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Inhalt

1 Einleitung.......................................................................................................................... 1

1.1 Forschungsfrage......................................................................................................... 1

1.2 Aufbau und Abgrenzung der Arbeit............................................................................1

2 Theoretischer Teil............................................................................................................. 1

2.1 Energiewende in Europa.............................................................................................1

2.1.1 Produkt Strom und die Liberalisierung................................................................1

2.1.2 Rechtlicher Rahmen der Energiewende in Europa..............................................2

2.1.3 Stand der Energiewende.....................................................................................3

2.2 Energiestrategie Österreich........................................................................................7

2.2.1 Erneuerbaren Ausbau Gesetz............................................................................10

2.2.2 Bilanz der Energieerzeugung.............................................................................11

2.3 Gebäudekonzepte & der klimaaktiv Standard..........................................................14

2.3.1 Niedrigenergiehaus...........................................................................................14

2.3.2 Sonnenhaus.......................................................................................................14

2.3.3 Passivhaus......................................................................................................... 14

2.3.4 Plusenergiehaus................................................................................................14

2.3.5 der klimaaktiv Standard – www.klimaaktiv.at...................................................14

2.4 energieautarke Gebäudetechnik..............................................................................14

2.4.1 Definition energieautarken Bauens...................................................................14

2.4.2 Heizungen und Heizgeräte................................................................................14

2.4.3 Isolierungen und Fenster...................................................................................14

2.4.4 Speichersysteme............................................................................................... 14

2.4.5 Smart Homes und Intelligente Steuerung.........................................................14

3 Praktischer Teil................................................................................................................14

3.1 Erklärung der Methodik............................................................................................14


3.1.1 Bestandteile der Energiebilanz..........................................................................14

3.2 Energiebilanz für ein massiv gebautes Generationencampus..................................14

3.2.1 Aufbau des Generationencampus.....................................................................14

3.2.2 Berechnung der Energiebilanz...........................................................................14

3.3 Energiebilanz für ein energieautarkes Generationencampus...................................14

3.3.1 Aufbau des Generationencampus.....................................................................14

3.3.2 Berechnung der Energiebilanz...........................................................................14

3.3.3 Technische Realisierbarkeit des energieautarken Generationencampus..........14

3.3.4 Wirtschaftliche Realisierbarkeit des energieautarken Generationencampus. . .14

3.3.5 Förderungen in Österreich für energieautarkes Bauen.....................................14

4 Zusammenfassung.......................................................................................................... 14

5 Literaturverzeichnis.........................................................................................................15
Thema: Ressourcenschonendes Bauen

1 Einleitung
1.1 Forschungsfrage
1.2 Aufbau und Abgrenzung der Arbeit

2 Theoretischer Teil
2.1 Energiewende in Europa
Die effiziente Nutzung von Energie, das Energy Efficiency First Principle ist ein Hauptziel der
EU. Hierin wird der Erkenntnis Rechnung getragen, dass die effiziente Nutzung von Energie
und die damit verbundene Energieeinsparung die Reduktion der Treibhausgasemissionen am
effektivsten vorantreibt. Bis 2030 soll eine verbesserte Energieeffizienz den
Energieverbrauch um mindestens 32,5 % senken (vgl. FVEE, 2020, S.78).

2.1.1 Produkt Strom und die Liberalisierung


Die Liberalisierung des Telefonmarktes wird oft als Vergleich oder Vorbild der Liberalisierung
des europäischen Strommarktes aufgeführt. Die Öffnung im Telekommunikationsbereich
erwies sich als Erfolg, wobei die Unterschiede zwischen den Produkten Energie und
Kommunikation schnell ersichtlich werden (vgl. Erdmann, 2008, S. 197).

Energie ist ein nur schwer speicherbares Produkt, Kommunikation kann aber gespeichert
und später ohne Verlust weiterverwendet werden. So ist eine Textnachricht speicherbar, wie
auch ein Anruf mit einem Anrufbeantworter oder einer Mailbox. In den 1990ern war ebenso
ein schnelles Wachstum am Markt zu sehen, weil der Markt mit moderneren Geräten und
der aufkommenden mobilen Telefonie noch nicht gesättigt war. Der Strommarkt war im
Gegensatz dazu schon gesättigt, weil in Westeuropa jeder Haushalt mit Strom verbunden
war. Im Kommunikationsbereich waren das Handy und das Internet in der privaten Nutzung
neue Produkte, die auch Abnehmer fanden. Beim Strom ist so eine Entwicklung nur schwer
möglich, weil ein besseres Produkt nicht entwickelt werden kann. Nur der Bedarf kann sich
ändern (vgl. Erdmann, 2008, S. 200).

Die Öffnung der Strommärkte würde auch nicht zu einer Dynamik bei der Nachfrage führen.
Erneuerbare Energien sind eine neue Entwicklung, deren Endprodukt immer gleich bleibt
(vgl. Erdmann, 2008, S. 200).
2.1.2 Rechtlicher Rahmen der Energiewende in Europa
Die Liberalisierung der Energiemärkte in Europa wurde durch die Europäische Kommission
vorangetrieben. Das Ziel war es, die Monopole der staatlichen Anbieter für kleinere Anbieter
zu brechen – auch im Bereich der erneuerbaren Energien. Die folgenden Ziele wurden von
der Europäischen Union ausgegeben:

 Zwischen wettbewerbsfähigen (z.B. Erzeugung) und nicht-wettbewerbsfähigen


Teilen (z.B. Verteilung durch die Netze) des Strommarktes zu unterscheiden,
 Verpflichtung der Netzbetreiber ihre Infrastruktur für alle Produzenten
bereitzustellen,
 Abbau der Handelsbeschränkungen beim Strom,
 Kunden den Wechsel zu erleichtern, etwa zu erneuerbaren Energien,
 Beobachter im Netz zuzulassen, welche den Wettbewerb auf nationaler und
internationaler Ebene regeln (vgl. European Commission, 2019).

Die Gesetze wurden 1996 für Strom und 1998 für Gas beschlossen. Für den Strommarkt war
geplant, dass im Jahr 1999 der Markt zu 25 % den privaten Anbietern überlassen sein sollte.
Die Öffnung der Märkte ging aber unterschiedlich schnell voran. Die skandinavischen Länder
waren Vorreiter. Die Zahl der Stromanbieter variiert darum auch stark von Land zu Land. In
einem Land wie Ungarn existierten nur wenige Anbieter, weil das Land von der Kohle
abhängig war und Strom noch heute teilweise mit Kohlekraftwerken erzeugt wird. Österreich
ging einen anderen Weg und schon früh wurde beschlossen, dass ein Teil der Energie aus
regenerativen Quellen stammen sollte. Die Befürchtungen waren aber groß, dass durch die
Öffnung der Märkte die großen Stromanbieter ihre Stellung stärken und dadurch ihre Macht
ausbauen könnten. Zu Beginn der 2000er war die Produktion von erneuerbaren Energien
noch teurer als derzeit. Um sie wettbewerbsfähig zu machen, wurden in den meisten
Ländern unterschiedliche Fördermodelle beschlossen (vgl. DIW Berlin, 2004).

Der Anteil der erneuerbaren Energien stieg seither auch stetig an. So kamen im Jahr 2019
etwa 19,7 Prozent der Energie aus regenerativen Quellen. Für 2020 sind aufgrund der
Pandemie die Zahlen weniger vergleichbar. Der Anteil konnte sich aber seit 2004
verdoppeln. Einige Länder sind diesbezüglich wegen ihrer Lage im Vorteil. So liegt der Anteil
der erneuerbaren Energien für Island und Norwegen bei über 70 Prozent. Danach folgt
Schweden mit 50 Prozent. Diese Länder verzerren die Quote insgesamt nach oben. Danach
folgen Dänemark und Österreich mit etwa 30 Prozent. Am Ende sind Malta und Luxemburg
zu finden, mit weniger als 10 Prozent (vgl. Europäische Kommission, 2020).

Die Förderung der erneuerbaren Energien wurde im Laufe der Zeit durch die EU immer
wieder neu beschlossen und in Zielen zusammengefasst. So ist das derzeitige Ziel des
European New Green Deals die Reduzierung des CO2 Ausstoßes im Zeitrahmen von 1990 bis
2030 um 50 Prozent (vgl. Europäische Kommission, 2021a). Die tatsächliche Erzeugung ist
eine Frage der einzelnen Länder.

Ein wichtiger Punkt bei der Öffnung der Märkte und bei der Einführung der erneuerbaren
Energien waren die Strompreise. Es wird behauptet, dass die Erwartung, dass durch die
Liberalisierung die Preise sinken, ungerechtfertigt wäre (vgl. Erdmann, 2008, S. 200).
Tatsächlich steigen sie durch den Ausbau erneuerbarer Quellen stetig an. In der zweiten
Jahreshälfte 2020 stieg der Preis auf etwa 0,2 Euro pro kWh. In Österreich liegt der Preis bei
0,21 Euro pro kWh. Deutschland liegt im Vergleich noch weiter vorne, mit etwa 0,3 Euro pro
KWh. Die Preise sind in Bulgarien und Ungarn um die Hälfte niedriger, weil in diesen Ländern
Strom noch immer teilweise durch Kohle erzeugt wird. (vgl. Europäische Kommission, 2021b)

2.1.3 Stand der Energiewende


Im Jahresbericht zur Online-Tagung 2020 der „Forschung für den European Green Deal“ (2.-
4. November) unter der wissenschaftlichen Leitung von Brendel, Rolf und Huenges, Ernst
finden sich Einblicke in den aktuellen Stand der Forschung bezüglich der Transformation zu
einem nachhaltigen Energie- und Wirtschaftssystem. Mit dem Ziel vor Augen, dass Europa
2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden will, werden Lösungswege präsentiert. Wie
können die einzelnen Technologien jeweils die Energiewende in Europa vorantreiben?
Zentral sind hierbei die politischen, ökonomischen und rechtlichen Herausforderungen, um
eine nachhaltige und erschwingliche Markt- und Kostenentwicklung zu erzielen. Ein Gelingen
der Energiewende basiert wesentlich auf dem Gelingen des Europäischen Green Deals (vgl.
FVEE 2020, S.6 ), der sich das Ziel setzt, im Sektor Energieversorgung, Verkehr, Handel,
Industrie, Land- und Forstwirtschaft bis 2050 klimaneutral zu werden, was so viel bedeutet
wie, dass die Netto-Treibhausgasemissionen Null betragen. Emissionen von Gebäuden
(private und Büronutzung) könnten durch Maßnahmen wie Passivhaus-Technologien bei
Neubauten, effizienzgerechter Renovierung von Bestandsgebäuden und Einbringen von
erneuerbaren Energien (Strom, Heizung, Kühlung) fast vollständig gestoppt werden. Fossile
Brennstoffe sollen im Verkehrssektor und in der Wärmeerzeugung teilweise durch Strom aus
erneuerbaren Energien ersetzt werden. Der European Green Deal wird nur dann als
realisierbares Versprechen prognostiziert, wenn Forschung und Fokus auf saubere
Technologien, kohlenstoffarme Energieträger sowie Ressourceneinsparung von Land,
Wasser, Energie und natürlichen Rohstoffen gesetzt werden. Teure Öl- und Gasimporte
müssen gestoppt werden und die Nutzung globaler Ressourcen muss vom
Wirtschaftswachstum entkoppelt werden.

Die EU hat bis dato nur im eingeschränktem Maße Mittel und Instrumente zur Verfügung,
um die Erreichung der vereinbarten Ziele zu kontrollieren, doch gilt die Festlegung der klima-
und energiepolitischen Ziele als stark prägender Handlungsmotivator.

Die Klimapolitik erweist sich im Moment als die Kernkompetenz der EU. Zentrales
Instrument hierfür ist der EU-Emissionshandel, eingeführt 2005 für die Sektoren der
Stromerzeugung und der energieintensiven Industrie. Weiters hat die EU mittels
Energieeffizienz-Richtlinien Einfluss auf den Energieverbrauch von z.B. Haushaltsgeräten
genommen. Auf den Energieträgermix einzelner Mitgliedsstaaten kann sie aber nur
indirekten Einfluss nehmen, weil dieser „laut Artikel 194 des Vertrags von Lissabon bei den
Mitgliedstaaten“ verbleibt (FVEE 2020, S. 6).

