Sie sind auf Seite 1von 1

Publicación: MM6 Sección: Gesellschaft 10/02/2011 10:43h Usuario: spetersen

Página: Página 1 Edición: Magazin

GESELLSCHAFT

30 Woran es bei der Verständigung mit 25 Karten für „Wetten, dass ..?” in
Haustieren oft hapert: Ein Interview Palma zu gewinnen

VON
SUSANNE PETERSEN
Wahlmallorquinerin Olivia Damm

E
igentlich, sagt Olivia
Damm (21), wollte
studiert seit Herbst 2010 Arabisch in
sie in Kairo bleiben, Kairo. Den Freiheitskampf des Volkes hat
schließlich habe sie „das
Gemeinschaftsleben” dort sie dort hautnah miterlebt
als überaus wichtig erlebt:
„Und wenn man Teil der
Gemeinschaft ist, haut
man auch als Ausländer
nicht gleich ab – nur weil
es Unruhen gibt.” Die
deutsche Wahlmallorqui-
nerin – sie wohnte sechs
Jahre mit ihrer Familie in
Felanitx, machte dort ihr
Bachillerato (Abitur), be-
vor sie vor drei Jahren als
Arabisch- und Politikstu-
dentin an die University
of Edingburgh ging – hat
die „beeindruckend fried-
lichen Demonstrationen
des ägyptischen Volkes,
seinen mutigen Kampf
für Freiheit und Demo-
kratie” auf dem Tahrir-
Square hautnah miterlebt.
Im September 2010 hat
ihr einjähriges Auslands-
jahr begonnen, um an ei-
ner Kairoer Sprachen-
schule Arabisch zu ler-
nen. Auch wenn Olivia
und ihre Studenten-WG
– eine Italienerin, ein Süd-
koreaner – außerhalb des
Zentrums im Stadtteil
Mohandessin lebt, hat sie
die explosive Stimmung
vor der Haustür mitbe-
kommen: „Gerade da, wo
die internationalen Fern-
sehteams nicht vor Ort Auch das ist Ägypten: Olivia Damm (2.v.l.) mit ihrer besten Freundin Fairuz (3.v.l.) und weiteren Freunden bei einem Reitausflug in die Wüste nahe den Pyramiden.
waren, haben Diebe und
Schlägertrupps oft bruta-
ler zugeschlagen.”
Diese Gewalttäter, da-
von ist die 21-Jährige
überzeugt, seien fast aus-
schließlich Polizisten in
„Einander zur Seite stehen”
Zivil gewesen, die von
Mubarak-Anhängern ein- Gegensatz zu westlichen freiungskampf ihrer Mit- Ganz wichtig findet die schen zumindest kurz zum ihre Kultur, in dem sie sie
geschleust wurden, um Beobachtern – die Brutali- menschen zu unterstüt- Politik-Studentin in dem Innehalten bewegt, habe gern zeigen, um sie mit
eine Eskalation und da- tät der Polizei ja nichts zen: Gemeinsam verteil- Zusammenhang, dass der sie als überraschend wohl- anderen zu teilen. Gleich-
mit ein Ende der Proteste Neues gewesen: „Schließ- ten sie rund 500 Flugblät- Westen nicht bestrebt sein tuend erlebt: „Als Euro- zeitig zeigen sie sich inte-
zu erzwingen. Als die Re- lich leben sie seit Jahrzehn- ter in Arabisch und ande- sollte, den Ägyptern sein päerin neigte ich anfangs ressiert an fremden Kultu-
gierung dann noch zur ten mit der Unterdrückung ren Sprachen: „Um den Demokratie-Verständnis auch dazu, ungeduldig zu ren.” Auf Mallorca habe
Taktik übergegangen sei, – nur hinter den Kulissen.” Menschen in dem, was überzustülpen. Sie habe – werden, wenn ich etwa sie manchmal der Spra-
öffentlich den Auslän- Die Menschen hätten sich sie wünschen, zur Seite vor Ausbruch der Unru- nicht sofort mein Brot be- chenkonflikt irritiert wie
dern die Schuld am Aus- davon jedoch nie ein- zu stehen.” Das sei bei hen – eine solche „Fülle kam, weil die alte Verkäu- auch die Neigung einiger
bruch des Volkswider- schüchtern lassen: „Jeder den Demonstranten sehr und Gelassenheit” im Kai- ferin im Gebet verharrte. Insulaner, sich gegenüber
stands zu geben, so Oli- von ihnen wurde zu Arzt, gut angekommen, die roer Alltag erlebt, die be- Heute empfinde ich das als Zuwanderern zu ver-
via, sei sie lieber ausgeflo- Krankenschwester oder sich über die Zurückhal- stimmt auch mit der Reli- eine Ruhe, die auch unse- schließen: „Wenn etwa
gen: „Aber ich will so auch zur Polizei, als die tung und mangelnden gion zu tun habe: „Wir rer westlichen Gesellschaft meine Mutter Mallorquín
schnell wie möglich wie- sich offiziell zurückzog. Solidaritätsbekundungen neigen ja dazu, den islami- guttun würde.” sprach, antworteten viele
der zurück.” Nachts wechselten sich die westlicher Regierungen schen Glauben schnell mit Zudem habe sie eine auf Castellano.” In Kairo
Die junge Studentin ge- männlichen Hausbewoh- enttäuscht gezeigt hatten: Extremismus gleichzuset- Offenheit gegenüber habe sie gefreut, wie posi-
rät regelrecht ins Schwär- ner vor unserem Eingang „Obwohl ich natürlich zen, ohne seine positiven „Fremden” in Kairo er- tiv die Einheimischen rea-
men, wenn sie von ihren ab, um uns vor Übergriffen auch verstehen kann, Auswirkungen zu sehen.” lebt, die sie zu Hause – gierten, wenn man sie in
Erlebnissen mit den „muti- zu schützen.” dass ein gewisses diplo- Allein den Einfluss des „Sowohl in Deutschland ihrer Muttersprache an-
gen, intelligenten und Kein Wunder, dass Oli- matisches Geschick nötig Muezzin, des Gebetsru- als auch auf Mallorca” – spreche: „Wenn man Inte-
friedvollen Demonstran- via und einige ihrer Kom- ist, um Mubarak ohne fers, der mehrmals täglich manchmal vermisse, sagt gration verlangt, muss
ten” in Kairo berichtet. Für militonen auch selbst ak- Gesichtsverlust abzuset- das Alltagsgeschehen un- Olivia: „Die Araber sind man sich auch öffnen und
diese Menschen sei – im tiv wurden, um den Be- zen.” terbricht und viele Men- im besten Sinne stolz auf dazu ermuntern.” c

Magazin

Das könnte Ihnen auch gefallen