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Segelseminar WS14/15

Master-Vertiefungsseminar

Engpassmanagement an
grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen

Wirtschaftswissenschaftlicher Schwerpunkt:

Sustainable Development, Umwelt, Ressourcen und Energie

Dr. Jürgen E. Blank

Vorgelegt von:

Dirk Rautenberg Jakob Siebecker


Karcherstr.24 Karcherstr.24
67655 Kaisersalutern 67655 Kaiserslautern
4.Semster BWL-tQ (MB) 3. Semester WI-MB
MatrNr.: 369185 MatrNr.: 369776

Kaiserslautern, den 29.04.15


Inhalt I

Inhalt

Inhalt ............................................................................................................................................ I
Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................. II
Tabellenverzeichnis .................................................................................................................. III
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................ IV
1 Einleitung ........................................................................................................................... 1
2 Grundlagen Strom .............................................................................................................. 2
2.1 Stromangebot und Stromnachfrage ............................................................................ 2
2.2 Stromerzeugungsstruktur in Europa ........................................................................... 2
2.3 Merit Order ................................................................................................................. 6
2.4 Strompreis................................................................................................................... 8
2.5 Stromverbrauch in Europa ........................................................................................ 10
3 Grundlagen Übertragungsnetz .......................................................................................... 14
3.1 Europäisches Übertragungsnetz ............................................................................... 14
3.2 Physikalische Lastflüsse und Lastflussschwankungen ............................................. 15
3.3 Struktur der Lastflüsse in Europa ............................................................................. 17
4 Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen................................ 20
4.1 Entstehung und ökonomische Wirkung von Engpässen .......................................... 20
4.2 Rechtsrahmen für das Engpassmanagement............................................................. 23
4.3 Methoden des Engpassmanagements ....................................................................... 25
4.3.1 Übersicht ........................................................................................................... 25
4.3.2 Kurzfristiges Engpassmanagement .................................................................. 25
4.3.3 Langfristiges Engpassmanagement .................................................................. 27
4.3.3.1 Explizite Auktionen ...................................................................................... 27
4.3.3.2 Implizite Auktionen ...................................................................................... 28
4.3.3.3 Market Coupling ........................................................................................... 30
5 Fazit und Ausblick ............................................................................................................ 33
6 Literaturverzeichnis .......................................................................................................... 34

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Jakob Siebecker WS 14/15
Abbildungsverzeichnis II

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 : Der "Weg" des Stroms ........................................................................................ 2

Abbildung 2: Stromerzeugungsstruktur total im Jahr 2013 aufgeschlüsselt nach


Primärenergieträger ausgewählter Länder .......................................................................... 4

Abbildung 3: Merit-Order Effekt ............................................................................................... 8

Abbildung 4: Austauschbilanz der europäischen Länder im Jahr 2013 ................................... 12

Abbildung 5: Stromimport und Export..................................................................................... 16

Abbildung 7: Ökonomische Wirkung eines Netzengpasses ..................................................... 21

Abbildung 8: Überblick Engpassmanagementmethoden ......................................................... 25

Dirk Rautenberg
Jakob Siebecker WS 14/15
Tabellenverzeichnis III

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Stromerzeugung von 2011 bis 2013 nach Primärenergieträgern ausgewählter


europäischer Länder in TWh und die Entwicklung der Stromerzeugung von 2011 bis
2013. ................................................................................................................................... 3

Tabelle 2: Stromerzeugungsstruktur prozentual im Jahr 2013 aufgeschlüsselt nach


Primärenergieträger ausgewählter Länder in GWh ............................................................ 4

Tabelle 3: Stromverbrauch von 2011 bis 2013 ausgewählter europäischer Länder in TWh und
die Entwicklung des Stromverbrauches von 2011 bis 2013. ............................................ 11

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Abkürzungsverzeichnis IV

Abkürzungsverzeichnis

A Angebot
Abs. Absatz
ACER Europäischen Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulie-
rungsbehörden
CACM Capacity Allocation an Congestion Management for Electricity
EnWG Energiewirtschaftsgesetz
ENTSO-E European Network of Transmission System Operators for Electricity
k Engpass
MW Mega Watt
N Nachfrage
Nr. Nummer
OTC-Märkte over-the-counter (außerbörslicher Handel)
P Preis
Q Menge
Redispatch Redispatching
UCTE Union fort he Co-ordination of Transmission of Electricity
ÜNB Übertragungsnetzbetreiber

Dirk Rautenberg
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Einleitung 1

1 Einleitung

Seit Ende der neunziger Jahre wächst der europäische Strombinnenmarkt. Es wird immer
mehr Strom über die Landesgrenzen hinaus gehandelt. Dabei folgt der Strom dem jeweiligen
Preisgefälle1. Allerdings wird auf den Strommärkten der funktionierende Wettbewerb haupt-
sächlich vom freien Netzzugang bestimmt. Das ist nicht nur der Fall auf nationalen Märkten,
sondern auch im Zuge eines gemeinsamen europäischen Strombinnenmarktes auf internatio-
naler Ebene. Dadurch steht die grenzüberschreitende Transferkapazität, die als natürliche
Monopole in Besitz der Übertragungsnetzbetreiber ist, im Fokus der Betrachtung. Sie bildet
die Basis für jedes internationale Stromgeschäft und ist begrenzt. Somit können an diesen
sogenannten Grenzkuppelstellen Engpässe entstehen, sodass einer Preisanpassung physikali-
sche Grenzen gesetzt sind. Diesen Engpässen gilt es mit geeigneten Methoden entgegenzu-
wirken.2

Wie können Engpässe an grenzüberschreitenden Kuppelstellen entstehen und welche Eng-


passmanagementmethoden gibt es?

In dieser Arbeit soll ein Überblick darüber gegeben werden, welche Möglichkeiten es auf dem
Markt gibt um mögliche Engpässe durch ein geeignetes Engpassmanagement zu vermeiden.
Darüber hinaus wird im ersten Teil kurz auf die Erzeugungsstruktur und den Verbrauch des
Stroms einzelner Länder in Europa eingegangen und die grundsätzliche Preisbildung auf dem
Strommarkt erklärt. Im zweiten Teil soll ein Einblick in das europäische Übertragungsnetz
und die dort herrschenden Lastflüsse gegeben werden. Der dritte Teil beschäftigt sich dann
explizit mit der Entstehung von Engpässen und deren Verhinderung durch geeignete Maß-
nahmen.

1
Vgl. TenneT Holding
2
Vgl. Dieckmann/Reichmann/Wobben 2008, S. 254f

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Grundlagen Strom 2

2 Grundlagen Strom

2.1 Stromangebot und Stromnachfrage


Strom wird aus Primärenergieträgern in Kraftwerken erzeugt, sowohl an Börsen als auch bila-
teral gehandelt und durch Stadtwerke und Handelsunternehmen an den Endverbraucher ver-
kauft. Die Ware Strom ist dabei netzgebunden, und die Verfügbarkeit für den Endverbraucher
setzt ein Übertragungs- und Verteilungsnetz voraus. Diese Netze unterliegen weitgehend den
Bedingungen eines natürlichen Monopols.3 Dies gilt für nationale Netze, vor dem Hintergrund
eines europäischen Binnenmarktes aber auch für die grenzüberschreitenden Leitungen. Die
Regulierung des Netzzugangs ist damit nicht mehr nur ausschließlich eine nationale Heraus-
forderung. Um die Auswirkungen der verschiedenen Vergabemethode von Übertragungsrech-
ten genauer untersuchen zu können, wird im Folgenden der Erzeugungsstruktur ausgewählter
europäischer Länder und den sich daraus ergebenden Konsequenzen für das Engpassma-
nagement besondere Bedeutung geschenkt.
Dezentrale
Erzeugung
(Photovola-
tik,Wind)

Primärenergie- Übertragungs- Endverbraucher


Erzeugung Verteilungsnetz
Träger (Kraftwerk)
netz (Haushalte, Indust-
(z.B.Fossil,Atom) (z.B. Amprion)
(z.B. SWK AG) rie)

Handel (Vertragsbeziehungen, Beschaffung -> Endkunde)

Abbildung 1 : Der "Weg" des Stroms

2.2 Stromerzeugungsstruktur in Europa


Wie im vorherigen Kapitel bereits erwähnt, besteht ein Zusammenhang von Strompreisen
benachbarter Länder und dem Preis, der für grenzüberschreitende Übertragungsrechte gezahlt

3
Vgl. König 2013, S. 70

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Grundlagen Strom 3

wird. Aus diesem Grund wird an dieser Stelle die Zusammensetzung des europäischen Kraft-
werkspark dargestellt.

Tabelle 1: Stromerzeugung von 2011 bis 2013 nach Primärenergieträgern ausgewählter europäischer Länder in
TWh und die Entwicklung der Stromerzeugung von 2011 bis 2013 4.

TWh 2011 2012 2013 Entwicklung von 2011 bis


2013

absolut prozentual

Gesamtstromerzeugung 3312,3 3293,9 3280,2 -32,1 -1,0

aus fossilen Energieträgern 1641,1 1542,9 1429,3 -211,8 -14,8

aus atomaren Energieträgern 886,6 862,8 857,4 -29,2 -3,4

aus erneuerbaren Energieträgern 774,8 878,1 983,3 208,5 21,2

nicht klar identifizierbar 9,8 10,1 10,2 0,4 3,9

Tabelle 1 zeigt die Stromerzeugung innerhalb des europäischen Verbundnetzes ENTSO-E5


von 2011 bis 2013 in TWh. Insgesamt werden jährlich ca. 3300 TWh Strom produziert. Dabei
fällt der Anteil des mit fossilen Primärenergieträgern erzeugten Stroms von ca. 49 Prozent im
Jahr 2011 auf ca. 42 Prozent im Jahr 2013. Die Stromerzeugung mit Atomkraft bleibt bei ca.
24-25 Prozent über den betrachten Zeitraum relativ konstant. Bei den erneuerbaren Energien
kommt es zum einem Anstieg von ca. 23 Prozent im Jahr 2011 auf ca. 30 Prozent im Jahr
2013. Die größten Stromproduzenten im Jahr 2013 im ENTSO-E Gebiet sind Deutschland
mit einer Stromerzeugung von etwa 572 GWh und Frankreich, wo etwa 551 GWh Strom pro-
duziert wurde.