„Das führende internationale Gremium für wissenschaftliche Untersuchungen und


Bewertungen des Klimawandels ist der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate
Change, IPCC) […]“ (Geiser, 2020). Sollten die Treibhausgasemissionen konstant steigen, wie
es dem aktuellen Trend zufolge annehmbar ist, führt das zu einer globalen Erderwärmung
bis 2040 von + 1,5 ° C im Vergleich mit vorindustriellen Werten. Die ungehemmte
Treibhausgaskonzentration wird extreme Hitzevorkommnisse verursachen. In einer
Klimastudie namens „Hothouse Earth Paper“ wird die Problematik der klimatischen
Rückkoppelung behandelt, d.h. die Beschleunigung der Erderwärmung.

Der Europäische Rahmen für die Klima- und Energiepolitik bis 2030 und 2050 wurde bereits
2009 und 2011 vom Europäischen Rat im Einklang mit den Industrieländern formuliert und
eine Treibgasreduktion von 80-95 % anvisiert. Darauf aufbauend wurden dann im Oktober
2014 die Ziele für 2030 festgelegt (Reduktion der Treibhausgasemissionen um 40 %
gegenüber 1990, Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie am Bruttoendenergieverbrauch
auf mindestens 32 %, EU-weite Verbesserung der Energieeffizienz um mindestens 32,5 %,
grenzüberschreitende Stromverbindungsleitungen von mindestens 15 % der heimischen
Erzeugungskapazität; Ausbau von Versorgungssicherheit und Speicherkapazitäten im
Gasbereich). 2016 respektive 2017 wurden im Sinne des Pariser Klimaabkommens weitere
Vorschläge im ‚Clean Energy Package‘ sowie dem ‚Clean Mobility Packages‘ vorgelegt.
In den Bereichen Elektrizitätsbinnenmarkt, Governance der Energieunion, Energieeffizienz,
erneuerbare Energie, Gebäude sowie Mobilität wird verhandelt. Jeder Mitgliedstaat soll
seinen Beitrag leisten (vgl.#mission2030: 2018).

Tabelle 1: Klima-u. energiepolitische Ziele der EU (Quelle: FVEE: 2020, S.6)

Reduktion Anteil Erhöhung Stromverbund- Reduktion


Treibhausgas- erneuerbarer Energieeffizienz Ziel CO2-Ausstoß,
Emissionen Energien Verkehrssektor
2020 -20 % 20 % 20 % 10 %
2030 mind. -40 % mind. 32 % mind. 32,5 % 15 % Pkw: -37,5 %;
Lkw: --30 %;

Die verschiedenen Mitgliedstaaten nutzen allerdings stark divergierende Energieträger in


ihren Verkehrsstrategien. Bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird auf
unterschiedliche Ansätze gesetzt. Der Kohleausstieg gestaltet sich unterschiedlich stark:
Deutschland will bis zum Jahr 2038 diesen bewältigt haben, Frankreich, Italien,
Großbritannien bereits 2025, während viele osteuropäische Länder wenig Ambitionen
zeigen. Lehmann, Paul bezeichnet in seinem Beitrag zur FVEE-Jahrestagung die europäische
Energiewende als ‚Flickenteppich‘ (vgl. Lehmann, Paul, in: FVEE: 2020, S.6).

Als Lösungansatz gibt es die sogenannte ‚Energieunion‘, welches ein Konzept ist, das die
energiepolitischen Aktivitäten der Mitgliedsstaaten koordinieren soll. Sie wurde bereits 2014
gegründet und 2018 rechtlich durch die Governance Verordnung verankert.
Schwerpunktmäßig gilt es folgende Sektoren innerhalb der Energieunion umzusetzen :

 Sicherheit der Energieversorgung,


 Vollständige Integration des europäischen Energiemarktes,
 Verbesserung der Energieeffizienz als Beitrag zur Senkung der Energienachfrage,
 Verringerung der CO2-Emissionen der Wirtschaft,
 Förderung von Forschung, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit (FVEE: 2020, S. 7).
Die Bedenken hinsichtlich einer stärker zentralisierten Steuerung der europäischen
Energiewende seitens einer Energieunion sind zwiespältig: einerseits könnten die Skalen-
und Verbundvorteile auf europäischer Ebene besser genutzt werden und der Ausbau
erneuerbarer Energien könnte besser optimiert werden als bisher. Anderseits besteht auch
die Gefahr, insbesonders angesichts des Umstand der nebeneinander bestehenden
unterschiedlichen Instrumentarien der Mitgliedsländer, dass ein bottom-up Mechanismus
Raum für einen regulatorischen Wettbewerb schafft.

Mehr als die Hälfte der Emissionen werden heute von den Entwicklungsländern verursacht.
Die Länder mit CO2 -Reduktionsverpflichtungen waren die aktuellen 27 Mitgliedstaaten der
EU, Australien, Island, Liechtenstein, Monaco, Norwegen, Schweiz, Ukraine und das
Vereinigte Königreich; diese Länder sind aber nur für ca. 15 % der gesamten Emissionen
verantwortlich. (Die USA, weltweit der größte Verursacher für CO2-Emissionen ist 2020
ausgetreten aus dem Kyoto-Protokoll.) (vgl. Geiser, 2020, S.18)

Wasserstoff als Energieträger könnte einen großen Wandel in der globalen


Energieversorgung hervorrufen um dem Pariser Klimaabkommen näher zu kommen. Sein
hoher Energiegehalt und seine saubere Verbrennung mit dem daraus resultierendem
Produkt Wasser, macht ihn zu einem Schlüsselbaustein, der ihn als Speicher und Reaktant
ausweist. In (FVEE Forschung für den European Green Deal, 2020, 2.-4.Nov), Session 3
„Wasserstoff als Fundament der Energiewende“ wird diese zukunftsträchtige Option einer
erneuerbaren Energiequelle (EE) detaillierter vorgetragen: In einer wasserstoffbasierten
Energiewirtschaft ist eine Kopplung der einzelnen Sektoren Voraussetzung, wobei ein
chemischer Energieträger als Zwischenspeicher fungieren muss, der aus Strom synthetisch
herstellbar sein muss, wofür Wasserstoff eine ideale Option ist.

Da Wasserstoff auf der Erde nicht elementar vorkommt, muss er durch geeignete Verfahren
gewonnen werden. Hierbei ist der sogenannte „Grüne Wasserstoff“ der am nachhaltigsten
produzierte.1 Eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft lässt sich somit ausschließlich mit
grünem Wasserstoff aufbauen.

1
Beim „Grauen Wasserstoff“ kommt es zu starken CO2-Emissionen, durch die Herstellung des „Blauen
Wasserstoffs“ wird CO2 freigesetzt, das sicher gespeichert werden muss; „Türkiser Wasserstoff“ erzeugt als
Nebenprodukt Kohlenstoff anstatt C02; nur „Grüner Wasserstoff“ wird CO2 neutral hergestellt (vgl. FVEE, 2020,
S. 31f).
Abbildung 1: Grüner Wasserstoff: Verschiedene Pfade für die Wasserstoffproduktion aus erneuerbarer Energie (Quelle:
FVEE, 2020, S.32)

Infrastruktur und Speichermöglichkeiten müssten auf die Integration von Wasserstoff


vorbereitet werden, wobei die bereits existierende Erdgasinfrastruktur die Transport- und
Speicheraufgabe für Wasserstoff übernehmen könnte (vgl. FVEE, 2020, S. 31-36).

2.2 Energiestrategie Österreich


Österreich hat sich gemäß dem Energie- und Klimapaket der EU vom Dezember 2008 dazu
verpflichtet, den Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoendenergieverbrauch bis 2020
auf 34 % zu erhöhen und gleichzeitig seine Treibhausgasemissionen bis 2020 um 16 % zu
reduzieren. Die Realisierung dieser Ziele ist als ein langfristiger Prozess zu verstehen, wobei
2020 als ein Startpunkt zu verstehen ist und das Erreichen dieser Werte nur als eine erste
Orientierung betrachtet werden darf, um den Klimaschutz konsequent vorantreiben zu
können. „Sauberer Wachstum ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit“ lautet das
Motto der #mission2030 - der Klima- und Energiestrategie Österreichs, so das
Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, in Personalreferenz Köstinger, E.
(Nachhaltigkeit/Tourismus, et al., 2018).

Die von der EU festgelegten Werte bis 2030 sind:

„Die Treibhausgasemissionen sollen um zumindest 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990


reduziert werden, der Anteil erneuerbarer Energien auf 32 Prozent des Endverbrauchs
erhöht und die Energieeffizienz um 32,5 Prozent verbessert werden.“ (Bundesministerium
für Klimaschutz, 2021) Diese Reduktion um 40 Prozent ist aufgeteilt auf die Bereiche
Emissionshandel und Nicht-Emissionshandel, wobei letzterer nach dem Prinzip des „Effort
Sharing“ auf die Mitgliedstaaten aufgeteilt wird - Österreich hat die Zielvorgabe von minus
36 Prozent bis 2030 zu erfüllen. Die Energieunion ermöglicht den Mitgliedstaaten die
eigenständige Festlegung der nationalen Energieziele, jeweils in Abstimmung auf EU-Ebene.

Die Energie- und Klimastrategie #mission2030 (Ende Mai 2018 angenommen) ist Projekt der
österreichischen Bundesregierung und legt die jeweiligen Ziele für Österreich, plakativ
veranschaulicht an zwölf sogenannten „Leuchtturmprojekten“ in den Bereichen Mobilität,
Gebäude und Wärme, Energiewirtschaft, Forschung und Innovation, Bioökonomie und
‚Green Finance‘, Kommunikation und Bildung fest. (vgl. Bundesministerium für Klimaschutz,
2021).

Im Energiestrategiebericht von 2019 (BM f. Wirtschaft, et al., 2010) unter dem


Umweltminister Berlakovich, N. und dem Wirtschaftsminister Mitterlehner, R., wird die
Energiestrategie Österreichs v.a. mit der „existenziellen Bedeutung“ einer nachhaltigen
Energieversorgung für die hohe Lebensqualität in Österreich beworben. Österreichs
Wettbewerbsfähigkeit sollte durch Öko-Innovationen, wie modernen Umwelttechnologien
und neuen Dienstleistungen gesichert werden. Die Nutzung von Kernenergie wird nach wie
vor in Österreich strikt abgelehnt.

Aufbauend auf drei Strategiesäulen sollen die ambitionierten Umwelt- und Klimaziele mit
Kosteneffizienz und Wettbewerbsfähigkeit in Einklang gebracht werden. (BM f. Wirtschaft, et
al., 2010, S. 7) Diese sind:

 Steigerung der Energieeffizienz in allen wesentlichen Sektoren:


o Gebäude: Reduktion des Raumwärme – und des Kühlbedarfs; „Fast-Null-
Energiehäuser“.
o Energieverbrauch in Haushalten und Betrieben: Stromverbrauch und
Abwärmenutzung soll unterstützt werden durch Energieberatung und
Energiemanagementsysteme.
o Mobilität
o Primärenergieeinsatz und Abwärmenutzung
 Ausbau erneuerbarer Energien: ist in Österreich besonders wichtig für die nationale
Eigenversorgung und Stärkung der Energieversorgungssicherheit.
Sicherstellung der Energieversorgung der Gesellschaft: hierbei ist es erforderlich, den
Energieverbrauch gering zu halten und die Energieressourcen sorgsam zu nützen.
Zudem sollen Importe durch Diversifikation gesichert werden und ausreichende
Infrastrukturen für Transport und Speicher zur Verfügung gestellt werden (vgl BM f.
Wirtschaft, et al., 2010, S. 7 f).

Abbildung 2 EU-Vorgaben und Ziele (Quelle: BM f. Wirtschaft, et al., 2010, S. 8)

Besonderes Augenmerk legt die Energiestrategie auf die zentrale Rolle des
Gebäudebereichs. Hier sind besonders hohe Einsparungspotentiale dank der
technologischen Entwicklungen erreichbar. Energetische Verbesserungen liegen v.a. in der
thermischen Sanierung der Nachkriegsbauten (Meier, 2011, S. 5).

2.2.1 Erneuerbaren Ausbau Gesetz


Am 7. Juli 2021 hat der Nationalrat mit einer Zweidrittelmehrheit das Erneuerbare Ausbau
Gesetz (EAG) (BMK, 2021) beschlossen, welches das Ökostromgesetz ablöst. Das Gesetz wird
als eine wesentliche Maßnahme für die Energie- und Klimastrategie Österreichs erachtet.
Erklärtes Ziel ist es, bis 2030 zu 100 Prozent auf erneuerbare Energie umgestiegen zu sein.
Dafür wird jährlich bis 2030 eine Milliarde Euro für den Erneuerbaren Ausbau zur Verfügung
gestellt.

