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1.2 Rahmenbedinungen
• Der veranschlagte Zeitbedarf für das Projekt beträgt mindestens zehn Unterrichtseinheiten. Je
nach Wissenstand der Schüler1 , dem Detailgrad an behandelten Themen, sowie der Menge an
produziertem Material (Source-Code, Noten, Audio-Files) ist der Zeitrahmen nach oben hin
relativ offen.
• Alle Unterrichtseinheiten benötigen einen PC-Raum inklusive Beamer und Tafel. Die ersten fünf
Unterrichtseinheiten können u.U. auch so konzipiert werden dass nicht unbedingt jeder Schüle
einen eigenen PC benötigt.
• Das Projekt kann in den letzten beiden Schulstufen einer AHS, eines Realgymnasiums oder einer
HTL durchgeführt werden. Die konkrete Durchführbarkeit hängt v.a. von den aus der Unterstufe
vorhandenen Vorkenntnissen in Musik sowie den PC-Skills und Programmierfähigkeiten der
Schüler ab.
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In diesem Dokument bezeichnet Schüler sowohl weibliche als auch männliche Schüler.
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1.3 Lehrinhalte und Lehrstoffbezug
Das Projekt deckt viele verwandte Lehrinhalte der angesprochenen Fächer ab. Durch die starke the-
matische Vernetzung kann ein Thema nicht immer eindeutig einem Fach zugeordnet werden. Konkret
werden folgende Themen wiederholt, vertieft bzw. neu behandelt:
Musiktheorie und Akustik: Intervalle und Dreiklänge inklusive Umkehrungen; Obertonreihe und
Frequenzverhältnisse; reine/wohltemperierte Stimmung; Schwebung.
1.4 Voraussetzungen
Abhängig von der zur Verfügung stehenden Zeit für das Projekt schwankt die Menge an erforderlichen
Vorkenntnissen der Schüler. Im Folgenden sind die erforderlichen Vorkenntnisse aufgelistet. Diejenigen
Vorkenntnisse welche die Schüler im optimalen Fall besitzen sollten sind in Kursivschrift gesetzt.
Mathematik: Vektoren; Funktionen, speziell: Sinus; exponentielles Wachstum; Skalierung von Funk-
tionen; Matrizen.
Musik: Notenlesen und -schreiben; Intervalle und Dreiklänge inklusive Umkehrungen; ganzzahlige
Frequenzverhältnisse von Intervallen, Obertonreihe; reine und wohltemperierte Stimmung.
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2.2 Audacity
Audacity ist ein Audio-Bearbeitungsprogramm, mit dem Audio-Dateien (zB im wav-Dateiformat)
erzeugt, visualisiert und manipuliert werden können. Im Projekt wird Audacity zunächst dazu einge-
setzt, einfache Schallkurven (Sinus-, Sägezahn-, Rechteckswelle) zu erzeugen. In weiterer Folge sollen
die in MATLAB generierten Audio-Signale (Einzeltöne, Intervalle, Dreiklänge) analysiert und wei-
terverarbeitet werden. Audacity ist Freeware, ein alternatives kostenpflichtiges Programm zur profes-
sionellen Audio-Bearbeitung wäre beispielsweise Steinberg WaveLab. Für einen Screenshot siehe Abb.
4.
3 Grobe Verlaufsplanung
3.1 Unterrichtseinheit 1
• Theoretische Wiederholung von Schwingungen und der Sinus-Funktion. Wiederholung der Be-
griffe Amplitude, Frequenz und Periode. Einfluss der Form der Schallwelle auf das Hörempfinden,
Bezug zur Lautstärke, Tonhöhe, Klangfarbe. Illustration mithilfe Audacity und Klangbeispielen.
• Selbständiger Einsatz von Audacity durch die Schüler zur Generierung und Analyse einer Sinus-
Schwingung sowie Rechtecks- und Sägezahnwelle mit gegebenen Frequenzen und Amplituden.
• Musikalische Notation der erzeugten Töne und Intervalle in Forte Free (Abb. 2).
• Händisches Berechnen von Datenmengen bei verschiedenen Sampling- bzw. Bitraten und Auf-
nahmezeitdauern (zB Audio-CD).
• Experimentieren in Audacity, um den Einfluss verschiedener Sampling- bzw. Bitraten auf die
Qualität des Audio-Signals zu erkennen.
