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Areale - Überblick

-Form, Größe, Anordnung der Areale

-Grenzen der Areale

-Typen von Grenzen


- Veränderung der Grenzen im
Verlaufe der Zeit

- Unterteilung in „Reiche“ und „Zonen“


Form, Größe, Anordnung der Areale
Abb.86 Müller S. 122, Abb.
2.47
- kontinuierliche (geschlossene)
- disjunkte
- diskontinuierliche Areale
Ursachen der Disjunktion

- Art an verschiedenen Orten (polyzentrisch) entstanden


-Teilung

Polyzentrisch:

- Ob bei Tieren überhaupt möglich: umstritten


-Pflanzen:
mehrfache parallele Entstehung der gleichen Art durch
Allopolyploidie wahrscheinlich
 
Teilung:
- durch Ausweitung (Vorpostenbildung)
-im Zuge der Verkleinerung (Zerstückelung,
Reliktbildung). Abb.
87 Soldanella alpina
Abb. 45: Verbreitung von Soldanella alpina. Punkte bedeuten
Einzelvorkommen. Nach Lüdi aus Walter &Straka 1970.
Ob Areal als geschlossen oder
disjunkt/diskontinuierlich zu bezeichnen:
willkürlich, da maßstabsabhängig

Höhere Auflösung:
Soldanella-alpina-Teilareale diskontinuierlich
Maßstabsunabhängige (in diesem Sinne objektive)
Bedeutung von „disjunkt“:

Areal dann disjunkt, wenn Organismen die Lücke nicht mehr


überwinden können = Disjunktionsschwelle

Aber auch Disjunktionsschwelle nicht ohne Willkür:

Breiter Übergangsbereich zwischen Entfernungen, die


regelmäßig
und Entfernungen, die nur bei außergewöhnlichen
Ereignissen überwunden
Nach Größe ihrer Areale
unterscheiden:
stenochore und eurychore Arten
Extremfall der Eurychorie:
Kosmopoliten
Extremfall der Stenochorie:
Endemiten
 
Kosmopoliten:
kommen in meisten
Kontinenten/Meeren vor

Beispiele:
Fischadler (Pandion hiliaetus)
Schleiereule (Tyto alba)
Abb. 46: Verbreitung von Pteridium aquilinum. Nach Meusel
et al. 1965-1992.
Kosmopoliten häufig unter Wasser- und
Sumpfpflanzen

- Verbreitung durch Wasservögel


-Standorte weltweit viel ähnlicher als die
meisten
terrestrischen („extrazonale Standorte“)
- ausgleichende Wirkung des Wassers

Kosmopoliten (eurychore Arten) nicht mit


Ubiquisten (euryöke Arten) verwechseln

Vogelknöterich (Polygonium aviculare):


Kosmopolit
(temperat,
mediterran)
Abb. 47: Natürliches Areal der Rotbuche (Fagus sylvatica). Aus
Schütt et al. 1992.
Echte und Pseudo-Kosmopoliten

Viele niedere Pflanzen, niedere Tiere,


Mikroorganismen:
Sporen oder Überdauerungsstadien
weltweit verbreitet

Echte Kosmopoliten
können fast überall Lebenszyklen vollenden
(Bakterien, Schimmelpilze)

Pseudo-Kosmopoliten
aktives Leben nur auf speziellen Standorten in
Endemiten

Extremfall der Stenochorie:


kommen nur in relativ eng umgrenztem Gebiet vor

Ob Arten als Endemiten zu gelten haben: willkürlich

Berg oder das ganze Gebirge, Alpen oder „Schweiz

Begriff des Endemiten nicht ohne Gebietsangabe


verwenden
 
Unterscheiden:

Räumliche Endemiten (z. B. Inselendemiten)

Zeitliche Endemiten

Zeitlich bedeutet nicht, daß Art nur kurze Zeit existiert,


sondern:

Zeit (= Entwicklungs- und Ausbreitungsgeschichte) zur


Erklärung herangezogen

zeitliche Endemiten:

- Reliktendemiten (konservative Endemiten,


Paläoendemiten)
Beispiele für Reliktendemiten

Mammutbaum (Sequioa gigantea),


heute nur Sierra Nevada in Kalifornien, im Tertiär über gesamte
Nordhemisphäre verbreitet

Ginkgo (Ginkgo biloba).