Marktprämienmodelle und Investitionszuschüsse für z.B. die Umrüstung von Anlagen oder
die Erweiterung von Stromspeichern als auch erneuerbares Gas und Wasserstoff sollen in
das Förderregime aufgenommen werden. Dieses umfassende Fördersystem soll es
ermöglichen, dass alle in Österreich lebenden Menschen sich als Teil der Energiewende
erfahren können (NetzOberösterreich, 2021).

Als wesentliche Förderungen sind genannt: Photovoltaik (Zubau von elf TWh 2), Windkraft
(Zubau von zehn TWh), Wasserkraft (Zubau von fünf TWh), Biomasse-Förderung (Zubau von
einer TWh), Wasserstoff-Förderung (Investitionszuschuss für Anlagen zur Umwandlung von
Strom in Wasserstoff oder synthetisches Gas > 0,5 MW, sofern diese nur mit erneuerbarem
Strom betrieben und nur zur Produktion von erneuerbarem Gas genutzt werden) und
Grüngas (jährliche Fördermittel von 40 Millionen Euro). Besonderes Augenmerk wird in
Österreich auf den Energieträger Wasserstoff gelegt: Die Errichtung von Elektrolyseanlagen
zur Umwandlung von Strom in Wasserstoff oder synthetisches Gas wird gefördert, weil
Wasserstoff eine wesentliche Rolle bei der Dekarbonisierung des Energiesystems spielt und
entscheidend zur Flexibilität des Stromsystems beträgt. Die Erzeugung von grünem
Wasserstoff soll im Wettbewerbsmarkt konkurrenzfähig sein.

Neu ist die zentrale Rolle der Energiegemeinschaften, die vorrangig nicht gewinnorientiert
agieren. Sie sollen v.a. einen Anreiz bieten, private Investoren zu aktivieren. Derartige
Zusammenschlüsse sollen nicht nur in einem Haus, sondern auch regional bzw. letztlich ohne
örtlichen Zusammenhang möglich sein.

2.2.2 Bilanz der Energieerzeugung


Um Energiewirtschaft in Österreich sinnvoll zu steuern und zu planen, sind Informationen zur
Energieaufbringung und zur Verwendung von Energieträgern in den einzelnen Sektoren
wichtige Parameter. Die für eine strategische Ausrichtung erforderliche Darlegung der Daten
werden umfassend und konsistent im Rahmen der österreichischen Energiebilanz von der
Statistik Austria veröffentlicht.

2
TWh= Terawattstunde: zur Verdeutlichung: 1 TWh= 1 Billion Wattstunden = 1 Milliarde Kilowattstunden
(kWh), 1000 TWh= 1 Petawattstunde (PWh). Zum Vergleich: Im Jahr 2020 verbrauchte ein Einwohner
Österreichs durchschnittlich rund 7.882 kWh Strom (vgl. statista.com).
Die in Österreich von der Regierung anvisierte Klimaneutralität bis 2040 sowie der zu 100
Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammende Gesamtstromverbrauch als auch die
erneuerbare Gasproduktion auf fünf TWh bis 2030 bedingen die Wichtigkeit von
Investitionen in den Ausbau von Wasserkraft, Photovoltaik, Biomasse, Windkraft und
erneuerbaren Gasen. Aufgrund der COVID-19 Krise unterscheiden sich die Daten von 2020
erheblich und es ist anzunehmen, dass in den nächstjährigen Bilanzierungen der
Energieflüsse in Österreich die Daten wieder gestiegen sein werden. So lag im Jahr 2020 in
Österreich der durchschnittliche monatliche Stromverbrauch bis November jeweils unter
dem Niveau der Vorjahre. Im Jahr 2019 – ohne Einfluss der Pandemieauswirkungen – lag der
Endverbrauch von elektrischer Energie in Österreich bei 66, 37 TWh. Unter Berücksichtigung
des Eigenverbrauchs der Kraftwerke sowie der Übertragungsverluste ergeben sich 71,8 TWh.
Der Gesamtverbrauch von 99,51 TWh wird schließlich errechnet durch die Addition von
Stromexporte und den Betrieb von Pumpspeicherwerken (vgl. Hezel, 2020, S. 1).

Die Energie-Control GmbH (E-Control) ist eine Regulierungsbehörde hinsichtlich der


Liberalisierung der Märkte für Elektrizität und Erdgas. Die E-Control wurde 2001 gegründet
und mit 3. März 2011 in eine Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt. Sie hat sich zur
Kontrolle der Einhaltung folgender Gesetze verpflichtet:

 Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz 2010,


 Gaswirtschaftsgesetz 2011,
 Energie-Control-Gesetz,
 Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz,
 Ökostromgesetz 2012,
 Kartellgesetz,
 Verrechnungsstellengesetz,
 Energielenkungsgesetz,
 Den Netzkodizes der Europäischen Kommission für Strom und Gas (vgl. E-Control,
2021).

Der E-Control obliegt u.a. die Erstellung von Gutachten und Stellungnahmen über die Markt-
und Wettbewerbsverhältnisse im Elektrizitäts- und Erdgasbereich. Sie wirkt an der
„Zusammenarbeit zum Zweck der Weiterentwicklung des Europäischen
Energiebinnenmarkts mit“ (E-Control, 2021). Sie hat Aufsichts- und Überwachungsfunktion,
ist Informationsstelle für Verbraucher, überwacht die Herkunftsnachweise des Ökostroms,
des Weiteren setzt sie die Systemnutzungsentgelte für Netzbetreiber und Kunden fest.

Der durchschnittliche österreichische Strommix, wie er im E-Control-


Stromkennzeichnungsbericht angeführt ist (E-Control, 2020) setzt sich für die
Stromkennzeichnungsperiode 2019 zusammen aus

 81,38 % bekannte erneuerbare Energieträger,


 18,16 % bekannte fossile Energieträger,
 0, 47 % bekannte sonstige Primärenergieträger,
 0,00 % bekannte Nuklearenergie (vgl E-Control, 2020, S.10).

Österreich ist im internationalen Vergleich Vorreiter bei der Nutzung erneuerbarer


Energiequellen. Bereits mehr als 70 Prozent des Stroms werden aus erneuerbaren
Energiequellen gewonnen, weshalb Österreich zu den CO2-effizientesten EU-Ländern zählt.
Die topographische Lage Österreichs bedingt die hohe Verfügbarkeit der beiden
wesentlichen erneuerbaren Energiequellen, wie Wasserkraft und biogene Brenn- und
Treibstoffe, die den größten Anteil der inländischen Primärenergieproduktion ausmachen.

Wie anhand der untenstehenden Abbildung erkennbar ist, werden Wasserkraft (in der
Abbildung in Petajoule, 147 PJ), Wind (26, 7 PJ) und Photovoltaik (6,1 PJ) zur
Stromerzeugung eingesetzt und deckten 2019 gut 70 Prozent der gesamten Stromerzeugung
in Österreich. Unter Umgebungswärme werden Wärmepumpen. (16 PJ), Solarthermie
(7,3 PJ) und Geothermie (1 PJ) zusammengefasst. Diese dient der Raumheizung und
Warmwasserbereitung. Die dritte große Sparte bilden die biogenen Energien, sie erzeugten
225 PJ im Jahr 2019. Darunter werden einerseits feste, biogene Brenn- und Treibstoffe (z.B.
Scheitholz, Pellets, Holzbriketts) verstanden und andererseits gasförmige, biogene Energien
(Biogas, Klär- und Deponiegas), welche zu etwa 85 % zur Strom- und Wärmeerzeugung
eingesetzt werden (vgl. BM für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation,
Technolgie, 2020, S. 18).
Abbildung 3: Erzeugungsstruktur der erneuerbaren Energie in Österreich 2005-2019, Quelle: (BM für Klimaschutz,Umwelt,
Energie, Mobilität, Innovation, Technolgie, 2020, S. 18.)

Eine interessante Gegenüberstellung ergibt sich in der Veranschaulichung des energetischen


Endverbrauchs im selben Zeitraum:

Abbildung 4: Energetischer Endverbrauch (PJ) Österreichs 2005-2019 (Quelle: BM für Klimaschutz,Umwelt, Energie,
Mobilität, Innovation, Technolgie, 2020, S. 15)

2.3 Gebäudekonzepte & der klimaaktiv Standard


Zukunftsweisendes Bauen beginnt mit Planungsprozessen. Kenntnisse des aktuellen Stands
der technischen Gebäudeausrüstung, Materialwahl, Konstruktion und Gesetzgebung sind
hierbei wesentlich. Langfristig betrachtet muss es darum gehen, zunehmend auf nachhaltige
Energieerzeugung zu setzen. Das bedeutet, dass Gebäude so zu erstellen sind, dass sie so viel
Energie erzeugen, wie ihre Bewohner verbrauchen. Das „Haus-der-Zukunft-Plus“ als
Idealparadigma würde es schaffen, in Summe mehr Energie zu erzeugen als zu verbrauchen. 3
Zu den allgemeinen Planungsgrundsätzen für ein nachhaltiges Bauen von Gebäuden gehört
immer auch eine Begutachtung des Standortes. Die räumlichen Gegebenheiten im Umfeld
müssen zu einer Wohnungsnutzung passen. Neben Standort und Lage sind die rechtlichen
Bedingungen, Marktchancen, Timing, Umgang mit dem vorhandenen Bestand abzuklären,
denn der Standort per se ist nur bedingt aussagekräftig – erst der Bezug zur Nutzung
ermöglicht eine aussagekräftigere Bewertung und hat maßgeblichen Einfluss auf die
Attraktivität der Immobile und verspricht eine langfristige Nutzung.4

Kriterien für ein energieeffizientes Gebäude sind Gebäudeentwurf, Baustoffe, Gebäudehülle,


Gebäudetechnik, Warmwasserbereitung, Lüftung und erneuerbare Energien. 5

Energieautarke Gebäude stellen sowohl im Winter als auch im Sommer ein behagliches
Raumklima zur Verfügung, ohne dass zugeheizt werden muss. Der elektrische Energiebedarf
für Wärmepumpen, Computer, Waschmaschinen usf. wird weitestgehend intern erzeugt.

Die Austrian Cooperative Research (ACR) beauftragte sechs interne Institute mit der Analyse
des „Haus der Zukunft plus“ im Rahmen des FFG-Technologieprogramms. Untersucht wurde,
welche Bauweise für Häuser in ökologischer und ökonomischer Hinsicht am vorteilhaftesten
ist. Es handelt sich hierbei um eine kontrovers diskutierte Fragestellung, die zuvor angesichts
der Vielzahl an einflussnehmenden Parametern nicht geklärt worden war: Welche Bauweise,
welcher Energiestandard, welche haustechnische Ausstattung ist die umweltschonenste?
Offensichtlich war jedoch immer, dass der Verbrauch an fossiler Energie zu reduzieren und
auf eine dezentrale, nachhaltige Energieerzeugung zu setzen sei. Ein Großteil der
aufgewendeten Energie wird für die Gebäudeheizung, Warmwassererzeugung und zur
Nutzung elektrischer Energie für Haushaltsgeräte verwendet.
Die vier am weitesten vertretenen Ökobautypen sind das Niedrigenergiehaus, das
Sonnenhaus, das Passivhaus und das Plusenergiehaus. Ein Unterscheidungsmerkmal bilden
hier die Baustoffe, wie Beton, Holz, Holzspanbeton und Ziegel. Ermittelt wurde der
Energiebedarf und die Energieeffizienz von Konstruktionsweisen und Bauweisen. Das
Ergebnis dieser Untersuchungen ergab erstmals relevante Kennzahlen in ökologischer und

3
(BM für Verkehr, Innovation und Technologie, 2013). S.11
4
(Friedrichsen, 2018), S.53.
5
(Friedrichsen, 2018), S.98.
ökonomischer Hinsicht im Lebenszyklus eines Gebäudes.6 Die maßgeblichen Unterschiede
der einzelnen Gebäudetypen und Baustoffvarianten als auch die unterschiedlichen
Konstruktionen sollten objektiv beurteilt werden, sodass auch Parameter wie
Haustechnikkonzepte und Wärmedämmkonstruktionen in die Bewertung einflossen. Primär
stand die Schaffung einer objektiven Wissensgrundlage im Fokus.
„Anhand der umfangreichen erhobenen Daten wird mit diesem Projekt ein relevanter
Beitrag zur Weiterentwicklung und Verbreitung innovativer Gebäudekonzepte
(Plusenergiehaus, Sonnenhaus) und zur Evaluierung unterschiedlicher Bauweisen mit Blick
auf die gesamte Gebäudelebensdauer geleistet.“7

Die sechs untersuchten Gebäudetypen sind das Niedrigenergiehaus in zwei


Haustechnikvarianten (NEH1 und NEH2), das Sonnenhaus (SH), das Passivhaus in zwei
Haustechnikvarianten (PH1 und PH2) sowie das Plusenergiehaus (PEH). Hierbei wurden
folgende Baustoffvarianten berücksichtigt: Ziegel mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS),
Ziegel einschalig, Beton mit WDVS, Holzspanbeton mit WDVS in zwei Varianten
unterschiedlicher Dämm-Materialien, Holzspanbeton einschalig, Holzmassiv mit
Mineralwolledämmung, Holzsteher mit Zellulosedämmung, Holzsteher mit
Mineralwolledämmung.

