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Überlebenschance - Substitution

Erfahrungsberichte

• Eigenaufzeichnungen von opiatabhängigen Patienten


• Befragung durch behandelnde Ärzte
• Arztberichte
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Überlebenschance - Substitution

Erfahrungsberichte

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ....................................................................................................................................................... 2

Was ist subutex® (Wirkstoff Buprenorphin) ............................................................................................. 5

Erfahrungsberichte von substituierten Patienten ................................................................................... 6

Verlauf einer Substitution mit subutex® aus Sicht des behandelnden Arztes (Bayern)...................... 17

Patientenbefragung einer Schwerpunktpraxis (Baden-Württemberg),


vom Arzt aufgezeichnet ........................................................................................................................... 18

Patientenbefragung einer weiteren großen Praxis (Baden-Württemberg) .......................................... 22

Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit e.V. ............................. 23

Forderungskatalog: .................................................................................................................................. 24

Praktische Konsequenzen: ...................................................................................................................... 24


Vorwort

Zu Beginn der siebziger Jahre gelangte Heroin zung um die “richtige” Behandlung von Dro-
auch in Deutschland auf den Schwarzmarkt. In- genabhängigen. Die Befürworter einer Substi-
nerhalb weniger Jahre stieg die Zahl der tutionsbehandlung waren in den 80er Jahren
Heroingebraucher/-innen rasch an. Es galt nur eine Hand voll engagierter Ärzte, die ideell
nun, nach Hilfen für diese Menschen zu su- durch die Zusendung umfangreicher wissen-
chen, die durch den Gebrauch von Heroin in schaftlicher Arbeiten und weltweiter Untersu-
die Abhängigkeit abglitten. Die Drogenpolitik chungen von Dorothea Klieber (eine betroffene
der BRD in den 70er und 80er Jahren erschwer- Mutter) unterstützt wurden. Dorothea Klieber
te durch das Abstinenzparadigma adäquate gründete 1987 in München eine Elternhilfe, die
Behandlungsmethoden. Das Ideal dauerhafter sich besonders für die Substitutionsbehand-
Abstinenz für alle Opiatabhängigen galt allge- lung einsetzte. Ihr Kampf galt vor allem der
mein als einzig gültiges Erfolgskriterium in der Überlebenssicherung der Konsumenten und
praktischen Drogenhilfe. Die drogenfreie The- der Achtung vor der Menschenwürde unserer
rapie und der kalte Entzug setzten sich als drogenkonsumierenden Kinder und deren An-
“der Königsweg” in der Behandlung Drogenab- gehörigen. Bald kamen in Deutschland weitere
hängiger in den Köpfen der behandelnden Mütter und Väter hinzu, die sich einer
Fachleute und auch der Eltern fest. Es galt, allen akzeptanzorientierten Drogenarbeit verschrie-
Widerständen zum Trotz, neue Behandlungs- ben. Stellvertretend seien hier genannt: Erich
methoden bei der Behandlung von Drogenab- Braam (Emmerich), Hannelore Kneider (Bot-
hängigen anzuwenden. Eine dieser Methoden trop), Jürgen und Wiltrud Heimchen (Wupper-
war die Behandlung mit dem Medikament tal), Lina Möller (Hannover), Marcella
Methadon. Papenmeyer (Hamburg), Hans Jürgen Senft
In den USA hatte man bereits 1947 erste Studi- (Norderstedt), Barbara C. Smith (Hamburg)
en zur Anwendung von Methadon vorgelegt. und Ursula Waldhoff (Ahrensburg),
Schon 1959 erklärte der kanadische Arzt Dr.
Halliday in einem Erfahrungsbericht: „Es ist Der Courage einiger Ärzte, die teilweise die
nicht nur unlogisch, sondern auch naiv und irre- Richtlinien und Vorschriften des BtMG bzw.
führend zu fordern, dass Abstinenz das einzige Kri- BtMVV ignorierten, ist es zu verdanken, dass
terium sein soll, nach dem eine Veränderung der sich die Substitution als Behandlungsmethode
Abhängigen beurteilt werden kann” und forderte mehr und mehr durchsetzte. Der Kampf der
eine fortgesetzte und unbefristete Erhaltungs- Ärzte war geprägt von strafrechtlicher und
medikation mit Methadon. berufsrechtlicher Verfolgung. Die stattgefunde-
Ab 1973 wurde dann auch in Deutschland nen Prozesse gegen Ärzte, die nichts anderes
(Hannover) erstmals mit Methadon experi- taten, als das Überleben unserer konsumieren-
mentiert. In der 1975 vorgelegten Studie wurde den Kinder zu sichern, waren erschreckend.
allerdings von den Verfassern das Experiment Erst als Ende der 80er Jahre verschiedene
als Misserfolg gewertet. Es begann nun in Methadonprogramme mit wissenschaftlicher
Deutschland eine intensive Auseinanderset- Begleitung Erfolge bescheinigten, wurde die

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Substitutionsbehandlung endlich auch in der muss es gelingen, ein ehrliches Verständnis für den
BRD als neue Behandlungsmethode anerkannt Existenzkampf und die Schwierigkeiten des Pati-
(NUB). enten zu entwickeln und sich klarzumachen, dass
Allerdings verweigern viele Verantwortliche vor sein einziges Interesse an der Sucht ein mit dem
allem bei den Krankenkassen, in Verbänden Patienten gemeinsames Interesse ist, d.h. er fun-
und in der Politik (?) immer noch Tausenden giert nicht “nur” als Mediziner, sondern auch als
von betroffenen Menschen eine Substitutions- Befürworter seines Patienten”.
behandlung und/oder deren Finanzierung.
Doch auch bei betroffenen Eltern gibt es noch
Die Verweigerung der Substitutions- eine Menge an Unwissenheit über die Behand-
behandlung findet statt, obwohl hinreichende lung ihrer drogenabhängigen Kinder - die jen-
positive Belege aus Praxis und Forschung vor- seits von Abstinenz liegt. Wir befürworten alle
liegen, die beweisen, dass durch die Behand- Behandlungsmöglichkeiten sowie den Einsatz
lung mit Methadon, L-Polamidon, LAAM, Co- aller zur Verfügung stehender Medikamente bis
dein oder Buprenorphin u.a. ein dramatischer hin zur “Originalstoffvergabe”, wenn sie zu ver-
Rückgang an Todesfällen, eine drastische Ver- besserten Überlebensbedingungen unserer
minderung von HIV- und Hepatitisinfektionen, Kinder führen können. Wir Eltern haben leider
eine enorme Verbesserung des allgemeinen die Erfahrung machen müssen, dass das Argu-
Gesundheitszustandes und eine bemerkens- ment der Kostenfrage oft ein “Hinderungs-
werte Verringerung der Beschaffungs- grund” zur Behandlung durch Ärzte und Kas-
kriminalität zu verzeichnen ist. sen darstellt. Hinzu kommt, dass viele substi-
Tatsache ist leider, dass sich viele Substitu- tuierte Drogenkonsumenten von großen
tionspatienten das Geld für ihre Behandlung Schwierigkeiten und massiven Nebenwirkun-
durch Beschaffungskriminalität besorgen müs- gen z. B. in der Behandlung mit Methadon be-
sen. Eine weitere Tatsache ist auch, dass nicht richten.
die vom Patienten verträglichsten Medikamen- Wir glauben daher, dass Drogenkonsumenten
te und Mittel zur Behandlung eingesetzt wer- wie übrigens auch alle Patienten, ein Recht dar-
den, sondern vorrangig die preiswertesten, auf haben, umfangreiche Informationen über
was bedeutet, dass nicht der zu behandelnde neue Medikamente und deren Nebenwirkun-
Mensch im Mittelpunkt steht, sondern seine gen zu erhalten.
kostengünstigste Minimalversorgung! Nachdem uns nun einige Erfahrungsberichte
Wir fordern daher eine individuelle Behandlung von Ärzten und Patienten vorliegen, die mit
®
unserer drogenkonsumierenden Kinder, wie dem Mittel „subutex ” seit dem Jahr 2000 be-
überhaupt bei allen Patienten und bei allen handelt werden, haben wir uns entschlossen,
anderen Krankheiten, d. h. eine Behandlung, diese Ergebnisse in einer Sonderbroschüre un-
die nur zwischen Arzt und Patient abgespro- seres Verbandes zu veröffentlichen. Die Be-
®
chen werden muss. Wie sagte schon 1956 die handlung mit dem Medikament „subutex ” ist
amerikanische Ärztin Marie Nyswanders: ein weiterer Weg zur Behandlung bei Drogen-
„Der Arzt ist in einer besonderen günstigen Situa- abhängigkeit und eröffnet eine neue Chance
tion, um Drogenabhängigen zu helfen .. dem Arzt zum Überleben.