Gattung vor 180 Millionen Jahren sehr weit verbreitet, vor
künstlicher Wiederausbreitung (nach 1730) auf kleines Gebiet
in China (Kweitschu, Tschekiang) zurückgedrängt

Beispiele für Neoendemiten:


Mehrere Arten der Gattungen Primula (Primel) und Gentiana
(Enzian) in Südalpen
Dort entstanden, noch nicht über Gebiet hinaus verbreitet
 
In jedem Gebiet besonders die Endemiten durch Ausrottung
gefährdet

Nicht-endemische Arten nach Ausrottung in betreffendem


Gebiet definitionsgemäß auch noch woanders
Erfassung der Endemiten durch Naturschützer
meiste Angaben über Endemiten auf Staaten bezogen

- alte BRD 2 endemische Arten von höheren Pflanzen


(Deschampsia wibeliana, Stipa bavarica),
- Italien 207,
- Spanien 490,
- Griechenland 676

Unterschied Folge der Eiszeit

Südalpen
Tertiärrelikte, darunter etliche Endemiten
Zahl der Endemiten pro Gebiet hängt ab von
- Größe
- Entlegenheit
- Dauerder Isolation des Gebiets
 

Anteil der Endemiten auf festlandfernen/ großen Inseln


hoch

Beispiele Pflanzen:
Sardinien, Korsika: ca. 5-8 %, Kreta 10 %
Britische Inseln (viel größer, aber erst seit etwa 7000
Jahren vom Kontinent getrennt): keine endemischen
Pflanzen
Madagaskar (groß, seit mehr als 50 Millionen getrennt):
66 %
Neu-Seeland: 72%
Zum Verhältnis von Arealen verschiedener
Arten

Areale verschiedener Arten


- getrennt (eng benachbart oder entfernt) =
allopatrisch
- angrenzend (parapatrisch)
- überlappend,
- einander einschließend
- zusammenfallend (sympatrisch)
 
Arten mit verschiedenen Arealen (allopatrische,
parapatrische) können einander „vertreten“:
geographische Vikarianz
- Castor canadensis, C. faber
- Fagus und Notofagus
- Cactaceen und Euphorbiaceen
Sehr nahe verwandte Arten selten sympatrisch
Sind sie es doch, dann meist Bevorzugung
verschiedener Habitate im gleichen Gebiet oder
saisonale Differenzierung
Rhododendron ferrugineum: Zentralalpen
Rhododendron hirsutum: Kalkalpen
Folie Alpenrosen

Regel:
Areale eng verwandter Arten fallen
selten zusammen,
doch meist benachbart

Areale der Arten einer Gattung etc. häufen sich oft


in einem Gebiet:
Rhododendr
on
ferrugineum
Rhododendron
hirsutum
Kleinblütige
Königskerze

Verbasum
thapsus
Abb. 50: Sippenzentrum (schraffiert) der Gattung Verbascum,
Linien gleicher Artenzahl. Nach Murbeck aus Walter &Straka 1970
Mannigfaltigkeitszentren oft als Entstehungsgebiete der
Gattung etc. interpretiert

Aber:
kein zwingender Schluß

Arten der Gattung könnten im Entstehungsgebiet ausgestorben


sein
oder in später erreichtem Gebiet entstanden (sekundäres
Sippenzentrum)

Beispiele:
-Gattung Stapelia (Familie Asclepiadaceae,
Schwalbenwurzgewächse):
Die meisten Arten heute in Südafrika, Entstehungszentrum
aber in Asien
Arealgrenzen
Zwei Typen:
Ökologische Grenze
= potentielle Grenze
Wenn tatsächliche Grenze nicht mit potentieller
identisch:
Historische Grenze

Historische Grenzen:
Grenzen können sich im geschichtlichen Verlauf
ändern,
auch wenn Umweltbedingen unverändert bleiben
Ökologische Grenze = potentielle =
größtmögliche Grenze
denn über das Gebiet hinaus, in dem sie
geeignete ökologische Bedingungen findet,
kann sich die Art definitionsgemäß nicht
ausbreiten

Differenzierung von „ökologische


Grenzen“:
Ökologisches Areal nicht identisch mit
klimatischem Areal
Wenn (bei Pflanzen) Bodenbedingungen
gegeben,
Rein klimatisch-ökologisch:
Grenzen vieler Reliktareale, wenn Klimaänderung die
Rückzugsursache

