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Beiblatt

Juni 1996

Kurzschlußströme – Berechnung der Wirkung Beiblatt 1


Teil 1: Begriffe und Berechnungsverfahren zu
Beispiele für die Berechnung DIN EN 60865-1
Klassifikation
Beiblatt 1
® zu
VDE 0103

Dieses Beiblatt enthält Informationen zu DIN EN 60865-1 (VDE 0103),


jedoch keine zusätzlichen genormten Festlegungen

ICS 29.240.00

Deskriptoren: Kurzschlußstrom, Stromwirkung, Berechnung der Wirkung

Short-circuit currents – Calculation of effects –


Examples of calculation

Courants de court-circuit – Calcul des effets –


Exemples de calcul

Fortsetzung Seite 2 bis 26

Deutsche Elektrotechnische Kommission im DIN und VDE (DKE)


Seite 2
DIN EN 60865-1 Bbl 1 (VDE 0103 Bbl 1):1996-06

Vorwort
Die erste Ausgabe der IEC 865 von 1986 enthielt im Anhang vier einfache Berechnungsbeispiele, die sich auf den
damaligen Norminhalt mit Nennspannungen bis 72,5 kV bezogen. Die zweite Ausgabe von 1993 erschien unter
der Bezeichnung IEC 865-1 mit wesentlich erweitertem Inhalt und Anwendungsbereich mit Nennspannungen bis
380 kV, jedoch ohne Berechnungsbeispiele. Sie wurde am 22. September 1993 von CENELEC als Europäische
Norm angenommen. Die Deutsche Fassung ist im VDE-Vorschriftenwerk als VDE 0103:1994-11 klassifiziert.
IEC 865-1 enthält Anweisungen zum rechten Handeln. Um die Normanwendung vor allem für weniger Erfahrene
zu erleichtern, wurde von der IEC der IEC-Report 865-2:1994-06, „Short-circuit currents – Calculation of effects.
Part 2: Examples for calculation“, als Technical Report Type 2 mit ausschließlich informativem Inhalt herausge-
geben. Da normative Festlegungen darin vermieden sind, soll daraus jetzt und später keine Europäische Norm
entstehen. Die vorliegende deutsche Übersetzung wird als Beiblatt 1 zu DIN EN 60865-1 (VDE 0103) in das
VDE-Vorschriftenwerk aufgenommen.
Um den Inhalt der Norm abzudecken, sind in diesem Beiblatt 1 sechs Beispiele aufgeführt, wovon sich fünf mit den
mechanischen und eins mit den thermischen Wirkungen des Kurzschlußstroms befassen.
Entsprechend dem erweiterten Geltungsbereich der Norm werden Anlagen mit Nennspannungen bis 380 kV
betrachtet. Der ausführlich beschriebene Rechengang verwendet ausnahmslos Größengleichungen und erlaubt,
jeden Rechenschritt der Norm leicht nachzuvollziehen. Weiterführendes Schrifttum ist im Nationalen Vorwort der
Norm DIN EN 60865-1 (VDE 0103):1994-11 aufgeführt.
Dieses Beiblatt 1 zu DIN EN 60865-1 (VDE 0103):1994-11 wurde vom Unterkomitee 121.2 „Mechanische und ther-
mische Kurzschlußfestigkeit“ erarbeitet und durch das Komitee 121 „Kurzschlußströme“ der Deutschen Elektro-
technischen Kommission im DIN und VDE (DKE) verabschiedet.
Dreipolige Kurzunterbrechung ist in Deutschland in 380-kV-Netzen nicht üblich. Die Berechnungen in den
Abschnitten 6.3.1.3, 6.3.1.4, 6.3.2.4 und 6.3.2.5 sollen jedoch die grundsätzliche Vorgehensweise zeigen.
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DIN EN 60865-1 Bbl 1 (VDE 0103 Bbl 1):1996-06

Inhalt
Seite
1 Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2 Referenzdokument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
3 Formelzeichen und Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
4 Beispiel 1: Mechanische Wirkung auf eine 10-kV-Anordnung mit biegesteifen Einzelleitern . . . . . . 4
4.1 Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
4.2 Spitzenwert der Kraft auf den mittleren Hauptleiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
4.3 Leiterspannung und Kräfte auf die Stützpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
5 Beispiel 2: Mechanische Wirkung auf eine 10-kV-Anordnung mit biegesteifen Mehrfachleitern . . . 6
5.1 Daten (zusätzlich zu den Daten in Beispiel 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
5.2 Spitzenwert der Kraft auf den mittleren Hauptleiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
5.3 Spitzenwert der Kraft auf den äußeren Teilleiter zwischen zwei benachbarten Zwischenstücken . . . . . . . 7
5.4 Leiterspannungen und Kräfte auf die Stützpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
6 Beispiel 3: Mechanische Wirkung auf eine 380-kV-Anordnung mit biegesteifen Leitern . . . . . . . . . 10
6.1 Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
6.2 Spitzenwert der Kraft auf den mittleren Hauptleiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
6.3 Leiterspannung und Kräfte auf die Stützpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
7 Beispiel 4: Mechanische Wirkung auf eine 110-kV-Anordnung mit aufgelegten Leitungsseilen . . . 15
7.1 Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
7.2 Elektromagnetische Kraft und charakteristische Parameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
7.3 Horizontale Seilauslenkung bh und minimaler Leiterabstand a min . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
7.4 Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
8 Beispiel 5: Mechanische Wirkung auf eine 380-kV-Anordnung mit abgespannten Leitungsseilen . 19
8.1 Gemeinsame Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
8.2 Teilleiter-Mittenabstand a s = 0,1 m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
8.3 Teilleiter-Mittenabstand a s = 0,4 m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
9 Beispiel 6: Thermische Wirkung auf blanke Leiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
9.1 Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
9.2 Berechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
9.3 Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

1 Anwendungsbereich
Zweck dieses Technischen Berichts der IEC ist es, die Anwendung der in IEC 865-1 angegebenen Verfahren zur
Berechnung der mechanischen und thermischen Wirkungen der Kurzschlußströme zu zeigen. Daher ist dieser
Technische Bericht eine Ergänzung zu IEC 865-1. Er verändert jedoch nicht die Grundlage für die genormten Ver-
fahren, die in jener Norm angegeben sind.
ANMERKUNG 1: Die Beispiele in diesem Technischen Bericht zeigen, wie die Berechnungen nach IEC 865-1 einfach
und leicht nachvollziehbar durchzuführen sind. Sie sind nicht zur Überprüfung von Rechnerprogrammen geeignet.
ANMERKUNG 2: Die Zahlen in Klammern am Ende der Gleichungen verweisen auf die Gleichungen in IEC 865-1.
ANMERKUNG 3: Die Systemspannungen sind Nennspannungen.

2 Referenzdokument
IEC 865-1:1993 Short-circuit currents – Calculation of effects – Part 1: Definition and calculation methods.

3 Formelzeichen und Einheiten


Für die Formelzeichen und Einheiten wird auf IEC 865-1 verwiesen.
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4 Beispiel 1: Mechanische Wirkung auf eine 10-kV-Anordnung


mit biegesteifen Einzelleitern
Grundlage für die Berechnung in diesem Beispiel ist eine dreiphasige 10-kV-Sammelschiene mit einem Leiter je
Hauptleiter. Die Leiter sind durchlaufende Balken mit Abstützungen in gleichem Abstand. Die Leiteranordnung
zeigt Bild 1.

Bild 1: Leiteranordnung

4.1 Daten
Anfangs-Kurzschlußwechselstrom beim dreipoligen Kurzschluß (Effektivwert) I″k3 = 16 kA
Faktor zur Berechnung des Stoßkurzschlußstroms κ = 1,35
Frequenz des Stromkreises f = 50 Hz
keine dreipolige Kurzunterbrechung

Anzahl der Felder ≥ 3


Stützabstand l = 1m
Leitermittenabstand a = 0,2 m

Leiter aus E-AtMgSi0,5 F17 mit Rechteckprofil


– Abmessungen b = 60 mm
d = 10 mm
– Massenbelag m′ = 1,62 kg/m
– Elastizitätsmodul E = 70 000 N/mm2
– Streckgrenze Rp 0,2 = 120 N/mm2 bis
180 N/mm2

4.2 Spitzenwert der Kraft auf den mittleren Hauptleiter


µ 4 π ⋅ 10 –7 Vs 3
( )
3 2 l 2 1,00 m
Fm 3 = 0 ip 3 = 30,6 ⋅ 10 3 A = 803 N (2)
2π 2 am 2π Am 2 0,202 m

mit

ip 3 = 2 κ I k′′3 = 2 ⋅ 1, 35 ⋅ 16 kA = 30,6 kA = 30,6 ⋅ 103 A

und dem wirksamen Abstand zwischen den Hauptleiteitern


a 0,20 m
am = = = 0, 202 m (6)
k12 0,99

mit k12 nach IEC 865-1, Bild 1, für b/d = 6, a1s = a und a /d = 20.