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3.4 Unterrichtseinheiten 6 bis 8
• Einführung in MATLAB : Erzeugen und Plotten von typischen Funktionen wie Geraden, Para-
beln, und trigonometrischen Funktionen mit dem Command Window.
• Programmieren von Scripts, sowie Funktionen und Methoden in M-Files (siehe zB Abb. 1).
3.5 Unterrichtseinheit 9
• Theoretische Erläuterung des Unterschieds zwischen reiner und wohltemperierten Stimmung.
• Händisches Berechnen der Frequenzen von Intervallen in beiden Stimmungen; Generierung von
Intervallen und anschließende Analyse in Audacity.
• Theoretische Erläuterung und Generierung einer Schwebung sowie Analyse in Audacity (Abb.
3).
• Programmieren von Dur- und Moll-Dreiklängen in reiner und wohltemperierter Stimmung (Abb.
6 und 8), und Analyse in Audacity (Abb. 4).
• Programmieren eines Signals mit Schwebung in MATLAB, Vergleich mit Ergebnis der vorigen
Einheit.
• Musikalische Notation der erzeugten Klänge in Forte Free zur Erstellung von musikalischen
Gehörbildungsübungen.
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Abbildung 1: Der MATLAB -Workspace. Links oben ist ein M-File mit einer Funktion, welche eine
Sägezahnwelle mit einer gegebenen Frequenz erzeugt. Rechts oben das Command Window, mit dem
die programmierte Funktion aufgerufen wird, welche die Sägezahlwelle erzeugt (mit 440 Hz). An-
schließend wird die Schwingung geplottet (Ergebnis rechts unten). Links unten ist das Hauptfenster
der Entwicklungsumgebung mit der Command History, in der man den Befehl wavwrite erkennen
kann, mit welchem ein Audio-Signal in eine wav-Datei geschrieben wird (siehe auch Abb. 7).
Abbildung 2: Der Forte Free-Workspace. Man sieht eine Zeile eines manuell eingebenen Notensystems.
Links unten befindet sich die Palette an Tools zur Noteneingabe/-bearbeitung. Mit diesen Werkzeugen
wird die musikalische Notation der produzierten Klänge durchgeführt.
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Abbildung 3: Schwebung. Dies ist das Audio-Signal eines zweigestrichenen Cis. Das Signal wurde
in MATLAB generiert als Überlagerung von zwei geringfügig unterschiedlichen Schallwellen eines
zweigestrichenen Cis. Das erste Signal wurde in reiner Stimmung vom Kammerton A aus erzeugt
(große Terz: Frequenzverhältnis 4:5, ergibt 550 Hz). Das zweite Signal entstand aus der wohltempe-
rierten Annäherung an eine großen Terz (ca. 554.37 Hz). Das Ergebnis ist eine Schallwelle welche eine
Grundfrequenz der Durchschnittsfrequenz der Original-Signale (ca. 552.18 Hz) besitzt, sowie ampli-
tudenmoduliert ist mit der Differenzfrequenz (i.e. Schwebungsfrequenz, ca. 4.37 Hz). Das deutlich
hörbare Ergebnis ist das entstandene Tremolo bzw. Amplitudenvibrato mit 4.37 Hz. Siehe auch Abb.
5, letztes Kommando.
Abbildung 4: Audacity mit zwei Tonspuren, in denen je ein in MATLAB generiertes Audio-Signal
geladen ist (siehe Abb. 6, Kommandos 4 und 5). Die obere Tonspur zeigt einen A-Dur Dreiklang (siehe
vorletzter Takt in Abb. 2) in reiner Stimmung. Die untere Tonspur illustriert, wie sich die Schallwelle
verändert wenn der Kompromiss einer wohltemperierten Stimmung eingegangen wird. Für den Laien
ist der Unterschied jedoch kaum hörbar.
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Abbildung 5: Erster Teil des Scripts zur Illustration der Audio-Signal Genierung in MATLAB.
Abbildung 6: Zweiter Teil des Scripts zur Illustration der Audio-Signal Genierung in MATLAB.
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Abbildung 7: Wichtige Funktionen zur Audio-Signal Generierung in MATLAB, welche vom Script
aufgerufen werden (Abb. 5 und 6).