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Roman Warzewski

Gespräche mit Carlos Castañeda

Michaels Verlag
Gespräche mit Carlos Castañeda
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irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm, Internet oder ein anderes
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Die Originalausgabe ist erschienen bei:
© Wydawnictwo KOS
PL-40-110 Katowice

ISBN 978-3-89539-469-0
1 .Auflage September 2007
Michaels Verlag,
Ammergauer Str. 80, D-86971 Peiting
www.michaelsverlae.de
E-mail: info@michaelsverlag.de
Tel.: 08861-59018 Fax: 08861-67091
Inhaltsverzeichnis
Der Beginn einer Reise 7
Wirklichkeit - noch eine Konvention mehr 13
„Naguales" und „Diableros" 17
Außerhalb der Gewohnheit und Interpretation 25
Starke Worte 29
Mein Freund der Kojote 33
Fliegen wie ein Vogel, fliegen wie ein Mensch 43
Verstecktes Gesicht 51
Tod auf dem linken Arm 57
Der Pfad, der überall ist 63

Postskriptum 69
Über den Autor 70
Literatur 71
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Motto:
Er hat weder Fotos noch Tonbandaufnahmen genehmigt -
eigentlich ist er unerreichbar gewesen. Selbst sein Geburtsdatum ist
unbekannt. Zwar hat er behauptet, 1931 in Brasilien geboren
worden zu sein, im Gegensatz hierzu spricht die amerikanische
Immigrationskartei vom Jahr 1925 und gibt Peru als
Herkunftsland an. Viel wichtiger als dies ist es jedoch, daß
Castañeda uns den Weg auf dem Pfad des Herzens weist. Dort
halten wir sachte atmend nach allen Seiten Ausschau.
(über Carlos Castañeda, vernommen)

Es existieren Kanäle, über die ein kleiner Abglanz der absoluten


Realität in unser Universum der Ignoranz und Illusion
hineinleuchtet. Denn ohne Mystizismus wäre die Welt zur Gänze
blind und verrückt.
Aldous Huxley
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Der Beginn einer Reise

Eigentlich war es meine erste Reise nach Mexiko gewesen.


Noch lange bevor ich dorthin gefahren bin. Seltsam? Noch
seltsamer ist die Tatsache gewesen, daß in dieser ganzen
Angelegenheit ein verschlossener Kühlschrank eine wichtige
Rolle gespielt hat. Wo findet man eigentlich derartige
Kühlschränke? Gute Frage...

Es war im Jahre 1983. Damals wohnte ich in Deutschland -


genauer gesagt in Saarbrücken. Dort studierte ich am
Europäischen Institut. Ich war auf dem Universitätsgelände im
Studentenheim „D" - im Erdgeschoß, direkt neben den
Gästezimmern - einquartiert worden.
Im Frühjahr kam Carlos Castañeda per Flugzeug aus Amerika,
um an unserer Universität fünf Vorlesungen zu halten, was einer
Sensation gleichkam. Die Deutschen waren damals nämlich ganz
verrückt nach Castañeda gewesen. Der S. Fischer-Verlag
veröffentlichte seinerzeit zahlreiche Bücher über Don Juan, die in
der Folge die Bestsellerlisten erobern sollten und eine wahren
Castañeda Kult schufen.

Im Falle von Carlos Castañeda ist eine Visitenkarte wirklich


überflüssig. Der Mann ist eine Legende und einer der wohl be-
rühmtesten Anthropologen des 20. Jahrhunderts. Gleichzeitig war
er aber auch eine extrem umstrittene Person. Für die einen war
er schlichtweg unglaubwürdig, für andere, die seinen Weg folg-
ten, war er einfach ein Prophet. Viele Jahre lang erforschte Ca-
stañeda die Geheimnisse des mexikanischen Schamanismus. Sein
spiritueller Meister wurde der Magier und Zauberer, der „Nagu-
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al" Don Juan, der ihn unter Beihilfe verschiedenster halluzino-
gener Pflanzen und Pilze nahezu täglich in fremde Welten ent-
führte. Nach einiger Zeit kam Castañeda zu dem Schluß, daß sich
jene Welten, die ihm gezeigt wurden dicht unter der Oberfläche
unserer täglichen Wirklichkeit befinden und daß unterschiedli-
che Realitätsebenen existieren.
Castañedas Abenteuer auf „der anderen Seite der Wirklichkeit" -
direkt unter dem Deckmantel unseres Alltags - sind absolut
atemberaubend gewesen: Sie erschienen manchen geradezu
unglaublich! Während seiner kaum vorstellbaren Abenteuer „auf die
andere Seite der Interpretation" traf Castañeda auf hochhausgroße
Gottesanbeterinnen, auf dem Flachland begegneten ihm hingegen
wandernde Berge und Leute mit Rabenköpfen. Um Don Juan
gerecht zu werden, schrieb er dessen Erlebnisse recht detailliert
nieder. Nach seiner Rückkehr aus dem mexikanisch-
amerikanischen Grenzgebiet wollte er das Notierte in Druckform
bringen. Die Bücher sollten sehr schnell eine enorme Popularität
erlangen, weil sich die damalige Zeit für seine Schriften als äußerst
günstig erwies. Als Castañeda Mitte der 1960er Jahre bei seinem
Schamanen in die Lehre ging, kam in den U.S.A. (und nicht nur
dort) die Blumenkinderrevolution und das eng hiermit
verbundene Interesse für halluzinogene Stimulanzien ins Rollen.
Es geht hier hauptsächlich darum, - hat Castañeda in den
„Lehren von Don Juan" geschrieben - zu erlernen, wie die Kluft
zwischen der normalen Welt und dem Reich der Zauberer
überwunden werden kann. Ein Ort, an dem beide Welten
aufeinander treffen, existiert wirklich. Es handelt sich um eine
Spalte, die sich fast so öffnet, als würde eine Tür von Windstößen
leicht aufgeschlagen. Besagte Stelle erreicht man allerdings nur,
wenn man all seine Willenskraft und all seine Sehnsucht
aufbringt.
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Sollte sich die Spalte nur ein wenig öffnen, muß man durch sie
hindurch schlüpfen. Ist man auf der anderen Seite angelangt, ist
es zunächst schwer dort drüben irgend etwas wahrzunehmen.
Man befindet sich so zu sagen in einem Sandsturm, der einem
die Sicht versperrt und eine Orientierung unmöglich macht. Je
nachdem, wie stark die Willenskraft ausgebildet ist, wird die
Reise länger oder kürzer dauern. Am Ende der Reise wird sich
der Suchende auf einer Art Hochebene befinden, wo der Wind
noch stärker bläst. Er peitscht ins Gesicht und macht sich mit
einem unglaublichen Getöse bemerkbar. Hier also befindet er
sich: der Eingang in die andere Welt. Beide Sphären werden von
einer Hülle getrennt, welche nur von den Toten lautlos
überschritten werden kann. Wir müssen hingegen mit einem
lauten Schrei aufdie andere Seite gelangen und gegen den immer
stärker werdenden Wind ankämpfen.

Castanedas große Bedeutung lag in der Ganzheitlichkeit und


Vollständigkeit seiner Visionen begründet. Entscheidend hierfür
war, daß er sich dieser Vision ganz hingegeben hat und restlos an
sie glaubte. Manche Aspekte seiner spirituellen Erfahrungen
machten ihm jedoch Angst, weshalb er immer wieder Schutz im
Schoße der Zivilisation suchte. Im Zeitraum von 1960 bis 1973
(dem Todesjahr seines Lehrers Don Juan) hat er fast zehn Jahre
an der Seite seines Meisters verbracht und wurde letztlich selbst
zum „Nagual", der die Zwiebel der Wirklichkeit kennen gelernt
hatte. Zwiebel deshalb, weil jene Wirklichkeit, die er als
Realitätsebenen wahrnahm, die er auf Basis seiner
schamanischen Reisen kennen lernen durfte, eine
Zwiebelstruktur besitzt: Sie besteht aus Hunderten von Schichten.
Castaneda wurde dem wissenschaftlichen Establishment schnell
zum Dorn im Auge; gerade weil er ernsthaft und seriös über
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mystische Dinge schrieb. Also machte man ihm das Leben so
schwer wie möglich. So bezeichnete man ihn schon bald als
Lügner, der unter dem Einfluß von Drogen seine Treffen mit
Don Juan lediglich erfand. Weiterhin entzog man ihm seine aka-
demischen Titel und zwang ihn zu einer psychiatrischen Be-
handlung. All dies schien ihn jedoch nicht wirklich zu berühren.
Vielmehr hatte er für seine Kritiker lediglich Spott übrig und
beschritt weiterhin ruhig seinen Weg. Alle zwei bis drei Jahre
erschien ein neues Aufsehen erregendes Buch Castañedas. Titel
wie „Geschichten über die Kraft", „Macht des Schweigens" oder
„Gabe des Adlers" waren Werke, die vom Publikum begeistert
aufgenommen wurden.
Retrospektiv betrachtet machte es Castañeda seinen Kritikern
außerordentlich leicht, Angriffsflächen zu finden: Sein gesamtes
Benehmen lud regelrecht dazu ein, ihn zu attackieren. So hat er
sich beispielsweise nie fotografieren lassen, war strikt dagegen,
daß seine Äußerungen auf Tonband verewigt werden und gab
immer widersprüchliche Informationen betreffs seiner eigenen
Biographie nach außen weiter.
Einmal behauptete er in Brasilien, ein andermal dagegen in
Kolumbien oder in Venezuela geboren worden zu sein. Einmal
soll er in Los Angeles, dann aber wieder in New York oder in
Mexiko gewohnt haben. Man kann sagen, daß er ganz geschickt
die Umrisse seiner Silhouette verschleierte. Er verwischte fast
fehlerfrei seine Spuren.
Und nun sollte dieser Mann plötzlich nach Saarbrücken kommen.
Irgendwo hier in der Nähe! Auf demselben Campus! Natürlich
beschaffte ich mir sofort Karten, die Einlaß zu seinen Vorlesun-
gen gewährten. Des Abends konnte ich meinen Augen nicht
trauen, als ich feststellte, daß Castañeda tatsächlich neben
meinem Zimmer einquartiert wurde. Darüber hinaus durfte ich
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mir auch noch mit Castaneda den Kühlschrank in der Gemein-
schaftsküche teilen. Hierbei sei angemerkt, daß besagter Kühl-
schrank verschlossen war. Wahrscheinlich war dem so, weil
zur damaligen Zeit in deutschen Studentenheimen Mundraub
gang und gäbe war. Ein Kuriosum, das mir als Polen bis dato
unbekannt war. Da nur ein Schlüssel verfügbar war, mußte
Castaneda jedes Mal bei mir klopfen, wenn er den Kühl-
schrank benutzen wollte. Er mußte sich also, egal was für eine
Art Mensch er nun in Wirklichkeit war, für diese eine Woche
seines Aufenthalts mit mir - dem Träger des Schlüssels - ar-
rangieren. Zudem machte ich mir Hoffnungen, ein Interview
mit ihm führen zu können.

Wider Erwarten ging der Plan mit dem Kühlschrankschlüssel


perfekt auf. Castanedas Widerstand war geringer als erwartet.
Auf die Frage, ihn interviewen zu dürfen, sagte er sofort zu. Seine
spontane Antwort lautete in etwa: „Warum eigentlich nicht?
Abends nach den Vorlesungen habe frei und nichts Weiteres vor."
Er stellte lediglich zwei Bedingungen: keine Fotos (das ist bei
ihm Standard) und keine Tonbandaufnahmen. Während des
Interviews erlaubte er mir jedoch Notizen zu machen, was für
mich bedeutete, daß ich nach Abschluß eines jeden Gesprächs
noch mehrere Stunden mit der Nachschrift seiner Äußerungen
zubringen mußte. Selbst heute noch quälen mich Fragen wie:
„Habe ich versehentlich irgendwelche Passagen ausgelassen?"
oder „Habe ich alles so notiert und niedergeschrieben, wie er es
auch gemeint hatte?"
Insgesamt trafen wir uns fünfmal. Dabei stellte sich heraus,
daß Castaneda ein sehr freundlicher Mensch war, mit breitem
Lächeln, hellen Augen und brauner Hautfarbe. Er sprach sehr
locker und kannte keine Tabuthemen. Die Gespräche mit ihm
sind ein unvergeßliches und sehr beeindruckendes Erlebnis ge-
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wesen. Das, was mir Castañeda damals mitteilte, erachtete ich als
so interessant und wichtig, daß ich mich dazu entschloß, dieses
Material unbedingt zu veröffentlichen.

Zum ersten Mal ist die verkürzte Version des Interviews mit
Carlos Castañeda in der Zeitschrift Literatur (Nr. 11 u. 12/
1987) erschienen. Einige Jahre später (1996), bei der Präsentation
eines neuen Interviews, das mit Carlos Castañeda für die
spanische Zeitschrift Mas Alla geführt hatte, wurde der gleiche
Text durch die Monatschrift Unbekannte Welt nachgedruckt.
Jetzt erscheint dieses Interview in deutscher Sprache erstmalig
vollständig mit allen dazu gehörenden Ergänzungen, die in den
vorherigen Versionen des Materialumfangs wegen unbeachtet
gelassen werden mußten.
13

WIRKLICHKEIT -
NICHTS ANDERES ALS
NOCH EINE KONVENTION MEHR
ROMAN WARSZEWSKI:
Ich werde dich nicht fragen, wie du heißt oder wo du wirklich
geboren worden bist, weil ich ohnehin schon weiß, daß du mir
diese Frage nicht beantworten wirst. Verrate mir also lieber, wie
Don Juan - von ihm existiert kein Foto - ausgesehen hat. War er
von kleinem oder großem Wuchs, hatte er vielleicht bräunliche
Haut, krauses oder glattes Haar?
Ist er mit bloßem Kopf durch die Gegend gelaufen oder aber -
wie es auf dem amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet üblich
ist - immer mit seinem unsterblichen Hut nach draußen
gegangen?
CARLOS CASTAÑEDA: Na wunderbar...
R.W.: Was heißt wunderbar? Sah er wunderbar aus?
C.C.: Nein, nein, ein wunderbarer Anfang ist das, wie ich
sehe... Ich glaube, es war wohl keine gute Entscheidung, mit
diesem Gespräch einverstanden zu sein... Kann ich mich noch
daraus zurückziehen?
R.W.: Leider nicht; es gibt kein Zurück mehr, schon zu spät. Wie
hat er also ausgesehen? Nach so vielen gemeinsamen Jahren
müßtest Du seine Erscheinung doch vor deinem inneren Auge
haben.
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C.C.: Ehrlich gesagt hat er ganz unterschiedlich ausgesehen. Don


Juan besaß die ungewöhnliche Fähigkeit nicht nur seine Gesichts-
züge, sondern auch seine Körpergröße zu verändern. Ernsthaft! Er
beherrschte seinen Körper und seinen Geist soweit, daß er je nach
der Situation und Umstand größer oder kleiner werden konnte!
Sein Gesicht sah dagegen ganz gewöhnlich aus. Derartige
Durchschnittsgesichter werden übereinander gelegt, woraus
dann ein Summenantlitz entsteht. Er hat eben solch ein Gesicht
gehabt! Damals, als wir zusammen gearbeitet haben, müßte er
in etwa 70 bis 80 Jahre gewesen alt sein.

