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Schnüffler im Rampenlicht
In Bielefeld wurden gestern die Big Brother Awards vergeben
Von Ines Wallrodt
Viele haben den Preis verdient, aber keiner will ihn haben: Freitagabend wurden in Bielefeld die diesjährigen Big Brother Awards vergeben. Unter den Preisträgern sind Bundestag, Telekom und DAK.
Neues Deutschland
25./26. Oktober 2008
S. 6
Über alle Reisenden müssen seit Neuestem detaillierte Daten gespeichert und gegebenenfalls weitergegeben werden. Zum Dank bekam der Bundestag dafür am Freitagabend in Bielefeld einen Big Brother Award. Denn er habe die Gesetze einfach »durchgewinkt«. Auch der EU-Ministerrat hat sich in den Augen der siebenköpfigen Jury aus Datenschützern und Bürgerrechtlern für einen Preis qualifiziert. Wer als Organisation oder Einzelperson auf seiner geheim erstellten »Terrorliste« auftaucht, wird drakonisch bestraft, ohne Gesetz und Urteil. Das gesamte Vermögen wird eingefroren, Arbeits- und Geschäftsverträge aufgehoben, die Betroffenen erhalten weder Löhne noch Sozialleistungen, sie werden ständig überwacht. Der Europäische Gerichtshof hat das alles zwar als rechtswidrig verworfen, doch der Ministerrat bleibe »stur bei seinem undemokratisehen Listungsverfahren«, begründete Rechtsanwalt Rolf Gössner die fragwürdige Auszeichnung. Insgesamt wurde der »Oscar für Datenkraken« in sieben Kategorien verliehen.
Big Brother Awards gibt es in verschiedenen Ländern für Firmen, Organisationen und Personen, die in besonderer Weise die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten missbrauchen. Seit acht Jahren organisiert der Datenschutzverein FoeBuD die Gala in Deutschland.
Den Preis erhielt dieses Jahr auch das Bundeswirtschaftsministerium für die Einführung des ELENA-Verfahrens. Dieses Verfahren setzt eine zentrale Sammlung der Einkommensdaten aller Arbeitnehmer voraus und ist verbunden mit der elektronischen Signatur. Gratuliert wurde zudem der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) für die Weitergabe der Daten von 200 000 chronisch kranken Versicherten an eine Privatfrrma. Und natürlich durfte die Telekom mit ihrer Bespitzelung von Aufsichtsräten und Journalisten nicht fehlen.
Mit der Preisverleihung werden aber jedes Mal auch weniger bekannte Verstöße gegen den Datenschutz ins Scheinwerferlicht gerückt. So bekam das Unternehmen Yellow Strom den Negativ-Preis als Vorreiter bei der Einführung einer Technik, die sekundengenau die Nutzung von Geräten im Haushalt erfasst. Und der Verband Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute hat sich verdient gemacht mit der Empfehlung an seine Mitglieder, Telefoninterviews auch ohne Kenntnis der Gesprächspartner heimlich mitzuhören.
Einzelpersonen gingen dieses Jahr leer aus. Das zeigt ganz treffend, dass Datenmissbrauch und Überwachungswahn eben nicht die Fehlleistung Einzelner sind, sondern ein allgemeiner Trend.
Schnüffler im Rampenlicht
In Bielefeld wurden gestern die Big Brother Awards vergeben
Von Ines Wallrodt
Viele haben den Preis verdient, aber keiner will ihn haben: Freitagabend wurden in Bielefeld die diesjährigen Big Brother Awards vergeben. Unter den Preisträgern sind Bundestag, Telekom und DAK.
Neues Deutschland
25./26. Oktober 2008
S. 6
Über alle Reisenden müssen seit Neuestem detaillierte Daten gespeichert und gegebenenfalls weitergegeben werden. Zum Dank bekam der Bundestag dafür am Freitagabend in Bielefeld einen Big Brother Award. Denn er habe die Gesetze einfach »durchgewinkt«. Auch der EU-Ministerrat hat sich in den Augen der siebenköpfigen Jury aus Datenschützern und Bürgerrechtlern für einen Preis qualifiziert. Wer als Organisation oder Einzelperson auf seiner geheim erstellten »Terrorliste« auftaucht, wird drakonisch bestraft, ohne Gesetz und Urteil. Das gesamte Vermögen wird eingefroren, Arbeits- und Geschäftsverträge aufgehoben, die Betroffenen erhalten weder Löhne noch Sozialleistungen, sie werden ständig überwacht. Der Europäische Gerichtshof hat das alles zwar als rechtswidrig verworfen, doch der Ministerrat bleibe »stur bei seinem undemokratisehen Listungsverfahren«, begründete Rechtsanwalt Rolf Gössner die fragwürdige Auszeichnung. Insgesamt wurde der »Oscar für Datenkraken« in sieben Kategorien verliehen.
