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Oswald
Elektrische Kraftwerke
und Netze
6. Auflage
~Springer
Dipl.-Ing. Dietrich Oeding
Universitätsprofessor i. R., Institut für Elektrische Engergieversorgung
Technische Universität Darmstadt
Die Wiedergabe von Gebrauchsnarnen, Handelsnarnen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch be-
rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne
der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von
jedermann benutzt werden dürften.
Sollte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (z. B. DIN,
VDI, VDE) Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewähr
für Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität übernehmen. Es empfiehlt sich, gegebenenfalls für
die eigenen Arbeiten die vollständigen Vorschriften oder Richtlinien in der jeweils gültigen Fassung
hinzuzuziehen.
Satzherstellung und digitale Reproduktion der Abbildungen: Fotosatz-Service Köhler GmbH, Würzburg
Einbandgestaltung: rnedio Technologies AG, Berlin
Gedruckt auf säurefreiem Papier 62/3020Rw 543210
Vorwort zur sechsten Auflage
Die Bedeutung der elektrischen Energie für das Leben der Menschen, die in-
dustrielle Produktion, die Mobilität und die Kommunikation hat seit der letz-
ten Auflage des Buches im Jahre 1978 weiter stark zugenommen, auch wenn
die Unsicherheiten bei der Bereitstellung der Primärenergie zur Umwandlung
in elektrische Energie größer geworden sind. Die Kernkraftwerksunfälle in
Three-Mile Island (USA) und in Tschernobyl (UdSSR) haben zu dieser Unsi-
cherheit beigetragen, und in Deutschland sogar zu einem Ausstiegsbeschluss
aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie im Jahre 2001 geführt. Zu starker
Verunsicherung hat auch die anhaltende Diskussion über Umweltschäden
durch die Verbrennung fossiler Primärenergien wie Kohle und Erdöl/Benzin
und die daraus entstehende Erwärmung der Erdatmosphäre geführt, auch
wenn man heute noch nicht sicher sein kann, ob steigende mittlere Tempera-
turen nicht auch oder zusätzlich durch eine verstärkte Sonnenfleckentätigkeit
erklärbar sein könnten.
Nachdem man festgestellt hat, dass durch Energieeinsparmaßnahmen und
effiziente Nutzung eine teilweise Entkopplung von Wirtschaftswachstum und
Anstieg des Primärenergieeinsatzes möglich ist, und in industriell entwickel-
ten Ländern auch der Anstieg für die elektrische Energie stark zurückgegan-
gen ist gegenüber den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg, hat die Zeit
rasch steigender Leistungen bei Kraftwerksblöcken sowie die Einführung im-
mer neuer höherer Spannungsebenen bei 1000 kV ein Ende gefunden. Im
Zuge der Ausweitung des Verbundbetriebes in Europa versucht man die vor-
handenen Primärenergien und dabei insbesondere die Wasserenergie und an-
dere regenerative Energien möglichst vollständig zu nutzen. Die eingeführte
Liberalisierung des Strommarktes in Europa kann zur guten Ausnutzung der
Kraftwerke und Netze führen und damit zu einem Abbau der hohen Verfüg-
barkeit, um so dem Konkurrenzdruck standhalten zu können. Die Bewäh-
rungsprobe des liberalisierten Strommarktes steht noch aus.
In den vergangeneu Jahrzehnten sind Konstruktionen und Verfahren ent-
wickelt worden zum sparsamen und umweltschonenden Umgang mit Primär-
energie, zum Beispiel bei der Heizung und beim Automobil sowie insgesamt
in der Industrie und im Haushalt. In einer Reihe von Industrieländern da-
runter auch in Deutschland hat man darüber hinaus eine starke staatliche För-
derung regenerativer elektrischer Energieerzeugung durch Windkraftwerke
und Solarzellen eingeleitet, dies in der Hoffnung, dass diese regenerativen
VI Vorwort zur sechsten Auflage
werden mit Ll, L2, L3 bezeichnet. Die Kurzform 1, 2, 3 wird nicht verwendet.
Die symmetrischen Komponenten können dann die Indizes 1, 2, 0 für das
Mit-, Gegen- und Nullsystem erhalten. Bei Formelzeichen und Indizes in den
Kap. 15 und 16 ergeben sich einige Abweichungen, weil hier eine weitgehende
Anpassung an die genannten IEC-Normen erfolgte.
Das Vorwort der fünften Auflage wird unverändert abgedruckt in Erinne-
rung an Dr.-Ing. Hans Happoldt, Ehrenringträger des VDE, der im Jahre 1984
verstorben ist.
Die Verfasser danken den Firmen, die Bildmaterial zur Verfügung gestellt
haben. Sie danken dem Springer-Verlag für die sorgfältige Ausführung der
Zeichnungen und die gute Ausstattung des Buches. Sie wünschen der neuen
Auflage eine gute Aufnahme.
3 Thermische Kraftwerke . . . . . . . . 47
3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . 47
3.2 Grundlast-, Mittellast-und Spitzenlastanlagen 51
3.3 Thermische Prozesse, Wirkungsgrad 55
3.4 Kraft-Wärme-Kopplung . . . . . . . . . . . . 74
3.5 Dampfturbine . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
3.6 Allgemeine Anordnung in Dampfkraftwerken 81
3.7 Nukleare Dampferzeugung - Kernkraftwerke 86
4.3 Wasserturbinen . . . . . . . . . . . 96
4.4 Laufwasser- und Speicherkraftwerke 102
4.5 Windenergieanlagen 111
5 Drehstromgeneratoren 119
5.1 Allgemeines . . . . . . 119
5.2 Gleichungssystem der Synchronmaschine 126
5.3 Stationärer Betrieb . . . . . . . . . 130
5.4 Leerlauf- und Kurzschlusskennlinie 140
5.5 Nichtstationärer Betrieb . . . . . . 142
5.5.1 Operatorengleichungen . . . . . . . 143
5.5.2 Zeitlicher Stromverlauf bei dreipoligem Klemmenkurzschluss 147
5.5.3 Kurzschlussdrehmomente und Fundamentbeanspruchung 152
5.5.4 Ersatzschaltungen für den subtransienten
und den transienten Zustand . . . 161
8 Transformatoren . . . . . . . . 217
8.1 Einsatz der Transformatoren . . 217
8.2 Schaltgruppen und Schaltungen 219
Inhaltsverzeichnis XIII
9 Freileitungen . . . . . . 257
9.1 Mastformen, Kosten . . . 257
9.2 Aufbau der Freileitungen 260
9.3 Mittlere geometrische Abstände 265
9.4 Impedanzen . . . . . . . . . . . 270
9.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . 270
9.4.2 Selbst- und Gegenimpedanzen von Leiterschleifen 271
9.4.3 Impedanzen in symmetrischen Komponenten 280
9.4.4 Induktive Beeinflussung 291
9.5 Kapazitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292
9.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292
9.5.2 Selbst- und Gegenpotenzialkoeffizienten von Leiterschleifen 294
9.5.3 Admittanzen in symmetrischen Komponenten 298
9.5.4 Oberflächenrandfeldstärke . . . . 303
9.6 Die Leitung im stationären Betrieb . . . . 306
9.6.1 Leitungsgleichungen . . . . . . . . . . . 306
9.6.2 Ersatzschaltungen für die kurze Leistung 307
9.6.3 Wellenwiderstand und natürliche Leistung 308
9.6.4 Verluste, wirtschaftliche Stromdichte 310
9.7 Wirkung der Freileitungen auf den Menschen 314
9.7.1 Elektrische und magnetische Feldstärke am Erdboden 314
9.7.2 HF-Störfeldstärke und Geräuschpegel 321
10 Kabel . . . . . . . 323
10.1 Allgemeines . . . 323
10.2 Aufbau der Kabel 323
10.3 Kabelauslegung und Belastbarkeit 329
10.3.1 Allgemeine Überlegungen 329
10.3.2 Strombelastbarkeit 330
10.3.3 Verlustberechnung 332
10.3.4 Wärmewiderstände 337
10.3.5 Normalbedingungen für Kabelbelastung und Häufung 339
XIV Inhaltsverzeichnis
12 Drehstromnetze . . . . . . . . 387
12.1 Netzaufbau, Verbundnetz . . . 387
12.2 Höchstspannungsübertragung 390
12.3 Versorgung großer Städte oder Ballungsräume 397
12.4 Verteilungsnetze . . . . . . . . . . . . . . 403
12.5 Industrielle Stromversorgung . . . . . . . 410
12.6 Blindleistungsbedarf und Kompensation 412
12.6.1 Blindleistungsbedarf der Verbraucher 412
12.6.2 Blindleistungsbedarf des Netzes . . . . . 417
12.6.3 Blindleistungskompensation . . . . . . . 419
12.6.4 Parallelresonanz und Absaugung von Stromoberschwingungen 425
12.7 Netzschutz . . 431
12.7.1 Überblick . . . . . . 431
12.7.2 Leitungsschutz . . . . 433
12.7.3 Transformatorschutz 435
19 Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung 835
19.1 Wirkungsweise . . . . . . . . . . . . . . . 835
19.2 Technische Besonderheiten der HGÜ gegenüber der DHÜ 837
19.3 Entwicklung der HGÜ . 837
19.4 Betriebsmittel der HGÜ 841
19.4.1 Gesamtanordnung 841
19.4.2 HGÜ-Stationen 845
XVIII Inhaltsverzeichnis
Anhang 853
Literatur . . . . 925
Sachverzeichnis 963
1 Allgemeines zur elektrischen Energieversorgung
1.1
Einführung, Primärenergie und elektrische Energie
Bis ins zwanzigste Jahrhundert kannte man als Energiequelle nur die Sonne,
entweder in der direkten Einstrahlung der Sonnenenergie auf die Erde oder in
den fossilen Brennstoffen, die über lange Zeiten mit Hilfe der Sonnenenergie
aufgebaut wurden. Hinzugekommen sind Energiequellen aus der Kernspal-
tung oder der Kernverschmelzung, die extrem ergiebige Energiequellen dar-
stellen können. In [1.36] findet man einen breiten Überblick über alle be-
kannten Energieformen.
Bild 1.1 stellt das globale Energie-Scenario dar. Bis heute lebt die Mensch-
heit im Wesentlichen von den fossilen Energiequellen Kohle, Erdöl und Erdgas
mit zusammen etwa 80% des geschätzten Primärenergieeinsatzes. Regenera-
tive Energiequellen wie Wasser, Wind, Holz und die Nutzung der direkten Son-
neneinstrahlung in Solarzellen (photothermische, photochemische und pho-
tovoltaische Konversion) decken bisher nur einen verhältnismäßig geringen
Anteil von etwa 13 o/o des geschätzten Primärenergieeinsatzes. Aus Kernkraft-
werken kommen etwa 4 o/o. Die große Hoffnung auf die unerschöpfliche Ener-
giequelle der Kernfusion hat sich bisher nicht erfüllt [1.36].
Es besteht die Befürchtung, dass die leicht gewinnbaren Erdöl- und Erdgas-
vorräte bei weiter stark steigendem Verbrauch in der Mitte des 21 ten Jahrhun-
derts so knapp werden, dass Kriege um deren Verteilung entstehen könnten.
Notwendig ist es daher, sowohl regenerative Energien weiter zu fördern und
zu entwickeln, wie das gegenwärtig in Deutschland mit der Windenergie
und Solarenergie getan wird, als auch die Kernenergie weiter zu nutzen bei
zusätzlichen Anstrengungen für die Sicherheit und die Kernfusion bis zum
technischen Einsatz zu entwickeln. Aus diesen Überlegungen und den dazu
notwendigen auch finanziellen Anstrengungen ergibt sich, dass ein äußerst
sparsamer Umgang mit Primärenergie und auch elektrischer Energie selbst-
verständlich sein muss. Hier soll nur beispielhaft auf die notwendige Ver-
besserung der Wärmeisolierung und der Heiztechnik in Gebäuden und den
minimierten Kraftstoffeinsatz für Automobile hingewiesen werden, um so
Primärenergie einzusparen.
Bild 1.2 zeigt den Anstieg des jährlichen Weltenergieverbrauchs aufgeteilt
auf die einzelnen Primärenergiearten. Man erkennt auch aus diesem Bild, dass
0 - - - -
2 1 Allgemeines zur elektrischen Energieversorgung
EnergieabstrahlunQ
- - von der Sonne
~ / \ ~ '-'--aus_Kernfu_sion- '
OErde ~ L---------------~
Primärenergie
'
Schätzung des Primärenergieeinsatzes 2000
f
Entwicklungsmöglichkeiten nach
Kohle 3253 3,03 28,0 Penczynski [1978]:
Erdöl 4011 3,73 34,4
Erdgas 2131 1,98 18,2 Windkraft ~ 1 . . 3 TWa/a
Wasserkraft -711 0,66 6,1 Wasserkraft max. ~ 2 TWa/a
Kernenergie 481 0,45 4,1 Biomasse (Holz, Abfälle) ~ 1 TWa/a
Holz -700 0,67 6,1
Abfälle -350 0,33 3,0 Direkte Sonneneinstrahlung:
400r-----~------~------~------~----~
Kernenergie
..
:: , :I
'' Kohle
i Erdöl
die fossilen Energieträger den weitaus größten Anteil beisteuern. Der jährli-
che Gesamtenergieverbrauch erreichte bei 6 Mrd. Einwohnern im Jahr 2000
etwa 400 EJ = 400 · 10 18 J = 13,7 · 109 t SKE (Tonnen Steinkohleneinheiten)
[1.36].
Der Anteil der zur Erzeugung elektrischer Energie (Umwandlung in elek-
trische Energie) eingesetzten Primärenergie am Gesamtenergiebedarf betrug
in Deutschland im Jahre 1920 etwa 7% und hat sich im Jahre 1970 auf 24%
erhöht. Im Jahre 2000 betrug dieser Anteil in Deutschland rund 34%, wobei
für die Umwandlung von Primärenergie in elektrische Energie ein Wirkungs-
grad von 40% angesetzt wurde. Weltweit betrug dieser Anteil im Jahre 2000
schätzungsweise 32% bei einem jährlichen Energieverbrauch von 400 EJ =
111,1 · 10 12 k Wh und einer Weltproduktion an elektrischer Energie von 14,2 ·
10 12 kWh in öffentlichen und industriellen Kraftwerken (nach UN und EU),
wenn man auch hier wieder den günstigen Wert von 40% für den Wirkungs-
grad bei der Umwandlung von Primärenergie in elektrische Energie annimmt.
Tabelle 1.1 zeigt die zeitliche Entwicklung der elektrischen Energieerzeu-
gung einzelner ausgewählter Länder im Zeitraum von 1960 bis zum Jahr 2000.
Die in früheren Jahrzehnten beobachteten Steigerungsraten der elektrischen
Energieerzeugung in Industrieländern von etwa 7%/a, die zu einer Verdoppe-
lung in 10 Jahren führten, sind heute infolge höherer Energieeffizienz, des gerin-
gen wirtschaftlichen Wachstums und eines Bewusstseinswandels in der Bevöl-
kerung nicht mehr zu beobachten. In Deutschland hat diestrotzdes Hinzukoro-
mens der neuen Bundesländer (in der Statistik nach 1992) zu einer Abnahme der
elektrischen Energieerzeugung im Mittel der letzten 10 Jahre geführt. Diese Ten-
denz kann man auch in Schweden beobachten (Tabelle 1.1). Eine ganz andere
Entwicklung ist dagegen zum Teil in Schwellenländern und Entwicklungslän-
dern zu beobachten, wie das Beispiel der VR China in Tabelle 1.1 zeigt.
In Deutschland werden, ähnlich wie in anderen industrialisierten Län-
dern, etwa 46 % der elektrischen Energie (Netto-Stromverbrauch) in der In-
4 1 Allgemeines zur elektrischen Energieversorgung
"bis 1990 nur alte Bundesländer, 2000 neue und alte Bundesländer;
b bis 1990 UdSSR, 2000: Russland;
c mittlere jährliche Steigerung Mfe. für das Jahrzehnt 1990 bis 2000;
d nach Angaben der Weltbank.
dustrie, 27% im Haushalt (davon nur ein kleiner Teil für die Beleuchtung),
14% in Handel und Gewerbe, 8,5% in öffentlichen Einrichtungen sowie etwa
1,5 o/o in der Landwirtschaft und rund 3% im Verkehr einschließlich der
Bahn verwendet. Der Anteil der in der Industrie eingesetzten elektrischen
Energie ist in Deutschland in den vergangeneu Jahrzehnten stark zurückge-
gangen, einerseits bedingt durch Effizienzsteigerung bei der Anwendung und
andererseits durch Abwanderung von Industriezweigen mit hohem elektri-
schen Energiebedarf in Länder mit günstigeren Strompreisen. Im Jahre 1952
betrug der Anteil der in der Industrie verbrauchten elektrischen Energie
noch 75 o/o.
Der Pro-Kopf-Verbrauch an elektrischer Energie wird weitgehend vom Le-
bensstandard und der Industrialisierung bestimmt. Das Klima spielt in man-
chen Fällen auch eine wichtige Rolle, z. B. dann, wenn in Ländern mit reichli-
chen Energiequellen elektrisch geheizt oder gekühlt wird. Für das Jahr 1997
ergaben sich unter Einbeziehung der jeweiligen Einwohnerzahl folgende
Werte für den Pro-Kopf-Verbrauch elektrischer Energie:
Tschad 15 kWh/a Deutschland 6700 kWh/a
Äthiopien 24 kWh/a Japan 8200 kWh/a
Nepal 45 kWh/a USA 13900 kWh/a
Indien 475 kWh/a Schweden 16700 kWh/a
China 1070 kWh/a Norwegen 25900 kWh/a
Russland 5680 kWh/a Welt 2430 kWh/a
1.1 Einführung, Primärenergie und elektrische Energie 5
Der hohe Pro-Kopf-Verbrauch in Norwegen erklärt sich daraus, dass dort die
elektrische Energie ausschließlich aus preiswerter Wasserkraft gewonnen und
auch zum Heizen verwendet wird. In anderen Ländern, in denen elektrische
Energie aus Kohle, Öl oder Gas gewonnen wird, ist es nur in Sonderfällen sinn-
voll Wärme aus elektrischer Energie zu erzeugen.
Tabelle 1.2 gibt einen Überblick über den anteiligen Einsatz von Primären-
ergie zur Erzeugung elektrischer Energie in einigen ausgewählten Ländern.
Tabelle 1.2 zeigt, dass bis heute etwa 64% der elektrischen Energie auf der
Welt aus fossilen Brennstoffen erzeugt wird und der Rest etwa zu gleichen Tei-
len aus Kernbrennstoff (hauptsächlich Uran) und aus erneuerbaren Quellen,
wobei die potenzielle Energie des Wassers den weitaus größten Anteilliefert
Die langfristige Entwicklung wird durch die weiter stark zunehmende Welt-
bevölkerung auf acht oder sogar 10 Mrd. Menschen, durch die langfristig zu
6 1 Allgemeines zur elektrischen Energieversorgung
erwartende Verknappung des Erdöls und des Erdgases sowie durch die
COrEmission beim Verbrennen fossiler Energieträger und die damit stei-
gende Gefahr der globalen Erwärmung bestimmt werden. Als Forderun-
gen aus dieser Bestandsaufnahme ergeben sich der äußerst sparsame Um-
gang mit Energie, die Verbesserung des Umwandlungswirkungsgrades und,
wie bereits oben gesagt, die weitere Entwicklung aller nicht fossilen Energie-
quellen.
1.2
Erzeugung, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie
.. ..
Bild 1.3. Tagesbelas- Speicher,und Pumpsricher
tungskurve Deutsch-
land (schematisch) an
Spitzenlasl
einem typischen Win-
tertag im Jahre 2000
mit Kraftwerkseinsatz
nach Primärenergie
zur Deckung der Mitlellasl
Grund-, Mittel- und
Spitzenlast
Grund las!
8 12 16 20 Uhr 24
Tageszeil
Tabelle 1.3. Kapitalbedarf für die durchschnittlich dem Endverbraucher gelieferte Energie
jekW
Art
hängig von der Einheitengröße; d Turmkonzept; e ohne Speicherung, beiLund S ist noch zu
berücksichtigen, dass der Wind in ausreichender Stärke zur Verfügung stehen muss; r 1OOo/o
solare Nachrüstung; g 50% Sonne; h P 85, 100% Sonne: 10000 bis 15000 US$.
1.2 Erzeugung, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie 9
jährlichen Einsatz über die Kraftwerkslebensdauer [ 1.14, 1.15, 1.20, 1.21, 1.23,
1.27].
Die räumliche Lage einzelner Kraftwerke wird u. a. durch die folgenden
Punkte beeinflusst [1.6, 1.12, 1.17, 1.21, 1.28]:
• Primärenergieorientierte Kraftwerke, z. B. Braunkohlekraftwerke, Laufwas-
ser- und Speicherkraftwerke, Windkraftwerke
• Kraftwerke an Flüssen oder in Meeresnähe, um den Kühlwasserbedarf
günstig decken zu können, z. B. Steinkohlenkraftwerke mit Importkohle,
Kernkraftwerke
• Geologisch orientierte Kraftwerke: Pumpspeicher-Kraftwerke, Gezeiten-
Kraftwerke
• Kraftwerke, deren Aufstellungsort hauptsächlich von den Netzanschlussbe-
dingungen bestimmt wird (380-kV-Netzknotenpunkt oder Verbrau-
chernähe ); z. B. Gasturbinenkraftwerke, Mittellastkraftwerke oder auch
Kernkraftwerke
• Verbrauchernahe Kraftwerke: Heizkraftwerke, Blockheizkraftwerke (gleich-
zeitige Erzeugung von Wärme und Elektrizität).
Neben den genannten Gesichtspunkten für die Standortwahl von Kraftwerken
gewinnen in zunehmendem Maße auch Umweltgesichtspunkte an Bedeutung.
1000
kV ..
: : : :::
' ''.
l l l \~l
900
800
700
600
500
~
:::; 400
300
200
100
0
10 20 40 60 100 400 600 1000 2000 MVA 6000
Bild 1.4. Wahl der Spannungsebene beim Anschluss großer Kraftwerksblöcke an das Netz.
Richtwerte mit Rücksicht auf den Beitrag S'kKw des Kraftwerksblockes zur Kurzschlussleis-
tung an der Anschlussstelle S'kArn
10 1 Allgemeines zur elektrischen Energieversorgung
100
80 ........... j............ l.. ab 1992 alte un,d neue Bundeslän,der ...... \. ..........
60 ...........J.. ·· -· -- ----; ----------r .. ·--------~--- .. ·--···l···-···~·t·;·~ -~--l~~--~ .~ 553TWh
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! 1200 kV, Ekibastus/Kasachstan
N (1 Stromkreis)
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:;; 10 t--....;....-.....;.-----;,__.....L...;......,r--...;....----:-___,r:-=:;::=.==r- Tokio, 1 000/1100 kV, Versorgungsnetz von
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Inbetriebnahme 2003- 2005
c::
Q> 8 ..... ·····-~-------···- -~--- ···-----~-
C>
Q> 500 kV
C>
C> 6
c::
2Q> 450 kV
.9 4
vs
2
Bild 1.5. Übertragungsspannungen von Freileitungen und Kabeln und im Vergleich dazu
die Grenzleistungen von Kraftwerksblöcken zum jeweiligen Zeitpunkt auf der Welt sowie
den elektrischen Energiebedarf in Deutschland (bis 1992 nur alte Bundesländer). 1 Elek-
trischer Energiebedarf BRD (W. 1920 = 8,2 TWh); 2 Blockleistungen (S,c 1920 =50 MVA);
3 Dreileiter- und Einleiter-Kabel (Un 1920 = 60 kV); 4 Drehstromfreileitungen (U" 1920 =
110 kV); 5 HGÜ-Kabel (Un 1954 = 100 kV)
Der geplante Bau großer Windenergieanlagen in der Nord- und Ostsee ver-
folgt neben den günstigen Windverhältnissen auch den Umweltgesichtspunkt
Große Kraftwerksblöcke werden häufig an die höchste in einem Land vor-
handene Spannungsebene angeschlossen. Neben anderen Überlegungen
spielt in eng vermaschten Netzen der Anteil der Kurzschlussleistung, die von
den einzelnen Blöcken ausgeht, bei der Zuordnung der Generatorbemes-
sungsscheinleistung zur Netznennspannung auf der OS-Seite des Blocktrans-
formators eine Rolle. Bild 1.4 enthält dazu Überlegungen unter der Annahme,
dass mehrere Kraftwerksblöcke auf engem Gebiet einspeisen.
Um die steigenden Anforderungen des elektrischen Energiebedarfs zu
decken und um vor allem auch entlegene Wasserkräfte nutzbar zu machen,
wurden im 20. Jahrhundert immer höhere Übertragungsspannungen sowohl
für Freileitungen als auch für Kabel eingeführt [1.5, 1.7, 1.9, 1.12, 1.35, 12.1,
12.2, 12.14] . Diese Entwicklung zeigt Bild 1.5. Eingezeichnet sind auch die
Steigerungen der jeweils größten Blockleistungen thermischer Kraftwerke im
1.2 Erzeugung, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie 11
2.1
Überblick
Die für die Planung und den Betrieb von Elektrizitätsversorgungssystemen er-
forderlichen elektrotechnisch-mathematischen Grundlagen werden hier mit-
geteilt. Für umfangreichere und detailliertere Darstellungen wird auf die Spe-
zialliteratur verwiesen [2.1 bis 2.21, N2.1].
Eingeführt werden die komplexen Größen, wie sie in der elektrischen En-
ergieversorgung üblich sind, das Verbraucher (VZS)- und Erzeugerzählpfeil-
system (EZS) und die symmetrischen Komponenten.
Den Abschluss bilden Ausführungen zu den modalen Komponenten, von
denen die symmetrischen Komponenten einen Spezialfall darstellen.
2.2
Komplexe Größen
2.2.1
Die Transformation zeitlich sinusförmig verlaufender Größen
in die komplexe Ebene
Der zeitliche Verlauf einer sinusförmigen Spannung u(t) mit der Kreisfre-
quenz w = 2nfkann durch die folgende Kosinusfunktion dargestellt werden,
u
wobei (/Ju der Nullphasenwinkel (Phasenwinkel zur Zeit t = 0) und der Schei-
telwert der Spannung ist:
u(t) = ucos(wt + cpu) (2.1)
In der komplexen Ebene wird die Spannung durch den rotierenden Amplitu-
u
denzeiger (kurz Drehzeiger) entsprechend Bild 2.1 dargestellt:
fl = uei(wt+rpul = Re{{j} + jlm{{j} = ucos(wt + (/Ju )+ jusin(wt + (/Ju) (2.2)
Der Realteil des Drehzeigers ist mit der Zeitfunktion identisch:
I u(t)
Bild 2.1. Spannungsschwingung nach GI. (2.1) als Drehzeiger in der komplexen Ebene
Y. Drehzeiger; u(t) = Re{Y.(t)} Realteil des Drehzeigers zum Zeitpunkt t; u(O) = Re{Y.(O)}
Realteil des Drehzeigers zum Zeitpunkt t = 0
Mit Y.* ist der konjugiert komplexe Drehzeiger Y.* = ue-j(wt + <Pul bezeichnet.
Zum Zeitpunkt t = 0 gilt:
g(O) = uej<Pu = UCOS(/Ju + j usinq>u (2.4)
Ist die Winkelgeschwindigkeit konstant, so kann an die Stelle des Drehzeigers
ein ruhender Zeiger treten. Hierfür wird wegen des bei sinusförmigen Größen
eindeutigen Zusammenhangs zwischen Effektivwert und Amplitude zweck-
mäßigerweise ein Effektivwertzeiger (kurz Zeiger) verwendet:
!l. = -J2Y: .
2eJwt
= U e j<Pu =Re{ !I}+ jim{!l.} = U cosq>u + jU sinq>u (2.5)
Die Differentiation der Spannung u(t) nach GI. (2.1) und des zugehörigen
l
Drehzeigers nach GI. (2.2) ergeben bei konstanter Kreisfrequenz:
l
(2.6a)
Der Realteil in GI. (2.6 b) stimmt mit dem Ergebnis der GI. (2.6 a) überein. Also
entspricht der Differentiation der Spannung u(t) im Zeitbereich die Differentia-
tion des Drehzeigers f1 in der komplexen Ebene. Der Drehzeiger f1 wird dabei in
seiner Länge geändert und um n/2 im mathematisch positiven Sinn gedreht.
Der Integration von u(t) im Zeitbereich entspricht die Integration des
Drehzeigers f1 in der komplexen Ebene. Der Drehzeiger f1 wird durch OJ divi-
diert und mit - j multipliziert, d. h. um n/2 zurückgedreht:
2.2.2
Die komplexe Leistung im Wechsel- und Drehstromnetz
p(t) = ucos(wt + <fJu) icos(wt + <pJ = U I [cos(2wt + <fJu + <fJi) + cos(<pu - <pJ]
(2.9)
Der Momentanwert der Leistung schwingt demnach mit doppelter Frequenz
um einen konstanten Mittelwert, die Wirkleistung:
(2.10)
Nach Abschn. 2.2.1 kann man die Zeitfunktionen auch durch den Realteil ih-
rer Drehzeiger oder durch den Drehzeiger und seinen konjugiert komplexen
16 2 Grundlagen zur Berechnung in Drehstromnetzen
Zeiger ausdrücken:
S = U I= ~ P 2 + Q2 (2.15)
Q
qJ = (/Ju - ({Ji = Arctan p (2.16)
2.2 Komplexe Größen 17
Im
Sind die Spannungen und Ströme symmetrisch, dann genügen sie bei Bezug-
·2x
nahme auf den Leiter LI mit !! = eJ3 den folgenden Bedingungen (Abschn.
2.4):
In diesem Fall ergänzen sich die schwingenden Anteile der Leistung in Gl.
(2.18) zu Null; der Momentanwert der Leistung eines symmetrischen Dreh-
stromsystemsist konstant. Gl. (2.19) vereinfacht sich wegen !!3 = 1 zu:
(2.20a)
Wählt man anstelle des Leiters LI den Leiter L2 oder den Leiter L3 als Bezugs-
leiter, so ergeben sich analoge Ausdrücke für die komplexe Leistung, so dass
Gl. (2.20a) für den symmetrischen Fall verallgemeinert werden kann zu:
(2.20b)
2.3
Zählpfeile und Zählpfeilsysteme
Bei der Darstellung elektrischer Betriebsmittel und elektrischer Netze durch
Ersatzschaltungen sind Vorzeichenvereinbarungen für Ströme, Spannungen,
Leistungen und alle weiteren Größen in Form von Zählpfeilen für den als po-
sitiv angenommenen Richtungssinn zu treffen. Die Vorzeichen der Berech-
nungsergebnisse beziehen sich dann auf die vereinbarte Zählrichtung. So be-
sagt ein Minuszeichen, dass die berechnete Größe entgegen dem angenom-
menen Zählpfeil wirkt.
Prinzipiell kann man die Zählpfeile beliebig vorgeben. Durch sinnvolle Zu-
ordnung von Zählpfeilen einzelner Größen untereinander nach bestimmten
Gesichtspunkten entstehen sogenannte Zählpfeilsysteme. Die beiden grundle-
genden Zählpfeilsysteme sind das Verbraucherzählpfeilsystem (VZS) und das
Erzeugerzählpfeilsystem (EZS). Die Bezeichnungen rühren daher, dass die
Spannungs- und Stromzählpfeile so gewählt werden, dass im VZS (EZS) die an
einem Verbraucher berechnete Wirk- und Blindleistung positiv (negativ) und
2.3 Zählpfeile und Zählpfeilsysteme 19
[} Oe
i i i
rJx
I I
~}
I
I
vzs IJR I
I
di i= Cdu
U= Ri U=L- I
J!=l.l l = 1J!
dl dl I
Oe
i i i
k]z rJx
I I
I
EZS I
IJR []L I
I
di . du I
U=-Ri U=-L- t=-C- J!=-l.l l=-1J!
dl dl I
oder
I=± Ifl (2.21 b)
wobei das positive Vorzeichen für das VZS und das negative Vorzeichen für
das EZS gilt.
Die Impedanz z_ lässt sich allgemein als Reihenschaltung eines vorzeichen-
behafteten Wirkwiderstandes (Resistanz) R und eines vorzeichenbehafteten
Blindwiderstandes (Reaktanz) X darstellen:
z_ = ± =u =u- e-J'P
+ .
= ZeJ'Pz = Re{Z.}
. .
+ Jim{Z.} = R + JX
I I
(2.22 a)
X
cpz = Are tan-
R
20 2 Grundlagen zur Berechnung in Drehstromnetzen
I I -· . { } . { } .
-Y = ±-=- u e+Jrp = YeJ'PY =Re -Y + Jim -Y = G + JB
u_ =-
(2.22b)
B
(/Jy = Are tan-
G
Das positive Vorzeichen in den Gln. (2.22) gilt für das VZS und das negative
Vorzeichen für das EZS. Im VZS ist der Impedanzwinkel qJz mit dem Winkel
qJ = (/Ju- qJ;_ der komplexen Leistung nach Gl. (2.16) identisch. Im EZS ist dagegen
der Admittanzwinkel qJy mit dem Winkel der komplexen Leistung identisch.
Zwischen Impedanz und Admittanz bestehen folgende allgemeine Bezie-
hungen:
1 1
X: = Z. ; y = z ; (/Jy =- (/Jz
R X G B
G=-, B = - - und R=-, X=--
zz zz yz yz
Element Z= R + jX X=G+jB
Widerstand R R
R
1
-Xe=--
Kapazität C > wc Bc=WC
kJ,
Zählpfeile Zeiger Zählpfeile Zeiger
[]R
I
lriY Iy
QnjM :: f~M
~jwl
r1
~ r-j_2_ l!
+-----'----
p
u- !JM u
I I
1wC
wC
und:
oder:
Im j R+jXL Im j G
~
~
o----11--o iBc
Be= wC
-Re
o--ll--o ~
1 1
X--
c- wC 8 --
L- wL
o-=---j 1--o
a R-iXc b
Bild 2.5 a, b. Impedanz und Admittanz in der komplexen Ebene. a Impedanz; bAdmittanz
Nur für den Sonderfall, dass die Spannung in der reellen Achse liegt, werden
Wirkstrom und Realteil des Stromes gleich und Blindstrom und Imaginärteil
des Stromes entgegengesetzt gleich. Um für diesen Sonderfall auch Überein-
stimmung zwischen Blindstrom und Imaginärteil des Stromes zu erzielen, fin-
det man den Blindstrom auch definiert als: h = ---I sin q>. Diese Definition hat
jedoch den Nachteil, dass der Blindstrom der häufig vorkommenden indukti-
ven Last negativ wird (Tabelle 2.2).
Die Wirk- und Blindleistung sowie der Wirk- und Blindstrom für die
Grundschaltelemente, berechnet aus den Gin. (2.23) und (2.24b), sind in Ta-
belle 2.2 eingetragen.
Aus Tabelle 2.2 ist ersichtlich:
• Zu einem positiven Wirkwiderstand R gehört im VZS eine positive Wirk-
leistung P. Der Wirkwiderstand (Verbraucher) "verbraucht" Wirkleistung.
• Zu einer positiven Reaktanz X (Induktivität) gehört im VZS eine positive
Blindleistung Q. Die Induktivität nimmt Blindleistung auf, sie "verbraucht"
Blindleistung.
Ebenso wie an den Klemmen der Grundschaltelemente erfolgt die Zählpfeil-
festlegung nach dem VZS oder EZS an Zweipolen und Mehrpolen (Bild 2.6).
In der komplexen Ebene lässt sich das Verhalten eines aktiven Zweipoles
nach der Zweipoltheorie durch eine Reihenschaltung aus einer Impedanz und
2.3 Zählpfeile und Zählpfeilsysteme 23
1 _1_u
Induktivität L 0 wLJl = - U 2 0
(J)[ (J)[
1
Kapazität C 0 - - F = -wCU 2 0 - wc u
wc
fEl fEl
a b
fi:
vzs EZS vzs EZS VZS EZS
p p p p p p
Q Q Q Q Q Q
c d
Bild 2.6a-d. Zählpfeilfestlegung an den Klemmen von Zwei- und Mehrpolen. a VZS und
EZS am Zweipol; b VZS am Mehrpol; c VZS und EZS am Vierpol; d Kettenzählpfeile an ei-
ner Vierpolkette
1 1
-I = -z. U- - -z. U-q
=-
YU-
+I-q (2.28)
24 2 Grundlagen zur Berechnung in Drehstromnetzen
Bild 2.7 a, b. Ersatzschaltungen für einen Zweipol mit Zählpfeilen nach dem VZS. a Span-
nungsquellen-Ersatzschaltung; b Stromquellen-Ersatzschaltung
(2.29b)
Der jeweils erste Ausdruck ist aus den Gln. (2.23) bereits bekannt. Der jeweils
zweite Ausdruck ist der Beitrag der idealen Quelle:
(2.29c)
I:IPI+i iOI
vz~
y~
~=Yf*=P+iO
1: IPI+i iOI
EZS l
p
0
Bild 2.8a, b. Komplexe Leistung in Abhängigkeit vom Phasenwinkel zwischen Strom und
Spannung. Die beispielhaft eingetragenen Zeiger gelten für einen ohmseh-induktiven
Zweipol. a im VZS; b im EZS
26 2 Grundlagen zur Berechnung in Drehstromnetzen
2.4
Symmetrische Komponenten
2.4.1
Allgemeines
2.4.2
Symmetrierung und Entsymmetrierung
I
I
'
1 .
!!2 =!! * =!!- 1 = eJ.41t /3 = e-J.2 rr /3 = - - - J- -J3
2 2 (2.30b)
!!3 = 1 (2.30 c)
1 + i! + ;:!2 = 0 (2.30d)
Bild 2.10 zeigt ein Mit-, Gegen- und Nullsystem der Ströme. Der erste Index
1, 2, 0 kennzeichnet jeweils das Komponentensystem, während der zweite In-
dex Ll, L2, L3 die Leitergrößen des Drehstromnetzes bezeichnet. Die Phasen-
lage der Referenzgrößen der einzelnen Systeme kann durchaus verschieden
sein.
Wird der Leiter Ll als Bezugsleiter eingeführt, so bilden seine Größen im
Mit-, Gegen- und Nullsystem die Referenzgrößen für die Mit-, Gegen- und
Nullsystemgrößen der beiden anderen Leiter. Diese können wie folgt mit Hilfe
der Einheitszeiger J! und !!2 durch die Referenzgrößen ausgedrückt werden. Im
Fall der Ströme (Bild 2.10) gilt mit l 1u, l 2u und Iou als Referenzgrößen:
IIL2 = !! 2IILI I, u = !!I,u für das Mitsystem (2.31 a)
I 2L2 = !!I 2Ll I 2u = !! 2I 2u für das Gegensystem (2.31 b)
IoL2 = I ou Iou = I ou für das Nullsystem (2.31 c)
28 2 Grundlagen zur Berechnung in Drehstromnetzen
!II
lou liX2 llll3
c
a
Bild 2.10a-c. Beispiel für das Mit-, Gegen- und Nullsystem der Ströme
Damit können die drei Leiterströme des Drehstromnetzes durch die drei Re-
ferenzgrößen der symmetrischen Komponenten ersetzt werden:
lu =Lu + l2u +lau (2.32)
(2.34)
Durch Auflösung nach den Komponentenströmen berechnet man die Um-
kehrbeziehungen:
1 2
l1u =- Uu + !!lu +!! lu) (2.35)
3
(2.36)
1
lau =- Uu + lu + l u ) (2.37)
3
Analoge Gleichungen gelten auch für die Spannungen sowie andere Grö-
ßen des Drehstromnetzes. Zur Vereinfachung der Schreibweise wird ge-
wöhnlich der Index LI des Bezugsleiters an den Referenzgrößen der sym-
metrischen Komponenten weggelassen. Im Fall der Ströme schreibt man
einfach 11, 12 und Io anstelle von I1u, l 2 u und Iou· Die Referenzgrößen der
symmetrischen Komponenten werden schlechthin als symmetrische Kom-
ponenten bezeichnet, wovon auch hier Gebrauch gemacht werden soll.
Des Weiteren ist es üblich, weil übersichtlicher, die Beziehungen zwischen
den Leitergrößen und den symmetrischen Komponenten als Matrizenglei-
chungen zu formulieren. Dabei werden die Transformationsmatrix 1'.5 und
ihre Inverse 1'.s1 eingeführt (Index S für symmetrische Komponenten):
;,I
2.4 Symmetrische Komponenten 29
r,=k
1
!!
-1
Is
1
=3 ~ [I !!
!!2 (2.38) (2.39)
!!2 :1 1
Tabelle 2.3. Symmetrierung und Entsymmetrierung der Ströme und Spannungen beim
Rechnen mit symmetrischen Komponenten (ausführliche und symbolische Schreibweise)
Symmetrierung Entsymmetrierung
nl
is = 'IS 1i i =Isis
~: =~ ~
!!
!!2
' W"1
!!
1
QL2
QL3
(2.42) [~''] =
QL2
QL3
[I!!2
!!
!!
!!2 :][~] (2.43)
Hs =Is1 H H=IsHs
30 2 Grundlagen zur Berechnung in Drehstromnetzen
Radius lll21
' ·., Radius IILJI
'
''
'' \/
...
'
'
'
-~ a2JLJ :'
..-- ,'
,' 3!~.·'
',
------
Bild 2.11. Zeichnerische Zerlegung der Ströme Iu, lLz, IL3 in die Komponentenströme
l1, lz, Io
---
......
-••• 3[,
2.4.3
Impedanzen im Mit-, Gegen- und Nullsystem
(2.44a)
(2.44b)
Die Gl. (2.44) gilt zunächst noch ohne Einschränkungen für den allgemeinen
Fall eines Drehstromnetzes, das unsymmetrisch aufgebaut, gespeist und
belastet sein kann. Zur Überführung (Transformation) der Gl. (2.44) in eine
Gleichung der symmetrischen Komponenten (Ströme, Spannungen und Im-
pedanzen im Mit-, Gegen- und Nullsystem) ersetzt man die Drehstromgrößen
mit Hilfe der Gln. (2.41) und (2.43) durch die symmetrischen Komponenten
~~1~------------------------------------------ti
a~N N
und multipliziert die Gleichung von links mit der inversen Transformations-
matrix. Unter Beachtung von T.s 1T.s = E (Einheitsmatrix) erhält man:
: 2
• (Z.uu + !! Z.uu +!! Z.L3L3) +
: 2
- (!! Z.uu + Z.uL3 + !! Z.L3u)
Das Ergebnis zeigt, dass die Impedanzmatrix Z_5 = Is 1Z.Is der symmetrischen
Komponenten für unterschiedliche Selbst- und Gegenimpedanzen, wie sie ein
unsymmetrisch aufgebautes Drehstromnetz aufweist, ebenfalls voll besetzt ist
und im Gegensatz zu der ursprünglichen Impedanzmatrix nicht mehr diago-
nal-symmetrisch ist. Damit sind die Mit-, Gegen- und Nullsystemgrößen wie
die natürlichen Größen gekoppelt und es wird kein Berechnungsvorteil mit
den symmetrischen Komponenten erzielt. Durch die Unsymmetrie der Impe-
danzmatrix wird der Aufwand sogar noch größer.
Für die Drehstromnetze der elektrischen Energieversorgung kann man je-
doch meist voraussetzen:
(a) symmetrischer Aufbau, d.h.:
Z.uu = Z.uu = Z.L3L3 = Z.s und Z.uu = Z.uL3 = Z.L3u = Z.g (2.46)
(b) symmetrische Einspeisung, d.h.:
(2.48)
(2.49)
!!
l~iH1· ~wH~:J
0
Z.z (2.51)
0 Z.o Io !lo
Auf der Gl. (2.51) beruhen die voneinander unabhängigen einpoligen Ersatz-
schaltungen für die symmetrischen Komponenten im Bild 2.14a. Induktive
Kopplungen treten nicht mehr auf. Eine Quellenspannung ist nur im Mit-
34 2 Grundlagen zur Berechnung in Drehstromnetzen
:·I±
~
1.. I.
•
jy, lllfly,
0
llfly,
01
f2 !2•
~ 0
y2
BJY,
02 02
fo la•
~ 0
Yo
a 00 b 00
system vorhanden. Sie ist identisch mit der Quellenspannung des Bezugslei-
ters Ll. Auf die Einbeziehung von elektrischen Unsymmetrien in die symme-
trischen Komponenten wird im Kap. 13 eingegangen.
Ebenso wie die induktive Kopplung der Drehstromleiter lassen sich auch
die kapazitiven Kopplungen behandeln. Bei gleichen Leiter-Erde-Kapazitäten
und gleichen Leiter-Leiter-Kapazitäten findet im Bereich der symmetrischen
Komponenten ebenfalls eine Entkopplung statt. Man kann also die symmetri-
schen Komponenten symmetrisch aufgebauter und symmetrisch gespeister
Drehstromnetze ganz allgemein durch drei separate Komponentenersatz-
schaltungen wie im Bild 2.14 b darstellen.
2.4.4
Drehstromleistung und Komponentenleistungen
Die komplexe Drehstromleistung ergibt sich (identisch mit Gl. (2.19)) aus:
(2.52)
(2.53)
so ist zunächst nicht sichergestellt, dass die nach Gl. (2.52) und Gl. (2.53) be-
rechneten Leistungen übereinstimmen. Das liegt daran, dass der Maßstab für
2.5 Modale Komponenten 35
= -1(U.u Iu
* + U.u Iu *) = -1 S.
* + U.u Iu
3 3
und stellt fest, dass die mit den symmetrischen Komponenten berechnete
Leistung nur ein Drittel der Drehstromleistung ergibt. Die mit den Gin. (2.38)
und (2.39) durchgeführte Transformation ist also nicht leistungsinvariant
Will man Invarianz der Leistung im Bereich der symmetrischen Komponen-
ten erreichen, muss man die normierte oder leistungsinvariante Transforma-
tion verwenden (Abschn. 2.5).
Abschließend sei noch der Sonderfall symmetrischer Spannungen und
Ströme betrachtet. Mit Il.L 2 = !!2Ilw Ilu = !!Ilw Iu = !!2Iu und Iu =!! Iu ver-
einfacht sich GI. (2.52) zu:
(2.55)
Von den symmetrischen Komponenten ist nur das Mitsystem vorhanden, so
dass aus GI. (2.53) folgt:
(2.56)
Bei Symmetrie ergibt sich die Drehstromleistung aus der dreifachen Leistung
des Mitsystems oder aus dem dreifachen Wert der Größen des Bezugsleiters
LI. Deshalb stellt die hier vorgenommene Transformation mit den Gleichun-
gen nach Tabelle 2.3 die bezugsleiterinvariante Form dar.
2.5
Modale Komponenten
2.5.1
Allgemeiner Ansatz
(2.57)
(2.58)
Die drei natürlichen Größen werden über eine noch näher zu bestimmende
Transformationsmatrix 1M durch die modalen Komponenten gM ersetzt. Die
modalen Komponenten können auch komplex sein. In diesem Fall ist die
Transformationsmatrix ebenfalls komplex.
Damit auch die Umkehrbarkeit der Gl. (2.58) gewährleistet ist, muss die
Transformationsmatrix 1M regulär sein:
(2.59)
hängige Elemente enthalten kann, wie das z. B. bei der Synchronmaschine der
Fall ist:
u = Ri + j_ (Li) (2.60)
dt
Die Transformation erfolgt durch Ersetzen der natürlichen Größen mit Gl.
(2.58) und Multiplikation von links mit IrYi':
(2.61)
Der letzte Ausdruck in Gl. (2.61) wird vor der Differentiation wie folgt er-
weitert:
Die transformierten Matrizen RM = Twl RTM und LM = IM' LTM sind die mo-
dalen Widerstands- und Induktivitätsmatrizen. Mit RM und L.M lautet die Gl.
(2.62 a) kürzer:
Der mittlere Ausdruck in Gl. (2.62a) tritt offensichtlich nur bei Transforma-
tionsmatrizen mit zeitabhängigen Elementen auf. Für zeitinvariante Transfor-
mationen hat die Gl. (2.62a) die gleiche Form wie die ursprüngliche Gl. (2.61).
Ist die Induktivitätsmatrix zeitunabhängig, wie bei nicht rotierenden Be-
triebsmitteln, so vereinfacht sich Gl. (2.62 b) zu:
-UM= [RM - j_
- + -LMTM-I i + -LM j_
dt -TM) -M dt (iM)
- (2.63)
(2.64)
kann man von konstanten Kapazitäten ausgehen und erhält dann die zu
38 2 Grundlagen zur Berechnung in Drehstromnetzen
2.5.2
Bestimmung der Transformationsmatrix
A:r! ~ ~J (2.71)
2.5 Modale Komponenten 39
A2 =A-B=~ (2.72)
~=A+2B
Mit ihnen erhält man aus Gl. (2.69) die folgenden drei Bedingungen für die
Eigenvektoren der Transformationsmatrix:
(2.73a)
(2.73b)
(2.73 c)
Die Faktoren k_1, k.2 und k.3 können beliebig, auch reell, gewählt werden.
Alle Transformationsmatrizen, deren Eigenvektoren die Bedingungen der
Gln. (2.73) erfüllen, transformieren zusammen mit ihrer Inversen eine diago-
nal-zyklisch symmetrische MatrixA aufDiagonalform. Die Elemente der Dia-
gonalmatrix sind die Eigenwerte der Matrix A.
Wegen der freien Wahl der Faktoren k. 1,k2 undk.3 lassen sich theoretisch un-
endlich viele Transformationsmatrizen konstruieren, indem man in den Gln.
(2.73 a) und (2.73 b) beispielsweise die beiden ersten Elemente vorgibt und das
jeweils letzte Element so ergänzt, dass die Spaltensumme Null wird. Man muss
nur darauf achten, dass sich die Elemente der 1. und 2. Spalte so voneinander
unterscheiden, dass die Transformationsmatrix nicht singulär wird, weil für
die Transformation auch ihre Inverse benötigt wird. Allen Transformations-
matrizen ist gemeinsam, dass eine (hier die letzte) Spalte aus gleichen (belie-
bigen) Elementen besteht, was dazu führt, dass eine der modalen Komponen-
ten stets ein Nullsystem wird.
2.5.3
Transformation von Zeigergrößen
(2.76)
(2.77)
40 2 Grundlagen zur Berechnung in Drehstromnetzen
~~ =A-~
~z =A-~=~~ (2.78)
~ 3 =A+2~
und führen folglich auf die gleichen Bedingungen für die Eigenvektoren wie
im Abschn. 2.5.2. Damit lassen sich diagonal-zyklisch symmetrische Impe-
danz- und Admittanzmatrizen ebenfalls mit allen regulären Transformations-
matrizen, die die Bedingungen der Gin. (2.73) erfüllen, auf ihre Eigenwert-
matrizen transformieren.
Die Eigenwerte der Impedanzmatrix sind die bereits im Abschn. 2.4 ein-
geführten Mit-, Gegen- und Nullimpedanzen. Entsprechend werden die Eigen-
werte der Admittanzmatrix als Mit-, Gegen- und Nulladmittanzen bezeichnet.
2.5.4
Leistung in modalen Komponenten
Mit:
UT = ([M!!M)T = !!~L~ (2.80)
und
(2.81)
nach GI. (2.59) folgt daraus:
T yT T* .•
p = U T.l = !!M-M-M!M (2.82)
Bildet man andererseits mit den modalen Komponenten die Leistung entspre-
chend GI. (2.79), so erhält man:
(2.83)
2.5 Modale Komponenten 41
Der Vergleich zwischen den Gln. (2.82) und (2.83) zeigt, dass für leistungsin-
variante Transformationen die Bedingung I.'ki.~ = E erfüllt sein muss. Für die
Inverse der Transformationsmatrix folgt daraus:
y-I _ yT* (2.84)
-M - - M
Matrizen mit dieser Eigenschaft heißen unitär. Also sind die Transformations-
matrizen leistungsinvarianter Transformationen unitäre Matrizen.
Für die komplexe Leistung gilt entsprechend:
-S = U I*
-LI -LI +u I* u r*
-L2 -L2 + -L3 -L3 = !!
r !·* = r rr r*
!!M -M -M !M
·* (2.85)
und
~M = u:M, I;.ll + u:M2 r;.,12 + u:M3 D.13 = !!~ i~ (2.86)
so dass auch hier für Leistungsinvarianz die Bedingung nach Gl. (2.84) erfüllt
sein muss.
2.5.5
Gebräuchliche Komponentensysteme
In der Praxis haben sich die in den Tabellen 2.5, 2.6 sowie A.2, A.3 angegebe-
nen Komponentensysteme bewährt.
Die Transformationen in Tabelle 2.4 lassen sich auf die folgende Transfor-
mationsmatrix mit speziellen Spaltenfaktoren k_ 1, k. 2 und k.3 zurückführen.
(2.87)
Die für alle Transformationsmatrizen durch die Gln. (2.73a) und (2.73b) gefor-
derte Nullsumme der ersten und zweiten Spalte wird in Gl. (2.87) mit Hilfe der
Einheitszeiger fl und !12 erreicht. Wegen der gleichen Elemente in der letzten
Spalte von I.M ist die jeweils dritte modale Komponente immer ein Nullsystem.
Ordnet man die freien Faktoren in Gl. (2.87) den modalen Komponenten
zu, so lassen sich alle Transformationen sogar mit einer einzigen Matrix dar-
stellen (Bild 2.15):
lg" j ll :wK··J
1
gL2 =k ;!2 ;!
- 2 ~M2
(2.88)
;!2
gL3 ;! 1 !s_3~M3
~ ~M2 I [I~
r··~••j
;!
2
- 3 ~M3 ·'W"J
= 3k
;!2
1
;!
1
gL2
gL3
(2.89)
42 2 Grundlagen zur Berechnung in Drehstromnetzen
gl2 K2DM2
g[;j Js3gM3 Imaginärteil
k -g_2 'g_
'g_ g_2
gl1 }S1gM1
gl2 }S2gM2
gl3 }S3gM3
Über den freien reellen Faktor k kann die Leistungsinvarianz hergestellt werden.
Die Anwendung der komplexen Transformationsmatrix LI auf die Mo-
mentanwerte des Originalsystems ist der allgemeine Fall. Als modale Kompo-
nenten werden zwei komplexe Größen und bei reellem k3 ein reelles Null-
system erhalten, wobei die zweite modale Komponente k2gM2 stets konjugiert
komplex zu der Ersten k1gM 1 sein muss, weil die zweite Zeile von T~ konjugiert
komplex zu der Ersten ist. Zur Unterscheidung von den Zeitzeigern werden
die modalen Komponenten k1gM 1 Raumzeiger genannt. Sie beschreiben im
Gegensatz ZU den Zeigern zusammen mit dem Nullsystem beliebige Momen-
2.5 Modale Komponenten 43
tanwertverläufe. Durch die Wahl von k. 1 wird das Koordinatensystem für den
Raumzeiger festgelegt. Für ruhende Koordinaten gilt k.1 = k.2 =1. Der Raumzei-
ger in ruhenden Koordinaten erhält den Index s von space phasor.
Die Raumzeiger wurden von K. P. Kovacs eingeführt und wegen der Ähn-
lichkeit der Transformationsmatrix mit der der symmetrischen Komponenten
als "Momentanwerte der symmetrischen Komponenten" bezeichnet [2.6]. In
der leistungsinvarianten Form sind die Transformationsmatrizen für die sym-
metrischen Komponenten und die Raumzeiger in ruhenden Koordinaten so-
gar identisch (Anhang A2 und A3 ). Es sei aber nochmals darauf hingewiesen,
dass die Anwendung der gleichen Transformationsmatrix auf Zeiger und Mo-
mentanwerte zwei grundsätzlich verschiedene Fälle darstellt (Bild 2.15).
Die von E. Clarke bereits 1948 angegebenen aßO-Komponenten [2.5], die
auf Anregung von Hochrainer [2.4] auch als Diagonalkomponenten bezeich-
net werden, sind der Real- und Imaginärteil des Raumzeigers in ruhenden Ko-
ordinaten, wovon man sich durch Zerlegung der Raumzeigertransformation
überzeugen kann. Die Transformationsmatrix der Diagonalkomponenten ist
zeitinvariant und lässt sich deshalb auch auf Zeiger anwenden [2.9].
Wählt man für die Faktoren k. 1 = ei 0 ; k.2 = k~ = e-iO und k. 3 = 1, so entstehen
die Raumzeigerkomponenten in rotierenden Koordinaten. Die von R. H. Park
1929 [2.2] bei der Behandlung der Synchronmaschine eingeführten dqO-Kom-
ponenten sind der Real- und Imaginärteil eines Raumzeigers in rotierenden
Koordinaten. Zwischen den Raumzeigern in ruhenden und rotierenden Koor-
dinaten besteht der Zusammenhang:
~r = gd + jgq = ~s e-il?= (ga + jg~)e-i!? (2.90)
mit dem Drehwinkel zwischen den ruhenden und rotierenden Koordinaten:
(2.91)
Eine zusammenfassende Übersicht über die Raumzeigertransformationen in
bezugsleiterinvarianter Form enthält die Tabelle 2.5.Als Bezugsleiter dient der
Leiter L1 des Drehstromnetzes. In der bezugsleiterinvarianten Form (Abschn.
2.5.4) stimmt im stationären symmetrischen Betrieb der Momentanwert des
Bezugsleiters mit dem Realteil des Raumzeigers in ruhenden Koordinaten
überein. Der Raumzeiger in ruhenden Koordinaten ist dann mit dem umlau-
fenden Amplitudenzeiger für den Bezugsleiter identisch. Die entsprechenden
leistungsinvarianten Formen findet man im Anhang A2.
Die Anwendung der Transformation nach Gl. (2.87) mit reellen Faktoren
k. 1 = k.2 = k.3 = 1 auf Zeiger liefert die symmetrischen Komponenten in bezugs-
leiterinvarianter Form (Tabelle 2.6). In der bezugsleiterinvarianten Form
(Abschn. 2.5.4) stimmen im stationären symmetrischen Betrieb die Zeiger des
Bezugsleiters mit denen des Mitsystems überein.
Abschließend sei noch erwähnt, dass die Transformationsmatrix der symme-
trischen Komponenten und der Raumzeiger nicht nur diagonal-zyklisch sym-
metrische Matrizen, sondern auch zyklisch symmetrische Matrizen diagonali-
siert. Weitere Einzelheiten zur Transformation findet man in [2.16-2.19].
>!>-
Tabelle 2.5. Beziehungen zwischen den Raumzeigerkomponenten in bezugsleiterinvarianter Form >!>-
X [gu gL2 g13JT X IKs K: goJT X (ga gß goJT X IKr K~ goJT x [gd gq goJT
r-\
--
1
2
~' ~1
- ,[3
2
1
[GzGoQl]-- l1
_!_ 1
3 1
f!
f!2 f!21
a
~
[10 01 0]0
1 0 0 1
3_r~ 1~~1
3 _!_ _!_ _!_
[~j ~ ~l
0 0 1
2 2 2
3 Thermische Kraftwerke
3.1
Allgemeines
Tabelle 3.1. Bereitstellung elektrischer Energie in Deutschland. (Aus den statistischen Berichten des Referats Elektrizitätswirtschaft im Bundes-
ministerium für Wirtschaft)
a n g
Gesamt-Stromerzeugung Wges • 109 kWh 116,4 242,6 368,8 449,5 100,5 567,4 567,4
in thermischen Kraftwerken % 88,8 92,7 94,9 95,9 98,7 96,4 95,4
in Wasserkraftwerken % 11,2 7,3 5,1 4,1 1,3 3,6 4,6
Brennstoffe in therm. Kraftwerken
Steinkohle % 53,7 40,3 30,5 31,2 0,5 25,6 25,4
Braunkohle % 26,6 24,6 25,4 18,4 87,8 31,1 26,3
Öl, Gas, Sonstiges % 8,5 25,3 27,2 13,6 5,1 12,0 13,7
Kernbrennstoff (Uran) % - 2,5 11,8 32,7 5,3 27,7 30,0
Beteiligung an der Erzeugung
Öffentliche Kraftwerke % 60,5 67,0 80,9 85,7 80,6 84,8 90,9d
Industrielle Kraftwerke % 38,2 31,1 17,4 13,1 19,2 14,2 9,1
Bundesbahn-Kraftwerke % 1,3 1,9 1,7 1,2 0,2 1,0
Engpassleistung PE b MW 27500 50833 87257 103651 21358 125009 120856
Benutzungsdauer TmE = Wge.IPE h/a 4233 4773 4226 4337 4705 4399 4695 I~"'....
• Brutto-Stromerzeugung. s
s;·
b Brutto-Engpassleistung. g.
c a: alte Bundesländer; n: neue Bundesländer; g: Gesamt-Deutschland. "':;-::....
d Allgemeine Versorgung einschließlich Bahn. I»
:::;>
:;:
"'....
!§""
3.1 Allgemeines 49
Rauchgas
Turbine
'1,'1111
Asche Eigenbedarf
a Großwasserraumkessel Kolbendampfmaschine
20 - 40 bar, 425 oc
Regelventil
600-1000MW
Dampferzeuger nur
d noch Rohrstränge Speisewasservorwärmung
Bild 3.2a-d. Entwicklung konventioneller thermischer Kraftwerke (mit Kohlefeuerung).
a Dampfkraftwerk mit Dampfsammelschiene (mehrere Dampferzeuger arbeiten auf eine
Dampfmaschine) und Kolbendampfmaschine um 1900; bEinsatz von Turbinen nach Lava!
und Parsons und Turbogeneratoren in der Zeit bis 1925; c Steigerung von Frischdampf-
druck und Frischdampftemperatur, Unterteilung der Turbine in Hochdruck- und Nieder-
druckteil bis etwa 1955; d Dampferzeuger mit Kohlenstaub gefeuert, die nur noch aus Rohr-
strängen bestehen, Dampfturbine unterteilt in Hochdruckteil (HD), in Mitteldruckteil
(MD) und Niederdruckteil (ND), hier in zwei Teilen
3.2 Grundlast-, Mittellast-und Spitzenlastanlagen 51
180 bar und 525 oc (Bild 3.2 c, d). Zur Steigerung des Wirkungsgrades wird das
Speisewasser mit Anzapfdampf vorgewärmt bevor es in den Kessel gelangt.
Darüber hinaus werden in Industriekraftwerken erste Pilotanlagen mit über-
kritischem Frischdampfdruck (>220 bar) und einer Temperatur über 550°C
gebaut (Bild 3.2d).
Entwicklungen zur Senkung der Verluste bei Generatoren (Roebelstab und
lamellierte Pressplatte) und zur Einführung forcierter Kühlung, zuerst durch
Wasserstoffgas und dann durch direkte Wasserkühlung (Eugen Wiedemann)
haben zweipolige Turbogeneratoren bis über 1000 MVA und vierpolige bis
1700 MVA möglich gemacht (Bild 3.2d).
In den 1980er-Jahren wurden wirksame Maßnahmen zur Entstickung und
Entschwefelung der Rauchgase eingeführt. Entstaubungsanlagen in Form von
Elektrofiltern waren zu der Zeit ohnehin vorhanden.
Zur weiteren Steigerung des Wirkungsgrades werden heute in zunehmen-
dem Maße Kombianlagen aus Gas- und Dampfturbinen gebaut. Der sich aus-
weitende Einsatz von Erdgas als Brennstoffhat darüber hinaus auch zur Min-
derung der COrFreisetzung geführt. Zu bedenken ist allerdings bei langfris-
tiger Planung, dass die Erdgasvorräte geringer als die Öl- und Kohlevorräte
sind. Die Gesamtwirkungsgrade von neu gebauten Steinkohlekraftwerken
konnten seit 1950 etwa verdoppelt werden. Man erreicht heute Wirkungs-
grade von etwa 40% und bei Kombikraftwerken sogar von mehr als 50% (Ab-
sehn. 3.3).
3.2
Grundlast-, Mittellast-und Spitzenlastanlagen
Bei der Auslegung von thermischen Kraftwerken mit Kohle- und/oder Erd-
gasfeuerungunterscheidet man je nach der Einsatzweise Grund-, Mittel- und
Spitzenlastanlagen. Kernkraftwerke gehören zu den Grundlastanlagen (Ab-
sehn. 3.7).
Bei Grundlastanlagen wird die Prozessführung so ausgerichtet, dass ein
möglichst geringer Brennstoftbedarf pro erzeugte kWh erreicht wird, wobei
als Vergleichswert der spezifische Wärmeverbrauch (q in kJ/kWh) verwendet
wird. Bei z.B. 8000 kJ/kWh = 2,22 kJ/kWs ergibt sich ein Wirkungsgrad von
1/2,22 = 0,45 = 45% (1 kJ = 1 kWs).
Bild 3.3 zeigt den grundsätzlichen Aufbau eines Kondensationskraftwerkes
mit Zwischenüberhitzung (Rauchgaszwischenüberhitzung) des Wasserdamp-
fes sowie Hoch- und Niederdruckvorwärmer (Speisewasservorwärmer durch
Anzapfdampf). Zwischenüberhitzung wird bei hohem Frischdampfdruck an-
gewendet, um im Niederdruckteil am Dampfaustritt eine Dampfnässe von
etwa 10% nicht zu überschreiten. Durch die stufenweise regenerative Speise-
wasservorwärmung sind Energieeinsparungen von einigen Prozent möglich,
es ergeben sich konstruktive Vorteile für die Turbine, der Kondensator erhält
kleinere Abmessungen und der Kühlwasserbedarf sinkt (Abschn. 3.3). Übliche
52 3 Thermische Kraftwerke
Bild 3.5. Dampfprozess mit vorgeschalteter Gasturbine zur Erhöhung des Wirkungsgrades
eines einfachen Dampfprozesses. 1 Kessel; 2 Überhitzer; 3 Dampfturbine; 4 Kondensator;
5 Kondensatpumpe; 6 Niederdruckvorwärmer (mehrere Stufen); 7 Speisewasserbehälter;
8 Kesselspeisepumpe; 9 Luftverdichter; 10 Brennkamm er; 11 Brennstoffzufuhr (z. B. Erd-
gas); 12 Gasturbine
a 5
3.3
Thermische Prozesse, Wirkungsgrad
Bezeichnet man bei einem thermischen Kondensationskraftwerk mit Wzu die
dem Kraftwerksprozess zugeführte Energie (z. B. Kohle, Öl, Erdgas, Kern-
brennstoff) und mit w.b die ungenutzt abgegebene Energie (z. B. die Verluste
und die an das Kühlwasser abgegebene Wärmemenge, die als Anergie be-
zeichnet wird), so wird der Wirkungsgrad 'lnK des Dampfkraftwerks:
(3.1)
Pct Pc 1
lJDKbr. = 1JK1JthCR1Ji1Jm1JG = - -h- = - .- h- = - (3.2)
ms u ms u qbr.
56 3 Thermische Kraftwerke
Dabei sind:
'0 2
Zustandsänderun gen im T
p-v-Diagramm und
im T-s-Diagramm, sowie
Grundzusammen hänge 4 3
bei isobaren, isothermen 3
und adiabaten (isentro- a
pen) Zustandsänderun - V s
gen. a Carnot-Prozess;
b Clausius-Rankine- p T
2~
~
Prozess; c Joule-Prozess
2' 2"
lsentropen I
1 4
Isobaren 4
1
b
V s
p T
2~
1
Isobaren
lsentropen
4
2~:
1
V s
R
=P(VI- v,) = RT in!!. =-(~- T.)
v, ,1( -1
= R(T1 - ~)
1
=RT in!!!. = - (p, v,- p1v1)
fJ.z ... - 1
=Ell(1-i)
,1(-1 T,
58 3 Thermische Kraftwerke
Volumen (v) bestimmt. Mit der Gaskonstanten R ergibt sich der bekannte Zu-
sammenhang in der Zustandsgleichung pv = R T.
Die Umwandlung von Wärme in mechanische Arbeit erfolgt in der Tech-
nik durch Expansion von Gasen oder Dämpfen. Expandiert ein Gas von v1 auf
v 2, so ergibt sich die spezifische Expansionsarbeit w = W/m als Fläche unter
der Kurve der Zustandsänderung von Punkt 1 nach Punkt 2 (Bild 3.7, unterer
Teil):
2
Wa 12 = w12 = Jpdv (3.4)
1
Da wa 12 vom Verlauf der Zustandsänderung abhängt (Bild 3.7), ist die Expan-
sionsarbeit keine Zustandsgröße. Sie wird als positiv für den Außenbereich
des Gasvolumens, also als Energiegewinnung angesehen. Bei Buchung für
2
den Innenbereich würde man im Gegensatz dazu wil2 =- Jpdv =- Wa 12 schrei-
ben [3.29]. 1
Bezeichnet man mit u die spezifische innere Energie eines Gases, die allein
von der Kelvintemperatur Tabhängig ist, so kann man die Aussage des ersten
Hauptsatzes der Thermodynamik von der Erhaltung der Energie (J. R. Mayer,
1814-1878) wie folgt schreiben:
dq =du+ pdv (3.5)
Dabei wird angenommen, dass einem Gas mit der inneren Energie u die
Wärmemenge dq zugeführt wird, und dass es dabei expandiert und die äußere
Arbeit pdv leistet. Bei konstantem Volumen würde dq nur zur Erhöhung der
inneren Energie führen.
Weil das Rechnen mit der spezifischen Enthalpie h in den meisten Fällen
zweckmäßiger ist als mit der inneren Energie (Bild 3.11), wird h als Zustands-
größe eingeführt:
h = u + pv (3.6)
Ersetzt man pdv in Gl. (3.4) nach Gl. (3.5) durch -du bei verlustfreier Ent-
spannung ohne Wärmeaustausch mit der Umgebung (dq = 0), so ergibt sich
bei Verwendung von Gl. (3.6) für die spezifische Arbeit eines solchen Pro-
zesses:
(3.7)
Die mechanische Arbeit Wm einer Arbeitsmaschine bei verlustfreier Entspan-
nung ohne Wärmeaustausch mit der Umgebung ist also dem Enthalpiegefälle
gleich.
Als weitere abgeleitete Zustandsgröße wird in der Thermodynamik die spe-
zifische Entropie verwendet. Sie ist ein Maß für die Reversibilität einer Zu-
standsänderung. Ist eine Zustandsänderung reversibel, so bleibt die Entropie
konstant. Ist die Zustandsänderung jedoch irreversibel, wie bei allen wirkli-
chen Vorgängen, so nimmt die Entropie zu (Drosselung und Reibung sind Bei-
3.3 Thermische Prozesse, Wirkungsgrad 59
lsotherme(T =const.)
1
•
T Adiabate (s =const.)
p
4, ,3
a ''
v- s-
'"~ ~~-~.;...._
q34
r 300
.._o 200
I
......
II
..."
100
b 0 2 4 6 8 kJ/kgK 10
s-
Bild 3.10a zeigt einen einfachen Dampfprozess und dazu den Clausius-
Rankine-Prozess als theoretischen Vergleichsprozess im p-v-Diagramm (Bild
3.10b) und im T-s-Diagramm (Bild 3.10c}. Der Clausius-Rankine-Prozess be-
ginnt mit der adiabaten Druckerhöhung des Kesselspeisewassers von f ~ a,
gefolgt von der isobaren Wärmezufuhr (an das Wasser, das Gemisch aus Was-
ser und Dampf und den Dampf) von a ~ d mit nachfolgender adiabater
Entspannung des Dampfes in der Turbine von d ~ e.d , und endet mit der letz-
ten Zustandsänderung, der isobaren Kühlung des entspannten Dampfes von
ead ~ f (also der Kondensation des Dampfes zu Wasser und Abfuhr der nicht
in Arbeit umgewandelten Wärme an die Umgebung). Bei Zustandsänderun-
gen unterhalb der Grenzkurve im Nassdampfgebiet bleiben Druck und Tem-
peratur konstant (Isobaren und Isothermen fallen dort zusammen). Würde
man bei der Prozessführung im Nassdampfgebiet bleiben, den Prozess also im
62 3 Thermische Kraftwerke
e -- T
~·
<> '
.• -- a ~ : JJ o-~:................................. d PKesset
]l :
r-----
c: '
Q) '
"'0
c:,'
~ : 3!~
------------ · 1 1+ ---------~
I I
a : -- -- - -- - - Kondens~tte~peratur - - - - - -- _:
c -273 +-'-------_L_.!___ _ __
b
0 s
Bild 3.10a-c. Einfacher Dampfprozess (Clausius-Rankine-Prozess). a Schaltung; b p-v-
Diagramm; c T-s-Diagramm; (a bis fWasser-Dampf-Zustände im Kreislauf). I Verdampfer;
2 Überhitzer; 3 Dampfturbine; 4 Kondensator; 5 Speisewasserpumpe
4000,--------r--------r--------.--~~--~----~-.
300 bar 100 10 1 bar
k.J/kg
3000
.:::::
Q)
.Ci
c;;
..<::
c:
L.LJ
2000
2 4 6 8 kJ/kgK 10
Entropies -
Bild 3.11. Das h-s-Diagramm des Wasserdampfes (Mollier-Diagramm)
3800 -,----"-----,-------,---,--,-------:=-=ro~--.-----.------,---,-,--------,
kJ/kg 600 ·c
-f-:-'1"-++-"......,'+-+--++-+-t:-::t-::-=-=-=~"'+--~,__.~+-----~~--~+- 550 ·c
525 •c
5oo •c
3400
3200
300 ·c
.c:: 3000
200 ·c
"'
:§.
=
"'
E
L.LI 2800 -t;.-'~'::7'-'--------r'+--+----=-=:-:-:-:ttr=-=-=-=-+~=:-:-:-:t-:-:77-':-:-:--:-:i- 150 · c
1oo ·c
2600 so ·c
20 ·c
2400
2200
2000
6,5 7,0 7,5 8,0 8,5 kJ/kgK 9,0
Entropies-
Bild 3.12. Ausschnitt aus dem Mollier-Diagramm nach Bild 3.11 zur Ermittlung derEn-
thalpiedifferenz bei der Expansion des überhitzten Frischdampfes in der Turbine.
Eingezeichnetes Beispiel:
hd = 3370 kJ/kg bei 530°C und 180 bar
h;ad = 2975 kJ/kg, h; = 3055 kJ/kg bei 44,3 bar
hg = 3515 kJ/kg bei 530°C und 39,6 bar
hhad = 2195 kJ/kg, hh = 2367 kJ/kg bei 0,053 bar
hd- head> wie in GI. (3.11) angegeben. Aus dem h-s-Diagramm kann man also
1J1h einfach ermitteln. Bild 3.12 enthält einen speziell dazu geeigneten Aus-
schnitt aus dem Mollier-Diagramm. Für die Enthalpie im Punkt a gilt: h. = cP 19-.
mit Cp = 4,19 kJ/kgK.
Könnte man (theoretisch) den Prozess, wie im Bild 3.10c angedeutet von
a über a' nach d führen und zurück über ead und f(a), so würde sich bei
Temperaturen Td = 803 K (530°C) und Tf= 306,6 K (33,5°C), bei einer Expan-
3.3 Thermische Prozesse, Wirkungsgrad 65
sion bis auf 0,053 bar (Bild 3.12), ein Wirkungsgrad nach Gl. (3.9) wie folgt er-
geben:
rf 306,6K
1JthC max theoretisch= 1-- = 1- = 0,62
rd 803K
Tatsächlich wird, weil man a' bei einem Wasser-Dampf-Prozess nicht erreichen
kann, der Wirkungsgrad 7JthCR wesentlich kleiner. Im vorliegenden Fall bei
Frischdampfdaten 180 bar und 530°C findet man im Bild 3.12 eine Enthalpie
von hd = 3370 kJ/kg und nach adiabater Expansion auf 0,053 bar entsprechend
33,5°C eine Enthalpie von head"" 1950 kJ/kg (im Ausschnitt Bild 3.12 nicht abzu-
lesen). Mit hr = ha = cpßa = 4,19 kJ/kgK · 33,5°C =140 kJ/kg wird nach Gl. (3.11):
/~~< ~
L-,- ---
""' ~ G
600 regenerative
300 -- - Speisewasser- ~ ~ 3-
500
rl'l vorwärmer
200 - ~-----
a' /
e:'\
d' y I
:
'" ~ ~ --
'
'"
.
:
e,.- had "' -..... -......... Kondensator
~ ~-:
wasser- ~ :- r.--.
200
- 100
___ P~I!IP~ . ~-: ~ ~ -:· r.·:
~ ~~ :"~ ~ ~~ :;:·- 1r.:,::
100
-200 --------- ~ ',,'
' ''
~- ~
~ ~ -:· s
~ -" 10:
~ --', ,'
0 --------· '' ~ ~-- ' '
0 2 4 6 8 kJ/kgK 10
s-
Bild 3.13. Prinzip der regenerativen Speisewasservorwärmung durch Anzapfdampf und
Zwischenüberhitzung (ZÜ, gestrichelt eingetragen)
(3.14)
3.3 Thermische Prozesse, Wirkungsgrad 67
Bei verlustbehafteter Expansion wird damit ausgehend von Gl. (3.11) und
Gl. (3.14):
(3.15)
Dabei ist t:.h der Gefällverlust (Enthalpiedifferenz) bei der Expansion im Mit-
tel- und Niederdruckteil durch die Entnahme von Dampfteilströmen zur Spei-
sewasservorwärmung.
Beispiel (eingezeichnet im Bild 3.12):
Bei dem bereits behandelten Beispiel mit einer Frischdampftemperatur von
530°C (803 K) und einem Frischdampfdruck von 180 bar (unterkritischer
Frischdampfdruck) soll regenerative Speisewasservorwärmung und einfache
Zwischenüberhitzung auf 530°C nach Entspannung auf 44,3 bar vorgesehen
werden. Die Kühlwassertemperatur soll21 oc betragen. Bei einer Aufwärmung
im Kondensator um 8,5 K und einer notwendigen Temperaturdifferenz im
Kondensator von 4 K ergibt sich eine Kondensattemperatur von 33,5 oc und
ein Kondensatdruck von 0,053 bar. Die sieben Vorwärmestufen sollen das
Speisewasser von 33,5 oc bis auf 252 oc erwärmen. Die Enthalpie des vorge-
wärmten Speisewassers beträgt dann hsp = 1095,3 kJ/kg. Der dadurch entste-
hende Gefällverlust t:.h durch die Vorwärmung beträgt 268 kJ/kg. Eine Anzap-
fung liegt vor der Zwischenüberhitzung, wodurch die Wärmezufuhr im Zwi-
schenüberhitzer des Kessels reduziert wird. Dieser Reduktionsfaktor beträgt
im vorliegenden Beispiel r = 0,926.
68 3 Thermische Kraftwerke
Mit den im Bild 3.12 eingezeichneten Enthalpien für die Punkted bis h wird
nach Gl. (3.18):
- {3370- 2975) 0,79 kJ lkg +{3515- 2195- 268) 0,87 kJikg
17th,ZÜ- (3370-1095) kJikg+{3515-3055) 0,926 kJikg
= 1227 kJikg = 0,45
2701kJikg
Der Dampfzustand nach dem Austritt aus dem Hochdruckteil bei 44,3 bar und
340°C ist h:
= {3370-315) kJikg = 3055 kJikg. Im Zähler der vorstehenden
Gleichung steht das gesamte zu nutzende Enthalpiegefälle ,~,hres = 1227 kJikg,
gebildet aus der zugeführten und der abgeführten Wärme, während im Nen-
ner die gesamte Wärmezufuhr von 2701 kJikg steht.
Soll ein Kraftwerksblock mit dem vorstehenden Wasser-Dampf-Kreislauf
an den Generatorklemmen PrG = 150 MW abgeben, so benötigt man unter
Berücksichtigung der Wirkungsgrade 17m und 1Je die folgende stündliche
Frischdampfmenge G':
Der Wärmebedarf des Turbosatzes beträgt damit Q = 126 kgls · 2701 kJikg =
340,3 · 103kJis. Bezogen auf PrG wird daraus der spezifische Wärmebedarf:
(3.19)
tqab p T
Q.,
,~ ~
V
4*
2
1 4 1
q.,
q.,
Q., s
il b V c
Bild 3.14a-c. Offener Gasturbinenprozess. a Schaltung: V Verdichter, B Brennkammer,
GT Gasturbine; b p-v-Diagramm; c T-s-Diagramm
70 3 Thermische Kraftwerke
Führt man für die Isobaren das Druckverhältnis Pzlp 1 = p3lp 4 und wegen der
adiabaten Zustandsänderung (Bild 3.7)
bei 1i
i
Austrittstemperat ur ß4
20+-----~--~-----+-----+----~
300 400 500 oc
.9-~ -
Abhitzekessel
Eingehäuse-Dampf-
Frischdampf 23 bar, 440 oc turbine (zweiflutig)
Überhitzung
3 Gasturbinensätze
Bild 3.16. Kombianlage mit AbhitzekesseL Drei Gasturbinensätze mit PrGT = 3 x 76 MW =
228 MW und ein Dampfturbinensa tz mit P,0 T =97 MW. 1.. . 11 wie im Bild 3.1 7
72 3 Thermische Kraftwerke
1-2 Verdichter
3 2-3 Brennkammer
3-4 Gasturbine (Expansion)
I-
4- 5 Abhitzekessel
::; 5-1 Kaminverlust
"'
Q;
Q.
E
6-7 SpeisewasservorwärmunQ
(Ekonomiser)
~ 7-8 Verdampfer
8- 9 Überhitzer
9-10 Dampfturbine (Expansion)
10 10-11 Kondensator
11 -6 SpeisewasservorwärmunQ
Entrepies-
Bild 3.17. Kombiprozess mit Abhitzekessel nach Bild 3.16 im T-s-Diagramm
Rauchgasbeheizte Speisewasservorwärmer
Bild 3.18. Kombinierter Gas-Dampfturbinenprozess eines Grundlastkraftwerkes
74 MW + 260 MW O
11 - - 45
'I(GT+DT)br.- 270 MW +471 MW- )
Der Wirkungsgrad des Dampfprozesses setzt sich nach Gl. (3.2) aus einzelnen
Wirkungsgraden zusammen. Für den Dampfprozess des Bildes 3.18 würde
sich ohne Speisewasservorwär mung und Zwischenüberhitzun g (Arbeitsfläche
abcdeadO ergeben:
_ hd- head _ (3390 -1925) kJ /kg _ O 45
T/thCR(DT)- hd - ha - (3390 -121) kJ /kg - '
Nach Einführung der Speisewasservorwär mung (Sp), wie im Bild 3.13 er-
läutert, ergibt sich unter der Annahme feiner Stufung mit der Arbeitsfläche
a'bcdeai ' der folgende Wirkungsgrad:
V
60
1250 %
40
oc
1000 40
/ 'lll'(GT + DT)
r:
&:::-
750
500 r
<1;:, &:::-
20
250
0 0 0
1940 50 60 70 80 90 2000 60 70 80 90 2000
a Jahr - b Jahr -
Bild 3.19a,b. Entwicklung der Gasturbinen-Eintrittstemperaturen und der thermischen
Wirkungsgrade [ 1.36, 3.34, 3.39, 3.40, 3.41]. a Gasturbinen; b Kombianlagen
Im Bild 3.13 sieht man, dass sich bei einer Prozessführung mit der Arbeits-
fläche a'd' e.df, also einem Prozess vollständig im Sattdampfgebiet bei idealer
Speisewasservorwärmung, ein Wirkungsgrad wie im Carnot-Prozess ergeben
würde: 1J1hcsp = 1 - Tead!T., = 1 - 302 K/533 K = 0,43. Die Verbesserung auf 0,53
im Prozess nach Bild 3.18 ergibt sich durch die Anhebung der Mitteltempera-
tur (Frischdampf 540°C und Zwischenüberhitzung auf 540°C).
Die Verbesserung der Bruttogesamtwirkungsgrade von Kombikraftwerken
mit Gas- und Dampfturbinen wurde, wie Bild 3.19 zeigt, erst möglich durch
eine langfristige zielstrebige Entwicklung auf den Gebieten der Gas- und
Dampfturbinen. Beim Einsatz von Gasturbinen mit sehr hohen Eintrittstem-
peraturen und der dabei notwendigen Schaufelkühlung erreicht man Abgas-
temperaturen der Gasturbine von etwa 580 °C, die für die Prozessoptimierung
von Kombianlagen günstig sind [3.34].
3.4
Kraft-Wärme-Kopplung
Die bei Dampfkraftprozessen im Kondensator abgegebene Wärme muss
als Abwärme an die Umgebung abgeführt werden, auch wenn man bemüht
ist durch Optimierung des kalten Endes und durch Wahl hoher Frischdampf-
daten und anderer Maßnahmen (Abschn. 3.3) den thermischen Wirkungs-
grad möglichst hoch zu halten. Bei dieser Abwärme handelt es sich je nach
Kraftwerksart immerhin um mindestens 50 bis 70% der eingesetzten Pri-
märenergie. Bei einem Kernkraftwerk, bei dem aus Prozessgründen (Abschn.
3.7) nur ein Wirkungsgrad von etwa 33% erreicht werden kann, beträgt die
eingesetzte Energie bei P,G= 1200 MW etwa 3600 MW während 7500 Volllast-
stunden pro Jahr, was ausreichen würde etwa 60000 mäßig isolierte Einfami-
lienhäuser mit Heizenergie zu versorgen, allerdings bei einer gegenüber der
3.4 Kraft-Wärme-Kopplung 75
c
JFMAMJJASOND
Bild 3.20a-d. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), Blockheizkraftwerk (BHKW) und Last-
gänge. a KWK im Kraftwerk mit Festdruckturbine; b KWK im Kraftwerk mit Kondensa-
tionsturbine; c Blockheizkraftwerk; d Wärme-Lastganglinie und elektrische Lastganglinie
in Deutschland [3.33]
P+Qw
(J) = ---c., ----'-"- (3.23)
Qzu
Dabei sind P die elektrische Leistung, Ow die Nutzwärmeleistung und Ozu die
zugeführte Brennstoffleistung (Brennstoffenergiestrom) für das Kraftwerk
mit KWK. Im Zähler der Gl. (3.23) werden zwei Leistungen addiert die zu
ihrer Erzeugung einen sehr unterschiedlichen Aufwand erfordern, so dass
es nicht richtig wäre, den Brennstoffnutzungsgrad als Wirkungsgrad zu
bezeichnen. Mit dem Brennstoffnutzungsgrad kann man nicht nur die Wirt-
schaftlichkeit einer Anlage sondern auch den Erfolg der Energieeinspar-
maßnahmen beurteilen. Wenn man den Brennstoffnutzungsgrad für den
Auslegungspunkt (Bemessungspunkt) sucht, so sind PrG• Orw und Orzu zu
verwenden.
Führt man die Stromkennzahl CJ = P!Qw ein und den Bruttowirkungs-
grad 7JDKbr. = PIQzu vom Brennstoff zur Generatorklemme eines Dampfkraft-
werkes, also ohne Berücksichtigung der Entnahme von Nutzwärme, so wird
3.4 Kraft-Wärme- Kopplung 77
W = P ~ O.w =-!-
Qzu Qzu
(1 + O.w) = p
17DKbr (1 + _!_)
(J
{3.24)
Nur zwei der drei Kennzahlen w, (J, 1JDKbn bei 0::::; w::::; 1, können frei gewählt
werden. Bei reinem Kondensationsbetrieb in Entnahmekondensations-Kraft-
werken geht (J ~ oo für O.w = 0 und es gilt dann w = 1JDKbr.
Bei getrennter Erzeugung (GE) von elektrischer Energie und von
Nutzwärme wird man Qzu durch die Summe der zugeführten Wärmeleistun-
gen beider Erzeugungsanlagen, nämlich der Wärme- und der Elektrizitätser-
zeugungsanlage ersetzen, wobei 1JK der Kesselwirkungsgrad ist.
. p O.w
QzuGE=--+- (3.25)
1JDKbr 1JK
P+Qw 1+(J
(J)GE = · = 1JDKbr1JK - - - - - (3.26)
QzuGE 1JDKbr + (J1JK
In der Praxis wird man hier zu unterscheiden haben zwischen einer zentralen
Wärmeerzeugungsanlage (Heizwerk) zusammen mit einem Fernheiz- und
Verteilungsnetz und der verteilten Wärmeerzeugung in einzelnen Haushei-
zungen. Gleichung {3.26) für den Brennstoffnutzungsgrad bei getrennter Er-
zeugung kann deshalb nur als erste Orientierung angesehen werden.
Der Brennstoffnutzungsgrad wGE ist für unterschiedliche Ausgangsdaten im
Bild 3.21 über der Stromkennzahl aufgetragen. Bei (J = 0, wenn keine elektri-
sche Energie erzeugt wird, geht der Brennstoffnutzungsgrad über in den Kes-
selwirkungsgrad. Ohne Nutzwärmeabgabe nähert sich der Brennstoffnut-
zungsgrad dem Bruttowirkungsgrad des Kraftwerkes.
Im Vergleich zum Brennstoffnutzungsgrad bei getrennter Erzeugung sind
im Bild 3.21 Richtwerte angegeben für die Verbesserung des Brennstoffnut-
zungsgrades bei der KWK ausgehend von [3.22]. Erwartungsgemäß wird der
Brennstoffnutzungsgrad besonders günstig bei GuD-Anlagen, insbesondere
dann, wenn durch hohe Gasturbinen-Eintrit tstemperatur auch der Wirkungs-
grad ohne Entnahme von Nutzwärme hoch ist. Gegendruckanlagen mit ho-
hem Brennstoffnutzungsgrad werden in der Industrie eingesetzt. Elektrische
Energie und Nutzwärme können jedoch nur zusammen bereitgestellt werden.
Zusätzlich zu den vorstehenden Überlegungen ist bei der Fernheizung in
Städten darauf zu achten, dass nach Bild 3.20d die Wärme-Lastganglinie in
Deutschland große Schwankungen während eines Jahres aufweist. Wie bei der
Bereitstellung elektrischer Energie muss man bei der Bereitstellung von
Nutzwärme in noch stärkerem Maße unterscheiden zwischen Anlagen zur
78 3 Thermische Kraftwerke
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0 0,5 1,5 2 2,5
Stromkennzahl u = PIOw -
Bild 3.21. Brennstoffnutzungsgrad abhängig von der Stromkennzahl (Beispiele). GE Ge-
trennte Erzeugung von elektrischer Leistung und Wärmeleistung: GE 1 mit 17oKbr = 0,45 und
17K = 0,85, GE2 mit 7JoKbr = 0,27 und 17K = 0,75; G Gegendruckkraftwerk 17K = 0,85; Kl Kon-
densationskraftwerk mit 7JDKbr = 0,45 und 17K = 0,85; K2 Kondensationskraftwerk mit
17oKbr = 0,27 und 17K = 0,75; GuD: Anlage aus Gas- und Dampfturbine mit 17GuDbr = 0,45 und
J7K = 0,85
3.5
Dampfturbine
Dampfturbinen sind Strömungsmaschinen, in denen das Enthalpiegefälle des
hochgespannten Dampfes zunächst in kinetische Energie und anschließend in
mechanische Energie (Antriebsenergie für den Generator) umgewandelt
wird. Die Verluste bei der Expansion des Dampfes in der Turbine werden
durch den inneren Wirkungsgrad T]; nach GI. (3.14) berücksichtigt. Bei der Ex-
pansion des Dampfes erhält dieser eine der Druckminderung entsprechende
Strömungsgeschwindigkeit Durch Umlenken des strömenden Dampfes in ge-
krümmte Schaufeln wird auf diese eine Kraft ausgeübt, die dann auf die Welle
übertragen wird.
Zur Veranschaulichung der Umwandlung der Enthalpie des Dampfes in ki-
netische Strömungsenergie stellt man sich ein dampfdurchströmtes Rohr-
stück vor, das sich in Strömungsrichtung erweitert. Differenziert man GI. (3.6)
und ersetzt dann du nach GI. (3.5), so wird dh = dq + vdp. Bei adiabater Ex-
pansion (dq = O) gilt für den strömenden Dampf vdp = cdc, wobei c die an-
3.5 Dampfturbine 79
Durch geeignete Formgebung der Leit- und Laufschaufeln einer Turbine wird
die kinetische Dampfenergie auf den Turbinenläufer übertragen. Bild 3.22
zeigt schematisch die abwechselnd angeordneten Leit- und Laufschaufeln (ab-
gewickelt) und die charakteristischen Geschwindigkeitsdreiecke beim Ein-
und Austritt an den Laufschaufeln.
Der Dampf tritt mit der Geschwindigkeit c1 aus dem Leitrad aus und in das
Laufrad ein, das sich mit der konstanten Umfangsgeschwindigkeit u bewegt.
Die relative Eintrittsgeschwindigkeit beträgt damit b1 = c1 - u. Zur Vermei-
dung von Stoßverlusten muss die Richtung von b 1 mit dem Eintrittswinkel der
Laufschaufeln übereinstimmen. Nach Umlenkung durch die Laufschaufeln
tritt der Dampf mit der Relativgeschwindigkeit b2 aus dem Laufrad aus. Zu-
sammen mit der Umfangsgeschwindigkeit des Läufers ergibt sich c2 = b2 + u
a
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1
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1
Eintrittsdreieck
c, = b, + u
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b1
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I ~
: : Austrittsdreieck
c1 = b1 + u
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b Leitschaufeln Lautschaufeln (
3.6
Allgemeine Anordnung in Dampfkraftwerken
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t:P." 2 Kohlelager mit Beschickung 10 Frischluftgebläse 17 Generator 25 Kühlturm 2.
t't> - · (")
3 ~ 3 Kohlebunker 11 Rauchgasentstaubung 18 Blocktransformator 26 Generatorableitung "'
::r
t't> "' t't>
~ c: 4 Kohlemühlen 12 Saugzuggebläse 19 Kondensatpumpen 27 Eigenbedarfstransformator
~ I» 5 Kesselan Iage 13 Rauchgasentschwefelung 20 Speisewasservorwärmer 28 Eigenbedarfsschaltanlage ...,::0:::
::s "' I»
6 Verdampfer 14 Schornstein (Kamin) 21 Speisewasserbehälter 29 Warte (Dampf und Elektro) ;:::::>
~- ::;:
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7 Überhitzer 15 Dampfturbine (Hoch-, Mittel- 22 Speisewasserpumpen 30 Erregung und Spannungsregelung ...,t't>
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8 Zwischenüberhitzer und Niederdruckteil} 23 Fluss oder Kanal 31 Speisewasseraufbereitung :>;"
:::'"::s t't>
3.6 Allgemeine Anordnung in Dampfkraftwerken 83
gebracht und über den Verdampfer (6) und den Überhitzer (7) in überhitzten
Dampf umgewandelt mit einer Frischdampftemperatur (540°C). Der Frisch-
dampf gelangt über ein Regelventil (bei Festdruckbetrieb; nur bei reinem
Gleitdruckbetrieb könnte dies entfallen) und ein im Bild 3.24 nicht gezeichne-
tes Schnellschlussventil (um so im Notfall die Dampfzufuhr schnell unterbre-
chen zu können) in den Hochdruckteil (HD) der Turbine. Dort wird er nur
zum Teil entspannt und fließt zurück zum Kessel in den Zwischenüberhitzer
(8) und von dort mit 540°C und 54 bar in den Mitteldruckteil (MD) der Tur-
bine. Aus dem zweiflutigen Mitteldruckteil gelangt der Dampf in den vierflu-
tigen Niederdruckteil (ND). Den Niederdruckteilen der Turbine ist ein
großräumiger Kondensator (16) nachgeschaltet Der Kondensator wird mit
Wasser gekühlt, das über ein Einlaufbauwerk und Kühlwasserpumpen (24)
dem Fluss oder Kanal (23) entnommen wird und erwärmt über ein Auslauf-
bauwerk diesem zurückgegeben wird. Im Sommer oder bei geringer Wasser-
führung wird das Kühlwasser über einen Kühlturm (25), hier als Nasskühl-
turm dargestellt, geleitet, damit die für das Flusswasser zulässige Erwärmung
nicht überschritten wird. Zwischen der Kühlwassertemperatur und der Kon-
densattemperatur des Wasser-Dampf-Kreislaufs muss man mit 8 bis 12 K
Temperaturdifferenz rechnen. Im Winter wird deshalb ein höherer Wirkungs-
grad als im Sommer erzielt. Kondensatpumpen (19) fördern den kondensier-
ten Dampf in den Speisewasserbehälter (21) und von da aus über die Kessel-
speisepuropen (22), wie oben bereits beschrieben, zurück in den Kessel.
Rauchgasentstaubung ( 11 ), Rauchgasentschwefelung (REA) ( 13) und Ent-
stickung (DENOX-Anlage), im Bild 3.24 nicht dargestellt, sind abhängig vom
eingesetzten Brennstoff und der Feuerungstechnik wenn nötig Bestandteile
von moderner Stein- und Braunkohlekraftwerken. Neben dem Kesselhaus
und dem Maschinenhaus wird deshalb ein zusätzliches Gebäude für Abgasrei-
nigung und Entschwefelung notwendig, wodurch sich der bauliche Umfang
und auch die Kosten solcher Kraftwerke wesentlich erhöhen.
Die Entstehung von Stickoxiden (NOx) kann durch geeignete Verbren-
nungsführung z. T. verhindert werden. Schwefeldioxid (S0 2 ) kann durch Zu-
gabe von Kalk bereits im Feuerraum gebunden werden.
Für den Dampfkreislauf muss eine Zusatzwassermenge von etwa 1% des
maximalen Dampfstromes bereitgestellt werden. Diese Zusatzwassermenge
wird über die chemische Wasseraufbereitung (31) zugeführt. Um Versalzun-
gen der Turbinen zu vermeiden, sind Kondensatentsalzungsanlagen üblich,
welche in den Kreislauf eingefügt werden.
Beim baulichen Aufbau eines Kohlekraftwerks mit einem oder mehreren
Blöcken unterscheidet man in der Regel das Maschinenhaus, das Kesselhaus,
Einrichtungen für Entstickung, Entschwefelung, den Schornstein und den
Kühlturm. Bild 3.25 zeigt die Disposition einer 750-MW-Kombianlage.
Im Bild 3.25 erkennt man die Stützen des Maschinenfundamentes, das vom
Maschinenhaus getrennt ist. Diese Trennung ist vor allem dann wichtig, wenn
bei Kurzschluss große Kräfte auf das Fundament wirken (Abschn. 5.5.3). Der
Dampferzeuger wird in eine Tragkonstruktion eingehängt.
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2 Dampfturbogruppe 656 MW 8 Entschwefelungsanlage 14 Blocktrafo der Dampfturbogruppe ()
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..... 3 Kondensator 9 Saugzug 15 Generatorableitung und EB-Trafo ::r
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5 Kohlemühlen 11 Gipslager 17 Niederspannungsschaltanlage
t:l ::P
6 Speisewasserpumpen 12 Schornstein (Kamin) "'~
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3.6 Allgerneine Anordnung in Dampfkraftwerken 85
530 oc
40 bar
ZÜ
Turbine
530 oc
186 bar
Dampf-
erzeuger
Zwangs-
Sleinkohle durchlauf
HO-Vorwärmer
pumpen
Kesselspeisepumpe
NO-Vorwärmer
Bild 3.26. Kombiprozess des Kraftwerkes mit der Disposition nach Bild 3.25
Neben den Hauptverteilungen für den Eigenbedarf (16 und 17) gibt es den
einzelnen Funktionsgruppen des Kraftwerkes zugeordnete Unterverteilungen
innerhalb und außerhalb der Gebäude.
Bild 3.26 zeigt den Kombiprozess mit unterkritischen Frischdampfdaten
für das Kraftwerk mit der Disposition nach Bild 3.25. Die Gasturbinengruppe
mit einer Generatorleistung 112,5 MW ist dem Dampfkessel vorgeschaltet.
Rauchgasbeheizte Speisewasservorwärmer (Economiser) und rauchgasbe-
heizte Vorwärmung der Verbrennungsluft (Luvo) sind im Abgasstrom zu er-
kennen, ebenso wie die mit Anzapfdampf aus den verschiedenen Teilen der
Turbine beheizten Speisewasservorwärmer (ND- und HD-Vorwärmer). Die
Nassentschwefelung des Rauchgases wird nur für etwa 75% vorgenommen,
damit die Abgastemperatur im Kamin nicht zu weit absinkt. Die Bruttoer-
zeugung beträgt 656 MW + 112,5 MW. Für die Nettoerzeugung ergibt sich
712 MW bei einem Nettowirkungsgrad des Kraftwerkes von lJDKne. = 41%
(Gl. 3.3). Ein Betrieb ist auch ohne Gasturbine möglich.
86 3 Thermische Kraftwerke
3.7
Nukleare Dampferzeugung- Kernkraftwerke
Die zivile Nutzung der Kernenergie begann im Jahre 1956 mit dem gasgekühl-
ten graphitmoderierten Kraftwerk in Calder Hall/England bei später vier
Kraftwerksblöcken mit zusammen 200 MW. Bereits ein Jahr später, als ein Re-
aktor in Windscale (später Sellafield) in Brand geriet und radioaktives Mate-
rial freigesetzt wurde, wuchs das Bewusstsein, dass die Gefahren nicht unter-
schätzt werden dürfen. Im Jahre 1957 ging in Shippingport/USA der erste
Druckwasserreaktor in einem Kraftwerk in Betrieb.
Weltweit wurden in der Folgezeit, insbesondere nach der Erdölpreiskrise
1973, mehrere hundert Kernkraftwerke gebaut. Im Jahre 1985 z. B. waren welt-
weit 374 Kernkraftwerke in Betrieb, davon 191 in Europa und wiederum da-
von 20 in der Bundesrepublik Deutschland, die hier damals bereits etwa 30 o/o
der elektrischen Energie erzeugten. Kernkraftwerke haben etwa ab 1980 einen
wesentlichen Beitrag zur elektrischen Energieerzeugung auf der Welt gelie-
fert, wie Bild 1.2 und Tabelle 1.2 zeigen.
Durch den Unfall im Druckwasser-Kernkraftwerk Three Mile Island/USA
am 28. März 1979, bei dem das Innere des Reaktors zerstört wurde, jedoch kein
radioaktives Material nach außen gelangte [3.20], und den folgenschweren
Unfall in Tschernobyl/Ukraine am 26. April 1986, bei dem es infolge einer
leichtsinnig und unverantwortlich durch das Bedienungspersonal herbeige-
führten Leistungsexkursion des graphitmoderierten Druckröhrenreaktors
vom Typ RBMK 1000 (1000 MW elektrische Bemessungsleistung) und nach-
folgenden Dampfexplosionen zu einer Reaktorzerstörung und zur Ausbrei-
tung radioaktiven Materials über ganzEuropakam [3.27, 3.28], trat eine welt-
weite Verunsicherung und zum Teil eine Ablehnung der friedlichen Nutzung
der Kernenergie auf. Es wurde unterstellt, dass ein solches Unglück auch an-
dernorts möglich sei, und es wurden unzulässigerweise die Leichtwasser Re-
aktoren im westlichen Europa und den USA verglichen mit den in Tscherno-
byl gebauten graphitmoderierten Druckröhrenreaktoren russischer Bauart,
die ohne Reaktorbehälter, ohne Containment, also ohne äußere Schutzhüllen,
und ohne entsprechende und kontrollierte Sicherheitsauflagen betrieben
wurden, um neben der Stromerzeugung im Kalten Krieg zwischen Ost und
West auch bombenfähiges Plutonium gewinnen zu können. Diese Entwick-
lung führte im Jahre 2001 in Deutschland zu einem Ausstiegsbeschluss für die
friedliche Nutzung der Kernenergie zusammen mit Restlaufzeitvereinbarun-
gen für die in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke, auch wenn es insbeson-
dere für die Sicherheit besser gewesen wäre, die Laufzeit wegen der unver-
meidlichen Materialermüdung auf 30 Jahre zu begrenzen, und Ersatzanlagen
zu bauen mit fortgeschrittenem Aufbau und Sicherheitskonzept.
Gegenüber den in den vorangegangenen Abschnitten behandelten konven-
tionellen Dampfkraftwerken mit Kohle-, Erdgas- und Erdölfeuerung treten
bei Kernkraftwerken folgende Besonderheiten auf:
3.7 Nukleare Dampferzeugung-Kern kraftwerke 87
In der Entwicklung der letzten Jahrzehnte haben sich nur wenige der anfangs
verfolgten Reaktorkonzepte kommerziell durchgesetzt. Dazu gehören vor al-
lem die Leichtwasserreaktoren (H 2 0 wird als Moderator und zur Kühlung ver-
wendet) in der Form des Druckwasser- und des Siedewasserreaktors. Der gra-
phitmoderierte Druckröhrenreaktor vom Typ Tschernobyl ist nur in Russland
und einigen angrenzenden Ländern gebaut worden.
Bild 3.27 zeigt (stark vereinfacht) den Aufbau eines Kernkraftwerkes mit
einem Druckwasserreaktor, bei dem der Wasserdampf nicht direkt wie bei ei-
nem Siedewasserreaktor durch die Turbine geleitet wird. Beim Druckwasser-
reaktor liegt deshalb ein Zweikreissystem vor. Alle Anlagenteile im Maschi-
nenhaus sind frei zugänglich.
Als wesentliche Komponenten im Reaktorgebäude sind noch die im Bild
3.27 nicht gezeichneten Druckhalter (ebenfalls 4) zu nennen (im Bild 3.29 ist
einer von ihnen gezeichnet), mit der Aufgabe den Betriebsdruck in den Reak-
torkühlsystemen konstant über dem Sättigungsdruck des Kühlwasser zu hal-
ten. Sie sind über eine Ausgleichsleitung mit dem Kühlsystem verbunden. Die
Druckhalter sind außerdem sicherheitstechnische Einrichtungen zur Notküh-
lung des Reaktorkerns. Zusätzlich ist im Reaktorgebäude in unmittelbarer
Nähe zum Reaktordruckbehälter auch das Brennelementlagerbecken zur Auf-
nahme abgebrannter Brennelemente untergebracht. Bild 3.28 zeigt den ver-
einfachten Einblick in einen Druckwasserreaktor. Auf diesem Bild kann man
das Brennelementelagerbecken deutlich erkennen.
Der im Bild 3.29 vereinfacht gezeichnete sekundäre Wasserdampfkreislauf
eines Druckwasserkernkraftwerkes ist prinzipiell ähnlich wie der Wasser-
dampfkreislauf eines kohlegefeuerten Dampfkraftwerkes aufgebaut, jedoch
mit viel geringerer Frischdampftemperatur und geringerem Frischdampf-
druck, wenn man z. B. einen Vergleich mit den Frischdampfdaten des Bildes
3.26 heranzieht. Dies führt zu einem geringeren thermischen Wirkungsgrad
und erhöht den spezifischen Kühlwasserbedarf. Der Wasserdampfkreislauf
bleibt unterhalb der Grenzkurve im Nassdampfgebiet nach Bild 3.9 bzw. 3.11.
88 3 Thermische Kraftwerke
Maschinenhaus
65 bar, 280 oc
Sekundärkreislauf
Bild 3.27. Kernkraftwerk mit Druckwasserreaktor 1300 MW (z. B. wie Biblis B oder Unter-
weser). 1 Reaktorkern: 193 Brennelemente, Anzahl der Brennstäbe pro Brennelement:
236/300; Brennelementdurchmesser 10,75/9,5 mm; Brennelementlänge 3,9 m; Uraneinsatz
im Erstkern: 103,5 t, Gewichtsanteil U235: 1,9 bis 3,2 o/o je nach Lage im Kern; 2 Regelstäbe
(Steuerelement) zur Leistungsregelung und Schnellabschaltung; 3 Reaktordruckbehälter
mit Deckel, der während des Betriebes verschlossen ist; 4 Kühlmittelumwälzpumpen (An-
zahl4, weil4 Primärkreisläufe); 5 Dampferzeuger (ebenfalls 4), einzelne Rohre aus korro-
sionsbeständigem Incoloy 800, eingebaute Abscheider, um die Dampffeuchte für die Tur-
bine klein zu halten; 6 Abgeschlossener Sicherheitsbehälter; 7 Sattdampfturbine, bestehend
aus Mitteldruckteil und Niederdruckteil; 8 Kondensator; 9 Kondensatpumpe; 10 Dampfge-
speiste Vorwärmer
nicht vorlagen und die Sicherheitssysteme zudem noch wegen eines zweifel-
haften Experimentes unwirksam gemacht wurden [3.28] .
Die Reaktorsicherheit muss den Schutz der Umgebung und der Beschäftig-
ten gegen radioaktive Strahlen im Normalbetrieb und im Störungsfall sicher-
stellen. Um dieser Forderung nachzukommen, werden trotz sorgfältiger Aus-
legung aller Komponenten während der Planung (dazu gehört auch das
Selbstregelverhalten des Leichtwasserreaktors gegenüber dem graphitmode-
rierten Reaktor, bei dem der Graphit als Moderator erhalten bleibt auch bei
Kühlwasserverlust) und sorgfältiger Überwachung während des Betriebes so-
genannte Auslegungsstörfälle zugrunde gelegt, die beherrscht werden müs-
sen, auch wenn deren Auftreten unwahrscheinlich erscheint.
Dies sind:
• Betriebsstörungen: Bruch der Hauptkühlmittelleitung im Reaktor, Bruch der
Frischdampfleitung, Bruch der Speisewasserleitung, Ausfall der Reaktorrege-
lung usw.
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22 bar
11 bar
1 bar
0,25 bar
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Bild 3.29. Kernkraftwerk mit Druckwasserreaktor, Kühlkreislauf des Reaktors (links) und Dampfkreislauf (rechts), vereinfacht.
I Reaktor; 2 Dampferzeuger; 3 Hauptkühlmittelpumpe; 4 Druckhalter; 5 Abblasebehälter; 6 Mitteldruckteil der Turbine; 7 Nie- ~
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derdruckteil der Turbine; 8 Zwischenüberhitzer; 9 Kondensator; 10 Kondensatpumpe; 11 Niederdruckvorwärmer; 12 Speisewas- ;::;>
serbehälter; 13 Speisewasserpumpe; 14 Hochdruckvorwärmer; 15 ZÜ-Kondensatkühler ~
~
3.7 Nukleare Dampferzeugung- Kernkraftwerke 91
4.1
Bedeutung
Bei der Elektrizitätsversorgung eines Landes ist stets der Gedanke nahelie-
gend, die verfügbaren Wasserkräfte auszunutzen. Fluss- und Speicherkraft-
werke tragen deshalb je nach den topographischen und klimatischen Gege-
benheiten in mehr oder weniger hohem Maße zur elektrischen Energieerzeu-
gung der einzelnen Länder bei. Bei besonders günstigen Verhältnissen ist ihr
Anteil sogar größer als der durch thermische Kraftwerke aufgebrachte, wie
z. B. in Norwegen, in Österreich, in der Schweiz, in Kanada und in Südamerika
(Tabelle 1.2).
Während in Europa die möglichen Laufwasserkraftwerke weitgehend aus-
gebaut wurden, eröffnen sich in anderen Erdteilen, z. B. in Südamerika, Afrika
und Asien, noch große Möglichkeiten für die Nutzung vorhandener Wasser-
kraftreserven. Nach Schätzungen liegen die weltweiten Wasserkraftreserven
im Jahre 2000 bei etwa 13 · 10 12 kWh/a, also beim 3,5fachen der weltweit jähr-
lich erzeugten elektrischen Energie. In den etwa 5300 Wasserkraftwerken in
Deutschland, wobei etwa 95% der Fließgewässer genutzt werden, wurden im
Jahre 2000 etwa 16 · 109 kWh/a erzeugt, was etwa 3,5% der gesamten elektri-
schen Energieerzeugung in Deutschland ausmacht. Das in China im Bau be-
findliche bisher größte Wasserkraftwerk der Welt am Drei -Schluchten-Damm
wird mit seiner installierten Gesamtleistung von 18200 MW elektrische Ener-
gie von etwa 110 · 109 kWh/a bei rund 6000 Volllaststunden pro Jahr erzeugen
können.
In Industrieländern mit vornehmlich thermischer Erzeugung in Kohle-
und Kernkraftwerken, wenn diese als Grundlastkraftwerke ausgelegt werden,
führte die Entwicklung zum Bau großer Pumpspeicherkraftwerke [4.8, 4.9,
4.12, 4.17, 4.24], die zur Deckung des Spitzenbedarfs und als Regelkraftwerke
mit Anschluss an die Sekundärregelung der Netze von entscheidender Bedeu-
tung sind (Abschn. 6.3.3).
In der Zeit nach den Ölpreiskrisen im Jahr 1973 und 1979 begann auch in
Deutschland verstärkt die Entwicklung von Windenergieanlagen größerer Lei-
stung und ganzer Windparks, hauptsächlich an der Küste gelegen, begünstigt
durch staatliche Förderprogramme und Garantien für eine hohe Einspeise-
94 4 Wasserkraftwerke und Windenergieanlagen
4.2
Wasserkraftgeneratoren
Die Entwicklung von Wasserkraftgeneratoren zu großen Einheiten hat im
Jahrzehnt von etwa 1970 bis 1980 besonders große Fortschritte gemacht, wie
Bild 4.1 zeigt [5.36]. Auch hier konnte wie bei Turbogeneratoren (Bild 1.5) die
Ausnutzung der Maschinen erheblich gesteigert werden durch Maßnahmen
zur Reduzierung der Zusatzverluste und durch Übergang zur Wasserkühlung
der Ständerwicklung und zum Teil auch des Ständereisens sowie der Läufer-
wicklung. Dies führte zu Generatoren mit erhöhtem Wirkungsgrad oder klei-
neren Abmessungen bei gleicher Leistung. Besonders große Wasserkraftgene-
ratoren findet man in Kraftwerken an sehr wasserreichen Flüssen. Diese ha-
ben dann eine Drehzahl von etwa 100 Umdrehungen pro Minute oder weniger
und damit Polpaarzahlen von etwa 30 bis 40 (z.B. Wasserkraftgeneratoren im
Kraftwerk Krasnojarsk mit 500 MW, 15,75 kV, cos Cf>rG = 0,85, nr = 93,8 min- 1,
32 Polpaare). Die zeitlichen Angaben im Bild 4.1 beziehen sich auf das Bestell-
900
MVA Gra~d Coulee/USA, 825 MVA, 85,7 min-L_____ ltaipu 9 x 823 MVA 90 9 min-1
t 800 GuniiNenezuela, 805 MVA, 112,5 mm-1- - ' ' '
-=::::::::::::::::::::::::::-----
I 1oo ltaipu, 9 x 766 MVA (700 MW),
92,3 min-1
Drei-Schluchten-Damm,
2009 ... 26 x 766 MVA
C/)'2 600 Cabora Bassa/Mosambik
480 MVA 107 min-1 ~ .. .
500 ' ~-.....-- Paulo Alfonso/Brasiiien, 486 MVA, 120 mln-
Racoon/USA ------ (siehe auch Bild 4.6 für Paulo Alfonso 111)
400 425 MVA, 300 min-1 ------
(Pumpspeicher)
300 Furnas/Brasilien, 160 MVA, 150 min-1 - Rodund II/Österreich, 310 MVA, 375 min-1
-
- EI Chocon/Argentinien, 260 MVA, 88,3 min-1
200 Sungari/Korea
100 MVA, 150 min-1 ~
~
100 Necaxa/Mexico - - Tokke/Norwegen, 120 MVA, 375 min-1
1
6,25 MVA, 300 min- • Ardnacrusha/lrland, 30 MVA, 167 min-1
0
1900 1920 1940 1960 1980 2000
Bestelljahr - - - +
Bild 4.1. Leistungssteigerung je Maschineneinheit bei Wasserkraftgeneratoren [5.36]
4.2 Wasserkraftgeneratoren 95
jahr. Für die Fertigung und Montage muss man noch mehrere Jahre bis zur In-
betriebnahme dazurechnen. Die insgesamt 18 Maschinensätze im Kraftwerk
Itaipu (9 Sätze für 50 Hz und 9 Sätze für 60Hz) wurden z. B. im Zeitraum zwi-
schen 1980 und 1999 in Betrieb genommen.
Bild 4.2 zeigt als Beispiel für den Aufbau und die Wasserkühlung den
Schnitt durch einen der ersten Wasserkraftgenerato ren mit Wasserkühlung im
Ständer und im Läufer.
Als weiteres Beispiel zeigt Bild 4.3 einen der Wasserkraftgeneratoren des
Kraftwerkes Itaipu am Parana, dem Grenzfluss zwischen Brasilien und Para-
guay, der zu den sieben größten Flüssen der Welt zählt. Alle 18 Generatoren des
Kraftwerkes (9 Generatoren für 50 Hz, 9 Generatoren für 60Hz) werden von
700-MW-Francisturbinen mit vertikaler Welle angetrieben (Bild 4.16). Die Be-
messungsscheinleistungen sind mit SrG = 823,6 MVA, cos (/JrG = 0,85 bei 50 Hz
und SrG = 766 MVA, cos (/JrG = 0,95 bei 60 Hz deshalb verschieden, weil der
Hauptteil der mit 50 Hz erzeugten Leistung über eine HGÜ-Verbindung nach
Bild 4.2. Wasserkraftgenerator 230 MVA, 50 Hz, 375 min- 1 mit wassergekühlten Spulen des
Polrades und Wasserkühlung der Ständerwicklung und des Ständer-Blechkörpers [4.18]
(Werkbild NEBB Oslo)
96 4 Wasserkraftwerke und Windenergieanlagen
Bild 4.3. Schnitt durch einen Wasserkraftgenerator Itaipu (Siemens/ABB) [4.25] . S,G =
823,6 MVA, U,G= 18 kV,50 Hz,coscp,G= 0,85, 90,9 min- 1 (33 Polpaare), Gewicht des Läufers
1961 t, Gesamtgewicht des Generators 3343 t (Abmessungen in mm)
Säo Paulo geliefert wird und die HGÜ-Station hohen Blindleistungsbedarf auf-
weist (Bild 12.29). Die Ständerwicklung hat direkte Wasserkühlung, während
der Läufer und das Ständereisen konventionelle Luft/Wasserkühlung aufweisen.
Der Übergang zu Pumpturbinen (Bild 4.19) in Pumpspeicherwerken ergab
neue Anlaufprobleme. Während der Anlauf im Generatorbetrieb durch die
Pumpturbinen geschieht, ist für den Übergang zum Pumpbetrieb ein unab-
hängiger Anlauf erforderlich. Von den verschiedenen Möglichkeiten wie An-
wurfturbine, Anwurfmotor, Frequenzanlauf, Anlauf mit Stromrichter oder
durch Ungersatz und asynchronen Anlauf [4.21] hat letzterer an Bedeutung
gewonnen. Es zeigt sich, dass in vielen Fällen die Ausführung des Läufers mit
massiven Polen statt mit lamellierten Polen und Dämpferwicklung günstige
Anlaufverhältnisse ergibt [4.12, 4.21] . Je nach der zugelassenen Absenkung der
Netzspannung beim asynchronen Anlauf wird man die Synchronmaschine di-
rekt oder über eine Drosselspule an das Netz schalten.
4.3
Wasserturbinen
In den Wasserkraftwerken werden, von Sonderfällen abgesehen, entweder Pel-
ton- (Freistrahl- ), Francis- oder Kaplan- bzw. Rohrturbinen eingesetzt. Ihre
Anwendungsbereiche sind im Bild 4.4 dargestellt. Die spezifische Drehzahl nq
lässt sich aus der Ähnlichkeitstheorie der Strömungsmaschinen herleiten und
gibt die Drehzahl eines dem betrachteten geometrisch ähnlichen Laufrades
an, das bei 1m Fallhöhe den Volumenstrom 1 m 3/s verarbeitet [3.9, 4.10].
4.3 Wasserturbinen 97
2-W
'
m l \~ 600sen
1CJ3 \1\
8 1>11 A
6
4 fl\\\_ V )) I
I ~ 8>.>!rancisturbinen
102
::t:: 8 1_2 4 1'ä~
~
1:< '/ ®- Kaplanturbinen
~:~
Q> 6
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~ 4
DOsen
Pelt~n-
~-......: 'Ai': ~~
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u.. 2
turbmen IJ ~ ~
Cl1 ~
1 I ~~ ~
~'''' ·' ·' ['.:·'
~"""
~~ ~''"""' ~
1 0 20 40 60 80 100 150 200 250 mm-1 300
spezifische Drehzahl nq
Bild 4.4. Anwendungsbereiche der Wasserturbinen-Bauarten. Die Skizzen deuten die cha-
rakteristische Laufradform zugehörig zur spezifischen Drehzahl nq an, die sich auf den
Volllastauslegungspunkt bezieht
Die spezifische Drehzahl nq, die sich auf den Volllastauslegungspunkt be-
zieht, ist eine Kennziffer, die zur Auswahl der Turbinenbauart herangezogen
wird, wenn eine gegebene Wasserdarbietung bei einer gewünschten Drehzahl
n nutzbar gemacht werden soll. Bezeichnet Q den Volumenstrom, H die Fall-
höhe und n die Drehzahl der Turbine, so gilt für die spezifische Drehzahl:
(4.1)
Bild 4.5. Sechsdüsige Peltonturbine in New Colgate am Yuba River, Kalifornien (Werkbild
Voith). Bemessungsdaten: P = 167 MW, H = 413 m, Q = 46,12 m 3/s, n = 180 min- 1, 60 Hz,
p = 20. 1 Laufrad; 2 Ringleitung; 3 Düse; 4 innenregulierte Düsennadel; 5 Strahlablenker;
6 Absperrorgan
Bild 4.6. Vertikaler Maschinensatz mit Francisturbine in Paulo Alfonso (III) am Rio
Säo Francisco in Brasilien (Werkbild Voith). Bemessungsdaten: P = 221 MW, H = 87,5 m,
Q = 284 m 3/s, n = 138,5 min- 1, 60 Hz, p = 26.1 Generator; 2 Spurlager; 3 Leitrad-Servomo-
tor; 4 selbstschmierendes Führungslager; 5 Regelring; 6 Leitschaufeln; 7 geschweißtes Lauf-
rad; 8 geschweißter Traversenring mit Spirale; 9 Saugrohr
Bei der Francisturbine nach Bild 4.6 durchströmt das Wasser zunächst die
Einlaufspirale, danach den Leitapparat, das Laufrad und schließlich das Saug-
rohr. Die Spirale sorgt für axialsymmetrische Geschwindigkeitsverteilung vor
den Laufschaufeln, die tragflügelartig profiliert sind und über einen gemein-
samen Regelring um ihre Längsachse verdreht werden können. Zwei (seltener
vier) hydraulische Servomotoren, die auf dem Turbinendeckel angeordnet
sind und am Regelring angreifen, üben die Stellkraft aus. Neuere Ausführun-
gen besitzen Einzelservomotoren für jede Leitschaufel. Beim Betrieb im Aus-
legungspunkt sind die Leitschaufeln wirkungsfrei, und die Strömung verlässt
das Laufrad ohne Drall. Für andere Betriebszustände werden die Leitschaufeln
soweit verstellt, bis sich durch Änderung des Dralls vor dem Laufrad und ei-
ner Veränderung des Volumenstromes die geforderte Anpassung an andere
Fallhöhen oder Volumenströme ergibt. Die Abströmung nach dem Laufrad ist
dann wegen dessen gleichbleibender Drehzahl nicht mehr drallfrei. Dadurch
können Erschütterungen der Maschine und des ganzen Bauwerkes auftreten.
Das Saugrohr hat die Aufgabe, einen Teil der am Laufradaustritt vorhandenen
Geschwindigkeitsenergie durch Diffusorwirkung zurückzugewinnen.
Bei der Auslegung von Überdruckturbinen, somit also auch Francisturbi-
nen, ist besonders auf die Erscheinung der Kavitation zu achten. Durch Ver-
100 4 Wasserkraftwerke und Windenergieanlagen
0,15 1-H-1-H-\-Httt-----1:------t----1
1~
0,05 ~1-1--\-vHfHI-t-------1----t----1
~//
a 0 50 100 150 min-1 200 0 50 100 150 min-1 200 b
n;- n;-
Kaplanturbine (n.. = 120)
c ni
Bild 4.8a-c. Einheitsvolumenströme Q; abhängig von der Einheitsdrehzahl n; für a eine
Peltonturbine, b eine Francisturbine und c eine Kaplanturbine. Kennfelder mit rzlrlmax als
Parameter. a0 Leitradöffnung der Francisturbine, Änderung durch Verstellung der Leit-
schaufeln (6 im Bild 4.6); l{J Laufradwinkel der Kaplanturbine, Änderung durch Verstellung
der Schaufeln (9 im Bild 4.7)
setze [3.9] zur Auslegung der Wasserturbinen dienen. Ausgehend vom Volu-
menstrom Q und derFallhöheHergibt sich mit Gl. (4.1) die spezifische Dreh-
zahl und damit die geeignete Turbinentype (Bild 4.4). Über die zweckmäßige
Dimensionierung der ausgewälten Type lassen sich jedoch daraus noch keine
Aussagen treffen. Angestrebt wird, dass die Turbine ein Maximum des Wir-
kungsgrades ( TlmaJ erreicht, bei einer Durchflussmenge, die dem Mittelwert
(Jahresmittel) entspricht. Hierzu wird das Muscheldiagramm im Bild 4.8
102 4 Wasserkraftwerke und Windenergieanlagen
Q;~~y (4.2)
Sind Q und H bekannt und das Diagramm nach Bild 4.8, also Q~ bei 'lmax, so
berechnet man den Durchmesser D aus Gl. (4.2), für den die Turbine auszule-
gen ist. Mit D und n~ bei 'lmax folgt aus Gl. (4.3) dann die Drehzahl n der Tur-
bine. Setzt man n in Gl. (4.1) ein, so soll das Ergebnis möglichst gut mit der
spezifischen Drehzahl nq übereinstimmen, die man zur Festlegung der Turbi-
nentype zugrunde gelegt hat.
Deutlich ist aus Bild 4.8 zu erkennen, dass die optimalen Betriebsbereiche
bei verschiedenen spezifischen Drehzahlen und Einheitsvolumenströmen Q~
liegen. Eine vorgegebene Fallhöhe/Wasserstrom-Kombination verlangt also
einen ganz bestimmten Turbinentyp. Mit Hilfe solcher Kennfelder ist Bild 4.3
zusammengestellt worden. An den Überschneidungsstellen der Anwendungs-
bereiche sind grundsätzlich die beiden Typen verwendbar. In diesen Fällen ge-
ben dann örtliche Betriebsbedingungen, Kostenfragen usw. den Ausschlag.
4.4
Laufwasser- und Speicherkraftwerke
Bei Laufwasserkraftwerken an Flüssen können im Laufe eines Jahres starke
Schwankungen der zur Verfügung stehenden Durchflussmengen auftreten,
wobei es zudem noch wasserreiche und wasserarme Jahre gibt. Weiterhin ist
die Verteilung der Durchflussmenge über ein Jahr zu beachten, die sich bei ei-
nem Hochgebirgsfluss (große Durchflussmenge im Sommer) wesentlich an-
ders verhält als bei einem Mittelgebirgsfluss und einem Flachlandfluss (größte
Durchflussmengen im Frühjahr und im Winter). Die Turbinen werden deshalb
für eine Ausbauwassermenge ausgelegt, die sich aus Wirtschaftlichkeitsüber-
legungen ergibt unter Beachtung der Tatsache, dass die Durchflussmenge in
vielen Fällen nur zum Teil zur Energieerzeugung herangezogen werden kann
4.4 Laufwasser- und Speicherkraftwerke 103
(4.5)
Der Gesamtwirkungsgrad ergibt sich dabei als Produkt der Einzelwirkungs-
grade (z. B. für die Rohrleitungen 7JR "" 0,93 ... 0,90, für die Turbine TJT ""
0,85 ... 0,94 und für den Generator TJG"" 0,95 ... 0,99). Er liegt im Bereich zwi-
schen 0,75 und 0,92. Nimmt man 7Jges = 0,82 an, so erhält man ausgehend von
Gl. (4.5) die leicht zu merkende Beziehung:
Peer "" 8
kW
(-Q)(H)
m 3 !s m
(4.6)
Die einfache Anordnung eines Laufwasserkraftwerkes nach Bild 4.9 ist mög-
lich, wenn ein Fluss mit genügend Gefälle und steilen Ufern an geeigneter
Stelle gestaut werden kann. Kraft- und Stauwerk sind quer in den Fluss hin-
eingebaut. Dabei kann es zweckmäßig sein, die Schaltanlage (das Schalthaus)
nicht unmittelbar mit dem Kraftwerk zu vereinigen, sondern am Ufer zu er-
Bild 4.10. Hochbauloses Laufwasserkraftwerk am Inn mit vier Kaplanturbinen und Gene-
ratoren in Schirmbauweise (Werkbild Voith). Bemessungsdaten: P = 24 MW, H = 11 m;
Q = 251,5 m 3/s, n = 83,4 min- 1
richten. Bei schiffbaren Flüssen ist eine Schleuse erforderlich und in der Regel
eine Fischtreppe.
Bild 4.10 zeigt ein hochbauloses Laufwasserkraftwerk, bei dem die Genera-
toren dicht über den Kaplanturbinen angeordnet und mit transportablen
Hauben abgedeckt sind. Der Portalkran wird im Ruhezustand aus Land-
schaftsschutzgründen möglichst unsichtbar in Ufernähe untergebracht. Eine
sehr niedrige Bauweise für ein Flusskraftwerk ist auch bei Verwendung von
Rohrturbinen möglich. Bild 4.11 zeigt den Schnitt durch eine Rohrturbine. Sie
ähnelt hydraulisch der Kaplanturbine. Leit- und Laufschaufeln sind verstell-
bar. Die gesamte Maschine ist jedoch nahezu axial durchflossen. Das fast ge-
rade Saugrohr hat bei hohen Wasserströmen einen besseren Wirkungsgrad.
Weil eine Einlaufspirale nicht erforderlich ist, kann der Abstand zwischen den
einzelnen Maschinen gering gehalten werden. Der Generator ist vom Wasser
umströmt. Da er aus hydraulischen Gründen möglichst klein sein soll, wird
zwischen Turbine und Generator bei sehr niedriger Drehzahl ein Getriebe ge-
setzt, das die Generatordrehzahl erhöht.
Falls das Ufergelände eines Flusses für ein reines Staukraftwerk ungeeignet
ist, kann man u. U. ein Kanalkraftwerk ausführen. An geeigneter Stelle des
Flusses wird ein Stauwehr errichtet, und das Wasser seitlich in den Oberwas-
serkanal mit möglichst geringem Gefälle geleitet. Den Abschluss des Ober-
4.4 Laufwasser- und Speicherkraftwerke 105
Oberwasserkanal
400
m
~ 350
ß
'=> Laufenburg
~ Rybu Söingen \
:i! 300 Rheinfelde~ Sch:trstadt \
AugUSI-Wyhle
BlrsfJiden
250
40 60 80 100 120 140 160 km 180
Bild 4.13. Kraftwerkskette am Rhein zwischen Bodensee und Basel mit lückenlosem und
zum Teil übergreifendem Ausbau, um so das Gesamtgefälle möglichst vollständig zu nutzen
Ausgleichsbecken Abfluss
Bild 4.14. Schematische Darstellung eines Speicherkraftwerkes
700
m
650
z 3
z 600
:;;
.0
' ::::>
=
Q.)
'0
::r:
550
500
6
450
Bild 4.15. Längsschnitt des Wasserkraftwerkes Shrum/Kanada. Staudamm: 83 m Höhe,
2040 m Breite. 10 Francisturbinen mit 227 MW ... 260 MW; H = 152m; Q = 170 m 3/s; n, =
150 min- 1, 60Hz [4.20]. 1 Einlaufkontrolle; 2, 3 Einlauf für 10 Maschinen; 4 Druckrohr;
5 Maschinenhaus (Kaverne); 6 Turbinenauslass; 7 Sammelkammer; 8 Ablasstunnel; 9 Um-
spannwerk 500 kV; 10 Kabelschacht; 11 Abdichtungsschirm; 12 Entwässerungstunnel
Bild 4.16 zeigt den Schnitt durch das Wasserkraftwerk Itaipu als Beispiel für
die Unterbringung des Kraftwerkes direkt an einem großen Staudamm (Ge-
neratoren im Bild 4.3).
Ist der Zufluss bei einem Speicherkraftwerk gering oder gar nicht vorhan-
den, so können bei günstigen geologischen Bedingungen Pumpspeicherkraft-
werke angelegt werden. Pumpspeicherkraftw erke mit kleinen Leistungen
wurden bereits vor 1930 gebaut. Die erste Großanlage war das Werk in Her-
decke an der Ruhr (RWE) mit einer Pumpleistung 107MWund einer Turbi-
nenleistung 132 MW ohne natürlichen Zufluss zum Oberwasserbecken (Ta-
gesspeicher). Die vier Maschinen der alten Anlage aus dem Jahre 1930 wurden
1989 durch einen neuen Maschinensatz mit 153 MW ersetzt.
108 4 Wasserkraftwerke und Windenergieanlagen
. - - - - - 550-kV-FreiluHdurchführung
, - - - -550-kV-SFs"Schaltanlage
Oberwasser normal , - - - - - Blocktransformator
220m
.------ - - Generator
Oberwasser minimal
197m .-- - zentraleWarte
Speicherbecken
elektrische
Leitung
Speicherbecken
die somit als Turbine oder als Pumpe laufen können. Beim Übergang zum
Pumpbetrieb wird der Maschinensatz direkt am Netz oder mit Hilfe eines Mo-
tors hochgefahren. Für die Umschaltzeit vom Pumpbetrieb in den Turbinen-
betrieb erreicht man Zeiten von nur70s [4.16].
Bild 4.19 zeigt einen Maschinensatz mit Pumpturbine und vertikaler Welle.
Im Gegensatz zu Dampfkraftanlagen, bei denen die Anlagekosten ziemlich
unabhängig vom Ort des Kraftwerkes sind, hängen die Kosten von Wasser-
kraftwerken weitgehend von den örtlichen Verhältnissen ab. Bei Wirtschaft-
lichkeitsüberlegungen ist zu beachten, dass hohen Anlagekosten geringe lau-
fende Kosten gegenüberstehen durch Wegfall der Brennstoffkosten und ge-
ringe Personal- und Wartungskosten. Die Abschreibungszeiträume sind bei
4.5 Windenergieanlagen lll
4.5
Windenergieanlagen
Die Idee zur Umwandlung der Windenergie in elektrische Energie ist so alt
wie die technische Stromerzeugung selbst. Bereits 1891 unternahm der Däne
La Cours mit staatlicher Unterstützung Versuche zur Stromerzeugung mit ei-
ner Windmühle [4.3]. Dänemark, das keine Kohlelagerstätten hat, übernahm
die Vorreiterrolle bei der Umwandlung von Windenergie in elektrische Ener-
gie. Bereits gegen Ende des ersten Weltkrieges gab es in Dänemark etwa 120
Windenergieanlagen zur Versorgung ländlicher Gebiete mit Gleichstrom bei
Leistungen von 10 bis 35 kW. Der Vorsprung, den sich Dänemark bei der Nut-
zung des Windes geschaffen hatte, führte um 1980/85 zur Ausrüstung großer
Windparks in Kalifornien mit dänischen Windenergieanlagen der 100-kW-
Klasse. Nach dem Auslaufen der staatlichen kaliforniseben Einspeisericht-
linien, die zehn Jahre lang feste Abnahme und Vergütung garantierten, kam es
dort im Jahre 1995/96 zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Wind-
industrie. Es hat sich ein realer Marktpreis von drei US-Cents/kWh heraus-
gebildet [4.31, 4.32].
In Deutschland waren um 1930 etwa 4000 kleinere Windenergieanlagen mit
Leistungen bis 20 kW in Betrieb, die teilweise mit Bleiakkumulatoren gekop-
pelt waren. In den Folgejahren gab es immer wieder Projekte für Großanlagen.
So hat beispielsweise Honnef [4.2] vorgeschlagen, die im zweiten Weltkrieg
zerstörten Kohlekraftwerke Hamburgs durch riesige Windkraftwerke zu er-
setzen. Dazu sollten 20 Anlagen mit je 20 MW Leistung mit einer Nabenhöhe
von240m und einem Rotordurchmesser von 160m an der Ostseeküste Schles-
wig-Holsteins errichtet werden.