R.W.: Ist er ein Greis gewesen?


C.C.: Keineswegs. Das ist eben das nächste Paradox. Er war alt,
aber gleichzeitig jung gewesen. Seine Haut war faltig wie ein alter
Schuh. Im Gegensatz hierzu hat er vor unbändiger Kraft und
Stärke nur so gestrotzt. Als ich ihn fragte, woher diese
ungewöhnliche Vitalität komme, antwortete er, daß dies unter
Leuten normal ist, die jeden Tag mit der Ewigkeit Umgang
pflegen.
R.W.: Er pflegte also Umgang mit der Ewigkeit?
C.C.: Aber natürlich! Hätte er nicht mit anderen Sphären
kommuniziert, hätte ich nie eines meiner Bücher veröffentlich.
Hierauf basiert ja letzten Endes alles!
R.W.: Hatte er irgendwelche besonderen Merkmale an
sich gehabt?
C.C.: Er sah ziemlich mittelmäßig aus, wenn man das über solch
eine Person überhaupt sagen darf. Was ihn jedoch aus der Masse
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hervorhob, waren seine Augen. Er hatte große, hell leuchtende
Augen. Sie hatten einen seltsamen Glanz, den man erst dann be-
merkte, wenn man ihn direkt anblickte. Für jemanden, der ihn le-
diglich flüchtig ansah, schien er unerreichbar. Dieser Glanz war
wirklich sehr durchdringend.
R.W.: Sahen die Augen demzufolge wie glühende Kohlen
aus?
C.C.: Aber nein. Glanz und Farbe befanden sich eher im
Verborgenen. Der Glanz glich eher dem kalten Licht der Sterne.
R.W.: Jetzt könnte ich sagen: Na wunderbar...
C.C.: Na wunderbar? Warum?
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„NAGUALES" UND „DIABLEROS"


R.W.: Als ich die Erlebnisse Don Juans verfolgte, kam in mir
recht bald der Verdacht auf, es könnte sich um eine fiktive
Person handeln. Alles erscheint zu schön und zu vollkommen
um wahr zu sein. Don Juans Weißheit überragt nahezu alles,
was der Mensch je erdachte. Und jetzt kommt noch dieses
märchenhafte, fast mythische Aussehen dazu...

C.C.: Einerseits schmeichelt es mir ungemein, wenn man der


Auffassung ist, ein Mann wie Don Juan, könne nur meiner
Phantasie entspringen. Andererseits erscheint mir diese
Vorstellung als absurd und seltsam... Nein, ich denke
überhaupt nicht daran, mich zu verteidigen; ich bin einfach der
Meinung, daß überhaupt kein Bedarf für so etwas besteht. Ich
glaube, es reicht wenn ich sage, daß Don Juan ein Held ist, den
meine Phantasie niemals im Stande wäre zu erdenken. Ich
stamme aus einem völlig anderen Kulturkreis. Meine
Sozialisation, meine Erziehung, hätte dies sicher nicht
ermöglicht. Nein, ich habe ihm einfach voll und ganz vertraut und
dies obwohl das was er mich lehrte ein gewaltiger Umbruch für
mich bedeutete. Mein Denken und Fühlen, ja meine Sprache und
Poesie waren eine völlig andere. Ich war auf die Bekanntschaft
mit ihm in keiner Weise vorbereitet. Die Tatsache, daß ich all
diese Bücher geschrieben habe - und hier möchte ich ausdrücklich
eines betonen: von Anfang an bis zum Ende habe ich sie "gegen
die Strömung" und auch gegen meine eigenen Vorstellungen
geschrieben - ist nur deswegen möglich gewesen, weil ich de facto
dort nicht als ein aktiver, die Fabel bildender Erzähler auftrete,
sondern als ein Berichterstatter, der passiv den Verlauf eines
mehrstündigen Tennismatches kommentiert!
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R.W.: Unter welchen Umständen hast du Don Juan Matus
kennen gelernt? Wie bist du zu seinem Schüler geworden?
C.C.: Das ist wirklich eine außerordentlich komische Geschichte.
Immer wenn ich daran denke, werde ich rot bis über beide Oh-
ren... Alles passierte tatsächlich ungefähr so, wie ich das in
meinem ersten Band der Lehren von Don Juan beschreiben ha-
be. Es ereignete sich im Sommer 1960. Damals hatte ich mein
Universitätsstudium bereits zur Hälfte beendet. Zu jenem Zeit-
punkt studierte ich in Los Angeles an der an der University of Ca-
lifornia. Ich wollte damals einfach nur Anthropologieprofessor
werden, andere Ambitionen hatte ich nicht. Damals plante ich ei-
ne Arbeit über die Volkspflanzenheilkunde. Allerdings hoffte und
spekulierte ich darauf, in diesem Zusammenhang auf solch eine
Person wie Don Juan treffen zu können. Während der Sommer-
ferien befand ich mich in Arizona, in der Nähe von Nogales.
Dort, an einer Greyhound-Bushaltestelle mitten in der Wüste,
lenkte einer meiner Kumpels meine Aufmerksamkeit auf einen
alten Indianer, von dem es hieß, er verfuge über eine große Au-
torität in den Bereichen Kräuterheilung und der Einnahme des
Peyote-Kaktus. Ohne lange zu überlegen beschloß ich, mich die-
sem Mann vorzustellen. Gleichzeitig versuchte ich mich so gut es
ging, von meiner besten Seite zu präsentieren. Ich trat also zu ihm
hin und sagte in etwa: Mir ist zu Ohren gekommen, daß Sie - so
wie ich - viel über Peoyte wissen. Ich bin nämlich Anthropologe
und Spezialist in diesem Bereich (Damals hatte ich gerade die
Lektüre des Buches The Peyot Cultvon Weston La Barres abge-
schlossen). Sind Sie vielleicht an einem gemeinsamen Ge-
spräch über diese Thematik interessiert? Don Juan blickte
mich derart tief an, daß mein Selbstvertrauen sofort dahin
schmolz. Gewöhnlicherweise war ich in vergleichbaren Situatio-
nen äußerst, nennen wir es mal selbstbewußt. Insofern waren mei-
19
ne Verlegenheit und Bestürzung in diesem Zusammenhang für
mich sehr ungewöhnlich.
R.W.: Ein unvergeßliches Treffen also.
C.C.: Durchaus. Schon während unseres ersten Treffens spürte
ich diesen spontanen Verständigungs- und Sympathiefaden..
Dies führte letztendlich dazu, daß ich begann, ihn regelmäßig
zu besuchen. Nach einem Jahr nahm er mich dann in die Lehre
und teilte mir das gesamte Wissen, das ihm von seiner Initiation
bis hin zu seiner Meisterschaft offenbart wurde, mit.
R.W.: Don Juan ist aber keine isolierte und unwiederholbare
Erscheinung. In Mexiko existiert eine ganze Gemeinschaft von
ähnlichen Zauberern, die ihr Geheimwissen ausschließlich unter
sich teilen.
C.C.: Ja, das mag stimmen. Ich persönlich habe drei derartige
Zauberer kennen gelernt. Sie werden „Naguali" genannt. Jene drei
betreuten sieben Schüler, von denen wiederum einige nach ihrer
Einweihung weitere Schüler ausbilden werden. Verfolgt man die
Eroberungsgeschichte Mexikos zurück, wiederholt sich dort
oftmals das Kampfmotiv der katholischen Inquisitoren mit den
heidnischen Zauberern. Zur damaligen Zeit muß die Anzahl
der „Naguales" beträchtlich höher gewesen sein. Besonders
viele konnte man unter den Tolteken finden.
R.W.: „El Brujo" heißt „der Zauberer". Bedeutet der Begriff
„Nagual" in diesem Zusammenhang etwas mehr?
C.C.: Der „Nagual" stellt die höchste Stufe im Bereich der Zau-
berwesen dar. Es handelt sich um eine Person, der es gelingt, in
20

jenseitige Reiche vorzudringen, die normalen Menschen in der


Regel versperrt sind. Man könnte den Nagual auch als Schama-
nen bezeichnen. Gleichzeitig ist er auch eine positive Gestalt,
welche die Schwarze Kunst meidet. Der Nagual könnte auch
leicht seine körperliche Gestalt auf Dauer ablegen, was er aber
letzten Endes nicht macht, weil er ständig daran arbeitet, daß die
physische Welt nicht zerstört wird.

R.W.: Was ist hingegen ein „Diablero"?


C.C.: Der „Diablero" besitzt die gleichen Qualifikationen wie der
„Nagual". Er ist demzufolge auch ein Meister, mit dem
unterschied, daß er sich hauptsächlich mit der schwarzen Kunst
beschäftigt. Für gewöhnlich handelt es sich um einen sehr
gefährlichen Menschen, da er das Böse verbreitet und Konflikte
schürt. Bei entsprechender Neigung hätte Don Juan auch ein
„Diablero" sein können; die Fähigkeit hierzu hätte er auf jeden
Fall besessen. Im Gegensatz hierzu fühlte er sich aber meist
zur hellen Seite hingezogen. Die Rolle eines„Diablero" nahm er
lediglich in extremen Ausnahmesituationen ein.
R.W.: Ist Don Juan eigentlich einer Zaubererdynastie entsprungen?
Ist die Zauberei innerhalb seiner Familie von Generation zu
Generation überliefert worden? Ist sein Vater beispielsweise
ein Schamane gewesen? Oder war sein Großvater vielleicht
ein Zauberer gewesen?
C.C.: Grundsätzlich gibt es in der Welt der Zauberlehrlinge keine
Familienlinie im eigentlichen Sinne. So existiert auch keine auf-
oder absteigende Linie. Es handelt sich eigentlich nur um eine
Personengruppe, die gemeinsame Ziele und Interessen verfolgt.
Die spirituelle, intellektuelle und gedankliche Verwandtschaft
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unter den Gruppenmitgliedern ist von hoher Bedeutung. Don
Juans Vorfahren beschäftigten sich in der Tat mit Zauberei.
Weitaus bedeutender ist es in diesem Zusammenhang jedoch zu
wissen, in wessen Tradition Don Juan im spirituellen Bereich
stand. Er selbst äußerte sich ziemlich zurückhaltend darüber.
Manchmal erwähnte er eine ganze Gruppe solcher Wesenhei-
ten. Hierbei muß betont werden, daß diese Existenzen, von
denen er sprach, keine Menschen waren. Besagte Gruppe
schien jedoch sehr viel Macht und Einfluß auszuüben.

R.W.: In Chroniken aus der Konquistadorenepoche ist vermerkt,


daß ein Montezuma - der letzte Herrscher von Azteken - die
spanischen Angreifer dadurch aufzuhalten versuchte, indem er
ihnen mehrmals seine besten Zauberer entgegenstellte.
C.C.: Das Unwesen, daß die Brujos und Diableros trieben,
existierte schon lange vor der spanischen Besatzerzeit. Jene
Techniken, die mich Don Juan lehrte, gehen auf sehr, sehr altes
urkolumbianisches Wissen zurück.
R.W.: Seltsamerweise erwiesen sich die Brujos Montezumas als
erfolglos, weshalb Cortez die Hauptstadt Tenochtitlán trotz aller
Bannsprüche und Zauberformeln erobern konnte. Woran lag das?
C.C.: Scheinbar haben die Schamanen Montezumas keinen so
genannten Zugangspfad zu den Konquistadoren gefunden. Zwi-
schen ihnen und den Einwohnern Kastiliens baute sich keine
spirituelle Kommunikationsebene auf. So existierten zwei zu-
einander fremde und sich nicht gegenseitig durchdringende
Welten parallel nebeneinander. Mit anderen Worten: Die Spa-
nier wußten einfach nicht, daß ihnen etwas Schlechtes wider-
fahren soll. Die Zaubersprüche der aztekischen Brujos prallten
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einfach wie auf Stahlrüstungen geschleuderte Steine ab. Die


Spanier unterzogen sich auch keiner entsprechenden magischen
Vorbereitung. Dies ist aber eine Vorraussetzung dafür um selber in
die spirituellen Energien der Gegenseite einzudringen und sich von
ihnen zu schützen. Nur kann die Gegenseite erst durch diese Ver-
bindung erfolgreich sein.
Es bedarf diese spirituelle Durchdringung und Verwobenheit und
genau die scheint gar nicht erst stattgefunden zu haben. Gesetzt
den Fall ein Schamane verhext jemanden, ist es von
immanenter Wichtigkeit, daß die Person, die er mit einem
Zauber treffen möchte, von eben diesem Bescheid weiß und
von dessen Wirksamkeit überzeugt wird. Im Falle von Cortez'
Eroberungsfeldzug fehlte dieser wichtige Aspekt hingegen
voll und ganz. Er wußte nichts von Zauberei, praktizierte sie
nicht und schützte sich demzufolge auch nicht davor und bot
den Brujos Montezumas dadurch keine Angriffsfläche.