4.3 Leiterspannung und Kräfte auf die Stützpunkte


Die Berechnungen können nach 4.3.1 oder nach 4.3.2 ausgeführt werden.
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DIN EN 60865-1 Bbl 1 (VDE 0103 Bbl 1):1996-06

4.3.1 Vereinfachtes Verfahren

4.3.1.1 Biegespannung im Leiter


Fm 3 l 803 N⋅1,00 m
σ tot = σ m = Vσ Vr β = 1,0 ⋅ 0,73 ⋅ = 73,3 ⋅ 106 N/m2 = 73,3 N/mm2 (9, 12)
8Z 8 ⋅ 1⋅ 10 –6 m3

mit

Vσ Vr = 1,0 = (Vσ Vr ) max . nach IEC 865-1, Tabelle 2

β = 0,73 nach IEC 865-1, Tabelle 3

b d 3 0,060 ⋅ 0,010 3 4
J= = m = 0,5 ⋅ 10 –8 m4
12 12
J 0,5 ⋅ 10 –8 m4
Z= = = 1⋅ 10 –6 m3
d/2 0,005 m

Die Leiter gelten als kurzschlußfest, wenn


σ tot ≤ q Rp 0,2 (13)

mit dem Mindestwert von Rp 0,2. Bei Rechteckprofilen ist q = 1,5, siehe IEC 865-1, Tabelle 4. Dies ergibt:

σ tot = 73, 3 N/mm2 kleiner als


2
1, 5 ⋅ 120 N/mm = 180 N/mm
2

4.3.1.2 Biegekräfte auf die Stützpunkte


Fd = VF Vr α Fm 3 (15)
Nach IEC 865-1, Tabelle 2, mit dem Höchstwert von Rp 0,2 wird:
σ tot 73, 3 N/mm2
= = 0, 509
0,8 Rp 0,2 0, 8 ⋅ 180 N/mm2
Daher ist beim dreipoligen Kurzschluß
σ tot
0, 370 < <1
0, 8 Rp 0,2

Dies ergibt
0, 8 Rp 0,2 0, 8 ⋅ 180 N/mm2
VF Vr = = = 1, 97
σ tot 73, 3 N/mm2
Für die äußeren Stützpunkte (A) wird mit α A= 0,4, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdA = VF Vr α A Fm 3 = 1, 97 ⋅ 0, 4 ⋅ 803 N = 633 N
Für die inneren Stützpunkte (B) wird mit α B = 1,1, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdB = VF Vr α B Fm 3 = 1, 97 ⋅ 1,1⋅ 803 N = 1740 N

4.3.2 Ausführliches Verfahren

4.3.2.1 Maßgebliche Kennfrequenz fc und Faktoren VF , Vr und Vσ

γ EJ 3,56 7 ⋅ 1010 N/m2 ⋅ 0,5 ⋅ 10 –8 m4


fc = = = 52,3 Hz (16)
l 2 m′ (1,00 m)2 1,62 kg/m

mit
γ = 3,56 nach IEC 865-1, Tabelle 3
–8 4
J = 0,5 · 10 m siehe 4.3.1.1
Das Verhältnis fc /f beträgt 1,05. Mit IEC 865-1, Bild 4 und 2.2.2.6.2, werden die folgenden Werte für die Faktoren
VF , Vσ und Vr erhalten:
VF = 1,8
Vσ = 1,0
Vr = 1,0
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4.3.2.2 Biegespannung im Leiter


Fm 3 l 803 N ⋅ 1,00 m
σ tot = σ m = Vσ Vr β = 1,0 ⋅ 1,0 ⋅ 0,73 ⋅ = 73,3 ⋅ 106 N/m2 = 73,3 N/mm2 (9, 12)
8Z 8 ⋅ 1⋅ 10 –6 m3

mit

Vσ Vr = 1,0 ⋅ 1,0 nach 4.3.2.1


β = 0,73 nach IEC 865-1, Tabelle 3
Z = 1⋅ 10 –6 m3 siehe 4.3.1.1

Die Leiter gelten als kurzschlußfest, wenn


σ tot ≤ q Rp 0,2 (13)

mit dem Mindestwert von Rp 0,2. Bei Rechteckprofilen ist q = 1,5, siehe IEC 865-1, Tabelle 4. Dies ergibt:
σ tot = 73, 3 N/mm2 kleiner als 1, 5 ⋅ 120 N/mm2 = 180 N/mm2

4.3.2.3 Biegekräfte auf die Stützpunkte


Fd = VF Vr α Fm 3 (15)

Nach 4.3.2.1 gilt VF Vr = 1,8 · 1,0 = 1,8, was kleiner ist als der Wert 1,97, siehe 4.3.1.2.
Für die äußeren Stützpunkte (A) wird mit α A = 0,4, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdA = VF Vr α A Fm 3 = 1, 8 ⋅ 1,0 ⋅ 0, 4 ⋅ 803 N = 578 N

Für die inneren Stützpunkte (B) wird mit αB = 1,1, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdB = VF Vr α B Fm 3 = 1, 8 ⋅ 1,0 ⋅ 1,1⋅ 803 N = 1590 N

4.3.3 Ergebnis

Vereinfachtes Ausführliches
Verfahren Verfahren
Die Sammelschienenleiter sind kurzschlußfest.
Die berechneten Biegespannungen σtot betragen N/mm2 73,3 73,3
Die äußeren Stützpunkte müssen einer dynamischen
Biegekraft widerstehen von N 633 578
Die inneren Stützpunkte müssen einer dynamischen
Biegekraft widerstehen von N 1740 1590

5 Beispiel 2: Mechanische Wirkung auf eine 10-kV-Anordnung


mit biegesteifen Mehrfachleitern
Grundlage für die Berechnung in diesem Beispiel ist die gleiche dreiphasige 10-kV-Sammelschiene, wie in Beispiel
1, jedoch mit drei Teilleitern je Hauptleiter, wie im Bild 2 dargestellt. Die Querschnitte der Teilleiter betragen 60 mm
× 10 mm, wie die Einzelleiter im Beispiel 1.

Bild 2: Lage der Abstandhalter und der Teilleiter


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5.1 Daten (zusätzlich zu den Daten in Beispiel 1)


Anzahl der Teilleiter eines Hauptleiters n = 3
Teilleiter-Abmessung in Kraftrichtung d = 10 mm
Anzahl der Abstandhalter-Garnituren k = 2
Mittenabstand der Abstandhalter ls = 0,5 m
Abmessung der Abstandhalter aus AtMgSi0,5 60 mm × 60 mm × 10 mm

5.2 Spitzenwert der Kraft auf den mittleren Hauptleiter


µ 4 π ⋅ 10 –7 Vs 3
( )
3 2 l 2 1,00 m
Fm 3 = 0 ip 3 = ⋅ 30,6 ⋅ 103 A ⋅ = 811 N (2)
2π 2 am 2π Am 2 0,20 m
mit
ip 3 = 2 κ I k′′3 = 2 ⋅ 1, 35 ⋅ 16 kA = 30,6 kA = 30,6 ⋅ 103 A

und dem wirksamen Abstand zwischen den Hauptleitern


a 0,2 m
am = = = 0, 20 m (6)
k12 1,00

mit k12 nach IEC 865-1, Bild 1, für bm /dm = 60 mm/50 mm = 1,2 und a /dm = 200 mm/50 mm = 4. Die Abmessungen
bm und dm sind in IEC 865-1, Bild 2b, dargestellt.

5.3 Spitzenwert der Kraft auf den äußeren Teilleiter zwischen zwei benachbarten Zwischenstücken
2 2
µ0  ip 3  ls 4 π ⋅ 10 –7 Vs  30,6 ⋅ 10 3 A  0,5 m
Fs =   =  ⋅ = 515 N (4)
2π  n  as 2π Am  3 –3
 20, 2 ⋅ 10 m

mit
1 k12 k13 0,60 0,78 1
= + = + = (8)
as a12 a13 20 mm 40 mm 20,2 mm
mit k12 und k13 nach IEC 865-1, Bild 1:
– k12 = 0,60 für a12 /d = 20 mm/10 mm = 2 und b/d = 6
– k13 = 0,78 für a13 /d = 40 mm/10 mm = 4 und b/d = 6
oder a s nach IEC 865-1, Tabelle 1.

5.4 Leiterspannungen und Kräfte auf die Stützpunkte


Die Berechnungen können nach 5.4.1 oder nach 5.4.2 ausgeführt werden.

5.4.1 Vereinfachtes Verfahren

5.4.1.1 Biegespannung durch die Kräfte zwischen den Hauptleitern


F l 811 N⋅1,00 m
σ m = Vσ Vr β m 3 = 1,0 ⋅ 0,73 ⋅ = 24,7 ⋅ 10 6 N/m2 = 24,7 N/mm2 (9)
8Z 8 ⋅ 3 ⋅ 10 –6 m3
mit
Vσ Vr = 1,0 = (Vσ Vr ) max . nach IEC 865-1, Tabelle 2

β = 0,73 nach IEC 865-1, Tabelle 3


bd 2
0,060 ⋅ 0,010 2
Z=n = 3⋅ m3 = 3 ⋅ 10 –6 m3 nach IEC 865-1, 2.2.2.3
6 6

5.4.1.2 Biegespannung durch die Kräfte zwischen den Teilleitern


F l 515 N⋅0,5 m
σ s = Vσ s Vrs s s = 1,0 ⋅ = 16,1⋅ 106 N/m2 = 16,1 N/mm2 (10)
16 Zs 16 ⋅ 1⋅ 10 –6 m3

mit
Vσ s Vrs = 1,0 = (Vσ s Vrs ) max . nach IEC 865-1, Tabelle 2
Zs = 1⋅ 10 –6 m3 wie Z in 4.3.1.1 (Beispiel 1)
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5.4.1.3 Maximale Biegespannung im Leiter


σ tot = σ m + σ s = 24,7 N/mm2 + 16,1 N/mm2 = 40, 8 N/mm2 (12)

Die Leiter gelten als kurzschlußfest, wenn


σ tot ≤ q Rp 0,2 (13)

σ s ≤ Rp 0,2 (14)
mit dem Mindestwert von Rp0,2. Bei Rechteckprofilen ist q = 1,5, siehe IEC 865-1, Tabelle 4 oder 2.2.2.3. Dies
ergibt:
σ tot = 40, 8 N/mm2 kleiner als 1, 5 ⋅ 120 N/mm2 = 180 N/mm2
σ s = 16,1 N/mm2 kleiner als 120 N/mm2

