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Übungs-Klausur
Thema:
Menschenrechte in historischer Perspektive.
Die Französische Revolution
Name: _____________________________________________
Wörter: ____________________________________________
Cu / 12g November/Dezember
Quelle
Über die Zulassung der Frauen zum Bürgerrecht
Die Menschen können sich an die Verletzung ihrer Naturrechte so gewöhnen, dass
unter denen, die sie verloren haben, keiner daran denkt, sie zurückzufordern, und nicht
glaubt, Unrecht erlitten zu haben. – Einige dieser Verletzungen sind sogar den
Philosophen und Gesetzgerbern entgangen, als sie sich mit größtem Eifer damit
5 befassten, die Grundrechte der einzelnen Mitglieder des Menschengeschlechts zu
etablieren, die sie zur alleinigen Grundlage ihrer politischen Institutionen machen. –
Haben sie z.B. nicht alle das Prinzip der Rechtsgleichheit verletzt, als sie ganz einfach
die Hälfte des Menschengeschlechts des Rechts beraubten, an der Gesetzgebung
teilzunehmen, als sie alle Frauen von Bürgerrechten ausschlossen? – Gibt es einen
10 stärkeren Beweis für die Macht der Gewohnheit sogar über aufgeklärte Männer, als den,
dass man sich auf das Prinzip der Rechtsgleichheit da beruft, wo drei- oder vierhundert
Männer durch ein absurdes Vorurteil dessen beraubt werden, jedoch schweigt, wo es
sich um zwölf Millionen Frauen handelt? – Um zu widerlegen, dass dieser Ausschluss ein
Akt der Tyrannei ist, muss man beweisen, dass die Naturrechte der Frauen nicht
15 unbedingt die gleichen sind wie die der Männern, oder dass sie nicht fähig sind, sie
auszuüben.
[…] Da nun Frauen die gleichen Fähigkeiten aufweisen, haben sie logischerweise auch
die gleichen Rechte. Entweder hat kein Mitglied des Menschengeschlechts wirklich
Rechte, oder sie haben alle die gleichen; und diejenigen, die gegen die Rechte von
20 anderen stimmen, mögen sie einer anderen Religion, Hautfarbe oder dem anderen
Geschlecht angehören, haben damit ihre Rechte verwirkt.
Es dürfte schwer sein zu beweisen, dass Frauen unfähig sind, das Bürgerrecht
auszuüben. Warum soll eine Klasse von Menschen, weil sie schwanger werden können
und sich vorübergehend nicht wohl fühlen, nicht Rechte ausüben, die man denjenigen
25 niemals verweigern würde, die jeden Winter unter Gicht leiden…
Über die Rechtgleichheit aller Männer in unserer neuen Verfassung hat es erhabene
Reden und unendlich viele Witzeleien gegeben; aber bis heute hat noch niemand einen
einzigen Grund dagegen vorbringen können. Und das liegt nicht an mangelndem Talent
oder Eifer. Ich möchte glauben, dass es mit der Rechtsgleichheit zwischen beide
30 Geschlechtern genau so sein wird.
Es ist seltsam genug, dass man in vielen Ländern Frauen für unfähig hält, ein
öffentliches Amt zu bekleiden, nicht aber, den Königsthron zu besteigen; dass in
Frankreich eine Frau Regentin, aber nicht Modehändlerin sein konnte.
Zit. nach: www.menschenrechte-frauen.de/olympe-de-gouges-stiftung/buergerinnenrechte-
condorcet.html, übersetzt von Hannelore Schröder [Zugriff vom 21.04.2017]
Cu / 12g November/Dezember
Aufgaben
1. Beschreiben Sie die äußeren Textmerkmale der Quelle und fassen Sie
Condorcets Ausführungen mit eigenen Worten zusammen.
3. Beurteilen Sie die Aussagen Condorcets aus der Sicht von Frauen.