R.W.: Wenn dem jedoch so wäre, könnte sich die Kraft


des Zaubers als wirksamer erweisen?
C.C.: Mit Sicherheit. Die Konquistadoren könnten
beispielsweise massenhaft von unbekannten Krankheiten
befallen werden oder aber auch in Schwermut versinken. Da
aber keine Verbindung stattfand, erwiesen sich die von den
Schamanen verwendeten Techniken als völlig unwirksam.
Schlimmer noch - nachdem sie unwirksam abprallten, hätten sie
ihre Versender selbst treffen und damit sogar zu einer noch
früheren Niederlage fuhren können.
R.W.: Könnten diese abgeprallten Energien sogar bis zum
heutigen Tag aktiv wirksam sein?
23
C.C.: Ja! Höchstwahrscheinlich sind sie das immer noch. Mögli-
cherweise ergeben sich hieraus sämtliche Probleme, die sowohl
Mexiko als auch alle anderen lateinamerikanischen Länder pla-
gen, wo es während ihrer Eroberung und Kolonisation zu sehr
ähnlichen Situationen gekommen ist.
25

Außerhalb der Gewohnheit


und Interpretation
R.W.: Einige der geistigen Verfahren, die du in deinen Büchern
erwähnst, sind mittlerweile auch den westlichen Esoterikein
ziemlich gut bekannt. Ihnen ist es mit zu verdanken, daß wir uns
schon länger mit derartigen Dingen vertraut machen konnten. Das
erneute Vergegenwärtigen eines Traumes, um einen verlorenen
Gegenstand auffinden zu können oder das Verlassen der
leiblichen Hülle seien als Beispiele in diesem Zusammenhang
genannt. Derartige Dinge sind uns mittlerweile vertraut. Das,
wovon Du erzählst, reicht im Gegensatz hierzu jedoch auf eine
höhere Ebene hinauf. Man denke hierbei nur an die Geschichte, in
der Don Juan und Don Genaro am helllichten Tage einen Wagen
verschwinden lassen oder auch jene Situation, in der den
Beteiligten urplötzlich Rabenköpfe wachsen. Derartige Vorgänge
lassen den Beobachter mehr als erstaunt zurück. Es ist allgemein
bekannt, daß die Zuschauer häufig hypnotisiert und deren
Wahrnehmung manipuliert wird. War Don Juan Deiner
Meinung nach zu Ähnlichem in der Lage?
C.C.: Kann sein. Was sagt das aber letzten Endes aus? Viel-
leicht, daß Realität mehr ist als das, was wir mit den normalen
Sinnesapparaten wahrnehmen können? Hierum geht es uns
doch letzten Endes, nicht wahr? Normalerweise wird das von
uns als real erachtet, was von allen in gleicher oder ähnlicher
Weise wahrgenommen wird. Hierdurch suggeriert man uns,
wie wir die Welt zu sehen und wahrzunehmen haben. Der
Haupttrick unserer Sozialisation besteht jedoch darin, daß wir
die allgemein offerierte Beschreibung unserer Wirklichkeit im
26
Laufe der Zeit übernehmen. Diese gemeinsame Wirklichkeit
ist aber nur eine von vielen verschiedenen Möglichkeiten.
R.W.: Der Nagual läßt also, einem Hypnotiseur nicht unähnlich, so
etwas wie eine alternative Ordnung der Wirklichkeit entstehen?
C.C.: Nach all diesen in der Welt von Don Juan verbrachten Jah-
ren stimmt meine eigene Vorstellung von Zauberverfahren in
bedeutendem Maße mit dem überein, was Talcott Parsons von
den so genanten „Glossen" sagt. Dem ist so, weil wir nicht dazu in
der Lage sind, wirklich reine Begriffe zu benutzen. Vielmehr grei-
fen wir auf mit Kommentaren versehene Termini zurück. Eine
Glosse ist demzufolge nichts anderes als die Erklärung eines
schwierigen Wortes. Sie bildet somit ein System von Beschreibun-
gen, Ideen, Anweisungen, Grundskizzen und Ausmalungen. Neh-
men wir zum Beispiel den Raum, in dem wir uns gerade befinden.
Wir verbinden mit ihm eine ganze Reihe von einzelnen Assozia-
tionen wie etwa „Fußboden", „Fenster" oder „Licht", die zu-
nächst nichts miteinander gemeinsam haben. Erst in der Kombi-
nation bilden sie ein Ganzes, ein Zimmer. Wir sehen die Welt
meist auf die Art und Weise, die von der Gesellschaft am ehesten
akzeptiert wird. Konkret bedeutet dies, daß unsere Weltwahr-
nehmung einer permanenten Wiederholung gleicht. Das eigentli-
che Problem liegt im Erlernen von Schrift und Sprache begrün-
det, da Worte und Begriffe mit klar definierten Vorstellungen
verkettet sind. Hierdurch wird die Realität so zu sagen diktiert,
ohne daß dem Individuum die Möglichkeit bleibt, mittels eigener
Begriffe einen personalisierten Kosmos zu schaffen. Selbst wenn
man sich seine eigene Realität erschafft, bedient man sich jedoch
in der Regel den schon vorhandenen Begriffen und Glossen, die
sich zudem in einer bestimmten Traditionslinie befinden und ei-
nem bestimmten Kulturkreis angehören
27
R.W.: Klären wir, ob dir Don Juan die Relativität deiner bisheri-
gen Wirklichkeit offenbarte und dir gleichzeitig klannachte, daß
sie niemals die gesamte Realität abbildet. Wenn ja, machte er das
nur, um deine Wirklichkeit durch eine mehr in die Tiefe gehende
Weltwahrnehmung zu ersetzen, um dich gleich im Anschluß
hieran mit umfassenderen Wahrheit zu konfrontieren? Oder
lehrte er dich eine Methode, die dir von Zeit zu Zeit die Möglich-
keit gibt, die „alte Welt" wirklich zu verlassen?

C.C.: Don Juan hat mir eine neue Welt, eine neue Version, eine
ganz neue Beschreibung, einen neuen Satz von „Glossen"
angeboten. Man könnte sagen, daß mir eine Art Hautwechsel
widerfuhr. Er hat dagegen immer behauptet, daß er mir
gleichzeitig einen Faden zur Verfügung stelle, der es mir
ermögliche, mich aus dem Labyrinth der neuen Wirklichkeit
wieder zurück zum Ausgangspunkt, zu meiner bisherigen
Realität, zurückzuführen.
R.W.: Wittgenstein ist wohl einer der wenigen europäischen
Philosophen, der mit Don Juan eine gemeinsame
Verständigungsebene finden könnte. Seine Überlegungen zu
den Dialekten, zur Sprache der Politik, Poesie oder auch zu den
religionsspezifischen Ausdrücken würden es ihm mit Sicherheit
ermöglichen, die Lehren von Don Juan als ein zusätzliches
alternatives Vorstellungssystem zu verstehen.
C.C.: Mit Sicherheit.. Don Juan ist völlig davon überzeugt ge-
wesen, daß es äußerst schwierig ist, seine Art der Weltan-
schauung richtig - ähnlich dem hermeneutischen Verfahren -
zu deuten. Man könnte Don Juans Wahrnehmung als rein und
unverfälscht bezeichnen. Sie kommt dem tatsächlichen We-
senskern der Dinge ziemlich nahe. Um unsere subjektive Wahr-
28
nehmung der Welt zu durchbrechen, bedarf es eines veränderten
Blickwinkels. Erst dann werden wir erkennen, daß es eine absolu-
te und einzig wahre Realität nicht gibt. Im Gegenteil: Es gibt un-
endlich viele Wirklichkeitsebenen! Derartige Momente der kon-
templativen Reflexion treten ein, wenn - um es mit den Worten
Don Juans zu sagen - „die Welt stehen bleibt". Tritt dieser Au-
genblick ein, haben wir für einen kleinen Sekundenbruchteil die
Möglichkeit in die Grauzone zwischen Beschreibung und Inter-
pretation zu schlüpfen. Wir erreichen dort eine Stelle, die bisher
kaum jemand betreten hat. Dort erkennen wir all das, was wir
bisher übersehen hatten. Man muß nur ein wenig mehr die Ober-
fläche des Altbekannten ankratzen, um in tiefere Realitätsschich-
ten vorzudringen.
29

STARKE WORTE
R.W.: Sind deiner Meinung nach bewußtseinserweiternde
Drogen hilfreich, wenn es darum geht, in ungeahnte Bereiche der
Realität vorzudringen.
C.C.: Drogen alleine reichen bei weitem nicht aus; unabhängig
davon, ob es sich um LSD, Datura, Peyote oder Ayahuasca
handelt. Natürlich stehe ich mit dieser Meinung in Opposition zu
Leuten wie etwa Timothy Leary. Mir scheint, daß sie, obgleich sie
unter den verschiedensten Drogen stehen, pausenlos nur innerhalb
der „europäischen Zugehörigkeit" improvisieren und nur Möbel im
immergleichen Zimmer umstellen. Niemals - ich wiederhole:
Niemals habe ich LSD zu mir genommen. Ähnlich wie Don Juan
bin ich der Meinung, daß psychoaktive Substanzen im Falle einer
Stromunterbrechung der allgemeinen Wahrnehmung und beim
Scharfschleifen der Widersprüche zwischen den einzelnen
„Glossen" sehr hilfreich sein können. Derartige Drogen halte ich
auch deshalb für sinnvoll, da sie uns aus der Mittelmäßigkeit
entführen können. Andererseits vermögen es Drogen nicht, die
Welt anzuhalten, sie sind und bleiben Hilfsmittel. Um dies zu
erreichen, ist im Gegensatz hierzu eine alternative Weltvision
notwendig. Eine echte Alternative wohlgemerkt und keine
seltsame im Zerrspiegel reflektierte Vision. Jemand wie Don
Juan kann neue Wege aufzeigen.

R.W.: Ist denn eine solche Person überhaupt wichtig?


C.C.: Sie erscheint mir sogar absolut notwendig. Amerikaner und
Europäer wissen dies kaum zu würdigen. Sie haben ein Problem
damit, eine Person anzuerkennen, die sie bei der Hand nimmt und
über die Grenzen der täglichen Wahrnehmung hinausführt. Die
30
meisten von ihnen besitzen ein zu stark ausgeprägtes Ego, wo-
durch sie sich allen und jedem überlegen fühlen. Sie können es
nicht verstehen, wie ein - zumindest ihrer Meinung nach - unge-
bildeter Indianer auf einem Gebiet hundertmal kompetenter als
sie selbst sein könnte.
R.W.: Harte Worte...
C.C.: Harte Zeiten erfordern eben harte Worte. Um wohl
verstanden zu werden: Falls du dich in ein neues Land begibst,
falls du aus einem Flughafen oder aus einem Bahnhof
hinausgehst, brauchst du auch jemanden, der dir - wenigstens
am Anfang - den Weg zeigt und sämtliche notwendigen
Ratschläge erteilt. Andernfalls wirst du verloren gehen und nach
vielen Beulen sowie einigen hundertmal zu hoch bezahlten
Rechnungen möglichst schnell die Flucht ergreifen wollen. Das
Gleiche gilt für Reisen auf eine andere Seite der Realität, wo
wir Räume jenseits der alltäglichen Wahrnehmung betreten. Für
derartige Reisen ist die fachkundige Anleitung von Seiten eines
Gurus, Lehrers oder Meisters unerläßlich, da es sehr viel
größere Schwierigkeiten nach sich zieht als wie wenn man sie
beispielsweise beim Besuch anderer Länder hätte. Begibt man
sich auf eine höhere Ebene der Wahrnehmung, geht man ein
ziemlich hohes Risiko ein; der Gewinn, den man aus dem
gefährlichen Unterfangen zieht, kann das Nachteilige jedoch um
ein Vielfaches übersteigen. Es handelt sich um eine Reise, die
mit keiner anderen vergleichbar ist. Obwohl ich nie zum Mond
geflogen bin, glaube ich, daß man sie nur mit einer Fahrt ins
Weltall oder mit dem Besuch auf einem anderen Planeten
vergleichen kann...
31
R.W.: Wenn also das Risiko so groß ist, ist es doch erstaunlich,
daß es vielen widerstrebt, einen Führer mit an Bord zu nehmen.
C.C.: Weil trotz des ganzen Geredes über andere Welten und
alternative Wirklichkeiten die meisten Leute behaupten, daß man
währenddessen ohnehin nur phantasiere, da könnte man sich den
Mund fransig reden. Sie sind der Auffassung, es handle sich
lediglich um imponiersüchtiges Geschwalle, daß vor allem
dem Geldbeutel nütze. Kurioserweise glauben nur die
allerwenigsten an die Existenz höherer Wirklichkeitsebenen.
Unsere Gesellschaft wird so stark von Technik und
Rationalität dominiert, daß Dinge, die nicht mit der
herkömmlichen Sinnesapparatur wahrnehmbar sind, als nicht
existent erachtet werden. Wenn diese Zweifler nur wüßten,
daß unsere Alltagsrealität von denjenigen, die die Schwelle der
Wahrnehmung überschreiten, diese als eine vernebelte
Traumwelt beschrieben wird, und daß sie Realitätsebenen
beschreiben, die unsere Wirklichkeitsebene voll und ganz
ersetzen können.
R.W.: Wirklich?
C.C.: Normalerweise sind wir dazu bereit, selbst in dieser vom
Verstand bestimmten Welt noch ein kleines bißchen Geistigkeit
anzuerkennen. Allerdings gestehen wir dem Übersinnlichen le-
diglich einen Seltenheitsstatus zu. Das Übersinnliche sind für
den Durchschnittsmenschen allenfalls Tröpfchen im Ozean des
Verstandes. Das Schiff, das auf diesem Meer hilflos hin und her
schaukelt stellt unseren Alltag, unsere normale Wahrnehmung
dar. Wer jedoch tiefer in den Ozean hinab gleitet, wird feststel-
len, daß er sich in Wirklichkeit schon in einer höheren Bewußt-
seinsebene befindet. Das Schiff des Verstandes wird also von
32
einem Meer des Geistigen umflossen. Dessen sind sich jedoch
nur die Wenigsten bewußt.
R.W.: Ufff!