5.4.1.4 Biegekräfte auf die Stützpunkte


Fd = VF Vr α Fm 3 (15)
Nach IEC 865-1, Tabelle 2, mit dem Höchstwert von Rp 0,2 wird:
σ tot 40, 8 N/mm2
= = 0, 283
0,8 Rp 0,2 0, 8 ⋅ 180 N/mm2

Daher ist beim dreipoligen Kurzschluß


σ tot
< 0, 370
0,8 Rp 0,2

Dies ergibt
VF Vr = 2,7
Für die äußeren Stützpunkte (A) wird mit αA = 0,4, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdA = VF Vr α A Fm 3 = 2,7 ⋅ 0, 4 ⋅ 811 N = 876 N
Für die inneren Stützpunkte (B) wird mit αB = 1,1, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdB = VF Vr α B Fm 3 = 2,7 ⋅ 1,1⋅ 811 N = 2409 N

5.4.2 Ausführliches Verfahren

5.4.2.1 Maßgebliche Kennfrequenz fc des Hauptleiters, fcs der Teilleiter und Faktoren VF , Vσ , Vσs , Vr und Vrs

γ E Js 3,56 7 ⋅ 1010 N/m2 ⋅ 0,5 ⋅ 10 –8 m4


fc = c = 0,97 ⋅ = 50,8 Hz (17)
l 2 ms′ (1,00 m)2 1,62 kg/m

mit
c = 0,97 IEC 865 -1, Bild 3c, entnommen für k = 2 und dem Verhältnis
mz 1,62 kg/m⋅0,06 m⋅2
= = 0,04
n ms′ l 3⋅1,62 kg/m⋅1,00 m

γ = 3,56 nach IEC 865-1, Tabelle 3

Js = 0,5 ⋅ 10 –8 m4 wie J in Beispiel 1

10 2 –8 4
3,56 E Js 3,56 7 ⋅ 10 N/m ⋅ 0,5 ⋅ 10 m
fcs = = ⋅ = 209 Hz (18)
ls2 ms′ (0,5 m) 2 1,62 kg/m

Die Verhältnisse sind fc /f = 1,02 und fcs /f = 4,18.


Mit IEC 865-1, Bild 4 und 2.2.2.6.2, werden die folgenden Werte für die Faktoren VF , Vσ , Vσs, Vr und Vrs erhalten:
VF = 1, 8
Vσ = 1,0
Vσ s = 1,0
Vr = 1,0
Vrs = 1,0
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5.4.2.2 Biegespannung durch die Kräfte zwischen den Hauptleitern


F l 811 N⋅1,00 m
σ m = Vσ Vr β m 3 = 1,0 ⋅ 1,0 ⋅ 0,73 ⋅ = 24,7 ⋅ 10 6 N/m2 = 24,7 N/mm2 (9)
8Z 8 ⋅ 3 ⋅ 10 –6 m3
mit
Vσ Vr = 1,0 ⋅ 1,0 nach 5.4.2.1
β = 0,73 nach IEC 865-1, Tabelle 3
Z = 3 ⋅ 10 –6 m3 siehe 5.4.1.1

5.4.2.3 Biegespannung durch die Kräfte zwischen den Teilleitern


F l 515 N⋅0,5 m
σ s = Vσ s Vrs s s = 1,0 ⋅ 1,0 ⋅ = 16,1⋅ 106 N/m2 = 16,1 N/mm2 (10)
16 Zs 16 ⋅ 1⋅ 10 –6 m3
mit
Vσ s Vrs = 1,0 ⋅ 1,0 nach 5.4.2.1
Zs = 1 ⋅ 10 –6 m3 wie Z in 4.3.1.1 (Beispiel 1)

5.4.2.4 Maximale Biegespannung


σ tot = σ m + σ s = 24,7 N/mm2 + 16,1 N/mm2 = 40, 8 N/mm2 (12)

Die Leiter gelten als kurzschlußfest, wenn


σ tot ≤ q Rp 0,2 (13)

σ s ≤ Rp 0,2 (14)
mit dem Mindestwert von Rp 0,2 . Bei Rechteckprofilen ist q = 1,5, siehe IEC 865-1, Tabelle 4. Dies ergibt:

σ tot = 40, 8 N/mm2 kleiner als 1, 5 ⋅ 120 N/mm2 = 180 N/mm2


σ s = 16,1 N/mm2 kleiner als 120 N/mm2
5.4.2.5 Biegekräfte auf die Stützpunkte
Fd = VF Vr α Fm 3 (15)
Nach 5.4.2.1 gilt VF Vr = 1,8 · 1,0 = 1,8, was kleiner ist als der Wert 2,7 nach IEC 865-1, Tabelle 2, für das verein-
fachte Verfahren, siehe 5.4.1.4.
Für die äußeren Stützpunkte (A) wird mit αA = 0,4, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdA = VF Vr α A Fm 3 = 1, 8 ⋅ 1,0 ⋅ 0, 4 ⋅ 811 N = 584 N
Für die inneren Stützpunkte (B) wird mit αB = 1,1, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdB = VF Vr α B Fm 3 = 1, 8 ⋅ 1,0 ⋅ 1,1⋅ 811 N = 1606 N

5.4.3 Ergebnis

Vereinfachtes Ausführliches
Verfahren Verfahren
Die Sammelschienenleiter sind kurzschlußfest.
Die berechneten Biegespannungen betragen σtot N/mm2 40,8 40,8
σs N/mm 2
16,1 16,1
Die äußeren Stützpunkte müssen einer dynamischen
Biegekraft widerstehen von N 876 584
Die inneren Stützpunkte müssen einer dynamischen
Biegekraft widerstehen von N 2 409 1606
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6 Beispiel 3: Mechanische Wirkung auf eine 380-kV-Anordnung mit biegesteifen Leitern


Grundlage für die Berechnung in diesem Beispiel ist eine dreiphasige 380-kV-Sammelschiene mit einem Rohr-
leiter je Hauptleiter. Bild 3 zeigt die Leiteranordnung. Dieses Beispiel enthält Berechnungen mit und ohne Kurz-
unterbrechung.

Bild 3: Anordnung der Leiter und Stützpunkte


a) Zweifeldrige Anordnung
b) Modell des Durchlaufträgers ohne Berücksichtigung des Einflusses der Stützpunkte

6.1 Daten
Anfangs-Kurzschlußwechselstrom beim dreipoligen Kurzschluß (Effektivwert) I k′′3 = 50 kA
Faktor zur Berechnung des Stoßkurzschlußstroms κ = 1,81
Frequenz des Stromkreises f = 50 Hz

Anzahl der Felder = 2


Stützabstand l = 18 m
Leitermittenabstand a = 5m
Höhe des Isolators mit Klemme hI = 3,7 m
Höhe der Stützkonstruktion hS = 7,0 m

Rohrleiter 160 mm × 6 mm aus E-AtMgSi0,5 F22


– Massenbelag m′ = 7,84 kg/m
– Außendurchmesser D = 160 mm
– Wandstärke s = 6 mm
– Elastizitätsmodul E = 70 000 N/mm2
– Streckgrenze Rp 0,2 = 160 N/mm2 bis
240 N/mm2

6.2 Spitzenwert der Kraft auf den mittleren Hauptleiter


µ 4 π ⋅ 10 –7 Vs 3
( )
3 2 l 2 18 m
Fm 3 = 0 ip 3 = ⋅ 128 ⋅ 103 A ⋅ = 10 200 N = 10,2 kN (2)
2π 2 am 2π Am 2 5m
mit
ip 3 = 2 κ I k′′3 = 2 ⋅ 1,81⋅ 50 kA = 128 kA = 128 ⋅ 103 A
und a m = a = 5 m.
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6.3 Leiterspannung und Kräfte auf die Stützpunkte


Die Berechnungen können nach 6.3.1 oder nach 6.3.2 ausgeführt werden.

6.3.1 Vereinfachtes Verfahren

6.3.1.1 Biegespannung ohne dreipolige Kurzunterbrechung


Die maximale Biegespannung beträgt:
Fm 3 l 10,2 ⋅ 10 3 N ⋅ 18 m
σ tot = σ m = Vσ Vr β = 1,0 ⋅ 0,73 ⋅ = 155 ⋅ 106 N/m2 = 155 N/mm2 (9, 12)
8Z 8 ⋅ 108 ⋅ 10 –6 m3
mit
Vσ Vr = 1,0 = (Vσ Vr ) max . nach IEC 865-1, Tabelle 2

β = 0,73 nach IEC 865-1, Tabelle 3

J 8,62 ⋅ 10 –6 m4
Z= = = 108 ⋅ 10 –6 m3
D/2 0,080 m
wobei

J=
64 [
π
D 4
64 ] π
[ ]
0,160 4 − (0,160 – 2⋅0,006) m4 = 8,62 ⋅ 10 –6 m4
− ( D − 2s )4 =
4

Die Leiter gelten als kurzschlußfest, wenn


σ tot ≤ q Rp 0,2 (13)
mit dem Mindestwert von Rp 0,2.
Bei Rohrprofilen ist nach IEC 865-1, Tabelle 4,

q = 1,7 ⋅
(
1 – 1 – 2s/D )3 = 1,7 ⋅ 1 – (1 – 2 ⋅ 0,006/0,160)3 = 1, 32
1 – (1 – 2s/D)
4
1 – (1 – 2⋅0,006/0,160)4

Dies ergibt:
σ tot = 155 N/mm2 kleiner als 1,32 ⋅ 160 N/mm2 = 211 N/mm2

6.3.1.2 Biegekräfte auf die Stützpunkte ohne dreipolige Kurzunterbrechung


Fd = VF Vr α Fm 3 (15)
Nach IEC 865-1, Tabelle 2, mit dem Höchstwert von Rp 0,2 wird:
σ tot 155 N/mm2
= = 0, 807
0,8 Rp 0,2 0, 8 ⋅ 240 N/mm2