Schaut man sich nun die Stromerzeugung in Bezug auf die eingesetzten Energieträger der
einzelnen Länder getrennt voneinander an, ergibt sich ein sehr heterogenes Bild.

4
Vgl. Entsoe: Monthly Production 2015
5
Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (englisch: European Network of Transmission System Ope-
rators for Electricity)

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Grundlagen Strom 4

600000

500000

400000

300000
EE+ Wasser
Fossil
200000
Atom

100000

Abbildung 2: Stromerzeugungsstruktur total im Jahr 2013 aufgeschlüsselt nach Primärenergieträger ausgewähl-


ter Länder in GWh6(EE = erneuerbare Energieträger ohne Wasserkraft)

Tabelle 2: Stromerzeugungsstruktur prozentual im Jahr 2013 aufgeschlüsselt nach Primärenergieträger ausge-


wählter Länder in GWh7

ATOM FOSSIL ERNEUERBARE ENERGIE WASSERKRAFT TOTAL

AT 0,0 20,5 8,5 60,5 67717

BE 51,9 34,4 11,7 2,1 78349

DE 16,1 58,8 20,8 4,3 571881

FR 73,3 8,1 4,9 13,7 550660

GB 22,0 70,0 6,0 1,9 299967

IT 0,0 59,8 20,8 19,4 278692

PL 0,0 90,0 8,1 2,0 150852

ENTSO-E 25,9 42,8 13,2 17,8 3315753

6
Vgl. Entsoe Yearly Statistics 2013b, S. 11
7
Vgl. ebenda S. 11

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Grundlagen Strom 5

Abbildung 2 zeigt die Stromerzeugung aufgeschlüsselt nach den Primärenergieträgern für


ausgewählte europäische Länder im Jahr 2013. Es wird deutlich, dass die günstige geographi-
sche Lage mit vielen Tälern von Österreich dazu beiträgt, dass dort der Anteil der Stromer-
zeugung durch Wasserkraft bei über 60 Prozent liegt. In Italien (ca. 19 Prozent) und Frank-
reich (ca. 14 Prozent) ist dieser Anteil auch noch verhältnismäßig hoch, wo hingegen in Po-
len, Belgien und Großbritannien der Anteil verschwindend gering ist. Deutliche Unterschiede
werden auch im Bereich der Atomkraft sichtbar. So macht in Frankreich Atomkraft mehr als
73 Prozent der Stromerzeugung aus, Belgien stellt etwa 52 Prozent der Elektrizität aus Atom-
kraft her, Großbritannien (ca. 22 Prozent) und Deutschland (ca. 16 Prozent) liegen unter dem
europäischen Mittel (ca. 26 Prozent). Österreich, Italien und Polen verfügen über keine
Atomkraftwerke. Stattdessen wird in Polen fast 90 Prozent des Stroms aus fossilen Energie-
trägern produziert. Aber auch in Großbritannien (ca. 70 Prozent), Deutschland und Italien
(beide ca. 60 Prozent) wird Elektrizität hauptsächlich aus fossilen Energieträgern produziert.
In Österreich und Frankreich werden hingegen nur Anteile von 20 bzw. 8 Prozent erreicht. Im
Bereich der erneuerbaren Energien8 nimmt Deutschland mit knapp über 20 Prozent eine Spit-
zenposition in Europa ein. Der durchschnittliche Anteil der durch erneuerbare Energieträger
hergestellten Energie in Europa liegt bei ca. 13 Prozent.

Es ist festzuhalten, dass die landesspezifische Erzeugungsstruktur durch die jeweilige Res-
sourcenausstattung und geographische Lage und durch die vorherrschende Energiepolitik ei-
nes Landes in starkem Maße beeinflusst wird. So produziert z.B. Polen einen enormen Anteil
seines Stromes aus fossilen Energieträgern, was sich durch einen großen Vorrat an Kohlevor-
kommen begründen lässt. In Frankreich hingegen wird fast 75 Prozent der Elektrizität aus
atomaren Energieträgern erzeugt, was auf die Energiepolitik der französischen Regierung
zurückzuführen ist.

Diese länderspezifische Kraftwerkparks innerhalb Europas wirken sich auf die Stromspot-
marktpreise der verschiedenen Strombörsen aus.

8
Hier wird die Stromerzeugung aus Wasserkraft nicht zu der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hinzu-
gezählt.

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Grundlagen Strom 6

2.3 Merit Order


Die Größe eines nationalen Kraftwerkparks und die Zusammensetzung aus unterschiedlichen
Kraftwerkstypen werden einerseits, wie bereits festgestellt, durch die Ressourcenausstattung,
die geographische Lage und die jeweilige Energiepolitik beeinflusst. Andererseits spielen das
Anforderungsprofil der Nachfrage und die gewünschte Versorgungssicherheit eine wichtige
Rolle. Der optimale Kraftwerkspark ist danach die Kombination von Kraftwerken, welche die
aus der Nachfrage abgeleitete Produktionsfunktion zu minimalen Kosten erfüllt.

Damit eine möglichst günstige Befriedigung der Stromnachfrage erfolgen kann, ist eine ge-
nauere Betrachtung der Kosten der einzelnen Erzeugungstechnologien von Nöten. Die Kraft-
werkstypen weisen je nach Kosten für die Primärenergieträger und technologischem Stand
unterschiedliche Kostenstrukturen auf. Fixkosten, welche bei der Kraftwerksinvestitionen
entstehen, stellen versunkene Kosten9 dar und gehen nicht in die kurzfristige Preisbestim-
mung ein. Diese erfolgt auf Basis der variablen Kosten, welche sich ausschließlich aus den
Brennstoffkosten zusammensetzen und sich in Abhängigkeit der eingesetzten Erzeugungs-
technologien unterscheiden.

Zur Deckung der Grundlast (Lastbereich von mehr als 5000 Stunden der 8760 Stunden eine
Jahres) werden Kraftwerke mit keinen bzw. sehr geringen variablen Kosten eingesetzt. Bei-
spiele dafür sind neben Wind- und Laufwasserkraftwerke vor allem Braunkohlekraftwerke,
aber auch Atomkraftwerke, die sich durch eine hohe Inflexibilität und hohe Anfahrtskosten
auszeichnen. Im Bereich der Mittellast (Lastbereich von bis zu 5000 Stunden pro Jahr) treten
Schwankungen aus vorhersehbaren Nachfrageveränderungen auf. Diesen wird aufgrund ihrer
geringen technischen Trägheit aber höheren Brennstoffkosten mit dem Einsatz von Steinkoh-
lekraftwerken begegnet. In Spitzenlastzeiten (Lastzeiten von weniger als 2000 Stunden pro
Jahr) werden vor allem Öl-, Gas- und Pumpspeicherkraftwerke eingesetzt. Diese sind sehr
flexibel einsetzbar, weisen aber sehr hohe Brennstoffkosten auf. Insgesamt werden nun be-
ginnend mit den niedrigsten Grenzkosten solange Kraftwerke mit höheren Grenzkosten zuge-
schaltet, bis die Nachfrage gedeckt ist.10 Auch wenn im Vergleich zu anderen Erzeugungs-
technologien bei den regenerativen Energien höhere Grenzkosten vorliegen, müssen diese

9
Vgl. Pindyck/Rubinfeld 2009, S. 304
10
Vgl. Ströbele 2012, S. 244ff

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Grundlagen Strom 7

nach den Bestimmungen des „Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien“ (EEG) als
„must- run“-Kapazitäten11 im Bereich der Grundlast angesiedelt sein.

Dadurch entsteht die sogenannte Merit-Order. Diese wird als kurzfristige Angebotsfunktion
auf dem betrachteten Strommarkt eingesetzt. An der Strombörse bestimmt das letzte Gebot,
das noch einen Zuschlag erhält, den Strompreis (Market Clearing Price). Der Preis für Strom
wird also durch das jeweils teuerste Kraftwerk bestimmt, das noch benötigt wird, um die
Stromnachfrage zu decken. Dieses Kraftwerk wird auch als Grenzkraftwerk bezeichnet. Es
zeigt sowohl die marginalen Kosten einer weiteren produzierten MWh, als auch den zu einem
bestimmten Zeitpunkt geltenden Strompreis.12

Diese klassische Merit-Order wird durch unterschiedliche Faktoren vor allem in Mittel- und
Spitzenlastzeit beeinflusst. Die Zusammensetzung des Kraftwerkspark kann zum Beispiel
durch normale Preisvariation verändert werden, bei der es zu einer Substitution der Ölkraft-
werke durch Gaskraftwerke kommt.

Des Weiteren beeinflussen politische Maßnahmen den Kraftwerkpark. Hier ist in Deutschland
vor allem die vorrangige EE-Einspeisung zu nennen. Preisbestimmend in Spitzenlastzeiten
sind nun nicht mehr die teuren fossilen Kraftwerke, stattdessen wird ein Großteil der Nach-
frage durch die im Vorfeld beschaffte EE-Einspeisung gedeckt. Dadurch kommt es, wie in
Abbildung 2 dargestellt, zu einer Verschiebung der Angebotskurve nach rechts und somit
werden in Spitzenlastzeiten Steinkohlekraftwerke zu Grenzkraftwerken. Folglich fällt der
Börsenpreis mit einer erhöhten EE-Einspeisemenge.

11
Von Netzbetreiber ausgewähltes im Allgemeinen konventionelles Kraftwerk, dass in einem definierten Zeit-
raum im Betrieb bleiben muss, um den Netzbetrieb durch Bereitstellung von Systemdienstleistungen zu ge-
währleisten.
12
Vgl. Ströbele 2012, S. 244ff

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Grundlagen Strom 8

Abbildung 3: Merit-Order Effekt13

Eine weitere politische Determinante, die zur Veränderung des Kraftwerkparks führt, ist die
europaweite Einführung von knappen Emissionsrechten. Diese tragen zu einer Erhöhung der
Preise bei 𝐶𝑂2 –intensiven Energiequellen bei, dadurch kommen 𝐶𝑂2–ärmere Technologien
verstärkt zum Einsatz.14

Neben diesen ökonomischen und politischen Determinanten des Strompreises nehmen auch
wetterabhängige Faktoren Einfluss auf den Kraftwerkspark. Die Windgeschwindigkeit, die
tägliche Sonnenscheindauer, die Regenmenge und die Umgebungstemperatur sind beispiel-
hafte Einflüsse der Natur auf die EE-Einspeisemenge.