C.C.: Was Seufzt Du? So ist das Leben! Vorwärts! Frage


weiter! Dieses Schiffchen und der Ozean unter ihm sind der
goldene Gedanke. Etwas, was sich wirklich lohnt in Erinnerung
behalten zu werden!
33

MEIN FREUND DER KOJOTE


R.W.: Bisher haben wir Folgendes festgestellt:
1. Das Gros der Menschheit ist dazu übergegangen, die
Alltagsrealität als einzig gültige Realität anzuerkennen.
2. Andererseits existiert eine Parallelwelt, eine Wirklichkeit, die
vor allem den Zauberern, den Naguales zugänglich ist. Hierbei ist
von Interesse, in welcherlei Hinsicht sich diese Wirklichkeiten
unterscheiden.
C.C.: Die Wirklichkeit eines zum europäischen Kulturkreis
gehörenden Menschen besteht vor allem aus dem, was ihm die
Augen liefern und daraus, was die Augen imstande sind zu
verstehen. In der nicht alltäglichen Zaubererwirklichkeit wird
hingegen der gesamte Organismus in die Wahrnehmung mit
einbezogen. In Europa ist vieles auf die Augenwahrnehmung
ausgerichtet! Die Augen sind Fühler unserer Gedanken!
Dadurch geht uns jedoch der direkte Kontakt mit dem
Betrachtungsgegenstand abhanden, den wir zudem nur anhand
von Vergleichsgegenständen kategorisieren können. Alles, was
wir an Informationen über unsere Umwelt erhalten, ist vermittelt,
verdünnt und bereits durch eine Interpretation gefiltert. Genau
deshalb ist unsere Zivilisation auch so leicht irrezuführen und
lenkbar geworden. In der Welt der Zauberer ist die
Wahrnehmung wesentlich leichter. DORT WEIß MAN ETWAS
MIT DEM GANZEN KÖRPER!

R.W.: Diskutiert man über dieses Themenfeld, muß man


immer die Trennung zwischen dem beobachtenden Subjekt
und dem Beobachtungsobjekt im Hinterkopf behalten. Dies
führt dazu, daß wir als Menschen von der uns umgebenden
Welt partiell getrennt sind.
34

Für Don Juan und seine Freunde sieht die Situation genau um-
gekehrt aus: Sie sind Teil dieser Welt.
C.C.: Daher gehört es zu den ersten Pflichten, denen der
Zauberlehrling nachkommen muß, die Umgestaltung seines
Körpers in eine empfindliche Antenne, die sämtliche
Umweltsignale empfängt, voranzutreiben. In Europa oder
Amerika wird der Körper nicht viel mehr als ein Behälter
betrachtet, der einmal mit Alkohol, einmal mit Angst, ein
andermal dagegen mit schlechtem Essen und Sex gefüllt wird.
Don Juan sagt, daß man in den Körper aufmerksam
hineinhören muß. In etwa so, wie wir das Land, das wir
bewohnen, in Augenschein nehmen. In diesem
Zusammenhang ist es von Bedeutung zu wissen, daß es sich
bei einer Krankheit eigentlich gar nicht um eine körperliche
Beschwerde handelt, sondern um ein Phänomen, das aus der
Lösung des Menschen von der Erde herrührt. Der Mensch
verliert zusehends seine Wurzeln, die bekanntlich in der Natur
liegen.
R.W.: Das erinnert mich an das, was Norman O. Brown in seinen
Publikationen schreibt. Seiner Meinung nach betrachten kleine
Kinder, Schizophrene und Epileptiker Gegenstände, die sich in
ihrer Reichweite befinden und Personen innerhalb ihres
Gesichtsfeldes als Verlängerungen ihres eigenen Körpers. Don
Juan schlägt etwas sehr ähnliches vor: Sein zusätzliches
Körperglied bedient sich jedoch nicht nur einzelner
Gegenstände, vielmehr bildet die Welt in ihrer Gesamtheit
eine riesige Prothese, die der magisch Bewanderte
nutzbringend einzusetzen weiß.
35
C.C.: In diesem Zusammenhang also - in Situationen wo Unter-
schiede zwischen verschiedenen Gattungen verschwinden -
sollte mein Dialog mit dem Kojoten verstanden werden. Das Tier
wirkte auf mich wie ein Mensch, der bereits seit Jahren auf der
anderen Straßenseite wohnte. Als er zu mir kam, habe ich
gerufen: „Grüß dich, kleiner Kojote, wie geht's?". Und der hat
gesagt: „Och, ganz gut, und dir?". Seltsamerweise nahm ich die
Worte nicht mit den Ohren, sondern mit dem Körper in seiner
Gesamtheit wahr. Diese unbekannte Körperstimme kam einer
Vibration gleich. Ich war sofort dazu in der Lage, die
Schwingungen in Worte umzuwandeln.

R.W.: Faszinierend! Das bedeutet nämlich, daß man die Welt


glänzender und leuchtender wahrnehmen kann, wenn man einmal
die Grenze der Wahrnehmung überschritten hat. Es verhält sich so,
wie wenn ein Informationsfilter weggenommen würde. Ohne
diesen Filter ist es möglich, die Welt in ihrer Gesamtheit oder
zumindest vollständiger zu erfahren.
C.C.: Eigentlich ist es nicht so außergewöhnlich, sich mit Tieren
zu unterhalten. Im Prinzip ist es möglich, mit jeder Kreatur zu
kommunizieren. Der eine mag den Delphin, der andere eben den
Kojoten als besseren Gesprächspartner erachten. Don Juan ist
jedoch der Auffassung gewesen, daß es eher von Nachteil ist, sich
einen Kojoten auszusuchen. Er hielt Kojoten für Betrüger und für
Tiere, denen man lieber nicht vertrauen sollte.
R.W.: Und deiner Meinung nach...?
C.C.: Nun, Don Juan hat sich nie geirrt. Insofern dürfte er auch
mit dem, was er über den Kojoten sagte, Recht gehabt haben.
36
R.W.: Welche Tiere entsprechen deiner Persönlichkeit am
meisten?
C.C.: Als beste Freunde erscheinen mir die Schlangen. Sie
erachte ich als außergewöhnliche Wesen. Sie erfühlen vieles
und können unsere Gedanken lesen. Wenn man ruhig und
konzentriert genug ist, besteht die Möglichkeit, die Schlangen
herbei zu rufen. Hat man dies einmal geschafft, wird man den
Schlangen auf ewig verbunden zu sein. Diese seltsame,
spirituelle Verbindung zwischen Tier und Mensch ist fast
schon magisch zu nennen.

R.W.: Inwiefern sind hier Gemeinsamkeiten mit dem Totemismus


und der Philosophie des Heiligen Franz von Assisi zu
erkennen?
C.C.: Don Juan hatte eine sehr interessante Theorie zu diesem
Thema: Seiner Meinung nach verbindet sich das, was wir als
verschiedene Niveaus und Etagen des Ökosystems bezeichnen
- Mikroorganismen, Pflanzen, Tiere und Menschen also - zu
einer einzigen großen Kugel. Deshalb kann man auch schwer
erkranken oder einen tödlichen Unfall erleiden, wenn man sich
bei einer Pflanze nicht bedankt, nachdem man ihre Früchte
genossen hat. Ich finde, die Freunde grüner Bäumchen und
frischer Luft sollten sich auch für diese Theorie interessieren.
R.W.: In deiner Stimme schwingt ein ironischer Unterton mit.
Warum?
C.C.: Es geht hier doch schlicht und ergreifend um die
WAHRHEIT. Sie bringen mich einfach ein wenig zum Lachen.
Einerseits sagen sie zwar, daß alles miteinander verbunden
37

und vernetzt ist, anderseits aber sind sie für den Bereich des Spi-
rituellen vollkommen unempfänglich. Die Zone des Spirituellen
ersetzt ein komplettes Kommunikationsnetz mit all seinen In-
terdependenzen also seinen gegenseitigen Abhängigkeiten.
Doch der Geist existiert für sie einfach nicht! Ebenso verhält
es sich mit Leuten, die das saubere Wasser verschmutzen und
die Bäume fallen, welche die Grünen im Gegensatz hierzu so
hitzig pflanzen. In Wirklichkeit gehören die Grünen zur glei-
chen Partei, wie die Naturmörder. Hiermit meine ich die Par-
tei, die behauptet, daß lediglich das existiert, was man auf den
ersten Blick sehen kann. In deren Augen gibt es keine unsicht-
bare Wirklichkeit. Folglich sind die Grünen auch nur geistige
Krüppel. Es verhält sich in etwa so, wie wenn jemand vernei-
nen würde, daß der Jupiter keinen Roten Fleck besitzt, nur
weil man ihn nicht sehen kann, wenn man den Himmel mit
dem bloßen Auge beobachtet... Man könnte sogar so dreist
sein und behaupten, daß der Jupiter überhaupt nicht existiert,
alleine auf Grund der Tatsache, weil er am bewölkten Himmel
nicht zu erkennen ist.

R.W.: Ähnliche Fehler finden sich im Laufe der Geschichte


immer wieder: Lange versuchte man uns beispielsweise davon zu
überzeugen, daß der weltgrößte Antagonismus entlang der
bekannten Linie Kommunismus vs. Kapitalismus verläuft.
Hierbei übersah man jedoch eine wichtige Tatsache: Beide,
sowohl Kommunismus als auch Kapitalismus, waren nichts
anderes als gewöhnlicher und kritikloser Industrialismus.
C.C.: Richtig! Der eigentliche Antagonismus bewegt sich tat-
sächlich entlang einer ganz anderen Linie: Sie verläuft zwi-
schen den nördlichen und den südlichen Ländern. Dies zu-
zugeben ist den Kommunisten und den Kapitalisten sehr schwer
38
gefallen. Es handelte sich also um eine fiktive Konfliktachse.
Diesen Widerspruch monierte Daniel Bell in seinem Werk Die
Nachindustrielle Gesellschaß als erster. Heute haben wir eine
ähnliche Situation: Der echte philosophische Disput verläuft nicht
entlang der Linie Grüne vs. Kaminbaumeister, sondern zwischen
jenen, die behaupten, daß die Welt mit dem, was sichtbar ist, en-
det und jenen, die solch eine Meinung so laut wie nur möglich
verspotten.
R.W.: Womit wir wieder bei Don Juan angelangt wären.
C.C.: Das ist aber kein Zufall. Jedes Mal, nach jeder
Abschweifung, wirst du immer zu ihm oder zu den Problemen
zurückkehren, die sich aus seinen Lehren ergeben. Es dreht
sich stets um den unausweichlichen Grundkonflikt das
Sichtbare vs. das Unsichtbare.
R.W.: Ähnlich wie Don Juan vertreten auch die
nordamerikanischen Indianer die Meinung, daß die Geister
getöteter Tiere nicht rechtzeitig um Vergebung gebeten werden,
da diese wiederum nicht davon überzeugt sind, daß ihr Leben
sinnvoll geopfert wurde. Als „zweckmäßig" ist ein Opfer nur
dann zu erachten, wenn damit ein anderes Leben
aufrechterhalten wird. Krieger und Jäger sollten sich also stets
der negativen Folgen bewußt sein, die das unbedachte Töten
von Tieren mit sich bringen kann.
C.C.: Alles, was lebt und atmet, ist mit dem großen Ganzen ver-
bunden. Die Wurzel allen Übels liegt darin begraben, daß wir uns
selbst als zu wichtig empfinden und dabei gleichzeitig vergessen,
daß alles mit allem verbunden ist. Wir müssen die Welt wieder
als großes Geheimnis begreifen, dem wir uns nur dann nähern
39
können, wenn wir aufmerksam und bedacht, das aufnehmen, was
um uns herum passiert. Als ich in der Einöde mit Don Juan lebte,
legten wir Schlingen und jagten. Wir töteten also Tiere, um selbst
zu überleben. Gleichzeitig waren wir aber dazu bereit, unser ei-
genes Leben aufzugeben, wenn die Zeit hierfür reif gewesen wäre
oder die Umstände es erfordert hätten.

R.W.: Bei vielen, die in geistiger Verbindung mit der Natur


stehen, ist es üblich, während sich periodisch wiederholender
Zeremonien psychedelische Drogen einzunehmen, um sich so
in einen dionysischen Ekstasezustand zu versetzen. Während
dieser Zustände scheint sich das Ich aufzulösen und vollzieht
eine mystische Fusion mit dem, was sich hinter der normalen
Welt befindet. Standest du damals, als du mit dem Kojoten
kommuniziertest unter Drogen, die dir Don Juan verabreicht
hatte?
C.C.: Keineswegs! Ganz im Gegenteil! Gerade dies macht das
Ganze ja auch um so interessanter. Es handelte sich um eine die
Intensität sämtlicher auf toxischem Wege hervorgerufener
Emotionen bei weitem übersteigende Wirkung. Ich glaube, daß
Don Juan, während er mir damals keine von diesen Mixturen
verabreichte, vollkommen bewußt und absichtsvoll handelte. Als
ich mit dem Kojoten kommunizierte, schien die Welt für mich
einen Moment lang stehen zu bleiben. Ich fand mich urplötzlich
in einem System wieder, in dem bisherige Definitionen, Begriffe
- oder wenn wir so wollen: Glossen - unbrauchbar waren.
R.W.: Und Don Juan? Wie konnte er es bewerkstelligen, diesen
Zustand pausenlos aufrecht zu erhalten?
40
C.C.: Don Juan befand sich tatsächlich Tag für Tag in einer voll-
kommen anderen Realität. Er lebte auf einer spirituellen Ebene
und gelangte nur selten in die Bereiche unserer Wirklichkeit hin-
ab, die auch der Durchschnittsmensch ohne Probleme wahrneh-
men kann.
R.W.: Befanden sich andere Indianer, die du getroffen hattest,
ebenfalls in veränderten Bewußtseinszuständen? War einer von
ihnen zum Beispiel dazu in der Lage, mit offenen Augen zu
träumen?
C.C.: Nein, mit Sicherheit nicht. Obwohl Schamanismus und
Zauberei in der indianischen Bevölkerung weit verbreitet sind,
war Don Juan eine Ausnahmeerscheinung, die den
schamanischen Standard weit übertraf; durchaus vergleichbar mit
Philosophen wie Platon oder Sokrates. Es ist nicht so, daß alle,
die sich im Grenzbereich der Realitäten aufhalten, einen
permanenten Rauschzustand durchleben und oder gar levitieren.
Diesbezüglich war Don Juan schon ein Supernagual. Wir
sprechen von einer außergewöhnlichen Erscheinung, über einen
Mann, der sowohl seiner Zeit als auch seinem Volk weit voraus
war. Der durchschnittliche mexikanische Zauberer konnte Don
Juan zumindest nicht das Wasser reichen.. Zudem sollte man sich
darüber im Klaren sein, daß sich südlich des Rio Grande kein
psychedelisches Wunderland befindet. Auch hier bewegen sich
die Menschen in der Regel ganz normal mit Autos fort.

