-· L·B ä .
C (4.11 )
(4.12)
Nun sind wiederum Ij und L selbst nicht bekannt, wohl aber die lj* der Beobach-
tungsdauer L*. Die relative Beanspruchungsdauer l/L ist offensichtlich gleich der
relativen Beobachtungsdauer lj*/L*, so dass gilt
I· I·*
qj = --.!... = ----';-; 0::; q::; 1, (4.13)
L L
d.h. die Äquivalenzbelastung kann bei Kenntnis des Kollektivs berechnet werden.
Mit dem relativen Zeitmaß qj ergibt sich
(4.14)
Im Konstruktionsprozess heute wird aus Zeitgründen und nicht zuletzt wegen der
hohen Kosten statistisch abgesicherter Versuchsergebnisse vielfach eine Lebens-
dauerberechnung mit Hilfe "synthetischer Wöhlerdiagramme" unter Verwendung
von "Beanspruchungskollektiven" bzw. einer daraus ermittelten "äquivalenten
Beanspruchung" durchgefiihrt. Die so ermittelte Lebensdauer erschließt bei Er-
müdung zusätzliche Reserven im Kurzlebigkeitsbereich des Wöhlerdiagramms,
was insbesondere bei kleinen Lastwechselzahlen der Beanspruchung bzw. bei sta-
tistisch verteilter Beanspruchung mit einem begrenzten Anteil hoher Beanspru-
chungen seine Berechtigung hat. Grundlage der Lebensdauerermittlung ist das
Wöhlerdiagramm bzw. die am Beispiel des Verschleißes dargestellte "wöhlerdia-
grammähnlichen" Auftragung.
In Kap. 3 wurde im Zusammenhang mit "Schädigung und Versagen technischer
Gebilde" auf die Grundlagen des Wöhlerdiagramms eingegangen, im Folgenden
4.2 Lebensdauerberechnung für die allgemeine Schädigung 91
soll auf die Aufbereitung der Belastung bzw. Beanspruchung zum "Kollektiv"
eingegangen werden.
Unter Beanspruchungen werden Einwirkungen auf ein Element, ein Bauteil oder
allgemein ein technisches Gebilde verstanden, die zur Schädigung und damit zur
Funktionsstörung führen können.
Nachdem im Zusammenhang mit der Berechnung von Sicherheit Beanspru-
chungen ausschließlich in Fonn mechanischer Spannungen auftraten, soll hier der
Begriff der Beanspruchung weiter gefasst werden, um auch Verschleiß- und Kor-
rosionsbeanspruchungen erfassen zu können. Beanspruchungsfunktionen sind da-
bei i.d.R. abhängig von der Zeit, aber auch Lastspielzahlen, Verschleißwege u.a.
können zur Darstellung der Beanspruchungsfunktion zweckmäßig sein. Wir wol-
len die Beanspruchungsfunktion deshalb von der allgemeinen Variablen x abhän-
gig machen.
Beanspruchungen (durch Kräfte oder Momente hervorgerufen), Verschleiß-
und Korrosionsbeanspruchungen treten in der Praxis monoton veränderlich (ein-
geschlossen der Sonderfall der konstanten Beanspruchung) oder als zeitliche Fol-
gen konstanter Beanspruchungshöhen auf (s. Abb. 4.3).
Ennüdungsschäden werden dagegen immer durch zyklische Beanspruchungen
hervorgerufen, die sich bei Unterdrückung weiterer Parameter durch die Grenz-
kurven der Ausschlagsspannungen darstellen lassen (vgl. ebenfalls Abb. 4.3).
Ihre einheitliche Aufbereitung führt zum einparametrischen Beanspruchungs-
kollektiv. Schwieriger in der Aufbereitung zum Kollektiv sind stochastisch-
zyklische Ennüdungsbeanspruchungen, auf die in Abschn. 4.3 gesondert einge-
gangen wird.
Beanspruchungsfunktionen nach Abb. 4.3 lassen sich relativ einfach zum Bean-
spruchungskollektiv aufbereiten.
Monotone Beanspruchungen werden dazu bezüglich der Beanspruchung klas-
siert, i.d.R. nach Klassen mit konstanten dB. Dadurch werden monotone Bean-
spruchungen in Folgen konstanter Beanspruchung überführt, wobei eine Ordnung
nach fallender Beanspruchung üblich ist (vgl. Abb. 4.4a).
Zweckmäßig ist eine Nonnierung durch Bmax und X max (vgl. Abb. 4.4b), wobei
für Schädigung durch Ennüdung auch eine Nonnierung durch B = O"DO.9 und
x = N g (vgl. nonniertes W öhlerdiagramm nach Abb. 3 .18b) günstig sein kann.
In Anlehnung an die Wöhlerdiagramme wird außerdem gern eine doppelt-
logarithmische Auftragung bevorzugt.
Durch die Nonnierung werden die Beanspruchungsfunktion
B
Ys=-- (4.15)
B max
<D=_X_
(4.16)
X max
I
-------
monotone Beanspruchung
---- --
stat. Bruch, Verschleiß, Korrosion
-..............
I
Beanspruchungsfunktionen
I
zeitl. Folge konst. Beanspruchungen
I
I
Ermüdung infolge zykl. Beanspruchung
monotone Grenzkurve
-------
-..............
I
zeitl. Folge konst. Amplituden
-j
lrnn. ,o~
B konstant
B
(G,)
X
1fI
t
•
X
a 8
8 1 " 8 max I - - -
82
83
8;
I
x1 x2 x3 xmax X
b
~ _ 8
B- Bmax
1 A. _ _X_
'+' - xmax
Abb. 4.4. Aufbereitung der Beanspruchungsfolgen zum Kollektiv. a Ordnung nach fallen-
der Beanspruchung; b Normierung
4.2 Lebensdauerberechnung flir die allgemeine Schädigung 93
Die Größe X max ist dabei i.d.R. identisch mit den Erfassungs- oder Beobachtungs-
intervallen bei der experimentellen Ermittlung der Kollektive.
So zweckmäßig in der Praxis gestufte Kollektive auch sein mögen, für die all-
gemeine Darstellung haben analytische Beschreibungen ihre Vorteile.
Ein einfacher Ansatz der Form (vgl. [25])
Ys = 1 - cI> y (4.17)
ergibt das Kollektivsystem nach Abb. 4.5a Dieser Ansatz kann für "abgeschnitte-
ne" Kollektive durch Einführung von Bmin/B angepasst werden (vgl. Abb. 4.5b).
Beide Ansätze gehen für y = 0 in das sog. "Rechteck"-Kollektiv für statische kon-
stante Beanspruchung bzw. Ermüdung für konstant schwingende Beanspruchung
über.
In diesem Zusammenhang sei auf den sehr progressiven Standardentwurf für
Zahnradberechnungen [15] verwiesen, in dem 17 typische Kollektivformen ange-
boten werden (s. Anhang A, Tafel VIII). Auf die Arbeit mit diesen Kollektivfor-
men wird in Zusammenhang mit der Lebensdauerberechnung eingegangen.
YB = 1 - <l> Y (1 - Smin )
Smax
1.0 r-=----'-------,
Bmin
Bmax
a 1.0 b 1.0
Für die Arbeit mit den verschiedenen Formen der Beanspruchungsfunktionen ist
es zweckmäßig, die elementare Lebensdauergleichung (4.8) weiterzuentwickeln.
So folgt mit
(4.19)
die Form
94 Berechnung der Lebensdauer bei nomineller Zuverlässigkeit
(4.20)
die sich fiir die Lebensdauerberechnung aus gestuften Kollektiven am besten eig-
net (vgI. Bsp. 4, 5 und 6 in Anhang B).
Für Bo = Bmax kann die Belastungsfunktion YB eingefiihrt werden. Es gilt
Lo = L(B max). Für die analytische Kollektivform
(4.21)
(4.22)
Wegen der Summierung von d<!>i über den Definitionsbereich von<!> gilt
und damit
(4.23)
Der Grenzübergang der Summe zum Integral fiihrt auf die einfache Formel
L= Lo
I (4.24)
fy~ ·d<!>
o
Für stetige Wöhlerlinien, d.h. fiir solche ohne Langlebigkeitsbereich, ist die An-
wendung der abgeleiteten Gleichungen unproblematisch. Insbesondere in Hinblick
auf die Schädigung durch Ermüdung wird die besondere Beachtung des Langle-
bigkeitsbereiches notwendig.
Kollektivbeanspruchungen im Langlebigkeitsbereich und natürlich zugleich
auch im Kurzlebigkeitsbereich lassen sich mit mathematischen Mitteln wie der
Integration über Unstetigkeitsstellen hinweg lösen. Gleichung (4.8) ist uneinge-
schränkt gültig, wenn die Li entsprechend der Beanspruchungshöhe im Lang- und
Kurzlebigkeitsbereich bestimmt werden, d.h. wir schreiben
4.2 Lebensdauerberechnung für die allgemeine Schädigung 95
i=n
~)i
L = i=O
i=n 1.
(4.25)
L L(a1,b)
i=O i
LI. (4.26)
L(B max )
L = ----'---'='-'---- (4.27)
<l>g 1
fYB·d<l>+ fY~·d<l>
o <l>g
Problematisch wird der Übergang von der Langlebigkeit zur Dauerfestigkeit, wo-
bei wir auf entsprechende Erfahrungen für die Schädigung durch Ermüdung zu-
rückgreifen. Bereits Miner [43] weist daraufhin, dass wegen L~~CXJ => 00 mathe-
matisch die unterhalb der Dauerfestigkeitsgrenze liegenden Beanspruchungen
keinen Schädigungsbeitrag liefern.
Wegen des Widerspruches zur praktischen Erfahrung wurde von CorteniDolan
vorgeschlagen, stets mit b = a zu rechnen.
Der reale Schädigungseinfluss wird etwa erreicht, wenn nach einem Vorschlag
von Haibach mit b = 2a-l gerechnet wird (vgl. Abb. 4.6).
Neuere Überlegungen greifen den Gedanken der Schadenslinie auf. Das in [28]
entwickelt Konzept der Folgewöhlerlinien oder auch die in [4] vorgeschlagene Be-
rücksichtigung des Sinkens der Dauerfestigkeit durch eine Ermüdungsvorge-
schichte ermöglichen weitere Annäherungen an die realen Verhältnisse. Der Ge-
nauigkeitszuwachs rechtfertigt jedoch kaum den nicht unerheblichen Aufwand.
Für praktische Aufgaben sollte wegen der Vegleichbarkeit der Ergebnisse im-
mer die gleiche Methode angewendet werden.
96 4 Berechnung der Lebensdauer bei nomineller Zuverlässigkeit
B max.= B1
b =a (Corten I Dolan)
L (log)
lXI
L L (log)
(4.28)
(4.29)
fyt
1
(4.30)
B ä = B max a d<l> .
o
Ist Bä berechnet, so kann die Lebensdauer nach GI. (4.20) sehr einfach bestimmt
werden. Um die Äquivalenzbelastung Bä einfach ermitteln zu können, ist es
zweckmäßig, einen Äquivalenzfaktor Xä einzuführen. Definieren wir
B··
Xä = __a_; 0 ~ Xä ~ 1, (4.31 )
B max
so gilt auch
Xä = YBä'
gilt. Vorschläge für die erforderliche Lebensdauer sind in der Tafel V.2 des An-
hanges zusammengestellt.
98 4 Berechnung der Lebensdauer bei nomineller Zuverlässigkeit
• Schwingbreitenzählung
• die Zählung der Spitzenwerte oder
• die Zählung der Klassenüberschreitung
üblich.
(J
t
Abb. 4.8. Stochastischer Beanspruchungsprozess
B+-____a_________b__~-----C-----
t
Abb. 4.9. Auswertverfahren. a Schwingweiten; b Spitzenwerte; c Klassenüberschreitung
4.2 Lebensdauerberechnung für die allgemeine Schädigung 99
In Abschn. 1.1 wurden die Berechnung von Sicherheit, Lebensdauer und Zuver-
lässigkeit als historisch gewachsene Auslegungsmethoden gekennzeichnet.
