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3. Vorlesung: 27.

Oktober 2016
Steop, Einführung in die Philosophie

Thema: René Descartes‘


Erkenntnistheorie und Ethik
Professor: Dr. Andreas Gelhard

Rückblick: antike Skepsis

Epoché = inne halten


Mit Descartes kam die Zeit, wo man sich gefragt hat, ,,Was kann ich? Wie
kann ich?‘‘ (Es geht um das KÖNNEN.)

Ziel der Skepsis ist die Seelenruhe, Freiheit von jedem Bedürfnis. Nicht
immer möglich, denn man kann den eigenen Körper nicht verlassen. Man
sollte Handlungsfähigkeit beherrschen, denn es ist nicht wie in einer
Seifenblase, Man muss selber etwas tun.
Die philosophische Art ist es immer weiterzudenken bis man in einer
Sackgasse landet.
3. Vorlesung: 27. Oktober 2016
Steop, Einführung in die Philosophie

Discours de la méthode (1637)


Dieses Werk ist von Descartes. Es war ursprünglich ein Vorwort von drei
naturwissenschaftlichen Büchern (Dioptrik→ Teilgebiet der Optik,
Astronomie, Geometrie) gewesen.
Descartes wollte eigentlich ein großes Buch über die Naturwissenschaften
schreiben. Er hat das Projekt auf Eis gelegt, weil Galilei ihn wegen seinen
Thesen verurteilt hat (schrieb das Buch doch nicht). Descartes hat dies
zerlegt und das Vorwort wurde dieser ,,Discours de la méthode‘‘.
Methode
= wissenschaftlicher Weg, der beim 2. Einschlag genau dieselben Ergebnisse
vorweist, als beim 1. Mal.
Discours de la méthode wurde auf Französisch und nicht auf Latein verfasst,
damit es jeder versteht. Der Text hat Merkmale einer autobiografischen
Erzählung. Der erste Satz dieses Textes ist ,,Jeder hat Verstand und sollte
dieser Welt daher verstehen können.‘‘

Vier Regeln der wissenschaftlichen Methode


1. Ausgang nur von Sachen, deren Wahrheit evident ist.
Erkenntnis ist nur dann stabil, wenn ich irgendwo Einsichten erlange, wo
nichts mehr daran geändert werden kann. Man kommt irgendwann zur
Einsicht, dass man sagt, okay das ist nun mal so. (Bsp. 2+2=4, muss nicht
nachgefragt werden)
2. Zerlegung komplexer Probleme in kleiner Teilprobleme, die sich
leichter lösen lassen.
Wie z.B. in der Physik: ich zerteile alles bis ich kleine Teile (die richtig sind)
wieder zusammensetzte. (Meistens arbeiten die Leute der Naturwissenschaft
in Teams an Teilprobleme)
3. Aufstieg von den einzelnen Teilproblemen bis zur Erkenntnis der
übergeordneten komplexen Probleme.
4. Versuch, die Probleme möglichst vollständig aufzuzählen und nichts
auszulassen.
Alles muss ein System und eine Struktur haben (System = vollständiger
Zusammenhang von Sätzen)
Meditationes de prima philosophia (1641)
Der Text von Descartes wird über das ICH erzählt.
Meditation
= auf bestimmte Dinge verzichten, Fasten etc. ,,Du darfst Dingen, die dir
Spaß machen nicht verfallen werden. ‘‘
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Steop, Einführung in die Philosophie

→ Descartes legt den Text so an, dass dieser Einfluss auf den Menschen hat,
der hier denkt (ICH spielt eine große Rolle)

Metaphysik
= ,,das was hinter der Physik steckt‘‘

Die Einheit der Wissenschaften


Metaphysik stellt bei Descartes die ,,Wurzel eines
Baumes‘‘ dar. Der Stamm wäre die Physik und von der
Physik ausgehend entsteht die Äste/Bereiche Medizin,
Mechanik, Moral.
Wenn unten in der Wurzel irgendetwas nicht passt, dann
passt alles nicht, denn die Wissenschaften hängen
zusammen.
 Die Einheit der Wissenschaften verlangt eine einheitliche Grundlegung
der Wissenschaft.
 Sie verbietet es, falsche Meinungen Schritt für Schritt auszusortieren,
weil Meinungen ein System bilden, in dem eine falsche Meinung die
anderen ,,anstecken‘‘ kann (das Beispiel des faulen Apfels)
 Daher muss sich der Zweifel einmal auf alle relevanten Meinungen
richten (um danach konstruktiv arbeiten zu können.)

Es geht darum etwas Festes und Bleibendes für die Wirtschaft zu erstellen.
Deswegen muss man neu ansetzen und um dies zu schaffen, muss man an
der Wurzel ansetzen.