Das Interesse an der Windenergienutzung, das in den ersten Jahrzehnten
nach dem zweiten Weltkrieg, auch wegen des billigen Erdöls, zurückgegangen
war, wurde wieder geweckt durch die Ölpreiskrisen 1973 und 1978 und in
Deutschland mit staatliche Förderung stark vorangetrieben. Gestützt auf
frühere Erfahrungen konzentrierte man sich auf schnelllaufende Rotoren mit
horizontaler Achse und ein bis drei Rotorblättern, sowie auf Rotoren mit ver-
tikaler Drehachse nach dem Darrieus-Prinzip.
Nachdem 1987 die für damalige Verhältnisse zu groß angelegte Versuchs-
anlage GROWIAN in Süderdithmarschen (3-MW-Zweiflügler als Leeläufer
mit100m Nabenhöhe und100m Rotordurchmesser mit einer Masse von Ro-
tor und Maschinenhaus von 242000 kg) und 1994 der Probebetrieb von vier
300-kW-Anlagen mit Rotoren nach dem Darrieus-Prinzip erfolglos waren,
wurde der 1993 bei Wilhelmshaven errichtete 3-MW-Prototyp Aelus II (drei-
flügeliger Luvläufer mit 92 m Turmhöhe und 80 m Rotordurchmesser) ein Er-
112 4 Wasserkraftwerke und Windenergieanlagen
folg. Die weitere Entwicklung konzentrierte sich deshalb auf den Bau von
Windenergieanlagen mit horizontaler Achse und dreiflügeligen Luvläufern.
Diese Bauart stellt einen Kompromiss zwischen Drehzahl und Anlaufmoment
bei ausgewogener Rotordynamik und hohem Wirkungsgrad dar.
Bereits 1995 stand Deutschland beim Neubau von Windenergieanlagen an
der Spitze. In diesem einen Jahr wurden allein 505 MW Bemessungsleistung
neu in Betrieb genommen, fast so viel wie Dänemark in 15 Jahren seit 1980
insgesamt installiert hatte. Erkauft wurde dieser Erfolg durch eine Zuzahlung
von 300 Mio. DM/a aufgebracht durch die Stromkunden [4.30,4.32]. Im Jahre
2001 wurden knapp 3,5 o/o der elektrischen Energie in Windenergieanlagen er-
zeugt.
Die Leistung des Windes ist dem Massenstrom dm/dt der Luft und dem
Quadrat der Windgeschwindigkeit v proportional:
P=..!..v2 dm (4.7)
2 dt
Mit dem Ausdruck für den Massenstrom der Luft längs eines Wegelements d.x
durch eine dazu senkrecht stehende Fläche A
dm dV d.x
-=p-=pA-=pAv (4.8)
dt dt dt
folgt aus Gl. (4.7) für die Leistung und die auf die Fläche A bezogene Leistung
des Windes:
1 I p 1 3
P = -pAv 3 (4.9a) P =-=-pv (4.9b)
2 A 2
Leistung und Leistungsdichte wachsen mit der dritten Potenz der Windge-
schwindigkeit. Eine hohe Windgeschwindigkeit ist deshalb für eine Wind-
energienutzungdie grundlegende Voraussetzung. Rechnet man mit 1,22 kg/
m 3 für die temperatur- und feuchteabhängige Dichte der Luft, so ergibt sich
bei einer Windgeschwindigkeit von v = 6 m!s eine Leistungsdichte von 132 WI
m 2, die bei 4 m/ s schon auf weniger als 1/ 4 zurückgeht. Für Wasser ergibt sich
vergleichsweise bei gleichen Strömungsverhältnissen aufgrund der wesentlich
größeren spezifischen Dichte etwa eine 800fache Leistungsdichte. Die geringe
Leistungsdichte bei kleinen Windgeschwindigkeiten lässt die Windenergie-
nutzung erst ab etwa 4 m/s wirtschaftlich werden. In Deutschland liegen die
mittleren Windgeschwindigkeiten an der Nord- und Ostseeküste in 50 m Höhe
bei 6 bis 7 m/s. Auf der Zugspitze beträgt die mittlere Windgeschwindigkeit
etwa 7 m!s. Im Binnenland werden auf den Höhenlagen der Mittelgebirge
Werte von 5 bis 6 m/s erreicht.
Neben der Windgeschwindigkeit muss auch die Erntefläche A möglichst
groß sein, wie Gl. (4.9a) zeigt. Bei den Anlagen mit horizontaler Welle nach
Bild 4.20 entspricht die Erntefläche der von den Rotorblättern überstrichenen
4.5 Windenergieanlagen 113
--=r-
0
0
0
0
---
0
~ v. V -+- ~
0
0
:
:
A,
p, A r---- 0
0
p A2
/ p2
Bild 4.20. Idealisierter Stömungsverlauf an einem Windrad mit horizontaler Welle. A
Fläche, v Geschwindigkeit, p Druck
Fläche, wobei es nicht auf die Anzahl der Rotorblätter ankommt. Deren Anzahl
bestimmt lediglich die Drehzahl und das Anlaufverhalten. Weil die Windge-
schwindigkeit mit dem Abstand vom Boden zunimmt, ist man im Binnenland
zudem auf große Turmhöhen angewiesen.
Bei idealisierter Betrachtung der Strömungsverhältnisse an einem Windrad
nach Bild 4.20 gilt folgende Leistungsbilanz, in der P die an das Windrad ab-
gegebene Leistung ist:
(4.10)
p= dm (v2 -v2)
_!__ (4.11)
2 dt l 2
Die Kraft, mit der der Massenstrom von v1 auf v 2 durch das Windrad abge-
bremst wird, ergibt sich aus dem Impulssatz der Strömungslehre zu:
dm
F=-(v 2 -v 1 ) (4.12)
dt
Die gleiche Kraft wirkt mit umgekehrtem Vorzeichen als Schubkraft auf das
Windrad. Denkt man sich das Windrad mit der KraftFund der Geschwindig-
keit v entgegen der Windrichtung um ein Wegelement dx bewegt, so ist dafür
die folgende Leistung erforderlich:
d dx dm
P = - (Fdx)= F-= Fv = - (v 1 -vJv (4.13)
dt dt dt
114 4 Wasserkraftwerke und Windenergieanlagen
Die Leistungen P in den Gln. (4.11) und (4.13) müssen gleich sein. Man erhält
daraus die Geschwindigkeit v des Windes am Windrad als Mittelwert von v 1
und v2 :
(4.14)
Aus Gl. (4.11) ergibt sich schließlich mit dm!dt nach Gl. (4.8) für die an das
Windrad abgegebene Leistung
0,6
v---- - !
I'
~
~
!
I' ""
0
~I
3(
!
""'\
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
V=vj v1 -
- 1 8
Pmax- CPmax-pAv 3_
- -pnrR2V3 (4.16)
2 27
Nimmt man eine Windgeschwindigkeit von 6 m/s an, so ergibt sich bei
einem Rotorradius rR = 50 m nach Gl. (4.16) eine maximale Leistung von
Pmax = 613 kW. Würde der Wind das ganze Jahr über mit dieser Windge-
schwindigkeit wehen, so würde sich eine jährliche Energie von Wa,max = 613
kW · 8760 h/a = 5,37 · 106 kWh/a ergeben. Die tatsächliche Volllaststunden-
zahl beträgt an der Küste der Nordsee jedoch nur etwa 3000 h/a und im Bin-
nenland etwa 2000 h/a. Im Offshore-Bereich der Nordsee kann man mit 4000
h/a rechnen, was diesen Standort besonders attraktiv macht. Geht man wei-
ter aufs Meer heraus z. B. in den Bereich der Wassertiefen bis 30 m, wie in der
Nordsee vorhanden, so entsteht ein erheblicher zusätzlicher Aufwand für die
Gründung der Fundamente und die Übertragung der elektrischen Energie
ans Festland.
Zur genaueren Abschätzung der Jahresenergie muss man die Windge-
schwindigkeit als statistische Größe auffassen. Aus der Aufzeichnung der
Windgeschwindigkeit über einen Beobachtungszeitraum von z. B. einem Jahr
an einem Standort lässt sich die Dichtefunktion (relative Häufigkeit) f( v) der
Windgeschwindigkeit ermitteln. Zu ihrer mathematischen Beschreibung eig-
net sich die Weibull-Verteilung [4.29]:
[ )'
f(v)=~(~) e- ~
c-l v
(4.17)
wobei c der Formfaktor und a ein Skalierungsfaktor ist. Der Mittelwert v der
Windgeschwindigkeit ergibt sich näherungsweise aus:
1
Die Werte für c liegen erfahrungsgemäß zwischen 1 und 3. Für c = 2 geht die
Weibull-Verteilung in eine Rayleigh-Verteilung mit v = a.J;, I 2 über:
(4.19)
116 4 Wasserkraftwerke und Windenergieanlagen
Die Jahresenergie w. berechnet man mit T. = 8760 h/a aus dem Integral über
der mit der Dichtefunktion gewichteten Leistung:
Ta Ymax dt Vmax
w. = JP(t)dt = T. J -P(v)dv = T. J f(v)P(v)dv (4.20)
0 Vmin TadV Vmin
Ist nur die mittlere Windgeschwindigkeit v bekannt, so lässt sich die Jahres-
energie mitf(v) nach GI. (4.19) berechnen.
Die numerische Auswertung der GI. (4.20) für den Standort Potsdam in Ab-
hängigkeit von der minimalen Windgeschwindigkeit zeigt Bild 4.22 [ 1.26]. Da-
bei ist Vmin die Anlaufgeschwindigkeit des Windrades und Vmax die größte Ge-
schwindigkeit für die das Windrad ausgelegt ist. Bei Windgeschwindigkeiten
über Vmax werden die Flügel aus dem Wind gedreht. Aus Bild 4.22 wird deutlich,
dass kleine Windgeschwindigkeiten kaum einen Beitrag zur Jahresenergie
liefern, denn bis etwa Vmin = 4 m/s ist die Jahresenergie nahezu unabhängig
von Vmin·
Die Drehmomenten- und Leistungs-Drehzahl-Kennlinien der Windener-
gieanlagen hängen von der Schnelllaufdrehzahl A, ab, die als Verhältnis der
Umfangsgeschwindigkeit der Flügelspitzen u zur Windgeschwindigkeit v defi-
niert ist:
w. 100
A
50 i\
0
0 4 8
~
12 m 16
s
vmlll -
4.5 Windenergieanlagen 117
0,6,----------=============~
ideal erreichbarer Wert
0,5
0.4
Darrieus- moderner
Rotor Zweiblatt-Rotor
~nde<W;ndmühle
0,1
0 +-----.---L,-----.-----.----.-----.---~
0 2 3 4 5 6 7
Schnelllaufdrehzahl A -
Bild 4.23. Leistungsbeiwert (aerodynamischer Wirkungsgrad) abhängig von der Sehneli-
laufdrehzahl
n
Bild 4.24. Leistungs-Drehzahl-Kennlinie einer Windenergieanlage, P, = P/P, [1.26].
n Drehzahl des Windrades, v Windgeschwindigkeit
118 4 Wasserkraftwerke und Windenergieanlagen
(4.22)
5.1
Allgemeines
Die Erzeugung elektrischer Energie erfolgt heute fast ausschließlich mit Dreh-
stromsynchrongene ratoren 50 Hz oder 60Hz. Nur in den Kraftwerken für den
Bahnbetrieb findet man abweichend davon in einigen Ländern Mitteleuropas
große Wechselstromgeneratoren für 16 2/ 3 Hz. Kleinwasserkraftwerke mit Lei-
stungen bis zu einigen 100 kW und Windenergieanlagen werden z. T. auch mit
Asynchrongeneratoren ausgerüstet.
Der Aufbau der Drehstromgeneratoren als Schenkelpolgeneratoren oder
Vollpolgeneratoren (auch Turbogeneratoren) richtet sich nach der Drehzahl
der Antriebsmaschinen. Nur in Ausnahmefällen bei kleinen Industriedampf-
turbinen findet man Getriebe zwischen der Turbine und dem Generator. In
thermischen Kraftwerken mit konventioneller Feuerung (Kohle, Öl, Gas usw.)
werden Turbogeneratoren mit einer synchronen Drehzahl nr = 3000 min- 1 bei
f = 50 Hz und der Polpaarzahl p = 1 bzw. nr = 3600 min- 1 bei f = 60 Hz einge-
setzt. In Kernkraftwerken mit Leichtwasserreaktoren werden auch vierpolige
Turbogeneratoren (p = 2) mit nr = 1500 min- 1 bei 50 Hz verwendet.
Werden Synchrongeneratoren durch Wasserturbinen oder Dieselmotoren
angetrieben, so kommen vielpolige Ausführungen in Betracht, deren syn-
chrone Drehzahlen z. T. sogar unter 100 min- 1 liegen. Wasserkraftgeneratoren
in Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken haben häufig Drehzahlen von 600
bis 750 min- 1, während die Generatoren großer Flusskraftwerke Drehzahlen
im Bereich 60 bis 125 min- 1 aufweisen. Bei nr = 125 min- 1 sind z.B. 48 Einzel-
pole (p = 24} vorhanden.
Bei Turbogeneratoren mit nr = 3000 min- 1 treten am Läuferumfang hohe
Fliehkraftbeanspruchungen auf. Die höchsten Materialbeanspruchungen sind
dabei in den Kappen über den Köpfen der Läuferwicklung vorhanden. Die
Läuferdurchmesser sind deshalb auf etwa 1250 mm begrenzt ("'200 m/s Um-
fangsgeschwindigkeit bei 3000 min- 1). Die Erregerwicklung (Polradwicklung)
wird über den Umfang des Turboläufers (Volltrommelläufers) verteilt.
Turbogeneratoren können heute bis zu Leistungen von etwa 300 MVA auch
mit Luftkühlung gebaut werden [5.42]. Bei größeren Bemessungsleistungen
muss man Wasserstoftkühlung oder direkte Wasserkühlung einsetzen. Die
120 5 Drehstromgeneratoren
s,-
Bild 5.1. Kühlungsarten für Ständer- und Läuferwicklungen von Generatoren [5.24)
Dabei sind:
nr synchrone Drehzahl
D Ständerbohrungsdurchmesser
l; ideelle Eisenlänge
s
resultierender Wicklungsfaktor (bei Turbogeneratoren s"" 0,9)
B8 Luftspaltinduktion } b fD
A Stan.. d erstrombe1ag ezogen au
Eine hohe Ausnutzung wurde durch die Einführung der direkten Wasserküh-
lung der Ständer- und der Läuferwicklung erreicht. Diese Kühlungsart erlaubt
vor allem eine wesentliche Steigerung des Ständerstrombelages A = 3wi/(prp),
wobei w die Windungszahl pro Strang, p die Polpaarzahl und rp die Polteilung
5.1 Allgemeines 121
35 35
./' f<'r,(27 kV)
kV kV
30 30
27 kV /
-----
24 k /'
25 --- 25
i
:::r
20
21 kV
15,Z?_~ t---
/
/
/
/
i-/ I
I
Ii
20
-
.....
//
15 15
Ii
/
ist. Bei großen zweipoligen Generatoren hat man den Strombelag auf über
2,5 · 105 Alm und die Luftspaltinduktion auf ca.1,2 Vslm 2 gesteigert (um 1900
hatte der erste Turbogenerator mit einer Leistung vom 250 kVA folgende
Werte: A = 0,123 · 105 Alm und B8 = 0,62 Vslm 2 ) [4.18]. Die Wirkung der di-
rekten Wasserkühlung wird aus dem Wärmeabführungsvermögen der Kühl-
mittel Luft :Wasserstoff: Wasser deutlich, das sich wie 1: 5: 50 verhält.
Die Bemessungsspannung U, der Generatoren wird in der Regel etwa ent-
sprechend Bild 5.2 gewählt. Als Stellbereich wird meist ± 5% vorgesehen. In
neueren Entwicklungen versucht man jedoch auch durch den völlig geänder-
ten Aufbau der Ständerwicklung, Generatürspannungen bis über 100 kV zu er-
reichen und dann ohne Blocktransformator ins Netz einzuspeisen [5.44].
Eng verknüpft mit der erhöhten Ausnutzung durch forcierte Kühlung sind
Maßnahmen zur Verminderung der Zusatzverluste, wie Verdrillung der Teil-
leiter (Roebelwicklung) der Ständerwicklung über der ganzen Länge und
Maßnahmen im Wickelkopfraum, wie nichtmetallische Abstützung des Wickel-
kopfes, magnetische Abschirmungen und verlustarme Ausführung der Press-
platten des Ständereisens [4.18]. Bei großen Generatoren werden dadurch
hohe Wirkungsgrade von 98,5% bis 99% möglich [5.42, 5.44].
Die früher verwendete Isolation mit Glimmer und Schellack wurde im Rah-
men der Entwicklung durch lösungsmittelfreie, thermoelastische Kunstharze
auf Polyesterbasis ersetzt, so dass vakuumimprägnierte Statorisolationen her-
gestellt werden können, die alterungsbeständig und gegen Öl und Wasser
völlig unempfindlich sind. Insbesondere im Zusammenhang mit der Entwick-
lung der Gasturbinen zu größeren Einheitenleistungen wurde die Bemes-
sungsleistung der luftgekühlten Turbogeneratoren in den vergangenen Jahr-
zehnten bis etwa 300MVAgesteigert [5.42]. Der Entwicklungsstand im Jahre
2000 erlaubt Isolationssysteme der Klasse F (155°C) bis zur Klasse H (180°C),
erstmals angewendet für einen 500-MVA-Generator [5.44].
122 5 Drehstromgeneratoren
Bild 5.3. Drehstromturbogenerator 400 MVA, 21 kV, 50 Hz mit H2-Kühlung im Läufer und
Wasserkühlung im Ständer (Werkbild BBC)
,1':
'§
0
0
00
-N
"""
Wasseranschlusskopf
V1
ö
....
Bild 5.5. TurbogeneratorS,= 1530 MVA, cos q>, = 0,8, U, = 27 kV, f, =50 Hz, n, = 1500 min- 1 ( Werkbild KWU) (b
::r
~
....
0
3
(IQ
(b
::I
(b
....
~
0
....
(b
::I
5.1 Allgemeines 125
Längsachse
Bild S.6a, b. Wicklungen
d-Achse
und Ersatzwicklungen der
Synchrongeneratoren.
a Schenkelpolgenerator;
b Vollpolgenerator. U, V, W
Ständerwicklungen (Dreh-
stromwicklung); f Erreger-
wicklung (Feldwicklung);
D, Q Dämpferwicklungen
in der d- und q-Achse; d, q
Ersatzwicklungen des Stän-
ders in der d- und q-Achse /
IT'uN
I i
I U •
Längsachse
d-Achse
Uu
.A--/-
b
'v""-
/
/ ,
/
Querachse
q-Achse
126 5 Drehstromgeneratoren
5.2
Gleichungssystem der Synchronmaschine
Das Gleichungssystem der Synchronmaschine besteht aus sechs Spannungs-
gleichungen für die Ständer(Anker)- und Läuferwicklungen, sechs Flussver-
kettungsgleichungen für die magnetische Kopplung zwischen den Wicklun-
gen und den Gleichungen für das Luftspaltdrehmoment und die Drehbewe-
gung. Mit den Zählpfeilrichtungen (VZS) im Bild 5.6lauten diese [5.41]:
(5.2)
(5.3)
l~" 1l=
Luv
Luw l"1l4'
Lun
LuQr1
n r
VIv L""
Lvu Lvv Lvw ~v + Lvt Lvn Lvo Zn (5.4)
l"j
1/fw Lwu Lwv Lww lw Lwf Lwn Lwo io
1[
Lm LN
~: = lL.
L;f
Lnn
0
0
L00
in + Lnu
i0
Lru
L0 u
Lnv LM
Lnw ~v (5.5)
Lov Low zw
dmL
] - = p(Me + Mm) (5.6)
dt
dß
-=mL (5.7)
dt
(5.8)
5.2 Gleichungssystem der Synchronmaschine 127
cos'IJ -sin7J gd
cos ( 1J - 23rr ) -sin ( 1J- 23rr) gq
(5.9)
2rr J -sm
cos ( 7J+} . ( 7J+}
2rr J 1 go
(5.12)
(5.13)
(5.14)
(5.15)
Spannungsgleichungen:
UrG
UB= {3 ;SB=SrG; und Ws=Wr=21tfr (5.28a, b, c)
Damit wird:
(5.29 a)
(5.29b)
(5.29c)
Die bezogenen Größen (relative Größen nach DIN 5485) haben die Einheit 1
(zur besseren Kenntlichmachung wird dafür häufig auch p. u. (per unit) ver-
wendet).
Bezogene Reaktanzen x (xd,xq usw.) und bezogene Resistanzen r (rG, rfusw.)
werden meist mit Kleinbuchstaben gekennzeichnet, wie z.B.: xd = XdiZ8 und
rG = RGIZ8 • In der Praxis werden bezogene Größen auch in% angeben, z.B.:
xd = 180% ~ 1,8 p. u. Anhaltswerte für bezogene Reaktanzen und für Zei tkon-
stanten von Synchrongeneratoren sind in A.4 angegeben.
Für die auf den Ständer umgerechneten Läufergrößen gelten die gleichen
Bezugsgrößen wie für die Ständergrößen selbst.
Bezogene Spannungen, Ströme und Leistungen werden durch einen Stern
im Index gekennzeichnet, z. B. UIG* = UIG I u B= ulG I (U rG I {3); ulG* = UIGI
.fiuB = ulG I c.fiurG I {3) oder it, = ir I .fiirG> um die bei Verwendung von
kleinen Buchstaben mögliche Verwechselung mit Augenblickswerten zu ver-
meiden.
130 5 Drehstromgeneratoren
5.3
Stationärer Betrieb
Im stationären symmetrischen Betrieb sind die Ströme in der Dämpferwick-
lung Null und die Drehzahl ist konstant, so dass ß = COr. = Wr = 21t.fr gilt. Ein
Nullsystem tritt nicht auf. Die Ständerspannungen und -ströme bilden ein rei-
nes Mitsystem:
Uv = U1
A
COS ( 21t)
Wrt + <7Jui - 3
(5.30a)
Uw u] cos mrt + <7Jul + 321t)
A (
iw 21t)
il cos mrt +(/Jn +3
A (
Die Transformation in die dqO-Komponenten nach Gl. (5.10) ergibt mit ß= 1J0
bei t = 0:
und
mit <p = (/Ju 1 - <7Ji 1 und dem Polradwinkel (Winkel zwischen q-Achse und Klem-
menspannung)
1t
8 = '!Jo + - - <7Jui (5.33)
2
Aus den vorstehenden Gleichungen zeigt sich, dass die dq-Komponenten der
Ständergrößen im stationären, symmetrischen Betrieb konstant sind. Damit
werden auch die Ständerflussverkettungen konstant und es ergeben sich aus-
5.3 Stationärer Betrieb 131
gehend von den Gln. (5.22), (5.23) und (5.16), (5.17) vereinfachte Spannungs-
gleichungen des Ständers:
(5.34a)
(5.39)
Auf der Grundlage der Gl. (5.40) beruht das Zeigerdiagramm im Bild 5.7.Aus-
gehend von der Spannung 1l1 in der reellen Achse und dem Strom I 1 (Winkel
cp entsprechend dem Belastungsfall) konstruiert man zunächst die in der q-
Achse liegende Spannung:
(5.41)
132 5 Drehstromgeneratoren
Ict =
UP -U cos8
1
(5.42a)
xd
ul sin8
Iq = (5.42b)
Xq
Il--
_ [UP- Ucos8 +J. Usin8] eJ. o
1 1 6
- xd xq
wird schließlich:
(5.43a)
I - . Q P - QI - . QP - . Q,
-I - J xd - J xd J xd (5.43b)
Legt man 1!1 in die reelle Achse und bezieht man l 1 auf den Bemessungsstrom
IrG> so erhält man mit U1• = U1 I (U rG I f3) , U p* = U P I (U rG I f3) = I f I I fo (h 0
ist der Leerlauferregerstrom,Abschn. 5.4) und den bezogenen Reaktanzen x =
l
XI(U;G I Srd nach GI. (5.29b) ausgehend von GI. (5.43a):
_ I, _ . u • u,. ( 1
-'*
I - - - J - e 1-:5 + J
I xd
p*
- --- 1
xd
. ul* ( 1
e 1.20 - J - - +- 1] (5.44)
rG 2 Xq 2 Xq xd
(5.45a)
. UJY" .0 . 1 .
11• = J- eJ - J- = I w* - JI b• (5.45b)
xd xd
Im Bild 5.8 ist die Stromortskurve für die Vollpolmaschine mit Xq = xd für
Ul* = 1 gezeichnet und zwar aus praktischen Gründen für ItN• = -11. :
- . U I>* jo . 1 - I
I
-IN* - - J - e + ) - - wN*-J'I bN• (5.45 c)
xd xd
Der Stromzeiger und seine Wirk- und Blindkomponente für den Bemessungs-
betrieb sind hervorgehoben. Die unerregte Maschine (UJY* = 0) nimmt einen
bezogenen Blindstrom von 1/xd auf (Punkt im Bild 5.8). Wird der Generator
erregt, so tritt zusätzlich der Anteil - j ( UP* I xd) ejii auf. Er bildet bei konstanter
Erregung und veränderlichem Polradwinkel Kreise mit dem Radius UP* I xd
um den Punkt UP* = 0. Bei Leerlauferregung (Up* = 1) und 8 = 0 wird I 1N* = 0,
der Generator befindet sich im Leerlaufzustand am Netz. Ist Ur.> 1, so spricht
man von Übererregung, sonst von Untererregung. Die Stromortskurve für
konstanten Strom ist ein Kreis um den Koordinatenursprung. Durch spezielle
134 5 Drehstromgeneratoren
Re
Blindstromaulnahme ----~- Blindstromabgabe
"" \(C)
uJII. = 2,53
Stromortskurve IrN.
Im Phasenschieber-
betrieb
up. =0 xd
Bild 5.8. Stromortskurve eines Turbogenerators mit Xq = xd in bezogenen Größen (Beispiel
mit xd = 1,8, cos IPrG = 0,8)
(5.48)
(5.49)
5.3 Stationärer Betrieb 135
(5.51)
urul
QN =3--coso-3 -
U?
(5.52)
Xct xd
Bild 5.9 zeigt zur Veranschaulichung PN• ausgehend von Gl. (5.48) und Gl.
(5.51) bei unterschiedlichen Polradspannungen (Erregerströmen). Im Bild
5.9 a ist deutlich der Anteil der Reaktionsleistung an der Wirkleistung erkenn-
bar.
Bezieht man die Netzleistung auf die Bemessungsscheinleistung und setzt
als konstante Klemmenspannung U 1 = U rG tf3 voraus, so erhält man aus
2.---------.------,
.
+ JQN• . U P* _ . . 1( 1 1) .1( 1 1 ) _.2b
= J - e J8 - J- - +- + J- - - - e J (5.53)
~ N• = PN•
xd 2 xq xd 2 xq xd
H =.!. (-1- + - 1-) liegt und dessen Radius .!. (-1- - - 1-) beträgt. Der Generator
2 xd Xq 2 Xq xd
bezieht die erforderliche Blindleistung aus dem Netz. Die im unerregten Zu-
stand maximal an das Netz abgehbare Wirkleistung bei 8 = rc/4 entspricht dem
Radius des Reaktionskreises.
Wird der Generator erregt, so ist im Bild 5.10 noch der bezogene Leis-
tungsanteil Ur. U, .Ixd ausgehend vom Reaktionskreis im Punkt K unter
dem Winkel 8 anzutragen. Im Bemessungsbetrieb, der auch hier wieder
hervorgehoben wird, gilt KC = Ur,, U1,.1xd = Ur,.lxd. Die Ortskurve für
konstante Leistung ist ein Kreis um den Koordinatenursprun g. Bei einem
Betriebspunkt im oberen Teil des Bildes 5.10 bei QN• > 0 gibt der Genera-
tor Blindleistung an das Netz ab, während er bei einem Betrieb im unteren
Teil Blindleistung aufnimmt. Im Phasenschieberbetr ieb ist die Wirkleis-
tung Null. Je nach Erregungszustand gibt der Generator Blindleistung an
das Netz ab (übererregt) oder bezieht Blindleistung aus dem Netz (unter-
erregt).
Eingetragen im Bild 5.10 sind auch die betriebsbedingten Begrenzungen
der Leistungskurve. Im oberen Teil sind der Blindleistungsabgabe an das Netz
Grenzen durch die dauernd zulässige Erregung gesetzt (Verbindung CE). Im
rechten Teil begrenzt die Antriebsleistung den Betriebsbereich (Gerade CD).
Der maximal zulässige Polradwinkel wird durch die Stabilitätsbedingung, d. h.
das Vermögen den Synchronlauf mit dem Netz aufrecht zu erhalten, begrenzt.
Eingezeichnet wurde die theoretische statische Stabilitätsgrenze 8 = 90° ohne
Regelung (Abschn. 18.2).
Für den Turbogenerator (Vollpolmaschine) mit Xd = Xq gilt das vereinfachte
Leistungsdiagramm nach Bild 5.11, wobei auch hier wieder Betrieb bei Be-
messungsspannung vorausgesetzt wird. Der Reaktionskreis schrumpft auf
den Punkt 0 zusammen, der bei -1/xd auf der Q-Achse einzuzeichnen ist. Er
(5.54)
Aus
dPN• _ up*ul.
- - - - - COSUmax
~ ( 1 1)
+Ul*2 - - -
~
COS2umax-
_
0 (5.55)
d8 xd Xq xd
(5.56)
1 1) tan8max- -
PNmaX* = ( ----- 1(1 1).
----- sm28max
Xq xd 2 Xq xd
(5.57)
= atan8max- ~ sin28max
2
statische Stabilitätsgrenze für alle Winkel Dmax geht von G aus, schneidet den
Reaktionskreis bei Dmax = 45° und nähert sich bei großen Werten UP* der
Asymptote OP.
Für das Luftspaltdrehmoment Me, für das allgemein die Gl. (5.15) gilt, er-
gibt sich mit Effektivwerten im stationären Betrieb der folgende Ausdruck:
(5.58)
(5.59)
5.4
Leerlauf- und Kurzschlusskennlinie
Im Leerlauf tritt die Polradspannung an den Klemmen auf. Aus den Gln. (5.40)
und (5.35) ergibt sich:
1
u, =Up = .[i.Xdrir (5.60)
In Gl. (5.60) ist der Erregerstrom, wie bei stationärem Betrieb üblich, mit ei-
nem Großbuchstaben bezeichnet. Die Darstellung der Polradspannung ab-
hängig vom Erregerstrom bezeichnet man als Leerlaufkennlinie. Sie verläuft
anfangs linear und geht bei größeren Erregerströmen wegen der Eisensätti-
gung in einen gekrümmten Verlauf über. Im Bild 5.13 ist ein Beispiel für eine
Leerlaufkennlinie gezeichnet. Verlängert man den linearen Teil, so ergibt sich
die Luftspaltgerade. Zu U P = U rG I f3
gehört der Leerlauferregerstrom lro, Ii
an der Luftspaltgeraden und der Leerlauferregerstrom Iro an der gesättigten
Leerlaufkennlinie. Mit diesen beiden Erregerströmen gilt entsprechend Gl.
(5.60):
r::
u p = u rG I 'V j = .J21 xdf,lil fü,li = .J21 xdfl fo (5.61)
5.4 Leerlauf- und Kurzschlusskennlinie 141
3
i
IrG
o~--------~------------~r-------- 0
0 I
I -
Für den dreipoligen Dauerkurzschlussstrom folgt aus den Gln. (5.36) mit Ud=
Uq = 0:
- xpp
I dk - ------'--'--- (5.62 a)
R{; + xdxq
RGUp
I k = -------'-- (5.62b)
q R{; +XdXq
Bei Vernachlässigung des Ständerwiderstandes RG, der sehr viel kleiner ist als
die synchronen Reaktanzen Xd und Xq, wird Iqk = 0 und man erhält für den
Dauerkurzschlussstrom:
up
xdf
Ik=Idk= Xd = fi.xd If (5.63)
Bei RG = 0 ist der Kurzschlussstrom ein reiner Längsstrom. Die Gl. (5.63) gilt
deshalb sowohl für die Vollpol- als auch für die Schenkelpolmaschine. Die
Darstellung des Kurzschlussstromes als Funktion des Erregerstromes ergibt
die Kurzschlusskennlinie. Sie ist in das Bild 5.13 mit eingetragen. Aufgrund der
starken Ankerrückwirkung im Kurzschluss ist das resultierende Hauptfeld so
klein, dass keine Hauptfeldsättigung eintritt und die Kurzschlusskennlinie
linear verläuft. Auch haben Abweichungen von der synchronen Drehzahl kei-
nen Einfluss solange R~ « XdXq gilt. Der Erregerstrom, bei dem der Kurz-
schlussstrom gleich dem Bemessungsstrom I,G wird, ist der Kurzschlusserre-
gerstrom frk· Nach Gl. (5.63) gilt für diesen Fall:
(5.64)
142 5 Drehstromgeneratoren
5.5
Nichtstationärer Betrieb
Das Gleichungssystem der Synchronmaschine ist nichtlinear und kann des-
halb nur mit aufwändigen numerischen Verfahren gelöst werden. Bei der Un-
tersuchung in einem bestimmten Zeitbereich kann das Gleichungssystem u. U.
wesentlich vereinfacht werden und in einigen Fällen dann auch geschlossen
gelöst werden. Das klassische Beispiel dafür ist die Berechnung des dreipoli-
gen Kurzschlussstromes (Abschn. 5.5.2).
Für die Untersuchung von Ausgleichsvorgängen in der Nähe des Synchro-
nismus wird die Drehzahl als konstant angesehen. Diese Annahme wird ge-
troffen bei der Untersuchung der statischen und der transienten Stabilität
(Kap.18) und bei der Kurzschlussstromberechnung.
Kann man voraussetzen, dass die Änderung aller Größen klein bleibt, so
kann das Gleichungssystem linearisiert und geschlossen gelöst werden. Bei-
spiele dafür sind die Behandlung der statischen Stabilität und der Regelvor-
gänge. Das linearisierte Gleichungssystem wird mit Hilfe der Laplacetransfor-
mation in Operatorengleichungen überführt. Diese Operatorengleichungen
lassen sich auch dann vorteilhaft anwenden, wenn man Vorgänge oder Zeit-
hereiche betrachtet, bei denen die Drehzahl- und Polradwinkeländerungen
keine wesentliche Rolle spielen. Die Beschränkung aufkleine Änderungen al-
ler Größen ist dann nicht mehr erforderlich. Hierzu gehört die Berechnung
des Anfangsverlaufes des dreipoligen Kurzschlussstromes.
5.5 Nichtstationärer Betrieb 143
5.5.1
Operatorengleichungen
Die Operatorengleichungen werden in der Literatur [5.3, 5.10, 5.41] für kon-
stante Drehzahl ~ = wr angegeben. Das Gleichungssystem ist dann bei Ver-
nachlässigung der Sättigung linear. Um bei der Laplacetransformation die An-
fangswerte nicht mitnehmen zu müssen, werden die Größengin Anfangswert
g0 und Änderung Lig gegenüber ihrem Anfangswert zerlegt. Wegen der Linea-
rität brauchen die Änderungen jedoch nicht als klein gegenüber dem sta-
tionären Anfangswert vorausgesetzt werden. Es verbleibt ein Gleichungs-
system für die Änderungen. Aus den Gln. (5.22) bis (5.27) ergibt sich für die
Änderungen der Spannungen der Ständer- und Läuferwicklungen im La-
placebereich mit der Laplacevariablen ~ (wobei auf den Ständer umgerech-
nete Läufergrößen zugrunde gelegt werden und der hochgestellte Strich in
den Gln. (5.25) bis {5.27) hier entfallen soll):
Liud = RG L1 id + ~<'11/fd - Wr <'11/fq (5.66)
L1uq = RGL1iq + ~<'11/fq + WrL1l/fd (5.67)
L1u 0 = R0 L1i0 + ~<'1% (5.68)
Liuf = RfL1if + ~<'11/ff {5.69)
0 = RoL1i0 + ~Lilfln (5.70)
0 = RQL1iQ + ~<'11/fQ (5.71)
Für die Änderungen der Flussverkettungen folgt aus den Gln. (5.16) bis (5.21):
<'11/fd = Ld L1 id + Lhd,-1 io + Lhd,-1 if {5.72)
Diese Gleichungen werden nun nach den Läuferströmen aufgelöst. Nach Ein-
führung der Eigenzeitkonstanten der Läuferwicklungen:
erhält man:
Lhd ~(1+~Tan)
Lllf
A"
= --. Llld
A"
Llln
A •
= -Lhd
-· ~ (1 + ~Taf) A •
Llld
Rn 1+~ (Tf +Tn)+~ 2 0"mTfTn
Lhd ~
---· ~Uf
RnRf 1+~ (Tf +Tn)+~ 2 0"mTfTn
A. Lhq ~ A.
LllQ = - - · - - L J . l
RQ 1+~TQ q
(5.78a)
(5.79 a)
oder kürzer:
(5.78b)
5.5 Nichtstationärer Betrieb 145
(5.79b)
"
L (s~= ) =L =L LhQLaQ
0' =L +--"-"'---"-"'- (5.81)
q - q q qQ u LhQ + Lao
(5.82)
1+sT"
L (s) = L ---_q (5.83)
q- ql T"
+~ qO
(5.84)
(5.85)
wobeimit
die transiente Reaktanz Xd = ro,..4 eingeführt wurde. Im Bild 5.15 ist Xd als
Eingangsimpedanz der d-Wicklung bei geöffneter oder nicht vorhandener
Dämpferwicklung zu interpretieren. Es gilt dann:
,
Xd =Xa + xhdxof
=Xd
[
1 -x~d
- -) =XdO"df (5.88)
xhd + xof xdxff
Dieser Ausdruck unterscheidet sich von dem in Gl. (5.87), weil der Einfluss der
Dämpferwicklung nie ganz verschwindet. Für Tn « Tf gehen beide Ausdrücke
ineinander über (Anhang A.5). Bei Verwendung von Xd nach Gl. (5.88) stellt
die Gl. (5.85) einen Näherungsausdruck dar [5.10].
5.5 Nichtstationärer Betrieb 147
Anhaltswerte für die Zeitkonstanten Tct , T~, Td und Tcto sind im Anhang
A.4 angegeben. Der Anhang A.5 enthält Beziehungen zwischen den Eigenzeit-
konstanten der Wicklungen und den Zeitkonstanten der d- und q-Achse.
Die Ortskurven der reziproken Reaktanzoperatoren nach den Gln. (5.85)
und (5.86) für 5. = jm sind im Bild 5.16 aufgezeichnet für einen Drehstromge-
nerator mit den folgenden Daten:
Sr= 270 MVA; nr = 3600 min-1; Xct = Xq = 1,72; x,i = 0,297; x'.J = 0,215; x'~ = 0,222;
T,i 0 = 4,74 s; T,i = 0,82 s; T;{0 = 0,039 s; T.j = 0,028 s; T~0 = 0,511 s; T~ = 0,066 s
2,5
I
r 2
1~\.. ,
w/Hz-
-- --- ')(\
I_
- ..."
1
, ~q ijw)
w/Hz-
~J ·~
r/ -lf'<
1,5 _ 1_ '
><~ " ~ l1
~
.E
5') xd(jw) ' 50
5~ ~-""20-
0,5
~ 2~1z
\
~
.__5
[{:u,
0,5 100
!\~
.E 1
0,1 200-
0 0 ~0
0 00
-
Bild 5.16. Ortskurven der bezogenen reziproken Reaktanzoperatoren der d- und q-Achse
eines 270-MVA-Turbogenerators. Daten im Text
5.5.2
Zeitlicher Stromverlauf bei dreipaligern Klemmenkurzschluss
Bild 5.17 zeigt den Stromverlauf bei plötzlich eingeleitetem dreipoligen Klem-
menkurzschluss (siehe dazu auch die Bilder 15.3 und 15.31).
Die Berechnung des Kurzschlussstromverlaufs kann mit Hilfe der Operato-
rengleichungen des Abschn. 5.5.1 durchgeführt werden, weil die Drehzahlän-
derung im interessierenden Zeitbereich kaum Einfluss auf die Stromverläufe
hat und der Polradwinkel keine Rolle spielt.
148 5 Drehstromgeneratoren
Bild 5.17. Schematischer Verlauf des Kurzschlussstromes bei dreipoligem Kurzschluss aus
dem Leerlauf (Strang mit maximalem Gleichstromanteil nach einem Kurzschluss im Span-
nungsnulldurchgang). I!: Anfangs-Kurzschlusswechselstrom; ir Stoßkurzschlussstrom; h
Dauerkurzschlussstrom; Ig max maximaler Anfangswert des Gleichstromanteils im Kurz-
schlussstrom
Bei Kurzschluss aus dem Leerlaufzustand gilt für die Anfangswerte (Ne-
benzeichen b rechts oben für bevor oder englisch für before) bei u1 = u1r und
(J) = (J)r:
ig = i~ = ig = iß = iß = ljl~ = lJI8 = 0 (5.89)
lJI~ = Lhd iV = Lhd iro (5.90}
u~= uflJIS = WrLhdifO = u~ = U1 (5.91}
Die plötzliche Spannungsänderung auf Null im Augenblick des Kurzschluss-
eintritts entspricht einer negativen Sprungfunktion für uq.Aus den Gin. (5.66}
und (5.67) folgt mit den Gin. (5.78b} und (5.79b}:
(5.92a)
~Uq = [RG+ ~Lq (,~)] ~iq + WrLd (~) ~id = _!:i (5.92b)
~
~ld
.
=-
WrLq (,~)
·-
u1
(5.93a) (5.93b}
N(§.) ?.
mit dem Nenner:
5.5 Nichtstationärer Betrieb 149
(5.94)
(5.95 a)
(5.95b)
Für die Wurzeln des Polynoms in der eckigen Klammer ergibt sich mit
l!T~ « w~:
s-1,2 =-_!_±J·W~I-
T r
I
2T2 ~-_I_±J.W
T r
g (Vr g g
Mit den Ausdrücken für die reziproken Reaktanzoperatoren nach den Gln.
(5.85) und (5.86) lässt sich nun die Rücktransformation der Gln. (5.95) mit
dem Residuensatz vornehmen. Man erhält bei Vernachlässigung der Glieder
l!T gegenüber wr:
L1z.1 =-u, 11
-+ (-1 --1 e :1,-
1d +( 1- - 1
X~ X.j
J-
- erd +-e
1 --tgcoswtJ _+-) u
( I xd X.j xd X~ r
(5.96a)
_ _!__
(5.97)
Il:=___ii_=!:!l_ (5.98)
fix; x;
Dauerkurzschlussstrom (Effektivwert bei t --7 oo)
(5.99)
(5.100)
iku = --J2{uk' -Ik) e-11 +(Ik- Ik) e-1:; +lk} sin(W/+q>u)+-J2Ik' e -* sinq>u
(5.101)
Nach einem Kurzschluss aus dem Leerlauf und bei X~= X~ wird demnach der
maximale Anfangswert des Gleichstromgliedes Igmax = Ji.Ik. genauso groß
wie der Scheitelwert des Anfangs-Kurzschlusswechselstromes (Bild 5.17).
Bild 5.18 zeigt als Beispiel das Kurzschlussoszillogramm eines 300-MVA-Ge-
nerators, UrG = 21 k V, 50 Hz für den Strang U mit dem zugehörigen Strom in der
Erregerwicklung. Dem Gleichstromanteil des Kurzschlussstromes in der Erre-
gerwicklung ist ein durch den abklingenden Gleichstromanteil im Kurzschluß-
strom der Ständerwicklung hervorgerufener Wechselstromanteil überlagert,
der mit T8 abklingt. Der charakteristische Verlauf des Stromes in der Erreger-
gerwicklung kann durch folgende Gleichung beschrieben werden [5.18]:
(5.102)
Der Zusammenhan g zwischen Xe und xLK nach Bild 5.14a ist gegeben durch
[5.18]:
1 1 1
---=-+-
Xe - Xcr Xhd XLK
/ Ständerstrom Strang U
- 1f
Gleichstromglied
_ __
~t
Läuferstrom
1(1
. .
~ ~""': 6r10
0
•I
Bild 5.18. Dreipoliger Stoßkurzschlussstrom eines 300-MVA-Turbogenerators 50 Hz ausge-
hend vom Leerlaufzustand. Daten: Xct = Xq = 1,8; x.J = 0,3; x'd = x'~ = 0,2; T.J = 0,8 s; T.J = T~ =
0,03 s; T8 = 0,4 s; k = 0,2 . .. 0,3
5.5.3
Kurzschlussdrehmomente und Fundamentbeanspruchung
Bei Eintritt und beim Ausschalten mehrpoliger Kurzschlüsse wird die ge-
meinsame Welle von Generator und Turbine durch Torsionsdrehmomente be-
ansprucht. Dabei muss man den Wellenstrang als Mehrmassenmodell mit
mehreren Eigenfrequenzen ansehen. Fällt eine Frequenz des Kurzschluss-
drehmoments mit einer Eigenfrequenz zusammen, so kommt es zu Torsions-
schwingungen mit beachtlichen Resonanzüberhöhungen im Drehmoment,
weil der Wellenstrang nur eine schwache Dämpfung aufweist. Weiterhin erge-
ben sich Fundamentbeanspruchungen durch Rüttelmomente. Bei der Berech-
nung dieser Beanspruchungen wird vereinfachend angenommen, dass der
Kurzschlussstrom nicht abklingt. Diese Annahme ist berechtigt, weil die größ-
ten Momente unmittelbar nach Kurzschlusseintritt auftreten. Auch kann an-
genommen werden, dass der Kurzschluss aus dem Leerlauf bei UrG eintritt.
Das elektrische Drehmoment wird allgemein mit GI. (5.15) berechnet. Un-
ter den genannten Voraussetzungen gilt:
(5.103a)
(5.104a)
Damit wird ausgehend von GI. (5.15) zunächst noch unabhängig von der Kurz-
schlussart:
M e =-p .
3 [lf/dlq -lf!qld
. l =3-p- [U1LJ.lq
A • A
+ (X"d - X")
q
A • A •
LJ.ld l.l.lq
l (5.105)
2 2 mr
5.5 Nichtstationärer Betrieb 153
Für den dreipoligen Kurzschluss ergeben sich die Ausdrücke für die nicht ab-
klingenden Stromkomponenten aus den Gln. (5.96) bei unendlich groß ange-
nommenen Zeitkonstanten:
(5.106a), (5.106b)
Nach Einsetzen dieser Beziehungen in die Gl. (5.105) wird mit .Qr = wrfp:
M k uf- [ smw
= -3- -
n X"d
2 ~~
. t--1 ( 1 - - sm2w t
2 X"
x~ J . ]
l
e 3 r r
q
(5.107)
=-Mek3max [ smwJ-l
. 1 ( 1- X~ X~ J·sm2wrt
Bei zweipoligem Kurzschluss der Stränge V und W aus dem Leerlauf erhält
man für den Anfangsverlauf der Ströme bei subtransienter Unsymmetrie
[5.3, 5.10]:
3 u1 x;-<x;-x~)sinßosinß . .
=-- n (X". 2 _0 X" (5.110)
Mek2
2 ~~ 2 _0 ) 2 (smß-smß0 )cosß
d Sln u + q COS u
3 uf 1 . . 3 uf 1 ( -sm2ß-smt~
1 . .
Mk =----(smß-s mß )cosß=---- cosß )
e
2
2 !4 X~ 0
2 !4 X~ 2 °
(5.111)
Bei Bezug auf M 8 = Mr = SrGf.Qr und bei X~= Xct lauten die Gln. (5.107) und
(5.111):
(5.112)
smw,t--
M ek2• = - 1- (· 1.sm2w,t ) (5.113b)
x;{ 2
3-[3 1
M ek2•max = --~"" 1,3M ekJ>max (5.113c)
4 xd
Bild 5.19 zeigt die zeitlichen Verläufe der bezogenen Drehmomente bei zwei-
und dreipoligem Kurzschluss nach den Gin. (5.112) und (5.113b).
Als Beispiel für die Differentialgleichung des Wellenstranges soll hier das
Minimalmodell mit zwei Massen, die näherungsweise den Generator- und
Turbinenläufer repräsentieren, angegeben werden. Für eine reale Untersu-
chung muss eine wesentlich feinere Unterteilung in mehrere Massen vorge-
nommen werden, wobei deren Anzahl vom Verlauf des anregenden Momentes
abhängt. Mit den Massenträgheitsmomenten fG und fr, den Drehwinkeln q>G
und q>y gegenüber einem festen Bezugspunkt, den Winkelbeschleunigungen
ifJGund ifJr und der Federsteifigkeit c zwischen den beiden Massen liefert die
Drehmomentbilanz an jeder Masse:
(5.114a, 5.114b)
wl
5.5 Nichtstationärer Betrieb 155
Die Differenz beider Gleichungen führt auf die Winkeldifferenz 11qJ = Cf>r - (/JG
und das Quadrat der ungedämpften Eigenfrequenz w~ = cUG + fr)IUGh) der
beiden Massen:
A"
LJ.m+w 2A 1 1
LJ.m=-Mr--M
-r e -r Ir h e (5.115)
Zunächst soll der Fall des dreipoligen Kurzschlusses nach Leerlauf untersucht
werden bei Vernachlässigung des doppelfrequenten Anteils im Kurzschluss-
drehmoment. Mit Me = - Mek 3max sin Wrt nach Gl. (5.1 07) ergibt sich für die Lö-
sung der Gl. (5.115):
/j,m = M ek3max
'r IG
(
We2 -Wr2
1 sinw t- Wr
r
1
We We2 -Wr2
sinw
e
r) (5.116)
Führt man n = We I w, als Abkürzung ein und bezieht M1k 3 auf SrG/!2" so wird:
1
=--;; ( - n-2 smwrt--
Ir • n smwet
. )
Mtk3* 2 2 - (5.118)
xd I G + Ir n - 1 n - 1
M _ __!__ Ir ;:
tk3mal<' - I I ':>k3 (5.120)
+
11
Xct G r
Bei starrer Welle, also bei n ----7 =, wird ~k 3 = 1. Das maximale Kurzschluss-
drehmoment wird im Verhältnis Ir zu Ir + fG übertragen. Den Verlauf des
Verstärkungsfaktors zeigt Bild 5.20. Wegen der nicht berücksichtigten Dämp-
fung strebt der Verstärkungsfaktor im Resonanzpunkt bei n = 1 gegen un-
endlich.
156 5 Drehstromgeneratoren
10
' :
9 ' '
' '
' '
8
' '
7
:
:
: . '
\'.
5 ....
c:
<::::
0
"'
....
'
"'c:0 ' 0>
a: ... .:-12
4 "'
\
Q)
I
a:
-
3 .'• .
2 I .:-~ ' • ... ..... . .
J -------·-- -- ·-
0
/'
0 2 3 4 5
n= w,lw, -
Bild 5.20. Verstärkungsfaktoren sfür das Wellentorsionsmoment M, bei drei- und zweipo-
ligem Kurzschluss
Ist der Generator vor dem Kurzschluss belastet, so liegt bereits eine Ver-
drehung der Welle durch das übertragene Turbinendrehmoment Mr = ct:.q> vor.
Für das elektrische Kurzschlussdrehmoment kann GI. (5.107) erweitert werden:
'2
Mek3 =- ~ _u_I- sin(wrt + a) = -Mek3max sin(wrt + a) {5.121)
2 Qx;
A ••
u.q>+Weu.q>--
2A - 1 M ek3max Sin
1M ek3maxsma+-
. . (W/+a ) (5.122)
Ir fG
-Wr
- 1 .
cosasmwet+ (-1 - 1 ) smacoswet
. }
2 2 2 2 2
We We -Wr We W e -Wr
(5.123)
5.5 Nichtstationärer Betrieb 157
Mtk3*
1
=--;;
xd
Ir - 2n2- sm
I G + Ir n - 1
1 h sma
. (w,t + a ) +-
Ir
.
(5.124}
- -n- ( cosasmwet
. +-1 smacoswet
. )}
n 2 -1 n
Für a = 0 geht Gl. (5.124) in Gl. (5.118) über. Der Verstärkungsfaktor ~k3 deckt
auch diesen Fall ab.
Bei zweipoligem Kurzschluss nach Leerlauf gilt für den Drehmomentenver-
lauf, der zum Höchstwert der Anregung führt:
1
M 1k2* =--;;I
xd G
Ir I
+ r
1 -
n2 •
2 -1 smwJ--
n - 2~4
1 n2
n -
•
sm2wrt
(5.126}
M __
1 lr ;: (5.127}
tk2mal<' - I I ~k2
+
11
Xd G T
(5.128}
Bei starrer Welle (n ~ oo) wird ~k 2 = 1,5. Dieser Wert liegt nur wenig über dem
exakten Wert 3)3 I 4"" 1,3, der sich bei starrer Welle zum Zeitpunkt w,t =
2rc/3 einstellen würde. Der im Bild 5.22 gezeichnete Verlauf von ~k 2 weist zwei Re-
sonanzstellen auf, da sowohl OJ, als auch 20J,. als Anregefrequenzen auftreten.
Noch größere Wellentorsionsmomente als bei Kurzschlusseintritt können
bei anschließender Kurzschlussausschaltung und bei Fehlsynchronisation auf-
treten. Mit der Spannungswiederkehr bei der Kurzschlussausschaltung ist ein
erneuter Drehmomentenstoß verbunden. Dieser hängt wie bei der Fehlsyn-
chronisation vom Winkel zwischen der inneren, subtransienten Spannung des
158 5 Drehstromgeneratoren
...."'
N
N
ci
II
"-~
...., .... M N N
I
M
I
i
Bild 5.21. Bezogenes Wellentorsionsmoment im Bereich der Kupplung zwischen Generator
und Turbine Mlk3 ' bei dreipoligem Kurzschluss im Netz sowie M,kJw' bei der Spannungs-
wiederkehr nach Ausschaltung des dreipoligen Kurzschlusses (Betriebsmitteldaten im
Text; Bezugsgröße: M , = Srfr:l,). MekJ' Kurzschlussmoment des Generators bei dreipoligem
Kurzschluss; Mlk 3' Wellentorsionsmoment im Bereich der Kupplung während des dreipoli-
gen Kurzschlusses,M,kJw(?)' Wellentorsionsmoment nach der Spannungswiederkehr für das
7-Masse-Modell; M,kJw(Zl* Wellentorsionsmoment nach der Spannungswiederkehr für das
2-Massen-Modell; MT' Turbinenmoment, hier konstant, gleich dem Bemessungsmoment
M,r = 0,85M" Meg' Gleichstromglied des elektrischen Generatormoments nach der Span-
nungswiederkehr
5.5 Nichtstationärer Betrieb 159
,. .• 2A -1 1
o.cp+Weo.cp- -Mr --Meg (5.129)
lr lc
Als bezogenes Wellentorsionsmoment nach der Spannungswiederkehr ergibt
sich für t :2 tw:
(5.130)
Die durch den Kurzschluss auf das Fundament wirkenden Kräfte lassen sich
durch elastische Verbindung des Generators mit dem Fundament vermindern
[5.17]. Üblich ist die federnde Aufstellung von Wechselstrombahngeneratoren,
die schon im Normalbetrieb pulsierende Momente erzeugen.
5.5.4
Ersatzschaltungen für den subtransienten und transienten Zustand
Der sich unmittelbar einer Störung anschließende Zustand wird als subtran-
sienter Zustand bezeichnet. Er ist dadurch gekennzeichnet, dass sich die Läu-
ferflussverkettungen, die Drehzahl und der Läuferwinkel nicht plötzlich än-
dern können. Die im Abschn. 5.3 behandelte Ersatzschaltung mit der Pol-
radspannung UPist für die Beschreibung der Ausgleichsvorgänge ungeeignet,
weil sich die Polradspannung bei Eintritt einer Störung sprunghaft ändert. Da
sich die Läuferflussverkettungen im Anschluss an eine Störung nur langsam
ändern, lassen sich die Vorgänge im Zeitbereich unmittelbar nach einer
Störung mit einer Ersatzschaltung auf der Grundlage konstanter Läuferfluss-
verkettungen genügend genau beschreiben.
Zur Herleitung der Ersatzschaltung für den subtransienten Zustand wird
von den Gln. (5.22) und (5.23) für die Spannungen des Ständers bei konstan-
ter Drehzahl («>t_ = m,) ausgegangen. Dabei werden dann auch die Differen-
tialquotienten der Flussverkettungen Vtd und Vtq weggelassen, die nach den
Untersuchungen im Abschn. 5.5.2 das Gleichstromglied im Kurzschlussstrom
verursachen und die deshalb hier bei der Ersatzschaltung für die subtransien-
ten Wechselgrößen keine Rolle spielen.
Für die Änderungen der Ständerflussverkettungen im ersten Augenblick ei-
ner Störung gilt nach den Gln. (5.78b) und (5.79b):
(5.134)
(5.135)
162 5 Drehstromgeneratoren
Durch Einsetzen in die Gl. (5.22) und (5.23) unter den beschriebenen Randbe-
dingungen ergibt sich:
(5.136)
(5.137)
Die letzten Anteile in der Gln. (5.136) und (5.137) sind durch den stationären
Zustand unmittelbar vor der Störung bestimmt und konstant. Man kann zei-
gen, dass sie nur von den Läuferflussverkettungen abhängen [5.39]. Sie erfül-
len damit die Forderungen nach konstanten Quellengrößen bei Einleitung ei-
nes Ausgleichsvorganges.
MitdenAbkürzungen ud = -«>r(lfl~ -L;i~) und u; = mr(~- Ld'i~) wirdaus
den Gln. (5.136) und (5.137):
(5.138)
(5.139)
(5.140a)
Geht man auf Effektivwertzeiger über, multipliziert mit eißo und erweitert
dann man mit± jXd'jiqeißo ,so findet man unter Beachtung der Gln. (5.38) und
(5.39) für das Mitsystem der symmetrischen Komponenten:
(5.140c)
Zur Gl. (5.140c) gehört Bild 5.23. Das Zeigerdiagramm erläutert, wie man bei
Vernachlässigung von RG (RG « Xd') die subtransiente Spannung Jl" ausge-
hend von JJ.Yund lY ermitteln kann. Das Zeigerdiagramm zeigt auch den An-
I:
fangs- Kurzschlusswechselstrom 3 nach dreipoligem Klemmenkurzschluss,
für den man aus Gl. (5.140 c) bei Jl 1 = 0 erhält (Bild 5.23 b ):
I" -
U" U"
- -·=-
-k3 - V 'X" - J X" (5.141)
"G+J d d
q-Achse
Re
jj" uo
- 1
01
a
f\; + iX; [b
- 1
["
-1C3
11" !l, = 0
01 d-Achse
b
Im
(5.142)
164 5 Drehstromgeneratoren
q-Achse
Jj'
Im
01 ~~--------~
a b
Nach analogem Vorgehen wie bei der Aufstellung der Ersatzschaltung mit der
subtransienten Spannung erhält man
(5.143b)
Zur Gl. (5.143b) gehört die Ersatzschaltung und das Zeigerdiagramm nach
Bild 5.24.
Bei der Anwendung der Ersatzschaltung mit transienten Größen ist zu be-
achten, dass der subtransiente Bereich nicht richtig wiedergegeben wird. Dies
wird deutlich am Beispiel des dreipoligen Klemmenkurzschlusses, für den mit
Jl1 = 0 folgt:
P.G1=Re {3 U
_,_,I*}= 3Re {-J· QdlX.f1*) = 3Re {-J· Up 1
X.f e-W} = -3 Up
1
X.f sin8
1
(5.145a)
mit dem dabei eingeführten transienten Polradwinkel 51 = (/Ju·- q>u 1 (Bild 5.24).
Führt man noch den Winkel ß= 8- 8 der (wegen U.f, U~ konstant) bei einer
1
,
Läuferbewegung konstant bleibt, ein, so folgt für die an das Netz abgegebene
transiente Leistung P~ = -Pb:
P I_ u,u~ . 5:1
- 3 --Sillu
_ 3 -upl
-
. (s: ß)
- S i l l u- (5.145b)
N X.f X.f
bzw. in bezogenen Größen:
I
PN• _ u,.u: , 5:1 _ u,.u: ,
- - - Sillu - - - S i l l
(5:
u-
ß) (5.145c)
Xd x.f
(5.146a)
(5.147a)
6
! P;..,.
,..- -·,
I
1 5
j,~
-- - -... "......
4
3 "
,. v
,,'' I
/
"/ '
!
I
' \''
\ '
\ '
'
'\
'
13
2/
/ I I'
-
2
!Pmax•
\
'I
'I 1 \
I~ -- ~ I r-- \
"'
~, ,
/I :
0
I ' I
'
0 ö,' 40 60 80 100 120 140 160 ° 180
Bild 5.25. Ins Netz abgegebene bezogene stationäre und transiente Leistungen PN* und P~ •.
Generatordaten: s,. = 1; ul* = 1; PT' = 0,8; cos q>, = 0,8; xd = Xq = 1,8; xd = 0,24; 8, = 34,7°;
8' = 9,53°. 1 stationär (statisch), GI. (5.54), Up* = 2,53 const. 2 transient, GI. (5.145c),
u: = 1,16 = const., 8' = 9,53°, ß= 34,7°-9,53° = 25,17°,3 transient, GI. (5.148c), U~. = 1,05
= const.
PG up~ . !: 3 u? [-1 - -
, =3(Udid +U I )=-3--smu+-- 1 ) sm2u
. !: (5.148a)
q q X'd 2 X'd X'd X q
up~ . !: u? (-1 - -
PN, =3--smu-3- 1 ) sm2u
. !: (5.148b)
X~ 2 X~ Xq
(5.148c)
Der zweite Teil in Gl. (5.148) stellt eine Reaktionsleistung dar, die wegen
Xq > X~ von dem dominierenden ersten Teil abgezogen wird im Gegensatz
zur Reaktionsleistung im stationären Betrieb der Schenkelpolmaschine
nach Gl. (5.54). Im Bild 5.25 sind die Leistungsverläufe für den transienten
Zustand dem Leistungsverlauf im stationären Betrieb gegenübergestellt.
6 Generator- und Turbinenregelung
6.1
Erregungseinrichtungen
. 2 ~9 1
~~einsam~Welle ___ j_ ______~ _____/
Bild 6.2. Erregereinrichtung mit Drehstromerregermaschine und rotierenden Dioden.
1 Drehstromerregermaschine (z. B. 150 Hz); 2 Diodenbrücke; 3 Permanentpolgenerator;
4 Thyristorstellglied; 5 Spannungsregler mit Sollwerteinsteller und Steuersatz; 6 Anpass-
transformator; 7 Stelltransformator; 8 Gleichrichter; 9 Entregungswiderstand; 10 Umschal-
ter Hand-Automatik
Die Gleichspannung Ud der belasteten Brücke ergibt sich, wenn man den in-
duktiven Spannungsfall Dx, den ohmschen Spannungsfall DRund den Ventil-
abfall Dv von Udio abzieht (Ud= Udio- Dx - DR- Dv). Setzt man die Gleich-
stromleistung Udi maxld der Drehstromleistung f3
UI gleich, so ergibt sich für
die sechspulsige Schaltung folgendes Stromverhältnis:
(6.2)
6.1 Erregungseinrichtungen 169
L1 L2 L3
--- u
I
--
~
Ud
__ _L ____ j
gemeinsame Welle
6.2
Spannungsregelung
6.2.1
Statik der Spannungsregelung
6.2.2
Spannungsregelung eines Turbogenerators
Als Beispiel für die Spannungsregelung wird der Regelkreis eines 600-MVA-
Turbogenerators mit einer Erregereinrichtung nach Bild 6.2 (Dioden-Erre-
gung) behandelt. Vorausgesetzt wird, dass die Grundlagen der Regelungstech-
nik bekannt sind. Es werden die in Tabelle 6.1 angegebenen Daten verwendet.
Die Überlegungen werden für den Leerlaufzustand des Generators durch-
geführt, wobei das Verhalten des Generators durch Tcto und die Steigung der
Magnetisierungskennlinie bei UfO gekennzeichnet werden kann.
172 6 Generator- und Turbinenregelung
I I
Jl, Jl Jl,
t t .
--:----
L_ ___ - -- · --~ __ _ j
a
1
COS (j)= 1,0
////-
.... ----l ---- -,,
/ 1'10 . ---.--,-----,,-----r--co-s-( /)- ""'
= 0""',9
/
/ (ltapazillv}
/
I
I
I
I
I
I
1 COS ip= 0
I (kapazitiv)
0,90 f --+--1---lf---+="1----1
I I I I
L3 L2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 p.u. 1,2
b
Sr,/SI G -
Bild 6.6a-c. Kennlinienregelung eines Generators durch Aufschalten des Leiterstromes,
der in der Phase voreilt. a Istwertbildung über Spannungs- und Stromwandler 1 und 2 so-
wie Zwischenwandler 3 zur Potenzialtrennung und Anpassung an den Regler, die Wider-
stände R (4) zur Stromaufschaltung und den Gleichrichter 5; b Zeigerdiagramm (Prinzip);
c Kennlinien bei 6% Statik
6.2 Spannungsregelung 173
Generator: S, = 600 MVA; U, = 20 kV; cosqJ, = 0,8; n, ~ 3000 min- 1;.fr =50 Hz; Tdo = 5,6 s;
Uro = 200 V; Ur, = 600 V; Urmax= 1000 V.
Drehstromerregermaschine: UroE = 20 V bei Ur 0; UrrE = 60 V bei Ur" UrmaxE = 100 V bei Urmax;
Erregerzeitkonstante TE= 0,835 s als Lastzeitkonstante Tds\ der mit der Feldwicklung des
Generators belasteten Erregermaschine.
Thyristorstellglied (4 im Bild 6.2): Drehstrombrückenscha ltung angesteuert über einen
Steuersatz: Eingangsspannung UR= ± 10 V; Ausgangsspannung Ur = ± 100 V entspre-
chend UrmaxE; Verstellzeit tv = 0,0033 s.
Regler: der Regler ist ein Gleichstromverstärker mit hoher Verstärkung und Beschaltungs-
möglichkeit zum Erreichen von PI- oder PID-Verhalten.
F -v; 1 L'l.UG _ __
(6.3a)
-G- G 1+ jwTdo L'l.Ur 1+ jwTdo
Für L'l.UG/L'l.Ur ist die Steilheit der Leerlaufkennlinie bei UrG (Tangente) nach
Bild 6.8 einzusetzen.
Mit L'l.UGIL'l.Ur nach Bild 6.8 und Tdo = 5,6 s nach Tabelle 6.1 ergibt sich:
1
FG =VG =60---- (6.3b)
- 1 + jwTd0 1 + jw5,6s
174 6 Generator- und Turbinenregelung
f s (Regelstrecke)
/
Tangente
/
/ Leerlaufkennlinie
--- - -- - -- -/ -
. -::: -::$
<.0
0 Tangente im Bemessungspunkt
II
0~-----------------r---------------.
0
Bild 6.8. Leerlaufkennlinie des 600 MVA-Generators
Uro 1 = 10 _ _ _ __
(6.4)
UroE l+jwTE 1+ jm0,835s
F r -- -t:.Ur- - -- Vr -- -100V-
- - -Urmax - - 10 (6.5)
- !:.UR URmax 10V
6o2 Spannungsregelung 175
(6.7a)
F - ~ = 3 (6.7b)
- s - (1 + jwT~ 0 )(1 + jwTE) (1 + jw5,6s)(1 + jw0,835s)
1 1 1
60 ~I wto =y w. = ~ =% = /-dO ~ Wo= T.
r--r
I I ~ =y
n
dB ........_ 10 1 0
I I
E
Fa
40
"7
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I l I
10-3 2 4 6 8 1Q-2 4 6 8 10- 1 4 6 8100 2 4 6Hz101
lgw - - - - +
Bild 6.9. Bodediagramm der Regelstrecke (Index S), des Reglers (Index R) und des Regel-
kreises mit PI-Regler (siehe Text)
176 6 Generator- und Turbinenregelung
Im Bild 6.9 ist der Amplitudengang Fs =I Es Iund der Phasengang q>(Es) im Bo-
dediagramm gestrichelt dargestellt. Der Amplitudengang verläuft mit kon-
stanterVerstärkung V5 = 3 (9,54 dB) bis zur Frequenz l% = l!Td_0 .Von dort fällt
er mit 20 dB/Dekade bis zur Frequenz%= 1/TE"" 1,2 Hz und dann mit 40 dB/
Dekade weiter ab. Der zugehörige Phasengang q>(Es) wurde mit einem "Pha-
senlineal" gezeichnet. Im Bodediagramm trägt man den Amplituden- und den
Phasengang über lg w auf. Der Amplitudengang wird als 20 · lg IEI dargestellt.
Bei IEs I= 3 ergibt sich also 20 ·lg3 = 9,54 dB (Dezibel). Für den Phasengang
ergibt sich bei der ersten Eckfrequenz l% = l!Td_0 • ein Winkel von -45°, der
sich bis zur zweiten Eckfrequenz auf etwa -135° erhöht (Bild 6.9).
PI-Regler
Der Amplitudengang FR des PI-Reglers ist in das Bild 6.9 eingetragen. Er weist
eine erste Knickstelle bei OJ10 = l!T10 auf, wodurch der Regler eine begrenzte
statische Verstärkung V0 erhält, und eine zweite Knickstelle bei Wn = 1/Tn. Die
begrenzte statische Verstärkung wird durch den Widerstand R21 im Bild 6.10
erreicht. Die Nachstellzeit Tn wurde gleich Td_0 gewählt, weil damit bei der
Überlagerung von Fs und FR im Bodediagramm der Knick im Amplituden-
gang Fs aufgehoben wird. Für die Proportionalverstärkung VP (Bild 6.10) er-
gibt sich 1 entsprechend 0 dB, um den Phasenrand bei der Durchtrittsfrequenz
von F0 mit etwa 60° einzuhalten. Die statische Verstärkung wurde zu V0 = 100
gewählt, entsprechend 40 dB im Bodediagramm. Damit ist die Knickstelle bei
OJ10 = l!T10 = Vp/V0 Tn) im Bodediagramm bestimmt. Der Reglerfrequenzgang
lautet dann:
l~
a b
Tn T,
Bild 6.10a, b. PI-Regler, Beschaltung eines idealen Verstärkers. a Aufbau; b Bodediagramm
Zum Aufbau eines PI-Reglers wird ein idealer Verstärker (RE~ oo; RA~ 0 und
V~ oo) wie in Bild 6.10 beschaltet. Dabei gilt:
R zo · R21
V = Rzo + R21 = 1
P Ro
Wählt man R0 = 22 kQ, so erhält man R2 1 = 2,2 MQ, C20 = 226 J..LF und R20 =
22 kQ. Der zeitliche Verlauf von uA bei einem Eingangssprung UE ergibt sich
zu:
Die Ausgangsspannung folgt dieser Funktion so lange, wie UE so klein ist, dass
die Signalbegrenzung erst bei t ~ oo erreicht wird. Es gilt dann für t = 0: uA/
UE = 1 und für t ~ oo: uA/UE = 100. Der Übergang erfolgt nach einer e-Funk-
tion mit T 10 = 560 s. Trotzdem ergibt sich bei kleinen Sollwertstößen im ge-
schlossenen Regelkreis als Maß für die Ausregelzeit tm = rrJ Wo = rt/0,6 Hz =
5,2 s, weil der Reglerausgang sich nur wenig ändern muss, um den Sollwert-
sprung auszuregeln. Für den Regelfaktor gilt:
PID-Regler
Das Bodediagramm des Regelkreises mit einem PID-Regler ist im Bild 6.11
aufgezeichnet. Die Anpassung des Reglers erfolgt so, dass man Tn = Tdo und
6 Generator- und Turbinenregelung
80
0 el 1
40
- 120
(6.10)
6.2 Spannungsregelung 179
~ I
0
I
0
1-1
0
b
a
Bild 6.12a,b. PID-Regler, Beschaltung eines idealen Verstärkers. a Aufbau; b Bodedia-
gramm
Vergleicht man die rechten Seiten der beiden Gln. (6.9) und (6.10), so ergibt
sich:
Tn = (Rzo + R 10 R 21 ) TV -- (R 30
RIORzoR21
+ ------=--=--=--- --- \
RIO +Rz, RIOR20 + R10R21 + RzoR21 J
C20 = 5,6s C30 = 0,835s
7;o = (Rzo + R 21 ) C20 = 56s T30 = R30 C30 = 0,0835s
Wählt man R0 = R 10 = 22 kQ, so erhält man R 20 = 220 kQ, R21 = 2,2 MQ, R 30 =
2,2 kQ, C20 = 23,2 11F und C30 = 37,7!1F.
Der zeitliche Verlauf uA/UE ergibt sich durch Rücktransformation der Gl.
(6.9) in den Zeitbereich:
UA
- =
V: [ 1 + (7;o-Tv)(Tn-7;o)
0 e -+.- + (Tv-T3o)(Tn-T3o) e -+-]
10 Jo (6.11)
UE 7;o(7;o-T3o) T3o(1;o-T3o)
~
UE
= 100 [1- 0 89 e- 5 ~' + 0 89 e- o. o~35' ]
) '
Für t = 0 und t --7 oo wird uA/UE = 100. Mit Wo= 6Hz nach Bild 6.11 ergibt sich
tm = rrJ Wo = 0,52 s. Die PID- Regelung ist damit um den Faktor 10 schneller ge-
genüber der Regelung mit dem PI-Regler. Bei VR = V0 = 100 und V5 = 3 ergibt
sich auch hier ein Regelfaktor R = 1/301.
180 6 Generator- und Turbinenregelung
6.3
Turbinenregelung
Die Turbinenregelungen in den Kraftwerken haben die Aufgabe, die erzeugte
Leistung dem momentanen Bedarf anzupassen. Abweichungen in der Leistungs-
bilanz führen zu Frequenzänderungen. Neben der Regelung der Frequenz haben
die Turbinenregelungen zusätzlich die Aufgabe die Regelleistung auf die einzel-
nen Kraftwerke entsprechend ihrem Regelvermögen und ihren Brennstoffkosten
aufzuteilen. Im Verbundbetrieb sind außerdem die zwischen den Verbundpart-
nern vereinbarten Übergabeleistungen einzuhalten (Abschn. 6.3.3). Man spricht
deshalb von einer Frequenz-Leistungsregelung und unterscheidet zwischen
Primär- und Sekundärregelung. Die Primärregelung dient zur Begrenzung und
schnellen Zurückführung der Frequenzabweichungen nach Laständerungen,
während die Sekundärregelung die gewünschte Leistungsverteilung herstellen
und verbliebene Frequenzabweichungen ausregeln soll.
6.3.1
Bilanzmodell des Netzes
(6.12)
Dabei ist]i die rotierende Masse des i-ten Wellenstranges. Im synchronen Be-
trieb kann man auf der rechten Seite QLi = Qr setzen. Führt man die elektro-
6.3 Turbinenregelung 181
mit
r . = J;n;
llll (6.14)
PrGi
Die Addition der Bewegungsgleichungen aller m am Netz arbeitenden Wel-
lenstränge ergibt bei Einführung der mittleren Winkelgeschwindigkeit mL =
I (PrGi Tmi Wu )/I (PrGi Tmi ):
(6.15a)
Die Summen der rechten Seite sind die insgesamt von allen Turbinen abgege-
bene Leistung Pr und die gesamte vom Netz aufgenommene Leistung PN unter
Einschluss der Verluste. Erweitert man die linke Seite der Gl. (6.15a) mit PG, so
ergibt sich mit Wr. = 2nf:
j_
PcTmN fr -Pr- PN (6.15b)
(6.16)
Bei der Darstellung nach Gl. (6.15b), bei der auf der rechten Seite unabhängig
vom Netzaufbau nur noch die Gesamtbilanz von erzeugter und abgegebener
Leistung steht, spricht man vom Bilanz- oder Punktmodell des Netzes. Bei aus-
geglichener Leistungsbilanz ist die rechte Seite der Gl. (6.15b) und damit die
Frequenzänderung gleich Null. Ein Überschuss an Turbinenleistung führt zu
einer Frequenzerhöhung, während ein Ansteigen der Netzbelastung zu einer
Frequenzabsenkung führt. Die Frequenz-Leistungsregelung soll der Fre-
quenzänderung entgegenwirken und die Sollfrequenz (z. B. 50 Hz) wieder
herstellen. Da für die Regelung nur die Abweichungen vom Arbeitspunkt mit
Sollfrequenz interessieren, werden in Gl. (6.16) die Leistungen und die Fre-
quenz noch in die Anteile, die zum Arbeitspunkt gehören und die Abweichun-
gen von diesen Werten zerlegt. Man erhält bei P~ =Pt für den Arbeitspunkt:
Pc TmN J:
f..j
= L1Pr - f..PN (6.17)
Eine angenommene Änderung f..PN der Netzlast besteht zum einen in der Last-
änderung f..Px und zum anderen in der Frequenzabhängigkeit f..PL der Lasten,
182 6 Generator- und Turbinenregelung
die auch als Selbstregeleffekt des Netzes bezeichnet wird. In der Nähe des Ar-
beitspunktes kann die Frequenzabhängigkeit durch den linearen Zusammen-
hang ßP1 = k1 Llf angenähert werden, wobei k1 als Leistungszahl bezeichnet
wird. Damit wird:
Die im Bild 6.13 dargestellte LKL verläuft durch den Arbeitspunkt beijh und
P~ = Pt. Ihr Anstieg wird durch den Reziprokwert der Leistungszahl k1 be-
stimmt.
Die Kraftwerkskennlinie im Bild 6.13 ergibt sich analog aus dem sta-
tionären Zusammenhang Mr =g(ßf) nach Linearisierung durch Auflösen
nach der Frequenzänderung. Der Schnittpunkt beider Kennlinien im Bild 6.13
·--------1------'----+
P~= p~
p
6.3 Turbinenregelung 183
ergibt die sich einstellende Frequenzänderung. Ist keine der Turbinen im Netz
geregelt, so gilt L'lPr = 0. Die KKL verläuft senkrecht, d. h. die Kraftwerke haben
keinen Einfluß auf die Frequenzänderung im Netz. Im Schnittpunkt von KKL
und LKL (L'lPx > 0) ist !lPN = !lPL + L'lPx = 0 und die Frequenzänderung ohne
Regelung der Turbinen.
(6.23)
(6.24)
6.3.2
Primärregelung
d.h. ein Proportionalverhalten aufweisen. Der Beitrag der i-ten Turbine zur
Primärregelung beträgt dann im eingeschwungenen Zustand:
(6.25)
Die Umstellung der Gl. (6.26) ergibt die Kraftwerkskennlinie (KKL) bei
Primärregelung:
(6.28)
Im Bild 6.15 sind die LKL nach Gl. (6.21), die KKL nach Gl. (6.28) und die NKL
eingetragen. Im Schnittpunkt von LKL und KKL liest man die bleibende Re-
gelabweichung L1frR ab, die sich bei einem Lastzuwachs L1Px einstellt. Die Nei-
gungen der LKL und KKL bestimmen den Anteil der Kraftwerke L1PrpR und
den Anteil L1PL durch den Selbstregeleffekt. Die Netzkennlinie (NKL) ergibt
sich aus der rechten Seite der Gl. (6.27):
1 1
L1fpR = L1Px = --L1Px (6.29)
kpR +kL k
(6.30)
6.3 Turbinenregelung 185
~--------~4~p~----~
a 1
l-...------------ 1 4 p
b 1
····------1---....:..._-----:~
p~
p
186 6 Generator- und Turbinenregelung
6.3.3
Sekundärregelung
· · · · - - - - ----+-- - -- - -- -
pb p
T
(6.33)
(6.34)
Nach Abschluss der Primärregelung stellt sich infolge einer Laständerung die
folgende Frequenzabweichung ein:
(6.35)
Beide Netze beteiligen sich an der Primärregelung und unterstützen sich bei
der Frequenzhaltung durch Leistungsaustausch, was den großen Vorteil des
Verbundbetriebes ausmacht und was dazu führt, dass man mit einem Mini-
mum an mitlaufender Reserve auskommt. Zur Veranschaulichung trägt man
die beiden aus den Gin. (6.33) und (6.34) sich ergebenden Netzkennlinien Nl
und N2 im Bild 6.17b über der Änderung der Übergabeleistung 11Pü12 oder
(11Pü 21 = - 11Pü 12) auf.
N1 (ßP,1 >0)
. .
: llP, :
····- -- - - - --'------!- - - -- ·
b t..Pl12 = 0 Pü12
Bild 6.17 a, b. Verbundbetriebzweier Netze. a Netze Nl und N2; b Netzkennlinien als Funk-
tion der Übergabeleistungsänderung
Nimmt man beispielsweise eine Störung f..Px 1 > 0 im Netz 1 an, so ist die Netz-
kennlinie N1 im Bild 6.17 b nach Abschluss der Primärregelung um f..Pxi nach
links verschoben. Die Sekundärregelung hat zu diesem Zeitpunkt noch nicht
eingesetzt (f..PrsR = 0). Im Schnittpunkt mit der Kennlinie des Netzes 2 ergibt
sich die bleibende Regelabweichung t:J.fpR der Primärregelung. Die Anteile t:J.P 1
und f..P 2 , die die beiden Netze mit ihrer Primärregelung und ihrem Selbstre-
geleffekt zur Deckung von f..Px 1 aufbringen, richten sich nach der Kennlinie
des jeweiligen Netzes.
Vernachlässigt man den sehr viel kleineren Selbstregeleffekt der Netze ge-
genüber der Primärregelung, so ergibt sich für die Aufteilung der Primärre-
gelleistung:
M{ _ f..Prpru _ kpRI
(6.39)
f..Pz f..PrpR2 kpR2
Das Netz mit der flacheren Kennlinie (hier N2) übernimmt den größeren An-
teil. Am Ende des Gesamtvorganges soll jedes Netz für seine eigene Störleis-
tung aufkommen (solange nichts anderes vereinbart wird). Die zentralen Se-
kundärregler beider Netze bekommen deshalb als Eingangsgröße ein Misch-
signal aus der Frequenzabweichung und der Übergabeleistungsänderung
f..Pül2 bzw. f..Pü 21 im Verhältnis ihrer Netzkennlinien. Man spricht deshalb bei
dieser Sekundärregelung im Verbundbetrieb auch von Netzkennlinienrege-
lung. Die beiden Eingangssignale sind:
und
6.3 Turbinenregelung 189
Tabelle 6.2. Maßnahmen bei Frequenzänderungen im Verbundnetz [6.8, 6.11, 6.31], Stufen-
plan
Bei einer Störung mit f1Px 1 > 0, wie beispielsweise im Bild 6.17, wird !1Pü 12 =
- !1Pü2t = k 211f < 0 und damit
und
Bei f1Px 1 > 0 und f1Px 2 = 0, wie im Bild 6.17, wird also nur die Sekundärrege-
lung des gestörten Netzes 1 aktiviert. Der Sekundärregler (SR) verschiebt mit
seiner Leistung 11PrsRt die Netzkennlinie NI im Bild 6.17b, bedingt durch sein
integrales Verhalten, solange bis sein Eingangssignal !1x 1 zu Null geworden ist
(also !1f ~ 0 und ebenfalls !1Pül2 ~ 0). Während dieses Vorganges wird die
Primärregelleistung aller beteiligten Kraftwerke im Netz 1 und im Netz 2
zurückgefahren wegen !1f ~ 0.
Bei großen Störungen im Netz können sich hohe Frequenzänderunge n im
Netz ergeben [6.23]. Um einen Netzzusammenbruch bei solchen Vorgängen zu
vermeiden, sind Maßnahmen (Stufenplan) nach Tabelle 6.2 vorgesehen. Vo-
rausgesetzt wird der Einsatz elektronischer Frequenzrelais für den Lastabwurf
der Stufen 2 bis 4. Durch Stufe 5 soll erreicht werden, dass der Eigenbedarf und
der Betrieb der Erzeugungseinheiten für eine schnelle Einsatzbarkeit zum
Wiederaufbau der Versorgung gesichert bleiben und Schäden an den Kraft-
werksanlagen vermieden werden [6.31].
7 Eigenbedarfsanlagen in Kraftwerken
7.1
Aufgabe des Eigenbedarfs
In Wärmekraftwerken sind für die Zufuhr von Brennstoffen, Luft und Kühl-
wasser, für die Abfuhr von Rückständen sowie zur Steuerung, Messung, Über-
wachung, Beleuchtung und zur Erfüllung anderer Funktionen, die den Kraft-
werksprozess ermöglichen, zahlreiche elektrische Einrichtungen, Anlagen
und Antriebe notwendig. Als übergeordneter Begriff hierfür hat sich der Be-
griff elektrischer Eigenbedarf [7.1, 7.24] eingebürgert. Der Eigenbedarf muss
angepasst an die Größe der Blockleistung ausreichend bemessen sein und soll
möglichst störungsfrei arbeiten. Eigenbedarfsanlagen für große thermische
Kraftwerksblöcke umfassen im Wesentlichen:
- Drehstromanlagen 6 oder 10 kV zum Anschluss der Eigenbedarfsantriebe
(Asynchronmotoren, Stromrichterantriebe mit Leistungen von etwa 130 kW
bis zu einigen MW),
- Drehstromanlagen 400 V (500 V) oder 690 V für Motoren, Stellantriebe und
andere Einrichtungen (Licht- und Kraftnetz),
- Wechsel- und Gleichstromanlagen zur Speisung elektrischer Einrichtungen
für die Steuerung, die Regelung, den Schutz, die Messung und die Automati-
sierung,
- Anlagen für die Notstromversorgung.
Die Gesamtleistung des Eigenbedarfs hängt bei thermischen Kraftwerken von
dem verwendeten Brennstoff, dem Rückkühlsystem und von den Umwelt-
schutzeinrichtungen (Rauchgasreinigung, Entschwefelung, Entstickung) ab.
Bei Kohle-Kraftwerken (Braun- oder Steinkohle oder Mischfeuerungen) liegt
die installierte Leistung der Eigenbedarfstransformatoren bei etwa 10 ... 15%
der Bemessungsleistung des Kraftwerksblockes. Bei Leichtwasser-Kernkraft-
werken kann man mit ähnlichen Prozentsätzen rechnen. Die Eigenbedarfsleis-
tung bei störungsfreiem Betrieb beträgt bezogen auf die Bemessungsleistung
(Richtwerte):
Steinkohle-Kraftwerk 7 ... 8%;
Dampfkraftwerk mit Gasfeuerung 4 ... 5%
Braunkohle-Kraftwerk 9 ... 10%;
192 7 Eigenbedarfsanlagen in Kraftwerken
7.2
Aufbau von Eigenbedarfsnetzen, Prinzipschaltung
Eigenbedarfsnetze großer thermischer Kraftwerksblöcke nach Bild 7.1 wer-
den im normalen Betrieb über einen oder zwei Eigenbedarfstransformatoren
(EBT) von den Generatorklemmen gespeist. Dabei ist es nicht notwendig,
dass ein Generatorschalter (GS) vorgesehen wird, jedoch notwendig, dass ein
Anfahrnetz vorhanden ist, aus dem der Eigenbedarf während des Anfahrvor-
ganges über Anfahrtransformatoren (AT) gespeist wird. Da während des All-
fahrvorgangs eine höhere Leistung verlangt wird als während des Betriebs,
wird die Bemessungsleistung der AT häufig höher als für die EBT gewählt.
Während des Anfahrvorganges, der bei Kohleblöcken mehrere Stunden
dauert, sind der Netzschalter (NS) und auch die Blockschalter (BS) offen. Erst
nach der Synchronisierung des Blockes mit dem Netz über den NS wird der
Eigenbedarf von der Generatorableitung aus gespeist. Dazu werden über
eine Umschaltautomatik (Bild 7.3) der AnfahrschalterAS geöffnet und der
Blockschalter BS geschlossen. Bei dem Beispiel nach Bild 7.1 für einen Kraft-
werksblock 600 MW, 750 MVA kommen zwei Dreiwicklungstransformatoren
7.2 Aufbau von Eigenbedarfsnetzen, Prinzipschaltung 193
Verbundnetz VN
z.B. 380 kV
Q
Bild 7.1. Übersichtsschaltplan für den Eigenbedarf eines großen thermischen Kraftwerks-
blockes. Beispiel P,c = 600 MW. G Generator S,c = 750 MVA; U,c = 21 kV; cosq>,c = 0,8;
BT Blocktransformator 750 MVA; EBT 36/18/18 MVA; Al, A2, BI, B2 geteilte 10-kV-Hoch-
spannungsschaltanlagen zur Versorgung des Blockeigenbedarfs; A3, A4, B3, B4 allgemei-
ner Eigenbedarf; AT Anfahrtransformatoren; AN Anfahrnetz, z. B. 110 kV; AS Anfahr-
schalter; BS Blockschalter; NS Netzschalter; GS Generatorschalter, wahlweise als Lastschal-
ter (Abschn. 7.3.2)
mit je 36/18/18 MVA als EBT zum Einsatz. Die installierte Leistung der EBT
beträgt damit etwa 9,5% von SrG·
Der Aufbau des Eigenbedarfs in Kernkraftwerken mit Leichtwasserreakto-
ren wird ähnlich gestaltet wie im Bild 7.1. Als wesentlichen Unterschied ge-
genüber Kohlekraftwerken hat man mehrere große an 10 kV angeschlos-
sene zusätzliche Dieselnotstromaggregate eines besonderen Notstromsystems
[7.24]. Außerdem wird ein Generatorschalter eingesetzt. Der Eigenbedarf kann
dann vollständig entweder vom Generator, oder über den Blocktransformator
(GS offen) oder über den bzw. die Anfahrtransformatoren versorgt werden.
194 7 Eigenbedarfsanlagen in Kraftwerken
I
- 200 mKabel mit Verlegung
-Motor
100
c: Schaltanlagenausrüstung:
0
~ - 10 kV mit Vakuumschalter
~
c:
ip = 110 kA, I, =40 kA
Cl>
;;; 10 - 6 kV mit Vakuumschalter
0
><:: ip = 80 kA, I,= 32,5 kA
- 690 V mit Schützen bis 160 kW,
darüber Leistungsschalter
1 - 400 V mit Schützen
10 100 1000 kW 10000
Motorbemessungsleistung P,M-
Bild 7.2. Kostenrelationen für Motorabzweige im Eigenbedarf [7.24]
Bei der Speisung des Eigenbedarfs über vier Teilschienen, wie im Bild 7.1,
lässt sich die Kurzschlussleistungen der Schaltanlagen kleiner als bei anderen
Lösungen halten. Es ergibt sich so auch eine hohe Verfügbarkeit. Die Nieder-
spannungsverbraucheT werden ebenfalls über mehrere Teilschienen versorgt.
Teilweise wählt man 400 V und zusätzlich 690 V für größere Antriebe. Den ein-
zelnen NS-Schienen werden einzelne Bereiche im Kraftwerk zugeordnet, z. B.
für den Kessel, die Kesselhilfsbetriebe usw. Über die Schienen A3, B3 (allge-
meiner Eigenbedarf) werden die Verbraucher gespeist, die nicht blockgebun-
den sind, z. B. die übergeordnete Bekohlungsanlage.
Verbraucher (Motoren) bis 132 kW (170 kW) wird man an 400 V anschlie-
ßen, während Verbraucher 132 kW bis 400 kW kostengünstig an 690 V ange-
schlossen werden können. Bild 7.2 zeigt Kostenrelationen für den Anschluss
unterschiedlicher Motorleistungen [7.24]. Aus diesem Bild ergibt sich sogar
eine Kostenüberlegenheit für 690 V für alle Leistungen von etwa 10 bis 400 k W.
7.2.1
Auswahl der Eigenbedarfstransformatoren
Je nach der Größe des Kraftwerksblockes wählt man ein oder zwei Eigenbe-
darfstransformatoren ausgeführt als Zwei- oder Dreiwicklungstransformato-
ren. Bild 7.3 zeigt als Beispiel die Eigenbedarfsversorgung eines 150-MVA-
Blockes. Hier war es ausreichend, die 6-kV-Schaltanlagen (Blockschiene und
Allgemeinschiene) für eine Bemessungs-Ausschaltleistung von 250 MVA und
einen Bemessungsstrom von 1250 A zu wählen. Bei großen Blockleistungen
bevorzugt man Anordnungen wie z. B. im Bild 7.1, um Bemessungsströme und
Kurzschlussströme in Grenzen zu halten.
Der Unterteilung des Eigenbedarfs werden auf der anderen Seite Grenzen
gesetzt durch die Forderung nach übersichtlicher Anordnung und nach Be-
grenzung des Spannungseinbruches auf den Eigenbedarfsschienen beim di-
7.2 Aufbau von Eigenbedarfsnetzen, Prinzipschaltung 195
Verbundnetz VN
220kv------ - 1
Q I YNynd5
~-t--~ t -- Anfahrnetz AN
110 kV
6-kV-AIIgemein-
M
Bild 7.3. Eigenbedarfsversorgung eines thermischen Kraftwerkes ISO MW mit einem Ei-
genbedarfstransformator (EBT) und einer 6-kV-Blockschiene. UA Umschaltautomatik;
übrige Bezeichnungen wie im Bild 7.1
7.2.2
Niederspannungsversorgung
LeistungsschaUer
Bild 7.4 zeigt einen Strang des Eigenbedarfs zur Speisung der Niederspan-
nungsschaltanlagen, der Gleichstrom- und der Notstromschiene. Tatsächlich
werden mindestens zwei Stränge vorgesehen. Die Batteriekapazität wird so ge-
wählt, dass eine Notstromversorgung für eine bis vier Stunden möglich ist.
Über einen Maschinen-Umformersatz oder einen Wechselrichter wird die
Notstromschiene gespeist.
Wenn bei einer Störung der Eigenbedarf weder vom Block noch vom An-
fahrnetz versorgt werden kann, muss der Block stillgesetzt werden. Die Not-
stromversorgung muss für diese Aufgabe ausgelegt werden (Abschn. 7.3.3).
7.3
Sicherstellung des Eigenbedarfs in thermischen Kraftwerken
7.3.1
Grundüberlegungen
Der Aufbau des Eigenbedarfs und die Maßnahmen zur Sicherung des Eigen-
bedarfs haben entscheidenden Einfluss auf die Verfügbarkeit von Wärme-
kraftwerken und ebenso auf die Verfügbarkeit des gesamten Verbundnetzes
[7.7, 7.9].
Die Eigenbedarfsversorgung wird von äußeren Einflüssen weitgehend un-
abhängig, wenn man folgende Versorgungsmöglichkeiten vorsieht:
- Versorgung des Eigenbedarfs vom Block. Anschluss der EBT an die Gene-
ratorableitung. Generatorableitungen großer Blöcke werden einpolig ge-
kapselt [7.11, 7.12], wie Bild 7.7 zeigt. Die Wahrscheinlichkeit für das Auf-
treten mehrpoliger Kurzschlüsse auf der Generatorableitung wird dadurch
äußerst gering.
- Reserveversorgung des Eigenbedarfs über einen Anfahrtransformator aus
dem Anfahrnetz (Bilder 7.1 und 7.3) bei Stillstand des Blockes, beim An-
fahren oder bei Störungen (Schnellumschaltung: Bilder 7.3 und 7.11). An-
stelle einer Versorgung des Eigenbedarfs (Anfahrbedarf) bei Stillstand des
Turbosatzes über einen Anfahrtransformator, kann auch ein Generator-
schalter zwischen dem Eigenbedarfsabgang und dem Generator eingesetzt
werden (beim Anfahren wird der Eigenbedarf dann über den Blocktrans-
formator gespeist).
- Notstromversorgung aus einer Erzeugungsanlage, die von der Verfügbarkeit
des Blockes und des Verbundnetzes unabhängig ist (Batterie, Notstromdiesel,
Sofortbereitschaftsanlage [7.6] oder Gasturbine z.B. nach Bild 7.5a).
7.3.2
Reserveversorgung des Eigenbedarfs
In den Bildern 7.3 und 7.5 werden die grundsätzlichen Möglichkeiten der Re-
serveversorgung des Eigenbedarfs von großen Kraftwerksblöcken ohne Haus-
198 7 Eigenbedarfsanlagen in Kraftwerken
J
AT
EBT EBT
maschinen gezeigt. Bild 7.3 enthält die klassische Möglichkeit mit einem All-
fahrtransformator und einer Schnellumschaltmöglichkeit. In einigen Ländern
hat sich die Möglichkeit der Eigenbedarfssicherung mit Gasturbinen nach
Bild 7.5 a durchgesetzt (Blöcke 500 bis 600 MVA). Bei dieser Lösung werden die
Eigenbedarfsversorgungen mehrerer Blöcke über Kurzschlussstrombegren-
zungsdrosselspulen parallel gefahren. Der Hochlauf und die Synchronisie-
rung der Gasturbinen wird auch von einem Unterfrequenzrelais angeregt. Sie
können dann das Netz bei Mangel an Generatorleistung stützen.
Bei der Eigenbedarfssicherung nach Bild 7.5b mit einem Generatorschalter
(GS) findet keine Eigenbedarfsumschaltung statt. Die zum An- und Abfahren
benötigte elektrische Energie wird bei offenem GS über den Blocktransfor-
mator aus dem Netz bezogen. Mit dem Generatorschalter wird synchronisiert.
Bei Störungen am Turbosatz kann der Eigenbedarf nach Öffnen des GS aus
dem Verbundnetz versorgt werden. Bei Störungen am Blocktransformator, bei
unzulässiger Frequenzabsenkung im Netz unter 47,5 Hz (Tabelle 6.2) oder
beim vollständigen Netzzusammenbruch ist mit der Schaltung nach Bild 7.5 b
keine Eigenbedarfsversorgung mehr möglich. Es bleibt dann nur das Notab-
fahren des Blockes.
Der Nachteil der Schaltung nach Bild 7.5b kann vermieden werden, wenn
man einen zweiten Generatorschalter wie im Bild 7.5c einsetzt. Wird der Ge-
neratorschalter GS 1 nur beim An- und Abfahren und zum Synchronisieren be-
nutzt, so ist ein Lastschalter ausreichend. Soll der Generatorschalter in das
7.3 Sicherstellung des Eigenbedarfs in thermischen Kraftwerken 199
a Eigenbedarf b Eigenbedarf
Bild 7.6a, b. Eigenbedarfssicherung bei großen Blöcken ohne Anfahrnetz mit zwei Block-
transformatoren ohne Schaltanlage unmittelbar am Kraftwerk. a mit drei Generatorschal-
tern; b mit zwei Generatorschaltern
Generator Block-
transformator
Leiler und
Kapselung aus Al
Stromdichte im
Leiter:
= 0,54Nmm2
7.3.3
Notstillsetzen des Blockes, Notstromversorgung
B :::
T lll
Niederspannung
Not-Schienen, 3-
gründen werden zwei Batterien mit Ladegeräten verwendet. Bei hohem Leis-
tungsbedarf für die Notstromversorgung setzt man Diesel-Sofortbereitschafts-
sätze oder Diesel-Notstromsätze ein. Bild 7.8 zeigt als Beispiel die Notstromver-
sorgung mit Diesel-Notstromsätzen, die zwar erst im Fehlerfall hochlaufen, je-
doch den Vorteil haben, dass auch Leistungen bis zu einigen MW verwirklicht
werden können. Die Schienen für die Notstromversorgung werden über Gleich-
richter gespeist. Zur Versorgung der 400-V-Drehstrom-Notschiene werden ent-
weder Motor-Generatorsätze oder Wechselrichter eingesetzt.
Der unterbrechungslosen Speisung der Einrichtungen für Messung, Rege-
lung und Steuerung kommt in Kernkraftwerken besonders hohe Bedeutung
zu. Die Auslegung erfolgt deshalb z.B. für 3x100% des Eigenbedarfs, wie
Bild 7.8 zeigt [7.24].
7.4
Spannungshaltung und Schnellumschaltung
7.4.1
Spannungseinbruch beim Einschalten von Motoren
.
Z = RQt + JXQt cU~Q 1 ( . )
-Qt = - 5 " (i 0,1 + J 0,995 {7.1)
kQ r
Für die Transformatorimpedanz auf der US-Seite des Transformators gilt bei
uR und ux in %:
z _R ·x _ u;Tvs (
-T- T +J T- --s::;- uR . ux )
100% + JlOOo/o {7.2)
Die Motorimpedanz bestimmt man mit Hilfe des Verhältnisses Ian1IrM und mit
RM/XM nach Abschn. 15.4.9, Tabelle 15.6:
Z M= R M+)·xM= 1 u
- rM
- 1 R+
(- M )·) {7.3)
- Jan/IrM.J3JrM~1+{RM/XM) 2 XM
7.4 Spannungshaltung und Schnellumschaltung 203
n
0 ···F - - - - . - - -- - . , - - - - -.,..-------'- -
0 2 s 3
Bild 7.9. Direktanlauf eines Kreiselpumpenantriebs im Kraftwerkseigenbedarf 6 kV (Hüll-
kurve des Stromverlaufs). Daten: u,M = 6 kV; I,M = 635 A; P,M = 5,8 MW; cos (/J,M = 0,9; n, =
1490 min- 1; 50 Hz; I."II,M = 6 (bei U,M).l Spannungseinbruch dU= 1,2 kV, du= 20%; 2 An-
laufstrom unter Berücksichtigung des Spannungseinbruchs: 3300 A (5,2 · I,M); 3 Drehzahl-
verlauf
Q A
la ASM
M
a
~~+----l----o--13~ SrM• I.. II,M
Bild 7.10 Zuschalten eines Motors mit Kurzschlußläufer auf der Sammelschiene A
a Netzaufbau; b Ersatzschaltplan im Mitsystem (Z. 8 vernachlässigt)
Den Einfluss der Vorbelastung an der Sammelschiene A auf die Höhe der Rest-
spannung beim Einschalten des Motors kann man dann vernachlässigen,
wenn Z8 » Zr gilt. In der Praxis findet man meist Z8 > 10 Zr. Wird R gegen X
vernachlässigt (z. B. in Hochspannungsnetz en), so liefert die Spannungsteiler-
regel ausgehend von Bild 7.10b:
(7.4)
(7.5)
204 7 Eigenbedarfsanlagen in Kraftwerken
Die Spannung an der Sammelschiene A vor der Zuschaltung des Motors be-
trägt bei Vernachlässigung von ZB: u?A = U101 = U10/t, sodass für den Span-
nungseinbruch beim Zuschalten gilt:
- b - UIQ Xr {7.6)
flUIA - UIA - UIA - - - - - - - " - -
t Xr+XL+XM
Nach Erweitern der rechten Seite der Gl. {7.6) mit XM und Ersetzen von XM im
Nenner durch XM nach Gl. {7.3) bei RM « XM, ergibt sich:
Gleichung (7.8) erlaubt eine schnelle Abschätzung, wie folgendes Beispiel zeigt:
Gegeben sind: U0 = 21 kV; t = 21 kV/10,5 kV; UrM = 10 kV; SrM = 5 MVA;
I.nllrM = 5; Srr = 25 MVA; uk = 8%; *XL= 0. Man findet: Qan = 25 Mvar; *XM =
20 o/o/5 MVA = 4 o/o/MVA; *Xr = 8 o/o/25 MVA = 0,32 o/o/MVA. Eingesetzt in Gl.
(7.8) ergibt sich:
* 21 kV o/o
fl U A = 25 Mvar · 0,32-- ·
(21 kV I 10,5 kV) 10 kV MV A
0,32%/ MVA )
( 1- =7, 8 o/o
{0,32+4,0)%/ MVA
Zur Abschätzung ist es häufig zulässig, dass man U0 !(tUrM)"" 1,05 einführt und
die Innenimpedanz des Netzesam Anschlusspunkt Q (Bild 7.10b) in die Be-
trachtung einbezieht. Bei unA = UrM folgt dann aus Gl. (7.8):
*X +*X +*X )
fl*U ""1,05Q (*X+*X) ( 1- Q T L (7.9)
A an Q T *Xo+ *X r+ *XL+ *X M
Wie bei Gl. {7.8) sind auch hier die Reaktanzen in o/o/MVA einzusetzen. Für die
Netzinnenreaktanz in o/o/MVA gilt nach Abschn. 15.6: *X0 = 110%/SJ:0 . Die
mit Gl. (7.9) berechneten Spannungsfälle fallen höher aus als die nach Gl. (7.8),
weil dort SJ:0 ~=oder doch zumindest *X0 « *Xr vorausgesetzt wurde. Bei
Betrachtungen im Eigenbedarf, bei denen der Transformator im Bild 7.10 der
EBT ist, gilt immer *X0 « *Xr.
7.4 Spannungshaltung und Schnellumschaltung 205
7.4.2
Umschaltung des Eigenbedarfs
Zur Sicherung des Eigenbedarfs kann man bei Schaltungen nach den Bildern
7.1 und 7.3 eine automatische Umschaltung des Eigenbedarfs vom Block auf
das Anfahrnetz vornehmen. Dabei unterscheidet man:
Sofortumschaltung zwischen synchronen Netzen mit geringen Unterschie-
den in der Phasenlage der Spannungen der Netze N1 und N2 (Bild 7.11)
und geringer Umschaltdauer turn< 0,05 s. Für den Hochlaufstrom gilt IhMfirM"'
1 ... 1,5.
Schnellumschaltung mit einer Umschaltdauer turn"' (0,05 s ... 0,15 s ... 0,2 s),
wobei der zweite Schalter erst dann zugeschaltet wird, wenn der erste geöffnet
hat, aber immerhin so schnell, dass die Differenzspannung unter einem be-
stimmten Wert von z.B. 1,4 UIN bleibt. Für den Hochlaufstrom gilt IhMfirM"'
1,5 ... 3.
Restspannungsumschaltung, wobei erst dann umgeschaltet wird, wenn die
Klemmenspannung der Motoren (Motorgruppe und andere Eigenbedarfsver-
braucher) aufWerte von 40% der Bemessungsspannung oder darunter abge-
sunken ist, so dass beim Zuschalten auf das neue Netz unabhängig von der
Phasenlage von Netzspannung und Restspannung eine Differenzspannung
von 140% der Bemessungsspannung nicht überschritten wird. Die Umschalt-
dauer in diesem Fall wird etwa 1 s oder mehr betragen. Der Hochlaufstrom
kann im Bereich IhMfirM = 3... 5 liegen, weil die Motordrehzahl während der
Umschaltdauer bereits weit unter die Bemessungsdrehzahl abgesunken ist.
Langzeitumschaltung, wobei ausgehend von Versuchen eine Zeit turn so ge-
wählt wird, dass die Differenzspannung kleiner als 40% bleibt und die Um-
schaltung ähnlich wie die Einschaltung einer Motorgruppe verläuft. Für den
Hochlaufstrom muss man mit IhM!lrM = 4 ... 6, also der Größenordnung des An-
laufstromes, rechnen. Teilweise wird mit der Langzeitumschaltung auch ein
Lastabwurf gekoppelt.
Sofortumschaltung und Schnellumschaltung setzen Schalter mit kurzen
Ein- und Ausschaltzeiten voraus. Ist die Einschaltzeit größer als die Ausschalt-
zeit, so wird bei der Sofortumschaltung gleichzeitig der Aus- und Einschaltbe-
fehl gegeben, wenn vorher durch Vergleich von llNI und JIN2 (Bild 7.11) festge-
stellt wurde, dass die beiden Netze nahezu synchron sind und die Spannungs-
zeiger in ihrer Phasenlage genügend genau übereinstimmen [7.5, 7.8].
Bei der Auswahl der Eigenbedarfstransformatoren ist neben der Höhe der
Kurzschlussleistung auch die Höhe des maximalen Spannungseinbruchs beim
Zuschalten oder Umschalten von Motoren zu berücksichtigen. Auf der einen
Seite besteht der Wunsch, die Kurzschlussleistung gering zu halten, um so eine
kostengünstige Anlagentechnik wählen zu können, während auf der anderen
Seite eine hohe Kurzschlussleistung angestrebt wird, um die Spannungsab-
senkung gering zu halten. Diese Aufgabe wird so zu einer technisch-wirt-
schaftlichen Optimierungsaufgabe, wobei zu beachten ist, dass auch die Nie-
derspannungsmotor en des Eigenbedarfs einen Hochlaufstrom aufnehmen.
206 7 Eigenbedarfsanlagen in Kraftwerken
Verbundnetz
Q
Anfahrnetz
Schutzanregung
------1 r·-----
Handumschaltung
Blockeigenbedarf
6 kV ----------+--~-+- EB
(10 kV)
Mittelspannungs-
Asynchronmotoren
Setzt man uk in % und Srr in MVA ein, so ergibt sich SI: in MVA. Mit I. SrM =
0,85 Srr und Ianl IrM = 5 wird:
% MVA
20 ~--....::::.j,.---~-Ab,.)o;:;::.x:;;:~---}(.----f..-...j.......,l--1--ll---l-+--l-----+l 1000
16 800
L
~ffi
~I
*<I <•
V)
8 400
200
14 = 6% 8 10 12 14 20 %
MVA
A Beispiel
<.t)=
Motorgruppe
IS,"' = 0,85 S,r
10 I.,!I,"' =5 -J-...l.-+--+--''-<-~~H
S"kO S"k
QL__ __L_ _ _ __ J_ _ _ _ L_ _L_LL~~--L~-U
~·uEB"' *XrQan oder ~·uEB"' *XrQh ermittelt. Gegenüber den Ergebnissen nach
den Gin. (7.8) und (7.9) liefert die hier verwendete Beziehung besonders für
große Werte ~·uEB Ergebnisse auf der sicheren Seite. Für eine erste Abschät-
zung erscheint dieses Vorgehen ausreichend.
Bei dem Beispiel im Bild 7.12 wurde Qan bzw. Qh =50 Mvar vorausgesetzt,
wobei z. B. das Zuschalten einer Motorengruppe mit lSrM = 10 MVA und
IanllrM = 5 betrachtet wurde oder aber die Schnellumschaltung einer Gruppe
mitlSrM = 21,2 MVA undih/IrM = 2,35. ÜberdenPunktF (Qan = Qh = 50Mvar)
findet man auf der linken Ordinate ~·UEB = 16%.
Wird ein Asynchronmotor vom Netz getrennt, so springt seine Klemmen-
spannung 1HM auf den etwas kleineren Wert der zunächst konstant bleiben-
den inneren transienten Spannung ..!I~~ (Bild 7.13). Im weiteren Zeitverlauf
klingt die Klemmenspannung wie die innere transiente Motorspannung ex-
ponentiell mit der Läuferzeitkonstanten ab. Für den Raumzeiger (der Index (r)
für den rotierenden Raumzeiger wird eingeklammert, um eine Verwechselung
mit rated zu vermeiden) der transienten Motorspannung .!:lt~)M (und zugleich
der Klemmenspannung .!:l(r)M) nach der Abtrennung ergibt sich in synchron
mit der Netzfrequenz rotierenden Koordinaten der Ausdruck [5.37]:
t
u
-(r)M -(r)M le -TRoej(rp~\t-wNJsdt)
= (1-s) lu'h (7.12)
Dabei sind:
s der Schlupf
.!:lc~>M = fi ..!I~ = u~ eirp~~ der Raumzeiger der transienten Motorspannung vor
der Abtrennung
TRo die Läufereigenzeitkonstante
Für einzelne schnelllaufende Hochspannungsmotoren liegt TRo in der Größen-
ordnung von 1 bis 2,2 s, während 0,35 bis 1,6 s für Verbrauchergruppen an
Hochspannungssammelschienen gemessen wurden [7.3, 7.5, 7.8, 7.10].
Der Raumzeiger der transienten Motorspannung vor der Abtrennung ist
gleich dem fi
-fachen des Effektivwertzeigers ..!I~~ im Mitsystem (Abschn.
2.5). Diesen berechnet man mit X~ "'XM aus dem vorangegangenen Betriebs-
zustand des Motors:
(7.13)
Die Ortskurven der Raumzeiger der Netzspannung .!:l (r)N = utN eirp~,N, der tran-
sienten Motorspannung M. (r)M nach GI. (7 .13) und der Differenzspannung M. (r)D
= .!:l(r)N- .!:l(r)M sind im Bild 7.13 in synchron umlaufenden Koordinaten für
«P~tM = «P~tN = 0 dargestellt. Der Raumzeiger der transienten Motorspannung
bleibt aufgrund des wachsenden Schlupfes immer weiter gegenüber dem
Raumzeiger der Netzspannung zurück. Für die Darstellung im Bild 7.13 wurde
angenommen, dass der Motor mit einem konstanten Widerstandsmoment ab-
7.4 Spannungshaltung und Schnellumschaltung 209
---.os
c* =10%/s
Im
(7.14)
Der Verzögerungsbeiwert e* wird in der Praxis häufig in %/s angegeben [7.5].
Messungen in Eigenbedarfsnetzen haben e* = (6 ... 25) %/s ergeben, wobei die
größeren Werte meist für hochausgenutzte und schnelllaufende Kesselspeise-
pumpenantriebe großer Leistung gelten. Der Verzögerungsbeiwert ist von der
Größe des bremsenden Widerstandsmomentes abhängig. Dabei gilt nähe-
rungsweise e*"" 1/TA, wobei TA die Anlaufzeit des Antriebs (Motor und ange-
triebene Maschine wie z.B. Lüfter oder Mühle) ist.
Der Differenzwinkel a zwischen den Raumzeigern im Bild 7.13 ist mit s
nach Gl. (7.14):
a,-
- <t>uiN-
b ( <t>uM-
'b (I) N JSdt ) -- b N - (/)uM+
(/)ui 'b (I) NS b t + (I)N JuSd t
A
(7.15)
Im Bild 7.14 sind die sich bei unterschiedlichen Werten e* ergebenden Winkel
az, die von 0° bis 360° verlaufen, abhängig von der Umschaltzeit tu rn eingetra-
210 7 Eigenbedarfsanlagen in Kraftwerken
1,2
1 2n
1,0
a,
0,8
-+ 3,2
0,6 3
0,4 2
UID.
0,2 , I ,' 1
'•·.L···; /
I /
0°~-~-~-~
-----
----~---~
-------
----~----
-----
------~----
-----
-----
- ~~--~--'---+o
0 0,1 I 0,2 0,3 0,4 0,6
0,13
Bild 7.14. Differenzwinkel Clz (in Grad und in Bogenmaß) sowie Differenzspannung Um•
für t:' = 10%/s bei der Umschaltung eines Asynchronmotors (oder einer Motorgruppe),
abhängig von der Umschaltzeit turn• sowie der Wiederhochlaufstrom IhM' nach GI. (7.16).
(XM* = 0,2; lXt. = 11 °; sb = 1 o/o; TRo = 1 s)
genund weiter die für t:* = 10%/s geltenden bezogenen Hochlaufströme IhM*
= hMIIrM bei XN* + XM* = 25%,30%,35% sowie die bezogene Differenzspan-
nung Um• , die sich aus der Spannungsdifferenz der Raumzeiger lli(rlD I=
lli(rlN - li(r)M I des Bildes 7.13 ergibt. Unter der Annahme, dass die Beträge der
bezogenen Zeiger den Beträgen der Raumzeiger entsprechen und dass die
Wirkwiderstände vernachlässigt werden können, gilt für den Hochlauf-
stromdes Bildes 7.15 im ersten Zuschaltaugenblick bei XN* "" L. SrM/S'k:
_
I hM- Um•
(7.16)
XN• +XM•
Beispiel im Bild 7.14: Für eine Motorgruppe L.SrM = 21,2 MVA undXM* = 0,2 er-
gibt sich Um• = 0,8 nach einer Umschaltdauer turn "" 0,13 s bei t:* = 10%/s und
einer Kurzschlussleistung des Netzes auf das zugeschaltet wird von S'k = 242 MVA
(XN* = 21,2 MVA/242 MVA = 0,05) ein Hochlaufstrom IhM* = 0,8/(0,05 + 0,2) =
3,2. Bei UrM = 10 kV entspricht das einem Hochlaufstrom von IhM= 3,2 · IrM =
3,2. 1,22 kA = 3,9 kA.
Bild 7.16 zeigt Beispiele für die Schnellumschaltung (turn"" 0,14 s) und die So-
fortumschaltung (turn"" 0,05 s). Die Hochlaufströme IhM* sind in das Bild 7.14
eingetragen. Weitere Beispiele von Umschaltoszillogrammen findet man in
[7.2, 7.8] . Bei gleichzeitiger Befehlsgabe auf die Schalter kann man Umschalt-
dauern von 0,01 s erreichen [7.10] und Hochlaufströme, die sich von den sta-
tionären Strömen nur wenig unterscheiden.
7.5 Schutz von Kraftwerksblöcken 211
IhM*
Pr-------IL.. ~~,__~_________,Y.JP
01---~-------------------------------~
I I 086
UM. 1,
I I
I 1
I I
I 1
u.o• JA~
o HAA •
~r·"
• Uo• = 0,37
l
I I
I I
I I
l
iL
I
'IhM'= 1,5
]1M'~
1 I
I I I
I
I I I
I I I
I
=-1 t
1- ~= 0,14 s
I I I I I
_.J
I I
tm = 0,05 S
0 0,1 0,3 0,4 0,5 s 0,6
0,2 b 0 0,1 0,2 s 0,3
Zeit Zeit
Bild 7.16a,b. Umschaltung von 6-kV-Motoren. a Schnellumschaltung, I,M= 484 A; b So-
fortumschaltung, I,M= 1200 A
7.5
Schutz von Kraftwerksblöcken
Die Annäherung an eine möglichst zuverlässige und unterbrechungsarme
elektrische Energieversorgung wird wesentlich durch den Kraftwerksschutz
und den Netzschutz mitbestimmt. Auch wenn für dieses besondere Gebiet
eine große Zahl von Veröffentlichungen zur Verfügung steht [7.24, 12.66, 12.68,
12.70], soll hier ein kurzer Überblick über den Schutz von Kraftwerksblöcken
und im Abschn. 12.7 entsprechend ein Überblick über den Netzschutz gege-
ben werden, wobei der innere Aufbau und die verwendeten Schutzalgorith-
men nicht behandelt werden. Angaben dazu findet man ausreichend u. a. in
212 7 Eigenbedarfsanlagen in Kraftwerken
[12.51, 12.52, 12.57, 12.59, 12.61, 12.62, 12.69, 12.73, 12.77, 12.78] und in Fir-
mendruckschriften.
7.5.1
Allgemeines
7.5.2
Schutzmaßnahmen für Kraftwerksblöcke
Bild 7.17 zeigt einen Überblick über die bei großen Kraftwerksblöcken mit
SrG > 300 MVA eingesetzten Schutzeinrichtungen. Zusätzlich werden hier
nicht eingezeichnete Maßnahmen gegen von der OS-Seite des Blocktransfor-
mators einlaufende Blitz- und Schaltüberspannungen eingesetzt (s. Abschn.
17.7.3).
In der Regel wird der Generatorsternpunkt bei Kraftwerksblöcken nur sehr
hochohmig mit Erde verbunden, um so die Einbringung eines einfachen gro-
ben Ständererdschlussschutzes zu ermöglichen.
Bei Generatoren, die ohne Blocktransformatoren direkt ins Netz einspei-
sen, wird dagegen die Generatorsternpunkterdung über eine niederohmige
Impedanz angewendet. Günstigerweise wählt man eine Reaktanz, die die
Größe eines einpoligen Klemmenkurzschlussstromes auf die Größe des drei-
poligen Klemmenkurzschlussstromes oder kleinere Werte begrenzt. Die in
USA eingesetzten Sternpunktresistanzen führen spätestens bei parallelen un-
gleich belasteten Generatoren oder bei Generatoren in Niederspannungsnet-
zen mit mehr als einer Neutralpunkterdung zu Schwierigkeiten, weil Kreis-
ströme dreifacher Netzfrequenz auftreten können, die gegebenfalls die Größe
des Generatorbemessungsstromes sogar übersteigen.
Man unterscheidet die folgenden Gruppen von Schutzeinrichtungen:
KW-Schaltanlage
(220 kV oder 380 kV)
lll Differenzialschutz
l< Distanzschutz Eingriffsmöglichkeit
Uo> Erdschlussschutz · --------
- llP> Kraltwerksentkoppelung
R, < Läufer-Erdschlussschutz
8-> Läuferllbertemperaturschutz
- P> ROckleistungsschutz
12> Schieflastschutz
U> Spannungssteigerungsschutz
Ulf> TrafoObererregungsschutz
l~t~ > Überlastschutz
I> Überstromschutz
f< Unterfrequenzschutz
G Generator
BT Blocktransformator
T Turbine
EBT Eigenbedarfstransformator
LS Leistungsschalter
TSS Turbi nensch nellsch lussvent il
Generatorsternpunkt
(hochohmig geerdet)
Bild 7.17. Schutzeinrichtungen (Relaisschutz) großer Kraftwerksblöcke (S,G > 300 MVA)
7.5 Schutz von Kraftwerksblöcken 215
8.1
Einsatz der Transformatoren
• Transformatoren im Kraftwerk:
Blocktransformatoren werden an die Leistung der Generatoren angepasst
und bilden mit ihnen und der Antriebsturbine den Kraftwerksblock. Die
Leistungsgrenzen für Drehstromtransformatoren liegen bei etwa 1200 MVA
für Bahntransport und 2000 MVA für Schiffstransport bei 400 kV auf der
Oberspannungsseite. Beim Übergang auf einpolige Einheiten und höhere
Oberspannungen sind noch größere Drehstromleistungen möglich.
Eigenbedarfs- und Anfahrtransformatoren zur Speisung und Sicherung des
Eigenbedarfs der Kraftwerksblöcke (Kap. 7).
Niederspannnungstransformatoren, z. B. 6 kVI0,4 kV oder 10 kVI 0,4 kV, zur
Versorgung des Niederspannungseigenbedarfs im Kraftwerk.
• Transformatoren im Übertragungs- und Verteilungsnetz:
Netztransformatoren als Drehstromeinheiten oder als Gruppe aus drei ein-
poligen Transformatoreinheiten (Transformatorbank) zur Kupplung der
Hochspannungsnetze, z. B. 380 kV1220 k V, 380 kVI 110 k V oder 220 kVI 110 k V.
In Deutschland sind Gruppen einpoliger Spartransformatoren (Abschn. 8.5)
zur Kupplung zwischen dem 380-kV- und dem 220-kV-Netz mit Durch-
gangsbemessungsleistungen 660 MVA oder 1000 MVA im Einsatz [8.1,
8.10].
Für die direkte Kupplung zwischen dem 380-kV-Netz und 110-kV-Netzen
sind Drehstromeinheiten mit Bemessungsleistungen bis 300 MVA üblich.
218 8 Transformatoren
Bild 8.1 gibt einen Überblick über Gewichte und Verluste großer Blocktrans-
formatoren. Bild 8.2 zeigt einen 850-MVA-Blocktransformator als Drehstrom-
einheit im Braunkohlenkraftwerk Schwarze Pumpe.
Bild 8.3 zeigt einen 300-MVA-Netzkuppeltransformator in einer Freiluft-
schaltanlage.
.--
MVA MVA t U,ros 245 kV 245 kV 420 kV 420 kV
....-·-
6 1,2 600
5 1,0 500
~ 1<- Gr
..........~
14 f 0,8 f 400
·~ ~' --.....___
~
_...../ ßr/S,T
--i
j">-- "---<>-...:
• r-
~3
Cl?
vfo6 <53oo
cl-
....._
... " '"'<:
/~
I
Pv!S,r
2 0,4 200
u" 12,5% 15% 18% 16% 17,6%
Einstell-
0,2 100 :t::11% ± 13% r--:'::11%- ± 11% - ± 12% -
bereich
0 0 0
0
I 1
200 400
I I
600
I
800 MVA
I
1000
8.2
Schaltgruppen und Schaltungen
Tabelle 8.1 zeigt gebräuchliche Schaltgruppen von Zweiwicklungs-Dreh-
stromtransformator en nach [N8.2]. Die in Deutschland bevorzugten Schalt-
gruppen sind durch Umrandung gekennzeichnet. Im Ausland gilt auch die
Schaltgruppe Ydll als bevorzugte Schaltgruppe.
Die jeweils zu einer Schaltgruppenbezeichnung gehörende Kennzahl (z. B.
5 bei YdS) gibt an, um welches Vielfache von 30° die Zeiger auf der US-Seite ge-
gen die mit gleichem Buchstaben auf der OS-Seite nacheilen (im Gegenuhr-
zeigersinn gerechnet).
220 8 Transformatoren
Bild 8.3. Netzkuppeltransformator 400 kV ± 16 o/o /110 kV, SrrosMs = 300 MVA, Schaltgruppe
YyOdS, Tertiärwicklung 75 MVA, Kurzschlussspannung uk = 14 o/o (Werkbild Siemens). 380-
kV-Durchführungen auf der Vorderseite, 110-kV-Durchführungen auf der Rückseite, Ter-
tiärwicklung herausgeführt rechts, Ölausdehnungsgefäß über dem Transformatordeckel,
Öl-Luft-Kühler rechts und links, 380-kV-Ableiter auf eigenen Stützen vor dem Transfor-
mator.
OS MS us
12 12
3 3
1 N(N) 2 N(n)
Y1Ny2NOd5
6
a kürzer: YNynOd5 b
DdO [! 1:1~~~: !l
0 E l:i~ ~~: 3
DzO
r--
Dy5
5 Yd5
~
Yz5
Dd6
6 Yy6
Dz6
" Bei herausgeführtem Sternpunkt ist hinter dem Schaltzeichen der Wicklung N (oder 1N)
bzw. n (oder 2N) zu ergänzen,z.B. YNdS oderYNynO (Y1Ny2NO).
b Die Zahlen-Buchstaben-Kombinationen 1U 1V 1W werden für die Anschlüsse der OS-
Wicklung benutzt, während 2U 2V 2W und 3U 3V 3W für die Anschlüsse der MS- und US-
Wicklungen verwendet werden.
c Bei den Wicklungen ist gleicher Wickelsinn vorausgesetzt, d. h. räumlich gesehen sind in
den Schaltbildern die Wicklungen nach unten geklappt zu denken. Zeichnet man das
Schaltungsbild für einen Transformator im Netz mit angeschlossenen elektrischen Be-
triebsmitteln auf der OS- und US-Seite, so ist häufig eine Darstellung wie im Bild 8.12 vor-
teilhaft (Beispiel YNdS). In [N8.2,Anhang D] wird eine andere Darstellungsform vorge-
schlagen, die jedoch keine sachliche Änderung ergibt.
222 8 Transformatoren
[! :i~ ~~: 3
1V
2V>-
Dy11 2W
1UD1w
=
2U
iJ
1V
:i~ ~~:
.------- 2V[>
11 :Yd11:
] ______ 1
1U~1W
1V
2U
2W
~
2VY'
Yz11
1U~1W 2U
2W
8.3
Zwei- und Dreiwicklungstransformatoren
8.3.1
Ersatzschaltung und Zeigerdiagramm
OS US
@
T
0 J77 1 775/ 0
a 1U, 1V, 1W 2U, 2V, 2W
1:1
1:1
halten, wurde bei den Resistanzen und den Streureaktanzen der Index 1 für
das Mitsystem weggelassen. Bei den Nullimpedanzen wird als erster Index am
Formelzeichen eine Null eingefügt.
Im Bild 8.5 bedeuten:
llws' llws Spannungen im Mitsystem auf der OS- und US-Seite
Iws' Ims Ströme im Mitsystem auf der OS- und US-Seite
Ras> Rus' Xaas' Xaus Resistanzen und Streureaktanzen auf der OS- und
US-Seite
Resistanz entsprechend den Eisenverlusten (Leerlaufver-
lusten Pe)
Hauptfeldreaktanz (Magnetisierungsreaktanz)
Leerlaufimpedanz entsprechend dem Leerlaufstrom Ie
Kurzschlussimpedanz des Transformators:
Zras = Rros + jXras =Ras+ RGs + j(Xaas + X~us)
Der Strich oben rechts am Formelzeichen soll anzeigen, dass es sich um eine
umgerechnete (hier auf die Oberspannungsseite umgerechnete) Größe han-
delt. Der Index T gilt für den gesamten Transformator mit seiner OS- und
US-Wicklung.
8.3 Zwei- und Dreiwicklungstransformatoren 225
Z U rTOS 1 u;TOS
lOS = fi1 lOS T;. ~ (8.1)
R _ u;ros
vos- Pr (8.2 a)
(8.2b)
(8.4)
Beim Übergang von Bild 8.5 b auf 8.5 c sind die Spannung, der Strom und die
Impedanz der US-Wicklung auf die OS-Seite umzurechnen:
U~us = tilws (8.7a)
' 1
Lus = -Iws
t
(8.7b)
Man kann auch Z:rus = (llt 2 ) Z:ros = Rrus + j Xrus = Rus + ~s + j (X0 us + x:ros)
zur Transformatorbeschreibung verwenden (Bild 8.5 e ).
Ausgehend von ukr und uRr ergibt sich entsprechend zu den Gln. (8.3) bis (8.6):
z + · ~uzkr - uzRr
z _~ U rTUS uzrTUS _ (r. + ·X ) uzrTUS
(8.9)
-TUS- 100% Srr J 100% Srr - T J T Srr
(8.12)
Beim Übergang von Bild 8.5 c auf die vereinfachte Ersatzschaltung nach Bild
8.5d wirdicos = 0 gesetzt. Gl. (8.10) geht damit in Gl. (8.13) über. Die Gln. (8.11)
und (8.12) ergeben zusammen Gl. (8.14).
380 kV
16.------,,------,-------.--ommmnn
220 kV
%
12 ~------~------+---~6mnffi~~ffffi~
3 .Niederspannungs'-Transformatoren
l tosl cos
= !/1hOS
8.3.2
Leistungsaufnahme und Spannungsänderung bei Belastung
Für die Leistungsaufnahme auf der OS-Seite und die Leistungsabgabe auf
der US-Seite eines symmetrisch belasteten Drehstromtransformators nach
Bild 8.9 gilt:
(8.15)
(8.16)
Aus den Scheinleistungen S.os und S.us = - $.8 ergeben sich die Verlustleistung
Pv und der Blindleistungsbedarf Ov der Transformatorwicklungen:
(8.17a)
Die Spannungsänderung l1U105 auf der OS-Seite bei Belastung des Transfor-
mators mit [ 18 bestimmt man ausgehend von Bild 8.9 mit .IZ;us = u;us und
I;s = I; 8(cos<ps- j sin<ps) wie folgt:
!l.1os = U{us + Rrosllscoscps + Xrosllssin(/Js + j (Xrosl ls coscps- Rrosl lssin(/Js)
(8.18a)
~Re
l {a =l,os
J;a =-Bus
OSI-lOS "aTOS 1.XTOS -I'IUS US -I 18'
~
~~os_l. __L ~~
a 01 !Y,os .!l:us! -
Bild 8.9a, b. Zeigerdiagramm zur Berechnung der Leistungsübertragung und des Span-
nungsfans bei symmetrisch belastetem Drehstrom-Zweiwicklungstransformator. a Ersatz-
schaltung im Mitsystem; b Zeigerdiagramm
8.3 Zwei- und Dreiwicklungstransformatoren 229
L'lUws
,-------------------------------------------- -------
= ~[UIUs + (Rrus cos<ps + Xrussin<ps)ImF + [(Xrus cos<ps- Rrussin<ps)IIsF
-Uws (8.18c)
In bezogener Form erhält man aus Gl. (8.18b) oder Gl. (8.18c):
(8.19a)
= ~[u 1 + (rr cos<p8 + Xr sin<p8 )imF + [(xr cos<p8 - rr sin<p8 )i18 F - u1
(8.19b)
Wenn zusätzlich Xr < 0,2 p. u. (ukr < 20%) bleibt, so bietet sich folgende ein-
fache Form an:
8.3.3
Dreiwicklungstransformatoren
zum Kap. 15, in dem, der IEC-Norm [N15.1] folgend, A, Bund C verwendet
wurden).
Während man beim Zweiwicklungstransformator nur einen Kurzschluss-
versuch durchführen muss, um die Kurzschlussspannung zu ermitteln, sind
beim Dreiwicklungstransformator drei Messungen notwendig, um daraus die
Impedanzen der Schaltung nach Bild 8.10 zu berechnen. Allgemein gilt, dass
bei einem Transformator mit N Wicklungen (N-l)N/2 Kurzschlussversuche
notwendig werden [8.5]. Zur Ermittlung der drei Kurzschlussspannungen
ukrOSMS• ukrosus und ukrMsus speist man jeweils eine Wicklung mit einem sym-
metrischen Spannungssystem - Mitsystem - ein, schließt eine zweite Wick-
lung kurz und lässt die dritte Wicklung offen. Die Einspeisespannung wird je-
weils so eingestellt, dass ein Strom fließt, der der kleineren Bemessungs-
scheinleistung der beiden Wicklungen (eingespeiste und kurzgeschlossene)
entspricht. Die Kurzschlussspannungen sind also jeweils mit einer Bezugslei-
stung, der Durchgangsleistung, z. B. von der OS- zur US-Wicklung, verknüpft.
Ausgehend von den Kurzschlussspannungen ukrOSMS• ukrosus und ukrMsus und
den Durchgangsleistungen srTOSMS>Srrosus und SrTMSUS ergeben sich die Impe-
danzen für die OS-Seite zu:
z -I z + Z' 1-
TOSMS- - OS
ukrOSMS u;TOS
-MS - 100% SrTOSMS (8.20a)
z -Iz + Z' 1-
rosus - -OS
UkrOSUS u;TO
S
-US - 100% Srrosus (8.20b)
1
Z.os = l (Z, TOSMS + Z, TOSUS - Z, TMSUS)
_ URrOSMS + j UxrOSMS __ U2
100o/o SrTOSMS rTOS
Die Umrechnung der Impedanzen nach Gl. (8.21) auf die MS- oder US-Seite
nimmt man mit dem Quadrat des entsprechenden Übersetzungsverhältnisses
vor. Die Gln. (8.21) werden dann besonders einfach, wenn man das o/o/MVA-
System verwendet (Abschn.15.6.3).
Bild 8.11 a zeigt ein Beispiel für die Anwendung eines Dreiwicklungs-
transformators zur Einspeisung elektrischer Energie aus dem 110-kV-Netz
in ein 10-kV-Netz mit ruhigen Verbrauchern und in ein 30-kV-Netz mit
unruhigen Verbrauchern. Die OS-Wicklung wird nach Bild 8.11 b zwischen
der MS- und der US-Wicklung angeordnet, um möglichst geringe Rück-
wirkungen der Spannungsänd erungen im 30-kV-Netz auf das 10-kV-
Netz mit seinen Verbrauchern zu erreichen. Sind nur die OS- und die MS-
Wicklung in Betrieb, so ist das Streufeld durch das Trapez a b c d gege-
ben, während sich beim Betrieb der OS- und der US-Wicklung ein Streu-
feld entsprechend dem Trapez a' b' c' d', ergibt (Bild 8.11 b). Beim gemeinsa-
men Betrieb der MS- und US-Wicklung gespeist über die OS-Wicklung bildet
sich das resultierende Streufeld d c b b' c' d', aus. Die Streufelder zwischen
den OS- und MS-Wicklungen bzw. den OS- und US-Wicklungen verkleinern
sich nur wenig, die Kopplung zwischen der US- und der MS-Wicklung ist also
gering.