Big Brother Awards gibt es in verschiedenen Ländern für Firmen, Organisationen und Personen, die in besonderer Weise die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten missbrauchen. Seit acht Jahren organisiert der Datenschutzverein FoeBuD die Gala in Deutschland.
Den Preis erhielt dieses Jahr auch das Bundeswirtschaftsministerium für die Einführung des ELENA-Verfahrens. Dieses Verfahren setzt eine zentrale Sammlung der Einkommensdaten aller Arbeitnehmer voraus und ist verbunden mit der elektronischen Signatur. Gratuliert wurde zudem der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) für die Weitergabe der Daten von 200 000 chronisch kranken Versicherten an eine Privatfrrma. Und natürlich durfte die Telekom mit ihrer Bespitzelung von Aufsichtsräten und Journalisten nicht fehlen.
Mit der Preisverleihung werden aber jedes Mal auch weniger bekannte Verstöße gegen den Datenschutz ins Scheinwerferlicht gerückt. So bekam das Unternehmen Yellow Strom den Negativ-Preis als Vorreiter bei der Einführung einer Technik, die sekundengenau die Nutzung von Geräten im Haushalt erfasst. Und der Verband Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute hat sich verdient gemacht mit der Empfehlung an seine Mitglieder, Telefoninterviews auch ohne Kenntnis der Gesprächspartner heimlich mitzuhören.
Einzelpersonen gingen dieses Jahr leer aus. Das zeigt ganz treffend, dass Datenmissbrauch und Überwachungswahn eben nicht die Fehlleistung Einzelner sind, sondern ein allgemeiner Trend.
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Schnüffler im Rampenlicht
In Bielefeld wurden gestern die Big Brother Awards vergeben
Von Ines Wallrodt
Viele haben den Preis verdient, aber keiner will ihn haben: Freitagabend wurden in Bielefeld die diesjährigen Big Brother Awards vergeben. Unter den Preisträgern sind Bundestag, Telekom und DAK.
Neues Deutschland
25./26. Oktober 2008
S. 6
Über alle Reisenden müssen seit Neuestem detaillierte Daten gespeichert und gegebenenfalls weitergegeben werden. Zum Dank bekam der Bundestag dafür am Freitagabend in Bielefeld einen Big Brother Award. Denn er habe die Gesetze einfach »durchgewinkt«. Auch der EU-Ministerrat hat sich in den Augen der siebenköpfigen Jury aus Datenschützern und Bürgerrechtlern für einen Preis qualifiziert. Wer als Organisation oder Einzelperson auf seiner geheim erstellten »Terrorliste« auftaucht, wird drakonisch bestraft, ohne Gesetz und Urteil. Das gesamte Vermögen wird eingefroren, Arbeits- und Geschäftsverträge aufgehoben, die Betroffenen erhalten weder Löhne noch Sozialleistungen, sie werden ständig überwacht. Der Europäische Gerichtshof hat das alles zwar als rechtswidrig verworfen, doch der Ministerrat bleibe »stur bei seinem undemokratisehen Listungsverfahren«, begründete Rechtsanwalt Rolf Gössner die fragwürdige Auszeichnung. Insgesamt wurde der »Oscar für Datenkraken« in sieben Kategorien verliehen.
Big Brother Awards gibt es in verschiedenen Ländern für Firmen, Organisationen und Personen, die in besonderer Weise die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten missbrauchen. Seit acht Jahren organisiert der Datenschutzverein FoeBuD die Gala in Deutschland.
Den Preis erhielt dieses Jahr auch das Bundeswirtschaftsministerium für die Einführung des ELENA-Verfahrens. Dieses Verfahren setzt eine zentrale Sammlung der Einkommensdaten aller Arbeitnehmer voraus und ist verbunden mit der elektronischen Signatur. Gratuliert wurde zudem der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) für die Weitergabe der Daten von 200 000 chronisch kranken Versicherten an eine Privatfrrma. Und natürlich durfte die Telekom mit ihrer Bespitzelung von Aufsichtsräten und Journalisten nicht fehlen.