Diese länderspezifische Kraftwerksparks innerhalb Europas wirken sich auf die Stromspot-
marktpreise der verschiedenen Strombörsen aus.

2.4 Strompreis
Der Handel von Strom besitzt im Vergleich zum Handel anderer Güter mehrere Besonderhei-
ten, welche sich aus den Eigenschaften von Strom ergeben. Strom ist nicht großtechnisch
speicherbar, Produktion und Verbrauch von Strom müssen gleichzeitig stattfinden. Somit ist

13
Vgl. Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
14
Vgl. Pschick 2014, S. 10

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Grundlagen Strom 9

eine Unterproduktion in einer Stunde nicht durch eine Überproduktion in der nächsten Stunde
auszugleichen.15

Des Weitern ist Strom ein homogenes Gut und wie Gas netzgebunden. Dieser kann auf unter-
schiedlichste Weise in Kraftwerken produziert werden, um ihn dann in das vorhandene Netz
einzuspeisen. Diese Eigenschaften bilden zwar technische Herausforderungen, erleichtern
aber den Handel mit Strom erheblich, da durch die Einspeisung eine automatische Bereitstel-
lung für Verbraucher im gesamten Netz erfolgt.

Der Handel erfolgt dabei auf miteinander verbunden, aber klar voneinander abgegrenzten
Märkten. Hier ist zwischen Spotmarkt (Day-Ahead, Intraday) und Terminmarkt zu unter-
scheiden. Der Spotmarkt kann in zwei Bereiche unterteilt werden, der Day-Ahead-Markt und
der Intraday-Markt.16

Auf dem Day-Ahead-Markt werden ausschließlich kurzfristige Lieferungen für einzelne Ka-
lendertage gehandelt. Jeder Marktteilnehmer muss bis 12 Uhr des Tages vor der Lieferung
eine Kauf- oder Verkaufsorder für eine bestimmte Preis-Mengen-Kombination abgeben. So-
mit ergeben sich individuelle Angebots- bzw. Nachfragefunktion, welche dann zu einer ag-
gregierten Angebots- und Nachfragefunktion zusammengefasst werden. Diese Kauf- und
Verkaufsorder der Marktteilnehmer stehen dabei in engem Zusammenhang mit der im vorigen
Kapitel erläuterten Merit-Order. Einerseits geben die Marktteilnehmer ein Gebot in Höhe ih-
rer marginalen Kosten ab, da die eigenen Kraftwerke nur zum Einsatz kommen, wenn die
abgegeben Verkaufsorder unter dem ermittelten Systempreis liegt. Andererseits reichen Ge-
bote unterhalb der Grenzkosten der eigenen Kraftwerke nicht zur Kostendeckung aus.17

Der Intraday-Markt läuft bis 45 Minuten vor der physischen Erfüllung. Hier werden in der
Regel nur die Mengen gehandelt, die aufgrund kurzfristiger Ereignisse (Kraftwerksausfälle
oder Lastschwankungen) zusätzlich nachgefragt oder angeboten werden können.

Bei dem Strompreis am Spotmarkt kann es kurzfristig (auf Stunden bezogen) zu sehr starken
Schwankungen kommen. Diese Volatilität liegt in der geringen Preiselastizität der Nachfrage
begründet, die in Zeiten hoher Auslastung, in denen das Angebot ebenfalls wenig preiselas-
tisch ist, zu hohen Preissprüngen führt. Geht die Nachfrage zurück, kehrt der Strompreis wie-

15
Vgl. Ströbele 2012, S. 229f
16
Vgl. Bundesntzagentur und Bundekartellamt 2014, S. 115ff
17
Vgl. Bundesregierung 2015

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Grundlagen Strom 10

der zu seinem ursprünglichen Niveau zurück. Über einen längeren Zeitraum gesehen zeichnet
sich der Strompreis nur durch saisonale Abhängigkeit im Tages- und auch im Jahresverlauf
aus.

Um sich gegen die Risiken dieser kurzfristigen Schwankungen abzusichern, können Markt-
teilnehmer auf dem Terminmarkt mit Forward- und Futures-Kontrakten handeln. Hierbei ver-
pflichtet sich der Markteilnehmer zu einem bestimmten Zeitpunkt eine festgelegte Menge
Strom zu einem vorher bestimmten Preis zu kaufen bzw. zu verkaufen. Futures-Kontrakte
sind anonymisierte und standardisierte (z.B. Wochen- Monats- oder Jahres-) Produkte für eine
bestimmte Lastsituation. Der Großteil des Terminhandels erfolgt über solche außerbörslichen
Futures-Kontrakte (über sogenannte OTC-Märkte) bilateral zwischen den Marktteilnehmern.
Dabei gilt der börsliche Spotpreis als Referenz, da sich sonst Arbitragemöglichkeiten18 erge-
ben würden. Bei Forward-Kontrakten stehen sich die Marktteilnehmer nicht direkt gegenüber,
sondern es ist ein Intermediär (Börse) zwischengeschaltet. Neben Forward- und Futures-
Kontrakten werden auf der Strombörse auch Optionen gehandelt. Eine Option als bedingtes
Termingeschäft ermöglicht dem Käufer eine bestimmte Menge Strom innerhalb einer be-
stimmten Frist zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen
(Put-Option). Dabei besteht für den Inhaber das Recht, aber nicht die Pflicht der Erfüllung
dieser Option.19

2.5 Stromverbrauch in Europa


Nachdem nun die Erzeugungsstruktur verschiedener europäischer Länder, als auch die Ermitt-
lung des Stromgroßhandelspreises auf Strombörsen und bilateral erläutert wurde, wird nun
auf die Stromverbrauch verschiedener europäischer Länder eingegangen. Der Grenzüber-
schreitende Stromhandel hängt nicht nur von der unterschiedlichen Erzeugungsstruktur ver-
schiedener europäischer Länder ab, sondern auch von der Nachfrage nach Strom in den ein-
zelnen Ländern.

18
Der Arbitragehandel versucht, örtliche und zeitliche Preisdifferenzen durch möglichst zeitgleichen Kauf und
Verkauf von gegenläufigen Positionen auszunutzen
19
Vgl. Panos 2013, S. 51ff

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Grundlagen Strom 11

Tabelle 3: Stromverbrauch von 2011 bis 2013 ausgewählter europäischer Länder in TWh und die Entwicklung
des Stromverbrauches von 2011 bis 2013.20

TWh 2011 2012 2013 Entwicklung von 2011 bis


2013

absolut prozentual

Gesamtstromverbrauch 3283,824 3324,947 3312,722 28,898 0,9

Österreich 68,567 69,26 69,609 1,042 1,5

Belgien 87,02 84,857 86,239 -0,781 -0,9

Deutschland 544,267 539,867 530,558 -13,709 -2,6

Frankreich 479,238 489,436 495,144 15,906 3,2

Großbritannien 329,1 333,351 326,257 -2,843 -0,9

Italien 334,64 328,215 315,919 -18,721 -5,9

Polen 145,696 144,886 145,49 -0,206 -0,1

In Tabelle 3 wird deutlich, dass der Gesamtstromverbrauch von anfänglich 3284 TWh im Jahr
2011 auf 3313 TWh im Jahr 2013 angestiegen ist. Betrachtet man die einzelnen Länder ge-
trennt, wird wie schon bei der Energieerzeugung eine heterogene Struktur sichtbar. In Frank-
reich beispielsweise war der Anstieg des Stromverbrauches im Zeitraum vom 2011 bis 2013
mit 3,2 Prozent am höchsten und deutlich über der Durchschnittswachstumsrate von 0,9 Pro-
zent. In Italien hingegen zeigt sich ein anders Bild. Hier sinkt der Stromverbrauch im betrach-
teten Zeitraum um 5,9 Prozent.

Es ist festzuhalten, dass der Stromverbrauch der Länder in Europa eine Heterogenität auf-
weist. Diese wird z.B. durch wirtschaftliche Krisen oder Aufschwünge in bestimmten Län-
dern oder auch durch Steigerung der Energieeffizienz vor allem in der Industrie und im Haus-
halt erreicht.

20
Vgl. Entsoe: Monthly Consumption 2015

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Grundlagen Strom 12

Um nun eine Aussage über den grenzüberschreitenden Stromhandel treffen zu können, ist in
der folgenden Abbildung 3 die Austauschbilanz der europäischen Länder dargestellt. Sie
ergibt sich aus der Differenz des Exports und des Imports von Strom. Es gibt Länder, die eher
Strom an andere Länder liefern und Länder, die stärker Strom aus dem Ausland beziehen, je
nach nationaler Erzeugungsstruktur und Verbrauchsvolumen. Zu den typischen Exportländern
zählen Frankreich, Deutschland und Tschechien. Typische Importländer sind Italien, Finn-
land, Niederlande und Belgien.

Abbildung 4: Austauschbilanz der europäischen Länder im Jahr 2013 in TWh21

Nachdem eingangs im gesamten ersten Kapitel der ökonomische Weg des Stromes von
Kraftwerk zum Endverbraucher beschrieben wurde, lässt sich folgende Aussage treffen. Ge-
rade Veränderungen in den Preisdifferenzen schlagen sich in der Entwicklung der grenzüber-
schreitenden Handelsvolumina zwischen einzelnen Länder nieder. Die Gründe für unter-
schiedliche Preise hängen von verschiedensten Faktoren ab, welche einen direkten Einfluss
auf die Merit-Order und damit insbesondere auf den Großhandelspreis in den jeweiligen Län-

21
Vgl. Entsoe Syntetic overview 2013a, S. 9

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Grundlagen Strom 13

dern haben. Die Entwicklung der Handelsvolumina ist folglich nicht allein im nationalen
Markt begründet, sondern bildet ebenso Veränderungen von Angebot und Nachfrage in dem
jeweiligen Nachbarland ab. Faktoren wie Temperatur und die jeweilige Jahreszeit wirken sich
direkt auf die Nachfrage aus. Auf der Angebotsseite sind Wetterphänomene direkte Einfluss-
größen. Eine schlechte Konjunkturlage und der daraus resultierende verminderte Stromver-
brauch sowie die Brennstoffkosten auf den Weltmärkten sind weitere Faktoren.