232 8 Transformatoren
Schenkel
des
Eisenkerns
~rTMSliS
10kV
a ruhige unruhige b
Verbraucher
Bild 8.11 a, b. Dreiwicklungstransformator mit einer Anordnung der OS-Wicklung zwi-
schen der MS- und der US-Wicklung. a Schaltung; b Wicklungsanordnung und Streufelder
Für den Ersatzschaltplan nach Bild 8.10b findet man damit bei Verwendung
der Gin. (8.21):
1 1
X 05 =- (XrosMs + Xrosus- XrMsus) =- (60,5 + 54,45 -123,42) Q = -4,2 Q
2 2
X~s = _!_ (XrMsus + XrosMs- Xrosus) = _!_ (123,42 + 60,5- 54,45) Q = 64,7 Q
2 2
X~s = _!_ (Xrosus + XrMsus- XrosMs) = _!_ (54,45 + 123,42- 60,5) Q =58, 7 Q
2 2
8.3 Zwei- und Dreiwicklungstransform atoren 233
Man erkennt, dass eine der Reaktanzen einen negativen Wert annehmen kann
(Reaktanz der nach Bild 8.11 b in der Mitte liegenden Wicklung). Die den
außen liegenden MS- und US-Wicklungen zugeordnete Reaktanzen X~s und
X~s sind etwa gleich groß wie die Reaktanzen zwischen ihnen und der mittle-
ren OS-Wicklung (X~s "'XrosMs; XGs "'Xrosus). Bei Vernachlässigung der ra-
dialen Wicklungsausdehnung ergäbe sich die Reaktanz X05 = 0.
8.3.4
Nullsystem und Sternpunktbelastbarkeit
Schaltung
t <J tX
Yz Yd oder Dy Yy + d Yy oder Yz
t
Kernbauart
Dreischenkelkern
)__
i <J
0,7 -1,oa
)__
t~
3- 10b
Fünfschenkelkern 1,0 10-100b
0,1-0,15 1-2,4b
Bank aus drei einpoligen 1,0 10 -100b
Transformatoren
a b
Bild 8.12 a, b. Kurzschlussnullimpedanz und Stromverteilung bei Erdkurzschluss für einen
Transformator der Schaltgruppe YNdS. a Messung der Nullimpedanz mit Z0r = U0 /I0 mit
Io = Io,m = Io, 1v = Io,1w; b Stromverteilung und Sternpunktbelastung bei einpoligem Erd-
kurzschluss und Einspeisung auf der US-Seite
MS US(AW)
[]
1W
1V
1U
OS MS
OS MS
loosus = !!oosfloos
Bild 8.14a-d. Messung der Nullimpedanz eines Netztransformators mit Dreieckaus-
gleichswicklung (US-Wicklung) für 1/ 3 der Bemessungsscheinleitung. a Wicklungsschal-
tung; b Kurzschlussimpedanz Z:oosMs; c Kurzschlussimpedanz Z:oosus; d Kurzschlussimpe-
danz Z:oMsus mit Umrechung auf die OS-Seite
gende Nullreaktanzen nach Bild 8.14 gemessen (XoMsus auf die OS-Seite umge-
rechnet):
I (108kV) 2
XoosMs == 52,5Q, Xoosus == 76,5 Q, XoMsus == 0,193Q == 20,42Q
' (10,5kV) 2
Nach den Gln. (8.21) berechnet man dann für die OS-Seite:
X0 os == 54,29 Q, X~ MS == -1,79 Q; X~ us == 22,21 Q
236 8 Transformatoren
8.3.5
Rushströme beim Einschalten
auf der OS-Seite (Mitsystem) an, so ergibt sich für die zeitliche Änderung des
Hauptflusses (Augenblickswert), wenn w05 die Windungszahl auf der OS-Seite
ist:
U10 s Ras .
-dlP = --
1
(u105 - Ro5z.105 ) = - - cos( w t + (/Ju) - - - z105 (8.23)
dt Wos Wos Wos
Nach Integration der Gl. (8.23) erhält man für den zeitlichen Verlauf des
Flusses:
OS i10s us
L
. ..--~~-- . . . --c=J---~
~-
Ras Laos L~us R~s
01--------------------~----------------------
Bild 8.15. Transformatorersatzschaltplan zur Berechnung des Rushstromes (Mitsystem)
8.3 Zwei- und Dreiwicklungstransformatoren 237
C = ct>rem- (z1 10si(WWas)) sin CfJu ergibt sich aus ct>(O) = ct>rem bei i 10s(O) = 0 und
damit:
- J l10s
. dt
m.
'l-'
U!Os
=- - [Slll
. (Wt + CfJu ) - SlllCfJu
. ] + Y-'rem-
m. Ras
- (8.24b)
WWas Was
ct>rem ist der remanente Fluss, der vor dem Einschalten vorhanden ist, weil nach
der letzten Ausschaltung verblieben.
Der Maximalwert des Flusses ct>max wird beim Einschalten im Spannungs-
nulldurchgang ( CfJu = - rt/2 bei ct>rem > 0) nach Wtmax = 1t erreicht und beträgt:
u
cpmax = 2 __lQL + C/?em - __
~~ .
s J i!Os d t = 2cJ>r + cprem - __
~~~
s J i!Os dt {8.25)
W Was Was o Was o
Dabei ist cPr = u10 sl( WWas) die Amplitude des sich ohne Remanenz einstellen-
den Bemessungsflusses, wenn die Bemessungsspannun g anliegt, oder der
Fluss, der sich einstellt nach dem Abklingen des Rushstromes auf den Leer-
laufstrom. Bei kaltgewalztem Blech kann ct>rem "' (0,65 ... 0,85) cPr erreichen, wo-
hingegen nur ct>rem"' (0,4 ... 0,5) cPr bei warmgewalztem Blech auftreten wird.
Durch den Remanenzfluss und den Gleichstromanteil im Fluss ist mit
starker Sättigung des Eisenkerns zu rechnen. Im ungünstigsten Fall ergibt
sich ct>max "' 2,85 cPr und damit so starke Sättigung, dass ein Teil des Flusses
außerhalb des Eisens in Luft verlaufen wird. Für das Luftfeld ergibt sich:
m m. m. WasilOSmax b · lw
"Lumax = Y-'max- 'P,;at = el RmLu = ---"--- {8.26)
RmLu Jlo1tD'fr. /4
Dabei ist ct>sat der Sättigungsfluss (die Sättigungsflussdicht e Bsat = ct>satfAFe liegt
bei etwa 2,1 Vs/m 2 ), AFe die Querschnittsfläche des Eisenkerns und RmLu der
magnetische Widerstand des Luftraumes im inneren der OS-Wicklung. Aus
GI. (8.26) ergibt sich damit für den Maximalwert des Rushstromes:
· R mLu
IJaSmax = - - 2cJ>r + cprem - C!>.at = -U10s
( • ) ( C!>.at - cprem )
-2-RmLu 2- •
Was W Was cpr (8.27)
X Lu = WJ1 0 wösALuflw ist die eisenlose Reaktanz der OS-Wicklung, ALu die mit
Dm berechnete Fläche der OS-Wicklung und lw die Wicklungslänge. Bei Stern-
schaltung auf der OS-Seite des Transformators führt man z1 10s =
fi. Urrasl -J3
ein und bei Dreieckschaltung it10s = fi.
Urras [8.6]. An die Stelle
der Flusswerte in GI. {8.27) können auch die magnetischen Flussdichten treten
[8.6]:
(8.28)
238 8 Transformatoren
f}~ARllilwl~.~ ·. tI~
il3
Will man bei kleinen Transformatoren unter 500 kVA den Dämpfungseinfluss
von R05 berücksichtigen, so ist das über eine Erweiterung der GI. (8.27)
möglich:
i 10smax = U!Os {2- ß- Ros [~ß(2- ß) +(1- ß)(n-Arccos (1- ß))l} (8.29)
XLu XLu
Leerlauf
'------<> 380 kV
3 X 66 MVA
220 kV Kurzschlussstrom-
begrenzungsdrosselspule
Ladestromdrosselspule
0 10 20 30 40 50 ms 60
Bild 8.17. Rushströme beim Einschalten eines leerlaufenden Spartransformators 3 x 220
MVA mit dem 220-kV-Leistungsschalters bei Anschluss einer Ladestromdrosselspule auf
der US-Seite
8.4
Wicklungen und Stufenschalter
Die Wicklungen von Transformatoren (OS- und US-Wicklungen) werden
auf einen gemeinsamen Eisenkern aufgebracht. Bild 8.19 zeigt zwei typi-
sche Eisenkernbauformen von Drehstromtransform atoren, bei denen die
Drehstromwicklung aus je drei Wicklungssträngen besteht. Der Fluss im
Eisenkern (gestrichelt eingezeichnet) koppelt die Wicklungsstränge der
240 8 Transformatoren
0,1 I
2 2 2
I '- / \
,-m,m-~
r~'ßTifm'
: II : t I I I
I
•1 1• 1•
I I
4 3 I 11 1! 1! i 3
,_______,______,
'
I
I
'
I
I
'
I
I
I
I I
I
1 I
t I I
I
I I I I I I
\..: ____, _ ____ J _ _____t
t
____ _,I
b
a
Bild 8.19a,b. Bauformen von Drehstromtransformatoren. a Dreischenkeltransformator;
b Fünfschenkeltransformator. I Schenkel; 2 Joch; 3 Rückschlussschenkel; 4 Wicklungen
(Wicklungsstränge)
8.4 Wicklungen und Stufenschalter 241
. ~ u %
u ;; u
....
~
r r
•l•:•
..,.,
,....
•t lll
:;:::
· ·:·
11 111
!:::! .....
llltl
.....
···:·
.....
llhl
•••••
::::: n :::
..... n ~~·
o••:
~ ~
a ..... ' b ....
110kV
~
~-
Bild 8.21 a, b. Netztransformator 220/ 110 kV mit Sternpunktstufenschalter (z. B. 100 MVA
oder 200 MVA), YNyndS. a Wicklungsschaltung; b Wicklungsanordnung auf dem Schenkel;
OS Oberspannungswicklung; GStW Grobstufenwicklung; FStW Feinstufenwicklung
242 8 Transformatoren
ffil~-".
10,5kV
iH
(21kV)'
6 OS GSIW
u u
OS
Bild 8.23a, b. Verstellung der Transformatorübersetzung während des Betriebs mit Hilfe
eines Stufenschalters (schematisch). a Stufenwicklung (StW); b Grobstufe nwicklung
(GStW) und Feinstufenwicklung (FStW)
8.5 Spartransformatoren 243
8.5
Spartransformatoren
Spartransformatoren als Drehstromeinheiten oder zusammengestellt aus drei
einpoligen Einheiten dienen zur Kupplung von Hochspannungsnetz en mit
niederohmiger Sternpunkterdung, wenn die Netznennspannunge n nicht
mehr als um den Faktor 2 bis 3 auseinanderliegen. Mit Spartransformatore n
lassen sich gegenüber Volltransformatoren sowohl Material und Gewicht als
auch Verluste einsparen. Bei vorgegebenem Bahnprofil für den Transport las-
sen sich größere Einheitenleistungen verwirklichen als bei Volltransformato-
ren [8.4, 8.5].
Bild 8.24 zeigt wie bei zwei Wicklungen mit den Windungszahlen wA und wB
die Ersatzschaltungen im Mitsystem für einen Volltransformator und für ei-
nen Spartransformator entstehen durch eine entsprechende Schaltung der
beiden Wicklungen.
Ausgehend von den Bildern 8.24b und 8.24c findet man für die Dreh-
stromeigenleistung (Typenleistung) SrE und die Drehstromdurchgangsleistung
Sro = Srr:
(8.30)
(8.31)
244 8 Transformatoren
I nos OS
I
A l nA I ns B us I mJS Im
al
W
11!/ns
0 • • 0
I
-11;1
/
01
YnA
WA'
8
'W Yns
01
Lnoo WA I LilA !/,TOS
a b c
Bild 8.24 a- c. Volltransformator und Spartransformator. a Anordnung konzentrischer
Wicklungen mit wA und w8 auf dem Eisenkern; b Schaltung als Volltransformator, U,r 8 2"
urTA> w, = UrTJ/UrrA = Wg/WA; c Schaltung als Spartransformator; t, = Urros!Urrus
s=-=
S rE -!3UrTBJrTB UrTB UrTB
=--=----'..:.;:__-
Srr -fiurroslrros urTOS urTB + urTA Wr +1
(8.32)
= UrTOS- UrTUS = tr -1 = 1- ~
UrTOS tr tr
Für ein möglichst kleines Verhältnis s, d. h. einen möglichst großen Spareffekt,
sollte tr nicht zu groß sein. Spartransformatoren lohnen sich deshalb nur für
tr:::; 2.
Für einen Spartransformator mit tr = 400 kV/231 kV = gilt s = ({3 -1)/ -J3
f3 = 0,423 und wr = f3-
1 = 0,732. Theoretisch beträgt der Aufwand für den
Bau dieses Spartransformators nur 42% des Aufwandes für einen Volltrans-
formator entsprechender Eigenleistung. Unter Berücksichtigung des Wachs-
tumsgesetzes und dadurch, dass man im Allgemeinen eine Dreieckausgleichs-
wicklung vorsieht, steigen die Herstellungskosten des Spartransformators
jedoch erheblich an über den theoretischen Wert. Bild 8.25 zeigt die Ab-
hängigkeit des Leistungsverhältnisses s und der Kurzschlussspannung vom
Verhältnis wr bzw. tr bei konstanter Durchgangsleistung Sro = Srr·
Einer Materialeinsparung steht damit eine verminderte Kurzschlussspan-
nung gegenüber. Die Kurzschlussspannungen ukr bei Spartransformatoren
mit tr = 400 kV/231 kV liegen im Bereich 7 bis 10,5% [8.4, 8.10], also verhält-
nismäßig niedrig gegenüber den Kurzschlussspannungen von 400-kV-Voll-
transformatoren (Bild 8.6).
Spartransformatoren in Sternschaltung für die Reihenwicklung (RW) und
die Parallelwicklung (PW) nach Bild 8.26 (für einen Pol einer Transformator-
bank) erhalten meist eine Dreieckausgleichswicklung (Tertiärwicklung
(TW) ), ausgelegt für ein Drittel der Durchgangsleistung Srr· An diese können
Ladestromspulen oder Kondensatoren zur Kompensation des kapazitiven
8.5 Spartransformatoren 245
1,0 5
0,8 4
0,6 3
- \u"
Ii; = ~' 1 1• w, I,
srE "s =---;;-- = 1,-1 _
c;,
-.. 0,4
V)
"'
II
1----
0,2
"'
2 3 4 2 3 4
w, - w, -
2 3 4 5 2 3 4 5
t, - ~-
Bild 8.25. Abhängigkeit der Eigenleistung und der Kurzschlussspannung von w, bzw. t, bei
Spartransformatoren
Bild 8.26. Wicklungsschaltung eines Pols (U, u) einer Spartransformatorbank mit Längs-
verstellung oder ± 60°-Schrägverstellung (400/13) kV/(231113) kV/30 kV. 1 Kessel;
2 OS-Anschluss; 3 MS-Anschluss; 4 US-Anschlüsse; 5 Sternpunkt; 6 Stromwandler; 7 Wahl-
schalter für Zu- und Gegenschaltung der Stufenwicklung (Feinstufen); 8 Stufenschalter mit
Überschaltwiderständen; RW Reihenwicklung; PW Parallelwicklung; TW Tertiärwicklung;
EW Erregerwicklung für die Stufenwicklung
246 8 Transformatoren
8.6
Ersatzschaltungen in symmetrischen Komponenten
Man unterscheidet zwischen den Impedanz- oder T-Ersatzschaltungen und
den Admittanz- oder Pi-Ersatzschaltungen. Die Herleitung der Ersatzschal-
tungen in symmetrischen Komponenten erfolgt beispielhaft an der Schalt-
gruppe YNdS. Das Ergebnis lässt sich für alle Schaltgruppen verallgemeinern.
8.6.1
Impedanzersatzschaltungen
L1
l uos ~
-
!lw,. l w1
lilliJ l uus
l l20s
L2
!LJOS
L3
l uus l uus
b l uos ! LJOs
Bild 8.27 a, b. Übertragung von Spannungen und Strömen über einen Zweiwicklungstrans-
formator YNdS. aSchaltplan mit Klemmen und Wicklungsgrößen; b Zeigerbilder für Span-
nungen und Ströme
248 8 Transformatoren
für die Magnetisierungsströ me auf der OS-Seite, wenn man w = w05 /wus ein-
führt
(8.35)
(8.36)
Die Gln. (8.33) bis (8.36) bilden den Kern für die Strangersatzschaltungen der
Drehstromtransformatoren. Im Unterschied zum Wechselstromtransformator
sind beim Drehstromtransform ator- abgesehen von der Schaltgruppe YNynO
- die Klemmengrößen nicht mit den Wicklungsgrößen identisch.
Bei dem hier nach Bild 8.27 a betrachteten Transformator YNdS ergibt sich
aus den drei Maschenumläufen über die zunächst endlich angenommene Im-
pedanz Z:N für den Zusammenhang zwischen Klemmen und Wicklungsgrößen
auf der OS-Seite:
lwt1lluos1
= LL2os (8.38)
lLwz
Lw3 Luos
Auf der Unterspannungsseite lauten die entsprechenden Beziehungen:
0
!lwt1-l-1
l!lw2 - 1 -I 0I UL2USus1
1l!lu (8.39)
1lw3 0 -1 Uuus
(8.41)
(8.42)
. 2
r j
U1w - Ji! 0
U2w = fJ r0 jg0Oj rU1usj
U2US (8.43)
Uow 0 0 0 Uous
1 J3 lj~ ~ :11~::1
l
lws
)~
2
l
Iws = 0 - (8.44)
Ious 0 0 0 J Iow
Transformiert man die Gln. (8.33) und (8.34) in symmetrische Komponenten
und setzt man die Ergebnisse in Gl. (8.41) und (8.43) ein, so ergibt sich:
~"" j
r U2os = r Zo, 0
0 Z:os 0 W'" ~'""' j
l2os j + r U2hCJs (8.45)
l'
Uoos 0 0 Z:os + 3Z:N loos Uohos
jl~'"'1
U1w -J~ 0
0
fl2w = J3
l 1 0 0 flws
r·1l~"u'1
j~
flow 0 0 0 flous
(8.46)
= lz,"
0
0
0 Z.us 0 l2w + fl2hUS
0 0 Z.us Iow flohus
250 8 Transformatoren
l'
auf der OS-Seite zu finden, so ergibt sich:
1~'"' J
Iw -Ja 0
W
ru J=J3w
rlzw
U.ow
0
0
j~
0 U.ws
0 r
0 0 !lous
(8.47)
= wz
r~u;~ 0
0
Zus 0 J~ r Lw u""'1
!,.1 + r!lzhUS
W
r
. 2
120 s = -Jf! (8.48)
lous 0 0
Führt man gestrichene Größen für die mit w oder 1/w auf die OS-Seite umge-
I
rechnete Größen ein, so wird:
!l1w
r
-JUS
u'
w !lzw = !l:zus = f3w
J
r·
-J~ 2
0
0
j~ 01
0 r!lms
!lws !lws J
J= Isus r!lms (8.49a)
(8.49b)
(8.50)
Mit w2Zus = ( f3w) 2 Zus/3 = t 2Zus = Z~s gehen die Gln. (8.47) und (8.48) über
in:
U.'ms
U.'zus =
rZ'us
0
0
Z:'us 0
j j
0 r1'1 us rU.1 hos
l'zus + U.zhos
1 (8.51)
r
U.'ous = 0 0 0 Z:'us l'ous U.ohos
8.6 Ersatzschaltungen in symmetrischen Komponenten 251
lLus
Iws
laus
j=-J3w lji!
0
0
-
0
ji!
0
2
(8.52)
Die Diagonalmatrix Isus in GI. (8.49 a), hier für den Transformator Yd5, nimmt
die Transformation der Spannungen von der US- auf die OS-Seite vor:
o oj0
e-jSrr/6 (8.53)
0 0
Mit 1:1 und 1:2 werden die komplexen Übersetzungsverhältnisse bezeichnet. Da-
bei gilt h = 1:~ für alle Schaltgruppen. Nur bei den Schaltgruppen YyO und DdO
ist t 1 = t2 = t = w.
Die letzte Zeile der GI. (8.47) zeigt, dass im vorliegenden Fall Yd5 immer
wrlow = rl~us = 0 gilt (GI. (8.51) und Bild 8.28c).
In der Umrechnungsbezieh ung für die Ströme in GI. (8.52) erscheint die
konjugiert komplexe Transformationsmat rix I~us· Die letzte Zeile der GI.
(8.52) bedeutet, dass der NullstromamUS-An schluss des Transformators Yd5
immer Null ist (Bild 8.28c).
Für die Ströme im Mit- und Gegensystem (nicht für die des Nullsystems)
lässt sich jetzt auch die Umkehrung vornehmen:
(8.54a)
(8.54b)
Die Ströme der US-Seite werden also bei der Umrechnung auf die OS-Seite ge-
nauso gedreht wie die Spannungen. Für den im Bild 8.27 a gezeichneten Trans-
formator YNd5 ist dies aus den Zeigerdiagrammen im Bild 8.27b bereits be-
kannt. Die komplexe Leistung muss bei der Umrechnung gleich bleiben:
(8.55)
Aus den vorstehenden Gleichungen ergeben sich die Ersatzschaltpläne in
symmetrischen Komponenten für den Transformator YNd5, wobei im Quer-
zweig Rvos parallel zu jXhos eingeführt werden und zusammen Zws ergeben
(Bild 8.5). Im Nullsystem ist die Hauptreaktanz von der Kernbauart abhängig
(Tabelle 8.2). Die Umrechnung der US- auf die OS-Größen ist im Mit- und Ge-
gensystem durch ideale Übertrager mit komplexem Übersetzungsverhäl tnis
252 8 Transformatoren
a
,,L 11 :1
L,
OS lzos los l2us us
b ~L 11:1
L
OS loos los l~s laus laus= 0 us
c OOL u;"' 0 ,]
dargestellt. Ist der Sternpunkt auf der OS-Seite nicht geerdet, so entsteht an-
stelle von 3ZN eine Unterbrechung (ZN~ oo).
Für die Ersatzschaltung in symmetrischen Komponenten mit Umrechnung
der OS-Größen auf die US-Seite ergeben sich die folgenden Gleichungen und
Bild 8.29:
Q~os =- 0
1 rji! 0
0
-)i!
2
(8.56)
t
0 0
r
lws -
I2os 1- ~ r-ji!
t
0
2 0
(8.57)
Ioos 0
Die Ersatzschaltungen für das Mit- und Gegensystem der Bilder 8.28 und 8.29
gelten für alle Schaltgruppen, wenn man für die komplexen Übersetzungsver-
hältnisse einführt:
(8.58)
8.6 Ersatzschaltungen in symmetrischen Komponenten 253
a 01
L 11 :1
L
OS l2os lbs lus hs us
b 02
OS
L 12 1
Lus
loos lbs lus laus~ 0
L
----.o
c
00 L"" I1
Bild 8.29a-c. Ersatzschaltung eines Transformators der Schaltgruppe YNdS in symmetri-
sehen Komponenten mit komplexen Übertragern zur Umrechnung der Größen der OS-
Seite auf die US-Seite. a Mitsystem; b Gegensystem; c Nullsystem
Dabei ist k die Kennzahl der Schaltgruppe. In Tabelle 8.3 sind die Transforma-
tionsmatrizen für die Vorzugsschaltgruppen zusammengestellt.
8.6.2
Admittanzersatzschaltungen
l l[ l
soll wieder die Mitsystemersatzschaltung nach Bild 8.28 a dienen:
l [I l
Schaltgruppe u~us = Isus .!!sus u~os = Los .!!sos
l
isus = I;us i~us isos = I;os i~os
YyO (t = w)
fl'ws
[fl:zus 0 0I 00] [fl1us
flzus fl:IOS ]- I[I 0I 0] [fl1os
l l l
IV 2V =t [ flzos - -t 0 0 flzos
fl ous 0 0 I flous
~~ fl 'oos 0 0 I floos
l [I
1U IW 2U 2W
L,us
[lzus =t
[10 01 00] [L'ws
l:zus ltoS ]-- -
[lzos 0
0I 0] rl:IOS
0 lzos
t
lous 0 0 I lous loos 0 0 I L'oos
lu' l j[ l
YdS {t= /3 w) - lUS - j!! 0 0 QIUS
2
Q:2US =t 0 j!! 0 Q2US
IV 2U
l
~ zw<J Qous 0 0 0 Qous
lUIW 2V
lms [j!!
[ lws = t 0 - j!! 2
0 0] l:ws 1
0
rl'ws
10
l s]-! l-
[ l2os
loos
-
t
j!!
0
0
2
lous 0 0 0 lous
ll
Q'ous 0 0 I Qous Q'oos 0 0 I Qoos
IV
~
[ l [·
(2U
~ ri~'zos' 1
)!! l 1os - j!!
ri'
2W~ lms 0 0 -IUS 0 0 IOS
lUIW 2V
l2us = t 0 - j!! 2 0
J l:2us 1 [lws = ~ 0
2
j!! 0
lous 0 0 I lous loos 0 0 I ( 005
Ydll(t = /3 w)
IV 2V
~
1U IW
[>2W
2U
lms l [-
[ lws = t
lous
0
0
j!!
8.6 Ersatzschaltungen in symmetrischen Komponenten 255
0 01 [!l1us ll!,l_:JOS
j;! 0 Uzus Uzos
1- ~
-
t
[j!!
0
_ ~ 0~ ~
)!!
2
0
[!l1os
Uzos
o 1 Uous U'oos o o o Uoos
6
1V
2W-<2U
0 0 -Jus Los -j!! 0 0 -lOS
lU 1W 2V
llJI ' [ 1~r 1lJ'I
2
- j!! 2
0 I:2us Los = 0 j;! 0 I:zos
0 1 ous Ioos 0 0 0 oos
Bei Vernachlässigung des Leerlaufstromes geht Gl. (8.60) mit dem Grenz-
übergang Z.ms ~ oo und XTos = liZ.ios = li(Z.bs + Z.~s) über in:
[ l1os: -_
I'
-lUS
1
,
Z..os + Z.. US
[ 1 -1][!l10s ]-
-1 1 U'
-lUS
-
-Y
Tos
-TOS
[I. -I. Tos] [ !l,IOS
I_ TOS !:zlUS
1 (8.61)
Die zu den Gln. (8.60) und (8.61) gehörenden Ersatzschaltungen sind aus Bild
8.30 ersichtlich.
8.6.3
Ersatzschaltungen ohne Übertrager
/j10S /j10S
a 01~--~----------~----~ b 01~------------------~
Die Herleitung für dieses Vorgehen soll beispielhaft wieder für das Mitsys-
tem erfolgen, wobei nur die für die Netzberechnung bedeutsame Admittanz-
form betrachtet wird. Man ersetzt in Gl. (8.60} die umgerechneten US-Größen
mit Hilfe der Beziehungen I~us = Ims11; und ..!l~us = 111lms durch die Original-
größen und multipliziert die zweite Zeile mit 1;. Unter Beachtung von 1;1, = t2
und ll nach Gl. (8.60} erhält man:
[ ~Jas]=~
Z.
-JUS
[z.'us + Z.ws
*
-t, Z.ros
-t 1 Z.ws : [U.,os]- [X:osos X:osus] [U.ws]
t (Z.os + Z.ws) U.IUs
2 X:usos X:usus U.ms
(8.62)
Es ist zu beachten, dass bei den phasendrehenden Schaltgruppen die Admit-
tanzen Xosus und Xusos nicht wie gewohnt gleich sind. Es kann dann keine Er-
satzschaltung für die Gl. (8.62} angegeben werden. Dem Vorteil der Transfor-
matordarstellung nach Gl. (8.62} ohne Umrechnung von Größen steht der
Nachteil gegenüber, dass die Unsymmetrie der Admittanzmatrix der phasen-
drehenden Schaltgruppen auch zu einer Unsymmetrie der Knotenadmittanz-
matrix führt (Abschn. 13.2.1).
9 Freileitungen
9.1
Mastformen, Kosten
Für die Übertragung und Verteilung elektrischer Energie außerhalb von Städ-
ten werden aus Kostengründen meist Freileitungen verwendet, auch wenn seit
einigen Jahrzehnten Proteste laut geworden sind gegen die "Verschandelung
der Landschaft" durch technische Bauwerke. Den Kostenvorteil der Freilei-
tung gegenüber dem Kabel zeigt Bild 12.13. Von Vorteil gegenüber dem Kabel
ist bei der Freileitung auch die gute Zugänglichkeit für Reparaturen und die
dadurch erreichbaren kurzen Wiederversorgungszeiten nach einer Störung
mit Schadensfolge und die kurzzeitige Überlastbarkeit durch Störungen im
Netz ohne gravierende Folgen, wobei dieser letzte Punkt von besonderer Be-
deutung ist für Verbundnetzleitungen 220 kV und darüber.
Bei der Ausführung von Freileitungen unterscheidet man Holzmastleitun-
gen nach Bild 9.1 a und 9.1 b, Betonmastleitungen nach Bild 9.1 c und Stahlgit-
termastleitungen nach Bild 9.1d bis 9.1 i. In Deutschland werden Freileitungen
für 110 kV und darüber mit Rücksicht auf den Trassenmangel nur noch mit
zwei oder mehr Stromkreisen ausgeführt (z. B. Bild 9.3).
Bild 9.2 zeigt ausgeführte Höchstspannungsleitungen in Kanada und in
Russland. Der kanadische Mast ist selbsttragend und hat deshalb ein höheres
Mastgewicht als der abgespannte Mast nach Bild 9.2b.
Die Abmessungen der Maste werden neben der Betriebsspannung durch die
Anzahl der Stromkreise, die Abstände zwischen je zwei Masten und den Durch-
hang der Seile bestimmt. Bild 9.3 zeigt dazu ein Beispiel für eine Leitung mit
sechs Stromkreisen. Weitere Beispiele für die Abmessungen von Doppelleitun-
gen für Spannungen 110 kV und darüber sind im Anhang A.11 angegeben.
Für vergleichende Projektierungsüberlegungen und Wirtschaftlichkeitsun-
tersuchungen, z. B. zur Ermittlung der wirtschaftlichen Stromdichte (Abschn.
9.6.3), kann man für die längenbezogenen Errichtungskosten von Doppellei-
tungen 110 kV bis 380 kV in Deutschland von der folgenden Kostenformel für
den Stand 197 4 ausgehen und diese sachgerecht fortschreiben [ 1.11, 1.18, 1.24,
12.29, 19.17]:
K' U
""52,2+0,366-
DL,l 974 11 +174v;; qB (9.1)
TDM /km kV 1000 mm 2
258 9 Freileitungen
a b c d e
·'· ·'·
f g h
Bild 9.1 a- i. Mastbilder von Drehstromfreileitungen, schematisch. a Niederspannungs-
Holzmastleitung mit Neutralleiter; b Mittelspannungsleitung mit Stützisolatoren (bei die-
ser Mastform besteht in verstärktem Maße Gefahr für große Vögel); c Betonmastleitung;
d Donaumastbild (110 kV bis 380 kV); e Einebenenmastbild (110 kV, 220 kV}; f Tonnen-
mastbild; g Mehrfachleitung für vier Stromkreise mit Viererbündeln, z. B. 380 kV; h Portal-
mastbild für Einfachleitung, u. U. abgespannte Konstruktion (110 kV bis 750 kV}; i Y-Mast-
bild (110 kV bis 750 kV)
Bild 9.2a, b. Einfachleitungen für 735/750 kV mit zwei Erdseilen. a 735-kV-Leitung in Ka-
nada; b 750-kV-Leitung in Russland
9.1 Mastformen, Kosten 259
380kV
II
II
!I
II
l~
220 kV
'!
110 kV
Dabei sind:
Errichtungskosten von Doppelleitungen mit Donaumastbild,
K~L, 1 974
Stand 1. 1. 1974,
Un Nennspannung der Leitung (110 kV bis 380 kV),
q8 gesamter Al-Querschnitt eines Bündelleiters pro Stromkreis bei Al!St-
Seilen (q8 ::;; 3500 mm 2),
n Anzahl der Teilleiter eines Leiters (Bündelleiters), n::;; 4.
Für den Kostenstand 1. 1. 1987 gilt: K~L, 1987 "" 1,46 · K~L, 1974 [ 1.24] und für den
Kostenstand 1.1.2000 mag die Abschätzung: K~L, 2000 "" 2,0 · K~L, 1 974 etwa zutref-
fen. Berücksichtigt man den Übergang auf Euro, so kann man für das Jahr
2000 die Gl. (9.1) näherungsweise für T€/km verwenden.
Bei Geländeschwierigkeiten, Kreuzungen, Leitungsüberhöhungen (z. B. für
Waldüberspannungen) und einem hohen Verhältnis von Abspannmasten zu
Tragmasten erhöhen sich die Errichtungskosten entsprechend [9.33]. Ausge-
hend von Gl. (9.1 a) kann man auch die Errichtungskosten für Einfachleitun-
gen (EL) und Vierfachleitungen (VL) mit Stromkreisen gleicher Spannung ab-
schätzen:
K~L "" 0,67 K~L (9.2 a)
K~L "" 1,65 K~L (9.2b)
In [9.33] findet man auch Kostenformeln für die Errichtung von 750-kV-
und 1150-kV-Drehstromfreileitungen sowie Kostenformeln für HGÜ-Frei-
leitungen.
260 9 Freileitungen
9.2
Aufbau der Freileitungen
Bei Hochspannungsfreileitungen unterscheidet man Tragmaste, meist mit
vertikaler Isolatoranordnung (I-Ketten oder V-Ketten, Bild 9.2), Abspann-
maste mit weitgehend horizontaler lsolatoranordnung, an denen die Seile ei-
nes längeren Abschnitts abgespannt werden, und Winkelmaste bzw. Winkel-
abspannmaste an Knickpunkten der Leitung. Spezielle Ausführungen werden
darüber hinaus vorgesehen für Verdrillungsmaste und Kabelendmaste beim
Übergang zwischen Freileitung und Kabel.
Bild 9.4 zeigt den Durchhang eines Freileitungsseils in einem horizontalen
Feld zwischen zwei Tragmasten. Durch die Masse des Seils oder des Seilbün-
dels kommt eine hyperbolische Durchhangskurve zustande, die man bis etwa
500 m Spannweite als Parabel ansehen kann, so dass an beliebiger Stelle x gilt:
f( X ) -- f max - -G'
-X
2 •
mlt
f max-
- -G'a 2 (9.3)
2FH 8FH
Dabei ist fmax der Durchhang an der Stelle x = 0 (Feldmitte), G' die Gewichts-
kraft pro Längeneinheit, FH die Horizontalkomponente der Seilzugkraft Fs
und x der Abstand von der Mitte des Spannfeldes aus gerechnet. Bei Kapa-
zitätsberechnungen z. B. wird für die mittlere Höhe h der Leiterseile über dem
Erdboden eingesetzt:
Bild 9.4. Seildurchhang für eine Freileitung in einem horizontalen Spannfeld zwischen
zwei Tragmasten mit dem Abstand a
9.2 Aufbau der Freileitungen 261
•
a b
Bild 9.5a-d. Freileitungsseile (Beispiele zum Aufbau) . a Al/St-Seil (eine Lage Al), Al/St
16/2,5 bis 50/8 mm2; b Al- oder Cu-Seil (drei Lagen, 37 Drähte); 150 bis 185 mm 2 ; c Al!St-
Seil (zwei Lagen Al), Al!St 120/20 bis 300/50 mm 2 ; d Al/St-Seil (drei Lagen Al), Al/St 305/40
bis 680/85 mm 2, Beispiel Al!St 680/85 mit 54 Drähten Al und 19 Drähten St
262 9 Freileitungen
Leitung Teilleiter rL a rs
cm cm cm kV/cm
Bild 9.6. Elektrische Feldbilder von Bündelleitern im Vergleich zum Feldbild beim Einzel-
leiter
9.2 Aufbau der Freileitungen 263
leiters. Man erkannt die Änderung der Randfeldstärke am Umfang der Teillei-
ter und die Orte mit maximaler Randfeldstärke.
Für Erdseile bei Hochspannungsfreileitungen, die einen direkten Blitzein-
schlag in die Leiterseile nach Möglichkeit verhindern sollen, werden Stahlseile
35 bis 95 mm 2 (Netze mit isoliertem Sternpunkt oder mit Erdschlusskompen-
sation) und Al!St-Seile (Netze mit niederohmiger Sternpunkterdung) einge-
setzt. Bei Leitungen mit Bündelleitern findet man häufig ein oder zwei teillei-
tergleiche Erdseile. Mit der teilweise durchgeführten bzw. geplanten Umstel-
lung von 110-kV-Netzen auf niederohmige Sternpunkterdung haben sich bei
neuen Leitungen gut leitfähige Erdseile durchgesetzt.
Leiterseile neigen abhängig von der Größe der aufgebrachten Zugspannung
und der Umgebung der Leitung zu Schwingungen entweder mit kleiner Wel-
lenlänge (Bereich 10 bis 30 Hz) und kleiner Amplitude (einige mm bis zu
2 cm) oder mit großer Wellenlänge (Bereich von 1 Hz) und großer Amplitude
(Bereich um mehrere Meter). Die kleinen Schwingungen, die auch als Vibra-
tionen bezeichnet werden, sind von Bedeutung für den mechanischen Entwurf
der Leitung. Um diese Schwingungen zu vermeiden, sollen die Seile nur mit
einer Mittelzugspannung gespannt werden, die wesentlich kleiner als O"zul ist,
weil sonst die Gefahr der Ermüdung an den Aufhängepunkten und des
Schwingungsbruches besteht. Seilschwingungen wurden besonders bei gerin-
gen Windgeschwindigkeiten von 1 bis 6 m/s beobachtet. Wählt man hohe
Zugspannungen oder liegen Weitspannfelder bei der Überquerung von Flüs-
sen oder Gebirgstälern vor, sollten Schutzmaßnahmen zur Dämpfung von
Seilschwingungen getroffen werden, z. B. in Form von Seilverstärkungen oder
Schwingungsdämpfern in der Nähe der Aufhängepunkte.
Die Leiterseilschwingungen großer Amplitude werden als Seiltanzen be-
zeichnet. Bei großen Amplituden kann es zu gefährlichen Annäherungen der
Seile und zu Kurzschlüssen kommen.
Das Bild 9.7 zeigt einige Nieder- und Mittelspannungs-Freileitungsisolato-
ren. Sie müssen gleichzeitig mechanischen und elektrischen Beanspruchun-
gen gewachsen sein. Zu fordern ist, dass auch durch Salz, Industrieabgase und
andere Einflüsse verschmutzte Isolatoren der normalen Betriebsspannung
(Spannung Leiter gegen Erde oder in Netzen mit Erdschlusskompensation so-
gar der Spannung Leiter-Leiter) standhalten. Bei extremen Versehrnutzungs-
verhältnissen müssen Isolatoren besonderer Bauform und großer Kriechweg-
länge eingesetzt werden (Abschn.17.2).
Bei Hochspannungsfreileitungen 110 kV und darüber und auch bei Mittel-
spannungsfreileitun genmit größeren Seilquerschnitten (> 120 mm 2 ) werden
Hängeisolatoren eingesetzt entweder in der Form von Langstabisolatoren aus
Porzellan oder Kunststoff [9.39] oder in der Form von Ketten aus Glas- oder
Porzellankappenisolatoren [1.24, 9.5]. Porzellanlangstäbe, die in Deutschland
häufig zum Einsatz kommen sind in ihren Abmessungen (wie Länge z. B.
1270 mm) und in ihrer Formgebung (wie Strunkdurchmesser, Schirmausla-
dung undAnzahl der Schirme) genormt [DIN EN 60433 (1999)]. Bild 9.8 zeigt
als Beispiel eine 380-kV-Doppelhängekette aus Porzellanlangstäben mit ent-
264 9 Freileitungen
a b ( d e
Bild 9.7 a -f. Niederspannungs- (a bis c) und Mittelspannungs-Freileitungsisolatoren (d bis
f). Niedersp.: a Stützisolator N [DIN 48150]; b SchäkelisolatorS [DIN 48194]; c Zugisolator
Z [DIN 48152]; Mittelsp.: d Stützisolator St [DIN 48004] mit innenbefestigter Stütze; e Voll-
kernstützisolator mit Kappenstütze, 10-15 kV; f Vollkernstützisolator mit Plattenstütze,
30kV
6
9.3 Mittlere geometrische Abstände 265
9.3
Mittlere geometrische Abstände
Die Berechnung der Induktivität L bzw. der Reaktanz X= wL von Freileitun-
gen, Kabeln und Stromschienen (z.B. für Sammelschienen in Mittelspan-
nungsschaltanlagen, Generatorableitungen oder Niederspannungs-Hoch-
stromschienen) kann man mit Hilfe der Methode der mittleren geometrischen
Abstände (mgA, geometric mean distances) durchführen, die bereits von
Maxwell (1883), Rosa (Washington 1907), Orlich (Braunschweig 1909) und
Brüderlink (Karlsruhe 1954, [9.7]) eingeführt wurden [9.16].
Zur Ermittlung der Koppelinduktivität zwischen zwei Leiterschleifen soll
zuerst das Linienleitermodell (unendlich dünne Leiter) betrachtet werden.
Durch Einführung der mittleren geometrischen Abstände bei Leitern mit be-
liebigem Querschnitt gelangt man dann zu einer allgemeingültigen Methode
der Induktivitätsberechnung.
Bei dem Linienleitermodell nach Bild 9.9 denkt man sich langgestreckte
unendlich dünne Leiter in z-Richtung (senkrecht zur Zeichenebene). Dabei
sollen die Leiter 1 und 2 die Leiterschleife I und die Leiter 3 und 4 die Leiter-
schleife II bilden. In den Leitern 1 und 2 sollen die Ströme +i1 und -i1 fließen.
Von diesen stromdurchflossenen Leitern 1 und 2 wird jeweils ein kreisförmig
um den Leiter verlaufendes magnetisches Feld erzeugt, das im Bild 9.9 nur für
den Leiter 1 dargestellt wurde. Das magnetische Feld der Leiterschleife I ergibt
sich aus der Überlagerung der beiden Felder der Leiter 1 und 2.
Der Strom des Leiters 1 erzeugt den magnetischen Fluß l!J1, der die Leiter-
schleife II mit den Leitern 3 und 4 durchsetzt:
lP1 1 (9.4)
266 9 Freileitungen
Flächenelement dA = e·ds
I 4 ~
i1 Schleife I aus den Leitern 1 und 2
Bild 9.9. Leiterschleife I (1 , 2) und II (3, 4) aus linienförmigen, unendlich dünnen Leitern
zur Berechnung der Koppelinduktivität L1,11 zwischen den beiden Schleifen
Setzt man die magnetische Feldstärke H 1 = i 1/(21t5) in GI. (9.4) ein, so ergibt
sich:
i J1 J1 5
= JloJl/ . J - =- 0 _r C· i1 ·In ___!!
St4
~ 1- d5 (9.5)
513 21t 5 21t 513
Die Überlagerung der von der Leiterschleife I hervorgerufenen Flüsse 4>1 und
<P2 in ihrem Durchtritt durch die Leiterschleife II liefert:
(9.7)
' _ JloJlr ln
L!,II- 514523
(9.8)
2Tt 513524
Ebenso ergibt sich von der stromdurchflossenen Leiterschleife II: L'11 , 1 = L;,11 =
L' . Die GI. (9.8) gilt für Leiterschleifen aus gedachten linienförmigen, unend-
lich dünnen Leitern und näherungsweise auch für reale Leiter mit endlichem
Querschnitt, wenn die Querschnitte klein gegenüber dem gegenseitigen Lei-
terabstand sind, wie z. B. bei den Seilen von Freileitungen. Gleichung (9.8) ver-
9.3 Mittlere geometrische Abstände 267
Bild 9.10. MgA zwischen dem Linienleiter 1 und dem Leiter 2 mit der Querschnittsfläche A 2
sagt jedoch, wenn man die Leiterschleife II mit der Leiterschleife I zusam-
menfallen lässt (s 13 = s24 = 0), um dadurch die Selbstinduktivi tät einer Schleife
(aus den Leitern 1 und 2) zu ermitteln. Der Übergang von der Koppelindukti-
vität auf die Selbstinduktivi tät ist jedoch dann möglich, wenn man den endli-
chen Querschnitt der Leiter berücksichtigt und anstelle der Schwerpunktab -
stände s die mittleren geometrischen Abstände g zwischen den Leitern mit
flächenförmige m Querschnitt einführt [9.16]. Gl. (9.8) geht dann in die Max-
wellsehe Gleichung über [9.7]:
' _ f.lof.l r ln
L1,11- S14S23
(9.9)
21t 513524
y
Beispiel
-d;r:
a
Fläche A= n· ßA
y2
y, - dy I ~
I )/-
0 X
0 x, Xz a
Bild 9.11. Zur Berechnung des mgA einer Fläche (Querschnittsfläche) von sich selbst
Bei dem Beispiel in Bild 9.11 für den mgA einer quadratischen Fläche von sich
selbst gilt ausgehend von Gl. (9.12):
Nach vierfacher Integration über die Grenzen von 0 bis a ergibt sich nach ei-
nigen Zwischenrechnungen [9.16]:
g 11
ln -
a
1
3
1t
3 12
25
= -ln 2 +--- = -0,805087 ----7 11
g = a · e- 0 •805087
= a · 0,447049 = 2a · 0,223525
Näherungsweise erhält man dieses Ergebnis auch aus der Unterteilung eines
Quadrates mit der Seitenlänge a in vier gleich große Quadrate jeweils mit der
Seitenlänge a/2 und der nur etwa zutreffenden Annahme (Fall Nr. 7 in Tabelle
A. 7), dass der mgA zwischen zwei Quadraten dem Schwerpunktabstand gleich
ist. Man findet für den mgA, wenn man für den unbekannten Faktor x ein-
führt:
Das Ergebnis verbessert sich in Richtung auf 0,447049, wenn man eine
Unterteilung in 9 gleiche Teilquadrate vornimmt jeweils mit der Seiten-
länge a/3:
gll=a·x=a· 81 (~) 9
{+) · -f
24 [.J2]l6
-f ·-:-
{~) ·(.[s]l6
12 (18] 4
=a·0,4463
g 24 = g 22 und somit:
(9.13 a)
Besteht die Leiterschleife aus zwei gleichen Leitern mit kreisförmigem Quer-
schnitt und dem Radius r, so ergibt sich mit g12 = s = d (Fall Nr. 4 in Tabelle
A.7) sowie g11 = r · e- 114 (Fall Nr. l in Tabelle A.7):
L' = f.lof.lr ·ln KG_ = f.lof.lr ·ln _d_ = f.lof.lr · (.!. + ln ~J (9.13c)
1t gii 1t r·e-114 1t l4 r
1 2
_ 4 I
gi,I- ....;g11 gl2 g 13 g 14 - \jr · e
_4 I - lt4 r: _
2 \jra "'1/Le
aaa"'I/L-
4
2 I 3 c - lt4
2r
·~·
a ~
g 1,1 =0,9394l ·Vra 3 fi. =0,9394l·Vl,095·40 fi. cm 3
3 • a •4
= 16,668cm
g 1,1 = r8 · e- I/( 4n) = 17 ,743cm · e-1116
mit r8 =Vn·r ·r.p-1 =V4 · 1,095·28,284 3 cm=l7,743cm
ry = (a I 2) I sin45° = 28,284 cm, siehe Tabelle A.7,
Nr. 10 und Tabelle 9.3
Beispiel 2: Leiterschleife aus Stromschienen
I ll
25 5 8 6 4 2
g[,[ = gllgl 2gl 3g l4gl 5
= a · 2~0,44705 5 ·1,006558 · 26 · 34 · 4 2
= a ·1,3419
270 9 Freileitungen
=ao2,6398
Angaben zum mgA einer Kreislinie von sich selbst (Fall Nr. 2 in A.7) und zum
mgA einer Strecke von sich selbst (Fall Nr. 5 in A.7) findet man in den Anhän-
gen A.S und A.9.
9.4
Impedanzen
9.4.1
Allgemeines
gen vorfinden, die kleiner oder sogar wesentlich kleiner sind als die Erd-
stromtiefe «\ = 932 m bei der Betriebsfrequenz 50 Hz und bei einem spezifi-
schen Erdwiderstand PE= 100 Qm. Diesen Einfluss kann man durch Ein-
führen einer verminderten Erdstromtiefe dE(l) < «\ und einer verminderten
Resistanz R~* = 0,75R~dE!t\ = 0,75 (WJ10/8)dE!t\ < R~ nach Abschn. 10.4.1 be-
rücksichtigen [9.44].
9.4.2
Selbst- und Gegenimpedanzen von Leiterschleifen
Ausgehend von der allgemein gültigen Gl. (9.9) für den Gegeninduktivitäts-
belag zweier Leiterschleifen ohne Rückleitung über Erde ist es möglich die
Selbst- und Gegenimpedanzen von Mehrleiterstromkreisen zu bestimmen.
Betrachtet man eine Leitung mit vier Leitern LI, L2, L3 und N nach Bild
9.12a, so gilt für die Selbstreaktanz der Schleife aus den Leitern LI und N nach
Gl. (9.9):
(9.14)
Fügt man die Resistanzbeläge R~ 1 und R~ hinzu, so erhält man Z:~ 1 u und durch
Vertauschen der Indizes auch die Selbstimpedanzbeläge der Schleifen L2-N
und L3-N:
Z'
-LILJ ' RN+
=Ru+ ' JW-
. Jlo ( -1 + 1n -
d[!N)
- (9.15a)
27t 2 rurN
Z '
_L2L2 ' ' . Jlo ( -+
=RL2+RN+)W- 1 1nd[2N
- -) (9.15b)
21t 2 rL2rN
Z'
_uu ,
=Ru+RN+)W- 1 lnd[3N
, . Jlo ( -+ - -) (9.15c)
21t 2 rurN
lu L1 lu =Ü L1
y1
L2 ll2 L2
o-~-------o
YJJD
L3
o---------o L3
o---------o
) N N
a b
lu ll2
Bild 9.12a, b. Zur Berechnung der Schleifenimpedanzen einer Drehstromleitung mit drei
Leitern Ll, L2, L3 (Hauptleitern) und einem Neutralleiter N. a Selbstimpedanzen; b Gegen-
impedanzen
272 9 Freileitungen
Für die Gegenreaktanz der Schleifen Ll-N und L2-N nach Bild 9.12b findet
man wiederum ausgehend von Gl. (9.9):
Z'
-UL2- J1o ( -+
_ R'N+)OJ- 1 l n---"".:..:...._=
duN duN)
0
{9.17a)
27t 4 duL2 rN
Z'
-UL3 J1o ( -+
-_ R'N + )OJ- 1 ln ---"'-".:..:...._=.:.:..
duN dL3N)
o
(9.17b)
27t 4 duL3 rN
Ausgehend von den Gln. {9.15) und {9.17) ergeben die längenbezogenen Span-
nungsfäHe ßQ~ 1 N, ßQ~2 N, und ß1[~3 N über den Leitern Ll, L2 und L3:
ßQ~lN Z L1L2
[l"]
z'uu 1
z'uL3
ßQ~2N = z'uu z'uu z'uL3 Iu {9.18)
ßQ~3N z'L3Ll z'L3u z'L3L3 IL3
Iu +Iu+IL3+IN=O (9.19)
Aufgrund der i. Allg. unterschiedlichen Abstände der Leiter untereinander
und zumLeiterNsind die Selbst- und Gegenimpedanzen in Gl. {9.18) unter-
einander nicht gleich.
A B
//3 //3 //3
:~ :
ll1 ll3 ll2
~:I
N
I I
!!u !!l2 !!La
~ :~: ~ :~: I II:
!!u !!l2 !!l3
I"
Bild 9.13. Verdrillung einer Einfachleitung (ein Stromkreis ohne Erdseil) nach dem
Schema a mit drei gleichen Abschnitten der Länge l/30 ll1lu = 1luA -1luE uswo
9.4 Impedanzen 273
(9.20)
z'
-g
z'
-S
z'
-g
Iu
z' [ Iu
-g
j
z'
-g z' Iu
-S
. f.1o 1 ( -3 + ln
= R N' + JW-- duN dL2N + ln duN duN + ln ----"'::.:..:._-=.:.o.
dL2N duN)
21t 3 4 duL2rN duurN dL2L3 rN (9.22 a)
(9.24)
Bei der Selbst- und Gegenimpedanz von Leiterschleifen mit Rückleitung über
Erde, wie sie zur Berechnung der Impedanzen von Hochspannungsfreileitun-
gen mit drei Leitern pro Stromkreis verwendet werden, muss die Erde als
räumlich ausgedehnte Rückleitung (Halbraum Erde unter der Leitung) be-
handelt werden. Grundlegende Arbeiten dazu wurden gleichzeitig von Carson
und Pollaczek im Jahre 1926 veröffentlicht, damals allerdings für die Fernmel-
detechnik. Resistanzen und Induktivitäten der Schleifen mit Rückleitung über
Erde sind frequenzabhängig. Die Resistanzen steigen mit zunehmender Fre-
quenz während die Induktivitäten abnehmen. Mit steigender Frequenz wird
ein immer weiter abnehmender Querschnitt des Erdreichs für die Rückleitung
des Stromes verwendet. Bei sehr hohen Frequenzen wird nur noch eine dünne
Schicht des Erdreiches unter der Leitung den Rückstrom führen. Bild 9.1Sa
enthält einen Überblick über die Veränderung der Resistanzbeläge und der In-
duktivitätsbeläge der Selbst- und Koppelinduktivitäten mit Rückleitung über
Erde nach Carson [9.1] ausgehend von den Berechnungsgleichungen in An-
hang A.1 0, jeweils bezogen auf die entsprechenden Werte für SO Hz, für die nur
die ersten Glieder der Reihen berücksichtigt wurden. Die vier bezogenen
Werte beginnen daher bei 1 für f = SO Hz.
Nach Carson gilt für die Selbst- und Gegenimpedanzbeläge von Leiter-
schleifen mit Rückleitung über Erde (Index C für Carson und Index E für
Rückleitung über Erde zur Unterscheidung von der Rückleitung über den 4ten
Leiter).
Z'
-iiCE = J1o P;;+JOJ-
R';+OJ-
2
2
. J1o n-+2 (1 h;
Qii ) +)OJ
. Li (9.2Sa)
1t 1t r;
Z'
-ikCE =OJ- pik+)OJ-
. J1o J1o (1n-+2
d;k' Q ) ik (9.26a)
1t 21t dik
Bild 9.14 zeigt die zugrunde liegende Anordnung mit den Leitern i und k über
dem Erdboden in der Höhe h; und hk und ihren Spiegelleitern i' und k' im
Erdboden.
Die Glieder P;;, P;k und Q;;, Q;k berücksichtigen die endliche Leitfähigkeit
der Erde und die Stromverdrängung im Erdboden in Form von unendlichen
Reihen (Carson-Reihen im Anhang A.10). Die innere Induktivität und der
9.4 Impedanzen 275
i' e
1000 2
V
\
/ IV 1\
R1
100 J
R/;Cf.• IV
I \
R~cE'
L/;Cf.• 10
IJ I \
~
K
/ WCE'
t~ -z;:r--
L~cE' IV '
II:
"
~~CE'
:--
II:CE' p ii p--
II: r--
50 I 50
,_ ,_
0,110 0
a 100 1000 10000 100000 b 10 100 1000 10000 100000
Hz Hz
1t 1 ek 1 ek 1 OE
p. =- Q·· =-ln-=-ln =-ln-;
" 8' " 2 X 2 2h; ~ (l)J.l.oK"E 2 2h;
1t 1 ek 1 ek 1 OE
P;k = 8' Q;k = 2ln--;- = 2ln d;k~mJ.l.oK"E = 2ln d;k ,
z.iE
-!1
I I
l
f.1.o
=R-+m-+Jm-
8
• f.1.o -+ 1nOE)
27t 4 r;-
(1 (9.25b)
(9.26b)
0 _
E-
ek
~mf.l.oK"E
_ 1,8514 _ 1,8514
- ~mf.l.oK"E - RmJ.l.o-
PE
(9.27)
Bei einer spezifischen Leitfähigkeit des Erdbodens K"E = 100 j..LS/cm oder einem
spezifischen Erdwiderstand PE = 11 K"E = 100 Om und f = 50 Hz ergibt sich eine
Erdstromtiefe Öp_ = 932 m. Die Abhängigkeit der Erdstromtiefe von verschie-
denen Bodenarten bei f = 50 Hz ist in Tabelle 9.5 gegeben.
Bild 9.15b zeigt den Verlauf der Größen P;;, Q;;, P;k und Q;k in den Gln.
(9.25 a) und (9.26 a) bei steigender Frequenz. Bei f = 50 Hz gilt:
pii(SO) = 0,384; (1t/8 = 0,393)
1 Leiterseil
'/':"'/ '1-\
B
,,~__ f A -- ' '""r-,\''-'",
~ ·~:•
'lR
/ / I 'I...,: ' '' - - - - - - - - - - - - - - -~ - - - ..... "... ." / I I ' '
..... I
R '
I
I
I
f
I'
I A' \
- -- - - - - - -
' - -- 1-
r
OE - -
-
/
/
1
8I
I
\1 \
I
I ' .... - -"" / I I
I' ' ---- - -- / I I
'L -
',----- --- -- - ---- ---
-:::-:.-_---- --------~ :::--=--~- -~ ·/
I
- - --
-- I - --
' - - _- - .... - - - - "'/
gedachter ErsatzrOckleiter
in der Tiefe 6E
Bild 9.16. Leiter-Erde-Schleife mit gedachtem Rückleiter in der Erdstromtiefe ~. RA, R 8
Erdausbreitungswiderstände der Anlagen A und B
Qik( so) == 1,92; (~In (OEI (d;k') ==~In (932 m I 20,616 m) == 1,91m J
Eine Interpretation der Gleichungen (9.25b) und (9.26b) gibt das Bild 9.16,
wobei hier nur die Schleife eines langen Leiters mit Rückleitung über Erde ge-
zeichnet wurde. Die angedeuteten Erdausbreitungswiderstände RA und R8
spielen keine Rolle, wenn der Leitungslänge "unendlich" lang ist.
Eine wesentlich einfachere, im gesamten Frequenzbereich gute Näherung
wurde von Dubanton angegeben [9.40]. Sie hat gegenüber den Berechnungen
von Carson und Pollaczek den Vorteil, dass anstelle der Reihen ein geschlos-
sener Ausdruck für die Leitfähigkeit und Stromverdrängung der Erde tritt. Für
die Schleifenimpedanzbeläge gilt danach:
Z
-II
1
DE
f.1o
=R + JW-
I
I
•
21t
[1 -+In--~
4
2(h;+p)l
r; (9.28 a)
P == 1 == e- i! 1 == (1 _ j) OE I fi ; (9.30)
- ~jWJloKE ~Wf..loKE 1,85137
Bild 9.17 a zeigt den Verlauf der Real- und Imaginärteile der Impedanzbeläge
z;iCE und z;kCE bis f == 100 kHz bei PE == 100 Qm ausgehend von den Angaben
278 9 Freileitungen
1000 2r------.-----,---,--------,
Q
%
km
1
100
Re(lNcel 10
1
t.Rell~oe l
Re(l~CE) t.Re{l,;oel
lm(lficel t.lmll~oe l 0-1---=:!---t--F""'""'cti
lm(lfke~:l t.lm!l.;oel
0,1
/
0,0110
a
,_ ,_
- 2~--~--~--~~
100 1000 10000 100000 b 10 100 1000 10000 100000
Bild 9.17 a, b. Selbst- und Gegenimpedanzbeläge von Leiterschleifen bei Rückleitung über
Erde nach Carson (C) [9.1] und Abweichungen nach Dubanton (D) [9.40, 9.54]. a Carson mit
den Reihen P und Q des Anhanges A.10 bis zu den Gliedern mit .0; hi = hk = 10m; xik = 5 m;
im Anhang A.10 für die Carson-Reihen bis zu den Gliedern mit x8 also bis zu
einer Erdstromtiefe von etwa 20m. Bild 9.17b enthält die Abweichungen, die
sich bei einer Berechnung nach den Gin. (9.28a) und (9.29a) ergeben gegen-
über den Ergebnissen im Bild 9.17a. Verwendet wurde in leichter Abwandlung
gegen GI. (9.30) für diese Fehlerbetrachtung~ = (1-j)(~/"Vl.)/2 unter der An-
nahme, dass die Carson-Reihen auf geeignete Bezugswerte führen. Auch wenn
man PE zwischen 100 Qm und 5000 Qm (Tabelle 9.3) verändert und wenn die
geometrischen Abmessungen hi, hk und xik variieren, bleibt die Abweichung
von den Carson-Ergebnissen in engen Grenzen. Erst wenn der Abstand xik eine
Größe von 50 modermehr annimmt, werden bei f = 100kHz die Abweichun-
gen größer als 15%. Für Beeinflussungsberechnungen von Hochspannungs-
freileitungen auf Fernmeldeleitungen oberhalb oder unterhalb der Erdober-
fläche oder auf Rohrleitungen wird man ohnehin auf entsprechende Nähe-
rungen nach Pollaczek zurückgreifen (Abschn. 9.4.4).
Hieraus ergibt sich, dass die Gin. (9.28a) und (9.29a) technisch ausrei-
chende Ergebnisse für die Behandlung von Freileitungen im gesamten Fre-
quenzbereich liefern können [9.40].
Im Bereich der Betriebsfrequenz kann man hi und hk und somit auch xik als
klein gegenüber~ ansehen und erhält dann ausgehend von den Gin. (9.28a)
und (9.29a), ähnlich wie bei Carson und Pollaczek, wenn auch mit einer ge-
ringfügig von ~ abweichenden Erdstrom tiefe:
9.4 Impedanzen 279
Z'
-ilDE ' J1o +Jm-
=R;+m- J1o ( -+
1 1n ~ 20
)
8 21t 4 T; "'J (I)J.loK E
(9.28b)
,
""R;+m- J.lo(1-+ ln8E)
J1o +Jm- - o
8 21t 4 T;
Z '
-ikDE
J1o
J1o ln
=(1)-+)( 1)- o 2 J1o
z(J)-+)(1J1o l
)- n -
o 8E (9o29b)
8 21t dik~(I)J.loKE 8 21t dik
Mit den Impedanzbe lägen der Schleifen mit Rückleitung über Erde nach den
Gin. (9.25b) und (9.26b) berechnet man die Spannungsfälle der Leiter-Erde-
Spannungen pro Längeneinhe it einer Drehstromfr eileitung mit den drei Lei-
tern L1, L2, L3 wie folgt:
[~~.I
~Q~2
[Z~,m
Z~2LIE =
z'LIL2E
Ist die Leitung verdrillt, wie im Bild 9ol3, so findet man auch hier ausgehend
von den Näherungen für Betriebsfrequenz entsprechen de Selbst- und Gegen-
impedanzbeläge:
(9.32 a)
-1 8 +In _E_
( In _E_ 8 +In _E_
8 )
8 21t 3 duL2 duu dL 2u
Bei drei gleichen Leitern und dem mittleren geometrisch en Abstand d nach
GI. (9o24) wird:
z'
-sE
= R' +(I) J1o + Jo (I) Jlo (_!_+In
L 8 21t 4
8
YL
E) (9o32b)
9.4.3
Impedanzen in symmetrischen Komponenten
Die Transformation der Gl. (9.18) oder der Gl. (9.31), wenn man den Zusatz-
indexE zur Kennzeichnung der Schleifen mit Rückleitung über Erde weglässt,
in die symmetrischen Komponenten, entsprechend der Anweisung im Ab-
schnitt 2.4.2, ergibt in allgemeiner Form:
LlM~ = T.s 1Z_' T.sis = Z_' sis
mit
~j
!! Z_~1Ll Z_~lL2 Z_~lL3
=}[: l·:
2
z' !! Z_~2Ll Z_~2L2 Z_~2L3 !!
:1
-S
2
1 Z_~3Ll Z_~3L2 z.'L3L3 !!
1 2 I f
- (!!Z_ LIL2 +!! Z_ LIL3 + Z_ L2L3 ) - (!! Z_ LIL2 + !!Z_ LlL3 + Z_ L2L3 )
I I 2 I
(9.35)
I 2 I I
I
Für eine Freileitung mit drei gleichen Leiterseilen und symmetrischem Auf-
bau (duLZ = duu = dLZu) bzw. Verdrillung ergibt sich mit Z_~;Li = Z_~ sowie
Z_' LiLk = Z_~ (k "# i):
Z, - z' - -z's - -g
-1 - - 2 -
z' -- RL' +JW
· .Uo1t (~ 4+
1 1 d)
n-;,- · d -'V
mlt - 3 /d LlL2 d uu d L2L3
2
L (9.37)
Der mögliche Rückleiter, der Neutralleiter oder die Erde, geht in den Mit- und
Gegenimpedanzbelag nicht ein, weil die Stromsumme eines Mit- oder Gegen-
systems Null ist.
Die Resistanzbeläge R~ von Freileitungsseilen bei 20°C ermittelt man aus-
gehend von [DIN 48200, 48201, DIN EN 50182:200l(D)]. Dort sind auch die
Dauerstrombelastba rkeiten Jd bei festgelegten Umgebungsbedingu ngen und
höchsten Leitertemperaturen angegeben. Tabelle 9.2 zeigt diese Daten für
(9.38)
Dabei sind rL der Teilleiterradius, rr der Teilkreisradius auf dem die Teilleiter
liegen (Bild 9.18) und n die Anzahl der Teilleiter. Für den Resistanzbelag eines
Bündelleiters mit n Teilleitern gilt im Mitsystem:
' _ _!_R'L_- _!_ _1_
RLB- (9.39)
n n K"q
Tabelle 9.3. Ersatzradien r8 für Bündelleiter nach GI. (9.38), (Beispiele für Al/St 240/
40 mm2 )
Seilan- Ty rs rL a Ty rs
ordnung cm cm cm cm
Einfachseil rL 1,095
~ / 'r) \ ,/'r~\
I
L:'r
_>..,
_ ~2r
2r a~
2r 21
"-... _ / .....__/ '-.. _./
Z'
-I= R~ . J.lo ( -+
Z'2 =-+JW-
n
1 Ind-
2n 4n r8
J (9.40)
0,44
Q/km
0,40 t - -
0,38
0,36
- r-==:=:::::::::- 1--
- - F==:
---=:::::::::::: t:=-- i--=,
r--::: r=:::
~
t-- ~· kV} 1
t-- l::-1[
_ DL110kV
EL
M3 M2 L2 L3
0,34
{""""- -- --
1--
0,32 - EL
0,30 - 220kv~t - t - - - 1-- .:..=
- ·::::: -..: :::: ::::..-.:.- -- 110kV:d=4m
220 kV: d= 6 m
2
-:::... ..__ --
>< 0,28 -
0,26
0,24 - -{"'"" EL
DL
110 kV EL ::
--
1--
~ - - r- -....:..
_
- _.:.:;
r-·-1-·
1---
-=
380 kV: d= 9,6 m
Tabelle 9.4. Mitimpedanz von Freileitungen je Stromkreis bei Parallelbetrieb der Strom-
kreise
Q Einfachleitung:
Einfachleiter
L2
' ' • f.1o -+n-
Z1=R1+JW-
21t 4 r1
(1 1dJ
(9.37)
mit d=Vdu 12 du 13 d 1213
Bündelleiter
Z1, =-+JW- 1 dJ
R~ . f.1o ( -+ln-
n 21t 4n rB
(9.40)
mit rB =V n r r"-1 nach Gl. (9.38)
Doppelleitung:
Einfachleiter
_ R'L+JW-
Z '1- 1 l n-=~
. Jlo ( -+ d dmLIM2 J (9.41 a)
- 21t 4 rL dmLIM1
Bündelleiter
R~ . Jlo ( -+
Z '1 =-+JW- 1 ln-=~
ddmLIM2 J (9.41 b)
- n 21t 4n rB dmLIM1
mit d nach Gl. (9.24), rB nach Gl. (9.38) und dmuM 1, dmuMz wie
bei Gl. (9.41 a)
Vierfachleitung
Bündelleiter
Impedanzbelag der äußeren (a) Stromkreise Ll, L2, L3 oder
M1 M1' L1' L1 M1,M2,M3
Z'
-l(i)
R~ . f.lo ( -+
=-+JW- 1 In -d'- "dmu'Mz
=-=:.
J (9.42 b)
n 21t 4n rsdmLl'Ml
z' = z' + 2Z' = R' + m llo + }. m llo (.!_4 + ln 8E) +2m llo8 + 2]" m llo ln 8 E
l
-O -s -g L 8 21t rL 21t d
,
= R L+30J-+]OJ- 1 1 OE
llo . l1o ( -+3n,r-;; = R'0 +]"X'0 (9.43a )
8 2n 4 ~rLd 2
Für die Einfachleitung mit Bündelleitern geht Gl. (9.43 a) über in:
I
I I
--------------------~-----
1 I
l.L3
0
I l.q
Z~LIE Z~uE I
I z~L3E z~QE
Bei einem Nullsystem der Spannungen QLI = rlu = rlu = Q 0 können bei einer
unverdrillten Leitung Unterschiede in den Strömen ILI, IL2, Iu bis etwa 10%
auftreten, während man bei Verdrillung wie im Bild 9.13 gleich große Ströme
erwarten kann. Der Spannungsfalllängs des Erdseils ist Null, so dass man aus
der letzten Zeile der Gl. (9.44) den Erdseilstrom [q bestimmen kann:
z1 '2
_,?: LIQE
z~!L2E-
ZuQd~L2QE
Z~tL3E-
z' LIQEz' L3QE
-LILIE '
[AU~, ZQQE
ZL2QEZL!QE zl
ZQQE
'2
_,?: L2QE
ZQQE
l
-L3L3E '
z'QQE ZQQE ZQQE
Ist die Leitung verdrillt, so wird ZoLlE = ZoL2E = ZouE = ZoLE = Zf.oE mit dem
mittleren geometrischen Abstand zwischen dem Erdseil Q und den drei Lei-
terseHen Ll, L2 und L3:
Q lo Erdseil 0
!- ---lL; --- ----L1 ------~
L2 ll2 L2
L3
!Yo
a b E~~~~~~~~~~~~~~/
Bild 9.20a, b. Zur Ermittlung der Nullimpedanz einer Einfachfreileitung LI , L2, L3 mit
einem Erdseil Q
Tabelle 9.5. Erdstromtiefe Öri in Abhängigkeit vom spezifischen Erdwiderstand Öri = 1/KE
bei einer Frequenz f = 50 Hz für verschiedene Arten des Erdreichs
Art des Erdreichs Schwemm- Ton Poröser Quarz, fester Kalk Granit, Gneis
nach VDE 0228 land Kalk
undCCIF Mergel Sandstein, Toniger
Tonschiefer Schiefer
nach VDE 0141 Moor- Lehm-, Ton- Feuchter Feuchter Trockner Steiniger
boden und Acker- Sand Kies Sand oder Boden
boden Kies
PE Qm 30 50 100 200 500 1000 3000
I(E J..LS/cm 333 200 100 50 20 10 3,33
Öri m 510 660 930 1320 2080 2940 5100
l
mit
~QE = R6 + m J.lo + jm f.1o ( f.lrQ + ln 8E (9.50)
8 2n 4 r0
Leitung Berechnungsgleichungen
l
Q Einfachleitung ohne Erdseil
Q1 Q2
~~~
JLL
R' l1o . l1o [ -1+ 3 l n8E- -
Z 'I0 =-+3W-+JW- {9.43b)
L2 - n 8 21t 4n 8d2 Vr
=~=rl3 Einfachleitung mit einem Erdseil Q
12
z'IQ_z'I _ 3 Z:QLE
-O --o Z:QQE
{9.49)
z'IIQIQ2 = z'II
_o _o -6 z, 12
QIQ2LE
(9.55)
ZQIQ2E
M2 M3~ L3 L2
Einfachleitung: 11r = 1; ~ nach Gl. (9.27); r 8 nach Gl. (9.38); d = VdLJ 12 d 1213 d 13LJ nach
Gl. {9.24) ö
·
Doppe11eltung: z' = w-
-LME · l1o 1n -
l1o + JW- E ( gegenseitige
• • Nu11·1mpedanz ) (9.56)
8 21t dLM
9.4.4
Induktive Beeinflussung
Durch Erdkurzschlussströme oder Doppelerdkurzschlussströme (Kap. 15)
können Spannungen in metallischen Leitern, die in der Nähe von Hochspan-
nungsleitungen liegen, induziert werden. Zu diesen Leitern gehören Fernmel-
deleitungen, Rohrleitungen auf und unter der Erde, insbesondere wenn sie gut
isoliert sind [16.33], Elektrozäune usw. Liegt der induzierte Leiter k in der
Nähe des induzierenden Leiters i, so kann man den größten induzierten Span-
nungsbelag Ufk mit dem Imaginärteil von ZikE nach Gl. (9.26b) bestimmen:
(9.59)
Dabei ist rE der Erdseilreduktionsfaktor der beeinflussenden Freileitung. Für
rE · 310 setzt man den im Gebiet der Näherung zwischen i und k über Erde
fließenden Teilkurzschlussstrom ein (Bild 16.23). Die Gl. (9.26b) kann man
zur Berechnung von XfkE so lange verwenden, wie (1,85/0E)~(h; +hk) 2 +x~
< 0,5 bleibt [9.2]. Beif =50 Hz und PE= 100 Qm erreicht man ausreichende
Genauigkeit bis etwa d;k = 300 m.
Bei größeren Abständen d;k> die bei Beeinflussungsberechnungen beson-
ders dann zu berücksichtigen sind, wenn hochohmige Werte für den spezifi-
schen Erdwiderstand vorliegen, sind andere Näherungen [9.2] zu verwenden.
Bei Abständen d;k ::: <\: muss man zwischen der von einem Leiter in Luft er-
zeugten Induktion eines Luftleiters oder eines Erdleiters unterscheiden:
Luftinduktion durch einen Luftleiter mit h;::: 0 und hk ::: 0:
Bei X;k"" d;k> (h; + hk) 2 « X;k und (h; + hk) « <\: ergibt sich
Gl. (9.60) ist anzuwenden für (1,85/ 8E)~(h; + hk) 2 + xlk > 3,5 .
N
\0
0
Tabelle 9.7. Impedanzbeläge von Drehstromfreileitungen (Beispiele), Donaumastbild, ein Erdseil, Leiterseile Al/St 240/40, PE = 100 Qm, EL: ein
Stromkreis, DL: zwei parallele Stromkreise
110 4,1 10,1 10,8 EL: 0,12 + j0,387 St 50 1 0,324 + j1,363 3,5 0,528 + j2,167 5,5
Einfachseil DL: 0,12 + j0,393 Al!St 44/32 2 0,345 + j1,203 3,1 0,570 + j1,848 4,7
Al/St 240/40 0,229 + j 1,089 2,8 0,338 + j1,620 4,1
220 6,2 15,3 16,3 EL: 0,12 + j0,414 Al/St 44/32 2 0,326 + j1,183 2,9 0,531 + j1,782 4,2
Einfachseil DL: 0,12 + j0,420 Al/St 240/40 0,226 + j1,092 2,6 0,333 + j1,600 3,8
220 6.2 15.3 16.3 EL: 0,06 + j0,301 Al!St 240/40 0,166 + j0,971 3,2 0,273 + j1,479 4,9
2er-Bündel DL: 0,06 + j0,299
a=40cm
380 8,4 22,5 24,0 EL: 0,03 + j0,246 Al/St 240/40 0,136 + j0,916 3,7 0,242 + j1,400 5,6
4er-Bündel DL: 0,03 + j0,251
a=40cm \0
'Tl
(il
I St50: r= 1,15~50mm 2 /7t =4,59mrr.;R' = 1,5. (0,15 nmm2/m)/50mm 2 = 4,5 ntkm bei K'pe"'0,15 nmm 2/m undR~ IR~= 1,5 ;/1, = 25. ~
2 Al/St 44/32: r = 5,6 mm; R'1 = 0,657 ntkm; 11r"' 5 (eine Lage Al-Drähte).
:1
l"'
9.4 Impedanzen 291
0,4.----,-----.--------r--,
Bild 9.21. Gegenimpedanz-
kV/kA · km
belag u::;kEI zur Berech-
nung der induktiven
Beeinflussung. Parameter
ist der spezifische Erd-
widerstand PE
m 10' 2 · 10'
dik -
-rkE
Z~ /1o ( -4e- Jf·<:hk · 1- jkhkJ
=J·W- - mit -k=e j ~4 n~ (J)II /p E (9.61)
4 2 r-0
1t !s. xlk
Diese Gleichung ist anzuwenden für Ikxik I > 4 und h/xik « 1.
Für den Grenzfall mit hk = 0 (induzierte Leitung auf der Erdoberfläche) und
l!s.hd < 1 sowie xik""' dik erhält man aus Gl. (9.61) die Gleichung (9.60).
Bild 9.21 enthält IZikEI abhängig von dik (Bild 9.14) für verschiedene Werte
von PEausgehend von den Gln. (9.26b) und (9.60).
9.5
Kapazitäten
9.5.1
Allgemeines
Bei der Berechnung der Leitungskapazitäten geht man zweckmäßigerweise
wieder von der Anordnung Leiter-Spiegelleiter aus. Der Spiegelleiter wird un-
ter der Erdoberfläche so angeordnet, dass sich ein elektrisches Feld ergibt wie
bei einem Leiter über einer leitenden Platte, die an der Erdoberfläche ange-
ordnet ist und auf der die elektrischen Feldlinien senkrecht stehen.
Die von dem Ladungsbelag q' eines Leiters über der Erdoberfläche und dem
Ladungsbelag - q' seines Spiegelleiters unter der Erdoberfläche ausgehenden
292 9 Freileitungen
dilt.
b c i' e
Bild 9.22 a- c. Elektrische Feldstärke und Leiteranordnungen. a Elektrische Feldstärke und
Potentiallinien in der Nähe eines Rundleiters; b,c Leiter-Spiegelleiter-Anordnungen zur Be-
rechnung der Kapazitäten
Potenzialfelder lassen sich einzeln ermitteln und dann zum resultierenden Po-
tenzialfeld überlagern. Für die Ermittlung des Einzelpotenzialfeldes stellt man
sich vor, dass sich die Gegenladung auf einem unendlich weit entfernten zylin-
drischen Leiter befindet und damit keinen Einfluss auf das Potenzialfeld des
betrachteten Leiters hat. Hierbei bildet sich das elektrische Feld eines Leiters
mit dem Ladungsbelag q' radialsymmetrisch um den Leiter aus, wie im Bild
9.22a gezeigt. Die Äquipotenziallinien verlaufen senkrecht zur elektrischen
Feldstärke. Der Betrag der elektrischen Feldstärke nimmt mit dem Abstand s
vom Leiter ab und ergibt sich im Luftraum bei Er = 1 aus der Beziehung:
E= _1_ (9.62)
2rtE0 s
Das von dem Ladungsbelag q' ausgehende elektrische Potenzial im Abstand d
vom Leiter mit dem Radius r berechnet man über einen radialen Integrations-
weg, auf dem der Feldstärke- und der Wegvektor parallel liegen, aus der Be-
ziehung:
q' q' d
f
d
f
d
q> = - E ds + q>0 = - E ds + q>0 = - - - f -1 ds + q>0 = -
d
- - In- + q>0
r r 21tEo r 5 21tE0 r ( )
9.63
wobei q>0 das Bezugspotenzial an der Oberfläche des Leiters ist. (Bei d = r wird
q> = (/)o.)
Die Überlagerung der Potenziale q>i und q>; ausgehend von den Ladungen q;
und- q; des Leiters i und des Spiegelleiters i' im Bild 9.22 bin einem Aufpunkt
P des Luftraumes ergibt:
9.5 Kapazitäten 293
Mit
p.' =-1-ln 2h; (9.67)
" 21tt:o r;
wird der Maxwellsehe Potenzialkoeffizient, hier längenbezogen, für den Leiter
i eingeführt. Er hängt nur von der Geometrie ab, wenn t: = t:o bei t:r = 1 gilt. In
diesem Falle (Bild 9.22 b) ist die Kapazität des Leiters i gegen Erde:
C' - 1 - 21tt:o
LiE - P' - ------:u; (9.68)
" ln-'
9.5.2
Selbst- und Gegenpotenzialkoeffizienten von Leiterschleifen
Mit den Grundüberlegungen nach Abschn. 9.5.1 findet man zusätzlich zu dem
bereits definierten Selbst-Potenzialkoeffizienten P[; des Leiters i (Bild 9.22b)
auch den Gegen-Potenzialkoeffizienten für die Anordnung nach Bild 9.22 c mit
den Leitern i und k sowie ihren Spiegelbildern:
P;k' = -1 - 1n-=Pk;
d;k' ' (9.69)
21tt:o d;k
Bei Pik betrachtet man als Aufpunkt denLeiterkund setzt d' = d;k' und d = d;k
in Gl. (9.64) ein.
Bei der Anordnung nach Bild 9.22c werden damit die Spannungen der Lei-
ter i und k gegen Erde:
uLi = P[;qj + Pfkqk (9.70a)
ULk = pkk qk + N;qi (9.70b)
Pkk erhält man durch Tauschen der Indizes i gegen k in Gl. (9.67). Für den Ab-
stand dik kann man bei h;"" hk"" h auch setzen:
(9.71)
294 9 Freileitungen
Zur Ermittlung der Kapazitätsbeläge zwischen den Leitern und zwischen Lei-
ter und Erde werden die Gln. (9.70) nach den Ladungsbelägen aufgelöst:
(9.72)
Die Elemente der invertierten Matrix der Potenzialkoeffizienten sind die mit
kleinen Buchstaben c bezeichneten Kapazitätskoeffizienten. Durch Umordnen
entsteht unter Beachtung von ck; = c;k:
q[ = (c;; + c;k) Uu - c[k( Uu - ULk) = C~iE Uu + C~iLk ( Uu - ULk) (9.73a)
qk = (Ckk + ck;) ULk - Cki (ULk -
1
Uu) = C~kE ULk + C~iLk (ULk - Uu) (9.73b)
oder
(9.74)
C~iE und C~kE sind die Leiter-Erde-Kapazitätsbeläge und C~iLk der Leiter-Lei-
ter-Kapazitätsbelag der Anordnung nach Bild 9.22c.
Analog zum bisherigen Vorgehen können die Kapazitätsbeläge auch für
Mehrleiteranordnungen berechnet werden. Dies soll für die Drehstromein-
fachleitung mit den Leitern L1, L2 und L3 gezeigt werden bei zeitlich sinusför-
migem Verlauf der Ladungsbeläge. Entsprechend GI. (9.70) erhält man mit den
Selbst- und Gegen-Potenzialkoeffizienten ~iLi und P~iLk = P~kLi:
(9.75)
Durch Verdrillen der Leitung ergeben sich jeweils gleiche Selbst- und Gegen-
Potenzialkoeffizienten. Gl. (9.75) geht dann über in:
lQL2
QLI j-lp:
- pg
p~PS p~j lQ_;Ll
pg Q_L2
j (9.76)
QL3 p; p; p; Q_~3
3
1 1 1
3 21tE0
2hu
)
rL
2hL2
-+ n-
rL
(I
2hL3
-+ n -
rL
-) I I
(9.77)
=-1-ln 2h
21tE0 rL
9.5 Kapazitäten 295
(9.79)
(9.80)
Die Auflösung der Gl. (9.75) nach den Ladungsbelägen liefert die Kapazitäts-
koeffizienten:
(9.81)
Ausgehend von den gesuchten Teilkapazitäten im Bild 9.23 muss für die La-
dungsbeläge auch gelten:
Q'u = C{1EU:u + C{IL2 (U:u - U:L2 )+ C{IL3(U:u - U:u)
Q_'L2= c~2EQL2 + C~zu(U:L2- U:u) + c~lu<U:u- U:u) (9.82)
Q_'u = C~3EQL3 + C~IL3(QL3- U:u) + C~2L3(QL3 - QL2)
(9.83)
Aus dem Vergleich der Matrixelemente in den Gln. (9.81) und (9.83) können
die Teilkapazitäten der nicht verdrillten Leitung berechnet werden:
(9.84)
3
C'LiE = CLiLi
' + .O:::ßLiLj;
~ ' (9.85)
)=I
296 9 Freileitungen
L1
L2
=fcl1L2 =f Cul3
L3
=f cl2L3 1
CL1E CL2E
l CL3E
!!u
u" !u"
////////////////////////////////////////1///1//1///// E
Für die verdrillte Leitung wird entsprechend des symmetrischen Aufbaus der
Potenzialkoeffizienten nach Gl. (9.76) auch deren Inverse, die Matrix der Ka-
pazitätskoeffizienten gleichermaßen symmetrisch, so dass gleiche Leiter-
Erde-Kapazitätsbeläge C~iE = C~E und gleiche Leiter-Leiter-Kapazitätsbeläge
L~iLk = c~L entstehen.
Hat die Leitung ein oder mehrere Erdseile, so wird Gl. (9.75) um die ent-
sprechenden Zeilen und Spalten erweitert und anschließend auf die Leiter-
Erde-Spannungen reduziert, wobei ähnlich wie bei der Herleitung der Impe-
danzen im Abschnitt 9.4 hier modifizierte Potenzialkoeffizienten entstehen.
Am Beispiel einer Einfachleitung mit einem Erdseil soll dies gezeigt werden.
Die erweiterte Gl. (9.75) lautet:
II R'LIQ Q'u
[~" =
P{lLI P{lL2 P{lL3 I
P{2Ll P{2L2 P{2L3 : P{zQ Q~z
{lL2
I (9.86)
{lL3 P{3Ll P{3L2 P{3L3 ,:____
______________ P{3Q Q_'u
0 PQu PQL2 PQu : PQQ Q'
_Q
P{luQ P{1L2Q
= P{zuQ P{zLzQ
[
P{3uQ P{3L2Q
Der eingeführte Zusatzindex Q soll auf den Erdseileinfluss hinweisen. Ist die
Leitung verdrillt, ergeben sich wieder jeweils gleiche Selbst- und Gegen-Po-
tenzialkoeffizienten. Aus Gl. (9.87) wird:
9.5 Kapazitäten 297
(9.88)
(9.89)
rQ
2
( ln dLQ' ]
P' = P' _ P{Ö = _l_ln d' __1_ dLQ (9.90)
gQ g PQQ 2nE0 d 2nE0 ln 2hQ
rQ
Zusätzlich zu d nach Gl. (9.24) und d' nach Gl. (9.80) gilt:
9.5.3
Admittanzen in symmetrischen Komponenten
nr-P; ·~ · r'J
ohne Erdseil findet man:
Qz -
Q0
0
0
f>s
0
Pg 0
0
P; +2P;
Q;
g_;
=
rP,·0
0
P{
0
0
or,J
p~
0 Q;
Q_'3
(9.93)
[ Q~
~~
j =
p;- p;
0
P;-Pf
0
1
0
1
[u'jf OJn
Qz -
Qo
0
0
0
c;
0
0
c~
Q2
Qo
(9.94)
0 0
P,' + 2Pf
298 9 Freileitungen
u u
k~ 6. ;5
L3 C'
LL
L2 L3 3 CLL CLE L2 L3 L2
Daraus folgt mit P; nach Gl. (9.77) und P~ nach Gl. (9.78):
(9.95)
CI' -
-
21tEo 21t. 8,854 ·10-9F I km = 9,58 ·10-9F I km
ln (d I rd ln (1,6 m I (0,48 ·10-2 m))
C6= 21tE 0 = 21t·8,854·10-9Fikm = 4, 92 _10 _9 Fikm
3ln (2h I ~rLd 2 ) 3ln (2 · 5 m I ~0,48 ·10- 2 m · (1,6 m)Z)
Erdseile haben nur Einfluss auf den Kapazitätsbelag im Nullsystem, weil aus-
gehend von den Gln. (9.89) und (9.90) gilt: P;Q- P~Q = P;- P~. Für den Kapa-
zitätsbelag der Einfachleitung mit einem Erdseil Q ergibt sich:
C'Q - 1 21tE
= ____ 0_ _ __
___c:: 21tE0
o - p;Q + 2P~Q [
1
d' ]2 2
[ ln h+hQ )
LQ
2hd' 2 n dLQ
l n - - - 3 -'-----'-- 3ln-h--3 dLQ
rLd2 ln 2hQ \}r. d2
L
2ho-
ln
rQ rQ
(9.99)
(9.100)
[I2cr;, Q'
=jw -2
Q'
_I
=
rjwc:
0
0
jwC~ (9.101)
I~c Q~ 0 0
300 9 Freileitungen
Tabelle 9.8. Kapazitätsbeläge pro Stromkreis im Mit- und Nullsystem für verdrillte Frei-
leitungen
Leitung Berechnungsgleichungen
Q Einfachleitung
L2r
[6L1 C'l- 2n:Eo
I - d (9.95)
I~L3 ln-
rL
2n:E0
ohne Erdseil C'I-
0 - (9.96)
2h
3ln--
VrLd2
C'IQ_ 2n:E0
mit Erdseil: 0 - (9.99)
Q Doppelleitung
2n:E0
M16 6L1 C'II-
I - (9.105)
ln ddmLIM2
b b b b rLdmLIMI
M2 M3 L3 L2
I ohne Erdseil: C6 11 =
2n:E0
2h~(2h)2+d~LIM2
(9.106)
i I
3n
VrLd 2VdmLIMI d~LIM2
mit Erdseil:
J
c'nQ_ 2n:E0
0 -
(ln h+hq
l
3n
2h~(2h) 2 + d~LIM2 6
dLQ
(9.107)
VrLd 2 VdmLIMid~LIM2 ln 2hq
rq
Der kapazitive Strom im Mitsystem ist der Leerlaufstrom der verdrillten, kur-
zen und verlustfreien Leitung (9.5.2). Er wird auch als kapazitiver Ladestrom
bezeichnet und ergibt sich bei Betrieb der Leitung mit Nennspannung zu:
I'-wC'Un
C- I 13 (9.102)
Durch Multiplikation der Gl. (9.102) mit J3un entsteht der Ladeleistungsbelag:
(9.103)
In Netzen mit isoliertem Sternpunkt bestimmt die Kapazität des Nullsystem
den kapazitiven Erdschlussstrom. Aus der letzten Zeile der Gl. {9.101) erhält
man durch Rücktransformation bei I~ ==I; =I~ für den erdschlussbetroffenen
Leiter LI:
I~e == 31~ == f3w C~Un == f3w C~Un {9.104)
Ergänzt man die Teilkapazitäten der Leitung durch parallele Leitwerte, mit de-
nen die Ableitverluste und grob genähert auch die Koronaverluste berück-
sichtigt werden können, so überlagern sich den kapazitiven Strömen entspre-
chende Wirkströme. Bei verdrillter Leitung gilt:
9.5.4
Oberflächenrandfeldstärke
Q' 1
E =--·- (9.109)
max 21tEo rL
Bei Q' = C~UI .J3 und C~ nach Gl. (9.95) wird dann:
(9.110)
b
Bild 9.25 a, b. Zur Berechnung der maximalen Randfeldstärke eines Bündelleiters. a Vierer-
bündel; b Verzerrung eines homogenen elektrischen Feldes durch einen ungeladenen zy-
lindrischen Leiter
Teilleiter, die auf der von der Bündelleiterachse abgelegenen Seite liegt. Bei ei-
nem Bündelleiter mit n = 4 Teilleitern nach Bild 9.25 a z. B. hat der Teilleiter 1
die Ladung Q~ = Q'l4. Die Teilleiter 2, 3 und 4 erzeugen am Ort des Teilleiters
1 die Radialkomponenten E2 " E3 " E4 r. Man erkennt aus Bild 9.25a, dass diese
Radialkomponenten gleichen Betrag aufweisen:
. Q' ln 1
E 2r = E 2 sma = - - · - = E 3r = E 4r (9.111)
21tE0 2rr
n Q' In 1
I,Eir = - - ( n - 1 ) - (9.112)
i= l 21tE0 2rr
EmaxB = E1 + 2I,Eir
n 1
= -Q' -In [ -
rL
1]
+(n - 1) - (9.113)
i=l 21tE0 rr
E
maxB
= .!!___ __g_ [_!__ + (n _ 1) __!__] = .!!___ __g_ [_!__ + (n -1)
f3 n21tEo TL TT f3 n21tEo TL
2 sin 1t I n
a
l
(9.114)
Einzusetzen sind die Kapazitäten des Mitsystems nach Tabelle 9.8, wenn man
den Leiterradius durch den Bündelleiterradius r 8 ersetzt. Für die Doppellei-
304 9 Freileitungen
'""}
kV/cm 16,71 17,66 11 ,95 13,10
f rnaxl2 (efte~iv) kV/cm 15,06 15,06 16,65 16,65
f max l3 kV/cm 17,66 16,71 13,10 11 ,95
Bild 9.26. Kapazitätsbeläge im Mit- und Nullsystem und maximale Randfeldstärke, sowie
Einzelwerte der Kapazitätsbeläge und der Randfeldstärken einer Leitung mit vier Strom-
kreisen (2 x 380 kV: Viererbündel Al!St 560/50 mm 2 oben und 2 x 220 kV: Zweierbündel Al!St
240/40 mm 2 unten)
9.5 Kapazitäten 305
EmaxB2=
u
-.J3 2·ln ddmLIM2
[ 1+~2]
rL
(9.115a)
-J;:;; dmLIMI
E
maxB4
=~
-.J3 4 ·ln d dmLIM2
[__!__+
rL
3{2]
a
(9.115b)
VfirLa 3 dmLIMI
Bild 9.26 zeigt als Beispiel die Kapazitäten und die Randfeldstärken einer Lei-
tung mit vier Stromkreisen. Zusätzlich sind die Einzelkapazitäten und einzel-
nen Randfeldstärken angegeben, um zu zeigen, wie weit die Einzelwerte von
den Mittelwerten des Mitsystems abweichen können.
Ausgehend von der elektrischen Randfeldstärke lassen sich näherungs-
weise die HF-Störfeldstärken und auch die hörbaren Geräusche einer Leitung
bestimmen. Bei einer 380-kV-Doppelleitung mit Viererbündeln und einer
Randfeldstärke von 15 kV/cm ergeben sich z.B. eine Störfeldstärke von EHF =
43 dB über 1!-!V [EHF/dB = 20 · lg (EHF/1-!V)] bei500kHz nach CISPR und hör-
bare Geräusche von etwa 50 dB(A) bei nassem Wetter. Zur maximalen elektri-
schen Feldstärke am Erdboden unter der Leitung und am Rande des Schutz-
streifens findet man Angaben im Abschn. 9. 7 und in [1.24].
9.6
Die Leitung im stationären Betrieb
9.6.1
Leitungsgleichungen
Die homogene Leitung (Freileitung oder Kabel) mit der Länge l wird durch die
allgemeinen Leitungsgleichungen beschrieben [9.4]. Unterschieden wird zwi-
schen Mit- und Nullsystem. Für den Zusammenhang zwischen den Spannun-
gen und den Strömen am Anfang (A) und am Ende (E) der Leitung gilt im
Mitsystem:
(9.116)
306 9 Freileitungen
a 01
]u1A
l'i
]u1E
b 00
j
YOA
Io
]uaE
Bild 9.27 a, b. Vierpoldarstellungen der homogenen Drehstromleitung. a Mitsystem = Ge-
gensystem; b Nullsystem
Dabei sind:
z -
-Wl-
R{ + jwL{
G{ + jwC{
derWellenwiderstand im Mitsystem, (9.117)
l[
Gln. (9.116) bis (9.118):
U
[ -lA = 1cosAR (9.119)
[ 1A j - - sinAR
Zwl
r
-1
=jA = jw~ L{C{ (9.121)
Führt man bei Vernachlässigung der inneren Induktivität L~ nach Gl. (9.37)
und~ nach Gl. (9.95) ein, so findet man als Näherung für die Freileitung mit
Jlr = 1 und er= 1:
(9.122)
(9.123)
Dabei sind ~ Jlo I t:0 = 377 Q der Wellenwiderstand des Vakuums, c = 11 ~ J.loeo
die Lichtgeschwindigkeit und A, = elf die Wellenlänge. Bei f = 50 Hz wird
9.6 Die Leitung im stationären Bereich 307
a
Bild 9.28a, b. rc-Ersatzschaltung. a Mitsystem (Gegensystem); b Nullsystem
(9.124)
Bei einem Kabel mit Er= 4 (Tabelle 10.1) und f.1r = 1 ergibt sich v"' 150000 km/s.
9.6.2
Ersatzschaltungen für die kurze Leitung
Auf der Grundlage der Gl. (9.35) und der entsprechenden Gleichung bei Vor-
handensein von Erdseilen sowie der Gl. (9.108) lassen sich für die kurze Lei-
tung im Bereich der Betriebsfrequenz gültige TC- oder T-Ersatzschaltungen an-
geben. Meist wird die rc-Ersatzschaltung bevorzugt, weil sie keine inneren
Knoten enthält. Bei Aufteilung der Admittanzen auf Anfang und Ende der Lei-
tung ergeben sich die Ersatzschaltungen im Bild 9.28. Zur gleichen Ersatz-
Tabelle 9.10. Impedanz ZtA am Anfang der Leitung bei am Ende kurzgeschlossener (Z: 1E
= 0), leerlaufender (Z:1E= oo) und reflexionsfrei abgeschlossener Leitung (Z:1E = Z:w 1)
9.6.3
Wellenwiderstand und natürliche Leistung
Die Gln. (9.117) und (9.118) kann man unter Einführung von
R' G'
tan.1 = - 1 (9.125) tan8=-1- (9.126)
mL{ mC{
.
z
- 1E +tanhy fJ.
_ Q1A _ Z.mcoshr/+Z.w1smh1~} _ Z.w1 - 1 (9.129)
Z1A ---Zw1 -Zw1-=-'!..!....__ __
- l1A - r
Z.m sinh -1 fJ. + Z.w1 cosh -1 fJ. - r
1 +--tany
Z.m fJ.
Z.w1 -1
Für ausgezeichnete Werte von Z:1E gelten die Ergebnisse für Z:1Ain Tabelle 9.10,
wenn man die verlustbehaftete Leitung beliebiger Länge betrachtet und Nähe-
9.6 Die Leitung im stationären Bereich 309
rungslösungen für die verlustlose Leitung und für die verlustlose kurze Lei-
tung vergleicht.
Für die am Ende mit ZWl abgeschlossene verlustlose Leitung bzw. für eine
entsprechende Belastung der Leitung am Ende gilt ausgehend von Gl. (9.119)
mit ll1E = Zwd1E:
(9.130a)
(9.130b)
Spannung und Strom auf der ganzen Leitung sind in diesem Falle in Phase und
dem Betrage nach konstant. Bild 9.29 zeigt das Zeigerdiagramm für diesen
Fall.
Bei einer verlustlosen am Ende offenen Leitung mit 11E= 0 ergibt sich nach
Gl. (9.119):
1 ulE uE 1
UlE =UlA unddaraus - = - = - - - (9.131)
cos(ßl f) UIA U A cos(ßi€)
Der kapazitiv bedingte Anstieg der Spannung der am Ende offenen Leitung,
dargestellt im Bild 9.30 für einen 380-kV-Stromkreis mit ß1 = 1,021 · 10-3 rad/
km nach Gl. (9.131), wird als Ferranti-Effekt bezeichnet. Für die in diesem Fall
(I1E= 0) am Anfang der Leitung aufgenommene kapazitive Ladeleistung Qc er-
mittelt man:
Qc ist im Bild 9.31 dargestellt für einen 380-kV-Stromkreis mit Zw 1 = 241 Q bei
UA = 380 kV.
Beim Betrieb der Leitung nach den Gln. (9.130) bzw. nach Bild 9.29liegt
Betrieb mit natürlicher Leistung p nat vor. Mit ulA = ulE = U/ .f3
wird:
(9.133)
Die natürliche Leistung gilt als Vergleichsmaß für die Beurteilung der Über-
tragungsfähigkeitlanger Leitungen. Tabelle 9.11 enthält Angaben zur natür-
310 9 Freileitungen
1,3 500
Mvar
I 400
1,2
I /
300 J
UmlU, L / V
V Oe 200
....... / /
100
V
0,9 0
V
0 100 200 300 400 km 600 0 100 200 300 400 km 6
e- e-
Bild 9.30. Spannungsanhebung am Bild 9. 31. Kapazitive
Ende der offenen Leitung nach Ladeleistung Qc einer 380-kV-
GI. (9.131) ß1 = 1,021 · 10- 3 rad/km Leitung mit Zw1 = 241 Q
9.6.4
Verluste, wirtschaftliche Stromdichte
Für den Wirkverlustbelag des Dreileiterstromkreises einer Freileitung gilt
ausgehend vom Wirkwiderstandsbelag R; = R~ des Leiters bzw. des Teilleiters
bei n Teilleitern eines Bündelleiters:
PVL-
I - 3 R{ ]2L-- 3-1- J2L-- 3 _1_ J2L (9.134)
n l( · nq l(qs
Dabei ist h der gesamte Leiterstrom (h = n IT, wenn IT der Teilleiterstrom bei
Bündelleitern ist). Bei einem Stromkreis mit drei Leitern Al!St 240/40 mm 2
und einer Stromdichte von 1 A/mm 2 ergibt sich bei n = 1 der Wirkverlustbe-
lag von P~L = 3 · (240 A) 2 • 0,12 Q/km = 20,7 kW/km (Tabelle 9.11). Bei einem
Stromkreis mit Leitern aus Viererbündeln 4x 240/40 mm 2 findet man eben-
falls bei einer Stromdichte von 1 A/mm 2 einen Wirkverlustbelag des Dreilei-
terstromkreises von P~L = (1/4) · 3 · (4 x 240 A) 2 • 0,12 Q/km = 82,9 kW/km
(Tabelle 9.11).
Die Summe der mittleren Koronaverluste und der Verluste durch Ableit-
ströme über Isolatoren sind klein gegenüber den Wirkverlusten. Sie werden in
der Regel vernachlässigt. Koronaverluste können an Versuchsleitungen ab-
hängig von der Randfeldstärke und von der Witterung statistisch erfasst wer-
den. Bei Viererbündelleitungen 380 kV liegen die mittleren Koronaverluste
(Allwetterverluste) bei 1 bis 2,2% der Wirkverluste bei Betrieb mit Pnat [9.8].
9.6 Die Leitung im stationären Bereich 311
Tabelle 9.11. Wellenwiderständ e im Mit- und Nullsystem sowie Leistungen von Hochspan-
nungsfreileitunge n pro Stromkreis (Anhaltswerte)
Leitung Zwo I
p~IA 2 =
Zw1 Pnat SÜ,IA P~,IA sd sübl.
belegung
AI!St
Die jährlichen Kosten für die Übertragung elektrischer Energie über eine
Freileitung setzen sich aus den jährlichen festen Kosten und den jährlichen
Kosten für die Verluste zusammen. Da durch eine Vergrößerung des Quer-
schnitts die Investitionskos ten und damit die jährlichen festen Kosten steigen,
gleichzeitig jedoch die Verlustkosten zurückgehen, kann man bei vorgegebe-
ner Spannung den Querschnitt so bemessen, dass die Gesamtkosten ein Mini-
mum erreichen. Man spricht dann von einem wirtschaftliche n Querschnitt qw
und einer wirtschaftliche n Stromdichte Sw. Sind K~ 1 die Errichtungskos ten der
Doppelleitung nach Gl. (9.1), a der Jahresfaktor für Zinsen, Amortisation,
Wartung und Reparaturen, kgv der Gesamtkostenf aktor für Stromwärmeve r-
luste und P~m der maximale Verlustbelag der Doppelleitung, so ergeben sich
die jährlichen Kosten (Index a für anno) wie folgt:
Ausgehend vom maximalen Strom Imax der Leiter während des Jahres gilt für
die Verluste der Doppelleitung:
' _ 2 . 3J~ax
PVDL- (9.137)
K·qs
Setzt man K~L nach Gl. (9.1) und kgv nach Gl. (9.136) in Gl. (9.135) ein und dif-
ferenziert dann partiell nach dem Gesamtquerschnitt q8 , um so die wirt-
schaftliche Stromdichte zu finden, die zu minimalen Jahreskosten führt, so
wird:
Für das dritte vom Querschnitt abhängige Glied der Gl. (9.1) wurde als Vor-
faktor A~ \in
€1(mm 2 ·km) eingeführt. Das Minimum der Kosten und derwirt-
schaftliche Querschnitt liegen also dann vor, wenn der jährliche Anteil der
querschnittsabhängigen Kosten gleich den Verlustkosten wird. Für die wirt-
schaftliche Stromdichte Sw ergibt sich daraus:
(9.139)
Für den Arbeitsverlustfaktor ?J setzt man Werte zwischen 0,4 und 1,0 ein abhän-
gig von der Form der geordneten jährlichen Belastungskurve. Im Verteilungs-
netz und im Verbundnetz verwendet man für die Kostenermittlung bei Strom-
wärmeverlusten etwa 0,4 [1.18], während man bei Einspeiseleitungen für
Grundlastkraftwerke mit einem Faktor ?J in der Nähe von 1,0 rechnen kann,
ebenso wie bei lastunabhängigen Verlusten (z. B. dielektrischen Verlusten).
Bei einer 380-kV-Doppelleitung mit Viererbündeln Al!St 240140 mm 2, q8 =
960 mm 2, wird näherungsweise für das Jahr 2000 nach Gl. (9.1): K~L = (52,2 +
0,366 · 380 + 174 · \14 ·
0,96) T€1km = 427,5 T€1km. Mit Gl. (9.139) wird dann
bei den angenommenen Werten kL = 180 €1kWa, kA = 0,06 €1kWh, ?J = 0,4,
Tb= 8760 hla und a = 0,12 (lla) für Amortisation, Verzinsung, Wartung und
Reparatur von stationären Einrichtungen wie Transformatoren, Schaltanlagen
und Leitungen im Drehstromnetz in diesem Beispiel:
0,12(11 a) ___
I mm__:____:_..:....___:_ ·174\14 (€ mm km) = 0,65 -A-
.:.___I___
s = _6 ·34(Sm
___:____ 2) • 2
~
w
[180(€ lkWa) + 0,4 · 8760 (h I a) ·0,06(€1kWh)] mm 2
9.6 Die Leitung im stationären Bereich 313
9.7
Wirkung der Freileitung auf den Menschen
9.7.1
Elektrische und magnetische Feldstärke am Erdboden
Etwa 1972, nach öffentlicher, auch 30 Jahre später noch andauernder Diskus-
sion, setzte die intensive Forschung über die Wirkungen der elektromagneti-
schen Felder auf den Menschen ein [9.46]. Die Diskussion über die Gefahren
der 50-Hz- Felder, die bei der elektrischen Energieversorgung auftreten, wird
wachgehalten durch das verbreitete Interesse an parapsychologischen Effek-
ten, durch Schadensberichte sogenannter Fachleute, durch das Interesse am
Verkauf von Gutachten und Schutzeinrichtungen zur Abwehr angeblicher Ge-
fahren und schließlich durch Überlegungen dahingehend, hiermit ein Argu-
ment gegen den Neubau energietechnischer Anlagen (wie Freileitungen) in
der Hand zu haben [9.46].
Damals wurde auch versucht, die physikalischen Kenngrößen des elektri-
schen und magnetischen Feldes möglichst genau anzugeben, um dadurch die
Grundlagen für biomedizinische Untersuchungen zu schaffen [9.28, 9.31,
9.32].
Die Höhe der elektrischen Feldstärke am Erdboden (oder in der Nähe des
Erdbodens) unter einer Drehstromfreileitung wird beeinflusst durch die Höhe
der Betriebsspannung, die Geometrie des Mastbildes und die Anordnung der
Leiter am Mast. Der Höchstwert der elektrischen unbeeinflussten Feldstärke ist
in Spannfeldmitte am Punkt des maximalen Durchhangs der Leiterseile zu er-
warten. Die unbeeinflusste elektrische Feldstärke E0 kann durch Messung oder
durch Berechnung ermittelt werden. Nach den Angaben in [9.31] sind für
die effektiven Maximalwerte Eomax unter Freileitungen etwa 1. .. 2 kV/m bei 110
kV, etwa 2,5 ... 6 kV/m bei 220 kV und etwa 5 ... 6 kV/m bei 380 kV zu erwarten.
In 380-kV-Schaltanlagen rechnet man mit Werten bis etwa 12 kV/m. Unregel-
mäßigkeiten des Erdbodens oder des Bewuchses haben einen merklichen Ein-
fluss auf die Höhe der elektrischen Feldstärke am Erdboden. Eine Person in
diesem niederfrequenten (50 Hz) elektrischen Feld wirkt wegen seines gerin-
gen Körperwiderstandes ähnlich wie ein metallischer Körper und verzerrt da-
mit das elektrische Feld in Bodennähe erheblich. Die elektrischen Feldlinien,
die bei ungestörtem Feld senkrecht auf den Erdboden treffen, stehen nun nähe-
rungsweise senkrecht auf dem menschlichen Körper. Da die erhöhte Feldstärke
an der Körperoberfläche wenig aussagefähig ist, gilt das Hauptaugenmerk dem
Verschiebungsstrom zum menschlichen, elektrisch leitfähigen Körper. Aus ei-
ner Vielzahl von Messungen wurde eine konstante Beziehung zwischen dem ge-
samten Verschiebungsstrom zum Körper und der ungestörten elektrischen
Feldstärke von lvfE0 = (14 ... 15) 1-lA/(kV/m) gefunden [9.31, 9.46]. Die Verschie-
bungsströme enden auf der Körperoberfläche und setzen sich im inneren, leit-
fähigen Gewebe als galvanische Ströme fort. Der Feldkonzentration entspre-
chend tritt die maximale Stromdichte am Kopf auf.
314 9 Freileitungen
Leitung hmin
I
Eomax
2
Jdmax
3
Bomax 4
m kV/m A J.tT
1X 10 kV 6 0,1 300 6
2X 30 kV 6 0,6 400 10
2X 110 kV 6 2,6 650 20
2X 220 kV 6,75 5,1 1300 30
2X 380kV 7,8 9,6 2600 55
(9.140b)
Die von der negativen Ladung auf dem Spiegelleiter ausgehenden Komponen-
ten ergeben sich entsprechend:
Q' sma;
E'- ==-_Li . ' ==- Q'Li x-a;
-xl 21tE0 s; 21tE0 (x- a;)l + (y + h;)l
(9.141 a)
Q'Li y+hi
(9.141 b)
21tE0 (x-a;)l +(y+hY
E ==
-x
±Q~i
i=I 21tE 0
[ x-ai
(x- ai )2 + (y- hi )2 (9.142a)
==Re{g.}+jimLL}
316 9 Freileitungen
y
h; ________ ~Li
:"
~
a, '-
~
"'s'-
+!~ -------- !H,,
: :
y ------ -- -p •..............,:
: Hv
0+-----~--~~+-------
0+-----,_-------r------+
X
a; 1 x X
I
I s;
b
I
. I
l5J
j I
[I
L' :
-h;· - - ------'· -OLl
a
Bild 9.32a,b. Zur Berechnung der elektrischen und magnetischen Feldstärke unter einer
Freileitung. a elektrische Feldstärke im Aufpunkt P herrührend vom Ladungsbelag Q~; des
Leiters L; und der Ladung- Q~; des Spiegelleiters L;; b magnetische Feldstärke im Aufpunkt
P herrührend vom Strom Iu des Leiters L;
E = I Q'u [ y - h; y+h; ]
-Y i=I 2n:t:0 (x - a;)Z + (y-h;)Z (x- a;)l + (y + h; )2 (9.142b)
=Re {ßy}+ j Im f&y}
Der resultierende Feldstärkevektor ergibt sich aus:
. 1 . * . .1 . * .
E = E X (t)+]E Y (t) = -[E eJwt+ -E X e- Jw1 ]+J - [E eJwt+E
- Y
e- Jwt]
2 -X 2 - Y
(9.143)
1
=-[E +J"E . 1
]eJwt+-[E *
+J"E * .
]e-Jwt
2 -X - Y 2 - X - Y
Nach Gl. (9.143) verläuft der Feldstärkevektor auf einer elliptischen Orts-
kurve, die während einer Periode der sinusförmigen Ladungsänderung ein-
mal durchlaufen wird. Das Maximum des Effektivwertes ergibt sich in dem
Augenblick, in dem die beiden entgegengesetzt rotierenden Anteile in Gl.
(9.143) phasengleich sind. Es gilt dann:
9.7 Wirkung der Freileitung auf den Menschen 317
(9.145)
Als Beispiel soll die elektrische Feldstärke am Erdboden unter einer Dreh-
stromdoppelleitung mit Donaumasten nach Bild 9.33 näher betrachtet wer-
den. Als geringste Leiterhöhe wird der zulässige geringste Abstand der Leiter-
seile vom Erdboden zugrunde gelegt.
Die Ladungen berechnen sich mit der Matrix der Kapazitätskoeffizienten
[s. Gl. (9.81)] aus:
.~.L.3
c~3u Cuu c~3L3 CL3Ml c~3M2 c~3M3 U:u (9.146)
u:Ml
I I I I
Q M!
1 CM!Ll c~IL2 CMIL3 . CM!Ml C~IM2 CMIM3
I I I
CM2Ll c~2L2 c~2L3 : CM2Ml c~2M2 CM2M3 QM2
Q M2
1
I I I
c~3u CM3L2 CM3L3 'c~3MI CM3M2 c~3M3 QM3
Q M3
1
Q;j = [(c~iLI + c~iMI) + !!2 (c~iL2 + c~iM2) + ;!(C~iL3 + c~iM3) l unI 13 = K~i unI 13
(9.148)
Für das Zahlenbeispiel380 kV wird:
K~ 1 = K~ 4 = (15,74- j 0,37)pFim; K~ 2 = K~ 5 = (-6,26- j11,22) pFim;
K~ 3 = K~ 6 = (-7,84 + jl3,22) pFim
318 9 Freileitungen
Un kV 110 380
Seile 1 X 240/40 4 X 240/40
rL/rs cm 1,095 17,74
'
M1 M3 I. hl1 m 61 7,81
m 10 16,8
I hl2
hl3 m 6 7,8
al1 m 6,7 14,2
ilt.2 m 4,95 11 ,0
aL3 m 3,2 7,8
'/_
1Mindestabstand gegen Erdboden nach VDE 0210
B - J.lo ~ I x- a; - R {B } . I {B }
x-a; )2 + ( y- h; )2 - e -Y + J m -Y
-Y - 2 L..t -Li ( (9.150b)
1t i=I
Der resultierende Vektor der magnetischen Flussdichte verläuft wie der der re-
sultierenden elektrischen Feldstärke auf einer elliptischen Ortskurve. Derma-
9.7 Wirkung der Freileitung auf den Menschen 319
10 80
kV (\
m
8 J \\. I..\in1,7 mHöhe 0
I 'yL=2580A
J '/.:' '·\ 380 kV 60
7
I 1\
6-
I r-''
am
:·-\
Erdboden '
i 50
J h +3m \
380 kV
ximale Effektivwert wird analog zu GI. (9.144) berechnet. Der nach [N9.5] be-
rechnete Effektivwert:
9.7.2
HF-Störfeldstärke und Geräuschpegel
Neben den im Abschn. 9.7.1 bereits behandelten elektrischen und magneti-
schen Feldern in der Nähe einer Hochspannungsleitung treten noch weitere
Wirkungen auf wie die Hochfrequenz-Störfeldstärke und bei Spannungen
über 220 kV auch Geräusche während schlechten Wetters.
320 9 Freileitungen
Dabei sind:
Emax(B)iMaximale Randfeldstärke eines Leiters nach Gl. (9.109) oder des
Bündelleiters nach Gl. (9.114) für den Bereich 12 kV/cm::; Emax(B)::; 20
kV/cm, n = 1 ... 4; Teilleiterabstand 20r::; a::; 40r (i = Ll, L2, L3)
r Teilleiterradius 1 cm ::; r::; 2,5 cm
Ds; Abstand Sender (Leiter)-Messantenne mit10m::; Ds::; 50 m
Die Faktoren der Gl. (9.152) sind experimentell aus statistischen Messungen
gefunden. Die messtechnische Bestätigung für Gl. (9.152) liegt für Leitungen
bis 750 kV vor. Die Berechnung für EHF wird getrennt für alle drei Leiter am
gleichen Aufpunkt vorgenommen. Die Gesamt-HF-Störfeldstärke EHFges wird
nach entsprechender Sortierung EHFu > EHFL2 > EHFL3:
EHFges = EHFLI> wenn EHFLI > EHFL2 + 3 dB und > EHFL3 + 3 dB gilt oder
EHFges = EHFU : EHFL 2 + l,SdB , wenn die obige Bedingung nicht zutrifft.
zwischen 20 )..LP und 100 11P erfassen. In der Praxis wird der Schalldruckpegel
(Geräuschpegel) in Decibel (dB) angegeben als Lp = 20 1g(plp0 ) dB mit dem
Bezugsschalldruck Po = 20 )..lPa.
In einzelnen Ländern entwickelte Methoden zur Berechnung findet man in
[N9.6]. Berechnete Werte für Freileitungen 110 kV bis 1150 kVsind in A.ll an-
gegeben. Die Messung erfolgt auch hier wieder zwei Meter über dem Erd-
boden.
Das wachsende Umweltbewusstsein hat auch zur Kritik an der optischen
bzw. ästhetischen Auswirkung [9.34] der Freileitungen geführt. Ein unange-
nehmer Eindruck entsteht häufig dann, wenn mehrere Freileitungen unter-
schiedlicher Spannung mit unterschiedlichen Mastabständen parallel verlau-
fen und wenn zudem noch Kreuzungen auftreten. Daraus erwächst die Auf-
gabe, Mittelspannungsleitungen so weit wie möglich zu verkabeln und bei
Hochspannungsleitungen 110 kV und darüber die Maste ästhetisch zu gestal-
ten und die Leitung der Landschaft anzupassen [9.26, 9.48]. Die 110-kV-Lei-
tung im Klein-Walsertal stellt ein gutes Beispiel dar.
10 Kabel
10.1
Allgemeines
Die Kabeltechnik weist eine Tradition von über 150 Jahren auf. Bereits im
Jahre 1847 wurde ein Kabel in Berlin verlegt (Guttapercherpresse von Siemens
zur Herstellung isolierter Leitungen). Ab 1890 wurden papierisolierte Ener-
giekabel also Kabel mit geschichteter Isolation eingeführt. Im Jahre 1920 wur-
den die ersten 60-kV-Kabel in Betrieb genommen. Die höchste Nennspannung
für Kabel im Betrieb liegt im Jahre 2000 bei 500 kV. Entwicklungsarbeiten für
1000 kV werden durchgeführt.
Leitungen und Kabel werden in der Regel nach nationalen oder internatio-
nalen Normen hergestellt und geprüft [10.2, 10.32, 10.36]. Bei den Energieka-
beln unterscheidet man Einleiter-, Dreileiter- und im Niederspannungsbe-
reich Vierleiter- oder sogar FünfleiterkabeL Die Kabel werden, wie auch die
Freileitungen, nach ihrer Nennspannung bezeichnet, bei Einleiterkabeln z. B.
durch die Angabe U = Un, während man bei Drehstromkabeln häufig U01Un
mit U0 =Uni {3 findet. Kabel müssen dauernd mit Um betrieben werden kön-
nen.
10.2
Aufbau der Kabel
Energiekabel sind aus den Leitern, der Isolierung und den Mänteln bzw. Schir-
men aufgebaut. Ein Buchstabenkennzeichnungssystem nach Tabelle 10.3 er-
leichtert die Verständigung. Als Werkstoffe für die Leiter wird entweder weich-
geglühtes Elektrolytkupfer oder Leitaluminium verwendet. Als Bauformen der
Leiter kommen entweder eindrähtige oder mehrdrähtige Rund- oder Sektor-
leiter in Betracht und in Sonderfällen auch Hohlleiter, z. B. bei Ölkabeln. Bei
sehr großen Querschnitten von 1000 mm 2 oder darüber kann man die Leiter
in Segmente unterteilen, um die Stromverdrängung und die höheren Strom-
wärmeverluste infolge des Skin-Effekts (Hautwirkung) herabzumildern. Bild
10.1 zeigt Querschnittsformen und dazugehörige Leiter-Aufbaukurzzeichen
für ein- und mehrdrähtige Leiter.
324 10 Kabel
a b c d e f
Bild 10.1 a- g. Querschnitte, Drahtzahl und Aufbau- Kurzzeichen für Leiter von Starkstrom-
kabeln. a Rundleiter eindrähtig (RE); b Sektorleiter eindrähtig (SE); c Rundleiter mehr-
drähtig (RM); d Rundleiter mehrdrähtig verdichtet (RM/V); e Sektorleiter mehrdrähtig
(SM), meist verdichtet; f Rundleiter mehrdrähtig verdichtet mit Hohlkanal (RM/V .. . H);
g Segmentgeteilter Hohlleiter für große Querschnitte
a Bei papierisolierten Massekabeln rechnet man mit E, = 4 und tan 8 = 10 · 10-3; bei Ölka-
beln und Gasdruckkabeln mit imprägniertem Papier mit E, = 3,3-3,7 und tan8 = (4-S) ·
10-3.
b Die hier angegebenen Durchschlagfeldstärken gelten für dünne Probestücke, nicht jedoch
für die Isolation des Kabels mit größeren Dicken.
'Bei 800Hz.
d [ 10.32]: tan8 = 0,4 · 10- 3.
Tabelle 10.2. Dicke der Isolierung von Kabeln, zulässige Betriebstemperaturen (Dauertem-
peraturen) und zulässige Kurzschlusstemperaturen (Endtemperaturen)
Zulässige Betriebstemperatur ßd in oc
Spannung, kV
Zulässige Kurzschlusstemperatur ße in oc
80
0,6 - 1 und 3,5/6
180c)
65/70b) ) 160
70
5,8/10
165/170c)
65 70 90
11,6/20
155 150 250c)
60
17,3/30
140
34,7/60 55
- ) 85
135 145
64/110
E eindrähtige Leiter 4 X 10 RE
M mehrdrähtige Leiter 1 x 95 RM
R Leiter mit kreisförmigem Querschnitt 1 X 95_RM
s Leiter mit sektorförmigem Querschnitt 3 x 50.S.M
V verdichteter Leiter 1 x 500 RMY:
a b c
d
10.3 Kabelauslegung und Belastbarkeit 329
10.3
Kabelauslegung und Belastbarkeit
10.3.1
Allgemeine Überlegungen
Bei Kabeln mit natürlicher Kühlung müssen die Stromwärme der Adern, der
metallischen Umhüllungen und Mäntel ebenso wie die dielektrischen Verlu-
ste in der Kabelisolierung im stationären Betrieb über die Kabeloberfläche an
die Umgebung abgegeben werden. Bei Kabeln im Erdboden muss die gesamte
Verlustwärme über die Wärmeleitung des Erdbodens an die Atmosphäre
gehen.
Die Temperaturdifferenz L'1ß zwischen der Leitertemperatur eines Kabels 73t
und der Temperatur der Umgebung 13-u hängt von dem Gesamtverlustbelag P~g
des Kabels, der radial nach außen abgegeben werden muss, und der Summe
der Wärmewiderstände TI (thermal resistances) [N10.4] ab. Der Wärmefluss
folgt einem dem ohmscheu Gesetz ähnlichen Gesetz (die Temperaturdifferenz
L11J = 13-L - 13-u entspricht der Potenzialdifferenz, der Wärmefluss (längenbezo-
gene Verlustleistung) P~g dem Strom und der Wärmewiderstand TI dem elek-
trischen Widerstand):
(10.1)
Der Wärmewiderstand TI setzt sich aus folgenden Anteilen zusammen:
T1s Wärmewiderstand der Isolation
Tsi Wärmewiderstand der inneren Schutzhülle
Tsa Wärmewiderstand der äußeren Schutzhülle, z. B. des PVC-Mantels
TE Wärmewiderstand des Erdbodens bei Erdverlegung bzw.
TLu Wärmewiderstand für Konvektion und Strahlung bei Verlegung in
Luft
330 10 Kabel
-- - Leiterverluste PV,. = RL J2
Dielektrische Verluste P:.O
,____ Wärmewiderstand der Isolation Tb
-- - Mantelverluste P~
Wärmewiderstand der inneren Schutzhülle T50
Bewehrungsverluste P:,..
1---- Wärmewiderstand der äußeren Schutzhülle Ts.
-:----t-::::..__ _ Kabeloberfläche
Bild 10.4. Verluste, Wärmewiderstände und Temperaturen zur Berechnung der Strombe-
lastbarkeit eines Einleiterkabels
10.3.2
Strombelastbarkeit
Gezeigt werden soll die Berechnung der Strombelastbarkeit eines Einleiterka-
bels in Erde, ausgehend von der Temperaturdifferenz L'l?J = ?JL- ßu bei Dauer-
last [N10.3]. Der gesamte Wärmewiderstand setzt sich zusammen aus dem
Wärmewiderstand des Kabels (Index K) TK = T15 + Tsi + Tsa und dem Wärme-
widerstand der Umgebung Tu mit Tu = TE bei Verlegung in Erde bzw. mit
Tu = TLu bei Verlegung in Luft. Entsprechend erhält man den inneren Anteil
L'l?Ji und den äußeren Anteil L'l?Ja der Temperaturdifferenz L'l?J = L'l?Ji + L'l?Ja nach
Bild 10.4.
Der dielektrischeVerlustbelag P~n entsteht in der ganzen Isolation. Unter
der meist zutreffenden Voraussetzung, dass die Abhängigkeit des Verlustfak-
tors tan 8 von der Temperatur vernachlässigbar klein ist, lässt sich zeigen, dass
dann für die Temperaturerhöhung durch die dielektrischen Verluste der halbe
Wärmewiderstand der Isolation maßgebend ist. Mit den Bezeichnungen im
10.3 Kabelauslegung und Belastbarkeit 331
Bild 10.4 setzt sich der innere Anteil der Temperaturerh öhung ,119-i wie folgt
zusammen:
,119-i == 19-L - 19-o == ( T,s + Tsi + Ts.) P~L + (0,5 Tis + Tsi + Ts.) P~D (10.2a)
+ (Tsi + Ts.)P~M + Ts.P~s
,119- == ,119-i + ,119-a == T,s P~L + Tsi (P~L + P~M) + ( Tsa + Tu)(P~L + P~M + P~s)
+ (0,5T,s + Tsi + Tsa + Tu)P~n (10.4)
Aus Gl. ( 10.4) soll der dauernd zulässige Belastungsstro m Id abhängig von den
Kabel- und Verlegungsdate n sowie der zulässigen Temperaturdiff erenz ,119- er-
mittelt werden. Zu berücksichtigen ist dabei, dass die dielektrischen Verluste
unabhängig vom Strom auftreten. Bezeichnet man die allein durch die dielek-
trischen Verluste verursachte Temperaturerh öhung mit
(10.5)
so findet man ausgehend von Gl. (10.4) mit den stromabhängig en Verlustbe-
lägen
(10.6)
folgende Gleichung:
,119- - ,1 ßo == ( Jis -
p~L + Tsi p~L + p~M )
+ Tsa + Tu Pv
t
(10.7a)
p~ p~
(10.10)
116- (O,ST;, + Tsi + Tsa +Tu )P~D
= R{ [T;, + (1 +AM) Tsi + (1 +AM+ AB)(Tsa +Tu)]
10.3.3
Verlustberechnung
Leiterverluste
Der Leiterverlustbelag enthält neben dem ohmseben Verlustbelag auch die
Verlustbeläge durch den Skin- und den Proximityeffekt.
P~L=R{/ 2 =R{=FsFpl 2 (10.12)
Dabei sind:
R{= Gleichstromwiderstandsbelag des Leiters bei Betriebstemperatur,
F5 Faktor zur Berücksichtigung des Skineffekts,
Fp Faktor zur Berücksichtigung des Proximityeffekts.
Den Gleichstromwiderstandsbelag R{= bei der Leitertemperatur 6 1 berechnet
man aus dem vom Hersteller angegebenen Widerstandsbelag bei 20°C:
(10.13)
Leiterradius und der Eindringtiefe 8. Die Eindringtiefe ist dabei die Tiefe von
der Leiteroberfläche aus gerechnet, in der die elektrische Feldstärke auf den e-
ten Teil ihres Wertes an der Leiteroberfläche abgeklungen ist (Bild 10.5). Für 8
gilt [9.26]:
8 1 ~ . ' 1 {10.14)
== ~1Cfl(tlrtlo ==r~JAA mit RL= == I(TCr2
Führt man den Zusatzindex S für den Widerstandsbelag und den Belag der inne-
ren Induktivität unter Berücksichtigung des Skineffekts ein, so gilt nach [9.26]:
I 0(kr) und I,(Js.r) sind die Besselfunktion en nullter und erster Ordnung bei
r == Dd2.
2 4 6
I (kr) == 1 __ 1 [ kr ) + . . . ,· I (kr) == _ di0 (kr)
1 [ kr ) + _1 ( kr ) _ _
O - 1! 2 2 2! 2 2 3! 2 2 I - d(kf)
Aus GI. {10.15) findet man mit guter Näherung unter Berücksichtigu ng eines
Korrekturgliede s 0,8x4 nach [N10.3] für~ x ~ 1:
, == RL=Fs
RLs , == RL= I 0 (/sr)
, Re { -1 k_r - - } "'RL=
, ( 1+ - - x4 -) {10.16)
2 I, (kr) 3 + 0,8x 4
r DL
mit x ==- ==- ==
28 48
Die Näherungsgleic hung {10.16) gilt damit für Querschnitte bis etwa 1000 mm 2 •
Für x > 1 kann man als Näherung F5 == x + 0,25 + 0,05/x verwenden [N10.3].
Im Bild 10.6 wurden bei der Aufzeichnung der Faktoren F 5 für die Wider-
standserhöhun g durch den Skineffekt und Fr für die zusätzliche Widerstands-
erhöhung durch den Proximityeffekt, dann wenn die magnetischen Felder der
Leiter eines Drehstromkabe ls zur Stromverdräng ung führen, wie z. B. bei Gür-
telkabeln oder bei Kunststoffkabeln ohne Mäntel, folgende Näherungsglei-
chungen verwendet:
334 10 Kabel
1 4k s
Fs""1+-x mit ks < 1 bei Hohlleitern nach GI. (10.19} (10.17}
3
R ""1+
P
x4 ( DL
d
3 + x4
J[ 0,312 (DL) +
d
2
1
0, 2825x 4 + 0, 2288
J (10.18)
0,6
1 12
- - Fs
--- Fp 0,8
Für einen Leiter ohne Hohlkanal also Dh = 0 ergibt sich ks = 1, während für
Dh/ DL= 1 keine Stromverdrängung stattfindet und ks = 0 gilt. Bei Hohlleitern
wird zur Berechnung von Fr ebenfalls Gl. (10.18) verwendet. Bei in Sektoren
unterteilten Leitern ergeben sich kleinere Faktoren F5 und Fr als bei normalen
Leitern [N10.3].
Dielektrische Verluste
Die dielektrischen Verluste spielen erst bei Kabeln ab etwa 10 kV eine Rolle.
Bei Kabeln mit Spannungen von 110 kV und darüber werden die zulässigen
Dauerströme durch die dielektrischen Verluste entscheidend eingeschränkt,
weil diese mit dem Quadrat der Betriebsspannung steigen.
Liegt zwischen dem Leiter und dem Mantel bzw. dem Schirm eines Kabels
die Spannung U0 = U I J3,
so fließt ein Strom, der sich nach Bild 10.7 aus dem
kapazitiven Strom Ic und dem Verluststrombelag des Dielektrikums /~ 0 = I~
tan 8 zusammensetzt:
(10.20)
bis 10.22). Der Winkel 8 wird als Verlustwinkel und tan8 als Verlustfaktor be-
zeichnet.
Mantelverluste, Bewehrungsverluste
Die Mantelverluste setzen sich im Allgemeinen aus Verlusten durch Längs-
ströme und Wirbelströme zusammen. Werden bei einem Stromkreis aus drei
Einleiterkabeln die Kabelmäntel an beiden Enden niederohmig miteinander
verbunden (kurzgeschlossen), so kann man die Wirbelstromverluste gegenüber
den Verlusten durch Mantellängsströme vernachlässigen. Man kann sich dann
vorstellen, dass in den Mänteln jeweils den Leiterströmen entgegengesetzt ge-
richtete Mantelströme fließen, die ihrerseits wieder ein Drehstromsystem bilden
und sich an den Enden (Verbindungsstellen der Mäntel) zu Null ergänzen. Sind
die drei Einleiterkabel in einer Ebene verlegt, so sind die Verluste in den drei
Mänteln verschieden. In diesem Fall genügt es häufig trotzdem, den mittleren
Wert für die Mantelverluste zu berücksichtigen. Für drei Einleiterkabel mit
Mänteln gilt entsprechend Gl. (10.9) bei /t 8 = 0 (Kabel ohne Bewehrung):
Pv =
I I
PvL + PvM =
I I
PvL (
1 + /lM
, )
= PI
VL ( R~n)
1+ - - (10.21)
RU[
Bild 10.7 a, b. Dielektrische Leiter Yo
Verluste eines Kabels (Ein-
Isolation
leiterkabel). a Zur Berech-
nung der Kapazität eines Mantel oder
Schirm
Kabels z. B. nach GI.
(10.64); b Dielektrischer
lvo
Verluststrom lvo = lc tan l5 a
336 10 Kabel
Zur Berechnung von AM ist es also notwendig das Verhältnis IM/h zu bestim-
men, abhängig vom Widerstandsbelag R~ und der Koppelreaktanz X~ zwi-
schen Leitern und nichtmagnetischen Mänteln. Durch das magnetische Feld
der stromdurchflossenen Leiter wird in den Mänteln eine Spannung induziert.
Sind die Kabel nur auf einer Seite zusammengeschlossen und geerdet, so treten
auf der anderen Seite der gegeneinander isolierten Kabelmäntel Spannungen
gegeneinander und gegen Erde auf, in den Mänteln fließen Wirbelströme und
es entstehen Wirbelstromverluste. Werden die Kabelmäntel auf beiden Seiten
zusammengeschlossen, so verschwinden diese Spannungen, es fließen Längs-
ströme in den Mänteln. Für den Leiter Ll und den Mantel M1 ergibt sich dann
bei drei in Dreieck angeordneten Einleiterkabeln unter Beachtung der Überle-
gungen zu den mittleren geometrischen Abständen im Abschn. 9.3.1:
(10.22)
Für symmetrische Belastung mit lM 2 =.!!2 lMt>lM 3 =.!!lM 1,lu =.!!2 Iu und IL3 =f!Iu
gilt dann:
X'M
{10.23)
Dabei sind:
(10.24)
(10.25)
und d ist der Abstand zwischen den Kabeln nach Bild 10.8, DM der mittlere
Durchmesser des Mantels (Außendurchmesser minus Dicke des Mantels).
Vergleicht man GI. (10.23) mit GI. (10.21), so ergibt sich für AM bei Kabeln
mit beidseitig zusammengeschlossenen Mänteln und Anordnungen nach Bild
10.8:
A _ R~n _ R~. 1
M- RU[ - R~
1 +
(R' )2
__!:!__
{10.26)
X'M
Betrachtet man als Beispiel nach Bild 10.8 drei Einleiterkabel 11,6/20 kV
NAKLEY, 1 x240 rm mit Aluminiummänteln bei DM = (34,5 -1,3) mm, K'M =
35 m/Qmm 2 und d =50 mm für die Dreiecksanordnung sowie d = 110 mm für
die Einebenenanordnung, so wird: R ~ = 0,211 Q/km, X~ = 0,0692 Q/km, und
nach Gl. (10.26) AM"= (R~!RU · 0,0971, während sich mit X~ . = 0,1333 Q/km
nach Gl. (10.26) AM·· = (R~/R~) · 0,285 ergibt.
Bei der Berechnung von A-8 geht man im Allgemeinen so vor, dass man die
Verlustberechnung für die Bewehrung und den Mantel zusammenfasst. Man
verwendet Gleichungen wie bei der Berechnung der Mantelverluste, indem
man die Widerstände R~ und R~ parallel schaltet und den geometrischen Mit-
telwert aus dem Manteldurchmesser und dem Bewehrungsdurchmesser ein-
führt [N10.3].