Daher ist
σ tot
0, 370 < <1
0, 8 Rp 0,2

Dies ergibt
0, 8 Rp 0,2 0, 8 ⋅ 240 N/mm2
VF Vr = = = 1, 24
σ tot 155 N/mm2
Für die äußeren Stützpunkte (A) wird mit α A = 0,375, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdA = VF Vr α A Fm 3 = 1, 24 ⋅ 0, 375 ⋅ 10, 2 kN = 4,74 kN
Für die inneren Stützpunkte (B) wird mit αB = 1,25, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdB = VF Vr α B Fm 3 = 1, 24 ⋅ 1, 25 ⋅ 10, 2 kN = 15, 8 kN
Die Biegemomente in den Stützkonstruktionen betragen:
– im Fuß der äußeren Isolatoren
MIA = FdA h I = 4,74 kN · 3,7 m = 17,5 kNm
– im Fuß der äußeren Stützen
MSA = FdA hS = 4,74 kN · 7,0 m = 33,2 kNm
– im Fuß des inneren Isolators
MIB = FdB hI = 15,8 kN · 3,7 m = 58,5 kNm
– im Fuß der inneren Stütze
MSB = FdB hS = 15,8 kN · 7,0 m = 110,6 kNm
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6.3.1.3 Biegespannung bei dreipoliger Kurzunterbrechung *)


Die maximale Biegespannung beträgt bei dreipoliger Kurzunterbrechung:
Fm 3 l 10,2 ⋅ 10 3 N ⋅ 18 m
σ tot = σ m = Vσ Vr β = 1,8 ⋅ 0,73 ⋅ = 279 ⋅ 106 N/m2 = 279 N/mm2 (9, 12)
8Z 8 ⋅ 108 ⋅ 10 –6 m3
mit
Vσ Vr = 1,8 = (Vσ Vr ) max . nach IEC 865-1, Tabelle 2
β = 0,73 nach IEC 865-1, Tabelle 3
Z = 108 ⋅ 10 m –6 3
siehe 6.3.1.1
Die Leiter gelten als kurzschlußfest, wenn
σ tot ≤ q Rp 0,2 (13)
mit dem Mindestwert von Rp 0,2 und q = 1,32, siehe 6.3.1.1.
Dies ergibt:
σ tot = 279 N/mm2 größer als 1,32 ⋅ 160 N/mm2 = 211 N/mm2
Wird nur das Ergebnis des vereinfachten Verfahrens berücksichtigt, so sind die Leiter nicht kurzschlußfest.
ANMERKUNG: Daher ist es notwendig, das ausführliche Verfahren anzuwenden.

6.3.1.4 Biegekräfte auf die Stützpunkte bei dreipoliger Kurzunterbrechung *)


ANMERKUNG: Die folgenden Berechnungen sind nur zur Information, da die Sammelschiene nach dem vereinfachten
Verfahren nicht kurzschlußfest ist.
Fd = VF Vr α Fm 3 (15)

Nach IEC 865-1, Tabelle 2, mit dem Höchstwert von Rp 0,2 wird:
σ tot 279 N/mm2
= = 1, 45
0,8 Rp 0,2 0, 8 ⋅ 240 N/mm2

Daher ist
σ tot
1<
0, 8 Rp 0,2

Dies ergibt
VF Vr = 1,0
Für die äußeren Stützpunkte (A) wird mit α A = 0,375 , siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdA = VF Vr α A Fm 3 = 1,0 ⋅ 0, 375 ⋅ 10, 2 kN = 3, 83 kN
Für die inneren Stützpunkte (B) wird mit αB = 1,25 , siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdB = VF Vr α B Fm 3 = 1,0 ⋅ 1, 25 ⋅ 10, 2 kN = 12,75 kN

6.3.2 Ausführliches Verfahren

6.3.2.1 Maßgebliche Kennfrequenz fc und Faktoren VF , Vσ und Vr

γ EJ 2,45 7 ⋅ 1010 N/m2 ⋅ 8,62 ⋅ 10 –6 m4


fc = = ⋅ = 2,10 Hz (16)
l 2 m′ (18 m) 2 7,84 kg/m

mit

γ = 2,45 nach IEC 865-1, Tabelle 3


J = 8,62 ⋅ 10 –6 m4 siehe 6.3.1.1
Das Verhältnis fc / f beträgt
fc 2,10
= = 0,042
f 50

*) Siehe Vorwort
Seite 13
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Für dieses Verhältnis werden die Faktoren VF , Vσ und Vr nach IEC 865-1, 2.2.2.6.2, Bild 4 und Bild 5:
VF = 0, 36
Vσ = 0, 31
Vr = 1,0 ohne dreipolige Kurzunterbrechung
Vr = 1, 8 mit dreipoliger Kurzunterbrechung

6.3.2.2 Biegespannung ohne dreipolige Kurzunterbrechung


Die maximale Biegespannung beträgt:
F l 10,2 ⋅ 10 3 N ⋅ 18 m
σ tot = σ m = Vσ Vr β m 3 = 0,31⋅ 1,0 ⋅ 0,73 ⋅ = 48,1⋅ 106 N/m2 = 48,1 N/mm2 (9, 12)
8Z 8 ⋅ 108 ⋅ 10 –6 m3
mit

Vσ Vr = 0,31⋅ 1,0 = 0,31 nach 6.3.2.1, Wert, der kleiner ist als 1,0 = (Vσ Vr ) max . nach IEC 865 -1, Tabelle 2
β = 0,73 nach IEC 865-1, Tabelle 3
Z = 108 ⋅ 10 –6 m3 siehe 6.3.1.1
Die Leiter gelten als kurzschlußfest, wenn
σ tot ≤ q Rp 0,2 (13)

mit dem Mindestwert von Rp 0,2 und q = 1,32 , siehe 6.3.1.1.


Dies ergibt:
σtot = 48,1 N/mm2 kleiner als 1,32 · 160 N/mm2 = 211 N/mm2

6.3.2.3 Biegekräfte auf die Stützpunkte ohne dreipolige Kurzunterbrechung


Fd = VF Vr α Fm 3 (15)

Nach 6.3.2.1 gilt VF Vr = 0,36 · 1,0 = 0,36, was niedriger ist als der Wert 1,24 nach IEC 865-1, Tabelle 2, beim
vereinfachten Verfahren, siehe 6.3.1.2.
Für die äußeren Stützpunkte (A) wird mit αA = 0,375, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdA = VF Vr α A Fm 3 = 0, 36 ⋅ 1,0 ⋅ 0, 375 ⋅ 10, 2 kN = 1, 38 kN
Für die inneren Stützpunkte (B) wird mit α B = 1,25, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdB = VF Vr α B Fm 3 = 0, 36 ⋅ 1,0 ⋅ 1, 25 ⋅ 10, 2 kN = 4, 59 kN
Die Biegemomente in den Stützkonstruktionen betragen:
– im Fuß der äußeren Isolatoren
MIA = FdA hI = 1,38 kN · 3,7 m = 5,11 kNm
– im Fuß der äußeren Stützen
MSA = FdA hS = 1,38 kN · 7,0 m = 9,66 kNm
– im Fuß des inneren Isolators
MIB = FdB hI = 4,59 kN · 3,7 m = 17,0 kNm
– im Fuß der inneren Stütze
MSB = FdB hS = 4,59 kN · 7,0 m = 32,1 kNm
6.3.2.4 Biegespannung bei dreipoliger Kurzunterbrechung *)
Die maximale Biegespannung beträgt:
Fm 3 l 10,2 ⋅ 10 3 N ⋅ 18 m
σ tot = σ m = Vσ Vr β = 0,31⋅ 1,8 ⋅ 0,73 ⋅ = 86,6 ⋅ 106 N/m2 = 86,6 N/mm2 (9, 12)
8Z 8 ⋅ 108 ⋅ 10 –6 m3
mit
Vσ Vr = 0,31⋅ 1,8 = 0,558 nach 6.3.2.1; Wert, der kleiner ist als 1,8 = (Vσ Vr ) max . nach IEC 865 -1, Tabelle 2
β = 0,73 nach IEC 865-1, Tabelle 3
Z = 108 ⋅ 10 m
–6 3
siehe 6.3.2.2
Die Leiter gelten als kurzschlußfest, wenn
σ tot ≤ q Rp 0,2 (13)
mit dem Mindestwert von Rp 0,2 und q = 1,32, siehe 6.3.1.1.

*) Siehe Vorwort
Seite 14
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Dies ergibt:
σ tot = 86,6 N/mm2 kleiner als 1,32 ⋅ 160 N/mm2 = 211 N/mm2

6.3.2.5 Biegekräfte auf die Stützpunkte bei dreipoliger Kurzunterbrechung *)


Fd = VF Vr α Fm 3 (15)
Nach 6.3.2.1 gilt VF Vr = 0,36 · 1,8 = 0,65, was niedriger ist als der Wert 1,0 nach IEC 865-1, Tabelle 2, beim ver-
einfachten Verfahren, siehe 6.3.1.4.
Für die äußeren Stützpunkte (A) wird mit αA = 0,375, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdA = VF Vr α A Fm 3 = 0, 36 ⋅ 1, 8 ⋅ 0, 375 ⋅ 10, 2 kN = 2, 48 kN
Für die inneren Stützpunkte (B) wird mit αB = 1,25, siehe IEC 865-1, Tabelle 3:
FdB = VF Vr α B Fm 3 = 0, 36 ⋅ 1, 8 ⋅ 1, 25 ⋅ 10, 2 kN = 8, 26 kN
Die Biegemomente in den Stützkonstruktionen betragen:
– im Fuß der äußeren Isolatoren
MIA = FdA hI = 2,48 kN · 3,7 m = 9,18 kNm
– im Fuß der äußeren Stützen
MsA = FdA hS = 2,48 kN · 7,0 m = 17,4 kNm
– im Fuß des inneren Isolators
MIB = FdB hI = 8,26 kN · 3,7 m = 30,6 kNm
– im Fuß der inneren Stütze
MSB = FdB hS = 8,26 kN · 7,0 m = 57,8 kNm