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Grundlagen Übertragungsnetz 14

3 Grundlagen Übertragungsnetz

3.1 Europäisches Übertragungsnetz


Das Europäische Übertragungsnetz hat sich in den letzten Jahren einem großen Wandel unter-
zogen. Verantwortlich für den Wandel ist einerseits die sogenannte Energiewende. Hohe Ziele
gilt es in Sachen Klima- und Energiepolitik im europäischen Raum zu erreichen, speziell die
Energieeffizienz, die erneuerbaren Energiequellen und ein Wettbewerb im liberalisiertem
Strommarkt sind große Bestandteile der Entwicklung. Andererseits steht der Energiewende
die Versorgungssicherheit und Versorgungsqualität gegenüber.22 Vor allem die Versorgungs-
sicherheit gewinnt zunehmend an Bedeutung. Durch die Öffnung der europäischen Elektrizi-
tätsmärkte existiert eine starke Veränderung im internationalen Energieaustausch und eine
zunehmende Auslastung der Übertragungsnetze. Der Ausstieg mancher Länder aus der Atom-
energie und die Stilllegung unwirtschaftlicher Kraftwerke führen zu einem weiteren erhöhten
Transportaufkommens des Stroms.23 Allerdings gilt auch hier der Grundsatz für die Versor-
gungssicherheit: Je mehr Kraftwerke an der Stromerzeugung beteiligt sind, desto geringere
Auswirkung hat ein Ausfall eines einzelnen Kraftwerkes24.

Die Übertragungsnetzbetreiber sorgen dabei für den Ausgleich von regionalen Überschüssen
oder regionalen Defiziten an elektrischer Energie. Es ist deren Aufgabe die Energie an gefor-
derter Stelle und benötigter Menge bereitzustellen. Seit der Liberalisierung in Europa ent-
scheidet sich der Kraftwerkseinsatz zum einen nach Gesetzen, zum anderen aber stark nach
betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten, was zu einer Verschiebung der regionalen Erzeu-
gung führt. Hinzu kommt der gewachsene Handel mit elektrischer Energie, was die Übertra-
gungsnetzbetreiber vor Herausforderungen stellt.25

22
Vgl. Haimbl/Kaschnitz/Misak 2009, S. 375
23
Vgl. Brauner/Haimbl/Christiner/Popelka , S. 340
24
Vgl. BMWI
25
Vgl. Haimbl/Popelka 2002., S. 355

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Grundlagen Übertragungsnetz 15

Das wichtigste Verbundnetz Europas ist das UCTE-Netz. Seit 2003 umfasst das UCTE-Netz
24 europäische Länder.26 Es ist weltweit eines der leistungsstärksten Stromnetze und versorgt
europaweit rund 500 Millionen Menschen mit Strom27. Dabei sollen die einzelnen Mitglieds-
staaten weitgehend autark agieren. Die Grundidee des UCTE-Netzes war eine Hilfeleistung,
falls in den Mitgliedsstaaten Kraftwerke ausfallen sollten. Mittlerweile dient das Verbundsys-
tem eher als Stromautobahn. Die Liberalisierung des Strommarktes hat dazu geführt, dass
Strom an speziellen Börsen, wie Waren international gehandelt wird. Allerdings ist das
UCTE-Netz für einen derartigen Handel nicht ausgelegt. Wird beispielsweise Italien betrach-
tet, ist zu erkennen, dass seit der Liberalisierung das Land eher auf das Importieren von Strom
setzt und auf den Ausbau von Kraftwerken und Stromleitungen verzichtet. Der Strom wird
nachts preiswert aus Frankreich, Polen oder Deutschland eingespeist, um die italienischen
Pumpspeicherkraftwerke zu füllen. Folgedessen wird das Stromnetz der Schweiz überstrapa-
ziert und gelangt an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit.28 Kommt es zu einem Ausfall eines
anderen Kraftwerks, kann es auf Grund des Engpasses in der Schweiz nicht zu einer Notver-
sorgung kommen, weil die Leitung keine weitere Last mehr aufnehmen kann.

Darüber hinausgehend besteht seit 1999 der ETSO-Verbund. Es ist ein Zusammenschluss der
europäischen Netzbetreiber UCTE, NORDEL, UKTSO und TSOI. Weitere osteuropäische
Länder (BALTSOE) haben sich seitdem angeschlossen. Seit 2009 wird die aus fünf Verbund-
systemen bestehende Organisation ENTSO-E genannt. Somit ist im Zuge der Liberalisierung
eine Plattform für grenzüberschreitende technische Zusammenarbeit geschaffen worden. 29

3.2 Physikalische Lastflüsse und Lastflussschwankungen


Der in Kapitel 3.1 beschriebene Wandel des Stromnetzes zeigt sich ebenfalls im deutschen
Saldo zwischen Stromexport und Stromimport. 2013 wurden 33,8 Milliarden kWh Strom
mehr ins Ausland exportiert als importiert.30 Dieser Wert resultiert nicht durch eine gestiegene
Stromproduktion, sondern hauptsächlich durch einen Rückgang des Stromverbrauches in
Deutschland. Der Rückgang der deutschen Stromnachfrage wurde durch Lastflüsse ins Aus-

26
Vgl. Crastan 2012, S. 8ff
27
Vgl. Entsoe (UCTE) 2015
28
Vgl. Schröder 2004, S. 54f
29
Vgl. Crastan 2012, S. 11ff
30
Vgl. Bantle 2014, S. 1

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Grundlagen Übertragungsnetz 16

land kompensiert.31 Im folgendem wird von physikalischen Lastflüssen ausgegangen, die den
tatsächlich grenzüberschreitenden Elektrizitätsfluss beschreiben.32

Die Lastflüsse der einzelnen Länder hängen stark von der jeweiligen Erzeugungsstruktur ab.
Langfristig betrachtet haben die Importflüsse seit den neunziger Jahren nur leicht zugenom-
men, wobei die Exportflüsse deutlich gestiegen sind. Folgende Grafik zeigt diese Entwicklung
seit 1991.

Abbildung 5: Stromimport und Export33

Obwohl der Stromfluss und die Stromerzeugung in Summe deutlich zugelegt haben, kann es
zu deutlichen Lastflussschwankungen kommen. Die grenzüberschreitenden Lastflüsse unter-
liegen zumeist saisonalen, untertätigen oder situativ bedingten Schwankungen. Es gibt kaum
Grenzkuppelstellen, bei denen ein einförmiger, stabiler Lastfluss beobachtbar ist. Besonders
in Zeiten hoher Stromnachfrage oder in Situationen einer Überproduktion des Stroms aus er-
neuerbaren Energien, wie beispielsweise Wind und Photovoltaik, gekoppelt mit einer eher

31
Vgl. Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. 2014, S. 3f
32
Vgl. Bundesntzagentur, S. 10
33
Vgl. BMWI - Energiedaten 2014

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Grundlagen Übertragungsnetz 17

geringen Stromnachfrage, kommt es zu erheblichen Abweichungen der grenzüberschreitenden


Lastflüsse im Vergleich zum Normalzustand. Die saisonalen Lastflussschwankungen können
mehrere Gründe aufweisen. In Deutschland beispielsweise führen die konventionellen Kraft-
werke ihre Jahresrevisionen zumeist im Sommer durch um im Winterhalbjahr die größere
Stromnachfrage decken zu können. Allerdings gibt es auch zu dieser Jahresszeit lastschwache
Stunden, in denen freie Kapazität zur Verfügung steht. Im Gegensatz dazu stehen die Alpen-
länder, die ein umgekehrtes Muster aufweisen. Sie importieren den Strom in den Wintermo-
naten und exportieren in Zeiten von Schneeschmelze an benachbarte Länder. Nachfragebe-
dingte Lastflussschwankungen sind auch in untertätigen Situationen vorzufinden. Nachts zu
lastschwachen Zeiten hat Deutschland hohe Lastflüsse ins Ausland. Hingegen am Abend zu
Spitzenlastzeiten, kann Deutschland sogar zum Netto-Bezieher von Strom werden. Diese Um-
stände haben sich im Zuge der erneuerbaren Energien, wie Photovoltaik und Windkraft, stark
gewandelt. Früher zählte Deutschland tagsüber in laststarken Zeiten zu den Nettoimporteuren
von Strom. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien kann es tagsüber beispielsweise
durch die Einspeisungen von Photovoltaik zu einem Lastflussüberschuss gegenüber dem Aus-
land kommen. Dies ist wiederum ein weiterer Grund für die gestiegenen Lastflusssaldo in
Europa.34 Situativ bedingte Lastflussschwankungen sind meistens durch Kraftwerksausfälle
oder besondere Naturereignisse begründbar.

3.3 Struktur der Lastflüsse in Europa


Die Verbrauchsstrukturen und die Erzeugungsstrukturen sind national und international sehr
unterschiedlich. In Europa gibt es Länder, die je nach Erzeugungsstruktur und Verbrauchs-
struktur entweder Strom an andere Länder liefern, oder auf den Import des Stromes aus dem
Ausland angewiesen sind. Darüber hinaus können einzelne Grenzkuppelstellen, unabhängig
von der Gesamtsituation der betroffenen Länder, den Lastfluss und die Fließrichtung bestim-
men.35

Deutschland, Frankreich und Tschechien zählen in Europa zu den typischen Exportländern.