Führt man P~L nach Gl. (10.12) noch in Gl. (10.9) ein, so ergibt sich der
wirksame Gesamtwiderstandsbelag:
(10.27)
10.3.4
Wärmewiderstände
(10.28)
Dabei sind:
<Jx Der spezifische Wärmewiderstand der Isolation oder der inneren
bzw. äußeren Schutzhülle [Papierisolation bei Massekabeln: <J18 =
600 Kern/ W; Papier/Öl-Isolation: <J18 = (500 ... 550) Kcm/W; PVC:
<J18 "' 700 Kern/ W; PE: <J18 "' 400 Kern/ W; innere Schutzhülle (PVC):
<Jsi"' 700 Kcm/W; äußere Schutzhülle (Jute): <Jsa"' 600 Kcm/W].
Di, Da Innerer, äußerer Durchmesser der Schichten der Isolation oder der
Schutzhüllen.
Bei mehradrigen Kabeln gelten besondere Berechnungsgleichungen, teilweise
auch empirisch gewonnene Kurvenscharen [N10.3].
338 10 Kabel
ßp - ßu = ~ ßp =
O"E
-In -r.,' Pvg
' (10.29a)
21t 1j
Geht man im Bild 10.9 mit dem Aufpunkt auf die Kabeloberfläche mit der
Temperatur 19-0 , so wird aus GI. (10.29 a), wenn h!D » 1 ist:
r: = O"E In 4h (10.30)
E 21t D
Bei <JE= 100 Kcm/W, h = 70 cm und dem Durchmesser D = 5 cm für ein Dreh-
stromkabel wird damit nach GI. (10.30): TE= 65 Kcm/W. Hat das Kabel einen
Gesamtverlustbelag von P~g"" 30 W/m und beträgt ßu = 20°C, so ergibt sich
nach GI. (10.29b) eine Temperatur der Kabeloberfläche 19-0 ""40°C.
Liegt neben dem Kabel K1 im Bild 10.9 ein weiteres Kabel K2 in gleicher
Tiefehund im Abstand d vom Kabel K1 mit z. B. P~gKz = P~gKt = P~g' so über-
lagern sich die Wärmefelder in einfacher Weise im Erdboden. Gibt das Kabel
K2 seinen Verlustwärmebelag P~g an das Erdreich ab, so nimmt das Kabel K1
ohne eigenen Verlustwärmebelag eine Temperatur IJzKI an.
(10.31 a)
Man erkennt, dass sich die gegenseitige thermische Beeinflussung durch einen
zusätzlichen Erdbodenwärmewiderstand L1 TE ausdrücken lässt:
(10.31 b)
10.3.5
Normalbedingungen für Kabelbelastung und Häufung
Die Größen R~ges und Ti und L11JD in Gl. (10.35) werden von der Bauform und
den Materialeigenschaften des Kabels bestimmt, während L11J = IJL - !Ju sowie
T~ von den Umgebungsbedingungen und der Parallelverlegung mehrerer Ka-
bel abhängen. Um die Projektierungsarbeit für die Auswahl und die Verlegung
zu vereinfachen, werden Normalbedingungen für die Angabe der Strombe-
lastbarkeit festgelegt. Man spricht dann von einem Normwert (Normalwert) IN
des Kabelbelastungsstromes. Eingeführt werden dabei Normalwerte für die
Verlegung, für die Last (Dauerlast und EVU-Last) und Normalwerte für den
Wärmewiderstand TE des Erdbodens abhängig vom spezifischen Wärmewi-
derstand O"E.
In Tabelle 10.4 sind die wichtigsten Normalbedingungen für Nieder- und
Mittelspannungskabel zusammengestellt. Bei Kabeln für 110 kV sind meist
Einzelüberlegungen notwendig. In [ 10.31] findet man eine ausführliche Dar-
stellung der Belastbarkeitsüberlegungen für Starkstromkabel bis 380 kV.
Eine Umrechnung der Kabelbelastbarkeit IN wird in folgenden Fällen not-
wendig:
- Volllast = Dauerlast (Reduktion der Belastbarkeit auf 75 o/o des Wertes bei
EVU-Last),
- Parallelverlegung von Kabeln im Erdreich oder in Luft (Bild 10.12),
340 10 Kabel
'i
h
d=D
[
Für das mittlere Kabel:
(10.33 b)
l
hend von GI. (10.31 a) findet man für das mittlere von n Kabeln (n ungerade):
KB = - 1 I, (n - 1)/2
2 · In ~-2h ) 2
1
+ 1 = - (nI,
- 1)/2
In [(2h ) +
-
2
1 (10.36)
21t V= I Vd 21t V=I Vd
Ist der Ballungsfaktor für das am ungünstigsten gelegene Kabel (mittleres
Kabel im Bild 10.11) ermittelt, so ergibt sich für die zusätzliche Erwärmung
10.3 Kabelauslegung und Belastbarkeit 341
Tabelle 10.4. Normalbedingungen für die Strombelastbarkeit von Kabeln im Erdboden und
in Luft
EVU-Last
Auf eine Periode von höchstens 10 Stunden Bei Dauerlast sind die angegebenen
mit Volllast folgt eine mindestens gleich- Werte der Strombelastbarkeit mit dem
lange Periode mit max. 60 % der Volllast Faktor 0,75 zu multiplizieren.
Anordnungen von Kabeln: Bei Häufung von Kabeln im Erdboden
Einleiter Gleichstromkabel (z. B. im gemeinsamen Graben)
(einzeln) muss die Normalbelastbarkeit
Drehstromkabel reduziert werden.
(Mehrleiterkabel, einzeln) Eingeführt werden Reduktionsfaktoren
Drei Einleiterkabel als für die Häufung bzw. ein
Drehstromstromkreis Ballungsfaktor (Bild 10.12)
7cm (7 cm lichter Abstand)
Drei Einleiterkabel als
Drehstromstromkreis
(ohne Abstand, gebündelt) Zu beachten ist
Spezifischer Wärmewiderstand des die Bodenart und die Bodenfeuchtigkeit
Erdbodens: aE = 100 Kcm/W aE ~ 50 Kcm/W: Lehm
aE ~ 100 Kcm/W: Sand mit Tonbeimischung
aE ~ 500 Kcm/W: Mit Schlacke, Asche, Bau-
schutt verunreinigter Boden.
Bei Verlegung in Luft Bei Verlegung in Luft ist auf die Reduktion
(in Innenräumen, auf dem Fußboden, der Kabelbelastbarkeit bei Häufungen zu
auf Kabelpritschen oder in Betonkanälen) achten, insbesondere dann, wenn mehrere
Roste oder Wannen zur Aufnahme der
Temperatur der Luft: Kabel übereinander angeordnet werden
(in unbeheizten Kellerräumen oder in (Industriebetriebe, Kraftwerke usw.)
Schächten im Erdboden kann man u. U. Bei Kabeln in Kanälen u. U. mit zusätzlicher
auch 20°C einsetzen) Belüftung sind Sonderüberlegungen not-
wendig.
342 10 Kabel
EOK
Ai'l'»t Sd'ii/tßlilliiJi/&,Jil//flll/kiliiSII/iMkti/kilil&iAYIIMII'!Imilt/&/M'iiR:ii/klßMII'iii/MiM/1i:11
L@=~~~~d
Bild 10.11. Fünf parallele Drehstromkabel mit gleicher Belastung im Erdboden mit O"E =
100 Kcm/W (Beispiel zur Berechnung von K8 )
dieses Kabels durch die Verluste P~N der anderen parallelen Kabel unter Nor-
malbedingungen:
(10.37)
Ausgehend von Gl. (10.10) für die Dauerstrombelastbarkeit Jd =IN eines ein-
zelnen Kabels unter Normalbedingungen mit L1ßN und TuN= TEN sowie aus-
gehend von den Überlegungen im Bild 10.10 ermittelt man:
L1ßN -L1ßn
JNp = (10.38)
R{ges(r; + r;Np)
Dabei ist T~Np = T~N + L1T ENp mit L1T ENp = aEKs bei K 8 nach Gl. (10.36) einzu-
setzen. Der Zusatzindex p soll auf parallele gleichbelastete Kabel hinweisen.
Bei ungleichen Abständen zwischen den Kabeln sind die Gln. (10.36) und
(10.37) entsprechend abzuwandeln. Gleichung (10.38) bleibt auch dann gültig.
Bild 10.12 zeigt ein Beispiel für Reduktionsfaktoren !Np/IN abhängig von der
Anzahl der parallel verlegten Kabel. Diese Reduktionsfaktoren sind mit den
Kabelbelastbarkeiten IN des Einzelkabels unter Normalbedingungen zu multi-
plizieren, um damit die zulässige Dauerstrombelastbarkeit bei Parallelverle-
gung zu finden.
10.3.6
Kabelbelastung bei Bodenaustrocknung und wechselnder Last
1,0
0,9 \
I '·'
?ßlll!l<>)~~.il§>;<i'~f
\
[\
\
h
- -@- -@- -@- -@- -@-.. .
""
~ 0,7
-=:JC. .._.f t
7 cm
0,6
~
0,5
1--.
0 2 4 6 8 10
Anzahl
Bild 10.12. Reduktionsfaktoren für die Strombelastbarkeit bei Parallelverlegung von Mas-
sekabeln und PVC-Kabeln in Erde bei h = 70 cm (Beispiel)
man deshalb von EVU-Last aus mit der Annahme, dass die in der Zeit der Ma-
ximallast (Vollast) ausgetrocknete Bodenschicht um das Kabel in der Zeit ge-
ringerer Last und niedrigerer Oberflächentemperatur sich wieder regeneriert.
Die Annahme, dass der Boden um ein Kabel sich in Schwachlastzeiten re-
generiert, trifft bei hohen zulässigen Leitertemperaturen und damit hohen
Temperaturen 6 0 der Kabeloberfläche, wie z. B. bei Hochspannungskabeln
oder bei VPE-Kabeln (Tabelle 10.2), häufig nicht mehr zu. In diesem Falle
müsste man, um Bodenaustrocknung und eine damit zusammenh ängende Er-
höhung von aE zu vermeiden, die Kabelbelastbarkeit so bestimmen, dass eine
Oberflächentemperatur 6 0 "" 40°C nicht überschritte n würde.
Dieses Vorgehen würde zu einer verhältnismäßig geringen Kabelauslastung
führen, weil die Leitertemperatur IJL nur wenige Temperaturgrade über der
Oberflächentemperatur liegt. Besonders bei Kabelhäufungen in einem Kabel-
graben würde diese Methode zu niedrigen Werten der Kabelbelastbarkeit
führen.
Nimmt man dagegen Belastbarkeitsberechnungen für Kabel in Erde unter
Berücksichtigung dosierter Bodenaustrocknung und wechselnder Last vor
[10.8, 10.16, 10.31], so wird eine höhere Ausnutzung der Kabel möglich.
Hierbei nimmt man um ein Kabel oder eine Gruppe von Kabeln eine kreiszy-
lindrische, ausgetrocknete Zone z. B. mit aEa = 250 Kcm/W anstelle von aE =
100 Kcm/W an. Vorausgesetzt wird dabei, dass die maximal zulässige Leiter-
temperatur nicht überschritte n wird, und dass die Isotherme an der Grenze
des ausgetrockneten Bodens eine vorgegebene Temperatur IJG, bei der der Bo-
den noch nicht austrocknet, nicht überschreitet, um so zu verhindern, dass die
Bodenaustrocknung unbeabsichtigt weiter fortschreitet.
Zur Berücksichtigung der wechselnden Last wird ein thermischer "Wech-
selstromwiderstand" der Erdbodens eingeführt, den man aus dem thermi-
schen Widerstand eines Erdboden-Kreiszylinders von "charakteristischem
344 10 Kabel
Durchmesser" Dy berechnet, wobei Dy von der Art der wechselnden Last und
dem thermischen Widerstand des Erdbodens abhängt. Dy ist eine reine Re-
chengröße und streng zu unterscheiden vom Durchmesser der ausgetrockne-
ten Zone.
TEa wird z. B. nach Gl. (10.30) berechnet, jedoch mit a. für vollständig ausge-
trockneten Boden. Entsprechendes gilt für L160 nach Gl. (10.5). Für das Zu-
satzglied L16. in Gl. (10.39) gilt:
Dabei sind:
6v Umgebungstemperatur ( 6v = 6E)
6G Temperatur der Grenzisotherme
aE spezifischer Wärmewiderstand des Erdbodens ohne Austrocknung
aEa spezifischer Wärmewiderstand des Erdbodens bei Austrocknung
Die Grenztemperatur 6G wird abhängig vom Lastgrad m und von der Umge-
bungstemperatur 6v angegeben. Bei Dauerlast mit m = 1 setzt man eine nied-
rigere Temperatur 6v an als bei Wechsellast mit m < 1. Da für den Beginn der
Austrocknung nicht die absolute Temperatur maßgebend ist, sondern die Dif-
ferenz zwischen der Grenztemperatur 6G und der Umgebungstemperatur 6v,
sind bei hoher Umgebungstemperatur auch hohe Grenztemperaturen zuläs-
sig. Auch bei hoher Temperatur des unbeeinflussten Erdbodens enthält dieser
noch Feuchtigkeit. Als Beziehung zwischen m, 6v und 6G führt man ein:
Bei Dauerlast mit m = 1 und 6v = 20°C ergibt sich 6G = 35°C, während man
beim= 0,75 für Wechsellast (EVU-Last) 6G"' 43°C findet.
10.3 Kabelauslegung und Belastbarkeit 345
l
Dauerlast verwendet man wieder Gl. (10.39),jedoch mit:
TEa-=-
27t
Dy
O'Ea ( ln-+Jl·ln-
D
4h =
Dy
O'Ea
2rr
4h
- ( ln--[1-J1]·ln-
D
4h
Dy
l (10.43)
Für Dauerlast (Jl = 1) geht Gl. (10.43) in Gl. (10.30) über, wenn man dort O'Ea für
O'E einsetzt. Tritt bei Wechsellast keine Bodenaustrocknung auf, so wird
~l9a = 0 (O'Ea = O'E). In die Gl. (10.43) ist O'E einzusetzen. ~IJD ist nach Gl. (10.5)
mit O'E zu berechnen. Die Wechsellast wird durch Dy in Gl. (10.43) berücksich-
tigt mit Dynach Gl. (10.42).
2
O'Ea n 2h (10.44a)
rEa- nach Gl. (10.43); ~rEa- = p - L ln (
- ) +1
2rr v=2 vd
_ 0' Ea
2rr
Dy
D
4h
TEa--- [ ln-+pln-+Jl 2
Dy ~ 2h
- ) 2 +1,
V d
]
.
~TEa--0
_
(10.44 b)
346 10 Kabel
TEa- =O'Ea (
- ln-Dy + 2ln-
Dy + 3j.Lln-
4h) ; ~TEa- = 0 (10.45)
27t D 2D Dy
~190 ist nach Gl. (10.5) mit O'Ea zu berechnen und in Gl. (10.39) einzusetzen.
10.4
Impedanzen und Kapazitäten
10.4.1
Impedanzen im Mit- und Nullsystem
~' = m J.lo
I 27t
(ln _d_)
DM /2
1
1 + (R~ I X~)Z
(10.47)
10.4 Impedanzen und Kapazitäten 347
2,0 .
QJkm
1,8
\ \
'\} .....
\'· ..
1,6
\ ...
1,4
1 1,2
\ \ ...
\ ' . '\. ... ' 80Al °C
il:::~
10
•
80 °C K·
0,8
0,6
'\ ·~20°C
0,4
20 °C/
Cu
"~- -~·- ..
N-~ ..
0,2 r--..:: ~
.. ........ .
-......;
~ ~ ttij
~ .. ..
0
10 16 25 35 50 70 95 120 185 300 500
150 240 400 mm2
Nennquerschnitt Q, - -+
(10.48)
Sind die metallischen Mäntel nur einseitig geerdet und auf ihrer Länge gegen
Erde isoliert, so kann man näherungsweise die Gleichungen der Tabelle 10.5
verwenden.
Bild 10.15 enthält Anhaltswerte für die Reaktanzbeläge von Drehstrom-
kabeln.
Bei der Berechnung der Nullimpedanzen von Niederspannungska beln
muss man berücksichtigen, dass die Nullströme entweder nur über den vier-
ten Leiter, oder über den vierten Leiter und Mantel mit Bewehrung bzw.
Schirm oder aber über den vierten Leiter, Mantel mit Bewehrung bzw. Schirm
und Erde fließen können. Bei NYY- bzw. NAYY-Kabeln erfolgt die Rückleitung
entweder nur über den vierten Leiter oder über den vierten Leiter und Erde.
In besiedelten Gebieten stehen daneben u. U. noch weitere metallische Leiter,
wie z.B. metallische Wasserrohre, für die Rückleitung zur Verfügung. Bild
10.16 zeigt als Beispiel die Quotienten aus Resistanzen und Reaktanzen im
Null- und Mitsystem für Niederspannungs-Vierleiterkabel N(A)YY bei Rück-
leitung nur über den vierten Leiter und bei Rückleitung über den vierten Lei-
348 10 Kabel
Tabelle 10.5. Reaktanzen und Impedanzen von Kabeln im Mitsystem ohne metallische
Schirme und Mäntel für Betriebsfrequenz
Beliebige Anordnung
~L1
/
(10.51)
tl mit
L~~---A~@,,
d
L1L2
d =V du 12 d 12 uduu
Impedanz im Mitsystem (= Gegensystem):
Dreiecksverlegung
L1
Jlo ( -+ln-
X 1, =m- 1 d) (10.53)
2n 4 r
~ ~
-l 1 2n 4 r
L21. d 1L3
r--- L2l3~
r--- dl1L3
f--dl1L2--t-dl2l3-1
----1 Jlo ( -+ln-
X 1, =m-
2n 4
1
r
d) (10.55)
. Jlo (1
Z ' = R' +JW- -+ InduL2\[2J
--- (10.57)
-1 1 2n 4 r
10.4 Impedanzen und Kapazitäten 349
A
0.06
NKLEY, NAKLEY
Q/l<m
17,3/30kV ~~0
0,05 11,6/20 kV 7cm
0,04
220 kV-Einleiterölkabel
_______ ::::l / 0. 0 0
c:.-==-------- --l
1 0,00
18cm
- - -110 kV@AI-Mantel
Bild 10.14. Zusatzwiderstandsbeläge ~R~ für Hochspannungskabel nach GI. (10.46) abhän-
gig von der Kabelart und der Verlegung [10.2, 10.36]
ter und Erde. Bei Rückleitung nur über den vierten Leiter gilt: R0 /R 1 = 4 und
X0 / X1 = 4. Bei Rückleitung über den vierten Leiter und Erde wird R0 / R 1 < 4 und
X0 /X 1 > 4 bei Cu-Querschnitten bis 150 mm 2 bzw. X0/X 1 "' 4 bei größeren Quer-
schnitten.
Impedanzbeläge für Drehstrom-Niederspannungskabel mit 3-, 3 1/r und
4-Leiterkabel sowie die Quotienten R0/R 1 und X0 /X1 nach [N15.3] sind im
Anhang A.14 angegeben. Entsprechende Angaben für Niederspannungs-Ein-
leiterkunststoffkabel findet man in den Anhängen A.15 und A.16. Bei diesen
Angaben wird ein spezifischer Erdwiderstand von PE= 100 Qm zugrunde ge-
legt und weiterhin, dass die Länge der Kabel größer ist als die Erdstromtiefe
<\"'930m.
Bei Hochspannungskabeln sind neben dem Mantel und der Bewehrung im
Falle von Einleiterkabeln auch die Verlegungsart zu berücksichtigen. Hier sind
Berechnungen häufig unsicher, auch wenn der Kabelaufbau im Einzelnen be-
kannt ist. Bild 10.17 enthält Anhaltswerte für die Nullimpedanz von Einleiter-
kabeln (unbewehrt) für 60 bis 220 kV [15.64].
350 10 Kabel
0,20
Q/km _j ®--'>
I'-- 1'--,,J,kV
c15cm
0,18
['-....
~0",.1
1'--
~ 1----- ........... I-- 14
0,16 110 kV
0,14
r-@rS::o
~~ 10
;:-. "-
!'-.
20 " '
2 "'-'-
~......,_I;,'"'Krckelölkabel
.........._
13
-.J
6kV ~
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~
12
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r-- t-,.- 10
I-.__
0,08 r---:::::c=- 1'- 4
I®>
1
-
- - Massekabel und 2
i'--
Ölkabel I'- 3
-~- Kunststoffkabel (PVC) 1 ~V 1
0,06
10 16 25 35 50 70 95 120 150 185 240 300 mm 500 2
Nennquerschnitt q, - -+
Bild 10.15. Reaktanzbeläge x; = wL; von Drehstromkabeln 1 kV bis 110 kV beif =50 Hz.
1 Niederspannungskabel: 0,6/1 kV mit 3-Leitern, z.B. NKLEY, NAKLEY; 2 Niederspan-
nungskabel mit 3 1/ 2 -Leitern, z.B. NKBA, NAKBA; 3 Niederspannungskabel mit 4-Leitern,
z. B. NYY, NAYY, NYCWY; 4 Gürtelkabel, Bleimantel +Bewehrung 6 kV; 5 Gürtelkabel1 0 kV;
6 Dreimantelkabel mit Bewehrung 10 kV; 7 wie 6 jedoch 20 kV; 8 wie 6 jedoch 30 kV;
9 Kunststoffisolierte Kabel10 kV, z.B. NYFGbY; 10 Zwickelölkabel30 kV; 11 wie 10 jedoch
60 kV; 12 wie 10 jedoch 110 kV; 13 Einleiterölkabel110 kV im Dreieck verlegt; 14 Einlei-
terölkabel110 kV nebeneinander verlegt
- - ...
... - -- ... - ~-~
c~ . . -...- -
... Al
...
Rückleitung über vierten
2 Leiter und Erde f---
0
25 35 50 70 95 120 185 300
150 240 mm2
Leiterquerschnitt q, - - -
14
'
' Al
12 ' ' Cu \
Rückleitung über vierten
'\
\
\ Leiter und Erde
\ \
''
'
''
'
6 ' ' ...
.... ...
Cu, Al '~- ....
4
Rückleitung über vierten Leiter ---~
0
25 35 50 70 95 120 185 300
150 240 mm2
Leiterquerschnitt Q, - - -
352 10 Kabel
0,8
><.Q
i:r:.ö
0,6
220 kV
o~~~--~~~--~~~~--~~
Nach [9.44] ersetzt man bei Kabellängen C ~ 1,36 8r;, was insbesondere bei
Niederspannungskabeln zu erwarten ist, die Erdstromtiefe 8r; durch dE
(10.61)
und den AusdruckR~ =OJf.lo/8 für den Erdbodenwiderstand in den Gln. (10.59)
und (10.60) durch:
~ cx:ce &.
Rückleitung
nur
, =RL, +3W-+JW-
ZoE I OE
J.lo . J.lo ( -1 +3n,,--;:;- J (10.59)
8 2n 4 \j rdz
über Erde
1\: nach GI. (9.27)
Rückleitung
über 4. Leiter
und Erde
(vier gleiche Leiter)
(10.60)
i -- ,_- -- .. -----
-- -
~....,.. ~-= -= =-.::- ~r
~ ~-
5
...
XONE
X'1 4 cx:ce
L1 l2L3 N
-
3 - - ~
2
~
RONE
R'1
0
1 5 10 50 100 500 1000 m 10000
e- -•
Bild 10.18. Quotienten RoNEIR 1 und XoNE/X 1, gebildet mit GI. (10.60) und GI. (10.52) unter
Berücksichtigung der Gin. (10.61) und (10.62) für die endliche "kurze" Kabellänge C mit
Asymptoten. Beispiel: Vier Einleiterkabel4x 1x95 mm2Cu, nebeneinander
354 10 Kabel
l k3
Kabel NYY 4 X 1 x 95 mm2 Cu 7 k1
U. =400V, C= 1,05 F
1--- - Kabellänge e- ---+!
S,1 =2 MVA
14, =6%
U.rosiU.rus = 10/0,41 kV
50
kA
'"'=--
40
~ :;:__--
-;;:::
- 1000
't--,
~ v i~
~ ~~--- m
~~ de .,...........
.........
""
'
1/ 1~ mit de
1
_..;.
K
30 1---" 100
)/
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1---
1;, mil6e
"
20 I'- 10
V
h
__.. V
v ~~--- ~~ i'
10 V
J"'o~ -..........
~ !'--. r-..: r- 1-
0 0,1
1 10 100 m 1000
e---+
Bild 10.19. Dreipaliger und einpoliger Kurzschlussstrom bei Kurzschluss am Ende von
Niederspannungseinleiterkabeln NYY 4x 1x95 Cu der Länge C. Nullimpedanzbelag nach GI.
(10.60) mit einer Erdstromtiefe 8ro = 930 m oder dEnach GI. (10.61) abhängig von der Länge
C des Kabels
10.4.2
Kapazitäten, Ladeleistungen und kapazitiver Erdschlussstrom
C, metall. Mantel
~der H-Folie metall. Mantel
2~E~~~
c~, t-~~~
E E E
Cb= C1 = Cf+3C Cl=Co=CE Cl= Ca= CE
a C0 ~ 0,6 C1 b GI. (10.64) c GI. (10 64)
Bild 10.20 a- c. Kapazitive Kopplungen zwischen den Leitern und zwischen Leiter und Erde
(Mantel, Schirm, Metallfolie) bei Drehstromkabeln (schematisch). a Gürtelkabel z. B. 6 bis
30 kV; b Dreimantelkabel oder Höchstädter-Kabel z.B. 10 bis 110 kV; c Einleiterkabel mit
Schirm oder Mantel
Anleitungen zur Berechnung von C~ und C'bei Gürtelkabeln, wobei eine Spie-
gelung am Mantel (bei Freileitungen an der Erdoberfläche) vorgenommen
wird, finden sich in [9.6].
Für Drehstromkabel, bei denen jeder Leiter einen eigenen Mantel hat (Drei-
mantelkabel) oder bei Höchstädter-Kabeln nach Bild 10.20b ebenso wie bei
Einleiterkabeln nach Bild 10.20c, sind die Kapazitäten im Mit- und Nullsystem
gleich groß. Es gilt, wenn DM der Innendurchmesser des Mantels oder Schirms
und r der Leiterradius ist:
(10.64)
1,4
,uF/km
1,2
1,0
0,8
r
(S
0,6
0,4
h-re-~:;;;;:;:::: ~ :. ---- ~ ).- ' ~
0,2 1--- ~u ndd raht ==fs ,8/1 0 kV (Massekabeli
I __:_ Ma~sekabel
1
1,0
III I
u;v
,uF/km
UofU=5,8/10 kV 1
0,8 ~-
& 1]-6/~v
0,6 1- 000
& Vv ~v~v
V ~V' k::: /
0,4 . /
vv
(S
~ V
~ !.---' ~ -/45 kV
I-- !...- )....- v 1-- ~ - /60kV
0,2 - -
1--::1--1---1---1-- 1--1--
1.-- 1--
0
10 16 25 35 50 70 95 120 185 300 400 500 m
150 240
Nennquerschnitt q, - - -
10 ..---.---..,...-r--o~~---,
--
Nkm 1--+--t--+--i-
1--i--+-+--+--+--+--A 8 1---t--1--+--t-:.~-;';-;---l 2~
71---l---b-~-:-----1~~ 1-' 1-"'
6 2
1dkv.",
5 l --\7-"*-
-;;-::?
4 11-- f\(1\ei\e~
~I - -
0,8 .. ~~~:>'lle
r-- ~~e\~:>
0,61-- 1~\ 60kV
--
0,4
_....I--' I
2 1---l---+-+-l--J--.--l
~~~
0,2
0,1
v ........
~
1 0,1
70 95 120 150 240 mm2 400 70 95 120 150 240 mm2 40
a b 185 c 185
Nennquerschnitt q. - -+
20
Nkm
0,6 l--+--+--+-+--l--t--::;;;f--"'9i-':
14 14
12 pF/km Mvar/km
11
10 0,5 1--+--1--t---l--b--"'5---F:..F- 10
9
8 8
7
6 6
4
5
4 r
3
2 2
0 1
150 185 240 300 400 500 625 8001000 1400 mm2
Nennquerschnitt q,
10.5
Hochspannungs- und Hochleistungskabel
Hochspannungskabel mit U 2: 60 kV werden hauptsächlich bei der Stadtver-
sorgung, beim Anschluss von Kavernenkraftwerken, als Einführungskabel in
Umspann- und Kraftwerken und auch in großen Industriebetrieben einge-
setzt. Die 60-kV-Spannungsebene spielt heute nur noch eine untergeordnete
Rolle. Für 110 kV und 220 kV kommen entweder Ölkabel, Gasdruckkabel
(Gasaußendruck- oder Gasinnendruckkabel) oder Kunststoffkabel (VPE-Ka-
bel) zum Einsatz. Die ersten 380-kV-Kabel wurden 1952 in Schweden verlegt
zur senkrechten Ausleitung aus einem Kavernenkraftwerk. Der erste Einsatz
eines 380-kV-Kabels mit Öl/Papier-Isolierung in Deutschland wurde 1974 in
einem Pumpspeicherkraftwerk vorgenommen. 380-kV-Kabel mit äußerer
Wasserkühlung werden vielfach in sehr großen Städten (wie z.B. in London,
Wien und Berlin) eingesetzt. Kabel für 500/525 kV kommen in USA und Japan
zur Anwendung. Beim Ausbau der Berliner 380-kV-Diagonalverbindung nach
dem Fall der Mauer wurden für die beiden Abschnitte von UW-Mitte nach
UW-Friedrichshain (6,3 km) und weiter nach UW-Marzahn (5,2 km) erstmals
zwei VPE-Kabelstromkreise (1600 mm 2 Cu, für je 1100 MVA) in einem belüf-
teten Tunnel verlegt, der bis zu 30 m unter Geländeniveau verläuft.
Bei den konventionellen Hochspannungskabeln mit gewickelter und mit
Isolieröl getränkter Papierisolation unterscheidet man folgende Bauformen:
Gasinnendruckkabel: Kabel mit Papierisolation mit zähflüssigem Öl ge-
tränkt unter einem Stickstoffdruck von etwa 15 bar. Eingesetzt werden Einlei-
terkabel mit Ovalleiter und Al-Mantel (u. U. Al-Wellrohrmantel) und Dreilei-
terkabel in einem Stahlrohr. Diese Kabel werden im allgemeinen bis 110 kV
verwendet.
Gasaußendruckkabel: Kabel mit Papierisolation mit zähflüssigem Öl ge-
tränkt unter einem Stickstoffdruck von etwa 15 bar. Dabei werden alle drei
Adern mit Bleimantel oder PE-Mantel in ein Stahlrohr eingezogen, so dass der
Druck von außen auf die drei Adern wirkt, um beim Abkühlen eine Hohl-
raumbildung zu vermeiden. Diese Kabel werden bis 220 kV verwendet. Vor-
10.5 Hochspannungs- und Hochleistungskabel 359
teilhaftwird der gute mechanische Schutz durch das äußere Stahlrohr und das
Einziehen der Adern in das vorher verlegte Stahlrohr beurteilt.
Niederdruck-Ölkabel: Kabel mit Papierisolation mit sehr dünnflüssigem Öl
getränkt bei geringem Überdruck von etwa 0,5 bis 2 bar. Diese Kabel werden
als Einleiterkabel für 110 kV und darüber eingesetzt. Sie werden im Gegensatz
zum Gasaußendruckkabel in der Fabrik fertig hergestellt, geprüft und von ei-
ner Trommel aus verlegt.
Hochdruck-Ölkabel: Kabel mit Papierisolation mit sehr dünnflüssigem Öl
getränkt. Dabei werden drei Adern ohne Bleimantel in einem ölgefüllten
Stahlrohr verlegt mit einem Druck von etwa 15 bar. Anwendung der Kabel für
110 kV und darüber. Zu den Hochdruck-Ölkabeln zählen auch die Oilostatik-
Kabel, deren Papierisolation mit zähflüssigem Öl getränkt wird. Oilostatik-
Kabel werden in den USA für hohe Spannungen eingesetzt.
Polyethylenisolierte Kabel (PE-Kabel oder VPE-Kabel): Die Isolation dieser
Einleiterkabel besteht aus einer homogenen Polyethylenschicht mit einer
äußeren Abschirmung aus Metallbändern (kein geschlossener Metallmantel)
und einem PVC-Mantel (Korrosionsschutz). Sie werden bis 380 kV und da-
rüber eingesetzt.
Bild 10.25 zeigt als Beispiel den grundsätzlichen Aufbau von Einleiter- und
Dreileiter-Ölkabeln und dazu den Aufbau einer Kabelübertragungsanlage.
Bild 10.26 zeigt die Übertragungsleistungen Sü von llO- und 380-kV-Nie-
derdruck-Ölkabeln nach [10.13] . Unterschieden wird zwischen EVU-Last (Ta-
belle 10.4) und Dauerlast für Kabel ohne künstliche Kühlung. Eingezeichnet
sind auch die Übertragungsleistungen bei äußerer Wasserkühlung abhängig
von der maximalen Wassertemperatur, die um so kleiner gehalten werden
kann, je enger man die Abstände zwischen den Kühlstationen wählt.
Die nur geringe Steigerung der Übertragungsleistungen mit zunehmendem
Querschnitt bei Kabeln ohne künstliche Kühlung ist bedingt durch die dielek-
trischen Verluste und durch die Erhöhung der Wirkwiderstände infolge Skin-
und Proximity-Effekt. Führt man Zusatzkühlung ein, so lassen sich Kabel mit
Papierisolation auch für hohe Spannungen bauen [10.13, 10.15].
------==~
a b c
Bild 10.25a-c. Ölkabel. a Einleiter-Ölkabel mit Bleimantel; b Dreileiter-Ölkabel mit Al-
Mantel; c Kabelübertragungsanlage
360 10 Kabel
=-- oool
// /
nung 300
/
200
.? C/;//~
,.../~ . Kabel
EVU-Las§!. &,
~!--- - 0~0 ungekühlt
100
~~
~
&
'Dauer:ast 1
l1000 f----l--tL'7f--/-+-~160oC
u) 800 '----l..L.,L~_""_.-+-----t 000)
600 1----v--.~=!--- Kabel
_ _...j.- - - 1 2 ungekühlt
400 1------J.....::::..~d===l===±.
200 1--~f----~-1---4-~--~
lustfaktor tan8 (Tabelle 10.1) durch neue Materialien auf sehr kleine Werte ab-
senken könnte.
Die Anwendung der äußeren Wasserkühlung für 380-kV-Kabel wird in
[10.16] beschrieben. Mit innerer Wasserkühlung z.B. mit einem Kabel nach
Bild 10.27 in einer Anordnung nach Bild 10.28lassen sich sehr hohe Übertra-
gungsleistungen erreichen, wie Bild 10.29 zeigt [10.14, 10.17, 10.23].
Die Übertragungsleistung Sd nach Bild 10.29 hängt neben dem Abstand der
Kühlstationen lKs auch vom Durchmesser des Hohlkanals Dh ab. Der Leiter-
querschnitt ist größer als bei natürlich gekühlten Kabeln. Das Kühlmittel Was-
ser muss nicht nur die Stromwärmeverluste des Leiters, sondern auch die di-
elektrischen Verluste und die Mantelverluste aufnehmen. Vorgesehen ist eine
thermische Isolierung auf der Außenseite des Mantels. Eine Begrenzung der
~l*-:fn!- 1
2
""-.....u...-3 2
4
5
6
6
a b
Bild 10.28a, b. Kabel mit innerer Wasserkühlung [ 10.17]. a Längsschnitt durch das Kabel:
1 Kühlmittelkanal; 2 inneres Leiterrohr; 3 Al-Leiter; 4 Öl/Papierisolation; 5 Al-Mantel;
6 thermische Isolierung; b Schematische Darstellung der Übertragungsanlage für einen
Leiter: 1 Kabel; 2 Kabelendverschlüsse; 3 Leiterbogen mit Kühlwasser; 4 Isolierstrecke für
die Wasserkühlung; 5 Erdungsvorrichtung für die Kühlwasserrückführung; 6 Rück-
führungsrohr; 7 Wärmetauscher Wasser/Luft; 8 Kühlwasserpumpe
362 10 Kabel
50 000 ,..-----.---.--....--.-----,
MVA 11 0-kV-Kabel 380-kV-Kabel
25 000 1-----+---r---t--+-----i
10 000 1-----+--+---+--+-----i
5000 1-----+--+----b-"--+-----i
2500
eKS =
r 1000 1 km
V)~ 3
500 5
7,5
250 10
15
20km
100
20 40 60 80 100 mm 120 20 40 60 80 100 mm120
Hohlkanal D~
Hochtemperatur-Supraleiter-Kabel, HTSL-Kabel
Höchste Übertragungsleistun gen verspricht man sich von supraleitenden Ka-
beln. Nach dem Scheitern der Entwicklungen auf der Basis von heliumgkühl-
ten metallischen Supraleitern um 1975 wurden nach der Entdeckung der
Hochtemperatur-Supraleiter (HTSL) im Jahre 1986 die Forschungsarbeiten
zum Bau supraleitender Betriebsmittel wieder aufgenommen. Die Sprung-
temperaturen der heute verfügbaren HTSL-Materialien BISCO (Wismut-
Strontium-Kupferoxid und YBCO (Yttrium-Barium-Kupferoxid) liegen bei
92 K (-181 °C) und 110 K (-163°C), so dass als Kühlmittel flüssiger Stick-
stoff (77 K/-196°C) eingesetzt werden kann und damit das Problem der Küh-
lung nicht mehr im Vordergrund steht. Die erreichten Stromdichten der HTSL
liegen heute bei 250 A/mm, angestrebt werden 1000 A/mm. Allerdings ist die
Magnetfeldbelastbarkeit der bekannten HTSL bei 77 K deutlich schlechter als
die der metallischen Supraleiter. Die Forschung konzentriert sich deshalb in
der letzten Zeit auf Niedrigfeldanwendungen wie das Kabel und den Trans-
formator sowie schnell wirkende Strombegrenzer. Über Prototypen und Feld-
versuche mit HTSL-Kabeln wird beispielsweise in [10.41-10.46] berichtet. Bei
den HTSL-Kabeln verfolgt man zwei unterschiedliche Konzepte. Das HTSL-
Kabel mit warmen Dielektikum (WD-Cable) ist im Prinzip wie ein normales
Drehstromkabel mit direkter Leiterkühlung aufgebaut. Auf einem inneren,
von flüssigem Stickstoff durchströmten Rohr sind die HTSL-Filamentleiter in
mehreren Lagen verseilt angebracht. Darüber befindet sich die thermische
Isolation in einem durch ein Stahlweilrohr geschlossenen Vakuumraum. Erst
über dem Stahlrohr, also dem Niveau der Umgebungstemperatur, ist die elek-
trische Isolation aufgebracht. Beim HTSL-Kabel mit kaltem Dielektrikum
(CD-Cable) ist die elektrische Isolation unmittelbar über dem inneren HTSL-
Leiter angeordnet. Auf der Isolation ist ein weiterer verseilter HTSL-Leiter un-
tergebracht. Die gesamte Anordnung, innerer Leiter, Dielektrikum und äuße-
rer Leiter befinden sich in einem von flüssigem Stickstoff durchströmten
Stahlrohr, das von der thermischen Isolierung umschlossen ist. Beim CD-Ca-
ble handelt es sich im Gegensatz zum WD-Cable um ein Koaxialkabel. Mit ei-
nem Koaxialkabellassen sich kleinere Induktivitäten bei größeren Kapazitä-
ten realisieren. Kleine Induktivitäten sind erforderlich, wenn bei den hohen
Strömen nicht zu große Spannungsfälle auftreten sollen. Die Ladeströme kann
man durch niedrige Spannungen klein halten. Nachteilig beim CD-Cable sind
die höheren Kosten für die heute noch relativ teuren Bandleiter und die Tatsa-
che, dass die durch die dielektrischen Verluste entstehende Wärme mehr
Kühlleistung erfordert.
11 Schalter und Schaltanlagen
11.1
Leistungsschalter
11.1.1
Anforderungen an Leistungsschalter
Freileitung
0~-----+---------+
c -1
Festigkeit der
u • --- •schaltstrecke
u. Löschprinzip, Löschmittel
kV
1()3 6 7
8
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6 Q;
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I
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·c;; .~
D
""'
I
0$
:c
n; ~ c:
0>
:I: "'
E
101
ses in allen drei Polen). Im Bild 12.44 sind Zeitbegriffe der Schutztechnik an-
gegeben.
Beim Ausschalten des dreipoligen Kurzschlussstromes in seiner Nähe nach
Bild 11.1 a muss der Schalter den höchsten Strom ausschalten. Dabei darf man
voraussetzen, dass der Kurzschlussstrom im natürlichen Nulldurchgang oder
doch in großer Nähe dazu gelöscht wird. Die nach der Löschung über den
Schalterpolen auftretende Spannung u5, die als Einschwingspannung bezeich-
net wird, erhält man als Differenz der SpannungenuAund u6 aufbeiden Sei-
ten des Schalters:
(11.1)
Bei Kurzschluss an der Schalterklemme ist u 6 = 0 und damit u 5 = uA. Form und
Größe der Einschwingspannung werden im Abschn. 17. 3.4 behandelt. Beim
Abstandskurzschluss nach Bild 11.1 b tritt die besondere Schalterbeanspru-
chung durch den steilen Anstieg der sägezahnförmigen Spannung u 6 auf,
während der Kurzschlussstrom geringfügig kleiner ist als bei einem Klem-
menkurzschluss. Ist die Anstiegssteilheit der Spannung uA ebenfalls groß,
kann der Abstandskurzschluss zur höchsten Schalterbeanspruchung führen .
Bild 11.2 enthält eine Übersicht über die Löschprinzipien von Hochspan-
nungs-Leistungsschaltern. Im Mittelspannungsbereich steht eine Reihe ver-
368 11 Schalter und Schaltanlagen
11.1.2
Ölschalter, ölarme Schalter
11.1.3
Vakuumschalter
I-.---.-.---.-.-.-----.-----,
II 1 11
I I 1 11
3 3
a b c d
Bild 11.3 a- d. Löschkammern von ölarmen Schaltern für Mittelspannung und im Vergleich
dazu die Löschkammer eines Vakuumschalters (Prinzipien). a Ölarmer Schalter mit Ex-
pansionskammer; b Expansionskammer mit Hilfskolben zur Erzeugung einer Querströ-
mung; c Löschkammer mit Hilfsölströmung durch einen Kolben am beweglichen Schalt-
stift bei der Ausschaltung kleiner induktiver Ströme; d Vakuumschalter (Grundaufbau).
I Festes Schaltstück; 2 Schaltstift; 3 Lichtbogen beim Ausschalten; 4 stromunabhängige
Ölströmung; 5 lsolierzylinder, evakuiert; 6 Faltenbalg, Stahl; 7 Verdampfungsschirm
10 20 mm 30
s - -+
11.1.4
Druckluftschalter
E~
Bild 11.6. Schaltkammer
(Prinzip) eines Hochspan-
nugs-Druckluftschalters
(BBC). E Einschaltstellung;
B Blasstellung; A Ausschalt-
~
stellung; S Kontaktbewe- Us
gung; ik Kurzschlussstrom;
u5 Spannung über den
Schaltkontakten. 1 bewegli-
cher Kontakt; 2 Auspuff-
ventil; 3 Festkontakt;
4 Luftströmung
_ _ _L-.
l s]L~
~
Jl----- -=- =-
Bild 11 .8 a- c. Einschwingspannung beim Ausschalten eines Abstandskurzschlusses. a An-
ordnung; b Ausschalten ohne niederohmige Widerstände; c Ausschalten mit niederohmi-
gen Widerständen
11.1 Leistungsschalter 373
11.1.5
Generatorschalter
11.1.6
SF 6-Schalter
a 2b 2a 3
Bild 11 .10a -c. Schaltzustände bei einem Druckluftleistungsschalter Um= 36 kV; I,= 12, 24,
36 kA, Ausschaltleistung 7 GVA (Generatorschalter BBC). aSchalter eingeschaltet, Hoch-
stromtrenner geschlossen; Kommutierungskontakt überbrückt, Hilfskammer geschlossen;
b Schalter beim Ausschalten in Löschstellung. Lichtbogen an den Kontakten 2a- 2b wird
gelöscht, die niederohmigen Widerstände begünstigen den Löschvorgang und dienen als
Potentialsteuerung; nach dem Löschen in den Leistungsschaltkammern öffnet die Hilfs-
schaltkammer und unterbricht den Strom über die niederohmigen Widerstände; c Schalter
ausgeschaltet. 1 Hochstromtrenner; Ja Schubkontakt, Kontaktrohr; 2 Leistungsschaltkam-
mer; 2a beweglicher Löschkontakt; 2b fester Löschkontakt (Düse); 2c Kommutierungskon-
takt (Kontaktkorb); 3 hochohmiger Widerstand; 4 Schienenanschluss für den Schalter in
der Generatorableitung; 5 Hilfsschaltkammer; 6 niederohmiger Widerstand
11.2
Schaltanlagen
11.2.1
Allgemeines
Tabelle 11.1. Stufung der Kurzschlussströme für die Auslegung von Schaltanlagen in
Deutschland [1.24]
Kurzschlussstrom Il: kA 20,31,5 16, 20, 20,31,5 20,25, 40, 50, 50, 63,
31,5 31,5, 40 63 80
11.2.2
Schaltungen in Schaltanlagen
.. ~ r .. 10-kV-(20-kV)-Ringkabel
1~1
1; ~
~ '
- ,--
4
1 3
5
~
6
7
8
9
1, 2
- 10
-
630 kVA
NS-Vierleilerkabel
4
a
Bild 11.12a,b. Ortsnetzstation mit NS-Transformator von 10 kV oder 20 kV auf 400 V.
1 Lasttrennschalter; 2 HH-Sicherungen; 3 NS-Transformator, Beispiel SrT = 630 kVA, U,ros
= 10 kV, U, rus = 0,4 kV (oder 0,41 kV oder 0,42 kV); 4 Niederspannungs-Leist ungsschalter
mit Überstromauslöser und thermischem Auslöser; 5 Spannungsmesser mit Umschalter
für Uw U1. 2, U13 und Uuw Uuu, UL2u; 6 Strommesser mit Maximumanzeiger (Schleppzei-
ger); 7 Drehstromzähler; 8 NS-Sammelschiene: U" = 400 V; 9 NS-Abgänge mit NB-Siche-
rungen; 10 Abgang mit zusätzlichem Schutz
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Bild 11.14a-e. Kuppelmöglichkeiten in Anlagen mit zwei und drei Sammelschienen (Aus-
wahl). a Querkupplung; b Querkupplung zwischen I und II für die Abschnitte A und B;
c Längskupplung für A und B und Querkupplung über die Längstrenner; d Querkupplung
bei Dreifachsammelschiene; e Längs- und Querkupplung für alle sechs Sammelschienen-
abschnitte von A und B
11.2 Schaltanlagen 379
l
II
1 1
0
8
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E'
10 9
1 ~1 1
5 111-
TFH
a b c ;:· ..,8 d
~ ·:::··
Bild 11.15 a- d. Anordnung von Strom- und Spannungswandlern für Messung und Schutz.
a Abzweig (Freileitung) mit Strom- und Spannungswandlern und Ankopplung einer TFH-
Einrichtung; b Transformatorabzweig mit Stromwandlern (z. B. mit zwei Kernen für Mes-
sung und Differentialschutz); c Sammelschienenspannu ngswandler in Mittelspannungs-
anlagen (z. B. drei einpolig geerdete Wandler mit Hilfswicklung in offener Dreieckschal-
tung); d Abzweig- und Kuppelfeld einer Anlage mit Umgehungssammelschiene (US) und
Wandlern innerhalb des Abzweigs (Bei Wandlern auf der Leitung- gestrichelt eingetragen
- entfallen die Wandler innerhalb des Abzweigs). 1 Sammelschienentrennschalter; 2 Leis-
tungsschalter; 3 Leistungsschalter der Umgehung; 4 Abgangstrennschalter; 5 Erdungs-
schalter; 6 Umgehungstrennschalter; 7 Stromwandler; 8 Spannungswandler (im Abgang
oder bei Mittelspannung auch an der Sammelschiene abhängig von der Art des Netz-
schutzes); 9 Kapazitiver Spannungswandler mit TFH-Anschluss; 10 TFH-Sperrdrossel
11.2.3
Innenraum- und Freiluftschaltanlagen
a b c d
Bild 11.16a-d. Mittelspannungsschaltfelder in gekapselter Bauweise mit ausfahrbaren
Leistungsschaltern. a ohne interne Unterteilung; b wie a mit zusätzlicher Schottung des
Sammelschienenraumes; c mit "voller" Schottung; d wie c mit zusätzlichem Entlastungska-
min. 1 Trennstrecken durch Ausfahren des Schaltwagens; 2 Schaltwagen mit Leistungs-
schalter und seinem Antrieb; 3 Stromwandler; 4 Spannungswandler; 5 Kabelabgang; 6 Ent-
lastungskamin
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Bild 11.17 a, b. Aufbau von Freiluftschaltanlagen mit Doppelsammelschiene (Beispiele).
a 110 kV in Reihen-Längsbauweise; b 220 kV in Diagonalbauweise mit Al-Rohrsammel-
schienen. 1, 2 Sammelschienen; 3 Sammelschienentrennschalter; 4 Leistungsschalter;
5 Stromwandler; 6 Spannungswandler; 7 Abgangstrennschalter mit Erdungsschalter;
8 Überspannungsahleiter am Transformator
382 11 Schalter und Schaltanlagen
GrundstOck
100
'7
8 40 Kabelkanäle
...................... % Fundamente
-1Q3m 2 GIS m2
Gerüste
80
6 30 " Hilfskabel, (Steuerkabel)
5
u
~ 0>
Klemmen, Erdungsanlage
,. . . . i
Freiluft -~ ~ 60 Isolatoren, Leitermaterial
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·a; .2
~ Schaltgeräte, Wandler.
2 10 ~ Ableiter, Steuerschränke,
<" ~
' II Druckluftanlage
"'
~
20
0 0
0 200 400 600 kV 800
a um b O...L..L...-'-
Bild 11 .18a,b. Flächenbedarf bei Freiluftschaltanlagen und GIS sowie Kostenaufteilung.
a Grundflächenbedarf AF von Feldern in Hochspannungs-Freiluftschaltanlagen und im
Vergleich Fläche für GIS (Feldteilung x Feldtiefe ); b Beispiel für die prozentuale Kostenauf-
teilungauf die Anlagenteile einer 220-kV-Freiluftschaltanlage mit Doppelsammelschiene
und klassischem Aufbau
11.2.4
Vollgekapselte, SF6-isolierte Schaltanlagen
5 5
Bild 11.19. Vollgekapselte, SF 6-isolierte 110-kV-Schaltanlage (BBC), Beispiel für den inne-
ren Aufbau einer Ringschaltanlage in einem städtischen Kabelnetz. a übersichtsschahplan
mit Kabelabgang K und Transformatorabgang T; b Schnitt durch die Anlage. 1 Sammel-
schiene; 2 Sammelschienentrennschalter; 3 Leistungsschalter; 4 Abgangstrennschalter;
5 Lasttrennschalter; 6 Spannungswandler; 8 Schnellerder; 9 Kabelendverschluss; 10 Strom-
wandler
., 5
2 b c
~~--~
5
d
Bild 11.20a-e. Schnitt durch ein Kabelfeld einer SF 6 -gasisolierten Schaltanlage (verschie-
dene Anlagendispositionen). a Übersichtsschaltplan; b bis d Doppelsammelschiene einpo-
lig gekapselt, Kabelabgang unten; e Doppelsammelschiene dreipolig gekapselt, Kabelab-
gang oben. 1 Sammelschienen mit Sammelschienentrennschalter; 2 Leistungsschalter, ste-
hend; 3 Messwandler; 4 Kabelendverschluss; 5 Schaltschrank
11.2 Schaltanlagen 385
Verschiedene Varianten für die Anordnung der Geräte eines Schaltfeldes für
einen Kabelabgang und der Sammelschiene sind aus Bild 11.20 ersichtlich.
Durch die Kombination von Sammelschiene und Sammelschienentrennschal-
ter zu einer Baueinheit wird eine äußerst kompakte Bauweise erreicht. Eine
möglichst geringe Bauhöhe z. B. für den Einsatz in städtischen Gebäuden er-
reicht man bei horizontaler Anordnung des Leistungsschalters unter den Sam-
melschienen.
Bild 11.21 zeigt den Schnitt durch eine 380-/110-kV-Umspannstation mit
Doppelsammelschienen-GIS in beiden Spannungsebenen. Der Anschluss des
Transformators auf der Oberspannungsseite ist ebenfalls gasisoliert ausge-
führt.
Bild 11.22 zeigt den teilweisen Einblick in ein SF6 -Schaltfeld einer GIS mit
Doppelsammelschine ausgeführt in einpoliger Kapselung, geeignet für Nenn-
spannungen 362 kV bis 550 kV.
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12 11 10 9 8 7 6 5
c 13 14 15 16 17 18
Bild 11.22a-c. Schaltfeld einer SF 6 -Doppelsammelschienen-Anlage für Kabelanschluss,
ausgelegt für 362 kV bis 550 kV (Werkbild Siemens, Typ 8DQ1). a Schaltplan; b Funktions-
weise des Leistungsschalters: c Gesamtaufbau des Schaltfeldes. 1 Sammelschienen-Trenn-
schalter I; 2 Sammelschiene I; 3 Sammelschiene II; 4 Sammelschienen-Trennschalter II;
5 Erdungsschalter; 6 Leistungsschalter; 7 Spannungswandler; 8 Einschaltfester Erdungs-
schalter; 9 Kabeltrennschalter; 10 Erdungsschalter; 11 Stromwandler; 12 Kabelendver-
schluss; 13 Ortssteuerschrank; 14 Gasüberwachungseinheit (integriert in Steuereinheit);
15 Leistungsschalter-Steuereinheit; 16 Elektrohydraulisches Antriebssystem; 17 Ölbehälter;
18 Hydraulikspeicher; 19 Anschlussplatte; 20 Kontaktrohr; 21 Blasgitter; 22 Schaltrohr mit
Schaltkontakten; 23 Löschdüsen; 24 Blaszylinder (beweglich); 25 Kolben (feststehend);
26 Lichtbogen; 27 Gasströmung
12 Drehstromnetze
12.1
Netzaufbau, Verbundnetz
Kuppelleitungen
zu benachbarten
Landesnetzen
Kraftwerks- (auch 220 kV oder 110 kV)
blöcke
~ : I I
Für jedes
' ''
'' 110-kV-
Übertragungs-
und
Verteilungs-
Netz
zur
öftentlichen
Versorgung
und
Industrie-
einspeisung
HGÜ
HGÜ geplant·------·
Bild 12.2. Verbundnetze in Europa im Jahre 2000 und HGÜ-Verbindungen [ 12.71, 12.80].
Angaben zum Stromverbrauch der Länder in TWh = 109 kWh; Installierte Kraftwerksleis-
tungen: UCTE+CENTREL: 516 GW; NORDEL: 89 GW; GB (ohne IRL): 75 GW. Elektrische
Energie pro Jahr: UCTE+CENTREL: 2081 TWh; NORDEL: 392 TWh; GB (ohne IRL):
311 TWh
12.2
Höchstspannungsübertragung
Die Höhe der Spannung, die man für eine Drehstromübertragung oder ein
Übertragungsnetz aus wirtschaftlichen und technischen Gründen wählt, wird
stark von der Übertragungsentfernung und der zu übertragenden Leistung
bestimmt. Drei im Folgenden beschriebenen Aufgaben haben im Laufe der
Zeit zur Einführung immer höherer Spannungsebenen geführt (Bild 1.5).
12.2 Höchstspannungs übertragung 391
Bild 12.3. Entwicklung des schwedischen 380-kV-Übertragungsnetzes von 1952 bis 1969
(Einfachleitungen mit Zweier- und Dreierbündeln, Reihenkondensatoren und 1970 etwa
5800 km Länge insgesamt [12.2, 12.4, 12.5, 12.18].
*mit Eintragung der Reihenkondensatoren; ** 380-kV-Kupplung mit dem norwegischen
Netz;- 380-kV-Leitungen; ---- 220-kV-Leitungen, nur für 1952 eingetragen
Als erste Aufgabe soll die Übertragung elektrischer Energie zwischen abge-
legenen großen Wasserkraftwerken oder Gruppen von Wasserkraftwerken
und Verbraucherzentren genannt werden. Besondere Beispiele für diese Auf-
gabe sind die 380-kV-Übertra gung in Schweden (Bild 12.3), die 500-kV-Über-
tragung zwischen Kuibyschew und Moskau (Bild 12.5) und die 735-kV-Über-
tragung zwischen Churchill-Falls und Quebec/Montreal (Bild 12.6 und 12.7).
Diese Übertragungen , teilweise mit mehreren parallelen Freileitungen und
Entfernungen bis etwa 1000 km sind typische Zweipunktübertragungen. Kon-
kurrierend für diese Aufgabe steht heute bei großen Entfernungen auch die
Hochspannungs-Gleichstrom- Übertragung mit Freileitungen (Kap. 19) zur
Verfügung.
Als weitere Aufgabe hat die Höchstspannun gsübertragung die Verbindung
zu benachbarten oder entfernt liegenden Netzteilen übernommen wie beim
Zusammenschluss der Landesnetze in Europa zum Europäischen Verbund-
netz (z. B. Verbindung zwischen Österreich und Griechenland) oder beim Zu-
sammenschluss der Netzteile in Rußland oder beim Zusammenschluss der
392 12 Drehstromnetze
L1 L1
2
Bild 12.4. Reihenkondensatorbatterie (Leiter Ll) in Schweden (Djurmo) im Zuge der 380-
kV-Leitung von Midskog nach Hallsberg [12.9], Baujahr 1954. Drehstromleistung der Kon-
densatorbatterie 105 Mvar, Kondensatorbemessungsspannung 35 kV; Xe = 35 Q; XcfX1 =
0,22. 1 Isoliertisch; 2 Eingangsschalter; 3 Überbrückungstrennschalter; 4 Reihenkondensa-
toren; 5 Schutzfunkens trecke; 6 überbrückungsschalter; 7 Strombegrenzungsdrosselspule;
6 Dämpfungswiderstand; 9 Dämpfungsdrosselspule; 10 Stromwandler für Spannungsver-
gleichsschutz; 11 Spannungswandler für Messung und Entladung; 12 Stromwandler zur An-
regung des Überbrückungsschalters; 13 Stromwandler für Überbrückungskreis
Xc =32 Q
I~~:= 2250A
ts '-- - - - -- ural
Übertragungsentlernung • 815... 890km - - - - - - - - -- -
lnlll Bemessungsscheinleistung für Generatoren, Transformatoren und Ladestromspulen
®- Synchronphasenschieber, !Zm Bemessungsscheinleistung in MVA, Leistungsschalter (Trennschalter sind nicht eingetragen)
=
Bild 12.5. 380-kV( 400-kV)-Übertragung Kuibyschew-Moskau mit Ladestromdrosselspulen, Reihenkondensatoren und Synchronphasenschieb ern
in den Stationen N und E bei Moskau. Einfachleitungen, Portalmaste mit Dreierbündeln 3 x 480/60 mm 2 Al!St, Abstand der Teilleiter 400 mm, wirt- V.l
'D
V.l
schaftliche Stromdichte 0,6 A/mm 2, zwei Erdseile, SchutzwinkellS -20° [12.1)
394 12 Drehstromnetze
o 735-kV-Anlage
• Wasserkraftwerke
- - 735-kV-Leitung
0 100 200 km 400
Montreal
Laurenlides
Sept.-IIes Churchltl
3000
Mw
180 735kV
Manicouagan
500 MVA Quebec
Bild 12.7. 735-kV-Netz in Quebec/Kanada, Schaltungsautbau und Entfernungen in km
138kV
531 km
AM
129km . . ..
345 kV
79km
109km
138kV
1300 I
~I•
765kV
B
•I~
l3oo I
193 km
201 km
119km
600
SOOkV
Bild 12.8. Das 765-kV-Netz der American Electric Power (AEP) 1972 mit 10 Einfachleitun-
gen und sieben 765-kV/345-kV/(138-kV )-Freiluftumspannanlagen [12.14, 12.1 5]. Die
Schaltanlagen sind nur sehr vereinfacht dargestellt
12.3 Versorgung großer Städte oder Ballungsräume 397
12.3
Versorgung großer Städte oder Ballungsräume
Städte oder Ballungsräume mit 500000 Einwohnern oder mehr stellen beson-
dere Anforderungen an die elektrische Energieversorgung, bedingt durch z. T.
hohe Lastdichten, durch Trassenmangel und die Schwierigkeit der Geländebe-
schaffung für Umspannwerke, auch wenn diese mit SF6 -Schaltanlagen aus-
gerüstet werden. Die Schwierigkeit der Trassenbeschaffung gilt sowohl für
Freileitungen im Randgebiet der Ballungsräume als auch für Kabeltrassen im
Kern der Städte.
Lastdichten von 20 MVA/km 2 und mehr aufkleinen Flächen von z. B. 0,5 bis
4 km2 sind im Zentrum von Ballungsräumen (Hochhäuser, Kaufhäuser) oder
in Gebieten mit allelektrischer Versorgung zu finden. Die mittleren Lastdich-
ten großer Städte sind dann geringer, wenn ausgedehnte Grün- und Wasser-
flächen vorhanden sind. In den Zentren großer Städte (z. B. New York, Paris,
Frankfurt am Main) kommen Lastdichten bis 100 MVA/km 2 oder sogar mehr
vor (ähnlich hohe Lastdichten gibt es in bestimmten Industrieanlagen). Die in
früheren Jahren noch geschlossen zu betreibenden 110-kV-Netze in den Städ-
ten mussten bei hoher Lastdichte aufgelöst und in einzelnen Gruppen betrie-
ben werden, gespeist aus einem überlagerten 220-kV- oder 380-kV-Netz.
Bild 12.9 zeigt schematisch zwei unterschiedliche Möglichkeiten zur Ver-
sorgung großer Städte. Im ersten Fall nach Bild 12.9a gehen von einem 380-
kV-Ring Stichleitungen 110 kV aus, die strahlenförmig in den Lastschwer-
punkt vorstoßen und im Außenbereich als Freileitungen ausgeführt werden,
während im Innenbereich nur Kabel in Betracht kommen.
Im zweiten Fall nach Bild 12.9b wird ein unterirdisches Hochleistungsnetz
(z.B. 380-kV-Kabel mit forcierter Kühlung durch Öl oder Wasser oder wie in
Berlin VPE-Kabel in einem unterirdischen Kanal mit Luftkühlung oder aber
SF6 -isolierte 380-kV-Rohrleiter) durch den Verdichtungsraum verlegt. Im
ersten Fall können Übertragungsleistungen von mehreren 100 MVA bis zu
1000 MVA bei 110 kV günstig sein, während man im zweiten Fall bei der Ver-
wendung kleiner 110-kV-Ringnetze mit Übertragungsleistungen der 110-kV-
Kabel von 150 bis 200 MVA auskommen kann, wenn man zwei bis drei Um-
spannwerke 110 kV /10 kV (Bild 12.12) speist.
398 12 Drehstromnetze
12
a
Bild 12.9. Prinzipien der elektrischen Energieversorgung von Ballungsgebieten (Millio-
nenstädten). a Ringkonzept mit Stichleitungen (380/110 kV); b Durchmesserkonzept mit
unterirdischen Hochleistungsverbindungen und Verteilungsringen (380/110 kV); 1 380-
kV-Freileitungen, Anschluss an das Verbundnetz; 2 110-kV-Freileitungen mit zwei bis vier
Stromkreisen und hoher thermischer Übertragungsfähigkeit oder Kabel mit forcierter
Kühlung; 3 110-kV-Kabel zur Speisung von zwei bis drei Umspannwerken llO kV/10 kV
(20 kV); 4 Unterirdische Hochleistungsübertragung 380 kV (Kabel oder SF6-Rohrleiter);
5 Umspannwerke 380 kV/110 kV Freiluft; 6 Umspannwerke 380 kV/110 kV mit vollgekap-
selten SF6-isolierten Schaltanlagen; 7 llO kV Hauptverteilungswerk; 8 Umspannanlagen
110 kV/10 kV (20 kV); 9 Umspannanlagen llO kV/10 kV mit Kupplungsmöglichkeiten
110 kV zum Nachbarring im Störungsfall; 10 Zusatzring 110 kV bei hoher Lastdichte;
11 Einspeisung großer Kraftwerksblöcke auf der 380-kV-Seite über Freileitungen; 12 llO-
kV-Einspeisung kleinerer Kraftwerke (Heizkraftwerke) im Ballungsraum
Bei den Planungen zur Versorgung von Ballungsräumen ist es wichtig, den
Netzaufbau und die Größe und Anzahl parallel arbeitender Transformatoren
so zu wählen, dass die Kurzschluss- und Erdkurzschlussströme sicher be-
herrscht werden können und dass eine ausreichende Versorgungszuverlässig-
keit eingehalten wird [1.24, 12.49, 12.64). Auf der 110-kV-Seite ist man bestrebt
eine Kurzschlussleistung Sk = .J3
Unlk von 4000 MVA bis höchstens 5000 MVA
einzuhalten.
Bild 12.10 zeigt schematisch die Versorgung der Stadt Harnburg mit einem
Freileitungshalbring 380 kV und drei großen Freiluftumspannwerken 380/
llO kV im Norden, Osten und Süden, jeweils am Stadtrand gelegen. An diese
Hauptumspannwerke 380/110 kV sind jeweils drei oder vier 110-kV-Haupt-
verteilerwerke über leistungsfähige 110-kV-Freileitungen mit Bündelleitern
angeschlossen. Diese Hauptverteilerwerke speisen ihrerseits über Kabel meh-
rere Abspannwerke 110 kV/10 kV, die möglichst in den Lastschwerpunkten
liegen sollen.
Im Rahmen einer breit angelegten Studie "Elektrische Hochleistungsüber-
tragung und -Verteilung in Verdichtungsräumen" [12.29, 12.37) wurde vor
12.3 Versorgung großer Städte oder Ballungsräume 399
etwa 25 Jahren auch die Übertragung großer Leistungen mit Drehstrom und
Gleichstrom untersucht über Entfernungen von 10 km bis 100 km, wie sie in
Deutschland bei verteilt angeordneten thermischen Kraftwerken zu erwarten
sind. Auf diese Untersuchungen, auch wenn sie schon längere Zeit zurücklie-
gen, soll hier hingewiesen werden wegen der Untersuchungssystematik und
weil die Ergebnisse für den relativen Vergleich verschiedener Varianten unter-
einander grundsätzlich auch heute noch gültig sein dürften. Die dort [12.37]
angegebenen Preise für einzelne Betriebsmittel sind wegen der Inflationsrate,
der Änderung der Materialpreise, der Änderung der Arbeitslöhne und ande-
rer Einflussfaktoren natürlich nicht mehr direkt verwendbar.
Bild 12.11 zeigt die Barwerte der Investitionsausgaben, der Ausgaben für
fixe, lastunabhängige, jährliche Kosten (wie Steuern, Instandhaltung, Versi-
cherung und der leistungsunabhängigen Verluste) und der Ausgaben für die
lastunabhängigen, jährlichen Verluste (ohmsehe Verluste) bei einer Leistungs-
übertragung So = 2500 MVA und So = 10 000 MVA aus einem Kraftwerk in das
380-kV-Netz, wobei die Übertragung zwischen den Sammelschienen Al und
B2 im Bild 12.11 a betrachtet wird. Beim Einsatz von 750-kV oder 1150-kV-
Freileitungen müssen deshalb Abspanntransformatoren und entsprechende
Schaltanlagen zwischen Bl und B2 im Bild 12.11 a berücksichtigt werden.
400 12 Drehstromnetze
A1 A2 (B1) B2
'
;--m--ra
80kV
: NT
~;.<....----------+: --CD--
a - - - Übertragungsentfernung e- - - 1
.
80 ~->
-
~ -~
-~-------T~rr-•;----- ,- ~
kVA
€ - ~ :e :!? - - - - -- --r.I!Lr-- -,-- - - - -1-
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ßr BT BT
o ~~~-~--~~~~~~_L_L_+-_L~_L_L~~~~~-~--~~
liiT BT BT 'Bf BT BT 1 rsJBT BT ~ BT BT BT BT BT
b e= 25 50 100 25 50 100 km
-% = 2500 MVA So =10 000 MVA
Bild 12.11 a, b. Leistungsbezogene Investitionsausgaben A1/S0 und leistungsbezogene Bar-
werte der Gesamtausgaben Bge/So für Kraftwerkseinspeisungen über DHÜ-Freileitungen
in ein 380-kV-Netz [12.37] . a Aufbau der Übertragung; b Barwerte. L Leitungen; BT Block-
transformatoren; NT Netztransformatoren; C Kondensatoren; F 2/4 - 380 kV: Freileitung
380 kVmit zwei Stromkreisen und Viererbündeln, usw.
• Die Verluste und Verlustkosten werden für eine über 25 Jahre gleichblei-
bende Jahreshöchstlast ermittelt.
Bei der Ermittlung der Barwerte der Ausgaben für Bild 12.11b, wobei voraus-
gesetzt wurde, dass die Barwerte der Einnahmen unabhängig von der Form
der Übertragung sind, ergibt sich für konstante jährliche Ausgaben:
630 mm 2 Cu 630mm2 Cu
300mm 2 Cu
A B
2 x 31 ,5 (63) MVA
a Sgesi=40 MVA Sges;=63 MVA c Sgesi =63 MVA
B. B. B.
50 50 50
II m II m
Bild 12.13 a -c. Bezogene Barwerte B, der Investitions- und Verlustkosten bei unterschiedli-
chem jährlichen Lastzuwachs p für die drei Varianten nach Bild 12.11. a Jährlicher Lastzu-
wachs p = 3o/o/a; b p = So/o/a; c p = 7o/o/a
ten des Bildes 12.12 bei angenommenen jährlichen Lastzuwächsen von 3 %/a,
5 %/a oder 7%/a, so findet man, wenn der Lastzuwachs auch durch zusätzliche
Umspannanlagen gedeckt wird, die Ergebnisse des Bildes 12.13. Bei geringem
jährlichen Lastzuwachs sind die Ergebnisse der drei Varianten ähnlich,
während sich bei hohem jährlichen Lastzuwachs zeigt, dass die Variante I
wirtschaftlich ungünstig sein wird.
12.4
Verteilungsnetze
Neben der Industrie sind die Haushalte, der Handel und das Gewerbe, öffent-
liche Einrichtungen und Landwirtschaft die Hauptbezieher elektrischer Ener-
gie aus den Mittel- und Niederspannungsnetzen (10 oder 20 kV und 0,4 kV),
die man zusammen als Verteilungsnetze bezeichnet. Bei sehr hoher Lastdichte
in Ballungsgebieten werden manchmal auch die 60- und 110-kV-Netze als Ver-
teilungsnetze angesehen (Bild 12.9).
Neben vielen Gemeinsamkeiten zwischen den öffentlichen und den indus-
triellen Verteilungsnetzen ergeben sich Unterschiede im Aufbau und bei der
Höhe der Kurzschlussströme, in den Fragen der Blindstrom- und der Ober-
schwingungsbelastung durch Stromrichterantriebe, bei der Anzahl der auf en-
gem Raum angeschlossenen Mittelspannungs- und Niederspannungs-Asyn-
chronmotoren und auch bei der stoßweisen Abnahme von Wirk- und Blindleis-
tungen z. B. durch Schweißmaschinen, durch Lichtbogenöfen (wenn diese nicht
an das 110-kV-Netz angeschlossen werden) oder durch gesteuerte Antriebe.
404 12 Drehstromnetze
0~-L----~------~--
10 20 60 kV 110
u.-
3
Kabel
Lasttrennschalter NS-Abgänge
2)
("··~ /
·....· 4
400 kVA oder
a b HH-Sicherung 630 kVA
Bild 12.1Sa-d. Aufbau von Verteilungsnetzen, 10-kV oder 20-kV-Kabelnetze. a Netz mit of-
fen betriebenen Ringen; b Ausschnitt mit Anschluss eines Niederspannungstransforma-
tors; c Netz mit Gegenstation; d Netzaufbau mit nur je einem Einspeisetransformator pro
Station. 1) Doppelsammelschiene oder Einfachsammelschiene mit Längstrennung; 2) ma-
gnetischer Kurzschlussanzeiger (Richtungsanzeiger)
matoren 110 kV/10 kV oder 110 kV/20 kV und den Kurzschlussleistungen SI:
= 250 MVA bis 750 MVA auf der Mittelspannungsseite bei SJ:0 = 5 GVA oder
SJ:0 = oo auf der 110-kV-Seite. Dabei wurde angenommen, dass die Trans-
formatorbemessungsspannungen mit den Netznennspannungen überein-
stimmen. Der Korrekturfaktor KT wird nach Gl. {15.29a) berechnet. Will man
SI:= 250 MVA bei Un = 10 kV {IJ: = 14,5 kA) einhalten bei Einsatz eines Trans-
formators SrT = 31,5 MVA, so muss man also ukr"" 14% wählen, wenn man
SJ:0 .:; 5000 MVA im 110-kV-Netz voraussetzt.
Niederspannungsnetze werden als Strahlennetze, als Ringnetze mit Teilver-
maschung oder als Maschennetze ausgebildet. Die Anwendung der einzelnen
Netzformen wird bestimmt durch die Struktur des Versorgungsgebietes, die
Lastdichte, den Ausbauzeitraum u. a. In Städten aber auch in Dörfern wird das
Niederspannungsnetz heute verkabelt. Niederspannungsfreileitungen finden
Anwendung bei einzeln stehenden Häusern. Dachständernetze in kleinen Or-
ten sind nur noch selten zu finden. Im Bild 12.17 sind einige Netzformen sche-
matisch dargestellt.
12.4 Verteilungsnetze 407
100
V S;Q =5000 MVA I/-' -
MVA / __.. v-- s;a -- 00
90 ~~-+-.L
~~.H--+--~
/~~ ---~
s;= 1so MvÄ / ..···· ··
I . //
80
S;=500 MVA
70
/ ..·
!,......- / _...······· /-:.:- s;a
1
60
50
V ... . - s;= 3so MvÄ·
_;, _... I
Q
30
.·/v-··
~....- ?.,...._ .. s;~ 2soMV::~
/..~ ····
s,,
x, (ub)
~-··....,v ·····
, 6·· -
20
U. = 10kV, 20 kV
10 k3
a~~--~~--~~--~~~
0,06 0,08 0,1 0,12 0,14 0,16 0,18 0,2 0.22
Bild 12.16. überblick über den Zusammenhang zwischen S,r, ukr für Transformatoren
110/10 kV oder 110/20 kV und der Kurzschlussleistung S~ auf der 10-kV- oder der 20-kV-
Seite des Transformators bei S~Q :::; 5000 MVA oder S~Q = =
b
a
~
•
Transformatorstation
Verteilerschrank
- - Niederspannungskabel
- - Ringkabel
I
I
I
Mittelspannungsnetz
(Ringnetz)
~ Transformatorstation • Verteilerschrank
~ Leistungschalter mit Schutz __.-,_ Trennsteile
- - Mittelspannungskabel (z.B. 10 kV) - - Niederspannungskabel
Bild 12.18. Niederspannungsmaschennetz (schematischer Ausschnitt) mit mehrsträngiger
Speisung aus einem Mittelspannungsnetz
2,0
~
0,5
stations~se gespeistes Maschennetz
0
I I I I
0 10 20 30 40 50 MVA/krrll
s
Bild 12.19. Relative Barwerte B, der Investitionskosten im Nieder- und Mittelspannungs-
netz als Funktion der Lastdichte im Endausbau und der Niederspannungsnetzform (siehe
Text)
410 12 Drehstromnetze
12.5
Industrielle Stromversorgung
Aufbau und Auslegung der Netze in der Industrie sind abhängig vom Leis-
tungsbedarf, von den Fertigungsvorgängen, von den Anforderungen an die
Versorgungssicherheit (Gefährdung von Menschenleben, schwerwiegende
Produktionsstörungen und Schäden an Produktionsanlagen) und anderen für
den betrachteten Industriebetrieb gegebenen spezifischen Anforderungen
[12.35, 12.47].
Bei kleinen Handwerks- und Industriebetrieben wird der Anschluss häufig
an das Niederspannungsnetz der öffentlichen Versorgung vorgenommen.
Größere Betriebe erhalten einen Anschluss an das Mittelspannungsnetz (Ein-
speisestation), auch wenn die Verteilung der elektrischen Energie im Betrieb
nur über ein Niederspannungsnetz vorgenommen wird. In Betrieben der
Großindustrie mit Leistungen im Bereich von 10 MVA bis 300 MVA oder mehr
sind allgemeine Aussagen nur schwer möglich. Innerhalb des Werksnetzes
können dann eigene Mittel- und Hochspannungsnetze vorhanden sein (z.B.
10 kV, 30 kV, 110 kV oder sogar im begrenzten Umfang 220 kV als SticheiD-
speisungen).
Eine Reihe von Sonderproblemen sollen aufgeführt werden:
• Zusammenballung einer großen Anzahl von Hoch- und Niederspannungs-
motoren (meist Asynchronmotoren) auf engem Raum (z. B. in einem Ge-
bäude oder Gebäudekomplex), die dann erhebliche Anteile zum Kurz-
schlussstromliefern (Kap.15) und beim Direkteinschalten zu großen Span-
nungseinbrüchen führen können (Kapitel 7).
• Schweißmaschinen, Lichtbogenöfen und andere unruhige Verbraucher
können periodische oder stochastische Blindlaststöße verursachen und da-
mit zu Spannungsschwankungen im eigenen Werksnetz und im einspeisen-
den öffentlichen Netz im Frequenzbereich zwischen 1 und100Hz führen,
für die das menschliche Auge besonders empfindlich ist (siehe Flimmer-
grenzkurven im Bild 12.26) [12.22, 12.74].
• Beim Einsatz großer Stromrichterantriebe und durch den Anschluss von
Elektrolyseanlagen treten Oberschwingungsbelastungen auf. Kondensator-
batterien zur Leitungsfaktorverbesserung werden deshalb häufig zu Saug-
kreisen ausgebildet [12.7].
Im Gegensatz zur öffentlichen Versorgung mit Volllaststunden von 3000 bis 5000
h/a treten in der Industrie werte von 4000 bis 7000 h/a auf. In Betrieben mit elek-
trischen Erwärmungsanlagen und in Raffinerien sind bis zu 8000 h/a möglich.
110kV
S;' =3000MVA -N
V,
150 MVA 150MVA
5"
0..
c
~
....
~
(b
(/)
g
~
~ ....<J>~
0
o<l
c
::l
~1 ,5MVA (JQ
Walzwerlc
Eisenwerlc
42MVA
1,8km
10W
Älteres
Kraftwerlc
40 40 25 25MVA
Bild 12.20. Ausbauplanung des Hochspannungsnetzes in einem Werk der Stahlindustrie (Ausbau in mehreren Stufen). Der Endausbau ist für ei- 1 *'"
nen Leistungsbedarf von 200 MVA, cos qJ = 0,8 (1/4 -Stunden-Maximum); Sb,: Bemessungsausschaltleistung
412 12 Drehstromnetze
Bedingt durch die hohe Benutzungsdauer sind besondere Maßnahmen zur He-
rabsetzung der Verluste (Leistungsfaktorverbesserung) und für die Umschalt-
möglichkeiten bei Revisionen, Umbauten und Erweiterungen notwendig.
Bild 12.20 zeigt als Beispiel die Ausbauplanung des Netzes für ein großes
Werk der eisenschaffenden Industrie. Der gezeigte Ausbauzustand wurde in
verschiedenen Stufen erreicht abhängig vom Ausbau der Produktion. Die
Hauptschaltanlage 110 kV wird eingespeist von einem nahen Kraftwerk und
aus dem öffentlichen Netz. Die Schwerpunkte des Werkes (Eisenwerk, Stahl-
werk und Walzwerk) werden über ausgelagerte 31,5-MVA-Transformatoren
angeschlossen, um 110-kV-Schaltanlagen im Werksgelände zu vermeiden. Re-
serveverbindungen 10 k V sorgen dafür, dass die einzelnen Abnehmergruppen
auch bei Ausfall eines Transformators 110/10 k V oder bei Ausfall eines 110-
kV-Zuleitungskabels weiter versorgt werden können. Kleinere Kraftwerksge-
neratoren (älteres Kraftwerk) speisen auf 10 kV ein und bringen so eine zu-
sätzliche Stützung der Versorgung. Bei Fehlern (z.B. Kurzschlüssen) im Ein-
speisenetz oder im Werksnetz kann man mit Hilfe einer Schnellentkopplung
Inselnetze zur Versorgung wichtiger Verbraucher bilden.
Die Verbraucher in den einzelnen Werksbereichen (Lichtbogenöfen, Strom-
richterantriebe usw.) werden über 10-kV-Kabel an die 10-kV-Verteilungen an-
geschlossen. In mehreren Werksbereichen sind 5-kV-Netze vorhanden zum
Anschluss großer Asynchronmotoren.
12.6
Blindleistungsbedarf und Kompensation
12.6.1
Blindleistungsbedarf der Verbraucher
V)- 0,6•r--+--r--+~.c-.t~'--+---i
~
V)"
~ 0 4t---;...!""
V)t.. ' ~-=~+--?r
ti)
~-~--~-~-~-~o
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
P/P,-
I V/
~-
...
........._-
--,~--
3
:.:.-=~
----' 0
10 20 30 s 40
t-
1/ I m<lX -
30
MW
Q..
10
t-
Bild 12.25. Ausschnitt aus dem Schreibstreifen eines 36-MVA-Lichtbogenofens. Fassungs-
vermögen von I 00 t
416 12 Drehstromnetze
'"'
10
1200 Spannungsänderungen je Minute
!'8 ~ \ ~ 1
\
"-~
' 84
',
'
ergeben einen 10-Hz-Fiicker [N12.1)
83\ 3 ['--.
~ - ./ ·
'
0,6
I'
~ 1:::,"
·······... "
8·;---
.....-····
··...,., ········
\ _/
----·
~ 0,4
<I
'
82
·- .-- - -..:..: ·
J
0,3
0,2
i-
0 0,1
0 2 4 6 8 Hz 10 0,1 10 100 1!fl 104
a Frequenz - b Anzahl der Spannungsänderungen je Minute -
Bild 12.26. Grenzkurven für Spannungsschwankungen, "Flimmergrenzkurven". a S Stör-
grenze für Glühlampen 60 W/220 V [Schwab, F.: 1939]; B1 Bemerkbarkeitsgrenze 60 W/220
V [Schwab, F.: 1939]; B2 Bemerkbarkeitsgrenze 120 V [Concordia, C. CIGRE 1960]; B3 Be-
merkbarkeitsgrenze 40 W/220 V [Lemmenmeier, J. 1971]; B4 wie B3 jedoch 100 W/220 V;
b Kurzzeitflickerkurve für rechteckförmige equidistante Spannungsänderungen [N12.1]
Dabei sind:
Sk Anfangs- Kurzschlusswechselstromleistung (Sk = Unlk) am betrach- .J3
teten Punkt
Somax Höchstwert der Ofenleistung (u. U. Zweistunden-Leistung des Ofen-
transformators)
n Anzahl paralleler Lichtbogenöfen der Leistung Somax
Betrachtet man als Beispiel zwei Lichtbogenöfen mit je Somax = 40 MVA, ge-
speist von einer 110-kV-Sammelschiene, so muss die Kurzschlussleistung
mindestens Sk = 40 MVA · 80 · ""4000 MVA betragen. Vz
Bei Gl. (12.2) wird vorausgesetzt, dass etwa 30% der höchsten Ofenleistung
Somax als schnell schwankende Blindleistung im Bereich 5 bis 10 Hz auftreten
und dabei Auzul "" 0,4% nicht überschritten wird. Mit dieser Zuordnung
12.6 Blindleistungsbedarf und Kompensation 417
LlQ"" 0,3 Somax (oder auch L:lQ"" 0,4 SomaJ bei einem Lichtbogenofen kann man
Llu mit folgender Zahlenwertgleichung abschätzen:
(12.3)
12.6.2
Blindleistungsbedarf des Netzes
Q=Qc (~-
Qc
1)=Qc (3mL I: _1)
wcp
1
(12.5)
(12.6)
418 12 Drehstromnetze
:~
Mvar/km
700kV
2
a e=100km _§__
cos cp=1
380kV
i/J&ffk-.Yik&lf.klt
220kV
0
So!Prm
-1
-3
Bild 12.27. Blindleistungsbedarf Q' pro km Leitungslänge von Drehstromfreileitungen (ein
Stromkreis) abhängig von der übertragungsleistung Sü bezogen auf Pnat bei einer Länge
von I= 100km
100km
Verluste Pv in MW
I reine Wirklast 0,6 I 2,6 I 0,2 I 1'1 I 0,07 I 4,6 I
l gemischte Last 0,7 I 3,4 I 0,3 I 1,6 I 0,09 I 6,1 I
Blindleistungsbedarf Q in Mvar
I reine Wirklast 16,8 I -4,4 I 4,6 I 1,4 I 1,1 I 19,5 l
I gemischte Last 20,6 I -1,3 I 6,3 I 2,5 I 1,7 I 29,8 1
Spannungsfall in% der jeweiligen Nennspannung
I reine Wirklast 1,2 I 2,2 I 0,8 I 2,3 I 0,5 I 7,0 l
I gemischte Last 7,3 I 7,5 I 4,8 I 5,6 I 5,5 I 30,7 l
Bild 12.28. Verluste Pv, Blindleistungsbedarf Q und Spannungsfälle einer Energieübertra-
gung [ 12.6]. Die eingeklammerten Werte im Bild gelten für gemischte Last
12.6.3
Blindleistungskompensation
Ein großer Teil der benötigten Blindleistung im Drehstromnetz wird durch
Generatoren in Dampf- und Wasserkraftwerken bereitgestellt, während die
Bereitstellung aus Synchronphasenschiebern gering ist. Kondensatoren haben
einen wachsenden Anteil übernommen [12.7].
Turbogeneratoren können Blindleistung zu geringen mittleren Kosten er-
zeugen, insbesondere bei einem Leistungsfaktor in der Nähe von cos ({Jr = 1.
Bild 12.30 zeigt die Zunahme der Eisenlänge, der Erregerdurchflutung, der
Ankerdurchflutung und der Kosten bei abnehmendem Leistungsfaktor cos ({Jr
420 12 Drehstromnetze
a MW 1()()()()
t1:
Blindleistungserzeugung
durch große Turbogenera-
toren [5.9). eA Anker- Q)
durchflutung; ~Erreger <1)"120
durchflutung; /Fe Eisen- ...,J!
länge; KG Generatorkosten ~100~~~~----~~
- 0,9 0,8
cos 9',
0,7
98,0L-----..J..__ _....J
0,50 0,75 1,00
P!P,-
380 kV
(750 k-Vl'+-.,........_,...
200 MVA
(12.7)
12.6 Blindleistungsbedarf und Kompensation 423
500kV
-zur HGÜ-Übertragung nach Säo Paulo± 600 kV
Wasser- - in das Netz von Paraguay ..... Asuncion (200 kV)
kraftwerk
lvapura ltaberä
ltaipu 750 kV
::: Säo
~-- -.
::: Paulo
18
Einheiten
je700 MW
···· 500 kV
3XT2 Eletrosul
Re
I l =R+ jX UN3
P L1~----~--~~~~
-- ~~---+~--c=~~
Q L3 <>--1---+-+-..-~ri-tJ
a UI._..Yim:J........,~
b Im
oder
Qc = 31 2 I (WCy) = 12 I (WC,.J (12.8)
(12.9)
Aus Bild 12.35 ergeben sich folgende Beziehungen für die Klemmen Ll, L2, L3:
Vor dem Anschluss der nach dem Anschluss der
Kondensatorbatterie (v) Kondensatorbatterie (n)
S' = P+ jQV S" = P + jQ" (12.10)
COS q>v =PI Sv cos q>" =PIS" (12.11)
P =SV cos q>v = S"cos q>" (12.12)
Qv = Ptanq>v Q" = P tanq>" (12.13)
Die Kondensatorblindleistung Qc ist die Differenz zwischen Qv und Q":
Qc = Qv- Q" = P(tanq>v- tanq>") = Qv- Ptanq>" = Qv- SV cosq>v tanq>"(12.14)
Die Einzelkompensation von Asynchronmotoren im Niederspannungsnetz ist
dann wirtschaftlich, wenn diese dauernd eingeschaltet sind und wenn die
Kondensatoren direkt an den Motoranschlüssen liegen. Für kleine Motoren
werden nach den Anschlussbedingungen der VD EW Kondensatoren nach Bild
12.36a empfohlen. Um Überkompensation im Leerlauf und Selbsterregung
beim Auslaufen zu vermeiden, gilt für den Festanschluss von Kondensatoren,
wenn IcM den Leerlaufstrom des Motors bezeichnet:
(12.15)
100
\
/
kva!r
~V /
fk/ \\
4
V
1
cl'10
!
4
/
/
ClfO
ci>'
" !'.... r--
a 0 10 20 kW30 b 6 31()() 4 6 8 10 % 12
PrM - u.. -
Bild 12.36a-c. Einzelkompensation von Asynchronmotoren und Transformatoren. a Ein-
zelkompensationvon Asynchronmotoren nach VDEW-Anschlussbedingungen. GI. (12.15)
muss erfüllt sein; bRichtwerte für die Einzelkompensation von Transformatoren; c Grenz-
kurve für die Kondensatorleistung bei Einzelkompensation von Transformatoren abhängig
VOn Ukr
12.6.4
Parallelresonanz und Absaugung von Stromoberschwingungen
I 0' Re
S'
cos <p'
10 kvar
20 kvar
20 kvar
Im
80 kvar 60 50 40 30 20 -10
c -a
Bild 12.37 a-c. Anschluss und Wirkungsweise einer Kondensator-Regelanlage. a Anschluss
der Blindleistungsreglers (BR) auf der Hochspannungsseite des Transformators; b An-
schluss auf der Niederspannungsseite; c Wirkungsweise bei Verbesserung von cos cp• = 0,7
auf cosq>~ = 0,9 auf. 1 Einschaltgrenze mit den Einschaltpunkten E1, E2, E3, E4; 2 Aus-
schaltgrenze mit den Ausschaltpunkten A1,A2,A3, A4 der Kondensatorleistungen 10, 20, 30,
40 kvar (Unempfindlichkeitsbereich = 1,5 · 10 kvar)
~1
I.(v=5, 7, 11, 13 ... )
a
Bild 12.38a, b. Belastung einer Kondensatorbatterie mit eingeprägten Oberschwingungs-
strömen Iv. a Netzschaltung; b Ersatzschaltung für v = 5, 7, 11, 13
12.6 Blindleistungsbedarf und Kompensation 427
Dabei ist p die Pulszahl des Stromrichters (z. B. p = 6, p = 12), v die Ordnungs-
zahl der Stromoberschwingung und fv ein Faktor kleiner 1, der den Rückgang
der Oberschwingungen abhängig von der Aussteuerung der Stromrichter
berücksichtigt. Bei Konti-Walzwerken mit Überlappung u = 20° und einem
Steuerwinkel a =5°, sowie dem induktiven Gleichspannungsfall dx = 4% gilt
z.B.:f5 = 0,92,f7 = 0,83,j; 1 = 0,62 undj; 3 = 0,50 [12.6]. Die eingeprägten Ober-
schwingungsströme Iv treffen auf den Parallelschwingkreis im Bild 12.38b aus
der Netzinnenimpedanz und der Kapazität der Kondensatorbatterie. Berück-
sichtigt man näherungsweise nur die Innenreaktanz X01 des Netzes und führt
man Xov = v X01 sowie Xev = XCJ/v ein, so ergibt sich für den Betrag der resul-
tierenden Impedanz am Anschlusspunkt Q als Funktion von v:
z - XQvXev - Xet
(12.17)
Qv - IXov - Xev ~- V I1--~
1 Xe 1 I
v2 XQI
Für die Oberschwingungsspannung Uev am Anschlusspunkt Q und damit am
Kondensator findet man:
vX01
(12.18)
I - Uev - XQI v2 I
ev - Xev - Xct 11- v2 XQI I v
(12.19)
Xct
Der gesamte Effektivwert Ie des Kondensatorstromes, der für die thermische
Belastung des Kondensators maßgebend ist, setzt sich aus dem Grundschwin-
gungsanteil Ie 1 und den Oberschwingungsanteilen wie folgt zusammen:
Bei der Auswahl des Kondensators ist darauf zu achten, dass die Resonanzfre-
quenz oder (bei mehreren) die Resonanzfrequenzen des Netzes nicht mit der
Frequenz eines der eingeprägten Ströme zusammenfallen. In diesem Fall
würde es zu hohen Strom- und Spannungsbelastungen des Kondensators
kommen. Aus Gl. (12.17) folgt durch Nullsetzen des Nenners von Zov für die
Resonanzbedingung (Parallelresonanz):
(12.21)
428 12 Drehstromnetze
(12.22)
(12.23)
Als Beispiel soll ein Fall nach Bild 12.38 behandelt werden. Gegeben sind:
S'kQ = 200 MVA; Un = UnQ = 10 kV; Qc = 5 Mvar und daraus XQ 1 = 0,55 Q,
XCI = 20 Q und 1CI = 289 A. Für die Oberschwingungsströme (p = 6) wird 15 =
100 A, 17 = 64 A, 111 = 31 A und 113 = 20 A vorausgesetzt. Die Ergebnisse sind in
Tabelle 12.2 zusammengestellt.
Ausgehend von GI. (12.23) kann man Bild 12.39 zeichnen. Wegen der Unsi-
cherheit bei der Festlegung von S'kQ und weil sich S'kQ zwischen einem maxi-
malen und einem minimalen Wert ändern kann (Kap. 15), fällt es jedoch
schwer, Qc so auszuwählen, dass Resonanz mit Sicherheit vermieden wird.
In diesen Fällen teilt man dann die Kondensatorbatterie in zwei oder drei
Teile und bildet Saugkreise abgestimmt auf v = 5, 7 oder auf v = 5, 7, 12 (11 + 13).
Die eingeprägten Oberschwingungsströme 1v werden dann abgesaugt. Bild 12.40
zeigt ein Beispiel. Die einzelnen Saugkreise müssen in der Kondensatorleistung
so ausgelegt werden, dass der vollständig aufgenommene Oberschwingungs-
strom 1v zusammen mit dem Grundschwingungsstrom 1CI den zulässigen Effek-
tivwert des Kondensatorstromes nicht überschreitet.
Versucht man den Leistungsfaktor eines Lichtbogen-Stahlschmelzofens, der
in der Einschmelzphase bei etwa cos CfJm liegt, durch Einsatz einer Kondensa-
torbatterie an der Ofensammelschiene zu verbessern, wie in Bild 12.41 gezeigt,
so muss man damit rechnen, dass der Parallelschwingkreis aus der Netz-
innenimpedanzund der Reaktanz der Kondensatorbatterie mit seiner Eigen-
Tabelle 12.2. Beispiel zur Ermittlung der Zusatzbelastung einer Kondensatorbatterie bei
eingeprägten Oberschwingungsströmen Iv. Netzaufbau nach Bild 12.38a
V 5 7 11 13
Iv A (540) 100 64 31 20
Zqv Gl. (12.17) Q 8,8 11,1 2,6 1,96
Ucv Gl. (12.18) V 5770 880 710 80,6 39,2
Icv Gl. (12.19) A 289 220 248 44,3 25,5
60 I
5/
I
Mvar v=3 1
s· _1.1 . u~
50
I
. . .v
----
40
..-------I:.Q,. -. ~1
1
I
/
__;--
Q I
30
/
I
I
I. d' 20
I
/ V_....,.. ~ 11 !---:::::::::;
10
I~ r- 13
0
b 0 400 800 1200 1600 MVA 2000
icrv A 1'\ I
ua ua Mvrw
ic ics ic7
ics •Y•N
W' W'
A A 1'-
is ..... is "\ A A
\TV v 0,6 0,6 Mvar VV v
250 350Hz
3M VA 3MVA v= 5 v= 7
p=6 P=6
a b
Bild 12.40a, b. Ausbau einer Kondensatorbatterie zu Saugkreisen für Stromoberschwin-
gungen v = 5 und v = 7 [ 12. 7] . a Kondensatorbatterie ohne Saugdrosseln; b Aufteilung der
Kondensatorbatterie zu Saugkreisen
1\ "-... 1 -314Hz
/V\ V
·V "''\
s~
iu,~·~
3,79 Mvar
bei 10 kV
30136MVA
b
a Lichtbogenofen
10COr--.--or--r--.r--.--e7~.--.--,---,
Hz
~~~-r-+~~--~~+---+-~~-4---+--~
a b s~ -
12.7
Netzschutz
Wie im Abschn. 7.5 sollen auch hier für den Netzschutz lediglich ein grober
Überblick und einige Literaturhinweise gegeben werden. Die Ausführungen
im Abschn. 7.5.1 gelten auch hier.
12.7.1
Überblick
Sammelschiene II
mit Kraftwerksgeneratoren nicht außer Tritt fallen (Abschn.18.3). Bild 12.44 gibt
einen Überblick über die in der Schutztechnik üblichen Zeitbegriffe.
Bei Einführung der digital arbeitenden Netzschutzgeräten und der digitalen
Messwerterfassung in Schaltanlagen, einer Entwicklung, die etwa 1980 begon-
nen hat [12.57], besteht durch Datenaustausch in einem hierarchischen Kon-
zept die Möglichkeit, den Netzschutz gegenüber der klassischen Technik mit
elektromechanischen Relais zu verbessern und eine gezielte Störungsauf-
klärung durchzuführen. Unberührt dabei bleibt das bewährte Prinzip der
Autarkie des Netzschutzes. Unter einem hierarchischen digitalen Konzept
stellt man sich drei Ebenen vor. Die erste Ebene sind die Mess- und Schutzein-
richtungen in den Abgängen der Schaltanlage. Die zweite Ebene stellt der Sta-
tionsrechner dar. Zwischen den Mess- und Schutzeinrichtungen und dem Sta-
tionsrechner sind schnelle Datenverbindungen vorzusehen. Die Datenverbin-
dungen zwischen den Stationsrechnern und einem Netzleitrechner sollen den
Datenaustausch im ungestörten Betrieb (Messwerte für Strom, Spannung und
Leistung sowie Zählerstände) und im gestörten Betrieb (Meldungen über
Kurzschlüsse, Erdkurzschlüsse, Schalterauslösungen, KU-Schaltungen usw.)
ermöglichen. Auf diese Art ist auch eine spätere detaillierte Störungsauf-
klärung und eine Schwachstellenanalyse möglich.
12.7 Netzschutz 433
Anregung (Wirkgrö'ß
überschreitet Ansp re~hwert) }
Kom~andozeit
(1. S~fe, Schnellzeit)
Auslösebefehl an } Mindest-
1
Schaltverzug
Leistungsschalter
t
Ausschalteigenzeit wurzschluss-. I
Fehlerdauer
Erste mechanische
Kontaktöffnung } ~
Ausschaltzeit des
Leistungsschalters
Lichtlogendauer
Kontaktöffnung} +
elektrisch
''' Staffelzeit
Wirkgröße untersc hreitet}
Ansprechwert
Rück~llzeit Kommandozeit
Rückfallen beende! des Reserve-
SicJheits-
zusctg schulT
ggf. Auslösebefehl
durch Reserveschu tz}
I Zeitachse
Bild 12.44. Abläufe und zugehörige Zeitbegriffe in der Schutztechnik (Zeitachse nicht maß-
stäblich)
12.7.2
Leitungsschutz
werden soll oder erst in einer der Staffelstufen, wenn der Kurzschluss nicht in-
zwischen von einem oder mehreren anderen Schaltern ausgeschaltet wurde.
Bild 12.46 zeigt ein einfaches Beispiel für ein vermaschtes Netz mit einge-
zeichneten Staffelkennlinien des Distanzschutzes, der auf jedem Leitungsab-
gang von einer Sammelschiene eingebaut sein soll. Dabei wurden die von links
aus in Vorwärtsrichtung nach rechts verlaufenden Staffelkennlinien ausgezo-
gen dargestellt, während die gegenläufigen Staffelkennlinien gestrichelt ge-
zeichnet wurden. Der Distanzschutz erfasst und schaltet jeden Kurzschluss in
Schnellzeit aus, wenn er zwischen dem Leitungsanfang und (0,85 ... 0,95)ZA 8
liegt, wobei ZAs die Leitungsimpedanz zwischen zwei Sammelschienen ist
(siehe Beispiel im Bild 12.46). Die zweite und die weiteren Stufen des Distanz-
schutzes stellen die Reserve für die vorgelagerten Distanzschutzeinrichtungen
dar. Im Beispiel des Bildes 12.46 stellt jeweils die zweite Stufe des Distanz-
schutzes auch den Schutz für die Sammelschienen dar, der dann z. B. erst nach
0,6 s eingreift. In 220-kV- und 380-kV-Netzen wird der Distanzschutz meist
durch einen Sammelschienenschutz (im Bild 12.46 nicht eingezeichnet) er-
gänzt, damit ein Kurzschluss an jedweder Kurzschlussstelle in der ersten Stufe
(100 ms oder weniger) ausgeschaltet wird. Das Kriterium des Sammelschie-
nenschutzes zur Lokalisierung eines Kurzschlusses auf der Sammelschiene
wird aus den Strömen aller Abgänge abgeleitet. Der Distanzschutz ist in die-
sem Falle dann der Reserveschutz für den Sammelschienenschutz. Der Sam-
melschienenschutz wird auch in vollgekapselten, SF6 -isolierten Schaltanlagen
eingesetzt.
Die einpolige oder mehrpolige Kurzunterbrechung bei ein- oder mehrpoli-
gen Kurzschlüssen ist in Deutschland im 380-kV-Netz durchgängig einge-
führt, wobei sich eine Anwendung auf der Zuleitung zwischen einem Kraft-
werksblock und der nächstgelegenen Schaltanlage verbietet. Die Kurzunter-
brechung, die im Freileitungsnetz mehr als 80% der Leitungskurzschlüsse
12.7 Netzschutz 435
3S--·····• :J2,1 s -
_ _ j 1,6s
~ 1, 1s . -- -····
0,6 s
B
"1... ·- 1·'
Trennschalter
Leistungsschalter
Stromwandler mit
···-~···· Distanzschutzrelais
L< :J2,1 s -
_____,f 1,6 s ....
"1"'
' ,- -- - -1 ,1 s- -- - - ----'
,- -1,6 s-'
... -- 2,1 s -~ ..
Einzustellende Impedanzen (Beispiel) für das Relais Aam Anfang der Leitung von A nach B(obere Leitung): Erste Stufe:
ZA 1 = (0,85. 0,95) lAs: IA1 = 0,1 s (Schnellzeit des Relais+ Schaltereigenzeit): Zweite Stufe ZA2 = (0,8 .. 0,85) (lAs+
Z8c): IA2 = 0,6 s bei einer Staffelzeit !::.1= 0,5 s: Dritte Stufe: ZA3 ~ 0,85 (lAs+ Z8c+ Zco): IA3 = 1,1 s bei einer Staffelzeit !::.1
=0,5 s: Vierte Stufe ZA4 > ZA3: IA4 =1,6 s bei einer Staffelzeit !::.1 =0,5 s und ungerichtete Endzeit lA~ =2,1 s
Bild 12.46. Grundsätzliche Einstellung (Staffelplan) des Distanzschutzes in einem ver-
maschten Mittel- oder Hochspannungsnetz
automatisch beseitigt, wird bei Kabeln nicht angewendet, weil sich dadurch
ein Isolationsfehler unnötig ausweiten würde und im Gegensatz zur Luftisola-
tion der Freileitung hier keine Regeneration möglich erscheint. Bei der An-
wendung der Kurzunterbrechung muss man bei Auslösung eines Schalters
eine zeitgleiche Mitnahme des Schalters auf der Gegenseite der Leitung si-
cherstellen, z. B. durch eine Drahtkupplung oder über einen Lichtwellenleiter
im Erdseil, weil nur so eine kurze KU- Pause von z. B. 0,3 s bis zum Wiederein-
schalten beider Schalter erreicht werden kann.
12.7.3
Transformatorschutz
Der Schutz von Niederspannungstransformatoren 10/0,4 kV oder 20/0,4 kV in
der öffentlichen elektrischen Energieversorgung besteht in der Regel aus
Hochspannungs-Hochleistungs (HH)-Sicherungen auf der OS-Seite, manch-
436 12 Drehstromnetze
F4
U, = 0,4 kV
["
kOS
S;Q= 200 MVA
Si2
F1: 11,6 kA S,1 =250 kVA
I" { F2: (11,6 ... 0,38) kA ~=4%
lOS F3: 0,38 kA U,105 = 10 kV; U.rus = 0,4 kV
a F4: 0,38 kA 1,105 = 14.4 A; I,rus = 360 A
6 kV 10 kV 20 kV
50 15 10 6
100 25 25 10
160 40 25 15
250 60 40 25
400 60 40 40
630 100 60 40
800 100 60 40
100
min
100 10
t min
I 10 r Niederspannungs-
sicherungen, flink
:;::1 :::: 10
·a;
Si2
.
-~ l::j s
Q;
~ 10 E 1
.c. so 100 200 A
~ s
.
<>
U)
\ 200 Aträge
1 0,1
0,1 0,01
0,03s 4<0,01 s
0,001
100 1000 110 000 A 100 000
c d
I~s -+ F3 r;;;5 -- F3
F4 F4
Bild 12.47 a-d. Kurzschlussschutz von Niederspannungstransformatoren mit HH-Siche-
rungen. a Netzaufbau mit Daten für das behandelte Beispiel; b Anhaltswerte für die Aus-
wahl der HH-Sicherungen für den Kurzschlussschutz von NS-Drehstromtransformatoren;
c Kennlinien von HH-Sicherungen; d Kennlinien von Niederspannungssicherungen (Aus-
wahl)
12.7 Netzschutz 437
1 Bei Einbau auf der OS-Seite~ (AOS) und (AUS); bei Einbau auf der US-Seite ~ (AUS).
2 Bei Ausrüstung mit zwei Schwimmern und Ölströmungsklappe: Schwimmer ~ (W);
Schwimmer und Klappe~ (A).
3 RichtungaufTrafo ~ (A); Richtung auf Sammelschiene OS oder US ~ (AOS) oder (AUS).
4 Meist nur Warnung.
438 12 Drehstromnetze
13.1
Netzumformungen
Bei Berechnungen in vermaschten Netzen mit vielen Knotenpunkten interes-
sieren häufig nur die Ergebnisse an einem oder einer Reihe von ausgewählten
Knotenpunkten. Zur elementaren Netzreduktion verwendet man die Reihen-
und Parallelschaltung sowie die Stern-Dreieck- bzw. Dreieck-Sternumwand-
lung.
Die Tabelle 13.1 enthält eine Zusammenstellung bekannter Gleichungen für
Zweipolnetze, wie bei der Darstellung mit symmetrischen Komponenten.
Bei der Umwandlung eines n-strahligen Sterns von Leitwerten X:1, X:2 , ••• ,Xn
in ein vollständiges n-Eck ergeben sich die Seitenleitwerte X:ij jeweils als Pro-
dukt der beiden anliegenden Sternleitwerte X:; und X:j dividiert durch die Leit-
wertsumme des Sterns:
y y.
y .. = -1-J
-l) n ( 13.1)
LL
v=l
13.2
Gleichungssysteme mit Admittanz-, Impedanz- und Hybridmatrix
Die Möglichkeiten zur Formulierung der Gleichungssysteme für die Netzbe-
rechnung sind vielfältig [13.10]. Ausgangspunkt sind immer die Ersatzschal-
440 13 Mathematische Beschreibung des Drehstromnetzes
Parallelschaltung
! =L +!,
Dreieck-Sternumwandlung 2 _ Z1zZ1, _
1 -~-lt2+Z23+Z'tJ
113 112 z _ Z1zZz3 _
-Zt2+Z23+Zu
lz=lzt +],,
_ 2
~3{j ~~2
L1 121
3 2 11
132 f23 123 I~
0 l
~-2
3 12 2
13.2.1
Knotenpunktverfahren, Admittanzmatrix
I
- 10 = Y ·0 U
- 1 -1 und -I }·0 = Y ·0 U
- } - }
(13.3, 13.4)
Die Ströme l; und lj sind die Knotenströme. Sie berücksichtigen die an den
Knoten angeschlossenen Einspeisungen oder Abnahmen, die zunächst noch
nicht weiter spezifiziert werden müssen.
Nach dem Knotenpunktsatz gilt am i-ten und allen anderen der insgesamt
N Knoten, wenn man den allgemeinen Fall voraussetzt, dass alle Knoten mit-
einander verbunden sein könnten und Verbindungen zum Bezugsknoten ha-
ben könnten:
N
I +Y
-1 - 1-+
- 1-0 U
Y -(U
".L.. -1) - }-)=0
- 1 -U
i=l...N (13.5)
j=J,ftoi
(13.6a)
2:;1 2:;2 y II
- l:;N u
- I
I
- I
Die Matrix X ist die Knotenadmittanzmatrix des Netzes. Ihre Elemente werden
klein geschrieben, um Verwechselungen mit den Zweigadmittanzen zu ver-
meiden. Die Knotenadmittanzmatrix hat folgende Eigenschaften:
Das Diagonalelement )!_;; enthält die negative Summe der zwischen dem Kno-
ten i und dem Bezugsknoten 0 liegenden n parallelen Zweigadmittanzen Xiü
und die negative Summe der Nichtdiagonalelemente der i-ten Zeile (Spalte):
n N
l_;; = - L Lo,v - L l.ij (13.8)
V=l j=l,jtoi
a
B4
Y - -Y
- 11- - 12 - -Y 16
-10 -Y
Y
-22 ---Y -12 -Y
-20 -Y - 24 -Y
-23 -Y - 25
Y --Y
- 30
- 33-
-Y
-23
-Y
- 34
-Y
-36
Y
-44 -
--Y
-40
-Y
-24
-Y
- 34
Y - -Y
- 55 - -50
Y
- -25
Y --Y
- 66 - - 60
Y - -Y 36
- -16
(13.9)
(13.10)
und anstelle eines Admittanzelementes ~ij tritt eine 3x3 Admittanzmatrix:
13.2.2
Impedanzmatrix
Die Auflösung der Gl. (13.6) nach den Knotenspannungen führt auf das Glei-
chungssystem mit der Knotenimpedanzmatrix Z.:
!!=.r-' i=Z.i (13.12a)
(13.12b)
u
-l ~il ~i2 z ..
-ll ~iN I
-l
wobei die ei die Spaltenvektoren der Einheitsmatrix und die g_i die Spaltenvek-
toren der Impedanzmatrix sind. Gl. (13.13) ist erfüllt für:
X~i=ei (13.14)
und eine obere Dreiecksmatrix (_r') zerlegt, womit die Gl. (3.14) wie folgt ge-
schrieben werden kann.
(13.15)
Im zweiten Schritt, dem sog. Abwärtsrechnen, werden die Elemente von ~~ aus
~~~ =e; rekursiv, beginnend mit dem ersten Element von~ berechnet. Im drit-
ten und letzten Schritt, dem sog. Aufwärtsrechnen, ermittelt man aus _r'~; = ~~
die Elemente von~; rekursiv, beginnend mit dem letzten Element von _t7. Wenn
die Elemente der Knotenadmittanzmatrix konstant sind, was normalerweise der
Fall ist, braucht die Dreiecksfaktorisierung nur einmal zu Beginn der Berech-
nung durchgeführt zu werden. Für die anschließende Ermittlung einer Spalte
von Z. sind dann nur die Schritte Ab- und Aufwärtsrechnen an der entsprechen-
den Spalte der Einheitsmatrix durchzuführen, wodurch das Verfahren sehr effi-
zient wird. Bei der geordneten Elimination mit topologischer Steuerung wird als
Eliminationszeile immer die Zeile mit dem geringsten Knotengrad gewählt. Da-
durch wird erreicht, dass in den Dreiecksmatrizen nur wenige zusätzliche Nicht-
nullelemente (sog. Füllelemente) gegenüber X entstehen, die Dreiecksmatrizen
also wie die Ausgangsmatrix X schwach besetzt bleiben.
Eine Alternative zur Bildung der Knotenimpedanzmatrix durch geordnete
Elimination ist ihr direkter schrittweiser Aufbau, der im Folgenden beschrie-
ben wird. Das Verfahren kann auch dazu genutzt werden, Änderungen der
Netztopologie direkt an der Impedanzmatrix vorzunehmen. Es sind die drei in
Bild 13.4 dargestellten Fälle zu unterscheiden.
,-------z,l ~---------,1
zI
lq
r
l/j
I - I I -
I
-Q
I
...
lqp I
(13.17)
Fall 2: Verbindung zwischen einem vorhandenen Knoten und einem neuen
Knoten
Am vorhandenen Knoten p kommt der Strom des neuen Knotens Iq hinzu
(Bild 13.4b):
~II ~12
... ~lp
...
~21 ~22 ~2p
...
... :
(13.18)
... L
~II ~12 ~lp ~lp
: : ... L
~21 ~22 ~2p ~2p
...
:
I!'
~P~ .. ~1'2 ..
~PP : ~PP
(13.19)
448 13 Mathematische Beschreibung des Drehstromnetzes
Nach Einfügen der Spannung Il.q in den Knotenspannungsvektor lautet das er-
weiterte Gleichungssystem:
Man erweitert also die vorhandene Impedanzmatrix um die p-te Zeile und
Spalte und ergänzt das Diagonalelement ~qq = ~PP - Z_.
:z ~pn
!Ip ~P' .. : -PP .. ··: }pq
(13.21)
rl.q ~qi ~qp
: ... :
~qq
. .. ~qn
rl.n ~ni
:
~np
... ~nq ~nn In
Nach Einsetzen der Ströme in Gl. (3.21) erhält man die neue Impedanzmatrix:
z, = z + 1 T T
(~p- ~q)(~.p- ~q) (13.22)
~ pq + ~qp + Z_ - ~PP - ~qq
Die Gl. (13.22) ist auch als Woodbury-Formel bekannt [1.24, 14.1]. Für eine
Verbindung von einem vorhandenen Knoten p zum Bezugsknoten (Einbau ei-
nes zusätzlichen Querzweiges) reduziert sich die Gl. (13.22) auf:
13.2.3
Hybridmatrix
In der Netzberechnung sind nicht immer alle Knotenströme gegeben. Die Vor-
gabegräßen können auch zum Teil aus Knotenspannungen bestehen. Quellen-
spannungen in den Ersatzschaltungen von Betriebsmitteln gehen als bekannte
Größen in den Knotenspannungsvektor ein. Bei der Leistungsflussberechnung
(Kapitel14) ist immer eine Knotenspannung vorzugeben. Die Netzknoten un-
terteilen sich dann in die Generatorknoten (Index G) mit vorgegebener Span-
nung und die Lastknoten (Index L) mit vorgegebenen Strömen. In dieser Un-
terteilung lautet Gl. (13.6):
(13.24)
Aus der zweiten Zeile von Gl. (13.24) lässt sich zunächst l!L berechnen:
(13.25a)
Die Operation - YLc Ilc bedeutet eine Umrechnung der gegebenen Spannun-
gen (Quellenspannungen) in äquivalente Quellenströme, die an den Strom-
knoten zusätzlich zu den gegebenen Knotenströmen iL angreifen. Mit diesen
Quellenströmen schreibt sich Gl. (13.25a):
(13.25b)
450 13 Mathematische Beschreibung des Drehstromnetzes
In den Gln. ( 13.25) sind die Generatorknoten eliminiert. Man sagt, das Netz ist
auf die Lastknoten transfiguriert Die Teilmatrix Xw kann man aus dem voll-
ständigen Netzersatzschaltplan nach dem Bildungsgesetz der Admittanzma-
trix im Abschn. 13.2.1 erhalten, wenn man alle Generatorknoten widerstands-
los mit dem Bezugsknoten verbindet (kurzschließt).
Mit den bekannten Spannungen ML und MG können nun alle Zweigströme und
aus der ersten Zeile von Gl. (13.24) die Generatorströme k berechnet werden:
(13.26)
Die Gl. (13.26) bezieht sich nur noch auf die Generatorknoten. Das Netz ist auf
die Generatorknoten transfiguriert. Dieser Schritt ist z. B. für die Stabilitätsbe-
rechnung (Kap.18) notwendig.
Fasst man die Gl. (13.26) mit der Gl. (13.25a) zu einer Matrizengleichung
zusammen, so ergibt sich das Gleichungssystem mit der Hybridmatrix:
Durch das Heranziehen des Minuszeichens an die Lastströme wird die Hy-
bridmatrix bei symmetrischer Admittanzmatrix ebenfalls symmetrisch. Die
Teilmatrix HGG ist eine Admittanzmatrix, H.LL ist eine Impedanzmatrix,
während die Teilmatrizen HGL und HLG dimensionslos sind. Die Gl. (13.12)
(nur Lastknoten) ist als Sonderfall in Gl. (13.27) enthalten, wobei zu beachten
ist, dass wegen des herausgezogenen Minuszeichens die Teilmatrix H.LL der ne-
gativen Impedanzmatrix entspricht.
Die gleichzeitige Berechnung von iG und ML mit Gl. (13.27) empfiehlt sich
nur, wenn die Ströme iL nicht von den Spannungen ML abhängen, also kon-
stante Lastströme vorgegeben sind. Anderenfalls muss das Gleichungssystem
iterativ gelöst werden, wobei die getrennte Berechnung nach den Gln. (13.25)
und (13.26) schneller zum Ziel führt, weil die Gl. (13.26) erst am Ende der Ite-
ration gelöst zu werden braucht.
Für den Sonderfall konstanter Lastadmittanzen gilt mit XL als Diagonalma-
trix der einzelnen Lastadmittanzen Yu:
h=X:d!L (13.28)
und es folgt aus der zweiten Zeile von Gl. (13.24):
~L = -(X:LL- X:L)-1x:LG~G = (X:LL- X:L)-1iq (13.29)
und damit aus der ersten Zeile von Gl. (13.24):
iG = (X:GG- x:GL (X:LL- rd- 1rLGj ~G = x:GG~G + X:GL (X:LL- rd- 1 iq (13.30)
Die Teilmatrizen H.LL und HGL werden Null und die Gln. (13.29) und (13.30)
sind unabhängig voneinander lösbar.
13.2 Gleichungssysteme mit Admittanz-, Impedanz- und Hybridmatrix 451
L ... 0
b.ll b.lp b.lm lJ.l,m+l b.ln rz.l
. ....... ....
...
~
Ip b. pl b.pp lJ.pm h
-::p,m+l lJ. pn )lp
....
Im b.ml
... b.mp b.mm b.m,m+l b.mn 0 rl.m
rl.m+l b.m+l,l b.m+l,p b.m+l,m b.m+l,m+l + b.m+l,n 0 -Im+l
(13.32)
452 13 Mathematische Beschreibung des Drehstromnetzes
I - - - - - - H'l ,-------
1 - I ln+1 1 lf: I
-m+1
I
n+1 m+
j l[~:
!! !!
!:j_ !!
!•:u.t,
!, ...
Iu p Yn+1 Iu
1-P 1-P
0 0 o~----~--~~~
a b c
Bild 13.5a -c. Schrittweiser Aufbau der Hybridmatrix. a Fall 7: Verbindung zwischen einem
neuen Lastknoten n+ 1 und einem vorhandenen Generatorknoten p; b Fall 8: Verbindung
zwischen einem neuen Generatorknoten m+ 1 und einem vorhandenen Lastknoten p;
c Fall 9: Verbindung zwischen einem vorhandenen Generatorknoten p und einem vorhan-
denen Lastknoten q
(13.33)
Aus Bild 13.Sb und aus der p-ten Zeile von GI. (13.33) folgt:
(13.34)
(13.35)
[i
-G
~h
l{ = H- -P-P
h hT
- z_ +flpp
} [ -G
U
-!L
l
+ h
-P
z_ +flpp -q
u (13.36)
13.2 Gleichungssysteme mit Admittanz-, Impedanz- und Hybridmatrix 453
Die Gln. (13.35) und (13.36) bilden das neue Gleichungssystem, in das der
neue Knoten zunächst noch als letzter Knoten eingefügt ist:
Schließlich wird die Gleichung noch so umsortiert, so dass sich der neu hin-
zugekommene Generatorknoten an die vorhandenen m Generatorknoten
anschließt (q=m+ 1):
11:1
1
ll 1m
~ h' ll;n
Z+lipp -1,m+1
I1 11_1
hmp
1
ll m1 ll mm
1 h'
-m,m+l
1
ll mp
1
ll mn
Z+l!pp
Im llm
__!!_E.!__ flpm 1 flp,m+l flpp flpn
Im+ I l+lipp Z+l!pp Z+l!pp Z+hpp Z+hpp Z+hpp llm+l
lln+l -In+1
flnp
1
ll nl
1
ll nm
h'
-n,m+l
Z+hpp
(13.38)
mit
h h .
hl· = h .. - -'P-PJ . . 1
-1J -1; Z+h l,J= ... m
- -PP
h'
-1,J
·+ 1 = h. h .
- P- PJ
h-z;.. - Z+h
-
1
-PP
i = 1 ... m; J. =+
m 1. .. n
h. h .
hl . = h· - -zP-PJ . . 1
-z+1,;+1 -1; Z+h l,J=m+ ... n
- -PP
h h .
h l
- z+l,;
. = h··-
-1; z-1P-PJ
+h .
1 = m+
1 ... n; J. = 1 ... m
- -PP
: h : . .. . b.pn
.. -:PP . •
b.ml
... :
b.mp
: ... b.mm b.m,m+l
... :
b.mq
.. . b.mn ll.m
b.m+IJ b.m+!,p
: ... b.m+l,m b.m+l,m+l b.m+l,n : ... b.m+l,n -Im+!
b.n,m+l -I-n
(13.39)
bzw.
(13.40)
mit der p-ten Spalte ep der Einheitsmatrix E der Ordnung n.Aus der q-ten Zeile
der GI. (13.39) und Bild 13.5c folgt:
(13.41)
(13.42)
Schließlich erhält man durch Einsetzen des Stromes lqp in GI. ( 13.40):
(13.43)
13.3 Quer- und Längsunsymmetrien 455
(13.44)
h h
-lq-q,m+l lllq llqq f11q llqn
13.3
Quer- und Längsunsymmetrien
Energieversorgungsnetze sind im Normalbetrieb meist annähernd symme-
trisch belastet. Größere Verbraucher erhalten Drehstromanschluss. Verbrau-
cher in Niederspannungsnetzen, die zwischen einem Außenleiter und dem
Neutralleiter angeschlossen werden, verteilt man möglichst gleichmäßig auf
alle drei Leiter, so dass im speisenden Mittelspannungsnetz eine annähernd
symmetrische Belastung zustande kommt. In Einzelfällen können jedoch
starke unsymmetrische Belastungen auftreten.
Die Ermittlung der Ströme und Spannungen kann man mit den Leiter-
größen, symmetrischen Komponenten oder aßO-Komponenten durchführen.
Die Verwendung der symmetrischen Komponenten hat sich bei der rechneri-
schen Behandlung von Unsymmetrien allgemein durchgesetzt, obwohl die
456 13 Mathematische Beschreibung des Drehstromnetzes
Tabelle 13.2. Neun Fälle für den schrittweisen Aufbau der Hybridmatrix
6a Z. zwischen zwei h )
:: t!"h .. = (h-lp - h-lq ) (h-JP - -]q
vorhandenen hij=llij+t!.llij i,j= l...n
L-Knoten (p) l -IJ 2llpq -llpp -llqq- z.
und (q)
-------- ----------------------------- ------------------------ --------------------------------~----------------- -----------------------
6b Z. zwischen h h
h~ = h .. - -IP-JP • i,j = l...n
vorhandenem -1) -IJ h +Z'
-PP -
L-Knoten (p) und
Bezugsknoten (0)
Z. zwischen h h !
8 ~.
h' =h .. - -IP-JP. i,j=l. .. m h'. =
neuem -IJ -IJ h +Z' -l,m+l
llpp +Z..,
-PP -
G-Knoten (m+ 1)
h h i = l. .. m i = 1.. .n + 1; ot m + 1
und h'.. = h .. _ -IP-JP .
vorhandenem -'·1+1 -IJ h +Z' j=m+l. .. n h' ___1_
-PP -
L-Knoten (p) -m+l,m+l- h +Z
h. h.
h·' . =h- -IP-JP.
-PP -
( 13.45)
-rF,rF2
rF2 (I:Fl + rF3 + rM)
-rFlrF3
-rF2rF3
jrQ_Ll!
!212
-rF3rF2 rF3 (I:F, + rF2 + rM) !Zu
(13.46)
L1 --.-------------~---------
Bild 13.6. Querunsym-
metrie im Drehstromnetz L2 --+--.-----------+--~~---
L3 --+--+--~--------~--~--~--
458 13 Mathematische Beschreibung des Drehstromnetzes
{13.48)
Sind die Impedanzen Zp 1 = ZF 2 = Zp 3 = ZF gleich, so ist die Belastung symme-
trisch und die Gl. (13.47) vereinfacht sich zu:
{13.49)
Ist der Sternpunkt in Bild 13.6 nicht geerdet, so kann kein Nullstrom fließen.
Die Gl. (13.47) geht für YM = 0 über in:
13.3 Quer- und Längsunsymmetrien 459
(13.50)
Zwei wichtige Sonderfälle sind die ein- und zweipolige Belastung in Tabelle
13.3. Im Fall der einpoligen Belastung werden die drei Komponentenströme
gleich groß, was in der Reihenschalung der Komponentennetze zum Ausdruck
kommt. Für eine Belastung der Leiter L2 und L3 mit der gleichen Impedanz
Z:F = 1/YF und der gemeinsamen Impedanz Z:M wird die Summe der Kompo-
nentenströme Null, was zu einer Parallelschaltung der Komponentennetze an
der Unsymmetriestelle führt.
L1~------~---------- L1~------~-----------
L2-+~-----+--~------ L2-+~----~~~--------
L3 -t--+----.---±----±- ----!----- L3 -+-+----.----+------:1:-------j:----
lr1 lr2 lr3
[IF2Ir!] = ~F [o0 ~o -1
o~[U.uj
U.u
IF 3 0 1 1 U.u
460 13 Mathematische Beschreibung des Drehstromnetzes
n=i[
Tabelle 13.3 (Fortsetzung)
n
Symmetrische Komponenten
Iz
Io
2Ze +3ZM
-(Z.~+3Z.M)
Z.F
-(Z.F + 3Z.M)
2Z.F + 3Z.M
-z_F
-zr·J
-ZF
2Z.r
Uz
U:o
12 =
lo
1
[I :][~:]
1 1
3(Z.F + Z.M) 1 1
1
l [I
Sternpunkt nicht geerdet ZM ---7 oo Sternpunkt nicht geerdet ZM ---7 oo
m~:l [~H~
-1
I!,
[ _z = -1-
2Z -1 1
Io -F 0 0
z
l1
-&- l1
~
1
lg 01
1
lg
01
l2 -&- 2
L~
2
02
lv2 02
lv2
Io lr-;]l.,M
~
lo lL~-YMf
~
0 0
00
lvo 00
lvo L_
wobei die Spannungen an der Fehlerstelle l[F 1, l[F 2 und llF 3 durch die Differenz
der jeweiligen Leiter-Erde-Spannungen vor und hinter der Fehlerstelle (Unter-
brechungsstelle) gegeben sind. Liegt eine Unterbrechung in einem oder mehre-
ren Leitern vor, so sind die entsprechenden Admittanzen Null zu setzen.
13.4
Einfachquerfehler
Unter Fehlern in Energieversorgungsnetzen versteht man allgemein eine Ab-
weichung von der natürlichen Dreileiterstruktur, die bis auf wenige Ausnah-
men als symmetrisch vorausgesetzt wird. Je nachdem ob die Struktur in Quer-
oder in Längsrichtung fehlerhaft ist, spricht man von Quer- oder Längsfeh-
lern, die wiederum als Einfach- oder Mehrfachfehler auftreten können (Bild
13.8). Unterbrechungen und widerstandslose (satte) Kurzschlüsse sind die Ex-
tremfälle von Längs- und Querfehlern.
Fehler treten in der Regel als ungewollte Ereignisse in Form von Störun-
gen (Isolationsdurchschlag, Seilriss u.a.) ein. Aber auch normale Betriebs-
vorgänge, wie das Ein- und Ausschalten von Betriebsmitteln oder das Schal-
ten infolge von Schutzauslösungen, führen zumindest vorübergehend zu
Unsymmetriezuständen, die ebenfalls wie Fehler zu behandeln sind. Die im Ab-
schnitt 13.3 behandelten Unsymmetrien stellen in diesem Sinn auch Fehler dar.
I~ I kl,
lc-7 I LI,
01
Ir Itl·
02
a
b 00
Bild 13.9a, b. Natürliche Größen und symmetrische Komponenten an der Fehlerstelle.
a Drehstromnetz; b Symmetrische Komponenten
13.4.1
Strom-Spannungsbeziehungen an der Fehlerstelle
Die Berechnung der Ströme und Spannungen an der Fehlerstelle nach der hier
beschriebenen klassischen Methode erfolgt ausgehend von der Fehlerstelle F.
An der Fehlerstelle sind 6 Größen unbekannt. Es sind dies die 3 Spannungen
und die 3 Ströme entweder als Originalgrößen oder als symmetrische Kom-
ponenten (Bild 13.9). Es werden also 6 Gleichungen benötigt. Drei Gleichun-
gen ergeben sich aus den netzseitigen Strom-Spannungsbeziehungen und die
restlichen drei Gleichungen aus den Strom-Spannungsbeziehungen auf der
Fehlerseite, den sog. Fehlerbedingungen.
Da das Netz bis auf die Fehlerstelle symmetrisch angenommen werden
kann, bleiben die symmetrischen Komponenten auf der Netzseite entkoppelt
und es gilt (Bild 13.9b und Abschn. 2.4):
.Jl.1 = -z.~ I1 + Jlq1
.Il.z = - Z.z Iz (13.52)
.Il.o = - Z.o l.o
Die Spannungsquelle des Mitsystems Jlq 1ist identisch mit der Leerlaufspannung
des Mitsystems an der Fehlerstelle für den fehlerfreien Fall (Gl. (13.52) mit 11 =
0). Für kleinere Netze ist es leicht möglich von der Fehlerstelle aus die Impedan-
zen Z.1, Z.2 und Zo der symmetrischen Komponenten zu bestimmen.
Die Ermittlung der Leerlaufspannung des Mitsystems kann dagegen auch bei
kleineren Netzen schon mit erheblichem Aufwand verbunden sein, wenn das
Netz mehrere Quellen enthält. Ausgehend von Gl. (13.6) für das Mitsystem mit
i = .iq1 (der Knotenstromvektor besteht im Mitsystem nur aus Quellenströmen;
nichtmotorische Lasten sind in X enthalten oder werden vernachlässigt) erhält
man die gesuchten Größen wie folgt. Die Gleichungssysteme der symmetrischen
13.4 Einfachquerfehler 463
(13.53)
Die Gleichungssysteme für das Gegen- und Nullsystem sind analog aufgebaut,
enthalten aber auf der rechten Seite nur den Fehlerstromvektor, da keine Quel-
len vorhanden sind. Die Auflösung der Gl. (13.53) nach den Knotenspannun-
gen ergibt:
+
g:l,Fl g:l,F2 g:l,FF g:l,FN IlF
sowie analoge Ausdrücke für das Gegen- und das Nullsystem, jedoch ohne
Quellen. Für den Zusammenhang zwischen Strom und Spannung an der Feh-
lerstelle folgt aus der Zeile für den Fehlerknoten in Gl. (13.54):
lllF = ~lF Iql + g:l,FF IlF (13.55)
Der Vergleich mit Gl. (13.52) ergibt:
z~ =- g:l,FF (13.56)
und
llqll' = ~l,F Iq1 (13.57)
464 13 Mathematische Beschreibung des Drehstromnetzes
la. Dreipoliger
Kurzschluss
Ilu = (ZF + ZM) IF1 + ZMIFz + ZMIF3 Ilu =0
Ilu = (ZF + ZM) lFz + ZMIF3 + ZMIF1 Ilu = 0
[111J
Ilu = (ZF + ZM) lF3 + ZMIF1 + ZMIFz Ilu = 0
~
L1
L2 --------------------------------------------- -------- ------------------
L3
IF1 IF2 tJF3 Il1 =Zd1 Ill =0
I I ]lF llz =Zdz Ilz =0 ~
f)L1
- ~
lb: (ohne
Erdberührung)
IF1 + IFz + lF3 =0
Ilu- Ilu =ZF (lpz - IF1)
[pl + lFz + lF3 = 0
Ilu - Ilu = 0
[111J
L1 Ilu- Ilu =ZF (lF3 - IF1) IlL3 - Ilu =0
L2
-------------------------------------------- ---------------------------- ~
l"Ü"
L3
Ill =ZFII Il1 =0
I I I lF
-
Ilz =Zdz Ilz = 0 101
f)L1 L2 L3 lo = 0 lo = 0
E
'//
fF
Erdberührung) lF2 + lF3 = 0 lFz + lF3 = 0
L1 Ilu - Ilu = ZF (Ip3 - [pz) Ilu- Uu = 0 2
~
L2 --------------------------------------------- --------------------------- fF
L3
I1 + Iz = 0 I1 + Iz = 0
!JF1ÜF3
~ UF Ilz - ZFlz =Il1 - Zd1
lo = 0
Ilz = Il1
lo = 0
101
f)L1 L2 L3
E
13.4 Einfachquerfehler 465
Die Gln. (13.61) lassen sich als eine Reihenschaltung der symmetrischen Kam-
panentennetze unter Einbeziehung der dreifachen Fehlerimpedanz interpre-
tieren (Tabelle 13.4). Im englischsprachigen Schrifttum wird der einpolige
Erdkurzschluss deshalb auch als Serienfehler (series fault) bezeichnet. Bei wi-
derstandslosem Erdkurzschluss ist Z.F = 0 zu setzen, womit sich die erste Be-
dingung der Gln. (13.61) vereinfacht zu:
Il.t + Il.2 + Il.o = 0 (13.62)
Ein Blick auf die Tabelle 13.4 zeigt, dass sich die Fehlerbedingungen bei sym-
metrischen Fehlern entweder nur auf die Spannungen oder Ströme beziehen,
während sie bei unsymmetrischen Fehlern sowohl die Ströme als auch die
Spannungen betreffen.
13.4.2
Einpoliger Erdkurzschluss
Hier wird beispielhaft nur der einpolige Erdkurzschluss behandelt. Die
Ströme und Spannungen für alle Kurzschlussarten enthält die Tabelle A.18.
Aus Gln. ( 13.52) und Gln. ( 13.61) oder direkt aus dem Maschenumlauf über
die in Reihe geschalteten Komponentennetze (Tabelle 13.4, Fall3) ergibt sich:
I 1 = I2 = I 0 = Qqt (13.63)
- - - Z.t +Z.2 +Z.o +3Z.F
Die Spannungen erhält man durch Einsetzen der Ströme in die Gln. (13.52)
oder direkt aus der Spannungsteilerregel über den Komponentennetzen:
U _ Z.2 +Z.o +3Z.F U
-l - Zt + Z.2 + Z.o + 3Z.F -ql
z.2
U2 =- u~ (13.64)
- Zt + Z.2 + Z.o + 3Z.F -
Z.o
U0 =- U~
- Z., + Z.2 + Z.o + 3Z.F -
Die Rücktransformation liefert:
(13.65)
(13.66)
13.4 Einfachquerfehler 467
Für llq 1 = Jl" und niederohmig geerdetes Netz erhält man den einpoligen An-
fangs-Kurzschlusswechselstrom . Der Vergleich der Beträge der einpoligen,
zweipoligen und dreipoligen Anfangs-Kurzschlusswechsels tröme ohne Impe-
danzen an der Kurzschlussteile (ZF =0) ergibt:
I kl
" 31 z I
- 1 3 3
(13.67)
Il:3 = Iz:_, + zl + Z.o I = 11 + zl I Z_, + Zo I z, I ""' 2 + Xo I x,
IkE2E 31z:,l 3 3
(13.68)
I k3
" 1+2X0 I X1
32 /
kA
L1~
28
.....r;. ~~ / /
24
/ / /
/
/ /
r;f2f >I;.