R.W.: Manch ein Leser hatte nach der Lektüre deiner Bücher
tatsächlich den Eindruck, daß Mexiko ein magischer Ort ist.
C.C.: Das ist ja der weit verbreitete Irrglaube! Ich bin eben kein
besonders guter Schriftsteller, wie ich sehe. Andernfalls wäre aus
41
meinen Beschreibungen ersichtlicher gewesen, daß die Realität in
Mexiko eine ganz andere ist. Mir ist es in diesem Zusammenhang
wichtig zu betonen, daß ich die so genannte „normale" Realität
durchaus als gegeben anerkenne. Zudem identifiziere ich mich
nicht kritiklos mit der Wirklichkeit von Zauberern, da ich nie der
Versuchung erlegen bin, mich in ihren magischen Weltraum
zu versenken. Was mich an Don Juans Welt jedoch fasziniert, ist
dessen Überzeugung davon, daß es mehrere Wirklichkeiten, zwi-
schen denen man hin und her reisen kann, gleichzeitig gibt. Ande-
rerseits möchte ich jedoch behaupten, daß die Realität, in der wir
leben weiter entwickelt ist, als irgendeine Zauberwelt.
43

F L I E G E N WIE E I N V O G E L ,
F L I E G E N WIE E I N MENSCH
R.W.: Meiner Meinung nach hast du mit dieser Aussage einige
Leser desillusioniert. Die meisten waren davon überzeugt, daß
du nach all den Jahren in Mexiko selbst ein Indianer bzw.
„Brujo" geworden bist.
C.C.: „Brujo" bin ich bestimmt, das ist sogar mehr als sicher.
Aber falls dieser „Brujo" ein wirklich guter „Brujo" ist, kann
er gleichzeitig in Ixtlan als auch in New York sein. Wobei:
Eine Existenz in New York oder Los Angeles als Brujo eher
zweifelhafte Vorteile besitzt. Du könntest genau so wie ich
Bücher verfassen und sie wie Engel in die Welt schicken, damit
die Leute das lernen, was ich mit solch großem innerlichen
Widerstand gelernt habe. Jeder neue „Nagual" bringt in das Fach
seine charakteristischen Eigenschaften mit ein. Mein spezieller
Beitrag beruhte auf meinen akademischen Interessen. Mir war
daran gelegen, das Wissen von der Welt des Schamanismus' in
die westliche Zivilisation zu tragen. Da ich nicht für immer in der
mexikanischen Wüste weilen wollte, stand ich stets mit dem
anderen Bein in der Zivilisation, was ein ziemlich schwieriges
Unterfangen war.

R.W.: Schöne Kombination...


C.C.: Genau. Damals machte meine stark rationalistische Haltung
zu allem von mir Erlebten Don Juan wirklich sehr nervös. Ich
habe dagegen ununterbrochen versucht, mit ihm so etwas wie
einen Dialog zu initiieren. Ich fragte Don Juan: „Bin ich
wirklich wie ein Vogel durch die Luft geflogen?"
44

Er antwortete: „Du stellst immer unbeantwortbare Fragen. Deine


Betrachtungsweise ergibt nicht sonderlich viel Sinn, weil jeder
Vogel in der Luft schwebt, während Menschen, die das
Teufelsgras geraucht haben, auf eine ganz andere Art und
Weise schweben. Das kann man eigentlich gar nicht
miteinander vergleichen." Dennoch gab ich das Spiel nicht
verloren: „In Wirklichkeit bin ich ja auch nicht geflogen; der
Eindruck vom Fliegen war nur recht authentisch. Scheinbar
handelte es sich um die den Körper verlassende Seele, die
schwebte und mir ein Gefühl vom Fliegen vermittelte." Als er das
hörte, hat er nur gelacht. So verhielt es sich immer,
ununterbrochen...

R.W.: Hast du ihn auch nach dem das Bewußtsein


verschlingenden Adler gefragt?
C.C.: Freilich. Bis heute weiß ich jedoch noch immer nicht, was
oder wer dieser Adler ist, der uns im Moment unseres Todes
erscheinen soll. Der Adler bildet - wenn man es so formulieren
will - einen operativen Begriff, der versucht etwas
Unbegreifliches, Unbekanntes zu beschreiben. Es handelt sich
um etwas, das sich mit Worten nicht umschreiben läßt.
R.W.: Gibt es denn viele Dinge, die sich nicht mit Worten
umschreiben lassen?
C.C.: Sehr viele sogar. Oft reicht eben unser Vokabular nicht da-
zu aus, das zu umschreiben, was wir wahrnehmen und mitteilen
wollen. Kann man sich mittels der Sprache nicht artikulieren, hat
dies in der Regel mit einem beschränkten Verstand zu tun, der
nicht dazu in der Lage ist, das Beobachtete gänzlich zu erfassen.
Der Verstand und die Sprache sind eben eher auf die Alltagsreali-
45
tät ausgerichtet; sind es also nicht gewohnt, sich mit ungewöhnli-
chen Dingern auseinanderzusetzen. Deshalb wird sich ein Teil
der Wirklichkeit immer außerhalb des Perzeptionsfeldes dieser
beiden Werkzeuge befinden, was für viele Menschen gleichbe-
deutend damit ist, daß das, was nicht wahrgenommen wurde auch
nicht existent ist.
R.W.: Das innere Feuer ist ein operativer Begriff, den wir erst
dann benutzen, wenn wir schon nicht mehr wissen, was wir
schreiben oder sagen sollen.
C.C.: Nein, nein! Hierbei handelt es sich wirklich um etwas ganz
anderes. Das Verbrennen im inneren Feuer ist als Alternative
zum körperlichen Tod zu verstehen. Don Juan umschrieb den
Begriff des inneren Feuers als eine Art innere Anspannung,
die entsteht, nachdem man den Pfad des inneren Kriegers
beschritten hat. Diese Anspannung sollte dann im richtigen
Moment zu einer energetischen Explosion führen, die jede
Körperzelle in pure Energie, in reines Bewußtsein umgestaltet.
Don Juan hat dies als Zustand der „totalen Freiheit" bezeichnet,
weil er seiner Meinung nach die ungefilterte und unverfälschte
Wahrnehmung des uns umfassenden Universums ermöglichen
sollte. Eine derartige Erfassung des Kosmos' wäre völlig frei von
sozialisationsbedingten Interpretationen.

R.W.: Die Energie ist wichtig für geistige Erfahrungen?


C.C.: Energie ist in diesem Zusammenhang etwas Grundlegen-
des. Grundsätzlich gibt es zwei Energiearten. Manche Menschen
besitzen von Geburt an ein höheres Energielevel als andere Men-
schen. Diese Energie äußert sich jedoch nur in alltäglichen Situa-
tionen und ist daher für das Eintauchen in die magische Welt völ-
46
lig unbrauchbar. Diese Welt betreten nur Personen, die dazu im
Stande sind, eine anders geartete Energie in sich zu sammeln.
Diese zweite Energieart in sich zu bündeln, erfordert sehr viel
Disziplin.
R.W.: Daraus, was du eben gesagt hast, ergibt sich, daß der
Mensch doch dazu in der Lage ist, ohne Begriffe,
Beschreibungen und Interpretation Dinge wahrzunehmen.
C.C.: Dieser Meinung ist auch Don Juan gewesen. Meine
Rationalität hat sich aber immer dagegen empört und aufgelehnt!
Sie lehnt sich sogar bis heute auf!
R.W.: Das hat dir aber wenig geholfen. Trotz aller Rationalität
hast du dich schrittweise von der Hochschule entfernt und
plötzlich wurden dir deine wissenschaftlichen Titel aberkannt.
Man sagt, daß es dazu kam, nachdem publik wurde, daß Don
Juan keine Einzelperson ist, sondern aus einigen verschiedenen
„Naguals" besteht...
C.C.: Die Frage, wie viele Personen Don Juan überhaupt
verkörperte, spielt speziell in diesem Zusammenhang keine große
Rolle. Vielmehr hatte man mich deshalb abgesägt, weil man
befürchtete, daß ich die Jugend verderben würde, die zum
damaligen Zeitpunkt begann, die verschiedensten Drogen zu
konsumieren. Zudem sprach ich in aller Öffentlichkeit davon, daß
der spirituelle Bereich wirklich existiert und keine Fiktion ist.
Derartige Aussagen toleriert eine Hochschule auf Dauer
jedoch nicht.
R.W.: Jemand, der sich täglich abseits der ausgetretenen
Pfade bewegt, muß sehr einsam sein.
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C.C.: Das ist wahr. Die Nichtalltäglichkeit ist ein fast menschen-
leereres Land. Eben deswegen hat Don Juan immer in
Einsamkeit gelebt. Sie war so groß und so tief gewesen, daß
sie etwas Entsetzliches an sich gehabt hat. Sowohl alle diese
Krawatten- und Anzugträger als auch Cocacolatrinker und
Männer, die jeden Morgen ihre Koteletten zuschneiden, werden
nie ihr Glück finden. Durch sein ständiges Leben in Einsamkeit
ist es Don Juan gelungen, aus der Einsamkeit eine Art Kunstform
zu machen.

R.W.: Die Einsamkeit thematisierst du speziell in deinem Werk


Reise nach Ixtian. Dort widersprichst du vielem, was du in zwei
früheren Büchern gesagt hast: Plötzlich stellst du fest, daß die
Anwendung von halluzinogenen Pflanzen und ihrer Absude keine
Hauptmethode mehr ist, derer Don Juan sich bedient, um sich die
Praktiken der Schamanen anzueignen. Welche Rolle hätten also
die Rauschmittel erfüllen sollen?
C.C.: Ich könnte hier lediglich das wiederholen, was ich schon
zum Thema LSD gesagt habe. Don Juan hat in der ersten Phase
meiner Lehre psychoaktive Pflanzen verwendet. Ich war ein sehr
schwieriger Schüler gewesen und versuchte wie die meisten am
althergebrachten Weltbild festzuhalten. Ich fühlte mich wie ein
Ertrinkender, der nach dem rettenden Strohhalm zu greifen ver-
sucht. Die psychedelischen Kräuter wirkten wie ein Rammbock,
der ein Loch in die Wand der Glossen und Begriffe reißt, was mir
das Gefühl der Sicherheit nahm. Das Betreten der geistigen Welt
kostete mich sehr viel Kraft, wodurch ich lange Monate des
Schlafes und der Erholung brauchte, um wieder auf einem höhe-
ren Niveau jenseits des Aufrechterhaltens von einfachsten vege-
tativen Tätigkeiten funktionieren zu können. Erst dann habe
48

ich begriffen, daß es wahr sein könnte, wenn man behauptet, daß
nur wenig die höheren Sphären lebend erreichen.
R.W.: Hat Don Juan, um „die Welt anhalten" zu können,
regelmäßig Drogen zu sich genommen?
C.C.: Nein. Don Juan konnte wann immer er wollte „die Welt
anhalten". Hierzu benötigte er keine Hilfsmittel. Damals, in der
ersten Phase meiner Lehre, wies er ständig darauf hin, daß die
Proben ohne Pflanzenabsude nicht viel nützen würden. Wenn
ich aber beginne, mich wie ein echter Jäger und Krieger zu
verhalten und dazu bereit wäre, beherzt die Verantwortung für
mein Leben zu übernehmen, würde ich keine Drogen mehr
benötigen, prophezeite mir Don Juan.
R.W.: Und? War dem auch so?
C.C.: Genau so, wie er es vorausgesehen hat.
R.W.: Das, was du gerade sagtest wird wiederum ein riesiger
Schock für all jene Leute sein, die erklären, daß sie auf alles
verzichten und ausschließlich zu dir aufschauen.
C.C.: Natürlich bin ich mir dessen bewußt, Anhänger zu ha-
ben. Auch registriere ich den Anstieg ihrer Zahl. Mancher
Journalist spricht in diesem Zusammenhang bereits von „Scha-
ren". Doch das Bild, welches die Presse von mir hat, tendiert fast
schon gen Paranoia! Es ist noch nicht so lange her, als ich nach
Long Beach, an die California State University gekommen
bin, wo ich ähnlich wie hier eine Serie von meinen Vorlesungen
gehalten habe. Dort zeigte ein Junge auf mich und rief: „Kuck
mal, das ist doch Castañeda!". Das ihn begleitende Mädchen
wollte ihm aber nicht glauben und hat sofort protestiert: „Beson-
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ders mystisch sieht er aber nicht aus." Das bestätigte einer meiner
Freunde. Er sammelt mit großer Vorliebe und Sachkenntnis all
die Gerüchte und Unmöglichkeiten, die man sich über mich er-
zählt. So kursiert beispielsweise das Gerücht, ich sei heilig und
hätte mystische Füße...
R.W.: Mystische Füße?
C.C.: Ja, daß ich so ähnlich wie Jesus Christus barfuß laufe und
keine Hornhaut an den Füßen bekomme. Zudem soll angeblich
kein Tag vergehen, an dem ich keine Rauschmittel einnehme.
Auch soll ich bereits dreimal versucht haben Selbstmord zu
begehen und bereits an den unterschiedlichsten Stellen verstorben
sein, um dann umgehend an anderer Stelle wieder aufzuerstehen.
Überdies verfallt ein gewisse Gruppe von Leuten während meiner
Vorlesungen ins Lachen, wenn ich Begriffe wie „Sozialisierung"
und „Perzeptionsforschung" benutze. Sie gehen davon aus,
daß ich mit Sicherheit lediglich einen neuen Witz feilbiete.
Jene Menschen erwarten von mir, daß ich nur Metaphysisches
von mir gebe; mit wissenschaftlichen Termini können sie
hingegen nichts anfangen. Meine Klientel will alles um jeden
Preis erfühlen; mir geht es aber darüber hinaus auch darum,
die Dinge zu verstehen.
Einst ereignete sich in Mexiko eine überaus seltsame Geschich-
te: Dort besuchte ich eine Gegend, wo mich persönlich nie-
mand kannte. In einer der hiesigen Städte wurde ein Treffen mit
dem berühmten amerikanischen Schriftsteller Carlos Castañeda
beworben. Ich war wirklich sehr erstaunt. Ich versuchte mich
daran zu erinnern, ob ich etwa vergessen hatte einen verein-
barten Termin wahrzunehmen. Also rief ich meinen Verleger
in Los Angeles an, der jedoch auch von nichts wußte. Das machte
mich stutzig, weshalb ich mich an den Ort der Veranstaltung be-
50
gab. Dort traf ich auf einen falschen Carlos Castañeda, der sich
für mich ausgab. Er begeisterte die Zuhörer mit seiner Eloquenz
und erzählte tiefgründig von seinen Erlebnissen mit Don Juan. Er
hat seine Rolle glänzend gespielt. Ich habe niemanden verraten,
wer ich wirklich bin und wohnte dem Schauspiel bis zum Schluß
bei. Irgendwie empfand ich ihn als besseren Carlos Castañeda als
mich selbst.
51

VERSTECKTES GESICHT
R.W.: Teilweise beschwörst du aber derartige Vorfalle selbst
herauf. Du bist dir sicherlich dessen bewußt, eine enigmatische
also zutiefst rätselhafte Person zu sein, die lange Zeit ein gewisses
Image aufgebaut hat. Wer Don Juan sein soll, wissen wir
mittlerweile in etwa. Wer Carlos Castañeda ist, weiß hingegen
niemand so genau.
C.C.: Es bleibt einem nichts anderes übrig, als ein nebulöses
Leben zu fuhren. Das Verborgene und zweideutige
Informationen bilden einen integralen Bestandteil des wahren
Kriegers. Man muß sich wohl überlegen, was man der
Öffentlichkeit über sich preisgibt. Um möglichst schnell und
problemlos von der einen Welt in die andere gelangen zu können,
ist es wichtig, allzu viele Fragen zu vermeiden. Je bekannter man
ist, desto wirksamer schränkst Du dich selbst ein, und
gleichzeitig versperrst du alle Wege und Stege, die direkt in
die Ferne, in die Zukunft führen. Ich möchte nicht, daß mich
die Leute in irgendwelche Schublädchen einordnen. Wäre dem
so, könnte ich vielleicht unbewußt deren Erwartungen und
Vorstellungen von mir erfüllen. Don Juan lehrte mich immer
meine eigene Geschichte zu löschen, um mich so krank
machenden Seelenballastes zu entledigen.