Frankreich nutzt hohe Auslastungskapazitäten seiner Grenzkuppelstellen in überwiegend ei-

34
Vgl.Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. 2014, S. 4f
35
Vgl. ebenda S. 7

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Grundlagen Übertragungsnetz 18

ner Fließrichtung. Deutschland liefert den Hauptteil nach Polen, Holland, Schweiz und Öster-
reich. Bezogen wird der Strom aus Frankreich, Tschechien und Skandinavien. Saisonal kön-
nen die Lastflüsse schwanken. Tschechien hingegen liefert hauptsächlich nach Deutschland,
Österreich und in die Slowakei und importiert aus Polen. Im Saldo ist ein hoher Stromfluss
ins Ausland erkennbar, allerdings ohne saisonales Muster.

Zu den situativen Exportländern zählen die Schweiz und Polen. Das Lastflussverhalten der
Schweiz ist saisonal stark schwankend. Im Winter wird viel Strom bezogen, im Sommer wird
ins Ausland exportiert. Durch die besondere geografische Lage der Schweiz zwischen
Deutschland, Frankreich und Italien ist sie ein typisches Transitland für Strom und neben der
direkten französisch-italienischen Grenze die zweite Hauptachse für Stromlieferungen aus
Zentraleuropa nach Italien. Aus diesem Grund ist der Lastflusssaldo im Vergleich zur Abso-
luthöhe der Lastflüsse eher gering. Auch Polen liefert in den Wintermonaten deutlich mehr
Strom ins Ausland, als in den Sommermonaten.

Situative Importländer sind Österreich und Dänemark. Österreich bezieht im Winter Strom
und liefert eher in den Sommermonaten. Allerdings wird an sonnenreichen Tagen der Strom
von Deutschland nach Österreich geführt, der teilweise über Slowenien und der Schweiz nach
Italien abließen. Eine Besonderheit Österreichs ist es, dass trotz des hohen Strombedarfs von
Italien über die österreichische Grenze nur moderate Lastflüsse fließen. Das liegt an den be-
schränkten Grenzkuppelkapazitäten. Somit müssen die Stromflüsse von Österreich über die
Schweiz oder Slowenien nach Italien gehen.

Typische Importländer mit relativ konstanten Lastflusssalden sind Niederlande, Belgien, Ita-
lien und Großbritannien. Die Niederlande beziehen den Großteil aus Deutschland und über
ein Seekabel aus Norwegen und verbraucht davon ungefähr die Hälfte des importierten Stro-
mes. Die andere Hälfte fließt weiter nach Großbritannien und Belgien. Der hohe Stromimport
der Niederlande liegt an der teuren Erzeugungsstruktur. Sie sind hauptsächlich mit Gaskraft-
werken ausgestattet und dadurch ist der Strombezug aus dem Ausland für die niederländi-
schen Stromnachfrager kostengünstiger. Belgien ist bis auf wenige saisonale und untertätige
Ausnahmen Netto-Strombezieher aus Frankreich und den Niederlanden. Aufgrund der Erzeu-
gungsstruktur Italiens ist es das typischste Stromimportland Europas. Durch seine großen
Gaskraftwerke und Ölkraftwerke und den daraus resultierenden hohen Kosten ist es in den
meisten Fällen rentabler, solange es die Grenzkuppelstellen zulassen, den günstigeren Strom

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Grundlagen Übertragungsnetz 19

aus dem Ausland zu importieren. Daher sind konstant hohe Lastflüsse aus Frankreich, Slowe-
nien und der Schweiz sowie via Seekabel aus Griechenland üblich. Die Position Italiens wirkt
sich auch stark auf die Lastflusssituation in Mitteleuropa aus. Großbritannien besitzt aufgrund
seiner Insellage eine weitgehend autarke Stromversorgung. Es existieren trotzdem Seekabel
nach Frankreich, den Niederlanden, Irland und Nordirland. Im Vergleich zum Lastbedarf
Großbritanniens sind die Grenzkuppelkapazitäten begrenzt, aber dennoch dauerhaft hoch in
mehr oder weniger undirektionaler Fließrichtung ausgelastet. Bezogen wird aus Frankreich
und den Niederlanden und abgegeben wird an Nordirland. Der Zufluss übersteigt den Abfluss
allerdings deutlich. Somit ist aufgrund der begrenzten Grenzkuppelkapazitäten Großbritanni-
en ein moderater Netto-Strom Importeur. Diese Position Großbritanniens wird durch ihre ho-
he Ausstattung an Gaskraftwerken zurzeit bestärkt.

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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 20

4 Engpassmanagement an grenzüberschreitenden

Netzkuppelstellen

Die Bundesnetzagentur definiert das Engpassmanagement folgendermaßen: „Unter Engpass-


management versteht man die Gesamtheit von Maßnahmen, welche einem Netzbetreiber zur
Verfügung stehen, um Leistungsüberlastungen durch Netzengpässe in seinem Netz zu ver-
meiden.“. (www.bundesnetzagentur.de)

In den folgenden Kapiteln soll ein Überblick über die Entstehung, den rechtlichen Rahmen
und einige Maßnahmen über die Beseitigung von Netzengpässen gegeben werden.

4.1 Entstehung und ökonomische Wirkung von Engpässen


Die Hauptursache für die Entstehung von Engpässen resultiert aus den fehlenden Übertra-
gungskapazitäten des betrachteten Netzes. Die EU-Verordnung 1228/2003 Artikel 2c be-
schreibt einen Engpass als „eine Situation, in der eine Verbindung zwischen nationalen Über-
tragungsnetzen wegen unzureichender Kapazität der Verbindungsleitungen und/oder der be-
treffenden nationalen Übertragungsnetze nicht alle Stromflüsse im Rahmen des von den
Marktteilnehmern gewünschten internationalen Handels bewältigen kann“.

Um eine möglichst hohe Netzstabilität zu gewährleisten, wurde von der UCTE im Rahmen
des Operation Handbook das (n-1)-Kriterium eingeführt. Dieses Kriterium ist für alle UCTE-
Staaten gültig und besagt, dass ein System aus n Komponenten auch mit n-1 Komponenten
funktionsfähig bleiben muss. Bei Ausfall oder einer betrieblichen Abschaltung eines Be-
triebsmittels muss von den verbleibenden Betriebsmitteln die Netzsicherheit gewährleistet
sein. Es müssen Grenzwerte für Spannung und Frequenz sowie thermische Grenzen einer Lei-
tung zu jedem Zeitpunkt eingehalten werden.36 Diese Grenzwerte sind auch abhängig von den
Übertragungskapazitäten, um die jeweilige Sicherheit zu gewährleisten.

Wird das (n-1) Kriterium im betrachteten Netz verletzt, entsteht ein Engpass. Handelt es sich
um einen plötzlich auftretenden Engpass, spricht man von einem physischen (intraday) Eng-

36
Vgl. UCTE 2004, S. 81ff

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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 21

pass, der entweder nur durch einen sofortigen Lastabwurf oder einen erneuten Dispatch abge-
fangen werden kann. Ein Lastabwurf bildet zumeist die letzte Option, wenn keine Produkti-
onsanpassung der Kraftwerke in der jeweiligen Engpassregion mehr möglich ist. Der erneute
Dispatch hat zur Folge, dass die Kraftwerksbetreiber ihren Fahrplan mit den von ihnen am
Folgetag zu produzierenden Strommengen den Übertragungsnetzbetreiber, die für die Netz-
stabilität verantwortlich sind, erneut vorlegen müssen37. Tritt der Fall ein, dass die ÜNB die
Einhaltung der Fahrpläne für nicht machbar halten, handelt es sich um einen ökonomischen
Engpass. Er ist zwar auch physikalischer Natur, allerdings ist er einen Tag vor der physischen
Lieferung bekannt und ist dadurch grundsätzlich vermeidbar. Die Deckung der Nachfrage ist
für jedes Gebiet möglich. Durch zu geringe Übertragungskapazitäten ist es nicht möglich, den
Bedarf immer mit den günstigsten Kraftwerken zu decken. Es muss eine Anpassung der
Kraftwerke erfolgen. Die folgende Abbildung zeigt die ökonomischen Auswirkungen von
Netzengpässen.38

Abbildung 6: Ökonomische Wirkung eines Netzengpasses

Anhand Abbildung 7 lassen sich die ökonomischen Auswirkungen eines ökonomischen Eng-
passes aufzeigen. Region 1(A) weißt im Gegensatz zu Region 2 (A) niedrigere Grenzkosten
auf. Wenn kein Handel zwischen den Regionen stattfindet, bildet der Schnittpunkt aus Ange-
botsfunktion und Nachfragefunktion das Marktgleichgewicht. In Region 1 stellt sich das

37
Vgl. NEXT Kraftwerke
38
Vgl. Höffler 2008, S.13

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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 22

Marktgleichgewicht aus dem Preis P` und der Menge Q` ein und in Region 2 liegt das Markt-
gleichgewicht bei P`` und Q``. In Bezug auf die verfügbare Übertragungskapazität der beiden
Regionen ist es möglich, Handel zu betreiben. Region 1 kann durch Export ihres Stromes von
den höheren Preisen in Region 2 profitieren. Im Gegenzug kann Region 2 durch Import des
Stromes aus Region 1 von deren niedrigeren Preisen profitieren. In Region 1 kommt es zu
einer erhöhten Nachfrage und in Region 2 zu einem erhöhten Angebot, was zu einem Anglei-
chen der Preise führt. Dabei sollen 2 Fälle voneinander unterschieden werden. Im ersten Fall
ist genug Übertragungskapazität vorhanden, um den Bedarf an benötigtem Strom zu decken.
Im zweiten Fall ist die Übertragungskapazität auf k beschränkt. In Fall 1 wird der herrschende
Preisunterschied der beiden Regionen angeglichen, und es entsteht der einheitliche Preis P*.
In Region 1 kommt es zu einem Produktionsrückgang auf Q`` und um die korrespondierende
Menge aus Region 2 erhöht um auf Q* zu kommen. Demzufolge weitet Region 2 die Produk-
tion auf Qxy aus, um ebenfalls auf Q* zu erreichen. Betrachtet man den zweiten Fall, ändert
sich die Situation. Die Übertragungskapazität hat einen Engpass in Höhe von k. Das Wohl-
fahrtsmaximum von Q* kann dadurch nicht mehr erreicht werden. Ist der Engpass k strikt
kleiner als Q*, nähern sich die Preise an, jedoch kann kein Gleichgewicht erzielt werden. Es
kommt zu keinem einheitlichen Preis. Je kleiner k, desto größer ist der Engpass und somit
auch der Preisunterschied. Im Extremfall wird k so klein, dass kein Handel betrieben werden
kann. Durch knappe Übertragungskapazitäten entsteht für den Betreiber des Engpasses eine
Knappheitsrente. Für einen Betreibermonopolisten ist es nicht optimal, den Engpass so gering
wie möglich zu halten. Die Erlösmaximierung würde so festgesetzt sein, dass die gekenn-
zeichnete Fläche „Congestion Rent“ maximiert wird.39 Durch den Engpass können die niedri-
geren Erzeugungsgrenzkosten von Region 1 nicht vollständig ausgenutzt werden und Region
2 muss den verbleibenden Teil der Nachfrage durch teurere Kraftwerke decken. Der daraus
resultierende Preisunterschied entspricht den Opportunitätskosten.