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Ziel und Aufgabe unseres Angehörigenverbandes ist auch, alles Menschenmögliche zu tun, um Hin-
dernisse zu überwinden, die einer gezielten medizinischen Behandlung unserer abhängigen Kinder
im Wege stehen.

Im Dezember 2001

Jürgen Heimchen, Hannelore Kneider,


Wuppertal Bottrop
(1.Vorsitz. d. Bundesverbandes) (2. Vorsitz. d. Bundesverbandes)

Literatur: Ralf Gerlach, Münster 2001 (Band 34 INDRO e.V.),


Prof. Robert Newman, USA im November 2001 in Berlin ( Suchttherapie S1 Nov. 2001 )

Die Patientenberichte bzw. –befragungen wurden von folgenden Praxen zur Verfügung gestellt/auf-
gezeichnet und sind wörtlich widergegeben. Lediglich Rechtschreibfehler und Interpunktion wurden
korrigiert.

Schwerpunktpraxis Ulm Praxis


Dr. med. F. Bentele Dr. med. R. Hungerland
Ulm Bassum

Schwerpunktpraxis Stuttgart Praxis


N.B. Gross und Dr. med. Frank Matschinski Fettweis-Kraus und Lommetz
Stuttgart Aachen

Praxis “Concept” Schwerpunktpraxis


Dr. med. D. Heidbreder S. Walcher
Göttingen München

KV-Schwerpunktpraxis Mannheim J.E.S. Osnabrück


I. Hönekopp Drogenselbsthilfe
Mannheim

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Was ist subutex® (Wirkstoff Buprenorphin)

Buprenorphin ist das neueste Substitutions- Drogengebraucher, die eine höhere


mittel in Deutschland und wird seit Februar Methadondosis benötigen, u.U. auch sehr gut
®
2000 verwendet. In Frankreich wird fast aus- mit subutex behandelt werden. Am besten
schließlich mit Buprenorphin substituiert. Zur funktioniert eine Substitutionsbehandlung,
®
Zeit befinden sich ca. 82.000 Drogengebrauch- wenn direkt von Heroin auf subutex einge-
®
er in Substitutionsbehandlung mit Buprenor- stellt wird. subutex macht weniger abhängig
phin. Nur wenige Drogengebraucher erhalten und der Körper entwickelt weniger Toleranz als
dort Methadon von ihren Ärzten (ca. 8.000). unter Methadon. Das bedeutet, daß unter
®
Auch in vielen anderen Ländern wird bereits subutex wahrscheinlich auch bei längerer
mit Buprenorphin substituiert. Der Wirkstoff Substitutionstherapie kein Wirkverlust eintritt,
Buprenorphin ist bereits seit 30 Jahren als der eine Erhöhung der Dosis erforderlich ma-
Schmerzmittel bekannt. Als Substitutionsmittel chen und den Grad der Abhängigkeit verstär-
ist Buprenorphin unter dem Handelsnamen ken würde. Eventuell später geplante Ab-
®
subutex als Sublingualtablette erhältlich. Das dosierungen funktionieren in den meisten bis-
heißt, die Tablette muß unter die Zunge gelegt her bekannten Fällen viel einfacher und weniger
und dort vollständig aufgelöst werden. Das quälend als unter Methadon. Im Vergleich zu
®
kann im Einzelfall zwischen 5-10 Minuten dau- Methadon ist subutex ein sicheres
ern, meistens geht es jedoch schneller. Die Ta- Substitutionsmittel, da die Gefahr, daß eine
blette darf in keinem Fall geschluckt werden, Lähmung der Atmung auftreten kann, sehr viel
sonst wirkt sie nicht und es kommt zu Entzugs- geringer ist. Auch die Nebenwirkungen wie
erscheinungen! Schwitzen, Schlaflosigkeit, depressive Verstim-
®
Anfangs muß subutex täglich unter Aufsicht mungen, Schlappheit und Sexunlust können
®
eingenommen werden. Weil subutex aber eine weniger stark sein als bei anderen
viel längere Wirkzeit als Methadon hat, kann Substitutionsmitteln.
die Dosis später verdoppelt oder verdreifacht
werden, so daß der Drogengebraucher nur Weitere Informationen können im Substitu-
noch alle zwei oder drei Tage in die Praxis kom- tionshandbuch, das von J.E.S. Osnabrück her-
men muß. Gerade wenn jemand einen Job hat, ausgegeben wird, nachgelesen werden. Zu be-
kann das sehr praktisch sein. stellen bei:
®
Im Vergleich zu Methadon wirkt subutex in J.E.S. Osnabrück
hohen Dosisbereichen weniger stark, daher ist Drogenselbsthilfe
es für Drogengebraucher, die bereits in Möserstr. 56
Methadonsubstitution und nicht sehr hoch do- 49 074 Osnabrück
siert sind, gut geeignet. Allerdings können Tel.: 0541/28913

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Erfahrungsberichte von substituierten Patienten

Meinung eines Substitutionspatienten aus Baden-Württemberg

®
Ich gehe von mir aus, da ja eh jeder anders reagiert, wenn er umstellt von Methadon auf subutex .
Punkt 1: 1 Tag setzt man aus, damit man sieht, wie eingestellt wird. Je niedriger die Dosis von
„Metha” ist, desto leichter ist der Umstieg.
Punkt 2: Vorrausgesetzt, man kommt klar mit der Einstellung, bekommt man bzw. kann man nach
®
14 - 21 Tagen überlegen, ob es (subutex ) weiterhin tägl. oder alle 2 Tage eingenommen
wird, was ich persönlich gut finde.
®
Punkt 3: Wenn man dann an subutex gewöhnt ist, wird man merken, dass die Nase nicht mehr
läuft, die Augen nicht tränen und das Schwitzen verschwindet. Die Müdigkeit ist fast weg,
nicht so bei „Metha”, da war man um 15 – 16 Uhr schon müde. Es liegt irgendwie nicht so
schwer im Körper.
®
Punkt 4: Alkoholmissbrauch dazu (zu subutex ). Harte Sachen wie Wein, Sekt, Schnaps sind mir eh
ein Greuel. Bei Bier ist der Geschmack echt eklig, auch bekommt man Sodbrennen. Also
kann ich‘s auch lassen, dieser Punkt gefällt mir besonders gut.
Punkt 5: Ein Nachwort über Methadon: Sollte das Gewicht des Körpers ziemlich angewachsen sein,
ein Tipp: viel Flüssigkeit (KEIN Alkohol, schwämmt auf). Sprudel, Tee ohne Zucker, keine
süße Limonade. Beim Essen Butter weg lassen, sowie Käse. Ab 19 Uhr gar nix mehr. Lieber
frisches Gemüse oder Obst zum Fernsehen als Süßigkeiten. Auch gut: Walking/langsames
Gehen, da ja Bewegung zum Abnehmen gehört. Der Tipp kommt von einer Ärztin. Auch
dass wäre gut, eine Tabelle führen, über alles, was tagsüber gegessen wird.
P.S.: Das was ich aufgeschrieben habe, entspricht der Wahrheit es ist nicht übertrieben u. auch nicht
untertrieben, halt genauso wie ich es sehe.

P. G., 35 Jahre (Niedersachsen)

Die erste Zeit der Umstellung von Methadon dass die Entscheidung, wie mein Leben weiter-
®
auf subutex war eine schwierige Angelegen- geht, allein von mir abhängt und ich bestimme,
heit. Ich habe mir viel Gedanken gemacht, wie wie es weitergeht. Der Verantwortung für mich
das Medikament auf mich wirkt, bin nicht wirk- selbst bin ich lange Zeit aus dem Weg gegan-
lich positiv an die Sache gegangen und hatte gen und habe mich selbst und meine Freunde
mir das typische Szeneverhalten noch nicht ab- belogen. Es kommt vor allen Dingen auf die
gewöhnt. Vor einem Monat wurde mir klar, Willenskraft an.