Trotz der kritischen Bemerkungen zur Sicherheit (s. Abschn. 2.9) und trotz
Betonung der Grenzen der Lebensdauerberechnung im Sinne der Betriebsfestig-
keitslehre (s. Kap. 4) muss realistisch davon ausgegangen werden, dass beide
Auslegungsmethoden auch in Zukunft zum festen Bestand der konstruktionsme-
thodischen Grundlagen gehören werden, auch wenn das einzige "wahre" Ausle-
gungskriterium die Ausfallwahrscheinlichkeit sein dürfte.
Natürlich gibt es in der Literatur zuverlässigkeitstheoretische Ansätze zur Be-
rechnung der Ausfallwahrscheinlichkeit (vgl. z.B. [9] und [67]). Leider sind diese
mathematisch relativ anspruchsvoll und nur numerisch zu lösen.
Bevor wir darauf eingehen, sollen einfache Berechnungsmodelle vorgestellt
werden, die den Leser außerdem in die Problemstellung einfuhren und auf der Ba-
sis von Sicherheits- und Lebensdauerberechnungen einfach handhabbar und in der
praktischen Konstruktionsarbeit einsetzbar sind.
gekennzeichnet werden kann. Dieser Punkt stellt eine Grenze dar, die in Spannun-
gen und tUr Lastspiele bzw. Lebensdauer nicht überschritten werden darf.
O'vors.+------"""'"
0' a. N = const.
O'vorh.+------+------"-
Nvers. ~N N (log)
Nvorh.
Abb. 5.1. Ansatz zum Zusammenhang zwischen Sicherheit und Lebensdauer bei R=const.
(5.2)
fiir den gilt
cr vers. > cr vorh. (5.3)
Während aus der Relation (5.3) die bekannte Definitionsgleichung tUr die Sicher-
heit
cr vers. = S . cr vorh. (5.5)
hervorgeht, ist fiir die Ungleichung (5.4) in der Auslegungspraxis bisher keine der
"Sicherheit" äquivalente Größe eingetUhrt worden.
Sinnvoll dürfte die Definition einer "Lebensdauerreserve" ~N sein, mit der gilt
(5.7)
Ci~ers.. N vers. = Ci~orh .. N vorh.
(5.8)
Ci~ers.. N vers. = Ci~orh .. (N vers. + ~N)
oder auch
( j
Ci vers.
Ci vorh
a
= 1+ ~
N vers. .
(5.9)
Im Quotienten der Spannungen erkennen wir die früher definierte Sicherheit nach
Gi. (5.5) und ~N/Nvers. wollen wir als "relative" Lebensdauerreserve bezeichnen.
So gilt
1+~ (5.10)
N vers.
oder
~=Sa_l. (5.11)
N vers.
~N ~L
(5.12)
N vers. L vers.
(
(J vers. Ja N vorh. L vorh. (5.13)
cr vorh N vers. L vers.
und damit
(5.14)
Abbildung 5.1. verdeutlicht, dass sowohl die Lebensdauerreserve nach GI. (5.11)
als auch die Lebensdauer nach GI. (5 .14) ohne Kenntnis der Verteilungsfunktion
für ein R = Rn = const. berechnet werden kann (vgl. dazu Bsp. 3 des Anhanges B).
Es stellt sich die Frage, welche Zunahme der Zuverlässigkeit damit verbunden
ist. Diese ungleich schwierigere Aufgabe soll in Abschn. 5.3 umfassend behandelt
werden.
104 5 Zusammenhang zwischen Sicherheit, Lebensdauer, Zuverlässigkeit
Die komplexe Schädigung von Wälzlagern wurde bereits in Abschn. 3.3.6 behan-
delt. Auch bzgl. der Verteilungs funktion und der Auslegungspraxis, für eine no-
minelle Lebensdauer Ln mit einer Zuverlässigkeit R = 0.9 (10% vorzeitiger Aus-
fall) auszulegen, sei auf den aufgeführten Abschnitt verwiesen.
Nun sind Wälzlager typische Elemente eines Seriensystems (logische Hinter-
einanderschaltung), d.h. in einer Maschine wird der Ausfall eines Lagers zum Ge-
samtausfall führen. Es gilt damit das Produktgesetz nach GI. (3.25). Für ein ge-
triebe mit 2 Wellen und 4 Lagern würde also bei Auslegung aller Lager mit
R j = 0.9 die Gesamtzuverlässigkeit nur Rgcs = 0.65 betragen, d.h. zum Zeitpunkt
der nominellen Lebensdauer wären 35 % der Getriebe durch Lagerschäden ausge-
fallen. Dieses Ergebnis widerspricht der praktischen Erfahrung. Ursache ist die
Auslegungspraxis, Lager mit Cvorh > Cerf. auszulegen, wegen des Stufensprunges
der Baureihen und wegen unifizierter Wellendurchmesser.
Das bringt eine "Lebensdauerreserve" (vgl. Abschn. 5.2) oder für eine vorge-
gebene Lebensdauer L < Ln eine erhöhte Zuverlässigkeit R > 0.9 mit sich. Diese
Modellvorstellung wird in Abb. 5.3 verdeutlicht.
F/C
L2 L
Abb. 5.3. Modellvorstellung für die relative Entlastung und Erhöhung der Zuverlässigkeit
durch Vergrößerung der Tragzahl
Zur Lösung dieser Aufgabe ist die Kenntnis der Verteilungsfunktion erforderlich.
Für Wälzlager gilt mit guter Näherung die Weibull-Verteilung nach GI. (3.23)
5.3 Zusammenhang zwischen Sicherheit und Zuverlässigkeit 105
(5.15)
Mit x = LlL n und Lm "" 5 . Ln lassen sich die Freiwerte zu a = 0.145 und ß = 1.18
bestimmen (vgl. Tafel IX.2.1 des Anhanges A).
Gehen wir von der Lebensdauergleichung (3.63) aus
(5.16)
und folgen der Modellvorstellung nach Abb. 5.3, kann die Vergrößerung der
Tragzahl als relative Entlastung des Lagers gedeutet werden, wodurch sich die
Lebensdauer von LI aufL2 vergrößert.
Da sich der Vorgang entlang der Linie R = 0.9 vollzieht, vergrößert sich die
nominelle Lebensdauer von Lnl auf Ln2 . Für gleiche Belastung F I = F 2 folgt mit
der Lebensdauergleichung
Lnl =L n2 (Cvorh.)P
C '
(5.17)
erf.
(5.18)
(5.19)
Die Zuverlässigkeit erhöht sich also von R =0.9 für Cvorh . = Cerf. auf die "aktuelle
Zuverlässigkeit"
(5.20)
Mit den Freiwerten a und ß sowie den für Wälzlager bekannten Wälzlagerexpo-
nenten p = 3 bzw. p = 3.33 ergeben sich die in der Tabelle aufgelisteten Zuverläs-
sigkeiten Rund Ausfallwahrscheinlichkeiten F.
106 5 Zusammenhang zwischen Sicherheit, Lebensdauer, Zuverlässigkeit
Aus der Tabelle wird erkennbar, dass rur p = 3 und p = 3.33 keine nennenswerten
Unterschiede auftreten, so dass hinreichend gen au mit Rund F als Mittelwert ge-
rechnet werden kann.
In der Tabelle wird weiterhin deutlich, dass eine Erhöhung der Tragzahl über
das 2fache hinaus nur noch sehr geringe Verbesserungen der Zuverlässigkeit lie-
fert. Damit wird es möglich, die durch die "Konstruktive Reserve" erzielte Zu-
veriässigkeitserhöhung auch rur das System zu rechnen. Es wird auf das Beispiel 8
im Anhang B verwiesen.
Die Erhöhung der Tragzahl von Cerf auf C vorh . kann auch als relative Entlastung
gedeutet werden. Ebenso ist natürlich auch eine zusätzliche Lastabsenkung der
Auslegungsbelastung Faus !. auf F vorh . möglich.
Ohne neue Ableitung folgt dann
-[a(~)P . (F)P Jß
Cvorh.
vorh .
Fausl.
(5.21 )
R
akt. =e
Diese Lastabsenkung kann auch als Sicherheit SB gedeutet werden, so dass auch
geschrieben werden kann
R akt. =e
-("[~.:J [~JJ (5.22)
(5 .23)
Nachdem das Problem der aktuellen Zuverlässigkeit und damit der aktuellen
Schadenswahrscheinlichkeit für das Wälzlager ausführlich behandelt wurde, sol-
len die Ergebnisse auf die konstruktionsmäßig allgemeine Dauerschwingfestigkeit
übertragen werden. Die Analogie der Problemstellung zwischen Wälzlager und
aktueller Zuverlässigkeit im Kurzlebigkeits- bzw. Zeitfestigkeitsbereich des
Wöhlerdiagrammes wird in Abb. 5.4 deutlich.
Ohne neue Ableitung gilt auf der Basis der Weibull-Verteilung
(5.24)
(5.25)
cr
(log)
cr vers.
crvorh.
ilN
N vers. Nvorh. N bzw. L (log)
Während sich für das Wälzlager die Bestimmung der Freiwerte a und ß wegen
Lm ~ 5 . Ln nur einmal zu erfolgen hatte, müssen diese immer wieder aus der
108 5 Zusammenhang zwischen Sicherheit, Lebensdauer, Zuverlässigkeit
L N
x=- =- und xn = I . (5.26)
Ln Nn
(5 .27)
bzw.
(5.28)
Mit den Formeln rur a und ß aus der 2-Punkte-Gleichung nach Tafel IX.2.1 des
Anhanges A ergeben sich folgende Werte.
Tabelle 5.2. Freiwerte a und ß der Weibull-Verteilung für R(x n= I) = 0.9 und R(x m ) = 0.5
als Funktion der Streubreite TL
2 3 5 7 9 15 20 30
1.5 2 3 4 5 8 - 10 - 15
a 1.0 0.606 0.444 0.270 0.189 0.142 0.087 0.06 17 0 0. 384
ß 00 4.60 2.75 1.75 1.39 1.16 0.92 0.83 0.71
\: '\ ~ 5
\ "'. :
o 2 3 x 4
2. Unberücksichtigt bleibt für die Ableitungen der Gin. (5.24) bzw. (5.25) die
Möglichkeit dieser statistischen Verteilung der Belastung bzw. die daraus ab-
geleitete Kollektivbeanspruchung. Nicht erkannte bzw. erfasste Extrembean-
spruchungen führen natürlich ebenfalls zum Schaden im Kurzlebigkeitsbereich.
Beide Ursachen entsprechen damit der Modellvorstellung nach Abb. 5.4 und es
gelten die GIn. (5.24) und (5.25) auch für den Zusammenhang Sicherheit "Dauer-
schwingfestigkeit" und Zuverlässigkeit und Schadenswahrscheinlichkeit.
Nun kann das im Zusammenhang mit der Mehrfachschädigung diskutierte Bei-
spiel der Auslegung einer Verzahnung auf Zahnbruch und Pittingsbildung vertieft
behandelt werden (vgl. Bsp. 9 des Anhanges B).
Trotz gleicher Sicherheit von Zahnfuß und Zahnflanke ergeben sich erhebliche
Unterschiede für die Ausfallwahrscheinlichkeit.
Eine weitergehende Analyse lässt im Bezug auf GI. (5.24) folgende Aussagen zu:
• größere Sicherheit erhöht die Zuverlässigkeit und verringert damit die Aus
fallwahrscheinlichkeit
• große Wöhler-Exponenten vergrößern zusätzlich die Zuverlässigkeit und ver-
ringern die Ausfallwahrscheinlichkeit
• die Freiwerte a und ß sind abhängig von der Streubreite; große Streubreiten
verringern die Zuverlässigkeit und erhöhen die Ausfallwahrscheinlichkeit.
