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FREITAG 05.09.2008
Rolf Gössner
Datengipfel : Ausgerechnet jene Sicherheitspolitiker, die sich im Kampf gegen den Terror kaum an die Verfassung halten, geben sich jetzt als Datenschützer aus
Datenschützer und Bürger- rechtler reiben sich verdutzt die Augen: Ihr »antiquiert« wirkendes Anliegen ist schlag- artig in aller Munde. Selbst je- ne Politiker und Parteien, die Datenschutz und informatio- nelle Selbstbestimmung seit Jahren mit Füßen treten, spre- chen sich für eine unverletzli- che Privatsphäre aus und so mancher Bürger wird kritisch, der bislang einen sorglosen Umgang mit seinen persönli- chen Daten pflegte und eigent- lich »nichts zu verbergen« hat- te. Plötzlich gibt es eine große Koalition von Datenschützern. Was ist passiert?
Wie weiland Nessi aus Loch Ness tauchte im Sommer eine neslge Datenkrake mit schrecklichen Tentakeln auf, die nach unseren höchstper- sönlichen Daten grabscht, Bankkonten plündert und uns bis in die Privatsphäre ver- folgt. Millionen von erfassten Personendaten - Namen, Ad- ressen, Geburtsdaten, Konto- nummern und mehr - führen ein beängstigendes Eigenleben und vagabundieren durch die Gegend, werden aus Meldere- gistern und Adressdateien ko- piert, sind im Internet abruf- bar, werden geklaut und auf CD gebrannt, als Ramschware en gros verscherbelt und en detail missbraucht. Und kein Datenschutzgesetz, kein Da- tenschutzbeauftragter konnte diesen kommerziellen Daten- missbrauch verhindern, der sich zu einem neuen Zweig der Wirtschaftskriminalität entwickelt hat.
Der aufgedeckte illegale Da- tenhandel addiert sich zu den Bespitzelungsskandalen in der Privatwirtschaft: ob Burger King, Lidl oder andere Dis- counter, die ihre Angestellten bespitzeln und mit versteckten Kameras ausforschen, ob No- vartis oder Lufthansa - und nicht zuletzt die Telekom, wo der dreiste Missbrauch von Vorratsdaten und die Verlet- zung des Fernmeldegeheim- nisses den kriminellsten Su- pergau der Telekommunikati- onsbranche auslöste. Das wirklich beängstigende: Diese Skandale sind keineswegs be- dauerliche Einzelfälle krimi- neller Energie, nein, sie haben System.
Unerwartete Hektik
Doch erleben wir da wirklich Ungeahntes, bislang Unvor- stellbares? So, als hätten wir nie etwas von moderner Informationstechnologie und ih- ren fatalen Folgen gehört, nie vom schwunghaften Handel mit sensiblen Massendaten, von dreisten Datenjägern und - sammlern im Dienste von Staat und Wirtschaft? Jetzt wirkt es so als wären alle bass erstaunt, dass wir im Zeitalter der Digitalisierung tagtäglich elektronische Datenspuren hinterlassen, die zu Konsum-, Kontakt- und Persönlichkeits- profilen aufbereitet werden können - womit wir unfreiwil- lig der Privatwirtschaft in die gierigen Hände spielen, aber auch dem Staat und seinem unersättlichen Kontroll- und Machtanspruch.
Es ist kein Geheimnis, dass die modeme Informationsge- sellschaft längst gekenn- zeichnet ist durch Überwa- chung und Kontrolle. Und dem Einzelnen sind Daten- schutz und Privatheit immer weniger wert, niemand weiß, wo überall was genau zu wel- chen Zwecken gespeichert ist. Während unsere Datenschat- ten lang und länger werden, hinkt der Datenschutz der technologischen Entwicklung meilenweit hinterher; und die Datenschutzbeauftragten, so wichtig sie sind, wirken wie hilflose Scheinriesen.