Unter Annahme eines kompetitiven Erzeugermarktes entspricht dieser Grenzkostenunter-


schied exakt dem Spotpreisunterschied. Der Preis eines Übertragungsrechtes kann nicht höher
sein als derjenige Betrag, den ein günstig erzeugender Kraftwerksbetreiber mit dem Verkauf
seines Stromes in der Engpassregion abzüglich seiner Grenzkosten erhält.40

39
Vgl. Höffler 2009, S. 30ff
40
Vgl. Hogan 1992, S. 214ff

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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 23

Aus rein ökonomischer Sicht stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, vorhandene Engpässe zu
beseitigen, da der Netzausbau Kosten verursacht. Diese Kosten sind durch steigende Grenz-
kosten gekennzeichnet, wobei der zusätzliche Wohlfahrtsgewinn mit jeder weiteren Einheit
zusätzlicher Kapazität abnimmt. Der vollständige Abbau aller Engpässe ist aus theoretischer
Sicht ineffizient.41 In dieser Arbeit werden im weiteren Verlauf keine strukturellen Engpässe
betrachtet. Den Fokus erhalten kurzfristig ökonomische Engpässe, die durch ein geeignetes
Engpassmanagement ausgeglichen werden können.

4.2 Rechtsrahmen für das Engpassmanagement


Bevor ausführlich auf die Engpassmanagementmethoden eingegangen wird, erfolgt in diesem
Abschnitt zunächst eine Darstellung des allgemeinen Rechtsrahmens für das Engpassma-
nagement an den Kuppelstellen zwischen den Stromnetzen der EU-Mitgliedsstaaten. Das
Engpassmanagement in den europäischen Elektrizitätsversorgungsnetzen ist ein komplexes
technisches Thema, das spezielle Anforderungen an die Rechtssystem stellt. Die rechtlichen
Regelungen in diesem Bereich müssen eine hohe Flexibilität aufweisen, um immer neuen
technischen und ökonomischen Erkenntnissen innerhalb kurzer Zeitspannen begegnen zu
können.42 Darüber hinaus müssen die Akteure, welche sich mit Engpassmanagement befassen
(u.a. Übertragungsnetzbetreiber, Strombörsen) in die Rechtssetzung einbezogen werden, um
eine hohe Qualität der rechtlichen Regelungen zu garantieren.43 Der erste Versuch der Euro-
päischen Union einen geeigneten gesetzlichen Rahmen herzustellen war die erste Elektrizi-
tätsbinnenmarktrichtlinie von 1996. Diese beschränkte sich allerdings noch auf die Normie-
rung einer allgemeinen Verpflichtung der Verteilungsnetzbetreiber, in ihrem Gebiet ein siche-
res, zuverlässiges und leistungsfähiges Stromverteilungsnetz unter Beachtung des Umwelt-
schutzes zu unterhalten. Diese Pflichten wurden dann durch die zweite Elektrizitätsbinnen-
marktrichtlinie von 2003 konkretisiert und erweitert, indem zum Beispiel eine ausdrückliche
Pflicht zur Bereitstellung von Informationen an andere Betreiber verordnet wurde, um den
koordinierten Ausbau des Verbundnetzes voran zu treiben. Art.6 der Stromhandelsverordnung
von 2003 schreibt darüber hinaus für die Vergabe von Kapazitäten nichtdiskriminierende,
marktorientierte und nicht transaktionsbezogene Methoden vor, von denen wirksame wirt-

41
Vgl. Deutscher Bundestag, Monopolkomission, S. 91f
42
Vgl. Posser/Faßbender 2013:, S. 11ff
43
Vgl. König 2013, S. 10

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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 24

schaftliche Signale an die Marktteilnehmer und beteiligten Übertragungsnetzbetreiber ausge-


hen sollen.44 Auch in dieser zweiten Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie fehlen allerdings kon-
krete Vorgaben in Bezug auf die Planung und den Ausbau der Übertragungsnetze. Diesen
wird erst durch Einführung der dritten Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie von 2009 ein gesetz-
licher Rahmen vorgegeben. Der europäische Gesetzgeber hat mit dem dritten Binnenmarktpa-
ket ein mehrstufiges Regelsystem eingeführt, das einerseits garantiert, dass der Gesetzgeber
selbst die Grundentscheidung über das Engpassmanagement trifft, anderseits aber auch die
Möglichkeit schafft, dass technische Einzelfälle auf untergesetzlicher Ebene durch Experten-
gremien geregelt werden. Das neue Regelwerk setzt sich aus vier Stufen zusammen.45

1. Richtlinie 2009/72 und Verordnung 714/2009


2. Engpass-Leitlinien (Anh. 1 zur Verordnung 714/2009)
3. CACM-Rahmenleitlinie
4. CACM-Netzkodex

Für den Stromsektor sieht das Regelungspaket mit der Richtlinie 2009/72 über gemeinsame
Vorschriften für den Elektrizitätsbinnenmarkt, der Verordnung 714/2009 über Netzzugangs-
bedingungen für den grenzüberschreitenden Stromhandel Regelungen vor, die teils mittelbar
und teils unmittelbar Pflichten sowohl für die Netzbetreiber als auch für die staatlichen Stellen
in Bezug auf die Bedarfsfeststellung, die Netzplanung und die Umsetzung von Netzvorhaben
begründen. Die dritte Stufe des Regelwerks bildet die Rahmenleitlinie über die Kapazitätszu-
weisung und das Engpassmanagement (Framework Guideline on Capacity Allocation an
Congestion Management for Electricity –CACM-Rahmenleitlinie), welche unter Billigung der
Europäischen Kommission von der Europäischen Agentur für die Zusammenarbeit der Ener-
gieregulierungsbehörden (ACER) ausgearbeitet wurde. Auf dieser Grundlage hat das Europä-
ische Netzwerk der Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) einen Netzkodex über die Kapazi-
tätszuweisung und das Engpassmanagement ausgearbeitet. Die CACM-Rahmenleitlinie und
die darauf basierende Netzkodizes sind neue Reglungsinstrumente des dritten Binnenmarkt-
pakets für den Elektrizitätssektor, die auf eine stärkere Harmonisierung technischer Normen
zu Erreichung einer größeren Marktintegration abzielen.46

44
Vgl. Europäisches Parlament und Europäischer 2003, S. Art.6
45
Vgl. König 2013, S. 10
46
Vgl. ebenda, S. 10

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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 25

Abschließend ist festzuhalten, dass alle europäischen Rechtnormen über das Engpassma-
nagement der Erreichung dreier übergeordneter Ziele der europäischen Energiepolitik dienen:
der Verwirklichung des Elektrizitätsbinnenmarktes, der Gewährleistung der Netz- und Ver-
sorgungssicherheut und der Förderung einer Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Die-
se drei Ziele haben daher an zentralen Stellen Eingang in den rechtlichen Rahmen für das
Engpassmanagement gefunden.

4.3 Methoden des Engpassmanagements

4.3.1 Übersicht
Mit der Liberalisierung des Europäischen Energiemarktes und den dadurch entstandenen poli-
tischen Anforderungen haben sich mit der Zeit mehrere Methoden zur Koordinierung von
Engpässen hervorgetan. Die Basis der Verfahren lieferte meistens eine vorher bestimmte und
zur Verfügung stehende Übertagungskapazität, die sogenannte Net-transfer-capacity. Hier
kommt es häufig zu Unstimmigkeiten zwischen den physikalischen und finanziellen Flüssen.
Abhilfe sollen dabei langfristig und kurzfristig orientierte Engpassmanagementmethoden
schaffen. Die Abbildung 8 gibt einen Überblick über die verschiedenen und in dieser Arbeit
ausgewählten Verfahren des Engpassmanagements47

Abbildung 7: Überblick Engpassmanagementmethoden

4.3.2 Kurzfristiges Engpassmanagement


Die beiden häufigsten Maßnahmen im kurzfristigen Engpassmanagement sind das Redispat-
ching und das Countertrading. Das sogenannte Redispatching (kurz: Redispatch) ist ein häufig
angewendetes Verfahren des kurativen, kurzfristigen Engpassmanagements, um die Versor-
gungssicherheit gemäß §13 Abs. 1 EnWG zu gewährleisten. „Unter Redispatch sind Eingriffe

47
Vgl. etso 2007, S. 1ff

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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 26

in die Erzeugungsleistung von Kraftwerken zu verstehen, um Leitungsabschnitte vor einer


Überlastung zu schützen. Droht an einer bestimmten Stelle im Netz ein Engpass, so werden
Kraftwerke diesseits des Engpasses angewiesen, ihre Einspeisung zu drosseln, während Anla-
gen jenseits des Engpasses ihre Einspeiseleistung erhöhen müssen. Auf diese Weise wird ein
Lastfluss erzeugt, der dem Engpass entgegenwirkt“48.