Hinsichtlich der Haustechnikvarianten wurden untersucht: Pellets/Einzelofen,


Wärmepumpen, Solarthermie, Photovoltaik, Fußbodenheizung, ergänzendes
Sicherheitssystem, kontrollierte Wohnraumlüftung sowie die jeweiligen Speichergrößen.

Folgende Matrix aus dem Endbericht gibt einen sehr guten Überblick:

6
Vgl. ebda.
7
(BM für Verkehr, Innovation und Technologie, 2013), S.11
Tabelle 2: Leistungsmatrix der sechs Haustechnikvarianten (Quelle: (BM für Verkehr, Innovation und Technologie, 2013) S.13

2.3.1 Niedrigenergiehaus
Da die Beheizung von Wohnhäusern einen großen Energieverbrauch darstellt, gilt es
Bestandsgebäude energetisch zu sanieren. Neubauten müssen per gesetzlichen
Verordnungen eine hohe Energieeffizienz aufweisen. Es gibt verschiedene Energie-Standards
zwischen denen der Hausherr wählen kann und die auch für die Bezeichnungsart des Hauses
ausschlaggebend sind. Im Allgemeinen kommt die Nomenklatur davon, dass gemäß den
Energie-Standards gebaute respektive sanierte Häuser weniger Energie verbrauchen und
somit als ‚Niedrigenergiehaus‘ bezeichnet werden. Der Begriff des ‚Niedrigenergiehauses‘ ist
als übergreifender Dachbegriff zu verstehen, der alle energiesparenden Gebäudearten
umfasst. Konkreter gefasst ist hingegen der Begriff des Passivhauses oder der Begriff des
KfW8-Haus 55.

Der jährliche Heizölverbrauch bei Niedrigenergiehäusern liegt zwischen zwei bis sieben
Litern pro m^2 für die Heizwärmeerzeugung. Mit verschiedenen Kombinationen werden
diese Niedrigstandards erreicht:

 Hochwirksame Wärmedämmung,
 Vermeidung von Wärmebrücken,
8
KfW = Kreditanstalt für Wiederaufbau, vgl. (experten, 2016)
 Kompakte Bauweise,
 Luftdichte Hülle,
 Kontrollierte, bedarfsgerechte Lüftung,
 Ausnutzung passiv-solarer Gewinne und
 Effiziente Heizanlage.9

Die Energieeinsparverordnung (kurz: EnEV) ist ein kontinuierlich aktualisierter Gesetzestext,


der der Optimierung i.S.v. möglichst hohen Energieeinsparungen unterliegt.

Auch die KfW-Energiehäuser geben konkrete Zahlen für den Energiebedarf vor und somit
auch eine Kategorisierungsmöglichkeit. KfW-Energiehäuser weisen stets eine Zahl als Zusatz
auf, die ausdrückt, wie hoch der Energiebedarf des entsprechenden Hauses im Vergleich
zum Referenzhaus ist. Die Zahl bezeichnet die „tatsächlich eingesetzte Energiemenge plus
die Menge etwaiger Verluste.“10

Des Weiteren gibt es das ‚Liter-Hauskonzept‘, welches sich über die Endenergie zur
Beheizung definiert. Die Berechnung exkludiert hierbei den Energieaufwand für das
Warmwasser. Als Beispiel mag das Drei-Liter-Haus hier dienen: Bei einem Endenergieeinsatz
von 30kWh/(m^2/a) bzw. einem jährlichen Volumen von 3 m^3 Erdgas pro m^2
Gebäudefläche entspricht dieses Haus, unter Berücksichtigung der
Warmwasseraufbereitung, einem Effizienzhaus der Klasse 70. Insgesamt wird zwischen
einem 3-, 5-, 7- und 10-Liter Haus differenziert.11

2.3.2 Sonnenhaus
Zur Deckung der Primärenergie in einem solarenergetischen Gebäude werden
Solarthermie/Solarwärme und Photovoltaik (Solarstrom) verwendet. Der optimalen
Wärmedämmung kommt zusätzlich ein wichtiger Einflussfaktor zu. Entwickelt wurde dieser
Energiestandard vom Sonnenhaus Institut e.V. Eine der wichtigsten Anforderungen hierbei
ist, dass die solare Strahlungsenergie zumindest 50 % des Energiebedarfs decken soll. Es gibt
aber auch ehrgeizige Sonnenhäuser, die einen solaren Deckungsgrad von 90-100 %
aufweisen.12

9
(experten, 2016)
10
Ebda.
11
Vgl. ebda.
12
(Rädisch, 2013)
Bei einem Sonnenhaus-Neubau soll der Primärenergiebedarf nicht höher als 15 kWh pro
m^2 der Gebäudenutzfläche im Jahr sein. Dämmstandards sind ebenfalls vorgeschrieben
und empfohlen und geben auch den verschiedenen Sonnenhaus-Varianten ihren Namen.

Grundsätzlich gibt es keine festgelegte Bauweise, allerdings empfiehlt das Institut eine
kompakte, längliche Form, wobei die südliche Gebäudeseite eine große Menge an
Wintersonnen-einstrahlung aufnehmen können soll. Hinsichtlich der Baustoffe kommen
solche zum Einsatz, die eine überdurchschnittliche Ökobilanz aufweisen, wie zum Beispiel
Wärmedämmziegeln oder Holz.
Ein besonderes Augenmerk gilt dem Verhältnis von Mauerwerk und Fenstern im Hinblick auf
die Ausrichtung des Gebäudes. Prägend ist auch ein nach Süden ausgerichtetes steil
geneigtes Solardach. Hier kann eine Solarthermie-Anlage und eine Photovoltaikanlage
installiert werden.13 Diese aktiven Energiewandler, wie eben die Solarthermie und
Photovoltaik-Systeme, können auch in Fassaden integriert werden und stellen die aktuellere
Empfehlung dar. In der ersten Phase der Solarhäuser gab es fast ausschließlich
Dachinstallationen, dem steht nun nicht zuletzt auch aus ästhetischen Gründen eine Nutzung
des Flächenpotentials von Fassaden gegenüber, die weitaus effektiver ist als die zur
Verfügung stehende Dachfläche.

Die Architektur von Gebäuden, die Solarenergie maximal ausschöpfen möchte, ist darauf
ausgerichtet, die natürlichen Energieressourcen des Standorts, insbesondere in Form der
Sonnenenergie zu nutzen. Solarkollektoren, Photovoltaikzellen sind hierbei die aktiven
Energieerzeuger. Eine passive Solarenergienutzung bzw. eine Kombination einzelner
Techniken ist ebenso möglich. In der Baukonzeption muss der Horizontwinkel des
Sonnenstands berücksichtigt werden, sodass die Nord-Südachse asymmetrisch, aber
kompakt, umbaut wird. Die Oberflächen des Baukörpers sind mit „thermischen
Accessoires“14 wie Wintergärten bestückt. Bei der Materialauswahl sind Wärmebrücken
möglichst zu verhindern, eine dynamische Berechnung der Energieströme sowie auch die
Farbgebung der Wände (Reflexion/Absorption) und Begrünungen sind zu berücksichtigen.

Grundsätzliche Baumaßnahmen des solaren Bauens zielen auf einen möglichst kleinen
Heizenergiebedarf und Kühlenergiebedarf ab unter Nutzung der vor-Ort gegebenen
Klimabedingungen.
13
Vgl. (experten, 2016)
14
(Frey, 2019), S.98.
Abbildung 5 Passiv-Bürohaus Nutzung Solarenergie, Schweiz, Prof. Kühnel, (Quelle: Frey, 2019, S. 98)

Die Komponenten einer Sonnenhaus-heizung nach dem Konzept des Sonnenhaus-Instituts


e.V. unterliegen großzügigen Parametern. So soll die Solaranlage in Verbindung mit einem
Pufferspeicher die Wärme für Wandflächen und Fußbodenheizung bereitstellen. Zuheizung
erfolgt über Pellet-oder Stückholzofen.

Abbildung 6: Sonnenhaus-Institut e.V. Empfehlung (Quelle: Rädisch, 2013)


Abbildung 7: das 100-Prozent Sonnenhaus, Quelle: (Kemter)

Ein Kritikpunkt für ein fast ausschließlich per Sonnenergie beheiztes Gebäude liegt in den
riesigen Kollektorflächen und Speichern, sodass das Gebäude gleichsam um die
Energieerzeuger herumgebaut werden müsse. Unweigerlich sind diese großen Kollektoren
eine Grundvoraussetzung für die hundertprozentige Nutzung der Sonnenergie. Hier ist es
nahezu unumgänglich, das komplette Süddach mit Solarkollektoren zu decken, mit steiler
Neigung – insofern auch die ästhetischere Überlegung – s.o. – die Gebäudehülle bzw.
Fassaden verstärkt dafür zu nutzen.
Abbildung 8 Optimierung der Dachneigung, Quelle: (Kemter)

Gespeichert wird die Sonnenergie im Wassertank im Gebäude. Für Sonnenhäuser mit 100 %
solarer Deckung sind Solarspeicher mit mehreren zehntausend Litern Volumen erforderlich,
die zumeist als Schichtspeicher konzipiert werden. Vom Keller bis zum Dach können diese
großen, zylindrischen Speicher reichen und die Treppengestaltung versucht diese zu
integrieren.

2.3.3 Passivhaus
Das Passivhauskonzept ist keine neue Bauweise, sondern ein Baustandard, der besondere
Anforderungen bezüglich Architektur, Technik und Ökologie festlegt und nicht auf einen
bestimmten Gebäudetyp beschränkt ist. Dieser Standard ist ebenfalls durch Umbauten und
Sanierungen erreichbar.15 Passivhäuser kommen gänzlich ohne seperates Heizungs- oder
Klimatisierungssystem aus. Der Heizwärmebedarf von weniger als 15 kWH/m^2 (entspricht
einem Energiegehalt von ca. 1,5 l Heizöl) pro Jahr wird unter Einsatz passiver Techniken
herbeigeführt. Zugeheizt werden dürfen maximal 10 W/m^2.16

15
(Frey, 2019), S.5.
16
Vgl. (Frey, 2019), S.5
Ein typisches Passivhaus entspricht funktionellen Standards, die prinzipiell angepasst werden
dürfen, solange die Standards eingehalten werden können. Die Wärmerückgewinnung der
Abstrahlwärme von Bewohnern und Haushaltsgeräten wird mittels der besonderen
Wärmedämmung von Wänden, Fenster und Dach erreicht. Die geregelte Frischluftzufuhr für
die Bewohner sowie eine Verminderung des Wärmeverlusts erfolgt über die Lüftungsanlage.
Die spezielle Gebäudeform des Passivhauses sowie eine gute Luftdichtheit bilden wichtige
Faktoren.

Abbildung 9: Funktion eines Passivhauses (Quelle: Frey, 2019, S.6)

Die Zuheizung beim Passivhaus erfolgt zumeist über eine elektrisch betriebene Luft-Luft-
Wärmepumpenheizung über die Lüftungsanlage. Das Badezimmer weist oft eine elektrische
Fliesenheizung auf. In der Hypokaustenheizung, inspiriert von der frühen römischen
Architektur, wird, als innovativere Systemlösung, nun Warmwasser (anstelle der Warmluft
gemäß der ursprünglichen römischen Idee) transportiert.