Doch erst jetzt, nach einer ausgeprägten Tiefschlafphase, kommt im Politikbetrieb plötzlich Hektik auf: Daten- schutzgipfel werden einberu- fen und Gesetzesverschärfun- gen geplant. Nur Bundes- innenmImster W olfgang Schäuble, ausgerechnet zu- ständig fUr Datenschutz, be- wahrt bei diesem Thema er- staunliche Ruhe. Er sieht kei- nen großen Handlungsbedarf- wo er doch ansonsten alleror- ten »Sicherheitslücken« sich- tet, die er - nicht selten zu Lasten von Datenschutz und Freiheitsrechten - zu schlie- ßen trachtet. Erinnert sei nur an das· Bundeskriminalamts- gesetz, mit dem das BKA zu einem zentralen deutschen FBI umgebaut werden soll - mit geheimpolizeilichen Be- fugnissen zur V orfe
FREITAG 05.09.2008
Rolf Gössner
Datengipfel : Ausgerechnet jene Sicherheitspolitiker, die sich im Kampf gegen den Terror kaum an die Verfassung halten, geben sich jetzt als Datenschützer aus
Datenschützer und Bürger- rechtler reiben sich verdutzt die Augen: Ihr »antiquiert« wirkendes Anliegen ist schlag- artig in aller Munde. Selbst je- ne Politiker und Parteien, die Datenschutz und informatio- nelle Selbstbestimmung seit Jahren mit Füßen treten, spre- chen sich für eine unverletzli- che Privatsphäre aus und so mancher Bürger wird kritisch, der bislang einen sorglosen Umgang mit seinen persönli- chen Daten pflegte und eigent- lich »nichts zu verbergen« hat- te. Plötzlich gibt es eine große Koalition von Datenschützern. Was ist passiert?
Wie weiland Nessi aus Loch Ness tauchte im Sommer eine neslge Datenkrake mit schrecklichen Tentakeln auf, die nach unseren höchstper- sönlichen Daten grabscht, Bankkonten plündert und uns bis in die Privatsphäre ver- folgt. Millionen von erfassten Personendaten - Namen, Ad- ressen, Geburtsdaten, Konto- nummern und mehr - führen ein beängstigendes Eigenleben und vagabundieren durch die Gegend, werden aus Meldere- gistern und Adressdateien ko- piert, sind im Internet abruf- bar, werden geklaut und auf CD gebrannt, als Ramschware en gros verscherbelt und en detail missbraucht. Und kein Datenschutzgesetz, kein Da- tenschutzbeauftragter konnte diesen kommerziellen Daten- missbrauch verhindern, der sich zu einem neuen Zweig der Wirtschaftskriminalität entwickelt hat.
Der aufgedeckte illegale Da- tenhandel addiert sich zu den Bespitzelungsskandalen in der Privatwirtschaft: ob Burger King, Lidl oder andere Dis- counter, die ihre Angestellten bespitzeln und mit versteckten Kameras ausforschen, ob No- vartis oder Lufthansa - und nicht zuletzt die Telekom, wo der dreiste Missbrauch von Vorratsdaten und die Verlet- zung des Fernmeldegeheim- nisses den kriminellsten Su- pergau der Telekommunikati- onsbranche auslöste. Das wirklich beängstigende: Diese Skandale sind keineswegs be- dauerliche Einzelfälle krimi- neller Energie, nein, sie haben System.
Unerwartete Hektik
Doch erleben wir da wirklich Ungeahntes, bislang Unvor- stellbares? So, als hätten wir nie etwas von moderner Informationstechnologie und ih- ren fatalen Folgen gehört, nie vom schwunghaften Handel mit sensiblen Massendaten, von dreisten Datenjägern und - sammlern im Dienste von Staat und Wirtschaft? Jetzt wirkt es so als wären alle bass erstaunt, dass wir im Zeitalter der Digitalisierung tagtäglich elektronische Datenspuren hinterlassen, die zu Konsum-, Kontakt- und Persönlichkeits- profilen aufbereitet werden können - womit wir unfreiwil- lig der Privatwirtschaft in die gierigen Hände spielen, aber auch dem Staat und seinem unersättlichen Kontroll- und Machtanspruch.
Es ist kein Geheimnis, dass die modeme Informationsge- sellschaft längst gekenn- zeichnet ist durch Überwa- chung und Kontrolle. Und dem Einzelnen sind Daten- schutz und Privatheit immer weniger wert, niemand weiß, wo überall was genau zu wel- chen Zwecken gespeichert ist. Während unsere Datenschat- ten lang und länger werden, hinkt der Datenschutz der technologischen Entwicklung meilenweit hinterher; und die Datenschutzbeauftragten, so wichtig sie sind, wirken wie hilflose Scheinriesen.