Die Rolle des Zweifels in der ersten Meditation


Hier kommt nun die Skepsis wieder ins Spiel.
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Steop, Einführung in die Philosophie

Sextus Descates
- Ziel: Seelenruhe / mäßiges Leiden - Ziel: Grundlegung der Wissenschaft
- Skepsis als Lebensweise - Skepsis als Methode
- Skepsis als dauerhafte Einstellung - Skepsis als einmaliger Akt
- Erkenntnistheoretische Fragen - Erkenntnistheorie soll die Grundlage
stehen im Dienste der Ethik der Ethik bilden (daher vorläufig
nur ,,provisorische Moral‘‘)

Der methodische Aufbau der Zweifelsbetrachtung

Es geht um das Prinzip der Einfachheit und um die Frage ,,was täuscht
uns?‘‘ (in dem Fall unsere Sinne). Deshalb soll man sich nicht auf die Sinne
verlassen. Sie täuschen uns zwar nur einmal, doch es reicht einmal, um die
Sinne aus dem Verkehr zu ziehen als sichere Erkenntnis. Was wissen wir
eigentlich über unsere Sinne? Es kann auch sein, dass wir z.B. 17 Sinne
haben und die anderen noch nicht entdeckt haben.

Das heißt er überlegt sich wie kann es mich täuschen und wie weit kann es
mich täuschen.
,,Ich jetzt hier‘‘- die Gewissheit, der Anker auf den man sich verlassen kann,
wenn einem die Sinne täuschen (ich kann nicht getäuscht werden, dass ich
hier bin).
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Die Gewissheit, die mir bleibt, bin ich selber. ,,Dampf aus der schwarzen
Galle‘‘→ Melancholie oder Geisteskrankheit. Der Wahnsinn wird hier als
Quelle skeptischer Überlegungen dargestellt.

 ein Zweifel, der mir noch die Gewissheit gibt, dass ich hier sitze
 Sextus‘ dritte Trope (von den 10): Die Täuschungsanfälligkeit

 Erstaunen: Traum und Realität sind sehr schwer zu unterscheiden


o wenn man darüber nachdenkt, wird man immer zweifelhafter
(wie man hier denkt, hat Einfluss auf meine Erkenntnis)
o woher weiß ich, dass ich jetzt gerade nicht träume?
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 sehr viel Kritik, weil Träume leicht beeinflussbar sind


 der Traum ist eine Fiktion - es werden Elemente aus der Wirklichkeit
verwendet – wird oft mit der Realität verwechselt (Bsp. Matrix)

Genius Malignus

Es steckt einen Schöpfergott dahinter.


Der täuschende Gott (genius malignus) kann nur Sinne täuschen, aber nicht
das Denken.

 man muss annehmen, dass es einen Gott gibt (es gibt sonst keine weitere
sichere Gewissheit)
 Was ist davon noch unberührt? Das Denken ist unberührt, ich existiere
solange ich denke.

Was bleibt mit der Gewissheit des Cogito alles vorausgesetzt?


1. Meinungen können wahr oder falsch sein.
2. Es ist möglich, Wissenssysteme mit einem sicheren Fundament
auszustatten („Grundlegung“).
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3. Wir können unabhängig von unserer Beziehung zur Außenwelt


Gedanken mit einem bestimmten Inhalt haben (Internalismus).
4. Vernunft und Wahnsinn lassen sich sicher voneinander
unterscheiden.

Die Debatte um den Status des Wahnsinns in den Mediationen


 „Die große Gefangenschaft“:
„Durch einen eigenartigen Gewaltakt bringt das Zeitalter der Klassik den
Wahnsinn, dessen Stimme die Renaissance befreit, dessen Heftigkeit sie aber
bereits gezähmt hatte, zum Schweigen. Auf dem Weg des Zweifels trifft Descartes
den Wahnsinn neben dem Traum und allen Formen des Irrtums an …“

 Der Unterschied Traum / Wahnsinn:


„Weder der mit Bildern bevölkerte Traum noch das klare Bewusstsein, dass die
Sinne sich täuschen, können den Zweifel bis zu seinem äußersten Punkt treiben.
Geben wir zu, dass unsere Augen uns täuschen, ‚wohlan denn, wir mögen
träumen‘, die Wahrheit wird nicht völlig in die Nacht hineingleiten.“
„Mit dem Wahnsinn verhält es sich anders. Wenn seine Gefahren den Gang [der
Zweifelsbetrachtung] und das Wesen ihrer Wahrheit nicht in Frage stellen, dann
nicht, weil eine bestimmte Sache sogar im Denken eines Wahnsinnigen nicht
falsch sein kann, sondern weil ich als Denker nicht wahnsinnig sein kann“ (S. 68
f.).
 „Es sei denn, ich wollte mich mit ich weiß nicht welchen Kranken (insanis)
vergleichen, deren Gehirne ein solch durchdringender Dampf aus schwarzer Galle
zermürbt, dass sie hartnäckig versichern, sie seien Könige, während sie doch
ganz arme Schlucker sind, oder in Purpur gewandet, während sie doch nackt
sind, oder sie hätten einen Kopf aus Ton, oder sie seien allesamt Kürbisse, oder
sie bestünden aus Glas. Aber das sind Geisteskranke (sed amentes sunt isti),
und ich erschiene mir selbst als nicht weniger verrückt (demens), wenn ich
irgendetwas von diesen als Vorbild auf mich übertragen würde“ (35).
 amens, demens  nicht zurechnungsfähig
 Warum macht der „böse“ Gott, die Menschen denkfähig, und nicht dumm, damit
sie nicht darüber nachdenken können?
 Traum und Wahnsinn sind sehr ähnlich
 man lebt in einer fiktiven Welt
 bei Descartes sind Traum und Wahnsinn asymmetrisch
 der, der im Text „ich“ sagt, kann nicht wahnsinnig sein

Zusammenfassung:

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