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„Photovoltaik-Sozialismus“: Ausbau der Er-

neuerbaren Energien geht am Verbraucher


vorbei !

25.09.2020 12:33

Ein Änderungsantrag zum EEG-Gesetzt verspricht Gro-


ßes für die Zukunft, macht die Eigenversorgung mit So-
larstrom aber unattraktiv. Aus der Industrie hagelt es
Kritik.
DEUTSCHE WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN

Bei der Energiewende wird der einfache Bürger oft vergessen. (Foto: dpa)

Die Bundesregierung will den Ausbau von Windkraft- und Photovol-


taik-Anlagen wieder in Schwung bringen. Das geht aus dem Gesetz-
entwurf zur „Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und
weiterer energierechtlicher Vorschriften“ hervor.

https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/506555/Pho…ource=mid426&f_tid=21eeefc123c382c14c6174e17574fc47 26.09.20, 08:05


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Die "Treibhausgasneutralität" für in Deutschland erzeugte und ver-
brauchte Elektrizität soll damit schon bis 2050 Realität sein. Netto
soll bis dahin in der gesamten Energie-Kette kein Kohlendioxid mehr
ausgestoßen werden.

Die Kapazitäten für Onshore-Windanlagen sollen von 54 Gigawatt


(GW) bis 2030 auf 71 GW bis 2050 steigen. Kapazitäten für Solaran-
lagen sollen sich im selben Zeitraum von 52 auf 100 GW fast verdop-
peln. Bis 2030 soll der Anteil an der Energieerzeugung durch die bei-
den wichtigsten Energieträger unter den Erneuerbaren 65 Prozent
betragen.

Große Ziele, aber wie steht es mit der Umsetzung?

Im Detail hören sich das dann so an: „Der Ausbau der erneuerbaren
Energien kann auch mittel- und langfristig nur weiter erfolgreich
sein, wenn auch das energiewirtschaftliche Zieldreieck weiterhin ein-
gehalten wird. Neben dem Umwelt- und Klimaschutz gehört hierzu
auch, dass die Kosten im Interesse einer preisgünstigen Energiever-
sorgung und bezahlbarer Strompreise begrenzt bleiben.“

Es ist sehr zweifelhaft, wie die Energieversorgung preisgünstig blei-


ben soll. Die Förderkosten für die Erneuerbaren Energien sollen mit-
hilfe von Einzelmaßnahmen reduziert werden: Vorgeschlagen wer-
den unter anderem eine Verringerung der Höchstgebote bei Aus-
schreibungen und längere Förderungen von innovativen Anlagen.

Das klingt alles nicht so wirklich überzeugend. Große Ziele zu formu-


lieren ist das eine. Etwas anderes ist es, sinnvolle und effiziente Maß-
nahmen für die Erreichung dieser Ziele festzulegen. In dieser Hin-
sicht entpuppt sich der Entwurf als erstaunlich dünn.

Weiter im Text: „Mit Blick auf eine sichere und kosteneffiziente


Stromversorgung müssen die erneuerbaren Energien außerdem stär-

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ker in den Strommarkt und das Stromversorgungssystem integriert
werden […]“

Das ist etwas seltsam formuliert. Mit der Einführung der EEG-Umla-
ge sind die Strompreise in die Höhe geschossen. Die Deutschen zah-
len mit 32,10 Cent pro Kilowattstunde weltweit die höchsten Strom-
preise unter allen Industrie- und Schwellenländern.

Eine einfache Möglichkeit, die Strompreise zu verringern, nämlich


die Senkung der EEG-Umlage wird immerhin angepeilt: Sie soll bis
2022 auf 6,0 Cent/kWh gedeckelt werden. Finanziert wird das aller-
dings über Zuschüsse im Rahmen des Konjunkturpakets in Höhe von
11 Milliarden Euro. Ein klassischer Fall von rechte Tasche – linke
Tasche.