Doch erst jetzt, nach einer ausgeprägten Tiefschlafphase, kommt im Politikbetrieb plötzlich Hektik auf: Daten- schutzgipfel werden einberu- fen und Gesetzesverschärfun- gen geplant. Nur Bundes- innenmImster W olfgang Schäuble, ausgerechnet zu- ständig fUr Datenschutz, be- wahrt bei diesem Thema er- staunliche Ruhe. Er sieht kei- nen großen Handlungsbedarf- wo er doch ansonsten alleror- ten »Sicherheitslücken« sich- tet, die er - nicht selten zu Lasten von Datenschutz und Freiheitsrechten - zu schlie- ßen trachtet. Erinnert sei nur an das· Bundeskriminalamts- gesetz, mit dem das BKA zu einem zentralen deutschen FBI umgebaut werden soll - mit geheimpolizeilichen Be- fugnissen zur V orfe
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FREITAG 05.09.2008
Rolf Gössner
Datengipfel : Ausgerechnet jene Sicherheitspolitiker, die sich im Kampf gegen den Terror kaum an die Verfassung halten, geben sich jetzt als Datenschützer aus
Datenschützer und Bürger- rechtler reiben sich verdutzt die Augen: Ihr »antiquiert« wirkendes Anliegen ist schlag- artig in aller Munde. Selbst je- ne Politiker und Parteien, die Datenschutz und informatio- nelle Selbstbestimmung seit Jahren mit Füßen treten, spre- chen sich für eine unverletzli- che Privatsphäre aus und so mancher Bürger wird kritisch, der bislang einen sorglosen Umgang mit seinen persönli- chen Daten pflegte und eigent- lich »nichts zu verbergen« hat- te. Plötzlich gibt es eine große Koalition von Datenschützern. Was ist passiert?
Wie weiland Nessi aus Loch Ness tauchte im Sommer eine neslge Datenkrake mit schrecklichen Tentakeln auf, die nach unseren höchstper- sönlichen Daten grabscht, Bankkonten plündert und uns bis in die Privatsphäre ver- folgt. Millionen von erfassten Personendaten - Namen, Ad- ressen, Geburtsdaten, Konto- nummern und mehr - führen ein beängstigendes Eigenleben und vagabundieren durch die Gegend, werden aus Meldere- gistern und Adressdateien ko- piert, sind im Internet abruf- bar, werden geklaut und auf CD gebrannt, als Ramschware en gros verscherbelt und en detail missbraucht. Und kein Datenschutzgesetz, kein Da- tenschutzbeauftragter konnte diesen kommerziellen Daten- missbrauch verhindern, der sich zu einem neuen Zweig der Wirtschaftskriminalität entwickelt hat.
Der aufgedeckte illegale Da- tenhandel addiert sich zu den Bespitzelungsskandalen in der Privatwirtschaft: ob Burger King, Lidl oder andere Dis- counter, die ihre Angestellten bespitzeln und mit versteckten Kameras ausforschen, ob No- vartis oder Lufthansa - und nicht zuletzt die Telekom, wo der dreiste Missbrauch von Vorratsdaten und die Verlet- zung des Fernmeldegeheim- nisses den kriminellsten Su- pergau der Telekommunikati- onsbranche auslöste. Das wirklich beängstigende: Diese Skandale sind keineswegs be- dauerliche Einzelfälle krimi- neller Energie, nein, sie haben System.
Unerwartete Hektik
Doch erleben wir da wirklich Ungeahntes, bislang Unvor- stellbares? So, als hätten wir nie etwas von moderner Informationstechnologie und ih- ren fatalen Folgen gehört, nie vom schwunghaften Handel mit sensiblen Massendaten, von dreisten Datenjägern und - sammlern im Dienste von Staat und Wirtschaft? Jetzt wirkt es so als wären alle bass erstaunt, dass wir im Zeitalter der Digitalisierung tagtäglich elektronische Datenspuren hinterlassen, die zu Konsum-, Kontakt- und Persönlichkeits- profilen aufbereitet werden können - womit wir unfreiwil- lig der Privatwirtschaft in die gierigen Hände spielen, aber auch dem Staat und seinem unersättlichen Kontroll- und Machtanspruch.
Es ist kein Geheimnis, dass die modeme Informationsge- sellschaft längst gekenn- zeichnet ist durch Überwa- chung und Kontrolle. Und dem Einzelnen sind Daten- schutz und Privatheit immer weniger wert, niemand weiß, wo überall was genau zu wel- chen Zwecken gespeichert ist. Während unsere Datenschat- ten lang und länger werden, hinkt der Datenschutz der technologischen Entwicklung meilenweit hinterher; und die Datenschutzbeauftragten, so wichtig sie sind, wirken wie hilflose Scheinriesen.
