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Fett und Süßes verändern unser Gehirn

23. März 2023

Süßes und Fettiges prägt unser Gehirn.

Fettige und süße Lebensmittel sind ungesund – und üben dennoch auf viele von
uns einen Reiz aus, dem wir nur allzu gerne nachgeben. Doch warum fällt es uns
so schwer, Pommes, Schokolade und Co. links liegen zu lassen? Eine Studie gibt
nun Hinweise darauf, dass fett- und zuckerreiche Snacks unser Gehirn darauf
konditionieren, immer mehr davon zu wollen. Die Ergebnisse helfen zu
verstehen, wie unsere westliche Ernährung die Entstehung von Fettleibigkeit
begünstigt.

Fett und Zucker liefern unserem Körper viel Energie – oft zu viel angesichts der
Tatsache, dass wir uns üblicherweise wenig bewegen und Nahrung im Überfluss
zur Verfügung haben. Doch obwohl wir rational wissen, dass Süßigkeiten, Fast-
Food und ähnliche Snacks ungesund sind, aktivieren eben diese Lebensmittel
das Belohnungssystem in unserem Gehirn. Dabei reagieren wir schon auf
Signale, die auf Essen hindeuten, etwa das Logo unseres bevorzugten Donut-
Ladens. Selbst wenn wir keinen Hunger haben, sorgt allein der Anblick dafür,
dass wir Lust auf Donuts bekommen.
Wie Snacks die Geschmacksvorlieben prägen
Aber warum genau mögen wir ungesunde Lebensmittel so sehr? „Unsere
Neigung zu fett- und zuckerreichen Lebensmitteln, der sogenannten westlichen
Ernährung, könnte angeboren sein oder sich als Folge von Übergewicht
entwickeln. Wir denken aber, dass das Gehirn diese Vorliebe erlernt“, erklärt
Sharmili Edwin Thanarajah vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung
in Köln. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie diese Hypothese an 57
normalgewichtigen Testpersonen untersucht.
Alle Probanden erhielten über acht Wochen zusätzlich zu ihrer normalen, selbst
gewählten Ernährung, täglich zwei kleine Portionen Joghurt. Dabei bekam eine
Gruppe ein Produkt mit viel Fett und Zucker, die andere Gruppe eines mit wenig
Fett und Zucker und dafür hohem Proteingehalt. Der Kaloriengehalt des
Joghurts war für beide Gruppen gleich. Vor, während und nach den acht
Wochen erhob das Forschungsteam Geschmacksvorlieben der Testpersonen,
bestimmte ihr Gewicht und verschiedene Stoffwechselparameter und maß ihre
Hirnaktivität mit Hilfe von funktioneller Magnetresonanztomographie. Mit Hilfe
einer speziellen Vorrichtung gab das Forschungsteam den Probanden während
des Hirnscans kleine Mengen eines fettig-süßen Milchshakes oder alternativ
Wasser in den Mund. Ein visueller Hinweis zeigte jeweils vorher an, worauf sich
die Probanden einstellen konnten.
Konditionierung auf süß und fettig
„In der Gruppe, die in den Wochen zuvor den fett- und zuckerreichen Joghurt
konsumiert hat, sorgte der Hinweis auf Milchshake im Vergleich zu Wasser für
eine erhöhte Aktivität in verschiedenen Bereichen des Gehirns, die mit dem
Belohnungssystem in Verbindung stehen“, berichtet das Forschungsteam. Bei
Probanden, die stattdessen den proteinreichen Joghurt bekommen hatten,
zeigten sich keine signifikanten Effekte in Reaktion auf den Milchshake-Hinweis.
„Unsere Messungen der Gehirnaktivitäten haben gezeigt, dass sich das Gehirn
durch den Konsum von fett- und zuckerreichen Snacks neu verdrahtet. Es lernt
unterbewusst, belohnendes Essen zu bevorzugen“, sagt Thanarajahs Kollege
Marc Tittgemeyer. „Durch diese Veränderungen im Gehirn werden wir
unbewusst immer die Lebensmittel bevorzugen, die viel Fett und Zucker
enthalten.“
Bei Geschmackstests zeigten die Testpersonen aus der Fett-Zucker-Gruppe nach
der achtwöchigen Intervention eine verstärkte Vorliebe für Produkte mit hohem
Gehalt an Fett und Zucker. Fett- oder zuckerreduzierte Lebensmittel dagegen
mochten sie weniger gerne. Mit abgestumpften Empfindungen ging diese
Verschiebung der Vorlieben jedoch nicht einher: Sollten sie einstufen, wie
fetthaltig oder süß ein Produkt ist, veränderten sich ihre Einschätzung nicht im
Vergleich zur ersten Messung zu Beginn der Studie.
Das Forschungsteam schließt daraus, dass die veränderten Vorlieben nicht auf
Veränderungen der Geschmackswahrnehmung, sondern auf Veränderungen im
Gehirn zurückgehen, das acht Wochen lang auf Fett und Zucker konditioniert
wurde. Ob sich entsprechende Veränderungen durch den Verzicht auf
übermäßig viel Fett und Zucker rückgängig machen lassen, geht aus der
aktuellen Studie allerdings nicht hervor. Zudem weisen die Autoren darauf hin,
dass die Ergebnisse aufgrund der kleinen Stichprobengröße mit Vorsicht
interpretiert werden müssen. Denkbar wäre zudem, dass Probanden mit Über-
oder Untergewicht andere Reaktionen zeigen würden oder dass andere Snacks
als Joghurt zu anderen Ergebnissen führen würden. In der aktuellen Studie
nahmen die Testpersonen nicht mehr an Gewicht zu als die Probanden der
Kontrollgruppe und auch ihre Blutwerte, wie Blutzucker oder Cholesterin,
veränderten sich nicht.

Quelle: Sharmili Edwin Thanarajah (Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung, Köln) et


al., Cell Metabolism

Behnaz Naderi
Telegram ID: @BehiiiNaderi

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