110 5 Zusammenhang zwischen Sicherheit, Lebensdauer, Zuverlässigkeit
In Abb. 2.30 wurde im Zusammenhang mit einer kritischen Betrachtung der Si-
cherheitszahl das auf Erker [26] zurückgehende Modell zur Interferenz von statis-
tisch verteilter Beanspruchbarkeit eines Bauteils und einer statistisch verteilten
Beanspruchung dargestellt. Dieses Modell soll um eine mathematische Lösung
angefiihrt werden (vgl. Abb. 5.6).
H H (Bvorh.)
Wir verwenden hier den Begriff des "statischen" Interferenzmodells, weil eine
Aussage zum Zeitpunkt des Ausfalls und damit zur Lebensdauer nicht möglich ist.
Das Modell basiert auf der wahrscheinlichkeitstheoretischen "Faltung" von
zwei statistischen Verteilungen.
Werden beide Häufigkeitsverteilungen über der dimensionslosen Belastung
bzw. Beanspruchung
B CJ
X=--=-- (5.29)
B yorh. CJyorh.
5.4 Zuverlässigkeitstheoretische Interferenzmodelle 111
aufgetragen, wobei B yorh. bzw. O"yorh. der Mittelwert der vorhandenen Belastungen
bzw. Beanspruchungen sein soll (vgl. Abb. 5.5), so entspricht die nominelle Ver-
sagensgrenze (meist 10%) mit dem Wert X s der Sicherheitszahl
Xs =S. (5.30)
XB
und damit
+00 xB
Haibach nutzt das in Abschn. 5.4.1 beschriebene "Statische" Modell zur Interfe-
renz einer statistisch verteilten Beanspruchung mit der Streuung der Beanspruch-
barkeit im Zeitfestigkeitsbereich der Wöhlerdiagramms.
Für das Modell nach Abb. 5.7 wird unter Verwendung logarithmischer Nor-
malverteilungen in [36] eine numerische Näherungslösung angegeben.
I 12 5 Zusammenhang zwischen Sicherheit, Lebensdauer, Zuverlässigkeit
B
(log)
Bvorh.
N bzw. L (log)
Für ein Beanspruchungsniveau geht dieses Modell über in das Modell nach Abb.
5.6, für das auf der Basis der Weibull-Verteilung geschlossene Lösungen erzielt
wurden.
Die in Abschn. 5.4 beschriebenen "Interferenzmodelle" haben in der Praxis
bisher keine breite Anwendung gefunden. Das mag an dem relativ hohen mathe-
matischen Anspruch liegen, den die Lösung eines Faltungsintegrals mit sich
bringt.
Es sei aber auch herausgestellt, dass die theoretische Basis der Faltung statisti-
scher Verteilungen eine wissenschaftlich exakte Basis darstellt, die beim "inge-
nieurmäßig" verbreitet angewendeten Kollektiv nicht gegeben ist.
Eine Näherungslösung bietet sich für den "ingenieurmäßigen" Weg über die
Verwendung der Äquivalenzbeanspruchung eines Beanspruchungskollektives an.
SB- -
B yers.
-- bzw. S L -- -
L yorh.
- (5.33)
B yorh . Lerf.
5.5 Berechnung der Ausfallwahrscheinlichkeit 113
mit der Äquivalenzbeanspruchung zu bestimmen und dann die Gi. (5.24) bzw.
(5.25) für die Berechnung der aktuellen Zuverlässigkeit zu benutzen.
Eine auf der Basis der Weibull-Verteilung exakte Lösung läge nur für den tri-
vialen Grenzfall des einstufigen "Rechteckkollektivs" vor.
Die Güte der Näherung nimmt mit der "Härte" des Kollektivs ab. Mit Hilfe des
"dynamischen Interferenzmodells" lässt sich folgern, dass der Näherungswert zu
geringe Ausfallwahrscheinlichkeiten ergibt.
Es wird auf das Beispiel 4 des Anhanges B verwiesen. Hierin werden Unter-
schiede der Schadenswahrscheinlichkeit insbesondere durch den Schädigungsein-
fluss bzw. die Vernachlässigung des Dauerfestigkeitsbereiches deutlich. Dieses
Problem wird allerdings auch durch das "dynamische Interferenzmodell" nicht
gelöst.
B
(log)
Bvers.
B ävorh. 1-----1--+---LUOJ...LLl..l..li."4ll.l..li.JX.li.un.....
geforderte
Klasse Anwendungsfall
Zuverlässigkeit
o Konstruktionen ohne zuverlässigkeitsrelevante Anfor- Rno < 0.9
derungen
Konstruktionsaufgabe
- Erster Entwurf
- Entwurfsrechnung
~
1. Sicherheitsnachweis
geometrische und
---- SB (SL teilweise) stoffliche Daten
(vgl. Bsp. 2,3,4)
2. Lebensdauerberechnung
bei nomineller Zuverlässigkeit
---- Ln (ebenso N n , SRn, ... X n)
Rn Wöhlerdiagramm
für Rn= const.
I---
---- SL (vgl. Bsp. 3,4,5,6)
-
- Systemzuverlässigkeit
- Qualitätssicherung
- Instandhaltung
- Erprobung
- Pulsatorversuche
- Verschleißversuche
Abb. 6.1. Auslegung bei Ermüdung, Verschleiß und anderen zeitabhängigen Schädigungs-
prozessen
-3
~
1:1'
~
Methode Gleichung erforderliche Informationsgewinn ir
Daten ?'
Element System -
c0-: Q',
[/l
.... ;:;.
;:;
'"'" .
::r
Klassische Sicherheit - B ve rs. g-
in Beanspruchungen - Sicherheit SB N
'"::r....
B vers. - B vorh. =
.... ,,~.
Se= (schwingend / co
B vorh. r
ruhend) 0-
'"
n
;::l
'"'"....
::r
;::l
0-
'"'"
$l)
;::l
=
(JQ =
<: .....'"
0
;::l N
- Wöhlerlinie - Elementlebensdauer L; [/l =
<:
Lebensdauer bei ;:; .
::r ::l.
'"
L=C ·(~r Rn rur Rn = const. für Rn = const. $l):
nomineller Zu ver- ....
'"::r '"
- Bvorh. bzw. - Sicherheit SL oö
'" '
lässigkeit L vorh. ~~. -;;
B-Kollektiv
SL = L(R n) r .'"
0-
'"
;::l
>-
=
'" '"
'"0-
$l) E
- Systemzuver- = ~
$l)
a ß - Wöhlerlinie lässigkeit ~es , '".... ::r
=;::l
....
uverlässigkeit bzw. R=exp -(a (~B) ) fur Rn = const., - Elementzuverlässig- Systemausfall- 0- n
'"::r
Ausfallwahrschein- Streubreite keitR; und N
bzw. . ß wahrscheinlich- =
<: ['"
lichkeit bei vorgege- - Sicherheit SB Ausfallwahrschein- keit Fges . ;:; .
bener Lebensdauer R=exp - (a(~J) bZW, SL lichkeit F;
'"....
;:' ::r
-;;
- Optimierung von '"
oder geforderte Erneuerung oö
'" ' a·
F=1 -R -;;
Lebensdauer bzw. Instandhaltung g..
1_
-..)
7 Kosten im Lebenszyklus technischer Gebilde-
wie teuer dürfen Qualität und Zuverlässigkeit
sein?
Im Zentrum steht die Qualität, die als "Gesamtheit von Merkmalen und Merk-
malswerten von Produkten bezüglich ihrer Eignung, festgelegte bzw. vorausge-
setzte Erfordernisse zu erfüllen" definiert wird (vgl. [20, 22]). Die vorausgesetzten
und festgelegten Erfordernisse sind im Maschinenbau marktbegründete, juristisch
als auch vertraglich geregelte Qualitätsforderungen, zu denen neben allgemeinen
Produktbeschaffenheitsmerkmalen wie Oberflächenbeschaffenheit oder Maßge-
nauigkeit vor allem Merkmale wie Sicherheit, Zuverlässigkeit, Wirtschaftlichkeit,
Instandhaltbarkeit oder Umweltverträglichkeit gehören. Somit ist wiederum eine
Verbindung zu der im Buch betrachteten Auslegungsmethodik "Sicherheit-
Lebensdauer-Zuverlässigkeit" gegeben.
Wird nun die Frage nach den qualitätsabhängigen Kosten gestellt, sei voraus-
geschickt, dass jede vom Markt geforderte Funktion und qualitative Eigenschaft
den Einsatz einer bestimmten technischen Lösung bedarf, die im Entwicklungs-
prozess nach Abschn. 1.2 festgelegt wird. Jede technische Lösung ist wiederum
mit den unterschiedlichsten Aufwendungen an Material, Betriebsmitteln, mensch-
liche Arbeit und Zeit verbunden.
Unter dem Pseudonym Material sind neben den Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen
vor allem die konstruktiv interessanten Werkstoffe und unter Betriebsmitteln alle
Maschinen und Anlagen, die der gewählten Fertigungstechnologie wie z.B. Gie-
ßen, Schweißen, Trennen, Umformen u. a. folgen, zu verstehen.
Zusammengefasst ergeben die genannten Bestandteile die Produktionsfaktoren,
deren "Verzehr" in Geld bewertet mit dem Kostenbegriff gleichzusetzen ist und
die zum größten Teil bereits in den Entwicklungsphasen eines technischen Gebil-
des festgelegt werden (vgl. [18]).
Der Grad der Verantwortung flir die unmittelbare Kostenfestlegung liefert Abb.
7.1, worin der "Konstruktionsabteilung" mit einem Festlegungsanteil von 70% der
Selbstkosten die Hauptverantwortung zugesprochen wird. Durch den eigentlichen
Konstruktionsprozess werden hingegen selber nur 6% der Kosten verursacht (vgl.
z.B. auch [24, 11, 12] u.a.).
100%
I
KostenfesUeg ung
:E 75%
(ii 70%
Kostenve rursachung
.il
(ii
.n
~ 50%
25%
Bekannt ist weiterhin die Auswirkung von fehlerhaft ausgelegten bzw. gestalteten
Maschinenelementen, die in der Mehrzahl erst während der Prüfung oder im
schlimmeren Fall beim Kunden entdeckt werden. Die kostenseitigen Auswirkun-
gen zeigt die sog. "lOer-Regel der Fehlerkosten" nach Abb. 7.2 (vgl. [71]).
Fehler, die während der Produktentwicklung nicht erkannt und beseitigt wer-
den, potenzieren sich demzufolge in den späteren Produktlebensphasen zu erhebli-
chen Mehrkosten, die sich in imageschädigenden Rückrufaktionen, Gewährleis-
tungs- oder Schadensansprüchen monetär niederschlagen.
Eine Schwierigkeit bei der konstruktiven Kostenarbeit besteht allgemein in der
gegenläufigen Tendenz der Kostenbestimmbarkeit und Kostenbeeinflussbarkeit.
Infolge unzureichender und häufig unscharfer Produktinformationen über kos-
tenbestimmende Merkmale (s. Abschn. 7.2) ist gerade in den frühen Phasen der
Produktentwicklung eine Kostenbewertung sehr schwierig, wogegen die Kosten-
beeinflussbarkeit am größten ist.
120 7 Kosten im Lebenszyklus technischer Gebilde
I Fehlerverhütung - Fehlerentstehung I
100.-
Entwickeln Beschaffen
und und
Q;
::ca.l Konstruieren Fertigen
l.L.
10.-
.S!1..
c Ausliefern
.$
rn
1.- und
~ Einsetzen
0.10
I Prüfung 11 Feldeinsatz I
Betrachten wir die einzelnen "Lebensabschnitte" eines Produktes mit den charak-
teristischen Phasen
• Marktforschung, Planung
• Konzept, Entwurf
• Erprobung
• Beschaffung
• Fertigung, Endprüfung
• Lagerung, Versand
• Nutzung, Instandhaltung
• Entsorgung und Recycling,
~ ';11 Vertreter~
1IKundenskonto>li Barverkaut:sprels provision I _ "'d n n
~
::s
~ .... a'::l" (1)
[ ~ 0 =-:r--"'l ~.
<;0..0-
'"g. I (1) ~ _.,j:.
