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Auf dem Ringplatz zertrat seit 1918

der steinerne Auerochs den k.und k. Doppeladler.


Den Fiakerpferden ringsum war dies pferdapfelegal.
Vom Rathhaus hing nun Rumniens Trikolore
und die Steuerbeamten nahmen Bakschnisch
und sprachen rumnisch. Alles andere sprach
jiddisch, ruthenisch, polnisch und ein Deutsch
wie z.B.: Ich gehe fahren mich baden zum Pruth.
Auch hatte Czernowitz, wie Sie vielleicht nicht wissen,
eine Universitt, an der zu jedem Semesterbeginn
die jdischen Studenten von den rumnischen
heroisch
verprgelt wurden.

Sonst war dies Czernowitz eine gemtliche Stadt:
die Juden saen im Friedmann bei Fisch und Piroggen,
die Ruthenen gurgelten in Schenken und Schanzen,
die Rumnen tranken vornehmlich im Lucullus
(wo, wie man annehmen darf, auch der junge Gregor
von Rezzori an einem Viertel Cotnar mig nippte).
Den Volksgarten nicht zu vergessen, wo sich sonn- und
feiertglich Soldaten und Dienstmdchen bei vaterlndischen
Mrschen nherkamen. Wochentags schwntzen hier
Gymnasiasten. (Gelegentlich konnte man dem Schler
Paul Celan mit Trakl unterm Arm bei den Tulpen
Begegnen.)

So ging das halbwegs geruhsam bis 1940.
Da kamen die Sowjets friedlich zu Tank
und befreiten die nrdliche Bukowina.
Die Rumnen zogen ohne Schamade
ordentlich ab in kleinere Grenzen.
Die Volksdeutschen zog es reichheimwrts.
Die Juden, bodenstndiger, blieben.
(Die eine Hlfte verreckte in Novosibirsk,
spter die andere in Antonescus Kazets.)
Die Steppe zog ein und affichierte ihre Kultura.
Die Grber blieben unangetastet
bis auf weiterem Ukas.

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