1
20
I"k1 16
I"ilf2t
12
0
0 4 8 12 16 20 24 28 32 36 kA 40
I"k3
Bild 13.1 0. Anfangs-Kurzschlusswechselströme 11:1 und Ii:E2E abhängig von Ii:3 und dem Ver-
hältnis X0 /X 1 bei X2 = X1 und Vernachlässigung der Wirkwiderstände
468 13 Mathematische Beschreibung des Drehstromnetzes
13.5
Einfachlängsfehler
Die Behandlung der Einfachlängsfehler in symmetrischen Komponenten er-
folgt nach der gleichen Methode wie für die Einfachquerfehler. Es ist lediglich
zu beachten, dass bei einem Längsfehler ein neuer Knoten entsteht und der
Fehlerort mit den Spannungen J,lp 1, J,lp 2 und J,lp 3 jetzt zwischen einem Knoten
F und dem hinzugekommenen Knoten F' liegt (Bild 13.11).
13.5.1
Strom-Spannungsbeziehungen an der Fehlerstelle
OF U0 OF'
----"--'-+ ----=--+ ----=--+
I, l2 lo
~()Yq,
l, l2
r;;;;:;'
~ ~
01 02 00....1-----.L...
Bild 13.11. Symmetrische Komponenten an der Längsfehlerstelle
13.5 Einfachlängsfehler 469
Die Gleichungssysteme für das Gegen- und Nullsystem haben die gleiche
Form, jedoch ohne Quellenströme. Durch Auflösung der Gl. (13.74) nach den
Knotenspannungen erhält man:
13.5.2
Einpoliger Längsfehler
Der einpolige Längsfehler ist der zum einpoligen Erdkurzschluss duale Fehler.
Die Komponentennetze sind an der Fehlerstelle parallel geschaltet (die Paral-
lelschaltung ist die zur Reihenschaltung duale Schaltung). Aus der Gl. (13.73)
und den Fehlerbedingungen oder direkt aus der zu den Gln. (13.65) und
470 13 Mathematische Beschreibung des Drehstromnetzes
Xp'i-0 Xp=O
Dreipolig
-
!!r;
Iu- XFl<TFl = 0
IL2 - XFilFz = 0
Iu = 0
ILZ = o -
!!1
00
IL3 - XFilF3 = 0 IL3 = o
ig
1
-
01 1 1
Il- XFill = 0 I1 = o
Iz- XFilz = 0 Iz = 0
i00
Io- XFilo = 0 Io = 0
1
-
02 2 1
!!o
00
llwl °
Zweipolig Iln = 0
IL2 - XFilFz = 0
IL3 - XFilF3 = 0
I[pj = 0
ILZ = o
IL3 = o
-
!!1
Einpolig Iu - Ypi[p 1 = 0 Iu = 0
IlFz = 0 IlFz = 0
_QF3 = 0 _QF3 = 0
I1 - XFil1 + Iz - XF.ß
+ Io - XFilo = 0
Ilz = Il1 Ilz = Il1
Ilo = Ilz Ilo = Ilz
13.5 Einfachlängsfehler 471
(13.66) dualen Beziehungen erhält man mit X1 = 1/2:1 , X2 = 1/Zz und Xo = l!Zo
sowie lq 1 = X1llq 1 :
(13.79)
I _ [2 + [o +3[F I
-I - [1 + [2 + [o + 3 [F -ql
[2
I2=- Iql (13.80)
- X:1 + X:2 + X:o + 3 [F -
X:o
Io =- Iql
- X:1 + X:2 + X:o +3[F-
Für XF = 0 liegt eine einpolige Unterbrechung im Leiter Ll vor. Die Gln. (13.79)
und (13.80) vereinfachen zu:
II
UI = U 2 = U0 = -q (13.81)
- - - X:1 + X:2 + X:o
Il = Z2 + Z.o UI
- Z:.1 Z 2 + Z 2Zo + Zo Z1 q
I2 =-
Zo U 1 =-
Z.o l1 (13.82)
- Z1Z2 +Z.2Zo +ZoZ1 qZ2 +Z.o
I __ Z:.2 U _ _ Z2 I
-O- Z:,Z_2 +Z:2Zo +Z:.oZ:., - q l - Z:.2 +Z:o -I
13.5.3
Zweipoliger Längsfehler
(13.85)
U _ Z:2 +Z:.o U
- 1 -
-1
z
z + -0
z + -2 -q 1
U -- Z:. 2 U (13.86)
- 2 -
-1
z
z + -0
z + -2 -q 1
- -1 -u
u-0 --u - z +z +z u
Z:.o
-2 -- -q1
-1 -2 -0
U -·{3 Z:.2-C!2Z:.o U
-F 3 - J Z + Z + Z + 3Z -q1
-1 -2 -F-0
13.6
Doppelerdkurzschluss und andere Doppelfehler
Der am häufigsten vorkommende Doppelfehler ist der Doppelerdkurzschluss
in Netzen mit isoliertem Sternpunkt oder mit Erdschlusskompensation.
Die Berechnung der Doppelfehler mit symmetrischen Komponenten kann
wie die der Einfachfehler ausgehend von den beiden Fehlerstellen, die mit A
und B gekennzeichnet werden, erfolgen. Es sind jetzt 12 Gleichungen für die 6
unbekannten Ströme und 6 unbekannten Spannungen aufzustellen und zu lö-
sen. Sechs Gleichungen liefern die netzseitigen Strom-Spannungsbeziehun-
gen. Die restlichen 6 Gleichungen sind die Fehlerbedingungen an den beiden
Fehlerstellen.
Bei der Formulierung der Fehlerbedingungen muss man beachten, dass,
von Ausnahmen abgesehen, jetzt nur noch ein Fehler in seiner Lage zum Be-
13.6 Doppelerdkurzschluss und andere Doppelfehler 473
zugsleiter L1 frei gewählt werden kann. Deshalb werden jetzt auch die Fehler-
bedingungen in symmetrischen Komponenten für eine beliebige Lage der un-
symmetrischen Fehler zum Bezugsleiter L1 benötigt. Diese sind in der Tabelle
13.6 für die Kurzschlüsse und Unterbrechungen zusammengestellt.
Der komplexe Faktor!! berücksichtigt die Fehlerlage. Er ist für die Haupt-
fehler (Fehler, die symmetrisch zum Bezugsleiter L1 angeordnet sind) eins.
und daraus für die beiden Fehlerstellen, wenn man die ähnlich aufgebauten
Gleichungen für das Gegen- und Nullsystem ergänzt:
[u"
Q2B
H''·AA ~2,BA ~2,BB
l,A
IzB Z.zBA
Z.zAB
Z.zBB
lzA
IzB
(13.92)
[ QOA
QOB
l ~O,AA ~O,ABl[ l
=[
~O,BA ~O,BB
l[ l
IoA
loB
= _ [Z.oAA
Z.oBA
Z.oAB
Z.oBB
IoA
loB
(13.93)
A ~A
A foA los B
(13.95)
Aus den Gln. (13.92) und (13.93) und den Fehlerbedingungen erhält man der
Gl. {13.95) entsprechend:
(13.97)
Nach Einsetzen der Gl. (13.97) in die Gl. (13.91) ergibt sich die der Gl. (13.96)
entsprechende Beziehung zur Bestimmung der Mitsystemströme:
[
ZIAA + z2AA + ZoAA [~~A] =[~q!A]
Z1AB + g_f!_* Z2AB + g_* /!_ ZoAB]
z!BA + g_* /!_Z2AB + g_f!_* ZoAB z2BB + z2BB + ZoBB -IB -q!B
(13.98)
l
Gl. (13.98) lässt sich nun nach den Strömen auflösen:
[ IIA] 1 Z.1BB + Z.2BB + Z.os + Z.oc - (Z.IAB + !!Z.2AB +!! 2Z.oc)j [!lqlA]
Ls = Z. 2 -(Z.IAB+!! 2Z.2As+!!Z.oc) Z.1AA +Z.2AA +Z.oA +Z.oc !lq!B
(13.100)
Durch den Grenzübergang Z.oc ~ oo in Gl. (13.100) erhält man bei Annahme
gleicher Leerlaufspannungen an den Fehlerstellen unabhängig von der Lage
des Doppelerdkurzschlusses bezüglich der Leiter:
1-!! 2
I 1A = uq! (13.101)
- l_IAA + l_2AA + l_IBB + Z.2BB + Z.1c + Z.2c + Z.oA + Z.oB -
1-!!
I 18 = uq! (13.102)
- l_IAA + l_2AA + l_IBB + Z.2BB + l_IC + Z.2c + Z.oA + Z.oB -
Die Rücktransformation ergibt bei Annahme des Doppelerdkurzschlusses
im Leiter Ll an der Stelle A und im Leiter L2 an der Stelle B:
(13.103)
(13.104)
(13.105b)
Man sieht am Beispiel des Doppelerdkurzschlusses, dass die von den Einfach-
fehlern übernommene Methode der Berechnung ausgehend von der Fehler-
stelle für Mehrfachfehler umständlich wird und Schwierigkeiten entstehen,
wenn die Admittanzmatrix des Nullsystem singulär wird. Das Verfahren ist für
478 13 Mathematische Beschreibung des Drehstromnetzes
13.7
Fehlermatrizenverfahren
Die in den vorangegangenen Abschnitten beschriebene Methode zur Behand-
lung von Netzunsymmetrien und Fehlern in symmetrischen Komponenten
ausgehend von der Fehlerstelle ist für Einfachfehler sehr anschaulich. Sie hat
den Vorteil, dass sie auf geschlossene Ausdrücke für die einzelnen Fehlerarten
führt und auch für die Handrechnung geeignet ist. Bei der Behandlung von
Mehrfachfehlern wird das Verfahren jedoch unübersichtlich, insbesondere
dann, wenn man sich nicht mehr auf die Hauptfehler (Fehler, die symmetrisch
zum Bezugsleiter L1 angeordnet sind) beschränken kann. Das Verfahren hat
auch den Nachteil, dass man immer Elemente der Knotenimpedanzmatrix
benötigt.
Solange nur Kurzschlüsse mit endlichen Fehlerimpedanzen betrachtet wer-
den, können diese durch Querzweige wie im Bild 13.6a nachgebildet werden.
Die Fehlerquerzweige lassen sich leicht in das Knotenspannungs-Gleichungs-
system einbeziehen, das dann durch geordnete Elimination unter Ausnutzung
der Schwachbesetztheit der Knotenadmittanzmatrix gelöst werden kann
[2.15]. Schwierigkeiten entstehen bei diesem Verfahren dann, wenn Kurz-
schlüsse ohne Fehlerimpedanzen untersucht werden sollen. Das soll am Bei-
spiel des einpoligen Kurzschlusses und der einpoligen Unterbrechung gezeigt
werden. Aus der Tabelle 13.3 übernimmt man für den einpoligen Erdkurz-
schluss im Leiter L1 mit ZM = 0 und ZF = l!XF für die symmetrischen Kompo-
nenten:
(13.106)
(13.107)
Hier muss die Admittanz XF = 1/Zp sehr groß, theoretisch unendlich groß, ge-
wählt werden.
Um Kurzschlüsse und Unterbrechungen mit und ohne Fehlerimpedanzen
in beliebiger Konstellation und Häufigkeit exakt und systematisch behandeln
zu können, ist es zweckmäßig, zunächst zu den Fehlerbedingungen in natürli-
chen Leitergrößen zurückzukehren. Der Übergang in modale Komponenten
ist mit Hilfe der in Abschn. 2.5 angegebenen Transformationsmatrizen leicht
möglich. Die im Folgenden beschriebene Vorgehensweise kann an jeder Form
des Gleichungssystems (Differential- oder Zeigergleichungen) erfolgen. Hier
sollen die Ausführungen jedoch auf die Zeigerdarstellung beschränkt bleiben,
wofür zweckmäßigerweise wieder die Knotenadmittanzdarstellung herange-
zogen wird (Abschn. 13.5.1).
Kurzschlüsse Unterbrechungen
13.7.1
Fehlerbedingungen
Kurzschlüsse:
(13.108a, 13.108b)
Unterbrechungen:
(13.109a, 13.109b)
Die entsprechenden Fehlermatrizen für die Hauptfehler sind aus der Tabelle
13.9 ersichtlich. Für die Unterbrechungen gilt stets pr =F.
Betrifft der Fehler andere Leiter als die in den Tabellen angegebenen, so
sind die Matrizenelemente entsprechend zu vertauschen.
Il, Yr,----;:
L1
rr,
L2
ll1 Yr1---;::
rr1
L3
Il3 Yr3----;::
rF3
E'lT//T//T//T//T//T/7/T/7//T////7///
a b
Bild 13.13a,b. Ströme und Spannungen an der Fehlerstelle. a Kurzschlussstelle; bUnter-
brechungsstelle
13.7 Fehlermatrizenverfahren 481
Tabelle 13.9. Fehlermatrizen F für die Hauptfehler (symmetrisch zum Leiter Ll)
0 0 0
[: 0 :] [:
0
0 :] [:
0
0 :]
ohne Kurzschluss k2: (L2-L3) k3
ohne Unterbrechung
0 0
[: 0 :] [: 0 :] [:
0
0 :]
13.7.2
Nachbildung von Kurzschlüssen an der Admittanzmatrix
+ (13.110a)
ril Lz y
-II riN U·
-I iqi iFi
y. :::::
-zk
rI";.
2::'ztik
2::'t2ik
2::'22ik
Imj
2::'23ik
2::'3lik 2::'32ik 2::'33ik
(13.111)
und
E-F? (13.112)
und
Für die fehlerfreien Knoten besteht die Fehlermatrix F; aus der 3x3 Einheits-
matrix (s. Tabelle 13.9). Ist das Netz fehlerfrei, so wird die resultierende Feh-
lermatrix Fp zur Einheitsmatrix.
Die Gl. (13.112) wird von links mit der Admittanzmatrix multipliziert und
mit Gl. (13.111) wie folgt zusammengefasst:
I(E-&TH!!-Z.FiF)-FpiF =I(E-&T)!!-[I(E-&T)Z.F +Fp]!p =o
(13.113)
ersetzt man die Fehlerströme noch durch Gl. (13.110), so erhält man:
(13.114)
Für widerstandslose Kurzschlüsse, vereinfacht sich Gl. (13.114) mit Z.F = 0 zu:
(13.115)
13.7 Fehlermatrizenverfahren 483
Die Gln. (13.114) und (13.115) lassen sich nach den Knotenspannungen auflösen,
wobei man die Schwachbesetztheit der Matrizen ausnutzen wird. Sind die Kno-
tenspannungen bekannt, so ergeben sich die Fehlerströme aus der Gl. (13.110 ):
(13.116)
Mit den Gln. (13.114) bzw. (13.115) ist die Berechnung beliebiger Kurzschlüsse
auf einfache Operationen mit spärlichen Inzidenzmatrizen am Knotenspan-
nungs-Gleichungssystem zurückgeführt. Die Ordnung des ursprünglichen
Knotenspannungs-Gleichungssystems bleibt dabei erhalten.
13.7.3
Nachbildung von Unterbrechungen an der Admittanzmatrix
L1 lu L1 lu
L2 ll2
ll3 ll2 u fn
L3 L2 • 0~
!'!.fjl2
Yr1 Yr2 Yr3 U fn fm
fg fg L3 ll3
---=B.~
~ ~
!'!.fjl3
aufweisen. Diese Voraussetzung ist für die Methode zwar nicht erforderlich, sie
dient lediglich der einfacheren Schreibweise. Den Netzzweigen werden drei-
polige Unterbrechungsstellen, die im fehlerfreien Fall geschlossen sind, zuge-
ordnet.
Für den Querzweig in Bild 13.14a gilt die Spannungsgleichung:
(13.117)
In den Impedanzelementen
Zm=Zs+ZM
Zn=Zg+ZM
ist neben den Selbst- und Gegenimpedanzen auch eine Mittelpunkt-Erde-Im-
pedanz ZM bereits enthalten. Die Auflösung der Gl. (13.117) nach den Strömen
ergibt bei zunächst endlich vorausgesetzter Impedanz ZM:
(13.118a)
(13.120)
In den Gl. (13.119) und (13.120) mitZ0 = Zs +2Zg + 3ZM kann jetzt auch der Fall
des isolierten Sternpunktes mit Xo = 0 berücksichtigt werden.
Die Fehlerbedingungen, Gl. (13.109), werden nach Multiplikation von Gl.
(13.109a) mit Xz + XF von links wie folgt zusammengefasst:
Aus der Gl. (13.122) ergibt sich für die Spannungen über den Unterbre-
chungsstellen:
HF= [Fr (Xz- XF)- (Xz + XF) + (Xz + XF) F]- 1 (E- Fr) Xz (Hq- H) {13.124)
Nach Einsetzen dieser Gleichung in die ursprüngliche Zweiggleichung (13.118)
erhält man für den Zweig mit Unterbrechungen schließlich:
i = {E + Xz [FT (Xz + XF) - (Xz + XF) + (Xz + XF) F]- 1 (E- Fr)} ·
(Xz H- Xz Hq) = XzF H- XzF Hq = XzF H + iqF {13.125)
Die so modifizierten Zweige (Index F) werden wie die fehlerfreien Zweige in
das Netzgleichungssystem eingefügt. Nach der Berechnung der Knotenspan-
nungen können aus Gl. (13.124) die Spannungen über den Unterbrechungs-
stellen berechnet werden. In Tabelle 13.10 sind die Elemente der Admittanz-
matrix XzF für die vollständigen ein- und zweipolige Unterbrechung (X:F = 0)
zusammengestellt.
Für den Längszweig ohne Querglieder in Bild 13.14b gelten die vorstehen-
den Gleichungen mitZ:M = 0 und Hq = o sowie ßllu anstelle llu (i = 1,2,3). Die
y = Zm X:MZs + 1
-m (Zm -Zn )(Zm +Zn) X:
y = Zn = X:MZg + 1
-n (Zm -Zn )(Zm +Zn) X:
_[ = (Z,- Zg) (_[M(Z, + Zg) + 2]
Querzweig mit freiem Sternpunkt X:M = 0 Querzweig mit freiem Sternpunkt X:M = 0
486 13 Mathematische Beschreibung des Drehstromnetzes
Gleichungen für den Längszweig mit Quergliedern lassen sich auf dem glei-
chen Weg wie für den Querzweig herleiten.
13.7.4
Nachbildung von Kurzschlüssen an der Impedanzmatrix
Das dreipolige Gleichungssystem mit der Impedanzmatrix ergibt sich aus GI.
(13.110) durch Muliplikation mit y-' = l von links:
Zip=M-liq (13.126)
GI. ( 13.113) wird ebenfalls von links mit der Knotenimpedanzmatrix multipli-
ziert:
(E- Fn 11- [(E- Fl) lF + l Fp)ip =o (13.127)
Einsetzen von 11 aus GI. (13.126) ergibt:
rn z- z+ ZFp + (E- FJ) zFJ iF = (E- FI) z iq (13.128)
Für widerstandslose Kurzschlüsse vereinfacht sich GI. (13.128) zu:
(F~ l.- l + Z_Fp) iF = (E- FJ) l. iq (13.129)
Nach der Berechnung der Fehlerströme aus GI. (13.128) oder (13.129) erhält
man die Knotenspannungen aus GI. (13.126):
M=lip+Ziq (13.129)
Der Nachteil der Fehlernachbildung an der Impedanzmatrix gegenüber der
Nachbildung an der Admittanzmatrix besteht darin, dass wie beim klassi-
schen Verfahren der Fehlerberechnung (Abschn. 13.4 und 13.5) zunächst die
Impedanzmatrix berechnet werden muss, wobei Schwierigkeiten auftreten,
wenn kein Sternpunkt der Betriebsmittel geerdet ist und die Querzweige ver-
nachlässigt werden. Außerdem lassen sich Unterbrechungen in die Impedanz-
matrix nur mit Kunstgriffen einbeziehen. Vorteilhaft ist dagegen, dass sich das
Gleichungssystem leicht auf die wenigen Fehlerknoten reduzieren lässt.
13.7.5
Nachbildung von Kurzschlüssen und Unterbrechungen
in modalen Komponenten
14.1
Aufgabe
14.2
Leistungsfluss auf Leitungen
Bei Leistungsflussberechnungen auf einzelnen Leitungen mit einer oder meh-
reren Abnahmen, ebenso wie bei Leitungsflussberechnungen in vermaschten
Netzen, wird vorausgesetzt, dass das Netz symmetrisch gespeist und symme-
488 14 Leistungsfluss im Drehstromnetz
trisch aufgebaut ist. Grundsätzlich kann das Drehstromnetz dann durch sein
Mitsystem ersetzt werden. Auf eine zusätzliche Indizierung zur Kennzeich-
nung der Größen im Mitsystem wird in diesem Kapitel verzichtet. Die Leis-
tungen werden als Drehstromleistungen angegeben.
Als einfachster Fall soll die Leistungsübertragung über eine kurze Dreh-
stromleitungnach Bild 14.1 a behandelt werden. Die Kapazitäten sollen ver-
nachlässigt werden. Es gelten zunächst unabhängig von der Art der Belastung
folgende Beziehungen:
-
am Anfang der Leitung größer als am Ende. Wegen der Verluste und des posi-
i-\
st~gß
~----+f--D_re~~~~o~~-le_it_un_g~t--Be_la-. ~
::COS<p
''" 8
b d
Bild 14.1 a -d. Leistungsübertragung über eine Drehstromleitung. a Netzautbau; b Ersatz-
schaltung im Mitsystem mit konstanter Belastungsimpedanz Z:8 ; c Belastungsnachbildung
durch konstanten Strom I 8 ; d Belastungsnachbildung durch konstante Leistung ~8 = P8 +jQ 8
14.2 Leistungsfluss auf Leitungen 489
'
''
tiven Blindleistungsbedarfes der Leitung sind auch P0 und Q0 größer als die
Abnahmeleistungen P 8 und Q8 •
14.2.1
Vorgabe der Belastung als konstante Impedanz
U - Z:s U (14.10)
-B - Z +Z -Q
- L - B
Oft ist die Belastungsimpedanz nicht direkt gegeben, sondern die Drehstrom-
wirk- und -blindleistung P8 und Q8 bei einer bestimmten Spannung, z. B. der
Netznennspannung (Leiter-Leiter-Spannung). Man ermittelt dann mit diesen
Werten zunächst die zugehörige Impedanz:
u~ = sz
z = s*
- Bn
u~ (RBn + ).Q Bn ) (14.11)
-Bn Bn
490 14 Leistungsfluss im Drehstromnetz
Die Vorgabe der Belastung durch eine konstante Impedanz bedeutet, dass die
mit Gl. (14.11) ermittelte Belastungsimpedanz unabhängig von der sich
tatsächlich einstellenden Spannung am Leitungsende in der Berechnung bei-
behalten wird.
Setzt man I~= Us!Z'in in Gl. (14.4) ein, so sieht man, dass sich bei konstan-
ter Impedanz Zsn die Leistung am Ende der Leitung quadratisch mit der Span-
nung U8 ändert.
14.2.2
Vorgabe der Belastung durch konstanten Strom
Sind der Betrag des Belastungsstromes I 8 und der cos(/)s und damit der Wirk-
und Blindstrom am Ende der Leitung gegeben, wie im Bild 14.1 c, so kann bei
bekannter Spannung UQ die Spannung am Leitungsende Jls nicht direkt aus
Gl. ( 14.1) berechnet werden, weil der Phasenwinkel des Stromes CfJis = CfJuB - fPB
nicht bekannt ist.
14.2 Leistungsfluss auf Leitungen 491
FUa
- - - -/ - - - - - -
1
l.e
la 1
I
I
I
I
91e =- 91;e I
I
(14.13)
Die andere, nicht iterative Lösung erhält man, wenn man die gesuchte Span-
nung Il.8 zunächst in die reelle Achse wie im Bild 14.3 legt. Aus Gl. ( 14.1) folgt
dann mit <f>us = 0, also <f>iB = - <f>s:
(14.17)
492 14 Leistungsfluss im Drehstromnetz
Mit dieser Näherungsbeziehung ist eine reelle Berechnung möglich. Die Im-
pedanz Z'P8 ist von den Leitungsparametern und dem Leistungswinkel der Be-
lastung abhängig. Die Näherung zeigt auch, dass bei großem Verhältnis XdRL
der Blindstrom für den Spannungsfall maßgebend ist.
Ist ursprünglich nicht der Strom, sondern die Leistung nach Wirk- und
Blindleistung bei einer bestimmten Spannung, z. B. der Nennspannung, gege-
ben, so ist zunächst der dazu gehörende Strom zu bestimmen:
P8 =P8 n - -
f3uB = 2,8420MW und
f3uB
Q8 =Q8n - - = 0,9473Mvar
un un
Die Näherungsbeziehung GI. (14.18) liefert mit Cf>J3 = 18,4349°:
UB = uQ- z<pß IB = UQ- (RL COSCfJB +XL sincpB)IB
= (10 I f3 -1,6444 · 0,1826) kV = 5,4733 kV
1402 Leistungsfluss auf Leitungen 493
14.2.3
Vorgabe der Belastung durch konstante Leistung
Die Vorgabe einer konstanten Leistung führt immer auf eine iterative Lösung
der Leistungsflussgleichungen. Für das Beispiel im Bild 14.1d ist zunächst ein
erster Näherungswert für den Strom Is mit einer angenommenen Spannung
U8 (Betrag) aus der Leistungsbeziehung zu berechnen:
l(v) _ ~~ _ PB- jQB
-B - 3U*(v) - 3U*(v) (14.20)
-B -B
Mit diesem Wert für lls geht man zurück in die GI. ( 14.20) zur Bestimmung des
Stromes und der Iterationszyklus beginnt von neuem. Man kann die Gin.
(14.20) und (14.21) noch zusammenfassen zu:
Die Iteration kann abgebrochen werden, wenn sich die Spannung zwischen
zwei aufeinanderfolgenden Schritten nur noch wenig ändert. Da die Leis-
tungen aber sehr empfindlich auf Spannungsänderungen reagieren, ist als Ab-
bruchkriterium der Vergleich der mit lll{+tl und nvl berechneten Leistungen
.5hv+tl = 3llhv+tl fs(vl mit den gegebenen Leistungen besser geeignet. Für das Bei-
spiel aus Abschn. 14.2.1 zeigt Tabelle 14.1 die Ergebnisse der Iterationsschritte.
Wie man sieht, beträgt schon nach dem ersten Iterationsschritt (v = 1) die
Abweichung zwischen der vorgegebenen Abnahmeleistung und der mit den
Näherungswerten von 1l8 und Is berechneten Leistung nur noch 4 bzw.16 %.
Nach 4 Iterationsschritten ist praktisch die Lösung gefunden. Der Betrag und
Winkel von 1ls sind 5,4514 kV und -2,185°.
14.2.4
Vorgabe der Abnahmeleistungen als Funktion der Spannung
(14.23a, b)
Im Spannungsbereich von etwa 90 bis 110% der Nennspannung Un ist z.B. die
von Asynchronmotoren aufgenommene Wirkleistung nahezu konstant (p = 0),
während sich die Wirkleistung von Glühlampen etwa mit der 1,5-ten Potenz der
Spannung ändert. Bei Elektrowärmegeräten ändert sich die Wirkleistung etwa
mit der 2-ten Potenz der Spannung. Mit der Wahl der Exponenten p und q kann
man auch erreichen, dass sich die Belastungen wie konstante Leistungen (Wirk-
und Blindleistung), konstante Ströme (Wirk- und Blindstrom) oder konstante
Impedanzen (Widerstand und Reaktanz) verhalten (Bild 14.4.).
Maßgeblich für die Auswahl von Leistungsexponenten ist neben der Zu-
sammensetzung der Last auch der Spannungsbereich (das Spannungsband),
der im Normalbetrieb oder im Fehlerfall auftritt. Bei schmalem Spannungs-
band kann man die Verbraucher entweder durch konstante Leistungs- oder
Stromabnahme nachbilden oder durch Exponenten p = 1, q = 2 [14.20]. Bei
Fehlerberechnungen im Netz dagegen mit einem breiten Spannungsband
kann man die Belastungen nicht durch konstante Leistungsabnahmen nach-
bilden. Hier wählt man die Nachbildung durch konstante Belastungsimpedan-
zen. Bei der Kurzschlussstromberechnung in Drehstromnetzen werden nicht-
motorische Verbraucher meist vernachlässigt (Kap. 15).
14.2 Leistungsfluss auf Leitungen 495
1,4
0,6
dPI
dU U=Un
=pP(~r_!_
n Un U
pn
=p- und
un
r
U=Un
dQ 1
dU U=Un
= qQ (
n Un
~ _!_
U
=q!1_
un
U=Un
Mit Hilfe dieser Beziehungen kann man aus gemessenen Leistungs- und
Spannungsänderungen !'!P, !'!Q und !'!U näherungsweise die Leistungsexpo-
nenten bestimmen:
dP U n !'!P I Pn !'!P I%
p=--"" und (14.24a)
dU Pn f'lUIUn !'!UI%
dQ U n f'lQ I Qn f'lQ I o/o
(14.24b)
q = dU Qn "" !'!U I U n = !'!U I%
14.2.5
Leistungsfluss auf Leitungen bei mehreren Abnahmen
Das Bild 14.5 a zeigt schematisch eine einseitig gespeiste Leitung mit m Ab-
nahmen.
Aus den Maschenumlauf über jeweils zwei benachbarte Spannungen folgt
unter Berücksichtigung der Knotenpunktsätze:
496 14 Leistungsfluss im Drehstromnetz
il1 ~ il2
-----=-:lu.
I Q z, 1
7
2
l
-3
l
- m-1
l m-1 l
m-1 - m
jmIm
oL..L8 u.= ß =
01 --~~----~----~----------------~------~
a
Bild 14.Sa, b. Leitung mit mehreren Abnahmen. a einseitig gespeist; b zweiseitig gespeist
Qm = Qm-1- Z.m Im
Dieses Gleichungssystem wird beginnend mit der ersten Zeile gelöst. Je nach der
Vorgabe der Abnahmen sind die Ströme zunächst mit angenommenen Span-
nungen zu berechnen (Abschn. 14.2.1 bis 14.2.4) und nach der Spannungsbe-
rechnung eventuell nochmals zu korrigieren. Lässt man die Näherungen aus Ab-
sehn. 14.2.2 gelten, so vereinfacht sich die Spannungsberechnung zu:
U1 =UQ-Z<p 1(I 1 +I 2 + .. · +Im-I +Im)
(14.26)
+ Z.m(Im- IQz)
+ Zm+l (-IQz)
14.2 Leistungsfluss auf Leitungen 497
(14.28)
(14.29)
Bei bekanntem I 02 berechnet man die Leitungsströme von Q2 aus mit Hilfe der
Knotenpunktsätze. Es empfiehlt sich aber eine Kontrolle durch Berechnung
von I 01 nach dem Drehmomentensatz bei Drehung um Q2:
_
I-Ql- lm+l Im + (Z_m+l + lm Hm-1 + · ·· + (Z_m+l + lm + · ·· + l2 )ll
(14.30)
Z_l + Z.2 + ·· · + lm + lm+l
Sind die beiden Speisespannungen ungleich, so wird zunächst unter der An-
nahme gleicher Spannungen eine vorläufige Stromverteilung wie oben be-
schrieben ermittelt und anschließend der Ausgleichsstrom:
11! - U
-Ql
-U
-Q2
-12- Z_ (14.31)
bzw.:
(14.32)
14.2.6
Leistungsfluss in Ringnetzen
10,415 kV 10 kV
73 T3
_.,
100A 120A
-
.-- CD 110A .-- CD 90A
-
55A 55A
45A 60A 60A
@ 65A @
.--
45A0
b
OA
SOA
@SOA - .--
45A 0
(
20A
30A
@SOA -
Bild 14.6a-c. Berechnungsbeispiel Ringnetz. a Impedanzen Z'i' und Abnahmeströme;
b Stromverteilung für den geschlossenen Ring; c Stromverteilung für den geöffneten Ring
mit U0 , = 10,416/.[:, kV und U02 = 101.[:, kV
14.3 Leistungsfluss in vermaschten Netzen 499
14.3
Leistungsfluss in vermaschten Netzen
14.3.1
Methoden der Leistungsflussberechnung- Einführung
In der elektrischen Energieversorgung unterscheidet man zwischen unver-
maschten und vermaschten Netzteilen. Netze der elektrischen Energiever-
sorgung sind nur schwach vermascht. Das Maß für die Vermaschung ist der
Vermaschungsgrad. Liegen zwischen den Knotenpunkten eines Netzes (Sam-
melschienen) nur Einfachleitungen oder fasst man Doppel- und Mehrfachlei-
tungen zu einer Ersatzleitung zwischen je zwei Knotenpunkten zusammen, so
lässt sich der Vermaschungsgrad v aus der Anzahl der Leitungen L und der
Anzahl der Knotenpunkte N (ohne Bezugsknoten) wie folgt bestimmen:
L
V=- (14.33)
N
Bild 14.7 zeigt einige Netzteile mit der Angabe ihres Vermaschungsgrads.
Bei einem vollständig vermaschten Netz, in dem jeder Knotenpunkt mit je-
dem anderen über Leitungen verbunden ist, würde eine maximale Zahl von
Leitungen vorhanden sein mit Lmax = N(N-1)/2 und demzufolge ein maxima-
ler Vermaschungsgrad V max = (N- 1)/2. Dieser hohe Vermaschungsgrad wird
in der Praxis keinesfalls erreicht. Die tatsächlich auftretenden Vermaschungs-
grade liegen zwischen 1 und 2, in Hochspannungsnetzen meist jedoch unter
1,5 (Bild 14.7d). Diese Tatsache wird von Programmen zur Leistungsfluss- und
Kurzschlussstromberechnung in Netzen ausgenutzt.
Für die Leistungsflussberechnung müssen an den Netzknotenpunkten Vor-
gaben über die Art der Belastung gemacht werden, wie sie in den Abschn.
14.4.1 bis 14.4.4 beschrieben sind. Nach der Art der Vorgabe werden die Kno-
tenpunkte zunächst eingeteilt in Last- oder Verbraucherknoten und Ein-
speise- oder Generatorknoten (Tabelle 14.2). An den Lastknoten werden im
allgemeinen Fall Wirk- und Blindleistung bei einer Spannung U0 (meist bei
Nennspannung U0 ) als bekannt vorausgesetzt. In der Umgebung dieses Span-
nungswertes werden P(U) und Q(U) durch die Gin. (14.23) angenähert, wofür
auch die entsprechenden Exponenten p und q vorzugeben sind. Die Leis-
tungsexponenten hängen von der Art und Zusammensetzung der einzelnen
500 14 Leistungsfluss im Drehstromnetz
g
Bild 14.7a-g. Netzteile mit unterschiedlichem Vermaschungsgrad.
a Stichleitung einseitig gespeist: N=2 L=1 V= 1/2
b Leitung zweiseitig gespeist: N=3 L=2 V= 2/3
c schwach vermaschtes Netz: N=4 L=4 v=1
d stark vermaschtes Netz: N =6 L =9 V= 3/2
e Stichleitungsnetz (Mittelspannung): N=N L = N - 1 V= 1 - 1/N < 1
f Ringnetz (Mittelspannung): N=N L=N V= 1
g Maschennetz (Niederspannung): N=N L = 2(N-$) V= 2- 2/...jN > 1
Verbraucher an den Knoten ab. Sonderfälle wie Abnahme mit konstanter Lei-
stung, konstanter Impedanz oder konstantem Strom sind in Abschn. 14.4.2 be-
schrieben. Nach den Vorgabewerten bezeichnet man die Lastknoten auch als
P-Q-Knoten.
Bei den Einspeiseknoten unterscheidet man zwischen Knoten an denen P
und Q vorgegeben sind, und Knoten an denen P und der Betrag der Spannung
Ubekannt sind (sog. P-U-Knoten). Erstere Knoten werden wie Lastknoten mit
umgekehrten Vorzeichen behandelt und diesen zugeordnet. Die Vorgabe kon-
stanter Wirkleistung und konstanter Spannung trifft für Kraftwerke, bei de-
nen die Wirkleistung und Spannung geregelt werden, zu.
14.3 Leistungsfluss in vermaschten Netzen 501
Tabelle 14.2. Einteilung der Knotenpunkte bei Leistungsflussberechnungen mit Angabe der
gegebenen und der gesuchten Größen
~ Leistungsflussberechnung---_
Stromgleichung Leistungsgleichung
~~ ~
~,r~r·~·" 7·h·~"
Direkte Indirekte karthesisehe Polar-
Lösungsverfahren Lösungsverfahren Koordinaten Koordinaten
berichten Ward und Haie erstmals über ein Computerprogramm, das auf der
Grundlage des Knotenpunktverfahrens mit Lösung nach dem Einzelschritt-
oder Gauß-Seidel-Verfahren beruhte [14.3]. Das Knotenpunktverfahren geht,
wie der Name sagt, von der Strombilanz an jedem Knoten aus. Diese Strom-
gleichungen wurden anfangs nach demGesamtschritt-oder Einzelschrittver-
fahren gelöst. Man nennt diese Verfahren auch indirekte Lösungsverfahren
(Abschn. 14.3.2). Die indirekten Verfahren haben einen einfachen Algorith-
mus, erfordern aber meist eine große Zahl von Iterationsschritten oder kon-
vergieren überhaupt nicht, wenn die Elemente der Hauptdiagonalen nur we-
nig größer sind als die Nebendiagonalelemente und wenn die Netze zu groß
sind. Zur Abhilfe wurden besondere Maßnahmen zur Konvergenzbeschleuni-
gung eingeführt, direkte Lösungsverfahren eingesetzt und als Alternative das
Newton-Raphson-Verfahren entwickelt. Zu den direkten Lösungsverfahren
für das Knotenpunktverfahren zählen die geordnete Elimination nach Gauß
mit topalogischer Steuerung der Eliminationsreihenfolge, die Bildung der In-
versen der Knotenadmittanzmatrix und die seltener angewendete Lösung der
Stromgleichung nach dem Newtonalgorithmus [14.18]. Insbesondere im eng-
lischsprachigen Schrifttum wird das Knotenpunktverfahren in einer Variante
mit einer Knotenimpedanzmatrix beschrieben. Dieses als Z-Bus-Verfahren
bezeichnete Verfahren zeichnet sich bei Lösung mit demGesamtschritt-oder
Einzelschrittverfahren durch besseres Konvergenzverhalten als das gewöhnli-
che Knotenpunktverfahren aus. Das Newton-Raphson-Verfahren der Leis-
tungsflussberechnung wurde anfangs der 60er-Jahre entwickelt, als es Schwie-
rigkeiten mit der Berechnung großer Netze gab [14.4, 14.5, 14.7]. Es beruht im
Gegensatz zum Knotenpunktverfahren auf der Leistungsbilanz an den Netz-
knoten. Die Leistungsgleichungen werden linearisiert und nach dem Newton-
Algorithmus iterativ unter Anwendung der geordneten Elimination mit topo-
14.3 Leistungsfluss in vermaschten Netzen 503
14.3.2
Knotenpunktverfahren
(14.34a)
ril l;z y
-ll riN u.
-I
J.
-I
XM=i (14.34b)
Wegen der relativ kleinen Queradmittanzen in einem Netz ist die Knotenadmit-
tanzmatrix X nahezu singulär (Abschn. 13.2.1) und bei Vernachlässigung der
Leitungskapazitäten und Transformatormagnetisierungsströme sogar exakt
singulär und damit Gl. (14.34) nicht nach den Knotenspannungen auflösbar.
Durch Vorgabe mindestens einer Spannung wird die Ordnung des Gleichungs-
systems um Eins reduziert und das Gleichungssystem lösbar. Ist beispielsweise
der N-te Knoten als Slack-Knoten vorgesehen, so geht Gl. (14.34) über in:
y
-ll
u_, _,
J.
Y
-N-I,N-1 Q_N-1
(14.35)
Gesucht sind die N-1 Knotenspannungen und der Strom am Slack-Knoten. Bei
bekannten Knotenspannungen können alle Zweigströme und Leistungsflüsse
sowie die Netzverluste und der Blindleistungsbedarf des Netzes berechnet
504 14 Leistungsfluss im Drehstromnetz
Die iterative Lösung der Gln. (14.35) und (14.36) lässt sich beschleunigen,
wenn man mit den Startwerten der Spannungen Q\0 leine Lastadmittanz wie
folgt berechnet und diese in die Diagonale der Knotenadmittanzmatrix ein-
baut [14.29].
y _ P;(U) 0 l)-jQ;(Ui 0 l)
-Li - 3 (U/0) )2
Im Stromvektor auf der rechten Seite der Gl. (14.35) stehen dann nur noch die
Stromänderungen:
(
U )p; ( U Jq;
l:li. = ~; (U;) - y U = P;o U;~ - jQ;o U;~ (U;o )z -1
-I * -Ll-l rl.;
3U P;o- jQ;o U;
-l
Für die Lösung der Gin. (14.35) und (14.36) nach demGesamtschritt-oder
Einzelschrittverfahren [2.12] wird diese nach den Diagonalelementen aufgelöst:
dV+I) = _1 [J(v) _
Y-N-N
u _~I Y-·-jdv):
L.
(14.39)
-1
Y
-ii
-1
-1 ._
~-I
-1]
J*'
Es ist ersichtlich, dass das Verfahren um so schneller konvergiert, je größer die
Diagonalelemente der Knotenadmittanzmatrix im Vergleich zu den Nichtdia-
gonalelementen sind.
Beim Einzelschrittverfahren werden die während eines Iterationsschrittes
bereits korrigierten Spannungen sofort in die Berechnung der nächsten Span-
nungen einbezogen, wodurch das Einzelschrittverfahren schneller konver-
l
giert. Die Berechnungsvorschrift lautet:
12~v+I) = _1_
Y ..
[I~v) - Y -IN
12N -I Y .12(v+l) - I' Y .12(v)
.
0 -1) J . .
p~
-1) }
(14.40)
-ll j"i'i
i1 n
j1n
j1 n
a 01
30
V
28
, .......
....... ,
26
24
·······"
22
20
[J:······[''
u,
18
16
14
12
10
b 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20
Schrittzahl - --
Bei Angabe von I 1 in Ampere und U4 in Volt sind die Admittanzen in Siemens ein-
zusetzen. Das um die Zeile und Spalte des Slack-Knoten reduzierte Gleichungs-
system entsprechend (14.35) lautet nach Division von -j aufbeiden Seiten:
Als Ausgangspunkt für die indirekten Lösungsverfahren ergibt sich der Gl.
(14.38) entsprechend:
Ii1 Iiz y
-!1 Ii,N-1 U_i-U_N L- X:iOQi
=
~i-~N ~il ~i2 z ..
-11 ~i,N-1 L- X:;o~;
Die iterative Lösung für U1 nach dem Gesamt- und Einzelschrittverfahren ist
ebenfalls in das Bild 14.10b eingetragen. Man sieht das bessere Konvergenzver-
halten des Z-Bus-Verfahrens. Es wird aber erkauft durch mehr Rechenoperatio-
nen auf der rechten Seite bedingt durch die fast vollbesetzte Z-Matrix (dieser
Unterschied wird in dem kleinen Netz nach Bild 14.9a noch nicht deutlich).
Das Einzelschritt- und Gesamtschrittverfahren werden als indirekte Lös-
ungsverfahren bezeichnet, weil außer der Spannungsabhängigkeit der Ströme
14.3 Leistungsfluss in vermaschten Netzen 509
die gesuchten Spannungen auch auf der rechten Seite vorkommen. Die direk-
ten Lösungsverfahren gehen von der Gl. {14.35) aus. Darin kommen die ge-
suchten Spannungen nur im Stromvektor auf der rechten Seite vor. Das wich-
tigste direkte Lösungsverfahren ist das Gaußsehe Eliminationsverfahren.
Beim gewöhnlichen Gaußsehen Eliminationsverfahren steigen die Rechenzei-
ten etwa mit der dritten Potenz der Zahl der Knotenpunkte. Nutzt man aber
die Schwachbesetztheit der Knotenadmittanzmatrix aus und steuert die Eli-
minationsreihenfolge so, dass möglichst wenige Füllelemente bei der Drei-
ecksfaktorisierung der Knotenadmittanzmatrix entstehen (topologisch ge-
steuerte Elimination nach dem geringsten Knotengrad), so lässt sich der Auf-
wand um mehr als eine Potenz senken. Da die Elemente der Knotenadmit-
tanzmatrix konstant sind, braucht die Dreiecksfaktorisierung nur einmal zu
Beginn der Lösungsprozedur durchgeführt zu werden. Nach jeder Stromitera-
tion sind nur noch die Schritte Ab- und Aufwärtsrechnen an der dreiecksfak-
torisierten Knotenadmittanzmatrix vorzunehmen. Insbesondere für die Be-
rechnung großer Netze sind solche aufwandsmindernde Maßnahmen zwin-
gend notwendig [1.24(1.4), 1.27, 1.29, 1.32].
Bisher wurden neben dem Slack-Knoten ausschließlich P-Q-Knoten be-
trachtet. Sie sind auch der in der Praxis am häufigsten vorkommende Knoten-
typ. Am Generatorknoten sind P und U (Betrag) gegeben. Bei der Berechnung
der Ströme nach Gl. {14.36) muss man einen Startwert für die Blindleistung
vorgeben. Nach jedem Iterationsschritt ist der Betrag der Spannung an einem
Generatorknoten auf den vorgegebenen Betrag zurückzusetzen. Mit dem so
korrigierten Spannungsvektor werden vor dem nächsten Iterationsschritt die
Generatorströme aus Gl. {14.36) berechnet und die Blindleistung entspre-
chend
Q = Im{3_Ut}
korrigiert. Wird die vorgegebene minimale oder maximale Blindleistung an
einem Generatorknoten während der Lösung überschritten, so wird für den
nächsten Lösungsschritt der entsprechende Grenzwert der Blindleistung
festgehalten. Der Knoten wird zum P-Q-Knoten und die Forderung nach
konstanter Spannung muss aufgegeben werden.
Wie bei den Lastknoten kann man zur Beschleunigung des Lösungsprozes-
ses auch bei den Generatorknoten zu Beginn mit einer angenommenen Blind-
leistung eine Admittanz berechnen und diese in die Diagonale der Knotenad-
mittanzmatrix einbauen. Auf der rechten Seite von Gl. ( 14.35) erscheinen dann
an den Generatorknoten nur noch Stromänderungen, die den Abweichungen
vom angenommenen Ausgangszustand entsprechen.
Die Nebenbedingungen für die Generatorknoten lassen sich bei den indi-
rekten Lösungsverfahren einfacher realisieren als bei den direkten Lösungs-
verfahren [14.18, 14.27, 14.32]. Es ist aber ein genereller Mangel des Knoten-
punktverfahrens, dass die Generatorknoten schlecht in das Konzept passen
und den Lösungsverlauf nachteilig beeinflussen. Diesen Nachteil weist das im
nächsten Abschnitt beschriebene Newtonverfahren nicht auf.
510 14 Leistungsfluss im Drehstromnetz
14.3.3
Newton-Verfahren
Das Newton- oder auch das als Newton-Raphson- bezeichnete Verfahren geht
von der Leistungsgleichung aus. Diese wird aus der Stromgleichung des Kno-
tenpunktverfahrens Gl. (14.34) erhalten, indem man diese zunächst komplex
konjugiert und anschließend von links mit dem Faktor 3 und einer Diagonal-
matrix 1l mit den Knotenpunktspannungen als Elemente multipliziert:
3fl r·~· = 3flt = ~ = (p + jq) (14.43)
mit
Q = diag(Q 1 Q2 ... u-l
... QN)
P =[R p2 P; PNF
q = [Ql Q2 Q; QNJT
Auf der linken Seite der Gl. (14.43) stehen die in den Netzzweigen transpor-
tierten und umgesetzten Leistungen und auf der rechten Seite die vorgegebe-
nen Knotenleistungen als Funktion der Knotenspannungen entsprechend Gl.
(14.23). Das Gleichungssystem wird so umgestellt, dass auf der rechten Seite
ein Nullvektor steht:
Die Gln. (14.45) werden durch eine Taylor-Entwicklung für jeden Iterations-
schritt v linearisiert:
dll-
(- p) L'lx(v+I)+L'lp(v)=o und (-d!l-q) L'lx(v+l)+L'lq(v)=o
dx (~ dx (~
14.3 Leistungsfluss in vermaschten Netzen 511
l::i
Beide Gleichungen werden zusammengefasst und umgeordnet:
Für den Slack-Knoten gilt t<..u = t<..8 = 0 oder t<..E = t<..F = 0. Er wird in GI. (14.46)
einbezogen, indem die zu ihm gehörenden beiden Spalten und Zeilen gestri-
chen werden. Die so reduzierte GI. (14.46} wird beginnend mit v = 0 iterativ
unter Anwendung des Gaußsehen Eliminationsverfahrens gelöst. Die Koeffi-
zientenmatrix I in GI. (4.46) ist die Jacobi-Matrix. Sie ist im Gegensatz zum
Knotenpunktverfahren arbeitspunktab hängig und muss deshalb in jedem Ite-
rationsschritt neu gebildet werden. Wegen des Zusammenhangs der Leis-
tungsgleichung mit der Stromgleichung überträgt sich die Schwachbesetztheit
der Knotenadmitta nzmatrix auch auf die Jacobi-Matrix, so dass sich auch bei
der Lösung der GI. (14.46} eine topalogische Steuerung der Eliminationsrei-
henfolge lohnt.
Zur Demonstration der Bildung der Jacobi-Matrix sei beispielhaft die i-te
Zeile der GI. ( 14.46} in der Polarkoordinatendarstellung herausgegriffen (ohne
Indizes v und v+ 1}:
N
t<..P; = 3U;LPj yiJcos(oiJ -a;)- P; (U;) = P; (U;)- P; (U;};
j=l
oij = o; -oj
~, = 3U:r*u:* =
Ul Yll Ul ei(ou-anl ul YI2 u 2ei(812-a12) ul YlN u N ej(8IN-a1N)
U2 Y21 Ul ei(oz,-a2ll U 2 Y22 U 2 ej(822-a22) U 2 Y2N U N ei(82N-azN)
3
14.3.4
Entkoppelte Leistungsflussberechnung
Uf I
3
uzI Y;1 Y;z y[; YiN !18; !1P;
N
mit y[; =-I. Yu·
j=I,*i
3
u~
l Yii Y;2 y;; YiN LlU; 1-.Q;
14.50a)
mit yii =- y;; + 2y;;.
Oder in Kurzform:
3U 2B' Ll o=- 1-.p (14.49b)
3U 2B"t-.u =- 1-.q (14.5Gb)
Durch Multiplikation von links mit u- 2 folgt schließlich:
3B' t-. o= - u- 2t-. p (14.51)
3B"t-. u =- u- 2t-. q (14.52)
Die Gln. (14.51) und (14.52) bilden das Gleichungssystem für die sog. entkop-
pelte Leistungsflussberechnung, wobei die Entkopplung nur die linke Seite be-
trifft. Auf der rechten Seite besteht weiterhin die Kopplung über die Spannun-
gen. Durch die Näherungen wurde aber erreicht, dass die Koeffizientenma-
trizen B' und B" konstant sind. Sie weisen die gleiche Struktur wie die
Knotenadmittanzmatrix auf und sind deshalb auch schwach besetzt. Die Lö-
sung der Gln. (14.51) und (14.52) erfolgt nach Streichen der Zeilen und Spal-
ten für den Slack-Knoten simultan durch topalogisch gesteuerte Elimination,
wobei für beide Gleichungen die gleiche Eliminationsreihenfolge gilt.
14.3.5
Gleichstromleistungsflussberechnung
,18i
I
Yil Yi2 Yii YiN
und mit ,18i = ,18lv+l) = 8lv+l)- 8lv) auf der linken Seite und 8i = 8lv) auf der
rechten Seite:
p!
I
Y11 Y12 Yli Y!N 8!
Y2l y;2 Y2i YZN 82 p2
U2n (14.54a)
Yil Yi2 y;i YiN 8i Pi
bzw.
1
B 1 Ö=-
U2p (14.54b)
n
Nach Streichen der Zeile und Spalte für den Slack-Knoten lässt sich die Gl.
( 14.54) im Vergleich zu allen anderen Leistungsflussgleichungen schnell lösen,
wovon dieses Modell seinen Namen hat. Da die Blindleistungsbilanz dabei
keine Rolle mehr spielt, bezeichnet man die schnelle entkoppelte Leistungs-
flussberechnung auch als Gleichstromleistungsflussberechnung. Die Gl.
(14.54) beruht letztendlich auf der im Hochspannungsnetz dominierenden
Abhängigkeit der Spannungswinkel von den Wirkleistungsflüssen.
15 Kurzschlussströme und Kurzschluss-
beanspruchungen
15.1
Einführung
Die Berechnung der Kurzschlussströme wurde bis 1962 nach VDE 0670 oder
anderen Unterlagen, z.B. [15.2-15.6], durchgeführt. Erste eigene VDE-Be-
stimmungen für die Kurzschlussstromberechnung wurden in Deutschland
1962/64 veröffentlicht. Im Jahre 1972 wurde das Technische Komitee 73 der In-
ternationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) gegründet mit der Auf-
gabe möglichst einfache Vorschriften für die Berechnung der Kurzschluss-
ströme und ihrer Wirkungen zu entwickeln unter Beachtung von VDE 0102
und VDE 0103. Seit dieser Zeit werden die auf diesem Gebiet durchgeführten
Arbeiten beim TC 73 der IEC eingebracht, so dass heute internationale Nor-
men für die Berechnung der Kurzschlussströme in Drehstromnetzen [N15.1
bis N15.5] und auch für die Berechnung der dynamischen und thermischen
Kurzschlusswirkungen in Drehstromnetzen [N15.6, N15.7, 15.81] vorliegen.
Die Berechnungsanweisungen für Kurzschlussströme und ihre Wirkungen in
Gleichstromanlagen in Kraftwerken und großen Schaltanlagen sind ebenfalls
in IEC-Normen zusammengestellt [N15.8 bis N15.10].
Alle elektrischen Betriebsmittel müssen grundsätzlich den mechanischen
und thermischen Beanspruchungen durch die Kurzschlussströme standhalten
[DIN 57101/VDE 0101, DIN VDE 0100]. Diese Forderung begründet die über-
ragende Bedeutung der Berechnung der Kurzschlussströme und ihrer Wir-
kungen für die Bemessung aller Betriebsmittel im Netz. Diese Forderung nach
Kurzschlussfestigkeit wird nur in einigen Sonderfällen dadurch abge-
schwächt, dass bei kurzzeitigen Umschaltvorgängen die zulässigen Kurz-
schlussströme überschritten werden dürfen, oder dass besonders seltene Fälle,
z. B. Kurzschlüsse zwischen Leistungsschalter und Kurzschlussstrom-Begren-
zungsdrosselspule, außer Betracht bleiben dürfen [DIN 57101].
Kurzschlüsse entstehen durch Überbrückung oder Durchschlag der Isola-
tion zwischen drei Leitern oder zwischen zwei Leitern bzw. Wicklungen
(Wicklungssträngen) des Drehstromnetzes ohne oder mit Erdberührung so-
wie zwischen einem Leiter und Erde bzw. geerdeten Leitern oder geerdeten
Anlageteilen in Drehstromnetzen mit niederohmiger Sternpunkterdung. Da-
bei soll unter niederohmiger Sternpunkterdung die direkte Erdung und die
518 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Mechanische Thermische
Beanspruchung Auswahl der Einschwing- Beanspruchung
der Betriebsmittel Leistungsschalter spannung der Betriebsmittel
F=iP2 I,,;:::: Jb
Abschnitt 15.7 Abschnitt 15.7
Ausschalt- Dauerkurzschluss-
wechselstrom strom
JbG = pJ~G JkG = Af,G
spannungs-
netzen,
Schutz-
maßnahmen
Sternpunkt- in Nieder-
behandlung der spannungs-
Netze netzen
Kapitel16
über Erde, geerdete Anlagenteile, Erdseile,
Kabelmäntel, Nullleiter und Erdungsanlagen,
Bereich IEC 60909 fließende Teilkurzschlussströme
DIN VDE 0102: Kapite116
[N 151]
Spannungen ULE der nicht vom Kurzschluss Erderspannungen, Berührungs- und Schritt-
betroffenen Leiter, Erdfehlerfaktor, spannungen, thermische Beanspruchung von
betriebsfrequente und transienie Überspannungen, Erdungsan lagen, induktive Beeinflussung von
Ableiterauswahl Fernmelde-, Bahnblock-undRohrleitungen
schlussströme, wobei dieses für die kleinsten erheblich größer sein kann als
für die größten Kurzschlussströme. Es ist daher nicht möglich, von einem be-
stimmten Leistungsfluss vor dem Kurzschluss (z.B. einem Starklastfall im
Winter) ausgehend, mit Hilfe des Überlagerungsverfahrens (Abschn. 15.3.2)
ohne weiteres den größten Kurzschlussstrom eines Netzknotens zu finden. Es
gibt vielmehr so viele in der Größe unterschiedliche Kurzschlussströme in je-
520 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
~ : :~~~ ::: L3
~....-._...JTI~= I; ~
E
/
L1 L1 -1 Abstand a> 0
···..:..:.......c>···
L2 L2 .... Zälllpfeilefür
V
"' Kurzschlussströme
L3 L3
- ! > - Teilkurzschlussströme
I"k1 I"I:EE I"I:EE
d e
Bild 15.2a-e. Bezeichnung der Kurzschlussarten in Drehstromnetzen und der Kurz-
schlussströme. a Dreipoliger Kurzschluss; b Zweipoliger Kurzschluss; c Zweipoliger Kurz-
schluss mit Erdberührung; d Einpoliger Erdkurzschluss; e Doppelerdkurzschluss (Haupt-
fehler, symmetrisch zum Leiter LI)
dem Knotenpunkt wie es Lastzustände gibt. Sogar dann, wenn man an einem
Knotenpunkt eine bestimmte Spannung vor dem Kurzschluss hat, die man
beim Überlagerungsverfahren verwendet, gibt es unterschiedliche Größen der
Kurzschlussströme, z. B. durch unterschiedliche Stellungen der Stufenschalter
der Transformatoren bei unterschiedlichen Belastungen des Netzes. Die Norm
IEC 60909-0 [N15.1] versucht diese Schwierigkeit zu überwinden durch Ein-
führung einer Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle mit dem Fak-
tor c und Impedanzkorrekturfaktoren für elektrische Betriebsmittel sowie be-
sondere Bedingungen unter denen die größten und die kleinsten Kurzschluss-
ströme berechnet werden sollen. Dieses Verfahren soll auf Ergebnisse für die
größten Kurzschlussströme führen, die auf der sicheren Seite liegen, ohne die
Forderung nach Wirtschaftlichkeit bei der Auslegung der Betriebsmittel und
Anlagen zu vernachlässigen [N15.2].
Die größten Kurzschlussströme lassen sich durch das in [15.57, 15.63, 15.83]
beschriebene lineare Optimierungsverfahren finden, wenn man die Betriebs-
bedingungen des Netzes in bestimmten Grenzen vorgibt, das heißt, wenn man
das zulässige Spannungsband (z. B. 0,95U0 bis Um), den zulässigen über- und
untererregten Betriebsbereich der Generatoren festlegt, den vollen Bereich
der Transformatorstufenschalter wählt, oder der Betriebserfahrung folgend
einschränkt, und die möglichen Leistungsbereiche der Verbraucher nach
Größe und Phasenlage vorgibt.
Für die Wirkung der Kurzschlussströme ist neben der Dauer auch die Höhe
und der zeitliche Verlauf wichtig. Der größtmögliche Augenblickswert des
15.2 Zeitlicher Verlauf des Kurzschlussstromes 521
Kurzschlussstromes tritt etwa eine halbe Periode nach Eintritt des Kurz-
schlusses auf. Dieser Wert wird als Stoßkurzschlussstrom iP bezeichnet und ist
vom Abklingen des Gleich- und des Wechselstromanteils im Kurzschlussstrom
abhängig. Die Kurzschlusskraft, die z. B. auf Transformatorwicklungen, auf
Sammelschienen in Schaltanlagen und andere Teile des Netzes wirkt, ist pro-
portional zum Quadrat des Stoßkurzschlussstromes. Der thermisch gleich-
wertige Kurzschlussstrom bzw. das Joule-Integral ist bestimmend für die ther-
mische Wirkung (Abschn. 15.7).
15.2
Zeitlicher Verlauf des Kurzschlussstromes
Der zeitliche Verlauf des Kurzschlussstromes an der Kurzschlussstelle (Bild
15.2) lässt sich in guter Näherung durch die folgende Gleichung beschreiben:
ik (t) = ikw (t) + ikg(t) = ..J2I~ sin (wt + (/Ju - y) + ..J2I~ e -t!Tg sin ( y- cpu)
(15.2a)
Bild 15.3 zeigt den zeitlichen Verlauf des Kurzschlussstromes bei generator-
nahem (Bild 15.3 a) und bei generatorfernem (Bild 15.3 b) Kurzschluss in sche-
matischer Form. Bei generatornahem Kurzschluss, zum Beispiel bei Kurz-
schluss an den Klemmen einer Synchronmaschine, kann der Wechselstrom-
522 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
r
lp
2Y21; ./ -- -- - --
1-
-··:::-. -
-- - - -·'-:._+----t----i
Ig..,
:- -~ · · ·n·· ·\ ri
··n···--n~---·
1 10 "(""" .. ....... ---' 2Y2L
\,_ . \U
~-:::-~ . ... t. . _
·····
\l .... \, .... I
untere Einhüllende
ik
·.
V abklingj nder Gle ich~tromanteil-
t v· · · . . ----.. .. /
r
lp obere Einhüllende -
. .... ····· ...
J
Ig..,
,/
'
- ·r-
---
10 ... ·. - - -
.. ·· ..
..
··----11.....
.. , .J/..... 11 •• .. J/..... -·· -- ·--·········-···· ···-· ----
0 0,05 0,1
""" 0,15
0,2 1,5 1,55 s 1,6
untere Einhüllende t-
(15.1b)
Für den generatorfernen Kurzschluss mit h == Ik == I~ gilt entsprechend:
(15.2b)
Die beiden Gln. (15.1 b) und (15.2b) werden zur Berechnung des thermisch
gleichwertigen Kurzschlussstromes I 1h oder des Joule-Integrals mit Hilfe der
Faktorenmund n verwendet (Abschn.15.5.7).
Bei den Zeitkonstanten der Gln. (15.1) und (15.2) muss man unterscheiden
zwischen den Zeitkonstanten bei Klemmenkurzschluss, die allein durch den
Synchrongenerator bestimmt sind, und den Zeitkonstanten bei Netzkurz-
schluss mit einer Reaktanz XN zwischen den Klemmen und der Kurzschluss-
stelle.
Bei steigender Netzreaktanz xN == XNIXrG mit Xrc == U~c!Src steigen auch die
Wechselstromzeitkonstanten T:J und Td. Die Gleichstromzeitkonstante Tg da-
gegen fällt bei steigenden Werten xN,da rNirc > xN!x:J. Bezeichnet man die Zeit-
konstanten bei Netzkurzschluss mit dem Zusatzindex N, so gilt für die sub-
transiente Zeitkonstante:
( 15.3)
(15.4)
524 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
:::r
.._
~~08~--~~ff~~----+---~
= .
c:
=>
c:
~ 0,6 1--- - -'111'---- + - - - - + - - --i
~
=>
al 0,4 +-----t~-----+-----t-----;
~
....J
®-fk3
a Klemmenkurzschluss
®--CD-fk3
b OS-Seite KW-Biock
~L
~lk3
c Netzkurzschluss, generatorfern
I~!IrG =6,9 I~!IrG =3,9 1~/I,G =2,0
1~--.----.---.---.---. 1~-.---r-~--r-~
0,8-t-\'~--P-~
0,6+-----"-..t:::-- - +...=..-...o:::::---+-----l
~ ~
30,4 ~ 0,4+1--'1--+-~+----+-
0,2+----+----t----+----+-------i ~02+;--~~--~~-r--_,----;
0+----+----+----+----+-------i
0 0,2 0,4 0,6 0,8 s 1 0,2 0,4 0,6 0,8 s 1
/ - -+ I-----
Bild 15.5. Zeitlicher Verlauf des Wechselstromanteils und des Gleichstromanteils im drei-
poligen Kurzschlussstrom bei konstanter Erregung abhängig von der Netzreaktanz zwi-
schen den Generatorklemmen und der Kurzschlussstelle, ausgehend von Gl. (15.1 b).
S,G= 200 MVA, U,G= 10,5 kV,SrT = S,G
~N=0,1
3
1'--..,
~--
XN= 0,3
---:::::::::::::--
------ -- ---------------
u1-.= 2
---- -- -- - ---- 1
u~
2
1
3
\~
1 Stromrichtererregung vom Hilfsnetz
u1".. = 1,6 uh= 4,4 U1o.6 2 Stromrichtererregung von den Klemmen
3 Erregung über Gleichstrommaschine
0
0 0,2 0,4 0,6 0,8
Bild 15.6. Einfluss der Erregereinrichtung und der maximalen Erregerspannung auf das
Abklingen des Kurzschlusswechselstromes bei dreipoligem Kurzschluss. Daten des Turbo-
generators: x'd = x~ = 0,195; xd = 0,29; xd = 2,05; xq = 1,95; T'd = 0,03 s; Td = 1,16 s
15.3 Methoden zur Berechnung der Kurzschlussströme 527
15.3
Methoden zur Berechnung der Kurzschlussströme
15.3.1
Allgemeines
Kurzschlussströme sind in der Regel zu berechnen. Messungen sind in Nie-
derspannungsnetzen möglich [15.25, 15.32]. Dabei werden durch Zuschalten
einer Belastungsimpedanz und Messung der dadurch hervorgerufenen Span-
nungsänderungen die Kurzschlussimpedanzen im Mit- und Nullsystem des
Netzes bestimmt, ohne den Netzbetrieb zu stören. Beim Vergleich zwischen
gemessenen und berechneten Werten, treten Schwierigkeit auf durch die Un-
sicherheiten bei den Nullimpedanzen der Kabel bei Rückleitung auch über
Erde [9.41, 15.32, 15.38, 15.41]. Kurzschlussversuche in Hochspannungsnetzen
sind aufwändig und häufig auch riskant. Die Aufzeichnungen von Spannungs-
störschreibern in Schaltanlagen in der Nähe von dreipoligen Kurzschlüssen
im Netz lassen manchmal, wenn die Impedanz zwischen dem Ort der Span-
nungsaufzeichnung und dem Kurzschlussort im Hochspannungsnetz bekannt
ist, Rückschlüsse auf die Netzinnenimpedanz am Messort der Spannung und
damit auf den Kurzschlussstrom zu.
Zur Berechnung der Anfangs-Kurzschlusswechselströme eignen sich
grundsätzlich sowohl das Überlagerungsverfahren nach Abschn. 15.3.2 als
auch das Verfahren mit der Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle
nach Abschn. 15.3.3, das in der Norm für die Berechnung der Kurzschluss-
ströme verwendet wird [N15.1].
Das Überlagerungsverfahren wird neben der Ermittlung des Anfangs-
Kurzschlusswechselstromes auch verwendet, um Startwerte für die Berech-
nung des Zeitverlaufes des Kurzschlussstromes zu finden, wenn es notwendig
sein sollte, außer den charakteristischen Werten I'~, ir, h und h (Bild 15.3), die
ausreichend sind für die Berechnung der mechanischen und thermischen Be-
anspruchungen [N15.6], sowie die Schalterauswahl usw., auch noch den Zeit-
verlauf ik(t) im Einzelnen zu kennen.
15.3.2
Überlagerungsverfahren
Umin auch noch unterhalb der Netznennspannung liegen kann. Auch wenn die
Spannung Ub vor dem Kurzschluss bekannt ist, kann es noch viele unter-
schiedliche Kurzschlussströme und Teilkurzschlussströme geben durch un-
terschiedlichen Kraftwerkseinsatz, unterschiedliche Belastungen und unter-
schiedliche Stufenschalterstellungen der Transformatoren.
In [15.57, 15.63, 15.83] wird gezeigt, wie man für jeden Knoten eines Netzes
den ungünstigsten (pessimalen) Leistungsfluss finden kann, der für diese
Kurzschlussstelle abhängig von den Randbedingungen zum größten Kurz-
schlussstrom führt. Zu bedenken ist, dass dieser pessimale Leistungsfluss,
wenn überhaupt, nur selten auftritt. Die ausgehend vom pessimalen Leis-
tungsfluss ermittelten maximalen Kurzschlussströme liegen statistisch bis zu
etwa 5 o/o über den größten mit der Ersatzspannungsquelle an der Kurzschluss-
stelle ermittelten Kurzschlussströmen [N15.2].
Beim Überlagerungsverfahren überlagert man den Netzzustand vor dem
Kurzschluss mit einem Änderungszustand hervorgerufen durch den Kurz-
schluss. Es soll gezeigt werden, dass der Änderungszustand gleichbedeutend
ist mit der "Rückwärtseinspeisung" der Betriebsspannung an der späteren
Kurzschlussstelle.
Ausgangspunkt für eine allgemeine Darstellung des Überlagerungsver-
fahrens ist die Beschreibung des Netzes durch eine Knotenadmittanzmatrix
X, wie sie im Abschn.13.2.1 hergeleitet wurde. Für den Zustand unmittelbar
vor dem Kurzschluss (gekennzeichnet durch das Nebenzeichen b oben rechts
vom Formelzeichen) genügt die Betrachtung des Mitsystems (Bild 13.2). An
den Knoten 1 bis N werden Ersatzschaltungen für die Betriebsmittel einge-
führt, wobei zwischen aktiven und passiven Betriebsmitteln zu unterscheiden
ist.
Aktive Betriebsmittel sind Generatoren, Motoren und gegebenenfalls
Ersatznetze. Sie werden durch Spannungsquellenersatzschaltungen nach-
gebildet und sollen an den Knoten 1 bis m vorhanden sein. Man bezeichnet
diese Knoten allgemein als Generatorknoten. Passive Betriebsmittel sind
alle nichtmotorischen Lasten. Sie werden durch Impedanz- oder Admittanz-
ersatzschaltungen nachgebildet und ergeben die Menge der Lastknoten 1
bis p im Bild 15.7. Die Generator- und Lastknoten ergeben zusammen die
N Knotenpunkte des Netzes. Prinzipiell können an den Generatorknoten zu-
sätzlich auch Lasten angeschlossen sein (wie z. B. der Eigenbedarf von Kraft-
werken). Im Bild 15.7 ist darauf der Übersichtlichkeit wegen verzichtet wor-
den. Die Einbeziehung entsprechender Admittanzen erfolgt analog zu der Ein-
beziehung der Lastadmittanzen und kann deshalb hier außer Betracht
bleiben.
Die Gl. {13.6) lautet partitioniert nach den Generatorknoten G und den
Lastknoten L:
{15.6)
15.3 Methoden zur Berechnung der Kurzschlussströme 529
Gm I&m
XX
Mitsystem
(passiv) fGm
A AA
"b
I lG
Gm'
1f8m
()
Ub
- Qm }. lt
Bild 15.7. Netzzustand vor dem Kurzschluss im Mitsystem zur Aufstellung der GI. (15.6).
(Hochgestelltes Nebenzeichen b für bevor). Bezugspunkt 0 ist die Nullschiene des Mit-
systems 01. (Z.r (t) ist die Transformatorimpedanz abhängig vom Übersetzungsverhätlnis
t = u,TOs(1 + PT)IU,rvs)
1 1
Z.o; Ro; + jXo;
Die Quellenspannung Jl~; ist bei den Synchronmaschinen die subtransiente
Spannung Jl" bei den Asynchronmaschinen in der Regel die transiente Span-
nung Jl~ und bei Ersatznetzen die innere Spannung JlqQ hinter der Netzin-
nenimpedanz Z.0 .
Für die i-te Last gilt:
p,b "Qb
y _ Li - } L i
IY.; = XuJlt mit -Li - 3(Ut; ) 2
(15.7)
530 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
mit
i3 = [lßi I3z ·· ·13; · · ·lßmF und Xe= diag (Xe I Xcz ···Xe;··· Xcm) sowie
iE = ml ltz ... LI:; ... II:PF und XL= diag(XLI Xu ... Xu ... XLp)
Durch Umformen, wobei die Spaltenvektoren auf der rechten Seite nach links
gebracht werden und die Gleichung für die Generator- und Motorströme ein-
gearbeitet wird, findet man:
Xe
Die um die inneren Generatorknoten erweiterte Admittanzmatrix Xe mit den
einbezogenen Generator- und Lastadmittanzen wird im Bild 15.8 veranschau-
licht. Die inneren Generatorknoten sind nach links herausgezogen. Auf der
rechten Seite findet man nur noch die (äußeren) Generatorknoten und die
Lastknoten, also die eigentlichen Netzknoten. Nur an diesen Knoten werden
Kurzschlüsse betrachtet.
Gm' Gm
·. Mitsystem .·
Jb
-Gm ·. (passiv)
··.. Gi' " "" Gi ./
·. X .·
cD l~; ·. ··.. G1'
~
>(
18 1: I l >(
G1 ,/
cD l~l .·.. ~
i I-
.~ j ..- ><
u•
-G m
li· :
I><
···~ ····>( Lp
u• I><
11~,
111~
- '1171
cp I><
.... l'q=1/li/
L!./
Li/
.·
11~1
11~1
I>< . ~X .XXX :XXXXXX X~
... . .. . .. i !~' .
U,b
- lp
j ! TC;[j , I !j
11~1 11~
G. x hi
~l'u ~~~
0
;,b
r - N u'
Bild 15.8. Erweiterte Admittanzmatrix X. nach GI. (15.8a) nach Einbeziehung der Genera-
toradmittanzen XGund der Belastungsadmittanzen XL für den Zustand vor dem Kurz-
schluss. Die inneren Generatorknoten G1', ... , Gm' sind von den äußeren Generatorknoten
G1, ... , Gm, an denen die Kurzschlüsse betrachtet werden, getrennt
15.3 Methoden zur Berechnung der Kurzschlussströme 531
Für die weiteren Schritte ist es zweckmäßig, die Generatorknoten und die
Lastknoten wieder zusammenzufassen und zur Unterscheidung von den in-
neren Generatorknoten mit dem Index N für Netzknoten zu bezeichnen. Da-
mit vereinfacht sich die Schreibweise der GI. (15.8a) zu:
-Y
r~:
[ (15.8b)
(15.9)
i~ = [o o · · · If ··· oF i= l, ... ,N
!!~ = [!1:~ !1:~ ... !l:f = o... !1:~ rr
(15.10a)
(15.10b)
532 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
X
X
1: I l ;;< .·
. ~ . =.l':xvl---- - - - - - f }i./
·.. i l lj j ... :X
.. .. ~-- --x ljk
. . Ln lYi·· :
- N
Yq= 1/lq 1 ....
(15.11a)
O][.u~]=Y
u!i
u!i
-G-G (15.12)
-L
Gm' X X
X
Mitsystem N
(passiv)
··.. Gi' AAAAA
X X
··.. G1' 1: I l :
~~0> ~ :~------~~;
> ··.. i lq
.- !
j .... :
>.... ~ ..... .·
- i
Y,.=1/Z.
Ub -1, _,, 1·.. :
Ub.
_ ,
~
• IC)
.2x .XXX.>< XXXXXX X~
1 ..·
.·
r.
-u"
N
Bild 15.10. Änderungszustand als Differenz aus dem Kurzschlusszustand und dem Be-
triebszustand vor dem Kurzschluss
(15.1lb)
l
x:NN
u"' y ... y .. . 0-Ub
- I 1::Ni1 -Ni 2 - Nii 2:: NiN -I
-I
u"' 2::NN1
y .. . y ... uk -ub 0
-N -NN2 - NNi l:NNN - N -N
Prinzipiell könnte Gl. (15.11) so gelöst werden, dass die i-te Zeile gestrichen
und die dadurch verkürzte i-te Spalte mit der bekannten Spannung JI.? auf die
rechte Seite gebracht wird. Man erhält dann zunächst die Änderungen der
(N -1)-Knotenspannungen an den nicht vom Kurzschluss betroffenen Knoten
und kann in einem zweiten Schritt aus der i-ten Zeile den Kurzschlussstrom
berechnen. Diese Vorgehensweise hat den Nachteil, dass für jeden Kurz-
schlussort durch das Streichen der entsprechenden Zeile eine andere Koeffi-
zientenmatrix entsteht, die im Lösungsprozess der geordneten Elimination
neu zu dreiecksfaktorisieren wäre. Man geht deshalb so vor, dass Gl. (15.11)
zunächst formal umgestellt wird:
534 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
ut:.
-1
0 gNll gN12··· gN1i""" gN1N 0
ut:.
-2
0 gN21 gN22 ••• gN2i""" gN2N 0
-1
=X:NN (15.13)
-U~ I~
-I gNil gNi2 ... gN;;··· gNiN I~
-I
-I
ut:.
-N
0 gNN1 gNNz··· gNNi""" gNNN 0
(15.14)
Wie man sieht, wird für die Berechnung der Kurzschlussströme am Knoten i
das i-te Diagonalelement der Impedanzmatrix benötigt. Es ist identisch mit
der resultierenden Impedanz des passiven Netzes von der Kurzschlussstelle
aus gesehen und wird deshalb auch als Torimpedanz bezeichnet. Für die Be-
rechnung der Kurzschlussströme an allen Knoten werden alle Diagonalele-
mente von Z benötigt. Sollen auch alle Spannungsänderungen berechnet wer-
den, so ist die komplette Impedanzmatrix zu berechnen (Abschn. 13.2.2).
Mit den Spannungsänderungen lassen sich nun die Änderungen der
Zweigströme berechnen:
y .. (u~-
I~= -1)
-1) _,
ut:-)
-}
(15.16)
(15.17)
15.3.3
Verfahren mit der Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle
(15.16)) und dass die Spannung ll~ und damit der Summenkurzschlussstrom
vom Betriebszustand vor dem Kurzschluss abhängig ist.
Durch die Einbeziehung der Lastimpedanzen und die Berücksichtigung der
aktuellen Stufenschalterstellungen der Transformatoren sind letztendlich
auch die Elemente der Admittanz- und Impedanzmatrix vom aktuellen Be-
triebszustand abhängig.
Der Einfluss des stationären Anteils auf den Teilkurzschlussstrom Hj, wird um
so größer, je größer die Spannungsdifferenz ll~ -ll1vor dem Kurzschluss war:
Ik
-9 =I·
-9 +I
"'
-9 =I
b (;a- uJ
-9 1 + - - - - - " - -
"' [ ] (15.18)
(Uk-
_,
Ub)-
-1
(Uk-
-}
Ub)
-}
I~= I"': [ 1-
-1) -l) b
ub-Ub
-i -j
U--U-+U
-l -} -}
b k
l
=I"':
-l)
=I"':
-l]
[
1-
ßU ..
-l)*
b
1- ilUk
-}*
l
(15.19)
It
Den Zweigstrom erhält man um so genauer aus dem Änderungszustand I~,
je kleiner die bezogene Spannungsdifferenz zwischen dem Knoten j und der
Kurzschlussstelle vor dem Kurzschluss und je kleiner die Spannungsahsen-
kung am Knoten j während des Kurzschlusses ist.
Den Zusammenhang zwischen der bezogenen Spannungsdifferenz t:.ll ~*,
It
dem exakten Strom nach dem Überlagerungsverfahren und dem Strom I~,
des Änderungszustandes, der als Näherungswert angesehen wird, findet man
an Beispielen auch in [N15.2].
Um dennoch allein mit dem Änderungszustand auch die Teilkurzschluss-
ströme genügend genau berechnen zu können und weitgehend unabhängig
vom ungewissen vorangegangenen Betriebszustand zu werden, wurde das Ver-
fahren mit der Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle entwickelt und
in die Norm [N15.1] aufgenommen. Es geht von folgenden Voraussetzungen aus:
1. Einführung der Ersatzspannungsquelle cUnl -J3
an der Kurzschlussstelle
anstelle von Uf,
2. Verwendung der Impedanzwerte der Transformatoren für die Mittelstei-
lung bei Stufenschaltern oder bei Anzapfungen,
3. Umrechnung von Impedanzen auf andere Spannungsebenen mit den Be-
messungs-Übersetzungsverhältnissen der Transformatoren tr = Urrosf Urrus'
4. Vernachlässigung der Lastimpedanzen von nichtmotorischen Abnehmern
und gleichzeitig Vernachlässigung der Leitungskapazitäten im Mitsystem
(und im Gegensystem),
536 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Gm'
·. Mitsystem N
·.
·. (passiv)
··.. Gi' ohne Querverzweige
·.
·.··.. G1'
["
- I.Gm i
> Generatoren, ~
> Kraftwerksblöcke und
I;;,
cD
jjH
~ Netztransformatoren mit cu.
Impedanzkorrekturfaktoren ~
'"x XX X X.J<.J<. A 1_..... ..f3
I"
-1.61
. .. I;,
f,
... ...
)[<c,l ~I ~ ~hi U"
- 1
0
+
B
u. k3
Leitung L
a
Lasten A und B LB
15.4
Nachbildung der Betriebsmittel beim Verfahren
mit der Ersatzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle
15.4.1
Allgemeines
bei der Berechnung der Stoßkurzschlussströme das Verfahren mit der Ersatz-
frequenz (Abschn. 15.5.3, Methode c) wählen [N15.1].
Die Kurzschlussimpedanzen der Betriebsmittel im Mitsystem lassen sich
aus ihren Bemessungsdaten bestimmen. Auch die vereinfachten Impedanz-
korrekturfaktoren KG, K5 bzw. K50 und Kr nach den Abschn. 15.4.4 bis 15.4.8
sind nur von den Bemessungsdaten der Betriebsmittel abhängig. Bei Leitun-
gen (Freileitungen und Kabeln) bestimmt man die Impedanzen des Mitsys-
tems (Mitsystem gleich Gegensystem) und des Nullsystems aus den geometri-
schen Abmessungen oder aus Messungen, wie z.B. im Bild 15.15 gezeigt. Er-
satzschaltpläne für das Mit- und Nullsystem von Transformatoren sind im
Anhang A.6 angegeben. Beispiele zur Berechnung der Impedanzen von Be-
triebsmitteln im Mit- und Nullsystem findet man auch in [N15.5].
15.4.2
Netzeinspeisungen
Die Nachbildung von Netzen oder Netzteilen, die zum Kurzschlussstrom bei-
tragen, durch eine Ersatznetzdarstellung am Anschlusspunkt Q oder bei Spei-
sung über einen Transformator am Anschlusspunkt A, sind in den Bildern
15.13 und 15.14 für das Mitsystem dargestellt.
Bei der Darstellung einer Netzeinspeisung als Ersatz für ein ganzes Netz mit
Generatoren, Kraftwerksblöcken, Motoren, Leitungen und Transformatoren
setzt man voraus, dass die angegebene Ersatzgröße !~0 oder S~0 nach den Re-
geln der Norm [N15.1] bestimmt wurde:
(15.20)
mi,w fk3
Q
S"1.0• I"1.0 t F
a Una b 01
.
Z.o = Ro + JXo =
cUno cu;0
= -- (15.21)
r: "
'\fj ho
"
-lko
Die Kurzschlussleistung in Gl. (15.20) hat sich in der Praxis als leicht band-
habbare Größe zugehörig zu einer Spannungsebene bewährt, auch wenn sie in
den Normen für Schaltgeräte nicht mehr vorkommt. Sie ist keine physikalische
sondern eine fiktive Größe. Physikalisch tritt an der Kurzschlussstelle ein
Strom auf aber keine Leistung, wenn man die Voraussetzung nach [N15.1] be-
achtet, dass Lichtbögen an der Kurzschlussstelle nicht berücksichtigt werden
(metallischer Kurzschluss). Nur wenn ein Lichtbogen vorhanden ist, tritt eine
physikalischen Leistung, gebildet aus dem Kurzschlussstrom und der Lichtbo-
genspannung, auf.
Bei den Angaben im Bild 15.13 sowie für die Gln. (15.20) oder (15.21) muss
natürlich zusätzlich noch angegeben werden, ob es sich um I'{omax oder um
I'kQmin handelt und welcher Faktor c nach Tabelle 15.1 verwendet wurde:
(15.22)
Bei der Ersatzdarstellung eines Netzes hinter einem Transformator, von der
Kurzschlussstelle aus betrachtet, gilt nach Bild 15.14 [N15.1]:
(15.25)
542 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
15.4.3
Leitungen (Freileitungen und Kabel)
Erdseil
-----~-------~--
L2
j
L1
J, I
E //77//7~///J/7////7//7/T)r///"
a b
Bild 15.15a, b. Impedanzmessung einer Freileitung (Einfachleitung) mit ErdseiL a Mitim-
pedanz Z1 = Jljl 1; b Nullimpedanz Zo = Jlollo
15.4 Nachbildung der Betriebsmittel 543
Tabelle 15.2. Berechnung des Resistanzbelages für Freileitungen pro Stromkreis im Mit-
system
15.4.4
Transformatoren
(15.29b)
544 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Der Faktor Cmax ist Tabelle 15.1 zu entnehmen zugehörig zur Nennspannung
des Netzes auf der Unterspannungsseite des Transformators. Bei einem Nie-
derspannungstransformatorzur Speisung eines Netzes mit Un = 400 V und ei-
ner Toleranz von+ 6%,gilt also Cmax = 1,05 (Tabelle 15.1, Fußnote c). Dies trifft
auch zu, wenn Zr für die OS-Seite des Transformators berechnet wird [N15.1].
Die bezogene Reaktanz Xr wird ausgehend von ukr und Pkr nach Abschn. 8 be-
stimmt. Man erkennt, dass Gl. (15.29b) bei Un!Ub = 0,95 und <nllrr) sin cp~ =
0,6 in Gl. (15.28a) übergeht.
Bei Dreiwicklungstransformatoren mit einem Ersatzschaltplan nach Bild
8.10b geht man so vor, dass man drei Impedanzkorrekturfaktoren nach Gl.
(15.29) bestimmt, wobei in der Regel nur Kr nach Gl. (15.29a) in Betracht
kommt:
Cmax
KrAB = 0,95 - - - - ' = - - (15.30a)
1+0,6·XrAs
Mit Hilfe dieser Korrekturfaktoren, wobei sich Cmax nach der Netznennspan-
nung auf der US-Seite bestimmt, werden die korrigierten Impedanzen bsK =
KrAsZAs• ZAcK = KrAcZAc und ZacK = KrscZsc berechnet und diese dann in die
Gln. (8.21) zur Berechnung der Impedanzen des Ersatzschaltplanes eingesetzt
[N15.1]. Dabei gilt: OS~ A; MS ~Bund US ~ C.
1
ZAK = 2 (ZAsK +ZAcK- ZacK) (15.31 a)
(15.31 b)
(15.31 c)
l(
perposition method), wird ein zusätzlicher Index (S) eingeführt.
"
hT(S) = [Tb + lT"' = hb COS (/JTb - ). [ frb . (/JT
Slfi b + C ub 15 "32)
.Y3(XT(t)+Xq1 )
Die Resistanzen Rq und RT sollen als klein gegenüber den Reaktanzen ange-
nommen und deshalb hier nicht berücksichtigt werden. Für die Nachbildung
! "- 1'1
- k- - kl
c 01 c:1i la I
±P,
der Netzeinspeisung wird XQt nach Gl. (15.23) verwendet. Die Reaktanz des
Transformators auf der US-Seite hängt von der Übersetzung t = UrrosO ±Pr)!
Urrus ab. Für den Zusammenhang zwischen u& und Ub gilt:
(15.33)
Die bezogene Reaktanz xr(t) ist abhängig von der Übersetzung t (Bild 15.17)
und ergibt sich aus Xr(t) =Xr(t)/Zrr mit Zrr = U~rus!Srn wenn Xr(t) für die Un-
terspannungsseite des Transformators gilt. Für die mögliche Kurzschluss-
leistung des 380-kV-Ersatznetzes wird ein Bereich von 5 GVA bis 60 GVA
entsprechend IkQ "" 7,5 kA bis "" 90 kA angenommen und dazu noch ein
Grenzwert SkQ ~ oo, bei einem Bereich der Spannung u& = 380 ... 420 kV
(Um= 420 kV).
Für die Berechnung des Teilkurzschlussstromes mit der Methode der Er-
satzspannungsquelle an der Kurzschlussstelle geht man von Bild 15.14 aus un-
ter Berücksichtigung des Impedanzkorrekturfaktors Kr:
(15.34)
mit
X r -X - Uxr u:rus b .
- rus - 100o/o '5:;:- e1 Ukr ""Uxr un
d (15.35)
(15.36)
Bild 15.17 zeigt die Ergebnisse der Berechnungen für Ikr(s) nach Gl. (15.32) so-
wie u& bei Ub = 115 kV nach Gl. (15.33) abhängig von der Stufenschalterstei-
lung oder dem Übersetzungsverhältnis t des Transformators mit den folgen-
den Daten:
Srr = 300 MVA; Urros = 400 kV; Urrus = 120 kV; t = UrrosO ± Pr)/Urrus mit Pr
= 16,25% bei ± 13 Stufen (27 Stufen); ukr = 19,4%; ukr+ = 21,1% (Stufe 1)
ukr- = 18,2% (Stufe 27).
Für die Abweichungen der Ergebnisse nach Gl. (15.34) von den Ergebnissen
des Überlagerungsverfahrens nach Gl. (15.32) wird eingeführt:
I" I"
MJ:r = kr ~ kT(Sl ·100% (15.37)
Ikr(S)
Der Impedanzkorrekturfaktor Kr wurde nach Gl. (15.29a) berechnet:
1,1
Kr= 0,95
Cmax
= 0,95 = 0,936
1 + 0,6xr 1 + 0,6 · 0,194
15.4 Nachbildung der Betriebsmittel 547
460 8,5
Sidl-
u-
/
/
kV kA 00 GVA
440 8,0
UD
Q r;T(SI
420 7,5
400 7,0
380 6,5
360 6,0
I
0,22
0.21 -4
-5
0,20 -6
x1(1)
0,19 -8
0,18 - 10
2,790 3,040 3,333 3,625 I - - 3,875
27 21 14 7
- Stufenschalterstellung
Bild 15.17. Kurzschlussströme Il:r(s) nach GI. (15.32) und US nach GI. (15.33) bei Ub =
115 kV, sowie xT(t) und die Abweichungen MJ:T nach GI. (15.37)
Angenommen für Bild 15.17 wurde I~= Irrus und coscp~ = 0,9. Man erkennt,
dass die Abweichungen Mkr in dem besonders gekennzeichneten Bereich, zu-
geordnet zu dem grauen Bereich für die möglichen Kurzschlussströme, zwi-
schen+ 1,6% und- 2,9% liegen, wobei die positiven Abweichungen dann auf-
treten, wenn die Berechnung mit der Ersatzspannungsquelle cUnl.fi zu größe-
ren Werten führt als die Berechnung mit dem Überlagerungsverfahren, also
bei Betrachtung des größten Kurzschlussstromes auf der "sicheren" Seite liegt.
Der grau unterlegte Bereich für Ikr(s) im Bild 15.17 wird durch den vorgegebe-
nen Bereich für U~ = 380 ... 420 kV begrenzt.
Ergänzend zum Bild 15.17 enthält Bild 15.18 einen Vergleich der Abwei-
chungen Mkr einmal für den Fall Kr= 1 (links) und zum anderen für den Fall
548 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
3.-,---,----,---.---.-- 3
% --r- Ub = 115 kV-t----t----t-- %
K1= 1,0 S~ =40 GVA -....
1 +-+---~---+--~~--+- 1 -
0+-+---+----t----+---+-- 0 .... ,.>-- -
~
........--
--
-
r -2
- 1+-+---~---+----~--+-- -1 -
i 1~
~
-2 +--+---------+-+-----+----+-- - -
1 -3+-+---~---+----~--+- -3
S~= 5GVA _.......
;::>--
!ll" !ll"
~ - 4+-+----t----+----r---+-- kl -4
S;0=40 GVA "'-.
-5 +-+---~~-+--~~--n- -5
=: c- Rh.irJ~ :
-6
Ub=1 15kV
-7 K, = 0,936
-8 -8
S;0=5GVA/
380 390 400 410 kV 420 380 390 400 410 kV 420
ug- ug-
Bild 15.18. Abweichungen Ml:r nach GI. (15.37) bei Kr = 1 (ohne Impedanzkorrektur) und
Kr = 0,936 nach GI. (15.29a) für s;;0 im Bereich zwischen 5 GVA und~ = GVA (Ergänzung
zum Bild 15.17)
Kr= 0,936 (rechts), berechnet nach Gl. (15.29a) bei Xr = 0,194. Greift man US
= 400 kV als Spannung vor dem Kurzschluss heraus, so zeigen sich bei Kr = 1
Abweichungen Mkr zwischen etwa -6,5% und - 7% bei Skr im Bereich zwi-
sehen 5 GVA und 60 GVA. Nach Einführung von Kr = 0,936 liegen die Abwei-
chungen zwischen 0% und -2,2% (Bild 15.17).
Als weitere Ergänzung zum Bild 15.17 zeigt Bild 15.19 die Abweichungen Mkr
abhängig von der Spannung Ub. Auch wenn man davon ausgehen würde, dass
die Betriebsspannung Ub = Un = 110 kV nicht überschritten würde, verschiebt
der Korrekturfaktor Kr die Ergebnisse für Ikr dennoch nicht unzumutbar auf
die sichere Seite (Mkr = +0,7% ... + 7,4%). Greift man wieder US = 400 kV he-
raus, so liegen die Abweichungen zwischen + 1,4% und + 5,2% abhängig von SkQ·
Die Ergebnisse für Ub = 115 kV in der Mitte des Bildes 15.19 entsprechen
den Ergebnissen des Bildes 15.18. Bei Ub = 120 kV im rechten Teil des Bildes
zeigt sich, dass ohne Korrektur, also bei Kr= 1, die Abweichungen etwa zwi-
schen -10% und -12,5% auf der unsicheren Seite liegen würden. Durch die
Einführung von Kr nach Gl. (15.29a) verbessert sich die Situation erheblich.
Bei US = 400 kV liegt die Abweichung bei etwa -5% weitgehend unabhängig
von SkQ· Ist die hohe Betriebsspannung Ub = 120 kV bekannt, so wird es mög-
lich nach Gl. (15.29b) einen Korrekturfaktor von
Un Cmax 110 kV 1,1 = 0, 903
K r =-b· (b ). b
U 1+xr Ir I I rr smq>r 120kV 1+0,6 ·0,194
zu berechnen (für (I~!Irr) sinq>~ wurde der ungünstige Wert 0,6 eingeführt)
und damit den Bereich der negativen Abweichungen Mkr auf kleinere Werte
15.4 Nachbildung der Betriebsmittel 549
10
%
<0
-
M
5 CJ)
ci
II U~/kV
.,.;:
_-
0
O N
<0-
- M
o ~ ...-
0 o_
CJ)
0
~
0 II
.,.;: J1 .,.;: -
iHJJ
II a:>O
""""'...
MCJ)O
MOO
s;a = <0
M
CJ)
-5 40GVA-7 II 0
~-o
U~!kv -
~ II .. GVA-7 .,.;:
a:>O
MCJ)O .,.;:
....
M<"'
-10 - U~/kV
~0
II
.,.;:
Ub= 115 kV
(siehe Bild 15.18)
Bild 15.19. Abweichungen MJ:r nach GI. (15.37) für Ub = 110 kV, Ub = 115 kV und Ub =
120 k V bei Kr = 1 und Kr = 0,936 (Ergänzung zu den Bildern 15.17 und 15.18)
zwischen etwa 0% und -3,2% zu reduzieren. Bei Uß = 400 kV liegt die Ab-
weichung dann bei etwa -1,8% ebenfalls weitgehend unabhängig von SkQ·
Die vorgestellte Einzeluntersuchung für den Transformator Srr = 300 MVA
kann die Großzahluntersuchung [15.74] nicht ersetzen, sie ist jedoch in der
Lage die grundsätzliche Vorgehensweise zu erläutern.
15.4.5
Generatoren
(15.38)
Jb
-G
-I" F
~ul
G
A~
Rr. ix;
01
a
Jt T3
urG +
01
b
"·I
T3
Bild 15.22 a- c. Überlagerungsverfahren zur Berechnung von Ii:G(S)· a Betrieb vor dem Kurz-
schluss mit U3 = u,G; b Rückwärtseinspeisung; c Kurzschlusszustand IkG(S) = I3 +I ~
dass die Klemmenspannung des Generators auf den konstanten Wert U,G ge-
regelt wird, unabhängig von der abgegebenen Leistung S.G = PG + jQG, so gilt
U~ = U,G· Bild 15.22b zeigt die Rückwärtseinspeisung. Die zugehörige Glei-
chung ist:
(15.39)
Will man erreichen, dass das Verfahren mit der Ersatzspannungsquelle an der
Kurzschlussstelle zu ähnlichen Ergebnissen führt wie das Überlagerungsver-
fahren nach Gl. (15.40), so ist ein komplexer Impedanzkorrekturf aktor Ke ein-
zuführen:
I''
- ke (15.41)
mit
K - Un.
-e -u re (15.42)
c
K - Un . c
e - ure 1 + (Ibe I I re ) Xd Sill <f'eb
II •
(15.43)
bei x:J = X:J! Zre und Zre = U"feiSre· Der maximale Teilkurzschlussstrom ergibt
sich, wenn man c = cmax (Tabelle 15.1) einführt und wenn der Nenner des zwei-
ten Teils der rechten Seite der Gl. (15.43) sein Maximum erreicht. Normaler-
weise trifft dies zu, wenn der Generator vor dem Kurzschluss in seinem Be-
messungspunkt mit Sre> Ure und cos <Pre oder in dessen Nähe gearbeitet hat
und wenn man den extrem übererregten Betrieb mit Q > Qre ausschließt (Bild
15.23). Es erscheint deshalb zulässig,Iß =Ire und sinq>ß = sin <Pre einzuführen.
Aus Gl. (15.43) wird dann die in [N15.1] angegebene Gleichung zur Berech-
nungvonKe:
(15.44)
Beispiel:
Sre = 20 MVA; Ure= 10,5 kV; cos <Pre = 0,8; x:J = 0,12. Der Generator soll direkt
in ein Netz mit Un = 10 kV einspeisen. Für den Impedanzkorrekturf aktor nach
Gl. (15.44) gilt:
Man erkennt, dass der erste Teil im Ergebnis des Korrekturfaktors, der aus
dem Verhältnis UniUre stammt, kleiner als 1 ist, weil die Bemessungsspannun g
Ure in der Regel, wie auch hier, 5 o/o höher liegt als die Netznennspannung Un,
552 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
und der zweite Teil aus dem Unterschied von U" und UrGI {3 stammt. Dieser
zweite Teil wird"" 1 bei xci = 0,15. (Bei Generatoren mit SrG > 200 MVA treten
Werte von xci = 0,20 ... 0,35 auf [N15.3]. Generatoren dieser Größe speisen je-
doch immer über Blocktransformatoren ins Netz.)
Die Berechnung des Kurzschlussstromes mit dem Überlagerungsverfahren
nach Gl. (15.40) führt bei Bemessungsbetrieb vor dem Kurzschluss und bei RG
= 0 auf Ii:G(S) = (0,8- j9,82) kA d.h. IkG(S) = 9,86 kA bei U" = 11,30 kV/ f3.
Die Berechnung nach Gl. (15.41) mit KG = 0,977 nach Gl. (15.44) ergibt beim
Verfahren mit der Ersatzspannungsquelle einen Kurzschlussstrom Il:G =
9,82 kA. Die Abweichung gegenüber dem Ergebnis nach dem Überlagerungs-
verfahren ist gering.
Bild 15.23 a enthält für dieses Beispiel das Betriebsdiagramm des Syn-
chrongenerators mit den bezogenen Leistungen P. und Q*, wenn 8max = 70° zu-
gelassen wird (Abschn. 5.2) und die Mindestwirkleistung Pmin* = 0,2 p. u. be-
trägt. Für die einzelnen Betriebspunkte v = 1 bis 10 und 9', 10' bei Q. = Qr* =
0,6 p. u. ergeben sich die im Bild 15.23 b angegebenen Kurzschlussströme
IkG(S)v> bezogen auf IkG(S)l im Betriebspunkt 1, der dem Bemessungspunkt ent-
spricht.
An dem vorstehenden Beispiel zeigt sich, wie auch an vielen anderen Fällen,
dass es für die Bestimmung des größten Kurzschlussstromes ausreicht, den für
den Bemessungspunkt abgeleiteten Impedanzkorrekturfaktor nach Gl. (15.44)
zu verwenden. Wenn der Sollwert der Regelung der Generatorspannung je-
doch dauernd von UrG verschieden ist, kann es notwendig werden, diesen Wert
anstelle von UrG zu berücksichtigen und entsprechend UG = Urd1 ±pG) in Gl.
(15.44) einzusetzen [N15.1].
Die folgenden Werte für die fiktiven Resistanzen RGr sollen bei der Berech-
nung des Stoßkurzschlussstromes eingesetzt werden [N15.1]:
RGr= 0,05 Xci (15.45 a)
für Generatoren mit UrG > 1 kV und SrG:?: 100 MVA
RGf= 0,07 Xci (15.45b)
für Generatoren mit UrG > 1 kV und SrG < 100 MVA
RGf=0,15Xci (15.45c)
für Generatoren mit UrG < 1 kV
Die vorstehenden Festlegungen für RGf sollen dazu beitragen, dass neben dem
Abklingen des Gleichstromanteils im Kurzschlussstrom, das durch den Faktor
I( berücksichtigt wird (Abschn. 15.5.3), auch das Abklingen des Wechsel-
1,0
a.
i [I]
0,5
1,0
P,
15.4.6
Kraftwerksblöcke mit Stufenschalter
I"
- kS(S) - -S + -S - - +-
tr ![ (15o50)
2
0 0 0
urG
a Kraftwerksblock S=G+T
(15.51)
U8c [ 1 + --b-
13I8 (RG cosq>Gb + xd" smq>G
. b) · 13I8 ( "
+ J--b- xd cosq>G-
b ·
RG smq>Gb )]
~3 UG UG
Das Übersetzungsverhältnis t = U8tU8 = II81Il81 kann
1 ersetzt werden mit
Il8tl 13 nach Bild 15.24c:
Q~t U8 b
13 = 13 -Z_ Tus l G = (15.52)
556 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Setzt man Jl' nach Gl. (15.51) und Qß1 nach Gl. (15.52) sowie die Ersatzspan-
nungsquelle cUnQI.J3 an der Kurzschlussstelle in die Gl. (15.50) ein, so findet
man, wenn man auch hier wieder den Index (S) für das überlagerungsverfah-
ren verwendet:
" cUnQ
I kS(S) = c (15.53)
"V 3 (t; Z.G + Z. r) Ks
1+ -.J3I8
-b-
[(R G COS(/JGb + X" . b) . (X"
d SlllCfJG + J
b R . b)]
d COSCfJG- G SlllCfJG
UG
1
1- .J3r8
--b-
[(R TUS COS CfJGb + X TUS Slll
. CfJGb) + J. (X TUS COS CfJGb - RTUS Slll
. CfJGb)]
UG
Bei RG « Xd und Rrus « Xrus kann man Gl. (15.54) vereinfachen und findet
bei U3 = UrG (Sollwert der Spannungsregelung) für die Berechnung des größ-
ten Teilkurzschlussstromes mit c = Cmax:
(15.55)
mit xd = Xd/ZrG und Xr = XriZrr und ZrG = Zrr = UrGI( .J3 IrG) bei UrG = UrTUS
sowie SrG = Srr• also mit Annahmen, die zumindest in vielen Fällen nähe-
rungsweise zutreffen [N15.3].
Die Untersuchungen für eine größere Anzahl von Kraftwerksblöcken mit
Stufenschalter haben ergeben, ähnlich wie für Generatoren im Abschn. 15.4.5,
dass der größte Teilkurzschlussstrom häufig dann zu erwarten ist, wenn der
Generator des Blockes vor dem Kurzschluss in seinem Bemessungspunkt
gearbeitet hat [15.71-15.74, 15.77, 15.78]. Bei 22 von 47 untersuchten Kraft-
werksblöcken mit SrG = 32 MVA bis 1640 MVA tritt der größte Teilkurz-
schlussstrom dann auf, wenn sie vor dem Kurzschluss im Bemessungspunkt
S.rG betrieben wurden und bei weiteren 16 Kraftwerksblöcken, wenn sie bei
Q > QrG betrieben wurden. Nur in den 7 verbleibenden Fällen, kann der maxi-
15.4 Nachbildung der Betriebsmittel 557
1,0
9 3,0
kA
2,9
2,8
V
2,7
2! .i
...... 26
'
2,5
3--,
0,5 1,0 2,4
P. - -
2,3
b 0]2345678 9 10
Betriebspunkt v -
9' 10'
a
Bild 15.2Sa,b. Kurzschlussströme rkS(S) abhängig vom Betriebszustand vor dem Kurz-
schluss, U1G' = 1. a Betriebsdiagramm mit bezogenen Leistungen; b Kurzschlussströme
nach dem Überlagerungsverfah ren.Beispie/: s ,G = S, r = 395 MVA; u,G = 2 1 kV; COS({JrG = 0,8;
x'.J = 0,25; xd = 2,38; PGmin = 0,2P,l;; urTOS = 245 kV; Urrus = 21 kV; t = UrrosO ± 0,112)/U,rus;
Uk r = 15%; u k+ = 15,8%; uk- = 14,5%; UnQ = 220 kV
558 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
l
Blocktransformators:
::J
IJ:s = [ 1,1· 220 kV = 2,747kA
mit
Nach [N15.1] ist es, wenn man den in der Praxis auftretenden Bereich der
Spannung UQ am Anschlusspunkt des Blockes aus längerer Betriebserfahrung
kennt, möglich, den niedrigsten Wert des Bereiches UQmin > UnQ anstelle von
UnQ in Gl. (15.56) einzusetzen und somit UnQUQmin für U~Q zu schreiben, um
auf diese Weise auch wirtschaftlichen Gesichtspunkten Rechnung zu tragen
ohne die Sicherheit zu gefährden [N15.1].
Um die Wirksamkeit von Ks nach GI. ( 15.56) zu überprüfen, wurde eine sta-
tistische Untersuchung für 47 Kraftwerksblöcke mit Stufenschaltern durchge-
führt. Bild 15.26 zeigt die Ergebnisse einmal mit Ks = 1 und zum anderen mit
Ks nach GI. (15.56) jeweils bezogen auf das Ergebnis nach dem Überlage-
rungsverfahren bei Uß =UnQ·
Bild 15.26 zeigt, dass die Ergebnisse ohne Korrekturfaktor (Ks = 1) in etwa
50 o/o der Fälle auf negative Abweichungen von mehr als - 5% führen würden.
15.4 Nachbildung der Betriebsmittel 559
,..._.
f_ J
100
I
80
/
I
60
I
40 I
V
20 / 2
J
)
../
0
- 20
/ - 15 - 10 -5 0 5 10 % 15
M~ ---
Bild 15.26. Summenhäufigkeit H der Abweichungen M \:5 nach GI. (15.57) [15.77, 15.78).
v = 1: I\:5 nach GI. (15.53) mit Ks = 1; v = 2 :I\:5 nach GI. (15.53) mit K5 nach GI. (15.56)
Der vereinfachte Korrekturfaktor Ks nach Gl. (15.56) hingegen führt auf be-
friedigende Ergebnisse bei der Berechnung der größten Kurzschlussströme.
Wenn man berücksichtigt, dass der Eigenbedarfstransformator (EBT im
Bild 15.29) in Kraftwerken mit fossiler Feuerung eine Bemessungsscheinleis-
tung von SrEBT "' 0,1 . s,G hat und dass die Leistung der Eigenbedarfsmotoren
während des Betriebes nur etwa 0,6 · SrEBT erreicht (merklich weniger als beim
Anfahren), so wird klar, dass der Beitrag der Motoren des Eigenbedarfs bei der
Kurzschlussstromberechnung auf der OS-Seite des Blocktransformators oder
im Netz nicht berücksichtigt zu werden braucht [N15.5]. Dies gilt gleicher-
maßen für die Berechnung von l~s und l~so. Bei Wasserkraftwerken ist der
Eigenbedarf meist noch sehr viel kleiner als in Dampfkraftwerken, so dass das
oben gesagte auch hier zutrifft. Sonderfälle sind zu beachten [N15.1].
Bei der Berechnung der kleinsten Kurzschlussströme, z. B. für Netze in
Schwachlastzeiten in Sommernächten, sind die im Abschn.15.3.3 aufgeführten
Bedingungen einzuhalten. Auch wenn, wie Bild 15.25 zeigt, im untererregten
Betriebsbereich kleinere Kurzschlussströme als im übererregten Bereich zu
erwarten sind, sollte man nicht auf die Berücksichtigung von K5 verzichten,
weil auch bei Schwachlastzuständen allenfalls einige Kraftwerksblöcke unter-
erregt betrieben werden, um kapazitive Blindleistung ins Netz zu liefern und
damit die Spannungshaltung zu beeinflussen.
Bei der Berechnung der Kurzschlussströme für unsymmetrische Fehler auf
der OS-Seite des Blocktransformators, z. B. bei der Berechnung des einpoligen
Erdkurzschlussstromes, muss man neben der Frage, ob der Blocktransforma-
560 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
toreinen Stufenschalter hat oder nicht, auch die Art der Sternpunktbehand-
lung des Blocktransformators beachten, insbesondere dann, wenn es darum
geht die Teilkurzschlussströme auch über den Transformatorsternpunkt und
Erde auf der Kraftwerksseite zu bestimmen bei untererregtem Betrieb des
Kraftwerksblockes mit oder ohne Stufenschalter. Überlegungen zu dieser Spe-
zialfrage findet man in [15.79].
Wenn nur übererregter Betrieb zu erwarten ist, kann man nach [N15.1] den
Impedanzkorrekturfaktor nach Gl. (15.56) auch im Gegen- und Nullsystem
anwenden, wobei eine gegebenenfalls zwischen Transformatorsternpunkt und
Erde vorhandene niederohmige Impedanz nicht korrigiert werden soll. Bei
Kraftwerksblöcken in Deutschland mit Anschluss an niederohmig geerdete
Hochspannungsnetze werden die Sternpunkte der Blocktransformatoren auf
der OS-Seite entweder direkt geerdet, isoliert betrieben oder über Impedan-
zen von 1 bis 3 Q geerdet.
15.4.7
Kraftwerksblöcke ohne Stufenschalter
(15.58)
k3
srG 1: ~
Kraftwerksblock SO= G+ T
Bild 15.27. Kraftwerksblock: Generator und Blocktransformator ohne Stufenschalter, t, =
U,rosl U,rus
15.4 Nachbildung der Betriebsmittel 561
Dem Betriebsstrom no ist der Strom l~o ZU überlagern, den man bei der
Rückwärtseinspeisung und kurzgeschlossener subtransienter Spannung Jl"
findet:
ß
Iso=-·--""---
1 Tl& I -f3 _ Tl& I -f3
1
(15.59)
tr Z.c +Z.rus t;z.G +Z.r
Dabei gilt Zr= Zros = t;Z.rus· Durch Überlagerung der beiden Ströme no und
I~o wird:
" b ß trQ"
I kSO(S) = I so + I so = - -2 ' - = - - (15.60)
tr Zc +Zr
Führt man Jl" = U31 -/3 + Zc 13 nach Gl. (15.51) ein, so findet man:
" cU nQ
I = c (15.61)
-v 3 u; Z.c + z. r )Kso
kSO(S)
mit
Kso = UnQ Urrus
- U rG (1 ± Pc) U rros
(15.62)
c
-f3I8 [(R cCOS(/Jeb + X"ctSlll(/Je
1 +--b- . b) + J. (X" b
ctCOS(/Je- ReSlll(/JeJ
. b\]
Ue
Im ersten Teil wurde dabei U~ = Ure ( 1 ± pc) eingeführt.
Nimmt man Re« X:l an, so kann man Gl. (15.62) vereinfachen für die Be-
rechnung des größten Kurzschlussstromes mit Ucmax = Ure (1 + pc) und c =
Cmax:
(15.63)
Als weitere Vereinfachung, um alle Betriebsgrößen zu eliminieren, bietet sich
der in [N15.2] angegebene Korrekturfaktor [15.71, 15.72] an:
(15.64b)
Zur Überprüfung der Wirksamkeit des Korrekturfaktors K50 nach GI. ( 15.64a)
wurden 27 Kraftwerksblöcke ohne Stufenschalter des Blocktransformators
untersucht. Dabei wurden die Ergebnisse nach GI. (15.61) mit Kso nach GI.
(15.62) für das Überlagerungsverfahren verwendet und K50 nach GI. (15.64a)
beim Verfahren mit der Ersatzspannungsquelle. Im Bild 15.28 sind die Sum-
menhäufigkeiten H der Abweichungen Mkso für drei Untersuchungsvarianten
aufgetragen.
Die Kurve v = 1 im Bild 15.28 zeigt, dass man ohne einen Korrekturfaktor
nicht auskommt. Die Kurve v = 2 macht deutlich, dass der Korrekturfaktor
KKw nach DIN VDE 0102: 1990, GI. (44) für Kraftwerksblöcke ohne Stufen-
schalter ungeeignet war, weil er in 50% der untersuchten Fälle auf Ergebnisse
auf der unsicheren Seite unterhalb von - 5% führt. Die Kurve v = 3 zeigt, dass
der Impedanzkorrekturfaktor nach GI. (15.64a) gute Ergebnisse liefert.
Der Korrekturfaktor K50 nach GI. (15.64) soll bei der Berechnung von un-
symmetrischen Kurzschlussströmen auch auf die Impedanzen im Gegen- und
0--
100
I~
~
%
1 /
I I j
80
j
60
/
I2 I
3
I
40 /
V
20
__)
/
0
-20 -15 - 10 -5 0 5 10 % 15
M~ ---
Bild 15.28. Summenhäufigkeit H der Abweichungen M l:so nach GI. (15.65) [N15.2, 15.7 1,
15.72, 15.77]. v = 1: K50 = 1; v = 2: K50 = KKw nach DIN VDE 0102:1990, GI. (44); v = 3:
K 50 nach GI. (15.64a)
15.4 Nachbildung der Betriebsmittel 563
15.4.8
Korrekturfaktoren bei Kurzschluss zwischen Generator und Blocktransformator
Die Berechnung der Kurzschlussströme auf der Generatorableitung zwischen
Generator und Blocktransformator und auf dem Abzweig zum Eigenbedarfs-
transformator (bei großen Blöcken u. U. zu zwei Eigenbedarfstransformato-
ren) wird in der Regel nur einmal, und zwar während der Planungsphase des
Kraftwerksblockes, mit entsprechender Sorgfalt durchgeführt, um damit die
mechanische und thermische Auslegung der Generatorableitung sowie gege-
benenfalls die Auswahl eines Generatorschalters vorzunehmen. Eine zu
schwache Auslegung, die sich bei einer späteren Berechnung herausstellen
würde, wird auf jeden Fall zumindest großen finanziellen Schaden nach sich
ziehen, einmal durch Umbaumaßnahmen und zum anderen durch den Still-
stand des Blockes und die während dieser Zeit nicht gelieferte elektrische En-
ergie.
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass, bei der Berechnung der
Kurzschlussströme auf der Generatorableitung, die auf der OS-Seite des
Blocktransformators während der Lebensdauer des Kraftwekes maximal zu
erwartende Kurzschlussleistung SkQmax = -J3 UnqlkQmax berücksichtigt werden
muss [NlS.l]. Bei dieser Forderung geht man davon aus, dass eine Langfrist-
planung vorliegt, die nicht nur die Grundlagen für Größe, Art und Auslegung
des Kraftwerksblockes enthält, sondern auch die Anschlussbedingungen auf
der elektrischen Seite einschließlich der Eigenbedarfssicherung und schließ-
lich die mögliche Entwicklung der Kurzschlussleistung am Anschlusspunkt
bis zum Ende der Lebensdauer des Kraftwerkes.
Die Berechnung der größten Kurzschlussströme auf der Generatorablei-
tung ist daher losgelöst von der Kurzschlussstromberechnung im Netz durch-
zuführen. Der Knotenpunkt zwischen Generator und Blocktransformator
spielt eine Rolle bei der Leistungsflussberechnung im Netz (Kap.l4) nicht aber
bei den nach [NlS.l] durchzuführenden Kurzschlussstromberechnungen im
Hochspannungsnetz, die bei Änderungen der Netzverhältnisse häufiger vor-
genommen werden müssen, z. B. für verschiedene Schaltzustände, Verände-
rungen in der Kupplung zu Nachbarnetzen, bei In- und Außerbetriebnahme
von Kraftwerksblöcken und bei Veränderungen in den Netzen und Anlagen
angeschlossener Industriebetriebe, deren Generatoren und Motoren zum
Kurzschlussstrom beitragen.
564 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Eigenbedarf
mit Motoren
~r
~ -kM
Bild 15.29. Kraftwerksblock mit Eigenbedarf (Blocktransformator mit oder ohne Stufen-
schalter); Teilkurzschlussströme in Fl bis F3
15.4 Nachbildung der Betriebsmittel 565
(15.66)
Kurzschluss zwischen den Transformatoranschlüssen (US-Seite) und F1 führt
zu den folgenden Teilkurzschlussströmen:
(15.67)
Will man den Summenkurzschlussstrom an der Kurzschlussstelle F1 auf
der Generatorableitung ermitteln, so kann man Ik.G, I'kr und I'kEsr addieren
und erhält so ein auf der sicheren Seite liegendes Ergebnis, weil der größ-
te Wert I'k.G nach GI. (15.69) und der größte Wert von I'kr nach GI. (15.71)
nicht gleichzeitig auftreten können. Zu einem genaueren Ergebnis führt GI.
(15.74).
Für die Auslegung der Generatorableitung nach Bild 15.29 zwischen Ge-
nerator und Blocktransformator wird der größere der beiden Teilkurz-
schlussströme I'kr + I'kEBT oder I'k.G + I'kEsr verwendet. Bei einem Schalter zwi-
schen dem Generator und dem Eigenbedarfsahzweig ist entweder I'k.G oder I'kr
+ I'kEBT maßgeblich. Bei der Berechnung dieser Kurzschlussströme wird die
Impedanz der Generatorableitung und die Impedanz der Zuleitung zum Ei-
genbedarfstransformator vernachlässigt, weil diese äußerst klein sind ge-
genüber den Impedanzen des Generators, Blocktransformators und Eigenbe-
darfstransformators.
Bei Kurzschluss an der Kurzschlussstelle F2 im Bild 15.29 auf der Zuleitung
zum Eigenbedarfstransformator treten die Teilkurzschlussströme I'kp 2 und
I'kEBT auf.Ik_p 2 ist nach GI. (15.74) oder GI. (15.82) und der Teilkurzschlussstrom
I'kEsr nach GI. (15.73) zu berechnen. Die Bezeichnung Ik.F2 wurde in Überein-
stimmung mit [N15.1, Bild 13 und GI. (38) bzw. (43)] gewählt. Es ist darauf zu
achten, dass es sich hier nur um einen Teilkurzschlussstrom handelt.
Beim Kurzschluss an der Kurzschlussstelle F3 nach Bild 15.29 auf der
Hauptsammelschiene A des Eigenbedarfs berechnet man:
-I"kG (15.69)
mit
K - Cmax (15.70)
1
G,S -
+ xd" smcprG
.
und
I''
-kT (15.71)
mit
Z - CQmaxUnQ (15.72)
-Qmin-
c"
"'Jj[kQmax
sowie
(15.73)
Dabei sind ZG = RG + jXd, xd = Xd/ZrG mit ZrG = u;GtSrG> ZTUs = RTUs + jXyus
nach Gl. (8.9), tr = UrTosiUrTus (Blocktransformator), ZEBT = REBT + jXEBT• Ky
nach Gl. (15.29) für den Eigenbedarfstransformator, trEBT = UrEBTOs/UrEBTUS•
kLM für alle Motoren des Eigenbedarfs bezogen auf die Sammelschiene A und
Il:Qmax als größtmöglicher Anfangs-Kurzschlusswechselstrom während der Le-
bensdauer des Kraftwerkes, berechnet mit cQmax [N15.1, 4.2.1.3].
Für den Teilkurzschlussstrom Ii:F 2 [N15.1] an der Kurzschlussstelle F2, der
für die Auslegung der Anhindung des Eigenbedarfstransformators benötigt
wird, gilt:
I "kF2 -_ -
-
CUrG
-
.J3
r- 1
KG,sZG
+
K
1
z +_!_Z .
j- .J3zrsls
cUrG
- ----;=:--'-:::....__ (15.74)
T,S-TUS t -Qmm
2
r
mit
K T,S -_ Cmax
• (15.75)
1-XySlll(/)rG
(15.76)
Z - cUnA
-kiM- (15.77)
fi~ I''
L..-kM
(15.78)
{3 (Krl_EBrUS + +zrs!S)
trEBr
Die resultierende Impedanz Zrsis ist für den Kraftwerksblock S mit Stufen-
schalter durch Gl. (15.74) gegeben. UnA ist die Nennspannung des Eigenbe-
darfsnetzes an der Sammelschiene A und Kr der Impedanzkorrekturf aktor
nach Gl. (15.29) für den Eigenbedarfstransformator.
Bei dem Kraftwerksblock mit Stufenschalter wurde vorausgesetzt, dass
vor dem Kurzschluss die geregelte Spannung UrG vorhanden ist. Wenn es trotz
des Transformatorstufenschalters notwendig sein sollte, den Sollwert auf eine
andere Größe als UrG einzustellen, so sollen bei der Berechnung der Kurz-
schlussströme zwischen Generator, Blocktransformator und Eigenbedarfs-
transformator sowie für den Teilkurzschlussstrom rkEBrus die Gleichungen für
den Kraftwerksblock ohne Stufenschalter verwendet werden [N15.1] oder es
sind Zusatzüberlegungen durchzuführen z. B. nach dem Überlagerungsver-
fahren.
Beispiel:
SrG = 125 MVA; UrG = 10,5 k V; cos ({)rG = 0,8; x'ci = 0, 12;
Srr = 125 MVA; urTOS = 117 kV; U,rus = 10,5 kV; Pr± 16%; Ukr = 14,7%;
Uno = 110 kV; SkQmax = 7500 MVA.
Es ergibt sich nach:
1,1
G.1 (15.70): KG,S = = 1,026;
1 +0,12. 0,6
568 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Gl. (8.9):
z _ ·x _ . 14,7%. (10,5 kV) 2 _ • 3 n
-Tus-J rus-J 100% 125MVA -)0,1 0
1,1·(110 kV) 2
Gl. (15.72): XQmin"" = 1,775 Q (RQ « XQ)
7500MVA
Die subtransiente Reaktanz X'.f des Generators ist kleiner als Xrus und deshalb
wird I'{G größer als I'{r.
Für den Teilkurzschlussstrom I'{F2 wird nach Gl. (15.74):
J'' _ . 1,1·10,5 kV
- kF2- - ) {3
r
- - -1- - + 1
1,026·0,1058Q 1, 206 · 0, 13 0Q+ (10,5 kV) 2 1, 775 Q
1.
=-J 100,41 k A
(117 kV) 2
I~Fzist etwa 7 o/o kleiner als die Summe der Ströme I'{G+ I~r· Für die resultie-
rende Impedanz ergibt sich ZrslS = j 0,0664 n.
Ein ausführliches Beispiel für die Berechnung der Ströme bei Kurzschluss
auf der Generatorableitung und im Eigenbedarf findet man in [N15.5].
mit
K _ _1_, Cmax
G,SO - .
1 + PG 1 + Xct" smcprG
(15.80)
15.4 Nachbildung der Betriebsmittel 569
(15.81)
.J3 (Z:rus + t\ Z:Qmin J
mit Z:Qmin nach GI. (15.72). Für die Berechnung des Teilkurzschlussstromes
I'kEBT gilt GI. (15.73).
Teilkurzschlussströme bei Kurzschluss in F2:
cUrG 1 cUrG
---+-------- (15.82)
E Kc,soZ:c .J3Z:rslSO
mit
1 cmax
Kr,so=--· . (15.83)
1 + Pc 1- XrSiniPrG
r-
1,1· (220 kV) 2
Gl. (15.72) XQmin"" = 2,662 Q (RQ « XQ)
20000MVA
Die Reaktanz Xrus ist kleiner als die subtransiente Reaktanz X'~ und deshalb
wird Ikr größer als IkG.
Für den Teilkurzschlussstrom IkFz findet man:
I" _ .1,1·10,5kV
- kF2 - -) ..J3
--- 1 --+
' '
1 2
[ o,97·0,1486 n 1106 _0 0983 n+ (10,5 kv) . 2 6620
(235 kV) 2 '
=- J104,74 kA I.
. 1 1,1
m1t Krso = =0,952·1,161=1,106
, 1+0,05 1-0,1114·0,475
fk.Fz ist etwa 5% kleiner als die Summe der Ströme fk.G und fk.r· Für die resul-
tierende Impedanz ergibt sich ZrslSO = j 0,0637 n.
15.4.9
Motoren
Dabei ist .L.I,Mdie Summe der Bemessungsströme der Motoren, die direkt
ohne Transformator an das Netz angeschlossen sind, in dem der Kurzschluss
betrachtet wird, und I'k.M der Anfangs-Kurzschlusswechselstrom ohne Moto-
ren. Es wurde für diese Abschätzung vorausgesetzt, dass näherungsweise
lanfl,M= 5 gilt (GI. (15.86)).
Bild 15.30 soll an einem einfachen Beispiel demonstrieren, dass der Einfluss
großer Motorgruppen in einem Industrienetz auf I'k. und iP erheblich sein
kann. Man erkennt an der Kurzschlussstelle Fl, dass I'k. durch den Einfluss der
Motoren um etwa 25 o/o erhöht wird, während der Stoßkurzschlussstrom iP um
etwa 20% steigt. Der Dauerkurzschlussstrom h ist an beiden generatorfernen
Ohne Asynchronmotoren
Kurzschlussstelle F1 F2
Kurzschlussstelle F1 F2
Bild 15.30. Beispiel für die Berücksichtigung von Niederspannungs-Motorgruppen bei der
Berechnung der größten Kurzschlussströme mit c = Cmax = 1,05, Ian1IrM= 5 und K = 1,3
[N15.1], (S,M= P,M/cosq>,M1J,M)
572 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Ian ist der Anzugsstrom bei festgebremstem Läufer in der ungünstigsten Stellung
.J3
beim Anlegen der Bemessungsspannung UrM. Die Leistung SrM = UrM IrM ist
die Bemessungsscheinleistung eines Drehstromasynchronmotors an den An-
schlussklemmen, während PrM an der Antriebswelle des Motors gilt. In [N 15.1]
wird hRIIrM anstelle von IanllrM verwendet, wobei der Index LR für "locked
rotor" steht. Ein Impedanzkorrekturfaktor wird in [N15.1] nicht eingeführt,
auch wenn die innere Motorspannung im ungünstigsten Fall (für die Berech-
nung der größten Kurzschlussströme) bei Leerlauf kleiner ist als die Klem-
menspannung. Die Begründung dafür ist, dass die bezogenen Impedanzen
zM =ZM!ZrM mit ZrM = UrMI( .J3
IrM) den Bereich 0,12 bis 0,25 nicht überschrei-
ten [N15.3] und damit kein Anlass gegeben ist, eine Korrektur ähnlich wie bei
Generatoren, Kraftwerksblöcken und Transformatoren, bei denen teilweise
sehr viel höhere bezogene Impedanzen auftreten, einzuführen [15.3]. Des Wei-
teren kann die Betriebsspannung an den Klemmen der Motoren vor dem
Kurzschluss höher sein als die Netznennspannung.
Wenn RMIXM bekannt ist, so soll XM ausgehend von ZM nach Gl. (15.86) wie
folgt berechnet werden:
X - ZM (15.87)
M- ~1+(RM I XM) 2
Wenn das Verhältnis RM/XM unbekannt ist, kann man nach [N15.1] die folgen-
den Werte wählen:
RMIXM = 0,10 mit XM = 0,995 ZM für Mittelspannungsmotoren mit
Leistungen PrMIP ~ 1 MW
RM/XM = 0,15 mit XM = 0,989 ZM für Mittelspannungsmotoren mit
Leistungen PrMIP < 1 MW
RM/XM = 0,42 mit XM = 0,922 ZM für Gruppen von Niederspan-
nungsmotoren einschließlich ih-
rer Verbindungskabel zur Sam-
melschiene
Niederspannungs-Motorgruppen einschließlich ihrer Verbindungskabel kön-
nen nach [N15.1, 3.8.2] wie folgt nachgebildet werden:
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 573
15.5
Kurzschlussströme und ihre Berechnung
15.5.1
Allgemeines
(15.88a)
t
= -vC
2I "[( Ik)
IJ:
--F
k 1 - - · e d + (Ik h)
- - - · e -~d +Ik]·
IJ: IJ:
- sm (mt + m
IJ: n
- 2n)
y--
3
- ·e --F + (Ik_
C "[(1 -IkJ
='\f2Ik
IJ:
d ---
IJ:
IkJ ·e -~ +-
IJ:
d h]·
IJ:
( sm mt+m -y+-
n
2TLJ
3
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 575
Dabei sind:
I'k Anfangs- Kurzschlusswechselstrom
I~ Transienter Kurzschlusswechselstrom
I k Dauerkurzschlussstrom
T'~ Subtransiente Kurzschlusszeitkonstante in der d-Achse (Abschn. 5.5.2 und
AnhangA.4)
Tct Transiente Kurzschlusszeitkonstante in der d-Achse (Abschn. 5.5.2 und
AnhangA.4)
Tg GleichstromzeitkonstanteTg = X'd.f(wRG) (Abschn. 5.5.2 und Anhang A.4)
CfJu Spannungswinkel bei Kurzschlusseintritt (Bild 15.41)
y Impedanzwinkel, y= Arctan (X'd!RG); das Verhältnis X'd!RG ist bei großen
Generatoren so hoch, dass yeinen Wert eben unterhalb von rr/2 annimmt
Im Bild 15.31 a sind die drei Wechselstromanteile und die drei Gleichstroman-
teile nach den Gin. (15.88) aufgetragen, während Bild 15.31 b die drei Gesamt-
ströme mit Wechsel- und Gleichstromanteil enthält.
Es gilt in jedem Augenblick:
In diesem Fall wird der maximale Augenblickswert exakt bei CfJu = 0 erreicht
(Abschn. 15.5.3).
Bei unsymmetrischen generatornahen Kurzschlüssen sind der Anfangs-
Kurzschlusswechselstromund das Maß des Abklingens des Wechselstroman-
teils im Kurzschlussstrom von der Art des Kurzschlusses abhängig, weil der
Abklingvorgang dann auch von den Impedanzen im Gegen- und Nullsystem
des Generators beeinflusst wird.
576 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
~(/)
Y2I~
- O,S-I---l-~.-1;::=___,."\-l-f..:.-__,;.r,_----~,-+-\--+-~.------~i-'>--i--\--H[......!..-..L.J
a 10 20 30 40 50 60 ms 70
2--------~----~------~------~------~----~~----~
10
~
V'i.rk ms
1,723 9,8
-
1,720433 ip=1,720935 (100,029%)
--
1,722
>
1,721 ikmax - - 9,6
--- --
~
1,720
1,719
V
/
---- -------- ~
1,718
1,717
--~
- -- - 9,2
1,716
9
- 0,04 -0,02 0,02 0,04 0,06 0,08 0,10 rad
Bild 15.33 erlaubt einen Überblick zu der Frage, bei welcher Kurzschlussart
der größte Kurzschlusswechselstrom zu erwarten ist abhängig vom Verhältnis
Z 2/Z 1 und Z 2/Z0 bzw. Z 0 /Z2, wobei gleiche Impedanzwinkel für Z: 1, Z:2 und Z:o
vorausgesetzt wurden. In der Diskussion zu [15.19] wurde darauf hingewie-
sen, dass die Darstellung nach Bild 15.33 auch noch für Impedanzwinkeldiffe-
renzen lj/10 = (Arctan X1/R 1 - Arctan X0 /R 0 ) ~ 15° bei einem Fehler "" < 5% gilt.
Man erkennt, dass im ersten Kurzschlussaugenblick mit Z 1 "" Z 2 der rechte
Rand des Bildes 15.33 gültig ist. Im ersten Kurzschlussaugenblick ist also Il:3
der größte Kurzschlussstrom solange Z 0 > Z 2 und damit auch Z 0 > Z 1 bleibt.
Nur in der Nähe von Transformatoren mit der Schaltgruppe YNd5 (z. B. Block-
transformatoren in Kraftwerken) oder bei Niederspannungstransformatoren
mit der Schaltgruppe Yzn und direkter Erdung des Sternpunktes, im zweiten
Fall auf der z-Seite, kann man X0 < X 1 erwarten wegen XoT < X 1T, so dass da-
mit II:E2E > Il:3 wird (siehe dazu Tabelle 8.2).
Eingetragen sind in das Bild 15.33 auch die üblichen Bereiche für Z0 /Z2 bei
Z 2 "" Z 1 in Netzen mit niederohmiger Sternpunkterdung bei Erdfehlerfaktoren
8 ~ 1,4 und >1,4 sowie für Netze mit isoliertem Sternpunkt oder mit Erd-
schlusskompensationbei Erdfehlerfaktoren 8"" f3.
Der rechte Rand des Bildes 15.33 gilt für generatorfernen Kurzschluss,
während das übrige Feld für generatornahen Kurzschluss gültig ist. Tabelle
15.3 enthält ein einfaches Beispiel für den generatornahen Kurzschluss in der
Nähe eines Kraftwerksblockes. Für den Generator ist im ersten Kurzschluss-
augenblick die subtransiente Reaktanz X:f wirksam, danach im Übergangszu-
stand die transiente Reaktanz Xd und im Dauerzustand die synchrone Reak-
tanz Xct, alle im Mitsystem. Die Reaktanz X 2c im Gegensystem sei so groß wie
578 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
11 .2+---+---+--+---+----J'-----f--1-+--f-----H"'<------1 '·'
0,9
I
l2
1,1
1,2
0,8+--+--+-+----ll-+--+------.4----l----+--+-,~'--/------i
1,3
1,4
1,5 niederohmige
Sternpunkterdung
6~1,4
(Bild 16.7)
2,0
3,0
4,0
0,2+-t-f----trr-IH---f--!--f---l-f--f-- t- + - - - - t 5,0
x:; .Alle in Tabelle 15.3 angegebenen Reaktanzen sind auf XrG = U ;GI SrG bezo-
gen und durch Kleinbuchstaben gekennzeichnet. Die Ergebnisse der Tabelle
15.3 sind in das Bild 15.33 eingetragen. Der Dauerkurzschlussstrom bei einpo-
ligem Erdkurzschluss ist demnach wesentlich größer als bei dreipaligern
Kurzschluss.
Das Gegenstück zu Bild 15.33 ist Bild 15.34 für die kleinsten Kurzschluss-
ströme bei unsymmetrischen Kurzschlüssen, auch hier wiederum im Ver-
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 579
Tabelle 15.3. Daten für das Beispiel"größte Kurzschlussströme" bei unsymmetrischen Feh-
lern
Mitsystem x 1 + Xn
~
x:l X~+ Xn xd + Xn
+ x 11 _= 0,46 + X1L = 0,52 + X1L= 2,32
xzfxo 0,648
unsymmetrischer Kul'lSChlussstrom
a= dreipoliger Kul'lSChlussstrom k2 k2 0,8
1,2 f----- -1---1-- -f-----f--H--f--!
a= 1,0 0,95 0,9 k3 a=1,0 0,95 0,9 0,9 Zo
Z1
1,0i---::0 -...+-..-...-..-...-...+.-...-...-...-..
Beispiel Tabelle 15.4
+_ ..- . -___4'_k:----1-"'d
-t
. .- . . .