6.3.3 Ergebnis

Verein-
Ausführliches
fachtes
Verfahren
Verfahren
a) Ohne dreipolige Kurzunterbrechung
Die Sammelschienenleiter sind kurzschlußfest.
Die berechneten Biegespannungen σtot betragen N/mm2 155 48,1
Die äußeren Stützpunkte müssen einer dynamischen
Biegekraft widerstehen von kN 4,74 01,38
Die inneren Stützpunkte müssen einer dynamischen
Biegekraft widerstehen von kN 15,8 04,59

b) Mit dreipoliger Kurzunterbrechung


Die berechneten Biegespannungen σtot betragen N/mm2 279 86,6
Die Sammelschienenleiter sind kurzschlußfest bei
Berechnung nach dem ausführlichen Verfahren,
nicht jedoch nach dem vereinfachten Verfahren.
Die äußeren Stützpunkte müssen einer dynamischen
Biegekraft widerstehen von kN 3,83 02,48
Die inneren Stützpunkte müssen einer dynamischen
Biegekraft widerstehen von kN 12,8 08,26

*) Siehe Vorwort
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7 Beispiel 4: Mechanische Wirkung auf eine 110-kV-Anordnung


mit aufgelegten Leitungsseilen
Grundlage für die Berechnungen in diesem Abschnitt ist eine dreiphasige Geräteverbindung mit einem Aluminium-
Leitungsseil je Hauptleiter und veränderlichen Abständen zwischen den Leitern. Die Befestigungspunkte an jedem
Ende des Feldes sind Stützisolatoren auf Stahlstützen, wie das Bild 4 zeigt.

Bild 4: Anordnung mit aufgelegten Leitungsseilen

7.1 Daten
Anfangs-Kurzschlußwechselstrom beim dreipoligen Kurzschluß (Effektivwert) I k′′3 = 19 kA
Kurzschlußdauer Tk1 = 0,3 s
Stützabstand l = 11,5 m
Leitermittenabstand a1 = 1,6 m
a2 = 2,4 m
Resultierender Federkoeffizient beider Stützpunkte S = 100 N/mm
Leitungsseil Al 240
– Querschnitt As = 242 mm2
– Massenbelag ms′ = 0,670 kg/m
– Elastizitätsmodul E = 55 000 N/mm2
Statische Seilzugkraft bei der Leitertemperatur von –20 °C Fst, –20 = 400 N
(örtliche Tiefsttemperatur im Winter)
Statische Seilzugkraft bei der Leitertemperatur von 60 °C Fst, 60 = 273 N
(höchste Betriebstemperatur)
Normfallbeschleunigung gn = 9,81 m/s2
Seite 16
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7.2 Elektromagnetische Kraft und charakteristische Parameter


Der charakteristische elektromagnetische Kraftbelag beträgt:

( )
2
( Ik′′3 )2 lc = 4π ⋅ 10 –7 Vs ⋅ 0,75 ⋅ 19 ⋅ 10 A
3
µ
F ′ = 0 ⋅ 0,75 ⋅ ⋅ 1,0 = 27,1 N/m (19)
2π a l 2π Am 2m

a + a 2 1,6 m+2,4 m
mit lc/l = 1,0 und einem mittleren Abstand a = 1 = = 2 m.
2 2
Der Parameter r wird:
F′ 27,1 N/m
r= = = 4,12 (20)
n ms′ gn 1⋅ 0,670 kg/m ⋅ 9, 81 m/s 2
Die Richtung der resultierenden Kraft ist:
δ1 = arctan r = arctan 4,12 = 76,4° (21)
Die statischen Ersatzseildurchhänge in Spannfeldmitte betragen:

n ms′ gn l 2 1⋅ 0,670 kg/m ⋅ 9,81 m/s 2 ⋅ (11,5 m)


2
bc, – 20 = = = 0,272 m
8 Fst, – 20 8⋅400 N
(22)
n ms′ gn l 2 1⋅ 0,670 kg/m ⋅ 9,81 m/s 2 ⋅ (11,5 m)
2
bc, 60 = = = 0,398 m
8 Fst, 60 8⋅273 N
Die Periodendauern der Leiterschwingung betragen:
bc, –20 0,272
T–20 = 2π ⋅ 0, 8 = 2π ⋅ 0, 8 = 0, 936 s
gn 9, 81 m/s 2
(23)
bc, 60 0,398
T60 = 2π ⋅ 0, 8 = 2π ⋅ 0, 8 2
= 1,132 s
gn 9, 81 m/s
Die resultierenden Periodendauern betragen:
T–20 0,936 s
Tres, –20 = = = 0, 511 s
 2
 δ1 
2  π 2  76, 4°  2 
4 1+ r 2 1 − π 4 1+ 4,12 2
1 −
   
 64  90°  
  64  90°  
T60 1,132 s (24)
Tres, 60 = = = 0,618 s
 2
 δ1 
2  π  76, 4° 
2 2
4 1+ r 2 1 − π 4 1+ 4,12 2
1 −
   
 64  90°  
  64  90°  
Die Steifigkeitsnormen betragen:
1 1 1 1
N –20 = + = 5
+ 10 2 –6 2
= 1,093 ⋅ 10 –6 1/N (25)
Sl n Es,–20 As 10 N/m ⋅ 11, 5 m 1⋅ 1, 85 ⋅ 10 N/m ⋅ 242 ⋅ 10 m
mit
  Fst, – 20  N   1,65 ⋅ 106 N/m2 
Es, – 20 = E 0, 3 + 0,7 sin  ⋅ 90°  = 55 ⋅ 10 9 ⋅ 2 0, 3 + 0,7 sin  ⋅ 90° 
  n As σ fin   m   5 ⋅ 10 7
N/m 2
  (26)

= 1, 85 ⋅ 1010 N/m2
da
Fst, –20 400 N
= = 1,65 ⋅ 106 N/m2 kleiner als σ fin = 5 ⋅ 107 N/m2 (27)
n As 1⋅ 242 ⋅ 10 –6 m2

1 1 1 1
N60 = + = 5
+ 10
= 1,100 ⋅ 10 –6 1/N (25)
Sl n Es, 60 As 10 N/m ⋅ 11,5 m 1⋅ 1,79 ⋅ 10 N/m2 ⋅ 242 ⋅ 10 –6 m2
mit

  Fst,60  N   1,13 ⋅ 106 N/m2 


Es, 60 = E 0, 3 + 0,7 sin  90°  = 55 ⋅ 109 ⋅ 2 0, 3 + 0,7 sin  ⋅ 90°  (26)
  n As σ fin   m  7
 5 ⋅ 10 N/m
2
 

= 1,79 ⋅ 1010 N/m2


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da
Fst,60 273 N
= –6 2
= 1,13 ⋅ 106 N/m2 kleiner als σ fin = 5 ⋅ 107 N/m2 (27)
n As 1⋅ 242 ⋅ 10 m
Die Beanspruchungsfaktoren betragen:

(1⋅ 0,670 kg/m ⋅ 9, 81 m/s2 ⋅ 11, 5 m)


2

ζ –20 =
(n ms′ gn l )2 = = 3, 40
24 ⋅ (400 N)3 ⋅ 1,093 ⋅ 10
3 –6
24 Fst, –20 N –20 1/N

(1⋅ 0,670 kg/m ⋅ 9, 81 m/s2 ⋅ 11, 5 m)


2 (28)

ζ 60 =
(n ms′ gn l )2 = = 10,6
24 ⋅ (273 N)3 ⋅ 1,100 ⋅ 10
3 –6
24 Fst,60 N60 1/N

Die Ausschwingwinkel betragen:


δ k, –20 = 2 δ 1 = 2 · 76,4° = 152,8° (29)
da
Tk 1 0,3 s
= = 0,587 größer als 0,5
Tres, –20 0,511 s

    0,3  
δ k,60 = δ1 1– cos  360° ⋅ k 1   = 76, 4° 1– cos  360° ⋅
T
= 152,5°
 
(29)
  Tres,60     0,618

da
Tk 1 0,3 s
= = 0, 485 kleiner als 0,5
Tres,60 0,618 s
Die maximalen Ausschwingwinkel δ m,–20 und δ m, 60 hängen von χ –20 und χ 60 ab und diese von δ k,–20 und δ k, 60 :
– für δ k, –20 = 152,8° größer als 90° wird:
χ-20 = 1 – r = 1 – 4,12 = – 3,12 (30)
und für χ-20 = – 3,12 kleiner als – 0,985:
δ m, –20 = 180° (31)
– für δ k, 60 = 152,5° größer als 90° wird:
χ 60 = 1 – r = 1 – 4,12 = – 3,12 (30)
und für χ 60 = – 3,12 kleiner als – 0,985:
δ m, 60 = 180° (31)

7.2.1 Seilzugkraft Ft während des Kurzschlusses durch das Ausschwingen


Der Lastparameter ist:
ϕ 60 = ϕ –20 = 3  1+ r 2 – 1 = 3  1+ 4,12 2 – 1 = 9,72 (32)
   

Tres, –20 0,511 s Tres,60 0,618 s


da Tk 1 = 0, 3 s größer als = = 0,128 s und Tk 1 = 0, 3 s größer als = = 0,155 s.
4 4 4 4
Nach IEC 865-1, Bild 7, werden die Faktoren ψ –20 und ψ 60 :
– für ϕ –20 = 9,72 und ζ –20 = 3,40:
ψ –20 = 0,58
– für ϕ 60 = 9,72 und ζ 60 = 10,6:
ψ 60 = 0,75
Die Seilzugkräfte während des Kurzschlusses betragen für n = 1:
( )
Ft, –20 = Fst, –20 1+ ϕ –20 ψ –20 = 400 N (1+9,72⋅0,58) = 2 655 N = 2,66 kN

