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Werkstatt B2

HÖRTEXT 5

A: Wussten Sie schon? Der Grönlandhai oder Eishai kann mindestens 400 Jahre alt werden! Damit sind
die Haie nach bisherigen Erkenntnissen die langlebigsten Wirbeltiere der Welt.
Diese Haienart lebt im Nordatlantik und Nordpolarmeer und wächst nur etwa einen Zentimeter pro
Jahr. Was das Geheimnis ihres hohen Alters ist, weiß man bislang nicht genau. Vermutlich ist das 10
langsame Wachstum nicht der einzige Grund.
B: Der Grönlandhai lebt damit noch deutlich länger als der Grönlandwal, der älter als 200 Jahre werden
kann und bisher als Rekordhalter unter den Wirbeltieren galt.

Teil 2

Moderatorin: Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse begrüßen wir heute im Studio Frau Doktor Schwenk.
Frau Schwenk ist Medienwissenschaftlerin und Direktorin der Stadtbücherei Heidelberg.
Schwenk: Guten Morgen.
Moderatorin: Doktor Schwenk, im digitalen Zeitalter fragt man sich unweigerlich: Wer liest überhaupt
noch in dieser Welt, die stark von Schnelllebigkeit und Zeitdruck geprägt ist? Ist Bücherle-
sen heutzutage nicht einfach altmodisch?
Schwenk: So kann man das nicht sagen. Lesen erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Zwar sinken
seit einigen Jahren die Ausleihzahlen bei gedruckten Büchern, gleichzeitig kommen aber 11
immer mehr Menschen in die Bibliotheken. Denn oft sind sie der einzige öffentliche Raum
einer Stadt, wo man keinen Eintritt zahlen muss und sich in angenehmer Umgebung auf-
halten kann. Dazu tragen auch immer wieder besondere Veranstaltungen bei, wie erst
kürzlich die „Nacht der Bibliotheken“. Die ganz besondere Atmosphäre des Abends und
der Dunkelheit zieht vor allem junge Leser an.
Moderatorin: Welche sind denn die beliebtesten Lesestoffe?
Schwenk: Besonders gefragt sind Krimis, Fantasyliteratur sowie Bestseller. Dabei spielt das Alter
eine untergeordnete Rolle: Ältere wollen mit den aktuellen Bestsellern am Puls der Zeit
bleiben so wie Jüngere immer mal wieder einen Klassiker lesen. Auch Hörbücher werden 12
gerne und viel ausgeliehen. Wir haben immer zu wenig davon. Viele leihen sie sich für
längere Autofahrten aus oder lassen sich beim Bügeln und Abwaschen vorlesen.
Moderatorin: Kommt man denn heute überhaupt noch zum Lesen?
Schwenk: Einer Studie zufolge haben die Menschen heute insgesamt mehr Zeit für Freizeitaktivitä-
ten. Diese ist in den vergangenen Jahren auf etwa sechs Stunden täglich gestiegen, von 13
denen im Schnitt 65 Minuten dem Lesen von Zeitungen, Zeitschriften und auch Büchern
gewidmet werden. Damit hat der Zeitaufwand fürs Lesen seit der vorherigen Studie um
zwölf Prozent zugenommen.
Moderatorin: Wie machen sich denn die Bibliotheken fit für das digitale Zeitalter?
Schwenk: Auch wenn das Buch noch lange nicht ausgedient hat, steht doch eines fest: Die Art und 14
Weise, wie eine Bücherei genutzt wird, hat sich verschoben – nicht zuletzt auch durch
das Internet. Aber wir haben reagiert: Wir verleihen beispielsweise E-Book-Reader und
beraten die Nutzer. Die elektronischen Bücher, Zeitungen und Zeitschriften bieten gerade
Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen erhebliche Vorteile, weil sie die Schriftgrö-
ße einstellen können.
Moderatorin: Trotzdem blättert man immer noch gerne in gedruckten Zeitungen und Büchern. Wieso?
Schwenk: Ganz einfach: sie fühlen sich besser an. Und: Bücher duften einfach wunderbar. Außer-
dem sind sie oft liebevoll gestaltet. Einige Verlage machen aus dem Buchumschlag ein
kleines Kunstwerk. Ebenfalls wurde festgestellt, dass die Lektüre auf Papier das Verständ- 15
nis der Texte erleichtert.
Moderatorin: Und wie sieht die Zukunft für die Büchereien aus?
Schwenk: In den USA gibt es seit einigen Jahren eine bücherlose Bibliothek. Statt Büchern stehen 16
PCs, Laptops und Tablets in den Räumen bereit, darunter auch 50 spezielle e-Reader
für Kinder. Ausleihen kann man dann 100 aufgeladene e-Reader. Man versucht also,
die Bibliothek kundengeeignet und nicht die Kunden bibliothekgeeignet zu machen.
Moderatorin: Wie interessant! Ich bin gespannt, ob sich dieser Trend auch in Deutschland durchsetzt.
Herzlichen Dank, Frau Doktor Schwenk, für dieses aufschlussreiche Gespräch.
Schwenk: Gerne.
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© Praxis

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