1-1 ~(t)L......I ....'"
g 0.._0" (1)
Hersteller I Gewinn 11 Selbstkosten 11 kalkM.~~f:~schel n
Cl g ~,.-.. t'Ii
. ~:n ~ [
8: IRücknahme-li Entsorgungs-I ~: N 0 '"g.
I Verwaltungskosten 11 Herstellungskosten 11 EntwicklUJIgs- und I1 IVertriebskostenl
~
CI>
Konstrukttonskosten kosten kosten g-b:lS g
(1)' S
0'---'(1) Cl
IMaterialkosten I 1Fertigungskosten 1 I« Vertriebs- 1111 Vertnebs- I1 0..-0
einzelkosten gemeinkosten 00'" 8:
I Material- 111: Material- I1 IFertifungs-II Fertiglillgs- 11lSonderkpste~1
"'"
..............
(1) '"- (t) ~
o \0 ~ CI>
einzelkosten gemeinkosten lohn osten gememKosten der Fertigung I (1)" <1>
>-t 0-, ::t
t""'oo~ IV
I " _
C'D~::r -
122 7 Kosten im Lebenszyklus technischer Gebilde
Ein einfaches Modell zur Beschreibung der Lebenslaufkosten nach Abschn. 7.2.l
aus der Sicht des Anwenders finden wir bei Eichier [25]. Es gilt die Gesamtko-
stengleichung
K=A+B·t+C·t n . (7.1)
A alle Kosten von der Herstellung bis zum Bmttoeinkaufspreis, sowie alle
Beschaffungskosten für Aufstellung, Inbetriebnahme, Qualifizierung und
Umschulung des Bedienpersonals;
Graphisch erhalten wir Abb. 7.4, in der alle Kostenanteile als Funktion der Zeit
dargestellt sind. Deutlich wird ebenfalls der Bezug zur erhöhten Sicherheit, Le-
bensdauer oder Zuverlässigkeit, wenn davon ausgegangen wird, dass bei steigen-
der Qualität hinsichtlich Sicherheit, Lebensdauer und Zuverlässigkeit der Kos-
tenanteil A i.d.R. durch bessere Werkstoffe, feinere Bearbeitungsverfahren und
andere konstruktive und produktive Maßnahmen steigt - der Anteil C infolge ge-
ringerem Instandhaltungsaufwand während der Anwendungszeit jedoch zu einer
7.2 Lebenslaufkosten eines technischen Gebildes 123
Gesamtkostensenkung führt und durch den Anwender bei der Anschaffung unbe-
dingt berücksichtigt werden sollte (s. Abb. 7.5).
Hersteller Anwender
s. Absehn. 7.2.3 s. Absehn. 7.2.4
ü
Ü
...J
c:
2CJ)
~:::J
t1l
!ii
c:
Q)
.0
.3
Hersteller Anwender
ü
Ü
...J
c:
2
CJ) LCC (Produkt
~:::J höherer Qualität)
t1l
!ii
c:
Q)
.0
Q)
\ (Standard produkt)
...J
Abb. 7.5. Vergleich der Kostenentwicklung für Produkte höherer Sicherheit, Lebensdauer
und Zuverlässigkeit gegenüber herkömmlichen Produkten
Der Exponent n der GI. (7.1) wird nach [25] als Instandsetzungskostenexponent
definiert und nimmt bei technischen Arbeitsmitteln guter instandhaltungsgerechter
Konstruktion und konsequenter vorbeugender Instandhaltung Werte im Bereich
1.1 < n < 1.8 ein. Damit ist eine degressive Kostenentwicklung zu verzeichnen. Bei
unregelmäßiger Wartung und zunehmendem Ausfallverhalten steigt der Exponent
auf n > 2, was zu einem progressiven Kostenanstieg führt.
124 7 Kosten im Lebenszyklus technischer Gebilde
Wird GI. (7.1) durch die Zeit dividiert, ergeben sich die zeitlich anfallenden Kos-
ten Klt bzw. K* mit
, K A n-l
(7.2)
K =-=-+B+C·t .
t t
In Abb. 7.6 wird ein ausgeprägtes Kostenminimum erkennbar, das ein Maß für die
minimalen Aufwendungen je Zeiteinheit ist und zum Zeitpunkt der ökonomisch
optimalen Nutzungsdauer führt. Durch Differentation von GI. (7.2) entsprechend
n~ •
(7.4)
topt. =~~ mit n*1
K
T
A
--:;:>"--___ T
B
Abb. 7.6. Bestimmung der ökonomisch optimalen Nutzungsdauer für progressiven In-
standhaltungsaufwand (nach [25])
Ersetzen wir den rechnerisch einfachen Ansatz aus GI. (7.1) durch den allgemei-
neren Ansatz
t * = t- (7.6)
to
sein soll und der Zeitwert to nach Zweckmäßigkeit später noch festgelegt wird, so
ist aber auch ein Ansatz von f(t') denkbar, der den Zusammenhang zur Zuverläs-
sigkeit R(t) bzw. Ausfallwahrscheinlichkeit F(t) herstellt.
Setzen wir
(7.7)
und dividieren Gi. (7.5) durch t* , so erhält man die zeitlich anfallenden Kosten
nach Gi. (7.2), in der C eine zeitbezogene Kostengröße ist, die zusätzlich propor-
tional mit der Ausfallwahrscheinlichkeit auftritt. Gleichung (7.5) lautet dann
(7.8)
(7.9)
K * = 7+B+C.
A , ( l-e -t' ß) . (7.10)
Die Auswertung dieser Gleichung ergibt bei Variation von C/A und ß die in Abb.
7.7 aufgetragenen Kurvenverläufe, aus denen die optimale Nutzungszeit topt. ab-
zulesen ist. Für ß=l (d.h. für die Exponentialverteilung) existiert kein topt.. Für "zu-
fällige" Ausfälle ist ein solches Kostenoptimum auch nicht zu erwarten.
K
t*·A·
12·
10
o
o 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 t*
Zum Kostenanteil Ader Lebenslaufkosten nach Abschn. 7.2.2 gehören die Selbst-
kosten, die sich aus den Kostenanteilen für Entwicklung und Konstruktion (EKK),
Herstellung (HK), Verwaltung (VWGK), Vertrieb (VK) und Produktrücknahme
(RK) gemäß GI. (7.12) zusammensetzen.
Unter den Selbstkosten sind somit alle Kosten zu verstehen, die bei der Erstellung
eines Produktes (Kostenträgers) anfallen. Neben den in Abschn. 7.1 bereits ge-
nannten Entwicklungs- und Konstruktionskosten (EKK) sind besonders die Her-
stellkosten (HK) von konstruktiver Bedeutung.
Herstellkosten sind die Aufwendungen, die durch den Verbrauch von Gütern
und die Inanspruchnahme von Diensten für die Herstellung eines Vermögens ge-
genstandes, seine Erweiterung oder für eine über seinen ursprünglichen Zustand
7.3 Herstellerseitige Lebenslaufkosten 127
s. Abb. 7.3.
Fertigungskosten
(FK)
In der Auslegungsphase eines Produktes sind besonders die volumen- und masse-
abhängigen Materialeinzelkosten relevant, für die unter Berücksichtigung der ein-
zelnen Komponenten des technischen Gebildes GI. (7.14) gilt.
n n
MEK = "Vb·
~ I
. k VI. = "mb
~ 1
. k mt. (7.14)
i~l i~l
Die Faktoren k vi und kmi bezeichnen darin die Kosten je Volumen- bzw. Masse-
einheit und V bi und mbi die Bruttovolumen bzw. -massen der unbearbeiteten
Grundelemente eines technischen Gebildes.
Während die Massen und Volumen durch den Konstrukteur abzuschätzen sind,
müssen die k-Faktoren durch das betriebliche Rechnungswesen zur Verfügung ge-
stellt werden. Erfahrungsgemäß steigen die Kosten mit zunehmender Qualität der
Werkstoffe, die wiederum für eine höhere Sicherheit und Zuverlässigkeit oder ei-
ne längere Lebensdauer erforderlich sind.
Unter Berücksichtigung der den Komponenten nicht unmittelbar zuordbaren
Gemeinkosten, ergibt sich für die Materialkosten eines technischen Gebildes die
Kostengleichung
n n
l>i ·k Fi ·
n
FLK= (7.16)
i=\
Der Kostenfaktor k Fi ist dabei der Kostenanteil je Zeiteinheit, der z.B. mit der
Werkstoffart und dem Gütegrad variiert und durch das Rechnungswesen dem
Konstrukteur vorgegeben werden muss. Die Zeitanteile ti sind in einem starken
Maße von der vorliegenden Geometrie und dem Bearbeitungsumfang z.B. durch
spezielle Oberflächenqualitäten oder Toleranzen abhängig.
Je größer die Dimensionen, komplizierter die Geometrien und feiner die Tole-
ranzen vorgegeben werden, um so längere Bearbeitungszeiten sind zu erwarten
und um so höher werden die Fertigungskosten ausfallen.
Wird nun nach der Höhe der Kosten in Abhängigkeit von der Zuverlässigkeit ge-
fragt, besteht zunächst die Notwendigkeit, einen Zusammenhang zwischen den
Kosten und der Zuverlässigkeit herzustellen.
Gehen wir davon aus, dass die Zuverlässigkeit eine Funktion der Belastung,
Geometrie und des Werkstoffes ist, lassen sich über den Werkstoff und die Geo-
metrie eindeutig Beziehungen insbesondere zu den Materialkosten herstellen.
~rtr}9 ~ ===B==e=l=as=tu=n=g=
~"pru\hha~ (7.19)
Kosten = f ( Zuverlässigkeit)
geschrieben werden, in dem die erforderliche Geometrie über die Masse bzw. das
Volumen zu den Materialeinzelkosten (MEK) und über die zu bearbeitenden Flä-
chen zu den Fertigungslohnkosten führt. Die Beanspruchbarkeit ist wiederum eine
Funktion der Zuverlässigkeit, d.h., dass unter den vorliegenden Belastungen zu ei-
nem betrachteten Zeitpunkt eine bestimmte Beanspruchbarkeit vorliegen wird.
Eine ähnliche Beziehung kann für die Nachweisrechnung aufgezeigt werden,
bei der mit der Beziehung
Belastung
Beanspruchung
(7.20)
Zuverlässigkeit f(Kosten)
(7.21)
bzw.
(7.22)
überschläglich bestimmt werden. Denkbar ist auch die Verwendung von Leis-
tungskennziffem wie etwa Volumen- oder Masseströme je Zeiteinheit, oder ande-
re Kennzifffem. Eine Kostengleichung z.B. für Investitionskosten lautet nach [11]
(7.23)
130 7 Kosten im Lebenszyklus technischer Gebilde
Der Exponent mist produktabhängig. Für Getriebe werden für m die Werte 0.6 bis
0.75 genannt (vgl. [11]).
Die GIn. (7.21) bis (7.23) zeigen den proportionalen Anstieg der betrachteten
Kosten, der auch aus vielen Angebotskatalogen für Baureihen bekannt ist.
Abbildung 7.9 zeigt am Beispiel der Kostenentwicklung von 3 Wälzlagerreihen
die Kostenentwicklung zum einen als Funktion der Geometriegröße Innendurch-
messer der Wälzlager und zum anderen als Funktion der Tragzahl Cdyn.•
€/Stk. Reihe 3
200
175
150 Reihe 2
125
100 Reihe 1
75·
50
25
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 d [mm]
a
€/Stk.
200
175
150·
125 .
100·
75·
50·
25
Abb. 7.9. Materialeinzelkosten fiir Wälzlager. a als Funktion des Durchmessers d; b als
Funktion der Tragzahl C.
7.3 Herstellerseitige Lebenslaufkosten BI
Sind keine Kostenexponenten bekannt, empfiehlt sich die Ennittlung einer empi-
rischen Kostenfunktion als Polynom n-ten Grades in der Fonn
(7.24)
(7.25)
geschrieben werden.