Ft,60 = Fst,60 (1+ ϕ 60 ψ 60 ) = 273 N (1+9,72⋅0,75) = 2 263 N = 2, 26 kN


Die Kurzschluß-Seilzugkraft Ft ist das Maximum von Ft, –20 und Ft, 60 :
{
Ft = max. Ft, –20 , Ft,60 } = max. {2,66 kN, 2,26 kN} = 2,66 kN
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7.2.2 Seilzugkraft Ff nach dem Kurzschluß durch das Fallen


Da r = 4,12 größer als 0,6 ist und δ m,–20 = d m, 60 = 180° größer als 70°, ist die Fallseilzugkraft Ff zu berechnen:

δ m, – 20 180°
Ff , – 20 = 1,2 Fst, – 20 ⋅ 1+ 8 ζ –20 ⋅ = 1,2 ⋅ 400 N ⋅ 1+ 8 ⋅ 3,40 ⋅ = 2 549 N = 2,55 kN
180° 180°
(35)
δ m, 60 180°
Ff , 60 = 1,2 Fst, 60 ⋅ 1+ 8 ζ 60 ⋅ = 1,2 ⋅ 273 N ⋅ 1+ 8 ⋅ 10,6 ⋅ = 3 035 N = 3,04 kN
180° 180°
Die Fallseilzugkraft Ff ist das Maximum von Ff, –20 und Ff, 60 :

{
Ff = max. Ff , – 20 , Ff , 60 } = max {2,55 kN, 3,04 kN} = 3,04 kN
7.3 Horizontale Seilauslenkung b h und minimaler Leiterabstand a min
Im folgenden sind alle Größen bei der Leitertemperatur von 60°C berechnet, die zu einer größeren Auslenkung
führt als die Leitertemperatur von –20°C.
Die elastische Seildehnung beträgt:

( )
ε ela = N60 Ft, 60 − Fst, 60 = 1,10 ⋅ 10 –6 ⋅
1
N
⋅ (2 263 N–273 N) = 2,19 ⋅ 10 –3 (36)

Die thermische Seildehnung beträgt:


2 2
 I ′′  Tres, 60 m4  19 ⋅ 10 3 A  0,618 s
ε th = cth  k 3  = 0,27 ⋅ 10 –18 ⋅ ⋅  ⋅ = 2,57 ⋅ 10 –4 (37)
 n As  4 A s  1⋅ 242 ⋅ 10 –6 m2 
2 4

Tres, 60 0,618 s
da Tk 1 = 0, 3 s größer als = = 0,155 s, und cth = 0, 27 ⋅ 10 –18 m4 /(A 2 s) für Aluminium -
4 4
Leitungsseile.
Der Faktor CD beträgt:

2
 l  2
CD = 1+
3
8
 
 bc, 60 
(ε ela + ε th ) = 1+
3  11,5 m 
⋅
8  0,398 m 
(
 ⋅ 2,19 ⋅ 10 + 2,57 ⋅ 10
–3 –4
)
= 1,33 (38)

Da r = 4,12 größer als 1,8 ist, ist der Faktor CF = 1,15 zu setzen, siehe IEC 865-1 (39).
Die maximale horizontale Seilauslenkung bh wird für δ m, 60 = 180° größer als 90°:
bh = CF CD bc, 60 = 1,15 · 1,33 · 0,398 m = 0,61 m (40)
Der minimale Leiterabstand amin beträgt:
a min = a – 2 bh = 2 m – 2 · 0,61 m = 0,78 m (42)

7.4 Ergebnis
Die Stützkonstruktionen (Stützisolatoren und Stahlstützen) müssen einer dynamischen Biegekraft von 3,04 kN
widerstehen, die von der Fallseilzugkraft Ff hervorgerufen wird.
Nach IEC 865-1, 2.4.1, sind die Befestigungsmittel der Leitungsseile für die Kraftspitze zu bemessen:
max {1, 5 Ft , 1,0 Ff } = max {1,5⋅2,66 kN, 1,0⋅3,04 kN} = max {3,99 kN, 3,04 kN} = 3, 99 kN
Die maximale horizontale Seilauslenkung beträgt 0,61 m und der minimale Leiterabstand 0,78 m.
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8 Beispiel 5: Mechanische Wirkung auf eine 380-kV-Anordnung


mit abgespannten Leitungsseilen
Grundlage für die Berechnung in diesem Beispiel ist eine dreiphasige 380-kV-Anordnung mit abgespannten
Zweierbündeln, wie im Bild 5 dargestellt. Im Spannfeld befinden sich an jedem Hauptleiter drei Gegenkontakte von
Scherentrennschaltern, die auch als Abstandhalter wirken.
Die Berechnungen werden für zwei verschiedene Teilleiterabstände ausgeführt, um den Einfluß der Seilzugkraft
bei Bündelkontraktion zu zeigen.

Bild 5: Anordnung mit abgespannten Leitungsseilen

8.1 Gemeinsame Daten

Anfangs-Kurzschlußwechselstrom beim dreipoligen Kurzschluß (Effektivwert) I k′′3 = 63 kA


Faktor zur Berechnung des Stoßkurzschlußstroms κ = 1,81
Kurzschlußdauer Tk1 = 0,5 s
Spannfeldlänge l = 48 m
Seillänge eines Hauptleiters im Spannfeld, die den Strom führt lc = 37,4 m
(lc = l – 2 li , wobei li die Länge einer Isolatorkette ist li = 5,3 m)
Leitermittenabstand a = 5m
Resultierender Federkoeffizient beider Abspannungen S = 500 N/mm
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Bündelleiter 2x At/St 1045/45


– Anzahl der Teilleiter eines Hauptleiters n = 2
– Querschnitt eines Teilleiters As = 1 090 mm2

– Massenbelag eines Teilleiters ms′ = 3,25 kg/m


– Elastizitätsmodul E = 60 000 N/mm2

– Seildurchmesser ds = 43 mm
Statische Seilzugkraft bei der Leitertemperatur von –20 °C Fst, –20 = 23,1 kN
(örtliche Tiefsttemperatur im Winter)
Statische Seilzugkraft bei der Leitertemperatur von 60 °C Fst, 60 = 18,9 kN
(höchste Betriebstemperatur)
Zusätzliche konzentrierte Massen, die die Gegenkontakte =
der Scherentrenner darstellen
– Anzahl nc = 3
– Masse eines Gegenkontakts mc = 36 kg
– Abstände ls 1 = 5,7 m
ls 2 = 10,0 m
ls 3 = 10,0 m
ls 4 = 11,7 m
Normfallbeschleunigung gn = 9,81 m/s2

8.2 Teilleiter-Mittenabstand a s = 0,1 m

8.2.1 Elektromagnetische Kraft und charakteristische Parameter


Der charakteristische elektromagnetische Kraftbelag beträgt:

( )
2
( Ik′′3 )2 lc = 4π ⋅ 10 –7 Vs ⋅ 0,75 ⋅ 63 ⋅ 10 A
3
µ 37,4 m
F ′ = 0 ⋅ 0,75 ⋅ = 92, 8 N/m (19)
2π a l 2π Am 5m 48 m
Der Parameter r wird:
F′ 92,8 N/m
r= = = 1,009 (20)
′ gn 2 ⋅ 4,69 kg/m ⋅ 9, 81 m/s 2
n msc
Hierin ist msc′ der resultierende Massenbelag eines Teilleiters:
n m kg 3⋅36 kg
′ = ms′ + c c = 3, 25 +
msc = 4,69 kg/m
n lc m 2⋅37,4 m
Die Richtung der resultierenden Kraft ist:
δ 1 = arctan r = arctan 1,009 = 45,3° (21)
Die statischen Ersatzseildurchhänge in Spannfeldmitte betragen:

′ gn l 2 2 ⋅ 4,69 kg/m ⋅ 9, 81 m/s 2 ⋅ (48 m)2


n msc
bc, – 20 = = = 1,15 m
8 Fst, – 20 8 ⋅ 23,1⋅ 10 3 N
(22)
′ gn l 2 2 ⋅ 4,69 kg/m ⋅ 9, 81 m/s 2 ⋅ (48 m)2
n msc
bc,60 = = = 1, 40 m
8 Fst,60 8 ⋅ 18, 9 ⋅ 10 3 N

Die Periodendauern der Leiterschwingung betragen:


bc, –20 1,15 m
T–20 = 2π ⋅ 0, 8 ⋅ = 2π ⋅ 0, 8 ⋅ = 1, 92 s
gn 9, 81 m/s 2
(23)
bc,60 1,40 m
T60 = 2π ⋅ 0, 8 ⋅ = 2π ⋅ 0, 8 ⋅ 2
= 2,12 s
gn 9, 81 m/s
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Die resultierenden Periodendauern betragen:


T–20 1, 92 s
Tres, –20 = = = 1,68 s
4 2
 π2  δ1 
2
4
 π 2  45, 3°  2 
2
1+ r 1 −    1+ 1,009 1 − 
 64  90°  
  64  90°  
(24)
T60 2,12 s
Tres, 60 = = = 1, 85 s
4 2
 π2  δ1  
2
4 2  π 2  45, 3°  2 
1+ r 1 −    1+ 1,009 1 − 
 64  90°  
  64  90°  
Die Steifigkeitsnormen betragen:
1 1 1 1 –8
N –20 = + = + = 5,61⋅ 10 1/N (25)
Sl n Es, –20 As 5 ⋅ 10 5 N/m ⋅ 48 m 2 ⋅ 3,17 ⋅ 1010 N/m2 ⋅ 1090 ⋅ 10 –6 m2
mit
  Fst, – 20  N   10,6 ⋅ 106 N/m2 
Es, –20 = E 0, 3 + 0,7 sin  ⋅ 90°  = 6 ⋅ 1010 ⋅ 2 ⋅ 0, 3 + 0,7 sin  ⋅ 90°  (26)
  n As σ fin   m 
7
 5 ⋅ 10 N/m
2
 