Ist die Preisbildung an der Börse abgeschlossen und sind die Fahrpläne aller beteiligten
Kraftwerke an die ÜNB übermittelt, kann anhand einer Lastflussrechnung ein möglicher Eng-
pass aufgezeigt werden. Beim Redispatch wird dieser Engpass durch direkte Verschiebung
der geplanten Stromproduktion, der sogenannten physikalischen Lastflüsse beseitigt49. Dabei
ist die Aufgabe des Übertragungsnetzbetreibers jeweils die Last hinter und/oder vor dem
Engpass zu reduzieren und/oder zu erhöhen. Die Preisbildung auf dem Strommarkt wird
grundsätzlich nicht tangiert, da der ÜNB in direktem Kontakt mit den jeweiligen Erzeugern
und Nachfragern steht. Durch die Teilnehmer vor und hinter den Engpässen entstehen mit der
Durchführung des Redispatch Kosten in Form von Kompensationszahlungen. Diese werden
über die Netznutzungsentgelte kompensiert. Die Kompensationszahlungen entsprechen bei
den Kraftwerken den Opportunitätskosten. Diese ergeben sich aus der Differenz des Markt-
preises ohne Engpass und den Grenzkosten des Kraftwerks. Müssen die Nachfrager ihre Last
ausweiten, sind sie nur mit einem Abschlag auf den Marktpreis dazu bereit. Die Kapazitäten
der Kraftwerke, die hinter dem Engpass am Redispatch teilnehmen verursachen ebenfalls
Kosten. Diese Kraftwerke befanden sich bei der Preisermittlung nicht in der Merit Order und
benötigen dadurch höhere Erlöse als den Marktpreis, um ihre Grenzkosten decken zu können.
Genauso erwarten Nachfrager, deren Last reduziert wurde, einen Ausgleich in Höhe der
Kompensationszahlung. Es existiert keine einheitliche Höhe der Kompensationszahlung, so-
mit fällt sie für jeden Anbieter und Nachfrager unterschiedlich hoch aus. Grundsätzlich gilt, je
heterogener der Teilnehmerkreis, desto geringer fallen die Gesamtkosten für den Redispatch
aus. Für die Minimierung der Gesamtkosten, ist ein Auswahlsystem erforderlich, bei dem die
Anlagen mit den geringeren Opportunitätskosten für den Redispatch vorgezogen werden.50

48
Vgl. Bundesnetzagentur
49
Vgl. NEXT Kraftwerke
50
Vgl. Wawer 2007, S. 111f

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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 27

Dem Redispatch steht in vielen Fällen das Countertrading gegenüber. Das Countertrading ist
ein regelzonenübergreifendes Handelsgeschäft zur Auslösung engpassentlastender Stromflüs-
se. Man versteht darunter die präventive oder kurative, vom ÜNB veranlasste gegenläufige
Handelsgeschäfte, mit dem Ziel, kurzfristig auftretende Engpässe zu vermeiden oder zu besei-
tigen51. Treten Engpässe auf, wird in den Gebotszonen Strom gekauft oder verkauft. Dadurch
kommt es zu gegenläufigen Stromflüssen und entschärft somit den Stromfluss über einen
Engpass.

4.3.3 Langfristiges Engpassmanagement

4.3.3.1 Explizite Auktionen

Ein präventives Verfahren des Engpassmanagement ist die explizite Auktion. Bei der explizi-
ten Auktion werden die Übertragungskapazitäten im Vorfeld, also getrennt von den Stromge-
schäften versteigert. Auf dem Markt für Strom wird ausschließlich Elektrizität in Euro/MWh
gehandelt, hingegen verkauft auf einem zweiten Markt der Übertragungsnetzbetreiber an den
Höchstbietenden Übertragungskapazitäten in Euro/MWh. Wenn bei der Vergabe nur zwei
Netzbetreiber beteiligt sind, spricht man von einer bilateralen expliziten Auktion. Wenn dage-
gen die Auktion über eine gemeinsame Plattform abgewickelt wird oder mehrere Übertra-
gungsnetzbetreiber an dieser beteiligt sind, spricht man von einer koordinierten expliziten
Auktion.52

Abweichend zu der Preisbildung an der Börse entscheiden bei der expliziten Auktion nicht
Angebot und Nachfrage über den Preis, sondern die sogenannte Preisfindungsregel kommt
zur Anwendung. Dabei ist zwischen Gebotspreisregel (pay-as-bid) und Höchstpreisregel, auch
Einheitspreisregel (uniform pricing) zu unterscheiden.53 Bei der Gebotspreisregel muss jeder
Bieter den Preis seines Gebotes bezahlen, und bei der Höchstpreisregel ist das letzte gerade
noch angenommene Gebot preisbestimmend. Im grenzüberschreitenden Engpassmanagement
wird in der Regel die Höchstpreisregel verwendet.54

51
Vgl. Hofmann 2014, S. 20
52
Vgl. Wawer 2007, S. 112f
53
Vgl. Grimm 2008, S. 148ff
54
Vgl. Heuterkes/ Janssen 2008, S. 95ff

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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 28

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor auf die Ausgestaltung der Auktion ist neben der Preis-
findungsregel die Vertragslaufzeit. Die Auktion sollte für verschiedene Laufzeiten durchge-
führt werden. Grundsätzlich ist es möglich, dass sich Händler Übertragungskapazitätsrechte
für bestimmte Grenzen und Richtungen für mehrere Jahre im Voraus sichern. Da aber auch
Stromprodukte kurzfristig, also über den Spotmarkt vergeben werden können, kann die zeitli-
che Trennung zwischen den Märkten dazu führen, dass nicht alle Kapazitäten benötigt werden
und Übertragungskapazitäten ungenutzt bleiben, was ineffizient wäre. Um strategisches Re-
servieren von Eigentumsrechten zu verhindern, ist das sogenannte use-it-or-loose/sell-it –
Verfahren erforderlich. Ein Händler muss nicht benötigte Übertragungskapazitäten zurückge-
ben (use-it-or-loose-it) oder kann das Kapazitätsrecht in der nächsten zeitlich nachgelagerten
Vergabestufe verkaufen (use-it-or-sell-it).55

Die Vorteile der expliziten Auktionen sind die einfache Umsetzung und der geringe Imple-
mentierungsaufwand. Der Nachteil bei expliziten Auktionen besteht in der zeitlichen Tren-
nung vom Strom und Kapazitätsmarkt. Durch dieses zeitliche Trennung der Vergabezeitpunk-
te entsteht Unsicherheit, welche zu einer nicht vollständigen Nutzung der knappen Kapazitä-
ten führen kann. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das entstehende Preisrisiko für die Markt-
teilnehmer. Durch den Engpass kommt es zu unterschiedlichen Strompreisen vor und hinter
dem Engpass. Der Handel lohnt sich nur so lange, bis der Preis für die Nutzung der knappen
Kapazitäten der Differenz der Strompreise entspricht. Da aber die Kapazitäten vor der Preis-
bildung an der Börse vergeben werden, ist die Konsequenz, dass einige Kapazitäten in die
falsche Richtung genutzt werden.

4.3.3.2 Implizite Auktionen

Ein weiteres präventives Verfahren ist die implizite Auktion, hierbei wird die Übertragungs-
kapazität zusammen mit dem Stromhandel vergeben. Dieses erfordert eine enge Kooperation
zwischen Netzbetreibern und den Börsen. Kennzeichen von impliziten Auktion sind die Bil-
dung von Marktgebieten bzw. Preiszonen, die Existenz eines Auktionsbüros oder einer virtu-
ellen Stelle und ein an der Börse orientierter Spot- und Terminmarkt.56

55
Vgl. Wawer 2009, S. 94ff
56
Vgl. Wawer 2007, S. 112f

Dirk Rautenberg
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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 29

Die Auktion läuft folgendermaßen ab. Auf der einen Seite übermitteln die beteiligen Übertra-
gungsnetzbetreiber die zur Verfügung stehenden grenzüberschreitenden Kapazitäten (Net
Transfer Capacities oder NTC) an das Auktionsbüro. Auf der anderen Seite geben die Händler
ein Gebot für Stromprodukte (einschließlich Übertragungskapazitäten) an der jeweiligen nati-
onalen Strombörse ab.57 Im ersten Schritt aggregieren die nationalen Strombörsen getrennt
voneinander alle Kauf- und Verkaufsgebote zu einer Kauf- und Verkaufskurve und bilden
dadurch ein Systempreis unabhängig von den Engpässen. Diesen leiten sie an das Auktions-
büro weiter. Im zweiten Schritt ermitteln die Auktionsbüros, ob sich entsprechenden dieser
Kauf- und Verkaufskurven Engpässe im Übertragungsnetz ergeben würden. Wenn sich unter-
schiedliche Preise an den nationalen Börsen einstellen, kann das Auktionsbüro preisunabhän-
gige Gebote abgeben. Dadurch würde das Auktionsbüro keine Produkte kaufen, sondern ein
Ausgleich zwischen den Börsen bewirken. Diese preisunabhängigen Gebote bewirken, dass
das Land mit niedrigem Preisniveau in das mit höherem Preisniveau exportiert und sich so die
Preise vereinheitlichen.58

Um einem Engpass zu vermeiden ist es wichtig, die knappen Übertragungskapazitäten in


Richtung des Engpasses zu maximieren. Der ökomische Wert des Engpasses entspricht der
Preisdifferenz der beteiligen Länder. Daraus ergibt sich ein Marktpreis für Strom mit den da-
rin enthalten Engpasskosten. Nachdem die Strombörsen im letzten Schritt die angenommenen
Gebotskurven vom Auktionsbüro erhalten haben, informieren sie die Händler darüber, welche
Gebote den Zuschlag bekommen haben.

Diejenigen Erzeuger, welche aus der Tiefpreiszone in die Hochpreiszone liefern, erhalten
nicht den höheren Marktpreis der Importzone, sondern den niedrigeren Preis der Exportzone.
Die Einnahmen, die durch die Nutzung der knappen Übertragungskapazitäten entstehen, wer-
den über das Auktionsbüro an die Übertragungsnetzbetreiber weitergegeben.