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H.G., 36 Jahre (Niedersachsen)

Ich hab’s geschafft! Ich fahre ungelogen jeden Tag kilometerweit


Nach 20 Jahren Drogenabhängigkeit bzw. 5 Jah- Rad.
ren Methadonsubstitution hätte das keiner ge- Nur einen Nachteil hat es: ich habe an Gewicht
dacht. zugelegt, weil ich plötzlich ungewohnten Appe-
Vor einem halben Jahr hat mich mein Doc auf tit habe und täglich richtig gut koche.
® ®
subutex umgestellt. Anfangs war ich mit 16 mg subutex eingestellt
Schon nach fünf Tagen bemerkte ich, wie viel und wurde während der folgenden fünf oder
besser es mir ging. Das störende Schwitzen sechs Monate langsam runterdosiert.
ließ nach, ich konnte schlafen wie ein Bär, hatte Seit sechs Wochen bin ich clean und habe vor
seit ewigen Zeiten wieder normalen Stuhlgang es zu bleiben weil ich mich so viel wohler fühle,
und wurde von Tag zu Tag leistungsfähiger. als je zuvor.

Statement eines Patienten einer Schwerpunktpraxis (Baden-Württemberg)

Einstieg: Da ich von Heroin umstieg (nicht sonderlich hoch dosiert und erst wieder ca. 2 Monate),
war der Einstieg für mich problemlos.
®
Jetzt: Mit subutex fühle ich mich wohl und geistig fit, wofür ich dankbar bin.
®
Zukunft: Ich könnte mir vorstellen, mit subutex längere Zeit zu leben, da es mich nicht negativ be-
einflußt, außer daß ich 3 mal/Woche zum Arzt muß. Letztendlich hoffe ich, daß der Aus-
stieg/Entzug nicht so hart wird. Vielleicht entwickeln sie noch etwas hierfür.

Junger Mann (Baden-Württemberg)

Vor etwas mehr als einem Jahr begann ich nach der für mich geeigneten Dosis einstellen wür-
einem Suchtrückfall, mit Heroin und Kokain, de. Jedoch schon während des Auflösens des
®
eine Substitutionstherapie mit subutex . Mir Wirkstoffs unter der Zunge stellt ich fest, wie
war bis zu diesem Zeitpunkt weder der Name die bekannten Entzugserscheinungen ver-
noch die Wirkung des Medikaments bekannt. schwanden, so daß ich mich nach ungefähr ei-
Ich war einigermaßen skeptisch, da es hieß, ner halben Stunde so fühlte, als hätte ich nie
daß ich zur ersten Einnahme unbedingt mit be- Drogen genommen. Ich fühlte, anders als bei
reits eintretenden Entzugserscheinungen kom- Methadon, keinerlei Rauschgefühl. Ich war
men soll. Es hieß weiterhin, daß es möglich wach und hatte auch keinerlei Schwierigkeiten
sein könne, daß ein für mich befriedigendes Re- damit, mich zu artikulieren. Die ersten beiden
sultat, d.h. Zustand des sich nicht im Wochen nahm ich meine tägliche Dosis von 12
Entzugszustandfühlens, erst nach Einpendeln mg ein. Danach wurde die Dosis auf 24 mg ge-

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steigert und versucht, ob die Wirkung sich auf und/oder Bier widert mich regelrecht an. Der
zwei Tage ausdehnen ließ, was auch ohne Pro- dritte Aspekt ist für mich, nach dem Ausschal-
bleme funktionierte. Am 2. Tag horchte ich in ten der Entzugserscheinungen, der wichtigste!
®
mich hinein, ob sich etwa ein beginnender subutex entfaltet eine ungemein anti-
Entzugszustand ankündigte, konnte jedoch bis depressive Wirkung bei mir. Da ich seit Jahren
zur nächsten Einnahme am Nachmittag nichts an diagnostizierten Depressionen leide, an-
feststellen. Dies war deshalb ungemein prak- fänglich stark bipolar, also wechselseitig ma-
tisch, da es für mich sehr schwer war, jeden Tag nisch-depressiv, erfahre ich seit Beginn der me-
®
früher von der Arbeit wegzugehen, damit ich dikamentösen Therapie mit subutex erhebli-
mein Medikament einnehmen konnte. Neben- che Erleichterung. Da ich schon sehr viele
wirkungen unangenehmer Art konnte ich bis Antidepressiva ausprobiert habe, darunter
heute keine feststellen. Meine Fingernägel sind Remergil und das deutsche Pendant des ameri-
etwas brüchig geworden, was aber nicht mit der kanischen Prozacs “Fluctin”, aber leider nichts
®
Einnahme von subutex zusammenhängen davon befriedigend angeschlagen hat, stelle ich
®
muß. Mir angenehme Nebenerscheinungen mit subutex fest, daß es sehr antriebsstark auf
konnte ich dagegen gleich drei feststellen. Er- mich wirkt. Die vorher nahezu ganztägig anhal-
stens kann ich ohne Behinderung meine Arbeit tende Apathie und Schlaflosigkeit, sind gänz-
als Anlagenbuchhalter fortsetzen, die ein hohes lich verschwunden. Darum sehe ich auch in
®
und über den Tag beständiges Maß an Konzen- subutex längst nicht mehr ein Mittel, das mir
tration erfordert und die ich mit einem betäu- den Entzug fernhält, sondern vielmehr das ein-
bend wirkendem Substitutionsmedikament so zig bis jetzt wirksame Medikament gegen mein
nicht hätte weiter ausüben können. Zum zwei- Stimmungstief. Tagsüber bin ich fit, und der
ten stelle ich fest, daß mir mit Beginn der Ein- Schlaf in der Nacht ist endlich erholsam und
®
nahme von subutex Alkohol in keiner Form stetig. Wie schon eingangs erwähnt, konnte ich
mehr schmeckt. Einen Rauschzustand, auch ei- während der ganzen Zeit der Einnahme bislang
nen sehr leichten, mit Alkohol empfinde ich als keinerlei unangenehme Nebenwirkungen bei
unangenehm. Der Geschmack von Weinbrand mir feststellen.

Junge Frau (Baden-Württemberg)

Am 15.5.01 entschied ich mich, die Hilfe vom zwar nicht so gut, aber es war ganz anders als
Doktor anzunehmen. Er sagte mir, daß es zwei die anderen Entzugserscheinungen, die ich
Möglichkeiten gibt, und zwar Methadon oder schon so oft hatte. Denn wenn ich auf Entzug
®
subutex . Als mein Doktor mich aufklärte über war, war immer die Gier nach Heroin so groß,
die Unterschiede von den zwei Medikamenten, daß alles andere (Kind, Familie, Arbeit, Woh-
®
entschied ich mich für subutex . Und ich muss nung u. s. w.) Nebensache war. Es war bald
gleich mal zu Anfang sagen, es war die richtige nichts mehr wichtig, es war alles egal. Ich hatte
Entscheidung. Die ersten 3 Tage ging es mir nur einen Gedanken, wo bekomme ich das

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Geld für das nächste Heroin her. Aber wie ge- nimmst, bist du ein ganz anderer Mensch, viel
®
sagt, bei subutex war es vom ersten Tag, von lebensfroher, total vernünftig und zuverlässig.
der ersten Einnahme anders. Die Gier nach der Das, dass ich halt vorher nicht war. Und nur das
Droge war weg, die Schmerzen zwar nicht, aber Gefühl von den Menschen, die mir wichtig in
irgendwie waren die mir egal, denn ich fühle meinem Leben sind, zu spühren gebraucht zu
mich auf eine Art und Weise trotzdem gut. werden, ist so motivierend, daß ich wirklich be-
Nach 1½ Wochen ging es mir so weit gut und haupten kann, dass ich das wirklich nur dem
®
ich fing an, ein normales Leben zu führen. Ich subutex zu verdanken habe. Und deshalb kann
konnte wieder am Leben teilhaben und ich ging ich nur jedem Drogensüchtigen raten, sich hel-
®
von da an regelmäßig in die Arbeit. Es kam fen zu lassen und zwar mit subutex . Ich hab´
nicht mehr vor, daß ich in der Arbeit fehlte und ein paar Bekannte, die Methadon nehmen und
®
das kam jede Woche in der Vergangenheit be- ein paar, die subutex nehmen. Aber ich muss
stimmt 1 x vor. Ich habe mir jetzt auch eine sagen, wenn ich uns so vergleiche, kann ich wirk-
®
Wohnung eingerichtet, ohne dass ich finanzielle lich nur sagen, mit subutex lebt man besser.
®
Probleme gehabt habe, denn bevor ich subutex Man nimmt am Leben teil und lässt es nicht an
nahm, habe ich das ganze verdiente Geld für einem vorbei laufen.
Heroin ausgegeben. Meine Familie, meine Toch- Eins muss ich noch sagen. Es ist nur schade,
ter und meine Chefin wissen, dass ich im Pro- daß man keine Fotos von mir gemacht hat. Wie
gramm bin und sagen – egal wie lange ich ich am Anfang aussah und mich fühlte und wie
®
subutex nehme, ist ihnen egal. Weil ich mich ich mich jetzt nach einem halben Jahr fühle, aus-
so zum Positiven verändert habe und man kann sehe und lebe. Und wie schon so oft gesagt: ich
sich wieder auf mich verlassen. In den Arbeit ist habe das, was ich jetzt bin und habe nur
®
es sogar soweit, daß meine Chefin soviel Ver- subutex zu verdanken. Ich bin ziemlich froh,
®
trauen mir entgegen bringt und mir den Salon daß es subutex gibt. Denn ich bin mir sicher,
(arbeitet als Friseurin) allein anvertraut und in mit Methadon hätte ich nicht alles so auf die Rei-
®
der Urlaub fährt. Sie sagt: „Seit du subutex he gebracht.