Am Beispiel der Wälzlagerauslegung soll im Folgenden der Zusammenhang
zwischen der Zuverlässigkeit und der charakteristischen Leistungskennziffer Trag-
zahl näher erläutert werden.
Im Abschn. 5.3 sind wir bereits darauf eingegangen, dass die aktuelle Zuverläs-
sigkeit von Wälzlagern mit Hilfe der berechneten erforderlichen Tragzahl Cerf. und
der das gewählte Lager charakterisierenden vorhandenen Tragzahl Cvorh . mit
GI. (5.20) berechnet werden kann. Die Tragzahl C ist somit eine wälzlagerspezifi-
sche Kennziffer, die in einem unmittelbaren Zusammenhang zur Zuverlässigkeit
steht.
Entsprechend Abb. 7.9 und GI. (7.25) kann die Tragzahl zur zuverlässigkeits-
bezogenen Kostenennitdung herangezogen werden, wobei fiir die geltenden Mate-
rialeinzelkosten die Gleichung
(7.26)
gilt. Ein Polynom 2. Ordnung erscheint fiir die Auslegungsphase mit hinreichen-
der Genauigkeit und mathematisch vertretbarem Aufwand als ausreichend.
Gefragt ist nun der funktionale Zusammenhang zur Zuverlässigkeit.
(7.27)
(7.28)
bzw.
~Lerf.
eh = 500. p
(7.29)
erf. ~1
P~
n
durch Vorgabe einer geforderten Lebensdauer in Umdrehungen mit GI. (7.28) und
in Stunden mit GI. (7.29) bei äquivalenter Belastung P berechnet werden.
Beträgt bei der Wälzlagerauswahl Cerf. = Cvorh ., so wird die erforderliche Le-
bensdauer bei äquivalenter Beanspruchung mit R = 0.9 erreicht; bei Cerf. < Cvorh .
liegt im Betriebspunkt R> 0.9 vor. Einen genauen Wert liefert GI. (5.20).
Die beiden Zuverlässigkeitshorizonte sind mit dem Wöhlerlinienansatz aus GI.
(3.32) mit
(7.30)
für R = 0.9 und
(7.31 )
19 B
Cvorh+-----"&...
Cerf. t-----~
Soll nun ein Lager mit einer bestimmten Zuverlässigkeit gewählt werden, ist Cvorh .
so zu bestimmen, dass bei der Belastung P zum Zeitpunkt Lerf. die Zuverlässigkeit
Rerf. vorliegt. Dazu ist eine wahrscheinlichkeitstheoretische Transformation von
7.3 Herstellerseitige Lebenslaufkosten 133
Lerf. flir Rerf. auf Lyorh. flir R=0.9 notwendig, die im Folgenden kurz dargelegt wer-
den soll.
Für den Belastungshorizont P kann mit der Zuverlässigkeitsgleichung nach
Weibull allgemein
(7.32)
(7.33)
und
(7.34)
Da die Freiwerte flir die selbe Verteilung identisch sind, kann aus den GIn. (7.33)
und (7.34) die Beziehung
-ln 0.9
ß . Lerf. (7.36)
-ln Rerf.
folgt. Mit GI. (7.30) erhalten wir flir die notwendige Tragzahl C yorh.
CU
vorh.
= fi
p~.p. p·ß _ _ __
10 6
-lnO.9
-ln R erf.
(7.37)
U
C vorh. C ß -In 0.9
= erf.· p. (7.38)
-In Rerf.
Zweckmäßiger schreiben wir C Rerf. flir das berechnete Cyorh , denn auch bei dieser
Berechnungsmethode kann infolge der Baureihenstufung das Cvorh . abweichen. Die
Tragzahl wird mit GI. (7.38) aber in jedem Fall so bestimmt, dass Rerf erreicht
wird.
Verknüpfen wir abschließend GI. (7.38) mit der Kostengleichung (7.26) erhal-
ten wir eine Gleichung, in der die Abhängigkeit der Kosten von der Zuverlässig-
keit funktionell beschrieben wird.
134 7 Kosten im Lebenszyklus technischer Gebilde
Mit Bezug auf die Wälzlagerreihen aus Abb. 7.9a und 7.9b erhalten wir die Kos-
tenanstiegsgraphen in Abb. 7.11.
MEK
[€]
MEK=f(R)
25
Reihe 1 ~
20
Reihe 2 ®
15
Reihe 3 A
10
5
G----
Deutlich ist die progressive Zunahme der Kosten bei steigender Zuverlässigkeit zu
erkennen. Strebt die Zuverlässigkeit gegen 1, streben die Kosten gegen wirtschaft-
lich nicht mehr vertretbare Grenzen.
Die Frage "Was kostet Zuverlässigkeit ?" kann mit der vorgestellten Vorge-
hensweise bereits in der Auslegungsphase beantwortet werden.
Für andere Maschinenelemente, Baugruppen oder Produkte sind analoge Algo-
rithmen aufzustellen.
s. Abb. 7.13
s. Abb. 7.12
Instandhaltungskosten
(IHK)
Präventive Kosten sind nach Abb. 7.13 die Diagnose- und Inspektionskosten KJ, in
denen alle Aufwendungen fiir Kontrollen des Schädigungsmaßes, in erster Linie
rur eine Sichtkontrolle bzw. Messung des Abnutzungsgrades bei Verschleiß einge-
136 7 Kosten im Lebenszyklus technischer Gebilde
rechnet werden. Der Umfang der durchzuführenden Inspektionen hängt von der
Zuverlässigkeitsforderung ab.
Durch Wartungs- und Pflegeaufwendungen Kw/p sollen optimale Umgebungs-
bedingungen geschaffen werden. Durch Säubern, Schmieren, Fetten, Schrau-
bennachziehen u.a. soll die Schädigungsgeschwindigkeit reduziert und die "kons-
truierte" Zuverlässigkeit gewährleistet werden.
Beide Teilkostenarten sind durch den Konstrukteur durch das instandhaltungs-
gerechte Konstruieren (vgl. [46]) beeinflussbar.
Mit Abb. 7.14 wird die Wechselwirkung der Aufwendungen für vorbeugende
und pflegende Maßnahmen mit denen der Reparatur- und Instandsetzungsmaß-
nahmen skizziert. Mit häufigeren Wartungen können demzufolge die Reparatur-
und Instandsetzungsaufwendungen reduziert werden.
IHK
, KJ,KW/P
~K"
nopt. Maßnahmen
Gesarntkosten (LCC)
LCCMin.
____________
~Llli~~&kO
~_~_~a_~
. OA
: Instandsetzungskosten C
, Betriebskosten B
R(LCCMin) Zuverlässigkeit R
Unter Instandhaltung wird die Gesamtheit aller Maßnahmen zur Erhaltung und
Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit technischer Gebilde verstanden, worur
gemäß Abb. 7.13 Kosten rur PflegelWartung (Kw/p), Diagnosellnspektion (K[) und
Instandsetzung (KR) entstehen.
Bei der Instandsetzung sind die
• wiederherstellende und
• vorbeugende
(7.39)
138 7 Kosten im Lebenszyklus technischer Gebilde
- - (7.40)
tN =n ·to
bzw.
(7.43)
R(t)=e-A.·t (7.44)
als Sonderfall der Weibull-Verteilung (vgl. Abschn. 3.2) mit dem charakteristi-
schen Wert
(7.45)
7.4 Anwenderseitige Lebenslaufkosten 139
gearbeitet. Für t = to ergibt sich R(ta)=O,368 bzw. F(to)=O,632. Bei Kenntnis von to
und Vorgabe einer zu erreichenden Zuverlässigkeit R(1o) kann aus GI. (7.44) eine
einfache Gleichung für die Grenznutzungsdauer 10 abgeleitet werden. Geschrieben
wird
(7.46)
(7.47)
Wird nun die Kostengleichung (7.39) mit GI. (7.41) verknüpft, erhalten wir eine
Gleichung der Form
(7.48)
wiederhergestellt wird.
Das einfachste Erneuerungsmodell besteht darin, dass ein ausgefallenes Ele-
ment unter Vernachlässigung der Reparaturzeit zum Zeitpunkt tE erneuert wird.
Für die Zuverlässigkeit R(t) dieses Elementes gilt zum Erneuerungszeitpunkt
(7.49)
und die Systemzuverlässigkeit Rges. (t) erhöht sich zu diesem Zeitpunkt durch eine
Sprungfunktion, die sich aus der Systemstruktur berechnen lässt (s. Abb. 7.16).
Für ein nichtredundantes System gilt nach der Erneuerung des n-ten Elementes
(7.50)
R(t)
Abb. 7.16. Element- und Systemzuverlässigkeit bei Erneuerung des n-ten Elementes zum
Zeitpunkt te
7.4 Anwenderseitige Lebenslaufkosten 141
mit t ;::: t e .
Die Weibullfunktion wird so "dreiparametrig", d.h. sie kann mit tc an sog. "aus-
fallfreie Zeiten"
(7.52)
angepasst werden.
Dreiparametrige Weibullverteilungen werden in [7] in anderem Zusammmen-
hang in ähnlicher Form verwendet.
Bei mehrfacher Erneuerung von Systemen führt die theoretische Behandlung
auf die Definition einer sog. "Erneuerungsfunktion" H(t). Für Systeme wird dann
die Nutzung der Markoff-Theorie erforderlich. Es wird auf [4] verwiesen.
Entgegen den traditionellen Kostenbetrachtungen, bei denen i.d.R. erst nach der
Entwicklung eines Produktes der Preis kalkuliert und festgelegt wird, besteht im-
mer mehr die Notwendigkeit, vom Markt vorgegebene Preise retrograd auf die
Wertschöpfungspartner aufzuteilen.
Dem neuen Trend folgend bestimmt nicht mehr der Hersteller auf der Basis der
aufgewendeten Kosten den Marktpreis, sondern der Markt bestimmt die im Unter-
nehmen erlaubten Kosten (vgl. [12]).
Für die Konstruktions- und Entwicklungsabteilung bedeutet das genau wie für
alle anderen Abteilungen die Vorgabe von Grenzkosten, die durch geeignete
Wirkprinzipien, Werkstoffe, Geometrien und Fertigungstechnologien ohne Ein-
schränkung der funktionellen und qualitativen Marktforderungen, zu denen auch
Sicherheit, Lebensdauer und Zuverlässigkeit gehören, konstruktiv einzuhalten
sind.
Eine Möglichkeit, den vom Markt vorgegebenen Preis im konstruktiven Sinne
bis auf die Komponenten des herzustellenden Produktes aufzuschlüsseln, bietet
das in den 70er Jahren in Japan entwickelte Target Casting, welches seit Mitte der
142 7 Kosten im Lebenszyklus technischer Gebilde
Beim Target Costing werden auf der Basis eines vom Markt und den Mitbewer-
bern vorgegebenen wettbewerbsfähigen Marktpreises (Target Price), der durch
Marktbeobachtung, Preisexperimente, Experten- oder indirekte Kundenbefragung
(Conjoint Measurement) unter Berücksichtigung demographischer, geographi-
scher und psychographischer Gesichtspunkte ermittelt werden kann, nach Abzug
eines unternehmerisch angestrebten Gewinns (Target Profit) die maximal erlaub-
ten Kosten (Allowable Costs) berechnet.
In einem gegenläufigen Prozess werden durch die einzelnen Abteilungen auf
der Basis der aktiv verwendeten Verfahren, Technologien und Arbeitsprozesse die
derzeit aufzuwendenden Kosten (Drifting Costs) im klassischem Sinne nach
Abschn. 7.2.3 prognostiziert und mit den erlaubten Kosten verglichen.
In Abhängigkeit von der vorliegenden Kostendifferenz wird der Grad der not-
wendigen Innovationstätigkeit bei der Produktgestaltung, den anzuwendenden
Verfahren, Technologien oder Arbeitsprozessen abgeleitet.