0 ·· .......................... ........
Beispiel Tabelle 15.4
. . ... . -- -~
1,0
z1
1,1
Zo ~ ~ ..... 1,2
0,8 +---+---+---+--+-+1-- t--t
l?-1,0 ,........o.9,__... 1,3
k3 1,4
~ 1,5
/ /
r::::
0,8/
v
·-
~ kE2E
---- 2,0
---
.. 0,6--
V
v---f.-.--" -0,4- f---- 4,0
3,0
.. ~ 5,0
10,0
..
0,2 0,4 1,0 0 0,2 0,4 1,0
a b
Bild 1S.34a, b. Kleinste Kurzschlusswechselströme bei unsymmetrischen Fehlern, Beispiel
nach Tabelle 15.4. a Berücksichtigt werden nur k3, k2 und k1; b Berücksichtigt werden k3,
k2,k2E,kE2E,k1
580 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Tabelle 15.4. Daten für das Beispiel »kleinste Kurzschlussströme« bei unsymmetrischen
Fehlern
~
x:J = 0,14 xlT = 0,12 x 11 = 0,04 Gegen-
+ X 11 = 0,30
X2G
+ XrL = 0,36
x 2/x 0 0,968
15.5.2
Anfangs-Kurzschlusswechselstrom
Die Berechnungsgleichungen für den Anfangs-Kurzschlusswechselstrom I~
bei symmetrischen und unsymmetrischen Kurzschlüssen sind in Tabelle 15.5
zusammengestellt.
Der dreipolige Kurzschlussstrom f~ = Jk (der Einfachheit halber kann bei der
Bezeichnung des dreipoligen Kurzschlussstromes die 3 im Index weggelassen
werden) und der Stoßkurzschlussstrom iP = K .J2
f{bei dreipoligem Kurzschluss
(Abschn. 15.5.3) sind von entscheidender Bedeutung für die thermischen und
mechanischen Wirkungen (Abschn. 15.7), während der einpolige Erdkurz-
schlussstrom Jkr, und wenn er größer als 1~1 wird, auch der über Erde fließende
Anteil IkE2Ebei zweipoligem Kurzschluss mit Erdberührung, für die Auslegung
der Erdungsanlagen, die Schritt- und Berührungsspannungen und die induk-
tive Beeinflussung verantwortlich sind (Kap. 16).
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 581
Dreipolig,
Bild 15.2a, (15.91)
Kurzschluss- (15.92)
leistung
Zweipolig
ohne Erd- I "-~·
k2 - ,
b.
eJ Z2 = Z1: Ik"2 - - .J3 Ik" ' (15.93)
berührung, - Z1 +Z2 - 2
Bild 15.2b
Zweipolig
mit Erd-
berührung,
Bild 15.2c
IkzEL2 + Ik2EL3
=IkE2E
(15.95)
Einpolig,
Erdkurz- (15.97)
schluss
Bild 15.2d
Doppelercl- 3cUn f
I'kEE = --------"---------
kurzschluss IZIA +ZZA +Zm +Z2B +M1 +M2 +Zo I (15.98)
zwischen den
Fehlerstellen M 1, M2 Koppelimpedanzen, siehe Gl. (13.105)
A,B
Bild 15.2e
• Kurzschlussimpedanz k = Z 1.
b Kurzschlussleistung nur für dreipoligen Kurzschluss, siehe [N15.1, 1.3.6].
' Bei generatorfernem Kurzschluss kann man Z2 = Z1 setzen.
d Bei Z 2 = Z 1 und Z0 /Z 1 = 1 ... =wird Il:m 2 = II:2E13 :5: Il:3(Bild 15.33).
e Der Strom IkE2E wird bei Zo > zl kleiner als Ikl· Bei zl = z2 = Zo gilt: Ik3 = IkE2E = Ikl (Bild
15.33).
r Der nur in Netzen mit isoliertem Sternpunkt oder Erdschlusskompensation betrachtete
Strom IkEE erreicht seinen größten Wert, wenn die Fehlerstellen A und B zusammenfallen.
Es gilt dann: IkEE ~ IJ:2 = 0,866 Il:3 •
582 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
}0
L1
system ~\ L2
.......
3-) L3 ....
-
E
gl 1-2
'/ /
b
Die resultierenden Impedanzen Z:1, Z:2, Z:o an der Kurzschlussstelle, mit de-
nen die Kurzschlussströme nach den Gleichungen in Tabelle 15.5 berechnet
werden sollen, setzen sich aus den Impedanzen der im Netz vorhandenen
elektrischen Betriebsmittel zusammen. Zur Veranschaulichung der Bedeu-
tung der Kurzschlussimpedanzen im Mit- Gegen- und Nullsystem in F dient
Bild 15.35. Zu beachten sind dabei nach [N15.1) die folgenden
Bedingungen für die Berechnung mit der Ersatzspannungsquelle c Uni J3 an
der Kurzschlussstelle [N15.1]:
Mitimpedanz Z:1:
Die Mitimpedanz nach Bild 15.35a erhält man, wenn an der Kurzschlussstelle
Fein mitlaufendes Spannungssystem mit llu, llu = ~2 1lu und llu = aUu an-
gelegt wird und alle Synchron- und Asynchronmaschinen hinter ihren Innen-
impedanzen Z:G = RG+ jX~ und Z:M = RM + jXM kurzgeschlossen gedacht wer-
den. Leitungskapazitäten und nichtmotorische Verbraucher im Mitsystem
müssen dabei unberücksichtigt bleiben.
Gegenimpedanz Z:2:
Die Gegenimpedanz Z:2 nach Bild 15.35 b erhält man, wenn an der Kurzschluss-
stelle F ein gegenlaufendes Spannungssystem mit llu, llu = aUu und llu =
~21lu angelegt wird. Bei der Berechnung unsymmetrischer Kurzschlussströme
werden alle Leitungskapazitäten und nichtmotorischen Queradmittanzen im
Gegensystem vernachlässigt.
Nullimpedanz Z:0:
Die Nullimpedanz Z:o nach Bild 15.35c erhält man, wenn an der Kurzschluss-
stelle F drei in Betrag und Phase gleiche Spannungen (Spannungsnullsystem)
zwischen den Leitern und den gemeinsamen Rückleitern (Erde, Erdungsanla-
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 583
Leitung L
u. F
e
0 I I7
A B
Leitung L
,w u.
urG F
b
A
Leitung L
u.
Kraftwerksblock S
Bild 15.36a-c. Beispiele für einseitig einfach gespeisten Kurzschluss in Netzen mit Un >
1 kV. a Kurzschluss gespeist aus einem Ersatznetz; b Kurzschluss gespeist aus einem Gene-
rator; c Kurzschluss gespeist aus einem Kraftwerksblock (Generator und Blocktransforma-
tor mit Stufenschalter)
584 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Transformator
(Zweiwicklungs-
zr--~.u:r Die Transformatorimpedanz wird für
die Ober- oder Unterspannungsseite
100% S,r
Transformator) berechnet (oder auch für die MS-
(15.4.4) Rr=~_u;r Seite bei einem Dreiwicklungstrans-
100% S,r formator nach Bild 8.10).
~.J..
SrT• Ukro URr
Xr =~Z?-R?
Netztransformatoren:
Kr= 0,95 · Cmax
1+0,6·Xr
nach GI. (15.29a)
bTK = Kr (Rr + jXr) Cmax gilt für die US-Seite [N15.1, 3.3.3],
Dreiwicklungstransformator,
Abschn. 15.4.4
~ ;:, t, = U,rosiU,rus
verwenden, jedoch nicht für ZN· Für die Verhältnisse X0dX1L enthält Tabelle 9.7
Anhaltswerte bei 110-,220- und 380-kV-Freileitungen, siehe auch [N15.5]. Den
einpoligen Erdkurzschlussstrom ermittelt man nach Gl. (15.97) bei Z2 =Z1•
Unterstellt man Z0 /Z2 > 1 wegen der Sternpunktimpedanz ZN, so tritt nach
Bild 15.33 bei diesem generatorfernen Kurzschluss (Z2 = Z1) der größte An-
fangs-Kurzschlusswechselstrom bei dreipaligern Kurzschluss auf.
Für die Impedanz im Mitsystem des Bildes 15.36b gilt:
zk = ZeK + ZL = (KeRe + Rd + j(KeXd + Xd
Ke wird nach Gl. (15.44) berechnet. Ure ist in der Regel5o/o höher als die Netz-
nennspannung Un. Setzt man Re= Rer = 0,07 x;; ein nach Gl. (15.45b) für ei-
nen Generator Sre < 100 MVA mit Ure> 1 kV, so wird dies zu einem unbedeu-
tend kleinerem Ergebnis für I!: führen, aber mit dem Vorteil, dass dann I\ nach
Gl. (15.110) mit Rk/Xk bestimmt werden kann ohne neue Überlegungen.
Für die Impedanz im Mitsystem des Bildes 15.36c gilt:
zk = ZsK + ZL = Ks(Re t~ + Rros) + RL + j[Ks(Xd t~ + Xros) + Xd
Dabei sind K5 nach Gl. (15.56) und tr = UrrosiUrrus einzusetzen. Z 2 ist dann von
Z1 verschieden, wenn X 2e von x;; verschieden ist (Tabelle A.4).
Die Nullimpedanz für das Bild 15.36c ergibt sich zu:
Z.o = Z.orosK + Z.oL = (KsRoros + Rod + j (KsXoros + Xod
Dabei wurde K5 nach Abschn. 15.4.6 auch im Nullsystem berücksichtigt unter
der Annahme, dass der Kraftwerksblock nur im übererregten Betrieb arbeitet.
Wenn das nicht der Fall ist, siehe [15.78].
Die Bilder 15.37 und 15.38 zeigen Überlegungen für die aus dem Mittel-
spannungsnetz 10 kV, 20 kV und 30 kV (Ersatznetz) in das Niederspannungs-
netz mit Un = 400 V, Cmax = 1,05 (Tabelle 15.1) gelieferten Kurzschlussströme.
l 0,8tt+H--t--r- r - - - -- t - - - - - t - - -- - t - - -----i
•::!
......
~ O,lHhH--1-- - t - - - - - + - - - - t - - - - + - - - - - 4
s;c -
Bild 15.37. Einfluss der Kurzschlussleistung SI:Q im Mittelspannungsnetz auf die Höhe des
Kurzschlussstromes IkA auf der US-Seite des Niederspannungstransformators
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 587
r Länge e
.1
••-.-.-~-
0,2 i----'<-+-'~-t-'---.-;;-::--P......;..;;!::--t:-~.? 4 X 300 mm1
-------- }-- 4 x 150 mm1
~::::-:--+---J 4 x 50 mm1
0~--~-~--~---+--~
-------- :r- !"k8
0
B
0,2 0.4 0,6 0,8 km 1,0 bei 10 kA }
0 0,1
~--~--~--~--~-~
0,2 0,3 0.4 km 0,5 bei 20 kA I:J.
0 0,05 0,1 0,15 0,2 km 0,25 bei 40 kA
Kabellänge e -
Bild 15.38. Einfluss der Kabellänge und des Querschnitts auf die Höhe der Kurzschluss-
ströme im Niederspannungsnetz bezogen auf den Kurzschlussstrom IkA auf der US-Seite
des oder der einspeisenden Niederspannungstransformatoren
Bild 15.37 zeigt den Einfluss der endlichen Kurzschlussleistung des Mittel-
spannungsnetzes auf den Kurzschlussstrom JkA auf der Unterspannungsseite
des Niederspannungstransformato rs bei SrT = 160 kVA bis 2500 kVA und ukr =
6o/o. Der Bereich der Kurzschlussleistung wurde bis SkQ = 1000 MVA berück-
sichtigt entsprechend den in Mittelspannungsnetzen 10 bis 30 kV auftreten-
den Größen. Die Ergebnisse sind unabhängig von UnQ und UnA> weil JkA auf
JkA(Zo=O) bei Zq = 0 (also bei skQ ~ oo) bezogen wurde [15.27].
Bild 15.38 soll einen Eindruck der dämpfenden Wirkung von Niederspan-
nungskabeln auf die Größe der Kurzschlussströme auf der Unterspannungs-
seite eines Niederspannungstransformators vermitteln, wobei diese Wirkung
besonders stark bei kleinen Kabelquerschnitten in Erscheinung tritt. Auch
hier gilt Cmax = 1,05 für die Berechnung der größten Kurzschlussströme in Nie-
derspannungsnetzen. Kabelresistanzen und Kabelreaktanzen für Niederspan-
nungskabel sind in den Anhängen A.14 bis A.16 gegeben. Da die Verhältnisse
R0 L/R 1L und X 0 dXrL zum Teil erheblich größer als eins sind, insbesondere bei
kleinen Kabelquerschnitten [ 15.38], wird die zulässige Kabellänge in Nieder-
spannungsnetzen (NT-Netzen) dadurch beschränkt, dass die Auslösung der
Sicherung bei einpoligem Kurzschluss oder zweipoligem Kurzschluss mit Erd-
berührung (rechte Begrenzung des Bildes 15.34) noch sicher gewährleistet
sein muss.
In Großstädten werden, um eine möglichst unterbrechungsarme Elektrizi-
tätsversorgung zu gewährleisten, teilweise Niederspannungs-Maschennetze
588 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
G
3~
I"
-kT I"
-lcS I"
-IIG
$1 = G1 + T1 S2 = G2 + T2
u. =110kV
CD
ls1K = i35,378 n
=i13,118n
01 ~------~--------------------------------------~~
b
Bild 15.40 a, b. Beispiel für die Kurzschlussstromberechnung in einem vermaschten 110-
kV-Netz. aSchaltplan des Netzes; b Ersatzschaltplan im Mitsystem, dreipoliger Kurzschluss
in F1 (nur Reaktanzen der Betriebsmittel eingetragen)
Für das Beispiel nach Bild 15.40 sollen die verschiedenen Möglichkeiten der
Kurzschlussstromberechnung in vermaschten Netzen gezeigt werden. Vorge-
geben sind die folgenden Daten:
Kraftwerksblock Si: SrGt = 100 MVA; UrGt = 10,5 kV; cos CfJrGt = 0,85; XctGt = 0,15;
Srn = 100 MVA; Urn 05 /Urnus = 115 kV/10,5 kV;
ukrTl = 12% (mit Stufenschalter).
Kraftwerksblock 52: SrGZ =50 MVA; UrGZ = 10,5 kV; cos CfJrGz = 0,85; XctGz = 0,12;
Srrz = 50 MVA; Urrzosf Urrzus = 110 k VI 10,5 k V;
ukrT 2 = 11,5 % (mit Stufenschalter).
Netztransformator T3: SrnosMs = 150 MVA; UmosiUm Ms = 230 kV/110 kV;
UkrT30SMS = 16o/o.
110-kV-Freileitungen: Z~ = (0,12 + j0,39) Q/km und Stromkreis.
Ersatznetz: s;0 = 15000 MVA bei UnQ= 220 kV und c0 = 1,1.
Die unterschiedlichen Berechnungen für das Netz nach Bild 15.40 sollen der
Übersichtlichkeit wegen vorerst nur mit Kurzschlussreaktanzen der Betriebs-
mittel durchgeführt werden. Daran anschließend werden dann auch die Er-
gebnisse bei Berechnung mit Impedanzen angegeben, um die Berechnung der
Stoßkurzschlussströme zeigen zu können.
590 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Der auf die OS-Seite des Blocktransformators Tl umgerechnete Strom IrGt ist:
1 2 3 4 5 6 7
e Nach GI. (15.86) ergibt sich: IkFI = (cmaxUn1-J3:>. 0,09357/!1 = 6,537 kA bei Cmax = 1,1 und
U" = 110 kV.
Damit ergibt sich Ik_ 51 1IrGlt = 3,93 (Spalte 6, Tabelle 15.7) und weiter ein Faktor
Jlo, 1 = 0,825 nach GI. (15.123) bei tmin = 0,1 s (Spalte 7 der Tabelle 15.7).
Für die mathematische Ermittlung der Knotenpunktadmittanzmatrix des
Mitsystems nach Bild 15.40b geht man von der Admittanzmatrix X für die 5
Knotenpunkte 1 bis 5 aus. Zu beachten ist, dass Einspeisungen (Kraftwerks-
blöcke und Netzeinspeisungen über Transformatoren) als Zweige behandelt
werden. Die Nebendiagonalelemente der Admittanzmatrix ergeben sich aus
den Admittanzen der Netzzweige, wobei auch hier bei Vernachlässigung der
Resistanzen nur die Kehrwerte der Reaktanzen der Netzzweige einzusetzen
sind. Die Hauptdiagonalelemente ergeben sich aus der negativen Summe aller
Nebendiagonalelemente der zugehörigen Zeile unter Einbeziehung von -~;0 =
-1/(jX;0 ),jeweils gerundet auf drei Nachkommastellen:
1
- -y - y - - - - J' 0 541 _!_
-11
Y - -12 -14 jXS1K - , Q
1 . 1
y =-y -y -y --------- J 1,337-
-22 -21 -23 -24 j (XnK + XQt) n
1 . 1
y = - y - - - = J 1,042 -
-33 -32 jXS2K Q
" _ 1,1·110 kV __ . kA
-I kF1- - J 6,5 37
CmaxUn _
-
-E<-~11) .J3ow,687 n)
.
I " =-J8,183 kA; -kF3
I" =-J7,563
. kA; (15.102)
-kF2
Mit Hilfe der Nebendiagonalelemente der Matrix nach Gl. (15.101) kann man
die Spannungen der nicht vom Kurzschluss betroffenen Knotenpunkte für je-
den Kurzschluss bestimmen. Für den Kurzschluss in F1 ergibt sich z. B.:
1,1·110 kV
U
-2F1 = .J3
CmaxUn I"
+ ~21 - kF1
.J3
+(-j 7,585 Q)·(-j 6,537 kA) = 20,282 kV
U:m = 21,046 kV; Q 4p1 = 3,202 kV; Q 5F1 = Q4Fl
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 593
Mit Hilfe dieser Spannungen und der einzigen treibenden Spannung im Netz,
der Ersatzspannungsquelle Cmax U nl .J3,
kann man die Teilkurzschlussströme
ermitteln. Für die Kurzschlussstelle F1 gilt:
Tabelle 15.8. Ströme und Spannungen bei Kurzschluss in F1 bis F5 des Netzes nach Bild 15.40. Ange-
geben werden nur die Beträge der Ströme (Einzelangaben für F1 im Text)
F Ik u, u, u3 u, Us [" a
kSI
J"k$2 a J"kQt a Jk12 Ik,4 Ikz4 Jk23 Ik4s
kA kV kV kV kV kV kA kA kA kA kA kA kA kA
6,537 0 20,282 21,046 3,202 3,202 1,975 0,783 3,779 3,467 1,095 1,095 0,783 0
2 8,183 7,799 0 1,075 6,568 6,568 1,754 1,103 5,325 1,333 0,421 0,421 1,103 0
3 7,563 13,380 6,282 0 12,259 12,259 1,596 1,120 4,847 1,213 0,383 0,383 6,443 0
4 5,693 11,809 25,827 26,504 0 0 1,641 0,695 3,357 2,396 4,037 1,656 0,695 0
5 4,320 25,811 36,446 36,960 16,847 0 1,245 0,527 2,547 1,818 3,064 1,256 0,527 4,320
a Die Beiträge der Kraftwerksblöcke 51 und 52 sowie der Beitrag des 220-kV-Netzes über den Trans-
formator T3 ergeben in der Summe immer den Kurzschlussstrom: fksJ + Ii:s 2 + IJ:0 , = IJ:1.
594 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
sehen der Nullschiene des Mitsystems 01 (hier abgekürzt 0) und dem Knoten-
punkt 1. Die weiteren Operationen zum Aufbau des Netzes sind dann beliebig,
solange ein Anschluss an das bereits aufgebaute Teilnetz vorhanden ist.
Bei der nachfolgenden Darstellung des schrittweisen Aufbaus wird zur Ver-
einfachung die Einheit Q weggelassen. Die Elemente der Impedanzmatrix
werden mit Kleinbuchstaben g_ gekennzeichnet auch dann, wenn nur Reaktan-
zen berücksichtigt werden, wobei die gestrichenen Werte l immer die neuen
Elemente sind. Die Betriebsmittelreaktanzen werden mit Großbuchstaben X
bezeichnet. Die angegebenen Fälle sind die Fälle der Tabelle 13.2, wobei aller-
dings zu beachten ist, dass die Elemente der Impedanzmatrix das entgegenge-
setzte Vorzeichen haben wie die Elemente der Hybridmatrix. Die Impedanz-
matrizen sind symmetrisch zur Hauptdiagonalen. Deshalb werden die Neben-
diagonalelemente der unteren Dreiecksmatrix nicht angegeben.
r7"7""77l
~
1
-~
XL12
2
41,228
Xu2=
5,85Q
0
1 2
IT777l
~ OL.LL..r
11~2 X02 =
13,118 Q
0
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 595
4. Schritt, Fall 5, n = 2, p = 2
z'. = -lJ'
=<] z .. =<z'3 = -z-l 2 (i,;· = 1 ... 2),
k3 = ~n -jXL23
Z_(4) = -j [
12,3483 8,5401
9,9522
8,5401
9,9522
j
2 3 10,9272
XL23 =
0,975 Q
0~----------~----------
2 3
Xs2K =
62,370 Q
0
6. Schritt, Fall 5, n = 3, p = 1 11,353 7,381 7,267
~ = ~ij> b4 = ~i1> (i,j = 1.. .3) 11,3531
~4 = ~11- jXL14
2 3
Z_(6) = -j 1 8,601 8,469
9,298
7,381
7,267
14,278
Xu4=
4 2,925 Q
oL---------~--------~
7. Schritt, Fall6a, n = 4, p = 2, q = 4
10,688 7,585 7,468
f (:;_;2- :;_;4)(:;_j2- :;_j4) 10,1981
bj=~;j+. 8,538 8,407 7,736
JXu4- ;;_22 - :;_44 + 2;;_24
9,237 7,617
(i,j = 1...4)
12,272
1 2 3
XL24 =
15,6 Q
0
596 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Bei der Berechnung mit Impedanzen der Betriebsmittel geht man von fol-
genden Werten aus:
Z:s!K = (1,769 + j35,378) n; ZszK = (4,060 + j62,370) n;
Z:r3K +Z:Qt = (0,512+j13,118)Q;
Z:u 2 = (1,8 + j5,85) n; Z:123 = (0,3 + j0,975) n; z:Ll4 = (0,9 + j2,925) n;
Z:124 = ( 4,8 + j15,6) n; z:L45 = (1,2 + 3,9) n;
Als Admittanzmatrix (auf drei Stellen nach dem Komma gerundet) ergibt
sich:
Tabelle 15.9. Kurzschlussströme I'{ im Netz nach Bild 15.40 bei komplexer Berechnung
2 3 4 5 6 7 8
Q Q kA o/o
a Abweichung der nur mit Reaktanzen berechneten Kurzschlussströme nach Tabelle 15.8
gegenüber den in Spalte 4 angegebenen Kurzschlussströmen für komplexe Berechnung.
b Nach GI. (15.110): K(b) = 1,02 + 0,98e- 3Rkixk.
' K(c) nach der 20-Hz-Methode (Abschn. 15.5.3).
Faktor 1,15 berechnet, weil in allen Zweigen RIX < 0,3 gilt [Nl5.1]). Im Ver-
gleich dazu sind die mit der 20-Hz-Methode, bei der Betriebsfrequenz 50 Hz,
ermittelten Werte K(c) in der Spalte 8 der Tabelle 15.9 angegeben.
15.5.3
Stoßkurzschlussstrom
(15.103)
R jwL=jX 1<::0
a
1
01 ~--------------------~~-
w~~ v3
··......
Bild 15.41 a, b. Berechnung des Kurzschlussstromes ik(t) zur Ableitung des Faktors K bei ei-
nem einseitig einfach gespeisten Kurzschluss. a Ersatzschaltplan im Mitsystem zur Berech-
nung von ik(t); b Zur Definition des Spannungswinkels fPu
(15.104)
Die Lösung dieser Gleichung führt auf Gl. (15.90) für generatorfernen Kurz-
schluss:
(15.106)
und dem Abklingfaktor Ku, der von 'Pu> t und y abhängig ist:
R
- - wt
Ku =sin(mt+cpu -y)+e X sin(y-cpu) (15.107)
Dabei sind:
Z Kurzschlussimpedanz Z=~R 2 +(mL) 2 =~R 2 +X 2
y Impedanzwinkel, y = Arctan X
R
'Pu Spannungswinkel bei Kurzschlusseintritt nach Bild 15.41 b
Der größte Wert von ik(t) nach Gl. (15.105), der als Stoßkurzschlussstrom be-
zeichnet wird, ergibt sich für den größten Wert Ku. Diesen findet man durch
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 599
(15.108a)
(15.108b)
Beachtet man r=
Arctan X/R, so zeigt sich, dass Ku dann maximal wird, wenn
der Kurzschluss bei (/Ju = 0 eintritt. Aus Gl. (15.107) wird dann für Kumax =Kund
zugehörig t = tP:
R
- - (J)f
K"=sin(mtr-r )+e x Psiny (15.109)
Den Faktor Kund die Zeit tP, zu der iP auftritt, gewinnt man durch Iteration.
Eingezeichnet in das Bild 15.42 ist auch die Abweichung AKvoE> die sich aus
dem Vergleich von K nach GI. (15.109) mit der folgenden numerischen Nähe-
rung nach [N15.1] ergibt:
10 2,0
ms
~1--- - - /p
-r----
\
8 1,8
6 1,6 0,6
,,·-\
'
,, %
:
,
\~
.
,,
\.~
0,4
..: . ..
...
,,
'
~ ,,
0,2
..
2 1,2 ,,
6KVDE ...
I'--r---- _: '
,,
0 1,0
.. ,
0
0
.............. -0,4
Bild 15.42. Faktor Ku und tP abhängig von R!X.
K -K
AbweichungL'>KvoE = VDE ·100%, KvoE nachGl.(lS.llO)
K
Der Faktor K( a) wird aus Bild 15.42 bestimmt oder mit Gl. (15.110) berechnet
abhängig vom kleinsten Verhältnis R/X aller Netzzweige, die Teilkurzschluss-
ströme führen und zum kurzschlussbetroffenen Netz mit der Netznennspan-
nung Un gehören. Dabei müssen auch Zweige mit Transformatoren, die an das
Netz angrenzen, berücksichtigt werden.
Diese Methode führt zu Ergebnissen, die u. U. erheblich auf der sicheren
Seite liegen können. Auf der unsicheren Seite sind nur sehr geringe Abwei-
chungen möglich (N15.2, Bild 26]. Diese Methode sollte deshalb aus wirt-
schaftlichen Gründen nur zur Abschätzung dienen und nur dann angewendet
werden, wenn der Anfangs-Kurzschlusswechselstrom nur mit den Reaktanzen
der Betriebsmittel berechnet wurde, siehe dazu das Beispiel im Abschn. 15.5.2,
Bild 15.40 und Tabelle 15.9. Bei diesem Beispiel würden sich durch Anwen-
dung der Methode a Abweichungen zwischen 1,6% und 17% je nach Kurz-
schlussort ergeben.
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 601
0,60
Der Faktor 1,15 ist nach Bild 15.43 notwendig, damit bei dieser Methode keine
zu große Abweichung auf der unsicheren Seite gegenüber dem exakten Wert
auftritt, wenn die einzelnen Zweige im Netz unterschiedliche Verhältnisse R/X
aufweisen.
Der Faktor 1,15 kann entfallen, wenn das Verhältnis R/X in allen Zweigen
des Netzes kleiner als 0,3 bleibt [N15.1]. In Hochspannungsnetzen mit Freilei-
tungen ist dies häufig der Fall. Die Methode b führt dann zu annehmbaren Er-
gebnissen im Vergleich zu den Ergebnissen der Methode c, wie in Tabelle 15.9
zu erkennen.
Nach [N15.1] ist 1,15 · K(bl in Niederspannungsnetzen auf 1,8 und in Hoch-
spannungsnetzen auf 2,0 begrenzt.
Im Allgemeinen sollte man in vermaschten Netzen die Methode c anwen-
den.
602 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
schluss beschränkt)
Beispiel Bild 15.39: iP = ipr + ips + ipG + ipM
= Kr..filkT + Ks..filks +K:G..fiJkG + I(M..fiJkM
mit K(; = f(RGr!X'd.) nach 15.4.5 und KM= f(RMIXM) nach 15.4.9
Kurzschluss im vermaschten Netz, Beispiel Bild 15.40:
iP nach Gl. (15.103) mit Knach Gl. (15.110)
R/X wird nach Methode a, b oder c bestimmt, wie im Text
beschrieben
Zweipolig (15.112a)
ohne Erd-
berührung Bei b. = Z.1 ergibt sich:
Bild 15.2b
. .J3.
lp2 =2lp3 (15.112b)
Zweipolig (15.113)
mit Erd-
berührung Kist wie beim dreipoligen Kurzschluss abhängig vom Netz-
Bild 15.2c aufbau zu bestimmen, ausgenommen Gl. (15.111). Der Stoß-
kurzschlussstrom i2pE ist nur dann zu berechnen, wenn
k"' < 0,25 Z.1 ist. Nach [N15.1, 4.3.2] darf Kwie beim drei-
poligen Kurzschluss eingesetzt werden.
B__&.Je (15.117)
X Xe f
bei Z.c = Re + jXe eines mit der Ersatzfrequenz fc = 20 Hz (bei der Betriebsfre-
quenz f = 50 Hz) oder fc = 24Hz (bei der Betriebsfrequenz f = 60 Hz) auf die
Ersatzimpedanz Z.c an der Kurzschlussstelle reduzierten Netzes. Bei Anwen-
dung eines Digitalprogramms zur Kurzschlussstromberechnung ist diese Me-
thode c einfach durchzuführen, in dem man nach der Berechnung der An-
fangs-Kurzschlusswechselströme für einen zweiten Rechengang die Impedan-
zen aller Betriebsmittel auf 20 Hz oder 24 Hz umrechnet, um dann erneut die
Knotenpunktadmittanzmatrix aufzustellen. In der Hauptdiagonale der "20-
Hz-lmpedanzmatrix" findet man Z.c für die einzelnen Kurzschlussstellen. Ta-
belle 15.9 enthält in der Spalte 8 die nach diesem Vorgehen ermittelten Fakto-
ren K(c) für das Netz nach Bild 15.40.
nisse zeigen, die sich bei den oben behandelten Näherungsmethoden für die
Ermittlung von K ergeben können.
Für die Zweige zwischen Q und der Kurzschlussstelle F im Bild 1S.44 ergibt
sich ohne die für diese Überlegungen nicht wichtigen Impedanzkorrekturfak-
toren:
z:k = Z:rZ:u
= (0,11276 + J· 0,2S349) Q;
Z:1 + Z:u
zk = o,27744 n; r = 1,1s22s; Rk 1xk = o,44S
In einem Iterationsprozess findet man: K = Kexakt = 1,S46SS: tP = 8,S8 ms (f =
SO Hz). Mit RkiXk = 0,44S und Zr== Zu kann man dieses Ergebnis ungefähr auch
aus dem Bild 1S.43 erkennen.
Eine Zusammenstellung der Ergebnisse der Näherungsmethoden für die
Ermittlung von K mit den Abweichungen 11K gegenüber dem exakten Wert
Kexakt ist in Tabelle 1S.11 gegeben.
Tabelle 1S.ll zeigt, dass die Methoden a unddungeeignet sind, wenn die
Verhältnisse RIX in den Zweigen stark unterschiedlich sind. Bei der Methode
b erkennt man, dass der Zusatzfaktor 1,1S hier unbedingt erforderlich ist. Das
Ergebnis nach Methode c mit der Ersatzfrequenz fc = 20 Hz (bei einer Netz-
frequenz f = SO Hz) kommt dem genauen Ergebnis am nächsten.
cu.
Y3
R, =0,00513 n
i
b 01 ~--------------------~--
Bild 15.44a, b. Beispiel für die Berechnung von K' mit verschiedenen Näherungsmethoden.
a Netzschaltplan, f = 50 Hz; b Ersatzschaltplan im Mitsystem
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 605
XJ . =XI
a K'= K'(a) = 1,971 +27,5 Die Methode a sollte
R (R R 1
-x= =0,01 nicht angewendet wer-
mm
den, weil Rk > 0,3 Xk
15.5.4
Ausschaltstrom
Der Ausschaltstrom setzt sich im Allgemeinen aus einem Ausschaltwechsel-
strom und einem Gleichstromanteil im Strom zum Ausschaltzeitpunkt zusam-
men. Meist ist der Gleichstromanteil jedoch von untergeordneter Bedeutung.
Bei generatornahem Kurzschluss klingt der Wechselstromanteil im Kurz-
schlussstromvom Anfangs-Kurzschlusswechselstrom I'{ zur Zeit t = 0 auf den
Ausschaltwechselstrom Ib (Index b von breaking current) zur Zeit t = tmin ab
(Bild 15.3). Dabei ist tmin der Mindestschaltverzug (kürzeste Zeitdauer zwi-
schen dem Beginn des Kurzschlussstromes und der Kontakttrennung des ers-
ten sich öffnenden Poles der Schalteinrichtung als Summe der kürzesten An-
sprechzeit der Schutzeinrichtung/des Schutzrelais und der kürzesten Eigen-
zeit des Leistungsschalters oder einer anderen Schalteinrichtung ohne
Berücksichtigung von einstellbaren Zeitverzögerungen).
Die Größe des Ausschaltwechselstromes wird durch folgende Faktoren be-
einflusst:
• Die Lage des symmetrischen oder unsymmetrischen Kurzschlusses inner-
halb des Kraftwerkes (z. B. zwischen Generator und Blocktransformator)
oder außerhalb im Netz;
606 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
(15.118)
Der Faktor f.1 ist dabei abhängig vom Mindestschaltverzug tmin und vom Ver-
hältnis I'k.G I IrG. Bei generatorfernem Kurzschluss gilt f.1 = 1 für I'k.G IIrG : : ; 2
[N15.1].
Tabelle 15.12 enthält eine Zusammenstellung der Berechnungsgleichungen
für den Ausschaltwechselstrom.
Bei generatorfernen symmetrischen und unsymmetrischen Kurzschlüssen
gilt, dass der Ausschaltwechselstrom gleich dem Anfangs-Kurzschlusswech-
selstrom ist: Siehe dazu die Gln. (15.119) bis (15.122) in der Tabelle 15.12.
Bei einfach gespeistem oder mehrseitig einfach gespeistem dreipaligern ge-
neratornahem Kurzschluss verwendet man Gl. (15.118), wie in Tabelle 15.12
dargestellt.
Bei generatornahem dreipaligern Kurzschluss in vermaschten Netzen kann
man nach [N15.1] in erster Näherung h = I'k setzen (Gl. (15.125b)). Dieses
Vorgehen führt zu Ergebnissen auf der sicheren Seite. Für höhere Genauigkeit
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 607
mit
i'l~;;i = jX;(;d~Gi und ß~~j = jXMjl~Mj (15.126 a,b)
Als Näherungsgleichung auf der sicheren Seite kann
nach [N15.1] verwendet werden:
lb = I'k (15.125b)
verwendet man GI. (15.125a) mit illlc; nach GI. (15.126a) und illl~j nach GI.
(15.126b). Für diese Gleichungen gilt:
fl;,flj Faktoren nach GI. (15.123) für Synchrongeneratoren i und Asyn-
chronmotoren j
qj Faktor für Asynchronmotoren nach GI. (15.128) oder Bild 15.46
X'diK Korrigierte subtransiente Reaktanz des Synchrongenerators i
mit X'diK = KvX'di bei Kv = KG, K 5 oder K 50
608 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Jl
0 , 7 i---l----+--+---l--__",_.-----l--""'-~-
2 3 4
I~ / Irr;
-
5 6 7 8 9
Bild 15.45. Faktor f.1 zur Berechnung des Ausschaltwechselstromes [N15.1, Bild 17). f.l-Kur-
ven nach den Gin. (15.123). Beispiele für Messungen und Berechnungen in [15.31, Nl5.2)
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 609
Mittelspannungsmotoren
Niederspannungsmotoren
0,8+-- - - - - - + -- -..---
]0.6+------
0,2
0~~~-~~~~~~~-~~-U+ID~~~~---Lll--~~
0,001 0,002 0.004 0,01 0.02 o.04 0,1 0.2 0,4 1,0 2 MW 4 10
Motorleistung pro Polpaar P,MIP= m -
Bild 15.46. Faktor q zur Berechnung des Ausschaltwechselstromes I bM = pq Ii:M von Asynchron-
motoren und zur Berechnung vonhin vermaschten Netzen nach GI. (15 .125a) [Nl5.2]
den. Der große Streubereich der Ergebnisse bei gleichen oder ähnlichen Wer-
ten PrMIP ist bedingt durch die unterschiedliche Konstruktion der Motoren
mit Rücksicht auf ihre Verwendung, wozu u. a. die Ausprägung des Läufers
gehört (Kurzschlussläufer, Schleifringläufer, Tiefnutläufer usw.). Die Daten
der 28 Asynchronmotoren sind im Anhang A.19 angegeben.
Will man auch den Gleichstromanteil im Ausschaltstrom (Bild 15.3) be-
rechnen, so kann man nach [N15.1] folgende Gleichung verwenden:
(15.129)
Dabei ist dann t = tmin einzusetzen und R/ X nach Abschn. 15.5.3 zu bestimmen
für die dort beschriebene Methode a bei R/X = (RIX)min oder die Methode c bei
RJX nach GI. (15.117), jedoch mit einer von20Hz (bei f = 50 Hz) abweichen-
den Ersatzfrequenz nach folgender Tabelle 15.13 bzw. dem dort eingefügten
Bild [15.26].
Den prinzipiellen Verlauf des Faktors J1 abhängig von I~GIIrG und t = tmin
kann man ausgehend von GI. (15.1 a) ermitteln, wenn man den Effektivwert
des Wechselstromanteils betrachtet:
(15.130)
610 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Tabelle 15.13. Ersatzfrequenz fc für die Berechnung von R/ X nach GI. ( 15.117) bei der Be-
stimmung von ikg nach GI. (15.129)
2
r 10 +---+---'-~'-tf--;:
<5 0,092
<12,5 0,055
,_
10 100 ms 1000 10000
Für den Faktor J1 bei einem Generator und bei einer Beschränkung auf t = tmin
= 0,02 s bis 0,25 s ergibt sich ausgehend von GI. (15.130), wenn man bei e-rtT.JN
"" 1 einführt unter der Voraussetzung TdN:2:: Td "" 1 s (Tabelle A.4) als Ab-
schätzung auf der sicheren Seite, weil kein Abklingen des transienten Strom-
anteils angenommen wird:
0.6+---4r-----+--+---+-___!!_---+----t-.:..___;---:._--+_ __::"'-l·
0 2 3 4 8
a I~! IrG - -+
Bild 15.47a-d. Faktoren 11 nach GI. (15.134) für r;; = 0,03 s,x;; = 0,12 ... 0,30 im Vergleich
zu Jli EC nach GI. (15.123) bei t = tmin = 0,02 s . . . ~ 0,25 s
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 611
0,9
L .8
l!!
::1: x;=
0,12
0,7
0,15
0,6 0,20
0,25
0,5
b 0 2 3 4 5 6 8 9
1';;/1rG - -
0,9
0,8
d
::).
0,7 x;=
0,12
0,6 0,15
0,20
0,5
c 0 2 3 4 5 6 9
1';;/1" _ - -
0,9
1 0,8
l(l
::1:
0,7 x;=
0,12
0,6 0,15
0,20
0,5
d 0 2 3 4 5 6 7 8 9
I kr;I I". -
Bild 15.47b-d (Fortsetzung)
612 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
I' - U'
kG- X' X (15.132b)
d+ N
(15.133)
T" - T" 1
dN-d (15.135)
0,667+0,317-xd"·IkG
" I IrG
Aus den beiden Gin. (15.134) und (15.135) erkennt man, dass J1 außer von
Il:dirG und t = tmin noch von x'd und T'd abhängt. Bild 15.47 zeigt Ergebnisse
nach GI. (15.134) bei T'd = 0,03 s (Tabelle A.4) und den Vergleich mit den Kur-
ven J1 = JliEC nach GI. (15.123).
15.5.5
Dauerkurzschlussstrom
-
3 3
L ~
---- ----- --
1,2
---- - -
2,5 1,4
t::- ::::::
f: - -
1,6
,\",.. .><!sat
1,2 ~
~ ~ 8f:::::: --=
1,8
-= 1,4
1,6 t2
I\ 2,0
::::::.: -
I
2,2
~
~.~
~
.A ~ --= 1,8 .A
2,0
p- I\ 2,2
1,5
lf
1,5
1/
I I --
II - -
Amin Amin
0,5 0,5
I 1-
0 0
0 2345678 0 2 3 4 5 6 7 8
a lWJ/~o )Jo b fWJ/{G )Jo
Bild 15.48 a, b. Faktoren Am ax und Amin für Turbogeneratoren. a Ufm ax = 1,3; b Urmax = 1,6
6 6
xdsal
0,6
5 5 1---:":
-
V
xdsal
A ITIIIX V
v 0,6 / 1-- 0,8
t -
4 V 4
A...,. V
/ / !-- 1,0
~~
--
/ / ............ ~ ~ 0,8 -::::: ~ 1,2
-
I""""
-
...... 1,0
-
3 1,6
)
!-- t-
::;::: :::::
r--
,..... ~
~ ~
1,2 ~ 2,0
1,6 A p r--
2,0
V-
2 2
I ......-
~
A m~ A min
I
.......
I
...... ~ .....
0 0
a 0 2345678 b 0 2345678
l itJIIIG - l itJII IG -
Bild 15.49 a, b. Faktoren Aonax und An, in für Schenkelpolmaschineno a U fmax = 1,6; b Urm ax = 2,0
A = J kGmax
(150147)
max I,G
Dabei sind:
U" subtransiente interne Spannung, die im Kurzschlussaugenbli ck hinter
der subtransienten Reaktanz Xd wirksam ist
Upr Polradspannung bei Bemessungsbetrieb mit urG>I,Gund cos (/)rG
Ufmax bezogene höchstmögliche Erregerspannung: Ufmax = UrmaxiUr,
Ur, Erregerspannung bei Bemessungsbetrieb mit U,G, I,Gund cos (/)rG
Xdsat gesättigte synchrone Reaktanz in der d-Achse (die gesättigten Werte
xdsat sind 5 bis 20% kleiner als die ungesättigten Werte xd, siehe A.4 und
[N15o3])
Für die subtransiente Spannung U" und die Polradspannung UP, bei Bemes-
sungsbetrieb findet man näherungsweise:
U
" = U{3rG + JrG X"d Slll(/JrG = U{3rG ( 1+ Xd" Slll(/JrG
o o )
(150148)
616 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
(15.149)
.J3
mit xci = Xci/ZrG> Xdsat = XdsatiZrG bei ZrG = UrGI( Ird·
Führt man U" und Upr in die Gl. (15.147) ein, so ergibt sich:
A = Ikmax (15.150)
max IrG
Für die Amax-Kurven in den Bildern 15.48 und 15.49 [N15.1, Bilder 18 und 19]
wurden xci = 0,2 und cos CfJrG = 0,85 gewählt bei Utmax = 1,3 und 1,6 für Turbo-
generatoren sowie Ufmax = 1,6 und 2,0 für Schenkelpolmaschinen bei I~G/
IrG > 2 für generatornahen Kurzschluss. Bei I~dirG :s; 2 für generatorfernen
Kurzschluss gilt Amax = I~d IrG·
Tritt der dreipolige generatornahe Kurzschluss im vermaschten Netz mit
mehreren Generatoren bzw. Kraftwerksblöcken auf, so ist abhängig vom
Netzaufbau und der Kurzschlussstelle nach einer Kurzschlussdauer von etwa
0,3 sein Außertrittfallen der Generatoren möglich mit anschließendem Asyn-
chronlauf. Bei diesem asynchronen Lauf von einem oder einigen Generato-
ren gegenüber dem restlichen Netz treten Ausgleichsströme auf, die die Größe
des dreipoligen Anfangs-Kurzschlusswechselstromes erreichen oder sogar
übersteigen können (Bild 18.19). Zur ersten Abschätzung des dreipoligen Dau-
erkurzschlussstromes in vermaschten Netzen gelten nach [N15.1, 4.6.3] des-
halb die Gln. (15.136) und (15.137) in Tabelle 15.14, unabhängig davon ob es
sich um einen generatorfernen oder einen generatornahen Kurzschluss han-
delt.
15.5.6
Beitrag von Asynchronmotoren zum Kurzschlussstrom
Q T A
1"
-1.0 J~FJ u.
OS ~------ e ------~
Jk3
F3
UMJ l
l A= h+lrus
Bild 15.50. Kurzschluss am Anschlusspunkt eines Asynchronmotors (F1) oder Kurzschluss
an der Sammelschiene A unter Berücksichtigung des Anschlusskabels (F2) oder Kurz-
schluss auf der OS-Seite des speisenden Transformators (F3)
Anfangs-
Kurzschluss-
I" _ cU"
k3M - .J3z M
.J3
I"k2M = - - I"k3M
2 .
Zur Berechnung von
II:1M siehe Text
wechselstrom (15.155) und GI. (15.162)
(15.151)
Stoßkurz-
i p3M = K M.J2Jk3M ip2M = K M.J2Jk2M i p!M =KM.J2Jk! M
schlussstrom
(15.152) (15.156) (15.159)
Mittelspannungsmotoren:
KM = 1,75 (RM/XM = 0,10) für Leistungen P,Mip 2': 1 MW
KM = 1,65 (R M/XM = 0,15) für Leistungen P,Mip < 1 MW
Niederspannungsmotorgruppen:
KM = 1,30 (RM/XM = 0,42) , siehe Abschn. 15.4.9
Ausschalt- h 3M = pqfk3M (15.153) Jb2M"' Jk2M (15.157) [b!M "' Jk! M (15.160)
wechselstrom f.1 nach GI. (15.123)
mit Ikl M/lrM
q nach GI. (15.128)
Dauer kurz- Jk3M = 0 (15.154) Jk2M"' Jk2M (15.158) Jk! M"' Jk! M (15.161)
schlussstrom
618 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
1 -
0,5
kurzschluss in F1 nach Bild XoA
15.50 (Tabelle 15.15) 0,6 1,0 XA
JklM
J~M 0,4 -
r-------L j 2,5
0,2 r-------j__" 5.o
~------_J__"10
0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6
I~M/1~ - - ·
(15.162)
Bild 15.51 zeigt fk 1M/fk 3Mabhängig von I'k 3M/fk 3A = ZAIZM, wenn man gleiche
Phasenlage annimmt, und abhängig von X0A/XA. Der Teilkurzschlussstrom
I'k!M wird danach in der Regel kleiner als Ik2M = 0,86. rk3M nach Gl. (15.155).
Wird das Netz, an das der Asynchronmotor angeschlossen ist, mit isolier-
tem Sternpunkt oder mit Erdschlusskompensation betrieben, so wird XoA »
XA und damit geht dann rk IM/fk3M gegen Null. Der Asynchronmotor liefert kei-
nen Teilkurzschlussstrom rk IM mehr.
Nach [N15.1] werden die Anschlusskabel der Asynchronmotoren mit in die
Modellbildung des Ersatzmotors für eine Gruppe von Niederspannungsmoto-
ren einbezogen. Das Verhältnis IanllrM> das bei einzelnen Niederspannungs-
motoren meist im Bereich zwischen 6 und 8 liegt mit einem mittleren Wert
von 6,5 bis 7 [N15.3] (siehe auch Bild 15.55 und A.19), wird nach [N15.1] für
Ersatzmotoren auch deshalb auf IanllrM = 5 festgelegt (Abschn.15.4.9), weil die
innere Spannung im ersten Kurzschlussaugenblick kleiner ist als die Klem-
menspannung und weil parallel arbeitende Motoren im Kurzschluss Aus-
gleichsströme führen können. Bei der inneren Spannung ist zu berücksichti-
gen, dass diese bei Leerlauf am größten wird und dass Asynchronmotoren
verhältnismäßig hohe Leerlaufströme haben UtllrM"" 0,25 ... 0,40 für Nieder-
spannungsmotorenbis 200 kVA und lt.llrM"" 0,25 ... 0,35 für Mittelspannungs-
motoren bis 1500 kVA; erst bei hohen Leistungen bis 10000 kVA nimmt das
Verhältnis bis auf etwa 0,15 ab).
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 619
ikM(t) Ji
= fiu (1- (}) [
3Z~
--·
1
1- (}
- !_ - _r_ l
e r;- e rR cosmt (15.163a)
Dabei ist Z~ die wirksame transiente Kurzschlussimpedanz des Motors bei ei-
nem Schlupfs = 1. Sie kann ausgehend von Ian1IrM nach Gl. (15.86) bestimmt
werden, wobei Z~ = ZM gesetzt wird und angenommen wird, dass IanlirM vom
Hersteller unter Berücksichtigung der Sättigung der Ständerstreureaktanz X05
und der Läuferstreureaktanz XaR angegeben wurde. Die Hauptreaktanz Xh,
620 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
und ihr durch Sättigung abnehmender Wert, ist sehr viel größer als die
Streureaktanzen Xas und XaR und spielt deshalb nur eine untergeordnete Rolle
für die Größe des Kurzschlussstromes. Sie kann deshalb meist vernachlässigt
werden. Es gelten dann die folgenden Beziehungen und ihre Näherungen, wo-
bei die Läufergrößen (Index R) auf die Ständerseite (Index S) bezogen wur-
den:
(15.164)
L Lh ·LaR
c;S +
Lh +Lc;R Las+ LaR X~
T{= (15.165a)
Rs Rs mrRs
L Lh. LaS
c;R+
Lh +LaS LaR +LaS X~
r; = (15.165b)
RR RR WrRR
Der Ausdruck 1- 0' in der Gl. (15.163 a) soll berücksichtigen, dass die innere
treibende Spannung eines Asynchronmotors bei Klemmenkurzschluss klei-
ner ist als die Klemmenspannung vor dem Kurzschluss. Er liegt in der Grö-
ßenordnung von 0,9 bis 0,96.
Für den Fall des dreipoligen Kurzschlusses an der Sammelschiene A (F2)
des Bildes 15.50, bei Anschluss des Motors über ein Kabel, wird der zeitliche
l
Verlauf wie folgt berechnet:
. LU (1- 0')
'Yc: 1
[-- ---;-
t
--, (15.163b)
lkMN(t)= n · · e TsN-e t
TRNCOSWt
-J3z~N 1- ()
Einzusetzen sind z~N = I z~ +ZN I (im Fall nach Bild 15.52 gilt ZN= ZL) und
(15.166a)
(15.166b)
Die Veränderung des Faktors 1- 0' in Gl. (15.163b) gegenüber dem Fall bei
Klemmenkurzschluss wird der Einfachheit halber nicht betrachtet.
Aus den Gin. (15.166a, b) sieht man, dass bei zunehmender Impedanz des
Anschlusskabels ZN= RN+ jXN =ZU mit R{ >X{ die Zeitkonstante TsN abneh-
men und die Zeitkonstante TRN zunehmen wird mit wachsender Kabellänge.
Bei dem Beispiel nach Bild 15.52 gilt ausgehend von T5 = 32 ms und TR = 38,3 ms
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 621
3000 3000
A A A
I
I
2000 (\ 2000
j,..
\
\
\
1\
\ 11000+.H~--~--~
'
\'~f--i\'1\l\
.J ' .J .J '
0 - ....... 0
bei l = 200 m Kabel zwischen Motor und Kurzschlussstelle dann TsN = 6,85 ms,
TRN = 41,1 ms.
Bild 15.52a zeigt den zeitlichen Verlauf des Kurzschlussstromes i kM(t), den
Verlauf des Gleichstromgliedes und die Einhüllenden für einen Asynchron-
motor mit den folgenden Daten:
P,M= 75 kW; p = 2; S,M = 90 kVA; U,M = 380 V; l anll,M = 6,6; Rs = 0,02297 Q;
RR = 0,01927 0; Las = 0,256 mH; LaR= 0,482 mH; n, = 1475 min- 1; 1- CJ= 0,955.
Zusätzlich wurde ein Anschlusskabel NYY 4x 50 mm 2 Cu mit Z.~ = (0,463 +
j0,086) Q/km berücksichtigt.
Das Bild 15.53 zeigt ein weiteres Beispiel für den zeitlichen Verlauf des
Kurzschlussstromes eines Asynchronmotors. Es handelt sich um einen klei-
nen Motor mit P,M = 5 kW, p = 2, angeschlossen über ein Niederspannungska-
bel an die 660-V-Sammelschiene. Deutlich wird, dass der Stoßfaktor schon bei
Klemmenkurzschluss kleiner als 1 ist und mit steigender Kabellänge noch
weiter abnimmt.
Bild 15.54 zeigt die Abhängigkeit des Stoßfaktors 1\MM von der Motorleis-
tung pro Polpaar P,Mip. Der neue Stoßfaktor soll mit 1\MM bezeichnet werden,
622 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
1
I
1
I 1
I I
.J 40
~A
.J 40
I
' .J 40
'I
I
~ I I
'"
I
\
1,/"'v--
~
\ \ \
0
\ ...f::.., , ).....
0
' y - ,_ y. . 0
~I
um ihn von dem Faktor K'M = K'1Ec nach GI. (15.105) zu unterscheiden, der nur
Werte zwischen 1 und 2 annehmen kann. Der in [N15.1] vorgeschlagene Fak-
tor K'M(Grl = 1,3 für Gruppen von Niederspannungs-Asynchronmotoren mit
ihren Kabeln könnte also nur dann näherungsweise zutreffen, wenn Motoren
unterschiedlicher Leistung zu einer "passenden" Gruppe zusammengefasst
worden wären.
Bild 15.55 zeigt die mit Berechnungen nach GI. (15.163 b) ermittelte Abhän-
gigkeiten des Verhältnisses ipMF 2/ipMFI und des Stoßfaktors K'MM von der Länge
e des Anschlusskabels. Die Impedanz ZM wurde ausgehend von Ianl I,M be-
stimmt und daraus dann XM nach GI. (15.164} bei bekannten Werten für die
Wirkwiderstände R5 und RR.
Da in der Regel die Wirkwiderstände des Asynchronmotors, das Sätti-
gungsverhalten und weitere Daten nicht vorliegen und diese im Einzelfall
stark von der Auslegung des Motors abhängen, kann man Berechnungen mit
transienten Programmen oder Berechnungen nach GI. (15.158b} in der Praxis
nicht durchführen, insbesondere dann nicht, wenn eine große Zahl von Moto-
ren zu berücksichtigen ist. Vorgeschlagen wird deshalb die fiktive Zuordnung
des Verhältnisses RMM/XMM zu dem Stoßfaktor K'MM nach Bild 15.54 über die
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 623
1,8
1,6 V
/'
v-f-
•
r:
1.4 r- - c Motorgruppe ~~
[IJJ- -- --- -- - I-
/ --- ~ -
f~ --- -- -
,. . . v.
/
"'0,8
V
.,f- /
0,6
0,4
/__ • f Messun~~n nach (15.31 )
0,2
/
Motor Nr. nach Bild 15.55
I
• lll ll
0 1 I i I I 1I I I :I 1 I I ~I I I I I I I) I I l~
2 4 6 8 10 20 40 60 80 100 200 kW 500
P,M/p-
Bild 15.54. Stoßfaktor /('MM von Niederspannungs-Asynchronmotor en bei u,M = 380 V oder
U,M = 660 V. Einige Versuchsergebnisse nach [15.32] sind eingetragen
folgende Gleichung:
1,15 d RMM -
K'MM=0,2+0,7· 1n
K'MM - 0,2
o er --=1,15·e 0•7 (15.167)
RMM I XMM XMM
Dem Motor mit P,M = 5 kW, P,Mip = 2,5 kW sowie s,M = 7,77 kVA, dessen zeit-
licher Kurzschlussstromverlauf in Bild 15.53 dargestellt wurde, würde man
nach Bild 15.54 ein K'MM = 0,77 zuordnen und damit nach Gl. (15.167) ein Ver-
h ältnis RMM/XMM = 0,509. Mit ZM = 8,009 Q nach Gl. (1 5.164) findet man dann
Z:MM = (3,63 + j7,136) Q und Weiter Z:MMN = Z:MM + Z:L = (5,08 + j7,1475) Q b ei
C = 100m Länge eines Kabels 4 x 1,5 mm 2 Cu. Hieraus wird dann nach Gl.
(15.167) K'MM = 0,54. Mit diesen Daten ergibt sich I'kMMN(C= 100 m)= 1,05 · 660 V/
(.f3 · 8,763 Q) = 45,6 A und ipMMN(C = 100 m) = 0,54 · 45,6 A = 34,8 A. Im Ver- fi ·
gleich dazu liefert Bild 15.53 b das Ergebnis ipM(e = 100 ml = 33,0 A. Das Nähe-
rungsergebnis mit Hilfe d er Gl. (15.167) liefert in diesem Fall also einen um
etwa 6 o/o auf der sicheren Seite liegenden Stoßkurzschlussstrom.
Bild 15.56 enthält eine Untersuchung für mehrere Motoren über die Abwei-
chung LlipMIEC der nach IEC [N 15.1] berechneten Werte bei 130/ I,M = 5 und
RM/XM = 0,42 für Motorgruppen und die Abweichung LlipMMN der mit K'MM
nach Gl. (15.1 67) berechneten Werte gegenüber den Stoßkurzschlussströmen
ikMN(tp) nach Gl. (15.163b).
i pMIEC - i kMN (t p)
· 100 l O
A • _ 0 /.
LllpMIEC - . (15.168)
lkMN (tp)
624 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
:::----- ---
--- ---
l•+----::.o.-..:::--_....b-~-;:::'--"'-~-~.:--.:--r_-:::::-~-.-: -~-.:--_-:-~--=~=--;~::'""-:::-f-7--+Q,75 ipMF2
ipMFI
1,0
0
0 50 100 m 150
Kabellänae e
Motor P,M p S,M U,M I an/1 rM ZM Rs RR qnLCu -Z'L
Nr. kW kVA V n n n mm2 n /km
Bild 15.55. Abnahme des Stoßfaktors ICMM und des Stoßkurzschlussstromes abhängig von
der Länge Cdes Anschlusskabels)
mit
· C SrM .~ (15.169)
l pM IEc= 1,3 · '\f2·C· C
'\f3 ·UrM J rM
A • _
ipMMN - ikMN (t p ) 1000!.
ulpMMN - . . ~o (15.170)
l kMN (tp )
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 625
mit
RMM/XMM bestimmt man nach Gl. (15.167) ausgehend von KMM nach Bild 15.54
für den betrachteten Motor.
Bild 15.56 zeigt im oberen Teil, dass bei der Berechnung für Motorgruppen
nach IEC [N15.1, 3.8.2] zu große Ergebnisse zu erwarten sind, wenn die Grup-
pen vorwiegend aus kleinen Asynchronmotoren bestehen und zu kleine Er-
gebnisse, wenn die Gruppen hauptsächlich aus großen Motoren bestehen. Im
unteren Teil des Bildes 15.56 zeigt sich bei Anwendung von KMM eine wesentli-
che Verbesserung gegenüber den Ergebnissen, die nach der IEC-Anweisung
für Motorgruppen gefunden wurden. Nachteilig ist bei diesem neuen Vor-
schlag allerdings, dass man die Motoren mit ihren Anschlusskabeln einzeln
behandeln muss ausgehend von den individuellen Verhältnissen Ian1IrM· Glei-
che oder ähnliche Motoren kann man zusammenfassen. Bild 15.54 liefert die
zugehörigen Werte KMM· Der Aufwand gegenüber dem Verfahren für Motor-
gruppen nach IEC ist hier also wesentlich größer, jedoch bei Bearbeitung mit
einem geeigneten Programm noch erträglich.
Bild 15.57 behandelt die Wirkung einer größeren Zahl von Asynchronmo-
toren auf den Stoßkurzschlussstrom an der speisenden Niederspannungs-
sammelschiene und ihren Beitrag auf der nächst höheren Spannungsebene
6 kV. Haben die Motoren eine Summenleistung, die der Bemessungsschein-
leistung des speisenden Niederspannungs-Transformators entspricht, so kann
der Beitrag auf der 6-kV-Ebene etwa 5% erreichen oder sogar überschreiten,
wenn wie in der Praxis häufig üblich, Niederspannungsmotoren über mehrere
Transformatoren speisen. Auf der 20-kV-Ebene im Bild 15.57 wird der Einfluss
der Niederspannungsmotoren auf den Stoßkurzschlussstrom klein, in vielen
Fällen sogar vernachlässigbar klein. Im Beispiel nach Bild 15.57 beträgt der
Beitrag, der an einen Niederspannungstransformato r angeschlossenen Moto-
ren zum Stoßkurzschlussstrom nur etwa 1 o/o, wenn man die Berechnung nach
IEC durchführt.
Bild 15.57 zeigt die in F1 (660 V) und in F2 (6 kV) zu erwartenden Abwei-
chungen nach den Gln. (15.168) und (15.170) für die Stoßkurzschlussströme
ipMIEC und ipMMN gegenüber den Ergebnissen nach Gl. (15.163b) für t = tP. Die
Abweichungen LlikMIEC sind dann besonders groß, wenn die Motorgruppe aus
einer großen Zahl kleiner Asynchronmotoren(~ 10 kW) besteht.
Bei einer Mischung von Niederspannungs-Asynchronmotoren unterschiedli-
eher Leistung mit unterschiedlich langen Anschlusskabeln in einer Gruppe sind
die Abweichungen bei einer Berechnung nach IEC [N15.1] ähnlich zu beurteilen
wie bei einer Berechnung mit Hilfe von KMM nach Gl. (15.167).
626 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
140
% 1tJ
"'""\
120
240 ...
100 I - 370% \
""'"" -- '""
I ""~ "'
80
\
60 :>-- ............
40 \ r--.. "-..,
'
~"'
M pMIEC ~
20
0 /""- / ~ ~
-20
e=Om e=50 m
A ~ ~ __.---::
-40
e 100m ~ t--'*--=:::::::::
e =150m
-60
1111 / IrM 6,5 7 7 6 6,5 6,8 6,5 5,5
Motor-Nr. 2 3 4 5 6 7 8
ipiECGt 25,6 65,6 106 352 587 1320 2136 A 4087
20
cmax
1- s 15
% ----..., >-
e- om
10
,~
I
5
--~ /'~
M pMMN
-5 ""'
0 +--t-~-f----+e= 100m~---
"\
x_
=--+- _
---+-
/---,../
+-+-----+-----~ e~~-=~~-----h~~
<---,J~---l
----~--~
10 __
---o,___ _<f/
15 ~~--~~--~------~-----r------r------r----~
Motor-Nr. 2 3 4 5 6 7 8
S,M = 3,03 7,77 12,6 24 40 90 253 kVA 484
Bild 15.56. Abweichungen des Stoßkurzschlussstromes nach GI. (15.168) und GI. (15.170)
für die Motoren 1 bis 8 nach Bild 15.55 bei Kabellängen l = 0 ... 150m
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 627
T2 Motorengruppe
M M1
OS t---1>-t-<Jr.----+i 3~ n1 x 7,77kVA
F3 f' U. = 0,66 kV
4 X M4
• --.= = Om
100m
- . r----
- ß ipMIEC
- --
= ßipMM
:::J 200m ~
15 X M1
:::J
+10 X M2
+1 X M3 "'1! ~
=•
--- -
t1 X M4 c
20 X M1 • p ,=
+20 X M2
~
+4 X M3
~
-~
+1 X M4 =~
50 X M1
+50 X M2
+2 X M3 c: ~
+1 X M4 = c
100 X M1
~ ~~
+100 X M2 :::J r----
= F='
- 40 - 20 0 20 40 60 80 100 %120 - 20 0 20 40 60 80 % 100
t.ipMfl -
Bild 15.57. Einfaches Beispiel für die Beiträge von Asynchronmotoren zum Stoßkurz-
schlussstrom in einem Industrienetz. Die den Kurzschlussstellen Fl bis F3 von den Nieder-
spannungs-Asynchronm otoren zufließenden Teilkurzschlussströme ipMIECFI bis ipMIEcr 3
wurden für eine Motorgruppe mit S,M = S,n berechnet
628 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
15.5.7
Thermisch gleichwertiger Kurzschlussstrom und Joule-Integral
(15.173a)
Dabei sind
I'~ Anfangs-Kurzschlusswechselstrom, I'k = !'~ 3 nach Gl. (15.91)
Tk Kurzschlussdauer ( Tk > tmin)
m Faktor für die thermische Wirkung des Gleichstromanteils im Kurz-
schlussstrom
n Faktor für die thermische Wirkung des Wechselstromanteils im Kurz-
schlussstrom
Folgen mehrere Kurzschlussvorgänge i bei i = 1, 2, ... r zeitlich aufeinander
mit geringem zeitlichem Abstand wie z. B. bei einer erfolglosen Kurzunterbre-
chung oder bei aufeinanderfolgenden Kurzschlussvorgängen während eines
Gewitters so, dass in der Zwischenzeit keine merkliche Abkühlung eintritt,
dann gelten die folgenden Berechnungsgleichungen:
r
I i dt = IJ;?(m; +n;) Tki = r;hrk
2 (15.172b)
i=l
r
mit rk = L Tki (15.174)
i=l
1 f
- · L..Jk; 2 ( m;
11
+n; ) 'T'
.Lk;
(15.73b)
Tk i=l
Dabei sind dann I'k, m;, n; und rki die dem einzelnen Kurzschlussvorgang i ZU-
zuordnenden Größen des i-ten-Kurzschlussstromes und seiner Dauer Tki·
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 629
Bei der Angabe der Größe des Joule-Integrals und des thermisch gleichwerti-
gen Kurzschlussstromes ist es notwendig, jeweils die zugehörige Kurzschluss-
dauer Tk anzugeben, weil auch die Faktorenmund n von ihr abhängig sind.
Zur Ableitung der Faktoren m und n geht man vom zeitlichen Verlauf des
von einem Synchrongenerator gelieferten dreipoligen Kurzschlussstromes
nach GI. (15.2b) bei generatorfernem Kurzschluss mit maximalem Gleich-
stromglied aus. Dabei kann man für den Zusammenhang zwischen T8N nach
GI. (15.5) und K"nach GI. (15.110) folgende Beziehung einführen:
XJ + XN __ 3
(I(
T N
__
(15.175)
g wr(rG + rN) 27tf In -1,02)
r 0,98
Zur Ableitung des Faktors m wird zunächst n = 1 eingeführt und man erhält
dann für den Faktormausgehend von GI. (15.172a) mit GI. (15.2b) und wr = w:
2
~ 1 2~ [
-~ ) (15.176a)
m=-----;;z fi~(t)dt -n=- f -coswt +e rgN dt -1
Ik Tk o Tk o
Nach Durchführung der Integration in den Grenzen zwischen 0 und Tk findet
man:
(15.176b)
In [15.65] wird angegeben, dass man die Glieder, die sinwTk und cos wTk ent-
halten, vernachlässigen kann, weil sie nur wenig zur thermischen Wirkung
beitragen. Ähnlich wurde bereits in [15.5] argumentiert. Der Faktor m in
[N15.1, 4.8 und Anhang A] wird deshalb ausgehend vom ersten Glied in GI.
l
(15.176b) berechnet mit TgN nach GI. (15.175), wenn auch in numerisch ver-
einfachter Form, wie im letzten Teil der folgenden Gleichung angegeben:
mlEC
TN [
= _g_ _ 2Tk )
1- e TgN =
3 (
e
+ 2wTk ln [
3
··-t,ozl -1
0,98
1 (e+4/Tkln(x·-l) -1)
2/Tkln(K"-1)
Bild 15.58 zeigt den Faktor m nach GI. (15.176b) für Tk = (0,01 ... 10)s bei K"=
1,8 und bei K" = 1,2 im Vergleich zu m 1Ec nach GI. (15.177) und als jeweils dritte
630 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
2,2
2 ...-.. '
1,8 .
~2
1,6
~·.·.
1 1,4
i'. 1,8
·.'
K=
.. . .
1,2
~·
..
E: 1
'l~
0,8
0,6
..
.~
~
~ .........
- '
0,4
~'--..... K= 1,2
0,2
-.I- ~--
0 .
........
!'' 3 ~
.
- .
I '"\:--
Bild 15.58. Faktoren m für 1\=1,8 und 1\= 1,2 (Beispiele, siehe auch Bild 15.59).1 m 1Ec nach
GI. (15.177) [N15.2]; 2m nach GI. (15.176b); 3m. nach GI. (15.178), Näherung für m
l
Kurve eine Näherung für m, die mit m. (Index a für Approximation) bezeich-
net wird nach GI. (15.178):
m. = Ji
TgN [
1- e
- ~~s 1
+ 2wTk -
4
( 1 2
] (15.178)
TkTgN -+w
TiN
Bei hohen Werten I( (I(= 1,8 in Bild 15.58) wird insbesondere durch das dritte
Glied in GI. (15.176b) dem ersten Glied eine sich sinusförmig ändernde Schwin-
gung überlagert, deren Amplitude mit steigender Kurzschlussdauer Tk schnell
abnimmt. Die Werte für m. unterscheiden sich hier nur wenig von mmc·
Bei kleinen Werten I( (I( = 1,2 in Bild 15.58) liegen die Ergebnisse für m
nach GI. (15.176b) merklich niedriger als die Ergebnisse für mmc nach GI.
(15.177). Die Ergebnisse für m. nach GI. (15.178) decken hier die Ergebnisse
für m ab, liegen also auf der konservativen Seite, auch wenn sie niedriger als
die Werte für m 1Ec sind. Bei I(= 1,1 ergibt sich ma"" 0 (siehe Bild 15.59).
Bei generatorfernem Kurzschluss mit n = 1 in Niederspannungsnetzen mit
niedrigen Werten I( wird die thermische Wirkung des Gleichstromgliedes mit
mmc eher zu groß berechnet; bei hohen Werten I( liefert m1Ec dagegen eher zu
kleine Ergebnisse, wobei diese Aussagen sich auf kleine Kurzschlussdauern
unter Tk = 0,1 s beziehen. Die Grenze zwischen diesen beiden Bereichen liegt
etwa bei I(= 1,7.
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 631
,\'\8 \ " ..
r\. 1,9
..
..
.
1··' ~\\ ..
\
\
\
.
~~
1\ '
\\\
1,7-
\ K
i\ \ . .
'
'
0,8
\\\ \ 1\ \ 1 \ \ ..
1,6 '
0,6
' \ 1\
1,5
r\
\ 1\
~~ r"\.1'.r--. 1\
.
"
1,4 \
r--, ......
0,4 '\. i\.
~ ~ t'-.. ~ 0 "'
1,3
r"\.
1 2... r-.. ' ..
t::: ~ t-- ~;:;::""' .. .. ..
0,2 r-......
;::::r-.
1.1...
.. . . .
I'
t::-- t- ~ r--_
-
0
0,01 0,02 0,04 0,06 0,1 0,2 0,4 0,6 2 4 6 s 10
T., (bei I= 50 Hz)
0,5 2 5 10 20 50 100 200 500
f .Tk -
Bild 15.59. Faktor m 1Ec nach GI. (15.177), mittlerer Teil, für die thermische Wirkung des
Gleichstromanteils im Kurzschlussstrom (vergl. Bild 15.58 für K= 1,8 und K= 1,2)
Bild 15.59 zeigt den Faktor m1Ec nach Gl. (15.177) [N15.1, Anhang A].
Im Bild 15.60 sind die Abweichungen l1m!Ec des Faktors m!Ec nach Gl.
(15.177) von m. nach Gl. (15.178) angegeben:
m - m
l1mlEC = IEC a ·100o/o (15.179)
m.
Man erkennt sehr deutlich, dass die Abweichungen l1m!Ec für kleine Werte I(
eine Rolle spielen.
Nachdem m bekannt ist, wird n ausgehend von Gl. (15.172a) wie folgt be-
rechnet bei w = Wr:
(15.180a)
632 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
300
% 1,2
250 '- K=
200
K= 1,3
150 K=1,4
K = 1,5
100 K= 1,6
1/
lj
0
K= 1,95
- 50
0,01 0,02 0,04 0,06 0,1 0,2 0,4 0,6 2 4 6 s 10
r..-
Bild 15.60. Abweichungen ßm 1Ec nach GI. (15.179) für K= 1,2 bis 1,95 abhängig von Tk
2
(15.180b)
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 633
( II!:_
k h
I~ ) 2
0
2
TkT;~ 0
(
-
2 )2
1
+ (2w) 2
(
1+ e
- 2 Tk
TJ'N
l
(wT;~ sin 2wTk - cos 2wTk)
r;~
(15.180c)
Dabei sind:
1 1 1 1 1 1
-=-+-0 -=-+-
T"
gN T"
dN TgN ' r;N r;N TgN
634 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Der erste Teil der Gl. (15.180c) stellt die Grundlage dar für den in IEC [N15.1,
Anhang A] verwendeten Faktor n, der hier deshalb mit niEc bezeichnet werden
soll. Führt man m = miEc nach Gl. ( 15.177) in diesen ersten Teil ein, so erkennt
man, dass miEc gerade dem letzten Glied des ersten Teils der Gl. (15.180) ent-
spricht.
Zur Ermittlung von nmc wurde nach [15.5] T~N = 0,1 · TciN eingesetzt und da-
mit ergibt sich dann auch TsN = (1111) TdN· Der erste Teil der Gl. (15.180c) mit
l(I'
m = miEc nach Gl. (15.177) wird:
n ----
ur:
1 T' ( 1-e _Iork
+~ l(I" ~-~ T' [ 1-e
I') + ~ 2 _ll (I'
TJN ~-1 )
l(I{;
TJN
rEc- I h)2 5 rk h Ik rk Ik
- - [ 1-e -
+TdN
5,5 Tk
1;:k
dN ---
h Ik
) )
I~ (I~
--1
Ik
(15.181)
Bild 15.61 zeigt das Ergebnis für niEc nach Gl. (15.181) abhängigvon Tk bei Ver-
hältnissen I'{Jik = 1,25 ... 10 [N15.1]. Die angegebenen Kurven sind unabhän-
gig von 1C, weil TgN nicht mehr vorkommt nachdem miEc eingeführt wurde. Bei
I'{l Ik = I!c Ih = 1, also bei generatorfernem Kurzschluss, setzt man n1Ec = 1. Wäre
ein Kurzschluss ohne Gleichstromanteil in allen drei Leitern des Drehstrom-
netzes möglich, so würde man n = 1 und m = 0 setzen können und erhielte
nach Gl. (15.173a): I1h = Ik.
Bei der Darstellung im Bild 15.61 für niEc wurde
und
(15.183)
x:J = 0,225; xci = 0,34 ""1 ,5 · x:J; xd = 2,35; Tci 0 = 10 s (Daraus ergibt sich dann
TciN nach Gl. (15.4); COSCf>rG = 0,8; Ufmax = UfmaxiUfr = 1,3.
Für die Berechnung der Ströme Ik, Ilc und h werden die folgenden Gleichun-
gen verwendet, wenn XN zwischen den Klemmen des Synchrongenerators und
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 635
1,0
Jl 0,5
~ ['\I'\""''\ ]\]'.. 0
2 .;::
)'..
0,4 I'..
2,5,
~""' ""
""t--
~ 1'-,1\r--..r--..
0,3
' 1'-, ,~
::!
0,2
""" r--..... "~t--, ........
0
............
r::::::::- t--
;-....
-
0.01 0,02 0,04 0.06 0,1 0,2 0,4 0,6 2 4 6 s 10
~ -
Bild 15.61. Faktor n 1Ec nach GI. (15.181) [N15.1,AnhangA] für den Modellgenerator [N15.2,
Tabelle 4) mit den im Text angegebenen Daten; I!Jh nach GI. (15.182) und T,;N nach GI.
(15.183)
I 'k-
- U'
(15.184b)
X.J +XN
-
I k- Ur
(15.184c}
xd +XN
Die Spannungen können ersetzt werden durch:
(15.185c}
636 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Man erhält:
Ik Ik /Ik
I
k
U
-
ll
· xd -xd
f u
= - - - - - _ _ : : _ _ _ _ ; . : _ _ _ _ __ _ __
+-P.
f II
xd -xd (IIIII) (15.186a)
U' xd -xdII U' xd -xdII k k
Ik Ik /Ik (15.186b)
Ik 0,88 + Ufmax · 0,134 · (Ik I h)
Mit Ufmax = 1,3 ergibt sich Gl. (15.182).Ausgehend von Gl. (15.4) findet man mit
Hilfe der Gin. (15.184b) und (15.184c):
' _
TdN 4,04s
- (15.187b)
Ufmax (Ik I I k)
Für Ufmax = 1,3 ergibt sich dann Gl. (15.183).
1,6
2
1,4 .... I
' '
''
'.
1,2 '
''
'
'
' .. ' )
·- ·-.-- 6-.
N :. '•
3 .
0,8
. ~~
<::: .......
I ~
'
0,6 .. ' '
'
0,4
.........
...........
0,2
r--.r--
1---r--
0
0,01 0,02 0,04 0,06 0,1 0,2 0,4 0,6 2 4 6 s 10
Bild 15.62. Faktoren n für I'{Jik = 8 bei K = 1,8 und für den Modellgenerator (siehe Text).
1 n1Ec nach GI. (15.181); 2 n nach GI. (15.180c); 3 n. nach GI. (15.188)
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 637
1
n =n +---
a IEC (IJ: / Jk)2
(15.188)
Aus dem Bild 15.63 erkennt man die Abweichung von niEc nach Gl. (15.189) be-
zogen auf n. nach Gl. (15.188):
n -n
,1niEC = IEC a ·100o/o (15.189)
n.
Bei kleinen Werten Kund geringen Kurzschlussdauern Tk < 0,1 s treten posi-
tive Abweichungen L1nmc auf. Die Berechnung nach IEC für die thermische
Wirkung des Wechselstromanteils im Kurzschlussstrom liefert somit ins-
638 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
I;tr~ =10
%
f1(I /I") = I thiEC /Ik"- I tha /Ik" . 100o/o = ~ m IEC + n IEC - ~ m a + n a . 100o/o
th k IEC I I I" ~
tha k m. +n.
(15.190)
Die zum Teil erheblichen Abweichungen 11n 1Ec nach Bild 15.63 wirken sich
auch auf 11(I1h/Ik)!Ec nach Bild 15.64 aus. Dies trifft auch zu, wenn bei genera-
torfernem Kurzschluss n = 1 gesetzt wird. Bild 15.64 zeigt, dass die Abwei-
chungen nach Gl. (15.190) bis auf den Fall sehr hoher Werte K"im positiven Be-
reich bleiben und bei kleinen Werten I( groß werden. Dies gilt auch bei n = 1
für den generatorfernen Kurzschluss mit Ik/Ik = 1, wenn auch in geringerem
Maße als im Bild 15.64 dargestellt.
Im Anhang A.22 wird die Berechnung von m, n und I1h/ I'k für ein einfaches
Netz an verschiedenen Kurzschlussorten gezeigt bei Generatordaten, die von
den Daten des Modellgenerators abweichen. Die Ergebnisse werden auch mit
Ergebnissen nach IEC [N15.1] verglichen.
15.5 Kurzschlussströme und ihre Berechnung 639
100
% r;trk=2 r;tr = 5
1 r;trk= 10
90 ..
80 ..
70
60 ..
I(= 1(: 1( : 1( :
50 ..
- 1,1 - 1,1 - 1,1
40 / / .. L
/ V/ - 1,3
1/ V/ - 1,3
.. / V/
- 1,3
V
/ V/
r- 1,5
\\/
V/ - 1,5
.. vV/ - 1,5
-&
10 ..
0
~ K, --3~ ..
~ ,.._
- 10
V'\_ r- 1,95
""--f- 1,95 ..
~ r- 1,95
0,01 0,1 1 s 10 0,01 0,1 1 s 10 0,01 0,1 s 10 0,01 0,1 1 s 10
rk - - Tt - - ~ -- ~ --
Bild 15.64. Abweichungen ~(I1h/ Jk) 1Ec nach GI. ( 15.190) für ausgewählte Werte I'k!Ik und K
Bei der Berechnung von l 1h/I'k in einem vermaschten Netz, in dem mehrere
Generatoren mit unterschiedlichen Daten (Turbo- und Wasserkraftgenerato-
ren) zum Kurzschlussstrom beitragen, berechnet man den Faktor m in guter
Näherung (weil das Abklingen des Gleichstromanteils im Kurzschlussstrom
im Allgemeinen von mehreren Gleichstromzeitkonstanten bestimmt wird)
nach Gl. (15.177) abhängig von TC an der Kurzschlussstelle. In vermaschten
Netzen wird auch bei generatornahem Kurzschluss Ikmax = I'k.maxM gesetzt (Ta-
belle 15.14, Gl. (15.136)) und damit dann I'k.!Ik = 1 und n =1 (Bild 15.61). Auf
diese Weise erhält man Ergebnisse für I1h!I'k, die in jedem Falle auf der siche-
ren Seite liegen. Bild 15.65 enthält I1hll'k = ~m + 1, abhängig von Tk mit dem
Parameter TC, für Kurzschlüsse in vermaschten Netzen mit mehreren Genera-
toreinspeisungen bei generatorfernem und generatornahem Kurzschluss.
640 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
1,8
K1
-
-13--· 1--- 1,999
1,7 r-
r· 0t\\ r=::::
1,975
-............, r--. ,
1,95
I
~ ........
r- - ,
""" 1Jr\. ~ "
1,5
\ ""' "\ \
1111
r;
1,4 1 ,~
\
\
~ \
\ \
~~ 1,7 \. 1\ \
\
1,3
\ I\
~ ~ ~F
\
1\1\
1,2 \. \
\3~·4 ," ', ~
\. I"
""
::\: ,'\ 1,5 '\
""·11 ·~"
1,1 1 -'• 1 r-.... .......
'-...:r--.. . . :::::
.......
Bild 15.65. Thermisch gleichwertiger Kurzschlussstrom J,h bezogen auf den Anfangs-Kurz-
schlusswechselstrom Il: (I,h!Il: = ~m + 1) in vermaschten Netzen mit mehreren unter-
schiedlichen Generatoren bei generatorfernem und auch bei generatornahem Kurzschluss
(Il:!Ik = 1 und n = 1)
15.6
Berechnung der Kurzschlussströme im per-unit- oder im
%/MVA-System
15.6.1
Physikalische, relative und semirelative Größen
Die Berechnung der Kurzschlussströme wird in der Praxis meist mit physika-
lischen Größen durchgeführt. Als Einheiten werden dabei praktischerweise
kV, kA, Q und MVA in Hochspannungsnetzen oder V, kA, mQ und kVA in Nie-
derspannungsnetzen verwendet. Die Gleichungen sind Größengleichungen
und somit invariant gegen über einem Wechsel in den Einheiten.
Daneben werden insbesondere in angelsächsischen Ländern Maschinen-
und Netzberechnungen auch mit relativen Größen des per-unit-System durch-
geführt. Das p. u.-System wird häufig im Zusammenhang mit Betrachtungen
für Synchronmaschinen verwendet. Zum Beispiel werden die Reaktanzen der
15.6 Berechnung der Kurzschlussströme im per-unit- oder im o/o/MVA-System 641
Synchronmaschine x~, x~, xd und Xq vom Hersteller in p. u. oder in o/o (p. u.-
Größe multipliziert mit 100%) angegeben (Tabelle A.4).
Im deutschsprachigen Raum werden Netzberechnungen teilweise auch mit
semirelativen Größen des o/o/MVA-Systems vorgenommen [15.13]. Berech-
nungen mit Größen des o/o/MVA-Systems eignen sich besonders gut für eine
rasche überschlägige Berechnung der Anfangs-Kurzschlusswechselstromleis-
tung SI:= -J3unii:. Impedanzen (Reaktanzen) der Betriebsmittellassen sich
dabei häufig leicht in o/o/MVA angeben.
Versteht man unter einer physikalischen Größe messbare Eigenschaften phy-
sikalischer Objekte, Vorgänge oder Zustände, von denen physikalisch sinnvoll
Summen und Differenzen gebildet werden können, so gilt als Rechenvorschrift:
Größe= Zahlenwert ·Einheit {15.191)
Als Beispiel kann man schreiben: U = {Uv} ·V, wobei die geschweifte Klammer
den Zahlenwert kennzeichnet und der Index auf die Einheit hinweisen soll. Als
relative Größe versteht man dann den Quotientenzweier gleichartiger physi-
kalischer Größen. Die Einheit einer relativen Größe ist damit definitions-
gemäß gleich Eins (1), weil die Gleichartigkeit voraussetzt, dass die beiden
physikalischen Größen mit gleicher Einheit angegeben werden. Die im Nenner
stehende Größe wird als Bezugsgröße bezeichnet und erhält den Index Bez:
Größe
Relative Größe = - - - - - {15.192)
Bezugsgröße
Als Beispiel für eine relative Spannung läßt sich schreiben: u = U/Usez =
{Uv} · V/{Usezvl ·V.
Bei Netzberechnungen im eingeschwungenen Zustand benötigt man zur
Kennzeichnung der physikalischen Zusammenhänge vier Größen (Grund-
größen). Gewählt werden meist die Spannung U, der Strom I, die Impedanz Z
und die ScheinleistungS in den physikalischen Einheiten V, A, Q und VA. Diese
Größen sind über das ohmsehe Gesetz (Z = Ul I) und die Leistungsgleichung
(S = UI oder S = .J3UI bei Drehstrom) gekoppelt, so dass man zur Bildung re-
lativer Größen (p. u.-Größen) nur zwei Bezugsgrößen frei wählen kann. Meist
werden Usez und Ssez gewählt. Für die bezogenen Größen (p. u.-Größen) wer-
z. s.
den U*, I., und eingeführt.
Bei einem System semirelativer Größen wie dem o/o/MVA-System wird von
den zwei frei wählbaren Bezugsgrößen nur eine gewählt (hier nur die Bezugs-
spannung Usez). In den Definitionsgleichungen für die semirelativen Größen
tritt deshalb nur die Spannug Usez auf. Beim o/o/MVA-System wird dazu noch
das %-Zeichen formal als Einheit benutzt, um so zu erreichen, dass alle vier se-
mirelativen Größen des o/o/MVA-Systems *u, *I, *Z und *s unter sich und von 1
verschiedene Einheiten haben und man so bei Berechnungen eine Einheiten-
kontrolle vornehmen kann [15.13].
Bei Netzberechnungen bietet es sich häufig an, Usez = Un zu wählen und z. B.
Ssez = 100 MVA. Bei der Behandlung elektrischer Maschinen dagegen kann es
vorteilhaft sein Usez = ur und SBez =Sr ZU wählen.
642 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
15.6.2
Definition der Größen des p. u.-Systems und des %/MVA-Systems
Tabelle 15.16 enthält die Definitionen für die vier Grundgrößen im p. u.-Sys-
tem und im o/o/MVA-System. Die angegebenen Gleichungen dienen gleichzei-
tig dazu die Größen von einem Größensystem in das andere umzurechnen. In
der Praxis wird häufig nur ein Teil der Umrechnungsbeziehungen verwendet,
wie später beschrieben.
Tabelle 15.16. Definition der p. u.-Größen und der %/MVA-Größen. (Der Stern rechts un-
ten vom Formelzeichen wird nach DIN 1304, Teil1 für relative Größen verwendet. Der Stern
links oben vom Formelzeichen soll die %/MVA-Größen kennzeichnen)
Spannung U v• U.=-
u *U =-·100%
U o/oc
UBez UBez
Strom I A• I.= IUBez *I=I·UBez MVA
SBez
ImpedanzZ Q• z. = Z SBez z
*Z =-·100% %/MVA
Uiez Uiez
• In der Praxis wählt man bei der Kurzschlussstromberechnung die Einheiten k V, kA, Q und
MVA im Hochspannungsnetz und V, kA, mQ und kVA im Niederspannungsnetz.
b In der Regel im Hochspannungsnetz angewendet, deshalb hier MVA als Leistungseinheit
c Das %-Zeichen wirdformal als Einheit eingeführt:%= 1/100.
Als Beispiel für die Anwendung der Tabelle 15.16 soll der Anfangs-
Kurzschlusswechselstrom I'k ausgehend von der Ersatzspannungsquelle
cUntJl = 1,1 · 20 kV/Ji an der Kurzschlussstelle mit der Kurzschlussimpe-
danz zk = 3 n behandelt werden:
Gro"ßeng1. h
elC ung:
cUn
h =y
II
- = 1,1·20
C
kV
= 4, 234 k A
-v3Zk -v3·3Q
Relative Größen (p. u.-Größen):
UBez = Un = 20 kV; Un• = Un!Usez = 20 kV/20 kV = 1 p. u.; Ssez = 100 MVA
z = z . Ssez = 3 n. 100 MVA = 0 75 .u.
k* k Uäez (20 kV) 2 ' p
I "_cUn*_
k•- ---c--- c
1,1·1p.u. _ 084
- , 7 p.u.
-v3Zk* -v3 ·0,75 p.u.
Miti. =I·UsezfSsez nach Tabelle15.16findetman:
15.6 Berechnung der Kurzschlussströme im per-unit- oder im %/MVA-System 643
S" _ c·100%
k- *Zk (15.193)
Sk" = 1,1·100%
= 146,67 MV A un d d araus
0,75%/MVA
I"_ S~ _ 146,67MVA = 4 , 234 kA
k- fiu n - f3 ·20kV
15.6.3
Kurzschlussstromberechnung im %/MVA-System
Ein einfaches Beispiel für die Berechnung mit p. u.-Größen ist in [N15.5] an-
gegeben.
Zwischen den %/MVA-Größen und den p. u.-Größen bestehen bei Beach-
tung von%= 1/100 die folgenden Beziehungen:
Man erkennt aus GI. (15.194), dass die folgenden Grundüberlegungen des
%/MVA-Systems sich leicht auf das p. u.-System übertragen lassen, zum Bei-
spiel die Überlegung für den Korrekturfaktor KtB nach GI. (15.203) zur Be-
rücksichtigung der von den Verhältnissen der Netznennspannungen abwei-
644 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Transformator 'Z r-
- Ukr (15.197a) SrrinMVA
(Zweiwicklungs- Srr ukr> URr in%
Transformator) 'Z:TK = 'Z:r ·Kr
*R r--URr
- (15.197b) Kr nach Gl. (15.29)
~
Srr
'Xr =~*Zlt-*Rlt (15.197 c)
S,p uk" uR,
Kraftwerksblock 'Z:sK = Ks( &G+* &r) (15.199) 'Z:G nach Gl. (15.198a)
mit Stufenschalter 'Z:r nach Gl. (15.197)
K5 nach Gl. (15.56)
~ u,G
*
Kraftwerksblock &soK = Kso( &G+* &r) (15.200) 'Z:G nach Gl. (15.198a)
ohne Stufen- 'Z:r nach Gl. (15.197)
schalter K50 nach Gl. (15.64)
Q
~
UG
Kurzschlussstrom- 'Z n-
- ukD (15.202) Srn =.J3 Unlrn in MVA
Begrenzungs- Sro nach Tabelle 15.6
Drosselspule 'Ro << 'Xo Uko in%
~
Uko• I,o
Tabelle 15.18. Berechnung der Anfangs-Kurzschlusswechselström e in F1 und F2 des Netzes nach Bild 15.67. Vergleich von Berechnungen mit Re- 0\
Berechnung mit Reaktanzen in Q Berechnung mit Reaktanzen in o/o/MVA Berechnung mit Reaktanzen in o/o/MVA
ohne KtB mit K, 8
cmQ *X _ llOo/o
1 X--- 4,43667 0,03667 *XQKt = 'XqK,q 0,03355
o- S"kQ o- S"kQ
c
1:1
5 3jj4 x3 11 4 6,70635 ~ 0,1491l 3114 0,05438 ~ 18,38665 3114 0,05071 ~ 19,72027 0..
~
....
5a x3ll4/t~r2 0,05071 - - N
(')
"'::r
6 XrzusK = KrzXrzus 0,31302 *X _ K UkrT2 0,31302 8"'
rzK - rz S,rz 'XrzKKt = 'XrzKKtrz 0,31302 "'
"'er
(1)
Pl
1:1
7 5a+6 0,36373 ~ 2,74933 5+6 0,36740 ~ 2,72181 5+6 0,36373 ~ 2,74933 "0
"'....
-· -
c
(')
::r
c
1:1
~
1:1
Vl
-o-.
tJ;j
<1)
....
<1)
n
::r
::I
Tabelle 15.18 (Fortsetzung) .:
::I
C1Q
0..
<1)
Berechnung mit Reaktanzen in Q Berechnung mit Reaktanzen in %/MVA Berechnung mit Reaktanzen in %/MVA ....
ohne Km mit Km ~
N
....
Betriebsmittel Q 1/Q Betriebsmittel %/MVA Betriebsmittel n
"'
MVA/% %/MVA MVA/% ::r
i:"
8 1,29257 -7 0,77365 x;G2 1,1724 -7 -7
XG2K 0,85295
'X G2K = KGz--
= KG2XG2 *XG2KKt = *XG2KKtG2 1,29257 0,77365 "'"'~....
SrG2 o:
8
<1)
9 7118 xkF! 0,28385 f- 3,52298 7118 *XkFI 0,27974 f- 3,57476 7118 *XkF!Kt 0,28385 f- 3,52298 §"
'1::)
<1)
~
-...]
648 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
r ..- Umlauf - 1
1- - ...,._ -1
I 7
F
un
I •
I I
- - - - - - .._ - - - - - - Rücksprung von B nach F - - - - - -+- - - - - - - -
U,1 E Eingangsseite des Transformators auf dem Hinweg des Umlaufs von F bis B mit einem
Rücksprung zu F
Um, Ausgangsseite des Transformators beim Hinweg des Umlaufs
K,B = (u u
rTI E .
U rTIA U rT2A
rT2E .•••. u (u
rl•T J
U rl vT
2
. rBJ
Un
2
(15.203)
Ist das BetriebsmittelBeine Leitung, so tritt die Nennspannung Un1 des Netzes, in der sich
die Leitung befindet, an die Stelle von U,6 in GI. (15.203);
Ist das Betriebsmittel ein Ersatznetz am Anschlusspunkt Q, so ist UnQ anstelle von U,6 in GI.
( 15.203) einzusetzen.
Bild 15.66. Korrekturfaktor K, 8 für Betriebsmittel B in Netzebenen, die mit der Kurz-
schlussstelle über die Transformatoren T 1, T2, ... T v verbunden sind
15.7
Mechanische und thermische Kurzschlussfestigkeit
15.7.1
Grundüberlegungen zu Kurzschlusskräften
--·- _.. _
8 ') ~ ~
....
I
I
/ '
\
~ ''
I I
I
iu il2 il3
-
+---® i1 ~ ®-----+
F' F'
F1
'' '' I I
a b c
Bild 15.68a -c. Kraftbeläge F' zwischen stromdurchflossenen, langgestreckten und paralle-
len Leitern (Hauptleitern). a Runde Leiter mit eingezeichnetem magnetischen Feld; b Sam-
melschienenanordnung mit den Strömen iu, il2 und iL3 (bei dreipaligern Kurzschluss);
c Seilanordnung am Freileitungsmast und die Ströme iu, il2
Setzt man iI = - iz = {2 I'{sin ( (J)t + (/Ju - 11 + {2 I'k. e- t!TgNsin ( r+ (/Ju) und Y"" rr/2
sowie e- t!T,N "" K'- 1, so findet man für die größte Kraft:
Dabei wurde ir = K'{i. Ik eingeführt. F ist die Gesamtkraft auf den Leiter mit
der Länge 1zwischen zwei Stützpunkten bei parallelem Schienenverlauf und
damit gleichmäßiger Verteilung der Kraft über der Länge.
Der Abstand a ist der wirksame Abstand zwischen den beiden stromdurch-
flossenen Leitern. Bei runden Leitern ist der wirksame Abstand a dem Schwer-
punktabstand s gleichzusetzen. Bei rechteckigen Leitern (Stromschienen wie im
Bild 15.68b und im Bild 15.69) ist der wirksame Abstand a in der Regel größer
als der Schwerpunktabstand s. Bild 15.69 enthält das Verhältnis als abhängig vom
Schwerpunktabstands für Stromschienen mit b = 1 bis 16 cm und d = 1 cm (obe-
rer Teil des Bildes). Nur wenn die Schienen wie im unteren Teil des Bildes 15.69 in
Kraftrichtung liegen, ergeben sich Verhältnisse als< 1. Nach [N15.6] sollen die
Werte bei d = 10 cm und b = 1 cm als Grenzwerte behandelt werden. Der obere
Teil des Bildes gilt auch, wenn die Hauptleiter aus mehreren Teilleitern bestehen.
In Drehstromanlagen mit der typischen Einebenenanordnung der Sammel-
schienen wirkt bei dreipoligem Kurzschluss die größte Kraft auf den in der
Mitte liegenden Leiter. Im ungünstigen Fall des generatorfernen Kurzschlusses,
bei dem der Wechselstromanteil im Kurzschlussstrom nicht abklingt, kann man
mit Bild 15.68b und den dort angegebenen Zählpfeilen für die Ströme und die
auf die drei Leiter wirkenden Kräfte, folgende Gleichungen verwenden:
(15.207a)
15.7 Mechanische und thermische Kurzschlussfestigkeit 651
1
3 -ls>d}I-+
F' F'
a I '
d=1 cm
s
2
0.7 +---------l------+----1----+--'l------1----+---------+-----<~
1 2 4 6 8 10 20 40 60 cm 100
s
Bild 15.69. Wirksamer Abstand a zur Berechnung der Kraft F nach GI. ( 15.206) im Verhält-
nis zum Schwerpunktabstands bei Rechteckschienen
iu = ,/2r;-[ sin ( '"' + "'" - r + 23') +e _" ,., sin ( r- "'" - 23')] ( 15.207 c)
Für die Kraftbeläge auf die Leiterschienen ergibt sich mit Hilfe der Grundglei-
chung (15.205):
' -f.1o
F.LI= . . 1 f.lo . . 1 f.lo . (. 1 . )
- l u l LZ - - - l u lL3 - = ---Zu I L2 + - zL3 (15.208a)
21t a 21t 2a 21ta 2
T:'
~ LJ = -Jlo- lL3lL2-
. . 1 +- . • 1 = - - -Jlol L .3 (.tL +-
J1o lLJlu-
2
1 lu
. ) (15.208c)
21t a 21t 2a 2na 2
Führt man die Ströme der Gln. (15.207) in die Gleichungen der Kraftbeläge
ein, so ergibt sich nach einigen Umformungen für den Leiter L2 mit dem
höchsten Kraftbelag [15.8, 15.37, 15.40]:
51t) + 2e __
-cos ( 2rot + 2cpu- 2y- 6 t
TgN cos ( rot+ 2cpu- 2y- 6
51t)
R' = J!!!_(fi.I'') 2 -f3
L2 21ta k 2
-2~
- 51t
-e TgN cos ( 2cpu - 2y- 6 )
(15.209a)
Der Maximalwert des Kraftbelages wird nach einem Kurzschluss bei cpu =
l
5n/12 auftreten. Nimmt man näherungsweise an, dass OJt = 1t gilt (Maximal-
wert 10 ms nach Kurzschlusseintritt), so ergibt sich bei Y'"' n/2:
=J!!!_(fi.IJ,.')Z
2na 2
.J3 [1+e- 1 ~g:sl 2 =J!!!..._·
2na 2
.J3 ·i 2
P
(15.209b)
Dabei wurde als Näherung IC'"' 1 + e-Ioms/TgN'"' 1 + e-JRIX eingeführt. Bild 15.70a
zeigt den zeitlichen Kraftverlauf F~2 für R/X = 0; 1C = 2 (strichpunktiert) und
für R/X = 0,07; IC'"' 1,8 (ausgezogener Verlauf mit dem bezogenen Maximum
.J3
von IC2 /2 '"'2,85 bei t'"' 9,6 ms). Der Kraftverlauf nach Gl. (15.209a) setzt
sich aus einem nicht abklingenden Anteil mit doppelter Netzfrequenz, ei-
nem abklingenden Anteil mit Netzfrequenz und einem abklingenden Gleich-
anteil zusammen. Nach dem Abklingen des Gleichanteils im Kurzschluss-
strom verbleibt eine Schwingung mit doppelter Netzfrequenz und dem Mit-
telwert Null.
Bild 15.70b zeigt den ungünstigsten zeitlichen Verlauf des Kraftbelages der
Leiter Ll und L3 bei dreipoligem Kurzschluss (bei unterschiedlichem Kurz-
schlusseintritt). Das bezogene Maximum mit'"' 2,65 bei t'"' 9,6 ms ist etwa 7 o/o
kleiner als im Leiter L2. Zusätzlich zu den schon bekannten Anteilen in F~2 tritt
hier noch ein konstanter Gleichanteil auf. Nach dem Abklingen des Gleichan-
teils im Kurzschlussstrom verbleibt eine Komponente mit doppelter Netzfre-
quenz und einem bezogenen Mittelwert von 3/8 = 0,375, wie man aus der
nachfolgenden Gleichung erkennt [15.37]:
15.7 Mechanische und thermische Kurzschlussfestigkeit 653
R'
u
= ___}!!]_ (-fi.I") 2 f3
2na k 2
+e _rgN
_t [ cos ( mt+2<Pu -2y+(5 -lcosmt 1tl f3 l
+e
-- 1
2t
TgN [
2cos (
1t
2<Pu -2y+(5 + 4l
-y3
Cl
(15.21Ga)
fjl fjll
Auch hier für F~ 3 ergibt sich das Maximum des Kraftbelages bei <Pu= 5n/12:
R'
L3max
= ___}!!]_ (-fi.I") 2
2na
J32 {J34 + _!_ + e -~~g:s (1 + 2
+ e- ·;goNms (_!_ +
k 2 2 2 4
1 1
- + -cos (2mt + 2cpu- 2y)
2 2
F,
k2
= ___}!!]_ ( f3 {2
2na 2
!"]2
k
- 2e rgN cos (mt +<Pu- y)cos (<Pu - y)
2. t
(15.211 b)
Die Darstellung im Bild 15.7Gc zeigt die bezogenen Kraftbeläge bei I(= 2 (ge-
strichelt) und bei R/X = G,G7, I("" 1,8 (ausgezogen).
654 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
4 4,------,----,
- - - - - - - - 3,46
3
1
F'L2 2
.!:1. (Y2r1 )2
2n 1
-1
a 0 0,01 0,02 0,03 0,04 s 0,05 10,01 10,02
t- t-
4 4 ,...-----,----,
3
1 2
F(U.l31
.!:1.
2n
(Y2 r1 j2 1
-1
b 0 0,01 0,02 0,03 0,04 s 0,05
t-
4
3
1
F'k2 2
.!:1. (Y2 r1 )2
2n 1
-1 ~-~---+--~--+--~
c 0 0,01 0,02 0,03 0,04 s 0,05
t-
Bild 15.70a-c. Größte bezogene Kraftbeläge bei dreipoligem und bei zweipoligem Kurz-
schluss bei R/X =0 (K = 2)- strichpunktierte Kurven- und bei R/X = 0,07 (K"" 1,8) -aus-
gezogene Kurven. a Mittlerer Leiter 12 bei dreipoligem Kurzschluss; b Außenleiter Ll, L3
(unterschiedliche Winkel ({Ju) bei dreipoligem Kurzschluss; c Benachbarte Leiter bei zwei-
poligem Kurzschluss
15.7 Mechanische und thermische Kurzschlussfestigkeit 655
Zur Berechnung der maximalen Kraft auf biegesteife Hauptleiter (H) wird
deshalb nach [N15.6] die folgende Gleichung verwendet:
(15.213)
Dabei ist iP/n der auf jeden der Teilleiter entfallende Anteil des Stoßkurz-
schlussstromes, lr die größte Länge der Teilleiter zwischen zwei Zwi-
0+---~-----+----1-----r---_,
0 4 8 12 16 cm 20
b - -+
656 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
sehenstücken (Tabelle 15.19) und ar der wirksame Abstand der Teilleiter, der
bei runden Leitern dem Schwerpunktabstand entspricht und bei Rechtecklei-
tern Bild 15.71 zu entnehmen ist.
15.7.2
Beanspruchung biegesteifer Leiter und Stützpunktbeanspruchung
~<-I•- - e - - - t
FH·f=FH
+++++++
A--x ~
M~~e
Q
C/2
I
C/2
h~
a t FA tF 8 b c "Ymax
Bild 15.72a-c. Hauptleiter auf zwei Stützen, gelenkig gelagert (MA = M8 = O); E Elasti-
zitätsmodul (Bild 15.79 ); ] Flächenträgheitsmoment (Gl. {15.217) ). a Kraft F~ 1= FH und Auf-
lagerkräfte FA und F8 ; b Biegemomentenverlauf Mmax = F~F/8; c Biegelinie Ymax = -5F~l 4 /
{384 EJ)
Bei x = 0 und bei x = l wird M = 0. Mmax ergibt sich bei x = l/2 in der Mitte zwi-
schen den Auflagern A und B.
_ _
M (l I 2 ) - M max - -1 FHI 12 - -1 FH1 [2 -_ -1 FH1 [2 -_ -1 FH l (15.215b)
4 8 8 8
Die Beanspruchung (J' des Materials des Hauptleiters ist vom Biegemoment M
und dem Widerstandsmoment W (section modulus) abhängig. Die maximale
Hauptleiterbeanspruchung (Tabelle 15.18) ergibt sich in diesem Fall zu:
1 1 1 x 3 +d/2 1 ( d3 d3 ) 1
f
x=+d/Z
~) =-J = - x 2 bdx=-b [ - ] = - b - + - =-bd 2
a e Y d I 2 x=-d/ 2 dI2 3 -d/ 2 d I 2 24 24 6
(15.217a)
.-•
y! '
. ...........Flt ................ ~
X
dQ=dY · dZ
-- t"''
.. '
-
a b
Bild 15.74a, b. Anordnung zur Berechnung der Formänderungsarbeit AF durch eine Einzel-
kraft F. a Durchbiegungfan der Stelle der Kraft F; b Querschnittsfläche q und l = f fdq =
(1112) db 3 q
15.7 Mechanische und thermische Kurzschlussfestigkeit 659
1 ' 2
( ) = F8 x--FHx
Mx (15.221 a)
2
Setzt man M(x) in Gl. (15.220b) ein, so findet man:
1 x=l
AF = - - I
(
F82 x 2 -F8 FHx
' 3
+FH'2 -X
4) dx=--
1 (
F 2 [3 ' [4
8 --F8 FH-+FH
'2 zs )
-
2EJ x=O 4 2EJ 3 4 20
(15.222a)
~F~-~~~
LI.: j j q)M M
e
e
i Fs i FA A
a b c
Bild 15.75a-c. Einseitig eingespannter Hauptleiter (statisch einfach unbestimmte Lage-
rung). a Auflagekräfte FA, FB, Einspannmoment MA; b Momentenver lauf; c Biegelinie. (Aus-
gezogene Linien gelten für "starre" Einspannung, gestrichelte Linien gelten beim Minimum
der maximalen Momente)
660 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
ddx2 y=M(x)=~[2l3~-4(~) 2
] {15.223a)
l
2 E] 8E] 1 1
3
dy = [3 [ i ~ (~)1 2 - i3 (~) +c {15.223b)
l
dx 8E] 2 1 I
dy F~ ( MA 1 2 1 3 )
{15.225b)
dx = E] - F~ x+4 1x -6x +C1
Y =F~
- ( -1-MA
- x2 +-1 1x 3 - -1 x 4 +C x+C ) {15.225c)
E] 2 F~ 12 24 I 2
l () l
gilt damit:
F~[l x x 2
M(x)=-8- -4 l 2 +41 -3 (15.224b)
Bei x = l/2 ergibt sich M(x = l/2) = ( li24)F~ [2. Damit wird für die Biegelinie im
Bild 15.76c (ausgezogene Linie):
(15.226)
Die größte Durchbiegung in der Mitte bei x = l/2 ergibt Ymax = - F~ 14 /(384 EJ).
Sie liegt damit bei 1I 5 der maximalen Durchbiegung der Schiene mit freier Auf-
lage im Bild 15.72 c. Die tatsächliche Durchbiegung wird zwischen den beiden
Werten liegen und wird so bestimmt, dass Mmax ein Minimum wird. Dies trifft
l
zu für
F~[l X X 1
M(x)=-8- [ -4 ( l ) 2 +4 z-2 (15.227)
Hiermit findet man dann für das größte Moment: 0,5 · F~ F/8 bei x = 0, bei
x = l und bei x = l/2 und damit einen Faktor ß = 0,5 in der Tabelle 15.19 nach
[N 15.6]. Dieser Momentenverlauf bei "nicht absolut starrer" Einspannung ist
im Bild 15.76 gestrichelt eingezeichnet.
Für die Berechnung der Biegelinie gilt damit:
y
0~---------....
a b c
'' ... _., /
/
e
F~ e= FH
a l l l zsl ~
l
i FA i F8
Bild 15.77a-c. Mehrfach gelagerter Hauptleiter (n ~ 3). a Anordnung mit Kräften; b Biege-
momentenverlauf; c Biegelinie
15.7 Mechanische und thermische Kurzschlussfestigkeit 663
Tabelle 15.19. Berechnungsgleic hungen für die Hauptleiter (H)-, die Teilleiter (T)- und die
Stützpukt (S)-Beanspruchun gen von biegesteifen Drehstromschien en durch den Kurz-
schlussstrom; Faktoren a, ß und y [N15.6, Tabelle 3] sowie V F, V., und V Ku nach Bild 15.78
± e;;l '
f'g:
Zwischenstück (k = 2)
;'j a1
Hauptleiterbeansp ruchung Teilleiterbeanspru chung Stützpunktbean-
spruchung
F, _ f.lo
11 - 2n:
.J3 i 2 !_
2 Pa
(15.212) F-r f.lo
--· ( ip
2n:
-
n
r-lr
aT
(15.213)
Fs = VF VKUaFH ( 15.229)
FH l PT /T Größtmögliche Werte
CJ11 = VaVKuß- (15.230) CJT = VaTVKuT-- (15.231)
8W 16 Wr von VFVKu:
D"tot
Ohne Kurzunterbrechun g (KU) 2,7 für ::::; 0,37
0,8 R p0,2
VaVKu =1 (15.232) YaTVKu = 1 I (15.233)
0,8 Rp0,2
Mit dreipoliger Kurzunterbrechun g (KU3) (Jtot
VaVKu = 1,8 (15.234) YaT VKu = 1,8 I (15.235)
für 0,37 < (Jtot <
CJ11 ::::; q · Rpo,z (15.236) OT::::; R po.2 (15.237) 0,8 Rp0, 2
a to t
(Jtot = CJ11 + <J'r ::::; q · Rpo,z (15.238) 1,0 für 1,0 ::::;
0,8 Rp0,2
Fs ::::: Mindestbruchlast
der Isolatoren unter Be-
achtung des Angriffs-
punktes der Kraft
a, aT wirksamer Abstand der Hauptleiter, Teilleiter (Bild 15.69, Bild 15.71); Rpo,z Streck-
grenze (zur Bedeutung siehe Bild 15.79); q Verformungsfaktor, bei Rechteckquerschn itten
q = 1,5 (Anhang A.21)
q Werte zwischen 1 und 1,5 zu, bei Rechteckschienen z.B.: q = 1,5, so ist nach
Auftreten eines maximalen Kurzschlussstromes eine gewisse bleibende plasti-
sche Verformung möglich, die jedoch erfahrungsgemäß die Betriebstüchtig-
keit der Anlage nicht beeinträchtigt.
Die einfache Berechnung mit den Angaben in der Tabelle 15.19 kann in be-
stimmten Fällen eine Überdimensionierung der Leiter und der Befestigung
ergeben, siehe das Beispiel am Ende des Abschnitts. Eine genauere Berech-
nung erfordert die Bestimmung der natürlichen Leitereigenfrequenz fc, die
von der Lagerung bzw. Einspannung (Faktor yin der Tabelle 15.19), vom Stütz-
abstand l, vom Elastizitätsmodul E, vom Flächenträgheitsmoment] des Leiters
und von der Masse je Längeneinheit m' = m!l abhängt.
Je= [z ~ (15.239a)
Diese Gleichung lässt sich unmittelbar auf die Hauptleiter anwenden, wenn sie
aus einfachen Schienen bestehen, also nicht in Teilleiter unterteilt sind.
Besteht der Hauptleiter aus Teilleitern mit Rechteckquerschnitt, so ist die
maßgebliche Eigenfrequenz des Hauptleiters nach [N15.6] wie folgt zu be-
rechnen:
(15.239b)
Der Faktor c kann abhängig von der Anzahl der Versteifungselemente oder der
Abstandshalter dem Angang A.21 entnommen werden. Sind keine Verbin-
dungsstücke vorhanden, so ist c = 1 zu setzen.
Für die Berechnung der Teilleiterbeanspruchung soll die Eigenfrequenz wie
folgt bestimmt werden:
} cT
+ = 3,56
[Z
~Elr, (15.240)
T mT
Für ywurde der Faktor wie für einen beidseitig eingespannten Leiter einge-
führt (Tabelle 15.19). Die Flächenträgheitsmomente J und Ir sind zu berech-
nen oder dem Anhang A.20 zu entnehmen.
Bildet man fc!f oder fcrlf, wobei f die Betriebsfrequenz des Netzes ist (z. B.
50 Hz), so kann man die Faktoren VF, V0 und V0 r aus dem Bild 15.78 ablesen
und in die Gleichungen für Fs, FH, und Fr in Tabelle 15.19 einführen, um so eine
bessere Näherung für diese Kräfte abhängig von der Nähe zur Resonanz zu
finden. Abhängig vom Stoßfaktor K: gelten unterschiedliche Kurven. In Fällen
ohne automatische Kurzunterbrechung ist VKu= VKur= 1 zu setzen.
15.7 Mechanische und thermische Kurzschlussfestigkeit 665
3
I · 1 r1g
dre1po
rh
I
I
2 I
VK\J, VKUI
......
I
r-- zweipolig
1/
~ v ....-::::
L
;:: >< V j Vr
---
V
......... ....... 1--' d ..............: ::.--:::: ...........
:.- .........
......
f.-- ...............
c,. . ............
:....- ;........ .......
~
.......
...... .....- a
-
0
0,02 0,05 0,1 0,2 0,5 2 5 10
::rlf' ~
-
1
,............-: t:---:
...........
,-e v !--" 1--"1--- v !--"~-""
0
0,02 0,05 0,1 0,2 0,5 2 5 10
f.!! oder f,rff - --
Bild 15.78. Faktoren VF, V", Var und VKu• VKuT bei drei- und zweipoligen Kurzschlüssen.
a: K:= 1,60; b: K:= 1,40; c: K:= 1,25; d: K: = 1,10; e: K:= 1,00
OE -
<::>-
I
~ I Material Rpo.2 E
c
II
I N/mm2 N/mm 2
=
c: I RpO.Z
::::>
c:
c: I E-CuF30 250. 360 110000
n>
c.
(/) I E-AIF10 70 . 120 65000
I E-AIMgSi0,5 120 . 180 70000
0 0,2% Dehnung c
e bxd ld s s, s
w w
!._
~~ ~ ~ ~1! 11! 1 1!1
m~
7
'ID
a
m b c
Bild 15.80a-c. Drehstromsammelschiene mit n > 3, l = 0.9 m, s = 0,21 m, sT = 2d, q = bxd
= 60 mmx 10 mm, m' = 1,62 kg/m, E = 70 000 kg/mm 2, Rpo.z = (120 .. . 180)N/mm2 (Bild
15.79). Bei zwei Teilleitern pro Hauptleiter ohne, mit einem oder mit drei gleichmäßig ver-
teilten Zwischenstücken
PH = J.lo
27t 2
.J3 i 2
Pa
.!_ = 4 7t ·I0-7 Vs
21t Am 2
.J3 (20 kA)2 °• 9 m = 296,9 N
0,21 m
Nach Bild 15.69 gilt bei s =0,21 m: a ""s. Bei der numerischen Auswertung der
Gleichung ist zu beachten, dass 1 VAs/m = 1 N gilt.
Bei Verwendung von zwei Teilleitern (n = 2) berechnet man die Kraft auf die
Teilleiter nach GI. (15.213), wenn kein Zwischenstück vorhanden ist, wie folgt:
2 2
PT= J.lo ( iP ) !:.I_= 47t · 10- 7 Vs ( 20 kA ) 0,9 m = 529 ,4 N
27t n aT 21t Am 2 0,034 m
2000 '
FT(Ol)!
/
N '
''
''
1500
''
''
;.: ~
''
FH/ /
1
l
1000 '' 100
'
F ' a
'' '
'
' ~ II (Ql. llj
''
v·
/. : FT(ll)
500
. '' ' 50
.. .
' '
''
V
'
.·
~ 11 (3l)
'
0
.. 0
a 0 10 20 30 40 kA 50 b0 10 20 30 40 kA 50
;p - - + ip
Bild 15.81 a, b. Ergebnisse für die Kräfte Fund die Biegebeanspruchungen a der Sammel-
schienenanordnung nach Bild 15.80 abhängig vom Stoßkurzschlussstrom iP. a Kräfte FH
und Fr; b Biegebeanspruchungen aH, <Yr, 0"101
Die zulässige Biegebeanspruchung ergibt sich aus Rpo,z min = 120 N/mm 2 (Bild
15.79) und dem Faktor q = 1,5 für Rechteckschienen (Anhang A.21): CTHzul =
qRpo,z min = 180 N/mm 2• Die Biegebeanspruchung CTH ist abhängig von ir im Bild
15.81 b dargestellt.
Besteht jeder Hauptleiter aus zwei Teilleitern, so wird die Hauptleiterbean-
spruchung bei keinem Zwischenstück (0 Z) oder einem Zwischenstück (1 Z)
[N15.6] für iP = 20 kA wie folgt berechnet (W = 2 Wy = 2 · 1 cm3):
_ ß FH l _ 296,9N·0,9 m _
CTH(OZ,IZ)-Va VKu - - -1· 0,73 - 12,2N/mm 2
8 ·W 8 · 2 · 1 cm 3
Bei drei Zwischenstücken, die als Versteifungselemente angesehen werden
können, erhält man mit W = 0,6 · W 0 = 5,2 cm3 nach Tabelle A.20:
_ ß FH I _ 296,9 N · 0,9 m _
CTH( 3z1 - VaVKu - - - 1 ·0,73 -4,7N/mm 2
8· W 8·5,2 cm 3
Für die Teilleiterbeanspruchung CTT nach Gl. (1 5.231) ergibt sich mit VcrT VKuT
= 1 bei der vereinfachten Berechnung im Fall ohne Zwischenstück (0 Z) und
bei iP = 20 kA:
668 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Mit einem Zwischenstück bei lr = 0,5 · l wird CJr(JZ) = 14,9 Nlmm 2 und mit
drei Zwischenstücken bei lr = 0,225 · l wird CJr( 3z) = 7,5 Nlmm 2 jeweils bei ir =
20 kA. Auch diese Teilleiterbeanspruchungen sind in das Bild 15.81 b eingetra-
gen. Nach GI. (15.237) gilt crzul::;; Rpo,z·
Wenn die Hauptleiter Teilleiter aufweisen, muss man auch die totale Bean-
spruchung CJ101 = CJH + CJr auf ihre Zulässigkeit überprüfen mit CJ101 ::;; q · Rpo, 2
nach GI. (15.238). Bild 15.81 b zeigt, dass die Anordnung mit einer Schiene bis
iP = 50 kA kurzschlussfest ist. Bei zwei Teilleitern wird die Beanspruchung
dann besonders klein, wenn man drei Zwischenstücke als Versteifungsele-
mente einsetzt.
Für die Stützpunktbeanspruchung Fs ergibt sich unabhängig von der An-
zahl der Teilleiter mit der vereinfachten Berechnungsmethode nach GI.
(15.229) bei a = 1,1 (Innenstütze, Tabelle 15.19) und VF ·VKu= 2,7 (Nach Ta-
belle 15.19: CJ1011(0,8 Rp0,2 ) = 0,25::;; 0,37 bei CJ101 = CJH = 24,4 Nlmm 2 ):
Fs = VF VKuaFH = 2,7 · 1,1 · 296,9 N = 881,8 N
Für die Berechnung mit dem ausführlichen Verfahren [N15.6, 2.2.2.6] unter
Berücksichtigung der Eigenfrequenz (der maßgeblichen natürlichen Fre-
quenz) findet man für die Anordnung mit einer Schiene pro Hauptleiter nach
GI. (15.239 a):
Tabelle 15.20. Leiter- und Stützpunktbeanspruchung bei zwei Teilleitern (Bild 15.80c);
VKu= 1
FH l 296,9N ·0,9 m
<JH = Va VKvß- = 1,0 ·1,0 · 0,73 = 24,4 NImm
8W 8·1 cm 3
Fs = VF VKva FH = 2,0 ·1,0 ·1,1· 296,9 N = 653,2 N
Für den Fall, dass die Hauptleiter zwei Teilleiter aufweisen, verwendet man Gl.
( 15.239 b) zur Berechnung der Frequenz fc mit Hilfe des Faktors c nach Anhang
A.21, wobei vorausgesetzt werden soll, dass die Zwischenstücke als Verstei-
fungselemente dienen. Für die Masse eines Zwischenstücks 60 mm x 60 mm x
10 mm ergibt sich mz = 1,62 kglm · 0,06 m = 0,0972 kg.
f
Jc(IZ)-
_,r_~EJ.,
[2 m~
-095 3,56
- ' (0,9 m)2
70000 kg I mm 2 · 0,5 cm 4
- - - - = - - - - - - - - - = 61,4 Hz
1,62 kglm
Für die Ermittlung der Teilleiterbeanspruchung ist die Frequenz fcr nach Gl.
(15.240) zu verwenden:
15.7.3
Beanspruchung in Hochspannungsanlagen mit Seilen
b Nach [ 15.81] gelten folgende Bereiche als typisch: I = (7 ... 20) m bei 110 kV; I = (5 ... 22)
m bei 220 kV; I= (8 ... 22) m bei 380 kV.
' Nach [ 15.81] gelten folgende Bereiche als typisch: a = (2 ... 2,5) m bei 110 kV; a =
(4 ... 8) m bei 220 kV; a = (4,5 ... 10) m bei 380 kV.
d v(J VKu= 1; ß = 0,73 nach Tabelle 15.19 Netzbetrieb ohne Kurzunterbrechung.
e a = 1,25 nach Tabelle 15.19 bei zwei Spannfeldern.
1 O'zut = qRpo, 2 = 1,31 · 160 N/mm 2 = 210 N/mm2, q nach Tabelle A.21.
g Ausgehend von Fs muss das Biegemoment am Fuß des Stützisolators berechnet und mit
der Mindestbruchlast verglichen werden. Entsprechende Überlegungen sind auch für die
Unterkonstruktion durchzuführen.
672 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
L1 L2 L3 L1 L2 L3
a mill
Bild 15.82. Grundmuster der Seilbewegung bei dreipoligem und bei zweipoligem Kurz-
schluss. Seilbewegung in der Mitte des Spannfeldes
15.7 Mechanische und thermische Kurzschlussfestigkeit 673
force) und die Seilzugkraft beim Herunterstürzen des Seils von einer hoch
ausgeschwungenen Position nach dem Kurzschluss Ff (drop force) werden
deshalb für den zweipoligen Kurzschluss berechnet ebenso wie die größte
Annäherung. Wie bereits begründet, wird dabei der Anfangs-Kurzschluss-
wechselstrom 1);2 verwendet:
F ,_llo
-
J"2L~_Ilo
~ -
-~J"k 2 L~ (15.241)
27t a l 21t 4 a l
Dabei ist l, die gespannte Seillänge, während l die Gesamtlänge des Spannfel-
des ist zwischen zwei Befestigungspunkten. Bei aufgelegten Seilen ist l, = [,bei
abgespannten Seilen ist l, = l- 211 wobei 11 die Länge der Abspannisolatoren ist.
Die Seilbewegung während des Kurzschlusses wird stark beeinflusst vom Ver-
hältnis r des Stromkraftbelages F' und des Gewichtskraftbelages G' nach Gl.
( 15.242) und weiter von der maßgeblichen Eigenfrequenz, die vom Durchhang
und damit auch von der statischen Seilzugkraft F51 abhängt. Bild 15.83 zeigt
schematisch drei charakteristische Fälle der Seilbewegung während und nach
dem Kurzschluss, wobei jeweils nur der linke Leiter gezeichnet wurde (vergl.
Bild 15.82).
Die bei tri• eingezeichnet in Bild 15.83, kurz nach dem Kurzschlussbeginn
(0,05 ... 0,1 s) auftretende Kontraktionskraft zwischen zwei oder mehr vorhan-
denen Teilleitern (Seilen) eines Hauptleiters wird mit Fpi (Pincheffekt) be-
zeichnet. Sie wird mit dem dreipoligen Kurzschlussstrom l'k. berechnet.
Beim Teilbild 15.83 a mit bm < 70° tritt die maximale Seilzugkraft F1 etwa am
Kurzschlussende bei t1 "' Tk auf. Die Kraft Ff tritt nicht auf, weil das Seil ge-
dämpft zurückschwingt und keine Fallbewegung durchführt.
Beim Teilbild 15.83b bewegt sich das Seil nach Kurzschlussende bis zu ei-
nem Punkt an dem die kinetische Energie weitgehend aufgebraucht ist und
stürzt dann ab, wobei ein Fallmaximum der Seilzugkraft Ff zum Zeitpunkt tr
auftritt.
Bild 15.83 c zeigt, dass das Seil mit hoher kinetischer Energie verschiedene
Bewegungsbahnen mit mehrfacher Rotation durchlaufen kann, und dass da-
bei auch ein Absturz aus einer ungünstigen Position möglich ist.
Bild 15.83 a -c. Seilbewegung in Spannfeldmitte (schematisch), abhängig von der Größe des
Winkels Om bei zweipoligem Kurzschluss zwischen LI und L2. Gezeichnet wurde nur die Be-
wegung des Seils LI. a Seilbewegung bei Om < 70°; b Seilbewegung bei 70°::; Om < 180°; c Seil-
bewegung bei Om 2: 180°
674 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Mit dem Kraftbelag F' nach Gl. (15.241) und dem Gewichtskraftbelag G'
wird in [N15.6] eingeführt:
F' F'
r""-=--- (15.242)
G' n · m~ gn
Dabei ist m~ der Massenbelag des einzelnen Seils, n die Anzahl der Teilleiter
(Seile) und gn = 9,81 m/s 2 die Fallbeschleunigung.
Für die Schwingungsdauer der stromlosen Seilparabel gilt für kleine Aus-
schwingwinkel, wenn bc der Durchhang in der Mitte ist und wenn bc « l zu-
trifft:
(15.243)
Dabei ist 81 der Winkel gegen die Senkrechte, der sich bei stationärem Angriff
der Kraftbeläge F' und G' für das Seil einstellen würde.
81 = Arctanr (15.245)
Mit diesen Einflussgrößen ergibt sich nach [N15.6] ausgehend von der Bewe-
gungsdifferentialgleichung des Pendels für den zeitlichen Verlauf des Winkels
8 während der Kurzschlussdauer, wenn der übliche Bereich 0 < r < 10 einge-
halten wird:
(15.246a)
8m 1 = 1,25 · Arccos (1- r · sin8k) bei 0,766::; (1- rsin8k)::; 1.0 (15.247 a)
15.7 Mechanische und thermische Kurzschlussfestigkeit 675
I I
I I
I
,1 6m0.25 0m0.5 1 6m1.0 I 6m1.S
,
I I I I
I I I I
I
I I I I
I I I
I
I
, I I
"
""
I I
I
""
I ;
/
I /
;
"
~
/ ;
/ ; ;
; ;
I /
; ; 61
V
I
"" ....:.--~~- ~- --~
-- --------
I
I ~",.-:;; ,.,""'
.-1 V
~
;
"
;.·'/"
;
~
;
" ;
/
/
;
" "" ~
/ ; ;
;
;
6 k1.0
#,/ / .............. ~
.?~
1 /:_"~~~ "ns
oo
0 2
, _4 6 8
Bild 15.84. Ausschwingwinkel 81, c\ und Om eines Seils abhängig von r nach GI. ( 15.242) bei
Tk = 0, I s, mit dem Parameter des Durchha ngs bc (in Meter, angefügt als zusätzlicher Index).
Der Übergang zwischen Om 1 und 8m 2 liegt bei etwa 50°
Bild 15.84 zeigt ein Beispiel für die Winkel der Seilbewegung bei Tk = 0,1 s. Mit zu-
nehmender Kurzschlussdauer werden sich die Winlel <\ und 8m rasch erhöhen.
Beispiel: Ausschwingen der Seile in einer Hochspannungs-Schaltanlage:
Daten: Ik = 25,6 kA; Tk = 0,1 s; l = lc= 10m; a = 2,5 m; bc = 0,5 m; m$ = 2 kglm
Mit diesen Daten ergibt sich nach den oben behandelten Gleichungen:
r ('
in der Praxis unterscheiden zwischen statischen Seilzügen und Durchhängen
bei Temperaturen von - 20 oc und + 60 °C.
Tre, ~
~ 1-1~ 8?
(
~ 1-1~ 1,107 2
r,919 s
(Bild 15.84)
Da (1- r · sin<\) = 0,51 gilt 8m 2 nach Gl. (15.247b):
Om = 0,1474 +Are cos (1 - r · sin <\) = 0,1474 +Are tan 0,51 = 1,212 ~ 69,5°
(Bild 15.84).
Die Seilbewegung entspricht somit dem Prinzip im Bild 15.82a für 8m < 70°.
Wesentliche Änderungen in den Ergebnissen des vorstehenden Beispiels
ergeben sich, wenn sich r nach Gl. (15.242) verändert, wie Bild 15.84 zeigt.
Zur Übersicht soll das nachfolgende Bild 15.85 dienen für 81, <\, 8m und
Tres bei einem Seil mit m~ = 2 kg/m für Kurzschlussströme im Bereich von 5 kA
3,0i - - + - - t ---J
/ '-1-- - t - - - t - - - l
6
6 j 6m
2 ,5 i--+---l---+--l-"+--~ 2,5t - - t ---ll-l---t---+- - + - - l
o.s V 6t
o~~-+--~--~-+--~~
5
0~~~~~~-4--~
Bild 15.85a,b. Winkel 8 1, (\, Dm und T,es bei ms = 2 kg/m, a = 2,5 m; b, = 0,5 m, I, = /.
a Tk = 0,1 s; b Ik = 25,6kA
15o7 Mechanische und thermische Kurzschlussfestigkeit 677
15.7.4
Thermische Kurzschlussfestigkeit
m codlJ =
0
J~h - 1- 0
[1 + a2o(l3-- 20 °C)] dt (15.250)
1(20 q
678 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
Dabei ist m = p · [. q die Masse des Leiters und p seine Dichte (auf das Volu-
men q ·lbezogene Masse). Aus Gl. (15.250) ergibt sich für den Temperaturan-
stieg d 1J im Zeitintervall dt:
J2 1
d7J = ____!!:!._ • [1 + a 20 (1J- 20°C)] dt (15.251)
q2 p·c·Kzo
Für den Anstieg der Temperatur von 7Ja unmittelbar vor dem Kurzschluss auf
die Temperatur ?Je am Ende der Kurzschlussdauer Tk gilt:
f
o. 1 +
1
a 20 (1J- 20°C)
. dt =( Jth )
q
2
. 1
p · c ·K 20
fdt
0
(15.252a)
(15.253)
Die Größe ME in den Gln. (15.253) und (15.254) fasst die Materialeigenschaf-
ten wie folgt zusammen (siehe Tabelle 15.22):
(15.255)
Bild 15.86 enthält die Endtemperaturen ?Je nach Gl. (15.253) abhängig von S1h
und 7Ja bei Tk = 0,1 s und Tk = 1,0 s. Nach [N15.6] soll für blanke Leiter aus
Kupfer, Aluminium und Aldrey eine Temperatur von ?Je= 200°C nicht über-
schritten werden. Bei Stahl wird 7Jemax = 300°C empfohlen.
15.7 Mechanische und thermische Kurzschlussfestigkeit 679
I th-
<I thr - Jf- Tk
bei Tk :2: Tkr (15.256b)
Tabelle 15.22. Materialeigenschaften ME für die Berechnung von äe nach GI. (15.253) und
die Bemessungs-Kurzzeitstromdichte Sthr nach GI. ( 15.254) [N 15.6], [ 10.8]
VAs
kg K- kg K Qm K
( ~)2
mm 2
·S
Cu 390 8900 56 . 106 0,0039 49,84. 10 3
Al; Al!St 910 2700 34,6. 106 0,004 21,38 . 103
St 480 7850 7,25. 106 0,0045 6,071 . 103
Pb 130 11300 4,67. 106 0,004 1,715. 103
680 15 Kurzschlussströme und Kurzschlussbeanspruchungen
1 i--:-:!-:-c~7!+1-=+'=-=-+---+---+-"'>"9--l
150
D,
0 ~4--+--~4--+~~+-~~ a~~-+~-+-~-+~-+-~
a 20 40 60 80 100 120 140 160 _A_ 200 b 20 40 60 80 100 120 140 160 _A_ 200
Si l l - -+ mm2 s~~~ - mm2
Bild 15.86a,b. Kurzschlussendtemperatur bei Tk = 0,1 s und Tk = 1,0 s abhängig von der
thermisch gleichwertigen Kurzschlussstromdichte S,h = / 1h/q. a Kupfer; b Aluminium,
Aldrey, Al!St -Seile
200 200
A ......... ......... A
mm 2 ......... ...........
......... J i?-, Cu mm 2 Al
........... 300 °C
160
r--. r---. 160
t 140 ~ :::::
........... 25~...........
--::::-
.........
..........
200
-.. . . . .........._18~ !'----
i'-.....
........
!""--
.........
t 140
.......... .......... i'-..... ...........
1120
- -
' 160 ......... 1120 -.1-- D,
........
...........
.........
........ l 4b'"'-......., 1'-- .......... ..........
120,......., ...... ..........
~
100 ::::--. r- r- ~'-3oo
. oc-- i-.
r-
"' "' "
V,)
.........
~ ......... ::::::t- ~Po -
"100~~ .....,
' I'. ........
..... ........... ~180200. r- r-
-
-, ..........
80 80 ...........
:::: ~"';';::-
'" "1\-"
..:::: r--.
-- 120 40 ........... ..... ~ ...........
,.. 300 of', .........
60 - ; 25o o't - 60
Fe 2oo ot - ~
r-
1-
~
r- '-
~·
100 .......... ..........
oc
..........
.......... 1'-- r--. !""--
..........
40 40
20
0
1\\ 20
0
" "" " I'-- \ \
a 20 30 40 50 60 70 80 90 100110 oc 130 b 20 30 40 50 60 70 80 90 100110 oc 130
.?-, - -+ a, -
Bild 15.87 a, b. Bemessungs-Kurzzeitstromdichte S,h, nach GI. (15.254) bei Bemessungs-
Kurzschlussdauer Tk, = 1,0 s. a Ausgezogene Kurven: Kupfer; gestrichelte Kurven: Stahl
(Bänder Profile, Seile); b Aluminium, Aldrey, Al!St -Seile
15.7 Mechanische und thermische Kurzschlussfestigkeit 681
5th-
< S thr Jfk
..,.. r = JthrJfkr
..,.. (15.257)
lk q lk
Die Bemessungs-Kurzzeitstromdichte Srhr ist im Bild 15.87 angegeben oder
kann nach Gl. (15.254) berechnet werden, wenn man angemessene Werte für
ä·a und [}e = 1Jc zu! einführt. Bei Al/St -Seilen soll der Kern aus Stahldrähten bei
der Bestimmung von S1h = I 1h/qA1 nicht berücksichtigt werden. Bei Kabeln wird
die thermische Kurzschlussbelastbarkeit auch ausgehend von Irhr beurteilt bei
Irhzul = Irhr ~Tkr I Tk und Irh ~ Jth zul [10.32]. In Kabeltabellen wird dann der Be-
messungs-Kurzschlussstrom des Leiters (bei Tkr = 1 s) angegeben. Darüber
hinaus kann die thermische Kurzschlussbelastbarkeit von Metallmänteln und
Schirmen eine Rolle spielen, z. B. auch bei langdauernden Erdschlussströmen
in Netzen mit isoliertem Sternpunkt oder mit Erdschlusskompensation.