= 3,17 ⋅ 1010 N/m2


da
Fst, –20 23,1⋅ 10 3 N
= = 10,6 ⋅ 106 N/m2 kleiner als σ fin = 5 ⋅ 107 N/m2 (27)
n As 2 ⋅ 1090 ⋅ 10 –6 m2

1 1 1 1 –8
N60 = + = 5
+ 10 2 –6 2
= 5,73 ⋅ 10 1/N (25)
Sl n Es,60 As 5 ⋅ 10 N/m ⋅ 48 m 2 ⋅ 2, 93 ⋅ 10 N/m ⋅ 1090 ⋅ 10 m
mit
  Fst,60  N   8,67 ⋅ 106 N/m2 
Es,60 = E 0, 3 + 0,7 sin  ⋅ 90°  = 6 ⋅ 1010 ⋅ 2 ⋅ 0, 3 + 0,7 sin  ⋅ 90° 
  n A σ
s fin   m 
7
 5 ⋅ 10 N/m
2
 
(26)

= 2, 93 ⋅ 1010 N/m2
da
Fst,60 18, 9 ⋅ 10 3 N
= = 8,67 ⋅ 106 N/m2 kleiner als σ fin = 5 ⋅ 107 N/m2 (27)
n As 2 ⋅ 1090 ⋅ 10 –6 m2
Die Beanspruchungsfaktoren betragen:

(2 ⋅ 4,69 kg/m ⋅ 9, 81 m/s2 ⋅ 48 m) = 1,176


2

ζ –20 =
(n msc′ gn l )2
=
24 ⋅ (23,1⋅ 10 3 N) ⋅ 5,61⋅ 10 –8 1/N
3 3
24 Fst, –20 N –20

( 2 ⋅ 4,69 kg/m ⋅ 9,81 m/s2 ⋅ 48 m)


2 (28)
ζ 60 =
( ′ gn l )
n msc
2
= = 2,101
24 Fst3,60 N60 24 ⋅ (18, 9 ⋅ 10 3 N) ⋅ 5,73 ⋅ 10 –8 1/N
3

Die Ausschwingwinkel betragen:

  Tk 1     0,5 s  
δ k, – 20 = δ1 1– cos  360° ⋅   = 45,3° ⋅ 1– cos  360° ⋅   = 58,7° (29)
  Tres, – 20    1,68 s  

da
Tk 1 0,5 s
= = 0, 3 kleiner als 0,5
Tres, –20 1,68 s

  T    0,5 s  
δ k, 60 = δ1 1– cos  360° ⋅ k 1   = 45,3 ° ⋅ 1– cos  360° ⋅   = 51,1° (29)
  Tres, 60     1,85 s 

da
Tk 1 0,5 s
= = 0, 27 kleiner als 0,5
Tres,60 1,85 s
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Die maximalen Ausschwingwinkel δ m, –20 und δ m, 60 hängen von χ –20 und χ 60 ab und diese von δ k, –20 und δ k, 60 :
– für 0 kleiner als δ k,–20 = 58,7° kleiner als 90° wird:
χ –20 = 1 – r sin δ k, –20 = 1 – 1,009 · sin 58,7° = 0,138 (30)
und für – 0,985 kleiner als χ –20 = 0,138 kleiner als 0,766:
δ m, –20 = 10°+ arccos χ –20 = 10°+ arccos 0,138 = 92,1° (31)
– für 0 kleiner als δ k, 60 = 51,1° kleiner als 90° wird:
χ 60 = 1– r sin δ k, 60 = 1 – 1,009 · sin 51,1° = 0,215 (30)
und für – 0,985 kleiner als χ 60 = 0,215 kleiner als 0,766:
δ m, 60 = 10° + arccos χ 60 = 10° + arccos 0,215 = 87,6° (31)

8.2.2 Seilzugkraft Ft während des Kurzschlusses durch das Ausschwingen


Die Teilleiter des Bündels schlagen während des Kurzschlusses wirksam zusammen wegen
a s = 0,1 m kleiner als 2,5 ds = 2,5 · 0,043 m = 0,1075 m
und (44)
ls = 9,4 m größer als 70 a s = 70 · 0,1 m = 7 m
mit
ls 1 + ls 2 + ls 3 + ls 4 5,7+10+10+11,7
ls = = m = 9, 4 m
4 4
Die Seilzugkraft Fpi bei Bündelkontraktionen, die nach IEC 865-1, 2.3.3, berechnet wird, kann daher gegenüber
der Kurzschluß-Seilzugkraft Ft vernachlässigt werden.
Der Lastparameter ist:

ϕ 60 = ϕ –20 = 3  1+ r 2 – 1 = 3  1+ 1,0092 = 1 = 1, 26 (32)


   

Tres, –20 1,68 s Tres,60 1,85 s


da Tk 1 = 0, 5 s größer als = = 0, 42 s und Tk 1 = 0, 5 s größer als = = 0, 46 s.
4 4 4 4
Nach IEC 865-1, Bild 7, werden die Faktoren ψ–20 und ψ60 :
– für ϕ –20 = 1,26 und ζ –20 = 1,176:
ψ–20 = 0,6
– für ϕ 60 = 1,26 und ζ 60 = 2,101:
ψ60 = 0,71
Die Seilzugkräfte während des Kurzschlusses betragen für n = 2:
( )
Ft, – 20 = 1,1 Fst, – 20 1+ ϕ –20 ψ –20 = 1,1⋅ 23,1 kN (1+1,26⋅0,6) = 44,6 kN
(34)
Ft,60 = 1,1 Fst,60 (1+ ϕ 60 ψ 60 ) = 1,1⋅ 18, 9 kN (1+1,26⋅0,71) = 39, 4 kN
Die Kurzschluß-Seilzugkraft Ft ist das Maximum von Ft,–20 und Ft,60 :
{ }
Ft = max Ft, – 20 , Ft, 60 = max {44,6 kN, 39,4 kN} = 44,6 kN

8.2.3 Seilzugkraft Ff nach dem Kurzschluß durch das Fallen


Da r = 1,009 größer als 0,6 ist und δ m, –20 = 92,1° oder δ m, 60 = 87,6° größer als 70° ist, ist die Fall-Seilzugkraft
Ff zu berechnen:
δ m, – 20 92,1°
Ff , – 20 = 1, 2 Fst, – 20 ⋅ 1+ 8 ζ –20 ⋅ = 1, 2 ⋅ 23,1 kN ⋅ 1+ 8 ⋅ 1,176 ⋅ = 66,8 kN
180° 180°
(35)
δ m,60 87,6°
Ff ,60 = 1, 2 Fst,60 ⋅ 1+ 8 ζ 60 ⋅ – 1, 2 ⋅ 18, 9 kN ⋅ 1+ 8 ⋅ 2,101⋅ = 68,7 kN
180° 180°
Die Fall-Seilzugkraft Ff ist das Maximum von Ff,–20 und Ff, 60 :
{ }
Ff = max Ff , – 20 , Ff , 60 = max {66,8 kN, 68,7 kN} = 68,7 kN

8.2.4 Horizontale Seilauslenkung b h und minimaler Leiterabstand a min.


Im folgenden sind alle Größen bei der Leitertemperatur von 60°C berechnet, die zu einer größeren Seilauslenkung
führt als die Leitertemperatur von –20 °C.
Die elastische Seildehnung beträgt:

( )
ε ela = N60 Ft, 60 − Fst, 60 = 5,73 ⋅ 10 –8 ⋅
1
N
⋅ (39,4–18,9) 10 N = 1,18 ⋅ 10
3 –3
(36)
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Die thermische Seildehnung beträgt:


2 2
 I ′′  Tres,60 m4  63 ⋅ 10 3 A  1,85 s
ε th = cth  k 3  = 0, 27 ⋅ 10 –18 ⋅ 2 ⋅  2
⋅ = 1,04 ⋅ 10 –4 (37)
 n As  4 A s  2 ⋅ 1090 ⋅ 10 m 
–6 4

Tres, 60 1,85 s A 1045 mm


da Tk 1 = 0,5 s größer als = = 0, 46 s, wegen Al = = 23, 2 > 6 wird :
4 4 ASt 45 mm
cth = 0,27 · 10–18 m4/(A2s)
Der Faktor CD beträgt:

2
 l  2
CD = 1+
3
8
 
 bc, 60 
(ε ela + ε th ) = 1+
3  48 m 
 
8  1,40 m 
(1,18 ⋅10 –3
)
+1,04 ⋅ 10 –4 = 1,25 (38)

Der Faktor CF ist für 0,8 kleiner als r = 1,009 kleiner als 1,8:
CF = 0,97 + 0,1 r = 0,97 + 0,1 · 1,009 = 1,07 (39)
Die maximale horizontale Seilauslenkung bh beträgt für abgespannte Leitungsseile mit lc = l – 2 li, da die Spann-
feldlänge größer als 20 m ist und δ m, 60 = 87,6° größer als δ 1 = 45,3°:
bh = CF CD bc,60 sin δ 1 = 1,07 · 1,25 · 1,4 m · sin 45,3° = 1,33 m (41)
Der minimale Leiterabstand a min beträgt:
a min = a – 2 bh = 5 m – 2 · 1,33 m = 2,34 m (42)

8.2.5 Ergebnis
Für die Bemessung der Gerüste, Isolatoren und Befestigungsmittel der Leitungsseile ist das Maximum von Ft und
Ff als statische Last anzunehmen:
max {Ft , Ff } = max {44,6 kN, 68,7 kN} = 68,7 kN
Die maximale horizontale Seilauslenkung beträgt 1,33 m und der minimale Leiterabstand 2,34 m.