R.W.: Warum?
C.C.: Das erklärt sich eigentlich von selbst. Eine der wichtig-
sten Lehren Don Juans besagte, daß man so schnell wie mög-
lich sein Selbst aufgeben soll. Ähnlich wie die Buddhisten ver-
langte er das Ego zu deaktivieren, egal welche Form es auch an-
genommen hatte. Obwohl seine Wortwahl ganz anders war, ver-
52
trat er die Meinung, daß die Evolution der Welt nur dann möglich
sei, wenn sich das Ego weiterentwickelt. Darunter verstand er die
Abwesenheit des Egos durch ein sukzessives Entschwinden aus
dem Körper, um somit letztendlich im kosmischen Bewußtsein
aufzugehen.

R.W.: In der Begriffswelt von Don Juan bedeutet „Ego" so


viel wie „Tonal" - ein Wort, das unvermeidlich mit „Nagual"
verknüpft ist.
C.C.: In Wirklichkeit bildet „Nagual" den Gegensatz zu „Tonal".
„Tonal" steht für alles Persönliche und Irdische, für das, was uns
begrenzt und ununterbrochen fesselt. „Nagual" repräsentiert
Fülle, Geistesfreiheit und Erlösung. Damit ist der Weg, der aus
der materiellen Welt führt gemeint. Er leitet uns auf eine Ebene,
die einer tieferen Realität gleichkommt. Der Begriff wird auch
deshalb gerne von Zauberern verwendet, weil er einer Art
Verpflichtung zum Edlen gleichkommt, verkörpert er doch
Großmut und Hochachtung.
R.W.: Ist „Tonal" das größere Hindernis für die spirituelle
Entwicklung?
C.C.: Jein. Den Amöben fehlt zum Beispiel ein Ego. Sie besitzen
demzufolge kein „Tonal", weshalb auch im Lauf der weiteren
Entwicklung das Ego nicht mehr zum Zuge kommt. Zumindest
verhält es sich so, wenn man eine distanzierte
Weltraumperspektive einnimmt.
R.W.: Don Juan hielt dies Perspektive für die einzig richtige.
53
C.C.: In einer bestimmten Entwicklungsphase hat das Ego sicher-
lich seine Berechtigung und ist sogar absolut notwendig. Dann
aber muß man diese Evolutionsstufe hinter sich lassen. Das gilt
für fast alle Menschen, da sie zum Großteil egozentrisch sind
und sich wichtiger nehmen als sie tatsächlich sind. Sie ver-
brauchen ihre ganze Energie für die Verteidigung von etwas,
das eigentlich in Wirklichkeit nicht existiert.. Wäre dem nicht so,
würden wir uns nicht weiterhin auf den ausgetretenen Pfaden der
Schulwissenschaft bewegen und mit dem Themenbereich „Sozia-
lisation" ernsthafter umgehen. Sehr viel wichtiger wäre es, die
Energie für unsere geistige Entwicklung einzusetzen.

R.W.: Wie würde das Don Juan formulieren?


C.C.: Er würde sagen, daß du dich und das Denken an dich
selbst zerstören mußt, um in hundertmal mächtigeren Person,
Baumästen, Sandkörnern oder Sternen wiedergeboren zu werden.

R.W.: Und wie hat er dir anhand von eigenen Begriffen


Parsons Glossentheorie erklärt?
C.C.: Er hat sehr bildhaft vom Anhaltepunkt gesprochen.
Hierbei handelt es sich um ein spezielles schamanisches
Konzept. Zauberer behaupten, er befände sich auf Rippenhöhe.
Jedoch ist er nicht Teil des physischen Körpers; vielmehr
befindet er sich im Energiekörper, ungefähr einen Meter von den
Armen entfernt Dort sollen Millionen von energetischen Fasern
des Universums zusammenlaufen, die sich in die Wahrnehmung
der einfachen Welt transformieren.
54

Die „Los Brujos" behaupten, falls dieser Anhaltepunkt an eine


andere als die übliche Stelle verschoben wird, binden sich viele
neue Energiefasern, wodurch unserer Wahrnehmung eine andere
Realitätsebene zugänglich gemacht wird.
R.W.: Aber wer hat hier recht? Parsons oder Don Juan?
C.C.: Beide! Überrascht? Parsons Aussagen laufen mit den
Aussagen der westlichen Philosophie konform, während Don
Juan südlich des Rio Grande Recht behält. Es scheint keine
absolute Wahrheit zu geben. Vielmehr nimmt sie regional die
verschiedensten Ausformungen an. Doch die nackte Wirklichkeit,
die Existenz per se, hat sowohl mit Don Juan als auch mit
Parsons sehr wenig gemeinsam. Wie sie aussieht, ist weder der
eine, noch der andere im Stande zu beschreiben. Nicht deswegen,
weil Don Juan etwas Falsches wahrnahm oder auch weil sich
Parsons geirrt hat. Es ist einfach so, weil sich die Natur
erfolgreich sämtlicher Beschreibungen erwehren kann. Sie ist
hierfür nicht gemacht. Ihre wahre Bestimmung ist die auf Dauer
gerichtete, ewig fortwährende Entwicklung. Nicht mehr und nicht
weniger.
R.W.: Deswegen machte es sich Don Juan zur Gewohnheit,
seine Lehren in ungewöhnliche, die menschliche
Imaginationskraft anregenden Maximen und Bildern zu
verpacken. Er hat gewußt, daß es ab einem bestimmten
Abstraktionsgrad vollkommen unwichtig ist, was man schreibt
oder sagt. Wie man deinen Büchern entnehmen kann, mißt du der
vor kurzem erwähnten Maxime von Baumästen, Sternen und
Wüstensand eine besondere Bedeutung bei...
55
C.C.: Mit Sicherheit. Nicht weniger wichtig sind jedoch die Kon-
zeptionen des „Weltanhaltens", die Idee des Jägers, des Krie-
gers und des Wissenden (die Reihenfolge ist keineswegs zufällig
- um ein Wissender zu werden mußt du zuerst Jäger, dann
Krieger werden). In diesem Zusammenhang möchte ich betonen,
daß es sich hierbei um meine persönliche Klassifizierung handelt,
die lediglich dem Eigengebrauch dient. Während des
Lernvorgangs sind Don Juan gewisse Charakterbedingungen
außerordentlich wichtig gewesen, mir waren hingegen immer
Vorstellungen und Konzeptionen wichtiger, da meine Ratio
hiermit stets mehr anfangen konnte.
Sie gaben mir die innere Ruhe als auch die Überzeugung, daß ich
die Kontrolle über mein eigenes Leben innehabe, zurück. Da
staunst du, was? Solange ich Don Juan nicht kannte, spürte ich
in mir keine erdende Rückkopplungskraft. Nach außen hin war ich
stets fordernd und expansiv, während sich in meinem Inneren
immer noch eine gewisse Unsicherheit breit machte. Daher war ich
immer außerstande, etwas Begonnenes zu einem erfolgreichen
Abschluß zu bringen. „Berufskind" oder „Blatt im böigen Wind"
- so bezeichnete mich Don Juan, wenn er sich über mich lustig
machen wollte. Wie die meisten Intellektuellen hatte ich damals
den Eindruck, in die Enge getrieben zu werden; mir war nicht
so recht klar, wohin der Weg führte und was das alles zu
bedeuten hatte.
Don Juan sagte immer: „Man muß sich aus dem Fenster lehnen,
um über sich selbst hinaus blicken zu können". Mir wurde klar,
daß die Fülle von Welten nichts anderem als einer Fülle von
Beschreibungen gleichkommt. Ich habe erfahren, daß es sehr
wichtig ist, seine Kräfte zu bündeln. Sie müssen abrufbereit sein,
um auf sie in wichtigen Momenten zurückgreifen zu können.
57

TOD AUF DEM LINKEN ARM


R.W.: Aus deinen Büchern geht hervor, daß das Bildnis des
Todes zu einer Art Werkzeug Don Juans wurde, um tief
greifende Änderungen hervorzurufen.
C.C.: Allerdings unterscheidet sich das Werkzeug von jenen,
die beispielsweise Platon oder Heidegger benutzten.
R.W.: Ständig berufst du dich auf Philosophen...
C.C.: Weil Don Juan - meiner Meinung nach - einer der größten
Philosophen der Gegenwart war. Nur die erste Liga der
Philosophie bildet für ihn einen Bezugspunkt. Deswegen spreche
ich hier über Sokrates, Wittgenstein oder Heidegger.
R.W.: Kehren wir aber zum Thema Tod zurück....
C.C.: - Don Juan betäubt sich - ähnlich wie die Buddhisten -
mit den Katharsis- und Umgestaltungseigenschaften des Todes.
Demzufolge versteht er unter „Tod" etwas anderes als etwa die
Europäer oder die Amerikaner. Im schamanischen Glauben ist
der Tod konkreter und sehr viel greifbarer, ja nahezu schon allge-
genwärtig. Für Don Juan ist der Tod keine intellektuelle Speku-
lation, sondern eine Tatsache gewesen, die so alltäglich wie
das Essen auf dem Küchentisch war. Für gewöhnlich pflegte
er zu sagen: „Sieh dich um, der Tod steht immer an deiner Seite.
Er ist der gerechteste Richter, ein unfehlbare Berater, um nicht zu
sagen dein bester Freund. Er ist ausdauernd und geduldig. Er holt
dich morgen, in einer Woche oder in fünfzig Jahren. Wann - ist
ihm egal. Du solltest aber mindestens einmal täglich daran den-
ken, daß er dich jederzeit holen könnte und keine Angst vor die-
58
sem Gedanken haben Erst dann gewinnt alles seine echten Pro-
portionen, seine echte Farbgebung wieder."
R.W.: Ehrlich gesagt wäre es nichts Neues, wenn es nur nicht
diese entsetzliche Entschiedenheit und diesen Bilderreichtum
gäbe.
C.C.: Gerade das hat mich von Anfang an sowohl mit Faszination
als auch mit Unruhe erfüllt. Erst später stellte sich heraus, daß
ich zunächst nicht dazu im Stande gewesen bin, die Worte von
Don Juan richtig zu interpretieren. Er sprach tatsächlich immer
von der sinnlichen Wahrnehmung des Todes, was mir gestern
wie heute Unbehagen bereitete. Heute sehe ich das mehr im
Kontext der entsprechenden Abstimmung und Anpassung an die
Wirklichkeitsvibrationen, in den einzelnen energetischen
Kategorien. Es gibt nämlich Tage und Stunden im Leben, an
denen sich Mensch und Kosmos im Einklang befinden. Blickst
du in diesen Momenten kurz aus dem Augenwinkel auf den sich
in Entfernung der ausgestreckten Hand befindlichen Punkt,
bemerkst du dort ganz deutlich einen länglichen und schattigen
Umriß von dem, was Don Juan als die permanente Nachbarschaft
des Todes identifizierte.
R.W.: Don Juan unterschied zwischen sterblichen und
unsterblichen Leuten.
C.C.: Das ist eine sehr arglistige Teilung. Die Unsterblichen wa-
ren für ihn all jene, die sich nie Über den Tod und die Unver-
meidlichkeit seines Eintretens Gedanken machten. Hierbei han-
delt es sich um Menschen, die mit Worten, Begriffen und mit die-
sem wertlosen täglichen Geschrei und Getümmel versorgt
sind. Aus Don Juans Sicht sind derartige Personen im Sinne
59
der geistigen Entwicklung bereits vollkommen verloren. Den
Sterblichen scheint hingegen ewiges Leben beschieden zu sein,
gerade weil sie ihr Ende mit in Betracht ziehen und sich hierauf
entsprechend vorbereiten. Diese Zeitgenossen sind noch nicht
völlig verloren, gesetzt den Fall, sie beschäftigen sich rechtzeitig
und seriös mit ihrer geistigen Entwicklung.
R.W.: Hierbei gehen die Vergänglichkeit des Menschen und
die Verantwortung fließend ineinander über.
C.C.: Don Juan war eben Existentialist. Gesetzt den Fall, ich
habe keine Ewigkeit zur Verfügung und weiß nicht, wie viel Zeit
mir noch zum Leben bleibt, sollte ich stets so leben, als schlüge
ich gerade meine letzte Schlacht auf Erden. Hierbei verhält es
sich stets so, daß Du keine Entscheidungsfreiheit hast; vielmehr
darfst du dich nur für das entscheiden, was die momentane
Situation erfordert. Es wird einfach die notwendige Zeit sowohl
für die kleinliche Reflektion als auch für die hypothetische
Analyse von sämtlichen „Falls-Formulierungen" fehlen. Selbst
wenn du jeden Schritt anhalten und darüber nachdenken könntest,
würdest du alle diese Entscheidungen, die du gerade jetzt treffen
mußt, dem Untergang weihen. Mit Sicherheit bist du noch kein
Krieger oder kein Jäger gewesen. Du bist jemand gewesen, der
im Grunde genommen nicht existiert.