Die thermisch zulässige Stromdichte für die Leiter von Niederspannungs-
oder Mittelspannungs-Cu-Kabeln erreicht bei PVC-Isolierung etwa 115 A/ mm2
bei Tkr = 1 s, während bei VPE-Isolierung etwa 140 A/mm2 erreicht werden. Bei
Al-Leitern von Niederspannungs- und Mittelspannungskabeln werden bei Tkr =
1sthermisch zulässige Stromdichten von nur etwa 75 bis 80 A/mm2 erreicht. Bei
sehr großen Querschnitten gelten zum Teil etwas kleinere Werte.
Das folgende Beispiel soll zeigen, bis zu welchem Kurzschlussstrom die in
Bild 15.8Gb dargestellte Sammelschienenanordnung in einer 10-kV-Schaltan-
r
s ll'l
SO,S
ll'lrul
10 20 30 40 kA 50
r; --+
15.8
Begrenzung der Kurzschlussströme
Steigende Kurzschlussströme und Erdkurzschlussströme durch zunehmende
Netzvermaschung und durch Einspeisung einer größeren Zahl von Kraftwerks-
blöcken in ein vorhandenes Netz können dazu führen, dass die Investitionen
neuer Anlagen steigen, dass ältere im Netz vorhandene Anlagen an die Grenze ih-
rer mechanischen und thermischen Kurzschlussfestigkeit gelangen und ertüch-
tigt oder sogar neu gebaut werden müssen, dass die Aufwendungen für den Ein-
bau von Schutzmaßnahmen gegen zu hohe Gefährdungsspannungen erheblich
ansteigen und dass die Zerstörungen an und in der Nähe eines Kurzschlussortes
erheblich zunehmen. Es kann daher wirtschaftlich oder sogar technisch not-
wendig sein, die Kurzschlussströme bei symmetrischen und unsymmetrischen
Kurzschlüssen mit Erdberührung durch besondere Maßnahmen zu begrenzen.
In Ausnahmefällen dagegen sind hohe Kurzschlussleistungen erwünscht,
zum Beispiel beim Anschluss eines Lichtbogenofens oder eines anderen Ab-
nehmers mit stark wechselnder Leistungsaufnahme an einer bestimmten
Stelle des Netzes, ohne dass dadurch andere Abnehmer durch Lichtflimmern
gestört werden (Abschn. 12.6.1).
Bei den Begrenzungsmaßnahmen für Kurzschlusströme kann man Maß-
nahmen im Netz, Maßnahmen in einzelnen Anlagen und Maßnahmen mit
Hilfe einzelner elektrischer Betriebsmittel unterscheiden.
Maßnahmen im Netz:
• Wahl höherer Nennspannung einzelner Netzteile unter Beibehaltung der
Leistung einspeisender Transformatoren (z. B. im Mittelspannungsnetz,
Wahl von 20 kV anstelle von 10 kV).
• Aufbau einer überlagerten Spannungsebene und damit Unterteilung des
vorhandenen dann unterlagerten Netzes in mehrere Gruppen (z. B. Ein-
führung von 380 kV bei einem vorhandenen 220- oder 110-kV-Netz).
15.8 Begrenzung der Kurzschlussströme 683
1)
k3
k3
s r------1-
/+-----r-
--~--
5 _--_,__----~
~
GVA 3 0 4 8 12 16
a Si o - b Anzahi N -
Bild 15.89a, b. Kurschlussstrombegrenzung durch Netzaufbau und Leitungsdämpfung.
BeispielllO-kV-Netz mit Einfachleitungen. a Strahlennetz; b Vielecknetz. l) An die Stelle
der Netzeinspeisung können auch Kraftwerksblöcke treten
Maßnahmen in Anlagen:
• Betrieb mit Mehrfachsammelschienen (z. B. zwei Betriebssammelschienen
und eine Reserve- oder Umgehungssammelschiene).
• Betrieb mit offener Längskupplung und verteilter Einspeisung auf die Sam-
melschienenabschnitte (Kupplung nur wenn eine Einspeisung ausgefallen
ist).
• Einsatz eines schnell öffnenden Kuppelschalters in einer Anlage (Bild
15.90b).
• Einsatz von Kurzschlussstrom-Begrenzungsdrosselspulen (Bild 15.91a) in
Abgängen oder im Zuge einer Sammelschiene (u. U. überbrückt mit einem
"!5 -Begrenzer", d.h. einer Einrichtung zur Begrenzung des Stoßkurz-
schlussstromes ip) in Nieder- und Mittelspannungsnetzen. Der Einsatz von
Kurzschlussstrom-Begrenzungsdrosselspulen in Netzen mit Un ~ 110 kV
ist, wenn nicht vermeidbar, mit besonderer Vorsicht zu planen, z. B. auch um
Stabilitätsschwierigkeiten der dorthin einspeisenden Kraftwerksblöcke zu
vermeiden.
• Einsatz von Sicherungen oder strombegrenzenden Schaltern (im Nieder-
spannungsnetz). Bild 15.92 zeigt dazu Beispiele. Beim Einsatz strombe-
grenzender Sicherungen und Schaltgeräte muss auf die Selektivität des An-
sprechens geachtet werden.
a b KS
A B
a
R s
R
1()2 s
7
kA
;p= 1,5v'2r; J ~~
i ... -,
'
Vi\ \
I /
/
- ip=42kA
- ~ ~~
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I
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1\ 1f 30A
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17' 7 200
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~ 6
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J-1 v
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.\ \
\
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• 1~ 6A
7
I
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' \
\ i\
\ \
\
\
4-1D-1
~9~s; 2
10-3 1 I" \ 1\ ~ I'
100 • o kA1!J2 6-10-2310-1 1 • 63 100 1 • 63 101 kA4-10 1
a I ;- -
0
~
List. I
16.1
Überblick
Planung und Betrieb von Hochspannungsnetzen erfordern Überlegungen
und Maßnahmen zur Sternpunktbehandlung des Netzes. Die Art der Stern-
punktbehandlung hat wesentlichen Einfluss auf die Größe der bei Fehlern mit
Erdberührung auftretenden Ströme, auf betriebsfrequente Spannungser-
höhungen und transiente Überspannungen (Kap. 17). Insbesondere bei gro-
ßen Erdkurzschlussströmen müssen Schutzmaßnahmen getroffen werden,
um eine Gefährdung von Mensch und Tier auszuschließen.
Für die Bemessung von Erdungsanlagen und zu ihrer Beurteilung werden
unterschiedliche Methoden angewendet. Diese lassen sich nach vier Merkma-
len ordnen [ 16.25]:
a) Vorgabe der Form der Erdungsanlage und der Anschlüsse der Betriebsmit-
tel,
b) Vorgabe der zulässigen Erderspannung,
c) Vorgabe der zulässigen Berührungsspannung- und Schrittspannung,
d) Vorgabe des höchstzulässigen Stromes durch den menschlichen Körper.
Erder-
Transfor- spannung UE
mator
(Betriebs-
mittel)
Bezugserde -
Eirlleterder
Spalte~ 1 2 3 4
snr ~ ~ Gfir
behandlung Sternpunkt kompensation zend geerdet Erdung
2 2 2 2
3 3 3 3
E E E
'
1 1
Xo ~ 3wCE Xo< 3wCE
Erdfehlerfaktor 6 .,.,(3 "'(1,0 ... 1,1) .,[3 (0,8 ... 1,0) .,[3 (0,75 ... ~0,8).,[3
ULEmaxl(rJ'I.J3)
Uomaxl ( rJ> I .J3 ) "'0,6 .,[3 "'0,6 .,[3 ("' 0,45 ... 0,6) .,[3 ("' 0,3 ... 0,45) .,[3
Spalte~ 1 2 3 4
16.2
Sternpunktbehandlung
16.2.1
Einführung
16.2.2
Netze mit isoliertem Sternpunkt
Bild 16.2. Erdschluss des Leiters Ll in einem Netz mit isoliertem Sternpunkt Die verteilten
Leiter-Erde-Kapazitäten sind zu Ersatzkapazitäten CE= C0 zusammengefasst
16.2 Sternpunktbehandlung 691
(16.2)
Bild 16.3a zeigt den zeitlichen Verlauf der Leiterspannungen uu, uL2 und uu
bei einem Erdschluss des Leiters Ll. Angenommen wird, dass der Erdschluss
beim Scheitelwert der Spannung auftritt, nach einer 50-Hz-Halbwelle erlischt
und dann u. U. beim nächsten Scheitelwert der Spannung uu neu zündet. In
den Bildern 16.3 b und 16.3 c sind die Effektivwertzeiger der drei Spannungen
llu, llLZ und llu vor und nach dem Eintritt des Erdschlusses aufgezeichnet.
Nach dem Eintreten des Erdschlusses mit ZF = 0 gilt UL2"" Uu"" Ub. Die Anhe-
bung der Spannung von U/ f3
auf U bezeichnet man als betriebsfrequente
Spannungsanhebung.
Die transiente Überspannung uü unmittelbar nach Erdschlusseintritt im
Bild 16.3 a wird durch den Überspannungsfaktor kLE beschrieben, wobei die
Überspannung auf den Scheitelwert der betriebsfrequenten Leiter-Erde-Span-
nung utE = fi. Ub/ f3
im fehlerfreien Zustand bezogen wird.
-
kLE- uü
(16.3)
fi.ub tf3
r 2,0
1,5
l> 1,0
~ 0,~ -f-<---\....-!--+---H--+"':__----',.___."---t----ftt+-+-- b
~-05
-1 .0
j•ub
: - l1
!/ME : !!u =0
- 1,5 - - - - - · - - +- - - - - - - - - - - - -
'
-2,0 '
. . I
'
' ------------ ..' -------------
- 2,5 ---- --~-
a ic. tl___---'-!1+-L--~
-~i-----+f~.J._____-•
v ""
Löschung r erneuter I
Erdschluss
Bild 16.3 a- c. Spannungen der Leiter eines Netzes mit isoliertem Sternpunkt bei Erdschluss
des Leiters Ll. a Zeitlicher Verlauf der bezogenen Spannungen bei Erdschluss im Span-
nungsmaximum (P 1 ), Erlöschen (P 2 ) und Wiederzünden (P 3 ); b Zeigerdiagramm vor dem
Erdschluss; c Zeigerdiagramm nach dem Eintritt des ersten Erdschlusses (P 1) bis zur Lö-
schung (P 2 )
692 16 Sternpunktbehandlung und Erdung in Hochspannungsnetzen
16.2.3
Netze mit Erdschlusskompensation
1
3Xn = 3roLn = WL 0n = - - (16.5)
roCE
16.2 Sternpunktbehandlung 693
-
IQQI<S(Qlf-r..---.x~----.,__ _ __ _ L1 D
!--+-____,_ _ _ _ L2 jwCe• Ge
~~~'-~~-+--+-~-r--L3 ~~~Jo l ee
! Roll 3 3 !!o
00
a b
Bild 16.4a, b. Erdschluss des Leiters LI in einem Netz mit Erdschlusskompensation.
a Netzaufbau, vereinfacht; b Ersatzschaltung im Nullsystem (vereinfacht)
Vernachlässigt man XoL und X0 r, so ergibt sich aus Bild 16.4b für die Admit-
tanz des Nullsystems an der Fehlerstelle:
. 1 . Roo - jXoo
Y0 = GE+ JWCE + . = GE+ JWCE+ 2 2
(16.6)
Roo + JXoo Roo + Xoo
Mit R00 « X00 wird daraus:
. Roo- jXoo
Xo =GE+ JWCE+ - - - - (16.7}
Xbo
Nach Ausklammern von wCEfindet man:
(16.8a)
Führt man d für die Dämpfung im Nullsystem und v für den Verstimmungs-
grad ein, so erhält man abgekürzt:
mit
Ice - Io lo
v=l---- ---=1-- (16.9}
wCEXoo Ice Ice
(16.10}
Bei einer Abstimmung der Löschspule nach Gl. (16.5} wird v = 0 und 10 "" Ice .
Vernachlässigt man R0 , so gilt dann [0 = 3U0/X0 = Ice = 3wCEU0 •
Mit Z1 = Z2 « l!Xo und llo "" - Un!-13 findet man den Reststrom an der
Fehlerstelle:
(16.11 a)
694 16 Sternpunktbehandlung und Erdung in Hochspannungsnetzen
(16.11 b)
Wird v = 0, also roCEXon = 1 oder Xn = 11(3roCE), so ist der Reststrom ein rei-
ner Wirkstrom. Zum Wirkreststrom tragen auch die Ströme über die Ablei-
tungswiderstände insbesondere der Freileitungen bei. In der Praxis auftre-
tende Oberschwingungsströme wurden hier vernachlässigt.
In Freileitungsnetzen kann der Reststrom meist kleiner als 10o/o des kapa-
zitiven Erdschlussstromes gehalten werden. Vorausgesetzt werden dabei etwa
gleichgroße Leitererdkapazitäten für die drei Leiter des Netzes. Bei großer ka-
pazitiver Unsymmetrie scheitert eine Abstimmung der Erdschlusslösch-
spule(n). In Kabelnetzen erreicht man IRest"" (0,3 ... 0,04}Ice·
Die kapazitive Unsymmetrie des Netzes führt bereits im fehlerfreien Be-
trieb zu einer Sternpunkt-Erde-Spannung (Verlagerungsspannung), die ihren
Maximalwert bei v = 0 erreicht. Man nutzt die Abhängigkeit der Verlage-
rungsspannung von v, um über Regler auch bei einer Änderung des Netzzu-
standes die Abstimmung einzuhalten [1.24: Abschn. 2.1.5.3.2]. Die Abstim-
mung wird durch Verstellen des Spulenstromes In an Tauchkernspulen oder
Spulen mit Anzapfungen [16.54] vorgenommen. In der Regel stellt man In et-
was höher als Ice ein [1.24].
Bild 16.5 zeigt die Aufzeichnung der drei Leiter-Erde-Spannungen eines 60-
kV-Freileitungsnetzes bei Erdschluss im Leiter L3, wobei der Fehler in unmit-
telbarer Nähe der Registriereinrichtung auftrat. Die Ausgleichsschwingung ist
nur schwach ausgeprägt.
Bild 16.6 zeigt die Magnetbandaufzeichnungen der drei Leiter-Erde-Span-
nungen beim Erlöschen eines Erdschlusses, bei genauer und zum Vergleich
bei ungenauer Kompensation. Bei ungenauer Kompensation (Bild 16.6b)
stimmt die Eigenfrequenz des aus der Erdschlusslöschspule und der Netzka-
16.2.4
Netze mit niederohmiger Sternpunkterdung
Ein Netz mit niederohmiger Sternpunkterdung liegt dann vor, wenn der Stern-
punkt eines oder mehrerer Transformatoren oder Sternpunktbildner unmit-
telbar oder über strombegrenzende Impedanzen geerdet ist und der Netz-
schutz so ausgebildet ist, dass es auch bei einem einpoligen Fehler mit Erd-
berührung an beliebiger Stelle des Netzes zur selbsttätigen Ausschaltung
kommen muss. Die Wirksamkeit der niederohmigen Sternpunkterdung wird
durch den Erdfehlerfaktor 8beschrieben:
8= ULEmax
(16.12)
UbJfi
Dabei ist ULEmax der höchste bei Erdkurzschluss (oder einem anderen Fehler
mit Erdberührung) im Netz auftretende Wert der betriebsfrequenten Span-
nungen Leiter gegen Erde, während Ub die Leiter-Leiter-Spannung vor Fehler-
eintritt ist oder zum Beispiel beim Zusammentreffen von Entlastung und Erd-
kurzschluss die Leiter-Leiter-Spannung, die sich allein durch die Entlastung
ergeben würde. Bei niederohmiger Sternpunkterdung tritt ULEmax an der Kurz-
schlussstelle auf, während in Netzen mit isoliertem Sternpunkt oder mit Erd-
schlusskompensationder Höchstwert der Leiter-Erde-Spannung durch kapa-
zitive Spannungsanhebung in der Regel entfernt von der Fehlerstelle auftreten
wird. Der Erdfehlerfaktor ist also nicht rein mechanisch zu bilden, sondern
unter Berücksichtigung des Fehlerfalles und der Sternpunktbehandlung im
Netz.
Ein ausgezeichneter Fall der niederohmigen Sternpunkterdung ist die so-
genannte starre Sternpunkterdung mit einem Erdfehlerfaktor 8 s 1,4. Dieser
Fall wird in Netzen mit Un = 220 kV und darüber angestrebt.
Eine Darstellung der Berechnung des einpoligen Erdkurzschlusses und der
Spannungen der nicht vom Kurzschluss betroffenen Leiter ist im Abschn.
13.4.2 gegeben. Vernachlässigt man die Impedanz ZF (Lichtbogenimpedanz)
an der Kurzschlussstelle F, und setzt Z2 = Z1 für den ersten Kurzschlussaugen-
blick, so gilt bei Erdkurzschluss im Leiter LI:
U -- ·{3 Z. 1 - !!Z.o U -
-Lz - J 2Z 1 + Z.o -ql -
_!_J3
2
[1+ 2Z.{3 I Z.o + J·] U
-ql
(16.13a)
1
(16.13b)
Verhältnis angeben zu können, werden hier die Gin. (16.13) durchllq 1 dividiert
und man erhält:
(16.14a)
(16.14b)
Der Erdfehlerfaktor <\ 1bei einpoligem Kurzschluss ist der größere der beiden
Werte <\IL2 und <\ 113 . Wird der Quotient Z1IZ0 reell, so gilt <\1= <\IL2 = <\IL3.
Wählt man als Beispiel ZoiZ 1 = X0/X1 = 4, so ergibt sich nach GI. (13.67) 1~/1~3
= 0,5 und aus den Gin. (16.14) <\1= <\IL2 = <\ 113 = 1,32.
Für den zweipoligen Kurzschluss mit Erdberührung ohne Lichtbogen-
widerstand in den Leitern L2 und L3 gilt bei Z2 = Z1 für den Leiter LI
u-LI -- 2+ z Iz u
3
-ql
(16.15)
-1 -0
(16.16)
Wählt man als Beispiel Z0/Z1 = X 0 /X 1 = 4, so ergibt sich 1~E 2 E/1~3 = 1/3 und nach
GI. (16.16) <\ 2E= 1,333. Man erkennt, dass hier ök2E > <\ 1gilt. Dies trifft bei R 1
= R0 = 0 im Bereich 1 ::::; X0/X1 ::::; 4,4 auch zu. Man hat jeweils den größeren der
Erdfehlerfaktoren <\ 1oder <\ 2Ezugrunde zu legen.
Bild 16.7 gibt einen Überblick über die Größe des Erdfehlerfaktors und des
zugehörigen Verhältnisses 1~1 /1~3 abhängig von X0/X1 bei X2 = X1, R 2 = R 1= 0
und Zr= 0. Der Bereich links von X0/X1 = 0 ist unzulässig für den Betrieb, er
würde bei einer Sternpunkterdung über eine Kapazität auftreten. Es ist bereits
gefährlich, wenn man in einem Netz mit Erdschlusskompensation eine unzu-
reichend große Löschspule oder eine unzureichende Anzahl von Erdschluss-
löschspulen aufstellt, weil dann 8 > {3 wird. In einem solchen Falle wäre es
besser, das Netz mit isoliertem Sternpunkt zu betreiben.
698 16 Sternpunktbehandlung und Erdung in Hochspannungsnetzen
2 ,5 .-------.----.
~ -7r-,---r-,,..-,------,------,----.----.----,-------,
6bei; O = 1 ~ 1
1 __+---+---r------1
ld.. . . . ... .... . .. . . . . · · · · ·~· ·· .\. . . . . . . . . . . .. . . . . . . ... . . . . · · · · · ~··ov·-
2 +---~r-_,-~--+--- ~~rr_,__,_
6
I;, 15 6bei ifo/X1 =1 .""'
I~ , ····· 1,4 ······································ ··················· ~,··:_:·· :;::::- fF ........ .
1\;
\Y\ ,
j Bereich der
i .s~arren Erdung"
1 i m1t 6s: 1,4
--~ I m Netzbetrieb nichtzulässig - ~
:
~ ! bei R, =O;ifo/X, s; 1
1
05 ______,___,___,___+---+---H:==~~~'--+---+---+------1
' + ·· ····· · ···· · ···· ·· ~
I;, --r--
I~
' .. :::.=-=..
0 ---······
- 100 - 10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 100
~IX,
X0/X 1 0 0,5 2 3 4 5 10
Bild 16.7. Erdfehlerfaktor 8 und Il:1!Il:3 abhängig von X0/X 1• R 1 = R2 = 0; X2 =X,; R0/X 1 = 0
oder= 1; Z:F = 0; 8 = Max{8k,, 8k2d
16.3
Sternpunktbehandlung auf der OS- und US-Seite
eines VyO dS-Transformators
Ein Netztransformator der Schaltgruppe YNynO mit Dreieckausgleichswicklung
für ein Drittel der Bemessungsleistung, bei dem sowohl der Sternpunkt auf der
OS-Seite als auch auf der MS-Seite entweder direkt oder über eine Erdschluss-
löschspule geerdet wird, kann bei einem einpoligen Fehler im Netz auf der OS-
Seite eine Nullspannung auf die Mittelspannungsseite übertragen, durch die ein
Erdschluss im MS-Netz vorgetäuscht wird, und die weiterhin die Isolation des
MS-Netzes bis zum Über- oder Durchschlag gefährden kann. Einer gleichzeiti-
gen Erdung oder einem gleichzeitigen Anschluss von Löschspulen an beide
Sternpunkte eines Transformators muss deshalb in jedem Falle eine Prüfung auf
Zulässigkeit vorausgehen. Tabelle 16.2 gibt dazu einige Hinweise. Bei einem
Transformator ohne Ausgleichswicklung wird die übertragene Nullspannung
meist größer als bei einem Transformator mit Ausgleichswicklung.
16.3 Sternpunktbehandlung auf der OS- und US-Seite 699
Tabelle 16.2.Möglichkeiten und Beurteilung der Sternpunktbehandlung auf der OS- und
der MS-Seite eines Netztransformators YNynO dS
Ausgehend von der Anordnung im Bild 16.8 soll die Größe der auf die MS-
Seite des Transformators übertragenen Nullspannung lloMs bestimmt werden.
Mit Xa = XoTOS + 3Xoos und xb = XoTMS + 3X~MS (XoTOS> XoTMS und XoTUS sind die
für die OS-Seite des Transformators berechneten Nullreaktanzen des Trans-
formators) ermittelt man mit der Spannungsteilerregel:
D
a
1,
A
01
'T
A
02
'T
Z'
-MS
A ,.-----"-..,
Ra~.~s
YoMS 'T'CoMS
b 00
Bild 16.8a, b. Direkte Erdung oder Anschluss einer Löschspule auf der OS-Seite sowie An-
schluss einer Löschspule auf der MS-Seite eines Netztransformators YNynO dS (Ersatz-
schaltpläne in A.6). a Netzaufbau; b Ersatzschaltung in symmetrischen Komponenten, Erd-
schluss oder Erdkurzschluss in F
Z:~s ergibt sich aus der Parallelschaltung von 1/(jmLoMs) = -jX~oMs und R~MS•
wobei für Freileitungsnetze X~oMs/R~Ms""' 0,1 und für Kabelnetze""' 0,05 ange-
setzt werden kann.
Durch Umformung findet man:
Für UoMs abhängig von v und UqJtosMs"' UnMsl ..J3 wird damit
U __ UnMS Xorus
-OMS - ..J3 (1 + 2ZI I Zo)
(Xorus + Xoros + 3XDos) - 1- (-v + jXcoMs I R~Ms)
1- V
(16.19a)
und für den Betrag:
U _ UnMS . 1
(16.19b)
OMS - .J311 + 2ZI I Zo I (1 + XOTOS + 3XDOS ) __
1 v2 + ( XcoMs )
2
U - UnMS . 1
(16.19c)
OMS - ..J311 + 2Z 1 I Zo I (1+ Xoros + 3XDOS) XcoMs
Xorus RoMs
Bild 16.9 zeigt einige Ergebnisse für UoMs bezogen auf UnMsl ..J3 einmal bei di-
rekter Erdung des Sternpunktes auf der OS-Seite und zum anderen bei gleich-
zeitigem Anschluss von Erdschlusslöschspulen an beiden Transformator-
16.4
Erdung in Hochspannungsnetzen
16.4.1
Über Erde fließende Teilkurzschlussströme
Die über Erdungsanlagen und Erde fließenden Ströme können in Netzen mit
isoliertem Sternpunkt oder mit Erdschlusskompensation durch Erdschlüsse
oder durch Doppelerdkurzschlüsse verursacht werden. In Netzen mit nieder-
ohmiger Sternpunkterdung treten Ströme über Erde als Folge von einpoligen
Erdkurzschlüssen oder zweipoligen Kurzschlüssen mit Erdberührung auf. Bei
X0/X1 > 1 ist Ik1 größer als JkEZE• sodass zur Auslegung der Erdungsanlagen
meist Jk1 zugrunde gelegt werden kann. Tabelle 16.3 enthält eine Zusammen-
stellung der Ströme, die maßgebend sind für die Erder-, Schritt- und
Berührungsspannungen auf der einen Seite und die thermische Belastung der
Erder, Erdungssammelleitungen und Erdungsleitungen auf der anderen Seite.
Der in Netzen mit niederohmiger Sternpunkterdung an der Kurzschluss-
stelle auftretende Erdkurzschlussstrom Ik1 fließt nur zum Teil über die Ge-
samterdungsimpedanz nach Gl. (16.23) oder (16.24). Die Erderspannung UE
wird deshalb nur hervorgerufen durch den Erderstrom JE (Teil des Erd-
kurzschlussstromes Ik1 an der Kurzschlussstelle, wie JEB im Bild 16.10), der
über die Gesamterdungsimpedanz ZrE (z. B. Ausbreitungswiderstand einer Er-
dungsanlage einschließlich der angeschlossenen Ausläufererdungen in Form
von angeschlossenen Erdseilen, Bodenseilen, Kabelmänteln, Rohrleitungen
usw.) fließt. Besondere Überlegungen zur Erderspannung bei Erdkurzschluss
an einem Mast in der Nähe einer Anlage findet man im Abschn. 16.4.3.
Bild 16.10 für das Beispiel eines Erdkurzschlusses in einem Umspannwerk
B mit abgehenden Freileitungen soll das Vorgehen zur Ermittlung der Teil-
kurzschlussströme zeigen. Der Erdkurzschlussstrom lkt setzt sich in diesem
Fall aus den drei Anteilen des dreifachen Nullstromes zusammen:
li:t = 3loA + 3loB + 3Ioc (16.20)
Der Teil 3 loB des Erdkurzschlussstromes fließt über das Erdermaschennetz
der Anlage B zum Sternpunkt des Transformators (oder der Transformatoren)
in B zurück. Ist kein Transformator in B vorhanden oder keiner geerdet, so
entfällt der Anteil3loB in Gl. {16.20). Der Teilstrom 3loB belastet das Erderma-
schennetz der Anlage B thermisch, trägt aber nicht zur Erderspannung der
Anlage B bei. Für den Erdungsstrom lEB der Anlage B gilt somit, wenn man
berücksichtigt, dass die Stromanteile (1 - rA)3loA und (1 - rc)3Ioc durch In-
duktionswirkung in den Erdseilen fließen und nicht über Erde:
lEB= 3l.oA + 3l.oc- (1- IA)3l.oA- (1- rc)3l.oc = rA3l.oA + rc3l.oc {16.21)
16.4 Erdung in Hochspannungsnetzen 703
Maßgebend für:
Erderspannung
(Berührungs- ~ r;D + I~est
spannung) ohne Spule': IR<>t
Für die Erderspannung der Anlage B im Bild 16.10 ergibt sich mit lEB nach GI.
(16.21) und Z:nB nach GI. (16.23):
(16.22)
wobei RB der Erdausbreitungswiderstand des Maschenerders der Anlage B, lB
der über diesen fließende Teilstrom, Z:nB die Gesamterdungsimpedanz und
lEB der gesamte zur Erde abfließende Strom nach GI. (16.21) ist.
Die Gesamterdungsimpedanz einer Anlage (hier der Anlage B) ergibt sich
aus der Parallelschaltung des Erdausbreitungswiderstandes RB des Maschen-
erders mit den Kettenleiterimpedanzen Z:r Erdseil-Maste aller abgehenden
Freileitungen und den Wellenwiderständen Z:u aller angeschlossener Kabel-
mäntel, Rohrleitungen, Eisenbahnschienen u. ä. [N15.4, 16.19]:
704 16 Sternpunktbehandlung und Erdung in Hochspannungsnetzen
? l w. !lrnl ? l r.rn
- - -
I~ - - ·· ---<J- ·· - - - - - - -
Im- - - - ··--I>-··-
1 3I~ k 3Ioc
Bild 16.10. Teilkurzschlussströme bei Erdkurzschluss in der AnlageBeines Netzes mit nie-
derohmiger Sternpunkterdung. A, B, C: Umspannwerke m it Erdungsanlagen; 3J.oA, 3J.o 8 , 3J.oc=
dreifache Nullströme in den Leitern des Drehstromnetzes; IA> rc= Erdseilreduktionsfakto-
ren; Z:LEA>Z:LEB> Z:nc: Gesamterdungsimpedanzen der Anlagen A, Bund C (einschließlich
der Kettenleiterimpedanzen Erdseil-Maste Z:P und der Impedanzen Z:u anderer metalli-
scher Leiter, wie z. B. Kabelmäntel); l EA> l Es l EC: Erdungsströme der Anlagen A, Bund C
z -
- I EB - 1 1
1
1 (16.23)
- +I- +I-
Rs Z:P Z:u
Aus Bild 16.10 erkennt man, dass Teilkurzschlussströme auch über die Ge-
samterdungsimpedanzen Z:nA und Z:nc fließen, so dass bei einem Erdkurz-
schluss in der Anlage B auch in den Anlagen A und C Erderspannungen
IlEA= Z:ns rA3IoA und IlEc = Z:nc rc3I0 c auftreten.
Für ein Beispiel wird Ik1= 15 kA angenommen, wobei 3IoA = 3108 = 3I0c = 5 kA
gelten möge. Die Erdseile Al!St 240/40 sollen einen Reduktionsfaktor rA = rc =
0,67 (Bild 16.13) haben. Nach Gl. (16.21) ergibt sich dann, wenn man in erster
Näherung mit Beträgen rechnet: !Es= 0,67 · 5 kA + 0,67 · 5 kA = 6,7 kA und
damit h 8 /Ik 1 ""'0,45. Für die Anlagen A und C würde sich bei Kurzschluss in B
maximal h A= IEc = 0,67 · 5 kA""' 3,4 kA ergeben.
Bei einem Erdkurzschluss an einem Freileitungsmast weit außerhalb der
AnlagenBund C des Bildes 16.11 ergibt sich die Gesamterdungsimpedanz ei-
nes Mastes mit aufgelegtem Erdseil aus der Parallelschaltung RM mit den Ket-
tenleiterimpedanzen Z:Pr und Z:Peder Ketten Erdseil-Maste (Bild 16.14) rechts
und links des kurzschlussbetroffenen Mastes, wenn die Ausbreitungswider-
stände RM und die Abstände dM zwischen den Masten gleich groß sind.
z - 1 1
(16.24)
- IEM- 1 1 1
- +- +-
RM Z:Pr Z:Pe
Neben den durch Induktionswirkung im Erdseil fließenden Teilkurzschluss-
strömen (1- r)3Io (Bilder 16.10 und 16.11) fließen in der Nähe der Kurzschluss-
16.4 Erdung in Hochspannungsnetzen 705
n
(1- I) 3JOA ]An
-----1>-- ·· -<)- ·· - < l - - < t - - -
: $.::=::::Jtt::==
3JOA I I
! ~., .I
I I I.
- 11
]
1),' 1),' 1),'
JfA -···-<l-··- - -
JMn-
RM
J;:Ei[ J;:l-j[]M_j
]RM r]RM
1~ - ··-t>-· · -
J EB
--- ----
f3JOA I3JrJJ Bezugserde
Bild 16.11. Stromverteilung im Erdseil und über die Mastausbreitungswiderstände in der
Nähe der Erdkurzschlussstelle an einem stationsfernen Mast zwischen den Anlagen A und B
(16.26)
(16.27a)
(16.27b)
~EM 1
IM=--= r
11
Ik1 -Z:nM (16.28)
RM RM
Wird die Kurzschlussstelle nur einseitig von der Anlage A aus gespeist, so
bleibt Gl. ( 16.27 a) erhalten. In der Gl. ( 16.27b) entfällt das Glied ( 1 - r) 3108 • Für
die Erdseilströme in den dem kurzschlussbetroffenen Mast benachbarten
Spannfeldern und die Erderspannungen der Nachbarmaste mit gleichen Wi-
derständen RM findet man für die Kette ausgehend vom kurzschlussbetroffe-
nen Mast in Richtung zur Anlage A [16.26]:
für n = 1,2,3 ... (16.29)
706 16 Sternpunktbehandlung und Erdung in Hochspannungsnetzen
(16.30)
ZQ RM
a=1-=--=-----"'-- (16.32)
- Zr RM+Zr
Dabei ist ZQ = ZQ.dM die Erdseilimpedanz bei Rückleitung über Erde mit ZQ. =
ZQQE nach Gl. (9.50) und Zr die Kettenleiterimpedanz nach Gl. (16.43b ).
Mit llEMn nach Gl. (16.29) lässt sich der Strom IMn über den Mastausbrei-
tungswiderstand RM bestimmen und so die Stromverteilung entlang der Mast-
kette. Für genügend großen Abstand des Mastes n vom kurzschlussbetroffe-
nen Mast geht IAn auf (1 - r.) 3IoA zurück, llEMn und IMn werden zu Null. Der
Rückgang der Erderspannung mit zunehmender Entfernung lässt sich nach
[16.26] wie folgt beschreiben:
dM
uEMn = uEM I g_ n I= uEM . e- Ln (16.33)
Für die dabei eingeführte Längenkonstante L ergibt sich mit der Näherung für
Zr nach Gl. (16.43 b ):
L= dM = dM.JR: (16.34)
Re{~ZQ/RM} Re{~}
Dabei ist dM der Abstand zwischen zwei Masten (Spannfeldlänge) und ZQ die
Schleifenimpedanz des Erdseils mit Rückleitung über Erde (Z0= ZQQE nach Gl.
(9.50)).
In [N15.4] wurde die Größe L als Ausgangswert verwendet, um den Fern-
abstand der Kurzschlussstelle DF = 3 · L von einer Anlage zu definieren.
Bei einem spezifischen Erdwiderstand PE = 100 Qm gilt für ein Erdseil St 70
der Impedanzbelag: ZQ = (3,9 + j1,16) Qfkm und für ein ErdseilAllSt 240/40: ZQ
= (0,172 + j0,730) Qfkm. Für die Längenkonstanten wird dann z.B. bei RM = 5 Q
und dM = 0,3 km für St 70 etwa L = 0,6 km und für Al!St 240/40 etwa L = 1,8 km.
Erderspannungen am Mast und in einer Anlage, wenn der Kurzschluss an
einem Mast in der Nähe einer Anlage auftritt, werden im Abschn. 16.4.3 be-
handelt.
16.4.2
Schleifenimpedanzen, Erdseilreduktionsfaktoren und Kettenleiterimpedanzen
-I, ···1
JL
--+-- - - - " ' r - - - - - · ·· l = 1
!14[
ORM ]R
M Mastwiderstände [ JRM
- - Bezugserde - - - - - - - - - - -
L.__
-
_ _ _ _ _ _ _ _
a b
Bild 16.12a,b. Erd- und Bodenseilanordnung in einem Freileitungsspannfeld. a Schema:
I Leiterseil oder drei Leiter einer Drehstromleitung; 2, 3 Erdseile; 4 Bodenseil; b Ersatz-
schaltplan: L Leiterseil oder drei Leiter einer Drehstromleitung; Q Ersatzleiter für die Lei-
ter 2, 3 und 4
(16.36)
Ein Erdseil v = 2
Zwei Erdseile v = 2, 3
Zz = Z3; Z12 = Zu
nach Gl. (9.50), während man die entsprechende Gegenimpedanz nach Gl.
(9.51) berechnen kann. Gleichungen zur Ermittlung der Ersatzimpedanzen
ZQs und ZLQs sind für einige Fälle in Tabelle 16.4 zusammengestellt.
Setzt man llQ = 0, so bedeutet das, dass zwei benachbarte Maste gleiches Po-
tential haben und dass dann der induzierte Strom nur in den Längsimpedan-
zen und in der Erde fließt und nicht über die Mastausbreitungswiderstände.
Mit llQ = 0 ergibt sich aus Gl. (16.36):
IQ = h z
ZLQS
-QS
= IL (1- r) (16.37)
r Z
= 1 _ -LQS I -I-Q
= -L Fehlerstromanteil imErdreich : r3I 0
(16.38)
- Z.Qs IL Fehlerstrom: 310
Bild 16.13 enthält Angaben zur Größe der Reduktionsfaktoren r für verschie-
dene Erdseil- und Erdseil-Bodenseil-Anordnungen abhängig vom Abstand
D12 zwischen Leiterseil und Erdseil bei PE = 100 Qm. Der Reduktionsfaktor ist
unabhängig vom Mastausbreitungswiderstand RM und vom Mastabstand dM.
Die jeweils größten Werte des Reduktionsfaktors erhält man für den größten
Abstand Leiterseil-Erdseil. Bei einem Donaumastbild mit einem Erdseil gilt
etwa D12 = 13m für 110 kV, D12 =20m für 220 kV und D12 =30m für 380 kV.
Bild 16.14 zeigt den Kettenleiter Erdseil-Maste, bestehend aus gleichen Erd-
seil-Erde-Schleifenimpedanzen ZQ und gleichen Mastausbreitungswiderstän-
den RM. Für die Spannungs- und Stromverteilung längs der Vierpolkette gilt
mit den Bezeichnungen im Bild 16.14
(16.39)
16.4 Erdung in Hochspannungsnetzen 709
a b
--- -
2x St 70 a b
0,9
AI/St44/32 beliebig
--
,..-
0,8 AI/St99!72 beliebig
-
2xAI/St 44/32 b
~~
-
f-
AI/St 120/21 beliebig
t 0.7 - ' AI/St240/40 beliebig
L---::::=: ~ a
c=:----
p-' St 70//Cu70
--- - -- - AI/St44/32!/Cu70 a
-------- ---
~-- - - -
0,6
~
---=-- ~_::::..::::
=--- ---- 2xAI/St240/40 b
AI/St240/40//Cu70 a
0,5 __"::::::.-:;:::;.; :--
0.4
5
-- -- --~
10 15 20 25 m 30
Bild 16.13. Erdseilreduktionsfaktoren r nach GI. (16.38) abhängig vom Abstand Leiterseil-
Erdseit D12 bei PE= 100 Qm mit Zos und ZLQs nach Tabelle 16.4
lo
- - Bezugserde - -
Für eine Kette aus n Gliedern, beginnend mit llo und Io erhält man durch n-fa-
che Multiplikation der Gl. (16.39):
(16.40)
b =Zp(Zp-Z_o)(f-~-n)
(16.41 b)
-n 2Z_p- Zo
kn- k -n
c = (16.41 c)
-n 2Z_p- Zo
-
-
k -1+ zQ
-
[-1- _1_)-
RM
+
Z_p
- RM + Zp -- _ __:z._=p'---
RM Z_p- Z_Q
1
(16.41 e)
Mit l; = ll.;fZ_p und ll; = Z_p[; ergibt sich dann aus Gl. (16.39):
U
-I+
1 = [ 1+
R -+z- u.
Zo Zo)
-I
=kU-
--I
M _p
(16.42a)
I Z_p
= ( -+1 ) I =ki
-1+
1 RM -1 --1 (16.42b)
Z_p ist die Eingangsimpedanz einer unendlich langen Kette Erdseil-Maste, be-
ginnend mit einem Längsglied Zo. Man berechnet sie rekursiv aus der Bezie-
hung:
Z = Z + RMZPn-1
-Pn -Q R Z (16.43 a)
M + -Pn-1
Für n ~ oo (und in der Praxis bereits für eine Kette, die länger als 3L ist, wie
Bild 16.16 zeigt) gilt Z_Pn = Z_Pn- 1 = Z_p und damit:
z =
z +
_p
-Q
2 (16.43b)
16.4 Erdung in Hochspannungsnetzen 711
1n
Er dermaschennetz
1a la 1a
n ln ~ n- 1 --- Erdseii O··· 3 2
fPn l Rll.
Yn- - - - Bezugserde -
Abschluss mit
Erdungsimpedanz
Bild 16.15. Kettenleiterimpedanz Erdseil-Maste Zr" für eine Kette mit n Gliedern begin-
nend mit einem Längsglied Z:o und abgeschlossen mit einer Erdungsimpedanz Z:E
r lla +Rsi
1,8T----.,...---. ..,.----r----,
n fis=D,1n o.sn 1,0n 1,5n
1,8
n
tRs=
1,61\-- \ - -H-=-1-1;;;;:1"----11- -----t 1,6
--d~~.=300m -- ~=300m
--- d~~.=500m --- d~~.=500m
0,2 0,2
0 0
0 4 8 12 16 0 4 8 12 16
a Mast Nr. n b Mast Nr. n
Bild 16.16a, b. Kettenleiterimpedanz Zr" nach GI. (16.44).Erdseil Al!St 240/40,pE = 100 f!m,
RM = 5 n, dM = 300m: Z:o = (0,0508 + j0,2187) n; dM = 500 m: Z:o = (0,0847 + j0,3644) Q ;
aZ:Es = Rs; bZ:EB = RSZ:r/(R 8 +Z:r) nach GI. (16.52)
712 16 Sternpunktbehandlung und Erdung in Hochspannungsnetzen
(16.44)
Für n ----7 oo geht Z.Pn ----7 Z.P nach Gl. (16.43 b ). In der Praxis trifft dies bereits bei
n · dM = Dp mit Dp = 3 · L zu. Bei n = 0, also am ersten Mast vor der Anlage (Bild
16.15), ergibt sich mit .ßo = 1,b_0 = 0, fo = O,d.0 = 1 nach Gl. (16.44) erwartungs-
gemäß: Z.Po = Z.Q + Z.E·
Bild 16.16 zeigt ZPn abhängig von n für die ersten Maste außerhalb einer An-
lage B mit der Erdungsimpedanz Z.EB> einmal für Z.Es = R8 (z. B. für eine Kopf-
station, von der keine weiteren geerdeten Ausläufererdungen ausgehen) und
zum anderen für Z.Es = R8 Z.p/(R 8 + Z.p) nach Gl. (16.52), wenn von der Anlage B
außer der betrachteten noch eine weitere längere Freileitung mit Erdseil ab-
geht. Dies gilt z. B. für einen Mast n auf der Leitung von B nach C in der Nähe
von B nach Bild 16.10.
16.4.3
Erdkurzschluss in der Nähe einer Anlage
Bei Erdkurzschluss in der Nähe einer Anlage stellt sich die Frage, ob die Er-
derspannung des kurzschlussbetroffenen Mastes in der Nähe der Anlage
höher ist als bei weit entferntem Erdkurzschluss (Entfernung größer als Dp =
3L) und weiterhin die Frage, ob die dabei auftretende Erderspannung in der
nahen Anlage größer werden kann als die Erderspannung bei Erdkurzschluss
in der Anlage selbst (Bild 16.10). Bei der Berechnung der Erderspannungen bei
einem Erdkurzschluss an einem Mast in der Nähe einer Anlage (Anlage B im
Bild 16.17) ist zwischen den Fällen geerdeter und nichtgeerdeter Transforma-
torsternpunkte in der nahen Anlage zu unterscheiden.
Für den Fall, dass im Bild 16.17 der Transformatoren in B nicht geerdet ist,
gilt:
Ikl = 3loA + 3loc = (1 - r) (3loA + 3los) + rlkl (16.45)
Am kurzschlussbetroffenen Mast erfolgt die Aufteilung der Anteile der Gl.
(16.45). Die beiden Anteile (1 - r) 3loA und (1 - r) 3loc fließen durch Induktion
im Erdseillinks und rechts von der Kurzschlussstelle. Der Anteil rlk1 geht über
16.4 Erdung in Hochspannungsnetzen 713
dM dM dM
(1 - J)3JOA
- - - - . . .··-4-··:..___ _ __
l o 0 J, 1 l z 2 n-1 ln
_,__....,....-o--r<>'--,..--o-----1r--<l -.,_-
::$,:::=:===~~=t=t:=rt=::$,::~==1~=
3& 3&
+ 3Jre
!lEMo
Bild 16.17. Erdkurzschluss an einem Mast n in der Nähe der Anlage B (weit entfernt von A
undC)
die Gesamterdungsimpedanz ZnMn des Mastes n, die sich aus der Parallel-
schaltung von RM mit der Impedanz ZP des Kettenleiters rechts vom Mast 11
und der Impedanz ZPn des Kettenleiters links vom Mast n mit Abschluss durch
Z EB zusammensetzt. Die Erderspannung am Mast n (wobei der Stern links
oben vom Formelzeichen auf den Fall nicht geerdeter Transformatorstern-
punkt in B hinweisen soll) berechnet m an entweder aus
-~ U
-EMn
Z *r
= -EM
-EM n
= -Z ri"
EM- - kl z Z.Pnz (16.47)
- Pn + - EM
Aus der zweiten Zeile der Gl. (16.40) erhält man mit .Q0 = *llEMo = (Z:Q + Z:Es)* Ia:
• • 1 •
I - I -
-0- -EBn - (Z +
-Q
z )C + d
-EB -n -n
I
-n
(16.50)
(16.51)
Dabei ist Z:EM nach Gl. (16.48) einzusetzen und Z:Es nach folgender Gleichung:
z -------
-EB- 1
1
1
1 (16.52)
-+-+I-
RB Z:P Z:u
Wenn, wie im Bild 16.17 keine Impedanzen Z:u vorhanden sind, gilt also die
Parallelschaltung aus dem Ausbreitungswiderstand R8 des Maschenerders
und der Kettenleiterimpedanz Z:P der Kette Erdseil - Maste der Freileitung
zwischen den Anlagen B und A.
Ist im Bild 16.17 der Transformator in der Anlage B geerdet, so trägt der
über den Transformatorsternpunkt fließende Anteil 3[08 zum Kurzschluss-
strom bei. An die Stelle der Gl. (16.45) tritt dann die Beziehung:
Der Anteil ( 1 - r) 3[08 fließt über das Erdseil und das Erdermaschennetz zum
Sternpunkt des Transformators in B zurück. Der Anteil r 3Io8 fließt über den
Ausbreitungswiderstand des kurzschlussbetroffenen Mastes n und die Ket-
tenleiterimpedanzen rechts und links des Mastes unter der Maßgabe, dass
auch r 3Io8 zum Sternpunkt des Transformators in B zurückkehrt. Die Vertei-
lung von r 3Io8 wird der Verteilung von r 3loA + r 3Ioc überlagert. Für die Be-
rechnung der Erderspannungen interessiert wieder nur die Aufteilung des
Stromes riJ:.,.
Nach dem Überlagerungsverfahren berechnet man in einem ersten Schritt
mit der Einspeisung von r Ik.1 an der Kurzschlussstelle unter der Bedingung
r 3Io8 = 0 eine vorläufige Stromverteilung und in einem zweiten Schritt die von
r 3Io8 in der Anlage B ohne Einspeisung an der Kurzschlussstelle erzwungene
Stromverteilung, um dann beide zu überlagern. Der erste Schritt ist mit der
Berechnung im Fall des nicht geerdeten Transformatorsternpunktes in B iden-
tisch. Es ist nur darauf zu achten, dass Ik.1 nach Gl. (16.53) zu berechnen ist.
Für die Berechnung der von r 3[08 in der Anlage B ausgehende Stromvertei-
lung im zweiten Schritt des Überlagerungsverfahrens ist die Kurzschlussstelle
16.4 Erdung in Hochspannungsnetzen 715
stromlos, so dass für die Aufteilung von r3loB auf** I 0 und ** hBn allein die Er-
dungsimpedanz ZEB und die Impedanz Zr der unendlich langen Kette Erdseil-
Maste nach rechts von der Anlage B maßgebend sind. Diese Aufteilung ist
durch zwei Sterne links oben vom Formelzeichen gekennzeichnet. Man erhält
nach der Stromteilerregel:
(16.54)
I =- r3I Zr (16.55)
-EBn - -OB Z +Z
-EB -r
Die Überlagerung des Stromes nach Gl. (16.55) mit dem aus Gl. (16.51) bei z;,
nach Gl. (16.53) liefert:
** 1 **
In=- lo (16.57)
f
Mit Gl. (16.54) erhält man:
** ** ZEB 1
IEM = - I =- r3I- 0 B-='----
Z +Z
- n -n - n (16.58)
-EB -r ~
Die Überlagerung mit dem Anteil *lEMn aus der Berechnung mit nicht geerde-
tem Transformatorsternp unkt in B nach Gl. (16.47) ergibt:
(16.59)
Mit dem Strom lEBn nach Gl. (16.56) und dem Strom lEMn nach Gl. (16.59) so-
wie ZEs nach Gl. (16.52) und ZEM nach Gl. (16.48) können schließlich die Er-
derspannungen in der AnlageBund am Mast n berechnet werden bei Erd-
kurzschluss an einem Mast in der Nähe der Anlage B:
llEBn = ZEB lEBn (16.60)
llEMn = ZEM lEMn (16.61)
Als Beispiel soll die Berechnung der Erderspannungen llEM und liEs für das
Netz nach Bild 16.18 gezeigt werden mit den folgenden Daten:
716 16 Sternpunktbehandlung und Erdung in Hochspannungsnetzen
a An der Kurzschlussstelle.
b Dreifacher Nullstrom, der zum "Transformatorsternpunkt" in der kurzschlussbetroffenen
Anlage fließt, also nicht zur Erderspannung in der kurzschlussbetroffenen Anlage beiträgt.
c Erderspannungen der Anlagen A, B, C bei Erdkurzschluss in der jeweiligen Anlage. Bei
Erdkurzschluss in B gilt näherungsweise: hB = 3I0A+ 3I0c ~ (3,40 + 1,33) kA und damit
UEB ~riEB Zn= 0,67 · 4,73 kA · 0,431 Q ~1,36 kV.
d Erderspannung der Anlage B bei weit entferntem Erdkurzschluss am Mast Nr. 125 (50 km
von der Anlage B entfernt). Es gilt näherungsweise: UEB(k am Mast 125 ) ~ r · 3IoB · ZnB = 0,67 ·
3,53 kA · 0,431 Q = 1,02 kV.
16.4 Erdung in Hochspannungsnetzen 717
~-----~------~~--~--~-------- ec --------------~
dM du dM
0 2 n 125
IU, =220kV I !
Bezugserde
Bild 16.18. 220-kV-Netz; Beispiel zur Berechnung der Erderspannungen der Anlagen A, B
und C (eingezeichnet Erdkurzschluss in der Anlage B) und der Erderspannungen an Frei-
leitungsmasten in der Nähe der AnlageBund weit entfernt von den Anlagen Bund C (Mast
Nr. 125 in der Mitte der Leitung zwischen Bund C)
-- - ---
10 10
kV p.u.
8
./""
i---
... 8
7
1/ UF».n
7
6
/ 6
u J
-
5
1/
5
----
Uren 1-- UEBn
4 4
V
3
/ 1-
UEBn 3
L---
2
/ V 2
h l:7
V
0
2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
n-
Bild 16.19. Erderspannungen U EMn> UEBn und die bezogene Erderspannungen uEB" =
UEsniUEB (mit UE 8 = 1,36 kV nach Tabelle 16.5) bei Erdkurzschluss an den ersten Masten
n = 0, 1, ... 14 vor der Anlage B nach Bild 16.18
718 16 Sternpunktbehandlung und Erdung in Hochspannungsnetzen
Zusätzlich enthält das Bild 16.19 die Erderspannung UEBn der Anlage B bei
Erdkurzschluss am Mast n vor der Anlage.
Man erkennt, dass der höchste Wert UEMn = 8,8 kV bei Erdkurzschluss am
siebten Mast (n = 6) vor der Anlage B zu erwarten ist, während der höchste
Wert der Erderspannung UEBn der Anlage B bei Erdkurzschluss am Mast Nr. 9
vor der Anlage auftritt. Angegeben im Bild 16.19 wird auch der bezogene Wert
uEBn = UEBniUEB bei UEB = 1,36 kV für die Erderspannung der Anlage B bei Erd-
kurzschluss in B (Tabelle 16.5). Die Erderspannung der Anlage B wird in die-
sem Fall also nicht am größten bei Erdkurzschluss in der Anlage, sondern bei
einem Erdkurzschluss am Mast Nr. 9 (vier Kilometer vor der Anlage B) der
Freileitung von B nach C mit einem Betrag UEB 9 = 4,7 kV, der etwa 3,5mal so
hoch ist wie bei Erdkurzschluss in der Anlage B mit UEB = 1,36 kV.
Die Höhe der Erderspannung UEMn bei Erdkurzschluss am Mast n vor der
Anlage B hängt schwach von RB und stärker von RM ab. Ändert man gegen-
über der Grundvariante RB auf 0,1 Q und RM auf 10 n, so steigt der höchste
Wert UEMn von vorher 8,8 kV auf 12,6 kV an.
Vermindert man RB gegenüber der Grundvariante (RB= 1 Q) auf RB= 0,1 n,
so geht die Erderspannung UEB der Anlage B bei Erdkurzschluss in B stark
zurück und ebenfalls die Erderspannungen UEBn· Die bezogenen Werte uEBn =
UEBniUEB verändern sich nur wenig. Erhöht man RM auf 10 Q gegenüber der
Grundvariante (RM = 5 Q), so steigt UEMn bis auf 11,7 kV. Die bezogene Span-
nung uEMn bleibt maximal bei etwa 3, auch wenn sich UEMn gegenüber der
Grundvariante erhöht hat.
Von besonderem Einfluss auf uEBn = UEBniUEB ist das Verhältnis 310 B/I'k 1
bei Erdkurzschluss an einem Mast vor der Station B (Gl. (16.56)). Verdop-
pelt man z. B. die Nullimpedanz ZoQB des einspeisenden Netzes in B (Bild
16.18) gegenüber der Grundvariante bei sonst unveränderten Daten, so geht
uEBnmax von 3,45 auf 1,84 zurück. Bei einer Vervierfachung von ZoQB ergibt sich
uEBnmax = 0,99 bei UEB = 2,22 kV. In diesem Fall wird also UEBn nicht größer
als UEB·
16.4.4
Ausbreitungswiderstände von Erdern und Erdungsanlagen
Tiefenerder - -PE-
~
PE 4P RA
R =-·in- p
__ j_ A 2rc f d
1 Mehrfachtiefenerder 1
np· 0----c2-l RA ~ k - R AEinzelerde
n mitk= 1 ... 1,5
ia a~f
a!f = 3; n = 5: k~ 1,2
'<>··3T
0
4 n = 10: k ~ I ,25
~/ 1 / / / / / /:· Banderder
7
R =PE in 2f R A-
- 2pE
(Oberflächenerder) nf d
~-Jic-~ A f
,N Vierstrahlerder
(gekreuzter
Banderder)
-
RA ~ k2nf (in 4d
(1 + 2,5)
t8±8
Maschenerder R A ~ i!E.__ + __!2._ R -PE (16.62)
A- 2D
2D fges
D=~4~-P fgesGesamtlänge des
~c~ verlegten Erders
- UM=45% 45 f-
~ ~ ~
"A1 A1
45 45
20 17 15 14 14 15 17 20 20 16 15 16
30 23 23 30 15 13 12 13
17 13 12 12 12 12 13 17 35
15 12 12 11 11 12 12 15 15 12 -#i 12
:--
A4
23 20 20 23 7:
4 ..\ 14 12 11 11 11 11 12 14 f- 16 13 12 13
20 20 23 14 12 11 11 11 11 12 14
23
15 12 12 11 11 12 12 15
41 43
23 23 30 17 13 12 12 12 12 13 17
30
20 17 15 14 14 15 17 20
4x4 Maschen 8x8 Maschen unsymmetrisches Maschennetz
Bild 16.20. Maschenspannung UM in Prozenten der Erderspannung UE von Erdermaschen-
netzen [ 16.3]
UM 2D
-""- (16.63)
uE [ges
Für ein Maschennetz SOx 100m mit lges = 1150 mistalso UM/UE"" 0,14 zu er-
warten. Die ungünstigsten Verhältnisse für Berührungs- und SchrittspannuD-
gen treten jeweils am Rand des Maschennetzes auf.
Die Unsicherheit bei der Vorausberechnung von RA für ein Erdermaschen-
netz liegt in der Bestimmung des wirksamen spezifischen Erdwiderstandes
PE. Misst man PE mit der Methode nach Wenn er [ 16.1], so darf man nicht nur
den Wert an der Oberfläche bestimmen. Eine schlecht leitfähige Schicht (z. B.
Sand) an der Oberfläche mit PEI bei einer Dicke von d 1 nach Bild 16.21 kann
man in grober Näherung durch das zweite Glied der GI. (16.64) berücksichti-
gen. Praktische Erfahrungen haben gezeigt, dass man in Deutschland PE2 =
(SO .. . 100) Qm meist einsetzen darf.
16.4 Erdung in Hochspannungsnetzen 721
Stoß-Erdungswiderstand
Bei Blitzeinschlag in geerdete Teile elektrischer Anlagen (z. B. Erdseile, Stahl-
gittermaste, Stahlgerüste von Freiluftanlagen) kann es zwischen den geerde-
ten Metallteilen und den Leitern des Betriebsstromkreises zu Überschlägen
kommen, die dann als rückwärtige Überschläge bezeichnet werden. Rückwär-
tige Überschläge sind dann zu erwarten, wenn der Stoß-Erdungswiderstand
RAst und der Blitzstrom lsi (Tabelle 16.7) hohe Werte annehmen. Nach [N16.1]
wird ein rückwärtiger Überschlag vermieden, wenn folgende Bedingung er-
füllt ist:
(16.65)
Tabelle 16.7. Häufigkeit der Blitzströme in Masten von Freileitungen mit Erdseil [N16.1]
größerung des Erders. Bei a 51 > 1 tritt eine Vergrößerung von RAst gegen RA auf
bedingt durch die bei größerer Ausdehnung des Erders nicht mehr vernach-
lässigbare Induktivität bei der Ableitung von Stoßströmen.
16.4.5
Bau von Erdungsanlagen und Erdungsmessungen
Freiieituiigsm~Si~ö-------.~
220 kV und 110 kV '
' • >li ll
Drucklufterzeugung:1: :: 1 Ir-" I
I
-.. . . . _
......
'-1 l~ltf•t'=
1uL.d -=t:-:-
1 - - - ___ - - :::,,___ - - -
: liid» -«» ®
11 \ I j+L ...rL... _ f"L- , 0 m 50
: 1 Kraftwerk 1
L1 I :
Bild 16.23. Erdungsanlage eines Kraft- und Umspannwerkes 220/110 kV bei niederohmiger
Erdung im 220-kV-Netz. Erdungsanlage IIO kV: verzinktes Stahlband. Erdungsanlage
220 kV: Kupferband und zusätzliche Stahlrohrerder. Anschluss der Mäntel der 110-kV-Ka-
bel, der Rohre der Druckluftversorgungsanlage (Cu) und der Eisenbahnschienen (Trenn-
stücke am Rand der Anlage)
1()Z
V
i\ 700V
I f\'350V
I
1 I1 ~..-125V
f+}_}SV 65V
I I I
I: I
I
Bild 16.24. Zulässige Berührungsspannung U8 abhängig von der Dauer Tk des Kurzschluss-
stromes in Netzen mit niederohmiger Sternpunkterdung und in Anlagen, in denen vo-
rübergehend geerdet wird (in Netzen mit Erdschlusskompensation und vorübergehender
niederohmiger Erdung bis zu einer Dauer von 10 s)
726 16 Sternpunktbehandlung und Erdung in Hochspannungsnetzen
eine Potenzialsteuerung [16.26] oder die Abgrenzung durch einen Zaun an-
wenden.
Erder- und Berührungsspannung (Messung)
Kann man eine Erderspannung UE ~ 125 V einhalten, so sind, unabhängig von
der Sternpunktbehandlung des Netzes, keine Sondermaßnahmen notwendig,
weil dann vorausgesetzt werden kann, dass U8 ~ 65 V bleibt.
In Netzen mit isoliertem Sternpunkt oder mit Erdschlusskompensation
kann man UE = (125 ... 250) V zulassen, wenn U8 ~ 65 V bleibt oder wenn ent-
sprechende Ersatzmaßnahmen durchgeführt werden [N16.1].
In Netzen mit niederohmiger Sternpunkterdung ist UE > 125 V zulässig,
wenn man U8 nach Bild 16.24 einhält.
Zur Feststellung der Erderspannung ist es notwendig, den Ausbreitungs-
widerstand oder die Erdungsimpedanz zu berechnen oder zu messen. Bei Ein-
zelerdern und Erdungsanlagen geringer Ausdehnung (z. B. einzelne Staberder,
Banderder oder Ringerder um Freileitungsmastfüße bei abgehobenem Erd-
seil) kann man eine Erdungsmessbrücke (Frequenz kleiner 150 Hz) zur Be-
stimmung von RA benutzen [16.1]. Zur Messung des Ausbreitungswiderstan-
des RM eines Freileitungsmastes kann man auch ein Hochfrequenzmessgerät
[16.3 7] verwenden. Die Frequenz des Messgerätes liegt so hoch, dass ZP hoch-
ohmig wird gegen RM, so dass ZIEM""' RM gilt, Gl. ( 16.24).
Bei ausgedehnten Erdungsanlagen für Kraft- und Umspannwerke verwen-
det man die Strom-Spannungsmessung zur Ermittlung der Erdungsimpedanz
ZE· Bild 16.25 zeigt dazu ein Beispiel für eine Freiluftanlage mit abgehenden
Freileitungen und der Einspeisung eines Versuchsstromes Iv über einen Dreh-
stromtransformator. Verwendet man die Leiter einer Freileitung als Verbin-
dung zum entfernten Gegenerder, so muss man in diesem Fall den Erdseil-
strom (1 - r)Iv berücksichtigen. Nach Bild 16.25 muss ausgehend von Iv der
Erdungsstrom IEv = rlv berechnet werden mit r nach Gl. (16.38) und Tabelle
16.4. Für die Erdungsimpedanz ZE und die Erderspannung Jl.E im Fehlerfall er-
gibt sich dann, wennIE der Erderstrom im Fehlerfall ist (in der Regel wird man
nur die Beträge messen):
z _ U.Ev (16.68)
-E- rl
--V
h
U_E =U_EV--;:J (16.69)
--V
Für den Versuch wählt man Ströme von 50 A und darüber, so dass UEv mög-
lichst oberhalb von vorhandenen Störspannungen, jedoch nicht höher als 65 V
liegt. Der Innenwiderstand des Spannungsmessers für UEv sollte größer als
das Zehnfache des Ausbreitungswiderstandes der Sonde bzw. des Gegenerders
(Bild 16.25) sein.
Führt man eine Strom- und Spannungsmessung zur Ermittlung von ZE aus,
so kann man gleichzeitig auch Berührungsspannungen in und am Rand der
16.4 Erdung in Hochspannungsn etzen 727
..-----.-- - - -- -------
(1 -Mv
I lv Bezugserde
Bild 16.25. Ermittlung der Erdungsimpedanz durch Strom- und Spannungsmessung bei
angeschlossenen Ausläufererdungen (Beispiel). !lEv Erderspannung beim Versuch; lv Ver-
suchsstrom; ZE = !lEv/{rlv) Erdungsimpedanz
Hochspannung Niederspannung
fGetiäuse,-~
j Schränke, ·I
usw. N
Betriebserde
16.5
Beeinflussung
Beeinflussung ist nach [1.24, Abschn. 1.8] der Sammelbegriff für alle uner-
wünschten Wechselwirkungen zwischen den Anlagen der elektrischen Ener-
gieversorgung und ihrer Umgebung. In der Schiedsstelle für Beeinflussungs-
fragen arbeiten in Deutschland die Post, die Bahn und die Elektrizitätsversor-
gungsunternehmen zusammen, um technische Empfehlungen zur Berech-
nung herauszugeben [Nl6.7] und um in strittigen Fragen technisch-wirt-
schaftlich optimale Abhilfemaßnahmen zu treffen. Informationen findet man
in [1.24, 16.17].
Bei der netzfrequenten Beeinflussung können gegenseitige Näherungen
zwischen den Leitungen der elektrischen Energieversorgung einerseits und
Fernmeldeleitungen, Bahnblockleitungen und metallischen Rohrleitungen
andererseits durch induktive und kapazitive Kopplung zu einer Gefährdung
führen. Gefährdung ist dabei die Möglichkeit der Schädigung von Personen
oder der Beschädigung von Anlagen durch elektrische Einwirkungen deren-
16.5 Beeinflussung 729
+ Untersuchung notwendig, wenn Abstand kleiner als Grenzabstand (Bild 16.29);- keine
Untersuchung notwendig.
+" Untersuchung in ungünstigen Fällen notwendig, z. B. bei Fernmeldeleitung auf gleichem
Gestänge wie Hochspannungsfreileitung.
+ h Untersuchung nur in den Anlagen, in denen vorübergehende niederohmige Sternpunkt-
erdung durchgeführt wird.
+'Untersuchung nur dann, wenn Löschgrenze nach Bild 16.27 überschritten wird.
d Induktive Beeinflussung wird bei Parallelführung mit erdungssymmetrischen Bahn-
blockleitungen immer berücksichtigt.
ergietechnischen Anlagen [N16.5]. Tabelle 16.8 gibt eine Übersicht über die
Möglichkeiten dieser Beeinflussung. Die induktive Beeinflussung bei Doppel-
erdkurzschluss in Netzen mit isoliertem Sternpunkt oder mit Erdschlusskom-
pensation wird z. B. nur dann untersucht, wenn die Löschgrenze nach Bild
16.27 überschritten wird.
Die Grenzen der zugelassenen Beeinflussungsspannungen gegen Erde bei
induktiver oder ohmscher Beeinflussung sind in Tabelle 16.9 angegeben.
Zu den Schutzeinrichtungen von Fernmeldeleitungen gegen induktive Be-
einflussung gehören der Einbau von Überspannungsableitern, z. B. an denEn-
den der Beeinflussungsstrecke, der Einsatz von Schutz- und Trennübertragern
und der Einsatz von Kabeln mit verbessertem Reduktionsfaktor. Zu den
730 16 Sternpunktbehandlung und Erdung in Hochspannungsnetzen
Tabelle 16.9. Grenzwerte der zugelassenen Beeinflussungsspannungen gegen Erde bei in-
duktiver und ohmscher Kopplung [N16.6)
j 40 ........
20
0
3 10 20 30 60 kV110
Nennspannung des Netzes
Unabhängig vom Abstand zwischen den beiden Leitern i und k nach Bild 9.14
verwendet man zur Berechnung von ZikE wie im Bild 16.28 günstigerweise ZikDE
nach GI. (9.29b). Durch Vergleich dieser Ergebnisse für PE= 50 Qm (I(E = 0,02
S/m) mit dem Ergebnis in [1.24, Bild 1.8.6] erkennt man, dass die aufwändige
Berechnung mit Carson-Reihen entfallen kann, wenn man GI. (9.29b) ver-
wendet.
Die bei induktiver Beeinflussung durch Drehstromfreileitungen mit 50 Hz
zu berücksichtigenden Entfernungen liegen bei 2000 m für Fernmeldeleitun-
gen und bei 1000 m bei Rohrleitungen [N16.6, N16.7].
Der früher in Deutschland in der GI. (16.70) zusätzlich verwendete Erwar-
tungsfaktor w = 0,7 wurde eingeführt unter der Annahme, dass manIoknur als
grob geschätzten Wert für Schaltanlagen kennt. Bei den heutigen Möglichkei-
ten zur Kurzschlussstromberechnung, gezielt für den betrachteten Beeinflus-
sungsabschnitt, ist w = 1 zu setzen, um Ergebnisse auf der unsicheren Seite zu
vermeiden.
Sind mehrere Näherungsabschnitte 11, 12, [ 3 im Bereich bis zu dem Grenzab-
stand G, wie im Bild 16.29 gezeichnet, vorhanden, so addiert man die für die
Einzelabschnitte nach GI. (16.70) berechneten induzierten Spannungen. Bei
entgegengesetztem Verlauf kann auch eine Subtraktion notwendig werden.
Bei einer schrägen Näherung der Leiter darf statt der aufwändigen Integration
die Gegenimpedanz mit dem geometrischen Mittel aus den Abständen am An-
fang und am Ende bestimmt werden, solange der Quotient der beiden Ab-
stände zwischen einem Drittel und drei liegt [1.24].
732 16 Sternpunktbehandlung und Erdung in Hochspannungsnetzen
0,1
~ !'~
---
t;;: ..... i'-
i'.. '
...
GI. (9.26b), "< 100 n m
1
~
...... .......
I" 1'\
" '\.
1\
"""
0,01
GI. (9.29b), "<- 25 nm~ 100 nm
50nm " soonm
'\.
'\. 1'\. 1\.
\ \.
I ~ 1\
\
0,001 \
10 100 m
Bild 16.28. Gegenimpedanzbelag z;kE beif =SO Hz abhängigvon d;k (Bild 9.14) und von PE·
Leiterhöhen: h; =10m; hk= 4 m. GL (9.29b) lässt auch negative Werte für hk zu. Für Be-
einflussungsberechnungen in Deutschland (mitteleuropäisches Flachland) wird häufig
PE = SO Qm verwendet
. - - -.... FL
Grenzabstand G
F L
/ 1 '1 I
:--e,--:--e2 e3
I I I 1
'
17.1
Übersicht
17.2
Spannungserhöhungen
17.2.1
Zeitweilige Spannungserhöhung bei Erdschluss
Die zeitweilige betriebsfrequente Spannungserhöhung bei Erdschluss oder
Erdkurzschluss wird durch den Erdfehlerfaktor 8 = U1 E/U~E gekennzeichnet.
Der höchste Wert ergibt sich bei Erdschluss in Netzen mit isoliertem Stern-
punkt oder mit Erdschlusskompensation (Kap. 16).
17.2.2
Zeitweilige Spannungserhöhung bei Lastabwurf, Ferranti-Effekt
Bei Lastabwurf an einem Generator nimmt die Generatorklemmenspannung
den Wert der inneren Generatorspannung an. Im ersten Augenblick erfolgt ein
sprunghafter Anstieg auf die subtransiente Spannung, die vom vorausgegan-
genen Lastzustand abhängt. Im VZS gilt:
(17.1)
u,G
u·
U"
u,~+--~~--.....:.'!"<::::=="=:;>'........:::==---=·:w
subtransient
ca.1s---!
o~i --~·~----------------------+• 1
L Lastabwur1
Bild 17.1. Zeitweilige betriebsfrequente Spannungserhöhung an den Generatorklemmen
nach Lastabwurf aus dem übererregten Betrieb
U '
- =
b
!l:tG -
(R G + JXd
. I) ItG
b
(17.3)
Ohne genaue Untersuchung unter Einbeziehung des Spannungsreglers und
des Erregersystems rechnet man häufig mit Lastabwurffaktoren
(j _ UIGmax
L- ubIG (17.4)
(17.5a)
coshy
-I
l
1--- - - -- - - e - - - - -- ---1
J.A J.E Boffenes
Hs·--:-~
.-!.,..&-~;.<---P-"...-a-c---_-'i
lvt:,_,-!-.-.-~ Leitungsende
!1-QH_ _ _l"V"IN_ _ _
'- ---/;,A! XOA(SIIlA) Xot:(SrOE) YIE
Bei 50 Hz und c = 300 000 km/s ergibt sich ß 1 = wie = 21t/6000 km. Für
ß1 l = 1t/2 wird cosß1 l = 0. Nach Gl. (17.5b) würde dann U1E unendlich groß
werden. Dieser Fall würde für 50 Hz bei einer Leitungslänge von 1500 km
eintreten.
Aus Gl. (9.116) ergibt sich bei ll1A = llqN - Z 1NllA und l 1A = ll1dZiE sin Y1l
bezogen auf die Quellenspannung des Netzes:
Für die verlustlose Leitung und RlN = 0 vereinfacht sich Gl. (17.6a) mit Zw 1
= U~!Pnat und X1N= 1,1 U~!Sk_A zu:
ulA u lE 1 cosß l 1
-- ·- ----~--- · ----
(17.6b)
UqN ul A P . cosßl1
cosRZ-11~smßZ
1-'1 , S" 1
kA
Bild 17.3 zeigt die nach Gl. (17.6b) berechneten Spannungsverhältnisse ohne
Kompensation. Sk.A/Pnat = 2,5 kann sich ergeben, wenn die Leitung an ein ein-
zelnes Kraftwerk angeschlossen ist.
Zur Vermeidung oder Minderung der Spannungsanhebung bei Lastabwurf
tragen Ladestromspulen bei, die am Anfang und Ende der Leitung ange-
schlossen werden. Mit den Reaktanzen XoA und XDE lässt sich aus Gl. (9.116)
folgende Beziehung herleiten:
QlE
QqN
[ 1+ .z lN +
JXDA JXDE
~~N
]coshylZ+[ZlN +
- Z.w1 JXDE
~wl
(1+ .z.l N )]sinhrJ
JXDA -
(17.7a)
Ohne Berücksichtigung der Verluste vereinfacht sich Gl. (17.7a), wenn man
wieder skA>Pnat und srD =U~!Xo für die Ladestromspulen einführt:
17.2 Spannungserhöhungen 739
1,6 1,6
u,E u,E
u~ u~
1,4 1,4
tliE = UIE
tlqN UqN
[ 1+11 SrDA +11 SrDE]cosß 1- [ 1 1 Pnat - srDE (1 + 1 1 srDA )] sinß 1
' S"kA , S"kA I , S" , S" I
kA Pnat kA
(17.7b)
Die Gin. (17.7) enthalten als Sonderfälle auch die Gin. (17.6). Ist eine Lade-
stromspule nicht vorhanden, so ist die betreffende Reaktanz in GI. (17.7 a) un-
endlich groß zu setzen, wodurch der entsprechende Ausdruck verschwindet.
Für Z: 1N = 0 ist eine Ladestromspule am Anfang der Leitung unwirksam, denn
aus GI. (17. 7 a) folgt für diesen Fall:
(17.8)
coshy 1+ Z:w 1 sinhy 1
-1 jXDE -1
A E
1.4
u,e u,e
U QN u'~~~
1,2 1,2
O,Bl-
0 - - -2-+0-0 - --4+-00-km--6--100
200 400 km 600
e- e-
Bild 17.4. Spannung am Ende einer amEndeoder am Anfang und Ende mit Ladestrom-
spulen beschalteten Leitung, gespeist aus einem Netz mit S'kP,/Pnat = 5
-
--
Generatorbemessungsleistung
1- ......
StG=2500 MVA
L~ !- ......
I
1,5 ....
!- _.... Leistungsabgabe am Ende
/ _3 ~ 1--- L2 Pe = 2215 MVA, cos (/Je= 1
~ ......
ul, ~
2~ r---:-- ~:
Ladestromspulen mit
Drehstromleistungen von je
___ ....r---- -
---
765 kV/YJ 1,0 S10 = 150 MVA
am Anfang und Ende
- 17
'
ULIE der Freileitung
765 kV/YJ
''
0,5 '~
''
"'
b 0
G T 100 200 km
'' 400
0
A x- E
Bild 17.Sa, b. Betriebsfrequente Leitererdespannung bei einer 400 km langen 765-kV-Lei-
tung [12.30]. a Netzschaltplan; b Betriebsfrequente Spannung bezogen auf 765 kV/ .J3
1 Leerlauf; 2 Abgabe von PE= 2215 MW am Leitungsende mit cos ({JE = I; 3 Lastabwurf mit
U,1(; wie für Kurve 2; 4 Lastabwurf mit Erdkurzschluss des Leiters Ll am Leitungsende mit
UqG wie für Kurve 2 für die drei Leiter Ll, L2, L3
2,0 .
-
'
'
3 -- '
'
'
Ul/Emax 1_ ''
765 kV/YJ 1·5 '
'
2 --
---.:. 300 MVA
v
t-
1---- 400 km
17.2.3
Spannungserhöhung durch kapazitive Unsymmetrie
Der Betrag UME hat abhängig von v die Form einer Glockenkurve mit dem Ma-
ximum kUquld bei v = 0. UME und die sich bei einem extremen Beispiel erge-
benden Leiter-Erde-Spannungen sind im Bild 17.7 als bezogene Größen dar-
gestellt.
Im
U, 1,0 +-----t---,---+-~--+::....-=!
l/0 !/"_1.
uM<. --~----r-~~----~-L~ Re
-1 - 05
17.2.4
Resonanzüberspannungen
17.3
Innere Überspannungen
17.3.1
Transiente Erdschlussüberspannungen
'(j _______D~
Bild 17.8a, b. Erdschluss des Leiters Ll im Scheitelwer t der Spannung bei einer Ein-
schwingfrequenz des Netzes von etwa 300 Hz. a Netzschaltung; b Ausgleichsvorgang der
Spannungen
17.3 Innere Überspannungen 745
4
Bild 17.9. Aussetzender
Erdschluss bei starker
Uu
Verstimmung der Erd-
schlusskompensation. 3
1 Erster Erdschluss im
Leiter L2; 2 zweiter Erd- uL2
99,8
/ 3 / 4 _-/- _...... - _ _,.....
--
%
/__ /__ .... --- ...........
/ 37
99,0
98,0
V....-· ~----
, J
(11 0kV)1p
V/
/ ~ ~- ---- " s
----· ,,
95,0
V,>'' ,_- · 1--7' --- --- /
/
90,0
)/ .... ....
~
~ ~
1 80,0
70,0 / ~ l".c2 /'
~-
- ...
,
30,0.// / ...
20,0
./ -/-
j/,
10,0
~
5,0 8
1' 1,9 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 2,9 3,0
k=ku -
k = 2,9 bei aussetzendem Erdschluss, ein Fall mit k = 3,0 bei Erdschluss im un-
terkompensierten Netz und ein Fall mit k = 3,3 bei einem Folgefehler und wei-
ter in 20-kV-Netzen zwei Fälle mit k = 3,0 und ein Fall mit k = 3,7 (Bild 17.10,
Kurve 6) bei Folgefehlern. Man kann daraus schließen, dass in Netzen mit lan-
gen Ausläuferleitungen und in Netzen mit starker Fehlkompensation relativ
hohe Überspannungsfaktoren zu erwarten sind, wenn damit auch nicht alle
"Ausreißer" zu erklären sind. In Netzen mit niederohmiger Sternpunkterdung
ergeben sich bei Erdkurzschluss Überspannungsfaktoren k < 2, so dass hier
andere innere Überspannungen, z. B. Schaltüberspannungen für die Isola-
tionsbemessung maßgebend werden.
Ausführlich wird die Frage der transienten Erdschlussüberspannungen in
[16.2, 16.8, 17.8, 17.30, 17.32] behandelt.
17.3.2
Überspannungen beim Schalten kleiner induktiver Ströme
Unter kleinen (im Vergleich zu Kurzschlussströmen) induktiven Strömen ver-
steht man Ströme der Größenordnung bis etwa 100 A. Der wesentliche Unter-
schied bei der Ausschaltung kleiner und großer Ströme besteht darin, dass
große Ströme im natürlichen Nulldurchgang oder in unmittelbarer Nähe des-
selben unterbrochen werden, während kleine Strömeaufgrund ihres instabi-
len Lichtbogens bereits deutlich vor dem Nulldurchgang abgerissen werden.
Dabei spielen auch die Eigenschaften des Schalters eine Rolle. Man spricht in
diesem Zusammenhang von harten und weichen Schaltern. Wie auch beim
Ausschalten großer induktiver Ströme wirkt sich außerdem ungünstig aus,
dass die betriebsfrequente Wiederkehrspannung am Schalter im Moment der
Ausschaltung ihr Maximum oder nahezu ihr Maximum aufweist.
Typische Fälle für das Ausschalten kleiner Ströme sind das Ausschalten
leerlaufender oder unterspannungsseitig mit Ladestromspulen belasteter
Transformatoren, das Ausschalten von Ladestromspulen mit direktem An-
schluss an die Hochspannungsleitung oder das Ausschalten von Hochspan-
nungsmotoren.
Grundsätzliche Überlegungen über das Zustandekommen der Überspan-
nungen beim Ausschalten kleiner induktiver Ströme lassen sich anhand der
einfachen Anordnung im Bild 17.11 a anstellen.
Für die Seite B gelten nach der Lichtbogenlöschung (i5 = 0) folgende Bezie-
hungen:
diLB
L8 - _ . C -
- - U 8 mit
duB · ·
8 - =leB= -ZLB (17.11)
dt dt
Setzt man die zweite Gleichung und deren Ableitung in die erste Gleichung
ein, so erhält man folgende homogene Differentialgleichung für die Spannung
auf der Seite B:
dzuB
L8 C8 --+u8 = 0 (17.12)
dt 2
748 17 überspannungen und Isolationskoordination
u<tl
a c
:lk
A B Us
•
b
UA
~ 0
d
U5 =0
Löschspitze
Bild 17.11 a-d. Ausschalten eines kleinen induktiven Stromes is mit "Stromabriß" i5 (0) vor
dem natürlichen Nulldurchgang des Stromes ohne Neuzündung im Schalter. a Schaltplan;
b Effektivwerte der Spannungen vor dem Ausschalten UqN "' UA = U8 ; c zeitlicher Verlauf
von i 5, uA und u8 ohne Neuzündung im Schalter; d zeitlicher Verlauf von Us = uA - u8 über
dem Schalter
2 = -1 L8 z'25 (0 ) +-
-1 C8Usmax 1 C8u 82(0 )
2 2 2
17.3 Innere Überspannungen 749
1.\, ---~
llu
U~ ------------------------J
420 Hz
0 5 ms 10
~~--------------------------~
~ ------------------~-J
U~ -------------.~----~~
P,
b
a offen 50 MVA
Bild 17.12a,b. Leiter-Erde-Spannungen und Spannungen über dem Schalter beim Aus-
schalten eines mit einer 50-MVA-Ladestromspule belasteten Spartransformators 660 MVA
(3x220 MVA). Ausschaltstrom etwa 145 A ohne Durchzünden der Schaltstrecken [ 17.50] .
a Anordnung; b Oszillogramm; P1 galvanische Trennung des ersten Schalterpols
750 17 Überspannungen und Isolationskoordination
die 380-kV- und die 30-kV-Seite des Transformators übertragen, so dass auch
dort entsprechende Überspannungsfaktoren auftraten.
Erreicht die Einschwingspannung die Durchschlagspannung der sich nach
der Lichtbogenlöschung wieder verfestigenden Schaltstrecke, so kommt es zu
einer Neuzündung der Schaltstrecke. Die Spannung an der Kapazität C8 (Bild
17.11 a) wird schwingend auf die Netzspannung uA umgeladen. Dabei wird En-
ergie von der Seite B an das Netz abgegeben. Die Frequenz dieses Ausgleichs-
vorganges wird durch die Kapazitäten CA und C8 und die dazwischen liegende
relativ kleine Induktivität bestimmt und ist deshalb verhältnismäßig hoch
(häufig einige kHz). Der Lichtbogen im Schalter kann im ersten folgenden
Nulldurchgang dieser hochfrequenten Ausgleichsschwingung erneut löschen.
Die noch vorhandene magnetische Energie der Induktivität L 8 führt aber er-
neut zum Spannungsanstieg an C8 und u. U. zur erneuten Durchzündung. Die-
ses Durchzündspiel, das man am sägezahnförmigen Verlauf der Spannung
Leiter gegen Erde auf der abgeschalteten Seite erkennt (Bilder 17.13 und
17.15}, wird bei steigenden Amplituden der Spannung so lange fortgesetzt, bis
durch Abbau der magnetischen Energie die Spannung über die Schaltstrecke
kleiner wird als ihre Durchschlagspannung. Das Durchzünden des Schalters
ist in diesem Fall durchaus erwünscht, um die Überspannungen herabzuset-
zen.
Bei Erdung des Transformatorsternpunkts können die Ströme in den ein-
zelnen Leitern unabhängig voneinander fließen, so dass ein einpoliger Ersatz-
kreis ausreicht, um den Vorgang des mehrfachen Durchzündens zu beschrei-
ben. Die Ausgleichsschwingung, die durch die magnetische Energie der Wick-
lung beim Abreißen des Magnetisierungsstromes auftritt, wird in ihrer
Frequenz und Höhe bestimmt durch die Transformatorhauptinduktivität Lh
(im Bild 17.11 durch L 8 repräsentiert) und die in C8 zusammengefasste Kapa-
zität der Zuleitung zwischen Schalter und Transformator sowie die Kapazität
des Transformators selbst. Die größtmögliche Ausgleichsspannung auf der
SeiteBergibt sich bei Stromabriss im Maximum des Magnetisierungsstromes.
Bild 17.13. Ausschalten eines leer laufenden Transformators bei mehrmaligem Durchzün-
den im Schalter. Vereinfachte Darstellung nach [ 17 .15]
17.3 Innere Überspannungen 751
Mit Ii 5 (0) I= .firm= .fi Ubf( -J3 mLh) erhält man aus Gl. (17.16) mit u8 (0) =
0 und fe = 1/21t ~ L8 I C8 ) nach Gl. (17.14):
_ .[i fe
Usmax- F U y· b
(17.19)
Tabelle 17.1. Schaltüberspannungen beim Ein- und Ausschalten von unbelasteten und mit Lade-
stromspulen belasteten Bänken aus einpoligen Spartransformatoren 3x220 MVA, (400 kV/
..J3) (231 kvt..J3 )± 18%/30 kV, Dreieckwicklung 3x66 MVA [17.50].Anlagenaufbau nach Bild 17.14.
• Bei einem Versuch Überschlag an einer 380-kV-Abspannkette, bei mehreren Versuchen Ansprechen
von Abieitern auf der 30-kV-Seite und an den Regelwicklungen (Bilder 17.12 und 17.15).
bAnsprechen eines 380-kV-Ableiters.
c Ansprechen von Abieitern auf der 30-kV-Seite und an der Regelwicklung.
1, 2, 3: Messstellen, siehe auch Bild 17.14.
17.3 Innere Überspannungen 753
a
Bild 17.14a,b. Netzaufbau und Messstellen zur Ermittlung der Ein- und Ausschaltüber-
spannungenfür unbelastete (leerlaufende) und mit Ladestromspulen belastete Spartrans-
formatoren 3x220 MVA, (400 kV/ f3 )/(231 kV/ f3) ± 18%/30 kV,Dreieckausgleichswick-
lung 3x66 MVA; ukcoSMs=10% [17.50]. a Versuchsanordnung Daxlanden; Ableiterlösch-
spannungen: 228 kV, 406 kV, 44 kV und 36 kV (in Dreieck geschaltete Abieiter während der
Versuche); b Versuchsanordnung Dollem; Ableiterlöschspannungen: 209 kV, 361 kV, 37 kV
i.i1E1 -
----------·~·~-·--------
I I I I 1 t I I I I
0 5 ms 10
I I 1 f 1 I I I I I I
o 5 ms 10
Bild 17.15. Ausschalten des induktiv belasteten Transformators nach Bild 17.14a auf der
220-kV-Seite mit Durchzündungen im Schalterpol L1 und Überschlag einer 380-kV-Ab-
spannkette bei 835 kV [ 17.50 ]. Die zeitlichen Abstände der Durchzündungen betragen etwa
300 1-!S
17.3.3
Überspannungen beim Schalten von Kondensatoren und Leitungen
.. I
..~~~-4~~-4~~;~-JJ !
77 7u..,A ul1B
~//.'/////////
l~
2 2
U*
u* = 1
u
0
.f2ub ' , ...
V3 -1
10ms
-1 - /
"*' ... _ 7 , "
lilA• !i1A*
a -2 1=0 SL2 1= 0
Bild 17.16a,b. Ausschalten einer Kondensatorbatterie C8 ohne Durchzünden der Schalt-
strecke. Schalterpol L1 öffnet, die Schalterpole L2 und L3 bleiben geschlossen. a Sternpunkt
der Kondensatorbatterie geerdet; b Sternpunkt der Kondensatorbatterie isoliert
-
u5 -UuA -uu 6 -- fi
.J3 U b( coswt-1) (17.20)
Das Maximum der Spannung über dem Schalter wird Usmax = 2 Ub/ Die fi .J3.
drei Leiter können im Fall des Bildes 17.16a unabhängig voneinander be-
trachtet werden. Die Ausschaltung des zweit- und drittlöschenden Schalter-
pols verläuft wie die Ausschaltung des erstlöschenden Schalterpols.
Bei nicht geerdetem Sternpunkt der Kondensatorbatterie im Bild 17.16b
tritt eine Verlagerung des Sternpunktes M der Kondensatorbatterie auf. Als
höchste Spannung über dem erstlöschenden Schalterpol würde 10 ms später
dann Us max = 3 fi
Ub/ .J3
auftreten. Tatsächlich werden jedoch die beiden an-
deren Schalterpole den Strom schon unterbrochen haben ehe dieser Wert er-
reicht wird. Bei der Ausschaltung im Bild 17.17 z. B. werden die Ströme iL2 und
iu etwa 5 ms nach der Unterbrechung von iu gleichzeitig unterbrochen. Im
Zeitabschnitt zwischen 1 und 2 steigt die Spannung Uus von Ubf auf fi .J3
1,5 fi Ub/ .J3. Bei der Ausschaltung von i und iu erreichen die Spannungen
12
u128 und Uus gerade 0,872 fi Ub/ .J3 (sin 60° = 0,87). Für die höchste Span-
756 17 Überspannungen und Isolationskoordination
(\(\
iu ............
"""""'
/""\!
I
I
l1t1A J \ / v
1
il2 / ~
C/
.c:::.I
I
Lb \ (\
\T\T\
(\ .I
I
12
il3 ~
c-.~I
I
(\
ul3A J~
(\ ( .I
/V (\ 1 2
i
~·Jt!
USll
USll V\:0
/\ Lb\ \ }1\\i
(\ (1
V
USl3
lb! !~
nung über dem erstlöschenden Schalterpol Ll gilt Usmax = 2,5 Ubf fi. fi.
Kommt es zum Durchzünden der Schaltstrecken bei Ausschaltungen von Ka-
pazitäten, können Überspannungen auftreten, die u. U. zu Überschlägen an
anderen Anlagenteilen im Netz führen. Bild 17.18 zeigt die Ausschaltung einer
3,79-MVA-Kondensatorbatterie im 10-kV-Netz mit einem ungeeigneten öl-
armen Leistungsschalter.
Das Ausschalten leerlaufender Leitungen geht grundsätzlich ähnlich vor
sich wie das Ausschalten von Kondensatorbatterien, nur ist bei Leitungen zu
beachten, dass Kapazitäten zwischen Leiter und Erde sowie Kapazitäten zwi-
schen den Leitern vorhanden sind.
Neben dem Ausschalten von Kondensatorbatterien und Leitungen ist auch
das Einschalten von Kondensatorbatterien, wegen der damit verbundenen
Einschaltströme (insbesondere beim Zuschalten einer Kondensatorbatterie zu
einer bereits vorhandenen) und das Einschalten langer Hochspannungslei-
tungen (bei Spannungen von 380 kV und besonders darüber) wegen der da-
mit verbundenen Einschaltüberspannungen zu beachten. Bei der Einführung
der Spannungsebene 765 kV und bei Überlegungen für Spannungen darüber
sind die Einschaltüberspannungen von entscheidender Bedeutung bei der
Festlegung der Isolation und damit für die Konstruktion und die Kosten der
Betriebsmittel.
17.3 Innere Überspannungen 757
0 10 ms 20
'l..,
1,' • ' {I
~ " - - - - - ... r - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
\' Rückzündung
Wiederzündung
L - ' __
f ,, ' I \. ::
' J / - -< ~
__ , 1: ------------ -- --
\ / Uuu y----,'-.r- --
L __L_ __
/,- ....,.../
,_ \ u /,..-- .1
l~
, ___ _ _ / I
A.,
--- - ------- - ----------
1 , uu ".., :
,,"... l.....,j
Bild 17.19 zeigt ein Oszillogramm von der Einschaltung einer 140 km lan-
gen am Ende offenen 380-kV-Leitung. Der Ausgleichsvorgang zur Aufladung
der Leitung ist nach etwa 100 ms abgeschlossen und hat zu einer Überspan-
nung von maximal495 kV geführt. Bezogen auf 380 kV/ {3 ergibt das ei- .J2 ·
nen Überspannungsfaktor kLE = 1,6 und führt damit bei der Isolation der Be-
triebsmittel im 380-kV-Netz nicht zu einer gravierenden Beanspruchung. Erst
758 17 Überspannungen und Isolationskoordination
Uu M/\1\/\1\1\
-\J vvvv~-~
:4~kV?{)X)()(;f) :
0 20 40 60 80 ms 100
Bild 17.19. Spannungen am Anfang einer 380-kV-Freileitung (Länge 140 km) beim Ein-
schalten
2,2...------,-- ---,--------,
2.0
a Einschaltung E
17.3.4
Überspannungen beim Ausschalten von Kurzschlussströmen
Aus dem Lösungsansatz für die homogene Lösung Ush = k e.:tt ergeben sich bei
Der Maximalwert der Einschwingspannung tritt in der Nähe von t = rrl we auf
und beträgt nach der Näherungsbeziehung in Gl. (17.23):
(17.24)
(17.25)
Zw bezeichnet hier den wirksamen Wellenwiderstand, der sich aus den Wel-
lenwiderständen im Mit- und Nullsystem zusammensetzt und von der Kurz-
schlussart sowie dem betrachteten Schalterpol abhängig ist. Für den erstlö-
schenden Schalterpol nach dreipaligern Kurzschluss mit Erdberührung gilt
z. B. Zw = 3Zw 1Zw 0I(Zw 1 + 2Zw0 ). Weiter ist zu berücksichtigen, dass die Teil-
leiter bei Bündelleitern während des Kurzschlusses zusammenschlagen.
Zur Berechnung der Einschwingspannung kann man vorteilhaft die Me-
thode der Strominjektion heranziehen. Sie beruht auf dem Überlagerungs-
satz, nach dem sich jede Größe im (linearen) Netz aus einem stationären An-
762 17 Überspannungen und Isolationskoordination
13 ...fiu,
kV / ' Y3 - kV
V
400 400
V_
200
Ua
L ~..f'i~;·=__ 47,2_k~
0 0 AA AA A
IV V y ~. ';._
4r
-200 -200 -200+---........+~--+-~-1--......--l
b 0 200 400 600 J1S 800 c 0 200 400 600 J1S 800 d 0 200 400 600 J1S 800
teil vor der Ausschaltung (gekennzeichnet durch das Nebenzeichen b) und ei-
ner Änderung (gekennzeichnet durch den Vorsatz Ll) zusammensetzt. Für die
Einschwingspannung ist u~ = 0, so dass u 5 = ßu 5 gilt. Für die Änderung des
Stromes am Schalter ergibt sich aus der Bedingung i5 = i~ + ßi5 = 0 nach dem
Ausschalten die Beziehung ßi5 = - i~ . Für die Quelle im Netz gilt uq = u~ , weil
ßuq =0. Wegen u5 =ßu 5 genügt zur Berechnung der Einschwingspannung die
Betrachtung des Änderungszustandes mit der Einspeisung (Injektion) des
zeitlichen Verlaufs des Stromes i~ mit umgekehrtem Vorzeichen an den Schal-
terklemmen in das passive Netz. Diese Vorgehensweise entspricht der Kurz-
schlussstromberechnung mit der Einspeisung der Ersatzspannung an der
Kurzschlussstelle.
Zur Berechnung des betriebsfrequenten Anteils der Einschwingspannung
für den erst-, zweit- oder drittlöschenden Schalterpol wendet man die Me-
thode der Strominjektion auf die symmetrischen Komponenten (mit passi-
vem Mitsystem) an oder betrachtet die Schalterklemmen als Unterbrechungs-
stellen und übernimmt die im Abschn.l3.5 zusammengestellten Beziehungen
für Längsfehler. Die Kenntnis des betriebsfrequenten Anteils der Ein-
schwingspannungliefert insofern bereits einen Hinweis auf die maximale Ein-
schwingspannung, weil bei unbeeinflusstem Schalten der transiente Anteil
höchstens auf den doppelten Wert des betriebsfrequenten Anteils der Ein-
schwingspannung ansteigen kann.
17.3 Innere Überspannungen 763
Netz A Netz B
~~~~A--.~8--~~
ils1
--
01
l 1=l1A +l18
Mz
t:.IJ
/
02
a l z=l 2A +lzs
b 00
lo=lCJA +lfll
Bild 17.23 a, b. Berechnung des betriebsfrequenten Anteils der Einschwingspannung des
erstlöschenden Schalterpols in einem Drehstromnetz mit den Teilen A und B. a Netzschal-
tung; b Ersatzschaltplan für den Änderungszustand
(17.29)
Tabelle 17.2. Gleichungen zur Berechnung des betriebsfrequenten Anteils der Ein-
schwingspannung (Polfaktor nach Gl. {17.29}} nach dreipaligern Kurzschluss ohne und mit
Erdberührung für den erstlöschenden Schalterpol (k =Z:1}
ohne Erdberührung:
U _ z Ib 3 (ZoA +Zos) {17.33)
-Sl --lA-Ll Z:1A + 2 CZ:oA + Z:os)
mit Erdberührung:
01
U - z Ib 3ZoA (17.34}
-Sl --lA-Ll z:lA + 2Z:oA
mit Erdberührung:
U - {Z + Z )Ib 3(Z:oA + Z:os) {17.36}
-Sl - -lA lB -Ll Z:1A + ZlB + 2(Z:oA + Z:os)
Für den dreipoligen Klemmenkurzschluss auf der Seite B des Schalters ist
der Strom H 1 mit dem Kurzschlussstrom I'k = Jl.q/Z. 1 identisch. Für die Span-
nung erhält man damit:
3
U
-Sl
=U
-q 2 + z Iz
-1 -0
=U a
-q-
(17.30)
Der Faktor _q in den Gln. (17.29) und (7.30) ist der Polfaktor für den erstlö-
schen Schalterpol beim Ausschalten eines dreipoligen Kurzschlussstromes.
Für Z. 1/Z.0 = 1 wird a = 1 und für Z.o --7 oo wird a = 1,5. In Netzen mit freiem
Sternpunkt oder bei dreipaligern Kurzschluss ohne Erdberührung rechnet
man demnach mit a = 1,5, während man in niederohmig geerdeten Netzen bei
IZoiZ1 1 = 3 mit a"" 1,3 rechnen kann (Tabelle 17.2).
Die Gln. (17.33) bis (17.36) in Tabelle 17.2 können auch zur Berechnung des
Anfangsverlaufs der transienten Einschwingspannung, bzw. zur Ermittlung
der Anfangssteilheit dienen, wenn man anstelle der Impedanzen der symme-
trischen Komponenten die Wellenwiderstände und anstelle der Zeiger die Mo-
mentanwerte einsetzt (Abschn.17 .4.3 ). Der Momentanwert des Injektionsstro-
mes verläuft bei Kurzschlussausschaltung im Nulldurchgang nach einer Si-
nusfunktion (das umgekehrte Vorzeichen ist bereits durch den Zählpfeil an
der Unterbrechungsstelle berücksichtigt):
(17.32)
200
kV
150 t-----i--P"'---+-"V--+-
135
I;= 15.93 kA
S= 1875 kV/JIS
r=1,32
0~-4--~--~~~
a 0 100 200 300 J1S 400 b 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 J1S 1200
Bild 17 .24a, b. Beispiele für berechnete Einschwingspannungen u5 = uA über dem erstlö-
schenden Schalterpol im 110-kV-Netz mit Erdschlusskompensation (a = 1,5). a Beispiel für
hohe Anfangssteilheit mit Netzausschnitt in Schalternähe; b Beispiel für geringe Anfangs-
steilheit und großen Zeitraum bis Usmax
17.4 Äußere Überspannungen 767
0,34 )..lS/km Leitungslänge aufaddiert mit etwa 50 )..lS für die Laufzeit durch ei-
nen Transformator. Bild 17.24 zeigt zwei charakteristische Beispiele für Be-
rechnungen im 110-kV-Netz. Im Teilbild a mit kurzen Leitungen in der Nähe
der Kurzschlussstelle ergibt sich eine hohe Anfangssteilheit S und ein Über-
schwingfaktor r= .fi
1,32 bezogen auf Uss = ( Uni {3). 1,5 = 135 kV bei einem
Polfaktor a = 1,5. Der höchste Wert der Einschwingspannung tritt etwa 350 )..lS
nach Löschung des Lichtbogens im erstlöschenden Schalterpol auf. Im Teilbild
b dagegen ist die Anfangssteilheit sehr viel geringer, weil Freileitungen größe-
rer Länge von der betrachteten Sammelschiene abgehen. Der Überschwing-
faktor ist ähnlich wie im Teilbild a. Der höchste Wert der Einschwingspannung
tritt 1100 )..lS nach Lichtbogenlöschung auf.
17.4
Äußere Überspannungen
17.4.1
Überblick
Erdseil
: RASliM = 4Jl
~RASliM
a
Bild 17.2Sa,b. Wanderwellenspannungen bei Blitzeinschlag in eine Freileitung (schema-
tisch). a Einschlag in ein Leiterseil mit Überschlag nach Erde am nächsten Mast; bEinschlag
in einen Mast oder in das Erdseil mit rückwärtigem Überschlag zum Leiterseil
(Un 2:60 kV) mit Stahlgittermasten durch ein oder auch zwei Erdseile (Blitz-
schutzseile) weitgehend vermeiden, wenn für den Erdseilschutzwinkel etwa 20
bis 30° gewählt werden. Rückwärtige Überschläge vermeidet man weitgehend
dadurch, dass das Produkt aus Stoß-Erdungswiderstand und Blitzstrom unter
dem für die Bemessungs-Blitzstoßspannung der Leitung zulässigen Wert bleibt.
17.4.2
Atmosphärische Entladung und Blitzeinschlag
100
%
80 \ \
\ r-....
...... r'\
\
\
60
\ vBaatz
' \ 1685 Einschläge '\' \
1\
·;;;
'\
.x;
~
-~ T2
"5 I
'"'
'
::c 40
,\ \
20
\~ :\ 1\
/..., '~
Lewi~Foust2(21 ~~ \[\_ \ \
[17.8]. Messungen in Amerika haben 50-%-Werte der Stirnzeit von etwa 2,5 )..lS
ergeben, jedoch Halbwertzeiten nicht von etwa 15 )..lS sondern von 40 )..lS (Bild
17.26b).
Für Prüfzwecke wird eine Blitzstoßspannung 1,2/50 gewählt [N 17.1], d.h.
eine Stoßwelle mit einer Stirnzeit T1 = 1,2 )..lS und einer Rückenhalbwertzeit
von T2 = 50 )..lS mit entsprechenden Toleranzen.
Bei Freileitungen wird die Höhe der Überspannungen durch das Isolie-
rungsvermögen der Leitungsisolation gegen Blitzstoßspannungen begrenzt.
Naturgemäß sind deshalb an Holzmastleitungen die höchsten Überspannun-
gen zu erwarten. Die Ausbreitung der Überspannung entlang der Leitungen
wird weitgehend von der Dämpfung, den Koronaverlusten und den Refle-
xionsbedingungen (Abschn. 17.4.3) bestimmt. Die mittlere Geschwindigkeit
der Überspannungswellen auf Freileitungen liegt etwas unterhalb der Licht-
geschwindigkeit, bei Kabeln dagegen bei wesentlich geringeren Werten, z. B.
nur bei 150 m/)..ls. Die Überspannungswellen erfahren auf ihrem Wege Dämp-
fung und Verformung, so dass die Amplitude und auch die Stirnsteilheit ab-
nehmen, so lange keine Reflexionsvorgänge am offenen Leitungsende oder an
Transformatoren auftreten, die zu einem Aufbau der Überspannung führen
können bis hin zum Überschlag nach Erde.
Angaben zur Gewitterhäufigkeit in Deutschland (Gewittertage pro Jahr)
findet man in [17.34, 17.37]. Danach ist im größten Teil des Bundesgebietes mit
21 bis 25 Gewittertagen pro Jahr zu rechnen, in Schleswig-Holstein dagegen
nur mit 16 bis 20 Gewittertagen. Im Mittelgebirge (z. B. Schwarzwald, Rhön,
Weserbergland) und in Teilen Bayerns sind 26 bis 30 Gewittertage pro Jahr zu
erwarten. Die Anzahl der Blitzeinschläge in eine Freileitung ist proportional
zu den Gewittertagen pro Jahr. Bei Freileitungen ohne Erdseil wird etwa die
Hälfte der Blitzeinschläge die Leiterseile treffen, während der Rest in die Mas-
770 17 überspannungen und Isolationskoordination
te geht. Bei Freileitungen mit einem Erdseil dagegen werden nur etwa 5% al-
ler Blitzeinschläge direkte Leiterseileinschläge sein [17.4]. Darüber hinaus ist
die Anzahl der Leiterseileinschläge abhängig vom Erdseilschutzwinkel und
von der Masthöhe [17.16, 17.37, 17.38, 17.42, 17.64]. Eine Zusammenstellung
von Blitzstörungen an Hochspannungsfreileitungen findet man in [17.64].
17.4.3
Wanderwellen auf Leitungen
Die noch näher zu bestimmenden Funktionenf(x- vt) und F(x + vt) stellen
eine bezüglich der X-Richtung mit der Zeit vorlaufende und eine rücklaufen-
den ungedämpften Welle dar.
Auf den Gln. ( 17.38) beruht das Verfahren von Bewley [17.5, 17 .8, 17.23]. Die
Spannungen und Ströme an einer Stelle x ergeben sich durch Überlagerung
der an diesem Ort zu den verschiedenen Zeiten eintreffenden vor- und rück-
laufenden Wellen. Im x-t-Diagramm des Bildes 17.28, auch Bewley'sches Wel-
lengitter genannt, bewegt sich eine vorlaufende Welle konstanter Amplitude
längs eines homogenen Leitungsabschnittes auf einer fallenden Geraden für
die x - vt = const. gilt. Eine rücklaufende Welle bewegt sich bei konstanter
Amplitude auf einer Geraden mit x + vt = const. Die konkrete Lage dieser Ge-
raden ergibt sich aus den Anfangsbedingungen für x und den Laufzeiten. Tref-
fen die Wellen auf eine Inhomogenität, z. B. auf einen Übergang von einer Frei-
leitung auf ein Kabel oder ein Leitungsende, das leerlaufend oder kurzge-
schlossen oder mit einer Belastung abgeschlossen sein kann, so kommt es zu
17.4 Äußere Überspannungen 771
c -u~
Bild 17.27a-c. Übergang der Wanderwellen u und i von einer Leitung 1 (Zw 1, v1) auf eine
Leitung 2 (Zw2, v2 ) mit Brechung und Reflektion für Rechteckwellen (Tabelle 17.3, Fall 1)
a vor dem Übergang; b während des Übergangs; c nach dem Übergang
Reflexionen und Brechungen. Im Bild 17.27 ist beispielhaft der Fall dargestellt,
dass eine vorlaufende Spannungswelle auf der Leitung mit dem Wellenwider-
stand ZWl auf eine Leitung mit Zw2 < Zw 1 trifft. An der Übergangsstelle muss
gelten, da auf der Leitung 2 noch keine rücklaufenden Wellen vorhanden sind
(Fall Nr.1 in Tabelle 17.3):
(17.39 a)
(17.39b)
(17.40b)
sowie
(1 7.41a)
(17.41 b)
772 17 Überspannungen und Isolationskoordination
1
--- 4t --- r. =
u
Zwz -Zwt
Zwt +Zwz
b =
u
2Zwz
Zwt +Zwz
Zwl I lwz
Zwz -Zwt b- = 2Zwt
ri = -Tu
Zwt +Zwz 1
Zwi +Zwz
2 ul Tu= 1 bu = 2
~
---------<)
Ti=-1=-Tu bi =0
Zwl Zw2=oo
3 Tu= -1 bu = 0
~
--- Zw1 J. lwz=O
Ti=1=-Tu bi =2
4 1-n
--- ~---} Tu=-- b =-2-
--- n 1+n u 1+n
1-n
Zwl Zw2 = Zw/ n T, =---=-r. b- = __3!:_
1 1+n u 1 1+n
5 R-Zwt
~
--- Zwl Q R
r.=---
u R+Zwt
R-Zwt
b=~
u R+Zwt
T,=----=-r. b- = 2Zwt
1 R+ZWI u 1 R+Zwt
l
6 Zw1 -Zw1
~ Tu= 2e
--t
L -1 bu = 2e
-t
L
--- Zwl L
Ti= 2e
Zw1
--t
L -1 bi = 2 [ 1-e-i'
Zw, J
u1ist eine Rechteckwelle
7
---Uc ~ Tu= 1- 2e
--t
l
l
Zw1C
bu = 2 [ 1- e- z:,c' l
l
--t
Ti=1-2e ZwtC
--t
l
u1ist eine Rechteckwelle bi = 2e Zw1C
Für die Fälle 1 bis 5 gelten die Beziehungen: Tu= bu- 1 und Ti= bi- 1.
17.4 Äußere Überspannungen 773
Die Größen ru und ri sind die Reflektionsfaktoren, mit denen die Spannungs-
und Stromwelle an der Unstetigkeitsstelle reflektiert werden und die Größen
bu und bi die entsprechenden Brechungsfaktoren, mit denen die vorlaufenden
Wellen verändert werden. Ist Zw 2 < Zw 1 wie im Bild 17.2 7, so ist r u < 0, die re-
flektierte rücklaufende Spannungswelle ist deshalb negativ.
An einem offenen Leitungsende erfolgt ein Übergang auf Zw = oo. Die Re-
flektionsfaktoren werden ru = 1 und ri = - 1. Die Spannungswelle wird voll-
ständig reflektiert, so dass sich die Spannung am offenen Ende nach Einlaufen
der Wanderwelle auf den doppelten Wert erhöht. Die Wanderwelle des Stro-
mes läuft als gleich große negative Welle zurück, womit die Bedingung i = 0
am offenen Ende erfüllt ist. In Tabelle 17.3 sind die Reflexions- und Bre-
chungsfaktoren für verschiedene Inhomogenitätsstellen zusammengestellt.
Um die Spannung und den Strom an einer bestimmten Stelle der Leitung in
Abhängigkeit von der Zeit zu erhalten, muss man alle vor- und rücklaufenden
Wellen am Ort überlagern. Diese Vorgehensweise soll am Beispiel der Anord-
nung des Bildes 17.28 erläutert werden.
Durch einen rückwärtigen Überschlag der Freileitung werde, 600 m vom
Kabelendmast entfernt, eine Rechteckspannung der Höhe U0 = 630 kV aufge-
prägt. Da der Wellenwiderstand des Transformators sehr viel größer als der
des Kabels ist, kann das Kabelende als offen angenommen werden (Fall 3 in
Tabelle 17.3). Beim Zeichnen des Wellengitters wird die unterschiedliche Lauf-
zeit von Freileitung und Kabel durch eine Streckung der Kabellänge auf l~ =
vF/vL · lK = 300/200 · 400 m = 600 m berücksichtigt, was den Vorteil hat, dass
man einen linearen Zeitmaßstab erhält und keine Knicke in den Wellenzügen
an der Übergangsstelle K auftreten. Der Punkt K teilt dann die X-Koordinate
im Verhältnis lF!l~ = rF/rK = 3/4 = 0,75.
Das Wellenspiel beginnt mit einer vorlaufenden (Spannungs- )Welle im
PunktMim Wellengitter (x = 0, t = 0). Die entsprechende Kennlinie ist durch
diesen Punkt und den Punkt K, den die Welle nach der Laufzeit der Freileitung
bei t = 2 f..LS erreicht, gegeben. In K erfolgt der Übergang auf das Kabel, wobei
die Welle reflektiert und gebrochen wird. Wegen ZwK < ZwF ist der Reflek-
tionsfaktor ruFK negativ. Im Wellenfahrplan wird die reflektierte Welle durch
- r = Ir uFK I gekennzeichnet. Sie erreicht als negative rücklaufende Welle nach
4 f..LS wieder den Ausgangspunkt M. In das Spannungs-Zeit-Diagramm nach
Bild 17.29 ist bei t = 2 f..LS ein Spannungssprung der Höhe uK = U 0 - rU0 =
(1- r)U0 = (1 - 0,875) · 630 V bzw. der bezogene Wert uK/U0 = 1- 0,875 = 0,125
einzutragen. Der in K gebrochene Teil buFK U0 = (1 - r) U0 erreicht als vorlau-
fende Welle nach weiteren 2,67 f..LS den Punkt T und wird, da das Ende als of-
fen betrachtet wird, voll reflektiert (rur = 1) und läuft als positive Welle zurück
zu K. Im Spannungs-Zeit-Diagramm ist bei t = 4,67 f..LS ein Spannungssprung
der Höhe ur= 2(1- r)U0 = 2 · 0,125 · 630 kV bzw. der bezogene Wert ur!U0 =
2 · 0,125 zu verzeichnen. Wenn die rücklaufende Welle zur Zeit t = 7,33 f..LS wie-
der den Punkt K erreicht, wird sie gebrochen und reflektiert, wobei zu beach-
ten ist, dass der Reflektionsfaktor beim Übergang auf einen größeren Wellen-
widerstand positiv ist (ruKF =- ruFK = + r) und sich als Brechungsfaktor buKF =
774 17 Überspannungen und Isolationskoordination
U0 =630 kV
Freileitung: eF = 600 m, z.w = 450 n
YF =300 ffi/!ß, TF =t F/YF =2 ~
b=1+r -
a - r~ b
- - - =1 - r
~-1 ------------------ ~(---------------------- t 1~
M K T
------+--------- Kabel, TK= 2,67 ~ - - - - - -- - - --i
0
j
2
- r
4
-
r
6
- r2
8 -:::, -:_ __.(1- r)(1 tr)" · - -
- r~--- !11
12
~.:..::.-. :::--.:_-::~(1- r)(1 tr 12,67
13,33
--. r(1-r)(1tr) -
14 ___.:.::=-. - . ~ - 14,0
lß
::!4- - -- 2r(1
-- ::c>-· -
- r)(1 +0- · _.:.. 15,33
16
b - (1- r) 2(1tr)
Bild 17 .28. Berechnung der Strom- und Spannungsverläufe bei nahem Blitzeinschlag in ei-
ne 110-kV-Freileitung und direkter Kabeleinführung in einen Transformator nach dem
Verfahren von Bewley. a Daten; b Wellenlaufplan bei einem Laufzeitverhältnis r = rF/rK
= 2 f.ls/2,66 f.lS = 0,75 und einer Transformatoreingangsimpedanz ~ =
1 + r ergibt. Folglich erhält man für die Änderung der Spannung in K zur Zeit
t = 7,33 !J.S: LluK (7,33)/U0 = (1 - r) + r (1 - r)
= (1 - r) (1 + r) = 0,125 · 1,875 =
0,2344. Die Änderungen zu den einzelnen Zeitpunkten sind in Tabelle 17.4
eingetragen. Man addiert alle in einem Punkt zusammenlaufenden Wellen. An
der Übergangsstelle K ist es gleichgültig, ob man die Wellen links oder rechts
von K addiert.
Stoßwellen mit ansteigender Stirn und abfallendem Rücken lassen sich
näherungsweise durch die Überlagerung von zwei Exponentialfunktionen
17.4 Äußere Überspannungen 775
0 0 0 0 0
2,00 1- r 0 0,125 0
4,67 0 2 (1 - r) 0,125 0,250
6,00 r- r 2 0 0,234 0,250
7,33 (1 - r)(l + r) 0 0,469 0,250
8,67 0 2r(1-r) 0,469 0,469
10,0 rz- r3 2r(1-r) 0,564 0,688
11,33 (2r- 1 ) (1 - r)(1 + r) 0 0,740 0,688
12,67 r( 1 - r )+r2 (1 - r) 2r2 (l-r) 0,945 0,879
14,00 r'- r4 2 r2 (1 - r) -2 (1 - r ) 2 {1 + r) 1,029 1,012
15,33 (3r2-2r)(1- r) (1+ r) 2r2(1-r) 1,157 1,203
I I= I Zwr
r = ruFK ZwK-ZwF 1130Q-450QI
+ZwK
=
30r.l+450Q
= 0,875; b =1- r
nachbilden:
{17.43b)
776 17 Überspannungen und Isolationskoordination
800
1,2 .-- ...
kV
- ...
700
0,8 500
bei u. = 110 kV (Tabelle 17.9)
1{\
\
I
- -I 2
I \
400 I ......... I
0,6
1.......~.:·, ..........··.. ··
I
4
\
300
I -i 7 i '· \
'
I
0,4
3 1 f4 J2
c: "'
I i
="'lfl..2l
·-"'
200 - ..c 20
lj Cl. <(
"' "'
r·-··
c:
I <(
"' "'C
kA
-
0,2 1 J2 r-..
100
'!''""'m'" .... ......
../ :
;.-l------- .
'Abi.
/"
10
3 f4 I
0 0 0
0 2 4 6 8 10 12 14 ).lS 16
Bild 17.29. Spannungsverlauf uK und ur nach Tabelle 17.4 bei einer einlaufenden Welle U0
= 630 kV (Scheitelwert der Rechteckwelle) für die Anordnung im Bild 17.28 und Vergleich
mit den Ergebnissen eines Digitalprogramms (Stirnzeit 1Jls) unter Berücksichtigung eines
Abieitersam Übergang Freileitung/Kabel [ 17.21]. 1 ur Spannung am Transformator nach
Tabelle 17.4; 2 ur Spannung am Transformator bei Stirnzeit 1Jls; 3 uK Spannung am Über-
gang Freileitung/Kabel nach Tabelle 17.4; 4 uK Spannung am Übergang Freileitung/Kabel
bei Stirnzeit 1 JlS und Ansprechen des Abieiters bei 375 kV; iAbJ. Strom durch den Funken-
streckenableiter am Kabeleingang
1,4
T
1,2
1,0
r 0.8
'::$
-..
==>
0,6
~U0
0,4
;, ao "' I"' "' I o-
0,2 1--...o ~--
4
Freiltg. ffilbUo Kabel (?"'\\__
ly", =40Q Q lwK=45Q, TK=5 1J.S '· >~-'
~ Ur
10 20 30 40 50 !!S 60
r-
Bild 17.30. Direkter Leiterseileinschlag (Naheinschlag) bei Kabeleinführung in einen
Transformator (Beispiel). Verlauf der Spannungen u K und uTbezogen auf U0 für eine Recht-
eckwelle und im Vergleich für eine Keilwelle mit 40 JlS Halbwertzeit (Zwl' - ZwK)/(Zwr +
ZwK) = 0,8
UVB1
A VI--+ B - vl B A vl--+ C - v2 B
't+x Zwl
0
't+x ZWl
0
't+x Zw1· el
o>-- -- - o
~~ "fi~ ~
Uc ....................... l C
/
a b c
Bild 17.31 a-c. Bergeron-Geraden im u-i-Diagramm. a Vorlaufende Welle mit x- vt = const.
auf der Geraden u + Zwi = const.; b Rücklaufende Welle mit x + vt = const. auf der Geraden
u - Zwi = const.; c Vor- und rücklaufende Welle auf zwei Leitungsabschnitten mit dem Treff-
punkt e
778 17 Überspannungen und Isolationskoordination
a
400 r---------r-~------------,
Lastkennlinie 1.1e = llai8
/
0 0 0
b -{),2 0,2 kA 0,4 is
i-
- 0,2
- 100
c 0 2 4 6 8
1/rF -
Bild 17.32 a- c. Wanderwellen auf einer Leitung nach Bergeron mit einem Beobachter ( Wel-
lenreiter) [ 17.23]. a Anordnung und Daten; b Bergeron-Diagramm mit den Geraden (+ Zwp)
und (-Zwp); c Spannungs- und Stromverlauf, wobei für jeden Zeitpunkt uA = U0 - RiiAund
u8 = R8 i 8 gilt
17.5
Isolationsminderung
80
1ab
t:--
%
1958 Fremdschicht und
Feuchtigkeit
~ ab 1961
(die Nebelperiode 1959
I
wurde ausgeschlossen)
c::
c::""2o
Gewitter
a 0
10 30 110 kV220
I
u,-
kein erkennbarer Anlass
~ sonstige Anlässe
b 10 30 110 kV220
u,-
Bild 17.33a, b. Schadensanlässe in Schaltanlagen und auf Freileitungen in der BR Deutsch-
land 1958 bis 1967 (10-Jahresmittel) (17.41]. a Prozentualer Anteil nA für verschiedene
Schadensanlässe in Schaltanlagen bezogen auf die jeweilige Anzahl n, wobei n die Scha-
densanzahl je 100 Zellen in 10 Jahren ist. Un = 10 kV: n "' 10; U" = 30 kV: n "' 35; Un = 110 kV:
n "' 70; U" = 220 kV: n "' 115; b Prozentualer Anteil nA für verschiedene Schadensanlässe bei
Freileitungen bezogen auf die jeweilige Anzahl n, wobei n die Schadensanzahl je 100 km
Leitung in 10 Jahren ist. Un = 10 kV: n"' 85; U" = 30 kV: n"' 70; U" = 110 kV: n"' 12; U" =
220 kV: n"' 12
120
kV SVKL 75/22s
110
VKL)(27 "rsvKL 5/19
1100
-:3
90
VKL 75/2) / \ NVKL 75/14/26
VKL75/14/ ~ ~VKL 75/2 u
2 3 4 5
Tabelle 17 .5. Einteilung der Versehrnutzung in Klassen bzw. Verschmutzungsgrade der Um-
gebung nach [9.9, Nl7.2]. Ub ist die Betriebsspannung zwischen den Leitern
a Land- und forstwirt- 1,7 ... 2,0 Gebiete ohne Industrie und 16,0
schaftliehe Boden- LEICHT mit geringer Dichte von
nutzung, keine Häusern mit Heizungs-
Industrie, saubere anlagen. Gebiete mit geringer
Atmosphäre Dichte an Industrie oder
Häusern, die aber häufig
Winden und/oder Regenfäl-
Jen ausgesetzt sind. Landwirt-
schaftliehe Gebiete. Ber-
gige Gebiete (Entfernung
> 10 ... 20 km vom Meer)
b Schwache Ver- 2,2 ... 2,5 II Gebiete mit Industrie, die 20,0
Sehrnutzung (Rand- MITTEL keine besonders verschmut-
zonen großer In- zenden Abgase erzeugt und/
dustriegebiete) oder mit einer durchschnitt-
Häufige und starke Iichen Dichte von Häusern
Nebel (Flusstäler) mit Heizungsanlagen. Gebeite
mit hoher Dichte von Häu-
sern und/oder Industrien, die
aber häufig Winden und oder
Regenfällen ausgesetzt sind.
Gebiete, die Seewind ausge-
setzt sind, aber nicht zu nahe
an der Küste liegen (mindes-
tens mehrere km entfernt)
c Starke Industriever- 2,6 ... 3,2 III Gebiete mit hoher Industrie- 25.0
schmutzung (z. B. STARK dichte und Vorstädte großer
Ruhrgebiet, Köln er Städte mit hoher Dichte an
und Mannheimer Versehrnutzung verursachen-
Industriegebiet). den Heizungsanlagen. Ge-
((Die Verhältnisse in biete, die nahe am Meer liegen
diesen Gebieten ha- oder in jedem Fall verhältnis-
ben sich merklich ver- mäßig starken Seewinden
bessert)) ausgesetzt sind.
d Sehr starke und leit- 23,8 IV Gebiete mit begrenzter Aus- 31,0
fähige Verschmut- SEHR dehnung, die leitfähigen
zung (Nähe von Groß- STARK Stäuben und Industrieabgasen
kraftwerken, chemi- ausgesetzt sind, welche be-
sehen Indutrie- und sonders dicke leitfähige
Hüttenwerken) ((Kei- Niederschläge bilden. Gebiete
ne Notwendigkeit mit begrenzter Ausdehnung,
782 17 überspannungen und Isolationskoordination
• Diese Angaben können nur für Glas- und Porzellanisolatoren angewendet werden.
b Nach IEC 815, kleinster Nennkriechweg für Isolatoren zwischen Leiter und Erde.
* [K
l(F =K:F- (17.41)
[l
Aus Tabelle 17.6 erkennt man, dass die Rangfolge nach der äquivalenten Steh-
Schichtleitfähigkeit gut mit den Ergebnissen während 14 Monaten auf der
17.5 Isolationsminderung 783
200
kV
150
..........
r---........-_
11~~80
Q
..........
..........
...... ............
..........,
-.......
::t 70 -- -- ~ ~ t:s:..A- - :
60 12SkV/ 3=j2kV
I
: - r-... I ............. .c- B
~ t-C
I I
''
I
50
K F20't,nkV = 14.,;17 =28 ' o
405 10 20 40 11S 80
K F20't -
Tabelle 17 .6. Langstabisolatoren und ihr Verhalten unter natürlichen und künstlichen
Fremdschichten [ 17.43, 17.64]
17.6
Isolationskoordination
Spannungs-
form
u
Stehspannung (Index wfür withstand)
Bemessungsspannung (erforderliche Stehspannung)
Sicherheitsfaktor K,
U,w Koordinationsstehspannung
Koordinationsfaktor K.
urp repräsentative Überspannung (2% Überschreitenswahrscheinlichkeit)
Spannungskategorie
Bild 17.36. Auswahl der genormten Bemessungsspannung einer Spannungskategorie (Ta-
belle 17.7) bei der deterministischen Isolationskoordination
Un Um Bemessungs-Kurzzeit- Bemessungs-
kV kV Wechselspannung kV Blitzstoßspannung kV
6 7,2 20 40
60
10 12 28 60
75
95
15 17,5 38 75
95
20 24 so 95
125
145
30 36 70 145
170
110 123 (185) 450
230 550
220 245 (275) (650)
(325) (750)
360 850
395 950
460 1050
Tabelle 17.10. Genormte Isolationspegel im Bereich II (Um< 245 kV),Auswahl nach [N17.1]
f
~
17.7
Auswahl und Einsatz von Überspannungsableitern
Überspannungsahleiter sollen Betriebsmittel, insbesondere Transformatoren,
gegen Überspannungen schützen. Um eine ordnungsgemäße Funktion des
Überspannungsahleiters zu gewährleisten, ist eine sachgerechte Auswahl vor-
zunehmen, wobei die Funktionsweise der Überspannungsahleiter zu berück-
sichtigen ist. Als Überspannungsahleiter werden Funkenstreckenahleiter und
seit den 1980er Jahren vorwiegend Metalloxidabieiter eingesetzt [17.76].
17.7.1
Funkenstreckenabieiter
u,
f
R= f(U) P(U)dU
U50 - 4Z
R Fehlerwahrscheinlichkeit
f(U) Wahrscheinlichkeit des Auftretens
von Überspannung
P(U) Du rch-/Ü berschlagwahrscheinIieh ke it
der Isolierung
Abbruchwert der Überspannungs-
wah rsche in IichkeitsverteiIung
Abbruchwert der Durch-/Überschlag-
wahrschein IichkeitsverteiIung
U50 - 4l u z Standardabweichung der P(U) einer
selbstheilenden Isolierung
Bild 17.37. Zur Berechnung der Fehlerwahrscheinlichkeit beim statistischen Verfahren der
Isolationskoordination [Nl7.1 und Nl 7.2]
kenstrecke fließt der Ableitstoßstrom, der die Höhe der Restspannung ent-
sprechend der nichtlinearen Kennlinie der Silicium-Carbid-Widerstände be-
stimmt. Nach dem Abklingen der Überspannungen geht der Strom auf den
Folgestrom zurück. Dieser darf die Größenordnung von 200 A nicht über-
schreiten, damit die Funkenstrecke im nächsten Stromnulldurchgang verlischt
und der Ventilabieiter keiner thermischen Überbeanspruchung ausgesetzt
wird. Ansprechspannung, Löschspannung, Nenn-Ableitstoßstrom und Rest-
spannung bei Stoßströmen sind Kennwerte für den Ventilableiter. Ventilabiei-
ter werden nach ihrer Löschspannung, die zugleich die Bemessungsspannung
Ur ist, benannt (N17.6, 17.8].
Der Schaltstoß-Schutzpegel ist der höchste Wert aus Ansprech-Schalt-
stoßspannung und Restspannung bei Schalt-Stoßstrom. Ist die Ansprech-
Schaltstoßspannung nicht bekannt, so kann sie näherungsweise aus der An-
sprech-Wechselspannung ermittelt werden.
Der Blitzstoß-Schutzpegel ist der höchste Wert aus Ansprech-Blitz-
stoßspannung und Restspannung bei Nenn-Ableitstoßstrom.
Der Nenn-Ableitstoßstrom ist der Scheitelwert eines Stoßstromes der Form
8/20 flS, der den Abieiter kennzeichnet. Die Erfahrung hat gezeigt, dass in
Netzen mit höchsten Spannungen Um im Bereich I (Tabelle 17.9) Überspan-
nungsahleiter mit Nenn-Ableitstoßströmen von 5 oder 10 kA (über 72,5 kV)
einen zufriedenstellenden Schutz darstellen, während für Netze im Bereich II
(Tabelle 17.10) Abieiter mit Nenn-Ableitstoßströme 10 oder 20 kA einen aus-
reichenden Schutz bieten. Beispiele für gebräuchliche Kennwerte enthält Ta-
belle 17.11.
Die Löschspannung muss im Hinblick auf ein einwandfreies Löschverhal-
ten so gewählt werden, dass sie gleich ist oder größer als die höchste an seinen
Klemmen im Betrieb auftretende betriebsfrequente Wechselspannung. Span-
nungserhöhungen im Netz durch Entlastung (z. B. Lastabwurf eines Kraft-
790 17 überspannungen und Isolationskoordination
(17.43)
10• 20 20 bis 25 40 40
20• 24 40 bis 50 80 80
no• 132 200bis 240 320 350
llOb 120 180 bis 200 290 310
220b 216 325 bis 395 520 560
380b 360 :?:540 840 880 900
• Sternpunkt isoliert/kompensiert;
b Sternpunkt geerdet;
c rsd Rest (residuus) nach DIN 1304, Teill.
17.7 Auswahl und Einsatz von Überspannungsahleitern 791
Mit Rücksicht auf das Löschverhalten kann ein bestimmtes Verhältnis Uawmin I
Ur"" 1,5 ... 1,7 (1,7 bei kleinen Bemessungsspannung, 1,5 bei großen Bemes-
sungsspannung über etwa 100 kV) nicht unterschritten werden. Der Höchst-
wert (100%-Wert) der Ansprechblitzstoßspannung U.8100 und die obere
Grenze der Ansprechwechselspannung Uawmax stehen meist in einem be-
stimmten Verhältnis (Tabelle 17.11). Ebenso hängt der Höchstwert (100%-
Wert) der Ansprechschaltstoßspannung mit der Ansprechwechselspannung
zusammen (U.s = k.fi.Uawmax> k = 1... 1,2). Der Höchstwert der Restspannung
bei einem Ableitstoßstrom von 10 kA (Welle 8/20 !lS) entspricht häufig dem
Höchstwert der Ansprechblitzstoßspannung U. 8100 • Die Spannungen Ur und
U.w werden als Effektivwerte angegeben, während Uas, U.s und Ursd sowie die
Stirnansprechspann ungen als Scheitelwerte angegeben werden.
17.7.2
Metalloxidabieiter
lOb 12 15 40
20b 24 30 80
llOb 123 144 370 320
llO' 75 126 310 260
220' 160 216 530 440
380' 260 360 900 750
• niedrigere Werte können ausgewählt werden, wenn die höchste Betriebsspannung des
Netzes niedriger als die höchste Spannung für Betriebsmittel ist oder wenn die Wechsel-
spannungs-Zeit-Kennlinie angewendet wird (Gl. (17.44));
b Sternpunkt isoliert/kompensiert;
' Sternpunkt geerdet.
17.7.3
Ableitereinsatz
u. Cso""'
kV m
10- 30 10 - 15
45 - 110 15-20
220-380 20-30
In der Praxis ist es nicht immer möglich, die Abieiter nahe am Schutzobjekt
aufzustellen. Aus diesem Grunde wird es notwendig, einen Abieiter-Schutzbe-
reich abzuschätzen. Ausgehend vom Bild 17.38 findet man für die maximale Lei-
tungslänge lsomax zwischen den Abieitern und dem Schutzobjekt (Schutzbereich):
[ _ USOmax - (U rsd + U Z} V
SOmax- lS (17.45)
Für die Zusatzspannung Uz ergibt sich in erster Näherung, wenn L' "" 1 IJ.H/m
die Induktivität der Anschlussleitung mit der Länge a ist:
U z -_ a L' di
dt (17.46)
Dabei ist di!dt die Steilheit des Ableiterstoßstromes. Für die Laufgeschwindig-
keit v der Überspannungswelle ist bei Freileitungen vF"" 300 m/IJ.s und bei Ka-
beln vK "" 150 m/IJ.S einzusetzen. Die Steilheit S der Überspannungswelle kann
an der Blitzeinschlagstelle mehrere 1000 kV/flS betragen. Während der Aus-
breitung der Blitzüberspannung auf Leitungen tritt jedoch eine Verformung
und rasche Abflachung der Überspannungswelle ein. Im Bild 17.38 sind einige
Anhaltswerte für l somax angegeben, die man auch dann nicht überschreiten
sollte, wenn Maßnahmen zur Verhinderung eines Direkteinschlags oder rück-
wärtigen Überschlages im Anlagenbereich getroffen wurden.
Die maximal zulässige Spannung Usomax eines Schutzobjektes ist hier die
Steh-Blitz-Stoßspannung der Isolation für die betrachtete Steilheit S. Für
U somax kann man z. B. näherungsweise den Stoßpegel nach Tabelle 17.9 bzw.
17.10 einsetzen.
794 17 überspannungen und Isolationskoordination
Erdseil
..·- - - - - - - - i l •
a b
Bild 17.39a, b. Ableitereinsatz an Hochspannungsnetztransformatore n und Blocktransfor-
matoren mit Anschluss an das Freileitungsnetz. a Netztransformator YNyndS, Abieiter an
der Dreiecksausgleichswicklung entweder in Dreiecksschaltung (gezeichnet) oder in Stern-
schaltung gegen Erde (u. U. mit zusätzlichen Überspannungsschutzkondensatore n);
b Blocktransformator YNdS, Sternpunktableiter, wenn Sternpunkt nicht geerdet wird, zu-
sätzliche Überspannungsschutzkondensatore n Cusz (und in manchen Fällen auch Abieiter
auf der US-Seite)
Sonderfällen zwischen der SF6 - Anlage und den Transformatoren (z. B. Block-
transformatoren in einem Kraftwerk) eine Freiluftverbindung von einigen 10
bis200m besteht, so ist es zweckmäßig, Abieiter am Eingang der SF6 -Anlage
und am Transformator anzuordnen.
Sternpunktableiter an Transformatoren werden in Netzen mit Spannungen
von 110 kV und darüber eingesetzt, wenn die Sternpunkte nicht oder nur zeit-
weise geerdet werden. Diese Abieiter ergeben einen Schutz bei atmosphäri-
schen und bei inneren Überspannungen. Sie sind besonders dann unentbehr-
lich, wenn die Transformatoren im Sternpunkt mit einer geringeren Isolation
ausgeführt werden als an den Eingangsklemmen. In Netzen mit Erdschluss-
kompensation werden Sternpunktableiter parallel zu den Löschspulen einge-
setzt. Der Schutz von freien Transformatorsternpunkten ist besonders für
Transformatoren am Ende einer Stichleitung wichtig.