8.3 Teilleiter-Mittenabstand a s = 0,4 m

8.3.1 Vorbemerkungen
In diesem Fall beträgt
as 0,400 m
= = 9, 3
ds 0,043 m
und weder (43) noch (44) von IEC 865-1 sind erfüllt. Daher ist die Seilzugkraft Fpi durch die Bündelkontraktion zu
berechnen. Die übrigen Ergebnisse stimmen mit denen aus 8.2.3, 8.2.4 und 8.2.5 überein:
Kurzschlußseilzugkraft Ft = 44,6 kN
Fallseilzugkraft Ff = 68,7 kN
maximale horizontale Seilauslenkung bh = 1,33 m
minimaler Leiterabstand a min = 2,34 m

8.3.2 Bündel-Seilzugkraft Fpi


Der Faktor ν1 beträgt:

ν1 = f
1

(as − ds ) ms′ = 50
1

1

(0, 400 m – 0,043 m) ⋅ 3, 25 kg/m
= 2, 42
180° µ0  I k′′3 
2
n −1 s 180° 2
sin sin 4 π ⋅ 10 –7 Vs  63 ⋅ 10 3 A  2–1 (46)
n   2 ⋅  ⋅
2π  n  as 2π Am  2  0,400 m

Nach IEC 865-1, Bild 8, beträgt der Faktor ν2 für ν1 = 2,42 und κ = 1,81:
ν2 = 2,2
Nach IEC 865-1, Bild 9, beträgt der Faktor ν3 für a s /ds = 9,3:
ν3 = 0,25
Die Kurzschluß-Stromkraft zwischen den Teilleitern des Bündels beträgt:
2
4 π ⋅ 10 –7 Vs  63 ⋅ 10 3 A 
2
µ  I k′′3  ls ν 2 9,4 m⋅2,2
Fν = (n − 1) 0   = (2–1) ⋅ ⋅  ⋅ = 41,0 ⋅ 103 N = 41 kN (45)
2π  n  as ν 3 2π Am  2  0,4 m⋅0,25
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DIN EN 60865-1 Bbl 1 (VDE 0103 Bbl 1):1996-06

Die Dehnungsfaktoren werden:

Fst, – 20 ls2  180° 


2
ε st, – 20 = 1,5 ⋅ N –20  sin 
(as − ds )2  n 
2
23,1⋅ 10 3 N ⋅ (9,4 m)2 1  180° 
= 1,5 ⋅ ⋅ 5,61⋅ 10 –8 ⋅  sin  = 1,35
(0,400 m–0,043 m)2 N  2 
(47)
Fst, 60 ls2  180° 
2
ε st, 60 = 1,5 ⋅ N60  sin 
(as − ds )2  n 
2
18,9 ⋅ 10 3 N ⋅ (9,4 m)2 1  180° 
= 1,5 ⋅ ⋅ 5,73 ⋅ 10 –8 ⋅  sin  = 1,13
(0,400 m–0,043 m)2 N  2 

3
Fν ls3  180° 
ε pi, – 20 = 0,375 n N –20  sin 
(as − ds ) 3  n 
3
41,0 ⋅ 10 3 N ⋅ (9,4 m)3 1  180° 
= 0,375 ⋅ 2 ⋅ ⋅ 5,61⋅ 10 –8 ⋅  sin  = 31,5
(0,400 m–0,043 m) 3 N  2 

Fν ls3
3 (48)
 180° 
ε pi, = 0,375 n N60  sin 
60
(as − ds )3  n 
3
41,0 ⋅ 10 3 N ⋅ (9,4 m)3 1  180° 
= 0,375 ⋅ 2 ⋅ ⋅ 5,73 ⋅ 10 –8 ⋅  sin  = 32,2
(0,400 m–0,043 m)3 N  2 

Die Parameter j–20 und j60 sind:


ε pi, – 20 31,5
j–20 = = = 3,66
1+ ε st, – 20 1+1,35
(49)
ε pi, 60 32,2
j 60 = = = 3, 89
1+ ε st, 60 1+1,13

Da j –20 und j 60 größer als 1 sind, schlagen die Teilleiter zusammen und Fpi, –20 und Fpi, 60 betragen:
 ν e, – 20 
Fpi, – 20 = Fst, – 20  1+ ξ –20 
 ε st, – 20 
(50)
 ν e, 60 
Fpi, 60 = Fst, 60  1+ ε ξ 60 
 st, 60 
Nach IEC 865-1, Bild 10, und
– mit j–20 = 3,66 und ε st,–20 = 1,35 wird der Faktor ξ –20 :
ξ –20 = 2,77
– mit j60 = 3,89 und ε st, 60 = 1,13 wird der Faktor ξ 60 :
ξ 60 = 2,85
Der Faktor 4 ist:
as − ds 0,400 m – 0,043 m
ν4 = = = 8, 3 (53)
ds 0,043 m
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DIN EN 60865-1 Bbl 1 (VDE 0103 Bbl 1):1996-06

Die Faktoren νe, –20 und νe, 60 sind:


1/2
  180° 
4 
 4 sin 
 ls   n   arctan ν 4  1 
2
1 9 µ0  I k′′3 
ν e, – 20 = + n (n − 1) N –20   ν2    1 −  −
2 8 2π  n   as − ds  ξ 3–20  ν4  4
 
 
 2
–8 1  63 ⋅ 10 A 
4
1 9 4 π ⋅ 10 –7
Vs
3
 9,4 m 
= +  ⋅ 2 ⋅ (2–1) ⋅ ⋅ 5,61⋅ 10 ⋅ ⋅   ⋅ 2, 2 ⋅  0,400 m–0,043 m 
2 8 2π Am N  2 

(52)
1/2
 sin 180° 
4 

 2   arctan 8,3  1
⋅ 1 –  – 4
2,77 3
 8,3  


= 1,18

1/2
  180° 
4 
 4 sin 
 ls   n   arctan ν 4  1 
2
1 9 µ0  I k′′3 
ν e, 60 = + n (n − 1) N60   ν2    1 −  −
2 8 2π  n   as − ds  ξ 60
3
 ν4  4
 
 
9 4 π ⋅ 10 –7 Vs 1  63 ⋅ 10 A 
3 2 4
1  9,4 m 
= +  ⋅ 2 ⋅ (2–1) ⋅ ⋅ 5,73 ⋅ 10 –8 ⋅ ⋅   ⋅ 2, 2 ⋅
2 8 2π Am N  2   0,400 m–0,043 m 

1/2
 sin 180° 
4 

 2   arctan 8,3  1
⋅ 1 −  − 
2, 85 3
 8,3  4


= 1,15

 ν e, – 20   1,18 
Fpi, – 20 = Fst, – 20  1+ ξ –20  = 23,1 kN ⋅ 1+ ⋅2,77 = 79,0 kN
 ε st, – 20   1,35 
(50)
 ν e, 60   1,15 
Fpi, 60 = Fst, 60  1+ ε ξ 60  = 18, 9 kN ⋅ 1+ ⋅2,85 = 73,7 kN
 st, 60   1,13 

Die Seilzugkraft Fpi bei Bündelkontraktion ist das Maximum von Fpi, –20 und Fpi, 60 :

{ }
Fpi = max Fp i,– 20 , Fpi, 60 = max {79,0 kN, 73,7 kN} = 79,0 kN

8.3.3 Ergebnis
Für die Bemessung der Gerüste, Isolatoren und Befestigungsmittel der Leitungsseile ist das Maximum von Ft , Ff
und Fpi als statische Last anzunehmen:

{ }
max Ft , Ff , Fpi = max {44,6 kN, 68,7 kN, 79,0 kN} = 79,0 kN
Die maximale horizontale Seilauslenkung beträgt 1,33 m und der minimale Leiterabstand 2,34 m.
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9 Beispiel 6: Thermische Wirkung auf blanke Leiter


Grundlage für die Berechnung ist eine dreiphasige 10-kV-Sammelschiene mit einem Leiter je Hauptleiter.

9.1 Daten

Anfangs-Kurzschlußwechselstrom beim dreipoligen Kurzschluß (Effektivwert) I k′′3 = 24,0 kA


Dauerkurzschlußstrom (Effektivwert) Ik 3 = 19,2 kA
Faktor zur Berechnung des Stoßkurzschlußstroms κ = 1,8
Kurzschlußdauer Tk = 0,8 s
Frequenz des Stromkreises f = 50 Hz
Leiter mit Rechteckprofil aus AtMgSi mit dem Querschnitt A = 600 mm2

Temperatur des Stromleiters bei Kurzschlußbeginn θb = 65 °C


Temperatur des Stromleiters bei Kurzschlußende θe = 170 °C

9.2 Berechnungen
Sthr wird mit IEC 865-1, Bild 13 b), für θb = 65 °C und θe = 170°C:
Sthr = 80 A/mm2
Der thermisch gleichwertige Kurzzeitstrom beträgt:
Ith = I k′′3 m + n = 24,0 kA 0,05+0,85 = 22, 8 kA (63)

n und m werden den Bildern 12 a) und 12 b) von IEC 865-1 für f Tk = 50 1/s · 0,8 s = 40, κ = 1,8 und I k′′3 / I k 3 =
24,0 kA/19,2 kA = 1,25 entnommen.
Für den Leiterquerschnitt A = 600 mm2 ist:
3
I 22, 8 ⋅ 10 A
Sth = th = = 38,0 A/mm2
A 600 mm2
Die Leiter gelten als kurzschlußfest, wenn:
Tkr A 1s
Sth = 38,0 A/mm2 kleiner als Sthr = 80 = 89, 4 A/mm2 (67)
Tk mm2 0,8 s

9.3 Ergebnis
Die Sammelschienenleiter sind thermisch kurzschlußfest.

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