Doch erst jetzt, nach einer ausgeprägten Tiefschlafphase, kommt im Politikbetrieb plötzlich Hektik auf: Daten- schutzgipfel werden einberu- fen und Gesetzesverschärfun- gen geplant. Nur Bundes- innenmImster W olfgang Schäuble, ausgerechnet zu- ständig fUr Datenschutz, be- wahrt bei diesem Thema er- staunliche Ruhe. Er sieht kei- nen großen Handlungsbedarf- wo er doch ansonsten alleror- ten »Sicherheitslücken« sich- tet, die er - nicht selten zu Lasten von Datenschutz und Freiheitsrechten - zu schlie- ßen trachtet. Erinnert sei nur an das· Bundeskriminalamts- gesetz, mit dem das BKA zu einem zentralen deutschen FBI umgebaut werden soll - mit geheimpolizeilichen Be- fugnissen zur V orfe
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Falsche Fürsprecher Datengipfel : Ausgerechnet jene Sicherheitspolitiker, die sich im Kampf gegen den Terror kaum an die Verfassung halten, geben sich jetzt als Datenschützer aus
Datenschützer und Bürger- CD gebrannt, als Ramschware formationstechnologie und ih-
rechtler reiben sich verdutzt en gros verscherbelt und en ren fatalen Folgen gehört, nie die Augen: Ihr »antiquiert« detail missbraucht. Und kein vom schwunghaften Handel wirkendes Anliegen ist schlag- Datenschutzgesetz, kein Da- mit sensiblen Massendaten, artig in aller Munde. Selbst je- tenschutzbeauftragter konnte von dreisten Datenjägern und - ne Politiker und Parteien, die diesen kommerziellen Daten- sammlern im Dienste von Datenschutz und informatio- missbrauch verhindern, der Staat und Wirtschaft? Jetzt nelle Selbstbestimmung seit sich zu einem neuen Zweig wirkt es so als wären alle bass Jahren mit Füßen treten, spre- der Wirtschaftskriminalität erstaunt, dass wir im Zeitalter chen sich für eine unverletzli- entwickelt hat. der Digitalisierung tagtäglich che Privatsphäre aus und so elektronische Datenspuren Der aufgedeckte illegale Da- mancher Bürger wird kritisch, hinterlassen, die zu Konsum-, tenhandel addiert sich zu den der bislang einen sorglosen Kontakt- und Persönlichkeits- Bespitzelungsskandalen in der Umgang mit seinen persönli- profilen aufbereitet werden Privatwirtschaft: ob Burger chen Daten pflegte und eigent- können - womit wir unfreiwil- King, Lidl oder andere Dis- lich »nichts zu verbergen« hat- lig der Privatwirtschaft in die counter, die ihre Angestellten te. Plötzlich gibt es eine große gierigen Hände spielen, aber bespitzeln und mit versteckten Koalition von Datenschützern. auch dem Staat und seinem Kameras ausforschen, ob No- Was ist passiert? unersättlichen Kontroll- und vartis oder Lufthansa - und Machtanspruch. Wie weiland Nessi aus Loch nicht zuletzt die Telekom, wo Ness tauchte im Sommer eine der dreiste Missbrauch von Es ist kein Geheimnis, dass neslge Datenkrake mit Vorrats daten und die Verlet- die modeme Informationsge- schrecklichen Tentakeln auf, zung des Fernmeldegeheim- sellschaft längst gekenn- die nach unseren höchstper- nisses den kriminellsten Su- zeichnet ist durch Überwa- sönlichen Daten grabscht, pergau der Telekommunikati- chung und Kontrolle. Und Bankkonten plündert und uns onsbranche auslöste. Das dem Einzelnen sind Daten- bis in die Privatsphäre ver- wirklich beängstigende: Diese schutz und Privatheit immer folgt. Millionen von erfassten Skandale sind keineswegs be- weniger wert, niemand weiß, Personendaten - Namen, Ad- dauerliche Einzelfälle krimi- wo überall was genau zu wel- ressen, Geburtsdaten, Konto- neller Energie, nein, sie haben chen Zwecken gespeichert ist. nummern und mehr - führen System. Während unsere Datenschat- ein beängstigendes Eigenleben ten lang und länger werden, Unerwartete Hektik hinkt der Datenschutz der und vagabundieren durch die Gegend, werden aus Meldere- Doch erleben wir da wirklich technologischen Entwicklung gistern und Adressdateien ko- Ungeahntes, bislang Unvor- meilenweit hinterher; und die piert, sind im Internet abruf- stellbares? So, als hätten wir Datenschutzbeauftragten, so bar, werden geklaut und auf nie etwas von moderner In- wichtig sie sind, wirken wie 2 hilflose