Junger Mann (Nordrhein-Westfalen)

Methadon hat mir geholfen ein geregelteres Le- machen sie sich deutlich bemerkbar. Trägheit,
ben zu führen, als ohne Substitutionsmittel. In Antriebslosigkeit, ständiges Schwitzen und bei
meinen Augen und mit den Erfahrungen, die geringen Dosierungen erheblicher Suchdruck,
ich in dieser Zeit gemacht habe, hat “Metha” sind wohl nur einige davon. “Metha” , das ich
nur einen großen Vorteil. Es gibt dem Drogen- über einige Jahre genommen habe, hat mir
abhängigen die Chance nicht mehr kriminell nicht den kompletten Ausstieg aus der aktiven
werden zu “müssen”. Sucht ermöglicht. Obwohl ich seit ca. vier Jah-
Die Nebenwirkungen, die erheblich sind, fallen ren verstärk aufhören will, zwei Langzeit-
erst einmal nicht so sehr auf, doch mit der Zeit therapien gemacht habe, davon die letzte mit

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anschließender Nachsorge erfolgreich abge- fen, bin morgens in kürzester Zeit regelrecht
schlossen habe und insgesamt zwölf stationäre “fit” und kann nach langer Zeit endlich noch
Entgiftungen gemacht habe, hatte ich doch im- mal mit Appetit frühstücken. Ich erlebe die Welt
mer wieder kurze Rückfälle in die aktive Sucht. um mich herum wesentlich klarer, was mich an-
Ich kenne keinen Junky, der den Ausstieg allein fangs sogar etwas erschrocken machte. So ist
mit dem Reduzieren von “Metha” geschafft es auch bei allen anderen Mahlzeiten – ich
hat. habe recht gesunden Appetit. Zudem bin ich
Nachdem ich eine längere Zeit beigebrauchs- leistungsfähiger geworden und werde in der
frei auf 3 ml “Metha” war, haben mich mein nächsten Zeit in ein Fitness-Studio eintreten.
Doktor und mein Sozialarbeiter als “geeignet” Zur täglichen Ausgabe der Substitutionsmittel
®
für subutex befunden und mich auf die etwas brauche ich nun auch nicht mehr, was für mich
schwierige Umstellung vorbereitet. ein neues Stück Freiheit bedeutet. Das ewige
Die ersten Tage fühlte ich mich ein wenig Schwitzen wie bei „Metha” ist vollkommen ver-
“durch den Wind”, konnte jedoch die fast schwunden.
stündliche psychische wie als auch körperliche Suchtdruck habe ich mittlerweile sehr selten
®
Verbesserung spüren. Das hat mir Mut ge- und seit ich subutex nehme, hatte ich nicht ei-
macht, diesem Weg zu folgen. nen Rückfall. Ich habe seitdem neuen Mut, von
®
Mittlerweile nehme ich sechs Wochen subutex Ersatzstoffen wegzukommen und meine Sucht-
und bin im Vergleich zu “Metha” ein ganz an- krankheit in den Griff zu bekommen.
derer Mensch. Nachts kann ich meist gut schla-

H.H. (Niedersachsen)

Bericht über meine Umstellung von Codein auf wieder schlecht.


subutex® und mein persönlicher Eindruck. Bei der nächsten Einnahme (20 mg) ging es
Am ersten Tag der Umstellung: ca. 14.00 h , 4 mir wieder besser, am nächsten Tag wieder
mg subutex ® , bemerkte ich keine Wirkung, schlechter.
ca. 16.00 h noch mal 4 mg, danach leichte Daraufhin nahm ich subutex® täglich (10 mg
Wirkung, 18.00 h noch mal 4 mg, danach kei- nach ärztlicher Beratung), was zu einen deut-
ne Besserung, ca. 20.00 h noch mal 4 mg, ge- lich besseren Befinden bei mir führte.
gen ca. 22.00 h bemerkte ich deutliches Ab- Die Nebenwirkungen im Gegensatz zu Codein
klingen der Entzugserscheinung. Am zweiten (Verdauung, usw.) sind deutlich geringer. Was
Tag fühlte ich mich unwohl und schlapp. Am mir auch sehr gut gefällt ist, dass man nur täg-
dritten Tag, bei den nächsten Einnahme fühlte lich einnehmen muss, bei Codein waren es
ich mich besser. Am vierten Tag ging es mir alle 6 Stunden.
nicht gut (geschwächt, müde, leichte körperli- Vereinzelt ist man ein bisschen nervös (bei
che Schmerzen und schlechte Laune). Am Codein öfter). Nach einiger Zeit dosierte ich
nächsten Tag, nach der Einnahme (18 mg) mich auf 8 mg subutex® (nach ärztliche Ab-
ging es mir wieder besser, der nächste Tag war sprache), leichte Beschwerden ca. 2 Tage. Jetzt

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nehme ich täglich 6 mg subutex ®. Mein Ge- lich geringer sind als bei Codein), körperliche
samteindruck ist, dass ich mit subutex® bes- Schwäche bei anstrengender Arbeit, man
ser klarkomme und mich besser fühle als mit schwitzt und friert schneller und gelegentliche
Codein. Das Herunterdosieren ging bis jetzt Nervosität.
ganz gut. Zu den Nebenwirkungen (die deut-

Bericht eines wegen Multimorbidität umgestellten Patienten, welcher aber nach 2 Monaten
Rückumstellung auf Methadon wünschte (Baden-Württemberg)

®
Habe wieder zu Methadon gewechselt da ich subutex als schwankend. Es entstand kein
®
mir von subutex mehr erhofft hatte. Wohlbefinden. Trotz allem möchte ich
®
Psychisch ging es mir wesentlich schlechter da- subutex weiterempfehlen. Vielen Bekannten
mit. Körperlich empfand ich geht es damit besser als mit Methadon.

I.L., 29 Jahre (Niedersachsen)

®
Ich bekomme erst seit vier Wochen subutex . Von Anfang an hatte ich das Gefühl, nicht zu-
Ich finde, die negativen Nebenwirkungen von gedröhnt zu sein, d. h., dem subjektiven Befin-
®
Methadon, wie z. B. starkes Schwitzen, Verlust den nach ist subutex nicht so stark wie
von Emotionen und sexuellen Empfindungs- Methadon, verhindert aber gleichwertig Ent-
® ®
störungen bestehen bei der subutex Substitu- zugserscheinungen. subutex ist auf jeden Fall
tion nicht. die bessere Lösung.
Besonders in der partnerschaftlichen Bezie-
hung ist ein normaleres Leben möglich.