Der Vorteil gegenüber der expliziten Auktion ist die gemeinsame, gleichzeitige Vergabe von
Strom und Kapazitäten. Ein weiterer Vorteil der impliziten Auktion entsteht durch die regio-
nal unterschiedlichen Preise. Dadurch setzt dieses Verfahren Anreize, sodass es in Hochpreis-
regionen in Abhängigkeit von Preiselastizität zu einem geringeren Verbrauch und langfristig

57
Vgl. Wawer 2009, S. 94ff
58
Vgl. Heuterkes/Janssen 2008, S. 95ff

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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 30

zu Investitionen in die Erzeugung kommt.59 Voraussetzung für die Funktionsweise dieses


System ist, dass alle Transaktionen, über eine zentrale Stelle, das Auktionsbüro, abgewickelt
werden. Da dieses die vollständigen Marktinformationen erhält, kommt es zu einer effizienten
Allokation der knappen Kapazitäten und einer Reduzierung der Planungsunsicherheit.

Durch diese Alleinstellung des Auktionsbüros besteht aber die Gefahr einer monopolitischen
Stellung desselbigen. Daher muss das Auktionsbüro, ähnlich wie ein Übertragungsnetzbetrei-
ber, reguliert werden, um eine Diskriminierung einzelner Marktteilnehmer auszuschließen
und für Transparenz zu sorgen.

4.3.3.3 Market Coupling

Auch der Market Coupling Ansatz stellt eine Möglichkeit des Engpassmanagements dar, wel-
ches in vielen Ländern Beachtung findet. Das Market Coupling ist ein Hybridmodell zwi-
schen der implizite Auktion und einem System expliziter Auktionen.60 Ziel des Market Coup-
ling Ansatzes ist es, durch Abwandlung des impliziten Verfahrens die Monopolstellung des
Auktionsbüros zu verringern. Bei diesem Modell werden Übertragungskapazitäten für lang-
fristige Verträge über explizite Auktionen vergeben und somit nicht über das Auktionsbüro
abgewickelt.61 Das Auktionsbüro hat somit seinen Aufgabenbereich lediglich in der Preiser-
mittlung für Engpässe im Day-Ahead-Markt unter Berücksichtigung langfristig veräußerter
Übertragungsrecht. Im Terminmarkt werden somit Übertragungskapazitäten und Strom ge-
trennt voneinander gehandelt. Netzengpässe werden bei diesem Modell im Spotmarktpreis
berücksichtigt. Alle zonenübergreifenden Spotgeschäfte müssen über das Auktionsbüro ab-
gewickelt werden.62

Das Market Coupling bringt die Vorteile und Nachteile von expliziter und impliziter Auktion
zusammen. Es ist kurzfristig implementierbar und ohne grundlegende Veränderung erweiter-
bar, daher bietet es die Grundlage für ein europaweites Engpassmanagement. Ein weiterer
besonderer Vorteil des Market Coupling ist die verbesserte Integration von Termingeschäften

59
Vgl. Wawer 2009, S. 94ff
60
Vgl. Wawer 2007, S. 112ff
61
Vgl. Böttcher 2009, S. 20ff
62
Vgl. European Comission, Directorate-General for Energy 2011, S. 1ff

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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 31

außerhalb der Börse, sowie die Kompatibilität zu aktuellen Vergabeverfahren bei grenzüber-
schreitendem Handel innerhalb Europas.63

Neben diesen Vorteilen bestehen auch Nachteile bei diesem Modell. Die Versteigerung der
Übertragungskapazitäten über explizite Auktionen bringt den Nachteil mit sich, dass sie An-
reize zum strategischen Kapazitätskauf bietet. Ein weiterer Nachteil aus der Nutzung explizi-
ter Auktionen ist die Beschränkung, dass der physische Terminhandel nur auf bilateraler Ebe-
ne möglich ist, da bei einem Handel an der Börse nicht klar ist, ob Übertragungskapazitäten
benötigt werden. Ebenso bestehen die aus der impliziten Auktion bekannten Probleme hin-
sichtlich der Gründung und Regulierung des Auktionsbüros. Problematisch ist ebenfalls, dass
dieser Ansatz keine variable Zonenbildung zulässt, da die Zonen von Beginn an festgelegt
werden. Sollte es innerhalb einer Zone zu einem Engpass kommen, kann dieses System den
Engpass im Preis nicht berücksichtigen. Um einen solchen Vorfall möglichst auszuschließen,
ist es notwendig, vor Beginn des Handelssystems eine große Anzahl an Zonen festzulegen.
Das wiederrum kann dazu führen, dass die Gefahr von Marktmachtausübung mit zunehmen-
der Verkleinerung der Zonen steigt, wenn Engpässe auftreten. Je kleiner die Zonen werden,
desto komplexer wird auch die Berechnung der tatsächlichen Stromflüsse.

Die European Market Coupling Company (EMCC), ein Gemeinschaftsunternehmen der Über-
tragungsnetzbetreiber Energinet.dk, 50Hertz Transmission, TenneT TSO, und der Börsen Eu-
ropean Energy Exchange sowie Nord Pool Spot, koordinierte den Prozess des Market Coup-
ling in der Region North-West-Europe (NWE). Die Schaffung eines europäischen Elektrizi-
tätsbinnenmarkts ist erklärtes Ziel der europäischen Union. Nach Punkt 3.2. aus dem Anhang
der Verordnung (EG) Nr. 714/2009 soll damit schrittweise in einzelnen Regionen Europas
begonnen werden. Im November 2009 erfolgt eine Kopplung zwischen Dänemark und
Deutschland / Österreich. Schweden wurde im Mai 2010 an Deutschland / Österreich ange-
bunden und seit November 2010 sind die Märkte Belgien, Holland, Luxemburg, Deutschland,
Österreich und Frankreich über den Mechanismus Market Coupling verbunden. Die Integrati-
on der Märkte wurde im Februar 2014 für die Region NWE abgeschlossen. In der Folge sol-
len sich die anderen Regionen nach und nach der Region Nordwesteuropa anschließen. Mit
Südwesteuropa „SWE“ (Frankreich, Spanien und Portugal) ist die erste weitere Region im

63
Vgl. Simon 2012, S. 36ff

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Engpassmanagement an grenzüberschreitenden Netzkuppelstellen 32

Mai 2014 angekoppelt worden.64 Damit sind bereits drei Viertel des europäischen Strommark-
tes erfolgreich gekoppelt. Die Konvergenz der Strommärkte in Europa hat in den letzten Jah-
ren eine effizientere Nutzung vorhandener Übertragungskapazitäten ermöglicht. Dies hat in
vielen Stunden zu einer Preiskonvergenz an den Spot- und Intraday-Märkten geführt. Der
Preis dämpfende Effekt eins “vergrößerten” Marktgebiets kommt in Phasen starker Nachfrage
zu tragen. Dies hat Rückwirkung auf die Preiserwartungen der Marktteilnehmer am Termin-
markt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Market Coupling ein wichtiger Baustein in der
Entwicklung der europäischen Energiewirtschaft ist. Die effizientere Nutzung der Grenzkapa-
zitäten erhöht die Transparenz, ermöglicht faire Strompreise und erhöht letztlich die Versor-
gungssicherheit.

64
Vgl. EMCC 2015

Dirk Rautenberg
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Fazit und Ausblick 33

5 Fazit und Ausblick

Die physikalischen Lastflüsse innerhalb des europäischen Verbundnetzes werden stark von
den Erzeugungsstrukturen in den einzelnen Ländern bestimmt. Sowohl Art und Kostenstruk-
tur der konventionellen Kraftwerke als auch der Anteil volatiler erneuerbarer Energien spielen
dabei eine große Rolle. Da Strom aber die Eigenschaft besitzt schlecht speicherbar zu sein
und somit direkt verbraucht werden sollte, hat auch der Verbrauch der europäischen Länder
entscheidenden Einfluss auf die physikalischen Lastflüsse. Es konnte nach dem Vergleich der
Erzeugungsstrukturen und des Verbrauches der europäischen Länder, festgestellt werden,
dass die grenzüberschreitenden Lastflüsse in den letzten Jahres sehr stark zugenommen ha-
ben. Diese unterliegen zumeist starken Lastflussschwankungen, welche sowohl saisonaler,
situativer als auch untertägiger Natur sein können. Die starken Lastflussschwankungen tragen
dazu bei, dass es an den Kuppelstellen zwischen den Teilnehmern des Verbundsystems zu
Engpässen kommen kann. Diesen Netzengpässen muss mit einem gezielten Engpassmanage-
ment begegnet werden, um die Leitidee eines europäischen Strombinnenmarktes und der Ver-
sorgungssicherheit bei möglichst einheitlichen Strompreisen umzusetzen. Zweck des Eng-
passmanagements ist es, Netznutzungskonflikte, die sich in Überlastungssituationen ergeben
können, möglichst diskriminierungsfrei und mit den geringstmöglichen Eingriffen in die
Rechte der Netznutzer aufzulösen. Durch unterschiedliche Verordnung der Europäischen
Gemeinschaft wurde ein Rechtsrahmen für Engpassmanagementmethoden vorgegeben, auf
dessen Basis sich mehrere Methoden zur Koordinierung von Engpässen hervorgetan haben.
Es können das kurzfristige und langfristige Engpassmanagement unterschieden werden.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass das Engpassmanagement gerade im Zuge der Deregulie-
rung und Liberalisierung der Märkte immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Außerdem
sind die Aus-, Um- und Neubauten der Elektrizitätsversorgungsnetze in Europa noch nicht so
weit vorangeschritten, dass das Engpassmanagement an Bedeutung verlieren könnte. Das
Engpassmanagement kann dabei als Übergangsinstrument bis zu einem bedarfsgerechten
Ausbau der Netze gesehen werden, hat aber auch in einem bedarfsgerechten Netz Anwendung
in Erzeugungsspitzen und dadurch entstehenden Überlastsituationen.

Dirk Rautenberg
Jakob Siebecker WS 14/15
6 Literaturverzeichnis 34

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Ehrenwörtliche Erklärung

Name: Studiengang:

Vorname: Mtk.-Nr.:

Geb.-Ort: Geb.-Datum:

„Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Diplom-/Studien-/Bachelor-


/Masterarbeit selbständig angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt über-
nommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher keiner an-
deren Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Ich bin mir bewusst,
dass eine unwahre Erklärung rechtliche Folgen haben wird.“

Ort, Datum Unterschrift

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