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D IE SUMPFHEXE BABA LYSAGA

Jeder Junge und jedes Mädchen von Barovia kennt die Geschichte der gefürchteten Sumpfhexe Baba Lysaga. Die
Meisten denken es sei eine Geschichte um kleine Kinder abends vor dem zu Bett gehen in Angst und Schrecken zu
versetzen……doch die Weisen wissen es besser.
E s waren einmal drei gute Kinder, die im immerwährenden Licht des Morgenfürsten wandelten. So
gut und tüchtig waren sie, dass sie die Herzen ihrer Eltern mit Stolz erfüllten.
“Geht nicht zu weit weg von Zuhause, unsere lieben Kleinen, betet eure Gebete, dient Lathander und wandelt immer
im Licht der Sonne.”
Und das Taten sie auch..... für eine Weile.
A ber Kinder sind Kinder, und eines Tages liefen sie statt zu Beten, an den Rand des Sumpfwaldes,
so groß und voller Geheimnisse.
Obwohl ihre Eltern sie davor gewarnt hatten jemals einen Fuß in diesen sumpfigen, verwachsenen und wilden Wald
zu setzen, trieb sie ihre Neugier an.
I m Wald liefen sie nicht mehr im Licht, und bald konnten sie fast gar nichts mehr sehen. Sie nahmen
sich gegenseitig bei den Händen und begannen ihre Schritte zu zählen. “Eins, zwei, drei, vier, fünf…”.
Dann hörten sie plötzlich in der Dunkelheit eine leise krächzende Stimme.
“HUNGER”
Dort, vor ihnen im Dunkeln, humpelte ein spindeldürres altes Mütterchen, mit verfilzten Haar voll Dreck und
Zweigen.

“ Wer bist du Großmütterchen und was machst du hier in diesem gruseligen Wald? “ fragten die Kinder. “ Ich BIN
der WALD mein Kind. Ich bin der SUMPF und auch die BERGE. Ich bin LAND selbst. Und ich
HUNGERE. Ich denke ich werde einen von euch FRESSEN!”

Die Kinder erschraken: “ Oh bitte Großmütterchen, bitte nicht, unsere Eltern werden mit Sicherheit verzweifeln”.
“Ich muss FRESSEN, damit das LAND gedeiht. Wenn ich nicht einen von euch fressen soll, dann werde ich von
jedem ein Teil auffressen.“
D
Hand.
ie Kinder vor Angst versteinert, sahen zu wie die Sumpfhexe vortrat, ein steinernes Messer in der

Vom ersten Jungen, schnitt sie ein großes Stück seines VERSTANDES heraus und fraß es auf, so dass seine
Gedanken nicht mehr länger seine eigenen waren.

Von der Zweiten, einem Mädchen, schnitt sie ein AUGE aus, und auch das fraß die Sumpfhexe, und sie konnte nie
mehr die Wahrheit sehen.

Und vom letzten Jungen, verschlang sie das HERZ, und er konnte nie mehr wieder lieben.
N un bin ich satt, meine Kinderlein….und das Land wird erblühen und das Getreide wird wachsen.
Ihr dürft gehen, solange ihr mir eure Kinder schickt, und eure Kindeskinder und deren Kinder nach ihnen.
Und so soll euer Blut und eure Knochen das Land ernähren und euer Königreich wird gedeihen.“

Und so war es alle Jahre seit jenem Tage.


A nmerkungen des Autors:
Das Märchen „Die Sumpfhexe Baba Lysaga“ stellt einen Synkretismus der uralten heidnischen Sagen Barovias
um die „drei Herrinnen“ mit Geschichten über eine angebliche Hexe namens Lysaga dar und entstand vor etwa
dreihundert Jahren.
Die Geschichten um die “Baba Lysaga” sind als Vermischung von Fiktion mit tatsächlichen Ereignissen zu sehen.
Nach dem Untergang von Berez durch eine Flut, wurde das Städtchen nie wieder aufgebaut, und die Ruinen
zerfielen langsam. In der mohrartigen Umgebung des ehemaligen Dorfes verschwanden gelegentlich Leute.
Vermutlich kamen sie bei Unfällen im Sumpf um, und so wanden sich als bald Geschichten um diesen gefährlichen
und mysteriösen Ort.

Die drei Herrinnen, Albericht Dörrer, Öl auf Leinen


Von links nach rechts: Die Jägerin vom Bergschrein, die Sucherin vom Waldschrein und die Weberin vom
Sumpfschrein.

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