Mit der Preisverleihung werden aber jedes Mal auch weniger bekannte Verstöße gegen den Datenschutz ins Scheinwerferlicht gerückt. So bekam das Unternehmen Yellow Strom den Negativ-Preis als Vorreiter bei der Einführung einer Technik, die sekundengenau die Nutzung von Geräten im Haushalt erfasst. Und der Verband Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute hat sich verdient gemacht mit der Empfehlung an seine Mitglieder, Telefoninterviews auch ohne Kenntnis der Gesprächspartner heimlich mitzuhören.
Einzelpersonen gingen dieses Jahr leer aus. Das zeigt ganz treffend, dass Datenmissbrauch und Überwachungswahn eben nicht die Fehlleistung Einzelner sind, sondern ein allgemeiner Trend.
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In Bielefeld wurden gestern die Big Brother Awards vergeben
Von Ines Wallrodt und Geschäftsverträge aufgeho- ren setzt eine zentrale Sammlung ben. die Betroffenen erhalten we- der Einkommensdaten aller Ar- Viele haben den Preis verdient, aber der Löhne noch Sozialleistungen. b itnehmer voraus und ist vprbun- keiner will ihn haben: Freitagabend sie werden ständig überwacht. Der den mit der elektronischen Signa- wurden in Bielefeld die diesjährigen Europäische Gerichtshof hat das tur. Gratuliert wurde zudem der Big Brother Awards vergeben. Unter alles zwar als rechtSwidrig verwor- Deutschen Angestellten Kranken- den Preisträgern sind Bundestag, Te- fen. doch der Ministerrat bleibe kasse (DAK) für die Weitergabe der lekom und DAK. »stur bei seinem undemokrati- Daten von 200 000 chronisch sehen Listungsverfahren«. be- kranken Versicherten an eine Pri- Über alle Reisenden müssen seit gründete Rechtsanwalt Rolf Göss- vatfrrma. Und natürlich durfte die Neuestern detaillierte Daten ge- ner die fragwürdige Auszeichnung. Telekom mit ihrer Bespitzelung von speichert und gegebenenfalls wei- Insgesamt wurde der »Oscar für Aufsichtsräten und Journalisten tergegeben werden. Zum Dank be- Datenkraken« in sieben Kategorien nicht fehlen. kam der Bundestag daftir am Frei- verliehen. Mit der Preisverleihung werden tagabend in Bielefeld einen Big Big Brother Awards gibt es in aber jedes Mal auch weniger be- Brother Award. Denn er habe die verschiedenen Ländern für Fir- kannte Verstöße gegen den Daten- Gesetze einfach »durchgewinkt«. men. Organisationen und Perso- schutzins Scheinwerferlicht ge- Auch der EU-Ministerrat hat sich nen. die in besonderer Weise di rückt. So bekam das Unternehmen Der Preis Foto: Thorsten Möller in den Augen der siebenköpfigen Privatsphäre von Menschen beein- Yellow Strom den Negativ-Preis als Jury aus Datenschützern und Bür- trächtigen oder persönliche Daten Vorreiter bei der Einführung einer ohne Kenntnis der Gesprächspart- gerrechtlern für einen Preis quali- missbrauchen. Seit acht Jahren or- Technik. die sekundengenau die ner heimlich mitzuhören. fiziert. Wer als Organisation oder ganisiert der Datenschutzverein Nutzung von Geräten im Haushalt Einzelpersonen gingen dieses Einzelperson auf seiner geheim er- FoeBuD die Gala in Deutschland. erfasst. Und der Verband Deut- Jahr leer aus. Das zeigt ganz tref- stellten »Terrorliste« auftaucht. Den Preis erhielt dieses Jahr scher Markt- und Sozialforschungs- fend. dass Datenmissbrauch und wird drakonisch bestraft. ohne Ge- auch das Bundeswirtschaftsminis- institute hat sich verdient gemacht Überwachungswahn eben nicht die setz und Urteil. Das gesamte Ver- terium für die Einftihrung des mit der Empfehlung an seine Mit- Fehlleistung Einz('lner sind. son- mögen wird eingefroren. Arbeits- ELE A-Verfahrens. Dieses Verfah- glieder. Telefoninterviews auch dern ein allgemeiner Tr('nd .
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