Opiatabhängiges Ehepaar (Baden-Württemberg)

Aus gegebenem Anlass möchten wir, ein junges Café, mussten wir kämpfen, um nicht einzu-
Ehepaar mit einem 3 Monate alten Baby, über schlafen; unserem Kind konnten wir nicht die
®
unsere Erfahrungen mit subutex erzählen. Aufmerksamkeit und Geduld entgegen brin-
Im Februar diesen Jahres beschlossen wir, ei- gen, wie es alle Eltern wohl gerne möchten
nen Arzt aufzusuchen, um zu substituieren. und unsere finanziellen und persönlichen Pro-
Mit Methadon versuchten wir den Ausstieg bleme nahmen wir nicht in Angriff, schoben
aus der Drogenwelt. Das Problem war nur, sie nur vor uns her; waren uns wahrscheinlich
dass wir auch auf Methadon ständig geistig noch nicht mal klar über die Aufgaben, welche
umnebelt waren, setzten wir uns z. B. in ein erledigt werden wollen. Im Juni bot uns unser

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®
Doktor an, auf subutex umzusteigen, um da- Im Grunde genommen substituierten wir über
mit weiter zu substituieren. Nach einigen Ge- Methadon mit einer Ersatzdroge, welche uns
sprächen, Nachfragen bei Patienten, die schon die gleichen Eigenschaffen wie Heroin lieferte –
® ®
länger subutex einnehmen und nach Einho- erst mit subutex erscheint uns das Leben wie-
len von Informationen über die Wirkungsweise der lebenswert und wir können mit Freude an
®
von subutex beschlossen wir, es damit zu pro- der Entwicklung unseres Kindes teilhaben und
bieren. daran arbeiten, ihm eine Zukunft bieten zu
Wir waren begeistert – endlich konnten wir die können.Ich möchte noch anmerken, dass es im
Kraft und Geduld aufbringen, um uns voll und Kreise der Substitutionspatienten allgemein
ganz unserem kleinen Liebling widmen zu kön- heißt: „Wer wirklich mit Drogen aufhören will,
®
nen; die finanzielle Problematik verpasste uns substituiert mit subutex !” Dieser Satz sagt
erst mal einen Schock, doch dann fingen wir wohl schon alles aus.
an, die Dinge in Angriff zu nehmen. Auch einer
geregelten Arbeit konnte wieder nachgegangen Mit freundlichen Grüßen
werden. Ein glückliches Elternpaar

®
Schreiben eines wegen Depressionen von Methadon auf subutex umgestellten Patienten
(Baden-Württemberg)

Sehr geehrte Damen und Herren, was einzudämmen und an mir zu arbeiten. Daß
®
als ich vor ca. 1 Jahr das erste mal mit subutex das nicht innerhalb eines Jahres funktioniert,
in Berührung kam, dachte ich „das ist es“, ich mußte ich an immer wieder kehrenden Rück-
konnte fast Alles tun und meine Stimmung war fällen feststellen. Die Dosierung habe ich von
®
auch wieder mal besser. Plötzlich nahm ich die 22 mg subutex /Tag auf 10 mg/Tag zurückge-
Realität wieder wahr, was zur Folge hatte, daß nommen, auch aus Angst, daß ich, weil keine
ich mir meiner Situation bewußt wurde.Da gibt Verlängerung der Kostenübernahme stattfin-
es so viel Defizite, damit verbundene Ängste, det, komplett ausschleichen muß. Das ging
die ich aufarbeiten muß , wenn ich ein einiger- einfach zu schnell. So lange, wie ich „drauf“
maßen normales Leben führen will. Mittlerwei- war, kann ich jetzt doch nicht innerhalb so kur-
le bekomme ich das Medikament xx das es mir zer Zeit kompensieren. Bin froh, wenn ich nicht
erlaubt die doch sehr starken Depressionen et- wieder in diese tiefe Depression verfalle !

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M.U., 32 Jahre (Niedersachsen)

Ich bin mir nicht sicher, was genau sich verän- was daran zu ändern, obwohl sich während die-
®
dert hat, seit ich mit subutex substituiert wer- ser Zeit bei mir schon einiges positiv verändert
de. Ich hatte auch vorher mein Leben schon ei- hatte. Erst als ich einige Zeit auf “Subu” war,
nigermaßen gut in den Griff bekommen. Trotz- packte mich die Lust, einfach mal vorbeizuge-
dem glaube ich jetzt noch stärker an mein Ziel, hen. Wir hatten uns seit 10 Jahren nicht mehr
eines Tages ganz ohne Drogen oder Ersatz- gesehen.
drogen auskommen zu können. Die erste Begegnung verlief einigermaßen fro-
Vielleicht liegt das auch an dem neuen Medika- stig. Da ich darauf vorbereitet war, konnte ich
ment. das gut ertragen. Trotz der distanzierten Reak-
Und besser schlafen kann ich. Wie gesagt, es tionen meiner Eltern hatte ich das gute Gefühl,
sind viele Kleinigkeiten und ich kann nicht sa- etwas ins Rollen gebracht zu haben. Und so war
gen ob es Zufall oder Wirkung ist. So war z. B. es auch. Eine Woche später lud mich meine
durch meinen Drogenkonsum die Verbindung Mutter zu einer Familienfeier ein. Wir haben
zu meinen Eltern total abgerissen. Auch wäh- jetzt wieder regelmäßig Kontakt und ein ganz
ren der Methadonzeit hatte ich keinen Bock et- gutes Verhältnis.

R.S. (Niedersachsen)

Seit 19. Juli 2001 bekomme ich subutex®. Ich zen ist bei Leuten, die nicht mehr als ein ½
kann aufgrund der kurzen Zeit, in der ich das Gramm nehmen bzw. genommen haben. Gut
Medikament nehme, nur einen kleinen Bericht für Leute, die schon nach relativ kurzer Zeit mit
darüber schreiben. Ich habe das Gefühl, dass es Heroin aufhören wollen. Nach zehn Jahren als
etwas dauert, bis man sich darauf eingestellt hat Abhängiger ist Methadon wahrscheinlich ange-
und auch die Wirkung war erst nach Wochen so brachter. Denn nach so langer Zeit in so einen
gut, dass ich gut schlafen konnte (gut durch- Leben sitzt das einfach zu tief u. man wird viel-
schlafen). Entzugserscheinungen hatte ich keine leicht rückfällig. Wie allgemein bekannt, gehört
mehr, habe nicht gefroren u. fühlte mich gut. Ich ein Wille dazu, man muss aufhören wollen u.
glaube allerdings, dass es am besten einzuset- wissen warum man aufhören will.

13
Anonym (Niedersachsen)

In den Jahren 1985 bis 1992 war ich intravenös verhindern, dass ich ständig unruhig und
heroinabhängig. Trotz eines erfolgreichen kal- nachts schlaflos war. Der Alkohol und später
ten Entzuges habe ich es nicht geschafft, auch Valium wurden für mich zu einem echten
drogenfrei zu leben. Darum habe ich einer Sub- Problem.
stitution mit Methadon zugestimmt. Als meine Ärztin mir subutex® vorgeschlagen
Es hat mir in den ersten Jahren geholfen, meine hat, habe ich beschlossen, die Bedingungen da-
körperliche Gesundheit wieder herzustellen. für herzustellen.
Ich konnte sogar wieder meinen Beruf aus- Seit einen Jahr trinke ich keinen Alkohol mehr
üben. und habe keine Probleme mit Valium. In 8 Wo-
Mein Körper hat allerdings auf das Methadon chen habe ich mich auf 3 mg Methadon täglich
mit starkem Schwitzen reagiert, es wurde auch herunterdosiert, so dass ich ohne Schwierigkei-
nicht besser, als ich meine tägliche Dosis von ten auf 16 mg subutex® täglich umstellen
12 ml auf 6 ml reduzierte. konnte. Zur Zeit geht es mir gut, ich bin inner-
Ich habe dann nach und nach angefangen, Al- lich ruhiger und kann besser schlafen.
kohol zu trinken. Das Methadon konnte nicht

Erfahrungsbericht eines Substitutionspatienten (Niedersachsen)

Ich begann mit der Substitutionsbehandlung im mentes fühlte ich eine Art “Flash” oder Flutung
Mai / Juni 2000 mit 6 ml Methadon je Tag. Nach mit Aufgedrehtheit in mir. Zum Wechsel von
® ®
drei Monaten wechselte ich auf subutex mit 8 Methadon auf subutex möchte ich anmerken,
mg je Tag bei immer noch täglicher Vergabe. dass dieses hätte leichter verlaufen können.
Bei Beginn der Methadon-Vergabe, etwa drei Zur Methadon-Vergabe musste ich bei einer
Wochen lang, empfand ich eine euphorische Ärztin erscheinen, wo ich für einen Weg dort
Wirkung mit überschwänglichem Elan sowie hin etwa fünfzig Minuten brauchte. Sie lehnte
®
übermäßig guter Laune. Nach etwa zwei bis es ab, mich auf subutex umzustellen, so dass
sechs Wochen Methadon-Substitution kam ein dafür auch ein Wechsel des behandelnden Arz-
“Stimmungsabfall” auf mit Depressionen, wel- tes notwendig war. Sie bot sich jedoch an, nach
che mir sehr stark erschien, wie auch Übellau- einer erfolgreichen Anlaufzeit, später dann,
nigkeit, Appetit- und Schlaflosigkeit und Ma- mich weiter zu behandeln. Sie schien
genschmerzen. Mit Hilfe einer Kameradin Berührungsängste zu haben bei der Behand-
® ®
konnte ich subutex wechseln. Der Umstieg lung mit subutex .
während eines zweiwöchigen Aufenthaltes im Seit etwa Mitte April 2001 fühle ich mich schon
LKH Osnabrück verlief ohne nennenswerte Be- ein wenig elanlos. Manchmal habe ich Nächte,
gleiterscheinungen oder Beeinträchtigungen. wo ich immer wieder wach werde oder selten
Während der ersten zwei Wochen für etwa mal Alpträume habe. Während ich früher etwa
zwanzig Minuten nach Einnahme des Medika- sieben Stunden Schlaf benötigte, genügen heu-