Man könnte auch die Stromsteuer oder eine andere der diversen Ab-
gaben und Umlagen senken, die zusammen 53 % der Strompreise
ausmachen (Strombeschaffung und Netzentgelte jeweils nur rund ein
Viertel). Davon ist im 178-seitigen Änderungsantrag leider nicht die
Rede. Auch das chronische Speicherproblem der Erneuerbaren
kommt viel zu kurz.

Hürden für dezentrale Energie

Die Rede ist aber von einer „besseren Erschließung des Potenzials für
große PV-Dachanlagen“. Das zeigt sich dann darin, dass die Eigen-
nutzung von Strom aus großen Solaranlagen (100 „Kilowatt peak“)
oder mehr nicht mehr erlaubt ist und der so produzierte Strom statt-
dessen ins Netz eingespeist werden muss. Offensichtlich antizipiert
die Bundesregierung Probleme mit der Versorgungssicherheit in na-
her Zukunft (Zur Erinnerung: Der vollständige Ausstieg aus Atom-
kraft und Kohlekraft soll bis 2022 respektive 2038 beendet sein). Die
Eigenversorgung mit Photovoltaik wird laut dem Fachmagazin „pv
magazine“ auch durch Pauschalabgaben und übertriebene Mess-

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und Regelungsanforderungen behindert.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sprach trotzdem von ei-


nem "klaren Zukunftssignal für mehr Klimaschutz und mehr Erneu-
erbare Energien".

Der Bundesverband Solarwirtschaft e. V. (BSW) zeigte sich dagegen


kritisch. Alte Solarstromanlagen, die nach 20 Jahren Betriebsdauer
aus der EEG-Förderung fallen, würden nicht genug gefördert, womit
die Aufrüstung meistens nicht rentabel sein würde. Außerdem sieht
der Verband eine geringere Attraktivität von Photovoltaik-Anlagen
für den Eigenverbrauch, wenn jetzt schon Anlagen mit einer Leistung
ab 1 Kilowattpeak Smart Meter installieren müssen.

„Photovoltaik-Sozialismus“

Noch härter geht der Geschäftsführer der FENECON GmbH, Franz-


Josef Feilmeier mit der Bundesregierung ins Gericht: „Nicht nur,
dass die geplante Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetz das
Ziel der Klimaneutralität zum Jahr 2050 mehr als nur gefährdet –
den Unternehmen hierzulande wird auch noch eine Energie-Plan-
wirtschaft aufgezwungen. Photovoltaik-Sozialismus statt Marktwirt-
schaft wird jedoch zu einer Vielzahl von Problemen führen. […]

Wir diskutieren gleichzeitig über Netze, die der E-Mobilität nicht ge-
wachsen sind, anstatt selbst netzdienlich aktiv zu werden. Während
der EEG-Entwurf jede produzierte Kilowattstunde billig abgeliefert
im Netz sehen will, sollte die Motivation ja gerade sein, durch Eigen-
verbrauch und Elektrofahrzeugladung den teuren Netzausbau für die
Allgemeinheit zu vermeiden. […]

Wer Eigenverbrauch verbietet (!) und jede Kilowattstunde in ein jetzt


schon an der Grenze operierendes Netz stecken will, braucht sich um
die Energie- und Verkehrswende gar keine Sorgen mehr zu machen –

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sie hat sich dann erledigt. Der teure Netzausbau führt nur zu einer
Stärkung behäbiger zentraler Strukturen und hohen Kosten für alle,
Stichwort Netzentgelte. […] Eine intelligente und bürokratiefreie En-
ergiemarkt-Teilnahme wäre marktwirtschaftlich richtig und zielfüh-
render für einen echten Green New Deal.“

UNTERNEHMEN
Elektromobilität: In jedem Wandel stecken
Chancen

Emissionen verringern, Kosten sparen und Imagegewin-


ne erzielen – die Gründe für Unternehmen, in der Flotte
auf Fahrzeuge mit...

celtra_fin_Interscroller

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