Sind die Drifting Costs größer als die Allowable Costs werden durch die Un-
ternehmensleitung zur besseren Motivation und Kostenakzeptanz Zielkosten (Tar-
get Costs) als Zwischenziele festgelegt
Markt
Wünsche, Forderungen,
Bedürfnisse
Am Ende liegt fiir das herzustellende Produkt bereits vor der eigentlichen Ent-
wicklungsarbeit ein Zielpreis vor, der auch hinsichtlich der geforderten Sicherheit,
Lebensdauer und Zuverlässigkeit einen Kostenrahmen bildet.
Zur Gewährleistung der Marktakzeptanz muss dieser Kostenrahmen durch alle
wertschöpfenden Komponenten und erforderlichen Fertigungshandlungen einge-
halten werden.
7.5 Target Costing- Wie teuer dürfen Sicherheit und Zuverlässigkeit sein? 143
Beim Übergang von der Konzept- in die Entwurfsphase stellt sich den meisten
Konstrukteuren angesichts eines vorgegebenen Kostenrahmens die Frage, "Wie
teuer dürfen denn nun die einzelnen Komponenten des zu konstruierenden Gebil-
des sein?". Die Zielkostenwichtungsmatrix aus Abb. 7.18 stellt hierzu ein Arbeits-
schema vor, mit dem der zur Verfügung stehende Kostenrahmen auf die einzelnen
Komponenten unter Beachtung der funktionellen Bedeutung aufgeteilt werden
kann.
Die Kosten gelten dabei für alle Aufwendungen, die einschließlich aller Maß-
nahmen hinsichtlich Sicherheit, Lebensdauer und Zuverlässigkeit maximal aufzu-
bringen sind.
Nach der Wichtung der vom Markt geforderten Funktionen mit den Faktoren
Wi, zu der im Rahmen einer wirtschaftlich - technischen Bewertung primär auch
die sicherheits- und zuverlässigkeitsrelevante Bedeutung der betrachteten Funk-
tion gehört, werden alle für das Produkt erforderlichen Komponenten in ihrer
Wichtigkeit für die einzelnen Funktionen mit den Wichtungsanteilen Wji prozentu-
al beurteilt.
Das Produkt aus Funktionswichtung Wi und funktions bezogener Komponen-
tenwichtung Wji ergibt den funktions- und komponentenbezogenen Wichtungsan-
teil W ij . Es gilt
(7.53)
Die Wichtungsfaktoren Wi und Wji können Z.B. durch den paarweisen Vergleich
aller vorhandenen Funktionen bzw. Komponenten mit Hilfe der Präferenzmethode
ermittelt werden (s. z.B. [6]).
Aus der Summe aller Wichtungsanteile Wij einer Komponente ergibt sich die
Gesamtbedeutung der Komponente für das Gesamtprodukt. Es gilt
f
"W=W
L... IJ J (7.54)
i=l
(7.56)
und
(7.57)
Die so ennittelten Kosten ergeben den Kostenrahmen für die einzelnen Kompo-
nenten, der im EKP zur Verfügung steht und durch geeignete Wirkprinzipien und
Wirkgeometrien unter Einhaltung geforderter Funktionalität, Qualität und Zuver-
lässigkeit umgesetzt werden muss.
Da in der Praxis nicht immer die hundertprozentige Einhaltung dieser Grenz-
kosten garantiert werden kann, sind durch das Kostenmanagement zulässige Tole-
ranzkostenfelder zu schaffen, in denen sich die Zielkostenanteile bewegen dürfen,
wenn sie im Gesamtrahmen die Allowable Costs nicht übersteigen.
Werden die Grenzkosten des Toleranzkostenfeld merklich überschritten, wer-
den Änderungen am Gesamtkonzept des Produktes erforderlich.
Denkbar ist z.8. ein Kompromiss bei der Sicherheits- bzw. Zuverlässigkeits-
forderung, die wie gezeigt einen entscheidenden Anteil an der Kostenbildung
trägt.
- W 11
N
W21
..,
W31 Wj l
~
WfI W,
~ ~ ~ ~ ~
....,
W2
~
N
M
'"
i W 12 W22 i W32 W i2 Wn
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~
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W 13 ;
N
Wn ; Wn ; W i3 ;
~
Wo W3
~- W jj .. Wi ..
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~ ~ ~
~ ":!( 0~
~ ~
-
~ 0
0 0 0 0 0 ~
0 0 0 0 0 ~
Tafel I. Spannungszustände
Tafel 1.1. Elementare Spannungszustände in stabförmigen Bauelementen
[~ ~l
0
Normalkraft
Fn(s)
F~~ Fn (s)
O"n = - -
A
0
0
0"1 = O"n
[~ ~l
Mb(s) 0
O"b = - -
Biegemoment
Mb(s)
'\(~QtJcr. Wz
Mb(s)
O"b = - _ .y
0
0
Iz 0" 1 = O"b
[~ ~l
0
Mt (s)
:E8"
't = - - 0"2
Torsionsmoment Wt
0
M,(s) M,(s) Mt{s)
't = - - ·r 0"1 = 1,1= - 0"2
Ip
[~ ~l
0
Fq
Querkraft 'qmax =x-
A
0"2
Fq(s) 0
0"1 =1'(1 = - 0"2
A .. . Querschnittsfläche
I" I, ... Trägheitsmoment
W, ... Widerstandsmoment
X .. Flächenbeiwert
148 Anhang A - Datensammlung
[~ ~J
O"r =-p
Vollzylinder a. 0"2
O"<p=-p
a, 0
a,
(unabhängig von r)
a. 0"1 = 0"2 = - p
@ (r; )
[~ ~J
2 0
r
Bohrung in 0" r = _ P .
Scheibe mit cr, 2"
1 0"2
unendlicher
Ausdehnung
0.
O"<p = p. ( r; 0
0"1 = -0"2
[~ ~J
0
~
0"1 = - . p
dünnwandiges S 0"2
Rohr d 0
O"I= - 'P
s
0"1 = O"t
O"r «0"1, 0" <p
I
0"2 = O"<p = - '0"1
2
[~ ~J
0" =_ .p 0
<p s
Kugelschale 0"2
O"r «O"<p
0
0"1 = 0"2 = O"<p
Anhang A - Datensammlung 149
(~ ~l
0
FEM,BEM 0"2
in Sonderfällen 0
Scheibe <J, strenge Lösung
(ebener <J~
't ,~ { O"\}=<Jx+O"y+
Spannungs- <J,= 0 0"2 2
zustand)
~t
zustand) G I> 0"2wie oben
0"3 = f(Querkon-
traktion zahl)
~ (~ },]
0
Platte FEM
in Sonderfällen G2
strenge Lösung 0
z x
Druck p
GY (~ ~l
0
Schale FEM
(Membran) in Sonderfällen 0" 2
z x strenge Lösung 0
150 Anhang A - Datensammlung
[~ ~]
0
"gelochte" spezielle "Airysche"
Spannungsfunktion 0
Scheibe nach
Kirsch ak = 3a 0
0", = O"k
Mt
OO
't =-W
p al
o
0 0]
0 0
tordierte Welle k -O"k <:r1 .2 = I'tl [
mit Querbohrung - -
Mt
ak = ± 41'z l
o 0 0
(d b « d w) -O"k O"k
(durch Superposition
aus der Kirsch ' sehen
Lösung)
z.B.
[~ ~]
0
ak = 3.32 . a
Scheibe mit a2
einseitiger . a 0
Parabelkerbe für - = 5.0
p 0", = O"k
nach [50]
Kugel
o
/
Kugel
[~ },]
0
Po =-
0"2
Zylinder
0
/
Zylinder
L> = ~ + ~
rl r2
},]
0
Bolzendruck
[°i
2· F
(kein Spiel) Po = - - = 0"1 0"2
11· rl· b
0
(Kosinus-Verteilung)
Bolzendruck
(mit Spiel)
o
152 Anhang A - Da
tensammlung
Stahl- crB crbF crs 't F crbW crzdW t,w crbSch crzSch t ISch
marke NImm'
H52-3 520 430 360 230 280 210 160 410 330 230
H45-2 450 390 300 200 250 190 140 360 300 200
H60-3
HS60-3 600 550 450 300 310 240 190 460 400 300
HB60-3
Stahl· O"B O"bF O"s 'tF O"bW O"zdW 'tIW O"bSch O".Sch 'tISCh
marke NImm'
CIO 500 390 300 210 260 220 170 390 300 210
CI5 600 460 350 240 280 240 180 450 350 240
15Cr3 600 560 400 240 350 300 220 490 400 240
16MnCr5 800 750 600 360 400 340 250 600 540 360
20MnCr5 1000 900 700 420 480 420 300 730 660 420
18CrNi8 1200 1100 800 470 550 470 330 850 760 470
20MoCrS') 750 700 550 350 390 340 240 580 530 350
20MoCr5 2) 900 850 700 440 460 400 290 680 610 440
18CrMnTiS 900 830 750 430 440 380 280 690 600 430
23MoCrBS 1100 1020 900 470 530 460 330 810 720 470
cr crw
- 2-
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....
....
N
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b
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3
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50CrM04
b 50C~04 / b ......~
1000 1000 4~CrM~~ kL N
E V 42C~M04 v! ~ 1 11 ~
~ 1 / t)
800 ~ /1V 800 -:/ 25CrM04
11I ~
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/1 .,,0 ~ ./ c01 (ti>
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600 § v / C60 600 ~ /- ~ d 600 f - I- - - - , - , - - - - , - , - - - , - - - - - - ,
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Zug- und Druckbeanspruchung Biegebeanspruchung Torsionsbeanspruchung
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16MnCr5 .... I
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g. ('D
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600 600 15Cr3 ('D
on
V/ V V IJ :::;:
/"/ / v 1 VI 7 17 V 18CrNi8---;71' on S
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400 V/ 15Cr3
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400 §
C15 (Jq
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600 N/mm 2 O"m 600 800 N/mm'1000 O"m
400 100/
11~
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-200 ~ ~ 'l -200 Vi ~/I/
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-400 -400
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1/ -1000
158 Anhang A - Datensammlung
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160 Anhang A - Datensammlung
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Anhang A - Datensammlung 161
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162 Anhang A - Datensammlung
(Js in Nimm'
Wellen- und Nabenform Passung ßk
400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200
~ H7/,'
1.8
1.2
2.0
1.3
2.2
1.4
2 .3
1.5
2 .5
1.6
2 .6 2.7
I. 7 1.8
2.8
1.8
2.9
1.9
eEt H8108
1.8
1.2
2.0
1.3
2.2
1.4
2.3
1.5
2.5
1.6
2.6
I. 7
2.7
1.8
2.8
1.8
2.9
1.9
EEt H8108
1.5
1.0
1.6
1.0
1.7 1.8
1.1 1.2
1.9
1.3
2 .0
1.3
2.\
1.4
2. \
1.4
2.2
1.5
Tafel IV.4. Srutzziffem n als Funktion des bezogenen Spannungsgefälles (s. Tafel IV.5)
zur Berechnung von Kerbwirkungszahlen nach GI. (2.19)
n crs
200
N/mm 2
300
400
600
800
1000
2 3 4 5 6 7 8 9 10
bezogenes Spannungsgefälle X* [mm- 1j
X* bei
Bauteilform Zug / Druck Biegung Torsion
( I ml \ o
2
B
t .ol-j o
2
D
2
D
(·FI~
2 2 2
-+-
r r bo
(o~ 2
r
2 2
-+-
r do
1
-+-
r do
2
HI ~ 2
r
2
-+---
r B + bO
4
(o~ 2
r
2
-+ - - -
r
4
D + dO
I
-+---
r
4
D +d O
164 Anhang A - Datensammlung
Gesamteinfluss k=kg · kt
k 1.0
9 O. 9 t--'--t--~~+-c:-t---':--I-'--+--'--+--=--+-'--+---'---i
0.8 1400
. . . -1000
0.7 . : ,- 600
...;. . ...;... 400
0.6
N/mm 2
0.5 ~--1---+_.l...-..-+---L_~-+---+_~--1
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
d/d Probe
Technologischer Einflussfaktor kt
1.4
...~......,... ...:. '+':
r-:---r---r~,--.--.---..---,---:-r-:---r-..---,--,----,
1. .