R.W.: Wie brachte es Don Juan seinen Lehrlingen nahe,


Konsequenz und Entschiedenheit in Denken und Tun an den
Tag zu legen?
C.C.: Er wandte ziemlich seltsame Methoden an, die teilweise je-
nen der Buddhisten ähnelten, wo die Mönche ihren besten Schü-
lern mit Bambusstöcken auf die Köpfe schlugen. Eines Tages
60
fragte er: „Glaubst du, daß wir uns in irgendeiner Art du Weise
gleichen?" Ich wußte nicht, wie ich auf diese Frage reagieren
sollte. Ich hielt mich damals noch für etwas Besseres. Schließlich
studierte ich doch an einer der besten Universitäten des Landes
und zählte zur intellektuellen Elite - so mein Selbstbild. Er war
für mich hingegen der alte, nach übel riechendem Tabak stinken-
de Indianer aus dem Stamm Yaqui geblieben, der vielleicht ge-
rade dazu im Stande war, die Buchstaben des Alphabets zu un-
terscheiden. Zum Glück beantwortete er für mich die Frage und
sagte Folgendes: „Nein, wieso - wahrscheinlich machst du dir
keine Hoffnungen, oder? Ich bin der Jäger, ich bin der Krieger,
und du? Du bist einfach ein willenloser Fleischsack, ein sehr
sorgsam gepflegter Zuhälter. Jeden Moment könnte ich mir
nichts, dir nichts mein Leben beenden. Und du? Dein Leben ist
kurzatmig und kränklich. Deine Welt ist dagegen brechend voll
von Trauer erfüllt.
Ich war sprachlos. Mit einem solch erbitterten Angriff hatte ich
ganz und gar nicht gerechnet. Mir war, als erhielte ich eine
doppelte Ohrfeige. Hätten wir uns nicht in einer steinernen Ein-
öde befunden, wäre ich mit Sicherheit aufgestanden und hätte die
Flucht ergriffen. Allerdings war ich völlig orientierungslos, wußte
also nicht, in welche Richtung ich mich hätte begeben müssen.
Daher schwieg ich einfach und wartete darauf, was Don Juan tun
würde. Ich kann heute gar nicht mehr sagen, ob wir Stunden oder
Tage in der Einsamkeit saßen. Es dauerte auf jeden Fall sehr lan-
ge. Somit hatte ich Zeit, in mich hinein zu horchen und kam dann
letzten Endes zu dem Schluß, daß dieser alte, runzlige Indianer
im Grunde Recht hatte. Alles, was er machte und sagte zeugte
von Kraft, Willen, Unerschütterlichkeit, Entschlußkraft und
Zweifelsfreiheit - alles Dinge, von denen ich mir zum damaligen
Zeitpunkt wünschte, sie gehörten zu meinen Charaktereigen-
schaften. Als wir dann endlich wieder in seine Hütte zurückkehr-
61
ten, hatte ich mich bereits dagegen entschieden, ihn zu verlassen.
Ich verstand nun, daß ich unbedingt damit beginnen mußte, ein
Kämpfer und Jäger zu werden, um Kraft, Affirmationsvermögen
und Macht auszubilden.
R.W.: Hieraus wird ersichtlich, daß für Don Juan nicht der
Entscheidungsinhalt, sondern die Art und Weise wie
entschieden wird, von Belang war. Zudem erkennt man hieran,
daß Don Juan eine Mischung aus Zauberer und Existentialist
war. Nietzsche und Sartre haben behauptet, daß die
Eigenschaften, welche die Menschlichkeit am vollsten
erschöpfen, Determination, Wille und Charakter sind; nicht
aber der traditionell begriffene Verstand oder der Intellekt.
C.C.: Du hast nur insoweit Recht, wenn die Formulierung vom
traditionell begriffenen Verstand nicht zufällig entstanden ist.
Denn entsprechend den Lehren von Don Juan hat der Körper -
vor allem aber das Herz - auch seinen eigenen Verstand, wovon
jedoch der „traditionelle Verstand" überhaupt nichts weiß. Der
Körper besitzt also einen eigenen Willen, der unabhängig von
dem uns bekannten Willen existiert. Dieser Wille ist die Stimme
des Körpers, der ich sehr viel zu verdanken habe. Als meine
ursprüngliche „Zugehörigkeit" fortwährend versuchte, Don Juans
Lehren ins Lächerliche zu ziehen, zog mich die Körperstimme zu
dem, was er sagte hin. Anfangs war es ein Geräusch, dann wurde
es zum Geflüster und nach einigen Jahren hatte sich eine
klangvolle Stimme hieraus entwickelt.

R.W.: Im bedeutendem Maße erklärt dies aber die Auswahl


der von Don Juan benutzten „Lehrmethoden"...
62

C.C.: Ja. Ich glaube, daß er sich bemüht hat, zu mir mittels
seiner Taten, Situationen und Happenings zu sprechen. Derartige
Dinge umgehen die Augen und den Verstand. Statt dessen
werden das Innere und die Oberfläche des Körpers zum Ohr.
63

PFAD
DER ÜBERALL IST
R.W.: Deine Lehre an der Seite von Don Juan hat mehr als zehn
Jahre gedauert. Zu dieser Zeit hast du viele Methoden und
Techniken kennen gelernt, die es ermöglichen, andere
Wirklichkeiten zu bereisen. Je nach Einweihungsgrad haben
sich die Methoden verändert, mit denen Don Juan versucht hat
deine Weltwahrnehmung, deine Persönlichkeit umzubauen.
Welche von ihnen sind noch heute für dich nützlich?
C.C.: Unschätzbar und am aktuellsten ist bis heute die Lehre des
Schweigens geblieben. Dabei ging es um zwei unterschiedliche
Arten des Schweigens. Sowohl um eine möglichst kleine Zahl
der ausgesprochenen Worte (daher unter anderem meine
Abneigung gegen Interviews) als auch um Schweigen beim
inneren Zwiegespräch mit sich selbst, das wir normalerweise
tief in uns selbst - oft sogar unbewußt - im Grunde genommen
ununterbrochen führen. Don Juan ist der Meinung gewesen, daß
beide Arten des Schweigens immens wichtig sind, weil sie die für
das Eindringen in eine andere Realität notwendige Konzentration
enorm erleichtern. Zudem spart das Energie ein, die wir für
andere Dinge dringend benötigen.

R.W.: Benötigt man viel von dieser Energie?


C.C.: Sehr viel sogar. Niemand ist von Geburt an mit ausreichend
Energie ausgestattet. Daher ist es unabdingbar, mit seiner Energie
gut hauszuhalten bzw. sie optimal zu bündeln, wenn man ein guter
Brujo oder auch Nagual werden will.
64

R.W.: Wenn man generell nicht sonderlich gerne über sich selber
spricht - im Gegensatz hiezu schreibst du sehr gerne über Don
Juan könnte man annehmen, daß du schon sehr weit
fortgeschritten bist, was die hohe Kunst des Schweigens
anbelangt.
C.C.: Im Schweigen und Spurenverwischen bin ich wirklich
ganz gut. Wenn ich eine Viertelstunde intensiven Schweigens
vollzogen habe und die Zwiesprache mit mir selbst unterbreche,
beginnt sich die Alltagswelt sehr schnell zu ändern. Ich nehme
sie dann auf eine Art und Weise war, die unmöglich zu
beschreiben ist. Dank dieser Viertelstunde des verdichteten
Denkens bin ich dazu in der Lage, die andere Seite der
Wirklichkeit zu erreichen und dort beliebig lange zu bleiben.
R.W.: Gibt es noch weitere Dinge, außer der Kunst des
Schweigens, die für dich bis heute immer noch wichtig sind?
C.C.: Nicht ohne Grund betonte Don Juan immer wieder, daß
der Zustand des absoluten Schweigens dem Anhalten der Welt
entspricht; daß Erreichen des Zustandes völligen Schweigens
dem Weltanhalten entspricht. Daher war ich immer der Auffas-
sung, daß jeder beständig daran arbeiten sollte, die Alltagsroutine
zu unterbrechen. Das eigentliche Ziel wäre eine dauerhafte Erlan-
gung dieses Zustandes. Die tägliche Praxis bestätigt das voll und
ganz - es ist die einfachste, und zugleich die universelle Metho-
de. Der Alltag und die Angewohnheiten sind so wie der klebri-
ge, am Körper haftende Schmutz. Sie erschweren die schnel-
len und entschiedenen Bewegungen; oft machen sie diese sogar
unmöglich. Ich bin immer ein Mensch gewesen, der sich von
seiner Umgebung vor allem was Regelmäßigkeit und Organi-
sationsfähigkeit anbelangt, unterscheidet.
65
R.W.: Das würde man von jemanden, der dem lateinamerika-
nischen Kulturkreis entstammt, nicht erwarten.
C.C.: Dennoch; ich konnte nur essen und schlafen, wenn ich
wußte, wie spät es war. Ohne Zifferblatt, ohne die Uhrzeit zu
kennen, fühlte ich weder Müdigkeit noch Hunger. Erst nach
dem Jahr 1965 begann ich langsam diese verhängnisvollen
Angewohnheiten abzustreifen: Ich schrieb und nutzte dabei die
Stille der Nachtstunden und fand mich dabei hin und wieder in
der Küche wieder.
R.W.: Zum Kühlschrank...
C.C.: Ja, zum (nicht verschlossenen!) Kühlschrank ging ich aber
nur dann, wenn ich Hunger und Durst hatte. Langsam, Schritt für
Schritt, änderte ich meinen ganzen Tagesplan. Alles, was fest,
unantastbar und etabliert erschien wurde nun hinterfragt.
R.W.: Das wiederum erinnert an Empfehlungen des Zen-
Buddhismus': Bist du hungrig - iss, bist du durstig - greife nach
den vollen Krug mit Wasser...
C.C.: Denn nirgendwo anders als eben dort ist die Quintessenz
der Lehren Don Juans enthalten. Man sagt, daß alles, was wirk-
lich erkenntniswert ist, ganz dicht vor uns liegt, fast wie auf der
Hand. Die Schwierigkeit, die uns das einfache Befolgen des
Wissensweges bereitet, ergibt sich daraus, daß wir uns in der Re-
gel nicht damit abfinden wollen, daß man nur wenig benötigt,
um sich auf den Weg der Erkenntnis zu begeben. Unsere Be-
dingungen - dieser Käfig, in dem wir doch so gerne stecken -
lassen uns nach Anweisungen, Lehren, Führern, Meistern Aus-
66

schau halten... Erfahren wir, daß wir eigentlich alleine zurecht-


kommen, möchten wir das gar nicht glauben.
Der Zweck der Reise in die „andere Wirklichkeit", in die „andere
Welt" ist das Begreifen der Großartigkeit und der
Ungewöhnlichkeit unseres Alltags. Das, was Don Juan so
treffend als Herzensweg bezeichnet - was wirklich das einzig
richtige Rezept für ein volles und glückliches Leben ist - beruht
überhaupt nicht auf Introspektion oder auch auf einer mystischen
Welttranszendentation, sondern auf einer erstaunlich-erstaunten
Wahrnehmung der gegenwärtigen Außenwelt.. Kehrt dann der
Krieger in die diesseitige Welt zurück, wird er diese von nun an
mit anderen Augen sehen.

R.W.: Du sprichst aber in diesem Zusammenhang nicht


von den so genannten Sonntagskriegern?
C.C.: Ach wo! Laß dir nie erzählen, daß es nur eines kurzen
Stoßes bedarf, um auf die andere Seite der Wirklichkeit zu
gelangen. Hierzu benötigt man schon mehr als einen Tageskurs
oder den Besuch eines speziellen Schulungsseminars. So
funktioniert das leider nicht. Um uns aus dem Chaos, in dem wir
uns befinden heraus zu kommen, müssen wir all unsere Kraft und
Hingabe aufwenden, um erfolgreich zu werden.
R.W. : Don Juans Welt besteht aus sandigen Einöden, magischen
Plätzen oder auch Kojoten und Raben, die mit Menschen spre-
chen. In einer derartigen Umgebung dürfte es keine Probleme be-
reiten, jemanden magisch zu verzaubern und in Faszination zu
versetzen. Kann aber die Magie ihre Wirkung im Gegensatz hier-
zu ebenso in Großstädten entfalten? Würden wir alle in Gebirgen
und an entlegenen Stellen leben, wäre eine verzauberte Welt für
uns mit Sicherheit sehr viel selbstverständlicher. Wie ist es aber
67
möglich, das Mystische mit dem Alltag eines zivilisierten Groß-
stadtlebens in Einklang zu bringen? Du wohnst ja selbst in einem
Moloch namens Los Angeles...
C.C.: Genau die gleiche Frage stellte ich Don Juan zu Beginn
meines magischen Weges auch. Ich erinnere mich noch genau an
diesen Moment, weil dieser Punkt damals für mich ein unlösbares
Problem darstellte. Ich teilte ihm mit, daß es für mich viel leichter
wäre „die Welt zu stoppen", wenn wir uns auf Dauer gemeinsam
in der Einöde unter Felsen und mexikanischen Kakteen
niederlassen könnten. Anfangs schwieg er, beobachtete die in der
Nähe vorbeifahrenden Autos. Er deutete mit dem Finger auf
sie und sagte: „Dort befindet sich deine Welt. Sie darfst du nie
verlassen. Du bist als Krieger geboren worden, der bis zu
seinem Tod in der diesseitigen Welt jagen wird." Jetzt wohne
ich in Los Angeles und scheinbar hat Don Juan - wie so oft -
Recht gehabt. Es ist eine echte und einmalige Herausforderung
trotz der täglichen Routine eigensinnig und aus ganzer Kraft, so
wie es dem echten „Brujo" zusteht, zu leben. Mit Sicherheit ist
es weder leicht, noch einfach, doch der echte Krieger muß auch
damit fertig werden!
69