14
te nur etwa 4,5 – 5 Stunden. Ansonsten verspüre kann dem im Allgemeinen entgegen wirken, in
ich in keinster Weise irgendwelche Nebenwir- dem ich dann Freunde und Bekannte anzutref-
®
kungen, die von subutex herrühren könnten (z. fen versuche, die ebenfalls drogenabstinent le-
B. Kopf- u. Gliederschmerzen). Suchtdruck ist in ben bzw. gänzlich ohne oder mit nur wenig Bei-
einem gewissen kleinen Maße vorhanden, aber konsum auskommen, wo ich mich vertrauens-
nicht so übermächtig. (Alle Urinkontrollen bis- voll aussprechen und dadurch die Sucht zu-
her ergaben negative Ergebnisse). mindest spürbar lindern kann.
®
Ingesamt komme ich mit subutex weitaus bes- Für mich sind Begleitmaßnahmen psycho-
®
ser zurecht als mit Methadon oder insbesondere sozialer Art neben der subutex -Substitution
Nemexin, worauf ich innerhalb von zwei Wochen schon sehr nützlich. Ich fühle mich dadurch un-
sehr viele Nebenwirkungen in einem hohen terstützt, dass ich mich innerhalb einer Selbst-
Maße hatte wie Magenschmerzen, Frustration, hilfegruppe alltäglich engagiere und dadurch
Blut im Stuhlgang, Depression usw. eine gesellschaftliche Anbindung bekomme so-
Gelegentlich kommt schon mal Suchtdruck auf, wie auch Freunde und Bekannte aufsuchen
wo eine Rückfallgefahr entstehen kann. Ich kann, zu denen ich Vertrauen habe.

K.I., 26 Jahre (Niedersachsen)

Sieben Jahre war ich drauf, danach drei Jahre im wieder einschlafen konnte. Häufig war die
Methadonprogramm. Vor vier Monaten bin ich Nacht nach den ersten zwei Stunden gelaufen.
®
auf subutex umgestellt worden. Dementsprechend verliefen auch die Tage:
Vor der Umstellung hatte ich Panik, weil ich Müde, kaputt, im Bett rumgegammelt, kriegte
nicht wusste, wie mir das neue Medikament be- meinen Hintern gerade mal hoch, um noch mit
kommt und auch nicht wusste, ob ich die hängender Zunge die Methadonausgabe zu er-
Runterdosiererei (ich wurde von 7 auf 4 Meter reichen. Den Rest des Tages war Abhängen an-
runterdosiert) durchstehen könnte. gesagt.
Die ersten Tage nach der Umstellung ging es In den letzten Wochen habe ich den Tag wieder
mir auch wirklich nicht sehr gut, obwohl ich aus entdeckt: Ich wache morgens ausgeschlafen
heutiger Sicht nicht mehr sagen kann, ob es nur auf, bin fit und in der Lage, etwas zu schaffen.
eine Kopfsache war, wenn ich bedenke, wie gut Ämter und so.
es mir jetzt geht. Außerdem habe ich meine Wohnung gestri-
Vorher bin ich alle zwei Stunden aufgewacht, chen, Möbel repariert und einen Computer-
habe fern gesehen, geraucht, getrunken oder Kurs belegt.
bin in der Wohnung rumgelaufen, bevor ich

15
Patient, 35 Jahre (Niedersachsen)

Wie oft stand ich in irgendeinem Supermarkt genommen habe. Und auch darüber bin ich
und überlegte, was die Kassiererin denkt oder heute froh, denn die ungewohnten “Dinge” wa-
gleich tun wird... ren meine eigenen Gefühle, die ich in dieser
Ruft sie die Polizei, weil sie meint ich wolle sie Klarheit nicht mehr kannte.
gleich überfallen? Manchmal kamen sie hammerhart über mich
Mich würde es nicht wundern. Ich würde ge- hereingestürzt und ich habe in dieser Zeit nicht
nauso denken, wenn ich an der Kasse säße und nur einmal – Macht oder Gewohnheit – ans
vor mir stünde so’n Typ mit schweißnassem, Dichtmachen gedacht.
tropfendem Gesicht. 1. war mir klar, dass ich damit keine Chance
Scheißgefühl und peinlich! hatte und
Geiles Gefühl dagegen, wenn solche Szenen 2. hatte ich die Unterstützung meiner Thera-
der Vergangenheit angehören. peutin und konnte die Sackgassengefühle
Nach 15 Jahren Heroin und Methadon weiß ich, überwinden.
wovon ich rede. Aus meiner ewigen Spirale (Problem – dicht-
Die Schwitzerei hat mich tierisch genervt. machen – anschließend noch größeres Pro-
Allein die Aussicht auf Linderung wurde nach blem – noch dichter machen) bin ich auf diese
einiger Zeit die absolute Heilung. Für mich war Weise langsam herausgekommen. Probleme
das so wichtig, dass ich dafür die ungewohnten anzugehen und zu lösen bringt übrigens auch
Dinge, die auf mich einströmten, gern in Kauf ein gutes Gefühl.

Patient, 30 Jahre (Niedersachsen) Patient, 28 Jahre (Niedersachsen)

Endlich, nach langer Zeit hatte ich einen Job Ich war 13 Jahre heroinabhängig. Die letzten 5
gefunden. Erst zu diesem Zeitpunkt bemerkte Jahren war ich im Methadonprogramm. Zwi-
ich meine eingeschränkte Leistungsfähigkeit schendurch ein paar Entgiftungen und zwei
und die Konzentrationsstörungen. Langzeittherapien.
®
Daraufhin wurde ich auf subutex umgestellt. Eigentlich ging es mir mit Methadon ganz gut,
Es hat funktioniert. bis auf die Tatsache, dass ich immer wie aus
Allein durch die Tatsache, dass ich durchschla- dem Wasser gezogen aussah. Fast jede Nacht
fen kann, bin ich morgens viel fitter und kann musste ich mein Bett neu beziehen, weil es un-
sogar frühstücken. Selbst nach der Arbeit bin gemütlich nass war und ich fror.
®
ich noch fit genug, um joggen zu gehen. Mir Seit einem halben Jahr werde ich mit subutex
machen jetzt Dinge Spaß, über die ich früher substituiert. Super! Die lästige Ölerei ist fast
nur gelästert habe. weg und zusätzlich haben sich ein paar ganz
gute Feelings eingestellt... oder sind zurückge-
kommen?