,
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
d/d Probe
Anhang A - Datensammlung 165
OF Rz [f..lm]
.-:, '<--:
1.0 r--:- ., ...:-'~-:-
: T
. ~--:-~,--,..,....""'
.,."'T' .. F="!"'==t=::::::::r==:t===! 0.8 (poliert)
.. -.. ,"9
0.7
. ... ...... . . . . ....
-..
,~
'
.... +.....r-:--:. . .
rt-~ 40
0.6
. ,... ...... . ............... ......
: :. ~
~Fk"-
0.5 +--'-+-'- ; +--'-.-+------+--'--I---'-+-'-t---'-t~-F"'"..., 160 (Walzhaut)
: +---"--+-.;....
.. , ....... ''','' ... ,. . . ' ";"'1"
0.4 1---"-+-'- . +--'--+-'- . +-.'-+-'--If---'--T-'-t---'--I---'--T-'-t---:---i
-- _. ·· .. .. ........
.
.. .. ... .. ... .
.
· ,'.
. .
~
0.3 ~~-'-
· 4-~~·~~· ~-'-4~~~~~4-~~
Sicherheit gegen
(J _ (J vers.
bzw. zu!. --S--
erf.
Anhang A - Datensammlung 167
AI/gemeiner Maschinenbau
Fahrzeugbau
Achslager in Fahrzeugen
Getriebe in Fahrzeugen
geforderte
Kla se Anwendungsfall Zuverlässigkeit
Cfm= cons!.
. / cr . N =const .
0'81-----. a bzw.
r =cons!.
(Ig)
cro+----r------------~-
Sofort-
ausfälle Kurzlebigkeit Langlebigkeit
(Ig) N
cra
0'0
(Ig)
. . . . . . ..
R::O. 1
1 (Ig) N/Ngrenz.
170 Anhang A - D atensammlung
gekerbte Stäbe
4 .0 , - - ,- - - - - - - -- - - , - - - -- - - - - - - ,- -- -- - - - - -, - - ,
CI> 2.0
"0
~
Ci
E
'"'"c:
.~
(l,
• ..
.s:::: 2.5 3.6 5.2
o 1.0
CF)
CI>
, . -1
•
c: " 0 0 /), Cl
CI>
8'
N
No=3·105
(I)
In
0.5
0.01 0.1 1.0 10.0
Normierte Schwingspielzahl N I N D
ungekerbte Stäbe
2.0
J2" N
'":
0'"
11
CI>
"0 t-E
~
Ci
E
'"c:
'"
1.0
.~ 0 .9
.s::::
0
CF) 0.8
(I)
c:
(I) 0.7 No= 1 .106
'"
0
N
(I) 0.6
m
0.5
0 .01 0.5 1.0
Normierte Schwingspielzahl NI N D
Anhang A - Datensammlung 171
a b Tx TB
Ermüdung
ungekerbte Stäbe 12 ... 15 5 ... 8
gekerbte Bauteile
· Spitzkerben 3 .. 4 00 1,2 ... 1,4
· Normalkerben 5 ... 7 bzw. 3 . .. 5
· Flachkerben 6 .. 8 2a-1 6 ... 8
· Zahnfuß (Evolvente) 6 ... \2' 4 .. 8
· Schweißverbindungen
Kontakt
4 ... 8 15 ... 25
TB =iff;
· Kugellager 3,0 10
· Rollenlager 3,3 10
· Zahnflanke 3 ... 8 ' b=a 8 ... 10
· Ventilsitz 3 ... 5 7 ... 15
Verscbleiß
· Brems- und 1... 2,5 3 ... 8
Kupplungsbeläge • obere Werte aus Laufversuchen
172 Anhang A - Datensammlung
500 r - - -- - - - - - - - - l
TorsionssP'KJebeschiclll = 2Nlmm2
N' 450
TorsionssP wel1e = 16 Nlmm 2
E
--
~
E
Q)
400
350
"0
.ea. ii·.. ···.........• ...... _
300 .... .~- 0.1
E
CI)
250 ". F?:::O.; ···· .. ··· ........•
{/)
"'!Y.:=:.~:!! ............ . '
.,
0>
c:
~
0> 200
Q) .... ........
;e 150
~
CI)
• Wellenbruch
E 100
:J .' Durchläufer
50
• Klebeschichtversagen
O+-~--~---,---~~---r~
104 10 5 10 6
Schwingspiele
(nach [35])
Tafel VII.3. Langjährige Grenzwerte der Konstanten a und b zur Bestimmung des Korro-
sionsverlustes K für Kohlenstoffstähle (nach [10))
K = a .t b [g/m2 ]
Äquivalenzfaktor CD
a=3 a =6 a =9 a 12
=
-- ~
"'" "'1
1.0
r-- ........
""'" ~ t---.... r----.
~ ~
'"
'""" "'" ,
" 0.8
<U ~ ~ """'""- """'""- ~3
'\ ~ 1\
E
~
CO
ii5
r-.......
.............
~
\-. ~ K \ 1\\
5\ \\
Cl
c 0.6
::J
.s:::.
l)
....
::J
~
C.
Vl
c 0.4 ~ß \ I\ \'
ro
Q) "-'"
r\. , \ \
-f' ,'\l\\
CO
Q)
>
:;:::l 0.2
""r--..\\
ro
Qj
....
~
bezogene Überschreitungshäufigkeit
Anhang A - Datensammlung 175
Äquivalenzfaktor ca
a=3 a=6 a =9 a = 12
'"\ \""" \
1.0 .........,
--
\ ~ 1\\
"~ 0.8 \ '- /8
III
iil \ \ \ \ \
Cl
§ 0.6 \ \ ' - ....:-./ 9
.s:::.
() ' ............. \. ~
\ "
::J
'-
a. /10
............ .:...
U)
&i
1\
\ '\
0.4
(I)
III
\
(I)
> '-- /11
I\.
~ 0.2
~ 12 '\
.............. /
~
10 -6 10 -4 1
bezogene Überschreitungshäufigkeit
176 Anhang A - Datensammlung
(x - xy
I -- -
Dichtefunktion
g{x) = - - . e 2 l
s~
x _(x - x:f
Ausfallwahrscheinlichkeit F(x)= fhl J e 2 s2
S 21t - 00
x:y
J
+co (x -
x
x-x
X=-- J(X)= Jg{X)dx
s
o
9 ( X)
Anhang A - Datensammlung 177
Integral Restflächen
X n . s - eBreiche
X f g(X) dx n . s %-
Restfläche
0
0.0 0.0000 I s 15.87 %
0.1 0.0398 2's 2.28 %
0.2 0.0793 3 's 0.13 %
0.3 0.1179
0.4 0.1554
0.5 0.1915
0.6 0.2257 % - Bereiche
0.7 0.2580 %Restfläche n .S
0.8 0.2881 1% ± 2.58 ' s
0.9 0.3159 5% ± 1.96 ' S
1.0 0.3413 10% ± 1.64 '
l.l 0.3643
1.2 0.3849
1.3 0.4032
1.4 0.4192
1.5 0.4332
1.6 0.4452
1.7 0.4554
1.8 0.464 1
1.9 0.4713
2.0 0.4772
2.1 0.4821
2.2 0.4861
2.3 0.4893
2.4 0.4918
2.5 0.4938
2.6 0.4953
2.7 0.4965
2.8 0.4974
2.9 0.4981
3.0 0.4987
3.1 0.4990
3.2 0.4993
3.3 0.4995
178 Anhang A - D
atensammlung
99,98
99,9u:,
.~
99 ,5
99
90
(x+s) 84,13 -
80
;e
~ 70
"Q5
~
Cl
60
;;::::
:::J
'Itl
(X) 50
.s:::.
c:
Q) 40
E
E 30
:::J
(j)
20
(X-s) 15,87 -
5
4
3
(x-2s) 2,28 -
2
1
o,5
o,2
(x-3s) 0,135 -
o
,1
0,0 5
0,0 2
Anhang A - Datensammlung 179
Dichtefunktion
Ausfall wahrscheinlichkeit
Zuverlässigkeit
mit u .. . Lageparameter
ß.. . Formparameter
und fur u
a=V - In Rn .
Für Rn=O.9 und X n = I ergeben sich folgende Werte:
T. 1.5 2 3 4 5 7 9 15 20 30
xm 1.25 1.5 2 2.5 3 4 5 8 - 10 - 15
a 0.7660 0.6161 0.4369 0.3347 0.2692 0. 1909 0. 1462 0.0834 0.0639 0.0394
8.4423 4.6461 2.7 178 3.0559 1.7147 1.3589 1.1705 0.9059 0.8 181 0.6956
~
Bestimmung von a
Wegen F(T) = 1- e- W = 1- e- 1 gilt immer F(T) = 0.632 ~ 63 .2% und damit
a = ~ für den Schnittpunkt der Geraden mit der 63.2%-Linie.
T
Bestimmung von ß
Da ß den Anstieg der Geraden bestimmt, kann ß direkt durch Parallel verschiebung
der Geraden in den Pol und Ablesung am Nomogramm für ß bestimmt werden.
x [z. B. LW]
Anhang A - Datensammlung 181
20
2,0
:.
5 ---w:ttmmm
4 ----t;fttt+tffl!H-ttt++ttt
1,5
0,5
x 10 + 2)
Anhang B
Beispiele
Anhang B - Beispiele 185
Aufgabe: Eine Dehnschraube wird beim Anziehen durch Zug und Torsion
beansprucht. Die im Dehnschaft vorhandenen Spannungen wer-
den zu CJz = 120 N/mm2 und 't
= 50 N/mm2 bestimmt. Die
Schraube ist aus St60 gefertigt. Wie groß ist die Sicherheit gegen
Streck- bzw. Fließgrenzenüberschreitung?
2. Sicherheit nach der Bach 'sehen Hypothese GI. (2.34) mit GI. (2.39)
S = ~ = 220 = 4.40
T '( 50 - -
1 1 1
-=--+--=0.1765
S2 2.83 2 4.40 2
SFvorh. = 2.38
Während der Unterschied der Ergebnisse für 2. und 3. nur auf Rundungsfehlem
beruht, ist die Differenz zu 1. im unterschiedlichen a begründet.
Anhang B - Beispiele 187
3
W
z
=~=16330mm3
32
und
W t =2·Wz = 32660mm 3
zu
600.10 3 2
aba = = 36.7 Nimm ;
16330
6
1" = 1000 ·10 30.6 N Imm 2
tm 32660
3
1" =900·10 =27.6N/mm 2
ta 32660
k = 0.75·0.96 = 0.72
= 2.3 = 3 63 d = 1.6 = 2 52
Ykb 0.72.0.88 . un Ykt 0.72.0.88 . .
, abA 260 2
abA = - - = - - = 71.6 Nimm
Ykb 3.63
, 'tA 145 2
'tA =-=--=57.5N/mm .
Ykt 2.52
1 1
--+--
Sges. 1.95 2 2.08 2
Rakt.
=e-Hs: Jl
Anhang B - Beispiele 189
berechnet werden. Mit a = 6.0 und T x = 3.0 nach Tafel VIA. ergeben sich aus Ta-
fel X.2.1 für Rn = 0.9
und damit
I 6J2'7178
-l°.4366( 1.~2)
Rakt. =e Rakt. = 0.9997 .
Das Bauteil würde damit den Anforderungen der Klasse 3 genügen (vgl. Abschn.
5.6)
190 Anhang B - Beispiele
Aufgabe: Für ein nachweispflichtiges Hebezeug wird u.a. für ein Gelenk-
auge zur Krafteinleitung in einen Hydraulikzylinder eine Min-
destlebensdauer von 1.0 . 10 5 LW und eine Sicherheit von S8 =
2.5 bei einer Belastung von Ferf. = 5 kN gefordert. Die Forderung
ist insofern berechtigt, da es sich um ein doppelschnittiges Auge
einer Aluminiumkonstruktion mit wenig ausgeprägten Dauer-
schwingfestigkeiten handelt und der Hydraulikzylinder für den
Anschluss an Stahllaschen ausgelegt ist.