Rein historisch:
Grenzen von Reliktarealen, wenn Rückgangsursache allein
Ausrottung
und aktuelle ökologische Bedingungen viel weitere
Verbreitung zuließen
 
Rein historisch:
aktuelle Arealgrenzen der in Ausbreitung begriffenen Arten,
sofern Ausbreitung durch Überwindung von Barrieren (z. B.
Schiffsverkehr) bedingt, nicht durch Klimaänderung

Rein historisch:
Grenze des Areals einer sich ausbreitenden Art,
die nach günstiger Klimaänderung in Gebiete erst vordringen
muß,
Drei Gruppen von Arealgrenzen:

-Ökologische Grenzen, die nicht zugleich historische


Grenzen sind :
Art füllt ihr potentielles Areal ganz aus
-Ökologische Grenzen, die zugleich historische sind:
ökologische Grenze ist Ausbreitungsbarriere, jenseits derer
weitere,
bisher nicht besiedelte Gebiete mit
geeigneten ökologischen Bedingungen liegen
-Historische Grenzen, die nicht zugleich ökologische
Grenzen sind:
Gebiete unmittelbar jenseits des aktuellen Grenzverlaufes
ökologisch geeignet, Art ist dabei, sich auszubreiten,
hat aber diese Gebiete,
von denen sie keine Ausbreitungsbarriere trennt,
noch nicht erreicht,
Oder Art befindet sich auf Rückzug, weil
Veränderungen von Arealgrenzen
Grenzen aller Typen verändern sich im Prinzip
fortwährend
Oft unmerklich, z. B. Meer-Land-Grenzen

Vorrücken einer Arealgrenze: Invasion (im weiteren


Sinne)

Erfolgreiche Invasion:
unbesiedelter, aber besiedelbarer Raum muß
vorhanden sein
 
Möglichkeiten:
- Teil des Areals wurde durch nicht fortwirkende
Ursache entvölkert;
- potentielles Teilareal vorhanden, aber Zugang zu ihm
ist versperrt;
Zusammenfassung von Arealen nach Typen

In manchen Gebieten häufen sich Arealgrenzen


Arealtypgrenzen
Können mit Grenzen zusammenfallen,
an denen sich die ökologischen Bedingungen
sprunghaft ändern:
z. B. Meer-Land-Grenze; Grenzen, die mit
sprunghaften Veränderungen in den ökologischen
Wirkungen bestimmter Faktoren verbunden
(absolutes Minimum 0° C), Grenze Winter-
Sommerregengebiet

Klimatische (ökologische) Grenzen


Zonen
Abb. 52: Zoogeographische Reiche. Nach Cox & Moore
2000, verändert.
Abb. 53: Pflanzengeographische Reiche. Nach Cox & Moore
2000, verändert.
Auch mehrere durch
Ausbreitungsbarrieren getrennte Gebiete
können ein Reich bilden:

Holarktis und Antarktis

Erklärung: Gebiete hingen früher


zusammen
Abb .
Reiche

Räume ähnlicher Artenzusammensetzung.


Grenzen sind Ausbreitungsgrenzen = historisch
bedingt:

Namib-Wüste und Peruanische Küstenwüste


(„Nebenwüsten“):
sehr ähnliches Klima,
Namib-Wüste würde Großteil der Arten der Peruanische
Küstenwüste Lebensmöglichkeiten bieten

Ausbreitungshindernisse führten zu Gebieten mit sehr


unterschiedlicher Artenzusammensetzung
Australis, Paläotopis und Neotropis haben in ausgedehnten
Gebieten weitgehend übereinstimmendes Klima
Floristisch-faunistisch unterscheiden sich die Reiche aber
Zonen
Grenzen der Zonen sind Häufungen von Arealgrenzen an
klimatischen Grenzen
Aber:
Gesamte Zone hat keine ähnliche
Artenzusammensetzung
 
Tropische Zone zerfällt in mehrere nach ihrer
Artenzusammensetzung sehr unterschiedliche Gebiete
(verschiedenen Reichen angehörig)
Was diese Zone zur Einheit macht,
ist „Physiognomie“ ihrer Organismen und der
Vegetation
 
Prinzipien der Unterscheidung in Zonen:
- thermische Zonierung
(äquatorparallel oder der Meereshöhe entsprechend)
- Ozeanitätsgefälle
Abb. 55: Florenzonen und Ozeanitätssektoren der Biosphäre. Nach
Schütt er al. 1992.

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