Nur in besonderen Fällen, z. B. bei Einspeisetransformatoren von großen
Lichtbogenofenanlagen oder für die Ofentransformatoren selbst kann es not-
wendig werden, auch Abieiter oder nur Abieiter zwischen den Drehstromlei-
tern anzuordnen. In manchen Fällen muss man Sechs-Ableiter-Schaltungen
wählen. Bild 17.40 zeigt dazu ein Beispiel.
Die Abieiter im Bild 17.40 übernehmen den Schutz gegen Schaltüberspan-
nungen. Die Abieiter zwischen den Drehstromleitern können entfallen, wenn
man Einphasentransformatoren einsetzt oder einen höheren Isolationspegel
für die Hauptisolation im Drehstromtransformator wählt.
Bild 17.41 zeigt den Ausschaltvorgang eines Ofentransformators, einmal
ohne und einmal mit Ableiteransprechen. Eingebaut sind nur Abieiter zwi-
schen den Leitern an den Klemmen des Ofentransformators. Zur Reduzierung
der übertragenen Schaltüberspannungen bei Ofentransformatoren setzt man
teilweise auch Abieiter an der Zwischenkreiswicklung (Regulierwicklung) und
RC-Beschaltungen (R = 1 Q; C = 10 J..LF) auf der US-Seite (Bild 17.40) ein.
Bild 17.42 zeigt die Wirkung von Metalloxidabieitern (ZnO-Ableitern) ge-
genüber Funkenstreckenahleitern auf der OS-Seite von Blocktransformatoren
2x850 MVA, 420 kV ± 12,3%/27 kV zum Schutz gegen einlaufende Blitz-
überspannungen als Folge eines nahen Blitz-einschlages oder gegen Über-
spannungen durch Trennerschalten in der vorgelagerten Schaltanlage (Bild
17.42a).
10 .. 110kV
Oienschalter
1.\.i
Uu - - - -
uLJ -----~
LU.!
a
Zum Schutz gegen kapazitiv auf die Generatorableitung von der OS-Seite
übertragene Stoßspannungen, die z. B. bei nahem Blitzeinschlag oder beim
Ausschalten von Trennschaltern in der vorgelagerten Schaltanlage (Bild
17.42 a) entstehen können, sind Zusatzkondensatoren (im Bild 17.42 a nicht
gezeichnet) von 10 nF je Leiter an jedem Blocktransformator auf der US-Seite
eingebaut [17.54] .
Bild 17.42 c zeigt die bei einem Blitzeinschlag in ein Leiterseil auf einem der
abgehenden Freileitungsstromkreise in 3,6 km Entfernung von der KW-
Schaltanlage auf der OS-Seite der Blocktransformatoren einlaufende Über-
spannung ur05 , wobei die überlagerte schnelle Schwingung eine Frequenz von
etwa 30 kHz hat und im wesentlichen bedingt ist durch das Wauderweilenspiel
auf der Anschlussfreileitung des Kraftwerksblockes mit einer Länge von 1761
m (Bild 17.42 a). Vorausgesetzt wird, dass der Funkenstreckenahleiter mit ei-
ner Stoßansprechspannung von 965 kV gerade nicht angesprochen hat. Durch
den ZnO-Ableiter dagegen wird die 30-kHz-Schwingung fast vollständig un-
terdrückt, wie Uros,zno zeigt.
798 17 Überspannungen und Isolationskoordination
380 kV
1200. - -- - - -- - - - -- - - ----,
tI kV ZnO-Ableiter
800
uAIII.
400
3,6
km 27 kV l Messstelle 2
0+--.--,--.----,,--.-~-~-~~
10-4 1Q-3 10-2 1Q- 1 WAW
Blitz-
@ b
~essslelle 3
.einschlag
a: Läufer 1 i 1 ~~1ufer-Erdschluss
: I ; schutz
1200-r---.--- . - - -,...---,.---.---., 4 . - - , - - , - - , -- , - -, - - - - ,
kv .J1 !Y Uros
900 +-~-H;~'~H----+----~--4---~
u
ilI~.!\ \\\~ \i
A u
300 •
i \ .- iblo ........_ .....__
750
~ \
0+-~+--+--+-~+-~+---+0 ~+--~~-r~~~-+~-4-~
c 0 50 100 150 200 250 Jß 300 d 0 50 100 150 200 250 Jß 300
t
Bild 17.42a-d. Begrenzung von Blitzüberspannungen auf der OS-Seite der Blocktransfor-
matoren eines Kernkraftwerksblockes 1650 MVA und an den Klemmen des Läufer-Ercl-
schlussschutzes (Abschn. 7.5.2) durch den Einsatz von ZnO-Ableitern [17.73). a Netzan-
schluss des Kraftwerksblockes; b Kennlinie des ZnO-Ableiters; c Überspannungen auf der
OS-Seite der Blocktransformatoren (Messstelle 1) und Strom durch den ZnO-Ableiter; uTOs
bei Funkenstreckenableiter; uros,zno bei ZnO-Ableiter; d Spannungen am Läufer-Ercl-
schlussschutz
17.7 Auswahl und Einsatz von Überspannungsahleitern 799
18.1
Einführung, Begriff der Stabilität, Modellbildung
(18.1)
Für die Änderung der Winkelgeschwindigkeit des i- ten Generators gilt im VZS:
läufer und gemeinsame Welle) des Turbosatzes ab und ergibt sich nach (H
Trägheitskonstante):
1) = w; 1 = 2H (18.3 a)
p2SrG
ul. = ZG Jl. +U
- l - -q c· = (RG· + J"Xc'")Jl
l- l l l ll - l +U
-qc·l (18.4)
Die Gl. (18.5) gilt genügend genau auch bei unsymmetrischen Kurzschlüssen
im Netz, da das Gegen- und Nullsystem mit100Hz bzw. 50 Hz schwingende
Leistungsanteile hervorrufen, denen die träge Generatorwelle nicht folgt. Der
Strom im Mitsystem der Gl. (18.5) ist jedoch unter Berücksichtigung der bei-
den anderen Stromkomponenten zu berechnen.
804 18 Stabilität der Drehstromübertragung
Um die Ströme aller Generatoren zur Berechnung ihrer Leistungen nach Gl.
(18.5) ermitteln zu können, wird von der Knoten-Admittanzdarstellung des
Netzes ausgegangen (Kap. 13). Der Einfachheit halber, soll nur das Mitsystem
betrachtet werden. Die Behandlung des Gegen- und Nullsystems könnte ana-
log erfolgen, kommt jedoch bei Stabilitätsuntersuchungen praktisch nicht vor,
weil in der Regel symmetrische Betriebszustände bzw. der dreipolige Kurz-
schluss zugrunde gelegt werden. In der Partitionierung nach Lastknoten (L)
und Generatorknoten (G) lautet die Gleichungen für das Mitsystem nach Gl.
(13.24):
(18.6)
(18.7)
r~L rLG 0
lr,~~'r,
~~J:J l~:Hn
l:LG
l:GG -l:G rGL r~G rG
rG 0 rG -rG
( 18.9)
(18.10)
18.1 Einführung, Begriff der Stabilität, Modellbildung 805
{18.11)
Für die Generatorströme ergibt sich dann aus der letzten Zeile:
und ausführlich für den i-ten Generator aus der i-ten Zeile von Gl. (18.12a),
wenn die Winkel der Admittanzelemente von Xqq mit a und die Winkel der
Quellenspannungen mit 8q bezeichnet werden:
m m
I 1. = L Y U G" = L Y·· U G. e j(O'll+a··)
'1 {18.12b)
- l -ij -q q l) q q
j=1 j=l
= }'_ik =u
I1k
}'_ki
-qGi
Da alle Generatoren miteinander verbunden sind, ist die Matrix Xqq im Nor-
malzustand vollbesetzt. Im Fall des dreipoligen Kurzschlusses können jedoch
Nullelemente auftreten, die einzelne Generatoren oder ganze Netzteile abtren-
nen.
Mit der Gl. {18.12) ergibt sich für die Leistung des i-ten Generators:
m
PG; = 3UqGi IU qGj yij cos (8qij- a;i ); {18.13)
j=l
18.2
Statische Stabilität
18.2.1
Statische Stabilität ohne Regelung
Ohne Wirkung des Spannungsreglers sind die Beträge der Polradspannungen
der Generatoren konstant. Mit Uqci = Up; und Oq; = Op; nimmt die Gl. (18.13) die
spezielle Form für die statische Stabilitätsuntersuchung an:
m
Pc; = 3U pi I U pj yij cos (8pij- a;); (18.14)
j=!
q-Achse
qi
d-Achse
di
spannungnach Bild 18.1: 8p; = ~; + rr/2, so dass in Gl. (18.1) ~; = flA; = .:18pi
gesetzt werden kann. Durch Zusammenfassen der Gin. (18.1), {18.2) und Gl.
( 18.15) für alle Generatoren entsteht das lineare Zustandsdifferenzialglei-
chungssystem (18.16).
In diesem Gleichungssystem ist keine Dämpfung berücksichtigt. Wird ein
solches System aus einem Arbeitspunkt ausgelenkt, so reagiert es an der
Grenze der Stabilität mit einer ungedämpften Dauerschwingung um den Ar-
beitspunkt, die bei Berücksichtigung einer Dämpfung abklingen und in den
ursprünglichen Arbeitspunkt zurückführen würde. Sobald ein Eigenwert mit
einem positiven Realteil auftritt, ist das System instabil. Somit lautet die Stabi-
litätsbedingung für Gl. ( 18.16): Alle Arbeitspunkte, für die die Matrix A konju-
giert komplexe Eigenwerte und einen doppelten Nulleigenwert aufweist, sind
stabil. Die Nulleigenwerte entstehen dadurch, dass sich sämtliche Generatoren
gegenüber dem synchronen Bezugssystem frei bewegen können. Dieses Ver-
halten wurde im Kapitel6 bei der Frequenz-Leistungsregelung untersucht.
0
k ()pG! k ()pG! k (JpG! k (JpG!
ml d8 mla8 ml 08 . mla8
pl p2 P' pm
~tiJL! ~WLI
0
k ()pG2 k ()pG2 k ()pG2 k ()pG2
~tiJL2 m2a8 m2aö m2 aö. m2aö ~WL2
pl p2 P' pm
0
~Jpm ~Öpm
0
{18.16a)
oder kürzer:
(18.16b)
lN =RN+ jXN
Bild 18.2. Ein-Maschinen-Problem: Betrachtung eines Generators am starren Netz.!!qN
Quellenspannung des Netzes im Mitsystem
Eine Anordnung nach Bild 18.2 liegt vor, wenn ein Kraftwerk über eine
längere Leitung in ein vermaschtes Netz mit einer Vielzahl von Generatoren
einspeist. Das Netz kann dann durch eine Spannungsquelle mit der konstan-
ten Quellenspannung llqN = UqN im Mitsystem nachgebildet werden. Die ge-
samte Reaktanz zwischen der Polradspannung Il.p des Generators und der
Quellenspannung des Netzes sei Xd + XN. Die Wirkwiderstände werden ver-
nachlässigt. Es wird dann bei Bezeichnung des inneren Generatorknotens mit
1 und des Netzknotens mit 2 und dem Winkel Dp 1 = 812 zwischen der Polrad-
spannung und der Netzspannung:
y = y = -y = -y = 1 = 1 eii (18.17)
-11 -22 -12 -21 j(Xd +XN) Xd +XN
(18.18)
aPG I ~
LlPG = - - Ll012 =- 3upuqN COS012Apll012 = -PsynAPLlu12 (18.19)
aol2 AP xd + xN
Mit PsynAP wurde dabei die synchronisierende Leistung eingeführt. Für das als
frequenzstarr angenommene Netz entfällt die Bewegungsgleichung. Die Gl.
(18.16) reduziert sich mit Llq, 1 = Ll~ 2 auf:
(18.20)
(18.21)
18.2 Statische Stabilität 809
(18.22a)
810 18 Stabilität der Drehstromübertragung
~ .
-------·----------------
1
'
0
Bild 18.4. Verlauf des Polradwinkels bei Auslenkung aus einem stabilen Arbeitpunkt ohne
und mit Dämpfung. a, ai> a2 nach Bild 18.3; Te0 = ll«>.o Periodendauer der ungedämpften
Eigenschwingung
.d . ) . . mr IPsynAPI .
Wlr m1t /"',z=±JWeo=±J - - - .
TJ srG
~8 12
= 2Re { ~~ _.!.._ e-1-11 }
~ -~ ~
~8 = 2Re { -j2Weo
-jmeo ei«~.ot} ~8 = ~8cosro
eO
t
(18.22c)
18.2.2
Statische Stabilität mit Regelung
Die Differentialgleichungen des Erregersystems und des Reglers werden in
gleicher Weise wie die des Netzes und der Generatoren linearisiert, sodass sich
zusammen mit den Maschinengleichungen ein System linearer Gleichungen
für jeden Betriebspunkt der Maschine ergibt. Als einfacher Fall wird ein Ge-
nerator am Netz nach Bild 18.2 betrachtet.
Bild 18.5 zeigt den Aufbau eines Erregersystems mit Drehstromerregerma-
schine und rotierender Diodenbrücke sowie zusätzlich die Übertragungs-
funktion für einen PID-Regler und die Erregermaschine, nachgebildet durch
18.2 Statische Stabilität 811
Regler Steuersatz
a
(1 + §T1)(1 +§T3)
D.U
(1 +§7;)(1 +§T4)
b PID-Filter Drehstromerreger-
maschineE
Bild 18.Sa, b. Erregersystem mit Drehstromerregermasc hine und rotierenden Dioden (Bild
6.2). a Anordnung, Generator am Netz (Ein-Maschinen-Problem); b Übertragungsfunktion
des Reglers und der Erregungseinrichtung: TE= 0,5 s; TM = 0,05 s; T 1 = 1 s; T2 = 7,5 s; T3 =
0,375 s; T4 = 0,05 s; V 0 Verstärkung des offenen Regelkreises; UG Leiter-Leiter-Spannung an
den Klemmen; !'J.U = Usoll- Uist (Bild 6.7 und 6.8)
ihre Leerlaufkennlinie und eine Erregerzeitkonstante TE, wobei Td. < TE< Td.o
gilt.
Die Ergebnisse der Berechnung für die Anordnung des Bildes 18.5 einmal
für einen Proportionalregler und zum anderen für den zusätzlichen Einsatz
eines PID-Filters (Badewannenfilter mit vier Zeitkonstanten) sind im Leis-
tungsdiagraffirn des Bildes 18.6 angegeben. BeixN =XN/Z8 =0,15 mitZ8 = u;G1
S,G nach Gl. (5.29b) handelt es sich um ein starres Netz mit S!:0 ~ oo auf der
OS-Seite des Blocktransformators mit Xr = 0,15 und S,r = SrG·
Für ein Erregersystem mit Thyristoren, gespeist über einen Stromrichter-
transformator von den Generatorklemmen nach Bild 18.7, ergibt sich zusätz-
lich die Möglichkeit der Aufschaltung von Signalen proportional zum Schlupf
(8= ~) und zur Beschleunigung (8= 8d des Synchrongenerators. Zusatzauf-
schaltungen 8 und 8, die durch Integration aus der gemessenen Wirkleistung
P gebildet werden und über Verstärker V,5 und Vs wirken, sind dann nützlich,
wenn der Generator über eine hohe Netzreaktanz speist.
Bild 18.8 zeigt die Untersuchungsergebnisse für die Anordnung nach Bild
18.7 bei einem Generator mit relativ hoher transienter Reaktanz xd..
Bei der Festlegung der Reglerbeschaltung zur Erhöhung der statischen Sta-
bilität muss man darauf achten, dass daneben die Forderung nach schneller
Ausregelung von Spannungsänderung en besteht, z. B. nach Volllastabwurf
[18.16]. Eine hohe Proportionalverstärkung, die günstig ist für die Span-
nungsregelung, wirkt z. B. ungünstig für die statische Stabilität. Diese Zusam-
menhänge sollen am Beispiel eines Wasserkraftgenerators in einem
Pumpspeicherwerk mit S,G = 118 MVA, cos <p, = 0,7; n, =600 min- 1 gezeigt wer-
812 18 Stabilität der Drehstromübertragung
0 I
Va = 200
- 0,2
i
- 0,4 /,
-- --
Va =200 ~= 1,0s
- 0,6
1\.., /
/
~
~ --
r-- _ ~ LL~=0.45 0,3:_
"" "'
o~.
--
-
100 ~-
~--
- I'..
""
-0,8
0,25
-1 ,0 ~ ...........
........____
"-..... o15
........____
XN= 0,15
......_ ~ I--
- 1,2 r- Te=0,5s
200 r--
~ = 0:15:::
~=~.5 s
- 14 I
' 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
a PN. - b PH. -
Bild 18.6a, b. Grenzen der statischen Stabilität bei Erregung eines Turbogenerators über
eine Drehstromerregermaschine nach Bild 18.5 [ 18.16]. a Einfluss des PID-Filters nach Bild
18.5;--- ohne PID-Filter, - - m i t PID-Filter; bEinflussder Netzreaktanz xN (Bild 18.2)
und der Ersatzzeitkonstante TE der Erregermaschine; Turbogeneratoren: S,G = 2x750 MVA
(Turbinen in Cross-compound-Schaltung); 60Hz; u,G= 26 kV; cos (/JrG =0,9; xd = 1,93; Xq =
1,83; Xcr =0,124; xd =0,252; xd' = x'~ = 0,181; T.J =0,62 s; T;] = T~ =0,03s; T1 = 2H = 7,5 s
au
b
Bild 18.7 a, b. Erregersystem mit stationären Thyristoren gespeist von den Klemmen (Bild
6.4) . a Anordnung, Generator am Netz (Ein-Maschinen-Problem); b Übertragungsfunktion
des Spannungsreglers mit zusätzlichem PID-Filter und zusätzlicher Aufschaltung von Sig-
nalen proportional zum Schlupf und zur Beschleunigung
18.2 Statische Stabilität 813
0
/ /
/
- 0,2
/
,
V0 =200/ /
/
-0,4 /' / / '
/
~- - ~---- / 100
-0,6 r-
·~
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--
L_
-1 ,0 \
~
200 _....
- 1,2
- 1,4 0
" Wo----
r---._ ~~ -.
--
0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
a ~.---- b ~.----
Bild 18.8a, b. Grenzen der statischen Stabilität bei Erregung eines Turbogenerators über
Thyristoren gespeist von den Generatorklemmen nach Bild 18.7 [ 18.16].--- ohne PID-Fil-
ter; - - mit PID-Filter;- ·- ·- mit PID-Filter sowie 8 und 8. a Einfluss des PID-Filters
und der Aufschaltung von Zusatzsignalen 8und 8bei xN = 0,1 5; bEinflussder Zusatzsignale
bei hohen Werten für XN. Generatordaten: s,G =750 MVA; 60Hz; u,G = 26 kV; cos CfJrG =0,9;
xd = 1,92; Xq = 1,83; X0 = 0,192; xd = 0,34; xJ = x'~ = 0,26; T~ = 0,725 s; T;{ = T~ = 0,03 s;
T1 = 2H= 7,2 s
den. Dazu ist im Bild 18.9 die Spannungsausregelung bei Ausschaltung einer
Blindleistung in Höhe der Bemessungsscheinleistung (118 MVA, cos cp = O)
aufgezeichnet für verschiedene Reglerbeschaltungen. Die Erregung der
Schenkelpolmaschine erfolgt über eine Gleichstromerregermaschine mit zwei
Feldwicklungen jeweils gespeist über Magnetverstärker, sodass auch negative
Polradspannungen ur möglich sind.
Bild 18.10 zeigt die Stabilitätsgrenzen im untererregten Betriebsbereich des
Wasserkraftgenerators nach Bild 18.9 bei unterschiedlicher Reglerauslegung
bzw. Beschaltung. Eingezeichnet sind zusätzlich die Grenze ohne Regelung
(Bild 5.11) und die Grenze bei konstanter Läuferflussverkettung. Man erkennt,
dass die statische Stabilitätsgrenze (Kurve 3 im Bild 18.10) bis in die Nähe der
Stabilitätsgrenze mit konstanter Läuferflussverkettung verschoben werden
kann, auch bei V0 = 200, wenn man einen PD-Regler mit zusätzlichem PID-Fil-
ter vorsieht.
Eine weitere Möglichkeit zur Feststellung der statischen Stabilität liegt in
der Untersuchung der Dämpfung kleiner Polradwinkelbewegungen bei Be-
trieb eines Generators im untererregten Betriebsbereich mit stationären Pol-
radwinkein in der Nähe von 90°. Bild 18.11 zeigt das Ergebnis einer solchen
Untersuchung für große Turbogeneratoren SrG = 750 MVA bei unterschiedli-
cher Größe der transienten Reaktanzxciund unterschiedlicher Netzreaktanz
XN·
814 18 Stabilität der Drehstromübertragung
0
1~ uG. 0 2 4
I I
6
I
s8 I
•
b_ I
0 2 4 I
I
0
I
2 4
I .I
':[
-0,2
(\./'""... ......I!.UG*......
V """'
P-Regler
•I
~ I ~ ..........
PD-Regler+ PID-Filter
..I
':~ . I
L_ b I
.I
5f
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V •I
u
~ l~ ---- ..I
10L
o~/\v/""'..... ~~ ..
UE
I
L~'---~ L
D I i?" ""
.I
Bild 18.9. Ausregelung der Klemmenspannung eines Wasserkraftgenerators S,G = 118 MVA
bei Ausschaltung von 118 MVA, cosq> = 0. Generatordaten: S,G = 118 MVA; 60 Hz; cosq>,G =
0,7; n, = 600 min- 1; xd = 1,11; xq = 0,71; x.J = 0,21; x:; = 0,15; x'~ = 0,20; Td = 0,14 s; T;J = T~ =
0,05 s; rj = 2H =5,2 s; Mittlere Zeitkonstante TE= 0,9 s
18.2.3
Selbsterregung
- 0,4
)
/
!l
~.=1 /1
- 1,2 Pt- --- -- /-- lf -
/ 4
L 2
--
K V
- 1/x,.-----
-1 ,6
- 2,0
...._
~ ......._
' ....
V
- /
- --- - -
... _5
- 2,4 0
0,4 0,8 1,2 1,6 2,0 2,4
PN. -
Bild 18.10. Statische Stabilitätsgrenzen eines Wasserkraftgenerators S,c = 118 MVA in ei-
nem Pumpspeicherkraftwerk (Daten und Erregersystem wie im Bild 18.9). 1 Grenze bei P-
=
Regler mit V0 200; 2 Grenze bei PD-Regler mit V0 200; 3 Grenze bei PD-Regler und zu- =
sätzlichem PID-Filter mit V0 = 200; 4 Stabilitätsgrenze ohne Regelung; 5 Stabilitätsgrenze
bei konstanter Läuferflussverkettung (obere Grenze der statischen Stabilität); 6 Reaktions-
kreis (Bild 5.11 )
I
,..I
I
.IN= 0,15und
I
I 1
1000 940 .~N=0,45 -1-
0 {\ \
92 , ". ...,
' ''
\\ ('\::' v~\r:;. ,
-
~
...... ,,
',_ ,
I
I '· - ~
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I \
1~
\\ 1/ ;\ X\V
I I
V
eS;; 90 '-....._.,/ '•
~
1000
880 I
~
I
I I
I I
98° I I
860 I I
' .I
I
a t
~
96°
840
I
.. I
I
I
108° 960
I I
104°
t 92 0 {\\
102° ~
90 \\ r ~ -- - ---
,..._
100° ~/ [V0.- -
0
'l'\ offen
a
Bild 18.12a, b. Anordnungen, die zu Selbsterregung führen können. a Generator mit kapa-
zitiver Last, hervorgerufen durch eine am Ende offene Hochspannungsleitung; b Syn-
chronphasenschieber mit Reihenkondensator zur Erhöhung der transienten Regelfähigkeit
Im allgemeinen Fall bei xd =t- Xq gilt für die transiente Zeitkonstante der Syn-
chronmaschine mit vorgeschalteter Netzimpedanz zN = rN + jxN, wobei alle
Werte auf Z8 = Zrc = U~cfSrG bezogen werden [5.10, 18.3]:
Für rN = rr + rL und xN= Xr- Xe nach Bild 18.12a erhält man aus GI. (18.23) fol-
gende Bedingungsgleichung für stabiles Verhalten:
0 x~ xq xd Xc-X1
Bild 18.13. Selbsterregungsbereiche einer Synchronmaschine ohne Dämpferwicklung bei
kapazitiver Belastung. a stabiler Bereich; b schnelle Selbsterregung; c langsame Selbsterre-
gung
18.3 Transiente Stabilität 817
18.3
Transiente Stabilität
18.3.1
Einflussgrößen und Untersuchungsmethode
Für den Zeitbereich, in dem über die transiente Stabilität entschieden wird,
kann mit konstanten Beträgen der transienten Generatürspannungen gerech-
net werden. Die Leistung des i-ten Generators wird mit den transienten Span-
nungen analog zu Gl. (18.13) berechnet:
m
P~; = 3U('L,Uj yj; cos (8j;- aj;); (18.24)
j=l
(18.25)
Das komplette Gleichungssystem setzt sich aus den Gln. (18.2), (18.25) und
{18.24) für allem Generatoren zusammen:
(18.27)
Der Betrag des Integrals auf der rechten Seite der Gl. (18.27) entspricht dervon
den Leistungen Py und P~ sowie den beiden Winkeln 8~ und 8; eingeschlosse-
nen Fläche im Leistungs-Winkel-Diagramm. Diese Fläche ist ein Maß für die
Änderung der kinetischer Energie gegenüber dem Synchronlauf.
Bei der Anwendung des Flächensatzes auf die Anordnung in Bild 18.2 soll
angenommen werden, dass der Generator über eine Doppelleitung in das Netz
einspeist und auf einem Stromkreis der Doppelleitung nahe der Sammel-
schiene ein dreipoliger Kurzschluss eintritt, der durch beidseitige Ausschal-
18.3 Transiente Stabilität 819
6' / instabil
6',..,.,. -- - - - - -- - - -
transienies Verhalten
6'
•
Bild 18.14a, b. Flächensatz zur Bestimmung der transienten Stabilität eines Synchrongene-
ratorsam Netz. a Leistungs-Winkel-Diagramm; b Polradwinkel über der Zeit
(18.29)
ogrenz
= Pvmax = I (P~axELsin8'- Pr) d8' = -P~axEL(cos8~renz -cos8;max)
8~max
- Pr(D~renz- o:maJ
Daraus folgt für den maximal zulässigen Ausschaltwinkel:
Mit 8~renz = rr- 8~ = rr- Arcsin -Ji- nach Bild 18.14 b und
pmaxEL
"'
Uamax -- -
1 kmpT T,2kmax + U>:tb
2
Tkmax = (18.31)
Wie die Gl. (18.31) für das einfache Beispiel des Ein-Maschinen-Problems zeigt,
wirken sich eine große elektromagnetische Zeitkonstante und ein kleiner An-
fangswinkel sowie geringe Anfangsbelastung günstig auf das Stabilitätsverhal-
ten aus. Bei gegebener Belastung (Pr) wird ein kleiner Anfangswinkel bei
großem P~\'nax erzielt. Dazu muss der Nenner von P~\'nax klein und der Zähler groß
sein. Der Nenner wird klein, wenn die Reaktanzen klein sind. Für einen großen
Zähler muss U' möglichst groß sein, der Generator also übererregt gefahren
werden. Eine schnelle Spannungsregelung stützt die transiente Spannung und
wirkt so stabilitätsverbessernd. Ein großer zulässiger Ausschaltwinkel und da-
mit eine große zulässige Ausschaltzeit erfordert eine große Verzögerungsfläche.
Die steht zur Verfügung, wenn P~max möglichst groß wird. Dafür gelten die glei-
chen Maßnahmen wie für ein möglichst großes P~\'nax.
18.3.2
Transiente Stabilität abhängig von Kurzschlussart, -dauer und Netzaufbau
Haupteinflussgrößen für die transiente Stabilität sind nach Abschn. 18.3.1
Fehlerart und Fehlerdauer. Bei Untersuchungen wird als ungünstiger Fall
meist Volllastbetrieb der Synchronmaschine (SrG> cos <fJrc) vor dem Fehlerein-
tritt vorausgesetzt. Abhängig vom Netzaufbau und dem Kurzschlussort im
Netz kann die Technik der einpoligen und dreipoligen Kurzunterbrechung
(KU) die transiente Stabilität merklich verbessern. Einpolige Kurzschlüsse mit
nachfolgender einpoliger KU führt in den meisten Fällen nicht zum Stabi-
litätsverlust, auch wenn Kurzschlussdauer und KU-Dauer größer sind als bei
dreipoligem Kurzschluss. Als ungünstiger Fall wird deshalb die transiente Sta-
bilität in der Regel bei dreipoligem Kurzschluss untersucht.
Bild 18.15 zeigt das Ergebnis der Stabilitätsuntersuchung für einen Turbo-
generator Src = 440 MVA; Prc = 330 MW, der über einen Blocktransformator
Srr = 440 MVA, ukr = 13,5% und eine 220-kV-Doppelleitung von 25 km Länge
auf das Verbundnetz speist. Bei einem dreipoligen Kurzschluss mit einer
Dauer von Tk = 0,1 sauf einem Stromkreis der Doppelleitung mit nachfolgen-
der dreipoliger KU erreicht der Polradwinkel einen Maximalwert von 61°. Die
wichtigsten Generatordaten sind im Bild 18.15 angegeben. Die Erregung ist
eine von den Generatorklemmen gespeiste Thyristorerregung mit ur4; 4 * = ir414 *
822 18 Stabilität der Drehstromübertragung
a
i,u ~ e
Doppelleitung = 25 km
u1G. t5
60°
1,0
40°
0,5 20°
0 0
b o U o.5 1,0 1,5 s 2,0 c 0 0,5 1,0 1,5 s 2,0
-...: ;...- :
Tt T"
PH•• ON. lit•· ~.
8
6
4
2
0 0
d 0 0,5 1,0 1,5 s 2,0 e 0 0,5 1,0 1,5 s 2,0
Doppelleitung Länge e
1\___.;-- - - 61+ 6L= 6H- - --.+;
~--------- 6 -----------~
a
(180°) 1'<"'<"'<~~""'""''""""""""""""'""""'""""...,....,.....""""""~<"'
160°P"'-"-'...P.~~~""-r..o...:...,._"..p.c""'t::.r~".::..>~
i 120° i--+--+------:::+--,.~--t--,;C-7f'---l----!
6
0 ~--~--~--~--~~~~--~ c
b s 0,35
0 0,05 0,1 0,15
r,-0,2 0,25 0,3
Bild 18.16a-c. Einfluss der Übertragungsentfernung zum Ersatznetz mit s;;0 --7 = über
eine 220-kV-Doppelleitung der Länge tauf den maximalen beim transienten Ausgleichs-
vorgang erreichten WinkelOmax nach dreipaligern Kurzschluss mit der Dauer Tk (Tu= 0,3 s).
a Anordnung: Generator S,G = 440 MVA mit Daten nach Bild 18.15, Thyristorerregung von
den Klemmen {V0= 200); b Gesamtwinkel o= oG+ Öt; abhängig von Tk: 1: t = 25 km, ob ~
44,3°; 2: t = 68 km, ob ~ 47°; 3 t = 200 km, ob ~ 55°; c Zeigerdiagramm vor dem Kurzschluss
mit oß ~ 36,5° bei Bemessungsbetrieb
fi SrG u;TUS- 1 0
x -- -1 X' {.-- - - - 315- Q 25 k m 440MVA (21 kV)Z -0 - 029·
01 2 L U rG 2 U2
rTOS 2 ' km (21 kV) 2 (245 kV) 2 ' '
XEL = 0,058
Ausgehend von U1G* = 1 und JG* = 1 erhält man für die transiente Spannung
und die innere Netzspannung nach Betrag und Winkel:
I
PNEL• = 1
u:uqN• . ~~b-
s1nu -
1,219·0,900
s1nu - 2 , 225 · s1nu
. ~~b_ . ~~b
Xd + XT + XEL 0,3 + 0,135 + 0,058
Der Anfangswinkel beträgt
0 b = OG +
1
~ = 0,1856 + 0,1317 = 0,3227 (oder aus P~m· =2,364 sin0 b = 1
PT*= 0,75)
Für t ~ oo schwingt der Winkel in o'oo = Arcsin(PT./PrnaxEL*) = Arcsin
(0,75/2,225) = 0,3438 ein. Die maximal zulässige Auslenkung beträgt damit:
O~renz = 1t- o;., = 1t- 0,3438 = 2,7978 ~ 160,30°. Aus der Flächengleichheit er-
gibt sich s:max =Are cos(PT.(O~renz- ßlb)IProaxEL* + coso;renz) = 1,6782 ~ 96,15°
als maximaler Winkel bei
PNEL*-
I _
1
u~.uqw . ~ u~w [ 1
Slnu--- --1 - - - - 1 ] sin28
xd + XT + XEL 2 Xd + XT + XEL Xq +XT +XEL
= 2,0035sin8- 0,6875sin28
mit 8 = oG + ~' dem Winkel zwischen der inneren Netzspannung und der
q-Achse. Der Anfangswinkel beträgt ßb = 0,6365 + 0,1371 = 0,7736 ~ 44,32°.
Der maximal zulässige Winkel wird erreicht, wenn P~EL* =PT* = 0,75 wird.
Durch probieren findet man Dgrenz = 2,9154 ~ 167,04°.
Die Beschleunigungsfläche ist: FB = PT.(Damax -ob)= 0,75 (Damax - 0,7736).
Die Verzögerungsfläche ergibt sich aus: Fv = - 2,0035 (cos Dgrenz - Da max) +
1/2 · 0,6875 (cos28grenz- cos28amax)- PT*(Dgrenz - DamaJ.
Durch Probieren findet man im Bild 18.17 Flächengleichheit bei Damax =
2,0197 ~ 115,72° und damit Tkmax = 0,321s.
Die zulässige Kurzschlussdauer ist etwas kleiner als bei der Berechnung mit
konstanter transienter Spannung. Vergleicht man die Ergebnisse mit denen im
Bild 18.16 b, Kurve 1, so stellt man fest, dass die zulässigen Kurzschlussdauern
recht gut übereinstimmen. Die etwas größeren Werte sind auch darin begrün-
18.3 Transiente Stabilität 825
2,5 .·
.:/ v
........-v:; ~--, :~DL'
~~ ' 1>1,'. /
PNa•
~~ ~
V::
...'/
P,
1,5 .~ ~ ~ ...
./ %80S~ ~.
V
./
:i ..- P~.
B~ ~ ~.
v
:/
~~~~ ·
Ot~ ~ ~ ~ ~ ~ \
0,5
w :~ ~ ~!a,~ ~ ~ !\
0 /
oo
~
30°
:~
I
p•k
~~~
60°
N"
6 6-
~
120°
- - e= 190km 100°
so• - - - e= 3SOkm
, instabil
40°
0 0
0 0,2 0,4 0,6 O,S s 1,0 0 0,1 0,2 s 0,3 Tk
a b
Tk T,
6 6 ~ = 0,15 s, T, = 0,30 s
120° 120°
cos lf'b=O'7} untererregt
cos !pb= 0,9
so· ao· cos !pb= 0,7 übererregt
40° 40°
0
do 0,2
Bild 18.18a- d. Einfluss der Kurzschlussart (dreipolig oder einpolig), der Kurzschlussdauer
(Tk), des Netzaufbaus und der Vorbelastung auf die transiente Stabilität einer Schenkelpol-
maschine S,G= 11S MVA in einem Pumpspeicherwerk (Daten wie im Bild 18.9). a Dreipoli-
ger und einpoliger Kurzschluss Tk = 0,15 s und Tu= 0,25 s; b Dreipoliger Kurzschluss ohne
KU; c Gesamtwinkel abhängig von Tk; d Gesamtwinkel abhängig von der Vorbelastung
(cos qf') bei P = P,
flussder Vorbelastung (cos cpb) auf den Anfangspolradwinkel und die Polrad-
winkelbewegung nach dreipoligem Kurzschluss. Wie bei der statischen Stabi-
lität ist auch hier der untererregte Zustand als ungünstig anzusehen.
18.3.3
Stabilitätsverlust und Resynchronisierung
Tritt nach einem Kurzschluss der Verlust der transienten Stabilität ein, wie z. B.
im Bild 18.19, so sind große elektrische und mechanische Beanspruchungen
für Generator und Turbine zu erwarten. Die Klemmenspannung des Genera-
18.3 Transiente Stabilität 827
Bild 18.19a-c. Dreipaliger Kurzschluss auf der Verbindungsleitung (ein Stromkreis) eines
Kraftwerksblockes mit dem Netz bei Wiederzuschaltung nach KU-Pause und Asynchron-
lauf. a Netzafbau mit folgenden Daten: S,c = 400 MVA; P,c =300 MW; U,c = 21 kV; xd =0,3;
x:J = 0,22; Tct = 0,83 s; T1 = 5,16 s; S,r = 400 MVA; uk, = 12,5 %; t, = 245 kV/21 kV = 11,7; X~
=0,295 Q/km; f =23,3 km; SJ:Q = 11 GVA; Xq =4,84 Q; Tk =0,2 s; Tu =0,4 s; b Winkel 8 und
Generatorklemmenspannung ulG' ; c Generatorstrom IG.; Wirk- und Blindleistung P. , Q.
tors bricht rhythmisch zusammen und kann nicht mehr auf dem Sollwert ge-
halten werden. Der Außertrittfallschutz muss den Maschinensatz nach kurzer
Zeit (einige Sekunden) vom Netz trennen. In günstigen Fällen kann nach
kurzem Asynchronlauf eine Resynchronisation eintreten noch bevor der Ma-
schinensatz vom Netz getrennt wird.
Bild 18.19 zeigt ein Beispiel für den Asynchronlauf nach einem dreipoligen
Kurzschluss mit dreipoliger KU auf der Einfachleitung zwischen Blocktrans-
formator und Netz. In der Praxis wird man bei einem solchen Anschluss nach
einem dreipolgen Kurzschluss keine Wiederzuschaltung vorsehen.
Der gezeichnete Effektivwert des Klemmenstromes im Bild 18.19 c enthält
nur das Wechselstromglied. Je nach Kurzschlussaugenblick wird sich dem
noch ein Gleichstromglied überlagern. Mit den im Bild 18.19 angegebenen
Daten berechnet man
X~= X~ ZrG= 0,22 · 1,1025 Q = 0,243 Q,Xr = XrZrr = 0,125 · 1,1025 Q
= 0,138 Q,
828 18 Stabilität der Drehstromübertragung
1 : I, U,0 = 220 kV
x, -\+~ :
..~- urG 21 kV
IVJ=VJ 220 kV
...[3 . ~
I o.4 n I o.s
0,381 0,467
Bild 18.20. Spannungsverteilung bei Kurzschluss und zu Beginn des Asynchronlaufs (An-
ordnung und Daten nach Bild 18.19). 1 Spannungsverteilung bei dreipoligem Kurzschluss
in F; 2 Spannungsverteilung zu Beginn des Asynchronlaufs; 3 Winkel 8 für t = 0,6 s mit
8h =45°: 8 = 8h + ~8(t = 0,6 s) = 45° + 470° = 515°
18.3 Transiente Stabilität 829
6 u.
600°
1,0
P, s 400°
a. I
0,5
5 200°
%
0 0 0
0 ·3s
-5 P. 3
25 km a.
k3 2
-1
440
a MVA Netz 3 b -2
Bild 18.21 a, b. Außertrittfallen und Resynchronisation bei 813 = Öf3 + 360° nach einem drei-
poligen Kurzschluss mit Tk = 0,6 s (zweite Stufe des Distanzschutzes im Netz). Berechnung
mit einem Mehrmaschinen-Stabilitätsprogramm. a Anordnung mit Nachbildung des Er-
satznetzes durch einen großen Generator 3; b Ergebnisse der Berechnung für den Genera-
tor Gl
830 18 Stabilität der Drehstromübertragung
22km
a 100MVA 30MVA
Verbundnetz G1 G2
I
1000 Hand
p p
18.3.4
Einfluss von Generatorauslegung und Erregersystem
auf die transiente Stabilität
P.
1,6
1,4
''~:~
1,0
Tkmax P.
0,4
x; = 0,4
1.4
s
0,3 1,2
0,2 1,0
··-·······················································-
0,1 0,8
c 0,7 0,8 0,9 1,0 cos <p0 d 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 XL
Bild 18.23a-d. Einfluss der Generatorauslegung auf die transiente Stabilität. a Anordnung:
Generator xd = 2,83; T1 = 8,5 s ; Kc = 0,4 für Turbogeneratoren mit Bemessungsleistungen S,c
> 600 MVA; b Einfluss der transienten Reaktanz bei einer Leitungsreaktanz xL = 0,4; c zuläs-
sige Kurzschlussdauer Tk ohne KU abhängig vom cos lp bei xd =0,4 und xL = 0,4; dEinflussder
Reaktanz xL eines Stromkreises auf die übertragbare Wirkleistung
832 18 Stabilität der Drehstromübertragung
380 kV
10 km
2 X 750 MVA S~a= 20 GVA
a oder 1500 MVA
Lo
6
0 -t-t---+-----"'-l'-- -l'--.L-i
6 T"'T'"--,--,-----,---,
r-1\ 1\
4 H----+---1----1---4
2 61-4==t==+=~
1"- ~ f\ ,......,_ rt 1\ \....
u,. 0 H--+--+--t----1 IV l \
uI 'u \J
~
~
- 2~--+-~-~-~
1,0
0,8
'-J
r - N
,,.....
~
r--
i o.4
uG.
0
b 0 s 2 c 0 2 d0 s 2
t -- t-- t--
Bild 18.24a-d. Transientes Verhalten großer Turbogeneratoren 2x 750 MVA (Turbinen in
Cross-Compound-Schaltung, 60 Hz) [ 18.16] oder 1500 MVA (SO Hz) bei einpoligem Erd-
kurzschluss nach Bemessungsbetrieb vor dem Kurzschluss (siehe Text). a Netzanschluss, Tk
=0,2 s; Tu=0,4 s; b Generator 2 x 750 MVA,xd = 1,92; xd =0,34; x'cl =0,26; Tel= 0,725 s; T1 =
7,2 s; Erregung über Drehstromerregermaschine und rotierende Dioden nach Bild 18.5;
c Generator wie bei Teilbild b, jedoch Erregung über klemmengespeiste Thyristorbrücke
nach Bild 18.7; d Generator 1500 MVA; xd = 2,39; xd = 0,45; x'ct = 0,32; Tct = 1,79 s; T1 =
7,0 s; Erregung wie bei Teilbild c
xd zeigt Bild 18.24. Bei dem nach Bild 18.24 angenommenen Netzaufbau (An-
schluss des Kraftwerksblockes über eine kurze Stichleitung an eine Schaltan-
lage des Verbundnetzes mit hoher Kurzschlussleistung) wurde ein einpoliger
Erdkurzschluss (Tk = 0,2 s) mit nachfolgender KU-Pause (Tu = 0,4 s) ange-
nommen (bei mehrpoligem Kurzschluss auf der Stichleitung kommt nur eine
dreipolige endgültige Ausschaltung in Betracht).Aus einem Vergleich der Teil-
bilder 18.24b für eine Erregung über Drehstromerregermaschine mit rotie-
renden Dioden nach Bild 18.5 und 18.24c für eine Erregung über eine klem-
mengespeiste stationäre Thyristorbrücke nach Bild 18.7 erkennt man den
stark unterschiedlichen Verlauf der bezogenen Erregerspannung Uf* und die
dadurch bedingte rasche Dämpfung der Pendelung des Lagewinkels 8. Der
maximale Winkel Dmax beim ersten Ausschwingen wird nur verhältnismäßig
18.3 Transiente Stabilität 833
f b=1000MW-
230km
150 Mvar
Iu, =765 kV I
2 X 750 MVA f b=1 50MW-
a 170km
150 Mvar 200 Mvar
/
150°-H--+--+--t- --l /
/
I r-.
l 1000+-+-/-:....j---!\--+ --l
6
V V \
II\
., \.
........ ...- ...... / ' -
__..
I\
\ V
_\ -
1,0 ,........._ I ,...... ............
0,8
,.--'
io.4
UG.
0
b 0 2
t---
Bild 18.25a-d. Transientes Stabilitätsverhalten großer Turbogeneratoren bei dreipoligem
Kurzschluss mit nachfolgender dreipoliger erfolgloser KU und endgültiger Ausschaltung.
a Netzanschluss; Tk = 0,05 s; Tu= 0,4 s, Tk = 0,05 s; Tu = = ; b Generator 2x 750 MVA,xd =
1,925; xd = 0,252; x'.j = 0,181; TJ = 0,62 s; T1 = 7,5 s. Erregung über Drehstromerregerma-
schine und rotierende Dioden nach Bild 18.5; c Generator 2 x 750 MVA, xd = 1,92; xd = 0,34;
x'.] = 0,26; T;1 = 0,725 s; T1 = 7,2 s; Erregung über Drehstromerregermasc hine und rotierende
Dioden nach Bild 18.5; d wie c, jedoch Erregung über klemmengespeiste Thyristorbrücke
nach Bild 18.7
wenig reduziert. Das Teilbild 18.24d zeigt zum Vergleich das Verhalten eines
Generators mit hohen Werten Xct und xd und Thyristorerregung von den
Klemmen.
Als weiterer Vergleich zum Einfluss des Erregersystems auf die transiente
Stabilität dient Bild 18.25. Berechnet wurde die transiente Stabilität bei An-
schluss eines Kraftwerksblockes über lange 700-kV-Freileitungen an das Ver-
bundnetz. Dabei wird der ungünstige Fall betrachtet, dass die vor dem Kurz-
schluss hoch belastete längere der beiden Einfachleitungen von einem dreipo-
834 18 Stabilität der Drehstromübertragung
~~~-~~i.:~.n!
UG 1=0 ::::-~
1,2 1,2.,...,-----,------,------.-- ---.
i i
1,1 \ UG.
1,1++~--+----"'""""-d::,...----1-----1
_\2 ""r-Z
\.A.._
~
1,0
a 0 0,5 1,0 1,5 2,0 b0,9 0 0,5 1,0 1,5 s 2,0
t- t-
Bild 18.26 a, b. Spannungsausregelung nach Vollastabwurf und Zuschalten einer langen am
Ende offenen Freileitung für Generatoren 2x750 MVA, Xct = 1,92; xd = 0,34; x'd = 0,26; Td =
0,725 s; T1 = 7,2 s. 1 Erregung mit rotierenden Dioden (Bild 18.5); 2 Erregung mit klem-
mengespeisten Thyristoren (Bild 18.7). a Volllastabwurf P ~. = 0,9, Q~. = 0,436; b Kapazitive
Zuschaltung (ungeladen) Q~. = -0,4
19.1
Wirkungsweise
Das Prinzip einer HGÜ als Zweipunktverbindun g ist im Bild 19.1 dargestellt.
Die Spannungen der Drehstromnetze A und B werden über Stromrichter-
transformatoren Tl und T2 auf einen für die HGÜ-Übertragung oder die
HGÜ-Kurzkupplung geeigneten Wert umgespannt und anschließend in den
Stromrichterbrücke n SI und S2 umgerichtet. Der über die Leitung bzw. den
Gleichstromkreis bei der Kurzkupplung fließende Gleichstrom Id (in einer
Drehstrombrücke gleichgerichtete Wechselströme der Drehstromseite, bei zu-
sätzlichem Einsatz von Glättungs-Drosselspulen an den Leitungsenden) wird
durch die Differenz der Spannungen an beiden Seiten der HGÜ bestimmt.
I -Ud! -Udz
d- R (19.1)
R ist der Leitungswiderstand. Für die von der Seite 1 aus zu übertragende
Wirkleistung ergibt sich damit:
(19.2)
Für die Verluste auf der Leitung gilt: PVL = Pd 1 - Pdz = Id(Ud 1 - Ud 2) = R I~. Be-
trachtet man die Gesamtstrecke zwischen den Drehstromnetzen A und B, so
treten zusätzlich Stromrichterverluste und Transformatorverluste auf.
836 19 Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung
GD- Jd GD
Bild 19.1. Prinzip einer Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ), AB-Übertra-
gung. Pd Gleichstromleistung; Id Gleichstrom; Ud 1, Ud2 Gleichspannungen (Spannung zwi-
schen den Leitern); UdG treibende Spannung in der Gleichrichterstation; Udw Gegenspan-
nung in der Wechselrichterstation A, B Drehstromnetze; P, Q Wirk- und Blindleistung im
Drehstromnetz; Tl,T2 Stromrichtertransformatoren; Sl, 52 Stromrichter in Drehstrom-
brückenschaltung; GD Glättungs-Drosselspulen auf der Gleichstromseite; Iv Oberschwin-
gungsströme
19.2
Technische Besonderheiten der HGÜ gegenüber der DHÜ
Bei Gleichstrom erfolgt im stationären Betrieb keine Umladung von elektri-
scher und magnetischer Energie zwischen den Leitungskapazitäten und den
Leitungsinduktivitäten. Bei der Gleichstromübertragung wird deshalb im Ge-
gensatz zur Drehstromübertragung unabhängig von der Belastung keine
Blindleistung aufgenommen, abgegeben oder übertragen sondern nur Wirk-
leistung übertragen. Die HGÜ überträgt deshalb auch keine Kurzschlussleis-
tung zwischen zwei durch sie gekoppelten Drehstromnetzen. Da die Übertra-
gungsleistung nach GI. (19.2) durch die Spannungsdifferenz zwischen den Lei-
tungsenden bestimmt wird, gibt es hier auch keine natürliche Leistung und
keine Stabilitätsprobleme auch nicht bei großen Entfernungen. Kompensa-
tionsmittel, wie z. B. Ladestromdrosselspulen oder Reihenkondensatoren bei
langen Drehstromleitungen hoher Spannung, sind auf der Gleichstromseite
nicht notwendig.
Bei Gleichstrom gibt es keine Stromverdrängung im Leiter. In der Isolation
von Kabeln entstehen keine dielektrischen Verluste und die Bewehrung wird
keiner induktiven Erwärmung unterworfen. Daraus ergibt sich bei Gleich-
stromkabeln ein geringerer Isolationsaufwand als bei Drehstromkabeln.
Durch die Einfügung einer HGÜ zwischen zwei Drehstromnetzen, auch
wenn es sich um eine HGÜ-Kurzkupplung handelt, werden die beiden Dreh-
stromnetze weitgehend entkoppelt. Es bieten sich damit folgende Möglichkei-
ten:
• Die über HGÜ gekoppelten Drehstromnetze können unterschiedliche Fre-
quenz haben oder mit verschiedenen Leistungs- Frequenz-Regelverfahren
betrieben werden.
• Die Übertragungsleistung kann innerhalb des Bereiches bis zur Bemes-
sungsleistung unabhängig von den Vorgängen in den beiden Drehstrom-
netzen genau eingehalten werden. Die HGÜ ist allerdings nur kurzzeitig
und in geringem Maße überlastbar.
• Die Regelung der Übertragungsleistung kann beliebigen Abhängigkeiten
unterworfen werden.
• Durch die Steuerung der Stromrichter ist eine sehr schnelle Änderung der
Größe der übertragenen Leistung und ihrer Richtung möglich. Bei einem
Parallelbetrieb mit DHÜ kann die HGÜ die Drehstromstabilität stützen
[19.20, 19.40].
9.3
Entwicklung der HGÜ
Der erste Vorläufer der HGÜ war die 1882 erbaute, 57 km lange Übertragung
von Miesbach nach München mit einer Übertragungsspannung von 2 kV. Zwi-
schen 1890 und 1910 wurden eine Reihe von Energieübertragungsanlagen mit
838 19 Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung
" Die Anlagen unter Nr.1 bis Nr.l2 wurden mit Quecksilberdampf-Ventilen gebaut und z. T.
später umgerüstet.
19.4 Betriebsmittel der HGÜ 841
19.4
Betriebsmittel der HGÜ
19.4.1
Gesamtanordnung
Die Bilder 19.2 bis 19.6 zeigen die Gesamtanordnungen ausgewählter Über-
tragungen mit ihren Betriebsmitteln.
Bei der im Jahre 1954 in Betrieb genommenen Seekabelübertragung nach
Bild 19.2 wurde nur ein Gleichstromseekabel verlegt, während sich der Rück-
strom seinen Weg über das Meer und das Erdreich unter dem Meer suchen
soll. Auf beiden Seiten der Übertragung müssen dabei in Meeresnähe ausge-
dehnte Spezial-Elektroden vorhanden sein, die den Bemessungsstrom dau-
ernd führen können. Korrosionsschäden an metallischen Leitern im Erdbo-
den müssen durch die Ortswahl vermieden werden. In Schweden, USA und
Seekabel 100 km
Ud= 100kV
Id= 200 A
Pd=20MW
Schweden GR ~ +
Bild 19.2. HGÜ Festland Schweden zur Insel Gotland, 1954 mit Quecksilberdampf-Ventilen
842 19 Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung
Seekabel64 km
u~ =200 kV
I~= 800 A
- - P~=1 60MW--
Bild 19.3. Erste HGÜ England-Frankreichdurch den Ärmelkanal im Jahre 1961 (Nr. 3, Ta-
belle 19.1)
19.4 Betriebsmittel der HGÜ 843
GD + 530 kV
~ BS Freileitung 1polig 1410 km
' :
L--- --- --------------- ---
-530 kV
Cabora Bassa (Sambesi) Apollo (Johannesburg)
Bild 19.4. HGÜ zwischen dem Wasserkraftwerk Cabora Bassa (Mosambik) und Apollo (Jo-
hannesburg/Süd Afrika), 1977/79. Freileitungsübertragung mit einpoligen Leitungen auf
getrennten Trassen (Viererbündel4 x 565 mm 2 Al/St) nach Bild 19.9b; GD Glättungs-Dros-
selspule; BS Blitzschutzkondensator
844 19 Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung
.. soo km
9 Einheiten
je 700 MW
Foz do lgua~u
lbiuna Tijuco Preto
Bild 19.5. HGÜ Itaipu-Säo Paulo mit Ud = 1200 kV (± 600 kV), vereinfacht
werkes Itaipu am Rio Parana, dem Grenzfluss zwischen Brasilien und Para-
guay, übertragen. Weil beiden angrenzenden Ländern jeweils die Hälfte der
Wasserkraft zusteht und das Netz in Paraguay mit 50 Hz betrieben wird,
während das brasilianische Netz 60 Hz hat, wurden 9 Generatoren je 700 MW
für 50 Hz und 9 Generatoren je 700 MW für60Hz ausgelegt. Der Hauptteil der
Leistung der 50-Hz-Generatoren wird über die HGÜ-Verbindung in Richtung
Säo Paulo geliefert und an der Empfangsstation in das 345-kV- und das 500-
kV-Netz eingespeist. Die Drehstromübertragung aus Itaipu in Richtung Säo
Paulo ist im Bild 12.33 gegeben.
Die HGÜ-Kabelverbindung zwischen dem 380-kV-Netz der Insel Seeland
(Teil des Verbundsystems NORDEL) und dem 380-kV-UCTE-Netz Europas in
Rostock (Bild 12.2) ist im Bild 19.6 dargestellt. Die im Jahre 1996 in Betrieb ge-
gangene Kabelverbindung (Nr. 40, Tabelle 19.1) besteht aus 52 km Seekabel,
davon 45 km zwischen der deutschen Ostseeküste in der Nähe von Rostock
und Gedser, und 118 km LandkabeL Das Seekabel ist ein ovales Ölpapierkabel
mit zwei Adern je 800 mm 2 Cu und BleimanteL
Die beiden Erdelektroden für die Stromrückleitung werden über etwa
30 km lange Kabel angeschlossen und bestehen aus einer Kupferseilschleife
(Katode) auf deutscher Seite und einem Maschennetz aus Titandraht (Anode)
auf dänischer Seite. Die wassergekühlten Thyristorventile sind in Ventiltür-
men zusammengefasst und hängen an der Decke der Ventilhalle. Die Strom-
richtertransformatoren bestehen aus drei einpoligen Einheiten mit jeweils
drei Wicklungen [19.37].
19.4 Betriebsmittel der HGÜ 845
19.4.2
HGÜ-Stationen
Bild 19.8. Stromrichtertransforma tor, einpolige Einheit mit 284 MVA im Prüffeld, für eine
3000-MW-HGÜ-Übertragungsanlage in China, Drei-Schluchten-Damm (Werkbild Sie-
mens). Zu einer zwölfpulsigen Brücke gehören drei Einheiten Yd und drei Einheiten Yy. Die
beiden rechts im Bild liegenden Durchführungen sind die Anschlüsse an die Ventilgruppen
auf hohem GleichspannungspotentiaL Die senkrechte Durchführung dient dem Anschluss
an einen Leiter des 500-kV-Drehstromnetzes. Links im Bild Öl-Luft-Kühlanlage
19.4.3
HGÜ-Freileitungen und -Kabel
Für den Kostenstand im Jahre 2000 gelten etwa die gleichen Überlegungen wie
bei GI. (9.1).
Bei einer HGÜ-Freileitung mit zwei bipolaren Stromkreisen (Bild 19.9d)
liegen die Errichtungskosten etwa um den Faktor 1,67 höher als die Kosten
nach GI. (19.3) [l.ll, 1.18, 1.24]. Die wirtschaftliche Stromdichte wird ähnlich
wie bei Drehstromfreileitungen berechnet (Abschn. 9.6.3). Die Ergebnisse zei-
gen kaum Unterschiede gegenüber den Ergebnisse bei Drehstromfreileitun-
gen.
Die Isolationsbemessung der HGÜ-Freileitung muss in stärkerem Maße als
bei der Drehstromfreileitung an die zu erwartende Versehrnutzung angepasst
werden. Für die Freileitung Cabora Bassa sind spezifische Kriechwege von 2,3
bis 2,7 cm/kV abhängig von den örtlichen Verhältnissen gewählt worden bei
Isolatoren mit geeigneter Formgebung unter den Bedingungen der Gleich-
stromverschmutzung. Bei einer Gleichspannung von 400 kV gegen Erde rech-
net man mit einer Isolatorlänge von etwa 4,5 m (Bild 19.9a), während bei
750 kV gegen Erde Isolatorlängen von 10,5 bis 15,5 kV in Betracht gezogen
werden (Bild 19.9c).
Bild 19.10 zeigt weitere Überlegungen zur Isolatorlänge (Schlagweite) bei
Gleichstromleitungen im Vergleich zu Drehstromfreileitungen [12.19]. Für die
Darstellung wurde sowohl für HGÜ als auch für DHÜ ein spezifischer
Kriechweg von 4 cm/kV gewählt, bezogen in beiden Fällen auf die im Normal-
betrieb an den Isolatoren liegende Spannung.
19.4 Betriebsmittel der HGÜ 849
E
7~
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E CO I I
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..I
I
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J. I
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1,()
a5
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E
J
a b c d
Bild 19.9. Beispiele für HGÜ-Freileitungen. a ± 400-kV-Einfachleitung (bipolare Leitung)
[9.20]; b 533-kV-Leitung (monopolare Leitung), Jd = 3300 A; c 750-kV-Einfachleitung (bi-
polare Leitung) 4x943/53 Al/St [19.23]; d ± 400-kV-Doppelleitung [l.ll]
Dicke der Isolation kann bei einem Gleichstromkabel für 400 kV ähnlich ge-
wählt werden wie bei einem Wechselstromkabel für U0 = 63 kV (110 kV/ {3 ).
Bei einer Gleichspannung bis etwa 300 kV kommen Massekabel in Betracht
und bei Spannungen darüber Ölkabel oder Gasdruckkabel [19.25, 19.33]. Da
die Leistungsumkehr bei der klassischen HGÜ mit Thyristoren durch Umpo-
len der Spannung erfolgt, können keine Kunststoffkabel (VPE-Kabel), wie sie
heute bei Drehstromkabelverbindungen zum Einsatz kommen, verwendet
werden. Kunststoffkabel sind aufgrundvon Raumladungen empfindlich gegen
eine Spannungsumkehr.
Da HGÜ-Kabel ohne Zwischenstationen mit Ladestrom-Kompensations-
einrichtungen auch über größere Längen verlegt werden können, ist die HGÜ
bei Seekabelverbindungen über größere Längen als die technische Lösung an-
zusehen. Bei flachem Wasser könnte man sich auch Drehstromkabel mit einer
Zwischenstation (künstliche Insel) denken, auf der Ladestrom-Drosselspulen
aufgestellt werden. Etwa in der Hälfte der in Tabelle 19.1 aufgeführten Fälle be-
stehen die HGÜ-Verbindungen aus Kabeln (vornehmlich Seekabeln) oder es
sind Kabel an der Übertragung beteiligt.
19.5
Kostenvergleich HGÜ mit DHÜ
Kostenvergleiche für die Übertragung elektrischer Leistung mit HGÜ oder
DHÜ sind mehrfach durchgeführtworden,z.B.: [l.ll, 1.18, 19.13, 19.24,19.31].
Bei diesen Vergleichen soll in der Regel festgestellt werden, bei welcher Ent-
fernung eine HGÜ-Übertragung (Freileitung oder Kabel) gleich wirtschaftlich
wird wie eine Drehstromübertragung. Gesucht wird also der wirtschaftliche
Schnittpunkt. Die Vergleiche werden stark beeinflusst von den technischen
und wirtschaftlichen Voraussetzungen und dem technischen Entwicklungs-
stand der HGÜ und der DHÜ. Zusätzlich ergibt sich in der Regel, dass die
Kostenkurven für die HGÜ- und die DHÜ-Übertragungen in der Nähe des
Schnittpunktes flach verlaufen, sodass kleine Änderungen in den Annahmen
merkliche Verschiebungen des Schnittpunktes ergeben können.
Der Bereich bei Freileitungsübertragungen (AB-Übertragungen) zwischen
0 und etwa 600 km Entfernung wird wirtschaftlich eindeutig durch die Dreh-
stromtechnik beherrscht, unabhängig von der zu übertragenden Leistung.
Dies zeigten schon 1956 angestellte Überlegungen [12.2] als es um die Ein-
führung von 380 kV in Europa ging und man sich Gedanken um die mögliche
Einführung einer nächsthöheren Spannungsebene von etwa 700 kV machte
[1.6, 1.9, 1.18, 12.2]. Bei Entfernungen über 600 km liegt das Mischgebiet zwi-
schen DHÜ und HGÜ, wobei sich die wirtschaftlichen Schnittpunkte dann bei
größeren Leistungen zu größeren Entfernungen verschieben. Die Untersu-
chungen in [19.24] haben z.B. gezeigt, dass für die Übertragung von 500 MW
der Schnittpunkt etwa bei 700 km erreicht werden kann, während sich der
Kostenschnittpunkt bei der Übertragung von 2000 MW auf etwa 1000 km ver-
19.5 Kostenvergleich HGÜ mit DHÜ 851
schiebt. Als erste Begründung dafür kann die quadratische Zunahme der
übertragenen Leistung mit zunehmender Spannung bei großen Entfernungen
angesehen werden, während die Kosten nur etwa linear mit der Spannung und
dem Leiterquerschnitt anwachsen [19.24]. Nach [19.31] soll der Schnittpunkt
zwischen 500 und 800 km liegen.
HGÜ-Kabelverbindungen (Landkabel und Seekabel) werden schon im Be-
reich 40 bis 150 km wirtschaftlicher als DHÜ-Kabelverbindungen [1.11, 1.18,
12.19, 19.13]. Nach [19.31]liegt der wirtschaftliche Schnittpunkt für Seekabel
bei 20 bis 50 km, während er für Landkabel bei 40 bis 100 km liegen soll.
Anhang
[}=®-(])--f Kraftwerksblock
T Turbine
01
~yq
Spannungsquelle im
Mitsystem (q:Quelle)
T G BT G Generator
BT Blocktrans- l ImpedanzZ
~ formator ~ Mitsystem Z1
Nullsystem Zo
@----o Generator
~
R jX Resistanz und Reak-
tanzZ=R+jX
Transformator mit
~ Schaltung der Wiek- ---~~ Kapazität
lungen
Transformator mit \ Trennschalter
~ Stufenschalter
I'
::
Lastschalter
:.! (allgemein)
Dreiwicklungstrans-
N ~ ~ Leistungsschalter
Sicherung,
~
Spartransformator
..
Ersatzspannungs-
"D
ausgleichswicklung
Sternpunkterdung rWf~ quelle an der Kurz-
~N
schlussstelle F
über Impedanz ZN 01 -k
»Y ;
,3 Anzahl der Leiter
(Hauptleiter und f• •f Kabel, Drehstrom-
kabel
4 5
andere L) einer
Niederspannung Leitung R, iX, 1t-Ersatzschaltung,
m----10
z. B. für eine Frei-
Drehstromnetz mit ~ leitung im Mitsystem
Anschlusspunkt Q
01 I2 2I (Index 1)
A.2 Beziehungen zwischen den modalen Komponenten in leistungsinvarianter Form >
::;1
::r
Pl
::;1
X [gu gu gu F X [gs g: goJT X [ga gß goJT X [g, g; goJT X [gd gq goJT (1Q
ei!i e~ia
1 Cl -51 .J2
guj 1 1 1] 1 0 _l_1
0 1 0 .); [ !!zei!i !!e~iiJ
[gL2 = [1 0 0: )3 [ ~ 1 1!2 l
2 -5z ~1
gL3 0 0 1 !! !! 1
ff r-~ ~~ ~ !!eia !! 2 e~ia
l ..)3 l 1 c3 -53
1] [f lc
.J 2
-z- -2 .J2
2 eiiJ jeitJ
1 !! a j j 0
0 0]
e-irl 0
.); 1 1!2 !! [01 01 0]0 + [ e-itJ -je-i'l
h [; v2
0 0 1 0 1
[;J l11 1 ~
lJz ['i' 0 0
;,]
1 1 eiiJ 1
e-i< [c 1 -5 1
[ je-iil cl
[ -j j
00 - 51
0]0
Jz [01 01 0]0 Jz -j~jtJ
ffr~+ 1 ~~J
"-~' 2
~ 0 0
;,] 0 0 1 0 f2 0 0 1
v'2
l!J +-·./2
1 1
t [ -j
0
j
0
J,]
Anhang 857
Subtransiente x'd 0,09 ... 0,22a 0,12 ... 0,30b a große Werte bei großen
Längsreaktanz p.u. Bemessungsleistungen
(gesättigt) b hohe Werte bei Langsam-
läufern großer Leistung
Subtransiente x'~ (l... 1,1) x':l (1...1,2) x'.l' ' häufig wird x'~ = x':l gesetzt
Querreaktanz p.u.
(gesättigt)
Synchrone XJ 1, 40 ... 3,00 0,80 ... 1,40 e gesättigte Werte für xd sind
Längsreaktanz p.u. 5 bis 20% kleiner.
(ungesättigt)e
Synchrone Xq (0,9 ... 1,0) xd (0,6 ... 0,7) XJ Leerlauf-Kurzschlussverhäl tnis:
Querreaktanz p.u. 1
(ungesättigt) e Kc=-
xd
Gegenreaktanz x2
X2 "'1
- (XJ" + Xq") "'XJ"
p.u. 2
Nullreaktanz Xo 0,03 ... 0,10 0,05 ... 0,20 x 0 "' (0,4 ... 0,8) x;l abhängig
p.u. von der Sehnung der Ständer-
wicklung
Subtransiente r:; 0,02 ... 0,03 ... 0,02 ... 0,05 ...
T" > T'( T""' T" XJ"
Zeitkonstante s 0,05 0,07 q - d> d dO 1
xd
Transiente T.i 0,8 ... 1,5 0,7 ... 2,2 T'- T' x,j
d - dO-
Zeitkonstante s Xct
Gleichstrom- Tg 0,05 ... 0,4 r 0,1 ... 0,4 r bei großen Generatoren
Zeitkonstante s T = x;{
g w rG
rG Resistanz der Ständer-
wicklung
- Ln • T.o-
T.c--, - Loo ., T.Q-
- LQQ
Rc R0 RQ
Streukoeffizienten:
V V V V
a
dc-
- 1- ____M_ •
LL'
a - 1-
do-LL'
______M_ • am = 1 - _h_d_
LL
; a
qQ
= 1 - _____!!g_
LL'
•
d CC d DD CC DD q QQ
(A.5.2)
(A.5.3}
..,."-
1do---
Tc+To { 1- (A.5.4)
2
(A.S.S)
(A.5.6}
Aus GI. (A.5.3) und GI. (A.S.l) wird: T.{'= amTcTo x;.
T.{ xd
Ersetzt man am Tc T0 ausgehend von GI. (A.5.4) und führt Tclo "' Tc ein bei Tc» T0 , so wird:
T.{'"' T.{0 x;
T.{~ T.{ Xd
Anhang 859
1
~ us
00S>----~ --<>
01------ 00-----......L...------
OS US
+ ~ us
1a
~k 0"'~ --<>
01------ 00------L-------
us
~
--<>
2
01------- 00---------------~--------
us us
?
los ll~s -MS
Z' MS
OS ,...._, ,...._, 0~ MS
--<>
01------ 0.~
0------:I:...-------
us
Z
OS~ Z'
~ ~ tl~s MS
~ ~
01-------
us us
?
Z )l~sz·
OS -OS
,...._, ( -MS MS
,...._,
OS ES loos l~Ms 3jX~ = MS
o------a.....:~,...._,
) l'
........
3jXJUaJUMs)2
( -OUS
01------- 00----~~-------
us
OS US MS MS' ?
~k~x~
o~ ~-s__..__--<M~·
6 ~iXs
1
01------ 00---------=J:...._----=-c...._-
Xs = X0 + 3XL bezogen auf UMs
A.6 Transformatorersatzschaltungen im Mit-, Gegen- und Nullsystem
(Fortsetzung)
1!
OS MS
?
0
~ los lMs
s +Z
-1 Zoos l~MS +Z
-2 MS
01 00
+I,= 3lN (t-1); +l2 = 3lN l(t -1); +l3 = 3lN I
I= Uos/UMs
OS us MS us us
?
~
Ib. k~6
8
0 s 3/,N Zoos l~MS
los lMs
01 00
Spartransformator us us
?
~
mit drei einpoligen
Einheiten 0 s OS +Z
-1 Zoos l~MS +Z
-2 MS
OS
MS us los lMs
9a
D,
01 00
+l, =3fN(t-1); +f2 =3fNI(t-1); +f3 =3fN f
Zoos= los; loMs =lMs; laus= lus
Spartransformator us us
mit drei einpoligen ?
Einheiten
~ s
;t z
0 OS looSMS MS
0 ~ 0
01
los lMs
00
~loosus rnzOMSUS
1 ' (t-1)2 '
9b loosMs =Ilos+/ lMs +- 1-lus
isolierter t 1 -1
Sternpunkt loosus =1=1los + l(t _ 1) lMs +- 1-lus
10
jXL
01 00
Anwendungsbeispiel
Anhang 861
1
.::J 2r Kreisfläche von sich
selbst
gn = r · e- 114 = 0,7788 · r
5 i----8~
Strecke von sich selbst gn = a · e- 312 = 0,22313 · a
~8+1
6 Quadrat von sich selbst gn = 0,447047 · a
~Ia [Maxwell1883, Rosa 1907]
7
1 2 ~S---+1
Quadrat gegen Quadrat g 12 "' 1,00655 · s fürs= a
~ ~Ia ~a+l
g1 2 "' s für s :::: 2a
8
a1 · 2 3 '·:>:>:>:'
~~=§]_i Rechteck von sich selbst
gll -_ n~ g"II . g2n-2
------· cn ta
. gln-4. g2n-6. g2
+1 ~ n·ax a a
12 13 14 · · · In
n II 12 13 14 15 16 17 18 19 110
I0,4470510,670801 0,894551!,!182811,3419311,5655111,789011,8889612,2359412,45934
g"!a
A.8 Mittlerer geometrischer Abstand einer Hülle (Kreislinie) von sich selbst
Der mittlere geometrische Abstand (mgA) einer kreisförmigen Hülle von sich selbst ist der
Radius der Hülle. Ebenso entspricht der mgA zwischen einem exzentrischen Leiter in einer
Hülle und der Hülle dem Radius der Hülle. Anschauliche Überlegungen zu diesen Aussagen
sollen gegeben werden.
. TI
d12 =2rsln-
n
~p;r
3
Bild A.S Zur Berechnung des mgA einer kreisförmigen Hülle von sich selbst (n = 4, 8, 12,
16, ... )
Für den mgA einer Stecke der Länge a von sich selbst wird vorausgesetzt g11 = 0,22313a
(A.7). Damit und ausgehend von Bild A.8 findet man für die erste grobe Näherung mit
n = 4:
(
2
21tr . 1t
gii(n=I)=Vgllgl2gl3gl4= 4 0,22313·-· 2rsm-
4 4
J ·2r=2r 4 0,22313·-·sm-
1t . 1t 2
4 4
=1,08814·r
r
Umgeschrieben wird daraus:
gll = 2r· (0,22313)1' " ( ; [sin;·sin 2n1t. sin 3: .... ·sin (% -1 J;J'" (A.8.2)
n 4 8 12 24 --7 00
Für n ~ oo geht (0,22313) 11 " ~ 1,0 und (TC/n) 11 " ~ 1,0 während der dritte Faktor in der
Gleichung (A.8.2) [sin ~n · sin 2nTC · sin 3nTC · ... · sin r~2 -1J ~]
2
21
" ~ 0,5 geht. Damit wird gu = r.
Betrachtet man den mgA zwischen einem punktförmigen Leiter I mit maximaler Ex-
zentrizität in der Hülle II, also um Ax entfernt vom Punkt 1 im Bild A.8.1, so gilt:
gm=2r·nL_lx·sm
A • 2 TC . 2 -·sm
-·sm sm --1 J -·
2TC • 2 -3TC ... • 2 ( n TC
(A.8.3)
n n n 2 n
Für n ~ oo wirdg1 u = r.
864 Anhang
x1 x1
Bild A.9 Zur Berechnung des mittlerer geometrischen Abstandes einer Strecke von sich
selbst
Beachtet man f lnx dx = x In x- x und dass xlnx für x ---7 0 zum Ergebnis 0 führt, so findet
man:
(A.9o2a)
3
lng 11 =lna-- (A.9.2b)
2
II li Il li
~a---1 t+---2a~
2 2
Anhang 865
Schleifenimpedanzen mit Rückleitung über Erde nach Carson [9.1] (Gin. (9.25a) und
(9.26a))
Z ,
_iiCE= f.1o p;;+JW-
R';+W- . /1 0
TC
(I (
2TC r;
j .
n -2h;) +2 Qii +JWL;;
.r
, f.lo · f.1o
Z.ikcE=W-P;k+)W-
TC 2TC
(I (n -d;v ) +2Q;k j
d;k
mit
~ 1,85137
fur und Q;;: x = 2h;"\jWf.10 K:E = 2h; - - - und ß = 0
00
P;;
OE
f ur ~
.. P;k un d Q;k: x = dik'"'<JWf.1 d 1,85137
0 K:E = ik' - - - un
d .a
u
OE
* 0 ( Bild 9.14 )
Für die Koeffizienten gilt:
1
k =- + ln2- C = 0,61593 mit C = 0,57722 (Eulersche Konstante); ek = 1,85137
0
l
Angegeben werden nur einige Glieder der Reihen
mit
p= 1 - - j.!!.,.
-e 1 -- (1 -J') 1/ fi. -- (1 - ')JOE-I-fi.-
- ~jWfloKE ~Wf.loKE ~Wf.loKE 1,85137
Bei h;, hk und d;k « ~ (d.h. bei Betriebsfrequenz 50 Hz oder 60Hz) ergeben sich Schlei-
fenimpedanzen etwa wie nach Carson oder nach Pollaczek, wenn man dort nur die jeweils
ersten Glieder der Reihen berücksichtigt:
Z,
-i•DE(SO) =R;, +m-+ 1 1noE- ;
. f.1o ( -+
f.1o )W- J z' 11o . 11o oE
-ikDE(SO) =m-+ ) W - 1n -
8 2n 4 Ii 8 2rc d;k
Anhang 867
iIIJ1
ohne Verlängerung (T +0);
Abspannmaste/Trag-
maste: 1:5; V e ""
vt1.
-=::::::::.t
jJ ~ ~i]
Stufenfundament;
Schutzwinkel für
t
Erdseile,
'fi~1I
Abspann -/Tragmast:
~j
i1iJ
30°/40°
~
Nennspannung kV 110 380 380 750 750 1150 1150
Teilleiter im Bündel - 2 4 4 4 4 6 6
A.11 (Fortsetzung
Auf die Mast- MVA 21,7 125,6 145,3 155,7 223,3 638,6 758,3
--
kopfbreite 2g bez. m
Übertragungs!. bei
1A/mm2: S1A/2g
Beläge des R; !1/km 0,033 0,027 0,009 0,013 0,009 0,007 0,006
Mitsystems x; !1/km 0,266 0,260 0,242 0,276 0,272 0,291 0,290
c; nF/km 13,65 14,08 14,99 13,13 13,29 12,68 12,72
Beläge des R~ !1/km 0,21 0,23 0,17 0,20 0,18 0,19 0,18
Nullsystems x; Q/km 1,46 1,32 1,34 1,31 1,31 1,19 1,19
c~ nF/km 5,48 6,47 6,46 6,08 6,11 5,60 5,63
Verluste bei kW/km 2X75 2x90 2x280 2X197 2x280 2X398 2x421
1 A/mm2
Max. el. Rand- kV/cm 6,0 14,9 9,7 19,8 17,0 18,0 16,8
feldstärke
Max. el. Feldstärke kV/m 3,4 11,2 8,1 16,0 16,1 19,6 19,6
am Erdboden r (3,6) (12,3) (8,5) (16,3) (16,5) (19,9) (19,9)
Max. el. Feldstärke kV/m 0,5 1,0 1,0 2,0 2,1 1,2 1,6
am Randdes
Schutzstreifens
HF-Störpegel nach dB 12 42 33 65 59 60 57
CIS PR über 1 m V h
Die Angaben dienen als Hilfe zur Berechnung der größten und kleinsten Kurzschluss-
ströme nach [N15.1]. Umrechnung auf andere Temperaturen als 20 oc nach Gl. (15.27)
Tabelle A.12.1 Resistanzbeläge R~ 20 im Mitsystem für Seile aus Kupfer oder Aluminium bei
f = 50 Hz und 20 oc (Freileitungsseile nach DIN 4820 1)
Nennquerschnitt Sollquerschnitt Resistanzbelag R ~ 20
qn mm 2
mm 2 Kupfer Aluminium
Q/km Q/km
Tabelle A.12.2 Reaktanzbeläge X~ im Mitsystem für Seile aus Kupfer und Aluminium bei
f= 50 Hz
=
d 0,5 m d= 0,6m d=0,7 m d=0,8m d= 0,9m d= 1m
mm 2 mm Q/km Q/km Q/km Q/km Q/km Q/km
Nullimpedanzen:
Bei der Bestimmung der Nullimpedanzen von Niederspannungsfreileitungen mit vier
Leitern (Ll, L2, L3 PEN) ist zu bedenken, dass die Stromrückleitung entweder nur über den
vierten Leiter oder über den vierten Leiter und Erde erfolgen kann.
Wenn die vier Leiter gleichen Querschnitt haben, dürfen nach [N15.2] die folgenden
Quotienten zur Bestimmung der Nullimpedanzen verwendet werden:
Bei der Berechnung der größten Kurzschlussströme: R0 /RL = 2 und X 0 /X1. = 3
Bei der Berechnung der kleinsten Kurzschlussströme: R0 /R1. = 4 und XofXL = 4
870 Anhang
A.13 Bauarten von Starkstromkabeln mit Hinweisen auf die Anwendung (Auswahl}
(Leiter aus Al oder Cu werden durch Schraffur gekennzeichnet)
.~
Vier Ieiter- legung in Erde, im Innen- NAYY
kabel raum und in Kabelkanä- VDE0276
len. Zusätzliche Schutz- -603
Cu(AI) maßnahmen, wenn me-
chanische Beschädigungen
zu erwarten sind
Stahlflachdraht und
Stahlbandgegenwendet
Cjf'"
4 0,6/1 kV Kunststoffkabel mit oder NYY
PVC Einleiter- ohne Kupfer(band)schirm oder
Cu-Schirm Kabel Für uneingeschränkte Ver- NYCY
DrahVBand wendung in Innenräumen, VDE 0276
PVC in Erde und im Freien -603
5
(j)§'""'l VPE
Cu- Band
PVC (PE)
bis 6/10 kV
Einleiter-
und Drei-
Kunststoffkabel mit Cu-
Schirm für Innenräume
(in Kraftwerken und Schalt-
N2XSY
oder
NA2XSY
Ieiter-Kabel anlagen) und Erdverlegung. N2XSEY
Cu(AI) Bei der Wahl des Schirm- NA2XSEY
querschnittsist der Erd- oder
Schlussstrom und der Dop- N2XSE2Y
pelerdkurzschlussstrom NA2XSE2Y
zu berücksichtigen. VDE0276
Einleiterkabel bei kleinen -620
Biegeradien.
Anhang 871
A.13 (Fortsetzung)
A.13 (Fortsetzung)
Cu-Hohlleiter
halbleitendes Papier
Papierisolierung+Öl
Höchstildter Folie
Mantel Pb oder Al
Anhang 873
Die Angaben dienen als Hilfe zur Berechnung der größten und kleinsten Kurzschluss-
ströme nach N15.1, wenn genauere Daten über die eingesetzten Kabel nicht vorliegen.
Umrechnung auf andere Temperaturen als 20°C nach Gl. (15.27)
Tabelle A.14.1 Resistanzbeläge R{20 im Mitsystem für 0,6-/1-kV-Kabel der Typen N(A)YY, N(A)YCWY,
N(A)KLEY und N(A)KBA bei f =50 Hz und 20°C
qn Cu Al Cu Cu Al Cu Al Cu Al Cu Al
mm 2 !1/km !1/km Q/km !1/km !1/km !1/km !1/km !1/km !1/km !1/km !1/km
10 1,83 - - 1,83 - - - - - - -
16 1,15 - - 1,15 - - - - - 1,15 -
25 0,727 - 0,727 0,728 - 0,728 - - - 0,728 1,21
95 0,194 0,321 0,194 0,196 0,322 0,196 0,322 0,196 0,323 0,196 0,322
120 0,154 0,254 0,154 0,157 0,255 0,157 0,255 0,156 0,256 0,156 0,256
150 0,125 0,207 0,126 0,128 0,208 0,128 0,208 0,128 0,210 0,127 0,209
185 0,101 0,165 0,101 0,104 0,167 0,104 0,167 0,104 0,168 0,103 0,169
240 0,0777 - 0,0778 0,0819 - 0,082 - 0,082 0,130 0,081 0,130
300 0,0629 - 0,0631 - - 0,068 - - - 0,066 0,106
Tabelle A.14.2 Reaktanzbeläge X{ im Mitsystem für 0,6-/1-kV-Kabel der Typen N(A)YY, N(A)YCWY,
N(A)KLEY und N(A)KBA bei f =50 Hz
qn Cu Al Cu Cu Al Cu Al Cu Al Cu Al
mm 2 !1/km !1/km !1/km !1/km Q/km !1/km !1/km !1/km !1/km !1/km !1/km
10 0,0942 - - 0,0942 - - - - - - -
16 0,0895 - - 0,0895 - - - - - 0,099 -
25 0,0880 - 0,0861 0,0880 - 0,0807 - - - 0,0958 0,0958
qn Cu Al Cu Cu Al Cu Al Cu Al Cu Al
mm2 ntkm ntkm Q/km ntkm ntkm ntkm ntkm ntkm ntkm ntkm ntkm
95 0,0820 0,0829 0,0820 0,0820 0,0829 0,0748 0,0748 0,0685 0,0685 0,0870 0,0870
120 0,0804 0,0804 0,0804 0,0804 0,0804 0,0732 0,0732 0,0675 0,0675 0,0861 0,0861
150 0,0807 0,0807 0,0807 0,0807 0,0807 0,0735 0,0735 0,0682 0,0682 0,0867 0,0867
185 0,0804 0,0804 0,0804 0,0804 0,0804 0,0732 0,0732 0,0672 0,0672 0,0861 0,0861
240 0,0801 - 0,0801 0,0801 - 0,0729 - 0,0669 0,0669 0,0851 0,0851
300 0,0792 - 0,0792 - - 0,0729 - - - 0,0845 0,0845
Tabelle A.14.3 Quotienten der Resistanzen und Reaktanzen im Null- und Mitsystem für
Vierleiterkabel N(A)YY in Abhängigkeit von der Rückleitung bei f = 50 Hz
Tabelle A.14.4 Quotienten der Resistanzen und Reaktanzen im Null- und Mitsystem für
Dreieinhalbleiterkabel NYY in Abhängigkeit von der Rückleitung bei f = 50 Hz
a c a c
Tabelle A.14.5 Quotienten der Resistanzen und Reaktanzen im Null- und Mitsystem für
Vierleiterkabel mit Schirm N(A)YCWY in Abhängigkeit von der Rückleitung bei f = 50 Hz
b: Rückleitung über 4. Leiter und Schirm; d: Rückleitung über 4. Leiter, Schirm und Erde.
Bei Rückleitung über 4. Leiter und bei Rückleitung über 4. Leiter und Erde gilt Tabelle A.14.3.
876 Anhang
Tabelle A.14.6 Quotienten der Resistanzen und Reaktanzen im Null- und Mitsystem für
Dreileiterkabel mit Schirm N(A)YCWY in Abhängigkeit von der Rückleitung bei f =50 Hz
Tabelle A.14.7 Quotienten der Resistanzen und Reaktanzen im Null- und Mitsystem für
Dreileiterkabel mit Schirm N(A)YCWY in Abhängigkeit von der Rückleitung bei f =50 Hz
Tabelle A.14.8 Quotienten der Resistanzen und Reaktanzen im Null- und Mitsystem für
Dreileiterkabel mit N(A)KLEY in Abhängigkeit von der Rückleitung bei f =50 Hz
Tabelle A.14.9 Quotienten der Resistanzen und Reaktanzen im Null- und Mitsystem für Vierleiterkabel N(A)KBA in Abhängigkeit von der Rück-
leitung bei f = 50 Hz
4x25 4,0 3,35 2,33 2,32 4,0 3,05 1,79 1,88 3,89 2,63 11,2 9,27 3,89 2,07 16,7 12,8
4x35 4,0 3,46 2,67 2,59 4,0 3,18 2,12 2,14 3,78 2,74 9,24 7,24 3,78 2,24 14,0 10,4
4x50 4,0 3,51 2,92 2,80 4,0 3,26 2,46 2,40 3,69 2,77 7,19 5,66 3,69 2,32 11,2 8,10
4x70 4,0 3,60 3,14 3,00 4,0 3,36 2,82 2,67 3,66 2,86 5,52 4,46 3,66 2,47 8,30 6,05
4x95 4,0 3,69 3,27 3,14 4,0 3,47 3,05 2,88 3,57 2,91 4,52 3,78 3,57 2,58 6,30 4,76
4x120 4,0 3,73 3,33 3,22 4,0 3,51 3,18 2,98 3,52 2,92 4,06 3,44 3,52 2,60 5,31 4,06
4x150 4,0 3,78 3,36 3,27 4,0 3,54 3,24 3,05 3,55 2,94 3,81 3,23 3,55 2,63 4,67 3,58
4x185 4,0 3,83 3,39 3,35 4,0 3,60 3,31 3,14 3,51 2,94 3,61 3,09 3,51 2,65 4,19 3,27
4x240 4,0 3,92 3,41 3,45 4,0 3,65 3,35 3,21 3,51 2,92 3,48 2,95 3,51 2,63 3,83 2,98
4x300 4,0 4,01 3,43 3,55 4,0 3,72 3,39 3,30 3,44 2,85 3,35 2,83 3,44 2,58 3,57 2,79
a: Rückleitung über 4. Leiter; b: Rückleitung über 4. Leiter und Mantel; c: Rückleitung über 4. Leiter und Erde; d: Rückleitung über 4. Leiter, Man-
tel und Erde.
>
i:l
::r
l).l
i:l
C1<l
Anhang 879
Die Angaben dienen als Hilfe zur Berechnung der größten und kleinsten Kurzschluss-
ströme nach N15.1, wenn genauere Daten über die eingesetzten Kabel nicht vorliegen. Um-
rechnung auf andere Temperaturen als 20°C nach GI. (15.27).
Grundüberlegungen und Berechnungen für die Angaben in den Anhängen A.15 und
A.16 wurden dankenswerterweise von Herrn Dipl.-Ing. E. Sivy aus Gleiwitz (Polen) durch-
geführt während eines Forschungsaufenthaltes am Institut für Elektrische Energieversor-
gung der TU Darmstadt im Jahre 1991.
mm 2 mm Q/km mm Q/km -
4x1x10 RE 1,78 1,847 10 ... 12 0,139 ... 0,150 13,3 ... 12,3
4x1x16 RE 2,26 1,155 11 ... 13 0,130 ... 0,140 8,9 ... 8,3
4x1x25 RM 2,82 0,739 12 ... 15 0,121.. .0,135 6,1 ... 5,5
4x1x95 RM 6,30 0,194 18 ... 21 0,096 ... 0,106 2,0 ... 1,8
4X1X120 RM 7,10 0,154 20 ... 23 0,095 ... 0,104 1,6 ... 1,5
4x1x150 RM 7,90 0,123 22...26 0,095 ... 0,105 1,3 ... 1,2
4x1x400 RM 13,00 0,046 33 ... 38 0,089 ... 0,098 0,52 ... 0,47
4x1x500 RM 14,60 0,037 37 .. .42 0,089 ... 0,097 0,41 ... 0,38
a Der Leiterradius ist vom Leiteraufbau (eindrähtig oder mehrdrähtig oder verdichtet) und
vom Istquerschnitt abhängig.
b Abweichungen sind möglich.
c Kleinstwerte und Größtwerte nach DIN VDE 0271, Tab. 15 (Abweichungen sind möglich,
z. B. bei Leiterverdichtung).
d Kleinstwerte und Größtwerte nach GI. (A.15.3.c), abhängig von Da.
880 Anhang
Tabelle A.l 5.2 Reaktanzbeläge X~ im Mitsystem für Stromkreise L1, L2, L3, N aus Einleiter-
kabeln NYY bei f = 50 Hz für verschiedene Anordnungen Al bis A6. Da max nach Tabelle
A.15.1
Tabelle A.15.3 Zusammenstellung der Gleichungen zur Berechnung der Mitimpedanz für
einzelne Stromkreise aus Einleiterkabeln NYY
allgemein (A.15.3)
z_~ =R~ +jm.Uo (-!-+ln~)
21t 4 r
V
mit d = du 12 d1213 d13 u
&. ,
Z.L,AI = RL
• f.i1J ( -1 + l nDa)
, + JW- -
(A.15.3a)
21t 4 r
~ (A.15.3b)
z' - R'L + JW
-L,A2-
. .Uo1t ( 4+
2
9./2v. J
1 1n-T-
c::x:::c. (A.15.3c)
z' - R'L + JW-
-LA3- . .Uo ll-+ 1n - -J
if2v.
' 21t 4 r
Anhang 881
oge• (A.15.3d)
Lichter z'LA4-_ R'l + JW-
. J.lo [ -+
1 1n2VzD.
- - -J
- ' · 2rc 4 r
Abstand Da
oooe (A.15.3 e)
Lichter z' _ R'L + JW-
-LAS- . J.lo [ -+
1 ln
6VzD.
- -J
' 2rc 4 r
Abstand SD.
oooe (A.15.3f)
Lichter z'LA6--R't+)W-
. J.1o [1 l Vz(D.+70mm)J
-+n
- · · 2rc 4 r
Abstand 70 mm
Tabelle A.15.4 Zusammenstellung der Gleichungen zur Berechnung der Nullimpedanz für
einzelne Stromkreise aus Einleiterkabeln NYY bei Rückleitung über den vierten Leiter
allgemein (A.15.4)
z' = R'OL4 +)'X'OL4 = 4 R'L + JW
-OL4 . J.loTC [ 1 + 41 n r..Jd
2
~l
mit = ~ duNdL2NdL3N
l
dLN
(A.15.4a)
&. z'
-OL4,Al =4RL, + JW-
. J.1o 1+4 1n - - J
2rc
VUD.
r
~ z'
-OL4A2 =4RL' + JW-
'
. J.lo ( 1+4 1n - -
2rc
Vl'D.
r
l (A.15.4b)
c:x::x::::. (A.15.4c)
z'
-OL4,A3 = 4RL' + JW-
. J.lo [ 1 + 4 1n ~ifi.D. J
2rc r
oooe
Lichter
z'
-OL4,A4 = 4RL, + JW-
. J.lo [ 1 + 4 1n 2~VzD. J (A.15.4d)
2rc r
Abstand Da
oooe
Lichter ,
Z:oL4,A5 • J.1o [ 1 + 4 ln
= 4RL, + JW- 6~VzD. J (A.15.4e)
2rc r
Abstand 5Da
oge•
l ~Vz(D.+70mm)J
(A.15.4f)
Lichter z'OL4A6-4
_ R'L+JW-
. J.1o ( 1+4n
- · 2rc r
Abstand 70mm
882 Anhang
' , !lo
. !lo 1
8 +Jm-
ZoL4E=RL+3m- 2 -4 +3lnp
1t
OE
J rd 2
[ l
-3
( m !lo + jm !lo ln _8E
8
R'L +m-+Jm-
21t dLN
!lo . !lo -+
(
1 l uE
n-
)2
"J (A.15.6.1)
8 21t 4 r
Dabei ist ~ die Erdstromtiefe bei unendlicher Leitungslänge (z. B. ~ = 930 m bei PE =
100 f.!m und f = 50 Hz. Für d und dLN gelten die Angaben zu den Gleichungen A.15.3 und
A.l5.4.
Nenn- Al A2 A3 A4 AS
oooe oooe
schnitt
qn a. ~ cx:x:. Lichter Lichter
Abstand D. Abstand SDa
mm 2 RoL4E XoL4E RoL4E XoL4E RoL4E XoL4E RoL4E XoL4E RoL4E XoL4E
-- -- -- -- -- -- -- -- -- --
RL XL RL XL RL XL RL XL RL Xr.
4xlx10 1,39 13,96 1,41 13,05 1,38 12,53 1,34 9,44 1,28 6,65
4xlx16 1,73 12,63 1,76 11,60 1,71 11,29 1,63 8,52 1,52 6,06
4xlx25 2,13 10,22 2,19 9,15 2,10 9,18 1,97 7,07 1,79 5,21
4xlx35 2,44 8,68 2,52 7,03 2,40 7,74 2,23 6,13 2,00 4,66
4X1X50 2,70 7,17 2,79 5,96 2,64 6,45 2,45 5,27 2,17 4,18
4X1X70 2,91 6,66 3,02 5,23 2,85 6,01 2,63 4,92 2,32 3,98
4xlx95 3,03 6,10 3,14 4,56 2,96 5,47 2,73 4,62 2,40 3,82
4xlx120 3,08 5,74 3,19 4,24 3,01 5,22 2,77 4,43 2,44 3,71
4xlx150 3,11 5,48 3,22 3,99 3,04 5,01 2,80 4,30 2,48 3,64
4xlx185 3,13 5,45 3,25 3,86 3,06 4,92 2,83 4,25 2,51 3,62
4X1X240 3,17 5,40 3,29 3,77 3,10 4,87 2,87 4,21 2,57 3,59
4X1X300 3,18 5,40 3,29 3,71 3,11 4,87 2,89 4,23 2,61 3,61
4X1X400 3,24 5,34 3,35 3,69 3,17 4,81 2,96 4,21 2,72 3,59
4xlx500 3,24 5,34 3,35 3,67 3,19 4,80 2,97 4,20 2,78 3,58
884 Anhang
Tabelle A.15.7 Quotienten der Resistanzen und Rektanzen im Null- und Mitsystem für
Stromkreise aus Einleiterkabeln NYY in Abhängigkeit von der Leitungslänge bei Rück- e
leitung über den vierten Leiter und bei Rückleitung über den vierten Leiter und Erde bei
PE= 100 Qm für die Anordnung A3.
e
Bei "kurzer" Leitungslänge :s; 1,36~, wie in Niederspannungsnetzen üblich, ist die Erd-
stromtiefe geringer als bei "unendlich" langer Leitung. Nach [9.43] ersetzt man deshalb in
der Gleichung A.15.6.1 die Erdstromtiefe ~durch dE und den Ausdruck wp 0 /8 durch R~t:
2 - _!_
dE =-Pe ' 8E mit e=2,718 (A.15.7.1)
e
R'* = 0 75·W !lo · dE (A.15.7.2)
LE' 8i5E
Bei PE= 100 Qm und damit~= 930 m ergibt sich zum Beispiel für = 100m eine Erd- e
stromtiefe dE = 70,7 m nach Gl. (A.15.7.1) und damit dann R~t = 0,0028 Q/km nach Gl.
(A.15.7.2).
4X1X10 4 1,38 1,32 1,28 1,20 1,17 4,93 12,52 12,29 11,93 10,68 10,03
4X1X16 4 1,71 1,62 1,57 1,43 1,37 4,99 11,28 11,27 11,07 10,20 9,69
4X1X25 4 2,10 2,01 1,95 1,76 1,67 5,03 9,16 9,29 9,24 8,80 8,51
4X1X35 4 2,40 2,31 2,25 2,05 1,94 5,06 7,77 7,91 7,91 7,73 7,57
4x1x50 4 2,64 2,57 2,51 2,31 2,21 5,10 6,45 6,57 6,59 6,52 6,44
4X1X70 4 2,85 2,79 2,73 2,55 2,46 5,28 5,99 6,08 6,10 6,08 6,04
4X1X95 4 2,96 2,90 2,85 2,68 2,59 5,30 5,48 5,53 5,54 5,50 5,46
4x1x120 4 3,01 2,95 2,90 2,74 2,65 5,33 5,22 5,25 5,25 5,20 5,16
4x1x150 4 3,04 2,97 2,92 2,76 2,67 5,31 5,01 5,02 5,01 4,94 4,89
4x1x185 4 3,07 3,00 2,95 2,79 2,70 5,34 4,93 4,93 4,92 4,84 4,79
4X1X240 4 3,10 3,02 2,97 2,81 2,73 5,37 4,87 4,86 4,84 4,75 4,69
4X1X300 4 3,16 3,08 3,03 2,87 2,79 5,40 4,95 4,94 4,92 4,83 4,77
4x1x400 4 3,16 3,06 3,00 2,84 2,75 5,40 4,83 4,81 4,78 4,68 4,62
4x1x500 4 3,18 3,07 3,01 2,84 2,75 5,41 4,83 4,80 4,77 4,66 4,60
Die folgenden Angaben beziehen sich auf die Mit- und Nullimpedanz eines Stromkreises,
wenn mehrere Stromkreise parallel geschaltet sind. Als Beispiele für die Berechnungsglei-
chungen sollen die Gleichungen für die Mit- und Nullimpedanzen bei einem und bei zwei
parallelen Stromkreisen angegeben werden.
l14+ In TI it r
u
1 3n
z' = R' +.(J) Jlo [_I_+ in V duuduuduu) = R' +.(J) Jlo (_I_+ In~) , (A.16.1 a)
-L(I) L J 2n: 4 r L J 2n: l4 r
Z' , . /1 0
= R~, + JW 2n: [
41 + In dLI L2dLI L3dL I LSdLI L6dL2L3dL2L4dL2L6dL3L4dL3LSdL4LSdL4L6dL5L6 J
·V
-L(2l
r duL4dL2LsduL6
(A.16.1b)
Nullimpedanz beinparallelen Stromkreisen je 4x!xNYYmit den Leiteranordnungen wie
bei der Mitimpedanz und mit den Neutralleitern N1, N2, ... ,Nn bei Rückleitung nur über
die 4. Leiter (Neutralleiter).
(A.16.2)
886 Anhang
l
Beispiel n = 1 (siehe auch GI. (A.15.4):
l
2
(1 +In (dLIN1 dL2Nl dL3Nl )
-014(1) 2 'I
1t T4 ·'V (duL2 duL3 dL2L3) 2
(A.16.2a)
=4 R~ + j (1) /1fJ [ 1 + 4 ln ~ dLIN1 dL2Nl duNl
21t T. V dLIL2 dLIL3 dL2L3
Beispiel n = 2:
Z' . !1fJ1t
= 4R'L + JW (A.16.2 b)
-014(2)
2
[1
+In duN1dL2N1dL3N1dL4N1dLSN1dL6N1dLIN2dL2N2dL3N2dL4N2dLsN2dL6N2 J
T4 ·VduL2dL1L~uuduLsduL6dL2L~L2L4dL2LsdL2L6dL3udL3LsdL3L6dL4LsdL4L6dLsL6 • d~1N2
Nullimpedanz beinparallelen Stromkreisen je 4x1xNYY mit den Leiteranordnungen wie
bei der Mitimpedanz und mit den Neutralleitern N1, N2, ... , Nn bei Rückleitung über die
4. Leiter (Neutralleiter) und Erde.
Z'
-OL4E(n) =RL' + 3n · W- • !1fJ
J..4J + JW- (1- l + n ---r=~=== ) ö~·
8 21t 4
,.3 rr rr df,Lj
3n-1
i=l j=i+l
3n
w !1fJ + j w !1fJ ln ÖE
(A.16.3)
rr rr dfiNk
8 27t 3n n
3" 2
_ 3 n2----~L---------,--2~i=~1~k~~~~-----.-
1 1
!1fJ . !1fJ -+
R1' +n·W-+JW- ög
D--r==~==
8 21t 4
T.n rr rr d~kNl
n-1 n
k=1 l=k+1
Beispiel n = 1:
(A.16.3a)
Anhang 887
Beispiel n = 2:
Z'
-OL4E(2) ' f.lo · f.lo
=R~, +6·mg-+JW 211:.
Zahlenbeispiel 1x4x150 mm 2 oder 2x4x150 mm 2 NYY; r = 0,79 cm; Da= 2,6 cm;
R~= 0,123 Q/km;f =50 Hz:
c:::o:::. ~
L1 L2 L3 N1 L1 L2 L3 N1 L4 LS L6 N2
z:;.Ol = Z:~ = (0,123 + j0,105) Q/km Z:~<zl = (0,123 + j0,101) Q/km
Z:~L4(1) = Z:~L4 = (0,492 + j0,558) Q/km Z:~L4(2) = (0,492 + j0,493) Q/km
Z:~L4E(I) = Z:~L4E = (0,374 + j0,526) Q/km Z:~L4E(2) = (0,429 + j0,486) Q/km
Tabelle A.16.1 Quotienten der Reaktanzen XL(n) im Mitsystem nach GI. (A.16.1) für n parallele Stromkreise aus je vier Einleiterkabeln NYY und der
Reaktanzen XL für einen Stromkreis (Tabelle A.15.2)
Nennquer- XL(n)/XL
quer-
schnitt A1n A2n A3n A3n= A4n
qn 000 b
~ 000 c c::o::::::ec:x: ffiJ c:::x:::x::. c:::x:::x::.
c8.c8.000
ASn Lichter Abstand Da
c:::x:::x::. c:::x:::x::. d
c:::x:::x::.
Lichter Abstand SDa
mm 2 n=2 n =3 n=5 n=2 n=3 n=5 n=2 n=3 n=5 n=2 n=3 n=5 n=2 n=3 n=5
nx4x1x10 1 1 1 z1 z1 "' 1 0,97 0,96 0,94 1,21 1,33 1,47 0,87 0,96 0,95
nx4x1x16 1 1 1 "' 1 "' 1 z1 0,97 0,96 0,94 1,23 1,36 1,51 0,97 0,96 0,95
nx4x1x25 1 1 1 "' 1 "' 1 z1 0,97 0,96 0,94 1,24 1,37 1,53 0,97 0,96 0,95
nx4x1x35 1 1 1 "' 1 "' 1 z1 0,96 0,95 0,93 1,24 1,38 1,54 0,98 0,97 0,95
nx4x1x50 1 1 1 "' 1 "' 1 z1 0,96 0,94 0,93 1,25 1,40 1,57 0,98 0,97 0,95
nx4x1x70 1 1 1 z1 z1 "' 1 0,96 0,95 0,93 1,29 1,44 1,65 0,98 0,96 0,95
nx4x1x95 1 1 1 "' 1 "' 1 z1 0,96 0,93 0,92 1,29 1,47 1,67 0,97 0,96 0,95
nx4x1x120 1 1 1 z1 z1 "' 1 0,96 0,94 0,91 1,29 1,48 1,68 0,97 0,96 0,95
nx4x1x150 1 1 1 "' 1 "' 1 "' 1 0,96 0,94 0,91 1,30 1,48 1,68 0,97 0,96 0,95
- -
>
::l
::r
::l
""
(1Q
>-
::l
:::r
Pl
::l
(1Q
nx4x1x185 1 1 1 ~ 1 ~ 1 ~1 0,96 0,93 0,91 1,30 1,49 1,69 0,97 0,96 0,95
nx4x1x240 1 1 1 ~1 ~1 ~ 1 0,96 0,94 0,91 1,31 1,50 1,70 0,97 0,96 0,95
nx4x1x300 1 1 1 ~1 ~1 ~ 1 0,96 0,93 0,91 1,32 1,51 1,72 0,97 0,96 0,94
nx4x1x400 1 1 1 ~ 1 ~ 1 ~1 0,95 0,93 0,91 1,32 1,50 1,71 0,97 0,96 0,94
nx4x1x500 1 1 1 ~ 1 ~ 1 ~ 1 0,95 0,93 0,91 1,32 1,51 1,72 0,97 0,96 0,94
00
00
\D
890 Anhang
Bein= 2 ... 5 parallelen Stromkreisen aus je vier Einleiterkabeln NYY ändern sich die Quo-
tienten X0L4(n/XL und die Quotienten XouE(n/XL gegenüber den entsprechenden Quotienten
bei einem Stromkreis, wobei die Reaktanz XL des Mitsystems für einen Stromkreis als Be-
zugswert verwendet wird. Die folgenden Tabellen und Bilder sollen dies zeigen für drei ein-
fache Anordnungen der jeweils vier Leiter der einzelnen Stromkreise. Die nachfolgenden
Bilder zeigen dabei den zusätzlichen Einfluss des Abstandes a zwischen den Stromkreisen
auf diese Quotienten.
Bei Rückleitung über die vierten Leiter gilt stets: R0L4(n/RL = 4 bzw.R 0L4 (n)a/RL = 4. Bei Rück-
leitung über die vierten Leiter und Erde dagegen ergeben sich niedrigere Verhältnisse
RoL4E(n)a/RLgegenüber RouE(n/RL bei a = 0 in den Tabellen A.16.2 und A.16.3 bzw. a = D. in
Tabelle A.11.4. Angaben zur Abschätzung der Abweichung in diesem Fall findet man in Ta-
belle A.16.5.
Tabelle A.16.2 Quotienten aus Resistanzen und Reaktanzen für n Stromkreise aus Einlei-
terkabeln mit je 4x1xNYY
nx4x1x10 1,39 1,98 2,46 2,80 3,04 13,96 19,21 20,39 19,95 18,99
nx4x1x16 1,73 2,51 2,97 3,23 3,40 12,63 14,48 13,79 12,72 11,75
nx4x1x25 2,13 2,92 3,28 3,47 3,58 10,22 10,11 9,17 8,38 7,79
nx4x1x35 2,44 3,15 3,44 3,58 3,67 8,68 8,02 7,25 6,69 6,30
nx4x1x50 2,70 3,31 3,54 3,65 3,72 7,17 6,51 5,97 5,63 5,38
nx4x1x70 2,91 3,43 3,62 3,71 3,77 6,66 5,97 5,53 5,24 5,05
nx4x1x95 3,03 3,49 3,66 3,74 3,79 6,10 5,55 5,21 4,99 4,84
nx4x1x120 3,08 3,51 3,66 3,75 3,79 5,74 5,28 4,99 4,81 4,68
nx4x1x150 3,11 3,52 3,67 3,76 3,80 5,48 5,10 4,86 4,70 4,59
nx4x1xl85 3,13 3,53 3,68 3,75 3,80 5,45 5,09 4,86 4,72 4,60
nx4x1x240 3,17 3,55 3,69 3,77 3,81 5,40 5,05 4,83 4,69 4,58
nx4x1x300 3,18 3,55 3,68 3,76 3,79 5,40 5,05 4,83 4,69 4,59
nx4x1x400 3,24 3,59 3,74 3,80 3,85 5,34 5,01 4,80 4,65 4,55
nx4x1x500 3,24 3,59 3,70 3,78 3,81 5,34 5,01 4,79 4,66 4,56
892 Anhang
40
%
35
~<%a~ . . &.
40
%
35
la= 5· D, I <% a ~ . . &.
i 30
25 i
30
25
Q.
500
~ ...~
:f 20 :f 20 150
Q,
15 15
500 mm2
10 ....- l;::::::::: 50
150
10
~ ~ ~ 1610
;:::::;;-
5 p- mm? 5
~
2 3 4 5 2 3 4 5
Anzahl nder Stromkreise - Anzahl nder Stromkreise -
..
40
I a=1m l = XoL4(n)a
% <%a~ &. LlX
OL4(n)a X
- XoL4(n) . IOOo/o
OL4(n)
35
mit X0L4(n) als Nullreaktanz beim Ab-
30 q. stand a = 0.
Bild A.16.1 Abweichungen LlX0 L4 (n)a der Nullreaktanz beinparallelen Stromkreisen mit je
4x1xNYY abhängig vom Abstand a zwischen je zwei Stromkreisen bei Rückleitung über die
4. Leiter
Anhang 893
40 40
% ~~a~·- &:. % la=5-D,I ~a~ ... &:.
35 35
Jl.
;Z-
30
25 r
g
~20
25
/
Q.
500
150
~V
:120
q, 15 50
lß /
15
500 /
l---:: 150
)V
10 10
t::/ 50 16
~ L--- L--- V
--
5
l2: ILV t..-- l--
5
V ~ L--- 16 ~ 10
1----: 10 mm2
0 mm 2 0 j..-
-5 -5
0 2 3 4 5 0 2 3 4 5
Anzahl nder Stromkreise - Anzahl nder Stromkreise-
40
% Ia=1m ~ ~a~ ... &:. LiX _
OL4E(n)a -
XoL4 E(n)a - XoL4E(n)
X ·
lOO~
0
35 OL4 E(n)
g
)20
/ ~ 50 150 Beispiel entsprechend Bild A.l6.1
siehe Tabelle A.l6.5
~V
RoL 4 E(n)a
<l
15 / 16
~
V
I/
7
10
5
]; [7
10
II /
mm2
/
"'
0
-5
V
.......
V
0 2 3 4 5
Anzahl nder Stromkreise -
Bild A.16.2 Abweichungen Ll.X0 L 4E(nla der Nullreaktanz bei n parallelen Stromkreisen mit je
4xlxNYY abhängig vom Abstand a zwischen je zwei Stromkreisen bei Rückleitung über die
4. Leiter und Erde
894 Anhang
Tabelle A.16.3 Quotienten aus Resistanzen und Reaktanzen für n Stromkreise aus Einlei-
terkabeln mit je 4x1xNYY
mm2 n=1 n=2 n=3 n=4 n=5 n= 1 n=2 n=3 n=4 n=5
nx4x1x10 1,38 1,96 2,43 2,77 3,01 12,53 17,31 18,47 18,17 17,34
nx4x1x16 1,71 2,47 2,93 3,20 3,37 11,29 13,06 12,51 11,60 10,75
nx4x1x25 2,10 2,89 3,25 3,45 3,56 9,18 9,16 8,36 7,67 7,13
nx4x1x35 2,40 3,11 3,41 3,56 3,65 7,74 7,22 6,56 6,07 5,71
nx4x1x50 2,64 3,27 3,51 3,63 3,70 6,45 5,89 5,42 5,10 4,87
nx4x1x70 2,85 3,39 3,59 3,69 3,75 6,01 5,40 5,00 4,73 4,56
nx4x1x95 2,96 3,45 3,63 3,73 3,78 5,47 4,97 4,65 4,33 4,19
nx4x1x120 3,01 3,47 3,64 3,73 3,78 5,22 4,78 4,51 4,34 4,21
nx4x1x150 3,04 3,49 3,65 3,74 3,79 5,01 4,63 4,39 4,24 4,13
nx4x1x185 3,06 3,50 3,65 3,74 3,78 4,92 4,56 4,34 4,19 4,10
nx4x1x240 3,10 3,52 3,68 3,75 3,79 4,87 4,52 4,31 4,20 4,07
nx4x1x300 3,11 3,52 3,66 3,74 3,77 4,87 4,51 4,29 4,15 4,05
nx4x1x400 3,17 3,52 3,72 3,78 3,83 4,81 4,47 4,26 4,12 4,03
nx4x1x500 3,19 3,57 3,70 3,76 3,81 4,80 4,46 4,26 4,11 4,02
896 Anhang
40
% ia=D,i ~agx- ... cxx.
40r-------------------~
30 30 +---+---+---+----+----1 Q,
500
25 25 150
~ ,..
~
50
~20 ~ 20
<] <] 16
Q, 10
15 15 mm2
t::::::-
500
150
~ 50 10
10 V __......-: ~ 16
A~ ~ 10
17
5 mm2 5
0
2 3 4 5 0 2 3 4 5
Anzahl nder Stromkreise - Anzahl nder Stromkreise -
40
% Ia= o,l ~agx- ... cxx. 40
% Ia=5 . o,l~agx- ...cxx:.
35 35
30
I
30
q.
25 25 500
~
~ 20
/ ~ 150
15
q.
<l
15
V"'
~ /
50
~" V
500
/ ~ 150
:::::
10
i_ /
50 10
~ ~
~
16
5 ,...........
....-
F_
5
-::::::: f--::
16
if__ / 10
~ mm 2
-
10 ~
0 mm2 0
-5 -5
0 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5
Anzahl nder Stromkreise - - - Anzahl nder Stromkreise-
40r====------- ------- .
% ~~agx- ... cxx:. MoL 4E(n )a = XOL4 E(n )a -XOL4 E(n) ·lOOo/o
35 XoL4E(n)
i
q, mit X01. 4E(n) als Nullreaktanz beim
30 "---1---+---1-- +----l soo Abstand a = 0.
X0 1.4 E( n) nach Tabelle A.16.3 aus
150
25~--+---+---~--~~~ XoL4E( n/XL.
0 2 3 4 5
Anzahl nder Stromkreise - - -
Bild A.16.4 Abweichungen M mAE(n)a der Nullreaktanz beinparallelen Stromkreisen mit je
4x1 xNYY abhängig vom Abstand a zwischen je zwei Stromkreisen bei Rückleitung über die
4. Leiter und Erde
898 Anhang
Tabelle A.16.4 Quotienten aus Resistanzen und Reaktanzen für n Stromkreise aus Einlei-
terkabeln mit je 4x1xNYY
nx4x1x10 1,38 1,95 2,41 2,74 3,96 12,53 18,14 19,45 20,21 19,93
nx4x1x16 1,71 2,43 2,85 3,06 3,26 11,29 14,06 14,46 14,39 14,23
nx4x1x25 2,10 2,80 3,12 3,30 3,41 9,18 10,47 10,84 11,07 11,27
nx4x1x35 2,40 2,99 3,24 3,38 3,48 7,74 8,81 9,43 9,91 10,29
nx4x1x50 2,64 3,12 3,33 3,44 3,52 6,45 7,68 8,56 9,23 9,76
nx4x1x70 2,85 3,23 3,39 3,49 3,56 6,01 7,60 8,75 9,61 10,28
nx4x1x95 2,96 3,28 3,43 3,52 3,59 5,47 7,29 8,58 9,53 10,25
nx4x1x120 3,01 3,30 3,44 3,53 3,58 5,22 7,18 8,54 9,54 10,29
nx4x1x150 3,04 3,32 3,45 3,54 3,59 5,01 7,03 8,40 9,41 10,17
nx4x1x185 3,06 3,32 3,45 3,54 3,60 4,92 7,02 8,45 9,48 10,25
nx4x1x240 3,10 3,35 3,48 3,56 3,61 4,87 7,04 8,50 9,55 10,36
nx4x1x300 3,11 3,35 3,47 3,55 3,61 4,87 7,11 8,63 9,72 10,52
nx4x1x400 3,17 3,41 3,52 3,61 3,67 4,81 7,08 8,60 9,69 10,52
nx4x1x500 3,19 3,41 3,54 3,62 3,68 4,80 7,10 8,84 9,74 10,59
900 Anhang
0 0
%
~ la =0,1 m I % Ia= 0,5 mI
'
-5 cxx.Ll - -5 CXXLl
cx::-c._a
-10
f _
- 10 ~
ccx:::.e c:x:x:.
-15 - 15
~ ~
~-20 ~ - 20
<l <l
- 25 -25
- 30 ~ 0.- -30
- 35
~ ~ 0 500 Q,
-35
-40
~ ~ 300
400
-40 Q,
10
-45
~ 16
50,150 - 45
10
16
mm 2 50
-50 - 50 150
0 2 3 4 5 0 2 3 4 5 5oo
Anzahl nder Stromkreise - Anzahl nder Stromkreise - mm 2
X014 -X014
M 014 (n)a = (~a (n ) ·100% mit X 014E(n) als Nullreaktanz beim Abstand a = D•.
OL4(n)
RoL4(n)a!RL =4
Bild A.16.5 Abweichungen M 014 E(n)a der Nullreaktanz beinparallelen Stromkreisen mit je
4xlxNYY abhängig vom Abstand a zwischen je zwei Stromkreisen bei Rückleitung über die
4. Leiter
Anhang 901
O r--,~-,--~==,-~
%
-sr - --tllr+--T--+--+--t q,
1 -----+--U--~===*~=1==1
-10+-- 16
I
~ -20 +-----+--t-+'<---i-~-1-----l
<l
25
-40
-45
A v
LV\oL4 E(n)a -
- XOL4E (n)a - XOL4E(n)
·
. Xot 4E(n) a Js Nu JJ reak tanz b e1m
1000'r o m1t . Ab stan d a -- Da·
XoL4 E(n)
X 0 L4E(n) nach Tabelle A.16.3 ausgehend von X 0 L4E(n/XL; R 0 t 4E(n ) siehe Tabelle A.16.5
Bild A.16.6 Abweichungen M 0 L 4E(n )a der Nullreaktanz bei n parallelen Stromkreisen mit je
4x l xNYY abhängig vom Abstand a zwischen je zwei Stromkreisen bei Rückleitung über die
4. Leiter und Erde
Tabelle A.16.5 Maximale prozentuale Abweichungen !1R0 L4E(n)a der Nullresistanzen bei n
parallelen Stromkreisen nx4xlxNYY und bei Rückleitung über die vierten Leiter und Erde
abhängig vom Abstand a
Nennquer-
f1R _ RoL4E (n) a - RoL4 E(n)
schnitt OL4E(n)a - ·100% bei n = 2 ... 5 und R 0 t 4E(n)
qn ROL4E(n)
(Fortsetzung)
Dreipolig (k3E) 1
I --u I - -1-u
-F1- F -q1
-1- Z.i -q1
---,-------.----L1 z.1
+-c--+------.--L2 2
Iz =0 I -Lu
-F2- F -q1
Io = 0 z.1
I
-F3 -
-__i__u
F -q1
Yl1,L2,L3 z.1
••• E
/ / / / / / / / / / / / / / / / / ///~
zweipolig mit
F F IF1 = 0
Erdberührung(k2E) I - z2 +Z.o +3Z.M u1
- 1- F F F F F -q
---,-------.----L1 Z.1 Z.2 + (Z.t + Z.2HZ.o + 3Z.M) I - ·{3 !!Z.~ - (Z.~ + 3Z.M) u
-F 2 -) F F F
F F -ql
+--c--t------1>---- L2 F Z.1 Z.2 + (Z.1 + Zz HZ.o + 3Z.M)
+-t---,----t---1-~ L3 Zo +3ZM U
I
-2 = F )
F F F F F -q1 2
JF3 Z.1 Z.~ +(Z.1 +Z.2HZ.o +3Z.M) I __ ·{3 !! Z.2F - (Z.o + 3Z.M U
-F 3 - ) F F F F F -q 1
F Z.1 Zz + (Z.1 + ZzHZ.o + 3Z.M)
I = Zz U
-0 F F F F F -q1 (IM= Ir 2 + Ir 3 = 3I0 )
Zt Zz + (Z.t + Z.2 HZ.o + 3Z,M)
E
>
:::1
::r
Pl
:::1
(1Q
Tabelle A.18 (Fortsetzung) >
::I
::I"
l'l
0 ::I
zweipolig ohne ___ 1_u IFl C1Q
einpoliger Erdkurz- - - 3 u
schluss (k1) Il- F 1F F u -ql IFl- F F F -ql
Z:1 + Z:z + Z:o Z:1 + Z:z + Z:o
L1 [pz =0
Iz =I1
L2
l .... L3 Io = I1 IF3 =0
Jf1 !Jf2 !Jf3
uf
I
Yl1,l2,L3
tH E
'///,0 ////
\0
0
U1
Tabelle A.18 (Fortsetzung) "'0
0\
Dreipolig (k3E)
u-hu
-1- F -ql U = z.F U
-LI F -ql
L1 z.l z.l
L2
I L3 !l2 =0 2 z.F
!1:12 = !! -F !lql
!lo = 0 (für ~ endlich) z.l
I $~$~~~ u -aZ.Fu
-13-- F -ql
Yl1,L2,L3 z.l
Ht $fM E
///////// ////
zweipolig mit
Erdberührung(k2E) u - U _ 3z_; (Z.~ + 2Z.M) U
-I -
z.; (Z.~F +F3Z.M)F+ ZF F(z_; +F z.~ + 3Z.M) u-ql -LI - F F F F F -ql
L1 Z.1 Z.2 + (Z.I + Z.2HZ.o + 3Z.M) Z.1 Z.2 + (Z.I + Z.2 HZ.o + 3Z.M)
L2
I L3 Z 2 (Z~ +3ZM) U z.; 3Z.M + j/3ZF (Z.~ + 3Z.M - !!Z.;) u
!LI= F F F F F ql !lL2 = F F F F F ql
Z.1 Z.2 + (Z.I + Z.2HZ.o + 3Z.M) Z.1 Z.2 + (Z.I + Z.2 )(Z.o + 3Z.M)
F
I ]"~~~ ZoZ2 U z;3zM- j/3ZF(Z~ + 3ZM- a2 z;) U
!ll= F F F F F ql !lL3 = F F F F F -ql
Yl1. L2.L3 Z.1 Z.2 + (Z.I + Z.2 )(Z.o + 3Z.M)
JM 2 l Z.1 Z.2 + (Z.I + Z.2 HZ.o + 3Z.M)
Ht -M E
///
------ - ----
~
I»
&
Tabelle A.18 (Fortsetzung) >
::l
::r
::l
"'
zweipolig ohne zF + z 2l_; (JQ
Ht I E
////////////////////
Abgekürzt wurde: Z:1 = Z:1 + Z:F; Z:~ = Z:z + Z:F; Z:b = Z:o + Z:F
0
"'....,
908 Anhang
MotorNr.~ 1 2 3 4 5 6 7 8
I
26 ZMIECGr Q 1,938 1,203 0,979 0,722 0,500 0,415 0,321 0,151
27 JkMIECGr m A 118,9 191,5 235,3 319,1 460,7 555,1 717,6 1525,6
28 m A 218,5 352,1 432,6 586,6 847,0 1020,5 1319,4 2804,7
jpMIECGr
29 ßipMIECGr0 o/o +31 +21 +19 +0,2 -1,8 -6 -17 -13
• Gl. (15.81); b Gl. (15.146) mit ZMIEC und c = 1,05; c [15.63); d ZM,tr = 380 V/( .J3 IkM,tr);
e Ian!I,M,tr = u;Mt(ZM,t.SrM); f Kir= ipm,trl( fi. IkM,tr); g Berechnung nach Angaben des Herstellers
(H) für ungesättigte (u) Größen [15.63]: ZMHu = RMHu + j XMHu = Rs + jXs + (RR + jXR)II jXh;
h JkMHu = 380 V/( :.{3 ZMHu); i Gl. (15.105) mit RMHu/XMHu; j mit I(MHu und JkMHu;
k ßipMHu = ipMH~- ip,tr ·100%; 1 Gl. (15.81) mit I.n!IrM = 5 für Motorgruppen (Gr) [N15.1,
lp,tr
3.8.2); m Gl. (15.146) mit ZMIEC Grund c = 1,05;" Gl. (15.147) mit JkMIECGr und K" =1,3; 0 wie
nach k jedoch mit ipMIECGr anstelle von ipMHu; P Bild 15.53; q ipMM = K"MM fi. JkMIECGr; r wie nach
k jedoch mit ipMM anstelle von ipMHu.
Anhang 909
Leiter Leiterabmessungen b x d in cm x cm
~~1
~d~
Wb
y cm 3 0,67 0,83 1,00 1,33 1,67 2,00 2,67 3,33
:lii
/yTc cm4 0,33 0,42 0,50 0,67 0,83 1,00 1,33 1,67
cm 4 4,33 5,42
~lf
loTe 6,50 8,67 10,83 13,00 17,33 21,67
~d~'
loT 8 cm4 16,33 20,42 24,50 32,67 40,83 49,00 65,33 81,67
~111
~d~' '
Wh cm 3 7,92 9,90 11,88 15,84 19,80 23,67 31,68 39,60
1'1
cm " ' T loTii cm 4 36,33 45,33 54,50 72,67 90,83 109,0 145,3 181,7
(Fortsetzung)
Leiter Leiterabmessungen b x d in cm x cm
IoT!/ cm4 8,67 10,84 13,00 17,34 21,66 26,00 34,66 43,33
~1111
~d~' '' '
wc cm 3 6,93 8,67 10,40 13,86 17,33 20,80 27,73 34,66
a ly = (1/12) bd 3;
b Wy = (2/d) Ir= (116) bd 2 ;
c lyr = ly bei einer Schiene;
d Widerstandsmoment ohne oder bei einem Zwischenstück: W = 2Wy = (1/3) bd 2;
• Zwei Teilleiter mit zwei oder mehr Zwischenstücken: IoT = lyT + qTJl = (13/12) bd 3 bei qT = bd
undf= d;
f W0 = (1/e) lo beil0 = 2I0T; W0 = (2!3d)l0 = (13/9) bd 2 ; W= 0,6 W0 = 0,867 bd 2 (N15.6, Tabelle 5];
g Ion= IoT + qTf mitf= 2 d: IoT = (49112) bd 2 ;
h W0 = (1/e)l0 bei/0 =ly+21on = (99/12) bd 2 unde=5 d/2: W0 = (99/30)bd 2; W=0,6 W0 = 1,98 bd 2
bei 2 oder mehr Zwischenstücken zwischen je zwei benachbarten Teilleitern [N15.5, Tabelle 5];
i Ion =ly+ qrfi:1 mitfn = 3d;loTz =ly+ qrfi:zmitfyz= d;lo = 2fon +2foTz = (6113) bd 2 ;
j W0 = (1/e) lo mit e = 7d/2: W0 = (122/21) bd 2, W = 0,6 W0 = 3,486 bd 2 bei zwei und mehr Zwi-
schenstücken zwischen je zwei benachbarten Teilleitern;
k Bei dieser Anordnung werden zwei oder mehr Zwischenstücke zwischen den Leitern 1 und 2
und zwischen 3 und 4 vorausgesetzt nicht aber zwischen den Leitern 2 und 3. Iom = 2 IoT =
2(13/12) bd 3 = (13/6) bd 3;
f W0 = (1/e) Iom = (2/(3d)) Iom = (13/9) bd 2 ; W= 0,6 · 2W0 = 1,733 bd 2 [N15.5, Tabelle 5].
Anhang 911
2,8
f".-
1--- ......... f-
f' !'---
-- - -- ----
2,4 b.... ......... .......
........
_
_
r-..... r-..... ...........
r-.....
),c r--- r--- --
.........
I- -~-- k=
.......
I-r-- I- -.:... 6
c 1--- - 1--
- ~ (1=o,s)
t-- 5
- - - -
1,6 1-- 1--
I- I-
1-- 1--
3
(1
t--
1,2 2 = 0,33)
- c-- -
0,8
0 0,02 0,04 0,06 0,08 0,10 0,12 0,14
m1 /(nm;c)-
b Faktor c, wenn die Verbindungsstücke als Versteifungselemente dienen
Faktor c für den Einfluss der Verbindungsstücke in GI. ( 15.239 b ); ohne Verbindungsstücke
(Zwischenstücke) ist c = 1; n Anzahl der Teilleiter; m:r Massenbelag des Teilleiters;
912 Anhang
1,00
0,96
~~
-
' -' -- -
~ ~ I'-...
~0 ~
~ ~ I'. ~ .......
I'-...
r-
1 0,92
\\ ~ I'.. ........
....... r-
""
\~ ~ ....... .......
0,88 .......
c '\ [\.. ......... I'-- ........
"'"" '
0,84 I' ....... I'.. r--... ..... ........
0,72
' ' ...... ......
~6.
,.......
r--.. 5
4
Faktor c für den Einfluss der Verbindungsstücke in Gl. ( 15.239 b ); ohne Verbindungsstücke
(Zwischenstücke) ist c = 1; n Anzahl der Teilleiter; m~ Massenbelag des Teilleiters;
E.~ -m
F '
E.~ Q= 1,5
-r+--1 -
'
'
' '
F
''
F~
'
'
Q= 1,19
-''[ E.I '
'
' '
'
Q= 1,83
1 - (1 - 2s!D)3 1 - (1 - 2s!D) 3
®q=1,7 D Q=1,7 ·-'------'-: q= 1'5 · -1--('-1--2-s-/D-,)4
1 - (1 - 2s/D)4
Für das nachfolgende Netz sollen die Faktoren m und n sowie der thermisch gleichwertige
Kurzschlußstrom J,h an den Kurzschlussstellen F1 bis F3 berechnet werden bei Tk = 0,01 s
bis 10 s (Abschn.15.5.7).
Kurz- xN• rN" Jkb Ikllk' I~IIk' Ik/I,G T"dN TdN TgN /(
Bild A.22.2 zeigt die Berechnungsergebnisse für m = m1Ec nach GI. ( 15.177), n = nEic nach GI.
(15.181) und I 1hrEc I IJ: = ~m 1 Ec + n1Ec abhängig von der Kurzschlussdauer Tk mit den Daten
nach vorstehender Tabelle.
Weil n von n 11,c abweicht, wegen der Unterschiede der Daten in diesem Beispiel von den
Daten des Modellgenerators nach Abschn. 15.5.7, ergeben sich auch Abweichungen für
I,hiik. Die Ergebnisse für m stimmen näherungsweise mit den Ergebnissen mit m1Ec
überein, während sich Abweichungen zwischen den Näherungen n. Gl. (15.188) und niE<:
ergeben. Die Abweichungen zwischen I thl I~ = ~ miEc + n. und I,hiEc I IJ: = ~ m1Ec + nmc
kann man für dieses Beispiel aus Bild A.22.3 erkennen.
914 Anhang
2
---
............ - ·r-
I
IlhiEC
I
I
--"
1,8 I"k
...... ......
!
::::--
I
~
1,6 F3 - F2 1-- r- F1
1 ~ .............. ['-....
..........
' ~ I/ I
niEC 1,4 ' '\ .............
)\;!:['.. 1/
,
mIEC , '\ j
12
IlhiEC r--, ............... ~ I'. ........ r--.,
I"k
----- == ::: t-
·- ·- ·- .
~
..__
·:::::\::
·-
~== .\ :-
'-;- ....... . - -
''I-
0,8 \ -.. \.
...... ~ -~~--.
r--
·-..._I"['-....
nr3
\ ""':::::
·- - -:::-
\
0,6 - ...
\
Bild A.22.2 Faktoren miEo niEc und IthrEc I I!:= ~mrEc + nmc an den Kurzschlussstellen F1
bis F3 nach GI. (15.177) und GI. (15.181)
Anhang 915
2
JthiEC
-
1,8 I"k
1===::: -
- r- r-
t-1~ F3 F2 F1
J,
1,6
1 1---- r::::.--
~
~~
r--...:? ·, ~I::
I ~~ I
1/
I
17
I
1,4 .........
rl !'.,... ~ ~ 'Ii
Jth
I"
k 1,2
I
JthiEC
I/
I"k I ~
I'-- +- 1': ,...
F1 F2 F3 ~"":::::....-
- 1- +-I-
""'
0,8
-
Jth
~ I'-- I"- I-
I"k
~ I'. +-+-
0,6
"'r-... t-t-f-.
I-...
0,4
0,2
0
0,01 0,1 10
Bild A.22.3 Vergleich zwischen I 1h/I~ = ~miEc +n. und IthiEcll'k nach Bild A.22.2 für das
Beispiel dieses Anhangs mit dem Modellgenerator nach Abschnitt 15.5.7 (m und miEc ha-
ben etwa gleiche Größe)
A.23 Physikalische Größen und Einheiten im SI-System
SI-System: Internationales Einheitensystem (Systeme international d'Unites), siehe DIN
1301, Teil1 und Teil2.
1 Länge Meter m
2 Masse Kilogramm kg
3 Zeit Sekunde s
4 Elektrische Stromstärke Ampere A
5 Thermodynamische Temperatur Kelvin K
6 Stoffmenge Mol mol
7 Lichtstärke Candela cd
Krafteinheiten (Force)
Einheiten N=Ws/m
1 N = 1kgm/s2 = 1
lkp {z1 da N) = 9,80665
1 dyn= 1 gcm/s 2 = 10-5
Druckeinheiten (Pressure)
Einheiten J=Nm=Ws
Leistungseinheiten (Power)
Einheiten W=J/s
1 W = 1 J/s = 1 Nm/s =
1 PS= 735,5
1 kcal/h 1,163
1 kp/s = 9,80665
Konstanten
Dielektrizitätskonstante des Vakuums: Eo = 8,85418 · u- 12 F/m = 8,85418 · 10-9 F/km
Permeabilität des Vakuums: J.1o = 47t · 10-7 H/m = 47t · 10-4 H/km
Vakuumgeschwindigkeit des Lichts: c0 = 299792458 m/s"" 300000 km/s
Normfallbeschleunigung: gn = 9,80665 m/s2
Formelzeichen und Nebenzeichen
OS Oberspannungsseite th thermisch
oR ohne Regelung us Unterspannungsseite
p Stoßwert (peak value) u,v,w Außenpunkte von Betriebsmit-
pR Primärregelung teln im Drehstromnetz (Genera-
Q Erdseil tor, Transformator)
Q Netzanschlusspunkt u Unterbrechung
Q Dämpferwicklung der Synchron- um Umschalt-
maschine in der q-Achse ü Über-
q Achsenkomponente (dqO-Kom- V Verluste
ponenten) V vorwärts
q Quelle w Wirkkomponente
R Rotor ZU zugeführt
R Resistiv, ohmsch zu! zulässig
r Bemessungswert (rated value) 8 Luftspalt
r rechts (J Streuwert
r rückwärts 0 Anfangszustand, Anfangswert
rem remanent 0 Nullkomponente
rsl resultierend 1,2,0 Symmetrische Komponenten
s Schaltstrecke i,j, V,Jl Indizes für laufende Zählung,
s Schirm siehe auch m und N
s Stator * relative Größe, bezogene Größe
s Stützpunkt (DIN 1304, Teill)
s Symmetrische Komponenten
SM Synchronmaschine Nebenzeichen, rechts oben
(S) Überlagerungsmethode (Super- b, v bevor (before), vorher
position) n nachher
Si Sicherung transient
s selbst (Selbstimpedanz) längenbezogene Größe
sat gesättigt (saturated) subtransient
sR Sekundärregelung Ll Differenz beim Ausgleichs-
T Teilleiter vorgang
T Transformator
T Turbine Nebenzeichen, links oben
transformiert, umgerechnet (mit * Größe des o/o/MVA-Systems,
t oder t 2 umgerechnete Größe) semirelative Größe
1
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Sachverzeichnis