16
®
Junge Frau, die subutex i.v. gedrückt hat; protokolliert durch behandelnde Ärztin
(Baden-Württemberg)

®
• subutex mit Scheckkarte zerkleinert plus Wasser plus Ascorbinsäure, damit man merkt, wenn
man nicht in die Vene getroffen hat. Brennt dann.
• Gut löslich, 2 mg, schnell. Leicht bitterer Geschmack im Mund.
• Patientin hat ca. ½ Stunde vorher 6 ml Methadon genommen, wie jeden Tag.
• Erste Reaktion = leicht kalt, auf einmal Magenkrämpfe, Übergeben, Erbrechen schwallartig auch
durch die Nase, Durchfall.
• Gefühl „als wäre man 100% auf Entzug”
• Keine Luft mehr bekommen, Kehle wie zugeschnürt, keine Kraft.
• „Als wenn das ganze Gift aus Körper rausknallt”
• „Als wenn die Tablette sich Platz macht”
• Idee der Patientin: wie kann ich mir helfen?
• Noch 1 Schluck Methadon (1 ml) genommen, alles noch brutaler ➝ Intensivstation

Verlauf einer Substitution mit subutex® aus Sicht des behandelnden Arztes
(Bayern)
Die Schwerpunktpraxis “Concept” substituiert die letzte Methadondosis 0,2 ml betragen hatte
®
aktuell 230 Patienten, davon 16 mit subutex . und in der Entbildungsklinik verabreicht wor-
Karin S. (Name geändert) befindet sich seit An- den war. Frau S. stand psychisch unter Druck,
fang August in der Praxis und wurde gleich bei weil sie vom allgemeinen Sozialdienst, dem Ju-
®
Ihre Aufnahme auf subutex eingestellt. gendamt und den Ärzten ihres Sohnes, der sich
Die 22 jährige Patientin ist seit 2,5 Jahren opiat- zu der Zeit noch mit Barbituraten behandelt in
abhängig. Davon wurde sie 1,5 Jahre mit der Kinderklinik befand, die Auflage erhalten
Methadon substituiert. Eine stationäre Entgif- hatte “clean” zu sein und eine ambulante The-
tung oder Entwöhnungsbehandlung hat sie nie rapie durchzuführen. Sie wollte folglich mit ei-
durchgeführt. Frau S. war immer ausschließlich nem Substitut versorgt werden, welches ihr er-
Opiatkonsumentin, in den Substitutions- möglichen würde schnell die Dosis zu reduzie-
phasen hatte sie nur selten Beikonsum an He- ren und bald clean zu werden. Außerdem hatte
roin oder Codeinsaft. In psychosozialer Hin- sie immer die Erfahrung gemacht, dass Metha-
sicht ist Frau S. als stabil zu bezeichnen, sie don sie zu träge machen und in ihren Alltags-
hatte auch all die Jahre der Abhängigkeit Unter- aktivitäten zu sehr einschränken würde. Zu die-
stützung von ihrer Familie. Seit 6 Wochen ist sen Zeitpunkt hielt sich Frau S. täglich im Kran-
sie selbst Mutter eines kleinen Jungen. 14 Tage kenhaus bei ihrem Baby auf und wollte keines-
nach der Entbindung kam mit sie massiven falls “dicht” sein.
Suchtdruck in die Praxis “Concept”, nachdem Diese Vorrausetzungen der Patientin waren für

17
den substituierenden Arzt ausschlaggebend, und vor allem keine Ein- und Durch-
®
sie über subutex aufzuklären und sie sofort schlafstörungen. Seit Mitte September lebt ihr
auf eine Dosis von 4 mg einzustellen. Seit die- Sohn endlich bei ihr zu Hause und Frau S.
®
ser Zeit ist Frau S. stabil mit subutex substitu- schafft es, auch mit dieser neuen Aufgabe gut
®
iert. Sie ist mit subutex sehr zufrieden. Sie er- zurecht zu kommen.
®
klärt, mit subutex bisher noch nie Suchdruck Ihre Ziele hinsichtlich der Substitution beste-
verspürt zu haben. Es wurde auch anhand re- hen darin, bald mit der Dosisreduktion zu be-
gelmäßig durchgeführter Urinkontrollen nie ginnen, um schnellstmöglich wirklich drogen-
Beigebraucht an anderen psychotropen Sub- frei leben zu können.
®
stanzen festgestellt. Das subutex macht sie Betrachtet man ihre momentane Entwicklung,
nicht schlapp, außerdem langt die Dosis. Sie hat sie gute Chancen, dies auch zu schaffen.
hat, auch abends, keine Entzugserscheinungen

Patientenbefragung einer Schwerpunktpraxis (Baden-Württemberg),


vom Arzt aufgezeichnet

1. Patient
®
1) Was waren vorher für Ideen oder Befürchtungen über subutex vorhanden?
Antwort: Daß beim Absetzen starke Entzugssymptome auftreten, ähnlich wie bei Methadon.
2) Wie war der Anfang: Entzugserscheinungen waren wie stark und wie lange?
Antwort: Ca. 4 Tage leichter Affe mit frieren und Schlafstörungen.
3) Mit der richtigen Dosierung, wie geht es mir dann?
Antwort: Ich fühle mich fast normal, als wäre ich clean. Das einzige Problem ist die Mattigkeit
und Antriebslosigkeit.
4) Heroin, schmeckt das noch?
Antwort: Nein!
®
5) Was wäre, wenn es morgen kein subutex mehr gäbe?
Antwort: siehe 1)

2. Patient
®
1) Was waren vorher für Ideen oder Befürchtungen über subutex vorhanden?
Antwort: Eine Möglichkeit in relativ kurzer Zeit frei von harten Drogen (Heroin) zu werden und
dabei einen klaren Kopf zu haben. Befürchtung: mir unbekannte negative Begleiterscheinungen.
2) Wie war der Anfang: Entzugserscheinungen waren wie stark und wie lange?
Antwort: Die ersten Tage bis zur Findung der richtigen Tagesdosis unangenehm und dennoch
kein Vergleich zum Heroinentzug.

18
3) Mit der richtigen Dosierung, wie geht es mir dann?
Antwort: Man fühlt sich “normal” und hat auch durch die Darreichungsform (Tabletten) nicht das
Gefühl, Drogen zu konsumieren. Nachteil: die bereits seit längerer Zeit vorhandene und vorher
wohl betäubte PUP tritt voll hervor.
4) Heroin, schmeckt das noch?
Antwort: Das in der ersten Zeit einmalig konsumierte Heroin schmeckte und wirkte. Mittlerweile
besteht allerdings kein Verlangen nach Heroin mehr.
®
5) Was wäre, wenn es morgen kein subutex mehr gäbe?
Antwort: Großes Problem, da ich persönlich als Alternative Methadon sehr skeptisch gegenüber-
stehe, aber keinesfalls auf Heroin zurückgreifen will.

3. Patient
®
1) Was waren vorher für Ideen oder Befürchtungen über subutex vorhanden?
Antwort: Man kennt diese Tabletten nicht, es gibt schon Angst, daß man nicht das Richtige tut.
Nach dem Gespräch mit dem Arzt habe ich mir Gedanken gemacht, daß es schneller geht, alles
aufzuhören und wieder suchtfrei zu sein.
2) Wie war der Anfang: Entzugserscheinungen waren wie stark und wie lange?
Antwort: Der Anfang war nicht so, wie ich mit das vorgestellt habe, keine Schmerzen und so. Die
Schmerzen waren nicht so stark, man konnte es ertragen. Nachdem ich 2 Tage lang das Medika-
ment eingenommen habe, begannen am 2. Tag abends Unruhen, Ziehen in Gelenken, leichte
Schlafstörungen, Müdigkeit.
3) Mit der richtigen Dosierung, wie geht es mir dann?
Antwort: Wenn ich jeden Tag die richtige Dosis einnehme, geht es mit sehr gut, besser, als wenn
ich für 2 Tage einnehme.
4) Heroin, schmeckt das noch?
Antwort: Das habe ich nicht nötig. Ich habe es nicht probiert.
®
5) Was wäre, wenn es morgen kein subutex mehr gäbe?
Antwort: Man muß dann sehen, wie es weiter geht. Auf jeden Fall hätte ich mit dem Doktor ge-
sprochen.

4. Patient
®
1) Was waren vorher für Ideen oder Befürchtungen über subutex vorhanden?
Antwort: Besser als Methadon.
2) Wie war der Anfang: Entzugserscheinungen waren wie stark und wie lange?
Antwort: Entzugserscheinungen mittelstark.
3) Mit der richtigen Dosierung, wie geht es mir dann?
Antwort: Viel besser.
4) Heroin, schmeckt das noch?
Antwort: Es kommt darauf an.

19
®
5) Was wäre, wenn es morgen kein subutex mehr gäbe?
Antwort: Problematisch.

5. Patient
®
1) Was waren vorher für Ideen oder Befürchtungen über subutex vorhanden?
Antwort: Dass es nicht die erwünschten Wirkungen herbeiführt.
2) Wie war der Anfang: Entzugserscheinungen waren wie stark und wie lange?
Antwort: Entzugserscheinungen sind da, aber nicht so stark, aber da ist es noch.
3) Mit der richtigen Dosierung, wie geht es mir dann?
Antwort: Angenehm
4) Heroin, schmeckt das noch?
Antwort: Der Geschmack ist noch da, aber ich verdränge es.
®
5) Was wäre, wenn es morgen kein subutex mehr gäbe?
®
Antwort: Dann würde ich versuchen, irgendwie an ein ähnliches Mittel wie subutex zu kommen.

