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Die Deutsche Burschenschaft im Dritten Reich

Nach der Machtergreifung im Jahre 1933 durch die Nationalsozialisten übernimmt Otto Schwab
(Burschenschaft Germania zu Darmstadt) die Führung der Deutschen Burschenschaft und will deren
nationalsozialistischen Umbau betreiben.

Schwab beschließt den Austritt aus dem Allgemeinen Deutschen Waffenrings (ADW) im Oktober 1934, da
dieser die nationalsozialistischen Arierbestimmungen bei den anderen Verbänden nicht energisch genug
durchsetzt. Vorher hatte Schwab drei Burschenschaften aus der Deutschen Burschenschaft ausgeschlossen,
die ihrerseits den Arierbestimmungen bei den Altherrenschaften nicht nachkamen. Schwab ordnet - ohne
äußeren Druck - die Errichtung von Wohnkameradschaften auf den Verbindungshäusern an, in denen
Studenten wohnen können, ohne Mitglied der Burschenschaften zu werden. Das Farbentragen und
Mensurenschlagen soll während des Semesters unterbleiben.

Im Januar 1935 erfolgt die Gründung des Altburschenschaftlichen Ringes durch 22 zuvor aus Protest u.a.
gegen die Arierbestimmungen aus der DB ausgeschiedene Burschenschaften. Ab März 1935 umbenannt in
"Alte Burschenschaft". Schwab war wegen des Austritts aus dem ADW, dem Austritt verschiedener
Burschenschaften und der Umsetzung des Feikert-Plans (Andreas Feikert, seit Juli 1934 Reichsführer der
Deutschen Studentenschaft) allgemein in Kritik geraten und wird zum Rücktrit aufgefordert. Schwab legt sein
Amt nieder. Hans Glauning (Burschenschaft Germania zu Marburg), einer der Mitbegründer des NSDStB,
übernimmt im Februar 1935 die Führung der Deutschen Burschenschaft. Weitere Bünde treten im März des
Jahres 1935 in die "Alte Burschenschaft" über. Eine von Glauning angestrebte Einigung der beiden Verbände
kommt bei einem Treffen an Pfingsten 1935 in Eisenach nicht zustande.

Im Juli 1935 verbietet der Reichsjugendführer Baldur von Schirach Angehörigen der Hitlerjugend die
Mitgliedschaft in einer studentischen Verbindung. Im September 1935 wird auf dem Reichsparteitag den
Mitgliedern des NSDStB verboten einer Korporation anzugehören. SA-Männer dürfen zukünftig nicht mehr
Corps angehören.

Glauning schließt mit Derichsweiler ( Albert Derichsweiler, ehemaliger CV'er, seit Juli 1934 Führer des
NSDStB) am 5. Oktober 1935 das Plauener Abkommen: Die Einzelburschenschaften sollen in
Kameradschaften des NSDStB überführt werden. Glauning sah in der Ankopplung an den NSDStB die einzige
Überlebennschance der Deutschen Burschenschaft, während sich die anderen Verbände mit politischer
Neutralität nicht hatten halten können. Der folgende Burschentag genehmigt das Abkommen; die Deutsche
Burschenschaft wurde in Nachahmung des Wartburgfestes am 18. Oktober 1935 unter Senkung und Übergabe
ihrer Fahnen zwangsläufig in den NSDStB überführt. Am 17. Oktober 1935 hatte sich bereits die "Alte
Burschenschaft" unter dem Druck der allgemeinen Verhältnisse aufgelöst.

Im Januar 1936 wird bei der 10-Jahres-Feier des NSDStB das Plauener Abkommen als überholt bezeichnet
und das vollständige Verschwinden der alten Formen des studentischen Verbindungslebens gefordert. Die
übernommenen Kameradschaften der Deutschen Burschenschaften werden ab Februar 1936 für aufgelöst
erklärt. Im März 1936 verbietet Rudolf Hess allen Studenten der NSDAP die Mitgliedschaft in einer
studentischen Verbindung. Ausdrücklich verboten waren die einzelnen Verbindungen dadurch zwar nicht, doch
machten die u.a. von Schirach und Heß erlassenen Verbote für Angehörige der Hitlerjugend bzw. der NSDAP
ein Aktivenleben schwer möglich. Die Gestapo setzte in Folge eine umfassende Untersuchung der
Auswirkungen der Verbändeauflösung in Gang.

Nach der Auflösung der Verbände herrschte im Bereich der Organisation an den Universitäten ein gewisses
Vakuum, daß vom NSDStB nicht ausgefüllt wurde. Derichsweiler (NSDStB) hatte sich durch seine harten
Methoden gegenüber den Verbänden - aber auch gegenüber der DSt - unbeliebt gemacht. Derichsweiler und
Feickert (DSt) wurden im November 1936 durch Dr. Scheel in Personalunion abgelöst. Scheel ging generell
feinfühliger vor, stellt aber zum Mai 1938 ein Ultimatum: Bis dahin mußte von den Verbindungen ein Antrag auf
Anerkennung als NSDStB-Kameradschaft erfolgen. Alle Altherrenschaften mußten der neuen Kameradschaft
einzeln beitreten, der alte Namen durfte nicht übernommen werden und das Haus mußte überschrieben
werden.

Viele Burschenschafter waren im Widerstand gegen den Nationalsozialismus vertreten. Auch unter den
Verschwören des 20. Juli 1944 waren zwei Burschenschafter maßgeblich beteiligt: Hermann Kaiser und Dr.
Karl Sack.

Dr. Karl Sack, zuvor Chefrichter des Heeres, wurde am 9. April 1945 zusammen mit Admiral Canaris und
Pastor Bonhoeffer im KZ Flossenbürg hingerichtet. Der Wiesbadener Studienrat und Hauptmann Herrmann
Kaiser wurde am 23. Januar 1945 zusammen u.a. mit Garf von Moltke in Plötzensee hingerichtet. Eine Liste
weiterer Namen von Burschenschaftern im Widerstand gegen den Nationalsozialismus findet man - mit
ausführlichen Erläuterungen - in dem Buch von Helma Brunck, "Die Deutsche Burschenschaft in der Weimarer
Republik und im Nationalsozialismus", erschienen im Jahr 1999 in München.

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