Folgende Technologien werden in einem Passivhaus prinzipiell genutzt:

 „Optimierter Wärmeschutz der Gebäudehülle und der Fenster,


 Wärmebrückenfreie Konstruktionen,
 Solarenergienutzung durch optimale Gestaltung des Gebäudes,
 Hochwirksame Wärmerückgewinnung aus der Abluft und passiven Vorerwärmung
der Frischluft durch einen Erdspeicher,
 Optimale Luftdichtheit der Gebäudehülle.17

17
(Frey, 2019), S.6.
Zusammenfassend ist das Passivhaus dadurch charakterisiert, dass der überwiegende Teil
des Wärmebedarfs aus passiven Energiequellen stammt, wie durch Sonneneinstrahlung,
Abwärme und i.d.R. auf die klassische Gebäudeheizung verzichtet werden kann.

2.3.4 Plusenergiehaus
Das Plusenergiehaus besagt einen Energiestandard. Eine andere Bezeichnung hierfür ist
‚Energiehaus Plus‘ oder ‚Effizenzhaus Plus‘. Definiert wird dieser Energiestandard über den
Jahres-Primärenergiebedarf (Qp) und den Jahres-Endenergiebedarf. Ziel ist es, sowohl einen
negativen Jahres-Primäerenergiebedarf als auch Jahres-Endenergiebedarf zu erreichen. Es
gelten für das Plusenergiehaus die Anforderungen der EnEV sowie die Einhaltung des
Transmissionswärmeverlustes.

Ein Plus-Paket für ein Effienzhaus kann eine stromerzeugende Anlage auf Basis erneuerbarer
Energien sein, ein stationäres Batteriespeichersystem (Stromspeicher), eine Lüftungsanlage
mit Wärmerückgewinnung und eine digitale Steuerungsanlage. 18

Abbildung 10: Plusenergiehaus HOF8 Quelle: (experten, 2017)

Das Beispiel der Hofstelle im Taubertal ‚HOF8‘ zeigt einen Plusenergiehof, der mehr Energie
produzieren kann als benötigt. Dabei wurde Rücksicht auf modernes Design, höchsten
Komfort und neueste Technologien genommen. Es ist ein sanierter Bau unter der Leitung

18
Vgl. (experten, 2017)
von Klärle, Martina in Zusammenarbeit mit der Frankfurt UAS und wurde mit dem
Europäischen Architekturpreis 2015 ‚Energie + Architektur‘ ausgezeichnet. 19

Plusenergiehäuser beruhen auf drei Prinzipien:

 Die Energieffizenz des Gebäudes zu steigern,


 Den Energiebedarf der Haushaltsprozesse zu senken,
 Erneuerbare Energien einzusetzen.20

Das Null-und Plus-Energiehaus sind Niedrigenergiekonzepte und bauen auf der Entwicklung
des Passivhauses auf. Als Green Buildings vereinen sie einen hohen Komfort, eine optimale
Nutzungsqualität und einen minimalen Energie- und Ressourcenbedarf unter
wirtschaftlichen Bedingungen.

Auf internationaler Ebene gibt es jedoch in fast jedem Land eigene Ansätze und Standards,
die nicht unmittelbar miteinander vergleichbar sind. In Deutschland werden Photovoltaik
gefördert, Geothermie, Solarthermie, Biogas-Anlagen sowie Energiesparmaßnahmen bei der
Sanierung von Altbauten. Politischer als auch gesellschaftlicher Diskussion ausgesetzt sind
die Optimierungsmaßnahmen und Förderungen insbesondere bei Althaussanierungen. 21

2.3.5 der klimaaktiv Standard – www.klimaaktiv.at

Klimaaktiv Bauen und Sanieren steht für Energieeffizienz, Ökologische Qualität, Komfort und
Ausführungsqualität. Um die Qualität eines Gebäudes messbar und vergleichbar zu machen,
wurde der klimaaktiv Gebäudestandard entwickelt. Er zeichnet Gebäude aus, die besonders
hohen Anforderungen entsprechen. Die Bewertungskategorien sind im Kriterienkatalog
definiert. Jedes Gebäude kann hierbei online kostenlos deklariert und bewertet werden. 22

Das Bundesministerium Österreichs für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation


und Technologie gibt Kriterienkataloge heraus, je nach Einsatzszenarium. Zu den
Basiskriterien-Katalogen kommen Kriterienkataloge für Gebäudetypen, für Wohnbauten im
Neubau und Sanierungen und für Dienstleistungsgebäude im Neubau und Sanierungen
hinzu. Auf der klimaaktiv Deklarationsplattform (klimaaktiv.baudock.at) stehen die

19
(experten, 2017)
20
Vgl. (experten, 2016)
21
(Bauer, 2013), 12f.
22
(BM für Klimaschutz)
verschiedensten Kriterienkataloge23 in der Langfassung zum Download zur Verfügung,
jeweils für Neubau, Sanierung und Sanierung im Denkmalschutz.

Die Empfehlungen des klimaaktiv-Standards für Siedlungen und Quartiere, herausgegeben


2020 (aktualisiert im Oktober 2020)24, stellen zunächst überblicksmäßig die Faktoren des
Standards dar und kristallisieren hieraus die erforderlichen Handlungsfelder. Der Städtebau,
die Qualität der Infrastruktur als auch die Qualität der Planung stehen hier im Vordergrund.
Mit dem Sammelbegriff Infrastruktur werden die Mobilitätsstruktur, Energie- und
Wasserversorgung abgedeckt; Planungsqualität umfasst Organisationsstrukturen,
Zielsetzungen und Beteiligungsformate.

Abbildung 11: Aufteilung der klimaaktiv Kriterien, /Quelle: Mair, 2020, S. 6)

Das Organigramm zeigt anhand der Punkteverteilung in einem 1000-Punktesystem die


Gewichtung der einzelnen Faktoren. Aus den Kriterien können lokale Steuerungsgruppen für
individuelle Kombinationen ausgewählt werden. Mindestens 50 % müssen hierbei in jeder
Bewertungskategorie erfüllt sowie der Nachweis der Klimaverträglichkeit erbracht werden,
um das Ziel die Auszeichnung ‚Klimaverträgliche und lebenswerte Siedlung‘ respektive
Quartier verliehen zu bekommen.25 Es handelt sich um sehr hoch angesetzte Kriterien, die
zukunftsfit im Sinne der Ziele des nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) zu betrachten
sind.

23
Kriterienkataloge für: Wohnbauten, Bürobauten, Bildungsbauten, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser,
Veranstaltungsbauten, Beherbergungsbetriebe, Sportstätten, Handelsbauten und sonstige Gebäude wie
Gewerbebauten. Vgl. (Baudock, 2020)
24
(Mair, 2020)
25
Ebda., S. 8
Hinsichtlich des Faktors Gebäude sind hier die Lebenszykluskosten, Gebäudestandards und
eine angemessene Nutzungsdichte der Bewertung ausgesetzt.
Lebenszykluskosten besagen, ob und wie Wirtschaftlichkeitsberechnungen für verschiedene
Bauteilvarianten und Energiesystemvarianten durchgeführt werden und inwieweit diese
Einfluss auf weitere Entscheidungen haben.

Gebäudestandards sollten bestmöglichst umgesetzt werden und für einen optimalen Betrieb
sorgen. Betroffen hiervon sind die Gesamtenergieanforderungen für die Bereiche Erstellung,
Betriebsenergie und Mobilität sowie weitere Aspekte des nachhaltigen Bauens.
Gebäudequalitäten werden mittels Labels extern qualitätsgesichert.

Die Nutzungsdichte wird bewertet hinsichtlich der geplanten Nutzungsdichte pro Person und
Nutzungsart sowie des Angebots an flexibel nutzbaren Raumangeboten.26

Diese Neuauflage des klimaaktiv Kriterienkatalogs 2020 verlautbarte weitere Schärfungen


angesichts der CO2 -Neutralität und unternahm eine Anpassung an den Klimawandel. Neu ist
der grundsätzliche Ausschluss fossiler Energieträger bei klimaaktiv Gebäuden. Somit nehmen
die Wärmeversorgung und der Wärmebedarf einen zentralen Stellenwert ein. Das Klima soll
möglichst wenig belastet werden und Solarenergie soll vor Ort thermisch oder durch PV-
Anlagen genutzt werden. Nicht mehr zulässig im Neubau als auch bei Sanierungen mit
Austausch des Wärmeerzeugers sind Kohle, Öl- und Gasheizungen. Es ist dies ein klares
Zeichen zur Dekarbonisierung und zugleich eine Forcierung des Umstiegs auf Erneuerbare
Energien.27

Hinsichtlich der Infrastruktur und einer umweltfreundlichen Mobilität werden Konzepte


nahegelegt, als auch für die Begrünung, Energieflexibilität, Kreislauffähigkeit sowie
Tageslicht. Der GFF (= Grün- und Freiflächenfaktor) berücksichtigt die Themen
Gebäudebegründung und Versiegelung. Unter Kreislauffähigkeit und einem Rückbaukonzept
wird die Wiederverwendung bzw. die Verwertung der eingesetzten Materialien verstanden.
Die Versorgung von Tageslicht im Wohnbau soll Einsparpotenziale bieten.28

26
Vgl.Mair, 2020, S.16
27
(Klimaschutz)
28
Ebda.
2.4 energieautarke Gebäudetechnik
Bei den unter 2.3 genannten Gebäudekonzepten spielt die Reduktion des Energieverbrauchs
und eine effiziente, klimaschonende Energienutzung eine wesentliche Rolle. Die Gebäude
sind in einer idealisierten Form energieautark und produzieren sogar einen
Energieüberschuss. ‚Neue Gebäudetechnologien‘ bilden die Grundlage von innovativen,
ökologisch nachhaltigen, intelligenten Häusern, die zumeist über ihre Energiebilanzen
definiert werden. Ganze Stadtkonzepte bedienen sich technoider Ansätze, die zum Teil in
eine semantische Phraseologie abdriften. Es geht um Superlative und um Prestigeobjekte,
die als zukunftsweisende Paradigmen für eine aktive, lebenswerte Stadt gelten wollen. Die
Gebäude bzw. einzelne Quartiere/Stadtvierteln mutieren zu ghettoartigen Satellitenstädten.
Begriffe wie ‚Energieautarkie‘ werden zunehmend inflationär gebraucht, die Normierungen
hierfür sind unpräzise und oftmals unklar. Sind energieautarke Gebäude gleichzeitig auch
zwingend nachhaltig und klimaneutral? Handelt es sich um Nullemissions-Objekte?

Visionäre, ambitionierte Gebäude mit einem hochkomplexen Technisierungsstandard gaben


Anlass für die Gegenbewegung des autarkie-team29 rund um Timo Leukefeld. Er setzt auf
weniger Technik und in der Wärmeversorgung ganz auf Strom. Anfangs bekannt geworden
durch seine Solarthermieanlagen, verwendet er nun keine Solarthermie mehr. Das Konzept
des autarkie.teams will Häuser von Energieverbrauchern zu Energieerzeugern verwandeln
unter Nutzung der Energiequelle Sonne. Diese Enttechnisierung unter weitestgehendem
Verzicht auf konventionelle Haustechnik soll einem wartungsfreien Gebäude nahekommen.
Denn „in Zukunft werden die Kosten für Wartung und Reparaturen der vielen Haustechnik
die gesparten Energiekosten übersteigen.“30 Leukefelds Gebäudetechnik rankt sich um
zentrale Begriffe wie ‚Energieautarkie‘, ‚doppelte Disruption‘31, ‚Enttechnisierung‘und
‚Energieflat‘.32

Laut einer Studie des Umweltbundesamt Österreichs (UBA) sind zwar Maßnahmen, die den
Energiebedarf und CO2 Emissionen von Gebäuden verringern, sinnvoll, allerdings jene
Gebäudekonzepte, die auf eine autarke Energieversorgung, nicht. Die Begründung für diese
Aussage liegt in der Ermittlung des Energiebedarfs von Gebäuden: denn es gilt nicht nur die

29
(Leukefeld, 2021)
30
Ebda.
31
‚Disruption‘ im technischen Kontext: eine bestehende Technik wird durch eine neue ersetzt. Bei Leukefeld:
strombasierte Hauskonzepte (neu), klassische (wassergeführte) Haustechnik weg.
32
(Kopp, 2021)
Nutzungsphase des Gebäudes zu betrachten, sondern das Gebäude muss ganzheitlich
hinsichtlich des Energiebedarfs evaluiert werden, d.h. der Energieaufwand für die
Herstellung, Instandhaltung und auch das Lebensende der Gebäudekonstruktion (‚graue
Energie‘) sind von Bedeutung. Das Ergebnis der Studie besagt, dass autarke
Gebäudeenergiekonzepte derzeit gesamtwirtschaftlich und ökologisch nicht zielführend
sind. Für die regenerative Stromerzeugung, Wasserstoffherstellung – und speicherung ist ein
hoher technische Aufwand nötig, sodass der gebäudeseitige Aufwand für autarke Gebäude
weder aus Kostengründen noch durch Einsparungen an CO2 – Emissionen zu rechtfertigen
sei. Es wird daher als zentraler Baustein für die Senkung des Energieaufwands auf die
Verwendung von Wärmepumpen und Fernwärme verwiesen.33

2.4.1 Definition energieautarken Bauens


Eine begriffliche Definition von ‚Energieautarkie‘ im Baukontext bedarf einer konzeptuellen
Überlegung und muss zunächst abgegrenzt werden vom Begriff der ‚Autonomie‘.
Autonomie meint, eine selbstbestimmte Entscheidung treffen zu können, innerhalb
durchaus weit gefasster Systemgrenzen. Dies bedeutet im hier vorhandenen Kontext, dass
Energie auch aus der Umgebung herangezogen werden kann, unter Berücksichtigung der
freien Wahl der Energiequelle. ‚Autarkie‘ differenziert strenger hinsichtlich der
Systemgrenzen. Hier dienen Energie-, Stoff-, Wertströme als Bezugsgrößen. Unterschieden
wird auch zwischen ‚bilanzgerechter Autarkie‘ und ‚lastgerechter Autarkie‘. Zudem ist die
Bilanzierung der ‚grauen Energie‘ nicht geklärt.34 Die ‚bilanzielle Autarkie‘ summiert die
erzeugte Energie mit der verbrauchten Energie. Die enthaltene Diachronie von erzeugter
Energie und verbrauchter Energie ist jene Lücke, die derzeit das Stromnetz schließt.

