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02_Mord_und_Totschlag_I
02_Mord_und_Totschlag_I
Kritik
Der Wortlaut der §§ 211, 212 ist historisch bedingt und
wegen der zugrundeliegenden gesetzgeberischen
Überlegungen heute nicht mehr argumentativ
verwendbar.
BGH vermischt die Frage des Stufenverhältnisses
(Grunddelikt/Qualifikation) mit der Frage, ob die
Mordmerkmale „echte Tatbestandsmerkmale“ sind oder
nur einen „schweren Fall“ des Totschlags kennzeichnen.
Lösung des BGH führt zu unbefriedigenden Ergebnissen
bei der Anwendung von § 28 bei mehreren Tatbeteiligten
– dazu später.
Die Mordmerkmale der ersten Gruppe (1)
1. Besondere Verwerflichkeit des Beweggrundes; Prüfung
im subjektiven Tatbestand (h. M.) oder in der Schuld
Mordlust:
Tötung allein aus dem Motiv heraus, einen anderen
Menschen sterben sehen zu wollen/Tötung aus
unnatürlicher Freude an der Vernichtung eines
Menschenlebens.
Zur Befriedigung des Geschlechtstriebs:
Tötung, um sich durch den Tötungsakt sexuelle
Befriedigung zu verschaffen/Tötung, um sich an der
Leiche sexuell zu befriedigen/Tötung durch Sexualtäter,
der den Tod des Opfers billigend in Kauf nimmt, um
typischerweise den Geschlechtsverkehr durchführen zu
können.
Die Mordmerkmale der ersten Gruppe (2)
Habgier:
Tötung aus rücksichtslosem Gewinnstreben um jeden
Preis.
grausame Tatbegehung:
Grausam tötet, wer dem Opfer besondere Schmerzen
oder Qualen körperlicher oder seelischer Art aus
gefühlloser, unbarmherziger Gesinnung zufügt.
Problem:
Die Definition des Heimtückemerkmals erfasst auch
Fälle, in denen die Strafandrohung des § 211 StGB
(lebenslange Freiheitsstrafe) weder durch
besondere Verwerflichkeit noch besondere
Tätergefährlichkeit gerechtfertigt wird.
Gerade hier ist also die Forderung des BVerfG nach
einer restriktiven Auslegung der Mordmerkmale zu
beachten!
Restriktive Auslegung des Mordmerkmals der Heimtücke (2)
Beachte:
Ebenfalls diskutiert wird eine besondere restriktive
Auslegung im Bereich der
Verdeckungsabsicht,
da Motiv der Selbstbegünstigung in §§ 157, 258 Abs.
5 gerade entlastend wirkt, so dass das Mordmerkmal
systemwidrig erscheint.
Dealer-Fall (1)
Tatbestand: § 211
Objektiver Tatbestand
hier müssen die objektiven
Tatbestandsmerkmale des § 212 mit
einfließen: Handlung, Erfolg, Kausalität
ggf. Mordmerkmale der 2. Gruppe
Subjektiver Tatbestand
Vorsatz bzgl. § 212, ggf. auch bzgl. der
Mordmerkmale der 2. Gruppe
ggf. Mordmerkmale der 1. und 3. Gruppe
Rechtswidrigkeit
Schuld
Prüfungsaufbau - § 211 (3)
• § 211 II :
Verweis auf oben geprüftes und vorliegendes
Grunddelikt (§ 212)
Objektiver Tatbestand (Mordmerkmale der 2.
Gruppe)
Subjektiver Tatbestand (Vorsatz bzgl.
Mordmerkmale der 2. Gruppe; Mordmerkmale
der 1. und 3. Gruppe)