POSTSKRIPTUM
CARLOS CASTANEDA ist am 27. April 1998 in Westwood
in Kalifornien gestorben. Als Todesursache galt eine
vorrückende, nicht aufzuhaltende Vergiftung, die wiederum
auf eine Lebergeschwulst zurückging. Noch am selbigen Tag
ist sein Körper in der nahen Culver City eingeäschert worden.
Seine Asche wurde hingegen einige Tage später nach Mexiko
gebracht, um dann in einer nicht näher bekannten Gegend in alle
Winde zerstreut zu werden. Die Nachricht seines Todes wurde
jedoch erst zwei Monate später bekannt gegeben. Am 19. Juni
erschien in der Los Angeles Times eine Todesanzeige. Tags
darauf brachte die New York Times einen Hintergrundbericht.
Durch die Informationsverzögerung erhielt man abermals den
Eindruck, als umflösse Castaneda eine Aura des Geheimnisvollen
und Verschwiegenen. Als man seine Immigrationsdaten
überprüfte, stellte sich heraus, daß er mit vollem Namen Carlos
Cesar Arana Castaneda hieß, aber nicht - wie er immer
behauptete - in Säo Paulo sondern im peruanischen Cajamarca
geboren wurde. Seine Geburt vollzog sich am 25. Dezember
1925, und nicht - wir er selbst hartnäckig immer wieder
behauptete - am 25. Dezember 1931.
Seine Mutter Susana Castaneda Navoa war eine Hausfrau, wäh-
rend sein Vater Cesar Arana Burungaray als Goldschmied tätig
war. Ihre Vorfahren, die sich vor 150 Jahren im nördlichen Teil
von Peru angesiedelt hatten, stammen aus Spanien. Das Gerücht,
Castanedas Familie stamme aus Italien, erwies sich somit als
falsch. Auch wurde er weder von seinen Großeltern in Brasilien
erzogen, noch besuchte er ein Internat in Buenos Aires. Tatsäch-
lich ist er Absolvent der Schule Colegio Nacional de Nuestra Se-
nora de Guadalupe in Lima, wohin seine Familie im Jahr 1948
70
zog. Dort besuchte die Kunstakademie, wo er einige Jahre Ma-
lerei und Bildhauereikunst studierte.
Aus den von Castaneda veröffentlichten Informationen erwie-
sen sich lediglich zwei als wahr: Ihm wurde 1959 tatsächlich
die amerikanische Staatsangehörigkeit verliehen. Zudem stimmt,
daß er seine Pflegetochter Florinda Donner-Grau geheiratet hat.
Aber auch hier stimmten nicht alle Daten überein, denn gemäß
offizieller Unterlagen lautete ihr echter Name Regina Margari-
ta Thal.
Ein derartiges Vorgehen könnte man als Löschen der eigenen
Geschichte - bis nach dem Tod - bezeichnen. Castaneda ver-
schleierte bis zum letzten Atemzug sein Gesicht.

Notiz über den Autor


Roman Warszewski wurde 1959 in Elblag geboren. Er ist
Journalist und Schriftsteller, Autor von vielen Büchern, worunter
sich auch einige Bestseller befinden. Er besuchte mehrfach Süd-
amerika, das er so gut wie die eigene Westentasche kennt.
Während seiner Reisen ist es ihm sogar gelungen, die Osterin-
seln zu bereisen. Er arbeitete in den Redaktionen diverser Zei-
tungen und Zeitschriften. Derzeit übt er die Funktion des stell-
vertretenden Chefredakteurs der Monatschrift Vilcacora. Zyj
diugo aus. Er schreibt Drehbücher und realisiert verschiedene,
von Südamerika handelnde Dokumentar-fernsehfilme. Außer-
dem ist er Ehrenmitglied des Zentrums für Traditionsmedizin
(CIMT) in Lima als auch des internationalen Vereins Exploracio-
nes Pantiacolla.
71

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Castañeda Carlos, Wewngtrzny ogien
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Castañeda Carlos, Podróz do Ixtlan
Übersetzung: Zbigniew Zagajewski und Monika Pilarska
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zmowa z Carlosem Castanedy
„Literatura" (11-12)/1987
Warszewski Roman, Kim jest Carlos Castañeda? Zapiski na margi-
nesach
„Literatura" (11-12)/1987
Warszewski Roman, Wewnqtrznygtos. Rozmowa z Carlosem Ca-
stañeda
„Nieznany Swiat", (6)/1996
Wilber Ken, Krótka historia wszystkiego
Übersetzung: Henryk Smagacz
Verlag: Wydawnictwo Jacek Santorski und Co., Warszawa 1997
Wilber Ken, Eksplozja swiadomosci
Übersetzung: Karina Przechrzta, Elzbieta Kluz
Verlag: Wydawnictwo Abraxas, Zabrze 1997
Arche Noah Musik -Buchverlag
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Brigitte Glaser
Stadtschamanismus
ca. 9,95 Euro
ISBN: 978-3-86733-004-6

Auch in uns ist nach wie vor eine mystische Begabung verborgen, doch
die meisten Menschen sind sich dessen nicht bewusst und daher nicht in
der Lage, damit umzugehen. Die Menschen haben im heutigen
Computerzeitalter die Beziehung zu den wesentlichen Kräften der Natur
und des Ursprungs verloren. Doch seit den 60er Jahren erkennen wir
immer mehr, dass das rein technisch-wissenschaftliche Denken die Seele
und die Persönlichkeit des Menschen verkümmern lässt. Viele begeben
sich daher wieder auf die Suche nach dem Sinn des Lebens und finden
den Weg in die Spiritualität. Durch den Schamanismus haben wir die
Möglichkeit, wieder auf unsere innere Stimme zu hören und unsere
Intuition zu fördern. Es fällt uns leichter, Entscheidungen zu fällen. Wir
können durch spirituelle Rituale und Praktiken Umstände zu unseren
Gunsten beeinflussen. Wir lernen, Stress zu vermindern und scheinbar
unüberwindbaren Hindernissen auszuweichen.
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David HatcherChildress
Technologie der Götter
EUR 26,90 ISBN 978-3-89539-234-4 (Hardcover)
David Hatcher Childress führt uns in die erstaunliche
Welt der antiken Technologie, er untersucht die gewalti-
gen Bauten aus riesigen Steinblöcken und viele erstaun-
liche Fundstücke aus aller Welt. Er berichtet von
Kristalllinsen, sog. Ewigen Feuern und elektrischen Gerä-
ten aus Ägypten, wie z.B. der Bundeslade und elektri-
scher Beleuchtung. Handelte es sich bei der großen Pyra-
mide von Gizeh vielleicht sogar um ein riesiges Kraftwerk?
Weiterhin werden Beweise fiir Atomkriege im antiken In-
dien, Großbritannien, Amerika und Nahen Osten vorge-
legt, durch welche ganze Zivilisationen ausgelöscht wur-
den.

Viktor Farkas
Geheimsache Zukunft
EUR ca. 21,90 ISBN: 978-3-89539-074-6 (Hardcover)
Der Bestsellerautor von „Neue Unerklärliche Phänome-
ne" nennt die bedrohliche Lage der Erde beim Namen und
entrollt eine unsichtbare Geschichte, die weit älter ist als
jene, die uns weisgemacht wird. Die Spur fuhrt vom legen-
dären Thüle nach Atlantis bis in die bewohnten Tiefen
unseres Planeten - durch die Jahrtausende und rund um
die Welt. Erfahren Sie von archäologischen Ungereimt-
heiten, von der Erinnerung der Völker, von verschwiege-
nen Katastrophen und vertuschten Forschungen, von
Rätseln der Evolution, von geheimem Wissen und ver-
nichteten Erkenntnissen, von der handfesten Supertechnik
der „Götter", von den „Anderen", die mitten unter uns
leben, und von unwiderlegbaren Beweisen für ihr Wirken,
gestern und heute noch...
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Etidorhpa
EUR 24,90 ISBN 978-3-89539-472-0 (Softcover)
Die seltsame Geschichte eines geheimnisvollen Wesens
und der Bericht über eine Reise, wie sie an Llewellyn
Drury übergeben wurde.
Editorhpa dürfte einer der ersten esoterischen Klassiker
der Geschichte sein. Außerdem enthält dieses Buch
mehr wissenschaftliche und metaphysische Wahrheiten
als vergleichbare Bücher der heutigen Zeit und in Bezug
auf die Beschreibung der Verhältnisse in der Schale der
hohlen Erde ist es ein unübertroffeneer Allzeitklassiker.
Das Tagebuch des Admiral Byrd
EUR 5,50 ISBN: 978-3-89539-279-5 (Softcover)
Am 19.Februar 1947 hatte der amerikanische Navy-
Admiral Richard Evelyn Byrd vor, über den Nordpol zu
fliegen. Stattdessen landetet er im Innern der Erde. Hier
ist sein Tagebuch, das vom Pentagon seit Jahrzehnten
unter Verschluß gehalten wird,

David Hatcher-Childress / Richard Shaver


Versunkene Kontinente
EUR 23,90 ISBN 978-3-89539-253-5 (Hardcover)
Das Buch betrachtet die „Hohle-Erde-Theorie" Shavers
und handelt von verlorengegangenen Kontinenten und
der Hohlen Erde. Shavers pikantes Buch von 1948, „I
remember Lemuria", ist in seiner Gesamtheit enthalten
und damit erstmalig in deutscher Sprache erhältlich.
Hatcher-Childress diskutiert dieses „Hohle-Erde-Buch"
und forscht nach der Wahrheit, die hinter den
Geschichten dieser unterirdischen Tunnels steckt.
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Erich Neumann
Formenenergie - Inspiration aus d. Vor-
zeit
205 Seiten, Euro 20,90 ISBN: 978-3-89539-618-2
(Hardcover)
Was ist „Formenenergie"? Wie entsteht sie? Es ist die
Energie, die um uns herum überall vorhanden ist, jede
Landschaft enthält sie und strahlt sie aus. Neumann zeigt
anhand vieler Beispiele den Wirkungseinlluss formen-
energetische Systeme die Erde in eine Hölle oder in ein
Paradies verwandeln.
Gernot L. Geise
Keltisches Nachrichtensystem
208 Seiten, EUR 21,90 ISBN: 978-3-89539-606-9
(Hardcover)
Aus dem Inhalt des Buches: überregionale Verständi-
gung bei den Kelten; Signaltürme; Stationen des
Nachrichtensystems; Drache und die Drachenlinien;
Funktionen der Lichtstationen; Externsteine - kein
Sakralort sondern eine Nachrichtenstation; „Vorzeit-
Handy"; Codierung der Nachrichten; das Ogham-
Alphabet; Keltogermanen konnten lesen und schrei-
ben!
Gernot L. Geise
Radiästhesie- Wünschelrute im Alltag
160 Seiten, Euro 17,90 ISBN: 978-3-89539-612-0
(Hardcover)
Was versteht man darunter? Was kann man damit in der
Praxis machen? Wie geht man mit einer Mute / Rute um?
Wie finde ich unterirdisches Wasser oder Störzonen?
Dies und noch einiges mehr wird hier leicht verständlich
und nachvollziehbar erklärt. Radiästhesie ist viel einfa-
cher, als es bisher dargestellt wird.
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Hartwig Hausdorf
Animal PSI -
Die geheimnisvollen Fähigkeiten
unserer Mitgeschöpfe
19,80 Euro
ISBN: 978-3-89539-490-4

Es läßt sich nicht mehr länger ignorieren, daß auch Tiere sowohl Bewußtsein als auch eine
Seele besitzen. Pflanzen reagieren auf Gefühle und verfügen über ein Alarmsystem, das
sie vor Gefahren schützt. Viele unserer Mitgeschöpfe sind sogar dazu fähig, Gedanken zu
lesen.
Hartwig Hausdorf präsentiert hier eine geheimnisvolle Welt der Tiere und Pflanzen, die
viele kaum für möglich gehalten haben. Er räumt auf mit dem überkommenen Klischee
des Menschen als alleiniger „Krone der Schöpfung" und zeigt auf, dass es ein
Überleben aller Wesen auf diesem Planeten nur geben kann, wenn wir unseren
Mitgeschöpfen mit Achtung und Respekt auf gleicher Höhe begegnen!

In der Tradition des Antigravitationshandbuches und des


Freie-Energie-Handbuches fuhrt uns der Wissenschafts-
autor David Hatcher Childress in die sonderbare Welt des
Zeitreisens und der Teleportationsexperimente. In die-
sem Buch wird nicht nur von den Zeitexperimenten der
amerikanischen Regierung berichtet, an denen angeblich
Nikola Tesla und John von Neumann beteiligt waren,
sondern auch von den Wilson-Brüdern von EMI und de-
ren Verbindungen zum Philadelphia-Experiment der
amerikanischen Marine. Außerdem wird ausfuhrlich auf
die Forschungen der AGIO eingegangen, einer ultra-
geheimen Organisation, welche in einem Berg eine soge-
David Hatcher Childress nannte „Zeitkapsel" entdeckt hatte. Hierbei handelt es
Das Zeitreisenhandbuch sich um ein riesiges Museum, in dem die High-Tech-
Euro 24,90 Maschinen antiker Zivilisationen aufbewahrt werden.
ISBN 978-3-89539-233-7
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Einzelpreis: € 6,50 Matrix3000


Abo-Preis Erscheinungsweise:
(6 Ausgaben):Inland € 39,00 / 2 monatlich
Auslände 48,00 64 Seilen, durchgehend 4 farbig

Eine verbindende Brücke


... zwischen Wissenschaft und Spiritualität zu bauen und den Horizont für neue Erkenntnisse
zu öffnen, ist das erklärte Ziel der Zeitschrift Matrix3000. Themen- und Autorenauswahl
zeigen das breite Spektrum, das seit 1999 behandelt wurde.
Themenauswahl:
Neue Wissenschaft: Levitationsforschung, Wasserforschung, morphische Felder, Merkaba
Therapie und Gesundheit: Radionik, organisches Germanium, Familienaufstellungen,
Transpersonale Psychologie, Tepperwein
Macht und Schatten: Bewußtseinskontrolle, Ritalin ...
Kulturelle Wurzeln: Hermes Trismegistos, germanische Edda, Keltenschanzen ...
Bewußtsein und Spiritualität: Meditationen zum Tarot und christliche Hermetik, Hei-
lige Geometrie, Geomantie,

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