Im Kontext des energieautarken Bauens ist v.a. die lastgerichtete Energie-Autarkie


heranzuziehen mit der Systemgrenze des Grundstücks.

„Ein energieautarkes Haus ist demnach ein Gebäude, das sich selbst in Echtzeit, also ohne
Verbindung nach außen, mit Energie versorgen kann.“35

33
(haustec.de, 2019)
34
(Schmidt, 2016), S.101
35
(Schmidt, 2016), S. 102
2.4.2 Heizungen und Heizgeräte
Die Temperatur der Luft in Räumen sowie die Luftfeuchtigkeit als auch die Luftbewegung
(Zug) bestimmen das Raumklima, das wesentlich zur Wohnqualität und Behaglichkeit
beiträgt. Innere und äußere Lasten beeinflussen Temperatur und Feuchtigkeit maßgeblich.
Zu den inneren Lasten zählen die Gebäudenutzer mit ihrem Wärme- und Feuchteeintrag, der
von der jeweiligen Tätigkeit abhängt. Die menschliche Kerntemperatur schwankt über den
Tag und steigt bei körperlicher Aktivität um bis zu zwei Grad Celsius.

Abbildung 12: Behaglichkeit Luftgeschwindigkeit/Raumlufttemperatur (Quelle: Frey, 2019, S. 276)

Die Abgabe der Wärme des menschlichen Körpers an die Umgebung erfolgt durch die
Strahlung von der Haut- und Kleideroberfläche an die kälteren Raumwände,
Geräteoberflächen und Möbelflächen, durch die Leitung und Konvektion von der Haut- und
Kleideroberfläche an die Raumluft, durch Verdunstung und die warme Ausatemluft. 36

Eine weitere innere Last stellen Geräte und Maschinen dar, durch Wärme und Luftzug,
Geruchsbelastungen und Schadstoffe. Waschen, Duschen und Kochen erhöhen ebenfalls die
Luftfeuchtigkeit.

36
Vgl. Frey 2019, S.279.
Äußere Lasten stellen die solare Einstrahlung, die Wärmeleitung durch Wände, Fußboden
und Decke sowie die Änderung von Temperatur und Luftfeuchte durch Luftführung dar. 37

Im Inneren von Passivhäusern sind keine traditionellen Öfen und Heizkörper vorhanden.
Mittels passiver Techniken wird der Heizwärmebedarf von weniger als 15 kWh/m 2 pro Jahr
gedeckt. Durch die besondere Wärmedämmung der Wände, Fenster und des Daches wird
eine Wärmerückgewinnung der Abstrahlwärme von Bewohnern und Haushaltsgeräten
erreicht. Wärmeverlust wird durch die Lüftungsanlage geregelt. Die Zuheizung beim
Passivhaus erfolgt über elektrische Heizregister oder eine elektrisch betriebene Luft-Luft-
Wärmepumpenheizung über die Lüftungsanlage. Vor allem im Bad werden elektrische
Fliesenheizungen verwendet. Als innovative Lösung wird die Hypokaustenheizung erachtet. 38

Bei Gebäuden, die Solarenergie nutzen, werden die Räume zumeist mit Flächenheizungen
mit niedriger Vorlauftemperatur in der Form von Wandheizungen oder Fußbodenheizung
beheizt. Diese Gebäude erreichen eine solare Deckungsrate von über 70 %. Ein Kaminofen
mit Wärmeübertrager kann den übrigen Wärmebedarf decken. Von einer 100 %-Lösung wird
abgeraten. Laut Timo Leukefeld sei das vollständige autarke Heizen wirtschaftlich nicht mehr
rechenbar.39

War bis in die letzten 20 Jahre die mit Gas oder Öl betriebene Zentralheizung in über 80 %
der Wohngebäude aktiv, so liegt nun bei Neubauten die Wärmepumpe auf Platz eins. Auch
die Fernwärme gewinnt zunehmend an Beliebtheit, während die Elektroheizung im Moment
als Heizung der Zukunft vermarktet wird. Die Anforderungen an eine zukunftsträchtige
Heizung sind hoch: sie muss vor allem ressourcen- und klimaschonend arbeiten, darf nicht zu
viel verbrauchen und im besten Fall kein CO2 ausstoßen. Die Wartungsarbeiten sollten gering
sein. Im Smart Home würde dann die Heizung sogar per Sprachbefehl bedienbar sein und
sich an die individuellen Bedürfnisse der Nutzer anpassen können.

Diskussionswürdige Heizsysteme mit Zukunftspotential sind laut eccuro.com40 die

 Gasheizung mit Solarthermie (nicht im Neubau),


 Wärmepumpe mit Solarthermie und Photovoltaik,
 Elektroheizung mit Solarstromanlage.
37
Vgl. (Frey, 2019), S. 273.
38
(Frey, 2019) S. 5.
39
(eccuro, 2015)
40
https://www.eccuro.com/artikel/928-heizung-der-zukunft-wie-sieht-sie-aus
Wärmepumpen wandeln „thermische Energie aus einem Reservoir mit niedriger Energie
unter Aufwendung von technischer Arbeit in Nutzwärme mit höherer Energie um.“ 41
Unabhängig davon, in welcher Form die Umweltenergie auf der Erde gespeichert ist, der
Prozess der Wärmepumpe ist immer derselbe. Es wird zwischen verschiedenen Arten von
Wärmepumpen differenziert, die dem Anschluss der Wärmepumpe an die Energiequelle
Rechnung tragen. Luftwärmepumpen saugen Luft direkt aus der Umgebung an, während
Erdwärmepumpen aus langen Sonden bestehen, die in Erdbohrungen eingebracht werden.
Weitere Arten von Wärmepumpen sind: Wasser-Wärmepumpe, Eisspeicher-Heizung,
Wärmepumpe zur Abwasserwärmerückgewinnung. Der Einsatz von Wärmepumpen kommt
v.a. in gut gedämmten Gebäuden mit großen Heizflächen zugute. Je geringer der
Wärmebedarf und je niedriger die Vorlauftemperaturen im Haus sind, umso sparsamer
arbeitet diese Art von Heizung. Die elektrische Energie über eine Photovoltaikanlage mit
Stromspeicher kann als Zuheizung verwendet werden und eine Solarthermieanlage sorgt für
warmes Wasser, wodurch die Wärmepumpe entlastet werden kann. Voraussetzung für diese
zukunftsträchtige Art des Heizens ist die optimale Planung des Hauses, im Idealfall in einer
monolithischen Bauweise, wodurch viel Wärme gespeichert werden kann. 42

Als physikalische Grundlage für das Funktionsprinzip von Wärmepumpen reicht der erste
Hauptsatz der Thermodynamik nicht aus. Dieser fungiert zwar als Gesetz von der Erhaltung
und Umwandlung der Energie, sagt aber nichts über die Richtung der thermodynamischen
Prozesse aus. Zwar ist es denkbar, eine Maschine, deren Energie in Form von Wärme eines
außerhalb befindlichen Körpers stammt, zu betreiben, doch die Umwandlung einer
Wärmemenge aus einem Wärmespeicher in die äquivalente Arbeit ist laut dem zweiten
Hauptsatz der Thermodynamik unmöglich. Der Prozess ist reversibel, ist wird keine Arbeit
geleistet. Eine Maschine zwischen zwei verschiedenen Temperaturniveaus 1 und 2 (1 > 2)
kann als Wärmekraftmaschine oder als Wärmepumpe arbeiten. Als Wärmekraftmaschine
erfolgt eine Abgabe von Arbeit W, ein Wärmeentzug Q1 bei 1 und die Wärmeabgabe Q2 bei
2. (W < 0, Q1 > 0, Q2 < 0). Bei der Wärmepumpe wird Arbeit zugeführt und die Maschine
entnimmt aus dem kälteren Reservoir die Wärmemenge Q2 und führt eine Wärmemenge Q1
an das wärmere Reservoir bei 1 ab. (W > 0, Q1 < 0, Q2 > 0).43

41
(Frey, 2019), S. 325.
42
https://www.eccuro.com/artikel/928-heizung-der-zukunft-wie-sieht-sie-aus
43
Vgl. Frey, 2019, S. 326 ff.
Abbildung 13:Prinzip der Wärmekraftmaschine (a) und Prinzip der Wärmepumpe (b) (Quelle: Frey, 2019, S. 326.)

Zu erwähnen ist im Rahmen einer autarken Energieversorgung noch die


Brennstoffzellenheizung und der Wasserstoff-Elektrolyseur.44 Eine Brennstoffzellenheizung
ist eine Kraft-Wärme-Koppelungs (KWK)-Anlage, die gleichzeitig Strom und Wärme
produziert. Bestehend aus mehreren Brennstoffzellen – je nach geforderter Leistung – wird
als Brennstoff zumeist Erdgas genutzt. Von den Brennstoffzellen wird Gleichstrom erzeugt,
von einem Inverter in Wechselstrom umgewandelt und in das Stromnetz des Smart-Energy-
Grids eingespeist. Der Heiz-und Warmwasserkreislauf wird von der Abwärme aus dem
Brennstoffzellenprozess versorgt. Aufgrund des hohen Wirkungsgrads von mit Erdgas
betriebenen Brennstoffheizungen können Heiz- und Stromkosten gespart werden, allerdings
sind sehr hohe Anschaffungskosten zu verzeichnen.45

2.4.3 Isolierungen und Fenster


 „Je höher der Wärmedurchgangskoeffizient 46, desto schlechter die Wärmedämmung
des Körpers.
 Je niedriger der Wärmedurchgangskoeffizient (= je höher der
Wärmedurchgangswiderstand47), desto besser ist die Wärmedämmeigenschaft.“48

Der Wärmedurchgangskoeffizient ist ein Maß für die Wärmedämmeigenschaften von


Bauteilen, wie beispielsweise einer bestimmten Verglasung von Fenstern. Ein kleiner U-Wert

44
Vgl.https://www.eccuro.com/artikel/906-autark-heizen-diese-loesungen-gibt-es
45
Vgl. Frey, 2019, S. 448.
46
Wärmedurchgangskoeffizient, U-Wert: die physikalische Basis zum Erbauen eines Passivhauses. Er ist ein Maß
für den Wärmedurchgang durch einen festen Körper (z.B. eine Wand) von einem Fluid (Gas, Flüssigkeit) in ein
zweites Fluid aufgrund eines Temperaturunterschiedes zwischen den Fluiden.
47
Wärmedurchgangswiderstand RT ist der Kehrwert des Wärmedurchgangskoeffizienten.
48
Ebda, S. 7.
ist weniger wärmedurchlässig. Sollen die Eigenschaften der verwendeten Materialien
ermittelt werden, so ist der Wärmedurchlasskoeffizient zu nutzen.49

Die Temperaturleitfähigkeit gibt an, wie schnell sich eine Temperaturänderung in einem
Material ausbreitet. Wärmeleitfähigkeit und Wärmespeichervermögen stehen hier in
Relation. 50

„Wärmedämmstoffe sind Materialien mit geringer Wärmeleitfähigkeit und reduzieren


Wärme- oder Kälteverluste.“51 Bauphysikalische Eigenschaften von Dämmstoffen sind:
Wärmeleitfähigkeit, dynamische Steifigkeit, Rohdichte (geringere Rohdichte besagt einen
höheren Wärme-Dämmwert), Wasserdampfdiffusionswiderstand, spezifische
Wärmekapazität und Kapillarität.52

Gebräuchliche Dämmstoffe sind geschäumte Kunststoffe, Polystyrol (EPS oder XPS),


Polyurethane, Phenolharze/Phenoplaste, Polyethylen, Elastomere auf Kautschuk-Basis usf.
und Mineralwolle, Schaumglas und Vakuum-Dämmplatten.53

Es werden drei Arten der Gebäudedämmung unterschieden: Außendämmung,


Kerndämmung und Innendämmung. Bei letzterer kommt es zur Problematik der
Wärmebrücken und des Tauwassers.54

Der Anteil von Fensterflächen hat im Verhältnis zu den Fassadenflächen stetig zugenommen
und dadurch kommt es zu einem vermehrten Einfluss der Fenster auf den Energiehaushalt
des Gebäudes. Sonneneinstrahlung bewirkt eine erhöhte Raumtemperatur, wodurch Energie
in die Raumklimatisierung investiert werden muss. Durch Abstrahlung aus den Räumen
durch die Fenster kommt es wiederum zu Energieverlusten.