Fwrn.r------------r--~
Ferr. r-----------~--~r_--+_--~
-
S L- N yorh.
Nmin.gef.
5
N yorh . = 27.0 ·10 LW und damit
5
S _ 27.0 ·10
L- SL = 27.0.
1.0.10 5
192 Anhang B - Beispiele
5 5 5
~N=Nvorh. -Nmin. =27·10 -1·10 =26·10 LW
RakI. = e
-[ a· SIL r e-[
= 0.2692 217] 1.7142
Damit genügt das Bauteil den Ansprüchen der Klasse 3 (s. Abschn. 5.6).
Anhang B - Beispiele 193
Klasse 2 3 4 5 6 7 8 9
0.883 0.765 0.648 0.535 0.4 12 0.294 0.177 0.059
4 15 50 130 260 490 750 800
NL =
Ini**
,, ~
L..iN I
ausgelegt. Ausgehend von der normierten Wöhlerlinie nach Ta-
fel VI.6 für gekerbte Bauteile wird mit dem Exponenten a = 5.0
gerechnet. Die N;-Wertewerden aus der Gleichung
( Ja,b
Ni = N g ' l :~
bestimmt. Für die Hypothesen gilt
Miner a = 5.0; b ~ 00
CorteniDolan a = b = 5.0
Haibach a = 5.0; b = 2a - I = 9.0.
Lösung b.) Die Rechnung kann vereinfacht werden, wenn fiir das Kollektiv
ein "typisches Beanspruchungskollektiv" nach Tafel VIII. I zu-
trifft.
Das "Beobachtungskollektiv" mit Inj* = 2500 LW muss dazu
auf Inj = 106 LW transformiert werden. Der Faktor a beträgt
a = 400 (vgI. Kap. 4).
2 3 4 5 6 7 8 9
n·*
I
4 15 50 130 260 490 750 800 L=2500
ni 4' 10' 1.6' 103 610 3 2.0'10' 5.2' 10' 1.04·10s 1.96·10s 3.0·lO s 3.2·10'
Lnj 4·10' 2.0'101 8' 103 2.8' 10' 8.0'10' 1.84 lOs 3.80' lOs 6.8 lOs 1.0' 106
O"j
0"1
1.0 t - - - - . . , -- - - - ---,
0.8
0.6
0.4
0.2
d.h. es gilt
Die Lebensdauer kann nun z.B. mit dem Dauerfestigkeitspunkt (O"D; N g) aus
N
L
= 106 . ( 420
275.4
)5
berechnet werden. Die Differenz zu NL{C/D} = 9.9106 LW erklärt sich mit der
nicht vollständigen Übereinstimmung mit dem Vergleichskollektiv.
S = 420 = 1.53 .
D 275.4 =
Die Sicherheit gegen Überschreiten der Bruchgrenze ergibt mit der maximalen
Beanspruchung des Kollektivs in der Klasse 1
Eine Sicherheit gegenüber dem Auslegungspunkt N erf besteht nicht, da keine Le-
bensdauerreserve L'1N für die Hypothese nach Corten/Dolan erzielt wurde.
Anhang B - Beispiele 197
m = 1.126.
198 Anhang B - Beispiele
h ygrenz.
SRlgrenz = sRI . hy(R = 0.9)
3
SRlgrenz = 387·10 m.
SRi h Ygrenz. = 1
SRgrenz. hy
Ih = h V = h VI grenz.
sR SRIgrenz.
I h _- 2 mm
387 ·I06 mm
2 3 4 5 6
gemes- tRi 1.2 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 N/mm 2 L [m]
senes
Kol- SRi* 310 580 870 1520 2760 3430 m 9470
lektiv
aus GI. SRi(R=O.9) 387 475 611 844 1333 2910 ·103m
(5.4)
SRi*/ SRi 0.861 1.221 1.424 1.801 2.07 1 1. 179 .1003 m 0.008497
200 Anhang B - Beispiele
LSRi*
sRä = *.
L~
sRi
Die Berechnung der SRi erfolgt aus
tRi
6
sRä =1.115·10 m.
SRgrenz.
'Rä =m . 'RI
sRä
tRä =0.4689 N / mm 2 •
L -L* sRä
0.9 - "
L..JSRi
*
N, t
No ... Anzahl der Ventile
N ... Belastungszyklen
H .. . Summenhäufigkeit der Ausfalle innerhalb des jeweiligen
Zyklus
2:H ... Summenhäufigkeit der Ausfalle insgesamt
N x 103 0.5 - 0.7 0.7 - 0.9 0.9 - 1.1 1.1 - 1.3 1.3 - 1.5
H 3 8 16 20 17
rH 3 11 27 47 64
r HlNo 0.04 0.147 0.36 0.626 0.853
Stufe 2 3
p 150 120 45
ni 73 57 57
N iO.9 1.03 ' 105 1.85 . 105 2.85 ' 106
n;fNi 7.08 ' 10-4 3.08 ' 10-4 0.20 ' 10-4
NL = __
Ln.
I = 18.05 .10 4 Zyklen
L El
N· 1
Einkreisbremse
... ~
(9 Elemente)
Zweikreisbremse
(10 Elemente)
Einkreisbremse
Zweikreisbremse
204 Anhang B - Beispiele
-[a(~JP]ß
Cvorh.
R
akt. = e
Cvorh/Cerf. Rj
Lager I 1.2 0.95
Welle I
Lager 2 1.6 0.98
R ges . =0.95·0.98·0.97·0.96 = 0 8. 7
R gcs . = 0 .91
folgt.
Anhang B - Beispiele 207
ausgelegt.
0.0001
10 0.9999
= 0.01%
Zahnfuß 1.5 8 6 0.276 1.75 0.9996 0.0004
= 0.0 4%
6 0.9985 0.0015
- 0.15%
Insbesondere wegen des relativ kleinen Wälzlagerexponenten hat die Zahn flanke
eine geringe Zuverlässigkeit gegenüber dem Zahnfuß. Die Variation des Wöhler-
exponenten für den Zahnfuß verdeutlicht den großen Einfluss dieses Exponenten.
Das Beispiel demonstriert anschaulich, dass mit Hilfe der abgeleiteten Berech-
nungsmethode für Zuverlässigkeit und Schadenswahrscheinlichkeit eine wesent-
lich differenziertere Beurteilung der Auslegungsdaten möglich wird.
208 Anhang B - Beispiele
T ~ 9.0 Jahre
und damit
C = 2 Cs = 600 TDM,
A = 20 Al = 560 TDM und
B = 0 (hat keinen Einfluss auf das Optimum)
2800
2400
1\
2000 1\
\
1600 \
\
1200
"-
800
-f-topt. I =
400
1
I
2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Jahre
[18] Deutsches Institut flir Normung (1989) DIN 32990 Teil 1 Begriffe zu
Kosteninformationen. Beuth, Berlin
[19] Deutsches Institut flir Normung (1989) DIN 32992 Teil 1-3 Kostenin-
formationen Berechnungsgrundlagen. Beuth, Berlin
[20] Deutsches Institut flir Normung (1992) DIN 55350 Teil 11 Begriffe der
Qualitätssicherung und Statistik. Beuth, Berlin
[21] Deutsches Institut flir Normung (2000) DIN 743 Berechnung von Achsen
und Wellen. Beuth, Berlin
[22] Deutsches Institut flir Normung (1995) DIN EN ISO 8402 Qualitätsma-
nagement und Qualitätssicherung. Beuth, Berlin
[23] Deutsches Institut flir Normung (1994) DIN VEN V 1993 Bauen in Eu-
ropa Stahlbau Stahlhochbau Eurocode 3 Teil I-I. Beuth, Berlin
[24] Ehrlenspiel K, Kiewert A, Lindemann U (2000) Kostengünstig Entwi-
ckeln und Konstruieren. Springer, Berlin Heidelberg New York
[25] Eichler C (1990) Instandhaltungstechnik. Technik, Stuttgart
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214 Literatur
Äquivalenzfaktor 97 Dauerfestigkeit
Äquivalenzlast 88, 97 Schaubild nach Smith 115
Amplitudenkollektiv 99 Schaubild nach Haigh 14
Anfangsbestand 47 Dauerschwingfestigkeit 14
Anforderungsklassen 114 Dichtefunktion 47
Anriss 61
Anwendungszeit 140 Einflussfaktor
Ausfallanteil 47 Oberfläche 27
Ausfallrate 49 Gesamt- 27
Ausfallwahrscheinlichkeit 49 Größe 27
Auslegung 115 Einlauf 71
Auslegungsphilosophie 116 Elastizitätstheorie 7
Ausschlagfestigkeit 15 Entwurfsrechnung 4
Ausschlagspannung 15,30 Erker 110
Auswerteverfahren 98 Ermüdung 60
Erneuerung 140
Badewannenkurve 49 Erneuerungsfunktion 141
Beanspruchung Erosion 75
Arten 6,58 Exponential-Verteilung 53
äquivalente 89,96
Ermüdung 60 Fehlerkosten 121
Erosion 75 Festigkeitsnachweis
Kollektive 91 Nennspannungskonzept 30
Korrosion 75 Fleischer 74
ruhende 34 Formzahl 20
schwingende 35 Fressen 70
Verschleiß 68 Frühausfälle 49
Beanspruchungs-Zeitfunktion 92 Funktionsnachweis 4
Beobachtungskollektiv 88
Betriebsfestigkeitslehre 90 Galilei 1
Biegemoment 8 Gauß-Verteilung 50
Blockversuch 66 Gesamtzuverlässigkeit 55
Brucharten 13 Gestaltung 4
Bruchtheorie 62 Gestaltänderungsenergie-
hypothese 2
Corten-Dolan 96 Grenzlastspielzahl 14
Coulomb 68 Grenznutzungsdauer 71
216 Sachverzeichnis
Restbruch 61 Streuspanne 65
Riss Stützziffer 26
Ausbreitung 61 Summenhäufigkeit 46
Bildungsenergie 62 Systemzuverlässigkeit 54
Länge 62 System
redundant 55
Schadenshäufigkeit 41 nichtredundant 54
Schädigung 56
Teil- 87 Target Costing 141
Schwellfestigkeit 19 Teilschädigung 87
Schwingbeanspruchung 17 Torsionsmoment 8
Schwingbreitenzählung 98 Tragzahlreserve 106
Seriensystem 55
Sicherheit Überlastfälle 17
Berechnung 7 Überlebenswahrscheinlichkeit 49
Dauerschwingbruch 40 Umlaufbiegung 11
Gesamt- 36
Gewaltbruch 40 Varianz 46
Lebensdauer- 106 Variationsbreite 45
Nachweis 40 Vergleichsspannung 31
Teil- 36 Versagen
Spannungen Kennwerte 13
Haupt- 10 Ellipse 33
Nenn- 20 Verschleiß 68
Normal- 7 Verteilungsfunktion 46
Schub- 7
Vergleichs- 34 Wahrscheinlichkeitspapier 53
Spannungs amplitude 17 Wälzlagerberechnung 81
Spannungsgefälle Wechselfestigkeit 19
bezogenes 27 Weibullvertei1ung 53
Spannungshorizonte 14 dreiparametrige 141
Spannungshypothese Wöh1er 14
Gestaltänderungsenergie 32 Wöh1erdiagramm 59
Hauptnormal- 2 normiert 65
Normalspannung 31 Wöh1erkurvenexponent 64
Schubspannung 32
Spannungskonzept Zielkosten-
örtliches 20 ~anagement 142
Nennspannung 24 Wichtungsfaktoren 143
Spannungstensor 8 Wichtungsmatrix 144
Spätausfälle 49 Zuverlässigkeit
Spitzenwertzählung 98 aktuelle 105
Spitzkerben 23 ilnforderungsklassen 114
Standardabweichung 46 erhöhte 104
Streckgrenzenüberschreitung 34 nominelle 86
Streubreite 45 Zuverlässigkeits funktion 47