6. Patient
®
1) Was waren vorher für Ideen oder Befürchtungen über subutex vorhanden?
Antwort: Keine, Vertrauen in Aufklärung durch Arzt (eventuell Entzugserscheinungen).
2) Wie war der Anfang: Entzugserscheinungen waren wie stark und wie lange?
Antwort: Durch rechtzeitiges Absetzen kein Entzug (genügend Zeit drogenfrei).
3) Mit der richtigen Dosierung, wie geht es mir dann?
Antwort: Wie nicht süchtig, wenn sie gesund sind.
4) Heroin, schmeckt das noch?
Antwort: Zum richtigen Zeitpunkt leider ja.
®
5) Was wäre, wenn es morgen kein subutex mehr gäbe?
Antwort: Methadon oder kalter Entzug in Entgiftung.

7. Patient
®
1) Was waren vorher für Ideen oder Befürchtungen über subutex vorhanden?
Antwort: Nur Befürchtungen bezüglich der Reservoirbildung im Körper bei Einnahme für mehrere
Tage.
2) Wie war der Anfang: Entzugserscheinungen waren wie stark und wie lange?
Antwort: Kaum Entzugserscheinungen.
3) Mit der richtigen Dosierung, wie geht es mir dann?
Antwort: sehr gut
4) Heroin, schmeckt das noch?
Antwort: Schmecken schon, macht aber nicht high!

20
®
5) Was wäre, wenn es morgen kein subutex mehr gäbe?
Antwort: Müsste auf weniger nebenwirkungsfreie Substitutionsmittel umsteigen.

8. Patient
®
1) Was waren vorher für Ideen oder Befürchtungen über subutex vorhanden?
Antwort: Daß der Entzug nicht ganz weg geht und ich nicht klar bin.
2) Wie war der Anfang: Entzugserscheinungen waren wie stark und wie lange?
Antwort: Entzugserscheinungen in Form von Schwitzen und Müdigkeit, 2 Tage.
3) Mit der richtigen Dosierung, wie geht es mir dann?
Antwort: Gut, kein Entzug, klarer Kopf – fast der Alte.
4) Heroin, schmeckt das noch?
Antwort: Nein
®
5) Was wäre, wenn es morgen kein subutex mehr gäbe?
®
Antwort: Ich würde von subutex entziehen, da ich überzeugt bin, dass der Entzug leichter zu er-
tragen wäre.

9. Patient
®
1) Was waren vorher für Ideen oder Befürchtungen über subutex vorhanden?
Antwort: Entzugserscheinungen
2) Wie war der Anfang: Entzugserscheinungen waren wie stark und wie lange?
Antwort: 2-4 Tage, Anfang stark
3) Mit der richtigen Dosierung, wie geht es mir dann?
Antwort: o.k.
4) Heroin, schmeckt das noch?
Antwort: Keine Wirkung, bringt nichts.
®
5) Was wäre, wenn es morgen kein subutex mehr gäbe?
Antwort: Keine Ahnung.

21
Patientenbefragung einer weiteren großen Praxis (Baden-Württemberg)

Patient, 28 Jahre
• „Codein macht dicht, zugedröhnt”
• Juckreiz durch Überdosierung.
• Codeintagesdosis wird trotz Vorsatz, nicht zu erhöhen, immer mehr (Maximum/Woche bei Ihm =
500 ml 2,6%iger Saft)
• 30 ml Codeinsaft 1,5 % als max. Umstellungsdosis nach seiner Meinung.

Patient, 24 Jahre
• „Codein macht dicht, heißer Kopf, alles “wurscht”, selbst wenn er das nicht wollte.
• Nebenwirkungen unter Codein bei ihm: Übelkeit, Erbrechen, Juckreiz, neigt oft zu Hautausschlag.
• Seine Codeindosis: Codeincompretten 30 mg/St., 5 – 8/die.
• Seine Empfehlung: runterdosieren auf 100 mg/die = 3 Compretten, erst dann umstellen.

Patientin
• „Codein macht einen Kopf, man ist gedämpft, dauernde Müdigkeit”.
• Vorteil von Codein bei ihr: Take home, sonst keine.
• Vorteile von Subutex 24 mg /die von Montag bis Freitag, in Ausnahmefällen am Wochenende:
aktiv, sich neu erlebend, klar treibt wieder Sport, hat wieder sexuelles Verlangen, Ausgeglichen-
heit, Lebensfreude.
Tipp: auch bei 20 Codeinkompretten mit je 30 mg würde sie heute umstellen und lieber eine längere
Entzugssymptomatik aushalten.

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Bundesverband der Eltern und
Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit e.V.

c/o Jürgen Heimchen , Steinbeck 16, 42119 Wuppertal,


Tel. 0202 -423519 Fax: 0202-428577
E-Mail : akzeptierende.eltern@t-online.de

Wir können es uns nicht leisten, unkritisch zu sein.


Wir können es uns nicht leisten, passiv zu sein.
Wir können es uns nicht leisten, den Tod und das Elend unserer
Kinder und Angehörigen in Schweigen und Demut hinzunehmen.

Der Verband versteht sich als Dachorganisation für Eltern und Angehörige, die eine humane Drogen-
politik im Sinne des Grundgesetzes fordern. Er wird von Elterninitiativen aus der gesamten Bundes-
republik getragen. Ziel dieses Verbandes ist eine verstärkte Zusammenarbeit und ein verstärkter
Austausch zwischen Elterngruppen, die sich für akzeptierende Drogenarbeit engagieren. Weiterhin
ist es unsere Aufgabe, ein Umdenken in der Gesellschaft hinsichtlich der Drogenproblematik zu
bewirken und das Überleben der Drogenabhängigen an erste Stelle zu setzen. Die organisierten
Elterninitiativen fordern die Entkriminalisierung der Konsumenten illegaler Drogen. Eltern und An-
gehörige wollen nicht mehr tatenlos zusehen, wollen nicht mehr schweigend das Leid, Elend und
den Drogentod hinnehmen.
Wir fühlen uns als Angehörige und Mitmenschen verpflichtet, sowohl die Eltern der Drogenabhängi-
gen zu unterstützen, als auch drogenkranken Menschen dabei zu helfen, Auswege aus der Illegalität
und Abhängigkeit zu finden.

23
Forderungskatalog:

• Entgiftungs - und Therapieplätze „sofort“


• Entbürokratisierung der Kostenübernahme zur Aufnahme in Therapien
• Erweiterung von niederschwelligen Angeboten
• Ausbau der medikamentengestützten Behandlung
• Kostenübernahme der Substitution durch die Kassen
• Substitutionsbehandlung in Therapien
• Rechtssicherheit für alle Ärzte, die Behandlungen durchführen
• Betreuungsangebote vor, während und nach der Therapie
• Arbeits -, Ausbildungs - und Wohnmöglichkeiten
• Einbeziehung der Elterngruppen in die Diskussion zur Drogenpolitik
• Verstärkte Prävention
• Aufsuchende Drogenarbeit ( Streetwork )
• Einrichtung von “Gesundheitsräumen“
• Kontrollierte Abgabe auch von “Originalsubstanzen“
• Legalisierung von Cannabisprodukten
• Spritzen - und Kondomvergabe in Haftanstalten
• Medikamentengestützte Behandlung in Haftanstalten

Praktische Konsequenzen:

1. Eintreten für eine humane Drogenpolitik im Sinne der Artikel 1, 2 und 6 des Grundgesetzes,
2. Unterstützung von Bestrebungen, die der Entmündigung der Drogenkonsumenten und ihrer ge-
sellschaftlichen Ausgrenzung entgegenwirken,
3. die sachgemäße Aufklärung und Information der Öffentlichkeit über Drogen, Drogenkonsum und
therapeutische Hilfen,
4. Hilfe für Eltern, Elternkreise, Angehörige, Betroffene und Selbsthilfegruppen,
5. die Förderung von wissenschaftlich fundierten Hilfen zur Rehabilitation,
6. die Förderung der Kooperation zwischen Betroffenen, ehrenamtlicher und professioneller Hilfe,
7. die Durchführung von Weiterbildungsveranstaltungen,
8. die Unterstützung akzeptierender Hilfen (insbesondere auch medikamentengestützt) und selbst-
gewählter Möglichkeiten zum Ausstieg aus dem Drogenkonsum,
9. Internationale Zusammenarbeit aller akzeptanzorientierten Organisationen und Gruppen.

24
Bundesverband der Eltern und
Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit e.V.

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