„Ein Fenster ist daher Wärmesenke oder Solarkollektor, und in die Energiebilanz gehen
sowohl der Wärmedurchgangskoeffizient als auch der Gesamtenergiedurchfluss ein.“ 55

Es wird die Verwendung von Isolierglas empfohlen. Dieses ist an mindestens einer
Innenfläche mit wärmedämmenden- und Sonnenschutzschichten zu belegen, um die

49
Frey, 2019, S.10 ff.
50
Ebda.
51
(Frey, 2019),S. 20.
52
Ebda. S.21f.
53
Ebda. 33ff.
54
Frey, S.39.
55
Frey, S. 53.
Energiebilanz zu verbessern. Folgende Faktoren bestimmen die Wärmeverluste einer
Isolierglasscheibe: Anzahl und Dicke der Gasschichten und Art des Gases, Anzahl der
Glasscheiben, die Beschichtung der Glasscheiben, um die Verluste durch Wärmestrahlung zu
vermindern, wobei die Dicke der Glasscheiben keinen Einfluss darauf hat. Die
Wärmeleitfähigkeit des Randverbundes und der Glashalteleisten (Einbausituation am
Scheibenrand), der Neigungswinkel der Isolierglasscheibe, das solare Strahlungsangebot
(Süd- oder Nordausrichtung, Grad der Beschattung, Sonnenscheindauer in der Heizperiode).
Isolierglasfenster, die einen UW- Wert von 0,8 W/(m2 K) oder besser haben, gelten als
Passivhausfenster.56

Abbildung 14: prinzipieller Aufbau eines Isolierglasfensters (Quelle: Frey, 2019, S. 54.)

Verschiedene Arten von Schichtsystemen bei Fenstern haben neben einer


Wärmedämmfunktion auch eine schallreduzierende (Lärmschutzfenster) Wirkung als auch
eine Sonnenschutzwirkung. So sind Systeme mit metallischen Schichten, wie Gold oder
Kupfer, absorptionsfähig, sodass der Gesamtenergiedurchfluss erheblich reduziert werden
kann. Am aktuellen Stand der Technik sind Dreifachverglasungen mit einem wärmetechnisch
verbessertem Randverbund. Maximal möglich ist derzeit ein Ug- Wert57 von etwa
0,4 W/m2.58

56
Frey, 2019, S. 53.
57
Der Wärmedurchgangskoeffizient wird bei Isolierglas als UG-Wert (g= glazing) angegeben. (ebda, S. 56).
58
Vgl. Frey, S.64.
2.4.4 Speichersysteme
Zur Schaffung der nötigen Flexibilität in der Energieversorgung ist der Trend dahingehend,
dass die Gebäude der Zukunft auch Speicherfunktionen übernehmen müssen. Stromangebot
und Stromverbrauch treten zeitlich oft versetzt auf. Allgemein gilt, dass Speicher teuer und
verlustbehaftet sind, insbesondere betrifft dies Batteriespeicher wie Lithium-Ionen-Speicher,
die für private Haushalte eingesetzt werden. Lithium ist allerdings ein hochreaktiver Stoff
und leicht entzündlich. ESS (Energy Storage Systems) (Lithium) haben eine erwartete
Lebensdauer von etwa 20 Jahren. Bei der Elektromobilität und für stationäre Speicher sind
LIon-Speicher ideal, weil ihre CRate (Verhältnis von Be- oder Entladestrom und Akku-
Kapazität resp. den Leistungs/Energieverhältnis) effizient ist.59

Wärmespeichersysteme speichern solar gewonnene Wärmeenergie über längere Zeiten. Im


Einsatz sind thermochemische Wärmespeicher (Wärme wird gespeichert durch endotherme
Reaktionen und durch exotherme Reaktionen wieder abgegeben, z.B. Sorptionsspeicher mit
Silicagel), Latentwärmespeicher (funktionieren durch die Ausnutzung der Enthalpie
thermodynamischer Zustandsänderungen eines Speichermediums, zumeist beim
Phasenübergang fest-flüssig und umgekehrt), Beton-Erdspeicher und Puffer-
Wärmespeicher.60

Der Erdspeicher ist eine interessante Alternative. An heißen Tagen wird die nicht benötigte
Energie in der Erde gespeichert. In der kalten Jahreszeit kann dann das Brauchwasser und
die Gebäudeluft erwärmt werden. Installierte Sensoren zeigen an, wann die Wasser- bzw.
PCM-Speicher voll sind und leiten dann die Wärme in das Erdreich weiter.

59
(Schmidt, 2016), S. 67.
60
Vgl. Frey, S.114 ff.
Abbildung 15: Beton-Erd-Speicher (Konzept nach W.Kühnel), Quelle: Frey 2019, S. 112.

Aufbauend auf dem Sonnenhaus-Konzept des Sonnenhaus-Instituts e.V. liegt der


Schwerpunkt auf der Nutzung kostenloser Sonnenwärme. Die Solarthermieanlage mit einer
Kollektorfläche von fast 50 m2 speichert über einen saisonalen Speicher mehrere Monate die
erneuerbare Energie. Der Langzeitwärmespeicher mit einem Fassungsvermögen von etwa
9 m3 (9000 Liter Wasser) bildet energetisch als auch architektonisch den Kern des
Gebäudes.61

Mit einem Solarstromspeicher lässt sich der Eigenverbrauchsanteil einer PV-Anlage steigern.
Im Smart Home steuert die Elektronik die optimale Nutzung der Sonnenenergie. Der
Stromfluss zwischen der PV-Anlage, den Elektrogeräten im Haushalt, dem Stromspeicher
und dem öffentlichen Netz wird abgeglichen. Zuerst wird der momentane Stromverbrauch
im Haus gedeckt, produziert die PV-Anlage allerdings mehr Strom, so wird dieser in einem
PV-Stromspeicher geladen. Ist dieser Speicher voll, so wird der überschüssige Strom ins Netz
eingespeist.

Den Schwerpunkt des energieautarken Hauses am Beispiel in Brütten bildet neben der
Energiegewinnung auch die intelligente und effiziente Speicherung. Batteriespeicher gelten
als Kurzzeitspeicher für bis zu 200 kWh Strom. Ein Elektrolyseur schafft eine zusätzliche
Kapazität von bis zu 4000 kWh. Er wandelt überschüssigen Strom in Wasserstoff um, der
dann in einem Wasserstoffspeicher lagert.62

61
(eccuro, 2015)
62
(eccuro, 2015)
Abbildung 16: Solarstromspeicher Erzeugungsdiagramm (Quelle: (Energiesparverband, 2020), S.9.

Die elektrische Energie, erzeugt aus der Brennstoffzellenheizung bzw. von der Photovoltaik,
müssen in einem Akkumulator gespeichert werden.63

Bei der Brennstoffheizung wird Wasserstoff benötigt, der durch Elektrolyse 64 gewonnen
werden kann. Die Speicherung von Wasserstoff ist durchaus herausfordernd, angesichts der
Tatsache, dass Wasserstoff bei Umgebungstemperatur gasförmig ist und daher eine sehr
geringe volumetrische Energiedichte besitzt – weil eine hohe volumetrische Energiedichte zu
erreichen angestrebt wird. Die Druckspeicherung speichert Wasserstoff zwischen 200 und
700 bar und ist die einfachste Form der Wasserstoffspeicherung.

„Soll eine Brennstoffzelle für Smart Energy Systeme zur Stromerzeugung genutzt werden
und die Wasserstoff Erzeugung mittels Elektrolyse erfolgen, um den Wasserstoff
anschließend druck[zu]speichern, muss man eine Batterie von Druckbatterien installieren.“ 65

Soll beispielsweise ein Gebäude für 20 Tage von einer Brennstoffzelle mit elektrischer
Energie versorgt werden, werden 200 Nm3 Wasserstoff benötigt. Der Gesamtwirkungsgrad,
der sich aus Elektrolyse, Verdichtung und anschließender Umwandlung in Strom
zusammensetzt, beträgt maximal 15-20 % bei einer Brennstoffzelle. Bei Verwendung einer
Windkraftanlage zur Erzeugung von Wasserstoff sinkt der Wert auf 7-8 % ab. 66

63
Vgl. Frey, S. 449.
64
Es werden drei Elektrolyseverfahren unterschieden: alkalische Wasser-Elektrolyse, Membran-Elektrolyse und
Hochtemperatur-Elektrolyse. (Frey, S. 452.)
65
Frey, S. 354.
66
Vgl. Frey, S.454.
Abbildung 17: Nettospeicherdichte in Abhängigkeit von Druck und Temperatur (Quelle: Frey ,2019, S. 454).

Langfristig kann davon ausgegangen werden, dass sich Windenergie in Kombination mit
Photovoltaik und Batteriespeichersystemen weltweit zur günstigsten Form der
Stromproduktion entwickeln wird. Smart Grid Systeme bilden wohl zukünftig das flexible
Rückgrat der Stromverteilung und Erzeugung.67

2.4.5 Smart Homes und Intelligente Steuerung


‚Smart‘ ist eine Wohnung, ein Gebäude dann, wenn sie neue Anwendungsmöglichkeiten im
Bereich der Digitalisierung in überdurchschnittlich hohem Maß nutzt und die allgemeine
Vernetzung obligat ist.

„Gebäudeautomation wird nach VDI 3814 wie folgt definiert: ‚Einrichtungen, Software und
Dienstleistungen für automatische Steuerung und Regelung, Überwachung und Optimierung
sowie für Bedienung und Management zum energieeffizienten, wirtschaftlichen und
sicheren Betrieb der technischen Gebäudeausrüstung.‘“ 68

Bei dieser Definition fehlt die für den Auftraggeber (Bauherrn) oftmals wichtigste Funktion,
die des Komforts. Denn bei aller Technisierung ist diese nur dann sinnvoll, wenn sie auch

67
Vgl. Frey, 2019, S. 269.
68
(Schäfer, o.J.)S.15
vom Nutzer akzeptiert wird, die Sinnhaftigkeit dahinter verstehen kann.
Dem Endkunden muss der mögliche Komfortgewinn aufgezeigt werden. So beschreibt die
Kurzbroschüre des Oberösterreichischen Energiesparverband69 Smart Homes als ein
‚intelligentes‘ Wohnen, in dem „Haustechnik-Komponenten und Elektrogeräte vernetzt“
sind. Über die Regelung mittels Software werden bestimmte Vorgänge automatisiert. Die
Technik selbst ist über ein zentrales Bedienelement steuerbar. Ziel eines Smart Homes ist es,
Energie zu sparen und Sicherheit und Wohnkomfort der BewohnerInnen zu steigern. 70 So
liegt der Nutzen von Smart Homes in

 Energieeinsparungen (bis zu 59 %),


 Mehr Komfort im Alltag (bis zu 57 %),
 Einbruchsicherheit (bis zu 47 %),
 Technisch auf dem aktuellen Stand sein (bis zu 16 %),
 Wertsteigerung der Immobilie (bis zu 14 %).71

Smart Homes ermöglichen insbesondere für beeinträchtigte oder ältere Personen mehr
Selbstständigkeit: das Ambient Assisted Living (AAL)72 übernimmt beschwerliche
Routineaufgaben, Notfallsysteme geben bei Bedarf Alarm. Ein großer Vorteil, um hohe
Stromverbräuche leichter zu entdecken, bildet der Einsatz von Smart Metern, intelligente
Zähler für Energie.