Scheinriesen. politik, dass auch im Wirt- dem Missbrauch Tür und Tor Doch erst jetzt, nach einer schaftssektor Sammelwut und geöffnet wurde? Wir brauchen ausgeprägten Tiefschlafphase, Kontrollmentalität immer stär- ein generelles Verbot des kommt im Politikbetrieb ker um sich greifen. Da HandeIns mit persönlichen plötzlich Hektik auf: Daten- appellieren an Ethik und Ge- Daten, nur bei ausdrücklicher schutzgipfel werden einberu- setzestreue der Unternehmer Einwilligung der Verbraucher fen und Gesetzesverschärfun- ausgerechnet jene Sicherheits- darf eine Erfassung und Wei- gen geplant. Nur Bundes- politiker, denen Unrechts- und tergabe an Dritte erfolgen - innenmImster Wolfgang Datenschutzbewusstsein das muss auch fUr staatliche Schäuble, ausgerechnet zu- längst abhanden gekommen ist Melderegister gelten. Einem ständig fUr Datenschutz, be- und die sich im Kampf gegen zentralen Bundesmelderegis- wahrt bei diesem Thema er- den Terror kaum noch an die ter, wie es Wolfgang Schäuble staunliche Ruhe. Er sieht kei- Verfassung halten - die vielen plant, muss angesichts der nen großen Handlungsbedarf - Gesetze, die in letzter Zeit neueren Skandalgeschichte ei- wo er doch ansonsten alleror- vom Bundesverfassungsge- ne deutliche Absage erteilt ten »Sicherheitslücken« sich- richt für verfassungswidrig er- werden - ebenso wie der be- tet, die er - nicht selten zu klärt werden mussten, sind da- reits in Kraft gesetzten um- Lasten von Datenschutz und für Beleg. I11egales Handeln strittenen Steuer-Identifikati- Freiheitsrechten - zu schlie- und massenhafter Missbrauch onsnummer, die als Personen- ßen trachtet. Erinnert sei nur sind keinesfalls nur in der Pri- kennzeichen missbraucht wer- an das· Bundeskriminalamts- vatwirtschaft vorzufinden. den könnte. gesetz, mit dem das BKA zu Mit Datenschutzgipfeln und Doch auch jeder Einzelne ist einem zentralen deutschen Selbstverpflichtungen zur Ein- gefordert. Denn der leichtfer- FBI umgebaut werden soll - haltung des Datenschutzes ist tige Umgang mit persönlichen mit geheimpolizeilichen Be- es nun wirklich nicht getan. und intimen Daten - im Inter- fugnissen zur Vorfeldausfor- Schon wirksamer wäre es, das net, beim Einkauf mit Rabatt- schung, inklusive großem veraltete Datenschutzrecht und Kreditkarten, am Handy Spähangriff in Wohnungen gründlich zu novellieren, alle oder in Fernsehshows - zeigt, und heimlicher Online-Durch- Datenschutzbehörden aus den dass wir eine gesellschaftliche suchung von Computern. Klauen der Innenministerien Debatte über den Umgang mit Sammelwut zu befreien und zur Wahrung Daten und über das Problem und Kontrolllust ihrer Unabhängigkeit den Par- ausufernder Überwachung und lamenten anzugliedern, die sozialer Kontrolle in einer Der sogenannte Arititerror- Datenschutzkontrolle perso- freiheitlich-demokratischen kampf bescherte uns bereits nell und finanziell zu stärken Gesellschaft fUhren müssen. eine beängstigende Einschrän- sowie die lächerlich niedrigen kung der Freiheitsrechte und Sanktionen im Fall von Da- Entgrenzung staatlicher Ge- tenmissbrauch und illegaler Dr. Rolf Gössner, walten. Polizei- und Geheim- Verarbeitung drastisch zu er- Rechtsanwalt und Publizist, Vi- dienstbefugnisse wurden ver- höhen. Und Datenklau muss zepräsident der »Internationa- schärft, Video- und Telekom- len Ligafiir Menschenrechte«. als Offizialdelikt ausgestaltet munikationsüberwachung www.ilmr.de und die Informations- und wW>1!.rolf-goessner.de ausgeweitet, Sicherheitsüber- Auskunftsrechte der Verbrau- prüfungen von Arbeitnehmern cher müssen gestärkt werden. auf »lebens- und verteidi- gungswichtige« Betriebe aus- Warum zog der Telekom- gedehnt, biometrische Daten Skandal keine gesetzgeberi- in elektronischen Ausweispa- schen Konsequenzen nach pieren erfasst und sensible sich? Etwa die Vorratsspei- Fluggastdaten an US-Sicher- cherung von Massendaten heitsbehörden transferiert. wieder zu kippen, mit der Te- lekommunikationsbetriebe zu Wer wundert sich angesichts Hilfspolizisten gemacht und dieser Art von Sicherheits-