Die aktuellen Gegenargumente für Smart Homes liegen primär in der Sorge um den Eingriff
in die Privatsphäre, den hohen Anschaffungskosten, der Unvertrautheit mit
Automatisierungssystemen, einer unbestimmten Angst vor Hacker-Attacken und in das
geringe Vertrauen in die technische Ausgereiftheit.

Gängige Smart-Home Funktionen und hinzukommende Raffinessen sind individuell


abzuklären. Anhand von Checklisten kann geprüft werden, wieviel an Automation in die
Wohnung bzw. das Eigenheim investiert werden soll:

Heizung: es kann bestimmt werden, dass die Solltemperatur für jeden Raum einzeln wählbar
sein soll, die Zeitprogramme für jeden Raum einzeln programmierbar sein sollen, die
Raumheizung nur bei echter Anwesenheit eingeschaltet werden sein soll
69
(Energiesparverband, 2020)
70
Vgl. (Energiesparverband, 2020), S. 2.
71
Vgl. ebda., S. 3.
72
Umgebungsunterstütztes Leben
(Anwesenheitserkennung) und ob die Heizung automatisch abgesenkt werden soll, sobald
ein Fenster im Raum geöffnet ist. Auch Wetterprognosen können in die Steuerung der
Heizung miteinbezogen werden.

Lüftung: die Belüftungsstärke ist manuell anpassbar, Zeitprogramme programmierbar,


Lüftung erfolgt nur bei Anwesenheit, automatisches Abschalten bei geöffnetem Fenster,
Regelung der Lüftung über die tatsächliche Luftqualität (CO2- Gehalt der Luft), im Sommer:
Nachkühlung mit Außenluft, falls diese kühler ist als die Raumluft.

Beleuchtung: das Licht ist von mehreren Stellen im Raum dimmbar, Lichtszenen sind per
Taster aufrufbar, über Bewegungssensoren wird das Licht ein- ausgeschaltet, die
Lichtsteuerung erfolgt über Helligkeitssensoren.

Verschattung: sind Zeitprogramme für eine automatische Verschattung erwünscht? Soll bei
Nutzung des Balkons/der Terrasse die automatische Verschattung aufgehoben werden? Es
kann desweiteren bestimmt werden, ob die Verschattung mit Anwesenheitserkennung
funktionieren soll. Die Verschattungssteuerung kann in Abhängigkeit der Außentemperatur
und Sonneneinstrahlung bestimmt werden. Bei Sturm können die Markisen automatisch
eingefahren werden.

Sicherheit: es ist möglich, Bewegungsmelder und Leuchten im Außenbereich zu installieren,


um potentielle Einbrecher abzuschrecken. Es kann eine Anwesenheitssimulation (Licht-
Geräuschprogramme) bei Abwesenheit bestimmt werden. Eine zentrale Anzeige gibt
Überblick, ob alle Türen und Fenster verriegelt sind. Vernetzte Brandmelder schlagen Alarm
im Brandfall bei allen Rauchmeldern im Haus. Im Brandfall fährt die Verschattung hoch,
sodass freie Fluchtwege vorhanden sind. Das System erkennt Rohrbrüche und anderen
übermäßigen Wasseraustritt.

Photovoltaik und Solar: Ist es erwünscht, dass Elektro-Autos mit überschüssigen


Photovoltaik-Erträgen geladen werden? Sollen Elektrogeräte
(Waschmaschine/Geschirrspüler) an die PV-Erträge angepasst, laufen gelassen werden? Soll
die Pool-Pumpe bei PV-Überschuss aktiviert werden? Soll die Waschmaschine mit
Warmwasseranschluss je nach Solareintrag gestartet werden? Die Wetterprognosen können
ebenfalls miteinbezogen werden.
Weitere Funktionen, die in einem Smart Home möglich sind, betreffen das Ausschalten von
bestimmten Elektro- Elektronik-geräten bei Abwesenheit (mit Zentraltaster oder
Abwesenheitssensoren), die ‚Gute-Nacht-Funktion‘, d.h. das Herunterfahren der Rollläden,
das Ausschalten von Verbrauchern und die Aktivierung der Einbruchsüberwachung. Die
Funktion der Energieverbrauchskontrolle bewirkt das automatische Aufzeichnen bzw. die
Auswertung nach Geräten und Räumen und gibt Warnung bei ungewöhnlich hohem
Verbrauch bzw. im Standby-Verbrauch. Eine sehr praktische Funktion ist die Steuerung des
Smart Homes über das Smartphone/Tablet. Ein Fernzugriff auf wichtige Funktionen ist über
das Internet von unterwegs möglich.73 Sprachsteuerung kann ebenfalls installiert werden.
Zudem gibt es die Möglichkeit der Videoüberwachung z.B. bei Haustieren oder generell als
Sicherheitsaspekt. Elektrosmog ist vermeidbar durch ein Spannungsfrei-Schalten einzelner
Räume. Und durch KI oder (Standard) manuelle Steuerung kann das System sich
selbstoptimieren, d.h. der Trend geht auf jeden Fall hin zu selbstlernenden Systemen, die
sich den NutzerInnen anpassen.74

Über Sensoren, Aktoren, Bedienelemente und Systemgeräte erfolgt im Smart Home die
Vernetzung und Automation. Als Sensoren bezeichnet man Geräte zum Erfassen von
Analogwerten (Temperatur, Helligkeit, Bewegung) oder Binärinformationen
(Schaltstellungen, Impulse von Tastern etc.) Beispiele für Sensoren sind Lichtschalter,
Bewegungsmelder, CO2-Sensoren zur Überwachung der Luftqualität, Helligkeitssensoren für
die Licht- oder Jalousiensteuerung, Verbrauchszähler für Wasser, Gas, elektrische Energie,
Wärmemengen. 75

Aktoren empfangen die Datentelegramme von der Steuerungszentrale bzw. den Sensoren
und setzen diese in Aktionen um. Beispielsweise werden Steuerbefehle für Markisen
umgesetzt. Über einen Bus steuerbare Aktoren sind Relais zum Schalten der
Raumbeleuchtung, elektrische Heizkörperventile, Temperaturanzeigen, Dimmer und Dali-
Gateways.76

Gebäudeautomation macht es möglich, Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz


gleichermaßen zu steigern. Grundlage für ein Smart Home ist die Steuer- und

73
Ein Luxus-Beispiel hierfür ist z.B. die Aktivierung der Sauna am Weg nach Hause.
74
Vgl. (Energiesparverband, 2020) S. 4 f.
75
Vgl. (Energiesparverband, 2020), S. 11.
76
Vgl. Frey, S. 495.
Regelungstechnik, deren Aufgabe darin liegt, Eingangsgrößen in eine oder mehrere
Ausgangsgrößen zu verarbeiten. Ob es sich um die Regelung oder Steuerung eines Systems
handelt, bezieht sich auf die Genauigkeit der Ausgangsgröße.77

„[…] Kennzeichen für das Steuern ist der offene Wirkungsablauf über das einzelne
Übertragungsglied oder die Steuerkette.“78

„Das Regeln – die Regelung – ist ein Vorgang, bei dem eine Größe, die zu regelnde Größe
(Regelgröße), fortlaufend erfasst, mit einer anderen Größe, der Führungsgröße, verglichen
und im Sinne einer Angleichung an die Führungsgröße beeinflusst wird. Der sich dabei
ergebende Wirkungsablauf findet in einem geschlossenen Kreis, dem Regelkreis, statt.“ 79

Die Datenübertragung innerhalb eines Gebäudes respektive einer Wohnung ist der Kern der
Gebäudeautomation in einem Smart Home und ermöglicht die Übermittlung von Befehlen
zwischen Sensoren und Aktoren. Es wird zwischen kabelgebundenen und funkbasierten
Systemen unterschieden.

Das reibungslose Zusammenspiel der einzelnen Komponenten durch eine intelligente,


dezentrale Gebäudeenergieversorgung wird durch die Vernetzung der technischen Geräte
im Rahmen eines Gebäudemanagementsystems gesteuert. Das Internet of Things (IoT), i.e.
die Vernetzung der Geräte über das Internet, spielt zunehmend eine wichtige Rolle. Etabliert
sind Bussysteme, die durch Drahtlostechniken erweitert werden.
Kompatiblitätsschwierigkeiten gibt es hinsichtlich der verschiedenen Funkverfahren. Halow
nutzt Frequenzbänder unterhalb 1 GHz, ist aber kontinental unterschiedlich. In Europa
werden Halow-Produkte im Bereich von 863 bis 868 MHz arbeiten. Halow wird eingesetzt für
sehr kurze Distanzen und bei einem sehr niedrigen Energieniveau oder mit etwas mehr
Energieaufwand für die Überbrückung von großen Distanzen. Hier ist Halow den WLAN-
Techniken im Vorteil, weil aufgrund der größeren Wellenlänge das Mauerwerk nicht bremst.
Weisen intelligente Komponenten einen Busanschluss auf, so muss darauf geachtet werden,
das gleiche Übertragungsverfahren zu nutzen, um über eine gemeinsame Busleitung Daten
austauschen zu können. Das bedeutet, dass der Zugriff auf die Busleitung eindeutig über ein

77
(Schäfer, o.J.). S.8.
78
Schäfer, o.J., S.8.
79
Ebda, S.9..
Buszugriffsverfahren geregelt sein muss und ein großer Anteil der übertragenen Daten aus
reinen Adressinformationen besteht.80

Ein wichtiges Merkmal eines intelligenten Bussystems ist der dezentrale Aufbau. Geräte
unterschiedlicher Hersteller müssen über die Bus-Topologie miteinander kommunizieren
können, was bedeutet, dass alle Geräte mit einer programmierbaren Steuerelektronik
ausgerüstet sein müssen. Die Systemtechnik, also das Bussystem, ist ein wesentlicher Teil
der Gebäudeautomation.

„Allen Bussystemen gemeinsam ist, dass sämtliche Verbraucher (= Aktoren) mit sämtlichen
Befehlsgebern (= Sensoren) über ein Medium, meist eine 2-adrige, verdrillte Kupfer-Leitung,
miteinander verbunden sind. Über diese Busleitung laufen, vergleichbar mit dem
menschlichen Nervensystem, nach bestimmten Regeln sämtliche Steuerinformationen
innerhalb des Hauses.“81 Auf dem Markt befinden sich verschiedene Bussysteme, wobei die
wichtigsten der KNX, LON und LCN Standard sind.

Abbildung 18: Ebenen der Gebäudeautomation, Quelle: Frey, 2019. S. 490.

Die Gebäudeautomation ist in drei Bereiche aufgeteilt, mit dem Fundament der Feldebene,
worin alle Daten und Funktionen erfasst werden. Auf der Automationsebene erfolgt die
Auswertung aller Informationen und auf der Managementebene oder auch Leitebene
genannt, als Spitze dieser Pyramide, werden mittels einer Anwendersoftware die Daten

80
(Frey, 2019), S.488.
81
Ebda. S. 489
visualisiert und gespeichert. Hier in der Gebäudeleittechnik (GLT) erfolgt die Überwachung
und Bedienung eines Gebäudes.82

3 Praktischer Teil
3.1 Erklärung der Methodik
3.1.1 Bestandteile der Energiebilanz
3.2 Energiebilanz für ein massiv gebautes Generationencampus
3.2.1 Aufbau des Generationencampus
3.2.2 Berechnung der Energiebilanz
3.3 Energiebilanz für ein energieautarkes Generationencampus
3.3.1 Aufbau des Generationencampus
3.3.2 Berechnung der Energiebilanz
3.3.3 Technische Realisierbarkeit des energieautarken Generationencampus
3.3.4 Wirtschaftliche Realisierbarkeit des energieautarken Generationencampus
3.3.5 Förderungen in Österreich für energieautarkes Bauen

4 Zusammenfassung

5 Literaturverzeichnis
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82
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